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Das Kloſter .
Weltlich und geiſtlich.

Meiſt aus der ältern deutſchen

Volks-, Wunder- , Curioſitäten-,


und vorzugsweiſe

komiſchen Literatur.
Zur Kultur- und Sittengeſchichte in Wort
und Bild .

Von

I. Scheible.
B weiter Band :
Fünfte
LIbis achte Zelle.
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UNIVFETHE RY
RSITY

Stuttgart, 1846.
Verlag de 8 $ era u geber 8 .
Leipzig : Expedition des Kloſters.
DENICKE

Stuttgart , Druck von Fr. þenne .


‫‪3‬‬ ‫‪:‬ב‬ ‫‪4‬‬
‫וה" ‪: :‬‬
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‫)‬ ‫גיס‬

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Doctor Faustus
nachRembrandt ,
Doctor

Johann Fauſt.
1. Fauſt und ſeine Vorgänger (Theophilus,
Gerbert, Virgil zc. ) Zur Geſchichte, Sage
und Literatur.
II. G. R. Widman’s Hauptwerk über Fauſt.
Vollſtändig und wortgetreu.
III. Fauſti Höllenzwang. – Jesuitarum libel
lus, oder der gewaltige Meergeift. Mi:
racul., Kunſt- und Wunderbuch. Schlüs
ſel zum Höllenzwang .
IV. Wortgetreuer Abdruck der erſten Auflage
des erſten Buches über Fauſt, von 1587.
( Bisher in Zweifel gezogen , nun aufgefunden .)

Von

I. Scheible.
Mit 105 Ubbildungen auf 4 9 Tafeln und mit 5 0 Holzfdynitten.

Stuttgart, 1846.
Verlag de Vera u geber 8.

Leipzig : Erpedition des Kloſters .


Bei eurer dunkeln Kunſt beſdwór ich euch,
Steht mir jeßt Nede , wie ihr's aud) vollhringt !
Und mußtet ihr die Winde aud) entfeſſeln
Und gegen heilige Kirchen toben laſſen ,
Und můßte gleich das wildemporte Meer
Mit einem Sturm die ganze Schifffahrt tilgen ,
Und můßte Sagelregen alle Ernten
Zerſd )mettern , müßten alle feſten Schlöffer
Zuſammenſtürzen über den Bewohnern ,
Uud müßten Pyramiden und Palåſte
Die ſtolzen Gipfel renten in den Grund,
Ja , müßte ſelbſt ger Bau der Erde breden ,
Untwortet mir auf das , was ich euch frage !
Ptal
17 854
No. S318
0.7
Inhalts - Verzeichniß.
Seite
Vorwort
VII
Fünfte Zelle : Fauft und ſeine Vorgänger . Zur
Geſchichte, Sage und Literatur 1
1. Die Sage vom Doctor Fauft. Nad Dr. Chr.
L. Stiegliß, d . Xelt.. 3
II. Ueber Fauft und verwandte Zauberer. Bon
I. Görres 26
III. Fauft als Volfsbud. "Von Dr. C. Roſenkranz 39
IV. Zur Literatur der Fauftdichtung . Von Dr.
Carl Roſenkranz
44
V. Geſchichte des Doctor Fauſtus. Volfsſage.
(Von Prof. Aurbacher) 48
VI. Des Chriftlich Meynenden Geſchichte Fauft's 76
VII. lleber Fauft und ſeinen Höllenzwang. Von
3. Fr. Köhler • 104
VIII. Doctor Fauft, fliegendes Blatt aus Cöln 120
IX. Von Virgil , dem Zauberer. Von L. F. 8.
Dobened und F. $. 6. d. Hagen
123
X. Zur Sage von Theophilus , Gerbert , Fauft.
Bon Mone und Maßmann .
155
XI. Johannes Tritheim. Von Dr. Fr. Reiche 177
XII. Bon So warzkünftlern . Durch Joh. Wier 187
XIII. Bon Zauberei. Duro 4. Lerdheimer 205
VI

Seite
XIV. Von Zauberern , Teufelébejdwörern ac. Durch
J. Bodin 218
XV . Erempel von Zauberei und Schwarzkunft.
232
Von A. Hondorff .
XVI. Noch drei Nagrichten über Fauft. Von Dr.
Ch. A. Heumann , F. C. W. Möhſen , F. H.
242
8. D. Hagen .
Sechste Zelle : G. R. Widman's Hauptwerk über
Fauft , in drei Theilen 273
Regiſter über das Widman'ſche Werk . 800
Siebente Zelle : Fauft's Söllengwang. Jesui.
tarum libellus ( oder der gewaltige Meergeift).
Miracul: , Kunſt- und Wunderbuch . . 805
I. Doctor Fauft's großer u . gewaltiger Göllengwang 807
II . Verus Jesuitarum libellus .
835
III. Doctor Johann Fauſten's Miracul-, Kunſt- und
Wunderbuch, oder die ſchwarze Rabe, auch der
dreifache Höllenzwang genannt . 852

IV . Schlüſſel zu Fauſt's dreifachem Höllenzwang 898


Achte Zelle : Wortgetreuer Abbruck der erften Auf
931
lage des erſten Buches über Fauſt .

1071
Regiſter über dieſes Buch
Erläuterndes Verzeichniß der Abbildungen ..1074
Vpo r w t t.

JnIn dem vorliegenden Buche , dem Reſultate


mehrjährigen Suchens und Sammlens , gab ich
mir Mühe, Alles zu vereinigen , was über Fauſt's
Leben , das immer mehr in ein magiſches Dunfel
gebüllt wird , während und nach ſeiner Exiſtenz
geſchrieben wurde, worunter die berrlichen Dich
tungen Göthe's , Lenau's, Bechſtein's und An
derer natürlich weder verſtanden ſeyn können noch
dürfen.
Daß Fauft zu Anfang des fedhszehnten Jahr
bunderts lebte, das iſt nimmer zu beſtreiten, und
ganz gewiß iſt's ferner, daß der gleichnamige
Erfinder der Buchdruderkunſt ein ganz anderer
iſt, als unſer Schwarzkünſtler. Daß Fauſt ma
giſche Schriften hinterlaſſen , iſt ſo gar unwahr.
ſcheinlich nicht, wie Mande meinen . Warum
ſollte er, der ſeine „ Kunſt“ gewerbsmäßig trieb,
über dieſelbe nichts zu Papier gebracht haben, da
man doch ſogar in unſrer aufgeklärten Zeit Beis
ſpiele von dergleichen literariſchem Nachlaſſe hat
an leuten, welche ſich zu ihrem Privatvergnügen
VIII

mit ſolchen Zauberbüchern beſchäftigten ? Welchen


Werth oder Unwerth jene Schriften haben : das
iſt wohl die Frage nicht !
Fauſt iſt alſo eine hiſtoriſche Perſon , und aus
allen Nachrichten über ihn geht bervor , daß er
ein verſchlagener Gaudler war , der durch liſt
und Gewandtheit, wohl auch durch geiſtige Bil
dung imponirte , was ihm in ſeinem Zeitalter ſo
ſchwer nicht wurde. Von jeher beſchäftigte ſich
die menſchliche Phantaſie vorzugsweiſe gern mit
dem Unheimlichen, Grauenhaften, mit dem Unter
irdiſchen und Ueberirdiſchen, und vergrößerte ſtau
nend geheimnißvolle Erſcheinungen, für welche ſie
ſich ihren Repräſentanten ſuchte. Wie in Deutſch
land um den Eulenſpiegel aller Volkswiß
ſich gruppirt , ſo um Fauſt alles Zauberhafte,
ale Gaudelwunder , Alles , was an den gräßli
chen Schlund der Hölle mahnt, gleichwie um einen
Berg, dem man immer mehr Material zuſchleppt.
So ereignete ſich's, daß der Nigromantier immer
rieſenhafter wurde, je weiter man den Bau her
wärts rollte in ſpätere Jahre und Jahrhunderte.
So ferner hat jedes land , wie ſeinen Volfs
narren , immer auch ſeinen Zauberer ; der
Merlin der Engländer , Don Juan der Spa
nier , 3 ytbo der Böhmen , Robert von der
Normandie der Franzoſen , Twardowski
der Polen , Virgil der Italiener u. ſ. w. ſind
IX

bekannt. Mande Eigenſchaften und Kunſtſtüde


dieſer Helden haben förmlichen Streit erregt, und
eiferſüchtig ſchreibt ſie jede Nation ihrem Manne
zu ; ſo wird z. B. Vieles von auch andern Zaus
berern erzählt, was nur Fauſt eigen geweſen, z.
B. der Beſik eines Teufels in Hundegeſtalt; die
Enthauptungsgeſchichten ; das Wachſenlaſſen von
Neben aus einem glatten Tiſche; das Freſſen und
Wiederſpeyen eines unhöflichen Relners 2c.
Betreffend das Widman'ſche Werk, ſo iſt dieß
allerdings ſehr breit und durch des Verfaſſers
„ Erinnerungen “ gar ſchwerfällig. Gleichwohl gab
ich es ganz vouſtändig wieder, weil es denn doch
das Hauptwerk iſt, weil ferner Viele bas ſelten
und dadurch höchſt foſtſpielig gewordene Buch
unverkürzt möchten beſigen wollen, und weil gerade
in Widman's Erinnerungen Mandes von Intes
reſſe vorkommt , was er dann freilich unzähliges
male wiederholt; ich erinnere nur an Sylveſter,
Johannes Teutonicus , an den , argen Zäuberer
Wildtfewer in Northaufen " und viele Andere, die
Widman nennt, und wieder nennt und abermals !
Beſondern Dank habe ich zu ſagen den Herren
Hofrath Dr. Böttiger in Erlangen, Stadtrath
Kupferberg in Mainz und Stadtbibliothekar
Neubronner in Ulm ; ohne dieſe wäre gegens
wärtiger Band viel unvollfommener geblieben.
Da ich die Abenteuer von Fauſt's Famulus,
Chriſtoph Wagner, in dieſen Band unmög
lich mehr aufnehmen konnte, wie ich Anfangs bes
abſichtigte damit der Diener und Sdüler bei
ſeinem Herrn und Meiſter wäre To folgen ſie
im nächſten , mit Zoroaſter , Salomo und ſonſt
Geeignetem.
Nachdem wir aber dann zwei Bände hindurch
bei dem Fürſten der Finſterniß es uns haben ge
fallen laſſen, nachdem wir ſo lange in dem dunſt
erfüllten , grauſen Labyrinthe find zurüdgehalten
worden , wo es denn dod nach Schwefel zu rie
dhen anfängt , wird es Zeit ſeyn , daß wir das
freundliche Tageslicht wieder gewinnen und an
Heiterem uns ergögen. Alſo , wenn Gott
ferner Geſundheit ( dhenkt und frohen Muth,

Wenn der Kukuk ruft ,


Wenn erwachen die lieder ,
Wenn die Erde mit Blumen fich kleidet neu.
Möchten bis dahin alle Infausti Fausti geworden
reyn !
Stuttgart, in der Nacht der heil.
Drei Könige , 1846.

J. Scheible.
Fünfte Belle.

Fauſt und ſeine Vorgänger.


Zur Geſchichte , Sage und Literatur.

it . 1
1

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STRITY
S.3 .

Tumbim Shuudiiximer
I.

Nie Sage vom Doctor Fauſt.


Nad Dr. Chriftian Ludwig Stieglit , S. Aelt. * )

icht leicht hat eine Sage ſo unter das Vorf fich rer:
breitet als die vom Fauft , daher auch zeitig Volksbücher
entſtanden , ſeine Thaten verkündend. Solche Bücher was
ren im Mittelalter ſeyr beliebt und dem Vornehmen wie
dem Geringen faſt ein Bedürfniß. Aus Volksgerängen
und Rittergedichten hervorgegangen , wurden ſie im fünfs
zehnten und ſechszehnten Jahrhundert nach jenen Dichtunis
gen in Proſa aufgeſtellt, wozu noch neute ſich geſellten,
im Ton der alten erfunden , aber urſprünglich in Proſa
geſchrieben .
Ein ſolches war auch das vom Doctor Fauſt. Erregte
die Sage von ihm ſchon in ältern Zeiten Theilnahme
und rauſchte wunderlich daher, wie der alie Erzähler von
Fauſt's Abenteuern , Widman , ſich ausdrüdt, ſo blieb ſie
auch nachher nicht weniger im Anſehen. Daher iſt es nict
zu verwundern , daß fie in mehr als einem Volksbiche
bargelegt wurde. Doch dienten dieſe Bücher nicht blos
zur Unterhaltung , man hatte auch die Abſicht, das Volf
von dem damals berrſcenden Glauben an Zauberei, an

*) 3m „ Hiſtoriſchen Taſchenbuch von Fr. 9. Raumer. 8. Peipzig


1834 . Den faſt gleichen Aufſaß deffelben Herrn Verfaſſers
finde ich im ,, Deutſchen Muſeum v . Fr. Schlegel Band II, 8 .
Wien 1812,“ nur iſt er hier viel geringer an Umfang.
4

Umgang mit Geiſtern , von der Neigung zu verbotenen


Künften abzuziehen und ihm das Verderbliche ſolcher Künfte
recht lebhaft vor die Uugen zu ftellen . Und hierin konnte
das Schidſal Fauft’s am beſten zur Lehre dienen. Unge:
nügſam mit Dem , was das Leben an geiſtigen und ir:
diſden Freuden ihm gewähren konnte , ſuchte er Befriedi:
gung in der Welt der Geiſter, und Dämonen kamen ihm
entgegen , zu aller finnlichen Luft ihn zi1 führen , bis er,
ibnen verfallen , den Lohn ſeines verderblichen Lebens in
den Flammen der Hölle fand.
Wünſchen wir nun zuvörderſt beſtimmte Nachricht über
Fauft und ſeine Exiſtenz zu erlangen , ſo laſſen die Schrifte
ſteller ſeiner Zeit, die von ihm erzählen, noch ſo Manches
zu wünſchen übrig. Aber dies Dunkel, was ihn umícwebt,
im vertrauten Umgange mit Geiſtern , wie er geſchildert
wird , ſtellt ihn auf ſolche Weiſe ſelbſt als eine magiſde
Erſcheinung dar. Und dieſe geheimniſvolle Hülle iſt es,
die ihm erſt Wichtigkeit ertheilt, die bei vollem lichte ver
fowinden würde. So ſteht der rätyſelhafte Held vor uns,
und wir ſuchen zu erfahren , ob er eine wirkliche Perſon
war , oder nur ein Geſchöpf der Phantaſie.
Einige der frühern Schriftſteller wollen Fauſt’s Wirt:
lichkeit nicht zugeſtehen. Andere halten den Namen : Fauſt,
für erdiøtet ; er rei, wie ſie glauben, einem Magier beis
gelegt worden , ob faustum in rebus peractu difficilli
mis successum . Daß es aber einen Fauſt gab , der als
Sowarzkünſtler fich berühmt maďte , ift feinem Zweifel
unterworfen. Er lebte am Ende des fünfzehnten Jahr
bunderts und am Anfange des folgenden. Der glaubs
ipürdigfic Zeuge iſt Manlius , der in ſeinen Collectaneen
erwäynt , Fauft gekannt zu haben. Aus Kundlingen " )
gebürtig , einem Städtchen im Würtembergiſchen , habe er
in Krakau die Magie ſtudirt , die daſelbſt öffentlid, von
einem Profeſſor der Magie gelehrt wurde. Nachher ſei
er umhergeſtreift und habe geheimer Künſte fich gerühmt.
Hiermit ſtimmt auch Wier, ebenfalls ein Zeitgenoſſe Fauft's ,

*) liegt in Schwaben und heißt ſeit ſehr vielen Jahren Knitt:


lingen, S.
R ? : 3AiNn
3
3m
Δgrίμημα von Nettesheim ,
5

überein . Del Rio führt Fauft als einen Freund und Be.
gleiter des Cornelius Agrippa * ) auf, der damals im Rufe

* ) Im Verlaufe der Hiftorien über Fauft ift des Agrippa


mehrfach Erwähnung gethan, weshalb ich,nebſt ſeinem Bilda
niß (copirt nad einem gewiß zuverläßigen Holzich nitte) , hier
S.
eine kurze Nadricht über ſein Leben gebe.
Heinrich Cornelius Agrip p a von Nette 8 :
Beim , einer der berühmteſten Gelehrten ſeiner Zeit , wurde
den 14. Sept. 1486 zu Köln aus dem edlen Geldledte derer
von Nettesheim geboren . Naddem er von Kaiſer Marimi:
lian wegen ſeiner in Jtalien bezeigten Tapferkeit die ritter :
liche Würde erlangt hatte , nahm er ſowohl in den Rechten
als in der Medizin den Titel eines Doktors an. Mit aus :
gezeichneten Kenntniffen verband er Großíprecherei, Numſucht
und Geheimnißkrämerei und führte , ganz im Geiſte ſriner
Zeit, ein abenteuerliches und unftetes Leben. Von einer Reife
nad England zurückgefehrt, begab er ſich auf neue zur Ar:
mee des Kaiſers Marimilian in Italien und blieb baſelbſt,
bis er von dem Hardinal de Santa Croce zum Concilium
nad Piſa berufen wurde. Er lehrte hierauf die Theologie git
Turin und ſpäter zu Pavia, mußte aber 1515 oder 1516 von
hier entweichen , und lebte ohne Anſtellung , bis ihm ſeine
Freunde 1518 das Amt cines Stadt: Syndicus und Advocaten
zu Met verſchafften . Nach zwei Jahren mußte er aber aud
von då flieben , verſchiedener Handel willen. Er ging nade
Köln und bald darauf nach Genf. Von hier wanderte er nad
Freiburg in der Schweiz, um daſelbſt die Medizin auszuüben ;
endlich ging er nad Lyon. König Franz i . gab ihm eine Pens
fion und mad te ihn jum Leibarzt ſeiner Mutter. Nachdem
er deren Gnade verfderzt hatte, fan fich Agrippa von Jeders
mann verlaſſen . 1529 erhielt er verſchiedene glänzende An :
träge, und folgte dem Nufe der Margaretha von Oeſterreich.
Statthalterin der Niederlande, von der er den Titel eines
taiſerlichen Hiſtoriographen bekam . Bald ſtarb Margaretha,,
und Agrippas Feinde hatten ihn bei dem Kaiſer Karl V. ,
Margarethas Bruder, eben nicht empfohlen . , Ihren Haß ver:
mehrte er noch, als er um dieſe Zeit ſeine Büdyer de vanitate
scientiarum und de occulta philosophia erſcheinen ließ . Sie
ollen es auch dahin gebracht haben , daß er 1531 zu Bruſſel
in & Gefängniß kam , wiewohl aus ſeinen Briefen zu (diließen
iſt, daß ihm folches wegen Schulden wiederfahren. Wieder
freigelaſſen , begab er fidh nach Köln , hielt ſich auch 1535 zu
Bonn auf. Von hier wollte er wieder nach Lyon gehen, wurde
aber in Frankreich auf's neue verhaftet, weil er wider die
Mutter des König8 Franz 1. geſchrieben hatte. Er wußte zu
entfliehen und wendete ſich nach Grenoble, woſelbſt er 1535
im þauſe des Präſidenten Vachon, zum katholiſchen Glauben
fid betennend, ſtarb . – Agrippa bat teinen Theil des menida
6

eines Zauberers fand *). Wier jedoch , ein Schüler bes


Agrippa , thut hiervon feine Erwähnung. Auch Conrad
Gesner legt ein Zeugniß von Fauſt's Wirklichkeit ab, ins
dem er von ihm ſpricht als von Einem , der vor Kurzem
verſtorben , und ihn dem Paracelſus gleichſtellt.
Daß Fauft in den erſten Jahren des rechszehnten Jahrs
hunderts ſein Weſen trieb , beurkundet auch Begardi. In
ſeiner im Jahre 1539 herausgegebenen Schrift , ,, Zeyger
der Geſundheyt," bedient er ſich des Ausdruds , Fauſt
rei vor etlichen Jahren faſt durch alle landſchaft ges
zogen . lieberhaupt ſind Begardi's Bemerkungen über Fauſt
öll merkwürdig , als daß wir ſie nicht beifügen ſollten .
Sie maden Fauſt’s Wirklichkeit ganz unbezweifelt, ſie ges
ben das Urtheil ſeiner Zeit über ihn , die Anſicht , die
man damals von ihm hatte, und ſie zeigen uns den Grund,
worauf die Volksmärchen von Fauſt ſich ſtützen .
,, Es wird noch ein namhafter , tapferer Mann erfuns
den ,“ ſagt Begardi , ,, ich wollt aber doch ſeinen Namen
nicht genannt haben, ſo aber will er auch nicht verbor.
gen feyn , noch unbekannt. Denn er iſt vor etlichen Jah
ren faſt durch alle landichaft , Fürſtenthümer und König :
reiche gezogen , Teinen Namen Jedermann ſelbſt bekannt
gemacht , und ſeine große Kunſt, nicht allein der Arzenei,
ſondern auch der Chiromanzie, Nigromanzie, Phyſionomie,
Viſiones in Kryſtallen und dergleichen mehr Künſie ſich
höchlich berühmt. iind auch nicht allein berühmt, ſondern
ſich auch einen berühmten und erfahrnen Meiſter bekannt
und geſchrieben. Hat and felbft bekannt und nicht geleug:

lidhen Difens unbeaditet gelaſſen . Seine Beredſamleit mad te


itin bei Jedermann beliebt und ſeine Erkenntniß verborgener
Dinge zu einem Wunder ſeiner Zeit , weshalb er aud in den
Verdadt der Schwarzkunſt gerieth . Daher iſt auch ſehr wahrs
ſcheinlich die Erzählung des Paul Jorius von dem , (d)warzen
Hunde des Agrippa herzuleiten, deſſen er ſich bei ſeinen Zau.
berhändeln bediente , welden er aber kurz vor frinem ande,
nad dem er ilm das necromantiſche Halsband abgenommen,
von ſich gelaſſen haben ſoll, worauf der Hund ſid in die
Saone ſtürzte . Die vollſtändigſte Sammlung der Sdriften
Agrippa's erſchien um's Jahr 1550 zu lyon in 2 Banden .
*) Neumann , Disquisit. histor. de Fausto , Cap. 1. . VIII .
ny

net , daß er regi auch hieß Fauftus , damit ſich geſchries


ben philosophum philosophorum etc. Wie aber Viele
mir geklagt haben , daß fie von ihm feyn betrogen wors
den, deren iſt eine große Zahl geweſen . Nun, fein Vers
beißen war auch groß, wie des Theſſali (zu Gallen's Zeic
ten), dergleichen ſein Ruhm , wie auch des Theophraſti,
aber die That , wie ich vernehme , faſt ſehr klein und be
trüglich erfunden ; doch hat er ſich in Geld nehmen und
empfangen ( daß ich recht red) nicht geſäumt, Viele mit den
Ferſen geſegnet. Aber, was ſoll man nun dazu thun , hin
iſt hin, ich wollt es jeßt auch dabey laſſen, ſchau du weis
ter , was du zu ſchiden haft.“
Hier haben wir ein beſtimmtes und bedeutendes Zeug:
niß über Fauft. Das viele Umherziehen, die großen Kennts
niſſe, deren er fich gerühmt, die Hintergehung Anderer,
alles das läßt den Abenteurer erkennen .
So iſt an Fauft's Perſönlichkeit auf feine Weiſe zu
zweifeln , und es iſt wohl für gewiß anzunehmen , daß
der Fauft des Begardi derſelbe ift, von dem Manlius
ſpricht, und den aud Mehre erwähnen. Und wenn wes
gen des Geburtsorts Fauft's verſchiedene Meinungen herr.
Ichen , die frühern Geſchichten von Fauft , ſelbſt das frü «
bere Volksbuch vom Jahre 1588 und nach ihnen Wid
man , in ſeinen Hiſtorien des Doctor Fauft, Roda , ei
nen weimariſchen Fleden , bei Jena ; wenn Pfißer , in
Fauſt’s Leben , und andere , Soltwedel oder Sandwe
del , ein Städtchen im Anhaltiſchen , zu ſeiner Vaterſtadt
machen , ſo möchte hier wohl des Manlius Angabe, der
Kundlingen als ſolche nennt , die richtigfte ſein .
Was ſonſt von Fauft’s Aeltern , von ſeinen frühern
Jahren erzählt wird, die Sage, ſein Vetter in Witten
berg habe ihn als Knaben zu fich genommen, ihn erzos
gen , ihm ein anſehnliches Vermögen hinterlaſſen , daß er
zu Ingolſtadt die mediciniſche Doctorwürde erhalten , dies
alles iſt zu ſehr in Märchen eingebüüt , um darin zu ei.
niger Gewißheit kommen zu fönnen. Daß man ihn jes
doch nicht für unwürdig hielt, ihn zum Doctor zu crei
ren , hat nichts Unwahrſcheinliches, da er als erfahren in
der Medicin gerühmt wird.
8

Auf gleiche Weiſe wird es nicht zu ergründen fein ,


was von den dem Doctor Fauft zugeſchriebenen Unternebs
mungen und Wundertbaten ihm angehört, oder was von
Andern, die geheime Künfte trieben , auf ibn übergetragen
wurde. Wir erwähnen nur des Hundes , der als treuer
Begleiter Fauft's erſcheint, und in dem , wie die Sage
ihn wichtig macht, ein böſer Geift verborgen geweſen.
Ein ähnlicher Hund wird dem Cornelius Agrippa zuge.
ben . Dieſes aber widerlegt ſein Freund und Schüler
Wier , welcher verſichert, Agrippa's Hund rei ein gana
gewöhnlicher Hund geweſen , den er aber findiſch geliebt,
woher jene Fabel entſtanden ſeyn könne. So wird eben:
falls vom Papſt Sylveſter II. erzählt, er habe ftets einen
ſchwarzen , gottigen Hund um ſich gehabt, in dem der
Teufel geſtedt.
Nad Adem , was uns vom Fauft durch die Schrifts
feler ſeiner Zeit fund wird, mag er in mehren Zwei
gen des Wiſſens Renntniſſe gehabt haben. Nicht nur in
der Medicin und in der Naturkunde erfahren , ſoll er auch
mit der claſſiſchen Literatur vertraut geweſen ſein . Moeh:
ſen erzäylt von ihm , wie er zu Erfurt verſprochen , die
Handſchriften der nicht mehr vorhandenen Komödien des
Plautus und Terenz herbeizuſchaffen und ſelbige auf eis
nige Stunden zum Abſchreiben vorzulegen. Die Theolo:
gen und Rathsherrn zu Erfurt aber, denen er dieſen Vors
ſchlag that, wollten nicht darauf eingeben , in dem Glaus
ben , es müſſe Zauberei und der Teufel dabei wirkſam
feyn. Sehr möglich wurde dem Doctor Fauft diefe Prah.
Terei ebenſo angedichtet als eine andere, die Moebſen nach
Trithem anführt, er habe fich gerühmt , die Werke des
Plato und Ariſtoteles wieder herzuſtellen , wenn ſie vers
loren gegangen. Trithem aber berichtet dieses
nicht von unſerem Fauft, ſondern vom Sabelo
licus , der ſich Fuustus minor nannte *).

* ) Zur Erläuterung dieſer Stelle laſſe ich hier folgen, mas Prof.
Beelenmeyer in lim im Aug. literar. Anzeiger IV. Band. 4 .
feipzig 1799 Seite 2029 ff. über Faun rajt :
UPY

Unftreitig waren faitft'8 vorzüglide Fächer , in denen


er fich hervorthat, Aſtrologie und natürliche Magie , die
damals ſehr geſchäßt und von vielen Gelehrten betrieben
wurden . Von der großen Menge als übernatürlich anges
ftaunt, famen die in dieſen Wiſſenſchaften Erfahrnen in
den Verdacht , den Satan zum Beiſtand zu haben , wozu
die Mönche vorzüglich thätig mitwirken mochten , um bei

„Noc Etwas über den berüchtigten Dr. Georg


Sabellicus Fauſt.
Nach den Interſuchungen über dieſen Caglioſtro ſeiner Zeit,
die Joh. Georg Neumann in ſeiner disquis. histor. de Fau
sto præstigiatore. Witeb . 1693. 4. wieder aufgelegt 1743..
Chph . Aug. Heumann in Dr. Eberh. Dan : Hauber's Biblioth .
Magica. P. XXVII . p . 184-204, und in Miscellan.Nov. Lips.
Vol. 1 Part . 1. p 122 f. und M. Joh . Friedr . Köhler in ſeis
per hiſtoriſch kritiſchen Interſuchung über das Leben und die
Thaten des als Schwarzkünſtler werſdricenen landfahrers,
Dr. Joh. Fauſt's . Leipz. 1791. gr . 8. angeſtellt haben , möchte
esüberflüsſig ſd cinen, noch weiter ein Wort über ihn zu ver.
lieren . Aucin , wenn ſid neue Zeugniſſe ſeiner Eriftenz als
Menſch auffinden laffen, die von Männern herrühren , welche
ihn ſahen, und Tvatſaden von ihm erzählen , die ſo ziemlich
verrathen, in welchen Fällen er ſeine magiſdye Kraft erprobte;
ſo verdienen fie body wohl ins Andenken gebracht zu werden.
Zuerſt trete Conrad Mutianus auf , den Luther Virum
delicatissimae eruditionis nennt. Dieſer ſah den Dr. Fa u A
zu Erfurt, hörte ſeine Schnurren an , und urtheilte darüber,
wie noch jest jeder Vernünftige darüber urtheilen würde . Er
ſchreibt an ſeinen Freund Heinrid Urbanus V. Nonas Octo
bris (vermuthlich ſoll dies der 7. Dctobr. feyn ) 1513 : Venit
octavo abhinc die ( alſo am 30. Sept.) quidam Chiromanticus
Erphurdiam , nomine Georgius Faustus , Helmitheus Hedeber
gensis (dieß borſtehe ich nicht), merus ostentator et fatuus.
Ejus et omnium divinaculorum vana est professio , et talis
physiognomia levior typula. Rudes admirantur. In eum
theologi insurgant , non conficiant philosophum Capnionem.
Ego audivi garrientem in hospitio . Non castigavi jactantiam .
Quid aliena insavia ad me ? In Erfurt nannte ſich alſo der
Betrüger Georg , wie ihn auch Trittbeim nennt, da er ſonſt
Johannes hieß, wie wenigſtens Melanchthon ihn nennt.
Einem Manne, wie Mutian , konnte der Chartetan nicht Sand
In die Augen ftreuen, nur die Einfältigen konnten ſeine Blends
werke anſtaunen ; und freilich hätten die Theologen hier einen
Gegenſtand gehabt, gegen den fte zu ihrer größern Ehre fich
bätten aufmachen ſollen , als da ſie gegen Reuchlin aufftan.
den, der eine, freilich ihnen, neue Sprache aufbrachte, und noch
10

dem Vorfe den Glauben an die Macht des Teufels auf


den Menſchen zu erhalten, für den , nach ihrem Vorgeben,
nur bei ihnen Schuß zu finden ſei. Dies mochte auch
mit Fauſt der Fall ſeyn, der öffentlich und lauter als An
dere magiſche Künſte trieb und die Unerfalrnen in Furcht
und Soreden reßte. Dies war genug , um ihn der
Zauberei und des Umgangs mit böſen Geiſtern zu bes
(chuldigen , und , einmal in dieſem Rufe ftehend: mußte
er vieles auf ſich nehmen , woran er keinen Theil hatte.

cine andere einführen wollte , burdi die man ſicher ein Jude
wird, wie einer von ihnen ſid ausdrüdte.
Der andere Zeuge iſt Joh. G a ſt, der in ſeinen Sermoni.
bus Convivalibus , Tom . II. pag . 280 ff. Folgendes erzählt :
De Fausto Necromantico . Divertitur sub noctem in coe .
nobium quoddam valde dives, pernoctaturus illic . Fratercu
lus apponit illi vile vinum , pendulum et nihil gratiae liabens .
Rogat Faustus , ut ex vase altero hauriat melius vinum ,
quod nobilibus dare consueverat. Fraterculus mox dixit :
Clavem non habeo, Prior dormit , quem exsuscitare piaculum
est . Faustus inquit : Claves jacent in angulo , has accipe,
et vas illud ad sinistrum latus aperi, et adfer mihi potum .
Fraterculus renuit , sibi non esse commissum a Priori aliud
vinum hospitibus proponere. Faustus iis auditis iratus
dixit : Videbis brevi momento mira , iphospitalis fratercule.
Abiit sumnjo mane insalutato hospite , ira accensus, ac im
misit satanani quendam furibundum , die nocteque in coeno
bio perstrepentem , omnia moventem tam in ecclesia , quam
in ipsis habitationibus monachorum adeo, ut quietem nullam
habere possint , quodcumque negotium attentarent. Tandem
deliberarunt, an coenobium esset relinquindum , aut omnino
pereundum . Palatino itaque scripserunt de infortunio illo,
quo tenebantur. Qui coenobium in suam recepit defensio
nem, abjectis monachis, quibus alimenta praestat in singulos
annos , reliqua sibi servat . Ajunt quidam , et si adhuc hodie
monachi coenobium intrent, tantas turbationes fieri, ut quie
tem incolentes habere non possint. Hoc novit satan insti
tuere.

Aliud de Fausto exemplum.


Basiliae cum illo coepatus sum in collegio magno , qui va
rii generis aves, nescio ubi , emerat , aut quis dederat, cum
hoc temporis nullae venderentur , coquo ad assandum prae .
buerat , quales etiam ego numquam in nostris regionibus vi
derim . Canem secum ducebat et equum , Satanas fuisse reor,
qui ad omnia erant parati exsequenda. Canem aliquando
servi formam assumere , et esculeyta adferre , quidam mihi
11 .

Soon früher waren die Wundertbaten der Schwarze


künftler in mündlidhen Erzählungen und in Schriften ers
boben worden , und faſt jedes Zeitalter pries einen ſola
chen Mann , von dem übernatürliche Dinge und Zaubes
reien berichtet wurden. Aus den frühern Zeiten des Mits
telalters tritt die legende vom Biſchof Theophilus *) her.
vor. Ehre und Reichthum war der Zwed , den Theophie
lus verfolgte. Zeigte ihm das Schickſal keinen Weg , das
zu gelangen , ſo nahm er ſeine Zuflucht zu unterirdiſchen
Geiſtern . Sie beſchwörend, verſprocher dem Satanas
Teine Seele , wenn ihm dieſer ſeine Wünſche befriedigte.
Da wurde der Vertrag geſchloſſen. Einsials aber bes
gab es fich , daß Theophilus einer Predigt über die Bes
kehrung des Sünders beiwohnte. Dies traf ſein Inneres,
er fühlte fid) getroffen , und entſeßt über ſeinen Zuſtand,
wünſchte er nichts mehr, als von dem Vertrage mit dem

dixere. Atqui micer deplorandum finem sortitus est, nam a


Satana suffocatus , cujus cadaver in feretro facie ad terram
perpetuo spectans , etsi quinquics in tergum verteretur . Do.
minus custodiat nos, ne Satanae mancipia fiamus.
So treuherzig erzählt Gaſt , was er geſehen und was er
von Andern gehört hatte. Indeſſen erhelet aus dieſen beiden
Anekdoten , daß der Landſtreicher ſidy gern gut fütterte. Ehre
lid wars dod ', daß er in Baſel reine Vögel, die er ſpeiſen
wollte, mitbrachte. Die Anekdote von dem abgerichteten Hunde
iſt aber vollends [djön, und wirklich that der Hund mehr, als
daß er nur die Geſtalt eines Bedienten annaom . Denn Ees
waaren mauſen und ſeinem Herrn zuſchleppen , gehört doch
nicht in die Incumbenz eines Bedienten bei einem ehrlichen
Herrn . Und gewiß war der Palatinus – der Kurfürſt oder
ein Pfalzgraf ? nicht unzufrieden ,daß Fa uſt to wohlfeilen
Kaufs, für die bloße Axung der Möndeitym ein reides Klos
fter in Schuß verſchafft hatte. Daß er einen so verdachtigen
Hund bei ſidh geführt, ſagt auch Melanchthon oder Manlius.
Åber von dem Pferde , das er and für ſeine Betrügereien
abgeridtet hatte , weiß nur Gaſt etwas . In Baſel peiste
Gaſt mit Fauſt'en vermuthlid 1525 , denn in der Dedikation
des 2. Theils der Sermon . Convival. an Dr. Conr . Humpracht
erwähnt er, daß er init dieſem ſeinen Ginner bei dem bekanns
ten Basler Buchdruder Adam Petri logirt , der ihin in den
kläglichen Zeiten des Bauernaufruhrs außerordeutlich viel
Gutes gethan habe.“
bídnitt X.
a dieſer
conperinteiſe
Zelle. in Betreff des Theophiluß auf Readin
12

Bören auf immer befreit zu werden . Vergebens waren


alle Bemühungen . Da erwachte der Gedalife in ihm ,
die Mutter Gottes um Hülfe anzurufen . Doch fand
fie fich nicht mächtig genug , ihn aus den hölliſden Fer
feln zu befreien , und nahm zu ihrem Sohn Zufluct.
So erzürnt dieſer auch auf Theophilus war , ſo ließ er
ihm doch endlich Gnade angedeihen , und befreite des
Biſchofs Seele aus den Banden des Teufels. Dieſe Les
gende wird in der Goldenen Somiede des Conrad von
Würzburg erwähnt. Auch hat ſich ein altes plattdeutſches
Gedicht: Theophilus, erhalten , welches in Brun's Samm
lung romantiſcher und anderer Gedichte in altplattdeuts
der Sprache aufbewahrt iſt.
In Fauft's Geſchichte mag aud Manches aus den Sas
gen vom böhmiſchen Zauberer Zito übergegangen ſeyn.
Je mehr ſolche Erzählungen fich anhäuften , deſto öfter
wurden Diejenigen, denen man ſie beilegte , mit einander
verwechſelt. Mehren wurde ein und dieſelbe That zuges
Schrieben . Und da man zu jenen Zeiten , wo mehr als
vieles Andere Zaubermärchen die Gemüther ergriffen und
mächtig anzogeil, den icon berüchtigten Fauſt vor Au :
gen hatte , ten in dieſem Fache berühmten Helten der
Zeit , ſo konnte es nicht anders ſeyn , als daß nach und
nach viele jener Wunderthaten als von ihm unternommen
geprieſen wurden . Und ſo vereinte man in ihin Vieles ,
was ſonſt von Mehren war erzähit worden . Was vor
ihm , was zu ſeiner Zeit geſchehen ſeyn ſollte, ſchrieb man
ibm zu , und fügte dieſes Dem bei, was ihin eigenthüm :
lich war , man verſeßte ihn in länder, wo er nic
geweſen , und ſtellte ihn gleichſam ais einen Meiſter in
böſen Künſten auf , als den Inbegriff aller Magie und
Zauberei. Und ſo wie die Dichter des Mittelalters den
großen Zwieſpalt im Menſchen zwiſchen Natur und Geiſt,
Wiſſen und Glauben , Irdiſchem und Göttlichem , zum
Gegenſtand einer poetiſchen Anſchauung erhoben , in zwei
verſchiedenen Individuen darſtellten , To finden wir im
fauft beide vereinigt , und es entſpinnt ſich jener Kampf
in einer Perſon .
Oft verwechſelte man ihn auch mit Andern feines Nas
13

mens , die vor ihm und mit ihm lebten. So hielt man
ihn für eine Perſon mit dem Buchdruder Fauft, oder Fuft,
der aber faſt ein Jahrhundert älter iſt als er. Es mochte
hierzu die Erzählung Veranlaſſung geben, die der holläns
diſche Arzt Junius ſeinem Märchen von der Erfindung
der Buchdruderkunft durch Lorenz Mofter einwebt , wie
ein Mitarbeiter des Lorenz Nofter, ein gewiſſer Johann,
der , wie man vermuthet, den heillofen Namen Fauft
führte, ſeinem Herrn alles zur Druderei gehörige Geräthe
entwendet und damit nach Mainz entflohen rei , wo er
in einem Aſyl die Früchte ſeines Raubes einerntete.
Auf eine andere Art wurde Fauft mit Fuft dewechſelt,
indem vom Buchdruder die Sage geht, er habe die zweis
undvierzigzeilige lateiniſche Bibel des Gutenberg, vom
Jahre 1450 — 55, in Paris fürHandſchrift verkauft, was
aber wegen der genauen Gleichheit aller Eremplare bald
als irrig anerkannt worden , da man dann in Paris, wo
damals die Erfindung der Buchdruderkunft noch unbekannt
war , von Fuſt betrogen zu ſeyn geglaubt , oder ihn für
einen Zauberer gehalten hätte.
Ein Fauſtus Socinus und auch Andere werden gleichs
falls mit unſerm Fauſt verwechſelt. Einige hielten ihn
für denſelben Nefromanten , den Trithem unter dem Nas
men : Johannes Sabellicus, anführt, der ſich auch Faustus
junior nannte. Doch widerlegt ſich dieſes von ſelbſt , da
die Benennung : junior , einen ältern Fauft vorausſeßt.
Zu vermuthen iſt, daß Sabellicus unſern Fauſt, mit dem
er zu gleicher Zeit lebte , nachahmte und, um ſo mehr
Anſehen zu erhalten , deſſen Namen annahın . Auch für
einen Roſenkreuzer wird Fauft ausgegeben , der in dem
Orden den Namen Johannes a Sole führte.
Ueber die vielen Reiſen , die dem Fauft zugeſchrieben
werden, Unterſuchungen anzuſtellen , würde vergebene Mühe
feyn. Es liegt darin nichts Ilnwahrſcheinliches , daß ein
Abenteurer , dem es darum zu thun ift , Aufſehen zu ers
regen , mehrere Länder beſucht, oder wenigſtens ein ſols
des Herumziehen in der Welt vorſpiegelt. Uebrigens bes
ftätigt das oben angeführte Zeugniß des Begardi Fauft's
Aufenthalt an verſchiedenen Orten , wie er faſt durch alle
14 .

Pandidaft , fürfienthümer und Königreich einbergezogen.


Auch mochten Diejenigen , die von ihm erzählen, um ſeine
Geſchichte noch abenteuerlicher zu machen , viele ſeiner Reis
Ten hinzudichten. Es war um ſo leichter , fie ihm zuzus
ſchreiben , da man ihm den hölliſchen Gefährten zugereute,
der ihm dabei Hülfe leiſtete , der ihn auf ſeinem Mantel
mit der größten Geſchwindigkeit von land zu land , von
Stadt zu Stadt führte.
Unter Anderm wird erzählt , Fauft ſei in Prag gewes
ren, weil ſich daſelbſt ein Fauſt'ſches Haus befindet. Dieſes
Haus aber , ießt das Mladotiſche genannt, wurde von
einem Bewohner Prags gegründet, der Fauft hieß. Hier
konnte leicht zu der Erzählung von unſers Fauſt’s Anwes
ſenheit in Prag Veranlaſſung fich finden , um ſo mehr,
da das Haus einen unterirdiſchen Gang verbirgt , der bis
zu dem gegenüberſtehenden neuſtädter Ratyhaus geführt has
ben , jeßt aber verſchüttet feyn ſoll. Dieſer Gang konnte
als ein ſchidlider Ort, zu geheimen Künften dienend, aufo
geſtellt werden , und auf ſoide Weiſe fand ſich Stoff ges
nug, den Fauftipud nach Prag zu verſeßen, da die Sage
von dieſes Mannes Wunderthaten auch in Böhmen fich
ſehr verbreitete.
Fauft’s Aufenthalt in Wittenberg wird von Neumann in
ſeiner Disputation über Fauſt nicht zugegeben . Er ſoll weder
daſelbſt erzogen worden ſeyn, noch auch ſonſt dort ſich aufs
gehalten haben. Nach Neumann's Meinung ſou Wittens
berg mit Würtemberg , Fauſt’s Vaterland , verwechſelt
worden ſeyn . Allein er weiß doch dem Zeugniß des Mans
lius keive Einwendung entgegenzuſeßen, welder verſichert,
daß Fauft aus Wittenberg Håtte flüchten müſſen, weil der
Kurfürſt, Johann der Beſtändige , ihn zu greifen und
feſtzuhalten anbefohlen. Auch erhält Fauft’s Beſuch in
Wittenberg dadurch Wahrſcheinlichkeit , daß Melanchthon
ſeiner in einem Briefe erwäynt, worin von ihm , als ein
ner eben gemachten neuen Bekanntſchaft, auf nicht ſehr
ebrenvolle Weiſe , die Rede iſt.
Ueber Fauſt's Anweſenheit in Erfurt werden wir von
Moehſen belehrt. Eine alte Erfurter Chronit erzählt, daß
fauſt daſelbſt von der Univerſität die Erlaubniß erhalten.
15

babe , Collegien über Homer zu leſen . Hier beſchrieb


er die Helden Homer's lo deutlich , als ob er fie ges
ſehen . Da nun die Studenten gewußt, daß er unerhörte
Dinge verrichten könne, ſo hätten fie ihn erſucht, die Hele
den Homer’s aus dem Grabe hervorzurufen und fie ihnen
zu zeigen . Fauft beſtellte fie nach einiger Zeit zu fich ,
brachte fie in eine finſtere Kammer und verbot ihnen zu
ſprechen. Dann ließ er einen Helden nach dem andern
bervortreten , und wie er merkte, daß die Studenten zu.
leßt über den einäugigen Rieſen Polyphemus in Furcht
geriethen , den er mit rothem Bart und mit ein paar
Scenkel im Munde , als Menſchenfreſſer, und einem eja
jernen Spieß in der Hand vorgeſtellt hatte, Yo that Fauſt,
als ob er den Niefen nicht wieder fortſchaffen könnte.
Man vernahm zu gleicher Zeit einen heftigen Stoß , der
dem Rieſen zugeſchrieben wurde, wodurch das ganze Haus
erſchüttert wurde. Hierüber gerieth Ades in die größte Beſtürs
zung. Die Furcht vor dem gräßlichen Rieſen machte auf zwei
Studenten einen ſolchen Eindruck , daß ſie ſich einbildeten
und überall verbreiteten , er hätte ſie bereits den Zähnen
angepadt gehabt und auffreſſen wollen. Dies gab Gelegen .
beit , daß die unwiſſenden Mönche den Doctor Fauſt für
einen Hauptzauberer hielten. Der Franziskanerguardian,
Dr. Klingler, wurde an ihn abgeſchickt , um ihn zu bez
kehren und zur Entfernung des Teufels Meſſe für ihn zu
leſen. Da aber Fauft dies verweigerte, übergab der G16
ardian ihn dem Teufel , und der Rath ließ ihn aus der
Stadt weiſen .
In einer Stadt , die aber nicht genannt wird , erzählt
Camerarius, befand fich Fauſt in einer Geſellſchaft luftis
ger Brüder , die ihn aufforderten , eins feiner Kunfiftüde
zu zeigen. Er fragte, was man zu ſehen wünſche, und
fie verlangten einftimmig , er ſollte aus der Tafel, wo fie
verſammelt waren , einen Weinflod voller reifen Trauben
bervorwachſen laſſen . Fauft war dazu bereit, und ein
mächtiger Weinſtod ftieg empor. Doch fügte Fauft die
Bedingung hinzu, jde routen ein tiefes Stillſchweigen
beobachten, bis er ihnen erlaubte, die Trauben abzuſchneis
den. Augen und Sinne der berauſchten Gäſte waren ſo
16

betäubt, daß fie fo viel Trauben ſaben, als Perſonen gee


genwärtig waren . Mit den Meſſern ftanden fie bereit,
auf Fauſt's Befehl die Trauben dem Stode zu entnehmen .
Aber plößlich verſchwanden die Trauben , és verſchwand
der magiſche Nebel , und jeder erblidte den Andern , wie
er ſeine Naſe in der einen Hand hatte und mit der andern
das Meſſer anlegte , in der Meinung , die Traube vor
fich zu haben *).
An andern Orten , die Fauft mit Cornelius Agrippa
beſuchte , hinterging er die Wirthe. Er bezahlte ſie mit
gutem Gelte , das aber nach einigen Tagen in Spreu
und Scheiben von Horn fich verwandelte.
Daß Fauſt in Leipzig rein Weſen trieb und ſeine Künſte
zeigte, daran werden wir durch zwei in dem Keller unter
Auerbach8 Hofe aufbewahrte Bilder erinnert. Erſcheinen
auch die hier dargeſtellten Schwänke nur als Märchen , ſo
würde doch aller Grund wegfallen, fie ihmn, als in Leipzig
unternommen, anzudichten, wäre er ſelbſt nicht an dieſem
Orte geweſen. Auch erzählt Widman von Fauft’s Reiſe
nach Leipzig und von feinein Ritte auf dem Faſſe aus eis
nem Keller. Und daß dieſer Seller der unter Auerbachs
Hofe war , berichtet Vogel. Den großen Antheil , den
man an dieſer Sage von Fauft’s Kunſtſtüden nahm , ber
zeugen jene Bilder , die zur Verewigung derſelben gemalt
wurden , die noch jeßt in dem Keller vorhanden find und
noch nach dreihundert Jahren an Fauft’s Anweſenheit in
Leipzig erinnern.
Das erſte der bemerkten Bilder gibt die Borſtellung,
wie Fauft bei Muſik mit Studenten zecht ; das zweite zeigt
den Ritt auf dem Weinfaſſe aus dem Keller. Jenes läßt
uns eine mit Speiſen befeßte Tafel ſehen , um der die
Geſellſchaft fich verſammelt hat : Fauſt , Muſenföhne und
Muſikanten . Indeß die Leßtern aufſpielen , erheben die
Erſtern die Becher, bei Geſang, wie es ſcheint. Der
fröhlich ſte gießt ſeinen Becher aus , eine libation. Fauft
nimmt die oberſte Stelle ein , einen ſchön verzierten Be

*) Dieſe Scene gebe ich bler nach einem größern BildeS.von Pos
ter Corneliu 8 .
:10

1525

23

Curva
TOUR

29

VWV

VIVE
B
.OIBE
RORA
GARE
.ETAVIVS
HVIVS
FAVSTI
MEMOR
.
POENÆ
A: DERAT
CLAVDOHÁC
ASTERAT
.AMPLA.ORA
1525 DV
5.16
.
பாயயாயம்

காANUAR

பபபபா
1.525

gathat
bat
firbtilueSunt
durh
Wein
mit
Fars
einem
Huf
Jrill
dieſer
zu ine
olches
Sgeſchwind
c(-Fauſtus
Doctor
davon
Lohnempfangen
Trufels
.des
UKindnd
Mutter
.viel
gelehen
geriltenit..e
UnerbachsKell
Aus
(1525
17

der in der Hand , den er zum Trinken erhebt , mit der


andern Hand auf den Tiſd ſchlagend , den Takt anzuges
ben. Nabe bei Fauſt lagert ſich ein anſehnliches Weina
faß , vielleicht das verbängnißvolle, das Fauft zum Ritter
macht , aus welchem der dabeiſtehende Kelner Glas und
Krug gefüllt hat. Seine verdußte Miene läßt erkennen ,
daß er an dem Ganzen keinen Theil nimmt, als den Gä:
ſien die Freudenquelle zuzuleiten .
Von dieſem Gelage werden wir durch das zweite Bild
zu Fauſt’s Zauberſtüd geführt. Fauſt hat bereits das
Faß beſtiegen und tritt, indem er ſich den Anweſenden mit
der rechten Hand empfiehlt , den Ritt an. Mit ernſtem
Blide wendet er ſich gegen fie , die außer den Studenten
aus Weißkitteln, dem Kellerwirthe und dem Kellner nebſt
einem Laufjungen beſtehen. Alle ſehen dem Nitter ſtarr
nad und erheben mit Staunen die Hände , Jeder nach
ſeiner Art . Bedeutend Tehen wir dieſes bei dem Wirthe ,
beide Arme emporſtredend , da er mit dem Faſſe ſeinen
Sdaß verſchwinden ſieht. Einige, vom Schreden ergrif
fen , verbergen ſich hinter Andere , wobei auch der Kellner
fich befindet , der durch ſeine Müße ſich verräty. Bejon:
ders wichtig macht ſich der Laufjunge , der wahrſcheinlich
dem Nitter einen kräftigen Nachruf ertönen läßt , deshalb
aber von dem nebenſtehenden Studenten zum Stillidwei
gen verwieſen wird .
Auf beiden Bildern iſt auch Fauft’s merkwürdiger Be
gleiter , der ſchwarze Hund , nicht vergeſſen , in dem ſein
Freund aus der Unterwelt ſich verborgen hielt. Achtſam
blidt er auf ſeinen Herrn , mit aufgehobenem Fuße ſchnell
zu reinen Befeblen bereit. Widman ſchildert den Hund
als einen ſchwarzen zottigen Hund, der den Namen prä:
ſtigiar geführt , und deſſen Haar , berührte man mit der
$ and den Nüden , verſchiedene Farben annahm , braun,
weiß , roth. Göthe läßt ihn als einen (dwarzen Pudel
erſcheinen. Unſere Gemälde ſtellen ihn von mäßiger Größe,
mit glatter Haut und von (dlanfer Geſtalt dar, geſdymüdt
mit einem Halsbande.
Beide Bilder tragen Aufſchriften. Dem Gelag iſt beis
gefügt :
11 . 2
18

Vive, Bibe, Obgregare, Memor


Fausti liujus et hujus
Poenae. Aderat claudo haec
Asterat amplo Gradu . 1525 .
Ueber der Ritterſcene ſteht der Vers :
Doctor Fauſt zu dieſer Friſt
Aus Auerbachs Heller geritten iſt,
Auf einem Faß mit Wein geſchwind ,
Weldes gefehn viel Mutterkind,
Solches durch ſeine ſubtile Kraft hat gethan,
Und des Teufels Lohn empfangen davon, 1525.
Die lateiniſche Aufſchrift, durch barbariſche Worte 'unts
deutlich , mag dem Philologen zur Erklärung überlaſſen
feyn. Das hier bemerkte Jahr 1525 iſt für Fauft's Ges
ſchichte bedeutend. · Erft von dieſer Zeit an trat Fauſt
auf , und hat, nach Widmans Bericht, ſich erſt ießt min:
niglich offenbart, auch land und Leute durchzogen. Der
Auftritt in Auerbachs Keller mag einer der erſten auffal
lenden Schwänke geweſen ſeyn, wodurch er ſich einen Na:
men machte. Ob nun das Jahr 1525 auf die Entftehung
der Bilder Bezug hat , oder ob es dieſen , ſpäter gemalt,
hinzugefügt wurde, um die Zeit anzugeben , wo Fauſt
dieſe Heldenthaten verrichtete, iſt zweifelhaft.
Es gab auch in Polen einen Magiker , Fauſtius Socia
nus , der das Volk durch ſeine Wunderthaten an ſich 309
und, da er gewöhnlich ſich nur Fauftus nennen ließ, mit
dem deutſchen Doctor Fauſt verwechſelt wurde.
Fauft wird ebenfalls nad Venedig verſeßt. Hier foli
er dem Volke ein Schauſpiel gegeben haben , bei dem er
in den Himmel fliegen wollte. Er fdwang fich auf, aber
der Teufel , die Himmelfahrt nicht duldend , wehrte dein
flug , ſo daß Fauft faft entſeelt zur Erde fürzte.
Ein ſo berüchtigter Abenteurer wie Fauſt mußte auch
auf eine auffallende Weiſe aus der Welt gehen. Die Er
zählung der Volksbücher ift grauſend. Der Zeitpunkt,der
in Fauft's mit dem Satanas errichtetem Bündniſſe feſta
geſeßt war , ihn in die unterirdiſden Reiche abzuholen ,
nahte heran. Satan erſchien in der gräßlichſten Geſtalt,
führte den Doctor durch die Luft hinweg und ſchleuderte ,
ſeine zermalmten Glieder herab auf einen Miſthaufen. Die
19

Schriftſteder ſeiner Zeit hingegen laffen ihn an ſeinen


Geburtsorte Rundlingen fterben , aber auch nach ihnen
entging er der Nache nicht, er wurde mit umgedrehtem
Salſe todt gefunden .
Hinterließ der gewaltſame Tod Fauftis damals , als er
fich ereignet haben ſollte, und die Erzählung davon gros
Ben Eindruc, ſo verbreitete er noch in den folgenden Zei
ten Schreden . Als im dreißigjährigen Kriege , wird ers
zählt, der Feind in Sachſen eindrang, überfiel er auch
ein Dorf , Breda an der Elbe. Da trat ihm der Richter
des Dorfes entgegen und verkündete, ſein Haus rey durch
Fauft's grauſenden Tod berühmt worden , was die noch
mit Blut beſprißte Mauer bezeuge. Da ſtaunten die Kries
ger , und ſchnell von Furcht ergriffen , ſuchten fie durch
die Flucht ſich zu retten.
Wir dürfen auch nicht unbemerkt laſſen , daß Fauft,
doch erſt nach ſeinem Tode , auch als Schriftſteller bes
kannt wurde . Es hat ſich ein Syſtem der Magie erhals
ten , unter dem Titel , „ Fauft’s Höllenzwang , " für dere
ſen Urheber der Doctor ausgegeben wird * ). Ob es aber
wirklich von ihm herrühre, in wie weit er Theil daran
babe , oder ob Andere feinen Namen benüßten , um ihren
Søreibereien Eingang zu verſchaffen , würde nicht zu er :
gründen ſeyn.
Dieſes magiſche Werk iſt in ſehr verſchiedenen Geſtal:
ten auf unſere Zeiten gekommen , auf mannigfache Weiſe
bearbeitet. Welche die älteſte und urſprüngliche iſt, wird

* Als trauriges Seitenſtück zu der eben erwähnten Anekdote


über den nachhaltigen Schrecken wegen Fauft’8 fürchterlichem
Ende erzähle ich über die Macht ſeines Höllenzwanges fols
gende Thatſache.
Noch 1660' mußte ein armer Schreiber in Hildesheim, der
für einen ihm unbekannten freigebigen Fremden um loweres
Beld Faufts Höllenzwang abgeſchrieben hatte, langes Gefängs
niß erdulden, durch die beſten und verläßigſten Zeugniſſe und
Bürgſchaften über ſeinen unbeſcholtenen Lebenswandel , die
Dualen der Folter von fich abwenden und die ſchärfften Gide
rahwören , daß derjenige , dem er ſeine Abdrift
iu eigenen Händen übergeben , un möglich der
Teufel ſelber gewefen ſeyn könne!
20

fich ſchwerlich ausmitteln laſſen. Viclleicht iſt es die un


ter Wagner's Namen berumgebende , die unftreitig und
mittelbar nach Fauft's Tode fich zeigte, begierig von den
Freunden der Magie ergriffen wurde und Andere aufregte,
auf dieſem Pfade fortzugehen. So wurden ähnliche Schrif
ten entworfen , die man um ſo begieriger aufnahm , weil
ihre Entſtehung einem ſo berühmten Meiſter in böſen Küne
ften , Fauſt zugeſchrieben wurde, Alle dieſe Bücher finden
fich nur in Handſchriften , gedrudt ſind ſie uns nicht vor:
gekommen *).
Wenn wir uns erinnern , daß Fauft nicht eher als im
Jahr 1525 ſeine Schwänke begann , daß er erſt vierunds
zivanzig Jahre nachher des Teufels lohn erhielt, ſo iſt es
febr auffallend , bei einigen der Særiften die Jahre
1509 , 1510 , 1511 , als die ihrer Herausgabe 311 finden ,
da doch die Zeit ihrer Erſcheinung nach Fauft's Tode an :
gegeben wird. Aber die Verfafier ſolcher Schriften mö
gen dieſe Umſtände nicht in Obadt genommen haben , oder
ps waren die Abſchreiber , die nachläſſig und willkürlich
jene Jahrzahlen aufſeßten und eines ſo ſtarken Anacros
nismus ſich ſchuldig machten .
Nicht dieſe Zauberbücher nur werden dem Doctor Fauſt
angesichtet, zu denen er die Data hinterlaſſen habe, auch
*) Id verweiſe in Betreff des „ Höllenzwanges" auf die ſiebente
Bille , wo im ihn abdrucken laſſe und zwar nicht nach einer
Handſchrift , fondern nad einein gedruckten Eremolare :
,, Doctor Fauſts großer und gewaltiger Höllenzwang. Madytige
Beſa) tvörungen der hölliſchen Geiſter , beſonders des Azisis,
11. ?. w . Prag, in Böhmen , ged ruckt in dem Io
ſuiter: Collegio.“ Dieſes Büchlein hat keine Jahres :
zahl ; beigebunden iſt ihm aber : „ Verus Jesuitarum libellus
seu fortissima coactio et constrictio omnium malorum Spiri.
tuum cujuscunque generis, conditionis , status vel officii sint:
etc. Parisiis 1508." Dicje lateiniſche Abhandlung lauft aber
in den Seitenzahlen mit der deutſden, dem Höllengmang, fort;
le & terer beſteht aus 48 Seiten , das Inteiniſche Werfden iſt
mit Pag . 49 bis 80 bezeidynet. Aus der Jahreszahl 1508
des legteren , könnte man annehmen, das Ganze ſcy 1508 ge :
druďt worden ; dem iſt aber nicht ſo : Ortographie, lettern ,
Papier 2. ſprechen dafür, daß das Büchlein erſt etwa im crs
ften Viertel des 18. Jahrhunderts irgendwo in Dofterreich
gedrudt wurde. S.
21

nod Anderes kam auf unſere Zeiten , das von ihm bers
rühren ſoll , ſein Leben und Treiben angehend. Das äls
tere Volksbuch vom Jahr 1588 * ), Fauft's Geſchichte ents
haltend, bemerkt auf dem Titel , daß dieſe Geſchichte mehs
rentheils aus ſeinen hinterlaſſenen Schriften zuſammenges
zogen . Widman in ſeinen wahrhaften Hiſtorien des Doc:
tor Fauſt bekennt , daß ſeine Erzählung fich auf ein Au
tographum von Fauſt" gründe, welches eines gelahrten
alten Doctoris in Leipzig drei Herren Söhne in ſeiner
Liberei gefunden und Andern mitgetheilt hätten.
Dies find die Nachrichten , die wir über Fauft haben.
Bei ihnen wurde das wenige Wahre auf mannigfache
Weiſe ausgeſchmückt, in Märchen eingehüllt und mit wuna
derbaren Dingen vermiſcht. Denn auf ſolche Weiſe nur
konnte der Held der Geſchichte emporgehoben werden , um
als Meiſter der ſchwarzen Kunft überall großen Nuf zu
erhalten, auf ſolche Weiſe nur konnte ſeine Geſchichte zur
Belehrung des Volfes und zur Warnung aufgeſtellt wers
den. Alles , was wir von ihm erfahren , von ſeiner her:
umſchweifenden Lebensart , feinen magiſden Kunſtſtüden ,
wenn wir auch nur den kleinſten Theil als wahr, als von
ihm unternommen betrachten , wird uns weniger ſonderbar
ſcheinen , wenn wir von den Schriftſtellern ſeiner Zeit
hören, daß er den fabrenden Schülern **) beigezählt

* ) Hiftoria von Dr. I. Fauften , dem weitbeſchreyten Zauberer


vnnd Schwarzkünſtler. Frankfurt am Main . 3. Spie &. 1588.
8. und ohne Ørt 1589. 8. Nach dieſer Originalſage bearbei.
tete w id ma -n ſein Wert ausführlich, wie ich es in der ſech & s
ten Zelle abdruden laſſe .
Aber aud Widman fand wieder ſeinen Bearbeiter , denn
es erſchien in Nürnberg bei Endtner 1674 und öfter : ,, Das
argeriide Leben und ſchredliche Ende des vielberüchtigten Erzo
Schwarttünſtlers D. J. Faufti , crftlich vor mer viclen Jabs
ten Meißig beſchrieben von G. Á . Widman , jego auff 8neue
überſehen zc . durch I. N. Pfißer u m .“ 8. Wie Ebert
in ſeinem bibliographiſden Lexicon ſagt und wie ein vor mir
liegendes Exemplar der 1674r Ausgabe es darthut , iſt Wit
S.
.
mans Tert durch Pfißer „ vercubadit.“
***) Was man von den fahrenden Schülern hielt , Pagt Frater
Pauli's Buch (Schimpff und Ernſt. 1519) : ,, Farend Schüler
find vor zeitten im land umbgegangen , die betten gelen ges
ſtritten Neß an den Halb, groß icutbeſchcißir .“
22

wurde. Dieſes berichtet Conrad Gesner , der ihn auds


drüdlich unter die fahrenden Schüler reßt, als einen ſol
cen , der vorzüglich wäre gerühmt worden. Und daß
Fauft dieſer Claſſe von Menſchen angebörte , geht don
aus Allem hervor, was wir von ſeiner
*
Lebengweiſe wiſſen .
Ein Kopf von Rembrandt , Fauſt vorſtellend , wird in
rem Verzeichniſſe Rembrandtſcher Werke von Bürgy, No.
178 , mit den Worten beſchrieben : Het Portrait van
Doctor Faustus , met een kaal Hoofd, en een Mantel
um , von dem Ciartres eine Nachbildung gearbeitet hat,
mit der lieberſchrift Faustus * ).
Auch ein anderer holländiſcher Künſtler hat Fauft zwei
Blätter geweiht , Chriftoph van Side in , fie find in
Kupfer geſtochen in klein Quart. Das eine ftellt Fauft
vor nebſt ſeinem Mephiſtopheres. Fauſt links im Bilde ,
ein in Jahren vorgerüdter Mann , mit ernſter, denkender
Miene, die der volle Bart nod) ausdrucksvoller macht,
bekleidet init einem Mantel, eine zierliche Krauſe um den
Hals , den Kopf mit einer in Falten gelegten Müße be:
dedt. Er lehnt ſich an einen Tiſch, worauf ein Buc liegt
mit der Aufſchrift , Negromantia, das einer Weltkugel
zur Unterlage dient.
Shm gegenüber findet Mephiſtopheles ſeinen Plaß, nad
der Erzählung des Widman als Mönch gefleidet , in féi:
nem Geſicht Sinnlichkeit und Tücke zeigend . In der rech :
ten Hand hält er ein Buch , eine Klingel , und am Arme
hängt ein Paternoſter herab. Die linke Hand erhebt er
zum Eide . Um dieſen Eid von einem zu Gott gerichteten
zit unterſcheiden , gebraucht Mephiſtopheles die linke Hand
dazu , hält nur zwei Finger in die Höhe und ſchlägt die
übrigen ein , umgekehrt, als es der wahre Eid verlangt. Fauſt,
die rechte Hand auf einen Stab geſtüßt, verſucht mit der
linken Hand die zum Eide nöthige Haltung der Finger
nachzumnaden. Die Wirklichkeit Beider ſpricht die über
*) Einen Nadiſtich davon findet man aud in den Actis magicia ,
5. Heft . Nach dieſem Kupferſtich in den Actis magicis (Haus
beriſche Zauberbibliothek) lafle ich Fauft als Titelbild zu ge :
genwärtigem Bande copiren . S.
S. 23

Faust und Depbistopbiles.


23

jedem befindliche Aufſchrift aus : Joan. Faustus, Mephi


stopheles ** ).
Was das Volfsbuch berichtet, daß Fauſt ſeinem Famus
lug Wagner , nachdem er ihn zu ſeinem Erben eingeſeßt,
auch einen dienenden Geiſt verſchaffte, Auerhahn genannt,
in Geſtalt eines Affen , dies zeigt uns das zweite Bild
von van Sichem .
Dieſes Bild führt uns Fauft's Famulus , Wagner,
vor , durch die Ueberſchrift, Christoffel Wagner und
Auerhain , bezeichnet. Rechts im Bilde an einem Schrei
bepulte, mit Schreibzeug und Papier bedect, fißend, lehnt
er den rechten Arm auf das Pult und ſtüßt die linke auf
den Degen . Seine Kleidung, unſtreitig in Holland die
Tracht der Studenten im Anfange des ſiebzehnten Jahr:
bunderts, beſteht aus einem Pelzrođe mit kurzen Aermeln,
aus denen das Unterkleid bervorragt. Um den Hals
følingt fich der geftigte Hemdkragen . Ein kleiner Sonurr
bart und ein kurzer Spißbart umgibt den Mund, und ein
Barett dedt den Kopf. Seine Geſichtszüge ſprechen Ges
meinheit aus. Sein ihm aus der Unterwelt zugegebener
Geiſt, in der Geſtalt eines Affen, Auerhain genannt, ſteht
ibm entgegen . Mit der linken Taße Wagner's linken Arm
umflammernd, macht er ihm mit der rechte Taße verſchie:
dene Züge vor , die Wagner mit der rechten Hand unge.
schickt nachahmt. Daß dieſe Züge und Fingerſpiele auf

. ) Das hier beſchriebene Bild van Sidhem's, welches Fauft zum


Gegenſtande hat, konnte ich mir im Originale nicht verſchafs
fen und nur der Zufall führte es mir in die Hände, nämlidi
beim Durchblättern der intereſſanten Einſiedlerzeitung : „, Tröſt
Einſamkeit, alte und neue Sagen und Wahrſagungen , Ørs
ſchichten und Gedichte. Herausg. von l. Achim von Arnim .
4. Heidelb . 1808." Hier finde ich dieſes Bild, wenn audy an :
gewendet auf eine andere Materie und wenn auch ganz wer:
tehrt ; denn durch den Umſtid; des Originals für dieſe Reis
tung hat es ſich ereignet, daß die Figuren ganz anders ſtehen
und daß Mephiſtopheles die rechte Hand emporhebt ; idy babe
uun beim Copiren des Bildes és in Betreff der Stellung ſo
gegeben , wie der Herr Verfaffer dieſes Aufſage8 e8 beſchreibt ;
9a8 ſonſt etwa daran mangelhaft iſt, war verbeffern zu laffen
nicht möglich, da mir , wie geſagt , tein Original zu Dienfte
Hand , S.
24

Ablegung eines Eides Bezug haben, ſcheint nicht der Fall


zu ſeyn , da die rechte Hand dazu gebraucht wird und
das Spiel macht , das hier unſtreitig nur die Einlegung
einiger Finger , ohne die übrigen , die gerad bleiben müſo
fen , zum Zweck hat. Sicher liegt hier eine Satire auf
jenen Eid unter , der hier zuim bloßen Fingerſpiele wird.
Mit halb ängſtlicher und halb lächelnder Miene blidt Wage
ner vorwärts , als ob er die Nähe des Widerlichen Geis
ftes ſcheute , und doch ſeine Geberden ihn vergnügten * ).
Beide Handlungen ſind in Zimmern vorgeſtellt, mit
Ausſichten in das Freie, wo mehrere Scenen von Fauft's
und Wagner's Abenteuern fichtbar werden. Bei dem
Bilde. des Fauft zeigt fich zuerſt, wie er , an einem Tiſche
fißend , dem hölliſchen Geifte feine Seele verſchreibt, der
bier ebenfalls in der Mönchskappe vor ihm ſteht und durch
bedeutende Geſticulationen auf die Wichtigkeit des Vör.
habens aufmerkſam macht. Weiter hin finden wir Fauft
in zwei durcheinander fich freuzenden Zauberkreiſen auf
zwei darin aufgezeichneten Viereden ftehen , Mephiſtopheles
zu beſchwören, der ießt in ſeiner wahren Geſtalt erſcheint.
Der obere Theil gibt die Fahrt Wagner's durch die Luft
auf einem Wagen , von einem Geiſte der Hölle gezogen ,
in Geſtalt eines Vogels, unſtreitig Auerhahn. Die Fahrt
geht zu einem brennenden Gebäude , das wir für die
Hölle erklären möchten , wegen der vielen in den Flama
men umherfliegenden Teufelchen. Hier wil Herr Auers
bahn mit Wagner nur einen Beſuch machen, wenn er ihn
nicht vielleicht für immer deponirt, obgleich dies der Sage
zuwider wäre , die Wagner nod nach Fauft’s Tode aufs
treten läßt.
Aus Wagner's Zimmer kommt uns die Anficht entges

* ) Dieſes Blatt van Sichem's gebeich als Titelbild zum Leben


Wagner's in der adyten Zelle. Aber audi hievon konnte ich
das Original nicht erhalten , ſondern nur eine geringe und
verkehrt geſt od ene Copie, Wagner zur Linken . Ich habe
nach des Herrn Stiegliß Beſchreibung bei meiner Nachbils
dung wenigſtens die richtige Situation beobachten laſſen, was
an berſelben Tonft etwa fehlt, dieß war nicht auf jener Copie.
25

gen , wie Wagner in gezierter , pathetiſcher Stellung in


einem dreifachen concentriſchen Kreiſe einen Geift citirt,
da ihm dann Auerhahn erſcheint, vor ihm herumſprins
gend. Wie auf dem erſten Bilde Wagner eine Reiſe duro
die Lüfte macht, ſo ſehen wir hier Fauft, der auf ſeinem
ausgebreiteten Mantel die Fahrt beginnt. 3hm folgt
Wagner , auf dem Auerhahne reitend. Hier aber geht die
Reiſe nicht in die Hölle, ſondern, abwärts von ihr , die
Flammen und Dampf ausſprüht , von kleinen Teufelchen
durchflogen. Wohl wäre es möglich, daß Fauft ſeinen To
frühzeitig der Hölle überlieferten Wagner aus ihren Bans
den wieder befreit, durch Hülfe des Mephiſtopheles , und
ihn im Triumphzug zurüđbringt. Die herumfliegenden
Seufelchen ſcheinen ihre bereits erworbene Beute wieder
an ſich reißen zu wollen , doch ſchüßt Fauft's Macht ſeia
nen Wagner vor allen Anfällen. Aus der Hölle hängt
ein Gegenſtand herab , einem vollen Sade ähnlich , der
zu deutlich bezeichnet iſt, um ohne Bedeutung zu ſeyn, die
aber zu errathen bleibt. Ebenſo bleibt die Anweſenheit
des kleinen , auf der Mauer ſigenden Vogels unbeſtimmt,
und es zeigt fich keine Beziehung auf das Uebrige. Er
fann auch wohl nur ein müßiger Zuſchauer feyn .
Beide Bilder find Gegenſtücke, mehrmals im Contraſt
zu einander ftehend. Sowie Fauft’s denkendes Anſehen dem
gemeinen Geſicht des Wagner entgegenſteht, Mephiftophes
les dem Auerhahn , jener ein mächtiger Geift, dieſer nur
ein Beiläufer, der Affe, das geile Thier, und der Mönch,
ihm hierin nicht unähnlich ; dort der Eid , hier das bloke
fingerſpiel: ſo zeigen fich auch die Beſchwörungen , die
Fahrten durch die Luft mit einander im Gegenſaß, und
durch dieſe Gegenfäße gewinnt die Sage ſowie die Dars
ftellung an Bedeutung.
26

II.

Ueber Fauft und verwandte Bauberer.


Von J. Görres *).

Daf Satans Reich groß und mächtig auf Erden fer,


hatte man früher ſchon verſtanden. Was oben am dunkeln
Himmel glänzte , blinkte , ftrahlte , das war den Menſchen
wohl befreundet und ehrwürdig , aber nicht grauenvoll,
(chreckenhaft : was aber der Erde dunkler Shooß verbarg,
was im Erdbeben ihn durchzugte, was aus geborſtenen
Niſſen dunſtig , ſchwefelflammig, Seuchen : verbreitend fich
ergoß, das war ihnen unheimlich, verdächtig, grauſenhaft;
da ſchien ihnen kein Stern berauf , finſterer und immer
finſterer wurde die Finſterniß , je tiefer fich die Phantaſie
in den Abgrund hinabverſenkte , bis endlich die geſchredte
ſelbſt erſtarrte, und unten , ganz unten , die Nacht in (d wars
zen Klumpen gerann , und in dem Abgrund, den nimmer
des fernen Himmels Morgenroth erreichte, da brannte der
Hölle Pfuhl , da lag der alte lindwurm mit allen Erdens
übeln und ſchlief, ſo lange der Sonne licht der Erde Obers
fläche beſcheint, und die Gemeinde gottſelig fromm vor
den Altären kniet ; wenn aber die Nacht die Erde nicht
mehr mit Himmelslichte tränkt, wenn der Kerzen - Schein
am Altar erliſcht, wenn der Höüe Neich dann weiter wird
und freier , wenn die Lebenden ſchlafen , die Todten aber
wachen und wandeln, dann rendet der grimme Burm die
junge Brut hinaus auf Raub und Nahrung , und durch
die Lüfte ftreift dann das Gezücht, und die Werke der
Finſterniß treiben , die treten dann auf den Kreuzwegen
in ihren Zauberkreiſen mit ihnen in Verkehr , und die uns
gethümen Kinder der Lüge helfen ihnen Unveil und Böſes
daffen. Denn die Fürſten des Himmels , bat man geo
) Die teutſchen Volksbücher son f . Görrel. 8. Heidelb . 1807.
27

ídloffen , die Sterne find an der Aftrologen Kreiſe feſtges


bunden ; der Menſchen Geift vermag ſo gleicher Weiſe
durch nigromantiſchen Zauber die Fürften der Finſterniß
in gleiche Kreiſe einzubannen , daß fie ihm Rede ftehen ,
daß fie die arge aber übermenſchliche Kraft zu ſeinem Dienft
verwenden , daß fie die Geheimniſſe und die Schäße der
dunkeln Nacht ihm öffnen , daß fie die Naturkräfte ihm
dienſtbar machen , und ihn durch ihre Madt zum Erdens
fürſten erheben, dafür, daß er ſich ſelbſt und den irdiſchen
Leib ihnen erb- und eigenthümlich verſchreibt. Das ift das
ber das Weſen der Magie, ein furchtbarer Bann, der hins
unter in der Erde Abgrund reicht , und wenn des Mens
ſchen Thun die Schranken des Irdiſchen verläßt, wenn er
in ſeinem Treiben ſich in ſich ſelber ſcheidet, und himmels
an die Flamme der frommen Gottſeligkeit ſchlägt , und
endliche Menſchen zu Heiligen des Himmels fich verklären ,
dann muß in der Scheidung der Gegenſat nothwendig
fich ebenfalls mit hervordrängen : während die einfältige,
ſchuldloſe Gottesfurcht in ftider Hingebung des Himmels
Reich gewinnt, muß der fecke, übermüthige Troß der Hölle
Pforten ftürmen, dort wird irdiſche Mühſeligkeitmit Himm:
liſder Glorie dann vergolten, hier irdiſche Wohlfahrt mit
ewiger Höllenqual gebüßt. Daher iſt die Magie mit ihrer
ganzen Encyclopädie der Goetie , Negromantie , Necyos
mantie , Antropomantie , Lecomantie, Gaſtromantie, Caps
tromantie , Onomantie , Hydromantie, Geomantie, Pyros
mantie , Capnomantie , Ichtiomantie , Tephramantie , mit
allen ihren Künften und Zauberformeln und Beſchwöruns
gen , mit ihren Kreiſen und Sprüchen durchaus ein desa
cendenter religiöſer Cultus ; gottlos ſchwört das Menſchen
find den Himmel ab , und mildthätig nimmt die Hölle
ihn dafür zum Heiligen auf.
Das war der conſequente Volksglauben der Zeit, die
in religiöſer Genialität ſo viele Selige dem Himmelreiche
eingeboren hat; er hat auch dieſen Fauſt geboren , der
zwar als ein Produkt der jüngeren Zeit erſcheint, von
dem aber die Propheten der vergangenen Alter wie von
einem noch kommenden geweifſagt hatten . Eben ſo ift
hauptſächlich auch von ihm , als dte religiöſe Genialität in
28

eine poetiſche fich verlor, jenes neue unendliche Obiect der


Kunft ausgegangen, an dem ſie in den neueren Zeiten ſo.
vielfältig fich verſucht, die Darſtellung des Teufels näm
lich. Das Zerriſſene, Grundböſe in plaſtiſchen Umriſſen ,
alſo in Harmonie darzuſtellen ; das durch ſeine innere falſche
Natur immerfort Verzerrte zur Ordnung und Einheit zu:
ſammenzuzwingen , das Mißverhältniß felbſt in Verhälts
niffe einzuſchließen , und der abſoluten Verlogenheit doch
eine Kunſtwahrheit zu leihen : das iſt die ſchwer zu löſende
Aufgabe , gleichſam als ob man freſſendes Gift bereiten
foute in einem Becher, der ſeine Berührung ſcheut , und
davon in Stücke zerſpringt. Durchaus fält daher das
Problem jenſeits der Gränzen der eigentlichen Kunſtſchöns
beit hinaus, gerade der negative Gegenſat alles Schönen
muß ſich in ihm bilden , und ein vollendeter Teufel kann
uns unmöglich liebe abgewinnen , er kann nur auf unſern
Daß Anſpruch machen ; teufeliſch müſſen wir ihn ſelbſt ers
blicken und teufeliſch uns an ihm freuen , und dies Er:
weden unſerer Teufelhaftigkeit durch die äußere , kann
allein die Genialität des Werkes conftituiren. Indem wir
aber uns an ihm ergößen, haben wir ſelbſt gleid)falls ge
wiſſermaßen ſchon einen Bund mit ihm geſchloſſen, Fauft's
Sympathie mit ihm war eine gleiche , nur enger ; er lebte
mit ihm gleichſam in einer umgekehrten Ehe , der nicht
Liebe , ſondern Feindſeligkeit zum Grunde lag , und die
Daher mit der Vernichtung des Schwäderen , Ochaften
endete.
Aus allen dieſen Zeugniſſen , obgleich fie fich Häufig, fox
gar in Rüdſicht auf ſein eigentliches Vaterland, wider:
ſprechen , geht ſo viel hervor, daß Fauſt als hiſtoriſche
Perſon angeſehen , als ein pfiffiger , verſchlagener, ſeinem
Jahrhundert imponirender, vielleicht auch in geiſtiger Bilo
dung und techniſcher Geſchidlichkeit wirklich überlegener
Menſch erſcheint, der beſonders ſeine Wichtigkeit eben durch
fein Zeitalter erhielt. Indem nämlich die Reformation den
erſchlafften religiöſen Sinn wieder auf'8 Neue wedte, konnte
dieſer bei dem durchin nüchternen nordiſchen Charakter,
der ſie bezeichnete , unmöglich in glühender Andacht fich
in religiöſe Transcendenz verlieren , fie mochte lieber pos
29

Yemiſch hervorbrechen, und den Gegenſaß des Heiligen dem


öffentlichen Abſcheu hingeben, wie ſie überhaupt den ältern
Cultus als einen gleich negativ gewordnen dargeftellt,
und dem gleichen Abſcheu preiß gegeben hatte. So erſcheint
Fauſt daher in der Geſchichte gleichſam als der allgemeine
Nepräſentant der ganzen ſchwarzkünſtleriſchen, zauberiſchen
Tendenzen, die durch alle Jahrhunderte durchgegangen wa:
ren , jeßt aber an der Gränze, wo das einige Ganze der
Religion ( chismatiſch in fidh felbft zerfiel, und Haß und
Feindſchaft in den getrennten Gegenfäßen erwuchs, endlich
ihren gemeinſchaftlichen Sammelpunkt in einem Manne
fanden , der bei ſeinen vielfältigen Reiſen in mannigfaltige
Berührung mit allen Claſſen des Volks gekommen war,
und überall fich der Gemeinſchaft mit dem Böſen rühmte.
Schon in den früheſten Zeiten trug fich das Volk mit ähn
lichen Erzählungen von Teufelsbannungen, wie ſie im Fauft
ſich finden . Außerdem, daß das ganze Herenweſen uns
mittelbar damit zuſamınenhing , in dem durchaus die my:
ſtiſche Verzuidung, aber nicht in die Seligkeiten des Himmels ,
ſondern in den Abgrund der Hölle , auf den Blocksberg
oder unter das Hochgericht wiederkehrte , hatte das Volk
zu allen Zeiten Menſchen , die es im Bunde mit dem Teu:
fel glaubte. Zoroaſter, Democrit, Empedokles , Apoulos
nius waren in den älteren Zeiten dieſem Urtheil nicht ents
gangen , und in der neuern Zeit mußten Naimund Culius,
Arnold von Villeneuve, Albertus Magnus, Johann Trit:
beim , H. Cornelius Agrippa , Theophraſtus Paracelſus,
Hieronimus Cardanus , der Reihe nach dieſem Verdachte
fich preis geben . Zoroaſter , nachdem er viele Büder von
ter Zauberei geſchrieben und ſich zum Könige Sird ſeine
Kunſt emporgeſchwungen, wurde vom Teufel erſäuft. Robert
der Teufel, Herzog der Normandie , im Jahr 768, vers
mochte in alle Thiergeſtalten ſich zu verwandeln ; er that
trei Jahre Buße, doch nahm ihn am Ende der Teufel,
führte ihn in die Luft , und ließ ihn herabfallen , daß er
zerſd metterte * ). Baian , fürſt in Bulgarien , zu Lothars
* Ileber ihn eriſtirt ein franzöſiſches Volfsbudy : La terrible et
merveilleuse vie de robert le diable, lequel après fut homme
30

Zeiten , übte auf gleiche Weiſe Zauberkünfte , am Ende


flüchtete er nach Rom , der Papſt legte ivm St. Peters
Ketten an , allein der Teufel erwürgte ihn nichtsdeſtos
weniger. So hatte gleichermaßen der kriegeriſche Papſt Syl:
vefter der Zweite, der Mathematiker, einen Bund mit dem
Teufel, der in Geſtalt eines ſchwarzen , jottigten Hundes
ibn begleitete , und ihn nach Verlauf ſeiner Zeit aus der
Kirche nahm . So Johann XIII , XIX , XX , XXI ; lo
legte man Gregor VII. einen Zauberſpiegel bei ; er hatte
dem Teufel den Cölibat angelobt , und er nahm ihn in Ges
ftalt eines ſchwarzen Mohren. Benedict IX. hatte ſieben
Stüd geſchworne Geiſter in einem Zuckerglaſe ; Paul II.
verſchrieb ſich mit Blut aus ſeinem Daumen dem Teufel
in Geſtalt eines grauen Männleins, war reich wie kein
Papſt, führte ein gräulich Leben , und als ſeine Zeit um
war, nahm ibn Satanas von der Seite ſeiner Concubine
weg. So batte jedes Zeitalter gewiſſermaßen ſeinen Fauſt,

de bien . A Troyes, das aber ſeine Geſchichte ganz anders


als die Tradition érzählt. Robert wird vor ſeiner Geburt
von ſeiner Mutter fludend dem Teufel übergeben , und die
Folgen dieſer Verwindung werden fanell im Charakter deg
Kint es ſichtbar. Geboren unter Sturm und Ingewitter, voll :
führt der Knabe bald alles erſinnlidye Böſe, iſt der Sdyrocken
aller Kinder, die ihn den Teufel nennen , erſicht ſeinen Lehrer.
Jm ficbenzehnten Jahre zum Ritter geídlagen , tödtet er gleid
auf dem Turniere Alles , was ihm vorkommt, und ſammelt
endlid, nac)dem er die Verwünſchung von aller Welt gewor:
den, eine Räuberbande , init der er in der Ticfe des Waldes
ein Schloß fidh baut, und von da aus das ganze land in
Sdređen jegt. Als er aber eines Tags ſeine Mutter beſucht,
und alles , ſelbſt die Mutter , vor ſeinem Anblick flieht, ents
dedt Dieſe ihin endlich den Grund ſeiner Bosheit ; er wird
erſdüttert, und geht, nachdem er ſeine widerſpenſtigen Mit
rauber erſchlagen , nach Rom, um vom Pabſte Abfolution ſeis
ner Sünden zit erlangen . Der Pabſt verweißt ihn an einen
beiligen Eremiten , denn ein Engel im Schlafe Roberts Buße
mittheilt, daß er ſo lange ſtumm und närriſch umherziehen,
und ſeine Nahrung den Hunden abjagen müffe, bis ein Zeichen
ihm werkündige, daß ſeine Sünden abgebüßt reyen. Er geht
nadh Rom und führt das vorgeſdriebene Leben an des Kais
Teré Hof zum Erſtaunen aller Menſchen , die ihn aber natür,
lich nicht kennen . Nach ſieben Jahren beßt des Kaiſer: Senes
fdal die Sarazenen gegen ſeinen Serrn auf , daß fie Hom .
31

von jedem wußten die Zeitgenoſſen irgend etwas Uebers


menſchliches beizubringen , das nur als Emanation des
Böſen ihnen begreiflich wurde ; alle dieſe Einzelheiten fam :
melten fich endlich in dem wahren und dem leßten Fauft,
der als der Heermeiſter aller vorhergegangenen Zauberer
fic an ihre Spiße ſtellte, und Alles vollbrachte, was Dieſe
gefonnt, und noch ein Mehreres. Fauſt iſt daher gewiſs
ſermaßen mehr Buch als Perſon , alles , was von ſeinen
Zauberkünften die Geſchichte ſeines Lebens erzählt, iſt frü
ber viele Jahrhunderte ſchon als Tradition im Vorfe uma
gelaufen , und Fauft’s Bildniß war gleichſam das Sieger
nur, was man auf die Sammlung aller gedrüdt. Wirts
lich iſt kaum irgend ein Factum in Fauſtis leben, das ſich
nicht mit einer früheren gleichlautenden Tradition belegen
ließe. Wie Fauft den Kaiſer Maximilian , ſo bewirthete
Albertus Magnus im Jahre 1248 in dieſer Sage den Rai:
Per Wilhelm zu Cöln um Weihnachten , wo Alles von Froſte
ftarrte, in einem grünen Garten mit belaubten Bäumen ,
!

belagern ; der Kaiſer rúdt mit ſeinen Leuten ihnen entgegen,


Noberten aber erſcheint ein Engel im Garten, bringt ihm eis
nen weißen Zelter und gleiche Baffen , und gebietet ihm , ba :
mit gegen die Sarazenen zu ziehen. Er waffnet ſich, reitet in
die Schlacht , und entſcheidet dieſe zu Gunſten des Kaiſers ;
legt alsdann im Garten an derſelben Stelle wieder die Wafs
fen ab, wo er ſie angelegt ; Pferd und Gezeug verſchwinden,
und er legt ſich wieder zu den Hunden bin . Des Kaiſers
ftumme Tochter , die Alles bemerkt hat, erklärt den ganzen
Borgang durd) Zeichen, allein man glaubt ihr nid )t. Daſſelbe
wiederholt ſich bei wiederholtem Angriffe zum zweiten und
dritten male ; der Kaiſer, um zu erfahren, wer der weiße Hits
ter rey, legt ihm einen Hinterhalt ; er entrinnt, doch verwuns
det ihn Einer mit der lange , und das Eiſen bleibt ihm im
Beine ſtecken. Im Garten zieht er die lanze heraus und vers
ftedt ſie zwiſchen zwei Steine. Der Kaiſer läßt dann aus ,
rufen, welcher Ritter in weißer Küſtung die Wunde mit der
Lange vorzeige, folle ſeine Todter und ſein halbes Kaiſerthum
erhalten . Der Seneſchau zieht eine ſolche Nüſtung an , vers
wundet ſich ſelber mit dem Eiſen , zieht an den Hof, und man
fagt ihm die Tod)ter zu . Ai Aitare aber gewinnt dieſe ihre
Sprache wieder, erklärt, wie Alles zugegangen ſey ,man fine
det das Eiſen wieder , der Eremit erſcheint, um Robert die
Ubſolution zu geben , und Dieſer erbält de $ Kaiſers Tochter
nun .
32

die alle blühten beim Gelang der Nachtigallen. Als ein


andermal ein Fürſt von ihm Auſtern verlangte, klopfte er
nur an’s Fenſter, da reichte gleich jemand eine Schüſſel
vol dar, auf welcher die franzöſiſchen Lilien geſtochen was
ren . Da man deßhalb nachfragte, war zur ſelbigen Zeit
cine Schüſſel mit Auſtern in des Königs Küche weggenom .
men (Theríander). Auch dieſe Sage iſt in den Fauſt auf:
genommen . Vom Erloffus, Abt von Fulda, erzählte man auf
gleidye Weiſe , wie er Speiße nach Belieben herbeizuſchaf:
fen wiſſe, und Wein jeder Art aus Hölzernen Pflöden aus:
zuzapfen verſtände. Die Erzählung von den vier Gauklern
zu Frankfurt, die ſich enthaupten ließen , iſt gleichfalk
eine ſehr alte Sage , fie wurde idon von Simon Magus
erzählt, und eben ſo vom Johannes Teutonicus, Domherr
zu Halberſtadt um 1271 , der einen ſeiner beſoffenen Cums
pane auf ſeiner Stube enthauptete, den Kopf auf der Schüſs
fet den Uebrigen herunterbrachte, und wie Dieſe nun be:
ſtürzt heraufgelaufen waren, und den Numpf geſehen, und
die Stübe voller Blut gefunden hatten , da trafen ſie den
Getödteten geſund und munter unten wieder am Tiſde
ſißen . Daſſeibe erzählt Hondorff in reinein Theat. hist.
p . 188, wie Anno 1272 ein zauberiſcher Gaukler aus den
Niederlanden gen Creußnach gekommen ſey , der vabe auf
öffentlidem Markte ſeinem Knechyte den stopf abgehauen,
und nachdem der Körper eine halbe Stunde auf der Erde
gelegen , babe er ihm denſelben wieder aufgelegt. Er fuhr
auch mit den Sunden in der Luft heruin , und machte ein
Gejdrei dabei , als wenn er auf die Jago ginge. Dieſe
fuftiago , wie auch Fauſt fie vor dem italieniſchen Abge
ſandten veranſtaltete, wurde eben ſo dem Scotus zu Franf:
furt , dem Zoroaſter, und dem Robert von der Norman :
die beigelegt. Aud ) die Mantelfahrt hatte man frühe idon
von Simon Magus und andern erzählt. Teutonicus hatte
drei Pfründen, zu Halberſtadt, Mainz und Cöln ; er mußte
in der Chriſtnacht an jedem Orte eine Chriftmeß fingen ,
und dafür hatte er in ſeinem Schreibſtüblein einen Nufus
zaum yängen , und wenn er dem Diener ſagte : „ Jung
nimm den Zaum , geh in den Hof , (qüttle ihn " , dann
kam alsbald ein Noß bineingelaufen , der Pfaff repte auf,
33

und fuhr damit davon. Daraus wurde die Geſchichte der


Pfalzgrafen , die gegen Heidelberg fuhren , die ſich aber
nicht im Volksbuche findet. Die Erzählung von dem Ades
lichen aus Dresden , den Fauſt auf dem Mantel aus der
Türkei abholte und zu ſeiner Frau zurüdbrachte , die fich
eben an einen Andern verheirathen wollte, iſt aus Heinrich
dem Löwen genommen. Das Roßtauſcher- Stück iſt der alte
böhmiſche Sdwank von dem Beder und den Schweinen.
Der Fürft Baian zauberte ganze Schwadronen Kriegsvolk
berbei, wie Fauft, als der Ritter von Hard ihn verfolgte ;
er konnte dabei jede beliebige Geſtalt annehmen. Roger
Baco trieb, wie Fauft, Schiffe ftromaufwärts. Von Pa:
racelſus verſichern ſeine Freunde J. Oporin in Baſel und
G. Wetter , die auf ſeinen Wanderungen ihn begleiteten,
er babe oft den Teufet feinen Freund und Geſellen genannt,
und zuweilen, berauſcht, um Mitternacht ganze Sdwärme
böſer Geiſter citirt und mit ſeinem Degen ſich mit ihnen
berumgeſdlagen. Wie Fauft den Alerander vor dem Kai
Per Maximilian citirte, ſo meldet die franzöſiſche Chronik,
wie Nobert von der Normandie Carl den Großen durch
den Zauber herbeigerufen habe. Zu der Geſchichte , wie
Fauft ein Fuder Heu als Salat um einen Löwenpfennig
gefreſſen , ging ebenfalls ein Pendant ſchon in früheren
Zeiten um , wie nämlich der Abt Erlolfus einem Wirthe
alle Gerichte weggeſſen habe, und am Ende des Wirthes
Weib ſelber mit, die jener aber hernach in der Küche wie:
der unverſehrt, ſo wie die Speiſen in der obern Kammer
gefunden habe. Auch die Geſchichte mit dem aufgefreſſenen
Wirthsiungen iſt daher keineswegs allein ihm eigen . Als
Carl IV. mit der bairiſchen Prinzeſſin Sophie Beilager
feierte , brachte der Braut Herr Vater einen ganzen Was
gen voll Schwarzkünſtler mit nach Prag. Da es aber am
S. Hofe an ſolchen Leuten auch nicht fehlte, ſo mußten ſie
mit einander certiren , wer die Kunſt am beſten gelernt
batte. Hier ergriff der böhmiſche Zauberer Zytho den Meiſter
der bairiſchen , Namens Gonin, ſperrte das Maul auf bis
an beide Dhren, und fraß ibir mit Haut und Haaren, bis
auf die Schuhe, welche, weil fie ſehr kothig waren , er
wieder von fich ſpie. Hernado reßte er ſich über ein gros
11 . 3
34

Bes Gefäß mit Waſſer, und gab den Verſchlungenen wie:


der von fich . ( Therſander .)
Fauſt iſt übrigens keineswegs der einzige und älteſte
Zauberroman ; früher ſcheint ihm die Sdrift vorangegan
gen zu ſeyn, die Koch anführt : „ Lucifers mit ſeiner Geſel:
chaft val. Und wie s' ſelben geiſt einer fich zu einem
Ritter verdingt, und ym wol dienete.“ Bamberg 1493. 4.
Eben ſo Theophilus *), eine Romanze, wo dieſer ſich mit
Leib und Seele dem Teufel verſchreibt , um wohl leben zu
können , und die Handſchrift in der Hölle dann niederges
legt wird. Am Ende ſchließt er jedoch minder tragiſch as
Fauft damit , daß er die Sünde bereut , und Maria ihn
aus des Teufels Gewalt befreit. Aber weit älter noch
und in die früheſten Jahrhunderte fallend, iſt die Geſchichte
des Zauberers Virgilius ** ). Mir iſt nur die holländiſme
Ueberießung deſſelben zu Geſicht gekommen : Virgit als
Jüngling geräth hier in eine Berghöhle ; ein Teufel , der
darin gebannt iſt bis zuin jüngſten Tage, wenn ein Menich
ihn nicht befreit, ruft ihn bei Namen, bittet ihn um Hülfe,
und verſpricht, ihn dafür die Schwarzkunſt zu lehren. Virs
gil willigt ein, läßt fich unterrichten, und öffnet dem Tell:
fel dann die enge Deffnung, in der er eingeſperrt ift; dics.
fer ſchlüpft hervor , und Virgilius ſtellt ſich erſtaunt, das
durch dieſes enge Loch die anſehnliche Figur hindurch ges
konnt, findet es unmöglich ; der Teufel verſpricht, um ihn
zu überzeugen, den Durchgang noch einmal vorzuneymen,
er drängt ſich hinein, und Virgilius ſchließt die Deffnung,
und verſperrt ihn von neuemt). So findet von dieſem

*, Man ſehe Abſchnitt X. dieſer Zelle.


by Man rehe Abſchnitt IX . dieſer Zelle.
Daffelbe, po wic noch mehreres aus dem Virgilius, erzadlom
die Schweizer vom Paracelſu8 ; der Teufel war nach ibneu
in einen hohlen Baum verſchloſſen und eingezapft, und Thedas
phraſtus befreite ihn dafür, daß er ihn zaubern lehrte.
liefere hier dieſe Soweizerfage in Folgendem :
Wie der Doktor Paracelſus den Teufel angefütyrt hat.
(Appenziller Voltsſage .)
418 der Doktor Parazelſus noch in Inrnrud war uno
bort ſtudieren lernte ging er einmal in einem Sonntag Mois!
35

Fauft der Teufel fich damals überliftet. Virgilius geht


nun bin mit ſeiner Kunſt, und baut ſich zunächſt ein Ca:
fiell ; ſeine Feinde hegen den Kaiſer gegen ihn auf, das
er ihn belagert, er aber verzaubert die ganze Armee, daß

gen im Walde ſpazieren und hatte allerlei Gedanken, ſo daß


er ſich ganz vergaß und immer tiefer in den Wald hinein ges
rieth. Plößlid ſtand er ſtill, denn es kam ibm vor, als hatte
ibn Jemand mit Namen gerufen ; er mochte ſich aber umſeben
wie er wollte , er konnte Niemand erbliden . Es ſind wohl
Naben in ihren Neſtern oder Winde in den Felsflüften ge :
weſen , ſagte er und ging weiter ; aber bald hörte er eine ete
was dumpfe Stimme : Parazelſus ! Parazelíus ! rufen und
die Stimme ſøien eben nicht von weit berzufoinmen . Wir
ruft ba ? Id antwortete es ganz nahe an ſeinem Dhr aus
einer Tanne, crlöſe inidy aus dem verdammten Kerker. Der
Parazelín18 erſdrack und ſprang etwas ſeitwärts , bald aber
faßte er Muth und rief: Wer iſt der Ich ? Man nennt mich
nur ben Böſen, erwiederte die Stimme, ich bin aber so ſchlimm
nicht , als mid die Leute machen wollen, dies ſollſt du ſehen ,
wenn du mich befreiſt. - Wie kann ich das ? fragte der Dots
ter. Sdau nur rechts an den Stamm der alten Tanne hin .
auf, da wirſt du ein rundes zäpflein mit drei Kreuzen erbli:
den , dahinter bin ich eingezwängt vom verfluchten Geiſter:
banner ; id fanns von Innen nid)t herausſtoßen. – Nun was
gibit tu mir dann , wenn ichs beransziche ? fragte Parazelſus .
Was verlangſt til ? Gib mir, ſagte Parazelſus, erſtens eine
Arzney , mit der idh alle Krankheiten heilen kann.; zweitens
eine Tinktur , womit id alles , was ich will , in Gold vers
to andle ; drittens drei Dinge , fiel der Teufel ein,
kann ich nicht geben, dicje Zahl iſt mir verhaft ; begnüge dich
an zweien , die ſollen dir werden . Wer ſtelt mir aber da:
für, daß du Wort bältſt ? Id , ro wahr ich der Teufel bin ,
antwortite die Stimme . Parazelíus dadyte, er wird mich
doch nicht gar holen für den liebesdienft, und ſagte dann
laut : Gut? ich bifreie did , wenn ich anders das Zäpflein
berausbringe. Alſo nahm er das Federmeſſer aus der Taſche
und faßte damit das Žäpflein , daß ein wenig bervorſtand,
and brachte es endlich nad vieler Mübe beraus; dann trat er
einen Schritt zurüd, die Augen auf daslödleingebeitet,und fab
nun eine haßliche ſchwarze Spinne dåraus hervorfrappeln , die
lier am Stamme hinunter auf das Moos ; aber kaum berührte
fie den Boden ro'verſd)wand fie, und auf einmal richtete fidi,
wie aus der Erde ſteigend, ein langer hagerer Mann vor dem
Parazelíus auf, und dieite ihn mit rothen Augen freundlich
grinſend an , und ſdilug den rothen Mantel ubereinander,
wahrſcheinlid , dainit parazelíus feine ichmählichen Hahnen .
füße nit isbon rollte ; aber der Mantel war ju kurz ind. Yay.
36

fie Alle nicht vorwärts noch rüdwärts können, und da ein


anderer Nigromant den Bann löst, ſeine Leute in Schlaf
verſeßt , und die Belagerer nun fürmen , findet V. noch
eine ſtärkere Verſchwörung im Buche, daß Adle , wie ſie

razelſus ſah die ſcharfen Klauen nur zit gut , und war im
Innerſten darüber erſchroden. Das machte dem Teufel Spaß ,
er ladite und ſagte : Graut Dirs ? fürchte nid)ts ; Dich hol
ich ja nicht. Komm mit dort an den Felſen. Der Parazel :
fuiß wäre lieber davon gelaufen und hätte ihm gerne den
Dank geſchenkt, aber er folgte ihm doch noch aus Furcht. Auf
bem Weg brachy fidhi der Teufel im Gebüſd eine Hafelruthe,
und als ſie an den nädyſten Fels kamen , der über die höchſten
Tannen hervorragte, ſo ſagte der Teufel: Wart hier, ich bin
ſogleich wieder da, und idlug mit der Ruthe gegen das Go:
ſtein : der Felo ſpaltete ſich tradend in zwei Stücke und der
Teufel verfdwand in der Kluft. Mcinethalb komm nicht wie :
der , murmelte der Parazelſus , aber der Rothmäntler trat
ſchon wieder hervor ans der Spalte, in jeder Hand ein Gläge
chen haltend, oben zugebunden wie die Arzneygläſer. Dieſe
reichte er dem Parazelſus dar. Das Gelbe da , ſagte er , iſt
die Goldtinktur, das Weiße die Arzney . Dann hob er die
Haſelruthe, die er vorher auf den Boden geworfen hatte, auf,
chlug damit wieder gegen das Geftein , und der Fels ſchloß
ſich augenblidlich zu ,als ob er nie' geſpalten geweſen. Gehſt
Du mit nach Inſpruc, ſagte der Teufel, ich hole dort den Geis
ſterbanner , der jept gewiß nicht denkt , daß ich los bin ; er
foul mire büßen. So gingen nun der Rothmántler und der
Doktor ſtille neben einander zwiſchen den dunkeln Tannen
fort; der Doktor hatte innerlich großes Mitleiden mit dein
Geiſterbanner und dachte : ,,könnte id ihn nur retten !“ Aber
den Scheelaug dazu bitten wird nichts helfen , ſagte er über :
legend, voraus eilen und den Geiſterbanner warnen geht audi
nicht; auch wüßte ich ja nicht eininal, wie er heißt und wo er
wohnt. So ging der Parazelſus hin und her ſinnend neben
dem Hahnenfußler daher, und drehte dabei zwiſchen den fin:
gern das hölzerne Zäpflein , das er zum Andenken behalten
wollte. Plöglich kam ihm ein guter Gedanke: ich will'8 pro ,
bieren , ſagte er ſtill in ſich – vielleicht geht8 eitel iſt er
gewiß - hilft's nichts , ſo sdh adets nichts. 418 er nun merkte,
baß ſie nicht weit mehr von der Tanne weg waren , worin
der Teufel geſtedt hatte , fing er an : der Geiſterbanner muß
wohl ein überaus mächtiger Mann geweſen ſein , daß er im
Stande war, Eud in ein ſo kleines Lödylein in die Tanne
bineinzuzwängen . Wahrlich , aus eigenem freien Willen möd ) :
tet Ihr Elich wohl ichwerlich ſo zujammen ziehen können zit
einer Spinne , bazu gehört viel. Dem Teufel iſt auch viel
möglich, ragte jener gereizt, was ihr Hallunkeu nicht begreift.
37

ftehen auf Leitern , Mauern , und der Kaiſer ſelbſt, wie


erſtarrt bleiben müſſen , bis ſie ſich mit ihm ausſöhnen
and er fie wieder löst. Dann baut er einen Palaft, in
deſſen vier Flügeln man Alles hört, was in den vier Quar :

· Was gilts , id madje midi aus eigenem freien Willen wieder


zur Spinne und friedhe vor Deinen Augen ins Löchlein hin:
ein. Ich begreif's eben icht, ſagte Parazelſus mit ſchelmi:
ſcher Gutmüthigkeit , aber ſehen möđť ich’s , ich gäbe gleich
meine zwei Flaídchen für das Kunſtſtück her . So hau , rief
der Teufel , und verſchwand in demſelben Moment , aber als
häßliche Spinne frappelte er wieder am Boden, lief am Stamm
der bekannten Tanne hinauf , und troch ing alte löchlein.
Blipíchnell binter ihm drein kommt das Zāpflein ,vom Para:
zelſus mit aller Gewalt nachgedrüđt. Was soll der Scherz ?
rief die Spinne von Innen . Es iſt Ernſt , ſagte Parazel
ſus und ſchlug mit einem Stein das Zapflein immer tiefer
hinein und frigte mit ſeinem Meffer drei friſche Kreuze dar :
über – ſolche Geſellen, wie du , gehören nirgends anders hin .
Abſcheulicher Undank, rief der Gefangene, und ſchüttelte wü :
thend , wie ein Sturmwind die Tanne , von der Wurzel bis
in bie Wipfel, und die Zapfen praſelten haufenweiſe auf den
Parazelſus . Aber lachend ob der ohnmá igen Wuth , lief
dieſer fort, und als er wieder aus der Dunkelheit des Waldes
in die hellen ſonnigen Wieſen hinaustrat, ſprach er : jcßt will
ich doch ſehen, wie der Teufel mich angeführt hat , denn er
bielt die Fläſdichen für ganz gewöhnlides Waſſer Aiſo 017
nete er das gelbe und ließ daraus ein Tröpiden fallen , und
ſieh , es wurde ſchwer und ſchwerer in ſeiner Hand und war
pures Gold . Freudig erftaunt machte er bas Fläſchchen jo :
gleich wieder zu , damit der Goldgeiſt nicht verduftete. Das
Eine iſt gut , ſagte er , das andere will ich and ſogleich an
bem franken Gemſenjägerbort unten in der Hütte probieren ;
und als er nun in die Hütte kam und dem Mann sinen Tro
pfen von der Arzney gab , wurde derſelbe auf der Strile ge :
( und, daß er ſogleich aus dem Bette aufſtand. Faſt ware der
Parazelſus in der Freude wieder in den Wald gelaufen und
bätte den Teufel losgelaſſen , aber er dach dann doch , der
zweite Liebesdienſt mödte ihm dießmal nicht ſo gut bekommen
wie der erſte.
Noch fteďt der Teufel in ſelbigem löchlein in ſelbiger
Tanne und hat wenig Hoffnung, loszukommen, denn der Wald
barf wegen der Schneelawinen nicht abgehauen werden , und
obſchon er Tag und Nacht ruſt und die Tanne ſchüttelt, ſo
wagt ſids doch eben deßwegen Niemand in dieſelbe Gegend .
Der Parazelſus aber iſt von ſelbiger Zeit an der berühmteſte
Doktor in der Welt geworden, und hat Reiche und Arme ge :
fund gemadt, und diefen oft nod von ſeinem Gold dazu gia
geben, daß ſie ſich aus der Noth herausreißen konnten . S.
38

tieren von Nom geſprođen wird. Weiter gründete er Sal.


vatio Romae, einen Thurm mit Biltniſſen , die nach allen
iegenden die Bloden in den Händen tragen , mit denen
jedisinal diejenige läutet, nach deren Weltgegend bin ein
Bolf die Stadt bedroht. Weiter verfertigt er ein kupfer's
nes Pferd mit einem Reiter von derſelben Materie, das
Madis durch die Straßen ritt und mit einem Fiegel alle
Diete tödtete ; dann eine Lampe, die immer brannte, bis
ſie dreihundert Jahre nach ſeinem Tode von einem Metalls
minn erſchoſſen wurde, den er mit geſpanntem Bogen dat
bei geſeßt. Dann legt er ſich einen Baumgarten an , wos
rin täglid Früchte reiften , Blumen blühten , unſichtbare
Vögel fangen, Quellen rieſelten, in denen Fiſche ſpielten ;
Attes nur init einer Luftwand, und doch ſo beſchloſſen, daß
niemand hineintringen mochte. Er verliebt fich weiterhin
in des Sultans Todter von Babylon , führt ſie auf ihre
Bitte mehrmals durch die Luft in ſeinen Baumgarten ; der
Sultan , der einſt ihre nächtlide Abweſenheit bemerkte, und
ſie Morgens wieder im Bette findet, fragt ſie um ihr Abens
teuer , ſie entdeckt ihm des Meiſters Kunſt. Der Sultan
gebietet ihr, ihn , wenn er wiederkehre , einen Schlaftrank
zu geben ; ſie thut, wie er ihr geheißen , und V. wird ges
fangen , und ſoll getödtet werden. Da zaubert er dem
Sultan den Euphrat auf den Richtplaß , daß er mit ſeis
nem ganzen Hofe in ihm ſchwimmt und zappelt wie die
Fiſdie ; er feibſt aber baut ſich eine Luftbrüde, entführt
Teine Geliebte, und gründet dann Neapel mit einem Thurme
barin , auf dem ein Apfel an einer eiſernen Kette hängt,
und wenn man ihn erſchütterte, dann mußte ein Erdbeben
die ganze Stadt erſchüttern, wenn man ihn aber wegbrach ,
dann ſollte die Stadt verſinken . Er ſtiftete auch Sculen
dort , und las ſeibſt Nigromantie , und naddem er noch
viel Anderes vollbracht, wollte er wieder ſich verjüngen,
und nahm ſeinen getreueſten Knecht, ging mit ihm in ſein
Caftell, und gebot ihm , ihn in Stücken zu bauen , und alle
Gliedmaßen dann, den Kopf zu unterſt, das Herz in die
Mitte , die Füße zu oberſt in eine Tonne zu legen, über
der eine emige Lampe brannte, und dieſe dann jeden Tag
öll erneuen, nach drei Wochen werde er als Jüngling wies
39

ber auferfiehen. Der Diener ließ ſich mit Mühe nur be:
reden, nachdem aber der Proceß fieben Tage fortgedauert
batte, vermißt der Kaiſer den Meiſter, er inquirirt auf den
Diener, und dieſer muß ihn endlich nach vielem Widerſtande
in das Caſtell einführen , das Metaúrieſen mit eiſernen
Dreſdhflegeln bewachen ; als man aber dort die Stüde in
der Tonne findet, wird der Diener als Mörder umgebracht,
und ein nactes Kind wurde da geſehen , und rief, verma:
ladeit ſey der Tag , wo ihr hergekommen , und verſchwand.
Man ſieht, wie Åles friſcher , romantiſcher, ſüdlicher, als
in dem Nordiſchen Fauſt iſt, der mehr gegen das Komiſche
oder das Soredliche hinneigt. Es iſt, wie mehrere Spus
-ren andeuten, italiäniſchen Urſprungs, und entweder uns
mittelbar von einem Italiäner, oder auch wohl von einem
Spanier oder Griechen in Italien geſchrieben. Mehreres
aus dem Romane , wie z . B. die Salvatio Romae , die
auch in den gestis romanorum und den ſieben weiſen
Meiſtern vorfömmt, deutet auf einen ſehr frühen Urſprung
des Werkes , der vielleicht hinter dem zwrölften Jahrhuns
tert liegt.

Ill.

kauft als Volksbuch.


Von Dr. Karl Roſenkra n ; *) .

Das Volksbuch von Fauft iſt die Zuſammenfaſſung ei


ner Menge von Sagen , welche ich alle um den Punkt
dreben , durch ein Bündniß mit dem Teufel fich zur
Macht der natürlichen und geiſtigen Welt zu erheben. Denn
viele Züge, welche das Voitsbuch von ſeinem Fauft erzählt,
werden gerade eben ſo von andern Menſchen berichtet,
welche dem Volk als gewaltige Geiſter erſchienen . Da ihm
, Geſchichte der deutſdien Pocfie im Mittelalter. Von Dr. Karl
Roſenfranz. 8. Salle 1830.
40

die Ableitung dieſer Gewalt oft nicht deutlich war, fo


verband es dieſelbe in ſeinem Bewußtſein mit dem Prins
cip des Böſen, wie z. B. die Phariſäer von Chriftus rage
ten , daß er die Dämonen im Namen des Beelzebubs auss
treibe. So iſt in den Augen des Volkes eine ganze Reihe
von Menſchen diaboliſch erſchienen , und man kann nicht
leugnen, daß es oft einen guten Inſtinct gezeigt und den
Mephiftopheles ſehr wohl geivittert bat. Eine große Folge
von Päpften, Poeten und Philoſophen fteht ſo da. Manche
der leßteren 3. B. Albertus Magnus, Theophraſtus Paracels
fus, Agrippa von Nettesheim , waren dem fdlichten Sinn
des Volkes mit ihrem Treiben ſo heterogen , daß es eine
unmittelbare Scheu vor ihnen hegte und ihre Beſchäftigung
mit der Natur, mit Zahlen und Figuren, mit der Geſchichte
und Philoſophie als unheimlich empfand. Eben ſo miß
trauete es übergroßem Reichthum und üppiger Pracht und
bezog ſie auf den Böſen als auf ihren Urheber. Was fich
dem Sinn des Volkes nicht entſchieden markirt, fließt uns
geſehen bei ihm vorüber, weßhalb es das , was es nicht
vom Himmel ableiten kann, von der Hölle abhängig macht.
So wenig nun der Fortunat von einem empiriſch nach:
weisbaren Fortunat, ſo wenig der ewige Jude von einem
wirklich lebenden einzelnen Juden abzuleiten iſt und ſo ge
wiß doch in beiden Sagen fich tiefe und wayrhafte Ideen
abſpiegeln , ſo auch kann Fauſt nicht von einem einzigen
Menſchen abgeleitet und das Volksbuch nicht als Biogra
phie deſſelben angeſehen werden. Sondern wenn es auch ſehr
· wahrſcheinlich iſt, daß ein Doctor Fauft am Ende des fünfs
zehnten und am Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts ali
lerdings in Schwaben und Sachſen als Zauberer ſehr kuns
dig war, und daß dem Mainzer Fauft, dem Erfinder des
Buchdruds, manches Diaboliſche nachgeſagt wurde, ſo ift
doch eine ſolche Entſtehung der Sage nicht ſchlechthin his
ſtoriſch durchzuführen. Vielmehr bleibt das Reſultat ges
rade folcher gelehrten Unterſuchungen , daß die Ideeihren
Vorrath ſagenhafter Stoffe auf ein allgemeines Individuum
zuſammenbäuft, unbekümmert um das beſondere Detail ſeis
ner Exiſtenz. So wird denn auch vom deutſchen Fauſt
erzäßlt, wie er , in per Magie tief erfahren , dem Teufel
41

fic verſchreibt, wogegen ihm diefer vier und zwanzig Jahr


bindurch in Adem zu Dienft reyn muß. Der Mephiſtopher
les muß ihm Geld ſchaffen , Speiſen herbeibringen und
Wiße machen helfen,womit er beſonders die junge Welt
amüfirt. Prädytige Gärten, Mufit, wilde Thiere zaubert
er um fich berum . Die ſchöne Helene von Griechenland
wird ſein Weib und er zeugt mit ihr einen Sohn, Juſtus
Fauft, einen Succubus. Eigentlich geliebt hat er die Magd
eines Krämers, der in ſeiner Nachbarſchaft wohnte , deren
Ebelichung aber der Teufel nicht zugeben wollte. Einen
Monat vor ſeinem Tode warnte ihn der Teufel und disa
putirte mit ihm viel über den Urſprung des Böſen , über
die Gnade Gottes, die Erwählung zur Seligkeit und zur
Verdammniß. Dann richtete Fauft ſeinen guten Freunden
noch ein herrliches Mahl zu , ſeßte ſeinen Famulus Wage
ner zu ſeinem Erben ein und ichenkte ihm den Geift Auer,
babn . Um Mitternacht erhob ſich auf Fauſts Stube ein
gräßliches Getöſe, und am Morgen fand man das Gehirn
an den Wänden der Stube verſprißt, den Leib aber auf
einem Mifthaufen. Er ward in Leinwand genäher und ſo
begraben.
An der Sage hebt fich das Böſeunftreitig als das Haupt
moment hervor und ſteht hier, wie immer im Mittelalter,
mit dem Magiſchen in Verbindung. Denn die Magie des
Glaubens iſt eben nicht Zauberei , ſondern das Wunder«
thum. Das Wunder iſt eine Aufſchließung von Gottes ur:
ſprünglicher Kraft , und wie dieſe im Wunder , ſo iſt in
ſolcher Zauberei die teufliſche Macht gegenwärtig. Wenn
der Menſch von der Liebe zu ſich geführt wird , wenn er
das Univerſum nur als Sich, nicht als Gott genießen wil ;
wenn er den Zuſammenhang der Dinge nur erſpäht, um
fie durch die Wiſſenſchaft ihrer Qualität und Verhältniſſe
gegen einander gebrauchen und fie durch einander vernici
ten zu können ; wenn er dieſer Macht des Verderbens fic
bewußt wird und ſie mit Luft ausübt, dann ergibt er fich
dem Böſen . Die Natur iſt ihm dann nur der Diener,
dem er das kommen und Geben zum Behuf ſeiner felbſts
ſüchtigen Zwede beißt. Unter den Zauberern, die wir bis
per tennen gelernt haben, hat eigentlich nur Klinſor einen
42

Cataniſden Charafter , weider mit dem Glauben in einen


determinirten Kampf tritt. Bei Fauſt iſt dieſe entirhiedene
Oppoſition gerade die Hauptſache. Jerod ift Alles , was
im Volksbuch von ihm erzählt wird, gar nicht ſo teufliſch.
Es haben ſeine Streide inehr, wie die Schwänke des mit:
telaltriſchen Virgilius, einen heiteren , ſmalkiſchen Anſtrich ,
jur Ergößung Anderer, beſonders der Studenten und des
bohen Adels, unter anderen auch des Kaiſers Marimilian,
dem er Alerander den Großen und ſeine Gemahlin von
der Geiſterwelt herüber citirte , welchen Zug der Englära
der Hamilton in ſeinem Gedidit vom Fauſt weitläufig ausa
geſponnen hat. Dieſer Heiterkeit, wie er Gläſer , Mefier
und Gabel und Affen einen Bau aufführen , ein Donauſdiff
von ſeinem Affen ziehen läßt, einem Juden um Geld ſeinen
fuß Verpfändet, auf einem Faß aus Auerbachs Keller reis
tet 11. ſ. w. ſteht das Böſe und der Bund mit ihm finſter
gegenüber. Das Eigenthümliche der Sage iſt der kede
Muth, mit weichem Fauft den Vertrag eingeht, denn dieſe
Freiheit bewirkt, daß man ſich nicht beklommen fühlt, ſondern
bei dem fühnen Beginnen vielmehr eine Erhebung nicht ger
meiner Art verſpürt. Wir fühlen dabei, daß wir Alle aus
dem Weſen unſerer geiſtigen Natur heraus uns entweder
Gott oder dem Teufel ergeben können. Fauſt fteht daher
am Schluß des Mittelalters als die kräftige Individualis
tät da , welche in der Empfindung der Macht ihrer Freie
heit den Egoismus mit Bewußtſeyn zum Princip ihres
Lebens reßt. Dieſer Act eben iſt als ein Bündniß mit
dem Teufel vorgeſtellt. Auch iſt die Sage conſequent und
läßt den Fauft zur Hölle fahren , deren Vorſtellung gerade
wie die des Teufels hier zum leßtenmal lebendig auftritt
and von da an im Verſchwinden begriffen iſt.
Auf der einen Seite ſchließt fich daher in Fauſt alle
Magie ab: er iſt der repte große Zauberer. Auf
ibn folgt die Zeit der Aufklärung der Zauberei durd Ches
mie, Phyſik und Medicin . Auf der andern Seite aber ift
Fauft aus der , welcher allem Glauben entragt
und mit dieſer Verneinung das Mittelalter ebenfalls beendet.
Der Satan verbietet ihm ausdrüdlich , in der Bibel zu les
ſen und von Glaubensſachen zu disputiren. Wollte er ja
43

lefen , ſo ſollte er das erſte , zweite und fünfte Buch des


Moſes leſen, den Hiob, nebſt den Apokryphen , im neuen
Teftament den Zólner , Mahler und Arzt , nämlich den
Matthäus, Marcus und Lucas durchgehen , den Pſalter aber ,
den Johannes und den Schwäßer Paulus gänzlich meiden.
Im Disputiren könne er Themata von Concilien , Ceres
monien und andere ihm dienliche Dinge wählen. Auc
fragte Fauft den Mephiftopheles, was er Anfangs für ein
Geiſt geweſen, ob der böſen Geifter viel wären, weswegen die
Teufel von Gott aus dem Himmel geſtoßen worden, wie sie
Hölle beſchaffen , ob eine zu ftatuiren oder nicht , was es
mit dem Himmel für eine Bewandniß habe , wie groß das
Anſehen und die Freude der Engel daſelbſt u. f. w . ? Ins
dem in Fauft die Individualität ſich practiſch auf die hödyſte
Spiße ftellt , iſt eben auch theoretiſch aller Glaube , alle -
Hirdlichkeit dahin , und wir ſehen Fauſt nur im Element
ter Weltlichkeit. Schon am Schluß des reinen Epos ek
kannten wir in der Leidenſchaft der Liebe das Streben der
Individualität, in ihren particulären Zweden fich abſolut
zu befriedigen ; ia , Parcival kämpfte ſchon mit Gott umu
den rüdhaltloſen und vollen Genuß ſeines Weſens. Dieſe
Macht der einzelnen Freiheit hat fich hier dahin gefteigert,
daß das einzelne Subjekt ſich ſelbft das ſubſtantielle Weſen
feyn wil, und dieſer Wille iſt der Wille des Teufels. Seine
Vollendung drückt ſich gerade darin aus , daß Fauft ſich
dieſer Gewalt, durch die Freiheit mit ſich machen zu köns
nen, was er wil , gewiß iſt. Die Erſcheinung dieſer Ger
wißheit iſt in der Form der poetiſchen Vorſtellung ein Bund
mit dem Böſen . Er entſchließt ſich ſelbſt dazu , weil ihm
ein Leben , ohne daß er ſich als deſſen Cauſalität wüßte,
eine unſchmadhafte Hülſe wäre. Im Fauſt, als in der für
fich noch nicht an und für fich freien Individualität , ens
tigt alſo das Mittelalter und zugleich mit ihm der Glaube
an einen Teufel außerhalb des Menſchen. Der Teufel iſt
mit der Innerlichkeit des Willens in das eigene Selbſt
des Menſchen eingekehrt und darum teufliſcher , als im
Mittelalter .
44

IV.
Bur Literatur der Fauftdidtung.
Von Dr. Karl Roſenkranz * ) .

1 ) Die Sage vom Militarius und Theophilus.


Was mir in Betreff der Sage, das Wichtigſte der neues
ren Literaturforſchungen zu ſeyn ſcheint , ift , daß Mone
1834, im Anzeiger für Kunde des deutſchen Mittelalters,
auf die älteſten Quellen der Fauftſage hingewieſen , und
ein Gedicht in lateiniſchen Herametern , 330 an der Zahl ,
bekannt gemacht hat ** ), welches mit der ſchon früher be:
fannten , auch franzöſiſch behandelten Sage von Theophis
lus zuſammentrifft, nur daß ſtatt des Geiſtlichen ein Rita
ter der Held iſt, weshalb auch das Gedicht Militarius
beißt. Die Tendenz zur Verherrlichung Maria's , durch
die von ihr bewirkte Erlöſung des Sünders, iſt ebenfaus
die nämliche.
2) Zum Leben der Sage.
Die lebendigfte Geſtalt für das Volk þat die Fauſtſage
noch immer in dem Puppenſpiel , und es iſt ſehr zu
bedauern , daß wir nicht mehrere Recenſionen deſſelben
befißen . Ich meine nicht bis auf die Worte bin , denn
bei der Beweglichkeit der Improviſation , die auf dem
Marionettentheater herrſcht, iſt das nicht möglich. Allein
der Gang der Fabel, die Accentuirungder einzelnen Mo
mente, die Manier des Wißes , das Fortlaſſen oder Hin
zuerfinden von Scenen , dies Alles iſt einer großen und
keineswegs zufälligen Verſchiedenheit unterworfen. 3 01:
Ier in ſeinem trefflichen Büchlein : Bilder aus Sdwa :

*) Zur Geſchichte der deutſchen Literatur. Don sfarl Roſenkranz .


8. Königsberg 1836.
**) Man ſebe Abſchnitt X. dieſer Bode.
45

ben *) , hat uns die Umriffe einer zigeuneriſchen Bebande


lung mitgetheilt, worin Fauft einen ſehr ritterlichen Cha:
rafter annimmt **). Ich habe an verſchiedenen Orten
Deutſchlands das Puppenſpiel ziemlich in der Geſtalt ges

* ) 8. Stuttg . 1834.
**) Die betreffende Stelle lautet: „ Vor den Dörfern in Schwa.
ben lagern ſich am Mittag 3 igeuner : Familien aus
acht bis zehn Gliedern beſtehend. Sie gebören alle einem
Stamine an , deffen jeßt vielleicht noch lebendem Dberhaupte
für ſeine Verdienſte bei Gefangennehmung des berüchtigten
Bannidel o beſondere Vaganten-Nedhte ertheilt worden ſind.
Ihre Habe beſteht aus einigen Keffeln, ein Paar aufgefangenen
Şunden , einem kleinen Pferdchen, ein Paar Violinen und eis
ner Baßgeige und, wenn es gut geht, ciner gellenden Kld:
rinette. Als Sißbretter für die Zigeunerbrut dienen in dem
Wagen , den ſie mit ſich führen, Couliſſenſtücke, die am Abend
zur Bewunderung hinreißen müſſen . " Die Zigeunermutter
wird zu dem Vorſteher der Dorfgemeinde abgeſandt, um ſich
mit ihrer bedeutenden Zungenfertigkeit die Erlaubniß zur Ers
richtung einer Schaubühne zu erbetteln. Von Geldbeftechung
wiffen dieſe unverdorbenen Nachkommen der Aegyptier, wie
fie fid nennen , nichts ; aber doch geht es in der Regel gang
ohne Beſtechung nicht ab. Statt daß fie Butter und Eier
die Küche der Hausfrau legen , öffnen ſie auf der Flur des
in
Sdultheißen neugieriger Tochter die Hand , und prophezeien
ihr ein Gut, nad welchem die Holde mit ganzem Herzen
ſtrebt. Die Tochter liegt dem Vater an und erhält wohl
nie einen abſchlägigen Berdeid . - In der niedern Stube dir
Dorfſchenke wird die Scene erridhtet; vor der Bühne ſind die
Pläße für das Orcheſter , beſtehend aus zwei Violinen und
einer Baßgeige ; nicht ſelten bleibt aber auch die Kapelle gang
weg . Vor der Thüre fist der Stämmigfte der Horde, der
gewählt wird, damit er im Falle der Noth ſeine Kräfte gegen
bas ſchauluſtige Publikum in Anwendung bringen könne, wenn
es ſich mit Gewalt freien Eintritt zu verſchaffen ſuchen würde.
Der Preis iſt ſehr hodh, man verlangt zwei Kreuzer , Nier
mand will eintreten, auf der Treppe ſtehen die Bauernburſdhe
mit ihren Sch äş en und machen bedenkliche Geſichter , dres
ben und rücken mißmuthig an ihren Müßen , weil ſie weder
das Theater miſſen, nod die ungeheure Summe verſchwenden
wollen. Zwei Vergeuder , beurlaubte Soldaten , treten end.
lid ein . Der Neið erregt eine Revolution ; der Zigeuner
muß dem murrenden Volke nachgeben; er verkündet , daß er
ber & unſt zu Liebe nun um anderth alb Kreuzer eins
laſſen werde. Das wirkt ; die Großen des Dorfes erlauben
ſich dieſe Ausgabe, die Niederen reben es am Ende durch, daß
fie die vinteren Pläße um einen Kreuzer in Berdlag nehmen
46

ſehen , welche Franz Horn in ſeiner Geſchichte der deuts


ſchen Poeſie dem Publikum initgetheilt hat. Ich habe es
aber auch von einer Berliner Geſellſdaft aufführen
geſehen , welche die alten Elemente ſehr in das Moderne

búrfen . Die kleine Jugend verſammelt ſich um die Thüre


ber, wird zehnmal weggejagt und erſcheint zum eilften Male
wieder. Ein Gefd metter, entweder mit der Trompete oder
nur durch Menſchenſtimme hinter den Couliffen hervorgebrado,
Verkündigt den Anfang des Stückes. Der Vorhang wird
aufgezogen und die Marionetten erſcheinen. Fauſtus, dit
Zauberer, der Sdywarzkünſtler lehnt ſich an den Hintergrund,
der eine Stadt vorſtellen ſoll , und hält folgenden Monolog :
„ Ich bin die geſchickteſte Doktor, und all die Geſchickſamkeit
hilft mir nicht dazu , daß mich die ſchöne Prinzeſſe lieben ſoll.
fd will den unterirdiſden Satan heraufbeſchwören , daß er
mir in meine Plane, die Prinzeſſe zu verlieben, beiſtehen ſoll.
Teufel, ich rufë Dir !"
Während dieſer Rede iſt der luſtige Diener erſchienen und
hat einſtweilen das Publikum mit tomiſchen Geſticulationco
interhalten. Die Erſcheinung des Satans wird durch einen
Sprühteufel vorbereitet. Der Hölliſche reitet aus der Luft
berab , weil keine Verſenkung vorhanden iſt. Der Diener
bricht in ein Gelädter aus und der Teufel fragt :
Faufte , Du haſt mir gerufen, was iſt Deine Wille ?"
Ich liebe die ſchöne Prinzeffe, kannſt Du ſie in mir vers
Hebt machen ? "
- Nichts' leichter, weder das ; Du ſchneideft Dir in den Jyne
ger und verſchreibſt mir Dein Leben , dann ſteht Dir alle
meine hölliſche Kunſtfertigkeit zu Gebot , bis du die vierte
Mordthat verrichtet haſt .“
Fauftus und der Deufel reiten mit einander fort, der Die
ner macht ſich über den unverſtand ſeines Herrn luſtig und
der Vorhang fält. - Jin zweiten Akte tritt die ſchöne Prin
gelſe hervor ; fie iſt dreimal größer, als ihr Geliebter , jam.
mert aber mit ſehr zarter Stimine , daß er ſo lange niot
kommen will, Peufzt ſehr traurig und geht ab. Fauſtus tritt
por und ruft nach einer Furio , die ihn nach Mantova tras
gen ſoll. Die Geſchwindigkeit des Auerhahns rühmt ſich die
erfte Furio zu beſigen . Das reicht nicht hin. „ Ich bin ſo gou
owind , wie die Kugel aus dem Rohr ," ſagt die zweite.
Eine döne Geſchwindigkeit, aber nicht geſchwind genug für
Faufte, Furio wie geld wind biſt Du ?" ,, Ich bin ſo geo
chwind ', als die Gedanken des Menſchen . ,, Allerdings
eine ſchöne Geſchwindigkeit ; denn die Gedanken des Metho,
ichen ſeynd das Geſchwindeſte! Trage mich nach Mantova, zu
meine geliebte Prinzeſfe, meine Soap !" Fauſt fest fidi det
Furio auf den Kiden und fãyrt Durd die Luft.. Der. Disa
hinüberzog , wodurd ein beftiges Sowanken der Phan :
taſie zwiſchen mittelalterlicher Haltung und neueſter Aufo
flärung entſtand. Von Fauft's Figur war die geiſterhafie
Dämmerung entwichen , aus der er mit ſeinen fühnen
Thaten blißend hervortritt. Kaſperle riß das Hauptins
tereſſe mit Production von Berliner Edenfteberwißen an
ſich, alſo das Wortſpiel waltete vor. Fauſt erſøien nicht
in einer düſtern Studierſtube, ſondern, was natürlich auch
eigents auf dem Anſchlagzettel bemerkt war , in einem
großen, prachtvollen , kerzenerleuchteten Saal, der zu beis
den Seiten mit Statuen bereßt war. Das Puppentheas
ter hielt alſo Schritt mit dem großen Theater ; es lies
die Decoration ſpielen , und machte fich’s mit dem Dra.
matiſchen bequem. Die Tochter des Herzogs von Paduir
( in der zigeuneriſchen Darſtellung geht Fauft nach Mans
towa , wo er vier Nitter erſticht, als er ſich um die „ Prin .
Befa bewirbt ) hieß Lucrezia. Statt Griechenland war
ſchon recht zeitungsmäßig Conftantinopel gelebt ; die Teise
fel des Puppenſpiels haben ſonſt hebraiſirende Namen von
kabbaliftiſdem Gepräge ; ftatt deſſen figurirte Pluto, Alekto
1. F. w . Das Intereſſanteſte aber war der Vertrag zwis
idhen Fauft und Mephiſtopheles. Fauſt fordert Geld, Weis
ber , Ruhm . Kleinigkeit , erwidert der Teufel. Er ver's
langt , er ſoll ihm einen Damm über die Donau bauen .

ner macht einige kernhafte Bemerkungen und der Vorhang


fällt. Im dritten Ait verleitet der Teufel den Fauſt , ſeint a
Vater umzubringen, um die großen Sdaße nicht langer en
warten zu müffen , denn der Mann hat einen zähen Leben . “
3m vierten Akt erfticht Fauſt aus Eiferſudyt ſeine geliebte
Prinzeſſe und ihren vermeintliden Liebhaber. Der kleine Din
aer faßt das ermordete Paar an den Beinen und ſchleppt es
unter mancherlei jocoſen Redensarten auf der Bühne umber,
gibt den Todten auch zu großer Unterhaltung des Publikums
einige Dhrfeigen , damit ſie wieder erwachen ſollen , und veno
id windet dann . Im fünften Akte hört man die lude eilf
Nbr ſchlagen . Fauſt hat das Maß ſeiner Verbrechen voll gis
madit, der Teufel erſcheint , demonſtrirt ihm ſein Leben weg ;
(8 idlägt zwölf Uhr , der Dampf eines Sprühteufel8 erfüllt
bie Cuft. Fauſtus wird geholt, der kleine Diener ſchlägt ein
gellendes Gelächter auf, giebt cinen grauſamen Wiß über
feines Berrn Dummbeit zum Beſten und das Stüd geht ju
Onde."
48

Ha, meint der Satan , du fängſt an, finnreich zu werden ;


indeſſen, es ſey . Endlich aber rüdt der Doktor mit dem
Poftulat hervor : er ſolle das Unmögliche möglid
machen. Sehr naiv entgegnet der Teufel : das ſey uns
möglich, wie er ſelbft einſehen werde . Da Fauft den
Vertrag jedoch nur unter Erfüllung dieſer Bedingung
eingehen will, entſchließt er fich endlich auch dazu. Dieſe
Art von Metaphyſik iſt gewiß für unſere Zeit ſehr charát:
teriftiſch. Man bleibt nun geſpannt, was dann Fauft
fordern werde, das die Kräfte des Mephiſtopheles über:
fteige. Endlich will er nach Jeruſalem . Das iſt unmög:
lich, entgegnete M., dieſe Stadt iſt uns Teufeln zu be:
treten verboten . Natürlich wirft ihm der Doktor ſeine
Ohnmacht und fein Verſprechen bitter vor. M. ſucht ihn
zu beſchwichtigen , und verſpricht ihm , das Kreuz Chriſti
vom Calvarienberge zu holen, was auch geſchieht. Indem
nun Fauft vor demſelben ſich knieend in reuige Empfinduns
gen verſenkt , ftellt Meph. in ſeinem Rüden die verführes
riſche Grazie der ſchönen Helena auf, und vom Gebet,
von den Mahnungen des guten , den Einflüfterungen des
böſen Engels ſtürzt er ,, wie immer in dieſer Scene des
Puppenſpiels, jählings in ihre Arme.

V.
Geſchichte des Doctor fauftus.
Volksrage * ) .

1
Erſtes Sapitel. Es war der Samſtag in der fills
len Woche. Die Gläubigen rüſteten fich , bei Arbeit und
Gebet, in wehmüthigem Rüdblick auf des Erlöfers Tod,
und in ſehnſüchtigem Hinblid auf deſſen Urftände, zum

*, Ein Volksbüchlein. 11. Theil. 8. Mindea 1839 .


49

kommenden Feſte , zu den fröhlichen Oſtern . C


Indeffen
ſaß zu Hauſe in ſeiner Arbeitsſtube Doctor Fauftus zu
Wittenberg , in ſchwermüthigen Gedanken verſunken. Die
beilige Woche, die Gnadenzeit, hatte er auf eine unheilige
Weiſe zugebracht. Statt frommen Betrachtungen und an:
dern Geiftesübungen obzuliegen , vertiefte er ſich in welt
lichen Büchern und Dingen,und brütete über zauberiſchen
Worten und Zeichen . Zerfallen mit ſeinem Gott , dem
Schöpfer und Erlöſer , wandte er ſich an die Natur und
an den Fürften dieſer Welt , der ihn mit dem alten lod:
wort : „ Ihr werdet ſeyn wie die Götter , " ganz und gar
bezaubert hielt. In dieſer Verblendung , ohne Beicht und
Vuße, hatte er fich von demLiebesmahleder Chriſten, und
ſohin von der chriſtlichen Gemeinde felbft ausgeſchloſſen.
Und der Tag der Erinnerung an den Verſöhnungstod des
Gottmenſchen , er war in ſeiner Seele vorüber gegangen
wie eine geſpenſtiſche Erſcheinung, die nur Grauen erregt
und Entſeßen. So traf ihn der fide Sabbathstag über
ſeinen Büchern , in deren Erforſchung er Ruhe und Seil zu
finden hoffte. Aber bald verwirrten die Zauberformeln ſeine
Sinne; das Bewußtſeyn ſeiner ſchweren Schuld umnach :
tete wieder die Seele ; es litt ihn nicht mehr in der engen
tumpfen Stube. Er raffte ſich auf, und eilte fort , auf
das Feld, in den Wald. Die Luft wehte erquidlich ; der
Himmel prangte im ſchönſten Blau. Lerchen jubilirten in
den freien, friſchen Lüften , Rebe ſcherzten im blühenden
Geſträuche ; Fiſchlein ſchwammen gar wohlig im naſſen
Grunde ; die ganze Natur feierte ihre Hochzeit, den Lenz.
Inmitten dieſer Freudigkeit, die alle Creaturen durchdrang,
fühlte fich Fauftus allein troft- und freudenleer. Wenn er
aufſchaute zum Himmel, ſo fab er nur ſeine Sündhaftigkeit
und Verworfenheit; und wenn er um ſich ſchaute, ſo gewahrte
er nur ſeine Armuth und ſeine Verlaffenheit. Er ſeufzte
tief auf und ſprach : Armes Menſchenkind ! wie klein, wie
Schwädlich und ärmlich bift du , der fich den Herrn der
Welt nennt, gegen dieſe Welt ſelbſt und gegen Jegliches,
was fie beſchließt und bervorbringt ! Sicher rubet des
Himmels Beſte auf dem ewigen Grunde. Ungehemmten
Laufes ziehen die Geftirne herauf und hinab , und kehren
II . 4
50

wieder zu ihrer Stunde. Wolfen entſtehen und vergeberr


in immer wechſelnden und immer neuen Geſtalten . Die
Berge wurzeln unerſchütterlich in den Tiefen der Erde, und
die Flüſſe finden ihre Bahn in die Länder hinaus. Die
Sperlinge haben ihr Futter und die jungen Raben ihre
Aeßung . Die Lilien , fie nähen, ſie weben nicht, und dod
prangen fie ſchöner in ihrem Kleide , als der König auf
ſeinem Throne. Nur du, oMenſch, biſt verwahrloſet, ver :
fürzt in Adem, was du wünſcheft, was du bedarfſt. Nadt
und bloß kommſt du in die Welt, und zermartert und ge:
brochen finfft du in die Grube. Das Wild des Waldes
hat mehr Freiheit und Freude , der Wurm , der getretene,
weniger Schmerz, als du. Dein Leben iſt kein Leben ; 18
iſt nur ein kümmerliches Daſeyn. Das Brod, das du ges
nießeft, trieft vom Schweiße deines Angeſichtes , und der
Trank, der dich erquiden ſoll, er iſt getrübt von den Thräs
nen des Jammers. Was du befißeſt, iſt ein Darlehen der.
Natur ; ein Darlehen , das du ihr gewaltſam entreißen oder
liftig entwenden mußt. So biſt du , armes Menſchenkind,
auf deine eigene Unmacht angewieſen, und dein Elend iſt
um ſo größer, da du , es ro ganz fühlen und erkennen magit
mit deinem Geifte. Denn dieſer dein Geift, welchen Erfag
bietet er dir für das , was du vermiſſeft, gegen die Ges
fehöpfe, die du vernunftſos nenneft ? Eine Freiheit, welche
dir deine Gebundenheit erſt recht fühlbar macht; eine Vers
nunft, die dich mit ewigen Zweifeln peiniget und mit uns
auflösbaren Räthfeln abmühet; eine Sehnſucht, die nie bes
friediget wird ; eine Hoffnung, wofür keine Bürgſchaft ges
geben iſt; eine Liebe, die feinen Gegenſtand findet, der
würdig genug wäre , zu empfangen , und kräftig genug,
um nach Verdienſt zu erwiedern. Unglüdlicher ! wer du
immer Menſch heißeft! Armſeliges Kind der Wüſte , das
der Vater verſtoßen und die Mutter nicht aufgenommen
bat!" Alſo klagte und frevelte der verblendete Fauſtus.
Und wie einer, der an Rettung verzweifelt , gegen ſeine
eigenen Eingeweide wüthet , und ſein Leben zerſtört, nur
um des Lebens unerträgliche Qual zu enden , ſo zermar
terte er mit grauſamer Luft ſeine Seele mit finſtern , der
Hölle entftiegenen Gedanken.
51

3weites eapitel. Rach einem wild duro ſchwärm .


ten Tage fam Doctor Fauſtus (pät , bei finſterer Nadt,
in ſeine einſame Wohnung zurüd. Die Bücher mit jenen
Jauberiſchen Worten und Zeichen lagen noch aufgeſchlagen,
wie er fie verlaſſen hatte. In ihrer Erforſchung und Ans
wendung war ihm das Mittel aufgeſchloſſen, die tieffte und
innerfte Macht der Natur zu beſchwören , daß fie ihm zu
Willen Fey in Adem , was er zu wiſſen oder zu thun wünſchte.
Er ſtellte ſich in ftolzer Freiheit zwiſchen Gott und die Nas
tur; und er entſchied. Er ſprach : ,, habe mich eifrig
beſtrebt, dich zu ſuchen und zu finden, von Jugend an bis
auf dieſe Tage. Aber je mehr ich dich geſucht, defto weis
ter haft du dich entfernt ; und indem ich dich zu finden,
zu halten geglaubt, da hielt und umarmte ich ein Gemächte
meines Gehirns und ein Trugbild meines Herzens. Wiuft
du , erhabener Geift, dem Geiſte nicht erſcheinen , ſo
bleibe mir denn unbekannt und ungeliebt. În Demuth
und Glauben naht fich kein Geift dem Geiſte, und ich bin
bir gleich." Nach dieſen Worten frechen Uebermuthes hinc
terlegte er die Bibel in die hinterfte Ede feiner Bücherei,
und er nahm das Zauberbuch Zoroafters hervor. Ein ge
beimer Schauber durchzudte ihn, als ob die Seele fich lose
reißen wollte von der Seele. Er aber verharrte in ſeinem
Frevelmuthe und ſprach : Nein ! ich will nicht länger mich
peinlichen Täuſchungen hingeben. Was frommen mir jene
Verheißungen , die mich auf eine Zeit getröſten , wo ich
nicht mehr bin ? Ich will leben , ſo lange ich lebe; und
die Welt, die meine Behauſung ift, fie Tey mir auch eine
Bewohnung der Luft und der Freude. Alles Angenehme,
was mein Fleiſch begehrt, alles Scöne, was meine Sinne
verlangen , Alles, was das kurze Leben fich wünſchen mag.
an Scäßen , an Ehre und Macht, das fey mein Antheil
fürderhin .“ Er idyloß das Zauberbuch jenes Magiers auf
und ſagte: „Sier, in dieſen geheimnißvollen Blättern wird
mir ein anderes Reich aufgethan , als fenes erträumte ;
und der Fürſt der Welt, auf den mich dieſes Wort ans
weiſet, er ſtellt ſeine Gewalt unter die Macht meines Widens ;
und, um mich mit ſeiner Nothwendigkeit zu beglüden , bers
langt er kein anderes Opfer, alsmeine armeunmäohtigeFreie
52

heit.“ Alobald verließ Dr. Fauftus ſeine Wohnung und


ging ins Freie ; hier zog er auf einem Kreuzwege die Zau.
berkreiſe, und bereitete Alles zum furchtbaren Höllenzwange.
Indem er noch mit dem Werke der Finſterniß beſchäf
tigt war , dylug die Mitternachtsſtunde. Es ertönten die
Gloden zur Oſtermette , und aus dem Munde der verſam :
melten Chriſtengemeinde erſcholl weithin der fröhliche Offers
geſang: ,,Chrift ift erftanden , “ und in die Herzen von
Tauſenden fiel erquidlich der Himmelsthau der Freude ob
der vollendeten Erlöſung und der Hoffnung auf eine lob :
nende Unſterblichkeit. Dr. Fauftus vernahm von allem
dem nichts , was außerhalb ſeiner Zauberkreiſe vorging.
Einzelne Töne fchlugen wohl an ſein betäubtes Ohr, aber
fie klangen wie Töne einer geſpalteten Kryſtalglode, wie
die verlorenen Seufzer einer verlaſſenen Braut, wie das
leßte Gewimmer einer gemordeten Unſchuld. Nun that
er ſeine fürchterliche Beſchwörung, wobei er Gottes heilis
gen Namen felbft mißbrauchte , und alsbald erſchien ihm,
unter Sturmgebrauſe und der Elemente Aufruhr, der Fürſt
der Welt, gräulichen Anfehens, der ihm verſprad , er wolle
ihm einen ſeiner Knechte ſenden , daß derſelbe einen Pact
mit ihm abſchließen , und ihm , Fauſto , Todann zu Dien:
ften ftehen ſolle auf Leben lang. Das ift denn auch ges
( chehen . Denn als Dr. Fauftus in ſeiner Wohnung ans
gekommen , meldete ſich alſogleich der dienſtbare Geift, der
fich Mephiſtopheles nannte , und er ſchlug ihm einen Pact
vor, des Inhalts : „ Fauſtus rolle verſprechen und ſchwö:
ren, daß er ſein, des Geiftes , eigen ſeyn wolle , und daß
er ſolches zu mehrerer Bekräftigung mit ſeinem eigenen
Blute gegen ihn verſchreiben folle ; dagegen wolle derGeift
ihm , Fauſto, vier und zwanzig Jahre zum Ziel feßen, und
er ſollte inzwiſchen alles das haben , was rein Herz gelü
ftete und begehrte ; nach Verlauf fener Zeit aber ſolle er
der Gewalt des Satans verfallen ſeyn .“ Dr. Fauftus
willigte ſofort ein, und ſhidte fich ſogleich an, eine Ader
in der linken Hand zu öffnen . Da däuchte es ihm , als
Tehe er eine Schrift eingegraben mit blutrothen Buchſta :
ben : HOMO FUGE , das iſt: Menſch , fliehe ! Aber Faus
ftus kehrte fich nicht daran , ſondern ſchrieb den Pact nies
‫ور‬

‫را‬

‫‪1‬‬
V
E TO
53

der , und unterzeichnete zuleßt mit eigenem Blute : 3oban


nes Fauſtus.
Drittes Kapitel. Es war aber dieſer Doctor Fau
ftus der Sohn armer, fedoch frommer Bauersleute in Sach
ſen. Noch als kleiner Knabe kam er nach Wittenberg ,
wo ihn ein Vetter , der keine Leibeserben hatte , an Sohs
nes Statt annahm und ihn fleißig zur Schule und Kirche
hielt. Der junge Fauft war auch eines ſo gelernigen Ko:
pfes , daß er allen ſeinen Mitſchülern den Vorrang ablief.
Xuf Anrathen reiner Lehrer widmete er fich daber der Gote
tesgelabrtbeit , und er brachte es in dieſer Wiſſenſchaft To
weit, daß er in öffentlichem Verhöre zehn Magiftris ob
fiegte, weßhalb er die Ehre und Würde eines Doctors der
Theologie erhielt. Allein , wie gar Vielen geſchieht : die
Wiſſenſchaft blähte ihn auf; er hatte Gefallen an eitlem
Geſchwäß und an Fabeln, vor welchen der Apoſtel warnt ;
und er vergaß oder erwägte nicht, daß der Anfang der
Weisheit die Furcht Gottes fey. Kein Wunder daber, daß
die heiiige Sdrift, die den Einfältigen im Geiſte eine Quelle
des Troftes iſt, ihm bald zur waſſerloſen Ciſterne gewors
den, aus welcher er ſeinen Wiſſensdurft vergebens zu ftil:
len trachtete. Er legte fie darum mißmuthig bei Seite,
und wandte fich zu den weltlichen Wiſſenſchaften , und
forſate in den Sternen , in den Kräutern , Metallen und
Steinen, in Adem, was die Natur in großen Erſcheinun
gen aufweiſet und an geheimen Kräften verbirgt. Es ſagte
ihm dieß Alles von Tag zu Tag immer mehr zu ; denn
während ſein unſinniger und hoffärtiger Kopf feine Luft
hierin fand , entdeckte rein begehrliches Herz zugleich die
Mittel, um ſeine Gelüfte zu befriedigen in dieſen weltlichen
Dingen . Man lieſet in alten Chroniken, daß in denſel:
ben Tagen viele Männer, die der Wiſſenſchaften pflegten,
auf verderbliche Irrwege gerathen reyen , und zuleßt ein
jämmerliches Ende gefunden haben. Es war nämlich ſchon
ſeit langer Zeit das Heidenthum eingedrungen in die Chri
Atenheit und hatte die Wißbegierde feiner Köpfe auf fich ges
zogen und ihre Neigung gewonnen . Wahrhaft frommeund
verſtändige Männer ließen fich zwar freilich nicht bethören
durch die verführeriſ en 3eichen der Zeit, ſondern ſie bes
54

nüßten ſie vielmehr gar wohl zu guten und löblichen Zwes


den . So jener Albertus , der Große genannt , welcher,
die heidniſche Wiſſenſchaft mit der driſtlichen Weisheit ver:
föhnend, die Kräfte der Natur zu erforſdien und anzuwens
den ſuchte zur Verherrlichung Cottes und Erbauung der
Menſchheit. Oder wie Theophraſtus Paracelſus, der Meie
ſter in den natürlichen Wiſſenſchaften ; denn indem ihm
einleuchtete, daß der Menſch , als eine kleine Welt, an das
große Weltall gebunden fey, ſo ſuchte er auszukundſchaf:
ten, wie unſer fterblicher Theil fich frei erhalten könnte von
der Elemente böſen Einflüſſen , und ſich wieder herſtellen
möge von IInglüd , Krankheit und Siechthum aller Art.
Die meiſten aber fannten in ihren Forſchungen weder Maaß
noch Ziel : denn in geiſtlichen Dingen verleitete die einen
Hochmuty und Stolz, daß ſie mit frevalm Wibe Gottes
Wort und Kraft eine Deutung und Anwendung gaben,
welche den Heiligen Ueberlieferungen und den Sagungen
der Bäter zuwider liefen ; und in den weltlichen Dingen
trieb die andern gemeine Begierde und finnliche Luft an,
in die geheimſte Werkſtätte der Natur einzudringen , und
zu erforſchen, wie das eitle , gleißende Gold erzeugt wer:
den könne , und der ewig verjüngende Lebenstrant. Ja,
einige, wie jener Agrippa von Nettesheim , gingen in ih.
rer Verblendung und Verruchtheit ſo weit , daß fie das
Wort Gottes und die Kraft des Himmels ſelbſt dazu mißs
brauchten, um den Satan, in deffen Macht die Natur ſeit
dem Sündenfalle gegeben iſt, zli zwingen, daß er ihnen
die Schäße der Unterwelt und der Hölle aufthue. Sie tries
ben -
wovor Gott alle Chriſtenmenſchen gnädiglich bes
wahren wolle ! die ſchwarze Kunft, die finſtern Werke
der Zauberei , und ergaben fich , auf daß ihnen der Böre
dienſtbar rey in der Zeit , der Dienſtbarkeit des Böſen in
alle Ewigkeit. Dieß war und ift auch die Geſchichte von
Dr. Fauftus, und fie ſchwebt uns als ein trauriges Erems
pel vor unſern Augen. Aber weder er, noch die ihm fol :
gen, verdienen Entiduldigung. Denn es fteht geſchrieben :
,, Niemand kann zwei Herren dienen .“ Und : ,, Du fount
Gott deinen Herrn nicht verſuchen .“ Wiederum : „ Was
nugt es dem Menſchen , wenn er die ganze Welt gewänne,
‫‪55.‬‬

‫ال‬
‫|‬

‫‪11‬‬
35

aber an ſeiner Seele Schaben litte ?" „ Wer aber des


Herrn Wille kennt und nicht thut , der wird zwisfach ges
züchtiget werden.“
Viertes Kapitel. Seit Doctor Fauftus den Bund
mit dem Teufel gemacht, gewann er alles erdenkliche Vers
gnügen , Ehre und Anſehen vor der Welt und den Mens
iden . Sein dienſtbarer Geift Mephiſtopheles erfüllte jeden
ſeiner Wünſche ; ja, er wußte es ſo zu machen und zu ord :
nen , daß ein Gelüfte das andere hervor rief, und daß das
Labſal, welches den Hunger und Durft des Leibes des leis
bes und der Seele ſtilte, einen Hunger und Durſt nach
größern und feinern Genüſſen in ihm erregte. Am liebſten
bielt fich Dr. Fauſtus zu Hauſe und in Geſellſchaft von
gleichgeſinnten Genoſſen. Seine Wohnung war reich an
Schmuck von Silber und Gold, wie der Palaſt eines Für:
ften. Sein Garten trug Jahr aus Jahr ein die feiten:
ften Früchte jeder Art ; es herrſchte darin, zur Verwunde
rung Ader, ein ewiger Frühling. Wenn er zu Tiſche ſaß
mit ſeinen Freunden , fo ftanden die auserleſenften Speiſen
und Getränke in Bereitſchaft ; und, ſo viel fie zechen mochs
ten , der Vorrath konnte doch nicht erſchöpft werden an
cypriſchen und albaniſchen Weinen und an koſtbaren auslän
diſchen Früchten jeder Art. Dieß Alles hat der dienſtbare
Geift herbeizuſchaffen gewußt. Mit Hülfe dieſes Geiſtes
unterhielt auch Dr. Fauftus feine Geſellen, die er um ſich
verſammelt hatte zu eitler Luft, mit allerhand Gaukel- und
Mummenſpiel. Einmal war der Saal voll von Bögeln,
welche das lieblichſte Concert fangen, daß man glaubte, ins
Paradies ſelbſt verſeßt zu feyn . Ein anderes Mal geſtal
tete ſich vor ihren Augen gleichſam ein lebendiger Garten
von buntfarbigen und wohlduftenden Blumen , die ſich in
gar mannigfaltigen Weiſen verwiđelten und wieder auflös
ten, und wie in einem künftlichen Reihen hin und her bes
wegten zu ſonderheitlicher Ergößung des Auges. Die Zeit
aber, welche ſie nicht mit Bankettiren zubrachten, verkürzs
ten fie fich mit Disputiren über allerlei Materien göttlicher
und weltlicher Wiſſenſchaften : Himmel, Hölle, Weit, Gott,
Teufel, Ewigkeit, Seele und Seligkeit. Wie es jedoch zu
geſchehen pflegt, wenn ein Blinder den Blinden führt , ſo
56

fallen beide in die Grube. Und da fie das göttliche Wort,


darin allein Wahrheit zu finden iſt, bei Seite gethan und
verachtet, ja verſpottet haben , ſo waren es lauter Trugs
bilder ihrer verfehrten Einbildungskraft , und eitle Gößen
ihres verderbten Herzens, welche fie in dem ſelbſtgemachten,
unheiligen Tempel aufſtellten, und auda verehrten und ans
beteten. So verlebten fie denn ſo manches Jahr in ei:
nem fortwährenden Rauſche von Bergnügungen . Dr. Fau:
Aus war der Einzige, der noch einige Augenblicke gewann
zu nüchterner Ueberlegung. In ſolchen Zeiten erkannte er
bas Eitle, das Nichtswürdige reines Thun und Treibens ; aber
er vermochte nicht, ſich loszureißen von Geſellen, die er verach
ten mußte, und von Genüſſen, die ihn nimmermehrerſättigen
konnten . So fühlte er ſich denn unglüdlich mitten im Glüce.
Vor den Menſchen aber und in der Welt galt er allgemein
als ein gelehrter , wohlerfahrner, hochbeglüdter Mann.
Arme drängten fich herbei; Kranke ſuchten Hülfe bei ihm ;
Reiche buhlten um ſeine Gunft. Er half überall, und trö:
ftete und rieth aufs befte , während er felbft ohne Rath
und Troſt und Hülfe war. Soll ich noch Meldung thun,
daß es bei dem wüften Leben dieſer leute nicht an leicht:
fertigen Dirnen gemangelt habe ? Wo Raben ſich verſam :
meln, da liegt auch Aas. Aber Gemeines wird aud bald
gemein. Es geht die Sage : Dr. Fauftus habe um dieſe
Zeit einem ſchönen und fittſamen Töchterlein ehrbarer Leute
nachgeſtellt, und er habe dieſelbe, durd Hülfe einer Kupps
Yerin und durch reiche Geſchenke und betrügeriſche Verſpres
chungen , bethört und zu Fall gebracht; darauf, als fie
Mutter geworden, rey fie von dem Treuloſen verlaſſen wor:
den , und in der Verzweiflung habe nun das arme Mäds
chen ihr eigenes Kind getödtet, wofür fie die Strafe einer
Kindesmörderin habe erleiden müſſen. Es ift dieſe Geſchichte
ganz glaubwürdig . Denn der Teufel wird ſchon geſorgt
haben , daß jenes Wort, das Fauftus gegeben , durch eine
That beſiegelt werde. Wer aber auch nur Eine Seele auf
ſeiner Seele bat , der trägt ſchon den Keim in fich zur
endlichen Verdammniß.
Fünftes Rapitel. Endlich war Doctor Fauftus dies
Tes Pebens und färmens ganz müde und ſatt. Seine Seele
S56
1
5
DI
TY
57

glich ſchier einer wildſchauerlichen Höhle, die, während fie


einen friſchen , für Nahes und Fernes erquidlichen Quell
ergießt, ſelbſt öde und dumpf bleibt , ohne befruchtenden
Reim und ohne belebendes Licht. Er entſchloß fich daber,
der Menſchen Geſellſchaft zu fliehen, und er verließ plöfs
lich und in aller Stille Wittenberg , nachdem er ſeine
Behauſung, und alles , was fie beſchloß , ſeinem Famulus
Wagner zur Obhut übergeben hatte. Von nun an durch .
ſtreifte er die Länder, auf Wegen , die fernab führten von
Städten und Dörfern . Am liebſten hielt er ſich in Wäl.
der und Wildniſſen auf, wo er keine Stimme vernahm ,
als die Stimmeder zürnenden Natur in den Waſſerfällen
und im herabſtürzenden Gerölle und in dem Gebrauſe des
Sturms und im Aechzen brechender Bäume und im Ber:
blühen und Modern und Verwittern der Pflanzen und der
Geſteine. Solche Umgebung ſtimmte zu ſeinem Innern.
Was er gelebt, geliebt und genoſſen, es däuchte ihm nur
ein Gaukelſpiel äffender Freuden , ein Traum , aus dem ihn
das tiefere Bewußtſeyn aufgeſchredt, ein Rauſch , deſſen
bittere Folgen der Nüchterne nun ſchmeden ſollte. – Ei.
nes Tages gelangte er auf einen Vorhügel, von welchem
aus ein weites Steppen - und Dünenland ſich ausdehnte,
bis zum Meere hin , das den tiefen Hintergrund begränzte .
Er lagerte ſich, müde von raftloſem Wandern , unter dem
Schatten einer mächtigen Linde, und ſah mit düfterm Blid
in die Ferne hinaus. ,, Das iſt ſo recht das Bild unſeres
Lebens, ſagte er mit Bitterfeit ; hier ein kleines Pläßchen
für kurze Ruhe nach langen und bangen Mühen ; vor uns
eine freud- und troſtloſe Zukunft , und am Ende der Abs
grund, der uns alle verſchlingt, und den ſie Ewigkeit nen
nen .“ Er ſaß ſo einige Zeit da , vertieft in ſchwermüthige
Gedanken ; die alte Luft der Selbftvernichtung erwachte in
ibm wiederum . Da gewahrte er erft , daß ein Mann
neben ihm ftand, und eine Frau, die ein Kindlein auf den
Urmen wiegte . Sein Edel an Menſchen wollte ihn ans
fangs weiter treiben, doch der treuherzige Gruß derbeiden
Leute und die engelgleiche Geſtalt des ſolummernden Knas
ben hielten ihn noch zurüd. Er ließ fich in ein Geſpräch ein ; er
erfuhr ihre Herkunft, ihre Armuth, ihre Hüffloſigkeit. „Und
58

in dieſem Elend fönnt und woût ihr noch leben ?" fragte
Dr. Fauftus. Der Mann flußte ob dieſer Rede ; fie er:
chien ihm wie eine Gottesläſterung; er ſchwieg, aber aus
ſeinem Stilſdweigen ſprac Trauer und Vorwurf. Fau:
ſtus verſtand die Meinung , und , ſeine Rede verbeſſernd,
ſprach er : „Ich wollte nur damit fragen, ob ihr zufrieden
Teyd, zufrieden ſeyn könnt in dieſem eurem Elend ?". Des
Mannes Blick erheiterte fidh wieder , und er antwortete :
„ Zufrieden aufErden kann doch wohl jeder ſeyn , der ein gutes
Gewiſſen hat. Elend aber bin ich nicht, denn ich bin geſund
und kann arbeiten .“ Der Doctor ſtand vor dem Manne, wie
ein Bettler, der einen Reichen um Almoſen anfleht. „ Aber,
fragte er weiter, habt ihr denn gar nichts zu wünſchen
mehr auf Erden ?" Der Mann antwortete lächelnd : ,,Der
Menſch wünſcht ja freilich gern , und darf und ſoll es wohl,
wenn er ſein Fortkommen haben wil ; es ſey denn , daß
ſeine Wünſche gerecht und mäßig feyen. Und ſo laßt mic
Euch nur gleich geſtehen , daß ich ſeit der Zeit , als mir
dieſer Knabe geboren worden , wohl auch einen Wunſch
im Herzen trage, einen großen. Ich habe gedacht: baut
fich ja doch jeder Vogel ſein Neſt, und das Thier im Walde
fein Lager , darin die fäugende Mutter ruhig und ſicher
ſeine Jungen hegt ! Und ſo möchte denn auch ich gar zu gerne
ein Pläschen mein eigen nennen , auf dem ich mir meine
Þütte bauen und meinen Kohl pflanzen könnte mit eiges
nen Händen. Hier, zum Beiſpiel, unter dieſer ſchönen linde,
et! wie ftände ein Haus lo ficher gegen den Sturmwind,
und wie vald würde der öde Boden umher Früchte trage :
zu meiner und der Meinigen Nahrung und Unterhalt! Ich
wäre, traun ! der glücklichſte Menſch auf Erden .“ Indeſo
ren war das Kind erwacht; die Mutter reichte ihm die
Bruſt, der Vater ſah dem Wert der Liebe mit ftider, fros
ber Theilnahme zu . -
Dr. Fauſtus hatte ſich nie unglücks
licher gefühlt, als beim Anblick dieſer Glüdlichen. Es däuchte
ihn , als trete eine Thräne in ſein Auge. Er wendete fich
ab , ftand auf , und im Weggehen warf er einen Sädel
voll Geld hin und ſagte: ,,Kaufet euch dieſes Pläßchen,
bauet euch eine Hütte, und lebt wohl mit Weib und Kind .“
Der Mann rief ihm Gottes Dank nach ; aber ein Sturms
59

wind, der plößlid durch die linde fuhr, verwehte die Worte,
bab fie underfländlich berballten.
Sechstes Kapitel. Eines Tages trat Mephiſtophe.
les zu Dr. Fauftus hin und ſprach : „ Was niftet Jør
tenn in Einöden, wie ein Käuzlein, und verkümmert Euer
Daſeyn in troftloſer Einfamkeit ? Der Menſch iſt einmal
an den Menſchen gewieſen , wil er anders des Lebens
froh ſeyn. Kommt, ich bring' Euch wieder unter die
Leute , aber unter die Leute von rechten Solage. Die
Ihr früher erwählt habt zu Euern Genoſſen, das waren
übermüthige Thoren , die ſich weiſe dünften , und alberne
Schwäßer, die ihre eitlen Träume für Wahrheit ausgao
ben. Mich wundert's , wie Ihr , als ein weiſer Mann,
ſo lange dieſes Gelichter in Eurer Nähe habt dulden mör
gen. Ganz anders find die, in deren Mitte ich Euch nun
führen wil. Zwar begreift man dieſe Klaſſe Menſchen
unter dem Namen : Pöbel, und man will damit das Ges
meinfte und Niedrigſte bezeichnen . Recht und genau gea
nommen iſt aber dieſer Pöbel eben der Kern und das
Marf des Volkes. Dieſe Menſchen ſind doch , was fie
fueinen wollen , und find es ganz. Sie haben Charak
ter. Und das entſcheidet. Der Weiſe, wenn er nicht feis
nes Gleichen findet und wo mag er fie finden ?
ſuchet fich geradezu den Gegenpart auf. Die Narrheit ift
das Spielzeug der Klugheit , und die Thorheit die Folie
der Weisheit.“ So ſprach Mephiſtopheles, der ſich ſofort
als ſeinen Geſellen und fahrenden Schüler fleiden und gee
bärden wollte. „ Es rey ! ſagte Dr. Fauſtus. Ich wid
einmal das Leben als ein gemeines Poſſenſpiel anſehen,
und darin die Rolle des Handwurſts ſpielen . Vielleicht
daß mir die Schellenkappe beſſer behagt und frommt als
der Doctorhut. " — Sie kamen zuerſt in die Stadt Leipo
sig . Als ſie die Straßen durchwandelten , bot ſich dem
Doctor ſogleich eine Gelegenheit dar zu einem luftigen
Schwant, von deſſen Ruf auch bald die ganze Stadt von
wurde. Es waren eben in einem Weinkeder Schröter beo
ſchäftigt, ein großes Faß herauszuſchaffen. Das fah Fau.
ftus , und er ſchalt ihre Unmacht und ſagte: ein ſolches
Faß könnte er allein von der Stelle bringen , wenn er
60

wollte. Das verbroß die Søröter , und der Weinberr


ſagte : wenn er das könnte , lo ſollte das Faß Wein ihm
gehören . Alſobald feßte fich Fauſtus auf das Faß , und,
als ritte er ein Pferd , trieb er das Faß des Weges in
die Straße hinaus, zu großem Jubel der Studenten d, ie
umher ſtanden . Fauftus gab ſogleich den Wein den Mu:
ſenſöhnen Preis , die ihn zu Ehren ihres Patrons fein
-
luftig austranken . Bald hatte Dr. Fauftus an ſolchen
Poſſen und Schwänken Gefallen , denn er verachtete die
Menſchen , und vermeinte , daß fie weder der Liebe , noch
des Haſſes werth ſeyen, ſondern nur des Spottes und des
Hohnes. Alſo trieb er ſich überall umber unter gemeinem
Volke , und nedte die Leute auwärts wie ein Kobold.
Man erzählt fich wunderliche Geſchichten , von denen hier
nur eine und die andere zu melden iſt. Eines Mals
wie er denn am liebſten mit dem Todern Studentenvölt:
lein Umgang hatte — führte er die ganze Burs auf einer
Leiter nach Salzburg in den Weinkeller des Biſchofs,
wo fie fich's wohl ſchmecken ließen ; und als ſie inzwiſchen
der Kellermeiſter überraſchte, ſo entführte ihn Dr. Fauftus
auf eine hohe Tanne , wo er ihn bis zu Tagesanbruch
zappeln ließ . Ein anderes' Mal thaten drei vornehme
junge Grafen gegen ihn den Wunſch, daß fie gar zu gern
auf des Baierfürſten Sohns Hochzeit zu Münchenan:
weſend feyn möchten . Dr. Fauſtus wollte ihnen willfah:
ren , jedoch unter der Bedingniß , daß fie während der
ganzen Zeit kein Wort reden ſollten , was ſie ihm auch
zuſagten . Da ſpreitete er ſeinen Mantel aus , und hieß
die dreiGrafen fich darauf reßen, er felbft ftellte ſich zwis
Ichen fie. Auf Faufti Beſchwörung erhob fich ein Sturm :
wind , der fie hinweg trug durch die Lüfte , daß fie zu
rechter Zeit in des Baierfürſten Hof famen. Nachdem fie
den ganzen Tag der Herrlichkeit zugeſehen hatten , ſelbſt
unſichtbar allen Gäſten, da gelüftete es am Abend einen
der jungen Herren , ein überaus ſchönes Fräulein zum
Tanz zu führen , und ſprach fie deßhalb an. In demſelben
Augenblide rief Dr. Fauftus „ Wohlauf!" und er entſcwand
mit den beiden andern , die fich , wie er befohlen, an ſeis
nem Mantel feftgehalten hatten. Der dritte aber wurde
61

als ein fremder , eingedrungener Gaſt alſogleich bemerkt


und ins Gefängniß geworfen. Doch befreite ihn des an
dern Tages Dr. Fauftus, nachdem er die Wächter derma
Ben verzaubert, daß fie in tiefen Schlaf fielen, und brachte
den Grafen zeitlich nach Leipzig zurück.
Siebentes Kapitel. So hatte denn Doktor Fau:
ftus wiederum ſo manches Jahr zugebracht in leichtfertiger
Geſellſchaft, deren er aber nun auch ganz überdrüffig wor
den. Das verhub er dem Mephiſtopheles , feinem dienſt:
baren Geiſte; dieſer aber ſprach : „ Wohlan! gefällt's bir
nimmermehr unter gemeinem Volke, ſo fuche das vornehme
auf , und zieb gen Hof. Du biſt von ſo einnehmenden
Sitten und von ſo ſchöner Geſtalt, dabei wohlerfahren
in jeglicher Runft und Wiſſenſchaft , daß du dort überall
ein willkommener Gaft feyn wirft.“ Um der tödtenden
Langeweile und dem innern Mißmuthe zu entrinnen, nahm
Dr. Fauftus den Vorſchlag an, verhoffend, der Glanz und
das Geräuſo des Hofes werde mindeſtens ſeinen Geiſt
betäuben, daß er unfähig fich fühle, in fich ſelbſt und feis
nen eigenen Gräuel hineinzuſchauen und drob zu ber:
zweifeln. Er begab fich zuerſt an den Hof des Fürften
von Anhalt, der ihn auch gar gnädig aufnahm als einen
Mann , den der Ruf als geldidten Seilfünftler und als
einen Wohlerfahrenen in der ſchwarzen Kunſt bezeichnet
bat. Hier lebte er lange Zeit, im Kreiſe gebildeter Frauen
und in lebhaftem Verkehr mit den Männern , die er an
Curtefie überbot. Anfangs hatte er auch großes Wohlbe
þagen an den füßen Worten und den geſchmeidigen Ger
bärden ; aber je länger er davon koſtete, deſto mehr Wi
derwillen empfand er ; denn er hatte gar bald gemerkt,
daß alle die Höflichkeit nur feine Berftedung ſey und eit
les Gepränge. Um das täuſchende Schauſpiel , das file
ihm bei Hofe gegeben , dienftfreundlich zu erwiedern , bes
Tohloß Dr. Fauftus , ehe er Abſchied nahm , dem Herzog
und allem Sofgeſinde noch ein Feft zu bereiten. Er ließ
währendder Nacht durch ſeinen Diener Mephiftopheles ein
chönes Schloß erbauen auf dem Berge gegenüber , und
daſſelbe mit aller nur möglichen Pracht ausftatten , und mit
koſtbaren Speiſen und Getränken beſtellen . Dahin lud er
62

des andern Tages den Fürſten ein mit fammt ſeinem Ge:
'folge, und Adegeftanden, daß fie noch nie ein ſo ſchönes
Schloß geſehen, noch Köſtlideres genoſſen hätten. Als fie
aber des Abends zurüdkehrten , war es ihnen freilich im
Magen ſo eitel und öde , wie früh Morgens ; und das,
Soloß felbft ging in Feuer und Rauch auf. Defſen
ungeachtet wurde Dr. Fauſtus höflich bedankt. — Von dem
@ofe zu Anhalt aus wandte fich Dr. Fauftus nach In so
prud , wo ſoeben Kaiſer Carolus der Fünfte Hof bielt,
von zahlreicher und vornehmer Ritterſchaft umgeben . Der
Kaiſer nahm ihn in allen Hulden und Gnaden auf, und ers
laubte ihm, daß er , jo lange es ihm beliebte, an ſeinem
Bofe verweilen dürfte und Theil nehmen an allen Feiers
lichkeiten und Ergößlichkeiten. Es war aber ſeit langer
· Zeit kein ſo prächtiger Hof mehr gehalten worden in der
ganzen Chriſtenheit ; Turniere , Feſtgelage, Jagden und
andere ritterliche Spiele wechſelten Tag für Tag ab, und
Alle , die Theil daran nahinen , verblieben in einem forks
währenden Rauſche von Vergnügungen . Nur Dr. Faus
ftus lebte in peinlicher Nüchternheit ; es däuchte ihn , als
fiße er vor einer Schaubühne, wo Puppen unter bunten
Verwandlungen ein mannigfaltiges Spiel aufführen, und
wo inmitten die luftige Perſon , das Schidſal, Hohn und
Spott treibt. Eines Tages ließ ihn der Kaiſer in ſein
Gemach rufen, und ſprach dann zu ihm : „ Es däucht mich,
daß Euch die Herrlichkeit meines Hofes ſo wenig genug
thue, als mir ſelbft. Wer des Großen und Prächtigen ſo
viel erlebt und genoſſen hat , wie ich, dem erſcheint felbft
der Raum zweier Welten nur wie eine Spanne, und die
Zeit , obgleid fruchtbar an Thaten und Ereigniffen , nur
wie ein Augenblid . Drum ro thut mir den Gefallen, und
bebt mich, als ein weiſer Mann, eine Weile hinweg über
die Gegenwart , und laßt mich einen Blick thun in die
Vergangenheit und in die Zukunft. Beſonders wünſchte
id den großen Kaiſer Alerander zu ſehen, und jenen noch
größern Kaiſer, von dem die Prophezeihung geht, auf daß
ich mich an ihrer beiden Größe meſſen könne.“ Doctor
Fauftus erwiederte : „ Die Geiſter der Vergangenheit vero
möge er nicht berbeizuzaubern , ſondern nur ihre Soemen ,
63

und ebenſo ftebe es nicht in ſeiner Magt , die Zukunft


anders vor Augen zu ſtellen , als nur in Zeichen und
Symbolen .“ Auch damit war der Kaiſer zufrieden , und
fie begaben fich hierauf in das entlegenfte Gemach der
Burg, wo fie die ganze Nacht bindurch verblieben . Was
fie jedoch dort vorgenommen, geſchaut und gedeutet haben,
das iſt zu keines Menſchen Ohren gekommen. Wohl aber
bat man bemerkt, daß mit dem Kaiſer eine gänzliche Um.
wandlung des Innern vorgegangen ; denn ſeit der Zeit
an zeigte er ſich ſtil und düſter und in fich gekehrt , bis
er endlich von der Welt Abſchied nahm , und im fernen
Siſpanien in ein Kloſter ging, wo er ſtarb.
Nchtes Kapitel. Bei ſolchem unftäten Lebenswandel
batte Doctor Fauftus nun bereits die Hälfte der Jahre
verbracht, die er fich durch den Pact ausbedungen . Er
konnte ſich wohl vieler luſtigen Stunden und Tage crime
dern , aber feines einzigen zufriedenen Augenblics. Er
machte deßhalb dem Mephiſtopheles bittere Vorwürfe, und
(walt ihn einen Betrüger und einen Verführer von Anber
ginn. Der aber lachte höhniſch und ſagte : „Was können
denn wir dafür , wenn dein Herz unerſättlich iſt wie ein
durchlöcherter Schlauch ? Hat dir je unſer Dienft gefehlt,
noch irgend etwas , das uns zu Gebote fteht auf dieſer
Welt ? Verlange was du wilft, wir geben dir's. Aber
freilidy, wenn du über dein Verlangen verlangeft, und das
Unendliche im Endlichen erſtrebeft, da hört unſere: Macht
auf, und unſer befter Wille reicht nicht mehr hin. Dod
getroft! es fteht dir noch eine Fülle von Freuden , es fteht
dir die Welt offen. Dieſes Deutſchland macht die Mens
idhen melancholiſo ; das ewige Schlemmen und Demmen
focht dides Blut, und das eitle Spekuliren und Dis
ren verrüdt den beſten Kopf. Komm, wir führen sich in
andere Gegenden , wo die Lüfte milder, die Früchte füßer,
die Mägdlein reizender find ! Auf, nach Wälſchland ! *
Raum daß er das Wort ausgeſprochen , ftand ſchon draue
ßen ein mit zwei geflügelten Drachen beſpannter Wagen,
welchen nun Dr. Fauftus mit dem Mephiftopheles beſtieg.
- Die alten Geſchichten erzählen ausführlich , wie ſofort
Fauftus duro alle Länder gefahren , alle Städte bereben ,
64

alle Weltwunder beſchaut habe ; ja , jenen Geſchichten zu:


folge, ſollte er fogar, unter Leitung ſeines dienſtbaren Geis
ftes , zur Söde niedergeſtiegen und zu den Geftirnen bin
auf geflogen ſeyn. Wir melden hier nur Folgendes in
Kürze. Zuerſt kam er gen Rom , die heilige Stadt, und
beſuchte und beſah Sanct Peters wunderbaren Dom und
den boven Vatican . Auch näherte er ſich dem Pabſt, aber
freilich nicht als frommer Pilgrim, der den Ablaß begehrt,
ſondern als Schalk, unſichtbar, der dem heiligen Vater bei
Tiſche die beften Bißlein vor dem Munde wegſchnappte.
Sodann fuhr er über See nach Konftantinopolis, wo der
türkiſche Sultan Hof hält , und er ſchlich fich , ebenfalls
unfichtbar, in ſeiner Frauen Gemach, und verübte da viel
Ungebühr. Dann begab er ſich nach Aſia , und beſuchte
Bagdad , oder das alte Babylon , und verweilte un:
ter den Ruinen, den mächtigen Zeugen einer großen Ver:
gangenheit, aber auch zugleich der irdiſchen Vergänglichkeit
und des ftrengen Gerichtes , das über Gottloſe herein:
bricht. Jeruſalem , die heiligeStadt, und das gelobte.
land berührte er nicht. Mephiftopheles ſagte : Die Bluts:
tropfen , die Jener vergoſſen, ſchlügen auf unter den Trit:
ten defſen , der nicht an Ihn glaubt, als Schwefelflammen,
die in ſein Innerſtes hineinledten und das Herz verzehr:
ten . Was ſollen wir weiter erzählen von ſeinen Fahr:
ten durch die Welt ? Je mehr er ſah und erfuhr ' und ges
noß , deſto ſchaler und fader und nichtiger erſchien ihm
Alles, deſto weniger überraſchte und befriedigte ihn , was
ſonſt des Menſchen Augenluft und Lebensmuth zuſagen
mag. Er zog weiter nach Süden , zum Ganges , und
erging fich im Schatten der Platanen- und Palmenwäl.
ber , und zwiſchen den Blumenbeeten dieſes unermeßlichen
Gartens , um fein ausgetrodnetes Inneres zu erfriſchen ,
und ſeine Sinne zu ftärken an dem ewig friſchen Grün
und an dem balſamiſchen Geruche der Kräuter und Pflans
zen. Er fühlte keine Erquidung. Er zog dann hinauf
gen Norden , und ftreifte über die Schneefelder hin , und
ſchlief zwiſchen den ftarren Eisbergen, um die innereHiße
fu dämpfen und des Blutes feurigen Strom zu löſchen.
Er fand keine Linderung. Er ſaß an den Katarakten des
65

Nils, und redte mit der Zunge den Waſſerſtaub weg von
feinen Lippen, um den Durft zu ftillen, der ſeine innerſte
Seele quälte. Er fand keine Linderung, keine Erquicung.
Bei all den Herrlichkeiten , die er ſab und genoß , war es ſo weit
mit ihm gekommen , daß er die gemeinſten Genüſſe der
gemeinften Menſchen entbehren mußte; ſo ſehr waren ſeine
Sinne überſeinert und abgeftumpft. In einer Anwand
lung von Verzweiflung verdingte er fich zu der ſchweren
Arbeit des Pflugs, um nur zu erfahren , weſſen er fich noch
von ſeiner Jugendzeit ber erinnerte, wie lieblich das täg
liche Brod ſchmede dem Hungernden. Und ein ander Mal
verkaufte er ſich als Sklaven an eine Karawane, und durch
zog die Wüſte Wochen und Monate lang, auf daß er er:
fabre, wie föſtlich ein Trunk Waſſers ſchmeđe dem Durſti
gen. So mußte der Unglüdſelige zuleßt fich durch ſelbſt
auferlegte Qualen Genüſſe bereiten, welche der Dürftigſte
in ſeiner armſeligen Hütte, und der heimatloſe Bettler auf
der Gemeinſtraße findet. Mephiſtopheles that alles Mög
lidhe , um ihn bei gutem Muthe zu erhalten , befürchtend,
es möchte bei der Dürre und Leere feiner Seele eine Ah: .
nung und eine Sehnſucht in ihm aufkommen nach dem Ur:
qued , der allein erquiden , lindern und erſättigen kann.
Dr. Fauftus folgte zuleßt dem zudringlichen Geifte bewußta
los und willenlos, wohin er ihn führte. Er ſab nicht mit
offenen Augen, er hörte nicht mit offenen Ohren , es war
ihm, wie einem , deſſen Gehirn von fieberhaften Träumen
beunruhigt und gequält wird. Seltſame Geftalten um
gaufeln ſeine Sinne in wilder Unordnung ; glänzende Er:
ſcheinungen verlođen ihn ; doch wie er ſie zu erhaſchen
wähnt , grinſen ihn geſpenſtiſche Larven an ; er feuchet
Berge hinan , und verſinket in Abgründe ; er durchflieget
die Lüfte, und die Wogen des Meeres begraben ihn ; der
Schacht erſcließt ſich mit ſeinem glänzenden Metall und
Geſtein , aber plößlich zudt eine Flamme auf, und verwans
delt al den Glanz in Moder und Staub ; und wenn er
erwachet, iſt ihm von allem dem nichts geblieben, als eine
verworrene Erinnerung und eine Ermattung bis zur Obn:
macht des Todes.
II . 5
66

Neuntes Kapitel. Nach einem zehnjährigen wufleit


Umbertreiben in fremden Gegenten kehrte Doctor fauftus
wieder in die deutſchen Lande zurüd . Die ſüßen laute
der Mutterſprache, die Heimathlichen reinlichen Städte, die
einfältigen Sitten des Volkes, fie erwedten in ihm eine mit
Weymuty gemiſchte Freudigkeit, und ſeine Seele holte zum
erſten Male wieder Athem . Es däuchte ihm , als ob er
von einer langwierigen , ſchmerzhaften Krankheit geneſete.
Doch dauerte dieſer Zuftand nur kurze Zeit. Der Siech.
tyum ſeiner Seele hatte die edelſten Theile verdorben und
verzehrt, und er konnte ſich ſchon der unangenehmen Ems
pfindungen nicht anders erwehren , als daß er ſid, neue und
inmer geſteigerte Genüſſe bereitete und ſich damit betäubte.
Aber wo dieſe ſuchen und finden ? Er Vatte ja alles er:
fahren , Alles durchgenoſſen, was die ganze weite Welt an
freuden darbietet , und es war ihm nichts Neues , nichts
Wünſchenswerthes mehr unter der Sonne. In dieſen mijs
muthigen Gedanken durchſchweifte er wiederum , wie ebes
mals, die Einöden , die Wälder, die Gebirge, und vermied
die Geſellſchaft der Menſchen , ja ſelbſt ſeines dienſtbaren
Geiſtes. Eines Tages befand er ſich an der Küſte des
Meeres. Weite unfruchtbare Steppen und Sandhügel 30:
gen ſich landabwärts. Keines Menſchen Tritt hatte ſic
je noch dahin verirrt ; nur Schlangen und andere Ges
würme nährten fich in den einzelnen Pfügen , und Mös
ven und Naubvögel der Wüſte Flatterten freiſchend drüber
binweg. Da hatte er den Einfall, zu wünſchen , daß dieſe
wūſie , weite Gegend in ein Zaubergelände verwandelt
werde , mit dem Ausbund aller Herrlichkeiten verſehen,
welche die Welt in ſich begreifet , an feltenen Bäumen,
foſibaren Früchten , an Blüthen und Geſträuden von den
feinſten Düften und bunteften Farben ; und mitten inne
Todte ein Palaſt ſtehen , der an Roibarkeiten , an Gold
und Edelgeſtein , an Statuen und Gemälden Alles vereis
nige , was das große Rom und das ſchöne Griechenland
te aufgewieſen hat. Und es geſchah. Der Fürſt dieſer
Belt , zu deſſen Dienſt er geſchworen , ſcien alle ſeine
Swade erſchöpfen 311_wollen , um dieſes irdiſche Pas
radies zu ſchaffen für ſeinen Diener. Es war das Gal.
སོ་
༤ ༥C3}:,༔ ་ ་
E : ཀ ས
Ꮭ ED
29
67
genmahl, das er ihm bereiten wollte. Dr. Fauftus fühlte
fich auch in dieſer neuen ; überraſchenden Umgebung To
glüdlich , daß er mindeftens feines Unglüdes auf Stun.
den vergaß. Sogar die Sehnſucht nach einer Lebensges
fährtin erwachte in ihm. Indem er jedoch unter den
dönen Töchtern der Erde , deren er fich erinnerte , Mus
fterung hielt , konnte er keine unter allen finden , die ſei:
nem Geſchmade Genüge gethan bätte. Nun befand fich
aber unter den Statuen , die ſeinen Palaſt zierten , auch
die der Helena aus Griechenland , der ſchönſten aller
Frauen, um derentwillen das mächtige Troja zerftört wor.
den . Mit Wohlgefallen betrachtete er oft das liebliche
Bild ; er bewunderte die Schönheit der Glieder , die Ans
muth der Formen ; er entbrannte ſo ſehr in Liebe gegen
die zauberiſche Geſtalt, daß er wünſchte, fie möchte Leben
gewinnen und in ſeine Umarmung finken. Und es gee
ſchah abermal , was er gewünſcht hatte. Uebergehen
wir die folgenden Tage , in welden Dr. Fauftus , von
finnlichem Taumel hingeriffen, Feſte der Hölle feierte. Wir
treffen ihn wieder , wie er einſam durch die Ges
büſche des Zaubergartens, Blumen zerpflückend und Schmet:
terlinge zerſtampfend. Er ſchreitet zulegt einen Vorbügel
binan, von dem aus er ſich eine ſchöne Ausſicht verſprad
über ſein reizendes Gelände bis ins weite Meer hinaus.
Eine ärmliche, aber reinliche Hütte ſtand hier, und ums
ber lag ein kleines , aber wohl bebautes Feld. Kaum hatte
fich Dr. Fauſtus niedergelaſſen auf ter Bank, als ein bes
tagter Mann herbeikam aus der Hütte, und gleich darauf
ſein Weib. Sie begrüßten ihn, und boten ihm Erquidung
an, Milch und Brod. Auf Fauſtus Befragen nach ihren
Umſtänden , erzählte der Mann, daß vor ungefähr zwan
zig Jahren ein fremder Herr , den ſie hier , nach Gottes
wunderbarer Fügung , getroffen , ihnen ſo viel Geld ge
ſchenkt habe, daß ſie dieſen Plaß hätten an ſich kaufen
und eine Hütte darauf erbauen können. Dr. Fauſtus
erinnerte ſich bier jenes Auftrittes, den er in ſeinem wü
ften Weltleben längſt vergeſſen hatte. „ Sie hätten
dann, fuhr der Mann fort , in Gottes Namen zu wirth.
schaften angefangen , und der Himmel habe ihre Arbeit ſo
68

geſegnet, daß fie nie mit Sorgen zu Bette gegangen und


nie ohne Hoffnung aufgeftanden Feyen ." Dr. Fauftus
faßte den Mann und das Weib näher ins Auge, und ihr
geſundes friſches Ausſehen und ihr zufriedener Blic be
ftätigten die Ausſage des Mannes. -
Indeſſen kam auch
ihr Sohn herbei , mit der Narſte auf der Sculter , ein
blühender Jüngling ; mit ihm eine Jungfrau von liebli
chem Anſehen . „ So haben wir denn, erzählte weiter
der Mann , unſer Leben mit Gottes Gnade in Frieden
und Freuden zuigebracht, und nun gedenken wir das Güt
lein dieſem unſerm Sohne abzutreten , damit er ſich ſeine
Braut heimführen könne. Die Hütte hat ſchon Plaß für
uns Ale , und der Boden wird uns fortan ernähren , ſo
lange Eintracht und Genügſamkeit in unſerer Mitte berr:
rden.“ - Der Jüngling hatte ſeinen Arm um das Mär
dhen gelegt , und fein Auge ruhte mit Wohlgefallen auf
ihrem lieblich erröthenden Antliß. Dr. Fauftus fühlte ſich
ſeltſam bewegt; ſeine Bruft ward ihm beklommen , ſein
Auge feucht ; er konnte vor innerer Unruhe nicht mehr
bleiben, und ging fort ohne Abſchiedsgruß. Am Abhange
des Hügels blieb er ftehen ; er überſchaute hier nochmal
fein Zaubergelände ; 18 trat wunderbar groß und herr:
lich hervor in der goldenen Beleuchtung der Abendſonne.
Da ſtieg in ihm, faſt unbewußt , der Gedanke auf : wie
ſo gar wohlgelegen wäre mein Schloß dort oben an der
Stelle der ſchmußigen Hütte ! Und in demſelben Augen
blide , kaum daß er’s gedacht, praſſelte es hinter ſeinem
Rücken wie eine Feuersbrunſt, und als er ſich umwandte,
ſab er die Hütte in vollen Flammen , und er fah jene
armen Menſchen fich flüchten , wie erſchredt durch ein
Gottesgericht , händeringend und laut jammernd. Nacha
dem Dr. Fauftus einige Zeit lang in dumpfer Bewußte
loſigkeit geſtanden , und nun aufſchaute , da erblickte er,
wie er's gewünſcht hatte , an jener Stelle ſeinen Palaſt.
Er betrat ihn nicht wieder.

Zehntes Kapitel. Durch das leßte Ereigniß wurde


Dr. Fauſtus in ſeiner innerſten Seele erſchüttert. Ein Glück,
das er guten Menſchen bereitet, hatte er ſelbſt zerſtört, und
!
!
69

die ihm gedankt, die für ihn gebetet, find durch ſeinen fre:
velhaften Wunſch in die äußerſte Armuth , in namenloſes
Elend gebracht worden. Er fühlte, daß ſein Athem Peft ſey und
ſein Wort Fluch jedem Menſchen, der ſich ihm näherte in Zu:
trauen und in liebe. Er ſah ein , daß er mit der Welt
abſchließen müſſe. Der Becher der Wolluſt war ausges
leert , und es blieb ihm nur noch die Neige über , die
bittere Hefe. Er wollte ſie allein ausſchlürfen in Abges
ſchiedenheit , damit nicht ein Tropfen verſchüttet werde,
der vielleicht, als Naphta , verzehrende Gluth verbreitete
über die Hütte des Gerechten und das Hochzeitkleid der
Brautleute. Er begab fich zurüď nach Wittenberg in
ſeine Behauſung, die inzwiſchen von ſeinem Famulus Wag:
ner unter Beichluß gehalten worden , und er nahm fich
vor , ſie nie wieder zu verlaſſen und der Menſchen Um :
gang auf immer zu meiden. Er fand ſeine Werkſtätte
und ſeine Bücherei, wie er ſie vor Jahren verlaſſen hatte.
Welche Erinnerungen ſtiegen in ihm auf ! Jener jugend
liche Hochmuth und Frevelmuth , wie erſchienen fie ihm
nun ſo thöricht, ſo verdammlich ! Wie bitter fühlte und
beklagte er’s , daß er ſich um ſein ganzes Leben , um rei
nes Lebens Glüc betrogen habe ! Åch, wäre es bloß um
ein Leben , um eines Lebens Glück geweſen ! Aber vor
ſeinem Auge , das bisher von der Hoffart des Geiſtes
und von der Weltluft verblendet war , fielen nun die
Schuppen ab , und es that fich vor ſeinen enttäuſchten
Sinnen die Ewigkeit auf mit ihren lichten Bergeszinnen
und ihrem finſtern , ſchauerlichen Abgrund. „Es iſt ein
Gott !“ rief er aus, und bebte. „ Es iſt eine ewige Ver:
geltung !" ſeufzte er und zitterte. Alle jene Zweifel an
das Ewige und den Ewigen, die ihm früher der hochmű:
thige Verſtand vorgegaukelt und die finnliche Neigung
gutgeheißen , fie verſchwanden , wie ein nächtliches Blends
werk verſchwindet vor dem aufgehenden Lichtſtrable. Er
erfannte nun die Wahrheit , und doch glaubte er nicht,
denn es fehlte ſeinem Herzen an Meinheit, 'an Demuth
und Vertrauen. Er glaubte, aber wie die Teufel , welche
bekennen und erzittern. In einer ſchlaf- und troftloſen
Nacht holte er die Bibel , die beſtaubte, aus dem fernen
70

Winfel hervor . Er erinnerte ſich noch dunfel , daß er in


ſeiner Jugend ſo manche weiſe Sprüche, erbauliche Gleichs
niſſe und Geſchichten vou tröfilichen Inbalts gehört und
geleſen habe ; er hoffte , daß fie feiner Seele vou Wuns
ten und Beulen wenigſlens linderung verſchaffen möchs
ten , wo nicht Heilung. Aber , fieh da ! wo er ein Blatt
auffding oder eine Seite überlas , da begegneten ſeinem 1
Auge überall nur Worte des Fluches gegen die Sünder
und gräuelhafte Geſchichten gottloſer Menſchen : von Cain s
Brudermord bis zu gfcharioths Verrath ; und aữorten
fand er nur Spuren der Gerichte eines zürnenden und
firafenden Gottes . Er ſtellte mit Entfeßen das Buch zus
rüc. Dann ſprach er : „ Ich fühl’s : Gott hat mich vere
laſſen, und der Himmel iſt mir verſchloſſen. Ich will, ich
darf nicht rechten mit dem ewigen Nichter, denn ich ſelbſt
Þab’s gewout, ich hab's verdient.“ Er verſant eine Weile
in dumpfe Verzweiflung ; dann aber, von Stolz und In
grimm getrieben , rafft er ſich auf, und rief : „Wohlan !
kann ich den Himmel nicht erſtürmen , ſo will ich mindes
ftens die Hölle bewältigen . Der Fürft der Welt , dieſer
Lügner von Anbeginn , wie ein Wurm ſou er ſich unter
mir frümnen, bis er, durch Schmad geinechtet, mich los
und ledig ſpricht des eingegangenen Pacts." Und er nabın
alſobald ſeine Zauberbücher vor, und erfann ſich den furcht
barften Höllenzwang. – Eine alte Sage meldet: Mephis
ſtopheles Rey dem Fauſt bei der erſten Beſchwörung in
der Geftalt eines Hundes erſchienen. Das iſt gar wohl
glaublich, denn der Teufel, wenn er eine Seele ganz und
gar bethören und verderben will , tritt anfangs in Fries
.
chender Unterthänigkeit auf; ſpäter reßt er ſich auf glei
chen Fuß mit dem Menſchen , dem Scheine nach als guter
Gefelle; zuleßt aber , nachdem er immer mehr an Macht
gewonnen, ſpielt er ganz und gar den Meiſter und Herrn.
Das hat Doctor Fauſtus erfahren, wie wir aus der Ges
ſchichte erſehen. Als er nun die Beſchwörung gethan,
da erſchien nicht, wie er gehofft, ſein dienſtbarer Geiſt,
ſondern unter betäubendem Feuerqualm und Donnergea
rol der Fürſt der Unterwelt felbft. Und als geſchäbe es
Jum Spotte ſeinen zauberiſben Kreiſen , es umzog in
i
‫לי‬
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‫'‬

‫גילי‬
‫‪71‬‬

‫یکی‬
‫ح‬
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felbft mit Geſpinnft, wie mit fäden einer giftigen Spinne,


daß ihm der Athem ftodte und ſchier die Beſinnung vors
ging. Und das Ungethüm ſprach : „ Erdwurm , was ers
fredeſt du dich, deinen Meiſter meiſtern zu wollen ? Fühle
meine Macht, und verzweifle in namenloſer Qual. " Dr.
Fauftus rief aus : „ Den Leib kannſt du mir tödten , Vers
fluchter ! aber nicht meine Seele , die unſterbliche.“ Und
es legten fich die Kreiſe , wie Schlangen , immer enger
und dichter um ſeinen Leib , und ſie brannten , wie glü:
bende Schwefelfäden , in ſeinem Fleiſche , und er erfticte
por Jammer , und ſein Herz brach. In dieſer Todesbes
täubung fand ihn des andern Morgens ſein Famulus
Wagner .
Eilftes & apitel. Es wohnte noch zu derſelbigen
Zeit in Wittenberg ein frommer Prediger , der ſeine
Luft hatte, bei Sündern einzukehren , und ſeine Freude, ihnen
die frohe Botſchaft zu verkünden von den Erbarmungen
Gottes in ſeinem Sohne. Als dieſer von der Ankunft des
berüchtigten Schwarzkünftlers gehört , und von dem der:
maligen traurigen Zuftande und dem baldigen , kläglichen
Ende deſſelben , da begab er ſich eines Morgens zu ihin,
ungerufen, und trat vor ihn hin mit der Miene und Nede
des wohlwoúenden Arztes , der dem Kranken Heil zu
bringen fich vermißt. Dr. Fauftus aber empfing ibn , wie
einer, der an ſeiner Nettung verzweifelt, mit niedergeſchlas
genem Blide und in dumpfem Stillſchweigen. . Nachdem
der Prediger eine Zeitlang ihm zugeredet, und ihn er:
mahnt hatte, daß er den ihm von Gott anvertrauten
Schaß , die unſterbliche Seele , retten möge vor der ewis
gen Verdammniß, da ſeufzte Fauſtus. tief auf und ſprach :
Ir
Ach , ich bin ein zu großer Sünder , als daß ich Barm
berzigkeit erlangen könnte.“ Der Prediger antwortete :
„ Ja , ein Sünder biſt du , ein großer ; und darum ſou
dir auch widerfahren , was Gott dem Sünder zugeſagt
bat : Gnade und Vergebung.“ „Ich bin verflucht, auf
ewig verflucht !" rief Fauſtus. „ Ja, ſprach der Preriger,
du trägſt den Fluch der Sünde auf dir, aber eben darum
ſuce Šegen in Chrifto." „ Meine Sæuiden ſind zu
groß , als das ſie mir vergeben werden könnten ," ſagte
72

Fauftus. „ Sie find ja freilich groß , deine Schulden ,


verſeßte der Prediger, aber Gottes Barmherzigkeit ift noch
größer. Drum rufe aus mit David dem Sünder : Gott!
fey mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Miffe:
that nach deiner großen Barmherzigkeit.“ Dieſe Worte
des frommen Mannes fielen wie milde Sonnenſtrahlen in
die Seele des Zerknirſchten , und ſchmelzten die Eisrinde,
die ſich um ſein Herz gelegt hatte. Er fing an mit aller
Aufrichtigkeit und Neumüthigkeit zu bekennen und zu beichs
ten , wie er im Frevelmuthe Gott und Gottes Geboten
Gehorſam aufgeſagt, und dem Teufel und deſſen Rath.
ſchlägen fich ergeben habe ; wie er ſodann im Dienſte des
Böſen und in ruchloſer Geſellſchaft viele Jahre ein wü:
ftes, laſterhaftes Leben geführt und bis auf die lepte Zeit
parin verharrt ſey ; und wie er nun , am Ende feiner
Tage und am Vorabend feines Unterganges , feine große
Schuld- und Sündhaftigkeit erkenne, aber auch ohne Hoff:
nung der Verzeihung und der Errettung an ſeiner Seele
und Seligkeit zu verzweifeln verſucht werde. Er that dieß
Bekenntniß mit allen Zeichen eines buffertigen Herzens,
und nachdem er geendet, richtete er auf den Prediger einen
Blic, in welchem ſich die Erwartung ausſprach des leße
ten Urtheils , der Verdammung oder der Begnadigung.
Der fromme Mann nahm das Wort und ſagte: „ Höre!
Mir iſt eine ähnliche Geſchichte verkündet worden von
einem Jüngling, der gleichen Frevel begangen hat. Die
fer trat eines Tages vor ſeinen Vater hin und ſagte:
Gib mir mein Erbtheil. Als er das erhalten , zog er in
ein fernes Land, und verſchwendete dort ſein ganzes Ver
mögen durch ein üppiges Leben. Nun entſtand aber in
demſelben lande eine große Hungersnoth , und er fing
an , Noth zu leiden. Da ging er hin und verdingte fich
an einen Bürger deſſelben Landes , und dieſer ſandte ihn
auf ſein Landgut, die Schweine zu hüten. Gern hätte er 1
da ſeinen Hunger mit den Trebern geftillt , welche die
Schweine fraßen , aber Niemand gab ſie ihm. Da ging
er in fich, und ſprad : wie viele Taglöhner find im Hauſe
meines Vaters , die alle Brod im Ueberfluſſe haben ; und
id muß hier vor Hunger ſterben ... " Fauſtus hörte mit
73

fleigender Aufmerkſamkeit zu ; es trat eine Erinnerung


bervor aus alten Tagen ; es waren Worte, Gefühle , die
er in ſeiner Jugend gehört, empfunden hatte ; es erwachte
ſein Gemüth aus der todähnlichen Betäubung , und wie
mit prophetiſchem Geifte fiel er jenem in die Rede , und
fuhr fort, die Geſchichte zu erzählen mit Andacht. Und er
ſprach : „ Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater
zurüdkehren , und zu ihm ſagen : Vater ! ich habe geſün
digt wider den Himmel und an dir ; ich bin nun nicht
mehr werth , dein Sohn zu heißen ; halte mich nur wie
einen Taglöhner.“ In demſelben Augenblide aber, als
er dieß ſprach, durchfuhr ihn ein plößlicher Schauer ; feine
Hände, die er gefaltet hatte, zudten krampfhaft auseinan:
der ; ſein Auge fab mit ftarrem Blide bin in eine Ede.
„ Weh mir ! rief er aus ; er kommt ! er droht ! er erwürgt
mich !“ und ſchon war es mit ſeinem Bewußtſeyn geſches
hen. Sein Famulus eilte auf den Ruf herbei. Der Pres
diger ſelbſt wurde von einer Beängſtigung ergriffen , wie
von einem betäubenden Qualm der Hölle , die ihn nicht
mehr verweilen ließ in dem Hauſe des Entfeßens.
3wölftes Kapitel. Die 24 Jahre des Dr. Fauſti
waren verloffen , und eben an dem leßten Tage derſelben
Woche erſchien ihm der Geift, überantwortete ihm ſeinen
Brief oder Verſchreibung , und zeigte ihm darneben an,
daß er auf die andere Nacht dem Tod und Teufel vers
fallen fer , deſſen er fich zu verſehen habe. Da nun Dr.
Fauftus ſeines Lebens Ende ſo nahe und gewiß ſah , po
ſchidte er zu feinen Bekannten , Magiftris, Baccalaureis
und andern Studenten mehr , die ihn zuvor beſucht hat.
ten ; die bittet er , daß fie mit ihm in das Dorf Ninis
lid , eine halbe Meile Weges von Wittenberg geles
gen , wollten ſpazieren und auda mit ihm Mahlzeit hale
ten ; was ihm die Geſellen auch zuſagten. Nachdem nun
das Nachtmahl eingenommen war, bat Dr. Fauft us die
Studenten , ſie wollten mit ihm in eine Stube gehen , er
hätte ihnen etwas zu ſagen . Das geſchah. Dr. Fauſtus
ſprach alſo zu ihnen : „Meine liebe Vertraute und ganz
günſtige Herren ! Warum ich euch berufen habe , ift dieß,
daß euch viele Jahre her an mir bewußt, was ich für ein
74

Mann war , in vielen künften und Zauberei erfahren.


Es ſind aber dieſe nirgends als vom Teufel hergelom.
men , zu weicher teufeliſden Luft mich auch Niemand ges
bracht, als mein Fleiſch und Blut, mein baløftarriger und
gottloſer Willen und meine ſtolzen , hoď fliegenden Gedan
fen, welche ich mir vorgeſept. Daher id) mich habe dem
Teufel verſprechen müſſen , nämlich , daß ich ihm nach 24
Jahren verfallen ſey. Nun ſind ſoldie Jahre bis auf dieſe
Nacht zum Ende gelaufen , und es fiehet mir das Stuns
denglas vor Augen , das ich gewärtig ſeyn muß , wenn
es ausläuft. Darum habe ich euch , freundlide, günſtige,
liebe Herren , vor meinem Ende zu mir berufen , und mit
euch einen Johannis- Trunk zum Abſchied nehmen wollen,
daß ihr meines Hinſdeidens Zeugen ſcyn möchtet. Bitte
euch bierauf , ihr wolet alle die Meinen , und die meiner
in Gutem gedenken, von meinetwegen brüderlich und freunds
lich grüßen, darneben mir nichts für übel halten , und wo
id euch jemals beleidiget , mir ſold og herzlich verzeifen.
Was aber die Abenteuer belanget, die ich in ſolchen 24
Jahren getrieben , das werdet ihr Alles nach mir aufges
ſchrieben finden , und laßt euch mein gräulich Ende eller
Lebtag ein Fürbild und Erinnerung, reyn : daß ihr wollet
Gott vor Augen haben , nicht von iom ablaſſen, und von
ihm abfallen , wie ich gottloſer und verdammter Menſo ,
der ich abgeſagt habe der Taufe, den Sacramenten , Gott
felbft, einem folden Gott , der nicht wil , daß einer ſollt
verloren werden . Endlich nun und zum Beſchluß ift
meine freundliche Bitte: ihr wollet euch zu Bette beger
ben , mit Ruhe ſchiafen und euch nichts anfechten laſſen ,
auch wenn ihr ein Gepolter und Ungeſtüm im Hauſe · bös
ret. ind ſo ihr meinen Leib todt findet, ſo laſſet ihn zur
Erden beſtatten. Denn ich fierbe als ein böſer und guter
Chrift ; als ein guter Chrift, darum daß ich eine herzliche
Reue habe , und im Herzen immer um Gnade bitte , dar
mit meine Seele errettet werden möge ; als ein böſer
Chriſt, was ich gar wohl weiß ; und ich will ja gern dem
Teufel Leib und Leben laſſen ; er mögé nur , Gott geb' !
mir die Seele zufrieden laſſen. Und nun verfüget eud
dann zu Bette , und Babt eine gute Nacht.“ Dieſe Stu :
75

denten und gute Herren, als fie Fauftum geſegneten, wei:


neten fie und umfingen einander. Dr. Fauftus aber blico
in der Stube , und da die Herren fich zu Bette begeben ,
fonnte keiner recht ſchlafen ; denn ſie den Ausgang won.
ten hören. Es geſchah aber zwiſchen zwölf und eiit Utr
in der Nacht, daß gegen das Haus Her ein großer unges
fümer Wind ging, ſo das Haus an allen Orten umgab,
als ob Alles zu Grunde gehen und das Haus zu Boden
reißen wollte. Die Studenten lagen nahe bei der Stube,
da Dr. Fauftus inne war. Sie hörten ein gräuliches
Pfeifen und Ziſchen , als ob das Haus voller Schlangen,
Nattern und anderer ſchädlicher Würme wäre. Indem Hub
an Dr. Fauftus um Hülfe zu ſchreien , aber faum mit
balber Stimme. Bald hernach hörte man ihn nicht mehr.
Als es nun Tag ward, und die Studenten die ganze Nacht
nicht geſchlafen hatten , find fie in die Stube gegangen,
darin Dr. Fauftus geweſen war. Sie ſaben aber keinen
Fauftum mehr. Leßtlich aber funden fie ſeinen Leib dralis
Ben auf dem Miſt liegen, welcher gräulich anzuſehen war.
Dieſe gemeldte Magiftri und Studenten , welche bei des
Faufti Tod geweſen , haben ſo viel erlangt, daß man ihn
in dieſem Dorf begraben hat. Darnach find, ſie wiederum
hinein gen Wittenberg, und in Dr. Fauſti Behauſung
gegangen , allda fie feinen Famulum , den Wagner, ges
funden, der ſich ſeines Herrn halber übel gehub . Sie funs
ten auch dieſe, des Faufti Hiſtoriam aufgezeichnet, und
von ihm beſchrieben , wie hievor gemeldet, alles außer
ſein Ende, welches von obgenannten Studenten und Mas
giſtris hinzugethan. Alſo endet ſich die ganze wahrs
baftige Hiſtoria und Zauberei Dr. Fauſti , daraus jeder
Chrift zu lernen , ſonderlich aber diejenigen , welche eine
boffärtigen, ftolzen, fürwißigen und troßigen Sinnes und
Kopfes ſind , der Welt, dem Teufel und ſeinen Werken
abzuſagen , Gott dem Herrn aber allein zu dienen , und
ihn zu lieben von ganzem Herzen , von ganzer Seele und
aus allen Kräften, damit ſie Chriſti Verdienſte theilhaftig,
und mit ihm endlich ewig ſelig werden mögen. Amen !
76

VI,

Des Chriftlid Meynenden Gefdhidhte


Fauft's *):
Unpartheiiſcher Lefer !
Gegenwärtige Blätter ſollten billig entweder die Wahr
heit der Hiſtorie des weltbekannten Sowarzkünftlers Dr.
Johann Fauftens mit unverwerflichen Gründen behaups
ten, oder wo dieſes ja nicht möglich, die Falſchheit derſels
ben der galanten Welt vor Augen legen ; welches auch
Anfangs mein Abreben felbft geweſen. Weil aber ſo un:
zählig viel Schriften pro et contra davon heraus , die
theils ex professo , theils incitenter dieſe intricate Mas
terie berühret , und nicht ohne Verwunderung viele von
den Gelehrteften unſerer Zeit hierinnen Schiffbruch gelit
ten, ſo habe folches zu einer reifern Meditation ausgeſeßet,
und bloß die von ihm erzählten Fata zuſammen getragen,
damit dem Verlangen einiger, welche ſeine Lebensbeſchrei
bung nur in etlichen Bogen zu haben gewünſchet , ein
Genügen thun möge.

*) Da dieſer Geſchichte Fauft's ſo vielfältig Erwähnung ge


ſchieht und ſie das erſte kleinere Volksbuch war , fo gebe
ich fie hier nicht ſowohl wegen dem Wenigen , wodurch der
Verfaffer das Widman'ſche Werk vermehrt, ſondern wegen
der populären Behandlung des Stoffe8.
Der vollſtändige Titel dieſer Schrift ift folgender :
,, Des durch die gange Welt beruffenen Erk -Schwark:Künft:
lers und Zauberers Doctor Johann Fauft's mit dem Teufel
aufgerichtetes Bündniß, darinnen deſſen abentheuerlicher le:
benswandel und mit Schreden genommene8 Ende alles auf
deutlichfte beſchrieben wird . Aniso wiederum aufs neue über:
ſehen, in einer beliebten Kürße zuſammen gezogen , und allen
vorſeßlichen Sündern zu einer herplichen Vermahnung und
Warnung zum Druck befördert von einem Chriftlich Meynen :
den . Frandfurt und leipzig 1728.“
77

Iind fou demnach dieſer Johann Fauft in dem Anhalti:


iden Marktfleden Sondwedel von frommen, dabei aber
armen Bauersleuten geboren ſeyn, hingegen in Wittenberg
einen wohlbegüterten Vetter gehabt haben , welcher ſeines
Batern Bruder geweſen , der ihn von wegen ſeines fähi
gen Kopfes , weil er keine Leibeserben hinterlaſſen , an
Kindesſtatt auferzogen, und ſo fleißig zur Schule gehalten ,
daß er mit zunehmendem Alter die Akademie zu Ingolſtadt
beſuchen , und nach etlichen Jahren nebſt eilf andern Can
ditaten den Gradum eines Magistri nicht ohne geringen
Ruhm ſeines Wohlverhaltens annehmen können . Allein
das damals in der päbfil. Finſterniß vor Luthers Refor:
mation im Sowange gehende Segenſprechen , Erorciren
und Teufelsbannen brachte ihn bald auf andere Gedanken,
daß er ſich auf die abergläubiſche Charakteres legte , und
an hohen Feſttagen, wenn die Sonne früh Morgens auf
ginge , das ſogenannte Crepusculum matutinum gebrauchte;
wozu die üble Converſation mit leichtſinnigen Leuten und
häufig herumſchweifenden Zigeunern, zu welchen er fich
fleißig gehalten und die Chiromantie von ihnen erlernen
wollen , ſehr vieles beigetragen haben mag. Er changirte
auch ſein Studium Theologicum mit dem Studio Medico,
und unter dieſem Vorwande befleißigte er fich , den Him
melslauf zu erforſchen, lernete Nativität ſtellen, und ſuchte
den Leuten, was ſie von ihrer Geburtszeit an bis zu Ende
ihres Lebens vor Glüd und Inglüc erleben würden , zu
derkündigen. Worinnen er es auch ziemlich weit brachte,
und nach und nach ein guter Prognoſticant wurde , der
ſonderlich wegen des Kalenderſchreibens fich in Ruf Teßte.
Seine Eltern ſaben zwar nebit dem Vetter ſeine Umſatte.
lung mit mißvergnügten Augen an , er wußte ihnen aber
gar bald ein gutes Sentiment von der an ſich ſelbſt höchft
aüßlichen Medicin und Aſtronomie beizubringen und fie
zu überreden , daß er gleichſam zu dieſen geboren und weit
geſchidter als zur Theologie wäre ; welches die Ingolftäds
tiſche Univerſität durch ſeiner Vermittelung ſelbſt atteſtiret,
und ihm nach verfloſſenen drei Jahren den Titul eines
Doctoris Medicinae ertheilet, woran zwar viele , auch felbft
diejenigen , welche dieſer Geſchichte noch einigen Glauben
beilegen, zweifeln .
78

Nun iſt es nicht zu leugnen , daß er damals in Anſes


bung ſeines Fleißes noch viel Gutes an fich hatte, welches
die Augen der Leute blendete, indem er ſeine gottloſe Ab
ficht verbergen mußte , wo er ſich nicht den fetten Biſſen
pom Maule nehmen laſſen wollte. Sobald aber nun der
Better die Augen geldloſſen und er Herr von dieſem gros
Ben Reichthume worden , ſo ergab er ſich allen Wolüſten ;
und als er bei merklicher Abnahme feines Vermögens ſich
fer liederlichen Geſellſchaft entſchlagen mußte , ſo lehrte
ton gar der ſchändliche Müßiggang auf Mittel finnen , ſich
Durch ein teufeliſches Bündniß auf der Welt glüdlich zu
machen . Weßwegen er aưerhand aſtrologiſche, chiro- und
nigromantiſche z . Schriften , deren in großer Anzahl nad
ſeinem ſchrecklichen Tode gefunden worden , aufgekaufet
cder geborget und abgeſchrieben. Doch ehe er die Citirung
ter Geiſter anfing, ſuchte er ſeine Comprerion, ob ſie ihm
zu ſeinem Zwede geneigt und beförderlich oder hinderlich
feyn möchte, zu erkundigen, weil immer ein Menſch glüd .
lidher ſey und cher Geifter gewahr werde, als der andere.
Darum las er fleißig im Zoroaſtro von ascendenten und
descendenten Geiſtern , ſonderlich betrachtete er ſeine Ges
burtsſtunde mit dem damals geweſenen Einfluß derSterne,
und fand, daß er nicht allein mit einem herrlichen Ingenio
begabet wäre , ſondern auch , daß die Geiſter eine fondere
liche Neigung zu ihm haben ſollten. Worinnen er noo
mehr geſtärket wurde , als er etlichemal nach einander in
ſeiner Stuben einen ſeltſamen Schatten an der Wand vora
über fahren , und des Nachts in der Solafkammer viel
Lichter bin und wieder bis an ſeine Bettſtatt gleichſam
fliehen ſahe, auch vielmals gar leiſe Stimmen hörte ; wors
über er ſich recht erfreuete ; nur hatte er nicht ſo viel Cous
rage , dieſes imaginirte Gefichte anzureden , ſondern ver.
meinte durch das Kryſtallglas noch meir licht zu bekoms
men , welches er von dem berühmten Kryſtalſeher Chriſtoph
bayllinger erhandelt.
Worauf er fich auch bei heiterm Tage auf einen Kreuzs
oder Scheideweg , der fünf Gänge hatte und eine halbe
Meile von Wittenberg lag , begab und allda den ganzeni
Nadmittag verblieb ; wo er bei einbredender Nadt einen
79

Reifen mit vielen Peltſamen Characteribus nebit zwei ans


dern Cirkeln verfertigte und die Mitternachtszeit im Speſu
ſerwalde erwartete ; wie ſich dieſe feinem Verlangen nach
auch zeigte , ſo nahm er ſeine Retirade in den mittelften
Cirkel und citirte , nicht ohne geringen Mißbrauch göttlis
den Namens, den Teufel. Allein anſtatt daß er in Pers
ſon erſcheinen ſollte ; präſentirte fich eine feurige Kugel,
welche nahe an dem Cirkel mit entſeglichem Knallen zers
ſprang und mit einem feurigen Strahl in die Luft fuhr,
Daß er bald von ſeinem gottloſen Vornehmen abgeſchredet
worden. Gleichwohl continuirte er feine Beſchwörung mit
weit härtern Worten , und wurde durch einen ungeheuern
Sturmwind und Vorbeifahren etlicher mit Pferden beſpann.
ten Wagen, welche wie ein Bliß ſeinen Cirkel vorbei rens
neten und ihn mit Staub über und über bedeckten , in
neue Furcht gefeßt , daß er fich wohl hundertmal gewüns
( chet , viel tauſend Meilen davon zu ſeyn. Wider alles
Verhoffen aber rahe er ein Geſpenſt um den Cirkel wan
dern , durch deſſen Erblicung er wiederum etwas Muth
bekam , und ihm zurief: Er ſollte nur frei bekennen , ob
er ihm dienen wollte oder nicht ? weldes der Geiſt mit
dem Bedinge, wo er etlide Punkte , die er ihm vorhalten
würde , einginge , die ganze Zeit feines Lebens zu thun
verhieß, und Morgens darauf in ſeiner Behauſung zu ets
(deinen verſprach , damit ſie von dieſer Sache mit einan.
der umſtändlider reten könnten .
Fauſt acceptirte ſolches ganz willig , zertrat den Cirlel
mit Füßen , und kehrete , nachdem er drei Stunden lang
mit der Beſchwörung zugebracht , wiederum mit Freuden
nach Haus. Welchem Verſprechen auch der Geift nach
langem ängſtlichen Marten des Fauſts im Mittage nachs
Bekommen , und ſich auf unterſchiedene Art nahe bei dem
Ofen poſtiret, bis er endlich auf nochmals vorhergegangene
Beſchwörung des Fauſts, fich in einem Menſdenkopfe ges
Beiget , und ihm einen tief gebüdten Neverenz gemacht,
unter dieſem Vorwande aber, weil er nicht auzu weit von
ihm entfernet, nicht weiter gehen wollen. Worüber fiche
fauft ereifert und mit noch härterer Beſchwörung gedros
bet haben ſoll, welches dem verflucten Geiſte unangenehm
80

zu feyn geſchienen , weil er ſeinem Befehle im Augenblick


geborſam geweſen , außer daß er ihm neue Angſt verur:
fachte , als er das Zimmer in vollem Feuer , welches fich
überau ausbreitete, und den Geiſt in dem gezeigten Men:
schenkopfe, den Leib aber lo gottig wie ein Bär geftalt,
erblickte , daß auch Fauft genöthiget ward, den Geiſt zu
bitten , die Retirade wiederum hinter den Ofen zu nehmen ,
welches auch geſchahe ; Fauft fragte ihn zwar darauf : Ob
er nicht eine andere als dieſe abſcheuliche und gräuliche
Geſtalt annehmen könnte ? Allein der Geiſt negirte es,
weil er ein Fürſt und kein Diener der Höllen ſey. Doch
wollte er ihm einen ſchicken , der ihm in allem ſeinem Bez
gebren nad Herzenswunſch will fahren werde, wo er dieſe
fünf Puncte , welche Fauſt aufzeichnete , auch mit ſeinem
Blute unterſchriebe , einginge . Und waren dieſelben fol
gender Geſtalt eingerichtet, daß er
1. Gott und allem himmliſchen Heer abſagen ;
11. Ader Menſchen Feind feyn , ſonderlich derjenigen, ſo
ihn ſeines böſen Lebens wegen würden ftrafen wollen ;
III. Worunter fürnehmlich die Geiſtlichen gehörten , des
nen er nicht gehorchen ; und
IV. Zu feiner Kirchen geben noc Sacramenta gebrau
chen ; wie auch
V. Den Eheftand baſſen , und ſich weder in denſelben
einlaſſen noch gar ehlich vollziehen ſolle.
Zum Gratia wolle er ihm die ganze Zeit ſeines Lebens
alle nur erſinnliche Luft verſchaffen und zu dem erfahren .
ften und berühmteſten Mann machen.
So ſüße das Leßte in Fauſts Ohren klang , ſo bittere
und melancholiſche Gedanken brachte das Erſte zuwegen .
Aber worein verfält nicht der Menſch , wenn er einmal
fich dem Teufel ergeben ? War es alſo Wunder, daß Fauſt
alles auf die leichte Achſel nahm , und nur die leichteſten
als den II. und legten Artikel vor ſchwer anſahe ; welchen
Zweifel er jedoch bald ſelbſt zu beben wußte, und die blu
tige Handſchrift auf den Tiſch zu legen verſprach nur
ſollte er künftig in verkleideter Menſchengeſtalt erſcheinen ;
welches auch der Geiſt zuſagte und darauf verſchwand.
81

Fauft aber ergriff ein Federmeffer, öffnete an der linken


Hand ein Lederchen, und ſchrieb mit ſeinem Blute und
eigner Hand dieſe Höchft verdammliche Obligation :
Ich JOHANNES FAUSTUS , Doctor , bekenne bie öf:
fentlich am Tage, nachdem ich jederzeit zu Gemüth gefaſ
ſet, wie die Welt mit allerlei Weisheit , Geſchidlichkeit,
Verſtand und Hobbeit begabet, und allezeit mit hochvers
ſtändigen Leuten geblühet bat ; dieweil ich aber von Gott
dem Schöpfer nicht alſo erleuchtet, und doch der Magiae
fähig bin , auch darzu meine Natur von himmliſchen In
fluenzen geneigt , zudem auch gewiß und am Tage iſt,
daß der irdiſche Gott , den die Welt den Teufel pflegt zu
nennen , ſo erfahren , mächtig , gewaltig und geſchickt iſt,
daß ihm nichts unmöglich, ſo wende ich mich nun zu dem,
und nach ſeiner Verſprechung ſoll er mir alles leiſten und
erfüllen , wus mein Herz , Gemüthe , Sinn und Verſtand
begehret und haben will, und roll an nichts Mangel er:
Tcheinen , und ſo dann dem alſo ſeyn wird, ſo verſchreibe
ich mich hiermit mit meinem eignen Blute , welches , wie
ich gleichwohl bekennen muß, daß ichs von dem Gott des
Himmels empfangen habe, daß ich daſſelbe, und auch die
Ten meinen Leib und Gliedmaßen , ſo mir durch meine Els
tern gegeben , und alles was an mir ift , ſammt meiner
Seelen, hiermit dieſem irdiſchen Gott feil trage, und ver:
(preche mich ihm mit Leib und Seele. Dagegen ſage ich,
vermöge der mir vorgehaltenen Artikel , ab, allem himm
tiſchen Heer und was Gottes Freund ſeyn mag . Zur Be
kräftigung meiner Verheißung will ich dieſem allen treulich
nachkommen ; und dieweil unſer aufgerichtetes Bündniß
vier und zwanzig Jahr währen ſoll , ſo ſoll er dann,
wenn dieſe verfloſſen und verlaufen, dieſes" ſein Unterpfand ,
Leib und Seele angreifen und darüber zu ſchalten und zu
walten Macht haben , ſoll auch kein Wort Gottes , auch
nicht die folches predigen und vortragen , hierinnen einige
Berhinderung thun , ob ſie mich ſchon befehren wollten.
Zur Urkund dieſer Handſchrift, habe ich ſolche mit meinem
eignen Blut bekräftiget und eigenhändig geſchrieben.
Ob das o homo fuge in ſeiner linken Hand eingegra:
II .
6
82 ,

ben , dreimal von ihm geſehen worden, laſſe ich zwar ca


bin geſtellet ſeyn . Doch iſt kein Zweifel, daß Gott alior:
hand Vorſtellungen , um ihn davon abzuziehen, in ſeinem
Herzen wird gethan haben , wenn nur Fauft nicht vorſät
lich deſſelben heil. Wirkung widerſtanden bätte. Der Teu:
fel ließ ihm auch ſelbſt, nach Verfertigung derſelben , nicht
viel Zeit übrig , es nochmals zu überlegen, ſondern holte
gar zeitig , in eines grauen Möndes Geſtalt, die kaum
trocken gewordene Obligation ab, und verſprach nachmals,
den ſchon gedachten gelehrten und erfahrnen Geiſt in eben
Dieſer Kleidung künftig zu faiden , welder auch Abends
nach Tiſdizeit, als fdon alle Thüren im Hauſe verſd)loſien ,
an Fein Muſeum flopfte, und ſich nad; geheißenem Segen
and gethaner Frage: Was feine Handthierung fey ? gegen
ihm beſdıwerete , warum er ilm alle Herrlidkeit geraubt
und zit einem Menſchendiener gemacht ? Doch weil er ein
Spiritus familiaris, der gerne in Geſellſchaft der Menſden
wäre , und dem Befehl reines Principalen nicht wohl wi:
terſtreben konnte , ſo wollte er ihm getreulich dienen , er
follte nur, wenn er ſeiner benöthiget, Mephiſtopheles rufen ,
er würde nicht weit ſeyn . Wormit aud ) fauft wohl 311
frieden war und ihn vor dießmal dimittirte. Allein bei
der andern Zuſammenkunft wollte er bald mißtrauiſch auf
ihn werden, warf ihm ten ihm nicht zi1kommenden Habit
vor , und wollte ihm gar ein Sdellen anhängen , damit
er ihn kommen yörte ; welches dem Geiſt nidt anſtehen
mochte, denn er erpoſtulirte mit ſehr penetranten Terminis
mit ihm , daß auch Fauft ziemlich gelinde Saiten aufzug
und ihn zu befäniftigen ſudite.
Nun war feine erſte Sorge, weil die Lebensinittel meiſt
verzehret, und deren verſpürten Mangel er dieſes despe.
Date Refugium ergriffen, wie ſeine künſtige Haushaltung
auf das koſtbarſte eingerichtet werden möchte ; welche ihm
Der Geiſt bald benahm, und hoch und Kellner zu ſeyn vers
ſprad ), nur ſollte er allerhand Geſchirre anſchaffen , folche
wollte er alle mit dem delicateſten Eſſen und Trinken an:
füllen. Keine Magd könne er nicht leiden , aber einen Fa
mulum und gute Freunde, mit denen er bisher umgegan:
geni, fönne er ihm zu Gefallen und 311 feinem Zeitvertreibe
83

wohl erlauben. Wegen der Kleidung dürfte er gleichfalls


unbekümmert ſeyn , wenn er allemal ein Verzeidiniß von
allem , was er verlangte, Abends zuvor auf den Tiſch legte,
ſo würde er alles kommenden Tages zu rechter Zeit haben .
Welches Fauft fleißig beobachtete , und bei der erften
Mahlzeit vom Geifte ein zierlich vergoldetes Trinkgeſdirr
verehrt bekam , wobei er mit ſechs oder acht Speiſen nebſt
etlichen Sorten von Wein tractiret wurde. Allein wer
wünſchet fich wohl dergleichen verfluchte Mahlzeit zu ge:
nießen , welches uns zu einem aſotiſchen und teufeliſden
Leben Thor und Thür öffnet, worein Fauſt gefallen, und
um dieſer Urſachen wegen in der ganzen Stadt in Ge :
ſchrei war , daß ihm auch der Geiſt ſelbſt, um ihn aus
dem Verdacht zit bringen , zu einer eingezogenen Lebens
art anmahnen mußte , und in eigner Perſon Affer und
Wieſen beſſer als zuvor beſtellen ließ. Wodurch alſo ſein
Credit noch in etwas ſo lange erhalten wurde, bis er das
gewinnſüchtige Spielen hervor ſuchte , und entſegliche
Simmen Geldes vom Geiſte begehrte, worein dieſer nicht
willigen wollte , ſondern heftig dawider ftritte. Fauſt mußte
zivar gute Wort geben , doch fruchtete es ſoviel, daß ihn
der Geiſt hernach niemals beſtrafte ; hingegen verbot er
ihm die heilige Bibel zu leſen und von Glaubensſachen
z!l diſputiren . Wollte er ja was leſen , fo follte er das
erfte, andere und fünfte Vuch More, den Hiob , nebſt den
Apocryphis, und im Neuen Teſtament den Zöllner, Ma :
ler und Arzt (Matthaeum , Marcum und Lucam ) durchges
hen ; den Pſalter, den Johannem und den Schwäßer Pau
lum aber gänzlich meiden . Im discouriren könne er
Themata von Concilien, Ceremonien , Meſſe und Fegefeuer
nehmen ; welches Fauft, wiewohl ungerne, einging.
Doch war er nicht von der Kraft, ſeine Gewiſſensangſt
ganz und gar zu verſteden ; denn bald fragte er den Geiſt:
Was er Anfangs für ein Geift geweſen ? Ob der böfen
Geiſter viel wären ? Aus was Urſachen die Teufel von
Gott aus dem Himmel verſtoßen worden ? Ob die Teufel
auch eine Ordnung und Regiment wie die weltliden für :
ften unter ſich hätten ? Wie die Hölle beſchaffen , ob eine
zu ſtatuiren oder nicht ? Bald aber : Was es mit dein
84

Himmel für eine Bewandtniß habe ? Wie groß das An.


feben und die Freude der Engel daſelbft ? Und wie anges
nehm das Paradies der erſten Eltern anzuſehen geweſen?
Ob die Teufel ebenfalls hofften einmal ſelig zu werden ?
Endlich drudte er gar los und wollte wiſſen , was der
Geiſt wohl gethan bätte, wenn er an ſeiner Stelle gewes
ſen ? Ob ibn der Teufel zuvor ſchon, ehe er dieſes Bünd
niß mit ihm getroffen , wie andere fichere und gottloſe
Menſchen regieret und geiſtlich beſeſſen hätte ? wovon der
Geift wider ſeine Natur und Eigenſchaft ſehr wohl räſon
nirte, und ihm dadurch die Betümmerniß der Seelen vers
doppelte. Aber das verftodite - und nunmehr an Gottes
Gnade verzweifelnde Herz des Fauſtes ließ auch des Teus
fels eigene Warnung leer vorbei ftreichen ; wobei wir Gots
tes unbeſchreibliche Barmherzigkeit erkennen lernen , daß
alle Kreaturen , ja der Teufel felbft wider ſeinen Willen
die abtrünnigen Sünder zur Buße vermahnen müſſen.
Noch iſt der ruchloſe Menſch bei fehenden Augen blind,
und bei hörenden Ohren taub, und widerſtehet allen Reis
zungen und lodungen des 1. Geiftes.
Fauft ſpielte mit feinem Zottigen Hunde Praestigiar, wel:
cher mit ſeiner , die Menſchen ſelbſt übertreffenden Kunft
ihm divertirte . In ſeinem Hauſe waren die Zimmer mit
Tapeten und ſchönen Gemälden gezieret. In zwo Stuben
wurde die rareſte Zuſammenſtimmung eines Vogelgeſanges
von allerhand lieblich fingenden Vögeln gefunden ; den Vor:
hof fabe man mit Kapaunen, Enten, indianiſchen Hühnern ,
Neb- und Haſelhühnern , Kranichen , Reihern , Schwanen ,
Störchen 2c. alle von außerordentlicher Schönheit und Größe
angefület. Sein Luſtgarten gleichte faft dem Paradieſe,wel:
cher von keinem Winter wußte , denn das ganze Jahr grünete
das mit allerlei Bäumen vermengte Laub und Gras ; der
ſchönſten von mancherlei Art Trauben behängten Weinſtöcke,
weiche Winter wie Sommer reif da bingen ; wie auch der
prächtigſten Tulpen , gefüllten Joſepbftäbe und Narciſſen ;
ingleichen der vielfältigen Blumen und Roſen wurde man
dafelbſt in großer Menge gewahr. Gleich im Eingange
des Gartens fielen den Zuſchauern zierlich aufgeführte
Granaten : , Pomeranzen- , Limonien- und Zitronenbäume,
85

bernach von andern gemeinen , als Kirſch-, Pepfel- und


Birnbäumen in die Augen ; und wer wäre alle Stauden:
Gewächſe nach der Länge zu erzählen vermögend ? Da
in einem Augenblick die Bäume andere Früchte, als die
Natur mit fich brachte, berfür gaben : denn hier trugen
etliche Birnbäume nebſt ihren Birnen Datteln, Kirſdbäume
Feigen, andere zeitige Caftanien 2c. Nur bekamen sie
wenigſten, außer ſeinen Bekannten , dieſes bezauberte kufi
revier zu Geſichte, denn ob er wohl durch ſeine große Er:
kenntniß der Aſtrologie und Mathematik , in welcher ihm
zur ſelben Zeit keiner gleich gekommen, auch hierinnen was
fonderliches präſtiren können, ſo war doch dieſe verblendete
Vorſtellung von ſo gar übernatürlicher Wirkung , daß er
beſorgen mußte, es möchten durch den Anblick deſſelben die
Leute noch mehr in dem von ihm geſchöpften Wahne der
Zauberei beſtärket werden.
In der Aftrologia ſuchte er fich im Gegentheile deſto
bekannter zu machen, in welcher er, duro Beihülfe ſeines
Geiftes , den Zunamen des andern Zoroaftris von andern
Aftrologis erbielt. Seine Prognoftica und große Practica;;
welche er unterſchiedlichen vornehmen Herren dedicirte, ftim :
meten alle überein . In ſeinen Kalendern fand man alle
Jahr ein neues Werk , welches in der Witterung ſonderlid
accurat ; wobei er Zeit und Stunde meldete, wenn dieſes
oder jenes fünftig geſchehen würde , und jede Herrſchaft
wegen der bevorſtehenden Theurung, Krieg , Aufruhr und
peftilenzialiſchen Krankheiten beſorget zu ſeyn anmahnete.
Er erhielte auch was er ſuchte, denn jedermann hielte ſeine
Neden und Schriften für Dracula . Gegenwärtige und
Anweſende conſulirten ihn , und begehrten ſich von ihm
entweder wahrſagen oder die Nativität ftellen zu laſſen ;
welches leßterer unterunzählig andern mit dem einzigen
Erempel des Prälaten Azzolini zu Patavia erwies , dem
er vorher geſagt, daß er bald Kardinal werden würde,
und deswegen nebenſt dem verbindlichen Danke 200 Stro:
nen von ihm , als die Erfüllung geſchehen , überſdidt be:
kommen .
Nun wollen wir , ehe wir zu dem erſchredlichen Ende
ſeines Lebens ſchreiten , etliche lächerliche Poſſen von ihm
86

anführen , und mit dem curiöſen Mantelfahren drei junger


Freiherren auf das fürftliche Beilager nach München den
Anfang machen. Dieſe brachte Fauſt ohne Wagen und
Pferde auf ſeinem Mantel glüdlich hin und wieder zurück,
außer einen , ,der ſein verſprochenes Stillſchweigen gebro
chen , und ſich, als man das Handwaſſer, damaligem Ger
brauch nach, auf Befehl des Fürſten, ihnen auch gereichet,
ergebenft bedanket, 'und deswegen zurüd bleiben , ja gar
ins Gefängniß wandern müſſen ; den aber Fauſt noch vor
anbrechendem Morgen des folgenden Tages prlöſete, indem
er die Leibwache des Fürften in einen tiefen Schlaf be
zauberte, Schloß und Thüre durch ſeine Kunſt öffnete, jei
nen Mantel um den noch fehlafenden Freiherrn warf, un
vermerkt damit fort ( chiffte , und nicht ohne große Freude
nach Wittenberg zu ſeinen Vettern brachte, welche ihn mit
einer anſehnlichen Verehrung regalirten .
Allein ſo große Summen ihm ſeine Kunſt und der Geiſt
zuwege brachten , so groß wollte manchmal der Mangel
einreißen , welches Fauſten , auf abgeſchlagene Antwort ſei
nes Mephiſtopheles, auf neue Liſt und Ränke zu finnen
nöthigte. Der dann in Beiſeyn einer ſeiner.guten Freunde
einen Juden anpadte , daß er ihm 60 Thaler auf einen
Monat lang vorſchießen ſollte, er wollte ſie ihm , nebft der
Intereſſe, mit darkbarem Gemüthe ( wiewohl das Herz weit
davon entfernt war) wieder zuſtellen ; in Außenbleibung
deſſen aber möchte er fich ftatt eines Unterpfandes an fei
nen Fuß halten, welches der Jude , ob es ſchon ein bloßer
Scherz, im Ernſte annahm , und nach verlaufener Zeit das
Seinige forderte, ia gar mit Gewalt, in Gegenwart zweier
Juden, auf des Fauſti begehrte nochmalige Vorleſung der
Obligation, das Unterpfand ablöſete, und das Blut, ſeiner
Meinung nach halb todten Fauften , mit einer aufgelegten
Salbe ftopfete. Allein die Reue kam eher den Juden als
Fauſten an , darum warf er den Fuß ins Waſſer, welches
Fauften Gelegenheit gab, ihn gerichtlich zu belangen , und
wurde die Sache per amicabilem compositionem dahin
verglichen, daß beide Theile fich ihrer Anforderung losſagten.
Wie nun dieſes Geldchen auch verthan , ſo mußte ein
Roßtäuſcher auf dem öffentlichen Markte herhalten , dem
87

er ein durch ſeine Runft zugeridhtetes lichtbraunes Pferd


verhandelte , und dabei verwarnete, es vor Verfließung
zweier Tagen nicht in die Schwemme zu reiten ; weil er
es aber doch that , und im Durchreiten auf einem Büſchel
Stroh faſt ertrunfen wäre, fo practicirte Fauft ſeine Kunſt
noch einmal, und ließ ſich auf der Ofenbank ſchlafend von
dem ergrimmten Roßtäuſcher ein Bein ausreiſſen , als er
ihn etwas zu hart ziehen mochte , wodurch er aus dernt
verſtellten Schlafe erwachte und Zeter und Mordio ſchrie,
daß der Roßtäuſcher, über Hals und Kopf den Fuß zurücf:
laſſend , das Reißaus ſpielete.
Fünf Sdweine , die rein Famulus Wagner getrieben ,
und er jedes für fünf Gulden verhandelt , find auch , wie
das Pferd , in Strohwiſche verwandelt worden, welche die
Säutreiber wider ſeinen gethanen Befehl in die Schwemme
getrieben .
In Leipzig hat er einen artigen Poſſen geſpielet, wobin
er ſich, die Meffe zu beſuchen, mit etlichen Polniſchen vou
Adel, welche damals in Wittenberg ſtudirten und Fauften
oft Compagnie leiſteten , begeben , auwo ſie denn durc )
reine Kunſt geſchwind und ohne Schaden angekommen ,
lief ihnen gleich ein Haaſe quer über den Weg , welches
fie für ein unglückliches Omen auslegten , ſo begegnete
ihnen doch nichts , das ſie an ihrer Reiſe hinderte. Wie
ſie nun die Koſtbarkeit der Stadt und den Flor der Kauf
mannſchaft in Nugenſchein genommen , ſo wurden ſie in
einem Weinkeller gewahr, daß die Schröter ein Faß Wein
nicht herausbringen konnten , worüber ſie ihr Gelächter
batten , welches das ohnedem grobe Rüpelvolk noch mehr
in Harniſch jagte, daß ſie die ſchimpflichſten Neden gegen
ſie ausſtießen , und ihnen vorwarfen , daß ſie mit ihren
loſen Goſchen es doch nicht heraus ſchroten würden ; ja
der Herr des Relers verobligirte fich ſelbſten, einem unter
ihnen das Faß Wein zu ſchenken, der ſeine Worte in der
That präſtiren könnte. Womit Fauft gleich zufrieden ge
weſen , das Faß wie ein Pferd herauf geritten , und es in
einem Wirthshauſe mit vielen andern Studenten ausgeſoffen.
Als Dr. Fauft zu Wien war, ſo ließ er einsmals einige
von ſeinen gutenFreunden zu Gaſte bitten, und hatte dies
88

felben laſſen vor der Stadt in ein benachbartes Vorwer!


beſtellen , nur allein mangelte es ihm an Trinkgeſchirren,
wenn fie Nath darzu wüßten , ſo wollte er ſie wohl bewirs
then , dazu dürften ſie auch auf den Abend nicht beim ei
Ten , denn er fönne fie ſämmtlich des Nadts alle beberbers
gen. Alsbald nahm ein jeder was von Trinkgeſchirren,
ſonderlich filberne und vergoldete Becher , und kamen auf
den beſtimmten Orten zuſammen . Unterdeſſen ſchickte Fauſt
ſeinen Geift nach allerhand Töpfen und Krügen , und lief
fie hinaus tragen. Als ſie nun vor die Stadt kamen ,
zeigte er ihnen einen propren Palaft; als ſie nun in daf:
ſelbe hinein kamen, da war es alles ſehr propre aufgepugt,
worauf fie fich zu Tiſche reßten , da trugen ſeine Diener
köſtliche Speifen und Getränke auf bei einer Stunden lang,
bald kamen etliche Jungfrauen mit Saitenſpielen, die ſpiel
ten ſo lieblich und ſchön , daß fie die Zeit ihres Lebens.
keine beſſere Muſik gehöret hatten. Da fie nun gegeſſen
hatten , da fingen fie an zu tanzen und allerlei Kurzweilen
zu treiben ; wie es nun in die Nacht kam , da fingen fie
alle an einzuſchlafen , allein Dr. Fauft, wie er ſeine Zeit
erſahe , ſo machte er fich mit den goldenen Bechern und
Trinkgeſchirren davon, und hinterließ ihnen ftatt derſelben
lauter Töpfe. Als fie nun des Morgens darauf erwach
ten, ſo raven fie, daß fie mitten in Galgen lagen , unter
lauter Diebes- und Schelmknoden , worüber ſie ſebr er
(draden , und einander wiederum aus den Galgen heraus
balfen und heim gingen , mit Verſchwörung, niemals wies
der anderswohin zu Gafte oder Schmauſe zn gehen.
Den Erfurtiſchen Studiofis hat er nicht allein , als er
M. Moirs begleitet , der dahin vocirt worden, die rühm:
lidhen Thaten der griechiſchen Helden Menclai , Achillis,
Hectoris, Priami, Alexandri M, Ulyssis, Agamemnonis,
Ajacis recht anmuthig aus dem Homero erzählet, ſondern
Tie auch in Perſon vorgeftellet, und mit dem ungeheuren
Nieſen Polyphemo , der dem äußerlichen Anſehen nach
einen Schenkel eines kleinen Kindes verſcludte , mit ihrem
großen Schreden den Schluß gemacht.
Ja er hat gar daſelbſt im Erfer bei dem Stadtjunker
Des Radto , bei verſchloſſenen Thoren über die Mauern
89
von Prag ber, auf ihr Wünſden fich eingeſtelltet und if
vor anbrechendem Morgen wieder in Prag geweſen , wels
dhes er durch Hilfe ſeines freſfigen Pferdes oder beſſer zu
ſagen , feines Geiftes verrichtet.
Endlich ließ er die Leute auf der Straße nicht unveriret.
Als er bei Braunſchweig , wo er einen Scwintſüchtigen
von Adel beſuchte, einem Bauren die Räder vom Wagen
in der Luft wegführte, und die Pferde ohne einige weitere
Negung niederfallen mußten, wodurch er den groben Ge:
ſellen mit fremden Leuten freundlich umzugeben lehrete, und
faſt den halben Tag zu thun machte , ehe er die Pferde
aufmunterte , und die Räder vor jedem Thore , adwo fie
bingeflohen, wiederum holte.
Einem andern Bauern fraß er gar ein Fuder Heu, als
er ihm nicht aus dem Wege weichen wollte . Und wieder:
um einem andern für einen Löwenpfennig , ftatt eines
Salats , ein halbes , und behielten doch , wie man den
Schaden beſabe, das ihrige .
Nod viel lächerlicher war es , als er einen Wirthsjun:
gen , der ihm zu voll einſchenkte, mit Haut und Haar ver.
Taludte, und aus dem Schwankkefſel von dem Kühlwaſſer
einen guten pommeriſchen Trunk auf dieſen fetten Biffen
that; gleich darauf rabe man den Jungen wieder hinter
dem Ofen figen , zitterte und bebete alles an ihm , und
war überaus naß.
In Wittenberg verblendete er etliche Studenten , welche
ſich vor ſeiner Behauſung um eine leichtfertige Vettel her:
um ſchmeißen , und fünf gegen drei geben wollten, daß
keiner den andern ſabe, ſondern theils über die Steine fie:
len und darein hieben , theils an die Wände mit den Köpfen
liefen, und fich alſo einem jeden zum Gelächter madten.
Welches den ſchreienden Bauern auf einer Kirchweih
ebenfalls ſo erging , die auſſer der Stube wohl reden , aber
in der Stube mit aufgeſperrten Mäulern nichts vorbringen
fonnten . Und dem in der Stadt Heilbronn von der Waide
kommenden und nach ſeiner Art blödenden Viehe ſperrete
er die Mäuler auf, und ließ fie nicht eher ſchreien , als
bis fie vor feiner Wohnung vorbei waren , daß er ſelber
taju lachen mußte, wenn eine Magd zur andern rief : Je
90

Elſe, Annel, Urſel , hat denn deine Kuh auch ein aufge
ſperrtes Maul ?
Wie groß mag nicht die Verwunderung geweſen ſeyn,
da er in dem auf dem Berge liegenren Städtchen Borberg
den am Himmel ſtehenden Regenbogen mit der Hand er:
griffe , und fich , wo es den , auf die Frankfurter Meſſe
reiſenden Kaufleuten, in deren Geſellſchaft er ſich befande,
gefiel, auf ſolchen ſeßen und fortfahren wollte.
Noch konnte er in der Frankfurter Meſſe nicht vertragen,
daß vier Gaukler es ihm in vielen Stüden , wo nicht zu:
vor, doch zum wenigſten gleich thaten . Denn dieſe hieben
einander auf einer auf der Erde liegenden Decke die Köpfe
ab , ließen den abgeſchlagenen Kopf durch einen dazu bes
ſtellten Barbierer waſchen, gaben den Kopf den Zuſchauern
in die Hände , und ſeßten ſolchen wieder auf den Leib , da
tann eine Lilie aus dem auf dem Tiſche ſtehenden Kopfe
beraus ſprang , und Kopf und Leib wiederum vereinigte.
Solches war nun drei Mal in der That präſtiret worden .
Wie aber der Maitre davon ſeine Kunſt gleichfalls zeigen
wollte und ſchon nieder knieete , ſo gehet Fauft unfichtbar
bin und ſchlißet den Lilienftengel des Meiſters, und gehet
unvermerkt davon . Welches verurſachte, daß er , nachdem
ſie alles wie mit den vorigen vorgenommen , todt blieb
und niemals wieder zu erweden war.
Durch ſolche reine Zauberei ward er Stadt und Land
kundig ; dahero ihn viele gottſelige und gelehrte Leute, und
unter andern einer von ſeinen Nachbarn von ſeinem teu
feliſchen Leben abzuſtehen vermahneten , er ſollte in fich ge
ben und Buße thun. Aber höchſter Gott ! wäre es ihm
ein rechter Ernſt und nicht eine Kains - oder Judasreue
geweſen , fo würde er dem heiligen Geiſt beſſer gefolget
und den neuen Verſuchungen des Teufels ſtärkern Wider :
ſtand gethan haben, als daß Fauſt fich wieder von neuem
dem Satan ergeben, und die andere teufeliſche Obligation
mit ſeinem Blute ſchreiben dürfen, noch aus einer höllen :
würdigen Rachgierigkeit gegen dieſen alten und um ſeine
Seel und Seligkeit wohlmeinenden Nachbar ſo undankbar
feyn dürfen. Denn obgleich dieſer Gottesmann den Por:
tergeiſt in ſeinem Hauſe nur perhöhnete und ihm lachend
Sigo

RS
STA

------------

!
91

zurief, daß er die Zeit feines Lebens keine ſchönere Muſik


als dieſe gehöret, welche er ohne Zweifel in einem Wirths:
hauſe von den vollen Bauren und niemals nüchternen Zech
brüdern gelernet , ja gar fragte: Ob es eine Conzerte ?
Wenn ihm die Noten zu continuiren beliebte , ſo wollte
er den Text dazu ſingen , und deswegen das unvergleich.
liche Lied : Durch Adams Fall iſt ganz verderbt 2. ganz.
durch range , nach deſſen Endigung aber weiter gegen ihn
fortfuhr und ſagte: Nun Meiſter Satan , wie gefädt dir
dieſes Lied ? Warum haſt du dich mit deiner engliſchen
Stimme nicht an einen fürftlichen Hof gemacht , wo man
fie mehr, als ich, äftimiret. Du befürchteſt wohl, du möch
teft aus der Kapelle, wie aus dem Himmel verſtoßen wer:
den ? Und gleichwohl willſt du die Leute in ihren Häuſern
mit deiner nichtswürdigen Kunſt turbiren ? Geh , geh du
Shandfled , ich ſage geb , geh und pade dich , und ſpare
deinen ſchönen Gefang bis zur Auferſtehung der Todten
und Erſcheinung des allgemeinen Richters , der wird dich
in eine ſolche himmliſche Kapelle verſeßen , wo die hölli
(dhen Flammen zum Loche herausſchlagen werden . Als der
Geiſt ſelbſt zu weichen gezwungen ward , ſo mochte er doch
durch Gottes beilige uns bekannte Zulaſſung, den Mords
flichen des Teufels nicht entgehen, ſondern bekam eine geb:
linge Lähmung an Händen und Füßen , daß er darüber
inner Jahresfriſt die Erde fauen mußte.
Und was ſoll ich von Fauftseignem Leben melden ?
war ſolches nicht nach ſeiner ſcheinheiligen Bekehrung weit
gottloſer als zuvor ? Denn nunmehr äffete er fich nicht
nur, ſondern verunruhigte ſie Tag und Nacht. In Gotha
verunreinigte er Valentin Hohenweyers Ehebette, und als
der Wirth ihn deßwegen das Haus zu räumen nöthigte,
fo bannete er einen Poltergeiſt in daſſelbige , welcher ein
ſolches Poltern und Rumoren im Hauſe anfing , daß nies
mand mehr darinnen bleiben wollte , ja der Wirth mußte
ſelbſt die Wirthſchaft aufgeben und es leer fleben laſſen .
Zwar erbarmete er ſich eines Prieſterſohnes von Waſſer:
burg , und nahm ihn wegen der großen Kälte und deſſen
üblen Kleidung zum Famulo an. Solches wäre auch nicht
geſchehen , wenn er nicht aus des Saülers eigenem freiem
92

Bericht vernommen , daß dieſer Baſtart der Zucht reines


verhurten Vaters entlaufen , und zugleich aus deſſen Com
plerion ſchloß , daß er eines verſchmigten Kopfes rey und
fich ſebr wohl für ihn ſchide; welches auch gewiß erfolget,
und hat ſich dieſer Chriſtoph Wagner gleichfalls dem ſo:
genannten Geifte Auerhahn mit ſeinem Blute verbunden .
Es gab auch noch mehr ſolche ſchwarze Kunſt treibende
Vögel, ſonderlich in den Klöftern ; in deren eines zu Hal
berſtadt Fauft zum Abte gerufen ward, um von ihm noch
mehr darinnen zu profitiren. Wie aber Fauft an ſich hielt,
ſo conſulirte der Abt ſeinen im Kryſtal habenden Geiſt,
ob es Fauft gut oder böſe meinete ; von welchem er zur
Antwort bekam , daß er es zwar gut meinte, doch würde
er fich gegen ihn , weil er fich dieſer Kunft auch rühmte,
nicht ſehr bloß geben. Wollte er ſeinem Rathe folgen,
und ihn davor von ſeinen Banden losſprechen , ſo ſollte
er Fauften um ſeinen Hund bitten, der ebenfalls ein Geiſt,
und größere Künfte als er verſtünde, worein endlich Fauft,
wiewohl ungerne und nicht länger als auf drei Jahr wil.
ligte. Welchen Termin der Abt nicht einmal erlebte, ſon:
dern durch eine hißige Krankheit dem Teufel zu Theil
wurde. Weil Fauſt felbft nicht heirathen durfte , ſo ver:
trat er die Stelle eines Kupplers , und verband ein paar
adeliche Perſonen mit einander , die ganz contrairer Mei:
nung waren ; denn ſeine Kunft brachte die Dame auf ganz
andere Gedanken , daß fie ihn hernach weit mehr liebte,
als fie ihn zuvor gebaſſet.
Ob nun wohl Fauft ſich in alles melirte, ſo iſt es doch
zu verwundern , daß er einen von Adel bei Zwidau nur
mit leeren Worten geſpeiſet, und nicht den Hauskobolt vers
treiben wollen , da es doch andere Zauberer nach vieler
Meinung , faft wider den Ausſpruch Chriſti : Daß kein -
Reich , das mit fich felbft uneinig , beſtehen könne , durch
Gottes uns unbekannte Zulaſſung verrichtet.
Hingegen Schäße zu graben , verleitete ihn manchmal
ſeine eigene Noth, wenn der Geift nicht genug Geld her:
gab, und ſoll er auf Einrathen des Geiftes in einer alten
berfallenen Kapelle bei Wittenberg mit einem irdenen Topf
einen Smaß gehoben haben , in weldem viel angezüntete
93
lidhter und eine feurige Schlange zur Verwahrung gelés
gen, die er beſchworen und die Kohlen mit nach Hauſe ge:
nommen, daraus an Werthe über tauſend Thaler goldene
und filberne Münze worden.
Und als der Leipziger Magiftrat auf einer Oftermeſſe
dem Kardinal Campego viel Ehre erwieſen, und unter ans
dern auch eine Jagd anſtellete, ſo fuhr Fauft und Mephis
ftopheles mit vielen Hunden begleitet in die Luft , und
jagten vor allem Volk in der Luft , welches dem ehrwür:
digen Herrn ſo wohl gefallen , daß er Abends rein Gaft
geweſen und ihm große Ehre in Rom angeboten , wo er
fich dahin begeben wollte , ſo er aber abgeſchlagen.
Wo es wahr iſt, was von Maximiliano I. erzählet wird,
daß er ſich zu Inſprud von Dr. Fauften Alexandrum M.
mit ſeiner Gemahlin , wie Saul fich Samuelen von der
Here zu Endor zeigen laſſen , davon der erſte in einem
föſtlichen Harniſch erſchienen und dem Kaiſer einen tief
gebüdten Reverenz gemacht; die andere aber in einem
himmelblau-ſammeten und mit orientaliſchen Perlen geſtid
ten Stück fich vor ihm gedemüthiget , und die im Leben
gehabte Warzel am Halſe noch gehabt; auch rich recht ſehr
erluftiget, als ihm Fauft unverhofft früh Morgens einen
bezauberten Saal zugerichtet, welcher Fauſts cignen Gar
ten übertroffen, aber nur nicht lange gedauret hat. Und gar
Bergnügt geweſen, als in dem großen Speiſeſaal ein Ges
wölke binein gerauſchet, gleich als wenn es regnen wollte,
bald darauf aber fich in weiß und blau vermiſcht, wobei
der volle Mond und alle Sterne in ſchönſter Klarheit zu
ſehen , und die Sonne durch das Gewölke recht geblißet
und einen Regenbogen über der kaiſerlichen Tafel formiret,
und fich zuleßt, wie der Kaiſer aufgeſtanden, mit Donner
und Bliß geendiget. So muß man erſtaunen , wie dieſer
fonft löbliche Kaiſer hierüber keinen Abſcheu gehabt.
Eben an dieſem Hofe hat er einen Ritter , den Baron
von Hardt, als er zum Fenſter heraus geſehen und einges
ſchlafen , auf Zureden anderer, zum andern Actaeon ge:
macht , wovor er fich rächen wollen , aber hierüber noch
ärger angelaufen ; denn ihn padte ein Haufen geharniſch
ter Reiter an , welche Fauft gezaubert und kommandirte,
91

auch den Ritter nebſt ſeinen Leuten zu Kriegsgefangenen


machte, aber wieder losließ, nachdem er ihnen anderes Ge
wehr und andere Pferde vor die ihren gegeben , welche,
ſobald ſie ins Waſſer gekommen, zu Strohwiſchen wurden .
Einem andern Freiherrn, der ſeinen Siß zu Helpeta bei
Eisleben hatte , wußte er fchon freundlicher zu begegnen :
denn er verſchaffte ihm eine ſchöne Muſik von allerhand
Vögeln , und lehrte zwei von ſeinen Vogelſtellern , wie
fie als der Vögel Schreien , Fliegen, Sdnattern und Pfei:
fen fünftiges Wohl und Weh abnehmen könnten ; welche
Vögel aber alle zwei Jahr vor Fauſtens Ende nach und
nach verflogen ſeyn .
Der ſchwangern Gräfin von Anhalt ſtillete er gar bald
ihre Sehnſucht nach friſchem Obſte, denn ſein Geiſt füllete
die drei vor das Fenſter gefeßte filberne Sàyüſſeln in wäha
render Mahlzeit mit Weintrauben , gepfeln und Birnen ;
ia bei ſeinem Abſchiede präſentirte er ihnen auf dem Rom :
büchel ein mit einem Waſſergraben umgebenes Sdiloß, in
welchem Waſſer Schwanen, Reiber, Enten und dergleichen
ſawammen , und im Hofe Affen , Meerkaßen, zahme Bä:
ren , Gemſen , Straußen ac. gingen. Daraufſeßte er ihm ein
herrliches Frühſtück vor , wobei die allerangenehmſte Muſik
von allerhand Inſtrumenten zu hören war. Doch ehe die
bohe Geſellſchaft wiederum zurück gekehret, fo hörten fie
ein großes Knallen , und ſahen dieſes ſchöne Soloß fich
im Feuer verzehren , ihnen aber fam ein großer Hunger
an, daß ſie von neuem frühſtüden mußten .
Und einen von Adel aus Dresden , der ſich vor einer
Sclaverei mit einem Fräulein verſprochen, roll ſein Geift
aus Commisseration des Fauſts , aus der Türkei geholet
haben , als er gehöret , wie man ihn für todt hielt und
die Braut fich ſchon anderweit vermählet , durch welches
Ankunft die Ehe zertrennet worden, weil dieſer das Vor
recht vorgeſchüßet, und der bisher geweſene Ehemann durch
Fauſti Kunſt zum Eheſtande untüchtig geweſen,
Als Dr. Fauſt eingmals in Wien war, ſo kam ihn eine
Luſt an , auf der Donau zu ſchiffen , ging derowegen an
das Ufer hinaus, und fragte, ob nicht ein Schiff nach Re
gensburg geben würde , da er dann zur Plitwort bekam,
95

taß über des andern Tags eines abgeben würde , worauf


er heimging und auf den beſtimmten Tag wieder kam,
zuſehend, wie ſie einen ſo großen Haufen Pferde anſpann:
ten , die das Schiff hinauf ziehen ſollten ; als er nun hier:
auf fragte , was das Pferde-Anſpannen bedeutete ? ſo ante
worteten ihm die Schiffer : um das Schiff zu ziehen , wor
auf er ſehr zu laden anfing , fagend , daß man ſolcher
Thorheit nicht bedürfe, man könne es viel leichter und ohne
Pferde hinauf bringen ; worauf der Schiffer ganz zornig
antwortete , auf was Weiſe er dieſes verrichten wollte ?
ta denn fauft antwortete , daß er einen Affen bätte , der
follte es wohl ganz alleine hinauf ziehen ; hierauf antwor:
tete der Schiffer, er ſollte keinen Narren aus ihm machen,
er wäre kein Kind, oder er wollte ihm was anders wei:
fen . Fauſt ſagte, er ſollte ihm glauben, daß es fein Affe
wohl könnte, und zum Zeugniß zog er 50 Thaler heraus,
.fagend, wer Luft zu wetten hat, der feße ſo viel Geld da:
gegen . Als dieß ein reicher Kaufmann jahe , ſprach er zu
Fauſten : er müßte viel Geldes übrig haben, dieweil er ſo
ſehr damit prablete , es müſſe ihm gewiß nicht ſauer wer:
ten, ſonſt nehme er es vielleicht beſſer in Acht und wagte
( s nicht an unmögliche Dinge; da dann fauft antwortete,
fo er Rourage hätte , ſo ſollte er mit wetten , da dann der
Kaufmann zum Schiffer ſagte , ich ſehe wrohl , daß dieſem
das Geld 311 warm wird , ich will ihm ein wenig daſſelbe
mindern , repte darauf ſo viel Geld zii , und gab dem Schif:
fer 5 Thaler, daß er die Pferde ausſpannen ließ, worauf
Fauft ſeinen Affen anſpannete, der das Schiff dann ſo
geſchwinde 303 , daß ſie ſich alle verwundern mußten, ab
ſouscrlich aber fragte ſich der Kaufmann hinter den Oh:
ren , daß er fo iinnüber Weiſe ſein Geld verſpielet.
Auf einer Faßnadt roff Fauft mit etlichen Studenten
bis in die Nacht hinein , und fuhren auf einer Leiter, jeder
auf einer Sproſſe, in des Biſchofs von Salzburg Weins
feller , wo ſie cin Glas nad dem andern ausleerten, bis
der Kellermeiſter dazu fam, und ſie vor Diebe ſchalt, den
aber Fauſt, als ſie wieder wegfahren wollten , und jeder
cine Flaſche mit Wein zu fich geſtedt, bei den Haaren mit
fort führte, und auf den höchſten Gipfel eines großen
96

Baumes feßte, von welchem er mit großer Mühe und Ar


beit berunter gebracht worden .
Des andern Tages wollten ſie es wieder anfangen, wo
fie es geſtern gelaſſen , trafen aber bei Fauften nur ein
gekocht Stüc Rindfleiſch an ; der dann bei ihrer Ankunft
durch ſeinen Geift die delicateſten Speiſen verſchaffte, wor:
unter auch zwiſchen zwei Braten ein Kalbskopf ſtund, wels
der, als ihn ein Studente auf Faufts Bitte zerlegen ſollte,
zu ſchreien anfinge: Mordio ! Helfio ! Au weh ! was hab
ich dir gethan ? Darauf ließ ſich die angenehmſte Muſik
bören , und ſprangen und hüpften die Gläſer dazu. Dar:
nach ließ er den Haushahn hinein bringen , dem er zu
trinken gab, daß er natürlich zum Tanze pfiffe, dazu muß.
ten die in die Stube gefeßten Töpfe tanzen und aneinans
der ftoßen , daß fie fich ſelbſt zerbrachen ; endlich machte
ein alter Affe vollends den Rebraus.
Als die Abendmahlzeit herbei rüdte , ftedte Fauſt eine
Stange zumn Fenſter hinaus, worauf fich Droſſeln, Lerchen
und große Vögel feßten, die file haſchten , rupften und zu:
richteten.
Den Donnerſtag nach Faftnacht gaben ſie zu, und trac
tirte fie Fauft eben ſo berrlich, als wie die vorigen Tage ,
wobei unter andern Kurzweilen auch 13 Affen tanzten,
und hernach durch die Fenſter ſprangen . Endlich beſchloss
ſen ſie mit einer Schlittenfahrt dieſes Larvenſpiel; und
weil deſſelben Tages ein großer Schnee gefallen , ſo richs
tete Fauft durch ſeine Zauberei einen großen Schlitten in
Form eines Drachen zu, auf deſſen Kopfe er, in der Mitte
aber die Studenten faßen , auf dem Sowanze gaukelten
viel Affen, unter welchen einer eine Schalmeie pfiffe , und
der Schlitten lief von ſich ſelbſt, ohne Beihilfe einiger Pferde.
Bei einem ſo großen epicuriſchen Leben konnte es frei:
lich nicht anders ſeyn , Fauſt mußte wider fein Verſpre:
chen einen Appetit nach Weiberfleiſche bekommen. Er ver:
liebte fich auch in eine ſchöne , doch arme Magd , welche
bei einem Kramer in ſeiner Nachbarſchaft dienete, die ihm
aber außer der Ehe nichts erlauben wollte , weßwegen er
fie zu ehelichen Willens war, und darüber mit dem Geiſte
bart zuſammen kam , und doch noch mit ſeinem Kopfe
UN
IV
ER
S
SI7
97

vurdzubringen vermeinete. Da aber alle Angeln an Thü


ren zerſprangen , und das ganze Haus in vollem Feuer
ſtunde, ſo wurde er genöthiget , fich gegen den fich präſen
tirenden Lucifer zu demüthigen und um gutes Wetter zu
bitten, welches er aud, mit Verſprechung alles Gehorſams,
erhielt, und kurz darauf, aus ſonderbarer Gnade des Lu
cifers , die ſchöne Helena aus Griechenland zur Beiſchläfe:
rin erhielt, mit welcher er einen Sohn gezeuget.
Daß dieſes Succubi angekommene Wehen und endliche
Geburt keine natürliche , wie etliche ftatuiren , ſondern eine
bloße Verblendung geweſen , lehret uns Fauſt felbft. Denn
ob er ſchon dieſen untergeſchobenen Teufel faft mehr als
väterlich liebte, fo überging er ihn doch in ſeinem leßten
hinterlaſſenen Willen, wohl wiſſend, daß Mutter und Sohn
von gleicher Eigenſchaft , welche nach ſeinem Tode nicht
lange auf der Welt herrſchen würden , und reßte an deſſen
Stelle feinen in Bosheit gleichkommenden Famulum in
einem vor Notario und Zeugen aufgerichteten Teftamente,
zum völligen Erben ein, daß ihm Haus und Garten nebft
ader Baarſchaft und Hauerath , filberne Becher z . mit
einem Worte, liegendes und Fahrendes zufallen folle.
Beſonders rekommendirte er ihn , auf ſein Bitten und
Begehren , wo er mit ihm gleichen Standes , Kunſt und
Geſchidlichkeit werden wollte, ſeine Bibliothek, und darun
ter feine nigromantiſche Schriften, auch verſchaffte er ihm
einen Geiſt , der ſich Auerhahn nennete, und Wagnern in
Geſtalt eines Affen zu dienen Verhieß. Damit er ihn
nach ſeinem Tode in unvergeßlichem Andenken erhielt und
feine wunderliche Avanturen in der Welt bekannt würden,
To follte er alle ſeine bisherige Fata zuſammen tragen,
worinnen ſein Auerhahn gute Dienſte leiſten könnte , und
nicht eher an Tag geben, als bis er dieſe Worte quittiret.
Welchem dieſer Wagner treulich nachgekommen, und alles,
was wir von ihm wiſſen, aufgezeichnet haben ſolu . Unter
welchen auch drei Prophezeihungen zu finden , fo fich von
Fauften herſchreiben , in welchen er, was künftig in geiſtlichem
und weltlichem und im Hausſtande vorgehen werde, vorher
verkündiget. Es wäre zu weitläufig, zu erforſchen , in was
oor Werthe folche zu halten ? Und ob der Teufel fünftige
11 . 7
93

Sachen vorher wiffen könne ? Genug , wenn wir ſagen,


daß es ihm ganz leicht geweſen , die Reformation Lutheri
vorher zu ſehen ; weil zu ſeiner Zeit das größte Seufzen
unter dem harten Joche des Pabſtthums zu hören , und
die gottloſe , ja ſodomitiſche Aufführung der Pfaffen eine
Einficht von Nöthen hatte.
Als nun fein vierundzwanzigftes Jahr bis auf einen
Monat verlaufen , ſo fande fich erſt recht die bittere To:
desangſt, welche ihn weit mehr als einen Uebelthäter, der
alle Augenblicke die angedeutete Strafe ſeines Todes ge
wärtig feyn muß , marterte: denn hier fündigte ihm der
hölliſche Lucifer felbft das Todesurtheil an, fagte ihm ſeine
Dienſte auf, und hielt ihm ſeine Miſſethaten für, welche vers
dienten, daß er laut ſeiner Obligation mit Leib und Seele
dafür büße, und des zeitlichen und ewigen Totes auf eine
entfeßliche Weiſe ſtürbe. Daß er ihm aber nicht die Schuld
ſeiner Verdammniß zuſchreibe , ſo citire er ihn vor das
ftrenge Gericht Gottes , wo er Ned und Antwort geben
möge: Ob er kein Recht zu dem ihm mit ſeinem Blute
unterſchriebenen Pfande habe. Worüber er faſt vergeben
wollte, und ob ihm gleich der Teufel ſelbſt zuredete , daß
feine Traurigkeit nur das Herz noch mehr beſchwere, und
ihm ſein eigner Famulus noch einige Hoffnung zur Selig:
keit machte , auch deswegen in Geheim einen gelehrten Mas
gifter, nebſt ſeinen guten Bekannten holen wollte , welche
ihm mit göttlichem Trofte beiſtehen möchten, ſo wollte doch
nichts verfangen .
Nun überlegte er erſt mit einer Rainsreue, was er ge :
than , wie er um ſo wenige Zeit , ja um einen einzigen
Augenblick, gegen die Ewigkeit zu rechnen , die himmliſde
Freude verſcherzet, welche aber ohne Glauben auf das Ver:
dienft Chrifti war. Darum ift es nicht zu verwundern,
warum kein Troft gehaftet , welchen ihm der Theologus
aus der Schrift zuſprach, und ihm darthat, daß ohnerach:
tet ſeine Sünden ſo groß, daß ſie nicht größer ſeyn könn:
ten, fie doch Gottes unausſprechlicher Gnade im geringſten
nicht beikämen ; er foule nur dem hölliſchen Mörder in glau
bensvoller Zuverſicht Chrifti theuer vergoſſenes Blut ent
gegen halten , wie ſolches auch ſeine Sünden getilget, und
die von ihm ausgeftelte blutige Handſchrift ausgelöſchet.
99

Es ſchiene zwar, als wenn er fich viel geruhigter zu


Bette regte ; allein der Teufel, der am beften wußte , wo
es ihm faß, berhöhnete nur ſeine Frömmigkeit und gab ihm
den Rath , gar eine Mönchskutte anzuziehen , damit er
überau geiftlich auslähe ; hülfe es ihm gleich nicht viel, ſo
verkleiſtere es doch der Leute Augen , daß ihn jedermann
dieſe wenige Zeit über für ſo heilig als vordem gottlos
halten würde. Nur ſollte er ſich mit keiner leeren Hoff:
nung ſpeiſen , ſein Sündenmaß wäre vou, Gottes Barm
herzigkeit und Chrifti Verdienft hätte er mit Füßen von
fich geſtoßen , wie könnte er ſich denn ſolches nunmehro
zueignen ? Zudem wäre er nicht ſowohl um ſeine Selig:
keit, als vielmehr um ſeinen Tod bekümmert, daß ihn fel:
biger ſo gar geſchwinde dieſer angenehmen Welt entzöge.
Welchen vom Teufel gemachten Scrupel der Theologus
ihm folgenden Tages wiederum zu benehmen ſuchte , und
ihm eingab , daß er gegen den Teufel nicht heucheln ſollte,
ſondern frei bekennen, daß er ein armer und großer Sün
der fey , der ein bartes Urtheil verdienet , doch ſtünde es
nicht bei dem Teufel, es nach feinem Gutdünken einzurich:
ten; verklagen könne er ihn wohl, aber nicht verdammen :
Gott wäre der Richter und nicht er. Und weil der himm
liſche Vater allen Menſchen Jeſum Chriftum zu einem
rechtlichen Beiſtande gegeben , der uns von Sünde , Tod,
Teufel und Hölle erlófet, und bei ſeinem himmliſchen Va:
ter mit unabläßigem Seufzen vertrete, To gehörte er auch
unter dieſe Zahl, darum möchte er immer anklagen , ja
gar verdammen , wo er könnte , Chriftus wäre hier , der
ihn gerecht machte. Fauft hingegen kehrte den Schluß um ,
und glaubte , er hätte es zu grob gemacht, Gott könnte
nicht in Anſehung ſeiner Gerechtigkeit alles mit barmher:
zigen Augen anſehen , ſonſt müßte folgen, daß die Teufel
ebenfalls ein Ende ibrer Qual ſehen würden. Worüber
der Theologus nicht wenig erſchrocken , und ihm viel Erem
pel der größten Sünder zu einem Vorbilde vorgehalten ,
welche alle Vergebung der Sünden erlanget, und Hätte er
gleich den Taufbund gebrochen , und leib und Seel dem
Teufel verpfändet , ſo wäre fie' ja nicht ſein , alſo könnte
der Teufel deſto weniger Anſpruch daran machen .
100

Es hatte auch das Anſehen , als wenn ihm der Teufel


mit ſeinen Verſuchungen nicht mehr ſo ftark zuſeßte , und
Fauſt las fleißig in der Bibel, in welcher er ſich die vor:
nehmſten Machtſprüche, um des Teufels Angriffen tapfern
Widerſtand zu thun, aufgezeichnet hatte. Sobald aber der
Teufel von der Vorſehung Gottes mit ihm diſputirte, daß
Gottloſe und Fromme von Gott erſchaffen worden : Weil
er denn weder zur Seligkeit erwählet, noch von Anfang:
dazu verſehen , was wollte er erſt vergebene Pſalter ma
chen ? Einmal wäre gewiß, wer einmalzum ewigen leben
crkohren, der fäme darein und fönnte niemalen vorſätzlich
fündigen. Und ſo wäre es auch mit den Verdammten be:
Tchaffen, die ſich keiner Erlöſung zu erfreuen , ſie möchten
nun Gutes oder Böſes thun, bekehrt oder in ihren Süns
den Sahin ſterben , indem Gott einmal dieſe Ordnung ges
macht und es dabei laffe. Wieſe nicht die eigne Erfahs
rung, daß Gott gleichſam ſchlafe und fich des menſdlichen
Geſchlechts gar nicht mehr annehme , und wo er ihm ja
nicht glauben wolle, ſo würden ihn ſeine Nigromantie:
und Nativitätſtellen ſelbſt überzeugen, daß er wahr geredet,
So bald verlor ſich alle bisher gehoffte Andacht , und
fchloß aus der Aſtrologie, weil alles Geſtirn des Himinels
ausweiſe , was dem Menſchen Gutes und Böſes begegnen
folle , ſolcher Lauf aber bis ans Ende der Welt währe,
und der Menſch ebenfalls Gottes Geſchöpf, ſo folge dars
aus , daß eine Vorſehung und Erwählung zu ftatuiren .
Aber du irreft, möchte ich mit den dich tröſtenden Geiſt,
lichen ſagen , denn daraus müßte folgen, Gott wäre ein
Liebhaber der Sünde und ärgſter Feind unſerer ewigen
Wohlfahrt, welches doch wider die Schrift iſt, ja alle ſeine
Lodun zur Buße wären vergebene Sachen , weil einen
zur Hölle Verdammten alle Bekehrungen nichts helfen , eis
nem Auserwählten aber deren Unterlaſſung nichts ſchaden
würde. Allein dein verſtodtes Herz iſt nicht auf die rechte
Bahn zu bringen , du klageft, reufzeft und heuleſt ,, und
gleichwohl ergreifft du nicht die rechten Mittel deiner Seo
ligkeit. Iſt es nicht genug , daß Gottes Barmherzigkeit
dir feine hilfreiche Hand bietet und vier Wochen Naum
zur Buße gibet , gewiß ohne Gottes heilige Verordnung
101

bätte dir der Teufel nimmermehr vor der Zeit den Kauf
aufgefündiget. Oder ſage mir doch, war es ein göttlicher,
natürlicher oder teufeliſcher Traum, als du im Schlafe viel
tauſend hölliſche Geiſter einhertreten ſaheft, welche alle
feurige Schwerter in den Händen hatten, dich damit durch : -
zubohren , einer aber dir zurief: Nun Faufte, wir ſind
bereit , dich einmal an den Ort zu bringen , von welchem
du oft mehrere Wiſſenſchaft zu haben verlanget baft , wir
aber haben ſolches bis hieher verſparen wollen. Nun wirſt
Du ſelber ſehen , was für ein mächtiger großer Unterſchied
feyn wird unter den Verdammten und Auserwählten , wel
des dir etwan vor dieſem gleich einer Fabel und Mähr
lein geweſen. War es nicht eine göttliche Warnung , daß
die höchſte Zeit vor der Thüre, dem Teufel abzuſagen.
Doch was will. ich fragen ? wem nicht zu rathen ift, dem
iſt auch nicht zu helfen . Es iſt dir ja kein rechter Ernſt,
ginge dir deine Bekehrung recht zu Herzen, ſo würdeſt du
dich nicht aller Geſellſchaft entſdlagen, und den Geiſtlichen
dich weiter zu beſuchen, nicht verbieten. Willſt du in der
Einſamkeit deiner Andacht deſto beſſer nadhängen ? Warum
fageft du denn bei jedem Troftſpruche: Das gehet mich
nicht an . Weißt du nicht, daß wo der Zain am niedrig
ften , am allerleichteſten drüber zu ſteigen iſt ? Und wo
das Herze mit Schwermüthigkeit beklemmt, daß ſolches in
der Einſamkeit defto eher zu überwältigen ? Greifſt du doch
felbft nach dem Meſſer und willſt dich entleiben , aber
warte, warte, es wird dir noch nicht ſo gut, du wirſt zu
einer härtern Rache vorbehalten . So gehet’s allen vers
ruchten Sündern , ihr aufgewachtes Gewiſſen wollen fie
durch einen Selbſtmord ftillen .
Wie ihm nun der vorhabende Selbſtmord zweimal fehl:
ſchlug , ſo ging das Klagen und Seufzen von neuem an.
Er ſchrie : Pfui! du ſchändlicher Teufel , wie lange wilt
du mich Verdammten noch aufhalten ? Ach ! Ich armer
troftloſer Menſch bin nicht werth, daß ich den Himmel noch
anſchauen ſoll, ia, daß mich der Erdboden trägt, und gleich
wohl läßt man mich nicht fterben . D , Ewigkeit ! Ewig
teit ! wie dauert mir die Haut , wenn ich án sich gez
102

denke. Will mir doch hier ſchon die Zeit 311 lang werden,
was wird nicht erſt dort geſchehen ?
Endlich waren von den 24 Jahren kaum 24 Stunden
übrig , als ihm der Lucifer in eben der Geſtalt, in welcher
er ihm zuerſt erſchienen, ſeine verfluchte Obligation zeigte.
und ihn erinnerte, folgende Nacht parat zu ſeyn, damit er
fein Unterpfand holen könne. Wie ihm hierbei zu Muthe
geweſen mag , kann man leicht erachten ; alles ftritte
wider einander, und Fauft ſaß ohne alle Empfindung faſt
Pohon halb entſeelet da , bis er wieder in etwas zu fich
ſelbſt kam , und faſt vor Kleinmüthigkeit vergeben wollte,
daß ihn aud fein bisher geweſener Geiſt Mephiſtopheles
mit dieſen Worten aufmuntern mußte : Faufte , fey doch
nicht ſo kleinmüthig , daß du von hinnen fahren mußt,
gedenke doch, ob du gleich deinen Leib verlicreſt, iſt doch
noch lange davin , ehe du vor dem Gerichte Gottes erſchei:
nen wirſt; du mußt doch ohnedieß ſterben , es ſey über
kurz oder lang, und ob du ſchon etliche hundert Jahr, ſo
es möglich wäre, noch lebteft, ſo würde dieſes große Alter
dich doch nicht der Verdammniß entziehen . Stirbeſt du
gleich als ein Verdammter, du biſt es nicht alleine, aud
nicht der erſte. Gedenke an die Heiden , Türken uud alle
Gottloſen , die in gleicher Verdammniß mit dir ſeyn und
zu dir kommen werden. Sey beherzt und unverzagt, und
erwäge die Verheißung unſers Obriſten , der dir verſpros
gen , daß du nicht wie andere Verdammte leiden rolleft.
ungewiſſer Troſt, und gleichwohl biſt du vermögend,
Faufen in eine ganz andere Form zu gießen , und ihn
niederum ganz freudig zu machen . Als welder des Mor:
gens früh den Magiſter nebſt etlichen Studioſis , ſo ſeine
vertrauteſten Freunde geweſen , auf das Dorf Nimlich in:
vitiren ließ und ſie daſelbſt herrlich tractirte, und ſelbige
bat, dieſe Nacht draußen zu bleiben , dieweil er ihnen nach
der Abendmahlzeit was Geheimes zu referiren hätte ; wor:
ein ſie gewilliget , und mit großer Beſtürziing anhören
müſſen : daß er zwar von Jugend aufmit einem herrlichen
Ingenio begabet, aber damit nicht zufrieden geweſen, ſons
dern viel höher ſteigen und andere übertreffen wollen,
weswegen er ſich auf die ſchwarze Kunſt gelegt, in welcher
103

er mit der Zeit ſo hoch gekommen, daß er einen unter den


alergeehrteſten Geiſtern erlanget. Jedoch ſolche Vermeſs
ſenheit ſey ihm zu lauter Unglüc ausgeſchlagen , und zu
einem ſolchen Fall, daß er wie Lucifer aus dem Himmel
verſtoßert worden.
Denn als der Satan in allem willig geweſen, ſo hätte
er auch gar leicht erhalten können , daß er fich demſelben
mit Leib und Seele auf die allergottesläſterlichſte Art vers
pfändet, welche 24 Jahr nun verlaufen , darum er dieſe
Welt geſegnen und den Ort der Qual betreten müſſe.
Worauf ſie ihm zwar wiederum neuen Troſt zuſprachen,
aber vergeblich ; Fauft hatte fich nunmehro drrin ergeben ,
darum bielt er um nichts an , als daß fie fich über das
Gepoiter im Hauſe nicht entſeßen ſollten , er wäre blos
allein der Gefahr unterworfen , und nicht ſie, und daß fie
ſeinen Leib, wo ſie ihn finden würden , zur Erden beſtäti
gen laſſen möchten. Endlich nahm er auf ewig von ihnen
Åbſdied, und bieß alle fich an ſeinem Verderben ſpiegeln.
Um Mitternacht erhub ſich ein großer ungeſtümer Wind,
daß das ganze Haus davon bebete und fich niemand in
den Betten ſicher getrauete ; in Fauſts Stube aber hörte man
ein gräuliches Ziſchen und Pfeifen, als ob lauter Schlan
gen und Ottern zugegen wären, wie auch grauſames Schla
gen , Stoßen, Hin- und Widerwerfen ; Fauften hingegen
hörte man Zeter und Mordio ſchreien . Früh Morgens
ſabe man Tiſch, Wände und Bänke mit Blut und Gehirn
beſudelt, und auf der Erden die Zähne liegen ; den Kör
per aber fanden ſie auf einem Miſthaufen , ſo nicht weit
davon war, der völlig zerſchmettert und kein ganzes Glied
mehr hatte. Ueber welchen gräulichen Anblic fie nicht
wenig erſtaunten , und nunmebr bei ſich zu Nathe gingen,
wie ſeine lebte Bitte ohne Numor möchte erfüdet werden ;
worinnen ihnen der Wirth für ein Trinkgeld gar behilflich
war , und den Leib in Leinewand einnäheten. Ja der
Pfarrherr deſſelbigen Ortes ſperrete fich auch nicht lange,
als man ihm einen Goldgülden in die Hand drückte, und
zugleich weiß machte, daß der Todte ein fremder Studente
ſey, dem fie das Geleite gegeben, welchen aber wider Ver
hoffen ein ſchneller Fluß betroffen , der ihn gleich ſeines
104

Lebens beraubet ; und verſprach noch dazu, den Schulther


ben deſſelbigen Orts zu überreden , daß er es erlaubte .
Welches auch Nachmittags werkſtellig gemacht worden.
Allein bei dieſem Begräbniß ſoll ſich ein ſolcher entießlis
der Sturmwind erhoben haben , daß die Leichenbegleiter
wohl ſchließen können , daß ſeine Fahrt högſt unſelig ge:
weſen. Wie denn auch nach dein Bericht des Famuli,
Fauſtens bisherige Concubine und der mit ihr erzeugte
Sohn Juſtus Fauft hätten ſich bald darauf davon gemadt,
und das legte Adjeu mit dieſen Worten geſagt: Nun ich
geſegne dich, lieber Diener , ich fahre dahin , dieweil mein
Vater todt iſt, ſo hat meine Mutter keines Bleibens mehr,
ſondern muß auch davon ; darum ſo rey du Erbe an meis
ner Statt , und wenn du die Kunſt meines Vaters haft
rect ergriffen , ſo mache dich von hier, und halt die Kunſt
in Ehren , du wirſt dadurch ein hohes Anſehen bekommen.
Worauf ſie vor ſeinen Augen verſcwunden, und ſich das
hin begeben, wo ihre und Fauſtens Qual ohne Ende.

VII,
Weber Fauft und ſeinen Höllenzwang *).
Von 3. fr. Röbler.

In der Kunft, die Reden und Handlungen anderer


Menſchen nachzuahmen, hatte fich Fauſt eine feltene Fer :
tigkeit erworben. Er wußte die Helden des Alterthums
*) Au8 : (,,Köhler'8) Hiſtoriſch kritiſche Unterſuchung über das
Leben und die Thaten des als Schwarzkünſtler verſdrieenen
Landfahrers Doctor Johann Fauſts , des Caglioſtro reiner
Zeiten . 8. Leipzig 1791.“
Da der Inhalt dieſer Schrift faft nichts bietet , das nicht
ſchon in den andern Abſchnitten der gegenwärtigen Zelle opér
in Widman's Werk erſchöpft wäre , To gebe ich daraus nur
bas wenige nodi lInbekannte oder von Undern Abweidende.
105

nach ihrer Bildung und Handlungsweiſe To geſchickt dars


zuſtellen , daß man ſie vor Augen zu ſehen glaubte.
Die Studenten zu Erfurt, wohin er den Mag. Mohr bes
gleitet hatte, unterrichtete er in einer ſehr fruchtbaren Er:
zählung von dem Leben und den Thaten der berühmten
griechiſchen Helden, beſonders des Menelaus, Hektor, Achil
les, Ulyſſes, Agamemnon , Alexander des Großen , und
ſuchte zugleich durch Gefichtsverzerrung, Nachahmung der
Sprache und körperliche Bewegung das Auszeichnende in
der Bildung und Sprache dieſer verewigten Heiden nach:
juahmen. Zum Schluß des unterhaltenden Schauſpiels
ftellte er den Rieſen Polyphem auf, wie er den Schenkel
eines Kindes gierig hineinwürgte, worüber alle Zuſchauer
vor Schreden zurücbebten.
Fauſts Kunſi ging noch weiter. Er wußte ſogar die
Sinne der Menſden , denen er nicht wohlwollte , zu ver:
blenden , und widerſinnige Menſchen , die fich nicht leiden
konnten , durch geheime Zaubermittel zu vereinigen.
Zu Wittenberg verblendete er einige Studenten , die fich
um ein Mädden ſchlugen, daß fie theils zu Boden ſtürz
ten und ihre Wuth an dem Steinpflaſter ausließen, theils
init den Köpfen an die Wände anrennten.
Wahrſcheinlich hatten fie einen zu ſtarken Rauſch zu
fich genommen, daß ſie zur Nachtzeitauf der Straße herums
taumeiten und zur Erde niederſtürzten. Da ihnen dieſer
Unfall gerade vor Faufts Wohnung begegnete, ſchrieben
ſie ihn der Zauberkraft des berüchtigten Herenmeiſters zu ,
und zogen ſich durch dieſe damals geltende Entſchuldigung
mit Ehren aus dem Spiele.
Ein andermal vereinigte er ein adeliches Ehepaar, daß
ihr gegenſeitiger Haß von dem Augenblic an in liebe
überging, und bald den böđſten Grad der Vertraulichkeit
erreichte. Was für ein Mittel er angewandt hat, ift un:
bekannt, die Sache ging aber gewiß ganz natürlich zu.
Einmal fou er auch mit glüdlichem Erfolg Schäße ger
graben haben. Sein guter Genius machte ihn auf eine
alte verfallene Kapelle bei Wittenberg aufmerkſam, worin
viel baares Geld verborgen liegen ſollte. Er grub mitten
in der Nadt ( verſteht ſichy, filſchweigend ! ) den Fußbodeu
106
der Kapelle auf , und fließ auf ein geräumiges unterirdi:
Tches Zimmer, worin viele brennende Lichter und eine feu
rige Schlange als Wächterin des verborgenen Sdaßes zu
Feben waren . -
Durch Beſchwörungsformeln gegen jeden
Zufall gewaffnet , drang er hinein , und raubte ohne Wi
derſtand das gewünſchte Kleinod einen mit Koblen ges
füüten Topf der nach der Eröffnung zu Hauſe über
tauſend Thaler an Gold - und Silbermünze enthielt.
Die Sache mag fich, wenn anders die Erzählung nicht
erdichtet iſt, ungefähr alſo verhalten haben : Aufdem Apol:
lens - oder Bollersberge bei Wittenberg ſtand eine , wie
man glaubt, ſchon von dem bekannten Albrecht dem Bär,
Markgrafen zu Brandenburg erbauete und durch die fänge
der Zeit verfallene Kapelle , die Kurfürſt Johann Frie :
drich der Großmüthige im Jahr 1542 abbrechen und zur
Befeſtigung der Staðt verwenden ließ.
Fauſt vermuthede in dieſem ehrwürdigen Denkmale des
Alterthumns einen Schaß von unbeſchreiblichem Werthe,
weil er irgendwo geleſen oder gehört hatte ,daß in den
vorigen unruhigen Zeiten ganze Keſſel, mit Geld und ans
dern Koſtbarkeiten angefüüt, in Kirchen und Klöſtern ver:
charrt worden wären . Er machte alſo durch Hülfe ſeiner
Zauberbücher einen Verſuch, den gehofften Schatz zu be:
ben - ob nun mit glücklichem oder fruchtloſem Erfolg,
kann man nicht entſcheiden. Die legendenſchreiber behaup
ten einſtimmig das erſtere, aber ihre ganze Erzählung
klingt zu fabelhaft, als daß man ihnen einigen Glauben
beimeſſen könnte.
Die übrigen Kunſtftüde des ais Shwarzkünſtler ver
(chrieenen Ländfahrers beſtanden grüßtentheils in Denkma:
len einer zügelloſen Rache , die von ſeinem ungebildeten
Charakter zeugen , und ſeine glänzenden Thaten unter al
len Verftändigen und Gutgeſinnten verdunkeln . Einen
von Adel zu Dresden , der fich mit einem Fräulein von
bewundernswürdiger Schönheit vermählt hatte , machte er
durch ſeine loſe Kunft zum ehelichen Werk untauglicy,
und verurſachte dadurch , daß die wider den Willen der
Gemahlin youzogene Ehe getrennt , und dieſe ihrem vori:
gen Liebhaber zu Theil werden konnte.
107

In Gotha verleitete er eines rechtſchaffenen Mannes


Weib zur Verleßung der ehelichen Pflicht, und da ihm
dieſer wie verübte Schandthat vorhielt , bannete er ihm
einen Poltergeiſt ins Haus , der ihn Tag und Nacht un:
aufhörlich plagte, daß er Haus und Hof verlaſſen mußte.
Die Rolle eines Poltergeiſtes zu ſpielen , war damals
Tehr leicht; vielleicht ſpielte fie Fauſt felbft, oder ſein
treuer Diener, oder ein zum Spuken erkaufter nichtswür
diger Menſch. – Einem Nachbar, der ihn wegen ſeiner
wüften Lebensart ftrafte , ſchicte er auch einen Poltergeiſt
ins Haus, und lähmte ihn zuleft an Händen und füßen,
daß er nach Jahresfriſt fterben mußte.
Den Kellermeiſter des Erzbiſchofs von Salzburg , der
ihn , da er im erzbiſchöflichen Weinkeller ungebeten mit
etlichen Studenten zechte, überfiel, feßte er auf den Gi:
pfel eines ſehr hohen Baums , wo man ihn nicht ohne
Gefahr herabbringen konnte. In Wien lud er einige
.

angeſehene Gönner zu fich , die ihm zu dieſer feierlichen


Mahlzeit ihr Silbergeſdirr borgten. Da fie im Rauſd
vom Schlaf überwältigt wurden, trug er ſie mit ſeinen
Gehülfen unter den Galgen , und ging mit dem geborg
ten Silbergeſchirr davon .
Den Rector zu Goslar koſtete die Bekanntſchaft mit
dem Tauſendkünſtler beinahe das Leben . Dieſer hatte ihn
die Kunft gelehrt, den Dämon durch Zauberformeln in
ein Glas zu bannen. Er begab fich in einen Wald, das
mit er freier und ungeſtörter die Operation vollziehen
konnte , und begann cre magiſchen Arbeiten. Plößlich
erſchien eine noch nie geſehene grauſende Geſtalt mit fun
kelnden Flammenaugen , Ochſenhörnern, wilden Schweins
zähnen, Pferdefüßen , ſo fürchterlich, als man nur den Dä:
mon zu bilden pflegt. Der Beſchwörer fank, über dieſen
Anblid beſtürzt , zur Erde nieder , und lag einige Stun
den ohne Gefühl und Bewußtſeyn.
Zuweilen fou fich Fauft unſichtbar , und bei gewiſſen
Gelegenheiten , wenn ſeine Verfolger auf ihn losſtürmten ,
Feft gemacht haben. .
Geſchwindigkeit im Fliehen , wenn
man ihm naciſtellte, Fertigkeit, fic duro geſchichte Sprünge
und Leibesbewegungen aus den Händen ſeiner Feinde
108

Berauszuwinden , wenn ſie ihn ſchon in ihrer Gewalt zit


haben glaubten , hat, wie es ſcheint, dieſes ſinnloſe Mäyr:
den Beranlaßt.
Doch nicht immer war der heldenmüthige Mann , bei
der Einbildung, ſchuß- und ftichfrei zu ſeyn , fo glüdlich,
den Nadſtellungen ſeiner Verfolger zu entgehen. Er
ward zu Batenburg an der Maas, an den Gränzen von
Geldern , gefangen gefeßt, aber von dem Saloßprediger
Johann Forften , dem er die verborgenſten Künſte zu leh:
ren verſprach , fehr glimpflich behandelt.
In Sachſen war er der Gefangenſchaft ſehr nahe, wenn
er fich nicht durch die Flucht gerettet hätte. Man hatte
Befehl vom Kurfürft Johann dem Beſtändigen , ihn , wo
man ihn nur habhaft werden könnte, zu greifen und feft: '
zuſeßen. Kaum erfuhr dieß Fauft von ſeinen treuen
Freunden und Anhängern , ſo machte er fich unſichtbar,
oder welches eben ſo viel iſt , er floh unbemerkt in entle:
gene Gegenden , wo er vor allen Namſtellungen ficher war.
Aus dieſen hiſtoriſchen Angaben , vorausgeſeßt, daß fie
wahr find , er ſieht man , daß der Landſtreicher Fauft an
fürſtlichen Höfen für einen ſehr gefährlichen Mann gehal
ten ward ; und dieß war er allerdings wegen ſeiner bei:
ſpielloſen Betrügereien, ob er gleich, was ſeine leichtglau
bigen Zeitgenoſſen fälſchlich fich einbildeten, keinen Teufel
oder Dienſtgeiſt auf der Seite hatte.
Gleichwohl wollte er fich , wie er mit mehr als char:
lataniſcher Dreiftigkeit prahlte, um die deutſchen Höfe un:
fterblich verdient gemacht, und den weſentlichen Antheil an
Kriegsglück und Friedensſchlüſſen genommen haben. Bes
ſonders eignete er fich, wie Manlius verſichert, alle Siege
fu , die der Kaiſer Karl V. im Jahr 1527 in Italien er
focht. Durch magiſche Kunft wollte er dem kaiſerlichen
Heere Löwenmuth eingeflößt und die Feinde in die Flucht
gefdlagen baben .
Ich komme auf die leßten Lebensumſtände des verewig
ten Magiers . Je näher der mit dem Dämon verab:
redete und durch den ſchriftlichen Contract beſtätigte Zeit:
punkt herannahete, deſto mehr entfiel ihm der Muth, deſto
peinlicher quälte ihn der Gedanke an den Augenblick der
109

Abfahrt. Aderdings war die Zukunft furchtbar für ihn ,


ob er gleich von keinem Teufel etwas Widriges zu fürch:
ten hatte ; denn was konnte ein Mann im Tode hoffen ,
der in ſeinem Leben ſo viele Menſchen betrogen und irre
geführt, und kaum Eine gute That verrichtet hatte ?
Die Legendenſdreiber laſſen ihn unter den grauſenvou:
ften Umſtänden vom Satan abholen , durch die Luft hin
wegführen , zermalmen und auf einen Miſthaufen herab:
ſchleudern . Wahrſcheinlich wollten ſie durch Erdichtung
einer ſo grauſenden Scene ihre vorwißigen Leſer von den
Fauſtiſchen Teufeleien , die ſie im vollen Ernſte glaubten ,
zurüdícreden.
Nach andern zuverläßigern Nachrichten fand man ihn
am Morgen todt neben dem Bette liegen. Vermuthlich
Hatte er , wie Schröpfer , James Price und andere brod
loſe Künſtler , wenn ſie nicht weiter fönnen oder entlarvt
werden , fich ſelbſt entleibt. Dieß ſcheint der Zuſaß anzu
zeigen, daß man ihn mit zerſchmettertem Kopfe, oder wie
Undre fagen , mit herumgedrehtem Halſe gefunden habe.
Conrad Gesner ſchrieb 1561 von ihm , daß er vor
kurzem geſtorben fey (non ita pridem mortuus) ; er ver:
dweigt zwar die eigentliche Todesart, weil fie ihm viels
leicht nicht bekannt war, glaubte aber auch an keine teufs
liſche Abholung.
Den Ort, wo der Magier, entweder nach dem Lauf der
Natur , oder durch vorſeßliche Entleibung ins Schatten
reich überging , kann man nicht beſtimmt angeben . Nach
Wiers und Camerarius Angabe fou es bei einem Dorfe
im Herzogthum Würtemberg , deſſen Namen fie nicht an ,
zuzeigen wiſſen , geſchehen ſeyn. Daſelbſt will man ſeine
vom Satan zermalmten Ueberrefte auf einem Miſthaufen
angetroffen haben .
Darf man Manlius in ſeinen Collectaneen trauen , ſo
beſchloß der Künſtler ſeine Laufbahn an ſeinem Geburtsa
orte Kundlingen in Schwaben . Dieß halte ich für die
wahrſdeinlich ſte Meynung , womit fich die angeführten
Zeugniſſe von Wier und Camerarius ohne Sowierigkeit
vereinigen laſſen . Hier ftarb er, entweder wie Ade zu
fterben pflegen , nach dem gewöhnlichen Lauf der Natur,
110

oder entzog burch Selbftentreibung feine Gegenwart der


Erde , die ihn nicht länger dulden wollte.
Von Fauft ſoll auch noch ein Denkmal der höchſten
magiſden Weisheit vorhanden ſeyn. Er gab, wie die Le
gendenſchreiber ſagen , ſeinem Famulus den Auftrag , die
Geſchichte ſeines Lebens zu entwerfen , und die hinterlaſ:
Tenen magiſchen Auffäße in eine Sammlung zu bringen.
Dieſer ſoll nun , außer drei Prophezeihungen von zukünf:
tigen Begebenheiten , ein Syſtem der höhern Magie ge:
funden , und unter dem Titel: Faufts Höllen- und Gei:
ſterzwang, der Nachwelt aufbewahrt haben.
Mehrere anſehnliche Bibliotheken ſtehen in dem Ruf,
daß fie das Original des Fauftiſchen Höllenzwangs als
einen feltenen Schaß aufbewahren . An einigen Orten,
beſonders in Klöſtern , fou dieſes Werk, der Sage nach,
in beſondern Kaſten an Ketten angeſmloſſen verwahrt lie:
gen . Aus dieſem Umftande ſchließt man gemeiniglich
auf den hohen Werth des Werks ; aber irrig. Die älten
pflegten nicht ſowohl wegen des innern Gehalts, als wes
gen bes theuern Preiſes die Handſchriften an Ketten zu
legen, damit ſie nicht von ungeweihten Händen verſchleppt
werden möchten .
Jeßt iſt das Buch ſo felten nicht, ſchleicht aber nur im
Finſtern in den geheimſten Zirkeln der Magier , die es
kaum ihren vertrauten Freunden , am wenigſten den Pro:
fanen zeigen . Gewiſſe Leute , die weniger zurückhaltend
find und mit Geheimniſſen wuchern , treiben einen ſehr
einträglichen Handel mit dieſem Werke. Sie fertigen mehr
rere Abſchriften , und verkaufen fie an vermögende Beſiber
großer Bibliotheken, beſonders an die öſterreichiſchen, baie:
riſchen und ſchwäbiſchen Klöfter. Der gewöhnliche Kauf:
preis ift 200 Thaler; man kann es aber auch, wenn der
Verkäufer ein billiger Mann ift, für 150 , auch wohl für
100 Thaler erhandeln .
Unter mehreren traurigen Beiſpielen, die den ſchädlichen
Einfluß des Fauſtiſchen Höllenzwangs auf Verſtand und
Leben ſichtbar vor Augen ſtellen , verdienen die Verirrun
gen eines Jenaiſchen Studenten bemerkt zu werden , der
im Jahr 1715 auf einem Weinberge Soäße graben wollte.
111
aber während der Operation vom Kohlendampf erftidt
wurde. Nie würde er ſich an eine ſo gefahrvolle Unter:
nehmung gewagt haben , wenn ihn nicht Faufts Höülen :
zwang dazu verleitet hätte.
Selbft der bekannte Doctor Bahrdt ließ fich als Stu:
dent durch dieſe betrügeriſchen Träume irre führen . Er
brachte den Höllenzwang, wodurch er dem drüdenden Gelds
mangel am ficherſten abzuhelfen glaubte, durch gewaltſame
Entwendung an fich, ſchrieb ihn mit einigen Gebülfen ab ,
und veranſtaltete einen förmlichen Prozeß, der aber , wie
man vorherſehen konnte, ganz fruchtlos ablief.
Noch ein merkwürdiges Beiſpiel von dem Schaden des
Fauftiſchen Höllenzwangs verdienet eine nähere Anzeige,
da es unter uns beinahe ganz unbekannt iſt, und doch
eine ſehr heilſame Warnung vor dem Umgange mit be
trügeriſchen Magiern enthält. – Ein glaubwürdiger Mann,
bei welchem der Betrogene im Dienſte ftand , hat den
Verlauf der Sache von Tage zu Tage aufgezeichnet, und
zur Berichtigung der damals ausgeſprengten Volksſagen
durch den Drud bekannt gemacht * ). – Ich will ſeine Er:
zählung hier zum Grunde legen , und das Wunderbare
durch eingeſchaltete Anmerkungen aufzuklären ſuchen .
In der Leipziger Michaelismeſſe 1707 ging ein dafiger
Lehrling , Johann Georg E., der , wie es ſcheint, bei
einem Handelsmanne in Condition ſtand , in die Anger:
mühle vor dem Ranſtädter Thore , um fich nach einem
ihm bekannten Mühlknappen, Namens Trolfuß, zu erkun
digen. Da er ihn nicht ſogleich ausfindig machen konnte,
befragte er fich ſeinetwegen beieinem an der Schleifmühle
ftehenden Knappen , der ihn mit geſpannter Aufmerkſam :
keit beobachtete. Er ward auf dieſe Art wider feinen Wil:
len in ein weitläuftiges Geſpräch verwidelt. Der Knappe

** Dieſes kleine , faſt unſichtbar gewordene Tagebuch erſchien


unter der Aufſchrift : Merkwürdige und wahrhaftige Bege:
benbeit, wie ſelbige mit J. G. E. bei Beſchwörung des Teus
fels aus des ſogenannten D. Fa u ften & Höllen z w ang
fich zugetragen, alles in richtiger Drdnung und 'wie es von
Tag zu Tag vom 2. Okt. bis den 21. Dec. A. 1707 ergan :
gen uc. Leipz. bei Andr. Zeydlern 1708, zwei Bogen in 4 .
112

glaubte burch ihn gewiffe geheime Abfichten zu erreichen ,


ftellte ſich alſo, als ob er ſeinen Vater kennte, und wünſchte
mit ihm in eine nähere vertraute Verbindung zu treten.
Sie gingen hierauf in die Stadt zurück auf die Pes
tersſtraße, und befeſtigten die verabredete Freundſchaft bei
einem Kruge Bier. Der Knappe ward durch dieſen Trunk
noch nicht geſättigt; er wollte ſeinen Freund E. in den
Weinkeller führen und ſeinen Durſt durch ſtarke Getränke
ſtillen ; aber dieſer entſchuldigte fich , daß er kein Geld
habe, und auch nicht im Stande fer , einen Groſchen zu
verdienen .
Dieſes Geſtändniß gab dem Knappen die ſchidlichſte
Gelegenheit, Teine Geheimniſſe mit Vortheil an Mann zu
bringen . „Zu Gelde," ſagte er, „ kann man bald kommen ,
woman muß nur wiſſen, wo Schäße verborgen liegen. Ift
man einmal auf der Spur , ſo kann man ſie ohne Auf
„Wand und Mühe heben . Eine durch die Erfahrung be:
wwährt gefundene Anweiſung zur Aufſuchung der verbor:
wgenften Schäße kann ich jedem , der durch Schaßgraben
„ reich zu werden wünſt , um einen ſehr geringen Preis
mittheilen . “
Dieſe Rede ſpannte des Knaben Aufmerkſamkeit aufs
höchfte. Sdon ſah er im Geiſt ganze Scheffel und Säcke
mit Dukaten gefüllt , die er durch Hülfe ſeines treuen
Führers in verfallenen Gebäuden und Kellern ausſpüren
würde -

fah fich als Nittergutsbefißer in einem glän:


zenden Palafte , aufs feſtlichfte gekleidet , von einem Heer
Bedienten umringt, alle Tage herrlich und in Freuden leben.
Durch dieſe blendenden Soffnungen getäuſcht, bewilligte
er , ungeachtet er ſeinem Geſtändniß nach kaum einen
Groſchen verdienen konnte, die verlangten acht Thaler in
zwei Terminen zu zahlen. Zwei Thaler wollte er in eini.
gen Tagen , die übrigen ſechs in der künftigen Neujahr:
meſſe entrichten. Bei dieſem Angelöbniß blieb es ießt,
das Uebrige ſollte in der nächfitbevorſtehenden Zahlwoche
berichtigt werden.
Sie kamen zur geſeßten Zeit , wie es verabredet war ,
an der Marktſchreierbude vor dem Petersthore zuſammen ,
und gingen von hier über den Roßplaß nach dem Groß
113

boriſchen Garten zu . Bei dem Bauholze , das in dieſer


Gegend bearbeitet wird , ließ fich der Knappe nieder , 309
Fauft 8 Höllenzwang mit Papier und Schreibzeug aus
der Taſche, und vollendete einen zu Hauſe gefertigten
handſchriftlichen Auffaß. Daß er, wie im Tagebuche gea
meldet wird , den magiſchen Ertract von vier Bogen auf
der Stelle angefangen, und während der Zeit, da er den
Knaben in die Stadt geſchickt hatte, vollendet haben ſollte ,
läßt ſich nicht denken.
E. eilte mit ſchnellen Schritten in die Stadt, und flob
eben ſo ſchnell zurück, durch die Hoffnung, ein reicher
Mann zu werden, geſpornt. Er fand den Knappen mit
dem Abſchreiben des dritten Zeddels beſchäftigt, übernahm
das geſchriebene Eremplar mit den drei Zeddeln, die außer
lateiniſden Zauberformeln einige Verhaltungsregeln ents
bielten, und überreichte die verſprochenen zwei Thaler.
Zugleich erhielt er einen meffingenen Draht , der an dem
einen Ende wie ein Schlangenkopf geſtaltet war , und
gleich der Wünſdelruthe verborgen liegende Schäße an:
zeigen ſollte.
Mit dieſen Seltenheiten , die faum einen Groſchen werth
waren , eilte er nach Hauſe , und machte im Keller feines
Herrn, worin ſeiner Meinung nach ein Schaß von gro:
Bem Werthe ſtehen ſollte, den erſten Verſuch. Er recitirte
vor allen Dingen, nach der erhaltenen Anweiſung, eine
lateiniſche Zauberformel , ehe er die Nuthe zum Schlagen
bereitete, fand ſich aber bei der wirklichen Operation in
ſeiner Erwartung getäuſcht ; denn , ftatt daß die Nuthe
unterwärts ſchlagen route ; wandte fie ſich jedesmal feite
wärts .
Ungeduldig über den vereitelten Verſuch, verließ er den
Keller , und lief an die Marktſchreierbude, wo er dem
Knappen die Ruthe wieder zuſtellen ſollte. Dieſer gab
ihm den Beſcheid : Man müſſe, was man einmal anges
fangen habe, getroft fortſeßen , und nicht gleich bei dem
erſten mißlungenen Verſuche an dem glüdlichen Ausgang
zweifeln ; der Schaß falle einem nicht auf den erſten Wurf
in die Hand , ſtehe auch nicht gerade an dem Orte , wo
man mit der Ruthe anſdlage , man müſſe dem Winf der
10 . 8
114

Ruthe folgen , an die Stelle geben , wohin fie wieſe, und


erft dann ruhig verweilen, wenn ſie unbeweglich ſtilſtebe.
Nun glaubte E. hinlänglich unterrichtet zu ſeyn , ging
zurück in den Keller, las die lateiniſche Formel ab , ohne
fte zu verſtehen , legte die Ruthe an , und bezeichnete den
Ort , wo ſie ſich unterwärts zog und unbeweglich ſtill
ftand. -
În der Einbildung, das verborgen liegende Klei:
nod gefunden zu baben , und ſchon Meifter des gehofften
Schakes zu ſeyn, eilte er zu dem dienſtfertigen Knappen ,
der noch an der Bude auf die Zurückgabe der Wünſchel
ruthe wartete, machte ihm die glüdliche Entdedung be:
kannt, und überreichte die Nutbe mit den lateiniſchen Zau:
berformeln .
Dieſer uiterließ nicht, ihn in der Meynung zu beſtär
ken , daß der durch die Ruthe aufgefundene Ort der wahre
und eigentliche Standpunkt des Scaßes ſey ; nun könne
er getroft den Anfang mit Beſchwören machen, ſo wie es
im Buche vorgeſchrieben fey. Mit dieſem wohlmeynen
den Rath entließ er den Betrogenen , verſprach aber, in
der Neujahrmeſſe an der Bude zu erſdeinen , wenn die
Koppelpferde durchs Schloß geführt würden. Sollte er
ihn hier nicht ſogleich treffen , ſo dürfe er nur an das
Gaſthaus zum ſchwarzen Roß gehen , wo er aus einem
mit Kreide an die Thüre gemalten Zeichen erkennen werde,
daß er in Leipzig anweſend fey ; nur rolle er die noch
ſchuldigen rechs Thaler ja nicht vergeſſen .
Gleich dem Weiſenſteinsforſcher , dem die erſte Rota
tion gelingt, freute fich E. der kommenden Ausbeute, und
hoffte mit der Zeit alle in Leipzig verborgen liegenden
Schäße zu heben und ein fteinreicher Mann zu werden .
Mit Geld gefüllte Keſſel und Töpfe ſchwebten ihm fünda
lich vor Augen , und machten ihn zu aller Arbeit verdroſs
ſen . Was bedarf es auch einer ermüdenden Anſtrengung
der Kräfte, wenn man ohne alle Mühe und gleichſam im
Schlafe reich werden kann ? Noch im Traume be
ſchäftigten ihn die betrügeriſchen Phantafien ſeiner getäuſch
ten Einbildungskraft.
Nicht genug , daß er einen Schaß im Keller feines
berrn wußte , den er für ſein Eigenthum anſah und ſchon
115

wirklich zu befißen glaubte. Seine Geldgierde war ein


mal entbrannt und fonnte nicht ſo leicht befriedigt wer.
den. Schäße zu Tauſenden waren für ihn Kleinigkeit; er
fah mit brennender Sehnſucht Millionen und Tonnen ent:
gegen, und erkundigte ſich allenthalben, wo Gold , Silber
und andre Koſtbarkeiten verſcharrt liegen ſollten.
Man verwies ihn unter andern auf Zotens, ießt Quando
Hof in der Nicolaiſtraße , mit der Verſicherung , daß es
in dem daſelbft befindlichen Waſſerſchaße nicht richtig rep.
Er begab fich alſo Freitags zwiſchen 11 und 12 Uhr da:
hin , denn der Vorſchrift nach mußten die Beſchwörungs
prozeſſe an dieſem Tage , und zwar , wie billig , in der
Geiſterftunde vollzogen werden, ward aber an dieſem und
dem folgenden Freitag in ſeinen Bemühungen, den Keller
zu befahren, worin der Waſſerſchaß verborgen war, geſtört.
Dieſer fruchtloſe Verſuch konnte ihn nicht von ſeinem
Vorſaß abbringen, vielmehr ging er nun mit allem Ernſt
darauf um, da er in fremden Häuſern nicht glüdlich war,
den Schaß im Keller ſeines Herrn zu heben. Dieſen hoffte
er defto leichter und ficherer aus dem verborgenen Win
fel hervorzuziehen , je weniger er befürchten durfte, daß
ihm jemand bei der Ausführung ſeines Vorhabens einige
Hinderniſſe in den Weg legen werde. Doch ſollte er das
gewünſchte Kleinod erft beim dritten Beſchwörungsakt in
Befiß nehmen.
In der Geiſterſtunde des 21. Oct. begab er fich mit
brennendem Lidit in den Keller , um nach Anleitung des
Fauftiſchen Höllenzwangs den erſten Prozeß zu veranſtal
ten. An verſchiedenen Gegenden um ſich her befeſtigte er
einen Faden Zwirn , ſo daß er eine Art von Kreis bil
dete, wodurch er ſich während der Operation vor den An
griffen des erbetenen Geiftes zu ſchüßen ſuchte. Auf eine
mit Zaubercharakteren bezeichnete Latte ftellte er drei Lich
ter, und auf eine andere, die vor ihm befeſtigt war , den
Ertract aus Faufts Höllenzwang. Mit dem rechten Fuß
auf der Erde kniend, las er eine Zauberformel vor- und
rüdwärts, und verrichtete dann ftehend die Citation.
Bei der dritten Citation rauſchte es in der Nähe , ein
Rauch ſtieg vor ihm auf , und in demſelben eine kleine
116

männliche Figur , die mit einem dünnen grauen Flor


überzogen zu ſeyn (chien. Die Hoffnung eines reichen
Gewinns verſcheuchte alle Furcht. E. fab den grauen
Mann , ohne zu zittern , und erblidte zu gleicher Zeit 2
Zweigroſchenſtüden auf der Latte. Der Geiſt fragte ihn
in dumpfem Tone und mit halbgebrochenen Worten : Ob
er mit dieſem Geſchenk zufrieden Tey ? worauf er der
Vorſchrift nach Ja antworten mußte.
Zum Beſchluß des Arts fiel er auf das rechte Knie, ver :
löſchte das mittlere Licht und ſprach die vorige Zauberfors
mel, übernahm dann , nach Berlöſchung der beiden übris
gen Lichter das Geſchenk , und ging rückwärts bis an die
unterfte Stufe der Treppe -
alles, wie es in dem Aus:
zuge aus Fauft 8 Höllenzwang vorgeſchrieben war.
Bei der ganzen Erzählung liegt die Ausſage des be
trognen Beſchwörers zum Grunde. Daß er die Wahrheit
freimüthig bekannt haben ſollte , iſt ſehr zu bezweifeln .
Ein Menlo , der , wie die Folge der Geſchichte lebret,
alle Ehrerbietung gegen Gott aus den Augen regte , bei
dunkeln und verworrenen Religionsbegriffen ſelbft ein les
ben nach dem Tode zu bezweifeln ſchien , und bei allen
freundſchaftlichen Ermahnungen ſeiner Eltern , Lehrer und
Vorgeſeßten nicht zum Geftändniß gebracht werden konnte
- war ganz unfähig , ein unverdächtiges Zeugniß abs
zulegen.
Sollte aber feine Ausſage wörtlich wahr ſeyn, ſo würde
ich den ganzen Auftritt für das Spiel einer zu lebhaften
Einbildungskraft anſehen . Bei ſo überſpannten Erwar.
tungen , bei einem ſo felfenfeſten Glauben , daß etwas
Außerordentliches vorgehen und ein Geiſt erſcheinen werde,
konnten die Sinne ſehr leicht getäuſcht werden , daß man
in ſeinem eigenen Schatten einen grauen Mann , wie
Geifter nach dem Wahn des Volks erſcheinen ſollen , zu
fehen glaubte. -

Wie kam aber das Geld in den Kel.


ler ? Gewiß, ein ſchwer zu löſendes Problem ! Ents
weder hat der Knabe dieſen Umftand erdichtet , zum Ben
weis , daß ſein Unternehmen , worüber man ihn ftrafte,
nicht ganz fruchtlos geweſen ſey ; oder der betrügeriſche
Anappe hatte einen Zugang zum Keller , und legte dahin
117
beimlich das Geld , um den Betrogenen in ſeinem Frr:
thum zu beſtärken , und die noch übrigen fechs Thaler,
deren Zahlung in der Neujahrmeſſe fällig war , deſto ge
wiffer zu verdienen.
Der zweite Prozeß fam den folgenden Freitag, als den
28. October, in der Geiſterſtunde zu Stande , ganz nach
der vorhin angezeigten Form . Bei der dritten Citation,
die er jegt in härtern Ausdrüden und mit zwei aufgeha
benen Fingern (prad , erſchien der graue Mann in obi
ger Geſtalt, fragte wie vorhin, ob er zufrieden rey ? und
erhielt eine bejahende Antwort. Auf der Latte lag ießt
ein grün angelaufenes Brandenburgiſches Sedzchngro:
ſchenſtüd, im Jahr 1686 geprägt. Er nahm das Geſchenk,
verlöſchte die Lichter, ging rüdwärts zur Treppe und vor:
wärts aus dem Keller, in der frohen Hoffnung geſtärkt,
daß nach Erhöhung des Geſchenke, der verborgene Schatz
beim dritten Beſchwörungsakt gewiß zum Vorſchein kom
men werde. Ja , ſchon wollte er , ſeiner Ausſage nach,
durch einen Erdenſpalt den Schaß geſehen haben.
Zur Vollziehung des dritten Prozeſſes, der das gewünſchte
Kleinod aus der Finſterniß an das Licht bringen ſollte,
war der dritte Freitag , oder der 4te Nov. beſtimmt. In
der Geiſterſtunde dieſes Tages ging E. , von geheimer
Ahnung geleitet, in den Keller , und veranſtaltete alles
wie vorhin . Die dritte, in den ftärfften Ausdrücken und
mit aufgehabenen Fingern vollzogene Citation nöthigte
den grauen Mann zum Erſcheinen . -

Er erſchien 3111
dritten Mal , aber unter den fürchterlichſten Auftritten.
Unter den Füßen des Beſchwörers raſſelte es gleich einem
Wagen , der ſchnell über das Pflaſter hinwegrollt , vor
ihm öffnete fich die Erde , ein großer mit Geld gefüllter
Sowenktefiel trat hervor, und neben demſelben ſah man
ein verſchloſſenes Käſtchen .
E. glaubte nun im Beriße des aufgefundenen Sdapes
zu ſeyn , aber es war noch eine wichtige Bedingung zu
erfüllen übrig , unter welcher ihm das Kleinod zu Theil
werden ſollte. Sein Buch ſagte ihm , daß er ſich zuvor
dem erſchienenen Geiſte verſchreiben müſſe, und dazu wa:
ren on alle Anſtalten getroffen. Auf der Latte fag er
118

einen auf beiden Seiten roth beſdiriebenen und mit ſchwar


zen Linien eingefaßten halben Bogen, mit einer überwärts
geſchnittenen (dwarzen Feder liegen. Vom Gewölbe berab
fiel ein rother Tropfen auf ſeine Hand , er faßte ihn mit
der Feder auf, und ſchrieb den erſten Buchſtaben ſeines
Nainens. -
In dieſem Augenblid dünft ihm jemand mit
ſtarken Tritten auf der Kellertreppe herabzukommen . Vor
Søreden warf er die Feder aus der Hand und die Lich:
ter in das dabei ftehende Waſſerfaß , zerriß den Faden ,
der den Kreis umídloß, eilte zurück und fand ſich ges
täuſcht. Auf der Treppe und im ganzen Vorhauſe war
kein Menſch zu ſehen.
Dieſer ganze Auftritt iſt offenbar erdichtet , oder der
Betrogene erzählte , da man ihn zum Geſtändniß nöthigte,
was er in dem Auszug aus Faufts Höülenzwang gele
fen hatte, als wenn es wirklich ſo geſchehen wäre, wie es
dort den Einfältigen vorgeſpiegelt wird. Dieſe Erzäh.
lung zeichnete der Verfaſſer des Tagebuchs treulich auf,
und man kann es ihm in Rückſicht auf das damalige leicht:
glaubige und wunderſüchtige Zeitalter nicht zum Vorwurf
anrechnen , wenn er dem Mährchen ſeinen ganzen Beifall
chenkte.
So fruchtlos auch die bisherigen magiſchen Arbeiten ab:
liefen, ſo entſchloß fich doch E., da die Eriſtenz des Scha
Bes feiner Meynung nach entſchieden war, zu neuen Ver:
ſuchen ; ſie wurden aber jedesmal vereitelt.
Am vierten Freitage, den 11ten November, ſchlich er
Mittags zwiſchen 11 und 12 Uhr wieder in den Keller,
konnte aber den Actus nicht verrichten, denn auf den un:
tern Stufen der Treppe überfiel ihn ein Schauer, der ihn
ſchnell zurüdtrieb. Den folgenden Freitag ward in
Sachſen der allgemeine Bußtag gefeiert. Unſer Beſchwö
rer hielt dieſen Tag vorzüglich geſchidt zu magiſden Ope:
rationen , mußte aber auf Befehl ſeines Herrn ſtatt des
Kellers die Kirche beſuchen . Eben ſo ward der auf den
25. Nov. feſtgeſeßte Prozeß durch einen im Keller arbei:
tenden Maurer verhindert.
Seit der Zeit hatte E. Tag und Nacht keine Ruhe, viel:
leicht vor Kummer, weil ſeine Hoffnung lo ſchändlich ver:
119

eitelt war. Bard kam es ihm vor, als ob er vom granien


Manne in der bekannten dumpfen Sprache gerufen werde ;
bald fauste etwas vor ſeinen Ohren vorüber; in der Nacht
war es , als ob ihn der Teufel zwidte , und im Traume
erſchienen ihm ganze Rotten von böſen Geiſtern .
Schon nach Vollziehung des dritten fürchterlichen Pro
zeffes bemerkte man viel Sondersbares in ſeinen Betra
gen. Sein Geſicht war aufgeſchwollen , die Augen ftan
den vou Waſſer , taumelnd wankte er herun , als ob er
von ftarken Getränken berauſcht wäre. In einer Unterres
bung mit dem Geſinde fagte er frei heraus , daß er kei:
nen Teufel und keine Auferſtehung der Todten glaube.
Dieſes Geſtändniß machte ſeinen Herrn aufmerkſam , und
bewog ibn , den Knaben nicht nur über die Hauptartikel
des chriſtlichen Glaubens zu fragen , ſondern auch die Sache
ſeinem Beichtvater zu eröffnen.
Dieſer veranſtaltete Tages darauf, den 11ten November,
eine Zuſammenkunft in ſeiner Wohnung, bei welcher audy
der Vater des Beſchwörers zugegen war. E. Toute
ohne Zurüdhaltung geſtehen , was ihm eigentlich Veran:
laſſung gegeben habe , die Eriftenz des Teufels und die
Wahrheit der Todtenauferſtehung abzuleugnen. Ein Menſch,
ſagte er , habe ſich einft bei Betrachtung des Beinhauſes
auf dem Gottesacker verwundert, wie es möglich rey, daß
ſich am Ende der Tage die Gebeine ſo vieler Tauſende
aus einander finden und zum neuen Leben vereinigen könn:
ten ; daraus habe er geſchloſſen , es ſey keine Auferſtehung
zu hoffen. Ein anderer Kerl , den er im Rohlgarten
geſehen , und wegen eines Feuermaals im Geſichte nicht
vergeſſen könne , habe vor allen Anweſenden verſichert, és
Tey nie ein Teufel geweſen ; dadurch ſey er verleitet wor
den , die Eriſtenz deſſelben zu bezweifeln. -

Auf dieſes
Geſtändniß ward er entlaſſen , doch mit dem Beſcheid,
daß er fich vor dem Genuß des Abendmahls wieder ein:
finden möchte.
Die ernſtlichen Zuredungen des Beichtvaters ſchienen
ihn von ſeinen Verirrungen geheilt zu haben , wenigſtens
erkannte er nun , daß ein Teufel rey, und ſchrieb ihm .
wie obgedacht, die nächtlichen Unruhen und Beängſtigun
120 1

gen zu. Die fehlgeſlagenen magiſchen Arbeiten hatte er


bisher ſorgfältig verſchwiegen , beichtete aber zuleßt , nachs
sem er zuvor das Zauberbuch in den Ofen geworfen hatte,
das ganze Geheimniß einem Freunde feines Herrn.
Indeſſen war es um ſeine Ruhe vielleicht auf im
mer geſchehen. Seine Angſt vermehrte ſich mit jedem Au
genblick , ſein Blid fab ſtarr und wild umber , alle Glies
fer zitterten , und man befürchtete eine gänzliche Zerrüt:
tung feines Verſtandes. Jeßt bezweifelte er von neuem
die Eriſtenz des Teufels und die Auferſtehung der Tods
ten , und beantwortete fogar die Frage des Beichtvaters :
Ob er einen almächtigen Gott glaube ? mit Nein.
Tag und Nacht mußte man ihn bewachen , damit er
nicht Hand an fich ſelbſt legen möchte. Ilnwiderſtehlich war
Feine Sehnſucht nach dem Keller , daß er ſich auch mit
Gewalt den Händen ſeiner Wächter zu entreißen ſuchte ;
doch die Androhung der Zuchthausſtrafe brachte ihn ends
lich zum Stillidweigen. - Man nöthigte ibn alle Tage
zum Beten und Singen, und dieſe Uebungen hatten einen
ſo guten Erfolg , daß er allmälig zum Gebrauch ſeiner
Vernunft zurüdkehrte , und in wenig Tagen völlig beruis
vigt zu ſeyn ſchien . Getröſteter zog er am 21. December
mit ſeinem Vater davon .

VIII.
Doctor Fauſt,
fliegendes Blatt aus Cöln ).

Hört ihr Chriſten mit Verlangen


Nun was Neues ohne Graus ,
Wie die eitle Welt thut prangen

* ) In ,,Drø Knaben Wunderhorn von C. 2. Von Arnim


und Clemens Brentano."
121

Mit Johann dem Doctor Fauft.


Von Anhalt war er geboren,
Er ſtudirt mit allem Fleiß,
In der Hoffarth auferzogen,
Richtet ſich nach alter Weiß.
Vierzig tauſend Geifter
Thut er fich citiren
Mit Gewalt aus der Höllen.
Unter dieſen war nicht einer
Der ihm fonnt recht tauglich ſeyn ,
A18 der Mephiſtopheles, geſchwind
Wie der Wind ,
Gab er ſeinen Willen frein .
Geld viel tauſend muß er ſchaffen ,
Viel Paſteten und Confekt,
Gold und Silber, was er wollt.
und zu Straßburg ſchoß er dann
Sehr vortrefflich nach der Sdeiben ,
Daß er haben konnt ſein Freud.
Er thät nach dem Teufel ſchieben ,
Daß er vielmal laut aufforeit.
Wann er auf der Poſt thät reiten,
Hat er Geiſter recht geſchoren ,
Şinten , rorn , auf beiden Seiten ,
Den Weg zu pflaftern auserkohren.
Regel ſchieben auf der Donan
War zu Regensburg rein Freud.
Fiſche fangen nach Verlangen ,
Ware fein Ergößlichkeit.
Wie er auf den beiligen Charfreitag
Zu Jeruſalem kam auf die Straß,
Wo Chriſtus am Kreuzesſtamm
Sänget ohne Unterlaß.
Dieſes zeigt ihm an der Geiſt,
Daß er wär für uns geſtorben ,
Und das Heil uns hat erworben ,
Und man ihm kein Dant erweißt.
Mephiſtopheles geldwind, wie der Wind,
Mußte gleich ſo eilend fort,
122

Und ihm bringen drei Ehle Leinwand


Von einem gewiſſen Ort.
Kaum da er ſolches ausgeredt,
Waren fie ſchon wirklich da,
Welche ſo cilends brachte
Der geſchwinde Mephiſtphóla .
Die große Stadt Portugal
Gleich fou abgemalet ſein .
Dieß geſchabe auch geſchwind,
Wie der Wind :
Dann er malet überau
So gleichförmig ,
Wie die ſchönſte Stadt Portugail.
„ Hör, du ſouft mir jeßt abmalen
Chriſtus an dem heiligen Kreuz,
Was an ihm nur iſt zu malen ,
Darf nicht fehlen , ich ſag es frei,
Daß du nicht fehlft an dem Titul,
Und dem heilgen Namen ſein.“
Dieſen fonnt er nicht abmalen ,
Darum bitt er Fauftum
Ganz inſtändig : „Schlag mir ab
Nicht mein Bitt, ich wiŭ dir wiederum
Geben dein zuvor gegebene Handſchrift,
Denn es iſt mir ganz unmöglich,
Daß ich ſchreib, Herr Jeſu Chrift."
Der Teufel fing an zu fragen :
„Herr, was gibſt du für einen Lohn ?,
Häts das lieber bleiben laſſen ,
Bei Gott findſt du kein Pardon .“
Doctor Fauſt, dich bekehren,
Weil du Zeit haft noch die Stund,
Gott will dir ja jeßt mittheilen
Die ew'ge wahre Huld .
Doctor Fauft thu dich bekehren ,
Halt du nur ja dieſes aus.
„Nach Gott thu ich gar nichts fragen ,
lind auch ſeinem himmliſchen Haus.“
In derſelben Viertelſtunde
123

kam ein Engel von Gott geſandt,


Der thät ſo fröhlich ſingen
Mit einem engliſchen Lobgeſang.
So lang der Engel da geweſen ,
Wollt fich bekehren der Doctor Fauft.
Er thäte fich alsbald umkehren ,
Sebet an der Höllen Grauß.
Der Teufel hatte ihn verblendet,
Malt ihm ab ein Venus - Bild .
Die böſen Geiſter verſchwunden ,
Und führten ihn mit in die Höl.

IX .

Von Virgil , dem Bauberer.


1 ) Von Fr. 2. F. 8. Dobened *).

Daß ſchon im dreizehnten Jahrhundert und weit früher


der Dichter Virgil als Zauberer berühmt war, und we
gen ſeiner Zauberkünfte mehr als wegen ſeiner Gedichte
bei dem Volke galt, belegt ſich durch Gervaſius Tilberien:
fis , aus dem ich biezu einzelne Stellen wörtlich einrüde,
auf das Klarſte. Ich rüde die Stellen des Gervaſius,
die in feinen Otiis imperialibus in Leibniz script. rer.
brunsv. fich finden , hier ein :
„ Wir kehren nun zur campaniſchen Stadt Neapel
zurüd , in welcher ein Fleiſchmarft ift , in deſſen
Wand , wie man ſagt, vom Virgilius ein Stück
Fleiſch von ſolcher wunderbaren Eigenſchaft einge:
fügt iſt, daß im Umfang jenes Fleiſchmarktes kein
Fleiſch , rey es auch noch ſo alt, weder Auge noch

* ) Des deutſchen Mittelalters Volkeglauben und Heroenſagen .


Von F. L. f. 3. Dobene d . 2 Thle. 8. Berl. 1815 .
124
Geruch , nod Gaumen beleidigt. Es iſt auch in
derſelben Stadt das Herrenthor, das nach der einft
berühmten campaniſchen Stadt Nola fauet , an
deſſen Eingang ein künſtlich gebauter Steinweg iſt,
unter deſſen Siegel Virgilius alle Art des ſchäd:
lichen Gewürmes verſchloß , woher es kommt, daß.
da die in ihrem Umfang höchſt geräumige Stadt
ganz auf unterirdiſche Säulen fich früßt, in den
innern Höhlen oder Rißen oder in den Gärten,
welche innerhalb der Stadtmauern eingezäunet find,
keine Müde , kein ſchädlicher Wurm gefunden wird
u. f. w .
Und im folgenden Abidhnitt:
Es war an der Grenze der Stadt Neapel , ihr
gleichſam gegenüber , der Jungfrauenberg , an der:
fen Abhang unter berabgeriſſenen felfen , ſchwer zu
erſteigen , Virgilius einen Garten angelegt hatte,
der mit vielen Pflanzengattungen beſeßt war. In
dieſem wird das lucius - Kraut (herba Lucii )
gefunden , wodurch die blinden Smafe , die zuwei
len es berühren , das ſchärfſte Geſicht wieder be:
kommen . In demſelben war ein ehernes Bild, eine
Poſaune an den Mund Haltend ; ſo oft in dieſe der
Südwind von gegenüber fam , po wurde plößlich
das Wehen dieſes Windes umgedreht .
Welchen Nußen aber dieſes Unikebren des Süd:
windes brachte , das höret : Es iſt in der Gegend
der Stadt Neapel ein hoher Berg ins Meer ge :
gründet, der über die unter ihm liegende Terra di
Lavoro blidt. Dieſer ſpeit im Maimonat den häß:
lichſten Rauch aus, und zuweilen glühendheiße Höl
zer , kohlenſd)warz gebrannt , daher man fagt, daß
bort ein Luftlody der irdiſchen Hölle aufſprudle.
Bei wehendem Südwind alſo verbrennt der heiße
Staub alle Saaten und Früchte, und ſo wird das
fruchtbarſte land verödet. Deßhalb hat, dem ſo gro:
ßen Schaden des Landes abhelfend , Virgilius auf
bem entgegengereßten Berge, wie geſagt, die Bild:
fäuſe mit der Poſaune aufgerichtet, ſo daß auf ten
125

erften Ton der angehauchten Poſaune der in fie


hineingekommene Zug des Südwindes nad mathe :
matiſchen Gefeßen zurüdgeworfen wurde . Daher
kommt es , daß nun , da jene Bildſäule entweder
durch die Zeit oder durch die Bosheit neidiſcher
Menſchen zerſtört worden iſt, jene alten Beſchädi:
gungen ſich öfters wieder zeigen .
Ferner a. a . D. C. XV.
Auch liegt Neapolitaner Staat die Stadt Pu:
teoli, in welcher Virgilius zum Nußen des Volkes
und zu ewiger Bewunderung Bäder mit wunder
barer Kunft erbauet hat , zur Geneſung von jeder
innerlichen und äußerlichen Krankheit dienlich ; und
er hat über jede Badegrotte eine Üeberſchrift gee
macht , in welcher Nachricht gegeben war , wider
welche Krankheit jedes Bad helfe. Aber in der
neueſten Zeit, da in Salern die Schule der Arzneis
wiſſenſchaft fich zu heben anfing, haben die Salers
nitaner neidiſch die Aufichriften jener Bäder ver:
dorben, fürchtend, daß, wenn die Heilkraft der Bä:
der zur allgemeinen Kunde käme, dies den Aerzten
den Gewinn entreißen oder vermindern würde.
Und C. XVI.
In derſelben Nachbarſchaft befißt aud eine ſehr
wunderbare Kraft ein Berg , durchhöhlt von einem
unterirdiſchen Gang ( offenbar der Gang durch den
Pofilippo) von ſolcher länge , daß dem , der in defe
ſen Mitte iſt, kaum die beiden Enden erſcheinen .
Durch mathematiſche Kunft hat Virgilius gewirkt,
daß, wenn im Dunkel jenes Berges ein Feind dem
Feinde mörderiſa nachſtellt , er durch keinen Trug
und durch keinen hinterliftigen Rank ſeiner Bosheit
Wirkung geben kann.
Es iſt ſchon oft beſprochen worden , daß bei Italiens
Volte , wenigſtens in Neapel und auch in Sicilien, Vire
gil der Zauberer viel bekannter und gefeierter ift, als Vir
gil der Dichter.
Lieblich bewegt das Gemüth die Erzählung vom edeln
und zauberkräftigen Virgil , die ein alter Fiſser in Nea:
126

pels Umgegend bei der Schule des Virgil dem geiſtoollen


Reiſenden machte , der in den italieniſchen Miscellen ſie
vorgetragen hat.
Die dort erzählten Thaten überwiegen jedoch an Kraft
der That und an Wohlthätigkeit für die Menſchheit nicht
die oben aus des Gervaſius Munde vorgetragenen . Der
Greis läßt wohl den Virgil gar die Felsgrotte durch den
Pofilippo in einer Nacht von ſeinen Geiſtern herſtellen ,
aber der Menſchenfreund Virgil, der für das Dunkel des
Poſilippo dem Feindesdolch die Kraft nimmt, ift von ihm
nicht berührt. Man möchte es dem alten Fiſcher noch zu :
flüftern , um dem Greife nod mehr Freude bei Hebung
feines Herrliden zu geben.

2) Bon F. 5. 6. d. Sagen *).


In dem Reiche des reichen und gewaltigen Königs Hes
lenius war ein Ritter , der war andächtig und barm
herzig ; der hatte ein Weib , die pflag ihre Ehe zu bre :
chen , und wollte davon nicht laſſen. Der Ritter merkte
das , und war darum ſehr betrübet , und gedachte in ſei
nem Sinne : „ich will in das heilige Land ziehen ; viel
leicht verkehret mein Weib ihr Leben zu dem Beſten.“
Er ſprach : „ Weib, ich habe Willen , zu dem heiligen Grabe
zu ziehen ; büte dein ſelber, ich wiù sich deiner eigenen
Beſcheidenheit laſſen befohlen ſeyn .“
Als der Ritter auszog , da hatte die Frau einen ge.
lahrten Mann , der mit ihr Unſtätigkeit und Unvernunft
trieb ; die Frau ſprach : „Wollteſt du ein Ding thun , ro
wollte ich dein Weib ſeyn , und wollte dir geben Ndes,
das ich habe.“ Er ſprach : „ Sage mir , was iſt, das ich
thun fou ?« Sie ſprach : „ Mein Mann ift in das beilige
Land gefahren , der hatte mich nicht gar lieb : kannſt du
eine Kunft, damit du ihn könnteſt tödten in fremden Lan
den , ſo wollte ich dich zum Manne nehmen .“ Er ſprad> :
„Ich kann es wohl thun ; wilt du dann mein Weib reyn ?“
Sie ſprach : „Ich gelob' es dir feftiglich bei meinen Treuen .“

* ) Erzählungen und Märchen . 2 Thle. 8. Prenzlau 1838 .


127

Da machte er des Ritters Bild, der über Meer war, und


ſtellte das an die Wand, und. beſchwur das Bild drei
Tage mit Künften , daß es ſollte leiden adle Pein , alſo
des Ritters Leib.
Derſelbige Ritter ging über eine Gaſſe, da begegnete
ihm der Meiſter Virgilius; als er ihn mit Fleiß an
ſab, ſprach er : „ lieber Freund, ich habe dir ein Ding zu
ſagen .“ Der Ritter ſprach : „Meiſter , ſag' an , was dir
behaget.“ Der Meiſter ſprach : „ Du biſt heute ein Kind
des Todes , bitteſt du mich nicht um Hülfe. Dein Weib
ift böſe und unftäte , und hat auf einen andern gedacht
nach deinem Tode.“ Da der Ritter hörte , daß er von
ſeiner Hausfrauen redete die Wahrheit, und hatte ſie doch
nie geſehen , da hielt er fich zu ihm und ſprach : „ O lie:
ber Meiſter , behalt mir mein Leben , ich wiù dir einen
guten Lohn geben .“ Er ſprach : „Ich will dich gern geſund
machen oder unverdorben behalten ." Dann ſprach der Mei:
fter: „ Du ſollt ein Bad machen in einem großen Bottig
und die Kleider von dir thun und ſollt in das Bad gehn .
Das geſchah. Darnach gab er ihm einen Spiegel in
die Hand und ſprach : „Sieh fleißiglich in den Spiegel, ſo
ſiehſt du wunderliche Dinge.“ Da der Ritter den Spie
gel anſah, las der Meiſter eine Weile in ſeinen Künften,
und ſprac zu dem Ritter : „ Sage mir, was fieheſt du ?"
Der Ritter ſprach : „ Ich lebe einen Mann in meinem
Hauſe, der hat ein Bild von Wachs gemacht an die Wand,
das iſt nach mir gebildet." Da ſprach der Meiſter : „ Was
beginnet er nun ?“ Der Ritter ſprach : „ Er hat einen Bo:
gen in ſeiner Hand und leget einen Pfeil auf und will
zu dem Bilde ſchießen.“ Da ſprach der Meiſter Virgilius :
„ Haſt du dein Leben lieb , wenn du den Pfeil fienft ge
ben gegen das Bild , ro tanche dich in das Waſſer , bis
id) zu dir ſpreche : fteh' auf !“ Als der Ritter ſah , daß
jener den Bogen 30g zu ſchießen , da fiel er in das Waſ
ſer und verbarg rich ganz und gar. Da das geſchah,
ſprach der Meiſter: „ Hebe dein Haupt auf und fieh in
den Spiegel .“ Als er das that , da ſprach der Meifter :
„ Was fiebft du in dem Spiegel ?“ Der Ritter ſprach :
„ Er hat das Bild nicht geſchoſſen , der Pfeil ging beiabe,
1
128

darum ift er gar betrübet.“ Da ſprach der Meiſter: „ Sieh


nun in den Spiegel , was er beginnet.“ Da geht er
wieder zu dem Bilde , er leget einen Pfeil auf den Bos
gen und wil ſchießen .“ Da ſprach der Meiſter : „ Thu
alſo du vor haft gethan, wilt du anders leben . “ Als der
Ritter ſah , daß jener den Bogen 309 , da ſprang er mit
allem ſeinem Leibe in das Bad. Da ſprach der Meiſter :
„ Sieh, und merke , was du nun ſiebeſt.“ Er fab in den
Spiegel, da ſprach er zu dem Meiſter : „Er iſt ſehr be:
trübet, daß er das Bild nicht troffen hat , und ſpricht zu
dem Weibe: ' treffe ich das Bild zu dem dritten Schuſſe
nicht; ſo bin ich des Todes eigen ; und geht nahe an das
Bild , To daß ich mich laſſe dünken , er kann nicht fehlen,
er treffe das Bild . “ Der Meiſter ſprach : „ Verbirg dich
wieder in das Waſſer, alſo zuvor , und halt dich darun
ter , bis ich dich beiße aufſtehen .“ Als das geſchah, da
ſprach der Meiſter: „ Steh auf und fieh in den Spiegel.“
Da ſah er , daß jener das Bild nicht traf , und der Pfeil
kehrte fich um und fuhr ihm zwiſchen Lunge und leber
und Berw Dete iyn , er ftarb ; da begrub ihn die
Fran unter ihrem Bette. Da ſprach der Meifter zu ihm :
„Steb auf balde und thu deine Kleider an , und bitte
Gott für mich , anderes Lohnes begehre ich nicht von dir,
und Hüte dich fürbaß vor böſen Weibern .“ Der Ritter
dankte Gott und dem Meiſter ſehr , und zog wieder heim
fu lande.
Als er zu Hauſe kam , that ſeine Frau fehr liebe zu
ihm. Er ſchwieg ſtille etliche Zeit, als ob er nichts wüßte.
Darnadh bat er ihren Vater und ſeine Mutter und an:
dere ihre Freunde zum Eſſen. Und als ſie geſſen hatten ,
da ſprach er zu ihnen : „ Ihr lieben Freunde , ihr ſollet
wiſſen , warum ich nach euch geſandt habe ;“ und fuhr
fort : „Meine Hausfrau iſt eine Ehebrecherin , und , das
noch böſer iſt, wollte mich meines Lebens haben beraubt.“
Die Frau läugnete , und ſchwur bei ihrem Eide , daß fie
unſchuldig wäre. Der Ritter ſagte iynen die Geſchichte
ganz und gar , wie es ergangen war, und dazu : „Wollet
ihr es nicht glauben , ſo kommet mit mir , ich will eud
die Statt weiſen , da er begraben iſt.“ Sie gingen in
129

die Kammer und funden unter des Weibes Bette den


Todten begraben .
Zuhand randten fie nad dem Richter, der gab ein Ür:
theil, daß man das Weib ſollte verbrennen. Das geſchah ;
da verbrannte man alle ihre Gebeine zu Pulver und warf
das Pulver in die Luft. Da nahm der Ritter eine ſchöne
Jungfrau und lebte mit ihr in Freuden und in Ehren
bis an ſein Ende. Amen.

3) Bon F. $. b. d. Sagen *).


Laßt uns ſchreiben von der Trefflichkeit und den Wer
fen des Virgiltus , von den wunderbaren Dingen , die er
in Rom und an mehren andern Orten volbracht hat.
Nom war der Siß großer Macht und Weisheit , und
die Einwohner erwarben fich große Ehre. Remus hatte
Feinem Bruder Romulus die Stadt Rom ſammt alen
Einkünften von Campanien überlaſſen , und an einem
Strome, genannt Bellen, eine reiche und prächtige Stadt
gegründet, mit hohen Mauern , die innen und außen mit
dönen aus Stein gebauenen Bildwerken verziert waren.
Auch war die ganze Stadt mit unterirdiſchen Abzügen
verſehen , durch welche alle Unreinigkeiten in den Strom
Vellen ſiefen , an welchem fie lag. Es war die ſchönſte
Stadt, welche es zu der Zeit gab ; und Remus benannte
fie nach ſeinem eigenen Namen , und noch heißt ſie nach
dem alten Namen Reins.
Als Nomulus von ſeinem Bruder Remus und defien
Stadt erzählen hörte , war er neidiſch , daß die Mauern
von Neins ſo hoch wären : denn, wenn man in dem Gra
ben ftand, ſo konnte man mit keinem Handbogen über die
Mauer ſchießen ; dagegen die Mauern von Rom ſo nies
drig waren und keinen Graben hatten.
Einige Zeit darauf wollte Remus ſeinen Bruder Ro:
mulus beſuchen ; er nahm ein anſehnliches Gefolge aus
Campanien und ſeinen jüngſten Sohn, der auch Remus
hieß , mit ſich , und reiste nad Rom .
*) Erzählungen und Märchen . 2 Thlr . 8. Prenzlau 1838.
11 . 9
130

Als er nun die Mauern von Rom fah , bemerkte er;


daß fie mehr als dreimal zu niedrig wären , und daß er
wohl ftehenden Fußes darüber ſpringen wollte ; wie er
denn auch that.
Als Romulus das hörte , ſagte er , daß Nemus übel
gethan hätte, über die Mauer zu ſpringen., und drohte
ilm , daß es ihm den Hals koften ſollte. Und als nun
Nemus in ſeines Bruders Palaſt trat , ließ Romulus ihn
fangen und falug ihm mit ſeinem Schwerte das Haupt ab.
Darnach verſammelte Romulus ſein fireitbares Volk
und zog gen Reins: er zerſtörte die Stadt, und warf die
Paläſte", Thürme und Mauern nieder. Doch konnte er
ſeines Bruders Gemahlin nicht finden , welche durch einen
unterirdiſchen Gang mit ihrem jungen Sohn aus der Stadt
geflüchtet , und bei ihren Freunden und Verwandten ge
borgen war ; denn fie war von hoher Abkunft. Als Ro:
mulus ſo das Land und die Stadi Neins verwüſtet hatte,
zog er mit ſeinem Volke wieder nach Rom.
Uis nun Remus Wittwe in ihrer Trübſal und Wider
wärtigkeit hörte , daß Romulus wieder abgezogen war,
ging fie zu Rathe mit ihren Freunden ; und darnach ver
fammelte fie Steinmeßen und allerhand Werkleute , und
ließ die Stadt Reins wieder aufbauen, ſchön und herrlich
genug, nach ihrem Vermögen , obwohl nicht in ſo großer
Pradt , als fie zuvor geweſen war,
und die edle Frau erzog ihr Kind ſo lange , bis es
erwachſen und ſtark genug war , die Waffen zu führen.
Da ſagte die Mutter eines Tages zu ihm : „Mein lieber
Sohn , wann willſt du den Tod deines edlen Vaters rä
chen , welchem der boshafte Romulus das Haupt abge:
folagen hat ?" „ Mutter, iſt das wahr ? fo wiſfet und
-

glaubet ficherlich , daß ich meines Vaters Tod ( geliebt es


Gott, binnen drei Monten ) nicht wil ungerochen laſſen .“
Hierauf verſammelte er au ſeine Freunde und Ver:
wandten von ſeiner Mutter Seiten , und fein Kriegsvolk,
und zog nach Nom mit großer Heerestraft, und kam ohne
einigen Widerſtand hinein . Da gebot er , daß man keinen
Nömer Schaden oder Leides thun route , denn ſie waren
ihm alle geneigt, und Tu zog er gerade nach dem Palaſte
des Kaiſers .
131

Als der Kaiſer vernahm, daß der Sohn feines Bruders,


welchen er erſchlagen hatte , den Tod ſeines Vaters zu
rächen käme , da fragte er ſeine Barone , was er in die
ſer Sache thun ſollte. Da antwortete einer der Barone,
welcher damals einer der Senatoren von Rom war : „ Du
haft ſeinen Vater erſchlagen , ſo ſoll er auch dich erſchla
gen .“ In demſelben Augenblice trat der junge Nemus
in den Palaſt, ohne Widerſtand , und als er den faiſer:
lichen Stuhl ſay , ward er von Grimm entbrannt , zog
Fein Schwert aus , ergriff ſeinen Oheim Romulus bei den
Haaren und Ichlug ihm das Haupt ab , gleich wie der:
Telbe ſeinem Vater gethan hatte.
Als er ſolches gethan hatte , fragte er die Herrn und
Senatoren von Rom , ob fie deßhalb mit ihm kriegen
wollten . Und fie antworteten : Nein ; und übergaben das
Kaiſerreich in ſeine Hand zum ftäten Eigenthume. Da
ward er zum Kaiſer gefröpt, und fandte nach ſeiner Mut:
ter , welche auch zu ihm fam .
Jego wurde Rom mit Mauern und Graben geſchloſſen ,
bekam einen andern Namen und ward berühmt : und der
Kaiſer Remus wurde hoch geehrt. Nun kamen nach Rom
viele Leute, die große Paläfte bauen ließen, dort zu wohnen.
Wenige Jahre hatte Remus regiert , als er ſtarb, und
Tein Sohn , auch Remus genannt, ward Kaiſer , und
regierte nach ihm. Er war ein ſtarker Mann ſeines Leis
bes, weiſe von Rath, und fehr reich an Gut.
Dieſer Remus hatte einen Ritter aus Campanien und
Verwandten von ſeiner Mutter Seite, der ſehr ſchön war
und geſchickt in den Waffen . Derſelbe verheirathete fich
in Rom mit der Tochter eines Senators , vom höchſten
Nange in Rom . Er war dem jungen Kaiſer ſehr auf:
fäßig und that ihm viel Schaden.
Er hatte mit ſeinem Weibe einen Sohn , der mit gros
Ber Mühe geboren wurde, und er mußte viel bei ihm wa
chen : deßhalb wart derſelbe Virgilius geheißen .
Als Virgilius geboren wurde , da bebte die Erde zu
Rom. Er ward klug und verſtändig , und wurde auch
fleißig zur Sdule gebalten.
Bald darauf ſtarb ſein Vater. Seine Mutter wollte
132

nach ihres Mannes Tode nicht wieder heirathen , weil fie


ihren Herrn und Mann ſehr lieb batte. Dennoch wollten
ihre eigenen Verwandten ihr die Einkünfte, Schlöſſer und
Erben entreißen , welche ſie um Rom beſaß , und fie be:
klagte fich oft bei dem Kaiſer, der ihres Mannes Verwand:
ter war. Der Kaiſer aber war ein hartherziger Mann,
der bei ſeinen Mannen und Unterthanen nicht beliebt war :
und ſo ward ihre Klage nicht gebört.
Kurz darauf ſtarb der Kaiſer , und fein Bruder per:
ſeus ward Kaiſer an ſeiner Stelle , und unterwarf fich
alle Römer, ſo daß er ſehr mächtig war.
Virgilius aber war auf der hohen Schule zu Toledo,
wo er fleißig ftudirte, und beſaß einen großen Verſtand.
Eines Tages hatten die Schüler Urlaub , draußen auf
dem Felde ſpazieren zu geben , nach der alten Sitte. Vir:
gilius war auch dabei , aber er wandelte allein in den
Bergen umber. Da fand er in einem Berge eine große
Höhle ; er ging hinein, und ſo weit, daß er fein Licht mehr
ſay ; er ging aber noch weiter , bis er an ein Licht fam,
das von oben hineinfiel. Da hörte er eine Stimme, die
rief : „ Virgilius , Birgilius !" Er fah fich um , bemerkte
aber niemand. Darauf ſagte Virgilius : „ Wer ruft mir ?«
Da hörte er abermals die Stimme, welche zu ihm ſagte:
„ Virgilius ! fiebft du nicht das kleine Siegel, mit dem Zei:
chen Tau bezeichnet ? “ Virgilius antwortete: „ Ja .“ Die
Stimme fuhr fort: „ nimm das Siegelweg und laß mich
hinaus.“ Virgilius fragte : „ Wer biſt du?“ Da ward
ihm' geantwortet : „ Ich bin ein Teufel, von einem Juden
an dieſen Ort gebannt, bis zum Tage des Gerichts , es
Tey denn, daß ich von Menſchenbänden befreit werde. Drum
bitte ich, laß mich hinaus , ich will dir auch viele Bücher
weiſen , daraus du die Schwarzkunft erlernen , und alles
wiſſen und thun kannſt, was du begehrft : ſo kannſt du
deinen Freunden helfen und fie bereichern , und deinen
Feinden ſchaden nach deinem Gefallen .“
Durch dieſe großen Verheißungen ward Virgilius gereizt,
doch wollte er ſich zuvor ficher ſtellen , und der Teufel zeigte
ihm an , wo er die Bücher fand und in ſeine Gewalt bes
fam. Als er ſo geſichert war , ging er hin und that das
133

Siegel auf der einen Seite zurück, uub darunter war ein
kleines Loch , durch welches der Teufel hinausſchlüpfte, gleich
einem Aale. Und als er beraus war, fand er neben Vir:
gilius als ein großer Mann , ſo daß Virgilius fehr ver:
wundert war, wie ein ſo großer Mann durch ein ſo klei:
nes loch kommen konnte.
Da ſagte Virgilius : „Sönnteſt du wohl wieder durch
das tleine loch friechen , nun du ſo groß bift ?" „ Ja
wobl, “ antwortete der Teufel. „ Ich wette mein beftes
Beſißthum , daß du das nicht vermagt,“ ſprach Virgilius .
„ Wohl,“ ſagte der Teufel , „ich bin's zufrieden.“ und
er ſchlüpfte wieder durch das Loch hinein. Als er aber
drinnen war, that Virgilius das Siegel wieder über das
Loch , ſo daß der Teufel betrogen war und nicht wieder
beraus konnte, ſondern darin verſchloſſen blieb. Da fing
er an zu ſchreien : „ Virgilius , Virgilius ! was haft du
gethan ? “ Virgilius antwortete : „ Dumußt drinnen bleiben
bis zum beſtimmten Tage.“ Und ſeitdem ward Virgilius
fehr gewaltig in der ſchwarzen Kunft.
Des Virgilius Mutter war unterdeſſen ſo alt geworden ,
daß fie fich ſelber nicht mehr helfen konnte ; fie rief alſo
einen von ihren Dienern und gebot ibm , nach Toledo in
reiſen , und ihrem Sohne fund zu thun , daß er die hohe
Schule verlaſſen und kommen route, Teine ländereien und
Erbgüter in und um Nom zu beſchiden : „ und das ſoll er
weislich thun ; denn er kann von Rechtswegen wohl einer
der mächtigſten Fürſten in Rom werden . “
Mit dieſer Botſchaft reiste der Bote nach Toledo . Da
fand er den Virgilius als Lehrer der größten und anges
ſehenften Männer des Landes. Denn er war ein gar wei
Ter Mann in allen Künften . Freundlich empfing er den
Boten , welcher ihm die Botſchaft von ſeiner Mutter über:
brachte, wie ſeine Freunde und Verwandten ihr die Güter
genommen hatten. Virgilius war hierüber betrübt , dod
nicht um das Gut , ſondern um ſeine Mutter, welcher er
augenblidlich vier große Koffer mit Geld und köftlichen
Juwelen überſandte.
Virgilius ſelber blieb noch einige Tage zu Toledo, um
al ſein Gut nad Rom vorauszuſenden . Als er nun all
134

Teine Sachen beſtellt hatte , fo reiste er ſelber nach Rom,


und nahm viele Gelehrte mit fich. So kam er zu ſeiner
Mutter, welche ſehr erfreut war, ihn wiederzuſehen.
Virgilius wurde in Rom auch von ſeinen Freunden und
Verwandten ſehr freundlich empfangen , aber nicht von je:
nen mächtigen Verwandten, die ihm fein Erbe genommen
hatten und vorenthielten : dieſe machten kein gut Geficht
zu ſeiner Ankunft , ſondern waren bös und verdrießlich ,
und wollten mit ihm weder efſen noch trinken . Virgilius
aber gab Geſchenke alen ſeinen Angehörigen und denjeni
gen von ſeinem Geſchlechte , die ſich nicht gegen ſeine
Mutter aufgelehnt hatten, denen gab er Kleider, Waffen ,
Pferde, Gold, Silber und andere Koſtbarkeiten . Auch er:
wies er ſeinen Nachbarn viel Freundſchaft durch ſeine Künſte.
So war Virgilius lange bei ſeiner Mutter mit ſeinen
Gefährten , bis die Zeit kam , daß dem Kaiſer der Zins
gegeben wurde. Da mußten alle erſcheinen , die zu dem
Reiche gehörten und Lehngüter von dem Kaiſer hatten .
So kam auch Virgilius mit ſeinen Gefährten und vielen
ſeiner Freunde und Verwandten vor den Kaiſer , brachte
reine Klage an über diejenigen , die ihn enterbt hatten , und
begehrte Tein Eigenthum zurüd. Der Kaiſer antwortete,
daß er ſich über die Sache berathen wollte, und ging mit
denen zu Rathe, die Virgilius nicht lieb batten. Dieſe
ſagten zu ihm : „ Herr Kaiſer, ihr reyd nicht verpflichtet, eure
guten Freunde, die euch in der Noth helfen , eines Schul
meiſters wegen zu verurtheilen : laßt ihn ſeinen Unterhalt
erwerben und ſeine Schule halten .“ Darauf beſchied der
Kaiſer den Virgilius , daß er die Sache unterſucht und
Virgilius kein Recht daran hätte ; und fügte hinzu , er
üßte ſich noch vier od fünf Jahre gedulden, dann ſollte
es ficher geſchehen , und mehr dergleichen. Virgilius war
aber damit nicht wohl zufrieden , ſondern ſchwur , fich an
jenen zu rächen .
Er ging nach Hauſe und entbot alle feine armen Ver:
wandten zu fich ; er gab ihnen gute Wohnungen , die er
in Rom batte , unterhielt ſie mit Speiſe und Trank , und
verpflegte ſie wohl, bis im Monat Juli das Getraide auf
dem Felde reif war. Da bezauberte Virgilius die lands
135

güter ſeiner Feinde, daß dieſe nicht dazu kommen konnten ,


denn er ſchloß ale Früchte durch die offene Luft ein , ſo
daß die Eigenthümer fie nicht friegen konnten ; Virgilius
aber ließ die Früchte ſammeln und in feine Wohnung brin :
gen. Auf dieſe Weiſe ſchaltete Virgilius mit ſeinen Fein :
den, daß fie von ihren Gütern nicht eines Pfennigs werth
einnahmen.
Als ſeine Feinde dieß ſaben, verbanden ſich alle, ihn zu
fangen , au ſeine Güter und Häuſer zu verbrennen , und
ihn ſelber ums Leben zu bringen . Und als ſie ihre ganze
Macht verſammelt hatten , da waren fie ro ftark, daß fie
wohl den Kaiſer aus Rom flüchtig machten ; denn es was
ren die zwölf Senatoren von Rom, denen die ganze Welt
unterthänig war ; aber alle Gewalt und Reichthum hatten
ſie vermittelft des Kaiſers. Und Virgilius ſollte eigentlich
auch einer der zwölf Senatoren ſeyn ; aber nachdem fie
ibn enterbt und ſeine Mutter beraubt hatten und ihm das
Seine vorenthielten, wollten ſie ihn tödten.
Virgilius aber, welcher die Ankunft ſeiner Feinde wobl
wußte , vermachte ringsumber ſeine Wohnung und die Z11
gänge durch Luft, ſo daß niemand wider ſeinen Willen
hinein kommen konnte.
Als nun ſeine Feinde kamen , ihn zu fangen , da ſaben
fie fich aufgehalten , denn ſie vermochten nicht fürder zu
geben , worüber ſie ſehr berwundert waren ; und einer
ſagte zum andern : „ Wir vermögen nicht unſern Feind zu
fangen .
Da ſprach Virgilius zu ihnen : „ Ihr wollt mir das
Meine nehmen, vermögt ſolches aber nicht; vielmehr wiſſet,
das zeit meines Lebens ihr keinen Ertrag und Ernte von
der Erde baben werdet, ſo lang ihr nur noch einen Pfen
nig des Meinen hinter euch behaltet. Und ihr mögt dem
Kaiſer wohl ſagen , daß ich ſolches nicht noch vier oder
fünf Jahre dulden will, und er mag fich darüber berathen
und die Sache unterſuchen ; denn ich mag nicht dingen
noch rechten binnen dieſer Zeit, ſondern ich beiſche au das
Meine bis auf einen Heller: Krieg und euch achte ich nicht
einen Strohhalm .“
Damit ging Birgilius wieder in fein Haus mit ſeinen
136

Freunden und Verwandten , die vorhin arm gewefen und


nun reich geworden und mit allem verſehen waren , was
'fie nöthig hatten. Seine Feinde aber gingen ſehr beſchämt
von binnen , und wußten ſich keinen Rath , noch was fie
tyun ſollten. Sie gingen zu dem Kaiſer und verklagten
Den Virgilius, und ſagten, was er von dem Kaiſer geſagt
batte, und daß er nichts auf den Kaiſer gäbe noch ſeiner
Macht achtete. Als der Kaiſer dics hörte, ward er zornig
und ſprach : „Wiſſet denn , ich will all ſeine Befißungen
verderben und ihn ums Leben bringen .“
Darauf entbot er alle reine Lehnsmannen und andere
Freunde, und alles feriegsvolk, das in feinen Dienſten war.
Als der Kaiſer ſeine ganze Heeresmacht verſammelt hatte,
sog er nach der Wohnung des Virgilius, welche mit ftar
ken Wällen und Befeſtigungen umringt war; und der
Naiſer vermochte mit aŭ ſeiner Heeresmacht nicht, ſie zu
erſtürmen , ſondern mußte davor liegen bleiben.
Da begab ſich Virgilius hinter das Kriegsvolt , und
fdloß fie durch Luft alſo ein , daß fie nicht im Stande
waren , weder vorwärts noch rüdwärts zu ziehen. Er zau
berte auch, daß der Kaiſer dachte, es wäre ein großes
Waſſer rings um das Heer. Und als der Kaiſer einſah ,
daß er mit all ſeinem Volke weder vorwärts noch rüd:
wärts kommen konnte, und die jenſeits waren , auch nicht,
wenn Virgilius es nicht zuließe , da kam dieſer zu dem
Kaiſer und ſprach zu ihm : „ Herr Kaiſer , ihr habt keine
Macht, mir irgend Gewalt oder leid zu thun , was ihr
auch anfangen mögt ; und mit Recht ſolltet ihr mich lieb
und werth halten , denn ich kann euch mehr belfen , als au
eller Volt.“ Da ſagte der Kaiſer : „ Du böſer Schalk ;
wenn ich dich einft in meine Hände friege, will ich's dir
wohl vergelten .“ Virgilius ſagte: „ Herr Kaiſer, ich fürchte
euch nicht, und weiß , daß ich euch wohl züchtigen fann ;
P8 ziemte euch , mich lieb zu haben , wie alle diejenigen,
die von eurem Geblüte find, und ihr wollt mich enterben
und verfolgen . "
Darauf ließ Virgilius viele Speiſen bereiten zwiſchen
Teinem Hauſe und dem Heere , ſo daß des Kaiſers Volf
fg ſah, aber nichts davon hatte, als den Geruch, weil ſie
137

durch das Waſſer und die Luft eingeſchloſſen waren. So


that Virgilius dem Kaiſer und ſeinem Volke viel Verdruß
an, und es war niemand in dem Heere, der es verhindern
oder einen Rath und Mittel dagegen angeben konnte.
Während fie ſo vor der Veſte lagen , kam zu dem Kais
ſer auch ein Meiſter der Schwarzkunft, der mit ſeinen Prak:
tiken ſo viel zuwege brachte , daß das Heer des Kaiſers
bis an das Soloß kam , darin Virgilius war und all das
Volt des Virgilius darin verſenkte er in einen Schlaf, ſo
daß Virgilius ſelber ſich des Schlafes nicht erwehren konnte.
Darüber war Virgilius ſehr betrübt und wußte nicht, was
er thun ſollte. Schon begann das Volt des Kaiſers das
Soloß zu erklimmen , und Virgilius mußte es anſehen : er
lag auf ſeinem Zauberſtabe und hatte ein Buch von der
Schwarzkunft in ſeiner Hand , worin er ſuchte , was ihm
belfen möchte ; ſo las er, um fich des Schlafes zu erweh.
ren , und fand endlich eine Beſchwörung und las fie , ſo
daß all das Volt des Kaiſers und der Kaiſer ſelber mit
ſeinem Meiſter der Schwarzkunft auf einmal fille ftehen
bleiben mußten , als wenn fie ſchliefen oder todt wären.
und die auf den Leitern waren , von denen klommen etliche
hinauf , etliche hatten das eine Bein auf der Mauer und
das andere auf der Leiter, und mußten alſo ſtehen bleiben ,
ſo lange Virgilius wollte. Der Kaiſer war darüber er:
grimmt und fragte ſeinen Meiſter, ob er ſo ftehen bleiben
müßte. Darauf konnte der Meiſter keine Antwort geben ;
doch drohte er dem Virgilius, daß er ihm ſeine Kunft ſchon
noch zeigen würde. Virgilius rieth ihm, rein beftes zu thun.
So bielt Virgilius den Kaiſer mit allem ſeinem Volke
beſchloſſen. In der Nacht fam er zu dem Kaiſer , und
ſprach : „ Herr Kaiſer, wollt ihr mehr gleichen unternehs
men , ſo ſollt ihr ſtets dieſe Stelle hüten.“ Da ſagte der
Kaiſer zu Virgilius : „ Hilf mir aus dieſer Noth , und ich
wil dir dein Land wieder geben , und du fouft von dem
Meinen haben , was du willſt.“ Da ſagte Virgilius :
„Gelobt ihr , mich dann als Kaiſer von Rom zu beſchir:
men ? « -
„ Ja, fürwahr bei meiner Krone ; und ich vers
fichere dich meiner Freundſchaft.“ Da hob Virgilius die
Bezauberung auf, und führte den Kaiſer mit ſeinem Volke
138

in das Schloß, beſorgte ihnen zu eſſen und ließ fie bei der
Mahlzeit mit mancherlei Speiſen und Gerichten bedienen ,
daß fie nimmer ſo viel geſehen hatten ; denn ſein Gut und
Reichthum war in Ueberfluß. Und der Kaiſer bezeugte,
daß er nirgends reichlicher und prächtiger bewirthet wors
den , als hier. Virgilius ließ jeden ſeinem Range gemäß
bedienen , und den Vornehmſten verehrte er große Gaben
und Geſchenke, und noch manche andere Dinge.
Darauf nahmen alle freundlich Abſchied von Virgilius
und zogen heim . Und der Kaiſer ließ ihm alsbald alle
Teine Güter und alles, was er begehrte, wieder geben , und
Virgilius ward der oberſte Rath des Kaiſers.
Darnadh verliebte fich Virgilius in eine ſchöne Jung:
frau , die von hoher Abkunft und wohl eine der reichſten
und bedeutendften in Nom war. Um dieſe ließ er durch
eine Zauberin in Rom werben. Als die Jungfrau ver:
nahm , daß Virgilius in fie verliebt war , überlegte fie,
auf welche Weiſe ſie ihn betrügen ſollte. Erſt antwortete
fie, daß es eine gefährliche Sache wäre, jedoch zuleßt wohl
geſchehen könnte : wenn Virgilius eine Nacht bei ihr zus
bringen wollte, ſo möchte er heimlich zu dem Thurme kom:
men , in welchem fie ſchliefe ; und wenn alle leute ſchlie:
fen , würde ſie einen Korb an einem ſtarken Seile nieder:
laſſen , darin ſollte er ſich reben , und ſie wollte ihn hinauf
ziehen bis zu ihrer Schlaffammer. Virgilius war ſehr
vergnügt darüber und ſagte, daß er alles gerne thun wollte.
Der Tag war beſtimmt , an welchem Virgilius zu dem
Thurme kommen ſollte, welcher nabe bei dein Markte von
Nom ſtand , und in der ganzen Stadt war ſonſt kein ſo
hoher Thurm . Virgilius kam an den Thurm , und die
Jungfrau ließ den korb von oben nieder , und Virgilius
feßte ſich in den Korb. Die Jungfrau zog ihn hinauf bis
über das zweite Stocwerk ; als er aber noch zehn Fuß
von dem Fenſter entfernt war, befeſtigte ſie das Seil, und
ließ den Virgilius dort hangen .
Da ſagte die Jungfrau: „ Meifter , ihr reyd betrogen,
und morgen iſt Markttag , da kann jeder euch leben und 1
eure Büberei erkennen , daß ihr bei mir einſteigen wolltet.
Ihr Zauberer, Bub und Schalk, ihr ſollt dort hangen blei 1
ben.“ Damit ſchloß ſie ihr Fenſter und ging weg.
?? 另外 ,
S 13.9 .

11111

1525
139

Virgilius aber blieb dort hangen bis zum folgenden


Tage, und da wußte man es in ganz Rom.
Der Kaiſer war ſehr betrübt darüber, und erſuchte die
Jungfrau , daß fie den Virgilius niederlaſſen ſollte.
Virgilius nahm es ihr ſehr übel, und drohte, es binnen
kurzem zu rächen. Darauf ging er in ſeinen Palaft, wel
der der ſchönſte in Rom war, nahm ſein Zauberbuch, und
machte daß alles Feuer in Nom ausging , und niemand
vermochte, von außen Feuer in die Stadt zu bringen . Und
es dauerte einen ganzen Tag , daß Rom ohne Feuer war ,
und niemand vermochte es anzuzünden ; Virgilius aber
hatte Feuer genug.
Der Kaiſer, ſeine Barone und alle Römer waren ſehr
verwundert darüber , gedachten aber wohl , daß es Virgi
lius gethan hätte. Da entbot ihm der Kaiſer , daß er
Nath geben ſollte, wie man wieder Feuer machen könnte.
Virgilius antwortete : „ Wollt ihr Feuer haben , jo ma:
chet auf dem Markte ein Gerüſt, und auf daſſelbe ftellet
die Jungfrau , nadt bis aufs Hemde, welche mich vorges
ftern in dem Korbe hangen ließ, und laßt durch ganz Rom
ausrufen : wer Feuer haben will , der komme zu dem Ges
rüſt auf dem Markte, und zünde es an der Jungfrau an ,
anders kann er’s nicht kriegen. Und wiſſet, daß keiner dem
andern Feuer weder geben, noch leihen , noch verkaufen
fann, noch auf andere Weiſe kann es jemand erhalten , als
wer es bei dem Gerüſte anzündet. Und ein jeder muß
ſelber dahin kommen und das Feuer von der Jungfrau holen ."
So kamen denn die Kinder mit Kerzen , fieanzuzünden,
und etliche mit Stroh , etliche mit Fackeln , etliche reiche
Leute hatten Wachsfadeln , und feiner konnte auf andere
Weiſe Feuer bekommen , als gera iſt.
Der Kaiſer und all ſeine Barone faben wohl, daß fie
nach Virgils Worten thun mußten. Sie waren betrübt
darüber , jedod ließen fie das Gerüſt bauen, und die Jung:
frau wurde im Hemde darauf hingeſtellt, und ein jeder
bolte fich Feuer von ihr. Die Reichften und Mächtigſten
famen mit Wachsfadeln , wie zuvor geſagt iſt, und ſogleich
wurden fie entzündet, und die armen Leute batten Kerzen
oder Strob.
140

Drei Tage lang mußte die Jungfrau dort ſtehen , weil


ganz Rom nicht eher wieder mit Feuer verſehen werden
konnte. Nach den drei Tagen ging die Jungfrau wieder
nach Hauſe; ſie war ſeir beſtämt, und wußte wohl, daß
Virgilius ihr die Unebre angethan hatte.
Kurz darauf vermählte Virgilius ſich mit einer andern Frau.
Eines Tages rieth Virgilius dem Kaiſer, einen prächti 1
gen Palaft im Vieređe bauen zu laſſen. Und als der Pa:
laſt fertig war , führte er den Kaiſer auf die eine Ede
deſſelben, da hörte er alles, was in dem einen Viertel von
Rom geſprochen wurde; dann ging er mit ihm auf die
andere Ede , da hörten ſie alles, was in dem andern Stadt:
viertel geſprochen wurde ; und ebenſo von den beiden an :
dern Vierteln. Alſo hörten fie auf den vier Eden alles ,
was in Rom geſprochen wurde ; und nichts konnte man
ſo heimlich mit einander ſprechen, daß man es nicht in dem
Palaſte hörte.
Um Rom blühend und glüdlich zu machen und die vie:
len Länder und Provinzen unterwürfig zu erhalten , und
die Feinde zu überwältigen , bat der Kaiſer den Virgilius,
ihm dazu zu verhelfen , daß er jede Parteiung und Auf:
lehnung gegen Rom in irgend einem lande ſogleich wüßte,
damit die Römer ſie beizeiten bezwingen könnten. Virgi
lius antwortete : „ das will ich gerne thun .“ Und er er:
richtete auf dem Kapitolium ( das war das Stadthaus
von Rom ) ein ſchönes Werf von ausgehauenen Bildfäu :
len , welches er nennen ließ Salvatio Romae , d. b.
die Wohlfahrt Roms. Daran ftanden alle die Abgötter
der Länder , die Rom unterworfen waren , und jeder Ab:
gott hatte ein Glödlein in der Hand; und in der Mitte
von ihnen allen reßte er den Abgott von Rom. Wenn
nun eine landſchaft ſich gegen Rom auflehnen wollte, ro
tehrte der Abgott derſelben fich um, mit dem Rüden gegen
den Abgott von Rom und klingelte mit dem Glödlein ,
tas er in der Hand hielt , ſo lange, bis die Fürſten und
Senatoren es hörten und ſaben , von welcher Landſchaft
der Abgott war. Und ſogleich waffneten die Römer fich ,
zogen dahin und bezwangen ihre Widerſacher.
Dies vernahmen nachmals die von Karthago, und
141

beneideten es ſehr; denn ſie hatten von den Römern oft


große Unterdrüdung erlitten ; und ſie gingen beſonders
darüber zu Rath, und ſuchten eine Liſt, wie ſie dem Werke
beikommen möchten . Sie ſchickten heimlich drei Männer
aus , und gaben ihnen viel Geld und Gut mit. Dieſe
drei Männer tamen nach Rom, und gaben fich für Waþr:
Tager und Traumdeuter aus. In einer Nacht gingen fie
auf den Berg, und gruben dort einen großen Topf mit
Geld in die Erde. Darnach gingen ſie auf die Tibers
Brüde , und verſenkten an einer gewiſſen Stelle ein Fäß
chen mit Goldſtüden in das Waſſer.
Hierauf gingen die drei Männer zu den Herrn von
Rom , und ſprachen : „ Ehrwürdige Herrn , uns hat ge
träumt , daß an dem Fuße des Berges hier in Rom ein
großer Topf mit Gelde ſteht : wollt ihr Herrn es uns er:
lauben, ſo wollen wir auf unſere Koſten darnach graben.“
Die Herrn bewilligten es. Und jene nahmen Arbeiter an ,
und gruben das Geld aus der Erde. Damit gingen fie
hinweg und thaten fich gütlich.
Nicht lange darnach famen die Traumdeuter wieder zu
den Herrn von Rom , und ſprachen : „ Ihr Herrn , wolltet
ihr uns das Abenteuer erlauben , wovon uns geträumt
bat, ſo würden wir euch herzlich danken ; ſonſt möchte es
doch verborgen bleiben .“ Die Herren fragten , was fie
denn geträumt hätten. Sie antworteten : „ Ehrwürdige
Herrn, wir haben geträumt, daß an einer gewiſſen Stelle
auf dem Grunde der Tiber ein fäßchen mit Goldſtücken
liegt.“ Die Herrn ſagten : „ Ihr habt unſere Erlaubniß,
thut nun euer beſtes.“ Da nahmen jene ein Schiff mit
Mannſchaft und ſuchten das fäßchen , wo ſie es verſenkt
hatten, und fanden es. Dann thaten ſie ſich wieder güt.
lich , und gaben den Herrn föftliche Geſchenke.
Zuleßt, um ihr Augenmerk und eigentliche Abſicht zu
vollbringen , fo kamen die Traumdeuter wieder zu den
Herren und ſprachen : „ Ehrwürdige Herren , wir haben dieſe
Nacht geträumt , daß unter der Grundmauer des Kapi:
tols, òa wo die Salvatio Romae fteht , zwölf Tonnen
Goldes find , und beliebt es den Herren , nachdem ſie uns
ſo große Vergünſtigungen zu unſerm Vortheile gewährt
142

haben , ſo wollen wir auch den Herren und der Stadt


einen Vortheil verſchaffen : ſo laſſet Gräber kommen , und
wir wollen mit ihnen unſer beftes thun.“ Die Herren
glaubten , daß es wahr wäre , weil jene ſchon zweimal
aus ihren Träumen wahrgeſagt hatten . Sie beſtellten
demnach Gräber und Arbeiter , und die Traumdeuter lie:
Ben unter der Grundmauer des Gebäudes nachgraben ,
darauf die Salvatio Romae ftand. Und als die Traum:
deuter ſahen, daß die Grundmauer genugſam untergraben
war , ſo verließen fie heimlich Rom. Und am nächſten
Tage Mürzte das Gebäude des Virgilius zuſammen , zer:
brach in viele Stüde, und war gänzlich zerſtört, ſo daß
die Herren der Stadt wohl merkten , daß ſie betrogen wa
ren . Sie waren darüber ſehr betrübt, aber nun war es
zu ſpät. Und die Römer hatten ſeitdem nicht mehr das
Gedeihen , welches ſie zuvor gehabt hatten .
Während Virgilius bei dem Kaiſer war, ging in Rom
Diebſtahl, Mord und Todtfchlag im Schwange, und ka:
men deßhalb viele Klagen vor den Kaiſer. Dieſer fragte
den Virgilius darüber um Nath und ſprach : „ Virgilius,
es werden viele Klagen bei mir angebracht, wie Spißbu
ben, Hurenwirthe und Kuppler ſpät Nachts durch die Stra
ßen laufen und manchen Menſchen erſchlagen und mor:
den. Was rätyft du mir dagegen zu thun ?“ Virgilius
antwortete : „ Herr Kaiſer , laffet ein Pferd von Kupfer
machen , und darauf einen kupfernen Mann , welcher in
der Hand einen eiſernen Flegel hält ; dieſes Pferd ſtellet
vor das Stadthaus, und laßt dann ausrufen , daß fortan
niemand des Abends nach zehn Uhr und nachdem die
Glode geläutet iſt , auf der Straße ſeyn ſoll , und wer
fich dennoch daſelbſt betreffen läßt , der wird todt geſchla
gen , ohne Umſtände. “
Das geſchah. Aber das Verbot wurde nicht geachtet,
und die Spißbuben liefen des Nachts dennoch durch die
Straßen. Ais aber zum erſtenmale die Abendglode ge
läutet war, lief das Pferd von dem Stadthauſe durch alle
Straßen Roms , und diejenigen , welche daſelbſt fich be
treffen ließen , wurden tobt geſchlagen i ro daß am Mors
sen wohl zweihundert Menſchen todt gefunden wurden.
143

Als ſolches die übrigen Spißbuben und suppler ſahen,


beriethen ſie ſich mit einander. Und fie ließen lange leis
tern von Zwirn oder Garn mit eiſernen Haken machen ,
welche fie des Nachts mitnahmen ; und wenn ſie das Pferd
ankommen hörten , warfen ſie die Haken an die Häuſer,
und kletterten an der Leiter empor , denn da konnte der
kupferne Mann auf ſeinem Pferde nicht hinauf reichen ,
und ſo betrieben fie dennoch ihre Büberei.
Da kamen wieder große Klagen vor den Kaiſer , und
dieſer fragte wieder den Virgilius um Rath. Virgilius
ſagte : „ laſſet noch zween Hunde machen, und neben das
Pferd feßen und laſſet abermals ausrufen , daß niemand
nach dem Glodengeläute auf die Straße kommen ſou,
wenn er ſein Leben behalten will.“
Aber die Buben achteten auch auf dieſes Gebot nicht;
und als fie das Pferd mit den zween Hunden ankommen
börten , kletterten fie auf ihren Leitern an den Häuſern
empor und wähnten geborgen 311 ſeyn, wie zuvor. Aber
die Hunde ſprangen an den Leitern hinauf und zerriſſen fie.
Das rücht hievon lief bald durch die ganze Stadt
Nom, und niemand wagte ſeitdem , bei der Nacht in den
Straßen zu geben .
Alſo bändigte Virgilius die böſen Menſchen zu Rom .
Zum beſten des gemeinen Volts in Nom ließ Virgi
lius einen großen Pfeiler von Marmorſteinen bauen mit
einer Brüde, die nach dem Palafte führte, ſo daß er aus
dieſem nach dem Pfeiler geben konnte ; und der Palaſt
mit dem Pfeiler ſtand mitten in Rom.
Auf dieſen Pfeiler reßte er eine gläſerne lampe , die
immerwährend brannte ohne auszugehen ; und auf keine
Weiſe vermochte man fie auszulöſchen. Dieſe lampe leuch:
tete durch die ganze Stadt von einem Ende bis zum an:
dern , und war keine Straße ſo enge , daß man barin
nicht ſo deutlich geſehen hätte, als wenn zwo Fadeln da
gebrannt hätten . An die Mauer des Palaftes ftellte er
einen großen Mann von Erz, welcher in der Hand einen
ehernen Bogen hielt und immerwährend nach der Lampe
zielte, um fie auszuſchießen.
So brannte dieſe Lampe beinahe dreihundert Jahre nach
144

Virgilius Tode. Da geſchah es eines Tages, daß mehre


Bürgertochter bei dem ehernen Manne ftiü ftanden , wel:
cher mit dem Bogen nach der Lampe zielte ; und die eine
ſagte zu dem ebernen Manne aus Spötterei, daß er nur
zum Lachen wäre : „warum ſchießeft du nicht ? Was hin:
dert daran ? " und ſchlug mit ihrem Finger auf den Bos
gen : da flog derPfeil ab, und ſchoß die Lampe in Stüs
den, welcheVirgilius gemacht hatte. Und es war Wun:
der, daß die Jungfrau über den Schred , den ſie mit den
andern Bürgertöchtern darob hatte , nicht von Sinnen
kam ; denn ſie ſahen den ehernen Mann ſogleich davon :
laufen , und er ward darnach nie mehr geſehen.
Noch andere große Wunder that Virgilius bei ſeinem
Leben. So machte er einen ſchönen Baumgarten hinter
dem Palafte , den er bewohnte , und darin pflanzte er al:
lerhand Arten von Fruchtbäumen , und vielerlei Kräuter
wucien dort aus dem Boden ; und wenn es die Zeit war,
ſo fah man darin täglich reife und grüne Früchte, und
viele ſchöne Blumen und Saaten. In der Mitte dieſes
Baumgartens ftand ein ſchöner Springbrunnen , der beſte
und luftigfte, den man irgend leben mochte, und war um :
geben mit allerlei Arten von Vögeln, die Tag und Nacht
tort fungen und Freude machten . Und dieſer Baumgar:
ten war allein durch die Luft geſchloſſen , und doch konnte
niemand von außen hinein kommen, obwohl man die Vö.
gel darin fingen hörte. Auch alle zahmen und nußbaren
Thiere fand man in dem Garten . Und das aus dem
Springbrunnen laufende Waſſer machte rings um den
Baumgarten einen ftehenden See von dem klarften Kry :
ftal. Und in dieſem See ſchwammen alle Arten von Fi
( chen. So waren in dem Garten alle Arten von Pflan:
zen , feltenen Bäumen , Kräutern , Vögeln und Thieren ,
die man nur erdenken konnte.
Ferner machte er einen großen Keller in der Erde ,
worin er ſeine Schäße und Reichthümer niederlegte ; und
vor die Thür dieſes Kellers ftellte er zween große eherne
Männer, feinen Schaß zu bewahren, und jeder der Män:
ner hatte einen großen furchtbaren Hammer in der Hand,
und beide ſchlugen einer nach dem andern auf einen großen
145

Amboß , ſo baß tein Bogel vorbeifliegen konnte , fon :


dern von dem Getöſe der Hammerſchläge todt niederfiel.
So war der Schaß des Virgilius in Berwahrung geſtellt.
Virgilius machte auch ein Bild , das hoch in der Luft
fdwebte , ſo daß die Einwohner von Rom , wenn fie die
Thüren oder Fenſter aufthaten , es ſtets vor Augen las
ben ; und dieſes Bild batte eine ſolche Kraft , daß eine
Frau , nachdem ſie es angeſehen hatte, kein Gelüſte mehr
zu fleiſchlichem Vergnügen hatte. Hierüber waren aber die
Frauen von Nom ſehr unzufrieden und klagten der Frau
des Virgilius, daß fie ihr Vergnügen verloren. Dieſe ver:
ſprach , es bei ihrem Manne zu verſuchen , daß er das
Bild hinweg thäte, und ging auf die Brüde, welche Vir:
gilius in der Luft gemacht hatte, und beobachtete ihn.
Und eines Tages , als Virgilius außen war, ging fie
bin und fließ das Bild von oben nieder : und fortan tha:
ten die Frauen wieder ihren Willen.
Als nun Virgilius zurückfam und ſein Bild nicht mehr
fand, war er ſehr betrübt, ſagte aber bei fich ſelber, daß
er es wieder aufſtellen wollte, und es ihnen nichts helfen
ſollte , die es gethan hätten ; und er ſchwur, es an dein
jenigen zu rächen , der es hinabgeworfen hätte. Er ſtellte
alſo das Bild wieder auf und fragte Feine Frau, ob fte
Das Bild: niedergeworfen hätte ; fie aber ſagte: Nein.
Darnach kamen die Frauen von Rom abermals zu des
Virgilius Weibe und klagten , daß es noch ärger wäre,
als zuvor , und baten fie, das Bild nochmals. hinab zu
werfen .
Virgilius aber , der gern wiſſen wollte , wer es das
erſtemal hinab geworfen hätte , ftellte fich an einen heim
lichen Ort, und beobachtete ſein Weib , und er gewahrte,
wie etliche Frauen fich bei ihr über das Bild beklagten.
Und fie ging hin, nahm das Bild beim Kopfe und ftürzte
es hinunter. Als Virgilius in ſeinem Verſtede dieſes fab,
nahm er ſein Weib und warf ſie zu dem Bilde von oben
nieder und ſprach : „ Du mußt vom Teufel bereſſen feyn !
der Befferung wegen hatte ich dieſes Werk errichtet ; aber
nicht fürder will ich mich damit bemühen , fondern den
Weibern ihren Willen laſſen ! "
H. . 10
146

Von der Zeit an begann Virgilius fein Weib zu haſſen.


Oftmals hörte Virgilius von des Soldans Tochter
und ihrer Schönheit erzählen , ſo daß er ſich in fie ver:
liebte , obwohl er ſie nie geſehen hatte.
Und er brachte es zuwege, daß er zu ihr kam , und fie
ſeinen Willen that. Noch hatte ſie ihn nicht anders geſes
hen , als bei Nacht. Da ſagte fle ihm einesmales , daß
ſie mit ihm in ſein land reifen wollte , um zu wiſſen ,
was für ein Mann er wäre und welche Wohnung er
hätte. Er antwortete, daß er fie gerne hin bringen wollte,
fie würden aber wenig land betreten , ſondern nur durch
die Luft über die See geben .
So führte er ſie durch die Luft nach Rom , und Hütete
ſie hier, daß niemand , fie fah und ſprach , außer ihm. Und
er zeigte ihr ſeinen Palaft, feinen Baumgarten , ſeinen
Springbrunnen , ſeinen Schatz und die ehernen Männer,
welche fortwährend mit den Hämmern ſchlugen. Dieſen
Feinen Scaß bot er ihr dar ; fie aber wollte ihn nicht
annehmen , erwiedernd , daß fie deſſen fohon zu viel von
ihrem Vater zu bewahren hätte. So behielt fie Virgilius
in ſeinem Garten , ſo lange ſie dort blieb.
Als daheim der Vater feine Tochter vermißte und nicht
wußte, wo ſie hin gekommen war, ward er betrübt, und
ſie wurde überall ringsumher geſucht, aber nicht gefunden.
Nachdem nun die Soldans:Tochter lange Zeit bei Vir:
gilius im Garten geweſen war, verlangte ſie wieder in
ihr Land zu reiſen . Da nahm Virgilius fie in ſeine Arme
und trug fie über die Brüde durch die Luft , feßte fie in
ihrer Kammer nieder , befahl fie den Göttern , und kehrte
nach Rom zurüc.
Als es nun Tag geworden und der Soldan noch ſehr
verftört war durd den Verluſt feiner Tochter , da fam
eine der Kammerfrauen ſeiner Gemahlin und meldete, daß
feine Tochter wieder gekommen wäre und auf ihrem Bette
läge und ſchliefe. Šogleich ging er hin und fragte fie,
wo ſie geweſen, und wie ſie wieder gekommen wäre. „Herr
Vater , " antwortete fie , „ ein ſchöner Mann führte mich
durch die Luft in fein Land, und zeigte mir ſeinen Palaſt,
Spaß und Garten ; aber ich habe dort weder Mann noch
147

Weib geſprochen , außer ihm allein , und ich weiß nicht,


was für ein land es ift.“ Der' Soldan ſagte: „ meine
liebe Tochter, wenn er dich wiederum dahin führt, ſo ver:
lange einige Früchte des Landes , und bringe mir die , ſo
will ich daran wohl erkennen , wo er ber iſt.“ Die Toch
ter antwortete : „lieber Vater, das will ich gerne thun .“
Es währte nicht lange , ſo kam Virgilius wieder nach
Babylon , nahm die Soldans - Tochter , die fich nicht
weigerte , und führte fie in fein Land , und behielt fie ſo
lange bei fich , als ihm beliebte.
Únd als ſie wieder heim wollte , da nahm ſie wälſche
Nüſſe und andere Früchte, die ihr gefielen ; mit fich , und
zeigte fie ihrem Vater, als fie wieder beim kam . Darauf
ſagte ihr Vater : er wohnt in der Gegend von Frank:
reich , der dich fo oft weggeführt hat.“
Eines Tages kam der Soldan zu ſeiner Tochter und
ſagte : „ meine Tochter , wenn er wieder kömmt, der dir
beizuwohnen pflegt, ſo reiche ihm, bevor er mit dir ſchla
fen geht , einen Tranf , den ich dir geben werde : trink
aber ſelber nicht davon ; denn fobald er davon getrunken
bat, wird er ſchläfrig werden ; und wenn er eingeſchlafen
ift, ſo laß mich es wiſſen , und wir wollen ihn fangen,
und erfahren, was für ein Mann er ift.“
Die Tochter that alles, was der Bater ihr befahl. So
wurde Virgilius gefangen , und bewahrt bis zum Tage.
Des Morgens brachte man ihn in den Palaſt vor den
Soldan , beffen Tochter auch dahin gebracht wurde, und
dieſer und all ſeine Ritterſchaft fab nun den Mann , der
feine Tochter ſo oft mit fich in fremde länder entführt
hatte, wußte aber nicht , wer er wäre . Da ſprach der
Soldan : „ Du biſt übel angekommen , der du meine Toch:
ter geſtohlen und betrogen und deinen Willen mit ihr ge:
trieben haft: darum rouft du fterben , und fol dir Recht
geſchehen , nach unſerm Gefallen . “ „ Herr Soldan,“ ant
wortete Virgilius, „hätte ich das gewußt , ihr hättet eure
Tochter nie wieder geſehen ; darum laſſet mich wieder
beimkehren, und ich wil nie wieder herkommen .“ „ Das
ſollen wir wohl bleiben laſſen ; “ ſagte der Soldan , „ du
bift in den ſchmähliaften Tod gelaufen.“ Da ſprach ſeine
148

Tochter : „ ihr Herrn, wenn ihr ihn tödtet, ſo wiù ich mit
ihm fterben.“ Darauf ſagte der Soldan : . „ Wir haben
Erben genug , ohne dich : du fouft mit ihm verbrannt
werden.“ Virgilius aber ſagte : „ Herr Soldan, das fout
ihr gelogen haben , und wenn ihr noch ſo mächtig reyd.“
Hierauf bewirkte Virgilius durch ſeine Kunſt der Nis
gromantie , daß dem Soldan und all ſeinen Herrn vor:
kam , als wenn der größte Strom von Babylon zwiſchen
ſie hinliefe , und ſie darin ſchwämmen , und lägen und
ſprüngen wie die Fröſche. Virgilius aber nahm die ſchöne
Jungfrau und führte ſie auf die Luftbrüde. Und als fie
beide droben auf der Brüde waren , ließ er das Waſſer
vergeben , und da ſaben alle ihn gehen mit ſeiner Bub:
lin . Der Soldan und alle die Herrn waren darüber ſehr
verwundert und betrübt , aber ſie wußten nichts dabei
zu thun .
Alſo fam Virgilius mit ſeiner Geliebten nach Rom,
und beide waren wohl zufrieden . Virgilius war ſehr ſorg
lich um fie , denn ſie war die ſchönſte Kreatur , die man
ſehen mochte ; und er hielt fie prächtig, denn er hatte viel
Land und Erbe an der See.
Da gedachte er in der Tiefe der See eine Stadt zit
gründen , und durch ſeine Kunſt der Nigromantie gründete
und erbaute er die Stadt Neapel gar prächtig und herr:
lich : und die ganze Stadt war auf ein E i gegründet
und geſtellt.
Hier baute er einen vieredigen Thurm und auf den
Gipfel des Thurmes reßte er ein Ei , das man nicht ab
nehmen konnte ohne es zu zerbrechen ; und quer an die
eiſerne Wetterſtange reßte er einen Pfeil, und an das eine
Ende deſſelben reßte er ein Ei ; und einen Apfel hängte
er an einem Stiele mit einer Kette auf : und der hängt
noch dort. Wenn aber jemand das Ei rührte , ſo fouten
ale Straßen beben , und wenn einer gar das Ei zer:
bräche , ſo ſollte die Stadt verſinken .
Als Virgilius dieſe Stadt alſo gebauet hatte , ſo gab
er ihr den Namen Neapel. Er legte darin auch einen
Theil ſeines Schaßes nieder , führte dahin ſeine Geliebte ,
die ſchöne Soldans - Tochter, und gab ihr die Stadt und
149

das Land umber zum Eigenthume, für fie und ihre Kin:
der. Zugleich vermählte er fie einem edlen Ritter von
Spanien.
Darnach geſchah es, daß der Kaiſer von Rom ihm die
Stadt Neapel nehmen wollte, weil es die berrlichſte Stadt
zu der Zeit war und in der beſten Mark der Römer lag.
Der Kaiſer ritt alſo heimlich geu Neapel mit wenig
Volks ; aber ehe er weg zog , hatte er ſeine Barone und
Ritter aufgeboten und ihnen Briefe geſendet , daß fie fich
vor Neapel verſammeln ſollten . Aber der Ritter, welchem
Virgilius die Jungfrau gegeben hatte, war ſehr flug und
fühn, er pflegte ſeine Stadt wohl , und meldete die Ge:
fabr dem Virgilius.
Als Virgilius dies hörte , jo ließ er alle füße Waſſer
rings um Neapel , wie durch ein Wunder , verſiegen , ſo
daß weder Mann noch Weib von des Kaiſers ein Tröpflein
batte , dagegen die in Neapel genugſam damit verſehen
waren .
Unterdeſſen verſammelte Virgilius feine ganze Macht,
und wollte auch nach Neapel ziehen. Aber der Kaiſer
konnte dort nicht länger bedauern, denn ſeine, Pferde und
andere Thiere ftarben vor Mangel an friſchem Waffer,
und er zog beſchämt heim.
Als die Kaiſerlichen wieder nach Rom kamen, ritt Vir:
gilius mit at den Seinen ihnen entgegen ; und er nahte
ſich dem Kaiſer und fragte : „ Herr Kaiſer , warum habt
ihr die Belagerung von Neapel ſo ſchleunig wieder auf
gehoben ? " Da wußte der Kaiſer wohl, daß Virgilius ihn
verſpottete, und war ſehr ärgerlich.
Virgilius aber zog nach Neapel , und ließ die Herrn
der Stadt einen Eid Tchwören , daß fie feinen Römer in
ihrer Stadt begraben ſollten.
Als Virgilius dieſen Eid der Herrn von Neapel em:
pfangen hatte, kam er wieder nach Rom . Hier nahm er
ſeine Bücher und einen großen Theil ſeiner fahrenden
Habe , und ließ es nach Neapel führen . Seinen Schaß
ließ er verſchloſſen zu Rom , und ſeine Wohnung gab er
ſeinen Freunden zu bewahren .
Und als er nun nach Neapel kam, ſo eröffnete er dort
150

eine hohe Schule, und ließ die Gelehrten von Toledo


dahin kommen. Und er ſtiftete den Gelehrten Einkünfte von
der Stadt zu ihrem Unterhalte , ſo daß fie wohl beſtehen
konnten : wer aber die Schule verließ, verlor ſeine Einkünfte.
Nachdem er alſo die Stadt mit Schülern belebt hatte,
baute er ein Gemeind e - Bad , für jedermann , der ſich
baden wollte. Und das iſt noch dort bis auf dieſen Tag .
Und dies war das erſte Bad , das irgend gemacht wurde .
Darnach baute er die ſchönſte Brüde, die man irgend
ſah. Und man konnte dort allerlei Schönheit reben von
Schiffen, Kaufmannſchaft und andern Dingen einer See
ſtadt. Und die Stadt war zu der Zeit fo fchön , ſo herrs
lich und ſo reich , als irgend eine in der Welt gefunden
wurde.
Virgilius aber lehrte in der Schule die Kunft der Ni
gromantie ; denn er wußte mehr als alle andere, die vor
ihm geweſen waren und auch nach ihm kamen. Als nun
reine Hausfrau geſtorben war, that er den Gelehrten güt
lich , und gab ihnen von ſeinem Schaße, Bücher zu kau
fen . Er ſelber lebte und wirthſchaftete ſehr herrlich, wie
er wohl thun konnte, da er einer der Mächtigften auf der
Welt war, und wenn er gewollt hätte , wohl der Auer:
mächtigſte geweſen wäre.
Zu Nom machte Virgilius noch durch die Kunſt der
Nigromantie eine Schlange von Erz : und wer beim
Schwören eines Eides die Hand in den Rachen der Schlange
ſteckte und falſch (dwur, der verlor feine Hand ; wer da:
gegen einen wahren Eid ſchwur, 30g ſie ohne Gefahr und
Schaden wieder heraus.
Darnach geſchah es, daß ein Ritter aus der lombar:
dei ſeine Hausfrau in Verdacht hatte mit ſeinem Knechte,
der ſein Fuhrmann war. Sie aber behauptete ihre Ehre,
und erbot ſich zum Eide bei der Schlange in Rom. Der
Ritter wollte, daß fie den Eid leiſtete, und fie fuhren auf
einem Wagen dahin . Der Fuhrmann aber 30g , nach dem
Rathe der Frau , Narrenkleider an , und miſchte ſich als
ein Narr unter das Volk bei der Schlange.
Virgilius , welcher dieß wohl ‘ wußte , und die Schuld
der Frau durch die Künſte des Teufels wohl kannte , bat
151

fie , fich des Eides zu enthalten und nicht zu ſchwören ;


fie aber wollte nicht abſtehen , ſondern ſtedte ihre Hand
in das Schlangenmaul, und ſchwur ihrem Manne, daß
fie mit dem Fuhrmanne nicht mehr zu thun gehabt hätte ,
als mit dem Narren der dort ſtände. Und weil ſie die
Wahrheit ſagte, ſo 30g fie ihre Hand unverſehrt wieder
heraus. Darauf fuhr der Ritter mit ſeiner Hausfrau wie:
der heim , und vertraute ihr von nun an völlig.
Virgilius aber , in großem Zorn und Aerger , daß die
Frau ihren Mann betrogen hatte, zerſtörte die Schlange ,
und erkannte, daß die Frauen gar ſchlau find in Bosheit :
ſo wie die guten Frauen weiſe ſind , die nach ihrer Se
ligkeit trachten .
So hatte nun Virgilius bei ſeinem Leben viel wunder:
bare Dinge volbracht, und dem Kaiſer verſprochen , noch
viele andere Wunder zu thun . Er hatte ihm nämlich vers
beißen , zu bewirken , daß die Bäume und Kräuter drei :
mal des Jahres Früchte brächten , und die Bäume zugleich
reife und unreife Früchte und Blüthen trügen. Ferner,
wollte er die Schiffe ſo gut gegen den Strom als mit
dem Strome Regeln machen ; ein Pfennig ſollte ſo leicht
zu gewinnen als zu verzehren ſeyn , und die Frauen ſoul
ten so leicht von ihren Kindern ſcheiden, als ſie vergnüg:
lich dazu kommen. Dieſe Dinge , und noch mehr andere
batte er dem Kaiſer gelobt , ſofern es ihm von oben
nicht benommen würde.
Da er fehr mächtig und reich an Gut war , ſo hatte
er eine ſchöne und luſtige kleine Burg gebaut, welche nur
einen Eingang batte , ſonſt aber vom Waſſer umfloſſen
war, ſo daß man nur durch jenen Eingang hineinkommen
konnte; und derſelbe war befeßt mit vier und zwanzig
eiſernen Flegeln , an jeder Seite zwölf, welche immerwäh
rend , einer nach dem andern , ſchlugen , ſo daß niemand
zwiſchen ihnen hinein gehen konnte , wenn fie nicht ſtille
ftanden : fie wurden aber durch eine kleine Schraube ge
(chloſſen , die niemand wußte, außer Virgilius. Und hier
hatte er einen großen Theil ſeines Schaßes verborgen .
Bevor er nun die vorbeſchriebenen Dinge , welche er
dem Kaiſer gelobt hatte , vollbrachte , ſo wollte er erſt
152

noch ein wunderbares Stűd ausführen : er gedachte nám


lich , fich ſelber wieder zu verjüngen , um noch lange zu
leben und viele Wunder zu thun .
Demnach ging Virgilius eines Tages zum Kaiſer, und
bat ihn um Urlaub auf drei Woden , um auswärtige
Geſchäfte zu beſorgen ; was der Kaiſer ungern bewilligte,
weil er den Virgilius ſtets um fich haben wollte .
Da ging Virgilius nach ſeinem Hauſe , nahm einen
von ſeinen Knechten zu fic , dem er am meiſten vertraute
und den er für den verſchwiegenſten hielt, und reiste mit
ihm nach ſeiner Burg. Als fie an den Eingang kamen ,
ſchlugen die Flegel aus aller Macht. Da ſagte Virgilius
zu dem Knechte : „ Geb fürder in die Burg .“ Der Knecht
antwortete : „ Meiſter, ich kann nicht hindurch geben , wil
ich nicht erſchlagen werden.“ Da zeigte Virgilius dem
Knecht an jeder Seite des Einganges eine Schraube , die
drehte er , und ſogleich ftanden die Flegel ftill, und beide
gingen durch das Thor in die Burg .
Als ſie nun auf der Burg waren , verſchloß Virgilius
die Thür und ſprach : „Mein lieber Knecht , weil ich dir
am meiſten vertraue und dich für den verſchwiegenften
meiner Knechte halte, ſo will ich dir mehr vertrauen , als
irgend einem , der jeßo lebt.“ Und er führte den Knecht
in einen Keller, wo er eine ſchöne allezeit brennende lampe
gemacht hatte. Hier ſagte Virgilius zu ſeinem Knechte:
„ fieh , in dieſe Tonne, die da fteht , ſouft du mich einſal
zen : du ſollſt meinen ganzen Leib in Stüden bauen, und
mein Haupt in vier Stüde theilen , dieſe zuerſt in die
Tonne legen , und die andern Stücke darauf , und mein
Herz in die Mitte ; dann Teße die Tonne unter die lampe,
ſo daß dieſe Tag und Nacht darein träufeln fann ; und
neun Tage lang komm jeden Tag einmal , die Lampe zu
füllen , und unterlaß es ja nicht : darnach werde ich wie:
der auferſtehen , und ein Jüngling feyn , und noch lange
leben : ſofern es mir nicht von oben ber benommen wird . “
Als der Knecht ſolches hörte , war er erſchroden und
ſagte : „ lieber Meiſter , das werde ich nimmtermebr thun ,
ich will euch nid)t tödten.“ Virgilius aber ſagte : „ ich
begebre, daß du es thuft, weil es ohne Gefahr ift.“ Und
153

er redete fo viel , daß der Knecht zuleßt alles that, was


Virgilius ihm geſagt hatte : er bieb ihn in Stüden, ſalzte
ihn in die Tonne ein und hängte die Lampe darüber , ſo
daß fie ftets hinein träufelte.
Hierauf ging der Knecht aus der Burg und ſchloß den
Eingang wieder durch die Flegel , indem er die Schraube
drehte , ſo daß die Flegel fich bewegten . Und alle Tage
tamer, die Lampe zu füllen, wie Virgilius ihn geheißen hatte.
Als nun Virgilius hinweg war, hatte der Kaiſer gro:
Bes Verlangen nach ihm , weil er ihn ſo lange vermißte
und nicht geſehen hatte. Als es ſchon der ſiebente Tag
war, po ließ er den Knecht des Virgilius zu fich kommen,
von welchem er wohl wußte , daß ihn Virgilius fehr lieb
batte, und fragte ihn, wo ſein Meiſter wäre. Der Knecht
antwortete : „ Gnädiger Kaiſer, ich weiß nicht, wo er ift ;
es find nun ſieben Tage her , daß er ausreiste , aber ich
weiß nicht, wohin .“ Der Kaiſer aber ſagte: „ Spißbube,
du lügft ; du mußt mir deinen Meiſter weiſen , oder ich
laffe dich binrichten.“ Da ward der Knecht erſchreckt und
bekannte: „ Gnädiger Kaiſer, es ſind nun ſieben Tage,
daß ich mit ihm hinaus ging in ſeine Burg , und dort
verließ ich ihn, und habe ihn ſeitdem nicht mehr geſehen.“
Hierauf mußte der Knecht mit dem Kaiſer zu der Burg
geben. Als ſie nun an den Eingang kamen , konnten fie
nicht hinein , der Flegel wegen. Da ſagte der Kaiſer :
„bring uns durch das Thor.“ Der Knecht antwortete:
» Ach Herr , ich weiß keinen Rath dazu .“ Da drohte der
Kaiſer, ihn zu tödten ; und aus Furcht vor dem Tode
brehte der Knecht die Schrauben , und machte die Fleger
ſtille ftehen .
Hierauf ging der Kaiſer mit ſeinem Gefolge in die
Burg, und ſah fich überall um nach Virgilius, und fand
ihn zuleßt im Keller, wo die lampe über der Tonne mit
dem eingeſalzenen Fleiſche des Virgilius hing.
Da fragte der Kaiſer den Knecht, was ihn zu dem
Frevel bewogen, daß er ſeinen Meiſter alſo getödtet hätte ;
und ward ergrimmt, und der Knecht wurde todtgeſchlagen.
Und da fab und hörte man ein nadtes Kindlein drei:
mal um die Tonne laufen und rufen : „ Verflucht ſey Tag
154

und Stunde , daß ihr hieher gekommen repo !“ Seitdem


ward das Kindlein nicht mehr geſehen , und Virgilius
blieb , wo er war .
Ade Geiſtlichen und Gelehrten und anderes Volk von
Neapel , von Nom und andern Gegenden waren ſehr
betrübt und verwundert, als ſie dies hörten.
Der Kaiſer und ſeine Barone , und die Freunde des
Virgilius, und das ganze Volk, Groß und Klein, bezeig
ten große Betrübniß; und hauptſächtlich die Einwohner
von Neapel , weil er die Stadt gegründet und zu hohen
Ehren gebracht hatte.
Der Kaiſer gedachte , den Schaß des Virgilius zu neh
men , aber er vermochte es nicht; denn da war niemand,
der es wagte, ihn anzurühren , ſondern ein jeder , der zu
dem Schaße gehen wollte, fürchtete, daß der eherne Mann
ihn todiſqlüge.
Noch that Virgilius viele andere wunderbare Dinge ,
welche in dieſem Buche nicht geſchrieben ftehen.
Gott gönne uns die Barmherzigkeit , daß wir inögen
geſchrieben ſtehen im Buche des Lebens und eingehen zu
den ewigen Freuden ! Amen .
„ Doch zauberte Virgil noch nach dem Tode. Zur Zeit
des Königs Roger von Sizilien (um 1150 ) bat fich
ein Engeüändiſcher weiſer Meiſter die Gebeine Virgils
von ihm aus , und erhielt Erlaubniß, ſie zu ſuchen . Er
fand ſie durch ſeine Kunſt zu Neapel in einem Berge, an
dem keine Spur einer Deffnung war (alſo faſt wie Vir:
gil ſelber den böſen Geiſt) und zu ſeinen Häupten ſein
Zauberbuch . Das Volk , eingedenk der Wohithaten Vir:
gils an die Stadt, fürchtete inheil von der Entführung
ſeiner Gebeine , ſammelte fie feierlich in einem Sad , und
bewahrte ſie in dem Kaſtel am Meere ( ohne Zweifel wie:
der Caftel dell'uovo ) , wo man ſie durch ein eiſer:
nes Gitter ( chauen konnte. Biſchof Sonrad von Hil :
desheim, Kaiſer Heinrichs VI. Kanzler , welcher 1191
zu Neapel war, erzählt davon , als Erfahrung, wenn dieſe
Gebeine aus dem Inſelſchloſſe an die Luft gebracht wer
den , ſo verfinſtere fich plößlich der Himmel und erhebe
fich Sturm und Ungewitter über Meer und Land, Laut
155

Gervaſius von Tilbury, Kaiſer Otto's IV. Nang


ler und Marſhall , der ſchon vor 1191 in Neapel war ,
behauptete jener Engelländiſche Meiſter , er bätte binnen
vierzig Tagen durch Beſchwörungen die Gebeine dazu brin
gen wollen , daß fie ihm die ganze Kunſt Virgils offen :
barten , wie die Gebeine Joſephs den Juden die Beſchwer
den der Heimkehr aus Aegypten weiſſagten. So ging er
nur mit dem Buche weg , aus welchem Gervaſius einige
Auszüge durch den Kardinal Johannes von Neapel,
zur Zeit des Pabftes Alerander III. geſehen , und auch
durch Erfahrung bewährt gefunden hat.“

X.
Bur Sage von Theophilus, Gerbert,
Fauft.
Von Mone und Maßmann.
1 ) Militarius (die Sage vom Theophilus und Fauft)

Laudis ut eximie titulos augere Mariae


possim , Christe peto , da formam carmine laeto .
Miles erat clarus , permulto tempore carus,
fiore juventutis qui corporeaeque salutis
extitit elatus, rerum cumulisque probatus, 5

sed laus humana mundique superbia vana


hunc nimis allexit per multaque devia vexit.
rebus erat dives , quapropter erant sibi cives
semper adhaerentes, sua secum diripientes.
10
vixit pro voto , nisus conamine toto,
parpura decorare mensas, epulisque carere

*) Anzeiger für Kunde bes deutſchen Mittelalters . 1834. S. 266 ff. '
156

nunquam passus erat ; sic semper vivere sperat,


spes sua fallit eum , sequitur planctus jubileum .
quid faciet ? marca jam nulla semansit in arcâ ,
praedia venduntur, epulis velut ante fruuntur ? 15
ad sua quisque redut, jejunus et histrio cedit,
vestes vilescunt, bona cedunt et mala crescunt.
jam jam torquetur, meditans bene et unde lucretur,
quo se divertat, quid agat, mens anxia certat,
jam dolor hunc angit, jam demum perdita plangit, 20
consilium capitur a multis nec reperitur,
divitiis plenus vixit, nunc exstat egenus.
unde sedens tristis se verbis inficit istis :
„ aut ego mutabor, aut res ut aute lucrabor."
dicens ista fremens mox prosilit utpote demens 25
et currendo pedes Judaei venit ad aedes,
qui magus ex pleno plenus fraudisque veneno
exstitit, hunc tristis verbis miser afficit istis :
„ Aebilis est causa , pro qua mea mens fuit ausa
quarere solamen de te curaeque juvamen. 30
en ego sum factus miser ad nihilumque redactus,
spernor et a cunctis quondam mihi foedere junctis.
ante fui laetus, nunc vivo pudore repletus ,
nil nisi mors restat et me mea vita melestat.
die rogo quid faciam , quod dives ut antea fiam , 35
presto sum facere poteris quaecumque jubere.“
quem contemplatur Judaeus et haec sibi fatur ?
,,res est difficilis, quam quaeris, nec puerilis,
nec sensu vili rapitur sed mente virili ,
te miserum dicis , spretum fles ab amicis, 40
quid tecum flemus, de clade tuâque dolemus ?
si tamen es tantae probitatis ut asseris ante,
horrida si qua vides , tibi non fore noxia credas,
te praesentabo cuidam precibusque rogabo,
ut te suscipiat et ut adjutor tibi fiat. 45
si te constantem sibi viderit et famulantem ,
te mox ditabit multis opibusque beabit.“ .
dixit ad haec miles : „ 10n sunt adeo mihi viles
corporeae vires , de quo fertur mihi , si res
tantas praebebit , faciam quaecunque videbit , 50
157

atque vir ejus ero . “ tunc ille : „ revertere sero,


et disponemus caute, quaecumque volemus.“
vadit, obedit ei, sed cum nox atra diei
demit splendorem , redit annihilatque timorem.
Judaeum sequitur properatur et ad nemus itur, 55

quo locus horroris fuit immensique timoris:


, hic sedeas et non paveas,“ misero magus inquit,
elicit et voces Sathan imitando feroces.
mox quidum torvus vultu niger et quasi corvus
astitit et verbis Judaeum pulsat acerbis : 60

,,cur sic infestas, me tempus ad omne molestas ?


occupor innumeris causis, quid me modo quaeris ? "
„ me gravat ille labor, magus inquit, quem tibi fabor,
ecce vir iste probus nobis parere duobus
spondet constanter, quem suscipe non dubitanter, 65

indiget hic rebus, non multis ipse diebus


divitiis plenus vixit, nunc exstat egenus,
ipse tuus vir erit.“ qui dixit : „ si bona quaerit,
infinita dabo multis opibusque beabo ,
nam sum multarum possessor divitiarum, 70
sed nunc accedat, nec eum turbatio laedat,
tollam pondus ei de dorso pauperiei.“
post hos affatus venit miser ille vocatus,
cui dixit laete : „ probus es, velut audio de te ,
si sic venisti, quod noinen spernere Christi, 75
ac abjurare vis omninoque negare,
et mihi constanter famulari vis et amanter,
multo thesauro , multo ditaberis auro.
sic te ditabo, sic divitiis cumulabo,
sicque replebo bonis te, quod reverendus haberis, 80
praecipies cunctis per cire itum tibi junctis.“
dulcia per verba latuit sic anguis in berbâ .
nil jam cunctatus dixit miser : „ ecce paratus
sum tibi , si tanta mihi das, spondes mihi quanta.“
„ ergo neges Christum ?“ „ daemon nego,“ rursus ad
istum : 85

,,teque virum mihi das ? “ „ do quod melius mihi fidas .“


,,si vis ut fidam tibi, me fallunt quia quidam,
rebus abundabis, Christum si sponte negabis
158

impius et matrem .“ miser, hanc quod non faciat rem ,


clamitut et jurat, daemon jubet, illeque durat. 90
„ non faciam , dicit , si me dementia vicit,
quod sprevi natum , jam non augendo reatumCS
nam abjurabo matrem numquamque negabo.“
daemon ait motus : ,,meus es stultissime totus,
et modo deliras et me convertis in iras ; 95
stultitiam linque, quoniam sic perdis utrumque.
matrem cum nato tibi consulo sponte negato ,
te quia non curant.“ hic constans denuo jurat :
„ tu mihi si mundi bona ferres cuncta rotundi,
non abjurarem matrem nunquamque negarem ,“ 100

:perdis utrobique, Sathan inquit, fallar inique,


vellem multa bona tibi tradere multaque dona .
ecce fui presto, meus es , tamen hoc - memor CC
esto,
nunc mendicus eris, nihilo velut ante frueris.“
5.
post hunc afflictum miles contemnere dictum
jam coepit Sathanae, pravum dicens et inane.
tunc magus accessit, fraudem qui pectore gessit ,
improperans multumque nimis dicens fore stultum ,
si protali re vacuus sic vellet abire .
10
quod si lucretur mundum , non posse fatetur
hanc abjurare, quem sic magus angariare
incipit : ,,0 vilis tua vis virtusque virilis,
quo devenerunt? simul omnia deperierunt;
cur sic insanis ? quid verbis eredere vanis ?
est quae vel quanta, per quam vis perdere tanta ? 15
perficiendo parem semper vis christicolarem ,
hic tibi quanta daret quantis opibusque bearet ! “
his verbis diram motus vir dixit in iram :
„ cur, immunde canis, verbis impingere vanis
20
audes optatam mundo nimiumque beatam .
coeli rectricem sanctamque dei genitricem ?
non abjurabo nec eam velut hunc reprobabo.“
taleque post dictum Judačo tradidit ictum
cum pugno fortem , quem pro meritis sibi sortem
jusserat ueqnare. mox incipiens lacrimare 25

discedit tristis , canis turbatus ab istis ,


calcat in errore tenebras non absque timore ;
159

sed cum non nosset , quo gressus pergere posset,


lucescente parum, cum sol cito spargere clarum
lumen deberet, lassus nimis hicque sederet, 30
ex improviso, sic contigit, ut sibi viso
quaedam spes fieret templo, multumque liberet ,
ut parvam coram foribus requiesceret horam .
sed fuid in villâ quidam vir nobilis illa ,
divitiis comtus dominoque vivere promtus, 35

firmiter ac aeque faciens bona nocte dieque ,


cui fuit aequalis meriti conjux socialis .
a dominoque data fuit ipsis unica nata,
vultu formosa, virtute magis generosa .
iste vir haud vane consuetus surgere mane 40
solus eundo pedes templi properabat ad aedes,
orandi causa : reseravit et hostia clausa,
lumen et accendit, sua vota deoque rependit ,
perfectamque fidem semper orabat ibidem .
45
post haec sanctorum venit miser inscius horum ,
non zelo fidei ductus sed spe requiei.
venit in incertum , sed templum vidit apertum ,
vidit et ardere Jumen libuitque videre
quid foret introrsum ; trahit ipsum culpa retrorsum ,
sed stetit et moeret , quid agat, miser anxius haeret, 50
confisus tandem subit aedem tristis eandem .
hujus ut audivit sonitum miles prior, ivit
intus ad obscura , solerti dicere cura,
quaerens quid facere vellet, libuitque videre
55
hinc miros actus ? ergoque miser stupefactus
vidit praeclara quod imago stetit in arâ
virginis eximiae, species fuit illa Mariae,
condita de ligno, depicta coloreque digno.
quam vultu blando contemplans et lacrimando
60
quid faciat, nescit, et stare vel ire pavescit.
fit lis orta gravis, timor illic, spes ibi suavis,
haec juvat, hic angit, haec allicit illeque plangit ,
haec ait : accede ! clamat timor : impie, cede !
vult timor, ut fugiat, ut desperatio laedat,
spes jubet hunc, mentem linit et format poenitentem . 65
spes tandem vicit, de qua sacra lectio dicit,
160

quando confundat, jam lacrima cordis inundat.


sternitur ergo solo, se scitque javamine solo
nobilis atque piae mediatricisque Mariae
posse reformari, Christo precibusque beari, 70
ut sibi factorum veniam daret ipse suorum .
isteque verborum supplex fuit ordo suorum :
„ inclyta regina, viu , vitae, stella marina,
florsque carens spinâ, tu debilium medicina,
tu spes lapsorum , tu summa salus miserorum , 75

en reus assisto , longe separatus ab isto,


quem gremio sanctum portas, huic innovo planctum ;
plorans plorabo, nec me lacrimis satiabo,
plorans semper ita, dum durabit mihi vita,
ni mihi subvenias, et solamen mihi fias. 80
vae mihi, quid feci, vel quo mea lumina jeci !
vae mihi, vae misero , cecidi de tramite vero,
et via me mortis paradisi traxit ab hortis.
vae mihi damnato , cunctisque bonis vacuato !
vae quia peccavi, cum Christum sponte negavi , 85

meque dedi Sathanae. timeo multum , quia vane


clamem vel plorem , plorans et inaniter orem.
mors me dura ligat, barathri mors usque fatigat.
quae mihi spes esse poterit nisi filia Jesse,
clemens atque pia mediatrix virgo Maria ? 90
sancta dei veri mater misero miserere ,
nunc mihi dignetur, per quam spes omnis habetur,
virgo regalis , miserorum spes specialis ,
justitiae forma, domino me quaeso reforma ! "
95
post tantos gemitus fit contra velle sopitus,
infusus lacrimis quas, cordis traxit ab imis.
ista deo dante miles, qui venerat ante ,
vidit et audivit et adhuc plus scire cupivit,
quis foret et quare miser hic sic flesset amare ;
200
sed quia vir justus fuit et probitate venustus,
vidit mira satis cunctisque stupenda beatis :
fit manifesta sibi de genitrice Maria.
nam super altare vidit quod se variare
coepit imago piae pleno dulcore Mariae .
205
mater quippe dei, conformans se speciei
161

bumanae, nato materno more locato,


visi viventes sunt in thronoque sedentes.
mater per blandum vultum puerum venerandum
amplexu cingit ad seque per oscula stringit,
supplicis et more mellito protulit ore : 10

„ 0 dulcis nate , rem grandem deprecor a te,


istius ut miseri parcendo velis misereri,
inclamat quia me plorans et opem petit a me.
irascens ergo dominus verso sibi tergo
poluit audire ; quia causas istius irae 15
noscens fit tristis , verbis blanditur et.istis :
„ quid modo, mi domine, quid mecum sit ? peregrine
nunc agis , ad diram cur sie convertis ad iram ?
hic quia peccavit, cito te dominumque negavit ?
tu tamen es melior semper tua gratia major 20
cunctis dedictis. puer his * ita dictis
se circumflexit et eam sic fando respexit :
cur mea turbaris mater, vel quare gravaris ?
huic nil est mecum commune, nihil mihi secum ,
bic damnavit, cum . me sine jure negavit, 25
huic flammas atri sibi do de jure barathri.“
mox pia fit moesta , fit et haec sibi fama molesta,
sed quia pulsandum fore saepius atque rogandum
ex scripto novit, hunc rursus cum prece movit :
„ nate dei vivi , te velle decet misereri, 30

si tibi peccavit, non me tamen ipse negavit.


hic se devotum praebens et nunc tibi totum
se commendavit et puro corde rogavit,
ut sibi subveniam , mediatrix et sibi fiam .
ange dei vere, peccatoris miserere.“ 35
voce puer clarâ mox intulit : „ 0 mea cara,
pone preces mater, est promptus ei locus ater
sulphuris et picis , qui jure meis inimicis
semper debetur, ubi mors sine fine tenetur.
non meruit veniam vel quod clemens sibi fiam .“CG 40
mater marcescit nec cum rogitare quiescit,
surgit et a throno, coelesti praedita dono,
sternitur ante pedes pueri, cui coelica sedes
semper apud natum manet imperiumque beatum ,
11 . 11
162

voce precans humili sic : , 0 carissime fili, 45


dulce meum lumen , prostrata tuum rogo numen
istius ut miseri , rex sancte , velis misereri.“
mox surgit natus , nimiâ pietate placatus
ejus, et absque morâ sibi dulciter applicat ora,
atque levat digne , consolaturque benigne 50

dicens : , mitis mater, nihil a modo litis


conspice , namque datus tibi sit cunctusque reatus.“
verbo clementi loquitur mox virgo jacenti :
yen tua peccata propter me sunt relevata
nunc animo laeto sis, ne faciasque, caveto , 55

tale quid ulterius, ne contingat tibi pejus.“


hoc ita completo mater vultu pia laeto
gracificat nato, gremio locat huncque beato ,
et throno sedit humana forma recedit ,
et mox fit pura ligni velut ante figura. 60
et vigilans actus post hos vir stat stupefactus,
haec an sint sana tractans an sompia vana,
commendansque satis se regimine pietatis
vertit se, dire flens atque volebat abire .
quod cernens alius , qui facti conscius hujus 65
exstitit, accessit ac illud velle repressit ,
inque domum pavidum sic ergo duxerat ipsam .
„ opto bonum mane, juvenis , tu dic mihi sane,
quis sis aut unde flevisti prorsus abunde ?
quis tuus est fletus hic namque dolore repletus ? 70
dic mihi , quid pateris , solamine forte frueris .“
„ quid vobis dicam ? fleo vitam, dixit, iniquam ,
sum vir pauper ego, plenus quoque crimine dego ;
sed mihi parcatis , rogo vos, et abire sinatis.“
„ ibis, ait, mecum , senior, quia non foret aequum , 75

ut sic jejunus transires , nam tibi munus


quoddam servavi et ego vehementer amavi. “
„ non me prandere libet, inquit, sed mage flere,
et mihi cor turget, quoniam nimium dolor urget . “
mox consolatur hunc hospes et haec sibi fatur : 80

„jam von tristeris , juvenis bone, nec lacrimeris ,


sunt tibi commissa domino miserante remissa
per mediatricem sanctamque dei genitricem .
163

hanc ego prostratam vidi dominumque precatam ,


ut tibi factorum veniam daret ipse tuorum . 85
sisque rei certus, dominus tibi nempe misertus.66
sernio quis exprimeret vel dinumerare valeret,
quas grates solvit , quotiens animoque revolvit
facta stupenda dei ? tunc sumens arma fidei
90
sternitur ante piae speciem vultumque Mariae :
„ salve flos florum , lux, vita , salus miserorum ,
semita justorum , mediatrix alma reorum !
quae barathri fusca penetrans virtute coruscâ
me prius ex poenà Sathanae quia solvis habenů,
95
laude quidem dignâ tibi reddere virgo benigna
non teneor tantas, grates valeo tibi quantas ;
sed licet indignus tantum sibi solvere pignus,
te tamen ut valeo pro tantâ laude brabeo,
quae me salvasti dominoque reconciliasti.'s
hic surgit laetus luctuque priore quietus 300
cui colaetatur hospes multumque precatur,
ut secum comedat ne jejunando recedat,
paret et absque morâ prandendi tunc fuit hora.
hic illum sequitur properanter , et ad domus iter
suscipitur digne, pro more domusque benigne.
mensae ponuntur epulis largeque fruuntur ;
hospes laetari jubet omnes ac epulari ,
fitque dies festa domini non credo molesta.
hospes ut ista gerit, quis et unde sit , hospita quaerit ,
10
cui sic gratanter et sic famulatur ovanter,
cunctaque , quae gesta fuerant, illi manifesta
fiunt et merito sibi clam referente marito
venit et in mentem , si posset habere fatentem
conjugis affectum , quod permisit fore rectum ;
15
solvere pro qua re se dicit ei copulare
velle suam natam, quae se jubet esse paratam ,
omne suun velle complere , sed esset puella
mens quoque scrutanda, justum foret, illico blanda
voce pater natam petit invenitque paratam . 20
quid dicam plura , fit ibi copulatio pura
constans et justa junguntur lege vetustâ,
traduntur plura sibi multa domestica jura .
164

jam vivunt laeti, multâ bonitate repleti,


consilioque pari nunquam cessant famulari.
25
mater coelestis, quae sedes sedula moestis
est, consolatrix, reparatrix, auxiliatrix,
nos velit a Sathanae laqueis et surgere, mane
omnes laudantes dicamus et hanc venerantes :
„ laus tibi, virgo pia, clemens dulcisque Maria,
30
sum patre sit nota laus spirituique beato * ).
Explicit liber dictus Militarius, tractans de B. V. M.
et duobus militibus. - ( Gotefridus Thenensis) .
Der Inhalt dieſer Erzählung betrifft die Sage vom Dr.
Fauſt, deren frühem Urſprung nachzuſpüren fich wohl der
Mühe lohnt, weil fie ſo weit verbreitet und ſo vielſeitig
behandelt iſt. Es gehört dazu die Sage von Gerberts
Bund mit dem Teufel **) , ſo wie jene vom Theophilus,
wovon ich mehrere Bearbeitungen nachweiſen kann. Eine
hochteutſche war vorhanden, Spuren enthält die Anſpielung
Konrads von Würzburg in ſeinem Ave Maria (Pfälz.
Hi. 350. Bl. 48, c) :
Ave Maria wer zu dir gedingit,
wol deme ie gelingit ,
als eins malis kunt wart vil gar biſundir
an deme , der ein wundir
bette leidir fundin richir pliehte :
fin name was Theophilus genennit,
in der førift erkennit

*) v . 5. beatus für probatus , conj. 7 flexit conj . 10 nisu.


11 decore, purp . iſt verdorben . 26 veniunt. 29 nostra . 39
capitur , conj. 40 flens, 50 jubebit , conj. 53 jam cum
nox, conj. 55 properanter. 59 quidem . 82 post , conj .
88 nimis ft. Christum . 92 augebo , conj. 93 non , conj.
oder nunc , wenn angendo bleibt. 25 aequari. 26 canibus,
conj . 28 noscet. 32 foret. 34 itle . 35 servire . 43 ac
cenderit. 44 vor semper sic einzufügen. conj . 54 libuitve.
64 nedesp . auf dem Rande ut . 67 lacrima bilis , paßt wohl
in den Vers, aber ohne Sinn. 77 portans. 201 visit. 203
fehlt ein Wort. 204 coepit et. 206 et natus - locatus. conj .
239 es ſteht durch fine paretur. 246 rogo fehlt. 262 hic - sit .
270 est und hic fehlen . 303 tunc fehlt. 310 famulatur.
***) Siehe 2) des gegenwärtigen Abſchnittes.
165

was er, alſo man ſagt;


magt din gnade erdahte,
daz fie ien widir brahte
von der vientlichin angefiehte
deß Hellewurmis, deme er ſich do hette ergebin .
Auch wird die Sage vom Theophilus in einem andern
Liede erwähnt, welches Maßmann gefunden und im An
zeiger 1832 *) mitgetheilt hat. Dahin gehört auch fol
gende Anführung Hugo’s von Montfort (Pf. Hf. 329,
BI. 52, b. ) :
Maria aller ſunder troſt
nu bit ich dich mit innigkeit
din güt Theopholum erloft.
Eine andere hochteutſche Abfaſſung findet fich in einem
Volksliede , das Görres ( Volks- und Meiſterl. S. 292 )
mitgetheilt **) . Es ift aus der Pfälz. HC. 109. BI. 136
entnommen , der Herausgeber hat leider den Tert mit gro :
ßer Willkühr behandelt , ſo daß der Abdrud faſt nicht zu
brauchen ift. In derſelben HI. BI. 145 beginnt die Er
zählung der nämlichen Sage , die aber mehr auf die nie
derländiſche Quelle zurüdgeht. Es heißt nämlich : „ Ceſarius
ſchreibt wie in dem bisthum Leodicenfi geweſen ſey ain
reicher , mechtiger und fürnemer ritter 2c.“ Er hinterließ
zwei Söhne, der eine ſparte, der andre verpraßte ſein Gut
und verkaufte es größtentheils feinem Nadbar. Der Ver
führer iſt aber kein Jude , ſondern ein Hinterfaß des vers
armten Ritters, der ihn zum Teufel in den Wald bringt.
Auch hier weigert ſich der Nitter , Marien zu verläugnen ,
und geht hinweg , und kommt mit dem Hinterfaſſen mor:
gens zur Kirche. Das Uebrige wie im lateiniſchen Ge
dichte Gotfrids von Thienen . Dieſelbe Erzählung fteht in
der Sele Wurzgartt ( Ulm 1483 ) Theil 3 , Kap . 2 , mit
dem Unterſchiede , daß der Nitter nur einen Sohn hatte ,
der ſein Gut verſchwendete. Beide Erzählungen nennen
ihre Quelle, nämlich Caeſarius Heiſterbac. miraculor. di
*) Siche 3) des gegenwärtigen Abſchnittes.
**) S. 4) des gegenwärt. Abſchnittes.
166

stinct, II, cap. 12 bei Tissier biblioth . patr. Cistert. tom .


II. Dieſes Werk wurde gegen 1220 geſchrieben und Caes
arius verſichert , die Gedichte habe ſich fünf Jahre vors
ber bei Floreffe im Bisthum Lüttich zugetragen und die
Leute ſeyen damals noch am Leben geweſen . Caeſarins
weidt faſt nicht von obigen Sagen ab, nur batte der arme
Nitter den größten Theil feiner Habe ſeinem nachherigen
Schwiegervater verkauft. Der Verführer iſt auch ein Hin:
1
terſaß, der Namen des Ritters ift aber auch hier nicht an
gegeben .
Eine mehr abweichende Sage fteht in einer Sammlung
von Legenden, die am Niederrhein im 15. Jahrh. geſchrie:
ben iſt, und hier aus der Pfälz. Hl. 118, Vi. 138 folgt.
„ Wir lefin in dem buche der fetir von eynem gelarten
cleriken , der quam in ſolch armude, daz der boſe geyſt fich
emie uffenbarte und lobete eme , wer' es , daz her wolde
forſachin menſchaff der heylgen criſtenheyt unde godis, unde
wolde eme dynen , Her wolde en ryde machin. Dyt gez
dach. Her ſchemede fich , daz her worde gemedden von
andern luden , daz her ouch nicht gebruchte der facramente,
de her vorloykent hatte. Her radfragede fynen heren den
tufel, wu her mochte tun ? do antworte bem der tufel unde
(prac : „ gink frylich şu dem altar myt den andern luden ,
aber du ſalt en nicht in feudien .“ Her entphink godis
licham unde gink abir şu em unde ſprach: „ ivaz fal ich
nu tun ?" der tufel ſprach: „ pye en uz, unde tret dar uff
myt dynen füßen . “ Duße arme funder thet ez . Als dyt
gefach dy boje fyant, her lachte lude unde ſprach : „ nu ift
offenbar, daz dui ſnodir byſt, wen idh, du torſt daz thun,
daß ich nicht mag an geſeen .“ Als her dut geſprochin
batte , do vorſwant her , und her blyb ſchentlich unde be:
trubet ftande unde ſach daz her was betrogen. unde her
bup uff godis licham ſuftende unde wey ende us dem drede
unde her en torſte nicht daz ſacrament tragin in dy ferchin,
ſunder her ſty ; ez in eyn hol unde dedede eynen fteyn
baruff. Als her weddir czu fich ſelbir quam , do legede
her ſich vor daz bol , unde ſQrey und weynete unde bat
genade, der be doch nicht vordynet hatte , als her doch
hoffte. und ſtund uff unde fach in daz hol ; ſo fach her
167

bar inne fyßen eyn ſchone fchynende kint , gelich der fun
nen , unde dut fint ſprach em fuberlichen czu unde troſte
en unde ſprach : „ nym mych in dyne hende uf daz wyr
vorſunet werden myt eyn ander. went ich en wel nicht,
baz du berloren fift.“ Als her dyt fint uff hub bebende
unde myt forten , do kufte ez en fynen munt unde hy; en
daz her nicht mer ſundygete. darnach ſo rach her daz kint
flygen in den hemmel unde duße menfche nam an ſich en
bushaftik leben an derſelben fiede byz an ſynes lebendes ende. "
Die dramatiſche niederſäch fiſche Bearbeitung der Sage
fteht in Bruns altplatteutſch. Ged. S.289, iſt aber nicht
vollſtändig. Die niederländiſche Erzählung findet ſich in
der Hf. des verftorbenen Van Hulthem zu Gent, BI. 196,
b bis 206 , b. Das Gedicht hatte 1754 Verſe , iſt aber
defekt, weil das dritte Blatt fehlt. Eine altfranzöſiſche
Bearbeitung kenne ich von Walther von Coinfi , fie fteht
in der Brüſſeler HF. 636 und bildet das erſte Kapitel des
erften Theils ſeiner miracles de Notre -Dame. Das Ge :
dicht hat bei ihm 2087 Verſe und beginnt: por caus es
batre et de porter. - Auch erwähnt er die Sage im Kap.
22, Vers 255 alſo :
qui Theophilum retorna
dou mauvais tor, ou il torna .
Aus dieſen Nachweiſungen ergeben fich zwei Quellen der
Sage vom Gottesläugner, in der einen beißt er Theophi
lus und iſt ein Geiſtlicher , in der andern hat er keinen
Namen und iſt ein Ritter. Für dieſe zweite Ausbildung
kenne ich keinen älteren Gewährsmann als den Caeſarius
von Heiſterbach, und mir ſcheint, daß ſeine Erzählung nur
die Wiedererweđung und Anwendung einer älteren Sage
ren, indem der gleichzeitige Walther von Coinſi beweist,
daß die Sage vom Theophilus ſchon unter dem Volke be:
kannt war. In dieſer iſt der Jude als Verführer noth
wendig' nicht nur zur Verläugnung des Gekreuzigten, fons
dern auch ſeiner Mutter, und der Gegenſag des Juden
thums und Chriſtenthums ift ein Grundſtoff dieſer Sage .
Die Quelle der Erzählung vom Theophilus geht aber
viel weiter zurüd. Dieſer lebte zu Abana in Cilicien pin
168

835 und machte wegen einer ihm unerträglichen Zurüds


feßung im Amte einen ſchriftlichen Bund mit dem Teus
fel, der ihm zu ſeiner früheren Würde verhelfen ſollte. Ein
jüdiſder Zauberer war der Unterhändler. Chriftus wurde
abgeläugnet , ob auch Maria , ift nicht deutlich geſagt.
Dieſe brachte ihn aber wieder zu Gottes Gnade , und zum
Wahrzeichen ſtellte ſie ihm ſeinen ſchriftlichen und beſiegel:
ten Vertrag zurüd. Theophilus bekannte feine Schuld vor
verſammelter Kirche und zeigte den Vertrag vor. Drei
Tage daruf ſtarb er einen feligen Tod. Sein Diener und
Freund Eutychianus , der alles felbft mit angehört und ges
ſehen, ſchrieb die Begebenheit auf ; der griechiſche Tert iſt
aber nur ftellenweiſe gedrudt bei Lambecc. bibl . Vindob.
VIII. 157 flg. vgl. Fabric. bibl . graeca ed . Harles X.
339 . Eine lateiniſche Ueberſeßung ſteht in den Actis SS .
Bolland. Febr. I , 480 flg ., welche Erzählung von dem
Biſchof Marbod von Redon , wie man glaubt, in Verſe
gebracht wurde, die dort ebenfalls S. 487 abgedrudt ſind.
Einer ähnlichen Heberfeßung folgte anch Herkules Vince:
mala in ſeinen miracula Mariae virginis ( Mailand 1579 .
4.) lib. I , cap. 11 , der aber Zeit und Ort verfehlt, ins
dem er das Jahr 536 und Sicilien als Heimath des Theos
philus angibt. Nach der lateiniſchen legende führt aud
Geiler von Kaiſersberg in der Chriſtenlich Bilgerſchaft
( 1512) BI. 34 , a. den Theophilus an und erwähnt ebens
fals nur die Verläugnung Gottes.
Es ergibt ſich aus dieſen Nachweiſungen, daß die Sage
vom Gotteslängner in Teutſchland und Frankreich lang
vor dem Fauft bekannt und volksmäßig war. Daher iſt
die Sage vom Fauſt keine neue Dichtung, ſondern beruht
auf einer älteren , von welcher ſie die Hauptumftände in
fich aufgenommen. Dieſe find der ſchriftliche Bund mit
dem Teufel, die Abläugnung Gottes und das Glück durch
Zauberei. Die Rettung durch Maria fehlt aber im Fauft,
und dieß ift eine hiſtoriſche Einwirkung ſeiner Perſon. Als
Betrüger war er bekannt, als reumüthiger Sündernicht;
die Rettung eines folden Menſchen durd Maria wäre ein
chriſtlicher Widerſpruch , ſeine Strafe aber mußte dem chriſt
liden Sinne nothwendig erſcheinen . Nicht die Perſon des
169

Fauft allein , ſondern auch die Bekanntheit der älterer


Sage hat weſentlich mitgewirkt , die Abenteuer des Dr.
Fauft ſo weit in Europa zu verbreiten. Stiegliß hat in
ſeiner Abhandlung „ die Sage vom Dr. Fauft (in Rau.
mers hiſtoriſchem Taſchenbuch V. ) den Gegenſtand von
dieſer Seite nicht gehörig betrachtet, ſondern geht mit kurs
zer Erwähnung ( S. 135 ) über den Theophilus weg, weil
er fich zunächſt auf den Fauft beſchränkt. Durch obige
Mittheilungen gewinnt die Forſchung einen größeren Ums
fang, und namentlich zeigt fich dadurch, was in der Fauft.
fage als fremder Stoff und was als teutſches Eigenthum
anerkannt werden muß.

2) Gerberts B und mit dem Teufel *).


Surgit ab R. Gerbertus ad R. , fit papa potens R.
( d . b . Remis, Ravenam , Romae . )
Ortus Remensis praeclaris moenibus urbis
illic Gerbertus libris datur erudiendus ;
discere non potuit et ob hoc trepidando refugit.
ut silvas iniit, Sathanas huic obvius ivit :
- „ quid Gerberte fugis ? vel quo tam concite vadis ?* 5
„ discere non possum , “ dixit, „fugioque magistrum ."
„ heus, ait ille, mihi si vis tantum modo subdi,
„ ne quis Gerberto sit doctior en ego faxo.“
annuit his ille, secum subit abdita silvae,
sedulo quem docuit, cunctos praecellere fecit. 10
silyas linquentem post haec scolas repetentem
doctor derisit : „rufus es , hinc perfidus ! " inquit.
ille refert : „ nigrum simulas tu valde tyrannum ."
respondet : „ magro similem te vinco tyranno.“
disceptant ambo de libris tempore longo , 15
confundit victum Gerbertus et ipse magistrum ;
mox urbem liquit, Sathanan consultat et infit :
„heus pedagoge, virum mihi nunc ostende peritum,
cum quo scripturis possim confligere divis. “
dixit daemon : „ ini Ravennam concite, fili, 20

) Anzeiger für Kunde des deutſchen Mittelalter8 . 1833. 5. 188 ff.


170

pontificem clarum libris cernes ibi gnarum .“


pergit et aggreditur conflictu denique justum ,
qui cito Gerbertum jussit discedere victum
hinc rediit moestus, huic narrat et haec furibundus .
tam docuit talem, quae dicitur abacus artem , 25
in tabulam scripsit Ravennam ferreque jussit.
haec cum legisset, nescire pudebat et inquit :
„sit mibi quaeso trium dilatio, posco , dierum .“ 1

ibat Gerbertus, sacer est, dominumque precatur :


„ si venit de te mihi res, deus optime, pande, 30

sin autem, nunquam Gerbertum fac rogo cernam. “


praesul migravit, Gerbertus dum remeavit,
sedem Ravennae mox praesul suscipit ille .
post haec Romanam possedit papa cathedram .
debeat hic Zabulum consultat vivere quantum . 35
ut cantes inibi , Solimam venies, ait illi
est statio Solimam vocat hanc populusque.
in xlmae medio missam celebrante
Gerberto dirum dixisse ferunt inimicum :
„nolis sive velis , Gerberte , citio morieris,
síc venies ad me tua te merces manet ex me,"
fraus tua jam magna, Gerbertus ait , patet illa ,
qua genus humanum capiebas et protoplastum ;
dum Solimam dire me dixisti prius ire,
daemon ades vere nequaquam falleris a me.“ 45
advocat hic populum cunctum vel in ordine clerum ,
rem pandit cunctis veniam deposcit ab illis.

Aus der Salmansweiler Hf. 257. Fol. zu Heidelberg.


Das Gedicht iſt aus dem Anfang des 13. Jahrh. b.
38. XLmae für quadragesimae , zu Mitfaften . Der Tert
ift durch die Abſchrift oder durch Ungeſchidlichkeit des Dich:
ters verdorben und dunkel ; dennod ſcien ſich dieſer An
fang der Sage vom Dr. Fauft zur Bekanntmachung zu
eignen . Der Schluß ſcheint zu feylen . ( Mone.)
171

3) Vun Theophilus , in einem von Maßmann


aufgefundenen Gebidite *).
Bekanntlich enthält bie ihren Sittenſchilderungen nach
berühmte kleine limburger Chronik eine Menge lie
deranfänge des vierzehenten Jahrhunderts, von denen bis
ießt noch kein einziges vollſtändig wieder aufgefunden
worden zu ſeyn ſcheint. Mit der Chronik ſelber hat es
eine eigene Bewandtniß. Sie ſteht, wie Dr. Stiegliß
jüngſt auch öffentlich (im Bericht der Leipziger deutſchen
Geſellſchaft zur Erforſchung deutſcher Sprache und Alter:
thümer, Leipz. 1829, S. 764) nachgewieſen bat, faft ganz
in des Frankfurter Prediger-Mönches Peter Herp lateini.
Tchen Annales Dominicanorum Francofortensium diver
sis temporibus conscripti ab 1306 — 1500, wie dieſe aus
der Uffenbachiſchen Bibliothek wie in H. C. Senkenberg's
Selecta juris et historiarum Frankf. 1734. 8. Th. 2.
S. 1-30 abgedrudt ftehen. Die Handſchrift dazu befin
det ſich nicht in der Frankf. Bibliothek, wie Dr. Vöhmer
brieflich verficherte. Wohl aber wird in Perp’s Archiv
( B. 6, S. 19.) unter den Wolfenbüttler Handſchriften
(47. 5. M. Aug. 4. chart. sec. 16. 4º.) nachgewieſen :
Petri Herp Chronicon urbis Francofurt. ad Moenum
usque ad a 1506 .
Herp benußte dieſelbe Quelle (ein größeres Zeit- und
Weltbuch ?) wie der Limburger Chronikenſchreiber. Jener
ließ alles Limburgiſche fort ; oder dieſer fügte es erſt ein.
Eben ſo mit den Liedern.
Von dieſen wurde bisher keines wieder nachgewieſen,
so viel ihrer die Limburger Chronit auch aufführt. Dem
Interzeichneten fiel endlich eins , und nicht das ſchlechteſte
und kürzeſte, in die Hände. Es reiht ſich unmittelbar an
das von ihm 1824 herausgegebene Geißlerlied von 1349
(1260), welches Förſtemann in ſeine Geſchichte der chriſt
lichen Geißlergeſellſchaften ( Halle, 1828. 8. S. 267–276)
aufnahm , an.

* ) Anzeiger für Kunde des deutſchen Mittelalter8. Von Freis


Herrn von Aufſeß . 1832 4. Nürnb . S. 23 ff.
172

-Es heißt in der Limburger Chronik zum Jahre 1356 ,


(als das zweite Sterben fich in deutſden Landen erhub ) :
„In diſſer Zeit ſang man das Tagelied von der Hei
ligen Paffion , und war neu , und machte es ein Ritter :
O ftarker Gott,
Au vnſer noth
Befehlen wir Herr in dein gebott :
Laß vns den tag mit gnaden vberſcheinen :
Die Nahnien drey),
Die flehend vns bey
In allen nöthen wo wir ſein ,
Die Nägel vnd das Speer, und auch die Crone 2c .
Sdon Zeile 4 und 8 zeigen im Reime , daß fie nicht
zuſammengehören; im nachfolgenden vollſtändigen Terte
gehört obige Zeile 7 zu Vers 2 des liedes , dem jene
Zeilen aus der Erinnerung entnommen find.
Der Unterz. fand das Lied 1825 in einer Straßburger
Papierhandſchrift des 15. Jahrhunderts ( Johann. Biblios
thek 82 ) fol. , worin ſich eine proſaiſche Itchronik nebſt
Marienleben und mitten darin auf BI . 42. a. b, das
Lied befindet, welches hier treu nach der Handſchrift wie :
der gegeben wird.
$. F. M.
oftarder got
ad vnſer not
ich bevilhe mich herre in din gebot
loß vns den tag mit gnaden überſchinen.
din namen dry :)
die ſint vns by
Berre in allen nöten wo wir fin
des cruczes kreys fte und vor allen pinen.
daz ſwert do herr Symeon von ſprach,
daz Marien durch ir Reins hercze ftach
do fü anſach
daz xps ftunt berſert
das ſto noch hüte in minre hant
340 ( chirm für hobthafftig' ſunden bant
gar ungerchant
min lip fie war ich kere
173

Maria wünſchel gerte


des ſtammes von yeffe
Theophilum ernerte
din Jungfrowelich ere 2)
trit har für vnſer ſchulde
hilff ons in gottes bulde
o mater gracia '.
Daz crüze breit
dar an got leit
vnd yme fin reines verch 3) verſneil
die nagel drie daz ſper vnd ooch die krone 4)
der beſemen ſwang
der gallen trang
der tot ooch mit der mönſcheit rang
do er lute ruoffte in erbermde tone
bely hely lamaſabactani
min got min got worum heft du mich geloffen hie
der iamerſchrey
und die Martel ere
die fto mir noch hüte für aller minre miſſetat
daz ich vor ſchaden fie bewart
gar in mir bekart
fie mit dines geiftes lere
Mit dines geiftes füre
entzünde du herre mich
vnd mach mir nitt türe
din antlich (sic ) minnenclich
bilf herre daz ich erwerbe
alſo daz ich nût fterbe
des todes ewellich .
Ach Richer frift
loß mich der lift
genießen daz mir künfftig ift
daz ich dich lebend erkenne in eime brote
Nu git dich mir 5 )
als du nu fieft
174

din hymel frucht du mich bewiſſeft


zuo dir rieff ich lute in fliegende erbermde nöte
Ach hoher bymel fürfte rich
durch dine große milte erbarme dich
Von mir nüt entwich
din zorn wer' mir zuo iwere
loß minre fünden berre entflüßig fluot
engelten nüt durch dinen erbermeherzigen tot
bilf mir of not
durch diner Muter ere
Mins lebens ein gut ende
verlich du herre mir
alſo daz mich nût ſchende
die dufeliſche her
welche abe mir herre mine fünde
mit dinen heilgen fünff wunden
daz ich gefalle dir
Ac fchöpfer zart
loß mich der vart
genießen herre vatter daz din lip lo bart 6 )
mit geiſcheln ward geſchlagen von der Juden nöte
die fteinen want
do man dich uffbant
dar off din zarter lip zertrant
daz man yn kante nût für der bluotes röte
darnach dich herre fere ftach
ein türnin fron die mange dieffe wunde brac
von bluote eine bach
ſach men von dir gieſſen
do ſtunt din götlicher lip po klar
an der fülen bleich und iamers vol ? )
des bluote zal 8)
fach man von dir fließen .

Durch dine dieffen wunden


bitte ich dich herre ho
daz ich werde entbunden
175
vff erden hie alſo
mit fünden noch geſchüret
gekleret vnd getüret
mach mich des bymels fro
Den bittern gang
do man dich twang
berre vnder ein crüße waz breit und lang
mit verſerteme libe vnd mit maniger dieffen wunden
din rüde bloß
leit mangen ftoß
berre vnder eime lafte waz ſwer vnd groß
alſo daz fich die mönſcheit bog darunder
daran man sich ooch herre hieng
der ſchecher zuo der rechten band ruwen enpfieng
die Sunne vergieng
durch dine Martel ſwere
des loß mich berre genießende fin
daz hende füße und ouch din lip ſo vin
durch fünde min
ovch ie wart bluotes lere.
Maria Küniginne
durch dine bitter not
daz du au an dem crůcze
din kind ſehe ſterben tot
durc ſünde des mönſchen fûnne
nu hilff mir zuo dinre wûnne
das iſt das hymel brot.

Unmerk. I) Geißlerlied 53. Walther B. d . Vogelm . 16, 32.


- 2 ) ê ? vgl. v . 43. 65. 87. 88. 89.
1139 20.
3) Nibel . 2147 , 3. KI.
4) Geißlerlied v. 18-20. Walther : 25, 13. 15, 18
Grimm Rechtsaltth. 163. 5 mir dich gift ? – 6)
ſchart ? 7 ) val ? var ? ! 8) zaher ?
176

4) Ein hübſch lied von einem Ritter und


ſeiner Fra u *).
Es war ein Ritter in große Armuth fummen,
Er hat verzehret au ſein Gut,
Das haben wir wohl vernummen ;
Sein Armuth die war alſo groß,
Er wollt fich ſelber ertödten.
Er kam einftmals in einen Wald geritten,
Da ſtund der Teuffel an dem Weg,
Und hätt ihrer beyder gebitten.
Der Teuffel ſprach : wilft du mir heimlich beyftehn ,
Ob ich dir möge gehelffen .
Und willſt du mir dein Fräulein hergeben,
So will ich dir ſchaffen Kiſten und Kaſten Gut ;
Gar wohl dann kannſt du leben ,
Und ftirbſt du nit ; hab einen guten Muth,
Dieweil du haft dein Leben !
Dem Fräulein frumm , dem kam die neue Mähre,
Das neue Gut freut ſie alſo viel ;
Von wannen kummt es Herre ?
Da fie den Ritter erft anſach ,
Da hett er Leid und Ungemach.
Ach Fräulein fein ! und willſt du mit mir reiten
Spazieren durch einen grünen Wald ?
Da findt man jeßt zur Zeiten
Der kleinen Waldvöglein alſo viel,
Die kleinen Waldvöglein fingen.
Sie kamen mit einander in einen Wald geritten ,
Da ſtund ein Kapelle klein
Wohl an des Weges Mitten ;
Die war Maria der werthen Mutter,
Maria unſrer lieben Frauen.

My Altteutſche Volks : und Meiſterlieder aus den Sandſchriften


der Seidelberger Bibliothek. ' 8. Frankf. 1817. Š . 292.
177

Die Ritterin ſprach : nun laß mich abtreten,


Denn ich wil in die Kapelle gan,
Ein Ave Maria beten.
Sie kniet für den Altar fein
Kreußweis mit ihren Armen.
Die Ritterin in ihrem Leid entſchlafen war ;
Maria von dem Altar trat ,
Kam für den Ritter gegangen dar :
Sie ſaßen auf und ritten dahin ,
Als ob es die Ritterin wäre.
Sie kamen mit einander wohl in den Wald geritten,
Da ſtund der Teufel an dem Weg ,
Und hätt ihrer Beyder gebitten .
Der Teufel ſprach : Du haſt mich betrogen,
Du falſcher Lügner ! Du Böſewicht!
Du verhießeſt mir, du wollteft dein Fräulein daher bringen ;
So bringſt du mir die himmliſche Königin,
Mit der muß es mir mißelingen ;
Ich muß ja ihr entweichen ,
Muß entweichen immerdar.
Du börer Gaſt fahr hin ! fahr hin bein Straßen !
Zu aller deiner Geſellen Schaar ;
Das Fräulein mußt du mir laßen .
Sie kömmt in meines Kindes Reich
Nun und ewiglich Amen .

XI.
Johannes Trith eim .
Von Dr. Fr. Ne ich e * ) .
Es war im Februar des Jahres 1482 , als ein Muſes
laner mit einem Mitſtudenten von der Univerſität Heidel

* ) Preußens Vorzeit. I , Band . 8. Berl . 1835 .


12
178

berg über den Hundsrüd bin nach ſeinem Geburtsorte im


Moſelthale 30g. Auf dem Wege lag die Abtei Span
beim , und unſer Wanderer wurde von ſeinem Freunde
wider Willen genöthigt , mit ins Kloſter zu geben. Sie
erquidten fich hier mit einem Mittagsmahl und reßten
dann die Reiſe weiter fort. Unterwegs von einem fürch:
terlichen Sturm und Schneegeſtöber überfallen, gingen die
Beiden abermals ins Kloſter zurüd.
Unſer Wanderer es war Johannes Tritheim
hatte nicht daran gedacht , in einen geiftlichen Orden zu
treten , aber es ſchien ihm wunderlich , daß er nicht aus
dem Bereich dieſes Klofters kommen konnte. Und bald fand
er hier eine Heimath. Man beredete ihn, Profeß zu thun ;
er trat als Kloſtergeiſtlicher in den Benediktiner -Drden,
und war ſchon nach acht Monaten zum Abte des Klo:
fters gewählt und beſtätigt.
Johannes Tritheim ftammte aus dem Dorfe .Tritten
beim an der Moſel, das ihm ſpäter den Namen gab, von
freien aber unbemittelten Eltern, deren Nahrungszweig
im Weinbau beftand. Sein Vater hieß Jobann von Hei
denberg, Feine Mutter Eliſabeth von longwich. Erft ein
Jahr alt, verlor er ſeinen Vater ; die Mutter, aus liebe
zu ihrem Kinde, und um es nicht zu früh der Mißgunſt
eines Stiefvaters auszufeßen , ſchritt nur erſt nach fieben
Jahren zu einer zweiten Ehe.
Johannes , vielleicht durch innere Ahnung von einem
gukünftigen höhern Berufe getrieben, befleißigte fich heim
lich der Wiſſenſchaften, und wurde deßwegen oft von ſeis
nem Stiefvater mit harten Worten und Schlägen -gemiß
handelt. Dieß hinderte ihn jedoch nicht, fein Ziel zu ver:
folgen : in der Nacht, wenn Alles ſchlief, verließ er das
Haus , ging zu einem Freunde , der ſich mit den Wiffen
fchaften einigermaßen vertraut gemacht, und lernte von
ihm ſo ſchnell die Anfangsgründe, daß der Lehrer erſtaunt
war. Er offenbarte dieſem nun, wie er Erſcheinungen ge:
babt, die fich auf ſeinen fünftigen Beruf bezögen. Nach
dem er nämlich ein Jahr gefaftet und gebetet, daß ihn
Gott möge gelehrt werden laſſen ( und noch etwas , mas
er nie ſagen wollte ) , ſey ihm im Traum ein Jüngling
179

mit weißen Kleidern erſchienen, habe ihm zwei Tafeln hin ,


gehalten , deren eine beſchrieben , die andere mit gewiſſen
Bildern angefüllt geweſen, und ihm freigelaſſen, zu wäh
len , welche er wolle. Da habe er die beſchriebene Tafel
gewählt, worauf der leuchtende Jüngling zu ihm geſagt:
„Gott hat dein Gebet erhört; er wird dir mehr gewäh:
ren , als du bitten konnteft.“
Um dieſe Zeit wurde der Oheim des Knaben von ei
nigen Freunden , zum Theil geiſtlichen Standes , auf die
Anlagen deſſelben aufmerkſam gemacht ; er machte ſeine
vormundſchaftlichen Rechte gegen den Stiefvater geltend,
und übernahm die Verwaltung ſeines Vermögens. Die
fer Eingriff zog dem Knaben nur noch ärgere Schläge
und Mißhandlungen von ſeinem Stiefvater zu ; er bielt
lange aus, ergriff aber endlich die Gelegenheit und entfloh.
Xach im Kloſter gab er fich mit der innigften Liebe den
Wiſſenſchaften hin. Die Bibliothek des Klofters enthielt
nichts von Belang, er aber brachte in Zeit von 23 Jah
ren, ſo lange er dem Klufter vorſtand, eine ſo große Menge
zum Theil Feltener Werke zuſammen , daß es in ganz
Deutſchland keine Bibliothek gab , die fich mit der des
Kloſters zu Spanheim meſſen konnte. Geiftliche und welt
liche Fürſten , Edelleute, Gelehrte und berühmte Männer
aller Art kamen dorthin und hielten ſich auf , um den ge:
lehrten Abt kennen zu lernen , ſeine Kenntniſſe zu benu
Ben, Feine Bibliothek zu ſehen , oder gar unter ſeiner Lei
tung fich in der lateiniſchen und griechiſchen Literatur zu
vervollkommnen. Das Klofter, deſſen Daſeyn man kaum
Bekannt hatte , wurde durch ihn berühmt. Den Mönchen
lag wenig daran, und fie murrten über den bäufigen Zu
ſpruch ſo laut , daß Tritheim zuleßt nur ungern fremden
Gelehrten und angeſehenen Männern den längern Auf
enthalt im Kloſter geſtattete.
Erſt im Jahre 1488 begann Tritheim Bücher zu ſchrei
ben. „ Ich thue dieſes einmal darum,“ ſagte er, „ um mein
Gemüth allen eitlen und ſchädlichen Gedanken zu verſchlie
Ben, fürs andere aber, um doch meinen Verſtand zu üben,
wenn auch meine Schriften Andern nichts nüßen ſollten.“
Sein erftes Wert, von dem Urſprung, der Erwedung,
180

der Schönheit und Nüßlichkeit der Tugend u. f. w. über:


gab er dem Feuer. Darnach ſchrieb er Vieles zur Be
lehrung und Ermahnung der Mönche, das große Werk
de scriptoribus ecclesiasticis und andere, und verwidelte
fich mitunter in theologiſche Streitigkeiten.
Es konnte nicht fehlen , daß ein ſo gelehrter Mann in
jener Zeit in den Verdacht fallen mußte, ſich mit Zauber
künften abzugeben : Tritheim ſelbſt gab Gelegenheit dazu ,
ein darauf ſich beziehendes Gerücht in Umlauf zu brin
gen . Er ſchrieb an einen gelehrten Karmeliter, Namens
Boſt, wie er ein großes Werk (die Steganographie) un:
ter den Händen habe , welches von geheimen Sachen und
Künſten handle, die Nieinand vor ihm gekannt und ge
wußt habe. „ Was in meinem entflammten Gemüthe fich
darſtellt,“ ſagt er unter anderm , kann ich einem hundert
Meilen von mir Entfernten mittheilen , und zwar ohne
Worte, Zeichen , Winte ; ich habe dazu eine Weltſprache,
die aller Welt verſtändlich iſt, die ich nie gelernt noch ge
hört habe.“
Man ſieht, daß Tritheim Kenntniſſe vom Magnetismus
hatte , einer Wiſſenſchaft, die wie keine andere , durch das
Ungeſchick ihrer neueren Freunde heruntergekommen ift,
während fie , vernünftig ergriffen, zu den glänzendften Re
ſultaten führen würde. Gener Brief kam in fremde Hände ,
man las ihn , wunderte ſich , ſprach öffentlich davon und
Fürften und Gelehrte in Frankreich und Deutſchland wur
den aufmerkſam . Der Eine hielt den Verfaſſer des Brie
fes für einen ſehr gelehrten , der Andere für einen gott
begeiſterten Mann ; die Dummtöpfe fahen in ihm einen
Zauberer. Der Zulauf im Kloſter Spanheim mehrte fich,
Neugierigen kamen aus den entfernteſten Gegenden
Frankreichs herbei , Andere ſchickten Boten und Briefe.
Im Jahre 1500 ſcrieb Tritheim ein Werk de cruci
bus in hominium vestibus apparentibus. Im ganzen
Nahegaut , ja ſelbſt in Mainz , erſchienen nämlich auf lei
nenen Kleidern der Manns- und Frauensperſonen , auf
Bett- und Tiſchleinwand, ſelbſt wenn ſie verſchloſſen war ,
Kreitze. Als eines Tages in Sobernheim in der Kirche
das Salde geſungen wurde , fanden ſich zum Entreßen
181

des Volks . plößlich dreißig Kreuze auf den Kleidern der


Menſchen. Die Kreuze waren klein , von verſchiedener
farbe , wie Fettfleden im Gewande, und konnten nicht
ausgewaſchen werden , verſchwanden aber nach neun Ta
gen von ſelbft. Sie waren die Vorboten einer darauf
folgenden zweijährigen Peft.
Der Markgraf Chriſtoph von Baden beſuchte das Klo
fter zweimal, theils um die Bibliothek, theils um die Ge:
þeimniſſe Tritheims kennen zu lernen . In gleicher Abſicht
kam Philipp, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Baiern
mit ſeinem Gefolge ; er ſchickte Köche und Lebensmittel
voran , um dem Kloſter nicht beſchwerlich zu fallen und
fich die Mönche geneigt zu machen. Bald auch gehörte der
Kurfürft Ioad im von Brandenburg nicht nur zu den
Gömern des Abts, ſondern er wurde ihm inniger Freund.
Es war im Jahre 1502, als dieſer ausgezeichnete Fürft
dem Abte eine Menge Boten und Briefe ſanidte , die alle
ihn einluden , nach Berlin zu kommen und bei ihm zu
bleiben . Tritheim wollte jedoch dieſer Einladung keine
Folge geben. Dagegen beſuchte er den Fürſten in Frank:
furt, als derſelbe dort dem Fürſtenconvent beiwohnte (1503),
und wurde von ihm mit Ehren und Geſdenken überbäuft.
Als bald darauf der Krieg zwiſchen Kaiſer Marimilian
und dem Kurfürften Philipp von der Pfalz den Nahegau
verwüſtete , flüchtete Tritheim ſich mit Büchern , Papieren
und Geräth nach Kreuznach und kehrte erſt nach einem
halben Jahre zurück.
Im April des Jahres 1505 30g er auf das Begehren
des Kurfürſten nach Heidelberg. Schon bei der Abreiſe
fand er fich kränklich , die Ermüdung des Weges ſtürzte
ihn in ernſtliche Krankheit. Am fünften Tage nach ſeiner
Abreiſe begann die Verwirrung im Kloſter, die Wuth der
Neider und die Zügelloſigkeit der Mönche, die bisher feine
Perſönlichkeit im Zügel gehalten hatte. Nie kehrte er wie
der ins Kloſter zurück, vielmehr ging er, von neuem ein
geladen , zu ſeinem Gönner Joachim nach Köln , und folgte
ihm , doch nicht ohne vorher , von Speier aus , die Ver
waltung ſeines Kloſters angeordnet zit haben, nach Ber:
lin, wo der 24 jährige weiſe und lernbegierige Fürſt ihn
mit größter Auszeichnung als Lehrer aufnahm .
182

Tritheim blieb neun Monate bei Joachim und unter:


richtete ihn täglich vier Stunden in der lateiniſchen und
griechiſchen Sprache, in der Mathematit und Geſchichte.
Vielleicht auch ſprachen fie von Alchemie und Aftrologie ;
wenigſtens behaupteten ſpäter die Feinde des Abts , der
Unterricht im Lateiniſchen und Griechiſchen fey nur der
Deckmantel für das geheime Treiben zauberiſcher Künfte
geweſen. Gewiß iſt , daß der Kurfürft ftets eine große
Neigung für dieſe Wiſſenſchaften gezeigt hat.
Es war Tritheim , auf deſſen Rath Joachim die Uni
verſität zu Frankfurt fiftete ; ein für jene Zeit bedeu
tender Kultur- Fortſchritt der brandenburgiſchen Lande. In
des Abtes Beiſeyn wurde die Hochſchule eingeweiht ; fein
Freund Wimpfeling war der erſte Rektor.
Es wird nicht unintereſſant ſeyn, zu vernehmen, in wels
cher Art Tritheim die Sitten der damaligen Berliner ſchil
dert. Er ſchreibt am 20. Oktober 1505 : „ Die Einwohner
find gut , aber zu raub und ungelehrt ; fie lieben mehr
die Schmauſereien und den Trunk als die Wiſſenſchaften.
Selten findet man einen Mann , der die Bücher liebt,
ſondern aus Mangel der Erziehung und der Lebensart
ziehen fie die Geſeüſchaften, den Müßiggang und die Po
kale vor. Indeſſen gefällt mir ihre Frömmigkeit und Re:
ligion , in der ſie andächtig und eifrig find. Sie gehen
fleißig in die Kirche, feiern die Fefte der Heiligen mit
Ehrfurcht; fie halten die Faften ftrenge, und find in der
Religion um ſo viel eifriger, da bekannt ift , daß fie uns
ter allen Völkern die leßten geweſen , die den chriftlichen
Glauben angenommen haben . Die Ausſchweifung im Trin
ken wird von ihnen nicht für ein Lafter gehalten , doc
gibt es auch Viele, die fich deſſen enthalten , und die Ein:
zöglinge aus Franken und Schwaben , wie ich oft bemerkt
habe , find mehr dem Soffe ergeben , als die Landesein
wohner. “
Während der langen Abweſenheit des Abtes von Span
heim war das Kloſter in große Unordnung gerathen. Er
mochte um keinen Preis dahin zurüc febren , wie ſehr
man auch in ihn drang : ſeine Ruhe war ihm zu lieb.
Er ließ das durch ihn berühmt gewordene Klofter , di
183

von ihm aufgeführten abteilichen Gebäude, die von ihm


geſammelte berrliche Bibliothek und ſo manche ſchöne Ers
innerung, die fich an den Aufenthalt in Spanheim knüpfte,
im Stic , und übernahm die ihm angebotene Abtei von
St. Jakob in Würzburg.
„ Was mir zu leid geſchehen ,“ ſchrieb er damals , in:
dem er fich über die Ündankbarkeit der Mönche beklagte,
„ will ich verachten , nicht rächen . Ich bin nicht ſo ſehr
an den Ort gebunden , daß ich nicht auch außerhalb Spans
beim leben könnte. Wenn es ſeyn muß , ſo ift die ganze
Welt mein Vaterland. Ein Himmel wölbt ſich über eine
Erde, meine Wallfahrt geht nicht nach Klofter Spanheim,
ſondern nach dem Himmel. Der allmähtige Gott ift überal ,
leicht gebe ich alſo mein Klofter daran , wenn Gott es
wiù , wo ic Armuth und Mühe viel , Freude und Ruhe
wenig gefunden habe. “
An einer andern Stelle fagt er : „Wohl hing ich mit
ganzem Herzen an den zwei tauſend Bänden ſchöner Hand
ſchriften , die ich geſammelt; wenn ich aber bedachte , daß
mir der Tod ohnehin auch dieſe Freude rauben würde ,
ſo beruhigte ich mich. Einmal hat mich freilich eitles
Selbſtvertrauen getäuſcht; ich hielt das Lächeln der Mönche
für Freundſchaft, das Schmeicheln der Vornehmen für
Ehre, und was das lächelnde Glüd bietet, für ewig. 30
werde mich nicht zum zweiten Male täuſchen laſſen .“.
Mit dem Kurfürften Joachim blieb Tritheim in dem
ſchönſten Verhältniß. Der Kurfürft wünſchte ftets unter
ſeiner Anleitung im Griechiſchen und lateiniſchen weiter
zu kommen, und überhäufte ihn mit Geſchenken ; er ſchicte
ihm , wie wir weiterhin fehen werden , nicht allein Geld,
ſondern auch koſtbare Trinkgeſchirre, feltene und ange
nehme Speiſen nad Würzburg hin. Tritheim dagegen
wollte ſeinem Wunſche, für beftändig nach Berlin zu koms
men, nicht entſprechen, weil ihn das große Leben zu ſehr
jerftreut und von ſeinen Studien abgezogen hätte ; an
böfiſcher Sitte und an dem Talent, mit der großen Welt
umzugehen , mochte es ihm wohl nicht fehlen , da er ſeit
ſo langen Jahren mit Fürften und Herren im Berkehr
geftanden . ,,Ou baft mid oft ſagen bören ,“ drieb er
184

dem Kurfürften auf ſeine wiederholte Einladung , „ daß


das Hofleben mir in keinerlei Weiſe zuſagt. Ich werde
mir in meinem Orden eine angemeſſene Stelle ſuchen,
und nur , wenn mir das nicht gelingt , werde ich thun,
was ich nicht ändern kann . Dir aber danke ich für Deine
außerordentliche Wohlthaten , die noch weit größer waren ,
als alles , was du mir verſprochen hatteſt.“
Mehrere Briefe, die zwiſchen beiden gewechſelt wurden,
enthalten rührende Beiſpiele von gegenſeitiger Zuneigung.
Auf Weihnachten 1506 ſchrieb der Kurfürſt von Tanger
münde aus alſo lateiniſch an ihn :. Meine große Liebe
gegen Did), 'hochgelaörter Vater , und das noch friſche
Andenken der neueſten Denkmäler Deiner frommen Ges
lehrſamkeit, treiben , drängen , bewegen mich, Dir öfters
zu ſchreiben . Erſtlich alſo befinden wir uns ſämmtlich
wohl, Gattin , Kinder , Schweſter und Bruder. Es thut
mir herzlich leid, daß Dir Deine Neider ſo viel Verdruß
verurſachen , doch hoffe ich , Deine Weisheit werde unter
göttlichem Beiſtande ihre Nänke zu nichte maden. Daß
Dein gelehrter Lehrer Libanius feine irdiſche Hülle abge
legt und ſeinen Geiſt dem höchſten Urheber zurückgegeben,
iſt mir eine ſchmerzliche Nachricht geweſen , und ich trauere,
als wenn einer meiner theuerſten Freunde abgeſchieden
wäre. Wegen der von ihm nadigelaſſenen Bücher bitte
ich Dich, daß Du fie nicht in fremde Hände kommen läſ:
Teft, beſonders diejenigen , die mir nach Deiner Meinung
nüglich feyn können . Gern werde ich Alles bezahlen, was
Du beſtimmft. Uebrigens bitte ich Dich aufs dringendſte,
theuerſter Lehrer, febre doch auf Oftern oder Pfingſten zu
mir zurück. Jch bedarf Deiner, wie Du recht wohl weißt,
in manchen Dingen , und es darf ohne Nachtheil nicht
länger mehr gezögert werden. Melde mir doch durch die
fen meinen Boten Deinen Entſchluß. Wenn Du meine
Bitte erfülft, woran ich nicht zweifle, ſo melde mir die
Zeit , und ich ſchicke Dir den nämlichen Boten auf den
beſtimmten Tag mit den nöthigen Reiſekoſten und Du
ſollſt nicht unbelohnt von mir ſcheiden. Von den Büchern
in dem beigelegten Verzeichniſſe habe ich kein Eremplar,
es wäre mir angenehm , wenn Du fie mir bald zum Durch.
185

leſen verſchaffen könnteft. Nochmals bitte ich Dich , daß


Du meinem , wegen deß Aden in Dich gefeßten Vertrauen
entſprechen mögeft, eben ſo werde ich auch Dir in Allem
zu Dienſte feyn. Lebe wohl , behalte mich in liebevollem
Angedenken , es bleibe die längſt von uns geſchloſſene Freund
ſchaft unverleßlich. Nochmals lebe wohl.“
Bei Tritheims Annahme der neuen Abtei von Würz
burg, im Jahre 1507, ſchrieb Joachim mit eigener Hand :
Ehrwürdiger Vater , geliebteſter Lehrer , mit herzlicher
Liebe wünſche ich Dir zu der neu angenommenen Abtei
Glück, wo Du , wie ich hoffe, mehr Ruhe genießen wirft,
als in Spanheim . Ich flehe zu dem Admächtigen, daß
er Dich in derſelben nach ſeinem heiligen Willen ſo recht,
wie ich aus innerſtem Herzen wünſche, lange geſund und
glücklich erhalten möge. In Deinem leßten Briefe
verſprachſt Du , das von Dir herauszugebende Buch ſo
bald wie möglich zu vollenden. Iſt dieß geſchehen , lo
miethe einen treuen Boten auf meine Koſten und über
ſende mir alles ſobald wie möglich. Du erhältſt, Theuer:
fter, eine Tonne eingeſalzene Hechte und zwei Tonnen
Häringe, nimm fie geneigt auf , ich bitte Dich darum,
nicht um des Geidenkes willen , ſondern zu meinem Ans
gedenken. Diesmal habe ich weder Stör noch Salm has
ben können , ſonſt hätte ich fie Dir gern geſchickt. Was
ich nur Gutes für Dich aufbringen kann, thue ich mit
beſonderem Bergnügen , dieß verdient reichlich Dein Fleiß
und Deine Treue gegen mich. Mit Recht würde man mich
undankbar ſelten, wenn ich Deine Wohlthaten gegen mich
vergeſſen könnte. Innigſt wünſche ich , daß Du um Pfinge
ften zu mir zurückehrſt, oder noch früher, wenn es, ohne
Dir unangenehm zu ſeyn , geſchehen kann ; denn ich habe
viel mit Dir zu überlegen , was man einem Briefe nicht
gut anvertrauen kann. Weil Du ohne Einwilligung Deis
nes Biſchofs, meines Freundes, nicht gut kommen kannſt,
To ſende ich Dir einen Brief für ihn, worin ich ihn bitte,
daß er Dir Deine Nückkehr zu mir erlaube ; ich zweifle
auch nicht, daß Du ſelbſt das Mögliche zu Befriedigung
meines Wunſches bei meinem Freunde wirken wirft u . 1. w .“
Da der Abt das Verlangen des Kurfürften nicht ſo
186

gleich erfüllen konnte , lo ſchrieb er ihm dieß , und dankte


zugleich für die vielen Geſchenke, vorzüglich für die Fiſche.
Joachim antwortete mit eigener Hand (9. Mai 1507) :
„ Hochwürdiger Abt , in Chrifto geliebter Vater. Deinen
mir ſo ſehr lieben Brief habe ich erhalten ; ich erſebe
daraus, daß Du Dich wohl befindeft und ruhig und glüd:
lich lebft ; dazu wünſche ich Dir von Herzen Glück. Du
dantft mir ſo außerordentlich für meine Geſchenke , die
dod alle nur unbedeutend find. Ich wollte Dir durch
dieſelben nur meine Liebe und mein Wohlwollen zu Dir
zu erkennen geben . Den Brief meines Freundes , des
Biſchofs von Würzburg , habe ich erhalten ; er verſpricht
mir Deine Rückkehr in die Mark Brandenburg für zu:
fünftiges Jahr. Dieß .thut mir ſehr leid , indem Deine
lange Abweſenheit mir in mancher Rüdficht nachtheilig ift,
Deine Rüdkehr aber nicht allein nüßlich , ſondern ſogar
ſehr nothwendig wäre. Verſchiebe alſo ja nicht Deine Reiſe
zu mir über die beſtimmte Zeit hinaus , Du weißt ſelbſt
am beften , wie nöthig mir deine Gegenwart ift.
Vertraue mir zuverläßig , ich werde nie der unter uns
begonnenen Treue und Freundſchaft abtrünnig werden.
Ich bin kein wankendes Rohr und werde alles Gute, das
Du mir gethan , nie vergeſſen . Aufrichtig , redlich, liebe
vou ift mein Gemüth gegen Did , Du wirft es immer
unverändert finden . Ich ichide Dir , verehrteſter Lehrer
einen filbernen in : und auswendig vergoldeten Becher,
nicht als Geſchenk , ſondern als ein Zeichen meiner Liebe
zu Dir und als Unterpfand unſerer bis zum Tode be
ftändigen Freundſchaft. Nimm ihn geneigt an , und be
diene Dich deſſen oft zu meinem Angedenken. -
Lebe
wohl,Du Zierde Deutſchlands, Du Arche geſammter Weis
heit, fer meiner gedent bei Gott, liebe mich, wie ich Dich
innig liebe.“
Tritheim ftand nod in mannigfacher Berbindung mit
dem Kaiſer Marimilian , der ihn zu ſich nach Köln kom
men ließ . Er ſchrieb eine Menge hiſtoriſcher Werke , die
zum Theil noch heute gelmäßt find. Daß er fich ſelbſt
von aller Søwarzkünſtlerei frei hielt , geht aus einem
Briefe an den Mönch Boft hervor , in dem er ſagt:
187

„ Siehe, ich ſpreche vor Gott, dem Aưwiffenden, das, wo


von ich geſprochen habe , ift herrlicher , tiefer , erhabener
als ich zu beſchreiben vermag , und doch ift alles natür:
lich, ohne Betrug, ohne Aberglauben, ohne Zauberei, ohne
Anrufung der Geifterwelt.“
Tritheim ftarb in Würzburg im Jahr 1516. Sein fürft
licher Freund Joacim hatte den Schmerz, ihn zu be
trauern , und überlebte ihn noch lange.

XII .
Von Sdwarzkünftlern.
Duro Job. Wier * ).

Johann Wier , ein für ſeine Zeit aufgeklärter Mann ,


ward 1515 zu Grave an der Maas geboren , und ftarb
als Doktor der Medicin zu Tedlenburg 1588 . Weil er
zum Schuße der Heren auftrat und den Zaubereien der
Sowarzkünftler keine beſondere Wichtigkeit beilegte , er:
“) De praegistiis dæmonum . Von Teuffel& geſpenſt , Zauberera
und Gifftbereytern, Schwarşkünftlern , Heren ond Vnholden.
darzu jrer Straff, auch von den Bezauberten , und wie ihnen
zuhelffen rey , Drdentlich und eigentlich mit ſonderm fleiß in
VI. Bücher getheilet : Darinnen gründlich und eigentlich dars
gethan, was von ſolchen jederzeit diſputiert und gehalten wors
den. Erſtlich durdy D. Johannem Wier in latein beſchries
ben, nachmals von Johanne fuglino verteutſcht, jeßtund aber
nach dem leßten Lateiniſchen außgangenen Original auffs
neuw vberſehen , vnnd mit vielen heilſamen näßlichen ſtüden :
Audi ſonderlich hochdienlichen newen Buſäßen , To im Lateinis
den nicht geleſen , als im folgenden Blät zufinden, 1o der
Bodinus mit gutem grundt nicht widerlegen kan ,burdhauß
gemebret vnd gebeffert. Samptzu endt angehendtem newem vnd
vollkommenen Regiſter. Mit Rom . Renl.Maieft. Freyheit, auff
geben Jahr nicht nachzudruden, begnadet. Getrudt zu Frand:
furt am Mayn, durch Nicolaum Baſſeum MDLXXXVI.
188

klärt ihn Bodinus (man ſehe Abſchnitt XIV. dieſer Zelle )


felbft für einen Herenmeifter. Ich gebe hier aus Wier's
Werk De praestigiis etc. ſeine Nachrichten über Fauft
und andere intereſſante Bruchſtücke.
1 ) Man ſagt, daß auff ein zeit an Keyſer Marimilians
deß erſten, Hoff, vnder anderm geſpräch der zweven dapffe:
ren Helden , nemlid deß Hectoris vnt gedacht ſey
evorden . Da nun auß den Räthen einer fie höchlich ge
rhümet, vnd wie es ſo ſtreitbar davffere Männer geweſen
meldung gethan, iſt der Keyſer etwas luſtig worden , vnnd
geſagt, er möchte herßlich gern ſehen, wie ſie doch geftalt,
vnd wie groß ſie nur geweſen weren . Es war aber das
zumal zu allem glück ein groſſer Schwarşkünſtler am hoff
vorhanden , ſobald derſelbige von deß Keyſers wundích
etwas vernommen , lieſſe ſich gleich bören , er wölte das
ohn allen koſten vnnd ſchaden dem Keyfer wol zuwegen
bringen. Da nun dem Neyſer die rede verkommen , bat
er iin vor fich gefordert, vnd ihm ſeine kunſt zubeweiſen ,
aufferlegt. Der Schwarßfünſtler hat gleich geantwortet ,
er wölle ſolches thun ohn allen rein ſcaden vnnd nach
theil, wann er nur, ſo lang die Männer ſid) ſehen lieſſen ,
ſtillſchweigen vnd reinen mund halten fönte. Da er ihme
nun ftillzuſchweigen, vnnd darneben auch eine gute vereh:
rung zu geben verheiſſen , hat der Søwartkünſtler den
Keyſer in einem groſſen Cirkel oder kringen auff einen
berrlichen königlichen Stuel gereßt, darnach auß einem
buch heimlich etliche dinge abgeleſen, alſo bald hat Hector
an der thüren angeklopfft, mit ſolcher vngeſtüm , dz das
gange Hauß davon erzittert. So bald im aber auffges
than worden , iſt er zur thür hinein getretten ins gemac
in feinem ganzen Küriß , mit einem gangen eiſernen heu
glanßenden ſpien , vnnd flammenden augen , dermaſſen 03
erſchrecklich geweſen iſt anzuſehen. Er iſt auch gröſſer vnd
lenger geweſen , dann kein man zu dieſer Zeit ſeyn mag.
Nach dieſem ift kommen Achilles auch auff das ftattlichſte
angethan vnnd eben ſo groß anzuſehen , der leuchtet den
Sectorem gar (del an , vnnd rawunge ſeinen Spieß nicht
anders , dann als tvolte er ihn jeßo anfallen vnd zu bou
189

den ſchmeiſſen. Nach dem ſie aber vor dem Keyſer beyde
fich geneigt und dreymal auff vnd ab gangen, ſind ſie wi
der verſchwunden und beyde jres weges gezogen . Nach
dieſen zweyen ift auffgetretten auch der Prophet Dauid mit
feiner königlichen Nron und geſchmud , trug ein harpffen ,
und war was lieblicher anzuſehen , dann die zwen vori
gen , gienge wol auch , wie sie andern , dreymal für dem
Keyſer auff ſeinen Stul alſo fißend, vber, aber ohne alle
reuerenß vnd ehrerbietung , und nach dem verſchwand er.
Da nun der Keyſer den ſchwarß fünftler gefragt, auß was
vrſachen Dauid ihm keine reuerenß und ehr erzeigt hette ?
Hat er jme zur antwort, es rey darumb geſchehen , dieweil
Dauids fönigreich alle andere reich auff erden vbertroffen
bab , und Chriſtus deß ewigen Gottes Sohn , auß dem
geſchlecht und ſtammen Dauids nach dem Fleiſch geboren
ſey worden.
2) Und hieher ſchickt fich nicht vbel die hiſtorien vom
Pfeiffer ſo ſeines bundten vielfärbigen kleides halben , Bund
ting geheiſſen , die zu Hammeln in Braunſchweig fich zu
getragen hat. Dann als derſelbig von der Stadt die groſs
fen Meuſe oder Katten, zuuertreiben , gedinget, vnd aber
nicht gehalten, was ime verſprochen vnd zugeſagt worden ,
bat er mit nachfolgender erſchredlichen that ihnen ihre vn
dandbarkeit wieder vergolten, vnd eingetrenckt. Dann im
Jar 1284. den 26. Bradmonats kömmet er wieder in die
Stadt , bringet mit ſeiner Pfeiffen auf einer gaſſen , die
den nahmen hernach von der geſchicht vberkommen , an
Kindern zuſamen Knaben und Meidtdlein durch einander
130. dieſelbigen führet er mit ſich zur Stadt hinauß, nach
dem gericht zu , ſonſt unterm Roppen genannt an der
landtſtraſſen gegen mitternacht, daſelbſt verſd lingt ſie plöß
lich das Erdtreich daß keines mehr von inen , nach der
zeit, geſehen worden iſt. Dieſes findet man zit Hammeln
in Protocoln vnd Jarbüchern Fleiſfig auffgezeichnet, ja
man liefets aud in der Kirchenbüchern daſelbſt, vnd fichts
in Fenſtern gemalet , wie ich mit meinen augen ſelbſt ge
Tehen vnnd darumb davon zeugen kan. Auch hat der Rath
vor alters, zu beſtetigung dieſer geſchichte, in brieffen vnd
Codicillen alwegen gepflegt bey einander zuſeßen, das jar
190

Chrifti und auch des außgangen dieſer Kinder. Vnd auff


den heutigen tage, darff keiner zur ewigen gedächtniß dies
Per geſchichte in derſelbigen gaſſen , da die Kinder durch
gangen , zur Stadt hinauß , weder tanßen noch trommen
ſchlagen , vnd wann fichs etwan zutregt , das Hochzeiten
dadurch gehen , ſo halten fie ſo lang mit dem Seitenſpie
len ftil , biß fie gar berdurch ſeind. Auch hat die Straß
oder gaffe den namen daher kriegen , das fie Heift Burges
loſeſtraß. Man ſagt es ſey dieſes geſchehen morgents frűe
nach fleben vhren , und daß vnder andern Kindern auch
mit drauff gangen reyen , deß Bürgermeiſters tochter, die
erwachſen und ſchon mannbar geweſen iſt. Ein Knabe
aber , der noch unangethan geweft, ift deß wegs wol ein
theil den andern nachgefolget, dieweil er aber vnbekleidet
geweſen, ift er wieder zu růd nad beimzugelauffen, willens
Feine kleider vor zuholen, vnnd als dannden andern nach:
zueylen . Mitler zeit aber , reind fie alle mit einander in
einer kleinen gruben deß, Hügels , die man mir gezeigt,
drauff gangen , vnd nicht mehr geſehen worden. Da hat
fich entlich gefunden , das der Pfeiffer niemandts anders,
dann der leidige Teufel, der ohn vnterlaß nach mordt vnd
blut deß Menſchen hungeret und dürftet, geweft feye.
3) Olaus Magnus ſchreibt im 3. Buch am 4. Capitel
von Mitternächtigen Völdern , einen fürtrefflichen Zäube:
rer, deſſen Nahmen Methotin geweſen ſey, welcher mit ſei
ner betriegeriſchen kunft den einfältigen Leuten dermaſſen
ire augen und ortheil verblendet, daß fie ihn nit allein in
boher wirde , authoritet und achtbarkeit, ſondern auch für
einen Gott auffgeworffen, vnnd darzu mit Opffern verchrt
baben. Vnnd dieweil er das ampt eines öberften Priefters
der vntödtlichen Götter under inen trug, habe er die Opf
fer vnd Ceremonien alſo fleiſſig abgetheilt vnd geordnet,
daß ein jeder Abgott fein fonderbare manier vnd gattung
in ſeinem dienft und Opffern batt. Denn er fürwendet,
so einer oder mehr auß den Göttern verleßt und erzűrnt
würde , möchte ſolcher zorn mit gemeinen opffern , oder
durch ein ander gemengete Ceremonien nit abgeftellt und
verſühnet werden. Aber als ſein ſchaldheit zu leßt außs
brach , iſt das gemein vold den nechften auß grimm fua
191

fammen gelauffen , und in , wie die Schwein einen hund


verrüchlen, und von demſelben erſchlagen. Dieweil aber
von ſeinem ſchelmigen Cörper ein ſchedliche ſucht, die et
wan manchen menſchen koftet, außgienge , find fie zu ges
fahren in wider außgegraben , vnnd an ein pfal mennig
lichen zu einem ſchawſpiel vnnd fingerdeuten , auffgehebt,
wie denn folds ſein erlogene, betrogene Handthierung, mit
deren er die zeit ſeines Lebens ommgegangen, wol beſchuldt
vnnd verdient hat. Er erzelt weiters in gemeltem buch,
am 18. cap. daß in Landen ſo gegen Mitternacht gelegen,
onder andern Abgöttern , ein berümbter Zauberer, mit
namen Hollerus, fey verehrt worden , welcher denn mit
groſſem beſchiß und fonderbarer ſuperftition , die fach jo
weit hab mögen bringen , daß er gleicher berrligkeit mit
Othino mitten vnder den Göttern ift theilhafftig worden.
Vnnd iſt auch vber das in waffen und zäubern ſo berümbt
worden , daß er vber das wilde Meer zufahren , an ftatt
reß Schiffs , ein Bein , ſo er darzu beſchworen vnnd ver
regnet, brauchte, off welchem er eben ſo ſchnel, als ob er
Segel vnnd Windt zu gehüiffen hette, dahin gefahren, alle
binderniß und gefehrligkeit ſo auff dem Waſſer begegnet,
vberſtritten hat. Damit aber zu leßt offenbar würde, daß
er ein fterblicher Gott were, ift er auß vergunft von etli:
chen die ihm ſo groß lob vergönneten, hingericht vnd vmb
gebracht worden. Deßgleichen thut er auch eins Däniſchen
Meerräubers, ſo Dodo gebeiffen , meldung, welcher offters
mals ohne ein Schiff dasMeer durchftreiffet, vnnd die
Schiff feiner feinden durch ſturmwind vnd vngewitter , lo
er mit ſeinem Zäuberwerd erwedt, vmbgekehrt habe. Als
er aber zu leßt einem Feind, ſo geſchidter weder er, ond
deßhalben fich auch auff die münß nit ein wenig verftunde,
in die bären gefallen , ift er von einem Wirbel, darauff
ihm aber biſher mit trodenem fuß zu wandern , ein ge:
ringe , arbeit geweſen , elendiglichen erſeufft worden.
4) Als vor zeiten zu Cracaw in Poln die Schwarßkunft
inn offentlicher Schulen gelehrt vnd getrieben worden, ift
bahin kommen einer mit namen Joannes Fauftus, von
Kündtlingen bürtig , der hat dieſe döne funft in furßem
Po wol begrieffen, daß er hernach kurß zuuor , ehe denn
192

man geſchrieben tauſendt fünffhundert und vierßig , dieſel:


bige mit groſſer verwunderung, vielen lügen , vnd vnſeg:
lichem betrug hin und wieder in Teutſchland one ( chew
zutreiben vnnd offentlichen zu practiciren , angefangen hat.
Was für ein felßamer Brillenreiſſer aber vnnd Ebenthewer
er geweſen , vnnd was für ſelßame ſtüdlein er geföndt
habe , wil ich hie nur mit einem Erempel darthun dem
Leſer zam beſten , doch mit dem beſcheidt, daß er mir, er
wölle es ihme nicht nachthun, zuuor verſpreche ondogelobe.
Als vff ein zeit dieſer ſchwarßkünſtler Fauftus feiner böſen
ſtück halben zu Battoburg, welches an der Moſe ligt, vnd
mit dem Herßogthumb Geldern grenßet, in abweſen Graff
Hermans inn hafften kommen, hat ihme der Capellan deß
orts , Herr Johan Dorſtenius , ein frommer einfältiger
manne , viel liebs vnnd guts erzeiget , allein der vrſach
halben , dieweil er ime bey trewen vnd glauben zugeſagt,
er wölte ihn viel guter Künſte lehren , vnd zu einem auß
bündigen erfahrnen manne machen. Derohalben , dieweil
er ſahe, daß Fauftus dem Trundſehr geneigt war, ſchickte
er ime von hauß auß ſo lang Wein zu , biß das fäßlein
nachließ vnd gar leer wurd. Da aber der Zauberer Fau
ſtus das mercket, vnd der Capellan auch ſich annahm , er
wollte gen Grauen gehen und ſich daſelbſt barbieren laſſen ,
lieſſe er ſich hören, wann er jm mehr weins geben wolte ,
ſo wölt er ihn ein kunſt lehren , og er on ſchermeſſer und
alles deß barts abkommen ſolte. Da nun der Caplan ng
gleich eingienge, hieß er ihn ídlecht auß d' Apotede hin :
nemmen , Arsenicum , und damit den bart vnd kinne wol
reiben, vnd gedachte mit keinem wörtlein nit, dz ers zuvor
bereiten, vnd mit andern zuſeßen brechen ſolte laſſen. So
bald er aber das gethan , hat jme gleich das finne ders
maſſen angefangen zu bißen vnd brennen , daß nit allein
die haar in außgefallen , ſondern auch die haut mit ſamps
dem fleiſch gar abgangen iſt. Diß Bubenſtücklein hat mir
der Caplan mehr dann ein mal , aber allweg mit beweg:
tem mut ſelbſt erzelet. Noch ein anderer iſt geweſen , den
ich auch wol gekannt, der hatte einen ſchwarpen bart, vnd
war bräunlich von angeſicht, von wegen ſeiner Melancho
liſoen Complerion , wie er dann auch dero vrſachen bal:
193

ben zeitlich am Milßen ſich vbel befande. Als derſelbige


den Zauberer Fauftum auff ein zeit beſuchte, ſagte er frey
offentlich zu ihme, Fürwar ich meinte nicht anders , dann
du wereft mein ſchwager , meiner Schweſter Mann , fabe
dir derhalben gleich nach den Füſſen , ob du lange vnnd
frumme Klauwen daran etwan berfür guden betteft. Ver:
gliede alſo den guten Mann, dieweil er ſchwarß war von
Angeſicht, als er zu ihm eintrat , dem Teuffel, vnd nennet
denſelbigen auch, wie ſonſt allweg rein gebrauch war, ſei:
nen Sowager. Aber ſein lohn iſt ihme zu leßt auch wor:
den. Dann , wie man ſagt, ſo iſt er in einem Dorff, im
Wirtenberger Landt , deß morgens neben dem Bette , tod
gefunden worden, vnnd das Angeſicht auf dem Rüden ges
habt, vnd hat ſich dieſelbe nacht zuuor ein ſolch getümmel
im Hauß erhaben, daß das ganße Hauß davon erzittert ift.
5) Es iſt ein Schulmeiſter zu Goßlar geweſen, der hatte
deß vnſeligen ſpendtlichen Zauberes Fauſti kunſt auch ftu:
dieret vnnd gelernt, wie er den Teufel in ein Glaß durch
Segen vnnd Zauberiſche ſprüche bannen ſolte. Derſelbige
gehet ein mahl auff einen tag ein mutter Gotts alleine
hinauß inn den Waldt , auff daß ihn niemandt an ſeiner
kunſt hindern könnte. Da er aber anfieng den Teuffel zu
beſchweren , wurde er jrr in der kunſt vnnd fehlet. Da
erſcheinet ihme der Teuffel behende in gar erſchrodentlicher '
geftalt, mit fewrigen augen , hat ein naſen, die war gekrüm:
met wie ein Ochſenborn , vnd lange zähne wie ein Eber,
war harecht vmb die bađen wie ein Kaß, vnnd ſonſt überal
foredlich und grauſam anzuſehen. Deſſen erſchridt der
Schulmeiſter ſehr , fellt zu boden nicht anders, als wanı
ihn der Donner getroffen hette, ligt da etliche ftunden auff
der Erden als were er halber todt. Leßlich nachdem er
fich wieder erholet, vnnd nad heimzu gehen wolte, kamen
ihme hauß vor der Pforten entgegen etliche ſeiner Freunde
ond befandten, die fragten, warumb er ſo bleich vnnd er:
ſchrođen were, da kundte er für ſchreden vnnd zittern kein
beſcheidentlich wort antworten , ſondern wütet vnd tobet
nur wie ein vnſinniger Menſch, biß zu außgang deß Ias
res , da fieng er erft an wieder zu reden vnd zuerzehlen ,
daß der Sathan in der geſtalt, wie vor gemelt, ihme er:
II . 13
194

fchienen were , und nach dem er fich berichten vnnd mit


dem heiligen Sacrament verſehen laſſen , hat er ſich dem
HErrn befohlen , und den dritten tag hernach ſein geift
auffgeben .
6) Vnder folche Bücher mag auch billich gezehlt werden ,
das ſchendtliche Büchlein , ſo fürßlich stwan von einem
Gottloſen Tropffen in Trud verfertigt, vnnd dem Ehr:
wirdigen Herrn Heinrico Cornelio Agrippe, meinem alten
Tiſchberrn vnd Preceptor zugeſchrieben, vnnd vnder ſeinem
Namen an tag iſt gegeben worden. So er doch vor fies
ben vnd zwanßig jaren , ongefehr , mit tost abgegangen
iſt. Daber denn gut zu ermeſſen , was vnbilligkeit im von
den loſen Kunden , erſt nach ſeinem abgang wiederfahren
Tey , dieweil vnder ſeinem Namen ein ſolch beßlich Scrip
tum ans liecht kommen , welchem auch , damit er deſter
anmütiger were, vornen her, ein fein färblein , als ob es
nemlich das 4. buch von der heimlichen Philoſophey, oder
der Magiſchen Ceremonien , ja ein Schlüſſel der vorigen
Freyen Büchern und ganßen Magia fey , angeftriden iſt
worden . Aber es ift viel geſchrey vnnd wenig wollen , es
find lauter unnüße geſchweß , die fich eben zuſammen reia
men wie ein Fauft auff ein Aug , und ein Kugel an die
Wand. Pnnd zwar wenn ſchon einer der nichts ſollenden
Zäuberkunft ganß vnd gar ergeben were, onnd der Fach),
wie dieſer Antor lehrt vnd befihlt, mit höchftem Fleiß nach
führe , den bandel an der figur der Welt anhebendt , die
Buchſtaben von aufgang etwan eines Planeten der zwölff
zeiden nac , durch alle gradus, auch auß allen gradibus
ſo der Planet anſchauwet , vom gradu aſcendentis rings
berumb , herauß klaubte vnnd zuſammen leje , wie denn
der Brillenreiſſer ein groß geſchweß davon macht, wirdt es
doch vergebens, auch koſten vnd arbeit verlorn reyn.
7) Vnd dieweil ich ein mal auff Cornelium Agrippam
deß buchs halben , welches im , wie vor angezeigt , felſch
lich zugeſchrieben wirt, kommen bin , ſo kan id der lieben
Wahrheit zu guten nicht verſchweigen, was davon zu hal
ten rey, daß etliche namhafftige Leuthe von gemeltem Cor:
nelio Agrippa ſchreiben , er habe biß an ſein leßten Teuff
ten einen Teuffel zum geferden, und in Hundts geſtalt mit
195

Fich lauffen gehabt, welcher zu leßt auch nach ſeinem todt


verſchwunden feye. Was nun mein Perſon hie anlangt,
fan ich mich fürwar nicht genugſam verwundern, was doch
dieſe hohe vnd anſehentliche Leuthe für nöth angangen ſey,
daß fie ſolche labnien zotten vnd vngeſchidte ding haben
gedenden, reden , und durch den offentlichen Truc ausſprens
gen dörffen , deſſen ſie keinen andern grundt vnd beſſeren
beweiſtumb auflegen können , dann das gemeine geſorey
der Leuthe, welches doch erſtunden vnd erlogen iſt. Was
aber den ſchwarßen Hundt anlangt , iſt es wol war daß
er einen gehabt hat, der zimlichen groß geweft, und einert
Franßöfiſchen nahmen, Monſieur gehabt, welchesauff teutſch
ſo viel heiſt, als ein Herr , habe ihn auch beſſer gekandt,
dann keiner, ja mit meinen Händen zum offtermaln, wann
ich etwan mit Agrippa außgangen bin , an einem bären
ftrid ſelbſt daher geführet, iſt aber nicht, wie die ſage ge:
bet, ein Teuffel, ſondern ein rechter, warhafftiger , natür:
licher Hundt geweft, vnnd zu warzeichen ein Mänlein,
welchem er auch, au dieweil ich noch bey ihm zu hauß ge:
weſen, eine Hündin aufferzogen, die an farben vnd geſtalt
deß leibes, dem mänlein gar ehnlich geſehen , vnd auff
Franßöfic Matamoſelle gebeiffen, welches auff Teutích fo
viel heift, als ein Fraw im hauß. Daß aber das geſchrey
von ihm iſt außkommen , mag vielleicht die vrsachy feyn,
dieweil er den Hundt ſo lieb hatte, aud zu weilen , wie
vieler gebrauch iſt, füfſete, vnd gemeiniglichen bey fich am
Tiſche an ſeiner Seiten fißen, vnd nachdem er Anno , u .
tauſendt fünffhundert dreyſſig fünff, fein Weib, die Meche:
lerin, zu Bonn verſtoſſen , bey fich inn feinem Betthe on
derm Leiltuch des nachtes ſchlaffen hatte, wie er denn auch
fets. faft den gangen tag vber dem Gemach , da Agrippa
feine Librarey innen hat, die trauwen groß vnd herrlich
ware, auff dem Tiſche zwiſchen mir vnd ihme lage, wann
wir gegen einander vber faſſen und ftudireten. Es mag
auch das geſchrey vielleicht daher ſeinen vrſprung vberkom
men haben , dieweil Agrippa , dazumal mein Herr , ftets
daheim vber ſeinen Büchern raß, auch offt in acht ganger
tagen nicht ein tritt vor8 Hauß herauß thete , vnnd dody
gemeiniglich alles wuſte , was hin vnnd wieder geſchahe ,
oder fich zutruge. Dieſes haben etliche unverftendige greu
196

ben Leuthe, auch da ich noch bey ihme geweſen bin, dem
Hundt als einem Teuffel zu geſchrieben. Aber in der War:
heit davon zu reden , ſo hatt ers niergendt anders wober,
dann auß den Brieffen die von allen orten onnd enden
ber durch Gelehrte Leuthe täglich an ihn geſchriebenwur:
den. Inn demſelbigen tauſendt fünff hundert fünff vnd
dreyſfigſten far, iſt er auch von Bonn gen Leon gezogen,
vnnd auda von Franciſco dem Könige auß Frandreich ge:
fangen worden , dieweil er hart wieder ſeine Mutter gee
førieben hatte , aber durch etlicher Vorbitt , ift er wieder
ledig worden , vnnd nach wenig Monaten zu Gratiano:
poli im Delphinat gelegen , im Herren entſchlaffen , zu
welcher zeit ich dann ſelbft in Frandreich geweſen, und zu
Pariß mich gehalten habe.
8) Zu Magdeburg ift auff ein zeit ein felßamer zäube
rer geweſen, welcher in gegenwertigkeit einer groſſen menge
zuſebern, , von denen er ein groß gelt auffgehebt, ein wun:
der kleins Rößlein das im ring vmbher tanßet, gezeigt,
und wenn ſich denn das Spiel zum Ende nähert , beklagt
fich der Poſſenreiffer, wie er bey der vndandbarn welt ſo
gar nichts nußes ſchaffen möchte , dieweil menniglichen ſo
karg, of er fich betlens kaum erwehren möchte. Deßhalben
ſo wölte er recht von inen vrlaub nemmen , vnd den aller
nechften gen Himmel, ob vielleicht ſein fach dafelbft beſſer
würde, fahren. Vnnd als er dieſe wort geſprochen , warff
er ein Seil in die höhe, welchem das Rößlein (wie es fich
dann lieſſe anſehen ) one allen verzug ftraţs nachfure, der
Zäuberer erwiſchets bey dem wadel, Fein Frauw ihne bey
den Füſſen , die Magd die Fraw bey den Kleidern , alſo
daß fie aue, als ob fie an einand' weren geſchmidet gps
weſt , nach einander ob fich dahin fuhren. Als nun das
Vold da ftund , dj maul offen hatt , und ob dieſer fach,
wiewol zugedenden , erſtaunet war, kam on alle gefehr ein
bürger daher , welchem , als er fragt wz fie da macten ,
geantwortet ward , der gaudler wer mit feim rößlein in
die lufft gefahren. Darauff er fie berichtet , er habe in
eben zu gegen ſeiner Herberg geſehen daher gehen. Als
ſie nun vermercten dz er jnen ein boſſen gemacht hat,
find fie recht auch den nechften heim gezogen . Nu diſe
änfte alleſampt vnnd ſonders, fie laſſen fid gleich anſehen ,
197

wie fie immer wöllen , find fie doch im grundt nichts anders,
denn ein ſchedlicher betrug der Teuffeln, zu gewiſſem ver:
berben , deren , fo fic ihren annehmen und unterziehen ,
angerichtet.
g ) frommen und ehrliebenden Menſchen zu gutem, da:
mit fie den ſchendlichen betrug , welchen die Landtfährer
und Schwarßkünftler in geſundtmacung vnnd beylung der
Bezauberten mit jren Charactern, zahlen, ſtimmen vnd ber
rohweren gebrauchen , deſto beſſer erfahren mögen , hab ich
nag folgendts abn tag geben wöllen. Aber mit ſolcher
narrheit und fantaſteren haben die Leut wöllen betrogen
feyn. Am Donnerflag, welcher dem Jouf zugeeignet, vnd
in der ftunde Jouis, darinn ſolches Zeichen fein befte trafft
vnnd regierenden gewalt bat, da wird genommen ein blech
und darauff nachfolgende Tafel gegraben. Im zunemens
den Monden ſoltu ſagen : O Jupiter , der gröffeft
ELOHEonder
ELOHIM
D AN I EI " ;
SA

SIGILLA
And

AH RA
XA F1 :K TRAG
TE DU22 4 14 15 1
917612
511 108
1612 3113
iosiPhIEL
7 –
1 98
M
198

den Planeten , ein füffes mildes glüd, O Damaſſes, Me:


hadis , Camas , Jadas , Dichidos , Offidius, Conores , ich
beſchwere dich durch den der dich geſchaffen , verordnet vnd
geleßt hat, nach dem es im gefellig geweſen , dj du mir
in dieſem werd wölleft behülfflich ſeyn , damit durch krafft
dieſes blechs alle zauberey mög auffgelöſet vnd vertrieben
werden, vnd dem jenigen ſo es bey fich tregt, gewin brins
gen, gunft vnd liebe, fried und einigkeit bey den menſchen
erlangen , Omitetore Zedelay Troppines Zozin Agare
Bitelbault, Viteluault Yton , durch den welcher zukünfftig
ift zu richten die lebendigen vnd die todten, vnd die welt
durchs fewer, Amen. So dieſes zum dritten mal geſpro
chen , fou das blech mit maſtir, Olibano, vnd Paradiſholt
bereuchert, vnnd in eim Citrin färbigen ſeidenen tuch ver:
waret oder getragen werden .
Wenn einer nun durch dieſes blech ſeine funft beweiſen ,
ins werd ſeßen, vnd die zauberey offlöſen wil, ſol er dieſes
blech ins fewr legen vnd alſo ſagen : D ir geifter Jouis
der lieb vnd gunft, verſchaffet dz ich jederman lieb, anges
nem und gefellig ſeyn möge, yeſeraye gebt gewalt, 03
gleich wie difes bled im fewr erhißiget, daß auch alſo, ?c.
Darnac fou 03 blech auß dem fewr gezogen , vnd im
wein geleſchet werden, und ſoll alſo ſprechen : Gleich wie
diſes blech im wein außgeleſcht wird , alſo muß auch alle
zauberer außgeleſcht werden , z . Wenn er dieſes geſchmedt
und getrunden hat, loth , he, vau, het, es geſcheb, es gee
ſcheh, es geſcheh, Amen. Vmb derer willen, ſo da unters
ftehn aller abgötterey und abergläubiſcher faßerey anzu:
hangen vnd nachzufolgen , hab ich das vorgeſeßte nit voul
kömlich erzehlen oder erfleren, ſondern vil mehr den abers
gläubiſchen , den ingang zum irrthumb vnd böſen , ver:
ſchlieſſen wöllen . Galeno , der da ſpricht, es werd die
ſubſtanß vnd nit die barbariſchen wort , wie etliche Ver:
führer vnd fahrende Schüler zu thun pflegen, auffgehendt,
wöllen wir hierin glauben geben .
10 ) Zu gutem aber allen und jeden Zauberern ſo ab :
ſtehen vnd fich bekehren, wil ich das lautprecht erempel des
81. Römiſchen Bapft Sylueſters deß andern diſes namens,
auß Platina, Nauclero, Petro Premonftratenſi, Bennone,
199

Cardinale , auch auß der Chronica bruder Martins Pres


diger ordens anziehen. Dieſer Bapſt, ſo vor nacher Gil
bertus genannt , ein angeborner Franßoß, hat, wie man
ſagen wil, durch böſe fünft nur zu dem Bäpftlichen Stul
einen zugang gemacht. Denn als er noch gan jung, iſt
er in dem Florentaliaſchen Clofter nit weit von Orliens
zu einem Münch inauguriert worden. Vnd nach dem er
dem Clofter vrlaub geben, iſt er dem Teuffel, dem er fich
denn ganß vnd gar ergeben , nachgefolgt. Vnd damit er
ſein fürnemmen defter beſſer in das werd bringen möcht,
iſt er gen Hiſpalis in Hiſpanien gezogen, und alda einem
Saraceniſchen Philoſopho , ro ein außbund von einem Zau
berer, fich vndergeben : Er hat aber vnter anderm bey erft
gemeltem Mago ein Sowarßkünftler Buch erblicet , vnd
als bald wie er dieſelbig erzwadt, vnd ein farht mit ihm
zu S. Diobelt thete, betrachtet. Dieweil vnd aber daſſel
big buch gar fleiſſig und untreuwlich verwaret vnd behal
ten ward , hat er leßlich durch hülff ires gemeinen Wirts
Tochter, mit deren er, ich weiß nit wz kundſchafft hat, ſo
vil das im heimlich zuleſen worden ift, zuwegen gebracht,
und nach dem er es von jren mit dem geding empfing,
daß ers fren bey guten trewen widerumb geben und zus ,
banden ſtellen wolt , ift er dahin gefahrn , und hinder der
thüren, wie man ſpricht, vrlaub genommen . Und dieweil
er auß trieb ſeiner ehrgeißigkeit vnd vnmeſfigen teuffeli.
faen begierden , vber die allgemein Catoliſce Kirch zu
berrſchen getrieben ward , hat er durch miet , gaben vnd
ſchendungen , damit er etlicher vorſtendern bende geſalbet,
die rach in furßer frift dahin gebracht, daß er erftlich Bi.
fchoff zu Rems, als denn zu Rauenna : vnd leßlich ( als
Petrus Premonftratenfis daruon ſchreibet, im jar nach der
geburt deß Herren Chriſti 1000. wie aber die andern wöl.
len , Anno 997) nit ohn fonderbar anhalten , mit hülff
und beyftandt deß leibhafftigen Teuffels Bapſt zu Rom
worden : jedoch mit dem anhang, geding vnd vertrag , daß
er Gilbertus mehrermelt nach ſeinem toð vnd abgang mit
ſeel vnnd leib deß Teuffels , durch welches vnderhandlung
er den Römiſchen Stul beſeſſen , immer ewiglich were vnd
bliebe. Vnd wiewol er die zeit ſeiner verwaltung des
200

fteuwerruders in S. Peters Schifflein (wie man dazumat


vermeint) die Zauberkunft zimlich verbergen vnd verdruden
kund : ſo hat er doch an einem heimlichen ort ein ärin
haupt, von welchem er, wenn er anderſt deß böſen Geifts
raths nottürftig war , ſeinen beſcheid empfieng. Zu leßt
als Gilbertus , als der lang zu regieren ganß begierig,
den Teufel befragt, wie lang er doch zu Rom regieren,
vnd an S. Peters ftatt, Pörtner deß Himmelreichs reyn
würd, hat er ihm , wie denn ſein alter brauch vnd gewon.
beit iſt, mit ganß zweiffelbafftigen worten auff ſein frag
geantwortet: Sit es fach daß du Hieruſalem nit erreicheft,
lo ſtebet es darauff du dörffteft ein alter Mann werden.
Als er nun auff ſolches in dem 4. Jar , erſten Monat,
vnd 10. tag ſeines Pontificats und Bäpftlicher verwaltung
in der Kirchen zu dem heiligen Creuß Meß hielt , ift er
vnuerſebener ſach eins mals von einem ftrengen Feber ans
gegriffen und überfallen worden. Auch dieweil und die
böſen Geifter ein grauſam ideußliches rumpeln vnd getűm
mel (als wenn die Bauwren vou vnd toll auff einer Dorff
kirchweihe ein ander vber den kopff witſchen ) erhübe, genße
lich, daß er die matten hinab müſte vermeint. Aber nach
dem vnnd der gut fromb Bapft ( ift es anders war) rau.
wen vnd leyd empfieng , auch den ſchweren jrrthumb deß
Zauberwerds , deß er fich ein lange zeit vnderzogen , vor
dem ganßen Bold bekennt, vnd berßlich beweinet: Hat er
erftlich alle die, ſo onder augen vnd zugegen , ernftlich ver
manet, daß fie alle ehrgeißigkeit und teufeliſche betrug hins
weg gejeßt, wol und religlich ihr leben anrichten vnd zu:
bringen wölten. Darnach hat er die Vmbftender alleſampt,
vnd ein jeden in ſonderheit gebetten , daß fie onbeſchwert
reyn wolten, nach ſeinem abſcheid den todten Cörper, wie
er wol beſchuldet, zuſtüden zerriſſen , und hin und wider
geworffen , auff einen ſcheiterhauffen zulegen, vnd an dem
ort vnd end, dahin er denn von Roffen freywilliglich, on:
gezwungen vnd getrungen geſchleifft würde , zu begraben.
Als er nun aber auff dem leßten löchlein pfeiff, vnd jeßt
an feinem abtruden war ( ſpricht Benno ) hat er begehrt,
of man im zungen und die bänd abhauwen wolt, mit wels
gen er dem böſen Geift ro offt geopffert, und hiemit den
201

theuwren Namen Gottes geomet vnnd geleftert bette.


Derhalben man ſagen wil ( wie Patina anzeigt ) daß in
die Roß , auß Gottes fürſebung vnnd verordnung , von
ihnen felbft, freywilliglid unbezwungen und getrungen biß
zu der Lateranenfiſchen Kirchen geſchleifft haben , da denn
auch endlich ſein Cörper zu der Erden beſtattet worden ift.
Damit vnd daß die laſterhafftigen Zauberer wiſſen vnnd
verſichert ſeynd, daß fie noch bey Gott verzeihung erwar.
ten ſeynd, ſo ferr vnnd fie in dieſer vmb begangene Sünd
reuw ond leyd tragen.

Determination vnnd außzielung der Theologex ju Pariß, fo Anno


1398 vber etliche Superſtition , ſo newlich entſprungen und an
den tag bracht: geſchehen vnnd gemacht.
Der erſte Articel iſt dieſer , wer da ſagt wenn man
durch Schwarße Runft, Zauberer, vnnd falſche anruffung,
Freundtſchafft, gemeinſchafft und hülffe der Teufel ſuchet,
daß es nicht Abgötterey rey, der jrret. Dieweil der Teufs
fel ein frecher vnuerföhnlicher und abgeſagter feindt Gots
tes und deß Meniden iſt , hat auch keinerley gewalt noch
recht wie ander vernünfftige vnd vnuerdampte Creaturen
baben , an der Göttlichen ehre , gewalt oder herrſchung,
ſeyn auch zu ſolchen zeichen , wie die imagines vnnd Kirs
den , daß Gott in inen ſoit angebettet werden , geftifftet
noch verordnet.
Der zweite Artidel, wer da ſagt, daß es fein Abgötte:
rey rey , den Teuffeln etwas opffern, oder, darmit fie deß
Menſchen willen vnd begerens erfüllen , etwas verheiſſen ,
oder fie mit etwas zuuerebren , derſelbige irret.
Der dritte , wer da ſagt, wenn mit den Teuffeln ein
Pact oder Verbündtnuß , es geſchehe beimlich oder öffents
lid , angerichtet werde , es rey kein Abgötterey , oder ein
species derſelben , oder der apostasiae, derſelbige jrret.
Bnd wir vermerden und befinden, daß in allen abergläus
biſchen obscruation, ein pact einuerwidelt rey, deſſen effeo
tus nicht von Gott, oder der Natur vernünfftiger weiſe
nach ſolle erwartet werden.
Der vierdte Artidel, welche den Teuffel, durch Schwarße:
kunft oder Segen, in Stein, Gläſer, Ring, Spiegel, oder
bildnuß, ſo in ihrem Namen geſegnet, oder vil mehr der:
202

fluchet, zu zwingen und brein 311 verbinden, daß es nicht


Abgötterey rey, vermeinen , dieſelbigen irren.
Der fünffte Artidel, wer da ſagt, man könne Schwarge:
künfte vnnd andere verbottene Zauberwerd oder Abgötte
rey , etwas gutes tardurch zu erlangen , mit gutem fug
und recht brauchen, der irret, denn der Apoſtel ſagt, man
foule nit böſes thun , auf daß gutes darauß entftebe.
Der rechte Artidel, wer da ſagt, es rey recht vnd mag
zugelaſſen werden , ein Zauberen durch die andere zuuers
treiben, der irret.
Der fibende , wer da ſagt, es fönne oder möge einer
mit dem andern, in waſerley fall es fey , der Zauberey zu:
gebrauchen, diſpenſiren , ter jrret.
Der achte, wer da fagt, es habe die Kirche die Schwark.
fünfte, andere abergläubiſche ding vnd obſeruationes zur
gebrauchen , vnbefügter weiſe verbotten , der jrret.
Der neundte, wer da ſagt, daß Gott, den Teuffel ihrem
gebett und anruffen zufolgen, zu zwingen eingeführet werde,
der irret.
Der zehende , wer da ſagt , daß die räuchwerd, welche
in der Zauberer vnd ſowarßkünftler erercitio vnnd vbung
gebraucht werden, Gott zu ebren geſchehen , und ihme ges
fellig vnnd angenehme ſeyen , der irret , und es ift ein
blaſphemia, denn ſo es war were, würde Gott ſolches nicht
verbieten oder ſtraffen .
Der eilffte, wer da ſagt, es rey kein Abgötterey, fönne
auch nit heifſen, den Teuffeln geopffert, wenn ſolche Zaus
berey gebraucht werde, der jrret.
Der zwölffte, wer da ſagt, daß die heilige Wort, vnnd
etliche beſondere Gebett, Faſten, Cafteyung , oder wäſchung
deß Leibs , Meßhaltung , unnd andere Werck ſo vor Heys
ligkeit gehalten , vnnd in der Zauberey gebraucht werden,
kein Abgötterey reyen, der frret, denn durch den mißbrauch
ſolcher ding , Gott geleftert vnnd verunehret wirdt : Vnd
der Teuffel ſtifftet ſolches Narrenwerd , darmit er möge
dem höchſten Gott gleich verehret, oder daß die einfeltigen
betrogen, verführet, vnd in gröſſeren ſchaden gebracht werden.
Der dreißebende , wer da ſagt, daß die Propheten vnd
andere beiligen Leute , ire prophecey duro Zauberkünft
203

volnbradt, Wunder gethan, vnd die Teuffel außgetrieben,


der jrret und leftert Gott.
Der viergehende, wer da fagt, daß Gott von im ſelber
on alle mittel, oder durch die guten Engel, ſolche Zaube
rey den menſchen offenbaret, der irret vnd ift blaſphemus.
Der funffbehende , wer da ſagt, daß durch ſolche Zau .
berey deß menſchen freyer wille, eins andern willen vnnd
begern zuerfüllen, könne gezwungen werden, der irret, denn
ſolchs fürzunemmen, oder ins werd zubringen, ift ein gott
loß vnd ſchendliches werd.
Der ſechßebende, wer fürgibt, es reyen die vorerzehite
Künfte darumb gut vnnd von Gott verordenet, folche zu
obſeruieren , dieweil das jenige, fo darinnen geſuchet und
begeret wird , offtmals geſchicht, vnnd zun zeiten etwas
gutes erfolget, der irret.
Der fiebenbehende, wer da ſagt, daß die Teuffel durch
Zauberkünfte warhafftig fönnen und mögen bezwungen
werden , und fey nichts , daß man fag , es ſey erdichtet werd
deß Teuffels, daß er fich zwingen laſſe, die Menſchen deſto
baß ziuerführen, der irret.
Der achgehende , wer da ſagt, daß durch ſolche Teuffes
liſche Künſte und Gottloſe weiſe, als durch warſagerei, ſo
durchs loß geſchicht, durch ſegen , anruffung d'Teuffel, ond
andere Gottloſe Zauberwerde, nie kein effect, durchs Teufs
fels dienſt erfolget fey , der jrret. Denn Gott verhengt
es zu zeiten , daß ſolche ding geſchehen, wie denn an Zau.
berern Pharaonis, vnnd anderßwo mehr zuuerſehen iſt,
oder dieweil die Menſchen ſolche böſe Stüđe brauchen, in
der Zauberey rath ſuchen , vnnd den glauben fahren laſſen ,
kommen fie in ein verkehrten finn, vnnd müſſen alſo bers
ſpottet werden.
Der neunßehende, wer glaubt, daß die guten Engel in
die ftein ſollen verſchloſſen werden, und daß ſie die bilder
oder kleider regenen ſollen , oder andere ding thun, ſo in
dieſen Zauberkünften begrieffen werden , der irret vnd ift
ein blaſphemia.
Der zwanßigfte, wer glaubt, daß das blut der Widhopf:
fen , eines Vocks oder ſonſten eines andern Thiers , oder
das Jungfrauwen Pergament, oder die Haut eines Löuwen,
204

die frafft, die Teuffel zuuertreiben , oder zu zwingen , ha:


ben ſolle, der irret.
Der ein vnnd zwanzigfte, wer glaubt, daß die Bilder,
ſo von Erß , Bley , Goldt, weiß und roten Wachs, oder
anderer materien gemacht, getauffet , beſchworen, vnd ges
Tegnet, oder vielmehr verflucht ſeyn, beſondere frafft vnnd
tugent haben, und nach vorgemelten Künften, zu beſondern
tagen wie in ſolchen Kunſtbüchern gelehrt, gebraucht wer:
den , derſelbig irret im glauben und in der philosophia
naturali, vnd in der warhafftigen Aftronomey.
Der zwey vnd zwanßigfte, wer glaubt es ſey kein Ab:
götterey noc Aberglaub , wenn einer den Zauberkünften
anhange und glauben gebe, der irret.
Der drey vnd zwanßigfte, wer glaubt, daß etliche Teuf:
fel gut , etliche gnedig oder gutwillig reyen , etliche aber
können alles wiſſen , etliche Repen nit ſelig , etliche nicht
berdampt, der irret.
Der vier vnd zwanßigfte, wer glaubt , daß die Räuch.
werd , ſo in dieſen zauberiſchen wirdungen geſchehen , zu
Geiftern werden , aut quod sint debitae eis, der irret.
Der fünff vnd zwanßigſte, wer glaubt, daß ein Teuffel
ein könig rey, deß auffganges vnd beſonders wegen ſeines
verdienfts , ein ander aber deß niedergangs, ein anderer
der Mitternacht, vnnd ein anderer deß Mittags, der jrret.
Der rechs und zwanßigfte, wer glaubt, daß der verſtand
oder erkanntnus cæli matrix der vernünfftigen feel ein:
flüſſe , wie dz corpus cæli , in das menſchliche corpus,
der jrret.
Der fiben vnd zwanßigfte, wer ſagt, dz unſere verftends
liche gedanden und innerliche bewegung ohn mittel vom
Şimmel verurſachet, vnnd daßſolche durch etliche Sowarß.
fünfte wiſſent ſeyn mögen, daß man auch durch ſolche von
denſelbigen gewiß vrtheilen und richten möge, der jrret.
Der acht und zwanßigfte, wer lebret oder glaubt, daß
man durch die ſchwarßkünfte , wie die ſeyn mögen , zum
erkanntnuß Göttliches weſens, oder der Heiligen Engel vnd
Geifter kommen könne, der irret.
Geſchehen vnnd volnbracht ſeyn dieſe Artidel, nach fleifa
figer und zeitlicher cramination, vnſer und deren ſo razu
verordnet geweſen , zu Pariß in der gemeinen verſamms
205

lung zu S. Mathurin, Anno Domini 1398. den 19. Sep


temb. Zu vrkundt haben wir vorgemelter Facultet fiegel
auffgetrudt, vnd ift das Original diſer determination mit
dem groſſen figel der Theologiſchen Facultet zu Pariß be:
frefftiget.

Xlll.
Po 11 B a uber ei.
Durd A. lerceimer *).

Auch aus dieſem Buche gebe ich jene drei Abſchnitte,


welche ſich für die gegenwärtige Zelle eignen. Fauſt'o
iſt darin gleichfalls Erwähnung gethan.
1 ) Bon gemeinen Gaudelbuben.
Das loſe Gefindte , das mit dem Gaudelſad in den
Landen vmbher ziehet , ſein Gewerbe damit treibet , auff
den Kirdweihen , und an andern Feiertagen in Stätten ,
Fleden, Dörffern , dem gemeinen Mann furßweil vnd gex
lächter machet vmbs gelt : das machet ein theil poſſen vnd
wunders natürlicher weiſe, nur mit behendigkeit , die die
zuſeher nit merden. Als wann fie einem Wein aus der
Naſen laſſen, den haben fie in eim fchwamm in der Hand
ihm auff der Naſen , druden den auß in ein rörlein , ſo
meint man er laufe dem auß der Naſen. Schlieſſen eim
das Maul zu , daß man meint das Schloß gebe im durch
beide lipffen, die es doch nur faft zuſammen drudt. Solch
poſſen weren zu leiden , gingen wol bin , wanns dabei
bliebe , vnd ſie nicht vbernatürliche vnmenſchliche ſpectacul
erzeigten mit deß Teuffels beyftand, damit im gefaüen vnd
* ) Ein Chriſtlich Bedenden vnnd Erinnerung vor Zauberen ,
wober, was , vnd wie vielfältig fie fey , wem ſie daben könne
oder nicht: Wie dieſem lafter zu wehren, und die , ſo damit
behafft, zu befehren , oder auch zu ſtraffen reyn . Beſchrieben
durch Auguſtin Perdheimer von Steinfelden. Fol . Frantf. 1586 .
1
206

ehr, Gott ein mißgefallen vnd vnehr geſchihet: vnd den


zuſehern ärgerlich vnnd gefehrlich iſt, daß fie fich den Teuf
fel ergeßen , frewd vnd gelächter machen laſſen. Vber wel:
chen ſo inen etwas obels und ſchadens von im widerführe,
wem wolten ſie es klagen und die ſchuld geben anders,
dann inen ſelbs oder auch der Oberkeit, die ſolch teuffeliſche
kurßweile vnd ſpiele geſtattet ? Wann ein Gaudler eim
äpffel in Hut gibt, vnnd wann der ſie wieder außſchüttet,
daß dann Roßdred fey : oder einer fürwißigen Magd ein
Roſe in Schoß wirfft, darauß ein Männlich Gliedt wirdt :
item daß einer mit bloſſen Füſſen auff einem ſcharffen
Schwert gebet, oder es verſchlingt: daß ein Gaudler den
andern frißt, das iſt vber Menſchlich vermögen vnd kunſt.
Etwan bauwet einer dein andern den Kopff ab , reßt ihn
im wider auff : damit der mörderiſche Geiſt nicht anders
ſuchet , dann daß einem in dem ſchawſpiel der Kopff eins
mal recht abgehawen , nit wider wachſe, oder auffgelegt werde.
Deſſen erinnere ich mic hie einer ſchredlichen Geſchichte,
die muß ich erzehlen : babe ſie von glaubwirdigen Leuten
gehört. Im Land zu H. war ein mann A. von Th.
genannt, konnte auch Köpffe abhawen vnd wider auffreßen .
Der hatte im fürgenommen vnd bey im beſchloſſen hinfort 1
deß teuffelifchen gefehrlichen dings müffig zu geben, ehe er
einmal in vnglück darüber geriebete , wie dann geſchahe.
ließ ſich in einer Gaſterey von guten Geſellen vberreden,
daß er in dieſe ergeßligkeit noch einmal zu guter leßte
zeigte. Nun wolte niemand gern ſeinen Kopff darzu leis
ben , wie zul erachten . Leßlich leßt fich der Haußknecht
darzu brauchen , doch mit dem gewiſſen geding er wolte
im ſein Kopff wider anmachen . Er heuwet in jm ab , aber
das wider anmachen wolte nicht fort gehen . Da ſpricht
4. zu den Geften : es ſey einer under ihnen der ihn ver:
bindere, den wölle er verinahnt haben , vnd gewarnet, daß
ers nit thue. Darauff verſuchet ers abermal , fan nichts
außrichten. Bermannt und dräuwet dem zum andern mal,
er ſol ihn onverhindert laſſen . Da das auch nit balff,
vnd er den Kopff nicht wider erfeßen konnte : leßt er auff
dem Tiſch ein Lilge wachſen , der hieb er das Häupt und
die Blumm oben abe. Alsbald fiel einer von den Gefter:
207

hinderfid von der Band, und war im der Kopff abe. Der
war der Zauberer der in verhindert hatte. Da reßt er
dem Haußknechte ſeinen Kopff wider auff. Das wars das
der mörderiſche Geiſt mit dem ſpiel ſuchte: vnd iſt hie zu :
reben, wie die Teuffel vnder ein ander ſcherßen den Mens
fchen zu ſchaden . Der eine Zauberer, der den geringeren
Geiſt batte , mußte dem gröſſern vnnd fördern weichen,
oder hats gern gethan , damit ein Menſch vmbkem . Der
Todtſchläger flobe, war ein weile auß dem Lante, biß die
fach vertragen ward , und er verzeihung erlangte.
Vnſchädlich, doch fündlich, war der poffe den fob. Fauft
von Knutlingen machte zu M. im Wirtshauß , da er mit
etlichen ſaß vnd fauff, einer dem andern balb vnd gar auß
zu , wie der Sachſen und auch anderer Teutſchen gewons
beit iſt. Da im nu deß Wirtsjung ſeine Kannte oder Bes
cher zuvol ſchendete, ſcalt er in, drawete im, er wölle in
freſſen , wo ers mehr thete. Der ſpottete reiner, Ja wol
freſſen : ſchendete ihm abermal zu vol. Da ſperret Fauſt
ſein Maul auff , frißt in. Erwiſcht darnach den Kübel
mit dem Külwaſſer, ſpricht: Auff einen guten biſfen gehört
ein guter trund , feufft das auch auß. Der Wirt redet
dem Gaſt ernſtlich zu , er fol im ſeinen Diener wieder ver
schaffen , oder er wölle reben , was er mit im anfienge.
Fauft bieß in zufrieden ſeyn , und hindern ofen ( chawen .
Da lag der Jung, bebete von ( chreden , war aller naß bez
goſſen . Dahin hatte in der Teuffel geſtoſſen, das Waſſer
auff in geſtürßt: den zuſehern die Augen bezaubert , daß
fie daucht er wer gefreſſen, und das Waſſer geſoffen. Viel
weiter bat der Münch zu Erfurt das Maul auffgethan, da
er auff dem Mardt das Fuder Hew mit Wagen vnd Roß
verſchlung , das der Bawr darnach drauſſen fürm Thor
fand ftehen .
Noch ein Gaudelwerd wil ich erzehlen, darauß man ab
nemmen mag vnd verſtehen, daß der Sathan nit eim ieg
lichen das Geficht in dieſem bethören vnnd betriegen kan ,
daß inen ein ding anders (deine dann es iſt , wie aud
vom heiligen Macario gemeld. Zu M. gaudelte eis
ner auff dein Mardt. Da es gethan vnnd er wenig gelt
von den zuſehern geſammlet baite, beklaget er daſſelbige,
208

ſagt: er wöd nit lenger auff Erden bey den vndandbaren


Leuten bleiben , wód gen Himmel fahren. Mit dem wirfft
er ſeins Rößleins Zügel vmb hoch : das febret hinnauff
er hielte im am Schwanß , fein Weib ihm am Rock , die
Magd bengt fich ans Weib , fahren alſo in einer Koppel
dabinn. Das Vold hat ein getümmel vnnd geſchrey, wie
zu erachten. In dem kompt ein feiner Bürger gegangen ,
fraget was da ſey ? Man berichtet in was geſchehen ſey.
Ja wol (priot er : Der iſt mir dort in der Gaſſen begeg.
net, ziehet in die Herberge. Dieſer Bürger ſahe ihn nicht
in der Lufft fahren, fabe in, wie es die warheit war, auff
der Erden geben. Wie einer gegen dieſe dinge geſinnet,
anmutung dazu hat, alſo geſchihet im.
Es ſol aber ein jeder Gottsförchtiger und Gottliebender
Menſch ein abſcheuwen vnd grauwen darob haben, als ob
deß böſes Geiftes werd , der da zugegen iſt, vnd es ver:
richtet. Vnd ſol die Oberkeit , wie geſagt, ſolchem ſpiel,
dadurch Gott verhönet, der Teuffel gefeyret, das Volt ges
wehnet wirdt mit dem Teuffel zu fcherßen, fein raum ge:
ben , fol dieſe landfebrer , Gottloſe, beillore Buben : noch
die , ſo mit natürlicher bebendigkeit kurßweile vnd poſſen
machen , nicht leiden , ſonder fie darzu halten vnd zwingen ,
daß fie ein ehrlichen Handel oder Handwerd lernen vnnd
treiben , ſich damit redlich, wie ander Leute, nicht in müſs
figkeit mit deß Teuffels dienſt vnd trug ernehren.
2) von grorien berrlichen Zauberern ond
Gaudlern.
Aber wie fann man den gemeinen geringen Leuten dies
ſen Teuffeliſchen handel mit fuge vnd billigkeit wehren ,
wann auch die damit vmbgeben , die fie dauon abmanen ,
abhalten und darumb ftraffen folten ? Als etliche hocvers
ftendige gelehrte , etliche Fürſten und Herrn , die ire luft
vnd kurzweil daran haben , auch in jren geſchefften die
Zauberer zu warſagen brauchen. Wo der Abt die würffel
tregt, da mögen die Brüder frey ſpielen . Es werden aber
ſolche Abte zu ſeiner zeit erfahren daß vnſers HERRN
Cyrifti wort, Wer den willen ſeines Herrn weiß und nicht
209

darnach thut, ter wirdt viel ſtreich leiden müſſen , nicht


krafftloß fey : vnd daß im Buch der Weißheit nicht vergeb:
lich geſchrieben ſtehe, Potentes potenter tormenta patien.
tur, das ift:. Die gewaltigen ſollen gewaltiglich geſtraffet
werden. Die mit jren guten Erempeln das Vold ſolten
beſſern , nicht mit böſen ärgern . Welchen Erempeln ſo
wol guten als böſen , der gemein Mann teſto ebe vnd
mehr folget , ie höher vnd anſehenlicher die Perſonen ſind,
von denen ſie herkommen . Denn er meint alles was die
thun das ftehe jnen wol an, von wegen jrer hochheit: vnd
wann ers thu , ſo ſteh es im eben ſo wol an . Alſo find
die Herrn den Vnderthanen ein groſſe, ja die fürnemmeſte
vrſache guts vnd böſes zuthun.
Ich wil hie keiner vralten berhümpten Heidniſchen Zau :
berer meldung thun : ſondern wil etliche der vnſern in der
Chriſtenheit (welches ein ſchande ift) anziehen , zu erweiſen,
wie vbel es ſolchen Perſonen anſtehe , vnd inen für andern
nicht gebür, mit ſolchen Gottloſen gefehrlid )en ärgerlichen
dingen vmbgeben.
Die Bäbſtliche Heiligkeit ſelbs, Syluefter deß Namens
der ander , von geburt ein Franzoß , hatte in Hiſpanien
die ſchwarße kunſt gelernet von einem gelerten Saracener,
iſt dadurch Bapſt worden : mit dem geding og er deß Teuf
fels eigen ſeyn wolt , den er in einem küpffern Menſchen :
Häupt eingeldloſſen hatte , darauß er im antworte, wann
er warumb gefraget ward . Eins mals forſchete er von
im, wie lange er in Bäbſtlicher bochheit leben würde. Da
gab er im zur antwort , Seins Babſithumbs würde ein
ende ſeyn , wann er gen Jernſalem fäme. Nun begav
fichs im vierten Jar feines Babſtthumbs , daß er Meß
thete in einer Kirchen , genannt zum heiligen Creuß z !
Jeruſalem . Ward darauff alsbald frand und farb, ſo er
doch gemeint, er würde gen Jeruſalem nicht kommen . Der
maſſen , wie oben gemeldt , brauchet der Satan zweiffel:
bafftige rede , die Menſchen zu betriegen. Nach dieſem
Babſte find nach einander die Bäbfte ſchwarzkünſtler ge
weſen , wie die Hiftoria , oder Geſchichtbücher außweiſen ,
biß auff den leibhafftigen Teuffel den Hiltebrand : achbehen
an der zahl.
14
210

Bnd zu unſern zeiten ift Babft Paulus der dritte, neben


andern unſäglichen laſtern , mit Zauberer behafft vnd be:
ſchrien geweſen : hat viel fürnemmene Zauberer bey im
gehabt. Ift die Chriftliche Kirche mit ſolchen Häuptern
vnd Statthaltern Chrifti nit wol verſehen ? die vber ande:
rer Leut Gewiſſen vnnd Glauben berrſchen wöllen , ihnen
den weg zum Himmel weiſen, ja den Himmel verkauffen,
die ſelbs dem Teuffel, aller Heiligen vnd Frommen Feinde,
dienen, ergeben und eigen find.
Diefen heiligen Bättern bats ihr gefinde, das Pfaffen.
vnnd Mönche geſchlecht,weidelich nachgethan, Zauberer nicht
allein für kein fünde, ſondern auch für ein rhümliche kunft
vnnd tugend gehalten. Ja es iſt leßlich dahin kommen,
daß man die Magiam, das iſt, die ſchwarße kunſt, in et:
lichen hohen Schulen profitirt vnd gelehrt hat. Wie ich
etliche ſchrifft deren , die ſolchem ftudio nachgezogen vnnd
obgelegen waren, geſehen habe , mit wunderbarlichen fremb
den worten vnd zeichen , ſo fleiſfig und ſauber geſchrieben,
vnnd mit rubrid geziret , daß die Bibel nicht ſo hüpßlich
pflegt abgeſchrieben zu werden.
Der hochgelerte weitberhümbte Albertus von Laugingen ,
der von wegen ſeins verſtands und geſchicklicheit, der Groſſe
genannt iſt worden , ließ im nicht genügen an den treffli
den gaben damit er von GOtt gezieret war : hat ſich auch
mit dieſem teuffelsdred befudelt , Zauberey getrieben , im
zum rhum vnd den groſſen Herrn zum gefallen vnnd zur
ergeßung. Nach dem der, nac vbergebung deß Bißthumbs
zu Regenſpurg, ein Prediger Mönch zu Cöllen war, kam
dahin von Ach , von der frönung , Keyſer Wilhelm ein
Graff zu Holland, mit viel Fürſten vnnd Herrn , denen
er ein herrlich Bandet da anrichtete im Winter vmb Wei
benacht. Da mußte Albertus der furßweilige Mönch auch
bey ſeyn. Der machete den Herrn da zu ehren vnd zum
luft, daß der Saal grünete vnd blüete mit beumen , kreu:
tern , laub vnd graß: der Gugud, Lerch, Nachtigau ſun
gen , als wanns im Meien were. Daran der Keyſer ein
ſolch gefallen gehabt , daß er deß Alberti ordens brüdern
zuVtrecht ein flättlich landgut fcendete, vnd ſo hochfträff
liche fünde als eine wolthat vnnd tugend belohnete : obn
211

zweiffel der meinung , daß es kein Sünde were , weil es


vom Mönche, von eim ſo heiligen Vatter, in beyſeyn, mit
bewilligung vnnd froloden fo viel Geiſtlicher Prelaten,
geſchabe.
Zu unſerer Vätter zeit, vor fiebenzig Jaren lebete fo:
hannes von Trittenheim , ein gar gelehrter weiſer Mann :
aber in dem nit weiß , daß er dem Teuffel gar zugethan
vnd geheim war : wiewol ers keinen Namen haben wolt,
gab für es ginge alles natürlicher weiſe zu : welches im
doch nimmer kein verftendiger Chriſt glaubet, der ſein thun
liſet oder höret. Er war Abt zu Spanheim auff dem
Hundsrüc ( da war der Teuffel Abt, nach dem ſprichwort )
da er ein vberauß föftlich Liberey hatt angerichtet. Von
dannen ward er vom Herßogen, weiß nit auß was vrſa
chen, vnnd von ſeinen Brüdern , den Mönchen vertrieben ,
die in beneideten von wegen ſeiner geſchidligkeit, vnnd
groſſen Namens in allen Landen , vnd gunſtens den er
bey vielen , Keyſer vnd Fürften batte , und baſſeten in dz
er im Clofter vber zucht und zwang härter hielt dann fie
wolten. Sagte , fein Geift hett es im etliche jar zuvor
offenbaret, er würde nit Abt zu Spanheim fterben. Dies
fer Abt hat viel wunders , nemlich viel Geſpenfies getrie
ben , dadurch er den Herrn bekannt , anmütig und geheim
worden.
Diß, was ich jeßt von im erzelen wil, hab ich zu meðr:
main von anſehnlichen glaubwirdigen Leuten gehört. Rey:
fer Marimilian der erſte , der hochlöblich , hatte zum ehe
gemahl Mariam Carlos von Burgundien Tochter, die im
berßlich lieb war , und er fich hefftig vmb tren Todt be:
kümmerte. Diß wußte der Abt wol , crbeut fich , er wil
fie ihm wider für augen bringen , daß er fich an frem
Angefichte ergeße , lo es im gefalle. Er leßt fich vberre
den, willigt in dieſen gefehrlichen fürwiß. Gehen mit
einander in ein beſonder Gemach , nemmen noch einen zu
fich, daß trer drey waren : vnd verbeut inen der Zäuberer,
D3 irer keiner bey leibe kein wort rede , ſo lang das Ge
fpenft werete. Maria kompt herein gegangen , wie der
geſtorbene Samuel zum Saul , ſpaßirt fein reuberlich für
inen vber , der lebendigen waren Marien ſo ähnlich, dakle
212

gar kein onderſcheid war vnnd nit das geringſte daran


mangelte. Ja in anmerdung vnd verwunderung der gleich
heit, wird der Keyſer eingedend , d3 ſie ein ſchwarß fled
lein zu hinderſt am Halſe gehabt, auff dz hat er acht vnd
befindts auch alſo, da ſie zum andern mal fürüber gieng.
So eben weiß der Teuffel , wie ein jeder geſchaffen iſt,
vnd ſo ein gute gedechtnuß hat er, und ſolcher Meiſter iſt
er im abcontrofeien . Da ift den Keyſer ein grauwen an
kommen , hat dem Abt gewindet, er fol das Geſpenſt weg
thun : vnnd darnach mit zittern vnd zorn zu ihm geſpros
den : Mönch , mache mir der poſſen keine mehr : vnd bat
bekannt wie ſchwerlich vnnd kaum er fich habe enthalten,
daß er ir nicht zu redete. Wann das geſchehen were , ſo
bette in der böſc Geift vmbbracht. Darauff wars geſpielt:
aber Gott hat den frommen Gottsförchtigen Herrn gnedig
lich behüt vnd gewarnet , daß er hinnfort folder (dauw
ſpiele müſſig gienge.
Demſelbigen Abt wartete ſein Geift dermaſſen auff den
dienft , war ihm allenthalben vnnd jeder zeit alſo willig
vnd bereit , daß , wann er vber feld reiſete, vnd etwa in
eine kalte Herberge kam , im dann der Geiſt ſpeiß vnnd
trand anderswo herzu trug. Er iſt ein mal im Franden:
land gereyſet, vnd vnder andern ſeinen gefehrten geweſen
ein fürnemmener Mann , Keyſerlicher vnd der Stadt N.
Rath , der diß erzehlet hat: Daß fie in ein Wirtshauß
kommen ſeyn, da nichts guts zu eſſen noch zu trinden ges
weſen. Da hat der Abt nur ans fenſter geklopffet vnnd
geſprochen , adfer , das ift, bringe. Nicht lange darnach
wirdt ein Schüſſel mit eim gekochten Hecht zum Fenſter
hinnein gereicht, vnnd daneben ein Fleſche Wein . Davon
hat der Abt geſſen vnnd gedrunden : die andern haben ein
abſchewen darob gehabt vnnd es nicht genoſſen : Wie ich
and gethan hette. Wolte lieber , vnnd hette lieber ſollen
bingers ſterben, dann vom Teuffel mich ſpeiſen vnd trens
den laſſen . Deſſen uns der HERR Chriftus ein fürbild
und lehr gegeben hat, da jm der Sathan ribet daß er auß
Steinen Brodt machete: vnd er ihm antworte, der Menſch
lebet nit allein vom Brot, ſondern, 2f.
Wo hat der Teuffel den Hecht vnnd Wein genommen ,
213

bat er ſie erſchaffen ? Nein. Das fan er nicht, wie oben


bewehret. Er hat fie geſtolen etwa auß einer reichen
berrlichen Küchen vnnd Keller. Da der Koch den Fiſch
batt angerichtet, daß man ihn aufftrüge, iſt er ihm enßüdt
worden , daß er nicht gewußt wohin er kommen ſey : vnd
iſt ohn zweiffel derhalben in verdacht vnd vngemach gerah:
ten bey ſeim Herren , als wan er in entwendet bette. Den
Wein hat er leichtlich zu wege bracht, fintemal er zu allen
kelern ein Tchlüſſel bat.
Sold) ftelen vnnd nemmen des böſen Geiftes , wil ich
mit dieſer warhafftigen Geſchicht beweiſen. Zu O. am
Rhein, haben etliche Edelleute ihre Höfe, da ſie einziehen,
ſo offt fie in die Stadt kommen . In deren einem , genannt
fr. Hoff, hielt ein Bürger Hochzeit. Da die Geſte zum
abendmal wieder kommen waren , vnnd zu Tiſih ſaſſen ,
onnd man Fiſch Toht : da die gar waren , vnd nun folten
vom Fewer genommen und angerichtet werden , fellt ein
befftiger Windt zum Schornſtein , zuin Fenſtern vnd Thür
hinnein , welet alle Liechter auß , ſürget den Refſel vber
dem Feuwer vmb , daß es erleſchet. Deſſen ſie alle er:
fá roden , wie zu erachten. Als ſie ſich nun wider beſun:
nen , vnd zu ihnen relós kommen, liedt wieder angezüntet,
vnd geſucht haben , wo die Fiſche weren, iſt nicht ein auge
oder grätlein fiſch gefunden worden. Haben den Geſten
mitlerweil nüſſe auffgeſeßt, biß fie ander Fifde geholt
vnd zuigerichtet haben, vnd darnach ſich entſchüldiget vnnd
wie es zugangen , erzehlet. Wohin ſeynd die Fiſche koma
mien , anders dann zum Abte, oder reino gleichen Zauberer,
der Geſie geladen und nichts auff fie gekochet batte ?
Hie erinnere ich mich eines ſolden geſellenis , der am
Hofe zu H. war , vnnd eins mals ſeinen Geften (weiß
nicht ob er auch auff ſie gekochet hatte) ein felgam ſchimpff
lich Gaudelwerd machete , darin auch eine beſondere Teuf:
feis krafft gemercket wirdt. Nach dem ſie geſſen hatten,
begerten fie, darumb fie fürnemlich kommen waren , daß er
jnen zum luſt ein Gandelſpiel machete. Da ließ er auß
dem Tiſch ein Neben wachſen mit zeitigen Trauben , dern
fürm jeden eine hieng. Hieß ein jeglichen die feine mit
der einen Hand angreiffen vnd halten , und mit der an:
214

dern das Meſſer auff den ſtengel feßen, als wann er fie
abſchneiden wolte. Aber er folte bey leibe nit ſchneiten .
Darnach gehet er auß der ftuben , kompt wider : da fißen
fie alle und halten fich ein jeglicher ſelbs bey der Naſen
vnd das Meffer darauff. Hetten fie geſchnitten , ſo hett
im ein jeder ſelbs die Naſe verwundt. Hierauß wird vers
ftanden , daß der Satan nicht allein die Augen kan ver:
hindern vnd verftriden, ſondern auch das fühlen vnd taſten
kan irre und krafftloß machen , wie zuvor vom Bawren
vnd ſeinem Korn geſagt. Denn dieſe Gefte weder geſehen
noch getaſtet haben , daß fie fich bey der Naſen hielten ,
meinten fie hielten trauben.
Obgemeldtes Abts diſcipul war ein berümpter Schwart
künftler, mit namen Cornelius Agrippa , der den Teuffel
in eim ſchwarßen Hunde mit ihm führete , der ihm an
zeigte vnnd wirdte was er wolte, und was er, der Teuf
fel könnte. Ich habs von einem gehört , der ſein Diener
geweſen : der hat beimlich wöllen von jm ziehen , vnd auff
ein zeit, da fein Herr nicht zu Hauß war, fein Gereitlein
zuſammen geſucht und fich zur Heiſe fertig gemacht. Da
Agrippa heim kommen , vnd den Hund, der auff dem lot
ter bettlein lag , mit der Handt vber den Rüce ftreilete,
wendet er fich zum Diener, fraget warumb er von im zie:
hen wölle ? Dieſer Agrippa rhümpte fich, taß er vnd der
Abt ein ſolche kunſt köndten , daß kein ding fo ferrn were
oder geſchehe, daß fie nicht in 24. ftunden köndten wiſſen,
vnd daſſelbige natürlicher weiſe. Welches daß es natür:
licher weiſe ſolte zugehen, ift eine greifliche und verſchampte
lügen , die Leute zu bereden, daß ſchwarß weiß, vnnd der
böre Geift ein heiliger Engel rey . A18 ſein zeit, die im
der Teuffel verſprochen , aufſe war , und er empfandt daß
er ſterben mußt , löret er dem Hundt den Halsband ab ,
darauff ſelßam Schrifft vnd Zeichen ſtunden , vnnd ſprach
zu ihm : Gehe hin du verfluchtes Thier, du haſt mich in
ewigkeit verderbt. Damit laufet der Hund , ſpringet in
den Rhodan , der für leon fleißt , da diß geſchehen, vnnd
der Agrippa geſtorben iſt, und der Hund im Waſſer blie:
ben vnd nit mehr geſehen worden. Dieſen Zauberer hatte
der Keyſer zu Nitter geſchlagen, vnnd bat fich geſchrieben
215

Reyſerlicher Nath : damit der Chriftlichen Reyſerlichen Maje:


ſtat ein geringe Ehr geſchehen , daß ein öffentlicher von
Gott abtrünniger , vnd deß Teuffels mit Leib vnnd Seel
eigener, fich für jren Rały außgab.
Ich wüßte noch von etlichen newlicher zeit Potentaten
vnnd Regenten zu ſagen , die Zäuberer und Zäuberinnen
gefraget , zu Rath genommen und bey inen gehabt : aber
es iſt an dieſer onlieblichen Verhaßten warheit gnug , die
ich niemandt zum verdruß oder zur ſchmahe, ſonder guter
meinung ſchreibe , anzuzeigen , wie ein ſcheußlich ärgerlich
ding es für den Menſchen , inſonderheit für Chriftgläubigen
Menſchen ſey , vnd wie ein grewliche Sünd es für Gött
rey , daß die Obergkeit ſolche öffentliche, fürſeßliche, mut:
willige Teuffels werckzeug brauchet , ſchüßet , enehrt vnd
ehrt : die fie deß lands verweiſen , oder auch am Leben
ſtraffen ſolte , To ſie nicht davon abftehen wolten : in be:
trachtung wie ernftlich Gott ſeinem Volke gebotten folche
auß irem mittel zuthun, Deut. 18. Wie Saul gethan, 1 .
Reg. 28. und was die alten Keyſerliche Gefäße von ihrer
ſtraffe gebieten : vnd daß Gott den König Manaſſe vnnd
den König Ochozias, vmb deß willen, daß ſie die Zaube:
rer vnd Warſager, den Teuffel fragten , geſtrafft habe.
Doch, Gott lob, fibet Mans vnd erfährts, daß ießt bey
vns der Schwarzkunft und Teuffeliſchen Gaudelei weniger
ift, und nun mehr für Sünde gehalten wirdt, als pflag, ehe
das heilig Euangelium wider an tag kam. Vnd iſt zu hof:
fen vnnd zu wünſchen daß diß lafter von tagen zu tagen
mehr vnnd mehr abnemme, biß es gar vergehe. Welches
deſto ebe geſchehe, je fleiſfiger die Oberkeit auffrebens hette,
vnnd verſchaffete, daß das Vold recht gelehret , und mit
ernſter zucht vnd guten Erempeln regiert würde : vnd wir
nicht allein Chriſten vnd Euangeliſch weren mit dem Maul
vnnd Namen und im Schein , ſondern mit der That vnd
von Herben . Mit den Zäuberinnen und Heren wils noch
nicht bernaher , wöllen ſich noch nicht verlieren vnnd auff
hören , feynd noch an etlichen örten im geſchrey , hie we
nige , dort viele. Deſſen, meins bedündens, nicht die ge
ringfte vrſach iſt , daß man ſie ſo leichtlich vand plößlid
hinrichtet und umbbringet.
216

3) Wie man ſich für bezauberung bewaren


vnd ſie vertreiben ſol.
Iď hab zuvor bewieſen, daß die zauberer vnd zauberin
nen vns nit mehr ſchaden können , am Leib , haab vnnd
gut dann ander leut, vnd was uns auff dieſe weiß vbeis
vnd vnfals zugefügt wirt , dj thu vnſer abgeſagter feinde
der Teuffel auß Gottes veryengnuß vnd zulaſſen , viis zu
ſtraffen von wegen vnſer ſünd , oder vnſers glaubens bes
ſtendigkeit, unſer zuverſicht vnd vertrawen auff in zu prüf:
fen vnd zu verſuchen. Darumb wann dir dein kind franc
wirt , das kalb abſtirbt, die kuh kein milch wil geben , ſo
bezeih und beſchuldig nicht, bring nit in böß geſdrey deis
nen nebeſten der dirs nicht hat können thun mit worten
vnd närriſchen geberden, wann er gleich gewolt vnd fichs
underſtanden hat : ftich nit in ein wärvíen vild : ſcineiß
nit den mild ) kübel der meinung daß dardurch die zauberin
geſtochen vnd geſchmiſſen werd , wie etliche thun , welchs
ift zauberey mit zauberey vertreiben : ſondern leid es ge
dultig wie alle andere widerwertigkeit dern diß elend leben
vol iſt, nicht der zauberin Valben, ſondern von vnſer ſünd
wegen .
Gedend daß Gottes will fey , daß du ſo geplagt wer
deſt, wie Jeremias ſagt Thren . 3. Wer darff ſagen, daß
Folches geſchey on deß Herrn willen : vnd daß weder böſes
noch guts komme durch ſeinen willen ? Wie murren die
leut im leben alſo ? Ein jeglicher murre wider ſein ſünde.
Bitt Gott im glauben an unſern Herren Chriſtum , daß
er dein vbels beſſer, dein vnglück abwend, wie er vns ge
botten vnd verſprochen hat Pſal. 50. Ruff mich an in
der not, ſo wil ich dich erretten . Leb du vnd dein geſind
nit wie das vihe oder wie die heiden. Sprecht täglich
ewern Glauben ,welchen man darumb Symbolum nennt,
das iſt ſo viel als ein loß vnd feldzeichen der Kriger
Chriſti. Wann der Teuffel die loß Göret , Ich glaub an
Gott, 2. ſo fleucht er von dir , weil er vernimbt, daß du
dem groſſen mechtigen Herrn zufleyſt und dieneſt, vnd auff
in trobeſt.
Bettet morgens wann ir aufffichet , abends wann ir
217

fchlaffen gehet: geht nit zu Tiſch on gebett , wie die fäw


zum trog lauffen : Bettet mit andacht, inſonderheit das,
führ vns nicht in verſuchung, ſondern erlöß vns vom bös
ren. Braucht in ſolchem fall etlich heilige ſprüch, als Rom.
8. Ift Gott für vns , wer mag wider vns reyn ? Pſal. 26.
Der Herr iſt mein liecht vnd mein beil, für wem ſolte ich
mid förchten ? Der Herr iſt meins lebens frafft, für wem
ſolt mir grawen ? 2. Pfal. 19. Wer onder dem ſchirm
deß höchſten fißt, vnd onder dem ſchatten deß almechtigen
bleibt : der ſpricht zum Herrn , mein zuverſicht und mein
burg , 2. Was gilts, die Teuffel mit allen iren zauberern
vnd heren , werden euch wol zu friden laſſen. Mit freu :
tern und rauch , mit freußen iſt nichts außgeridt , der
glaub vnd gebett müſſens thun.
Zu dem könnet ir dem Teuffel nit weber thun und vers
zagter wider euch machen , dann ſo ir in verachtet, in troft
im glauben , wie der Doctor thet, da im ſein füh bezaus
bert waren . Vom S. Friderichen , dem erſten, liſet man :
Da er Meilan belägert , ſey ein zauberer auß der Statt
ins läger geſchidt worden, daß er in mit gifft tödtet. Als
der gfangen dem Key. draut, wo er in nit loß ließ , wou
er in -zu todt zaubern : fert fich der R. nit daran , ließ in
hinrichten : kont im nit ſchaden. Der vnzüchtig Teuffeliſche
bub Fauft, bielt ſich ein weil zu Witebergt, kam etwan
zum Herrn Philippo, der las im dann ein guten tert, ſchalt
vnd vermant in dj er von dem ding beyzeit abſtünd , 08
würd ſonſt ein böß end nemmen, wie es auch geſchah. Er
aber fert fich nicht dran. Nun wars ein mal vmb zehen
vhr, daß der Herr Philippus auß ſeinem ftudorio herunder
gieng zu tiſd : war Fauſt bey im , den er da befftig ges
(cholten hatte. Der ſpricht wider zu ihm , Herr Philippe ,
ir fahrt mich allemal mit rauchen worten an , Ich wils
ein mal machen , wann ir zu tiſch geht, daß alle häffen in
der füchen zum ſchornſtein hinauß fliegen, daß ir mit ewern
geften nit zu eſſen werd baben . Darauff antwort im Herr
Philipp. Das ſoltu wol laſſen , ich ſchiß dir in dein kunft.
Vnd er ließ es auch. Ein ander alter Gottsförchtiger
Mann vermant in auch , er ſolt ſich bekebrn . Dem ſchickt
er zur dandſagung einn Teuffel in ſein ſchlafſtammer, da
218

er zu bett gieng, daß er in idridte. Geht vmbher in der


kammer, fröcht wie ein ſaw . Der mann war wol gerüſt
im glauben, ſpottet ſein : Ey wie ein fein ſtimm vnd ge:
fang ift das eins Engels , der im Himmel nit bleiben
kont, geht jeßt in der leut heuſer verwandelt in ein faw , a .
Damit zeucht der geift wider heim zum Fauft , klagt im
wie er da empfangen und abgewiſen rey : wolt da nit
jeyn , da man im reinen abfad vnd vnbeil verweiß vnnd
rein darüber ſpottet.

XIV.
Von Bauberern, Teufelsbeſchwörern etc.
Durch Joh. Bodin *).

Wie ich bereits bei Abſchnitt XII. erwähnte , Tchrieb


Wier ſeine beiden Werke : „ De praestigiis“ und „ De
Lamiiss nicht im Sinne Bodin's , der nach Titel und
Inhalt ſeines Buches gegen Zauberer , Heren 2c. auf eine
komiſche Weife wüthet ; ift der Haupttitel ſchon ein gräß
licher , Yo find es nicht weniger viele Ueberſchriften im
Buche ſelbſt , Ž. B. „Von Unſinnigen Raſenden Heren “
* ) De magorvm Dæmonomania . Vom Außgelaſnen Wütigen
Teuffeldheer Auerhand Zauberern , Heren vnnd Herenmeiſtern,
Vnbolden, Teuffeløbeſchwerern, Warſagern , Schwarßkünſtlern,
Vergifftern , Augenverblendern 26 . Wie die ' vermög aller
Necht erkant , eingetrieben , gehindert , erkündigt , erforſcht,
Peinlich erſucht und geſtrafft werden ſollen . Gegen des Herrn
Doctor 3. Wier Buch von der Geiſter verführungen , durch
den Edlen vnd Hochgelehrten Herrn Johann Bodin , der Rech:
ten D. ond des Parlements Nhats inn Franckreich außgan :
gen Vnd nun erſtmals durch ben auch Ernveften und Hoch:
gelehrten H. Johann Fiſchart, der Rechten D. 26. auß Fran :
föfiſcher (prad trewlich in Teutſche gebracht , vnd nun zum
andernmahl an vilen enden vermehrt vnd erklärt. Mit Röm .
Rey . May. Freyheit auff gehen Jar. Getrudt zu Straßburg ,
bei Bernhart Jobin. 1591.
219

„ Von Wüterey der böſen Geyſter, vnd dieren, ſo von


ihnen raſend gemacht, getriben vnd geführt werden . “ In
feinen Widerlegungen Wier's beſchimpft er den leßtern
auf das ärgfte und meint , er müſſe felbft mit dem Teu :
fel gemeinſame Sache haben , ſchon deßhalb , weil er ein
Schüler des Erzzauberers Agrippa rey it. ſ . w .
Das Bodin'ſche Wert iſt von dem berühmten Johann
Fiſchart in’s Deutſche übertragen und dedicirt „ Dem
Wolgebornen Herrn , Herrn Eberhart, Herren zu Rapolts :
ſtein 2c. Meinem Gnädigen Herrn. Datum Forpach , den
erſten Septembris , Anno 1586. Johann Fiſchart G. M.
der Rechten D. vnnd Amptmann zu Forpach .“
Während Bodin der Zauberer aller Zeiten Erwähnung
thut, den Corn. Agrippa , Joh. Teutonicus 2. vielfach
nennt, ſo wundere ich mich, daß er des Fauft 8 gar nicht
gedenkt und ihn nicht mindeſtens einen Ausbund von Teu:
Felsbraten heißt.
Ich gebe hier aus dem Werke Bodin’s diejenigen Stel:
len , welche dem vorliegenden Zwede entſprechen . Als
Bruchſtüden muß es ihnen an einer Verſchmelzung feh:
len. Der Leſer wolle dieß berücfichtigen. Der im Nach:
folgenden mehrerwähnte „ Bruder Sprenger“ war Mit
arbeiter an dem berüchtigten Herenhammer.

1) Der erſte Teuffelsdiener aber , ſo ſolches Gottloſes


geſchäfft in Perſien offentlich fich hat außthun dörffen, iſt
der Bactrianiſo König Zoroaſtres geweſen: gleichwol dar:
ſelb unterm ſchein der frömmkeit , wie dann der Sathan
zuthun gewonet ift. Dann was redlicher ehrlicher geburt
und ankonfft iſt , das ſchewet ſich dannoch mit Schaldheit
und Büberey vmbzugehn vnnd noch vil mehr derſelbigen
fic außzuthun .
2) Es hat mir auff ein zeit erzehlt der Herr von No
gelles, Abt zu L'Isle , onnd jeßumal Königlicher Geſand:
ter zu Conſtantinopel, vnd ein ander Polniſcher vom Adel,
Pruinsky genandt , ſo ein Ambaſſador inn Frandreich ge.
weſen, daß einer der fürnembſten König der ganßen Chri:
ſtenheit einmals wiſſen wöllen , wo hinauß fein gelegen:
heit vnnd Stand mit der weil fich lauffen vnd ſchideu
1

!
220

würde : Hat deßhalben einen Nicromanticum oder Schwark


fünftler , der ein Predigermönch war, darrunder erſuchet :
Derſelbig ließ fich willig darzu gebrauchen , hielt eine
Meß , und nach dem er die Oſtien conſacriert , ließ er
einem Erſtgebornen Kindlin von zehen Jaren , ſo hiezu
ſonderlich angeſehen vnnd verordnet geweſen , das Häupt:
lein abnemmen, vnnd legt daſſelb auff die Oſtien : Sprach
darüber etlice beſondere Wort, braucht auch reißame Cha:
racteren vnd Zifferen , welche zu benennen unvonnöten :
Vnnd nach allem , fragt er das jenig, was ihm zuwiſſen
anlage. Da antwortet das Kintshäuptlein nichts mehr
dann dieſe zwey Wort: Vim patior : Ich leid gewalt.
Vnd alsbald ſtieß den König darauff eine Vnſinnigkeit an ,
ohn unterlaß ruffend , Thut mir den Kopff hinweg : trieb
auch ſolche Vnſinn alſo raſend biß inn fein letſtes end hin.
3 ) Gleich wie mir von einem Jungherrn bei Villiers
Coſterets noch vor zweien Jaren wonhafft. gedendt, der
einen Geheimen oder Familiaren Geiſt in einem Ring
batte , welchen er ſehr theur von einem Spanier gekaufft
gehabt , vermeinend ſeins gefallens mit ihm vmbzugehen ,
vnd ihne wie ein Sclaf vnd Leibeigenen zuboden : Aber
als ihm der Geiſt offt log vnnd ihn betrog , da warff er
den Ring inns Fewr, vermeinend er werff den Geiſt mit
binein , als ob man einen Geiſt einſperren konte. Darauff
iſt er alsbald Vnſinnig vnnd vom Teuffel befftig geplagt
worden .
4) Ja ich hab ſelbſt einen gefandt (doch , weil er noch
inn leben , vngenant) der mir entdeckt, wie er mächtig
ſehr von einem Geift, der ihm ohn vnderlaß nachhencket,
vnd inn mancherley form ſich erzeigte , bekümmert vnd
angefochten werde : alſo , das er ihn zu Nacht bei der
Naſen zöge vnd ihn auffiecte, ihn rauffet und ſchlüge.
Vnnd wie febr er ihn auch bett ihn röuen zulaſſen , doch
nimmer nach lieſe , ſonder fortführ ohn vnterlaß ihn zu
plagen : Darzu offt ſprechend, befehl mir etwas . Er hat
ſich auff ein zeit gehn Pariß gethan unter dem ſchein eind
Rechtshandels, den er da zu ſollicieren het, inn hoffnung,
der Oriſt wirt ihn einmal an einn Eyd verlaſſen , oder er
möcht villciat daſelbſt ein gut Mittel darfür erkundigen
221

und finden. Ich merdet wol an ilm , daß er fich ichewet


mir alles zu entdecken .
Da fragt ich ihn , was er wol für nuß daruon verhof:
fet zutragen , das er ſich einem ſolchen Meiſter Hette on :
tergeben . Da ſagt er mir , er het verhofft cardurch zu
Gut und Ehren zu kommen , vnnd verborgene ſachen 311
erfahren , aber der Geiſt hab ihn allezeit genärret , vid
für eine Warheit wol vier lugen geſagt. Zu dem , ſo
hab ihn der Geiſt nicht vmb ein Meitlein oder Heller
Reicher gemadit, auch nie vermocht, ihne der jenigen , die
er lieb hat, mächtig zumachen : darumb er doch fürnemlich
fid hat bewegen laſſen, ihne anzuruffen . Auch hab er jhu
nie die kräfften der Kräuter , der Thier, der Geftein , noch
andere finſt , wie er gehofft , gelehret, ſonder ſag ihm
nichts , dann nur wie er fidh an ſeinen Feinden rechen
müſie , oder ſonſt ein Schelmenftüdlein reiſſen .
Hierauff ſagt ich ihm , es wer leicht, eines ſolchen Meia'
ſters abzufomen , er folt , ſo bald er fäm , den Namen
GOTTES anruffen , vid fich von Herßen ganß vnnd
gar ſeinem ewigen Schöpffer vnd Erhalter zu dienſt erges
ben. Nach der Hand hab ich ſolche Perſon nicht mehr
geſehen , vnnd weiß nit , ob er fichs hab gerewen laſſen .
Er pflegt ſonſt ſeinen Geiſt das klein Meiſterlein zu nennen.
5) Betreffend dann die außtrudliche vergleichung vnnd
Vbereinkommnuß mit dem Sathan , da begibt ſich dieſelb
zuzeiten allein mit Worten vnſchrifftlich. Zuzeiten , wann
ſich der Sathan beſſer wil verſicheren , ſo vermag er bei
denen, ſo ſchreiben können, vor allem ehe ſie etwas ihres
begerens erlangen , daß ſie ihm eine verſigelte oder verpit:
ſchierte Handſchrifft geben müſſen : Auch müſſen ſie im zu
weilen mit frem eygenen Blut die Bekantnuß unterſchrei:
ben : Eben wie auch bei der Römer Regimentszeit pflage
zu geſchehen , daß die ſo fich zuſamen gemeuret, verſchworen ,
oder inn Freundtſchafft verlobt hatten , mit Blutſchrifften
ſolches bekräfftigten : Wie dann diß Liuius bezeugt im an
deren Buch, vnnd Tacitus , da er ſchreibt von den Könis
gen in Armenien .
Gleichmäßiger Blutiger Berlobnußſchrifften gebrauchet
fich auch der Teuffel gegen ſeiner ihm Angeſchwornen Rott.
*222

Gleich wie man von einem Theophilo erzehlet, der auff


ebenmäßige weiß fich mit ſeim eigenen Blut verſcriben hat.
Auch ifts nicht lang verloffen , als nemlich im Jar M.
D. LXXI , daß ein Advocat ( deſſen Namen ich bie fcho:
nen wil) vnter denen geweſen , welche der Blind Zaube:
rer, ſo zu Pariß gehengt worden , an hat gegeben, der
bat bekant, er hab nicht allein mit einer ordenlichen Hand
ſchrifft fich dem Teuffel für eygen ergeben , vnnd Gott
verlaugenet, ſondern dieſelb noch darzu mit eigenem Blut
figniert und verzeichnet.
6 ) Vnnd ſo weit nicht Kinderſich zuſuchen, iſt doch noch
vielen wolbetagten Leuten zuwiſſen , wie einer der Grauen
von Aſpermont gepflegt habe allerley Geſellſchafft, ſo inn
ſein Hauß kommen , der maſſen . herrlich vnd ſtattlich zu
empfangen vnd zutractieren, daß ſie an den köftlichen Trach:
ten , der guten Außwartung und allerhand vberfluß ein
gut genügen getragen. Alleine daß die leß nicht annem
lich geweſen. Seiteinmal wann die Leut und Pferd auß
reim Hauß gangen , fie Hungers vnnd Durftes geſtorben.
Welchs ich von vielen , ſo noch in Leben , vernommen .
Ein ſolcher Rund war auch der Graffe von Maſcon ,
so der gröfte Zauberer zu ſeiner zeit geweſen , von dem
wir inn vnſern Franßöfiſchen Hiſtorien leſen. Darumb
þat er auch , wie gemeynlich alle Zauberer, daß Hender:
mol mit dem Leben bezahlet. Dann als er auff ein zeit
eine groſſe Geſellſchafft zu Gaſt empfangen, vnnd fie zum
beften tractieret, da kam vnter deß ein Mann mit einem
ſchwarßem Pferd für die Pforten , der ließ ihm berauſſer
ruffen , vnnd weil er dem Sathan nicht ungehorſam ſein
dörffte , gieng er hinauß, feßt fich auffs gedachte Pferd,
und fuhr mit dem vnbekanten Mann alſo dahin , daß er
darnach nicht mehr iſt geſehen worden.
7) Vnd im jar Chriſti M. CCLXXI. hat ein Prieſter
von Halberſtatt, Johannes Teutonicus genant, ſo zu ſei
ner zeit der beſchreiteft Zauberer geweſen , zu Mitternacht
drey Meſſen geſungen , eine zu Halberſtatt, die ander zu
Menß , und die dritt zu Cöun .
8 ) Wie dann diß zubeweiſen fteht mit dem Freyherrn
von Raiß, der zu Nantes als ein Zauberer ift verurtheilt
223

vnd gericht worden , nach dem er bekant gehabt , wie er


Acht Kindlein vmbgebracht habe. Vnnd an dem geweſen,
daß er auch das Neundte vmbbringen wöden , vnnd daſ:
ſelbig dem Teuffel auffopfern : Welches Neundte felbft ſein
Leiblicher Sohn war, den er in Mutter leib gefinnet war
zu tödten : Auf daß er nur darmit dem Teuffel wol bof
fierte. Dieſer Freyherr , ſag ich , befandt barneben auch
diß , ſo vorgedacht, nämlich das er den Teuffel inn ſeiner
Kammer pfleg anzubetten , vnnd vor ihm jedesmahl, wann
er ihm inn Menſchlicher geſtalt erſcheine, auff die Knie
zufallen , ja ihm auch Weirauch zuprennen : Welches eine
weiß vnnd form von den Abſchewlichſten vnnd Verfluch:
teften Opffern der Amorreer vnnd Cananeer iſt geweſen.
Der Teuffel hat ihm Wunder groß ding verheiſſen , wie
er ihn ſo hoch anbringen wölle. Aber zu letft, als er ſich
gefangen, und inn höchſtem Jamer vnnd Ellend verſtrict
geſehen , da hat er alles bekant, vnnd iſt darauff vom les
ben zum Todt gericht worden . Vnd der Proceß ſeiner
Confiſcation halben bleibet noch zur zeit rechthängig.
9) Wir leſen im offt gedachten Buch der fünff Keßer:
ineifter vber die Zauberer vnnd Heren, daß ein Zauberer,
Staſus ganant im Berniſchen Gebiet , als er vil Feind
gehabt , offt, wann er fchon mitten vnter ihnen geweſen,
rod plößlich entkommen vnnd entrunnen ſei, vnd nimmer
dann Schlaffend hat mögen getödtet werden . Der hat zwen
der fürnemſten Zauberer in ganß Teutſchland , Hoppo vnd
Städlin für Jünger oder Diſcipeln hinderlaſſen : Dieſel
bigen innmaſſen von ihnen geſchriben wird , fondten die
chredlichſten Ungewitter, Tonner, Plaßregen erweden. 3a
man findt auch inn Frandreich ein Vrtheil des Parlements
zu Dole ten 18. Januarii , im Jahr M. D. LXXIIII .
vber einen Zauberer genant Gilles Garnier von Leon
geſprochen.
10) Wir leſen auch inn des Abts Johannis Tritthemij
Hiftori, daß im Neun Hunderten vnnd Sibenßigften 3ar,
ein Jud geweſen, genant Bajan Simeons Sohn, der ſich
zu eim Wolff verwandeleu fondt, wann er nur wolt, auch
wo es ihm gefelig fich vnſichbar machen. Es iſt zwar
gar ein frembde ſach. Aber noch viel frembder kompt mir
224

für, das folche vil nicht glauben fönnen , fo fie dod ies
ben , das alle Völder auff dem Ganßen Erdrich , vnnd die
Alt ſampt der Jungen Welt hierüber vberein ſtimmen.
11) Wir leſen gleichmäßigen fall bei dem Bruder Spren:
ger , daß ein Herenmeiſter inn Teutſchlandt geweſen , den
man Pumper genant, wonhafft im Dorff Lendenburg, wel:
chen der Teuffel gewiſen vnd gelehrt, alle Jahr ein mahl
am Charfreytag mit Pfeilen inn ein Crucifir zu ſchieſſen,
dardurch er darnach ſo viel Macht bekam , daß wann er,
ueben (prechung etlicher Wort, ſo vnnötig zu wiſſen, nuhr
inn Lufft ſchoffe , ale tag drey Menſchen , die er geſehen
vnd gefandt , tödten kont , wann er fie allein ſteiff inn
Sinn gefaßt, vnnd zu tödten veft fürgenommen hat : ob
ſchon auch deſſelbigen fürgenommene Perſonen inn der
ftärdften Veſtung der ganßen Welt verſchloſſen vnd ver;
maurt weren geweſen. Zu letft haben ihn die Dorffleut
ohn ſchein einiges Rechtlichen wegs zu ſtuden zerriſſen,
dieweil er des Mördens nie kein end machte.
12) Nun es gang zu , wie es wöll, ſo erfehrt man
dann noch , daß die Zauberer ſehr offt das end ihres les
bens, vnd auff was weiß fie vmbkommen werden , für ges
wiß zuvor geſagt haben. Man find der Erempel vollauff.
Gleichwol meins wiſſens feins , das ſo newlich und ſo
nabe hierumb fich hab zugetragen , als diß mit dem Zau
berer zu Noyon , welcher dem Biſchoff von Noyon, ſo des
Edlen Geldlechts von Haugeſt war , Tehr Geheim gewe:
ſen : Derſelbig, als er vermeint den Todt zu meiden , ver
fügt er ſich deſſelbigen tags , welchen ihme der Sathan
daß er ombkommen folt, beſtimpt hat, inn des Biſchoffs
Hoff, zeigt ihm ahn wie ihm derſelbig tag zu ſeim Todt
angefeßt were. Nach dem er nun an des Biſchoffs Taffel
die Malzeit gethan , kam entlich einer , der ihn zu beſpre:
chen ließ hienauß forderen : den ließ er gleich beſcheiten ,
er ſolt hinauff geben. Welches diſer that. Als der Zau :
berer nun hinach kam, vnnd ein kleins mit dieſem ſeinein
Geſellen geredt batte, erzeigt ihm derſelb gleich das letft
Geſellenftűdlein , vnnd bracht ihn zwiſden zwoen Thüren
vmb. Dife Geſchicht hab ich von Herren ludwig Chate
lain , dem Lieutenat zu Noyon , vnnd anderen Perſonen
mehr , die mich deſſen gänglich vergewißt, wernommen.
225

13) Wir haben droben angeregt, daß man darfür halt,


die Zauberer können den Krandheiten, ſo natürlicher weiß,
vnnd durch kein Zauberwerd zu ftehen , nicht rhaten noch
helffen. Zu bewärung deſſen , beſchreibt der Inquiſitor
Sprenger ein Erempel , daß als er zu Jpprud in Tyrol
etlichen Zauberern ihr Recht thun laſſen, daſelbſt ein Haf:
ner ein Zauberer geweſen fer , welcher als er ein Armes
Weib, ſeine Nachbarin, gefeben dermaſſen jämerliche Nobt
vnd qual leiden , daß fie bedaucht , als ſchnitt man jr die
Därm mit Meſſern entzwey : ſagt er zu ihr : Wolan Nach:
barin , ich will erfahren , ob ihr verbechßt ſeit oder nicht,
onnd euch alsdann helffen . Nam folgends gegoſſen Plei,
ſchüt es über dem Kranden Weib in ein Schüffel vou
waſſers : Vnnd nach dem er etliche Wort, die ich vnnötig
zu ſeßen achte, geſprochen , nam er am geſtandenen Pler
etlicher beſonderer Bildnuſſen war , darauß er erkandte,
di fie verbechefſet were. Führt nachgehends dieſes Weibs
Mann mit im zur Thüren , vnd ergruben vnnd erhuben
die Schwell, da fanden fie ein Wächſſines Bildlein einer
Hand lang , welche mit zwo Nadeln durch beide Seiten
war durcitochen , rampt noch anderm Pülfferlein , Kern
lein oder Schlangenbein, das namen fie alles, vnnd wurf
fens ins Fewr : Hiervon ward das Weib geſund , nach
dem ſie ihr Seel dem Sathan vnnd den Zauberern , bei
denen ſie hülff geſucht, für den Leib hat zu pfand gegeben .
14 ) Der Hiſtoricus Suetonius ſchreibt, daß Nero der
gröften Zauberer der ganzen Welt einer geweſen ſey, und
alle Religion verachtet habe. Ift aber te einer mehr ver:
acht vnd geſchändt, vnnd grewlicher als er gehandelt wor
den ? Dann Gott ſtürßt in nicht allein inn der blüh ſei:
nes Alters von der Hohen ftell, dahin er in hiebevor , eh
er ein Zauberiſcher Menſch worden , erhöcht , ſondern ift
auch von allen ſeinen Freunden , Hofleuten und Leibs:
gwardi verlaſſen : vnd endlich auch verdampt worden, ihne
gang nadend vnnd bloß mit Steckenſchlagen , wie einen
zum Todt verurtheilten Knecht ſo viel vnd ſo lang abzu:
matten vnnd zu baftinieren , biß er den Geift auff gebe.
Diſem grewlichen Mord nun vorzukommen, trung iyn die
Berzweiffelung fid felber zu töbten .
11 . 15
226

15 ).Hie möcht einer ſagen , find doch von Sylueftro


dem andern an , biß zu Gregorio dem Sibenden inclu
siuè, alle Bäpft Zauberer geweſen : Vnnd feien alſo durdy
Zauberei zu Bäpſtlichen Würden kommen . Wie wir inn
den Hiſtoricis Nauclero vnnd Platino zu leſen finden . Dar:
auff antwort ich , daß der Cardinal Benno , welcher die
Zauberiſche Bäpſt inn ſeiner Hiftori auch hat verzeichnet,
nit mehr dann fünff Bäpft findet: Als nemlich Sylveſtrum
den zweiten , Benedictum den Neundten , Johannem den
Zwenßigften und ein vnd zwenßigften , vnnd Gregorium
den Sibenden. Noch feßt Auguſtinus Onuphrius der Ere
mit vnd Kämmerling des Babftes , welcher ſonſt auß der
Vaticaniſchen Liberei vnd Vralten Regiſtern, der Bäpft
leben bat zuſamen geſchriben , nicht mehr dann zwen , als
nämlich Sylueftrum Secundum vnnd Benedictum Nonum.
Vnd gleichwol ward Benedict des Stuls, darauff er durch
gonft zwener Vetter, ſo Bäpft waren, kommen , entfeßt.
Betreffend dann den Syluefter , der ſonſt Gilbert hieß,
war er ein Mönch von Fleury am Fluß Loyre inn Frand
reich , der in ſeiner Jugend wol geftudiert hat , daß er
des Königs Roberts in Frandreich, des Herßogen Lotha:
rij vnd Keyſers Otto des dritten Pädagogus ward, welche
Fürften auch zur Bäpſtlichen Würde ihn gefördert haben,
vnnd nicht der Sathan , wie ſeine vnſeblige Zauberburſt
inen träumen laſſet. Vnnd gleichwol bat es zu letſt den
Sylveſter gerawen , daß er mit Zauberei vmbgangen, vnnd
inn fein Todtbett begert , ihm die Zung außzuſchneiden,
vnnd die Händ abzubawen , welche den Teuffeln geopffert
batten. Er bekant auch , daß er nit ebe dem Teuffel fich
verlobt gehabt , dann nachdem er Erßbiſchoff zu Reins
ift worden.
16) Aber ehe wir diß Capitel beſchlieſſen , will ich noch
eine merdliche Hiſtory ſo noch inn friſcher gedechtnuß vmb :
gehet, erzehlen. Des kurß hinſchienen 1577 Jars, im
Monat Jenner , fand fich zu Blois , als ich von wegen
gemeiner Reichsſtänd auch da war , ein fürnemer Zaube:
rer auß Savoy , der ließ fich einen Grafen nennen , und
gleichwol hat er weder Knecht noch mägd. Diſer Savoyer
preſentiert dem König ein Supplication , die ward algs
227

bald inn den Geheimen Nhat gegeben : Diefelb hielt eine


verheiſſung ein , die Frucht auff dem Feld alſo Fruchtbar
zu machen, dz wie ſonſt der beſt Boden inn Frandreich
zwölffeltig trägt, alſo Hundertfeltig tragen müßte : Vnnd
daſſelbig allein durch etliche gewiſſe ol, darmit er den
Samen wolt neßen vnnd beſtreichen : Erbot fich auch ſol
dhes ſo fern zu lebren vnnd zu weiſen, wo fern ihme der
König den halben Zehenden wolt gonnen , vnnd er dem
König den vberigen halben zehenden (wie er der Könſtler
für gab) zu ſeinen Bnveränderlichen Eygenthumm , oder
domino inalienabili wolt machen vnnd incorperieren :
Er verhieß auch inn gar kurßer zeit, die Rechenkunft einen
zu lehren. Daß begeren ward vom Geheymen Raht an
genommen , vnnd worden Potenten an die Parlament ab:
gefärtigt , es zu publicieren und einzuregiſtrieren. Wie
ich dann auch Copei gehn laon gebracht,vnd dieſelb vi:
len Communiciert. Das Parlament zu Pariß hat es nicht
fonderft hoch gewogen , gleich wie auch andere Parlament
mehr. Aber meins bedundens , folt man erfendt haben,
gefenglich nach ihm zu greiffen, und in ſein Recht außftehn
zu laſſen. In erwegung daß er warhafftig ein Zauberer
geweſen : Inn maſſen durch ein handel mit dem Commiſ:
ſario von Phiſeß der Ständ Secretario kundbar worden ,
als er jm wolt zeigen , wie die Karten , auch vngeſehen,
weren zu erkennen. Dann zu allen fragen kert er ſich ge
gen der Maur zur ſeiten , etwas mit dem Teuffel mur:
mulend , und darnach nant er erſt die Kart , die man zu
wiſſen begerte.
Bei dieſer Hiſtori aber , ift ſonderlich wol zu mercken,
wie der Sathan die groſſe Fruchtbarkeit, ſo im nachge
benden 1578. Jar gefolget, vnnd gröſſer dann keine inn
zeben Jaren zuuor geweſen , im ſo argliftiglich hab zu
nuß ziehen wöllen : auff daß er nur die Leut vom Ver:
trawen auff den Segen Gottes wendig machte, vnd inen
darfür einſchärpffte , als ob er der Tey, ſo fruchtbarkeit
vnnd Hunger chidte. Welches mich auch zu glauben ver:
urſacht, daß die Teuffel auff ebenmäßige weiß , wann ſie
Vngewitter vnnd Thewrung vorſehen, alsdann den Zau
berern einbilden, daß fie die gewaltige Weltzwinger feien ,
228

welde die thewrung und das Vngewitter kochen vnnd


machen können.
17 ) Deſſen will ich ein Geſchicht zum Erempel anzei:
gen , welche im 1571 far im Land Poictou fich hat zu:
getragen. König Karl der neunt that befelch , nach dem
Mittagmal ihm den fundbaren Zauberer Trois-Eschelles
von den dreien Leytern fürzuführen, damit er auff die ihm
zugeſagte Gnad ſeine Mitſchuldigen vnnd Complices an:
gebe. Da bekant er vor dem König , in beiweſen vieler
groſſer Herren , was es mit des Teuffelsgeſinds händelen
für ein gelegenheit hette , wie fie fahren , danßen , dem
Satyan opfferen, mit den Teuffelen inn geftalt der Män
ner vnnd Weiber vnzucht pflegen , vnnd daß ein jeder zu
letſt etwas Pulffers vnd äſchen mit nemme, darmit Men
Đen Viech vnd Frücht zu tödten vnnd zu •verderben .
18) Frater Neider erzehlt auch , wie zu Cöün ein kurß
weiliger Mönch ein Zauberer war , der ein groſſes anſe
hen het, als könte er die böſen Geiſter zum beſten auß
treiben. Eins tags, fragt ihn der bös Geift, wo hinauß
er müßte ? Fahr antwortet er ihm , inn mein Heimlich ges
mach . Der Teuffelt fählt ihm nicht: ſondern Nachts als
er auffs Heimlich gemach gieng , zerklopffet ihn To jäm
merlid), daß es ſehr wenig gefählt, er het den Geiſt darüber
auffgeben.
19 ) Demnach iſt auch diß wol zu merden, daß Wier be:
fent, er ſeie des Agrippe Sculer geweſen : So doch der:
ſelbig der aller größte Zauberer war , der zu ſeiner zeit
gelebt: Ja nicht allein fein Schuler : Sonder auch ſein
Knecht vnd Diener : Der mit im täglich geſſen , getrun:
den , vnd geſchlaffen, nach dem er ſein Weib, wie er ſelbs
bekannt , von ſich geſtoſſen gehapt .
Das aber Biſchoff Paulus Jouis vnd viel andere
( chreiben , wie des Agrippe ſchwarßer Hund welchen er
Dominum nante , gleich ſo bald als Agrippa im Spital
311 Grenobel geſtorben geweſt, fich inn beiweſen vieles
Volcks inn das fürfliefend Waſſer geſtürßt habe , vnnd von
derſelben zeit an niemahls mehr geſehen ſey worden. Da
ſagt D. Wier darüber , derſelbe rey nit der Sathan in
Hunds geftalt geweſen, den er habe in dem Agrippe , an
229

eim ftrid nad geführet, und der Sund Fey allezeit zwiſden
ihm und dem Agrippa gelegen .
So offt er auch ſeines Meiſters des Zauberers geden:
det , kommt er ftäts mit diſen Worten Felicis memoriae
Agrippa. Oder venerandi Praeceptoris mei Agrippae.
Vngeacht daß nicht ein einiger verſtändiger Menſch iſt,
nach dem er Agrippae Bücher geleſen, nicht bekente, daß
er der aller gröfte Zauberer inn der ganßen Welt gewes
ſen ſey.
Solches wird auch vil augenſcheinlicher erwiſen , durch
die Brieffe, welche zu end des dritten Buchs de Occulta
Philosophia find darbei getrudt worden . Alda er under
anderen an einen Staliäner Auguſtiner Ordens ſchreibet,
er habe den Sølüffel zur verborgenen Philofophi alleine
ſeinen Freunden vorbehalten : welches dann iſt das vierdte
Buch , welches des Agrippae Schuler und Freund nach
ihres Meiſters Todt haben in Trud kommen laſſen , wels
ches einig Buch gleichſam an belem Tag das abſchewlichft
Schädlichſt gifft der Zauberey an tag gibt, ſampt allen den
Anruffungen der böſen Geifter, den gebrauch der Circul,
Characteren, Ziffern und dem Sathan zuſtändigen Opffern.
Ich hab mit fleiß was Agrippa für ein Menſch gewe
ſen , hie einbringen vnd erzehlen wöllen , damit man ſich
nicht habe zu verwundern , wann Johann Weir ſo befftig
für die Zauberer vnnd Vnbolden Fichtet vnnd ſtreitet. Alſo
daß er auch die Obrigkeiten grewliche Hender und Mens
fden :Meßiger ſchilt.
20) Wiewol Weier ihm ſelbſt zuwider zugibt, Simon
der Zauberer , welchem Nero ein Ehrenbildnuß zur ge
dächtnuß auffrichten laſſen, rey inn die Lufft auffgeflogen :
wie auch diß die alten Doctores, und der nit wenig in
Schrifften hinderlaſſen . Iſt aber diß nicht ein vberauß
groſſe Narrheit, bekennen, daß Simon der Zauberer in die
Lufft rey geflogen , und hingegen nicht zugeben , daß es
andere Zauberer auch fönnen, ſonder ſagen, fie betriegen
fich , und meynen , ſie werden im Lufft zu dem Vnholden
Tag vertragen ? Iſt dann der Sathan heutigs tags wes
niger bei Nacht, dann damals ? Dann diß gerdahe nach
JESV Chriſti Todt.
230

Ja Weier erzehlt felber, er hat 'inn Teutſchland einen


Zauberiſchen Gaudler geſehen , der bei hellem Tag vor
alem Vold gegen Himmel ſey geflogen, pnnd als ihn ſein ,
Weib bei den Füſſen gehebt, iſt ſie auch auffgebebt wor
den , unnd da hat die Magd fich an die Fraw gehalten ,
vnnd iſt gleichsfalls auffgefahren, ſeien auch ſolcher geſtalt
eine zimmliche gute weil im Lufft alſo gebliben , darab
daß Vold erſtummet geweſen , vnnd fich als ab einem
Miradel verwundert.
Gleiches Erempel leſen wir inn der Hiſtori Hugonis
von Fleury , oz ein Graff von Moſeon auch alſo inn die
Lufft rey erhebt , und jämerlich vberlaut ſchreiend daruon
geführt worden , vngeacht daß er geruffen : Ad lieben
Freund , helfft mir : Iſt auch hernachmals nicht mehr ges
fehen worden , eben ſo wenig als Romulus, nach dem er
vor ſeim Heer in die Lufft iſt verzudt worden . Wiewol
auß dem Euangeliſchen Tert erſcheinlich , daß der Sathan
unſern HErrn Chriftum auff die böhe des Tempels , vnd
folgends auff die ſpiß eins Bergs geführet hat.
21 ) Diß ſag ich zwar nicht darumb, daß es vnrecht ſey,
ſolchen dingen fleiſſig nach zufragen : Sondern allein , bies
mit zu erinnern was das Göttlich Gefaß außweiſe : Nem
lich daß es lehrt genug ſein, wann man beweißt, daß der
Zauberer beſchwörens vnnd Augen verblendens fich an
nemme vnd gebrauche. Wie ſolche der mehr gedacht Zau
berer von den dreyen Leitern für dem König beweiſen,
als er die Glied einer gülden Ketten , die ein Hoffman
am Halß getragen , ohn einigs berühren inn fein Handt
gebracht, alſo daß gleichwol die Ketten am Halß gang
gebleiben : Vnnd deßgleichen als er gemacht , daß eins
Priefters Breuirbuch ein Kartenſpiel gleich geſchienen.
Solche Proben ſeind genugſam , den Zauberer hinzu:
richten . Dann je war vnd gewiß , daß ſolche vnnd der:
gleichen ding , dié nit durch Göttliche Wunderwirdung ge
ſchehen , und gleid wol wider den tauff der Natur feind,
durch den Sathan ſelbſt zugehn , vnnd diß durch Mittel
der auftrüdlichen verlobten vnnd geſchworenen vergleidung
mit ihm. Diß melden wir darumb defto deutlicher, damit
man ſich vor allen dieſen Meiſtern Gonin (welches Wort
231

Megonim Hebraiſch ift , vnnd einen Zäuberer heißt , da:


ber die Frangoſen ihr Wort Gonin entlehnet , weil zu
unſer zeit die Juden viel Zäuberer geben ) habe wol für:
zuhüten, vnnd gegen ihnen ſchleiniger Gerechtigkeit zuulol:
fahren .
Alſo war ein Zauberer ein Jud, mit Namen Sedechias,
welcher(wie Johannes der Abt von Trittenhaim erzehlet)
einen Menſchen inn die Lufft hienauff trieb , riß ihn da:
felbft_zu füden , laß darnach die Glieder zu hauff , vnnd
Teßt fie widerumb ganß zuſammen : Wie auch Simon der
Zauberer vor dem Keyſer Nerone folches geſpilt hat : Er
verſchlund auch vor allem Vold einen geladenen Seuwa:
gen mit Roſſen vnnd Fuhrmann.
Weier ſelber ſagt, er hab es nit gehört, ſondern inn
Teutſchland geſehen, daß einer inn die Lufft auffuhr, vnnd
jog rein Fraw vnnd Magd ahn Füſſen hernach, deren die
Fraw dem Mann , und die Magd der Frawen am Fuß
bienge, mit groſſer berwunderung des Volds, wie vorge:
dacht. Bnnd diß mag auch für ein antwort dem Weier
vnnd ſeinen Maiſtern dienen , welche fürgeben , man roll
nicht glauben, daß diß geſchehe, welches Natürlicher weiß
vnmöglich ift: So doch Weier Felber bekent , das er
ſolche geſchichten bab geſehen, ſo natürlicher weiß unmög:
lich waren.
22 ) Wir ſehen auch im Sprenger, im Paulo Grillando
vnnd Pontano , daß die größten Zauberer reind Prieſter
geweſen , darmit fie nur alles Vold verderbten vnd Ver :
giffteten. Dann ihemebr ein Diener GOTTES ſou bei:
lig , obn Falſch vnnd auffrecht ſein, auff daß er das Vold
beilige , vnnd Gott ein angenemes Gebett vnnd Dandjas
gung opffere und bringe : je ein gröſſerer Grewel ifts,
wann er dem Sathan fich ergibt, vnd daß er GOTT
opffern folt , dem , der GOTT widerſtrebet, fein Opffer
bringet .
Sintemal felbft Porphyrius ſchreibt, daß alle Alten war:
genommen , wann man dem Joui , Apolimi oder andern
Göttern vnwirdiglich vnnd nicht der gebür nach geopffert,
daß gleich die böſen Geyfter fich darzu gefunden haben,
vnnd das Gebett in ein Flud fey verkehrt worden . Nicht
232

daß Gott die Abgötterey gefalle, welche er bey Todtsſtraff


verbietet , ſondern weil vermutlich , daß er die meinung
vnd vorhabender Albern vnverſtändigen Leut anſebe, vnnd
ſie nach dem Wilen , deu fie haben , richte.
Paulus Grilland erzehlt von eim Priefter , Jacob Pes
urfin genant , wie er der gröften Zauberer einer in Ita
lien geweſen ſey : Derſelbig als er einsmals Meß hielte,
vnd fich gegen den Vold wendet, zu ſagen : Orate pro mo
t'ratres , etc. Da ſprach er darfür : Orate pro castris
Ecclesiae , quia laborant in extremis. Das iſt : bettet für
das Läger vnnd Heer der Kirchen , dann es ftellt inn
eufſerfter gefahr : Vnnd gleich inn derſelbigen ſtund ward
das Heer geldilagen , welches auff fünff vnd zwenßig Meis
len von Peruſa war, da er Meß laſe.
Gleichmäßige Geſchicht leſen wir auch inn Philippo Com
mineo , von eim Italianer, eim Erßbiſchoff zu Wien, wel.
cher als er auff der Heiligen drey König tag bei S. Mar
tin zu Tours vor dem König Ludwig dem eilfften Meß
laſe , vnnd nun dem König das Pacem zu füſſen bote,
ſprach er zu ihm : Pax tibi , D Herr König, ewer Feind
iſt geſtorben : Vnnd eben dieſelbig ſtund , wie fichs erfuns
den, ward Herßog Carl von Burgund in Lottringen vor
der Statt Nanſe erſchlagen.

XV .
Erempel von Bauberei und Schwarz
kunft.
Von A. Sondorf f * ).

1 ) Nach dem tode Juliani Römiſchen Reiſers ( der ein


verleugner Chrifti) hat man in der Statt Carre ſeine
* ) Promtuarium Exemplorum , Das iſt : Hiſtorien : vnd Erem :
polkuck, nad ordnung vnd Diſpoſition der heiligen Zehen Ge:
2
S52
233
Zeuberen vnnd Gottloſe Stüc erfunden . Denn in dem
Tempel berürter Statt , hatte er dieſe Ebenthewr getries
ben. Denn er hatte etliche Landtsfnedt verordnet, die ha
ben die thüren vnd Fenſter an dieſem Tempel verhüten
müſſen , damit niemand hinein gienge, biß wider auff ſeine
zukunfft. Als er aber vnter deß identlich geſtorben , hat
man nachmals den Tempel eröffnet , alda denn felgame
ding gefunden worden , Sonderlich ein getödt Weibesbilde,
daß war an die Haar gebendt, ihre Arm außgeſperret,
der Leib eröffnet, barmit er an ihr Lebern hat erſchawen
mögen den Sieg wider die Perſer (in welder Shlacht
er dog blieben .) Stem, zu Antiochia im Saal, hat man
viel Kiften vnnd Tröge funden , voller menſoen köpffe,
auch in Weihern vnnd Brunnen , viel ertrendter Leibe der
Menſchen. Da man ſeinen todt in dieſer Statt erfahren ,
hat man ein Freudenfeft gehalten , vnnd den Sieg dem
Ereuße Chrifii zugeſchrieben , haben auch einmütiglid ge
ſcrien : 0 Juliane du Narr, wo find deine weißſagunge.
Gott hat vberwunden , und ſein Chriſtus.
2 ) As König in Apulia Robertus Guiſcardi auß Gal
lia in Italiam mit Heeres macht gezogen iſt, die Grie
men vnnd Aphern in die flucht getrieben, vnd da er Apu:
liam hette eingenomen , hat daſelbſt ein Bild gefunden ,
welchs vmb den Halß hatte ein ehrinnen Cirdel , an dem
dieſe buchſtaben verzeichnet waren , Calendas Maij oriente
Sole aureum caput habebo. Das iſt, auff den erſten tag
May , wenn die Sonne auffgehet, werde ich ein gülden
Heupt haben. Dannen her ein Sarracener der Zeuberen
wol bericht, von Roberto Guiſcardi gefangen , der hatte
nun den Terminum des ſchattens der Bildtnuſſe, das iſt,
wie weit der ſchatte des Bildtnuß fich ftredet, vermerdet,
vnnd als auff den erſten May die Sonn auffgieng , hat
er am ſelben orth gegraben , vnnd ein Scat gefunden,
dardurch er fich vonden Henden Roberti ledig gemacht hat.
bott Gottes 2c. Durd Andream Hondorff, Pfarrer zu Droiſ:
ſig. Mit Holzſchnitten. Fol. Frankfurt am Mayn 1572. Ab:
id nitt „De Magicis Artibus . Erempel von Zauberey und
Schwarşkünfterey .“ – Ich gebe auch eine Copie des bei dies
ſcin Abſchnitte befindlichen Holzſchnittse.
234

3 ) Paietes, der iſt ein folder Schwarßfünfter geweft,


daß er hat fönnen auff ein Abendmal die aller föſtbar:
lichſten Gerichte zu wegen bringen , vnnd auch wider ver:
ſchwinden laſſen , wenn er auch etwas vmb Gelt gekaufft,
so ift ihm das Gelt wider zu feinen Henden kommen,
vnnd bey den Verkeuffern nicht blieben .
4) Eragonus, Ein Legat auß Cypern , als dieſer gen
Rom kommen ware , und viel von kraft der Kreuter ge:
redt hatte , der auch ein Zeuberer , der hat ſich williglich
zu beweiſen ſeine Kunſt, von dem Römiſchen Rath in ein
Faß voller Schlangen werffen laſſen , die ihn nicht allein
nicht beſchedigt, ſondern auch mit ihren Zungen gleich
geledet, vnnd fich freundtlich gegen im geſchmeichelt.
5 ) Numa Pompilius, der hatte gar viel Gefte geladen ,
vnnd durch ſeine Zeuberey zuwegen bracht, daß als balde
die aller föftlichſten Speiſe vnnd Gerichte vorhanden ge
weſen , und ſeind die Tiſche mit aller köftlicher zier ynd
bereitung erſchienen .
6) Henricus Cornelius Agrippa Nettes Heimensis,
der hat ſich ſehr auff die dwarße funft gefliſſen , vnnd
hat ein Geiſt in geſtalt eines Hundes mit ihm gefürt,
den er durch ſeine ſchwarße Kunſt alſo bezaubert vnnd
zam gemacht, wie er ihn an eim Halsbande führete. Als
er zu Lugdun in einer geringen Herberge am Tode lage,
bat er den Hund mit ſolchen Worten los Gemacht. Gebe
bin du verdamptes thier, der du mich gar verdamlich und
verloren gemacht haſt. · Als balde hat ſich ſolcher Hund
oder Geiſt in den Nechften flus Ararim geſtürßt, vnnd ift
nicht wider geſehen worden , bald hernach ift Agrippa
geſtorben .
7) Eine boshafftige Zeuberin in Engelandt , die war
nach ihrem Tode , von dem Teuffel erſchredlich gezerret,
vnnd auff einem ſcheuslichen Pferde durch die lufft hin :
gefürt , mit einem erſchredlichen vnd forchtſamen geſchrey,
etlicher ſtunden , das man bey vier meil weges gehort hat.
8) Zu Wien ſeind zwene Schwarßkünftler geweſen, vnnd
hat einer den andern (alſo ſcheinendt) gefreſſen , denn der
Teuffel hat denſelben gefreſſen in eine Höle oder Loch ges
fürt, der erſt nach dreien Tagen wider herfür fam. Ein
235

folder Schwarzkünſtler iſt auch Joh. Fauftus geweſt, ter


viel Bubenftüd durch ſeine Schwarße kunft geübet , etc.
Er hat bey fich allewege ein Hund gehabt , das war ein
Teuffel , etc. da er gen Wittenberg kommen , wer er ans
befehl, des Churfürften gefangen worden, wo er nicht eni:
runnen. Dergleichen were ihm auch zu Nürnberg begegs
net, da er auch entrunnen. Sein lohn aber iſt dieſer ge:
weſt. Da ſeine zeit aus war, ift er in ein dorff im Wir:
tenberger gebiet, ber einem Wirt geweſen , da ihn der
wirt gefraget, warumb er alſo trawrig were ? Sagt er,
Dieſe nacht roltu dich nicht fürchten , ob du ſchon groß
traden vnnd erſchottern des Hauſes hören wirſt. Auff
den morgen hat man ihn in der fammer da er lage todt
gefunden , mit vmbgedrehetem Hals.
9 ) Der Teuffel gibt etwan auch ſeinen Meiſtern den
Zeubern den lohn , Sonderlich wenn ſie die kunft nicht
recht gelernet , und treffen können , denn es iſt in einer
Stadt ein Zeuberer vnd Teuffelskünftler geweſt, welcher
fich vermeſſen, vnd erbotten hat, zu einem Spectadel, daß
er alle Schlangen auff eine Meil weges lang und breit,
in eine Gruben bringen, und dieſelben alle ertödten wölle,
Welches er auch zu wegen bracht, daß ein onzehliche menge
der Schlangen zu famen kommen waren , zu leßt aber,
fömpt ein groſſe alte Schlange , diefelbige wegert ſich in
die Gruben zu kriechen. Der incantator ftellet fich , als
lies er fie gern alſo fich wehren , Er lies fie auch frey
hin vnnd wider friechen , Entlich aber, da er fie mit ernſt
mit ſeiner Teuffeliſchen kunſt wolt angreiffen , vnnd zu den
andern getödten Schlangen in die gruben zu kriechen zwin:
gen , Da tritt die Schlange zu der Gruben , gegen vber
des Zeuberers, vnd ſpringet an ihn, vnnd vmbfenget ihn,
wie mit einem Gürtel , vnnd führet ihn mit gewalt mit
fich in die Gruben , unter die andern grewlichen Schlans
gen, vnnd bringet jhn vmb, Das iſt ſein vnnd aller Teuf:
feliſcher Künſtler rechter lobn, Denn ob fich wol der Teufs
fel ftelt, als ob er ſich von ihnen Meiſtern laſſe , ſo gibt
er ihnen doch entlich ihren lohn .
10) Anno 1323. Hat Friedericus H. in Oſterreich, wie:
der den König Ludewig den Beiern ein barten Krieg ges
236

führet, vnnd als fie mit einander ein Schlacht gehalten ,


da ift Ludouicus obgelegen , vnnd ift Herßog Friederich
gefangen worden , dieſen hat der König Ludewig in ein
Solos nicht weit von Napurg bart gefangen geleget.
Ein Zauberer kam zu Herßog lupolden des Fride
rici Bruder , unnd verſprach, Er wolte Fridericum ledig
machen mit ſeiner funft, vnnd in einer ſtunde ihn in Ofter:
reich bringen. Der Herßog Lupold glaubet ſeinen worten,
vnnd verhies ihm zu geben was er begeret, fo ferne er zu
wege brechte, wie er zugeſagt hette. Da ſind ſie beide in
Cirdel vnnd Kreis gangen. In der Nacht die darzu geord:
net was , hat der Meiſter den Geift , der ſich beſchweren
lies, beruffen, Der iſt in geſtalt eines frembden Menſchen
erſchienen, Er empfehet ſeinen befehl, daß er den Herßo
gen aus der Gefengnuß in Oſterreich bringen folt. Ant
wort der Geift, lieber Meiſter, Ich wil deinen gebotten
gerne gehorſamen , ond wil den gefangenen Herßogen le
dig machen , ſo ferne er ſich des nicht wegert. Alſo kompt
eilends der Geiſt zu dem Gefangenen Herbogen bey der
Nacht, vnnd faget , Dein Bruder Lupoldus hat mich hie:
ber geſant, daß ich dich auß dem ferder erlöſen fol. Das
rumb , wolauff bald , vnnd fiße auff diß Roß , ro wil ich
dich zu deinem Bruder führen. Dem antwortet der Her
Bog, Wer biftu ? Antwortet der Geift, Frage nicht, wer
ich bin , ſondern fiße flugs auff das Roß , wil in dieſer
Gefengnuß ledig werden . Zu der ſtund kam Fridericus,
vnnd alle die jenigen, die bey ihm waren, eine grauſame
furcht an , vnnd als fie das zeichen des Heiligen Creußes
für fich machten, iſt der Geiſt verſchwunden, vnnd lehr zu
ſeinem Meifter kommen . Demnach hat Herßog Lupold mit
Fewer vnnd Schwerdt König Ludouicum ſo lange beſche:
diget , biß daß er zu leßt mit auch durch unterhandlung
der Fürften, fich hat erbarmet, vnnd den gefangenen Fri
dericum loß gelaſſen , etc.
11 ) Zu Northauſen iſt einer geweſen mit zunamen
Wiltfewer, der fraß ein Bawer mit Pferdt vnnd Wagen,
welcher Bawer nach etlichen ſtunden über etliche Feldwe:
grs mit Pferde und Wagen in einer pfüßen lag .
12) Item , Ein Münd machte ein gedinge mit einem
237

Bawer, wie thewer er ihm wolt øew zufreſſen geben, als


viel er möchte, ſagte der Bawer, vmb ein Creußer. Der
Münch aber fraß ein Fuder Hew, mehr denn die helffte,
vnnd ward vom Bawer dauon mit gewalt getrieben. Alſo
ließ ihm ein Schuldener von eim Jüden ein Bein auß:
reiffen , daß der Jüde dauon lieffe. Tanta est potentia
Satanae, In ludendis externis sensibus, quid faciet Ani.
mabus.
13 ) Zu Halberſtatt fol auch ein Thumpfaffe ein grau
rammer Schwarzkünſtler geweſen ſein , Johannes Teuto
nicus genant , zur zeit Chrifti 1271. der iſt ſo beritten
geweſen , daß er drey Chrift meſſen , eine zu Halberftatt,
die ander zu Meinß , die dritte zu Cölln , habe in einer
Mitternacht halten können, Von dieſem wirot viel Wun:
der, so er durch ſeine Kunſt geübet, vorgegeben, etc.
14) Ein Abt iſt ein groſſer Sdwarßkünftler geweſen,
da er einmal in eine Herberge kommen , da nitt wol zu :
gericht geweſen , Sagt einer Scherßweiſe zu ihm , Herr
Abt, lieber verſchafft vns ein gut Gericht Fiſche. Da hat
er nur an das Fenſter geklopfft , bald kam einer , der
brachte ein fpeiſe mit zugerichten köftlichen Hechten.
15 ) Anno 1553. În der Statt Berlin , ſeindt zwo
Zeuberinn gefangen worden , welche ſich vnterſtanden , Ha
gel vnnd Vngewitter, zu verderbung der Früchte, zu ma.
chen. Dieſe Zeuberiſche Weiber hatten einem andern Weibe ,
auß der Nachbarſchafft, ein klein Kind geſtolen, vnnd das
zuſtüdet vnnd kochen wöllen . Es hats aber GOtt geſchickt,
daß des Kindes Mutter darzu kommen , vnnd im Topffe
des verlornen Kindes Glieder geſehen , etc. Da ſolche zwo
Beftien nun gefangen waren , vnnd peinlich gefragt, Hata ,
ten ſie bekannt , wenn dieſe ihr Kochung vollbracht wor
den weren , folten alle Frücht durch Vngewitter verderbt .
worden ſein . Sie haben aber als balde ihren verdienten
lohn darumb empfangen.
16) Anno 1558. Eine halbe Meile von Jhena , ift
auch ein Warſager oder Zeuberer geweſt, dem der Teuf
fel die Kreuter angezeigt. Stem , es hat ihn auch der
Teuffel, der ſtets vmb thn geweſen , auwege eingegeben,
was dieſer den Leuthen rathen folte, hat alſo vielen Leu
238

ten in Brandheiten geborffen. Es iſt aber ein Zimmer:


mann ſein Nachbawer geweſen, der iſt mit dieſem Zeube:
rer bart auffftüßig worden , Alſo daß er ihn hart geſchol.
ten . Nach etlichen Monden , wirdt der Zimmermann ſehr
frank , derhalben ſchidt er zu dem Warſager , mit bitte,
daß er ihm vergeben wolte , daß er wider ihn zur zeit
geweſen were , mit ferner bitte , Er wolte ihm in ſeiner
fehrlichen Krandheit hülffe beweiſen. Solchs hat er ihm
auß betrug zu thun verheiffen , vnnd doch gedacht, fic red
lich der Schmehwort halben an dem Zimmermann zu rech:
nen , Heißt ihn derhalben folche Kreuter nemmen , vnnd
zum Trande zu gebrauchen, die gar gifftige wirdung bat:
ten . Hieruon iſt dem Manne im Leibe ſehr vbel , und
befftig wehe worden , auch entlich dauon geſtorben . Sein
Weib vnnd ſeine Freundtſchafft beſchüldigen hierüber den
Zeuberer des Mordis , vnnd des Todes vrſach , vnnd da
die Sache an einen Erbarn Rath zu Jhena gelangt, Ift
dieſer gefenglich eingezogen worden , vnnd durch peinliche
frage den Mordt bekannt , Mit ferner anzeigung , wie ihn
ſeine Zeuberey eine alte Fettel gelernet hette. Vmb fol
der Büberey willen , iſt er an einer ſeulen verbrannt worden .
17) Bapft Alerander der 6. als er ein Cardinal was,
vnnd Tag vnd Nacht trachtet , wie er möchte Bapſt wer:
den , hat er fich auff die Teuffliſche ichwarze Runft bege:
ben, dardurch er möchte wiſſen, ob ihm fein fürnemen ge:
raten würde oder nicht. Alſo ift er leßlich durch einen
Schwarßkünftler dahin bracht worden , daß er dem Teuf
fel bewilliget zu geborſamen, Yo fern er ihm ſage, was er
von ihm begeren würde , ward auch begert, wenn vnnd
wo, vnnd in was geftalt er ihm erſcheinen , onnd mit ihm
bandeln ſolte. Nemlic, in geftalt eines Protonotariens.
Alſo kam zu ibm der Teuffel auff beftimpten tag in eines
Protonotariens geftalt, vnnd zeiget ihm an wer er were,
vnnd erbot fich ihm zu ſagen, gewislich , was er würde
fragen . Da fragt er den Teuffel, ob er würde Bapft ſein ?
Antwort er, ja, Fraget weiter wie lange er würde Bapft
ſein? Da gab der Teuffel eine ſolche antwort, Das Ale:
rander verſtunde achßehen jar , vnnd was aber nur eilff
Jar vnnd acht Monat Bapft. Als nun der vorige Bapp
239

farb , ward Alerander Bapft, alſo vons Bapftumbs we:


gen genandt. Nach den eiff Jaren war er krand , ſchidt
ſeinen Diener einen , dem er am aller beſten trawet , bie
nauff in ſein Gemach, daß er ihm ein Büchlein holen folt,
das auff dem Tiſche lag (war voler ſchwarßer fünfte,
wolt es brauchen zu erfahren, ob er geſundt werden möchte
oder nicht.) Da der Diener hienauff kam , die Thür auff
that , fand er den Teuffel in des Bapfis Stuel fißen , in
Bepftlicher bekleidung vnnd Pomp , alſo daß er ſehr er:
( chrad , zeigets dem Bapft an , Vnnd auff des Bapſt an
balten muſt er wieder bienauff vnnd erfahren , ob er ihn
noc alſo fißendt finde. Alſo fand er ihn noch, wird von
ihm gefraget, was er da ſchaffen wolle ? Gibt der Die
ner antwort, Er folt dem Bapft dis Büchlein holen, Da:
rauff ſpricht der Teuffel , Was ſagſtu von Bapft ? Ego
Papa sum , Ich bin Bapft. Als dieſes der Diener dem
Kranden Bapſt ſaget, Ift er ſehr erſchrođen , vnnd bat
die fache anfaben zu merden , wo ſie hienaus wolte , hat
fich derhalben in die inner Kammer beiſſen tragen, Gleich
darnach kömpt der Teuffel in geſtalt eines Poftens , an
die hinterthür der Kammer, Klopfft yngeſtümlich an, vnnd
ward eingelaſſen , kömpt zum Bapft für das Bette , vnnd
zeiget ihm an , die Jar find aus , er fey jeßt fein , müſſe
mit ihm daruon. Da hat ſich ein zand zwiſchen ibn er:
baben , aus welchem die vmbftender wol kundten verſtehen ,
daß ſie von der zahl der Jaren gekempfft haben, Der Teuf
fel aber hat ihm erft die zahl recht ausgeleget, vnnd dor
uon gangen. Baldt darnach hat auch der Bapft, der Vi
carius Chrifti, vnnd Seule der Chriftenheit , den Geift
auffgeben , mit dem Teuffel zur Hellen gefahren. Es hat
dieſer Bapſt Alerander einen Son gehabt , vnnd eine
Tochter, die hat geheiffen Lucretia , die hat er der Vatter
beſclaffen, vnnd hat fie der Bruder auch beſchlaffen . Es
bat auch der Vatter mit derſelbigen ſeiner Tochter nadet
getanßet, Von dieſer Pepſtlichen keufcheit find zwene Verß
gemacht worden , alſo lautende :
Conditur hoc tumulo Lucretia nomine, sed re
Thais, Pontificis filia, Sponsa , purus.
240

Das ift :
Lucretia bier begraben leit,
Thais die Huer vbertreffent weit
Weil ſie den Vatter noch Bruder glüheut.
18) für etlichen Jaren , iſt ein Swarßfünſtler ge
bendt worden, von dem geſagt ward , daß er zu zweimal
zuuor were gehendt geweſen , da alweg ein Strohwiſch
am Galgen blieben hangen . Er hat einmal einem ein
Ichönen Hengſt verkaufft , vnnd verbotten , daß man ihn
nicht baldt zur Trende ritte , als nun ſolcher erfahren
wolte die vrſach , vnnd das Pferdt ins Waſſer geritten,
ifts zum Strohwiſch worden , Derwegen er zornig , eilet
zur Herberge , da der Gendler ware, als dieſer ihn hat
Feben kommen , leget er ſich auff eine Band , da kompt er
mit zorn bewegt, zeucht ihn hart bey eim Beine , daß er
ihme als balde außgeriſſen , vnnd in die Stuben geworf
fen, vnnd dauon gelauffen, denn der Schwarzkünftler hat
ihn alſo verblendet, daß es ihn nit anders dauchte , alſo
geſchehen, etc. Item, er hat auch Schweine vnnd anders
verkaufft, daß entlich zu Strohwiſden worden , vnd alſo
die Leute betrogen . Als aber Gott zu folder vüberey
nit lenger zuſehen wolte , Ift er mit andern zweien wei:
bern ſo ſeine Geſellſchafft, zur Naumburg gefenglich ein
komen , die er durch ſeine Kunſt hatte liſtiglichen vnnd
vnmerdlichen ſtehlen lernen , Auch wurde durd dieſe eine
reiche Fraw daſelbſt die zeit wonent, die man erſtlich vor
eine Erbare Fraw hielte, berüchtiget, daß ſie auch eine
ſolche Diebin , vnnd in die Geſellſchafft geborte , vnnd des
Zeubers Bulſchafft, Darumb ſie auch von berürten Per
fonen 311 Gefengnuß durch ir bekenntnuß gebracht würde.
Der Schwarzkünſtler hat erfilich in der Tortur zu aller
pein nichis bekennen wöllen , daß er auch zurdehnet , das
er nicht gehen kundte, Da es aber angezeigt, wie er ſeine
kunft oder den geift in haaren gehabt, vnnd man ihm die
allenthalben abgenommen , hat er ſeine Büberey befant,
Wurden erftlich die zwo Frawen , nach wenig tagen auch
der Schwarßkünftler an galgen gehendt , die Fraw aber
kam auß dem Gefengnuß bey nacht, nicht ohne Hülffe, kame
alſo dauon , etc.
241

19 ) Im Schwabenlandt iſt ein Baweremann mit rei:


nem jungen Töchterlein obn gefehr von fieben Jaren ,
auffs Feldt gangen , die Früchte zu beſehen . Da er nun
geſehen wie das Erdtreich ganß dürr vnd dürftig, ſpricht
er, Ach daß doch einmal ein regen keme , Wie ſolchs das
Meidlein bort , ſagte es auß einfalt , Ich wil bald ma :
chen , daß es regnet, denn ich kan Hagel, Donner, Pliß
vnnd Regen machen, Hierauff fraget es der Vatter , Wer
ſie ſolches gelehrnet, antwort fie , die Mutter, Ich darffs
aber niemandt fagen , Denn ſie ſchicfete mich zu einem
Meiſter , daruon ſolte ich es lehrnen , Als es nun der
Vatter fraget , Wer der Meiſter webre , vnnd ob ſie ihn
kennete, Sagte es, Ich hab etliche Menner in der Mutter
Hauß ſeben auß vnd eingehen . Dieſe , ſagte die Mutter,
weren vnſere Meiſter , Denſelben hette ſie mich in ihre
Scule befohler , Dieſer rede erſdrad der Vatter, ſprach,
Wolan , kanſtı , ſo mach Regen vnd ein Wetter ? Da das
Meidlin ſagte , fie wolt esthun , wenn ſie waſſer hette ,
bat fie der Vatter zu einem Bache gefurt , da hat ſie in
des Meiſters Namen ,wie ſie gelert, Vngewitter zu we
gen bracht, Hierüber iſt entlich der Bawer zu der Ober :
keit gangen , ſein Gottlob Weib angeben , Die gefangen
vnd verbrandt worden , Das Kind iſt entlich in Chriftlis
der Lehre vnterweiſt vnd auffgezogen worden.
20) Joan . Nider in suo formicario ſcreibt , daß ein
Richter, Petrus genant , durch ſeine Diener hat ein Zeus
berer wöllen greiffen laſſen im Stedtlin Fachen , Da iſt
fie ein ſolch ſchrecken ankomen , mit zittern vnd groſſem
geftand , daß ſie gar verzweiffelten den Zeuberer zu greito
fen. Der Richter aber vermanet ſie, ſie ſolten vnerſcro
den ſein , die zeit were kommen , daß er müſte von Gott,
vnnd offentlichen verurteilt hinweg gericht werden , Iſt
entlich gegriffen und verbrand worden .
21 ) An einem ort hat man eine Zeuberin verbrennen
Follen . Nach dem dieſelbe den Hencker mit irem Athem
angehauchet, iſt er als bald nider gefallen vnd geſtorben,
Gleicher geſtalt hat ſie einem andern auch gethan , Der
britte aber , den ſie mit volligem Athem nicht hat können
erreichen, iſt unter dem Angeſichte auffgelauffen, vnd ſehr
II . 16
242

geſchwollen. Und nach dem er beim kommen, ift er gang


blind worden , vnd bald darnach geſtorben .
Ach in Summa, der Teuffel iſt ein mechtiger Tauſent:
künftler, denn er ſein Meiſterſtüde durch nachgebung GOt
tes am lieben Job -auch redtlich beweiſt bat, Der Aumech.
tige Gott ſtraffe nicht vnſer Sünde und fchwachen Glau:
ben , und wehre im adwege gnediglich ſeiner boßheit und
gewalt , Amen.

XVI.
Hod drei Nachrichten über Fauft.
1 ) Dr. Chriſt. Aug. Heumanns glaubwürdigſte Nach
richt von Dr. Fauften. In einem Schreiben an
Herrn Dr. Haubern *).

Hochehrwürdiger und Hochgelahrter Herr Doctor, Hoch


geehrteſter Herr Confiftorialrath unb Superintendens !
Ew . Hochwürden haben bisher mit ihrer Bibliotheca
Magica nicht wenige Leſer fehr vergnüget, auch manchem
die abergläubiſchen Schuppen von ſeinen Augen glüdlich
abgezogen. Die Ehre, welche fie dadurch erlangen , ob fie
dieſelbe gleich nicht ſuchen , ſondern die Chriftliche Abficht
haben , durch ihren Dienft die gründliche Weisheit gemein
zu machen ; Ihre Ehre , ſage ich , ift um ſo viel gröſſer,
weil die Theologiſchen Federn mit ſolchen Materien ent
weder gar nicht oder doch unglüdlich beſchäftiget zu ſeyn
pflegen . In den jüngſten Zeiten hat der groſſe Theolo
gus , Buddeus , ein beſonderes Buch heraus gegeben de
atheismo et superstitione, welches nicht nur der Teut:
fchen , ſondern auch der Holländiſchen und Franzöſiſchen
* ) In „ Bibliotheca, acta et scripta magica. Von D. Eberhard
David Sauber“ 278 Stüd. 8. Lemgo 1741 .
243

Ueberreßung gewürdiget worden. Er hat aber nur die


erfte Veiner Materien vortreflich abgehandelt : von der an :
dern aber handelt er dermaſſen unvollkommen, daß, wenn
man nach dem Spruche : Qui tacet , consentire videtur ,
den religen Mann beurtheilen dürfte, man ſagen könte,
er habe an allen denjenigen Stücken des Aberglaubens
Theil genommen, die er in ſeiner Schrift nicht verwirffet.
Und wie ſteif hält er nicht an der altväteriſchen Meynung
von Geſpenſtern und von der Zauberey ! wie weit hat es
ihm hierinnen der Rinteliſche Theologus, der rel. D. Bier
ling , zuvor gethan , von welchem ich jüngſtens in den
Actis eruditorum 1724. p . 490. folgendes mit Vergnü
gen las : Ingenue exponit , quid de magia sentiat , mi
raturis fortasse libertatem ejus iis, qui sentiunt, Theo
logos solere omnium ultimos novas amplexari verita
tes suoque munire suffragio. Statuit igitur, quosdam
sibi ipsis videri errore phantasiae pactum iniisse cum
Diabolo : at doctrinam de vero et expresso pacto cum
Satana originem suam debere tenebris Papaeae - supe
rioris aevi ignorantiae. Daß aber die Theologi von
dem abergläubiſchen Herkommen in der Lehre ſo ſchwers
lich abzubringen find , und daß , wie Hutchinſon , welcher
doch ſelbft ein Theologus ift, aufrichtig bekennet, der Or
den der Geiſtlichen nicht kan von dem Aberglauben frey
geſprochen werden , etliche wenige Glieder deſſelben aus:
genommen ; davon mag wohl diefes die rechte Urſach ſeyn .
Es iſt nemlich die superstition eine Stief-Soweſter, und
dem äuſſerlichen Anſehen nach unſchädliche oder wohl gar
dienftfertige Nachbahrin der Religion. Daher fiehet diere
jener immer durch die Finger : Da fie hingegen der Athei
ſterer , als ihrer Erß :Feindin , ſich mit gröftem Eifer wis
derfeßet. Ew. Hochwürden haben demnach in ihrem erſten
Tomo p. 358. gar wohl angemerdet, daß die meiſten
Gelehrten , die von dem Aberglauben Bücher ſchreiben,
auch mit ihrem Erempel das alte Sprichwort beftätigen :
Kleine Diebe hendet man , die groffen aber läſſet man
lauffen. Sie ſchreiben und ſchreyen (belieben ſie doch ihre
eigene Worte zu vernehmen !) mit groſſem Eifer wider
folche Aberglauben, welche entweder von gar keiner Widi :
tigkeit ſind, oder bereits von jederman verworffen wer:
244

den , und alſo dem menſchlichen Geſchlechte nicht ſonder


lich ſchädlich find. Aber diejenigeAberglauben , welche
noch herrſwen in der. Chriftlichen Kirche, und welche taus
rendmahl ſchädlicher als jene find , und auf das Verder
ben der menſchlichen Geſellſchaft abzielen , z. E. von der
Gewalt des Teufels über die Creaturen , ſo wohl durch
fich ſelbſt, als durch die Heren und Zauberer , behalten
und vertheidigen fie als Wahrheiten.
Doch wo komme ich hin ? Ich wolte nur, Hochgeehr
tefter Herr Doctor, meine Hochachtung gegen dero gelehr
ten Liebes - Dienft , welchen ſie durch ihre nur genante
Bibliothecam der Teutſchen Welt erweiſen , hiermit bezeu:
gen , und hernach bitten , dero T. I. p . 348. und T. II.
p. 711. gethanes Verſprechen , von dem ſo bekanten Hes
renmeiſter , D. Fauſten, gründliche Nacricht zu ertheilen ,
nad nunmehr ſchon langem Harren ins Wert zu feßen *).
Hierzu werde ich um ſo vielmehr veranlaſſet , weil ich
felbft vier Zeugniſſe habe , die den Grund zu dero Ge:
bäude legen können : und welche ich hiermit Ew. Hoch
Ehrwürden vor die Augen lege. Solten dieſelbe ihnen
etwa ſchon befant ſeyn , ſo werden doch meine beygefüg:
ten Anmerdungen nicht gänßlich zu verachten ſeyn.
Es ſind aber meine vier Zeugen recht glaubwürdige
und unverwerfliche Zeugen : welche, wenn ſie dem Altor:
fiſchen Prof. Dürrio, und dem Franzöfiſchen Critico Nau
daeo bekant geweſen wären , ſo würden ſie nicht die
ganze Hiſtorie von D. Fauften vor eine Fabel erkläret,
und dieſer denſelben un homme imaginaire , une Chi
mere des Allemans genennet , jener aber in einem be
· ſondern Briefe zu behaupten fich unterſtanden haben, daß
der er Buchdruder, Johann Fauft, zu dieſer Fabel An
laß gegeben , indem man ihn wegen ſeiner neuen Kunft
anfänglich vor einen Zauberer gehalten habe.
Ich wil aber meine vier Zeugen Ew. Hoch - Ehrwürden
in ſolcher Ordnung praesentiren , daß der jüngſte zuerſt
auftreten, hernach die ältern reden , und endlich der aller:
älteſte mit beſonderer Ernſthaftigkeit beſchlieſſen ſol. Sie
haben alle viere in dem ſechzehenden Jahrhunderte geles
* ) Dieß ift nie erfolgt. 6.
245

bet , und iſt der erſte 1588, der andere 1560, der dritte
1526 , und der vierte 1516 geſtorben. Die drey leßten
baben D. Fauften mit ihren Augen geſehen : der erſte
aber nicht. Es ift aber dieſer dennoch ein guter Zeuge ,
weil er dasjenige vorbringet , was er aus dem Munde
eined ſeiner Freunde, welcher D. Fauften geſehen , und
ſehr wohl gekant hatte , vernommen hat. Sie ſind alle
viere Ew. Hoch -Ehrw . ihren Nahmen nach gar wohl be:
fant , und um ſo viel weniger werden ſie ihnen die au
dientz verſagen .
Mein erſter Zeuge iſt alſo JOANNES WIERUS, und
lauten deſſen Worte alſo :
Jounnes Faustus , ex Kundling oppido oriundus,
Cracoviae Magium dicit, eamque paucis annis ante
quadragesimum supra sesquimillesimum in diver:
sis Germaniae locis exercuit . Sceleris ergo
captus Batoburgi in Mosae ripa ad Geldriae fines ,
Barone Hermanno absente , mitius ab ejus sacel
lano D. Joannc Dorstenio tractabatur : quod huic
viro bono nec callido plurium rerum cognitionem
artesque varias poiliceretur . Hinc et tamdiu vi
num, quo Faustus unice afficiebatur , promsit ille ,
donec vas evacuaretur . Quod cum Faustus intel
ligeret , atque , Graviam sibi abeundum esse , ut
raderetur barba , diceret alter ; vinum is si adhuc
curaret , artem denuo promittit ( Faustus) singula
rem , qua citra novaculae usum tolleretur barba .
Conditione accepta , arsenico confricari eam citra
ullam praeparationis mentionem jubet: adhibita
que illinitione , tanta successit inflammatio , ut non
modo pili , sed et pellis cum carne exureretur.
Cum stomacho idem ille (Dorstenius ) mihi facinus
hoc non semel recensuit . Hic ( Faustus) tan
dem in pago Ducatus Wirtenbergici inventus fuit
juxta lectum mortuus inversa facie, et domo prae
cedenti nocte media quassata , ut fertur.
Ich mache hierbey folgende Anmerckungen. Wierus oder
Weiher , welches ſein Teutſcher Nayme war , (daher er
246

auch von einigen ift Piscinarius genennet worden ,) hat


Fauſts Lebens- und Todes :Zeit nicht genau genug gewuſt.
Er würde ſonſt nicht paucis annis ante quadragesimum
geſchrieben haben. Zum andern erkennet ein aufmerdſamer
Leſer leichtlich , daß Dorstenius das andere Faß Wein vor:
her hat kommen laſſen müſſen , ehe ihn D. Fauft die ſchel
miſde Kunſt des Bartpußens gelehret hat : vnd daß auch
zuvor dieſer Betrieger das Wein- Faß nebſt ihin ( Dorstenio )
ausgeleeret hat. Drittens erhellet auch , daß D. Fauft ihm
die Kunſt zwar geoffenbaret, aber nicht ſelbſt an dem Dor.
stenio probiret bat, ſondern erſt nach Faufis Abreiſe Dor
stenius die unglückliche Probe an ſeinem Barte gemadhet
þat. Endlic ), was Wierus von D. Faufts Todes- Art zum
Beſchluſſe erzählet, beruhet auf einem Fertur : und iſt alſo
dieſes Zeugniß nicht vor gültig und untrüglich anzunehmen.
Mein zweyter Zeuge ift MELANCHTHON , deſſen Diſ:
curſe Joannes Manlius geſammlet hat. Wie denn in ſei
nen Collectaneis p. 160. ( edit . Basil . 1600. ) eines Poe
ten folgende Worte von dieſem Buche zu leſen ſind :
Nunc etiam pluceant deducta Melanchthonis ore,
Munlius in seros quae cupit ire dies.
Ja p. 156. ( chreibet Manlius felbft folgendes : Labor
hic noster collectus ex ore D. Philippi Melanchthonis. Und
ob er gleich hinzu ſebet: aliisque clarissimis viris ; To iſt
doch das meiſte aus Melanchthons Munde gefloſſen. Daß
aber hierunter gehöre das nun bald folgende Zeugniß, wird
ein jeder Leſer aus mehr als einem Umſtande des Tertes
von ſich ſelbſt erkennen . Es hätte alſo dieſes Buch die
Aufſchrift Melanchthonianı, oder Melanchthons Tiſch -Reden ,
führen können . Nun hören fie doch , hochgeſchäßter Herr
Consistorial- Rabt, dieſes groſſen Mannes Auſſage an ,
wie ſie p. 38. und 39. befindlich :
Novi ( ich habe gekennet) quendam nomine Fau
stum de Kundling, quod est parvum oppidum, pa.
triae meae vicinum . Hic cum esset scholasticus
Cracoviensis, ibi magiam didicerat. Vagaba.
-

tur passim : dicebat arcana multa. llle Venetiis


cum vellet ostendere spectaculum, dixit, se volatu
247

rum in coelum . Diabolus igitur subvexit eum, et


afflixit adeo, ut allisus humi paene exanimatus es .
set : sed tamen non est mortuus . Ante paucos
annos idem Joannes Faustus postremo die sedit ad
modum moestus in quodam pago ducatus Wirten
bergensis. Hospes ipsium alloquitur, cur moestus
esset praeter morem et consuetudinem . Frat alio .
qui turpissimus nebulo , inquinatissimae vitae, ita
ut semel atque iterum paene interfectus sit prop .
ter libidines. Ibi dixit hospiti in illo pago : Ne
perterrefias hac nocte . Media nocte domus quas.
sata est. Mane cum Fuustus non surgeret, et jam
esset ferre, meridies, hospes ingressus est in ejus
conclave, invenitque , eum iacentem prope lectum
inversa facie , sic a Diabolo interfectus. Vivens
adbuc habebat secum canem , qui erat Diabolus.
Hic Faustus in hoc oppido Wittenberga eva.
sit, cum optimus Princeps, Dux Joannes, dedisset
mandata de illo capiendo. Sic Noribergae etiam
evasit. Cum jam inciperet prandere, aestuavit : sur
gitque statim , solvens, quod hospiti debebat. Vix
autem venerat ante portam , cum veniunt lictores ,
et de eo inquirunt. Idem Faustus Magus, turpis
sima bestia , et cloaca multorum Diabolorum , vane
gloriabatur de se, omnes victorias, quas habuerunt
Caesariani exercitus in Italia, esse partas per ip
sum sua magia.
Ich mache auch hierbey ein Paar Anmerdungen . Wenn
nemlich Melanchthon bezeuget , er habe Fauften gekant,
wer wolte dem ehrlichen und redlichen Manne dieſes nicht
glauben ? Ich würde es auch einem ſehr vor übel halten ,
der an dem , was Melanchthon von Faufts Entfliehung
aus der Stadt Wittenberg erzählet , zweifeln wolte. Me.
lanchthon lebete fa damahls zu Wittenberg. Was aber
Melanchthon von der Zauberey -Schule zu Cracau , von
Faufts Himmelfahrt zu Venedig , von deſſen Leib - Teuffel
in der Geſtalt eines Hundes, und endlich von Fauſts Vor:
herverkündigung ſeines Todes, und von der darauf erfolg:
ten Todes-Art erzählet : davon zeiget er deutlich genug
248

an , daß er es nur vom Hörenſagen habe . Wer alſo dieſes


alles nicht glauben will, der bedienet fich einer hödſtbilligen
Freyheit. Ŝch glaube es ſelbſt nicht; weil ich weiß , daß
Melanchthon ſehr leichtgläubig , und inſonderheit von He:
xen - Windern, nach der Beſchaffenheit ſeiner Zeit, mit dem
geringfien Pöbel einſtimmig geweſen .
Nun mag mein dritter Zeuge auftreten , CONRADUS
MUTIANUS RUFUS . Dieſer ſchrieb an einen Freund
am 7. Oct. 1513. folgendes :
Venit octavo abbinc die quidam chiromanticus
Erphurdiam , nomine Georgius Faustus, Helmitheus
Hedebergensis , merus ostentator et fatuus. Ejus
et omnium divinaculorum vana est professio . Ru .
des admirantur. Ego audivi garrientem in
hospitio. Non castigavi jactantiam . Quid aliena
insania ad me ?
Auch bey dieſer Erzählung merde ich eines und das
andere an . Rufus nennet Fauſten mit dem Vornahmen
Georgius. Zuvor aber nennete ihn Melanchthon Johan
nes. Wer iſt wohl der glaubwürdigſte ? Ju fage : Rufus.
Denn dieſer Zeuge iſt nicht nur älter , ſondern hat auch
zum beyſtimmigen Zeugen den Trithemium , welcher nun
bald auch ſeine Auſſage thun fol. Wenn ihn aber Rufus
nennet Helmitheum Hedebergensem , ſo leget er uns ein
rechtes Nägel vor. Quid hoc sibi vult ? muß ein jeder
ausruffen , der dieſes lieſet oder höret. Weil es nun ein
Nägel iſt, ſo darf und wil id rahten. Solte ich es nicht
treffen , ſo liefet es vielleicht einer , der ſcharfſinniger im
Rahten und glüdlicher im Errathen iſt. Ich vermuhte
demnach , daß Tenzel in dem Msc. unrecht geleſen habe
Hedebergensis, und daß die Budſtaben wegen ihres hohen
Alters verdunkelt geweſen. Ich glaube alſo , Rufus habe
Wirtebergensis geſchrieben. Denn in dem Würtembergi
ſchen Lande war D. Fauſt gebohren . Was aber Helmi
theus Fey , ſchlieſſe ich aus dieſen beyden Worten unſers
Mutiani Rufi: Rudes ( eum ) admirantur. Es tömmet mir
alſo für, Rufus habe nicht Helmitheus, ſondern Hemitheus
stefchrleben. Die Helden werden vom Hesiodo’Egy. v. 160.
ruu 1801 , Sald - Götter genennet. Und aus den Neden
249

Isocratis p. 134. 452. 464. und 480. (editionis Wolfia


nae Basil. 1594. ) iſt mir befant, daß dieſer Helden-Titel
in Griechenland gar ſehr gebräuchlich geweſen . Da nun
dieſer Nahme D. Fauſten, als einem ( wie Trithemius be
zeuget,) geweſenen Schul-Rectori, nicht fan unbekant ge
weſen ſeyn , ſo glaube ich , er habe ſich deswegen nicht
Scmitheum , ſondern Hemitheum genennet, damit die ſo gar
grobe Charlatanerie ihm nicht aŭ zu groſſen Haß erweden
möchte. Noch eins. Ich finde in Motſchmanns Erfordia
literata etwas von D. Fauſten , aus einer alten Erfurti:
(den Chronic ausgeſchrieben , nemlich im T. II . p. 372.
sq. Es iſt aber nicht werti, allhier angeführet zu werden,
indem man bald erkennet, daß der unbekante Verfaſſer der:
ſelben Chronick ein ſehr einfältiger Tropf geweſen, der die
albernſten Erzählungen vor ridtige Wahrheiten angenoms
men . So viel aber glaube ich ihm ohne Schwierigkeit,
daß D. Fauft ſich eine Zeitlang zu Erfurt auffgehalten,
und daß man ihn vor einen fein gelehrten Mann gehalo
ten habe.
Nunmehr kommet an dich die Reihe, du vortreflicher und
billigft hochbelobter TRITHEMIUS . Sage an , was dir
von Fauften bewuſt ift. Rede , weil dein Mund ſchon
längſt verſchloſſen iſt, mit deiner Feder. Nun es redet der
liebe Mann in einem a. 1507. den 20. Auguft geſchries
benen Briefe alſo :
Homo ille, de quo mihi scripsisti, Georgius Sabel
licus , qui se principem necromanticorum ausus
est nominare, gyrovagus, battologus et circumcel
lio est : dignus, qui verberibus castigetur, ne temere
deinceps tam nefanda et Ecclesiae sanctae contra .
ria publice audeat profiteri. Quid enim sunt aliud
tituli, quos sibi assumit, nisi stultissimae ac vesa
nae mentis indieja , que se fatuum , non philoso
phum , ostendit ? Sic enim titulum sibi convenien
tem formavit , Magister GEORGIUS SABELLICUS,
FAUSTUS JUNIOR , fons necromanticorum , astrolo :
gus, Magus secundus, chiromunticus , ugromanticus,
pyromanticus, in hydra arte secundus. Vide stultam
ut
hominis temeritatem ; quanta feratur insania ,
250

se fontem necromantiae profiteri praesumat, qui vere


omnium bonarun literarum ignarus fatuum se po
tius appellare debuisset , quam Magistrum . Sed me
non latet ejus nequitia. Cum anno priore de Mar
chia Brandenburgensi redirem, hunc ipsum homi
nem apud Geilenhusen oppidum inveni : de quo
mihi plura dicebantur in hospitio frivola, non sine
magna ejus temeritate ab eo promissa. Qui mox,
ut me adesse audivit, fugit de hospitio , et a nullo
poterat persuaderi , quod se meis praesentaret aspec.
tibus. Titulum stultitiae suae , qualem dedit ad
te , quem memoravimus , per quendam civem ad
me quoque destinavit. Referebant quidam in op
pido (illo ) sacerdotes , quod in multorum praesen
tia dixerit, tantam se omnis sapientiae consecutum
scienciam atque memoriam , ut , si volumina Pla
tonis et Aristotelis omnia cum tota eorum philo
sophia in toto periisset ab hominum memoria , ipse
suo ingenio, velut Ezras alter Hebraeus, restituere
universa cum praestantiore valeret elegantia. Po.
stea me Neometi existente Herbipolim venit, ea
demque vanitate actus in plurimorum fertur dixisse
praesentia , quod Christi Salvatoris miracula non
sint miranda , se quoque omnia facere posse, quae
Christus fecit, quoties et quandocunque velit. In
ultima quoque hujus anni quadragesima venit Stau.
ronesum , et simili stultitia gloriosus de se police
batur ingentia, dicens se in alchimia omnium , qui
fuerint unquam , esse perfectissimum , et scire at.
que posse, quicquid homines optaverint. Vacabat
interea munus docendi scholasticum in oppido me
morato , ad quod Francisci ab Sickingen , Balivi
Principis tui, hominis mysticarum rerum percupidi,
promotione fuit assumtus : qui mox nefandissimo
fornicationis genere , cum pueris videlicet, volup
tari.coepit : quo statim deducto in lucem fuga
poenam declinavit paratam . Haec sunt, quae mihi
CERTISSIMO constant TESTIMONIO de homine
illo quem tanto venturum desiderio praestolaris.
251

Cum venerit ad te, non philosophum , sed hominem


fatuum et nimia temeritate agitatum invenies.
Wir lernen erftlich aus dieſem Zeugniſſe, daß Faufts
Vorname Georgius geweſen , und nicht, wie man insges
mein glaubet, Joannes : wie auch, daß Fauft ſein Familien
Name geweſen : indem er fich Faustum juniorem , das iſt,
des alten Faufts Sohn , geſchrieben hat *). Hingegen folget
hieraus , daß er den Staliäniſchen Nahmen Sabellicus ( ich
weiß aber nicht , aus was für beſonderer Abficht ,) aus
Charlataniſchem Muthwillen angenommen habe. Daß er
wirklich auf einer Univerſität den Titel Magister bekom:
men , ſchlieſſe ich daher , weil man ihn zu einem Schul
Rectore gemachet hat. Es redet demnach Trithemius im
Eifer zu viel , wenn er ihn omnium bonarum literarum
ignarum nennet. Vielleicht verglich Trithemius in ſeinen
Gedanden Fauſten mit fich felbft: da denn derſelbe freylic
gegen ihn ein Erz- Stümper war.. Ich habe auf dieſe
Weiſe in meinen Actis Philosophorum das Urtheil Bo
charti erkläret, da er auch einen Georgium , nemlich den
durch fo viele Bücher bekanten Georgium Hornium , nen :
net virum indoctum . Wenn ferner Trithemius berichtet,
Fauft habe ſo ſchändlich gepralet , daß er ſich auch gerüb :
met, er ſey vermögend, mit Wunderwerden es dem HErrn
Chrifto gleich zu thun , ſo muß ich ſeine Redlichkeit und
Vorſichtigkeit loben, daß er das Wort fertur beyfüget. Es
ift hieraus zu erkennen, daß Trithemius dieſer Erzählung
ſelbſt nicht völligen Glauben beygemeſſen . Ich aber glaube
18 deswegen gar nicht, weil man ihn ja unfehlbar wegen
einer ſo erſchredlich gottloſen Rede würde bey dem Kopffe
genommen und geſtraffet haben . Wenn endlich vom Tri .
themio unſer Fauſt nicht Doctor, ſondern Magister tituliret
wird , ſo wird vermuthlich jederman errahten , daß er auf
keiner Univerſität Tey mit dem Doctor- Titel geſchmücet
worden , ſondern daß nur der Pöbel ihm dieſen Titel bers
geleget , wie denn ſolches noch heut zu Tage geſchiehet,

* ) Man vergleiche S. 8. dieſes Bandes bei Stiegliß. Trithem


cheint denn doch keinen andern als unſern Zauberer
Fauſt zu meinen . S.
252

daß , wer nurvor einen Arßeney-Meiſter fich ausgiebet,


und würdlich einige Patienten bedienet, von den gemeinen
Leuten Herr Docter begrüſſet wird. Da nun inſonderheit
kein Mardtſchreyer ſo unglüdlich iſt, daß ihm die Vauren
dieſen Titel verſagen folten , was Wunder, wenn auch
Fauſt durch ſeine Wunder-Curen die dummen Leute bewo:
gen , ihn sine auctoritate Caesarea zum Doctor zu creiren ?
So viel iſt es , Hud - Ehrwürdiger Herr Consistorial.
Nabt , was ich zu dero Dienſte habe überreichen wollen.
In ihrer Betrachtung der Fauſtiſchen Hiſtorie werden ſie
vermuhtlich das von D. Fauſts Leben und Händein in
dem Drud heraus gekommene Buch , deſſen Verfaſſer fich
Wiedeman nennet , in ſcharffe Censur nehmen , auch zu
weiterer Unterdrüdung des Teufelskünſtiſchen Aberglaubens
die daſelbſt erzählte Geſchichte beſtens beleuchten. Ich er:
warte nebſt vielen andern Liebhabern der Wahrheit dieſe
dero Nachricht in kurbem , der ich mit aufrichtigſter Erge:
benheit und Hochachtung verharre
Ew. Hoch- Ehrwürden
Gehorſabınſter Diener
C. A. Heumann.
Göttingen den 20. Jenner 1742.
P. S.
Als mein Schreiben ſchon beſchloſſen war, fiel mir noch
eine Antwort ein , auf den Einwurf einiger Gelehrten ,
welche aus dem Stilſchweigen ſo vieler Bücherſchreiber,
die im ſechzehenden Jahrhunderte gelebet, mit groſſer Zu
verſicht ſchlieſſen , es ſey kein D. Fauſt in der Welt gewe:
fen , ſondern die Hiſtorie von ihm ſey vom Anfange bis
zum Ende eines müſſigen und zugleich betrügeriſchen Ge
lehrten Erfindung. Hierbey gebe ich nun folgendes zu be:
denden , daß nidt nur andere Bücherſchreiber, ſondern felbft
die Historici von Profeſſion , die Geſchichte der Gaudler
und Mardtſchreyer , wie auch anderer ſo geringen Leute,
nicht würdigen aufzuzeichnen , und daß daher in ſolchen
Dingen ein einziger Testis loquens gelten muß gegen
funfzig Historicos tacentes. Iſt es nun Wunder, daß
253

D. Fauſt in keinem hiſtoriſden Buche ſeiner Zeit anzutrefa


fen ? Man achtete nemlich dieſen Kerl nicht wehrt , ſein
Gedädytniß auf die Nachkommen fortzupflanßen , und ſelbſt
Trithemius hat ſeine Wiſſenſchaft von D. Fauſten in kei
nes reiner ſo vielen hiſtoriſchen Werde gebracht, ſondern
erzählete nur, was er von ihm wuſte, einem ſeiner Freunde,
welcher ihm noch dazu zu dieſer Erzählung Anlaß gegeben
batte . Ich wil dieſes mit einem gleichen Erempel erläu
tern. In meiner Jugend lebete ein damahls ſehr bekanter
Marckt -Arzt, welcher auf allen Märcten herum zog. Jo
babe ihn am Ende des vorigen Jahrhunderts , da ich zu
Zeiß ein Schüler war, daſelbſt geſehen , als er mit groſſer
Pracht aufgezogen kam , und, nachdem er auf ſeine Schaus
bühne getreten war, ſeine Rede mit dieſen Worten anfing :
Hochgeetrteſte Herren , ich bin der berühmte Eiſenbart. Ich
· babe aber foon das Ende ſeines Rubmes erlebet , und
glaube , daß nach hundert Jahren niemand wiſſen wird ,
daß ein Mardtſchreyer , Nahmens Eiſenbart, in der Welt
geweſen. Solte aber dieſes mein Postscriptum ro alt
werden *), ſo hoffe ich, man werde mein Zeugniß gelten lat
ſen , wenn auch gleich in dem Theatro Europaeo , in
Struvens Historia Germaniae, in der Europäiſchen Fama ,
in den Actis eruditorum , und in andern dergleichen Bür
dern , des Eiſenbarts nicht die geringſte Erwehnung ſolte
geideben ſeyn .

2 ) 7. C. W. Moehfen **).
Man findet hin und wieder Gemähide von Rembrand ,
in welchen er Zauberer oder Herenmeiſter mit Geiſterbes
• Tdwörungen vorgeſtellt hat. So iſt z. E. noch 1765 ein
geäßtes Blat berausgekommen , wo ein Geiſterbeſchwörer
mit einen Zauberbuch in der rechten, und einem Stab in
der linken Hand , wie auch ein Weib mit einem Stabe ,
bey dem Schein einer Fadel , einen alten Mann aus der

*) Beides hat ſidy ereignet. Ich erinnere an das Volkslied :


,, Ich bin der Doktor Eiſenbart.c . S.
h) Verzeidy niß einer Sammlung von Bildniſſen größtentheils
Verzte .' 4. Berlin 1771 .
254

Erde hervorkommen laſſen , lo den D. Fauft mit einer


magiſchen Erſcheinung vorſtellen fou ; es iſt zu bekannt, als
daß es nöthig wäre, hier deffen Beſchreibung zu geben.
Rembrandt hat noch einen Kopf unter dem Nahmen des
Fauſts radiert, den Bürgy S. 24. n . 178. mit den Wors
ten : Het Portrait van Doctor Faustus , met een kaal
Hoofd en een Mantel um , beſchreibet. Id habe dieſes
Blat zur Zeit noch nicht ſelbft, allein. ich befiße eine Copep
davon , die auch Yver S. 123. und 124. beſchreibet. Ueber
dem kahlen Kopf liſet man : Doctor Faustus. Zur Rechten
des Kopfs oben : Rembrant Inventor. Zur Linken F.L. D.
Ciartres excutit. Man hat ein Blat von van Vliet , ſo
einen Mann vorſtellt, der in der Geſichtsbildung mit dies
fem übereinkommt, außer daß er ein wenig älter ausſieht.
Den Kopf bededt eine ungeheure rauhe Müße, die unter:
wärts mit einem geſtreiften Tuche zweimabl umgebunden :
ift. Er iſt hier in einem Pelze mit einem breiten rauben
Ausſchlag bekleidet, anftatt daß jener einen offen ſtehenden
Mantel, und einen weißen Halskragen um bat. Zur rech
ten des Kopfes ift: Rt van Ryn in. Gleich darunter in
einem Monogramma : JG. van Vliet fecit 1633. Daß
ein Johann Fauft zu denen Zeiten Tritheims , Melanch
tons und Weiers, folglich im rechzehenden Jahrhundert ge
lebet hat , daran ift kein Zweifel. Die legende vom D.
Fauft ſagt, daß er vormahls Theologie ftudiret, fich nach:
ber aber zu Ingolſtadt und Wittenberg auf die Medicin
gelegt und an leßterm Ort dié Doctorwürde angenommen
bätte. Sein Bildniß , ſo denen Actis Magicis Tom. V.
vorgereßt worden, iſt ein Nachftich von dem ſo Bürgy be:
dreibt, und wovon Ciartres eine beſſere Copey abgedrudt
bat. D. Fauftens Leben ift ſchon vor länger als hundert
und funfzig Jahren im Druď berausgeweſen. Da Fauſt
fich unterſtand , den Teufel zu beſchwören , oder vielmehr
die Macht des Teufels zu verachten, und ſelbigen, ſo wie
die Miradel zu leugnen, auch in allen Ländern herumzog,
und die unwiſſenden Leute und Mönche mit ſeinen roge:
nannten aſtrologiſchen und heimlichen magiſchen Künften,
in Furcht und Söreden reßte , und ſich über ihre Einfalt
luftig machte, ſo hatte ſolches die Mönche und Pfaffen der:
255

geftalt gegen ihn überall erbittert , daß fie ihn aller nur
zu erdenkenden Zaubereyen und Bosheiten beſchuldigten.
Es wundert mich, daß der berühmte Heumann ſeine ſoge:
nannte gründliche Nachrichten vom D. Fauft nicht critiſcher
abgefaffet und das Wahre von dem Falſchen abgeſondert
bat. So viel ich weiß , ift folches weder vom Naude in
feiner Apologie , noch von andern Biographen geſchehen.
Wann man das Wahre aus ſeiner Geſchichte herausnimmt,
To ſpüret man , daß Fauft gar nicht ungelehrt , aber ein
Prahler , Schalk und Freygeiſt geweſen. Er wußte fich
mit ſeinen Wiſſenſchaften ſehr groß, und freuete fich , wann
er denen Leuten mit ſeinen Künſten, und ſeiner angeblichen
Verbindung mit dem Teufel ein Schreden einjagen konnte.
Er war zu verſchiedenenmahlen Rector in Schulen gewe
ſen , und hatte die alten Autores fleißig geleſen. Er be:
rühmte fich, wann die Werke des Plato und des Ariftote:
les ſouten verlobren gehen, ſo könnte er fie, ſo wie Efra
die Bibel , wiederherſtellen. Bey einer Magifterpromotion
zu Erfurt verſprach er die Handſchriften der verlohren
gegangenen Comoedien des Plautus und Terentius, herbey:
zuſchaffen, und ſelbige auf einige Stunden zum abſchreiben
zu geben. Allein die dabey befindlichen Theologen und
Mathsherrn wollten den Vorſchlag nicht annehmen , weil
fie glaubten , daß ſolches nicht ohne Zauberey , und mit
dem Teufel zugehen dürfte. Es fcheinet auch , daß ihm
damahls ſchon die ſogenannte Zauberlaterne * ) nicht unbe:
kannt geweſen . Eine alte Erfurter Chronite meldet von
ihm, daß er daſelbſt von der Univerſität die Erlaubniß er:

* ) Die eigentliche Zeit , wann die Zauberlaterne erfunden wor:


ben , und von wem , ift, ſo viel ich weiß , nicht bekannt. In
der Mitte des ſiebenzehnten Jahrhunderts hat ſchon der be:
tannte Künſtler J. F. Griendel von Ach , auf Wandhauſen,
bergleichen verfertiget und verkauft , . Doppelmayers hift.
Nadyr. von Nürnbergſch. Künſtlern und Mathematicis p . 112.
Es ift wohl zu vermuthen , daß deren Beſchaffenheit und Ver:
fertigung in denen erſten Zeiten als ein großes Geheimniß
verborgen gehalten worden , und der erſte Erfinder unbekannt
geblieben. Von Einigen wird ſelbige Tchon dem Rogerius
Baco , der im dreyzehnten Seculo gelebet,zugeſchrieben Selbſt
zu der Zeit , wie Griendel mit Zauberiaternen handelte,
256

Halten hätte, über den Homerus Collegia zu leſen , in wel


chen er die Helden des Homerus ſo deutlich beſdrieben ,
als wann er ſie alle geſehen hätte. Da nun die Studen:
ten gewußt, daß er unerhörte Dinge verrichten könnte, ſo
bätten ſie ihn erſuchet, die Helden des Homerus aus dem
Grabe hervorkommen zu laſſen und ſie ihnen zu zeigen .
D. Fauft beſtellte ſie nach einiger Zeit zu ſich, brachte fie
in eine finſtere Kammer , und verbot ihnen zu ſprechen .
Er ließ einen Helden nach dem andern hervortreten , und
wie er merdte, daß fie zuleßt über den einäugigen Rieſen
Polyphemus in Furcht gerathen waren, den er mit einem
rothen Bart, und mit ein paar Schenkeln im Maule, als
wann er einen Menſden gefreſſen , und einem eiſernen
Spieß in der Hand , vorgeſtellet hatte : ſo that Fauſt, als
wann er den Rieſen nicht wieder fortſchaffen könnte, er
winkte ihm, er ſollte fortgehen , der Rieſe aber blieb . Man
vernahm zu gleicher Zeit einen Stoß mit einer eiſernen
Stange, der dem Nieſen zugeſchrieben wurde, wodurch das
ganze Hauß erſchütterte. Hierüber gerieth alles in die
größte Beſtürzung. Die Furcht vor dem gräßlichen Ries
fen machte auf zwey Studenten einen ſolden Eindrud ,
daß ſie ſich einbildeten und überall ausbreiteten , er hätte
fie bereits mit ſeinen Zähnen angepact gehabt , und auf:
freſſen wollen. Es iſt folches noch vor der Mitte des
ſechszehnten Jahrhunderts geſchehen und daher um ſoviel
weniger zu verwundern , daß er bei der damahligen Un .
wiſſenheit der Mönche, von ihnen für einen Hauptzauberer
gehalten worden. Dieſes veranlaßte, daß der Franciſcaner:
Guardin D. Klinge an ihn abgeſchickt wurde, um ihn zu
bekehren. Klinge gab Fauſten ſelbſt das Zeugniß daß er
ein feingelehrter Mann wäre , der fich ſonſt wohl ohne
Hülfe des Satanas , mit Gott und Ehren nähren könne:

wurde noch deren Verfertigung heimlich gehalten . Wic N.


3. C. Kohlhans 1677 ſeine mathematiſde und optiſche Curio:
ſitäten herausgab, ſo wollte er ſeine Kenntniß von der Strue :
tur dieſer Laterne zeigen , und gav deren Beſchreibung Rei:
benweiſe in hebräiſdier, ſyriſcher, griechiſcher und lateiniſcher
Sprache heraus , damit niemand ſelbige nach machen möchte,
der nicht ein Litteratus und dieſer Sprachen kundig wäre.
257

er rieth ihm, tregen ſeiner Berbindungen mit dem Teufel,


in dem Franciſcanerklofter vor ſich Meſſe leſen zu laſſeri;
da aber Fauft über die Meſſe ſpottete, ſo übergab ihn der
Guardian ganz feyerlich dem Teufel , und der Rath zu
Erfurt ließ Fauften ſogleich fortſchaffen. Weil ſich viele
Leute in dem Seculo, worin Fauft lebte, mit ſogenannten
magiſchen und aſtrologiſchen Grillen beſchäftigten , ſo hat
man , um ſelbige davon abzuhalten , vermuthlich ſein le
bensende um ſo viel ſchredlicher gemacht, welches, ſo wie
der ganze gedrudte Lebenslauf , aller geſunden Vernunft
und Wahrſcheinlidhkeit gänzlich widerſpricht. Mit denen
bekannten elenden Tragoedien von ihm , hat es Gott lob !
ein Ende, da man endlich ſolche einfältige Vorurtheile abs
gelegt hat und vernünftigere Vorſtellungen liebt. Fauſt
hat es nunmehro lediglich Rembrandten zu danken , daß
ſeiner noch gedacht wird.

3) Bon Fr. Heinr. von der Hagen *).


Faſt zu derſelben Stunde, da ich das Literariſche
über Fauſt als beendet betrachten und dieſe Zelle ſchlies
ßen wollte , um zu etwas Lebendigerem , zur Hiſtorie
felbſt, endlich überzugeben , kommt mir noc von der
Hagen's, des Hochverdienten, neueſte Abhandlung über
unſern Helden zu Geſicht , die ich um ſo weniger uns
beachtet laſſen konnte, noch durfte , weil auch hier die
Frage : Welches iſt die erſte Auflage der erſten h o cha
deutſchen Bearbeitung der Fauſtſage ? immer noch
nicht ganz erledigt iſt. Die Frankfurter 15886 Aug.
gabe iſt, wie Stieglis in ſeiner vollſtändigen Lites
ratur über Fauſt (angehängt dem Auffage in
Raumer hiſt. Taſchenbad 1834 und von mir aus--
zugsweiſe gegeben und mit Anmerkungen begleitet in
*) In beſonderem Abdruđe aus der Germania VI. Band : „ lle:
ber die älteſten Darſtellungen der Fauſtſage. 8. Berl, 1844."
IC . 17
258

Abſchnitt I. ) ganz richtig das „ erſte Buch “ über Fauſt's


Leben, aber es iſt nicht die erſte Auflage; Ebert,
in ſeinem bibliogr. Leriçon, fannte eine frühere Auflage
auch nicht, und die übrigen Schriftſteller – ſo weit
ich fie fenne — erwähnen derſelben nur beiläufig, als
einer, die eriſtiren folle * ).
Wie ich aufs eifrigſte darauf bedacht war, in vorlie
genden Abſchnitten Alles beizubringen, was zur Geſchichte,
Sage und Literatur von Fauft wichtig feyn möchte, ſo
war ich unverbroffen bemüht, auch das in Wahr:
heit erſte Buch aufzutreiben. Nachdem mir dieß
hier , in München , Berlin u . miflungen , machte ich
den Fund endlich in der Stadtbibliothek zu Ulm, durcty
die Güte des Herrn Archivar und Bibliothekar Neu=
bronner. Ich erhielt von dort die 1587r Auß
gabe (Frankfurt am Main durch Johann Spies). Dieſe
iſt viel hübſcher gedruckt als die 1588r und 1589r
Ausgabe. Sie hat, ohne das Regiſter, 249 Seiten in
Ditav , ift übrigens, bis auf wenige Worte , gleich
lautent mit diefen beiden ſpätern Ausgaben. Gleich
zeitig erhielt ich aus der Ulmer Stadtbibliothef eine
octavausgabe ohne Fahreszahl, fühlecht gedruckt
and ohne die Widmung an : Caſpar Koli und Hiero
nymus Hoff, im Uebrigen aber faft gleidlautend mit der
1587r Ausgabe. Beigebunden iſt eben dieſer Aula
gabe ohne Jahreszahl ein : Ander Theil D. Johan
Faufti Hiſtorien , barinn beſchrieben iſt Chriſtophori
Wagners, Fauſti geweſenen Discipels, aufgerichteter
Pact mit dem Teuffel uc. Durch Fridericum Schotum
* Piſchon ( Denkmäler der deutſchen Sprache 2c. 4 Bände.
gr. 8. Berl. 1838.) ignorirt ſogar alle früheren Ausgaben
gänzlid und behauptet einfach : ,, Das Leben Fauſt’8 iſt 3 u :
er ft vor G. R. Winman berausgegeben .“
259

Tolet : Jezo zu Paris.“ Dieſer Anhang iſt gleichfalls


ohne Jahreszahl und ſelbſt ohne Paginirung ; das Vors
wort iſt aber datirt : 10. May . Anno 1594. “
Dieſes Leben Wagner's iſt reichhaltiger als die 1714r
Berliner Ausgabe ; ihr Mehr beſteht aber nur aus Ein
ſdhaltungen von Dingen, welche entfernt nicht zur Sache
gehören : über Aſtrologie, Gebräuche fremder Bölfer u .
Aber ſowohl dieſe als die 1714r Ausgabe des Leben
Wagner's enthalten nicht, wie man meiſt meint, einen
Auszug aus dem Widman'ſchen Fauftwerke, ſondern es
tritt hier Wagner ganz ſelbſtſtändig auf
nach dem Tode feines Herrn ; er erlebt ſeine
eigenen Schickſale und wie die oben erwähnte un
bezifferte Ausgabe fagt IIAbenthewre
-
Zoten und
Poſjen ." Dody, ich gebe des berüchtigten Famuli Les
ben im nächſten Bande (wie ich laut S. 24 beabſicha
tigte, ſollte Wagner's Lebensgeſchichte ſchon im gegens
wärtigen Bande figuriren , aber der Raum reicht dazu
nicht aus) und der Leſer kann eß mit Widman's Werk
ſelbſt vergleichen .
Der Wunſch von der Hagen's, es möge bei eix
ner neuen Ausgabe oder Bearbeitung von Fauſt's Les
bensgeſchichte das erſte Fauſtbuch zunächſt berücffich
tigt werden, muß moht auch ein allgemeiner feyn, und
indem ich nun die fedhate Zelle mit dem Widman'ſchen
Buche, tas doch immer das umfaſſendſte und Haupta
werk bleibt, ausfülle, ermangle ich nidit, in der achten
Zelle bas 1587r erfte Fauſtbuch in wortgetreuem Ab =
drucke zu geben ; der Lefer mag dort felbft ſehen, was
Widmann , aus irgend Gründen, hinweggelaſſen hat.
In den vorliegenden fechszehn Abſchnitten mußten
vielfach Hinweglaſſungen ſchon deßhalb ſtattfinden, weil
mande Nadyrichten faſt wörtlich von Schriftſteller 21
260

Schriftſteller übergegangen ſind und ich Wiederholun


gen möglichſt zu vermeiden ſuchte. Aus dieſem Grunde
mußte ich auch mehrere Auffäßchen im Hannover. Maa
gazin, Journal f. Deutſchl. 2. ganz umgehen, obgleich
fie fämmtlich vor mir lagen. Den Forſcher , welchem
dieß nicht genügen ſollte , verweiſe ich auf die Litera
tur, welche Stiegli gab in dem unter I. von mir
benüßten Auffaße und auf jene in Köhler's Abhand
lung, die ich unter VII. aufführte und im Auszuge
mittheilte . Viele der Bemerkungen über die Lebensge=
ſchichte Fauft's heben ſich dadurch , daß ich ja dieſes
Leben ſelbſt vollſtändig abbrucken laſſe, und ſomit gebe
ich auch aus der fo ſchäßbaren Abhandlung v. .as
gen's nur Das, was zu größerer Vollſtändigkeit des
bereits Beigebrachten dient, in Folgendem :
Widman ift, wie geſagt, der erſte und bekannteſte
nambafte Verfaſſer der Fauſtgeſchichte: derſelbe fchrieb
ſeine nur in der älteſten Ausgabe, Hamburg 1599. 3 Th.
4. gedrudte Zueignung am 12. Sept. 1599. zu Schwä:
biſch Hall , an den Grafen Georg Friedrich von Hoe
benlohe- Langenburg, feinen gnädigen Herren“ , bei beiten
Vater Eberhard auch ſein ſeliger Vater Dr. Ge. Rud.
Widmann 30 J. Rath und Advocat geweſen. Hier be:
ruft er fich zugleich auf ſeine Quellen und Vorarbeiter :
„ Ob nun aber, wolgeborner gnediger Herr, die geſchich:
ten vnd Hiſtorien , des verwegnen vnd Gottloſen Manns
Doctoris Johannis Fauſti, fich vor vielen Jahren zugetra
gen vnd begeben haben , davon auch viel fagens bey den
Leuten geweſt, ſo findt doch dieſelben noch biß daher noch
nicht recht fürhanden , fintcmal fie unter den Studenten
lange zeit verborgen haben gelegen , vnd ob fie wol der:
mal eins zuſammen find geraffelt, auß den brieffen der:
jennigen , ſo vmb Fauftum geweft findt, als, Thomas Wol
halt, Thomas Hamer, Chriſtoff Häyllinger, Caspar Moir,
Friedrich Bronauer , Gabriel Renner, Johan Victor, vnd
ander die es jhren Freundten und verwandten zugeſchrie:
261

ben , wie dann auch Doctor Fauftus ſelbſt befahre ſeinem


Diener , dem er fein gut vnd erbſchafft legierte , Johan
Wäiger genant, das er alles fleiſſig fein thun , leben
und wandel betreffend , ſolte beſchreiben , ſo iſt doch noch
biß auff dieſe zeit die warhaffte Hiſtoria von gedachtem
Fauſto nit recht an tag kommen . Weil ich dann die recht
warhafft Hiſtori, im rechten Original in meinen henden
vnnd gewaltſam gehabt , und nötig erachtet, das ſie men:
niglichem zur warnung an tag mücht gebracht werden,
bab ich dieſelb mit nothwendigen erinnerungen publicieren
wollen, der gewiſſen zuuerſicht und hoffnung, weil es ein
newe Hiſtoria und werd , es würd ſeine Telemachos fin
den, die es mit luft durchleſen , und anhören, vnd Gotts
furcht darauß lehrnen würden."
Etwas Näheres berichtet über dieſe Verhältniſſe noch der
Schluß der Vorrede : „ dabey ich dann auch nicht mag
vnuermeldet laſſen , ob wol die Hiſtorien des Doctoris
Fauſti ſchon vor dieſem in den Truck ift verfertigt wor
den , jedoch weil dieſelbe wunderlich daher rauſcht , vnnd
auch die ganße Hiſtori darinnen nicht iſt all begriffen , daß
in dieſem Buch dargegen ein genüge geſdeben ſol, jedoch
das auch nicht alles, was züchtige ohren vnnd herzen be:
trüben mücht, ſol erzehlet werden. Mag auch mit war:
beit vnd gutem gewiſſen ſagen , das dieſe meine edition
dem rechten vnnd warhafften Original , fo von Johan
Wäiger vnnd andern Fauſti bekandten iſt hinderlaſſen, ge
meß rey . “
Hienach war die rechte und wahrhaffte Urſchrift, welde
Widman in Händen hatte von Wäiger und andern Bes
kannten Faufts. Unter dieſen obgenannten wird von M.
Thomas Wolbaldt aus Torgau Fauſts Complerion
von deſſen Hand mitgetheilt (Th. 1, Kap. 4 ) ; von Chri:
ftoph Hayllinger , dem Kryſtallſeher, bekömmt Fauſt
den Kryſtallgeift ( Kap. 5 ) ; vom M. Kaspar Moir aus
Loca ( wol Lohra ) in Sachſen wird ein Bericht (Kap. 14 )
und ein Brief an zwei Erfurter Freunde ( Kap. 26. 27 )
über Faufts Hausweſen und Zaubergarten in Weihnachten
gegeben ; und vom M. Friedrich Bronauer aus
Søweidniß wird über Fauſto Aftrologie berichtet (Kap.
262

30 ) . Merkwürdig iſt die mündliche Erzählung eines un


genannten Ateligen im Wirtyshauſe zu Leipzig , der Fauſts
Tod bedauerte , weil f. ibn aus der Gefangenſchaft bei
einer Wallfahrt nach Jeruſalem durch ſeinen Geiſt heim
bringen ließ, damit er noch die zweite Hochzeit ſeiner Frau
verhindern konnte : Wiederholung der bekannten Sage vom
Erlen Möringer, Heinrich dem Löwen , Wolf : Dietrich ni.
a . ( Th. JI , Kap . 20 ) . Von Fauft ſelber wird, außer der
eigenhändigen Verſchreibung ( Th. I, Kap. 10 ) , ein Schrei
ben über die Luftfahrt auf ſeinem Mantel von Wittenberg
nad München im Jahr 1525 mitgetheilt (Kap . 33) , ſo
wie ein Schreiben an einen Edelmann bei Zwickau über
einen Burggeiſt ( Th. II, Kap. 8 ). Auf Wäigers Zeug
niß beruft fich Widman beſonders über einen Liebeszau
ber , wodurch Fauft ein Paar zuſammenbringt ( Th. II,
Kap. 7 ) . Aus Wäigers Aufzeichnungen werden die Weiſs
fagungen Fauſts kurz vor ſeinem Ende gegeben, (Th. III ,
Kap. 3) und die ausführlichen theologiſchen Geſpräche und
Verhandlungen zu Fauſts Rettung vor dem nahen Tode
( Th. III , kap. 16 ).
Auf ſeine dem Wäiger aufgetragene lebensbeſchreibung
verweiſet Fauſt auch ſelber ſeine Freunde in ſeinem leßten
Bekenntniß ( ebend . ) , 311 welchem bemerkt wird, daß Wäis
ger, der mit mehreren Gelehrten dabei geweſen, die fleißig
aufgemerkt, und es „ hernach in ein form zuſamen gebracht
haben , alles verwarlich verſcloſſen behalten , und es
zulegt an tag kommen laſſen .“
In dieſem Bekenntniß ſagt Fauſt: „ Was ich auch in
dieſen 24. Jahren für Abenthewr getrieben , auch andere
geſchichten mehr habe begangen , das werdet ihr in meiner
behauſung auffgeſchrieben finden , und ſoll es dieſer mein
Sohn Wäiger euch auff ewer begerde nicht fürenthalten .“
Kurz vor ſeinem Tode hatte Fauſt dem Wäiger dieſes
Werk aufgetragen , und ihm den dazu dienſtbaren Geift
Auerhahn hinterlaſſen, Th. 3, Kap. 2 : „ Darneben bitte
ich dich, daß du meine Kunſt, thaten vnd was ich getrie
ben habe , nicht offenbareft, dann allererſt lang nach mei :
nem Todte , alsdann wolleftu es fleiſfig auffzeichnen , die
zuſammen ſchreiben , vnnd in ein piſtorien bringen, darzu
263

dir dein Geiſt und Aurhan helffen wirdt, was dir vergeſſen
iſt, das wirdt er dich wider erinnern . Dann man wirdt
ſolche meine geſchicht von dir haben wollen.“
Und am Schluſſe, Th. 3 , Kap. 21 , wird über Faufts
Erſcheinung nach dem Tode und Geſpräche mit Wäiger
auf deſſen Buch Bezug genommen :
„ Nachdem Doct. Fauſtus todt vnd vergraben war, er:
regte fich ſein Geiſt , und erſchien ſeinem diener Wäiger,
mit dem er viel geſprech hielt , welchs geſprech in der Hi
ftory des Waygers zu finden iſt.“
Dieſes bezieht ſich wol nicht auf den weiterhin vorkom:
menden handſchriftlichen „ Höllenzwang“ , von Chriſtoph
Wagner aus Fauſts Nachlaß. Fauſts leben von Chr.
Wagner iſt jedoch ſonſt nicht bekannt : das als ſolches hier
in Berlin 1712 gedrudte iſt nur ein Auszug aus Wid
man ; und das Geſchichtsbuch Wäigers ( wie Wagner
bei ihm immer heißt) , iſt alſo wol nur in Widmans
Werke noch erhalten. Vielleicht iſt aber die obige „Hiſtory
des Waygers“ , des leßten eigene Lebensgeſchichte, welche
Widman beſtimmt von deſſen Fauſtbuch unterſcheidet, und
es ebenfalls herauszugeben verſpricht, Th. 2, Kap. 5, nad
dem er erzählt , wie Fauft ihn , als Knaben , den Sohn
eines Prieſters zu Wafferburg und deſſen Köchin , der fei:
nem þarten Bater entlaufen, und halb nadt Neſponſoria
fingend umhergezogen, als Sohn aufgenommen und ihn
in alle ſeine Geheimniſſe eingeweiht habe, ſo daß er auch
„ ein verwegner gotloſer bub, wie ſeine eigene Hiſtori be:
zeuget. -
Dauon dann ferner in des Johan Waygers
Hiſtoria meldung geſchehen wirdt , welche ich auch, wils
Gott, an tag zu geben willens bin , ſo fern mir GOTT
das Leben noch etwas ſparen wirt.“ In dem ältern Fauft :
buche , wo ( Kap. 8) nur kurz gemeldet wird , daß Fauſt
„ einen vorwagenen Jungen – Chriſtoffer Wagener “
zum Famulus gehabt, ſteht von alter Hand am Rande ge
idrieben : „ deßen Hiſtorie ich in 4to habe, und iſt zu dies
ſer Hiſtorie altera pars. “ Das iſt ohne Zweifel „ Des
durch ſeine Zauberkunft bekannten C. Wagners , weiland
geweſenen Famulus D. F. Fauftens ( , ) Leben und Tha:
ten , von F. Scotus Tolet , in deutſcher Sprach ges
264

ſchrieben, und nunmehr mit einer Vorrede vermehrt durd


P. J. M. ( Marperger). Berl. 1714. 8 ; welches als
„ander Theil" des Fauſt, „ u P. Gerapoli bei Conftanti:
num Joſephum “ fchon 1594. 4. erſchien, dann Hamb. 1598.
4. mit des Schotus Abent. , als 3 Th. , und daraus das
Puppenſpiel von Dr. Wagner hervorging.
Widman gedenkt aber bei dieſer alten , vielfältig durch >
die Sage bekannten Fa u ft-Geſchichte, die lange bei den
Studenten verborgen gelegen habe , eines andern ſchon
früher verfaßten Buches, welches aus den Briefen der
obgenannten Bekannten Faufts an ihre Freunde zuſam :
mengerafft wurde. Es hatte alſo dieſe Quelle mit
Widman gemein ; dieſer rühmt fich jedoch der getreueren
und fleißigeren Benußung derſelben , wie ſich denn der
Anfang der Vorrede gegen unbillige Beurtheilung ſeines
Buchs verwahrt, „welchs ich mit groſſem fleiß, mühe vnd
arbeit zuwegen gebracht.“ Er vermeint demnach , gegen
jenes ihm wunderlich daherrauſchende Fauſtbuch, das echte
ordentliche Werk zu liefern , welches zugleich vollſtändiger
rei, und doch alles Unzüchtige und Verleßende (die Gottes
läſterungen) beſeitige. Gewiß iſt ſein Werk das voüftän:
digſte vorhandene Fauftbuch , an einzelnen Abenteuern , ſo
wie an Disputationen mit dem Teufel über die hier fich
aufdrängenden ſchweren Fragen von der Schöpfung, Fall
und Erlöſung der Engel und der Menſchen ; ia es iſt über :
volftändig, und er hat es mit vielen nur zu weitläuftigen
Parallelen aus der heiligen und weltlichen Geſchichte, nebſt
Lehren und Nußanwendungen, aufgeſchwellt.
Das ſo von Widman überbotene ältere Fauftbud lag
auc idon gedrudt vor, wie er am obigen Schluß der
Vorrede ſagt. Und ſo hat es fich denn , wie ich nid)t
zweifle , noch erhalten , und wir können beide Bücher mit
einander vergleichen .
Die älteren Ausgaben des Widmaniſchen Buchs, welche
zu Berlin 1587. 8. und Hamburg 1594. 4. erſchienen
ſeyn ſollen , können offenbar nicht Widmans erſt 1599
zugeeignetes Werk ſeyn. Die erſte Jahrzahl bezieht ſich
vermuthlich auf das ältere, von W. erwähnte und auch
berußte Werk, von welchem ich, die ſo viel ich weiß, nod
265

nicht näher bekannte Niederdeutſche Ausgabe vorlege.


Dieſelbe ift zu Lübek 1588 in 8. durch den fibelberühmten
Johann Balhorn gedrudt, und wenn auch nicht eine
Verbalhornung , doch gewiß eine Niederdeutſche Uebertra
gung aus dem Oberdeutſchen. Das erhellt aus dem
Titel, und näher aus der mit verniederdeutſchten Zueig
nung des Buchdrucers Johann Speth zu Frankfurt
a . M. vom 4. Septbr. 1587 , an den Kurmainziſchen Amt:
ſchreiber Caspar Roln und den Rentmeifter der Graffichafft
Königſtein Hieronymus Hoff, ſo wie noch aus vielen Hoch
deutſchen Ueberbleibfeln. Hier wird dieſe Fauftgeſchichte
beftimmt als die erſte gedrudte gerühmt, weldhe auf vie:
les Begehren verfaßt worden , und zwar wie fie neulich
dem Druder und Verleger durch einen guten Freund aus
Speier zugekommen. Auf dem Titel heißt es dann noch,
daß dieſe Geſchichte Fauſts mehrentheils aus ſeinen eiges
nen hinterlaſſenen Sdriften zuſammengetragen
und in den Drud verfertigt worden . Dazu wird dann
in der Vorrede noch bemerkt, daß jedoch zur Vermeidung
des Mißbrauche die Beſchwörungsformeln mit Fleiß aus:
gelaſſen wurden.
Dieſes nur aus 68 Kapiteln, auch in 3 Theilen, befte
bende Büchlein hat ganz das Anſehen, daß es wirklich ſo
entſtanden , wie angegeben wird , und auch Widman tas
delnd andeutet. Es gebraucht die von Widman ange
führten und benußten Irkunden , namentlich gibt es von
Fauft ſelber eine Særift aus ſeinem Nachlaß und einen
Brief an Jonas Victor , Medicus in Leipzig, über ſeine
Fahrt durch die Hölle und zu den Sternen (Kap. 23. 24 ),
und verſichert noch am Ende, daß dieſe Geſchichte Fauſts
von ihm ſelber verfaßt wurde , und von ſeinen Freunden
vollendet , mit den Aufzeichnungen ſeines Famulus Chri
ft offer Wagener, als ein neues Buch ausgehe * ). Daß
Widman es vor fich hatte , erhelt ſchon aus der obigen
) Kap . 68 : ,, Se vünden od beffe Faufti Hiftoriam vpgetekent,
und wan eme beſchreuen , wo byr vör gemeldet, alles ahne ſyn
Ende , welcker dette Magiſter8 vnd Studenten dartho genan,
und mat fyn Famulus ypgetekent, dar od ein aye Boed van
em vtygeit.“
- 266

Berichtigung des Geburtsortes Fauſts in derſelben , mit


der Nandbemerkung : „ wie ſich der Autor der vor dies
ſen gedrücten Hiſtorien von Fauſto darinn hat ver :
ftoſſen .“ Die Anlage iſt im Ganzen übereinſtimmend; ei:
nen Theil der kürzeren Erzählungen hat Widman faft
wörtlich , und meiſt in derſelben Folge aufgenommen (Kap.
32-48. 50-56 . 58. 59) ; wobei zu bemerken , daß für
3
Kaiſer Marimilian , dem Fauſt zu Jnsbrud Alerandern
den Großen erſcheinen läßt, Widman Karin V. ſept. Wid:
man’s obige Nachricht, wie Fauft dem Wäiger aufträgt
ſeine Geſchichte zu ſchreiben, ſo wie reine Zauberbücher zu
bewahren , iſt auch wörtlich aus dem älteren Fauſtbuche * ),
wo jedoch das Vermächtniß des Grundbeſiges an Wagner
örtlich näher in Wittenberg beſtimmt iſt ** ). Das Web:
rige hat Widman ebenfalls anders und eigenthümlich ge
faßt und dargeſtellt, wie vermehrt, nach Maaßgabe ſeiner
anderweitigen Urkunden und deren Benußung, gewiß aber
auch ſehr ftark aus eignen Mitteln . Dahin gehören vor:
nämlich die ſchon gedachten weitläuftigen Disputationen
Fauſts mit dem Teufel zu Anfang , und die endloſen theo .
logiſchen Geſpräche mit den Freunden kurz vor dem Ende: 1

anſtatt deren das ältere Bich kurze Darſtellungen und ei:


nige, zum Theil poetiſche Webklagen hat . Die Sprüche
in Reimen , womit Mephiſtopheles den Fauſt verſpottet
( Kap. 3. 65), und überhaupt der ſprichwörtliche Ausdrud ,
mangeln bei Widman , und nähern das ältere Buch mehr
einerſeits den dramatiſchen Spielen , und anderſeits dem
merkwürdigen Volksliede vom Doctor Fauſt , welches, als
fliegendes Blatt aus Köln bekannt + ) fich leicht in die ur:

*) Kap . 61 : ,, Darneuen binde ict, bat du myne Kunſt , Dabei ,


vnd wat ic gedreuen hebbe , nicht apenbareſt , beth id Dont
bin, alſedenn willeſt u udt vptekenen , thoſamende ſchrinen , vnd
yn eine Hiſtorien transfereren, dartho day byn Geiſt de Vhr :
bane helpen wert, wat dy vorgeten 18 , dat wert he on wed :
der erinnern, denn men wert földe myne Geſchichte van dy
hebben willen .“
** ) Rap . 60 : „ dat Huſs ſampt dem Garden , by des Ganſers
und With Rodingers Huis gelegen , by dem vjern Dore , in
11
der Sdergaben an der Kinduúre.
†) Siehe Abídnitt VII !.
267

ſprüngliche ftrophiſche Form als ein wirkliches lieb Herfter:


len läßt, und ganz eigenthümliche Züge enthält , nament
lich wie Fauft in Jeruſalem vom Teufel ein Gemälde
des Gekreuzigten fordert, ſo daß Goethe ſelber in dieſem
Liede „ tiefe und gründliche Motive“ erkennt.
So wie demnach dieſes ältere Fauſtbuch viel volksmä
biger erſcheint, als Widmans Werk, ohne deſſen gelehrten
Ballaſt , To enthält es auch manches Eigenthümliche und
Bedeutende, das W. auffallend zurüdließ oder umwandelte.
Zuvörderſt zeigt fich hier ſchon beſtimmtere Anlage zu
einem Dante'ſchen Univerſalgedicht, welches Goethe daraus
bildete, — dadurch, daß Fauft nicht nur durch die damals
bekannten Reiche der Erde, vom Kaiſer und Papft bis zum
Großtürken Soliman 1519 , nach Aegypten und Indien
(doch nicht Jeruſalem ) reiſet und abenteuert, ſondern auch
Reiſen durch die unſichtbaren Reiche , Hölle und $ i m
mel macht ( Kap . 23. 24 ) , zwar nur durch den Sternen:
himmel , in Bezug auf die Sterndeutung ; ſo wie er in
das noch auf Erden ſtehende irdiſche Paradies auch nur
von ferne ſchaut, wie Moſes ins gelobte Land ( Kap. 25.
-31 ). Dann führt Fauft durch Magie den Studenten
aus Erfurt, wo er den Homer liest, die Helden des Tro
ianiſden Krieges und den Menſchenfreſſer Polyphem vor **).
Damit bereitet ſich zugleich die Erſcheinung und bedeut:
ſame Einführung der ſchönen Helena , welche Fauft ein
mal, am weißen Sonntage, den Studenten in Wittenberg
zum Ergößen beraufbezaubert.
Sie wird folgendermaßen beſchrieben , kap. 49 : „ Deſſe
Helena erſchynde yn einem köfliken (warten Purperklede,
ere Här hadde ſe heraff hangen , dat ſo ſchön alle Goldt
ſchynede, od ſo land , dat ydt er beth vp de Kneewaden
hengede, mit ſchönen ſwarten Ogen, ein leefflid Angeſichte,
mit einem runden Koppe , ere Lippen rodt alſe rode Kars
ſebern, mit einer klenen Mundt, einen Hals alſe ein wit
ter Swon , rode Wangen alſe eine Roſe, ein ſchön blen
dern Angeſichte , eine lange ſmalle vnd vpgerichtede Pers
ſon . In Summa, ydt was an er neen Mangel tho vin
*) Dieß erzählt nur Widman Th. 1. Kap. 38. Umſtändlicher
einc alte Erfurter Chronik, aus Möbſen bei Stiegli $ 141 .
268

den , le fad fich allenthaluen in de Dörnben umme , mit


gär ſtolten vnd böuiſchen Geſichte, hat be Studenten yegen
er yn leue entfenget wörden . “
Widman erwähnt dieſer Erſcheinung der Helena nur
ganz kurz ( Th. II , Kap. 24) . Seiner Vorrede gemäß,
das Anftößige und Verleßende zu beſeitigen, bemerkt er
zum Schluſſe des zweiten Theils in einer „ Erinnerung an
den Chriſtlichen Leſer“ , daß er hier „ auß hochbedenklichen
Chriſtlichen Urſachen“ etliche Geſchichten auslaſie, nament:
lich Fauſts Luftfahrt zu den Sternen und ſeine Reiſen durch
die Länder der Erde: wie er auch deſſen Fahrt durch die
Hölle und Darſtellung des hölliſchen Pandämoniums, nes
ben der himmliſchen Hierarchie, den Teufelsípuk in Fauſts
Hauſe ( Kap . 2 ) , und Fauſts zweite blutige Verſöreibung
( Kap. 53 ) übergeht (Th. II , Kap. 1 ). Helena wird mit
der übrigen teufliſchen Unzucht Fauſts , dem der Eheſtand
verboten iſt, beſeitigt: während im ältern Fauſtbuche , als
Fauſt fich verheirathen will ( Th. II , Nap. 25 ) , der Teu :
fel ihn durch täglichen Wechſel der Bulſchaft kirrt ( Kap.
9 ) ; ſo daß Fauſt fich mit den ſchönſten Weibern der man :
nigfaltigen Länder , in welchen er abenteuert , ergeßt, wie
Don Juan , vornämlich mit zwei Niederländiſchen , einer
Ungariſchen , einer Engliſchen , zwei Spaniſchen und einer
Franßöſiſchen : welche jedoch alle ſieben nur Teufelslarven
find (Kap . 57) ; ſo wie die ſchöne Helena , welche er iin
leßten , 24ften Jahre ſeines Teufelsbündniſſes fich beilegt
(Kap. 59). Mit dieſer zeugt er den f uſtu s Fauftus,
der ſeinem Vater die Zukunft aller Länder weißſaget ( Wide
man gibt die Weißſagungen , ohne dieſe Quelle ) , aber mit
der Mutter , nach Fauſts Ende verſchwindet. Widman
allein weiß nod), ſie habe ihm zuerſt ein „ erſchredlich Mon.
ftrum “ geboren : ſo wie in dem Fauſtdrama fich die ſchöne
Helena bei Faufts Umarmung in eine deußlide Sølange
berwandelt.
Bei folcher Beſchaffenheit des älteren Fauſtbuchs iſt zu
verwundern , daß es Hochdeutſch , wenn auch öfter auf
gelegt , dod faft verſchwunden iſt. Ich finde nur bei
Stieglitz , in ſeiner fleißigen Fauſtliteratur und Kunſtge:
ſchichte des Fauſt , die nicht weiter belegte , aber gewiß
269

richtige Angabe, daß Fauſts Geſchichte zuerft * ) 1588. 8.


zu Frankfurt a. M. durch Johann Spies (Niederd. J.
Speth) gedrudt worden. Der Titel ſtimmt auch mit
Balhorn ; aus der Vorrede wird aber noch angeführt, daß
der Verfaſſer auch nächſtens die lateiniſche Ueberſeßung
ſeines Buchs verſpricht, wovon ich bei Balhorn nichts finde.
Bei einer neuen Darſtellung des Volksbuchs müßte
dieſes erſte Fauſtbuch zum Grunde gelegt, oder doch ſtark
zugezogen werden. Das ziemlich pedantiſche Widmaniſche
Buch hat bisher allein als Grundlage gedient.
Von einer bisher ganz unbekannten alten poetiſchen
Bearbeitung des Fauft kann ich nur den Titel angeben:
„ Von D. Johan. Fauften Schwarßkünſtler ein erſchredlich
Geſchicht, allen Gottloſen zum ſchrecklichen Erempel vnd
trewherßiger Warnung, Neimen weiſe 1588. 8. “ Schon
dieſer leßte Ausdrud verräth eine gereimte Darſtellung der
älteren Proſa , und zwar in der erſten Ausgabe deſſels
ben Jahrs, welche ähnlichen Titel führt „allen -- gottloſen
Menſchen zum ſchredlichen Beiſpiel, abſcheulichen Erempel,
vnd treuwherßigen Warnung;“ alſo von dem obigen Fauft
Liede ganz verſchieden , und dem Fiſchartiſchen Eulenſpie
gel reimweis vergleichbar.
Wie das ältere Fauſtbuch und Widman , laut der Vor:
reden , abſichtlich die Beſchwörungsformeln auslaſſen , ſo
berichten beide gleichlautend, daß Fauſt felber ſeinem Fa:
mulus , dem er mit au ſeiner Habe auch die Bücher ver:
macht , dabei befiehlt , fie fleißig zu benußen , jedoch nicht
an den Tag kommen zu laſſen **). So finden ſich denn
auch dieſe Beſchwörungen in den mancherlei Zauberbüchern
unter Faufts Namen , welche zum Theil nur noch bands
ſchriftlich umgehen. Zu bemerken iſt die frühe Jahrzahl,
tief ins 15te Jahrhundert zurüd, und der fremde Ort der :
relben : Widman ſagt dagegen , vor Luthers Tiſchreden
*) Hier verweiſe ich alſo auf meine Einleitung zu gegenwärti:
gem Aufſaße.
**) Kap . 61 : ,,Wat myne Böker belanget, fynt dy deſüluen vör:
ben beſcheden, jodoch dat du re nicht an den Dach woldeſt ka :
men laten , ſondern dyn vordeel dármit ſchaffen bar flytich on
ftuderen .“ Ebenſo Widman Th . III , Kap. 1.
270
!

über Fauft, dieſer habe, laut Wäigers Zeugniß, in einem


nachgelaſſenen Buche mit geheimen Buchſtaben geſchrieben ,
daß ihm im Jahr 1521 Mephiſtopheles nach Wunſch er:
( chienen ſei.“

Nachdem ich nun in möglichſter Vollſtändigkeit über


Fauſt, als Einleitung, berichtet, habe ich noch nachzu 1

tragen, daß im IV . Bande der „ Germania " S. 211 ff.


über Fauft als Puppenſpiel von v. 0. Hagen
eine Abhandlung fich findet, und daß Guſt. S dywab
in der zweiten Auflage ſeines Werkes : ,, Die deutſchen
Volfsbücher uc. " ( 2 Bände , 8. Stuttg. 1843. ) die
Fauſtfage nach dem Widman'ſchen Werke ſehr blühend
bearbeitet hat , wobei er in der Vorrede in Bezug auf
Fauſt's Geburts- und Sterbeort nachſtehende Mittheis
lung macht :
„Auch ftehe hier eine, von Stiegliß nicht gekannte Stelle
aus Sattlers hiſtor. Beſchreibung des Herzogthums
Würtemberg ( Stuttg. und Ebl . 1752. 3ter Bd. Š . 192 ) :
„ „Uebrigens iſt von dieſem Städtlein ( Knittlingen ) mert:
würdig , daß daſelbſt der berufene Schwarzkünſtler Doctor
Johann Fauft vom Teufel folle zerriſſen worden ſeyn , wie
folches Dr. Dietrich in Erklärung des Predigers Salom .
Kap. 7 verſichert. Obwohl man nun die Geſchichte dieſes
Zauberers insgemein für ein Gedichte balten will, ſo ift
doch nicht alles zu verwerfen , was man von dem verruf
fenen Doctor Fauften erzählet , indem man gleidwohl ro
viel Nachricht hat , daß derſelbe zu Knittlingen geboren,
und mithin wirklich gelebt habe , auch daß der Abt Jo:
bannes Entenfuß zu Maulbronn eines Doctor Fauften
Landsmann und guter Freund geweſen , wie er ihn dann
vermög guter Nachrichten um das Jahr 1516 in dem
Kloſter Maulbronn beſucht hat , ſo daß wenigſtens nichts
unmögliches ift, daß er hernach zu Knittlingen einen uns
glüdlichen Tod gehabt , dabei man aber an den Fabeln
von den Abenteuern dieſes Mannes keinen Antheil nimimit ,
271

conf. Neumanni disp. de Fausto praestigiatore. Man.


lius Collectan . Basil . edit. 1600. p . 38. ſondern ſelbigen
mit Thomasio für einen prahlenden Landſtreicher hält, der
bei damaliger Unwiſſenheit und Einfalt der Leute, fich vie.
ler unwahrhaften Streiche gerühmt.
Um dieſen kleinen geſchichtliden Ercurs und unſer Vor:
wort mit einem ſagenhaften Zuge zu beſchließen, fer noch
erwähnt , daß von Dorment der Kloſterſchule Maulbronn
(bei Knittlingen) man durch ein Fenſter über inebrere
Dächer in ein ausgemauertes Gemach gelangt , wo die
Sage den Doctor Fauft vom Teufel holen läßt und ein
großer Blutfleden, als von ihm herrührend, gezeigt wird .“
Schließlich bemerke ich noch, daß auch Sebaſtian
Franc *) eines Fauftus Erwähnung thut, mit fol
genden Worten : ,,Fauſt u 8 ein Ap her , hat mit Ma
nicheo gehalten , daß Chriſtus nit hab mögen warlich
weder ſterben noch geboren werden. Derhalb ſexy er
nit warlich von Maria geboren , noch an dem creüß
geſtorben , ſund' allein in der Fantaſey vnd augen der
menſchen. Vnd ſaget, des alten Teſtamentes Got mer
ein bößer Got. &r ſchalte das gfaß, als das ſein an
kunfft von einem bößen Got het , dann er febet zwen
gött oder anfäng aller Ding, wie vilmals gehört. Sein
junger Felir hielt Manicheum für ein Apoſtel Chriſti."

*) In ſeiner „ Chronica , Zeytbuch vnd Geſchichtbibel.“ Fol .


Straßburg 1531 .
2
S e chste 3 elle.

G. R. Widman's

H a u p t w e r k ü be r fa uſt ,
in drei Theilen.

( Wortgetreu abgedrudt , nur mit Hinweglaſſung einiger lateini:


der Verſe und einer, unterm 12. Sept. 1599 von Sdwab . Hall
aus datirten Dedication an „ Herrn Georg Friederichen , Grauen
von Hohenloe vnd Herrn zu langenburg “ , welche übrigens dhon
in Abſchnitt XVI. der fünften Zelle in den Nachrichten v . d . Þa :
gen's auszugsweiſe gegeben iſt.)

II . 18
1
.
S.275 .

mit
Cound

up ...
Er ft er Theil
Der

Warhafftigen Hiſtorien
bon den

grewlichen und abſchewlichen Sünden vnd faſtern ,


auch von vielen wunderbarlichen vnd ſelgamen
ebentheuren : So
D. Johannes Faustus
Ein weitberuffener Schwartkünſtler und Erkzäuberer,
durch ſeine Schwarzkunſt, biß an ſeinen erſdrecklichen
end hat getrieben.
Mit nothwendigen Erinnerungen und ſchönen erempeln ,
menniglichem zur Lehr vnd Warnung außgeſtrichen vnd
erkleyret , durch
Georg Rudolff Widman.
Gedruckt zu $ amburg, Anno 1599 .

Vorrede an den Chriftlichen Leſer.


Mir zweiffelt gar nicht , Gutherßiger lieber Leſer, es
werden fich deren viel finden laſſen , die dieß mein Buch
von des Doct. Fauſti Gottloſen leben , welches ich mit
groſſem fleiß , mühe und arbeit zuwegen gebracht, ihrem
onbillichen Judicio und verkertem verſtandt nac , ſtraffen ,
vnnd auff andere meinung ziehen , vnd deuten werden , wie
ießiger zeit breuchlich , in dem fie werden fürgeben , ich
bette folde Hiſtorien von wegen der Jugendt, gahr wol
unterlaſſen können . Nun ift nicht ohn , das man nach laut
des Spridworts, den Teuffel nicht über die thür mahlel ,
276

oder ihm ſonſten vrſach geben ſol. Dann er für ſich ſellis
bey vnd zu wohnen , vnd vns in alle ſündt, dandt vnnd
Jafter einzuführen begehret , alſo das mir viel mehr vor
dem Teuffel vnd alle dem ſo ihin zugehörig, fliben ſollen,
ſonderlich ſo wir uns erinnern wollen , wie wir in der
weiligen Tauffe dem Teuffel , ale feinem anhang vnd wer:
den , durch die wiedergeburt des H. Geiſts renuncieret 3
und abgeſaget haben , welches dann der D. Fauftus gang
vnd gahr in vergeß geſtelt, vnd fabren laſſen . Derohalben
ich der meinung gahr nicht bin, das ich durch dieſes Buch
die Jugendt zu luft vnnd lieb der verfluchten Schwarß.
kunft wolle anreißen vnd verurſachen , ſondern viel mehr
das Contrarium oder wiederſpiel anzuzeigen begehre, da
init menniglich müge trewlich gewarnet werden , vnd für
dergleichen nachſtellungen vnd ſtriden des teuffels , ſich ſo
viel beſſer fürzuſehen vnd zu hüten wiſſe.
Dann kan er die Gottsfürchtigen bezaubern , wie viel
mehr underſtebet er fich auch dieſelbigen zu ſeinem Juſtru
menit vnd werdzeug zi1 brauchen. Denn zwar der Teuffel
ſich eben ſo wol an rechte Chriſten , als an die vnglaubige
oder wandelhafftigen machet, dieſelben zu verführen. Dar
umb dann S. Petrus ſelber ſagt, 1. Pet. 5. Seydt nich:
tern, vnd wachet, denn der Teuffel gebet herumv, wie ein
brüdender löw , und ſuchet , wen er verſchlingen könne.
Mit welchen worten jeßt gedachter Apoſtel nicht allein die
vnglaubigen, ſondern auch die glaubigen Chriſten trewlich
wil vermahnet haben , das ſie ſich fürſehen , damit ſie die
alte Schlang nicht zu fall bringen , vnd in feinen ftriden
in das ewigen verderb bringen möge.
Under den liſten vnd Practicen aber , damit er dem
Menſchen nachſtellet, iſt die Zauberey nicht die geringefte.
Dann der Teuffel, welcher ſich in einen Engel des liechts
verſtellet, lodet durch ſolche die Leut zu fich, verheyft ihnen ,
ſo ſie ſich ihm ergeben , kunſt, anſehen, ebr, reichthumb, vnd
allerley zeitliche frewde, wolluften vnd kurßweil, welchs er
ihnen auch bißweilen leiſtet, aber leßlich müſſen ſie es ihm
thewr gnug bezahlen, dann er fie durch zeitliche wolluſten
in das ewig verderben bringet. Weil dann die Zauberey
nicht allein bey den Heyden, ſondern auch unter dem vold
277

Gottes ift geübet worden , hat Gott immer dawider pre:


digen und ſchreiben laſſen . Was aber die H. Schrifft von
der Zauberey redet , das haſtuzu leſen in den Büchern
Moyfis, Erot. 7. 8. 22. Leuit. 19. 20. Num . 33. Deut.
18. Item 1. Reg. 28. 4. Reg. 17. 21. In den Propheten
Eſaie 2. 44. 47. Jerem. 10. Daniel. 2. Michee 5. Job.
3. Eccl. 34. in dem Newen Teſtament Act. 8. 13. 16 .
19. Gal. 5. Apoc. 18. 21. Dieweil es denn Gott ver :
beut, vnnd die Schrifft ſo eigentlich dauon redet , ſo iſts
gewiß , daß Zauberey ſein muß. Deſſen zeugnus geben
auch die Schrifften der Heyden , bey welchen die Zauberey
ſehr gemein geweſen , welches in dieſem Buch , an ſeinem
ort, gnugſam wirdt erkleyret werden .
Soiten denn zu vnſerer zeitten auch wol bey den Chris
ſten Zauberer vnd Schwarßkünſtler gefunden werden ? Oder
find es nur allein die armen Weiber vnd Heren , die man
täglich dahin verbrent, oder D. Fauſtus ? Nein , ihrer iſt
leider Gottes mehr. Man findet warhafftige vnd glaub
wirdige Hiſtorien , daß auch die Heiligen Väter vnd Stadt
balter Chriſti, die frommen Bäpſte zum theil groſſe Zäu
berer geweſen findt, wie dann auß irem Decretal erſcheinet,
in vermeldung, wie fie nicht allein den Engeln zu gebieten,
ronder auch den Teuffel zu zwingen haben . Wie ich denn
etliche in meinen Erinnerungen anziehen wil, weldje zivar
die Seulen Chriſtlicher kirchen haben wollen gehalten wer:
den, als Sylueſter der ander, Benedictus der 9. , Johannes
der 13. 19. 20. 21. Gregorius der 7. , Clement der an :
der , Damaſus der ander , Leo der neunde , Victor der
ander, Gregorius der eilffte, Paulus der ander, Alerander
der ſechſte, vnd dergleichen , die doch alle bezüchtigt , das
fie Teuffels beſchwerer geweſen ſeyn , vnnd einen ſondern
fürnehmen lehrmeiſter gehabt , den Cardinal Gerhardum
Brazutum , vnd andere Apte und Mönchen , wie man auch
ſchreibt von dem Biſchoff Heinrich von Baſel , Johanne
Teutonico, vnd von dem Abt zu Fulda Erlolffo, etc. Vnd
nicht vor ſo alten jahren , iſt nicht allein Doctor Fauſtus
namhafft geweſen , ſondern man ſchreibt ſonſten auch von
etlichen , als von Doctoris Johannis Fausti famulo, Jo
ban Wäiger , øenrico Cornelio Agrippa, Antonio Moro,
278

· Petro Apono, vom Wildtfewr zu Northauſen , vnnd teßi


ger zeit von dem Scoto.
Zu dem , mag Zauberer von wegen fhres grewels ge:
nant werden Crimen laesae Majestatis divinae , eine
Rebellion , vnnd ein ſolch lafter, damit man fich fürnehm
lich an der Göttlichen Mayeftat zum höchſten vergreifft.
Denn wie die Juriſten fein künſtlich diſputiren vnd reden ,
von mancherley art der Nebellion, vnnd mißhandlung wie :
der die hohe Obrigkeit , vnd vnter andern zehlen fie auch
dieſe, wenn einer von ſeinem Herrn Feldtflüchtig vnd trews
1oß wirdt, vnd begibt fich zu den Feinden , denſelbigen er:
kennen ſie zu der peinlichen ftraff , an Leib vnnd ieben ,
alſo auch , weil Zauberey ein ſchendtlicher grewlicher ab
fall ift, da einer fich von Gott, dem er gelobt vnnd ge :
ſchworen iſt, zum Teuffel, der GOTTES feindt iſt, be
gibt , ſo wird er billich an leib vnd leben geſtrafft, vnnd
Folte billich alle Obrigkeit ir ampt hierinnen gebrauchen ,
das man der Zauberey mit allem gewalt wehrete vnd ſie
außrottete,
Soldes hab ich zum eingang dem Chriſtlichen Leſer ere
innern wollen , dabey ich dann auch nicht mag vnuermel
det laſſen, ob wol die Hiſtorien des Doctoris Faufti fchon
vor dieſem in den Trud iſt verfertigt worden , jedoch weil
dieſelbe wunderlich daher rauſcht , vnnd auch die ganße
Hiſtori darinnen nicht iſt al begriffen, daß in dieſem Budy
dargegert ein genüge geſchehen ſol, jedoch das auch nicht
alles, was züchtige ohren vnd berben betrüben mücht, for
erzehlet werden. Mag auch mit warheit vnd gutem ge
wijlen ſagen , das dieſe meine edition dem rechten vnnd
warhafften Original, ſo von Johan Wäiger , vnd andern
Fauſti bekannten iſt hinderlaſſen , gemeß ſey.
GOTT der Aumechtige, der ſeinen lieben Sohn JESVM
CHNJSTVM darumb in dieſe Weldt geſandt, das er
des Teuffels werd zerſtöre, der wolle uns vor allem liſt,
tücken vnnd betrug des Teuffels behüten, vnnd ſeine liebe
Engel vns zuordnen , die uns bewahren , in allem vnſerm
leben , damit der Teufel keine madt an uns finden und
haben müg , das wir ald , niemandt wiſſen und erkennen ,
Denn allein den Heylandt JESUM CHRISTVM der
3
279

ons allhie zeitlich und dort ewiglich erhelt , welchem rey


mit dem Vatter, vnd beiligem Geiſt, lob, ehr, vnd preiß,
in alle Ewigkeit, Amen, AMEN.

Zu welcher zeit Doctor Fauſtus ſeine Schwarzkunſt ,


hab bekommen und geübet.
Anno 1521. wie man nach Doct. Faufti todt vnd ſchred
lichem ende gefunden, hat er in einem Buch, dod mit ver:
dedten Buchfiaben, alſo darein geſchrieben : Anno Chrifti,
nunmehr des mein vnbekannten Gotts , vnd der heiligen,
im 1521. jßigen , iſt mir mein liebſter diener Mephoſto
philes nach meinem wünſch erſchienen vnd angeftanden etc.
Wie hernach ſein diener Johan Wäiger felbften bey den
Studenten bekennet, das er ſchier in aữen ſeinen Schwarß
kunſt Büchern ſolchen Titul vnd vberſchrifft gefunden hab.
In dem jar aber nach Chriſti geburt 1525. da er ſich
ſchon zuuor mit Leib vnd Seel dem Teuffel ergeben hat,
iſt er erſt recht auffgetretten , da er den ſich menniglich hat
offenbahrt, auch lande und Städte durchgezogen, da man
von ihme vberau zu ſagen hat gewuſt.

Grzehlung, was D. Luther von D. Fauſto gehalten hab.


Es hat auf ein zeit Doctor Martinus Luther ein ga:
ftung gehalten , da hat man des D. Fauſti vber tiſch gee
tacht, was er in kurß für ſchaldheit getrieben hette , darauff
ſagt Doctor Luther ernſtlich , es mache dieſer Fauſtus, was
er wolle, ſo wirdts ihm an dem ende wieder reichlich be
lobnt werden . Denn es ftedt nichts anders in ihm , denn
ein hoffertiger ſtolßer vnd ehrgeißiger Teuffel, der in die:
ſer Welt einen ruhm wil erlangen , doch wieder Gott und
ſein wordt, wieder ſein eigen Gewiſſen und Nech ſten , aber
was nicht bleiben wil, das fahre nur ftracks zum Teuffel,
denn kein hoffertigers Thier nie entſtanden , und darüber
so hoch gefallen iſt, als der Teuffel, ey warumb wolt dann
Fauftus ſeinem Herrn nicht nach ohmen , auff das er fich
zu leßt auch an den kopff ftoſſe. Aber das ſage ich, er ,
280

noch der Teuffel gebrauchen fich der Zauberey nur nicht


wieder mich. Denn das weiß ich wol , bette der Teuffel
zuuor lengit mir vermocht ſchaden zu thun, er hette es lang
gethan, er hat mich wol offtmahls ſchon bey dem kopff ge
babt, aber er hat mich dennoch müſſen gehen laſſen , ich
hab ihn wol verſucht, was er für ein Geſell ift, er hat
mir offt ſo hart zugeſeßt, das ich nicht gewüft hab , ob ich
Todt oder lebendig were. Er hat mich auch wol in ver 3

zweiffelung gebracht , das ich nicht gewüft, ob auch ein


Gott wehr , vnd an vnſerm lieben Herrn GOTT gang
vnd gahr verzagte , aber mit GOTtes wort hab ich mich
ſeiner erwehrt, es iſt auch ſonft kein hülff noch Rath, denn
das Gott , mit einem wörtlein durch einen menſchen ge :
ſprochen , oder das ſonſt einer ergreifft, einem hilfft, hat
man aber GOTtes wort nicht, ſo ifts baldt mit vns ge
ſcheben , denn da kan er die leut nach ſeinem willen reiten
vnnd treiben. Alſo find in dieſer mahlzeit von dieſem
Faufto viel diſputationes fürgelauffen , Vnder denen aud)
einer ſagte , wie D. Fauftus ſo erfahren were , das er
wüfte, was in fünfftig geſchehen ſolte. Darüber antwort
Doctor Martinus Luther, ja , der Teuffel weiß der Gotts
loſen gedanden, denn er gibts ihnen ein, er fihet vnd re
gieret aller Menſchen herken , die nicht mit GOTTES
wort verwahret findt, ia er helt fie in ſeinem ftrid gefan
gen, das fie reden , gedencken vnnd thun müſſen , nach rei
nem willen , 2. Timoth. 2. vnd am andern zun Corinth.
am vierdten , darumb ifts kein wunder , ob ichon Fauſtus
etwas zuuor erſehen kan , denn der Teuffel hat auch mit
dem Bäyeriſchen krieg , folches leichtlich errahten können ,
denn er hat geſehen, das Pfalßgraff Ruprecht ſtolß vnnd
reich , darzu fühn war , das er auch Keyſer Maximilian
verachtet, entgegen daß Marimilian ein hoch Adelich auff
richtig gemüth hette, deshalben er hoch zu loben geweſen ,
darüber iſt der Krieg entſtanden . Darauff antwortet ein
ander, ich achte Herr Doctor , das dennoch dem Teuffel,
nicht aller Chriſten gedanden bewuſt feyn . Ey, antwortet
wieder Doctor Luther, die heilige ſchrifft bezeugts flar,
das der Teuffel dem Menſchen böſe gedanden eingibt. Jo
meine aber, ſagt dieſer, nicht der Gottloſen herßen gedan:
>
281

den, ſonder die gedanden frommer Chriften, denn ich weiß


wol , das von dem Juda geſchrieben ſtehet , das ihm der
Teuffel ins herß gegeben , das er Chriftum verrahten ſolte,
und Cain gab er nicht allein ein , das er böſes von ſeinem
Bruder Abel gedacht, vnd ihm feindt wart, ſonder erhebet
und trieb ihn auch , das er in ermordet. Darauff ſpricht
wider Doct. Luther , ja, der glaubigen gebanden weiß er
nicht , biß fie damit herauß fahren , denn Chriſtus ift ihm
zu klug , wie er nun nicht hat wiſſen können , was Chris
ftus in ſeinem herßen gedacht hat, alſo kann er auch nicht
wiſſen der Gottſeligen gedanden, in welcher berßen gedan
den Chriſtus wohnet, aber ein gewaltiger verſchlagner geift
iſt er, den Chriftus felbs den Fürſten dieſer Welt nennet.
Sagt Doctor Luther weiter, Liebe Herrn, weil wir je ro
viel in das geſprech kommen findt, frage ich euch, ob auch
der Teuffel Chriſtum nach dem fleiſch gekant habe ? Vnd
als andere den Herrn Doctor bathen , und begehrten von
ihm zu lehrnen, ſprach er : Nun wolan , es iſt nicht ohn ,
er kennet die ſchrifft, als Eſae am 7. Sihe ein Jungfraw
wirdt Schwanger, Jtem ein kindt ift vns gebohren, Eſaie
9. vnnd er höret auch das wir täglich fingen, Verbum
caro factum est, aber weil Chriſtus ſich ſo niedrig hielt,
mit öffentlichen Sündern vnd Sünderinnen vmbging, vnd
kein anſeben der Perſon hette , ſabe er oben hin , kennete
ihn nicht. Er fihet nur nach dem, was groß vnd hoch iſt,
daran hengt er fich , vnd was niederig iſt, fiehet er nicht
an. In ſolchem geſpred, ſagt ein ander, wie Doctor Fau
ftus newlich bey einem Grauen in Beyern geweſen , da
bab er ihm zu gefallen, ein ſchön jagwerd angerichtet, das
auch alda allerley thier erſchienen weren , aber nicht na
türlich. Darauff ſagt Doctor Luther, das ihn ein ftattli:
der vom Adel einmahl laſſen auff ſein Schlos beruffen ,
ſampt etlichen gelahrten zu Wittenberg , vnd darauff eine
Haſenjagt beſtellet, da were von allen, ſo dabey geweſen,
ein groſſer ſchöner Haß vnnd Fuchs geſehen , der lauffen
kommen were , da ihm aber der Edelmann auff einem Klep:
per mit geſchrev nachgeeylet, were das Pferdt plößlich vn,
der ihm barnieder gefallen , vnd geſtorben, vnnd der Haß
were in die lufft gefahren und verſchwunden , vnnd were
282

folch ein teuffeliſch geſpenſt geweft. Hierauff ſagte ein


ander , das er wüfte , das vnbenante Edellenth im Landt
zu Düringen , einmahl am Hörſelberg des nachts Haſen
geſchredt , vnd ihr bey acht gefangen betten , wie fie nun
beimkommen , vnnd die Haſen auffhenden wolten, ſo wa:
rens des Morgens eitel Pferdtskopff geweſen. Darauff
antwortet Doctor Luther, es kan wol ſein, das der Teuf
fel die Pferdtskopff bey dem Schindtwaſen verſamlet, vnd
mit denen ein ſpott angerichtet, vnd iſt vermüthlich, Docs
tor Fauftus werde fein gejagt auch nicht angefangen ha
ben , das er es ohn geſpött wirdt haben laſſen abgehen ,
denn der Teuffel ſpottet aller Menſchen fünfte , er iſt ein
ftolper geift. Es ſagt auch einer darauff, wie D. Fauftus
fich ein weil zu Gotha hab gehalten , da er nun hinweg
kommen were , denn er war mit ſeinem Wirt in vneinig
keit gerahten, da fey in des Wirts keller ein ſolchs grum =
pel vnnd geſpenſt worden , das niemandt bey nachts mit
einem liecht binab gehen können , ſonder es ſey ihm alles
weg außgeleſcht worden, ſo höre man noch die ganße nacht
in dem keller binden, das man zuuor nie gehört hab. Dar:
auff antwort Doctor Martinus Luther, das iſt des Teuf
fels art , wo er einmahl einſchleicht , ſo left er fich nicht .
gebrn außtreiben , vnnd fagt darüber , das ein Pfarherr
von Stipp bey Torgaw wohnend , zu ihm were kommen,
klagende hefftig , wie das der Teuffel des nachts , ein pol
tern, ſturmen , ſchlagen und werffen in ſeinem hauß hette,
das er ihm auch aưe ſeine töpffe vnd ſchüſſel oben am
kopff hinwürffe, vnnd die zerbreche, plaget ihn, vnd lachet
ſein noch darzu , das er offtmals den Teuffel lachen höret,
er febe aber nichts. Dies weſen und ſpiel hette der Teuf:
fel ein ganß jahr getrieben, das ſein Weib vnd kinder im
hauß nicht mehr bleiben wolten, ſonder wolten ftrads her:
auß ziehen , dem antwortet ich , vnd tröſtet ihn und ſagte :
lieber Bruder , Teydt ftard im Herrn , vnd ſeydt ewers
glaubens an Chriſtum gewiß , weichet dieſem teuffel dem
mörder nicht, leidet vnd dultet ſeine euſſerliche ſpiele, und
lermen , auch den geringen zeitliden ſchaden , das er die
töpffe vnnd hölgern ſchittel zerbricht , dann er fan euch
doch an der Seel noch am leib nichts thun , da ihr doch
283

dieß ſchadens erſtattung in der ewigen fehligkeit zu empfa


ben wiſſet, zu dem ſo lägert fich der Engel des Herrn
herumb , der beſchüßt und behütet euch , ſpottet fein nur
darzu, vnd ſaget zu ihnı, ey wie biſtu ein ſo weyſer und
kluger Engel, ſpieleft alda mit töpff vnnd ſchüſſel wie ein -
kindt, nun wolan, wie ſo Narriſch ftelleftu dich, vnd dar:
auff hebet an mit den ewerigen ftard zu Gott zu beten ,
vnd ſprechet, Trolle dich Sathan , ich bin Herr in dieſem
hauß vnd du nit , denn ich hab einen himliſchen beruff,
das ich Pfarherr in dieſer Kirchen rey , des hab ich zeug
nus vom Himmel und Erden , darauff poche ich, aber du
Teuffel ſchleichft in dies hauß, als ein Dieb und Mörder ,
warumb bliebftu nicht im Himmel , wehr hat dich in dieß
Hauß geladen , alſo finget ihm ſeine Litaney vnnd legend,
und laſt ihn ſein zeit ſpielen. Weiter ſagt Doc. Luther.
Als ich Anno 1521. zu Wartburg im Pathmo auff dem
hohen Schlos mich auffhielt , da plagt mich der Teuffel
auch offt alſo, aber ich wiederſtundi in im glauben , und
begegnet ihm mit dem ſpruch , GOtt iſt mein Herr , der
den Menſchen geſchaffen hat, und hat dem menſchen alles
under ſeine Füſſe gethan , haftu nun darüber was macht,
ſo verſuch es. Und wenn er mirs feßundt alſo wieder
thet , wie dazumahl , wolt ich ſagen , Polter Hans , du
treibft viel gaudeley vnd kunſt, kom hero, vnderſtehe dich
des , ich wil (mit reuerent ) dir bie einen ſtarden hinder
laſſen , biſtu fo feck , ſo mache einen Knopff daran , denn
er iſt ein ſtolper geiſt, left fich nicht gern veriren. Vnnd
meldet darauff , wie im anfang ſeines Euangelions, Herr
Jacob Probſt von Bremen fey einmahl gehn Magdeburg
in ein Herberg kommen , darin auch ein Poltergeiſt war,
der Wirdt vnd das gefindt aber hette rein gewohnt, der
Wirt legt dieſen Probſt in ſein Cammer, darin der Geift
am meiſten Fein weſen trieb, der zog ihm ſein dede , alſo
das er bart erſchrad , und mit dem Gebett ihn vertrieb,
das er hinüber für des Wirts kammer fam , lieff vber des
Wirts beth, als wan es lauter Natten weren , da er nun
nicht wolt auffhören , faſt des Wirts weib einen muth,
redt (mit reuereng) den hindern zu dem beth herauß, vnd
lies einen Knol, önd ſpricht, fiehe da teuffel, da haftu ei:
284

nen ftab, denn nim in deine handt, gehe damit gehn Rom
zu walfahrten , ſpottet alſo noch des teuffels darzıı , des
muſt der Probſt lachen , der hat es hernach erzehlt. Nun
war aber auda D. C. f. fagte , wie D. Fauftus ſolte
einen Spiritum familiarem baben , darauff wart folgende
geſchicht alſo mit unter andern erzehlet. Ein Abt von
N. kam zu Dreſen in ein Wirts herberg , der Wirt aber -
bette in ſeiner kammer einen Poltergeift , der dem Wirt
gar bekannt vnnd gemein war , dieſen gemelten Abt legt
er zu nachts in dieſe Cammer, des nachts nun da er ſich
gelegt het vnd ſchlieff, reufft ihn der Geiſt an dem freng:
lin bey der platten , vnnd das thete er offt, mert auch
das der Wirt nicht weit an der ander fammer war , und
deſſen lachen muft , das der Abt creußregen vnd anders
trieb , in dem ließ er fich nicht irren , faſſet einen muth),
vnnd ſprach zum geiſt , fahre hin , im namen Gottes des
Vaters, Sohns vnd heiligen geiſts, vnd komme zu mir in
mein Clofter , da er das ſagt, ſchlieff er ein , hette ruhe ,
da nun der Abt in ſein Glofter einritte , faß der geiſt in
eines Münchs geſtalt bey der pforten , und ſagte , Bene
veneritis herr Abt , darüber erſchrack er , dieweil er ihm
vnbekannt war, fragt was er wolt , er antwortet, er hab
in im Wirtshauß in dieß ſein Cloſter citiert , darumb ſo
wolle er ihm dienen , und alles dasjenig verrichten , was
man ihm gebieten würde. Solchs nahm der Abt war,
thet ein verſuch mit ihm, und nahm in auff vnd an zum
diener, hat im doch ein ſchellen angehendt, das man ihn
darbey erkennen kondt , da im aber der füchenbub viel
leidts gethan, nahm er in einmahl, vnd hengt in an einen
balden, da gab ihm der Abt vrlaub, darauff ſagtD. Luth,
ia er kan ſich in eines Menſchen geſtalt verſtellen , aber
das iſt gewiß , wer den Teuffel zu gaft ladet, der wirdt
ſein nicht alſo loß. Denn D. Lucas Gauricus der ſchwarß
künſtler auß Italien , hat auff ein zeit in beyſein vieler
guter Herren, da ich auch geweſen , bekennet, das ihm auff
ein zeit ſein geiſt erſchienen rey, vnd mit gewalt an ihm
gewollt , er folle auſ Italien ſich in Deudtſchlandt thun ,
ða einer vber ihn ſey, Doctor Fauſtus genant, von dieſem
würde er viel ſeben. Auff folche anmutung hat er geant:
Y
RAR
LIB
. (25.
282

O >
r2
‫סת‬
‫עש‬

2da :

Eye
285

wortet , es würde fich nicht diden , das ein Teuffel den


andern auſtriebe. Dieſer Gauricus , wolt fich mit der
heiligen ſchrifft behelffen , und wolt bewehren , das die
Sdwarßkunſt, oder zuhaltung und gemeinſchafft der geiſter
in der H. ſchrifft nicht verboten ſey, denn es ſtehe geſchries
ben , des Weibs ſamen fol der Schlangen den kopff zer:
tretten , darauß dann folgen ſolte , das der menſch den
gewalt vber den Teuffel hette, das er jnen müſte kommen ,
wenn er wolte. Vnd jagt darüber D. Lutber, das wil
ich, ob Gott wil, darauff nicht wagen. Dieſe und andere
mehr kurßweilige vnd fröliche erzehlte geſprech , da man
dieſes D. Fauſti gedachte , habe ich auß einem beſondern
(dreiben , ſo mir bekant , wollen erzehlen vnd anziehen ,
und iſt hierauß abzunehmen , das D. Fauſtus ſchon in ei:
nem anſehen geweſen , er hat ſich aber damahls zu Magdes
burg bey den Thumbherrn enthalten , die in in einem
groſſen wehrt gehalten haben .

Das Erſte Capittel.


Wie Johannes Faustus , als er zu Ingolſtatt fleiſfig ge:
fludiret, durch böſer Geſelſchafft verfürung mit Aber:
gläubiſchen Charaktern , vnd der zeit mit Zäuberey vmb:
gangen ſey.
Fastus iſt bürtig geweſen auß der Graffſchafft
Anhalt, und haben ſeine Eltern gewohnet in der Marcť
Sondwedel, die waren arme fromme Bawersleute. Er
hatte aber einen reichen Vettern zu Wittenberg, ſo ſei
nes Vattern Bruder war, derſelbe hatte keine leibs Er
ben, Darumb er dann auch dieſen Johannem Fau
stum , welchen er von wegen ſeines groſſen vnd herr
lichen Ingenij , ſo er an ihm befandt, herglid) lieb
hatte, an Kinds ſtatt aufferzog, vnd ſonderlich ließ er
ihn fleiſſig zur Schule gehen. Als er nun tüchtig
dazu war, ſchicket er ihn gehn Ingolfiatt auff die hohe
Schule, da er dan in gahr kurßer zeit trefflich wol in
286

ſeinen studiis fortfommen , alſo auch, da er in Ma


gistrum promoviert , daß er im Examine wol
beſtanden, vnnd eilff andern Magistris iſt fürgezogen
worden. Ob ſoldiem hat ſein Vetter nicht wenig
freuwd entfangen, wie dann zugleich ſeine Eltern, welche
auch darumb nicht weinig vnkoſten , ihrem geringen
vermügen nach, drauff gehen lieſſen. Es war aber ſei
nes Vettern endtlicher will vnnd meinung , das er in
der Theologia oder heiligen Schrifft ſtudieren , vnnd
fich genßlich darzu ergeben ſolte. Als aber damals das
alt Bäpſtiſch weſen noch im gang war, vnnd man hin
vnd wieder viel ſegenſprechen vnd ander abergläubiſch
thun vnd Abgötterey trieb, beliebte folchs dem Fausto
vberauß ſehr. Weil er dan in Geſelſchafft vnnd an
ſolche Burße geriete , welche mit abergläubiſchen Cha
racteribus oder Zeichenſchrifften vmbgiengen, war er
bald vnd leicht verführet. Als er nun auch durch ſolche
leichtfertige Geſelfchafft an die Zigeunen oder vmblauf
fende Tattarn kam, wie man dann dieſelben in gemein
alſo pflegt zu nennen , hielt er viel auff ſte , und ler
nete, ſeiner meinung nach, von ihnen die Chiroman
tiam , wie man auß denn Henden wicken und weiſſa
gen fönne, So brauchte er auch an hoben Feftagen,
wann die Sonn zu morgens früh auffgieng, das Cre
pusculum matutinum , vnd andere mehr Zauber
ſtücke. Als er nun in dieſen dingen erſoffen war, vnd
fich den Teuffel gahr liefſe einnemen , ftel er von der
Theologia abe, vnnd ſtudierte fleiſſig in der Medi
cina , vnb Astronomia oder im Himmelslauff, vnd
ſonderlich in der Astrologia , vnd lernete Nativitet
ſtellen, vnd den leuten , was fte von ihrer Geburtszeit
an, für glück oder vuglück beleben ſolten, verkündigen,
war auch ein guter Prognofticant, der mit Galender
287

oder Almanach außrechnen vmbzugeben wüfte. Welches


alles dann feine maſſe gehabt hette, wenn er nicht def
ſen gemißbraucht, vnd darin zu fern gangen were. Er
ließ es aber daben nicht bleiben , ſondern kam weiter
auff die Incantamienta, welchen er nachgrublete, pro
ficiert auch in dieſen dermaſſen , das ihm viel ſachen
zuſchlugen , vnd er endtlich ein rechter Pythonicas
vnd Teuffelsbeſchwerer bey ihm ſelbſt ward. Weil er
ſich nun bey ſeinen Eltern vnd Vettern notwendig . ent
ſchüldigen, vnd ihnen anzeigen muſte, auß was vrſachen
er vom studio Theologiae abgetretten were, wandte
er vnter andern ein , das ihm die Medicina vnnd
Astronomia viel ehe vnd beſſer, als dazu er von Na
tur geneigt, eingiengen, denn die Theologia, er brachte
auch von der Vniverſitet zu Ingolftat ein herrliche Te
stimonium feines fludirens auß, darumb muſt es ſein
Vetter ein gut werck ſein laſſen , war im auch noch
darin behülfflich, daß er leßlich in einen Doctorem
Medicinae promovierte, war ſonſten neben den Theo
logen in groſſem lob vnd werdt, als der ſeine Theo
logiam fleifrig vnd wol geſtudieret hatte.
Er inner un g.
Avß dieſem hat die liebe Jugendt zu lehrnen, wan ihnen
Godt der HERN ſeine Ingenia vnnd Verſtandt verleyhet,
daß fie follen bedenden , ſolchs rey eine hohe gabe GOT:
TES, vnd, ſo dann die Eltern mit ihrem fleiß und koſten,
damit fie ſo viel beſſer ftudieren, viel drauff gehen laſſen ,
das ſie auch ſolche zu Gottes ebren anwenden , und fich
für aller böſen Geſelſchafft hüten. Wie dann allhie deffen
ein grewlich beyſpiel an dem Faufto fürgeftellet wirdt. Der
bat ein po fqön, herrlich und von Gott erleuchtets Inge .
nium gehabt , das fich deſſen die leute hoch verwundert,
und ſein Vetter heftig gefrewet , und nichts thauren bat
laſſen, was er nur vernommen, das es zur Ehre Gottes,
288

vnnd feines des Fauſti nūt , fürderung und frommen mit


der zeit gereichen kondte. Aber es hat in die Geſelſchafft
mehr dan rein Beruff beliebet. Es ſagt das gemeine
Sprichwordt : Wer ſich zu rechten leuten geſellet, dem gehts
auch Recht. Darentgegen aber , wie Sirach im 13. cap .
ſpricht, wer Pech angreifft, der beſudlet fich. Item. Ein
jeglichs Thier helt fich zu ſeines gleichen. Es iſt eben ,
wenn fich der Wolff zum Schaff geredet, als wen ein Godt:
loſer fich zum frommen geſellet. Im 12. Cap. Gleich als
wann ein Schlangen beſchwerer gebiſſen wird , das jam
mert niemandt als weinig , als das , ſo einer mit wilden
Thieren vmbgehet , vnd von ihnen zerriſſen wirdt. Alſo
gebet es dem auch, der ſich an die Godtloſen henget, vnd
fich in ihre Sünde menget. Vnd Salomon in ſeinen
Sprüchen am 1. 4. 6. 20. vnd 29. Cap. redet auch von
der böſen Geſelichafft gayr merdlich , da er alſo nachein :
ander zur warnung lehret : Mein Kindt, wen sich die bö :
ſen buben loden , To folge nicht, Rom nicht auff der Godt
loſen pfadt , und tritt nicht auff den Weg der Böſen , laſſe
ihn fahren , gehe nicht darinnen , weiche von ihm , vnd gebe
für vber, denn ſie ſchlaffen nicht, ſie haben dan vbels ge
than , und ſie ruhen nicht , ſie haben den ſchaden gethan .
Item , Ein loſer Menſch, ein ſchedtlicher Menſch, gehet mit
verkertem Munde, windet mit den Augen , deutet mit Für:
Ten , zeiget mit Fingern , tradhtet allzeit böſes vnd verkehr:
tes in ſeinem herpen . Item , Man fennet einen Knaben
an ſeinem weſen , ob er from vnnd redlich werden wil .
Item wo viel Godtloſen ſind, da iſt viel Sünd. Im 26 .
Pſalm ſpricht der König Dauid : Ich vàſſe die verſamlung
der bößhafftigen , vnd ſige nicht bey den Gotloſen . 2. Cor.
6. ſpricht S. Paulus : Was hat die Gerechtigkeit für Ge:
meinſchafft mit der Vngerechtigkeit ? Was hat das liecht
für Gemeinſchafft mit der Finfternuß ? wie ſtimpt Cyri
ſtus mit Belial ? Dieſe vnd dergleichen ſprüche ſol die
Jugendt bedenden , vnd fich für böſer vnd Godtloſer ge:
Felſchafft, als für dem Teuffel ſelbſt hüten. Dargegen aber
rol man ſich aller Gottesfurcht befleiſſigen . Initium sa
pientiae timor Domini, ſagt der weiſe Mann, Die Furcht
Gottes iſt aller Weißheit anfang. Denn wer Gott fürch:
289

ten lernet, der wirt fich auch zu frommen vnd Gottfürch


tigen leuten geſellen, vnd fich zu hüten wiſſen , daß er durch
die Gottloſen nicht müge von Gott abwendig gemacht, vnd
zum verfluchten Teuffels dienſte verführet werden. Er
ſpricht : Ego sum Jehovah, Ich bin allein der HErr dein
Gott. Ift er nun allein vnſer Gott, ſo folget, das man
noch dem Teuffel, noch keiner andern Creatur ſol glauben
vnd ſtat geben. Er drewet auch in der heiligen ſchrifft
denjenigen, die ſich durch böſe geſelſchafft oder anderer ge
legenheit vervrſachung zu Zäuberey und dergleichen Teuf
felsdienft verführen laſſen, beyde den zeitlichen und ewigen
Dodt. So viel denii zeitlichen Todt angebet , ſagt zwar
die heilige Schrifft an vielen örtern, daß man die Scwark:
fünftler, Zauberer vnd Heren folle tödten vnd außreutten,
als Erod. 22. Levit 20. vnd Mich . 5. zu leſen . Im Je
ſaia drewet Gott der HErr gang Babylon , vnd meldet,
er wolle fie laſſen ombkehren, vmb ihrer Zäuberey willen.
Wie auch Jeſaie 47. zu ſehen , erzärnet er vber die Jirae:
liten dermaſſen , da fie mit Weiſſagern vnd Zauberern vmb:
giengen, daß er befiehlet, das man ſie auß ſeinem angeſicht
hinweg thun folle , wie dan auch hernach nichtes mehr,
dan der eine Stamme Juda vberblieb. 4. Reg. 21. Dar:
nach ftrafft Gott die Zäuberey auch mit dem ewigen Todt,
denn S. Paulus zehlet fie Gal. 5. vnter die wercke des
Fleiſches , und ſagt , die ſolches thun , das dieſelben das
Reich Gottes nicht ererben werden. Bnd im 21. Cap. der
Offenbahrung Johannis ftehet geſchrieben, das der Zeube
rer vnd Abgöttiſchen theil ſein werde im Pfuel , der mit
Fewer vnd Schwefel brennet, welches iſt der ander Todt.
Man fihet auch auß dieſem Erempel, wie dieſe groſſe Sünde
der Schwarßfünftlerey einen ſo gahr geringen vnd kleinen
anfang gehabt. Solchs iſt auch des Teuffels weiſe , die er
beſtendig pflegt zu halten, wenn er die Leute zu verführen
fich hat vnterſtanden , Denn er machts wie ein weiſer
Praeceptor und Schulmeiſter, der hat ſein A b c Brett
lein , feine Donat vnd Catechiſmus , welchs den diſcipeln
leidt ift bey zubringen . Alſo fanget der belliſche Verfüb.
rer an die leute zu betriegen , mit fachen , ſo gering vnd
ſchlecht fich anlaſſen , denen er auch einen guten feinen
11 . 19
290

ſchein machet, als das er ſie erftlid leret regnen und büf=
fen, vnd dabey Gottes namen vnd Wordt gebrauchen, wen
er die leute damit bethöret vnd eingenommen , das fie
meinen , ſolchs ſey keine Sünde , weil ja Gottes wort das
bey gefüret wirt, ſo gebet er per gradus vnd kompt wei
ter, macht fie fürwißig , das ſie zukünfftige dinge zu wiſſen
begeren . Diß find ſeine Alphabet , Donat vnd Catechiſ
mus. Wen ſie darinnen wol geſtudiret vnd nun zimlich
fundiret ſein, ſtürßt er fie, ehe ſie es meinen , in das Teuf
feliſche weſen , biß vber die Ohren hinein . Darumb man
dann in zeit wol zuſehen ſol , und fein ſelbſt in acht ha
ben , wenn man von regnen und büſſen , widen vnd war
Tagen höret, das man ja folches nicht gering fäße , ſon
dern es für eitel Teuffels gifft vnd betrug halte.

Das Ander Capittel.


Wie Doct. Fauftus durch Wolleben vnd Müſſiggang zur
Zäuberkunft iſt vervrſachet worden .
Weil er nun folchem Teuffeliſchen weſen, burch ob=
gemelte verführung, fidli ſo gahr ergeben, hat er weder
Gott , noch feine Eltern vnnd Vettern groß geachtet,
ſondern iſt zu ſündigen fortgefahren , vnd hat zu pance
thieren und in andere Wollüſten ſich zu ſtecken ange
fangen. 218 ihm aber die zeitung kommen , wie ſein
Vetter geſtorben were , und alle fein gudt und habe
ihm im Teſtament legieret vnd vermachet hette, hat er
ſich, ſo viel ſein euſſerliche leben betrifft, ganz vmbge=
wendet. Dann da er zuuor den müſſiggang gehaffet,
dagegen aber ſeine studia fleiſfig fortgeſeßt, auch was
er ſonſt zu ſchaffen gehabt, mit ſonderlichem ernſte ver
richtet, iſt auch vorhin , wie obgemeldet, geſellig geweſt,
da iſt er nach dieſer zeit , wie ein gelahrter Theolo
gus, ſo vmb ihn gewohnet, von ihm zeuget, alsbald,
291

wie es nich zwar anſehen laſſen , vnluſtig , vnnd ganz


vrruſftg zu allen dingen worden . Vnd ob er ſich auch
wol geſelſdafft entidlagen , vnnd innen gehalten hat,
ſo iſt er dody darumb bey ſolchem ocio vnd müſſig
keit nicht ſo viel beſſer geworden, ſondern hat dem ſtets
nachgetrachtet, wie er anderer geſelſchafften, nemlid) der
Teuffel vnd böſen Geiſter fundtſchafft erlangen müchte,
weldie er auch mehr dann zuviel bekommen , wie her
nach der außgang dieſer Hiſtorien meldung thun wirdt.
E r in ne r un g.
Es bezeugts die erfahrenheit, wie es offt ſo gar vber
mit den Kindern gerate , ob fie ſchon von ihren lieben
Eltern gang trewlich gemeinet, vad mit aller notturfft
Väterlich vnd riechlich verſehen werden , wie dann auch
wol viele ir wol vnd hart gewunnen gudt auff ihre Kin
der alzuviel wenden, ſonderlich wen fie dieſelben auff Vni:
verſiteten oder in andere Lender verſchicken , vnd vermeinen,
fie legens recht wol an. Wie aber auch manche Eltern
dadurch betrogen , und die Kinder viel arzu früh Jundherrn
werden , das gibt der tägliche augenſchein. Darumb dann
die Eltern ihnen vnd ihren kindern hierin fürſehen , und
nicht alſo vnbeſonnen , wie offt geſchicht, fie mit vberfluß
verderben ſollen , damit ſie auch inen ſelbs kein bergen
leidt und ſorgen vervrſachen . Es kan die Jugend , als
welche, vnverftendiger jare halben , alles nicht ſo gahr ge
naw bedenckt, ohne das leichtlich in des Teuffels ſtrid vnd
verderben gerahten , als durch böſe geſelſdafft , davon im
vorigen Cap. iſt gehöret worden, auch durch Müffiggang,
wie wir alhie vernehmen. Nun iſt zwar der Müffiggang
nicht ein geringſdäßig, ſondern ein groß vnd ſpendlich
laſter , ſonderlich an jungen leuten , davon auch die Heya
den haben geſchrieben , welche dan faſt alle hierinne vber:
ein ſtimmen , das fie ſagen , er ſey ein vrſache vieler
chande, laſter und Sünde .
Demnach ſo fol ein jeder Menſch , vnd ſonderlich die
jugendt , ihr leben alſo anſtellen , damit fie die zeit ynne
292

ihre junge jahre, welche dan dahin geben, wie das flieſſende
-Waſſer, vnnd nimmermehr wider kommen, nicht mit müſ:
figgang zubringen. Es fraget einer den Fürſten Cleo
menem auff eine zeit , warumb die Spartaner nit hetten
die Argiver, welche von ihnen waren offt geſchlagen, gar
außgereutet vnd vertilget betten , darauff ſprach er , das
ſolten wir vns nicht wünſchen , daß fie gahr außgereutet
weren. Den wir -müſſen jemandt haben, daran ſich vnſere
jugend zu vben vnd zu gebrauchen habe . Perspexerat sci
licet egregius Dux, ſagt Erasmus, corrumpi juventutem
otio et luxu , malorum omuium Magistris , das ift, der
dapffer Mann hat wol geſehen, daß die jugendt durch müſ:
ſiggang vnd vbermeſfig wolleben , dieweil dieſelben zu al
lem argen anführen , gang vnnd gabr verderbet würde.
Dannenher denn auch der Fauftus , weil er dem müſſig.
gang ergeben , in des Teuffels kundſchafft iſt geraten, vn
angeſehen, das er die Patres bißweilen fol geleſen habert,
welche doch ernſtlich dawider ſchreiben. Der heilige Hie.
ronymus ſpricht gar fein, welchem er denn ſolte nach ge
lebt haben : Semper aliquid facito , vt te Diabolus non
inveniat inoccupatum . Das iſt, du folt immer was vor:
haben , damit der Teuffel dich nicht müſfig finde. Denn 1
1
es fihet ons der Teufel viel mehr an , wenn wir müſſig
gehen, denn ſo wir arbeiten. Augustinus ſpricht, ad Fra .
res in Eremo : Quid otium est ? nisi vivi hominis se
pultura. Was iſt doch der Müſſiggang anders, den eine
vergrabung vnd einſcharrung eines lebendigen Menſchen.
Vnd iſt ſonderlich das otium , pulvinar Diaboli , oder,
müſſiggang ift des Teuffels Heuptküſſen. Daher ſagen
auch die Heyden, Otia dant vitia, Müſſiggang bringt la:
ſter mit ſich . Item , Homines nihil agendo, malè agero
discunt, Durch nichts thun, lernet man nur böſes thun.
Wenn nun auch Gott der Herr einem in feinem beruff
etwas rühe gonnet, das er bißweilen müſſig ſein kan , fol
er ſolch ocium nicht mißbrauchen, und nicht auff vnerliche 1
und Teuffeliſche , ſondern redliche, nüße , vnnd GOTT
wolgefelligen fachen wenden , wie dann der weiſe Mann
Plato feine knaben , wenn er von ihnen auß der Schule
ſt gangen , bat pflegen zu ermanen, vnd zu ſagen : Vi
11
S
VER
UNI

CEC
‫‪203‬‬

‫اومدهدارند‪111‬‬

‫ح‬
‫‪4‬ع‬
‫‪4‬‬ ‫شیرانی اور‬

‫‪106‬‬
293

dete pueri, ut otium in re quapiam honesta collocetis,


meinet , fie folten ihre zeit zu ehrlichen vnnd nüßlichen
dingen gebrauchen vnd anwenden.

Das Dritte Capittel.


Wie Fauftus fich einen Vorradt von Auerhandt Zäuber:
(chrifften und Buchern geſchaffet, vnd darinnen mit grof
ſem ernft geftudieret hab .
Es hat fich Fauſtus , wie gemeldet, von der geſel
ſchafft abgeſondert, vnd zum müſſtggang begeben, welchs
dann entlich zu dem ende gerathen , daß er in ſeinem
einlager allerleyy abergläubiſche characteres, vnd was
ihme auch ſonſt für Teuffeliſche bücher von leichtferti
gen vnnd Godtloſen Studenten waren zun Henden
kommen , zuſammen geraffet und abgeſchrieben, und auch
fürſeßlich fein fürnehmen an tag geben. Hat aber,
wie man zulegt befunden, viel dings beyſamen gebracht,
welchs bevd Juden vnnd Heyden nicht allein von Zäu
berey geſchrieben haben, ſondern auch von ſegen , creux
ſprechen , und anders , ſo , Bäpſtlichem gebrauch nach ,
damals getrieben ward . Seine bücher findt mannigers
len vnnd von allerhandt materye vnd ſachen geweſt,
wie ihre tituli haben außgeweiſet, ale nemlich Astro
logici von einflüß des geſtirns , vnd wie man künff
tige dinge wiſſen , und die geburt beyd der menſchen
vnd Thiere beſchreiben könne: Chiromantici, ſo auß
denn linien der handt dem Menſchen fünfftige ding
verkündigen : Sortilegi, welche mit felzamen figuren
vnd Charactern wunderbarliche vnd ebentheuerliche dinge
zu wegen bringen : Arioli, ſo man Meß helt auff den
Aris oder Altarn , daß man alsdann viel zettel vnter
das tuch ſchiebet, etc : Incantatorii, da man ynter
294

ſtehet den Teuffel zu beſchweren , vnd zu vberkommen,


welch ſtück Fauſtus ſonderlich gebraucht , wie hernach
folgen wirdt : Divinatorii , da man auß Godtlichem
wercke fünfftige dinge durch Hülff der Teuffel auſlegen
vnd warſagen wil : Pythonici und Necromantici,
oder auch Nigromantici, darinnen iſt die Schwarte
kunſt nach all ſeinem begehren gerreſen , wie er dann
aud ſolche ins werd gerichtet , als nemlich , wie die
todten zu beruffen , wie eſſen , trincken vnd anders zu
bekommen, die Teuffel in die Gryftal, gläſern, waſſern ,
häffen, ſpinnenwep, ſtein, holt, vnd anders zu beſchwe
ren : Vnd was der bücher mehr iſt geweſen , als, Hy
dromantici, Geomantici, Pyromantici, Aëro
mantici etcet. welche man alle nach ſeinem fdyrecfli
chen end hat gefunden.
Erinnerun g .
Es iſt zweyerley Zauberey, eine zu der rechten , die an:
der zu der linden. Die Zauberey zu der rechten iſt im
Bapſtthumb gar gemein , da man mit fegen; weyhen vnd
firmen, des weyhewaſſers , Pfaffen , glocken, kirchen, fraut,
fladen , Oſtertauff etc. die fünde zu vergeben vermeinet,
welchs dann dem Fauſto eine ſonderliche beforderung zu
feiner Schwarßen kunft hat gegeben . Denn er bald im
anfang ſeines unſinnigen teuffeliſchen fürnehmens mit den
Baals pfaffen kundſchafft gemacht, damit er alles was die:
ſes ſchlages war, von ihnen erlehrnen, und was ihm dien.
lich , zu ſeinem Zweck richten konndte. Was nun ſolche
Bäpſtliche ſuperſtition angehet , iſts nicht weiniger damit
eine Zeuberey, denn die zur linden ſeiten , weil es ja zwar
ein abfal ift von dem Schöpffer auff denn Moloch , vnnd
von GOtt auff die Creaturen. Daher dan folgen mus,
daß Gott der HErr dadurch ja befftig wirdt muſſen be
leidigt werden , wenn ihm alſo ſeine ehre engogen , und
die tägliche Hülffe , ſo wir in creuß vnd nodt bey im ſu :
chen , folten andern creaturen tribuiren vnd zumeſſen. Denn
295

Salomon ſpricht Ecclef. 8. Ein Menſch hat keine gewalt


vber den Geiſt, dem Geift zu wehren oder ihn zu zwingen.
Was GOTt einmal geſegnet, bleibt in ewigkeit geſegnet.
Darumb alles regnen, Character kunſt und weyhen , von
Pfaffen vnd Leven , ein vergebens , vnnüß vnd Zauberiſch
thun iſt. Die Zauberey zur linden feiten iſt, welche man
auch nicht anders dann Zauberey vnd Schwarbekunſt zit
nennen pfleget, damit Johannes Fauſtus vmbgangen , wel
cher von GOtt und ſeinem Heylande CHrifto abgefallen ,
und fich des Teuffels und der Creaturen gebrauchet hat.
Solche Zäuberkunft iſt nicht erſt im Bapſtthumb entftan :
den , ſondern iſt auch zuuor durd anſtifftung des heliſchen
Tauſentkünſtners , immer im brauch geweſen , Wie wir
dann auß der heiligen Göttlichen ſchrifft ſehen , das auch
zun zeiten Joſephs des Patriarden beym Pharaone War:
Fagers vnnd dergleichen gefindlein find geweſen . Geneſ.
41. Alſo folgendes. Erod . 7. 8. 9. 22. Num. 23. Levit.
19. 20. Deut. 18. 1. Neg . 28. 4. Reg. 1. 21. 23. 1 .
Paral. 11. 2. Paral. 33. Píal. 58. Eſai. 2. 8. 44. 47.
Jerem. 10. 27. Dan . 2. 4. 5. Mich. 5. Nahum. 3. Za
char 12. Sap . 12. Ecele . 34. Act. 8. 13. 16. 19. Sit
es iſt kein zweiffel, Doctor Lucifer werd ftracks im an:
fang darnach getrachtet haben , das Cain vnd andere Got
lose Leute durch dieſe helliſche funft von Gott mücht abges
wendet werden . Und hat diß lafter hernach immer mehr
zugenommen , wie dann auch der Bapſt von Zauberey ge
ſchrieben hat , nemlich , 26. quae. 2. 4. 5. 7. 88. Dist.
33. quae. 1. Ca. super Sortileg. Item Extra de Sorti
legiis durchauß. Thomas secunda secundae quaest . 59 .
Das alſo , wenn jemandt es dafür wo ! te halten, das keine
Zäuberey oder Heren, oder Juſtrumente des Teuffels nicht
wehren oder ſein ſolten, derſelbige weit fehlen vnd irren würde.

Das Vierte Capittel.


Fauſtus ſucht in ſeinen Büchern , was Complexion er habe .
Weil nun Fauſtus auß allgemeiner erfahrung wüſte,
das der ein Menſch beſſer glück, denn der ander hette,
296

und einem mehr, denn dem andern fein wil von fiat
ten gienge , wie er dann auch gehöret , das offt einer
mehr den der ander Geſpenſte vnnd Geiſtere fähe, war
er fürhabens ſeine Complerion vnd natur zu erfündigen,
vnd zu vernehmen, ob ihm auch dieſelb in feinem vor
haben widerig ſein vnd fehl ſchlagen , oder aber geneigt
vnnd befürderlich ſein würde , Vnd wie es dann auch
von ihm befunden würd , er es dennoch dahin fondte
richten , damit , ſo er die Geiftere beſchweren , vnd viel
mühe darauff wenden würd, es zu keinen mißgang ges
riete. Wie er nun vmb dieſes willen ſeinen Büchern
vnnd fünſten fleiſſig obgelegen, hat er ſo viel befunden,
vnd erkand, das er nach anzeig des geſtirns vnd ſonſt
nicht allein mit einem herrlichen Ingenio , weifheit
vnd verſtandt begabet were, ſondern auch, das die Geis
ftere eine ſonderliche inclination und zuneigung zu ihm
haben folten. Er hat aber in feinen Büchern gefun
den, das die Aſcendenten und Deſcendenten Geiſter des
geſtirnes auch eine eigenſchafft vnd influený vber das
erdtreich haben folten, das auch, ſo viel vnd manniger
ley Geiftere es hette , ſo viel und mannigerlex coms
plerionen der Menſchen ſein ſollen. Ihm haben auch
ſeine Bücher geſagt, das , alsbald ein Rindt geboren ,
an demſelbigen der böſe Geiſt ſeine tücke verſuche, ob
ihm gelingen mücht , ſeine rach wider daſſelb zu 'vben.
Wo nun das kindt den Aſcendenten Geiſt empfahen ,
welches ein auffſteigende zeichen der bößheit were , als
dan verbergete ſich der Geiſt, lieſſe fich nicht mercken,
verſuchte ſich auch an das Kindlein nicht, weil es ihm
noch nicht zum Inſtrument geſchickt were , das ers zu
ſeiner bößheit brauchen, und nach ſeinem willen anricha
ten fondte. Vnd hat Fauſtus hiezu ſonderlich mit
fluilfe geleſen den Zoroastrem , Augustinum de
297

Civit. Dei lib . 21. cap. 14. Plinium lib. 7.


cap. 16. Sabel icum Ennead . 1. lib. 1. vnd
dergleichen mehr. Auch hat er auß feinen Vüchern
gelehrnet, das die Afcendenten und Deſcendenten Geiſter
vnter ihnen ſelkam vnd zerteilet ſein ſollen , als das
der ein zur Zäuberey , der ander zur Hurerey , Mordt,
Diebſtad vnd desgleichen ziehe, wie dann auch ſolchs
an ſeiner Zäuberiſchen complerion befunden. Wie er
nun diß alles , ſeiner meinung nach , gründlich erfüns
digt , hat er bald darauff, vnnd zwar nicht einmahl
einen ſelßamen ſchatten an der wandt fürüber fahren
geſehen , auch offtmabls , wenn er auß ſeiner fammer
bey nacht geſehen , viel Liechter hin vnnd wieder biß
an ſeine fammer ſehen fliegen , vnd darbey Menſchen
geſchweß gehört, des er ſich denn höchlich erfrewet, vnd
deſto mehr der Astrologiae vnd andern warſagers
künſten glauben geben , als das er zu Geiſtern alſo
complerioniret were . Sölche ſchreibet von ihm ſonder
lich M. Thomas Wolhaldt von Torgaw , der eß in
einem feiner, des Faufti, dreiben alſo ſol baben gefunden.
E r inner un g .
So viel angehet, daß Fauftus ſeine complerion hat wif
ſen wollen , daran hat er an ihm ſelbs nicht vnrecht ges
than . Er hat es aber wiſſen wollen , damit er hernach
in ſeinem vnchriſtlichen vorhaben defto getröfter fortfahren
fondte, ſo er ſeine natur dazu qualificiert fünde, oder da
dieſelbe hiezu ja nicht complexionirt , er derſelben mit ſo
viel gröſſerm ernft zu hülff kommen möchte , welchs dan
nicht wol gethan war. Sonſt mag vnd ſol auch zwar ein
jeder auff feine Natur achtung haben , wozu er geneigt
oder nicht geneigt, jedod nur zu dem end, daß er der zu :
neigung zum guten Helffe , aber zum böſen mit rechtem
ernfte fleure vnd wehre. Vnd ſolten zwar ſonderlich die
Eltern ſyrer Kinder art vnd natur wahrnehmen , damit fie
298

zirm guten gefordert und getrieben , vor dem böſen aber,


dazu fie propendieren vnd geneigt, müchten abgezogen
werden , fie in der furcht Gottes aufferziehen, und für ſie
trewlich beten. Denn einmahl gewiſſe , wan eine fünde
bey den Kindern von jugendt auff eingewurßelt, das dar:
auß ein fels werde , darauff die böſe natur ihre wonung
bawet, die hernach nicht leichtlich felt, ſondern wechſet nur
in der bößheit auff. Wie dan auch ja ohne das der Menſch
eine verderbte natur an ihme ſelber bat, ſo neidig, bäſſig,
boffartig, geißig vnd zu allen andern lüften des fleiſches
und ſünden geneigt. Diß alles weiß der Teuffel , fihet
vleiſfig zu , vnd frewet fich, wenn es im Menſchen herfür
quellet, wädyſet vnd zunimpt, biß er damit endtlich kompt
auff den höheften grad. Wann er dann befindt, das ihm
der Menich dienſtlich, und ein geidhidt Inſtrument zu aller
bößheit ſein kan , ſo gibt er ihm auch ein , haß , Hoffart,
geiß , Zäuberiſche wercke, nach art vnnd gelegenheit der
perſonen und natürlichen zuneigungen und gewonheiten,
biß ihm gelingt , und den Spieß in die handt erwiſchet..
Ift nun der menſch neidig, bewegt er ihn zur rach , iſt er
boffartig , reißt er ihn zu weltlicher ehr , ift er vnfeuſch,
verführet er ihn zu vnreinen werden , iſt er abergläubiſch,
wie Fauſtus war , er darff ibn wol weiter zur Zäuberer
anrichten. Was nun M. Thomas Wolhaldt meldet , das
dem Faufto zu nacht , und ſonſt öfft Liechtere , Geſpenſte
vnd anders erſchienen , das ſol hierinnen ſeine wege ha:
ben. Ich wil aber alhie fragen , ob auch Geſpenſte vnnd
Geiſtere den Menſchen warhafftiglich erſcheinen ? Das fie
fürhanden ſein und erſcheinen , des haben wir ein klar
erempel. Luc. 24. Als der Herr Chriſtus acht tage nach
ſeiner aufferſtehung fich ſeinen Jüngern offenbarte , und
mitten unter ſie tratt, da erſchraden ſie ſehr vnd fürchten
fich, vermeinten , ſie fäben einen Geiſt, darauff ſprach der
HErr Chriſtus zu ihnen , Was reidt ihr ſo erſchroden ?
Sehet meine hende vnd meine füſſe , Ich bins ſelber, füh
let mich vnd rehet. Denn ein Geift hat nicht fleiſch und
beine , wie ihrſehet, das ich habe. Auß ſolchen worten
haben wir klarlich , daß es nicht newe iſt, das man Geis
ftere pfleget zu ſehen , Denn er ſelbs der Herr Chriftus
299

Veugnet es nicht , als ſolten ſich die Geifter nicht ſehen laf
ren . Solchs iſt nüß vnd not dz mans wiſſe , damit wir
nicht ficher ſein , als were der Teuffel hundert meil weges
von vns, Er iſt allenthalben vmb vns, vnd zeucht zu wei
len ein Larven an , das er fich ſehen lefſet, als were er
eine Saw , ond ander thier , ein brennender Strowiſch ,
liechtlein , vnd dergleichen. Das muß man wiſſen, vnnd
dienet uns dazu , das man keinen aberglauben darauß
mache, balte ja ſolche Geiſtere nicht für Menſchen Seelen, '
wie im Bapſtthumb geſchihet, dadurch die Meſſe ſehr ge
fodert, und hoch erhoben iſt worden , iſt auch das Fegfewer
darauß entſtanden. Wie dan der Gregorius iſt durch ges
ſicht des nachts betrogen, das er hernach vom Fegfewr et:
was gelehret hat. Das aber etwan zu nachte auff wege
(chaiden, wiſen vnd mardſteinen, liechter, fewerſtrahlen und
anderſt ſich ſehen laſſen , iſt nichts newes. Denn auch
Doct. Luther meldet, wie er auff eine zeit in ſeinem ftüb:
lein geſeſſen , vnnd als er gegen die wandt geſehen, habe
er eines Marienbildes wargenominen , vnd rey wider ver
Tchwunden, dem hab er geantwortet, Nein Teuffe du wirſt
mich mit dieſem bilde vnd farb nicht betriegen , ich kenne
dich zu wol, und weiß daß du dich auch in einen Engel
des liechtes ſtellen kanft, warumb wolteſtu dann dich nicht
auch in ein Marienbilde verwandeln können ? Einem from
men Bruder, wie mann in vitis Patrum lieft, erſchien der
teuffel in geſtalt eines Engels des liechtes , vnd ſagte zu
ihm : Ich bin der Engel Gabriel , warumb thuſtu deine
augen zu , mich anzuſchawen ? Ich bin zu dir geſandt. Er
aber antwortet ihm: Sibe zu , daß du nicht zu einem an
dern geſandt reyeſt, Ich bin nicht werd, das ein Engel in
fichtbarer geſtalt zu mir geſendet werde. Alſo iſt der Teuf
fel verſchwunden. Zu einem andern alten Pater kam der
Teuffel, in heiliger geftalt, fagende: Ich bin Chriſtus,
warumb halteſtu deine augen zu, vnd fibeft mich nicht an ?
Da ſagte der Alte : Ich wil alſo Chriſto in dieſem Leben
nicht ſehen , ſondern in einem andern Leben. Vnnd das
fich auch fettiges vmb uns die Geiſtere und Geſpenſte ſehen
laſſen , meldet ſelbs Chryfoftomus, wiewol es von den Sees
len etwas hart lautet, von welchen man doch nach Gottes
300

worte judiciren und vrtheilen for vnnd muß. Er laget,


das etlicher verſtorbener Neuter Seelen findt fichtiglich in
Reuteriſcher geſtaldt vmbher geritten , und da man dieſel:
bigen gefragt, was file weren , und was ſie wolten , ant
worteten ſie, fie weren nicht alleine Geiftere, ſondern auch
verſtorbene Seelen etlicher Reuter vnnd Kriegesleute , die
nicht lang alda erſchlagen vnd erlegt worden , darumb auch I
die ruftung vnd waffen, ſprachen ſie, vnd die Pferde, ſo
ihr ſehet , welche vns inſtrumente zu ſündigen ſindt gewe:
ren , vns jeßt inftrument zur pein vnd marter findt wor:
den. Derhalben es auch alles fewrig iſt, was ir an vns
für waffen rebet vnd erkennet. Man faget , das in vnd
vmb das Böhemiſch gebirg, fich zu weiten ein Münch leſſet
Feben, welchen man denn Rubezal nennet, der geſellet ſich
zu denen Wandersleuten, welchen der weg im gebirg oder
gebölg nicht fündig, tröftet fie, er wolle ihnen den rechten
weg zeigen vnd fie zu rechte bringen , wenn er fie nun
ins holß verfüret , daß ſie nicht wiſſen , wo auß noch ein ,
To fol fich der Schadenfro auff einen baum zwingen , vnd
belle lachen , das es im waldt erſchallet. Anno 1545. ift
der Teuffel zu Notweil in Elſas fichtiglich vmbher gangen ,
offt in eines Haſen , oder auch in einer Ganß , Item in
einer Wiſel geftalt, vnnd hat mit klarer deutlicher ſtimmen
geredt. Wie man denn dergleichen Erempel vnzahlbar viel
finden und anzeigen fonte. Iſt derhalben ein nötig ſtück,
das wir wiſſen vnnd glauben, Es ſey war, das der Teuf
fel fich zuweilen leſſet ſehen jeßt ſo, ießt anders, Wie dann
die lieben heiligen Engele auch thun. Denn wir gehen
vnnd ftehen immer zwiſchen Engeln und Teuffeln. Die
Teuffele ſehen darauff vnd trachten wie fie ermorden , er:
ſeuffen , verführen und ſchaden thun mügen . Die guten
Engele aber findt vmb uns , wenn wir fromb vnd Gott: 3

fürchtig findt, das fie uns für ſchaden behüten und bewah:
ren.
Solches for man wiſſen, auff das wir lehrnen Gott
fürchten , vnd vns aưe tag deſto fleiſſiger Gott befehlen,
und ihn defto ernfter vmb ſchüß wieder die böſen Geiftere
anruffen.
301

Das fünffte Capittel.


Wie Fauſtus, ehe er den Teuffel beſchworen, allerley Zäu:
beriſche ftüde vnd Teuffelsbeſchwerungen bekommen, ge
probiret, und fich in der prob gefterdet bab.
GS ſol einer mit namen Thomas Hanner wunders
ſelgame beſchwerungen des Teuffels gehabt haben, welche
Doctor Fauſtus alle zu ſeinen henden har bekommen.
Da er aber dieſelben hat probiren wollen , hat er
ſtracks im anfang ſolcher prob ſich hefftig entſeft, vnd
beforget, es möchte ihm der tang nicht gerahten , oder
To jhm feine kunſt fehl ſchlüge, er würd eines andern
erwarten müſſen . Jedoch hat er ſich widerumb deſſen
getröſtet, das dennoch die Zäuberey ein ſchön anſehen
vnd ſchein habe , wie dann ja mancher darüber würde
berfür gezogen vnnd gefdwinde vnd hoch geachtet. Zu
dem ſo ſey auch je vnd zu allen zeiten die Schwarz
kunſt im ſchwang gangen , vnnd das nicht allein die
privatperſonen ſolche getrieben , ſondern auch die hei
ligkeit zu Rom ,. als Bäpſte vnd Cardinelen , wie die
Scribenten davon gezeuget, dieſelbigen für ein Gödts
lich werck erfandt vnd gehalden haben. Das alles hat
er angeſehen vnd betrachtet, ſeine frewd vnd luft das
rob gehabt , vnd gedacht, 3ſt den groſſen heiligen Leu
ten, meinen vorſtehern, als Bapſt vnd Cardinelen ſolche
billich vnnd recht, viel mehr ſol vnd muß es mir auch
ja recht ſein , weil ſte ja jhr thun vnd anfang von
Gott haben, dawieder niemandt reden darff ete : Darauff
er dann alles hat gewaget vnd ſeine Necromantiam
angeſtellet. Es war aber zu der zeit bey ihm in fei
ner koſt einer mit namen Chriſtoff Hayllinger, ein für
trefflicher berühmbter Cryſtallſeher, der ſonderlich ſein
Praeceptor und lehrmeiſter war, dieſem gieng es
nach Gottes gerecyter verhengniß ſehr vbel , denn er
302

warbt von einem Bergknaben in voller weiß erſtochen ,


welchs er dann lang zeit zuuor felbft gepropheceyet
hatte, das er durch geringe Perſonen vmbs leben kom
men würde. Nach dieſem hat Fauftus den Geiſt des
Cryſtals bekommen , und darinn wunderbarlide fachen ,
welche er jhm nüß vnnd dienſtlich zu ſein vermeinen
möchte, geſehen , womit er viel auſgerichtet, welchs nicht
alles fan oder mag erzehlet werden , wie dann ſolche
ſtücke nach ſeinem tode ſindt gefunden worden.
E r inner un g.
Fauftus hat ſich beholffen mit der Bäpſte Erempel, welche
Zäuberer geweſen , wie dann auch an ihm ſelbſt war iſt,
das etliche Bäpſte ſolche ſtüde getrieben haben. Als Syl
vester II. oder Hildebrand , welcher gar jung zu Aurelia
in ein Kloſter kam , da fandt er andere Münche, fo mit
Teuffels regen vmbgiengen. Von Bapſt Johanne XIII.
were viel zu ſchreiben, der mechtiglich mit der Magia vnd
andern Zäuberiſqen griffen vmbgangen iſt, derſelb, damit
er den Teuffel defto eher vnd beſſer an ſich bringen kondte,
bat er, wenn er geopffert, und ſeine heiligen Canones ge
brauchen wollen , diß vnter dem ſchein des Gottesdienſtes
dem Teuffel gethon , ihn auch in ſolchem namen erfordert
vnd angeruffen . Desgleichen Johannes XIX . davon Venno
ein Cardinal viel ſchreibet, der ſol einen Spannier , einen
Cryftallen beſchwerer bey ihm gehabt haben , und ſo viel
von ihm gelehrnet , das er hernach durch des Teuffels bundt:
niß zum Bapſtthumb iſt kommen . Gleicher weiſe ſchreibet '
gemelter Benno vom Bapft Johanne XX . welcher auch
ein groſſer Necromanticus war, desgleichen von dem Bapft
Jobanne XXI. einem Portugaloſer , bürtig aus Lisbona ,
der war auch in einem Kloſter , darinn er ſeine beſchwe:
rung trefflich trieb , wie ein Senniſcher Abt von ihm
ſchreibt, vnd bey ſolcher vbung war er durch ſeine Schwarße
kunft baldt zum Tuſculaniſchen Biſchoff erwelet, wart her:
nach Bapft. So iſt auch Gregorius VII. ein außbund aller
Zäuberer geweſen . Vnd follen von obgedachtem Sylvestro
H. biß auff dieſen Gregorium VII. achßeven Bäpſte ge
303

weſen ſein, welche die Zäuberey vnd Teuffels beſchwerung


nicht allein gevbet, ſondern fich auch dem Teuffel ganz vnd
gar ergeben haben. Hernach haben fich noch mehr vnter
ihnen hierinn befliſſen, als Gregorius XI. Benedictus IX .
Paulus II . Alexander VI. welcher pestis maxima genen .
net ward , ſo auch ein ſonderlicher Rabbi vnd außbundt
vnter ihnen geweſen . Dahin hat Fauftus geſehen vnnd
vermeinet, das es ihm auch recht ſey, ſo wol ja noch mehr
als ihnen . Aber das iſt nur ein pretert vnd ſchein bey
ihm geweſt, und er hat wol verſtanden, daß ſolche erempel
ihm nicht zu hülff kommen kondten , weil er den Somad
des Euangelii hatte, vnd gnugſam wüfte, das weder Bapft,
noch Cardinal , noch Doctor , oder Student, noch gelahrt
oder vngelahrt hierin alſo wider Gottes heiliges gereß zu
bandeln macht bette. Er hat ſich auch damit in ſeinem
vorhaben geſterdt, das die Zauberey dennoch ein ſcheinbar
thun rey), vnd die jenigen vor der Welt ein groß anſehen
baben , welche darinn was ſonderlichs können , welchs dann
noch heutiges tages viel Kriegsfürſten vnd Oberſten ge:
brauchen. Solches hat auch der heilig Vatter , Bapſt
Alexander VII. gefondt , der ihm ein Nappier hat ans
Leib ſeßen laſſen , das denn darob gebogen , vnd in dennoch
nicht verleßt. Alſo auch , die ſich für Büchſen befehligen
vnd ſchoffrey machen können , wie man dann auch weis
einen Fürſten Deutſcher nation , der viel Kugeln auffge
fangen , und die hernach aus den Ermeln geſchüttelt bat.
Fauſtus hat auch dieſe Runft einen jungen Fürften geleh:
ret , der bald hernach in das regiment kommen ift , vnnd
ſolche Kunſt felbft an ſeinem eigenen leibe probiret vnnd
bewehret, wie ihm dan disſer Fürſt viel deshalben verehret
hat. Item , welche es wiſſen zu machen , daß fie nichts
können verſpielen. Solcher Spißbuben ift zu vnſer zeit
viel alzu viel, wie dann auch Fauftus hat nicht leben fön
nen , wenn er ſein exercitium mit ſpielen nicht alle tage ,
gevbet bette , Item , welche mit ihrer kunſt können zu wege
bringen, das ſie bey meniglich wol gelitten und angenem
Fein , und wen ſie böſe ſachen im gericht und vom Rate
haben , das ſie dieſelben dennoch können gewinnen , vnnd
das man ihnen nichts wiederſprechen dörffe , wie dann
304

folgendes vom Fauſto außweiſet , der ſolchs auch wol gé:


ftudiret hatte. Es war Fauftus in der ganßen Vniverſitet
Wittenberg ſeiner Zäuberey halben in groſſem beruff, vnd
kam folchs auch den Professoribus mit gutem grunde zu.
ohren. Darumb muſten der Rector vnd Concilium einen
ernft wieder ihn fürnehmen. Als fie ihn nun beſchidt, vnd
ihm ,, da er erſchienen , ſeinen Zäuberiſchen wandel fürges
Halten , hat er begehret, das fie ihm ſolchs erweiſen wol
ten. Ob aber der Rector , wie dann auch die andern
Herrn im Concilio hierauff wol hatten ihre probationes
einzubringen, ſo iſt ihnen doch weiß nicht was ankommen,
daß fie nichts drauff haben antworten können , wie dann
auch hernach folds mehrmals geſchehen , darob ihn die
Studenten haben lieb gekriegt, ihm beyſtandt geleiſtet, vnd
in allenthalben vertretten . Ferner hat auch Fauftus diſen
ſchein gebraucht, das es ein köſtlich werd vmb die Schwars
kunft rey , vnd die , ſo dieſelb gelehrnet, vor der welt ge
liebt werden , und zu groſſen ehren kommen , Stem wen
fie groſſe Herrn nur anſehen oder anſprechen , das ſie
gleich als bald gnad vnnd gunft erlangen. Solchs gibt
auch zwar an ſolchen Teuffeliſchen leuten der Augenſchein.
Der Cardinal Gerhardus Brazutus, war eßlichen Bäpften ,
welcher Praeceptor er in der Schwarßenkunſt geweſen
war , ſo angenehm und lieb , das er von ihnen auch für
ihren eigenen GOTT iſt angeruffen. Es iſt zu vnſer zeit
ein groſſer vnd erfahrner Nigromanticus mit namen Sco
tus, der zwar bey vielen Weiſchen und Teutſchen Fürften
in gar groſſem anſehen ift. Es thun die alten Geſchicht:
ſchreiber meldung von Zoroastro , welchen etliche für den
erſten Schwarzkünftner halten , das er 29. Jahr in dem
Şoffleben vnd bey dem König Nino in groſſem werdt und
anſehen iſt geweſen, alſo das er ſeines Sohns Praeceptor
wardt. Ja fie wiſſen auch ihre kunſt zu rühmen und hoch
zu heben, vnd ihnen damit bey den leuten ein groß anſe
ben zu machen . Wie der Zäuberer Simon gethan , mit
welchem der Apoſtel Petrus zu Rom viel zu thun gehabt.
Der war bey dem Keyſer Nerone ſo hoch im anſehen , das
er wardt für einen Gott angeruffen , vnd da im S. Pe:
trus feine Zäuberey niderlegte, als er fürgab, er wolle in
305
1

die geſtirn zu den Göttern fliegen , vnnd Herabfiel, ward


der Keyſer ſo erzürnet , das Š. Petrus das leben darob
laſſen mufte. Dieſer Zauberer Simon rühmete ſich ſehr
feiner groſſen thaten vnd werde, vnd ſagte: Ich kan mich
für denen vnfichtbar machen , welche mich greiffen wollen,
vnd widerumb wenn ich wil, laß ich mich ſeben : wenn ich
entrinnen wil , kan ich berg vnd fein durchdringen , als
weichen Kott , wenn ich mich von einein bohen berg berab
ftürße, komme ich unverleßt auff die Erden, als wenn ich
geflogen hette : Bin ich gebunden , ſo wil ich mich ſelbſt
ledig machen , und die , welche mich gebunden haben, kan
ich binden : werde ich in einen kercer geworffen, ſo ſollen
die thür ſelbſt auffgehen : Die bilder und Gößen wil ich
lebentig machen , das man ſol meinen , ſie ſein warhafftige
menſchen : Ich wil machen , das plößlich beume vnd ſtreuche
ſollen auffwachſen : Wen ich ins Fewr geworffen werde,
wil ich nicht brennen : mein angeſicht verwandele ich, das
man mich nicht kennet : Vnd zeige mich den leuten , als
wen ich zwey angeficht hette : Ich kan zu einem ſchaff
oder Geiß werden : ich fliege im lufft, wie ein Vogel : Jü
kan Golds gnug rehen laſſen , ich kan Könige ein vnd ab
reßen : Man ſol mich öffentlich als einen Gott ehren, und
mir ein Bild auffrichten : Vnd was ifts vonnöthen , das
ich viel ſage ? alles was ich wil, das kan ich thun . Dan
ich hab ſchon viel dinge vorhin verſucht und vollbracht.
Einsmals als mich meine Mutter Rachel hieß auff den
ader geben vnd ſchneiten , hab ich die fiechel da fehen lie:
gen , vnd ihr geboten, das ſie hingienge und ſchnitte, vnd
fie Tchneitte zehenmahl mehr denn die andern. Ich hab
auch viel junger ftreuch auß der Erden machen wachſen,
ond in einem augenblick fie fehen laſſen , vnd den nechften
berg hab ich zweymahl durchtrungen. Dieſes ſchreibt von
Simon Clemens der jünger S. Petri . lib . 2 Recog. Wel
dhes alles denn zwar einen Tchein hat, als wann es nüß.
liche dinge weren , aber dieweil ſolche werd vnſers beruffs
nicht ſein , vnd , das noch mehr iſt, dieweil vnordentliche
Zäuberiſche mittel dazu gebraucht werden , vnd ſolder
Menſch von Gott abfalt, vnd dem Teuffel beypflichtet, ſo
tan oder mag deren dinge feines gut ſein , ſondern ift
11 . 20
306

alles ſchedtlich und fündtlich. Darumb fol ein Chriſt alle :


geit fehen auff den Spruch S. Pauli ta er ſagt: Man
fol nicht böſes thun, auff das gutes komme. Roman. 3.

Das Sechſte Capittel.


Wie Fauftus fic vnterſtehet, den Teuffel zu beſchweren :
Als nu Fauftus der Nigromantiae hefftig obge=
legen , vnd ſo viel geſtudieret, als ihm zu ſeinen las
chen, und das jenige zu bekommen dienlich ſein würde,
was er lang begehret hatte , hat er in ſolchem Jahr
zuvor zu Ingolſtatt in Medicina Doctorirt , und in
ſeiner diſputation fo wor beſtanden , das er vor men
niglich ein groß lob davon getragen. Derowegen er
baldt von Ingolſtat iſt hinwegf gezogen, vnd hat ſichy
gen Wittenberg zu ſeinen ererbten Vetters gütern ge
than . Den ſein Vetter hatte in der Stadt eine feine
behauſung , verließ auch dem Doctor viel Ecker und
wiſen , die befaßt er , und hatte feine wohnung alda .
Zu der zeit unterſtundt er fid ), ſein lang gehabts für
nehmen in das werd zu richten , nahm darzu einen tag,
vid gieng vmb die Stadt Wittenberg herumb zu beſe
ben, ob er doch ein gelegenen ort finden möcht, da er
frine incantationes bewähren vnitd gebrauden fondte,
wie er denn ungefehr einer halben meil wegs einen
wegidheidt fandt, der fünff außfahrt vnd geng hette,
vnnd war groß und breidt , ſolte auch kein gewünſch
ters ordt außgeghangen haben , bey dieſem wegſcheidt
blieb er den gangen tag , vnnd als es Abendt werden
wolt, vnd fahe das feine fuhr mehr durch gieng, nahm
er einen Circkel wie die füffer vnd bender haben, machte
uud; 2. Circkel und ründe, auſſer dem vnd darneberi
( *)
308 .
1308

>
3
311
Filarmonie
Perfon /

‫ܐܙܠܐ‬ || 11 || 01 ‫ܠܐܠܪܙ‬1| 0‫ܠܐܐܙ‬

||313
14 2513
42.1 % ใน 3
307

Vnd da er dieſelbige nach außweiſung der Schwargent


kunſt angeſtellet vnd verrichtet hatte , gieng er in den
Waldt, ſo nur nechſt vor der Stadt gelegen , vnd er
wartet der mitternachts zeit, denn der voll mond ſchei
net in folcher nacht, zu mitternacht iſt er in den Cir=
cfel getretten, denn die Circkel waren zugericht, daß er
von einem zu dem andern gehn kondt , beſchwur alſo
mit Göttlichen worten , vnd verleſterung des namen
Gottes den Teuffel zum erſten , andern vnnd dritten
mahl , Da ſahe er alsbaldt , dieweil der Mond ſo hell
ichien , ein fewrige fugel hergehen, der gieng dem Gira
cel zu mit ſolchem knall, als ob ein groß ftück büch
ſen abgangen, vnd fuhr mit einem fewrigen ſtrahel in
die lufft, davon den der Fauſtus fo fehr erſchrack, das
er auß dem Circfel lauffen wolt , doch dacht er , gebe
er auß dem Circkel, fo werde er lebendig nicht mehr
beim kommen , faſſete wider einen muth , gebadit jn
im , wie doch allezeit der Teuffel ſein Spiegelfechten
treibe, beſchwur in wider alſo wie oben, aber da wolt
fich nichtes mehr regen, derowegen er ander Teuffeliſdie
namen vnd wörter für ſich nam , als baldt entſtundt
im nechſten Waldt ein ſolcher vngeſtümer windt, das
er nicht anderſt tobet vnd wütet, als ob er alles zu
boden reiſſen wolt , und darnach auß dieſem Waldt
randten viel wagen mit roſſen daher , und bei dieſem
Circel fürüber, das der ftaub fo groß war , unange=
fehen , das der Mond to hell ſcheinet , das er nichts
ſehen kondt, denn nur höret er yngeſtümlich mit Roſs
ſen vnd wagen traben vnd fahren. Als diß alles ein
end nahm , vnd D. Fauſtus fo erſchrocken vnnd ver
zagt war, das er ſchier auff ſeinen beinen nicht ſtehen
fond , und wünſchete das er tauſent meil weges were,
Fahe er vngefer einen ſchatten und geſpenſte umb best
308

Circfel herumb gehen , da faſiete er wider ein hert,


beſchwerte den Geiſt , er folle fich erfleren , ob er ihm
dienen wolle oder nicht, er fol mit ihm reden. Der
Geiſt gab ihm andtwordt, er wolle ihme dienen , doch
mit dieſer condition, er werde ihme etliche articul vnd
puncten fürhalten , ſo er dem werde nachkommen , ſo
wolle er die zeit ſeines Lebens nicht von ihm fcheiden .
Doctor Fauſtus vergaß alles feines vorigen dyrecens
vnd laidts , wer war auch frölicher denn er , das er
das jenige bekommen hette , darauff er lang geſtudiret
vnd das er lang begeret hatte , und ſagte zum Geiſt,
wolan , dieweil du mir dienen wilft , ſo beſchwer ich
dich nochmals zum erſten , andern und dritten mahl ,
das bu morgen in mein behauſung erſcheinen wolleft,
da wir von allen ſachen vnd puncten abreden wollen ,
das ſagt ihm der Geiſt zu , alsbaldt zertrat D. Faus
ftus die Circkel, vnd gieng mit frewden herauſſer. Dieſe
geſchicht, vnd was D. Fauſtus mit beſchwerung des
Teuffels fürgenommen hatt , vnd was ihm ſchreckliche
begegnet iſt, hat drey ganger ſtunde gewehret.
E r i n ne r un g.
In dieſer Hiſtorien vernehmen wir, das D. Fauſtus die
Mitternacht zu ſeinem fürnehmen gebraucht habe. Alſo
meldet Ovidius von der Medea, das ſie ihre kunſt an dem
jasone gebraucht hat.
Alſo ſagt auch die H. Schrifft 1. Reg. 28. daß das
Weib zu Endor den Samuel bey der nacht auffgewecket
hab . Von dem Bapſt Paulo 1. meldet ſeine geſchicht,
der erftlich Petrus Barbo genandt ift , auß Venedig bürs
tig , und anfenglich ein kauffman geweſen , und darnach
mit Zauberey vmbgangen, derſelb als er auff dem Meer
in dem Schiff den Teuffel beſchwur , braucht er fein Zau
berey , auch zu mitternacht. Desgleiden thet der Roderi
eus Borgia , To hernach Bapſt worden , vnd Alexander VII .
309

genandt , der richt in ſeinem Saal als er Cardinal war,


zu mitternacht auch ſein Incantation an , da der Geiſt
ihme in vngeheuretter geſtalt einer Kröen erſchiene. Das
aber auch gedacht wirdt, das D. Fauftus feine kunſt und
Magiam in einem wegſchaidt gebraucht babe , weiß ich
nicht, auß was vrſachen die Teuffel beſchwerer ſolchs für:
nehmen. Der Prophet Ezechiel am 21. ſpricht alſo : Der
König zu Babel wirdt fich an die wegſchaidt ftellen , vor
an den zweyen wegen , das er ihm warſagen laſſe, mit
den pfeilen an das loß ſchieſſe, ſeinen Abgott frage, vnnd
(dawe die läuber an. Auß dieſem tert ift abzunehmen,
dieweil in Egypten , Chaldea und Perfien die Zauberey
fehr im ſchwang gieng , das ſie viel Zäuberſtück an renn
wegichaiden gebraucht haben. Cardanus ſagt, das die
Zäuberer ihre mittel , damit ſie die Leute etwan beſchedi:
gen , zugraben pflegen under die ſchwellen oder an die
weg , welche Creußweiß vber einander gehen , oder in die
Regenflüſſe, lib. 18. de subtilitate , auch etliche treiben
folches auff den todten gräbern, daruon Ovidius ſagt.
Hier wirdt in dieſer Hiſtoria von des Faufti Teuffels
beſchwerung gedacht, das er erftlich den Teuffel mit gu
ten heiligen worten beſchworen habe, und den zulegt böſe
und Teuffeliſche wörter herfür gezogen . Solches gebet
leider noch zu vnſern zeiten ſehr und hefftig im ſchwang,
bey hohen vnd niedrigen , das man viel namen , charac
teres und regen bey fich tregt , als den namen des allers
böheften Tetragrammaton welcher iſt jehova , mit wel :
chem die Juden viel wunderſpiel getrieben haben . Stem
Gott, Adonai, Jeſus Chriſtus, die H. Dreyfaltigkeit, Gott
Vatter , Sohn , vnd H. Geiſt, Item , die namen etlicher
Engel, Michael, Raphael, Gabriel , der Jungfrawen Ma
ria, ihr Magnificat, vnd ſonſt mehr, der 12. Apoſtel, S.
Johannis Euangelium, die H. drey König, Caſpar, Bal
thaſar , Melchior, vnd ſonſt etlicher heiligen , darnach die
fünff wunden Chriſti, die 7. Wort, ſo Chriftus am Creuß
geſprochen, die oberſchrifft, ro Pilatus an das Creuß hieng ,
Jesus Nazarenus Rex judaeorum , das Vatter unſer, und
der Engeliſch gruß , das Ave Maria genant , auch andere
vnzehliche ftüde mehr. In ſolchen vnd dergleichen worten
310

fuden abergaubige leut einen groſſen beheiff die Zaube:


rei zu ſchmücken. Denn es auch D. Fauſtus darfür gebal:
ten , das ſolche namen vnd wörter ſo heilig vnd trefftig
weren , das auch die Teuffel vnd geiſtere daruor zittern
vnd ſich förchten müften , das ſie dardurd müften dem
Menſchen erſcheinen , vnd ſich in vnderthenigen gehorſam
begeben. Alſo auch andere aberglaubiſche Leute , die ra:
gen, die beſchwerung vund regen können ſo böß nicht ſein ,
denn es werden ja gute vnnd Chriftliche worte darzu ge
braucht. Aber bierauff iſt alſo zu antworten , daß ſie ſolche
gute wort zu ſolchem affenſpiel gebrauchen, das dande ib:
nen der Teuffel , denn je beſſer die H. wörter findt, ihe
gröſſere Sünde fie begehen , daß fie das heiligthumb fo
fớendtlich für die Hünde werffen vnnd mißbrauchen, ia
leftern den heiligen namen Gottes auff das grewlichft,
welches im andern gebot Gottes mit groſſem Ernſt ver:
botten wirdt. Item Deut . 8. vnter dir ſoll nicht ſein ein
warſager, oder ein tagwehler, oder der auff vogelgeſchrey
achte , oder ein Zäuberer , oder beſchwerer , oder zeichen :
deutter , oder der die Todten fragt, denn wehr ſolches
thut, der iſt dem Herrn ein grewel. Vnd im Levit. cap.
20. wenn ſich ein Seel zu den warſagern vnnd zeichen
deutern wenden wirdt , das ſie in nachburet, ſo wil id
mein antlik wieder dieſelbige Seel reßen, vnd wil fie auß
irem vold rotten . Weiter ftehet alhie , als er den Teuf
fel zum erſten beſchworen , das er ſich grewlich gnug hab
erzeigt, hab ſich auch ein weil ſtil verhalten, biß D. Fau:
ftus andere böſe wörter gebraucht, und ihn herzu gebracht.
Dieſe böſe wörter findt gemeinlich gebete , damit fie den
Teuffel bitten , das fie gerne gewehrſchafft haben wollen .
Als Lucianus von dem Zauberer Mithrobarzane ſchreibt,
das er erſtlich viel wort gemurmelt, vnnd darnach mit
lauter ftim zuſammen geruffen habe viel Teuffel. Cypria -
nus libro de duplici Martyrio : Qui Magicis , inquit,
artibus vtitur , tacite Christum abnegat, dum cum dae.
monibus habet foedus.
Wer ſich der Zauberer befleift,
Chriſto der gewiß kein glaubn beweift.
311

Da8 Siebende Capittel.


Dem Doctor Fauſtus erſcheint der Geiſt in ſeiner
.
behauſung .

Als -Doctor Fauſtus das ja vnnd die ' zuſag des


Teuffels, das er ihm in ſeiner behauſung erſcheinen
vnnd zu ihm komen wolle , wol vernommen , iſt er
mit freuden der Stadt zugangen , vnd vermeint , er
hab nun alle ſchrecken , ſo im begegnen kündten , auß =
geſtanden , iſt alſo zu hauß in ſein Stüblein gangen,
des Geiſts zu erwarten. Da er nun in dieſen gedan
den faß , es were Cryſam vnd Tauff an ihm verloh
ren, der Teuffel ſeu ein Schelm , halte nicht trew vnd
glauben . In dem fihet er einen anblick bey ſeinem of
fen , als einen ſchatten hergehen , und dünckt ihn doch
eß fen ein Menſch , baldt fihet er ſolches in anderer
weiß , nimbt alſo fein buch herfür, beſchwert ihn , er
ſol fich recht ſehen laſſen , da iſt er hinder den ofen
gangen, und den kopff als ein Menſch herfür geſtecket,
hat ſich ſichtbarlich ſehen laſſen , vnnd fich ohn vnter
laß gebücft, vnd revereng gethan.
Er inner un g .
Bey dieſer Hiſtori, das D. Fauftus gern hat ſehen wols
len in was geſtalt er den Geiſt gehabt, wil ich den Leſer
remittirt vnd gewiſen haben , auff das buch der Tiſchres
den Doctoris Martini Lutheri, da er anzeigt und auß
legt, in was geftalt man den Teuffel fehén kann. Das
aber alhie ferner meldung geichicht , wie D. Fauftus den
Teuffel mit freuwden zu gaft geladen hat , darauff fage
ich nach dem Sprichwort, das man in nicht laden ſol, er
ift einem neber , dann das Hembdt an dem leib , Den er
iſt ein ſtarder gewaltiger vnd liſtiger feind, fihet vnd Hö
ret alles was für uns iſt, was wir ießt reden vnd thun ,
vnd wens ihm Gott verhenget vnd zuleft, ſo verderbet er
312

alles was gutt ift, er wolte , das nicht ein gräßlin oder
leublin wüchſe, geſchweige denn , das ein Menſch geboren
werden und leben möcht, ſo er rein gelegenheit ficht , die
nimpt er in acht. Wie denn auff eine zeit Doctor Mar
tinus Luther in einer mahlzeit einer Hiſtori geradt , da
er ſelbs bey geweſen , das etliche viel vom Adel mit ein :
ander in die wette gerant , vnd geſchreyen , der leßte des
Teuffels , vnd da der erſte zwey pferde bette , lies er das
eine faren , ond rante eilend fort , da blieb das ledige
Pferd dabinden , das ward vom Teuffel in die lufft weg
geführet, darauff ſprach Doctor Luther, man for den Teufs
fel nit zu gaſt laden , er kompt ſonſt wol vngebeten. Ja
es ift alles voller Teuffel vmb vns, rollen billich täglich
beten und wachen , haben dennoch gnug wieder ihn zu
ſchaffen. Disgleichen kam zu dem D. Martinus Luther
M. Simon Superintendens zu Bern in Soweiz, der er
zelt eine Hiſtorie, die ſich hatte zu Bern zugetragen , mit
einem Bürger , einem gelahrten Mann , derſelbige verma
nete ein Weib , welches der Teuffel mit gepolter vnd ge
thümmel zu Nacht im hauſe verirte und plagte , fie ſolte
ihn verachten, vnd zu ihm ſagen, laß mich zufrieden, vnd
ihn heiſſen zu dem Bürger kommen , Sie thet alſo , dal
war der Teuffel zu demſelbigen Bürger kommen , hatte
ihn ein gang jahr mit mancherley gepoch vnd gepoltern
geplaget. Das ſage ich , das D. Fauſtus ihn auch glei
cher weiß citirt, und geladen , wie er aber von ihm kom
men , da beſehe man das ende. Derowegen ſollen alle
fromme Chriſten lehrnen , wie man fich wieder den Teuf
fel rüften ſolle, wie S. Petrus ſagt, das er berumb gebe,
wie ein brullender Löwe, vns zu verſdlingen , Den der
Teuffel iſt wie ein Vogelſteller, welche vögel er fehet vnd
berücet, denen trebet er allen die belſe vmb , vnd würget
fie, behelt ihr gabr wehnig, allein die da loden, ihm ſein
Liedlin fingen , vnd was er gern hat, die feßt er in ein
keffigen , das fie ſeine lod vnd luftvögel ſein. Denn ein :
mahl gewiß , das wenn der Teuffel nicht mehr gewalt hette,
denn das er vns an leib vnd gut plaget, ſo wer er noch
kein Teuffel , ſondern er fan noch höhere fünfte , er ſpielt
nur mit denen , ſo er oberweltigen kan , wie ein rechter
313

ſpieler, fo ein vortheit weiß außzuwerffen , der gibt diß


vnd jenes nad , damit reißt er den anderen , das er zu
frech vnd fühn wird, feßts derhalben frech hinein , aber er
muß zuleßt berhalten, vnd den leeren Beutel daruon tragen.

Das Achte Capittel.


Vom Geſpred Doctor Fauſti mit dem Geift.
Da nun D. Fauſtus den Geiſt hinder den ofen
erleben hat , begehret er, das er ſol herfür gehen vnnd
ihme die Articul fürhalten, mit was condition er ihm
vienen wolle. Der Geiſt ſchlug es ihin erſtlich ab, er
ſey nicht weit von im , darumb wolle er nicht herfür
gehn, er könne dennoch mit jm von allerley fachen abs
reden , da erzürnet fich D. Fauſtus, vnnd wolte wider
fein buch von der Schwarzkunſt, oder wie man die
Teuffel beſchwert , herfürziehen , und ihn beſdweren,
darauff gieng der Geiſt herfür , und war die Stuben
voller Fewrflammen , vnd ſabe gleichwol den Teuffel
mit grewlichem anblick, den er hatte einen rechten Men
ſchenkopff, aber fein ganger Leib war gar gottig wie
ein Beer, darüber D. Fauſtus ſehr erſchrack, vnd be
fahl ihm , er ſolt ſich wieder hinder den ofen machen,
wie er auch that, drauff fragt er ihn, ob er ſich nicht
anderſt denn ſo abſchewlich vnnd grewlich erzeigen köndt,
er antwordt ihm , nein , denn er wehr fein Diener,
ſondern ein Fürſt vnter den Geiſtern , ein Teuffel ſeu
er, und wenn er ihm das leiſten rolle , was er ihm
werde fürhalten , ſo wolle er ihm einen Geiſt ſchicken ,
der ihm biß an ſein ende dienen ſolle, vnnd nicht
von ihm weiden , fou ihm allen dienft vnd wilfah
rung thun , was er begehre.
314
E rin n é r un g .
Erſtlich , das hie geſagt wird , das ſich der Teuffel in
Beeren geſtalt dem Fauſto fehen laſſen , ſo haben wir des
ein erempel im Geneſi, wie ſich der Teuffel in die Schlan
gen vertrochen hat , biß er Adam vnnd Hevam verführet
bat. Das fich nun der Teuffel in geſtaldt eines zotteten
Beeren erzeigt, das iſt ihm wol müglich , das er ſich in
Thiere, als Beeren, Wölffe, Kaßen, Böde , Geyſſen vnnd
Hunde verkehren , auch die Menſchen in folcher form ver:
blenden kan , warum wolt er ſich den auch nicht alſo vben ?
D. Fauftus aber hat den Teuffel noch nicht recht geſehen ,
fondern er ſabe nur ſeine Larven an . Zum andern ro
ſollen wir wiſſen , vnnd glauben , das Teuffele findt, ſo
man Diabolos , das iſt, Teuffet nent. Die Saduceer glaub
ten nichts von Teuffel vnd Engel , das ſie weren , aber
der Leſer fol das Buch Hiobs für ſich nemen , da er
gründlich finden wirdt , das Teuffel ſind , und was fie
ausrichten können. Vnd im newen Teſtament finden wir,
das der H ($ rr Chriſtus Teuffel außgetrieben hat, Matth.
8. 9. 12. 17 . arc. 1. 3. 5. 7. 9. 15. Luc. 4. 8. 9 .
11. 13. Ácto. 5. 16. 19. Zum dritten, fo findt auch die
Teuffel Geifter , aber böſe Geiſtere , vnd von Gott ver
ftoſſene Engel, welche ja wol von Godt dem HErrn erſt:
lich ſind gerecht , rein , verſtendig , und mit einem freyen
willen, dazugleich wie die guten Engele zur ehr Gottes
geſchaffen , vnd mit andern hohen groſſen gaben vnd tu
genden geziret worden, aber dieweil ſie ſolcher gaben miß
gebraucht, vnd fich ſelbswillig von Gott abgewendet,
ond den Sohn Gottes trüßlich veracht haben , ſein ſie
ihrer vorigen Gerechtigkeit vnd frömbkeit beraubt , vnfle
tige Geiſter vnnd feinde Gottes vnd des gangen menſch
lichen geſchlechts worden , wieder welchen ſie auch teglich
in groſſen grim vnd haß toben und wüten , Darumb fie
dann auch von GOtt verſtoſſen, und zur ewigen verdam
niß verpflichtet ſein .
M
G RA
I
LI F EHRES
O
I V T
UN
J.315.
1317

330

343
அழமை

1
315

Das Neunde Capittel.


Von etlichen Articuln , ſo der Teuffel dem D. Fauſto
fürgehalten hat.
Auff ſolchen vorſchlag des Teuffels antwortet D.
Fauſtus, er ſolle jm ſolche fürhalten, der Teuffel ſpridit,
ſo ſchreib es auff, vnnd gib mir baldt antwort , es
wirt dir nicht gerewen , vnd wil dir hiemit 5. Articul
fürſchreiben , nimbſtu eß an , woí vnd gut , wo nicht,
ſo ſolſtu mich hinfüro nicht zwingen, das id, bir mehr
erſcheine , vnd wen du ſchon alle kunſt brauchſt. Alſo
verzeichnete fte D. Fauſtus, vnd waren dieſe :
1. Gr folle Gott , vnd allem Himliſchen Heer ab
ſagen .
II . Er ſolle aller Menſchen feindt ſein , und ſon
berlidh der jenigen, To ihn wollen ſtraffen.
III . Clericis vnd Geiſtlichen Perſonen ſolle er
nicht geborden , ſondern ſie anfeinden .
IV . Zu ſeiner Kirchen ſoll er gehen , ſie nicht be
ſuchen, auch die Saeramente nicht empfahen.
V. Den beſtandt fol er baſſen, ſich in keinen Ehe
ſtandt einlaſſen , noch verebelichen .
Vnd wen er dieſe articul annemen vnd confirmiren
wolle, ſo folle er die mit ſeinem eigenen Blute befreffe
tigen, vnd jm eine obligationſchrifft, mit ſeiner eignen
bandt vbergeben , ſo wolle er ihn denn zu einem ſols
chen Mann machen , das nicht baldt einer vber in ſein
werde, folle alle feines herben frewbt vnnd begirde has
ben, vnd vberkommen . D. Fauſtus ſaß lang in einem
tieffen bedencken , als das dieſe articfel hohe grewliche,
beſchwerlidhe, Gottesvergeſſene vnnd gar verdamliche Ar
tickel jme zu halten ſchwär fallen würde. Gr bedacht
fich aber doch, fintemal der Teuffel ein Lügner iſt, ſo
316

wolle er auch das wiederſpiel mit jme halten , und


wenn es dahin keme , das er ſein pfandt ja haben
wolte , ſo wolle er bey zeit außreiſſen , und ſich mit
der Chriſtlichen Kirchen verſühnen , würd in aber die
zeit vnd raum zu furt , ſo habe er dennoch nach ſei
nes Herzen luft vnnd begierde gelebt , halte er auch
keinen glauben in ſeiner zuſagung, ſo fey er jme auch
hinwiderumb nicht glauben zu halten ſchuldig. Vnd
dieweil er nun zu dieſer zeit eben gelegenheit habe , weil
der Teuffel ſich ſelbs anbeut, vnnd das er diß nicht
verſchütten möcht , ſo er etwan von ihme wiche , ſo
wolle er ihm ſein herß vnd gemüt eröffnen , vnd furße
antwort folgen laſſen. Antwortet derhalben hierauff:
Ich weiß nicht, Geiſt, wer du biſt, du machſt mir aber
mit deinen Articuln zu bang . Nun wolan , den er
ften articul wil ich annehmen , dieweil ich doch keine
aufferſtehung der Todten, noch ein Jungſt gericht glaube.
Der ander artikul wil mir ſchwerlich fallen , das id)
aller Menſchen feindt ſein ſolle, ſo muß folgen , das
- ich die auch haffen vnnd anfeinden muß , die mir nie
nichts leides gethan haben, ſo hab ich die beywonung
der Leut jeder zeit geliebt, vnd kan deren keines entra
ten, mit wem hette ich ſonſt mein freuwde vnnd kurzs
weil , den mit guten Freunden und geſelſchafften ? aber
daß wil ich zuſagen , wer mich anfeinden , vnnd mir
nichts guts günnen wirdt , dem wil ich auch nichts
guts beweiſen , wil jhm wol folche Pandet einſchen
chen, das er gnug darob zu dewen haben ſol, begehrte
berhalben , man ſol im dieſen Articul , zu feiner dur
vnd gefallen heimſtellen , er würde fich wol darinnen
wiſſen zu halten. Was aber den dritten articul belan
gen thut , ſo ſen er allezeit ein Pfaffenfeindt geweſen,
tarumb er in der Theologia nicht ſtudiren wollen,
317

ſo wiffe er wol , das fte ihn auff der Canßel und


Predigſtul werden ohne zweiffel außſchreyen , vnd hol
hipen , aber ſie werden ihm folches nicht lang thun.
Den vierdten artickel fönne er wol halten , er achte
doch nicht viel auff Predigt , noch andere Ceremonien
vnnd Sacramente, da wolle er gute gewehrſchafft thun,
deren müſſtg zu gehen . Leglich das er denn Cheſtandt
vermeiden fol , des habe er ja wol allerley -bedenckens,
doch weil im Eheſtand allerley Creuß, vnruhe, Armut,
ewige verbündtniß vnd des weibs böſe ſitten vnd fin
fürfallen , habe er nicht willens zu ehelichen, er könne
fich doch wol mit Pfaffen Köchin vnd Concubinen be
helffen . Auff ſolche erflerung , hat der Teuffel nicht
weiter diſputirt, ſonder geſchwiegen, vnd dieſen beſcheidt
geben : So komme dem , ſo viel bir müglich , nach,
aber deine eigene Handtſchrifft mit deinem blute ger
ſchrieben vnd verzeichnet, wirftu mir geben , ftelle es
noch heut an , vnd lege fte auff den tiſch , ſo wil ich
fte holen. D. Fauftus antwortet : wolan , es iſt gut,
aber eines bitte ich dich , dáš du mir nicht mehr ſo
grewlich erſcheinen wolleft, ſondern etwan in eines
Münchs oder anders bekleidten Menſchen geſtalt, das
fagt der Teuffel dem D. Fauſto zu , damit machte er
fich davon .
Ν Ο Τ Α. ,
Was ſonſt etwan von der verſprechung und bundtnað,
To der Fauftus mit dem Teuffel auffgerichtet , iſt außgan:
gen, das iſt der rechten orginal Hiſtorien nicht gemeß , und
Fehlet gar weit, dieß aber, und was hernach folgen wirdt,
iſt die rechte geſchicht, ſo' mit mühe von ben Studenten
iſt zuſammen gebracht worden , wie dann auch eines ge :
Terten alten Doctoris von Leippig , brey Söhne, ſo alle
Magistri geweſen , dieſe und andere mehr {achen , welche
Fauftus mit fleiß auffgeſchrieben, in feiner Løberen gefun . -
den , vnd andern mitgetheilet haben .
318

Er i nne r un g.
Hilff Gott , wie ein groß vnnd abſchewlich grewel ift
dieß , daß dieſer elender Menſch in folche teuffeliſche Arti:
del willigt, vnd fich wider Gott, Engele , ond Menſchen ,
vnd auch ſein eigen gewiſſen vnd Seele mit ſeinen und
aller Menſchen, ja Gottes und der H. Engele feinde ver:
tregt vnd einleſſet. Es muß ja ein Chriftlich herß ob die
ſer erzelung erzittern. Alſo vnd der geſtaldt ehets , wenn
mann das wort fahren leſſet, vnd ſeinen eigen gehirn vnd
fleiſchlichen finnen und luften immer und mehr folget, und
fich durch nichts , auch durch das gewiſſen nicht wil ein:
reden laſſen. Dieſe iſt die rechte vrſache , warumb dieſer
Menſch ſo tieff gefallen , Denn die ſchuldt iſt nicht an
Gott, als wenn der ibn alſo geſchaffen , darumb er dann
nicht anders hab ſein können , wie er den Fauftus felbs
hievon hat fürgeben . Denn als er auff eine zeit mit et:
- lichen Medicis zu tiſche faß, und ſolche rede fürfiel, ſagte
er, das der Menſch, nach dem als ſeine materi oder we
ſen were, gut oder böß , bekebret oder nicht befehret wer:
den kondte. Denn ſo er von guter materi berkommen were,
ſo bliebe er gudt , oder da er verführet, kondte er leicht
widerumb zum guten gebracht werden, darentgegen , ſo er
auß einer böſen materi bürtig were , fondte er nimmer
zum guten bekehret werden. Er aber wie er fürgeben ,
were ja wol einer halb guten materi , jedoch were dages
gen die böſe materi bey im ganß vnd vol, und were mit
ihm , wie mit einem guten gewechs, welches gern berauß
ſchlagen vnnd gute früchte tragen wolte , kondte aber für
dem vnfraute nicht zunemen , noch ſeine wirdligkeit voll
bringen, ſondern mufte erſtiden , dargegen aber wird das
vnkraut zunehmen und vberhandt bekommen, das alſo auch,
was anfenglich guts an ihm geweſen, nun mehr bey ihm
verſtigt were , vnd das ſeine böſe materi vberhandt bey
ihm genommen hette. Dieß iſt ja eine gahr böſe, ja teuf
feliſche und Gotteslefterliche opinion , nach welcher auch
folgen mufte, das Pharao , Saul, Judas und andere ſein
von böſer maleri her geweft, darumb ſo hab es alſo und
nicht anders ſein müſſen zu ihrer verſtocung vnndver:
zweiffelung. Dargegen Dauid, Petrus, Maria Magdalena ,
319

der ſchecher am Creuß ſein von halb böſer materi geweft,


vber welche die gute materi hab vberhandt gewonnen , der:
halben ro rey auch etwas gutes darauß herkommen , und
baben befehret werden müſſen . Behüte Gott durch ſeinen
beiligen Geift für ſolcher vnſinnigkeit. Fauftus folte dem
beiligen Geifte vnd worte Gottes gefolget , auch wider
den Teuffel vnd anfechtung ſeines Fleiſches embfig gebetet,
vnd den beiligen Geiſt nicht fürſeßlich von ſich vertrie
ben haben, ſo were er ohne zweiffel erhalten blieben. Aber
da bats gefehlet , darumb ift er alſo tieff in den abfal,
vmb Gott, und alle ſeiner Seelen wolfarth vnd Seligkeit
kommen. Höre doch nun , lieber leſer, wie grewlich dieſe
Artidel lauten, darin Doct. Fauſtus willigt. Zum erſten
fol er Gottes im Himmel abgeſagter feino ſein, der ihm
nicht allein nie kein leidt gethan , ſondern ihm viel mehr
onzeblich viel gutes an leib und Seele erzeigt hatte , in
dem er ihn zum vernunfftigen Menſchen geldhaffen , mit
einem groſſen ingenio begabet, mit eſſen , trinden , vnnd
aller notturfft, auch mit einem reichen erbgute , ohne ver
dienſt, verſorget, durch ſeinen lieben Son Jeſum Chri
ſtum von ſünden , Teuffel vnd hellen theur kauffen vnd er:
löſen, und das erbe des ewigen Lebens erwerben hat lafo
fen , ihm auch den Heiligen Geiſt in der tauffe mit gez
theilet , der in tröſten vnd in rechtem erkentniß vnd glau :
ben biß ans ende ſterden und erhalten ſolte. Das er nun
dieſen ſeinen wolthetigen Gott , vnnd gütigen frommen
Vatter verlaſſen und verleugnen fol, vnd ers auch thun
darff, das iſt ja grewlich und ſchredlich zu hören. Wer
ſolte glauben , das leute fürbanden ſein ſolten in der Welt,
die fölchs thun dörfften : vnd dennoch geſchihet es, wie der
Fauftus alhie außweiſet. Darumb ſo halte an Gott, wer
nur immer halten kan . Der kan durd des heiligen Geiſts
beyſtandt an Gott halten , der ſein wort nicht verleſſet,
das muß es thun. Zum andern, Fauftus fol allen leuten ,
fonderlidh denen , ſo in würden ſtraffen, feindtſelig vnd zu
wider rein . Sihe , da haſtu des belliſchen böſewichts berg ,
welches vou grewlichen vnd vnſeglichen zorns gegen vnd
wieder das arme menſchliche geſchlecht ift. Dieſer zorn des
Teuffels iſt nicht, wie eines zornigen Menſden , den man
320

bald Berſühnen kan , ſondern ein ſolcher Zorn und Boßs


beit , die ihm dermaſſen durch ſeine Natur iſt gangen , das
er numehr davon nicht wil vnd kan ablaſſen, er muß zür:
nen , und beyd Gott und die Menſchen anfeinden. Denn
gleich wie dem Menſchen nicht müglich iſt, ſich nach dem
leiblichen Tode zu beſſern , alſo ift auch an dem Teuffel
nach ſeinem falle in den ewigen todt nichts guts , ſondern
au ſein fleiß, mühe und arbeit ftebet darnach , das er Gott
und die Menſchen, auff weiſe wie er immer fan, beleidige,
ſonderlich die jenigen, die es gut mit ihrem negeften mei:
uen, und ihn belehren , vermanen und ſtraffen . Alfo hat
er ſich dem Paulo wiederſeßt, wie er ſagt 1. Theff. 2 .
da er zu ihn kommen , und mit lehren und predigen fr
beftes hat wiſſen wollen . In Summa es iſt allenthal:
ben voller Teuffel, die wolten gerne ſchaden am Leib , am
gute, an der Seel mit bitterkeit, haß, zorn, hoffart, keßes
reyen und andern zuſchlegen . Das es aber nit geſchicht,
da haben wir unſerm lieben Gott darumb zu danden , der
durch ſein allmechtigkeit dem Teuffel webret, das dennoch
immerdar mehr guts denn ichadens geſchicht , das mehr
friedens denn krieg iſt , das mehr frucht und korn bleibt
und wechſet , denn durch Froſt , Hagel , und anders ver
dirbt , das mehr Heuſer ſtehen bleiben , denn abbrennen,
das wir menſchen mehr geſunder glieder haben , denn krande,
greifft der Teuffel ein aug , einen fuß , einen arm , ein
bein an, ſo iſt der ander leib geſundt, alſo bleiben ir au
weg mehr in ſterbens leufften vber, denn an der Peftilenß
fterben . O wie bett der Teuffel in dem Keyſeriſchen oder
Hiſpaniſchen krieg gern wider das Deutſchlandt wegen der
erkentniß des Euangelii ein blutbad angericht, wen er es
vermöcht hette. Und noch heutigs tages mangelts dem
Teuffel an ſeinem willen nicht , fondte er , und es were
im von GOtt erleubet , er ſolte durch die Bäpftliche Li
gam Chriſti kirche in Teutſchland bald vmbkehren. Bes
langendt denn dritten articul , das D. Fauftus ſonderlich
den Geiſtlichen aufffeßig vnnd zuwieder ſein ſolle, ift
nichts newes. Denn zu jeder zeit der Teuffel die kirche,
vnd jre gliedmaſſen , ſonderlich ire diener verfolgt vnd an:
gefeindt hat , wie er dann folds hat bewieſen an den $.
321

Propheten , Apofteln , Märtyrern , vnd andern der Chriſts


lichen kirchen dienern. Denn bat der Teuffel einen grimin
gefaft wieder Chriftum den Sohn GOttes , ſo wirdt ers
denen auch nicht ſchenden , die von demſelbigen predigen
und ihn bekennen . Doctor Lutherus ſagt, ich hab ein :
mal ein Wolff ſeben ein Schaff zureiſſen, Ey wie geht er
mit ihm vmb, Jtem ſo er in ein ſchaffſtal kompt, ſo friſs
ſet er feines nicht , er hab ſie denn zuuor alle erwürgt,
darnach bebt er anzu freſſen , der meinung, das er ſie
wolle auff freſſen , alſo gedendt der Teuffel auch , ich hab
nu Chriftum gefaſſet, ich wil mit der zeit ſeine Apoſtel
und andere tirchen diner auch wol krigen , aber er ſibet
nicht, das er der Soyn Gottes iſt, und das iſt auch eine
stultitia Diaboli, das er nicht weiß, das es ihm darnach
ſo vbel darüber gehet , vnd das er auch ſo vbel ſol be:
zahlt werden. Summa es muß alſo vnd nicht anders ges
ben , und wenn es alſo gebet , ſo fellet davon die kirche
nicht, ſondern ſie wirt viel mehr dadurch auffgebawet vnd
erhalten .
Derhalben ſollen alle fromme Kirchendiener getroft ſein ,
vnd dem Teuffel mit dem Gebett widerſtant thun, in der
forcht Gottes leben, irem beruff ſteiff vnd eyfferig nachges
ben vnd verrichten. Denn damit können ſie dem Teuffel,
dem brullenden Löwen , als in Petrus nennet, mechtig be
gegnen, wenn er ſdon tauſent Fauftos vnd Pfaffen feinde
zu ſeiner bandt vnd vortheil bette. Zum vierdten wil der
Teuffel, Fauſtus rol die Kirch meiden , und keine Sacra
mente empfahen . Dieſen articul hat D. Fauftus leichtlich
eingeben können , weil er zuuor nicht viel nach dem wort
Gottes hatte gefragt. Vnd was ſolte er auch in der Kir:
chen groß machen ? denn es ſindt gemeinlid alte gebewe,
fie möchten dermahl eins auff in fallen . Wir Chriſten
aber , fo wir anderſt vnſer heil vnd ſeligkeit lieb haben,
rollen vns ob dieſem erempel nicht ergern , ſondern das
wort Gottes lieb vnd wehrt halten , fleiſſig beten vnd zur
kirchen geben. Selig fint die , ſpricht Chriftus , ſo das
wort Gottes hören vnd bewaren . Item Wer mein wordt
höret, vnd glaubt an den , der mich geſandt hat, der wirt
den Todt nicht ſchmeden oder ſehen ewiglich. 3o5. 5. 8.
II . 21
322

Vnd S. Paulus ſagt, Rom. 1. Das wort Gottes iſt eine


trafft felig zu maden alle die daran glauben , darumb fola
len wir fleiſſig zur Kirchen gebn, vnd vns nidt von dem
Teuffel hindern laſſen, wie Chryſoſtoinus in der 6. Homi.
Jia , ons trewlich zu dem wordt Gottes vermanet , vnnd
ſpricht: Die da waſſer ſchöpffen haben nid ) t allein ihr ge
feß vol bey denn brunnen , ſondern wenden fleiß für , das
fie ihre Krüge weißlich heim tragen , vnd nicht zerbrechen,
das ſie das waſſer nüßlich gebrauchen mügen , alſo ſollen
die zuhörer Göttliches worts auch thun , die kommen zu
rem brunnen des lebendigen waſſers , mit leeren krügen
vnd berßen , wen man nur allein bey dem Predigſtul die
früg füllet vnd Gottes wort fafſet, vnd auff dem weg wie
der verſchüttet, vnd vergift, vnnd alſo mit leeren trügen
vnnd herben beimfompt, was hat man da vor nüß, von
folcher reiſe und Predigt ? Alſo fam auff eine zeit einer
zu dem Abt Pimenione , vnd flagt ihm die hertigkeit jei:
nes berßens, vnd das er Gottes wort, wie er gerne wolte ,
nicht faffen kondte , dein antwort der fromme alte alfo :
Das waſſer hat gabr ein weiche natur , die ſteine aber
dagegen findt hert, wen aber das waſſer viel vnd offt auff
einen barten ftein fellet und tröpffet, ſo macht er jhn endt
lid voller löcher , alſo ift das Wort Gottes auch weich
vnd ſüß, unſer berß aber hart vnd vnmerdſam , dem mens
( d)en aber, der offt und fleiſfig Gottes wort böret, erweicht
es endtlich das berß, das er es empfindt. Darumb blei
len fromme Chriſten nicht gerne von der Predigt, ſonder
fprechen mit dem lieben Dauid , im 27. Pialm , Eins bitt
ich vom HErren, tas bette ich gerne, das ich im bauſe des
HErren bleiben möge mein lebenlang, zu ſchawen die ſao
ilen Gottesdienſte des HErrn, vnd ſeinen Tempel zu beſu
cuen . Leblich denn 5. articul angehend , das D. Fauſtus
ſich in keinen Eheſtandt einlaſſen , ſondern denſelben an :
feinden folle : Hierouff antworte ich , das der Teuffel zu
Jeder zeit ein feindt des H. Eheſtands geweſen ſey , dem
er neidig, beffig, und auffſeßig iſt, und weiß das diß ein
ftifftung und ordnung Gottes rey , darob er auch halten
wolle , carumb ficht der Teuffel aud) mit ſchielenden, heifi
gen vnd neitigen augen carauſi , gehet mit ſeiner Geſels
323

ſchafft auch zu rath, wie er fich wieder Gott feßen, jim


zu wieder ſein , vnd folches fürnehmen GOttes zu nichte
machen möge, derhalben trachtet er barnad), wie er in die
berßen der Menſchen und gedanden einen widerſpenſtigen
Rath werffe, vnd eingieſſe , damit fich jedermenniglich für
dem Eheſtant yüte , denſelben für böß halte , vnd zu vnors
dentlicher vermiſchung greiffe , Gott und ſeiner eigen Na
tur zuwider rey , daher dieſer Teuffel Asmodeus genannt
wirt. Nomen habet â perdendo à Samad , id est , de .
leuit. Sic nominatur Daemonium, à quo aliquot sponsi
Sarae filiae Raguelis necati sunt, Tobiae 3. Den der
Teuffel je vnnd allezeit fich vnterſtanden, wie er dem Ehe:
ftandt ein ſchandflede anhengen möcht, nicht allein bey den
Eheleuten, ſondern hat auch grewliche Monstra vnd Keßer
erwedt , die den lieben Eheſtandt vernicht vnd veract ba
ben. Eusebius lib. 3. cap. 29. meldet von Niclao Antio
cheno , welcher einer geweſen auß den 7. Diaconis, Acto .
rum 6. aber er ſey nicht beſtendig blieben. Dieſer hat ein
pön Weib gehabt, das hat er vnter die Leut geführt, fie
einem jeden zu geben , wer da wolte , tarauß eine Secte
entſtanden , die geleret , das man die Weiber in gemein
baben , und einem jeden frey ſein ſolten. Dem hat nach:
geombt Mahomet der Turden Prophet , der den Türđen
in ſeinem Alcoran zugibt, das ſie Weiber nemen dörffen ,
so viel fie deren ernebren können , vnd von ihm ſchreibt
man , das auff eine zeit Mahomet in Egypten verreiſet
rey, vnd alda ein ſchön Weib erſehen, welcher er den beys
(chlaff angemütet, und als ſie ihm dieß abgeſchlagen , vnd
Teinen willen nicht hat volbringen kö: nen,hat er mit ſei
nem Eſel auff dem er geritten , unmenſchliche ſchande gea
trieben , daber die Türden noch heutiges tages den ges
brauch haben , das fie alle jabr ein walfahrt gen Moda
verrichten , und alda in iren Muſda oder Kirmen Unter
den Ceremonien menniglich mit auſgeſprüßtem ſpeychel
dieſes Weib verflucen , das fie einem ſolchen botten Got:
tes reinen willen nicht erfüllen hat wollen , da doch ein
vnuornunfftiges thier, ein Eſelinne, denn beſſern verſtandt
gehabt, darumb vermaledeyen fie diß weib in abgrundt der
bellen. Zu vnſern geiten hat der Teuffel auch rein gifft
324

vber denn Eheſtandt außgoſſen , in die verfluchte wieder:


teuffer , die laſſen auch die vnordentliche vermiſchung und
vnzucht frey , vnd haltens für recht, ja der Mann rey nicht
an eine Ehe verbunden , ſondern er müge ſo viel weiber
nemen , als er wolle. Es findt noch etliche andere vnges
reumte Eheſchender herfür gekommen , wie Irenaeus vnd
Eusebius lib. 4. cap. 28. meldet vom Tatiano, derer rect
bernach Saturninus vnd Marcio waren , die gaben für,
GOTt hab im anfang ein weiblin vnd ein Menlin er:
ſchaffen , und es abgeſondert , darumb rol fein Ebeſtandt
Tein. Zu zeiten des Bapſts Johannis kam berfür der
Reßer Durandus von Waldach in Arragonia , dieſer ſagte
unter andern ſeinen Schwermeriſchen articuln , die Ehe
were nicht anders , dann eine heimliche Hurerey. Ja es
waren wol etliche, die lefterlich ſagen dörfften , der Gott
ſo ein Weib mit dem Mann erſchaffen habe , der hab es
nicht gut mit dem Männlichen geſchlecht gemeint. Da
Tehe man nun , wie der Teuffel Gottes ftifftung vnd ords
nung ſo lefterlich vernichten darff. So hat auch der Teuf :
fel berfür gebracht , zur zeit Cypriani , der nach Chriſti
geburdt gelebt hat 250 Jahr , den Celibat und das Ehe
loſe leben , und ſtundt alſo dieſe ſuperſtition 1300 jahr.
Darumb ſagte Doctor Martinus Luther ſeliger, in beyſein
etlicher Herrn , viel von den Irrthumben der Vätter, das
fie nichts ſonderlichs geſchrieben hetten von dem Eheſtande,
ſondern weren betrogen worden, durch den ynfletigen Ce:
libat und Ebeloß leben, darauß viel vngeheures ding kom
men iſt, und haben leider nicht geſehen, das die ebe beyde
im alten vnd newen Teſtament von Gott eingeſeßt rey
worden. Vnd ob ſchon die Vätter der Kirchen fromme
leute ſindt geweſen, die es gut gemeint, ſo haben ſie doch
nicht gedacht noch geſehen , was für vnrath der Teuffel
dadurch ſuchte, wie dan darauß ein ganße ftumme Sodo
mitiſche Sünde , ſchand vnd laſter erwudhren , daher viel
erempel zu erzehlen weren, was bey Bäpſten, Cardinalen ,
München und Pfaffen , für grewliche blutſchande vnd vn
zucht im ſchwang gangen ſey . Das trieb auch redlich
der Bapſt Alerander 6. mit ſeiner eigenen Tochter Helena ,
und bsſchlieff fie der bruder auch. Einen ſolchen fal , inel
325

det auch Doctor Luther ſeliger , das es fich zugetragen


babe, das eine Mutter von ihrem eignen Sohn geichwen
gert were worden. Denn da der Sohn bey der Magdt
ſchlaffen wolte , und ſie das ihrer Frawen anzeigte vnnd
klagte , ſprach die Fraw , er iſt noch jung , ich glaub es
nicht. Da aber der Sohn bey der Magt anhielt, legte fich
die Mutter in der Magt bette , der Sohn kam , meint es
were die Magdt , ſchlieff bey ir , und ſchwengert fie , die
Mutter aber ſchwieg ſtille , hielts heimlich, und ſagte dem
Sohn nichts davon , darnach gelag fie , vnd bracht eine
Tochter, die zog fie auff, ond hielt ſie für ihre Magot, da
nun das Mögdlin erwuchs , nam fie der Sohn zur Ehe,
wuſte aber nicht das fie Tochter vnd Schweſter war. Das
kan der Teuffel , denn er gibt alles nach , allein den Ehe
ſtandt fan er nicht dülden noch leiden, wie denn die Bäpſte
durch des Teuffels getrieb dieſen ſtandt hefftig verfolget
baben , ja auch zu vnſern zeiten die frommen Geiſtlichen ,
die ſich in Eheſtand begeben , findt durch Schwerdt vnnd
Feuwr hingericht worden. Bapft Julius hatte einen
Cardinal, denn er ſehr lieb hatte von wegen ſeiner kunft
und geſchidlichkeit, derſelbig hielt mit einer Nonnen 311 ,
doch fragt der Bapſt nichtes darnach , ließ ihm hingehen ,
und kondte ihn bey fich leiden, ob ers wol wüfte, da aber
der Cardinal fie auß groſſer liebe , ſo ſie ein zu dem an .
dern hetten , zur ehe nam , da hat der Bapſt auß der haut
wollen fahren , nam den regen von ihm , und ſagte , die
Ehe wer ein vnrein , vnfletig ding. Dieſer Barft fam
auch ſchendtlich vmb , von wegen ſeiner Hurerey. Wie
grewlich hat der Teuffel und der Bapſt gewütet, da der
theure Mann Gottes Doct. Martinus Luther ſeliger ift
auffgeſtanden , und hat den Eheſtandt gebillicht, vnd den
Celibat als Godtloß vnd vnchriftlich verdampt ? Da er
auch eine Nonnen die vom Adel war , Catharinam von
Born , auß dem Kloſter genommen , und ihm verehlichen
laſſen , da war bey den Papiſten eitel mordio vnd zeter:
geldren. Vnnd newlich vor wenig jahren , wolt der Bi
idoff von Meinß Biſchoff Daniel den Celibat abſchaffen,
und folten die Thumbpfaffen vnd Chor Herren ihre felles
rin von ihnen wegthun , ſie auß dem hauß treiben vnnd
326

dlagen , wie war da ein ſolcher jammer , wie lieffen fie


vnter einander , fielen iren Herrn vmb die hels , die ver:
einigten ſich , es were der fachen wolzu bun , ſie wolten
dem Biſchoff gehörſamen, fie wolten diß thun, ihre heuſer
hetten etlice Thüre, ſo wolten ſie ihre Weiber in die eine
binauß jagen , vnd ſollen den fie in hindere oder andere
thüren wieder hinein lauffen , das iſt geſchehen . Als ſold's
der Viſchoff erfahren , hat er darüber gelechelt, vnd dieweil
die Bürger auch ſuppliciert, wen die Geiſtlichen jre Köchin
von fich jagen folten , ſo möcht dieſer rauch in die Start
kommen , das ſie alſo weder Weib noch Töchtere zu ehren
aufferziehen können, hat der Biſdoff geſchwiegen, vnd den
Celibat wieder zugelaſſen. Dabey dann zu ſehen , wie der
Teuffel mit dem Eheſtande ein geſpott treibt. Da der
Churfürſt vnd Biſdoff von Cöllen, ein Freyherr vnd Truchs
res, ihm eine geweyhete Kloſter Gräffin vnd Nonnin zu
vnſer zeit ehelid te, hat der Teuffel durch den Bapſt vnnd
die ſeinen ein groſſe emporung erwedt, wie man dan ſolchs
augenſcheinlich erfahren . Es hat auch ein Biſchoff von
Meinß anno 1532. zu Nürenberg geſagt, das er wolte
ebe das abentmal in einer geſtalt nachlafſen, vnd die Meſſe
ganß und gar abthun , denn das er ſolte laſſen den Coe.
libatum abgeben . Darauf ſole Doctor Luther, als im
dieſes fürgetragen worden , geſagt haben , ja , fie wollen
freylich mit gutem nicht daran . Es iſt ein grewliche rede,
vnſer Herr Gott wirdt im Magnificat des Deposuit po.
tentes de sede mit ihnen practiciren , Gott wirdt ſeine
Ehr vertheidigen , vnd ſiewerden den Eſels geſang ſingen , hoch
anfangen , aber niederig auffhören, alſo ſindt alle Papiften
lo vermeſſen. Denn der Biſchoff von Salßburg hat auff
dem Reichstag zu Augsburg anno 1530. zu M. Philippo
Melanchthone geſagt, lieber Philippe, wir wiſſen wol das
ewer lehr recht iſt, wiſſet ir aber auch dargegen wiederumb,
es hat nie jemandt den Pfaffen etwas abgewinnen können,
ihr werdet auch nicht die erſten rein . Ach lieber Gott,
was geben doch für Sodomitiſche Sünde und unzucht zu
vnſern 1bigen leßten zeiten in Italien , ond fonderlich zu
Rom im ſchwang ? War iſts vnd beweißlich, das zu jepis
ger zeit Rom leider ein grundſuppe aller Sünde , Tchande
327
und laſter iſt , da der Teuffel mit dem Antichristo leibs
bafftig regiret. Wie denn D. Luther feliger auff eine zeit
zu etlichen ſagte: Weil mich vnſer HENR Gott in den
beßlichen handel bracht hat, das ich mich gegen den Bapſt
auffgeworffen , wolt ich nicht hundert tauſent gülden dar:
für nemen , das ich nicht auch Nom gereben hette , iđ)
moſte mich ſonſt immer beſorgen , ich thet dem Bapſt ges
walt vnd vnrecht, aber was wir reben , das reden wir.
Bembus ein überaus gelahrter Mann , da er Rom wol
geſehen , und dem ſo er darin geſehen nachgetrachtet hat,
fol er geſagt haben , Rom were ein ftindender pflur, vou
der aller böſeſten Buben in der ganßen Welt.
Ein alter Pfarrherr aß auffn Abendt mit Doctor M.
Luther, der ſagte viel von Rom, denn er hatte zwey jar
lang da gedienet , und war viermal dahin gangen , und
da man in fragte, warumb er ſo offt wer dabin gangen ,
ſprach er , Erſtlich), ſuchte ich einen ſchald ra , zum andern
fand ich ihn , zum dritten bracht ich in , zum vierten trug
ich ihn wieder hinein, vnd faßte in hinder den Altar S.
Peters. Ja es iſt Roin von wegen des Eheloſen Lebens
zu jederzeit eine vnzüchtige Sodomitiſche Mördergruben
geweſen , wie dann geleſen wird , das S. Vlrich Biſchoff
zu Augſpurg , in einer Epiſtel oder Sendbrieff gabr klega
lich ſoi , wie folget , geſchrieben haben : Als der Bapſt
Gregorius hatte den Celibatum auffrichten vnd beſtetigen
wollen , und er bernach einen tieffen Teich zu Rom , ſo
bart bey einem Nunnen Kloſter gelegen war, hatte fiſchen
wollen , vnd das waſſer darauß abgelaſſen : das man in
demſelbigen teiche bey rechs tauſent Kinderköpffe folle ges
funden haben , die in den teich geworffen und erreufft wa
ren, das auch der Bapſt Gregorius für dieſem Spectadel
Pehr erſchroden fey, und hab das geſeß vom Celibatu wie
der auffgehaben , aber die andern Bäpſte, lo dem Grego
rio nachgefolget , die haben den Celebatım wiederumb
angerichtet. D. Luther meldet , das in Ocſterreich in
einem Kloſter Neuburg Nonnen geweſen , die man batte
omb ires Gottloſen ond onzüchtigen weſens willen dar:
auß geſtoffen , waren aber in folch Cloſter Franciſcaner
Mönch wiederumb eingefeßt, als nun dieſelbigen Mönch
328

im klofter bawen wollen , und das fundament gegraben ,


da bat man in der erde zwölf töpffe gefunden , darauf
fturßen waren gedegt geweſen , und war in einem jeden
topffe ein todt aß von einem jungen kintlein geweſen. –
Zu Rom findt der Huren Kinder alſo viel gebeuren wor:
den, das man umb derſelbigen fündelfinder willen eigene
Clöſter gebawet hat, in welchen man fie aufferziebet, vnd
der Bapft wird ihr Vater genent , vnd wenn die groſſen
processiones zu Rom findt, ſo gehen dieſelben fündelfin
der alle für dem Bapft ber. Alſo fibet man nun vnnd
verſtehet auß dieſen Hiſtorien , warumb der Teuffel tem
Fauſto den Eheftandt nicht wil zugeben , nemlich , das er
ein Celibatleben haben ſolle , vnd fich in alle grewliche
onzucht begeben , nur Gotte dem Stiffter des Eheftandes
zu truß , und damit der Eheſtandt verechtlich ein Hurens
leben von vnd wieder ihm geacht würde.

Das Zehende Capittel.


Volgt die ſchredliche obligation , ſo D. Fauſtus dem Teuf
fel hat übergeben , vnd wie der Geiſt in eines Münchs
geſtalt ihm ift erſchienen .
Nach dem der Geiſt des D. Fauſti wieder antwort
angehört vnnd vernommen , das er dieſe obgemelte ar
ticul eingehen , und wie er ihm aufferlegt, mit feinem
eignen bludt fich verſchreiben und beſtendiglich veroblis
gieren wolte , iſt Doct. Fauſtus in ein ſolche rafende
weiß vnnd vnſinnigkeit gerathen , das er nicht mehr
Gott ſeinen Schöpffer geachtet, der ihn erſchaffen , noch
Chriftum der ihn erloſt , oder den H. Geiſt , ſo ihn
anfenglich regieret hat, welchen er auch in der heiligen
tauff bekennet vnd angenommen , ja auch von ihm bes
gehret hatte, ein Erb zu ſein aller Himmliſchen Gütter,
ſondern war ſeine meinung , wie jenes Fürſten , der
auff dem Reichßtag Anno 1530. geſagt hat , Himmel
329

hin , Himmel her , ſagen die Lutheriſchen , 3ch nehme


hie das meinig , mit dem ich mich erluſtige, vnd laß
Himmel Himmel ſein, wer weiß, ob die Aufferſtehung
der todten war ſeye. (Eben ſolches ſchlags war D. Faus
ſtus auc), begehret fein wolluft vand müthrin alhie zu
fühlen. Nam derowegen ein ſpitiges Schreibmeſferlin,
und öffnet ihm an der lincken handt ein äderlin , diß
blut faſt er in ein geſchir, faßte fich nider, und ſchrieb
mit ſeinem bludt vnd eigener handt, nachfolgende , er
ſchreckliche befentnis vnd verbundtnis, und ſagt man
warhafftig, das in ſolcher hand eine gegrabene vnnd
blutige fchrifft geſehen worden , 0 homo fuge , id
est , D Menſch , flihe vor diſem grewel , vnd thue
recht. Ich Johannes Fauſtus , Doctor, bekenne hie
öffentlich am tag, nachdem ich jeder zeit zu gemüth ge
faft , wie dieſe Welt mit allerley Weißheit, geſchicklid
keit , verſtande vnd hochheit begabet , vnnd allezeit mit
hochverſtendigen leuten geblühet hat , dieweil ich denn
von GOtt dem Schöpffer nicht alſo erleuchtet , vnnd
doch der Magiae vehig bin , auch dazu meine Natur
von Himliſcher influenzen geneigt, zu dem auch gewiß
und am tag iſt, das der irdiſch Gott , den die Welt
den Teuffel pflegt zu nennen, ſo erfahren, mechtig , gee
waltſam vnd geſchickt iſt, das im nichtes vnmüglich,
ſo wende ich mich zu dem , vnnd nach ſeiner verſpres
chung fol er mir alles leiſten vnd erfüllen , was mein
Herp, gemüth, finn vnd verſtandt, begehret und haben
wil, vnd fol an nichteg mangel erſcheinen , vnd ſo dem
dann alſo ſein wirt , verſchreibe ich mich hiemit mit
meinem eignen blut, welche ich gleichwol bekennen muß,
das ichs von Gott des Himmels entpfangen hab, das
ich daſſelb und auch dieſen meinen leib vnd gliedmaſſen,
ſo mir durch meine Eltern gegeben, vnd alles was an
330

mir iſt ; ſampt ineiner Seelen, hiemit dieſem jrrdiſchen


Gott feil trage, vnd verſpreche mich jm , mit Leib vnd
Seel. Dargegen ſage ich vermüge der mir fürgehalten
articul ab , allem Himliſden Heer , vnnd was Gottes
freunde ſein mögen. Zur befrefftigung meiner verheif
ſung , wil ich dieſem allen trewlich nachkommen , Vnd
dieweil vnſer auffgerichte bundtnis zwangig jahr ſein
fol , ſo denn die verſchienen vnd verloffen , ſo ſol er
bieß ſein pfandt, leib und Seel angreiffen, und darüber
zu ſchalten vnd zu walten haben , ſol auch kein wort
Gottes , auch nit die ſolchs prebigen und fürtragen,
hierinnen jenige verhinderung thun , ob ſte mich ſchon
bekehren wollen . Vhrkundt dieſes brieffs , habe ich
denn mit meinem eignen blute bekrefftigt und verſchries
ben. Als er nun folche grewliche, erſchreckliche, Got
tes vnd ehr vergeſſene verſchreibung ins werd gerichtet
vnnd verzeichnet hat , iſt baldt der Teuffel in eines
Münchs geſtaldt erſchienen , vnd zu jhm getretten , da
dann D. Fauſtus ihm fein obligationſchreiben vberants
wortet , Darauff er geſagt: Fauſte , dieweil dann du
mir dich verſorieben haſt, ſo ſolſtu wiſſen , das dir
auch ſol getremlich gedienet werden , ſolleft aber auch
wiſſen, das ich als der Teuffel keinem Menſden diene,
ſondern man muß mir dienen, denn ich bin ein Fürſt
dieſer Welt, und alles, was vnter dem Himmel iſt, das iſt
mein, darumb biene ich niemandt, aber auff morgenden
tag wil ich dir einen gelehrten vnd erfahrnen Geiſt ſens
den , der ſol dir die zeit deines lebens dienen vnd ges
horſam ſein , ſolſt dich auch vor ihm nicht fürchten noch
entſeßen , er folle dir auch wie hie in gleicher geſtaldt,
eines grawen Münches, erſcheinen und dienen. Hiemit
nehme ich dieſen brieff, vnnd gehab dich wol. Alſo
iſt er verſchwunden .
331

Eriline r un g.
Hierbey wil ich vermelden vnd anzeigen , ob auch ſonſt
vorhin jemandt geweſen, der fich gleicher geſtalt dem Teuf:
fel ergeben , und mit ihm bundniß auffgerichtet mag haben,
als eben D. Fauftus , hierauff wil auß glaubwirdigen
Scribenten etliche erzelen , aber dabey ſagen , das der
Teuffel in ander geftaldt und weiſe bundtnis mit Heren
vnd vnholden macht, denn mit Sowarßkünftlern. Daun
zu den Heren nimpt er das aưer geringſt vnd fchwechſt
werdzeug , nemlich die Weiber , zu denen thut er fich mit
glatten worten , verheiſt ihnen viel, wie Gen. fu reben
ift, das er, der Teuffel, im Parariß ſich nicht an den Man
Adam anwarb , ſonder thet fich freundtlich an das Weib.
Alſo geſchicht es noch heutigs tags , das er fich zu den
Weibsbildern geſetlet, vnd ſie mit ſeiner lift einnimpt, auch
offt vberwindet. Aber die bundtnus angebend , ſo er mit
den Männern machet, melche fich gar Ýmb das zeitlich im
ergeben , pfleget er mit ihnen in viel andere weiſe vnnd
wege , feine practic anzuſtellen. Alſo ſchreibt man von
dem erſten Zauberer Zoroastro der Bactrianorum König,
dem der Teiffel in einer geſtalt eines Abgotts erſchienen
ift, vnd ſich für einen Gott gerühmbt, mit hoher zuſagung
vnd verſpredung, wenn er ihn werde anruffen , ihm opffern,
die gelübde thun , und nicht von ime weichen , als wolle
er ihn mit einer ſolchen hohen Weisheit und fünften be
gaben , 03 feiner , weder nach noc vor im, im gleich ſein
folle , diß iſt sem Zoroastro balt eingangen , wie er in
denn mit einem fußfal für einen Gott angeruffen , ihm
Göttliche ebre bewieſen , und ſich dem Teuffel mit leib vnd
Seel ergeben hatt. Alſo weiß man auch von etlichen Bäp
ften , als von dem apſt Hellebrandt, oder Hildebrandt,
der ein Franßoß vnnd fürtrefflicher Philosophus war, den
man hernad Sylvestrum den andern genant, der fam
anfenglich zu Orliens, ta fandt er München, die giengen
mit Zauberey und Teuffels beſchwerung vmb , von denen
lernet er alío fleiſfig , das er vermeinte er wolte ihm fol
ces viel höher vnd nüßer machen , dann das er alſo lang
im Clofter bleiben folte, derhalben er ſo viel practiciret,
das er den teuffel bannet, der verhieß im, er ſolte in furß
332

Bapft werden , fo er im fich mit leib vnd Seel ergeben


werde. Er fam auch durch Keyſer Ottonem im Jar Chriſti
1003. zu dem Babftthumb. Desgleichen ſchreibt Benno ,
ein Cardinal, von dem Bapft Johanne dem 19. der trach.
tet auch tag und nacht wie er zu dem Bapſtthumb koma
men mödt, darumb er fich zu einem Hiſpaniſchen Cryſtal
und Teuffelsbeſchwerer thet, der verbieß ihm viel, wie ers
denn alſo zuwegen gebracht , da auff eine zeit dieſer Jos
þannes , ehe er Bapſt wardt , an dem Fenſter lag , vnnd
mit im dieſer Spaniſche Zauberer , das der Teuffel in
geftalt eines Münchs fürüber gangen , welches er offt ges
ihan, vnd fich allzeit für ihm gebüdet , Als er nun den
Spannier fragte, was doch diß bedeuten möcht, gab der
Spannier ihm zur antwordt, das der Teuffel ſein begehre,
er rolle ihn herein laſſen , und ihm winden , das werde ihm
zu groſſen Ehren reichen , das geſchach, vnd alsbaldt war
der Geift alda , der Incantator wolte , der Johan folt fra:
gen , warumb er ſo offt fürüber gebe , und ihm beneben
die reuerenß thue, da antwordt der Teuffel, du wirft Bapft
wenn du wilſt, da ſagt Johannes, Ja wie aber, er andt
wort, wen du mein ſein wilt, vnd mir verſprechung thun.
Johannes merdts bald, wo es hangen möật, vnd als ſie
ein langs mit einander davon geredt, richten fie mit einan
der ein bündtnis auff , mit dieſer Condition , das er an
keinem Freytag auß ſeinem gemach gehen wolle, auch nichts
eſſen vnd trinden , alſo iſt er im jahr 1005. zu dem Bapſt:
thumb kommen . Gleicher weiſe ſchreibt auch ein Neo:
politaniſcher Biſchoff vom Petro Barbone , ſo auch dar:
durch Bapſt worden, vnd Paulus der ander genandt ; ein
Venediger , der thet fich in ſeiner jugendt zu einer alten
Zäuberin , vnd lehrnts von ihr , wie man die Teuffel be:
ſchweren ſollte , dieſer Barbo ward hernach ein Kauffman ,
vnd als er auff eine zeit auff dem meer reiſet , beicwur
er die teuffel vnter dem Waſſer, die erſchienen ihm hauffen
weiſe, als er darob erſchrad , ſabe er vngefehrlich einen
weiſſen Haſen auff dem regelbaum fißen , der ſprach in an ,
warumb er ſo erſchroden wer , als er ſagt, wie er grew
liche geſpenſt hab geſehen , da er doch vermeint habe, bey
den Gciftern hilff vnd rath zu ſuchen , dem antwort der
333

Haß ; er fode hinfüro mit beſchwerung nicht mehr vmb


gebn , fonter er wolle ihm gut gnug ſein , ihm in allem
ſeinem anligen , bülfflich und rathtätig ſein , doch das er
in einem ſolchen tag , wenn er mit ihm ſpraď balte, vnd
er ſein begehret , kein Gebett noch Gottesdienſt verrichten
wolle, ſo er dem wiüführlich nach wirdt kommen, ſo wolle
er ihn zu einem groſſen Potentaten der Welot machen,
darauff die bundtniß erfolgt, und was dieſe bundnis und
alle articul geweſen , ſol auff andere gelegenheit erzehlt
werden. Alſo iſt dieſer Kauffmann Barbo Bapſt worden,
denn Benno ein Cardinal meldet, das er Barbo ein Car:
dinal worden , und als der vorig Bapft mit todt abgan
gen, und man einen andern erlieſen ſolte , und die verord
nete Cardinalen in das Theatrum getretten , und den gee
brauch hielten , das ein jeder ein beſonders femmerlin hatte,
darin zu beſchlieſſen , wer Bapſt ſein mödyt, vnd die meiſte
ftimm die Chur haben , da fein dazumahl allezeit zettel ges
funden worden , darauff aller Cardinäin wahl vnd hand
ſchrifft ftunden: Petrus Barbo Cardinal Sancti Marci :
vnnd iſt auch alſo zu einem Bapſt dardurch creirt wor:
den . So iſt am tag , von dem Babſt Alerander dem
ſechſten , den man bat pestem maximam genandt, einem
Hiſpanier auß Valentia bürtig , deſſen tauff vnd zunam
zuuor war Rhodericus Borgia , ein Portuenſiſcher Biſchoff,
der hatte bey ihm als er zu Bononia anfenglich auff der
hohen ſchul geſtudieret, zween Vettern , ſo Cryſtal vnnd
Teuffelbeſchwerer waren , das er alſo ſein funft bey ihnen
wol ergriffen hat, dieſer war auch ein Saduceer, wie. D.
Fauftus , vnd ein getauffter Jud , oder ein verlaugneter
Chrift, vnd als er Cardinal ward , tracht er tag ond nacht,
wie er höher ſteigen möchte, derohalben er auß ſeiner Nigro.
mantia in ſeinem Saal oder Pallaft ein Cirdel anſtellet,
vnd beſchwur den Teuffel, (wie Modena fein geheimbſter
Rath von im meldung thut) der Teuffel begert gleicher
geſtaldt bundtnis mit jin. Dargegen wolle er ime die zeit
ſeines lebens dienen , vnd wolle in zu einem Bapſt ma
chen laſſen. — Hieraus fol man ſeben , das es nichts news,
vnd gar nicht zu uerwundern iſt, das Zoroaſter vnd andere
Heyden, ſo in groſſer Abgöterey geſtedt, vnnd den wahren
334

Gott nicht erkennet haben , mit dem Teuffel beywonung


vnd bundtniß auffgericht, ( angeſehen, das fie es auch ges
than haben , das ſie möchten zu groſſer würde kommen,
vnnd für Götter angeruffen werden ) ſondern, das vielmehr
grewlich vnd abſchewlich iſt, das bey den Vicarien Chriſti,
vnd oberſten Stadthattern der Römiſchen Chriſtenheit er:
funden werden , die aus Ehrgeiß fich ſo ſchendtlich dem
Teuffel ergeben , nur des primats vnnd Authoritet diſes
zeitlichen lebens halber. Vnd nimbt mich hierinnen gabr
wunder , das in den Bäpſtiſchen decreten ftehet, das der
Bapſt fol vber die Engel, Seelen, vnd Teuffel zu gebieten
baben , und ſo er viel tauſent Seelen verführet , fol man
nicht ſagen , warumb er es thue, da iſt die frag, dieweil
albie gedacht wirdt , wie fich etliche Bäpſte dem Teuffel
ergeben haben , da ſie doch sem teuffel viel mehr folten
zu gebieten gehabt haben , wie dieſe decreta ftatt haben
können. Hierbey ſolte ich auch erzehlen , was der Teuffel
für vnterpfandt von ſolchen leuten erfordert , vnd wie er
fie belohnet hab. Diß alles aber wollen wir ſparen , biß
auff des Doctor Fauftus ende. Man fihet auch auß
dieſer Hiſtori, das zu ſolchem Teuffeliſchen weſen den D.
Fauftum , die Bäpfte und andere mehr , nichts anders bes
weget bab , den der Ehrgeiß, und das groſſe anſehen diez
ſer weldt. Das iſt dem Teuffel felbeſt wiederfahren ,
daß er auß Ehrgeiß vnnd Hoffart , mit ſeiner geſelſchafft
fich vmb den Himmel gebracht, und ſchreibet Sabellicus
lib. 7. cap 2. das Lucifer , ſo under allen Engeln der
fürnembſte , und ein Fürſt der Engel geweſen , fich nicht
benügen hab laſſen fönnen , ſonder ihm zuviel Ehr zuigeeig:
net , ia er hat dem Almechtigen GOtt gleich ſein wollen ,
rarumb er auch auß dem ewigen fiecht, in die ewige
finſterniß verworffen , da er von wegen ſeiner hoffart,
éwige ſtraffe leiden muß. Dieſe hoffart vnd den Ehrgeiß
vergündt der Teuffel den reinigen alhie gerne , damit fie
mit ihm in jenem leben zu gleicher qual mügen gebracht
werden. Alſo waren vnſere erfte Eltern durch den Teufs
fel, durch Ehrgeiß vnd hoffart betrogen, das ſie gedachten,
in der Weißheit Gott gleich zu werden. Weiter ift
bierinnen zu merden , wie D. Fauſtus ſolche articul ro
335

leichtfertig annimpt, fich dem Teuffel obligiert, und dieſel


bige ins werd richtet. Hievon wil ich kurß durchgehen,
vnd nur etliche erempel anziehen derjenigen, welchen ſowot
als D. Fauſto, der Teuffel gleichförmige articul als ſeinen
bundtgenoſſen angemütet bat. Vnd erſtlich von einem
Maſconijden Graffen ſchreibt einer mit namen Peter, Abt
zu Cluniar, daß in der Stadt Maſcon , in der Lyoniſchen
Provinß an dem fluß Arar gelegen , ießundt Sena ges
nandt, ein Graff gewohnet, der ein groſſer So warßfünfte
der war , der hielt ſeine Kunſt beimlich, aber nach ſeinem
Todt befandt man , wie und welcher geſtalt er ſich mit
dem Teuffel verbunden hatte , Nemlich , das er wolte ein
durchechter der geiſtlichen ſein , daher er dann auch in ein
folde Tyranney gerahten , das er ihnen mit gewalt, alle
jur Haab vnd guter nam, verjagte vnd verftieß die Thumb:
beren , und München , ohne alle barmherßigkeit auß der
sirchen, gab für, was ihr ſchreven vnd geplerr wer, die
weil nach dieſem leben kein ander leben folgete. Des
gleichen hat Bapſt Johannes der 13. fich mit vielen arti:
culen dem Teuffel verlobet, damit er das Bapfithumb be:
kommen möchte. Dieſer hat gleicher geſtaldt des Geiſtlis
den ſtandes nicht geachtet, und damit im der Teuffel aucs
zu lieb thun möchte , iſt er im geborſam geweſen , damit
er in nicht möchte etwan auffgeben. Darumb hat er auc .
wenn er geopffert , fölchs nicht im namen Gottes, ſonder
beimlich im namen des Teuffels gethan. Da ichs nun
leßlich befunden , was er für ein Mann geweſt , hat der
Geiſtliche orden fich deſſen vor dem Keyſer Otto beklagt,
darauff dann ein Concilium iſt angeſtellt worden , vnd
reind in ſolcher verſamlung im dieſe folgende articul für:
gehalten worden .
1. Das er rein zeit nicht leſe.
2. Das , wenn er meſſe leſe, er das Sacrament des
Altars nicht nehme.
3. Das er in einem Roßtal Dinconos und junge Meß
Pfaffen geweyhet ond ordinirt hab.
4. Das er mit zweyen Schweſtern Hurerey getrieben.
5. Das er finder zu Biſchöffe gemacht.
6. Das er vnſeglid viel Jungfrawen vnd Witwen ges
fdendet.
336

7. Das er gemacht hat auß Johannis Pallaſt zu la


teran ein offnes Hurhauß .
8. Das er ſeing Vatters Rebsweib Stephana genandt,
ein Witwe Raueran , vnd noch ein andere , To Anna
geheiffen , Tampt jrer Baſen beſchlaffen .
9. Das cr hab Brandtſchaßung auffgericht,
10. Das er dem Teuffel bab Wein auffgeopffert, vnnd
hab mit dem Teuffel gemeinſchafft gehabt.
11. Wenn ihn die Cardinäle von wegen ſeiner grew:
lichen Sodomitiſchen vnzucht geſtrafft, das er einem
die Naſen, dem andern die hand, vnd ſcam abſchnei
den laſſen .
12. Das er auch leßlich wieder die Key. May. ein Mei
näidiger Mann fey.
Auff ſolche articul wardt er abgefaßt , und kam leo 8.
an feine ftatt, aber er reumbt ihn bald hinweg , und was
er zuuor nicht getrieben hatte, das erſcheinet an im her:
nach viel grewlicher. Johannes der 19. , der verſchrieb
fich dem Teuffel, das er an keinem Freytag , da man bil
lich das bitter leiden Jeſu Chrifti, an ſolchem tag zu vn
ſerm heil vnd Seligkeit geſcheben betrachten ſolte, zu eini:
ger Kirchen gehen wolle, ſondern in ſeinem gemach blei:
ben . Von Gregorio 7. meldet die Hiſtorie , das er in
dieſer kunſt die Egyptiſchen Zäuberer, Jamnem vnd Jam
brem weit vbertroffen habe , denn dieſer Gregorius was
gets friſch , hette bey ihm einen Ergprieſter Laurentium ,
einen groſſen Schwarßfünftler, vnd als den der Teuffel auch
abgefertigt, fandt er einen andern , den Theophylactum ,
vber dieſe alle lag er der Nigromantiae hefftig ob , die
bundtnuß aber, ſo er mit dem Teuffel gemacht, war dieſe,
das er alle denen , laut D. Fauſtus 2. articul , zawieder
ſein wolte, die ihn ftrafften, und ſie mit brandt, gifft und
mordt angreiffen , fich auch nicht verheyraten. Es trug
im ſein famulus oder Spiritus familiaris , denn er täg:
lich bey ihm hatte , ftets zu ohren , wer diejennigen wa
ren , ſo fich wolten wieder ihn reßen, deſſen nahm er war ,
alſo das er in furßem ſechs Bäpſte ( etliche melden acht)
mit Venediſchen Süpplin hinrichtet. Denn er hatte zuleßt
einen erfahrnen Meiſter darzu, Gerhardum Brazutum ge
337

nandt , mit dieſem biß er eßlichen Bäpſten die helfe ab,


als Clementi II . Damaso II. Leoni IX. Victori II, Ste.
phano IX. Nicolao II. vnangeſehen das fie doch alle Zäu:
berer waren , vnnd ein Teuffel den andern außtrieb , ba
regieret erft dieſer Bapſt Gregorius nach allem ſeinem bes
gehren, das alſo nicht baldt ein Bapft, Keyfer , König,
noch ein Fürſt wieder in müden dörfft. Wil leßlich noch
einen frommen Hirten nennen , den Gregorium den eilff
ten, der war erſtlich Belfortis genandt, müchte wol Beel:
zebub genant ſein worden, der kundte fliegende von einem
ort zu dem andern ſeine fache verrichten , und war durch
bülff vnd gunſt ſeines vettern Bapſts Clementis 6. im
17. jahre ſeines alters zu einem Cardinal gemacht. Als
nun dieſer Belfort auff ein zeit zu Auion war, hat er
zu morgens früh auff einem diſc , in ſeinem gemäch ein
( chreiben gefunden , darinnen war geſchrieben : Wo du Belo
fort mir wirft folgen , wie andere deines gleichen , vnd
dich darunder ſchreibft mit benantem namen , ſo erſcheint
an dir das höchſte haupt, vnnd folle dir auch folgen. Solch
ſchreiben hat er mit groſſer verwunderung geleſen , und
ſeinem Weyhebiſchoff Baldo gezeigt , ihn darumb raths er:
fraget. Es war aber fein Weyhebiſchoff auch ein groſſer
Zäuberer, der rieth im, er folt ſich nicht gleich vnderſchrei
ben, ſonder in diß ſchreiben feßen, das er ihm , worin er
folgen rolle, zuuor fol erkleren , vnd wer er rey. Dem hat
er gefolget, darauff ihm wieder ein ſchreiben zukommen.
In ſumma es gieng alles dahin , das er ſolchen fürſchlag
annahm , wie ihm den auch ſein Weybiſchoff darzu befftig
riete , vnd anreißte , denn er war noch jung, fo ſabe er
für augen ſeines vettern des Bapſt Clementis pracht und
berligkeit . Sein end vnd valete wirdt zuleßt auch beſchrie:
ben werden. Ferner wirdt geſagt, wie Doc. Fauftus
fich dem Teuffel mit ſeinem eignen blut verſchrieben hab.
Alſo ſchreibt man auch von dem Bapſt Paulo dem an :
dern, der ſich gleicher weiß dem Teuffel mit leib vnd Seel
mit ſeinem eignen bludt for verſchrieben , vnnd als das
bludt herauß geſprungen , geſagt haben : So wahr diß
mein bludt iſt, To wahr iſt der Teuffel mein, und ich ſein .
Darauff der Geiſt nad dem geſprüßten blute gegriffen,
11 . 22
338

vnd geandtwortet: So wahr wil ich dir auch glauben


halten. Solchs und dergleichen obligation vnd verſchrei:
bung mit eignem bludt, bat auch gethan Gerhardus Bra.
zutus ein Cardinal. Ştem Henricus Cornelius Hettes
Hennensis , der Wildtfewer zu Northauſen , Johannes
Teutonicus , und Laurentius ein Erpbiſchoff zu Rom ,
Doctoris Faufti famulus der Waigner vnd andere. Was
darff es auc verwunderung , das der Teuffel der Men
ichen , und. fonderlich der Chriſten bludt darzu begehret,
weil er ihnen wie ein Beer nadſoleicht ? Denn ein Beer ,
wenn er einen Menſchen antrifft , ſo ſaugt er das bludt
von ihm , thut ſonſt keinen andern ſchaden , alſo thut der
Teuffel auch , weil er begehret von des D. Faufti leib
fein blut, vnd nimt folche pfand an , biß endtlich der leib folge:
Vind damit ich ad propositum weiter ſchreite, das der
Teuffel des menſchen bluts ſo begirlich iſt, vand von dem
D. Fauſto das begert, foldes ift nichts news. Denn wo
der nam Chriſtus genent wirdt, da erhebt ſich allezeit ein
rebellion , vnnd muß der nam der Chriſten in dem blut
idwimmen . Das fibet man an den Juden , welche wie
aus der Teuffel, Chriſten blutes begirlich findt, vnnd dar
felb haben wollen vnnd müſſen . Wie dann vor funffbig
jahren ein getauffter Jud gehn Preßlaw fommen , alda
fid) von der Chriſten Almoſen zu nehren , der war ſehr
gelehrt in Hebreiſcher ſprad , hat auch auff der Chriſten
frag viel bericht gethan , von vielen ſachen und mißbräu:
dhen der Jüden geredt, vnter andern thet er auch bericht,
warumb fie das blut der Chriften ſo ſehr begehrten , da:
rauff er beftendiglich geantwordt , das es gahr ein heim
lich ding bey ihnen rep , davon niemandts unter den Ju
den wüfte , denn allein die gröften Rabini , vnnd fonder:
lich dieſe, bey denen ihre Synagog were, vnd fie gebrauch:
ten es darzu , wenn ein Jud in leßten zügen des todis
were, lo pfleg man den fterbenden Juden mit dem bludt
der Chriſten zu ſchmieren, mit dieſen oder dergleichen wors
ten : So der, ſo im geſeß vnd Propheten verheiſſen, kom :
men , vnd fürüber iſt, und er der Jeſus geweſen iſt, ſo
Tey dir des vnſchüldigen blut, ſo in ſeinem glauben ge
florben iſt, bülflich und fürderlich zum ewigen leben. Epi.
339

phanius ſchreibt , das die Juden , ſo nach der zerſtörung


Jeruſalem , in Tyberiade gewohnet , haben fren ſterben
den freunden und verwandten in ein ohr heimlich geſchreyen,
Glaub an Jeſum Nazarenum den gecrüßigten, den unſere
Oberſten vnd vorgenger haben zum todt des creußes gear
bracht, den dieſer wirdt kommen dich zu richten am jünge
ften tag. Auß dieſem bat ein Chriſten bericht, wie blut.
dürftig der Teuffel nach der Chriften blut trachtet. Denn
Gott der HErr hat dem Adam , als er Eua auß ſeinem
rip erſchaffen, derſelbigen erkentniß in ſeine natur gepflanßt,
alſo das er, da er fie ſahe, ſagen muft, das ift fleiſch von
meinem Fleiſch. Chriftus ſelbft Bat je das Menſchliche Fleiſch)
vnnd bludt an ſich genommen , aber der Teuffel kan die
Note farb nicht leiden. So ift auch Menſchen bludt ein
füſſe matery, wie man ſchreibt, von einem Lur, wenn er
einen Hirſch oder Hafen erſpürt, begehrt er ihres Fleiſchs
nicht, ſondern er ſpringt auff fie , und ſaugt ihnen das
bludt herauſſer, und left ihn alſo todt liegen, damit iſt er
geſettigt. Hierauff wil ich etliche erempla beybringen,
-

wie der teuffel der Chriften blute nachgeht, und fich das
ran erſettigt. Anno 1573. wardt ein Jud den 28. Ja:
nuarii zu Berlin gerichtet, Jud Leupolt genant, der war
ein groſſer Teuffelsbeſchwerer vnnd Zauberer , ond er ers
gab fich auch dem Teuffel mit Leib und Seel , denn der
Teuffel hett ihm verheiffen groſſen Reichthumb , Ehr vnd
gewalt. Dieſer hatte von einem Bettler ein Kindt erkaufft,
das zeigt er den andern Juden an , derhalben fie das
Kindt creußigten , vnd theten ihm , wie die Juden dem
HErrn Chrifto , fie geifſeltens , ſpottetens , vnd nageltens
an ein Creuß, und nahmen das bludt daruon. Anno 1475.
am H. Karfreytag , wart ein kindt von dem Juden Si:
mon gemartert zu Triendt, denn als die Juden in der
ſelbigen Stadt, ihr Oftern nach fren ſitten begehen wol
ten , und doch kein Chriftenblut zu gebrauch ihres vnges
feurten brots hetten , da brachten fle diß findlein , verſto
lens in Samuelis eines Juden hauß , in ſolcher geſtalot:
An dem Charfreytag vor Oftern vmb vefperzeit, Faß dis
Kindlein vor ſeines Vatern Thür in abweſen ſeiner El
tern, da nabet fich Tobias ein Jüdiſcher verreter zu ihm,
340

gab ihm gute wort , das es zu im lieff, da trug ers in


des Raboni Samuelis hauß , als nun die nacht berfiel,
da erfrewt fich Samuel, Tobias und andere Juden , als
Raboni, mit namen Iſrael, Mayr, Vital, Gruneta, Moy.
ses , Angelus , vnd andere vber dieſes blut , legten ihm
ein faciletlin vmb ſein belßlin , auff das man es nicht
ſchreyen hören möcht, vnd ſpanten im ſein ermlin auß,
vnd ſonidten ihm erſtlich ſein Mänlic glied ab, vnd auß
ſeinem rechten wenglein ein ftüdlin , vnd flachen es allen :
thalben mit ſtarden ſpißigen ftacheln , hefftlin oder nadeln ,
einer die hend , der ander die füeß haltend , als ſie nun
das blut grauwſamlich geſamlet hetten , do huben fie an
lobgefang zu fingen , vnd zu dem Kindlein mit höniſchen
betroheten worten zu ſprechen : Nim hin du gehangter Jeſli ,
alſo haben etwan dir vnſer Eltern gethan, alſo ſollen alle
Chriſten , im Himmel , auff Erden , und noch mehr ges
chendt werden. In dem verſchiedt das vnſchuldig Merter:
lein , die Jüden eilten zum nachtmahl, vnd aſſen das bludt
in jrem vngereureten brodt, und wurffen den todten leich :
nam in ein flieffende waſſer, nahe bey ihrem Hauß , und
hielten die Oſtern mit frewden , ſie wurden aber auß ver:
kundtſchafft fangen, vnd bekamen jren gebührlichen lohn. -
Dergleichen vbelthat haben die Juden vber fünff jahr her:
nach in dem Stettlin Mota , in Friaul gelegen , mit ers
tödtung eines andern findts begangen , darumb würden
der theter drey gefangen , gen Venedig geführt, vnd nach
grawſamer pein verbrent. Desgleichen meldet man von
einem kinde Guilhelmo in Engelandt , das war auch am
Narfreytag in der Stadt Norwico gecreußigt , und das
bludt von ihm genommen . Man ſchreibt auch das
zun zeiten Königs Philippi des 2. in Frandreich, die Ju:
den alle jahr , deren viel in Frandreich geweſen, auff dem
beiligen Karfreytag, einen jungen Chriſtenknaben genom
men , ond denſelben vnter einen Keller geſpert , vnd Jeſu
Chrifto zu truß gemartert und gecreüßigt , vnd im alſo
rein blut abgezapfet. Wie dan auch die Juden deſſel:
bigen jars in der Stadt Pons in Xaintonge mit einem
iungen knaben, Johan von Vindoſine, eben alſo gehandelt.
Desgleiden als dieſer König auff eine zeit zu Rom
341

war , hat ſich in ſeinem abweſen dieſe geſchicht zugetra:


gen : Eine fraw des Schloſſes Braye, war mit gaben, die
fie von den Jüden genommen , beredt vnd betrogen , das
fie ihnen einen vnter jungen Chriſtenknaben vbergabe. Da
nun die Jüden ihn zu ſich bekommen , haben ſie ihn gang
nadendt ausgezogen, vnd alſo ſchlagendt durch die Stadt:
gaſſen geſchleifft, vnd in darnach zu hohn und ſchmach
onſerm HErrn Chrifto , und dem Chriſtlichen glauben mit
wunderbarer marter gepeinigt , vnd zuleßt , wie vnſern
HErrn Chriftum , gecreußiget. Da nun der König föl
ches vernommen , ift er ohn jemandes wiſſen zu Pferd
gejefſen , ſtrad auff Braye zugeritten , als er dabin koma
men , hat er viel hüter under das Stadt und Schloßthor
geſtellt , damit kein Jud hinauß kommen kondt , ond nach
demſelbigen bei 80. Juden gefangen und verbrennen laf
fen . Zu Fulda Anno 1237. findt die Juden in der
Chriſtnacht in die Ziegelmoln gefallen , vnd darinnen 5.
Knaben erſtochen , und das bludt erhebt, derhalben wur:
den alle Juden erſchlagen vnd zum theil gefangen.
Anno 1287. haben die Juden ein Kindt zu Bern ge
martert , derowegen ihr viel auff das Radt gelegt vnnd
viel vertrieben worden , deren erempel weren viel zu er:
gelen. Darauß der Chriftlich Lefer ſehen kan , wie beiſig
vnd feindtlich der Teuffel Chrifto und ſeinen gliedmaſſen
zufeßt, vnd zu hohn und truß vnſerm lieben Herrn Chri
fto der Chriſtenbludt ſuchet, maculiret , ſchendet vnd ver:
unehret, wie er auch gleichergeſtalt mit D. Fauſto geban
delt, deſſen blut er begehrt , auch dem HErrn Chriſto zu
ichmach vnd vnehren , der menſchlich bludt an fich geno
men hat. Vnd das man an den Juden ſehen könne, was
für eine bittere gau fie ferner wieder vnſern HErrn Chri:
ftum tragen , laſſen ſie es nicht allein bey dem Chriſten
bludt bleiben , ſonder es muß auch Chriftus im Sacra
ment bey ihnen herhalten, wie fie dann zu Chriſti vnehr,
ſchmack , fpott vnd hohn , auch die hoftien dermaſſen an:
gefeindet , daß fie dieſelb durchgeftochen haben. Wie
Anno 1510. im Margraffichafft Brandenburg geſchehen
ift, da Margraff Joachim viel der Juden hat fangen und
derer 38. verbrennen, und 2. getauffte Juden köpffen laſ
342

ren , von wegen daß fie das Sacrament von einem ver:
zweiffelten Chriſten gekaufft, und ſolches gemartert hatten.
Anno 1336. war eine groſſe anzal der Juden vmb
des Sacraments willen zu Dedendorff an der Thonaw
im Beyerlandt verbrant, welches fie betten durchftochen ,
in einen glüenden offen geworffen , vnd auff einem Am
boß mit hammern zuſchmiſſen , als aber auß göttlichem
willen ſolche offenbar war , da würden die Juden von
Hartman von Degenberg dem pfleger angenommen , und
wardt ihnen bernach ir lohn gegeben. – Desgleichen anno
1492. wurden auch viel Juden in Teutſchland , ond ſon:
derlich zu Preßlaw , Parſaw , und Regenspurg bingerichtet,
darumb das fie mit dem Sacramente Gottes und Ehrns
vergeſſenlich , Tchmeblich und Gottslefterlich gehandelt hats
ten . -
In demſelben jare am 22. tag des monats Oc:
tobris haben in der Stadt Sternberg, vnter den Herßogen
von Mechelnburg gelegen , Eleazar ein Jud vnd ſeine
mitverwandten das Sacrament oder hoftien durch einen
Prieſter , Petrus genandt , zu ihnen gebracht, durch und
durchſtochen, iſt auch bludt alsbaldt herauß gefloſſen , und
ein Leinin weiß tuch davon bludtfarb worden, als nun die
Juden ob ſolchem miradet erſchrađen , trugen fie es wie
der zu dem genanten Prieſter Petro. Da nun folche ges
ſchicht an die Herßogen gelangt war , und fie dieſe dinge
erkündigten, und die narben der wunden und ftich fahen,
da ließ man fie fangen und verbrennen. Ja , es laſſen
fich die Juden bey dem nicht allein fettigen, ſondern ſie
baben auch etwan in die Crucifir geſtochen, wie man er:
zehlt von einem Juden , der Anno 612. bat in ein Cru
cifir geſtochen , darauß dan blut miltiglich herauß gefloſſen
ift, ſo die Juden beſprengt hat , alſo das man auch der
felben Fußſtapffen blütig geſpüret, die Chriften , die das
ſahen , volgten dem geſpor des blutigen Fußtritts nach,
biß fie zu dem blutfluffigen bild kommen , als fie das fun :
den, do ſteinigten ſie den Juden. Anno 147. hat ein
Jud ein Crucifir auß einer kirchen geſtohlen , und alser
daſſelbig mit einem pfeil durchſchoſſen , hat das Crucifir
alsbaldt geſchwißt, vnnd iſt der Jud darüber getödt wor:
den . Ob wir nun aber , Gott lob , wol wiſſen , was
343

wir von dieſen miracuin halten ſollen , als daß der Teufs
fel auch damit ſein affenſpiel vnd gaudelwerd getrieben,
das die Leute dadurch im tranſubſtantiationsjbrrthumb
vnnd Abgötterey möchten ſo viel mehr beſtettigt werden,
ſo hat er doch auch Chrifti bludt damit ſchenden vnnd mit
füſſen tretten, vnd dabey anzeigen wollen, wie hefftig ſehr
er das bludt des Menſchlichen Geſchlechts an Chriſto und
reinen gliedmaſſen ſonderlich anfeynde, ja zu ſeinem eigene
thumb ſuche, wie thm dann ſolchs am Fauſto vnd vielen
andern , wie gehört , auch ift gelungen, da er jhr blut
auffm papier erlanget, vnd darnach im zugehöriges fleiſch,
leib vnd Seelen dazu geholet bat.

Das Eilffte Capittel.


Wie dem Doctor Fauſto ſein Geiſt in eines Münchs Ge:
ftalt erſchienen ift, vnd wie ſein nam geheiſſen .
Gleich abendte, als D. Fauſtus zu nacht geffen hett,
vnd ſich wieder in ſein Stüblein füget, da klopffet jes
mandt vor der thür an. D. Fauſtus thet ihm auff,
da ſtundt darfür ein Münch , langer perſon , zimli
chen alters , vnd eines gantz grawen Bärtlins , denn
hieß er hinnein gehen, vnd fich zu jm auff die Band
nieder ſeßen , wie er denn auch thet. D. Fauſtus fragt,
was er vmbgehe, den antwort der Geiſt : Fauſte,
wie haſtu mir meine herligkeit genommen, das ich nu
ein Menſchendiener ſein muß, dieweil ich aber von vn
ſerm Oberſten darzu gezwungen , muß ich es auch ges
ſchehen laſſen . Wenn aber das ziel auß ſein wirdt,
ſo wirdt es mir eine kurze zeit geweſen ſein, dir aber
wirds ein anfang ſein einer vnfehligen zeit. So wil
ich mich nun dir ganz vnderwürfflich machen , ſolſt
auch keinen mangel an mir haben, ich wil dir trewlich
dienen , ſo ſolſtu dich auch vor mir nicht entſeßen,
344

denn ich bin fein Teuffel, ſondern ein Spiritus fa


miliaris, der gerne bey den Menſchen wohnet. Wolan
ſagt D. Fauftus , ſo glob mir an , im namen deines
Herrn Lucifers , das du alle dem nachkommen wolſt,
was ich dir anmute vnd von dir begere. Der Geiſt
antwortet, wolan , ſo folftu wiſſen , das mein Nam
Mephoſtophiles genant wirt , und bey dieſem namen
ſolſtu mich fordern , wenn du was von mir begereſt,
denn alſo heiß ich . D. Fauſtus erfrewet ſich , das ſein
ſady und lang begeren einmal zu ende geloffen ſein,
vnd ſpracy, nun Mephostophiles , mein treuwer
diener, wie ich hoff, ſo wirſtu dich allezeit gehorſam
lich finden laſſen , und in allergeſtalt, wie du jegund
erſchienen biſt, allweg erſcheinen , vnnd ziehe nun auff
dißmahl hin , auff mein weiter erfordern. Alſo fat
fich der Geiſt gebücfet , vnnd iſt verſdwunden .
E r inner un g.
Nach dem alhie gemeldet wirdt , das Mephoftophiles,
wie er fich nent , kein Teuffel, ſonder ein Geiſt ſey , wol.
len wir, was die Geiſter für Creaturen ſein mügen , kurßs
lic anzeigen . Denn etliche haben gemeint, ſonderlich Ori
genes , die Teuffel weren leibliche Creaturen , wie die
Menſchen , dieweil fie etwan gehört , das ſie fich offt in
leiblicher geſtalt haben ſehen laſſen , aber das iſt ein irri
ger wan vnd meinung. Wir könen aber auß der H. ſchrifft
eigentlich wiſſen , das ſie nicht ein leiblich, ſonder ein Geift
lich weſen ſein , nicht allein vor , ſondern aud nach dem
fall. Denn die ſchrifft nennet fie gemeinlich Geiſter, wie
auch oben Mephoftophiles wil genant ſein. Denn Chriftus,
der aller Geiſter ſchöpffer iſt , ſpricht Luc. 11. cap. Wen
der unſauber Geiſt von dem Menſchen außfebrt. Nun
kennet ja der Schöpffer fein geſchöpff am aller beſten. Hie:
her gehört, das luce am 24. geſchrieben ſteht, als die Jün:
ger Chriſti den HErrn nach ſeiner aufferſtehung ſaben,
und meineten , es were ein Geiſt , ſpricht da der tert: er
345

ſprach zu ihnen , fehet meine hende vnd meine füſſe, den


ein Geift hat nit fleiſch und bein , wie ihr ſehet das ich
habe. Auhie macht Chriftus ein vnderſchiedt zwiſchen Geis
ftern vnd leiblichen creaturen. Den Gott hat zweyerleye
weſen in ſeinen creaturen geſchaffen , etliche materialiſche,
fichtigliche vnnd leibliche creaturen , als menſchen , vnuer:
nunfftige thier, und andere leibliche ding , welche man ſes
ben vnd greiffen kan , vnd etliche vnmaterialiſches vnficht
liches vnd geiſtliches weſens, als die vernunfftigen See
len der Menſchen , vnd die Engliſchen naturen, welche
man an inen ſelbs nicht ſehen oder greiffen kan . Deros
balben wer gern wiſſen wolte , wz die Teuffel für crea
turen ſein , der ſol an nichts leiblichs gedenden , das man
reben, greiffen, oder mit den euſſerlichen ſinnen faſſen kan,
denn es ſein Geifter, das iſt, lebendige und verſtendige
Creaturen , aber ohne leib , angeſehen , das dieß leiblich
anſehen , ſo an Fauſti Geifte iſt geweſen , nur ein geſpenft,
larven und ſpiegelfechten war. Alſo ichreibet man von
zweyen Leutlein , die nicht anderſt meinten , ihre Tochter
were eine Kuh , aber S. Macarius , ſabe ein ander ges
ficht, nemlich das fie, wie zuvor eine Jungfraw war.
Alſo meldet Guilhelmus Brabantinus, in ſeiner Hiſtorien,
das ein Mann geweſen , der nicht anderſt gemeint , als
das er ein Wolff were. Alſo ficht man auch täglich in
yngeheurten heuſern und wohnungen , das offt ein Geiſt,
in dieſer oder ander geſtaldt darin berumbher gebet. Aber
der Teuffel äffet nur , vnd verblendet die leute damit,
denn ſie findt nach ihrer Natur wie ein windt , den man
zwar nicht mit der handt ergreiffen, einſchlieſſen , oder mit
augen ſehen kan , vnnd weil fie ein ſolch geiſtlich weſen
ſein , ſo ſein fie auch ſchnel vnd behende , und können in
einem Huy vber etliche viel meil wegs ſein , wie ein bliß ,
darzu können ſie alles durchdringen , alſo das kein thür
ſo verſchloſſen , kein maur oder wandt ſo did ift, bardurch
fie nicht tringen kondten. Zum andern , ſo erſcheint
Mephoftophiles dem Doc. Fauſto, in eines Münchs ge
ftalt , vnd hat auch Doctor Fauftus in ſolcher geſtalt die
erſcheinung vnd nit anders ihm aufferlegt, welcher auch
alſo bey ime feine wohnung gehabt, und ihm gedienet.
346

Hierauff ſage ich, das es wol ſein mag , als der Teuffel
dem HErrn Chrifto in der wüften erſchienen iſt , das er
keine ander geſtalt, denn eines Menſchen form angenom
men haben wirdt. Denn der Teuffel ſabe Chriftum nur
für einen Menſchen an , aber ſeine Godtheit fundt er nicht
ſehen , ſo folgt , das er Chrifto menſchlicher weiß fich ſo
erzeigt hat , ia etwan in geſtalt eines Phariſeers oder
Münchs. Dieweil ich denn nun etliche Zäuberer oder
Necromanticos wil vormelden , welchen ire Geifter glei
cherweiß in Münchs geſtalt findt erſchienen , muß ich zu:
uor eine Fabel erzehlen, woher die Münche ihren vrſprung
haben , und von wem fie erſchaffen vnd herkommen ſein
mügen , dieſelbige helt ſich alſo : – Als der Teuffel auß
vermeſſener boffart mit ſeiner Nott von dem Himmel ges
fürßt worden , iſt er dennoch ſo beharlich in ſeiner hof
fart blieben , das er genßlich vermeint, er fey ein jrrdi
Scher Gott. Der zeit hat GOtt der HErr die erſchöpffung
des Menſchlichen Geſchlechts für ſich genommen, vnnd als
er ein leimen klutt zuſammen raffelt , hat der HERR ges
ſagt Fiat, da ift Adam der ſchön Menſch erſchaffen wors
den , das fahe vnd hört der Teuffel hinder einem Baum,
vnd gieng davon , er dacht, halt , ich wil meine Gotheit
auch brauchen , und mir auch Menſchen machen , nahm
auch leimen und ſolche materi, und wolt den menſchen ,
wie Gott , mit einem wordt erſchaffen , er hatt aber nicht
recht acht gehabt , auff das wörtlin Fiat (das iſt, es ſol
geſchehen ,) fonder er ſagt, Fuat , da wardt ein Münch
darauß , deſſen muft der teuffel, als er ihn anſabe , ſelbs
lachen , und ſagt, ja freylich Fuat, du fichft wol ſo grews
lich, biſt nicht viel ſchöner denn ich, pfu dich an alle tag,
wie vbel hab ich mein arbeidt angelegt , gehe hin in alle
Welt, vnd betreug landt vnd Leute. Dieſe Fabel, fie rey
wie ſie wolle, ſo hat ſie doch ihre bedeutung, als das der
Teuffel ſein geſchöpff noch heutigs tags liebet, vnd ir ſein
bofflleidt anzeucht vnd befehliget, fie rollen in alle weldt
geben , Leut vnd Landt betriegen. -

Das bat man ges


ſehen in der groſſen blinden Finſternuß des Bapſthumbs,
da fie Keyſer , König und Fürſten verblendet haben , und
waren darzu grobe ungelehrte Efel, die nichts fondten,
347

wie in Italien ſonderliche Orden von München waren,


die man hieß Fratres ignorantiae , Brüder der vnwiſſen:
heit , die da ſchweren vnnd globen muften , das fie nichts
wiſſen , verſtehen noch lehrnen wolten , und löfeten alle
frag auff mit vnwiſſenheit, das ſie nichts föndten, denn ſie
ſchloſſen alſo : Wirt unſer einer unter dieſen Fratribus
ftudiren und gelert, ſo wirdt er vnſer HErr Gott wollen
Tein , darumb nahmen ſie zu ihnen einfeltige vnwiffentliche
Perſonen, Ergo, Saccum per Naccum , denn fie bettelten
umme die heuſer, nahmen ihre rede vber den naden. Alſo
einfeltig war D. Fauſti Frater ignorantiae nit , ſonder
ein erfarner Ordensman , welchen der Teuffel Verheiſſen
gehabt , das er jn in cines Münchs geftaldt renden vnnd
ihm zukommen laſſen wolte. – Alſo wirdt geſchrieben von
dem Bapſt Paulo dem 2. das ihm ſein geift in feines
andern geftalt hat fouen erſcheinen , den in eines Münchs
geftalt. Dem Bapſt Benedicto aber dem erſchien ſein geift
in form eines Welſchen Doctors. Deßgleichen dem Bapft
Alerandro dem 6. in weiß eines Pronotarij. Man weiß
fonft glaublich in einem orte in dem Böhmiſchen gebirg
zu ſagen , das zuweilen ein Münch fich leßt fehen , wel:
Then man den Rubezal nennet, der folle zuweilen in dem
warmbade anſichtig werden , und ſol fich zu wanders lewe
ten , den der weg im gebirg oder gehölß nicht fündig ,
offt geſelen , und ſie vertröften , fie ſollen onbekümmert
ſein , er wolle fie wol auff den rechten weg bringen , wen
er fie nun in das hoiß verführet, das fie nicht wiſſen wo
auß, wo ein , oder wo fie bin ſollen , ſo ſol der ſchaden
fro fich auff ein baum ſchwingen , vnnd bed lachen , das
es im waldt erſchallet. Solcher Münch oder Rubezal ift
der Teuffel felbft, der verſtellt ſich in Münchs geſtaldt,
damit anzuzeigen , das die Münche im Bapfithumb die
beilloſen bruder , Teine trewe diener vnd larven ſein , das
rinnen er fich verkleidet , und iſt kein ſchaldheit, bösheit
und ſchande ſo gros , fo die Gottloſen Münche , und alte
Zäuberin , als des Teuffels werdzeuge (welche der Teufs
fel reitet) nicht kundten , wenn es ihnen GOtt verhengt,
zuwegen bringen. S
Es hat Graff Heinrich von Schwar
Benburg auf eine zeit in beyſein D. Martin Luthers in
348

einer mahlzeit gemeldet , das er von ſeinem HErrn Vats


ter gehört habe , wie einmahl einem Bapſt zu Rom wer
ein Meerwunder gebracht worden , in eines Menſchen ge
ftalt, und wie ein bekleidter Münch oben ber, als es nun
gefangen wer worden , habe es nicht wollen eſſen noch
trinden , derohalben als man beſorgt , es würde ſterben ,
da hats der Bapſt noch einmahl ſehen wollen , vnnd dars
nach ſolch Meerwunder wieder in das waſſer werffen laſ
ren , auff das es nicht ſtürbe, als es nun der Bapſt hat
angeſehen, hat er geſagt, lieber Gott, wie biſtu ſo wun:
derlich unter den Creaturen auff Erden ; da hat das Thier
angehebt zu reden , vnd geſagt: Viel wunderbarlicher im
waſſer. Da antwordt D. Martinus Luther , das iſt der
Teuffel geweſen, denn er wohnet gern in den groſſen waſ:
fern vnd welden , der Meerwunder hat man viel geſehen ,
und es findt gewißlich Teuffel. Darauff fagt wieder
bber tiſch der wolgebohrne vnd Edle Herr , Herr Volrat,
Graff vnnd Herr zu Mansfeldt , zu Eißleben , das in
Dennemard Fiſcher betten gefiſchet, die zween groſſe Fiſch
in der See bey einander reben gehen , derhalben die Fi
ſchere zuſammen gethan, vnnd fich vnterſtanden , die zween
Fiſche zu fahen , aber der ein war durchs Neß bindurch
kommen , vnd wie er fihet, das der ander Fiſch gefangen
worden , ſo hebt er ein groß geſchrey im Meer an , vnnd
macht ein ſolche vngeſtämmigkeit, das viel Khane mit den
Fiſchern find ondergangen, jedoch den einen hatten bekom :
men , vnnd zu Lande gebracht, aber er war baldt geftor:
- ben vnnd ftindend worden , das man in für den Könind
von Dennemarck nicht hat bringen können , aber der Kö
nig hat ihn laſſen abmahlen , vnnd hat daſſelbig Meer:
wunder nicht anders geſehen, dann als ein Münche, denn
es hatte eine platte , und wie ein Kappe, vnd dergleichen
gehabt. Ferner ſagt Volrat , das der von Hutten rei
nem Herr Vatter , Graff Albrecht, auß den Goldt Inſu.
len geſchrieben hett, das ſie in ihrer Schiffart auff dem
Meer betten ein Meerwunder gefangen, das geſehen hatte
wie ein Biſchoff, denn es hatte Infulen , Biſchoffs hut,
und allen Biſchöfflichen ornat angehabt , er vnd ſeine Ge
rellen weren in willens geweſen , dem Fürften deſſelbigen
349

Lands fold Meerwunder zu ſchenden , als zum Beutpfent:


nig , fie hettens aber wiederumb ins Waſſer geworffen ,
da es nun auff das Meer kommen war , da war es mit
ſeinem Biſchoffitab auff dem waſſer ſpaßieren gangen ,
bat leßlich das Creuß vber fich gemacht, und war ins
waſſer verſchwunden. Darauff ſagt Doctor Martin Luther,
der Teuffel bath Chriftum im Euangelio , er wolt ihn
nicht fahren laſſen in abyssum , . in die tieffe des Meers,
denn wenn die teuffel außgetrieben werden , ſo dürffen
fie auff Erden nicht bleiben , ſondern ſie müſſen von den
leuten ins Meer etc. Hierauß iſt auch furßlich abzuneh:
men, wie in vielerley geftalt der teuffel fich verendern könne,
damit er dem menſchen ein ſpiegelfechten für die augen
richtet. Alſo weiß man auch zu beweiſen , das wenn der
Teuffel fich zu den Heren vnd vnholden verfügt , ſo er:
Tcheint er jnen auch in vielerley geſtalt, bißweilen wie ein
alter man, oder junger man , etwan erſcheint er wie ein
Landsknecht, ein Reutter , ein Edelman mit ſchönen gül:
den ketten vnd anderer zier. Zum dritten , wirdt in
obgemelter beſchreibung angezeigt, das fich der Teuffel
Mephoftophiles nennen leßt, welche denn ein Perſiſcher
nam ſein ſol. Das aber die Geiſter auch ire Namen ha
ben ſollen, das mag wol ſein. Den haben die vnſchűl
dige vnd heilige Geiſter, die Engele, ihre namen, als fich
der Engel nennet Gabriel , vor der Jungfrawen Maria,
vnd der Engel Michael, der in Perſien wider den Teuffel
ftreit, deßgleiden in dem Büchlin Tobie , nennet fich der
Engel Naphael , warumb ſolten dann die böſen Geiſter
nicht ihre namen auch haben ? Denn im buch Jobs nen:
net Gott der HErr den Teuffel, da er ſpricht: Satan ,wo
kompft du her ? Luce am 11. fagten die Juden zu Chrifto,
er treib die Teuffel auß durch Beelzebub den Oberften,
vnd dergleichen. -
Alſo nennet fich des Johan Wäigers
Geift Aurhan, des Nigromantici Babft Pauli des 2. Geift
nennet fich Lammaleche , Bapſt Alerandri des 6. Geiſt,
leßt fich nennen loyaute, vnd oben iſt vermeldt, von dem
Geift , ſo fich in dem Böhmiſchen gebirg belt , Rubezal
genant, ſo zeigt Auguſtinus an in lib . de Civitate Dei ,
dj da Geiſter findt, die ſich ſelbs nennen Sylvanos , die
350

theten den Weibern viel leidts, vnd muteten ibn ønkeuſcheit


an . Solche Sylvanos habe ich in etlicher Heren vyrgicht
vnd auſſag ſelbs gefunden , das wenn etwan freche , oder
angefochte Weiber findt durch das gehölß zogen, oder ne:
ben den Bäumen hingangen, ihnen der Sylvanus in Manns
geſtalt ift erſchienen , ſie zu ſeinem werd vberredt , inen
viel verheiſſen , lo den fie darein baben bewilligt , hat er
mit inen vnkeuſchbeit getrieben , und inen feinen namen
offenbahret, wie dann auch jede Bulſobafft ſeinen namen
babe, als Aurhan , Hennengetter, Hemmerlin , Wolffel,
Müder, Phaſan , Blaß, Capaun und viel dergleichen. Alfo
tput D. Fauftus Geiſt auch , vnd nent fich Mephoſtopbi
les , den kein Herr nimbt ein diener oder knecht an , er

wiſſe den , wie ſein tauffriam genent werde.

Das Zwölffte Capittel.


Doctor Fauftus vertrawet ſeinem Mephoftophili nicht.
Doctor Fauſtus hatte ein geſchefft zu verrichten, das
er alſo zween oder mehr tage mit ſeinem Geiſt nicht
fondt vmbgehen , ſo baldt er aber zu Hauß kam , ge
dacht er , fihe, ich habe in meinen geſchefſten offt an
Den Geift gedacht, vnd iſt mir doch auff dem wege nie
ſichtbar erſchienen, vielleicht wird er mir nicht glauben
halten; er, Doctor, fondt ſein Gedancken ſo baldt nicht
richten , da ftundt Mephoſtophiles hinder im, als er in
erſahe , ſtrangelt er oh jm , ob es der vorig Geiſt ſo
erſtmal jme erſchienen were oder nicht , denn er vers
meinet, der Geiſt hette zuuor ein ander Münchskleidt
angehabt , denn jeßundt , vnd ſchwig alſo , ber Geiſt
ſprach zu ime: Faufte warümb gedenckſtu fo arg in
deinem Herzen , vnd vertraweſt mir ſo wenig ? Hab
ich nicht zuuor geſagt, du ſolſt mich bey meinem Nas
men nennen, wenn du etwas von mir wilft begehren ?
5.350
1352

300

500
351 -

Seße lieber Faufte ſo gar kein mißtrawen zu mir,


haſtu doch noch nichts von mir begehrt , zu dem ſo
bin ich dir zuuor in der Kleidung eines grawen Münche
wie jegundes auch erſchienen. Doctor Fauftus lechelt
darob , und ſagte zum Mephoſtophili : Du ſolft aber
der heiligen Münch nicht ſo ſpotten , noch die alſo
verachten , dieweil es heilige Münche ſein, ihre Canones
vleiſſig lefen , und wo fte find , ba fanſtu für ihrem
þeiligthumb nicht bleiben, denn ſolche Kleider , die du
an haſt , vnd ſonderlich der Franciſcer Orden , haben
etwan Keyſer , Rönig und Fürſten auch angetragen ,
vnd fich darein , als ſie ſterben wollen , bekleidet, ſich
auch darin zur Erben beſtetigen laſſen , vnd vermeint,
das ſte mit ſolcher Kleidung von ſtundan hinauff, wie
Elias, in den Himmel fahren . Hetteſtų doch wol dich
fönnen bekleiden wie die friſchen Landsknechte, die
ſonderlich deines geſchwernis ſein. Der Mephoftophiles
antwort , ey warümb verirſtu mich, wolſtu denn , ſo
kan ich dieſe Kleidung wol auſziehen , vnd andere an
thun , denn es gilt mir eben gleich , es iſt mir ein
Münch wie ein Landfknecht, und dargegen auch , fie
leſtern Gott vnd den Menſchen , einer wie der ander.
D. Fauſtus ſagt , mein Mephoſtophiles , halt mir ſol
ches nicht in argen, du ſolft bey dieſer Kleidung blei
ben , führe deinen Orden nur ſtreng. Ich wil aber
binfüro, auff das du mich nicht ſo geſchwindt erſchleichſt,
dir Schellen anhencken, das ich in dem klang vnd gee
leuth dich hören könne. Der Geift erzörnt fich gar
befftig darob , er wer im Geiſts gnug , ſo er einen
Narren haben wolle, warumb er nicht einen bekommen
bette, vnd denn in hette gehen laſſen, was er des gee
ſpöttes bedarff? Er wer ein hocherfahrner gelerter und
ſubtiler Geiſt, deſſen alle gelehrten auff Erden nicht
352

vermögen , ihm im wenigſten einiger kunſt obzuligen ,


derowegen ſo ſol er hinfüro ſein geſpott laſſen , denn er
könne es nicht leiden, und wol ihn hinfüro genvahrnet
haben, denn ſonſt werde er etwas erfahren und ſehen ,
das nicht gudt ſey . D. Fauſtus erſchrack mechtiglich
darob, denn er fabe den Geiſt, das auß ſeinen augen
Fewrfuncfen giengen vnd ſtieben, derowegen er jn fleiſ
fig vmb verzeihung bate , es fol hinfüro nicht mehr
gefühehen, er wiſſe wol, das ein Menſch, der ſich doch
im wenigſten etwas befindt, daß er vor einem andern
etwas könne vnd wiſſe zu vertretten , ſich nit verachten
laſſe , noch weniger , kan ich gedencken , der du aller
handt erfahren biſt, wilſt du dich verſpotten laſſen ,
darumb zihe auff dißmahl wieder hin , und gib mich
nicht auſſ , und wen ich dir mit namen ruffe, ſo er
ſcheine und ſey mir willfebrig. Alſo iſt der Geiſt wie
der verſdwunden .
E r in n é r un g.
Dieſe Hiſtori belangendt : iſt auch etwas darauß zu lehr
nin . Als erſtlich , das dem Geift Doctoris Fauſti gedans
den ſo baldt find bewuſt geweſen . Darauff ſage ich , das
der Teuffel aller Gottloſen gedancken ein erkenner ſey,
denn er gibt fie ihnen ein . Er fibet vnnd regieret aller
Menſchen herßen , die nicht mit Gottes wordt verwaret
findt, ja er helt ſie in ſeinen ſtriden gefangen , daß fie redenvnd
thun müſſen nach ſeinem willen, 2. Tim . 2. vnd 2. Cor.
4. ſpricht S. Paulus , der Gott dieſer Weldt verblendet
der vnglaubigen finn . Alſo kann man auch von dem D.
Fauſto ſagen , der ſolt billic an Gott ſeinen ſchöpffer ges
dacht, welchen er ſo grewlich auffgeben , vnnd darüber
rewige gedanden vnd feuffßen gehabt haben , ſo gedendt
er an ſeinen irdiſchen Gott, ob dieſer ihme etwan entlofs
fen ſey. Dieſe gedanden konten dem Teuffel nicht vnbes
wuft ſein, weil er ihm dieſelben eingegeben hatte, wie auch
von Juda geførieben ſtehet, das ihm der Teuffel ins here
353

gegeben , das er Chriflum verrathen ſolte, vnd Cain gab


er nit allein ein , das er böß von ſeinem Bruder Şabel
gedachte, und im feindt war, ſonder er beßt vnd trieb in
auch , das er ihn ermordet. .
Dargegen der glaubigen
gedanden weiß er nicht, biß fie damit herauß fahren, denn
Chriſtus ift ihm zu klug , wie er nun nicht hat wiſſen köns
nen , was Chriſtus in ſeinem herßen gedacht, alſo fan er
auch nicht wiſſen der Gottſeligen gebanden , in welcher
berßen CHRIſtus wohnet, aber ein gewaltiger verſchlages
ner Geiſt iſt er , den Cyriſtus ſelbſt den Fürften dieſer
Weldt nennet, der berumbher gehet vnnd ſcheuſt (dredliche
gedanden , welche reine fewrige pfeile fein , auch in die
berßen der Godtſeligen , als da findt Vnwil , Zorn , Haß
wieder GOTT, verzweiffelung, Gottesleſterung. - S. Paus
· lus hat ſie zum theil wol verſtanden , klagt auch hefftig
darüber, da er ſpricht, in der 2. an Cor. 12. Mir iſt ges
geben ein pfahl ins fleiſch , nemlich des Satans Engel,
der mich mit Feuſten ſchlage. Alſo das der teuffel die
beimliche verborgene gedanden nicht allezeit wiſſen kan, ſo
die Menſchen im berßen haben , denn GOTT iſt allein
ein erforſcher der berßen vnd prüfer der Nieren. Pſalm
7. Hier. 17. 2. Neg. 8. Ezech. 17. Röm. 3. Apocal. 2.
Jedoch fönnen die Teuffel offt, ihrer Geiſtlichen geſchwins
digkeit nach , auß vielen anzeigungen ſchlieſſen vnd erfab
ren , was die Menſchen im finn haben , ſonderlich die ſo
in Sünden, ſchand und laſtern leben , wie aber das zugebe,
ſagt S. Auguftinus alſo : Cum noster animus movetur,
propter eam conjunctionem , quam habet cum corpore,
in eo aliqua imprimit sui motus vestigia et qualitates,
quae tamen à nobis , cum sensus hebetes habeamus,
non videntur; nisi cum illi motus et vehementes et
fortiores fuerint Ut in iracundia vsu venit : nam si
aliquis excandescat , rubor in facie, et flamma in ocu
lis, statim ardet. Idem accidit, cum et fusius exhilara
mur . At cum animi motus leniores fuerint , non est
dubium , quin et jam aliquid corpori inuratur, quod licet
ipsi non sentiamus, tamen à Daemonibus cognosci po.
test. Weiter das auc darbey gedacht wirbt , wie ſich
der Geiſt in eines grawen Mündis geftalt verkleidet bat,
11 . 23
354

und das der D. Fauſtus fein geſpött darmit gehabt, muß


ich von dieſem Orden auch etwas melden : Franciſcus ift
ein Wahl auß der Stadt Aflis, ohn zweiffel ein frommer
Mann geweſen , hat nicht gedacht, das ein ſolche ſuperſti
tion und abergläubiſch weſen auß ſeinem leben kommen
ſolt. Es findt der grawen Münch ſo viel geweſen , das
fie 40000. Münch wieder den Türden zu ichiden fich er:
botten baben , vnnd folten dennoch die Klöſter wol beſeßt
fein . Darumb wolt D. Fauftus Geift auch in ſolcem
Orden ſein , da jhr viel findt, ſo iſt auch hernach durch:-

aus kein ſchedtlicher Orden nie entſtanden , denn dieſer.


Man bracht Doct. Martin Luther einen Sperling vber
tiſch, da fieng er an , dieſe nach nadhuolgende wort zu reden:
Du Barfüſſer Münch mit deiner grawen kappen , du bift
der aller ſchedtlichſte Vogel, ich wolt, das einer von dieſer •
Fabel ein declamation fariebe, nemlich, Daß ein Prediger
Münch, vnd ein Barfüſſer mit einander gewandert waren ,
die für ihre Brüder bettelten, nun hat einer auff den an
dern mit vnnüßen worten geſtochen , vnd hat der Barfüſſer
Münch erſt gepredigt , vnd geſagt : liebe Bawren , gute
Freunde, hütet euch vor dem Vogel der Sowalben , denn
inwendig iſt ſie weiß, aber auff dem rüden iſt fie ſchwarz.
Es iſt gar ein böſer vogel, waſchbafftig, nirgendts zu nuß,
und wenn man dieſen vogel erzürnet , ſo wirdt er ganß
vnſinnig, und ſticht die Küy, und wenn dieſer Vogel pfers
chet, ſo werden die Leute blind daruon , wie ir das im
buch Tobie leſet, wolte damit die Prediger Münde abma:
len , die tragen außwendig ſchwarße Kappen , inwendig
weiſſe Röd. Als nun zu Mittag der Prediger Münch
auch auff die Canßel kam , vnd predigte, da ftach er wie:
der auff den Barfüſſer Münch, vnd ſprach : Ich kan zwar
den Vogel die Schwalben , ſo groß nicht vertheidigen oder
íchüßen , aber der graw Sperling iſt viel ein ſchedtlicher
vnnd erger vogel denn die Schwalbe , denn er raubet ,
ſtillt vnd frift alles , was er nur bekommen kan, als Ha
bern , Gerſten , Weißen , Roden , Epffel , Bieren , Erbſen
ond Kirſden , ſo iſt er auch ein geiller vnkeuſcher vogel ,
und iſt ſein gröfte kunft, das er immerdar ſchreyet, Scrip,
Scrip . Auß dieſer Fabel konnte ich weitleuffig anzeigen,
355

warumb ſich Mephoftophiles in dieſen orden gegeben hat,


nemlich das fie feines fugs findt, denn der Teuffel ift ein
Dieb und Mörder , darzu ein vnkeuſcher Geift , und kan
nichtes anders ſchreyen , dann Scrip, fcrip. Kopff herumb.
- Das ich nu eigentlich anzeige , woher fürnemlich dieſe
grawe orden entſprungen und herkommen ſindt, iſt zu wiſ:
ſen , das der Teuffel auff eine zeit in einer wüſten einen
faulen , veygen, loſen bruder angetroffen hat, vnd ihn ge:
fragt, wer biſtu, vnd was thuſtu hie , da hat der Bruder
geantwort , er ſey ein Chriſt, vnd ſey darumb in dieſe
wüſten kommen , das er der Chriftlichen lehr neben der
arbeit deſto beſſer gewarten müge, da hat der teuffel wie:
der geſagt, wolan , weil du von Leuten gewichen biſt, ſo
wirdt folgen , das du beiliger vnd frommer ſeyeft denn
andere Leuth, darumb wil euch zuſtehen, das du vnnd ihr
alle , auch ein ander kleidung traget , dadurch ir von an:
dern gemeinen Leuten für heilig vnd fromb müget erkandt
werden , der Bruder ficht ſeine Kleider an , die nu faft
zerriſſen waren , vnd ſprach, er wolte gern ein ander kleidt
tragen wenn ers hette, der Teuffel ſagt, ich wil dir eins
bringen. Auff den andern morgen bracht er dem bruder
ein grawes tuch , ſchneit mitten ein loch hindurch , vnnd
bieng es ihm alſo ganz an den hals , der bruder gebet
vnd tregt vornen das tuch unter den armen , hinden blieb
es ihm an den büſchen und dörnen behengen , vnnd macht
ihm alſo viel zu ſchaffen , das er der arbeidt gabr ent
wohnete, zu welcher er auch ſonderlich kein luſt hette, vber
etliche tage kompt der Teuffel wieder , und da ihm der
bruder klagt, wie im das tuch ſo viel mühe macht, nimpt
er eine wyde von einem Baum , vnd fourßt ihn darein,
wie mit einer gurtel, und machte groſſe ſchöſſe, geren , vnd
weite ermel, daher es auch noch kompt, das ſie gürtel mit
knoten tragen , und die Kappe ſo weith ift worden , das
fie noch heutigs tags niemands erfüllen kan, darnach macht
er ihm einen Kranß, denn es zimbt einem heiligen Mann
kein haar zu tragen, wie die leyhen vnd vnheiligen thun,
endtlich da fich der bruder beklagt, es rey ihm nicht müg
lid , das er fich nun hinfüro mit arbeit ſolte ernehren,
denn das kleidt rey zu weit vnd groß, gibt ihm der Teufe
356

fel einen ſolchen Ratý, er fol gehen in den nediſten fleden,


und bitten vmb Gottes willen , und ſchreyen , Panem prop
ter Deum , gebet mir ein Brodt durch Gott vnd vmb
Gottes willen , und das es ihm ja nicht möcht mangeln
an dem , darein er das Brodt ſammeln möcht, ſo nimpt
der Teuffel des bruders hembdt, nähet es vnden vnd oben
zu , und ſchneidt mitten ein loch darein , und macht ein
Gardian draus, der bruder gebet hin, vnd wil brodt bit:
ten , vnnd da er ins Dorff kompt, vnd den leuten ein ſol
ches wunderliches thier noch neuw vnnd vnbefandt war,
lieffen die kinder , ſo bey den Pferden vnd Genſen auff
dem Felde waren , heim vnd ſchrien vnd wuſten nicht, was
das für ein vngebewr Thier were, es war aber eben vmb
die zeit , das der Hirt pflegt zu mittag das Viebe einzu :
treiben, da ſchrie der Dorffochs oder Bulle, mo, mo, mo,
mo, Monch, beben die kinder an, fibe, fibe, vnſer Dorffochs
kennet in. Alſo hat der Teuffel den erſten Münc gemacht,
der Dorffochs aber hat ihn getaufft, darumb der Teuffel
oben geſagt hat , es gilt ihm ein Münch eben wie ein
Landsknecht. Das D. Fauftus darbey gedendt, wie et:
wan Keyſer, König vnnd Fürften ſich in Kappen vnnd
Mönchstleidung haben begraben laſſen , das iſt ein Gott
loſer grewlicher Wahn geweſen , das man bat geglaubt,
wenn einer ein Münchs Kappe anzöge , fo würde er von
Sünd vnd todt erlöſet , alſo bat man die lauſige Kappen
dem theuren bludt Chrifti verglichen , ja fürgezogen , das
beißt ein grewel der verwüſtung, ſo an der beiligen ftete
fichet, und wie S. Paulus ſagt, die Chriſtum noch ein
mahl creußigen, vnd GOttes bludt verunreinigen , vnd wie
S. Pet. ſpricht, die den HEren verleugnen, der fie erkauft
bat. Ferner wirdt auch hierinnen angezogen , wie. D.
Fauftus ſeinen Geiſt ſo ſehr erzärnt, das er mit ihm ges
ſpott weiß gefahren habe. Nu iſt nicht ohne , das der
Teuffel ein ſtolßer geift ift , der das veriren nicht leiden
kan, aber ein Chrift ſol ihn veriren , wenn er ihn in ſeis
nem hauß mit viel poltern ftumpffiren wil. Aber D. Faus
ſtus hat ihm alda müſſen nachgeben , denn er hat ihn bes
dörfft , wir aber als Chriften bleiben bey vnſerm alten
(prichworte, da man ſagt, der Teuffel bedarff dein, ich wil
357

ihn nicht. Und das der Teuffel bas veriren nicht wol ge:
dülden kan, wollen wir hören, was Doctor Luther daruon
ſagt, der vns rein eigen erempel fürmahlet, da er ſpricht,
wenn er des Teuffels mit der heiligen ſchrifft, vnnd mit
ernſtlichen worten nicht fönnen loß werden , ſo hab er ihn
offt mit ſpißigen worten und lecherlichen Poſſen vertrieben,
vnd wenn er ihm fein gewiſſen bett beſchweren wollen , jo
bet er offt zu ihm geſagt, Teuffel ich hab in die hoſen ges
ſchiffen, baſtu es auch gerođen, vnd zu den andern meinen
Sünden in dein Regiſter geſchrieben ? Stem , er bette zu
ihm geſagt, lieber Teuffel, iſt es nicht gnug an dem bludt
CHrifti, fo für meine Sünd vergoſſen iſt, ſo bitte ich dich,
Du wollet GOTT für mich bitten, ora pro nobis. Wenn
ich müſſig bin, vnnd nidhtes zu thun hab, ſo ſchleicht der
Teuffel zu mir berein , vnd ebe ich mich denn vmbſebe, ſo
jagt er mir ein ſchweiß ab , biete ich ihm den ſpieß mit
dem Göttlichen wordt , ſo fleucht er , nicht deſto webniger
macht er mich zuuor bludtruſtig, oder zeucht mir ſonſt ein
baar buſden . Das man ihn aber nirgendts mit beſſer
vertreiben könne, denn init verachtung, des erzehlt er Herr
Doctor Luther ein Hiſtorien , die ſich bat zu Magdeburg
zugetragen, und ſpricht: Im anfang meiner lehr, da das
Euangelium angieng , da legt ſich der Teuffel faſt drein ,
und ließ nicht gern ab vom Poltern , denn er hette zu
Magdeburg das Purgatorium und den Discursum ani
marum gern erhalten , nun war alda ein Bürger , dem
ſtarb ein Kindt, dem ließ er nicht Vigilien vnnd Seelmes
ſingen, denn er geſtundt trefflich viel , da fieng der Teuffel
ein ſpiel an , vnnd fam alle nast vmb acht vhr in die
Kammer , vnnd winſelte wie ein jung Kindt, dm guten
Mann war darüber leidt, wuft nicht wie er ihm thun folt,
da ſchrien die Pfaffen : Ey da ſebet ir, wie es gehet, wen
man nicht vigilien belt , wie thut das arme reclichen ?
darauff ſchidt der bürger an mich , ond ließ mich vmb
rath fragen , denn es war mein Sermon, über den ſprud ,
fie haben More vnnd die Propheten , außgegangen , den
batte er geleſen , da ſchrieb ich ihm wieder , er folt keine
vigilien, noch nichts halten laſſen , denn er und das gang
baußgefind ſolten gewiß glauben , das es der Deuffel were,
358

der ſolchs anrichtete, bas theten die Kinder und das ge:
find , und verachteten den Teuffel , und ſprachen , teuffel,
was machſtu , haftu ſonſt nichts mehr zu thun ? Heb dich
du verfluchter Geiſt, dahin du gehöreft, in abgrundt der
Hell, wie nun der Teuffel das merdite , da war er kein
Kindt mehr , ſonder ein Polterer, ſturmbte, warff vnnd
plug , vnnd thet ſcheußlich , und ließ fich offt ſehen wie
ein Wolff der da heulet, aber die Kinder vnd jedermann
verachteten ihn, wenn irgendts ein Magdt mit dem Kinde
die treppen hinauff ging, lo trapt er mit den henden hin
nach , lo fagte denn das geſind, buy biſtų tol. Endtlich
kompt Herr Jacob der Probſt von Bremen gehn Magdes
burg , vnd 309 zu dieſem Mann in die Herberg ein , vnd
wil den Geiſt auch hören, der Wirt ſagt, ia, ihr ſolt jyn
wol hören auff den abendt vmb 8. vhr, ſagt er, da höret
drauff, da wirdt er kommen , das geſchahe alſo, er kam
vber den ofen vnd warff alles herumb , da fagte Herr
Facob , wolan ich hab ihn gehöret, wir wollen zu bette
geben , es waren aber zwo kammern neben einander, in
der einen lag ſein Fraw , die Kindere vnd das gefindt.
Er Jacob vnd der Wirt lagen herauſſen für der Kammer,
wie Er Jacob ſich nun zu bett leget, da kompt der Teuf:
fel vnd ſpielet mit ihm, und nimpt ihm auch das dedbette,
da bat Herrn Jacobo gegrawet , vnd hat fleiſſig gebetet,
dann ihm war angſt vnd bang geweſen, leßlich kompt er
berüber zu der armen Frawen , die in der einen kammer
lag , mit der ſcherßt er auch alſo, laufft auff ihrem bette 1
daher, wie eitel ratten, da er nun nicht wil auffhören, da
wiſcht das Weib her, und wendet den arß zum Bette her:
auß , und leßt ihm einen Furß , (mit reuerenß zu reden)
vnd ſpricht, fihe da Teuffel, då haftu einen ftab, den nim
in deine hende , vnd gehe damit walfahrt gehn Rom zu
deinem Abgott dem Bapſt , und hol dir ablas von im,
Tpottet alſo des Teuffels noch darzu, nach dieſem blieb der
Teuffel mit ſeinem Poltern aus. Quia est superbus
Spiritus, et non potest ferre contemptum sui. Alſo
kam der Teuffel einmal zu einem alten kranden mann,
onnd hette bey ihm Dinten, Feder vnd Papir, ond ſagte,
Hörſtu, du muſt fterben , nun reß dich her, ond verzeichene
359

auff, was du deine lebtage für Sünde gethan haſt. Der


alt man reßt fich danieder, und ſchriebe : Des Weibs Sa
men hat dem Teuffel den kopff zertretten , und ich glaub
an ihn . Als ſolchs der Teuffel geſehen, das er ihn verach
ten wolt , da kondt er nicht bleiben , vnd gieng von ihm.
An dieſen angezogenen geſchichten ſolle es genug ſein ,
und alle fromme Chriſten ſollen ſich nicht irren laſſen ,
wenn der Teuffel jnen wolte etwas zufügen , nur ihn ver:
acht, und die feigen gezeigt. Aber von dem D. Fauſto
bat er es nicht leiden können, vnd iſt nicht ohne, wie der
Geift ſelbs ſagt, das er ein gelerter vnd erfahrner Geift
rey , ſolchen ruhm mag er ihm ſelbs zumeſſen , denn kein
Chriſt kann auſſerhalb Gottes befelch den Teuffel loben,
ſonder er for ſeinen ſchöpffer vnd Gott rühmen , loben ,
ebren vnnd preiſen . S. Paulus ſagt, er wüſte fich nichts
zu rühmen , denn ſeines lieben HErren Chriſti. Vid Kö
nig David ſpricht : Nun lob mein Seel den HErren .

Das Dreyzehende Capittel.


Wie D. Fauftus durch hülff ſeines Geiftes feine Hauß.
baltung angericht hat , vnd wie er koſt , Trand und
Speiß ziwegen gebracht.
Doctor Fauſtus, als er nun vermeint, es könne jm
hinfüro nichts mehr mangeln, dieweil er ſeinen trewen
Diener bey jm hab , hat er ſich eine gute zeit lang
innen gehalten , barneben aber gedacht, wie er ſein
Hauſhaltung anrichten folle, dieweil er weder geldt,,
koſt noch ſpeiß vnd anders habe , ſo hab er auch ſich
fürnemlich dem Teuffel ergeben , das er alhie ein guts
leben wolle führen , das in ja nicht an irgendts ets
was abgehen möchte , helt alſo mit ſeinem Geiſt rath ,
der fagt, mein Herr Fauſte, gedenck deme nicht alſo
ſchwerlid) nach , ich bin dein Diener , und ſo lang du
mich haſt, ſo ſolt du kein mangel haben, ſo ſolſtu nicht
360

trachten noch ſehen nady groſſer Hauſhaltung , denn


wenn du etliche ſchüſſel und fandel haſt, ſo haftu vbes
rig genug, aber eſſen vnd trincken zu vberfommen, das
zu bedarffſtu weder füchen noch keller, ich wil der koch
ynd keller ſein , und beding beyy leib kein Magd, einen
Jungen magſtu wol haben , vnd fo du etwann wilft
ein Köchin haben , ſo kanſtu ſolches in andern örtern
auſrichten, aber ich achte, du werdeſt dich mit mir ge
nügen laſſen , geſte und andere gute Freunde , die dir
guts gönnen , die magſtu wol laden vnd beruffen , und
mit jnen frölich vnd guter ding ſein . D. Fauſtus
ſpricht zu jhm , mein lieber Mephoſtophiles , ich muß
fragen , wie wilflu ſoldes vberfommen ? Der Geiſt
lechelt vnd ſagt, darfür ſorg du nicht, es findt in allen
Königen und Fürſtenhoffen füdyen vnd feller mein, auß
denen wil ich dich ſpeiſen vnd trencken , an fleidern ,
ſchuch vnd ander gewandt ſolſtu auch kein noth haben.
Das getrenck vnd ſpeiß aber zu vberkommen , ſo muſtu
auch etwas darzu thun , nemlich , ich weiß nidyt gahr
dein complerion, was du für ſpeiß gern iſfeſt und für
tranck gern trincfeſt, darumb was du morgens und
abendts haben wilt, fo verzeichne ein jedes tranck und
foſt, lege es auff den diſch , fo folle eß zu redyter zeit
alda ſein. Deſſen erfrewet ſich D. Fauſtus, vnd thut
dem alſo, verzeichnet die koſt vnd bas tranck, wolt fes
ken, was für ein Artus hoff er haben würde. Da
war erſtlich dem Fauſto der tiſch gedeckt, vnd auff dem
tiſch ſtundt ein ſchön vbergültes trinckgeſchir. Als nun
fich D. Fauſtus wil zu tiſd ſeßen , fragt er den Me=
phoſtophilem , wo diß ſchön trincfgeſchirr berfomme, er
antwort, er ſol nicht fragen, denn er hab ihm diß zu
hauß geſchenckt, barauß ſol er trincken. D. Fauſtus
îdwieg, ſahe dody, das Semmel vnd anderſt auff dem
361

Diſch lag , barnach bracht ihm der Geiſt, etran ein


tag , 5. 7. 9. oder mehr richte, die alle warm und
wol bereit waren, desgleichen viel köfiliche getrend , fo
der Geiſt auß Graffen vnd Fürſten höffen hergebracht
hette. Dieſe hoffhaltung hatte er täglich, und der Geiſt
wehrt ihm nicht, was vberblieben war , ſolchs den ar 3
men zu geben, die für ſeine thüre famen.
Er in ne r un g.

Von dieſem Geſprech D. Fauſti vnnd feines heliſchen


famuli iſt wol zu merden , das D. Fauftus Herr im hauſe
ift, båt aber vnd weiß nicht, wie er feines Herrn ftand
hinaußfüren folle, dargegen Mephoſtophiles ift knecht und
diener, er muß im dienen, und im ſeinen ftandt erhalten,
auff das er Herr bleibe, aber zu ende iſt dem D. Fauſto
ergangen , nach dem ſprichwort: Wie der Teuffel dienet,
alſo belohnet er auch . Es möcht aber dem Leſer fürfallen,
es fondte nicht ſein, das der Teuffel dem D. Fauſto alſo
gedienet habe , und das er kont koſt vnd Speiß zutragen ,
vnd ob es ſchon ſein ſolt, ſo würd es nicht können natür:
lich ſein. Darauff antwordt ich , es fan gahr wol ſein ,
denn der Teuffel iſt ein hurtiger vnd geſchwinder Geiſt,
iſt bald an einem ort, und dann wieder an einem andern ,
gleich wie der bliß vom auffgang zum niedergang gehet,
alſo geſchwind iſt er an fletten vnd orten , wie wir denn
ein exempel im Daniel haben, da der gute Geiſt den Abas
cuc bey dem haar erwiſcht, onnd ihn zu dem Propheten
Daniel führet, darmit er würde geſpeiſet. Darumb dann
offt geſchehen , das auch der Zauberer durch ſeinen Aſcen:
denten böſen Geiſt, einem könig vnd Hern auß Orient,
ſein eſſen aus der füchen genommen , und einem andern
in Occident zugeführet. Es meldet Philippus Melan
thon , wie es Manlius in den Collectaneis anzeucht , wie
Dz der Abt von Spanheim, Johannes Trithemius, welcher
ein groſſer Zauberer vnd Schwarßkünſtler geweſen, einmal
gereyſet, nach anzeigung des Wilebaldi Pirchameri, vnd
in ein herberg kommen , da nichts zugerichtet war, da ba:
362

ben etliche ſcherßweiß zu ihme geſagt: Ehrwürdiger Herr,


lieber verſchafft vns ein guts gericht von Fiſchen , da bat
er nur an das Fenſter geflopffet , von ſtund an iſt einer herein
kommen mit einer großen ſchüſſel voller geſottener Hecht.
Dieſe kunſt kundt auch ein Abt zu Fulda, Erlolffus genant,
der verreiſet durch Bretten, nicht weit von Heydelberg, als
er nun auch mit etlichen vom Adel in ein berberg einkeh
ret, da wolt im der Wein nicht ſchmeđen , vnd als er den
Wirt fraget , ob er kein beſſern Wein habe , da andtwort
er, nein , alsbald gieng einer hinein, vnd trug eine groſſe
flaſchen mit Wein , der Wirt ſabe ſolches nicht , als der
Abt aber in ruffen ließ , im ein trund deſſelbigen Wein
bracht, fagt er: Ey , wie köndt ir ſagen , das ir keinen
beſſern Wein haben ſolt, verſuchet hiemit ewern Wein, da
Tolches der Wirt koſtet , vnnd ſolchen herrlichen wein vers
ſuchet, vnd auch ſabe, das man ſonſt keinen Wein geſpei:
ret, denn was auß ſeinem keller kommen war, verwundert
er fich höchlich darob , aber ſeine diener vnd die vmb ihn
waren , wuften wol, was der Abt köndt. Paletes , der
ift ein folder Schwarßkünftler geweſen , das er hat auff
ein Abendtmahl , die aller föſtbarlichſten gericht zu wegen
bringen , und auch wider verſchwinden laſſen können .
Numa Pompilius , der hat auff eine zeit gahr viel geſte
geladen , und durch ſein Zauberey zuwegen gebracht, das
alsbaldt die aller föſtlichſten Speiſen vnd gericht vorhan :
den geweſen , und ſeind die tiſch mit aller köſtlider zier
und bereitung erſchienen. Guido Bitur. Desgleichen
meldet man von einem Thumpfaffen , fo ein grawſamer
Nigromanticus geweſen , lohannes Teutonicus genant,
der ließ ihm in den Panceten im huy viel Speiß vnd
trand zutragen . Item Antonius Morus zu Halberſtadt,
vnd D. Fauſtus diener Johan Wäiger vnd andere mehr.
Auß dem zu ſehen, das dem Teuffel nichts vnmügliches ift,
wenn ihm ſolchs GOtt verhengt. Es iſt aber dem D.
Fauſto ſein wolleben vbel gerathen , und iſt ihm hernach
belohnet worden , wie dem reichen Mann in der helle, vnd,
wie die mißgünſtigen leut, wenn ſie ſehen, daß einem vor
dem andern wolgebet , ſagen , das dirs der teuffel regne ,
alſo bats ihm der Teuffel zuleßt auch wol geſegnet.
303

Das nun auch in dieſer Hiſtoria angezeigt wirdt , wie


Mephoftopbiles feinem Serren ſo fleiſfig auffgewartet und
gedienet habe, wil ich bie etliche gleichnus anziehen .– Ein
Cardinal gieng mit einem andern Bruder vber feldt, vnd
da fie in ein Herberg kamen , ſagt der Wirth , fie folen
ihm gute geſte fein , er würde nun glüd haben , denn er
bette in einer kammer einen böſen Geift , das niemandt
darinnen ſchlaffen kondt, der werde die heilige leut flihen.
Da ſie nun des nachts niedergiengen vnd entſchlaffen was
ren , raufft der Geiſt immer einem nach dem andern ber
dem frenßlein an der platten , da fiengen die Münc an
ſich mit einander zu zanden , und ſagt einer zu dem an :
dern, lieber rauff mich doch nicht, laß mich jeßt ſchlaffen,
da kam der Teuffel abermahl wider, ond züdet dem Gar:
dian beym krenßlein , der Gardian ſprach, fahre hin in
dem namen Gott Vatter , Sohn vnd beiligen Geiſt , vnd
komme zu vns in das Kloſter. Da er das ſagt, ſchlieffen
fie ein , vnd hetten rube. Da fie nun wieder in das Klos
fter giengen , laß der Teuffel auff der ſchwellen der pfor:
ten vnd ſchrie, bene veneritis Herr Gardian, fie aber was
ren ſicher , vnd meinten , fie hetten ihn nun in ihrer ges
walt, und fragten in , was er wolt, antwort er, er wolte
ihnen im Kloſter dienen , vnd bath man wolt in irgent
an ein ordt ordnen , da fie feines dienſtes bedürfften vnd
ihn finden köndten , da wiſen ſie ihn in einen windel der
Küchen , und damit man ihn kennen kondte , zogen fie im
ein Münchskappen an, vnd bunden ein ſchellen daran als
ein zeichen, dabey man ihn kent, darnach rufften ſie ihm,
das er ſolt Bier holen , da hörten fie die ſchellen , und das
er faget, gebt gut geldt , ſo wil ich auch gutt bier brin.
gen , iſt alſo bekant worden in der ganßen Stat , wen er
vor einen keller kam , das man im nicht wol gemeſſen het,
ſprach er , gebt vol maß vnd gut bier, ich hab euch gut
gelt geben. Es veriret in aber der küchenbub, der ſchüttet
im ftetigs in ſeinen windel viel vnſauber ſpillici , vnnd
vbergoß in, das er in offt bath, er Tolle in zufrieden laſ
fen , aber er wolt nicht, und thet ihm je lenger je mehr
trangs vnd vnwillen , da erzűrnt er ſich ob dem Küchens
buben , und nahm ihn, vnd Hengt ihn an einen balden, da
364

das der Gardian erfuhr, gab er ihm vrlaub. – Ein Eder


man nicht weit von Torgaw geſeſſen, gieng ſpaßieren, da
begegnet ihm einer, den fragt er, ob er ihm wolt dienen,
denn er bedürfft eines dieners, da antwort er, ja er wolt
ihm dienen , fragt ihn der Edelman , wie er hieß , ſprad
er auff Böhmiſch, Würde, wollan, ſagt der Edelman, gehe
mit mir heim , vnd führt in in den Stall , und weyfete
ime die Pferdte, der er ſolt warten. Es war aber der
Edelman ein Gottloſer Menſch , der ſich auffm Stegreiff
nebrete , darzu er denn ein guten Anecht hette bekommen .
Einmal reit der Edelman hinweg, vnd befahl im ein Pferdt,
das ihm ſehr lieb war, das er deſſen ja rolt vleiſſig war:
ten. Da nun der Jundherr hinweg war geritten , führt
der Knecht das Pferdt auf einen hohen Thurm, da nu der
Edelmann wider nach ſeinem Hauß geritten kam, fandt in
das Pferdt, fing an zu ſchreyen, vnd fladt den Kopff oben
im Thurm zum Fenſter heraus , des er fich ſehr verwun
dert, vnd fragt, ſo baldt er abftig, wo ſein Pferdt were,
der Knecht ſagt , er habe das Pferdt nach ſeinem befehl
vleiſſig verwartet, und weiſt ihm , wo das Pferdt wer, das
muft man darnach mit groſſer mühe vnd arbeit, ftriden
und feylen herunder vom Thurm laſſen . -
Vber das bes
gab ſich , da der Edelman auff der Beut war , das ime
die, ſo er beraubt hette , nacheilten . Da ſprach der Knecht,
Jundherr , gebt eylendts die flucht, vnnd ſteigt ab vom
Pferdt , kam baldt darnach wider zu im , vnd ſagt, er
bette jren Pferden alle Huffeyſen genommen, das ſie nicht
betten können fort kommen , und klingelte mit dem Sad,
in welchem die Eiſen waren , vnd ſchüttet ſie heraus.
Auff ein ander zeit , als der Edelman eines todtsſchlags
balben gefangen lag, rufft er ſeinen Knecht vmb hilff an .
Da ſagt er , er kondte im nicht helffen, denn er hette ftarde
eychene Hoſen an , mit eyſern Schendel gebunden. Aber
da der Edelman anhielt und fagt, er köndte im wol helf
fen , ließ fich der knecht vberreden, vnd ſprach: ich wil dir
Beiffen , du muſt aber nicht viel mit den henden für dich
fladern vnd ſdirmſtreiche machen , denn ich kann es nicht
leiten ( meinete ein Creutz für ſich machen ). Da nahın er
ihn und führet in in die lufft mit den fetten vnd feſſeln ,
365

und da fich der Edelman in der höhe fürchtete , idroe er


vberlaut , hilff Gott , wo bin ich , da ließ er in binunder
in ein pful fallen, kam beim, zeigts der Frawen an , vnd
ſagt ſie wolte ihn holen laſſen, da ſie es aber nicht glau
ben wolt , ſprach er , warumb ſie ihren Jundherrn nicht
wolt loß machen , er fäſſe dort in einem tieffen pful im
ftod gefangen , da lieff die Fraw mit ihrem geſindt flugs
hin, fandt ihn alſo liegendt, vnd macht ihn loß.

Das Vierzchende Capittel.


Folgt, wie D. Faufti bebauſung beſchaffen geweſen , und
was für ferners geſpred er mit ſeinem diener Mephos
ftopbile gehalten hat .
AIS D. Fauſtus nunmehr nichts ſorgen dorfft, wo
er eſſen vnd trincken befeme, wolte dennoch Mephoſto
philes, er ſolt fich nicht argwohnig vnd verbechtig ma
chen, ſonder ſeiner güter vnd haußhaltung , was im
von ſeinem Vettern legiert und verſchafft worden, auß
warten , dem hat er nicht gefolgt. Es war aber diß
jar ein vnbequeme zeit , da die frucht nit wol geraten
war , dennoch ſchnitte er breyfach mehr von ſeinen ger
erbten gütern , denn ſein nechſter Nachbahr, desgleichen
von ſeinen Wißwath, von Hew vnd Ohmet. 3ch muß
hierinnen ein wenig ſtill ftehen , vnd den Herrn M.
Caſparum Moir von Loca in Sachſen bürtig, der mit
D. Fauſto derſelbigen zeit kundſchafft hatte, glaublichen
bericht thun laſſen , wie das ſein Mephoſtophiles in
dieſer zeit des Sommers, alles , ſo Fauftus auff dem
felde gehabt , in die Stadel vnd behauſung geſamlet,
e8 hatte aber Fauſtus fich dennoch des Mephoſtophilis
trewe lehr vnd vermanung nit wollen bewegen laſſen ,
vnd das im nachteilig ſein möchte, nicht achten wollen ,
ſonder ſeine feldtgüter weder verleihen , noch genieſſen
366

wollen, ja wüſte liegen laſſen, feiner ſchwelgerey nach


gangen, viel zechbrüder bey jm gehabt. Gs meldt aber
Moir , das noch nit viel Studenten rechte funtſchafft
mit im gehabt, vnangeſehen das es ' wol 2. jar damit
verloffen, ſonder bey im hatte er niemands den Alchy
miſten, Goltgründer, und dergleichen . Was thet aber
ſein diener Mephoftophiles derer zeit ? da ſagt dieſer
Moir weiter, als er ſahe, das er die gabe Gottes , ſo
auff dem Felde , ihm für andern reichlich gewachſen ,
nidyt geacht, da habe Mephoſtophiles alles geſamlet,
Pferdt vnd wagen außgeſpannt für ſich ſelbs, und das
alles herein bracht. Da nun ſoldy trewer dienſt der volle
Doctor Fauſtus geſehen , und dennoch ein weg wie den
andern jhm an koſt, ſpeiß vnd trand nidits abgangen
iſt, hat er erſt dieſer treven warnung ſeines famuli
gewar werden vnd abnemen fönnen , das jederman eis
nen gewiſſen verdacht auff in faſſen würde. Den weil
er ja von dem lufft nicht leben konte , würde folgen ,
das er zu Wittemberg in der ganzen Vniverſitet müchte
für einen geacht werden , der ihm alle nothturfft mit
Zäuberey vnnd Schwarzen kunſt zu wegen brecyt, wie
ihm vormahls widerfahren war, danckt demnach ſeinem
Geiſt, der ihn auch alsbald im anfang gewarnet hatte,
wie er den auch ja feine eingeſamlete güter fondte
nunmehr zu einem hohen wehrt bringen. Gins aber
bitte ich, ſagt Doctor Fauſtus zu ſeinem Geiſt, o Me=
phoſtophiles , gib vnd ſchaff mir auch Gelt , den idy
gahr geneigt bin zu ſpielen , welches mein fürnembſt
exercitiu in iſt, wil darinnen die zeit vertrevben, dann
ſo ich Geldt habe , hoff ich, es werde mir nichts wei
ter mangeln , ich wil auch kurzumb auſſerhalb meines
hauſes, mit guten Freunden vnnd Herren meine frewde
vnnd zeit vertreiben , wund andere luſt mehr büſſen
1
3307
50 .

100

377

BULUURIDI

382

f
367

denn ich hab deinem Fürſten mich nicht darumb ſo


hoch verobligiert , das ich ein Mönchiſch leben führen
wil , ſchaff mir gudt leben , vnnd verrichte darneben
was das meinig iſt, verſeume es nicht. Der Mepho
ſtophiles antwortet, mein Herr, wie hoch ziehet ir mich
an , was hab ich euch je verſagt, Fauſtus antwortet,
ich wil wiſſen , wie du es denn endtlich meineft , ob
dem alſo oder nicht? Denn als ich in der Theologia
ſtudirte, da ſagt Chriſtus Johan. am 8. Er der Teuf=
fel fey im anfang ein Mörder und Lügner geweſen,
da respondendi .
Antwort und gegenbericht, ſo Mephoftophiles thut.
Ich kan nicht vnterlaſſen , mein Herr Faufte, dir
etlichermaſſen fürzuhalten , wie hoch dir eines Procu
rators vonnöhten fer , der dir allezeit das wordt thu ,
weil du didy ſo verdechtig machſt , damit du nicht in
ein gefahr kommeſt. Den fihe nur , wie du in der
Stadt fo mechtig fehr beſchreit biſt, da man ſagt und
mummelt, wie es doch komme , das D. Fauſtus erſt
lich ſo eingezogen geweſen , jekundt aber faſt nichts
thu , dann das er pancethiere , mehr ſo hab er hie
brauſſen liegende felbtgüter , derer wardt er nicht, und
wenn ich durch mein geſdwindigkeit die nicht hett ges
ſammlet vnd eingebracht, ſo werſtu noch verdechtiger,
du ſolteſt did ), doch ein Jahr oder etliche eingezogen
halten. D. Fauftus antwortet, und ſagt, ja, Me=
pboſtophiles, es iſt nicht ohn, und ich dance dir noch
mahls deiner getrewen warnung , aber es wirdt mir
ſchwerlich fallen, darumb wil ichs hiemit genglich her
auß ſchütten , nemlich wilſtu nicht alles dasjenig thun
vud verrichten , was ich haben wil , vnd mir meine
vbrig zeit alle nothturfft verſchaffen , ſo ſag ja oder
368

nein. - Merboſtophiles fahe, das Fauſtus fich febr


erzärnt hette, antwortet doch darauff, wolan, mein Herr
Fauſte, ich bekenne es , das ich dein Diener bin , vnd
ſduldig , bir gebürlichen gehorſam zu leiſten. Damit
du mich nun nicht anzeihen mögſt, wie du ſagſt, Chri
ftus hab geſprochen , der Teuffel ſey ein Lügner vnd
mörder , ſo ſolſtu fehen , das kein vnwarheit an mir
ſein ſol, ich wil dir Geldt verſchaffen , folt es auch
auß dem Wechſel zu Venedig , fommen , Tuch und kleis
dung hab ich zu Augßpurg, Nürnberg , Hamburg, in
Engellandt, und ſonſten allenthalben , ſo baſtu ja biß
daber noch keinen mangel an eſſen vnd trincfen , cins
aber bit ich, dieweil etliche dich sarumb werden anfeins
den, daß dir wolgehet, fo halt auch dein zuſagung vnd
verſprechung, da du dich mit deinem eignen bludt vers
ſchrieben haſt, du wolleſt alle diejenigen verfolgen , die
dir nichts werden - guts gönnen, deſſen erinnere ich dich
nochmahls. - D. Fauſtus gab im wieder gute wort,
vnd fagt, ich hab nie fein zweiffel in dich geſeßt, aber
das du haben wilt, ich fol ein ftill eingezogen leben
führen, das kan ich nicht, iſt mir auch nicht vonnöhe
ten , ihr Teuffel findt auch nicht ſolche gefellen , das
ihrs zugeben würdet oder föndt, darumb ſo laß dein
lebr fallen , und lehre midy ſonſten dafür alle ſchelmeren.
Nach dieſem Geſprech hat der Geiſt in nicht mehr
begünt zu ſtraffen, ſonder feinen willen erfüllt, hat im
geldt zugetragen, iſt in die Kramläden gefaren, jetzt da
denn dort ein tuch geſtolen , ſchuch von Schumachern
genommen, ja alles dasjenig ihm verordnet , was im
nothwendig geweſen , ſonderlich auch an Bethgewandt,
als Phülben , Küſſen, Leilacher. Kein holt hat er nie
gefaufft, vnd hat dennoch ein großen vorrath gehabt.
Aber bernach wolt es der Geiſt nicht mehr treiben,
369

ſonder D. Fauſtus muſt auch mit ſeiner kunſt vnd


Zauberey etwas außrichten.
Er i nne r un g.
Man ſagt im Sprichwordt : Simile gaudet simili :
Suum cuiqe ; pulchrun : Semper graculus ascidet gra.
culo, gleich vnnd gleich geſellt ſich gern , ſagt der Teuffel
zum Köhler. Alſo hat D. Fauftus fich zu ſeinem Geift
gefelt, er aber hat darumb nicht ſagen können , der Geift
fey ein jrdiſcher Diener, der im viel guts gönne, ſondern
er ſicht, das er nicht beſſer denn er felbeſt rey , darumb,
der Geiſt nicht viel an im hat wollen ftumpfiren vnd veri:
ren , denn er bet jhm ſeine kunſt niederlegen können. Aber
das iſt war , keines Polags war er beſſer, dann rein die
ner, darumb er fich rieb an einem ſchwarßen keſſel. Wil
derohalben auff dieſe zwey erzehlte ftüd, was für nichtige
andtwordt, frag vnnd fag , einer dem andern hat fürge.
halten, kurß anzeigen .
Erſtlich , das D. Fauſti Geift ihm ſein frucht im felde
eingeſamlet, vnnd das er ihm was zit ſeiner Leibsauffent:
haltung nothturfftig ſein möchte, ja auch Geldt zu bekom:
men verſpricht, iſt die Frag, ob ſolchs dem Teuffel müg
lich fey ? da antwurdt ich , ia. Den belangent das fein
Geift ihm ſeine frucht eingeſamlet hat, wolt ich mit vielen
erempeln darthun , das ſich der Teuffel offtmals in Menu
ſchen und Viechgeftalt verendert hat , alſo hat er domahls
auch gethan . Das aber weiter gemeldt wirdt, das er dem
Doctor Fauſto kleidung und andere notturfft zugetragen
hat und gebracht, das iſt im auc mūglich , denn ſolches
ficht man vielfeltig an den Heren, die ſich dem Teuffel er:
geben , da denn der Teuffel irgendt an einem ort, Eyer,
Butter, Milch, Geldt und anderſt ſtilt, und es dahin führt,
da es die Heren hin haben wollen , alſo kann auch der
Teuffel im Winter obs und andere zeitig frucht den Zäus
bern zubringen , welches er auß India oder Africa holet.
Denn in denſelben Landen trifft ſich der Sommer vnnd
Winter nicht ein mit unſern landen , wie wir weiter hör
ren werden von der Fürſtin von Anhalt , das alſo der
11 . 24
370

Geiſt woi ſagen mag, das alle Küchen vnd Keller, Kräme
vnd läten ihm gehören, denn er iſt ein hurtiger geſchwin
der Geiſt, und iſt jeßt an einem, dann an andern ort vnd
enden . Ferner das D. Fauftus begert, ſein Geift fol im
gelt ſchaffen , tas kan der Teuffel auch , aber wan daſſel:
bige gelt in andere hende kompt , ſo verſchwindet es , wie
man von Paſete ſæreibt, das wen er etwas vmb gelt ges
kaufft, so iſt im das gelt wider zu feinen henden kommen,
vnd bey den verkauffern nicht blieben , daher erwachſen iſt
das Proverbium : Rasetis semiobulus wie ich auch in
meiner jugend einen buben zu Schwäbiſchen Hall , den
Moßbacher genent , gekennt habe , der war ein zimlicher
Zäuberer, vnd hatte viel ſtüdegetrieben, unter andern auch
eins, das in Sommerzeiten, ſo man Kirſchen, Erdbiera vnnd
ander Obs feil gehabt, er die Mardbeurin auch alſo ver:
blendt hat , das er jnen pfennig vnd freußer geben , vnd
wenn fie es in ſedel gethan, iſt es verſchwunden. — Zum
andern wirdt auch angezeigt, wie D. Fauftus fein Datum
ſo gabr auff das freſſen vnd ſauffen geſeßt, da er zu fei
nem Geiſt ſpricht, ich wil kurßumb, das du mir gut leben
fchaffeft, vnd das iſt eben diß , warumb er fich dem Teuf
fel ergeben hat , wieder den Propheten Eſaiam , der im 5.
Cap, ſagt: Wehe denen, die des Morgens früh auffftehn,
des fauffens fich zu befleiſſigen , und fißen biſ in die nacht,
sa fie der Wein erbißiget, vnnd baben Harpffen, Pſalter,
Vauden , Pfeiffen und Wein in ihrem wolleben . Dieſe
ernſtliche träwung hat D. Fauftus in windt : geſchlagen,
viid wieder Gottes gebot, mit frefſen , ſauffen , ſpielen, dan
Ben vnnd ſpringen Fein leben alſo zugebracht. Ich wolt
bie zur Tehr die $. Schrifft weitleufftig anziehen , wieder
welche ein ſolch vnordentlich leben iſt, aber wir hörens
täglich in der predigt. Luce 21. ſpricht der HErr Chri
ftus : Caft ewer herß nicht beſchwert werden mit freſſen
vid fauffen. Zudem , To bringt das vberflüſſig leben nichts
guts, frendt den leib vnd anderſt mehr, davon ich ein ges
faridt ſagen muß, von Claus, des Churfürſten Johan Fries
serids in Sachſen, Narren , das ihre Churfürftliche Gnad
an einem Abend het zu viel gezedt, und klagt am morgen
ubere haupt. Da ſprach Claus , wieder an, Herr Frides
371

rich, wieder an, der Fürſt ſprach : Ja wol Clauslin, was


würde dann wol darauß werden ? Claus antwortet: Ein
Narr würd darauß, wie ich lang geweſen bin.
Es diſputirten an des Churfürſten taffel etliche gelers
ten von der trundenheit, das nam Claus Narr war, trat
binzu vnd ſprach , was köndt ir von dieſen dingen reden,
als die ihrs nicht verſucht noch erfahren habt. Sihet einen
volen Menſchen an , am ſelben werdet ihr lehrnen , was
fauffen und ſchwelgen für ein ungeheur vnnd abſchewlich
lafter ift. Das er als ein Narr, die hochwißigen kan ſtrafs
fen, zeigt auch damit an , wie ſolch laſter leider in dieſer
ießigen leßften zeit zu hoffe in vsu vnnd gewonheit iſt,
wie für wenig jahren ein alter Fürſt die gewohnheit ge
babt , das er zu ſeinen vom Adel von einem Tiſch zum
andern getretten , vnd ihnen alſo zugeſprochen : Jhr lieben,
freſſet , faufft, ſpielet, buret vnd thut alles was ihr wollet,
allein werdt nicht lutheriſch. Das war Doctoris Fauſti
meinung vnnd leben auch die heilige Schrifft gilt leider
nichts mehr. — Man zechte in einer Geſelſchafft, und fien:
gen die Zechbrüdere an sine ordine zu ſchreyen , da höret
folches ein vernunfftiger vnd ſprach, Exit sermo inter fra
tres , als ſie das höreten, vnd der ein weiß, und der an :
der ſchwarß redete, da ſprach der vorig aber, loquebantur
variis linguis, zuleßt da der Hader angieng, vnd die Zech
brüder mit einander taumelten , ſprach er : Estote nunc
fortes in bello , damit gieng der danß an , vnnd war ein
vnordig weſen . Hiemit fol des D. Fauſti eigner reim
beſchrieben werden, den er, als er erſtlich in der Medicina
ftudiret, für ſein Symbolum führet, aber er iſt dem zuleßt
nicht nachgangen :
Credite mortales, noctis potatio mors est:
Die Nacht mit Zechen bringen zu ,
Das thut kein © dh8, kein Schwein node Kuh.
Zudem liſt man vom Socrate,
Der aß nicht baß , vnd trand nicht eh,
Biß ihn der øunger darzu trieb,
Darumb er flug vnd krefftig blieb,
Wer iſt jucunde, das iſt wol,
Cum voluptate trindt, der for
Gewiß und ſicher ſein , das er
zum ſatten alter tommen werde
372

O Fauſte, hetteſtu dich dieſer deiner regel gebraucht, ſo


wer dein alter mit Gottes bülff erlengert worden. Chry
sostomus ſagt Sermone 1. De Lazaro et Epulone, Quis
quis in temulentia totos dies agit , quisquis in deliciis
et ingurgitatione suas cogitationes defigit, sub Diaboli
tyrannidem redactus est.
Mer täglid frein vnnd ſauffen thut,
Den hat gewiß der Teuffl in but.
S. Augustinus : Ebrietas est blandus Daemon, dulce
venenum , suaue peccatum .
Ein ſchmeichler Teuffl, vnd füffes gifft,
Ein leicht geacht Sünd den voin trifft.
Abermahl hat D. Fauſtus in ein Arßney Buch diſen
reimen geſchrieben :
Corporis atque animi mors est impletio ventris,
Liberat à morbis sobrietas variis .
Nimmermehr lehr vnd all tag voll,
Thut weder leib noch Seelen wol,
Thut bleng nicht gut, folg meiner lehr,
Zu nüchterkeit dein leben kebr.
Vnd iſt wahr , ein fauffer hat die nacht kein rube, er
ligt vnd fröchſt , ihm iſt nicht wol, ſchlefft er ein , ſo hat
er ſchreckliche träume, des morgens wen er auffſtehet, ſo
er anderſt kan , befindt er ſich noch beſchwert, der kopff
thut ihme wehe, der ganß Leib ift math, als wan er zer :
ſchlagen were. Er hat zu feinem ding kein luft , weder
zur arbeidt, noch zum eſſen, noc züm trinden , er fißt als
were er an kopff geſchlagen, da folgt alsdenn der ſchwin:
del, rote augen, böſe bleiche farb, mancherley Fluß, Schnupfe
fen , Halßgeſchwer, feule an Lungen und Leber, böſer Mas
gen, Colica, Hefftmutter, Stranguria, tunderheit der Au
gen , böſe Gedechtnuß, Taubheit, Lähme der glieder, zittern
der Hende, Zipperlein, Schlag, fallende Sucht, der Krampff,
Stein , Waſſerſucht, Gelbſucht, Nauden, und wer wil es
alles erzehlen ? Endtlich folget verkürßung des Lebens, das
er noch vor ſeiner zeit ſterben muß. " Solches müſſen alle
erfahrne Medici bekennen . Das trifft doch nur den Leib
an , wie wil man ſich aber bey GOTT verantworten ?
Zum dritten meldet D. Fauſtus , wie er ſo gahr geneigt
373

zu dem ſpielen fey, darumb for ihm Mephoſtophiles vorrath -


an Geld ſchaffen. Vnd iſt nicht ohne, das mancher ſo ſehr
darauff verbrecht iſt , das er ſchier darfür nicht ſchlaffen
tan , es iſt ihm kein geldt ſo lieb, ia er acht weder Weib
noch Kinder , alſo ſehr kan mancher ein Abgot drauf ma
den , vnd obſchon in ehrlichen zechen feine kurßweilige
geſprech gehen, jedoch ro baldt ein Spielteuffel ein farten ,
würffel oder anders erſicht, ſo zerſtört er das lieblich ges
ſprech, und lacht ihm das Herß im leib, dieweil er zu ſpies
len bekompt, gebet denn das ſpiel an , ſo können die Spie
ler kaum erwarten , das ſie außwerffen ſollen. Wie man
ſagt , das etliche bey einander geſeffen , vnnd mit karten
geſpielet haben , vnd einer denn andern hieß frey zuſtechen,
da ſey Claus Narr behendt zugelauffen , und habe alle
meſſer zuſammen geraffelt, das nicht hader darauß würde.
-
- Vnd diß alles wer zu verbeiſſen , wen je einer fein gut
wolte vnnüßlich verthun, und begehrte fich, Weib vnd Kin
der in Bettelftaub zu bringen, wenn nur im Spielen die
grewliche Gottslefterung nicht mit underlieffe, es verbirgte
ja wol mancher erftlich im herben , das er mit Gottsſchwu:
ren nicht berauſſer fehrt, aber fein herß iſt vou Gottes
lefterung, und bricht ihm zuleßt der Kropff auff, wenn er
ficht , das er kein glüd noch ftern zum Spielen hat , und
würfft alsdenn die Gottesfluch herauſſer. Man kan aber
etliche erempel beybringen , daß der liebe Gott ſich an den
Spielern vnd Gottesleſterern gerochen hat , denn es heift :
Du folft den namen deines Gottes nicht vnnüßlich führen .
Man ſchreibt von einem Spieler , der alle fein geldt
verſpielt hatte biß auff einen pfenning, darüber er im zorn
gabr grewlich geflucht, und ſich dem Teuffel ergeben , der
ihn auch endtlich geboret. - 3u Eslingen ift ein farmardt
am tag S. Catharine, da iſt auff ein zeit ein Edelman zu
Mard geweſen , der viel Geldt hat verſpielet, da es nun
dundel worden , befihlt er die Pferdt zu bringen , damit er
noch heim reiten kondt, unter ſeiner räyß vnd ritt hat er
immerdar an ſein verlohrne geldt gedacht , und mit ihm
felbft geredt, vnd einen Gottsſchwur vber den andern gethan ,
der knecht hat ihn getrewlich gewarnet, mit anzeigung, fie
weren nun in Welden, Gott konde ſeinen zorn und Araff
374

zeigen , darüber er noch grewlicher geflucht, indem ſtoſſen


ihm etliche Reuter auff , welches lauter geſpenſt waren ,
mit groſſem gedreſch vnd getummel , die vmbgaben den
Edelman mit ftoſſen , das er halb todt vom Pferdt fellt,
nun war aber ſein diener ein vernunfftiger ftarder jung:
ling , eplet zu ſeinem Jundherrn vnd errettet jbn , jedoch
ritten ſie die ganße nacht irr , zu morgens haben ſie den
Edelman in das Kloſter Bebenhauſen geführt, da er drey
tag krand gelegen vnnd geſtorben , davon dann auch Jo
ban Manlius meldet. Man kondte auch andere Erempel
vom Spielteuffel anziehen, aber ich wil diejenigen To weis
ter wiſſens begeren , auff den newlich getrudten außgegan
genen Spielteuffel remittiert haben. Es meldet auch Moir
ſonderlich, das D. Fauſtus ein grewlicher Gottesleſterer
rer geweſen , wie dann wol zu glauben , wen man auff
ſeine articul, in denen er ſich dem teuffel verobligirt, ach :
tung hat. Zum vierðten wil der Teuffel kein Lügner
ſein , vnd wiederſpricht dem ſpruch Chriſti, ſo ihm D. Fau:
ſtus fürgeworffen , das er ſey von anfang ein Dieb vnd
Mörder geweſen . Wir Chriſten aber glauben , das die
ewige Gotheit , Joh . 8. ihn nicht alſo vergebens hat ge
fcholten.Der Herr Chriſtus ſpricht, die warheit ſey nicht
in ihm, wenn er die Lügen redet, ſo redet er von ſeinem
eigen, denn er iſt ein Lügener vnd ein Vatter derſelbigen .
Solches ficht man an den verlognen Menſchen , welche ins
ftrumenta des Teuffels findt, von welchem als von ihrem
Vatter, ſie ſich vom weg der warheit abfüren laſſen . Das
ber Claus Narr nicht vnrecht geredt hat, wenn ein Hoff:
(dranß ein vnwahrheit hat fahren laſſen , neben hin Füchß
lein, neben hin, iſt auch ein weg, oder ſprach, macht thür
und Thöre auff das der im kropff nicht erſtice. Es
kam dieſer Claus Narr einmahl in die Küchen , und wolt
ein Süplein baben , die gab im der Koch , Claus ſprach,
die ſup iſt gut , das Fleiſch wirdt auch gutt rein. Der
Koch gab ihm Fleiſch, er aſſe, vnnd ſprach, das Fleiſch iſt
gut, der Ochs wirdt auch gut ſein , der Koch weiſet ihm
bauſen einen ſchönen Ochſen und ſprach, von dieſem Och
ſen haſtu geſſen . Claus antwort, o nein lieber Geſel, das
.wirftu mich nicht vberreden, denn mein Fleiſch, das ich aſſe,
375

hatte feine földhe lange Hörner, wie dieſer Ochi hat, wolte
damit eine grobe vnbehende Lügen bedeuten.

Das Fünffzehende Capittel.


Ein beſchreibung, das D. Fauftus fich vnterſtanden , das
er möcht mit ſeinem Geiſt von allerley diſputiren , was
ihm vngefehrlich einfallen möcht, darauff ſeines Dieners
Mephoſtophilis antwort vnd vergünſtigung folget.
Doctor Fauſtus hatte greidwol gute tag und leben,
weil ihm gahr nichts gemangelt hatt , jedoch als ein
Menſch, gedacht er dennoch, was er ſich gezeyhet , das
er ſein leib vnd Seel in die ewige verdamnuß geſtürzt
hette , das er auch kein kirchen noch communion beſuis
chen wolte. Derohalben er bey jm alſo diſputirte :
Wolan, die Kirche iſt mir verbotten, die ſol ich fliehen
vnd meiden , ſo wil mein Geiſt, ich mache mich ver
dechtig, das ich dem wolleben oblig , ba diſputire man,
was iſt baſe oder Fuchs ? Es iſt ja weniger verdecht
lich, das ich pancetire, weil ich meine Vetterliche güts
ter noch habe , darauß menniglich ſchließen fan , das
ich darauff reße, dieweil werde ich wol ſehen, wo ich
anders bekomme, ſo hab icy weder Weib noch Kinder,
vnnd bin von wegen meiner Arzney ſchon in einem
groſſen anſehen , tregt mir auch földs ſdon täglid) ein,
was darff denn mein Geiſt ſich vnderſtehen mir für
zuwerfen, ich mach mich gahr verdechtig ? iſt das nicht
viel verdechtiger , dieweil dieſe Vniverſitet vnd Stadt
Wittenberg, ſo auff mich ſonderlich adytung gibt, möcht
ſchlieſſen , Doctor Fauſtus beſucht kein Kirchen , noch
die Sacramenten , es wird nichts guts hinder im ſte
cen , ſondern vermutlich , 03 er iſt ein Gottloſer vnnd
verädyter vnſer Religion , nun aus ſoldiem gemeinen
376

mummeln und fagen , liegen ſie nicht , dieweil dann


mein Diener vermeint , er meine eß ſo gutt mit mir,
fo: wil ich ihm auch ſo viel einft gehorſamen , damit
ich ihn nicht erzürn . Und das ich meiner obligation
ein genüge thu , ſo hab ich bey mir noch die Bibel,
vnd ſonſt noch viel ſchöner Bücher , darinnen zu leſen
iſt mir nicht verbotten , wil alſo daheim mein Kirchen
anſtellen , und wenn ich denn je gleich dem Teuffel
mein leib vnd Seel vbergeben muß, ſo bin ich doch ſo
gahr kein vnmenſch, muß dennoch auch je zu zeiten an
ben lebendigen Gott gedencken , wie er alles erſchaffen
hat, angeſehen , das auch die Heyden , ſo den wahren
Gott nit erkent haben , dennoch etwa weit kommen ,
vnd angefangen vber den irdiſchen creaturen auch das
himliſche vnd vnſichtbar weſen zu ergründen, vnd bars
auß zu ſchlieſſen , nemblich das ein wahrer Gott ſee ,
ja die vnuernünfftigen Thiere die führen vns zu fol
cher Grkenntniß Gy warumb folt ich nicht einmahl
an Gott gedencken ? Gs muß mein böß gewiſſen dem
Teuffel nicht allezeit fo offen ſtehen, es iſt dennoch bety
mir ein kleins fündklein einer liebe gegen Gott , wer
weiß , Gott mödyt ſich mein auch noch erbarmen .
Bald barauff iſt ihm Mephoſtophiles erſchienen vnnd
hat įm ſein gedancen fürgehalter, ſprechend: Fauſte
mein Herr , ich wil dir deines fürhabens halber gahr
nicht zuwieder ſein, denn wir Geiſtere ſelbs müſſen an
an dem Gott Schöpffer aller Creaturen vnſere luft ſex
hen , die wir viel mehr in dem Paradys geſehen haben,
ey warumb wolt ich dann deinen gedancken zu gutem
nicht ſtatt geben ? Eins bitt ich dich berhalben, gewehr
michs, deinem 4. Articul thue ſtatt, was den die Bi
bel belangt, die du wiederumb fürhabens zu leſen biſt,
paheim fol dir die erlaubt ſein , ale nemlich nicht mehr,
377

denn das erſt, ander und fünffte buch Mofes , der an


dern alle ohne den fob, folſtu müffig gehen, den Piala
ter Dauid laß ich nicht zu, desgleichen in dem prewen
Teſtament magſtu die drey Jünger, fo von thaten Chri
fti geſchrieben haben, als den Zölner, Mahler vnd Arkt
leſen , (meinet Mattheum , Marcum vnd Lucam ) den
Johannem meide, den ſchweßer Paulum , vnd andere ſo
Epiſtel geſchrieben , laſſe ich auch nicht zu. Darumb
wer mein rath, wie du anfenglich in der Theologia
geſtudiret, nemlich in den alt Vättern , das du darin
nen fortfahren möchteſt, ſo haftu dich auch verſprochen ,
du wolleſt der Dreyfaltigkeit abſagen , wolleſt auch das
von nicht viel diſputiren , noch von der Tauff vnd Sa
cramenten, dieß aber zu diſputiren iſt dir auch erlaubt,
als von Ceremonien , Meß, Fegfewr, Sophiſterey), Le
genden , Concilien und Schultheologey, auch andern ſau
den. – D. Fauſtus erzürnt fidh, ſagt, ja lieber Ger
fel, du werdeſt mir nicht allezeit inaß und ordnung
geben, was id ; thun fol ? Mephoſtophiles viel rafen
- der vnd zörniger , gab ihm dieſe antwordt : So fage
und fd were ich bey meinem höchſten Herrn , ſo under
dem Himmel ein Fürſt regieret , bu mußt diß meiden ,
vnd dieſe angezeigte Bücher, ſo ich dir verbotten , ver
folgen vnd darinnen am wehnigſten leſen , oder dir ſol
eins begegnen, bas bir beldwerlich fallen wirbt. - D.
Fauſtus antwort , Nun leider fihe ich , wie hoch ich
mich) an Gott vergriffen habe , vnd wie vermeſſenlid
ich mich laut der articul verobligieret habe. Wie ge
ſchwindt malet es mir der Teuffel für ? und wie iſt
er doch ſo mechtig barob abgerichtet ? Wolan, ſagte er
weiter , etliche Bücher muß ich verfolgen , vnd weder
von jnen hören noch diſputiren , ſo wil ich dennoch
(du maciſts gleich wie ou wilft , fintemahl mir etliche
378

ftücke auß der Bibel verbotten ſein, nicht zu leſen, noch


viel weniger die Kirchen zu beſuchen ) das du mir ver
heiſſeſt , das du mein Predicant reyeſt , und mich mit
kurßipeil , wen ich in hohen gedancken lig vnd zu difs
putiren luſt habe, als ein bober erfahrner Geiſt, alles
dasjenig mit that vnd warheit berichten wolleft, was
ich in meinem diſputiren von dir fordern werde. Diß
bat ihm ſein Geiſt trewlich zugeſagt, wie hernach vol
gen wirdt.
E r i nne r un g.
Die oberzehlte vnterredung gibt zu verſtehen , das in
Doct. Fauſto noch etwas vernunfftige gedanden ſteden, vnd
die Seel oder der Geiſt ſeiner vernunfft wirdet , und er:
wermbt fich noch in ſeinem berßen , das er feinen almechs
tigen ſchöpffer vnd Gott noch nicht ſo gang und gahr auß
dem herben ſchlagen kan , vnd left fich alſo anſehen , das
in ihm noch ein fündlein einer liebe gegen Gott ſein
müchte. Das aber wil ich anftehen laſſen vnd dis ſagen ,
daß ein Sprichwort iſt , wie der Mundt ift , ſo fol das
Herß auch ſein. Nu iſt aber wol zu beſorgen , D. Fau :
ſtus habe des Judas JBcarioths liebe vnd gedanden gehabt,
der Chriſtum in dem Delgarten füfſete vnd ſagte, gegrüſt
ſeyftu Rabbi . – Was nun die bücher Moyſes angebet, ſo
der Teuffel dem Fauſto zum theil verboten, zum theil zu:
gelaſſen , ſo iſts an deme, daß zu allen zeiten durch einges
ben des Teuffels etliche findt entſtanden , ſo daranne gang
viel getadelt. Wie dan Hieronymus meldet, das die Ras
binen der Juden ſollen verboten haben , das 1. Buch Moſis
nicht zu leſen, auch darinnen nit viel zu grublen, es wer
denn einer vber die 30. iar alt. Denn es würde darinnen
nichts anders tractirt vnd gehandelt , denn von den alten
vättern , wie ſie Kinder gezeugt , beurat gemacht, vnd an.
ders. Das im aber dennoch etliche bücher Moiſis, als das
1. 3. vnd 5. zugelaſſen worden , iſt daraus abzunemen ,
das der teuffel vermeint , dieweil er darinnen nicht viel
gewonnen , ſein Herr Fauftus werd auch nit viel guts
daraus lehrnen, und ſie zu nuß maden konnen . Den als
379

der Geiſt den HErrn Chriſtum in der wüften verſuchte, hat


er mit im auß dem 5. buch diſputirt , aber er muft ein
loſer tropff vnd vngeididt Badant bleiben, wüft nicht wer
der Rector war, denn der Teuffel verſtehts nicht. Noch
viel wehniger verſtehets Biſchoff Albrecht von Meinß, der
kurß vor ſeinem todt zu Augſpurg anno 1530. die Bibel
geleſen hat , und ſolches mit verwunderung, do kompt on:
gefehrlich ſeiner Näth einer zit jm , vnd ſpricht, Gnediger
Churfürſt vnd Herr , was macht E. Churf. G. mit dieſem
Buch , da hat er geantwortet , ich weiß nicht was es für
ein Buch iſt, dan alles was nur darinnen iſt, das iſt wies
der ons. Kurß halber aber von der Bibel zu melden ,
fage ich, das ſie iſt wie ein ſehr groſſer Waldt , darinnen
viel vnd allerley art beume ftehen , daruon man kan mans
cherley Obs vnd frucht brechen. Ja, wie D. Luther ſagte,
in dieſer Bibel findt man reichen troft , lehr , unterricht,
vermanung, warnung, verheiſſung vnd drewung. Es ſagte
auch D. Luther weiter , es were kein baum in dieſem
Waldt, daran er nicht geklopfft, oder ein par Epffel oder
Birne dauon gebrochen oder abgeſchüttelt hette. - So hat
der Teuffel auch den Job außgefeßt. Dem hat er doch
nit viel abgewonnen , vnangeſehen , das er im kinder, hauß
vnnd hoff beſchedigt hat. Den König Dauid , belangendt ,
po hat der in allerley böſen zuſtand vnd anfechtung , ſchöne
Gebett gemacht, daher der Geiſt dem Fauſto denſelbigen
berbotten , damit ihm der vorrat der ſchönſten Gebete möchte
enßogen werden. Da auch Fauftus nichts mehr noch weis
ters durch den H. Geiſt hette leſen , hören, beten vnd ers
greiffen könen , den allein den Pſalter, ſo folt es doch ets
was fruchtbarliches gewirdet haben. So kan der Teuffel
S. Johannem den uang ., S. Paulum und andere wol
anfeinden , die ihm in feinem Reich den höchſten wieder:
ftandt thun , vnd ift in S. Paulo vnd Johanne fonderlich
eine fürtreffliche weißheit und großmütigkeit geweſen , fie
reden vom Bapſt vnd andern Teuffelslerern , als rey es
damit ſchon vor augen , darumb ſagt Chriftus nicht ver:
geblich : Er, S. Paul, ſol mir ein auſſerweltes werdzeug
ſein , damit hat er ihn zwar zum groſſen Doctor promo,
viert. Der Paulum liſt, der mag mit gutem gewiſſen auff
380

ſein wort bawen. Was Johannem den Euangeliften tyut


betreffen, der ſchreibt, dz Chriftus ein warer ewiger Gott
rey , vnnd wer an ibn glaubt , das der fol felig werden .
Dieſes ftoſt dem Teuffel wieder den Kopff, weil darin all
ſein verderben flebt. Dargegen , ſo wil der Geiſt dem
D. Fauſto ordnung machen , was bücher er leſen fol, den
dazumahl regierte noch das alt Bapſtthumb , vnd allerley
Menſchliche tradition , welches den D. Fauftum befftig in
Kopff ſtieß, denn es wolte fich mit ſeinen Büchern da er
in der Theologia ftudiret, nit reimen , als da ftehet: Sie
· binden ſchwere ond ontregliche bürden , vnd legen fie dem
menſchen auff den bals, aber fie wollen dieſelbigen nit mit
einem finger rüren . Solche tradition wil der Teuffel dem
Fauſto vergöndt haben , als, wie man ſich an tag vnd zeit
caſteyen vnd des Fleiſcheſſens enthalten folle. etc. Es
wirdt auch D. Fauſto die Meſſe zugelaſſen. Nu mag nie
mant mit worten ausreden, wie groß vnd grewlich wieder
Gottes wort, ond in der Theologer die prophanation der
Meſſe reys, auch nicht, was ſie für Geldt wegfreſſe. Denn
iſt es nicht eine ſchendtliche Handtierung und vnehrlicher
genieß, das ſie nur unter dem ſchein vnd wort des opffers
baben etwan einen groſchen oder achte pfenning genom:
men , vnnd einem ein Meß gehalten ? Vnd iſt doch ein ſo
grewliche Abgötteren , damit Chriftus ganz vertilget vnd
begraben wirdt, weil ſie für die Sünde damit wollen gnug
thun. Vnd war dazumahl in ſolcher grewlichen Finſter:
nuß kein Fürſt im Bapſtthumb, der da fagte, mein ftiff
tung ſol ſein vmb armer kinder willen , dieſelbigen ehrli
chen außzuſtatten , zu ffudien und ehrlichen Heyraten zu
bringen, ſonder allein vmb vergebung der Sünden. Kurz,
ſo iſt die Meſſe ein zweyfeltige inpietet vnd grewel, erft
lich iſt ſie eine Gottesleſterung, zum andern ein betrug
und Diebſtal. Ferner das Fegfewr iſt nur ein lautere
ſuperſtition, vnd in keiner H. Schrifft gegründet. Noc
mehr ſicht der Teuffel, wie D. Fauſtus ein Epicuriſch leben
bat an fich genommen , doch war er ſonſt gelehrt gnug ,
daher er ihm zuleffet, zu diſputiren von der Sophifterey,
weil dieſelb in zweiffelhafftigen vnd vngewiſſen worten vnd
reden ſtehet , die man deuten vnd trehen kan , wie man
381

wil , dabey man ſich vermentert onnd verbirgt , mit dem


ſchönen namen der Philoſophey, ja der H. ſchrifft, es muß
alles Gottes wort , vnd vom Himmel geredt ſein , welche
Sophiſterey der leſer hernach vernehmen wird , in der di:
ſputation , darin Doc. Fauftus feinem Geiſt etliche frag
auffgeben hat , wie zweyffelhafftig der Geiſt ihm darauff
geantwortet, wie es auch dazumal in allen Clöſtern ſehr
im ſchwang gieng. Weiter geſchicht meldung von den
Legenden , welche auch domahls ein ſonderliche plag vom
Teuffel war. Es hatten die Münche in Clöſtern , nur auß
müffigen faulen tagen , ſolche ſchendtliche Lügen zuſammen
geraſpelt, das ſich man darüber zu verwundern , und den :
noch muft es der gemeine Mann glauben, daher man auß
dem buchſtaben E. ein V, gemacht hat , den es nicht ein
Legenden , ſonder Lugenden Buch in warheit iſt , und iſt
droben zu ſehen, daß dem teuffel diß buch lieber geweſen ,
denn die Bibel. Denn in der Bibel iſt die warheit , in
dem legenden buch die Lügen, welcher der Teuffel ein Va:
ter ift. Jtem das die Concilien auch werden zu leſen
angezogen , gebet ohne zweiffel nicht das Apoftoliſche noch
das Niceniſch Concilium an , ſondern die Bäpſtiſden , ſo von
GOtt abführen . In ſumma D. Fauſti Geiſt hat dahin
geſehen , das er ihn möchte in dem alten Bäpſtlichen glau
ben und fuperftition einnehmen.

Das Sechszehende Capittel.


Die erſte diſputation, was D. Fauſti Mephofiophiles
für ein Geiſt geweſen .
AIS Mephoſtophiles ſeinem Herrn eines verſetzt hatte,
indem er ihm etliche Bücher verbotten , baldt darauff
erdendt D. Fauſtus wiederumb ein anders, vnd redete
mit ihm ſelbſt alſo : Ich habe allezeit im ſprid wordt
reden gehört, cum vulpe vulpinandum esse, man
folle mit Füdiſen das Füchflein ſpielen . Nu wolan ,
Korn vmb Salt , kan er eins , ſo wil ich das ander.
382

Dieweil er mir zugeſagt, er wolle mein diſputator ſein,


vnd mir alle frag ſolviren , ſo bin ich mit dieſem wol
zufrieden, er muß gewißlich auch einen Schüler an mir
baben, fördert ihn herauf, und ſagt: Mein angehender,
vnd, wie ich hoffe, getrewer diener Mephoſtophiles, ich
hab allezeit gehört , das kein Herr einen Diener baldt
thut annehmen, er wiſſe dan, woher er ſey, wer zuuor
ſein Herr gerveſen , vnd bey wem er müg gedienet has
ben, ſo weiß ich gleichwol, das du ein Geiſt biſt, vnd
mir geſandt zu dienen , bitte, ſag mir die warheit, was
biſtu für ein Geiſt ? Mephoſtophiles antwortet , mein
Herr, ich bin in der warheit ein fliegen der Geiſt, hab
mein regiment unter dem Himmel, muß dem Teuffet
Lucifer underworffen ſein , und wen tas ſchedlich gifft
des Lucifers nicht in vns gewircket vnd durchtrungen
bette nach ſeinem fall , fo wolten wir Geiſter keinen
Menſchen beſchedigen , fonder uns freundlich zu Adam
und Gua vnd allen Menſdien gethou haben , nun kan.
es nimmer ſein , ſonder aldieweil ich vnder dem Lufft
wohne , was mir fürkompt , das muß ich beſchedigen ,
vnd alle Elementen und Menſchen beleidigen , welchs
mir doch alles zuwieder ift. Auff ſoldie furt anzeig
wolt damahls D. Fauſtus nicht weiter diſputiren, und
ließ ihn von ſich.
Er inner un gi
Es iſt des obgemelten Geifts anziehung zum theil der
Scrifft gemeß , wie dan S. Paulus Ephe. 2. 6. meldet,
das er rey,ein Fürſt dieſer Weldt, vnd das er regire vnd
wohne Unter dem Himmel, in den Lüfften . Er ſagt auch
ſelbſt alhie, er ſey ein geſchwinder, fliegender Geiſt. Sol
des fann man in dem Kampff Chriſti und des Satans ,
Matth . 4. feben , da er Chriftum in der Wüſten , in einem
buy und nun auff einen hohen berg, auch auff die zinnen
383

des Tempels zu Jeruſalem geführet bat, das wirdt zwar


nicht ein Schwalbenflug geweſen ſein , dann wie man
( chreibt, ſo iſt dieſer berg mit groſſen felſen vmbgeben,
vnd ift berab ein grawſame groſſe klingen, auch hat er ein
groſſe ſpißen , darauff man gar weit vmb fich Ficht , als
gegen orient , oder auffgang der Sonnen , in das hobe
Arabiſch gebirg , den berg Nebophaſca , vnd Abyrum tas
gebirg. Es wirdt aber dieſer berg Quaratana genandt,
von welchem Graff Albrecht von Lewenſtein, wie auch an
dere mehr Pilgramen , ſo im heiligen Landt geweſen , mel
det , daß er anno 62. alda zu beſichtigung dieſes berges
auch kommen ſey , und das er ſehr gefährlich rey anzuſteis
gen, dan es gehe ein ſpiß vom Felſen herauß, vber welche
man ſteigen muß, ſo ſein auch klein ſchmähle ftäfflein hins
ein gehawen , vnd weren viel bey ihm geweft, die nicht
binauff dwindels halben hetten ſteigen können , und nicht
vber 6. die hinauff kommen waren , wann einer ein Camel
binunden ſabe , ſcheinet es nicht anders, als wenn es ein
kleines Hündlein were geweſt. Ift das nun nicht eine
groſſe geld windigkeit am Teuffel, das er alſo vom Jordan ,
auff die zinnen des Tempels , und von dannen fich auff
dieſen hohen berg mit Chriſto begibt ? er mag wol beiffen
ein Fürſt, der in Lüfften regieret und ein fliegender Geift.
Das weiter der Geiſt ſich beſchönen wil, wie freundt:
lich er ſich gegen dem Menſchlichen geſchlecht thun wolte,
wenn er nicht mit des Lucifers gifft maculiret were , das
iſt nichts, denn fie findt alzumahl vmb boffarts willen von
Gott dem HErrn in abgrundt der belle geſtürßt worden,
und fan ſich dieſer Geiſt damit nicht behelffen , das er dem
Lucifer unterwerfflich ſein müſſe. Denn wie freundtlich fie
gegen dem Menſchen geſinnet rein , kan man auß allen
Elementen vnd Creaturen, ſonderlich aber auß den jeßigen
fienden der welt reben . Zu dem ſpricht der Geiſt fer:
ner, da ſie leibliche beywohnung den Menſchen thun wol
ten , wenn es bey ihnen ſtünde. Was iſt aber ſolchs für
ein beywohnung ? das laß dir S. Paulum ſagen , da er
ſpricht , das er beywohnung habe , bey den Kindern des
vnglaubens, vnter welden auch wir alle vor zeiten vnſern
wantel gehabt haben , mit luſten vnſers Fleiſche, ond tbe:
384

ten den willen des Fleiſches und der vernunfft. Vnd wei
ter meldet er, das wir zwar mit im, nicht wie mit einem
freunde zu ſchaffen , ſonder wie mit einem bößhafftigen
feinde zu kempffen haben. Denn wir nit haben z11 kempf:
fen mit fleiſch und blut , ſonder mit dem Fürſten dieſer
Weldt. S. Petrus ſpricht, er gebe herumb wie ein brül
lender Löw, vns zu uerſchlingen . Das ſein freundtliche beys
wohnung. Es gehe ein Menſch einem hungerigen Löwen ,
Beren , Wolff oder andern folchen thieren onder augen ,
vnd ſtell fich gleich wie freundlich er tan und wolle, was
belohnung vnd gefahr er außfteben werde , das gibt die
vernunfft. Darfür der liebe GOTT vns gnedig vnd Bat:
terlich behüten wolle. Amen .

Das Siebenzehende Capittel.


Die ander diſputation , ob der Geiſter viel findt.
Doctor Fauſtus richtet ſich wiederumb zu einem Ges
ſprech, vnd fragt ſeinen Mephoſtophilem : Sy lieber, ſage
an , euwer Geiſter werden ganz viel ſein , weil dann
dem alſo, wie kan dan ein Menſch für euch bleiben vnd
Ficher ſein , iſt ihm alſo ? Ja Herr, ſagt der Geiſt, vne
fer iſt gewiß ſo viel , als der groſſen Hürneyſel nicht
ſein fan , vnd wohnen vmb vnd vmb ben den Leuten,
alſo das wir ſo verdroſſen findt, das wir mannidmahl
bey der zeit der nacht, wen der Himmel mit ſdywarzem
geſchwulg vberſchoſſen iſt, nicht mehr under dem lufft
wohnen , ſondern thun vno hinab in die finſtere nadit.
E r i nnerung.
Auß dieſem mag man lehrnen, wie der Teuffel ſo gayr
viel vber vnd vmb uns rey, welche nicht folummern noch
ruben . Denn es findt mehr teuffel , denn wir immer ge:
denden mögen , darann fol kein Menſch zweiffel haben .
Aber eigentlich zu wiſſen wie viel , das fan auß der H.
385

Schrifft nicht dargethan werden. Thobie am 6. ſpricht der


Engel zum jungen Tobia: Wenn du ein ſtüdlin des Hers
Bens von dem Fiſch legeft auff glüende fohlen , ſo treibt
folcher rauch allerley böſe Geſpenſt von Man vnd Frawen,
alſo das ſie nicht mehr ſchaden können. Da hören wir,
das viel Teuffel findt. Vnd Matth. am 13. wirdt geleſen,
das die Teuffel ein Reich haben, darin müſſen zwar nicht
wehnig gehören , wie dan die tegliche erfahrung gibt, das
ein oder zween allein dein Reich beiſſen , oder auffhalten
können. Jtem als der Teuffel Marc. 5. vnd Luc. 8. von
Chriſto gefragt ward , was rein nam webre ? Gab er andt:
wordt vnd ſprach : Legion heiſſe ich , dann vnſer iſt viel,
vnd Luc. 3. wirdt geſagt : Es waren viel Teuffel in ihn
gefahren. Matth. am 12. ſpricht Chriſtus , der Teuffel
komme wieder mit andern ſieben Geiſtern , die erger findt
denn er felbs . Da dann der 7. zahl für viel mag ge
nommen werden , vnd Marcus am 16. ſtehet gefchrieben,
das Chriſtus ſieben Teuffel auß Maria Magdalena getries
ben habz. Auſ dieſem achte id), Fey leicht abzunehmen,
daß der Teuffel ein groſſe menge rey. Aber was ich jeßt ,
von der zahl der böſen Engel gemeldet habe, das ſoll zum
troſt von den guten Engeln auch verſtanden werden. Dan.
7. wirdt geſagt: Millia millium ministrabant ei, et de
cies centena millia assistebant ei . Quaeritur, num tan
tus sit numerus ? Respondeo, per hos maximos nume .
ros , quo ad nos, significatur numerus eorum esse in
finitus, excedens materialem multitudinem . Dionysius
de coelesti Hierachia . cap. 14 . In ſumma, Johan . 8 .
ſagten die Juden, Chriſtus der HErr treib die Teuffel auß
durch den Oberſten der Teuffel den Beelgebub, das iſt ein
Müd oder groſſe fliege, alſo daß voller ſchwarm der Gei
fter vmb die menſchen iſt, darauß man lehrnen ſoll , weil
wir zwar deshalben in keinen Roſen fißen , das wir in
der furcht Gottes leben, fleiſfig beten vnd vnſer ſelbs war
nehmen , damit wir die H. Engel , deren eben ſo viel als
der vnreinen vnd böſen iſt, zu ſchuß vnd wechtern haben
mögen, durd vnfern HErrn 3efum Chriftum, Amen.

II . 25
386

Das Achtzehende Capittel.


Dic dritte diſputation , auß was vrſach die Teuffel von
Gott auß dem Himmel verſtoſſen worden ſindt.
Doctor Fauſtus wardt an einem Sontag bewegt,
die Predigtzeit mit ſeinem Mephoſtophiles diſputations
weiß zuzubringen, vnd ſprach zu ihm : Mein getreirer
Mephoſtophiles, jekundt wil ich meine bücher Hindan
Teken, vnd ein gutt freundtlich Geſprech mit dir haben,
aber du muſt midi mit warheit berichten. Sage an,
lieber, warumb ſeidt ihr von GOtt auß dem Himmel
verſtoſſen worden , denn es iſt ein groſſer fall, das ers
fahren wir Menſchen ſelbſten , denn da ihr euch her
wieder gegen Gott nicht fönnet rechen , ſo beweifet ihr
ſolche that an ſeinem geſchöpff, ſonderlich an den mer
fchen . Mephoſtophiles antwortet, er wiſſe ſelbſt nicht,
warum der Lucifer, der damahls der Oberſt Engel ges
weſen, und höher denn ſonſt einer für Gott geſtanden
iſt, mit Gott gezweyet, vnd der höchſten alſo erzürnet
habe, daß wiſſen wir aber wol, dz alle wir Geiſter, fo
jhm anhengig geweſen , haben ſein entgelten müſſen,
Lind findt mit ihm zu gleicher verdammuß hinab in
euſſerſten grund des Erdtrichts verftoſfen worden , doch
nicht lenger den biß an den jüngſten Tag , da wir
wieder, wie zuuor, gleich werden ſein , vnd den feligen
ftandt erreichen , aber Lucifer und die , ſo neben ihm
geweſen, werden ihren vorigen ſtand und würde in alle
ewigkeit nimmer erlangen mögen , das weiß er wol,
Tarumb tobt vnd wütet er auch wider Gott vnd alle
Menſchen . D. Fauftus antwortet hergegen vnnd
ſprad) : Sy lieber diener, fahre beffer herauſfer , dieweil
du ſagſt, bas Lucifer mit ſeinem anhange nimmermehr
uvrde zu Gottes huldt und gnaden kommen , ſo muß
387

folgen , das er ftch gar zu hoch und viel an dem al


mechtigen Gott verſündiget hat. Mephoſtophiles ant
wort vnd ſagt , ja freulich er hat ſich hoch vergriffen,
vnd iſt alles feines hoffarts ſchult ; den Gott ſett in
höher, denn die andern Engel , doch nicht höher der
Seligkeit halber, vnd nahm war, das Gott darauff war
bedacht, wie er die Menſchen zu gleicher würde, freyheit vnd
ſeligkeit bringen wolte, denn der ewige Gott liebet den
Menſchen ſo ſehr, das er ihn neben Lucifer leßen
wolte, das war dem Lucifer gahr zuwider, war alſo
hoch vermeffen und hochfertig , das er auch Gott den
trug botte , das er fich auch folchs Göttlichen weſens
wolte theilhafftig machen , und fest drauff zugleich ein
neidt , haß und wiederwillen wieder Gott. Da nun
Gott feinen groſſen hochmuth alſo rahe, vnd zürnete,
and die andern Engel, ſo in unſduldt blieben, wolten
fidhnidyt wieder Gott ſeßen, ſonder thet ihnen wehe,
das der Menſch nicht ſolte wie fie , auch zu gleicher
freudt kommen, weil ja Oott den Menſden auß ſeiner
Mayeftet othem hatte erſchaffen , ba brandte Gotts zorn
an, vnd wart Lucifer nach Gottes gerechten zorn auß .
dem Himmel verſtoſſen .
Er i n ne r un g .
Dieſes Geſprech iſt kein vnebens werd geweſen, und re.
det der Geiſt nicht viel vergleichen , denn die heilige Schrifft
auch ſolches klerlich mehrerteils bezeuget. Darumb aber
das die böſe engel gefallen findt, muß inan dem gerechten
Gott ſolche fuldt und Sünde nicht aufflegen oder zurech:
nen, weil er fie im anfang irer Schöpffung zu guten Crea
turn gemacht hat , ſonder ſie haben fich durch iren eignen
mutwillen von dem höchften vnd einigen gut abgewendet,
vnnd finct alſo curd ihre Felbs eigene Sünde dahin foms
men , das ſie auß guten Geiſtern böre , oder auß Engel
Teuffel worden ſindt, denn Chriſtus (der die Ewige wirs
388

beit iſt, vrid die rechte warheit lehrt uns bekennet, ja der
auch den Erpfeindt , den Teuffel am beſten kennet ,) ſagt
ſelbs , Johan . 8. Cap. der Teuffel rey von anfang ein
Mörder geweſt , vnd Tey in der warheit nicht beſtanten ,
dann die warheit, ſpridt er, iſt nicht in ihm , wenn er die
lügen redt, ſo redet er von ſeinem eigen , denn er iſt ein
Lügner vnd Vatter derſelbigen . Solche wordt zeigen an,
das, ob die Teuffel gleich in anfang wol gute Creaturen
geſchaffen ſein , ſo ſein ſie doch durch ihren eignen muth:
willen von GOtt vnd der ewigen warheit (welches Chri
ftus ift) wieder abgewandt, vnd alſo auß ſich ſelbs zu
ewigen Lügnern und Mördern wieder Gott und ſeine Kirchen
morden . Was es aber in specie für eine Sünde ſey, durch
welche die teuffel zu ſolchem ſchrecklichen fal verurſacht ſeind, iſt
nirgendt in der ſchrifft außtrudlich angezeigt oder vermeldt.
Die alten vätter haben ihm wol viel nadıgedacht, aber
nicht alle gleich zutroffen . Doctor Fauſti famulus zeiget
in dieſer diſputation gleichwo! an , daß der Lucifer ein
kampff vnd ſtreit mit Gott gehabt, und das ſich Got, tas
iſt, Chriſtus die ander Perſon, des Menſchlichen geldled; ts
angenommen, vnd es geliebet hab. Daher Cyprianus audy
in sermonibus de Zelo et bono patientiae diſputirt, viid
ſagt : Er ſey auß Eyffer vnnd abgunft gefallen , das er
dem menſchen nicht gegönnet hat, das er nach Gottes bilde
, geſchaffen war. Desgleichen (direibt Tertullianus auch im
buch von der gedult : Es ſey aus vngedult geſchehen , das
er geſehen , das Gott dem Menſchen alle Creaturen unders
worffen hette. Bernhardus gibt für, er ſey auß haß vnd
neid gefallen , das er geſehen , das die Menſchliche natur
weit yber die Engel ſolte erhaben werden , indem das GOt
tes Sohn Menſchliche, vnd nicht Engeliſche natur an fich
niemen wolte . Etliche ſagen , es ſey ein ſtreit unter den
Engeln entſtanden , darüber ſein die böſen , ſo fich jrer gas
ben vberhaben, auß dem Himmel geſturgt worden . — S01e
ften findt viel andere opiniones vnnd fürgeben fürgelauf
fen . Denn etliche haltens dafür , das der Sathan vnd ſein
anhang auß lieb und luft zu den Weibern gefallen , vnd
ziehen dahin die wordt Gen. 6. Da ſahen die kinder GOt
tes nach den Töchtern der Menſđen . Cyprianus ſagt in
389

einer Predigt , die Engel find deshalben gefallen , das fie


fich mit jrrdiſchen dingen zu ſehr Bekümmert. Quòd terre
nis vitiis immersi à vigore coelesti terreno contagio
recesserunt. Athanasius ſchreibet in den fragen der heis
ligen Schrifft, in der 6. frag , es ſein etliche geweſen, die
gemeint haben , der Teuffel rey darumb gefallen , das er
Adam hab anbeten wollen , Fabulantur , inquit, quidam,
quod deciderit eo , quod Adamum adorare voluerit, aber
er andtwordt darauff, wie ivar , es ſey Menſchen tandt,
denn der Teuffel rey gefallen , ehe Adam geſchaffen. – In
Summa zu beſchlieſſen mit den alten lehrern, ſo einhelligs
lich concludiren vnd reßen , das dieſes ſchredlichen faus der
Engel kein andere vrſach ſey , denn das ſchendtlide laſter
der hoffart, wie Syrach am 10. ſagt, Omnis peccati ini
tium superbia est , das iſt : Hoffart iſt ein anfang aller
Sünde. Denn dieweil die Engel, ſo darnach Teuffel ge
worden , berrliche groſſe gaben gehabt , und ſolce bohe
weiſe, edele creaturen geweſen ſindt, ſo haben ſie ſich viel
zu gut, 311 hoch und zu edel darzu gedaudt, das ſie Gott
be Vatter vnd ſeinem Sohn Chriſto vnderworffen ſein
ſolten , ſindt derohalben Gott irem ſchöpffer vngehorſam
worden, vnd haben ſich durch ſolche leidige boffart zugleich
in zeitlich und ewig verderbniß geführt. Andere deuten
dieſe boffart dahin , das der Teuffel den Sohn Gotts Chris
ftum, ſeiner groſſen demut halben , welche er gegen ſeinem
Himliſchen Vater je vnd je bewieſen , troglich verachtet,
und ſich derhalben vber denſelbigen herfür gethan habe ,
und ziehen dahin , das Eſaie am 14. geſchrieben ſtehet, wie
biſtu vom Himmel gefallen , du ſchöner Morgenſtern, wie
biſtu zur Erden gefellet, die du die Heyden dwecheſt, ges
dachteſtu doch in deinem herben , ich wil in den Himmel
ſteigen , vnd meinen Stul vber die fterne Gottes erheben,
ich wil mich reßen auff den berg des ſtiffts, an der feiten
gegen Mitternacht, ich wil vber die hohen Wolden fahren,
vnd gleich ſein dem Allerhöchſten . Ob nun wol dieſe meis
nung in ſich ſehr glaublich iſt, denn gleich wie den Men
Schen nichts anders verdampt, dann der (dendtlich vnglaub,
das ſie den Sohn Gottes entweder verad )ten , oder ſich ſeis
ner nicht getröſten, alſo ift der Engelfall darumb ſo grewa.
390

lich und Pehredlich , das fie den Sohn Gottes verachtet,


vnd fich vber ihn geſegt haben . So iſt doch dieſer Spruch
Eſaie , von dem König zu Babel geſagt, alſo ſagt auch
Chriſtus {uce 10 : Ich ſahe wol den Satanas vom Him
mel fallen als ein bliß. Da dann der HErr Chriftus
nicht von einem eufſerlichen , ſonder von einem Geiftlichen
falle, vnd zwar von ſeiner Hoffart redet. - Doctor Luther
fehliger ſpricht hievon, nemblich auß was vrſach der Engel
gefallen ſey, in ſeiner Poſtil im Wintertheil, Luc. 2. vnd
ſagt alſo : Die hoffart hat den erſtgebohrnen den ſtoß ges
than , das ſie gefallen find , wie Lucifer dem erſten vnnd
böchften Engel. Cain war der erſte Sohn , und war ein
köſtlich ding mit ihm , wie dann auch Hena jhm darumb
den namen gab , als ſolte er der rechte Mann ſein , der
der Sølangen fopff zertretten ſoit , mahlet ihm , fo baldt
er gebohren wardt , ein heiligen ſchemen oder kron vber
den Kopff, vnd hieß ihn den Mann den HErren, aber wie
auß dem erſten Engel Lucifer ein Teuffel wardt, alſo wart
auß Cain ein Eryböſer Schald . Item in ſeiner Poſtil
im Sommertheil , von der drewung der zerſtörung der
Stadt Jeruſalem Luce 19. ſpricht er abermahls: Es ift
önmüglich, das Gott vermeſſenheit, boffart vnd truß leiden
folt , Tolches hat er durch manchfältig Erempel gnugſam
bewieſen. Lucifer iſt vmb boffart willen auß dem Himmel
geftoſfen , den Apoſtel Judam hat GOTT vmb hoffart vnd
fruß willen auß dem höchſten ftandt, nemblich auß dem
Apoſtelampt fallen laſſen , hoffart vnnd ſtolß , hat Gottes
eigen blutsfreund als die Juden in alles vngläd gebracht.
Item in dieſer andern Predigt Luc. 19. ſagt er ferner :
Was geſchach im Paradiß ? Lucifer war der ſchönfte Engel,
Gott hette in geſchmückt , das er der ſchöneft war vnder
allen Engeln GOTTES, vnd ſein Heer war das ſchöneft
Heer vnter allen Creaturen Gottes, da er aber ſabe, das
er ſo geſchmückt und gepußt war für allen andern
fo vernunfftig vnd weiß, das er hette fünff Welt mögen
regieren , da war er ſtolt , vnd wolt Gott verachten ,da
ſprach Gott, höreſtu Lucifer, darumb hab ich dich nicht ges
fchmüdt vnd gepußt , das du ftolß ſein , und mich verachs
ten ſolleft , vnnd ſtürßt ihn in abgrundt der Hellen , da
391

möcht Lucifer auch ſagen, war ich doch frommer denn alle
Cartheuſer, vnd beſſer denn die andern alle, warumb bin
ich denn ſo tieff berunder geſtoſſen ? War ifts , Lucifer
war begabter , gröſſer und beſſer , denn die andern auc,
weil er aber Hoffertig wolt ſein , und GOTT verachtet,
iſt er ſo herunder gefallen. - Sihe, das halten die geler:
ten von der Sünde , durch welche die Teuffel auß dem
Himmel geworffen ſeind. Es iſt aber nicht vergebens ges
ſchehen , das die H. Schrifft dieſelbigen nicht ſo eigentlich
bat außgetrü & t, als des Menſchen Sünd. Denn weil a:
ihnen feine beſſerung , und derhalben auch kein hoffnung
der Seligkeit zu vermuhten war, wie an den Menſchen , ſo
war auch nicht von nöthen , das ihre Sünd namhafftig
gemacht würde, iſt gnug , das wir vernemen , weil ſie
den Sohn Gottes ro trößlich veracht, das ſie darüber
in ewigen zorn Gottes geſtürßt fein worden. C
Leß:
lich das D. Fauſti Geift ſich hören leſſet , als ob er vn
chüldig dieſes fals ley , vnnd er es doch mit hab entgel:
ten müſſen , es ſtebe ihm aber dennoch die Seeligkeit vor.
Darauff antworte ich, das fie durchauß alle mit einander
Gott ihren Schöpffer verlaſſen haben, vnd auß gerechtem zorn
vnd vrtheil Gotts in abgrunt der hellen geſtürßt find.
Denn S. Zudas ſagt in ſeiner Epiſtel gan gründlich), 03
Gott die Engel, die ihre behauſung verlaſſen betten, zum
gericht des großen Tages mit ewigen banden im finſternuß
verwaret habe. Was iſt das anders, denn das die Engel,
welche Gott erftlich rein erſchaffen hat, in frem ſeligen vrs
ſprung vnd weſen nicht geblieben ſind , ſonder auß freyem
willem abgefallen , vnd alſo böſe vnd verdamliche Geiſter
worden ? Vnd 2. Pet. 2. Gott hat der Engel, die geſün.
iget haben , nicht verſchonet , ſondern ſie mit fetten der
Finſternuß zur belle verſtoſſen vnd vbergeben, das ſie zum
gericht behalten werden. Dieſe Sprüche zeugen zugleich,
das die Teuffel einer wie der ander aus ihrem vorigen
weſen und wolſtandt abgewichen, vnd Gottes ſampt ſeiner
ganßen Chriſtenheit feinde worden ſind, das daſſelbige durch
ihre eigene Sünd geſchehen , und derhalben ſie allein jres
verderbens vrſachen ſein .
392

Das Neunzehende Capittel.


Die viertte diſputation , weiter von dem Fall der Engel,
vnd andere mehr fragen .
Es wolt fich Doctor Fauſus noch nicht begnügen
laffen , derohalben ſagt er : Mein Merboſtophiles und
trewer diener , laſt vns noch ein wenig weiter von dem
fall der Engel reten, mir fellt ein ſpruch ein, ta Chri
ſtus ſagt, ich ſahe wol den Sathan vom Himmel fa's
len , wie ein blitz. Lieber trewer diener , du haſt mir
je verheiſjen , ich fol mid nidyt ſehnen nad) einer Kirs
chen , noch mich in der heiligen ſdyrifft vben , ſo feys
nun du mein Lehrmeiſter, vnd bericyt mich , wie dieſer
ſpruch Chriſti zu verſtehen ſey . Hierauff antwort der
Geiſt : Difen ſirud angehend, weil du mein Herr den
felben begobreſt zu verſtehen, ſo wil id ibn dem red
ten verſtandt nach erflehren , ich verſehe mich auc) , fu
werdeſt es ferner nid )t kommen laſſen , es redet Chris
ſtus recht daruon, denn als wir in vngnade GOTTES
fielen , da waren wir auf ſeinem gerecyten Zorn ſchon
in einem ganz fervrigen prul, der war dazumahl, weil
Gott an dem Himmel Sonn vnd Mond ſchon erfdjafa
ren , fo die gantze Welt erleuchten , fewrig , und hettent
ſich die Lüfft in das Erdtreid, verborgen , als wir aber
zu grundt fielen , ta giengen rom Erdtreich die Wind
wieder an , und richtet ſich das Clement des Fewrs
wieder an ſein ſtatt, wir aber waren von dem ent
zündten zorn Gottes alſo geſtrafft, das wirs noch heut
tragen müſſen , und iſt auch vnſer Veſtes kleinot lauter
fewr, doch auff diſmall mit dem luſſt vermengt, da
her vnſer gröſte frewdt iſt, dieweil wir under dem
pimmel in dem Lufft leben müſſen, wenn ein geſdywülg,
fuifft, und gewüldt ſich begibt, das wir uns dann under
393

dem ſchwarßen gewüld vermengen , vnd leſchen alſo


unſer fewrig kleinot, deßgleichen begeben wir uns bey
der Nacht, wenn die Stern leuchten , da noch das Gles
ment hißig iſt, vnd der Himmel noch hel_vnnd klar
fdeinet, herab in das Erdtreich. Alſo lieber Herr
Fauſte, fanſtu nu abnehmen, was für ein vnabläßlichen
zorn Gottes wir aufſtehen müſſen , und wenn wir die
Menſchen dargegen anſehen, wie ſidi Gott zu jnen ſo
freundtlich thut vnd geneigt iſt, indem er ihnen das
belle Liecht der Sonnen und Monds vergundt vnnd
leuchten left, darzu das fte nach dieſem Leben ſollen
in vnſern ſtand tretten , wie wir erſtlich erſchaffen ge
weſen, ſo möchten wir ja nicht vnbillich vber Himmel,
Erden vnd menſdien ſpeyhen vnd fchreyen , und daher
mag mans vns ja nicht ganz vnd gar für vbel haben,
wenn wir ſchon toben vnd wüten , denn wir können
des erſten ſtands nimmermehr vergeſſen . Das aber
Chriſtus ſagt, er habe den Satan ſehen wie ein blit
herab fallen , iſt war , denn damahls , als der zorn
Gottes anbrandt, fiel der Lucifer vnd Nathanael mit aller
ſeiner geſelſchafft in das fewrig Element des Himmels.
Wie der Blitz vom auffgang zum niedergang gehet,
alſo iſt Lucifer von dem Himmel vnd gnad Gottes
gegen auffgang oder orient herab gefallen , gleich wie
ein Regenbog, der ſich von dem Himmel in das waſſer
berab thut , alſo iſt biſes fervr vnd fal geweſen. So
viel kan ich dich Herr Fauſte berichten . Hierauff
ſprach D. Fauſtus : Lieber Mephoſtophiles , lage mir
an, wie lang die verſtoffene Engel iren fit und herr
ligfeit im Himmel gehabt ? Er ſprach , gewiß nicht
vber ein halb ftund, ſo baldt haben ſie ihre herrligkeit
verſderkt . Da antwort Fauſtus : Hörſtu Mepho
ſtopbiles, du meldeſt von einem Engel Nathanael, iſt
394

dann der auch mit Lucifer gefallen ? Freylich ſagt der


Geiſt, Lucifer hat ſein ſondere rott gehabt , wie auchy
Nathanael , welcher alich under andern (šngel der fürs
nembſte geweſen , ben hat Gott alſo ſchon geſchaffen ,
D3 er betrogen war von dem groſſen vermut, und fiel
auch mit zu grunt. Numehr lieber diener , ſprach
Fauſtus, diſputir ich bey mir ſelber, dieweil Gott euch
je erſchaffen hat, vnd wüſte, dz ir fallen ſolt, warumb
bat er denn euch erſchaffen ? Antwort Mephoſtophiles,
es iſt kein ander vrſach), warumb wir gefallen ſind,
dann das Gott die andere außerwehlte Engeln damit
geſtercft, denn als wir waren verſtoſſen, da ſterckten ſie
ſich viel veſter in der Gottesliebe , vnd blieben in der
bemuth, denn ſte ſahen, in was nöten die teuffel fons
nien warent von der Gottskrafft, da fürchten fte die
Gottesfrafft, vnd erkannten , in welcher gnad ſie waren,
vnd wie ſie Gott behalten het , dauon fiengen ſie an,
die ſtett Gottes lieb zu haben.
Die fünffte diſputation, was der Geiſt in dem Himmel
geſehen hab.
Doctor Fauſtus fuhr alſo fort und ſprach zu ſeinem
Geiſt : Lieber getrewer Mephoftophiles, diß geſprech, ſo
ich mit dir habe, iſt mir lieber den eſſen vnd trincken .
Nu frag ich dich weiter, wie iſt inwendig der Himmel
geſchaffen, vnd wie iſts vmb die ewige Gottheit ?
Mephoſtophiles antwort, ach mein Herr, das kann ich
nicht erzehlen , denn wir findt in den vnaußleſchlichen
jorn Gottes alſo tieff gefallen , das was wir zuuor ge=
ſehen haben , wir deſſen , wie dann auch alles Himli
ſchen weſens vnd frewd genblick beraubt findt, und iſt
nunmehr vns nicht anders , als einem Menſchen , der
etwas in einem traum hat geſehen , wenn er erwacht,
395

To iſt das nicht gegenwertig mehr da, alſo auch fönnent


wir nichts daruon ſagen , vnd Gott wil auch nichts
von vns Teuffen haben , das wir die ewige fremdt
vnd ſeine Gottheit verkündigen ſollen , welches er am
jüngſten tag wirdt offenbaren. – Doctor Fauſtus ſagt,
dieweil denn dem alſo , ſo wil ich dieſe diſputation
hindan frßen, ich bitte aber , fage mir doch ein wenig
von den Engeln , die jekund in groffen fremden bery
Gott ſindt. Mephoſtophiles antwortet vnd ſprach : So
viel ich geſehen habe, ſo ſindt die Engel in dren
Hierachias getheilt , als Seraphin , Cherubin , vnd
Thron Engel, vnd iſt einer wie der ander in vollkom
menem ſtande. Die erſten , als Seraphin , betrachten
Gottes güte, wie er alles wol erſchaffen hab, und wo
fte auch hinſehen, ſo kommen ſte nimmermehr zu ende ,
das fte beſchlieſſen konten alle Maieſtetiſche Gottes
herrligkeit. Die andern als Cherubin betrachten die
krafft Gottes , ja die gewaltige ſtarcke handt Gottes,
ſo er an Himmel und Erden, ja an allen Firmamens
ten geſegt hat. Die dritten Thron Engel die können
nicht gnugſam begreiffen noch anſehen die ewige Gott
heit, an denen allen haben ſte ihr frewdt, wolluſt und
ergeßlichkeit. Die erſten regieren die ampt der Angel,
die andern thun fich zu den Menſchen , beſchüßen und
erhalten ſte, die dritten regieren König und Fürſten,
daher fie dann auch in groffen hoffen findt , vnd ift
kein Engel darunder, der nicht ſolte zehen Welt regie
ren können , fo feft, ſtark vnd krefftig hat Gott ſein
wirckung in ſte gegoſſen .
Er inne rung .
Hie fol man zum erſten merden , das D. Fauftus gern
von der berrligkeit Gotts etwas gewuft hette, darüber ihm
396

ſein Geiſt antwordt gibt, das Gott nicht wollte , das die
Teuffel oder Geiſter die herrligkeit Gottes Tollen verkündi:
gen. Darauff antworte ich , das ſie gleichwol etwas von
der erkenntnis Gotts wiſſen , aber Gott left ihnen ſolches
nicht zu, das ſie die herrligkeit Gottes folten offenbahren,
denn Matth. 4. verſucot der Teuffel Chriſtum vnd ſpricht:
Biſtu Gottes Sohn ? In dieſen worten bekent der Teufs
fel, das er etlicher maſſen wiſſe, das Chriſtus ein Göttliche
krafft in ihm habe , daher der HErr Chriſtus ihn wieder
beantwortt vnd ſagt: Du rolt GOtt deinen HErren nicht
verſuden. Da ftedts Chriſtus herauſſer, das er der ware
Gott ſey . Deßgleichen Matth. 8. als der HErr Chriſtus
in die cegne der Gergeſener kam , vnd ihme zween bejejo
fene aus den gräbern entgegen lieffen, da trieb er die Teuf :
fel auß, die wolten auch Chriſtum bekennen, da ſie ſagten :
Ac Jeſu , du Sohn Gottes , was haben wir mit dir zu
thun, biftu her kommen vns zu peinigen , ehe dann es zeit
iſt. Das wolt der HErr and nicht zulaſſen , vnd trieb
fie auß. S. Mar. meldt im 1. Cap. ož der HErr Chriſtus
zu Capernaum an einem Sabattag in die Schul gieng,
darinnen ein beſeſſener Menſo war, den ein vnſauberer
Geiſt trieb , der ſdrey vnd ſprad , ac was haben wir mit
dir zu feifen , Jeſu von Nazaret , biſtu kommen und zu
verderben ? Jió weiß wer du biſt, nemlich der H. Gotts,
vnd ſagt S. Marcus darauff, vnd Jeſus beſchalt ihn und
ſprach, verſtumme vnd fahr auß von im . Weiter ſagt S.
Marcus in dieſem Sap. das der HErr Chriſtus am abend
(ra die Sonne vndergungen war) von den beſeſſenen viel
Teuffel außgetrieben hab, vnd ſagt ferner, er ließ die Teuf:
fel nicht reden , dann ſie kanten ihn . Jtem Marcus am
3. Cap. da entwich er von den Phariſeern, die ihm nach
trachten zu tödten , er entwich aber mit ſeinen Jüngern an
das Meer jenſeit des Jordans vmb Idumea , Tyro vnnd
Synon , da heilet er viel , und ſpricht S. Marcus , wen
ihn die unſaubern Geiſter ſahen , fielen ſie für ihm nieber
ond ſeryen , du biſt der Son Gottes , vnd er ſchalt fie
bart, das ſie in nicht offenbar machten. Vnd in den Ges
midten der Apoſtel am 16. Cap. da lieff S. Paulo und
Teinen Geſellen eine Mago nach , die da hette einen wars
397

fager Geift, die drie und ſagt durch ihren Geift, dieſe
Menſchen findt knecht, Gottes des allerhöchften. Im 19.
Capittel dieſes buchs meldet S. Lucas, das Sceua ein
Hoherprieſter fieben Söhn gehabt , die waren Teuffelsbes
ſchwerer, und wenn ſie die Teuffel von den beſeſſenen wol:
ten außtreiben , da brauchten fie den namen Jeſu des
HENRN darzut , vnd fprachen zu den Teuffeln , wir bes
ſchweren euch durch Jeſum, den Paulus prediget : die Geis
fter aber antworten vnd ſprachen : Jeſum kenne ich wol,
vnd Paulum weiß ich wol. Vnd diß rey alſo zum erſten
alhie geſagt, warumb Gott der HErr kein lob, preiß vnd
erkentnis von den Teuffeln haben wil. Zum andern ,
das der Geiſt dem Doct. Fauſto erzehlet, was für frewde
die Engel in jenem leben haben , dieweil ſie in der vns
( chuldt geblieben , und das ſie außgetheilete Empter haben
ſollen . Darauff ſage ich, das der Geiſt gang ſchlecht mit
ſeiner diſputation hindurch gebet , vnnd iſt nie offenbahrt
worden , was für frewdt die Engel Gottes haben , vnnd
nach dieſem leben die außerwelten haben werden. Es ift
vns vnmüglich, die frewst der außerwehlten zu ergründen,
vnd gilt hie auch wie S. Paulus ſpricht Nöm. 11. D
wie ein tieffe der Reichthumb, beide der weißheit vnd er :
kentnis Gotts , wie gar vnergründtlich findt ſeine gericht,
vnd vnerförſchlich ſeine weg , denn wer hat des HErrn finn
erkent, oder wer iſt ſein Nathgeber geweſen , oder wer hat
fym etwas vorhin geben , das ihm werde wieder vergolten ?
benn von ihm , und durch in , vnd in ihm findt alle ding.
Darumb ſo werden wir es hie in dieſem Leben nicht auß
ſpeculiren. D. Mart. Luther ſagt, als er wer an ſeiner
Mutter bruft gehangen und geſogen hette , 03 er da ja
nichts gewüſt hette, w er hernach eſſen vnd trinden , oder
wie er auch leben würd , alſo verſtunden wir auch viel
weniger, wz jenes für ein leben wirdt werden. Im Pro:
pheten Eſaia ſagt Gott, ihr werdet von mir im leibe ges
tragen , vnd lieget in meiner Mutter , als wolt er ſagen :
Ihr feits noch nicht, was iýr werden ſollet, ihr ſeit noch
in utero in Mutterleibe. Daher S. Paulus 1. Cor. 2.
spricht, das kein aug geſehen , und kein oyr gehört hab,
ind in keines Menſchen berß geſtiegen rep , was GOTT
398

bereitet hat, denen die ihn lieben. In dieſem ſpruch ſchreibt


S. Paulus furß , was das ewig leben ſein wirdt, nembs
lich, das es bey vns in dieſem ſterblichen leben noch vners
förſchlich , aber dort ganß greifflich ſein wirdt. - Zum
dritten , das die Engel außgetheilte Empter haben rollen ,
das bezeugt auch die heilige Schrifft. Denn der Engel
Gabriel bringt der werden Jungfrawen Maria die Bot:
Tchafft von der empfengnuß vnd Menſchwerdung des Sohns
Gottes. Die Engel verkündigen den Hirten die groſſe
fremd , das der Sohn Gottes zu Bethlehem gebohren rey.
Die liebe Engel geleiten das Kindlein in vnd auß Egyps
ten : dienen ihm in der Wüſten , da der HErr Chriftus
vom Geift bart angefochten wart : tröſten ihn am Delberg
im todskampf:bewachen ſein grab : bezeugen ſeine fröliche
aufferſtehung, Himelfahrt und widerkunfft zum gericht der les
beudigen vnd der todten. Im alten Teſt. gibt es die zeugnis,
das der Engel mit einem fewrigen ſchwerdt das Paradiß
verwart. Tímael des Abrahams Magdt Agar Sohn , als
er in der wüſten groſſen Durft leidet, da wieſe der Engel
der Agar bey Sur ein Waſſerbrunnen. Drey Engel er:
(chienen dem Abraham im Hayn Mambre, da fie Sodoma
vnd Gommorra wolten vertilgen, vnd der ein verkundt der
Sara , das fie in ihrem 90. Jahr gebehren werde. Die
Engel erſchienen dem Loth vnder dem Thor zu Sodoma,
und in der Stadt Sodoma, da die Sodomiter gang ons
geſtümmiglich des loths bauß vmbringten, vnd begehrten
die frembden Geft, da ſchlugen die Engel fie mit blindtheit,
darnach führten fie Loth, ſein Weib vnd zwo Töchter von
dem verderben vnnd untergang der Stadt , in ein Stetts
lein Zoar genant. Jacob, als er wider in ſein vatter:
landt ziehen wolt, und fich vor ſeinem Bruder Eſau fürchs
tete, da ſabe er fidtbarlich am Himmel ein Engeliſch Heer
vnd beyſtandt. Da GOTT durch Moren das. vold Iſrael
auß Egypten in die wüften an das rote Meer geführet
bette , und ihnen König Pharao hinden nacheydt, da 30g
auch am Himmel vorher der Engel des HErrn in einer
Woldenſeulen , vnd war mit blißen auß der Wolden ein
zeichen Gottes, das er dem Vold Jſrael wollte ein Vät:
terlichen beyſtandt thun . Der Engel des HErrn ſtundt
399

am weg , verhindert den warſager Bileam , das er nicht


folte in das Moabiter land ziehen , das Vold Gottes zu
Herfluchen. Als Joſua der ftreidtbahr Kriegsfürſt bey jes
richo svar , vnnd feine angen gegen Himmel auffhub , da
nahm er gewar , das ein Mann gegen ihm ftundt , vnd
Þett ein bloß Schwerdt in ſeiner bandt, vnd Joſua gieng
zlı ihm vnnd ſprach , gehörſtu vns an, oder den feinden ?
Er ſprach nein , ſondern ich bin ein Fürſt vber das Heer
des HErrn , und bin jeßt kommen . Als das Aſſyriſch Heer
zun zeiten des Königs Hiſfie in Iſrael , die Stadt Jeru :
falem belegert , vnud der fromme König Histia zu Gott
mit dem Gebett ernſtlich rieff, da fuhr auß der Engel des
HErrn in der nacht, vnd ſchlug in dem Aſſyriſchen Läger
bundert und fünff vnd achbig tauſent. Ais Sadrac , Me
fach und Abednego in den fewrigen ofen geworffen waren,
da erſchien der Engel ihnen , vnd thet inen ein ſo wun
derbare hülff, das auß ſolchem hißigen fewr ein kalter taw
wardt. So wardt auch Daniel der Prophet von dem En
gel geſpeiſt in der lewengruben . Dieſem Propheten Das
niel erſchien der Engel des HErrn am waſſer Vlai , in
Perſien , vnd verkündet im von der leßten Monarchy, alle
endtſchafft des Keyſerthums, von der zukunfft Chrifti, vnd
von der aufferſtehung der todten. Jtem , als am abends
opffer der Prophet bettet, da iſt dieſer Engel Gabriel zu
im geflogen , in angerühret, vnd dieſe bottſchafft gebracht,
das er im ale zukünfftige ding berichten wolle, darumb rey
er von Gott außgangen , denn Gott hab ſein Gebet er
bört , er ſey vor Gott lieb und wehrt. Darnac ftunden
zween Engel am Vfer des Meers , ond hetten ire eigen
diſputation mit einander, wenn ſolchs alles würde geldes
ben , darauff merdet der Prophet Daniel , vnd bate vmb
erklerung ſolcher zufünfftigen gegenwertigkeit. Des from
men alten Tobie Sohns gefert vnd Comes in Medien
war der Engel Raphael , errettet in von einem fiſch, vnd
als Raphael in einem beurat die Raguel ihm anwarb, die
zuuor 7. Menner gehabt, da vertrieb der Engel den Teuf
fel, fo die vorigen vmbgebracht hette , ia er geleitet in
ficher wieder in fein Vaterlandt, vnd was ſorg vnd angit
der Vatter für ſeinen Sohn getragen hat , erſtattet er im
400

folchs wiederumb mit gegenwertigkeit feines Sohns in


aller ergeßligkeit, ja er lebret auch ſeinen Sohn Tobiam,
wie er ſeinen alten Vatter, ſo von einer Schwalben Koth,
der ihm in die augen gefallen , erblindet war, wieder ſolte
rehend machen. Auß allen dieſen erzelten Hiſtorien der
beiligen Göttlichen ſchrifft kann der trewherßige leſer
lehrnen i vnd ihm ſelbs zu guter hoffnung tröſtlich ſein ,
was die liebe heilige Engel, ihrer natur, ampt, beyſtandt,
Hülff vnd weſen nach , für trewe dienſtbare Geiſtere findt.
Hieher kondte man auch auß den Scribenten und andern
Hiſtorien noch weitleufftiger anziehen , wie jederzeit die
lieben heiligen Engel die frommen erhalten vnd geſchüßt
baben : aber es möcht dem Leſer verdrießlich werden . Es
ſol aber ein jeder frommer Chriſt, wenn er zu bett gehet,
vnd zu morgens wieder auffftehet, bey ſich ſelbs vberden
den , wannenher es komme , das er mit den reinigen , ja
init Hauß vnd boff, friſch und geſundt, vnd in gutem wol:
habenden ftande ſen, und das feinig noch alſo verwahrrich
daftehe. Solches thut GOTT durch den ſchuß der lieben
Engel. Denn S. Paulus ſpricht Ebr. 1. , die Engel ſind
alleſampt dienſtbare Geiſter , außgeſandt zum dienſt , umb
deren willen , die erben ſollen die Seeligkeit. Vnd könig
David ſpricht im 34. Pſalm : Der Engel des HErrn lägert
ſich vmb die her, ſo in förchten , und hilfft inen auß, vnd
im 91. Pſalm er hat ſeinen Engeln befohlen vber dir, tas
fie dich behüten auff alle deinen wegen , das ſie sich auff
ben benden tragen , und du deinen Fuß nicht an einen
ftein froſſeſt. Daniel am 6. Cap. des morgens frű als
der tag anbrach, ging der könig Darius zu dem graben,
darinnen der Prophet mit den löwen lag , und der König
rieff fleglich zu dem Daniel vnd ſprach : Du knecht des
lebendigen Gottes , hat dich auch dein Gott, dem du ohn
vnderlaß dieneſt, inögen von den Löwen erlöſen ? Daniel
aber redet mit dem König und ſprac , berr König , Gott
verleyhe dir langs leben , mein Gott hat ſeinen Engel ge
fant, der den Löwen jre rachen zugehalten hat, dy fie mir
kein leið gethan haben. Darumb bandt der König Dauid
im 134. Pſal, vnnd lehret vns, wie wir auch gegen GOtt
dandbar ſein ſollen vmb alle feine wolthaten , da er ſagt:
401

lobet den Herrn ir ſeine Engel , ir ſtarde helden , die ir


ſeinen befelich ausrichtet, das man höre die ſtimme ſeines
worts. .

Zum leßten, es wolte auch D. Fauftus von ſei


nem Geiſt gern wiſſen , was GOTT der HENN für ein
weſen und geftalt habe. Der Mann Gottes, Mofes, hette
die herrligkeit Gottes vnd ſeine geſtalt, Erod. 33. gern
geſehen, denn als ihn Gott tröſtet, vnd ihm hülff vnd bey:
fandt verhieß, ſprach er, du Moſes haſt gnade für meinen
augen gefunden , vnd ich kenne dich mit namen. Da ſagt
darauff Moſes , Herr , bin ich ſo wol bey dir dran , vnd
dir ſo angenem , ſo laß mich dein herrligkeit ſehen , vnnd
Gott der HErr ſprach zu ihm, mein angeſicht fanftu nicht
ſehen , denn kein Menſch wirst leben , der mich ficvet. Wie
ſol denn der verſtoſſen Engel, der verurtheilt iſt, das an:
geſicht Gottes geſehen haben ?

Das 3wan igfte Capittel.


Die fecifte diſputation von dem Paradis.
Es hatte D. Fauſlus von dem Geiſt endtlich wars
genommen , das er nicht gern geſehen , das man viel
von Engeln diſputirte , darumb er dann dauon weiter
zu diſputiren , ein wenig hinder ſich hielte , und fieng
ein ander Geſpredh an, vnd fraget den Geiſt von vmbs
ſtenden des Paradiß. r antwordt und ſprach , du
fanſt mein Herr Fauſte abnehmen , daß das Paradiß
nicht in dieſer Weldt ſtehe, ſondern gegen Dſt, gahr
nahe bey dem Himmel lige , alſo das jeßt die Sonn
von Mittag biß gegen Abendt fich darin verbirgt, vnd
denn nimpt der Mond die wohnung zu Nacht darein.
D. Fauſtus ſagt, hörſtu diener, wie muß ich das init
der Sonnen vnd Mond verſtehen ? Der Geiſt antwor
tet alſo : Das Paradiß liegt gegen der Mittnächtlichen
linien , vnd gegen auffgang der Sonnen , da jeßmahl
II . 26
402

fein freudige noch ewige lebendige wohnung iſt, hat


alſo allein Sonn , Mond und ander geſchöpff Gottes
ihre ergebligkeit barinnen. D. Fauſtus ſagt, wie iſt
denn die Sonn vnd Mond , und ander geſchöpff Gots
tes darinnen qualifieiert ? Alſo ſprach der Geiſt , das
die Sonn jren herrlichen ſchein fo lauter vnd flar hat,
das man an ihr alle form und ihre gang ſubftank
darinnen ſehen kan, fo bat fte darinnen fein gang hi
Bige natur, ſonder ſo lieblich vnd ſcheinbarlich, das die
biß lieblicher iſt, denn der lufft, vnd wenn Adam hat
ſein wolluſt haben wollen , ſo hat er fich nur an die
Sonnen gelegt, die hat er gang vollkommenlich ſehen
können , daher er der Sonnen wircfligkeit feine nache
kommen gelehret hat , die Sonn aber iſt gleichwol der
hiße halben gegen der Mittnächtlichen linien herab ge
ſtiegen , vnd hat die fündtliche Weldt damit entzündt,
wie es noch ftehet, alſo das kein menſch in die lenge
der Sonnen big fan dulden, alſo auch mit dem Mond,
welcher doch, dieweil er kleiner ift dann die Sonn, das
edle Paradis nicht ſo volkomlich fan einnemen , als
die Sonn , dann die Sonn Breitet fich vber das ganz
Paradis, wie ein groſſer öſbaum oder Gedern, ſo omb
fich ein ſchatten gibt , vnd ift das Paradis nimmer
mehr mit feiner nacht bedeckt geweſen, daher Adam ſo
helle augen gehabt, das er beh nacht (angefehen , das
die Sonn, wenn fle der welt ihren fauff verricht, mit
frewden in das Paradis fich fönnet, vnd dennoch ih
ren hellen ſchein von fich gibt) gang volkomlich durch
die Sonnen in den Mond gefehen , daher er feinen
nachkommen des Monds ab und zunemen geleret hat.
Auch find die Stern fo klar und hell, das fte das
Erdreich erglengen als ein Carfundel. So toben die
Planeten am Himmel ſo vngeſtümlid ), daß es in dent
403

Paradis nicht anders erfchalt, als wie in dieſer Welt


die dondern , ſte find aber ganz lieblich. In dieſer
herrlichen wolluft hat Adam alles mit geſchwindigkeit
vnd ſichtbarlichen augen geſehen und ſeine nachkommen,
als er aus dem Paradis vertrieben , als ein gelehrter
Astrologus, underwieſen , denn er war yon OOTT
alſo erleucht, das ſich alle Geſchöpff OOTTES zu ihm
geneiget. Doctor Fauſtus ſpricht: Mephoſtophiles,
ich hab fchon von dir den erſten bericht vernommen ,
ich frag weiter, wie iſt doch dieſer Garten Eden ge
ſchaffen ? iſt auch graß , bäum und anders darinnen ?
Mephoſtophiles fagt ja , nicht anders den bey vns die
Garten und Luftbare Wäldung findt, doch vnterſchiedts
Denn wie das Graß beyvns im Feld wechſt,
alſo ſtebet es auch alda, doch es wechſt immer biß an
jüngſten tag , wie es Gott erftlich erſchaffen hat , ſo
ftehet es noch da , vnd hat Adam noch Eua nie erſes
hen oder können erkennen, was es für eine ſchöne farb
hab, ſo luftbar, fo hell, ſo zierlich mit allen Farben ift
es vermenget. Was die Bäume belangt , die find
ſo hoch , daß das gewülck am Himmel dadurch gehet,
und breiten ſich die äſte ſo weit auß, das man ſte kaum
vberſehen kan, ja etliche bäume mit jren äften ſind ſo
breit außgeſtrecket, ſo weit alhie zu Wittenberg der thürs
ner oben am thurn das Land vberſehen kan , die blets
ter daran ſind zum their breit , zum theil \pißig , vnd
ſo groß als ein reichs ſpieß, das obs baran felt nim
mer herab, ſonder bleibt alſo ftehen biß an jüngſten tag,
in der mitten aber des Paradis, da Adam geſchafft vnd
gepflanşet hat, find Feigenbäume und allerley obe, und
Die blümlin barinnen find ſo lieblich am geſchmad, D3
von dem fchmack kein Menſch , wen er darinnen were,
fonte ſterblich werden. So hat es auch im Paradis
404

gehabt allerley liebliche , vierfüßig , geflügelte und kries


chende thier, die alle zaum waren , vnd ſid, gauß heim
lich zu dem menſden Adam theten , denen gab er auß
begabter weißheit Gottes einem jeden ſeinen namen,
war audy an ihnen kein grim , zorn , wütigkeit noch
gifft, ſonder waren dem menſchen ganz vnderthenig
vnd gehorſam , ja gar zaum vnd fürdytſam . Als bald
aber Adam vnd Gua die fdank auß hoffart wider Gott,
wie wir Teuffel, vberſaben, vnd Gott mit vngehorſam
erzürneten , und von dem Engel Cherubin auß dem
Paradiß vertrieben waren , da giengen alle Thier in das
ſündtlich Land , verenderten jre vorige tugent, freund
ligkeit und liebneigung gegen dem Menſden , ja sin
jedes Thier wieder ſich ſelbſt, war in wüten vnd bit
terkeit verwandelt , und wurden hernach des Menſchen
feinde, wie man noch an vierfüſſigen Thieren, als Pan =
therthieren , Helſfanten , Löwen , Beren , Wölffen vnd
dergleidyen ſi het, auch an den kleinen vierfüffigen Thie
ren, Jtem geflügelten vnd friechenden , nemblich Greyf=
fen , Drachen , Adlern , Geyern , Schlangen , Heyderen
und andern gifftigen kriechenden Thieren zu ſehen iſt.
Dargegen fiel der Menſch auch gegen ihnen in groſſe
Feindtſchafft, denn ſo freundlich er zuuor gégen alle
I hier geweſen , fo groffe feindtſchafft hat er hernach
gegen ihnen angefangen zu tragen , wie man ſolches
noch heutigs tages an dem jagen ſi het, alſo das nun
mehr fein Thier in dem Paradis iſt, ſonder ligt desa
halben Öd. Doctor Fauſtus fuhr weiter fort, vnd
ſagte : Lieber Mephoſtophiles, wo ſtehet aber der baum
des guten vnd böſen, daran ſich Adam vnd Gua vers
griffen haben ? &r antwort: Dieſer Baum des guten
vnd böſen ſtehet mitten in dem Paradis , ein gang
einfeltiger ſchlechter Baum , das auch Adam vnd Eua
405

am meiſten eingenommen und betrogen hat , weil ſie


nicht vermeint, das Gott viel an dieſem baum gelegen
were, oder das ſo ein groſſe Götliche wirckung darins
nen ſtecken folte. Die Guffel daran findt nicht ſo gahr
groß , aber auſſen der ſdjeljfen , ſindt ſie in der Farb
wie ein Regenbog geſprengt , der Gyffel aber imvendig
iſt geſprengweiß formieret , mit Leibfarben Kreutlin ,
vnd ſtehet dieſer Baum biß an den jüngſten tag , vnd
wenn die erſcheinung des Jüngften tages fommen wirdt,
ſo wird dieſer Baum mitten von einander fallen , das
theil des böſen mit den verdampten in afgrundt der
Helle, das gute mit den außerwehlten wirdt bleiben .
Lieber Mephoftopbiles , ſagt D. Fauftus darauff , fan
aber niemandts mehr zum Paradis kommen ? Er ants
wortet, kein lebendiges wirdt mehr dahin kommen köns
nen . Dann vmb dieſen verbottenen Baum iſt ein Wall,
mit fewrigen ketten vmbringt, und hätet des Gartens
der Engel Cherubin mit einem fenrigen ſchwerdt, das
iſt ein fewrige ſtrahel, ſo diejenigen verzehren wirdt,
die dahin möchten kommen , denn vber dem Wall lies
gen lauter fewrige wurm vnd Trachen , ſo auſ lauter
hitz vergifft ſindt. Lieber Mephoſtophiles, id) hab
dem allen gern zugehört, bericht mich noch eins , die
weil das Paradis , als Adam noch in unſchuldt war,
folt ein wohnung geweſen ſein aller frewvb vnd erge3
ligkeit des menſchen, wie ſolt es denn jebund kommen,
dz niemand lebendiges darinnen wonen folt ? Der Geiſt
gab die antwort, das aller verſtorbener Seelen , ſo ſehs
lig abgeſchieden , ſehen ein blick vnd freud dieſes Para
dis , und laſſen ſich deſſen genügen, biß zur vollkoms
menen freud ses ewigen vnd andern lebens , vnd iſt
jeßundt diß Paradis ein wohnung der auſſerwehlten,
denn darin iſt jebundt Enod), Elias , Moyfee, die Jungs
406

fraw Maria, vnd haben darinnen ire lebendige. ergeks


ligkeit, dann fas Paradis iſt mit allerley ordentlicher
wunſamkeit ſcheinbarlich, vnd hat geſunde lufft, darins
nen kein ſterbligkeit, ſondern lauter luſt vnd vnerhörs
liche fröligkeit iſt. Wie aber iſt das ort , da der
flieſſend brun innen ſtehet ? Gr antwortet, diſer brun
oder teich ligt mitten im Paradis, vnd befeuchtet den
gangen garten , vnd theilet fich der brun in vier ſons
derbare hauptflüſſe , vnter welchen der erſte genennet
wirdt Ganges oder Pischon, der ander Gihon, der
dritte Tigris, der vierte Euphrates. Der erſt fluß
Ganges iſt ein gahr groß und nahmhafft waſſer in
dem Indierland, ſo daſſelb landt alles vmbgehet , vnd
wirt gegen aurigang in 19. groſſe ſchiffreiche flüſſen
außgetheilt , und fompt zulegt an viel örter in das
groſſe Meer, und wiewol er hefftig in das meer ſinket,
To iſt er dennoch ſo groß, das er am ſchmelſten 8000.
ſchritt weith, und am breiteſten viel tauſent ſchrit, vnd
minder denn 20. ſchrit tieff iſt. Der ander fluß Gi
hon oder Nilus , ſonſt auch Melo genant , welcher
der allergröſt in der welt geacht wird, kompt aus einem
ſchwarzen fluß mit fanellem lauff, vnd ſcheidet das
ganz Africam und Aethiopiam , oder Morenland,
in einer gegne Cattaduppa genant , er befeuchtet in
einer ſchnelle das gang Egyptenlandt , vnd bringt mit
fic viel Erden oder Letten , vnd denn laufft er wider
binder ſich, er zeudit auch viel groſſe Waſſerthier , als
Crocodil, Lindwurm , Waſſerpferde und dergleichen , auch
viel rörid)3 vnd grüne pingen , wediſt mit zunemen,
wenn die Sonn im Löwen iſt, biß zu dem mittel der
Jungfrawen , darnach nimpt er ab , biß die Sonn zu
dem ende der Jungfrawen , oder biß zu anfang der
Wag fompt. Der dritte fluß Tigris iſt der allers
407

fdnelleſt fluß des groſſen Armenia, und in der gan


ßen welt befant, der auch auß der woluſtbarkeit des
Paradis entſpringt, wenn dieſer fluß in die gegent der
Meder reichet, ſo wird er ſchnell, vnd Tigris genant,
denn die Meder nennen ein ſchnells geſchoß alſo, die
ſer Tiger findt bald ein See Aritissa genant, durch
den laufft er gewältiglich mit vielerley farhen auß, vnd
Fellet darnach gegen dem berg Tauro in ein vngeheus
res holes loch des bergs, vnd kompt durch ein verbors
gene ſtatt auß, vnd zeucht mit jm viel Seekrauts und
ſchleims, vnd bringt bey dem See , Zoranda genant,
alle verſendte ding herfür, und wird widerumb ein fluß,
vnd darnach abermals in verborgene genge verſencft,
und nachdem er 25000. ſcritt alſo verborgen geloffen
iſt, ſo kompt er wieder zu Land in der gegent Sophen
bey Nymphea, nahend bey Arsenia dem fluß in der
gegent Artheni. Dieſer fluß richtet ſich in zween
theile bey den Coridrianiſchen bergen , vnd begeuſt der
erſt Seleuciam und Messenem, der ander befeuchs
tet die örter gegen Mitternacht gegen den feldern deb
Berge Caucasi, wnd ſo ſte wieder zuſammen rinnen,
ſo heiſt er aber Tygris, ond fleuſt zulegt in der Per
fier Meer vnd ins rote Meer. Euphrates der
vierte fluß, ſo auch auß- dem Paradis gehet, der zeucht
ſich in groß Armenien in den Berg Paracoatra ,
vnd ſo er etliche zuflüſſe in fich empfähet , vnd damit
ſtercker wirt , ſo fehrt er feine frafft gegen dem berg
Tauro, vnd ſo ihm ber nicht wiederſtehet, ſo rinnet
er fürhin mit ſteg , vnd da würd er flieſſig vnd ges
waltſam , vnd left Camagenam auff der rechten, vnd
Arabiam auff der lincken handt, und wie Schiffreich
er auch ift, ſo wirt er doch darnach in weite pfutſchen
getrent , vnd geuſt fich nicht offentlich auß. So viel
408

hab ich dir Herr Fauſte von den vier ſpringenden


Waſſern des Paradis meldung thun wollen.
E r in ne r un g .

Dieſe diſputation von erſchaffung des Paradis, laſie ich,


es fage der Geiſt was er wolle , in ſeinem webrt beruhen ,
fonften aber bey den Scribenten ſind auch viel frag für:
gelauffen , ob dieſe Weldt , darinnen wir findt, erftlich das
Paradis genent rey worden , oder ob noch heutiges tages
fin ort in der Weldt ſey , in weld em der Paradiß mag
gelegen geweſen ſein. Wil derhalben auf den alten lehs
rern der Kirchen etliche anziehen, was ſie von dem Para.
diß halten . Damascenus ſpricht: Dieſe ftette iſt noc ,
denn ſie iſt eine fammer aller frolockung , die iſt höher
denn die Erde , mit meiſigem vnd aller flareſten lufft er:
leuchtet, vnd allweg mit blühenden pflanßen gezieret, voll
gutts geſchmacs , vnnd wohnet nichts vnuernunfftiges
darinne . Isidorus meldet, das Paradis ſey mit allem
geſchlecht des holpes vnd Eppfelbäumen gezieret vnd beſeßt,
da ſey kein biß , ſonder ein ewiger wol angerührter vnnd
geſunder Cufft , in der Mitte lauffe ein Brunn , der den
gangen Waidt befeucitet. — Beda repet, das Paradis ftebe
im auffgang der Sonnen, vnd ſo hod , das die waſſer der
Sintflut nicht dahin gereicht haben , und weiter ſagt er,
das Paradiß reide biß an des Monds kreis, vnd bette sex
Menſc) Adam nicht geſündiget, ſo hette GOtt auch das
Paradis alſo geweitert, das es alle Menſden beſchloſſen
bette. Mehr zeigt Beta an , das von wegen ſeiner
groſſen böbe niemandt dahin kommen könne , vnnd iſt ſo
boch , das es biß in den obern theil des luffis reicht, und
das die Waſſer , fo von dem Paradis beraufſer lauffen,
wann ſie herab fallen , ſo groffen haal vno thon geben,
das die Menſchen in der nebe wohnend , ihr gebör dauon
verlieren, wie auch .Ambrosius vnd Basilius biemit vber:
einſtimmen, und zeigen ferner an , das dieſe waſſer flieſſen
auf einem brunnen des Paradys, vnd geberen vier Flüſſe,
und iſt diß ort Paradiß ichier unter den Himliſchen zeichen
der Wig und dem Wirer gelegen, in dem auffgang, darumb
409

durchgehet die Sonn järlich zweymahl das mittel des Pas


radis, vnd iſt ein Garte aưer WoĽuft, denn da findt grü:
nung der ftete , luftbahrkeit der Blumen , wollſchmacente
Kreuter, feuchtung der Brunnen , beſchattung der Bäume,
vberflüſſigkeit der frucht, und der Vögel geſang . Da
auff ein zeit in beyſein D. Luthers, von dem Paradis ein
frag fürlieff, was doch das Paradis für ein ort, wie vnd
wo es geweſen were ? Antwortet er vnd ſprach : Ich halt
das die gange Weldt das Paradys genant rey worden ,
aber Moyſes ſchreibets nach Adams geſichte, ſo fern ers
hat ſeven fönnen, an den vier waſſern, aber das Paradys
würts geheiſſen , das es vberal ſo lieblich vnd luftig iſt
geweſen. Atam war und wohnete gegen Morgen , in
Syrien vnd Arabien , als er geſchaffen wardt , nach dem
er aber geſündiget hatte , da iſt es nicht mehr ſo lieblich
geweſen , wie vormabls , es war jbin kein Paradis noch
Luſtgarte. Alio beijiet Moſes die gegendt Sodoma vnnd
Gomorra ein Paradys , wie dann auch Samaria vnd Ju :
dea ein ſehr fruchtbar land geweſen iſt , nun aber ſagt
man, es ſey gahr fandig, wie mich Graff Botho z11 Stok
berg berichtet, der im heiligen Landt geweſen iſt, vnd die
güldene Auwe lobete. — Philip Melanthon in ſeiner Chro«
nic ſpricht: Paradys diß wordt bedeute den beſten vnnd
berrlichſten ordt auff Erden , und ein ſolchen ſtandt der
Menſchen , da ſie in vních uint ohne Sünde vid toot ewigs
lich gelebet hetten , vnd dieweil der tert austrucflich vier
berrliche quellen nennet, darauß groſſe Schiffreiche waſſer
ftröme in die vier ortte der Erden flieſſen, iſt damit anges
zeigt, das die menſchen diſen beſten vnd herrlidyſten ordt
der Erden hetten bewohnen ſollen, welchen dieſe vier groſſe
hauptwaſſer Euphrates, Tigris, Ganges vnd Nilus wäj:
fern rolten , unter dieſen vier Waſſern iſt faſt der dritte
theil des ganßen Erdbodens gefaſt vnd begriffen. Auß
dieſem Paradis verſtoſſen rein , heiſt auß dieſem ſeligen
ftandt, da keine Sünd noch todt war , verſtoſſen ſein , dan
aller Element und Creaturen , mit kleinerm regen , glück
vnnd gedeyen entraten. Es iſt aber fein zweiffel, das die
erſten Menſchen in der gegent der Erden geſeſſen vnd ge:
wohnt baben, ta hernach vnnd ießt noch Damaſcus geles
410

gen, iſt derhalben auch glaublich, das ſie in dem ordt erſt:
lich erſchaffen ſein vnnd gewohnt haben. -

Joſephus in
ſeinem erſten buch , beſchreibt das Paradis , vnnd ſpricht,
GOtt hat einen ſchönen Garten gegen auffgang der Sons
nen mit allerley grünen geweſen gepflanßt, in welchem
ein baum des lebens, vnd ein ander baum des verſtandts,
zu vnterſcheiden gutes vnnd böſes geſtanden ſein , in dies
ſen Garten hat GOtt Adam ſampt feinem Weib geführet,
und jnen befolen , den baum fleiſſig zu vermeiden . Es wirt
auch dieſer Gart geweſiert und befeuchtiget von einem
Waſſer, welchs gerings weiß vmb die Erden laufft , vnnd
fich daſelbſt in vier fluß außtheilet, der erſte Phison , wel:
Mes wordt die viele oder mennige bedeutet , vnd von den
Griechen Ganges genandt wird , hat ſeinen lauff in In
diam , vnd ergeuft ſich in daſſelbige Meer, Euphrates aber
vnd Tigris flieſſen in das rote Meer , Euphrates wirdt
auch Phora, das iſt, ein außbreitung oder blume genant,
Tigris Geiſt ſonſt auch Diglath , das ſo viel iſt, als eng
vnd ſchnell, Gihon aber, den die Griechen Nilum heiſſen,
fleuft mitten durch Egypten Landt, vnnd bedeutet ſo viel,
als von auffgang einen vrſprung. Es diſputiret Doct.
Luther in ſeiner außlegung vber das erſte buch Moyſis,
wo das Paradis in der Welt fey , nemblich auff der Er:
den. Denn es ſtehe in dem tert, Gott hat gepflanßt einen
Garten in Eden, gegen dem Morgen. So müſſens auch
ia natürlidye Bäume rein , wie vniere , darumb es nichts
iſt, das vnſere Sopbiſten geſagt haben , wie es hoch dro:
ben vber der Erden liege , bart under dem Mond , es
muß hie auff Erden ſein , vnd müſſen auch die Bäume ſein ,
die Gott im erſten Capittel geſchaffen hat. Zum andern
ift ja Adam auß der Erden geſchaffen , vnd darzu geord:
net , das er darauff ſein ſolte , und wardt darumb ing
Paradiß geſeßt, daß ers bawen vnd bewahren ſolte. Zum
dritten werden vier Waſſer genent, welche man noch weiß,
die auß dem garten flieſſen . Dieß alles beweiſet gnug
ſam , das es muß auff der Erden ſein. Origenes onnd
andere haben ſich hin und her damit geworffen, aber Aus
guftinus hat flüglich gehandelt und geſagt, wer diß vnd
anders nicht begreiffen fan, der ſou Gott die Ehre geben
411

vnnd ihm befehlen. Das ift aber der behelff auff iener
ſeiten , das Moyfes nicht ſagt, das die vier Waſſer im
Garten geweſen ſein , ſonder nur ein Waſſerſtrom , dauon
fich jene Waſſer leyten , was wollen wir nun daraus ma:
chen ? Alſo hab ich mehr geſagt, onnd fags noc , mügs
lich iſts, das es zu derſelbigen zeit alſo geweſen ſey , das
Gott ein Garten oder landt beſchrendet hat , aber nach
meinem bedünden mag es alſo verſtanden werden, das es
der ganß Erdtbodem were, mir ligt aber das im weg , das
der tert alſo klingt , das es etwas anders , nemblich ein
ſonderlich ordt oder raum rey, wie auch noch luftige Gar
ten nicht ein ganß_ Landt begreiffen , darumb weiß ich
nicht zu erörtern , wie es geweſen ſey , ich muß mich gee
fangen geben , jedoch dieweil man die vier Waſſer (wie
geſagt) noch wol weiß, die daraus kommen , darumb wolt
ich alſo ſagen , das der luftgarte irgendt ein ordt rey ges
gen dem morgen, der nun verborgen, oder vielleicht zurif:
Ten iſt, das GOTT wol weis, es muß aber ein faft wei
ter raum geweſen ſein , dann die Waſſer liegen mechtig
weit von einander , ia ſchier gegen einander, darumb wil
ich meine vernunfft gefangen geben , vnnd dabey bleiben,
das es ein rechter natürlicher Garte geweſen ſey, wie noch
cin Luſtgarte möcht ſein. Etliche diſputiren vnd wollen
es alſo ſoluiren , Enoch und Elias , wie der heilig Geift
ſagt, ſein in den Himmel verzüdet worden, vnd Elias ift
in die höhe gehn Himmel gefahren, aus welchem zu ſchlieſs
Ten ſey , dieweil Gott Erod. 12. zu Moyſes ſagt , da er
begehret GOttes angeſicht zu ſcawen , das kein lebendiger
Menſch köndte die herrligkeit Gottes fehen , vnd aber Enoch
vnd Elias lebendig gehn Himmel findt verzüdt worden ,
das es zu verſtehen ſey von dem irdiſchen Paradis, darinn
kein tödtlichkeit rey, ſonder freudt und alle ergebligkeit.
Item das Gott Moyſi berpflichtet, er fol auff den Berg
freigen , da werde er ſterben , und fein grab rey noch auff
den beutigen tag nicht gefunden worden, folgt, das er in
das Paradis verzüdt rey worden, welches in der höbe ſey,
vnd da habe er aller ſeiner mühe , was er ausgeſtanden,
ein erquidung. Jtem der Berg Tabor , da Mores und
Elias dem HErrn Chriſto erſchienen findt, vnd da Petrus
412

und Johannes ein blid der herrligkeit geſehen haben , ſol


gegen Morgen liegen, und das Paradis fol mitten in der
Welt ſtehen , da follen dieſe Propheten aus dem Paradis
berab geſtiegen ſein , und ein Geſprech mit Chriſto von
dem andern leben haben gehalten. Desgleichen ſol das
ordt, da Chriſtus am Creuß gehangen, mitten in der Welt
ſein , und da der HERN Chriſtus zu dein Schecher am
Creuß ſagt , und im verſpricht: Heut wirſtu bey mir in
dem Paradiß ſein , da ſein Chriſtus vnd der Schecher beyde
geſtorben , und Chriſtus vergraben worden , ehe er gehn
Himmel gefahren , daß alſo der Schecher in das Paradiſ
ſol verzuckt worden ſein , darin biß in die algemeine auffer:
ftehung der todten zu bleiben . Mehr ſo iſt auch ein
frag fürgeloffen in irem geſprech , von dem verbottenen
baum , da Gott der HErr ſprad), ir ſolt von allen beumen
und früchten efſen , allein von dem baum des erkentnis
guts vnd böſes , follet ihr nicht effen . Was nun diß für
ein Baum geweſen , davon haben gehandelt Ifidorus vnd
Auguftinus , und ſchlieſſen , das in dieſem baum dreyerley
bolg geſtedt , eins zit auffenthaltung des lebens , als zur
nahrung, da Gott inen verbot und ſprach, von allen früch :
ten der Bäume folt ir eſſen. – Das ander, zu bewahrung
des gehorſams, als das hoiß des wiſſens guts vnd böſen,
als ſie dauon aſſen , waren ihre augen auffgethan , daß fie
wüſten , was ſie zuuor nicht wüſten , denn die neigung und
begirlichkeit des Fleiſches war zu der ſlett in ihnen ange:
reißt, vnd dieſes nicht allein, ſonder ſie erkanten auch die
krandheit, ſchwachbeit vnnd wiederſtrebung des fleiſchs, ſo
erfuhren ſie auch , was die geſundtheit vnd ſterd were.
Das dritte vnd edelſte holß, war das holß des Lebens in
dreyerley weiß , zum erſten von ſeiner krafft wegen , dann
es gab dem , der es aſſe, die krafft der vntödtlichkeit, vnd
verhüt die frandheit und ſchwachheit, vnnd Thomas feßt,
das ſo offt der Menſch krand worden were, vnd von dies
fem holg genommen hette , ſolte er geſundtheit wieder
empfangen haben , und man hette das alſo gethan , biß
zu erfüllung der außerwehlten zahl , alsdenn weren alle
Menſchen mit einander in den Himmel erhaben worden.
Zum andern von der gelegenheit wegen , denn das Hols
413

flund mitten in dem Paradiß, als das föftlichſte und wür:


digſte , wie das Herß des Menſchen mitten in dem Leibe
ligt, und auch Chriſtus, der am Creuß gehangen , an dem
Baum des Lebens gehangen iſt, welches Johan. 3. Chriſtus
felbft ift. Zum dritten , wie S. Auguftinus ſpricht , das
bey dem Holß des wiſſens gutts vnnd böſes die frey will:
führ des willens, vnd bey dem bolß des lebens CHriftus
bedeutet wirdt.

Das Ein und zwantigſte Capittel.


Die ſiebende diſputation , von der ordnung der Teuffel.
Doctor Fauſtus hatte auch gnug von dieſer frag des
Paradis, vnd gedacht bey ihm wol, er würde es doch
nicht erlangen, oder deſſen fähig ſein, oder darein fons
men , darumb er auff ein andere materi ſein diſputas
tion anfieng, fragt derhalben den Mephoſtophilem und
ſprach, lieber getrewer conſort , ſage mir an , habt ihr
Teuffel oder Geiſter auch Regimenten , wie in dieſer
Welt viel Regiment, Königreich vnd Fürſtenthumb ſind,
da ein jeglicher Herr allein regieret, oder fedt ihr al
lein undereinander vermengt ? Mephoſtophiles antwors
tet und ſagt: Lieber Herr Fauſte , ich hab dich auff
eine zeit bericht, wie das wir durch den zorn Gottes
auß dem Himmel verſtoſſen ſindt worden, dabey waren
vielerley geſelſchafft , und war ein Engel höher denn
der ander im ſtandt, alſo bleibt es noch , gleich wie
ein Herr kein Knecht iſt, ſo iſts mit vns auch geſchaf
fen, das Lucifer vnd andere zuuor groſſe heilige Engel
fürſten waren, alſo findt ſie jekundt Fürſten der Weldt,
vnd haben ihre Regimenten , welche in die neun orde
nung gezehlt worden , und die gröften Fürſtenthumen
findt in die vier örte der Weldt, als Auffgang , Mit
tag, Niedergang und Mitternacht getheilt , vnd regieret
414

einer ſterker denn der ander. Doctor Fauſtus fagt :


Lieber Mephoſtophiles, ſo ſage an vnd bericht mich das
uon. Mephoſtophiles autwortet vnd ſprach : Das
erft Regiment der Geiſter wirdt genannt Pseudothei,
dieſe findt gifftige vnd grewliche Geifter, die ohne vns
terlaß fich vnterſtehen , wie ſie GOttes reputation und
namen verleſtern möchten , daher ſte die Menſchen in
alle Abgöttere führen, ja fie thun fid, in die Abgöts
tiſche Bilder , darauß fie ihn Gottes namen anmaſſen,
vnd wollen auch wie Gott felbs angebeten vnd verehs
ret werden . Die ander ordnung der Geiſter werden
Spiritus Mendaciorum genent. Dieſe ſind War
fager Geiſter, wie man ſie dann alſo nennt, aber das
kan ich ſagen, vnnd beruffe mich auch auff diejenigen,
die mit ihnen vmbgehen , das fie mit Warſagen nicht
baldt fehl geſchlagen haben, aber da findt ſte zu falſch,
wenn man ſte fragt von der H. ſchrifft, geben ſte keie
nen rechten bericht, ihr Oberſter wirdt Python genens
net. Das dritte Regiment ift des Belials , die man
beiſt Vasa iniquitatis , dieſe richten alles vnglück
an, geben dem Menſchen ein , wie man allerley In
strument und gefeß, damit man Gott erzürnen möcht,
ale bilder, würffel, farten , geſchoß, vnnd ſonſt andere
tödtliche gifftig werkzeug machen könne vnd folle , ja
fte führen die Menſchen in alle Sündt, ſchandt vnd
Laſter. Das vierte wefen , in dem ir oberſter Aſmos
deus genant wirdt, find gang rachgirige Geifter, dem
Eheftandt gahr aufffeßig , beffig und feindt, nehmen
der Menſchen hergen ein , das ihr neid vnd rachgirig=
feit, fo fte gegen ihren nechften gefeßt, nicht baldt fan
geleſcht werden , fo fewrig iſt ihr rachgirigs herß ents
ES findt auch die Geifter , ſo die Menſchen
ftraffen vmb ihrer begangnen lafter halben , und were
415

den gemeinlich altores scelerum geheiffen. Die fünffte


ordnung , deren oberſte der Satan iſt, ſeindt die man
Praestigiatores nennt, als die Zäubergeiſter,die lehrs
nen die Menfchen mirackel vnd wunderwerd thun, vnd
das erſte Regiment, oben erzehlt , ift mit inen einig,
wie fie mügen die menſchen mit falſchen wunderzeichen
von dem rechten Gottsdienſt abkeren , abwendig machen ,
vnd verführen . Das fechiſt reich , barin der Principal
Meririm iſt, dieſe nennet man ſonſt Aereas pote
states , wohnen gemeinlich vnter dem ſchwarzen ges
wülch vnd Lüfften , vnd vermengen ſich vnter die Don
ner, blik vnd vngewitter, und erwarten , wenn es ihe
nen Gott verhengt, damit fte folches geſchoß abgehen
laſſen , richten gifftige Nebel, Regen , Reyffen , Tham,
vnd anders an, damit Peſiilenß, theurung, ſeuchen vnd
ander francheiten entſtehen möchten. Des ſiebenden re
giments Oberfter iſt Abaddon genent, in demſelbigen
ſeind die Furiae , findt gahr gifftige , grewliche Geis
ftere , erwecken Krieg, emporung , Zweytracht vnd alle
vneinigkeit , erhigen der groſſen potentaten , Königen ,
Fürften und Herren gemüter ſo brunſtig , das baburch
Landt, Leut vnd Stett in höchſtes verderben vnd jania
mer geraten. Das achte regiment vnd ordnung des
Aſtaroths, die man Criminatores nennet, die Decken
auff, vnnd bringen an tag der Menſchen ſchand vnnd
lafter, fie wircken auch in den Menſchen das fündtlich
gifft, wie Gottes namen möcht geleftert vnd geſchmebet
werden , reißen die Menſden zu falſchen argwohn gee
gen dem nechſten, geben ein allerley falſche betriegliche
gedancken zu erforſchen . Der neunde Fürft , vnd ſein
ordnung iſt der Mammon, diefe nennet man Tenta
tores et Insidiatores , welche die Menſchen auff
alen betrug , wucher , falſche practicfen vnnd finanßen
416

abrichten, damit ſie zu groſſen ehren und reichthumben


fommen, bargegen nehmen fie folder Menſchen berten
ein , das ſie mit jrer handtierung weder GOTT noch
Menſchen fürchten, bringen ſie zuleßt in verzweiffelung,
das ſie an jren eignen Leibern mörder werden , ja ſte
ſindt recht Genji mali vnd böſe Engel. Alſo Herr
Fauſte hab id, von den Regimenten der Geiſtere , vnd
was ihr weſen vnnd regierung iſt, sich furßlid, berichtet.
Er i nne rung .

Bey dieſer frag, ob ein vnderſcheidt der Teuffel fey , und


das ſie ihr beſondere ordnung vnd Regiment haben , ift
zu wiſſen , das daran kein zweiffel rey , gleich wie vnter
ten guten Engeln . Dann eben darumb, ſagt Chriſtus,
baben ſie ein Reich , luce am 11. Denn gleich wie zu
einem Reich viel Perſonen vnd vngleiche Empter gehören ,
alſo findt vngleiche empter vnter den Teuffeln . Dann et:
liche ſindt geringe Teuffel, die mit Hurerey, Ehrgeiß vnd
dergleichen Sünden anfechten, andere aber findt höhere
Geiftere , die da anfechten mit unglauben , mit verzweiff:
lung vnd mit Keßerey , wie die rottengeiſter vnd der Vapft
folche teuffel haben, etliche teuffel fint verordnet zu dieſer
fünd, andere zu andern Sünden , als etliche böſe Geiſtere
findt , Abgöttiſche Teuffel, Tyranneyteuffel , Zäuberteuffel,
Fluchteuffel, Jagteuffel, Sauffeuffel , Gheteuffel, Buren:
teuffel , Geiß vnd Wucherteuffel , Schrapteuffel, Hoffarts:
teuffel , Hoffteuffel , Sorgteuffel, Eydtteuffel, Spielteuffel,
Ohrentragteuffel , Schmeichelteuffel, Neid , Haß vnd Zorns
teuffel, Schmeeteuffel, Rachteuffel, Sabbathsteuffel, Hofen :
teuffel, Kresteuffel, Faulteuffel, Geſindtteuffel vnd derglei:
chen mehr, die die Menſchen zu fölchen Sünden reißen vnd
blenden , vnnd hat ein jede fünde ſein eigen Praefectum
oder Hauptman , mit ſeiner Rott, der feine Sünde, darzu
er verordnet vnd gefeßt, redlich treibt, vnd darzu hilfft,
auch in gangen Landen und Provinßen. Wie dann Welſch :
landt der Hoffartteuffel, Teutſchlandt der Freß vnd Sauff
teuffel , Griechenlandt der Lügenteuffel, Frandreich vnnd
417

Hiſpanien der Huren und Mainaidtteuffel reitet und regies


ret , alſo hat an einem jeden Menſden ein jedes laſter
feinen teuffel. So regiren auch zu unſern zeiten wol
andere foredliche Teuffel, als welche fich wieder den Sohn
Bottes in dem Himel gereßt haben , alſo fechten ſie noch
ſein Chriſtliche Kirchen an, als da iſt der Wiederteufferiſch
teuffel, der Zwingliſch oder Calviniſchteuffel, der Sowends
feldiſd teuffel, der Arrianiſch Teuffel, ond ſonſt noch an:
dere viel vnzeblich mehr. C
So ift" auch gewiß, das , wie
es in dem Weltlichen regiment zugebet , das die Oberſten
Herrſchafften , als Ro. Keyſer, unter ihnen baben andere
Herrn , Glieder vnd Stende, durch welche fie ihr Regiment
außbreiten und führen , das es alles ordentlich verricht
wirt , vnnd wie es im Regiment gehet , nemblich Keyſer
vber Fürſten, Fürften vber Graffen , Ritter vnd Edelleuth
bber Bürger und Bawren ( dann wo ſolde ordnung nicht
iſt, da iſt kein Reich noc Regiment, ſonder ein wüft, wildt
vnd gemengts weſen, da es alles vndereinander gehet, wie
das Viehe auff der Wäydt, oder das Wildt in dem Waldt).
Alſo hat der teuffel als ein gewaltiger Herr auch ein Res
giment und Keyferthumb, vnd vnder ihm groſſe mechtige
Fürften, wie D. Faufti Geift anzeigt, das ein jeder unter
ihnen habe viel menge der Teuffel, wie S. Paulus zu
den Epheſern am 6. anzeigt. Daruon handelt auch
Doctor Martinus Luther in ſeiner Poſtil : Wir ſollen
wiſſen, ſpricht er, das die Engel unterſchiedtlich ſein, denn
gleich wie vnder den Menſchen einer groß, der ander klein,
einer ſtard, der ander ſchwach iſt, alſo iſt ein Engel auc
gröſſer, ſterder und weiſer denn der ander, das muß man
auch auff die Geiſtere vnd böſe Engel verſtehen. – Das
ber auff ein zeit D. Fauftus bey einer geſellſchafft fich bes
ruhmbt hat, da er ſagte, er föndte fich feines ftandes und
authoritet wol rühmen , das er höher zu achten oder zu
ſcheßen were , denn Keyſer , König vnd Fürſten , den ihm
Tey der Teuffel der Großfürfte auff Erden vnterthan, vnd
wolt ſolches auß der Epiſtel S. Pauli Ephe. 6. beweiſen,
dieweil die Teuffel nicht allein Fürſten dieſer Weldt, fons
dern auch Regenten vnd Herren vnter dem Himmel findt,
run ſein aber Keyfer, König und Fürſten nur Herrn dies
11 . 27
418

fer Welt, und nicht under dem Himmel , ſo müſſe folgen ,


das ihm ein groſſer Herr vnderthan rey, denn ein Keyſer,
König und Fürft. Behüte Gott, ich begehr mir ſolches
rühmens nicht. -
Ferner geſchihet auch meldung, wie die
Teuffel ein vnderſchiedtlich Regiment haben , und wie fie
mit ſo groſſer grimmigkeit gefinnet ſein , deren werden or
dentlich neun erzehlet, als der erft Fürft der Teuffel Pseu
dotheus. Ein fölcher Teuffel wirdt geweſen ſein , der den
HERRN Chriftum Matthei 4. in der Wüften verſucht hat,
vnnd hernach begehrt, er wolle ihm alle reiche dieſer Welt
geben , wenn er nieder fiele und ibn anbetet , wil alſo
Chriftum zur abgötterey führen. Der ander Fürft Py:
-

thon , welcher ein Lügen Geift und nicht ein Warſager


Geiſt, wie D. Faufti Geift in nennet, dieſer mag wol ge
weſen ſein , wie 1. Reg. 22. ftehet, der, Geift ſo von dem
König Achas in Iſrael außgangen iſt, und mit Lügen ge:
redt hat, vnd Chriſtus ſpricht, der teuffel ſey ein Zügner,
vnd Tey in der warheit nicht beftanden , dan die warheit
Tey nicht in im , wen er die Lügen redt , ſo rede er von
ſeinem eigen, dann er rey ein Lügner vnd ein vatter der:
felbigen , Joh. 8. Auß dem iſt zu ſehen , was dieß für
Geiſter find , die man Warſager Geifter nennet , nemlich
Lügen Geiſter , wiewol man ſagt, fie ſchlagen zu zeiten
zu, aber Chriftus ſpricht, fie beſtehen nicht in der warheit.
Der 3. Fürft Belial, der fol dem Menſchen eingeben ,
wie man böre inſtrumente machen ſol, wie Plato foreibet
von dem Teudo , das er alle vnnüße vnnd rehendtliche
Spiele erdacht hab, der es ohn zweiffel von dem Teuffel
Belial gelehrnet wirdt haben , wie man auch ſchreibet von
dem Lucio Tarquinio Superbo, dem fiebenden vnd legten
König der Römer , dieſer erfandt erftlich , Band , Geiffel
von Ochſenheut, korben , gefengnus, kerđer, Fußband, ket:
ten und ſchlöſſer. Alſo auch von dem Bechtoldo meldet
man, der hab einen Bafiliſcum verbrandt, dabey er abges
nommen , das die natur widerwertige ding , ſo man die
zuſammen thut , nicht leide , vnd daß das falt und warm
einander zuwieder rey, vnd merdt auch , das der Schweffel
des fewrs febig und angenehm. Item , das der Salpeter
ein kalte natur hette, hat er auch Mercurium mit Schwe
419

fel und Salpeter vermiſcht, und in einem Haffen zu einem


fewr gereßt, als der Schweffel angieng, hat er den Erm.
baffen verbrochen , das merdt er nu , ließ ihm ein eyſen
blech machen, aber das hielt nit, ſonder zerriſſe vnd ſchlug
die fterde materi in die wandt, das es grawſam erſchüt
tet , daher entftand das Pulver vnd die büchſen , welche
entſtanden fint anno 1356. daher anno 1358. zu Herbog :
buſch , ein new büchſenwerd , das man die Böler nennet,
aufffam . Wie auch anno 1380. ein groß geſchos zu Ves
nedig erftmahl iſt ankommen , dauon ſie , die Venediger,
noch nie nichts gewüft haben, wie ihr Chronic außweiſet.
-

Ninus, Bels des Affyriſchen vnd Babyloniſchen Königs


Sohn , der die abgötterey auffgericht, derſelbig hat die
Harniſch und andere kriegswaffen erfunden , daraus zu
reben , dieweil er ein abgöttiſcher Mann geweſen , das er
auß des Teuffels getrieb nichts guts gedacht noch erfunden
bab. Das Schachſpiel ift zu zeiten des Königes Hiskia von
einem Philoſopho Xerxes genandt, des Königs Euilmeros
dade lehrmeiſter, erdacht worden, und ob ſolchs wol ſpiß
fündig und zur kurzweil iſt gemeinet, ſo werden doch ohn
aweiffel andere Spiel mehr erfunden ſein , wie bey vns
karten vnd würffel, darauß nie nichts guts erfolgt iſt, den
Gottslefterung, zorn vnd mordt. Es möcht aber einer.
bie ſagen, Gott hat die 4. Elementen, das erstreich , wala
Ter , fewr vnd lufft erſchaffen , die muften dann auch böß
fein , denn mancher gehet von dem Erdbidem zu trummer,
To felt mancher auff dem Erdtreich den hals entzwey. So
ertrindt mancher in dem waſſer , welchs , lo es vberhandt
nimpt, führt Stette , Häuſer und höffe hinweg , ſo gehen
durch das fewr, da es angehet, ftette vnd dörffer an, der
lufft durch die Winde , wirfft etwan groffe gebew ein .
Darauff antwort ich, das Gott alles guts erſchaffen hat,
To denn der oberzehlten füden eins geſchicht, ſo find es
lauter ſtraffen Gottes, aber auß dieſen Elementen kan der
Teuffel auch wol etwas böſes machen, wie Gott dardurch
etwas guts gemacht hat , doch durch verhengnis Gottes,
wie an Waffen , Spies Pulver und geſchos abzunehmen
ift. Der 4. Fürft Aſmodeus , ift geweſen derjenig , ſo
-

der Sara Raguels Dochter ihre fieben Menner hat vmbs


420

gebracht, Tob. 3. taber ich viel Erempel anzieben wolt,


wie jederzeit, wo er nicht ſelber, jedoch durch ſeine inſtru:
menten vnd gehülffen, mordt vnd ſchand zwiſchen Eheleu:
ten angericht und zuweg gebracht hat. Der 5. Fürſt
iſt Sathan , welcher durch die Menſchen Zäuberey treibet,
der wirdt etwan die Zäuberer des Königs Pharaonis, vnd
Simonium Magum , (mit dem S. Petrus zu Rom viel
zu thun gehabt ) vnnd andere , wie auch Doct. Fauſtum
vnnd ſeinen Famulum gelehret haben . Der 6. Fürft
Merirem iſt geweſen , den die heilig Schrifft in dem Hiob
den Satan nennet, der den frommen Job mit böſen ſchwer
ren geſchlagen , ſein baus vnd finder mit dem ſtrabel vnd
donder verdorben bat. -
Der 7. Fürft Abbadon , wirdt
geweſen ſein , der in des groſſen Königs hoff in Perſien
fich enthalten hat , wider welchen der groſſe Engel Michael
geftritten hat, der Mordt, Krieg vnd auffruhr wird anges
richt haben , dauon auch in der offenbayrung Johannis
am 9. ftebet. Der 8. Fürft iſt Aſteroth , dieſer wirdt
mechtiglich regiert haben, zur zeit des leitens vnd ſterbens
vnſers Herren Chrifti vnd ſeiner Jüngern , denn er hat
regiert in den Hohenprieſtern,Schrifftgelehrten, Pilato vnd
Herode, welche des Herren Chriſti lehr vnd Predigt nicht
allen verleftert und vervolgt haben , ſonder haben auch
durch falſche practicen Chriſtum zu dem todt gebracht,
dann mit verlefterung ſagten fie , Chriſtus were ein ver:
führer des volds , er hette fich für Gottes Sohn außges
ben , er verbiete dem Keyſer den ſchoß zu geben , und an
ders mehr. Er hat auch geregieret in den Kriegsfnechten,
die ihn geleftert , verhönt , verſpott, auch in den Juden,
welche dryen , Creußige ihn , er iſt nicht werth , das er
leben ſol, und wo Pilatus fölches nicht thut , ſo rey er
des Keyſers freundt nicht, zuleßt wart ſein auch nicht vers
fchont, denn als er an das Creuß wardt gehenget , da
(cryen , ſpotteten und leſterten ſie ihn , und ſprachen, pfu
dich, der du geſagt baft, du wolleft den Tempel in dreyen
tagen abbrechen vnd wieder bawen , kanſtu das , jo ſteig
jeßundt von dem Creuß berab , wie auch der Schecher thet.
Hat alſo freylich ein grimmiger , berfiger, neidiſcher , ond
gang lefterlicher Teuffel in ihnen gewohnet. Alſo hat dies
421

fer Teuffel ben Propheten und Jüngern des HERREN


Chrifti auch zugereßt, und andern mertern Chriſti. — Der
neunde Fürft iſt Mammon , den weiß menniglio , wie er
bey den Finanßern , Wucherern , Schindern vnnd andern
regieret , derowegen ohn von nöten, weitere meldung von
ihm zu thun , dieſer hat beſeſſen den Judam Iſcarioth,
Ánaniam ſampt ſeinem Weibe Saphira. Actorum 5.

Das Zwey und zwantigſte Capittel.


Die achte diſputation , von D. Fauſti ſeligen und unſeli
gen ſtand, darinnen er erſtlich geweſen .
Lieber Mephoſtophiles, ich bitte dich, ſprach D. Fau
ftus , verhele mir nichtes, denn ich wil dir eine frag
auffgeben , nemblid ), dieweil du ein Geiſt, vnd erſtlich
in einem Geiſtlichen wefen erſchaffen biſt, kanſt gleich
wol Menſchliche geſtalt an dich nemen , wie wol du
* zu keinem Menſchen gebohren biſt, wie ich vnd andere
Menſchen , wie , wenn du wereſt zu einem Menſchen
geboren in folchem ſtandt , dieweil Chriſtus der Sohn
Gottes nicht mit Engeliſcher geſtalt hat wollen befleis
det ſein , ſonder hat angenommen die natur des Mens
ſchen , auff das er den Menſchen wieder in dieſe freya
heit und ſeligen ſtandt mochte bringen, wie er anfengs
lich von Gott rein und ohne madel erſchaffen worden ,
und das der menſch nach der aufferſtehung eingehen
müchte in bas ewig leben , da Gott felbs iſt, welche
Chriſtus allen gleubigen erworben hat , und ich aber
ſo bößlich vnd ſchendlich , ja gang verdamlich von mei
mem erlöſer Chriſto abgefallen bin , der mich mit ſeis
nem theuren blut erworben vnd erlöſet hat , vnd dar
gegen mich dem Teuffel ergeben habe , der mit mir in
gleicher verdamnis ſein wirdt. Sage mir nun , wie du
dich, wann du in meinem ſtand wereſt, verhalten wols
422

teſt ? Wie , ſagt der Geift , was ich thun wolt ? Hies
rauff antworte ich , wiewol wir auch hoffen ſelig zu
werden , findt wir doch in ſolchem ſeligen ſtand nicht,
wie du vnd andere menſchen , wenn ich aber als ein
menſch geboren were, ſo wolt ich tag und nacht meine
hend mit bancſagung gegen Gott auffheben , das er
ſeinen ſohn mit dem menſchlichen fleiſch vnd blut bee
kleidet hat, nimpt fich des Menſchlichen geſchlechts an ,
auff d3 er eß von dem teuffel erlöſt, wirt des teuffels
ergfter feindt, vnd gibt dem menſchen das ewig Seben,
targegen muß der Teuffel in der hell wider büſlen ,
was er verderbt hatt, ſolcher erlöſung biſtu auch theil
hafftig geweſen , aber nun muſtu deß auch gewertig
fein , wie der Teuffel, den bu geliebet haft , wie ein
dhendtliche Beſtien bift du worden ? Was zeibeſtu dein
armen Leib und Seel , welches du dem Teuffel vmb
Deines zeitlichen Prachte und hoffarth willen in abgrundt
der Hellen gibſt, die nimmermehr in alle Ewigkeit föns
uten erlöſet werden ? Ich bin nur ein verſtoſſener und
gefallener Engel, und muß der ſeligkeit halben in zweife
fel ſtehen , hab dennoch ein mitleiden mit dir , hetteſtu
Der $. forifft fleiffig obgelegen, vnd hetteft nit in die
höhe, fonder in den niterigen ftandt geſehen , ſo wer
deine Seligkeit beſtendig geweſen, wolan dem nicht zu
rathen iſt, dem iſt auch nicht zu helffen . — Auff folche
auſſag hat Fauſtus geſchwiegen, vnd den Geiſt von fich
gelaſſen , wie D. Fauſtus ſelbs etlichen hernach erzehlt
bat." Als aber er zu nachts zu beth gegangen , findt
ihm die rede , was der Geiſt geſagt , ſtets in den oh
ren gelegen , darüber er geſeuffset und geweinet hat,
ynd alſo mit ihm ſelbe geredt. Ach du verfluchter vnd
elender Menſch , dir hat Gott Leib vnd Seel gegeben,
die folteftu beſſer verwart haben , zu dem , wie hette
423

Gott der HERR Teine güte , gnað und Barmherzige


feit je gröſſer gegen dir außſchütten oder dir rchencken
können, den das er ſeinen geliebten Sohn in dieſe Welt
geſandt hat, auff das er das verderbte Menſchliche ge
ſchlecht wider zu recht brechte, vnd ſte das ewig leben
beſigen möchten ? darfür folt ich billich, wie mein Geiſt
ſagt, mein Lebenlang bandbar geweſen ſein . Ach daß
ich vmb eines ſo furßen vnd zeitlichen Lebens willen,
mich mit dem Teuffel alſo bößlich verbunden habe,
nun mehr iſt es mit meiner Buß vnd rew zu ſpat, ach
das ich noch ein fleines fündlin eines rechten glaubens
hette zu Chriſto, oder das ich macht hette, mich zu den
Geiſtlichen Predicanten zu verfühgen, auff das ich von
ihnen troſt vnd abſolution empfieng , aber nun iſt es
zu ſpät. Jedoch dieweil mein Geiſt und ſeine conſor
ten je vermeinen etwan auch ſehlig zu werden , vnan
geſehen das fte ftch wieder die heilige Dreyfaltigkeit
haben auffgelehnet , bardurch ſte von Gott verſtoſſen
worden, werden fte den jren vorigen ſtandt wieder be
kommen, ſo wirbts auch ja, hoff ich, nicht fehlen, das
mir auch noch wirdt geholffen werden .
E r i nne r un g.
Was alhie der Geiſt dem Fauſto zum böſen Prediget,
das haben wir zu vnſerm troſt viel beſſer in dem worte
Gottes. Darumb ſollen wir es zu herßen nehmen , vnnd
Unſern bund bedenden , den wir in der heiligen Tauff ein
gegangen haben , das wir wollen dem Teuffel vnd allen
feinen werden und anhang , wiederſagen , follen auch ftet
tigs in der furcht Gottes leben , fleiſfig das liebe wort hör
ren, denn es iſt wie S. Paulus Rom . 1. ſagt, eine krafft
Gottes fehlig zu machen aứe die daran gleuben. Vnd ob
wir dann ſchon arme Sünder rein, ro rođen wir uns doch
baldt wieder zur rew vnd buſſe ſchiden , damit vns nicht
geſchehe, wie dem Doctor Faiſio , vnd allen andern vers
424

zweiffelten Menſchen , welche den angebotten Reichthumb


und güte Gottes oder gnade anzunehmen zu lang verzos
gen haben, denn bernac das poenitere wil zu ſpät werden.

Das Drey und zwantigfte Capittel.


Die neunde diſputation , ob die Teuffel ſelig werden .

Den andern tag ſagt Fauſtus zu feinem Geiſt: Lies


ber Mephoſtophiles, es iſt mir in diſer nacht hart ans
gelegen geweſt, vnd bin in mir felbe gangen , wie idy
doch mein Leib vnd ſeel, ſo beſchwerlich dem Teuffel
zu einem vnterpfand gegeben habe, vnd fonte doch wol
der feligſten Menſchen einer ſein, denn ich trage forg,
ich habe Gott mit meiner verbundtnis vnd ſchreiben
zu hoch erzürnt , vnd muß mich nun hinfüro als der
aller armſeligſte menſch in die wngnade Gotts ergeben,
vnd der feligkeit halber in zweiffel ſtehn , dieweil aber
ir Geiſter vnd du dich auch offt berümbt haſt, das ir
auch hoffet felig zu werden , wiempol mir das fchwer
lich in gedancken fallen wil, dieweil jr euch wieder den
Sohn Gottes auffgelenet habt, vnd alſo bardurch in
die vngnade Gotts gefallen , vnd auß dem Himel ge=
ftoffen feidt worden. Der Geift antwortet , ja ich bez
kenne es, was fönnen aber wir andern Geiſter darfür,
das die hohen Engel , denen wir gleich und verwandt
geweſen , mit inen deſſen entgelten müſſen ? Was kön
nen die vnderthanen darfür, wen ir Fürft oder Herr
wieder einen König oder mechtigern als er , fich auff
lehnet, vnnd Landt vnd leute dardurch verderbt wirdt.
D. Fauſtus antwortet , was fte darfür fönnen ?
nemlich diß, das jr Fürſt oder Herr eß muß auff flüche
tigen fuß feßen, dem nimpt man Landt vnd leut, und
425

ob es ſchon hüldiget, oder vmb gnad bittet, nicht defto


weniger müſſen es doch die vnderthanen auch entgel
ten , eben recht kompſtu mir , ſprach der Geiſt, dieweil
du ſagſt, das man Landt vnd Leut einnimpt, und es
hüldiget , find vnſere oberſten nu von Gott verſtoffen
und flüchtig, ach ſo wird ſich Gott derjenigen Geiſter,
als wir ſind, weil wir vns ja nit ſo hoch an im
vergriffen haben , als unſere oberſten , mit gnaden ers
barmen, zu bem , To ift faſt kein König , Fürſt , noch
Herr, welcher, fo er einen lieben einigen ſohn hat, dens
felben nicht für eine großmißtetige Perſon , ſo etwas
tödtliche verwircket, für ein fürbitter folte annemen , in
auch ſeiner bit nicht ſolte Gewehren. In diſer hoffs
nung find wir auch, denn die Gottheit iſt in jhr ſelbſt
je anders nichts , denn lauter gnad , güte vnd barm
herßigkeit, welche er ausbreittet gegen Himmel , Erden
Menſden vnd alle Creaturen , diefe Hoffnung geht uns
auch an. D. Fauſtus ſpricht, du ſagſt recht, von
der vätterlichen lieb gegen dem ſohn , wie denn Gott
ſeinen ſohn auch alſo liebt , da er von dem Himmel
herab geſchryen , dieß iſt mein geliebter ſohn , an dem
ich ein wolgefallen habe, den folt ihr hören. Ich ſage
aber, wann die miſſthetige Perſon , die der Sohn von
dem Vatter erbeten hat , wolte denn wiederumb das
anfangen, ſo er zuuor getrieben hat, ſo wirt nicht all
zeit die Liebe des Sohns etwas gelten , ſonder der
Sohn wirdt felbs fich wider in ſeßen , vnd im ſein
Recht, ſo er zuuor verſchuldt, ergehen laſſen. Alſo thut
ir Geiſter audy, Gott hat euch für andere Creaturen
in den höchſten ftandt der herrligkeit geſeßt, ihr aber
habt das ſo grob gemacht, das er euch mit allem an
hang auß dem Himmel verſtoſſen hat , und brendt der
jorn Gotte8 noch vber euch , bao thut dem Sohn ſelbs
426

ften wehe , vnd wie kan er euch denn wieder zu gna


den' annehmen , dieweil ihr wieder den Sohn Gottes
tobet vnd wütet, wieder ſeine kirchen und Chriſtenheit,
da jhr allen jammer und elend ſtifftet, wie du mir
denn mehermahl von dem Regiment der Geiſter erzehs
let haſt, darauß zu ſehen , das ihr nichts guts ftifftet,
vnd ewer gefaſter neidt und haß , wie jr es in dem
anfang angehebt , wehren wirdt biß an den Jüngſten
tag . D. Fauftus fieng mit ihm ein anders an,
vnd ſagte: 3hr Geiſter, wie fondt ihr euch tröſten oder
in der hoffnung der Seligkeit ſtehen ? weil ihr auß dem
angeſicht Gottes verſtoſſen ſindt worden , da habt ihr
euch nicht fondt beſſer redhen, denn das jhr Gott ſein
liebſtes kleinot habt vnterſtanden zu maculiren, als das
ihr den Menſchen Adam vnd ſeine Eua habt in hergs
leidt vnd ewigen jammer gebracht, weil ihr das ge
than , was folt jr euch guts zu Gott verſehen ? Der
Geiſt antwortet : das haben wir Geiſter nicht gethan,
ſonder Lucifer, der hat darnach getrachtet, wie er Gott
wiederumb eins kondte verſeken , aber wir Geiſter thun
nicht bald dem Menſchen viel leidts, ſonder üben vns
viel mehr , wie wir den Menſchen lieben , vns ihnen
vnderthenig machen , vnd gutes beweiſen , thun es die
Menſchen doch undereinander ſelbſt, das ſie einander
viel mehr boß denn guts erzeigen , was ſollten benn
wir thun ? D. Fauſtus ſpricht, mein Mephoſtophi
les, der ſtich wil aber nicht halten . Als der Menſch
Adam durch den Teuffel in fal vnd zorn Gottes ge
rathen, was hat Gott darauff für ein vrtheil gefellt ?
nemlich bieß : Hörſtu Teuffel, ich wil feindtſchaft ſegen
zwiſchen dir vnd dem Weib , zwiſchen deinem Samen
vnd jrem Samen, derſelbe fol dir den fopff zertretten,
vnd du wirſt ihn in die verfen beiffen. Dieſer tert
427
1

ſagt lauter vnd klar, das Gott zwiſchen euch Teuffeln


vnd dem Sohn Gottes ein ewige feindtfchafft gefeßt
hat, wo nu ein ewige feindtſchafft iſt, da kan man fick
nichtes vertröſten , noch in gewiſſer hoffnung ſtehen, das
es wieder gut wirdt , und aller gro caſſtert vnd nie
dergelegt werden können . Weil denn dieß eine vnauff
hörliche Feindtſchafft ſein wird , ſo werdet ihr Teuffel
das Feldt nicht behalten , ſonder vnterligen , alſo das
Chriſtus wirdt obfigen , vnd dem Teuffel vnd ſeinem
Samen den fopff zertretten , bargegen werdet ihr in
vnd ſeine auserwehlte Chriſten wie ein Flohe in die
verſen ſtechen , da fönbt ihr euch abermahls ber ſeligs
keit nicht getröſten. -

Der Geiſt antwortet : Du ver


ſteheft dieſe Wörter nicht, biſtu darbey geweſen, da es
iſt außgeſprochen worden ? dieſe feindtſchafft iſt auf den
menſchen zu verſtehen, und nit auff Chriſtum , der fa
men iſt die fchlang , vnd nit wir , denn wir fint er
ſchaffene Creaturen, vnd bleiben ohne famen, denn wir
Geiſtere gebehren nit famen , wie die menſchen . Doc
tor Fauſtus antwortet, ich weiß nicht , wz es für ein
feindtſchafft ift , es muß nicht ſchlecht zugangen ſein,
weil ſich die ander Perſon in der Gottheit des menſch
lichen geſchlechts hat angenommen , dj er menſch wor
den, vnd deshalben iſt gecreußiget vnd getödter worden.
Darauff hat ſein Geiſt geſchwiegen vnd jm kein ant
wort gegeben . D. Fauſtus gedacht, harr, fan er mit
mir diſputiren , wz er thun wolt , wen er an meiner
ſtat wer, ſo muß er weiter fort vnd ſprach, lieber Mer
phoſtophiles, ſage an, wie getröſtetet ir euch dann der
ſeligkeit ? er antwortet : Chriſtus hab nicht allein für
die menſchen gelitten, ſonder für alle creaturen bie mit
der ſubtilen feel vnd verſtant begabt fint, vnd wiffen
guts vnd böß, dz wiſſen wir auch. So werden in dem
428

wort (menſd)) alle vernunfftige creaturen begriffen und


genent, die ſint wir auch. D. Fauſtus ſpricht, wie
glaubt ir aber ſelig zu werden ? er antwort, durch die
hoffnung, den S. Paulus ſpricht, die hoffnung left nit
zu ſchanden werden . D. Fauſtus ſagt, feit ir aber
auch gewiß darin im glauben ? Er antwort , ſo gewiß
als du Faufte, den du gedenckſt tag und nacht, wz du
gethan haſt, wie du haft Gott erzürnt, vnd hoffſt, but
möchft noch zu erkentniß Gotts kommen , aber dein
glaub iſt ſchwach, vnd wil nicht recht hernach , alſo
fint wir audy in ſorgen , wir haben Gott erzürnt, je
doch möcht noch die erbarmnis Gotts vber vns leuch
ten vnd fich außbreiten wie ein morgenſtern, auff diſe
weiß ſtehen wir in hoffnung, den wir glauben alles
was man von dem leiden , ſterben vnd Aufferſtehung
Chrifti geſchrieben hat. D. Fauftus antwort, der glaub
aber an Chriſtum muß das beveſtigen , wo iſt ewer
glaub ? Er antwort, in der hoffnung vnd gewiſſer zu
uerficht, er werde fich etwan vnſer auch erbarmen . Den
fint alle menſchen in ſünden, vnd auſſer Chriſto ewig
verlohren , ſo ſindt wir auch auß dem Himmel in die
Sünden verſtoſſen worden, kan der Menſch nichtes denn
ſündigen , ſo fönnen wir auch nichts anders , kan der
Menſch etwas guts thun , ſo wollen wir ( iſt eß müge
lich ) auch etwas guts thun , darumb ſagt Paulus , er
hats alles beſchloſſen unter die fünde, auff D3 fich
aller erbarme , da ſchleuſt S. Paulus niemand auß.
Go ſpricht Chriſtus zum verſucher, du ſolſt Gott dei
nen HErren nit verſuchen, ſondern Got anbetten , da
rumb ift Chriſtus auch vnſer Herr. Fauſtus ſpricht,
wollan du haſt eine gute hoffnung, beharr vnd bleib
barben , aber du muſt auch deinen HErrn Chriſtum
vor der welt bekennen , der ſpricht, wer mich bekent
429

vor den menſchen, den wil ich auch vor meinem Hims
lifchen vatter bekennen , ſolche befentnis haſtu nicht.
Der Geiſt antwortet, warumb nicht? den als Chriſtus
in der gegne der Gergeſener war, da bekenten wir ihn
öffentlich, das er were Jeſus von Nazareth vnd der
beilig Gott , vnd da Chriſtus gehn Himmel gefahren
war, und ſeine Jünger das Euangelium predigten, da
theten wir in beyſein Paulizu Thyatir auch vnſere
bekentnis vnnd ſprachen , dieſe Menſchen findt knecht
Gottes des allerhöchſten , die vns den weg der Selige
feit verkünden. Zu Epheſo gleicherweiß ſprachen wir,
Jeſum vnd Paulum kennen wir wol. Vnd haben vn
ſere bekentnis burchauß gethan, all dieweil die Apoſtel
haben geprediget. — Darauf D. Fauſtus ſagt, Mes
phoſtophiles, dieweil den du ſo gewiß in der hoffnung
biſi, ber Seligfeit theilhafftig zu werden , vnd bift in
folcher erkentniß Chriſti, ſo gewiß du nun die gemein
Tchafft Chriſti haft, ſo gewiß bin ich auch in der hoffs
nung. Der Geift antwortet : Du haſt sich dem Teuf
fel verſprochen, vnd biſt von Gott abgefallen , wir ha
ben vns dem Teuffel nicht verſprochen, denn der Teufs
fel wirt nicht fehlig , ſonder iſt ſchon verdampt, und

hat ſein vrtheil vnd gericht für augen , wir aber ha


ben ſeines ſtolşen fals halben entgelten müſſen , wie
ihr des Adams vnd der Eua. Alſo iſt diß geſprech
vergangen, vnd hat Doct. Fauſtus ihn laſſen war has
ben , ſo lang biß er es erſt am Jüngſten Gericht er
fahren würde.
E r inne r un g.
Ich wil alhie, nach erzehlung was D. Fauftus mit ſeis
nem Geiſt für geſprech gehalten , ein wenig ftiu ftehen,
und den gutherßigen Leſer darüber judicieren laſſen , denn
fie haben einander beyde getroffen, nach dem ſprichwordt,
430

Qui, quae non vult, dicit , ea quae non vult , audiet.


Welcher einem gern ſagt, was er wil, der muß auch bö.
ren , das er nicht gern bört. Denn der Teuffel hofft die
feligkeit, vnd wil es mit der H. (chrifft bezeugen, dargegen
D. Fauſtus wil es im ablehnen , muß derwegen auch bö:
ren , das ihm nicht lieb ift, fintemahl er jm feinen vorigen
ſeligen ftandt fürwirfft. Weil aber die Teuffel oder
Geifter jre vnſdult auff den Verſtoffenen Engel werffen,
als ob ſie auch ſelig werden , und des leidens Chrifti fich
vertröſten konten, ſo iſt nun die frag, ob die Teuffel aud
etwan müchten ſelig werden ? Dauon haben gleichwol et
liche diſputirt, wie S. Auguftinus in ſeinem buch von der
Keßerey am 43. Capittel, da er meldet von einem gar
alten Lehrer der Kirchen , als Origene , welcher vmb das
jar Chrifti 230. zu Alerandria gelebt , der habe gelehrt
onnd gehalten , das auch , weiß nicht, nach wie viel hun:
dert jaren , nicht allein alle Gottloſe vnd verrüdte Men :
ſchen , ſondern auch der Teuffel mit allen ſeinen Engeln ,
ſollen und mögen ſelig werden , daher dann auch folgender
zeit, bey denen inſonderheit, ſo des Origenis ſchrifften zu:
gethan , viel diſputirens hievon in die Kirchen geraten , und
noch wol von etlichen Libertinern fölches gehöret wirdt.
Aber der fach iſt gahr leicht zu Helffen , bey denjenigen ,
To Gottes wort etwas bey ihnen gelten laffen. Denn
es ftebet in der Schrifft mehr dann an einem andern orte,
und offenbahrlich, das die Teuffel, wie auch alle halßſtar
rige vnd vnbußfertige Sünder , ohne einige hoffnung der
Barmherzigkeit Gottes , ewig ſollen verlohren und ver:
dampt ſein . Denn der HERN Chriftus ſpricht ſelbs Matth.
25. ein ſolch vrtheil, ſo an dem Jüngſten gericht ergehen
werde , nemblich : Gehet von mir ir verfluchten in das
ewig fewr, das bereit iſt dem Teuffel und ſeinen Engeln ,
und bald darauff feßt der Euangelift darzu, vnd fie (ver:
ftebe hie die Teuffel vnd Gottloſen Menſchen ) werden in
die ewige pein gehen, aber die gerechten in das ewig leben .
Was kan doch eigentlicher geredt'werden, vonder verdam
nis der Teuffel, denn dieſes , weil Chriftus po klärlich ſpricht,
vnnd auff die ewige pein deutet ? Jtem das wörtlin (ges
ben) welches der Euangelift Mattheus baldt erflert , vnnd
431

nents Ewige pein , da wirdt warlich kein auffhören zu er:


warten ſein , weil es ewig ift, ſol auch ewig wehren, und
nimmer fein ende bekommen , wie auch die alten daher
dieſe fleglichen rede offt gebraucht : Ach ewig iſt zu lang.
So ſpricht der HERR Chriftus weiter , Marci am neun:
den : Ihr Wurm wirdt in der Hell nicht fterben , und ihr
fewr wirdt nicht verleſchen. Noch deutlicher Johannes am
fünfften , die da guth gethan haben , (ſpricht er) werden
berfür geben zur aufferſtehung des Lebens, die aber vbels
gethan haben , zur aufferſtehung der verdamnus. Saget
nicht ſchlecht, ſie werden ins Leben oder in die verdamnus
gehen , ſondern zur aufferſtehung des Lebens und des ge:
ridts , das ift, zu einem ſolchem leben oder gericht, das
ewig wirdt wehren , denn der HERR CHRISTVS ſelbs
nimpt fölche Wörter aus dem Propheten Daniel am 12.
ſprechendt : Vnd viel, ſo under der Erden ſchlaffen liegen ,
werden auffwachen, etliche zum ewigen Leben , etliche aber
zu ewiger ſchmach und verderben. Hieher gehört auch , das
in der offenbahrung S. Johannis am zwanßigſten Capit:
tel geleſen wirdt, von Gog und Magog : Vnd es fiel das
fewr von GOTT auß dem Himmel vnnd verzehret fie,
vnd der Teuffel der ſie verführet, wardt geworffen in den
fewrigen pful und Schweffel, da das thier vnd der falſch
Prophet war, und werden gequelet werden tag und aucht,
von ewigkeit zu ewigkeit. Das iſt ja, meine ich, Deut
lich gnug geredt, von der ewigen verdamnis der Teuffel,
das wir derhalben die gedanden nicht machen dörffen , als
wenn der Teuffel ſampt ſeinen Engeln oder die Geiſter,
was ſie auch fürgeben mögen, oder auch die Gottloſen noch
ſolten einmahl ſelig werden. Und diß weitleuffig außzu
führen, kondte ich wol auß dem Auguftino, Ambroſio, Ter:
tulliano und andern mehr altvätern, klerlich beweiſung an:
gieben , aber fürße halber wil ichs underlaſſen , und bleibe
alſo bey dem außtrüdlichen wort Chriſti vnd mundt Got:
tes. Dann er an dem jüngſten tag erſcheinen und ſolch
obgemeldt vrtheil außſprechen wirdt, wie S. Johannis in
feiner Epiſtel ſpricht , er ſey darumb kommen in dieſe
Weldt, das er wolle des Teuffels werck zerſtören, ſo muß
Volgen, das nichts guts in dem Teuffel fey. Item , er rep
432

kommen in dieſe Weldt ſelig zu machen , das verlohren iſt,


ift er darumb kommen , ſo iſt ihm warlich nicht wenig
daran gelegen geweſen, das wiederumb zu reſtituiren vnd
ergenßen , was verlohren war. Sintemahl nach dem fall
Adam vnd Eua GOTT der HENN zu dem Teuffel ſpricht,
ich wil feindtſchafft reßen zwiſchen dir und des Weibes
Samen. Auß dieſem aűen iſt klar vnd vnwandelbar, daß
es ein groſſe und ewige feindtſchafft ift , obn auffhörlich,
wie konnten ſie ſich denn der Seligkeit tröſten vnd zumeſ
ſen , ja to wenig als die Gottloſen , und das hat auch
darumb der HErr Chriftus mit ſeinem leiden vnd ſterben
gnug müſſen bezahlen. - Wil alſo kurßlich hiemit beſchlor
-

ſen haben , in verſehung , der gutherßig Leſer werde bey


der diſputation , ſo der Geiſt mit dem D. Fauſto gehalten,
felbs können judiciren , was von der ſeligkeit der Geifter
auß der heiligen ſchrifft rey zu halten.

Das Vier vnd zwangigfte Capittel.


Die gehende diſputation , von der Helle.
Doctor Fauſtus nahm wieder ſein Poftil herfür,
dieweil , wie oben gemeldt, er in kein Kirchen gehen
folte, fuhr derowegen wider fort zu fragen , ob ein
Hell ren oder nicht ? Mephoſtophiles antwortet : So
baldt mein Herr in fal geraten, da war die Hell ſchon
erſchaffen , das aber die Teuffel und verdamte ſchon
darinnen fint, das iſt nicht , aber die Teuffel ſo vera
ſtoſſen , die empfinden ſchon qual und angſt von der
marter vnd pein, ſo zu ſeiner zeit folgen wirdt, daher
Lucifer vnd ſein anhang mit Retten der Finſternus
gebunden ſindt, das iſt, fte haben ihr wrtheil, als wen
die Helle albereit ſchon were. D. Fauſtus ſprach : Ey)
freundt, die Hell iſt ſchon bereit. Mephoſto . antwortet,
ja eß möcht ſein, denn ſte liegt euſſerſt vnter der Gr
den, aber der nebel vnd Finſternus verdeckt ſte, vnd iſt
433

ymbgeben mit Fewr, Soweffel vnd Pedy, vnd anderm


geſtand , barumb wiſſen wir noch nicht, was geſtaldt
vnd weiß die Hel erſchaffen ſey , noch wie ſte von
Gottes zorn erbawt vnd angebrandt ſeyy, denn ſie hat
weder ende noch grundt. Alſo ließ es D. Fauſtus
auch bleiben, denn er gedacht, es iſt noch lang dahin.

Er inn i rung.
Auff dieſe frag, ob eine Helle fein möge oder nicht, auch
ob die Teuffel der Hellen qual vnd verdamnis ſchon empfin
den , wollen wir auß der heiligen Schrifft handeln , ond
iſt nicht ohne, das viel Keßer entſtanden ſind, ſo kein auffer:
ftehung der Tebligen am jüngſten tag geglaubt. So dem
alſo ſein ſolte, muſte folgen , das auch keine Helle noch
ewige verdamnus were. Wie dann zur zeit des HErrn
Chriſti die Saduceer waren, die glaubten kein ewiges leben,
noch ein Hell und Engel, ſonder wenn der Menſch fürb,
ſo führé feine Seel vnd Geiſt in ein Thier oder Viehe.
Wie auch waren die Keßer , Albigenſes genannt , welche
Keßerey entftundt zur zeit Innocentii des dritten, die ſag
ten , die Seele , nach dem fie verdient hätte, führe in ein
Leib eines Menſchen oder Saw , Kuh oder Schlangen .
Almaricus der Reger, gab für, es were kein aufferſtehung,
kein ewiges leben , noch ein Paradis , viel weniger ein
. Des ſchlags war auch Carpocrates vnd andere. Sie
Hell aber nach dem ſprichwort, wie man ſagt, die Helle
haben
iſt nicht ſo heiß , noch der Teuffel alſo ſchwarß, wie man
ihn mahlet , wie auch alle andere keßer vnd ruchloſe ver:
dampte Gottloſe Menſchen dieſe opinion vnd beharligkeit
gehabt. – Hierauff iſt nun die frag , ob ein Hel rey oder
nicht ? Es haben etliche gemeint, vnnd meinen noch, das,
als der Teuffel auß dem Himmel verſtoſſen worden, fölches
in einer halben ſtundt geſchehen , da hab GOtt auch die
Hell erſchaffen. Das aber ein Hell rey , ift gnugſam zu
beweiſen , vnangeſehen , das die Teuffele Principes aëris
genant werden . Auß den Articuln vnſers Cyriftliden
glaubens kann mans ſchlieſſen , da wir bekennen , er iſt
28
434

nieder gefahren zur Hellen, welches warlich nicht figurlich,


noch bedeutlich , ſonder klar sine Tropo Historice, vnnd
nach den Buchſtaben verſtanden werden muß, darumb ſingt
die Kird alſo :
Salue festa dies, toto venerabilis aeuo,
Quo Deus infernum vicit et astra tenet .
Item , Egressus ejus à Patre, regressus ejus ad Pa
trem , excursus ejus ad inferos, regressus ejus usq ; ad
sedem Dei. Da dann aud hingehört der Spruch S.
Pauli Eph. 4. Er iſt auffgefahren in die höhe , vnd hat
das gefengnis gefangen gefüret , vnd hat den menſchen
gaben gegeben , das er aber auffgefahren , was ifts, denn
das er zuuor hinunder gefahren iſt in die onderſten örte
der Erden ? Vigilius ſchreibt lib. 2. das Chriftus drey tag
bey den Seelen in der Helle geweſen , weldes ich an ſeis
nen ort wil geftellet ſein laſſen. So bringt auch dieß
klerlich mit fich die Hiſtoria luce am rechszehenden vom
reichen Mann vnd armen Lazaro, nemlich das der Reiche
in die Helle begraben rey , vnd wirt die Distantia der
bellen weit vom ſchoß Abrahae distinguiert vnd abgefon:
dert. Item, es bittet der Reiche, das Lazarus abgefertiget
möcht werden zu ſeinen Brüdern , damit fie auc nit an
den ort der qual möchten kommen , ſolche wörter muß man
vleiſfig beherbigen . Jtem , Chore Dathan vnd Abyron mit
ihrer Rotte , als die Erde unter ihnen zerriffe , vnd thete
ihren mundt auff , und verſchlang fie mit ihren beuſern ,
do führen fie lebendig vnter die bel. In difen worten
wirt zwiſchen der jrdiſchen flufft und der hellen ein unter:
fcheit gemacht. D. Luther ſagt in ſeiner Poſtil in der
predigt vber den reichen mann und lazarum alſo : Es ift
ein ard zeugniß wider die Poltergeiſter , das man ſage,
Lazarus for nicht predigen, ſonder in Abrahams (choß ſein,
der Reich mann ſol auch nicht predigen , ſonder in der
Helle fein , wenn nun ein Poltergeiſt kompt , vnd poltert
im hauß , ſo ſprich , teuffel du weiſt nit, wohin du fereſt,
Abraham hat Lazarum in dem ſchoß, und der Teuffel hat
den Reichen man in der Hel. Hie macht er ein vnter:
fabiedt zwiſchen dem ewigen leben und der Hellen. Item
+

VER
UNI
Sun ,
!
435

in dem Sommertheil ſeiner Poſtil, da er von der auffer:


ftehung Chrifti am $ . Oftertag handelt, und den Chriftlis
den glauben für ſich nimpt, da wir ſprechen , er iſt nieder
gefahren zu der Helle , am dritten tag wieder aufferſtan
den von den todten , da leret er alſo : Viele fint geweſen,
es fint auch noch viel, die dieſen articul mit der vernunfft,
und mit den 5. finnen haben tappen wollen , ſonderlich
diß ftüd, wie es zugangen ſey , daß Chriſtus ehe er auffer
ftanden vnd gehn Himel gefahren , und noch im grab ge
legen, hinunter gefahren fey zur Helle. Alſo wollen wirs
piemit kurßlich beſchloſſen haben , das ein Hell ſey , nach
der heiligen Schrifft verſtandt, wer es nicht glauben wil,
der wirdt es zu ſeiner zeit erfahren . -
Der ander punct
vnd auſſag des Geifts iſt, das er meldet, das die Teuffel
die qual vnd verdamnus der Hellen ſchon empfinden. Das
uon haben wir einen klaren tert , Luce am 11. Da der ·
HErr Chriſtus ſpricht , wenn der vnſauber Geiſt von den
Menſchen außfehrt, ſo durchwandelt er dürre ftette vnnd
ſuchet rube. Sie folget , das die Teuffel allein linderung
baben, wenn ſie in den Menſchen wohnen , ſonſt haben fie
weder ruhe noch raft, mit groffer pein , dann ſo fie die
verdamnus empfinden, iſt es auch gewiß, das ſie pein ohn
ruhe und raft haben, darumb müſſen ſie ja auch die ſchmer
Ben der Hellen fühlen , vnnd auſſer der Hellenpein andere
beſchwerung haben. Derhalben bitten fie Luce 8. Der
HErr wolle fie doch nicht in Abyssním , das iſt , in die
Helle werffen , ſo haben fie der Helen pein ſehr wol ge:
fühlet , darumb fie auch Angeli Abyssi in Apocalypsi
etliche mahl genennet werden, als ſonderlich im 9. Cap.
Es ſchleuft Eraſmus Sacerius aus dem tert Luce 8. das
die Teuffel quale haben. So fie nun vom Himmel abge:
fturßt worden, Luce 10. ift ihnen auch des Himmels freud
abgeſchnitten, und derhalben zur Hellen gefturßt, als Petrus
ſagt, fo find fie auch ohne pein der hellen nicht. Zudem ,
wann die heiligen Engel das angeſicht des Himliſchen Vats
ters reben , und gleichwol im dienft der glaubigen findt,
To iſt auch zu ſchlieſſen, ob bereit hie die teuffel die Leuth
beſchedigen, das ſie gleichwol die qual der Hellen am hals
tragen . So auch die Gottloſen nad dieſem leben. zlik
436

Hellengual geraten , kann je nicht anders volgen , dann


das auch die Teuffel , die von fich ſelbs gefallen , ja dem
Menſchen ein vrſach zum fall geweſen , und alles böſen
anftiffter ſein , müſſen der Hellen pein fülen, denn der tert
Luce 16. Cap. vom Reichen Mann erweiſet ſolchs gnug
fam . -
Zudem ift es offenbar , das die gläubigen nach
diſem leben felig werden , als Apocalyp. Cap. 14. geleſen
wirdt : Beati mortui , qui in Domino moriuntur amodo.
Item, ad Philip. 1. Cupio dissolui, et esse cum Christo,
onnd Stephanus ſagt: Domine Jesu suscipe Spiritum
meum . Ja Chriftus fagt zu dein Schecher: Heut ſolſtu
ſein mit mir im Paradis. Dagegen iſt der ander Schecher
in die Helle kommen , gleichwie alle Gottloſen nach dieſem
leben. Darumb ſpricht Gregorius lib. 4. Dialogorum
alſo : Si esse Sanctorum animas in Coelo sacri Elogii
satisfactione credidisti , oportet vt per omnia credas
iniquorum animas esse in inferno . Et mox : Nam si
electos boatitudo laetificat, certè credi necesse est, quod
à die exitus sui ignis reprobos exurat. Item autor
quaestionum apud Justinum , quaest. 75. Ducuntur ab
Angelis in loca se digna , videlicet , justorum animae
in Paradisum , vbi congressio et conspectio Angelorum
est, et conspectus Salvatoris Christi. In justorum ani
mae ducuntur in inferni loca. Ob wol etliche fürbrin
gen , es haben die Teuffel geſagt, Matth. 8. vnd Luc. 8.
Du biſt kommen für der zeit vns zu plagen , nun hat fie
Chriſtus nie geplagt , noch hie noch in der Hell , ſonder
ihnen alien bat er die gewalt über die Menſchen abge
ſchnitten . Das ſie aber ſagen , vor der zeit , iſt anders
nichts , denn das ſolcher reformator ihnen wol zu allen
zeiten viel zu früh kommen wil. So auch die gläubigen
vnnd Gottloſen albereit entweder in frewden oder in qual
an einem orte nach dieſem leben hingebracht werden, vnd
dennoch gleichwol jbr vrtheil an dem Leib , wenn Leib vnd
Seel bey einander gekommen, am tag des gerichts erwar
ten müſſen , folten denn die Teuffel ohn qual ſein biß zu
dem Gericht ? Nein. So ſagt auch Chriſtus nicht, das
die Teuffel fein für der zeit des gerichts von der Hellen
außgeſchloſſen geweſen , denn allein das ſolches fewr rey
437

den Teuffeln fürnemblid bereitet. Ich folte mit den


disputationibus, ſo noch vorhanden , fortgeſchritten haben,
als vom lauff, zier vnd vrſprung des Himmels, vom Wins:
ter vnnd Sommer , von Cometen , Sternen und Donner,
vnd was da mehr fein mag , welches ich für gar kindiſch
geachtet, das der Geift des Doctor Faufti ſo ſchwach und
vngereumbt ſolte geredt haben , ſintemahl der Geiſt der
beſte Astrologus ift, vnnd onder dem Himmel oder Lufft
ſein wohnung hat, und ein erfahrner Meiſter des Himmels.
Es fol aber, wenn ich von der Astrologia in dieſem Buch
werde meldung thun , dennoch etwas mit angezeiget wer
den, wil alſo zu der Hiſtori , vnd was für geſchichten ich
mehr gefunden, einen anfang machen .

Das Fünff und zwantigſte Capittel.


Wie Doctor Fauftus einen Hundt bey ihm gehabt.
Gs meldet der Wolgebohrne Heinrich , Graff vnnd
Herr zu Sſenburg , das er gahr gute kundtſchafft mit
dem Doctor Fauſto gehabt habe , als er zu Wittems
berg geſtudieret. Vnter andern hat er bieß berichtet,
als er auff ein zeit mit andern Studenten zu Fauſto
in ſein Herberg kommen, das er ſie hab- ganz freundte
lich empfangen , jnen alles gutes erzeiget , vnd ſtattlich
auffgetragen an trand vnd ſpeiß , er habe aber nicht
ſehen können oder warnehmen , wo es doch herkeme,
vnangeſehen das er ein fonderliche fleiſſige achtung da
rauff gehabt. Vnder andern aber ſabe er gleichwol
einen groſſen , ſchönen dwarßen zotteten Hundt , der
gieng auff und nieder, auff den ſahe er mit fleiß, vnd
als er ſich wolt mitten in die ſtuben legen , da redet
D. Fauſtusein wort , welches er nit verſtundt, ald
bald gieng der hund hinauß für die Stubenthür , vnd
thet jm die thür ſelbe auff , er gedacht gleichwol, es
438

wirt nichts natürlicha fein . D. Fauftus lechelt, und


fragt den Graffen, wie ihm der Hundt gefiel , darauff
antwortet er, ich möcht ihn mit Luſt noch einmal ſe=
hen, alsbald ſerye D. Fauſtus jm zu, der fam bald,
vnd ſprang auff die Band , ſeine augen waren gang
fewr rott , vnd ganz ſchrecklich anzuſehen , und ob er
gleichwol ſchwarß zottet war , doch wenn er im mit
feiner handt auff den rücken ſtriche vnd liebet , ſo vers
endert er ſich in eine andere farb, als braun , weiß vnd
rott , alſo daß er deß Hunds nicht mehr achtete, vnd
ließ es ein gut werck ſein. Weiter meldet dieſer Graff,
das er gehört hette, das Fauſtus wunderbarlidhe gauche
ley mit dieſem hunde ſolte getrieben haben , ſonderlich
wenn er war ſpapieren gangen .
E r i nner un g.
Es kan gahr wohl ſein, und iſt gang müglich, das die
Menſchen durch geſpenſt können verblendt werden, das ei
nen dies oder jenes dündt, da es doch nicht ift , gleich
wann einer durch ein gemahlet glaß ficht, ſo ſcheint alles
wie glas , wie auch zu reben an einem hol$ , das wenn
ein holp biß an die helffte iin waſſer ligt, ſo iſt es anzu:
fehen als wer es krum , da es doch recht iſt , ſo fort an,
mit vielen dingen , die offt viel anders ſcheinen , denn ſie
in der warheit ſein , und geſchicht dod ſolchs natürlich .
Weil denn nun der Teuffel nit allein ein mechtiger , ſonder
auch ein erfahrner Geiſt ift , in allen natürlichen dingen,
ſo iſt ihm nicht ſchwer, der Menſchen augen vnd ſinn alſo
zu äffen . Denn das dieſer Graff ſoldies mit augen geſes
ben , den Hundt mit henden gegriffen, hat wol ſein mögen .
Denn im Hieronymo in vita Hilarionis wirdt geleſeit,
das ihm ſey für kommen mancherley geſicht. Dann auff
eine zeit ſabe er Kinder, dann weiber, Schweine und an:
dere thiere, vnnd deren erempel wolte ich viel erzehlen,
wenn ich cen Poſer molte lang auffhalten . Das nun
auch andere Schwarßkünſtner , wie dieſer D. Fauftus, einen
439

bundt bey ihnen gehabt haben, ſolchs geben die Hiſtorien .


Wie man dann ſchreibt von einem, welder Henricus Cor.
nelius Agryppa genant, der hat ſich ſehr auff die Nigro
mantiam gelegt, und hat einen Geift in geſtalt eines Hun
des mit ihm geführt, den er durch ſeine Schwarßkunſt alſo
bezaubert vnnd zam gemacht, das er ihn an einem Hals.
band führete ; als nun dieſer Agryppa zu lyon in einer
geringen Herberge am Todtbette lage, hat er den Hundt
mit fölchen wörten loß gemacht: Gebe bin du verdamb
tes Thier, der du mich gar verdamlich und verlohren ge
macht haft. Alsbaldt hat ſich fölcher Hundt oder Geift in
den nechften fluß Ararim geſtürßt, vnd ift nicht wieder ge
feben worden , baldt hernach iſt Agrippa geſtorben. – Jos
hannes Manlius meltet vom Doct. Fauſto , vnd ſpricht,
Doctor Fauſtus habe allezeit einen Hundt bey ihm gehabt,
der war ein Teuffel. -
Von dem Graffen oder Freyhern
Johan von Bar, dem Franßoſen, thut man meldung, das
er auch einen groſſen Hundt oder Rieden bey ihm gehabt
vnd wenn er zu ſagen oder beßen geritten, hat er ſolchen
Nieden an einen baum gebunden mit einem langen haar
ſtric , und dann ift er zu heben fort zogen, vnd ſonſt kein
andere Hunde gebraucht, denn ſpürhunde und Beller , vnd
was angetroffen worden, von kleinem oder groſſem Wildt
prett , das iſt alles dieſem Hundt in das geſicht kommen,
auda ſtill geſtanden, biß es der Hundt hat gefellt und er
legt, als dieſer Barr ihm auff ein zeit gedrewet vnnd ge
ſchworen , iſt er im lufft verídwunden. Deßgleichen Tol
ein Prieſter vnd Erßzäuberer Laurentius, fo zu Rom ge:
weſen, einen fölchen Hund gehabt haben, der im nadgan
gen , und vor ſeinem Diſch mit ihm geredet hat.

Das Sechs oud zivantigſte Capittel.


Von dem Luſt vnd Zier des Doctor Fauſti behauſung.
Von dem Luft und Zier , wie ſein Hauß beſchaffen
geweſen, ſchreibt Magifter Caſpar Moir, an zween gute
freunde gen Erfurdt, mit furgen vnd ſolchen worten :
440

Liebe gute Herrn und Freund, und du ſonderlich mein


lieber Bruder, ihr habt mir nen :lich zugefchrieben , das
ihr viel von dem Fauſto gehört , und möchtet gern
kundſchafft mit jm haben , fan euch derowegen nicht
verhalten , mit anzeig, bas er gar ein guttherßiger Mann
iſt, vnd wenn es je ſein köndte, daß ihr euch in die
ſem Winter auffmachtet, dieweil noch der Schnee für
handen, vnd euch , weil ich noch zu Wittenberg bin, zu
mir verfühgtet, da ich denn euch gute anleitung zu ihm
würde geben können , ſonderlich von einem Luſt ſeiner
behauſung, welches ich nicht allein, ſonder jhr viel Stu =
diofi mit augen wunderbarlich geſehen haben , und ob
die behauſung gleichwol nicht groß, vnd fein Gart dar
an deegleichen , ſo kan man dennoch darinnen fehen ,
erftlich , in ſeinen zween Stuben , von allerley Vogel,
mit lieblichem gefang, da hört man einen Ambſel frös
lich fingen, Papengöy vnd apel reden, mit was ſprach
man ſie fragt, ohne die kleinen Vögelein die hören
nicht auff zu zißern. In ſeinem Hoff neben dem Gar
ten da geben mit luft viel Cappaunen , Enten, Gißvo
gel , Hennen , Rephüner , Haſelhüner, Kränch , Reiger,
Schwanen, Storchen, vnd deren mehr, one ſchew . Oben
am hauß hat er ein taubenhauß, darinnen auß und ein
fligen tauben von vielerley farben , auch tauchenten,
wilde oder holytauben , dieſe alle und viel andre mehr
luft kann man ſehen , doch left er nit einen jeglichen
hinein in fein behauſung, ſonder was ihm angenehme,
verborgne vnd ſtille Herren ſind, denen vergünt er es ,
mit Luſtbarkeit zuſehen , die aber ſo in dünchen fufpect
vnd argwohnig zu fein, ob fte ſchon die behauſung ſe
ben wollen, können ſie doch nicyt war nemen.
441
Er inner un g.
Das ich von dieſer erzehlten miſſiuen , welche zerbroden
war , jedoch noch das ein ftüd darinnen verfaft , etwas
bandle, ſo iſt nicht ohne, das der Teuffel ſich in alle Thier
kan verkehren , wie bey dem D. Fauſto zu ſehen . Denn
er war ein hoffertiger , ftolßer Mann , daber er auch ge:
fallen iſt, vnd ſich ebenmeſſig dem Teuffel földher geſtaldt
ergeben hatte, warumb wolte er dann nit ſeinen gebüßten
luft gehabt haben ? Bnd fan wol ſein , wie ich offt werde
anziehen , das fich der Teuffel in allerhandt geſchir fann
verenidern . -
Bey dem Augustino wirdt von des Dio
medis geſellen geleſen , welche nicht warhafftig in Vogel
verendert findt , ſonder der Teuffel hat fie allein im buy
hinweg genommen , und die Vogel anders wober in ihre
Stadt gebracht, alſo kan man auch ſagen von D. Fauſto ,
das , wenn er auß Hoffart ſeinen Pracht hat ſehen laſſen
wollen , ſo iſt es wol müglich geweſen , das er allerley
Thier hat herbey gebracht , oder es findt leidig Teuffele
geweſen. Von ſolcher verenderung der Thiere ſchreiben .
die Poeten viel, und ſonderlich der Ovidius.

Das Sieben und zwangigſte Capittel.


Bon D. Faufti Luftgarten .
Weiter ferth M. Moir in ſeinem ſchreiben alſo fort :
Item , ohn angeſehen , das bey uns jepundt ein zimli
cher groſſer Sdinee gelegen iſt, ſo iſt zu beweiſen, das
des D. Fauſti Garten nichts darumb weiß , und das
ich ſolches in der warheit ſagen fan , wie ich ſelbſten
darbey bin geweſen , das in dem December , vmb den
Chriſttag, gehn Wittenberg dahin kommen findt etliche
Frawenzimmer von ſtattlichem Abel , die ihre Brüder,
ſo alda ſtudirten, viſitirt vnd heimgeſucht haben, bane
ben auch die Stadt haben beſehen wollen. Nun haben
dieſelben adeliche Studenten gute kundtſchafft und freund
442

ligkeit mit D. Fauſto gehabt, jhr offt_beruffen , aud)


offt in Leibe ſchwachbeit als jhren Medicum ge
braucht, als ſie ihn nun zu nachts zu Gaſt geladen,
hat er ſich höfflich gehalten, vnd zur dancfagung von
ihnen begehret, das die Frawen ſo wol als die Juncks
berrn auff morgen tag feinen ſauren trund verſuchen
wolten , welches ſie im zugeſagt , die Junckherrn aber
haben gar nichts jren geſchwiſterigen noch Bäßlin wol
Ten dauon ſagen , was hinder dem D. Fauſto ſteckte.
Als ſie nun vnter dem in der Stadt ſpaßirten , und
zugleich faſt des D. Fauſti behauſung fürvber giengen ,
kehrten ſie bey im ein, und wurden mit fröligkeit em =
pfangen , ba faber fte in dem hauß dieſe obgemelte
luſt, von Vögel vnd andern , ſonderlich das Ferrliche
und luſtige ſpectacul, das je dieſer zeit eines in ſoldjem
Winter ſein fondte , darumb dann auch groſſe Herrn
vnd Potentaten, To es natürlich ſein möchte, groß geldt
vnbetaurt geben würden , dieſes alles war gar nichts
zu vergleichen gegen ſeinem ſchönen Garten, angeſehen,
1
das in der Stadt , in garten und Dächern alles mit
Schnee bedeckt war, aber alda ſahe man einen luſtbarn
frölichen Sommer , mit allerhandt gewechs , denn das
graß hette ſeine ſchöne grünen , vnd daründer allerley
vermengte blümlein , wie im Majo vnb 3unio ſein
ſolte, denn es waren allda ſchöne Weinreben mit aller
ley Trauben behengt, die Roſenſtöcf gezieret mit farben
rott, weiß, leibfarb und gelb , und andre viel ſchöne
wolriechende blumen , das nicht alles zu erzehlen , fons
derlich war ber Gart geziert nad) der manier der Wels
ſchen , den hinder an dem hauß, da ein groſſe maur
auffgeführet iſt, gehn berfür , zu erzeigen , wol ſchme
cende Granat , Pomeranpen , Limonen , Cucumer, vnd
viel deren gewechs. Von beumen , ſo der Gart hat,
443

da muß ich ein wenig ſchweigen , denn wie man ſagt,


ſo ſeyn zuvor etliche Bäum in dem Garten geſtanden ,
als Birn , Gyffel, braune und rote Kirſchen, vnd ſolch
jährlich gewechs, welche dann, nach dem er einem hat
vergönnen wollen , mit ſonderlicher eigenſchafft qualifi
ciert waren . Dieweil er nun ein ſonderliche frewde
an dieſen Geſten trug , als die auch ſeine Landesleuth
waren , und ihnen ein ſolcher herrlicher Gart ſo wol
gefiel, ſo macht ers auch, das die Bäume anders als
ihr natur war, fruchte brachten, nemlich etliche Bieren
bäume trugen Datteln , oder Palmas , junge Kirſchs
bäum hetten Feigen, auß etlichen Bierenbäumen wurden
zeitige Castaneae , desgleichen Mandelbäum , Mund
holk, Neſpel, Delbäume, Saurach , Tamariſchen ſtaud,
Myrica , vnd was mehr möcht genent werden , diß
wart alles in ſeinem garten gefunden , das ich nicht
ſage von allerhandt außlendiſchen ſimplicibus , ſo alda
fint zu ſehende geweſt. Mit endlichem beſchluß, das
bis Frawenzimmer auß wunder eines ſo vnerhörten
Gartens haben von allerley blümlin abgebrochen vnd
mit ſich genommen , haben es auch jren Eltern zu ei
nem neven jar, ja andern den ihrigen preſentirt, mit
verwunderung aufgeteilt , es ſint aber dieſe blümlein ,
wie andere im Sommer, nit uber 8. tag blieben. Leto
lidh, ſchleuſt M. Moir ſein ſchreiben alſo : Mit freunde
licher bitte, laſt euch diſe reiß nicht bethauren , ich wil
gut darfür ſein , das ir an dieſem frölichen Mann alle
herrligkeit ſehen werdet , doch mit dieſem beſcheide, das
es nicht offenbar, ſondern ingeheim verrichtet werde.
Denn fürwar, er ficht baldt , und erkent auch die pers
ſon, meinethalben auff emer begehren ſol fein mangel
ſchlagen. Datum .
444

E r i n ne r un g.
Hie fibet man augenſcheinlich , was den D. Fauftum
dazu gebracht, das er ſich dem Teuffel ergeben hat, nemb
lich ſein vermeſſene hoffart, deren er alhie ein prob erzeigt,
wie dann der Teuffel dazu alle ſeine Ceremonien nur ihm
zu gefallen gebraucht. Von dem Aſſirer Zarmocenide ,
welcher mit ſeiner Schwarßkunft, ſo er zu Athen von des
Zoroaftris difcipeln gelehrnt , zu Königlicher würde war
kommen , ſchreibt man , das er mit ſeiner kunſt ſo ein
ſchönen garten zugericht, das derſelb ein wunder der Welt
geweſen ſey , und Tey dieſer Luftgart beſtendig blieben , ſo
lang er gelebet hat, vnd hat dieſer Luſtgart ob der Stadt
Zarmo, die er nach ſeinem namen genennt, in den Lüfften
geſchwebt , darin Zarmocenides ſtets gewohnt , vnnd ſein
Schwarßkunft gelebret, von der Stadtmaur vber iſt in der
böhe wie ein Regenbog, ein hülßerne Brüden gangen zu
dem garten , darin von allerley Bäumen vnd blumen ein
luftbarkeit geweſen , vnd dieweil ihm folche kunſt gerathen ,
hat er allenthalben Schulen und Stipendia mit groſſem
onkoſten, darin man die Nigromantiam hat leſen müſſen,
auffrichten laſſen. Desgleichen ſchreibet man von dem
Poeten Virgilio Marone , das er in der Magia ſo hoch
erfaren geweft, das er mit einem onbeweglichen Lufft einen
zaun vmb feinen garten gemacht hat, wie einen nebel,
vnnd ein lufftine brüdf, oder vom Lufft gebawet, vber die
Tey er allenthalben frey nach ſeinem gefallen gangen , er
macht auch den garten , das es darein nicht regnete, dann
ſo er wolte. Man ſchreibt auch von ihm , das er auff
ein zeit von ſeiner Bulſchafft geäffet fey worden , die ihm
befohlen , das er ſich in einen korb feßen ſol , denn wolle
fie in hinauff ziehen , und als fie ihn etliche gaden hoch
binauff gezogen , hat ſie ihn alda menniglich zu (pott han
gen laſſen , da hab er widerumb durch ſein kunſt zuwegen
gebracht, das in ganß Rom fein fewr hab mögen auffge:
chlagen oder angezündet werden , anders dann in ihrer
ichaam , darzu jederman hab müſſen kriechen, der ein fewr
wolt haben, auch keiner von dem andern ſein liecht hat
anzünden mügen , alſo war kunſt mit funft, lift mit liſt
bergolten. – Von dem Bapſt vnd Schwarßfünftler Benes
(; : A
S° 445
1446

No
1
6e)

£ 85

G าเลดี
445

dicto (welcher zuuor Theophilactus , nachmabis aber von


ſeiner böſen ftück wegen Maledictus genennt wirdt) ſchreibt
Platina vnd Johannes Baleus , das er hab auch ein föl.
chen ſchönen luſtgarten gehabt , der eben ſo wehnig im
Winter als im Sommer verweldt ſeye , und im Winter
fowol von allem gewechs und blumen zugenommen , als
der Sommer mit ſich tragen mag, To findt dahin allerley
Vögel kommen, ſo man je gedacht haben mag. Das findt
ihr Paradis dieſer Weldt geweſen , aber in den Garten
Eden werden ſie ohn zweyffel nicht kommen .

Das Acht vnd zwantigſte Capittel.


Das D. Fauſtus ein fürtrefflicher Astrologus und Ma
thematicus ſey geweſen .
Doctor Fauſtus, der anfenglich ein Theologus war,
wardt der heiligen ſchrifft müd , darumb er ſich deſto
hefftiger in der Medicina vbet , war in der Astro
nomnia vnd Astrologia ſo wol erfahren , bas etliche
Aſtrologi vermeinet vnd ihm zugeſchrieben , das er der
ander Zoroaſter möchte genant werden , daher er viel
Welſche Practicanten vmb ſich gehabt , die auch ver
meint haben, ſie fondten was, aber es war bey ihnen
weit fehl geſchlagen , ſo ſtimpten auch ſeine practicfen ,
die er groſſen Fürſten vnd Herrn dedicierte , alle vber
ein, dieweil er ſich nach ſeines Geiſtes werſjagungen
vnd deutungen zukünfftiger ding vnd felle , welche ſich
alſo erzeigten , richtete. Seine Almanach vnd Calender
richtet er dahin, das er alle jahr ein ander werck für
fich nahm , und dörfft ſich einer kecklich darauff verlaf
ſen, fonderlich die wandersleute, als er Teßt nebel, reyff,
windt, ſchnee, feucht, warm , falt , bonder, Hagel. Es
waren ſeine Calender nicht, als etlicher vnerfahrnen .
446

Aſtrologen, ſo im winter kalt vnd gefroren oder ſchne,


vnd im Sommer vnd Hundstagen warm, donder oder
vngewitter feben , welches ohne das an ihm ſelber iſt,
er macht auch in ſeinen Practicken zeit vnd ſtund, wann
was künfftiges geſchehen ſolt , warnet ein jede herr
fchafft beſonders, als ſo thewrung , ſterben , Peſtilenß,
frieg vnd andere feuchen vnd francheiten regieren ſols
ten, vnd vberhandt nehmen würden , vnd alſo fortan,
daher er in einem groſſen anſehen war und für andern
berfür fam .
Er inne r un g.
Von der Astronomia vnd Himmelslauff müſſen wir alhie
auch etwas ſagen. So viel die erfindung des Himmels :
lauffs belanget, iſt derſelb dem Adam vnd Sems ſohn Seth
zuzuſchreiben. Die theilten das jar in 12. Monaten , und
merdten der fternen lauff , es fol auch der Nimrot die
Aſtrologiſche vnd Geometriſche funft erfunden und beſchrie
ben haben. So wirt auch vom Bactrianorum Rönig
Zoroastre gemeldet, der der erſt ſein ſolle, so die Schwark:
kunft erfunden , und damit er des Himmels lauff ſo viel
beſſer erfahren und ergründen könte, ſol er in die Geſtirne
gefahren ſein. Er ſol von dieſen allen zwanßig tauſent
vers gemacht, und ſeinen diſcipulis nachgelaſſen haben . -
Atlas, welcher auß Libyen in Graeciam kommen , vnd das
bin des Himmels lauff vnd der Sternen gebracht vnd ge
pflanşet, ift in folcher kunft namhafft vnd beruffen geweft.
Sein diſcipel war Orion, ein Fürſt auß Boetia, von wel
chem das groſſe ſchöne geftirn gegen mittag warts Orion
den namen empfangen haben ſol, derſelbig hat den Gries
den jr jar geordnet , und iſt ganß glaublich , das fie des
jahrs lauff , end vnnd anfang , nach dieſes geſtirns aud
anderer auff vnd niedergang haben merđen vnd verzeichnen
laſſen , als Orion, ſo bey vns Teutſchen der Jacobsſtab
ift, Plejades die Klughenne , Syricus der Hundtøſtern. -
Thales hat ſein wonung und weſen zu Mileto gehabt,
vnd hat den Stetten in Jonia vnd Attica das tar georda
447

net, und inen recht und eigentlich gewieſen, wan tag vnd
nacht gleich weren , vnd wie lang fie von einem Aequi.
noctio zum andern hetten , hat auch die Meteora, das iſt,
was vber vns in der Lufft für wunderbarliche vnnd doch
natürliche ding geſchehen , mit verſen beſchrieben. Zu
den zeiten M. Antonini hat Ptolemaeus der bodberühmbt
Astronomus gelebet , deſſen billich gedacht wirdt. Denn
GOtt hat dieſe hohe kunſt ganß durch dieſen einigen Pto .
lemacum erhalten biß auff vnſere zeit. Er iſt aber nicht
ein König geweſen , denn dazumahl waren keine Könige
mehr in Egypten , ſonder ift zu Alexandria in Egypten
ein Philosophus geweſen . Denn Gott hat dieſe kunft in
Egypten erwedt , welche für vnd für darin , von Joſeph
an biß auff dieſen Ptolemaeum blieben , das find bey
2000. Jar. — Es iſt dieſe funft zu jeder zeit ſo hoch ge
balten worden , das auch etliche Reyſer dieſelb in groſſem
wehrt gehabt, vnd darinnen fleiſſig geftudiert , als Reyſer
Severus, Keyſer Adrianus, welcher ſo gelehrt geweſen in
Astronomia , das er ihm ſelber in alle jahr ein Progno
fticon gemacht hat. Item Carolus Magnus vnd deren
mehr. ~ Zum andern , weil D. Fauftus in feinen Prog.
nosticis der zeit vnd monat wahr genommen , vnnd fich
darnach gerichtet, und wie oben im anfang gemeldt, wie
groſſe Potentaten ire Monatzeit auß dem geſtirn erforſcht
vnd gegründt, wil ich vnbeſchwert ſein zu erzehlen, wober
die 12. Monate entſprungen , und ire namen mügenbe:
kommen baben . Nun leſen wir aber Geneſis 1. Cap.
Das GOtt der HErr ſagt: Es ſollen werden liechter in
der Feſte des Himels , vnnd fcheiden tag und nacht , das
fie ſcheiden zeichen, zeit, tag vid jahr. Dieweil aber das
jahr in fich helt 12. Monat, acht ich billich , die Monat
zum theil zu erklehren . Romulus, ein Erbawer der Stadt
Nom , von welchem ſie ihren namen empfangen , der hat
erftlich das jahr getheilt in 10. Monat , aber Numa Pom .
pilius , als er ſabe, das ein gang jahr in 10. Monaten
fich nicht endet , hat er noch zween Monat , nemblich den
Jenner vnd Hornung , darzu gefeßt, alſo das 12. Mo:
nate im jahr ſein , welche von den Römern vnd Heyden ,
wie bernach folgt, genant findt worden . Der erâ ift Ja
448

muarius. Dann die Heyden am erſten tag dieſes Monats


ehreten den Janum, welcher der Noe geweſen ſein ſol, vnd
mahlten in mit zween häuptern oder angeſicht vnd zween
ſchlüffeln. Dann die Heyden gaben für , dieſer Gott be:
ſchlieſſe das alt jahr mit dem einen ſchlüſſel, vnd mit dem
andern ſchlüſſel öffnet er die thür vnd eingang in das new
jahr, und ſehe mit dem hindern angeſicht in das alt, aber
mit dem fördern angeficht in das new jahr. Februa
rius der ander Monat bey den Römern , den wir Teut
fden Hornung nennen, da die Heyden von fabulieren, das
Saturnus ihr Gott drey Sohn gehabt, und eine Tochter,
dieſe vier finder rollen ires Vatters Reich under fich ge
theilt haben , vnnd rey dem Joui der Himmel , dem Nep
tuno das Meer ſampt allen Waſſern, Plutoni dem dritten
das Erdtreich , vnd derſelbigen reichthumb, darinnen auch
die Hell begriffen , aber ſeiner Tochter Junoni rey der
Lufft zu erb worden .Nu haben die verftendigen Heyden
die ontödtlichkeit der Seelen geglaubt , und das ein jeder
nach ſeinem verdienft belohnung bey den Göttern würde
empfahen , vergleichen auch die Seel einem rauben vnnd
ongeſtümen lufft, ſo von dem Leib muß abſcheiden . Denn
wie in dem Hornung das Erdtreich, welches iſt ein Mut:
ter aller lebendigen, gefroren, kalt vnd vnbearbeit iſt, alſo
iſt eines francen , und der von binnen abfahren wil, Leib,
da liegt er , unnd wie die ongeſtüme Winde reiſſen und
toben hin und wieder , alſo iſt der Menſch auch alles ges
wertig , biß die Seel von dannen ferth.-
Martius der
dritte Monat, ſo von dem GOTT des Kriegs Marte ges
nandt wirdt. Ovidius ſchreibt, das der Gott Jupiter fich
mit ſeiner Schweſter Junone verheyratet habe, welcher als
er fahe , das fie unfruchtbar war , wart er auß rath der
Göttin Flore, dem Gemahl Zephyri , vertrauter weiß vn:
terrichtet, das eine blume in der gegende Dleniis wüchſe,
ſo ihr zu der fruchtbarkeit ſehr verhelffen würde , als fie
es nun genoſſen, hat ſie alsbald Martem empfangen , und
auch gebohrn , welchen Martem andere feine Geſchwiſteri
gen , dieweil er nicht von ihrem bruder Joue gebohrn,
gebafft , derhalben er ftets mit ihnen in hader und zand
gelegen , daher er ein Gott des kriegs genannt worden.
449

Denn gleichwie im Merßen der windt halbiert iſt , ein


weil ſanfft vnd lind , denn kalt mit lufft , vnnd doch ſein
zeit fich äiget, das es beſſer wirt, alſo hat er in der Kriegs
rüſtung dieſe eigenſchafft auch, vnd iſt das des Mergen reim :
Frawenlieb, Roſenbletter,
Merkenblüt, Aprillenwetter,
Desgleichen auch das Federſpiel,
Verkehrt ſich offt, wers glauben wil .
April der 4. Monat , wirt in Latein und Römiſcher
ſprach Aprilis , zu Teutſch ( auffgethan ) genant. Dann in
dieſem Monat fanget an das Erdtreich ſich auffzuthun, vnd
zu grünen , die bäum zu ſproſſen , vnd alls z11 blühen, und
ſich zur früchtung zu ſchiden. Etlicher meinung iſt auch ,
das mordt April komme und werde genommen à praelio
vom Kriege . Dann gemeinlich in dieſem jabr vngewitter
entſtehet , und ſich der Sommer vnd winter mit einander
zweyen, vnd vmb die zeit kriegen, darauff das gewöhnlich
ſpridwort erwachſen :
Der April war nie To gut,
Er ſchneit dem Baurn auf ſeinen Hut.
Daher vor alter in dem Bapfithumb in dem April an
etlichen örten dieſe gewohnheit war , daß die jungen Ge
Fellen auff dem Sontag Laetare , einen vnter jnen mit
ſtro, den Winter, vnd den andern mit Ingrüii, den Som
mer bedeutend, bekleidet haben , und findt alſo in der Stadt
mit trummeln und pfeiffen herumber zogen , vnd zuleßt
auff freyein Mardt einander den Kampfi außbotten , vnd
zuſammen gerunnen , der Sommer den Winter vnter fich
gebracht, vnd ſein ftrohern kleidt von ihm geriſſen , zur
frölichen bedeutung , das der Sommer den Winter vber
winden hette , die kalte zeit abern 913 bin , vnd jederman
nun der fröligkeit des Sommers gewertig were. Majus
der 5. Monat, in Teutſcher ſprach vmb kurje Mäy ge
genandt, zeucht ſeinen vrſprung von dem Lateiniſchen
wörtlin Majus oder Major. Denn Romuls in der erſten
vnterſcheidung ſeines Nömiſden volds , hat es auch ge
theilt in zwey theil , die alten waren Senatores , oder
Naths - berren , aber ihr geſchlecht Majores , vnd ſo von
ihnen gebohren worden , die waren geſchlechter , wie noch
11 . 29
450

in etlichen Stetten gebreuchlich, die andern des volds was


ren Juniores genant, die jüngſten, oder Minores , die ges
ringeften oder vnderthanen , daher zu Ehrn der Oberfeit
vnd fürnembften , der fünfft Monat von jnen Majus ge
nandt worden. Derohalben die fürnembfte Römer in die:
ſer zeit nicht wenig Luftgarten gepflanßet, und in ſolcher
zeit in denſelben garten vnd luftbeuſern ihre wohnung ges
babt , vnnd mancherley frewden vnnd wolluft gepfleget.
Dann dieweil gemeinlich in dieſem Monat alle ding grü
nen vnd blühen , und einen feinen geruch von fich geben ,
dadurch ein temperirter Lufft dem Menſchen mit ergeßlich:
feit geben wirdt , fo haben ſie diefelb zeit zu ihrer frölig
keit alſo gebrauchen wollen . Junius der Feeb fte Monat,
den die Teudtſchen auff ihrer ſprach Jungen nennen müch:
ten , wirdt auch genandt der Brachmonat, das nemblich in
dieſer zeit ſich in Edern und Feldern obet , darzu deun
junge farde leute gehören, vnd wie dieſe zeit nichtes wil
verſeumet ſein, ſonder muß alles an jedem orte, mit groſ
fem ernft, fleiß vnd auffmerkung wargenommen , auch wol
gegen die einſamlung beftellet worden , alſo fol man zu
der arbeit die jungen Leuth auch anführen , vnnd immer
anbalten , dann anch die Teutſchen dieſen Monat darumb
Brachmonat genent haben , das man darin die ader und
pflur vmbbrechen ſolle , wie dann auch zu dieſer zeit die
Römer fich vieler mühe unterfangen haben , und deshalben
pin bildt auffgerichtet, als ein alten Mann , der ſich mit
dem kopff neigt , vnnd neben ihm ftebet ein ftarder jüng
ling mit einem Rad und Karſd , auff den deutet er, mit
dem die Römer haben zu verſtehen geben , wie zu deren
geit ire voreltern den Aderbaw mit viel mühe vnd arbeit
gepflanßt, da fie nun alt , ro figuriret er mit der handt
auff ſeine nachkomling vnd jungen , das ſie dieſer zeit fol
len warnehmen , und wie ihre voreltern fleiſfig den Aders.
baw erhalten , damit man in ſolchen jahren auch könne
reichlich einerndten , dann auch iren voreltern föichs ſauer
worden ift. – Julius, dieſer wirdt von dem namen des fürs
nembften Keyſers Julii Caesaris genant, den wir Hewmonat
nennen, und darin wir alles Wiſmat einſamlen , und wie
das bew zu der zeit bald dürre wirt , alſo furß vnd ge
451

fchwind , ift dieſer hoch erleucht Fürft, wie ein Sew jäma
merlich mit viel wunden erſtochen worden , und dieſe zeit
ift im darumb zugeeygnet, das Jupiter in dieſem Monat,
als er erſtochen worden , vber Rom , einen Regenbogen
geftalt, darin Jupiter mit den 2. fingern gegen der Stadt
gedrewet. Wie es denn auch gerochen worden iſt , und
die Erempla außweiſen. Auguſtus der 8. Monat , den
man von wegen der hiß den Heyßionat nennt , und ent
ſpringt dieſer Nam von dem Römiſchen Keyſer Octaviano
Augusto, vnd wie dieſer Monat ſonſten lieblich und aller :
ley ſchön obs mit fich bringt, alſo iſt dieſe zeit dieſes Reps
fers geweſen , denn damahis waren friedliche zeiten , und
allerley innerliche krieg und Rebellion geſtilt , vnnd war
die liebliche frucht vnd ſelig machende ſpeiß , Jeſus Chris
ftus unſer Heylandt vnnd fehliginacher gebohren. Von
dieſem Imperatore Augusto ſindt alle Römiſche Keyſer
Augufti genenut worden. September, October, Novem
ber, December, zu Teutſd der fiebendt, acht, neundt vnd
zehende Monat, haben ihre nahmen zu der zeit Romuli,
da nicht mehr denn gehen Monate, ond Martius der erſt
Monat des jahrs geweſen, empfangen. Dann dieſer Sep
tember iſt der 7. Monat vom Martio an gerechnet. Dies
weil aber die zal 3. 7. und 12. vor andern ein gan
Ber zall , und einen Heimlichen vorſtandt , göttlider vnnd
natürlicher wirdung haben fol, feindt fie nidt allein bey
den newen , ſonder and alten in ſonderlichen auffſehen vnd
auffmerdung. Wie denn ſolche und ſonderlich , von der
zal 7. in heiliger ſchrifft auch alten Hiſtorien , angezeigt
werden mag , derohalben zu glauben , das dieſer ſiebende
Monat, September, nicht allein bey den Heyden , ſondern
auch Juden , der gefreyten zahl nach , den namen der 7.
Monat gehalten, und keinem Menſchen oder wirdung der
zeit zugeſchrieben worden, von daunen die zahl der vberi
gen Monate des fahres volfuhrt. Dann die Juden haben
am erſten tag, dieſes Monats Septembris, bey den Teut
Ichen der Herbſtmonat genant , ihr new fahr angefangen ,
vnnd zu der zeit viel feft vnd Ceremonien gebraucht und
gehalten , wie ſonſt ihnen Moyfes befohlen hat, vnd auff
irer ſprach dieſen Monat Elul genandt. Es haben auch
452

etliche Rabini in ihrem Thalmut fabulirt, tas GOTT in


dieſem Monat Elul, zu gericht fißt, vnnd beſchlieſſen left,
welcher diß jahr ſterben , krand , reich oder arm rol wer:
den , aber welcher von dem erſten tag Septembris , biß
auff der Juden langen tag, ſein leben beſſere, der erlange
gnad , vnd werde vber ihn von Gott ein gnedig vrtheil
zu gutem beſchloſſen , wie dann Antonius Margarita von
der Juden mißbrauch viel idreibt. Damit aber die Juden
als ein gnedig ortheil erlangen , werden viel unter ihnen
gefunden , welche vom erſten tag Auguſti, biß auff den
erſten tag Septembris, ale tag (außgenommen den Sab:
bath) faften , welchen Monat ſie auff Hebreiſd Selidos
(das iſt , die zeit der verzeihung) nennen , vnnd blaſen
Abendis vnd Morgens ein wiederhorn in ihrer Synagog ,
darumb das der Prophet Amos am ein vnd dreiffigſten
Capittel ſpricht: Šo man das Horn in der Stadt bleſt,
ſol nicht das vold erſdreden. October, der 10. Monat,
den die Hebreer Thiſri nennen , wir Teldtiden aber beiſjen
ihn den Weinmonat, darumb das darin alles eingeherbſt
wirdt , und bey den Römern iſt dieſer nam entſprungen ,
von wegen das Augustus Caesar, welcher fein Schweſter
Octavianam genant, Antonio dem König Egypti þat ver
meblet , welcher Antonius , als er gemelter Octavianae
müde war, ſie ohne alle vriach von ihm trieb, vnd Cleo
patram eine andre zu ſich zog , darumb hat Augustus
Caesar ſeinen Schwager Antonium könig in Egypten , mit
Heerskrafft vberzogen , vnd den erſten tag des Monats
Auguſti im obgeſigt , vnnd im 10. dieſes Monats iſt er
mit ſeiner Schweſter Octaviana mit groſſem Raub vnd
gutt zu Rom eingezogen vnnd triumphiert , derohalben
dieſer 10. Monat , ihr der Schweſter zu ehrn October iſt
genent worden , an welchem man den erlangten ſieg in
Egypten zu Rom ernewert , vnnd den Göttern alſo auff
geopffert vnd triumphiret hat. Vnd dieweil gemeinlich zu
ende dieſes Monats in Teutſchlandt alle frucht ſein einges
bracht worden, und der moſt in keller kommen , iſt folgendts .
erwachſen , das in dem October vnd November , etliche
Feft der heiligen findt gehalten worden , als S. Michels
tag bey den Franden , S. Burdhart bey den Schwaben,
453

S. Gal bey den Schweißern , S. Othmar , und wirdt


ſchier an allen örten hoch Teudtſchlandts S. Martini feft
celebrirt , an welchem tag die Teutſchen , ſo noch Heyden
geweſen, ehe ſie zu dem Chriftlichen glauben kommen ſein ,
Bachum den Weingott rollen geehrt haben . November
der 11. Monat , welchen die Juden Marheſuam nennen ,
nimpt ſeinen namen , wie die zween vorgehenden und nach
folgenden Monat, nemblich September, October vnd Decem
ber , vom Martio , denn von Martio dem Monat an zu
rechnen, iſt der November der 9. Monat im jahr, welcher
bey den Lateinern der erſt Wintermonat genandt worden ,
denn gemeinlich dieſer Monat ſich zu froſt, Schnee vnnd
kelt ( dhidt. Ovidius ſchreibt, wie in dieſem Monat die
Römer an vielen örten Mardt gehalten , auch haben ſie
ihren Göttern wunderbarliche opffer gehalten. Decem
ber, bey den Hebreern Eißlen, ter zwölffte Monat genandt,
vnd der leßte, von wegen das er von Martio der ander,
oder recht Wintermonat geheiſſen . Dann gemeinlich die
rechte kelt des Winters fid in dieſem Monat vbet , alſo ,
das ( io fich dieſer Monat endet) man adytet, der Winter
bab ſeine wirdung den mehrer theil volführt , vnd denn
die lange tag wieder anbrechen , und daher ein gut freundt
zu dem andern fagt, wo er ſich dieſen vergangnen Winter
gehalten hab. Er wirdt aud von etlichen der Sew oder
Schwein Monat genennt, von wegen das gemeinlich in
dieſem Monat die Schwein auß den Eycheln oder Edern
getrieben vnd geldladytet werden . Zum dritten wil id
rrieder fortfahren vnnd ſchreiten auff die abergläubiſchen
Sternguder. Dann welche die gewiſſeſten ſein , vnd vor
den andern den ruhm haben wollen , die ſindt gemeinlich
Teuffelsbeſchwerer , und haben ihre ſonderliche vaticinia.
Dieſe waren gemeinlich ſolche geſellen als der Zoroaſtres,
bernach Democritus Abderites, der mehret des Zoroastris
kunft vnd Astronomiam , wie denn die Scribenten dauon
fchreiben , und ſonderlich Menippus im Luciano , da er
ſpricht : Mir kam in den finn , das ich hinzug gehn Bas
bylon , und ſpreche irgendt einen Zauberer an . Auß des
Zoroaſtris Schülern vnnd nachfolgern , auß welchen zu
verſtehen iſt , das bey der leør der Zäuberey auch die
454

aberglaubiſch Sternguderey mit iſt unterloffen. So waren


auch bernach nambafft bey den Mediern , Apuſcorus vnnd
Zaratus . bey den Babyloniern , Mamaridius, bey den Ara:
biern Hypocus , bey den Aliyriern Zarmocenides. — Solde
kunft brauchten auch etliche Bäpfte, als Syluefter der an :
ter, Hildebrandt genandt. Gregorius der 7. , Johannes der
13. vnd andere, ſo auch Geiftliche waren , als Gerhardus
Brazutus, Albertus Magnus, Laurentius ein Erßbiſchoff,
vnd deren viel , ſo vonunnötben zu erzehlen , ſo mit der
Magia vnnd Schwarßkunft vmbgangen findt , vnd darbey
die Astrologiam trieben . Daher dann aud Plinius ſagt,
sie Zauberey babe iyren orſprung auß der Arßney vnnd
Astrologia , in welcher meinung im niemandt ſol wieder:
iprechen. Dann gewiß ift , das im anfang viel leut der
Aerßte vnd fternreber affen geweſen ſein . Denn gleichwie
dieſelbigen init freutern , vermenigten falben vnnd andern
natürlichen mitteln , die Menſolide gebrechen beyleten vnnd
vißweilen zukünfftige ding anzeigeten auß dem Geſtirn,
oder den eigenſchafften der Menſchlichen leiber, haben auch
beſondere zeit, tag vnd ftunden vorgeſchrieben , ſo zu der
Arßney bequem findt, alſo haben die fürwißigen hinnach
geöhmet, fich folder dingen underſtanden , hinnach hat ſich
der Teuffel darin gemengt, und allerley nach ihrem gefal
len zuwegen bracht, damit er fie in ibrem wahn vnd aber:
glauben geſterdt hat. — Es ift alhie wol zu merden, was
von der Astronomia Doctor Luther rebliger an einem
orte fagt, nemlich alſo: Astrologia ift ongewiß, gleich wie
die Praedicamenta in der Dialectica findt erdichte wordt,
alſo hat Astronomia die ertichte Astrologiam , vnd wie
die alten Theologi nichts gewüft haben von der Schul:
lehrer Fantarey und Theologia , alſo haben die alten
Astronomi auch nichts von der Astrologia gewüft. Astro .
Jogia ift wol eine feine kunſt , aber ſehr vngewiß , man
finnet niemand , der etwas gewiffes darauß kondte anzei:
gen vnd beweiſen , fie bedarff wol guter bedeutung vnnd
viel bedendens. Item , Astrologia iſt kein gewiſſe onnd
bewerte kunſt , denn ſie hat kein principia vnnd demon
strationes, darauff man gewiß, vnwandende gründen vnd
füſſen kondt, ſonder die Sternguder rioten fich ond ortheis
455

len nach den fellen , wie fichs zutregt , lagen und geben
für , das iſt einmahl vnd zwier geſcheben , und hat fich
alſo zugetragen , darumb muß es allezeit alſo geſchehen
vnd ergeben, was fich bißweilen zutregt und geſchicht, und
die felle , ſo da zutreffen, dauon ſagen ſie wol , die aber
fehlen, dauon ſchweigen fie ftil. M. Philip belt bart drü
ber , hat mich aber niemahls fondt darzu bringen , noch
bereden , denn er bekennet ſelbs und faget, die kunft ift
wol vorhanden, aber niemandt hat fie, denn fie hat weder
principia , gewiſſe gründe, noch derſelben erfahrung, fie
wolten denn die erfahrung nennen eventum , wie ſich zu:
tregt und geredt, nun iſt aber die erfahrung dife , wenn
man auß einßelen füden ſchleuſt , und folgert auff das
ganße, ex singularibus ad vniversalia, als wenn ich ſage,
diß fewr brennet, jenes brennet, vnd ſo forth an, darunıb
brennet ein jegliches , oder alles fewr. Das aber hat
Astrologia nicht, fondern fie vrtheilet und richtet nur,
nach dem es zutrifft, vnd bißweilen geſchicht. Vnnd auff
ein andere zeit wardt viel von der Astrologia geredet,
vnd von den fellen , die da zutreffen , da ſprach Doctor
Martinus Luther, ich bin ſo weith fommen , vnnd beredet
in der Astrologia , das ich glaube, fie rey nichtes , denn
Philippus Melanchthon mein freundt, hat mir auch wieder
ſeinen willen bekent, die kunſt rey wol da , aber es weren
keine Meiſter , die fie recht fönsten vnd verſtünden , das
aber haben fie gewiß gelehrnet in ihrem Almanach , das
man im Sommer nicht Schnee reßt, noch Donder im Win
ter , im Lenß pflügen vnnd fähen , gegen dem Herbſt ein
erndten . Das tönnen die Bawren eben ſo wol. - Der
Herr Philippus Melanchthon , ob er wol, ſeinem geſchwins
den Ingenio nach , von der Astrologia oder Sternweyfia:
gens funft mechtig viel gehalten , hat er noch immer im
zweiffel ftehen müſſen , wegen ihrer gewißheit , wie dann
auch dieſes anzeiget. Er war auff eine zeit verreiſet, vnd
hatte zur geſelſchafft vnd gelabrter vnterredung halber mit
fich genommen zweene gelahrte junge leute , welche noch
treffliche Theologi bernadh würden . M. Henricum Molle
rum vnd Magiſtrum Johannem Garceum , beyde 31 Ham
burg auß Sagen bürtig, dieſe famen auff ihrem Wagen,
456

welchen fie ſonderlich hatten, von der Astrologia zu diſpu:


tiren , ob es eine Ars oder Scientia were , eine gewiſſe
kunft, oder bloßfe wiſſenſchafft. Der ein M. Garß ſagte,
es were eine Ars , der ander M. Moller wolte , es were
nur eine bloſſe Scientia , und wüfte ein jeglicher ſeine
Theſin mechtig zu dejendiren. Als aber der ſtreit zwiſchen
ihnen heftig ward, vnd ein jeglicher ſeine inſtanß mit groſ
fem eiffer thete , auch mit lauter ſcarpffer ſtimm , wie es
dann pflegt zu gehen , wenn ein jeder auff ſeiner meinung
ftehet , wart er Philippus der ſcharpffen ſtimm in ſeinem
Wagen gewar, erſchrack vnd meinet anders nicht, dann es
were ſonſt ein hader vnd vnwil zwiſden ihnen entſtanden.
Da er nun auß ſeinem Wagen getretten , vnd an fie kom
men vnd gefragt, warumb fie fich ſo gahr heffiig zandten,
bat Magifter Mollerus geſagt: Herr Praeceptor, wir diſpu
tiren vnd zerbrechen vnſere Köpffe bierüber, an Astrologia
sit ars vel scientia : Ob die Sternweifſagungskunft ein
gewiſſe kunſt , oder nur eine ungewiſſe bloſſe wiſſenſchafft
ſey, wollet doch ewer bedenden ſagen vnd vns entſcheiden.
Hierauff gab Philippus zur antwordt, sive sit ars, sive
scientia ; est certè pulchra Phantasia, das iſt: Sie ſey
eine kunſt oder wiſſenſchafft , das gehe ſeinen weg , ſo ift
dennoch dis war , das ſie eine ſchöne, luſtige, genuglice
und anmültige Phantaſey oder nachſinnung iſt. Von
dem Calender oder Almanach ſchreiben, darinn von veren
derung des Wetters meldung geſchihet, ſo dann z11 der
Astrologia, nicht aber fürnehmlich zu der Astronomia ge:
böret , wollen wir nun auch eines Narren auſſage hören,
weil wir vernonimen haben , was tapffere vnnd weiſe ge:
lahrte Leute dauon judiciert haben . Von Claus Nar:
ren ſagt man , als im dürren Sommer groſſe biß vnd
lang kein regen gefallen war, das die Reuter vnter einan
der fragten, ob ichier ander wetter werden, und die mechs
tige hiß nachlaſſen würde ? Darauff ſprach Claus alſo,
frag den , der es weiß , denn mich dündt, wers weiß der
wer
kans auch ſagen , wiewol das wetter auch gutt iſt,
nur nicht ſüldig were , wenn der Montag kompt , der
bringt gemeinlich trübe Wetter , id est , ſorgen vnd gre:
men . Mit dem Herrn D. Martino Luthero , das die
457

Aftronomi weiter greiffen vnd fteigen wollen , den iönen


ſelbſten bewuſt, ſtimmen alle andere Theologi , gleich zu ,
als Tertullianus, libro de Idololatria , da er die Astro
Jogos bart angreifft. Origines Homil. 3. in Hierem .
Lactantius lib . 3. Cap. 17. Epiphanus lib. 1. Tom . 1.
Cassiodorus in Psal . 70. Olympiodorus in cap. 7. Jo.
hannes Damascenus lib . 2. de Ortho . fide, cap. 7. vnd
was deren mehr ift. Was aber die rechte ware kunft
der Astronomiae , ſo auß dein langen gebrauch hergefloſ
fen , und der heiligen ſchrifft nicht zuwieder iſt, belanget,
muß man derſelben ihren gang laſſen , als das man auß
gewiſſem grunde beweiſen kan , der Himmel ſey rundt, und
die gauße natur habe ihren gewiſſen , ordentlichen vnnd
ftetswehrenden lauff, ſampt Sonnen, Monden und andern
Sternen. Jtem, das man auch eigentlich rechnen und ans
zeigen kan, auff welchen tag ond ſtunde new monden vnd
ihre viertheile angehen. Jtem , wann Eclipses oder Fin
fternus ſein werden , und was des dings mehr iſt , das
auß der rechten kunft der Astronomiae vnd gewiſſen De
monstrationibus vnd Causis Physicis herfleuft, vnd ohn
verrüdung der ganßen natur nicht fehlen kan , wo anders
die recht geſtellt wirdt, da ſol man es paſſieren laſſen , und
wenn in ſolchem ein genügen geſchicht , da wil es auch
D. Martinus Luther gelobt vnd zugeben haben , wie er
dann ſpricht : Astronomia , die Sternkunſt vnd des Him
mels lauff wiſſen , iſt die aller elteſte kunft, die viel andere
kunft mit ſich gebracht hat , und iſt den alten , ſonderlich
den Ebreern ſehr gemein vnd befant geweſt, denn ſie ba:
ben alle auff des Himmels lauff fleiſfig acht gehabt, wie
Gott zu Abraham ſagt : Sihe gehn Himmel vnd zehle die
Sterne , kanſtu ſie zehlen ? und ſagt von dreyer bewes
gung des Himmels. Die erſt ift , primi mobilis rap
tus , daß das ganße Firmament ſo ſchnel vnd behend be:
wegt, vnd in 24 ſtunden vmbher laufft, in einem buy vnd
nun , etlich tauſent meil wegs, welche vielleicht von einem
Engel geſchicht. Wunder iſts, das ein fölch groß gebew
vnd gewelb, fol in furßer zeit vmbher lauffen vnd gehen ,
wenn die Sonne vnd Sterne eyſern, filbern , gülden oder
eitel ftabel weren , muften fie ſo baldt zuſchmeißen , in To
458

behendem lauff, denn ein Stern ift gröſſer denn die gange,
Erde, und findt doch ſo viel onzebliche Stern. — Der an:
der lauff iſt der Planeten, die haben ihre eigene vnd fon:
derliche bewegung. Der dritte iſt ein zitternder lauff, wie
fie ibn nennen Trepidantem , ift newlich erdacht , der ift
gahr vngewiß . Ich lobe die Astronomiam vnnd Mathe
maticam , die fiehet in demonstrationibus , vnd gewiſſen
beweiſungen. – Dargegen aber belangende die gewißbeit,
das fie beſchlieſſen vnd judicieren ohnwandelbar , was in
fünfftigen zeiten hierunden auff Erden mit gewächſen und
Menſchen für gelegenheit fich zutragen werde, nemlich, obs
werden fruchtbare vnnd vnfruchtbare zeiten ſein , ob dieß
jahr trandheit vnd ſterben, oder Krieg vnd blutvergieffung
kommen werden. Jtem , was ein Menſch für glüd vnnd
onglück haben , wie viel Weiber und Kinder er bekommen,
wer vor dem andern ſterben fou, wie reich, wie fünftlich,
wie hochgeachtet er ſein werde, vnnd wie lang er leben
fol, ond ſo fortan. Dieſem allem iſt die heilige Schrifft
zuwieder , als wenn daſſelbig alſo geſchehen müfte, fatali
quaedam necessitate, und anders nicht ſein kondte. Wie:
wol es nun von vielen gelehrten Leuten darfür gebalten,
vnnd mit fleiß vertheidigt wirdt , ſo muß vnd wirdt ein
jeder Chriſt doch nicht viel anders ſagen , wenn er recht
die richtſonur Göttliches worts dagegen belt, darumb ſa
gen auch die finnigen Astronomi : Fata inclinant , sed
non necessitant. Denn anfenglich ifts ia gewiß, daß das
Geftirne nicht zu dem gebrauch geſchaffen iſt, das man
darauß lehrne, was zu jeder zeit geſchehen werde, ſondern
das ſie auff Erden (cheinen vnnd die zeit unterſcheiden .
Doctor Luther vergleicht die Aſtrologia vnd Sternguderer
einem , der würffel feil tregt vnd ragt: Sihe ich hab gute
Würffel, fie werffen ftets 12. Nun tu wirffit offt hin,
wenn cinem 12. kommen , ſo iſt die funft recht, man fibet
aber nicht, wie offt man zuuor 1. 2. 3. 4. 5. 6. geworfs
fen hat. Alſo thun auch die Aſtrologi , wenns ein oder
zwey mahl zutrifft vnnd gereth , ſo können fie die kunft
nicht gnug rühmen, loben vnd erheben, aber vom andern,
das ſo offt gefehlet hat, ſchweigen fie ftil. Und To viel
Tey gehandelt von der Aftrologia.
459

Das Neun vnd zwantigſte Capittel.


Bon des D. Faufti Warſagerey.
Doctor Fauſtus hatte ſonſt bey den Studenten ein
groſſen zugang, von wegen ſeiner Warſagerey, ſonders
lich mit der Chiromantia , da er einem die Händ bes
ſahe, ja das noch mehr war , ſo baldt er einen ans
ſchawet am angeſicht, ſo vrtheilte und verkundet er,
was jm die zeit feines Lebens begegnen , ob er glück
oder vnglück haben , wie lang er leben, ob er erfchof
ſen, erſtochen oder ertrenckt werden, ob er ſeine Eltern
vnd Geſchwiſterigen vberleben , was für ein Weib er
nehmen, wie viel er Weiber haben, ob ſte Reich, arm
oder bermüglich ſein , wie viel er franckheit außftehn,
wie viel Nation er durdwandern, was jm darin zu
glück vnd vnglück wiederfahren mürde, für wem er fich
fürſehen und hätten ſolle , ob er geiſtlich oder weltlich
werde, auff welche zeit er weiben oder bulerey pflegen ,
ob er ſich zu Wittfrawen oder zur ledigen verheyraten
würde, auff welche zeit er auff dem Landt vnd Waf
ſer fein wandel vnd reiß fürnehmen vnnd glücklich mit
Geiſtlichen Prelaten , Weltlichen Potentaten , Richtern ,
Pflegern , Juriſten , Amptleuten vnd Räthen vmbgehen
folle , wann er glück und unglück in friegen haben,
Jtem, wann er böſe gezenck vnnd hader anfahen werde,
auch bundtnis machen kündte , und was derer fachen
mehr ſindt vnnd fürlauffen müditen. Die ihn nun
alſo in dieſen ſachen Rathe gefragt , denen gab er
weitleufftigen bericht, nemblich das dieſer oder jener
Planet, darin er gebohren , ihn dieſes warnete vnd an=
zeigete, vnd alſo werde er auffkommen , oder dieß werd
ihm zuwieder ſein , ſo werde er auch endtlich ſein leben
alſo enden vnd beſchlieſſen , deßgleichen ſen dieß ſeine
460)

complerion , die habe fölche wirckung, wie dann auch


fein angeſicht, ohren , ſtirn , augen , naſen , leffsten, hende
vnnd runkel des leibs , ſoldys augenſcheinlich mit ſich
brechten vnd außweiſeten. Vnd was D. Fauſtus den
Mansperſonen aufgelegt und wargeſagt, földes iſt aud)
zu verſtehen auff die Weibstilder. Denn nach ſeinem
todt hat man gar viel brieffe gefunden , fo nicht ge
ringe Leut, ſondern hohe Adelsperſonen von weib vnd
Mann, ihm vmb rath zugeſchrieben, ſonderlich auf 3ta
lien , vnnd wo in dem Bapſthumb aberglaubiſche Leut
geweſen, ſolche haben jhnen nicht allein , ſondern auch
jren kindern gern von im wiſſen wollen, wie glücklich
vnd was zuſtandts ihnen begegnen und wiederfahren
würde, darauff ſte jhre Kinder hinauß geſchickt, in die
frembbe , oder Fürſten Hoffe, in Vniverſiteten, oder has
ben fie verbeyratet. - Vnter obgemelten erzehlten, ers
fundenen brieffen iſt geleſen worden , das an ihn ein
Prelat auß Italia, Azzolini genandt, wohnend zu Pavia ,
ein ſchreiben gethan , darinn er fauſti judicium von
feiner complerion vnd Nativitet zu wiſſen begehret.
Dem D. Fauſtus wieder zugeſchrieben , das er werde
in einen höhern ſtandt kommen, denn er jeßmahls fey .
Welches auch ihm baldt wiederfahren , denn in furt
wart er zu Rom ein Cardinal , zu S. ·Maria in
Portico , daher er fich gegen dem D. Fauſto gang
danckbarlich erzeiget, wie denn das ander ſchreiben mit
fich bringt , dann er verehrt ihm 200. Cronen .
Desgleichen wart ein ſchreiben gefunden , von einer
Fürſlin , die fich hat verheyratet. Vnd deren mehr.
Ohne daß man jn ſonſt an andere ort und ende von
Deswegen beruffen vnd erfördert hat. etc.
461

E r i nne r u n * g.
Hie wirdt gedacht, das D. Fauſtus rey ein Chiromanti
cus geweſt , vnnd hab den Leuten auß jhren Händen zu
weiſſagen gewuſt. So viel nun die Chiromantiam be
langt , ob wol auch gelarte Leute gefunden werden , ſo
zwar keine Zäuberer ſein oder geachtet werden können,
welche es für eine kunſt halten , auß den håndtlinien den
Menſchen warzuſagen , ſchreiben auch bücher davon , ſo halte
ich doch ſolches alles für eine Phantaſey. Es mag wol
ſein, das die linien an den händen etwas anzeigen von
natürlichen dingen , ſo bey fölchem Menſchen ſein , wie
dann Gott nichts vmbſonſt hat geſchaffen , aber das folchs
eine gewißheit haben , aud zukünfftige dinge zuuor prog
nofticieren ſolte , iſt nichts. Vielmehr iſts citel Narrerey,
ia betrug der leut, das die Zigeunen oder vmblauffende
vermeinte Tartarn den leuten in die hände ſehen , und ih
nen auß deren linien weyſſagen. Welche Gottloſe Landt
diebe dann billich von Chriſtlicher Obrigkeit nicht ſollen
gedüldet vnd gelitten , ſonder gezwungen werden , ir brodt,
wie andere, mit Gott und ehren zu erwerben , oder auch,
weil ſie ſo vberauß Gottloß vnd diebiſch handeln , am leib
geſtrafft werden . So viel nun angehet, das Fauftus auß
der Geburtszeit vnd Nativitet den leuten geweyſſaget hat,
ift zu wiſſen , ſo viel des Menſchen leib vnnd gut betrifft,
baben die Sternen oder Planeten ſo wenig vermögens
darüber zu gebieten , das ſie auch wie alle andere Crea
turen zu ihrem nutz dienen müſſen , wie davon Deutero
nomi 4. fte het , tas Sonn , Mondt, Stern und das ganß
Heer des Himmels von GOTT verordnet findt, in mini
sterium cunctis gentibus, alen völckern zum dienſt, da
ftehet nicht , das die Stern den Menſchen zu gebieten ha
ben , ſondern ſie rollen ihnen dienen , derobalben , welder
alſo helt , daß das Geſtirn vber die Menſchen herrſchen
folt, der fol wiſſen, das er nicht allein wieder GOTTES
jyordt handelt, ſondern auch die natur gahr verkehret vnd
wieder GOtt ſeinen Schöpffer gröblich fündiget. Denn
erſtlich ſchreibt er den Sternen zu, was GOTTES alein
iſt , darnach werden der Menſchen gedanden dardurch abs
seführt von der betradtung Göttlicher vorſehung. Weil
462

man helt, alle ding geſchehen nach der bewegung, wirdung,


trafft, poſition vnd affect der Sternen. Darauß denn zum
dritten auch dieſe groſſe vnordnung folgt, das wir in ons
ferm wolftande nicht ſo fleiſfig ſein, im Gebette vnd rech
tem Gottesdienſt, als wir billich ſein ſolten, auch erkennen
wir nicht zur zeit des vnglüds, das wir nemblich unſerer
Sünden balben geſtrafft werden , ſondern gedenden nur,
es müſſe alſo nothwendig auß den Geſtirnen des Himmels
fein onnd folgen, wie man ſagt, wir ſindt in dem Stern,
in dem Planeten vnd complerion gebohren. Vber das
unterwerffen ſolche Leut , ſo viel an ihnen iſt, GOtt den
HErrn ſelbſt den Geſtirnen, oud machen auß GOTT einen
ohnmechtigen GOTT , als könne er anders nichts thun
oder wirden, denn was die Stern wollen oder außweiſen
vnd anzeigen. Endtlich machen fie fich felbs zu abgötti:
Ichen Heyden, und bringen wiedervmb berfür, was jemahls
in Heidniſcher ſuperſtition geweſen , dann was haben vor
zeiten die Heyden ihren abgöttern , als Jovi , Mercurio,
Phobo , Veneri , Marti , Saturno vnd dergleichen , als
Diane vnd andern mehr zugeſchrieben , dann dieſe Phan:
taften heutigs tages dem Geſtirn auch zugeben ? Darumb
baben die Heyden die Aftronomiſche zeichen und Planeten
nach vnd von jren Göttern alſo genent , da dann jener,
nun dieſer regiren folt, vnd halten unſere Phantaſteneben
die Heydnifde weiß , namen vnd form , weil ſie auß der
fundt , darin einer gebohren wirdt, (welchen fie nennen
Horoscopum) von ſeinem ganßen leben vrtheilen wollen ,
wie von dem D. Fauſto angezogen wirdt vnd meldung
geſchicht , ja nicht allein vom außwendigen leben , ſondern
auch wol von den inwendigen tugenden vnd Ontugenden
des berßen. Darzu werden etliche gefunden , welche auß
des Himmels lauff , bewegung und wirdung des geftirns,
brfach der Sünden machen, wie Origenes von den Chal
deern ſagt: Chaldaei plurima, quae geruntur in terris,
stellis tribuunt , et peccatorum nostrorum causas ex
earum motibus asserunt. Alſo pflegt die menſchliche ber
nunfft und weißheit zu phantafiren, wenn fie Gottes wort
auß den augen reßt vnd fahren left, weldjes wort klar bes
zeuget, das die Sünde auß dem Teuffel rey , vnnd nicht
463

auß den Sternen . Darumb es nicht allein ein ſchlechte


Sünde iſt, den Sternen ſolche ongebürliche wirdung zuzu:
fchreiben, ſondern iſt auch ein groſſe läſterung Gottes .
Das haben auch die lieben Altväter geſehen, welche ſolchen
loſen weryfſagungen auch ſchrifftlich zu allen zeiten wieder:
ſprochen haben. Auguſtinus rechnet dieß für eine verwegne
kunft , welche gemeinſchafft und verbundnis mit dem Ša :
than habe , oder ja ihren anfang von im genommen, da:
ber er auff eine zeit einen Mathematicum, welcher mit
ſolcher weyſſagung viel verführt hatte , in den Bann ges
than bat. S
Das aber D. Fauftus ſo gewiß mit der Na
tivitet zu ftellen geweſen ſein ſolt, das er ein groſſen zu:
gang deshalben gehabt , davon ſpricht D. Luther : Es
iſt wahr, die warſager vnd Sterngüder können den Gott:
loſen zuuor verkündigen und ſagen, was fie für einen todt
nebmen werden , denn der Teuffel weiß der Gottloſen ge:
danden und anſchläg, und hat fie in ſeinem gewalt, regie:
ret vnd treibet ſie, wie er wil, als ein Fürft der Welt,
darumb findt zweyerley zeichen , die zeit und der Euent,
was für Wetter werden , und wie es einem gehen ſol.
Daß es nun alſo zu zeiten ergebe , und die warſagungen
erfüdt werden , wie dann auch die Heyden auff ibre ora
cula viel gehalten, und im Bapſthumb 'die Abgötterey night
gering ift , fölches iſt auß vielen zu ſehen. Man (direibt
von Dapbia dem zändiſchen Sophiften, der fragt den Apolo
Iinem , damit er ſein Oraculum zu Delphis verſpotten
möcht, ob er fein verloren Pferdt (hette dod zuuor keines
gehabt) möchte wieder finden, da wurdt im zu antwortet :
er würde eines finden, aber darauff verderben, gieng alſo
ſpottende auß dem Tempel, und kam vngefehrlich dem Kö:
nig Attalo, den er auch offt mit ſpöttiſchen worten verach:
tet hatte , in ſeine Hende , durch welches geheiß er über
einen Berg, welcher Pferd hieß, ift berab geſtürßt worden .
Philippus der Macedoniſche König, der wirdt auch durc
eine warſagung gewarnet, da er wolt ſein leben behalten,
das er ſich vor einem wagen fürſeben vnd häten folte, da
geboth er alle wägen hinweg zu thun , auch hat er das
Baotia , welches Wagen genandt , allewegen vermitten ,
nude bat er dem wagen nicht mögen entfliben, denn Pulis
464
fanias der Trabant , hatte auff dem Befft des Schwerts,
damit er ihn erſtach , einen wagen außgegraben gehabt.
Weiter von der gewißheit D. Faufti, das er vom anſehen
die Menſchen hat vrtheilen können , vnd das reine warſa:
gung etlicher maſſen , daher ins werd gericht vnd erfült
worden , dieß alles fan er auß dem Geſtirn vnd Planeten
gehabt haben, davon er durch erfahrung ſeines Geiſts Me
phoftophiles ift berichtet worden. Ariſtoteles ſchreibt von
einem König Nectanebo in Egypten, einem groſſen Zaube:
rer vnnd Schwartkünſtler , das alle feine Feinde vor ihm
flihen muſten , er verließ ſein Königreich , vnd begab fich
in Macedoniam zu der königin Olympiade , die er zum
fall bracht, vnnd meldet die Hiftori , das er mit fich in
Macedoniam gebracht hab , von Zäuberey ein wunderbar
liche taffel, fie war gemiſcht mit einhorn vnd Helffenbein
und Zethim, das kein fewr verbrennen möcht, mit Goldt,
mit edlen ſteinen vnd Metal vermengt, darinnen waren
Cirdel , der erſt circel bielt in ſich die Geiſter , ſo das
ganß Firmament bewegten. Der ander circel hielt in ſich
die 12. zeichen , der mittel circel hielt in ſich die Sonn
und den Mond ennd die andern Planeten , vnnd diſe was
ren geſchnitten von allen köftbarlichen und ſcheinbarlichen
ſteinen . Der erſt ſtein war ein Hyacint, darin war ge
graben mit hohen künften das zeichen Saturni. Der an
der war ein Smaragd, darinn war geſchnitten mit hoher
kunſt das zeichen Jupiters. Der 3. Stein war ein Hit
bin , darin war erhaben der Planet Mars. Der 4. war
gemacht auß einem lautern Carfundel , darein war ge
ſchinelßt die Sonn. Der 5. Stern war ein Saphir, darin
war gemacht mit ſchöner kunſt die Figur vnd zeichen Ve.
neris. Der 6. ſtein war ein Diemant, darinnen war er
haben die Figur Mercurii, der ſiebende war ein ſchön Per
lin , darinnen war formiret mit Meiſterlichen finnen die
figur vnd geſtaldt des Monds , in denſelben Sternen kondte
der weiſe Mann Nectanebus erfragen alles, was er welt,
von weſen , leben und geſtaldt ader Menſchen geſchlecht
vnd ihr geburdt. Als nun fölchs die Königin Olympics
von ihm verſtundt, was er für ein Philosophus ivere,
fragt ſie ihn , fie wolte gern wiſſen , inan hab jhr weyß
465

gemacht, wie ihr gemahel König Philippus (wenn er wies


der von dem Krieg beimkomme) , ſie verſtoſſen , vnnd ein
andere zu fich nehmen würde. Der Nectanebus 30g dieſe
obgemelte taffel berauß vnd ſagte ihr die w' arheit, das es
alſo mitler zeit ergeben würde . Desgleichen als Olym
pias ihren Sohn den Keyſer Alerandrum Magnum ge
bobrn hatte , weyfſagte von ihm Nectanebus vnnd andere
Egyptiſche Meiſter der natur, das Aierander gebohrn ſey,
da die vier höchſten Planeten an den vier enden des Him:
mels waren , unter dem zeichen Leonis, vnd ſey die Sonne
geweſen mitten am Himmel, vnd Jupiter im vierten bauß,
aud Saturnus im vierdten , vnd alle andere Geſtirn reyn
auch wol geſtalot geweſen . Von dem Keyſer Severo
wirdt gemeldt, das er ein erfahrner Naturfündiger gewes
fen. Die Schleſiſche Cronid zeudet an , den König Ma
thiam in Vngern , welcher ſeine Lateiniſche ſprache fertig
gekonat, alſo das er noch Knaben weiß ſeinem Vatter, in
groſſen wichtigen Gendeln , einen Dolmetſchen vnd Orato
rem gab , darumb liebet er hernach die ehrlichen freyen
künften viel mehr als er in das Regiment fam , die Stu
dia Mathematica, Astrologiam vnd warſagerkunft hat er
febr fleiſfig gelehrnet, alſo das er , ſo balot er , nur einen
Menſchen anſichtig wardt, vrtheilen kondte , welcher natur
vnd arth er were , daber ſeine Wiederſacher ihn für einen
Sdwarßkünſtler hielten. Auß dem mag' man dennoch
gleichwol nicht gahr leugnen , das fie wol zuweilen die
warheit treffen, aber das man darumb ihnen allezeit glau:
ben ſolte, das folget vbel. Denn Gott der HErr verhengt
offt , das auch ſolche Phantaften etwan die warheit ſagen
(als im More Deut. 13. und 2. Theffal. 2. zu leſen ), doch
den Gottloſen zur ſtraffe. - Da einer demn D. Luther ſein
Nativitet (wie mans nennt) zeiget, ſprach er : Es iſt eine
feine luſtige Phantaſey, und gefelt der vernunfft wol, denn
man geht immer fein ordentlich von einer linien zur an :
dern. Darumb ift die art vnd weiß, Nativitet zu machen
vnd außzurechnen, und dergleichen dem Bapſthumb gleich ,
da die eufſerlichen Cerimonien, gepreng vnd ordnung der
vernunfft wol gefallen , als das geweibete waſſer, kerßen ,
fingen, leuten ; aber das iſt nur eine Menſchenſaßung: alſo
11 . 30
466

ift diefe kunft eine Närriſche opinion und eine bloſſe muth
maſſung. Jtem, da er ſagt, ich hab offt mit M. Phi
lip. Mel. dauon geredt , vnd ihm ordentlich erzehlt mein
ganges leben , wie es nach einander ergangen iſt vnd ich
getrieben hab. Ich bin eines Bauren Sohn, mein Vatter,
Großvatter, anberr, findt rechte Bauren geweſen, da ſagt
er darauff , ich würde ein oberſter Scultheiß , und was
fie mehr für empter im Dorff haben , oder irgendt eiu
oberſter knecht vber die andern worden ſein. Darnad,
iprach ich , iſt mein Vatter gebn Manßfeldt gezogen , vnd
daſelbſt ein Berghawer worden , daher bin ich. Das ich
aber ein Baccalaureus, Magiſter, ein Münch worden , das
stehet im Geſtirn nicht : hab ich aber nicht ein groſſe ſchand
eingelegt, das ich bin ein Münch worden, habe das braune
Paretlein bingelegt , und andern pracht, welches warlich
meinen Vatter verdroß , vnd thet ihm ſehr webe , dennod)
bin ich dem Bapft in die haar gefallen , vnd zwar er mir
wieder, hab eine Nonne zum 'weib genommen, vnd etliche
kinder mit ihr gezeuget, wer hat das in Sternen gereben,
wer hat mirs vorhin geſagt, das es alſo geſchehen würde ?
Adam war ſonderlich ein Aſtronomus, und wie man fabu
liert, ſo hab er viel Kinder gehabt, als er auff dem Erot
reich und außer feinem vertriebnen Land dem Paradis
Feine wohnung vmb Damaſco hette, verhieß ihm Gott, er
wolle auff ein zeit einmahl kommen , und ſehen wie er
lebe. Da ihn nun der HErr auff ein zeit vifitiert , war
des Adams hüt vnd behauſung beſchloſſen, der HErr klopffet
an , als aber adam vnd ſein Weib Heua durch ein lod)
den HERRN erſaben, erſchraden fie ſehr, denn fie ſchemb:
ten fich , das fie ſo viel Kinder haben ſolten , der HERR
würde ihnen dieß auffinußen , derhalben fie behend etliche
Kinder in die windel und andern örtern verſchoben , eines
onder das Hew , das ander onder das dach , das dritte
under die garben , das viert in ofen , das fünfft in den
keller, das rechft vnder die füfen. Jtem, vnder das Weins
faß, deren eins in ihren alten Pelß , in tr bereittuch, da :
mit ſie bat die Kinder bekleiden wollen , etliche under das
Leder vnd ro fortan , die ſchönſten finder aber , ſo dön
von angeſicht und haar, ließ er in der Stuben. Da nuu
467

der HErr in die behauſung hinein kam , und ihnen den


Tegen wünſcht, gab er denen Kindern, ſo er geſehen vnnd
vmb ihn ſtünden , die handt , ſagte zu den Eltern , feydt
friedlich , erſchredet nicht vor mir , wie ihr zuuor gethan
babt , denn alhie bleibt mein regen , Tegnet derhalben die
finder vmb ihn , und ſprach zu ihnen : Ey liebe kindlein ,
wachſet vnnd mehret euch, du ſey König , Fürſt, Graff,
Juriſt , und theilte alſo alle Empter aus . Da nun die
Eltern ſahen , zu was bohem ſtandt fie geſegnet worden ,
gedachten ſie an die andern finder , begehrten ihrer wol
fahrt auch , vnd zogen die vngeſchaffene Kinder herfür, fas
gendt, HERR bie findt noch mehr meine Kinder, da nun
der HERN mehr ſolcher finder ſabe , da ſprach er auch
das benedicite vber fie, und ſagt, fey du Wechter, Baur,
Meurer, Aderman, Remmich feger, Gerber, Decer, Keller,
Kübler, Bender, Kürßner, Schneider, Schuſter, daher nun
dieſe Weldt alſo begabt worden . Da iſt die frag , wars
vmb Adam nicht geſagt hat, Herr du betteßt mich nidt
dörffen heimſuchen , denn ich bin ſo viel , vnd wie mein
groß alter außweiſet, ſo erfahren, das ich ſolches auß der
Astrologia vnd andern wirdungen der ſtern kondte abge
nommen haben , das ſol hiemit zu einem beſchluß fabulie:
ret ſein .

Das Dreyffigſte Capittel.


M. Fridrich Bronauer Unterſtehet fich , ſeinen Preceptorem
D. Fauſum auß Gottes wort zu defendiren ..
Von einem gelarten Magiſter Friderich Bronauer
von Schweniniß wirt gemeldet, daß er damahls auch
im argwohn geweſen fey , das er mere ein Jünger
Doctor Faufti , dieweil er bey ihm auff vnnd abgan
gen, vnnd das ihn derwegen die Herrn Profeſſores has
ben zu rede geftellet, darauff er dam offentlich befent,
das es ja vnd wahr were, er hette aber nichtes böſess,
laut ſeines juramenti, an ihm fehen fönnen , ſonder
468

viel mehr befunden , das er für andern ein fürtreffli


cher Astrologus were, man habe ihm fonderlich von
wegen ſeiner geſchickligkeit feindtfälig zugeſeßt. Da fie
aber haben auff in gedrungen , weil fte gemeinet, er
were des Doctoris Fauſti fchlages, da hat er ſich gang
wol entſchüldigt, vnd hat es außführlich bey ihnen
diſputiret, das ihm andere Aſtronomi beyfielen , wie er
dann auch ſagte, daß er bezeugen kondte, das D. Fau
ftus der Mann ſeyy, der mit der Astrologia fünſtlich
vmbgegangen were. Da er ihm nun fölches zu
beweiſen war zugelaſſen , war ſein erſt frag , auß des
Josephi de Antiquitat. Judaic. libro secundo,
Cap. nono. Moſes, da er noch ein junges Knäblin
war, wart er von des Egyptiſchen föniges Pharaonis
Tochter , Thermut genant , fehr lieb gehabt , alſo das
ſite denſelbigen , wo ſie ohne erben abgienge , für jren
eignen Sohn und Erben erwehlete , begab fich aber,
das ſte auff ein zeit das Knäblin vor ihren Vatter,
den König brachte, und im in ſeine arme gabe , der
König nam das findtlein gang freundlich zu fich,
trucket und herbet es ganß lieblich, vnd der tochter zu
gefallen , ſepet er im feine Königliche Kron auff, by
knäblin nam aber dieſelbig vom haupt , und warff ſte
von ſich hinweg, das ſte dort hinauß walket , darüber
waren die Egyptiſchen warfager fehr erſchrocken , und
vnterſtunden fich, den König dahin zu bereden, das er
alsbaldt das kindlein folte tödten , denn das were ein_
gewiſſe warnung vnd anzeigung, das mit der zeit durch
ihn ihm ſeine Königliche würde geſchwecht, geringert,
vnnd er von dem Hebreiſchen volck an ſeine ſtatt zu
einem König und Regenten erwehlet vnd verordnet
werden ſolte. Die Tochter aber , Thermuth , riß das
kindt auß ihren grimmigen henden und verwaret daſs
469
ſelbig , biß es wol alt vnd ſtarck frardt. Auß dieſem
folgt ja, das man den D. Fauſtum nicht kan verwerfs
fen , weil es die H. (drifft alhie im Grodo beweiſet,
daß es ein fürſehung Gottes geweſen ſey , das Moſes
erhalten worden , vnnd das dem alſo , ſo ſagen des
Königs Magi, daß das Kind bey der Thermuth auff
gehaben vnd angenommen fey worden , vnangeſehen das
andere Kinder durch das gebott jres vatters ſindt ers
ſeufft worden. Da iſt nun das erſt argument, das er
für andern findern erhalten worden iſt, das ſagen die
Warfager dieſes Königs , vnd nach ihrer Egyptiſchen
Aſtrologia . Zum andern , das die Zäuberer bieß
kronen walken außlegen , das es nichtes guts bedeute,
als das ein Hebreiſch findt fein hülde noch gunſt bey
ſolchem Konig haben wil, ſonder die auffgefeste Krone
auff die (srden werffe, welche außlegung ſie auß der
Magia gethan haben , ſo iſt es auch je alſo. gangen .
Zum dritten , das ſich des Königs Tochter des
Moyſes annahm , zog ihn auff, der hernach des gans
Ben Egyptiſden Königreichs ergerſter feind war , da
muß man fragen , ob es eine fürſehung GOttes ges
weſen ſexy oder nicht, was wil ich laſſen bewenden, body
fage vnd beſdyließ ich, das die weiſen in Egypten , ſo
wol als der König , feine erkentnis Gottes gehabt.
Denn was Moſes hernach durch Gottes befehl vnd ges
heiß , mit ſeinem ftabe gethan , das haben die Egypti
ſchen Zauberer etlicher maffen auch gethan , bod, nicht
durch GOttes finger , ſondern durch bezäubernuß des
Teuffels, daher Moyfis Solang die Egyptiſche ver
ſchlungen hat. Nit Deftoneniger, wie zu beweiſen , iſt
Die kunſt der Aftrologie in Egypten erſtmals gepflangt
worden, Abraham aber iſt der Aſtronomie nachgangen ,
vnd hat ſolche feinen nachkommen gewiefen vnd vndera
470

richtet. Folgt alſo ſchließlich , daß die Egyp: iſchen Magi


j vre wirklicheit auß dem Geſtirne vnnd Planeten ers
ſtjöpfft vnnd wargenommen . Mehr iſt dieß meine
Frag , ob die Magi, ſo von Orient ſindt außgezogen ,
Matthei 2. vnd dem erſdienen Stern Chriſti nachges
reißt, nicht fint gute Aſtrologi geweſen, ſie haben ihn
dann für einen vngewohnliden Stern, oder ein gemifs
ſes zeichen gehalten.
Ν Ο Τ Α.
Was id von dieſer diſputation bey mir hatte, weldie dann weite
leufftig war, war vberauß ſehr maculiret, das mans nit kondte
leſen , kaum das man ſo viel darauß kondte haben , als albie
gefekt iſt. Es gieng alles dahin , das die Magi gute Aſtronomi
weren geweſen, darumb dann die Aſtrologen und die Aſtrologi,
als Fauſtus vnd ſeine diſcipuli, nicht zu verdammen weren.
Er i nne rung .
Es for fich der Leſer hierin nit viel vmbſehen , warumb
dieſe diſputation , ſo. Bronauer zu Leipßig von der Aſtros
logia gethan, zu verwerffen ſey. Denn , wie von ihm wirt
geſchrieben , ſo iſt er ein feiner erfahrner Mathematicus
Vid Astronomus geweſen , wie er dann auch als er ein
Fürſtlicher Medicus worden , in fölchem den D. Fauftum
als einen andern erfahrnen Astrologum vertheidigt, dar:
fey ich es auch alſo laſſe beruhen. Ich muß aber den :
Hod ein wenig anzeigen , vnd von den Pharaoniſchen
Magis ein ſtück für mich nemen. Anfenglich , ſo zeigt die
H. (drifft an, das Moſes auß dem befehl Gotts , fein mi:
radel durch den ftab gethan habe , dagegen ſagt die ſchrifft:
Vnd des Königs Zäuberer theten ihm auch alſo. Auß ſols
chem foigt, das ſie keine erkenntnis Gotts gehabt haben,
ſondern alles nach irem natürlichen verſtand geurtheilt vnd
angefangen , vnnd haben allein von iren abgöttern , darin
nen die teuffel wohneten , ſolche ire werſjagung gehabt,
wie auch Bronauer ſchleuſt , das die Egyptiſche Zäuberer
geweyſſaget , das dieß Kindt, ſo dem König die Cronen
auff die Erden geworffen , ein bedeutung fer , der verlies
rung ſeiner würde vnd hochheit, und das er vmb ſein Kös
nigreich kommen werde, wie es dann hernach auch geſches
471

hen. Man ſchreibt von dem Sophiſten Daphida , das


in die oracula Apollinis haben geweyîſagt, was ihm zu:
künfftig geſchehen ſolte , und in zeitlich gewarnet , als er
aber fölcs in Windt geſchlagen und verachtet, und doch
die Götter gefragt, wegen ſeines verlohrnen Pferdts , ha
ben ſie ihm geantwortet, er werde es finden, vnd darauff
verderben , dem geſchach alſo . , denn cr kam ſeinem feinde
in die bende , der in über einen Berg herab geſtürßt bat,
den man das Pferdt hieß. Philippus, der Macedoniſche
König , wardt auch durch ein warſagung gewarnet , das
ſo er wolt ſein leben behalten, folt er ſich für einen Wa
gen hüten vnd fürſehen. Darumb er alsbaldt Beotiam,
welches Wagen genanndt, im fürüberziehen vermitten , vnd
in andern ſeinen reiſigen wegen auff feinen Wagen kom
men , nicht deſto weniger warot er von ſeinem Trabanten
Pauſania , der auff ſeinem Rappir einen Wagen graben
laſſen hatte , endtlich erſtochen . Alſo wiederfuhr dem
Tarquinio Priſco , der war auch wunderbarlich durch ein
böſes Augurium in ein ſolchen fall gerathen, das ein ges
waltiger Adler in einem ſtarden fling zu ihm geflogen,
vnd ihm den Hutt vom Haupt genommen hat, vnd ihn
in die höhe geführet , vnnd alſobaldt wieder niederfallen
laſſen , dardurch iſt ihm verluſt feines Reiches angezeigt
worden. Stem , ein Adler hatt des Syracuſani Knech
ten mit ſeinem Schnabel die Speiß auß ihren Händen
geriſſen , vnnd auff die Erden geworffen , dadurch iſt ihm
alles vnglück und wiederſtandt feiner Feind angezeigt wors
den. Valerius Maximus meldet, das den Nömer Tybes
rio Gracho ganß trawrige Auspicia vorgefallen. Denn
da er zur thür hat wollen ſchreiten, hat er den Fueß an:
geſtoffen und ein Zee abgebrochen. Jtem , es ſindt ihm
drey Raben entgegen geſtanden , die baben wieder in ges
ſchrien nach jrer art , und haben ein ftück vom Ziegeldach
vor ihm berunder geworffen, welches alles ein böſe anzeig
war, das es ihm denſelbigen tag nicht glüdlich gehen ſolte,
wie er dann auch deſſelbigen tags vom Scipione Nafica
erſchlagen und ermordet iſt worden . Dieweil auch ges
dacht worden von den Weiſen auß Morgenlande , welche
naturfündiger geweſen , Vnd dem Stern, fo fie erfehen bas
472

ben, mit groſſer mühe vnd vnfoften nachgezogen findt, fo


wil ich derheben Hiftori auch ein wenig rüren , vnd alio
andern Aſtrologis vnd Sterngudern die diſputation des
Bronauers heimgeſtellet haben. – Es meldet S. Mattheus
der Euangelift, das es Magi , das iſt, weiſe vnd gelehrte
Menner von Orient oder Morgenlandt geweſen, ihrer aud)
mehr denn einer geweſen ſeyn. Denn er ſpricht: Sibe
die weiſen vom Morgenlande. Aber die Papiften haben
drey auß ihnen gemad)t, als Melchior, das iſt, ein Durchs
leuchtiger König , Caſpar, ſo viel als ein Canßler, Baltha:
far, als Princeps militiae, die alten haben damit anzeigen
wollen , das alle Reic vnd Stende dem HErrn Chriſto
vnderworffen ſein ſollen , und das in einem guten vnnd
wolbeftelten regiment dieſe drey Empter hoch von nöten
ſein . Die alten lehrer wollen, das dieſer Weiſen bey 14.
follen ſein geweſen, wie auch Chryſoſtomus daruon (drei
bet. So findt fie, wie der Euangelift Mattheus ſagt, gea
weſen weiſe, das ift Aftronomi oder Magi, Weyſſager ,ſo
auß Perſia findt gezogen. Magos , welches ein Perfiſch
name iſt , nannten die Griechen Philosophus, die Latiner
Sapientes , die Galli Druidas ; die Egypter Prophetas,
siue Sacerdotes , die Indianer Gymnosophistas , vnd ſo
fortan , wie mögen geweſen ſein Pythagoras, Plato, Em
pedocles . Sölche namen gab man ihnen zu ehren, dann
fie in einer groſſen Authoritet, anſehen vnd würde waren,
als weiſe leute, Naturkündiger , Prieſter oder Propheten.
Da fie aber bernach frer kunſt vnd gaben mißbrauchs
ten , würden ſie alle , ſo mit Zäuberep vmbgiengen , auff
was weiſe fie aud dieſelben trieben , genennet Magi.
Als nemblich , die Hydromantici , welche ihre Divination
auß der anſchawung des waſſers gehabt haben . S. Augu.
stinus lib . 7. de Civit. meldet , das dieſer vrſprung der
weyſſagung vnnd anſchawung des Waſſers berkomme von
dem Römer Numa Pompilio. Etliche zeigen an , das er
Herkomme auß Perſia von dem König Varrone. Ein föl
cher war Pythagoras auch , wie dann auch die Zäuberin
zu Endor , die den König Saul den Propheten Samuel
auß dem Waſſer ſehen ließ. Item, Axinomantici, Graece
divouavtixot, waren die Cryſtalfeber, darin fic die Gcis
473

fter beſchwüren . Plinius meldet , das die Weiſen oder


Magi fölche Geiſter in einem ftein gehabt haben , den man
Acates genennt hat, und waren dieſe bey den Perfiern
in groſſem webrt und anſehen . Item Lecanomantici,
daruon Strabo meldt , dieſe funft war in Perſia in groſ:
Tem werth , vnd wann in kriegen die Feindt zu Feldt lagen ,
da namen ſie auff beyden ſeiten ihre Magos vnd weiſen ,
die hatten güldne oder filbern Bedin, darein fie von jren
geweyheten Gößenwaſſern theten, und beſchwüren die Geis
fter darein , wie man im Bapſthumb viel ſuperſtition mit
dem Weyhewaſſer braucht , wenn denn die Weijen ſolten
beſchlieſſen, auff welcher ſeitten die Victoria oder ſieg fte:
ben , und wer das Feldt behalten würde, ſaben fie in dem
Bedin die Hauptieut , deren ſo obſiegen würden . Mehr
Catoptromantia, die brauchten fie in einem Spiegel, fona
derlich wenn was verlohren worden war. Jtem wo Goldt
oder Silber und andere metal vnter der Erden verborgen
lag, dahin reßten fie ein Kindt oder Knäblin vnter 5. oder
7. fahren , das muft in den Spiegel ſehen , und darber
nichts reden , vnd hatte eine ruten in der hand, dabin es
nur zeigte mit ſolcher gerten, sahin grub man auch. Vnd
deren ftüd viel baben folche Weiſe , Zäuberer und Magi
in irer Kunft gebraucht. Deren fürße halben ich etliche
habe erzelet , aus welchen man kann morden , wormit fie
findt vmbgangen , und was in Orient, in Perſia, Egypten
und andern Nationen , die Magi für leut geweſen ſein.
So viel nun von dieſen Magis oder Weiſen , was aber
den Stern , ſo man in Morgenlandt geſehen, belangt, da:
von reße ich hinzu, dieſe rede des Ritters Herrn Jobannis
De Monteuilla , der in dem heiligen lande geweſen . Als
ich dahin reißt, ſagt er, gehn Betlehem , da zeigt man mir
das ort, da die H. drey König Chriſto geopffert haben,
welche fie nennen Apellium , Armerium vnd Damaſium ,
die Griechen nennen fie Agulac, Megulac vnd Seraſium ,
und wir heiſſen fie Caſpar, Baltaſar und Melchior. Nun
babe ich damahls in einer Indianiſchen vnnd Griechiſchen
fchrifft gefunden, das, als ſie diefen vnerhörten vnd vnges
wöhnlichen Stern geſehen , fie ausgezogen findt, vnd alle
in die Stadt Caſſa ankommen , und einander antroffen ,
474

fo 53. meilen von Bethlehem ligt , und in 2. tagen bars


gekommen fint, aber ebe fie von Caſſa wieder außreißten ,
war jnen der Stern verborgen vnd verſohwunden , vnnd
ſaumbten fich zu Caſſa 4. tag. Alſo das fie 53. tägraiß
in 9. tag ritten, vnd als fie zwiſchen Bethlehem vnd Jes
ruſalem auff den weg, ein halb meil von dem ort, da des
Patriarchen Jacobs weib begraben ligt, kamen , da erſchien
in der Stern wieder , den fie zu Caſſa verlohren betten .
Doctor Caſpar Hedion meldet in ſeiner Chronic , das
dieſe drey Weyſen einer auß Nubia , der ander auß der
Inſul Codolia vnd Saba, vnd der dritte von Tharſis her
geweſen ſind. Von dieſem Stern , ſo wieder erſchienen
iſt, meldt zugleich Graff Albrecht von Löwenſtein, der anno
61. auch im H. Landt vmbher gereißt, das auff dem weg
gehn Bethlehem zu, noch 3. Ciſtern oder Brunnen ſtehen ,
da den Weyſen der Stern wieder erſchienen ſey, vnnd da
ſie ihre Herberg gehabt. - Desgleiden in beſichtigung des
beiligen Landes , ſo Doct. Leonbart Nauwolff anno 1573 .
gethan, ſpricht er : Bethlehem liege gegen mittag, vnd 20.
feldt wegs oder ein gute Teutſche meil wegs von Jeru:
falem, da kompt man vber den Verg Gihon , für welchen
hinein baldt Ciſternen mit gutem friſchem waſſer am weg
ftehen , die von weiſſen ſchönen ſteinen zugerichtet und ver
wahret ſein , darumb das ſie zu ewiger zeugnuß, das den
Weiſen alda der Stern erſchienen , könne gewey ſet werden.
In Summa , auß dieſem Stern haben ſie können abs
nehmen , das er ein vnerhörter Comet geweſen , denn er
ſchwebte zwiſchen Himmel und Erden, vnd wie Dionyſius
daruon gemeldt, fo habe er bey tag geſchienen wie der
Mond , ley vnbeweglich geſtanden , bey Mitternacht aber,
wie Chriſtus der HErr gebobren , iſt er allezeit in einem
hellen glang erſchienen , dauon denn auch der obgemeldt
Nitter de Montevilla weiter anzeigung thut, das in einer
Indianiſchen fahrifft, ſo im verdölmetſcht worden, hab ges
ftanden: Die Conjunetio vor der geburt Chriſti ſey alſo
geweſen, das der fortgang over folgung des aufffteigenden
zeichens deſſelbigen jars kommen ſey biß zum 13. grád der
Wag , aber die folgung des orts , da die Conjunction inne
geweſen iſt , iſt gebracht in den dreyzehenden grad des
475

Widders, vnd würd alda auffgenommen, und der grad der


Direction iſt vom Aſcendent biß zum 12. grad des Scors
pions kommen. Es ſey aber deme wie ihm wol, ſo ſchlieſs
fen die alten Väter gemeinlich, das dieſer vnerhört Stern
ein Engel geweſen ſey.

Das Ein vnd dreyſſigſte Capittel.


Eine frag , wie der Teuffel den D. Fauftum beſeffen hat.
Auff ein zeit faß D. Fauſtus in einem groſſen vn
muth , vnd gedacht dem böſen zuſtandt nach , wie er
ſich ſo leichtfertig dem Teuffel ergeben hette, der regiere
vnd führe ihn nun nach ſeinem millen . Derwegen er
ſeinen Geiſt ob ſeiner Mahlzeit , da er niemandts bey
ſich gehabt , fragte, ob ihn der Teuffel , wie andere
Gottloſen , vorlengſt auch regiert und beſeiſen hette ?
Dem gab fein Mephoſtophiles antwort , ja dein herk
vnnd viel mehr dein ganzes leben war von Jugendt
auff nie gut, noch richtig nach Gottes wort, daher wir
dein hertz Baldt haben eingenommen , denn wir ſahen
dein gedancken , wormit du vmbgiengſt , vnnd wie du
niemandts ſonſten zu Deinem föld )en fürnehmen und
werck fönteſt brauchen und haben , denn den Teuffel.
Sihe, ſo machten wir, deine gedancken noch frecher vnd
kecer, auch ſo begirlich, das du Tag und Nacht nicht
ruhe hetteſt , ſonder das al dein tichten und trachten
dahin ſtünde, wie du Zäuberey zu wegen bringen möch
teſt, auch, da du vns beſchwüreſt, machten wir dich fo
frech vnd verwegen , das du dich ehe den Teuffel hets
teſt hinführen laſſen , ehe du von deinem werd wereſt
abgeſtanden , hernach bebertigten vnd ſterckten wir dich
noch mehr , biß wir dir ins herß pflanßten , das du
von deinem fürnehmen nicht möchteſt abſtehen, wie du
476

einen Geiſt möchteſt zu wegen bringen, leßlich brachten


wir dich dahin , daß du dich mit leib vnd Seel vns
ergabeft, das kanſtu alles , Herr Fauſte, bey dir ab:
nehmen. Gs iſt war, ſagt D. Fauſtus, nun kann
ich ihm nimmer thun, auch hab ich mich ſelbs gefan
gen , hette ich gottfehlige gedancken gehabt , vnd mict)
mit dem Gebett zu Gott gehalten , auch den Teuffel
nicht ſo ſehr bey mir einmurßeln laſſen , ſo wer mir
fölchs vbel an Leib und Seel nicht begegnet. Sy was
habe ich gethan ? Da antworte der Geiſt, da fthe du
zu , alſo ſtundt D. Fauſtus vom tiſch auff vnd gieng
trawrig auß dem hauß , zu guten geſellen , damit er
ſein zeit vnd böſe Melancholey beſſer vertriebe, und die
zeit anders hinbrechte.
E r i nne r un g.
Hie fol man zum erſten merden , wie der Teuffel die
Gottloſen regiere, einmahl ifts gewiß, das der Teuffel ihnen
ire gute herßen vnd gedanden nimpt , das , was ſie für:
nemen vnd thun , alles müſſe recht gethan ſein, in fölcher.
ficherheit fabren fie fort , wie zu ſehen iſt an dem Cain,
Saul, Judas' vnd andern . Nun iſt aber D. Fauftus ein
ganßer ſpiegel , darin man ficht, wie ihn der Teuffel von
jugendt auff biß an das end regiert, verführt, geleit, vnd
ihm leibeigen gemacht hat , hat ihm alles erfült vnd be:
wieſen , was er begehrt. Wir Chriſten aber , wenn wir
fölche Gotloſe, robe vnd ſichere Vnmenſchen ſehen , die ſich
alſo zeitlich mit allen Sünden, ſchand und laſter beſudlen ,
da ſollen wir wie der from Loth auß der Stadt Sodoma
gehen. Wie man ſchreibt von S. Johanne dem Euan
geliften , der als er zu Epheſo in das Bad gieng , vnnd
darinn der Gottloß keßer Cerinthus war , welcher darinnen
die Gottheit CÖRJSTJ hefftig leſtert, ſprach zu den ans
dern , laft vns von dannen gehen , denn Gott kan fölche
Gottslefterung nicht lenger leiden, als auch geſchach , denn
das bad fiel ein vnd erſølug den keßer vnd die reinigen.
Da Pollen wir mit dem König Dauid ſprechen im 73.
Pſalm : Mich verdreuft , wenn ich ſebe, das es den Gots
loſen ſo wol gehet. Zum andern iſt hie die frag , ob
rem Teuffel der Gottloſen gedanden bewuſt ſein ? darauff
antmorte ich, ja, denn die teuffel können offt, jrer geiſtli:
@en geſchwindigkeit nach auß vielen anzeigungen ſchlieſſen
vnnd erfahren, was die Menſchen im ſinn baben , ebe die
gedanden ins werd gebracht werden ,wie das aber zuges
het, dauon haben wir in dieſer Hiſtori vom Fauſto am ans
dern orte geredt. Zum dritten , ob dem Teuffel darges
gen der Gottſebligen gedanden auch bewüſt ſein , darüber
antwortet Doctor Luther alſo : Der gläubigen Gottſebligen
geranden weiß er nicht, biß ſie damit berauß fahren, den
Chriſtus iſt ihm zu flug, wie er nun nicht hat wiſſen kön:
nen , was Chriſtus in ſeinem berßen gedacht hat, alſo fan
er auch nicht wiſſen der Goitiebligen gedanden, in welcher
berpen Chriſtus wohnet, aber ein gewaltiger verſchlagener
Geiſt iſt er , den Chriſtus ſelbs den Fürſten dieser welt
nennt , der vmbber gebet vnd @euft ſchredliche gedanden ,
welche feine fewrige pfeile findt , auch in die berßen der
Gottſeligen , als da ſein , unwil , zorn, haß wieder Gott,
verzweiffelung , Gottslefterung . S. Paulus bat fie zum
theil wol verſtanden , flagt auch hefftig darüber , da er
ſpricht 1. Corinth. 12. , mir ift gegeben ein pfal'ins fleiſch ,
nemblich des Sathans Engel, der mich mit Fäuſten ſchlage.
Das findt die hohe Geiſtliche anfechtungen , die kein Papiſt
verſtanden hat , die groben Ongeſchidten vnuerſuchte Leut
haben von keinen andern anfechtungen gewüft, dann von
der böſen neigung vnnd luſt des fleiſches , daber ſie die
wort S. Pauli (mir iſt gegeben ein pfal ins fleiſch ) ge
deutet haben , von der vnordentlichen liebe Pauli , damit
er ſolte entbrandt ſein geweft gegen die Tecla , aber der
Teuffel bat ihm so hart zugereßt , das er der Fleiſchlichen
luft vnd vnzucht wol hat vergeſſen können. Leßlich was
belangt das vertrawen zu GOtt vnnd das liebe Gebett,
rehen wir das Erempel Chrifti, Math . 4. da der verſucher
der Sathan Chriftum anſprach , er rolte ihn anbeten , dem
der HErr antwortet, du folt anbeten Gott deinen HErrn,
vnnd ihm allein dienen , da verließ ihn der Teuffel, vnnd
478

fibe, die Engel famen und dienten ihm . Auß dieſem ift zu
reben , was das Gebett kann wirden in den berßen der
Gottſeligen , und wie die Engelin ſo baldt darbey ſein,
denn ſie dienten auch nach der Menſchheit Chriſti ihrem
HErrn , alſo findt fie vmb allen frommen Chriſten . Dieß
iſt uns ein fölche lehr, das wir dem Teuffel mit allen reis
nen tüden vnd liſten die Feigen weiſen können , und das
wir uns an das liebe Gebett und an das Wort Gottes
balten , wie S. Paulus zu den Römern am 8. ſpricht: Si
DEUS pro nobis, quis contra nos, vnd D. Luther ſagt,
der Teuffel fürchtet fich für dem wort Gottes , er kann es
nicht beiſſen, die Zeen werden ihm lüdicht dauon .

Das Zwey und dreiſſigſte Capittel.


Eine Frag D. Faufti, wie Gott die Welt erſchaffen , vnd
von der erſten Grburt des Menſchen , darauff ihm der
Geiſt eine ganß falſche antwort gibt.
Doctor Fauftus fieng auff eine zeit, als er in einer
groſſen trawrigkeit ſtack, mit ſeinem Geiſt ein Geſprechy
an, vnd ob er wol wüſt, was Moſes von erſchaffung
der Welt flerlich geſchrieben hatte , wie Gott ģimmel
vnd Erden und den menſchen erſchaffen , ſo wolt er
dennoch von ſeinem Geiſt auch wiſſen , was er von
fölcher ſchöpffung der Welt hielte, und ob die opinion
und auſſag des Geiſts mit der heiligen ſchrifft vbereina
ſtimpte. Derowegen fragt D. Fauſtus, er fol ihm ein
bericht thun , wie Gott die Welt bette erſchaffen , fragte
ihn auch von der erſten geburt der Menſchen . Der
Geift gab ſeinem Herren einen verkehrten Sophiſtiſchen
bericht, antwortet und ſagt, die Welt, mein Herr Faufte,
ift vnerborn vnd unſterblich , ſo iſt das menſdlich gex
ſdhledt von errigkeit hero gemeſt, vnd hat anfangs kein
vrſprung gehabt, ſo hat ſich die Erde felbft erneren.
479

müſſen , und das Meer hat fich von der Erden zerá
theilet, die beide haben ſich alſo freundlich mit einander
verglichen , als wenn ſie reden kondten , das Erdtridy
begeret vom Meer ſeine Herrſchafften, als Ecker , Wies
fen, Waldt, Graß oder Laub, vnd dargegen das Meer
und andere Waſſer allerley Fiſch , desgleichen was das
Erbtreid ) von allerley, arth der Thier hat haben wol
len , in folcher geſtalt hats das Meer aud ) an fich 30s
gen, allein Gott haben fie zugeben , den Menſchen vnd
den Himmel zu erſchaffen , auß fölcher Herrſchafft ents
ſprungen vier Herrſchafften, der Pufft, des Feirs, Waf
fers und Erdtreichs , anders und kurßer fan ich vidy
nicht berichten. Auff ſolche falſche und nichtige Ant
wort wolt D. Fauſtus nichts weiters fragen.
er i n ne r un g.
Solche falſche gloß vnd fürmahlung des Teuffels Pollen
wir vns gahr nicht irren laſſen , ſonder wir ſollen vns
darnach ridten , was Moſes der Mann GOttes in ſeinem
erſten Buch klärlich von ſchöpffung Himmels vnnd Erden
beſchrieben hat , da er ſpricht : Im anfang ſcuff Gott
Himmel und Erden , vnnd reßt zu einem jeden tag , was
GOTT erſchuff, fihe, und es war alles gutt, und S. Jo
bannes Cap . 1. ſpricht, im anfang war das wort , vnnd
baſſelbig war im anfang bey Gott , und durch daſſelbig
ſindt alle ding gemacht , vnnd ohn daſſelbig iſt nichts ge :
macht , vnnd S. Paulus Coloff. 1. Durch ihn iſt alles
geſd)affen , das in Himmel vnnd auff Erden iſt , an die
Ebreer 11. durch den glauben merden wir, das die Weldt
vnnd alles das in ihr ſichtbahr iſt , auß nichts durch das
Wordt geſchaffen ift , alſo ſpricht der König Dauid im
drey vnd dreiffigſten Pſalm : Der Himel ift durchs wort
des HERRN gemacht, vnd au ſein Heer durch den Geiſt
feines mundes. Salomon ſpricht: Ich bin eingeſeßt von
ewigkeit , von anfang vor der Erden , da die tieffe noch
nicht war, da war ich ſchon bereit, da die Brunnen noch
480

nicht mit Waffer quoưen, ehe die Berg eingefeugt waren,


1
vor den Hügeln war ich bereit , er hatte die Erden noch
nicht gemacht, und was daran ift, noch die Berg des Erd
bodens , da er die Himmel bereit, war ich daſelts, da er
die tieffe mit ſeinem ziel verfaſſet, da er die Wolden dro:
ben feſtet, da er feftiget die Brunnen der tieffen , da er
dem Meer das ziel reßet, vnd den waſſern , das fie nicht
vbergeben ſein befelch, da er den grundt der Erden leget,
da war ich der werdmeiſter bey ihm , ond hett mein luſt
täglich , unnd Eccle. 3. was GOTT thut, das ſtehet da,
und was er thun wil, das muß werden. Auß ſolcher heis
ligen Schrifft iſt gnugſam bezeugt, wie GOTT der HERN
der Mann iſt, ſo fölch fünftliq , vnergründtlich gebew des
Himmels vnd der Erden, vnnd aller Creaturen erſchaffen,
verordnet, gezieret und befeſtiget hat, wie CHNJSTF des
HERRN , als er gehn Himmel gefahren, ſein Valete war,
da er ſpricht: Mir iſt gegeben alle gewalt im Himmel
vnnd auff Erden . Alſo regiert vnnd führt GOTT die
Weldt noch. – Wie aber auhie der Teuffel dem D. Fauſto
von der erſchaffung der Welt ein falſche gloß berfür bringt,
alſo hat man auch gefunden Philoſophos, die wunderbar:
lich haben geurtheilt, von dem vrſprung Himmels und der
Erden . Ja es entſtunden auch eßliche Keßer , die onge:
reumht dauon fürgaben, und lehrten , wie zu ſehen iſt an
dem Keßer Audeo, der gab für, auß vnſinnigkeit des Keßers
Manetis, wie das GOTT kein Schöpffer were, des Fewrs
oder Finſternus. -
Marcion Ponticus, wie Juftinus mel:
det, gab für, es were ſonſt noch ein gröſſerer Gott, denn
der, der Himmel und Erden erſchaffen bette. Mehr die
Priſcillianiſten waren in der opinion , die Menſchen weh:
ren den Geſtirnen vnd jren wirdungen unterworffen . Was
nun andere wahn mehr von den Philoſophen fürgelauffen,
von geſchöpff Himmels vnd Erden, darein tappen ſie, wie
der blinde in die farben ganß ongereumbt. Thales vnd
Plato ſagen , es ſey allein ein Weldt , die hab ein Seel,
werde auch auß vernunfft regiert. Democritus, Epicu:
rus , Metrodorus geben für, es ſeyn onzebliche viel Weldt,
die haben kein Seel, werden auch nicht auß fürfidtigkeit
regiert , ſonder auß natürlicher neigung und lauff. .
481

Pythagoras vnd die Stoici meinen , die Welt hab einen


anfang , fey gebohren wie die Menſchen , muß auch ihrer
natur halben wiederumb zu grundt geben. Epicurus lebrt,
die Welt hab einen anfang, wie andere Thier vnd gewechs.
Ariftoteles ſagt, die Welt bab keinen anfang, ſo werde
fie auch kein ende haben, wie auch das Menſchlich geſchlecht.
- Die Griechen haben gelehrt, das vor anfang aller ding
ein weſen und unzertheilt form geweſen ſey, vnd nachdem
das einig weſen ſich hab außtheilt , hab die Welt dieſe
ordnung vnd geſtalt empfangen. Hierauff laß ids alles
beruhen, dann Moſes der rechte Autor vnd geſchichtſchrei:
ber für allen hierein ſol fürgezogen werden, welchem auch
die Heyden ſeiner Weißheit jeugnis geben . Philon ſagt,
er Moſes rey in aller lehr der Egypter hoch erfahren ges
weſen. Hermippus lobt in gar hoch. Numenius nennt
Platonem einen Articum Moſen , der aller ding ein auß:
Fluß auß Gott habe. Dargegen aber findt zu vnſern zei:
ten ſo viel verwirrende und raſende Geiſter entſtanden , die
ſo hoch haben bertraben und ſpeculiren wollen , das GOtt
dennoch, da weder Himmel noch Erden, oder irgendts ets
was geweſen , keinen ewigen anfang gehabt hab , woher
denn der anfang ſeiner almacht ſolte entſprungen ſein ?
Worauff dann D. Martinus Luther fehliger antwortet :
GOttes geheimniſſe in der ſchrifft, weil ſie ſchwer zu ver:
fteben findt, werden dardurch die vngelehrten vnd leichtfer:
tigen Geiſter verwirret , das fie mancherley irrthumb vnd
keßerey anrichten, zu frem eignen verdambnis vnd anderen
viel mehr , 2. Pet. 3. darumb bat Moſes die ſchöpffung
lo furß wollen faſſen und beſchreiben. Jtem , ehe ein
Menſch recht verſtehen lehrnet, das erſt wörtlin in Moſe:
Im anfang ſchuff Gott Himmel und Erden , ſo iſt er todt,
wann er 1000. jahr lebte, ſo wirdt er es doch nicht auß
lebrnen, aber die Welt hat ihres Schöpffers vnd aller fei
ner vnaußſprechlichen gnaden und wolthaten ſo gar ver
geſſen, das er auch muft ſeinen eingebornen Sohn in die
Welt ſenden , das er ſie erinnert derſelbigen gnadt vnnd
wolthat , po er ihr erzeiget hat , nicht allein in dem , das
er alle ding geſchaffen, ſonder aus , das er ſeinen eignen
eingebohrnen Sohn für fie gegeben hat.
11 . 31
482

Das Dren und dreyffigfte Capittel.


Bon dreyen fürnehmen jungen Freyherrn, die D. Fauftus 董

auff ihr begehren gehn München, auff des Beyern Für


ften Sohns Hochzeit, dieſelbig zu beſehen , in lüfften
dahin führete.
Es ſtudierten Anno 1525. brev fürnehme Junge
Freyherrn zu Wittenberg, als die erfuhren, wie das in
Bävern zu München ſolte ein grofie ſtatliche Fürſtliche
Hodizeit gehalten werden, vnd man ſich darzu ſchon mit
allerley pomp und pradyt rüſtete , gieng ihnen folche
newe zeitung in die obren, und waren jre Herzen ganz
begihrlich, wie ſie doch auch einmal ein fülche ſtattliche
Hochzeit ſehen möchten, redeten ob dem tiſch viel daruon,
der ein wolt, fie ſolten mit ihm ziehen , er wolt wol
zu reiten bekommen , der ander beſorget, ihre Precepto
reß würden es nicht zulaſſen , der dritte fieng an und
ſprach, ihr meine liebe Vetteren , wenn ihr mir folgen
woltet, ſo wüſt icty einen Rath , da wir weder fattel
noch Roß bedörfften, konten dennoch baldt, ehe man es
mahr nehme, wieder in unſerm Porament ſein . Dieſes
fürſchlags erfrewten ſie ſich födylich, begehrten, er ſolte
den Rath öffnen, er antwortet vnd ſagte : Euch iſt wol
bewuſt, wie alhie Doctor Fauſtus iſt ein ſonderer gu
ter Freundt vnd liebhaber der Studenten, vnd kan mit
feiner kunſt alles zu wegen bringen , den wollen wir
beſchicfon , jon darumb freundlich anſprechen , mit ers
bietung einer ſtattlichen verehrung , ſo er vns hierin
wirdt behülfflich ſein, damit wir ſolche Hochzeit befchas
wen konten . Dieſem Rath fielen die zween zu , bes
ſchloſſen und vereinigten fich) init einander, riditeten ein
ſtattliche mahlzeit zu , und berufften den D. Fauſtuin
zu gaſt , hielten ihm ihr ſehnlich anliegen für , darein
ar conſentirt und bewilliget , un ihnen zu dienen zur
483

fagte. Als nun die Bayeriſch Hochzeit herzuruckt, bes


rufft Doctor Fauſtus dieſe brey junge Herrn in ſeine
behauſung, befahl ihnen , ſie ſolten ſich auffs köſtlichſt
fleiden , mit allem ornat, ſo ſie haben, weld)s geſchad ),
ftellet hierauff mit fölchen dreyen Herrn ein ernſtlich
geſprech an, nemblich, er wolle jres willens ſein , und
fie in kurt dahin führen , doch das ſie ihm trenlich
verheiſſen vnd zuſagen wollen , das keiner in földier
Fahrt reden , vnd ob ſie ſchon in des Herßogen von
Bäyer Palaſt kommen und man mit ihnen reden wolt,
das ſie doch gar kein antwort geben ſolten, vnd ſo fie
denn ſolchs thun würden , ſo wolle er ſte ſicher vnd
ohne gefehr dahin füren, vnd ſie wieder in jre gewar
ſame vnd Loſament bringen, wo ſie aber dem nit wür
den nachkommen , ſonder etwas reden vnd ſich verſehen,
wolle er hievon proteſtiren , vnd ſol ſolche gefahr auff
jren hals liegen. Darauff ſie im zuſagten und vers
ſprachen , dem allem ſtett vnd feſt nachzukommen.
Darauf richtet D. Fauſtus feine fahrt an , vnd legte
feinen nachtmantel auff ein beth im garten ſeines lails
ſes außgeftreckt, ſebt die drey Herrn barein , redet inen
tröſtlich zu , fie folten vnerſdyrocken ſeyn , ſie werden
baldt an dem ort , des ſte begehren , ſein , in ſölchem
fam ein Windt, fdhlug den Mantel zu, das ſie darins
nen mit Fampt dem Doctor Fauſto verborgen lagen ,
hub alſo der windt den mantel empor, vnd fuhr in N.
N. namen , wie es Fauſtus beſchwur, bahin, in folder
Lufftfahrt gofle Doctor Fauſtus den dreyen jungen
Herren ein tieffen ſchlaff ein , damit fe vnerſdrocken
dahin kämen , erſchienen vnd kamen alſo unſichtbalr
zeitlich gehn München, das ihrer niemandts warnahm ,
dann wincet D. Fauſtus, fte folten abfteigen, da wa
con fte alobaldt in des Bayeriſchen Fürſten Pallast .
484

Söldys nahm Valdt der Marſchalck gwar , verwunderte


fich, das ſie noch nicht zu Tiſch geſeſſen weren , oder
weren erſt ohngever kommen, empfieng alſo die fremhde
Geft im namen des Fürſten, fie theten jhre Feuereng,
vnd ſagten ſich zu tiſch , doch hielten ſie ſich dieweil
nach der trawregel des D. Fauſti , vnd was man rips
dete, da ſdwiegen fie, das ſie alſo dieſen erſten tag
fölchen Fürſtlichen pracyt gnugſam haben geſehen, biß
an den abendt, als man zu nacht eſſen wolt.
Not a .
Es melden etliche , fie haben ſolchem Pradht den gangen tag
unſichtbar zugeſehen, das iſt aber nit, denn D. Fauftug eig
nes ſchreiben , wie er hat ſeiner kunſt und that halben wollen
ſonderlich berümbt ſein , verıneldet, wie ich es alhie beſchreibe.
In folchem verſamleten Nachtmahl hat der alt Bäver
riſche Fürſt ſolcher brey Jungen Herrn wargenommen,
vnd fich ob ihrer fchönheit vnd zier verwundert , dare
auff er ihnen zugeſprocheit, und ſie Fürſtlich empfangen,
bierauff ſte ftillſchweigend die Reuereng gethan , vnd
bat neben ihn geſtanden , der ihnen das handtwaffer
gegeben. Nun hatte inen D. Fauftus ernſtlich einge
bunden, wenn er ſagen würde : Wolauff, wolauff, ſo
folten ſie nach dem Mantel greiffen , in ſolchem hat der
ein der trewen warnung vergeſſen , hebt zu denen , ſo
jbm das Handtwaſſer gereicht, an zu reden, vnd ſpricht,
eo ſeyy ohn vonnöthen , er thue fich bedanden , baldt
darauff dyreyt D. Fauſtus: Wolauff, wolauff, die zween
junge Herrn kamen , wie zuuor , zeitlich gehn Witten
berg , denn ſte alsbaldt nach dem Mantel gegriffen, der
dritte blieb dahinden gang erſchrocken, vnd wardt ald
bald gefenglich eingezogen , da nun die zween andere
fölchen erfdhrecklichen fall, das ihr lieber Bruder dahire
den geblieben, ſahen , waren ſie ſo erzärnt ob dem D.
485

Fauſto, das fte wolten die Handt an ihn legen. Er


aber antwortet, das er ſeiner funſt genug gethan hab,
was aber fte ihm haben zugeſagt , das ſte gang ver
ſchwiegen wollen ſein , fölchs ſey nicht aller dings ge
halten worden, jedoch wie dem allem , to follen fie obn
ſorg ſein , er wolle ihnen für aller gefahr gudt ſein,
vnd ihn Morgens früh wieder in ſein Loſament bar
bringen, deſſen ſte gang content waren. Nun war
der gute Zung Herr gefenglich eingezogen , ſaß in als
lerley bebenden gang betrübt vnd erſchrocken , gedacht
hin vnd wieder, doch getröſtet er ſich wieder, es werde
ihm Doctor Fauſtus bey zeit vorkommen , dann ihm
ſeine zween Vettern fein ruhe laſſen werden , ihn zu
erledigen. Des morgens waren etliche verordnete gia
ſandten zu ihm in ſein gefengnuß geſchickt, ihm für
zuhalten, wer diejenigen wehren, ſo vor ihm in einem
augenblic waren verſchwunden , denen er auch nachge
trachtet, mit jnen hinzufaren . Der gute Herr gedact,
verrate ich meine Vettern , ſo wirt es vber die förb
gehen, vnd würd fölchs vnſern Eltern wiſſendt gethan
werden, darauß ein böſer außgang folgen würde , gab
derhalben niemandt kein antwort, das man alſo dieſen
tag nichts auß ihm bringen konte , wardt deshalben
ihm leßlich dieſer beſcheidt, wo er nicht hinfüro reden
wolle, wiſſe man einen , der im das maul wol werde
auffthun. - Dargegen getröſtet er fich, wie obgemelt,
ſeiner erledigung , wie es dann auch geſchahe. Denn
ehe der tag anbrad ), macht fich D. Fauſtus auff, fam
zu der gefengnus, vnd als er ſabe, das der Boland
mit wechtern verſehen vnd bewacht ware, bezäuberte er
fie in einen tieffen ſchlaff, thet mit ſeiner kunſt fdloß
und thür auff, ſchlug ſeinen mantel vmb in , führ alſo
gang ſdylaffendt bahin , deſſen ſich die Vettern wegen
486

der wiederkunfft hocylich frewten , preſentirten dem D.


Fauſto ein ſtattliche verehrung.
Er inner un g.
Was nun auch von dieſer Hiſtori zu handeln rey , wollen
wir nur kurßlic vberlauffen , und reben anfenglich , was
arth in der jugendt, ſonderlich groſſer Herrn Kinder ftede,
neinlich das ſie geartet fint nur nach dein , ſo hoch vnnd
prechtlich einber gebet, reßen deshalben ihre jugendt in die
gefahr, wie dann ſolche die Hiſtori außweiſet. Aber wenn
fie bernach in das regiment vnd alter kommen, ſo vergebet
inen der kußel etlicher maſſen , wie D. Luther ſagt: Junge
Herrn müſſen gute tag haben , und ein friſchen muth biß
ins 20. jar, das fie nicht zu kleinmütig werden, aber dars
nach tröſte fie Gott , wenn ſie ins Regiment fommen , da
werden ihnen die gute tage verſalßen . Jtem, die jugendt
oder ein junger Menſch iſt wie ein newer Moft , der left
fich nicht. balten , muß gehren vnd vbergeben, wil fich im
mier ſehen laſſen, und etwas fein für andern, fan fich nicht
innen halten. Mit dieſem aber wil ich fie darumb nicht
loben , als das ſie ſich in folche gefahr haben begeben,
darmit fie Gott nicht wenig verſucht haben . Es iſt aber
in der Hiſtori begriffen , wie D. Fauftus die drey junge
Herrn in einen Mantel gelebt onnd fie in den Lüfften das
bin geführt hab. Darauff folget die frag, ob fölches hab
müglich ſein können ? antwordt , ia , denn da flebet das
Erempel Matth. 4. Marc. 1. Luce 4. das der Sathan den
HErrn Chriftum in der Wüſten hat genommen , vnd ihn
gebn Jeruſalem auff die ſpißen oder Zinnen des Tempels
geführt , desgleichen von dannen widerumb auff einen bo
ben berg, da er alle herrligkeit dieſer welt hat reben kön:
nen . Jſts nun dem teuffel müglich geweſen , ein lufftfahrt
mit dem ſohn Gotts zu treiben , viel mehr iſt ihm das
auc müglich .Auch geſchach es geiſtlicher weiß, wie dann
die Engel Geifter findt, das der Engel ein leibliche geſtalt
an ſich nabm , vnd Abacuc bey der ſcheitel ergriff, und ihn
gehn Babylon bey ſeinem kopff zu Daniel getragen hat.
Actorum 8. wirdt gemeldt, das der Geift des HErrn Phis
lippum den Apoſtel genommen, vnnd ihn getragen hat in
487

Azotum , fölches geſchach von den Himliſchen creaturen, To


folgt , dieweil die Teuffel auch ein geiſtlich weſen haben,
das inen ſolches wol müglich iſt. Sölche Erempel fibet
man viel an dem Zoroaſtre, wie er in den Lüfften bin
vnnd wieder iſt gefahren , an dem Simone Mago, an dem
Virgilio vnd andern , ſo foreibet man auch von dem Zäu:
berer Hermogene, den der Teuffel band, undalfo mit ge
ftridten Henden vnd füſſen zu Sanct Jacob führete. Des:
gleichen von des D. Faufti famuli Joban Wäiger , der
fuor in die Lufft. Carius Baptifta Moſca führt eines
Venediſchen Welſchen Herrn Tochter , Felicitas genannt,
in einem ſchifflin dabin , ſo war zu Halberſtadt ein Nigro
manticus Johannes Teutonicus ein Chorherr , der führet
cliche geſelſchafften auch in einem Mantel an ein ort, da
fie eſſen vnnd trinden gnug vnnd volauff gehabt haben,
vind in dieſer Hiſtori wirdt auch genieldt werden, wie D.
Fauftus etliche Studenten gehn Salzburg in den feuer ges
führt hat. Das konote ich auch weitleufftiger außführen,
wann ich auch ſchreiben wolt von den Heren vnd vnhol
den , wie gar mancherley weis ſie hin und wieder fahren,
aber ich wils fürße halber einſtellen . — Es wird auch zu
leßt in dieſer Hiſtori angezeigt, wie der ein fung Herr
dahinden blieben , gefenglich eingezogen , vnd wieder erle
digt worden. Ein gleichformige Hiſtori (chreibet Doctor
Caſpar Hedion, demblich das ein Zäuberer zu Herßog
Lupolden , des Friderici Bruder, kommen ſey, der ihm ver:
ſprochen hab , er wolt Fridericum ledig machen mit ſeiner
funft, vnnd in einer ftunde ihn in Deſterreich bringen.
Der Herßog Lupoldt glaubt ſeinen worten , und verbieß
ihm zu geben , was er begert, ſofern ers zuwegen brecht,
wie er ihm zugeſagt hett , da fint fie beyde in ein cirdel
und freyß gangen in der nacht, die darzu verordnet war.
Da hat der meiſter den Geiſt, der ſich beſchweren ließ, bes
ruffen , der dann in geſtalt eines frembden Menſchen er:
chienen, vnd ſeinen befelich empfangen , das er den Herßog
auß der gefengnus in Oſterreich erledigen ſolt. Darauff
antwort der Geiſt, lieber Meiſter, ich wil deinen gebotten
gern gehorſamen , vnnd wil den gefangnen Herßog ledig
niachen, ſofern er ſich des nicht wegern wirdt, alſo kompt
488

cylendes der Geift zu dem gefangnen Şerßog bey der


nacht, vnnd fagt ihm , dein bruder Lupold hat mich herges
fandt , das ich dich auß dem Rerder erlöſen fol , darumb
wolauff bald , oud fiß auff das Roß , ſo wil ich dich zu
deinem Bruder führen, dem antwort der Herßog, wer biftu ?
antwort der Geift und ſagte, frag nit, wer ich bin , ſonder
fiß flugs auff das Roß, wiltu dieſer gefengnus ledig wers
den. Zu der ſtundt fam Fridericum , und alle diejenigen,
die bey ihm waren , ein grawſame furcht an , und als fee
das beilig Creuß vor fich madten, ift der Geiſt verſchwun.
den , und lehr zu ſeinem Meiſter kommen. Demnach hat
Herßog Lupuld mit fewr vnd fchwert König Ludouicum
To lang verfolgt, biß das er zuleßt, auch durch unterhands
lung der Fürſten , fich hat erbarmet , vnd den gefangnen
Fridericum loß gemacht.

Das Vier und dreytligſte Capittel.


Doctor Fauftus entlehnet Geldt von einem Juden , vid
reßt ihm feinen Fuß zu einem vnterpfandt.
Mephoftophiles zweyt fich auff ein zeit mit ſeinem
Herrn , und warff im für , er wer nunmehr mit aller
kunft vnd geſchicklichkeit begabt vnd erfahren , er konte
fich nunmehr felbs ernehren , er wolle ihm nicht allis
mahl im zweck alda fikzen , vnd mit ſolchen mehr wer
ten , welche gang ernſtliche und ſcharpffe rede waren ,
darwieder dörfft fich D. Fauftus nicht aufflehnen, dacht
gleichwol bey ihm ſelbs, es iſt nicht ohn, was fol mir
nügen meine funſt, wenn ich ſie nicht brauch ? ließ es
alſo beruhen. Damit er nun zu Gelt kommen mödyt,
und mit guten Geſellen zu ſchlemmen und zu pances
tiren hette, verfügt er fich zu einem reichen Juden , allta
Geldt auffzubringen, begebret von jhm fecistig Thaler
ein Monat lang, die wolle er mit danck wieder bezahs
ſen , der Jud leißet ihm ſolch Geldt , als die zeit nun
Ꮭ 488.
ᏎᏕᎩ

492

495.
:

A
LIER
489

verloffen , und der Jud ſeines Gelds ſampt dem inte


reſie gewertig war, und es wieder fordert, war gleich
wol D. Fauftus nicht ſinns, dem Juden was zu be
zahlen , antwort ihm darauff: Moſche, lieber freund,
ich hab dir zu ſolcher zeit das Gelt ſampt dem Zinß,
nemblich von einem Gülden 1. Kreußer (das iſt ein
Löwen pfennig) zu geben verſprochen , das der Zinß
vngefehrlich in folchen 4. wochen 4. Güldin antrifft,
ich bin aber in marbeit zu ſagen , difmahl nicht bes)
Geldt, bitte derhalben vmb lengern ſtilſtandt, der Jud
war vnnük , fuhr ihn mit harten worten an , er hab
im das ziel der zeit benant , deſſen er auch wolle mit
ſampt dem intereſſe gewertig ſein, ja, ſagt D. Fauſtus,
ich wolt dir , wenn du mir nit weiter borgen wolft,
feine Brodtwürſt wünſchen , dieweil ich aber dißmahl
kein Geldt hab, vnd mich alſo vberlauffft, ſo wil ich
ihm alſo thun, darmit ein gnugſam unterpfandt erfol=
gen, thu ihm alſo, borg mir nur die acht tag, ſo ſol
dir mein beſte kleinot mit willen zum gnugſamen vn
terpfandt gegeben werden, forder ein gliedt von meinem
Leib , welches ein gnugſame verſicherung ſein wirdt.
Der Jub gedacht, das iſt mir ein felpame bedingung
vnd verſicherung, ein gliedt zum vnterpfand anzunemen,
wagt dieſes mit groſſem ſpottwerd , vnd begehret ſeinen
fuß zum vnterpfand, dieweil er ohne daß ein Chriſten
Feind war , mit verſuchung ſolcher obligation , dieweil
vnmüglich ſchien , das er ſich that erbieten , was ges
ſchach ? D. Fauſtus nahm ein Sägen , legt ſich viel
zu bett, gab ſolche dem Juden in die handt, mit bitte,
das vnterpfandt anzugreiffen , doch mit der bedingung,
das im der ſchenckel innerhalb ſolcher zeit, wenn er die
bezahlung thun würde, als ſein beſtes fleinot, alsbald
auch wiederumb zu händen geſtellet werden müchte.
490

Solchem verſprechen nach war der Jud zufrieden , ges


dacht, dein erbotten pfandung wird dir den fügel wol
vertreiben , ſäget alſo init Judiſder begirte , als ein
Chriſtenfeindt, den Schenckel ab, 30g furt , als er auff
halben weg kam , vnd ihm allerley bedencken einfiel,
mas doch ihm ſölcher ſchenckel ſchaden oder nüßen mücht,
zudem möcht dem bezahler der verluſt ſeines vnterpfan
des ſampt der Summa vnd intereſſe zu thewr ankom =
men , als er nun zu einem waſſer kam , warff er den
Tchenckel hinein , vnd gedacht, ihm wirdt doch nicht weis
ters, ſo er klagen wirdt, von dem Fauſto erfolgen, oder
To er ſtürb , das er ſich deſſen zu end beklagen wirdt,
es hab ihm fölchs ein Jud gethan , auff fölchs möcht
folgen, das er es nicht allein, fonder andere Juden vor
der Herrſchafft entgelten müſten, zog alſo zu hauß. -
Mittler zeit , das es den D. Fauſtum gut bedaucht,
ſein pfandt zu löſen , citiert und fördert er ihn auff
einen beſtimpten tag, er ſoll erſcheinen vnd ſein pfandt
mitbringen , denn er ſey bey Geldt , wolle ihm auch
ſolchs in beyſein ebrlicher Leute erlegen , wer erſchract
mehr vnd höher denn der Jud ? zeigt hiemit die gange
geſchicht an, wie es ihm mit dem ſchenckel gangen ſey,
denn er hab ibn in das waſſer geworffen , vnd befor
get, es werde ihm nichts darfür. D. Fauſtus, der im
Beth lag vnd ſich feines ſchmergens hoch beklagt, vnd
ſtets von ſeinen vmbftendern begerte , fte folten in ges
fenglich einziehen laſſen , oder ihm einen abtrag vers
ſchaffen, denn das vnterpfandt müſſe allda ſein, in föls
chem ſchrecken des Juden erbot er fich , ſo viel wieder
z1l geben , was er ihm mit bedingten intereſſe geliehen
hab, wardt darmit abſoluiert. Der Iud zog mit frewe
den dauon, dienveil er der gefehrligkeit damit war ente
fryet. D. Fauſtus hatte dargegen den zinnß vnd ein
491

abtrag, und war wie zuuor fein ſchenckel. Indem er


mit ſolchem Gelt fein fröligkeit mit guten Studenten
volbracyt, erzehlet er auch földhes ſeinen vertrawten gu
ten freunden , wie 8 ihm mit dem Juden ergangen
here .
Erinnerung.
Es meldet Augustinus lib. 4. cap. de Trin. das den
böſen Geiftern leicht rey , den Menſchen geſpenſt vnd ges
plerr vnder die augen zu machen , darüber ſich die Leut
zu verwundern haben , denn ſo dieſe Irdiſche leiber auff
den Schawípielen mit etlichen ubungen vnnd fünften fölche
wunder vor den Leuten thun , das die , welche es nicht ges
ſehen haben , kaum glauben , wenn man es inen fagt , wie
groß iſt es dem Teuffel vnd ſeinen Engeln, auß den leib:
lichen Elementen allerley geftaldt zu machen , darüber ſich
fleiſchliche Menſchen verwundern ? oder auch , das er mit
beimlichem eingeben die eniſſerſten ſinn verblendet , vnnd
mahlet inen etliche bilder für in dem dundel vnd wabn
ihres gemüths , damit er ſie wachendt vnd ſchlaffendt betrieg,
oder machet fie gar tobend oder unrichtig . Auß dieſen
worten des Auguſtini lebrnen wir , das der Teuffel die
ſinn der Menſden kan betriegen , das ſie ein eydt darüber
ſchwüren, ſie betten dieß oder jenes geſehen , wie auhie der
Jud , der meinet, er hab dem Fauſto natürlich den fuß
abgeſchnitten , item er trag den ſchendel , war doch nicht
alſo . Mir iſt glaublich vor 4. jahren geſagt worden ,
das im Würtenberger lande ein groſſer Mörder vmbgan:
gen rey , der war ein groſſer Sdwarßkünſtler , mit dem
namen Nuſch , kond ſich vnſichtbar machen, der zaubert ſich
auff ein zeit bey Scorndorff zit einem alten verdürtem
baum , als nun eine gute arme fraw hinauß holß auffzus
leſen gangen war, fand ſie vngefehrlich den verſoreten blod,
nam in , lud in auff, trug in heim , als ſie für d; thor
kam , fieng der Nuſch an zu reden , ond ípradı, alte Hur
ftebe ſtil, laß mich geben , du haſt mich lang genug getras
gen , idie arm fraw erſchraf befftig , vnangeſehen das fie
To hart getragen' batte, das ihr der ſchweiß darob außgan .
gen , ließ den foren blod fallen , lieff daruon , der aber
492

Verſchwand. – Alſo fan der Teuffel die finn der menſchen ,


wenn fie nit mit Gotts wort verwahrt fint, in mancherley
wabn hinein führen , wie an den beren oder vnholden zu
reben, das, was ſie fürnehmen vnd thun , fie nicht anderſt
meinen, es geſchehe alles natürlich, ſo es coch nur ein ge:
plerr und Phantaſey ift, vnd gebet jnen , wie denjebnigen ,
To den ſchwindel am haupt baben , und meinen , alles gebe
vmb vnd vmb , ſo doch nichts dergleichen geſchicht. Alle
der Zäuberer kunſt und mast , ſagt Lactantius , beſtebet
in dem eingeben des Teuffels , welcher , ſo er angeruffen
wirdt, den Leuten das geſicht betreugt mit verblendungeil,
das ſie nicht ſehen was da ift, und meinen , fie ſehen,
was nicht ift, lib. 2. Cap. 15 .

Das Fünff und dreyſſigſte Capittel.


D. Fauftus betreugt einen Roßtauſcher.
Gleicherweiß thet er einem betrieglichen Roßtauſcher
auff einem Jahrmarct_zu Pfeiffering genant. Denn
er richtet im ein ſchön brauns herrlichs Pferdt zu, mit
dem ritt er auff den jahrmarckt, da er viel käuffer da:
umb het , es war aber einer darunden , der wolt din
vorzug haben , vnd ſchlug alles höher drauff denn die
andern, mit dieſem Fam Fauſtus mit 40. Floren vbers
ein, doch mit dieſer condition vnd bedingung, er ſolte
es nicht vber ein ſchwem oder waſſer reiten. Der Roß
tauſcher ſaß auff vnd ritt daruon , indem fiel im ein ,
wie es doch der verkauffer meinet, er ſoll es vber kein
waſſer oder ſchwem reiten , wils alſo wagen vnd ein
verſuch thun, ritt dahin , als er nun in die mitte des
waſſers fam, da verſchwandt das Pferdt , vnd faß er
auff einem bundel ftro , vnd were leicht geſchehen , er
wer ertruncken , in fölchem ſchrecken und zorn lieff er
gleic) in das Wirtshauß, darin D. Fauſtus zuuor war,
493

trat gang zörniglich zu ihm, fand D. Fauftum in der


Stuben auff einem Lotterbeth liegendt. Er thete, als
wenn er ſchlieff vnd ſchnarchete, der Roßtauſcher gang
raſendt vnd zörnig lieff hinzu , wüſcht ihn bei dem
Juß, wolt ihn von dem Beth herab ziehen , da gieng
ihm der ſchenckel auß , vnd fiel der Roßtauſcher mit
dem ſchenckel hinder fich in die Stuben hinein, als ob ihn
Der Hagel hette niedergeſchlagen. Da fieng D. Fauſtus
Zetter Mordio an zu ſchreven , dem Roßtauſcher wart
ſo angſt vnd bang, das er ſich eylends auffmacht vnd
die flucht gab, macht fich alſo aus dem ftaub, vermeint
nicht anders, als er hette ihm den Fuß außgeriſſen .
Er inner un g.
Solche zwey ftüd oben von dem Juden vermeldt , und
ten von dieſem Roßtauſcher , hernach auch von den vers
zäuberten ſchweinen, ſo er zu mardt getrieben, concordiren
vnd ſtimmen vberein, denn es kompt alles von des Teuf:
fels verblendung und Phantaſey her , gleich wie einer in
einem ſpiegel ſeine geftalt ficht, ja auch was in der Stu
ben berumb hangt , ſo er aber hinweg gehet , ſo ficht ers
nicht mehr, er hat gleichwol fein geſtalt geſehen , kan aber
nicht ſagen , das es greifflich und natürlich geweſen rey,
alſo auch wen die Sonn ſcheint, oder man zu nachts ein
liecht anzündet, da findt allenthalben ſchatten , wo man
hinſicht, ein fölch geplerr kan der Teuffel den Menſchen
auch für die augen ſtellen. Item , wie ein gaudler, der
mit ſeiner geſchwindigkeit den leuten einen blawen dunft
für die augen macht, daß ob ſchon viele berumbher ſtehen,
vnd ihm fleiſfig zuſehen , wie er ſeine füc angreifft, fie
dennoch ſolche nicht warnehmen können. Alſo gebet es mit
den Geiftern auch zu . Vincentius in speculo naturali
in lib. 3. cap. 109. erzehlt ein Hiftori, daß zu den zeiten
Petri Damiani , der ein berühmbter Juriſt des Bapfts
Leonis war, wohneten zwey alte Weiber auff einer ſtraſſen ,
die alſo Wirtſchafft haben getrieben, das ſie mit ihrer Zaus
494

berey vnnd gifftigen Künften vnderweilen ire Gäften in


wilde thier haben verwandlen können. — Nun begab es ſich
auff eine zeit, das ein junger Geſelle zu jnen kam vnnd
vmb herberg bath , den ſie empfiengen , jedoch alsbald mit
irer Runft zu einem Eſel verwandelten, damit ſie viel guts
gewunnen , denn dieſer Eſel muft geben und thun was die
Weiber wolten vnd bieffen . Es war aber in der gegendt
ein Neicher Man , der kaufft den Efel von den Weibern ,
die gaben ihm den zu fauffen mit dieſer bedingung , er
folt den Eſel in kein waſſer geben , ſonder ſtets auff dem
fandt bleiben laſſen . Nun begab es fich , das von des
Burgers knecht, der den Eſel gekaufft , er war verwarloft
worden, vnd im entlieff, kain in ein waſſer und verſchwandt,
kam aber wider zu einer Menſchlichen geſtalt. - Auff diß,
da er den Eſel nicht mehr ſabe, fragt er dieſen Menſchen,
der ein Ejel geweſen war, ob er keinen Eſel geſehen hab,
er rey eben dahin durch geloffen , er antwortet vnd ſagt,
er wer dieſer Eſel geweſen , vnnd auß gnaden Gottes er
löſet. Ob dieſer geſchicht verwundert ſich der Bürger, vnd
verkündet das dem Bapſt leoni , da ließ der Bapſt Leo die
Weiber darumb fragen, die földhes auch verjabeten , auch
ließ er folden casum diſputiren, und beſonders den hocha.
gelahrten Petrum Damianum . - Von einem gleichen fali,
wie es mit des D. Fauſti Roßtauſder ergangen iſt, meldet
der Erwürdig Herr Andreas Hondorff, Pfarrherr zu Droiſſig,
ein ſolch geſchicht, das zu Naumburg ein Schwarzkünſtler
gefenglich eingezogen worden ſey, der hat bekennt, wie er
juuor zweymabl gebendt rey worden , were daruon koms
men , vnnd dargegen alwegen ein Strowiſc am Galgen
bangen blieben , vnter dem war ſein bekentlide auſſag, das
er bette einmahl einem einen ſchönen Hengſt verkaufft, vnd
verbotten , das man ihn nicht baldt zur trende ritte , als
uun fölcher erfahren wolt die vrſac , vnd das Pferdt ins
waſſer geritten, war es zum Strowiſd worden, derwegen
er zörnig, eylet zur Herberg, da der gaudler war, als dies
ſer in hat ſehen kommen , legt er fich auff ein banc , da
tompt er mit zorn bewegt, zeucht ihn bart bey einem bein ,
das er ihm alsbaldt außgeriſſen vnnd in die Stuben gez
worffen , vnd dauon gelauffen . Dieſer Søwartkünfiler bad.
495

erftlich in der Tortur zu aller pein nichts bekennen wollen ,


dennoch dehnet man ihn fo hart, das er nicht gehn kondt,
biß er endlich ſagt, er hab einen Geiſt in ſeinem haar ges
habt , unnd als man ihm die allenthalben abgenommen,
hat er ſeine Buberey bekennt, wardt alſo gerichtet.

Das Sechs und dreiſſigſte Capittel.


D. Fauſtus verkaufft fünff Sew, eine vmb 6. Gülden.
Einen ebenmeſſigen contract practicirt er - auch mit
Sewen. Dann er wardt einmahl ein Sewtreiber, rus
ftet ihm fünff groſſe ſtarcke gemeſte Schwein zu , die
da groß waren wie Beeren , vnd ſo gemeſt , das fte
kaum gehen kondten, die trieb er auff einen markt .
Ν Ο Τ Α.
Doctor Fauſti Famulus Johan Wäiger meldet in ſeinem
ſchreiben an einen ſeinen guten freundt, wie er der Sewtreiber
geweſen , fein Herr aber ſey bernacher koinmen , vnd der Stauff
mann geweſen .

Es ſtund: nicht lang an, da erſchienen zween Mül


ler vnd ein Wirt, die handelten vmb die Schwein, das
ſte die 5. Sew nemen wolten vmb 6. gülden , zalten
im das gelt bar bar, Fauſtus batt fie, fie folten für
auff dem land heimtreiben und in kein ſchwem führen.
D. Fauſtus zog mit frewden daruon, wolt nicht mehr
der gefahr warten , wie zuuor geſcheben . Da begab
es fich, das ſich die Sew im koth wralgten und beſu
delten , da trieben ſie die Sewtreiber in ein ſchwem ,
alsbaldt verfdwandten fie, vnd fchwümmen lauter firo
wiſd empor , die Fäuffer muſten alſo mit ſchaben das
hin gehen , denn ſie wüſten nicht, wie das zugangen
wer, nod) wo der verkäuffer zu finden wer.
496

E r i nne r un g .
Diß iſt die dritte verwandlung , zu welcher der Teuffel
dem Doct. Fauſto ift wilfahrig geweſen. Nun iſt in föl
chen dreyen ſüden zu fragen, dieweil der teuffel dem men:
Ichen kan ein geplerr vnd Phantaſer für die augen ma:
chen , ob er den Menſchen auch alſo könne verblenden , als
wenn er ein Wolff , Löw , Saw , vnnd ein ander Thier
were. Hier vber iſt die antwort, es fan wol ſein. Den
şeyden iſt dauon bewuſt geweſen, denn bey dem Luciano
ſagt Menelaus zum Proteo, da er fich rühmete, er kondte
fich auff mancherley weiß verendern : Ich habs wohlge :
reben ( ſagt er) aber doch bedüngt mich, du braucht einen
betrug zur fach , vnnd verblendeſt den Leuten die augen ,
ſo du doch der keines weift. Wir aber , die wir Chriſten
rein, ſagen, das es dem Teuffel vnmüglich rey, etwas auß
nichts zu ſchaffen, oder was der liebe Gott zuuor erſchaf
fen , warhafftig auß feinem vorigen weren in ein anders
zu verkehren vnd zu uerwandlen. Hiergegen iſt dem Teuffer
wol müglich, das er bißweilen (wenns Gott verhengt) ein
gepler für die angen macht, anders nicht, als wer ein
Menſch in ein Kuh, Pferdt, Sowein , vnd anders veren:
dert , wie ich oben mit etlichen erempeln dargethan habe .
Das ich nun aber zu etlichen geſchichten ſchreite, das den
Heyden auch bewuſt geweſen , was Zäuberey rey, ſage ich,
das fürwar die Poeten dennoch nicht ſein zu uerwerffen.
Denn Lactantius gibt den Poeten zeugnus , ſprechende :
die Poeten in iren Hiſtorien findt in der warheit , mit
klugem gedicht, habens verborgen , damit ſie nicht feder:
man kondte merden , als da fie ſagen und anziehen von
der Circe, von welcher Virgilius in Ecloga 8. meldung
thut, und ſagt, als Vlyſſes der Fürſt von Troja mit ſei
nen geſellen auff dem Meer wandelt , do kam er zu der
Inſul, darin die Königin Circe wohnet , die empfieng die
frembden geft, gab ihnen dargegen mit ihrem Zeuberiſchen
werd einen fölchen trand ein , das einer war in geſtalt
verwandelt eines Löwen , Wolffs und Schweines. Wann
nun dieß gleich ein gedicht ſein ſolte, po meldet doch Boe:
tius , lib . 4 de consolatione , mit ſchönen ſprüchen und
worten, und ſpricht, wiewol fie ir ftimm vnd geſtalt vers
497

loren , ſo blieb doch fhnen ihr Vernunfft und gemüth on:


verfebret.
Mehr das die Circe nicht allein mit dieſen geften ihre
Zauberer namhafft gemacht hab , iſt daher zu ſehen , das
fie auch dem Vlyſsi reine knechten zu Sewen gemacht.
Vnd ſagt Ovidius , das ſie Circe ein gifft in ein waſſer
gegoſſen, denn ſie trug ein Neid zu der Jungfraw Scylla,
welche am Meer ſpazieren gieng , ta kam Glaucus zu
ihr, begehrt ihr, als ſie nun wolten entlauffen , kam ſie in
das vergifft Waſſer der Circe , da war ſie gerings vmb
fangen mit Teuffels Hünden , vnnd muſt alſo ihr leben enden.
Der Franßöfiſch Chronidſchreiber zeigt an , das Anno
768. ein Herßog in Normandey gewohnt, ſo damahls
Neuftria genandt worden , man hat ihn fönſten genent
Robertum oder auch den Teuffel , welcher auff teudtſch
Albertus Minor geheiſſen wart, der war ein fölcher Schwarß
fünfiler , das er ein ſonderlichen luft vnd kurßweil hette ,
rein vold zu thieren zu verwandlen , vnd etlich mahl ver
wandelt er ſich ſelbs in geſtalt allerley thiere, erſchien rei
nen vnderthanen foredlich in mancherley geberden , thet
jnen viel leidts , alſo das fein Vatter Karloman ſolches
dem König in Frandreich klagte , der trachtet im nach ,
aber mit ſeiner kunft kam er fölchem zuuor. Alſo ließt
man von einem par volds , die hetten ein ſchöne tochter,
die bezaubert den Teuffel der geſtaldt , das fie genßlich
meinete, jhr Tochter wer zur Kuh worden, denn fie fond:
ten kein andere, denn ein natürliche Kubgeſtalt an ihr ſes
ben , vnd nichts anders fühlen , dann natürliche hörner,
bals, bein vnd haut einer Kub , führeten derhalben ſie zu
einem heiligen Mann , mit namen Macharius genandt, der
ein Einfideler war , unnd in der Wüſten wohnete , vnd
klagten ihm mit groſſem trauren, das ihre Tochter, die fie
mitführeten , were zur Ruh worden , ond bathen ihn , er
wolt doch für fie beten , das ſie wiederumb ihre Menſch
liche geftalt bekommen möcht , da er fie alſo reden höret,
ſprach er , ir möget ſehen was ihr wollet , ich ſehe ein
Jungfraw vnnd kein Kub , denn er hette geiſtliche augen .
Alſo bath er Gott , das er den Eltern die augen wieder
eröffnen wolle. Darüber ſagt D. Luther in ſeiner Poſil :
11 . 32
498

At das nicht ein groſſer gewaldt des Teuffels, der die


Peut alſo bezaubern kan , das ſie nicht anders reben vnd
greiffen können denn ein Kub, vnd iſt doch nicht ein Kub,
Tonder ihr Tochter. -
Desgleichen liefet man , das der
Teuffel einen München geſchmückt hat in eines Königs
klaidt , wenn ſie ihn anſaben , anrürten oder betaſten , ſo
war es föſtlich ſammet ond ſeyden, dz erkanten auch ſeine
andern bruder , die auch alſo verblendt waren , fie rieten
aber ihm , er folt ſolch klaid den Biſchoff S. Martinum
ſehen laſſen , da ließ ſich der Teuffel merđen , bey leib
mein , ſagt der verzäubert Bruder , zu S. Martino gehe
ich nicht, denn die Engel, die mir das kleidt angezogen
haben , haben mir das verbotten , da nun die andern da:
rauff trungen, er folte hingehen , und wolten ihn mit ges
walt hinführen, da verſchwandt das Königliche Klaidt für
ihren augen . Egesippus lib. 3. cap. 20. fol. 32. melo
set von dem Zäuberer Simone Mago dieſe Hiſtori: Als
dieſem Simon weh thet , das ihn der Apoſtel Petrus mit
groſſen wundern vnnd thaten zu thun, ſo gar weit vbers
traff . vberredt er das vold zu Rom , er wer durch die
Galileer erzärnt , wolte derhalben von inen weichen und
gehn Himmel fahren , der ihm offen ftünde, wenn er nur
Telbs wolte , nahm darauff federn an fich , und ſtieg in der
Stadt auff einen hohen berg , jo man das Capitolium
1: ennet, vnd gab ſich daruon in die lufft, mit groſſer ver:
wunderung des volds , da bath Petrus den Sohn Got:
tes , das er dem vold die augen wolle auff thun , und den
Zäuberer zu ſchanden machen, vnd Gott erhöret des Apos
ftels Gebett , und ließ Simonem auff die Erden fallen ,
das er ein Bein brac , da ſaben die Leut , dass es ein
eptel betriegerey mit ihm war.

Das Sieben bud breifligfte Capittel.


D. Fauftus ſchendet den Studenten zu Leipßig ein
faß Weins zc.
Es hatten etliche frembde Studenten auß Vngern,
Polen, Kernten vnd Oſterreich, ſo zu Wittemberg mit
S.408 .
499.

| 501.

తుల

1512,

MATLA
NOWN
MALA

Top
A
R
U
A
499

Doctor Fauſto viel vmbgiengen, ein bitt an jn gelegt,


als die Leipziger Meß angangen , er ſolt mit ihnen
dahin verrücken, fie möchten wol ſehen, was da für ein
gewerb were und vor Handelsleuth zuſammen fämen ,
ſo hatten auch ihr etliche vertröſtung , Geldt alda zu
empfahen . D. Fauſtus bewilligte, kam mit ihnen das
bin , und am andern tag gieng er mit fölchen Stu
denten ſpaßieren, die Stadt zu befehen, indem giengen
ſte bey einem keller fürüber, da die Weinſchrötter ein
Faß Wein , ungefehrlich 16. oder 18. äymer haltend,
herauß ſchroten , welches ſte nicht kundten fortbringen .
D. Fauſtus vnd ſeine geferten ſtünden ſtil, dem zuzus
ſehen , und ſprach D. Fauſtus ſpöttiſch zu den Schrö
tern , wie ſtellet ihr euch ſo leppiſch, findt ewer ſo viel,
vnd könnet ein folches Faß nicht zwingen ? folt doch
einer allein ein faß ermeiſtern , wenn er ſich recht dazu
ſchickte. Die Schröter, wie es denn ein vnnük gefind
iſt, waren ſolcher red vnwillig, würffen, dieweil ſie ihn
nicht fanten, mit vnnüşen worten vmb fich , wenn er
es denn beſſer, denn fte, wüſte ſolches faß zu erheben ,
ſo ſolte er ihnen ins Teuffels namen helffen , was er
fie viel zu veriren hette. Indem kam der Weinherr dars
zu, vnd höret folchem ſtreit z11 , und ſprach zu Fauſto
vnd ſeinen Geſellen , wolan ich wil den ſtreit richten ,
welcher nun vnter euch das faß allein wirdt herauß
bringen , dem fol es ſein . Fauſtus war nicht faul,
gieng baldt in den feller, faßt ſich auff di faß , als
auff ein Pferdt, vnd ritt es alſo ſchnel auß dem keller,
darüber fich jederman verwundert, des erſchrac auch der
Weinherr, vermeinet nicht, das fölches wer müglich gex
weſen, muſte aber feine zuſagung halten , vnd Fauſto
das faß mit Wein folgen laſſen , der gab es feinen
wanderøgeferten und Studenten zum beften , die beruff
500

ten andere gute Freunde darzu, waren frölich vnd gutes


muths, wolt auch keiner daruon , biß dem faß der bo
den lehr war.
Erinnering.
Dieſe angezeigte verblendung , To Fauftus in beplein
etlicher Studenten verrichtet , darff alhier nicht viel erin:
nerns , was tauon kan geſagt werden , iſt zuuor bey an :
dern ebentbeuren angezeigt worden.

Das Acht vnd dreyſſigſte Capittel.


Wie D. Fauſtus zu Erffurdt den Studenten etliche Grie:
diſche Helden hatt fürgeſtellet.
Doctor Fauſtus war auch zu Erffurt namhafft vnd
in einem groſſen anſehen , pfleget auch offt, wenn er
dahin kam , auff dieſer hohen Schul zu leſen , wie er
dann auch auff ein zeit den Studenten den Griechiſchen
fürtrefflichen Poeten Homerus laſe, welcher von vielen
Griechiſchen Helden meldung thut, ſonderlich von dem
Menelao, Achille , Hectore, Priamo , Alexan
dro, Vlysse, Agamemnone, Aiace, vnd anderen
gedenckt, er hat auch dieſe Perſonen den Studenten in
ſolcher geſtalt, geberden und geſichte dermaſſen außge=
ſtrichen vnd beſchrieben , das fte ein groſſes verlangen
bekommen, dieſe Helden in eigner Perſon zu ſehen , vnd
durch ihr bittlich anſudsen bewilligt Fauſtus ihnen, das
er in der nechſten lection dieſe Helden wolte fürſtellen ,
derwegen ein groſſer concurs vnd zulauff von Studenten
worden . D. Fauſtus fuhr in ſeiner lection fort, auch
Tahe er, oz von wegen ſeiner gethanen zuſagung mehr
zuhörer fürhanden, denn ſonſten, da hat er faſt mitten
in der lection angefangen , vnd geſagt: Ihr lieben Stu
501

denten , weil jhr begirlich ſeidt, die Griechiſden beruhmbs


ten Kriegsfürſten , welcher der Poet allhier, neben vielen
andern Scribenten gedenckt, in der Perſon, wie ſie das
mals gelebt vnd herein gangen ſeindt, anzuſchawen, ſo
ſollen ſie euch jeßt begegnen . Auff ſolche gethane wort
D. Fauſti ſein alsbaldt obernante Helden in jhrer das
mahls gebreuchlich geweſen Ruſtung in das lectorium
nacheinander hinein getretten , ſich Mänlich und friſch
vmbgeſehen, mit gang zörnigen vnd grimmigen augen,
pie Köpff geſchüttelt, vnd daruon gangen , bald drauft
folgt hernach der grewliche Rieſe Polyphemus , der an
der ſtirne am Kopff nur ein aug hatte, und ein langen
zöttidten fenrrotten Bart , hatte einen Menſchen , den
er gefreſſen, noch mit dem Schenckel am maul hangen ,
den er noch nicht gar verzehret , und war ſo greßlich
anzuſehen, daß jhnen alle die haar gehn Berg geſtan
den , deren erſdrocknen Studenten muſt im Fauſtus
gnug lachen, engſtiget auch die Studenten vberauf ſehr,
als der Polyphemus wolt wieder zu der thür hinauß
gehen , das er ſich zuuor wieder vmbſahe mit ſeinem
erſchrecklichen geficit vnd ausbreitung der hände , als
ob er nach etlichen wolt greiffen , und mehr menſchen
zu verſchlingen begehrt. Er trug aud) bey ihm einen
groſſen ungeheuren Spieß, wie einen Weberbaum , den
ſtieffe er wieder den Erdtbodem , daß ſich das ganz Col
legium bewegte vnd erſchütterte. Doctor Fauſtus aber
wincket ihm mit dem Finger, da tratt er auß , da be
ſchloß Doctor Fauſtus ſeine Lection, des die Studenten
alle wol zufrieden waren , denn ſie hatten den Teuffel
im Glas geſehen , und begehrten fortan fein fölch ges
fichte mehr von ilm .
502

E r i n ne r u 'n g.
Von erwedung der Helden haben wir in dieſem Buch
auch ein Hiſtori , wie D. Fauſtus den Keyſer Carolo den
fünfften , Keyſer Alerandrum Magnum in fölcher geſtalt
fürgeſtellt hat, dahin ich den Leſer remittiren wil. Dies
weil aber in obangezeigter beſdreibung eines vngeheuren
Rieſen des Polyphemigedacht wird, ſo melden zwar dauon,
Ovidius, Homerus vnd Virgilius, in jren gedichten , das
dieſė Cyclopes, groſſe Nieſen und menſchenfreſſer geweſen
fein , haben nur ein aug, ſo groß als ein filt , an der
ftirnen gehabt, vnd wie Strabo vnnd Plinius anzeigen,
haben ſie gewohnt in Sicilien , in den Bergen Aetna , in
den groſſen hölen vnd ſpeluncken der berge , fie gebrauch:
ten fich feines gerichts noch rechts , was einem jeden ges
felt , das iſt inen billich , die Weiber entlehnten ſie einer
von dem andern , vnd die Kinder, To ſie zeugten, nehreten
fie in gemein , ihre Inſul, darinnen ſie wohnten, war ſo
fruchtbar und feiſt , das ſie ohn alles tungen , ohn alle
mühe, koſt vnnd arbeit die fülle hatten , ihren Weinwachs
hatten ſie Sommer vnd Winter , ihre Inſulwar voli
Geiſen vnnd Gembſen. Quidius aber beſchreibt dieſen
Polyphemum alſo , das er war in gröſſe vnd lenge , wie
ein hoher Felß oder berg , wenn er ins holß gieng und
heim trug, lude er ſo ſchwer auff, das , wann er es von
ihm warff, es in ſeiner hören ein ſolchs groß getummel
gab , das der ganz berg daruon erzitterte. Zu nachts,
wann er wolt ſchlaffen geben , ſo hub er auff einen groſs
Fen felſen , den nicht 22. Wagen und 88. Noß mochten
von der ſtette bewegen, viel weniger wegführen, denſelben
lehnet er an das Thor, anſtatt eines Nigels. Als auch
Vlyſſes der ftreidtbare Heldt mit ſeinen Schiffen an dieſe
Inſul anfuhr, vnd die wohnung des Polyphemi ſeben wolt,
lag er auff der Erden , das er ſeine gröſſe nicht erſehen
fondt, das auch Polyphemus ſeine arm außgeſtredt, züďt
des Vlyſſis geſellen , ihrer zween , einen jeden bey einem
Fuß, vnd zerſchmettert fie, als zwey iunge Hündlein, wie:
der den boden , darnach brach er ihnen ein gliedt nach
dem andern ab , bereittet ihms zu , wie er es gern wolt
eſſen , vnnd fraß fie zulegt wie ein hungeriger Löw , mit
503

baut vnd baar, das weder eingeweid nod bein vberbliebe.


Alſo gegen tag erſchlug er wieder zween , die fraß er für
ein früh biſfen , als aber Blyſſes mit ſeiner groſſen ge: -
ſchidligkeit in mit einem ftarden Maroniſchen wein , der
in Thracia wuchſ , trunden macht , und darob entſchlieff,
ſtieß er ihm ſein einzeles aug auß , das er nichtes mehr
Feben kondt , darob er erwacht, und ichrye mit folchem
ſchredlichen geſchrey, of es in der ganßen Inſel erſchalte,
und die vmbwohnenden Cyclopen oder Rieſen , lieffen an
allen örten zu , das auch Viyſſes fich vnd ſeine geſellen
verbergen muften , vnd floben zu fren Schiffen , als nu
Vlyſſes gedacht, er were dem vnglück entgangen, Vnd were
nun ficher auff ſeinem Schiff . drye er dem Polyphemo
ſpöttlich zu, darob erzärnt fich der Rieß, das er ganß vn
geſtūmiglich mit beyden benden in den felfigen berg fiel,
rieß die ſpiß berab , warff die ſo nahe in das Meer an
ras Schiff , das er bey einem haar das Schiff getroffen
bette , von dieſem yngeſtümen wurff thet fich das Meer
auff, das es bis auff den grundt zu ſehen war. Hie :
rauff woller vir auch etwas handlen von den Nieſen und
andern ſtreitbarn Helden, von ihrer ſterd , gröſſe und macht,
wo ſie gewohnt, vnd von ihrem geſchlecht. Anfenglich ſo
nennet Moyſes Gene. 6. die Rieſen , Tyrannen , da der
tert ſpricht. Es waren zu den zeiten Tyrannen auff Er
den, vnnd die Ebreiſch ſprach nent fie Nephilim , das ha
ben die lerer Lateiniſch genant Gigantes, darumb das fie
groß geweſen ſindt, das die andern gegen inen geſtanden
find , als weren ſie gefallen , oder aber das fie die leut
vberfallen vnd gezwungen haben. Sölche Rieſen waren
gar mechtig vor der Sindflut, vnd bawten groſſe mechtige
Heuſer und wohnungen, vnd lebten viel hundert jar, vnd
Tyrannifirten vber die ganßen Welt d, ann fie verlieſſen
ſich auff ire groſſe ftarde leiber. Wie dann auch Ovi .
dius anzeiget, wie die Nieſen oder Tyrannen , fich auff
ihre groſſe fterc vnd gewalt verlaſſen haben, und ſich ge
gen andern menſchen erzeigt , wie ein Löw gegen einem
Hündlein , mit kriegen vnd rauben , mit vbung, ſchand vnd
laſter. Beroſus ein alter Heydniſcher geſchichtſchreiber, mel:
det alſo : Sie erfunden newe waffen , vndertrudten jeders
504

man , fie erfunden gezehlte Seytenſpiel vnd alle wouluſt,


fraſſen die Leut, verderbten die empfangen kinder, trieben
onfeuſcheit mit ihren eigen Muttern, Töchtern, Schweſtern,
Knaben vnnd Thieren , vnd in ſumma , es war kein la:
ſter, das ſie nicht begiengen, derwegen Gott bödlich über
fie erzürnt, das er auch das ganß Erdreich durch die
Sindflut vertilget. .
Wo aber ſolche Rieſen ibre wob
nung , ort vnd ſtett gehabt haben , wirdt auch angezeigt.
Beroſus ſprict, das ſie vmb den Berg libanum gewohnt
haben , vmb welde, gegne groſſe Weine geftanden findt,
da man ras ſchön köſtlich bolß die Cedern gehawen hat, 華1

das der König Salomon zu dem gebew des Tempels ge


braucht hat. Libanus dieſer berg ligt zwiſchen Arabia vnd
Phenicia , am erſten buch Moyſe am 14. Cap . ficht man ,
das die Rieſen zu Aſtaroth , Karnaim , Sufiin vnnd Ha:
mim gewohnt haben , Nume. 13. Sie wohneten gegen
mittag zu Hebron , vnd wie die ſchrifft darauff redet, wob
neten ſie in einem ſolden guten lande , darinnen Honig
vnnd Milch fleuſt, und als Moyſes die fundtſ affter , ſo
die Landtſchafften folten außipehen , außſchidet , vnnd fie
wieder tamen, zeigten ſie dem vold an, wie ſie haben ein
gewaltige Landtſchafft gefunden , darinnen gebawt waren
groſſe vnd fefte Stette , vnd fie ſahen auch Enaks kinder,
das waren die Rieſen , welcher Stette ſehr groß und biß
an den Himmel vermauret waren , Deut. 1. 2. 9. Joſue
11. Alſo waren auch Rieſen zu Debir , Anab , unnd von
allem gebirg Juda , Item zu Gaſa, Asdod, im 12. Cap.
berrſchten fie vber den berg Hermon , vber Salcha , vnd
vber gang Baſan , biß an die grens Geſuri vnnd Maas
chati , vnd 1. Samuel 17. wohnet Goliath vnd fein ges
( chlecht zu Gath. In ſumma , fie hetten die ſchöneſten woh
nungen und beſte fruchtbare Lender , ſo ie in der welt wa:
ren . Ferner zeigt die H. ( chrifft, etliche geſchlecht vnnd
nachkommen der Rieſen an , als das erſt vnnd elteſte ges
ſchlecht, die Enatſen , welche die H. ( chrifft offt anzeucht,
ſie wohnten gegen mittag zu Hebron. Num . 13. Deut. 1 .
9. Joſua 11. vnd zu Jullie zeiten wohneten die Kinder
Enaks , als Abima, Seſai vnd Thalamai, noch zu Kiria:
tharba, das iſt Hebron, welche Caleb vertrieb . Joſue 15.
505

Dieſes Rieſengeſchlecht fam von Cain her , der bawt ein


Stadt, die nennet er Enos, welche war ein Raub - Stadt,
und von dieſer Stadt Enos entſprungen ire namen die
Enakſen her. Noch war ein geſchlecht der Rieſen , welche
die Moabiter nenten Emim. Gen. 14. Deu. 2. die bet:
ten jre wohnung zu Ar, vnd wie Moyſes ſpricht, war es
ein groß hoch ſtard vold wie die Enakim , von dem ges
ſchlecht Eſau her. Jtem das geſchlecht Sammeſumim, welche
auch die Moabiter alſo nenten . Dieſe geſchlecht kommen
auch von den nachkommen Eſau her. Deut. 2. Item Na:
pha. 2. Samuel 21. , dieſes geſchlecht hette iren fiß zu
Gath , da war ein ftarder Rieß mit namen Saph, der
war in dem Philiſterkrieg zu Nob von dem Sibechai dem
Huſathiter erſchlagen , gebohren von Rapha , noch einer
von Rapha Jesbi zu Nod, den hat Abiſai der Sohn Ze:
ruia zu todt geſchlagen. Item Orgim , dieſer Rieß war
zu Gob , vom Elyana erſvlagen . Weiter das geſchlecht
und herkommen von dem Rieſen Goliat, war Rapha , Go:
liat hatte einen Bruder labsmi, den erſchlug Elhanan. 1 .
Cron . 21 . Die Franßöſiſch Chronic zeigt an , das zu
zeiten des Franßöſiſchen Königs Caroli des erſten in Frands
reich ein Nieß von dieſem geſchlecht Goliat ankommen ſey,
mit namen Ferragut auß der Stadt Nadres, in den Sy.
riſchen grenßen berſchende. Item Sibai, dieſes Rieſenge
ſchlecht kompt auch von Goliat her , 1. Cron. 21 . Vnd
To viel , ſaget die heilige ſchrifft von den Rieſengeſchlech:
tern . Nun wollen wir auch reden , von ihrer vnnd an
der groſſen Helden gewaltigen ſterke vnnd thaten, welche
auch die H. (chrifft mit namen berühmbt. Im buch der
Richter am 3. Cap. erſchlug Samgar der Sohn Anath
600. Philifter mit einem Ochſenſtecken . Im 14. Cap. wird
gemeldet von dem ftarden Simſon, der gieng binab gehn
Thimnath in die Stadt, und in dem begegnet im ein jun:
ger brullender Löw , den fiel er an , zerriß in mit den
bänden wie ein junges bödlin. Item mit einem Eſelskin
baden ſchlug er tauſent Mann , mehr zu Gaſa ergriff er
zu mitternacht beyde thür an der Stadtthor , ſampt den
beyden pföſten , und hub ſie auß mit den Nigeln , und legt
fie auff ſeine ſchultern , vnd trug fie hinauff auff die Höhe
506

des bergs gehn Hebron , leßlich da ihm feine Feinde die


Philifter die augen außſtachen, trieben ſie mit im fein ge :
ſpöt , vnnd betten ihr geſpiel mit ihm , vnd banden ihn
vmb zwo Seulen des Hauſes , darauff der Philiſter Fürſt !

rein Pandet hielt, und das Hauß war voler Männer vnnd
Weiber bey drey tauſent, die da zuſaben , wie Simſon vor
dem Fürften ſpielte , da faſt er die zwo mittel Seulen,
auff welchen das hauß gefeßt war, und drauff fichs hielt,
und nahm die eine Seul in ſeine redte vnnd die ander
in ſeine linde handt, vnd zerriß das hauß, und das hauß
fiel auff die Philiſter Fürften , und auff alles vold , das
darinnen ware, Joseph lib . 5. cap . 10 . Im 1. burch
Samuel 17. wird der König Dauid angezogen , wie ihn
der Geiſt Gottes zu einer groſſen mänligen ſterd gereißt
bab , das , als er ſeines Vateren ſchaff gebütet , ein Löw
und ein Beer fam, vnd trug auß der Herde ein ſchaff hin
wegt, dem lieff der Dauid nach, vnd rieß ihm das Schaff
auß dem maul, nahın ihn bei ſeinem bartt, warff ihn zu
bodem vnd tödtet ihn , alſo erſchlug er den Löwen vnd
Beeren, darumb ſagt auch Dauid zum König Saul, folt
ich dieſen vnſern Feindt den Philifter Goliat nicht beſſer,
als ſolcher Thier eins ſchapen , der nicht viel in der fterd
gleich ſein wirdt. Als König Dauid wieder die Phili:
fter zu Feld zog , erſahe ihn ein Nieſe mit namen Jesbi,
aus dem Nieſengeſchlecht Rapha ( Joſephus nennt ihn Ae:
mon) wolt den König Dauid erwürgen , aber Abeſſeus,
Joabs bruder , kam dem König eilends zu bülff , da er
idon zu boden gefallen war , und ſchlug ſeinen wiederſa
cher zu todt , dieſer Nieß war ſo ſtard , das ſein ſpieß
ſtangen weget 300. fedel ſchwer Erß, Joseph . lib. 7. C.
10. 2. Samuel 21 . Darnach als Dauid hört, das fich
die Philifter bey der Stadt Gazura oder Nob verſamlet,
ſchickt er ſein Heer wider fie auß , in dieſem Zug leget
Sibechai oder Sobachis Dauids fürnembfter Helden einer
groſſe Ehr ein , vnd bracht deren viel vmb, die ſich für
Rieſengeſchlechter außgaben, und ſich ihrer ſterd rühmeten,
vnd war ein vrſache, das die Hebreer wieder die Phili
fter fiegeten. Nach fölcher niederlag Fiengen die Philifter
abermahl einen newen Krieg an zu Nob, vnnd Dauid
507

ſchidt ſein Kriegesvold wieder fie auß , da hat fich aber


fonderlich Elhanam oder Nephanus , wie ihn Joſephus
nennt , ein Bethlehemiter ſein verwandter , ehrlich vnnd
dapffer gehalten, dann er ſich allein an den allerſterdeften
Philiſter Goliath , einen Gethiter, gerichtet, und in vmb:
bracht hat, derſelbige hette einen ſpieß, des ſtangen war
wie ein Weberbaum . Darnach erhub ſich wieder ein
Krieg zu Gaty , da war ein langer Mann , der hatte 6.
Finger an ſeinen henden vnd 6. Zeen an ſeinen Füſſen,
vnnd er war auch gebohren von dem Rieſengeſchlecht Ras
pha , vnd da er Iſrael hohn ( prach , ſchlug in Jonathan,
der Sohn Simea des bruders Dauid, dj er ftarb , Joseph.
lib. 7. c. 10. 2. Sam . 21. Jaſabeam der ſohn Hachs
moni 1. Par. 12., dieſer erſchlug mit ſeinem ſpieß 300.
auff einmal, 2. Re. 23. ſteht 800. Abiſai, Joabs bruder,
der erſchlug 300. Benaia der ſohn Jojada von Nabzeel,
ein ſtreidtbarer heldt, der erſchlug zween Löwen der Moas
biter , vnd zur Schneezeit noch einen Löwen bey einem
brunnen , er erſchlug auch einen Egyptiſchen Mann , der
war fünff elen lang , und hatte ein ſpieß in der handt,
wie ein Weberbaum. Benaia aber , der riſſe ihm den
ſpieß auß der handt und erſchlug in mit einem fteden,
1. Paral. 12. Die Frangöſiſch Chronic lib. 2. fol. 250.
meldet von einem Ferragut genant , 12. elenbogen lang,
der fam zu zeiten des Franzöſiſchen Königs Caroli des
erſten, mit dem Admiral von Babylon in Frandreich mit
22000. Turden, das Königreich zu verheeren, dieſer Rieß
bote einen kampff auß, leib gegen leib , da hat ſich einer
mit ihm in den kampff eingelaſſen , mit namen Rolandus,
des R. Caroli Endel, wiewol er ein kleiner Mann gegen
dieſem geweſen , denn in auch der Rieß von dem Pferdt
berab zog , vnd ihn daruon führt , jedoch hat ev ſich wie:
der erquidt und geſterdt, vnnd den Rieſen bey dem Knie
erwiſcht, vnd in dermaſſen gefaßt, das ſie alle beyde findt
zu bodem gefallen, da ſie gleich wieder auff geweſen, und
auff ihre Pferdt geſeſſen, 30g Rolandt ſein Sowerdt ges
gen dem Ferragut , in zu treffen , vnnd von dem Gaul
vnd
zu ſchlagen vermeinende, das ſchwerdt ſchlipffet ab ,
zerſpaltet in einem ſtreich das Pferdt in der mitte enßwey ,
508

ba ſabe Ferragut Rolanden an vnd verwundert fich, das


ein fölcher kleiner man einen ſo grawſamen ftreich gethan
bette , vnd als er fich zu fuß vnnd ſein Pferdt todt geres
ben , iſt er mechtig ergrimt vnd erzärnt worden, deswegen
er auffgeſtanden, gegen Rolanden gelauffen , vnd ihn mit
feinem Schwert zu treffen vermeint, es gab ihm aber No:
landt einen ſolchen ftreich auff feinen arm , das er ihm
das Sowerdt enzwey hub , darnach kamen ſie an einan:
der zu ringen , viid als er den Rieſen müde gnug gemacht
hatte, erſabe Roland reinen vortheil, ond ftad in mit ſeis
nem ſchwerd vnter den Nabel hinein , vnd tödtet ihn .
Joſephus der alt Judiích geſchichtſchreiber zeigt an , lib .
13. cap. 21. das in der ſchlacht des Königs Ptolemei,
Yo er mit dem Hauptmann Alerandro, Ariſtobuli Sohn,
gehalten , Alerander ſolche dapffere Kriegesleute gehabt,
die er Þecatontomachos genent , deren dorfft einer mit
hunderten ftreiten , wie Leuit 26. ftehet. Cyrteus ift
ein ſchreiber oder Schulmeiſter zu Athen geweſen , darzu
lahm und hindend , aber ſo beberßt und friſch , das er
auch , als er den Lacedemoniern auß bitt zum Oberſten
ift gelihen vnnd verordnet worden, in einem groſſen krieg
den trefflichen Mann Ariſtomenem , welcher mit ſeiner
Fauſt 300. Spartaner erwürgt , oberwunden , im Regen
tenbuch lib. 4. cap. 20. – Arturus, der Britannier Kő
nig, als er im ein beer geſamlet wieder die Sachſen vnd
Schotten, iſt er vnter ſeine Feind gefallen, vnd hat allein
mit ſeinem ſchwerdt, ſo er Caliburno genent, 470. mann
erlegt vnd getödtet, Sigebert. in Chron . Im jabr 1276.
geſchabe die ſchlacht zwiſchen Wernero, Erßbiſchoff zu Mainß,
vnd Graff Hanſen von Spanheim , bey Genkingen , nicht
weit von Sprenlingen , vnd findt auff yden theilen viel
vmbkommen, verwundet vnnd gefangen , vnter denen war
ein Fleiſchhawer von Creußenach , genant Michael Mort,
ein freudiger vnd ſtarder Mann , der für ſeinen Herrn,
den Grauen mänlich geſtritten hat , darumb er , wie ein
anderer Machabeer, ewiger gedechtnus bey den nachkom
men würdig iſt , denn als er von den Feinden vmbgeben
war auff allen reitten , hat er ſo mänlich in fie gehawen,
das er allein mehr denn 20. vmbbracht , zuleßt wart er
509

auß vielheit der Feinde , an. ſeinen Füſſen beſchedigt, tas


er zu boden fiel, da bat er. eilends fich erholet , auff den
Knien fich bebolffen , als er nicht vermocht , gar auff zu
kommen , hat vnerſchrođen vmb fich gebawen , und noch
fünff erleget , und viel auß denen , die vmb ihn waren ,
verwundet, zuleßt als er gar keinen gehülffen hatte , und
die ſeinen mehrer theil von ihm waren geflohen , hat er
ſein leben mit groſſem ruhm und ehren geendet. Chron.
D. Caspar Hedion in 4. parte . Anno Chriſti 1455.
zu der zeit der Türdiſchen Keyſer Amuratis vnd Mabo.
metis , da iſt berühmbt vnnd in groſſen namen geweſt
Caftriotus Scanderbegus genant , ein Herßog zu Cypern
vnnd Albanien. Dieſer , als er noch Jung war , iſt er
von ſeinem Vatter, Herßog Johan Caſtrioten, ſampt an
dern dreyen ſeinen Brüdern , Amurati anſtatt einer Burg:
ſchafft vberliffert worden , und wiewol er nach dem tauff
nam Georgius genant war , haben in doch die Türden
von wegen ſeiner ftreitbarlichen Thaten Scanderbeg ge
nandt, welcher auff vnſer ſprach ſo viel lautet , als der
groſſe Alexander, etc. Dieſer Scanderbeg iſt wunderbar:
lich nach der ſchidung Gottes auß des Turden handt wie:
der in ſein Vatterlandt kommen . Er hat auff ſeinem
rechten arm , den er ftets bloß geführt , ein angebohrnes
mahl als ein ſchwerdt gehabt, wenn er einen angriff wie
der ſeine Feinde bat thun wollen , hat er ſich in ſein leff
Ben gebiffen , ſo baldt er das blut geſehen , iſt er gans
grimmig worden , vnd mit groſſer manbeit die Feinde an:
griffen , und was er antroffen , das hat alles berhalten
müſſen, iſt etwan in der ſchlacht in ein dicen hauffen der
Feind hinein kommen , aber alsbaldt wie ein Löwenyelet,
im ort vnd plaß vmb ſich bergemacht. Von ſeinen ges
fdichten vnd thaten hat Marionus Barletius ein herrliche
Hiſtoria beſchrieben , da mag man wunder ' von dieſem
Helden leſen . Leßlich wollen wir von der Rieſengröſſe
etwas ſagen . Homerus Odysseae lib. 10. zeigt an, wie
Blyſſes der ſtreidtbare Heldt ſey zu dem Rieſen König
Lyftrigones kommen , da er einen Rieſen hab gefunden ,
ein weib , ſo groß und lang als ein hoher berg. Phis
loſtratus ſchreibt, das des Nieſen Aiar todter Cörper eilff
510

elenbogen lang geweſen fey. Plutardusim 239. blath


ſchreibt, das in der Stadt Tigena lege der Nieß Anteus
begraben, welches Cörper 70. ellen lang zu ſehen iſt. Die
gefandten und fundtſchaffter, fo Moyſes in der Heyden
länder geſchidt, die kommen vnnd zeigen dem vold Iſrael
an, wie das fie durch ein Landt gezogen weren, darinnen
wohneten folche völder, welche die einwohner fraſſen, vnnd
alles vold , das ſie ſahen , waren leut von großer lenge,
weiter ſagten ſie , wir fahen auch Nieſen daſelbſt , Enats
finder von den Rieſen , und wir waren für vnſern augen,
als die Hewſchreden , vnd alſo waren wir auch für ihren
-

augen . Num . 13. Joſephus der Jüdiſch geſchichtſchrei:


ber, ſagt lib. 5. c. 2. das hernach als die Jíraeliter der
Heyden Länder haben eröbert , vnd Hebron dieſe Stadt
eingenommen , darinnen fich haben auffenthalten etliche
Rieſen , die viel gröſſer und anders geſtaltet waren , denn
andere menſchen , ihre gebein werden noch heutiges tags
gezeigt , wer fie nicht mit angen geſehen hat, der kan
nicht glauben, das fie ro vngeheur groß geweſen fein , ond
Deuteronomi 3. ſaget die heilige Schrifft, das des Kös
nigs Ogs zu Baſan ſein bette, welches in der Königlichen
Stadt Rabbath bey den findern Ammon zu ſehen war,
9. elen lang vnd 4. elen breit, nach eines manns elenbo:
den , alda war gefunden , 1. Sam . am 17. cap. iſt auß
der Philifter leger herauß getreten der Rieß Goliat von
Gath, 6. elen und einer Handtbreit hoch und het ein Eh
rin helm auff ſeinem haupt, vnnd einen ſchuppichten Pan :
Ber an , vnd das gewicht ſeines Panßers war 5000. fedel
Erbcs , und hatte ehren Beinharniſch an ſeinen ſchendelii,
vnd ein Ehren fchildt auff ſeinen ſchuldern, vnnd der ſchafft
ſeines ſpieß war wie ein Weberbaum , vnd das eyſen
ſeines ſpieſſes hat 600. Feckel Eyſens. Benaia 1. Chro.
12. erſchlug einen Egyptiſchen man, ter da war fünff cle
len groß , onnd hatte ein ſpieß in der Handt, wie einen
Weberbaum . Josephus lib. 18. cap. 6. (pricht, das
Artabanus Tiberio ſeinen Sohn Darium zum Geiſel mit
vielen geſchenden uberſchidet , vnd vnder andern auch einen
mann , welcher fieben elen lang , vom geſchlecht ein Jud,
mit namen Eleazarus, der von wegen ſeiner groſſen lenge
511

der Nieß genannt war. Zu den zeiten Keyſer Hein:


richs des dritten ward zu Rom eines Rieſen leib gefun
ren , lenger denn eines thurnes bod , fein angeſicht war
fünffthalben ſuch breit, hatte ein wunden uber fein bruſt,
gröſſer dann man ſagen darff, ein brennendt liecht ſtundt
ju feinem þaupt, auff feinem grab ftunct geſchrieben :
Filius Euandri Pallas , quem lancea Turni
Militis occidit, viole sua jacet hîc :
Hie liegt Pallas ein Sohn Euandri,
Durchftochen von der langen Turni.
Sonflen ſchreibt man von dem Hildebrandt, Dieterich
von Bern , Ed , Hurne Sewfried , welches rüſtung man
zu Wormbs in dem Thumbzeiget, vnnd andere groſſe
yngeheure Niefenbein , dieß laß ich aber in ſeinem werth
beruben . Anno 1585. den 24. Augufti an S. Bar:
tholomeus tag, iſt in einem Fleden Hardtmansweidler ges
nant , bey Winnetten in dem Würtenberger Lande geles
gen (denn in dieſem jahr hat fid viel guß vnd gros Re:
genwetter erhoben vnnd begeben ), ein groſſe gruben auſs
Ferhalb des Fledens eingefallen , darinnen Hat man erſt:
lich gefunden ein bein 4. ſpannen lang, als man aber
weiter nachgraben , da hat man wieder gefunden wenig
gröſſere bein , fünff ſpannen lang , und ein ſpannen did,
Der Cörper in der breite war 6. chuch lang , der Kinn:
bad bielt 16. pfundt, ein vierling weniger, der kopff war
so groß als ein Simmere , vnnd ein Zabu hielt etwan
12. oder 13. loth ſchwer , man þette gern den gangen
Cörper zuſammen gebracht , aber es iſt viel von denen
vom Adel , die wunders halber dahin kommen , daruon
genommen worden und entführt.

Das Neun vnd dreyfiigſte Capittel.


Doctor Fauftus fompt vnuerfebens in ein Gäftercy.
In der Schloſſergafen zu Erffurt iſt ein hauß.
zum Encker genant , darinnen hat damahls ein Stadis
Juncherr gewohnt , bey welchem fich D. Fauftus die
512

gange zeit vber, ſo er zu Erffurt geweſen, am meiſten ges


halten , welchen der Juncherr lieb und wehrt hielt. Es
trug ſich auff ein zeit zu, das Fauſtus war nach Prag,
damals aber hett dieſer gemeldt Junckherr viel guter
Freundt zum abendteſſen zu ſich beruffen , da waren
ſeine freund vber malzeit (uſtig vnd frölich, allein das
der Junckherr wünſchete, wenn Fauſtus nur auch ge
genwertig wer , ſie wolten noch frölichers muts fein.
Einer vnter jnen, ſo ſchon ein guten rauſch hatte, nahm
ein glas , ſtreckt das mit der handt in die höhe, vnd
ſprach : guter freund Fauſte, wo ſteckſtu heint, das
wir dein müſſen emperen , wereſt du da , wir wolten
vnſere fröligkeit anders zubringen , weil es aber nit
fan ſein , ſo wil ich dir dennoch eins gebracht haben,
kan es aber je ſein, ſo komme zu vns, vnd feum dich
nit , darauff hat er ein Jurer gethan , in dem klopfft
einer an der haußthür ſtarck, ein knecht lieff an d3
Fenſter, zu ſehawen, wer da were, da ſtieg D. Fauſtus
von ſeinem Pferdt ab, hatte ſein Roß beim zügel, vnd
gab ſich zu erkennen, wie er der wer, den man geruf
fen vnd gewünſdyet hette, der knecht zeiget fölches dem
Junckherr an, Fauſtus ſtehe vor der thür, wer von dem
Pferdt abgeſtiegen , vnd begert hinein , der Juncherr
ſpricht, was er ſag , ob er taub oder närriſch fer , er
ſebe durch die brillen , er wille wol , wo Fauſtus ſey,
werde vor ſeiner thür jekund nit ſtehn , indem klopffet
Fauſtus wieder , der knecht bethaurts hoch , er rey es,
Der Junckherr alsbaldt fahe ſelbe zu dem Fenſter hins
auß , und nahm ſein gewar , alsbaldt wardt die thür
geöffnet, vnd von allen wol empfangen, des Junckherrn
ſohn nam das Pferdt, führete in den ftal, gab ihm
futter, man faßt den D. Fauſtum zu tiſch, vnd fraget
in , wie er ſo baldt wieder keme. Grantwortet , da
513

iſt mir mein Pferdt gutt zu, weil mich die Herrn gäſte
ſo ſehr wünſden vnd begehren , und mir geruffen, hab
ich jhnen willfahren , und bey ihnen allhier erſcheinen
wollen, wiewol ich nicht lang zu bleiben , ſonder noch
vor tags zu Prag ſein muß , alſo fiengen ſie wieder
ihre fröliche mahlzeit an , indem trieb Fauſtus ſeine Poſ
ſen , vnd ſpricht zu ihnen , ob ſie nicht ein frembdent
Wein oder zween verſuchen oder koſten wolten , er ſey
gleidy ein Reinfal, Malvaſier, Spanniſd) oder Franzia
fiſch Wein , darauff mit lachendem mund antworteten
fie, ja ſie ſind alle gut, bald fördert Fauſtus ein Bös
rer , fehet an auff die ſeiten am tiſchblat vier lödher
nach einander 311 boren , ſtofft zepfflin für , vnd heiſt
jm ein par ſchöner gleſer ſchwencken vnd bringen , als
den zeucht er ein zäpfflin nach dem andern auß dieſem
tiſchblatt, da ſprangent obgemelte wein herauß in die
gläſer, des verwunderten ſich die geſte, lachten vnd was
ren guter ding, verſuchten mit groſſer begird diſen föſt=
lichen wein . - In földher furßweil fompt des Junca
herrn Sohn, ſpricht den Doctor an , und ſagt: Herr
Doctor, wie muß man das verſtehn ? ewer Pferdt das
friſt ſo vnerſetlich, das ich wolt fürwar 10. oder 20.
Pferdt mit dem, dz es gefreſſen hat , futtere , wir has
ben mit ihm ſeidther gnug zu thun gehabt, vnd haben
etliche Scheffel Habern an ihn gewandt, noch wil es
nicht helffen, ich glaub, der Teuffel freſſe auſ jm , ſte =
het noch ſtets, ficht fidy vmb, wo mehr ſey. Das la
chet nicht allein Fauftus, ſondern auch alle, die es hör
ten, darauff ſagt des Junckherrn Sohn wieder , nun
wil ich noch einmahl hingehen vnd ihn von newem
futtern, vnd ſolt ich auch an in etliche malter Habern
anwenden, darauff gibt ihm D. Fauſtus dieſe antwort,
er ſolte. eß nun dabey laſſen berufen , er hab diſmahl
11 . 33
314

gnug gefreffen , denn er fräße rol allen Habern auff


dem boden hinwegf, wenn man ihm wolt ſeinen vner
ſettigen magen füllen , es war aber diß Pferdt ſein Geiſt
Mephoſtophiles . Mit fölchen und dergleichen furgweis
ligen poſſen brachten fte den Abendt hin biß in die
Mitternacht, ba thet Fauſti Pferdt einen hellen geſchren,
das man es vber das gang hauß hören kondt. Nun
fagt D. Fauſtus , ich muß fort , ich bin citiert , vnd
wolte gute nacht geben, aber fte hielten ihn auff , da
knüpffet er einen knoten an ſeinen gürtel , vnd fagt
ihnen noch ein ſtündlein zu, vnd das ander mahl fieng
das Pferdt wieder an zu ſchreyen , da wolt er wieder
fort, ließ fich die geſellſchafft wieder bewegen , blieb noch
ein ſtund, vnd macht noch einen knoten an den gürtel,
wie aber dieß auch verlauffen war, vnd fein Gaul den
dritten ſchrey thet , da wolt er 'gahr nicht lenger bleia
ben , noch ſich auffhalten laſſen , nahm ſeinen abſchied
von ihnen, da gaben fite ihın das geleit biß zur Hauß
thür, lieſſen ihm ſein Pferdt vorziehen, darauff ſaß er
vnd ritt wieder dahin , die Schloffergaffen hinauff, den
es waren alle thor noch verſchloſſen , da ichwang fich
ſein Pferdt mit ihm vber ſich in die Lufft , das , die
ihm nach ſahen , ihn baldt nicht mehr leben fonten,
vnd fam alſo noch gegen tag gen Prag.
Er inn e r un g.
In dieſer angezeigten Hiſtorien fallen etliche ftüdlin für,
erftlich , das man in der mahlzeit des D. Fauſti gedacht
hat, und in gewünſcht, angeſehen das er von Prag auß
einen fernen weg zu ihnen gehabt, und nicht müglich das
er alda fobaldt gegenwertig hat ſein fönnen, dennoch kompt
er auß geſchwindigkeit ſeiner Schwarßkunft dabin, und iſt
jhm der Menſchen rede wiſſende geweft. In dieſem ift
gabr wol zu ſchlieſſen, das dem teuffel allerley leichtfertige
515

geſchweß, rede, begehren, wünſche und anders wol bewuſt,


warumb wolt denn ſolche auch den Zauberern oder Schwarß:
tünſtlern , ſo fich dem Teuffel ergeben , nicht bewuſt ſein.
-

Vom Simone Mago ſchreibt man , wenn der Keyſer


Nero gern hat wiſſen wollen , was ſeine Hauptleut von
ihm ſagten , war dem Zauberer Simon folches wiſſendt,
deſſen zeigt er dem Keyſer an. Erloiffus, ein Abt zu
Fulda, war ein Schwarßfünſtler, dem war gahr wol wiſs
Tendt, was fürſchläg im Capittel wieder in gieng, alsbaldt
bat er fich auch entſchüldigt. Albertus Crang zeigt in
ſeiner Chronic an, lib. 2. cap. 24. das Gormo ein Sohn
Haraldi des Königs auß Denmard hat erfahren, von den
Mitternächtigen Lendern , irem Reichthumb , vnd wunder:
barlichen Telßamen dingen , damit er auch wiſſen möcht,
was vber Meer und viel hundert meil geſchehen möchte, '
bat er die warſagung der Phinnen gelehrnt. Sölche mehr
erempel findt fürbanden , welche anderswo in dieſem buch
werden angezogen . Desgleichen , das er auß dem tiſch
Wein gezwungen hat , das iſt auch dem Teuffel oder reis
nem Incantatori müglich, deſſen wir auch in folchem buch
gnugſame erempel finden werden , ſonderlich im anfang,
als der Teuffel im zu willen worden, vnd er jm hat Wein
vnd anders müſſen zutragen, zu dem kan er die innerliche
finn des Menſchen gar wol verblenden , wie man fonft
etliche Truffelsbanner findet , die einfölche verblendung
treiben , das ein gaudler mit einem ftrohalm ein groſſen
wißbaum zeucht, oder das auff einem tiſch alsbald Peters
ling, Salat oder ſonſten ein Kraut berfür wech ft. Stem,
das man viel Häffen nach einander ſtelt , wirfft alsdenn
etwas darein , da danßen denn die Häffen nach einander,
das fie zu trummern erſpringen. Item , das man an ei:
nem hellen liechten tag die fern ſehen fan. Item die leut
obn haupter zu machen, oder Efel obren anzuhengen, vnd
was des teuffeliſchen gaudelwerds mehr iſt, wie dann zu
feben iſt an den Egyptiſchen Zauberern , die da haben
Fröſch, reuß, Hemſdreden und andere vnziffer auch machen
können. -
Item es wirdt weiter angezeigt, wie Fauſtus
pferdt fo viel gefreſſen hat. Solche verblendung hat Docs
tor Fauftus mehr getrieben , als er zweymahl ein Fuder
516

Hew gefreſſen , wie auch der Wildtfewr zu Nordthauſen ,


der Zauberer, dieſe kunft getrieben hat. Von dem Cas
nonico Anthonio Moro ſchreibet man , das zu Halberſtadt
ein fürnehmer Abt dahin komnien , dem hat er ein ſchön
Neapolitaniſch Pferdt preſentirt vnd geſchendt, To des Abts
Staumeiſter auff 100, Cronen geſcheßt, der Abt hats mit
frewden angenommen , aber es fraß ſo viel , das vnmüg:
lic was , der Abt ( chriebe dem Moro , vnnd erzeult ihm
die vnerſettigkeit des Pferdts , dem gab er dieſe antwort,
es wer fein wunder , denn es bette einen reichen Herrn,
To er aber vermeint, es freß ihin viel Haber, ſo ſol er ihn
auff die Wäyd ſchlagen, da nun ſolches geſchahe, bette das
Pferdt eher, als in drey ſtünden ein tag wißwerd oder zwo
hinweg gefreſſen , darob der Abt erſchrac , vnd vermeint,
wenn er fölch Pferdt ein jahr ſolt haben , es freſſe das
gang Clofter, darauff ſchickt er dem Moro das Pferdt wie:
der , da aber der darauff Taß , und auff halben weg fam ,
verſchwand das Pferdt vnter ihm , vnd fuhr in die Lufft,
vnd war alles , jo man an jhm gefuttert, wiederumb da,
auß dem der Abt kund emeſſen , was ſchalckheit im der
Shwargfünſtler Morus bewieſen het.

Das Viertigſte Capittel.


Doctor Fauftus verſchafft, das die blödenden Kühe
ſtille werden .
Dem D. Fauftus gefiel die gelegenheit der Stadt
Hailbrun gar wol, auch dieweil alda ſo eine feine kurks
weilige geſelſchafft zu finden , het er ſein wonung bey
einem Bürger dem Breunle, da er viel furßweil ges
pflegt, auff ein zeit war Doctor Fauſtus betruncken,
vnd Abendt3 trieb der Hirt die Kühe ein , die hetten
ein groß geplerr vnd geſchrey. Gr rahe zu dem Fenſter
hinauß , und nahm gewahr, das der Küh war eine
menge, darauff ſagt er , ich kann ſolches vnziffer mit
8.516
517

517

518

EMMA2010
INTRITUD
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ART
TTOR
ES
UNIV
517

ihrem vngeſtümen geſchrey nicht mehr leiden , denn es


fommen erſt dort von fernen noch mehr , fie bringen
mich von Sinnen, ich wil ihnen ihr ſprach ein wenig
vertreiben , da nun die Kühe wolten mit geſchrey am
gröften ſein , und nach ihrem ſtall vnd Heuſern ſahen,
verſchafft Fauſtus, das ſte alle ihre Mäuler offen hets
ten, vnd ſahe fo gar wunderbarlid ), das ſie ſo baldt
waren ſtil worden , vnd ſo einmütig mit offnen meus
lern zu hauß giengen , die Weiber, ſo auff die Küh
warteten, erſchracken gar ſehr, ſprach ein Nachbarin zur
andern : GIB , Liſabeth , hat dein Kub auch ein offnes
Maul, ach was iſt ihnen geſchehen ?
D. Fauſtus kompt hinein in eine verſo loſſene Stadt.
Doctor Fauſtus war auch mit einer guten Purſch
von Hailbrun auß gehn Weinſperg gangen , vnd jm
alda ein malzeit laſſen zurichten , die geſelſchafft aber
verzog ſich biß in die nacht, das ſie beſorgten, ſie würı
den das thor der Stadt Hailbrun nicht mehr erreichen,
der halben ſie den Fauſtum baten , er folt mit ihnen eis
len, er aver antwortet, fte ſolten nur fort gehen , er
wolle nody wol in die Stadt hinein kommen , alſo lieff
die geſelſchafft dem Thor zu , da man eben das Thor
wolte zuſchlieſſen. Dieſe geſelſchafft verſamlet ſich in
der Stadt auff einem plaß, legten wieder an , wo ſte
noch ein mäßlin Wein oder zwey trincken wolten, einer
ſagt, ich wolt auch gern mithalten, wenn D. Fauſtus
bey uns wer, er aber iſt verſdiloſſen worden , in dem
gehet D. Fauſtus in die gaſſen hinein , und kompt zu
ihnen vnd ſagt: rollan , wo wollen wir noch ein mäße
lin Wein trincken ?
518

D. Fauſtus ergreifft einen Regensbogen mit der Handt.


Es verreiſten etliche Kauffleut mit D. Fauſto hinab
gehn Franckfurt in die Meß, vnd kamen auff dem Dt
tenwaldt abendts in ein Stettlin Borſberg, da der ein
Kauffmann dem Kelner alda verwandt war, der berufft
fie alleſampt hinauff auff das Schlos, welches zimlich
hoch liegt, indem ſte einander zimlich mit trincken zu=
fapten, ſahe es gahr trübe am Himmel (denn es war
vormittag ein ſchöner tag geweſen ) als ob ein Wetter
kommen wolt. Da ſagt einer, der am Fenſter hinauß
fabe, es ftehet ein ſchöner Regensbog am Himmel. D.
Fauſtus , als er folchs höret , vnd damahls mit der
Karten ſpielet, ſtundt von dem tiſch auff, und ſahe hin
auß vnd ſagte, was ſol es gelten , ich wil dieſen Res
genbogen mit der Hand ergreiffen , da lieffen die andern ,
ſo ſolchs hörten , vom tiſch , dieſem unmüglichen ding
zuzuſehen, denn der Regenbog ſtundt gar weit von der .

gegend vmb Borberg herumb. D. Fauſtus ftreckt die


bandt herauß , alsbaldt gieng der Regenbog vber das
Stettlin hin, gegen dem Schloß zu , biß an das Fen
ſter , das alſo D. Fauſtus den Regenbogen mit der
hand faßt und auffhielt, ſagt auch darauff, ſo auch die
guten Herrn wolten zuſehen , ſo wolle er auff dieſen
Regenbogen fiben vnd daruon fahren , aber fte wolten
nicht, vnd baten darfür, alsbald zog Fauſtus die hand
ab, da ſchnellt der bog hinweg , vnd ſtundt er wie zur
vor an ſeinem ort.
E r inne r un g.
Nachdem Zoroaſtres der erſte Schwarßtünſtler , (wie die
Hiſtorienſchreiber melden ) ein bundt mit dem teuffel auff
gerichtet hette , verhieß im der teuffel vnmügliche ding zu
verbringen , ſo er außrichten werde , unter dem war auch
519

dieß , das er ſagte , ſo er jin würde folgen , ſo woứe er


in ſolche kunſt lehren , das die Creaturen ihm gehorchen
vnd außrichten ſollen , was er ihnen nur gebiete, ob ſchon
ſolches in ihrer natürlichen frafft nicht ſey , er wolle ihn
auch lehren , da er nur etliche wort ſpreche, wie der Mondt
folte verfinſtert, die flieſſende waſſer ſtehende werden , er
folte die ſtern und anders zu im ziehen können . So nun
diß dem Zoroaſtro durch Hülff des teuffels müglich gewes
ren , wie er denn dieſes und anders verbracht hat, was
ſolt denn dem Fauſto nicht zugleich zuuerbringen müglich
ſein , wie denn von dem frommen Bapſt Paulo dem 2.
geſchrieben wirdt, der zuuor Petrus Barbo genandt war,
ein Venediger vnd fauffman , der hat auff dem Meer zu
mitternacht, mit ſeiner Swarßkunft bermöcht, die ftern
von dem Himel berab zu zwingen , auff daß das ganße
Meer ſeinen ſchein geben möcht, wie nun diß natürlich
ſolt zugehn, wolt ich gern den mehr und hochverſtendigen
darumb fragen. Es wird darbey auch von einem Res
genbogen gemeldet, welches in der heiligen ſchrifft Gen. 9.
gedacht wird, und Efaie 54. wiewol die Heydniſche Philo .
fophi fich faſt darüber bekümmert vnnd beſorget haben,
was der Regenbog rey, vnd fleiſfig nachgetrachtet, wie es
zugebe , dj er allemal gegen der Sonnen , vnd gemeinlich
gegen dem morgen , wenn die Sonn gegen dem abendt
ift , item das er nur halb rund rey . Etliche haben alſo
geſagt, es komme dauon , das die holen wolden den ftras
bei von der Sonnen zurüd ftoſſen , gegen der Sonne, To
breche fich derſelb , und mache einen ſolchen bogen , von
mancherley farb, andere geben für, ſo der hißtaw vor der
Sonnen gehet , und fich in den lüfften weilet , biß es zu
gewulden wird, ſo geſchicht offt, das die Sonn entzwerchs
ſcheinet, alsdann wandelt fich das gewüld nach den 4.Eles
menten. Die grüne hat er von dem waſſer , das blaw
nach dem lufft, die röte nach dem fewr, das braun nach
der Erden. Etliche ſagen , der Regenbog hab ſechſſerley
farb, als die grüne, rote, blawe, leibfarb, gelb vnd braun.
Johannes in ſeiner offenbahrung am 4. Cap. ſpricht, der
Regenbog hab ein farb, wie ein Smaragd, vnd der Pros
phet Ezechiel am 1. Cap. ſpricht, wenn der Regenbog am
520

Himmel flehet, und regnet darauff, To rey és Berumb feto :


rig. Andere fagen, wann die Sonn jre radios, jren ſchein
vnd glanß herab leſſet, vnd feßt ſich gegen der wefferigen
wolden, ſo entſpring ein Regenbog mit ſeinen farben .
Es ſey im wie im wolle , jo bezeugt die heilige ſchrifft,
das er ſey ein bundtzeichen, welchs Gott in die Wolden ges
feßt, zum zeugnuß, das nicht mehr hinfurt ein ſolche Sint
flut kommen ſolle, wie zu Noe zeiten geſchehen iſt , die
alles fleiſch verderbte, und zeiget dennoch bey dieſem bundt:
zeichen an, das endlich die welt in der leßten ſtraff durchs
Fewr for verbrennen vnnd zerſchmelßen. Wie dann S.
Petrus 2. Pet. 3. ſpricht: die Himmei aber die jeßt find,
und die Erd, ſind durch ſein wordt erhalten, das fie zum
fewr behalten werden, am tag des gerichts vnd verdamb:
nus der Gottloſen menſchen , und er wolle alsdenn Him
mel vnd Erden wiederumb vernewen vnd herrlicher machen.
So iſt nun der Regenbog, wie in Joſephus nennt,
ein geſdoß, darumb das er fich herab in das Waſſer left,
vnd ein werck von Gott erſchaffen , wie denn Gott ſelbs
ſpridit: wenn ich den Himmel mit wolden vberzihe, To fol
man meinen bogen feben in den wolden. Nicht das mans
allemal ſehe, ſo offt worden am Himel feind , denn das
fagt er nicht , ſondern wenn es ihn gelüftet, fo macht er,
das wir ihn ſehen , ſo offt wir ihn nun ſeben ( fagt er ),
fo wil er dencken an den bund , den er gemacht hat mit
vns. – Was denn belangt die farb des Regenbogen, dauor .
ſpricht Syrach am 43. 50. alſo : Sibe den Regenbogen
an , vnd lobe den , der ihn gemacht hat , denn er hat ſehr
ſchöne farb. Dieſe farb deutet man alſo aus : Die Blaw
farb, als der Lufft, zeiget die Zier des Himmels an, wie
herrlich Gott ſeinen Stuel geregt vnd gezieret hat, als wie
ein ſchöner blawer Vmbhang. Vnd ſo offt wir das Blaw
ant Regenbogen fehen , ſollen wir vns des Ewigen erin:
nern . Die Rote farb bedeutet den forn Gottes , den er
vor der Sindtfluth auch zu Sodoma vnd Gomorra , in
ten fünff Königreichen , vber die halbſtarrige' vnd vnbuß:
fertige hat gehen laſſen , und mit fewr vnd pech ſolche gega
ner außgetilgt. Dieſe farb ſoll auch erreichen vnnd vber
alle Gottloſe außgehn , am jüngſten tag, wenn er fommen
LIBRAR
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9.521
1.522.

10
523 .

00

532
521

wird zu richten die lebendigen und die todten. Die grüne


farb bedeutet den vntergang der andern Welt mit der
Sündtflut, denn wie man ſicht , ſo iſt das ganß Meer
grünlich anzuſchawen . Die braune farb bedeutet das Erdt
reich, oder den menſchen, der auß der erden erſchaffen ift.
Denn Menſch heift auff Ebreiſch Adam , tas iſt röttlich,
tas er auf der roten Erden erſchaffen iſt. Es erhebt
fith aud) ein ſtreit unter den Theologen, das etliche diſpu:
tiren, der Regenbog rey vor der Sündtfluth auch geweſen,
tenn bab Gott Sonn, Mond und Stern erſchaffen, ſo rey
ohn zweiffel der Regenbog auch darunder geweſen , vnnd
ziehen die glos im Propheten Joel am 2. vnd Matt. 24.
an, das alle Elementen des Himmels werden vergeben, ſo
Gott erſchaffen hab, darunter ſen der Regenbog auch : die
andern ſagen nein tarzu , ſonder bleiben einfeltig bey dem
tert Gen. 9. das Gott damals nach der Sündtflut den
Regenbogen an den Himel zum zeugnus geftelt hat , wie
es dann auch D. Luther darfür helt.

Das Ein vnd vierßigſte Capittel.


Doctor Fauſtus hat einen Teuffel geſchiſſen.
Es ſolle D. Fauſtus , wie die alten Sieder ſagen,
in die Bricysſtadt Sdwäbiſchen Hal kommen ſein , dies
ſes Saltwaſſer damahls hat er in der Schuegaſſen bey
einem "Birt eingekehrt, vnd ſich gar ſtil gehalten, auch
ſeinen namen nicht zu erkennen gegeben , aber redlich
hat er mit den geſten getruncken . Auff einen tag iſt
er mit dem Wirt auff einem plaz ſpapieren gangen,
den man den underwert nennt , denn es ſtehen auff
folchem plaß gar ſchöne linden, und laufft das waſſer
der Rody an zweyen orten fürüber, dieſer ort gefiel dem
Fauſto gar wol. 413 er nun auff ſoldiem plaß auff
vnd nieder ſpaţieren gieng, ſein etliche Sieder fürüber
gangen, vnd ſint auff das gehengk, ſo vber das waſſer
522

gemacht worden, geſtiegen, vnd alba ſtil geſtanden, den


Fauſtum angeſehen und ihr geſpött getrieben , denn es
iſt vmb die Sieder ein ſolches vold , wie in ſolcher
Stadt ein ſpridjwordt iſt, das, wenn Chriſtus ſelbſten
folt durch das Hall gehen , er ohn geſpött oder unbe
ſchiſſen nicht daruon kommen würd , alſo wiederfuhr
es dem D. Fauſto auch , denn einer ſagt, wer iſt dies
ſer klein hockendt Mann , der ander antwortet , es iſt
Der Gropus , der dritte fagt, es iſt der Bandelſtrobel.
Solches geſpott iſt dem D. Fauſto durch ſeine kunſt
bewuſt geweſen , und als er auch zimlich bezecht war,
redet er ſte an, was er ihrs geſpötts bedörfft, ſte wol
ten gerne, das er ihnen einen Seuffel ſchiſſe, des muſten
bie Sieder erſt recht lachen. D. Fauſtus nid )t vnbee
bend, zeucht die Hoſen ab , zeigt ihnen den hinderſten,
da fuhr erauß ein ganz fewriger ſtrahl, auff die Sie
der zu , vid fiel in den Kochen ins waſſer, der ſtrahel <
fuhr am Waſſer auff vnd nieder , und wiſdht de zu
left vnter das waſſer, bald ſteigt ein kollſchwarzer Mann
berauß, gang zottet , gieng gegen den Siebern zu , da
fie ſolches ſaben , ſte nicht vnbehendt, und lieffen von
dem geheng. Es ſol ſich auch D. Fauſtus haben ver
nehmen laſſen, wenn ein Sieder darunter, ſo auff dem
geheng geſtanden, wer in das waſſer gefallen , ſo hette
ihn der Teuffel getödtet, daher darnach das ſprichwordt
entſprungen, wenn einem ein vnglück oder ſonſten etwas
wiederfahren iſt, das man geſagt hat, er hat den Teuf
fel in den Rochen geſchiſſen .
523

Das Zwey und vierbigſte Capittel.


D. Fauſtus verzäubert einem groben Bawren ſeine
redele in die Lufft.
Doct. Fauſtus war zu einem Marſchalck gehn Brauns
ſchweig in die Stadt gefodert, der lag franc und hatte
die ſchwindtſucht, oder das abnehmen , nun hatte Dois
tor Fauſtus gemeinlich ein ſolchen gebrauch , das er
nimmer weder fuhr noch ritt, ſonder er gieng am lieb
ſten zu fuß, als er nun von fern der Stadt anſichtig
wardt, begegnet jm ein Bawr vngefehr mit vier Roſſen
gefahren, mit einem leeren wagen, dieſen ſprach Doctor
Fauſtus an, er ſolte ihn laſſen aufffigen vnd ihn füh
ren biß zu dem Stadtthor , welches er ihm abſchlug,
vnd wegert, ſagende, er würde ohne das gnug auß der
Stadt zu führen haben , wolle nit erſt mit ihm vmbs
gehen , wiewol es dem D. Fauſto nicht ernſt war, ſon
der thet nur ein verſuch , was hinder ſolchem groben
Bawren ſtecken möcht. Als nun der D. Fauſtus alſo
abfertigt, gedacht er bey ihm ſelbeſt: Harr du grober
dölpel vnd vnflat, du muſt mir herhalten , ich wil dich
mit gleicher münß bezahlen , thuſtu fölchs einem fremb
den, was thuſtu dann ſonſten ? bald darauff verzaubert
er ihn in ſolcher geſtalt, das ſeine vier Räder von dem
wagen ſprungen, vnd fuhren in die lufft hinweg , wie
eine feder, das rahe der Bawr, es fielen ihm auch ſeine
Pferdte barnider , als ob ſte fich nicht mehr regten .
Darob der bawr fehr erſchrack , weinet vnd bath den
D. Fauſtum mit zuſammen geſchlagnen händen , mit
neigung der Knie vmb verzeyhung , und bekante , das
er ſich bey ihm werde vergriffen haben, in dem er ihn
nicht hab führen wollen, es ſol ihm hinfüro eine trewe
warnung ſeyn, ſolches feinem mehr zu thun . 3a, ſagt
524

D. Fauſtus, du vnflath, es iſt dir recht geſchehen, und


thue es hinfüro keinem mehr, wil diſmal dein verſchos
nen , damit du aber nicht gahr lehr abgeheſt vnd eines
fremden wanderers auch dencken könneſt, weil du einen
leren wagen führeſt , vnd dennody ſo vnbeſcheiden biſt.
To nim das Erdreich unter deinen geulen, vnd wirff es
auff fie. Als ſolches geſchachy, richten ſie ſich wider
umb auff. Aber, ſagt er weiter , deine Reder wider
zu bringen , ſo gehe in die Stadt , und bey den vier
thoren der Stadt wirſtu ein jedes Radt finden. Der
Bawr gieng pin vnd fands , und brachts mit groſſer
mühe wieder zuſammen , denn die Stadtthore waren
weit von einander.
Er inne r un g .
Hie hat man ein erempel eines vnbeſcheidenen vndienft:
bafften Menſchen und ſeiner ſtraffe. Denn wie dienſtwil.
ligkeit eine feine nüße tugendt iſt, alſo hinwiedervmb ifts
ein groß vnd ſcendtlid, laſter, wenn man dem negeften ,
er ſey auch wer er wolle, mit vnbeſcheidener vnfreundtlichs
keit begegnet , und im nicht gerne oder wol nid)ts sienet,
da mans doch ohne ſchaden wohl than kondte. Hette die
fer Bawr gute freundtliche wort geben, vnd den Fauftum,
weil er toch einen leeren wagen gehabt , einen geringen
weg geführet, ihm wer dieſe mühe nicht wiederfahren. Alſo
leſen wir Hefter 7. Cap. von dem Aman, der war trubig,
pocht vnd feindete den Mardocai an, was geſchach ? der
Amon fuhr mit dieſes Bawren Nädern in die höhe, in
den liediten Galgen. Ahitophel war bey des Königs Das
vids zeiten gehalten , wie ein Engel GOttes , alſo viel
galt ſein rathſchlag , dieſer Ahitophel riethe Abſalon , das
er ſich fólt auffrüriſch wieder ſeinen Vatter aufflehnen , und
felbs tönig werden , auch ſolt er in anſehen des volds
bey ſeines vattern febsweibern ſchlaffen , endtlich aber blieb
Abſalon an einer Eichen hangen mit ſeinem haar , vnnd
wart mit dreyen Lanßen durchſtochen , Ahitophel hieng fich
ſelbs, und ſtarb jämmerlich, darumb ſingt Freydand :
525

Ehr und ein trewes herg beftehet,


So falſch und untrew gar zergehet.
Leßlich , ſo laufft auch hie für , weil D. Fauftus ſeine
Pferde dem Bawren verzaubert hat, die alsbald darnieder
vnd zu boden gefallen ſindt, ob die Zäuberer vnd Heren
die Menſchen vnd das Viehe auch können beſchedigen ? Auff
dieſe frag baben gleichwol etlice fürgeben , das wenn es
geſchehe, das ein Menſch oder Viebe beſchedigt vnd verleßt
wirdt, folds nur ſey ein wahn vnd verblendung vnd enge
ftigung der Teuffel. Aber dieſem fürgeben kann man
wol anders begegnen , dann die erfahrung ſelbs gibt, das
mancher Menſch oder Thiervon den vnbolden beſchedigt
vnd verleßt, und mit groſſen vnleidligen ſchmerßen bez
idweret wirdt , kompt es denn zuin außbruch , ſo findt man
in den geſQweren vnd eytern , fluffen , nadel, dorn vnnd
andere ſelßame Materien . Das muß mir ein felßame be
thörung vnd verblendung ſein ! Daher auch Chryſoſtomus
vnd ancere Vätter ſchlieſſen, das durch Zäuberey die Leut
getödtet werden . So denn die Zäuberey das gröſſer vers
mag , ſo muß fie je auch gewißlich das geringer können.
Denn verlehmen , oder die geſundtheit nehmen , iſt nicht
ſo groß als tödten. Zu dem , ſo bezeugt die H. ſchrifft,
das der Teuffel in die Leute fehrt, vnd fie gang vnd gar
einnimpt, durch verhengnus Gottes, wie zu ſehen Matth.
8. 9. 12. 17. Luc. 4. 8. 9. 10. 13. Act. 5 .. 18. Jacob.
2. So nun Gott dem Teuffel verhengt, den gangen men
ſchen einzunehmen , wie viel mehr gibt er ihm verhengnuis
vber den Leib, als augen , ſchendel und andere gliedtmaſ
fen . Stem , ſo der Teuffel ſo kunſtreich iſt, das er ſich in
des Menſchen leib ſchlieſſen und verbergen kan , ehe er es
gewar wirdt, ſo iſts im auch nicht ſchwer , Natel , baar,
Sawborſten, tüchlein vnd andere materien in der menſchen
ond Viehe Leiber zu tringen . Es hat Ovidius diſen vers
nicht auß den Fingern geſogen, da er von der Medea ſagt:
Et miserum tenues in jecur vrget acus,
Sie kan die Nadeln groß und klein,
Tieff Zäubern in die Leber hinein .
Zu dem zeugt die heilig ſchrifft klar , das Gott dem
Sathan hab verhengt, den frommen Hiob am leib anzus
526

greiffen. So den der Teuffel folchs an den Heiligen Got:


tes Hat vermöcht, wie folt er dann nicht auch etwas ver:
mögen , an andere Menſchen, die Gottloß find , oder am
Viehe, die kein vernunfft haben ? – Nun möcht dieſe frag
auch fürlauffen , dieweil die Zauberer oder Heren den fcha:
den an menſchen und viehe thun , fie tränden vnd lehmen,
wie es doch geſchehe, als es denn offt geſchicht, das ſolche
Zäuberer vnd Zäuberin den ſchaden zu ihrer bequemen
zeit wieder hinweg nehmen . Darauff antwort ich alſo,
der Teuffel iſt ein ſehr geſchwinder vnd fürſichtiger Geiſt,
und wenn er fich mit Zäuberey an jemandt wil machen ,
ſo erſicht er zuuor , wie ihm zu thun , ſo fern es ihm
Gott verhengt , wirdt ihm dann völlige gewalt vber den
Menſchen gegeben , Yo tödtet er ihn alsbaldt, oder martert
ihn ſo lang , biß er ſtirbt, wirdt ihin aber weiter nicht
verhenget , denn vber die geſundtheit des Menſchen , lo
tragtet er nach folchem ſchaden, welchen er wieder heilen
fan , ſticht den Leuten Nadel, Sawbörſten , Stro , Leder,
Faden, Spindelſpiß , Fiſchgraden, Dörn vnd andere ſpißige
materien durch die Poros und ſchweißlocher in den leib,
auff das er dieſelben , wenn es von nöten , wieder herauß
könne ziehen , ifis denn , das GOTT den Menſchen zur
ſtraff folche materien in dem leib bleiben wil laſſen , ſo
ſtirbt er , oder es müſſen im folche ftüd herauſſer geſchwe:
ren . Denn der Teuffel left fich zu böſen bereit finden,
die zugefügte ſchaden wieder abzuthun , wenn man mit
Zauberey rath ſucht, deſſen ich erempel wil erzehlen .
Anno 1539. im ftifft Eyftett, in einem Dorff Fugenfall ,
war ein Bawr Virich Newſeffer genant , der hatte ober
grawſame wehetag im leib geklagt, alſo tas er auff ein
feit einen Nagel in ſeiner haut vnnd fleiſch mit ſeinen
benden erwiſcht, und ſo lang gehalten, biß ihm der Bäder
Tolches auffgeſchnitten . Es iſt ihm aber der ſchmerß noc
gröffer und ſchwerlicher worden , das er offt gedacht , er
wolle fich vmbbringen , wie er auch gethan , vnd ihm ein
meſſer in balß geftochen , vermeint folches grewlichen ſchmers
Bens abzukommen , welches aud geſchehen , dann er am
britten tag geſtorben ift, derowegen , als man ihn zuuor,
ebe er begraben warb , durch die Bäder hat laſſen auff
527

ſchneiden, findt auß ſeinem magen hernachfolgende verzeichs


nete ftüd genommen worden. Erftlich ein holß einer
ſpannen lang, dünne zugeſchnitten, zum andern ein ineſſer
mit ſchwarßen ſchalen , welches vorne beym zeichen vnnd
binden auff dem rüden groſſe ( charten gehabt, zum dritten
ein meſſer ohne ſchalen , ganß roſtig und ſchartig , zum
vierdten , ein gang eyſern meſſer, zimlich groß vnd breit,
ſehr ſchartig, zum fünfften, ein vieredigt eyſen, einer ſpan
nen lang , wie eine feile, zum rechsſten, zwey ſpißige ro
ftige eyſen , leßlich ein lang Buſchel haar. Solche füđe
findt auffgehaben und noch fürhanden. Jobus Fincel. lib.
2. Desgleichen Anno 1558. ein halb meil von Ihena, ift
ein zauberer geweſen , der mit ſeiner Nachbarn einem , ro
ein Zimmermann geweſen , in feindſchafft gerahten , alſo
das der Zauberer ihm ſo aufffeßig wardt, das er ihm ein
füpplin gab , darauff er baldt in frandheit fiel, derhalben
ſchidet er zu dieſem Zäuberer , mit bitte , das ers ihm ver:
geben wolle, das er wieder ihn zur zeit geweſen , mit fer
ner bitt : Er wolle ihm in ſeiner gefehrlichen frandheit
büiff beweiſen. Solches hat er ihm auß betrug zu thun
verheiſſen , gab ihm etliche freuter , die er folte in einem
trand einnehmen , als er ſolchs gebraucht , iſt ihm noch
vbeler im Leib worden, alſo das er auch darüber hat fter:
ben müſſen , feine freundſchafft haben ihn folcs mordts
angeklagt, der ift gefenglich eingezogen, vnd auff feine ge:
thane bekantnus gerichtet worden . Johan Manlius
( chreibt, das im Lauſanenfiſchen Biſchoffthumb eine Her
fey geweſen , die hatte einem Weib Po feindtlich nachgeſtellt,
das ihr 7. Kinderlein zur zeit ihrer geburt in Mutterleib
geſtorben , und das fie allezeit ein todte geburt gehabt,
alſo hat fie auch das Viebe im ſelben Hauß bezaubert, das
folches nicht jungen geworffen hat. Zu Reichshoffen
war ein Weib groſſes Veibs , der die Hebamm verbot, fie
ſolt nicht außgeben , denn fie hab ein Nachbarin , die rey
ihr feindt, darumb for fie nicht mit ir reden, als aber auff
ein zeit die ſchwanger Fraw außgieng , begegnet ihr die
Nachbarin, vnd redet mit ihr, und fuhr ihr mit der handt
auff den Bauch, darüber fie groſſen ſchmerßen empfieng,
gieng heim , zeigt folchs der Hebammen an , da ſagt fie,
528

ach leider , nun iſt es mit der geburdt auß , und wie fie
geſagt, ſo geſchach es auch, denn ſie nicht ein gange, ſon -

der ein zerſtüdt vnd zerſtummelte geburdt gebohren bat.


In dem Bafiliſchen Biſthumb, an den Lotharingiſchen gren
Ben , hat ſich ein fürnerner Mann mit einem böſen Weib
mit varten ſcheltworten eingelaſſen , die hat ihm auß jorn
gedrewet, ſie wolle ſolchs an im rechen , welchs er nichts
geachtet, aber in derſelbigen nacht hat er gemercket, das
ihm etliche blätterlein am hals vnd vnter dem geſicht auffs
lieffen, alſo das er endtlich am ganßen leib auſſeßig wardt.
Solchs hat er ſeinen freunden vnd leßlich der Obrigkeit
geklagt. Hierauff wart das Weib gefangen , vnd bekant
in ter tortur, ſprechende : Nachdem er mich hefftig geſchol:
ten hat, vnd ich im zorn heimgieng, fandt ich den Teuffel
alta, der fragt mich , warumb ich To betrübt vnd trawrig
wer , da ich ihm nun vermeldet , wie ich mich gern rechen
wolt, ſagt er wieder, womit ich gedächte ? Sagte ich, ich
wolte, das er ein ſtets auffgeblaſen angeſicht hette, hierüber
gieng er hinweg, vnnd hat an dem Menſchen gewalt vnd
verleßung des leibs angelegt, wie ich begehret hab, doch
begehrte ich nicht, das er in ſo gar wie den Hiob machen
ſolt. -
Desgleichen im Conftenger Biſchoffthumb iſt ein
außfeßig Weib geweſen, die hat bekannt, das ſie mit ihrer
Nabbarin gehadert vnd gezandt habe , und als die nach
der handt ſpat zu nacht auß ihrem hauß habe geben wol:
len , rey ihr ein warmer windt unter die augen gangen,
von ihrer Nachbarin bauß gegen vber, derowegen ſie als:
baldt außleßig worden. In dieſem Biſthumb hat man
auch eine ſolche vnhold verbrennt, als nun der nachrichter
fie auff den holkhauffen gefeßt, hat fie ihin unter das ane
geſicht geblaſen , baldt iſt er vnter dem angeſicht und am
leib außießig worden vnd geſtorben. Ein ehrlich Weib
zu Inſprud hat einen feinen Luftgarten bey ihrem hauß
gehabt, und als ſie auff ein zeit geſehen, wie tre Nachba:
rin in ihrem garten etwas ſuchte, vnnd darnach vor ihrer
thürftundt , erſabe ſie die Nachbarin am Fenfter ftehen ,
vnd ſagt zu ihr, ob ſie etwan vermeint, das ſie in ihrem
garten geweſen were. Die Fraw antwortet , (denn fic
wolt ſich nicht mit ihr einlaſſen , weil ſie beſchrept war,
529

das fie ein Zauberin were) ich weiß nicht, aber die Fuß:
treppen zeigen an , das jemands auda geweſen ſey. Die
Zäuberin gieng hinweg mit murmeln , nach wenig tagen
fiel die Fraw in ein ſolche ſchmerßliche krandheit, mit reii
ren im leib , das fie in beyden reiten geſtochen wardt, wie
zwey meſſer, endtlich hat ein bäffner vmb des Weibs Zäu
berey wol gewuſt, welcher jhr angezeigt, das es ihr gewiß
von Zäuberey fäme, führt hiemit ihren Mann zur bauß
tyür, und als ſie vber der tyür ſchwellen ſuchten , da fandt
man ein wachsbildlin, einer Handbreit, 03 durchlöchert und
durdſtochen war, und hatte in den reiten zwo nadeln ftes
den gegen einander, wie ſie dann das ſtechen von beyden
ſeiten gefühlt, und mehr dings fandt man da , als ſolcs
weg fam , hat das weib linderung bekommen. Dieſe
und viel andere grewliche beſchedigung der Menſchen vnd
Viebes lauffen noch täglich für , ſonderlich iſt zu beklagen,
das die Teuffels Huren der armen vnſchüldigen Kindlein
in Mutterleib nicht verſchonen , wie ich etliche anziehen wil.
In einem Stettlin in Baſiliſcher herrſchafft wardt ein
Zauberin verbrandt, die war ein Hebam, die bekante, das
fie ober 40. fleine finder , fo baldt ſie an die Welt kom:
men , erwürget habe, dieſer geſtalt, das fie ihnen ein nadel
bebendiglich binden zum genid biß ins hirn gefoſſen , das
von fie endtlich haben ſterben müſſen. – Jtem ein andere
im Straßbürger Biſtthumb oder herrſchafft , die befante,
das fie fo viel finder getödt hatte , das ſie die Sumına
nicht wüſte. König Carolus der 7. in Frandreich, der
þat den Fürſten Egidium de Rara an einen galgen ben :
den vnd mit fewr ſengen und ſchmeuchen laſſen , von we
gen das er ein groſſer Zauberer geweſen , denn er bat
auch in die 120. ſchwangere Weiber vndkleine Kinder ges
tödtet, die er zu ſeiner Zauberey gebraucht. – - Doct. Mar
tinus Luther meldet , das ſeiner Mutter von einer ſolchen
Zäuberin , ſo ihr Nachbarin geweſen , viel vbels zufüget
rey worden, gegen welche fie fich dann auffs aller freundt:
lichft erzeiget hat, vnnd ſie mit verſühnen bitten müſſen,
denn ſie ſchoß ihre Kinder, das ſie ſich zu todt ſchryen.
In dieſem Jahr 87. war zu Dillingen eine Herin verbrandt,
To 31. jahr im Widtwenftande und ein Sebam geweſen ,
II . 34
530

die befante , das fie an lindern und weibern 45. ermordt


vnd getödt hatte. — Weil wir dann bekennen müſſen , das
offt von wegen der Sünde des vnglaubens , dem Teuffel
feine gewalt zu gebrauchen , von Gott verbengt wirdt zur
ftraff, auch das biſweilen Gott die frommen verſuchen vnd
probiren wil , ſo haben dennoch die Chriſten diefen troft,
aus der gewiſſen providentia vnnd vätterlidem ſchuß GOT:
tes des Almechtigen zu nehmen , das vnſer baar auff vns.
Term haupt gezehlet, und keins ohne reinen willen abfallen
tan , ſo können wir auch ſo fern wir vns vor Sünden
büten , und im glauben vnd gebett ftard vnd ftandthaftig
bleiben, wieder ſolche Teuffelsgewalt und lift vns wol be
wahren , ſo iſt auch hoch von nöten , das fromme Eltern
omb fröliche geburt ernſtlich beten ſollen , das fie dem
HErrn Chriſto zugetragen werden mögen. Sintemahl ih
nen der Teuffel über die maſſen feindt , vnd jnen die beis
lige tauff nit gönnet. Replid for unfer täglich gebett fein
das der liebe Gott vns vnſere hüttlin , hauß vnd hoff,
Viehe vnd alles, was er vns auß milter güte beſcheret hat,
durch ſeine liebe Engel beſchüßen , beſchirmen vnd bewaba
ren wil , vmb ſeines lieben Sohng vnſers HErrn Jefu
Chriſti willen , Amen .

Das Drey und viertigſte Capittet.


Von einem felßamen fau vierer Verwegenen Zäuberer,
wie fie einander die Köpff abhuwen , die wieder auffs
faßten , und wie zuleßt ihnen ihr verwegne vermeſſens
Þeit zu thewr werden.
Doctor Fauſtus kam auff ein zeit in die Meß gehn
Francffurt, dem berichtet ſein Geiſt Mephoſtophiles, wie
in einem Wirtshauß bey der Judengaſſen vier verwes
gene gaucler vnd Zäuberer weren . Darunter war der
ein der Meiſter, die andern feine knechte. Dieſe hieben
vnd ſchlugen einander die fopff ab , darbey betten fie
cinen Balbirer, der balbirt iynen die abgeſchlagene kopft,
531

und faßten fie dem Leib wieder auff , das trieb einer
gegen dem andern , derwegen viel frembde Sauffleute
und andere Herrn ſich dahin verfüghten und zuſahen,
aber ſte nahmen viel von einem, der ſolchs wolte ſehen ,
das verdroß den D. Fauſtum , vermeint, er wer allein
des Teuffels Hann im korb , gieng dahin auch zuzuſes
hen, als er hinein gieng, ſahe er ein rote decke auff der
Erden liegen , darbey ſtundt ein tiſch, vnd auff dem tiſch
ftund ein gläfener haff, barin ein diſtilliert waſſer war,
vnd vier lilienſtengel, die da grüneten, denn es waren
die vier wurzel des Lebens, das wenn einer nieder kniet
auff die deck, vnd man im den kopff abhub, vnd alda
lag , war der Balbirer alſo bald da , zrug den kopft,
ſdjur in den bart , gab ihn dem meiſter wieder , der
ließ ſolchen kopff menniglich, ſo herumb ſtünden, feben ,
darob man ſich verwundert, den abgehawen Cörpel fakt
man in einen feſſel, vnd mit viel ſeltamen worten vnd
ſägen fazten ſie den kopff auf, ſo bald das geſchahe,
ſprung die gilg des lebens , fo im Haffen war , in
die höhe, alsbald war bz abgehawen leib wieder gang,
dieſes trieb einer gegen dem andern , das auch zuleßt
der knechte einer dem meiſter den kopff abhuw , vnd
ſaßt im in folder geſtalt auch wieder auff , ſolchem
gaudelſpiel ſabe Fauſtus lang zu , als nu wieder bz
ander ſpiel anfieng, da grißgrambt Fauſtus, vnd trug
ein ſonderlichen neid zu foldem fpiel, ſonderlich vber
des Prinzipal Zäuberers, der alle feine red und fachen
mit viel Gottesleſterung anfieng, alf fie nu einander
die Köpff wieder abhuwen, ſabe ſoldis D. Fauſtus mit
fleiß, ſonderlich nahm er rrat , wie die Lilien wieder
blüheten , als es wieder an den Meiſter fam , der ſich
darzu ruft vnd nieder knier, fagt er zu ſeinem knecht :
Eihe zu , das du dein Handwerd redyt brandſt, vnd
532

recht vmbgeheft, haw nur ab ins Teuffels namen . So


balb gehetFauſtus unſichtbar berzu und fchligt des meis
ſters Lilien von einander , vnd trähet fich auß, des
nahmen die andern nicht gewar, der knecht ſchlug dem
meiſter ins teuffels namen das Haupt ab , ließ Valbis
ren, wolt es im wieder auffſeßen, da fiel es im wieder
herab , das thet er zum andern vnd dritten mahl , eg
wolt in ſumma nid;t ſtehen bleiben , der knecht war
zörnig, ſchwur viel Gottelefterung darüber , die andern
zween aber erfdracen ſehr, fahen zu der Lilien , vnd
nahmen gewar, das die Lilie des Lebens von einander
gehawen war , vnd der meiſter ſein verdienten lohn
empfieng.
Er inner un g .
Doctor Fauſtus hat wol geſehen , das dieſe gaudler nicht
findt folche Leute geweſen , die die Leut mit ihrer geſchwin :
digkeit allein geäffet , als wie man einem ein ſchloß ins
· maul legt, oder allerley gattung in den mundt thut, oder
die auch , wie ich ſelbs geſehen , unter einer dede einen
kopff berfür gezogen , den man hat abgebawen , welches
nur Sewblaſen waren mit blut gefület , darzu fie ihre
inftrumente gehabt , welches ein lautere gaudlerey war,
ſonder fie waren des D. Fauſti rechte mitbrüder und
Zäuberer, denen er ihre kunſt mißgönnet. Weil er dann
ſahe, das ſie ſehr vermeſſen waren , und ihre fache nicht
in acht nahmen , thate er , was rein Geift , der ein Mör:
der iſt, gern wolte. Înen geſchahe auch recht, well fie
nicht ſorgfeltiger weren , wie fie dann ja folten gewuſt
baben , das ihr meiſter der Teuffel ftarde diſciplin zu hal
ten pflege. Wenn ein Schwarßkünftler den teuffel im Cirs
del beſc weret , fibet er zu , das er feinen feltritt auß
dem Circel thu , ſonſt iſt er leibs und lebens nicht ficher.
Es war einmahl ein Erorciſt, welcher mit ſeiner Teuffes
ley ein Hauffen Schlangen in ein loch brechte. Er ſahe
ſich aber in einem vbel vor, darumb wart er von ihnen
ins loch gezogen vnnd getödtet. Wer gefehrligteit liebet,
533

muß endtlich darinn vmbkommen. Nun wil ich gleiche


Hiſtorien berbey bringen . Man lieft von dem Zäuberer
Simone Mago , mit welchem S. Petrus viel zu Rom
zu thun gehabt. Dieſer Simon hatte auff ein zeit einen
Gaißbod in geftalt vnd form , wie er (Simon) gefehen,
verwandelt , vnnd ift zu dem Keyſer Neroni getretten,
alſo ſagende : O du großmechtigfter Keyſer, damit du mir
glaubeft, das ich ein Sohn der Götter rey , ſo verſchaff,
das man mich enthaupte , ſo wil ich an dem dritten tag
wieder auffftehen. Alſo hieß Keyſer Nero ihm das haupt
abſchlagen. Wie nun der Nachrichter vermeinte , er hette
dem Simoni das baupt abgebawen , da ſchlug er dem
Gaißbod in der geſtalt Simonis ſein haupt ab. Nach
dem ſamlet Simon des bods gelieder beimlich , und der:
barg fich biß an den dritten tag , da erſchien er Neroni
dem Keyſer vnd ſprach , man ſolte ſein blut, ſo außge:
floſſen war , abwaſchen , er ſey nun alſo am dritten tag
erſchienen , folds erſchrad der Reyſer , und hielt ihn hin :
füro für einen Sohn der Götter. Anno Chriſti 1271 .
war zu Halberſtadt ein Thumbpfaff geweſen , ein auß:
bundt aller Scwarßkünftler, Johannes Teutonicus ges
nannt , mit ihm hetten auff ein zeit ein tiſch voll ſeiner
Geiſtlichen Pfaffen gezecht, darunter einer ſo trunden ges
weſen , das man ihn zu bett führen muſt, als fich die zeit
ein wenig verzog , fagte Teutonicus zu den Geften , ich
muß hinauff vnd ſehen , was vnſer compane in dem Betth
thut, nimpt ein breites tegelin mit fich, es giengen zween
mit ihm , der ein leuchtet, als nun Teutonicus den vollen
bruder ruttelt vnnd knuttelt , da wolt er kein zeichen ges
ben , der Schwarşkünſtler fieng an , halt ich wil dir den
ewigen ſchlaff geben, zog den Pfaffen mit dem baar herauß
auff die betyſtellen , das ihm der fopff berab hieng , vnd
hűb jm den ab, nahm den kopff, legt ihn in ein ſchüſſel,
trug den den geſten auff und ſagt, ihr Herrn , hie ver:
ſucht dieſen Kalbskopff, die Pfaffen ſaben wol , wes er
war, erſchraden befftig, giengen hinauff, den mordt zu ſes
ben , da funden ſie ihn alſo, das ihm der fopff abgeba:
wen war, da ſtundt die kammer voller blut. Teutonicus
(drye iynen zu, fie ſolten berab gehen und den todten lie
534

gen laſſen . Er werde dennod mehr Weins außtrinden


denn fie, fie kamen berab , da faß der Pfaff vnnd Teuto
nicus am tiſch , und brachten einander eins , darob fie
gang luſtig und frölich waren , und ihrer Collaß redlich
außwarteten. -
Anno 1272. ift auch ein Magus und
wunderbarlicher gaudler auß dem Niederlandt gehn Creu:
Benach kommen , welcher in genanter Stadt öffentlich vor
allem vold auff dem mardt ſeinem fnecht den kopff abges
ſchlagen , und über ein halbe ſtundt dem liegenden leib
widerumb angejeßt, vnd was er mehr getrieben, nemblich
in den lüfften gejaget , ia füder Hew vnnd holkwagen
gefreſſen , davon beſihe die Chronic des Doctor Hedions
parte 2. Ich wil alſo weiter ſchreiten , wie das zun
zeiten vnſers tewren Propheten Doctoris Mart. rehliger
(da die Ablaßkrämmer im ſchwange giengen , welchen er
bey zeit mit widerlegung aus der heiligen Sørifft bege
gent), etliche fürneme vom Adel vnd kriegesleute findt ges
funden worden, die haben bey ihnen getragen Characteren vnd
wundtregen , welche der Bapſt Leo batte außgehen laſſen ,
vnd ſtundt darinnen alſo : Der allerheiligft Bapſt Leo bat
dieſe wundtſegen alſo bekrefftigt und geſegnet, das wer fie
bey ihm tregt, der ift ficher für bawen vnd ſtechen . Und
begab fich auff ein zeit , das cin Landtsknecht einen todt
ſchlag gethan ond gefenglich eingezogen worden, vnd nach
vrtheil und recht zum Schwerdt erkennet worden, als nun
ihn folte der nachrichter enthaupten , hat ers nicht vers
mocht, noch ihn können verleßen , alſo das man ihm das
leben zuſagt, ſo er ſagen wolte , warumb ibn der nachs
richter nicht könne verleßen noch richten , da hat er bekent,
wie er den regen des Bapſts Leonis bey ihm habe. Solchs
iſt aber lauter Narrenwerd. ES meldet die Schlefiſche
Chronic , das zu zeiten des Königs Johannis des erſten
ein krieg fich erhub , wieder die Mard Brandenburg , da
fiel ſeiner hauptmänner einer, ro Loctio genannt, mit ſeis
nem gefindlein in ein Jungfrawen Clofter , darinnen Fie
allen muthwillen trieben mit den Cloſter Jungfrawen,
unter denen war ein Gottſelige keuſche Jungfraw , die
hatte einen , der wolt ſie mit gewalt notzüchtigen, da bes
dacht ſie ſich alſo , und ſprach ihn an , ond ſagt: Mein
S.535 .
1530.

537

DIT
1538 .
535

freundt , ebé du mein vberweltig werdeft , ſo wil ich dich


zuuor ein kunft lebren , ſo dir zum beſten kommen wird ,
ebe du mein Jungfrewliche ebre felleſt, dieß begehrt er.
Sie ſagt , ich wil dich ein funft lehren , die viel gelts
webrt ift , das dich kein ſtich noch ftreich verwunden kan,
und das du an ſolcher kunſt nicht zweiffelft , magftu fie
an mir ſelbft zum erſten probiren , dann ich ſprich dieſen
Tegen darfür, den ich dir nachſagen und eröffnen wil, haw
du nur friſch zu , ſo ſehr du iminer fanft , dieſer Lands:
knecht verſtundt der jungfrawen liſt nicht, die Jungfraw
kniet nieder, befihlt in ihrem berßen ihren Geiſt dem Sobu
Gottes, da hub der landsknecht daher, und ſchlug ihr den
topff ab, vnnd ließ alſo dieſe Jungfraw vor ir keuſchheit
pas leben , welches geſchehen iſt im jahr 1326.

Das Vier und viertigſte Capittel.


D. Fauftus friſt einem Bawren ein fuder Sew , fampt
dem Wagen und Pferden .
Doctor Fauſtus kam auff ein zeit in ein Stettiin,
Gotha genant, da er zu thun gehabt, das war in dem
Junio , da man allenthalben das Her einführte. D.
Fauſtus, der wolbezecht war, gieng abendes mit etlichen
wolbefanten ſpaţieren für das thor hinauß , in den
begegnet ihm ein wagen wol beladen mit Hem. D.
Fauſtus gieng mitten in dem fuhrweg , das ihn alſo
der Bawr nothalben anſprechen muſt, er folte ihm auß
dem weg weichen und neben hingehen. D. Fauſtus,
der gar bezecht war, antwortet ihm, nun wil ich ſehen ,
ob ich dir oder du mir weichen müſſeft , böre bruber,
haſtu nie gehört, das einem vollen Man ein Heuwagen
ausweichen fol ? Der Bawr war vber ihn erzürnt, gau
dem Fauſto viel böſer vnd trußiger wort, welchem der
D. Fauſtus wiederumb antwort , wie Bawr, wolteſtu
536

mich erſt barzu pochen, mache nicht viel vmbſtenbe, oder


ich freſſe dir deinen Wagen, Hew und Pferdt mit eins
ander auff. Der Bawr ſagt darauff, ey ſo friß mei
nien dreck darzu. D. Fauſtus ganz behendt, wiſcht mit
ſeiner kunſt herfür, verblendet den Bawren dergeſtalt,
das er nicht anders meint, er hab ein maul wie ein
Zuber, vnd das er ihm ſein Pferdt , Wagen und das
Hew verſchlungen vnd gefreſſen hette, der Bawr erſchrack
befftig, entlieffeylendte, vermeint, ſo er lang alda würde
beharren , ſo würde es vber ihn auch gehen vnd ihn
auch verſchlucken vnd freſſen , emlet dem Bürgermeiſter
zu, klagt ihm feine noth, wie ihm ein vngeheurer Man
begegnet Feyy, habe ihm nicht auf dem fuhrweg wollen
weichen , da er ihn darumb gütlich angeredt , habe er
ihm drevet, er wol_jm Pferd und Roß freſſen, wie es
aud geſchehen , bitte vmb rath und Hülff. Der Burs
germeiſter lachet vnd ſpottet fein darzu , vnd fagt , es
wer nicht müglich , er Teyy etwan nicht bey ihm ſelbs,
der Bawr bethaurts hoch , es wer alſo gangen , vnd
berufft ſich auff andere Leut mehr, ſo es follen geſehen
baben , der Burgermeiſter gieng mit ihm , wolt folch
groß Meerwunder ſehen , ale fte für das thor famen ,
da ſtund wie zuuor Roß, Hew und Wagen, und war
Doctor Fauſtus nicht mehr da.
E r i nr e r un g.
Es wirdt dieſem Bawren ein felßam werd geweſen ſein ,
das im ein Menſch fürkommen iſt, der Wagen vnd Roſſe
freſſen fondte. Denn der teuffel fans auch ſelßam vnnd
ebentheurlich gnug machen, wie er dann ein taufentfünft.
ner -ift , der dann den menſchen ihre auzen wunderbarliq
verſchröhen vnnd verblenden kan , auch ein ding , als ein
mechtiger Geiſt, unſichtbar durch die Tufft hinweg führen.
Wie er dann dergleichen ebentheure auch durch andere
537

Schwarßkünftlere ins werd hat mehrmahls gerichtet.


Es war einer mit namen Wildtfewr, ein groſſer Schwar
fünftler, dieſer fraß einen Bawren , mit pferdt vnd was
gen, welcher Bawr nach etlichen ſtunden , vber etliche feldt:
wegs in einer pfüßen mit Pferdt vnd wagen lag. -
Dess
gleichen meldet Doctor Hedion in ſeiner Cronid , das ein
Magus fey gehn Creußenach kommen , der nicht allein reis
nem Knecht den Kopff auff dem mardt abgehawen , ſon:
dern auch als ihm ein Bawr begegnet mit Pferden und
wagen , lo holß auff den mardt geführt, das zu verkauf:
fen , demſelben ſeine Pferdt , Wagen vnnd holß gefreſſen.
Der hat auch auff ein zeit einen geharniſchten mann ver:
ſchludt, vnd wieder außgefpyen .

Das Fünff und vierßigſte Capittel.


Von einem Hader zwiſchen Zwölff Studenten.
Zu Wittenberg por D. Fauſti behauſung erhub fich
abendts ein haber mit 7. Studenten wieder 5. , das
gedaucht D. Fauſto ein ungleiche part ſein , verblendet
alſo ſte alle mit einander, das feiner den andern ſehen
fondte, ſchlugen alſo im zorn einer den andern, etliche
lieffen an die Heuſer mit fluchen vnd ſdweren , und
bieben an die Heuſer, die andern ſchlugen in die Stein ,
das ihnen die Schwerter entfielen , und ſie nicht mehr
zu ſuchen wüſten, die andern fielen vnd ſtolperten vber
die ſtein, vnd fielen, das menniglich darob, ſo zuſahen ,
ihrer gnug lachen muſte, vnd muſt man ſie durch ihr
bitt in ihre Heuſer führen , ſobaldt ſte darein kamen,
waren ſie wieder rehend.
Erinner un g .
Ob man wol nicht for böß thun , damit etwas gutes
geſchehen mag , so ift dennoch diß adhie an dem Fauſto
538

rúmlich , das er dieſen hader hat ftillen wollen , welcher,


wie Wäiger anzeigt, auß eyffer der Bulſchafft war ent
ſprungen , da fie in trundner weiſe den grollen außftieſ
fen. Die dann von bulſchafft vnnd drundenheit niemahls
etwas gutes ift kommen , denn da iſt kein maß im zorn,
zucht, ehrbarkeit vnd gute fitten werden nicht in acht ges 1

nommen . 1
1

Das Sechs und viertigſte Capittel.


D. Fauftus friſt ein Fuder Hew auff.
Doctor Fauſtus kam geſchefft halber in die Stadt
Zwickam , da ihm etliche Magiſtri (bey denen er in eis
nem groſſen anſehen und wert gehalten war) gute ge
felſchafft leyften , nach dem nachteffen giengen fte mit
cinander ſpaßieren , in dem begegnet ihnen ein Bawr,
To einen groſſen wagen vol grunmath führte, den ſprach
er güttlich an, höre mein Freundt, was wilſtu nehmen,
vnd mich gnug für einen Salat grunmat eſſen laſſen,
der Bawr fahe es für ein ſpottwerck an , ſahe auch ,
daß er zimlich bezecht war, der antwortet.jm : Herr,
wenns euch ernft iſt, ſo wollen wir vns baldt mit ein
ander vereinigen, was ich nehmen wolt. Er antwortet,
wie viel ? Der Bawr ſagt, ich nehme einen Löwens
pfennig, und laſſe euch effen, ſo viel ihr wollet. Wola
an, fagt D. Fauſtus, To ſexy es ein Weinkauff. Fauftus
hub an ſo geißig zu eſſen , das alle vmbſtehende feiner
lachen muſten , verblendet alſo den Bawren , das ihm
fein geſpött wolt vergehen, war ihm barob bang, dann
er& fchon auff den halbertheil finweg verzehrt vnd gee
freſſen hatte, wolt der Bawr zufrieden ſein , das ihm
das halb theil vollendt blieb , thet er ein fleiſſige bitt
an den D. Fauſtum vnd die Magiſtros, ſo mit ihm
539

gegangen waren , das er doch auffhören und ihm bas


vbrige laſſen wolte, dieſer bitt ward er gewehrt. 418
nun der Bawr in des Burgers hauß kam , welchem
er das grunmat vmb belohnung eingeführt, vnd er in
ſorgen ſtundt , er müſſe folchem Bürger ſeinen willen
machen, da hatte er ſein Hew widerumb wie zuuor.
E r i nne r un gi
In einem Büchlein , ſo ein Beichtvater vnnd Münch
nach dem todt des Abts Erlolffi gefunden, wirdt gemeldt
vnter andern auch dieß , was Schwarßkunft derſelb Ers
lolffus Abt von Fulda getrieben habe. Dieſer , als er
auff ein zeit in ein Wirtshauß zu Raſtat kam , rüft der
Wirt ein ſtattliche mahlzeii zu , der Abt von Fulda faßt
fich allein zu tiſch , und befable ſeinen Edelleuten und dies
nern , das keiner zu ihm folt fißen , er wolle dem Wirt
ein ebentheur anrichten , reine diener wüſten wol, was er
im ſchildt führt vnd fondt, richte doch gleichwol einen der
der nechft verwante vmb ihn war, ab , was er außrichten
Colt. Der Wirt faßt die richt auff, vnd bath, die Jund:
berrn folten zu dem Herren Abt fißen , vnnd ihm geſels
Tchafft leiſten , 'da verantwort fich ein jeder , ſie geleidten
den Abt nar , und ein jeder reiſe auff feinen koſten . Er;
der Wirt rolt zu ihm fißen , ſie wolten inen hernach ges
ſelſchafft leiſten , der Wirt ließ ſich bereden, der Abt ſprach
ihn an , ob er ſonſt keine ſtuben , denn diere bette, er ants
wortet , er hette drey für eine , indem bath der Abt , er
wolle hinauff gehn und ihm einen tiſch zubereiten , vnnd
hernach ſeinem diener die ſchlüſſel zu der Stuben vbere
antworten , welches alles geſchehen , der Wirt fieng dem.
nach an : Gnediger Herr, ich bitte ewer gnaden, ihr wols
let doch anheben zu Eſſen , die gericht werden zu kalt wers
den , der Apt ſprach ihn an , er werde fich bey folder
richten nicht laſſen begnügen , der Wirt antwortet : Gnes
diger Herr, es iſt ein guter vorrath alda fürbanden. Ewer
gnad wirt gnug , und, wie ich hoffe , gahr feinen mangel
baben , wolan ſagt der Abt , ſo trag auff, und bleib bey
540

mir allein fißen, vnnd leift mir geſelſchafft. Was geſchach ?


Der Abt Eriolffus ließ fich die Speiſe wol ſchmeden, ale
richt aber mit ſampt den ſchlüſſeln , was man aufftrug,
meint der Wirt , hette der Abt gefreſſen , er muft ſchwei
gen , ſonderlich da man die 2. 3. 4. 5. richt aufftrug,
die verzehret vnd verſchlung er alle, dem guten Wirt war
bang, bette noch nichts geſſen , der Abt ſprach ihn an, ob
nichtes mehr da were. Er antwortet mit trawrigkeit , er
wolle beſehen, was noch in der füchen were, gieng dahin ,
klagt folches ſeiner Hauſfrauen , wie es ihm mit dem
Abt gieng, zu dem hab er noch nidts geſſen. Das Weib
ſprac , du Narr ſey mit frieden , er wirdt es vns thewr
gnug bezahlen müſſen, des Abts diener einer ſagt, er fou
zufrieden ſein , fein Herr hab einen ſchweren redel, ond
bezahle gern , allein er fod hinauff geben vnd ihm gefel:
ſchafft leiſten, der Wirt folgt ſolchem rath, gieng hinauff,
da war der Abt ſchon auffgeſtanden , und war weder
Bede , gläſern , fanten, brodt und anders mehr auff dem
tiſch , der Abt lachet ſeiner ſchaldheit ſelbs , ſagt zum
Wirt, er ſolt frölich vnd guter ding ſein , er wolle in zu:
frieden ſtellen , nahm ihn bey der bandt, und führt in in
ſein obere Stuben , mit dem die vom Adel auch giengen,
ond wüſten ſchon , was ihr Herr für ſchaldheit treiben
würde, als der Wirt in die Stnben trat , da war der
vorig tiſch bereit, und waren alle richt und eſſende ſpeiſe
alda, was der Wirt zuvor auffgetragen, der da vermeint,
das der Abt alles verzehrt und gefreſſen hatte , war alſo
guter ding mit dem Abt , und als fie des Weins befun
den, wolt der Abt, er folt im fein Haußfrawen ſehen laſs
ſen , der Wirt eylendts geloffen , bracht fie in die Stu:
ben. Da fie nun vor des Abts tiſch ſtundt onnd er ganß
freundtlich ihr die handt reichete, vermeinte der Wirt nicht
anders , er freſſe im ſein Weib , hub an und ſchwur, bey
Boß fad vollendt, ich glaub Herr Abt, ihr habt ein Wolffs:
magen , es iſt nicht allein gnug , das ihr mir alles ver:
zehret habt, freſſet darzu mein Weib auch, ich glaub, der
Teuffel hab euch herein bracht, in ſolchem fluden vnnd
ſchweren ſabe er, das er ſein Weib gar gefreſſen hette,
lieff zur Stuben hinauß vnd ſagt, nun geſegne dirs alle
541

Teuffel, als er in die küchen fam, fundt ſein Weib alda,


vnd ftad gebratens vnd Hüner wieder an den ſpieß. , der
Ten muſten ſie alle lachen. Er wolt aber nicht mehr zum Abt.
Manlius meldet, das zu Wien zween Schwarßkünftler
geweſen ſindt, deren hat einer den andern (alſo ſcheinende)
gefreſſen , denn der Teuffel hat denſelben gefreſſenen in ein
böle oder loch geführet, der erſt nach dreyen tagen wieder
berfür kame . Desgleichen war ein Student , der ſich
leider viel alzubaldt einließ mit Gottloſer geſelſchafft, mit
namen Heinricus Cornelius Agrippa , ein feiner Student
vnnd Freyfechter , der kam auff ein zeit gehn Ingolſtat,
da die Kaßianers , deren etliche waren , den Studenten
einen kampff außbotten . Nun vnangefehen , das man ih
nen wol het willfärig fönnen rein , ſo dlugen' fich doch
etliche Studenten darein, baten die andern , fie folten maß
balten , ſie wüften einen , der fie allein beſtehen würde,
dem folgten die andern alle. Heinricus Cornelius botte
ihnen einen ernſtlichen kampff auß , fie folten ſich wehren,
denn er ſie allein beſtehen wolte. Da es nun zu ſtreichen
kommen wolt, braucht er fein Schwarßkunft dermaſſen,
das er alle Schwerter fraß , die Kürßner beſorgten , ges
Tchebe das mit ihren Fechtinftrumenten , ſo würde es et
wan vber den Kaßenbalg auch geben, nahmen das ferſſen
gelt vnd zogen dauon. Dieſer Heinricus hat ſtetts ein
Schwarßen bundt bey ihm gehabt, der ein teuffel war,
wie ich oben gemeldet habe. Solche kunft hat der Chri:
ftoffer Wildtfewr zu Northauſen auch gefondt. -
So mels
det man auch von einem Münc , ex colloq. D. Martini
Lutheri , der macht ein bedinge mit einem bawren , was
er nemen , vnd im hew gnug zu freſſen geben wolte , als
viel er möcht. Der Bawr ſagt, vmb ein Creußer. Der
Münch aber fraß ihm das fuder Hew , mehr denn an die
helffte, und ward von den bawren mit gewalt daruon ges
trieben . Wie ich dann derſelben mehr anzihen kondte,
aber weil man hierauß des Teuffels geſchwindigkeit gnug
abnehmen kan , wil ichs hiebey laſſen beruhen .
542

Das Sieben vnd viertigſte Capittel.


Ein ebentheur mit vollen Bawren .
Doctor Fauſtus zecht mit etlichen Studenten in eis
nem Wirtshauß in einem Dorff nabend beyy Wittem
berg, da er nun dahin kam , waren daſelbſt etliche tiſche
voller bawren, mit ſampt jren Weibern, die hetten ein
ſolches ſingen, ſchreyen vnd jauchen , das des Fauſti
geſelſchafft ein mißgefallen barob hette. Fauſtus gieng
zu dem Wirt , fragte ihn , ob ſonſt kein Stuben im
hauß alna wer, denn dieſe, er antwort, nein , da müſ
fen ſie ſich behelffen. Dieſe geſelſchafft namens für gut,
faſſen zu tiſd , waren frölich vnd guter ding , alsbald
bub dz geſchrey der bawren und jrer Weiber wieder an,
alſo bz dem Fauſto vnd feinen Geſten ſeine ohren gnug
dauon erfüllt wurden . Derhalben er auffſtundt vnd
zu den Studenten ſagte, ſeidt frölich vnd guter ding,
ich wil den bawren ein silentium machen, laſt mid)
machen, gieng damit zur ftubenthür hinauf. Alsbald
waren die Bawren wiederumb in jrem geſang vnd ges
ſchrey , ſo bald aber Fauſtus wieder hinein gieng , da
hetten die bawren jre Meuler offen, und wer die handt
auffgereckt het mit jauchßen, dem ſtundt fie empor, es
fahe ein bawr den andern an mit verwunderung einer
Tolchen gedwinden werferung, wiſchten vom tiſch auft,
lieffen hinauß, da fam ihnen jre ſprach wieder, ſte ere
zürnten ſich vndereinander, wer doch der Mann und
vnflat ſein mödt, der ihnen ſolche ſchelmenboſjen boer
wieſen habe, da war einer vnter ihnen, ſagte, laſt vns.
binein gehen vnd den Wirt bezahlen, alsbald ſie hinein
famen , fondten ſie weder lallen noch fingen , darumb
fte ſich dann bald bauon getrolt haben.
3.342.
1542 .

பபாடா

552 .
543

& tin 3 & I u n 8.


Bey dieſem ebentheur vnd poſſen D. Fauſti ift nicht
nötig , weitleufftig erinnerung zu thun . Denn was von
folchem gaudelwerd vnd angenverſchröhung oder verblens
dung kan geſagt werden , ſolchs iſt zum theil vorhin vers
meldet vnd angezeigt , ſol auch zum theil folgendes geſagt
werden, als das der Helliſde Geiſt nicht allein böß, und
den menſchen ſonderlich ſdaden zu thun bereit vnd willig
ift, ſondern auch daſſelb zu verrichten behend vnd geſchwind,
auch überauß mechtig , mehr als irgendt der ſtardefte Menſch
auff Erden , da es GOtt zulefieft , wie er dann dem Teuf
fel offtmahls etwas vber die Menſchen wegen ihrer Sünde
verbengt . Solchs iſt an dieſen tollen vnd vollen bawren
ju feben , denn die wiſſen mit eſſen' vnd trinden kein maß
zu halten , ſondern vberfüüen ſich, verderben iren wiß vnd
verſtandt , ruffen und ſchreyen , als weren fie unſinnige
tolle und vnuernunfftige thiere , darumb es dann Gott
alſo dem teuffel zuleſſet, das er ſein werd an ibnen ver:
richtet. Die liebe jugendt lehrne vierauß fich für trunc
denheit Hüten , denn das iſt ein ſchendtlich laſter , welchem
Gott im Himmel feindt iſt, vnnd der Teuffel ganß nahe,
wie dann der Teuffe! einem trundenbolşen mit ſeiner
bößheit und geſchwindigkeit ebe beykommen kan, den einem ,
der fich fein weiß zu ineſſigen . Vnd iſt auch ſonſt , wie
Paulus ſagt, bey den trundenbolßen ein vnordentlich weſen.
Sie thun wie Sen und wilde Thier,
Wenn man ihn gibt vnd treget für.
Jn hals ſies füllen alls hinein ,
E8 rey Bier oder edler Wein ,
Und werffens denn von ſich hinwes ,
Gleidh wie ein Hundt am wege pflegt,
Soldhs ftrafft Gott, wie wir ſehn, zug.cich.
An dem der Arm iſt oder Keid .
Der Ander Theil
der

Hiſtorien von D. Joh. Fauſto,


dem Erkzäuberer und Schwarzkünſtener.
Darinn erzehlt wirdt ,
wie er nach ſeiner wiederholten Teuffeliſchen verſchrei
bung fich mit dem Satan verheiratet, und an Reuſer
lichen vnd Fürſtlichen Höfen , auch ſonſt viel wunder
barliche ebentheure vnd Schwarzkünſtners poſſen
getrieben hat.
Mit
gothwendigen Erinnerungen und ſchönen Erempeln , men:
niglichen zur Lehr und warnung, außgeſtrichen vnd erkleret
Duro
Georg Rudolff Widman.
Gedruckt zu Hamburg Anno M. D. XCIX.

Das Erſte Capittel.


Von der andern verſchreibung , To D. Fauftus ſeinem
Geift vbergeben hat.
Es hat auff ein zeit ein guter alter frommer Gotte
fürchtiger Mann den Fauftum auß gutem herşen trew=
lich heimgeſucht, vnd vermeinet, jn von ſeinem ſichern,
hoben, müften vnd Gottloſem wefen abwendig zu ma
chen , und wiederumb in den ſtandt der Gottfehligkeit
zu bringen. Darumb er jn mit fleben , lehren vnd
TODO
CE
8.5
+4.

a
1

ST
LI .
545

vermanungen auß dem worte Gottes fleiſſig hat vnder


richtet vnd vnterwieſen. Es hat im auch Fauſtus ver
ſprochen , er wolle ſolcher heilſamen lehr nachkommen .
Als nun dieſer alt Gottſelig Mann wiederumb von
ihm gangen war, da gieng es dem D. Fauſto gleich
wol zu herşen , vnd bedacht ben ihms ſelbs , was er
doch ſich geziehen, das er ſein Seel vnd Leib ſo in ein
(chang gefühlagen , vnd fidh dem leidigen Teuffel alſo
ergeben hab , er wolle buſſe thun , weil noch zeit vor
handen, vnd fein verſprechen dem Teuffel wieder auff
ſagen. In ſolchen gedancen erſcheint ihm der Teuffel,
tappet nach ihm , als ob er ihm den kopff herumb tre
hen wolt , warff ihm für , was ihn erſtlich beweget
hette, das er ſich anfenglich dem Teuffel hette ergeben,
nemblich ſein fredyer , ftolber vnd ſicherer muthwil, er
rey ihm nachgangen vnd er ihm nicht, hab ihn allens
thalben mit Characteribus, incantamantis vnd an
dern ſachen angeſchryen, ſein begehrt vnd gefordert, zu
dem ſo hab er gutwillig 5. Articul angenommen , fich
auch hernach mit ſeinem eignen blut verſchrieben vnd
obligirt, das er Gott und Menſchen feindt ſein wolle,
dieſem verſprechen komme er nicht nach, wolle dem als
ten lauren folgen, da es doch ſchon zu ſpät vnd er des
Teuffels rey , der ihn zu holen vnd anzugreiffen gute
macht hab, darumb er die Handt auch an ihn anlegen
wolle, oder aber er ſoll ſich anderwerts wiederumb von
newen verſchreiben , vnd ſolchs mit ſeinem eignen blut
befrefftigen , das er hinfüro fich von feinem Menſchen
mehr wolte abmanen und verführen laſſen , und deſſen
fol er ſich baldt erkleren , ob er eß thun wolle oder
nicht, wo nicht , ſo wolle er ihn zu ſuchen zerreiſſen.
D. Fauſtus, ſo ganz erſchlagen vnd furchtſam , bewil
ligt es mit zittertem gemüt von newem, ſegt ſich nieder,
il . 35
546

vnd idrich mit ſeinem blut das gang ſchrecklich ſchrei


ben , welches nach ſeinem grewlichen todt bernach iſt
gefunden morden , jedoc) bab ich folds auß vielen bes
weglichen vrſachen nicht hieher ſehen wollen.
E r i unerung.
Io hab oben im anfang dieſes meines Hiſtoriſchen tractats
vermeldet, wie D. Fauftus dem teuffel verheyſſen bab ,
tas er kein Kirchen noch Predigt beſuchen wolle , auc
das er wolle alle diejenigen haſſen und anfeinden , die ihn
auß dem wort Gottes vnderrichten , vnd zur erkentniß
Chrifti wierer bekeren wollen. So fibet man nun atthie,
wie Fauftus ſolcher ſeiner verſpređung nachkompt. Hie
rauß ſollen wir auch lehrnen , was der Teuffel kan und
vermag , wenn er den Gottloſen Menſdyen das berß eina
nimpt , das ſie nemblich bernad ſeine leibeigene fein müſs
fen. Denn der Teuffel zwar in folche leute febret, ſie be:
fißt, macht fie toll vnd föricht, alſo das ſie nichts anders
fein , denn ein ftincend , ſchendtlich , heimlich gemach des
Teuffels. Wie dann an D. faufto zu ſehen . Denn als
ihn ein alter guttherßiger frommer Mann bekehren, vnnd
trewlich von ſeinem böſen fürhaben abwendig maden wil,
da machte ihn der Teuffel mit ſeinem ſchreden ſo thõricht
end toll , das ob er ſchon der buſſe nachzutrachten an:
fieng , er ſich doch bald eines andern beſinte. So war es
auch dem Fauſto kein rechter ernſt , das wufle der Satan
wor , denn dem teuffel find aller Getloſen herßen bewuſt,
als wen ſie kein lieb , noch berßlich vertrawen vnd glair
ben haben , ſondern ein katt berß , wie S. Paulus zun
Nömern am 14. Capit. ſpricht: Was nicht auſ dem glau
ben gehet, das iſt ſünde. Solchs hat der teuffel an dem
Fauſto gar wol geſehen , derhalben er ihn von ſeinem
fürhaben abſchrect, hette aber Fauftus ein berbliche rew
und leidt vber ſeiner verdamlichen Sünde gehabt, Gott
den Herrn trewlich vmb Chriſti willen angeruffen, das er
ihn durch den heiligen Geift regieren vnd führen wolte,
jyın ſeine fünde auß gnaden verzeyhen , und þette darina
men beſtendig beharret, ſo hette er hindan gereßt des teuf:
547

fels mordiſtich, vnd ob er im gleich den leib hette genom


men, ſo wer doch die Seel erhalten worden , und wer zu
rath gangen , wie ein Student thate , welcc Hiftori idi
hieber anziehen wil. Anno 1538. am 13. Februarii
war ein junger Student zu Wittenberg , mit namen Va:
lerius von N. der war gayr verrucht und Gottloß , war
ſeinem Preceptori Georgio Maiori gar ungehorſam , der
befante endtlich , wie er ſich vor 5. jaren dem teuffel er
geben hette , mit dieſen worten : „Ich jag dir Chrifte mei:
nen dienft vnnd glauben auff, vnd wil einen andern Herrn
annehmen .“ Darob er hernach groſſe rew ond leidt hatte,
zeigt ſolches feinem Preceptori an , der ward in der Sa
criſtey in beyſein der Diaconen und Feines Preceptoris
Georgii Maioris von Doct. Mart. Luth. abſolviert. D.
Luther ſchalt ihn hart, vnnd fragte mit ernft, ob er auch
etwas mehr geredt hette , obs im auch leit were, vnd fich
nun widerumb zu dem HErrn Cúriſto bekehren wolt , da
er nu ja ſagt, und hielt embfig vnnd fleiſfig an mit bit
ten , da legt D. Martin die hende auff in , kniet nieder,
mit den andern, ſo dabey waren , betet das Vatter vnſer
vnd ſprach darnach : „ Herr Gott Himliſcher Vatter, der
du øns durch deinen lieben Sohn befohlen haft zu bitten ,
und das Predigampt in der heiligen Chriftlichen Kirchen
geordnet vnd eingelegt haft , das wir die Brüder , ſo et
wan burch einen fehl vbereylet werden, mit ſanfftmütigem
Geiſt vnterweiſen ,und wieder zu recht bringen ſollen,
vnd Chriſtus dein lieber Sohn ſagt ſetber , er ren nicht
kommen , denn allein vmb der Sünder willen , Darumb
bitten wir dich vmb diefen deinen diener , du wolleft ihm
Feine Sünde vergeben , und in die ſchoß deiner heiligen
kirchen wieder annehmen , vmb deines lieben Sohns , vn.
fers HErrn Chriſti willen , Amen. " Darnach ſagt er
dem Studenten dieſe wordt für , die er ihm nach ſprach :
Ich Valerius bekenne für Gott und allen ſeinen heiligen
Engeln , und für der verſamblung dieſer Kirchen , das ich
GOtt meinen glauben hab auffgeſagt, vnd mich dem Teufs
fel ergeben , das iſt mir von Herßen leidt , wil nun bin
füro des Teuffels abgeſagter Feindt rein, vnd Gott meie
nem Herrn willig folgen , ond mich beſſern , Amen .“
548

Auff das vermant er in zur buß und Gottesfurcht, das


er hinfurt woit leben in Gottfehligkeit , Ehrbarkeit vnnd
im gehorſam , vnnd des Teuffels eingeben , vnnd feinen
böſen lüften wiederſtehen , im glauben und gebett , ' wenn
gleich der Teuffel in mit böſen gedanden würde angreif
fen , ſolt er ſich mit Gottes wort rüſten , vnnd fluchs zu
Feinem Preceptor oder Caplan geben , ihm ſolchs offenba :
ren , vnd den Teuffel mit ſeinen rathſdlägen anklagen.
Das wer der rechte weg geweſt, vnd alſo folt fich Fau
ftus auch zu den Geiſtlichen gethan, fein anliegen und
noth geoffenbaret, vnd dem Teuffel einen wiederſtandt ges
than haben . Weiter wird alhier beſchrieben , wie der
Teuffel nach ihm gegriffen , und vermeint ihn vmbzubrina
gen , eben alſo ſagt der Apoſtel S. Petrus 1. Pet. 5.
Der Teuffel vnſer Widerſacher gebet herumb wie ein brul:
lender löw, uns zu verſchlingen , dem ſollen wir aber im
glauben einen widerſtandt thun , den er gang hungerig
vnd begirlich vns angreiffen wil, wie dann dem Doct.
Fauſto ſchier geſchehen were. Dann wie ein reiſſiges Pferdt
oder Hengſt eines Hambſters nicht kan loß werden , wenn
er ihm an die Kehl kompt, ſonder das klein zornig Thier:
lin , der Şambſter erwürgt das groß Pferdt, es rey lo
freidig, reiſſig oder beiſſig als es wolle. Jtem gleich als
der Luchs einen Hirſch vmbbringt, wenn er ihm auff den
kopff ſpringt, vnd ſich zwiſchen ſeine kirn ſeßet , vnd ihm
das gehirn außfriſt , oder greifft ihn bey der fehl , ond
beiſſet ſie ihm enßwey , alſo iſt auch der Satan , wenn
er einen befißt, vnd wil ihm hernach entgehen , fo greifft
er ihm nach der fehlen , ſucht und lugt , das er ihn bes
helt. Ja wie D. Luth. ſagt , er iſt wie ein Vogler , der
würgt alle vogel , die er febet , den pogel aber , oder
welchen er ſonſt hat , der ihm gefelt , den leſt er leben ,
das er ihm finge was er wolle: Alſo gehet es mit dem
D. Fauſto auch zu , der Teuffel wirdt nicht der meinung
geweſen ſein, das er ihn begehrt 311 tösten, ſonder das er
ihn von ſeinem fürnehmen abwendig machet, auff das jın
dieſer vogel defto nüßer bernach ſein möcht. Wie ſich nun
D. Fauſtus zum andern mahl hat verſchrieben , ſo find
auch andere geweſen, welche dergleichen gethan haben, wie
549

etliche der heiligen Bäpfte , Syluefter 2., Benedictus , zus


genant Maledictus , Alerander 6. und andere. -
Anno
1587. iſt ein Her oder Zauberin zu Dillingen gefenglich
eingezogen worden , die fou 31. Jahr in jrem Witweftandt
gelebt haben , eine Hebam , deren hat der Teuffel verſpro
den , fie in armut nicht zu verlaſſen . Nun iſt der Teuffel
zum andermal zu ihr kommen , vnd begert , fie fol fich
ihm von newen widerumb ergeben , vnd mit ihrem Blut
unterſchreiben. Da ſie aber ſagt , wie fie nicht ſchreiben
kondte , da hat er ihr in die Handt ein friß oder riß vn:
ter dem linden Arm geben , und begert mit dem daraus
flieſſenden Blut, fich darmit zu verſchreiben, darauff er ihr
baldt eine Feder geben , und dieweil fie ( wie gemeldet)
nicht ſæreiben kundt, hat der böß Geiſt ir die hand ges
führt, vnd (wie fie in ihrer tortur bekent) iſt er mit ihrer
handt vber das Papir gefahren , doch war nichts darauff
geſchrieben worden, das ſie hette ſehen können , ſolche
ſchrifft hab der böſe Geift zu fich genommen , ond hernach,
wenn ſie in guten gedanden gegen GOtt geſtanden , oder
in die Kirchen gehn wollen , Tey er bald zu ir kommen,
vnd ir folche jre verſdreibung fürgeworffen.

Das Ander Gapittel.


Folgt hierauff die Hiſtori von dieſem alten Mann, wie er
den Fauftum hat wollen bekehren.
Es iſt oben gemeldet worden, wie ein frommer trews
herziger Mann (welcher ein Arßt und ſonſt ein lieb
haber der H. ſchrifft war) geſehen , was D. Fauſtus
täglich für grewliche Sünden vnd laſter getrieben, und
wie er barneben öffentlich beſchreyt war, als das er mit
der Schwarßenkunſt vmbgieng , zudem ſabe er, das er
fein Kirchen beſuchte , ſonder offt und viel unter der
Predigt fraß vnd foff. Dieſes frommen Dannes Eyfs
fer brandt alſo, das er vermeinet, er kondte in die lenge
nicht mehr ftill ſdyweigen , ſonderlich , weiln er wahr:
550

nahm , das etliche Studenten ihren auß vnd eingang


als ſchlupffwinckel bey jm hetten , darinnen doch der
Teuffel mit ſeinem anhang gerne wohnet, derowegen er
fich auffmacht, kam zu dem Doctor Fauſto ins hauß,
ſprach ihn gang Chriſtlich und nachbarlich an , mit ſola
cher form : Mein lieber Herr vnd Nachbar, ich hab zu
euch ein freundtliche vnd Chriftliche bitt , ihr wollet
meine wolgemeinte erſcheinung, und warumb ich zu euch
kom , nicht in argem oder vngutem auffnehmen . Ihr
ſeydt , mein guter Herr vnd freund , von menniglichen
beſchrevet, wie ihr ein bundtnis mit dem Teuffel gemadit
habt, und laſt 8 bey demſelbigen nicht bleiben, ſonder
ihr ergert mit euwerm böſen und Gottloſen leben die
Jugendt, fompt in feine Kirchen , noch vielmehr, das
ihr je einmahl gedendet, dem Teuffel bey zeiten ein wies
derſtand zu thun , vnd einmahl zur buß zu greiffen,
daher ihr je lenger und mehr den zorn Gottes heuffet,
vnd zuleßt, wenn kein rew der bekehrung bey euch ſtatt
finden wirdt, ſo werdet ihr je lenger und mehr Gottes
zorn anzünden , und das left erger werden , denn das
erſt. Ach wie verſcherpt jhr doch alſo ewer Seelenheil
vnd ſehligkeit? vmb den leib gieng es noch hin , aber
wo die Seel ſchaden nimpt, kan man der nicht helffen ,
ſondern bleibt in der vngnade Gottes und ewiger qual,
deſſen ihr euch zwar beſſer maſſen zu erſinnen habt,
kondt es auch mit Gottes hülff wol thun, als ein ſehr
verſtendiger, wenn jhrs nur zu herşen vnd gemüth faſſen
wollet, wie ir ewern lieben trewen Gott, der feine güte,
gnad vnd barmherzigkeit vber Himmel und Erden, und
aller Menſchen kinder, durch ſeinen lieben Sohn Jeſum
Chriſtum aufgeſchüttet und gegoſſen hat, fo ſchwer vnd
höchlich erzürnet , wo ihr nicht mit recht geſchaffnem
bergen buß thut. Wolan mein guter herr und freundt ,
551

beyy euch ſtehet die gnadenthür offen , jeßt iſt noch die
zeit des heils, verſeumbt dieſe gnadenzeit ja nicht, Gott
iſt noch allmechtig vnd gnedig , welcher den todt des
Sünders nit begert, ſonder vielmehr das er ſich befehr
vnd habe das leben. S. Johannes ſagt, dz blut Jeſu
Chriſti feines Sohns macht vns rein von allen ſündent,
dargegen ſagt er aber, ſo wir ſagen , wir haben fein
Sünd, ſo verführen wir uns ſelbs, vnd die warheit iſt
nicht in uns, ſo wir aber vnſere Sünd bekennen , ſo
iſt er treiv vnd gerecht, das er vns die Sünd verzeyhet,
und reiniget vns von aller vngerechtigkeit. Was nun
für einen höhern troſt wollet ihr haben ? Dieſe meine
trewe erinnerung vnd Chriſtlichen troſt faſſet durch bey=
ſtandt des heiligen Geiſts in ever hert , abſagt dem
Teuffel euwerm Wiederſacher, erinnert euch euwer Tauff,
was ihr (Gott am erſten verheiſſen habt, warlich, es iſt
noch die zeit , gnade zu erlangen , die Barmhertigkeit
Gottes iſt noch vorhanden. Habt ihr doch auch Theo
logiam ſtudiert, daher jhr ja dennoch wol ein fünclein
Chriftliches glaubens haben werdet , nehmet die Bibel,
das Alt vnd New Teſtament für die handt, vnd beſes
het es durdy, wie Gott je und alle zeit die armen Süns ·
der zu gnaden angenommen hat, als, an dem Gottloſen
König Mannaſſe, an Maria Magdalena der Sünderin,
die 7. Teuffel in ihr gehabt hat, an S. Petro, Mate
theo , an dem Schecher am Crenz, vnd dergleidyen zit
ſehen iſt. Wo ihr nun mit beyſtandt bes H. Geiſtes
euch werdet auffmundern, wachen und wacfer ſein, nach
der rew vnd beferung greiffen, dem Teuffel abſagen vnd
ihm einen wiederſtandt thun, den Teuffel, wie ſehr ihr
ihn zuuor geliebet, ferner anfeinden und haſſen, darge
gen Gott ewern Schöpffer, ſeinen lieben Sohn , fampt
dem . geiſt lieben , mit rewigem flehen , bitten und
552

anruffen werdet, ſo zweiffel ich gar nicht, es ſey noch


bequeme zeit, das Gott euch endtlich erhören, und ſein
gnad vnd barmhertigkeit vber euch außgieffen wirdt.
Das verleyhe der liebe Gott, vmb ſeines lieben Sohn8
Jeſu Chriſti willen, der darumb in dieſe Welt kommen
iſt, das er des Teuffels werck zerſtören fol. Aber noch
eins bitte ich euch, zu bedencken , dieweil ihr in einem
fölchen geſchrey findt, das, lo es mar iſt, euch der Rein
nicht abwaſchen wirbt, irs auch bey vnſerin Lands Fürs
ften nicht werdet können verantworten. Denn ja Gott
die Zäuberey ſo hoch und ſchwerlich verbeut, da er
ſpridit, man ſol ſie nicht leben laſſen, man fol ſich nicht
zu ihnen halten , noch gemeinſchafft zu ihnen haben,
denn es ſeyy ein grewel vor Gott, alſo nennet S. Pau
ſus den Zäuberer Bar Jehu, oder Climas , ein kindt
des Teuffels, einen feindt aller Gerechtigkeit, vnd ſagt,
das die Zäuberer auch kein theil an dem reidi Gottes
haben ſollen. Solchem allem hörte D. Fauſtus mit
fleiß zu, mit weinen , ſeuffken und ächßen , ſagt ihm
fleiſſigen banck , und bekennet , wie wol vnd Chriſtlich
er eß mit ihm meine, deſſen er ſich gegen ihn die zeit
ſeines lebens nicht gnugſam bedancken könne, wolle der
balben, ſo viel jhm müglich und es in ſeinem bergen
wircken fan, deme endtlich nachkommen, Gott vmb ſeine
gnad vnd güte anruffen, obs doch etwas wircfen möcht,
ſeyy gleichwol nicht in abrede , das er ſich zuviel mit
bem Teuffel hab eingelaſſen , doch mit bitt , folchs zu
verſchweigen . Alſo find fie freundlich von einander
abgeſchieden ,
S.558

DUNLOP

566

:
553

Das Dritte Capittel.


Was für dand vnd belohnung dieſer alte fromm und
Gottesfürchtige Mann , ſeiner trewen warnung balber,
empfangen hatt.
Weil aber D. Fauftus die gefahr angeſehen , als das
der Teuffel jhm gedrewet, hat er alle trewe vnd Götts
lidje warnung hindan geſeßt , fich wiederumb von nes
wem in ſeinem alten ſtandt mit dem Teuffel eingelaſs
fen , welches leibeigener er doch ſein müft. Damit er
nun ſeinem Herrn wieder hoffiren vnd bey im zu gnad
kommen mag , obligiert er ſich zum andernmahl mit
ihm , wil Gott vnd des Menſden feindt bleiben. Aber,
wie man ſpricht : ( hrlicher leut wolmeinentlide ſtraffe
bekommet gemeiniglich böſen lohn , alſo ergieng es auch
dieſem Gottesfürchtigen vnd frommen Mann, denn D.
Fauſtus (damit er des Teuffels gunſt wieder bekommen
möcht) gerieth gegen dieſem frommen Mann in ein
folche feindtſchafft, das er endtlich vermeinte, ihn an
leib vnd leben zu beſchedigen . Denn baldt uber zween
tagen hernach , als er zu Nacht zu beth gehen wolt,
vnd ſich mit ſeinem Nachtgebett verſehen, da rüſt jhin
D. Fauſtus ein ſolch geſpenſt, Polter und Rumpel an,
als ob er alles uber einen hauffen werffen wolte, welche
der from Mann zuvor nie gehört hatte, jedoch beküm
mert er ſich nicht viel, gedacit bey ſich, das diß gewiß
ein ſtück des Teuffels ſein würde , dieweil er für zwei
tagen den gauſtum gutherßiger meinung gewarnet habe,
ſo müſſe er nun dieſer belohnung darauf von dem Teufe
fel gewertig ſein . In ſolchen gedancken fompt es zu
jhm in die fammer hinein , furret wie ein Saw , 03
trieb er lang, der gute Mann, dieweil er ſonſt ein liebe
haber der Muſic war, hub an vnd ſang einen Geiſtlis
dhen geſang , darauff ſchwieg das geſpenſt , aber baldt
554

nach auffhörung des geſango hub es wieder an , und


furret noch ſehrer denn zuuor , als ob es viel ſpinfa
chelin weren , diß trieb es lang. Der gutherzig from
Mann gedacht bey ſidh ſelbs , er werde föld geſpenſt
nit leichtlich von jm treiben , dann mit ſpot vnd ver
achtung , feng an und ſagt: Ein ſolche muſic iſt mir
meine tage nie fürkommen , die lieblicher zu hören iſt,
denn dieſe , ich glaub , er habe auff der hohenſchul zu
Paris gelernt, oder in einem Wirtshauß bey den
volen bawren vnd zechbrüdern oder bey einem Sews
hirten , wie iſt es doch ſo herrlich angeſtellet, es iſt
Octo yocuin . Nun wolan , wie Virgilius ſagt :
Tucalamos inflare leves , ego dicere versus .

Sing bu die noten , ſo wil ich den tert ſingen , das


rüber er anfieng einen tert auß einem Geiſtlichen Lied
zu ſingen , nemblich (durch Adams fall iſt ganz ver
derbt) in dem andern Verß, da es ferner ſteht: „ Weil
dann die Sdlang, Hevam hat bracht, das ſie iſt abs
gefallen, von Gottes Wordt, das ſie veracht , dardurd)
ſte in vns allen, bracht hat den todt, ſo war je notl,
das uns auch Gott ſolt geben, ſein lieben Sohn, der
gnaden thron, in dem wir möchten leben. “ Darauff
er wieder ſagt: Meyſter Sathan, dein gelang geht die
ſem weit vor , but wirſt es in einem Fürſtlichen hoff
gelehrnet haben. Sy wol ein ſchön geſang , ein vber
auß groſſe lieblicheit iſts von einem Engeliſden geſang,
der nicht ziveen tag im Paradis hat bleiben können ,
verirt ſich erſt in ander Leut heuſern, und hat in ſeis
ner wohnung nicht bleiben können . Du ſchandtflec
vnd grob rulkette Saw , pack vnd troll dich, vnd ſpar
ſolch geſang, biß an Jüngſten tag , wenn du in den .
Himmel kommen wirſt, da der flam zum loch herauß
555

wirdt ſchlagen . Mit folchem geſpött hat er den Oriſt


vertrieben , und iſt nicht mehr kommen . Zu mors
gens fragt D. Fauftus feinen Geiſt, was er hab aufis
gerichtet, wie er mit ihm ſey vmbgangen , da gab ihm
der Geiſt dieſe antwordt, er hette im nidyt beykomment
können , denn er wer geharniſcht geweſen (meinet das
Gebett) , To hette er ſeiner noch darzu geſpottet , wels
chez wir Geiſter nicht leiden können, ſagte er. Es
hat aber dennoch dieſer fromme Mann des Teuffels
Morbtſtich hernach erleiden müſſen, denn innerhalb eines
vierteil jahrs wardt er erlähmt an henden und füſſen,
ſtarb hernach in einem jahr , . wie er dann ſelbs offt
geſagt und beklagt hat , es ſeyy ſeine Läme ein griff
des Teuffels.
E r inn r un g .
Erſtlich, was für dand vnd lohn Gottfürchtige leute zu
erwarten haben , wenn ſie die Gottloſen trewlich und ernſt
lich warnen , ſolchs fihet man auß dieſer Hiſtorien , auch
gibts die erfahrung . Man muß aber vms des willen ,
ſolchs nicht laſſen , ſondern trawen dem lieben Gott , der
die ſeinen wunderbarlid weiß zu ſchüßen vnd zu bewa:
ren , Zum andern wirdt alhie angezeigt , wie dieſer
Alt mann dem böſen Geiſt mit ſchönem geſang bat föns
nen begegnen , vnd ohn zweiffel hat dieſer alt Mann ful
ches auß dem andern buch Samuelis am 16. Capittel ges
ſtudiert, wie in ſolchen fellen , wenn der Teuffel tobt und
wütet , ihm zu begegnen ſey , nemblich mit verachtung,
vnd mit der Muſic. Wie jener , da der Teuffel einsmals
zu ihm kam vnd mit ihm diſputirte, ihm dieſe antwort
gab, zwey ftüd könne er der Teuffel trefflich wol , wieder
zwey ftüd aber könne er wiederumb auch nichts , nemlich
ſein kunſt wer , das er gern hoch ſingen wolt, das fan er,
wenn er wie ein Eſel blerren wil. Zum andern kan er,
der Teuffel , einem wol in hinderſten fahren. Dargegen
kan er die Muſica mit reiner Menſchenſtimm gar nicyt,
556

darnach ſo einer (mit Reuerenß ) ein furß left, ifts im


Towerlich, einen knopff daran zu machen . Das nun
.

dem Teuffel die Muſic vnd Chriftliche Gottfehlige geſang


vnd gebete zuwieder findt , ſehen wir an dem vnſinnigen
vnd tollen König Saul, daruon Joſephus lib. 6. cap. 9.
meldet , dås er rey gefallen in ein ſchwere francheit , vnd
wart von dem böſen feinde getriben , das er offtermabls
erſtiđen oder erworgen wolte, vnd vermöcht ihm kein Arßt
anders zu helffen, denn das man im einen guten Sänger
ond Sarpffenſchläger ſuchte , vnd zuordnete , der vmb ibn
were , der ihm Geiſtliche Lieder ſunge vnd ſpielete , wann
ihn der böſe Geiſt plagt , derhalben ließ Saul ohn ver:
zug den Dauid berkommen , den machte er zum Waffen:
träger , und hielt ihn in allen Ehren . So offt nun Saul
vom Teuffel geplagt wardt , fondte ihm niemandt beſſer
helffen , denn Dauid mit ſeinem geſang und Pſalterſpiel,
dardurch er wiederumb zu ſich ſelbs fam , vnd den Teuf:
fel fiets vertrieb. Auff dieſen tert ſagt Doctor Luther
ſebliger zit einem Harffenſchläger : lieber , ſchlagt mir ein
Liedlin her , wie es Dauid geſchlagen hat, ich halte, wenn
Dauid jeßunrt aufferſtünde von den todten , ſo würde er
fich febr verwundern , wie doch die Leut ſo hoch findt
kommen mit der Muſica , ſie iſt nie höher fommen , als
ießt, wenn Dauid wirdt auff der Harpffen geſchlagen ha
ben , ſo wirts gangen ſein, als das Magnificat anima
mea etc. Dieſe einfalt hat dannoch der Teuffel nicht leis
den fönnen , ſonder dieſem müſſen plaß geben . Es fagt
auch ſonſt von der Muſica Doctor Luther alſo : Die Mus
fica iſt ein herrliche gabe GOTTES , der iſt der Sathan
ſehr feindt, damit man viel anfechtung vnd böſe gedan .
den vertreibet , der Teuffel erharret ihr nicht. Vnnd an
einem andern ort ſpricht er : Alle ſchwermer , wie der
Teuffel auch iſt , verachten die Muſic , mit denen bin ich
nicht zufrieden , denn die Muſica iſt ein geſchend vnd gabe
GOTTES , ſo vertreibt ſie auch den Teuffel, und macht
die leut frölich , man vergiſſet dabey allen zorn , vnmut,
und andere Sünd . .
Darumb follen wir Chriſten ftets
gefliſſen ſein , das wir die Pſalmen und Geiſtliche Lieder
boch aften . Denn mit ſolcher Gottfebliger vbung, fönnen
557

wir dem Teuffel einen groſſen troß thun , vnnd ihm viel
trawrigkeit vnd anfechtung abgewinnen. Zum dritten
meldet ferner die geſchicht mit dem alten Mann , wie er
ſo Chriftlich beberßt rey geweſen , das er aud den Teufs
fel hat verſpotten können , vnd ihn mit lecherlichem ſcherp
abgewieſen , welches erempel wir ſollen nachfolgen , wie
D. Luther audy gethan , als er dann ſpricht : Mir hat offt
der Teuffel mit ſelßamen renden wollen beykommen, aber
ich bab in mit lecherlichen poſſen können vertreiben .
In vitis patrum lieſt man , das auff ein zeit ein alt vas
ter ſaß vnd betet , da war der Teuffel bald hinder ihm,
und macht ein gerumpel, das den altvatter daucht, er bö:
ret ein ganßen bauffen Sew tirren vnd grünßen : 30,
30 , 30 , damit ihn der Teuffel erſdreden, vnd ſein ge:
bett verhindern wolte, da fieng der altvatter an vnd ſprach :
Ey Teuffel , wie iſt dir ſo recht geſchehen , du ſoift ſein
ein ſchöner Engel , jo biſtu ein Šaw worden , da föret
es auff zu firren . Denn der Teuffel kan nicht leiden ,
das man ihn beradt. Hierauß ſol man auch lehrnen ,
das der Teuffel auch die frommen Chriſten mit geſpenſt
fan plagen , denn er thut ſo gern daden, vnnd ſucht al:
lenthalben ſo genaw , das er nicht allein die ſichere und
ftolße boffertige Geifter mit ſeinem geſpenſt betreugt vnd
äffet , ſonder vnderſteht ſich auch mit ſeiner betricgerey
diejenigen jrre zu machen , ſo in GOTTES wordt
vnd glauben recht vnderrichtet ſindt, und auch mit ernſt
darnach ſtreben , das ſie ſeblig werden mögen , welches
auch Sanct Paulus in der andern , an die Corinth . am
12. flagt , da er ſpricht: Auff das ich mich nicht vberhebe
der hoben offenbabrung, iſt mir geben ein pfal ins Fleiſch,
-

des Satans Engel , der m mit feuſten (dlegt. Vid


Doctor Luther fagt , et fidytet mich ſelbs offtmahls ſo ges
waltig an , vnd vberfelet mich ſo befftig , mit dweren
vnd trawrigen gedanden , of ich meines lieben HErrn,
Chriſti gar vergeſſe, oder ihn ja viel anders anſehe, denn
er anzuſehen iſt. In Summa, es iſt vnſer feiner, der
nicht offt vnd did mit falſchen gedanden und wahn von
ihm bezaubert wirdt, das iſt, der nicht zu zeiten von uns
ſerm Gott, von Chriſto, vom glauben, von ſeinem fandt
558

und Chriſtenthumb andere getanden und meinung habe,


denn er billich haben folt. Denn einmahl gewiß iſt, wer
den Teuffel mit dem wort Gottes kan vberwinden , ſon :
derlich im ftreit der anfechtung , der ift hoch von GOtt
mit dem heiligen Geift begabt , dieweil er veracht den
Teuffel, gehet getröſt bindurch. Wie das Erempel D.
Martini Luther , Anno 1532. auff dem groſſen Reichstag
zu Wormbs beweiſet, da er den Teuffel vnd allen ſeinen
bundgenoſſen getrußet hat , da man ihn auch trewlich ges
warnet, er fol nicht gehn Wormbs reiſen , ſonder das ges
leidt auffgeben. Wie ? ſagt Doctor Luther, ich wil dahin,
vnd wenn ich wüſt , das ſo viel Teuffel zu Wormbs we:
ren, als Ziegel auff den Dädern , ſo wil ich dennoch das
bin . Das heiſt den Teuffel verachtet. Zum vierdten
ift meldung geſchehen , was der alte fromme Mann mit
ſeinem wolmeinen fruchtbarlichs außgericht habe , als das
er darüber eingebüft, daher ich ein Erempel anziehen wil,
darauß man ſebe, ob die Zäuberer oder Heren den Mens
iden tödten oder erlehmen können . Von dieſem handel
baben D. Vlrich Molitor und Herr Conradt Scaß, weys
landt Burgermeiſter zu Cofiniß , ein buch außgehen laſſen,
in demſelben zeigen ſie an , das zwo perſonen vor dem
Landtgericht zu Cofiniß in rechten ſein geftanden, da einer
den antern in gerichtsform nemblich angeklagt vnd ges
zeyben, wie er ein Zäuberer, vnd ihm begegnet were auff
einem Wolff reitend , vnd alsbaldt er ihn erſehen , were
er, der kläger, lahm und krand worden , nach dem er ihn
aber gebeten vnd verſprochen , ſo er ihn wiederumb ges
ſundt machte, wolte er ftill ſchweigen , da rey er alsbaldt
wieder geſundt vnd ftard worden . Als nun folchs vers
lauffen war , erfordert der fleger den Zäuberer für Necht
auff das Landgericht, wnnd Flagt auff ihn , wie obgebört,
der Zauberer geftand des handels und klagens gar nicht,
wardt auch darüber nicht gefenglich eingezogen , noch an
die wag geſchlagen , ſondern er wart allein mit zeugen
pberwieſen , die ſagten vnnd klagten ihn an , das er der
Zäuberey berüdytigt vnd erfaren were. Ob nun des Zäus
berers advocat darwieder proteſtirt , er were der oberzehls
ten articul nicht duldig , ſo hat man doch den zeuger.
559

auff ihren geldwornen Eydt glaubt, dieweil fie alſo pro


babiliter vnd affirmative ſtarck bezeugten , das ihnen vnd
den irigen von ſolchem Serenmeiſter ebenmeſſige , auch
gleiche beſchedigung zugefügt were worden. Aiſo wart
diſer Zäuberer nach der zeugen außrag mit vrtheil vers
brandt.

Da8 Vierdte Capittel.


D. Fauftus machet einem Wirte einen Poltergeiſt in
ſeiner behauſung.
(68 kam D. Fauſtus auff ein zeit gen Gotha in
die Stadt zu einem Wirt , bey dem blieb er vber die
14. tag , das er alſo nichts thete den pancetiren, freſs
ſen vnnd ſauffen , man hielt ihn auch ſtattlich vnd
chrlich, denn da war fein ſparhaff, ſonder friſch geldt.
Das gefiel dem Wirt gar wol , trug jhm nicht allein
auff, ſonder er beſtelt ihm auch viel Seytenſpieler,
aber es wolt zuleßt ein böſen außgang gewinnen , denn
D. Fauſtus wölt des Wirts framen zu nahe gehen ,
welches der hauffnecht zeitlich wahr nahm , und nach
bem fein Herr zu früh auß der Kirchen gieng , zeiget
er ſolchs ſeinem Herrn an , der vberlieff mit ſpieſſen
den Fauſtum , ehe er es gewar nahm . Nun gedacht
Fauſtus , er wolt im in folchem plöblichen vberfal ein
ſtück von ſeiner Zäuberey ſehen laſſen , aber Gott , der
aller frommen ein beſchüßer iſt, der bewarte in vor
ſolchem vbel , und entgieng alſo dem Fauſtus. Hernach
fonte Fauſtus dieſer ſchmach nicht vergeſſen , denn als
der Wirth in dem Herbſt Moſt und Wein in den
keller bracht , vnd deshalben der hauſknecht offt þinab
gehen muft , da vorleſcht im allwege das liecht , ja
man kondte bey nacht weder mit Laternen noch fackeln
hinab kommen , denn fte wurden alle außgeblaffen, darzu
560

die vberige gange nacht wardt in dem keller ein ſolche


poltern mit fieffmeiſterſchlegeln , das auch nit allein
der Wirth ſolchen jammer ſehen muſt, ſonder die Nach
barn beklagten fich auch ſelbs. Alſo belohnet Fauſtus
bem Wirth, das er hernach von ſeiner Wirtſchafft ab:
laſſen und die auffgeben muſt , wie noch die ſag , das
auff den heutigen tag in ſolcher Wirtſchafft niemandt
wohnen, noch vielmehr in den keller kommen könne.
Magiſter Moir meldet von dieſer Hiſtori, das Fauſtus
dieſelb ſelbſt hab auffgezeichnet, wie folget: Anno 35.
kam ich zu einem Wirt Valtin Hohenmeyer , der hat
mich alſo heimgeſucht, das ich nicht beſſer gewünſcht
hette, er iſt mir gram geweſen , doch hat er deſſen wol
engelten und büffen müſſen , ich hoff, mit meiner kunſt
ſolle weder er, noch jemandt der darinnen wohnen wirdt,
kein glück noch ſegen haben , wie mir dann mein geiſt
hoch verſprochen .
Er i nne r u n g.
Es wurden im Bapfthumb Vigilien und Seelmeſſen er:
dacht, das man die leut vberreden konte , wie die abgeſtor:
benen Seelen kein ruhe haben im Fegfewr oder nach ihrem
abfterben , denn die Seel gehe herumb , erſcheine den leuten,
darumb fer von nöten , das man mit opffer den armen
Seelen bey zeiten zu hülff komme , daher entſprung ein
reicher jahrmardt, der viel gewin trug, alſo wer ein Meſſe
für die todten halten kondt, der war ſchon ernert, es war
nur vmb ein requiem zu thun , in ſolcher Finſternuß vnd
blindtheit wart nichts anders, in klöſtern , Kirchen und an
dern windelörten gehört, dann groß geſchrey, Plerren und
Poltern der Geiſter , aber Gott lob, zu vnſern zeiten, da
das liecht des heiligen Euangelions an tag ift konimen ,
bat fich der Teuffel algemach eingezogen vnnd geſtilt mit
ſeinem Poltern und wüten. Hierauß wollen wir etliche
erempel anziehen , darauß man Tehen könne, tas die Geis
fter bep nacht mit poltern in etlichen Heuſern , örtern vnd
561

windeln ein ungeſümb weſen anfangen, wieder etliche für:


-

wißige köpff, welche dieß wiederſprechen vnd verneinen .


M. Anton . Sabell. lib . 10. cap. 13. meldet von dem beis
ligen Hilario, der wohnet in wilder Einnöden, dieſer hat
auff ein zeit ſein gewöhnlich Gebett verrichtet, und iſt bey
beüem Mondſchein auß ſeinem Walthütlein gegangen , und
ſich fleiſſig vnnd vnuerzagt ombgeſehen , indem erſicht er
einen wagen mit ſchnellen Pferden ihm entgegen komment.
Er aber rufft den namen Jeſu an , alsbald blieb der Wag
fiil ſtehen , und verſchwunden die Pferde, es findt auch dies
jem heiligen Mann , wenn er inniglich in ſeinem Gebett
gelegen , ſonſt offtmahls durch des Teuffels ſtifftung , ers
foredliche geſchrey , von brullenden Löwen und andern
thieren fürkommen, ſonderlich grewlich beulen vnd weinert
der Weiber, vnd groß raſſeln vnd praſſeln vieler wehr vno
waffen , vnd andere wunderbarliche ſtimmen fainen ihn zit
obren . Es meldet die Franzöſiſch Cronic von Johann ,
Grauen von Montfort zu Nantes, der ſich wieder den Kö
nig Philippum den 6. in Frandreich aufflehnet , der ober:
Aug ih mit einem kriegsvold , nam ihn gefenglich ani ,
führt in in thurn Louvre, da er hernach nicht lang lebte,
aber vor ſeinem abfterben erſchienen ihm viel böje Geifter ,
die da ſcheußlich ſchryen , hernach da er verſtorben war,
bat man an dem ort ſo ein groſſe anzahl Naben geſehen ,
das man vermeint, es folten in der gangen Welt nicht ſo
viel geweſen ſein , das werden ohn zweiffel Teuffel geweſeit
ſein. Doctor Martinus Luther fehliger , Anno 1546.,
als er zu Eißleben war, erzehlt er dieſe folgende Hiſtorien ,
wie ihn der Teuffel zu Wartburg geplaget bette , vino
ſprad) : Als ich Anno 1521. von Wurmbs abreyſete vnd
bey Eiſenach gefangen wart, vnd auff dem Schlos Wart :
burg im Pathio faß , da war ich ferrn von den Leuteit
in einer Stuben , vnd kondte niemanot zu mir kommen ,
denn zween Edle knaben , ſo mir des tags zweymabl eſſent
vnd trinden brachten , nun betten fie mir einen lad init
Haſelnüſſen gekaufft, die ich zit zeiten aſje, ond hette dens
ſelbigen in einen kaſten verſchloſſen , als ich des nachtes
ju beth gieng , zog ich mich in der Stuben zuuor auß ,
leſet das liecot auß, gieng in die fammer vnd legt miry
H. 36
562

zu beth, ta kompt mir ein Poltergeift vber die Nüß, und


hebt an , vnd quißt eine nach der andern an die balden
mechtig hart, rumpelt mir am beth, aber ich fragt nichtes
darnach , wie ich nun ein wenig entſchlieff da bebts an
der treppen ein ſolchs poltern an , als würff man ein
fchod feſſer die fliegen hinab , fo ich doch wol wüft, das
die treppe mit tetten vnd eyſen wol verwahret war , das
niemandts binauff kondt, dennoch fielen ſo viel Feſſer hinun:
ter, ich ftehe auff vnd gebe auff die treppe, wil ſehen, was
da rey, da war die treppe zu , da ſprach ich, biftu es, jo
fey es, vnd befahl mich dem HErrn Chrifto, von dem ge.
ſchrieben ſtehet im 8. Pſalm : Omnia subjecisti pedibus
ejus, vnd legt mich wider nieder zu beth. Nun kam Hans
von Berlibs Fraw gebn Eiſenach , vond hette gehört, das
ich auff dem Sdloß were , hette mich gern geſehen , es
kondt aber nicht ſein , da brachten ſie mich in ein ander
gemach , vnnd hetten dieſelbige Fraw von Berlibs in mein
kammer gelegt, da hats die Nacht vber ein ſolch gerumpel
gehabt , das ſie gemeint hette , es weren tauſent Teuffel
darinnen. Aber das iſt die beſte kunft, ihn zu vertreiben,
wenn man Chriftum anrufft , vnnd den Teuffel verachtet,
das fan er nicht leiden , man muß zu ihm ſagen : biſtu
ein Herr vber Chriftum , ſo rey es , denn alſo ſagte ich
auch zu Eiſenach. Anno 1551. iſt der Teuffel an vielen
enden des naďts fichtiglich auff den gaſſen vmbgangen,
bat an den thoren gepocht, hat offt weiſſe kleider angetra:
gen , offt mit der leich gangen , und fich trawrig geſtellt,
vnd hat offt andere geberden getrieben, und damit die leut
ſehr erſchredt, wie dauon Jobus Fincelius meldet. – Anno
1565. den 6. May in einem Dorff Schmirß , nahe bey
Profing, in der Herrſchafft des wolgebohrnen Herrn Vras
tißlaus von Bernſtein , bat fichs begeben, das der Teuffel
mit einem Weib zu ſchaffen gehabt, und in geftalt ihres
Manns offt in ihr fammer oder Stuben kommen , vnnd
mit ihr vnzucht getrieben , dauon hat fie bernach ein grew:
lich monftrum wie ein Froſch und Krotten gebohren , das
iſt auff dem Kirchhoff begraben worden , da man die onges
tauffte finder hinlegt, an welchem ort und vmb das hauß
fic der Teuffel zu Nachts mit groſſem getummel , wie
563

Pferde, Item wie Trommeten hat hören laſſen, darob das


Weib, da fie erfahren, was fie, jedoch vnwiſſend, gethan,
berbliche rew vnd leid hatte , bath darüber die Oberkeit,
man woltefolch geburt außgraben und verbrennen, welchs
durch den Nachrichter geſchadh, aber man verbrant an die
ſem vngeheur ein ganß füder holß , und iſt doch nit vers
brant , biß er es zu ftüden zerbadt , vnnd ſchwerlich am
Freytag Ascensionis Domini verbrant, darauff zu Nachts
der Teuffel in des Weibs behauſung in dem Finſtern ein
jämmerlich freiſchen und heulen gehabt, da das weib ftets
begebret, die Chriftlich commun ſol für fie beten. In ſols
dhem teuffeliſchen weſen hat einer dem teuffel geboten im
namen Gottes, an ſeinen ort ſeiner verdambnis zu gehen,
dahin er gebört, da hat es wie ein hundt vnd faß geheu:
let , iſt alſo hernach folch ungefüm weſen vergangen .
Anno 1552. wardt ein Bäpſtiſcher Legat, genandt Creſcens
tius, zu dem Concilio gehn Trient geſandt, als dieſer am
25. tag Martii viel brieff dem Bapſt zu ſchreiben gehabt,
und war damit bemühet biß in die Nacht, da er fich nun
ein nig zur ruhe gelegt, hört er in der Stuben ein ges
rumpel, er ſtundt erſchroden auff, da iſt ihm vnuerſehens
ein groſſer ſchwarßer hundt erſchienen , mit brennenden
augen und langen ohren, biß ſchier auff die Erden herab,
vnd gedaucht, er gebe ſtrads ihm zu , aber darnach iſt er
vnter den Tiſch gefallen , darüber iſt er gar verſchrođen
vnd verſtummet , da er aber wieder ein wenig zu ihm
ſelbſt kommen , hat er den Knechten in der andern fammer
berfür geruffen , vnd ſie heiſſen ein liecht bringen und den
Hundt ſuchen , da ſie aber keinen nirgendt gefunden , auch
nicht in der andern kammer dabey , ift er in ein ſchwer:
muth gefallen , darauß er bart frand worden , vnnd zu
Veron geſtorben. Man ſagt auch, da er hatfterben ſollen,
bab er immer geruffen, man for dem Hundt wehren, das
er nicht auffs beth ftiege. Ex Johan . Sleidano. -
Es
meldet vnnd beſchreibt mein lieber Altvatter fehliger , M.
Georg Widman , in ſeiner Hauliſchen Cronic, das ein Herr
des Reichs , von welchem er dieß gehört, einen Vettern,
ſo ein Amptmann zu Weinſperg war, hab gehabt, welcher
dafelbſt einen reyſfigen knecht entleibet vnd diß verzehlet
364

hat , das er an einem Samſtag in die Capellen zu nacht


beym ( chloß ( darinn dieſer entleibte knecht begraben lag)
gegangen , vnd darin gebetet, vnd geſehen , das obwerts
an dem getáffel der Capellen fich ein thierlin , dergleichen
er vor nie geſehen, etwz gröſſer denn ein äichorn herauß
bet gethan , vnd wer an der Wand herab vber d3 pflaſter
geloffen , vnd wie in gedaucht in ein loch geſchloffen vnd
verſchwunden, und als er ſolchs nit achtet, ſonder an ſeks
nem gebete fortfuhr , hette vber ein klein weil wie vor,
das Thierlin von oben herab fich ſehen laſſen , vber das pfla
fter lauffende, vnnd wie ihn bedaudt, in ein loch geſchlof
fen, das er eben gemerdt, hat alſo vom beten abgelaſſen,
was doch das für ein Thierlin wer , zu beſichtigen , aber
der Herr hats weder oben an der wandt noch am pflaſter
rehen können , das er ſich verwundert, und ſich wieder an
fein gebett geſtellt, es hat in aber nach eine ebene weile
gedaucht , das an dem ort , da das thierlin aus dem ge
täffel herab geloffen , were gleich wie ein fewrige Zung
herauß geſchlagen , mit einem anblaſenden winde , der die
liechter der Capellen erleſchte, des er ſich entſeßt und auß
der Kirchen gangen , da iſt ihm underwegen ein geſpenſt
ichwarßer geſtalt, als wolt es in aufffahen, begegnet, uns
der das angeſicht geblaſen , daruon er unter dem angeſicht
auffgeloffen , vnnd in ſchwere trandheit gefallen , folgends
bat je lenger je mehr ſolch geſpenſt im Schloß zugenom .
men, mit rumpel, poltern, pochen, werffen , vnd felgamen
fechten, das der Herr das Schloß verlaſſen, und herab in
die Stadt gezogen , folchs haben etliche in der Stadt für
ein geſpey gehalten , darauff der Herr etliche Wechter vnd
Hüter dahin verordnet, das Schloß zu bewachen . Als nun
dieſelben vngefehrlich bey nadt vmb hornblaſens zeit on:
ten vor dem keller gezecht, vnd ſpötlich von ſolcher ſachen
geredt , haben ſie geſehen , das ſich aus dein Schliß des
thurns ein fewrin flam geben hat , darauff ein gerumpel,
als wolt der thurn einfallen , gehört , und mit vngemac
ju ihnen wurff , barob fie erſchroden , und auß dent
Shloß geloffen ſeindt , folgendts ift fölch geſpenft berab
in die Stadt kommen , und hat die Wechter auff der Stadte
maur beleidigt. Vno ſo viel fol an dieſem orte von den
565

geſpenſten vnnd Poltergeiſtern geſagt fein. Dauon lehs


ret vnd vnterrichtet vns Doctor Luther fehliger , in ſeiner
Poſtil , da er handelt von dem reichen Mann und armen
Lazaro , was wir von den Poltergeiſtern halten ſollen ,
vnd ſpricht: Darumb iſt diß ein ftard zeugnus wieder die
Poltergeiſter , das man fage , Lazarus fol nicht predigen,
(onder in Abrahams ſchoß ſein , der reich Mann ſol auch
nicht predigen , ſonder in der belle ſein , wenn nun ein
poltergeiſt kompt, vnd poltert im hauß, ſo ſprich , Teuffel
weiſtu nicht, wo du hin gehöreft ? Abraham bat Lazaruin
in der ichoß , und der Teuffel hat den reichen Mann in
der helle. — Zum beſchluß wil ich auch von einem lebens
digen Poltergeiſt meldung thun , welchs auff eine zeit zu
Augſpurg in des Fuggers behauſung rumort. Denn in
des Fuggers hauß waren zwey Ehehalten , ein Knecht vnd
Magdt, die trugen ein liebe zuſammen , vnd waren beyde
Euangeliſcher Religion , das verdroß einen Jeſuitiſchen
geift , der vnderſtandt ſich offtmals , fie von der bekanten
lehr abwendig zu machen , mit vermeldung , wo ſie von
der Lutheriſchen keßerey nicht abſtehen würden , ſo würde
endtlich der Teuffel kommen und fie hinweg führen , das
þat der Jeſuiter offt getrieben. Als ſie nun in ihrem für:
nehmen beharten , underſtundt ſich der Jeſuiter, inen ein
ſchreden einzuiagen, thete Teuffelskleider an, kam auff ein
nacht zum erſten zu der Magdt, ſturmbt vnd poltert heff
tig vor der kammer, mit ſchreyen vnd flagen, wie es der
Magdt Seel were , die ſey nun verdampt, darüber in der
andern nacht der Teuffel kommen werde und den leib auch
bolen, darauff der geiſt geworffen vnd gerumpelt hat, was
er erwiſchen bat fönnen , vnd darnach abgelaſſen . Solchs
hat die Magdt dem Knecht angeſagt, was ihr begegnet,
und wie die ander nacht der Teuffel ſie wolle hinweg füh.
ren , der knecht tröſtet fie , fie fol fich daran nicht fehren,
ſonder beſtendig bey ihrein glauben bleiben , wolle er auch
bey ihr leib vnd leben laſſen, als nun die nacht herrudt,
verſchloß vnd verbarg ſich der knecht , der Geiſt kam wie.
der , fieng zum erſten ein poſter an , ſo baldt wiſcht der
knecht mit ſeiner wehr herfür , der Geiſt , der ihn ſabe,
wolt ihm ein ſchreden machen , gieng mit auffgeredtell
566

benden gegen im , das nahm der knecht gewahr , vnd alſo


balot und behendt ſtieß er dem teuffeliſchen Jeſuiter sie
wehr ins leib, der geiſt fiel vmb vnd war todt, der knecht
nicht vnbehend, wecket mit frolodung das gefind auff, mit
vermeldung , wie er einen Geift erſtochen habe , als man
aber darzu lieff, den zu befeben , da war es der Jeſuiter,
der auch alſo ins Teuffels namen geſtorben ift.

Das Fünffte Capittel.


D. Fauftus nimpt einen jungen Süler zu einem Famulo
vnd Diener auff, mit namen Johan Wäiger.
Es kam an einem rauhen Winter im Martio ein
junger Schüler für den Doctor Fauſti behauſung, der
ſang das Responsorium , dem Doctor Fauſtus zus
höret , dieweil er aber vbel bekleidet war , erbarmet er
fich ſeiner , fördert ihn hinauff in feine Stuben , bes
ſprach ſich mit ihm , woher er were , dem er antwort,
er wer eines Prieſters Sohn zu Waſſerburg, were von
wegen ſeines Vatters vngeſtümigkeit entwichen. Als
nun D. Fauſtus ſeine complerion ſabe, und auß allen
zeichen abnahm , das er eines ſinnreichen Kopffs war
vnd ein gut Ingenium hette , wiewol er ein Ban
cert war , nahm ihn D. Fauſtus für einen Jungen
an , vnd hernadh legiert er ihm alle fein haab und
güter. Dieweil auch D. Fauſtus fahe, daß er ver
ſchwiegen, und viel böſer ſchalckheit in ihm ſtack, war
er ihm deſto lieber , derhalben weil er ein Knab bey
15. jahren war , mit zimlichem verſtande, eröffnet er
ihm alle ſeine heimligkeit, ließ im auch feinen Geift
in geſtalt eines Münchs ſehen , deſſen er bald gewohs
net , ja er verrichtet hernach alle ſachen , wie im der
Geiſt befable, ſo wol , als feines Herrn Fauſti. Her
nachher aber , dieweil er ſeiner vorigen armut vergaß
567

vnd des Gottloſen, fichern, rohen weſens gewonet war,


auch des guten lebens vberdrüfftg , wart auß dieſem
Johan Wäiger ein verwegner gotloſer bub , wie ſeine
eigene Hiſtori bezeuget. – D. Fauftus ließ in hera
nach in eine teutſche Schul gehen , vnd vberredet den
Soulmeiſter, er were ftum , doch gelernig, wie es auch
war , denn wenn er auß dem hauß des Fauſti gieng,
das er etwas bey den Becken , Meßgern und andern
handwercksleuten, brot, fleiſch, wein , vnd anders holen
vnd kauffen ſolt, ſo kondt er nicht reden , alſo auch
in der Schul, aber in dem hauß redet er , und war
fertig , alſo ergrieff er ſein leſen und ſchreiben gahr
baldt, vnd wardt hernach des Doct. Fauſti feines Herrn
heimlicher Cangler vnd Schreiber, wie die Bücher nach
dem ſchrecklichen todt des D. Faufti haben außgewie
ſen , war alſo bey D. Fauſto in groſſem werth wie
ein kindt immer ſein fondte.
Er inne rung.
Dieſes Johan Wäigers verderb vnd vnglüd iſt erſtmabis
durch ſeinen Vatter verurſachet. Derſelb war ein verech:
ter des Eheſtands , hielt hauß mit einer Köchin , darumb
er dann kein väterlich berß zu ſeinen kindern trug, ſondern
brauchte immer rauhe wort und barte ſchlege , damit dann
dieſer von ihm iſt vertrieben , und dem Teuffel in rachen
geben worden. Höret ihr Eltern, und hütet euch vor er:
gerlichem leben, und wie Paulus ſagt, reißt ewere Kinder
nicht zu zorn , ihr werdet ſchwere rechenſchafft an jenein
tage für ſie geben müſſen , fo fie etwan durch euwere
ſchuldt ſollen verführet werden. Dauon dann ferner in
des Joban Baygers Siftoria meldung geſchehen wirdt,
welche ich auch , wils Gott, an tag zu geben willens bin ,
ſofern mir GOTT das leben noch etwas ſparen wirt.
568

Das Sechste Capittel.


D. Fauſtus verſchendet ſeinen zotteten ſchwarßen Hundt,
Preſtigiar genannt .
GS iſt oben im erſten theil angezeiget worden , wie
Doctor Fauſtus einen hundt bey ihm gehabt , ſo ein
Geiſt geweſen , der gang vnnd gar fdywart vnnd Zot
tet war , und mit ihm hin und wieder lieff, den er
Preſtigiar heiffet. Nun gieng damahls in den Klö
ſtern vnd bey den Papiſten die dwarsfunft noch ſehr
im ſchwang , vnd wer etwas damit fondte , der war
in groſſem anſehen. Dazumahl wohnet vmb Halber
ſtadt in einem Kloſter ein Abt, der war ein Cryſtal
feber, vnd hette in einem Cryſtal einen Geiſt, der fagt
jhm nur von zufünfftigen dingen , wenn etwas geſto
len oder entfrembdet war. Item, was für Wetter ein
jeder Monat haben würde , vnd dergleiden . Dieſer
Abt höret viel von dem Doct. Fauſto , gedacht offt,
wie er mit ihm kundtſchafft billich machen ſolte , dar
mit er etwas weiters von jm lehrnen möcht. Deros
wegen berufft er ihn auff einen tag, vnd rüſt im ein
ſtattliche Mahlzeit zu . Summa, fie kamen ſo ferr zu-.
ſammen , das ſie einander Bruder nanten , doch wolt
der Abt viel von ihm förſchen und lehrnen, aber Dora
tor Fauſtus gab ihm ſtettigs dundelen bericht,, darmit
muſt ſich der Abt begnügen laſſen, als aber der Abt
jym nod nidyt molt willfahren , wieder heim zu reiſen ,
ſondern muſt noch etlidie tag da verharren , gieng er
einmahl in fein gemach), nahm ſein Cryſtal in die handt,
beſdywar ſeinen Geiſt, der ſolt ihm ſagen, ob e Docs
tor Fauſtus gutt oder arg mit ihm meinet ? Das ora
culum antwort, ja er meinete gut , das folſtu ihm
vertrawen , aber er helt noch hinter dem buſc , vnd
569

weiß gar wol , bas du mit gleicher funft vmbgebeft,


wenn du mich aber wieder von dem Bannen wilft ab
ſolviren und ledig ſprechen , ſo wil ich dir etwas ra=
then, ſo dir beſſer bekommen wirt, denn das du mich
ſo lang hierin auffhelſt, der Abt verſprach ihm das,
dem antwortet ſein oraculum : So iſt diß mein
rath, dieweil du Brüderfchafft ihm verſprochen, ſo bitt
vnnd lieg ihm an , das er dir ſeinen Hundt Preſti
giar ſchencke, denn er iſt nidit ein hundt, ſondern einer
vnder den fürnembſten geyſtern , von dem wirftu alles,
was du begehreſt, haben. Auff ſolche ſag frewdte fich
der Abt , lag dem Doctor Fauſto tag vnd nacht an,
mit bitt und flehen , verhieß ihm darzu ein ſumma
Geldts, bas endtlich ſich Doctor Fauſtus beivegen ließ,
verſprach ihm den Hundt, doch nicht weiter denn drey
jahr, darüber ſolte er im ein verſchreibung geben, das
er in nach folchen verſchienen 3. jaren jm wieder wolle
zuſtellen , diß war bekrefftigt und verſprochen , hierauff
fündet D. Fauſtus ſeinem hundt Preſtigiar den gelei
ften dienſt auff obgemelte beſtimpte zeit auff vnd be
ſchwur jn , oz er dem Abt ſolt gentlich gehorſamen .
Alſo wardt die Brüderſchafft beſtetigt, der Abt ſagt
ſeinem Gryſtalgeiſt auft, ließ in ledig, welcher in einem
gemachten dicken Nebel verſchwandt , der Hundt war
ihm gang gehorſam , wie ihn denn der 26t gar lieb
hatte , und ſo baldt frembde Geſt im Cloſter einkehrs
ten , ſahe er bald , das er ihn verſtack. Dieſer hundt
hatte auff ein zeit ein groß klagen vnd feuffzen, wolt
fich nicht baldt fehen laſſen, und verſchloff fich, wo er
fondt, da jhn der Abt ernſtlich fragt, wie er es doch
meinet, dem gab er ſeuffzend antwort : Ad lieber Abt,
ich hab je gedacht, ich wolt die vberige zeit meines
zugeſagten dienſts bey bir beharren , aber ich fibe es,
570 1

dad es nicht ſein kan , das wirſtu baldt in fur er


fahren , bitte did ), du wolleſt mid), was die vrſach Tey),
zu fragen underlaſſen. So lies es auch der Abt der
rauff anſtehen , baldt aber , innerhalb acht tagen , fiel
der Abt in ein kranckheit, und in der wanwit fragt
er ſtets nach ſeinem Hundt, griff nach im , vnd ſtarb alſo.
E rinn e r un g .
Von dieſer Verehrung des Teuffeliſchen Hunds wollen
wir auch etwas bandlen . Erſtlich bringt die Hiſtori mit
fich , das im Bapſthumb wie noc jeßiger zeit die Zäubes
rey am meiſten im ſchwang gangen Tey , das macht die
groſſe Abgötterey vnnd aberglaub , vnnd ſehen wir leider
zu vnſern zeiten , das an feinem ort mehr geſagt wirdt
von einkommung , einziehung und verbrennung der Heren
vnnd unbolden , denn eben an denen örten, da die ſuper:
ftition und das Bäpſtiſch weſen am meiſten grünet. Da
ſolten fürwar die Papiften ein wenig binder fich gedenden,
vnnd nicht feben , was für ein rad vnd farnir vor inen
bangt, ſonder auch warnehmen , was der iſt, der auff dem
rüden hangt , und was darinnen ſey , nemblich , das fie
felbs die geſellen, ja die Hengſte ſein, ſo ſolches offentlich
treiben , wiewol ſie alle fein bundtnus mit dem Teuffel
Haben gemacht, wie die nachtſchaden und vnholden, die da
offentlich jren fürwiß treiben , aber was die Papiften has
ben vnd treiben , ſindt lauter heilige vnd gute wort. Da:
ber ich felbft auff ein zeit von etlichen Papiften ein diſpus
tation gehört , wie das es ein groß vnderſcheidt ſey zwi:
Ichen den vnbolden , und mit ihren werden , und war dieß
jhr fürgeben: Es iſt nach der Theologia ein groſſer vnder.
cheidt , ſagten fie, zwiſchen der abgötterey vnd Zauberey.
Abgötterey rep , wenn die Ehr , To Gott gebürth , einer
Creatur zugeeygnet wirdt, das thun die Papiſten gar nicht,
ſonder die armen Weiber müſſens gethan haben , die von
GOtt abfallen, vnd dem Teuffel, der ein erſchaffne Crea:
tur ſo leichtlich anbangen, vnd mit ſeinen mittel vnd Hülff
alles verrichten. Zum andern aber rey dieß die Zauberey,
wenn ein Creatur nicht nach ihren rechten wirdungen ger
571

braucht wirdt, als die Characteres vnnd Geiftliche wörter


vnd regen , ſind nicht bös oder verdamblich , ſonder gut
vnd vnuerwerfflich , ia ſo heilig , das der Teuffel daruor
fliben muß , er wolle oder nicht, das thun fie wider den
Teuffel. Dargegen aber ſag ich kürßlich , das mit In
cantationibus vnd Characteribus vmbzugehen , ein rechte
Teuffeliſche abgötterey fey, damit die hohe Mayeftet Göt:
tes verſpottet vnnd vngeehret wirdt. Denn hülff in den
Creaturen ſuchen anders denn Gott verordnet bat , vnnd
des rechten helffers vergeſſen , was iſt das anders dern
Abgötterey ? Ferner iſt in der Hiſtoria zu ſehen , das
der Abt in dem Cryſtal ein oraculum gehabt. Es findt
aber die oracula folche, welche den fragenden antwort ges
ben , entweder geſchicht ſolchs durch den Teuffel ſelbs mit
einer ſtimme , traum , brauſen oder dergleichen geberden ,
oder er verrichtet es durch die Bilder vnd abgötter , mit

irgendt einer ſelßamen bewegung , oder auch durch vnuer:


nunfftige Thiere, gleich wie man lieſet, das der teuffel in
Egypten durch ein lebendige lub beſcheid gegeben hat,
wie Doctor Faufti Preſtigiar oder Hundt auch einer ger
weſen , der da redete , lo man ihn gefragt. Die Heyden
und Römer hieltens darfür , das ſolche ſtim von Göttern
berkem , derhalben man groſſe und herrliche Tempel an dies
felbige örter gebawet, als zu Delphis vnnd Thebis , die
betten ihre eigene Prieſter, ond groſſe reiche Pfründe und
ftifftung , als wonungen und hoffhaltung der Götter.
Es wirdt auch alhie gemeldet, wie der Abt den Hundt bes
kommen habe, der ein Geift geweſen , welchen er lieb vno
wert gehabt , ohn zweiffel, weil er ſeinen nüß darmit hat
treiben wollen, dieweil er ſonſt auch mit geiſtern vmbgans
gen , wie dann auch andere ſolche gehabt haben. Alſo
ſchreibet Hieronymus Cardanus lib. 19. de Daemonibus,
das ſein Vatter ſieben ſcheinende Geifter gehabt , welche
mit ihm wunderbarliche ding geredt vnd diſputirt, und
verborgene ding auß den ſchrifften Auerrois des fürtreffs
lichen arßts , an tag gebracht haben , die zuuor feinem
menſchen offenbar vnnd bewuſt geweſen . Beſchließlich
wirdt hie erzehlet, wie des Abts hund vor ſeinem des Abts
ende fich trawrig erzeigt hat. Es erzebit Caſpar Goldte
572

wurm ein gleichformige Hiſtori, nemlich, das ein Burger


zu Erffurdt geweſen, der hat einen Raben gehabt, als nun
auff ein zeit der Rabe ganß ftill vnd trawrig geweſen ,
fabet der man an ganß ſchimpffsweiſe und ſagt: Liebes
Rablein, wie biſtu ſo trawrig, und was gedendftu ? Dar:
auff der Rabe vnuerſehens geantwortet, mit deutlicher
ftimm , vnd den vers auß dem 77. Pſalm angezogen : Co
gitavi dies ntiquos , et aeternos mente habui.
bende der alten zeit der vorigen jahren. Alſo verſtundt
er wol, das der Teuffel auß dem Raben redete.

Da8 Siebende Capittel.


Von zwo Perſonen , To D. Fauſtus zuſammen kuppelt hat.
Zu Wittenberg war ein Studioſus , ein ſtatlicher
vom Adel , der hatte ſein hert vnd augen zu einer
gewendt , die auch eines guten Adelichen geſchlechts,
vnd vberauß ein ſchön Weibsbildt war , welche zuuor
viel werber , vnd vnter denen einen jungen Freyherrn
gehabt , der fie offt vmb die Ghe anſprechen ließ , des
nen allen aber ſchlug ſie es ab , ſonderlich obgedachs
tem vom Adel , der hatte den wenigſten plaß bey jr.
Derſelbige aber hatte mit dem Fauſto gute kundtſchafft,
hatte auch offt in feinem hauß mit ihm geſſen vnd
getruncken. Dieſen fochte die liebe gegen der vom Adel
ſo ſehr an, das er am leib abnahm , vnnd darüber in
ein francheit fiel , foldha kam Fauſtus in erfarung,
fragte derwegen ſeinen Geiſt Mepboſtopbilem , was ihm
doch wer, der ſagte ihm alle gelegenheit, darauff Fau
ſtus in heimſuchte, jhm alle gelegenheit ſeiner Francs
heit eröffnete , welcher ſich dann ſehr darüber verwuns
derte. Fauſtus tröſtet jn , er folt ſich ſo ſehr nit bes
kümmern , er wolte in behülfflich ſein , by diſe junge
fram feinem andern , den jm zu their werden muſte,
573

wie auch geſchach, dann Fauſtus verwirte der jungfra


wen herg ſo gar mit der Zauberey, das ſie keines an
dern achtete. Bald darnach befilet er dieſem Edelman,
er folle fidy ſtatlich kleidert , ſo wolle er mit im zui
ir gehen , die in einem garten bey andern Jungfras
wen feſſe, da man denn einen tanß anfangen würde,
To ſolte er mit jhr tangen, vnnd gibt ihm einen ring ,
den ſolte er an ſeinen Finger ſtecken, wann er mit ihr
tangte , ſo baldt er ſte berühren würde, ſo würde ſic
alsbaldt ein vollkommene liebe zu ihm tragen , vnd
hinfüro ſonſt_zu keinem andern mehr, er folt ſie aber
vmb die Ehe nicht anſprechen , dann ſie würde ihn
felbſt darumb anreden, nimpt darauff ein diſtilliert Waf
ſer, unnd zwagt den Edelman barmit, welcher alsbaldt
cint vberauß dön angeſidit baruon bekame, giengen
alſo mit einander in den Garten . Der Edelmann thete,
wie ihm D. Fauſtus befohlen hette , tanget mit der
Jungfrawen , vnd rühret ſie an , von der ſtund an
brandte ihr herß von liebe gegen ihil , auch alſo das
ſie die ganze folgende nacht kein ruhe im Beth hatte,
ſo offt gedacht ſie an ihn , baldt bev tagzeit * beſchicht
ſie ihn , öffnet ihm das herß vnd die ganze anfect
tung der liebe, war alſo die Glock gegoſſen , vnd wurs
den ſie beyde Chelțute. Es war gleichwol ſolches feia
nen Eltern gar zu wieder, jedoc hielt er die Hochzeit
zu Wittenberg , demütigt ſich gegen die Eltern , una
fam durcı güttlich unterhandlung wieder bey den Gl.
tern zu gnaden . Wäiger , des Fauſti diener, meldet,
als dieſe Fodizeit geweſen , hab ſein Herr folch diſtil.
lirt waſſer den beyden jungen Eheleuten auch zugefchidi,
die şaben ſich darmit angeſtrichen , vnnd fönne mar
mit warheit ſagen , das in viel jahren, ſchöner perfo
nen nie zur Kirchen gangen.
574

Er i nne r un g.
Dieweil alhie bey den zweyen jungen leuten Doct. Fau:
ftus der kupler geweſen , und mit ſeiner funft durch einen
ring die Jungfraw dahin gebracht, das fie gegen den Stus
denten in der liebe engündet ift worden , iſt die frag , ob
dieſe Ehe mit Gott ſey angefangen worden oder nicht ?
In ſolcher frag darff es nicht viel diſputirens, denn in
ſolcher Ehe ift je war , das dieſe zuſammenfüplung mit
Zauberey ift angefangen worden, was aber ſolchs bernach
für einen außgang vnd ende genommen , wirdt es die zeit
wol geben haben. Denn der Teuffel iſt dem Eheftandt
aufffeßig und geheffig, die liebe zweyer jungen leute fehet
offt mit freundtlichkeit an, aber das Jubeljahr laufft baldt
vnd kurß vmb , ond rehet denn der Teuffel allerley onkraut
mit ein , trennet die berßen wieder von einander , wie er
fie vnordentlich zuſammen getrieben hat, ftifftet vnd richtet
allerley vnordnung an . Vno tretten endtlich ſolche Ebe:
leut in ſechs Münche Orden , da immer einer herter ift
denn der ander. Denn ſie verharren ein kurße und kleine
zeit in der Benedicter orden , in welchem alles recht und
wol zugebet, tretten aber baldt in der Prediger orden , da
eines dem andern ſaget , das ihm nicht gefellet, vnd lieft
ihm die Epiſtel lenger als ihm lieb iſt, von dieſem wenden
ſie ſich denn zu der Barfüſſer orden, in welchem trawren vnd
weheklagen die beſte frewdt iſt , auß dieſem begeben ſie
fich zu den Peitſchbrüdern , da man ſich mit ruten bawet,
Prügelſuppen iffet, vnd fünff finger kraut auff den rüden
legt , von denen wandern ſie in der Carthauſer Kloſter,
da man maulet, vnd ftilſchweigendt von tiſch vnd beth fich
abſondern thut , das demnach ſolcher vbel angefangener
Eheftandt lauter Teuffels Merterer macht, die herter leben
führen und haben, als alle ftände der München. — Ferner
wirdt angezeiget, das dieſer junge Student fich durch der
Jungfrawen ſchöne hat verführen laſſen , das er auch der
Jungfrawen tag und nacht nachgeftelt , wie er ire gunft
bekommen möcht. Nun ifts jewol an deme, das die ſchöne
eine gabe Gottes, darauß wir Gotts weißheit vnd almacht
abnemen ſollen, aber doch ſollen wir vns Hüten , das wir
bardurdy nit zu vnbillicher liebe verführet werden. De
575

man ſich nicht im furchten GOttes fleiſſig fürſicht, ifts


bald verſehen , wie auch Syrach ſagt cap. 8. Sơöne weis
ber haben manchen betyöret. Man rühmet vnnd lobte
auff ein zeit einen ſtreidtbaren kriegsmann , das er viel
mänlicher thaten begangen, und in feltſchlachten groſſe ehr
eingelegt hatte, und ſeinen feinden obgefiget, darzu ſprach
Claus narr, es iſt ſchade vmb einen ſolden Mann, denn
ein Weib wirt in zum Narren machen.
Den König Dauid teutſt ein Weib ,
Ein Weib den Fürſten Samſon teubt,
Vnd Herculem den freyen helt
Ein Weib verirt, ihn narrt und fält,
Wie man auff dieſen tag noch ſpricht,
Wenn man ein ſteiffen knaben ſicht,
Gebt ihm ein Weib, die inacht ihn kurr,
Iſt er gleich ſtahl, er wirdt wol murb .
Ein Contrafactur oder gemehlt hab ich geſehen , welches
anzeigt, wie die vnuerſichtige jugendt von Weibsbildern
angeführt werde, nemblich : Ein Jungfraw fißt auff einem
boben berg , die reßt vnden herab ein leim loc , darbey
bangt ein töifich, darin iſt ein kopff, in geſtalt einer Junge
frawen , bey der Jungfrawen herab fißen etliche Jung:
frawen , da fliegen ganß rottweiß die Buler vnd Jungen
gefellen zu, und fliegen vmbher, etliche reßen ſich auff die
leimſtangen, die werden gefangen, von fernen aber ſtehen
ihr viel , ro junge Eheleut ſindt, und auch in dem riegel
geſteckt, die deuten mit fingern darauff, vnd ſagt einer zum
andern :
Alſo gieng es mir auch,
Da ich war ein junger gaudy .
Mehr wirdt angezeigt, wie dieſer Student von der liebe
wegen in ein ſchwere frandheit gefallen . Dieſe frandheit
iſt ein Teuffeliſche ſucht geweſen , fintemahl D. Fauſtus in
mit feiner Zauberiſchen funft wieder auffgerichtet hat, wie
es dann mit Gott nicht war angefangen worden. Solche
Frändung bringt je nichts guts mit, wie wir ein erempel
baben an dem Amnon , 2. Sam. 13. Joſephus ſchreibt
von einem weib Mariamne, welche König Herodes zu einem
Weib nahm , die war ein außbundt vnd oberauß ſchönes
weib , alſo das Herodes fie berßlich liebet , und ohn fie
576

nicht ſein fondt, nicht deſto weniger fiel er von jrent we:
gen in vielerley argwohn , das er ihr gram ond feindt
ward, und auch ſie leßlich tödten ließ , bernach kam ſie im
zu nacht ſtets im ſchlaff für, das er nicht allein von wegen
ſolches mordts ihr vnrecht gethan , ſonder auch die ſchönd
ihrer geſtalt nicht geachtet folt haben , war alſo darüber
beſtürßt, das er auch in ein ſchwere francheit fiel, vnnd
ftets nach ihr ſchrye. Hiergegen wirt angezeigt , wie
Fauſtus den Nobilem auffgeftiffelt hat, in mit einer Zäu:
berey getröſtet, er rol ein ring zu im nehmen, vnd ſo bald.
er ſie damit wirt anrühren , ſo würde ſie im nichts ver:
fagen. Solch Zäuberiſche fünſte fint jederzeit im ſchwang
gangen, wie dann etliche mit rinderblut auff ein glas ſchreis
ben den namen deren, die ſie lieb haben, vnd lebens zum
fewr , dieß ſol die liebe wirden , denn wie dz fewr dem
glas zuießt, vnd es erhigigt, alſo fol die lieb auch etwas
dergleichen ſchaffen. Etliche lauffen zu einer Haſelnusſtau:
den , und ſchneiden einen gerten dauon , darauff ſchreiben
ſie auch namen , vnd ſo man eine damit anrühret, ſo müſie
fie ihm nachlauffen . Etliche brauchen Jungfraw Perga
ment , vnd ſchreiben darauff , benden das an hals , vnnd
findt ſolcher Teuffeliſchen ſuperftition gar viel , die nid )t
alle zu erzehlen ſindt. Endtlich wirdt in der geſchicht be:
griffen , wie Doct. Fauftus dem vom Udel ein diſtilliert
waſſer geſchickt hat , damit er ſich hat angefiridyen . Nun
iſt aber die ſchöne ein gabe GOttes , doch ſol man ſic)
deren nid )t überheben , denn der todt niinpt ſold) dabin .
So iſt auc nicht ohne , das man mit diſtillirtem waſſer,
träutern vnd andern Materien , die Leiber vid angeſichter
fan rein , ſchön vnd lauter machen, vnd folhs iſt in Stas
lien in täglichem gebrauch , wie dann aud ) die Welſche vnd
Franßöſiſche Arßte viel daruon geſchrieben haben. Ein
iolche diſtillation bat auc gebraucht der gar alte Süeyſer
Gordianus, der ein Sohn war Metii Marulli, welcher gee
Jebt hat nach Chriſti geburth 234. jar , der machte ſich Yu
Schön und jung , das man ihn im 63. jar ſeines alters,
für gar jung anſahe, von wegen dieſer farb, die ihm reis
ner fämmerling einer zubereitet. Es zeigt and einer
Doct. Hieremias Martius an, das er auß der gewaltigen
577

kunft des fürtrefflichen Arßten Michaelis Noftradami, einer


fürnemen frawen Savone, die ein Haußfraw Herrn Bern:
hardi Graſsi war, ein Salben oder waſſer habe von Bos
nen gemacht, damit ſie ihr angeſicht klar vnnd ſchön ohn
vnterlaß behielt , das ſie auch mit fölcher (chönheit zu der
andern ehe griff, vnd dem Herrn Johan Ferlin von Car:
mignol vertrawt wardt.

Das Achte Capittel.


Ein Copey eines ſchreibens an den D. Fauſtum , von ei
nem geſpenſt in einem Hauſe .
Es iſt nach Doct. Fauſti todt in ſeinem Hauß ein
Tchreiben gefunden worden , von einem ſtatlichen vom
Adel , vmb Zwickaw herumb wohnend. Dieſer hatte
ein Schloß auff einer zimlichen höhe, vnd hatte daran
ein new Schloß gebawet , vnd das alt verlaſſen , das
rumb das ein geſpenſt Sarin gieng, und beleidigt docl»
niemand. Dieſer Edelmann ſchriebe an den Doctor
Fauſtum , den er wol kendte, vud ihn vormahls ges
braucht hatte , und begehret von ihm rath , was docis
dieſer für ein geiſt ſeye, gutt oder böß, und ob er in
vertreiben ſolle oder nicht. Dem ſchriebe Fauſtus hin
wiederumb zur antwort, auf ſolche form : „ Ehrenhafi
ter Veſter Junckherr, ewer ſchreiben an mich gethan,
hab ich empfangen , barinn ewer begehren ſtehet, ein
kleine reiß zu euch zu kommen, dieweil mich aber ewer
Bott zu Wittemberg. nicht hat angetroffen , dann das
mahls ich zu Torgaw war , bab ich gleichwol durchy
mein Spiegelfechten geſehen , das der Bott wiederumb
zurück ziehen wollen, vnd eben in ſolchem meinen heim
fehren hab ich einen feltanen geiſt abgefertigt, der auch
in geſtalt eines botten zu im kommen, vnd jn zu mis
II . 37
578

gebracht. Dieweil ich aber dißmahl geſchefft halber nicht


kan abkommen , bitte ich den Junckherrn , Carin kein
verbruß zu haben, aber ſchrifftlich wiederumb auff ener
begehren und frag zu antworten , ſol ench diſer bes
richt, wie folgt, geſchehen. - Nemblich, das in ewerin
fiß ein geſpenſt gehen ſolle, unnd wenn ein new ges
fchlecht oder ſtammen das Schloß beſißt, ſo errege ſich
der geiſt, erſcheine denen im Schloß manches mahl in
Bawren , Reuter vnnd Landsknecht geſtalt, doch ohn
einigen ſchaden , vnd redet gang freundlich mit inen.
Iſt demnach ewer begehren , zu wiſſen , ob es ein bös
ſer oder guter geiſt ſey oder nicht. Hierauff folle
dem Zundherrn günſtiglich bericht geſchehen , nemblich,
das die Geiſtere Corpora , vnd deren geſtalt an fich
nehmen , und das es war iſt, ſo fraget ewerr botten ,
was verwunderung er fich geſtelt , das ein Bott zu
ihm kommen , vnnd ihn zurück geführet hat , da nicht
ohn, das ein geiſt ſolchen Leib şat angenommen , denn
der geiſt iſt ein ſubtiler vnd geſchwinder Vogel , der
kan dem Menſchen wol ein Larven anziehen , und ers
fcheint den Leuten mit vnergreifflichen Leibern, wie der
ſchatt an der Wandt, doch zu begegnen gang ficytbar
licher vnnd leiblicher geſtaldt. Auff diefes , das ewer
Geiſt auff ewerm Schloß niemandt begehret leidts zu
thun , ſage ich fürwar , das unter den Geiſtern auch
felgame, vnſchedtliche vnnd freundtliche geiftere findt,
wie dann der in ererm Schlos auch iſt, der wohnet
bey tag nicht im Schlos, fonder er fchwingt fich wies
der in die lufft , und nach dem dann die jahr vnnd
Monatſchein fein, bewegt er ſich wiederumb herab, doch
vmb veſper vnd nachtzeit. Derowegen rathe ich euch,
Tchaffet bas man ihn nicht beleidige , ſonder jhr vnd
siver geſindt gewohne ihn , ſintemahl er weder poltert
579

noch untrew ſpilt, ſo es aber folt geſchehen, das man


ihn beleidiget , würdet ihr endtlich einen böſen auß=
gang ſehen, laſt jn auch bey euch ſein, wie ein ander
Creatur, habet ir doch offtmabls Gottlofes vid boſes
geſindt, ſo euch vnd G O T T mehr beleidiget , denn
dieſer Geiſt. Vnd das dem auch alſo fey , ſo wohnen
dieſe geiſtere gerne in alten Häuſern , in finſtern öre
tern , vnnd dicken pfülen vnnd vnflath ete. in tieffen
wäſſern , vnd dicken hölern vnnd welden. Darauff
bitte ich zum beſchluß den Junckherrn , ihr wollet den
geiſt alſo gehen und walten laſſen , biß auff das erſte, .
fo ich zu euch komme, wil ich nit allein in dem nemen
Solos, ſonder auch im alten , bey euch vnd dem geiſt
einkehren ."
E r inn e r u ir g .
Ob die Teuffel oder geifter Corpora an fich nemen
fönnen oder niơt , daruon wollen wir auch etwas hand
len. Von den guten Engeln wiſſen wir auß Gottes wort,
das fie leiber an ſich nemen können, alſo können auc die
böſen geiſtere durch verhengnis Gotts leiber an ſich zie:
ben, vnnd darzu nit Fantaſtiſche oder ertichte, wie etliche
meinen , ſonder ſichtbarliche und greiffliche. Nicephorus
meldet in ſeiner Kirchen Hiſtori von einem Teuffel , wels
cher im Lande Creta ſchier ein jahr gewandelt , und die
Juden vberredet , er were Moſes , der vor zeiten die Hes
breer durch das rote Meer auß Egypten gefüret bette,
vnd er wolle nun deßgleichen thun , und ſie auß Creta
mitten durch das Meer in das gelobte Landt wieder brins
gen, hat ſiealſo an das Meer geführet, vnd viel von ih
nen im waſſer erſeufft , ja ſie weren ſchier alle erſoffen,
Yo ſie nit durch die Chriſten weren errettet worden , und
iſt nach der zeit ſolcher Prediger nicht mehr gefunden wor:
den . Alio lieſt man in der Sächſiſchen Gronic , das
gehn Hameln ein frembder Pfeiffer ſey kommen , und mit
ſeiner pfeiffen einen groſſen hauffen Kinder auß der Stadt
geführet , und in ein groß loo gebraďt, das folgendis
580

noch der Pfeiffer , noch die Kinder nicht mehr ſindt geſe:
ben worden. Es meinet Chryfoftomus , 03 der dem
Job die newe zeitung brachte von ſeinem vnfad vnd vns
glüť , kein menſch , ſonder ein Teuffel geweſt fey, Quia
(ait) si homo eras, quomodo sciebas ventum subortum
à diserto . Vnnd iſt eben auch dieß, wie oben gemeldet
worden , das Doct. Fauſti Geiſt zu dem Botten des Edel
manns kommen , vnd ihn wiederumb zu dem D. Fauſto
geführt. Es wirdt weiter gemeldet , wie ſolcher geiſt
in des Jundherrn alten Schloſſe gewohnt hab. Daruon
ſagt Doctor Luther alſo : Die Teuffel find auch nahe beg
vns, denn es findt viel Teuffel in welden , waſſern , wüz
ften, vnd an feuchten pfülichen örten , da ſie dem Menſchen
* mögen ſchaden zufügen , etliche findt auch in den ſchwar:
ßen dicken wolden , die machen Hagel, Wetter , Blit vnd
Donner , vergifften die lufft, waid, vnd dergleichen , im
Bapíthumb hat er fich meiſterlich gebraucht, in alten Kir
chen vnd Clauſen , wie in vnſerm Cloſter zu Wittenberg,
da hab ich ihn offt beſcheiden gehört. Denn da ich an:
fieng den Pſalter zu leſen , vnd nach dem wir die Nacht:
metten geſungen hetten , vnnd ich im kempter ſaß, ftudie:
ret und ſchriebe an meiner Lection , da kam der teuffel
und rauſcht in der Hällen dreymahl, gleich als wenn einer
einen ſcheffel frucht aus der Hälle ſchleifft. Zuleßt, da es
nicht wolt auffhören , rafft ich meine Bücher zuſammen,
vnnd gieng zu bette, aber mich rewt es dieſe ſtundt, das
ich ihm nicht außlaß , vnnd hette doch geſehen , was der
Teuffel noch wolte gemacht haben , ſo hab ich ihn fonft
auch einmahl vber meiner kammer im Cloſter gehört, aber
da ich vermerdt, das ers war, acht ichs nicht und ſchlieff
wieder ein. Vnd meldet darauff, es hette eine Magdt alles
seit einen Teuffel auff ihrem herdt in der füchen fißen,
da er ein eigen örtlein hette , nun bath die Magdt dad
Häinklin , denn alſo hieß ſie in , er ſolt fich doch ſehen
laſſen , wie er geſtalt wer, aber das Häinklin wolts nicht
thun , biß das die Magdt eineft in den feller gehet, ſo
ficht fie in einem faß ein todts kindt ſchwimmen , da ere
zeigt er fich, wie der Teuffel wer, nemlich Auctor caedis,
ein Mörder , denn die Magdt hett einmahl ein kindt ges
581

habt und es erwürgt , und in das faß gefteđt. Leßs


lich , das D. Fauftus dem som Adel gerahten , jer rođe
das geſpenſt alſo gehen laſſen und es nicht vertreiben,
davon ſagt auch der Herr Doctor Luther fehliger gar wol
alſo : Wenn der Teuffel auß den Häuſern , darinnen er
poltert , vertrieben wird , das er nid)t mehr vmbgehen,
vnnd rumoren kan , ſo fehrt er in die Menſchen , als in
die keßer, Rottengeifter, in Münßer, vnd desgleichen . Item
in die Wucherer vnd Scarhanſen . Doct. Luther mela
det ferner, das der Teuffel an einem ort hette einen bama
ren leibhafftig beſeſſen . Nu war ein Münch geweſen, der
þatte in wollen außtreiben , und hatte andere Münch zu
ſich genommen , die in der proceſſion mit groſſer andacht
waren ins hauß gangen , darinn der beſeſſene gelegen war,
als er nun ins hauß kominen, da ſpricht der Teuffel durch
den beſeſſenen bawren : Popule mi , quid feci tibi ? Mein
vold, was hab ich dir doch gethan ?

Das Neunde Capittel.


Von einem Scaß , ſo Fauftus gefunden.
Damit Doctor Fauſtus von ſeinem Gott dem Teuf
fel ja nicht möcht verlaſſen werden , zeigte jm ſein
Geiſt Mephoſtophiles bey einer alten verfallenen Ca
pellen , ſo bey Wittemberg herumb gelegen war , einen
ſchaß, folchem gieng Fauſtus trewlich nach), grube vnd
erhebt in , fand aber auff dem ſchat einen grewlichen
groſſen wurm liegen , der fdhaß erſchien wie ein anges
zündet liecht. Da beſchwur Fauſtus den wurm , ber
Frod, in ein loch , aber im ſchaß lage nichts anders,
denn kleine kolen , höret vnd ſahe auch darneben viel
geſpenſt. Alſo bracht Fauſtus die kolen zu hauß , die
alsbald zu Silber vnd Golt verwandelt wurden , welchs,
wie ſein Famulus gemeldet hat , in etliche tauſent gül
den wert geſchept iſt worden .
582

Er innerun g .
Wenn dieſer geſagte Schaß irgendt von den Menſchen
ſoit vergraben worden ſein , ſo hat in der D. Fauftus
mit keinem guten titel haben mögen . Denn die Juriſten
ſagen , das einem jeglichen erlaubt vnd zugeben rey , das
er auff feinen grundt, boden vnd eigenthumb nach ſtä:
Ben ſuchen vnnd graben mag. Wann auch jemandts alſo
auff fein ſelb Erdtreich, oder an geweyheten fetten onge:
ſucht, und ohngefähr einen ſchaß findet , ſo iſt derſelb als
lein ſein . Wo er aber auff eines andern grundt , boden
ond eigenthumb folcher ungefährlicher weiß auß ſonderm
glüdfau einen fünde , ſo iſt der halb theil ſein , und der
ander þalb theil des grundtherrn. Es folle auch niemandts
auff frembden grundt vnd boden nach ſolchen (mäßen ſus
chen oder graben, wo aber das geſchehe, iſt alles vnd jes
des , ſo er durch ſolch ſuchen gefunden und eröbert, des
grundtberrn allein. Desgleichen ſo femandt mit Säuberep
oder Schwarßkunſt einen ſchaß zu eröbern ſich vnderſtande,
ob gleich ſolches auff rein reibs eignem grunde vnnd bo:
den beſchehe , ſo gehört dod) , was er alſo findet, dem
Landtherrn alles ohn mittel allein zii, zu dem fol er von
Yolcher Zäuberey wegen geſtrafft werden. Ita est tex. in
S. thesauros , Inst. de rer. div. et singularis constitu
tio in l. unica , C. de thesauris lib. 10. et l. nemo C.
de Maleficis et Mathematicis . Es iſt zu erbarmen ,
vnd ſchrecklich zu hören , das etliche leut von dem Teuffel
ſo gahr beſeſſen ſind, wenn ſie gelt vnd gut haben , das
fies ihnen nicht, viel weniger ihren kindern, nadkommen
vnd freunden vergünnen mögen, ſonder verſteden vnd ver
graben das, und iſt der leidig teuffel jhr Cuftos vnnd
behalter. Vnd achte ich , das ſolche vnmenſchen vbel fab
ren . Denn ſold fürnehmen der verſtodten leut iſt ein
Teuffeliſcher haß vnd abgunſt, weil ſie niemandt feinen
pfenning daruon gönnen , ſonder wollen lieber , das es
die motten vnd würme verzehren , und nimmer an tag
komme , denn das ein Menſch eines ſcharffes dauon genieſ:
ſen ſolte , vnd ob ſie ſchon viel damit eröbern fondten ,
wollen ſie doch lieber ihres eigennußes entbehren , denn
das ein ander auch nüt dauon bekomme. Darumb fagt
583

Syrach : verliere gehrn dein gelt vmb deines Brudern


und Nechften willen , vnnd vergrab es nicht unter einen
Stein , da es doch vmbkompt , Cap. 29. Zu dem ſo
findt dieſe falte herpen diebiſcher neigung, denn das geldt,
welche ſie ihren kindern und Erben , oder wo ſie die nicht
betten , den armen folten laſſen zukommen , daſſelbig vers
graben fie , vnd entwendens denen , ſo es gebühren ſol,
als Mago den Aeneain bate , das er ſeiner verſchonen
möcht, ſo wolt er im einen groſſen ſchaß, welchen er in der
Erden hette liegen , rohenden , da antwortet ihm Aeneas :
Argenti atque auri memoras quae multa talenta ,
Gnatis parce tuis
Was ſagſtu von viel Silber und Goldt,
Sold ) s du deinn Kindern ſparen ſolt.
Hierauff weil man gedendt vom Schaßgraben , kan ich
nicht vmbgehen , meldung zu thun von den verloffnen und
farenden Schülern , wie ſie dann im Bapſthumb mit ſchaps
graben die leut beredt, vnd genarret haben , welches mein
lieber Altvater fehliger in ſeiner Cronic anziehet, nemlid),
das ſein Herr Decant einer von Comberg hatte ein eino
denboff den Stercelsbach genant, zu foldem fam ein ver
loffner Schüler, vnd beretet den Bawren , wie allernechſt
vmb fein hauß herumb ein ſchaß lege, der liege auch nicht
tieff begraben , vnnd ſo er dann den koſten darauff legen
wolte , ſo wolle er ihn graben , ſo er dann den Schaß
fünde , folt er ihm nach ſeinem gefallen eine verehrung
thun , vnnd weren dieſe die fürnembſten ſtüde , ſo man
zu beftetigung des Schaßes haben muſt , als gewerhet
falß, waſſer , liechter , vnd 30. gülden an gelde , vnd 30 .
filber in groſchen , damit muft der Circroder kräiß (darin
der ſchaß were ) , mit einem Schwert geriſſen , vnnd in
gedechtnis der 30. ſilberlinge, darumb Chriſtus verkaufft
worden , belegt werden, damit der Teuffel den ſchaß nicht
gabr hinführe. Der Bawr ſagte, er hette die 30. gülden
nit, aber 30. geſtempffte blappert. Folgendt am Donner:
ftag zu Nacht , nahm der fahrend Shüler den Bawren
vnd ſeinen knecht , führet fie in das ort , da der Schat
folte liegen, brauchte die obgemelte geweyhete ftüde, vnnd
das geweyhete liecht ſtellet er in den fräiß , und von den
584

30. blapperten regte vnd machte er freuße darauß. Nun


hette der Schalck mit Zwybelſafft eine figur des Teufs
fels , einen Fedel mit geldé in benden habende , auff ein
weiß Papir gemahlt. Denn wenn man den fafft von
Zwybel nimpt , vnnd ſchreibt damit auff ein weiß Papir,
leſt ſolchs trudnen, ſo ficht man das føreiben nit, ſo man
es aber vber ein liecht helt , ſo kommen die buchftaben
berfür vnd werden ſchwarß, alſo thaté fölches der Schaß:
gräber dem Bawren auch , und ſagte, damit er ihm beſ:
fer glauben folt , ſo wolt er den teuffel ob dieſem liecht
in das Papir bringen, das man in ſichtbarlic reben folt,
wie er ſebe, vnnd was er in der bandt bette, in dem hub
der fahrende ſchüler an zu murmeln , vnd auff das Papir
mit der handt ein creuß zu machen , vnd hielt es alſo
hüb ſchlich vber das liecht, als der bawr von wegen der
werm die erzehlte figur im Papir erſabe , meinte er , die
kunft wer gewiß , er werde einen redel mit gold finden,
war willig zu thun , was im der Vagant befable , ond
ſagt zum Bawren , er ſolt ihm ein wenig Weyrauch auß
dem Ofterſtod geben , in das liecht zu werffen , ſo könne
alsdann die Figur oder geficht nicht auß dem brieff kom:
men , biß der ſchaß gefunden wirdt , denn wan dieß ge
ficht vergieng , ſo wer der Schaß verrudt vnd nicht ges
funden, als der Bawr vermeint, er hett kein folch wachs,
ſagt der Vagant , er fult ſich eilendts in das Dorff, ſo
ein viertheil meil weges vngefehr daruon läge, verfühgen
vnnd den Meßner darumb anſprechen , ter werde es ihm
nicht abſchlagen , fo wolle er vnd der knecht ein weil bey
dem fräyß bleiben , der Bawr zeucht dahin nach dem Wey.
rauch, fich keines betrugs verſehendt, vber ein weil beredt
der Vagant den knecht , er rolle ſeinem Bawren entgegen
gehen , der knecht left ſich bereden , zeucht dahin , alsbaldt
der Vagandt allein ſich befand, redelt er die 30. geſtempte
blappert ein , gab verſengeldt den Waldt binein , als der
Bawr vnd knecht kam , da war der Schaßgräber dahin,
hette das Papir mit erzelten figur und etliche blettlein,
darin die Incantationes geſchrieben ſtünden , in der eil
vinder ihin gelaſſen , welches der Bawr des Morgens
vracht, klagende, wie es im gangen were. Auch be:
585

fchreibt er wieder ein geſchicht , ſo Anno 1504 geſchehen ,


als das fich etliche Vaganten im Schwabenlandt herumb
gehalten , die ſich für ſchapgräber außgaben , dieſe thaten
ſich vom Gemünderwalot berab an Kochen , die arme leut
vmb viel gelts zu betriegen . So kam nun auch ein Sar:
genweber in ihre geſelſchafft , der gab fich auch für einen
Scaßgräber aus, dergeſtalt : Er ſagte, er wer einer von
den fahrenden leuten , nun were er vnd andere fahrende
Leute in Schwabenlandt in der Quatember vor Weyhen
nacht Anno 1503. auff den Gemunderwaldt bey einander
geweſen , vnnd hetten die heimliche gab ihrer kunſt, wie
·ſie dann alle jahr pflegten zu thun, außgetheilt , vnd wer
im befohlen worden , vnd gewalt geben alle verborgene
ſchäß , auff zutünfftigen Quatember, den leßten dreyen
Donnerſtagen zu nacht , 10 Anno 1504. ſein wird , zu
graben vnd zu öffnen , zum außgang des jahrs , ſo keme
dieſer befeblich an einen andern fabrenden, und ſo fortan,
doch dorfft ir keiner gelt für ihre funft nehmen , es
würde dann auß gutem willen inen etwas geſ endt. Mit
diſem bethört er nicht allein die einfeltigen , ſonder auch
etliche groſſe geißige Hanſen. Nun war diß ſein manir
vnd weiſe, To einer zu im kam, vnd anzeigte, wie er von
etlichen gehört bette , das ein vergrabner ſchaß an dem
ort oder alten Burgſtadel ſolte liegen , das er demſelben
befahle, das er im von der Erden , da der ſchaß ſolte lies
gen , brechte, alsdann nam er die Erden vnd gieng allein
in ein gemac) , vnd ſagte , er wolte die Erden bewehren ,
thete etliche conjurationes darüber , berüfft alsdenn , den
er narren wolt, zu fich) , vnd ſagt, ich hab die Erden bes
ſehen, ſie iſt gutt, es liegt ein ſchat da, ond darnach als
der Narr reich war, geldt außzugeben, macht er den ſchaß groß,
gab im das Erdtreich wieder , und ſagte zu den armen ,
fie rollens in verdedte häffen , aber zu den reichen , in
groſſe geſchirr thun, dann es were ein gröſſer ſchaß , vnd
alſo ſolch geſchir mit der Erden beimlich in ir behauſung
vergraben , vnd alſo biß auff den Chriſtabent laſſen ftes
ben , ſo würde am leßten Donnerſtag im Aduent der ges
walt des ſchaßgrabens an in kommen, an demſelben Dons
nerſtag zu Nacht wolle er den Schaß bezäubern , das er
586

Fich müſſe von dem ort , da er jeßundt vergraben lege ,


erheben , und in dieſe eingegraben geſchir kommen , ſolche
geſchirr ſolten fie alsdann an der Chriſtnacht, vmb mit:
ternacht außgraben , darinn ſie dann den Schaß mit frew
den werden finden , damit aber biß dieſer Donnerſtag
komme , der Schaß durch böß geſpenſt nicht würde ver:
rüdt, fo fordert der Sargenweber ein genannt gelt von
dem Narren , ſagte, er brauchs nicht in ſeinen nüß , ſons
der er müſſe etliche beſondere meß darüber beſteŰen lar:
fen , auch in etlicher beſonderer heiligen namen almuſen
geben, vnnd damit dieſer betrug ſo viel anſehenlicher würde,
beſtelte er in einer Stadt in einem Cloſter auff einem
tage etliche Meß zu halten, ſolchs ſaget er etlich tag zu:
uor ſeinem Narren an, in geheim , das fie fich zu ſolchen
meſſen ſolten fügen , alda opffern , vnnd ein gewiſſe an:
zahl gebete. Derowegen dann auff ſolchen tag vom Landt
önd der Stadt viele dieſer Menſchen in folch Glofter fa:
men zu der Meſſen vnd opfferten, die andern in der Stadt,
die der ſachen nicht wiſſendt waren, waren ob dieſem zus
lauff ſehr befrembot, der Sargenweber aber bekam vier
gelts, vnd trollt ſich auß dem lande, vnd kam in ein an:
ders ort, da er die Leut auch anführete. Einem Beder
aber zu Gemundt einem wolhabenden Mann , welcher den
Sargenweber viel zu gaſt lude , wart geſagt von einem
groſſen ſchaß, ſo an dem ort lege, da er (wie vor erzehlt)
feine Erden genommen hette, damit aber das geſchirr nicht
zu groß noch zu klein ſein mödyt , grub. bemelter Beder,
mit ſeinem knecht an einem Samſtag zu nacht , als rein
gefindt alles ſchlaffen lag, in ſeiner behauſung ein , einen
Beutelkaſten, vnd zwo knetgelten , in meinung , das es auff
zukünfftigen weyhenacht alles voller Goldts werden ſolte,
und als der Bed dem knecht dieſes eingrabens anzeigt,
mit befehlich , das er verſchwiegen were , vnd niemandt
daruon etwas ſagen wolt, ſo er ſchwiege, ſo wolt er ihm
auff Weyhennacht von dem chap 200 Gülden ſchenden,
daran der knecht nicht geſettigt, das ihm von einem fol
chen groſſen ſchaß nicht mehr dann 200. gülden ſolt wer:
den ; dargegen ſagt der Meiſter, er wer rein brödtling,
und geb ihm ſein wochenlohn , er müſis wol vmbſunft
587

thun , darauff der knecht ſagt, er meiſter hette ihn gedingt


zu Beckenarbeit, und nicht zu ſchaßgraben , und als der
Meiſter vnnd knecht alſo im hauß bey dem liecht mitein
ander gewortet, iſt ein Scharwächter fürüber gangen, wel
cher die ding geſehen vnnd gehört , von der zeit an iſt
die fach des Sargenwebers von tag zu tag lautbar wor:
den , vnd hat der Bed dem knecht ohn ſorg weder 200.
noch 300. gülden geben dörffen. Weiter ſchreibt mein
Altvatter rebliger alſo : Ich hab einen Bawren kennt, wel:
cher auch in dieſem gaudelwerd begriffen, der zween häfs
fen bette eingraben , und war feſt im glauben , die wür
den auff nechſt Weyhenachten voller güldin ſein , dieſer
hatte einen armen Nachbawrn, welchen er verurſacht, einen
hoff vmb 400. gülden zu kauffen , vnd auff Weyhennach:
ten 200. gülden in golt an der kauffſumma , im zu erles
gey , welche bemelter Bawr ihm jahr vnnd tag vergebens
zu leyhen verſprochen. Als nun die zeit verſprochner les
benſchafft vnnd hoffsbezahlung benan kam, beklagt der ver:
kauffer den armen vmb bezahlung der 200. gülden , der
arm verklagt den Bawren vmb verſprochene lebenſchafft,
rechtlich der Bawr auß noth getrungen muſt , wie er
durch die eingegrabnen väffen geäfft wer worden , befens
nen , und nach langer vnterredung muft er dem verkauffer
einen Stier geben , 03 er den armen som kauff gelöſt.
Zu derſelbigen zeit hielt ſich ob dem Waldt zu Creils
Tcheim ein landtfährerin oder warſagerin , vnd gab auß,
wie ſie ſchaßgraben vnd finden kondte , nun iſt ein Burg
ftadel ein halb meil von Creilidheim under dem Burgberg
gelegen, genant Flugelaywe, da ſollen vor zeiten die Gras
ben von Flugelaywe ir anweſen und hoffhaltung gehabt
haben, damals iſt das gemein geſchrey geweſen, wie vnter
ſolchem verfallenen gebew ein ſchaß vergraben lege, zu der
zeit kam dieſe Landfährerin und Her gehn Creilſcheim, da
ein groſſer zulauff zu ir war , vnd zeigten dem weib an ,
wie in dem ort ein ſchaß vergraben lege , dieſen verhieß
die Her, fie wolt fnen den erheben vmb ein genants, vnd
ward alſo ein pact gemacht, die Naßweiſen hielten das
Weib in der Herberg ſtattlich auß , gaben ihr auch gelt,
daß fie geweyhete liechter vnd anders ſolt kauffen . Nun
588
1

zielt das weib- den Leuten ein benanten tag , wenn der
aſpect gut ſein würde , vnnd ſonderlich vmb mitternacht
wolle fie in graben laſſen. Es waren aber damahls vmb
Creilſcheim etliche Schnaphanen vnd Nurmbergiſche federn,
die beſorgten , wenn die ſach lautbar würde , fie möchten
dem vorkommen , derowegen die Naßweiſen zwiſchen Maul
lach vnd Goßfelden in einem hoff , fo an einem hohen
Buhel lag , zween reiſſige reuter dahin beſtelten, wach zu
halten, das weib macht ihren Cirdel , thete ihre Incanta
tiones vnd befable inen , fie ſolten nun graben , und bey
leib darbey nichts reden , nun waren under der zunfft
zween , die hetten ſpieß , ſo erft kommen waren , und die
andern haben die nit geſehen , aber ſie ſahen die ſpieß glen
ßen , unter ſolchem graben gieng einem das maul auff,
denn er war erſdrođen, vnd ſagt zum weib, ich muß fra
gen, ehe ich weiter grab , ob die Teuffel, ſo dieſen ſchaß
bewahren, auch ſpieſſe haben, febet ihr nit alda ſpiefſe wi
Bern , und kommen je neher zu vns ? Als ſolches die an
ber vnd auch das weib ſabe , da flobe einer da , der ans
der dorthin , und wolten das graben nicht mehr annehmen ,
die andern zween männer mit den ſpieſſen lieffen jnen nach,
denn ſie meinten , ſie hetten den ſchaß erhebt, darumb lief:
fen ſie dauon , vnd wolten jnen nichts geben , fie fchryen
denen nach, haltet ftil, haltet, haltet, vns gebürt auch ein
theil, je mehr ſie ſchryen , je hefftiger fie lieffen , denn ſie
ſahen die ſpieß hinder jnen herwißern, als die zween wäch
ter vnd reuter auff dem Bubel ſolchs lauffen vnd geſchrey
börten , meinten fie nit anders , denn die Nurmbergiſche
federn hetten fie gejagt , gaben mit jren Pferden das ver
Tengeldt vnd flohen , alſo wart der ſchaß zu graben ferner
vnterlaſſen . Mich bewegt noch ein ſchimpfliche Hiſtori
zu melden , das zu N. war ein Drechßler , der hielt mit
ſeiner Schweſter hauß, da war die ſag, wie er ein groſſe
parſchafft bette , der ſtarb , aber man fand nichts , dz die
icwefter b3 bauß einem Bütner oder Kieffer zu kauffen
geben muſt, vnnd meinten andere, der kieffer bette darumb
03 hauß gekaufft, dz etwan der Drechßler den ſchaß ver:
graben bette , der kieffer war ſonſt ein rechter ſpotvogel.
Zu dem tam ein junger capgräber , der verhieß fm , er
589

wolle im ein ſchat in ſeinem hauß zeigen, der kieffer ſchwig


ftil, vnd bewilliget ſolchs, darauff der kieffer ziuor in ſex
nen keller gieng, vnd grub unter dem lufftloch des fellers
eine gruben , die dedt er mit erden hol 311 , legt darauff
ein breiten ſtein , oben dem loch aber deš kellers tete er
einen new gebadnen dred (mit reuerenz zu melden ), gieng
daruon , vnnd ſagt hernach zum ſchabgräber , er hab im
keller eine gruben , ob etwan ein ſchaß darinnen lege, der
chaßgräber ſagt, ja, oben da wirdt er liegen , weiſet mich
dahin. Solchs thete der Bütner , vnd nahm zu ihm noch
zween, der ſmaßgräber macht vmb den Mondſchein ſein
Circel herumb, beſchwur den ſchaß , darnach grub er, der
Bütner ſagt: Sihet, dort binden ſehe ich was, ob es ein
ſpaß fey , weiß ich nit , die drey andre ftieſſen die töpffe
zuſammen, wolten ſolchs auch beſehen, ich weiß nicht wie
der Kiefer ſein poſſenwerd macht, der dred fiel herab auff
jyre töpff, fie erſchraden , griffen auff ihre köpff , da be
foieſſen ſie die bende und anders, und waren vnwillig, der
Schapgräber aber hatte ein rott Daffet wambs an , das
war beſudelt, darumb verklagt ihn der ſchapgräber, vnnd
muft er ihin ein ander wambs bezahlen , den andern zween
bezalet er ein gute mahlzeit , nahm es auch hoch darauff,
er bett ſie nicht gemeint, vnd nicht gedacht, das es ſie auch
treffen würde , ſonder ſolche fallen were dem ſchapgräber
zubereitet worden , weil folche doch nichts können , denn
die leut betriegen. Vnd ſo viel rey von dem ſchaßgraben
gehandelt. Es wird auch bey des D. Fauſti Scaßgram
ben angezeigt, das ob folchem ſchaß ein groſjer wurm ger
legen ſey. Solches ſagen ſonſt andere warſager auch , das
Schlangen , Hunde , Krotten , oder ſonſt vnreine Thiers
auff den ſchäßen liegen ſollen , wie auch die Hiſtori des
Doct. Faufti dieners, Johan Wäigers, außweiſet. Dann
als der auch einen daß in einem alten Schloß bey Sales
burg grub, da ſprang gegen ihm ein ſchwarßer vngeheurer
bundt , der weigert ſich deſſen . Vnd Ouidius zeigt an,
das die Medea ein Zäuberin , dem Jaſoni verhieß , wens
er ſie zum Weib nemen wolte, das ſie im den gülden ſchap
oder flüß des Königs in Colcho weiſen wolte , den er obs
alle gefehr würde bekommen, es bewache aber ſolchen ichas
590

oder gülden Fluß in des Königs garten ein Drach. Medea


aber gab dem Jaſoni ein Zauberey, damit machet er den
Drachen ſchlaffendt, vnnd erhub oder bekam den gülden
Idaß , wie der Poet ſagt.
Mehr zeigt die Schaßgrabung an , wie das geldt zu
kolen worden ſey. Es iſt auff ein zeit ein Pfarher zu
Donßdorff ober Gemundt geſeſſen , vnnd hat in ſeinem
garten einen baum gefält , daründer er kohlen gefunden ,
die klißerten , daroo er ſich verwundert, vnd etliche in ſein
taſchen gelegt, als er zu hauß kommen und die koblen
wollen herauß thun , da waren es ſo viel goldtgülden, ſo
viel er koblen hinein gelegt hette , er lieff wieder dem gar
ten zu , und wolt deren meyr holen , da war nichts mehr
zu finden . Beim Luciano liefet man , das der Timon
fleiſfig nach einem ſchaß badet, vnd wie er ihn findet, ſagt
er : Behüte Gott, wie finde ich hie ſo viel golts, ich fürchte,
es ſen irgendt ein traum, und werde etwan fohlen finden,
vnd Eraſmus ſagt in Colloquiis : Hem pro thesauro Car
bones, du ſucheft einen ſchaß, und findeſt kohlen .

Das Zehende Capittel.


D. Fauftus iagt in dem lufft.
D. Fauftus fam auff ein zeit gehn Leipfig in die
Stadt , in der andern Meß nach Oſtern , mit etlichen
Studenten , die hetten ein gutes Damaſckes müthlin,
mit allem wolluft. Damals kam in die Stadt an ein
Cardinal auß Rom , mit namen Laurentius Biſchoff
Preneſtinus, Cardinal Campegius , der gieng vmb die
Stadt ſpazieren, daß erfuhr Fauſtus, den er ihn auch
gern ſehen wolt , vnd als er mit geſelſchafft auch das.
hin kam , da ſagte er, nun hab ich des Teuffels meft
ſchwein geſehen , ich wil jm zu ebren ein jagent anrid
ren, doch dz eß vnſerm Landsfürſten an ſeinem haben
den Territorio nicht prejudicirlich ſey . Alsbald zog
90 .

97

61 .
A
AN
1.
591

daher ſein Mephoftophiles mit vielen hunden , vnd er


gieng auch wie ein Jäger , darauff ſagte er zu ſeiner
geſelſchafft, ſie ſollen alda verharren vnd ſolchem ſpiel
zuſehen. Indem ſahen ſie in dem lufft wie Füchs und
Haſen. Fauſtus ſept an fein hörnlein, bließ auff, da
fuhren die hunde mit dem Mephoſtophile hinauff in die
Iufft, alsbaldt kam Fauſtus mit den andern hunden vnd
ſteubern hernach, der bließ in den lüfften daher, barob
die zuſeher - ein ſonderliche frewd hetten, die hünd enge
ſten vnd trieben die füchs und hafen ſo weit in die
höhe, das man ſie kaum ſehen kondt , dann kamen fie
wieder herab, oz wehret etwan ein ſtund, darnach ver
faywvünden die jäger, hünd, fuchs vnd haſen , vnd Fau
ſtus trat in dem lufft herab auff den Boden des Erdte
reichs zu den Studenten. Das ſahe alles der Cardinal,
ließ fein Lackeyen dahin lauffen, zu ſehen, wer die Per
fon were. Der Cardinal bath in auch zu gaſt, vnnd
zeigt jm feinen geneigten willen an , da er nun erſchiene,
vnd der Cardinal erfuhr, wer er were und was er
fondte, faßt er an ihn, mit hoher verheiſſung, wenn er
mit ihm gehn Rom ziehe, das er ihn zu einem groſſen
Herrn machen wolte, ſonderlich dieweil er der Astro
logiæ ſo hoch erfahren were . Fauſtus ſagt im ſeie
nes geneigten willens halber danck, vnd antwortet im ,
er hab guts gnug, ſo hab er auch ein Reich, das ſexy
in den lüfften, vnd ſeyy ihm der hödiſt Potentat dieſer
welt vnderthenig, alſo hat er die mahlzeit empfangen,
vnd iſt daruon gangen , der Cardinal aber hat etwas
news auſ dem Deutſchlandt gehn Nom gebracht.
E r inner un g .
Bey dieſem Jagteuffel D. Fauſti wollen wir auch etwas
andeln von dem täglichen jagen, damit die behen poten .
592

taten fich vben vnnd belüftigen. Groſſe Herrn, wann fie


ires ampts nach Gotts befehl vnd nach der underthanen
notturfft, recht vnd trewlich warten wollen , vnd mancher:
ley ſorg, mühe und arbeit haben müſſen , dadurch fie denn
mat, vnluſtig und müd gemacht werden , alſo das fie offt
kein luſt zu eſſen noch zu trinden noch zu ſchlaffen haben ,
mügen ſie ſich wol des rechtmeſſigen jagens gebrauchen,
ihr Hers, ſo etwan mit ſorg oder andern bewegungen ge
frendet , widerumb durchs jagen zu erfriſchen vnd zu er:
quicen . Daher ſchreibt Nicephorus , das Keyſer Gratia:
nus vnnd andere groſſe Herrn gemeinlich ſich der vrſach
halben mit Jagen erluftigt haben. Wo aber das jagen
Teinen anfang genommen , zeigt an Eusebius lib. 1. de
praeparatione Euangelica , cap. 7. und ſagt, daß das
iagen ſey von den Phoeniciern , dem gang abgöttiſchen
volk erfunden worden , vnd andere deutens auff die Thes
baner , und iſt nicht ohne , daß das jagen ſeinen anfang
her hat von den Tyrannen vnd wütterichen , als die H.
ſchrifft rechnet für ftarde jäger , Cain , Lamech, Nimroth,
Iſmael vnd Efau. Lamech der war ein jäger , den als
er auff ein zeit auff die Jágt gieng , vnd aber Sain ſein
vorendel aưda in einem laubräyſfig faß, meinet er, es wer
ein wildt thier , und erſchoß ihn , vnd dieweil Cain in
ſeinem alter blindt war , das in alſo ein Jüngling füh
ren muſt , ſchlug Lamech dieſen jüngling auch zu todt.
Nimroth , ſpricht der tert , war ein gewaltiger Jäger für
Gott. Von dem Eſau ftehet, das er ein Jäger geweſen,
die H. ſchrifft aber rühmbt ſeinen namen nicht hoch , vnd
macht einen groſſen unterſcheid zwiſchen ihn vnnd Jacob,
Gene. 25. vnd ſpricht: Vnd da die knaben groß waren ,
war Eſau ein Jäger und Aderman , Jacob aber ein Bi
Derman , ein frommer Mann , vnd wohnet in den Hütten,
denn Tham auff Ebreiſch , heiſt ſo viel, als wir ſagen , ein
onſchüldiger frommer Mann, ohn arg, der niemandt ichcha
Sen noch leidt thut, dieſer hat gewohnt in den hütten,
das iſt , er iſt daheim blieben , iſt nicht alle welt, ec vnd
ende durchgezogen, das er ſeinem nechſten ſchaden gethan,
wie Eſau der Jäger. Doch muß man zulaſſen das
rechtmeſſig jagen , damit das wildt , als löwen , Beeren,
593

Wölff, Wildſchwein, Hirſd), füchs und Haſen nicht über


Handt nehmen , und alles verwüſten , wie Meleager , der
Hette ein greſſes Wildeſchwein, ſo den Bürgern zu Caly.
don am Ackerbaw vnd ſonſt viel ſchaden gethan , gejaget
vnd gefelt.
Daß nun das jagen an ihm ſelbs nicht böß ſey, dauon
{pricht D. Luther fehliger vber das erſt buch Moyfis im 25.
Cap. alſo : Es haben viel diſputirt , ob Jagen recht und
villich ſey , darauff ſage ich , daß das jagen an ihm ſelbs
nicht zu verwerffen ſey, vnd kan wol Göttlich vnd recht
geübt werden , wie wir deſſen ein erempel reben an dem
durchleuchtigſten Fürften , Herßog Friderichen zu Sachſen,
der jagte alſo, das es niemand ſchedlich war, ſonder vie
len leuten nüß ſchaffte, vermercte er , das jemands auch
gleich ein geringer ſchad geſchehen war, zahlet er das dop
pelt, theilet auch offtmahls etliche rdheffel getreydt auß vna
der die Bawren, damit das Wilot etwas zu freſſen bette.
Darumb ſage ich , daß jagen ein feines exercitium vnnd
luftwerd iſt, denen erlaubt vnd vergönnet, qui sine inju
ria et pernicie subditorum , die es ohne gewaltſame vnd
vnrechte vergreiffung an ihre vnderthanen , vnd auch ohne
Tchaden vnd verderb gebrauchen, wo es aber anders gebet,
da iſt jagen, der aller ergſte vnd ſchedtlichſte bandel. – Es
ſollen auch die Herrn ernſtlich darob halten , ſo man jagen
wil , daß das grewliche Gottesleſtern vermitten bleibe.
Denn man offt alda flucht und ſchwert, das kein wunder
wer, das nicht allein bliß vnd donner darein ſchlüge, ſon:
der das auch das Erdtreich fich auffthet, vnd verſchludt
ſie, wie Chore, Dathan vnd Abyron . Denn wie geſchicht
es doch ſo offt , das der name Gottes leyder auff das
Höchſt wirdt mißgebraucht , als da zu ſehen , wenn ihnen
das Wildt entwiſchet, die garn nicht recht geſtellt ſindt, die
Bawren nicht recht ſtehen, die Pferdt ſtraucheln, die hünd
nicht jyres gefallens fich halten , das abſchieſſen mißgeret),
oder anders desgleichen fich zutregt , da fabren fie dann
vnd ſpreden , ( das mirs Gott verzeybe) Hörſtu wir hetten ,
uder der Teuffel führ mic) hinwegk, ſummer Gotts wun :
den, wir betten ſchöne ſtück vorm garn ,vnnd ließ ſich ſo
marter triden , wol an , wenn die Herr Gotts Sacraineiit
11 . 38
594

chand Bawren fich recht darein Hetten diden wollen , das


ſie die hand Gottes rüre , vnd das ſie Gott ſchende, die
verzweiffelten bößwichter , aller element Schelmen hinein.
Darüber ſagt Doct. Luther Gen. 25. cap. wenn ſich
ein jäger gleich von allen andern ſünden vnd laſtern ents
belt, ſo fündiget er offt mit vngeduldt vnd grewlichem flu
chen, wenn es im auff der jagt nicht allerding nad ſeinem
finn gehet, darumb ſage ich, das jagen iſt von Gott recht:
meſſig zugelaſſen,da die Oberkeit, oder wer es ſonſt macht,
recht vnd fug bat in vnd auff dem fren , oder auff eines
andern grundt vnd boden , mit bewilligung deffelbigen ,
die wilden , ſchedtlichen , oder ſonſt unzähme thier iagen,
beßen, faben, fellen vnd erlegen , doch ohne Gottslefterung
vnd entheiligung ſeines Göttlichen namens , ohne verſau
mung und binderung des Gottesdienſtes, one ſchaden vnd
beleidigung des nechſten, oder der vnderthanen , ohne nadis
theil des aderbaws. Sold jagen kann Gott wol dulden ,
iſt auch von der natur vnd allen rechten zugelaſſen. Alſo
ſol man das jagen mit Gottesfurcht anfangen , vnnd die
prob von den Heyden lehrnien , ſintemahl viel groſſe Hern
Tyranniſcher weiß gejaget, die doch, wen fie wollen beßen
vnd jagen, ſolchs angefangen haben mit anruffung der
Götter . Denn der jäger machte ſich mit ſeinen hünden
auff die ſpur nach dem holß zu, vnnd rufft zuuor an den
Apollinem , und die Jägergöttin Dianam , erbot ſich auch
etwas von dem gefangnen wilttprett inén zum opffer zu
geben , vnd würden die jagen mit aller rafftmut vnnd ges
dult beſchloſſen . Haben nun ſolches die Heyden gethan,
die doch den rechten Gott nicht erkent haben , wie viel ges
zimbt es mehr den Jägern , die da Chriſten ſein wollen ,
das ſie ihr jagen mit Gottsfurcht vben , und den waren
Gott anruffen , nach dem 50. Pſal. Dauid, da er ſpricht,
ale thier im waldt ſind mein , vnnd das viebe auff den
bergen , da ſie bey tauſent gehen . Warlich dieſer Gott
ſibet vnd höret alles, wz man im jagen bey ſeinem wildt
thut vnd redet. Darumb es wol noth ift , für ihm Got
tesfürchtig zu ſein , und folle alles jagen mit Gottesfurot
angefangen werden , und ſeinen heiligen namen nicht on :
nüßlich führen oder mißbrauchen , dieweil man ſeine Crea : .
595

turen, nach ſeiner gnedigen verlaubnus, zur nothturfft vnd


nahrung , jagen vnd fahen wil , denn es iſt je vnbillich ,
das man den lieben Vatter in dem Himmel leſtern, vnnd
bey ſeinem namen ſo grewlich fluchen fol, der vns zum
beſten allerley thier erſchaffen hat , vnnd ſie genieſſen left.
Vnd für allen dingen zuuor auch , ſollen die Herrn
ernſtlich das Sontäglich vnd Feyrtäglich ſagen abſchaffen,
damit der Gottesdienſt möcht verrichtet werden, denn Chri
ftus ſpricht Matth. 6 : Sucht am erſten das reich Gottes
vnd ſeine gerechtigkeit, das ander wirdt euch alles zufalen .
Welches leyder jepiger zeit viel einfelt, was aber für glüd
dabey iſt, das ficht man augenſcheinlich. Man weiß ein
erempel von einem Edelman , der gemeinlich an einem
Sontage fein jagen anfieng, den ſtrafft Gott alſo, das ſein
Weib ein kindlein gebahr mit einem Hundskopff. An
einem ort hat ein Graff ein jagen an einem Pfingſttag
laſſen anſtellen , da begegnet ihm der Teuffel in geſtalt ſeis
nes Jägermeiſters , ſtieß auff in mit einem pferd , das er
in wenig tagen hernach ſterben muſt. Ich muß alhie
reßen ein gedendlich merdzeichen , von einem jagen an ei
nem Sontag , ſo mein Altvatter Tehliger Jörg Widman
in ſeiner Cronic bat auffgezeichnet, das drey jahr vor dem
Stettfrieg :iſt vmb Tungenthal ein Dorff , ſo den Herrn
von S. Hal zugehört, ein jagen angeſpunnen worden , da
die Hund einen Haſen haben geſpürt, auff ihn gereßt, vnd
alſo ihn geengſtigt , daß er in das Dorff hinein geloffen
iſt, und da man die Meß damahls in der Kirchen gehalten
hat, iſt er darein geſprungen , und ſich auff den Altar zu
Unſer lieben Frawen gefeßt, die Hünd find vmb thn herges
ftanden , vnd nichts vermöcht, dazu leßt ein ſteuber ihn bey
dem maul erwiſcht, vnd ihn für die Kirchen hinaußgetra
gen , vnd ihn alſo widerumb lauffen laſſen , die andern
bünde aber fint ſtil geſtanden , und ihm nach geſehen, vnd
ihn nicht weiter verfolgt, daher ift ein groß walfahrt an
gericht vnd die Kirch vnnd der Altar zu vnſer lieben Fra:
wen zum Haſen genant worden. Sonſt fol man auch
alhie wiſſen , wie Fauſtus in dem lufft gejagt hatt, das
gleich alſo auch andere Sdwarßkünftlere gethan haben.
Alſo ſchreibt D. Hedion von einem wunderbarlichen gaudler ,
596

der Anno 1272 gelebt , welcher vnter andern poſſen auch


eine lufftiagt hat anrichten können. Desgleichen hat vor
jahren der Scotus zu Frandfurt am Mäyn gethan , wie
man dann auch ſolches vom Zoroaſtre, vnnd vom Roberto
-

dem Normander, auch andern Schwarßkünſtlern liefet.


Hierbey iſt auch zu erinnern , wie der Teuffel auch ein
Jägermeiſter ſev, wie er dann, als D. Luther ſpricht, nahe
vey vns iſt. So ſicht vnd hört man auch offt, wie etwan
bey nacht ein Jägergeſchrey angehet, mit heßen vnd jagen ,
vnd in mancherley art vnd geſtalt left ſich der Teuffel in
welden ſehen , vnnd vbt fich darinnen mit mancherley kurß :
weil . Es hatte ein ſtattlicher vom Adel auff dem lande
D. Luther zu gaft beruffen , ſampt andern gelahrten zu
Wittemberg , vnd ſtelt an ein Haſenjagen , da wart von
allen , ſo dabey waren , ein groſſer ſchöner haß vnd fuchs
geſehen , der kam gelauffen , da ihm aber der Edelmann
auff ein farden geſunden klepper nacheylet, fiel das Pferdt
vnter jhm plöglid; nieder vnd ſtarb, und der yaß fubr in
die lufft und verſdwandt. So ſagt Doctor Luther, das
Anno 1546. etliche vom Adel im landt zu Düringen auff
ein zeit im Hörſelberg des nachts haſen geſchredt, vnd ir
bey acht gefangen hetten, wie ſie nu heimkommen, vnd die
haien auffhenden , ſo warens des morgens eytel pferdts
köpft geweſen . Thraceſius ſchreibt, wie Jfacius Comnes
nus der keyſer zu Conſtantinopel bey der Stadt Neapolis
in Macedonien gejaget hab , da rey im ein grewlich er:
(chredlich wildſchwein auffgeſtoſſen , als er nun mit ſeinem
Hengſt demſelben nachgeeylt , hab ſich das ſchwein in das
Meer geſtürßt, vnd ſey alſo verſchwunden , vnnd ſep der
Neyſer mit einem hellen glang, gleich als mit einem bliß,
críoređt vnd geſchlagen worden, das er für ſchreden vnder
den gaul gefallen iſt.

Das Eilffte Capittel.


D. Fauſtus erweđt dem Keyſer Marimiliano den Welt.
vberwinder Alerandrum Magnum.
Kevſer Marimilianus kam auff ein zeit mit ſeiner
hoffbaltung gen Inſbruck, dahin fic Fauſtus auch vers
597

fügt, denn er war ſchon mit ſeiner kunſt in einem


groſſen anſehen beyy Grauen , Freyherrn vnd Adelsper
ſonen, ſo war dem Keyſer Marimiliano ſein thun auch
wol bekant, Fauftus gieng auch auff und ab gen hoff,
nun geſchach es eben am Sommer nach Philippi fa
cobi, da jre Rey. May. abents das nachtmal empfan
gen hette , das er Fauſtum in fein gemach forderte,
hielt im für , wie jm bewuſt, das er ein erfahrner
Schwarzkünſtler were, were derhalben ſein begeren , er
fol im w zu gefallen mit ſeiner Nigromantia verridis
ten , es ſolim bey ſeiner Keyſerlidien Cronen nichts
wiederfahren , ſondern er wolle es mit allen gnaden er
kennen . Fauſtus war wilfährig , weil ers ihrer Key.
May. nicht wol abſchlagen fondt, und ſaget ſolch® zit,
Der Keyſer fieng an vnd ſpracy, ich ſaß in meinen ge
dancen, vnd betrachtet , wie meine voreltern in ſo ho
hem grad vnd autoritet geſtigen geweſen , aber es war
nichts gegen dem groſſen Keyſer Alerandro Magno, der
die ganze Welt unter fidy gebracht, derohalben wolt er
gern den geiſt des feyſere Alerandri vnd ſeines gemals
ſehen , auff das er dieſen ſtreitbarn heldt auch kennen
möcht. Fauſtus antwortet, er wolle ihm dieſen feyſer
fürſtellen , vnd darinnen keinen betrug brauchen , body
wolle er jm aufferlegt haben , D3 er gar nichts reden
ſol, geht darauff hinauß für 03 gemach , vnd wider her:
ein , alsbaldt klopffts vor der thür. Fauſtus thut auff,
da trat hinein der Keyſer Alerander, der war kein groſſe
perſon, hette einen falben bart, vnd war eines ſtrengen an
geſichts, trat hinein in einem ganz volkommen harniſch),
vnd neigt ſich mit einer tieffen reuerentz vor dem keys
ſer Marimiliano, drauff wolt der feyſer aufſſtehen vnd
ihn empfangen , aber D. Fauſtus wolt ihm ſolches nid )t
geſtatten. Als nun Aleranders Geiſt wieder von daha
600

lich ſein Vatter Severus. Item der Commodus, fo Rós


miſcher keyſer gewefen, die haben ihm zukünfftige ding ver:
kündigen müſſen. Es zeigt Doctor Luther an , wie ein
Magus, ein Abt von Spanheim , hette zuwegen gebracht,
das Keyfer Marimilian alle verſtorbene keyſer vnd groſſe
belden in ſeinem gemach nach einander gebende reben bette,
wie in jäglicher geſtalt, die bekleidet waren geweſt, als da
ſie gelebt, vnder welchen auch geweft war der groſſe Ale:
rander, Julius Ceſar, item , des Keyſers Marimilian Braut,
welche der König von Frandreid Carolus Gibboſus im
genommen hatte . Desgleichen meldet Matheſius in ſeis
ner vorrede vber das deprofundis , das ein Chorherr zu
Halberſtadt geweſen, den er kennt bab, fo cin Nigroman
ticus war, Johan Teutonicus genant, der hab durch ſein
geſpens ſeiner mit Chorherrn , ſeine vnd ihre väter vnnd
freunde zu Halberſtadt färgeſtelt, in jrer geſtalt und gebera
ten . Vnd vom Scoto erzehlt man ein Hiſtori, das der
könig in Hiſpanien, den Fürſten Terra nova quß Sicilien
Legation weiß , zu unſerm Römiſchen Keyſer Rudolpho
gehn Prag abgefertigt, zu dem iſt Scotus in ſein gemac
kommen , und hat gefragt, ob er nicht wiſſe, was ihre Kös
nigliche May. in Hiſpanien thue, der Fürſt antwortet, wer
es ihm ſagen wolt, der Scotus ſagte, er wolle ihn, ſo er
wil , feinen Herrn reben laſſen , der Fürft antwort : Es
geſchehe alſo. Scotus reicht ihm ein ſpiegel dar , darein
ſolt er feben, alsbaldt fabe er den König in ſeinem gemach
fißen, der hatte ein feder in der hand, und wolt die ſpißen,
denn er etwas geſchrieben hette. Scotus fagt ferner , lo
ihre F. G. auch begehr zu ſehen, was der König hette ges
foriben , aber der Fürſt wolt nicht, fonder ſagt, es ftebe
ihm nicht zu ſeines alergnedigften Herrn Heimligkeit zu
wiſſen .

Das 3 wölffte Capittel.


Von einem zugerichten ſchönen Saal.
A18 jm Keyſer Marimilianus dieſe beſichtigung der
erſdeinenden geiſter hat wolgefallen laſſen und ſid, gne
601

digſt gegen den D. Fauſto mit verebrung erfennt, hat


ſich D. Fauſtus auch wiederumb gegen jm dancbarlich
verhalten. Denn alſo fchreibt Johan Wäiger : Keyſer
Marimilianus, als er in ſeinem Saal vnd kammer zu
nachts zur ruhe und ſchlaffen gieng , vnd aber zu mors
gens erwachte, fondte er ſich nicht beſinnen, wo er doch
were , denn darin im Saal ſtunden viel ſchöne luſtige
Bäume von ſchönen Mayen, die andern waren behendt
von vielerley Kirſchen und anderm Obs , der boden im
Saal trug lauter Graß, wie in einem garten, von vies
Terley geferbten blümlin , vmb des Reyſers bethſtatt ſtun :
den andere bäum , als Pomeranßen, Granaten , Feygen
vnd Limonen mit ihrem Obs, herum waren gepflanzt
von roten , weyſſen , leibfarben vnd gelben roſenſtöcken ,
die gaben einen herrlichen geruch , auff dem Kremus
vnd fimbs herumb ſtunden von allen ſchönen denck
würdigen blümlin, inwendig am beth hiengen eitel zei
tige trauben . Dieſe zier der kammer ſahe der Keyſer
gang begirlich an, vnd bewegt ihn, das er deſto lenger
im beth liegen blieb, barnach ftund er auff, thet feinen
nachtrock an , vnd ſaßt ſich auff ſeinen ſtul, indem hört
er das ſchöneſte geſang von Nachtigal vnd andern Vö
gelin, die von einem Baum zum andern hüpfften, auch
fabe er lauffende fillin und junge Haſen , in ſolchen
luſtgarten vberzog ein gewülck das obere baffelwercf.
Ms nun der Keyſer zu lang im Saal verzoge, gedad :
ten die kenımerling , es were etwan ihrer Key. May .
etwas wiederfahren, klopfften vor dem gemach, der Sten
ſer ließ ſie herein , zu ſehen den herrlichen luſt , ließ
auch andere Fürſten an ſeinen hoff beruffen , da men
niglich ob folchem were fid ) verwunderte, darauff das
gewechs und die bletter allenthalben an bäumen anfiens
gen zu verborren , vnd fam ein windt , der wehts und
602

bließ es ab, alſo das alles vor ihren augen verſchwand.


Indem fiel dem Keyſer ein, es wird D. Fauſtus dieſer
gärtner ſein, vnd mir zum luft zugerichtet haben, forſcht
derhalben darnach , ob D. Fauſtus noch zu hoff were,
man zeigt ihm ja an, derowegen ließ er ihn beruffen
vnd fragen , ob er der meiſter dieſes wercks ſey . Er
antwortet, ja allergnedigſter Herr, ewer Key. May. hat
mich mit ſtattlicher verehrung bedacht, bargegen ich michy,
doch gering gnug, hab müſſen dancbar erzeigen, darob
Rey. Max . ein wolgefallen hat getragen.
E r i nne r un g .
Es ift wol müglich , das von dem Teuffel vnd ſeinen
bundgenoſſen ſolche wunder vnd verblendung geſchehen
können. Denn weil Gott der Herr in der erſten ſchöpfung
einer jeden Creatur, als freuter , holß , ſtein , ihre eigene
heimliche wirdung hat eingoſſen , die nit jeder menniglio ,
aber doch dem Teuffel als einem geſchwinden vnd lang
erfahrnen Phyſico , vnd vber die maſſe naturkündigern
geiſte, wol bekant iſt, ſo iſt ihm nicht ſớwer, ſonder leicht
önd wol müglich , wenns ihm Gott verhengt , durch fich
und die ſeinen viel wunderbarliche ding auß der natur
zu wirden, daruon nicht jederman wiſſen kan, wie es ge
ſchehe. Ein ſolch prob haben wir in dieſer Hiſtori ge
hört , nemlich wie Fauſtus in der zeit des winters in ſeis
nem haußgarten hat von allerley baumgewechs ein zier
zugerichtet. Alſo ſchreibt man von Virgilio Marone,
das er mit ſeiner Zäuberey einen ſold)en garten bab zu:
gerichtet, der in dem Iufft vber dem Erdreich geſchwebt
bat, und er ſtets darinnen gewohnt , wenn er hat geftu:
diert. .
Homerus lib. 10. zeigt an , wie die Zauberin
Circe ein hauß im walt hab zugerichtet, von allerley zier
vnd baumgewechs , darin fie gewohnt vnd jren luft ges
habt , zu dem hab ſie auch mit ihrer Zäuberey zu wegen
gebracht, das vmb fie rings herumb viel Wölff vnnd
Löwen lieffen , und ſie alſo gezämet , das ſie niemandts
anfielen, ſonder wadeiten mit den wensen , und zugleid
人 11:3
1
S. 603
503.

607

w WENNUS WY
w Moshi
1

6o8 .

NA
603

wie die Hündlein den Herrn vor dem tiſch dienen , und
fich zu in idmiegen , alſo ſtriden fich die Wölff an fram
Circe , und die Löwen ſprangen an ihr auff, Alſo war
zugericht der Calypſo wohnung, ſo mitten im Meer ſtundt,
vnd war ihre behauſung allenthalben mit Orlen , Ayor:
nen vnd Cypreſſenbäumen ringsweiß vmbgeben vnd ver:
dedt, in denen die Meervögel als Eulen , Habich und
Krähen vmbherflohen . Von dem Bapſt Benedicto oder
Maledicto, ſchreibet man , das er ein groſſer Scwars
fünftler geweſen, der ridytet im auch einen ſolchen luftgar:
ten zit , das die bäum , das gras und ander gewechs we:
der im Sommer noch im Winter verweldten noch ver
dorten , darinnen waren auch von allerley fort vögel , die
da lieblich ſangen und wißerten .

Das Dreyzehende Capittel.


Von einem ſchönen Gewüld.
Auff folch wolgefallen des Keyſers Marimiliani ferth
Fauſtus weiter zu. Als ihre Key. May. zu abendts
hat laſſen ein groß Pancket zurichten , und die Herren
vnd das Frawenzimmer waren zu tiſch geſeſſen vnd jre
fröligkeit zugebracht , da rauſcht in des Keyſers Saal
vnd gemach ein gewülck hinein , gleich eines ſtrengen
waſſers, gar trüb, das alſo anhub zu regnen, das ges
wülck zertrent ſich darauff, mit vermiſchung weiß vnd
blau, alſo daß herrlich zuzuſehen war, darauff liefſen fich
die ſtern ſehen, das alsbaldt der Himmel gang blo war,
da erſchienen die ſternen noch heller, das man auch den
vollmon ſahe, den ſo vberlieff das gewülcf ſich wieder,
vnd thet darunter einen Sonnenblick, auff ſoldys gieng
gegen des Renſers taffel zu ein ſchöner Regenbog, der
vergieng aucti, vnd lieff das gewülck durch einen Windt
hinweg, als nun der Keyſer auffſtundt, erſchien wieder
604

ein trübes gewürck, da es den anfieng zu donnern vnd


zu blißen, vnd fieng an zu regnen und zu fißlen , das
alle, ſo dieſer kurzweil zuſahen, auß dem Saal lieffen ,
vnd verlor und endet ſich das werck. Dieſe geſchicht
hat Joh. Wäiger auch fleiſſig auffgezeichnet.
Er inne r un g.
Auff ſolches wollen wir die frag gehn laſſen , ob die
Zäuberer , Heren vnd vnholden auch fönnen donner, bli ,
reiff vnd Hagel machen. Darauff geb ich dieſe antwort,
daß glaublich fey , das vnterweilen die Zauberey (wenn
es Gott verhengt ) warhafftig wetter gemact , vnd nicht
wenig ſchaden dardurch geſchehen. Die vrſachen , welche
mich zu ſolchem wan treiben , findt dieſe. Erſtlich iſt ges
wiß , das Gott dem Teuffel vber etlicher Menſchen leben
gewalt gibt. Nun iſt wetter machen und frucht verderben
ein geringer ſchad , denn einem Menſchen das leben neb :
men . Derohalben ſo Gott dem Teuffel das gröſſer vers
bengt, iſt zu vermuten , das er ihm auch das geringer zu
laſſe , welches erempel wir an dem Job haben , dem der
Satan ohne Gottes erlaubniß an ſein leib nicht kommen
mag , jedoch erlangt er erſtlich macht vber ſeine güter.
Darumbers dann alſo im lufft wüft anzurichten , daß
das fewr vom Himmel fiel, vnd verbrandt des Jobs
Tchaff vnd knaben , darnach als des Jobs kinder bey eins
ander waren , aſſen , truncken , und waren frölich , das ein
windt daher fame, der ſtieß an das hauß , und erſchlus
fie aứe. Zum andern , nennet S. Paulus den Teuffel
einen Fürſten, der der lufft regieret. Nu heiſt regieren
macht haben , und etwas vermögen . So denn der Teuf
fel keinen donner, bliß, regen, wind, und ander vngewit:
- ter machen kan , ſo wolt ich gern hören, was er denn für
ein regiment in der lufft habe ? Des rebe man ein erem
pel, Erod. 7. Nachdem Moyſes vor dem angeſicht des
königs Pharaonis in Egypten viel wunderzeichen gethan
bette, da haben ſich erhaben zween Zauberer , die derglei:
den auch theten . Zum dritten iſt wetter machen dem
Teuffel fein wunderlich und übernatürlich, ſonder vielmehr
605

ein müglich und leicht werd. Denn alles, was die Natur
vermag , kan er, ſo es im Gott verhengt , zuwegen brin:
gen. Derohalben ſo die Zäuberer , Heren vnd vnholden
ire werd volbringen wollen , vnd bagel , reyffen , vnd an
ters machen , gebrauchen ſie ſich etlicher Ceremonien , ſpre :
dhen darmit den Teuffel an, dann fehrt er hin , da wetter
von natur , vnd ohne das von ihm ſelbs in lüfften ſein ,
treibts an das ort vnd ſtatt, da ſie ihren neid vnd haß
vollſtrecken wollen , darzu iſt der Teuffel alweg gerüſt,
damit er donner, Hagel, reyffen, ſchnee anrichte, oder, ſo
es bell, vnd niergend kein gewüld vorhanden iſt , kan er
wol einen wind erregen , auß den mitnädytlichen landen,
vnd auch auß nabenden örten , da allzeit ſchnee und eyß
iſt , tijeln vnd ſớloſſen an den ort bringen , welche die
Her beſtimpt hat , zu dem wil der teuffel etwan ,von den
beren ein zeiden haben , beſonder ires bars, das er dann
in die bagelſein vermiſcht, vberzeudts mit Eyb , wie der
Apoteker Coriander mit Zucker bekleidt , damit ihr zeichen
an jyrer arbeit erſunden werd , wie der Münber das zei:
hen auff das ſilber ſqlegt. Dann wie der Menſch mag
arbeiten in den Metallen , alſo kan der Geiſt im einfluß
des himels wirden , dieweil im die natur auß vnd nach
Gottó verhengnus, vnderworffen iſt. Diß geſchicht darumb
nicht wider , ſonder mit der natur , dann es ſindt viel
künfte, die ſich mit den Meteorologiſchen impreſsionen ver
gleichen, vnd wie die Himeliſchen generationes beſchehen ,
alſo ifts auch auff Erden natürlich), das durch Minera:
liſche ding , deſſelbigen gleichen irdiſche Meteorologiſdie
werde erzeigt werden . Als zum exempel , ſo der Salpeter
mit Alchamieyſcher vermiſchung, dieweil fie vnbereit ſinds,
vermiſdt , bey groſſen bauffen zuſammen getragen , vnd
angezündt werden , ſo verbrent er ſich ſelbs in ein raudi,
Neiget auff in das gewülck, das reſoluiret fich ſelbs , gibt
iropffen vnd waſſer , wie der natürlich regen thut , alſo
auch zu wiſſen , das durch ſolche compositiones vnd ver:
jamlungen auch donner, bagel, erwachſen , dann die luffic
teuffele dieſſelbigen impressiones gebrauchen, alſo das ſie
die materien der Mineraliſchen dinge zuſammen an ein
beimlichen ort tragen , da brauden ſie die kunſt Vulcani,
610

entgieng er allezeit, denn er fiets viel Reuter vmb fich


bermacht, das in niemandt angreiffen fondte. Alſo re
gieret 19. jahr vor Chrifti geburt , Clogius , ein Sohn
Franci , des Frandiſchen Königs Sohn , der war ein ver:
nunfftiger liftiger Mann , darzu ein Schwarßkünftler , bat
den Feinden groſſe ſchreden mit ſeiner Zäuberey gemacht,
wenn und wo er wolt , das wenn er im zug war, ließ
er gegen feinen feinden .regnen , ließ blißen vnd donner
kommen , er hat auch dardurch Tiberium den Römiſchen
Hauptmann , der hernach Keyſer worden , in die flucht ges
Tchlagen. Jobus Fincelius ſchreibt , das Anno 1555.
ein wunderbarlich geficht ſey im Braunſchweiger Landt ges
Teben worden , in einem Fleden des abendts , zwo meilen
von Blomenaw , zum Gebern genant , da iſt ein bawr in
das holß gefahren , bolß zu laden , und als er hinauß
kompt zwiſchen den Gebern, und einem torff Leweſſen an
einem berg vorm waldt, wirdt er etlicher ſchwader Reu:
ter gewar, in voller ſchwarßer ruftung, dauon er erſchridt,
vnd ferth alsbaldt zurück , ſagt es im Dorff nach , wie
Fehr viel Reutter vorhanden . Darauff findt die elteften
mit ihrem Pfarherrn , und andern ſo nachgefolget , in die
hundert perſonen an Mann und Weib hinauß gezogen ,
haben die Reuter geſehen , und ihr in die 14. fchwader
gezehlet , welche fich alsbaldt in zween hauffen getheilt,
vnd gegen einander in ſchlachtordnung gehalten , da les
lich auß einem jeden hauffen ein langer fohwarßer man
vorm hauffen abgeſtiegen, welche lange weiſſe banenfetern
auffgehabt auff den Hüten , die haben die hauffen hin und
wieder durchgangen , vnd wol befichtiget, findt endtlich wie
der auffgefeſſen , vnnd alſo beyde Hauffen in der fehlacht:
ordnung gegen einander bergezogen , das gang feldt er:
füllt , und haben ſich nach Pattenſen gewendet. In dem
bat man inen zugefehen , biß es dundel vnnd nacht wor:
den. Weil man aber von Reutern ſonſt nirgendts dazu :
mahl gehört, habens die leut darfür gehalten , das es ein
geſpenſt geweſen. . Solche funſtreuter in das feldt zu
machen, bat Johan Weyger, Doct. Fauftus Famulus, auc
gekondt. Jtem , der Wildtfewr zu Northauſen , ein Abt
von Spanheim , Anthonius Morus 311 Halberſtadt, Jos
bannes Teutonicus , und andere,
5.611.
612.

1616
you to use
611

Das Sechszehende Capittel.


D. Fauftus macht einem Freyherrn eine ſchöne luſt von
vielerley Vögeln.
D. Fauftus war in einem groſſen anſehen bey einem
Freyherrn , denn er offt von ſeiner Arkney wegen das
hin gefördert war. Dieſer Freyherr hatte ſeinen fit zu
Belpede , bey Eyßleben gelegen , und als auff ein zeit
Fauſtus bey dieſem Herrn auff dem Schlos Helpede
allein war, und bey ſich betrachtet , was gutthat ihni
der Freyherr jederzeit erzeigt hette, vnd barneben Fau
ſtus an ſein elendt gedacht, wie er noch ein kurße zeit .
zu ſeinem ende hette, ſprach er den Freyherrn mit die
ſen worten an : Gnediger Herr , ich beſorg , das wir
baldt werden von einander ſcheiden , denn ich hab in
meiner Aſtrologia vnd andern fünften ſo viel ergründet,
das ich baldt werde ſterben müſſen , aber ich betracht
noch die gutthat , ſo ewer Gnad mir jederzeit erzeigt
hat, vnd dieweil man ſagt im ſprichwort , vndandbar's
feit rey ein groß laſter, ſo bitt ich ewer Gnaden , ihr
wolltet auch etwas von mir begehren , aber Goldt vnd
Silber das hab ich nicht, ſonſten aber ſo ich nur mit
meiner kunſt euch kan etwas beweyſen , das -wollet jr
fordern . Der Freyherr antwort, wolan lieber Fauſte,
ich wil ewer anforderung in gnaden erkennen , aber
meines bedünckens wüſte ich nicht , was ich begehren
ſolt. Fauſtus fieng an zu reden : Gnediger Herr, 8.
G. hat alda in dieſem Solos ein ſchön außfehen, ſon
derlich weil der Walt hie nahe darbey iſt, aber von
wegen der rauhen fufft ſchewen ſich die Vögelein , jes
doch bey den nächſten bäumen gegen dem Schloß her,
wil ich etwas graben , das alsdann kein Vogel wirdt
fönnen fürüber fliegen, er muß zuuor in dieſem Waldt
sinkehren, da E. G. den wirdt ein ſchön außſegen lycka
612

ben vnd bekommen , zu hören das lieblich geſang der


Vögel. Solche ſdienckung hat ihm der Freyherr wol
laſſen gefallen . Als nun der frühling hergerückt , da
kamen die Nachtigal , ſo zuuor nie da gehört worden,
darnach waren gehört die Diſtelfincken , Zeyblin, und
andere liebe kleine Vögelin , da ſahe man audy andere
vogele, als Ambſel, Dröſel, Krammeter, halbvögel, Agel,
Wildtbauben , Heher , Aurvanen , Faſanen, Haſelhüner,
von vieler art der Sperber , und weyhen , das alles
luftig anmütiglich zu hören vnd zu ſehen war, in dem
andern jahr aber ſahe man alda andere vögel , als
Falcken , Kaußen , die nefteten alba, alſo die Storcen,
vnd ſonderlich der Räger, für welchen luft der Freyherr
nit ein groſſes gelt genommen Fette , es hat D. Fau
ſtus dieſem Herrn vnnd feinen Vogelſtellern gelehrt
vnnd vnderrichtet, wie ſie acht haben ſolten auff einen
jeden vogel , was er zufünfftig verkündigte mit ihren
ſchreven , fliegen , ſchnaddern , pfeiffen , vnd ſtid ſißen ,
vnd hat folche lehr vnd vnderrichtung dem Freyherrn
und andern gar perfect zugeſchlagen , was für ein jabr,
Sommer oder Winter ſein würde, wie es ſol wittern,
was ſie für vnglück oder glück anzeigen , vnd was in
dieſem jahr alles wirdt geſchehen , und ſonderlich in
dem ſchlos waren ſolche Cullen, wenn ein vnglück oder
ſchaden ſolte fürlauffen, ſo ſchreyen fte bey hellem tag
Fläglich, und was folches ſein mag. Man ſchreibt aber,
als D. Fauftus geſtorben , ſindt dieſe vögel alle ge
mad verflogen , jedoch wie andere melden , das ihr et
liche noch allda fein ſollen .
Er i nne rung.
Hierbey wollen wir ſagen von den Auguriis, von werf:
Tagungen und deutungen der vögel , wie D. Fauſtus ten
1
613

Freyherrn gelehret hat, und hören , ob es in der H. ſchrifft,


auff Vögelgeſchrey vnnd anders achtung zu haben , ver:
botten ſey oder nicht. Kürßlich zu melden ; ſo hat dieſer
Freyherr nicht recht gethan , das er ſolche kunſt vnd weyß
von einem Zauberer, als Doct. Fauſtus geweſen , gelebra
net hat. Denn Deut. 5. ſpricht der Herr , ich wil nicht,
das onder meinem vold erfunden werde ,' ein tagwehler,
oder der auff vogelgeſchrey acht habe. Solche Zaube:
rey vnnd Fantaſey baben die Heyden ſehr getrieben , und
auch ihr leben, glüd vnd wolfarth darnach gerichtet , und
wie fie glaubt haben , alſo iſt es ihnen auch wiederfab:
ren .
Tarquinius Prifcus ift wunderbarlich durch ein
böß Augurium erſchredt worden , denn ein gewaltiger
Adler ift in einem ſtarden fluge zu jhm geflogen, vnd hat
ihm den hut vom baupt genommen, vnnd in die höhe ge
führet vnnd alſo baldt nieder fallen laſſen , da iſt im der
perluft ſeines Reichs angezeigt worden. 0
Alſo wieder:
fuhr auch dem Tarquinio Superbo , daß die Geyer den
Adlern haben ihr neſt genommen vnnd zerriſſen , darauff
iſt ihm verlierung ſeines Reichs gedeutet worden. Ein
Adler hat des Syracuſani knechten mit feinem ſchnabel
die ſpieß auß ihren benden geriſſen , und auff die Erden
geworffen , dardurch iſt ihm alles unglück vnnd wieders
fandt ſeiner Feinde angezeigt worden. Als Marcus
Brutus wider den Caesarem Augustum vnd Antonium
friegte , findt ziveen Adler von beyderſeyts heer geflogen
kommen , die haben mit einander geſtritten , ter Adler
aber, der von des Bruti heer berkommen , war vberwiins
den , vnd gab die flucht , das bedeutet dem Bruto ein
-

groffe niederlag vnd vndergang. Tyberius Gracus,


als er für ſein thür wollen berauß gehen , ſind ihm drep
Raben entgegen geſtanden, die haben wieder ihn geſchryen
nach ihrer art, vnnd ein ſtid vom Ziegeldach vor ihm
binunder geworffen , welche im vnglüdlich gedeutet wore
den, denn er wardt vom Scipione Nafica erſchlagen vnd
vmbgebracht. Vnd haben die Heyden vnd Römer ſolche
kunft in groſſem werth gehalten , und in bohen ſchulen
mit groſſer vbung geſtudieret, unnd findt darnach mit
jongerer ſolennitet vnd berrligkeit zu Prieſtern geweyhet
614

worden , gleich wie man jeßundt die Doctores promovirt.


Alſo ift Marcellus der Edel Römer von den Prieſtern
( wie Plutarchus ſchreibt) zu einem Augure offentlich ges
weyhet worden. Es nennet auch Plutarchus das Augu
rium genus sacerdotii, das iſt, ein art der Priefterſchafft.
Als Plinius der jünger begehrte ein Augur zu werden ,
hat er erſtlich dem Keyſer Traiano darumb geſchrieben,
vnnd es durch bitt von ihm erlangt, und findt die Aus
gures nicht ſchlechte vnachtſame leut geweft, ſonder die
aler berühmbſten , fo man bat haben können, nemblich,
Calchas, Mopsus, Tolumnius , Actius, Naeuius , Picus,
Telenus, Tiresias, Chiron, Astylus, Melampus, D. Bru
tus , Q. Mutius Scaeuola , Q. Maximus , Cicero , vnnd
andere. Was aber belangt die natürliche bewegung
der thier vnd vögel , wie man dann ihre geng vnnd flüg
auch offtmals richt , item , das man kan von inen die
zeit und weiß erkennen und ſpeculiren , das in der $ .
ſchrifft nit verbotten. Als das man ſihet, das etlice bäum
und viel thier gewiſſe merdung zukünfftiger ding an fide
haben, als des Sommers biß und des winters felte, wind
oder regen , vnd dergleichen , wie den Chriſtus von den
Feigenbäumen vnd andern bäumen zeuget, Luc. 21. alſo
auch mit den vogeln , etliche vögel fliegen vor dem winter
binweg, vor dem Sommer kommen ſie wider, vnd etliche
thier friechen vor dem winter in die erde, wenn der win:
ter berüber ift, ſo friechen fie wieder herfür, wie ſolches
jedermenniglich bewuſt, alſo richten fich die Ameyſen mit
der arbeit nach dem ab und zunehmen des Monds , die
dauder ſowingen des morgens ihre flügel , wenn fie ein
vngewitter mercken , die Enten zeigen Windt an , wenn
fie mit ihrem ſchnabel die federn lauſen, wenn die Hüner
im Regen gehen bleiben, ſo wils viel regnen , von Frö:
fchen , wenn ſie frü fchryen, bedeut ein Regen , alſo mit
den Schwalben , wenn fie auff dem Waſſer fliegen , und
mit den flügeln darein ſchlagen , ſo iſt auch ein regenwets
ter vorhanden , wenn die haben mit hauffen fliegen , als
frewten fie fich, ſo wirdt gut wetter. Alſo auch von den
Hunden, wie man im ſprichwort ſagt:
615

So die Sund das graß (peyen,


Vnd die Weiber über die Flöhe repen,
Dder ſie die Zehen juden,
Thut naß wetter herzuruđen .
Vnd was dann deren deutung mehr mag ſein, da muß
man aber für allen dingen ſehen, das man kein mißbrauch
des glaubens darauß mache.

Das Siebenzehende Capittel.


Dem D. Fauſto begegnet zum andern mahl ſein Feindt,
dem er in des Keyſers Hoff Hirſcenzweige auffgezau:
bert hat.
Doct. Fauſtus nahm eine reiſe für fich gehn Eiß
leben , als er nun halben weg gereyſet, ficht er vnges
fehr 7. Pferd daher ſtoſſen , den Herrn kennt er , bas
es der Freyherr war , dem er , wie obgemelt, an des
keyſers hoff ein Hirſchgewicht auff die ſtirnen gezau
bert hatte , der Freyherr oder Ritter kante D. Faus
ftum auch gar wol , derhalben er ſeine knecht ließ ſtil
halten, das D. Fauſtus bald merckte, was er fürhette,
vnd fich deswegen auff ein höhe thet. Als ſolchs der
Freyherr ſahe, ließ er auff ihn zurennen, mit befehlch ,
auff ihn fedlich zu ſchieſſen , derohalben fte deſto beſſer
darauff truckten ihn zu erreichen , er wardt aber baldt
auß jrem geſicht verloren , denn er ſich vnſichtbar ge
macht, der Herr ließ auff der Höhe ftil halten , ob er
ihn wieder in das geficyt bringen mücht, da horten
fte vnden am waldt ein groß blaſen mit Poſaunen,
Trometen und Heerpaucken , vnnd alsbaldt ſahe der
Freyherr 100. Pferdt auff ihn ſtreiffen , er aber gab
das ferſengeldt, als er nun neben dem berg hin wolt,
ſtundt ein groß friegsvold im Harniſch , ſo auff ihn
dar wolte, da wandte er fich auff einen anderen weg,
616

baldt fabe er gleichfals viel reiſtger Pferdt, berhalben


er ſich abermalls auff ein ander feiten begeben muſte,
da er wiederumb, wie zuuor, ein ſehlachtordnung ſahe,
das ihm alſo diefes einmahl oder fünff begegnete , ſo
offt er fidh an ein andern ort hat gewandt , als er
nun rahe, das er nirgendts hinauß fundt, dodi" ſahe,
das man auff ihn ſtreiffte, rennt er in das heer hinein,
was gefahr ihm gleich darauf entſtehen möchte, und
fragte , was die vrſady were , das man ihn allenthals
ben vmbgeben habe , aber niemandt antworte jm , biß
endtlich Fauftus zu ihm kam , vnd begehrt , das er
ſich ſolt gefangen geben , wo nicht, werde man mit
jhm nach der ſcherpffe fahren, der Freyherr meint nicht
anders, es wer ein Manſchafft, oder ein natürlich für
haben einer rolacht, ſo es doch ein Zauberen des Fauſti
war, darauff fordert Fauftus die Büchfen und Schwere
ter von ihnen, nahm jnen die Pferd und fübret inen
ander gezauberte Gäul, büdyſen vnd ſchwerter bar, vnd
ließ ihn von jm. Der Freyherr war froh, das er auß
dieſer angſt vnd gefahr entrunnen war , kam in die
nechſte Herberg , als aber die knecht die Pferd zur trend
ritten, da verſchwunden ſie alle, und waren die knecht
ſchier ertrunden, muften alſo wiederumb zu fuß heims
reitten, der Freyherr fabe die knecht daher kommen, die
waren alle beſudelt, ganz naß begoſſen, auß dem kundt
er judicieren vnd abnehmen , das es wieder des Doct.
Faufti Zauberey war , welches er ihm auch ein mahls
zuuor hette zugerichtet , muſt alſo verſdwiegen ſeinen
reg nemen ,
617

Das Achtzehende Capittel.


Was D. Fauftus für ein kunſt an des Fürften von Anhalt
Hoff getrieben hat.
D. Fauſtus kam auff ein zeit zu einem Grauen von
Anhalt, ſo jekundt Fürſten find, zur zeit des Jenners,
da in der Fürſt ließ an ſein Taffel fördern vnd feßen,
da nahm er gewar , das die Greuin ſchwanger gieng,
in fülchem nachteſſen trug man zuleßt Confect vnd ans
dere dinge auff, zu dieſer Greuin redet Doct. Fauſtus
alſo : Gnedige Fraw , es melden die Phyſici vnd Nas
turfündiger, wenn die weibébilder ſich ſchwanger befin =
den, ſo haben fte gemeinlich zu vielen dingen luft zu
eſſen . So kans nun auch nicht ohn ſein, ewer Gna
den wirt alſo auch mit földer begierd ſein belaten,
bitt hierauff 6. G. ir wollet mir nichts verhalten, wor
zu ir luſt zu eſſen habt. Sie antwort ihm : Herr
Doctor, ich wils euch fürwar nicht verhalten , was id)
jeßunder wünſchen wolt , nemblich den lieben Herbſt,
denn alda kan man friſche trauben vnd obs bekommen,
ſo man in dieſem winter nicht kan , da wolt ich mich
darin ergeben und erluſtigen. Fauſtus antwortet , gnes
dige Fraw , es iſt nicht ohne, das ber herbſt viel friſdi
vnd zeitig gewechs mit ſich bringt, ſo aber E. G. mir
glauben geben wolt, vnd zutrawen , wolt ich in einer
halben ſtundt E. O. trauben , epffel und bieren ver
ſchaffen . Die Greuin lachte darob vnd ſagte , ſolches
were vnmüglich zu ſolcher zeit , ſie wolle es aber gern
ſehen und glauben . Hierauff nam Fauftus 3. filberin
ſchüſſel, vnd ſaßt die zum Fenſter hinauß , als im nu
daucht, die zeit wer gnug vorhanden , griff er wieder
für das Fenſter , da bracht er in der erſten ſchüſſel
weiſſe vnd rote trauben, vnd in den zwo andern lagen
ſchöne zeitige effe vnd birn, und ſprach : Onedige fram ,!
618

Uhie iſt die kunſt, 6. O. wollen fich barob nicht ents


ſeßen zu eſſen, dann ſte kommen gar weit auf frembder
landte art, da ſich der Sommer enden wil, alſo aß die
Gräuin von dieſem ob vnd trauben mit luſt vnd vers
wunderung.
Er i nne r un g.
Es iſt vorhin in dieſem tractat von ſolcher geſchwindig
feit des Teuffels erinnert worden. Denn es im wol müg :
lich , dj er zeitige trauben auß Indien hat bringen fön :
nen. Denn S. Paulus Eph. 6. nent den teuffel einen
regenten vnd Fürſten under dem Himmel , ſo muß er
warlich kein vnmechtiger vnnd ſchlechter , ſonder ein ges
ſchwinder vnd wol müglicher regent ſein , alſo das er wol
epffel , bieren , kirſchen , erdtbeer , und anders ſeiner ge
fowindigkeit nach kan auß Afia , India oder Aphrica brins
gen , dann in den landen der Sommer vnnd Winter init
unſern lendern nit eintrifft. Denn wens bey jnen ſoms
mer iſt, ſo ſols bey vns winter ſein , und wenn wir keine
frucht haben , ſollen die in Aphrica vnd India deren gnug
haben , ond alſo hinwiderumb. Wenn nun der teuffel
folds thut, ſo iſt es den vnwiſſenden ſelßam , vnd gibt
inen groß wunder, aber es iſt im wol zu thun. Es mels
det von diſer bieberey der Herr Jacob , Freyherr von
Liechtenberg , in ſeinem Herenbüchlin , dj ſolche offt ges
ſchehen ſey , das der teuffel einem könig, Fürſten oder
Herrn auß orient rein effen auß der füchen genommen
bab , und einem andern in occident zugeführt, warumb
svolt denn dieſes mit obs vnd trauben nicht auch geſches
ben ſein ?

Das Neunzehende Capittel.


Bon einem auffgerichten verzauberten Sóloß oder Caftel.
Ehe D. Fauftus feinen abſchiedt von Hoff nehmen
wolt, da jhm dann alle ehr iſt erzeigt worden, bat er
den Fürſten von Anhalt, das jre F. G. ſampt ſeinem
Gemahl wolle mit ihm einen ſpazierweg für das Thor
5.618
619

624

626

ANT
619

nehmen , denn er wolt jhrer F. G. ein Schlos uder


Caſtel ſehen laſſen auff ihrer F. G. grundt vnd boden.
Als ſolche bewilligung geſchach, und der Fürſt mit ſeis
nem Gemahl, Hoff vnd Frawenzimmer für das Thor
hinauß kam , da ſahen fte von fernen mit groſſer vers
wunderung auff einem Berg oder Bühel, der Rombüs
hel genant, ein ſchön new erbawtes Schloß ſtehen, fie
kamen zu dem Sdiloß , da ſahe man von Zauberen
formiert ein tieffen, gerings berumb lauffenden waſſer
graben, darinnen ſchwümmen mit groſſer luſtbarkeit zu
ſehen mancherley waſſervögel, als Schwanen , Räyger,
Enten vnd dergleichen, das Schloß hatte zwey thor und
auffgerichte fünff ſchöne runde thürne, in dem hoff des
Schloſſes da giengen Affen, Meerfagen, Bern, Wölffe,
Büffel, Gembſen , Strauſſen , und andere mehr thiere.
D. Fauſtus führt fte weiter hinein in einen Saal vn
den am hoff ſtehende, und richtet ſeinen Geſten eine
herrliche Königliche mahlzeit zu, von eſſen und allerley
getrend , zu ſolchem werck braucht er ſeinen Famulum
Johan Wäiger , dieſer empfieng vnſichtbar vom geiſt
allerley foſt, der Fürſt, als er alles erſehen hatte, ha
ben ſie ſich wieder gehn hoff verfügt, als ſie aber von
bem berg herab kamen, da gieng im Schloß ein groß
Fewr auff, vnd daraus groſſe büdyſenſchüſſe , vnd ver
ſchwand vnd verbrannte das Schloß darauff, das ſahen
fte alles , aber dem Fürſten, auch dem Frawenzimmer
vnd hoffgeſinde war nicht, als wan fte eine Königlich
mahlzeit betten empfangen , es kam ihnen allen der hun
ger im baud), möchten noch wol wieder das frümahl
einnehmen .
Er inn er u g.
Auß dieſem Ficht man , wie der Teuffel die finne der
menſchen regiere und einnehme , das man alles greifflich
620

ehen kan, und iſt doch nichts, fonder nur ein Phantafey,
gaudelwerd vnd verblendung. Es ſchreibt Vincentius
lib . 23. cap. 14. und Sigebertus Erphordiensis cap. 66.
ein ſolche geſchicht, fo Anno domini 718. iſt fürgelauf:
fen , das Rathbodo , dem Fürſten in Frießlandt , ſey der
Teuffel in prechtiger geftalt erſchienen , als das er eine
uberauß ſchöne Crone von edlen fteinen auff reinem kopff
bab getragen, vnd fey mit einem gleidt von Goldt gezie:
ret geweſt, als dieſen Rathbodus angeſchawet, hat der teuf
fel geſagt: Du dapfferer heldt , wer hat dich beredt, das
du von deinem glauben und dem dienſt beiner Götter
abfallen folleft ? Darumb ro bleib bey deinem glauben ,
To wirftu erlangen , das du ein güldine beywohnung bes
tommen ſolft, die ich dir zur ewigen beſchüßung geben
wil. Darumb fordere morgen für dich den Chriftlichen
lerer Wulfrannum , vnd frage von im, was für ein herr:
lite freudenreiche wonung nach dieſem leben du gewarten
müſſeft, die dir den auch verheiſſen wird , ob er dir den
auch ſolche nicht zu beweiſen wüfte, lo mag er botten rens
den , alsdenn wil ich ihr geleiter ſein , und ſie da hin
führen , das ich ihnen ſolche herrliche güldine wohnung
zeigen wil , die ich dir verheiſſen. Dieſe erſcheinung hat
Nathbodus dem Wulfranno erzelt , welcher in darauff be:
richtet, das es nichts anders ſey, dann das ihn der Teuf
fel zu betriegen vorhab. Darauff der Fürſt geantwortet,
er wolt ein Chrift werden , wenn im nicht vor gewiß
ſolche herrliche wohnung von ſeinem Gott gewieſen oder
gezeigt würde, darumb der Fürſt auß ſeinem fürnembſten
Fürften einen beyneben einem Diacono auß der Prieſter
ſchafft Wulfranni alsbaldt abgeſendet hat, welche, ſobaldt
ſie vor die Stadt kommen, ift inen ein geferdte begegnet,
der zu inen geſagt : Eylet und folget , ich wil euch die
berrliche wohnung zeigen , ſo dem Rathbodo bereitet ift.
Als dieſe nun einen weiten weg gangen , dazu an vnbes
kanten örten, haben ſie endtlich einen weg antroffen , der
Tehr herrlich mit Marmelfteinen vnnd andern herrlichen
gezieren gepflaſtert vnd zugerichtet geweſen , haben balrt
ein wohnung von Goldt geſehen , önd da fte zur gaſſen
kommen , ſo zum Hauß gangen , welches unaußſprechlich
621

ſchön geweſen , mit einem ſehr weiten herrlichen Satle,


báldt ſagt der , ſo fie dahin geführt hatte , das findt die
wohnungen, ſo dem Fürſten Rathbodo zubereitet findt wor:
den, darauff der Diaconus, ſo fich etwas darüber entſegt
hatte , ſagte : So ſolche wohnung von Gott bereitet iſt,
ſo bleib ſie ewig, wo ſie aber vom Teuffel iſt zugerichtet,
To ſol fie verſchwinden , vnd als er ſich hierüber mit dem
H. creuß bezeichnet, iſt der gleydtsman oder führer bald
in einen Teuffel verwandelt worden , und iſt darauff alles
verſchwunden. - Alſo ſchreibt Alerander Magnus ſeiner
Mutter der Königin Olympie , das er auch in ein ſolch
Zäuberiſcy ort kommen ſey , nemlich , in einen Pallaft,
derſelb Pallaſt bette anders kein geſchwel noch rafen , als
von lauterm feinem Goldt gezieret , das Paviment vnd
alle andere flötz vnd Afterich waren al von edlen geſtei:
nen , die alſo meiſterlich waren muffiert , daß es zu ver :
wundern war, darbey fandt er einen tempel, gemacht von
lauterm feinem Golt, im ſelben tempel fandt er ein beth
vberauß köſtlich , die dede ond hűl waren von lauterm
Goldt, in dem tempel hiengen 12. Ampel auß edlem ftein
geſchnitten , deren ein jeglicher ſein eigen farb hette , da
rinnen brenten 12. fchöne liechter, alſo behart Keyſer Ale:
rander mit ſeinen rittern in dem Tempel, vnd empfunden
weder hunger noch durft , auff dieſem beth lag einer der
aller ſchöneſt mann , den man je geſehen het , fein anges
ficht brant wie die ſonn , er hette an ein weiß gewandt,
das war ſo liecht , das es den augen wehe thet, als dies
fer Keyſer dieſen mann ſabe, da kniet er vor im , vnd bes
tet in an , aber er dorfft in nit fragen , vmb dieſen Pal.
Taft gieng ein weingart, darinnen waren rebenſted , von
alem edlen geſtein , die pfäl waren güldin , vnd trugen
die reben vnzahlbarliche trauben , einer trug rubin, der 2.
Carfundel, der 3. Palas, der 4. Schmaragd, der 5. Sa
phir, der rediſt Chryſolitus, vnd die meiſte meng der trau
ben waren die aller ſchönſten Perlin , under den reben
lagen ſo manche edleftein vnd föftlich Berlin , die nun
zeittig waren worden vnd abgefallen. Der Nectane :
bus, König in Egypten, ein groſſer meiſter der zauberer,
der zeigt der Königin Olympie ein werd von den ſieben
622

Planeten , fo von allerley Edelgeſtein zugerichtet war, da


fie erſtlich Tabe, wie die Geiſter das Firmament am Him :
mel bewegten , in dem andern Circel waren die 12. zei:
chen , auch Sonn vnd Mond, in dem dritten Circel wa
ren alle ſtern .

Das Zwantigſte Capittel.


D. Fauftus führt einen gefangen vom Adel wieder zu
þauß , da ſein Weib ein andere Hochzeit hielt.
Es kam ein ſtattlicher vom Adel gehn Leiptig, und
ließ im in dein Wirtshauß ein herrliche mahlzeit zu
ridten , indem wirbt jhm angezeigt , wie D. Fauſtus
geſtorben vnd er ein ſchrecklich ende genommen hett,
da erſchrack dieſer vom Adel herzlich und ſprach , ach
das iſt mir leidt, er war dennoch ein guter Dienſtwil
ſiger Mann, vnd mir hat er eine gutthat bewieſen vnd
erzeigt , das ich ſolches die zeit meines lebens nimmer
vergeſſen fan, und hat mir auß groſſer dienſtbarkeit in
Türcken geholffen. Dann es war mit mir alſo geſchaf
fen , als ich vor 7. jar noch ledig war vnd zu Wit
temberg ſtudierte, bekam ich kundtſchafft zu ilm , deren
zeit war zu Dreßden ein Adeliche hodhzeit, bahin kam
ich auch, vnd gefiel mir am tang ein Jungfraw vom
Adel trefflich wol, vnd gedacht, es wer fein ſchöner
vor meinen augen denn ſte , zu der macht ich kundts
ſchafft, alſo daß darauß ein Ehe wart , führt ſie auch
mit ' wiſſen meiner Eltern zur Kirchen , als ich in guter
Ehe ein jar lang ungefehrlich bey ihr wohnte, da wart
ich von etlichen meinen Vettern verführt , das ich in
trunckener weiß jnen auß Adelidem fteffen trawert
und glauben verhieß, das ich mit ihnen zu dem heili
gen lande gehn Jerufalem ziehen wolt , hielt auch ſol.
623

ches vnuerbrüchlich , es ſtürben aber jhr etliche, vnd


kamen vnſer drey kaum dauon , vnd waren zu rath,
daß wir wolten gehn Bizans in Grecia ziehen , des
Türcken weſen und hoffhaltung zu ſehen , darüber wur
den wir außverkundtſdafft und gefangen , vnd muſten
unſer hartſelig leben in ſchwerer dienſtbarkeit fünff jahr
zubringen, der ein, mein Vetter, ſtarb darüber, da fam
die fag in das Deutſchlandt zu meinen Freunden , wie
es gewiß, das ich geſtorben were , indem bekam meine
Haußfraw werber , und ließ ſich bereden , z11 heyraten,
war die hochzeit vnd alles angeſtellet, ſolchs wart dem
Fauſto meinem guten freund wiſſendt gethan, hatte das
rob mit mir ein groß mitleiden, fordert darauff ſeinen
Geiſt, fragt in, ob ich noch im Leben were , und als
er von ihm vernahm , wie ich noch lebte, were aber in
einem groſſen erilio und ſchwerer dienſtbarkeit, legt er
ſeinem Geiſt ernftlich auff, das er mid) wieder folt zu
land in mein Patriam ftellen und dahin führen , der
Geiſt kam zu mitternacht, da ich auff der Erden lag,
( denn das war mein beth) vnd mein elend betrachtete,
zu mir hinein , und es war gahr hell, ich gedacht, id)
ſolt den Mann zuuor auch gekennt haben, er fieng mit
mir an zu reden, vnd ſprach : Renſtu deinen treien
freund Doctor Fauſtum nicht mehr ? wolauff, du muſt
mit mir vnd dich deines leidts wiederumb ergeben, kan
alſo ſchlaffenbt in des D. Fauſti behauſung , der ems
přeng mich ſtattlich, zeigt mir an, wie ſich mein Hauf
fraw verheyratet hette , vnd dieſe nacht were der erſt
beyſchlaff geweſen , aber es wer ihnen nicht wol gera
then, denn er hette dem Breutigam fein Mänliche frafft
genominen , alſo daß die Braut erſt nach irem erſten
Mann gefeuffzet habe , und tobte der Hochzeiter , als
wolt er raſendt werden. Als der ander tag daher fam ,
624

vnd ſolt der kirchgang volzogen werden , kam ich auß


Tehr vnd vnderricht zu früer zeit an das ort , da die
podizeit angeſtellet war, vnd als mich mein Hauffraw
erſabe, erſchrac fte erſtlich), barnach ſprach fie mich an ,
ob ich ihr rechter Mann oder ein geiſt were , ich ants
wortet ihr , wie ich es wer , vnd daß die auſſag meis
nes ſterbens nit war were , vnd zum warzeichen hat
mich Doctor Fauſtus auß der Türckey abgefördert, wie
ich noch mit meinen kleidern alda ftehe, darauff ift fte
mir zu fuß gefallen , vnd hat vmb verzeihung gebetten ,
vnd hat alsbald die freundtſchafft beruffen laſſen, vnd
ihnen mein ankunfft zu wiſſen gethan, auch darauff bes
gehrt die ſcheidung dieſes jebigen Breutigams, weil er
auch doch kein Mann were. Als dieſer Hochzeiter die
flag angehört, iſt er auff feinen Klepper geſeffen vnnd
daruon geritten, da noch niemand weiß, wo er hinaus
iſt. Ein ſolche gutthat hat mir der gute D. Fauſtus
erzeigt , welches ich ihm an Geldt und gut uicht bette
bezahlen können uc.
Er inner un g .
Ob ſchon dieſe gutthat Faufti nicht ift zu loben , weil
ers alles nicht mit Gotts hülff, ſonder durch Zauberey
vollbracht hat, ſo iſt dennoch das nicht zu ſtraffen , ſon :
dern hoch zu rühmen , das dieſer der wolthat nicht ver
giſſet. Darumb ſollen wir lernen , das wir in feinen ver:
geß ftellen ſollen, wenn vns von einem guten freund ein
gutthat , ſonderlich in der zeit der noth ift wiederfahren .
Deſſen haben wir ganß viele erempel in der Schrifft,
nicht nötig , alhie zu erzehlen. És haben ' fich etwan
auc groſſe Potentaten beſliſſen , ſo man inen nur am
geringeften eine gutthat bewieſen , das fie es vnuergolten
nicht haben gelaſſen. Als der Perſerkönig Artarerres durch
Tein Königreich zog , haben ihm die Leut nach landts ge
brauc geſchend gebracht, da war ein armer' Bawr , der
625

sem Sõnig entgegen kam , vnnd wüft nicht , wie er fort,


ein habende ſchenck preſentiren , laufft derhalben flugs zit
dem nechften flieſſenden waſſer , und ſchöpfft die beyden
hende vol waſſer , und brachts dem König 311 einer vers
chrung , Polches hat dem König ſo wol gefallen , das er
im dargegen mille daricos, tauſent ſeiner geſchlagnen
münß geſchendet hat. Mein altvatter ſeliger , Jörg
Widman, meldet in ſeinem Chronic, das auff ein zeit Key :
fer Friederich der 3. bey Schwäbiſchen Hall durchgerer.
fet , da ift zu Hag in einem Dörfflin ein arms Pfarerlin
dem Keyſer begegnet, und hat im verehrt ein Kreblin mit
fchönen roten epffelen , welches dem Keyſer ſo wol gefal
len hat , das er ihm herwiederumb , ſo viel der epffel ge
weſen , ſo viel Goldtgüldin bat geldendt. Da der Ro:
nig Agrippa vmb falſch argwohns willen auß Keyſers
Tiberii befelch an einen baum vor dem Pallaft mit Ket
ten gebunden war , unnd er ein vnmeßlichen durft erlitte ,
groſſer hiß halben , hat ein knecht Thaumaftes, der fürüber
gangen , ihm ein kühl waſſer zu trinden geben , da erbott
ſich der König , das er es zu feiner zeit wolte dergelten,
als nun Agrippa wiederumb könig in Judea wart , hat
er dieſen knecht frey gemacht , und in zu einem vorſteher
feines Reichs geordnet.

Das Ein und zwantigfte Capittel.


D. Fauſtus führete einen jungen Pfalßgrauen gehn
Seydelberg.
Es hat ein junger Pfalzgraff zu Wittemberg geſtus
diert, der erfuhr, das der König in Franckreich würde
gehn Heydelberg ftattlich anfommen , da man vielerley
thürnier vnd ſpiele halten und vben würde. Nun
wünſchte ihm dieſer junge Herr, ſolcher luſtbarkeit beys
zuwohnen und zuzufeben , gieng deßhalben zu dem D.
Fauſto, vnd erſucht ihn mit bitt vnd groſſer verheiſs
fung, das er ihm in dieſer fachen mödyte behülfflich)
II . 40
626

feyn . D. Fauftus ließ fich bereden , und richtet jhnt


ein Pferdt zu, darauff ſolte er figen , vnd baffelb ftracts
nur fortlauffen laſſen , denn es würde ſelbs den weg
finden , er folte aber zuuor ſich mit eſſen vnd trincken
erlaben, denn da würde kein außſpandent mehr den bis
gehn Heydelberg ſein , und wenn er dann dahin bis an
das Stadtthor kommen würde, ſo ſolte er dem Pferdt
den zaum herab thun vnd ihn vergraben , und wenn
er denn das Pferdt bedürffte , fo folte er den zaum
wieder herauß graben und in dreymahl ſchütteln , ſo
würde das Pferdt fürhanden ſein. Der jung Fürft
auß fremden Taß auff , ba gieng das Pferd von poſt
zu poft ſo geſchwinde, wie ein bolg von der Sehnen,
fam in 7 ſtunden hinab, vnd da die Sonn ſchon wolt
zu ruhe gehen , kam er für das thor , ſtieg allda ab,
vergrub den zauin , das Pferdt eylet wieder hinweg, der
jung Herr gieng zu Hoff, da wart er erfannt , vnnd
folches zeigt man dem Churfürften an, der fordert jhn,
und dieweil der jung Fürft ſahe, das allda nur des.
Königs Legaten waren ankommen , eylet er noch bey
nachts zu der Stadt hinauß , grub den zaum berfür,
ſchüttelt ihn dreymahls, fo baldt kam das Pferdt here
wieder, kam noch des nachts drey meil von Heydelberg,
vnd morgens gar früh tages zeit war er ſchon wieder
zu Wittemberg in feiner herberg. Dem alten Pfalys
grauen begünt gang ſorgfeltig zu fein , das der jung
Fürft, ſo alda war ankommen , wie man ihn dann ja
ftohtbarlich erkant , fich fo bald ſolt verlohren haben ,
fchriebe alfo gehn Wittemberg zu erforſchen, ob er alda
were , oder ob er deren zeit were etwan auſſen gewe
fen , man gab ihrer Churfürſtlichen gnaden antwort,
man hab nicht geſehen , das er der zeit jemals vou
Wittemberg verrucft geweſt were.
627

E r i nner un g.
Was hierbey von des Teuffels groſſer geſchwindigkeit
und macht konte erinnert werden , dauon iſt anderswo in
dieſer Hiſtorien meldung geſchehen . Wil aber doch eßliche
Hiſtorien hierbey erzehlen. Anno Chrifti 1323. bat
Herßog Friederich in Ofterreich einen frieg geführt wie
der König Ludwig in Bayern , dem ift Rey. Ludwig ent:
gegen gezogen , zwiſchen Muldorff und Otingen , vnd ift
der Bäyer obgelegen , und war Herßog Friederich von
ihm gefangen und in das Schlos Napurg geführt. Nun
Lupoldus des gefangenen Bruder batte einen Zauberer
bey fich, Matthias Löffelberger, dem verhieß er was groſs
fes , ſo er ſeinen gefangnen bruder konte erledigen , der
Zauberer verhies im die erledigung , und fertigete reinen
geift ab, der kam zu dem Fürften in die gefengnis, ſprach
ibn an , und ſagte: Dein bruder Lupoldus hat mich zu
dir hergeſandt , das ich dich auß dieſem Rercer erledigen
rol , darumb wolauff bald , und fäß auff dieß roß, ſo wil
ich dich zu deinem bruder führen, dem antwortet der Her:
Bog , wer biftu , der Geift ſagt, achte nicht, wer ich bin,
ſonder fiß bald auff das Roß, wilftu anders ledig wer
den , es fiel aber von ſtund an dem Friederich ein furcht
vnd zitter ein, darüber er das zeichen des creußes, macht,
da verſchwandt der Geiſt, und fam wieder lehr zu ſeinem
Meifter , und wart die fach hernach gütlich vertragen .
Zu Speyr war eines Doctors der heiligen Schrifft dies
ner , ein guter frommer Menſch , der zog einsmahls in
ſein Vatterlandt, onnd da er wieder kam, vnnd nicht weit
von der ſtadt Speyr war , da ließ fich ein reuter auff
einem groſſen ungebeuren Pferdt berunder , und feßt ihn
auff das Roß, auch wieder ſeinen willen, da er nun nach
dem greifft, der ihn bett auff das Pferdt gefeßt, auff das
er fich an in hielte, vernahm er, das er war verſchwunden,
alſo baldt wardt er auff dem Pferdt allein in alle höhe
to geſchwind daber geführt, das er ichier vmbkommen
wer, als er aber nahe bey der Stadt war, wardt er nes
ben der brüden herab geworffen , das er in ein ohnmacht
fiel, da er nun wieder zu fich fam , nahm er gewar, das
er bey der Stadt war. Zu Halberſtadt war ein groja
028

Per Nigromanticus ein Thumbpfaff, Johannes Teutonicus


genant, der batte in ſeinem ſchreibſtüblin allezeit ein Roßs
zaum hangen , diſer hette drey pfründe, zu Halberſtadt,
Meinß vnnd Cöln , und muft in der Chriſtnacht in die:
ſen dreyen örten zu Mitternacht ein Chriſtmeß fingen, das
wüſten ſeine diener wol, und wenn er dann ſagt: Jung ,
nihm meinen Zaum , gebe hinab in hoff, fperr die thür
auff , und ſchüttel den zaum , da kam alsbald ein Roß
binein geloffen, der jung legt das Pferdt an, ſo laß denn
der Thumbpfaff darauff vnd fuhr darmit daruon, vnd ver:
ridtet in dieſen dreyn örten ſein Meß. Vom Wildt:
fewr zu Northauſen meldet man , das er auff ein zeit
mit zween fauffmännern gehn Nürnberg zu fuß zog , da
fie alle müde waren , da beweiſet Wildtfewr ein folche
kunſt , das er die zween kauffmenner verblendet , das fie
fahen von fernen drey Pferd in der weyde geben. Wildt:
fewr beredet die zween geferdten , das ein jeder ſolt auff
ein Pferdt fißen , als ſolchs geſchahe, waren fie ſchon ber
Nürnberg.

Das Zwey und zwantigſte Capittel.


Wie D. Fauftus auff ein zeit die Faßnacht gehalten , und
mit etlichen ſeiner guten Burſch in des Biſchoffen von
Salzburg Keller gefaren iſt z .
A18 auff ein zeit die Faßnacht herrückt , berufft D.
Fauftus etliche Studenten zu fich , denen gab er ein
ſtattlichs nachteffen , das ſie betruncken gnug wurden.
Indem vberredet D. Fauſtu die Studentert , das fie
ſolten mit ihm in einen feller fahren , vnd allda die
köftliche vnd herrliche tränd verſuchen , die Studenten
lieſſen ſich leichtlich bereden, darauff führt D. Fauftus
tie Studenten in ſeinen garten am Hauß, nahm ein
Leyter, ſagt einen jeglichen auff einen ſproſſen, und fuhr
mit ihnen daruon , vnd kamen dieſelbe nacht in des
Bifchoffs von Salgburg feller, da ſte denn allerley Wein
5.628 .
829.

1070035071

1631

633
629

koſteten , und nur den beſten trancen , wie denn der


Biſchoff einen herrlichen weinwachs hat. Als ſie nun
ſamptlich guts muts waren , frölich vnd guter ding,
da rauſcht des Biſchoffs Kellermeiſter ungefehr baber,
der macht ſich gar vnnük , hielt fie für eingebrochene
dieb , darüber ſie auch jren lohn würden empfangen,
das verdroß den D. Fauſtus gar ſehr, vermahnt ſeine
Geſellen wieder auff , und als der Kellermeiſter wolt
hinlauffen vnd ein groß geſchrey machen , erwiſcht Faus
ftus ihn bey dem haar, vnb fuhr mit jm baruon, fie
furen aber fürüber bey einem waldt, da ein hoher groſ
ſer Thannenbaum ſtundt, da Teßt er den Kellermeiſter,
ſo in groſſen engſten und ſchrecken war , darauff, und
fam alſo D. Fauftus mit feiner Burſch wieder zu hauß,
da ſte erſt das Valete hielten mit dem Wein , ſo D.
Fauſtus in groſſen Flaſchen gefüllt hatte in des Biſchoſſs
feller. Der feller aber hielt ſich die ganze nacht auſt
dem baum , vnd wuſt doch nicht, ob er auff einem baum
wer oder nicht, da er auch ſchier erfroren war, als aber
der tag herſchiene, vnd der feller ſahe, das er auff ei
nem baum ſo hoch ſaß , und das es ihm vnmüglich,
herabzuſteigen , rufft er mit groſſem geſchrey etlichen
fürübergehenden bawren , zeigt ihnen an , wie es ihn
ergangen were, vnd bathe, das ſie ihm wolten heruns
der helffen . Die bawren verwunderten ſich, zeigten ſols
dies zu Saltburg am hoff an , da war ein groß zu
lauffen vnd wardt er mit groſſer mühe vnd arbeidt
berab gebracht, noch fonte der feller nicht wiſſen , wer
die geweſen , ſo er im feller gefunden , noch der , fo
ihn auff den baum geführet hatte.
Er inner un g.
In dieſer Hiftori, wie der tert alhie gibt, muß es fola
geil , das es nicht verblender weiß , ſonder natürlid) gea
630

ſchehen rey , das die Studenten durch des D. Faufti Zau:


berey in des Biſchoffs feller kommen findt. Weil denn
auch die Heren vnnd vnholden in der peinlichen frag ſelbs
zu bekennen pflegen , das ſie an dieſem und jenem ort
dieß vnd das geſtolen haben , und darbey geweſen. So
viel nun das belangt , ſo hat man augenſcheinlich gefun
den , das fie in ihrer meinung betrogen werden , dann
man offt erfahren , das fie außgeſagt, fie feyu an ſolchen
örten geweſen, da doch ihnen der Teuffel nur im ſchlaff
durch ftarde einbildung ſolch ſpiegelfechten hat gemacht.
Denn mit ſolchen armen Weibern braucht der Teuffel lauter
betriegerey. Aber bey den Schwarßfünftlern fan es wol
ſein , das der Teuffel alles verrichten muß , ſo ihm von
ihnen wirt aufferlegt, welcher jachen ich in dieſem buch
bin und wieder offt hab andeutung gethan.

Das Drey vnd zwanzigſte Capittel.


Von D. Faufti Faßnacht am Dienſtag und Aſchermit:
wochen .
GS verfügten fich dieſe obgemelte ſtudenten und Mas
giſtri in der Faßnacht am dienftag in des Fauſti bes
hauſung, den ſie wuſten wol, das Fauftus gar libera
lis war , und erfrewt ſich ſelbs, wen jemand zu jm
fam , alſo kamen dieſe Studenten zu einem nachteffen,
ſte wurden aber von Hünern , fiſch vnd bratens ſchmal
gnug tractirt, fte bachten aber wol, das ers auff einen
lift thet , ließ auch baldt den diſch auffheben , vnnd
einen newen zubereiten , vnnd ſprach Doct. Fauftus:
Ihr meine liebe Herrn vnd angeneme geſt, ich bitt,
ir wollet es für gut nehmen, was ich euch zum nacht
effen hab fürtragen laſſen , doch gering und ſchmal gnug,
das iſt aber die vrſach geweſen , das es auß meinem
ſeckel gangen. Nun aber wollen wir erſt recht Cola
Ben , vnnd einen ſchlafftrund , ſo gut wir ihn bekom =
631

men können , thun ., vnnd das ſoll nicht auß meiner


unkoſten geben , ſonder ihr wiſſet, bas jeßundt groſſe
Herrn vnd Potentaten jre Faſnacht halten , mit föſt
lichem tranck vnd eſſen, darbey wil ich auch ſein , und
·mein Partickel daruon haben , darauff hat D. Fauſtus
brey flaſchen , eine zu 5, die zwo, jede zu 8. maffen ,
in ſeinen garten geſtellt , vnnd ſeinem geift Mephoſto
philes befohlen , das er darein zu wegen bringen ſol,
einen Bngeriſchen, Staliäniſchen vnd Hiſpaniſchen Wein,
desgleidhen faßt er fünff ſchlüffel hinauß, darinnen kam
von allerley Wildtpret , bachens, vnnd dergleichen , die

waren warm, ſolche faßt man zu diſch auff, vnd ſprach


ihn D. Fauſtus zu , fte folten frölich vnd guter ding
ſein , denn es ſey fein verblendung, ſondern es ſeyyen
natürliche ſpeiß vnd trancf, wie ſie es auch empfunden
haben , ' vnd haben es die gange nacht weren laſſen,
ras fte auch ganz toll vnd voll zu Beth gangen. Am
Alſcherwitwochen der rechten Faſnacht, kamen die Stue
denten als beruffene geſte, widerumb in D. Fauſti bele
hauſung , da er ihnen ein herlich mahl gab , da tries
ken ſie allerley furßweil unit ſpringen, ſingen vnd tan
Ben , indem fieng D. Fauſtus ſein gaucfelſpiel an,
erſtlich hörten ſte in der Stuben von allerley Seytens
ſpiel, da man doch nichts ſehen noch wiſſen fondt, wo
e herfeme , dann ſo baldt ein Inſtrument auffhört,
kam ein anders , da ein Orgeln , dort ein Poſitiff,
Lauten, Geygen, Cythern , Harpffen , Krumhörner , Po
ſaunen , Schwegeln , zwerckpfeiffen , vnd in Summa , es
waren allerley Inſtrumenta vorhanden, wenn den wurs
de tanßen gehört, da ſprüngen vnnd hüpfften die glä
ſer vnd becher am tiſch auff, und ſo einer nach dem
geſchir griff und es in die handt faſte , damit nichtes
urſýüttet oder verbrochen werden mocht, ſo muſt ei
632

auch mit hüpffen , und wart ein ſehr groß geleder


darauf. - Nad ſo !cher kurzweil , nahm D. Fauftus
einen Waffen oder zeben, ftellet die mitten in die Stu
ben, da huben fie an zu danken, an einander zu ſtoſ
ſen , vnnd das ſie erſchmetterten . Zum dritten ließ
er einen Göcker im hoff fangen, den ftellt er auff den
tiſch, als er ihm nun zu trincken gab , hub er natür
lich an zu pfeiffen vnd tang zu machen . Darnad ;
richtet D. Fauſtus wieder ein kurzweil an , feßt ein
Inſtrument auff den tiſch , da kam ein alter Aff in
die Stuben hinein, der macht viel ſchöne furgweil das
rauff vnd tanget. Nach ſolchem begangnen kurk =
weil wurden die Studenten wiederumb zum dem nacht
eſſen gefordert, da nahm Doct. Fauſtus eine ſtangen ,
die reicht er für das Fenſter hinauß , alsbaldt kamer
von allerley vogel daher, vnd welche den auff die ftans
gen faſſen, die muſten bleiben , vnnd hülffen die Stu
denten dieſelben zu erwürgen vnd zu rüpffen. Nady
dem nachteffen beſchloſſen fie, das ſie mit einander in
die Mummerey geben wollen , vnd zog ein jeder ein
weiß hembdt an, vnd als die Studenten einander an
ſahen , gebaucht einen jeglichen , er hette keinen fopff,
giengen alſo mit einander in etliche heuſer , das füch =
lin zu holen , darob die leut fehr erſchracken , als nun
die Herrn, bey welchen fte das füchlin geholet, fich 311
tiſch geſeßt, da hetten fie jren ſchein widerumb, und
kennt man fte alsbaldt darauff, bald darnach waren.
ſhe wider verblendt , vnd hetten natürliche eſelsohren ,
das trieben ſie bis in die mitternacht hinein , vnd 309
alſo ein jeder wiederumb tol vnd voll zu hauß.
Er inner un g .
Es wirt alhie angezeigt , wie durch Zauberey Fauft113
etliche inftrumenta in der Muſica zugerichtet vnnd fie fös
633

ren laſſen, da doch die Schrifft bezeugt, das der Teuffel der
Muſic gar feindt iſt, wie wir auch in dieſem buch ein Hiſtori
von einem alten mann gehabt , da er Muficiert, wie es
den teuffel ſo verdroffen gemacht hat, ond 1. Samuel 16.
da leſen wir von dem Saul, welcher das Seitenſpiel Da:
uids nicht hat vertragen können . Denn es ift ja der
böſe feindt ein Melancholiſcher Teuffel, ond treibet die
Menſchen zu allerley anfechtung, trawrigkeit onnd ichwers
mütigkeit, darauß dann folgt, das er die Mufica ſo wenig
kan leiden, als wenn man in verachten wolt. — Das aber
alhie in dieſem Pandet find Seytenſpiele gehört worden,
ſo fint es dänße geweſen. Denn gleichwie in leichtfertigem
dantzen, als an Herodis töchterlein zu ſehen, der Teuffel mitten
im danß iſt, und zu aller leichtfertigkeit treibt, alſo ware
auch alda in folcher mahlzeit viel leichtfertigkeit, da auch
der teuffel Abt war, und Tein- verblende ſtim erhob. Vnd
vor zeiten vnder dem Bapfthumb, wie lies fich der teuffel
bören mit dem wütenden heer ? ein theil weinte , die an
dern fangen vnnd ladten . Solche kunſt kan der Teuffel
noch . Ceſarius gedendt, das ein Clericus eine ſo ſchöne
-

liebliche ftim gehabt, das jederman ein luft und frewde,


dieſelben zu hören , gehabt hat , als aber ſolches einmahl
ein frommer Gottsfürchtiger Menſch gehört, hat er geſagt:
Dieſe überauß fchöne und liebliche ſtimme iſt nicht eines
menſchen, ſonder des teuffels , hat in alſo beſchworen , alſo
baldt iſt der teuffel auß dem Cörper gefahren , und iſt der
Cörper todt nieder gefallen. Der Teuffel wobnet ge:
meinlich gern in dicken Welden vnd waſſern , daher , wie
auch Ariſtoteles anzeigt , im Meer waſſerfrewlin gefunden
werden , die ſo lieblich fingen , wenn ſolchs die ſchiffleut
hören, das ſie auß lieblichkeit der Stim darob entſchlaffen
müſſen , und ſtürßt alſo darauff die Schiff vmb, ſolche ges
walt ift nirgendts her , denn von dem Teuffel. Ferner
von anzeigung der affen, ſo gedanßt hat, for man wiſſen :
Es ſchreibt Jobus Fincelins ein ſolche Hiſtori, daß Anno
1559. auff der Platten, zwo meil wegs vom Joachimsthal,
fich begeben, das ein Somiðt ein töchterlin gehabt, welche
ein gut zeugknus gehabt , das es rey Gottsfürchtig vnnd
from geweſt, pund hat gern in die Kirchen gangen , diſe
634

war vngefehr in der Faßnacht von dem teuffel beſeffen ,


folgendts am Oſtern begündt der teuffel leibhafftig auß
ihr zu reden , vnd wer in Summa lang daruon zu ſchrei.
ben , was der Teuffel für ſchaldheit in ſolchem hauß ges
trieben hat. Auff ein zeit hat er tanß gemacht , iſt ein
Kaß zur Stuben hinein , und ein Hundt unter dem tiſch
berfür kommen, und haben einen langen tanß mit einander
gebabt vnd findt verſchwunden, ſolcher ſelßamen poffen bat
er viel getrieben, es haben ſich aber zuleßt auß dieſer gegend
vnd Landtsart viel Geiſtliche Predicanten dahin verfügt,
vnd dieſe Tochter laſſen in die Kirchen tragen , vnd für fie
zu Gott ernftlich laſſen beten, da iſt er von ir außgefaren.
Wer es wil weitleufftiger bören vnd leſen , der ſuche im
Erempelbuch im 65. blat. Vom Bapſt Syluefter dem
2. meldet man, das er auff ein zeit zu Ravenna ein groß
Pandet gebalten , vnnd vermeint, ſein hund, welcher ſein
verzauberter geift war, were in ſeinem gemach verſchloſſen,
und als ers erſt recht warnahm, da iſt der bundt auff dem
Credenktijd geſtanden , da das fiibergeſchirr fundt , vnnd
bat darauff viel gaudelwerd gemacht , das die geſt haben
ſolches lachen müſſen , deſſen iſt der Bapſt hefftig erſchro
đen , vnd vermeint, es würde etwan offenbahrt vnnd an
tag kommen , womit er vmbgieng, wie es auch geſchehen .
.
Doct. Martinus Luther ſebliger gedechtnus ſpricht, der
Teuffel iſt ſo ein liftiger gewaltiger geift , das er alle
Menſchliche finn betriegen und effen kan , vnd iſt auch kein
wunder. Geſchichts doch natürlich , das ein ding , durch
ein gemalt glas anders ſcheinet , dann es ſonſt an ihm
felbs ift, viel leichter fan der Fürft dieſer Welt der teuffel
das zuwegen bringen , das einer fich denden left , er febe
etwas , da er doch nichts fibet. Item , das einer ein
Trommel, Pfeiffen oder Poſaunen hört, da er doch nicht
höret , gleich wie das Julii Ceſaris kriegsleuten geſchach,
die meineten , fie hörten einen mit der Poſaunen blaſen ,
und war doch nichts daran. Darumb ift der Sathan ein
meiſter darauff, nemlich die leut zu effen , und alle Menſc :
liche finn zu betriegen , das einer darauff ſchweren dürffte,
er rebe, hörte vnd ergriffe ein ding , das dod im grundt
ber warheit eitel nichts iſt.
635

Das Vier vnd zwantigſte Capittel.


Von D. Faufti Faßnacht am Donnerftag und weiſſen
Sontag.
Da am Donnerſtag des andern tages hernach Faus
ſtus noch fein Faſnacht hielt und die Studenten wies
der verſamlet famen , und abermahl eine ſtattliche mal
zeit einnamen , fieng Fauſtus ſein ebenteur an , und
kamen in die Stuben hinein 13. affen , die gaucfelten
ſo wunderbarlich , das dergleichen nie geſehen worden,
dann fie ſprangen auff einander , wie man ſonſt die
Affen abrichtet, ſo nahmen ſie auch einander in die
fueß , dangten ein gangen Reyen vmb den diſch hes
rumb , darnach zum Fenſter hinauß vnd verſchwanden .
Fauſtus ſaßt den Studenten auch einen bratenen
kalbskopff für, als in nun der Studenten einer zerler
gen wolt, fieng der kalbefopff menſchlich an zu ſchreien :
Mordeo, helfio, o wehe, was zeuheſt du mich, das fie
darob erſchracken , vnnd dann wieder anfiengen zu la
chen. Zu nachts abendt, da es noch hell war vnd ein
dicker Schnee lag, rüßt ihm Doctor Fauſtus mit Zaua
berey einen ſchlitten zu , der hette eine geftalt wie ein
Dracy, auff dem haupt ſaß Doctor Fauſtus, vnnd mit
ten innen die Studenten , darbey waren vier verzaw
berte affen , auff dem ſchwang des Drachens figende,
die gaudelten auff einander gang luſtig, der ein bließ
auff der Schalmeyen, vnd lieff der ſchlit von ihm ſela
beſten, wohin ſie wolten , das wehret biß in die Mit
ternacht hinein , mit ſolchem klappern , das einer vor
den andern nicht hören fondte, vnd gedaucht die Stu
denten , ſie hetten im lufft gewandelt.
Von dem weiſſen Sontag .
Am weyfſen Sontag famen gemelte Studenten vnuer :
ſehens wieder in D. Faufti behauſung zum nacteſſen, dann
636

man aß ſchon bey tag , vnnd hette Fauftus ein weil ge


adlaffen , das er ſolcher geſt fich nicht verſahe , die brad):
ten mit inen zween Freyherrn. D. Fauftus diener rüſtet
den diſch baldt zu, aber nichts gekocht, war auch kein fewr
im hauß, da ſagter zu ſeinem geift Mephoftophiles : Wolan,
du trewer diener, meine guten freunde kommen mir wieder
zu bauß, da thu nun das beſt, das man denen Freyherrn
cine Ehre erzeig. Mephoſtophiles antwortet : Mein Herr,
ſey du ohn ſorg vnnd zufrieden, reß dich 31 tiſch und fer
frölich mit ihnen , ich wil wol vorrath ſchaffen , alſo war
der Geiſt im nun vnnd geſchwindigkeit außgefahren in et
liche Fürſtenhöffe, der Johan Wäiger, Doctor Fauſti famu:
lus, trug das eſſen auff, und allemahl drey richte, die erſte
tracht war ein Salat, ein gebraten Haſen und Hecht mit
Goldt muſiert, der ander gang waren zwo Enten , Lachs
vnd ein wilden Schweinstopff , der dritte gang ein Faſſon,
ein Nierbraten vnd Gründel , der vierdte gang waren in
einer ſchüſſel Bolchen , in der andern rot Förel vnd Ber:
ſing , im fünfften gang ein fqön Schlangen badenes.
Ahle vnnd ein gut eſſen Vogel , der ſechſt gang war ein
Rebeſchlegel , zween Kapbaunen vnnd Krebs , zuleßt ein
ſchnee, ein Sulß, gefüllte Krapffen vnd ein Mandeldorten ,
der ſiebend gang waren gebacken Faßnachtfüchlin , etliche
Margenbon , Leckuchen , vnnd herumb in andern ſchüſſeln
von allerley Confect. D. Fauftus ließ auch au ſein filber
geſchirr vnd ftatliche Brenniſche gläſer herfür ſuchen, darein
man föftliche trend einſchendte , von füfſem newen moft,
Reinfal, Velteliner , Malvaſier vnnd Muſcateüer. In
Summa, es war eine Fürſtliche mahlzeit. În dieſer mahl
zeit hat er auch die Helenam auß Griechenlandt ſeinen
geften fürgeſtelt.

Das Fünff und zwantigſte Capittel.


D. Fauftus wil fich verbeyraten .
Doct. Fauſtus lebt je lenger je mehr ſo Epicuriſch,
das er zuletzt nicht mehr glaubet, das ein Gott, ein
3.636 .
688.

647

1650
05
A1 AN
10 O
0317

crigs leben , noch ein helle were , vermeint, leib vnd


Seel ſtürbe mit einander , auch wardt er angereißt,
das er ibin fürnahm , fic helich zu verbeyraten, doch
wolt er ſolch fürnehmen , ohne rath ſeines Geiſtes ins
werck nicht ſeßen. Darauff antwortet ihm der geiſt,
was er auß ihm ſelbs nunmehr machen wolle, er fol
gedencken an ſeine zuſag , da er verſprochen , er wolle
Gott und den Menſchen feindt ,ſein, zu dem ſo könne
er ſich in feinen (Eheſtandt einlaſſen , dieweil er nicht
zweyen Herrn dienen köndte , denn der Eheſtandt were
ein werck des Höchſten, wir Teuffele aber vnd Geiſter,
ſprach er, findt dem gahr zuwieder, derohalben Fauſte,
fihe dich für, wirdſtu dich verſprechen zu vereblichen, ſo
Tolſtu gewiß von vns zu kleinen ſtücken zerriſſen were
den , dence doch bey dir ſelbſt , wie der Eheſtandt ein
ſo groſſe laft auff fich hat, vnd was jederzeit für vn
rath darauß iſt entſtanden, nemlich vnruhe, wiederwil
len , zorn , neid , haß, vneinigkeit, zerſtörung der fröli
dhen herken vnd gemüter, und was des mehr iſt. Dem
allen gedacht er nach, jedoch fordert er , wie gemeldet,
ſeinen Mephoſtophilem in geſtalt eines Münche , denn
ohne das die art iſt, das die Münch keinen Eheſtandt
billichen , ſonder vergleichen in einem hurenleben , und
verbieten einander denſelbigen alſo. D. Fauſti Münch
trieb in ſtets von ſeinem fürnehmen ab, aber D. Fau
ftus wolt barinnen beharren , vnd ſteckt den bußen
berauß , mit dieſen worten : Ich wil mich verehelichen ,
Es folge gleich darauß was es wolle, geht damit hins
weg von ſeinem Geiſt, in ſein ander ſtuben. Was
folgt darauff ? alsbaldt gehet ein groſſer ſturmwind
ſeinem hauß zu, als wolts zu grundt gehen, es ſpran
gen inwendig am hauß alle angel der thüren auff, in
dem wardt ſein hauß voller brunft , Fauſluß lieff die
!
638

ſtiegen hinab , wolt die haufthür treffen , da erhaſcht


ihn ein Mann , der wurff ihn wie pflaumfeder in die
Stuben hinein , das er weder hende noch füß regen
fondt, vmb ihn gieng allenthalben das fexor auff, als
ob er verbrennen ſolt, er ſchrye ſeinem geiſt zu vmb
hülff, er ſolt dieſem allen vor ſein , denn er ſich vers
fprechen wolt , das er hinfüro nach allem ſeinem wil
len, rath und that geleben wolt, indem erſchiene jhnt
ein Teuffel ganz ſchredlich vnnd leibhafftig , ſo graw
ſam anzuſehen, das er ſeine augen zutrucft, und wolt
alſo feinen elenden außgang erwarten , was ihm darob
würde entſtehen , darauff ließ ſich der Teuffel alſo hoc
ren , ſage an , was finns biftu noch ? Doct. Fauſtus,
gang kleinmütig vnd erſchrocken , auch mit zugethanen
augen antwortet im : O du gewaltiger Fürſt dieſer
welt, verfurt mich nicht ſo baldt , bu fiheft, das ich
ein verkehrt vnnd wancfelmütige Menſchenhert habe,
das ich auff andere gedancken, welche dir zuwieder ſindt,
gefallen bin , habe aber das werck noch nicht erfült,
derohalben bitte ich noch flehenlich , du wolleft body
mir kein hant anlegen, ich kan mich baldt anders bra
finnen . Der Sathan gab die antwort mit kurzen
worten , wolan , fihe zu, das dem alſo ſein mag , vnd
beharre darauff, das ſage ich dir bey meinem gewalt ,
darauff verſchwand der teuffel mit ſampt dem brunſt
im hauß .
Er inne i un g .
Erftlich wirdt alhie angezeigt, das Fauftus fo Epicuriſch
dahin gelebet, das er weder GOTT noch ein ewigs leben
vnd belle geglaubt, und das fan auch ſein , denn bey im
ift weder glaube, liebe, andacht, noch Gottsforcht geweſen ,
denn der finn vnd das herß war vom Teuffel verblendet
und eingenommen. Nun das wörtlin Epicurus enta
ſpringt von einem Philofopho von Athen , der hielt den
639

woduft für das böchfte gut und ſehligkeit, ja wenn der


menſch fürbe , To ftürb leib vnd feel mit einander dahin.
Zu unſers lieben Herrn Chriſti zeiten war in Judea die
rect der Saduceer , die glaubten weder ewigs leben, noch
teuffel, noch hell , waren dennoch die fürnembften im vold
Gotts , Mat. 3. kamen ſolche Saduceer mit ſampt den
Phariſeern zu Johanne dem täuffer in die wüften, wolten
gleichwol nur reben , was doch Johannes für einen auffe
lauff machte , das auß allen ftetten und enden zu im ein
zugang war, aber Johannes, da er fie fabe, gab ihnen den
rechten titel, hieß fie Naterngezücht, Luc. 10. Dieſe Sac
duceer traten auch zu Chrifto , und wie die Euangeliften
fagen, fie bielten von keiner aufferſtehung der todten , vnd
das dem alſo, verſuchten ſie den Herrn Chriſtum, mit der
frag von einem weib, die 7. menner gehabt, welcher vnter
den 7. ihr , recht Mann in der aufferſtehung ſein würde.
Darauß man ficht, was fie von der aufferſtehung gehalten
baben , nemlich , man würde dann nichts anders thun , den
freyen , zechen , ſpringen und danßen, und was einer alhie
an woüuft und freuden verſaumbt hat , das würde dort
ergenzt werden, ein ſolcher Saduceer war der reiche wanft
vnd praſſer , wie dann der Herr Chriſtus fagt, er lebete
ale tag herrlich, das ift, alle ſein wolluft, pracht, freffen ,
fauffen vnnd anders , war fein ewiges leben , desgleichen
Actor. 3. und 4. cap. da Petrus vnd Johannes dem vold
im Tempel oder Schopff Salomonis von der aufferſtehung
der todten prediget, ſpricht S. Lucas, es verdroß die Sac
duceer, das ſie das vold lebreten , und verfündten im nam
men Jeſu die aufferſtehung von den todten , darumb legten
fie die bandt an ihnen , vnd führeten fie in die gefengnus.
S. Paulus , als er zu Jeruſalem gefenglich angenommen
worden , da bekante er vor dem gericht felbft, vand ſchrye
vor dem Rath alſo : Ich werde von euch gerichtet , umb
der hoffnung vnd aufferftendtnus willen der todten. Vber
ſolche rede des lieben S. Pauli war eine zwytracht vnd
auffrur im Rath, denn es waren darinnen Phariſeer vnd
Saduceer Assessores, die Saduceer fagten, es were kein
aufferftendtnus , noch Engel , noch Geiſter, die Phariſeer
aber bekennends beyde. Zu Corintho in der landtſchafft
640

Achaia, oder Peloponneſo gelegen, erregten ſich auch etliche


Sect, taber S. Paulus 1. Cor. 15. ihnen den Corinthern
alſo zuſchriebe, ſo aber Chriſtus geprediget wirdt , das er
fey von den todten aufferſtanden , wie ſagen denn etliche
vnder euch , die aufferſtehung der fodten Fey nichtes , ift
aber die aufferſtentnus der torten nichts, ſo iſt auch Chris
ftus nit aufferſtanden, iſt aber Chriſtus nicht aufferſtanden,
ſo ift vnſer Predig vergeblich, ſo iſt auch ewer glaub ver:
geblich , wir werden auch erfunden falſche zeugen Gottes,
das wir zeuget haben wieder GOtt, er hab Chriſtum auff
erwedt, den er nicht aufferweđt bat , fintemahl die tooten
nicht aufferſtehen , ſo iſt Chriftus auch nicht aufferſtanden ,
iſt aber Chriſtus nicht aufferſtanden , ſo ift ewer glaub
eytel , vnd ihr findt noch in ewern fünden , ſo ſindt auch
die, ſo in Chriſto entſclaffen ſindt, perlohren , ſo wir allein
in dieſem leben auff Chriſtum hoffen, To findt wir die elen.
deſten unter allen menſchen . Vnd weiter (creibt S. Pau:
lus 2. Tim . 2. er ( Timotheus) for fich der vngeiſtlichen
geſchweß entſchlagen, welche gethan haben Hymeneus vnd
Philetus, welche der warheit gefeilt haben , und ſagen, die
aufferſtehung fey ſchon geſchehen. Hernach iſt immer noch
ſolche Sect vnd keßerey eine nach der andern entſtanden ,
wie der Cherinthus war, der lehret, nach der aufferſtehung
der todten am jüngſten tag werde das Reich Chriſti zu
Jeruſalem fein. Jtem , die Menſchen werden im fleiſch
wie vor wandeln, das ſie mit laſter vnd lüften zu kempffen
haben werden, man werde eſſen, trinden, ſpielen und dan:
Ben , ja die fülle haben , Euſeb. lib. 3. c. 28. Die Drui:
des , davon Sebaſtian France in ſeiner Chronic meldet,
das folche völder in Frandreich geweſen, die bekenten, die
Seel ſtürb nicht mit dem leib , ſonder führe in ein ander
Cörpel. Jtem bey den Galatern war die meinung Pytha
gore ſo febr eingewurßelt , das fie fein achtung auff ihr
leben gehabt haben, und ſagten, ſo baldt der menſch ſterbe,
zu handt nach dem die Seel wol verdient ſey , fahre fie
in einen andern leib. Item zu zeiten des Bapſts Inno:
centii des 3. entſtundt ein rect in Frandreich , die Albigen:
ſer , welche der König Philippus der 2. mit dem ſchwert
außreutet , die waren gar oberauß Epicuriſche few . Alſo
641

londte ich noch weitleufftiger durchgehen , wenn ich den


leſer lang auffhalten wolte. Dieweil fich dann der Faus
ſtus dem teuffel ergeben hat , iſt ohn zweiffel dieß die vr
fach geweſt, das er nicht viel bat des ewigen lebens geach
tet , wie Bapſt Johannes, der 24. öffentlich in gegenwer
tigkeit vieler prelaten vnnd ander ehrlicher leute geſagt,
03 nach dieſem leben kein ander leben zu verhoffen , ja er
blieb hartnedig darauff, das die Seel mit fampt dem leib
ewiglich ftürbe , vnnd das kein aufferſtehung noch ewiges
reben ſey. — Zum andern, ſo wirfft der geift dem Fauſto
Teine verſprechung für , wie er ſich verbunden habe , das
er dem Ebeſtandt gebeffig und abholt ſein wolte , darob
wil auch der teuffel gehalten haben, wie er ſich dann auch
alſo mit ihm vertragen , davon zuvor im erſten buch . Alſo
haben fich auch etliche Bäpſte dem Teuffel ergeben , vnnd
ihm zugeſagt, ſich in den Ebeſtandt nicht zu begeben, da jhnen
wiederumb frey gelaſſen , in allerley ſchendtlicher vnzucht,
blutíchande vnd Sodomitiſchen weſen zu leben , als Gres
gorius der 7. , Paulus der ander, Alexander der 6 . Docs
tor Martinus Luther ſagt, das der Gartbruder Heßer bey
24. ehelicher weiber hette beſchlaffen gehabt, denn wen ein
ſchön weib zu ihm war kommen, ſo hette er geſagt, liebe
Fraw, ihr ſeidt auff dem rechten weg, aber eins mangelt
euch nod) , ihr habt bey euch eine hoffart, die müſſet ihr
weg thun, wollt ihr vollkommen werden, und das iſt dies
fes, ihr habt noch nicht ewer Ehe gebrochen , darumb ſo
Peidt ihr hoffertig vor einer andern frawen , aber das iſt
der Teuffel , darumb wollet ihr volkommen ſein , ſo müſſet
ihr dieſe hoffart nicht haben , damit hat er viele weiber
betrogen , als er nun gerichtet werden und ſterben ſolt, da
fuhr er in sus correptam , dann das waren ſeine leßte
wort geweſen , Herr GOtt, wo ſol ich hin ? In einer
Stadt bart am Saweißerlandt gelegen , da dieſer Heger
etwan geweſen , kam es zuleßt dahin, das wann einer im
Ehebruch wart gefunden, ond gab der Oberkeit 4. güldin
zur ſtraff, ſo gieng er frey auß , vnnd richtet der teuffe
daſelbſt ein ſolch ſpiel an , das einmahl ein Mann von
den Gartenbrüdern beimkompt, vnnd fibet fawr, rein welb
fragt ihn , was ihm doch wer, er antwortet, gebe hinauß
11 . 41
642

zu den Gartenbrüdern , da wirftu es erfahren , als nun


fie hinauß fam, wiſchten die Gartbrüder daber, vnnd tries
ben mit ihr unzucht, aber ſie kompt wieder beim , weinet,
thut vbel , vnd ſpricht zum Mann : o was baftu nun mit
mir angerichtet, da antwortet er, das hab ich alſo wollen
baben, denn ich habs andern weibern auch gethan , macht
alſo muthwilliglich ſein weib zur Huren . Vnd iſt hier:
auff gar wol zu glauben , das der Teuffel dem Eheftand
feind vnd gebeffig rey . Denn wie hat er doch die geiſtli
chen im Bapíthumb alſo getriben, das ſie gang lichendtlich
von dem Eheftandt geſchrieben , darzu haben die geiſtliden ,
wie noch, den Eheftand verboten, vnd dargegen zugelaſſen,
das Gottloſe weſen des Celibats , dann darumb verbeuth
der Bapſt die Ehe , vnd gebeut keuſchheit , damit Hurerer
vnd Ehebruch, die zuuor von Gott verbotten ſein , in vols
lem fchwang geben mögen. - Zum dritten , das der teufs
fel dem Faufto zu ehelichen ein abſchewen machen wil, vnd
ſpricht, was er fich doch zeyhen wođe, denn in dem (shes
ftand rey ie nichts denn widerwillen , zorn , neid , baß,
ewige verbundtnis, mit ſolchen worten hat der teuffel dem
Faufto den fpieß an das berß gefeßt. Wie aud Doct.
Luther ſagt, vom Eheſtand ſchredet ab, armuth, das alter,
der fandt, ſpot, ewige verbundtnis, des weibs ſitten vnd
finn , und das dem alſo möchte fein , ſcheuft der Teuffel
mechtiglich mit ſeinem gifftigen pfeil die leut, und diejena
nigen, ſo fich etwann begehrten zit verheyraien, mit aller:
ley böſen gedanden, da fie bey ihnen felbs wollen auße
rechnen , ey es iſt nicht gahr gut fich zu verehelichen, weiln
im Ebefandt ſo viel wiederwertigkeit , angſt, mübe vnnd
arbeidt ift, achtet und ſchleuft, das ein weib nehmen nichts
anders ſey , dann in alles unglüd fich begeben etc. Auß
dieſem grundt rühmet es einer im Terentio ganß hoch,
das er nie im Eheſtandt gelebet hab , und ſagt : Teren.
tius in Adel. Act. 1. Scena 1. Quod isti fortunatum
putant, uxorem nunquam habui, das ift: Jo hab noch
nie kein Eheweib gehabt , welches jene für ein groß glüd
balten, als wolt er ſagen : Es ift ja eine groſſe wolfahrt,
und nicht das geringfte glűd , nie kein weib zur Ehe ges
-

babt baben. Auß ſolchem eingeben und rabte des trufa


643

fels find erwachſen vnnd herkommen dieſe gemeine vnnd


ſchedtliche ſprichwörter, auch dem lieben Eheftandt zuwie:
der. Ein weib iſt nichts anders im hauß , als ein did
Towarß vnd vngeſtüm wetter am Himmel. Item , es ift
kein weib gut , auch die allerbeſte nicht. Item , ein weib
iſt nichts anders im hauß , als ein ſchaß voller vnglüds.
Ztem , wer da wil ſeinen feindt zu tiſch vnd zu beth ba:
ben , und wer mit zand vnnd bader fich wil niederlegen,
und auffftehn , der nehme ein weib, und was der Gottlos
ſen rede mehr ſindt. So leſen wir auch, wie der Ehe
teuffel die berßen , auch der aller weiſeſten bey den Heyden,
alſo regieret, verführet, vnd in ganß wiederfinnige gedans
den wieder Gott und die natur geführt hat. Bias ,
einer auß den ſieben werfen , gab einem , ſo in fragt, ob
er ein Eheweib nemen folt, dieſe antwort : Nimftu ein
ſchöne, ſo wirftu fie nicht allein haben , nimpftu aber ein
(cheußliche , fo haftu ftetts ein gewiſſe ſtraff für augen.
Mit dieſen worten wolt er fo viel zu verſtehen geben , das
es nicht gut were , wie es Gott für gut angeſehen hat,
ein weib nemen , vnd beſſer were, allein bleiben. -
Alſo
antwortet auch Diogenes, da er von einem jungen geſels
len gefragt wart, wenn er ſolt ein weib nehmen, ſagt er,
ein junger gefed fol nicht eylen, ſonder fich lang bedenden
vnd auffziehen, ein alter mann aber ſol es gar laſſen blei
ben, und mit dieſer antwort verwarff er ganß vnnd gahr
den Eheftandt. – Solcher (pruch vnd Hiſtorien weren nod
mehr zu erzehlen, aber wir ſehens an dieſen erzehlten gnug
fam , wie wir oben angezogen haben, was der teuffel für
vnrath onnd widerſinnigkeit in die herben der menſchen
pflanßt, das er auch ſo viel bey den Heyden erhalten hat,
vnd das vnzüchtig , viehiſch vnd huren leben , ſo gut vnd
wollgefellig gemacht hat , das auch Lycurgus, Plato vnd
andre groſſe leut bey den heiden, die geſellen und menner
mit gefeßen und harten ftraffen haben müſſen zum ebeſtand
treiben vnd zwingen, vnd auch die Römer, die doch in gu
tem vnd wolgefaftem regiment faſſen, mit ſolchem fürnehs
men vnd rathſchlag fich muften bemühen , onnd mit noth
den Eheſtandt faum erhalten fondten .
Wie der Eheteuffel diefen rathſchlag und gut dünden
644

Gottes verrüttet vnnd mit ſeinem gegenwärtigen rath


vnderdrüđt hat , haben wir aud zu vnſern zeiten gnug:
ſam erfahren in der Prieſter , Münche vnd Nonnen jung:
frawſchafft, das auch der Eheftandt in fölch bedenden vnd
zweiffel ift gereßt worden, ob auch ein Chriſt in demſelben
jeliglich vnd Göttlich leben mag , vnd deshalben die leut
dahin getrungen worden , das ſie den Eheſtandt , als ein
vnſehlig , vnd Gott mißfellig ding haben geflohen vnd
gleichwol in alle vnreinigkeit vnd Sodomitiſch weſen ge:
rahten ſind, wie das alle Münc und Nonnenklofter, vnnd
auch des heiligen Vatters zu Rom eigen hoff genugſam
erwieſen . .

Wir leſen auch in den Hiſtorien , das der


Eheteuffel Gotts rath und gutdünden ſo gar auß der men.
den bergen geriſien , vnd ſeine thorheit darinnen gepflan :
Bet , das die Münche nicht allein den Eheſtandt böß ge:
achtet, ſondern auch nicht für gut gehalten , das man die
weiber anſehen folte, dauon ſchreibt Cyprianus in ſeinem
vüchlin de singularitate Clericorum , die geiſtliche ges
weyhte perſonen ſollten etwas ſonderlichs ſein, ſo ein geifta
licher ein weib böret reden , ſol er fliehen , als für einer
Schlangen, die da ziſcht oder pfeifft. Alſo lißt man auch
von einem münch , der ſein eigen mutter vnd ſchweſter,
die er doch mit groſſem reynen vnd verlangen begert nicht
bat wollen anſehen . Wie auch ferner der Teuffel,
Gottes rath , ordnung, und wolmeinen , auch bey denen ,
To Gotts rahte nachgeſeßt, und ſich albereit in Eheſtandt
begeben haben , vervnreine , erweiſet eines jeglichen eigene
erfarung, nemlich wie müheſeblig vnd vertrießlich der Sà:
tan den eheftand macht, wz er für vnfraut zwiſchen den
eheleuten ſehet, dz auch fromme Chriſten ſolchen fand nit
allezeit zugleich gutt achten vnd halten, ſondern auch biß:
weilen in vngeduldt und widerwillen fallen , auch etliche
ned wol gar in dieſen vnrath kommen, das ſie mit vnge:
dult herauß fahren und ſagen : Hat mich dieſer vnd jener
julin weib gebracht, ich wolte , ich were einer loß , ich
wolte die ander nicht nemen . Jtem , ich wolte , das ſie der
teuffel beim haar bette , ond ich bey den füeſſen , ich wolt
mich nicht lang wehren. -
Nach dem wir aber nun als
Cyriften ſolche gedanden, rath, fürnemen vnd liftigkeit des
645

eheteuffels wiſſen und erkennen , wil vns audi gebüren ,


das wir uns wider folche bößheit des Satans rüften ,
welds aber beſſer vnd füeglicher nit geſchehen kan , dann
das wir vnſere herßen , gedanden vnd augen von allem
dem , was der teuffel im eheftandt böß macht , abwenden ,
und dem erempel der bienen nachfolgen , welche allein dz
gut auß den blümlein ſaugen vnd nemen , das böß aber
den Spinnen laſſen, damit ſie auch etwas nach ihnen finden.
Erinnerung an den Chriftlichen Leſer.
go mag dem Chriftlichen Leſer nicht fürenthalten , das
id an dieſem orte etliche Hiſtorien von D. Johanne Fauſto
gefunden , welche ich auß hochbedendliden Chriſtlichen ør:
ſachen nicht hab hieher ſeßen wollen , als , das ihn der
Teuffel noch fortan vom Eheſtand abgehalten, vnd in fein
helliſch , abſchewliche Hurenneß gejagt, im auch die Hele
nam auß der hellen zur beyidlefferin zugeordnet hat , die
ihm auch fürs erſt ein erſchrecklich monſtrum , vnnd dar
nach einen Sohn mi namen Juftum gezehlet , wie er auch
Feine lufftfarth gethan vnd ins geſtirn gefahren ", und bers
nach ein groſſe reiſe fürgenommen , vnd durch Teutſch
landt, Frandreich, Indien , Egypten , Türckeyen vnd Jtas
lien gezogen fen, auch was er an eßlichen örtern für ebens
theure außgerichtet. Weil ich dann erachtet, das ich ſolche
ohne beleidigung züchtiger ohren vnd herßen nicht wol er:
zeblen köndte, ein theil auch ſolcher geſchicht geringlich
vnd leppiſch ſind, vnd nit werth oder auch nötig, oz der:
ſelben ſonderlich gedacht werden müdite , als hab ich der:
felben vmbgang wolmeinentlich nehmen wollen , fintemal
auch in gleichen Hiſtorien ſchon alles fürgelauffen, das zu
meinem Scopo dienen , und ich erinnerungs und warnungs
weiſe wider die abſchewliche Zauberey vnd Schwarßkunſt
Chriſtlich und nüßlich mit gutem gewilie .? anziehen vnd
gebraucen fondte. Forgt nun weiter von dieſes Schwarp
fünftlers Doctor Johannis Fauſti gar abſchewlichem vnd
erſdredlichem ende.
Der Dritte Theil
der

Hiſtorien von D. Joh . Fauſto,


dem Erßzäuberer vnd Schwarzkünſtencr.
Darinn
von ſeinem lebten Teftament, Propheceyungen, Anfecha
tungen , vnd erſchrecklichem grewliden ende vnd abſchied
aus dieſer Weldt, warhafftige vnd auſführliche meldung
geſchiebet.
Mit
nothwendigen Erinnerungen und ſchönen Erempeln , men :
niglichen zur Lehr vnd warnung, außgeſtrichen und erfleret
Durch
Georg Rudolff Widman.
Gedrudt zu Hamburg Anno M. D. XCIX.

Das Erſte Capittel.


Doct. Fauftus richtet ein Teftament auff, barin er ſeinen
diener Johan Wäiger zu einem erben einfeßt und fich
mit im beſpricht.
Doct. Fauſtus hatte dieſe zeit hero , biß in das 24.
vnnd legte Jar feiner verſprechung, gegen dem Teuffel,
einen rohen verwegnen vnd Gottloſen jungen Knaben
aufferzogen , der auch wie ſein Herr mit allerley zäus
berey vmbgieng , den ließ er zu Wittenberg in die
Schul geben vnnd allda ſtudiren , der war zuuor ein
‫کی‬
‫ازم‬
AP
COR eSITY
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r TR
r
UNIV
647

verlauffener Bube, gieng dem betlen nach, daß ihn auch


niemandt ſeines frechen gemüths halben anffnemen wolte,
er fam aber zuleßt zu ſeinem rechten Herrn . Qualis
dominus, talis servus. &r hielt ſich bey ihm wol,
ſo lang er ſein famulus war, alſo, daß ihn D. Fag
ſtus einen Sohn nennete , vnnd nam ihn an ſtadt
eines Erbert auff. Als nu D. Fauſtus ſein erſchreck
lich ende warnam, vnd das verſprochene 24. Jar her
lieff , berufft er einen Notarium , barneben etliche
Magistros , ſo zuuor offt vmb ibn geweſen , vnnd
vermachte feinem famulo ſein Hauß vnd Garten, ein
Bawrengudt 800 fl. wehrt , ſeine wieſen und Ecker,
auch liegends und fahrende , auch was an Haufrath,
Büchern, Silbergeſchirr vnd barem Gelde da war.
Als nun das Teſtament auffgerichtet war , berufft er
feinen Diener zu ſich , hielt ihm für , wie er ihn im
Teſtament bedacht hab , dieweil er fich, ſo lang er bery
jhm geweſen, wol gehalten und ſeine heimlichkeit nicht
offenbaret hette. Jedoch ſolle er von jhm noch etwas
bitten , deſſen wolle er ihm gewehren. Da begeret
der famulus feine geſchicklichkeit, vnd daß er in einem
ſolchen Stande, wie er geweſen, auch feyn müge. Das
rauff antwortet jm Fauſtus , wollan lieber Sohn , ich
hab viel Bücher , ſo ich zuſammen gebracht habe , die
verſchaff ich dir auch , doch laß es an tag nicht kom =
men, ſondern ſchaff darmit deinen nuß , ſtudire darins
nen fleifftg, ſo wirſtu ohn zweiffel das bekommen und
lernen, das ich habe gekont vnd zuwegen bracht. Dann
dieſe meine Bücher ſeyndt nicht zu verwerffen , angefes
hen , daß es die Theologi verwerffen, und nennen ſie
ein Schwarzkunſt vnnd Zäuberey , ein Teuffel8werd ,
darann kehre du dich nicht , brauch dich der Weldt,
vnnd laß die Heilige Schrifft fahren, dann die Schwarka
648

kunft iſt eine hohe Weißheit , und iſt im anfang der


Welt auffkommen , dauon nur die fürnembſten Gelers
ten geſdhrieben haben, und es an tag bracht, die auch
hernach ein gros anſehen vnd Lob haben bekommen,
ſo wirſtu auch von der Zäuberey finden , auff was
vrſach und wirckung fie gerichtet ſeh. Darnach ſolſtu
mein lieber Sohn wiſſen , dieweiln meine Jahr ans
vnnd verlauffen ſeyndt, daß mein Geiſt Mephoſtophis
les mir weiter zu dienen nid)t ſchüldig, derhalben fan
ich dir ihn nicht verſchaffen , jedoch wil ich dir einen
andern Geiſt, ſo ou begereſt, verordnen. Derhalben
balt sich nach meinem Todte innen , fey) verdwiegen
und ſtill, und ob man schon bey dir force zäuberiſche
Büder ſuchen wolte , ſo werden doch ſolche Perſonen
alle verblendet werden , daß ſie es nicht werden bey
dir fönnen fehen noch finden .
Er inn e r a n g.
Ach. Gott , wie hat D. Fauftus dieſe Sugendt in eine
grewliche Ergernus geführet, ja er hat ihn den Teuffel vnd
die Hell felbft ſehen laſſen. Der Herr ſpricht Matth . 12.:
Ich ſage euch, wer einen, der an mich glaubt, im geringſten
ergert, dem were beſſer, das ein Müllſtein an ſeinen Hals ge
bendt, vnnd er ertrendt würde im Meer, da es am tieffe
ften ift. Vnnd Matth. am 12. aus deinen worten wirftu
gerechtfertiget werden , vnd aus deinen worten wirſtu ver:
dampt werden, dann ein guter Menſch bringt gutes herfür
aus feinem guten Schaß , und ein böſer Menſch bringt bö:
res herfür aus ſeinem böſen Saß. Was nun D. Fau:
ſtus mit dieſem angezeigten geſprech guts aus ſeinem
Mundt herfür gebracht hat, das geben ſeine wort , da er
ſpricht zu ſeinem Erben , das er ſich daran nicht kehren
ſol, ob die Theologi fchon die zäuberey verwerffen, dann
fie rey eine groſſe Kunſt, und im anfang der Welt auffs
kommen und berümbt. – Nun bin ich ihm in dieſem nicht
auwider, das die Zäuberey ſdon albereit vor der Syndt:
649

fluty im ſchwang gangen , iſt aber darumb ſo viel beſſer


nicht. So iſt auch kein zweiffel darann, das fienicht lang
nad den zeiten Noah fich erzeuget hat, dann ſobald die
Abgötterey vberhandt nam, da erzeigt ſich der Teuffel auch.
Zudem , wie Plinius anmeldet, ſo hat die zäuberey media
tig zugenommen , weil man bey der Argney vnd Aftrono:
mey nur einen groſſen Namen ſuchte. Dann wo ein
Astronomus war , der kam in ein groſſes anſehen . Nun
wolte aber einer dem andern fürgezogen ſeyn , darumb
dann den ſachen zu viel gethan wardt. Wie zu ſehen an
dem Zoroaſtre, dem erſten König der Bactianer , der ſoll,
wie alle Scribenten einmündiglich ſagen , der erſte anfen
ger der Zäuberey geweſen ſein, vnnd Juftinus zeiget an,
das er in des Himmels lauff vnd in andern Natürlichen
dingen ſehr erfahren, Tey geweſen. So hat er auch die
Zäuberey in Perſien öffentlich gelehret , ſolches gibt auch
zu verſtehen der Menippus im Luciano, da er - ſpricht, mir
kam in den finn, das ich hinzüge gegen Babylon , vnnd
ſpreche irgendt einen Zäuberer an , aus des Zoroaſtris
Schülern vnd nachfolgern. Darnach iſt diß vbel aus Per:
fien auch in andere Königreiche vnd Lender ausgebreitet
worden durch namhafftige Zäuberer. Als bey den Mediern
waren berümbt Apuſcorus vnd Zaratus , bey den Babylos
niern Marmoridius , bey den Arabiern Hypocus, bey den
Aſſyriern Zarmocenidas. Dann wer die Schwarßkunft
begriffe , der war in einem groſſen anſehen vnnd werth,
wie zu ſehen an den Egyptiſchen Zäuberern , im andern
Buch Mufis , an den Zäuberern in Perſien , vnd zu den
zeiten des Propheten Daniels. Alſo hat der Feindt des
Menſchlichen Geſchlechts das fchedtliche vnkraut der Zäus
berey auff den Ader der Vernunfft geſeet , das nun die
vernunfft ihr nichts ſo ſehr left angelegen ſeyn, als vnuer
ftendigen Åberglauben , Mißbraud der Creaturen und eps
tel vnördentlide dinge.
650

Das Ander Capittel.


D. Fauftus verſchaffet ſeinem Diener einen Geift.
Innerhalb dreyen tagen hernach fragt Doctor Faus
ftus ſeinen Diener , ob er noch begerte vnnd willens
were, einen Geiſt zu haben, der bey jhm wohnet, und
in welcher geſtaldt er ihn gern haben möchte. Er ant
wortet : Ja , mein verlangen iſt nach einem fißamen
vnd vnbetrüglichen Geiſt, vnd daß er ein geſtalt eines
Affen an ſich haben möchte. Wollan , fagt D. Faus
ftus, du wirſt jon baldt ſehen. Baldt hernach erſchien
ein Affe, der ſprang in die Stuben hinein , da ſpracy
D. Fauſtus, da haſtu ihn , nim ihn hin , doch wirdt
er dir noch nicht zu willen , biß erſt nach meinem
Todte, vnnd dem gib den Namen Aurhan , dann alſo
heift er : Darneben bitte ich dich, taß du meine Runſt,
thaten vnnd was ich getrieben habe , nicht offenbareſt,
dann allererſt lang nach meinem Todte , alsdann wols
leſtu eß fleifig auffzeichnen , die zuſammen ſchreiben ,
vnnd in ein Hiſtorien bringen , darzu dir dein Geiſt
und Aurhan helffen wirdt , was dir vergeſſen iſt , das
wirdt er dich wider erinnern. Dann man wirdt ſolche
meine geſchicht von dir haben wollen.

Das Dritte Capittel.


D. Fauſtus propheceyet, was zukünfftig geſchehen ſolle.
Da er nu fahe, daß ſein ende herbey rückte , feet
er fich vber feine Bücher , vnd prognoſticirt den Stu
denten, feinen vertrawten Brüdern, von vielen zukünff
tigen verenderungen der weltlichen Policey), was nach
ſeinem Todte vnd furthin geſchehen vnnd fürlauffen
würde. Solche Propheceyungen haben ſie hernach fleif
651

fig betrachtet und bewogen , auch von denſelbigen zu


Leipzig auff der Vniverſitet laſſen diſputiren. Wie nun
Johan Waiger, Doct. Fausti famulus, dieſelben vnd
andere ſeine propheceyungen furß verzeichnet hat , alſo
ſeyndt ſie allhie beſchrieben worden :
Wol vnd friſch auff vnd fehet, was zukünfftig fürgehen
und geſchehen ſolle. Das Bapfthumb ift gefallen und ges
funden in die gegendt Sodoma vnd Gomorra, vnd ſaugt
von ihrem ftindenden Pfuel alle Sodomitiſche Sünde,
fcand vnnd Lafter , und erſtlich fömpt es dahin , daß der
Bapſt nichts wirdt fürnemen , es gelüdt ihm alles, daher
wirdt er alle Göttliche Schrifft, Regiment, ſorg vnd ars
beidt laſſen fabren, vnd dargegen wirdt er leben in allers
ley wouluft, in grewlicher Vnzucht, huren, buben , freſſen,
ſauffen , fingen , ſpringen vnd jagen , und wirdt die ſchöne
Stadt Rom eine grundſuppe aller Sodomitiſchen grewel
ſeyn. Darnach liebkoſet er fich zu Reyſern, Königen vnd
Fürften, damit zeucht er ihnen die Wehr aus der ſcheiden,
nimpt inen das Regiment, gewalt, Ehr vnd gut, daß fie
nit mehr werden ſolchem hochmuth zuleßt zuſehen , oder
darzu fil fißen , und ſolches leiden können , doch werden
fie ſein, ſouiel müglich, verſchonen, vnd begeren ihn nicht
zu firaffen , damit ſie ihn nicht erzärnen, ſondern vielmehr
ihn zu ſchüben , ſo lang es kan verzug haben, darnach, da
er alle Teuffeliſche gereß , ordnung und ftifftung hat auff
gefeßt, verbindet er es mit ſeinem Schlüſſel, peiniget die
böſen gewiſſen , gibet für, er habe vber Himmel und Erden
zu gebieten, daher ihn der Adler wird anbeten, das alles,
was er ſagt , Gottes befehlich , wort vnd werd ſey. Da
er nun allen weltlichen gewalt unter fich bat bracht, vnd
er hinfuro nach allem ſeinem luft und wolgefallen lawebt
vnnd lebt , wirfft er ſeine ſorg vnnd Creuß , ſo er lang
getragen , hinweg , vnd bringet allerley gudt und Reich:
thumb in ſeine handt, ſchlegt dem Lemblein den Kopff ab ,
das iſt, er wirdt das Alte und Newe Teftament verdam:
men und vertilgen , verfolgen und unterdrüden , vnd dar
gegen die Scheß der Welt erbeben , mit Ablaß und Tür
dengeldt , dem wird der Sann oder filien trewlich bepfte:
652

hen. — Baldt darauff werden Herfür treten ſeine reiſfende


Wölffe, die alle Weltliche Policey, Necht vnd Gericht hin
weg freſſen, vnd dennoch niemandt kein recht, trawen vnd
glauben werden außführen können , das macht alles, daß
der geſchoren Bapſt das ſchermeſſer aller betriegerey in
ſeiner rechten Handt führet. Da dann hernach der Bapft
in aller herrligkeit vnnd in frieden als ein jrrdiſder Gott
fißet, vnnd ihme niemandts einreden darff, wirdt er plöß:
lich durch das Himliſche Göttliche vrtheil verdampt vnnd
abgeſeßt, dann es wird ein Engel erſcheinen vnd vorhers
geben , der ihm die Schlüſſel aus der handt reiſſen wirdt,
daß was er bindet, nicht mehr vor Gott wirdt gebunden
ſeyn, was er löſet, iſt vor Gott nicht mehr gelöſet, ob er
wol für der Welt noch lang regieret, gleich wie Saul vor
Gott lang verdampt vnd abgeſeßt war , ehe er für der
Weldt ſein Königſtul reumte. Dieweil dann diß Kindt
des verderbens iſt geoffenbaret worden , werden ihm die
Weltlichen Potentaten nicht mehr trawen , ſondern ihn auch
abſepen vnnd angreiffen , und das wird ein wolgerüfter
Teutſcher Kuriſſer Fürſt fich erftlich unterſtehen, doch nicht
mit eufſerlichen Waffen, ſondern erſtlich mit dem Euangelio
des friedens, alsdann wirdt es offenbaret werden und ges
merdt, wie Johannes in Apocalypſ. am 13. 17. die Beſtia
oder das Thier bat beraus geſtrichen, ſeinen Schirang, da
mit er das dritte theil der Stern zeudit, aber mit ſeinem
gifftigen Scorpioniſchen Stachel des Schwanges wird er
beimlich vnd tüdiſch mit allerley Practic , das wordt des
Euangelij, ſo da wird offenbart werden, oder in das Geift
liche ſchwerd mit begierde , neidt, haß vnd allem liſt beiſ
ſen , daß ilyme das Maul bluten wirdt , vnd kan im doch
nicht abbrechen . Dieweil er ſich dann nicht mehr mit dem
Worte der Heiligen Schrifft wirdt beſchüßen können, dann
fie iſt gang wider ihn , wirdt er das Buch zuthun , vnnd
wirdt fich vmbreßen hinden vud forn, vnden vnd oben mit
Beren , vnnd wil ſeine Sache mit lauterm gewalt verteydis
gen , vnnd wil die Nömiſche Seule bandfeſten. Aber es
ftehet ihm ein Münchlein für dem liedyt, der hat von Gott
vnd aus dem Propheten Eſaia am 58. befehl, daß er wi:
der den Bapſt fou creyen , ſeine Stim crhöhen wie ein
653

Horn , der hat eine wolſchmeđende Moſen in der Handt,


vnnd darbey eine Sicher, damit er wirdt abſchneiden allen
fleiſchlichen Wolluft, dann darwider wirdt er predigen, und
wann er es außgereutet hat, wirdt er mit dem Fewreyſen ,
das Fewr der Chriſtlichen liebe , das erloſchen iſt , wider
auffſchlagen und anzünden, darüber die Babyloniſche Hure
raſend vnd töricht wirdt, vnd wirdt die Splüſſel S. Petri
in den Tyber werffen, vnnd das bloſſe Schwerdt dagegen
in die Handt nemen , darauff alsbald wirdt er einen juns
gen brüllenden Lewen aus Hiſpanien herfür loden , der
mit ſich in das Teutſche Landt viele Beren bringen wirdt, dens
noch Gott lob, iſt er kein wilder, ſonder ein zaumbter lew ,
gegen ſolchen Spanniſchen Beren werden andere ſtarde
Bübemiſche, Sädfiſche, Heſſiſche Beren aus jyren Wälden
vnd Hölen berfür gehen , vnnd ſich zur wehr ſtellen, dar:
auff eine groſſe Finſternus entftehen wirdt, vnd doch balot
vergeben , und wirdt die Sonne der Gerechtigkeit berfür
ſcheinen vnd der Babyloniſchen Huren unter die Augen
bliden, daß ſie nicht wol wirdt ſehen können .
N O T A.
Von dieſer obgemelten Weißfagung inum man merden , 698
fe geſcheben, ehe Doctor Luther auffgeſtanden iſt, das Bapſt:
thumb anzugreiffen , vnnd das vor Keyſer Caroli Nrieg in
Teutſchland Doctor Fauſtus ſchon hinweg geraumbt vnd ge :
ſtorben iſt. Nun hat er noch eine Prophecey , was ſid ) in
Teutſdlandt zutragen wirdt gegen den Römiſden Kevier,
Churfürſten vnd Fürſten des Reichs, vnd lautet ſoldc weija
gung alſo .

Das Vierdte Capittel.


Eine andere Weiſjagung.
Mit meinen Augen habe ichs nicht ſehen können , aber
mein Gemüt, Herß vnd fünff Sinne , die habe ich Raths
gefragt, und dadurch ſo viel befunden , daß die Himliſdien
Corper und Elementen, was hernach geſchehen wirdt, alles
gewiß werden offenbahren , vnnd ſol durch mich erfennt
werden. Zwiſchen dem Nidergang her wird ein groſſer
fewriger Adler in das Teutſchlandt fliehen , der wirdt die
654

Kirchen Chrifti zertretten vnnd verwüſten , aber Gott ift


mechtig, dem allen fürzukommen . Am Rein vnnd in dem
Land des Monds bey dem Meer gegen den Abend , wird
man vngehört unglüc vnd böre zeitung erfahren , vnter
einem newen Bapft, dann er wirdt von fich laſſen blißen
vnd donnern grawſam ortheil des Banns , wider die , To
vnter Saturno ſeyndt, wann er wirdt in ſein eigen Hauß
geben , da werden die Römiſchen am glauben wanden,
vnd es werden gefehrliche zeitungen verhanden ſeyn in
der Röm. Kirchen.
Die dritte Weiffagung in gemein .
Nos war eine Weiſſagung gefunden , welche in die ge
meine hinein gehet, alſo lautende: Ich beſorge, meine Weiſs
ſagung werde ohne erdicht, im werck erfüllet werden, vnd
ſonderlich, da dieſe Welt auff das höchfte geſtiegen iſt, vnd
erſtlich fihe ich vor mir, was hernach geſchehen wirdt. Es
werden ſo viel Kinder geboren , fie wachſen daber, baben
in dieſer blühenden zeit ſchöne gezierteingenia , aber nie
mandt nimpt fich ihrer an. Webe euch Eltern, wehe euch
ihr Vorſteber , wie wolltet ihr dem zorn Gottes entgehen ,
daß ihr die liebe Jugendt ſo dahin ſchleichen laſſet , vnnd
trachtet indes nach Haab vnd gütern , auff daß ihr ihnen
viel verlaſſet , und laſſet fie dagegen daheim faullenßen,
ihr föndtet ihnen helffen, damit fie gelehrte Leute würden,
zu boben Emptern kommen , fandt vnnd Leute regieren
möchten, aber ihr wollet nicht, ey ſo geſchehe es recht, daß
Gott auch die handt abziebe, vnd ihr dargegen an ihnen
Sünd und Schande erlebet, das iſt dann der rechte Lohn .
Gedendt an mich , daß es dahin kommen wirdt , daß gea
lehrte Leute von wegen der vndandbarkeit der Welt da:
bin fterben werden , vnd daß hernach an gelahrten Perſo:
nen groſſer mangel ſeyn wirdt, daß Könige werden Juri
ften , Fürften Cangler, Graffen und Herrn Schreiber werden
müſſen , darunb mercet auff mich , daß nie kein beſſere
zeit zu ftudiren wirdt ſeyn , dann 20. 30. vnd etliche mehr
Jahre nach meinem Todte , nicht allein darumb , daß die
Kunſt ſo reichlich vnd wojeyl wirdt , vorhanden iſt, rons
dern auch , daß daraus groſſe Ehr vnd gudt folgen muß ,
655

und werden die ſo ſtudiren, groſſe thewre Leute ſeyn, daß


fic noc vmb einen Gelehrten zween Fürften oder drey
Reichs Städte reiſſen werden . es werden groſſe Empter
offen ftehen , die auff gelehrte Leute warten . Nun muß
-

ich auff die Obrigkeit auch kommen, die ſolten fleiſfig auff
die Studien acht haben , damit fie auch gelerte Leute auffers
ziehen vnd underhalten möchten, ſo werden fie, als vnuer:
ſtendige Eſel, ſolchen vnkoften auff ihren Pracht wenden,
vnd wann man in der noht gelerte Leute wirdt haben
müſſen , ſo werden fie dieſelben nicht haben, bekompt man
fie dann , ſo werden ſie den Sedel deſto weiter auffthun
müſſen. Alſo wirdt auch durch ſolche fahrleifigkeit der
Obrigkeit das Wort Gottes darnider liegen , vnd man
wirdt nach einem trewen Prediger viele meil wegs lauffen,
und dennoch nicht bekommen, vnd da fie meynen, daß fie
die rechten haben , werden fie lauter Schwermer an ihnen
haben. o ihr lieben vnderthanen , merdet auff meine
rede. Es wirdt dahin kommen , daß ewre Obrigkeit euch
ſo ontreglich ſeyn wird , mit ſchaßung und andern , Rent,
guldt vnd aufflag , daß wann ichon ewre Ader reichlich
tragen und so viel Gulden als Hälme geben würde , ſo
wird doch kein begnügen da ſeyn, ſondern wirdt alles ge
wendet werden auff pracht, boffart , freſſen , fauffen vnnd
bawen , als were es Sprew , was dann pou an die Kir:
den , Schulen und Jugendt angelegt werden , das wirdt
man vergeutern auff das ſchned jagen , auff die hörlein ,
Buben vnd Hunde, die dann werden verwüſten der armen
Bawren Saadt und Eder, und müſſen dennoch ihre Stewr,
Nent vnd gult reichen , daraus vnerhörter Auffruhr erfol:
gen möchte, welch albereit für der Thür iſt. Leßlich
aber, ſo fchier das ende der Welt herreichen will, ſo nemet
meine trewe weiſſagung zu berßen. Der Bapft iſt geſtürßt
und geſchwecht, vnd kan nicht viel trauw vnd glauben bep
Königen vnnd Fürften mehr haben, noch weniger in dem
Teutſchlande , jedoch wirdt er in Hiſpanien , Frandreich,
Portugal vnnd in dem Niederlande ein groß Fewr vnnd
Blutbad anrichten , ein newes vnerhörtes Werd wird er
in Teutſchlandt ftifften , damit er auch ſeine Tyranner
möchte vben, aber es wirdt nicht lang beſtandt haben. – Des
656

Türden Neich iſt auch im abnemen , und wo er zuuor das


Vnger und Teutſchlandt bat angriffen, dahin darff er nicht
ſcmeden , dann er wird im Morgenlande vnnd im Auff:
gange einen ewigen Feindt haben, dadurch wirdt das Tür
diſch Neich zu grunde geben . – Vnd aus lauter vndand:
barkeit der Teutſchen , wirdt das reine Wort Gottes von
ihnen genommen, vnd in das Perſier Landt geſendet wers
den, dargegen wirdt das Teutíqlandt mit allerley Keßerey
beſchmeißt werden , und kömpt dann der Arrianiſche Glaub
wider an tag, dann wirdt das Teutſchlandt auch verſinden,
nach dem Sprichworte: Es müſſen ſtarcke Beine ſeyn, die
gute Tage ertragen können. Teutſchlandt wirdt gar ver:
wegen ſeyn , kein lieb noch trew wird mehr vorhanden
reyn , die Vnderthanen von wegen jrer iyranniſchen Obrige
teit werden ſich empören , vnd die zu todt ſchlagen , vnnd
wirdt ihnen geben wie den Tempelherrn, vnd ſolche Pracs
tick wirdt in einem viertel far durch das ganß Teutſch:
landt angerichtet werden , dann die Obrigkeit wirdt den
onterthanen ihre eigene Schwerter in die bandt geben, alſo
werden die Kinder der Eltern auch nicht verſdonen , dars
auff wirst eine ſolche Tewrung kommen , daß von anfang
der Welt dergleichen nie geweſen iſt. Dann ob man ſchon
feen , bawen vnnd pflanßen wirdt, ſo wirdt doch nichts
auffgeben , die liebe Sonn wirdt von wegen der vnerhörs
ten grewliden Sodomitiſchen Sünde, Scand vnd Cafter,
ihren ſchein verlieren, dann wirdt ein groſſes Waſſer vber
die gange Welt erfolgen , vnd wann dann das ende der
Welt wirdt herrücken , wirdt zuuor ein ſtrenger vnerhörter
Wind entſtehen , der die Bäume in Wälden vnd groſſe
Paſteyen einreiſſen wird , da werden für furcht die alten
betagten leute verſchmachten, vnd gehling dahin fallen vnd
fterben , daß nichts in der Weldt mehr ſeyn wirdt , denn
junge Mannſdafft, vnnd ihr größtes alter wirdt 30. Jahr
vnud nicht darüber ſeyn , dann werden alle Statuten , Ge :
fäß vnd Ordnungen auffhören, vnd was ihre Opinion ond
gutdünden mögen ſeyn , nach fölchen werden ſie leben, dann
wirdt niemandt wollen regieren und herrſchen, ſondern in
aller ficherheit leben , daß auch ihre Weiber werden das
Regiment in die Handt nehmen, dann werden die Weibs
-

UWVERSITY
S. 667.
T657

1668

1870.
657

bilder die Männer zur Ehe anſprechen , auch po nur vnfer


10. 11. und 12. Jahr ſeyn werden . Wann die Welt
Gott gnugſam zur Nach vnd zorn beweget hat, vnd Gott
fie zuuor zur Buß wirdt vermahnen , wirdt ein lange zeit
der Himmel ganß fewrig ſtehen, daß man auch die Ster :
nen bey tage ſehen wirdt , dann wirdt des Almechtigen
gebew Himels und Erden bređen , einfallen und verſchmels,
Ben. Darumb, wer Buße gethan vnnd fich beferet hat,
der hebe ſein Haupt auff, darumb daß ſein Erlöſung ficy
habet.

Das Fünffte Capittel.


Der Teuffel gibt dem Fauſto ſeinen dienſt und Bund auff.
Die Glocke war einmahl gegoſſen , und das ſtundt
glas lieff mit Fauſto aus, und wolte ſich der Bettlers
dang mit ihme erheben , vnnd verlieff fich die fache
alſo : Doct. Fauſtus ſaß in ſeiner ſtuben , vnd nam
für ſich ein buc) , darin er die Jahrzahl auffgezeichnet
hatte , der 24. verlauffenen Jahre, vnd rechnete, daß
er kein halbes Jahr mehr dahin hette , darumb ihme
in folcher reconung der bitter Angſtidweis auſgieng,
in deme gehet ſeine ſtubenthür auft, vnnd tradt hinein
ein Geiſt, ſo gantz ſchwarz vnnd zottet war , wie ein
Beer , der fieng mit ihm an zu reden , vnnd ſpracy:
Fauſte , du weiſt dich urody wol zu erinnern , wie vers
ftodet, aud) Chr- vnnd Gottsvergeſſen du im anfang ges
weſen , und dich an der gaben Gottes nicht haſt laſı
Ten genügen , ſondern biſt oben hinaus gefahren , hait
mir auch keine ruhe gelaſſen , ſo lang, daß du mich
beſowäreſt, dir in allem zu willen zu ſeyn, da muſu
ſagen , daß dir folch dein begeren durch mid) gang
reichlich iſt erfüllet worden . Id , ſo lang ich einen
bund mit dir habe auffgerichtet, habe dir nie keinen
42
658

mangel gelaſſen, dich reichlid, mit allen Künſten bega


bet, dir vorraht, eſſen, trincken , vnd allen wolluſt nady
deines herben begierd verſdrafft und zu wegen gebracht,
ich bin dir in aller geferligkeit beygeſtanden, haft mehr
geſehen vnd erfahren , dann ihe ein Menſch mag gee
than haben , ich habe dich herfür gezogen bey mennig
lichen , daß du allenthalben wehrt vnd angenem wareſt,
das muſtu ferbs ſagen vnnd bekennen . Nun rückt aber
deine zeit heran , das lang verſönet pfandt, ſo ich bes
gere, will ſich ein mahl ſchicken . Hiermit gebe ich meis
nen dienſt auff , ſo ich dir denſelben trewlich geleiſtet,
ſo halt du mir auch , was du mir verſprochen haſt,
dein Leib vnnd Seele iſt nun mein , darein gib dich
nur willig, vnnd ob du ſchon wolteſt vnwillig werden,
ſo beſchwereſtu und Frencfeſtu dein Herß nur deſto mehr.
Auff dieſe auffgebung meines dienſtes citiere und lade
ich dich für das ftrenge Gericht Gottes , ba gib mir
rede und antwort , und wann die beſtimpte zeit ſich
hat verlauffen , will ich mein Pfandt hinweg nemen
vnd holen . Doctor Fauſtus fondte für ſchrecken nicht
mehr wiſſen , wo er daheim were , vnnd als er wider
zu fich fam , hueb er leiß mit nidertrechtiger Stimin
als ein verzweiffelter Mann an zu reden vnd ſprach :
Ich habe folches alles gefürchtet, alſo wirdt es mir
auch geben. Ach, ich bin verzweiffelt, meine Sünden
Feyndt gröffer, dann das fie mir fönnen vergeben wers
Den. Als aber darauff der Geiſt verſchwandt, vnd
Johan Waiger ſolches alles geſehen vnnd geboret hatte,
fagt er zu ſeinem Herrn , er ſolte nicht ſo kleinmütig
Feyn und verzagen , es were noch wol hülff da , et
ſolte feine vertrawte Theologos, ſo vmb ibn allezeit
geweſen , beſchicken , ihnen die beſchwerliche ſache fürs
halten , damit er von ihnen Troſt vnd erquicung aus
659

der Heiligen Sdhrifft vnnd dem Worte Gottes haben


möchte , damit , ſo der Leib ſchon müſte büſſen , die
Seele dennoch erhalten würde. Dem antwortet Doctor
Fauſtus, vnd weinet bitterlich vnd ſprach : Ach , was
habe ich gethan , wohin habe ich gedacht, daß ich in
ſo kurzer Zeit , unnd gleich in einem Augenblick die
Seligkeit habe verſderbet, da ich doch die Frewde mit
allen andern außerwehlten hette erlangen mögen ? wie
habe ich doch ſo ſchendtlich von wegen einer ſo kurken
Wolluſt der Welt, die vnauſſprechliche Herrligkeit der
cwigen Frerde in vergeſſenheit geſtellet, iſt dann kein
raht noch hülff mehr vorhanden ? Vnnd verzweiffelte
alſo dieſer elende Menſd ) , jedoch, das es ſich dennoch
anſehen ließ, als wann er noch etwan hoffnung hette.
E r i nne rung.
Es fallen vns in oberzehlter Hiſtori etliche nothwendige
ftüdlein für, die wir auch betrachten vnd anmerden ſollen ,
und erſtlich hat Doct. Fauftus ein böß ſchreiben in ſein
Buch gethan , vnd ihm ein verwirrtes und verzweiffeltes
Regiſter gemacht, darin er hat ſehen wollen , wann ihn der
Teuffel mit Leib vnnd Seele holen würde. Warumb hat
er nicht erſtlich dahin geſeßt und auffgezeichnet , wie er
aus des Teuffels gewaldt in das ewige Neich Gottes koms
men wolte , vnd ob vnnd wie er in das Buch des Lebens
eingeſchrieben fey ? – Man ſchreibt von einem alten, from:
men Gottfürchtigen Mann zu Freyburg, der Todtes krand
lag , zu dem kam der Teuffel hinein zu ſeinem Beth , in
geſtalt eines Prieſters, hette bey ihm Dinten, Papier vnd
Federn , reßt ſich nider, und wolte von dem Alten , er ſolte
ihm anſagen , wie vieler Sünde die zeit ſeines Lebens
begangen hette , dann er müfte es auffzeichnen . Der Alte
mann bedacht fich lang , zuleßt ſagte er, wolan, ſo ſchreib
immerhin : Des Weibes Samen wirdt der Schlangen den
Kopff zertretten. Als ſolchs der Teuffel gehöret , iſt er
baldt von ihm verſchwunden. Diß iſt ein recht Erempel,
600

wie wir vnſer Negiſter feßen, machen und anſtellen Podlen ,


uemlich, daß wir ftets gewiſie ſeyn ſollen , ſonderlich wenn
vnis oor beinſtuecer ob dem Hals iſt, daß wir geidrieben
stehen im bud) des Lebens. Der Prophet Eſaias am 4.
ſpricht, ein jeglicher wird heilig heißjen , der geſchrieben ift
unter den Heiligen in Jeruſalem , das iſt, ob ſich das Vold
Gottes an dir HERN Zebaoth mit Abgötterey vergriffen
vud verſündiget hat, io feyndt dennoch etliche Heiligen zu
Jeruſalem , die in das Geiitliche Jeruſalem auffgezeichnet
Land geſchrieben ſeyn. Der Prophet Daniel am 12. ſagt
in ſeiner weiſſagung von dem Jüngſten tage , das Gott
werde die feineri errettei , dié ſdon im Buch geſchrieben
reynd , onnd viele ſo vnter der Erden (ohlaffen , werden
erwaden und aufferſtehen, erliche zum ewigen Leben , etliche
air ewigen Samach und Svande. Im Propheten Ma
Lithiu 3. die Gottsfürdtigen ſollen ſich vnter einander alſo
Truſten , der VERN merdts vnd hörts, vnd iſt für ihm ein
iendzettel geſchrieben für die , ſo den HERRN fürchten
VIID an ſeinen Namen gedenden , ſie rollen ( ſpricht der
ENN Zebaoti)) des tages , den ich machen wil , meiu
vigenthumb ſeyn , vnnd ich will ihrer ſchonen , wie ein
Mann feines Sohns joonet, der ihm dienet, vnd ihr ſollt
dagegen widerumb ſehen , was für ein vnderſcheidt jeg
zwiſden dem Gerechten vnd Gottloſen , vnd zwiſchen dem ,
der Gott dienet, und zwiſchen dem , der ihm nicht diener.
Cbriflus der ŞENN ſpricht Luc. am 10. Capit. zu ſeinen
Jüngern und allen Xußerwehlten : Frewt euch , das ewer
Namen im Himmel auffgeſcrieben ſeyndt , vnd S. Pau
lus fagt Philip. 4. daß Clemens und andere , ſo mit iom
gefempifet haben , die ſeynot verzeichnet im Buch des les
vens, vnd Ebreer 12. ſagt er von den Außerwelten, daß
jie kommen ſeyndt zu dein Berg Sion vnnd der Stadt
ses lebendigen Gottes , zu dem Himmeliſchen Jeruſalem ,
VID zu der menge vieler tauſendt Engei, vnnd zu der ges
mein der Erſtgebornen, die im Himmel angeſchrieben wor :
sen reynd. Ju der Offenbarung Johannis am 2. 5. 13.
17. : Wer vberwindet, das iſt , wer glaubt in CH Riſto ,
dent will ich , ſpricht der Engel Gottes , zu eſſen geben von
sem verborgnen Pimmelbrodi, vind ibin geben sincn weil
661

in Stein , vnd auff dem Stein einen newen Namen ge


( chrieben , welchen niemandts kennet , dann der in empfa :
het, etc. Das ift, ſage ich, das rechte Original, in wela
chem buch wir vns ſollen einſchreiben laſſen , vnnd auch
darnach ftreiten vnd fempffen , damit wir mit Ehr vnnd
Glori in das muſterregiſter einverleibet werden , dann wer
darin flehet vnd begriffen iſt, der iſt wol verſichert , dari
ihm der Teuffel den Namen nicht wirdt außleichen können.
Zum andern , wie ſchredlich iſts 311 hören , daß der
Teuffel dem D. Fauſto ſein rohe , verſtarrete, muthwillige
Ehr vnd Gottes vergeſſene Siderheit und muthwillen für:
wirfft , das er dem alſo tag vnnd nacht nachgetrachtet,
GOTT feinen Scöpffer verachtet und hindan geleßet, des
Sobns Gottes vnſers Seligmaders Leiden , Sterben vnd
Blutvergieſſen mit füſſen getreten, ihn nicht hat wollen
zu einem Erlöſer und Heyland haben , den Heiligen Geift
von ihm geſtoſſen, vnd den Lügengeiſt vnnd Teuffel ſelbſt
angenommen , ihme gehorchet , fein leibeigen ſeyn wollen.
Ey ſo geſchehe ihm nun recht und wol, vnnd er müſſe es
wol anhören , daß jhm der Teuffel eine gute Lection und
Capittel leſe, vnd im darzu den armen Jaudas ſinge, das
habe er nun zum hohn vnd geſpott. – Vnd ſollen hierin
nen alle robe , Gottloſe und ſichere Menſchen ſich wol ſpies
geln , vnnd bedenden , daß der Teuffel nicht vber tauſendt
meil wegs von ihnen iſt, er kann ihnen zu ihrer zeit auch
den hals abbrechen, ſein Regiſter anſtellen, ihnen an leib
vnnd Seele abſagen , ont tarzu fie verhöhnen vnd beſpot
ten , dargegen ſollen die frommen Chriſten das mercken und
Yernen , daß wir arme elende Creaturen reyndt, und wann
vns der liebe GOTT etliche gaben vätterlich mittheilet,
daß wir kein maß darinnen halten können , ſondern wir
vberheben vns deſſen , ftolßiren zuviel, wo uns der Heilige
Geiſt nicht im zaum belt vnd regieret. Dann der Menſch
hat keinen ergern Feindt , dann ſich ſelbſt. Dann die Gabe ,
damit Gott die Menſchen zieret, machen Fleiſch und Bludt
vbermutig , das weis der Teuffel gar wol. Wie es nun
der fromme GOTT nicht laſſen kann , er muß vns allerley
reiche gaben widerfahren laſſen , als geſunden friſchen Leib ,
Reidthumb, Weißheit, geldidlid keit, Berſtandtder Schrifft,
662

etc. Alſo wollen wirs auch nicht laffen, wir müſſen der:
ſelbigen mißbrauchen , und damit ftolß werden . Darumb
ifts ein arm ding vmb diß Leben , wann wir der gaben
Gottes entbehren ſollten . Aber zweyfacht erger iſt es,
wann wir ſie haben , und dabey erger werden. Ein folch
verzweiffelt bös ding ift es vmb die Erbſünde, welche Erb
ſünde die Menſchen , ausgenommen die gleubigen , doch
entweder nicht wiſſen , oder auch ſonſten für eine geringe
Sade halten . Solche Bösheit leben wir nicht aŭzin in
vns , ſondern auch in andern Leuten . Wie machet Geldt
vnd gudt, welches doch die geringſte gabe GOttes ift, die
Leute ſo auffgeblaſen ? So gehets in der Welt zu , daß
GOTT hoffarth nicht leiden kann , und wir doch hoffart)
nicht laſſen wollen . Das iſt auch die Sünde geweſen der
erſten Welt. Dann des Cains Nachkommen ſeyndt treff
liche weiſe Leute geweſen , aber vor GOTT íchendtlice
Leute , dann ſie haben mit ihren gaben geſtolßiret, vnnd
GOTT, der ſie gegeben hat, veraotet. Dieſe Bößheit ver:
ftebet die Welt nicht, richtet fie auch nicht, GOTT allein
der weiß fie zu finden, wann ſolche geiſtliche beilige Sün
den vberhandt nehmen , iſt es gar balde geſchehen , daß
auch euſſerliche Schande folget. Syrach am zehenden Ca
pittel ſpricht : Da kommet alle Hoffarth her , wann der
Menfch von GOTT abfellt. Das iſt der erſte fall gewes
ſen des Teuffels aus dem Himmel in die Helle, das iſt,
aus der erſten Taffel in die andern . Endtlich, ſo hatte
Doctor Fauſtus dem Teuffel auff reinen fürgehalten Tert
wol auch zugleich fürwerffen und ſagen können : Ich bin
ia fchwerlich aus vermeſſenheit gefallen , das helſtu mir
ſchwarßer Teuffel für, aber nimm dich auch bey der Na:
fen , warumb du aus dem Himmel in Abgrundt der Hels
len geſtärkt worden biſt, und lege dein Regiſter auch zu
dem meinen , da wollen wir ſehen, wie glasíchön wir ſeyndt,
aber der Teuffel fann uns eine andere Naſen treben , und
wol ſagen : Da demonstrandi, ond du ſolteft ein Erempel
von mir genommen haben , alsdann betteftu oid darfür
fönnen hüten, darumb iſt mit dem Teuffel nicht zu diſpus
tiren, er iſt uns zu hoch und zu flug. - 311 dem dritten,
daß der Teuffel D. Fauſtum citiret und ladet für den Richs
663

terſtuu Chrifti, iſt daraus zu ſehen, daß der Teuffel ohne


vnterlaß fich vnterſtebet, daß alle Menſchen mit ihme zu
gleicher Verdamnis kommen möchten. Dann er weiß gar
wol, daß GOtt ein allgemein Gericht vber die guten vnd
böſen halten wirdt, als Dauid im 96. Pſalm ſpricht: Der
HERN fömpt zu ridten das Erdtreich , er wirdt den Erd
boden richten mit Gerechtigkeit, vnnd die Völder mit ſeis
ner Warheit, vnd Actor. 17.: Gott gebeut allen Menſchen
an allen Enden Buſſe zu thun, darumb daß er einen tag
geſeßt hat, auff welchen er richten wil den Kreis des Erd
bodens mit gerechtigkeit, durch einen Mann ( Chriftum ) in
welchem ers beſchloſſen hat. Aber ſolche Ladung belangende,
ſo der Teuffel gegen alle Gottloſe vnnd virdambte tout,
weiß aud er widerumb gar wol, daß fie mit ihm zugleich
werden zuir Ewigen Verdamnus verurtheilet werden . Dann .
in dieſer Citirung iſt der Teuffel nicht klug, iemandt zu
fordern zu dem Nichterſtul Chriſti , fintemal er auch mit
den verdamten in abgrundt der Hell wird geſtürßt. Chri
ftus der rechte Richter ſelbſt ſagt Matth. 25. , daß er am
Jüngſten tage zu den vermaledeyten ſagen wolle : Gebet
hin von mir in das ewige Fewr , das bereitet ift dem
Teuffel vnd ſeinen Engeln, vnd Johannes 16. ſagt der
HERR Chriſtus, der Fürſt dieſer Welt rey icon gerichtet,
vnd S. Paulus Coloſt. 2. ſpricht: Chriſtus der HERN
habe ſchon ausgezogen die Fürſtenthumb vnd die gewalti
gen , ond fie zu öffentlichem ( chawſpiel gezeiget , onnd ein
beerprangen aus ihnen gemacht , in ihn ſelbs, das leget
S. Johannes der Euangelift am 12. 14. 16. aus , da
Chriſtus ſaget : Es gebet nun das Gerichte vber die Welt,
vnnd wird der Fürſt dieſer Welt außgeſtoſſen werden. S.
Jacob. Cap. 2. meldet, daß die Teuffel glauben, daß ein
einiger Gott ſey, aber von ſeinem Namen zu hören , zite
tern fie. S. Judas in ſeiner erſten Epiftel ſpricht: Die
Engel, die ihre Fürſtenthumb nicht behielten, ſondern ver:
lieſſen ihre behauſung , hat er behalten zum Gerichte des
groſſen tages , mit ewigen banden vnter der Dundelheit.
In der Offenbarung Jobannis am 12. wirdt angezeiget,
wie ſich ein Krieg im Himmel erhoben habe, mit dem En :
gel Michael vnnd dem alten Draden dem Teuffel. Aber
664

er vermochte nichts , ſondern der Teuffel war außgeworf


fen auff die Erden. Am 18. Cap. (@rye ein Engel aus
dem Himmel mit groſſer macht : Sie iſt gefallen , ſie iſt
gefallen , Babylon die groſſe , und eine behauſung der
Teuffel geworden, vnnd am 20. iſt der Sathan ledigwor
den , der iſt außgangen zu verführen die Heyden , in den
vier örtern der Heydenſchafft, den Gog vnd Magog, fie
zu verſamlen zu einem ftreit. Aber das Fewr Gottes fiel
vom Himmel vnnd verzeret fie ,` vnd der Teuffel, der fie
verfüret, ward geworffen in den fewrigen Teich und Schwef
fel, ra das Thier vnd der falſche Prophet war, vnnd wur
den peiniget tag und nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit
cte. Hie fibet man , was der Teuffel und alle Gottloſen
zu gewarten haben . Doch müſſen die frommen Cyri
ften auch nicht ſchlaffen noch ſchlummern , das er ſie nicht
ficher finde, dann Sanct Petrus 1. Petr. 5. ſpricht: Der
Teuffel , der Widerſadier gebe vmb uns herumb wie ein
brüllender lew, vns zu verſchlingen , demie ſollen wir feſt
widerſtehen im Glauben, darumb er auch vns täglich für
Gott anklaget. Vnd die Chriſtliche Kirche an dem Pfingſt
feſt finget wol vnd fein von dem Heiligen Geift: Du
höchſter Tröſter in aller Noth , Hilff das wir nicht fürd:
ten Scand noch Todt , das in vns die finne nicht ver:
zagen , wann der Feindt das Leben wirdt verklagen .
Zum fünfften wirdt gemeldet , das Doctor Fauftus felbft
init ſeiner bekentnus berfür kompt , da er ſagt, was er
lang gefürchtet habe, das begegne ihm auch 2c., das ſolte
er zeitlich betrachtet haben. Job am 6. Cap. ſpricht: Welde
fich für den Reiffen ſcheuwen , vber die wirdt der Schnee
fallen. Vnd im Propheten Eſaia am 66. Capittel ſpricht
( OTT der HENR : Was ſich die Gottloſen (deuwen ,
wil ich uber ſie kommen laſſen , darumb , daß ich ruffe,
und niemand antwortet, das ich rede, vnd ſie hören nicht,
vnd theten, was mir vbel gefiel, vnd erwesleten , das mir
nicht gefiel. In den Sprichwörtern 1. Capit. ſpricht Gott
durch ſein Wort : Weil ich dann ruffe , und ihr wegert
euch , ich rede ineine Handt aus , und niemandt achtet
darauff, vnnd laſſet fahren allen Raht, und wollet meiner
ftraff nicht , ſo wil ich auch laden in ewerm vnfal, uno
665

mwer (potten , wann da kompt, das ihr fürchtet. Vnd im


10. Capit. Was der Gottlure fürchtet, das wirdt ihm bes
Segnen , H. Das alles wirdt Doctor Fauſtus , da er an:
fenglich ein Theologus war, gar viel vnd offt in der H.
Scrifft geleſen haben , dieweil er ſelbſt ſolche Wörter hie:
rinnen gebraucht hat. Zum rechften fellt Doctor Fau :
ftus in verzweiffelung, da er die rede des Gottloſen Sains
l'rauchet , feine Sünde werde ihm nicht vergeben werden ,
26 . Was ſeyn nun die vrſachen , das Cain vnd Doctor
Fauſtus ſolche verzweiffelte Wörter gebraucht haben ?
Nemlich, das kein Glaub noch Troſt bey ihnen war, das
Euangelium war ibnen genommen vnnd beraubt, die rechte
Erfentnus GOTTES batten ſie nicht mehr , unnd fahen
nichts , dann denn greuwlichern ernft GOttes , onnd ihre
Sünde , darumb muften fie verzweiffeln vnd vntergehen.
Dann ein ſolch verzagt Herß fibet hin vnnd her , weiß
nicht, wo es bleiben ſolle, da qeyret nun der Teuffel auch
nicht , ſchieret befftig zu , leget Stroh und Fewer zuſam:
men , es wird ihnen die Welt zu enge , wie auch Cain
ſagen muß : Sibe , du treibeſt mich vom Erdboden , das
reyn cytel verzweiffelte Wort. Dann wie ſolte er ihn vom
Erdboden ſtoſſen ? War doch die Welt ſo weith vnnd
groß . Aber das Gewiſſen machte ihme wol tauſendt Weldt
zu enge. Jtem , wie ſolte er ſich für GOTTES Au
gen verbergen ? vnnd wer kan GOTT entlauffen ? es iſt
alles des Gewiſſen ſchuldt , das iſt in ſolcher Angſt, vnnd
wolte gern aus der Weldt lauffen , vnnd für GOttes
Angeſid te flieben , wann es fondte. Das iſt die rechte
hödiſte Angſt der böſen Gewiſſen , das wirdt auch eigent:
lich die Helliſche Pein ſeyn , daß die verdammeten wollen
fliehen vnnd ſich verbergen , daß fie G OTT nicht ſebe,
vnnd nicht können . Von dem Cain ſchreibt Doctor
Martinus Lutherus alſo : Da GOTT durch Adam žll
Cain, der ſeinen Bruder Abel erſchlagen hatte, ſagte : Jits
nicht alſo, wann du fromm biſt, ſo biftit angenehm , biſtu
aber nicht fromm , ſo ruhet die Sünde für der Thür ?
Damit zeiget er an die ſicherheit derjenigen , die da ſün
digen , vnd redet mit Cain , als mit dem gröften heuchler
vnnd gifftigen Barfüſſer Mönce, als wolte Acam fagen :
666

Wie war mir armen Teuffet im Paradis 34 mut. Ich


wolts auch verbergen mit Feigenblettern , und verſtad mich
hinder die Bäume. Aber lieber geſell, vnſer HERR Gott
leſſet fich nicht betriegen , die Feigenbletter thuns nicht.
Ach , es muß dem guten Adam ſehr ſchmerßlich geweſen
reyn, vnd webe gethan haben , das er ſeinen erſtgebornen
Sohn hat follen ausſtoſſen , in Bann vnnd in die Acht
thun , bat ihn von ſich gejagt und aus ſeinem Hauß ges
trieben , vnnd geſagt: Drebe dich weg von mir, ond laß
dich nicht mehr ſeben , ich weiß wol, was ich im Paradis
verlohren habe , ich wil deinethalben nichts mehr verlieren ,
ich wil nun Gottes geboth vnnd befehl mit groſſem ernſt
balten. Vnd wirdt erſt fleiſſiger vnnd ernſtlicher gepredigt
baben. -
Hierauff ſollen die Chriſten auch lernen , das
fie gar nicht in den Roſen fißen, ſondern es ſchlegt ihnen
in dieſem Leben , bis in ihr abfterben , allerley Rummers
nus, Trübſal, Creuß, ſchwermuth vnd anfechtung zu, aud
in den allerheiligſten , die alle rowermütigkeit vnnd ans
fechtung fühlen und ausſtehen , vnnd dem Teuffel einen
ftich aushalten müſſen , darüber klagt ſehr der liebe Paus
lus, 2. Corinth. 12. vnnd ſpricht, auff das ich mich nicht
vberhebe der hohen Offenbarung ; nemlich , das ich in
den dritten Himel verzudt worden bin , und alda vnaus
ſprechliche Wort börte , welche kein Menſch ſagen kan , ift
mir in meinem fleiſch ein Pfal gegeben , des Teuffels bott,
der mir Kopffftreich gibt, vnnd fchlegt mich mit feuften,
darfür ich den HERRN dreymahl gebeten habe , daß er
von mir wiche, und er bat zu mir geſagt, laß dich begnüs
gen an meiner Gnad, dann mein Krafft iſt in dem ſchwa:
chen mechtig. Was auch in den frommen vnnd Gottfürchs
tigen Chriſten für anfechtung ſtede , ond was fie tragen
müſſen, ſolchs iſt in den Pſalmen Dauits zu ſehen. Pſal.
6. ſagt er : Ach HERR ftraffe mich nicht in deinem zorn,
vnnd züchtige mich nicht in deinem grimm. Im 38. Pſal
men : Deine Pfeile ſteden in mir, und deine Handt dru:
det mich . Es iſt nichts geſundts an meinem Leib für dei
nem drawen , vnd iſt kein fried in meinem gebein für mei
ne Sünde , dann meine Sünde gehen vber mein Haupt,
wie eine ſchwere laft, feynd fie mir zu ſchwer worden,
667

mein Herß bebet , mein frafft hat mich verlaſſen, Pfal.


40 : Es hat mich vmbgeben leiden one zal , es haben
mich meine Sünde ergriffen , das ich nicht ſehen fan , ihr
ift mehr dann baar auff meinem Haupt , vnnd mein herg
bat mich verlaſſen, laß dirs gefallen HENR, das du mid
erretteſt, eyle HERN, mir zu helffen . Pialm. 55 : Mein
berß engftet ſich in meinem Leib, vnnd des Todtes furcht
iſt auff mich gefallen , Píalm . 88 : Meine Seele ift 'vol
Jammers, und mein Leben iſt nahe bey der Hellen. I
bin geacht gleich denen , die zur Helle fabren . Ich bin
ein Mann , der fein bülff bat, alſo im 116. Pſalm . Das
rumb ſagt Syrach am 2. Capit. Mein Kindt, wiltu Got:
tes diener ſeyn , lo ſchide dich zur anfechtung , halt feft,
vnd leide dich , vnd wande nicht, wann man sich dauon
lodet , halt dich an Gott , und weiche nicht , auff das du
immer ſtercker werdeft, alles was dir widerfart, das leide.
vnd ſey gedultig in aller Trübfal, dann gleich wie das
Goldt durchs fewr, alſo werden die, To GDTT gefallen ,
durchs Fewr der Trübſal bewerdt , vertrauwe GOTT,
To wirdt er dir aushelffen, richte deine wege vnd boffnung
auff ihn.

Das Sechste Capittel.


Ein Thcologus kompt zu dem D. Fauſto, ihn zu tröften.
Gewuſte Doctor Fauftus in folcher ſeiner trübſes
ligkeit nit, wie er ſich tröſten ſolte, ſtundt doch in dem
wahı , der Teuffel fönne nicht ſo gar ein Seelenmör
der ſeyn , B O T T könne ſeine Barmhertigkeit vnd
Gnade noch reichlicher vber ihn außgieſſen. Damit
aber der Teuffel ihn nicht lehr ohne Troſt fünde, wolle
er ſeines trewen Dieners raht folgen , vnnd zu ihm
ſeine bekanten und vertrawten gutherzige Herrn vnd
Brüder, die vmb ihn geweſen, fordern laſſen, auff das
et bey ihnen troſt aus der Heiligen Schrifft haben
möchte. In ſolchen gedancen vnnd gutem fürnehmen
668

fommen eben jhrer zwveen, ein Theologus unnd Me


dicus , für ſeine behauſung , vnd klopffen an , denen
mardt mit fremden auffgethan . Denn Johan Waiger,
Doct. Fauſti Diener, da man ihn etwa gefraget hatte,
wie es mit ſeinem Herrn were , gab die andtwordt :
Er were nicht wol auff, ſondern es hette in eine ſchwere
Krancheit heimgeſucht, darauff fie dann zu ihm koma
men . Als dieſe Doct. Fauſtum auff ſeinem Feſſel traws
rig ſitzende ſahen , da er wie ein wilder Stier vmb
fichi ſabe, und offt die hende zuſammen drucet vnd
ſeufſbet, nam ' der Theologus baldt gewar, das er
keine ſonderliche Kranckheit, ſondern ein ander anliegen
bette, redet ihm Derhalben ſo herzlich zu , das er, Fau
fuis, ihme alles anliegen offenbaret, mit vermeldung,
sie ihm der Teuffel ſeinen bund habe auffgeſagt, vnd
wolle ſeines Pfandes gewertig ſeyn . Der gute Herr
antwortet : er ſolle ſolche ſchwermütigkeit von ihm les
gen , es were im noch wol zu rahten vnd zu helffen,
Gottes barmherzigkeit were noch nit aus , welches der
Teuffel im gern aus dem herbou reiſſen wolte, er forte
jm aber mit feſtem glauben vnd zuuerfidyt widerſtand
thun , weil Gott niemant andleuft , ſonder wil, das
allen Menſden ſoll geholffen werden . Vid ſprach fer
ner zu ihn , er ſoll fidh fein vor Gottes angeſicht des
mütigen und ſich für einen armen fünder erkennen ,
unnd wann dann der Teuffel keme, und euch Herr D.
auflagt vnd ſpricht: Sihe, du biſt ein ſünder, darumb
muſtu verdamt fenn , ſo begegnet vnd antwortet im :
Ja Teuffel, eben darumb, das du nich für einen ſün
der anklageft und verdammen trilt, wil ich gerecht vnd
from ſeyn , nit verdanimet , ſonder vielmehr ſelig wers
Ten. Vnd ob er ſdon anhaltet und ſagt, kurkumi
ou muſt verðamt ſein , ſo ſagt nein , nit alſo , denn
609

ich halt mich an Chriſtum , der ſich ſel63' für meine


ſünde dargethan hat , darumb wirſtu , leidiger Sathan ,
gar nichts ſchaffen damit, daß du mir die gröſſe meis
ner Sür.de fürhelteſt, mich damit zu ſchrecken, und in
verzweiffelung zu führen und zu machen , daß ich Gott
feindt werde, ihn verachte vnd läſtere. Dann eben mit
Dem , saß du mir ſagſt, wie ich ein groſſer Sünder
bin , gibſtu mir Waffen vnnd Sdıwerdt in die handt,
damit ich dich gewaltiglich vberwinden , ja mit deiner
cigen Wehre erwürgen vnnd darnider legen kan. Dann
fanſtu mir ſagen, daß ich ein armer Sünder bin, urid
(Gott ſciwerlich und hoch belevdiget hab , ſo kan ich
vir widerumb ſagen , daß Chriſtus für die Sünder gee
ftorben iſt, zu dem verkündigeſtu ſelvs mir Gottes
Chre und herrligkeit , in dem , daß du mich erinnerſt
der vätterlichen Liebe Gottes , ſo er gegen mir armen ,
groſſen vnnd verdambten Sünder tregt. Nemlidhen, daß
er die Welt alſo geliebet hat , daß er ſeines eingebor
nen Sohns nicht verſchonet, ſondern denfelbigen für
vnſere Sünde gegeben hat. Weiter, ſo vermaneſtu mich
auch der wolthat des HEren Jeſu Chriſti, aufi wela
chos allein vnd nicht auff meinen Sduldern , alle meine
Sünde liegen , dann der Herr hat alle vnſere Sünde
ynd ungerechtigfeit auff ihn gelegt, vnd vmb der Sünde
willen, die fein Volck gethan bat , hat er ihn gejala
gon , Ejaie 53. Derohalven ſdreckſtu mich gar nichts
damit, daß du mich einen Sünder heiſeſt, ſondern tro
ſteſt mich vielmehr. Dieſe und andere mehr tröſtungen
bat dieſer Theologus dem D. Fauſto fleifftg fürge
balten , mit neben viel eingeführten ſprüchen aus dem
Alten und Newen Teſtament der Heiligen Schrifft, dar
für ihm D. Fauftus fleiſſig dancjagt, mit erbietung,
daß er dem wolle nachkommen, fich damit tröſten und
670

erquicken , bath auch, das er vnd andere offt wollen zu


ihm fommen , und ihn alſo in ſeiner anfechtung und
ſchrermut heimſuchen, das ſaget er jhm zu.

Das Siebende Capittel.


Der Teuffel erſdeinet dem D. Fauſto vnd diſputįret mit
ihm .
Als D. Fauſtus wiederumb in ſeinem herzen fidy
erfrewte aller deren erinnerungen , ſo jhm aus der H.
Echrifft waren fürgehalten worden, leget er ſich damit
zur rube, vnd fein diener hielt gute wach vber ihn,
indem kompt der Teuffel zu ihm für das beth , und
thete ein groß gelecher, und ſagt: Mein Fauſte , hiſtu
einmahl fromm geworden, ey ſo beharre darauff, ſchan ,
was deine Frömmigkeit dir helffen wird. Lieber , mit
seiner frömmigkeit ziehe dir eine Kappen an , vid thue
ſtetes Buſſe, es wirdt noth ſeyn , dann du haſt es zu
groß ubermachet, deine Sünden liegen dir für der thür,
dann deiner Sünde und miſſethat iſt mehr dann der
Sandtkörnlein am Meer. Lieber, wie magſtu doch lohn
der gerechtigkeit hoffen, fo du doch ganß vnd gar vn
gerecht biſt ? und wie kanſtu dich der Seligkeit tröſten,
der du aller Sünden , Büberey und ſchalckheit voll biſt ?
willſt dich tröſten der zuverſicht auff Chriſtum , ſo du
doch nie was gutes gethan haſt, ftelle dein datum an
auff alle zuverſicht zu Gott , ſo wirſtu dannoch vers
dampt, vnd fereſt in die Helle hinunder , das iſt dein
rechter lohn , was gilts , du wirſt verdampt werden ,
dann viele Legion der Teuffel warten auff dich , wo
bleibet deine Hoffnung auff Gott ? du heuchelft dir ſelbs,
vnd dichteſt dir eine nichtige hoffnung, ſo es doch alles
vmbſonſt vnd vergehenlich. Es wird nichts daraus,
671

hoffe ſo lang und was du wilt, kanſtu dich auch deia


ner guten Wercke rühmen ? So höret vnd nimpt Gott
doch keinen Sünder an, es iſt zu ſpät mit deiner Buſſe.
Noch eins , Faufte , lage mir die Warheit , was gilte,
es ficht dich deine Seligkeit nicht ſoviel an, als wann
du bencfeſt, daß bu fterben muft, vnd muft die leibli
che beywohnung der Weldt verlaſſen, du verlefſeft gute
Freunde und Geſellen, ſolte es dich nicht betrüben vnd
bekümmern , daß du von ihnen alſo ſcheiden folt ? und
was ich dir Siemit predig, ſag an, iſt ihm nicht alſo ?
Doctor Fauſtus ſdywieg ſtil vnd gab darauff kein
antwort, ſondern als es tag war, berufft er wieder den
vorigen Herrn, der kam mit andern . Als ihm aber
D. Fauſtus anſagte, was der Teuffel in der nacht vor
ein geſprech mit jhm gehabt hette, antwortet der Theo
logus, ja es iſt nicht ohne , der Teuffel kan ſoldie
ſtüd hervor bringen , vnnd wil ſich damit behelffen,
vnd wann er wider zu euch kompt , ſo ſprecht: Hörge
ftu Teuffel, dieſe vnnd jene beſchwernus meiner Seele
halben , haſtu mir fürgehalten. Ich befenne , daß idy
ein armer Sünder bin . Aber die Barmherzigkeit GOLF
TES , ſo er durch die Liebe ſeines Sohns hat auße
geſchüttet, iſt noch gröſſer. Darumb iſts die Gerech
tigkeit CHRISTI. GOTT hat nie keine Sün
Der außgeſtoſſen , die Buſſe gethan haben , auch den
Schecher am Creuße nicht. So habe ich einen guten
HERRN , einen Richter , dein wol abzubitten ſtehet,
einen holdtſeligen Aduocaten vnnd Fürſprecher, CHRI«
STVM IGſum den Seligmacher, der wird mich vers
tretten , vnnd das du mir die Verdamnus fürwirffft,
das iſt nichts neuwes , das iſt dein altes Liedtlein.
Du biſt ein Leſtermaul, und kein Richter, ein verdampe
ter , und fein verdammer , du wirffft mir auch meine
672

böſen Wercke für, das bekenne ich, das nichts guts in


inir iſt, aber von meiner vngerechtigkeit fliebe ich zu
meinem Gerechtmacher Jeſu Chriſto, ja zu ſeinem Ina
renthron , in feine Hende vnd Barmherzigkeit befiehle
ich mein leib vnd ſeele. Vnd mein Herr Doctor Fauſte,
fagt der Theologus, ſeydt ohne ſorg, und wann der
Teuffel mit diſputiren wider an eud will , ſo. haltet
im mit dem Worte Gottes dieſe Streich) auff. Dieſe
Verſuchung iſt gleich noch wol gering , er wirdt euch
noch beſſer in die Schule führen , fehret euch nichts
Daran , vnd eröffnet mir alle fade.

Da8 Mate Capittel.


Son Doctor Fauſti Sowermütigkeit.
Doctor Fauſtus hatte eine gute zeit vor dem Teuffel
ruhe , aber fiel darnach wieder in ſicherheit , vnd ließ
ihm mit pancetirent , pracht , eſſen und trincken nidyt:
abgehen. Auff eine zeit kam ihm in dem Bette ein
bitter angſtſdweis an , daß er nid)t wüſt wo hinaus,
indem famen ibm allerley ſchwermütige gebandent für,
als , es wirdt doch nichts ſeyn , daß mir Gott ſolte
barmherzig und gnedig werden. Id tabe es uber
fchwendlid, zu grob gemacht mit meinen fünden , Gott
fan nicht gleich ſo baid ſünde vergeben , wie wir meira
nen , es iſt aus init meiner Buß , fomme ich zu vers
gebung meiner Sünden und zur Gnaden Gottes , ſo
werden gewiß die Teufſel auch ſelig. Ich habe je nidt
gröſſere ſtück gethan , verbracht vnd verwircket, dann waö
die Teuffel ſelbs thun , zudem ſo iſt ? mir ſauver 31
rüfen , weil ich Sott meinen Schöpfer habe aufgebeli,
in all himliſch Herr, denen hab : ich abgeſagt, Darzige11
С. 62.
673.

674

6 .
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073

mich verſprochen, das ich des Teuffels eigener feyn wolle


mit Leib vnd Seele. Darumb kan ich nicht glauben ,
das mir meine Sünde vergeben ſolte werden. Mit
folchen zweiffelhafftigen gedancken iſt D. Fauftus früe
auffgeſtanden und nach etlichen Theologen geſchickt, ih
nen die Sache fürgehalten , und faget zu ihnen : Es
tawrt mich, das ich euch ſouiel bemühe, und iſt zu bes
ſorgen , daß feine hülff noch raht bey mir wirdt ſtatt
haben, ſondern das ich verdampt werde. Die Theolo
gen erſchracen hefftig barob , und erinnerten ihn viel
aus der Heiligen Schrifft und deren zeugnus, daß Gott
auch die ſchweren ſünder zu gnaden auffgenommen habe.
Aber ſolche ſeine verzweiffelte und ſchwere Gebancken
waren lauter Pfeile des Teuffels, und ſagten zu ihm :
Da hat euch der Teuffel thür vnd thor auffgeſperret,
vnd ſo ihr in ſolchen verzweiffelten gedanken fortfahret,
ſo ſtehet die ewige Verdamnus vnd Helle fchon offen .
Darumb bey ſeibe werffet ſolche gedancken auß ewrem
bergen , vnd laſjet ſolches bey euch nicht einwurbeln ,
dann ſte flieſſen vom Teuffel her, der machet ewer herk
betrübet und engſtiget eß , als wann ihr einen vngnew
digen Gott bettet. Darumb wann ſolche gedancen
fommen , als wolle Gott ſtay ewer nicht erbarmen , ſo
fprecht: Teuffel ſihe, kombſtu abermal, ich habe forthin
nichts mehr mit dir zu ſchaffen , dann Gott betrüber
nicht , ſchrecket nicht, tödtet nicht , ſonder iſt ein Gott
der lebendigen , hat auch ſeinen eingebornen Sohn in
Dieſe Welt geſandt , daß er die Sünder nit ſchrecken ,
ſondern tröſten ſoll , auch iſt Chriſtus darumb geſtors
ben vnd aufferſtanden , daß er des Teuffels Werck zers
ftörete, ein Herr Darüber würde vnd vns lebendig machte.
Derhalben ſollet ihr in ſolcher ſchwermutigen anfect
tung einen muth Falſen, und gedencken , ich bin forthin
II . 43
674

nicht mehr eines Menſchen oder viel weniger ein Teufs


fele Kindt , Tonder Gottes Kindt , durch den glauben
an Chriſtum , in welches namen ich mich meiner heis
ligen Tauff wieder erinnere , ich habe mir nicht Leib
und Seele geben, ſondern der Almechtige Schöpffer hat
eß mir gegeben. Darumb habe ich nicht macht, mich
des Bundes meiner heiligen Tauff zu verzeyhen. —
Auff dieſe tröſtliche erinnerung pochet Herr D. Faufte
vnverzagt, bencfet nicht zurück , was ihr gethan , ſon
dern nemet für euch, was der Teuffel euch eingibt, dem
mit dem worte Gottes einen widerſtand zu thun, vnd
wann ihr wiederumb zu bette gehet, fo ſprechet: Ach
lieber Gott, ich bin ein armer Sünder, und finde nichts
dann vngerechtigkeit bey mir, aber dein lieber Sohn hat
mehr Gerechtigkeit, mir vnd allen armen Sündern mit
zutheilen, als wir alle von jm nemen vnd begeren före
nen, vmb welches willen du frommer vnd getrewer Gott
und Vater mir wolleft gnedig vnd barmherzig ſeyn,
Umen.

Da8 Neunde Capittel.


Anfechtung D. Fauſti von der verſehung Gottes.
Doctor Fauſtus hat fich wiederumb cinntahl ftarct
wider den Teuffel gelegt. Dann im ward das Alte
vnd New Teſtament in die handt gegeben , darin er
fich alles trofte erſuchen Fondte . Darumb kompt der
Teuffel abermal zu im vnd ſpricht, es iſt nit ohn, das
Tein herg jeßt anders gericht iſt, als es nie geweſen ,
8 fehlet nit weit, bu möchteſt die barmherbigkeit Gote
tes und was ſein wille iſt , ergreiffen vnd zu ſolcher
erkentnus kommen, aber eines fehlet dir weit, dahin du.
vimmer kommen wirft. Dann Gott hat gut vnd bob.
675

erfchaffen , alſo bleibet eß von ſolchem anfang biß zu


ende der Welt. Dann du biſt nicht erwehlet zur ſes
ligkeit , ſondern biſt ein ſtück vom böfen baum , vnd
wann du gleich alle Tugendt vnd frömmigkeit dieſer
Welt gethan hetteft, ſo biſtu doch nicht zum ewigen
Leben verſehen . Dargegen die, ſo erweblet, ob ſte ſchon
alle Sünde , Schand und Laſter biß an ihr ende bea
gangen haben , nidt dörffen zu der Buſſe und rewe
greiffen , dann wann fie alſo ſterben, ſo ſeynd ſte doch
gute Beume und im anfang zum Gwigen Leben vere
fehen . Dann Gott hat gudt vnd böß erſchaffen, dar
beyy leſſet ers bleiben, vnd nimpt fich der Menſchen weis
ter nicht an , wie fte auch leben vnd weben , wie ſte
fterben vnd verderben , biß zu dem allgemeinen gerichte
des Jüngeſten Tags , wer dann in das ewige Leben
geboren iſt, der kompt darein, alſo iſt es auch mit den
verdampten. Darumb iſts nichts mit deinem fürhaben,
daß du erſt vmb dich ſehen willſt, wie du möchteſt in
das Ewige Leben kommen , To du doch im anfang nicht
darein verſehen biſt. - Dieſes war dem D. Fauſto
eine felkam Predigt , und trachtet folchem fleiſſig nach,
daß er auch endtlich ſagte, eB mag warlich wohl nit
ohne ſeyn, ich werde zum Ewigen Leben nicht ſeyn gee
boren , dieweil doch alle Firmament und geftirn des
Himmels ausweiſen , was dem Menſchen gubt und bös
begegnen folle, vnd ſolche Erempel lauffen teglich für,
daraus kan geſchloſſen werden , wie Gott im anfang
ſein werck, geſchöpff und Creaturn hat verordnet, vnd
ſolcher lauff wird gehen biß an der Welt ende. Nun
iſt der Menſch auch ein Creatur , zu böß vnd gutem,
wie Gott in hat erſchaffen, geneigt , darüber ich nicht
weiter diſputirem wil, bin ich zum Ewigen Leben veke
fehen, ſo wirdt es ſeyn müſſen, wo nicht, ſo muß ich
676

wie andere das Haar laſſen . Solches hat D. Fau


ftus den Geiſtlichen und ſeinen vertrawten Herrn alles
angezeigt, wie es der Teuffel im habe fürgehalten, vnd was
darüber ſein bedencken geweſen. Darüber ſte dann bes
ſchloſſen , daß mißlich ſeyn würde , das Doct. Fauſtus
würde zu bekehren ſeyn, dann er gebe ſeiner vernunfft
zuviel raum vnd ſtadt , daher der Teuffel ihn baldt
fonte gefangen nehmen. Darumb fagten ſie zu ihm,
er ſolle feine vernunfft in ſolchen hohen Articuln der
verſehung Gottes nicht einlaſſen, und alles das que
dem Sinne ſchlagen , was ihm der Teuffel eingeben
hatte. Dann menſchliche vernunfft vnd Natur kann
Gott in ſeiner Majeſtät nit begreiffen , darumb folen
wir nicht weiter ſuchen noch erforſchen , was Gottes
wille, weſen und Natur ſey, dann ſo fern es uns bes
fohlen iſt, ſein wort hat er vns gegeben, darin er reiche
lid, offenbahret hat , was wir von ihm wiſſen, halten ,
glauben , vnd vns zu ihm verſehen ſollen , nach dems
ſelben ſollen wir vns richten, ſo können wir nicht ir
ren , wer aber von Gottes willen , Natur und weſent
gedancken hat auſſer dem Worte, wills mit menſchlicher
vernunfft und weißbeit außſinnen , der machet jhm viel
vergebliche vnrube und arbeit, vnd fehlet weit, dann
die Welt, ſpricht S. Paulus, 1. Corint. 1. durch ire
weißheit erkennet Gott nicht in ſeiner weißheit , auch
werden die nimmermehr lernen noch erkennen, wie Gott
gegen die geſinnet ſey , die fich darmit vergeblich bes
fümmern, ob ſie verſehen oder außerwehlet ſeyn . Welche
in dieſe gedancken gerahten , denen gehet ein fervr im
berben an , das ſie nicht lefden können , alſo daß ihr
gewiſſen nit zufrieden wird , und müſſen endlich vers
zweiffeln , wer nun dieſem unglück und ewiger gefahr
entgehen wil, der halte fich an das wort , ſo wird er
677

finden , das vnſer lieber Gott einen ſtarcken feſten grund


gemacht und gelegt, darauff wir ſicher vnd gewiß füßen
mögen, nemlich Jeſum Chriſtum vnſern Herrn , durch
welchen allein , und ſonſt durch kein ander mittel wir
ins Himmelreich kommen mögen , dann er vnd ſonſt
niemand iſt der Weg , die Warheit und das Leben.
Sollen wir nun Gott in ſeinem göttlichen weſen, vnd
wie er gegen vns geſinnet iſt, recht vnd warhafftig er
kennen, ſo muß es durch ſein wort geſchehn, vnd eben
darumb bat Gott der Vater ſeinen eingebornen Sohn
in die welt geſand, das er ſolte Menſch werden, aller
dinge vns gleich, doch ohne Sünde vnter vns wohnen,
vnd des Vaters herk und willen uns offenbaren , wie
ihn dann der Vater vns zum Lehrer geordnet vnd ge
febt hat, da er vom Himmel ruffet : Das iſt mein lie=
ber Sohn, den ſollt ihr hören, als ſollt er fagen , es
iſt vergebens und umbſonſt , was Menſchen fürnemen ,
meine göttliche Majeſtät zu forſchen , menſchliche ver
nunfft und weißheit fan mich nit ergreiffen, ich bin ir
viel zu hoch und groß. Nu, ich wil mich klein gnug
machen, das ſie mich ergreiffen und faſſen fönnen , ich
wil jnen meinen eingebornen Sohn geben, alſo, das er ſoll
ein opffer, ja ein ſünd vnd fluch für ſie werden , vnd
foll mir hierin gehorſam leiſten biß zum todt, ja zum
todt des Creuße, das will ich hernach) predigen laſſen
in aller Welt, vnd die daran glauben, ſollen ſelig wer
den, das meinet S. Paulus , da er ſpricht : Weil die
welt durch ire weißheit Gott in ſeiner weißheit nit er
fannte, gefiel es Gott wol , durch ein thörichte predigt
felig zu machen , die fo daran glauben , das heißt ja,
die Göttliche Maveſtüt klein vnd begreifflich werden ,
das ja niemand billig flagen kan nod ; ſoll, daß einer
wolt fürgeben, er wiſſe nicht, wie er mit Gott daran
678

ſey , was er ſich zu jm verſehen ſoll , ob er auch ein


Kindt der außerwehlten ſey. Man kan die ſchwere ans
fechtung von der ewigen Verlebung der Außerwehlten ,
die viele Leute hoch betrübet, nirgend beſſer ſuchen , ja
finden vnd verſtehen, dann in den wunden Chriſti, da
rin Gott gelegt hat gudt und 605. Nemlich, gläubftu ,
daß das blut Chriſti am Creuß für dich vergoſſen ſey ,
ſo biſtu ſchon verſehen zum ewigen Leben, wo aber der
glaub nicht iſt, ſo iſt ſolch blut Chriſti vnd ſolch tew
res Opffer am Greuß an dir verloren. Derhalben, Herr
Fauſte, ſollet ihr dieſem eingeben des Teuffels nicht
gehorchen. Dann Gott der Herr hat die Engel , ſo
gefallen ſeyn, auch fronım vnd gut geſchaffen, aber ſie
haben nicht darin bleiben wollen , ſo hat fie Gott auch
in jrer klugheit fahren laſſen , das aus gut bös wor
den iſt.
Er inne r un g.
Weil ons der Teuffel mit dem Articul von der verſe
bung Gottes ſo hoch und ſchwerlich allwege zu verſuchen
pflegt, vnd vns darin gern verwirren , und in verzweiffe
lung bringen wolte, habe ich hieher geleget, was der Herr
Doctor Martinus Luther religer daruon diſputiret hat, da
er alſo ſaget: Beyleib, man diſputire nicht von der Ver:
ſehung. Alſo hat mir offt Doct. Staupiß gerahten vnnd
geſagt. Wiltu von der Verſehung diſputiren , fo fabe an
von den Wunden Chriſti, ſo wirdt zugleich alles diſputi:
ren auffhören vnnd fallen , widerumb , wann man ihr nach :
bengt , und will viel diſputiren , ſo muß Chriftus, ſein
Wort vnd Sacrament weichen. Ich vergeſſe alles , was
CHriftus vnnd GOTT iſt, wann ich in dieſe gedanden
komme , ſo halte ich Gott für einen Bößwicht vnd Stods
meiſter. Darumb halt du dich nur an das Wort , bey
demſelbigen bleib, in welchem fich Gott offenbaret hat, da
baſtu den rechten weg deines Heyls vnd Seligkeit , wann
du ihm nur glaubſt, aber in der Verſehung vergeſſen wir
GOttes , da höret das Laudate auff , und das Blasphe
679

mate gehet an , dann in CHrifto JEſu alle Schäße vera


borgen ligen . Auſſer ihm aber reyndt fie gar verſcloſſen.
Derhalben bilde dir Chriſtum gar wol ein , ſo iſt die prae
destinatio ſchon im werd , biſt aubereit verſehen , dann
GOTT hats zuuor verſehen, das rein Sohn leiden werde
vmb der Sünden , nicht vmb der Gerechtigkeit willen , wer
das glaubt, der fou das liebe Kindt ſeyn , vnd wiederumb,
etc. Darumo fou man in dieſem Articul alſo gebenden ,
Gott iſt warhafftig , leugt noch treugt nicht, das weiß
ich, derſelbige bat mir ſeinen eingebornen Sohn geichendt,
mit allen ſeinen gütern , hat mir gegeben die Heilige Tauff,
das Sacrament des waren Leibs und Bluts ſeines liebea
Sons. Wann ich alſo gedende an die groſſe vnausſprech
liche Wolthaten, die mir GOTT der Himliſche Vater vmb
CHriſtus willen , aus lauter Gnade vînd Barmherßigkeit
gegeben hat , ohne alle mein verdienſt , gute Werd vnd
wirdigkeit, und bleibe auff ſolchen gedanden ftehen , so ift
die verſehung vou troſtes, vnd bleibet feſt vnnd beſtendig,
wo nicht, ſo iſts dahin vnnd geſchehen. Weiter, ſo re :
det Gott felbft mit mir in ſeinem Worte , durch ſeine Die
ner, wie dann Chriſtus ſpricht, wer euch höret , der böret
mich, etc. vnd ſpricht zu mir , ich habe dich getaufft vnnd
zum Kinde angenommen vmb Chrifti meines lieben Sohns
willen, dem es je blutſaur worden iſt, dich zu erlöſen , in
dem reynd alle Scheße der Weißheit vnd Erkentnus vers
borgen, die ſchend ich dir , das fie rollen dein eigen ſeyn ,
das tröftet allein , wann aber Chriſtus weg iſt, ſo ifts als
les weg , was im Himmel und auff Erden iſt , darumb
ſoll man diſs Argument von der Verſehung Gottes ſtrads
verneinen und ihm nicht raum geben . Das man aber
alſo argumentiren und ſagen wit , wer da verſehen iſt,
der gefellet Gott wol, Dauid ift v ?rſehen . Darumb bat
er nicht vnrecht gethan noch geſündiget. Antwort : Vns
gebüret nicht zu vrtheilen nach der Verſebung , ſondern
nach Gottes Worte , fo offenbaret iſt, und böſe Werd ver
beut, dann ein Gottsfürchtiger , frommer , rechter Chrift
iſt nicht müſſig, ſondern gute Werde reynd nur zeugnus
vnd früchte vnſers gleubigen Herßen . Ja ein newgebor:
ner Menſch iſt ſchuldig vnnd pflichtig , das er thuie , was
680

Gott befohlen hat. Aber die vrſac ), warumb Gott dieſen


oder jenen erweblet, ſoll man auff vnſern HERRN Gott
nicht legen , ſondern auff den Menſchen, dem ſoll man die
fauldt geben , nicht Gott , dann die verheiſfungen ſeyndt
universales, allen Menſd)en gegeben vnd verſprochen, nie:
mandts ausgenommen, er ſey, wer er wolle, ohne vnter
ſcheidt. Nun wil Gott, das alle Menſchen ſelig werden ,
darumb iſt die fuldt nicht vnſers HERRN Gottes , der
es verheiſt, und was er zuſagt, trewlich vnnd gewiß hal
ten will, die wirs nicht glauben wollen . In einem an
dern Sermon ſpricht Doctor Luther: In der Diſputation
von der verſehung iſt nüßlich und das beſte, vnten an
Chrifto anfahen, ſo findet und höret man den Vater , danu
alle, die oben angefangen haben, die haben den Hals ge
ftürßt. Alſo habe ich einmal von Carlſtad gehöret, in
einer Diſputation von der verſebung, da er ſagte: Wann
das ſolte ſeyn , ſo were es eben ſo mehr in die Helle ges
randt , als hinein getrabet, vnnd M. Eißleben fuhr ein:
mabl berfür mit dieſen Worten : Ich habe forg , es werde
Dred regnen , vnd Munßer , da wir ihm dieſen Spruch
Roman. 3. fürhielten , welche er zuuor verſehen vnnd be:
ruffen hat, die bat er auch gerecht gemacht, die hat er
auch herrlich gemacht , fagt er , ich weiß ewre Sprüche
gar wol, darumb ſtiefſen ſie fic hart in der Diſputation ,
dann es wolte keiner an Chriſto anfaben , vnd von dem
HERNN ſagt doch Gott , den ſoltet ihr hören. Darumb
giengen ſie auch zu boden , vnnd Munger richtet die erſte
Sect an mit dem Geiſte , onnd verädytet das Göttlid)
wort , Carlſtad hielt nichts vom Sacrament, da kommen
die Sacramentirer heraus , onnd die Widerteuffer richten
auch ihre Secten an, es reyndt drey greuwliche harte Sec
ten . Aber nach vnſerm Toote werven viele Secten aus:
geben , Gott belffe vng. Ich bin mit den gedanden von
der verſehung wol geplaget und gemartert worden. Nem
lich , was vnnd wie es doch Gott mit mir machen wolte.
Aber zuleßt habe ich ſie, GOTT Lob , gar laſſen fahren ,
und verachtet , vnd mich widerumb geſchwungen vnnd ge
halten an den geoffenbahrten Willen GOttes vnnd feia
Wort , wir könnens doch nicht höher bringen , dann ber
681

Menſd kan nimmermehr den Himliſden Willen Gottes


erforſchen, vnnd Gott verbirget ihn vmb des Teuffels wil
len , auff das der kluge Geiſt betrogen vnnd zu ſchanden
werde , dann von uns hat er den offenbarten willen Got:
tes gelernet , den heimlichen behelt ihm Gott ſelber für,
vnnd verbirget ihn , wir haben genug an der Menſchheit
Chrifti zu lernen , in welcher ſich der Vater offenbaret
hat , wir ſeynd aber Narren , das wir des Worts onnd
des offenbarten Willens des Vaters in Chrifto nicht ach :
ten , grübeln vnnd forſchen die Gebeimnus, ſo verborgen
leyndt , die uns zu meſſen GOTT nicht befohlen bat,
darumb ftürßen ihrer auch viel den Hals darüber.

Das Zehende Capittel.


Wie D. Fauftus fich daheim gan$ ftil'vnd einfam gehal
ten bat, da jhme alle ſchwermütigkeit , trawrigkeit und
verzweiffelung fürgefallen .
Doctor Fauſtus hielt ſich ſtill und eingezogen , vnd
betrachtet daheim tag und nacht einen fdweren fall,
feine verderbnis vnd vntergang an leib vnd ſeele, vnd
ob er ſchon aus dem Alten und Newen Teſtament
Troſtſprüdy herauſſer zog , ſo kondte er ſich darinnen
doch nidit tröſten , noch ein einiges pünctlein ihme zu
bergen führen, ſich damit zu ſtercken, ſondern wo ihme
fchon ein blick eines Troſtſpruchs fürkam , ſo ſaget er
bey ihme ſelbſt: Alch das gehet mich nichts an. -
Nun begegnet ihme auch dieß ſehr offt, da er in eine
ſolche trawrigkeit, anfechtung, ſchwermütigkeit , ja ver
zweiffelung kam , daß er nach den Meſſern grieff, fid)
damit zu entleiben, vnd wann er dann das werd wolte
verrichten, ſo war er an den Henden fam , daß er nichts
verrichten fonte, und war ihm dabeim wie einem Vbel
theter vad gefangenen , der in der gefengnus alle zeit
682

ynd tag erwarten muß, wann er ſeiner Vbelthat Vrs


theil ausſtehen fou, ſo dann jemandte fam , in daheim
ſuchte, und allerley) geſprech mit ihm hatte ,1 auſſerhalb
Gottes Wort, ſo war ihm wieder leicht zu muth, vnd
gedacht er weder von Gott noch vom Teuffel.
Er inner un g .
In dieſem Pünctlein von dem böſen gewiſſen und ver:
zweiffeltem Herßen des D. Faufti , vnd wie er in dem
Worte Gottes ſogar verſtopfft war , wollen wir dismal
ftill ftehen. Wil aber jeßundes nur fürßlich anzeigen, wie
fich fromme Gottfürchtige Chriften , wann ſie in Anfech
tung vnd trawrigkeit ihres herßen vom Teuffel getrieben
werden , verhalten ſollen. Sie ſollen ſolche trawrigkeit vnd
anfechtung alsbaldt in den windt ſchlagen , dabeim vnnd
wo ſie ſeyndt, ſich nicht allein finden laſſen , ſondern mit
frommen Leuten geſprech halten, damit der Melancholiſche
Teuffel möchte vertrieben werden. Dann es auch ja war
vnd am tag iſt , wo man allein iſt und einſam , das es
viel vnd offt geſchicht, das man in gröſſere Sünde fellt,
dann wann man ynter den Leuten wohnet. Da Eua im
Paradeis allein ſpaßieren gieng , da hatte ſie der Teuffel
gar betrogen vnd verführet. Solches gibt auch die erfah
renheit , als wo winckel leyn , und ein einſamer ort iſt,
daß alda gemeinlich Todtſchlag , Mord , Raub , Diebſtal,
vnzucht, Ehebruch, vnd alle andere Sünde geſchehen. Dann,
wo eine solitudo vnd einſamkeit ift , da hat der Teuffel
locum et occasionem , die Leute in fünde zu führen. Aber
wer vnter Leuten und bey ehrlicher geſelſchafft ift, der
ſchämt ſich ' Sünde , Schand vnd Lafter zu begehen , oder
er hat ja nicht raum oder gelegenheit darzu. Vber das ,
ſo hat der HERN CHriſtus auch verheiſſen vnd zuge:
ſagt , daß , wo ihrer zween oder drey in ſeinem Nahmen
beyeingnder reyndt, das er mitten vnter ilinen ſeyn wolle.
Alſo auch, da der König Dauid einſam vnnd müſſig war ,
vnnd nicht mit in den Krieg 309, fiel er in Ehebruch vnd
Todtſchlag. Es hat auch GDTI den Menſchen als Mann
vnnd Weib geſchaffen , das der Mann am Weibe , vnnd
683

das Weib am Manne geſelſchafft und gebülffen habent


Polte. Es hat auch Gott der HERR die Chriftliche Kirche
geftifftet als eine gemeinſchafft der Heiligen, das die Chri
ften zur Predigt zuſammen fommen mögen , vnnd Troſt
aus dem Göttlichen Wort anhören , und die Sacrament
gebrauchen . Sonſt machet die solitudo lauter trawrigkeit,
vnd es hat einer arge, böſe und liftige gedanden , wann
der Menſch allein ift , da dendet er einem ding embfiger
nach, vnd iſt vns etwas widerwertigs geſchehen, ſo bilden
wir vns es deſto hefftiger ein, vnnd machens gröſſer vnd
erger , dann es an ihme ſelber iſt , denden alſo : es rey
niemandts vnſeliger, dann wir reyndt , ond träumen vnd
daruon , als werde es ein böſes. ende mit unſern Sachen
gewinnen. In Summa, wann wir allein reynd, ſo haben
wir wunderbarliche gedanden , vnnd legen ein ding im
merdar erger aus , dann es ſeyn ſou , meynen dagegen ,
das andere Leute viel glüdſeliger ſeyn , dann wir , vnd
thut uns dann ſehr webe , daß es andern alſo wol gehet,
vnd wir fargegen in Trübſal ond allerley Noth ſteden .
Vnnd iſt gewiß, daß Einſamkeit ein Inſtrument vnnd
werdzeug des Teuffels iſt, dardurch er viele ding außrid .
tet. Je tieffer einer in trawrigkeit ftedt , und ſeinen ge
danden nachhengt, je mehr der Teuffel mit ihm zu idar
fen hat. Gedanden ſeyndt des Teuffels Inſtrument , da :
durch er einen zutritt zu uns hat , dann wo es zuuor
naß iſt , da mag man leicht gieſſen , das es gar ſchlipffe
rig , glat vnd naß werde , vnd wo der zaun am niedrig
ften iſt, da kan man bald hinüber ſteigen, alſo wo traw
rigkeit iſt , da hat der Teuffel gute Sache wider vns.
Darumb roll man fleiſſig beten , daß man nicht in an
fechtung vnnd trawrigkeit falle, da aber ja trawrigkeit
fürfallet, ſo ſoll man fich zu den Leuten halten und er:
geßung bey ihnen ſuchen, nicht aber in freſſen vnnd ſauf:
fen , dann damit wirdts nicht beſſer gemacht, es wird nur
erger darüber, ſonder aus ihren frölichen und Gottſeligen
onterredungen. Darumb dann auch ſolche gute Freunde
nicht Gottlos, ſondern fromm und Gottfürchtig ſeyn ſollen.
684

Das Eilffte Capittel.


Von einem Geſpred des Teuffels mit Doctor Fauſto.
SS erſdien dem D. Fauſto ſein Geiſt Mephoſtophis
les zu Mittag, der redet ihn an vnd ſprach : Ach lies
ber Fauſte, wie finde ich dich ſo kleinmütig vnd traw
rig ? Mir iſt ja wol bewuſt , daß dir dein bundnus
ift auffgekündet worden , jedoch fihe aud) dahin , das
dir der oberſter Principal Geiſt in deiner bundinus
Alles vollzogen vnd geleiſtet hat , was deines herbens
wille vnd beger geweſen, alſo das in den 24. Jahren
deiner verſchreibung keiner nach dir auffgeſtanden , der
mehr geſehen vnd erfahren hat , als du , ſo haftu ein
gut leben mit allerley freorden , kurßweil und anderer
fröligkeit gehabt, eſſen , trincfen vnd anders iſt dir bey=
gebracht vnd auffgeſeßet worden , ſo wol als einem groſ
ſen Potentaten , du haſt höher emporgeſdwebt, dann
fein jrrdiſcher Regent , Reyſer vid König . Dann dir
ſeynd die Geiſter vnterthan geweſen, ſo haſtu keine Sorg
tragen dörffen, wie die potentaten , die tag vnd nacht
in ſorg ſtehen, und leibs vnd lebens nicht ſicher ſeyn,
des biſtu alles erhoben geweſen, vnd hette dir jemandt
nach leib vnd leben geſtellet, dem wereſtu zuuor koms
men. Was ſagt man von einem geſunden leibe ? das
muſlu bekennen , ſo lang du in vnſerm bundnus ges
ſtanden , hat sich im wenigſten keine einzige franckheit
berüret, noch iſt dir etwas in den geringſten gliedern
widerfahren , in der Haußhaltung biſtu für vnmuth
ficher geweſen, vnd dennod deine kurzweil und fremde
mit Weibesbildern gepflegt. In ſumma Dencke Dem=
nady, das fein unglück noch plage, es ſey auch, was es
wolle, bir begegnet feu . Da nun jcbund deine Jahre
rerfloffen und zu ende gelauffen, macheſtu dir ſelbe ein
‫‪J'684‬‬
‫‪1085‬‬

‫زه‬

‫‪| 75‬‬
BRA
LI
685

Gerpiſſen , nagſt dich tag vnd nacht mit vergeblichen geo


dancken, wie du wieder zur Buſſe greiffen mögeſt vnd
felig werden , da wir dir doch deine ſeligkeit nicht mife
gönnen, ſondern den Leib begeren ' wir von dir , einen
ftincfenden Madenſac, vnd ſage dir fürwar, auſſerhalb,
wann du ſchon dich auff die 24. Jahren dem Teuffel
nit ergeben hetteſt, ſo wereſtu doch für 12. Jahren
todt geweſen, vnd were dannoch zu fragen , ob du in
einem ſehligen Stande gelebet hetteſt, oder nicht.
Darumb , lieber Herr vnd Freundt, ſer nicht ſo gar
verzagt, kleinmütig vnd zweiffelhafſtig , ſondern gedenck
auch hinder dich, das dir in deinem Stand, thun und
Leben etwas guts und glücklichs widerfahren iſt, halt
dich als ein fecfer wolgerüſteter Kriegesmann, der zeucht
nicht darumb den Kriegen nach , daß er in Armut kom
men wolle , ſondern vielmehr daß er etwas erobere,
Ruhm , Ehr vnd Reichthumb davon bringe , und ſo
ihm das geglücet, lebet er mit fremden, vnd ob ſchon
die zeit kompt, das der Todt ihn abfordern will , ge
denckt er , wann das glück mit ihin were vmbgefallen,
bette er vmb glück und wolfahrt, darauff er zu Kriegen
außgezogen , ſein Leben in dem Krieg laſſen müſſen,
und woher ihm dannoch keine Liebe widerfahren. Alſo
mit einem Kauffmann , der wagt leib vnd leben vmd
das zeitliche gudt , leſt ſich nichts tauren , keine mühe
vnd Arbeit, nicht ſchweiß noch froſt, hat auch nid) t
verſicherung, ob er ſicher ohn gefahr wieder zu Haus
fomme, und je mehr er mit ſeinem ſauren ſchweiß bus
fomt, je williger er iſt, ſein leib vnd leben deſto mehr
daran zu ſehen . Dieß wolleft du , Doctor Fauſte ,
bebertigen vnd gedencken , daß dem Menſden auff dem
hals nichts gewiſſers liget dann der Todt, noch unges
wiſſers, dann die Stunde. Daß du aber betrachteſt,
686

baß das ſterben ein allgemeines werd fey vnd niemand


vberbleiben wird, wann nur die Seele vor dem Leib
darfür verſorget were, ſo muſtu herwieder gedencken , ob
du auch zum ewigen Leben verſehen wereft. Dann die
Menſchen werden nicht alle fehlig , ſondern der meiſte
theil der Menſchen ſeyn verdamt. Sagt doch die Schrifft,
das viel beruſſen , und wenig aufſerwehlet ſeynd , vnd
das nicht alle, die da ſagen, Herr Herr, in das Hims
melreich werden eingeben . Stem , der tveg zum ewigen
Leben ſey klein vnd ſchmal, aber der weg zu der vers
damnus rey gros, und ihrer geben viele darauff. Ders
halben, lieber Faufte, wage mit uns, die wir auch fler
ben in der Hoffnung der ſeligkeit, und ob du ſchon
baldt dein Leben verlieren wirft, ſo gedenck , es muß
einmahl geſtorben ſeyn , eß ſterben die mechtigſten Key
ſer, König und andere auff Erden , die auch wol len
ger effen, trincen , vnd alle wouluft haben fönnen , kom
men denn andere hernach , die ebenmeſſig zur beſtimpa
ten zeit dahin müſſen , haben weder troſt noch behülff
mit fich genommen , ob fte fehlig werden oder nicht,
fondern ſterben in den groſſen hauffen hinein, fo tröſte
dich nun Fauſte auch deſſen , ob du ſchon ſorg tregeſt
deiner feligkeit halben, das, ob du gleich ſterben müſſeſt,
du bannoch ligeſt viel tauſendt Jahr vnter der Erden ,
bift von allem Jammerthal abgeſcheiden . Wer weiß
auch, ob eine Aufferſtehung des Leibes ſeyn mag oder
nicht, ich aber halte , das leib vnd feele mit einander
ſterbe. Darumb wir deine Seele in der verbundnis,
ſo bu vns verſprochen, nicht ſouiel haben geachtet, als
den Leib. Dann wir wol niffen, wann wir der Mens
fichen Leib tödten , daß fte auffhören zu fündigen . -
D. Fauftus antwortet, mein herşlieber Mephoftophiles,
du haft mir einen rechten troft geben , dem will is
687

folgen. (58 iſt war, das ich glücklich und wol gelebet
habe, habe dich ſorgen laſſen , und ſo du dann meinen
Leib zu tödten haben wilſt, ſo ſoll er dir auch mil
fahren, es muß einmahl abgeſcheiden vnd geſtorben ſeyn,
daß ſoll dir auch geleiflet werden. So habe ich zu
jeder zeit einen ſchwachen vnd kleinen glauben zu meis
ner Seligkeit getragen , weiß auch nicht, ob eine Se
ligkeit ſeyn wird, wil eben alſo im namen meines glar
bens fahren wie der gröſſefte theil und hauff dieſer
Weldt , als da meines gleichen feyn , Heyden , Lürcken ,
Juden und andere. Mephoſtophiles ſpricht : Lieber
Fauſte, ſo du dieſer bekéntnis vnd fürhabens bift , fu
frence deinen leib nicht mit ſouiel vnnüßen gedancen,
ſondern verſchaffe dir alle fröligkeit , iß vnd trinck, ind
laß mich ſorgen , vnd für allen dingen ſo laß dich mit
keinen gelahrten noch Predicanten in diſputation ein,
dann fie ſagen viel , vnd wiſſen felbs nicht , was ſie
redent , oder was ein recht troſt iſt, bekümmern vnd mar
tern sich nur mehr , dauon du dann gang zerſchlagen
vnd vnruhig wirſt , daß auch wir Geiſter dich ſchwer
mütiger nicht machen konten. D. Fauſtus , gant
frölich auffgemuntert, verhieß dem Geiſte ſteift, daß er
Diefen wolle nachfommen , dann er empfünde erft tvies
der durch ſeine Lehr vnd diſputation , daß ihm ein frö
lich Herk were gemacht worden. Alſo hat D. Faus
ftus ſeine trawrigkeit fahren laſſen , und hernach ſonders
nicht der Geiſtlichen geachtet, ſondern hat in allem
Wolluſt ftch ergeget. Dannoch wolte ſein Gewiſſen
nicht ruhe haben , ſondern naget ihn tag vnd nacht,
wie hernach folgen wirdt.
Dieſe ißige Diſputation, ſo der Teuffel mit D. Faufto ge :
halten, hat Johan Waiger, D. Faufti Famulus, alſo, wie es
hierinnen beſchrieben iſt, fleiſſig auffgezeichnet , wie er dann
felb8 darbey geleifen ift onb fold Gefpredt angehöret und
dernommen hat.
688

Er inner un g .
Erftlich mahlet vns allhie der böſe Geiſt den Doct.
Fauftum für , das er ſogar auff Erden ein Epicuriſch le:
ben geführet hat, von aller frewd, was ſeines bergen luft
geweſen , wie das in der auſſage des Geiſts im geſpreda
weiter nach einander folget. Solchs redet der HERR
CHriftus aud von dem reichen wanft, Luce am 16. da
er ſpricht: Es war ein reicher Mann, der fleidet fich mit
Purpur vnd föſtlichem gewandt , und lebet alle tage herr:
lich und in frewden . Was nun der Tert damit meinet,
das dieſer reiche Mann ſo köftlich und wol alle tage in
frewden gelebet bat , folches zu verſtehen , muß man mit
fleis auff des HERRN Chriſti wort reben. Nemlich, das
er auff Erden für der Welt in allem woluſt der güter
geſeſſen iſt, zu dem gieng er herein vor andern leuten
init föftlichem gewandt vnnd Kleidern , ſo mochte er auch
nicht hören noch ſehen , das ein armer Bettler vor ihme
folte ftehen noch kommen, ſondern ſcheßet ſolche Leute vn
ſelig vnd verworffene glieder von Gott, ſo hochmütig war
er gegen den Armen . So war auch ſeine freuwde auff
dieſer Erden , das er mit fagen vmbgieng . Dann der
Tert meldet, da kamen die gunde und legten Lazaro ſeine
geſchwer , da man nicht von einem hunde redet , ſondern
von vielen , die ohne zweiffel zum jagen gebraucht wor
den ſeyndt. Weiter , fo lebte er alle tage in freuwden,
das iſt, er hatte nicht allein vor ihm föftliche ſpeiß vnnd
trand, ſondern damit er fein gut leben unter ſolchen köſt
lichen mahtzeiten mit freuwden führen möchte, hatte er
neben ſich Inſtrumentiſten, die das Gemüth erquidten, bey
thm zu tiſch ſigend , darbey waren auch ſeine Hoffſchran
Ben , Fuchsſchwenger , tellerleder , und die ſo immer ſags
ten , ja Herr , vnd vmb in ftunden die jaucherts Buben,
die gerüſt vnd abgerichtet waren , alle geſchwend vnnd bor
ſen artlich zur frewden vnd gelecher herfür zu bringen.
Vnd der Tert ſpricht: er lebet alle tage in frewden , das
iſt , er ließ ihm im trenigſten nichts abgehen , was zur
frewden und allem wolleben gereichen möchte, ja er achtet
fich des Himmels nicht. Ferner , ſo war er ſo hochmütig,
das er fich aud) vberhub feines Yoben herfomens vnnd
689

geſchlechts. Dann da der reiche in der Helle faß, ſprado


er : Vater Abraham, ſende Lazarum etc. Nümbt er nun
fich in der Helle ſo hoch , das er von dem Geſchlecht Abra:
bam her ſey , wie hat er dann im Leben ein fölches fön :
nen hoch auffmußen vnnd fich damit berümbt machen ?
Mehr , damit ihm alle frewd und wolluft nicht entgehen
könte , ift er auch ohne ſorge, 'das er keine Kinder bette,
dann wo Kinder reynd , folget gemeiniglich das Creuß,
das nicht ſchlaffen. leſſet, ſondern trachtet in dem nach,
wie man ſie aufferziehen , vnnd man ſie verſorge, deren
iſt er entladen. Der Tert ſagt, das der Reiche fünff Brüs
der gehabt habe , darfür bittet er in der Hellen, ſonſten,
fo er Leibserben hette gehabt , hette er mehr fürſorge für
die Kinder getragen, dann für die Brüder. Jtem , ſo hat
dieſer reiche Mann in ſolcher ficherheit gelebet , das er
felbſt bekendt , daß ſeine Brüder, ſo noch iin Leben ſeyndt,
nicht Mofen noch die Propheten gehöret , was ſolte dann
er gehöret haben ? ſondern war ſein berß alſo gerichtet,
das er nach gutem ruhigem Leben getrachtet , iſt wenig
oder gar nicht in die Predigt kommen , hat Mofis vnnd
der Propheten Lehr nichts geachtet, ſondern geſagt , was
geben ſie mich an , fie haben mir nichts zu predigen , ich
babe gnug für mir, mein Datum vnnd gut Leben iſt all:
hier. Ich laſſe die Vöglein ſorgen. Ich halte nit einen
tittel von dem Gefeß Moſis. In Summa, leſſet ihin
gute ſanffte tage ſchaffen , gebet des Abendts mit frieden
ſchlaffen , ſchläfft mit vollem bauch ein , liget in Fürſtli:
chen , ſanfften vnnd weichen Betten , ftehet des Morgens
auff wann er wil , da iſt ihme dann ſchon alle koſt,
Speiſe und Trand zugerichtet, damit der ſchlemm tag wi
der angehet , iſt nidt in vnglück , wie andere Leute , und
wirdt nicht geplaget wie andere Menſchen. teßlich , da er
ſeine zeitliche frewde mit aller ergeblichen Wolluſt hatte
zugebracht, wirdt er ſchwach vnd Frand , da fuchet man
ihm widex Hülff von den Aerßten vnnd Apotekern , da iſts
ihme , was groſſer Viikoſt darauff gehet , fein tauwrens,
damit ihme wider zur geſundtheit möchte geholffen wer
den. Aber das Bletlein wendet ſich einmahl herumb, und
wirdt aus ſeiner gehabten Freuwde lauter Eytelfeit. Endts
11 . 44
690

tic meldet der Text, der reiche Wanft fep geſtorben vnnd
begraben worden. Da wirdt es ohne zweiffel köflich zu :
gangen ſeyn, vnnd man wirdt ihme ein Königliches vnnd
köftliches Grab zugerichtet haben, ihn ſtadtlich zur Erden
begleitet, vnnd wirdt er mit föftlicher Specerey vnnd Sal
ben balſamiret vnnd zubereitet feyn worden . Alſo bat
er fein zeitlich Leben mit allem wolluft volendet. Das
wirfft der Geift dem Doct. Faufto auch für, das im alles
nach ſeines berßen wunſch rey widerfahren , und habe da:
rinnen gelebet. Tertullianus will , das der HERR CHris
ftus dieſe gleichnus auff den König Herodem gedeutet
habe , dann Purpur babe niemandt dann die Könige tra.
gen dörffen , vnd Lazarus ſey Johannes der Täuffer ge:
weſen, der für der Thür gelegen, das iſt , in der gefeng:
nus , vnnd die lieben Engel haben auff ſeine Seele ge:
wartet. Alſo iſt dieſem reichen Wanft von dem wolluft
dieſes Lebens nichts abgangen , dann allein eines, das er
keinen bekommen hat können, der für ihn in die Helle ges
fahren ift. Daraus wir zu lernen haben , das Gottloſe
Neiche , ob ſie idon in allen zeitlichen frewden leben,
endtlich nach dieſem leben werden ein anders zu gewarten
baben , als da fie zeitlich begeren (Meel) vnnd verlieren
dargegen den ( Himel) vnnd widerumb, die Gottſeligen
begeren den (Himel) und laffen fahren (Meel) , das iſt,
alle Weltliche wolluft vnd füle. Bnd . jener Edelmann,
da man mit im von den fünff Büchern Mofis redete, ſagte
alſo : Bücher bin , Bücher her , ſagt mir von fünff dörf
fern. Darumb ſpricht der fromme Job am 20. Capittel ,
das rühmen des Gottloſen ftehet nicht lang, vnd die freud
des Heuchlers wehret ein Augenblick , wann gleich ſeine
böhe in den Himmel reichet , vnnd ſein Haupt an die
Wolden rüret , ſo wirdt er doch juleßt ombkommen wie
cin dred , Eſaie 5. Zum andern rumpelt der Geift
daher, mit der Verſehung Gottes , mit welchem Articul,
wie in der Hiſtori vorher gebet , der Teuffel icon offt
den Doct. Fauftum hat heimgeſucht, auff das er fich ſei:
ner Seligkeit endtſchlagen möchte, darumb ohne noth wei
ter daruon zu handeln. . Zum dritten wirdt gemeldet,
wie D. Fauftus ſelbs bekent , wie er einen ſchwachen
691

glauben ſeiner Seligkeit trage , und das er in den grof:


Ten hauffen der verdampten hinein ſterben welle, etc. Das
ift die art aller Epicuriſchen Sewe , welches nichts newes
ift. Dann wir es täglich für angen fehen bey vnſern
Euangeliſchen, wie fie in aller Sicherheit, Sünde, Scand
vnd Lafter hinein leben, machen ihnen kein gewiſſen, was
ſolte dann ſonſt folgen ? Dann wer nicht ſeine ſeligkeit
gewiß gläubt, der helt auch nichts von der Gottheit, von
CHrifti Leiden und Sterben , von der Tauff , Abſolution
und reichung des waren Leibs und Bluts CHriſti , gebet
in feine predigt, iſt im nur ein mehrlein, und deren
mehr, das man ſelbſt ſibet in den Erempeln Doct. Fauſti,
der verheiſſet dem Teuffel , das er keine Predigt beſuchen
wolle , die Sacramenten nicht empfaben, und alle diejeni
gen anfeinden , ſo ihn wollen bekebren vnnd zu rechte
bringen. Zu dem, ſo ift wol gläublich, das Doctor Fau:
ftus in den gröſſern hauffen hinein ſterben wolle , dann
er hat täglich für augen geſehen , wie vor der Welt nichts
ift , dann ein ganß robes Epicuriſd leben , da man in
Vnglauben vnnd friſcher that der Sünden ftirbt , ohne
Crux vnd Lux . Zum vierdten , damit Doctor Fauftus
in der Hoffnung der Seligkeit vngewiß reyn vnd bleiben
möchte , beredet ihn der Geift, er ſolle ihm ein gutes les
ben ſchaffen, und alles guts ihm widerfahren laſſen. Das
ift aber an D. Fauſto nichts news , das er in folch Epis
curiſch Leben gereht. Man fihet einen ſolchen ſpiegel bey
den Papiften , bey den Thumbherrn vnd andern Prelaten ,
wie fie in Epicuriſcher ficherheit leben, was ſie anfangen ,
reden vnnd thun , mus aules wol vnnd gut reyn , daß
auch die Biſchoffen bey vns Teutſchen viel erger reynd,
dann die Cardinäl in Italien , die ſagen doch , wir wol:
len die andern laſſen fromm reyn , wir aber wollens nicht
feyn , aber unſere Biſchöffe vnnd Thumbherrn die wols
len nicht allein heimlich keine rechte Chriften ſeyn , ſondern
wollen es auch andern wehren vnd verbieten , und durch :
ächten und verfolgen darzu die frommen waren Chriſten.
So embfig vnd fleiffig trachten fie nach der religkeit. Wie
man ſchreibet von einem Biſchoff , welder einmahlin
der Bibel laß, da fompt ſeiner Rähte einer zu ihm, ſpricht :
692

Gnediger Fürſt vnnd Herr , was machet Ewer Churfürft:


lichen Gnaden mit dem Buche, da hat er geantwortet : Id
weis nicht, was es für ein Buch iſt , dann alles , was
nur darinnen iſt, das iſt wider vns , ſo ernftlich iſt es
den Geiftlichen vmb ibre Seligkeit , was machts ? Nem :
lich , das ſie die beſte tage haben , leben in müſſiggang,
( chlemmen vnnd demmen , haben alles in vorrath , was
ihre berßen begeren , ſeyn ohne alle forge , vnd fahren
auch darnach frölich in den Himel , den man Nobishaus
beiſſet. Doctor Martinus Luther fehliger ſprach auff
ein zeit zu andern von dem Doctor Eden, ſeinem widers
facher. Eck ein Mann eines groſſen verſtandts vnnd guter
gedechtnus, vnuerſchambt, rauhelos vnd Gottlos, weil er
etwan war zu Rom geweſen, hat er viele guter Erempel
Epicuriſchen Lebens geſehen, und gelernet, das er weder
nach dem Bapſtumb, oder Euangelio fraget, helt von
keinem nichts, dann zu Rom iſts voller Epicurer, die im
Auſſaß des Epicuriſchen Lebens erftidet ſeynd, wie dann
der Bapſt Johannes der 24. felbft ein rechter Epicurer
war, der bat öffentlich in gegenwertigkeit vieler Prelaten,
vor andern ehrlichen Leuten geſagt, das nach dieſem Leben
kein ander Leben zu verhoffen ſey, darumb ſoll ein Menſch
ihm nur ruhe ſchaffen, ſeinem Leibe guts gönnen, eſſen
vnd trinden , mit aller freuwdigkeit vnnd wollüften, wie
es jhm anſtehet, ſein zeitlichs Leben darmit zu volbringer,
ja dieſer Bapſt blieb hartnädig darauff, das die Seele
mit ſampt dem Leibe ewiglich fürbe. Solche Bäpſte,
waren auch Syluester II. Johannes XIII . Johannes XIX.
Johannes XX. Johannes XXI. Gregorius VII . Gre
gorius XI. Benedictus IX. Paulus II. Alexander VI .
vnd deren viel mehr, die waren außbündige Epicurer und
uchwarßfüuſtler, die ſich dem Teuffel verbunden hetten.
Ey wie ſo wol iſt dazuinal das Bapſtumb zu Rom ges
ſtanden , als wie ein rok auff ſeinem Ermel. Von dem
Epicureismo fagt Doctor Luther ſeliger weiter : 30 batte
vor 20 Jahren nimmermehr gedacht , das auch ißundt in
der Chriſtlichen Kirchen ſolten Epicurer ſeyn, da doch ſchier
alle Romaniſten im Epicuriſchen Leben erſoffen .feynd, beo
fümmern ſich wederomb Gott, noch vmb das gewiſſen.
693

Es feynd grewliche zeiten, ich meinte etwan, der Epicurer


Secte were lengſt Berloſchen , aber nu gebets in voller
blüet, dann des Epicureismi ende , ift dies Leben : füren
die Leute vom Ewigen auffs zeitliche. Auff ein zeit
war dem Herrn Doctor Luther zu Eißleben vber tiſch
geſagt, das ein Edelmann folte in einem conuiuio geſagt
haben, wann Gott ihme ſeine Reichthumb vnd wollüft
lieſſe, das er tauſendt Jahr leben, vnd allen ſeinen willen
treiben möchte, ſo wolte er darnad vnſerm HERRN Gott
gerne den Himmel laſſen . Darauff ſagt Doctor Luther,
das iſt eine rechte Sauw geweſen , und denen gehören
folde trebern. Ein Fürfi bat pflegen in ſeiner Hoff
ftuben zu denen pom Adel von einem diſch zum andern
zu gehn, fie zu tröſten mit ſolchen worten : Ihr Liebe,
reyd frölich , eſſet, trincet, ſpielet, bulet, thut alles, allein
reyd nur nicht lutheriſch. Es ſagt Doctor Luther, das
Doctor N. N. ein Juriſt vnd Thumprobft zu Wittenberg,
nicht viel von vnſerm HERRN Gott gewuft bette, dann
er Doctor Luther were zu ihm kommen, als er franc
gelegen, da habe er ihn gefraget, was er guts mache.
Er aber habe ihm geantwortet, das er frand were. Da
habe der Doctor mit ihm angefangen zu reden : Lieber
Herr Doctor, ihr reydt ein ſowacher Mann, ihr follet
euch mit vnſerm HERRN Gott verſöhnen, vnd were ewer
beftes, das ihr euch mit dem Hochwirdigen Sacramente
verſorget, auff das ihr bereit weret, wann GOTT uber
euch gebieten möchte. Da hat der Doctor geantwortet:
Ey es hat noch kein noth, GOTT wirdt ſo Schweißeriſch
an mir nicht handeln , und mich alſo vbereilen . Aber
Doctor Luther ſagt, es were ihm gleich geſchehen, wie
er ihm geſagt hette, dann des andern tags were ihm die
Sprach endtfalen, vnd were baldt darauf geftorben, gieng
alſo dahin , vnd wuſte niďt viel von Gott. Darumb
ein Epicurer, wann er von Gott gedendt, ond fihet wie
es in der Welt zugehet, kan er anders niwtes ſchlieſſen ,
dann alſo : Entweder Gott kan das nicht verbieten nod
wehren , darumb ift er zu ſchwach darzu , oder will es
nicht wehren , darumb mus er vngerecht ſein , dann er
bat luft am böſen , und das es vbel zugehet, oder aber
694

weiß es nicht, ſo mus er gar ein Narr' ſeyn.Alſo nimpt


die Welt vnſerm HERRN Gott ſeine Admacht, weißheit
und Gerechtigkeit , das es auch dahin kommen , das bey
den Türden ießiger zeit ein ſolch Epicuriſch leben nicht
gefüret wird, als in Italien. Dann ben inen halten fie
fteiff ob ihrem Gott Mahomet , vnnd das fie durch ihn
Ewiges Leben haben werden . Dagegen in Welſchlandt
ift keine rechte Erkentnis CHRiſti , man lebet in allen
Sodomitiſchen fünden, vnnd allerlei greuwlicher Abgötterer.
Hierauff mus ich zum beſchluß von den Türden dieſe
Hiſtorien erzehlen . Daß ein Türkiſcher Legat oder ges
ſandter, Muſtafa Zaufius, zu dem König in Polen zu
Grodno ankommen , dieſer hat ſeine Legation in lateini
der Sprach ſehr eleganter fürgebracht, das auch die
Polen ſagten , ſo lange des Türden geſandten in Polen
weren geſchidt, were keine legation ſo fürgetragen worden.
Mit dieſem hat einer mit nahmen Doctor Laurentius
Müller, damahls Fürftlicher Cuhrlendiſcher Hoffraht, kund:
ſchafft gemachet, und mit ihm diſputiret von Chrifto , da
hat er nicht gar überaus von Chrifto verechtlich geredet,
ſondern gab ihm dieſe zeugnus, daß er vber den Macho:
met , und viel ein höher vnd gröſſer Prophet were , ond
mehr dann ein Menſch geweſen. Dann da ihn etliche an :
ſprachen , das er ihnen in ihre Stambücher etwas in La:
teiniſcher Sprach einſchreiben wolte , bat er nachfolgende
ſeine Meinung von Gott , unſerm HERRN CHRiſto
vnnd auch ihrem Mahomet , ganß furß verfaſſet gehabt,
vnd eingeſchrieben : Non sunt Dij , sed vnus est verè
Deus, JESVS est Spiritus Dei, et Mahomet eius nun
cius, das ift: Es feynd nicht viele Götter, ſondern wahr:
bafftig nur ein GOTT , Jeſus ift der Geift, und Maßo:
met ſein geſandter und Apoftel.

Da8 3 wölffte Capittel.


Doctor Fauftus gedendet an rein Ende.
Doctor Fauſtus, da er durch die Predigt ſeines Gei
ſtes fich hatte auffgemuntert, da gedachte er nicht mehr
695

an ſein ſchreckliches & nde, ſondern berieff zu ihm gute


geſellſchafft, verſoffene Burß, denen auch die h. Schrifft
nicht viel angelegen iſt geweſen , mit ſolchen bracht er
ſein zeit vnd leben hin, zudem folget er feines Geiſtes
Raht, beruffet die vorigen gutherßigen Theologen nicht
mehr, er bedörffte feines Geiſtlichen Seelſorgers , ſons
dern war in dem giug, das er den leidigen Teuffel zu
einem Seelmarter hette, welcher auch trewlich bey ihm
beharren thet, vnd belohnet ihn zuleßt wie der Hencker
ſeinen Knecht. Als nun Doctor Fauftus ein weil ,
nicht vber 14. tage, ſein Leben mit foldem pancetie
ren zubracht, war er deſſen auch müde. Hie muß
ich auch erzehlen die Fahrzal nach einander , wie fich
der Fauſtus dem Teuffel verſprochen hat. Im 16 .
Fahr feines alters ftudierte er vnd trachtet nach Zau
beren . Im vierdten Jar hernach wardt er Doct. in
Medicina, anderthalb Jahr zuuor hatte er in Theo
logia promovirt. Zwey Jahr
Fahr trieb er ſchon ſeine
Zauberey , war aber noch nit in dem bundnus des
Teuffels, ſonder der Teuffel ließ im zeit vnd weil dar
zu, biß er ihn fein erſchleichen fondte, wie ein Schlang
mit jrem ſcharpffen gehör dem Menſchen zum falle vnd
zu vergifften nachgeht: die vbrigen Jar, als die 24 .
Jar lang, hatte er fich dem Teuffel obligieret vnd er
geben, der Teuffel hatte ihm noch ein Jar friſt zuges
fagt, das ſein gang alter 41. Jahr war. -- In fol
chem ſtetigem vberflüſſigen wolleben wart er gar ver
droſſen, und hielt ſich ſtill und eingezogen. Dann er
wiederumb bey fich gedacht, was er itch doch geziehen
bette, das er ſo einen grewlichen fall habe gethan , vnd
ſprach zu ſeinem diener Johan Wayger : Ach lieber
Sohn , was habe ich mich geziehen , das ich ſo robe
vnd gottlos mein Leben habe zugebracht, da ich doch
696

habe vor andern jungen in meiner blühenden jugendt


ſo ein ſchön feines ingenium gehabt , das ſich mens
niglich barob verwundert; bin auch , als ich hernach
der Vniverſitet nachgezogen, ſo weit mit meinem ſcharpf
fen ingenio fomnien , das ich in dreyen Facufteten
einen groſſen verſtand hatte : ich war ein guter Juriſt,
ein Theologus, und auch ein Medicus, von denen
dreyen gaben Gotts einer hette ich mit Gott und ehe
ren der Welt dienen fönnen , jedoch da ich ſchon den
einen ſtand als medicinam an mich bracht, da hab
ich mich der gaben Gotte dennoch nit wollen begnü
gen laſſen , ſondern ich tobte vnd wütete wie ein newer
moſt in einem faß, der nicht ruhe hat, biß er vergeret,
alsdann ſeßet er ſich : alſo war mir , ich hatte nidit
ruhe noch raſt, biß ich höher ſtieg vnd mich dem Teufs
fel ergab. Nun, was habe ich jeßundt baruon, nichts
anders, dann alles , was ich vor der Weldt getrieben,
vnd mir einen groſſen Namen wollen machen , den ver
maculire ich , bringe nicht allein einen böſen Nahmen
daruon , ſondern einen nagenden Wurm und bös ge
wiffen, und wann ich an mein ende gedence , ſo ift
an meinem leib nichts dann ein kalter ſchweiß, ein zits
tern vnd zagen meines herkens, vnd ſo ich muß daruon
vnd ſterben, falle ich in ein ſchrecklichs ende, ftehe vor
mich den tag des geſtrengen Gerichts Gottes , weiß
keine hoffnung noch bekerung , fondern mir were tau
ſendt mal zu wünſchen, das ich geſtorben wie ein uns
vernünfftiges Thier, damit mid der ſtrenge zorn Gots
tes nicht ergreiffe. Nun iſt es aus , Leib vnd Seele
Fehret dahin, wo es hin geordnet iſt, hette ich dem weis
ſen Manne gefolget, der vns lehret vnd ſpricht, wann
der Menſch an das Ende gedechte , ſo würde er nims
jer nichts löſes thun, dann wol gelebt, wol gefahren .
697

Aber wem nit zu rahten iſt, dem iſt auch nicht zu


belffen, verſchüttete ding kan ich nicht mehr ſauber auffs
heben , und wann ich mich gleich zu tod denicke und
frencke, ſo iſt es nur ein verlohrnes ſpiel.
E r in ne r un g.
Wir wollen hierauff, vns zur Lehr dienftlich feyn
mag, einführen, vnd zwey ftüdlein fürtragen , das Erfte
von dem ſcharffen ingenio des Doct. Fauſti , welches iſt
eine hohe vnd ſonderliche gabe Gottes. Es meldet Euse
bius in libr. de temp., das der Esdras der Hebreer alle
Bücher Moſis außwendig gewuſt , auch außwendig hat
ſagen können , derwegen als der Chaldeer Könige dieſelben
verbrandt betten , das ſie nicht mehr vorhanden , hat man
folche aus ſeinem vorſagen widerumb beſchrieben. Welchs
ich doch an ſeinen ort will geſtellet ſeyn laſſen . An :
tonius Egyptius , ein Einſidler , ob er wol nicht gelahrt
iſt geweſen , dannoch iſt er dieſes ſcharpffen verſtandts ge:
weſen , das er die Heilige Schrifft , wann er die gehöret,
außwendig behalten , auch durch embrige betrachtung wol
verſtanden hat . Origenes , da dieſer noch ein Knabe,
bat er ſeinen Vater Leonidem, der ein Biſchoff war, ſehr
offt gefragt von verborgenen Sprüchen der heiligen Schrifft,
alſo viel vnd offt, das ihn der Vater bauon hat müſſen
abhalten , damit er ſeinem tieffen ingenio nicht ſchaden
thete. Eusebius libr. 6. cap. 3. Auentinus Chron. lib. 2 .
(chreibt, das dieſer ſo ein gelerter Mann worden, das er
mehr dann in die 5000 Bücher geſchrieben. – Epiphanius,
der endlich ein Biſchoff der Ticinenſer worden , iſt ſo eines
( charpffen verſtandts, vnd in der Heiligen Schrifft gelehrt
geweſen , daß, da er kaum acht Jahr alt, er vom Biſchoff
Criſpino zu einem Leſer in der Kirchen geordnet iſt wor :
ten . Doctor Hedion in ſeiner Chronic meldet , das
Anno Chriſti 1497 rey von Baſel ein armer Mann kom
mnen , der hat einen Sohn gehabt, mit namen Theodoricum,
der 6. Jahr vnd zwey Monat alt iſt geweſen, der bat ſo
wol Lateiniſch reden können , das ſich jederman auff das
höchfte verwundert hat. Hieronymus Alerander hat einen
698

Sohn ſo finreichen verſtandts vnd groffer Sunft gehabt, daß


er lateiniſch, Griechiſch, Hebreiſch, neben andern Sprachen
mehr, ganz recht perfect, beydes geredet und geſchrieben
hat , Jouius in Elogijs, Keyſer Carolus der Groſſe
vnd 24. König in Frandreich, war ſo eins (charpffen in.
venij , das er 7. ſprachen fertig konte , als Lateiniſcy,
Hebreiſch , Arabiíd , Franzöftich , Sootlendiſ , flamiid ,
vnd viet andere ſprachen mehr. Er war auch ganz fleiſſig
in ſeinem ftudiren , wann er nicht zu kriegen baite , lag er
Aetig ſeinen Büchern ob. Von dem König Mairvias
in Vngern ſagt man , das er ſeine Lareiinime Sprache
ganz fertig gekondt, alſo, das er noch Knaben ivriß, inem
Vater, in groß wichtigen bendeln, einen Dolincolmen vund
Oratorem gab. So fondte ſein Gemayl die keunigin
Beatrir , ein Königin in Neapolis , viel iprüch vno leør
aus den alten Lateiniſchen Scribenten artlich und bequem:
lich einfüren. Alſo habe ich nu angezogent esliche ſcharpif
finnige perſonen, die hoch von Gott begabet und des Cyrift:
lichen Glaubens geweſen ſeyn . Aber der gelaurien Hevden
wolte ich viel anziehen , doch iſts unvonnötell, Viid babe
dieſe obgemelte an tag geben , das die Gilgeno teorien
fou, wann ihnen Gott gute ingenia gibt, das fie die wol
anlegen, fleiſſig Gott darumb dandſagen , und die Berlin
nicht für die Seuw werffen , ſondern ihnen die gaben
Gottes zu nuß anlegen, ihnen vnd ihren Nachkommen zu
gute, vnd dem Vaterlande vnnd menniglichem zum beften,
darüber ſie dann auch vor der Welt für greffe Leute
müflen angeſehen werden. Zum andern , wirdt in dieſer
Hiſtory angezeigt, wie D. Fauftus hin und wider mit im
ſelbft diſputiret, ſeines ſchrecklichen endes halben, und das
er zeitlich an ſein ende ſolte gedacht haben , nun rey es
zu ſpät. Darauff wollen wir ſagen, das, da wir etwas
handeln, ſollen bedenden unſer ende. Dann wir haben
aühie kcine bleibende ftädt, vnnd Beift auff und dauon ,
vnſer Leben iſt ein wanderſchafft, wann du ein weil gan :
gen bift, ſo muftu endlich wider heimkommen. Vnd darff
fich niemandt auff ſein blühend alter verlaſſen , und das
er länger leben wolle . Man fordert uns nicht, ſagt
Seneca, nad anjal vnſerer Jabr, es ift daran aud nicht
699

gelegen, wie alt er rep , ſondern wohin er ſehen mus, es


bat der Todt je viele vbereilet, die noch lange leben wol:
ten, darumb fol man jeden tag für den leßten halten.
Derhalben fou fich niemand erheben, ſondern gedenden,
das ſterben ein allgemeiner Reichstag ift. Hodie mihi,
cras tibi , heut ifts an mir , morgen iſts an dir, vnd
Syrach am 10. Capit. ſpricht : Was erhebt fich die arme
Erde und Aſde, ift er doch eitel ſchendlicher kott, weil er
noch lebt , und wann der Arßt lange daran flidt, ſo
gehets doch endlich alſo , beut König, morgen todt, vnnd
wann der Menſch todt ift, ſo freſſen ihn die Schlangen
und würm . Vnd fo dann der Menſch ſtirbt vnd todt
iſt, wer iſt rein Erb ? feynd es nicht, wie Sprach ſagt,
Schlangen vnd würm, dann aus ſeinem gehirn, wie man
laget, wachſen die kröten, aus der nieren die ſchlangen,
aus dem bauch die langen würmer, aus dem fleiſch andere
klein gewürme, aus der Haut die motten, was kann dann
ftincender ſeyn , als des Menſchen Leichaaß ? Worfür
entfeßt man fich febrer , als für einem todten Meniden,
den man, weil er noch lebte, herzlich lieb bette, im tobte
aber abſchewlich ift anzuſehen , was helffen ihm dann
Reichthumb, Wolluft, fremd ond Ehr ? dann Reichthumb
wirdt ihn vom todte nicht loß machen , noch die wolluſt
von den Würmen , noch die Ehr von der faulung und
ftand . Hie ſebe der Menſch ſeine armſeligkeit an , vnd
was er aus dieſer Welt bringt. Zu dem, ein Menſch,
wann er gleich das befte getban hat, ſo iſt es doch kaum
angefangen worden , und wann er meynet , er habe es
vođendet, fo fehlet es doch weit, dann was iſt der Menſch ,
worzu taugt er ? was kan er frommen oder ſchaden thun ?
Wann er jeßiger zeit lang lebt, fo lebet er auff das lengt,
40. 50. 60. 70. Jahr , und kaum darüber. Gleich wie
ein tröpfflein Waffer gegen dem Meer, vnd wie ein fórn:
lein gegen dem Sand am Meer, ſo geringe fein die Jahr
gegen die Ewigkeit. Wie dann auc Sanct Petrus ſpricht,
das ein tag vor dem HERRN ift, wie tauſent Jahr, vnd
tauſendt Jahr wie ein tag. Derhalben ſoll der Menſo ,
er ftebe auff oder gehe zu bett , oder was er verrichtet,
ihme nichts angelegeners ſeyn laſſen, dann das ende, onnd
1700

ben Todt zu betrachten, feinen außgang vnnd eingang zu


bedenden, und wie Syrach ſagt, das Gott dem Menſchen
habe ein ziel gefeßt, welches niemandt vbergehen kan ,
dann er hat ſeine beſtimmte zeit, die zahl ſeiner Monate
ftehet bey ihm. Alle unſere tage hat Gott gezehlet , die
doch hinfahren wie ein Strom , nichts anders, als flöhen
wir dahin . Darumb follen wir uns vnſer Ende wol zu
gemüth reßen. Sintemal ſo ein eytelkeit vnſers lebens ift,
vnd wir ſo ſchnel und bald dahin faren , das wir ſelber
vnſer nicht warnemen können , vnnd erzehlet die heilige
Schrifft ſelbſt, was unſer Leben iſt. Der König Dauid
in ſeinem 103. Pſalm vergleichet vnſer Leben einem gras
oder blumen , da er ſpricht: Ein Menſch in ſeinem Leben
iſt wie ein gras, er blühet wie ein bluhme auff dem felde,
wann der Windt darüber gebet, ſo iſt ſie nimmer da, vnd
ihre ftete kennet fie nicht mehr. Eſaias der Prophet ſagt,
Ade feine gute , das iſt, au fein gute Leben , iſt wie ein
Blume auff dem felde. Job ſagt: Der Menſch von einem
Weib geboren , lebet ein kurß zeit, vnnd iſt voll unruhe,
gebet auff wie ein Blume , ond fellet ab. S. Petrus
ſpricht: Alles fleiſch iſt wie ein graß, vnnd alle Herrligkeit
des Menſchen iſt wie ein Blume des graſes, das graß iſt
verdörret , vnd die blumen abgefallen , aber des HERR N
Wort bleibt in Ewigkeit. S. Jacob in ſeiner Epiſtel anı
erſten : Ein Bruder der da nidrig iſt, rühme fich ſeiner,
böbe, der da reich iſt, rühme fich ſeiner nidrigkeit , dann
wie ein Blume des graſes wirdt er vergeben. So ift
-

auch unſer Leben zu vergleichen einem dampff oder raud,


dann alſo ſagt der König Dauid , Pfalm . 102 : meine tage
ſeyn vergangen wie ein rauch . S. Jacob der Apoſtel am
4. betrachtet auch des Menſchlichen Lebens Elend , da er
{agt, was iſt ewer Leben ? Ein dampff ifts, der eine kleine
zeit weret , darnach verſchwindt er. Damit gibt er gar
ein feine gleichnus , dann in einem dampff ift zugleich
rauch vnd hiß durch die biß zeiget er an die böſe Lüfte
rnnd begierde , durch den Rauch die eytelkeit Menſchlicher
Ehr vnd gewalt, vnd iſt alles beides vergenglich. -
Son:
ften vergleicht man des Menſchen geſchwinden abgang einem
Stundglaſe, To behendt auslaufft. Einem Würffel, ſo man
701

acht auff die augen hat, ob es geradt oder ungeradt gibt.


Einer ſchönen Roſen, oder wohlriechender Feyel, wann
inan die lang in warmen henden behelt, ſo verwvelden fie.
Einer köftlichen Berlin , ſo man vor augen fiehet, da man
es aber in einen ſcharpffen Effig wirfft , vergebet es.
Einer Waſſerblaſen , die da aufffehrt vnd bald zerknillt.
Einem Waſſer, wie im Samuel ftehet , wir ſterben des
Todis, vnd wie das Waſſer in die Erden verſchleifft, das
man nicht auffhelt. Vnd Syrach : Alles was aus der
Erden kompt , mus wider zur Erden werden , wie alle
Waſſer wider ins Meer flieſſen. Einem Bottenlauffer, wie
Hiob ſpricht: meine tage find ſchneller geweſen als ein
läuffer, ſie ſeynd geflohen, und haben nichts guts geſehen.
Vnnd deren gleichnus weren gar viel, darcus wir lernen
rollen vnſer vngewiſſe zeit vnnd ſtundt. Es bezeugts auch
die heilige Særifft hin vnd wider von den alten Patriarchen,
das ihr alter ſo vnnd ſo hoch kommen , und wann ſie ihr ganz
alter erreidet, ſpricht die Schrifft, das ſie ſich nidergelegt und er
ſtarb, oder entſchlieff mit ſeinen Vettern , oder gieng hin den
weg aller Welt. Daher ſagt Job: Jd bin nadend von meiner
Mutter Leibe kommen , nadend werde ich wider dahin
fahren. Jtem im 10. Cap. Gedend HERR, das du mich
aus leimen gemacht haſt, vnd wirſt mich wider zur erden
machen. fm 16. Cap. die zahl meiner Jahr ſeyndt koin
men, vnd ich gehe bin des wegs, den ich nicht widerkom:
men werde . Im 17. mein Odem iſt ſchwach, vnd meine
tage ſeynd abgetürßt , das grab iſt da. Im 21. diſer
ftirbt friſch und geſund, in allem Reichthumb vnd genügen,
jener aber ſtirbt mit betrübter Seelen , und hat nie kein
guts geſſen , vnd liegen gleich mit einander in der Erden ,
vnd Würme deden fie zu. König Dauid im 49. Píalm .
Laß dich nichts irren, ob einer reich wird , dann er wird
nichts in ſeinem ſterven mit ſich nemen . Im 90. Pſalmen
HERR lebre vns bedenden , das wir ſterben müſſen , auff
vas wir klug werden. Im 146. Pſal. des Menſchen Geift
mus dauon, vnd er mus wider zur Erden werden , als
dan reynd verlohren alle ſeine anſchlege. Syrach am 18.
ſpare deine Buſſe nicht , bis du krand werdeſt, ſondern
beſſere dich, weil du noch fündigen kannſt. Jtem, verzeuch
702

nicht, fromm zu werden , und barre nicht mit beſſerung


deines Lebens bis in den Todt. Item, wiltu Gott dienen,
ſo las dirs ein ernft ſeyn , auf das du Gott nicht ver:
ſucheft, gedende an den zorn , der am Ende kommen wirdt,
onnd an die Rache , wann du dauon muft. Syrach am
30. Cap. : Der Todt iſt beſſer, dann ein ficher Leben oder
ftete frandheit. Dann der Menſch ſou ſein Elend vnnd
Eytelfeit betrachten, das er allem jamer vnterworffen rep,
vnd ſein leben kurßumme ein ende nemen könne, vnd fich
darumb zeitlich zur Buſſe vnd gebete ſchiden. Gleich wie
einer , der einen hohen Berg aufffteigt, in ſeiner müden
reiſe, wann ein ander wolte viel mit ihm reden , vnnd
ihn von allerley fachen fragen, da er noch nicht recht odem
bolen fan , ja der entgehet ihm , derſelbige wirdt ſchwerlich
antworten können : alſo iſt des Menſchen thun auch, wann
er ligt und des beths warten mus, und wird ſeines ends
vnd ftund gewar, ſo entgeht der odem, er ift frand, ohn:
mechtig, vnd vntüglid) , das man viel mit ihme reden
fönte , er fan aus ſchwacheit nicht jedem antwort geben,
kan felbft nit beten wie in ſeinen geſunden tagen, odembt
vnd ſchnaubt ſo viel und lang , bis die Seel außgebet.
So herrlich haben wir zu ftolßiren. -
Derwegen gedende
ein jeder an ſeinen außgang , vnd die vngewiffe abfordes
rung ſeines entes, ſo werden wir vns gargeldidt finden ,
vnnd damit nicht wie die thörichten Jungfrawen werden,
fo feine ftetes brennende Ampel gehabt, da der Breutigam
in der vngewiſſen funde kam , ond die Thür verſchloſſen
ivar .
Es iſt auch etlichen vielen Gottesfürchtigen Leuten
nichts höhers tag ond nacht angelegen geweſen, dann zu
betrachten ihren außgang vnnd Ende. Als da war Eleas
zar, ein alter Rabi'von Capernaum, der ſchreibt in ſeinen
Sprüchen : Alle, die da geboren reynd , müſſen fterben ,
Alle, die da ſterben, müſſen wider lebendig werden , Adle,
die da lebendig werden , müſſen vor dem Gerichte er:
fcheinen. Akabia, ein ander Rabi ſagt : D Meuſch , bes
tende drer ding , ſo wirftu nicht leichtlich übertretten.
Vebend, wo du berkommen bift, vnd wohin du geben wirſt,
vnnd vor wem du endtlich rechenſchafft geben muſt, nemlich
für dem König aller Könige. Heraclides ſcreibt vom
703

Philoronio Galata dem Priefter, das er bey fechs Jahren


an einem orte, da man die Todten hin zu begraben pflegte,
gewohnet habe, von wegen das er deſto fteter eingedend
feyn fonte, das er der Welt abgeftorben vnd Chrifto
lebte. -
Muſonius der weiſe wardt gefragt: Wer auffs
aller beſte ſein leßtes ende beſchlieſſen fönte, antwortet er :
Eben dieſer, der da immer an ſein leßtes ende gedenden
-

fönte, vnd ſich vor fterblich zu halten wüfte. Diogenes :


Mors mala non est , sed iter ad mortem miserum est :
Íd si metuimus, tota hominis vita, quid aliud est, quàm
iter ad mortem ? Der Todt ift nicht böſe, aber der weg
zum Todte ift jämmerlich. Wann wir gleich nun folchen
weg fürchten , was hilfft es ? weil des Menſchen Leben
hie auff Erden nichts anders , dann ein weg zum Todte
iſt, Laertius lib. 6 . Galienus der Keyſer, als er ge:
böret, wie ſein Vater Valerianus geftorben, hat er dieſe
löbliche rede gebrauchet : Ach ich wufte je wol, das mein
Vater ein fterblich Menſch war. Ariftides der Philos
fophus, den man ſonſten den gerechten genennet hat , da
er gefraget ward, wie lange doch einem Menſch zu leben
geziemete, antwortet er : So lang bis er verſtehen würde,
tas ſterben beſſer were , dann in ſo vieler Trübſeligkeit
vnd angft leben. A18 der achBehende Römiſche Reyſer
Severus in Britannia ſterben wolte, beklagt er das groffe
Elend Menſchliches Leben vnnd fagt: Omnia fui, et nihil
mihi prodest. Chron . Philip. libr. 3.

Das Dreyzehende Capittel.


Eine ernftliche Klage D. Fauſti von der ewigen Qual.
Als nun D. Fauftus daheim in verzweiffelten ge
danden ſaß vnd bey ihm allerley) imaginationes
ſchöpffte, auch ſein vngerviſles Stündlein wie ein Ver
belthäter betrachtet, und ihm die ſchreckliche Verdamnus
tieff in das berge hinein fiel, ſprach er mit betrübtem
bergen : Ach ich armer , verbambter , troftloſer Menſch,
704

bin ich doch nicht werth, das mich der Erdbodem tras
gen ſoll, viel weniger wirdig, das ich mit meinen Aus
gen den Himmel anſchawen ſoll. Dann meine ſünden
reyndt gröſſer, dann das ſandt am vffer des Meers,
weil ich ſo bößlich Gott , der mir Leib vnd ſeele hat
geben , verlaſſen , ſeine Sacramente habe ichy vervnwir
digt, die heilige Tauff, ſo mich gereiniget vnd bardurch
ich den bundt mit Gott eingangen , den habe ich ma
culiret vnd beſudelt, war auch ja in das Newe Teſta
inent eingeſchrieben, damit das ich empfangen den was
ren Leib vnd das blut Chrifti, das ich ein kind vnd
erbe Gottes vergewißt war. Aber leider aus verſtock
tem , verwegenein vnd mutwilligem fürſatz, verneinte
und widerſprach id) nid )t allein dieſen tewren ſdag,
ſondern auch Gott, vnd all ſein himliſch Heer, die muſt
ich zu feind haben und auffgeben. Das iſt ein grewe
lidher fall, als Lucifer immer mag gethan haben. Die
liebe Sonn folt mich nit anſchawen , noch alle Creaturn.
Ach dieweil ich ſo tieff vnd ſchwerlich gefallen , war
vmb bin ich nicht als ein vnuernunfftig Creatur , ſo
ohne Seel ſtirbt, geboren worden, damit ich mich nichts
weiters hette befahren dörffen ? Nun ſteht mein leið
vnd feet in groſſer gefahr , und leßt mich der Teuffel
meiner Seel halben dichten, benchen vnd trachten , biß
- ich mich gar verzehr, beiß zu todte, nage vnd martere,
biß mir die feel außgehet, vnd zwar er hat auch gnug
ſam vrſach dazu , und füle ſchon ſcheinbarlich meine
gegenwertige verdammnis, vnd die hell , als wann ich
armer elender Menſch ſchon darin fäſſe, vnd dündt
mich, al Creaturen ſtehn ſchon auff, mich vor dem ges
ftrengen gerichte Gottes anzuklagen , ach du Hell, du
tieffer ſchlundt vnd grewlich ſpectafel, wie biſtu burd)
den zorn Gottes alſo von fervr inflammirt, das es fein
705

ſchirens in ewigkeit bedarff ? adh was trawren, trübfal


vnd ſchmerkens muß man allda gewertig ſeyn , mit
weinen der augen, knirſchen der zene, ſtand der naſen,
jammer der ſtim , erſchrecken der oren, zittern der hende
vnd füß ? O wer wil mich aus dieſem ewigen jammer
erretten ? Gottes Sohn wird es nicht thun, noch keine
menſchliche Hülff , ſonder mein datum ſtehet nun , das
ich bin ewig verðamt, dann kein weinen vmb der ſün
den nuß iſt, und mich kein reuwen fan felig machen,
fahr hin bu verdambte Seele, vnd ſtehe dein geſtrenge
vrtheil Gottes immer vnd ewiglich aus. In ſoldjen
ſeinen erſchrecklichen gedancken und weklagen trat Jo
han Wayger , ſein famulus , zu jm vnd ſprach : Ach
Herr, warumb feyd ihr ſo ſchwermütig und frenckt ewer
Herß ſo ſehr, ſchafft euch ruhe, thut dem Teuffel einen
widerſtandt , der peiniget vnd martert euch ſo, darumb
wil ichs nicht mehr haben , das ihr ſo allein ſeydt,
ſondern ihr müſſet entweder Leute vmb euch haben, das
ihr euch mit ihnen ergebet und die melancholiſchen ge
dancken vertreibet , oder ihr müſſet ſonſten die Theolos
gen wieder zu euch beruffen , damit ihr völligen Troſt
bekommet. Dann es iſt kein Sünder ſo groß, er kann
durch ſein widerruffen , Rem , bekehrung vnd Buß zur
gnaden Gottes kommen. Doctor Fauſtus antwortet
vnd ſagte: Mein Sohn Wayger, ſchweig nur, ich bin
nicht wert, das gute ehrliche Leute mehr zu ,mir kom=
men follen , als der ich ein Leibeigener des Teuffels bin ,
ſo wil ich von keiner Geiſtlichen Perſonen mehr hören
noch wiſſen , fintemal es ganz verlohren mit mir ift,
mich zu bekehren. Ich wil mein Leben vollend mit
trauwren, feuffzen und weheklagen alſo enden vnd be
ſchlieſſen.
II . 45
706

E r innerung.
Ad lieber Gott , wie ein erſchredliches Erempel von
einem verzweiffelten Menſchen, iſt vns adhie in Doct.
Fauſto fürgeſtellet, weil bey ihme nichts zu finden war,
dann betrachtung ſeines jämmerlichen abſchiedo, vnd der
nagend wurm des böſen Gewiſſens , ſo ihme ſchon dem
herßen zufreucht, welcher in plaget vnd martert. Wir
Chriften aber ſollen darans lernen , das wir Gott vnſer
lebenlang für augen haben , und in einer furcht leben
foden . Dann wir reyndt nicht vber den graben , der
Teuffel wirfft täglid, ſeine fewrige Pfeil, mit allerley an:
fechtung und verzweiffelung , auch in die allerheiligſten
Leute. So vns nun der Teuffel angreifft mit verzweiffe
lung , vnnd uns unſere groben Sünden für augen ſtellt,
ſo ſollen wir darumb nicht verzagen, ſondern raht in dem
Worte Gottes ſuchen , wie der König Dauid , der ſprach
zum HERRN : Erbarm sich mein nach deiner groſſen
Barmherßigkeit , fotlen vns weiter tröften vnnd ſprechen :
Barmherßiger Gott, ich bekenne leider, das ich offt und
viel dein heilige gebott vberſchritten , dich meinen Gott
vnd HERRN verachtet, erzärnet vnd befftig beleidiget
babe , daher mir mein gewiſſen hart beſchwert vnnd vers
wundt iſt, das ich varob faft kleinmütig und zaghafftig
bin , wiewol mir dein heiliges wort vergebung meiner
Sünden , aus lauter gnaden onwiderrufflich zuſagt, ſo ift
doch mein Glaube ſehwach , und der Teuffel ftard , der
mir gern allen troft ftelen und aus dem herßen reiffen
wolte, derwegen komme ich lieber Vater zu dir , vnnd
bitte dich , laß mich an deiner Göttlichen gnaden nuo
vnd nimmer mehr verzagen , auff das ich nicht in die
allergröffeften Sünde des vnglaubens vnd derzweiffelung
fale , oder darein verwillige, fterde mich , das ich mitten
im Todte auff dich , mein Leben , hoffe, vnnd an deiner
Barmherßigkeit und bülffe nicht verzage , auff das ich
nicht, wie der gottloſe Cain , meine Sünden gröſſer achte,
dann das ſie mir köndten vergeben werden . © Chriſte
Gottes Sohn , du lebendiger Brunn atler Gnaden , der
du vberflieſſen thuſt mit eitel quellen der Barmherßigkeit,
zu dir ruffe ich von ganzem Herßen und gemütbe , mehre
707

mir meinen glauben, auff dein Heilige bitter leyden vnnd


fterben , dann das iſt gewißlich vnnd unwiderſprechlich
war, das ein einziges tröpfflein deines allerheiligſten Bluts,
für mich vergoſſen, viel krefftiger vnnd mechtiger iſt, dann
alle meine gröffefte vnnd mechtigſte Sünde, fiehe mich an
mit den Augen deiner Barmherßigkeit, wie du angeſehen
baſt den lieben Petrum , Mariam Magdalenam, Mattheum ,
den Schecher am Creuß, vnd andere, vnd tröfte mich auch
deſſen , ob mich wol meine groſſe vnwirdigkeit für dir
blöd vnd zaghafftig machet , vnnd meine groſſe vnd viel:
feltige fünde mich von dir abſondert, vnnd ich ein groſſer
Sünder bin , alſo das ich meine Augen zu dir nicht fün
lich darff erheben , jedoch bin ich in ſolcher zuverſicht, du
werdeſt der liebe Gott gegen mir auch ſeyn , der du gegen
alle Bußfertigen allzeit geweſen , und werdeſt mich auch
gnade vnnd Barmherßigkeit bey dir , nicht weniger als
einen andern laſſen finden , meine Sünde zudeden , der:
felben nicht mehr gedenden , ſonder mir vmb des bitter
Leyden vnd Sterben willen gnedig vnd barmherzig reyn.
D Gott Heiliger Geiſt, einiger Erhalter aller angefochte:
nen, betrübten vnnd zerſchlagenen berßen , fehe mir bey,
wider alle meine verzagung , anligen und ſchwermütigkeit,
wie mich dann der böſe Feindt in meinem berßen vor dir
anklagt, und mein gewiſſen mich beſchüldiget, vnd mich
erſdređt der Hellen anblid , bekrefftige mein herß mit
Deinem zeugnus vnd verſiglung , das ich feftiglich glaube
ein vergebung der Sünden , die mir vond aữen , ſo der
verheiſſung Gottes trawen , widerfahren wirdt , las mich
des bundis meiner heiligen Tauff eingebend ſeyn , vnd
mich der angebefften zuſagung (wer glaubt vnd getaufft
wirdt, der wirdt felig werden ) von herßen grundt annes
men vnd tröſten . Dargegen wann der Teuffel dich er:
ſchleicht, dir zuſeßt und fürhelt deine groſſe begangene
fünden , dann wir fyndt aữe Sünder , wie S. Paulus
Röm . 3. fagt, wir ſeyndt alle Sünder, vnnd mangeln der
Ehr GOttes. Vnd der König Dauid flaget vnſere ges
brechlichket felbften, da er ſagt im 19. Pfalm : Ad HERR
wer kan merden, wie offt der Menſch fehlet. Vnd im 130
Pſalm : Wann du HERN wilt Sünde zurechnen, SERR
708

wer wirdt beſtehen ? Dann fiehe, auf tauſend kan der Menſch
dir nicht eins antworten, fintemal ale vnſre gerechtigkeit
für dir iſt wie ein beflects Tuch, und was wir weiter für
arme Sünder ſeyn , dauon leſe man die Epiſtel Sanct
Pauli an die Römer , am 3. Capit. Soltu dich der vn
vberſchwendlichen barmherßigkeit Gottes tröſten , vnd dich
der Erempel aller bußfertigen Sünder und Sünderinnen
erinnern , ſo gröblich gefallen vnnd geſündiget, aber dar:
innen nicht blieben reynd, ſonder fich widerumb durch Rew
vnd bekehrung auffgemuntert und zur beſſerung geldidt
haben. Als der König Dauid, war der nicht ein groffer
Sünder , ein Ehebrecher und Mörder ? Wie er aber ſein
bekentnus thät, dauon leſe man den 51. Pſalm . Der war
auch von Gott alſo geliebet , das die heilige Særifft 1.
Reg . 13. Pſalm . 88. Actor. 13. zeugnus gibt, das Gott
iprach : So habe funden Dauid , den Sohn Jeſſe, einen
Mann nach meinem berßen , der fol thun allen meinen
willen . Alſo mit dem Könige Manaſſe, der war ein groſſer
Abgöttiſcher Mann, vnd thäte alles, was Gott nur zu :
wider war , Er betet an den Abgott Baalim , vnnd die
Heer des Himmels, als Sonn, Mond, Stern und die Pla
neten, ließ im Thal Hinnon ſeine Söhn durchs fewr ges
ben, vnd dem Baalim auffopffern und verbrennen , war
ein Zauberer vnd warſager , und wie die heilige Schrifft
ſagt, das er erger that dann die Heyden, die der HERR
vor den Kindern Iſrael vertilget bette. Er war von dem
König in Affyrien gefangen , gefeſſelt, gebunden , und ge
bracht in Babel , da er nun ſolche gefahr vor ihm ſabe,
vnd im ſein gewiſſen vnter die augen ſchlug , und das
poenitere fam , flebet er mit ſeinem demütigen gebet zu
Gott dem HERRN vnd bekehret fich von ſeiner Abgötte
rey, da halff im Gott wider aus dem gefengnus, vnd left
ibn in ſein Königreich widerumb ein. .
Wie ein ichwerer
erſchredlicher fall war des S. Petri , der da feinen ges
treuwen Herrn verlaugnete vor den hendermeſſigen buben
vnd ſpielmagd in Caiphas hoffe. Da er aber den tröftlis
chen blick vnnd herßlich anſehen Chriſti fabe, da kam das
gewiſſen vnnd die rew, darüber er auch bitterlich weynet,
vnnd wie man ſchreibt, ſoll er fich in eine hülen verbors
709

gen haben , darinnen er drey tage vnnd nacht geweinet,


nichts gegeſſen noch getrunden. Der HERR CHriftus aber,
der alle gefallene Sünder zu ihm ruffet, der hat ſich ſeiner
auch angenommen , vnnd etlichen Weibern vnd Jüngern,
denen er nach ſeiner aufferſtehung erſchienen iſt, befohlen,
das fie vor allen dingen ſeine Aufferſtehung von den Tod
ten S. Petro verfündigen ſollen, damit er ſich ſeiner Er
löſung tröſtet. Alſo Sanct Paulus, der war ein groſſer
eyfferer vnnd verfolger der gemeine CHRISTJ , nam
brieffe von den Hohenprieſtern an die zu Damaſco (gleich
wie die Keşermeiſter von dem Bapft) zerftrewt vnnd ver
folgt die Gemeine allenthalben , ließ ſie gefenglich verftri
den vnd einziehen , wo er ſie antraff . daher er auch ein
wollgefallen ob dem Todt S. Stephani hette , onnd wie
er bekendt an die Galater, das er vber die maſſen die ge
meine Gottes verfolget vnd zerſtöret habe , vnnd 1. Co
rinth. 15. ſagt er, das er nicht wert rey, das er ein Apo
ſtel folte genennet werden, jedoch ſey ihme Barmherßigkeit
widerfahren. Dann als er in ſeinem groſſen zorn gegen
Damaſcum 308 , erleuchtet CHRISTIS der HERR das
Liecht ſeiner gnaden vom Himmel berab vber ihn , und
ſtraffet ihn wegen ſeiner blutgirigen Verfolgung, da wardt
er bekehrt vnnd gläubig , litte vnd ſtundt aus vmb des
Namens Chrifti willen, groſſe Verfolgung , wie ſeine Epi
ſteln allenthalben außweiſen , und wardt zuleßt zu Rom
mit dem Schwerdt gerichtet. -
Maria Magdalena, die
groſſe Sünderin, dauon die heilige Schrifft ſagt, das fie
mit ſieben Teuffeln beſeſſen war, das iſt, fie war eine
öffentliche gemeine Dirn , hielt mit des Landtpflegers Pio
lati Kriegs-Knechten , fo in der befaßung lagen , zu , die
hette darüber eine ſolche herßliche rew , das fie in drs
Phariſeers hauß zu Chriſto eylte, vnnd mit ihren thränen
Chrifti füſie neßet , vnnd mit ihrem Haar trudnet , auch
aus Liebe zu Chriſto ihme ſeine Füſſe füfſet, daher auch
Chriftus zu den inurriſchen Phariſeern ſagt, das ihr ire
groſſe Sünde vergeben ſeyn, dann fie habe auch viele ges
liebet. -
Der Hauptmann , der bey dem Creuß Chrifti
ſtundt, vnnd ſchlug an ſeine Bruft, vnnd alſo ſagend be:
kendt, warlich, dieſer iſt Gottes Sobn geweſen, der tam
710

zu der vergebung der Sünden. Alſo mit dem einen


Schecher am Creuß , der war ein Mörder und auffrürer,
dannoch gewan er eine ſolche liebe zu Chrifto , das er
öffentlich bekent, das Chriftus onſchuldig des Todtes fey,
vnd das er kein Irrdiſcher König , ſondern ein HERR vnd
warer König des Himmels und der Erden ſey , vnnd habe
ein ewiges Reich, derwegen wendet er fich zu Chrifto, vnd
begeret ſeines Reichs theilhafftig zu werden. Darauff der
HERN CHriſtus ime warlich ( chwur , das er beut mit
ihm in dem Paradiſ feyn werde. Dieſer allen kurß
erzehlten Erempel der bekehrten , rew vnd bußfertigen Sün
der, ſollen fich alle gefallene Sünder tröſten vnd ſprechen :
Wodan , ich bin ein armer groſſer Sünder, habe mich mit
dieſen und jenen ſünden beſudelt, bin ſchwerlich gefallen ,
ich wil aber darin nicht fteden bleiben , ſondern zur Buſſe
greiffen, meine ſchwere Sünden vor Gott bekennen , mich
des HERNN CHriſti getröſten , der ſagt: Kommet her
alle, die ihr mühſelig vnd beladen ſeydt, ich wil euch er:
quiden . O heiliger Geift erhalt mich feft bey folchem glau
ben, vmb des bitter leidens und fterbens willen , meines
lieben HERRN, Heylands und Seligmachers Jeſu Chrifti,
Amen . Dieweil dann auhie oben in dieſem Argument
vns iſt angezeiget worden, wie alle arme Sünder fich zu
Gott befehren , vnd an Gottes Gnad vnd barmherßigkeit
nicht verzagen noch verzweiffeln ſollen , vnnd auch wie wir
wider des Teuffels eingeben , der vns gern einen ſchreck:
lichen Richter fürmahlen thut, mit der Bekentnus vnſers
Glaubens an Chriftum fteiff und veft halten ſollen. So
werden vns in dieſer gegenwertigen Hiſtorien des ver:
zweiffelten Doct. Faufti , ferner zwey ftüdlein beygebracht
die wir fürßlich wollen durchgehen. Erftlich, wie Doctor
Fauſtus ro gar verzweiffelt an ſeiner Seligkeit fey , vnd
das er ſpricht, Er empfinde und fühle ſchon den zorn Got:
tes, auch Angſt, Marter, Quale, pein der Hellen . Daraus
wir ſollen lehrnen, wie es ein geſtaldt mit den verdambten
habe, was marter vnnd qual in der Helle fey. Zum an:
dern, was die Chriſten zu troft dargegen zu behalten has
ben, was die Auſſerwehlten vnd Seligen für freuwd vnd
ewige ruhe in jenem Leben beſißen und haben werden .
711

Zum erften zeigt die Beilige Schrifft flärlich an , was für


ein erſdredlichs vrtheil und Sentenß die verdambten wers
den außſtehen und anhören müſſen. Dann ſo bald ihr
ende daher rüdet , und fie den Tod für ihnen ſehen , da
laſſen fich die böſen Geifter finden mit ihrer grawſamkeit
vnd ſchredlidem anſehen, vnd tringen hart auff den Men
Ichen, arbeiten auch, wie ſie den armen Menſchen in ver:
zagung ſtürßen mögen , auff das fie zur ewigen pein die
Leute in die Hell reißen. Dann , wie S. Bernhardus ſagt,
die böſen Geiſter befeßen vnſere Thür, auff das ſie warten
vnſer verdamnus. Anſelmus ſpricht: Es werden die
gottloſen mit ſo ſchwerer ſtraff getrudt werden , das fie
sveder Füſſe noch Hende , noch irgendt ein ander gliedt am
leib regen können, ſie werden ſo ſchwach ſeyn, das ſie auch
nicht werden einen wurm von ihren eigenen Augen thun,
man wirdt den gottloſen zu alle dem , das ihm nicht lieb
iſt, zwingen, vnnd von alen denen dingen abhalten , die
er gern haben wolte, vnd wird ein ſolche ewige zweytracht
ſeyn, das Leib vnnd Seel nimmer eins reyn mügen . Da :
rumb wann nun die verworffenen von der grawſamen
Marter auffgefreſſen reyndt , werden ſie in ihren ſtraffen
so groſſe wehetag klagen vnd leiden, das fie an nichts an :
ders , als an die Straff denden mügen , vnnd wirdt ibre
fürnemſte gedanden ſich allein dahin ziehen , da ſie die gröſ
Feften Schmerßen leyden , fie werden begeren zu ſterben,
und werden doch nicht ſterben können . S. Auguſtinus
dargegen zeigt an mit hoher flimm , vnd ſagt: 0 Todt
wie gros , vnd über die maſſen lieb werftu den , welchen
du bey ihrem Leben ſo bitter geweſen bift, fie werden ſido
nach dir allein ſehnen, die dich am befftigſten gebaſſet ha
ben . Der heilige Gregorius ſpricht, die Gottloſen bet
ten lieber ewig leben mügen, auff das ſie in Ewigkeit ge :
fündiget betten, darumb gebüret diß dem gerechten Richter,
daß fie nimmer ohne Marter reyndt , wie fie in dieſem
Leben nimmer ohne Sünde ſeyn wollen , vnnd weil ihnen
dann vmb deſſen willen, billig das Paradiß iſt zugeſchlor
ren, werden ſie mit vnauſſprechlichem fewr in alle Ewigkeit
gepeiniget. König Salomon, Sapient., 5., der redet auch
von der Verdampten gelegenheit , vnd zeigt an , wie ſide
712

die verdampten in jenem Leben in ihrem Berßen und ge:


danden beiſſen vnd freſſen werden , und ſpricht: Alsdann
wirdt der gerechte ftehen mit groſſer Frewdigkeit gegen die,
fo ibn geengftiget und ſeine arbeit verworffen haben, wann
fie dieſelben denn reben , werden fie grawſam erſchreden
für ſolcher ſeligkeit , der fie fich nit verſehen hetten , und
werden unter einander reden , das iſt der , den wir etwa
für einen ſpott hetten , vnd für ein höniſch beyſpiel. Wir
narren hielten fein leben für vnfinnig, vnnd ſein Ende für
ein Schande , wie iſt er nun erzehlet vnter die Kinder
Gottes , vnnd ſein Erbe ift vnter den Seiligen ? Weiter
werden die verdampten fagen vnd flagen , wir haben eitel
vnrechte und ſchädliche wege gangen , vnd haben gewan
dert wüfte und unwege . Aber des HERRN weg haben
wir nicht gewuſt, was hilfft uns nun der pracht , was
bringt uns nun der Reidthumb ſampt dem hochmuth. Es
iſt alles dahin gefahren wie ein Schatte, und wie ein ges
-
ſorey. Ephem. libr. de extremo iudicio , capit. 4 .
ſchreibt, daß in der Hellen keine Befentnus der Sünden
gilt, da hilfft auch kein beulen noch webeklagen, dardurch
des geftrengen Richters gefelletes vrtheil geendet wirdt, da
wird keine zeit gegeben, darinn man büſſen fonte, da kan
man aus der Verdamnus zum Ewigen Leben nimmermehr
kommen , ſondern da widerfehret den verdambten der ſchred :
lichfte Jammer und alle bitterkeit , die alle bußfertigkeit
vertreiben und verhindern , da ift ftetes für den verdambs
ten ihr gottlos Leben , das fie herter vnd grewlicher, dann
alle pein martert, ja ihr gewiſſen , das alſo mit marter
gepeiniget wirdt , bringet fie dabin, das ſie dieſe jämmer:
liche klage vnd wort führen : Ach webe , ach webe uns
armen , das wir dieſen Jamertag ftetes fehen müſſen , dann
wo allda der Sünder oder verdambter ſeine augen hin
wenden wirdt , ſo wirdt er betrachten vnnd beſchmerßen
ſeine verbrachte Mifſethat, vmb deren willen er ewige Pein
leyden mus. In Summa, es wirdt aud, in der Sell Teyn
( wie die heilige Schrifft , und der HERN CHriſtus ſelbſt
bezeugt) eine vnleydenliche felte , ein vnaußleſchlich Fewr,
ein vnſterblicher Wurm, ein vntreglicher Stand , erſchreck:
liche Finſternus, die man greiffen tan , eine ewige ruthe,
713

fin grauwſam geſicht der Teuffel, ein wüft der Sünden,


eine verzweiffelung alles guten , darumb die verlohrne in
fteter trawrigkeit vnd ſchmerßen ſeyn werden , mit weinen
der Augen, knirſchen der zene, geftand der Naſen , jammern
der ſtiinm , erſchređung der Ohren, zittern der Hende vnd
Füſſe, Eſaie 13. da wird lachen zu uerbeiſſen feyn.
ſagt Chryſoſtomus : Etliche vermeinen, ſo ihre verdamnus
fühlen , wann fie nur der ewigen Straff entfliehen möchs
ten , wolten ſie gern des Himmels entperen , und wiſſen
wol, daß das viel ein gröſſere plage rey , von dem Ange :
richt vnd Reich Gottes geſcheiden ſeyn , vnnd der Gnade
vnnd güte abgeſondert werden , die den außerwehlten be:
reitet , dann bey den verdampten wohnen : Iſt das nicht
erſdredlich zu hören ? Ich kenne vnnd wil ewer nicht. Für:
war man ſolte lieber zehn hundert tauſendt mahl in dem
abgrundt der Hellen fißen, dann dieſe wort von dem Sohn
Gottes hören. Wehe vns, ſo wir nicht dieſe widerwertig.
keit betrachten , und die Qual und pein der verloúrnen er :
wegen, ſondern gehen in rewloſer ficherheit ohne alle forge
dahin, achten vnſer Seelen heyl wenig, ia wol gar nicht,
vnnd gaffen nur auff die Welt vnd derſelbigen verdambte
wolluft, vnnd zergengliche güter, fallen darüber Hals vnd
Kopff in des Teuffels Rachen, da ein jeglicher fich für
ſeinen Nechſten entſeßen wirdt, vnnd ihre angeſichter vers
brenndt, vnnd von rauch ſchwarß reyn werden, wie dann
Baruch am 2. ftehet. Wie ein großer Jammer vund
berßleidt in der Hellen ſeyn mag , fas fan ein Chriſtlich
berß leichtlich aus dem zeenklappern, heulen vnnd weinen ,
auch aus der begird und wünſchung des Todts, vnd ders
gleichen ermeſſen , und iſt in der offenbarung Joh. zu ſehen ,
der da ſpricht : fie haben vor groſſen ſchmerßen ire zungen
gefreſſen, und Gott vor grofſem berkleydt geſchmebet. In
den tagen werden ſie gern fterben woúen, vnd mügen nicht,
fie werden ihnen den Todt wünſchen, aber der Todt wirtt
für jhnen fliehen . Vnd S. Chryfoftomus ſagt ferner
vnd fraget, was wollen wir dar thun , oder antworten,
da nichts dann ein zetergeſchrey und heuien ſeyn wirdt ,
vnd feine hülff nod troft befunden ? ſondern die ſtraff vnd
pein täglich gröſſer vnd gemehret werden, und iſt nimmer
1714

fein auffhören, das iſt, ich weiß nicht wo oder wann, da


werden wir nichts ſehen dann Hender vnd Teuffels Knechte,
grauwſam geſicht, kein Liecht noch glanß, weder Lufft noch
dufft, was da für ein grauwen , fordt, zittern vnnd za:
gen : Item , entreßung des Leibs vnd gederm ſeyn werden,
möchte ich bey dieſem Leben gern bören , die ohne allen
zweiffel kein Orator mit ſeinem reden erreichen wirdt.
Amandiffeus, der erzehlt ein klag von den verdampten,
die ich zum beſchlus beſchreiben wil. O jammer vnd not ,
D Het vnd Todt , o Elendt one ennt , ofterben one
fterben, alle ftundt fterben , und doch nimmer fterben , o
fcheiden , wie thuſtu webe , o Hende ſchlahen , D griß:
gramen, feuffzen vnnd weinen, 0 immer beulen vnd ruf:
fen, vnnd nimmermehr erhört werden, vnſer Augen mögen
nimmermehr anders reben , denn angſt vnd noth , unſere
Ohren nichts anders hören, denn ach und webe , o ihr
Berg vnd Thau was verzieht ihr , was halt ihr ſo lang
auff, warumb bededt ihr vns nicht für dem jämmerlichen
vnd grauſamen anblic ? O leider dieſer und jener Weldt,
wie biſtu ſo vngleich, o gegenwertige freuwd, wie blen
deftu , wie treugeftu . Ad und webe , das wir von Gott
on allen troft vnd zuuerſicht müſſen geſcheiden ſeyn , wir
begerten nichts liebers , dann wann ein mühlſtein ſo breit
were als alles Erdreich , onnd vmb fich alſo groß , das er
den Himmel allenthalben berürte , und keme ein kleines
Vögelein , je vber hundert tauſendt Jar einmal, ond bolet
von dem Stein ſo gros als ein Senffförnlein , vnd ober
hundert tauſent Jahr aber ein , und ſo fortan , bis der
groſſe Berg hinweg getragen wirdt , nichts liebers beger :
ten wir verdampten , dann das vnſere Ewige Marter als
dann ein ende haben möchte. Aber das kan nicht ſeyn,
darumb iſt diß der Jamergeſang der verdamten , der da
forget auff die frewden dieſer Weldt . -
Dieſe betrach
tung von der Pein der Verdambten ſollen eigentlich die
frommen Chriſten wol zu berßen und gemüth führen , da:
mit man in der Seelen Heyl und Seligkeit ſorgfeltig rey.
Dann was iſt beffer in dieſem Jammerthal , dann uns
ſelber erkennen , vnnd unſere Sünden und Miſſethat be :
weinen , vnd Gott offt bitten , das er vns vnſere mängel
715

und etende gebrechlichkeit verzeihen wollte , dann in allem


vbel vnſer Leben zubringen und in die Ewige Finſternus
verſtoffen werden ? auff das wir in der furßen zeit und
in dieſem Jammerthal durch die Buß vnnd Bekerung zu
Vergebung unſer Sünden und des gewiſſens troft kommen
mögen. Darumb beweine adhie deine Mifſethaten in der
kleinen zeit, das du dort nicht zu ewigen zeiten , heulen
vnd zenenklappern dürffeſt : Demütige dich hie, weil du
zeit und raum haft, das du nicht in die ewige Finſternus
genidriget, vnd in den Sumpff der würmer gefangen vnd
geworffen werdeft. Sehlig ift der , welcher hie auff Er:
den wol betrachtet , wie er an jenem tage für dem ges
ſtrengen Richter beftehen , und wirdig befunden werden,
dem srtheil Gottes über die verdambten entfliehen , vnnd
die vnuerweldliche Krone der Ehren , ewiger freuwden und
Seligkeit erlangen wolle. -
Zum andern Stück, wollen
wir auch hören, von der Ewigen frewde der Auſſerwehla
ten vnd ſeligen . Es hat der fandt der feligen nach dies
fem Leben , in der heiligen Schrifft viel nahmen , als :
das Ewige Leben , Johan. 3. vnd 6. und ſonſten an an:
dern orten. Bißweilen auch das Reich des Vaters, Matth .
25. das Himmelreich Matth. 5. 6. 7. 19. das Reich Got:
tes Matth. 21. das Reich des HERRN, Matth. 25. der
Schoß Abrahe Luce 16. das Paradiſ Luce 23. die ewigen
bütten Luce 16. das Haus des Vaters CHRISTI, Žo:
han . 14 . Hierauff ift die frage, wer in ſolches Leben
gehöre und darinnen ſeyn werde ? Das bezeuget CHris .
ftus der HERR, vnfer Heylandt vnd Seligmacher, welcher
iſt der Weg , die Wahrheit vnnd das Leben , nemlich der,
Matth. 7., der da thut, ſpricht CHriftus, den willen mei:
nes Vaters , der im Himmel ift , auch alle, die an mich
glauben, die werden das Ewige Leben haben, Joh. 3. 5. '
6. Cap. Matth. vltimo , wer da glaubet vnnd getaufft
wirdt, der wirdt relig. So danndie Auſſerwehlten vnd
ſeligen das Ewige Leben befißen , ift die frage bergegen,
was ihr weſen , frewd, vnnd ergeßlicheit darinn ſeyn mag ,
darüber- gibt antwordt der heilige Bafilius , und ſpricht :
In dem ewigen Leben werden wir heuffig ſeben , viel tau
ſend Engel zuſammen kommen, vnnd geſprech mit den er:
716

ften Eltern haben , da werden wir ſehen die Stüle der


Apoftel, Richter Stuel der Propheten , Scepter der Patri:
archen , Kron der Merterer, Lobgefäng der gerechten. Je
doch ſagt S. Bafilius an einem andern orte, Menſchlicher
verftandt kan nicht erlernen noch ergreiffen , wie es in
jenem Leben werde zugeben , vnnd was für Herrlichkeit
an uns auda wirdt offenbaret werden . Dann da ifts, das
kein Auge geſehen hat, kein Ohr gehöret, in keines Men:
Ichen Herz kommen iſt, welches Gott bereitet bat denen ,
die ihn lieben. -
Ephrem. libr. i de compunctione
cordis , cap. 8. fagt: liebe Brüder , weinet vnnd feydt
trawrig für den Angeſicht des HERRN , das ift, tragt
ewer Creuß vnnd Leyden mit geduldt, auff das er vns
frölich mache in ſeinem Reich , in dem vnuergenglichen
ewigen Leben, da alle Schmerßen, Trawrigkeit vnd Seuff
Ben werden auffgehoben ſeyn, da man keines weinens noch
keiner Buß bedarff, da keine forcht noch zittern iſt, vnnd
kein Todt, und kein verderbnus iſt , da fein widerſacher,
kein feindt ift, da keine verbitterung iſt eines ewigen Vn
gehorſams , kein zorn , kein zand , kein baß , keine feindt
ſchafft, ſondern nichts dann eitel Freuwd, wonne vnnd ju
biliren , vnd ein tiſch voller Geiſtlicher Speiſe, welchen der
HENR bereitet hat denen , die ihn lieben. Caſſiodo
rus : Die Einwohner und mitbürger der höchften ftadt,
das ift, des Himmels, werden in ewiger Frewd mit den
Engeln leben, und ſichtlich anſchawen die Herrligkeit Gottes.
S. Gregorius ſpricht: In der andern zukunfft wird
feyn eine einhellige gemeinſchafft der Himmliſchen Bürger,
gewiſſe vnd vntriegende frölichkeit, gute ruhe vnnd warer
friede. Anshelmus der redet gar ſchön und ſagt : mit
dem Himmelreich hat es diefe geftaldt, das dieſelbige Se
ligkeit vnd herrligkeit keines fterblichen Menſchen Uug kan
reben, fein Ohr hören , das du aber etwas mögeſt dauon
können betrachten , welcher dahin wird eingenommen wer:
den, was er wirdt wollen , das wirdt ſeyn im Himmel
vnnd auff Erden, was er aber nicht wirdt wollen, kan auch
weder im Himmel noch auff Erden ſeyn . Dann da wird
eine ſolche Liebe zwiſchen Gott vnnd den fehligen Men:
fchen ſeyn , das eines das ander brünftig wirdt lieben ,
717

wie fich ſelber, ynd doch allzeit Gott mehr lieben , dann
fich ſelber , derhalben wirdt auch keiner etwas wollen , dann
was auch Gott gefellig, und was einer wil, werden fie alle
wollen, und was fie ale wollen , wirdt auch Gott gefellig ſeyn
und wollen . – Iden, die dinge, Yo Gott der HERR bereitet
hat denen, die ihn mit reinen herßen lieben, feyndt ſo groß,
so hoch, ſo geiſtlich, die kein Aug geſehen, kein Ohr gehört, kein
herß je vernommen , wie hoc vnd gros fie ſeyn werden,
fein Auge hat fie geſehen, dann fie haben keine farb : fein
Dhr geböret, dann fie geben keinen klang oder laut von
fich : fie ſeyn in feines Menſchen Herß komen , dann es
iſt kein Menſchlicher ſrrdiſcher gedanden . Aber einhellig:
lich und in kürße daruon zu ſchreiben , vnnd wie es die
heiligen Lehrer kurß verfaſſet haben , ſo iſt es mit den
Auſſerwelten vnd feligen alſo geſchaffen , das , wann fie,
wie Sanct Paulus 1 Theſſal. 4. fagt , dem HERRN in
den Wolden entgegen in den lüfften kommen ſeyndt, wer :
den ſie bey dem HERRN allzeit ſeyn , und werden ſich
mit aller frewdigkeit verwundern , von wegen der Herr
ligkeit Gottes angeſichts, und des Himmels und der Engel
ſchönheit , auch ihrer eigenen Leiber klarheit. Die Auſſer
wehlten Gottes des HERRN werden die güter haben des
ewigen himmliſchen Vaterlandts, als des Leibs Schönheit,
gedwindigkeit , fterd , freybeit, geſundtheit , wouluft , und
die ewige beiwohnung der gerechten, ja die Schönheit und
klarheit der Auſſerweblten , die wirdt fiebenfeltig vbertrefa
fen den Schein der Sonnen, derer glang ihnen auch ver:
glichen wirdt , wie die heilige Schrifft bezeuget , die Ges
rechten werden ſcheinen, wie die Sonn, in dem Reich des
Vaters, vnd ſo ſchnell vnnd geſchwindt ſeyn, das fie den
Engeln Gottes gleich geachtet werden, die von dem Him :
mel zu der Erden, vnnd von der Erden zu dem Himmel ,
wie man einen Finger wendet, fallen und fliehen , derglei:
den geſchwindigkeit in der Sonnen ſtrahlen man zu ſehen
pflegt, die da bald wann fie auffgehet, vom Auffgang bis
zim Nidergang geſehn werden. Das wir alſo in dem ein
boffnung haben, das vnſer geſchwindigkeit nicht önmüglich
reys. Dieweil die dinge, welche ein Leben haben, viel ges
fchwinder ſeyn, dann die, in welchen keins gefunden wirdt.
718

Es Fewege ſich eine auſſerwehlte Seele , verkehre rich wie


fie wolle, das nicht baldt alſo geſchehe, vnnd von ftadten
gieng, vnnd werden auch nicht gröſſere mühe noch arbeidt
haben, dann wir jeßundt in der bewegung unſerer Augen.
Die Sehligen reyndt auch alſo begabet mit weißbeit,
das es nichts fey, das ſie nicht wiſſen onnd thun wollen
oder ſollen, das fie auch nicht konten. Auch werden ſie
einander alle erkennen mit nahmen , ob ſie ſchon in dem
vorigen Leben einander nie haben geſehen. Die Herßen
der Außerwehlten werden mit Liebe vnnd Freundtſchafft
ſo erfüllet ſeyn , das keins dem andern je etwas wolte
zuwider reyn; fürnemlich , dieweil wir alle ein Leib reyndt,
ond Cyriftus vnſer Haupt, der ſelber Fried genennet wird,
vnd werden alle erfrewt werden, als die glieder eines eis
nigen Leibs, die an einander hangen , derhalben du alle
auſſerwehlten lieben wirſt, als dich ſelber, und ſie wide:
rumb dich. Dergleichen die geſchwindigkeit des Leibs ,
der wird alſo krefftig vnnd farct ſeyn , wie du fiheft in
der bewegung der Augen, das ein blick den andern folget,
dann wohin du deinen willen keren wirft, da wirſtu ger
genwertig erſcheinen und ſeyn , der Wide Gottes wird
dich nicht verhindern , den du mit allen Aufſerwehlten einig
haben wirft , fürwar du wirft nichts begeren noch wölleil,
das du nit fönnen oder verbringen mochteft, dieweil du
den Admechtigen Gott felber haben wirft, in allem dzinem
fürnemen. Darumb fo du eine folche gewaldt wirſt bas
ben, ſo wirdt die Ehre Gottes auch nicht auſſen bleiben,
fondern von dem ganzen Himliſchen Heer hoch vnnd wir.
dig geachtet werden , vnd mit inen Gott ohne auffhören,
loben, preiſen, ja ſchreyen mit Cherubin und Seraphin :
Heilig, Heilig iſt unſer Gott, der HERN Zebaoth, reine
Ehr die gange Welt erfüllet hat, immer vnd Ewiglich. –
D. Luther feliger ſpricht, wann ein Menſch frölich iſt, ſo
erfrewet ihn ein klein Blümlein , ein ſchönes Blümlein
oder reißlein, wann er aber trauwrig ift, ſo scarff einer
fchier keinen Baum recht anſehen . Himmel und Erden
wirdt verneuwert, und wir gläubigen werden auzumal
ein hauff reyn , wann wir hie alle eins weren , fo were
groſſer Friete vnter vns , aber Gott machts anderſt, das
1719

fichs hie und dort ſperret, auff das wir vns rehnen und
feuffßen nach dem zukünfftigen Vaterlande, vnd alſo dieſes
müheſeligen Lebens vberdrüſſig werden. Item, fou nun in
ten auſſerwehlten freuwd ſeyn, ſo mus in den verdamten
tie höchfte trawrigkeit ſeyn. Ein rauſchend bladt hat keine
hörner, wann habt ihr gehöret , das ein rauſchendt bladt
einem ein loch in den Kopff geſchlagen oder geſtoſſen hat ?
gleichwohl erſchredet ein gottloſer vnd vngläubiger darfür,
sin Chrift aber nicht, dann in CHriſto hat er fried, dar
gegen haben die gottloſen keinen fried . Die Auſſer
weblten aber werden gang vollkomlich ſeyn , wann fie
ſagen werden zu einem ziegelſtein, das ein Smaragd dar:
aus werde, ſo wirdts von ſtundtan geſchehen , vnnd was
wir jeßt gern ſehen, vnnd ſeyn wollen , das werden wir
tort ſeyn , wo die gedanden werden ſeyn , da wird der
leib auch feyn. In dieſem Leben iſt der Leib dem willen
gehorſam , was der Wit erkendt vnd erweblet, das mus
der Leib folgen , es ſey gudt oder böß , vielmehr wirdis
im zukünfftigen Leben geſchehen, da der Leib wie ein pflaume
feder leicht wirdt ſein, das er dem willen leicht folgen kan,
ta werden die Augen und Wimpern glenßen wie fein Sik
ber, dieſe Gliedmaſſe vnd Finger, ſo wir jeßt haben, were
ten wir wider haben, aber in einer andern geſtaldt, auffs
aler klärefte, vnnd alles, was jeßundt alhie ſchon iſt, das
wirdt dort zu rechnen nichts ſeyn, wir werden alles haben ,
was wir jeßundt gerne haben wolten , nemlich, gerechtigs
feit, Fried, Freuwd, Seligkeit, 2. Vnnd werden frey vnd
vberhebt feyn aller Krandheit, feuchen und vnglüd.
Auff ein ander zeit redet der Herr Doctor Luther alſo :
Ein groſſer glaub ift es, das zu glauben feyn ſolte , das
Unſer ſchwacher und ſchwerer Leib , fou ſo behend vnnd
burtig, beweglich und ſchneû werden, ich glaub es ſchwech:
lich, der Bapft und die ganße Welt glaubts nit, wir, die
wir rechte Chriften vnnd Gottfürchtig reyndt, werden das
Liecht ſehen, den Schöpffer Himmels und der Erden , da
wirdt ſolche frewd ſeyn, das vns eſſen, tringen , ſchlaffen,
vnd alles , was wir hie haben müſſen zur Leibs notturfft,
gar vergehen wirdt. Es wirdt gar ein ander Leben reyn.
Wir würden ſonſten den Himel in vier jaren vou Tohmeiſs
jen , da werden wir die Tahler vnnd Gülden anſpeyeit,
720

dann ſo wir folde luft vnnd freuwd aus Creaturen bas


ben , nemlich, am geldt, an der Sonnen , Sternen, 1. was
wirdts dann werden , wann wir werden GOTT anſchau:
wen von angeſichte zu angeſichte ? Vnd Anno 38. den
7. Aug. als er krandheit halben nider kam , ſprach Doct.
Luther zu denen , ſo vmb in waren : Ich bin zwar dieſe
Krandheit vber hart danider gelegen, vnd habe Gott mein
Leben befohlen, mir iſt aber gleichwol dieſe zeit in meiner
ſchwachheit viel eingefallen , das ich gedachte. Aber was
wirdt doch das Ewige Leben reyn , was werden wir für
freuwd haben , wiewol ichs gewiß bin, das alles, das vns
durch CHriſtum geſchendt, nun albereidt vnſer iſt, weil
wirs glauben, wirdt aber etwan offenbaret werden. Hie
Rollen wirs nicht wiſſen, wie die Schöpffung der neuwer
Welt wird ſeyn , fintemal wir auch nicht begreiffen noch
verſtehen die Schöpffung dieſer Welt vnd der Creaturen.
Das trauwe , glaube und weiß ich , das mein Gott und
HERR wol ſebe vnnd wiſſe, wo mein Seelichen bleiben
fold , der ſo ſorgfeltig für daſſelbige geweſen iſt, das er
ſein eigen leben gelaſſen hat, auff das er meines errettet,
der fromme Hirte vnnd trewe Biſchoff unſerer Seelen, ſo
an ihn glauben , dann er wirdt nicht am erſten an mir
anheben vnd lernen, wie er die Seelen, ſo ihm vertrawen,
verſorgen, pflegen vnd verwaren ſoll . Ich laſſe mich ges
nügen , das ich weiß , das in meines Vaters hauſe viel
wohnungen reynd, wie Chriſtus ſpricht. Vnd der Apoſtel
Philippus ſagt zu dem HERRN Chriſto: Zeige vns den
Vater, ſo genügt uns. Bey dieſer begnügung bleibe ich,
dann das wirdt vnſer ſehr lieblich obiectum ſeyn, damit
wir werden genug zu ſchaffen haben.

Das Vierzehende Capittel.


D. Fauftus, als er ſeiner Seligkeit halben in verzweiffes
lung gefaüen , unterſtebet fich, die bandt an fich zu legen,
damit er feines böſen Gewiſſens abkommen möchte.
Doctor Fauſtus , als ein verzweiffelter, verſtocter
ynnd hartnäckiger Menſch, beharret ſteiff in ſeinem für
S720
1722

1724

1
.

0
EL

11730
1
721

nehmen . Das nemlich die Seligkeit an ihm fer gang


und gar verlohren. Derhalben als gute Herrn zu ihm
Famen, ihn vmbzuwenden , und mit im ganz freunde
licy handelten vnd diſputirten , antwortet er : Ihr liebe
bekante und vertrauwte Herrn , ich thue mich gegen
cud; ſo hoch und viel bedancken , als ich immer kan,
Das ihr zu mir demütig erſchienen feydt, und mich noch
zuilegt habt viſitiret. Eſſen vnd trincken , vnnd alles,
ivas mein vermögen am beſten iſt, will ich euch von
ljerzen vergönnen vnnd aufftragen , dauon jhr mit mir
Tollet frölich vnnd guter ding feyn , allein eines bitte
ich auff das höchſte, warumb ihr zu mir ſeydt fom
inen, als, das ihr mit mir viel wollen diſputiren aus
der heiligen Schrifft, wie ich inöchte bekehrt wund ſelig
werden , dieſes ewer fürnemen wollet anſtehen laſſen ,
vnnd folches vnter die band ſchieben , wiewol ich be
fannen mus, das ihr es trewlich, hertlich vnd gut mit
inir meynet. Aber rund bekendtlich heraus zu ſagen ,
ſo werdet ihr nichts an mir gewinnen, dann ich habe
mein Leib vnnd Seele ſo hoch verpfändet, das ich das
raus nimmermehr kommen kan, vnnd derhalben ich am
wenigſten nicht fan hoffen , das ich meiner Seligkeit
gewiß bin . Bitte derivegen , laſſet mich ewers fürha
beno vnbekümmert, redet von einer andern Matery, von
dem Eſopo , oder von dem Venus - Berge , da wil ich
gerne zuhören , eſſet vnnd trincket , feydt mit mir frös
lich vnnd guter dinge. Darumb, was einmahl verloh,.
ren iſt, kan man nicht wider bringen. Als nun dieſe
gute Herrn ſolche ernſtliche Wordt von dem Doct.
Fauſto höreten , erſchrackenfte hefftig , vnnd fabe je
einer den andern an , möchten weder effen noch trins
den, und gingen wider zu hauß. - Da ſolchs Doct.
Fauſtus fabe, wardt er heftig bekümmert, derhalben
11 . 46
722

fleng er mit ihm ſelbe an zu siſputiren : Ach du leis


biger Sathan , Irie hoch haftu mid ) eingenommen , das
ich alſo mus dein Leibeigener Dienſtknecht ſeyn , vnnd
nicht von mir haben wilft , das ich doch Troſt vnnd
Heyl bey frommen Leuten ſuchen ſoll, dieweil ich dann
alſo empfindtlich in diefem Leben die Enige Qual an
mir trage , vnd mich deſto herter auffhelſt , in dim ,
Daß du mir glauben halten willeft , die vier vnnd
zwanßig verſprochene Jahre zu leiſten , vnnd die mir
nun in meinem groſſen Gewiſſen zu lang reynd , vnd
fieber eher wolte ſterben , dann ſo ſchwerlich dieſen na
genden Wurm tragen, dann du verlogener Teuffel, bu
baſt mir anders verheiffen . Nemlid , das ich in dies
ſem Leben biß an das ende mit frölig feit mein zeit
vnnd Leben ſolte zubringen , ſo befümmerſt du midy
mit meiner Seligkeit, ſperreft mir darfür die Helle auff,
vnd wann ich ihm nachdencke , vnd es je ſeen muo,
wolt ich ſchon lieber darinne ſeyn , dann lenger alſo
leben. Derwegen habe ich mir ein anders fürgefeßt ,
meinem betrübten herken ein ende vnd linderung zu
ſchaffen , das ich mein ende vnd ziel nicht erwarten
wil, biß du dein mütlein an mir genugſam wirft er
füllen. -- Auf folche rede gang raſendt , erzürnet er
fich , ergrieff ein Meſſer , und wolte ſich damit ſelbe
entleiben , es waren ihm aber ſeine hende ſo hart ge
halten, das er ſte nicht regen kondte, die that zu vol:
lenführen , er meiſtert und arbeitet fidy auch ſo ſehr,
das er darob gang an Arm unnd Beinen lam war ,
vnnd faget darauff: Pfui du ſchendtlicher Teuffel, wie
lange wilftu mich armen und verdampten Menſchen
noch auffhalten , vnnd weinet vnnd flehet darob gang
bitterlich .
723
Er inner un g.
Es ſeyndt vns bißhero eiliche Diſputationes fürgefallen ,
wie offt und vielerley weiſe der verfluchte Teuffel den
Doct. Fauftum hat angegriffen, mit ſeinen fewrigen pfei
len , als mit der Verſehung Gottes. Baldt feßt ihm der
Teuffel noch mehr zu , das er endlich ganß erſchredlich das
bin fellet, vnd gereth in ſolche verzweiffelung, das er nicht
anders kan ſchlieſſen , er rey von Gott verſtoſſen , die
Barmherzigkeit Gottes Fey an ihm gang verlohren , er en :
pfinde ſchon die Hell , die Qual vnd pein , wie alle vers
dambten. leßlich ſo wil er feiner Seligkeit halben weder
büiff noch raht zu ſeiner bekehrung Hören noch annemen ,
vnd dieweil ihm ſein bös Gewiſſen vnnd der Teuffel 10
bart zuſeßt, trachtet er, wie er ſelbſt ſeine mörderiſche hende
an ſich legen möchte , ſich zu tödten . Diß iſt ein ſehr
erſchredlid Erempel, daraus man rod rebrnen , das man
wider Gottes Wort und das Gewiſſen nicht handele, vmb
zeitlicher Ehre, narung vnnd woluſt willen . Das gewiſ:
fen wachet endtlich auff, vnd plaget folche gottloſe Leute
zum grewlichſten . Solchs ſiehet man auch an andern meh
ren . Man hat faſt ein gleiches Erempel am Franciſco
Spiera , welcher von der erkanten wahrheit vmb des zeit:
lichen willen war abgefallen . Aber , wie grewlich plaget
ihn bernach ſein Gewiſſen ? es gieng ihm eben wie Fauſto,
das er ſich ſelbſt wolte ermorden , nur das er von der
innerlichen qual möchte erfreyet werden , vnd ließ ſich be
dünden , das der hellen gludt ſo gros vnd greuwlich nicht
reyn fonte, wie die gegenwärtige war, ſtarb auch vberaus
kläglich.

Das Fünffzehende Capittel.


Wie der Teuffel dem D. Fauſto rein leßtes Ende hat
auffgetündiget.
Das Stundglas hatte ſich vmbgewandt, war auß
gelauffen , die 24. Jahr und wenig darüber, des Doct.
Tauſti zeit vnnd endtſchafft ſeiner verſprechung vnd obe
724

ligation rücfte baher , vnnd erſchien ihme der Teuffel,


wie anfenglid , als er mit ihm einen Bundt auffge=
richtet, in ſolcher grewlichen geſtaldt, zeigete ihme den
Brieff , darinnen er ſich mit ſeinem eigen Blute, ſein
Leib und Seele verſchrieben hatte, mit anzeigung , das
er auff die ander Nacht ſein verſchrieben Pfandt holen
vnd hinweg führen 'wolte, deſſen ſolt er ſich gänglich
verſehen . Darob Doctor Fauſtus herplich erſchrad,
dann es war ihm nicht anderſt, als wie einer miſs
thetigen Perſon, ſo ſchwerlich gefenglich iſt eingezoger,
ter trachtet und bedencket alsdann erſt ſeine begangene
that , und was ihm darüber entſtehen werde , darnach
ſo. man vber ihn judiciret hat, kompt der Richter vnd
ſpricht ihm das Leben ab , da kompt dann das böſe
Gewiſſen . Alſo geſchach dem D. Fauſto auch , er wuſte
ſein nahend beſtimpte zeit , was gedancken wirdt er zu
Der zeit geführet haben ? Jekundt kommet der Teuffel
und machet ihm das Item , vnd verkündiget ihm den
Teuffeliſchen gruß, darinnen begriffen iſt die ewige Buſſe.
Darauff verſchwand der Teuffel. Da fam das Pönis
tere, die Reum , furcht, zittern, zagen vnd ſeines Hergens
Angſt an ihme, wandte fich hin und wider, klaget fidh
felbeſt an , feines abſchewlichen und grewlichen falls,
vnd weinet , zabelt , focht, fchrye vnd wütet die gange
nacht. In ſolchem jämmerlichen fandt vnd weſen ers
ſchien jhme fein Geiſt Mephoſtophiles zu Mitternacht,
ſprach ihme freundtlich zu , tröſtet ihn und ſprach :
Mein Fauſte, fery doch nicht ſo kleinmütig, das du ſo
zeitlich von hinnen fahren muſt, gedence doch , ob da
ſchon deinen Leib verleureft, iſts toch noch lange da
hin , das du für dem gericht Gottes erſcheinen und
kommen wirſt, du muſt doch ohne das ſterben, es ſey
vber kurß oder lang, ob du gleich viel hundert Jar les
725

ben mögeſt, vnd ob du ſchon als ein verdambter ſtirs


beſt, du biſte nicht allein , biſt auch der erſte nicht,
gedence an die Heyden, Türden und andere vnchriftliche
Völcker, die in gleicher verdamnus bahin ſterben , weiftu
doch noch nicht, was für ein Vrtheil du zu gewarten
habeſt, ſey beherkt vnd vnuerzagt , dencke an die vers
beiſſung des Teuffels, der dir verſprodien hat , er wolle
dir ſtählin Leib vnd Seele geben, und ſolleſt nicht ley=
den wie die andere versambten . Mit ſolden und ans
dern reden wolte der Geiſt jhn beherßt machen vnnd
ſtercken . Da nun Doctor Fauſtus ſahe, das dem
nidit anderſt war, vnd daß der Teuffel ſein vnterpfandt
nicht dahinden würde laſſen , und er es mit der haut
muſte bezahlen , gebet er darauff zu ſeinen vertrawten
Geſellen , Magiſtris , Baccalaureis und Studenten , die
ihn zuvor offt daheim hetten beſucht, die bittet er, das
fte mit ihme in das Dorff Rimlich wollen ſpaßiren
gehen, dann er hatte allda eine ſtattliche Mahlzeit laſ
fen zurichten. Die ſagten jhme ſolche bitte zu , giengen
alſo mit einander bahin , nahmen die Mahlzeit ein,
dann Doctor Fauſtus hatte dieſe Mahlzeit gar föſtlich
angeridytet mit Speiß vnd Trand. D. Fauſtus ließ
fich im wenigſten auch nicht mercken einiger Trawriga
Feit noch Schwermuth, ſondern war frölich mit jhnen,
gelangt auch widerumb ganz bittlich an fie, daß ſie
wolten dieſe Nacht bey ihm bleiben, und mit ihme auch
zu nacht eſſen , er müſte ihnen , wann die nacht hers
rückte, etwas hoch und wichtiges fürhalten, das wardt
ihme widerumb zugeſagt.
Er inner un g.
Es ſeyudt in dieſer obgemeldten Hiſtorien etliche ſtüds
lein zu merden : P18, da in der Geiſt will tröſten , er
726

rolle ſeine Kleinmütigkeit fahren laſſen , vnnd ob er fchon


der Ewigen verdamnus gewärtig feyn müſſe , ſo ſterbe er
gleichwol feßundt dahin , aber er werde unter der Erden
noch wol gute ruhe haben , bis die Zeit erſcheine , da er
mit andern verdambten vor dem Richterſtuel GOTTES
erſcheinen werde zc. Darauff folget die frage , wie es
geſchaffen werde ſeyn mit den verdambten Gottloſen , fo
in ihren Sünden geſtorben feyndt. Das zeiget der HERR
CHRJſtus an, Johan. am 5. Capittel. ob ſchon , wie der
Teuffel will anzeigen , ſolche ſterben , ſo werde aber den:
noch eine Stunde kommen , das alle die, ſo in den Grebern
feyndt , werden die Stimm des Sohns GOTtes hören,
vnnd werden herfür geben , die guts gethan haben , zur
Aufferſtehung des Lebens , die aber übel gethan haben,
zur Aufferſtehung des gerichts. Sanct Paulus ſagt No:
man . 8. Cap . Wo man nach dem fleiſche leben werde, ſo
werde man in den Sünden fterben , das iſt, nichts anders
baben ſie hernach zu gewarten , dann das , Yo fie zeitlicy
begangen haben. Vnd in der Offenbahrung Johannis
am 20. Cap. wardt der falſche Prophet nach ſeinem ab
ſterben mit dem Teuffel in den fewrigen Teich vnnd
Schweffel geworffen, die würden gepeiniget tag ond nacht,
von ewigkeit zu ewigkeit. Luce am 16. Cap. war der
reiche Mann nach ſeinem Todte in der Hell , ſabe den
ſtandt der Seligkeit des Lazari 2c. Da belt die heilige
Schrifft uns ein anders für, nemlich , ob fie ſchon von
hinnen ſterben , ſo rey doch die Seele unſterblich , und
erwarte des ſtrengen gerichts Gottes mit groſſer klage
vnd aller erſchrecklichen Pein. Alſo auch Deut. 16. ſtehet
geſchrieben , das Korah , Dathan vnd Abiron lebendig
hinunder in die Hell gefahren ſeyn. Daraus folget, das
der gottloſen Seelen in der verdamnus leben. In ſumma,
die Gottloſen haben keinen troft , noch irgendt einen zu:
gang zum hoffen einiger Seligkeit. Darumb ſagt auch
der König Dauid , Pſalm 33. der gottloſen Todt iſt ein
böſer todt. König Salomon Prouerb. 11. ſo der gottloſe
ftirbt, ſo ift ſein Hoffnung aus , dann die hoffnung der
freveler iſt verderbnis. Syrach im 41. fagt: Alles das
aus Erden iſt , gehet wieder in die erden , alſo gehen die
727

gottloſen aus dem Fluch ins Verderbnis. Vnnd der Weiſe


Mann , Sapient. 4. Cap. Sie ſehen das ende des weiſen ,
vnd verſtehen nicht , was Gott mit ihnen fürgenommen
bat, vnnd warumb ihn GOTT hat laſſen ſterben , dann
fie ſahen vnnd verachten ihn , derhalben wirdt fie Gott
auch ſtürßen , das ſie nachmals auch (aber ohne Ehr)
ſterben werden , und wirdt ihr Ichmach und ſchand vnter
den todten ewiglich. Aus dieſen Sprüchen der heiligen
Schrifft ſehen wir klärlich , was die verdambten nach
ihrem abfterben zu gewarten haben , das alſo die Seele
unfterblich : Sehen dargegen , der gottſeligen Frewd vnd
ernftliche Fehnen , wann ihnen die Erlöſung vnnd ewige
ergeßlichkeit erſcheinen wirdt : Vnd das es falſch iſt, was
der Teuffel dem Doctor Fauſto eingebildet hat , das er
noch vbrige zeit genug haben werde, in ruhe ſeines ſterbens
zu erwarten, bis das allgemeine gerichte Gottes offenbahrt
werde , ſondern vielmehr das die gottloſen ruhen , in er:
wartung des geftrengen gerichts Gottes vber alle ver:
tambten. Und das dem alſo , lo bezeugen im Newer
Teftament die Euangeliften einhellig, das die Teuffel zu
CHRifti zeiten in die Menſchen vnd viehe gefahren ſeynd,
damit ſie doch ihrer pein etlicher maſſen erquicung haben
möchten , wie Matth. am 8. Cap. zu ſehen iſt , da die
Teuffel zu Chriſto (chreyen : Ach du Sohn Gottes , was
haben wir mit dir zu thun , du biſt berkomen, vns zu
peirigen ehe die zeit iſt.-

Weiter wirdt ons angezeigt,


da der Geiſt in ſeiner tröftung daherfehrt , vnnd dem
Doct. Faufto fürbelt , das , wann er gleich lange Jebe,
ro müfte es doch endtlich geſtorben ſeyn. Das ift gleich:
wol nicht ohn , dieweil der Ewige Gott das vrtheil ge :
fellet, das, welche ftundt der Menſo von den verbottenen
Früchten eſſen würde , er alsbaldt fterben folte. So ift
gewiß , das der fündige Menſch ſterben mus. Geneſ. 2.
S. Augustinus lib. 14. de ciuitate Dei : Vnde homo
viuens quasi continuè moritur. Vnnd ob gleichwol die
lieben Väter vor der Sindfluth lange gelebet, ſo ſaget
doch die H. Schrifft, das eines jeden alter ſo und ſo hoch
kommen , vnnd wann er ſein ganß alter erreichet, ſpricht
die H. Sdrifft ferner, das er fich niderlegte vnd ſtarly,
728

Gene. 8. Darumb fagt die Frauw von Thekoa, die Joab


der Feldthauptman zu dem König Dauid geſandt hat,
vmb fürbitt ſeines Sohns Abſolons, zu dem König : Wir
fterben des Todes, vnd wie das waſſer in die Erden vers
idleifft, das man nicht auffhelt. Alſo der König Dauid
vor ſeinem ende , ſprach in ſeinem gebeth : Wir reyndt
frembdlinge vnnd gefte für dir , wie unſer Väter alle,
unſer Leben auff Erden iſt wie ein Schatten , und ift fein
auffenthalten . Ach HERR lebr doch mich , das es ein
ende mit mir haben mus , und mein Leben ein ziel hat,
vnd ich dauon mus. Sihe, meine tage feynd einer handt:
breit bey dir , vnnd mein Leben iſt nichts für dir , wie
gar nichts feyndt alle Menſchen , die doch ro ficher ſeynd,
dann ich bin dein Pilgram , vnd dein Bürger, wie alle
meine Vätter. Laß ab von mir , das ich mich erquide,
che dann ich heim fare, vnd nicht mehr hie ſey. Im 102.
Pſalm : Meine tage ſeynd vergangen, wie ein Rauch. Und
der fromme Job , da er ſchwerlich von Gott beimgeſucht
war , betrachtet auch die mühſeligkeit dieſes Lebens , vnd
ſagt Job 3. Warumb bin ich nidt geſtorben von Mutter
leibe an , warumb bin ich nicht vmbkommen , da ich aus
dem Leibe kam , warumb bat man mich auff den Schos
gefeßt , warumb bin ich mit Brüften geſeugt, ſo lege ich
dod nun vnd were fill, ſchlieffe vnnd hette rube. Alſo
im 7. 8. 9. 13. 14. Pfalm . König Salomon im Bud
der Weißheit ſpricht: Es iſt ein furß vnd müheſelig ding
vmb vnſer Leben , und wann ein Menſe dahin ift , ſo
ifts gar aus mit ihm , obn gefehr ſeynd wir geboren ,
und fahren wider sahin, als weren wir nie geweſt. Vnd
im 7. Capittel : Ich bin auch ein fterblicher menfch, gleid
wie die andern, geboren vom geſchlecht des erſten geſchaffenen
Menſchen. Syrach ſpricht: Gedende, das der Todt nicht
ſeumet , vnd du weiſt ja wol , was du für einen Bundt
mit dem Todte haft. Item , was iſt der Menſch : wozu
taugt er : was kan er frommen oder ſchaten thun : Wann
er lang lebet , fo lebet er hundert Jahr , gleich wie ein
tröpfflein Waſſers gegen dem Meer , vnnd wie ein förns
lein gegen dem Sand am Meer , ſo gering reynd ſeine
Jahr gegen der Ewigkeit. Item, es ift ein elend jemmer:
729

lich ding vinb aller Menſchen Leben von Mutter reibe


an, biß ſie in die Erde begraben werden , die vnſer aller
Mutter ift. Tobias faget zu ſeinem Sohn Tobia im
4. Capittel. Wann Gott meine Seele wirdt wegnehmen,
jo begrabe meinen Leib. Alſo Abraham , Genef. 23. da
ſeine Haußfrauwe die Sara ftarb, kam er zu den Kindern
Seth, bath fie vmb ein begrebnus , und ſprach : gebt mir
ein begrebnus bey euch, das ich meinen todten begrab,
der für mir ligt. Genef. 35. Ifac war 180 Jahr alt,
nam ab vnd ftarb , und ward verſamlet zu feinem Vold,
alt vnd lebensſat, vnd ſeine Söhne Eſau und Jacob be:
grüben ihn. Gen. 25. ſagt die heilige Schrifft, Abraham
nam ab vnnd ſtarb . Gen. 49. da Jacob vollendet hatte
die geboth an ſeinen Kindern, thet er ſeine Füß zuſammen
auffs bette, vrnd verſchiede, vnd ward verſamlet zu ſeinem
Vold. Gen. 50. Ebre. 11. ſprach Joſeph zu ſeinen Brü
dern , ich fterbe , vnnd Gott wird euch heimſuchen , aus
dem Lande führen in das Landt , das er Abraham, Iſac
vnnd Jacob geſchworen hat , darumb nam er einen Eydt
von den Kindern Iſrael, und ſprach : Wann euch Gott
beimſuchen wirdt, fo führet meine gebeine von dannen ;
alſo ſtarb Joſeph. In ſumma , es mus geſtorben ſeyn ,
das feiner wirdt vberbleiben , wie auch wir Teutfcben
pflegen zu ſagen :
Vber hundert Jahr
Iſt vnſer weder haut noch haar.
Daraus dann zu lehrnen iſt , wie im Alten Teſtament
fromme , hohe , treffliche , anſehnliche Perſonen , Könige
vnd andere Gottfelige, ihr ende bedacht haben , das nem
lich, wann wir lange leben, das wir endtlich wider dahin
müſſen , da wir berkommen ſeyndt , in das grüne Erdt:
reich, welches, wie Syrach ſagt, vnſer aller Mutter iſt.
Wol tem dann, der wol gefahren iſt, ſeinen jamer vnnd
Elende alſo betrachtet, " das wann wir nun in CHRiflo
JEſu wol bekendtlich im glauben verſchieden reynd, das
vnſer fterben kein Todt rey , ſondern ein zugang zumn
Ewigen Leben , vnnd wir darzu erlöſet ſeynd von aller
eytelteit dieſer Welt, vnnd fou uns der Teuffel vnd av:
geſagter feind des Menſchlichen Geſchlechts niøt lehren,
1730

wie wir alle einmahl ſterben müſſen , wie er dem Doct.


Faufto hat fürgehalten. Wie er dann auch den abfterben:
ten frommen vnd gottſeligen Chriſten vor ihrem ſiechbette
ſtehet, ihnen als ein böſer Beichtvaier die begangene Sünde
fowerlid auffmußet , fie zur verzweiffelung zu bringen ,
vnd von dem abweg, dauon der HErr CHRiftus ſpricht :
Id bin der Weg , die Wahrheit und das Leben , in eine
vnebene Bahn , in abgrundt der Hellen zu führen . Aber
wann ſolches geſchiehet, follen wirs verachten , vnd alſo
zu Gott beten :
Ich bitt Herr burdh dein bitter leiden vnd ſterben,
laß mich in keiner Sünden verderben,
Die mir der Feind ſo groß thut machen,
D Herr reiß mich aus ſeinem Rachen,
Vnd leg das tröftlich wort auff mich
Deiner Verſönung, bitt id dich,
laß mein gewiſſen das empfindn,
Daß ich rein rey von meinen Sündn .
Item :
Die Vöſen Geifter von mir treib,
Mit deinein Geiſt ſtette bey mir bleib ,
Biß ſich die Seel vom Leib abwend,
So nimm ſie Herr in deine hend .

Das Sechszehende Capittel.


D. Fauftus erkläret fich endtlich für den beruffenen geſten ,
warumb er ſie habe fördern laffen .
Als nun das Nachtmahl vnd der Schlafftrunc vol
lendet war, bezahlet Doctor Fauſtus den Wirt, vnd bath
die Studenten, fte wolten mit ihm in eine andere Stu
ten gehen, er wolte ihnen was wichtiges ſagen , welc
des er lange verborgen hette, das treffe auch ſein Hehl
vnd Seelen Seligkeit an. Mit ſolcher Vorrede gang
ſchweiffig, fieng er an und ſprach :
Wohlgelaþrte , ihr meine liebe vertrawte , und gang
günftige berrn , daß ich euch babe gang bittlich laffen
731

beruffen und erſuchen zu einer Collation , wie ich das


gleichwol ftets gepflegt, damit ich mir gute freunde babe
erkaufft, wie ir dann auch reyd , doch das euch der Gott
des Himmels vnnd der Erden treuwlich behütet , für fol:
chem grewlichen vnnd erſchredlichem fürhaben vnd nichtiger
bößheit, darinn ich geleber , welches ich aus freuentlichem ,
muthwilligem fürſaß habe von meiner blühenden Jugendt
an fürgenommen , biß auff dieſe ißige zeit , das ich nun
( chwerlich büſſen mus. Dann ich habe erſtlich , es rey
Gott lieb oder leidt, einen febr raſenden vnſinnigen Geift
für mich angenommen , unangeſehen daß ich von Gott
mit einem ſcharpffen ingenio begabet war , war auch in
allen Faculteten berrlich, und bey menniglicem in groſſem
anſehen , diß alles habe ich aus der acht geſchlagen , vnd
mich dargegen geflieſſen , damit ich höher fteigen vnd nie.
mandt vnter den Füſſen liegen möchte. Derhalben habe
ich mich hefftig auff die Schwarßkunft geleget , biß das
ich nun ſahe , das alles dardurch glüdlich , was ich bes
gerte , mir zun henden gieng , da bruſtet mir das herk,
ondt wardt ich ganß hoffertig und verwegen , gedacht
nimmer an Gott, der mir ſonſt alles hette geben können ,
ia ich ſpeyet aus , wann ich einen gelabrten Mann ſahe,
den man berfür zog , den feinde ich befftig an , und war
eine ſolche Perſon bey mir eptel und nichtig , gegen mich
vnd der hohen Kunſt, ſo ich gelernet hatte, die mir auch
biß an mein ende nimmer fehlen würde. Alſo kam ich
bernach mit meiner Schwarßkunft ſo hoch und weit , daß
in meiner Kunft mir nichtes was vnmüglich war. Ich
hatte auch bey mir einen hohen fürtrefflichen, ſcharpfffinnie
gen und weiſen Geift, ſo Mephoftophiles war genant,
ſo vnter den andern geiſtern der weiſefte vnd gelehrtefte
war , aber ſolche vermeſſenheit kompt mir zum böſen , ja
zu meinem groſſen und verderblichem vntergang , vnd zu
einem ſolchem fall, wie es dem Lucifer widerfuhr , da er
aus hoffart aus dem Himmel verſtoſſen ward. Dann als
Der Teuffel mir willig in allem meinem fürhaben war,
feßt er zuleßt an mich , daß , ſo ich würde einen bund
mit ihm auffrichten , vnnd mich mit meinem eignen blut
verſchreiben , daß ich nach 24 Jaren, wann die verlauffen,
732

ſein wolte feyn mit leib vnd ſeele, darzu Gotte , der H.
Dreyfaltigkeit vnd allen himmliſden heer abſagen , den :
felben nimmermehr in meinen nöten und anliegen an :
ruffen , auch alle diejenigen anfeinden vnd beſchedigen,
To mich von meinem fürhaben abwendig machen oder bes
keren wolten , ſonderlich die geiſtlichen , daß ich alsdann
nicht allein mit hoben trefflichen Künften begabt feyn ,
ſondern auch die geiſter mit vntertebnig vnd vnterwürfflich
Feyn, mich in aller gefehrligkeit ſchüßen , vnd meinen wider:
wertigen zuwider feyn folten , darzu folte mir an Gelde,
eſſen , trinden , nichts mangeln , das alles wolte er mir
gang Fürſtlich verſchaffen , ich ſelte mich einlaſſen mit
guter geſellſchafft, vnd mich mit ihnen in allen frewden
erluſtigen. Ja er wolte mich ſo hoch ergeßen nach allen
meines berpen begierden , daß ich das Ewige für das
zeitliche nicht nemen würde. Mit ſoloer groſſen vers
beiffung erfüllet er mir das berß , daß ich dannoch bey
mir gedachte: Dieſer fürſchlag iſt gleichwol ſchredlich an :
zunemen , weil mir dabey das Ewige wirdt abgeftridt.
Aber ein fold frewdenleben iſt auch nicht zu uerwerffen ,
ſó darff ich den Teuffel auch lenger nicht auffhalten, dann
fonft möchte ich vmb alle meine Kunft kommen , vnnd er
möchte von mir weichen , ſo bin ich von Jugendt auff
vor geneigt , zu faulheit vnd müſſiggang, mein Krag
vnnd Mag iſt nicht genaturet, grobe Speiſe einzunemen,
fondern was leicht iſt, wober fan ich ſolche zeitliche dinge
beſſer bekommen , vnnd ohne ſorge haben, dann eben wann
ich mit dem Teuffel ein bundtnus eingehe , andere Leute
trachten tag vnd nacht mit bekümmernus, mühe und ſorg
nach zeitlichen gütern, brechen ihnen den ſchlaff, damit ſie
zu Reichthumb kommen mögen , das were ich alles vber
baben, fondte ohne forge ſchlaffen , kompt es dann dahin,
daß der Teuffel ſein vnterpfandt von mir haben wil, vnd
es abfordert, ſo muß ich es auch geſchehen laſſen , id
würde darüber doch nicht viel lenger leben können , ſo
habe ich dannoch in frew ) und wolluſt auhie mein Paras
dyß gehabt, zu dem kan dieſe zeit mit ſich bringen , das
ich möchte darüber vmbkeren , rewe haben vnnd Buß thun ,
vnnd alſo die Barmherßigkeit OQTtes ergreiffen . In
733

folchem fürſchlag und fürſaß wird ohne zweiffel der Teuffel


nicht gefeyret , ſondern mich regiert , und mir alles leicht
gemacht haben , wie ich dann leyder ja tieff sarein kommen
bin, vnd mich mein fleiſch und blut habe verführen laſſen ,
vnnd mich an leib ond Seele ihme ergeben , die beilige
Dreyfaltigkeit verleugnet, und alles auff mich genommen,
ſo Gott , dem Menſchen, und aller Creatur zuwider war,
es hat aber der Teuffel gleichwol, wie ich bekennen mus,
anfenglich mir glauben gehalten , mir alles dasjenige ers
fület vnd geleiſtet, was mein berß hette wünſchen mögen ,
init allen zeitlichen frewden und wollüften , zu zeiten aber
hat er gelogen, vnnd mich in vielen Sachen fteden laſſen,
vnd ſo ich mich deſſen dann beklagte , ſo hatte er ſein
faßwerck vnnd geſpött mit mir getrieben , bin alſo aus
vermeſſenheit in ein ſolches ſpiel vnd Jamer kommen und
geraten, zum ewigen ſchaden meiner armen Seel, daraus
inir nimmer kan gebolffen werden . Nun aber reynd
ſolche Jahr auff dieſe Nacht, ſo ich dem Teuffel bers
ſchrieben vnnd obligiret habe, verlauffen , dann er mich
holen wird, und mit mir ganß erſchredlich vmbgehen, das
alles will ich doch gern außftehen , wie groß auch mein
Marter ſeyn möchte, wann nur meiner armen Seelen
möchte geholffen werden , das fan aber nicht mehr ſeyn,
meine belehrung vnd rew iſt zu ſpät , und habe lange
ber die ewigen qualen vnd pein der Hell hier in dieſem
Leben empfunden. Dann ich habe meinen Gott, der mich
erſchaffen , vnd mir leib und Seele gegeben hat, und alles
Engeliſch Heer verleugnet vnnd auffgeben, daß alſo ich mich
nichts gutes zu ihnen verſehen darff, ſintemal CHRiftus
relbſt ſagt: Wer mich verleugnet für den Menſchen , der
wirdt verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Das
alles habe ich gethan , habe Gott verleugnet, den guten
Engel fahren laſſen, vnd den böſen dargegen angenommen ,
vnd wie er iſt ein feindt alles Menſchlichen Geſchlechts,
alſo habe ich jederman , lo es gut mit mir gemeinet , an
gefeindet, dabey iſt es nicht geblieben , ſondern ich habe
mein Leben mit aller yppigkeit , Sünde vnd Laſter zuges
bracht , weder an Gott noch an ſein Wort gedacht , und
dem Erempel des Praſfers, dauon Chriſtus ſagt , gleich :
734

meſfig nachgefolget, welchem das Feldt wol ftundt, vnd


er gedachte bey ihm ſelbfti, was ſoll ich thun , ich habe
nichts, da ich meine früchte hinſamle, vnnd er ſprach : das
wil ich thun, ich wil meine Schewren abbrechen vnd gröſſer
bauwen , vnnd will tarein famlen alles , was mir gewachſen
ift, vnd meine güter , vnd will ſagen zu meiner Seelen :
Liebe Seele, du haft einen groſſen vorraht auff viel Jabr,
habe nu ruhe, iß , trind , biß frölich. Aber Gott ſprach
zu ihm , du Narr, dieſe nacht wird man deine Seele von
dir fordern, vnd was wirdt es ſeyn ? Das habe ich war
lich gethan , mich meiner Seel nicht viel angenommen,
ſondern nach allem guten Leben getragtet , alle genüge
vnnd vorrabt habe ich vollauf gehabt. Nun wirdt aber
dieſe Nacht der Teuffel meine Scele abfordern , wes wirdt
ſie dann werden ? – Dieſe beſchwerliche grewliche Puncten
meiner bekentnus habe ich bey mir nicht können laſſen
erſißen , ſondern dieweil ich mich ewer aller getröſt , das
ihrs jeder zeit gar gudt mit mir gemeinet, und weiß aud ,
daß ihr ein erbarmlichs mitleiden mit mir habet, babe
ich euch meine begangene that von meiner Jugend bis
hieher zuuor wollen beichten , bekennen und fürtragen,
vnnd folch mein erbarmlich hinſcheiden nicht wollen ver:
bergen vnd vnangezeiget laſſen. Bitte euch hierauff,
günftige liebe Herrni, jýr woüet nach meinem Todte, ale
diciehnigen, ſo mein im guten gedencken, von meinetwegen
brücerlich und freundtlich grüſſen. Vnd ob ich wol mit
dem Teuffel auch in dieſem Punct habe eintreten müſſen ,
raß ich alle Menſchen anfeinden fou , fo habe ich dan:
noch ſolchs nicht gehalten , dann wem wolte ich je feind
geweſen ſeyn, der mir nichts leidts gethan hat ? ſo habe
ich mich allezeit beflieſſen, ſo mir gute Herrn vnd freunde
zu hauß erſcheinen , Taß fie ficher ohne gefahr vnd ſpaden ,
von mir ſeyndt wider zu hauß kommen , und ihnen mit
meiner Kunſt kein bärlein gekrümmet möchte werden, aud)
daß fie mir verzeihen wollen , wo im wenigſten ich fie
beleydiget bette . – Was ich auch in dieſen 24 Jahren
für Abenthewr getrieben , auch andere geſchichten mehr
babe begangen, das werdet ihr in meiner behauſſung auffa
geſchrieben finden, und ſoll es dieſer mein Sohn Wayger
735

cuch auff ewer begerde nicht -fürenthalten. Euch liebe


fromme Herrn, die ihr bißhero gnediglich von Gott dem
Aumechtigen vor dieſem meinem ſchredlichen greuwel feyndt
behütet worden, vnd nun lebet in einem Göttlichen fehligen
ſtandt vnd beruff , lobet vnd dandet Gott ohne unterlaß ,
für ſolche reiche Wohithat , daß euch Gott für vnd für
alſo geleiten vnd regieren wolle , und laſſet euch mein
(chredlich ende ewr lebenlang ein fürbildt vnd erinnerung
vor ewern Augen ſeyn, widerſtehet dem Teuffel, ſo fleucht
er von euch , habt Gott vor augen , reyd veſt vnd ſtard
im glauben , laſſet euch böſe geſellſchaft vnnd müffiggang
nicht verführen , welche zwey böſe ſtück reyndt , darin der
Teuffel fich verwidelt, vnd darmit ich auch betrogen worden
rin, gehet fleiſſig vnnd embfig in die Kirchen, höret Gottes
Wort ernftlich mit begierigem herßen. Dann ſelig reynd
die , die das Wort Gottes hören und bewaren , welche
gabe ich hoch verachtet habe , tann welche zeit man zur
predigt gangen iſt, habe ich allzeit ein vrſach für mich ges
nommen, die zu verachten , oder daruon ſpötlich zu reden ,
oder mich dieweil zu einer guten geſelſchafft gethan.
N O T A.
Dieſe erzehlte vergangene geſchicht, und welcher maſſen
Doctor Fauſtus ſein ende daruit hat beſchlieſſen wollen, hat
Johan Wayger , D. Faufti famulus, der auch mit und dar:
bey geweſen iſt, fleiſſig gemerđt, vnd dieweil die obgemelten
gelahrten Theologi, Magistri, vnd andere mehr dem thun bey :
gewohnet, vnd neben audy fleiſſig adytung auff D. Fauſti rede
gehabt, und hernach in ein form zuſamen gebracht haben, hat
es dicfer Dayger alles verwarlid verſchloſſen behalten , ynd
es zulegt an tag kommen laſſen .

Gege n a n t w o r t.
Als Doctor Fauftus feinen fürtrag mit tieffen reuffßen
vnd weinen zu ende beſchloſſen, alſo, das er ferner nicht
mehr reden möchte, gieng er hinweg von ſeinen zuhörern,
Icget fich an ein Fenſter. Dieweil beſchloſſen feine guten,
freunde, wie ſie ihine auff feine rede wider antworten .
Einen aber vnter inen, einem Theologo, welcher war ein
sau ffrechter, eyfferiger, gelayrter vnnd beſtendiger Lehrer
736

Ter beiligen Schrifft, gieng es vor andern zu bergen, das


Doctor Fauftus folte verlohren feyn , vnnd das er jo
grewlicher Teuffeliſcher weiſe ſein Leib vnd feel vmb des
zeitlichen willen hindan gelebt, begert von den andern,
das ſie ſolten von dem Doct. Faufto einen abtritt in ein
ander gemach begeren, da folches geſchehen , ſprach dieſer
Theologus zu den andern alſo : Ach was für ein erſchred
licher und kläglicher Jammer begegnet uns dieſe nacht,
mit einem ſolchen Mann , den wir von wegen ſeiner hohen
fürtrefflichen Kunſt und Verſtandts haben für andern ges
liebt vnnd fürgezogen ; jeßundt leyder befinden wir , laut
ſeiner öffentlichen Bekentnus , das er ein ſolcher Mann
geweſen, der Gott und die Menſchen angefeindet hat, und
dagegen ſich dem Teuffel anhengig gemachet, dardurch er
mochte zu verlierung ſeines Heyls vnd Seligkeit kommen
und gerahten. Das iſt ein erſchredlichs werd vber alle
andere begangene onthaten vnd mißhandelungen. Nun ſe
ben vnd befinden wir, das ihm ferner nicht mehr wirdt
zu helffen ſeyn , ſeine that zur rew ift zu ſpät. Wann
nun auch dieſe Nacht ein ſolcher ſchredlicher grewel ſolt
fűrlauffen , daruon der Fauftus ons ießt verkündiget bat,
vnd hernach bey menniglich wirdt offenbahrt ( wie dann
ſoldes zu bedenden nicht ein ſchlechts fürüber rauſchen ,
ſondern menniglich erſchredlich fallen wirdt) ſodann wird
verſchafft, das wir , mit vnd darbey geweſen ſeyn mochten,
ſo müget ihr bedenden , was wir darüber, ſo ons der Mag.
nificus Rector vnnd die Vniuerſitet fürftellen würde, wol
folten zu gewarten haben müſſen , als das wir möchten
für ſolche ſchüler des Fauſti angezogen und geachtet wer:
den, was wir dann für einen löblichen ruhın bey der
Vniuerſitet vnd vnſern Eltern, freunden und auch bei der
Kirchen Gottes erlangen würden, das würd der außgang
bezeugen . Dérwegen , liebe gute Herrn vnnd Brüder,
die wir je in ein ſolch ſpiel gerathen reynd, darfür wir
ein groſſes bezahlen wollen , das wir dahin nie kommen
weren , aber es iſt geſcheben , verſchüttete ding kan man
nicht mehr ſauber auffheben, ſo dendet demnach, wie wir
vns werden verantworten , dann dieſe hereingehende er:
(chredliche Nacht wirdt der Morgen tag baldt offenbah.
P
S 757
1737

153

765

mm
737

Ten . Xuff ſolchen vorſchlag bedachten fich die andern


gleicher weiſe , waren ſehr erſúroden vnnd geengſtiget,
ficlen alle dieſem Theologo laut ſeines vorſchlags bey,
endtlich war ihre Conſens und einhelliger beſchlus, das
gemelter Theologus ſolte ſich wol beſinnen , vnnd dein
Doct. Fauſto auff ſeine geſchebene fürtrag ein widerpart
vnd antwort geben, die man fleiſſig merden, auffzeichnen
und behalten ſolte, damit es im fall der noth möchte auff
geleget werden . Daraus (ſprachen ſie ) man abnemen könne,
wie gudt, Chriſtlich , berßlich vnnd wol wir ſolches ges
ineinet haben , vnnd dargegen einem jeden rede vnnd ants
wort zu geben , die Meuler geſtopfft werden möchten.
Darauff beruhet es, die Studenten gingen wider zu dem
Doct. Fauſto, tröſteten ihn auff das müglichſt vnnd beſte
aus dem Worte Gottes , der Theologus aber ſtudieret
dieweil, damit Doctor Fauſtus ſeines gottloſen Lebens
möchte geſtraffet, ond menniglich zur beſſerung gewarnet
iperden .
Nach dieſem antwortet ihme der Theo:
10g us allo : 1

Herr Doctor , warumb wir von euch alhie beruffen


worden ſeyndt, haben wir mehr dann zuuiel angehört, vnd
mit betrübtem berpen vernommen . Derwegen wil vns ge
bürlich obligen, das wir euch zu ewerm beſten andtworten .
Wir müſſen aber nothdrenglich wider ewer ſchredlich für:
haben vns aufflehnen , weil wir euch in ſolchem im we
nigſten nicht recht geben können , ſonſt köndten wirs gegen
Gott und den Menſchen nicht verantworten , müften auch
Gott an jenem tage ſchwere rechen ſchafft darumb geben ,
fonderlich weil vufer ein theil Theologen reyndt. Dann
Gott in dem Propheten Ezechiel alſo ſpricht: Du Ment
ſchen Kindt , ich habe dich zu einem wechter geſeßt über
den gottloſen , daß du ihn warneft, auff daß er ſich von
ſeinem böſen, wege befehre , wo er aber ſich nicht will be:
kehren von ſeinem gottloſen weſen , ſo wirdt er gleichwol
in ſeinen fünden ſterben, aber du haft deine Seele errettet.
Vnd Sanct Jacob in ſeiner Epiſtel ſagt: Wer den Sün:
der bekehret hat von dem Irrthumb feines weges, der hat
II . 47
738

einer Seel vom Todt geholfen , und wirdt bedeđen die


vielheit der fünden . Derwegen ſo wolltet ihr etliche Articul,
To ich auff ewere gethane bekentnus gefaſſet, gemerdet und
auffgezeichnet habe , anhören : Ewer erfter Articul war,
wie ihr euch ganß freuentlicher vnnd muthwilliger weiß
von Jugendt auff befliſſen habt, euch mit der gabe nicht
benügen zu laſſen, die euch Gott gegeben hat, nemlich der
ſcharffen memory vnnd des trefflichen ingenij, ſondern das
hin geſehen , wie ihr höher ſteigen möchtet. Dieſer böſer
fürſaß ift ein werd vnnd frifftung des Teuffels geweſen,
der aller gottloſen Kinder herßen einnimpt. Dann eins
mahl gewiß , wo die Jugend dahin ſchleicht vnnd achtet
ihrer geſchwinden Köpffe nicht, daß fie ihnen dardurch eto
was bedechten nuß zu machen , die gerahten gemeiniglich
in ein Epicuriſch Leben , werden ficher vnnd fallen zuleßt
in des Teuffels ftrid, der ſie alſo regiret, was ihnen gudt
dündet, bök oder gudt, das mügen fie thun, darzu alegt
die böſe geſellſchaffi, welches ohn zweiffel ewer erfler eine
gang geweſen, da ihr raum zum Teuffel gemacht habt. –
Zum andern, daß ihr meldet, ihr habt euch auff des Teuf
fels werd gelegt, auff die Schwarßkunft vnnd es ſey euch
bardurch ades wol vnd glüdlich gangen. Sihet, da habt
ihr Thür vnd fenfter auffgeſperret vnd dem Teuffel gele :
genheit geben , welches ein erſchrecklicher anfang iſt, weil
ihr Gottes gabe vnd regen verachtet, und dem Teuffel an :
gehangen habt, welches dann wider Gottes ernftlich gebote
iſt, wie er auch zeitlich und ewig zu ftraffen gedrewet hat.
Dann alſo ſpricht Gott im dritten Buch Mofis : Wann
ein Seel fich zu den Warſagern und zeichendeutern wens
den wirdt, das er ihnen nachyuret, ſo will ich mein antliß
wider diefelbige Seel regen vnd will fie aus ihrem Vold
rotten . Vnd im Propheten Micha : zur ſelbigen zeit ſpricht
der Herr , will ich die Zäuberey bey dir außrotten , daß
kein zeichendeuter bei dir bleiben ſoll. Vnnd im fünfften
Buch Mofis ſpricht Gott , daß die zäuberer , beſchwerer,
warſager oder zeichendeuter ſeyn ein grewel vor ſeinen
augen. Vnnd S. Paulus zu den Galatern ſpricht: die
ſolches thun , werden das Reich Gottes nicht erben. Im
andern Bud Mofis befehlet Gott dem Mofe vnd ſpricht :
739

die zāuberer foltu nicht leben laſſen . Da böret iør klär:


lich , was Gottes ernſtliches gebot ift. Nemlich : er könne
folche abtrünnige Leute vor ſeinen Augen nicht ſehen, die
fich von ihm abwenden, ihn für den Gott nicht erkennen
wollen, der in allen nöthen helffen will, ſondern wenden
fich zu dem Teuffel , den ruffen fie an vnnd erkennen ihn ,
die wolle er außrotten aus ſeinem Vold zeitlich vnd ewig,
fie feyn ein abſchew , greuwel vnnd fluch , fie ſollen das
Reich Gottes nicht erben , man ſou fie auch nicht leben
laſſen. Das iſt ja ſchredlich . Was ſolte euch dann nun
ewre zäuberey groß geholffen haben , iſt das ein glüdlicher
fortgang , wie ihr euch berühmbt habt , wann einer dar:
durch Leib vnnd Seele in das verderben ſept ? Der
dritte Articul ewer Bekentnus iſt, daß ihr dadurch in eine
groſſe hoffarth gerathen vnnd neben euch andere , Yo von
GOTT mit gabe vnd Künſten auch gezieret waren , ber:
achtet habt. Das iſt einmahl gewiß , daß der Teuffel ein
boffertiger Geiſt iſt, lefſet ſeine Kunſt und Weißheit auch
an tag kommen, dann er ift ein gelahrter vnnd erfahrner
Geift, ihm iſt alles leicht zu thun , er will dieweil das
Reich dieſer Welt, welches fein ift vnnd ſeine Kunft ge
zieret vnnd geſchmüdt haben, darzu hat er euch vnnd ans
dere ewers gleichen gebrauchet, vnd damit habt ihr euch
vberhebt, reydt ftolz,hoffärtig und verwegen worden, habt
zuleßft weder nach GOTT noch der Weidt gefragt , ſone
dern wie Salomon Sapient. 2. erzehlet , reyndt rubeloß
hergangen vnnd geſagt : Wol her nun, laſſet vns wolle
ben, weils da ift vnnd vnſers Leibs gebrauchen , weil er
jung iſt. Aber ſolche vermeſſene hoffarth iſt ein greuwel
vor GOTT. Daher ſagt der König Salomon in ſeinen
Sprüchen : Ein folß , Hoffertiges Herß iſt dem HERNN
ein greuwel, vnnd wirdt nicht vngeſtraffet bleiben . Jtem,
hoffertige angen vnd ftolzer muth iſt Sünde. So nun
Gott die Hoffarth ein greuwel ift, ſo leſſet er fie vnge
fraffet auch nicht hingehen , wie mit dem Fall der böſen
Engel aus dem Himmel 311 ſehen. Vnnd Eſaias der Pro.
phet dauon meldet : Wie biftu vom Himmel gefallen , du
fchöner Morgenſtern , da du gedachteſt in deinem herßen,
ich will in den Himmel fteigen , vnnd meinen Stuel ober
740

die Sterne GOttes Feßen , ich will vber die Höhe fahren
vnnd gleich ſeyn dem Allerhöchſten ? Daher ſpricht der
König Salomon : Wer zu grunde gehen ſoll der wird 311 :
vor ftolk. Jtem, hoffart vnd ſtolper muth kompt für dem
fall. Dieſer grewel der hoffart iſt auch nicht ein gering
Vrſach ewers jämmerlichen vntergangs. Zum vierdten
bekennet ihr , daß ihr in ewrem verwegenem vermeſſenem
fürſaß endtlich dahin kommen Teidt , daß ihr euch dem
Teuffel umb 24. Jahr willen in dieſem zeitlichen Leben
mit Seel vnd Leib ergeben habt, targegen GOTT vnd
alles himmeliſch beer auffgeben und verleugnet. - Wegen
dieſes bundts, ſo ihr mit dem leydigen Teuffel eingangen,
ſage ich, daß michs wundert, das euch nach ſolchem ſchred :
lichen abfad der Erdboden noch hat tragen mügen . Sit
ihm nicht alſo : Wann einer einen getreuwen Vater hat,
der es mit ſeinem Sohn gudt meinet , feßet ihn ein zum
Erben aller ſeiner güter, der Sohn aber achtet nicht weder
ſeines Vaters, noch ſeiner güter, ſondern hebt an , ſchmehet
vnd flucht ihm noch darzu, wil ihn für keinen Vater er
kennen , ſondern gehet hin, und hendt ſich an die leichtfer
tigen Leute, an die Räuber vnnd Mörder, dem Vater zu
Iroß und leydt, machet mit ihnen ein Bundtnus , das er
bey ihnen bleiben wolle , leib vnnd Leben zu laſſen , da
er nun von ſeinen langgeübten vnthaten, Mordt vnd räus
berey halben wird gefenglich eingezogen , da gedendt er
erft an die gutthat, die ihm ſein Vater erzeiget hat, wie
väterlich er es gemeinet, der Vater aber, der wol erfahren
hat die gefengliche einziehung ſeines Sons , der gedendt
an die vorige ſchmach ſeines Sohnes , vnnd das er ihn
vnnd ſeine güter verachtet, und ſich hat an die Mörder,
Räuber vnd leichtfertige Leute gehendt, derhalben er auch
Tein väterlich berß von ihm abziehet, will ſich ſeiner nicht
mehr annemen , ſondern leſſet ihm wie er verſchuldt hat,
das Recht außſtehen . Alſo iſt es mit euch vnd Gott ge
ſchaffen , er hat euch Leib vnnd Seele gegeben , er hat euch
geführet vnd geleydet, er hat euch geſeßt zu einem Erben
aller Himmliſchen güter, durch die Tauff, da jhr ihm zus
geſagt, ihr wollet dem Teuffel vnd allem ſeinem anhang
@bſagen , hernach vergewißt er cuch noch höher, in dem
741

Chriftus in ſeinem lekten Abendmal ſein Leib und Blut


an das Teſtament, wie ein Sigil angehendt, daß wir als
Linder Gottes darinnen verſchrieben , und zum Ewigen
Leben gezeichnet ſeyn, vnnd wie S. Petrus ſagt: das wir
erlöſet ſeyn nicht mit Goldt vnd Silber, ſondern mit ſci
nem theuwren Roſinfarben Blute. Dieſe wolmeynende
väterliche ſchäß habt ihr verachtet, in den windt geſchla
gen , vnnd ob ihr gleich den Leib vnd Blut Chrifti in dem
heiligen Abendtmahl empfangen vnnd eingenommen , so
iſt es vnwirdig geſchehen , vnnd habt ihr damit das Ge
richte und die Ewige Verdamnuß empfangen , vnd mag
id ſagen, wie S. Paulus zu den Hebreern ſagt, daß es
vnmüglich ſey, daß die, ſo einmahl erleuchtet ſeynd, vnnd
geſchmiedt haben sie Himeliſden gaben , vnd theilhafftig
worden ſeynd des heiligen Geiſtes , vnd geſchmeckt haben
das gütige Wort Gottes und die Kreffte der zukünftigen
Welt, wo ſie entfallen , daß fie folten widerumb erneuwert
werden zur Buß : die da widerumb ihnen ſelbſt den Sohn
Gottes gecreußiget vnnd beſpottet haben. Von ſolden
eingelegten Erbgütern fepb ihr entlauffen, eud gefellet zli
den Mördern vnd Räubern, zu allen Teuffeln , mit ihnen
cin Bundtnus auffgerichtet vnd die werde des Teuffels
getrieben, wie S. Petrus 2. Petri. 2. ſpricht: tann von
welchem jemandt vberwunden iſt, des fredyt iſt er worden ,
dann ſo ſie entflohen ſeynd der vnſauberkeit der Welt,
Turch die Erkendtnus des HERRN vnd Heylandts Jeſu
CHriſti , werden aber widerumb in dieſelbigen geflochten
vnnd verbunden, iſt in ihnen das leßt erger worden dann
das erſte. Dann es were ihnen beſſer , daß fie den weg
der Gerechtigkeit nicht erkannt hetten , dann daß ſie ihn
erkennen , das iſt, ihr habt gewuſt, daß ihr vbel vnd vn
recht thut vnd ſeydt dannoch ſo rubeloß fortgefahen. Da
wendet ſich nun das bladt herumb , ib: feydt verſtrict vnd
gefangen von dem Teuffel , und dieweil ihr Gott emern
Himmeliſchen Vater nicht wollet für ewren Vater erkennen,
to zeucht er feine Barmherßiglett von euch ab , will euch
widerumb nicht, ſondern vbergibt euch dem Teuffel, welchem
ibr Leib vnd Seele verpfändet habt , vnnd enstlich aus
woluer duldter Peen, ergebet ber Senten und das wrtheil
742
1

vber euch , welches CHriſtus der Herr gefellet hat, Matth.


24. Gehet von mir hinweg ihr vermalebeyte, in das Fewr,
das dir, dem Teuffel und ſeinen Engeln bereitet ift. Wie
ein erſchredlicher fall iſt es , die heilige Dreyfaltigkeit ver:
leugnen , die verſchweren vnnd dem Teuffel anhangen, ja
ihn nimmermehr vor den Menſchen bekennen ? wie ihr
ſelbſt bekennet vnnd ewer vrtheil gefellet habt, daß der
Herr Chriftus ſpricht, wer mich bekennet vor den Menſchen,
den will ich bekennen vor meinem Vater im Himmel. Vnd
S. Paulus , Roman . 10 : ſo man an CHriftum gläubt
von herßen, ſo wirdt man gerecht, vnd ſo man mit dem
Munde bekent, ſo wird man reblig. Vnd 2. Timoth. am
2. Cap. ſpricht S. Paulus: Verleugnen wir, ſo wirdt er
auch verleugnen, gleuben wir nit, ſo bleibt er treuw vnd
warhafftig, er mag felbft nicht verlaugnen . In ſolcher be
kentnus, To Gott von euch hat wollen fordern , reydt ihr
weit von ewren Sinnen geſchritten , darumb ich endtlich
beſchlieſſen mus, daß es eine gefehrliche ftaffel vnd eintritt
init euch zum Ewigen Leben ſeyn wirdt , doch die Barms
herßigkeit Gottes ift vnergründtlich , wie S. Paulus an
die Römer am 11. Capitt. ſagt : O wie ein tieffe des
Reichthumbs , beyde der weyßheit vnd erkentnus Gottes,
wie gar vnergründtlich ſeyn ſeine gerichte, vnd vnerforſch
lich ſeine wege, dann wer hat des Herrn gemüth erkandt,
oder wer ift Tein Rahtgeber geweſen , oder wer bat ihme
etwas vorhin gegeben , das ihme werde wider vergolten,
dann von ihm und durch ihn, vnd in ihm feynd alle dinge,
jom ſey Ehr in ewigkeit , Amen. Der fünffte Articul
hangt dem vierdten an, daß ihr dem Teuffel ferner babt
zuſagen müſſen , das ihr in keiner noth noch anliegen Gott
anrufen ſollet, noch euch laſſen bekehren vnnd abwendig
machen. In dieſer verſprechung folget an ihm ſelbſt, daß,
wer etwas begeret , der mus dem nachgehen , bitten vnd
anſuchen, auch in gewiffer zuuerficht vnd trofi ſeyn , daß
bey demjenigen, zu dem er alſo ſeine Hoffnung tregt, kein
bitt leer werde abgeben , wann man aber kein trauwen
zu ſolchem Teßen kan , ſo iſt man auch nicht ſo kec , eine
einige bitte bey ihm anzulegen. Alſo iſt es mit euch auch,
Gott wolet ihr nicht anruffen, dann wann ihr ihn ſchon
743

anruffet, ſo wolle er euch nicht erhöreni, tann ewer Herß


iſt gegen Gott verſtopfft, feine zuuerſicht, liebe, trawe,
noch glaube zu Gott iſt mehr bey euch, dann S. Paulus
zun Römern am 10. ſagt : Wie ſollen ſie aber anruffen,
an den fie nicht gleuben , zu dem ſo erhöret Gott auch
das ſchreyn vnd anruffen der Gottloſen vnd vnbußfertigeu
nicht. Im 10. Capit. der Richter ſchreyen die Kinder
Jirael zu dem Herrn vnd ſprachen : wir haben an dir
geſündiget, dann wir haben vnſern Gott verlaſſen vnd
Baalim gedienet. Aber Gott ſprach zu inen : weil ihr
inich verlaſſen habt , vnnd andern Göttern gedienet , ſo
will ich euch nicht mehr helffen, gehet hin, und ſchreyet die
Götter an , die ihr erwehlet habt , laſſet euch dieſelben
beiffen zur zeit ewer trübíal. Alſo konte Gott aud zu
euch ſagen : weil du mich verlaſſen haſt, vnd dem Teuffel
gedienet vnd angeruffen , ſo will ich dich auch nicht mehr
bören, gehe hin ond ( dreve deine Teuffel an , die ou dir
erwehlet haſt, ießundt in der ſtundt deiner angſt vnd trüb.
fal. Gleicher weiß wie das Vold Iſrael von dem Pro
pheten Samuel einen König begerte, und nicht wolte, das
Gott über ſie ſolte Herr feyn , da ſprach Gott zu Samuel :
fie haben dich nicht, ſondern mich verworffen, daß ich nicht
König rey uber fie. Alſo kongte Gott auch zu eudi
fagen : weil du mich nicht für deinen Gott vnd Herrn,
Helffer vnd Erlöſer wilt haben , ſo diene nun dem Teuffel,
der rey ein Herr vnd König vber sich. Ji ſumma, Goit
will ewer vnd aữer gottloſen und nicht rechtbuffertigen
berßen Teuffgen und ſchreyen nicht haben , es iſt ihm ein
grewel für ſeinen Ohren. Vnd ſage , daß es alles auff
dem beruhet, wann ewer herß recht zu Gott ſtünde , ſo
fondtet ihr jeßunder in ewren leßten anliegen bülff von
ihm bekommen, ihr aber habt genugſam gehört, daß Gott
feinen vnbußfertigen erhören will. In Summa, wie man
Gott ſuchet, ſo findet man ihn , wie der König Dauid im
'18. Pſalmen ſpricht: Bey den heiligen biſtu heilig , und
bey den frommen biftu from , und bey den reinen biſtu
rein , und bey den verkehrten biſtu verkehrt. Vnd der
Blinde, Johan. 9., den der Herr Chriſtus ſehend gemadet,
ſpricht : Wir wiſſen , das Gott die Sünder nicht erhört,
744

ſondern ſo jemand Gottfürchtig iſt, vnnd thut reinen wir


len, sen höret er. - Der 6. Articul lautet : daß ihr Gott
für feinen Nothelffer anruffen ſollt, dargegen wolle der
Teuffel fich ewer annemen , vnd wer wider euch iſt, wider
den wolle er auch ſeyn, ete. Wegen ſolcher Teuffeliſchen
verſprechung, iſt ohn noht zu beweiſen , daß ihr wirdig
geweſen ſout ſeyn , Gott einmahl vmb ein bülff anzurufs
fen , wie ich vorher erzelet habe. Daß aber der Teuffel
ſich ewer dargegen wil annemen, da rehet ihr jekund ait:
genſcheinlic , in dieſer jeßigen ewrer Noth, wie er hilfft,
er hilfft ihm ſelbſt, vnd greifft euch ſchon nach dem hais.
Das er aler end in ewren lebzeiten hülff vnnd bevſtandt
verheiſſen, iſt nicht ohn , das er ftard genug ift, hälff zu
leiſten , ſofern ihm Gott ſolchs zuleſſet. Dem gibt S.
Paulus felbft zeugnus, Ephef. 6. da er ſpricht: Wir has
ben nicht zu kempffen mit fleiſch vnd blut , ſondern mit
Fürſten vnd gewaltigen, mit den Geiſtern vnter dem Himmel.
Vnd ob ſcon ihr als des Teuffels bundtgenoſſe, vnd der
Teuffel ſelbſt etlichen frommen Chriften zuwider geweſen
ſeynd , ihnen aus neide vnd haß zugerekt, ſo habt ihr
soch ferner nicht vermocht, dann was euch von Gott vers
hengt worden iſt. Defien tröfte ich mich jekunder aud,
dann dieweil ich jeßundt mit euch aus der heiligen Schrifft
tempff, und darüber mir der Teuffel möchte zuſeen , jo
bin ich doch deſſen gewiß, das mir ohne den willen Got:
tes kein värlein kan gekrümmet werden, vnnd S.Paulus
zun Nömern am 8. ſagt: Wann Gott mit mir iſt, wer
wil wider mich ſeyn ? Deß haben wir tröſtliche zeugnus,
als am Hiob, da der Teuffel nicht weiter kondte , dann
ihm zugelaſſen war. Im Propheten Zacharia am 3. Car
pittel, widerſtundt der Sathan dem Prieſter Joſua, aber
er vermochte nichts. Den Herrn Chriſtum verſuchte er
zu einem abfall , aber Chriftus nach ſeiner Menſchheit
vertrieb ihn mit dem Worte Gottes, vnd die Engel kamen
und dieneten ihm. Daber der König Dauid , als er von
Sauls wegen in groſſer gefehrligkeit war, den Schildt
des glaubens vnd das Schwerdt des Geiftes nam , und
fich damit ſüßte, als die Pſalmen außweiſen. Sebet,
Herr Doctor Faufte, dieſen troft vnnd zuverſicht zu Gott
745

Baben alle fromme Chriſten , wie aud ich , vnnd ob ich


alhie, wie ich für euch ftehe, möchte durch euch und den
Teuffel angegriffen werden , ſo geſchehe foldes , wills an :
derft Gott haben, dieweil ihr dem Teuffel verſprochen habt,
alle die anzufeinden , die es gudt vnd trewlich mit euch
meynen , dann die Chriften müſſen des Teuffels püff vnb
ftreich außftehen , dauon Sanct Paulus ſagt 1. Corinth.
12. Betreffendt den fiebenden Articul, da ligt ewer
bekentnus ganß, was die meiſt vrſach geweſen , daß ihr
zeitlid euch dem Teuffel ergeben habt: Nemlich, umb alle
vberflüſſige, fünstliche wolfuft, mit jubiliren , pandeiren ,
eſſen vnnd trinden , und was Gott leidt ift, das hat eud
erfrewt. Dann der Teuffel , wie ihr bekennet , verheißt
euch einen ſolchen zeitlichen Venusberg, das ihr das ewige
darfür nicht nemen fout. Vnd iſt nicht ohn , daß freſſen
und ſauffen , vnd alle zeitliche frewde, wider Gottes geboth
vnd regul iſt, die er auch wie andere fünde und laſter
zeitlich vnd ewig ſtraffen will, ſonderlich die gefellen ewres
gleichen , die ir datum darauff reßen , ſolches bat euď der
Teuffel wol können gönnen , dann er weiß, was daraus
folgt. S. Paulus ſchreibt an die Epheſer , und verbeut
jnen , daß fie fich nicht ſollen vol fauffen , und ſpricht :
daß daraus ein vnordentlich weſen folgt. Das wiſſet jör
bey euch ſelbſt, was es endlich mit ſich bringet , nemlid,
wie S. Auguſtinus ſpricht : verlierung der gedechtnus,
zerrüttung der Sinn , verwirrung des verſtands. Vnd
Origenes ſagt: Trundenheit machet aus einem Menſchen
ein Beſtien, aus cinem ftarden einen ſchwachen , aus einem
fürſichtigen einen Narren. Salomon , Prouerb. 20. der
wein macht loſe Leute , vnd ſtard getrend machet wilde,
wer darzu luft hat , wird nimmer weiß. Dreas im 3.
Cap. : Hurerey , wein vnd moſt machet tol. Syrach 19.
vnd 32 : die trundenheit machet einen tollen Narren noch
toller. Item, wein und weiber betöhren die weiſen. Sols
ches erzehle ich der vrſad balben , dieweil mir wol bewuſt
geweſen , wie alle tage , zeit vnnd ftunde ohne auffhören
ihr ewre zeit mit jubiliren , freſſen und fauffen zugebragt
habt, aber das wufte ich nicht, worauff ewer Datum ges
ridtet war, und deren vrſachen halben auch, habe ich nicht
746

mit euch freundt: vnd fundtſchafft gemadt, damit ich mich


ewers gottloſen Lebens nicht theilhafftig machete , darfür
mich Gott noch väterlich behütet hat, ſondern zu der kundt:
ſchafft, ſo ich zu euch habe, hat mich verurſachet ewer hober
verſtandt vnd groſſes anſehen , und mus gleichwol beken :
nen (darob ich mich hod habe verwundern müſſen ) ſu
dod jr vom wein jeder zeit mocht geweſen ſeyn, daß dan:
noch aus ewern Munde in disputando viel gute nugbare
Lehr gefloſſen, wie ich mir dann viel ſache zu nuß gemacht
babe. Euch ſelbſt aber iſt es ſchädtlich vnd zu einer ver:
damnus gereicht vnd follet mir in vngutem nicht vermer:
den , euch ſtraffbar anzuzeigen , doch ſo viel mir bewuſt
geweſen , wie ihr ewer Leben bißher habt zugebracht. Nem
lich verſtandt vnd finn habt ihr verlohren , vnd nicht mehr
gedacht auff das groſie Kleinot ewer Seligkeit, ihr lebtet
wie ein Beſtien oder ſaw , ihr achtet ewers hohen anſes
bens nicht mehr, gefeltet euch zu loſen Leuten, die muften
tag und nacht mit euc obliegen dem freſſen vnd fauffen,
was die gange Nacht vollbracht war , das habt ihr am
tage wider angefangen , darüber der Prophet Eſaias durch
Gottes Mund drewet vnnd ſpricht: Wehe denen , die des
Morgens frühe auffreyndt, des fauffens fich zu befleiſſigen,
vnd fißen biß in die Nacht, daß fie der wein erbißt, und
haben Harpffent , Pfalter, Pauden , pfeiffen vnd Wein in
ihrem wolleben , und ſehen nicht auff das werd des Herrn .
Vnnd Salomon in ſeinen Sprüchen am 23 : wo iſt wee,
wo iſt leydt, wo iſt zand , wo iſt klagen, wo feynd wun:
den ohn vrſach, wo ſeynd rote Augen , nemlich , wo man
beym wein liget. Der Herr Chriftus ſagt Luc. 21 : Hütet
euch , daß ewer herß nicht beſchweret werde mit freſſen
vnd fauffen , vnnd mit ſorge der Narung , und komme
dieſer tag ſchnell vber euch, dann wie ein fauſtriđ wirdt
er kommen vber alle, die auff Erden wohnen. Hie Pro
pheceyet der HENR Chriſtus eigentlich auch wider euch,
da ir ewre zeit zugebracht habt mit freſſen und fauffen ,
tompt jeßtundt der tag ſchnell vber euch, findet euch vn:
bereit vnd vnbußfertig , ihr werdet von dem ftrid des
Teuffels vberfallen. Vnnd ſpricht S. Paulus 1. Corinth.
6. Gal. 5. das vrtheil vber euch , das ihr das Reich
747

Gottes nicht ererben werdet , es rey dann , das ihr noch


rechte Buiß thut. Im aften Articul laut ewer befeni:
nus : habt ihr empfunden ein Fündlein einer buffertigen
rew, und bekennet carneben , daß der heilige Geiſt euch
bat wollen zurück halten , aber ihr habt dem nicht foly
gethan, ſondern habt beſtendig auff ewrem böſen fürhaben
bebarret. In dieſen Puncten ewres fürtrags ifis mir
vnd allen frominen Chriſten ein troft, ob wir gleich arme
Sünder ſeyn , ſtraucheln vnd fallen , daß wir dannoch zu
vnſerer rew und wiederbekehrung einen gnedigen Gott
babeu, vnd daß der heilige Geiſt vns regieret und führet,
dann ohn ihn wir nichts vermögen. Daher der König
Dauid bath vnnd ſprach : Ach HERR verwirff mich nici
von deinem Angeſicht, nimm deinen Heiligen Geiſt nicht
von mir. Der H. Geiſt, welcher vns regiret, führet vnd
leitet , der war auch bey euch , aber dem woltet ihr nicht
gehorchen, darumb er auch von euch wiche, dann er ſabe
ewr vnbußfertig herß . Da aber ihr ſolche hohe erleuch:
tung des heiligen Geiſtes wahr þettet genommen, der euch
cwer Herß wolte anderſt regieren , vnd euch ſo trewlid
warnete , da ſoltet ihr geurtheilet haben , welchem Geift
ihr ſchuldig zu ewrem Heyr vnnd Seligkeit zu folgeni ,
dann der Heilige Geiſt führet uns zur New ond Buſſe,
damit wir zu erkentnus Gottes vnd ſeines Sohns Chriſti
kommen mügen , der böſe Geift aber , wie ihr febet, gibt
euch rew , aber keinen troft , den nagenden wurm hat er
euch an das berß gehendet, da ſagt der Teuffel, nag vnd
keuw genug . Ach ſchredlich und immer zu klagen , daß
ihr einen ſolchen trewen regirer vnd wolmeinenden Gott
gehabt, der euch in aller rew hat wollen geleiten , vnd
ihn nicht habt wollen erkennen , reyd ihr doch anfenglich
von dem Heiligen Geiſt ſo reichlich begnadet geweſen , daß
ihr ſo hoch kommen, daß man euch für einen guten Theo
logum gehalten, ſeyn aber dauon wider abgefallen. Da:
rumb ſage ich , da der Heilige Geiſt für ewrem herben
hat anklopfft, da follet ihr Thür vnd Fenſter auffgethan,
vnd geſagt haben , Matth. 21. Hoſianna, gebenedeyet fey
der da kommet im Namen des Herrn . -
Weiterher aber, in
sem neunden Articul, gebet ihr für, wie das ihr von il
748

gendt auff zur faulheit vnd müſſiggang, auch zum freifen


vnnd fauffen geneigt geweſen , wie ibr dann auch ſolde
bekentnus im ſiebenden Articul gethan habt. Nun iſt aber
müſſiggang ein ſchädlicher gebrech, von Gott hoch ver:
botten , welcher will, daß man arbeiten ſolle , wie man
ſolches aus der heiligen Schrifft dar fan thun , aber jeßt
vnvonnöten. Und hat der müſſiggang, wie vor augen
zli fehen , euch in viel ſchedliche verdamliche Sünde und
ſchande geführt , dann wie Syrach am 33. Capit. ſagt:
müſſiggang lehrt viel böß , und 2. Samuel. 11 .: da der
Teuffel den König Dauid müſſig fandt , und er in rube
faß, kein Krieg unnd Auffruhr im Lande war , wardt er
zu einem Ehebrecher und Mörder. Solchs war auch bey
der gegne Sodoma, wie der Prophet Ezechiel am 16.
fagt: Alſo iſts mit euch auch, weil ihr ja nad müſſiggang
getrachtet habt , habt ir warlich niemandt zu forderung
folds laſters beſſer nemen können, dann den Teuffel ſelbſt,
der hat euch verſchafft ein leichts vnd weich ligbeth, damit
ihr nicht erfrieren möchtet. Aber endtlich gehet es hißig
vnd vnleydlich genug zu , das empfindet ihr ſchon in die
fem Leben , und iſt nicht wenig vber euch zu erbarinen,
daß ihr vmb ewren ſchendtlichen Madenſack, vmbgeringer
augenblidlicher Frewd vnd luſt willen des ſündlichen Fleis
iches, die doch dahin lodert wie ein ſtrobfewr, die ewige
Frewd vnd Seligkeit habt verſcherpen wollen. Was
Die Auſſag ewer Bekentnus des zehenden Articuls belangt,
da ihr bekennet , das ihr euch habt fürgereßt, wann es
tahin folt kommen, das der Teuffel ſein verſprochen pfandt
baben will , daß ihr es müſſet geſchehen laſſen , dann ihr
müſſet ohne das ſterben , vnd werdet nicht viel Jar tar:
über leben, habt ihr dannoch alhie das zeitliche Paradys
sebabt. Das iſt widerumb ein grewlicher vnd erſchredlis
der fürſag , angeſehen daß diß leben edel iſt vnnd ein
groſſes Kleinoth vnnd geſchend von Gott. Wann vns
jemandt nach Leib vnd Leben trachtet, wie ſeyn wir dann
ſo geſchwinde vnd fürſichtig geworden , uns für ſolchem
feind und Mörder fürzuſehen , wir rüften vns zur gegen.
webr, damit wir vnſer Leben beſchüßen. Dargegen gebet
ihr dem ergeften Feint entgegen , ja ihr terfft noch wol
749

begeren vnnd wünſchen , daß ihr nur baldt vnd zeitlich


bauon kommet , damit dem Teuffel das ſein werde. Ein
erſchredlicher, ia vberaus erſchrecklicher fürſaß iſt es, wann
fich einer alſo verſtoďt vnnd verharret in ſeinem eigenen
muthwillen. Mehr aus dem Eilfften Articul vernemen
wir abermals ewren grewlichen fürſaß, weil ihr hartnädig
beharret , als ſey es noch zeit vnd weil genug, buß vnd
rew zu haben , und zur gnaden Gottes zu kommen. Nun
ifts nicht ohn , Gott gibt zeit und ftadt, Buſſe zu thun.
Es ſpricht der Prophet Eſaias am 30.: Darumb harret
der Herr, daß er euch gnedig fey , und hat ſich auffges
macht, daß er ſich ewer erbarme. Im Propheten Jeres
mia am 18. Capit. ſpricht Gott : ich bereite euch ein vn
glück zu, vnd habe gedanden wider euch, darum kehre fich
cin jeglicher von ſeinem böſen wefen vnd thun. König
Salomon Sapien. am 11. Capit. ſagt : du erbarmeft dich
vber alles, dann du haft gewaldt über alles, vnd verzeiheft
der Menſchen Sünde, daß fie fich beſſern ſollen. Sanct
Paulus zun Römern am 2. Capittel ſpricht : O Menſch,
verachteſt du den Reichthumb feiner gütigkeit, geduldt vnd
langmütigkeit, weiftu nicht, daß dich Gottes güte zur Buſſe
leitet ? Und S. Petrus 2. Petri 3. : Der Herr hat ge
dult mit vns , vnnd wil nicht, daß jemandt verlohren werde ,
ſondern daß ſich jederman beſſere. Wir ſollen aber auff
die Barmherzigkeit Gottes nicht fündigen , wie ihr harts
nedig auff ießige zeit in ewerm verdamlichen untergang
beharren, daher euch jeßtundt das verderben plößlich vber:
fellt. Syrach am 5. Capittel ſpricht: verziehe nicht, dich
zum Herrn zu bekehren , vnnd ſchieb es nicht auff von
einem tag zu dem andern , dann rein zorn kompt plößlich,
vnd wirds rechen und dich verderben . Im 18. Capittel :
Spare deine Buſſe nicht, biß du krand werdeft , ſondern
veſſere dich, weil du noch fündigen fanft , verziehe nicht
fromm zu werden vnnd harre nicht mit der Beſſerung deines
Lebens, biß in den Todt. Alſo geſchicht euch auch , daß
ihr vnbußfertig biß in ewer ende beharret , vnd mag S.
Paulus, Roman. 2., wol zu euch ſagen : Du aber, nach
deinem verſtockten vnbußfertigen herken, ſamleft dirſelbſt
einen Schaß des zorns , auff den tag des jorns und der
750

Offenbarung des gerechten gerichts Gottes. Vnd König


Salomon Prouerb. 11 .: wann der gottloſe Menſc ftirbt,
ſo ift hoffnung verlohren, und das harren des vngerechten
wirdt ombkommen . Vnd Syrach 21. die gottloſen gehen
zwar auff einem feinen pfläfter, des ende der Hellen ab
grundt ift. Der zwölffte Articul ftehet in dem , das
ihr bekennet, daß folder ewer böſer fürſaß nirgendts an
derſt herkompt , dann von des Teuffels eingeben, der habe
euch alſo regiret vnd geführet. Nun iſts nicht ohn, daß
der Teuffel ohne unterlaß nach ſchaden vnd verderbung
der Menſchen trachtet, das ſehen wir Genef. 3. an Adam
vnd Eua , wie der Teuffel fie durch feine Klugheit in
jammer vnnd noth gebracht hat. Vnde Matth . 4. verſucht
der Teuffel den Herrn Chriſtum in der wüſten , da ihn
hungert, wolte er Chriftum abwendig machen, daß er an
Gott verzagen ſolte, da er ihn auff die zinnen des Tem:
pels führete, wolte er, er folte fich herab laſſen, damit er
möcht den hals abſtürßen. Alſo führete er ihn zuleßt auff
einen hohen Berg , und zeigte ihm alle Reich der Welt,
das wolte er jhm geben , ſo er ihn würde anbeten . Jin
8. Capit., da der Herr Chriftus auff dem Meer in einem
Schiff war, da erhub fich eine groſſe ungeftüm, daß auch
das Schifflein mit wellen beredt war , da miſcht ſich der
Teuffel unter folche vngeſtämigkeit , und wo ims zugelaſs
ſen were , hette er Chriſtum vnd feine Jünger vaterftan:
den , z11 ertrenden. Vnd da der Herr Chriſtus in die ges
gend der Gergeſener kam , hatte der Teuffel einen Mens
ichen befeſſen , der ſo grimmig war , daß er fich hielt in
einem Kirchhoff, vnnd niemandt durffte an demſelbigen
orte hin vnnd wider wandeln, dann er grieff die Menſchen
an, vnnd da der Herr Chriſtus den Teuffel auftrieb , futur
er in eine ganze Herd Sew , vnnd ftürzt ſie mit einander in
das Meer, damiter dannoch Schaden thun mochte. Alſo
mit dem Erempel des verreters Juda , wie trieb ihn der
Teuffel , daß er Chriftum verrieth ? Vnnd Chriftus der
Herr fahe, wie der Teuffel S. Petro zuſegte, zu einem
groffen fall, derwegen warnet jhn Chriftus für ſicherheit,
da er ſpricht: Simon, Simon, fihe, der Teuffel hat ewer
begert, daß er euch möchte reytern wie den wayßen. 30
751

ater habe für dich gebeten , und ta Hernach S. Petrus


ſchwerlich mit ſeiner verleugnung fiel, und durch das gebett
Chrifti wider auffgerichtet war , Tehret er in ſeiner Epiftel,
1. Petr. 5., wie wir vns auch für ihm hüten ſollen , da
er ſpricht: Seyd nüchtern vnnd wader, dann ewer wider:
facher der Teuffel , gehet rmbher wie ein brüllender lew ,
und ſucht welchen er verſchlünce , dem widerſtehet feſt im
Glauben. 2. Corinth. 11. war vber dem lieben Paulo
verhengt, daß ihn der Teuffel an ſeinem fleiſch angrieff.
Solche Erempel mehr ſehen wir an dem frommen Job,
an Maria Magtalena, vnd andern . Daraus wir greiffs
lich ſehen , was der Teuffel für ein Meiſter iſt, und wann
wir robe vnnd gottloß, auch ſicher vnnd vermeſſen reyntt,
wie ſo bald wir im ftrick liegen. Diß fou unſer troft
ſeyn, yns fürzuſehen , wie S.Paulus ſagt: dieweil wir
nicht haben zu fempffen mit fleiſch und blut, ſonder mit
Fürſten vnd gewaltigen , nemlich mit Regenten der Fin.
fternus in dieſer Welt, mit den Geiftern der bößheit unter
dem Himel. Jhr aber , Herr Fauſte, bekennet, daß euch
ewer böſer fürſaß dahin gebracht habe , daß ihr jekundt
in einem ſolchen jämmerlichen fandt müft reyn . Derhak
ben iſt ein groſſer unterſcheidt zwiſchen den gottſeligen
vnnd gottloſen. Dann ob ſchon ein frommer Chriſt wirdt
von dem Teuffel angegriffen , daß er etwan durch des
Teuffels regiren vnnd eingeben in fünd , Scand vnnd
laſter fellet, ſo fan er ſich doch wider auffrichten , und
beharret darinnen nicht, die gottloſen vnnd ſicheren Mens
( chen aber , die ſeyndt darinnen verſtodt , reben nur auff
das zeitliche, vnd daß fie fich in dieſer welt in allen wols
lüften wühlen , wie eine Saw im Roth, beharren darinnen ,
gedenden an kein Ewiges Leben , und wie S. Paulus
Roman. 1. von den Heyden fagt: das ſie keine entſchul
digung haben , dieweil ſie erkandten , das ein Gott iſt,
vnd haben ihn nicht geehret als einen Gott, darumb habe
ſie Gott auch hingeben in Ichendtliche Laſter. Wo kompt
aber ſolche ficherheit her ? nemlich wie ihr bekennet, nir:
gent anderſt her, dann von des Teuffels angeben, der hat
euch alſo regiret vnd geführet. - In dem dreyzehenden
Articul zeiget ir an , wie der Teuffel eud zu zeiten glau:
752

ben , dann nicht glauben gehalten habe. Dann es iſt ein


mabl gewiß, das der Teuffel ein Lügener vnd mörder iſt,
des gibt der Herr Chriſtus ihm ſelbſt zeugnus, Johannis
am 8. Capittel, da er ſpricht: Der Teuffel rey ein Mör:
der von anfang geweſen vnnd Tey in der wahrheit nicht
beſtanden , dann die Warheit ſey nicht in ihm , wann er
die lügen- redet, ſo redet er von ſeinem eigenen, dann er
iſt ein Lügener vnd ein Vater derſelbigen . Daß diß war
rey , ſeben wir an dem hohen fal vnſerer erſten Eltern , wie
der leydige Teuffel fie mit lügen beredet , vnd fie in ein
ſolch herBleydt geführet , daran wir noch alle zu dawen
haben. Aber ein erſchrecklich vnnd grewlich werde iſt es,
das ihr reydt von dem waren Gott Himmels und der
Erden abgefallen, vnd dem ſchredlichen Lügengeift gefolgt
habt, jeßundt hat er bißher euch mit Lügen verführt, vnd
ob er euch ſchon zu zeiten glauben gehalten hat , jedoch
bleibt er ein lügener, darzu ein Mörder, welches ihr auch
meynet, daß ihr es dieſe Nacht empfinden werdet. Gott
wolle euch durch ware Buſſe darfür in gnaden behüten.
-

Nun iſt, wie ihr ſagt, die ftunde und zeit ewers ſchred
lichen untergangs fürhanden, ſolte nun dem alſo ſeyn, ſo
wolet Herr Fauſte warnemen , wie armſelig ihr in dieſe
Welt geboren reydt worden , nemlich , arm und verlohrn
an Leib und Seele, eine ſchande vnd ergernus der Welt,
varzu hangt ihr ein Makel vnd ſchandtfleck ewer gangen
Freundtſchafft an , vnnd iſt auch zu beſorgen , daß ewer
todter Leib möchte durch den Nachrichter ſchendtlich begra.
ben werden. Darüber dann alle fromme Chriſten ſchreyen
möchten , daß abermals ein Teuffels Kindt geboren und
ewig geſtorben were. Darumb will ich auch trewherßig
hiemit vermanet haben , ihr wollet von ſolchem Teuffeliſchen
verzweiffelten vornehmen abſtehen , buffe thun , Gott mit
andacht anruffen vnnd bitten vmb ſeinen heiligen Geiſt,
daß der euch an dieſem ewrem ende, wie ihr meynet, bes.
hüten, vnd in warem glauben an ewren Heylandt Jeſum
Chriftum leyden , regiren und erhalten wolle. Ewig iſt
ein lange zeit, das bedendt ja, Herr Doctor , ach wolte
doch der liebe fromme Gott , daß dieſe meine trewherßige
Ermanung möchte etwas fruchtbarlichs wirden, damit doch
753

ein fündlein eines glaubens in ewrem herßen einwurßela


möchte. Aber ewer vnbeſtendig , wandelend gemüth left
inich zu allem bedenden vnnd zweiffelung ewer Seligkeit.
Gott wolle euch helffen . Nun will ich hiemit vor cud
Herr Doctor vnd allen vmbftehenden, auch vor Gott vnnd
allen heiligen Engeln bezeuget haben, wie trewherßig ichs
init meiner gethanen Predigt gemeynet , welche ich auc ,
im fal, da es die noth erfordert, ſchrifftlich darlegen will,
paraus menniglich rebe, das ich ewer verderben nicht, ſon:
dern vielmehr ewer Heyl vnnd Seligkeit geſucht habe.
Bedendet euch Herr Doctor , bedendet euch vmb Gotts
vnd ewer Seligkeit willen , vnd haltet ja feſt an Chriſto,
der wil niemandt von fic ftoffen , der zu ihm kompt, und
Gott wil ja nicht den Tod des Sünders, ſondern daß er
ſich bekebre vnnd lebe. Befehret euch Herr Doctor , be
kebret euch zu Gott, und laſſet ab vom Teuffel, ſo werdet
ihr frey ſeyn für der Hellen, vnd das Ewige Leben umb
Chriſti willen ererben. Darzu verleihe euch Gott ſeinen
beiligen Geiſt vinb' Chriſti willen, Amen, Amen.

Das Siebenzehende Capittel.


Was des D. Fauſti fernere leßte Bitte geweſen ift.
Da nun Doctor Fauſtus , wie oben angezeiget wors
den, ſeine befentnus vnd fürtrag vor ſeinen beruffenen
geſten geoffenbahret vnd targethan hat, auch ihme ein
.
Theologus ſcarpff unter die Naſen gefahren , habe
er es wol gehöret , ſo habe er doch darüber gar ftill
geſchwiegen und ſich im wenigſten nichts mercken laſſen .
Darob hat er ſie widerumb in die rechte Wirtsſtuben
geführet, vnd alda den beſten Wein aufftragen laſſen ,
rine maßfandel genommen , die herumb zu wünſchung
einer guten Nacht gehen laſſen. Darauff er widerumb
an die Studenten eine freundtliche bitte hat angelegt,
alſo und der geſtaldt: Uhr meine liebe befandte , ver
il . 48 :
754

tramte Herrn und Brüder, ir wollet euch nun , fo ed


euch zeit bedünct, zu beth begeben, mit ruhe ſchlaffent,
und euch nichts anfechten laſſen , auch ſo ihr ein ge
Polter vad vngeſtüm weſen im hauß höret , wollet ihr
barob mit nichten erſchrecen , noch euch entſeßen, es ſo di
ruch kein teid widerfahren , wollet auch von dem hette
nichi auffftehen , und ſo ihr meinen Leib todt findet,
ihn zur erden beſtatten laſſen , dann ich ſterbe als ein
guter und Föſer (Chriſt, ein guter Chriſt, darumb daß
ich eine herkliche rew habe , vnd zu Gott in meinem
bergen immer vmb gnad bitte , damit meine feele von
Der ewigen qual erlöſet werde , ein böfer Chriſt , daß
ich weiß, daß der Teuffel den Leib wil haben, und ich
wil ihm den gern laſſen , er laſſe mir aber nur die
ſeel zufrieden . Damit wünſch ich euch jämptlich ein
gute nacht, mir aber eine ergerliche, böſe und erſchreca
liche.
Erinnerung.
Es ſchreibt ein Abt von Cluniar in Frandreich von
einem Graffen zu Mafcon , das er ein groſſer Schwarß .
künſtler ſey geweſen, vnnd ſich auch in ein Bundtnus mit
tem Teuffel eingelaſſen habe. Da nun ſein ziell vnnd
endtſchafft heranrüdte , hat er auff einen Freytag zu Maſo
con in ſeinem Pallaſt ein groſſes Panceth , mit ſeinen
Rittern , Edlen , Nethen, vnd andern gehabt und gehalten,
vnd hat gleichwol zuuor etlichen ſeinen Rethen vnd an .
dern geheimbten zu verſtehen geben ſein ende , vnd was
er dem Teuffel verſprochen , und wie jebundt die zeit alla
Tey, das ihn der Teuffel mit Leib vnd Seele holen werde,
tarumb wolle er zuuor ſein Valete begeben . Ob dieſer
newen Mehr erſdracen ſeine Gefte nicht gar rehr , dann
er war ein groſſer Tyrann vnnd durchächter der Geiſtlie
$
den Cleriſey. Darumb wol zu vermuthen , das er dem
Teuffel etwan ſich hatte verſprechen müſſen . Da man nun
iu per beften fremd und womut iai, und der Graff fich
755

gleichwul euſſerlich frölich erzeigte, fich nichts merden ließ,


vnangeſehen , das ihm angſt vnnd bang im herben war,
vnnd die beſtimbte zeit merdte , das er dauon ſolte, offenis
barte er es menniglich , was ihm begegnen würde , und
nicht gar lang bernad, da kompt herein ein groſſer Mann
auff einem ſchwarßen Pferde geritten , der fam zu jhm ,
begerte, er ſolte aufiſtehen, er bette ihm etwas zu ſagen, etc.
-
Das nun Doctor Fauftus von den Studenten bittet,
wann man ſeinen Leib finden würde , das man ihn zu
der Erden ſolte beſtetigen , dauon haben wir dieß zu mers
den : Man ſchreibt von dem Bapſt Syluefter dem andern ,
das er ſich gleicher weiſe dem Teuffel ergeben habe , da er
nun auch ſeine beſtiinbte zeit gewar nam, hielt er zu Nas
venna ein gros Pandet, vnnd bath menniglich, wann man
reinen tosten leib fünde , ſo ſolte man ihn zu ftüden
hauwen , die ſoll man auff einen Karren legen , und an
den ort begraben , dahin ihn die Rolle führen würden ,
felbft willig. Alſo ſeynd die Roß zur Lateranenſer Kir
chen gangen , daſelbſt iſt dieſes Bapſts Cörper begraben
worden . Darauff iſt nun die frage : Wann man toote
Leute vngefehr findet , wie dauon zu vrtheilen ſey. Es
gibt die tägliche erfahrung , das die Menſchen offt man
derley todtes vmbkommen und fterben . Was nun die
Naturfündiger ein theil hieuon fürgeben , vnnd den vnter
ſchiedlichen abſcheidt den Sternen zuſchreiben, ſolches laſſe
ich in ſeinem werdt beruben. S. Paulus aber zu den
Nömern am 11. Capit. ſagt: Herr wie vnbegreifflich ſeyndt
deine Gerichte, vnnd vnerforſchlich deine Wege. Aus dies
ſem kurßen Sprud ) ſehen wir, das Todt vnd Leben , glück
vnd vnglück von Gott herkompt, ja es iſt Gottes weg
vnd gerichte. Vnd Chriſtus Matthei 20. ſpricht : Freundt,
ich thue dir nicht vnrecht , vnd S. Paulus Roman . 9.
Des er wil, erbarmt er ſich, den er nicht wil, verſtodt er,
vnd im Propheten Jeremia 9. ſpricht Gott ſelber : gleich wie
ein Leimen ift ins Haffners band, alſo ſeyndt ihr audi
in meiner bandt. Daraus folgt, das wir die heimlichen
vrtbeil Gottes nicht erforſchen ſollen , dann er machet , vers
ordnet und ſchafft auff erden alles nach dem wolgefallen .
feines willens. Darumb ob ein frommer Chriſt eines,
756

ſchnellen vnd vnuerfehnlichen Todts ftirbt, ſo befele mans


Gott, vnd glaube feſtiglich , das es ohne Feinen willen ,
gefallen , wiſſen und verhengnuß nicht rey geſchehn , wie
vbel auch die Welt dauon redet und helt, dann es lieget
nicht viel daran, welches todtes einer ſtirbt , ſterben doch
zuweilen die jungen Kindlein , ſo vnſchuldig reyn , in der
geburt oder alsbaldt nach der geburt , ja auch wol in
Mutterleibe. Aber wie ſagt die heilige Schrifft Sapient. 4. :
der gerechte , was todts er ſtirbt , iſt in der Ruhe vnnd
Erquidung, vnnd felig reyndt die Todten , die im Herrn
dlaffen . Dargegen ift wider die frage , wie es ein
geſtaldt habe mit den gottloſen, die offt jämmerlich vmb:
kommen , vnd fterben erſchredlich ? Hierauff antworte ich :
tas ſolche werden geſtrafft andern zu einem Erempel, auff
das ſie erſchredet , vnnd alſo Göttlichs willen erinnert
werden, wie Chriftus ſagt von denen , Luc. 15. auff die
der Thurn zu Siloba gefallen war, vnd hette fie erſchla.
gen vnd ſpricht : Meynet ihr, das dieſe vnnd die Galileer
allein Sünder reynd geweſen, wo ihr nicht buß thut, wer
det ihr auch alſo vinbkommen. Darumb S. Paulus Nos
man. 2. ſpricht: Meyneftu, das du werdeſt dem vrtheil
Gottes entrinnen , der du andere richteft, vnd thuſt auch
daſſelbige ? Jtem , hat Gott der natürlichen zweig nicht
verſchonet, das er vielleicht dein auch nicht verſchone. Wic
auch König Salomon Prouerb. 21. ſpricht: ſchlegt man
den ſpötter , so wirdt er alberwißig. Item , wann die
ſpötter geſtrafft wirdt , ſo werden die albern weiß. Alſo
zeigt Genef. 18. Gott der Herr dem Abraham an , wie
er wolte Sodom vnnd Gomorra berderben , das Abras
bam ſolches ſeinen Kindern befehle, auff das ſie des Herrn
weg bielten , vnd theten was recht und gut were. Sihe
nun, alſo gehet es zu, das der nicht vbel fterbe, der recht
und wol gelebet hat , wes Todts er auch ſtirbt, der nicht
wol fterbe, der vbel gelebt hat, dann der Todt des Men:
ichen iſt nicht für böß zu halten , der zuuor fromm gott:
fürchtig geweſen iſt, wol vnnd recht gelebet hat, dann das
machet den Todt nicht böß , das nach dem todte folget.
Darumb jou man nicht darob erſchrecken , einer verbrent,
der ander ertrindt, den zerreiſſen die Thier, der felet den
757

hals ab , der wirdt erftochen, , jener erſchoſſen , den er:


ſchlegt der Hagel , einen andern ein Pferdt , wol denen ,
nie wol gelebet haben , der Todt ift ihnen nicht böß ,
ſondern föhlich. Zum andern wirdt vermeldet , was
Doctor Fauſtus ganß ficher redet. Er werde fterben als
ein böſer vnd guter Chriſt. In dieſem reben wir ein
Erempel aller gottloſen rew in ihrem verſtodten Herßen ,
vnnd das keine beſtendigkeit bey den vnbußfertigen iſt, wie
der Weiſe Mann , Sapient. 5. bauon redet, und ſpricht :
Nachdem wir geboren worden ſeyndt, haben wir ein ende
jenommen , vnnd baben in dieſem Leben kein zeichen der
Tugeridt oder Gottesfurdt bewieſen, aber dargegen in ons
crer bößheit ſeyn wir verzehret, barin erſoffen , vnd hals:
ſtarrig, wie wir dann etliche Erempel haben , als an Cain,
Genef. 4, da er einen Mordt an ſeinem Bruder began
sjen , vnd ihn Gott der Herr zu rede feßet, ſaget er : D
Gott fey mir gnedig , ſondern beharret in vnbußfertigem
furyaben, vnd ſprach : meineſünden ſeyn gröſſer, dann das
ſie mir vergeben werden können. Solch halsſtarrigkeit
rehen wir auch Erod. 8. 9. 10. an dem Pharao in Egyp
ten, das, ob icon Gott vielerley Landplage ſchickte , dan
noch war keine Beſſerung bey ihm , ſondern er war ein
geleiſſener, wie er dann offt zu Moſe ſprac : Bitte den
Herrn für mich , das er dieſe und jene ftraff von mir
neme, ſo will ich das Gold laſſen gehen zu opffern. Jtem ,
ich habe mich verſündiget , der Herr iſt gerecht, ich aber
Lund mein Vold reyndt Gottlos , vnnd trieb der König
Pharao folde halsſterrigkeit ſo lange , l'iß er vnd ſein
Vold in vnbußfertiger beharrung in dem roten Meer er:
poffe. 1. Samuel. 15. wütet Abſolon wider ſeinen Vater
den König Dauid, den er aus ſeinem Königreich vertrieb.
Vnud da dem Vater die trawrige mähr fam , wie ſein
Sohn Abſolon mit ſeinem Haar an einer Eichen hangen
blieben, vnd er mit dreyen Langen durchgerennet war, war
dem Vater nicht auein vmb den Todt des Sohns , wie:
wol es ihm befftig und ſchwerlich genug zu berßen gieng,
ſondern vielmehr ihm omb das zu thun , dieweil er ſo
ficher vnnd vnbußfertig in ſeinem vnrechten fort gefahren
vnd gelebet hatte, vnnd in foldem bößlich war geſtorbeil,
758

Taß es nun vmb die Seel zu thun , daher der Vater


hrye, weinef und klaget: Mein Sohn Abſolon , mein
Sohn Abſolon, ach wolte Gott, ich müfte für dich ſterben,
das iſt, wann ich für dich were geſtorben, wolte ich meis
sier Seligkeit halben beſſer raht gefunden haben , beſſer
dann du. Nun aber iſt zu beſorgen , das es vbel vmb
deine Seele ſtehen werde. Eine ſolche falſche rew haben
wir auch zu ſehen an dem König Jeroboam , der da zu
Bethel einen falſchen abgöttiſchen Altar anrichtete, darwis
der ein Prophet ſchrye, da erzűrnet fich der König, vnnd
wolte mit ſeiner Handt nach ihm greiffen , ihn zu tösten ,
da verdörret ſeine Handt , und er bath den Propheten,
das er den Herrn bitten möchte, damit ihme ſeine handt
wider gerade würde, da es geſchah, fuhr der König dan:
noch in ſeiner Abgötterey fort , wie der Tert alſo ſagt :
Aber Jeroboam kehret fich nicht von ſeinem böſen wege,
ſondern verkehret fich, ond richtet höhe auff, vnnd dieß ges
riete zur Sünde dem Hauß Jeroboam , das er verderbet
vnd von der erde vertilget wardt, 1. könig. 13. Eine
ſolche gleißnerey führte der gottloſe König Achab, der den
froinmen Naboth umb feines Weinbergs willen tödten
lies , vnd da ihm der Prophet Elias aus befehl des Herrn
ſolchen Mordt fürhielt, vnd ihin darüber die ſtraff drewet,
da ſtellt ſich der Gottloſe König, als ob es ihm leydt were,
trug klagkleider an , gieng buđend ond jämmerlich daher,
taſteyet ſeinen Leib , faftet, onnd war ihme als hette er
nie kein Waſſer betrübt , das auch das Wort des Herrn
zli dem Propheten Elia geſchach, ond ſprach : Siheſtu nit,
-

wie fich Achab für mich budet, 1. König. 21 . Im Budy


Maccabeorum , 2. Maccab. 9. wird von dem gottloſen
König Antiocho alſo geſchrieben : das er war gang ftolß
vnnd vermeſſen, ſchwur vnnd ſaßt ihme hoch für , das er
Valdt gehn Jeruſalem kommen wolle , onnd die Stadt zu
einer todten gruben machen, darumb ſtrafft ihn Gott mit
ciner heimlichen plage , das im niemandt helffen kondte,
da bueb der Bößwicht an , ond betet zu dem Herrn, ver:
bies viel, fo ihm Gott heiffen würde. Aber es war lauter
falſchheit in ihm, vnnd ſtarb gang jämmerlich. – Mit der
rew des verräters Jura war es auch alſo gethan , der
759

fuhr aus antreiben tes Teuffels fort, teu Herrn Chriftum


zu verrahten , vnangeſehen das ihn der Herr trewlich war:
nete für ſolche ficherheit, und da ihm das gewiſſen fam ,
befandt er öffentlich für den Hohenprieſtern vnd Elteſten ,
das er vbel gethan habe, das er habe vnſchuldig blut vers
rahten , in ſolcher Bekentnus kam er zu keiner rew , fon .
dern beharret halsſtarrig, das er ſich darob erhengt, Matth.
27. Actor. 2 . Dieſe erzchlte Hiſtorien , und die falſche
gleißneriſche rew reben wir an dem Doct. Fauſto auch,
čer bis an das ende fich heucheliſch erzeiget, einmahl hat
er rew vnd leydt vber ſeine Sünde, ben mus er mit ver:
lierung ſeiner Seelen Heyl dasjenige balten, was er dem
Teuffel einmahl verſprochen bette , ia er ſterbe, wie er
jagt , wie ein frommer und auch böſer Chriſt, Haſe oder
Fuchs. Daraus zu lehrnen , wie der Teuffel aller Gott:
loſen herken einnimpt 311 ſeinem Vortheil , regiret und
führet ſie, leſſet ſie zu keiner beſtendigen rew_vnnd Bufíc
kommen, ſondern machet fie hartnädig , das fie die Buſſe
von einem tage bis zu dem andern auffſchieben , das z11:
leßft jnen nicht mehr zu helffen iſt, ob man ſchon aus dem
Worte Gottes fie" leyret vnnd vnterrichtet , oder ihnen
drauwet , wie Gott ob dieſer vund iener fünde ein miß
gefatlen hat, vnnd ohne ſtraff zeitlich vnnd ewig nicht
werde hingehen laſſen. Vnd wie Chriftus Johannis am
8. Capit. zu den Juden geſprochen : dann ſo jbr nicht
glaubet , das ichs bin , ſo werdet ihr ſterben in ewren
Sünden.

Das Achtzehende Capittel.


Von dem grewlichen und erſchredlichen Ende des Doctor
Faufti.
Auff ſolche gethane Nachtwünſdung traten die Stu
denten zu ihme, deren etliche ein groß mitleiden mit
ihme hatten , weineteit vnd gehüben ſich vbel , botten
ihm die handt vnd ſprachen : Herr Faufte , hiermit
wünſchen wir euch auch eine gute nacht, und bitten
760

gang fleifftg, ihr wollet ewers Heyrs und ſeligkeit geo


war nemen , vnd dieweils je nit anderſt feyn kan, als
das ihr vermeynet , der Teuffel werde ewren leib hin=
weg nemen vnd tödten , fo ruffet den heiligen Geiſt
vmb beyftandt vnd hülff an , damit der ewer Seele
möchte regieren zu einem beſtendigen glauben an vns
ſern Herrn , Heylandt vnd Seligmacher Jeſum Chriftum ,
dem befehlet ewren Geiſt in ſeine hende , und ſchrevet
aus der tieffe ewers herken inniglich zu Gott , und
ſprecher mit dem König Dauid : Adh lieber Gott , ich
rew und bekenne meine Sünde, derwegen gib mir ein
rein herß , vnd gib mir einen newen gewiſſen Geiſt,
verwirff mich nicht von deinem angeſichte, vnd nimm
deinen heiligen Geiſt nicht von mir , erfrewe deinem
Knechte feine Seele, dann nach dir Herr verlanget mich,
dann du Herr bift gütig vnd gnedig, von grofjer güte,
allen , die dich anruffen, wende dich zu mir, Fey mir
gnedig, dann meine Seel iſt voll Jammers, vnd mein
Leben nahe bey der Hellen , ſo du wilt , Herr , Sünde
zurechnen , Herr wer wirdt beſtehen , dann bey dir iſt
die vergebung, daß man dich fürchte, ich harre des
Herrn , meine Seel barret, und ich hoffe auff fein Wort,
dann bey dem Herrn iſt die gnade , und viel erlöſung
bey ihm . Darauff gang weinend D. Fauſtus ſagt:
Ach jhr liebe Herrn, wie herzlich gudt vnd wolmeinend
finde und ſpüre ich ewre trewre herb, tas euch meine
Seligkeit ganz angelegen iſt, und wil euch darauff
nichts vorhalten, das id) im guten fürſatz ſtehe, Gott
inniglich anzuruffen. Dann mein berß iſt gleichwol
gudt , aber das vermögen vnd volbringen will nicht
bernach. Uch liebe Herrn , rahtet vnd Helffet , damit
die arme Seele von der cmigen qual erhalten werden
pröchte , dann id will in meinem Bergen ſouiel ſeufis
761

fen , flehen und ächten , mit feſtem trawen auff die


Barmherzigkeit Gottes , ob doch mich Gott als einen
vnnüßen Knecht möchte widerumb zu gnaden annebs
men, aber ich beſorge leyder , das es ſchwerlich etwa3
fruchtbarlicha bringen werde , dann das liget mir an
mege , das ich Gott und allen Auſſerweblten meinen
bundt auffgeben , ſte anzufeynden , dargegen mich mit
dem Teuffel ewig verbunden habe , daher Gott aud ,
mein feind iſt, will mich auch nicht mehr, dann es iſt
eine groſſe Sünde, ja gröſſer, dann daß fie mir wirdt
vergeben werden können. - Darauff einer vnter ihnen,
ein Theologus, fagt, ey Fauſte, redet nicht alſo, ihr
ſeyd ein Menſch , von Gott erſchaffen , wie der Tert
ſagt, und es war alles gudt, der hat euch Leib vnd
Seel gegeben, die ſeyndt jhr nicht ſchuldig, dem Teuf
fel zu eigen zu geben, darumb fan die Seele; To Chri
ſtus der Herr mit ſeinem tewren Vlute erkaufft hat ,
nicht wider dem Teuffel werden , laſjet euch deßhalben
nichts anfechten , tröſtet vnd bedencet die große güte,
gnabe und Barmhertigkeit Gottes , daß fie viel vnd
weiter gröſſer ſem, dann alle ewer, ja der ganzen welt
ſünde , welche gnade Gott bereit iſt zu erzeigen allen
denen, 'die ihre ſünde erkennen. Alſo tröſtet ſich König
Dauid : Deine Barmherzigkeit iſt gros vber mir. Ift
cwre fünde gros, ſo iſt Gott noch gröſſer. War nicht
Dauid ein groſſer Sünder, ein Ghebrecher vnd Mörder ?
Verläugnete nicht Petrus Chriſtum ? vnd Paulus verfolget
ihn ? haben fte nicht durch die Buſſe gnade erlanget ?
fondte auch eine gröſſere Sünde ſeyn , dann Chriſtum
am Creuß hangende durch ſeine ſeyten ſtechen, wie der
Þauptman Longinus thete ? noch ward ſte ihm verge
ben, da er befandt vnd ſprach, warlich, der war Gote
tes Sohn. Was möchte etne gröſſere fünde ſeyn, dann
762

Chriſtum creußigen , wie die Jüden theten , noch were


ef inen vergeben worden, wann ſte Buß hetten gethan
und an Chriſtum gleubet, wie ihnen S. Petrus Actor.
2. 3. prediget. Darauff antwortet Doct. Fauſtus,
ach wie lieblich fesyndt die Füſſe derer, die den frieden
verfündigen , wie eine liebliche Predigt iſt dieſe zuzus
hören , wo die wurbel meines herşens nicht verdörret
were , daraus kein Safft zu ergrünung frucht tragen
wil. — Ihm antwortet herwieder der Theologus :
Da dweyget, das redet der Teuffel, das herß iſt noch
gubt, es ſtecket noch ein fündklein eines glaubens in
eud), Gott will emer ſchwachheit auffhelffen, ſo ir nur
felbſt wollet. Darumb laſſet ſolche Gottesleſterung fab
ren . - Alfbaldt ſchrye D. Fauſtus : ihr liebe Herrn ,
tommet meiner armen Seel zu hülff , die zeit iſt da,
der Teuffel wil das pfandt haben, errettet, errettet meine
arme Seele, den Leib gebe ich gern. Darauff ſagt
der Theologus: Laſſet euch nichts jrren der Selig
keit halben , ſonder betet vnd ſprechet mit mir : Adı
Herr Chriſte, du nimbſt nicht allein die armen Sünder
zu gnaden an , die bald kommen und ſich erkennen ,
ſondern auch die mit dem verlohrnen Sohn das väter
lich Erbtheil gar verzehren und hindurch bringen , vnd
nicht ehe zurück kommen , biß ſie der hunger, die legte
noth darzu treibet. In dieſer zuuerſicht fomme ich nun
auch, du fromnier, gütiger vnd langmütiger Herr Seſut
Chriſti, es iſt mir aber von herken leydt, das ich mich
alſo in Sünden habe laſſen verſeumen vnd auffhalten ,
nicht bald wieder vmbferet vnd auffgeſtanden bin. Ach
Herr Chriſte, ich bekenne es, vnd klage es dir von Here
Ben , es iſt geſchehen, erbarm dich mein , vnd ſey mir
gnedig, laß deine gnade vnd gütigkeit gröſſer feyn als
seine fünde vnd miſſethat, verziehe nicht mit deiner
763

ghab, wie ich mit meinen ſünden leyder alſo lang vera
zogen, ſondern laß mir armen Sünder deine gnad eijs
ſendt vnd baldt widerfahren . Item , ach lieber Vater
im Himmel, rechne mir meine Sünde nicht zu, ſondern
laß mich gnade beu dir finden, werff alle meine Sünde
in die tieffe des Meers, vnd gedencke derſelben nun vnd
nimmermehr, ſondern laß ſie in dem grabe meines lie
ben Herrn vnd Heylandts ewig verſcharret vnd verdeckt
reyn. Ach Herr, thue mir auff die Thür deiner gnad
vnd güte, fihe nicht an meine ſünde, ſondern deine große
gnade , damit du baſt gnade zugeſagt allen betrübtent
Sündern, ſo gnade bey dir ſuchen , dieſe gnade begere
ich, Herr ich laſſe nicht ab , biß du mein feel tröſteſt
und wieder zufrieden ſtelleft. Dieſer trewherßigen
vermanung höret D. Fauſtus fleiſſig zu , hette drüber
sin groſſes feuffben , aber ſeine wiederantwort gab er
nicht mehr, ſondern aus ganzer ohnmacht fiel er hinder
den Bandf, barob ſie alle erſthracken , man richtet ihn
auff, aber er wollte wieder ſincken, alſo namen ſie ihn
und legten ihn auff ein lotterbeth. In foldem ſchrecken
hörten ſie ein gros Polter im hauß, darob ſie ſich ents
faßten, vnd ſprachen unter einander, daß ſie wolten zu
beth gehen , dann es werde gewiß an dem ſeyn , das
der Teuffel ihn holen werde, giengen alſo furchtſam zu
beth. Dem Wirte aber hette man nichts dauon geſagt,
bann er hatte ſich, volgeſoffen und lag zu beth, zudem
war ihme Doctor Fauſtus ein guter Gaſt, ber ihu
redlich , ja doppelt bezahlet hette , jhme eine groſſe ver
ehrung darzu gefchencft , deßgleichen den Studenten ei
nen ſtattlichen beuthpfenning , zu einer ewigen gedechte
nuß . Die Studenten wolten, der Johan Wayger, D.
Fauſti Famulus, ſolte bey ſeinem Herrn bleiben , aber
er wolte nicht, vnangeſehen, daß ihn fein Herr zu ele
764

nem erben aller ſeiner güter eingeſegt hatte. Da fte


nun zu bette gangen waren, fondte keiner aus furcht
ſchlaffen , zudem molten fie den chrecklichen außgang
des Fauſti anhören und auffmerckung haben. 218 nun
die Mitternacht hergieng , zwiſchen zwölff vnd ein bhr,
da entſtundt ein grewlicher groſſer vngeſtüm windt, der
gieng gegen dem Wirtshauſe zu , der rieß vnd tobte,
als ob er alles zu grunde ſtoffen wolte, wem war engs
fter dann den guten Studenten, die vermeinten zu vers
zagen , ſahen den Teuffel in dem glaß , vnd ſprungen
aus dem beth, vnd hüben an einander zu tröſten, wol
ten aus der Kammer nicht, befühlen fid, dem lieben
Gott. So lieff der Wirt aus ſeinem Hauſe in ein
anders. Es lagen die Studenten nahe bey der Stuben,
darinnen Doctor Fauſtus war, die hörten darinnen ein
grewliche pfeiffen vnd ziſchen, als ob darin Schlangen ,
Nattern vnd andere ſchädliche würm weren . Indem
gieng die ſtubenthür auff, und war ein groß rumor,
ſtoſſen und werffen in der Stuben , das man hörte
Stüel, tiſch und bände hin und widerwerffen. Da hub
Doctor Fauſtus kläglich an , zetter mordio vmb hülff
zu ſchreyen , aber faum mit halber ſtimm , vnnd gar
baldt hört man ihn nicht mehr. Da vergieng der
Windt, vnd hat ſich gelegt, vnd war gar ſtil im hauß,
biß alſo der tag angieng. Da nun der tag hers
gerudt war und ſonſt niemandt im Hauß war , bann
die Studenten , giengen fte in die Stuben , dem grew
lichen Spectafel zuzuſehen, und wo Doct. Fauſtus fenn
möchte , fie ſahen ihn aber nicht mehr , dann allein ,
das die Stube voll bluts und die wandt deøgleichen
mit blut beſprüßet war. So waren die wände auch
bin und wider angeklebt mit des Doctors Fauſti Ger
virn , die geen lagen anff der Grden vnd bänden , ſo
765

jämmerlich war er zugerichtet worden , und man kondte


augenſcheinlich abnemen, wie ihn der Teuffel von einer
ivandt zur andern geſchlagen vnd zerſchmettert hette.
Da war eine entſegung, furcht, grawſen , ſchreyen vnd
weynen bey den Studenten , ſie ſuchten ihn auch hin
vnd wider , zulegt funden ſie den Leib , auſſerhalb de8
hauſes, auff einem Mift liegen , der war ſchrecklich at
zuſehen, dann es war kein glied an ſeinem Leibe gang,
es ſchlottert und war ab , der Kopff war mitten von
cinander , darinn kein gehirn mehr fürhanden war.
Alſo trugen ſie den Leib in das Wirtshauß.
Er inne r un g .
Hieraus Tollen wir lehrnen , wie der trewe Gott ſo
lang -der gottloſen weſen pfleget zuzuſehen , damit der
Menſch ſeine Sünde möchte erkennen , rew vnd leydt das
rüber baben , vnnd fehlig werden , wie er im Propheten
Ezechiel am 33. Capittel ſpricht: Ich begere den Todt
res Sünders nicht , ſondern das er ſich bekebre vnd habe
Tas Leben. Vnnd im Propheten Eſaia am 30. ſagt Gott:
wann ihr ftil bleibt , ſo wirdt euch geholffen , durch ſtilu
ſeyn vnd hoffen werdet ihr ftard ſeyn , das iſt, wo ihr
ruch demütiget gegen Gott , erkennet ewre Sünde , fo ift
euch geholffen. Dann Gott gibt zeit und ſtadt zur beffe:
rung . Im Propheten Jeremia am 18 : Ich bereite euch
ein vnglüc zu , vnd hab gedanden wider euch , darumb
beker fich ein jeglicher von ſeinem böſen weſen , und beſs
ſert ewer weſen vnd thun . Vnd Luc. am 13. da dem
Herrn Chrifto verkundt war von den Galileern , welcher
blut Pilatus mit ihrem opffer vermiſchet hatte : Da ant:
ivortet er : Meynet ihr , das die Galileer für alle Gali:
leer Sünder geweſen ſeyn, dieweil fie das erlitten haben ?
ich ſage euch nein darzu , ſondern fo für euch nicht beſs
fert, werdet ihr auch alſo vmbkommen. Dieſe Buß und
beſſerung des Lebens fordert Gott von vns, welche raum ,
ziel und zeit Gott der Herr ohn Zweiffel dem Doct. Fauſto
in ſeinen Lebzeiten geben hat , da aber nun keine beffe:
766

rung erfolget ift, hat er es mit-groſſem lchaden ſeiner


Seelen Heyl erfahren müſſen . Solche gutthat , Yo Gott
allen Menſchen erzeigt, rühmbt der liebe König Dauid in
ſeinem 78. vnnd 95. Pſalmen weitleufftig , dahin zu res
ben. Dieweil aber, wie man ſpricht, Criſam vnd Tauff
an dem Doct. Fauſto verlohren geweſen , und ihm weder
treuwe vermanung, Lehr, waruung, fleben noch bitten zu
herßen gangen , vund wie trauwherßig es auch viel frons
iner gottfürchtige Leute mit ihmegemeynet, dannoch folds
faren laſſen , wiid in verſtodung und ficherheit dahin , wie
cin Epicurer, gelebet vnd verharret, iſt die frage darauff,
was deſſen die vrſad, möcht geweſen ſeyn ? Antwort : Der
Teuffel iſt ein tauſendtfünfiler , tas er ihin den Herru
Chriſtum aus den Augen bat hinweg genommen , vino
das wort der gnaden auch darzu aus dem bergen geriſe
jen, das er Chriſtum ganß vnd gar hat verlohren , und
nimmer finden können , dann er fan ſünde machen , da
keine oder gar kleine Sünde iſt , ja aus einem ftäubleia
wol einen groſſen Berg machen , vnnd fid) in Chriſti ger
faldt alſo verſtellen , das wir darfür erſchreden müſſeir,
ais wann er vnis irgend ein dreuwort Chrifti fürhelt ,
darfür wir erſchreden , vnnd meynen , er ſey der rechte
Chriftus, der vns ſolche gedanden eingibt, da es doch der
leydige Teuffel ſelbſt iſt , dieſe gedancien hat der Teuffel
dein Doct. Fauſo geſcherffet vnnd geſprochen , fibe, in dies
fer vnnd jener heiligen Schrifft verbeuth Gutt dieſes und
anders, das er auch ernſtlich firaffen wirdt, das haftu bes
gangeni, darunb baſtu auch Gottes zorn vnd vngnad auff
dich gelegt, darumb du zu keiner gnaden mehr hoffen darffit,
Gott nimpt feinen ſolden Sünder an, der ſo freuendtlia
vnnd wiſſentlich geſündiget hat, als du . In ſolchem wahı
vnnd eingebung des Teuffels , ift er obne zweiffel dahin
gefahren , zu dem Meiſter , der ihm alſo eine ſolche Join
ftruction gigeben hat. Nun wollen wir auff andere
dergleichen kommen , die auch, wie Doctor Fauftus , ihren
loun vun dem Teuffel bekommen haben , vnnd der ihnen
auch hat zeitliche frewd vergunt, bis zu ſeiner zeit , aber
init ſchredlidem ende , die obne lux et crux dahin gefah:
ren ſeyn , und wo iynen der Teuffel nicht ſelbſt zeitli
767

hat den hals abgebrochen , das fie doch der Weltliden


Obrigkeit in die hende feyndt kommen. Man dreibt
von dem Zoroastre, der bernach ein König der Bractia
norum war , dieſer ſoll der erſte geweſen ſeyn , ſo die
Teuffeliſche Schwarzkunft an tag gegeben vnd erfunden
bat. Zu dem iſt der Teuffel vnter der geſtaldt eines Ab :
gotts erſchienen , vnnd mit ihm einen bundt auffgerichtet,
neinlich, er rou ihn anruffen als cinen Gott, ihm opffern ,
vnnd nicht von ihm weichen , ſo er ſolches würde vod:
bringen , wolle er ihn mit Weißheit vnd hohen Künſten
begaben , das keiner nach noch vor ihme ihm gleich ſeyn
fode. Dieſes iſt dem Zoroaſtri baldt eingangen , wie er
auch hernach ſo hoch herfür geſtiegen iſt, das er für einen
Gott auch wie der Teuffel iſt angeruffen worden . Durch
dieſen Zoroaſtrem hat der Teuffel viel außgerichtet. Nem
lid) , das Zoroaſter hat viele Bücher und Vers von der
Zäuberey , von der Physica und Astrologiu geſchrieben.
Die Scribenten melden , das er 20. mal tauſent Verb
gerecitiret vnd gemacht habe , die hat Democritus lang
darnach erweitert. Darnach reyndt entſtanden viel hober
Schulen , darinn man offentlich die Schwarßkunft oder
zäuberiy geleſen vnnd gelebret : als in Perſien, Egypten,
bey den Mediern , Ayriern , Arabiern , Griechenland und
mehr andern Königreichen . Alſo fan der Teuffel ſeinen
dred für würß verkauffen , dann diß Reich dieſer welt
gehört dem Teuffel zu , welchs er dem Herrn Chrifto bat
geben wollen , ſo er für ihn were nidergekniet vnnd ihn
hette angebettet , Matth . 4. und S. Paulus Ephef. 3.
nent den Teuffel einen Fürſten vnd Regenten dieſer Weldt.
Warumb wolt dann nicht volgen , das er bey den Kins
dern des Vnglaubens nicht wohnen oder herrſchen ſolt,
damit ſein Lob und Würd möchte außgebreitet werden,
wie angezeiget iſt von den hohen Schulen der Schwarß
tünftler ? Bey dem iſt es nicht geblieben, ſondern Zoroaftres
iſt hernach durch ſeine ſubtile Kunft zu einem König der
Scytier auffgenommen worden , ja das er mehr dann
für einen König gehalten , dann man ruffte in an für
einen Gott , wie er dann ein bildt in ſeinem namen bat
laſſen auffrichten, wer frand war, der ruffte ihn vmb ge:
768

fiindtheit an, für ſchaden der früchte, und anderſ , 2. Zu:


leßt gerieth er in folche Hoffart, das ihm nicht genug
daucht, die wirde , ſo ihm das Vold beweiſet , ſondern er
wolte für andern Göttern mehr vnnd höher reyn , verach
tet alle götter vor und nach im , vnd gab bey dem Vold
für , er wolt in die Lufft fahren vnd die Götter heimſu .
chen , welches er auch durch bülff des Teuffels verrichtet,
vnnd haben einhellig die Perſier geſchrieben , das er ſo
hoch in das geſtirn iſt gefahren , das er ſo nahe der Son.
sien kommen , das fie ihren ſchein bat verlobren . Aber die
Elementen tobten vnd wüteten wider ihr, das in leßtlich
ein Fewrftrahl von dem Himel auff die Erden herabges
ſtürßt hat, doch ohne verſehrung oder Schaden ſeines Leibs.
Da nun die zeit herrüdte, das er dem Teuffel ſein pfand,
das er ihm verſprochen, leyften ſolte, hat Zoroaſtres einen
Krieg wider den Affyriſchen König Ninum angefangen.
Als nun der Teuffel ihm ſeine zeit verkürßte, vnnd er in
die Flucht geſchlagen war , und fam an das Meer , vnnd
Dermeinte , er wolte durch ſeine Kunſt ganß truden hins
durch gehen , abe der Teuffel Feine zeit vnnd gelegen ,
beit , und vmbgab ihn mit einer ſolchen Finſternus , das
er weder Landt noch Waſſer hat mögen erſehen , dargegen
haben die Affyrier ihn wol geſehen vnnd jämmerlich er:
iclagen. Anno 763. war ein Herßog in Normandey,
damahls Neuftria genant , mit namen Albertus Minor,
ſonften mit dem rechten Nahmen Robertus der Teuffel ges
beiſſen , der ergab ſich auch dem Teuffel, vnd thete ſeinem
Vold vnnd Vnterthanen groſſen Schaden , erſchien auch
vielen in mancherley grewlicher Thier geſtaldt, das auch
ſein Vater, der Herßog Karolomannus, nach ihm thet greife
fen, aber mit ſeiner Zäuberey kondte fich Robertus gan
vnſichtbar ftellen vnnd dem allen entfliehen . Zuleßt ihete
ihn der Vater öffentlich in die Acht. Da Robertus nun
ſeine Schelmerey lang gnug getrieben , und ſich ſeiner
bundtnus des Teuffels erinnert, wolte er dem zuuorkoma
men : fuegt ſich derwegen zu einem Einſiedeler, dem beichs
tet er ſeine Sünde , der gab ihm eine ſolche Buffe , das
er folte einen Orden eines Einſidlers annemen , vnd drey
Jahr nichts reden, in folcher frommigkeit ſchlieff der Teufs
769
i

fel dannoch nicht , ſondern kam zu ihm , als er in dein


Baldt ſpaßiren gieng, zeiget ihm ſein Schuldtregiſter an ,
nam ihn, führt ihn in die Lufft, lies in herab fallen, der
fiel auff einen baim , das er erſchmettert, da hieng der
Leib halber an dem Baum , und wardt alſo toot gefuns
den . Zun zeiten des Königs Lotharii in Frandreia,
des erſten dieſes Namens , des 34. Königs , war ein re:
gierender Fürſt in Bulgarien , mit Nahmen Baian, dieſer
war ein groſſer Sibwarbfünſtler, er verwandelt ſich mit
ſeiner zäuberey wann er wolte , ro rahe er einem Wolff,
oder andern Thier gleich. Ja er verendert ſich in ſolcher
geſtaldt, Dis wann einer zuuor etwan einen Neyſer, Rös
nig , Bapſt oder einen andern geſehen und erkandt bat,
vnd 311 dieſem Fürſten kam , meynet er nicht anderſt, die
relbigen weren bey ihin zu hoffe eingeritten. Wider reis
nen eigenen Bruder Peter , der mit ihm gleich: regirte ,
fieng er einnall Krieg an , und damit man meynt, er
were jo ſtard vnnd mechtig, mit einem groſſen Kriegsvold
bat er können Reuter vnd Küriſſer , wieviel er woite, in
das Feld machen , das alſo ſein Bruder mit ihm fidh bat
vertragen müſſen. Zuleßt, da rein ſtündlein kam , beſaß
ihn der Teuffel leibhafftig , das er alſo ſeine bende vnnd
arm zerzerret vild naget , den ſchickt man dem Bapſt Leo
gehn Rom , der legte ihm Sanct Peters Ketten in den
hals , da ſchrey der Teuffel vnd fuhr aus , man fand in
dannoch toot liegen . Alſo ſchreibet auch ein Abt vun
Cluniar von einem Graffen von Maſcon , welcher in der
Lyoniſchen Provinß an dem Flus Arar gewohnet, wie id )
von ihm oben an einem orte meldung gethan , dieſer Ber:
forieb'vnd verhieß dem Teuffel , das er wolte ein durch :
ächter der geiſtlichen Cleriſey reyn , vnnd erwuchs auch
darinnen ſo Tyranniſch , das er nahı vnnd einzog den
Geiſtlichen ihre Stifftung, Haab vnnd güter, verjagt und
verſtieß die Thumbherrn vnd Mönche ohne ale barmhers
Bigkeit aus der Kirchen , gab für, was ihr geſchrey ond
gepler -were, dieweil nach dieſem Leben kein ander leben
mehr Fey. Zu ende, da er wuſte , das er fort mufte und
dem Teuffel einen puff halten , ließ er zurichten ein groſ:
ſes Pandeth vnd darzu feine Ritter , Erlen und Rethe
II . 49
770

beruffen , aber keinen Geiſtlichen wolte er dabey habert,


und da er in den beſten frewden faß , ritt ein groſſer
Man auff einem ſchwarßen Pferde in des Palafts pforten
binein , und in gegenwärtigkeit aller deren , ſo daſelbft
vorhanden , die ſich böchlichen verwunderten , ift er biß zu
dem Graffen felbeſt gezogen und geſagt, wie er etwas
mit im zu reden hette, da merát der Graffe , wo es hin
aus wolte, ſagt hierauff zu dem Mann , er ſolt ihm vols
lend dieſe zeit ſeine frewd zulaſſen, und kommen , wann die
Nacht erſt bergehe, das wolte dieſer Mann nicht , da ers
zürnet ſich der Graffe vnnd ſprach : Er Fige wol, er wolle
iin von ſeinet wegen nicht aufſtehen . Auff das war der
Graffe , als durch unſichtbarliche Krafft beztvungen , und
da er geſehen , das er nicht darwider thun kondte , iſt er
von dem Tiſch auffgeſtanden ennd hinab gangen bis zu
des Pallaſts pforten , alda hat er ein ander (dwarß ge :
rüſtet vnd geſattelt Pferdt gefunden , auff welches er aus
befehl gedad ts vnbekanten Manns von flundan geſeſſen.
Das hat er . geſchwindt genommen , vnnd vor allen und
menniglichen dafelbſt gegenwertig vnnd zuſehende den
Graffen in die Lufft hinauff und hinweg geführet. Es
ward von dem groſſen geſchrey vnnd erbärmlichen klagen,
Tas der Graffe trieb , die ganße Stadt bewegt , vnd lieſ
fen alle Bürger zu, das wunderzeichen zu feben. ' Er ſchry
vmb hüiff, aber er fuhr je lenger je mehr vnnd weiter in
die Lufft hinein , das man ihn nicht mehr ſehen fondte,
da iſt jederman ganß erſchrođen wider zu Hauß gangen.
Alſo wirdt von einer bößhafftigen Zäuberinnen in
Engelland geſdrieben , die fich dem Teilffel ergeben hatte,
die wardt in der Kirchen , dieweil die Prieſter ſangen ,
von dem Teuffel erſchredlich gezerret vnd auff ein deußa
lich Pferdt gefeßt , durch die Lufft hingeführet , und hat
man wol vier meyl ein erſchredlich furchtſam geſchrey ges
böret. Hierauff wollen wir auch nun von den froms
men Bäpſten vnd Seulen der Chriſtlichen Kirchen etwas
ſagen . Erſtlich wollen wir für vns nemen den Bapſt Syls
veſtrum den andern , ſonſten Gibertus oder Hildebrant
genant. Von ihm ſchreibt Platina, ein groſſer Nomaniſt,
Douclerus vnd andere Scribenten . Dieſer fom jung im
771

Aurelianiſchen Biſchofftumb in ein Klofter , darinnen die


Mönche mit vielen Teuffeliſchen characteribus vmbgien
gen . Er war ein geborner Franßoß, vnnd ein gelahrter
fürtrefflicher Philoſophus, vnnd war des Königs Hugonis
in Frandreich Sons Roberti, auch Keyſer Otten des drit
ten , vnnd anderer mehr fürtrefflicher Leute Schulmeiſter
vnd Preceptor. Da er ſabe , das ihm alles glüdlich fort
gieng, gedacht er noch höher zu ſteigen. Derwegen nahm
er für, ſich den Teuffel zu beſchweren. Da er ihm nun
erſchien , vergleichte er ſich mit ihm auff etliche zeit , da
ſtieg ihm das glüd noch höher auff, vnnd machet ihn der
Keyſer Otto zn einem Erhbiſchoff zu Ravenna , vnnd her :
nach auch zu einem Römiſchen Erkbiſchoff. Leßlich iſt er
Anno 1003. zum Bapſthumb kommen , vnd Sylueſter der
ander genant worden . Alda hat ihn der Teuffel getrie
ven , das er regiret hat , wie der Teuffel ſelbſt , dauon
Chriſtus Johan am 3. Capittel ſagt, das er ſey ein Mör:
der vnd Lügener. Dann er fieng an vnd richtet grewliche
Blutbade an . Er war erfoffen in einem gangen Sodo
initiſchen Leben , mit trundenheit vnd vnerhörter Vnzucht,
als da zu ſehen : Da der König in Franckreich dem Cardi:
nal von Nantes 2. Edle knaben gen Rom ( chichte, da hat
er ſie zu fich gezogen , und die zu fleiſchlicher vnzucht be:
halten , ja er hat auch vnkeuſcheit mit dem Teuffel felbft
getrieben , in ſolcher geſtalt, das der Teuffel alle geberd
vnd form hat müſſen an ſich nemen , als die ſchönſte Rö
merin zu Rom , oder in Italien ſeyn mochte. Aber in
dem allen war Feine gröſſefte freuwd, kriegen , morden
vnnd blutvergieſſen , das man in allen Hiſtorien findet,
das er innerhalb ſieben Jahren wol bey zweyhundert mal
tauſendt Menſchen durch Krieg vmb den Hals gebracht
hat. Darzu wann er das Pallium den Cardinälen zu
kauffen geben, hat er die gemeinlich vergifftet , alſo auch
wo er hat Hendtſchuch außgetheilet , vnnd iſt alſo ſein
Herß nichts anders geweſen dann Mordt, Gyfft unnd
Blutvergieſſen. Alſo zeiget man von ihm weiter an, wann
etlicher groſſen Potentaten Legaten gehn Rom kommen,
vnnd etwann vmb Friede angeſuchet , hat er ſich geſtellt,
als ob er fein geſicht verlohren habe, darumb er ein brils
772

len auffgefledt, vnd wer darin geſehn , der hat etliche zeit
erblinden müſſen , oder ſind von Rom nicht mehr one
Schaden des Leibs kommen . Er hat auch bey ihin einen
ſchwarßen zotteten Hund gehabt, der war ſein geift. Auf
eine zeit fain Keyſer Otto der dritte gehn Rom : Da
ſprach er den Bapſt vmb dieſen Hundt an , der Bapſt
ſchlug ihm ſolches ab, mit fürgeben , er wolte lieber das
Königreich Neapolis verſchweren , dann dieſen Hundt aus
der handt laſſen. Darbey ftund ein Raht des Keyſers,
der lechelt darob . Als ſolches der Keyſer wahrnam , fragt
ihn der Keyſer vmbTolch getech. Der Raht andtwortet:
ha der Bapſt ideßt dieſen Hundt hoch, vnnd er gebe ihn
ewer Keyſerl. Mayeft. nicht vmb das Keyſerthumb , dann
dieſer Hundt fan ihm viel außrid ten , und hat eines Les
wen arth, der viel Fürſten und Herrn dahin gerichtet hat.
Darauff mercft der Reyſer , mit was Teuffeliſden liſten
vnd Practic der fromme Bapſt vmbgienge. Zulegt da die
zeit war bergerüđt , das der Teuffel die Seel wolte for:
dern , hat dieſer Hundt auff dem Capitolio ein ſolch ges
idrey bey Nacht angefangen , das die ; ' ſo : ſolches baben
gebört , nicht anders verſtanden , dann man ſchrye vmb
bülff, das etwan ein fewer were außkommen ; darüber ein
groſſer aufflauff war. Die : bundtnus, iſo dieſer Bapſt mit
dem Teuffel bat auffgerichtet, war dieſe :: Der Teuffel be :
gert an den Syluefter , das er mit Leib vnnd Seel , ſoite
fein werden , wann er ſeine erſte Meß zu Jeruſalem würde
balten , diefes gieng dem Bapſt leicht ein , dann er ge:
dachte , Teuffel , du muſt gute weil haben , biß das ich
wolte vber Meer reyſen , vnd zu Jeruſalem , in Paleſtina
in der Kirchen ein Meß halten . Als er aber auff eine
zeit in einer andern Kirchen, als deren er gewohnet war ,
wolte eine Meß verleſen , da kam der Beelzebub vnd ſeine
geſchworne bauffenweis zu ihm hinein in die Kirchen , die
flogen ihm vmb den Kopff berumb, wie die groſſen Hurn :
neyſſel. Darauff fragt der Bapſt , was ſolchs geſchwurm
bedeutet, vnnd wie das orth bieſſe, darinn er Meß bielte,
da bat man ihm geantwortet : Es wirdt dieſe Kirche Je:
ruſalein genant. Älsbaldt merdt er, wo es hinaus wolte.
Darauff ftundt er vor dem Altar und befant offentlich,
27 1

M 773

mie er ſich veroneſſentlich wider Gott , alle Heiligen ,, ja


wider die Engel vnnd Menſchen aus Ehrgeiß , hoffarth
und vermeſſenbeit dem Teuffel mit leih und Sier ergebin
babe, nu ſtehen ihm die Deuffel herumb vnnd begeren das
riterpfandt, derhalben wolle er menniglich hiemit treur:
lich gewarnet haben , das man bey zeit Buß thüe, vnd al:
Tem gottloſen weſen feynst reye, ond fich hüte für tre
Teuffels trug vnd lift, vnd zwar mir gedicht nicht 011
recht, der Teuffel hat mein nicht begeret , ich aber hare
liicht können ruben , bis ich in an mich gebracht habe, der
fat mir zeitlich geleiſtet, was mein herß begeret hat, nun
aler iſts zu meinem ewigen verterben. Auff ſolch bekent:
I!!! S hat er merniglichen gebeten , wann man ſeinen torten
Peib finden würde, ſo solte man den zu flüden zerhawen ,
riid die auff einen Karien legen wird an das ort begra
ren , ochin ihn die Roß ſelbſt willig führen würden . Alſo
reynst die Roß zu der Lateranenſer - Kirchen gargen , das
felbft iſt dieſes Bapſts Cörper begraben worden. Voir
Dem Bapſt Johanne dem XIll . were viel 311 ſchreiber ,
Dann er war auch eine scheußliche Veſtia , und gieng mit
ter Magia oder gauberbüchern vmb, vnd was er opfferte,
tas thet er alles im nahmen des Teuffels. Witer dieſen
Bapſi hat Seyfer Otto ein concilium anſtellen laſſen . ta
er vicler Articul halben verklaget war. Darumb er dann
von dem Bapſtumb abgereßt warst , und kam leo ter 3.
an feine ſtadt, ta ſahe man wunder von ſeinen Huren
und in der Stadt ein ſolch lauffen , das fie tenen vom
Arel und andern groſſe Kirchengüter vnnd fäße verbier
Ten voto austheileten. Alſo warst er wirer beruffen vnnd
leo abgeſcßt , da hetten Teine Huren witér ' eine fremo,
yond ſold freuwde weret auch nicht lang , dann furß her:
nach wardt er von einem der Stadt , al!ſſerhalb Rom , bey
nacht im Bette , bey defien Weib liegend , im falaff mit
einein Dolden durchgeſtochen , und iſt alſo zu ſeinem Gent
rahin gefahren . Von Bapſt Johanne dem 19. ſchreibt
Benno ein Carrinal , das er tag und nacht trachtet, trie
er mochte zu dem Bapſtumb fomnien, derwegen brad te or
einen Hiſpánier an fich, ter den Teuffel in die Cryſtal
vnd anderſt hat können beidt reren , tas roroct dieſer Tarra
774

von ihm. Er machte einen bundt mit dem Teuffel , Det


im auch zum Bapſtumb verhalff. Als aber dem Teuffel
die rechte zeit daucht, ihn zu horen , vnnd eben auff ein
zeit der Bapſt ſeinen Freytag fteiff vnnd feft hielt, machet
der Teuffel an einem Freytag in des Bapſts gemach ein
Tolch vngeſtüm , als ob es alles wolte einfallen , das der
Bapſt aus angſt entlieff, alsbaldt erhub ſich eine wichtige
Diſputation , fampff vnnd ftreit, der Teuffel wolte , er
were wider ſeine zuſagung aus ſeinem gemach am Freyye
tag getretten . Dargegen ſprach der Bapſt, er habe ihni
vrſach gegeben mit ſeinem poltern , das er aus ſchreden
babe gewichen vnnd ihn alſo betrogen , baldt darauff fela
let der Bapſt in eine ſdhwere Krancheit, vnd ſtarb ſeines
Bapſtumbs im fünfften Jahr, jedoch daß andere anzeigen,
der Teuffel habe ihm eins an die feiten verſeßt , welches
er geklagt vnnd daruon hat ſterben müſſen . – Mehr von
einem andern Bapſt Johanne dem 20. meldt Benno, das
er ein hoher trefflicher Phiioſophus und ein groffer Aftro:
logus fey geweſen , vnnd habe ſich auch hefftig auff die
Magiam geleget , und ſey dadurch wunderbarlich zu dem
Bapſtumb kommen. Dann als Benedictus der 8. Bapſt
abgieng, war er Cardinal, und da man die Cardinäl iit
das Theatrum einſperrete, zu erwehlen einen andern Bapſt,
da iſt es durch des Teuffels trug dahin kommen , das fie
alleſampt einig waren , dieſen zu einem Bapſt zu erweh
len , vnd ward er Johannes der 20. genant. Nach ſeinem
Todte hat ſich der Teuffel - in ſeinen Bäpſtlichen Stuel ges
reßt , in aller geftaldt vnnd form dieſes Bapſts, der hatte
in ſeiner Handt ein Büchlein , und als ein Cardinal ohn
gefehr dahin kam und den vorigen Bapſt erkandte , er :
fchrack er , und hueb an das Creuß vor ſich zu machen,
vnnd beſchwur ihn im Namen Gottes, der Heiligen Mut
ter, und aller heiligen Auſſerwehlten , ihme anzuſagen , wer
er were ? Da antwortet er , er were der Geift des ber
ſtorbenen Johannis : darauff ſpricht ihn dieſer Cardinal
widerumb an , was er auda" gutes ſchaffen wolle. Er
antwortet : Er warte allda zu beichten , dann fein Leib
müſie noch durch diß Büchlein , ſo er in der Handt trage ,
büſſen . Wider fraget der Cardinal, was es dann für ein
775

Büchlein rey, darauff warff er es dem Cardinal für, vnnd


verſchwandt. Diß Büchlein iſt heimlich gehalten worden,
vnnd haben die andern Cardinäle ihnen ſoldes gar zu
nuß gemacht. Aus dem klar erſdeinet vnnd wol abs
zunemen iſt, das diſer Bapſt Johannes der 20. nit weni
ger als ein ander bundgenoß fich dem Teuffel wird erge
den haben , damit er zu dem Bapſtumb kommen iſt, dann
vnter den guten ſamen kan der Teuffel das vnkraut auch
Feen. Er ſtarb im 12. Jahr ſeines Hirtenampts. Pe .
trus Arkt genant, gebürtig aus Vlixbona , ein Portuga
Teſer , danion ſchreiben Benno vnnd andere Scribenten ,
das er ſich zeitlich dem Teuffel anhengig gemacht habe .
Er war auch in der Sternguderey alſo erfahren , das er
ihm ſein Nativitet als gewiß fepte, das er in ein foldes
Alter kommen würde , das er zuleßt das Bapſthumb dan :
noch würde erreichen. Alſo ftieg ſein glück auff , das er
erſtlich ein Senniſcher Abt war, hernach war er ein Tuſ
cuianiſcher Biſchoff vnd Cardinal , und endtlich erreidyte
er das Bapítumb Anno 1276., und ward genant Johan
nes der 21. Bapſt. Hierbey jou man ſehen , wie der Teufs
fel ein lügener , und wann er etwas verſpricht, daraus
eine wechſene Naſen machet, dann als ihm der Teuffel
ein langes Leben verſprochen , vnnd das zu mehrer gewiß
beit verſichert, das ſeine Wolfahrt ſteigen vnd fidh erhöheit
würde, wardt er gant rubelos , fuhr alſo fort, gab dem
glüd ſeinen gang. Aber ihm iſt, wie man ſpricht, das
trum zu kurt worden , dann der Teuffel wolte ſeine zeit
nicht erwarten , ſonder machet ein ſolches weſen in der
Stadt Viterben , da der Bapſt damals war , und in ſei
nem Pallaſt allda ein zimmer auffridtet, das dieſer plötz
lich wider einfiel vnd in erſchlug. Alſo iſt er vom Teufs
fel betrogen worden . Er war nur 8. Monat Bapſt. . -
Bapſt Gregorius der 7. genandt , war ein außbundt an :
Derer Zäuberer, dalion ſchreibt Baleus in actis Romano
rum Pontificum, vnd Benno, der fein ganges Leben und
mörderliche thaten beſchrieben hat. Vnter andern wirst
von ihm angezeiget, das er zur felbigen zeit für andern
Astrologis der erfahrenſte geweſen , und damit er es hat
beſſer ergreiffen können , iſt er, wie Zoroaster , am tage
7176

S. Petri Cathedrae in das geſtirn gefahren. Das meldt


man auch gewiß , das , ſo offt er ſeine Meß gehalten , jo
hat er allzeit rein Zauberbuch bey ihm gehabt, das auff
Ten Aitar gelegt vnnd auffgethan, darinn geſehen, ob man
ibin nach dem Leben ſtellet oder nicht , und was er auff
geopffert, das hat er alles dem Teuffel zu gefallen gethan,
und wann er in die Kirchen kommen , ſo reynd,die Glo:
den von fich ſelbſt angangen und geleütöt. "Er hat auch
feinen Saal oder Camin , darinnen er gewöhnet , alſo
verzaubert , das ihn niemandt' bat baldi finden können .
Keyſer Heinrich dem 4. war er lo mechtig feind , das er
alle Practic ſuchte , wie er ihn möchte binrid )ten : Das
rauff er alle reine zauberiſche Kunſt herfür ſuchte, tas
auch zuleßt der Teuffel, als er ihm erſchien , " ihn ſelbft
bath, er ſolte von dieſem fürnehmen abſtehen. Auff das
erzürnt ſich der Bapft ſo ſehr, das er das zauberbuch auff
die Erden warff, und mit gleichen Füſſen ſprang er aufi
das Heiligthumb vnd ſprach : Noch dennoch " mus dieſer
Reyſer von meinen Henden ſterben , das wirftu noch alle
antere Teuffel nicht wehren können. "Vnd befchwur alſo
den Teuffel , der folt ihm doch die Warheit ſagen , wa
rumb er dieſem Keyſer nicht beykomınen könne. Der ant:
wortet ihm : Er iſt von Gott alſo verſehen , ' von Mutter
leib an biß zu ißigem Keyſerthumb , darob Gott noch
helt, ſo wenig dann du verinagſt, die unſchuldigen Engel ,
ſo Gonfüríoracom Himmel herab zu ſtoſſen , ſo wenig kanſtu
Gottes ordnung und einfaßung zerreiſſen . Wol:
lan , ſagt der Bapſt: Ich werde dich zu einem Lügener
inachen , das wirſtu in kurßen reben , wie dann Pinellus
S. Lorenzo Pari foichs ſchreibt, onnd das gerieth dem
Bapſt im anfang , dann er practicirte fouiel mit den
Teutſchen Fürſten, das er dieſen frimmen Keyſer in den
Bann thete , und dagegen Herßog Rudolphen in Schwa:
ben , welcher dieſem Keyſer trew vnd glauben geld;woren
bette , thete er an ſeine ftadt zu einem Keyſer frönen , wie
wol es viel Bluts gekoſtet. Es ſchickt dieſer Bapſt dem
Nudolpho ein Krone , mit dieſer vberidrifft : Prera dedit
Petro , Petrus diadenia "Rudolphò : das iſt, Gott hat
piele Nrone Petro gegeben, Petrus aber Rudolpho. Aber
es iſt dieſem Keyſer Rucolpho vbel gelungen. Jeroch rom
Tehr auch dieſer Bapſt wider den frommen Keyſer mit
bannen , gewütet , getobet vnnd practiciret, hat , hat ihn
dannoch Gott erhalten , ja ſein Regiment' vnd Ordnung
beſtetigt. Vund als er augenſcheinlich ſahe , das nichts
berffen wolte, thete er noch einen veríud), vnnd warff das
heilige Sacrament offtmahlindas Fewer, ob er von dem
Teuffel möchte recht erfahren, was er doch für glück wider
dieſen Keyfer möchte haben. Dargegen wider die Geiſt
lichen Prelaten , hat er heimlic) Chriftenfinder den Jüden
vbergeben , die haben ihm das halbe Bludt von den er:
nordten Kindern mittheilen müſſen , damit hat er viel
Geiſtliche hingerichtet. Mehr hatte dieſer Bapſt einen ſols
chen zäuberiſchen Spiegel , das er darinnen alles ſehen
1
tondte. Was Keyſer Heinrich mit ſeinen Nähten fürhabens
war izmanich was für, Geiſtliche und Weltliche Fürſten dar:
bey faffen , aber feinen Nahtſchlag hat er nicht wiſſen tönis
nen; obies wider ihm were oder nicht. Wns dem be :
langt fo. er dem Teuffel verſprochen hat , waren vnter
andern Artiçuļn dieſe : Das er alle diejenigen anfeinden
folte, fo den -Eheftannt verteyrigen wolten, aliſſerhalb deſo
lem: ſolte ers ſonft mit Curtiſanen oder Jungfrawen hal
riten , wie er wolte, das verhieß er auch. Vind alsbaldt
verboth provider gangen Cleriſey oder Prieſterſchafft, das
fie ſich nicht ſolten eblichen , damit er Gottes Ordnung
zerftören möchte, und wann er ſeiner zauberiſden Kunft
hat: wollen obliegen , hat er dem Teuffel" per heiſſen müſ
jen , das er fich folche zeit nüchtern vnnd ineffig halten
wolle, vnnd ſonderlich an einem Sambſtage ſolte er kein
Fleiſch noch Trand verſuchen , weil er ſich dann ohne das
bedünden ließ, es were ſolches ein angenehmes Göttliches
Werd , hat er auch den Geiſtlichen Verbotten bey dem
Bann , das ſie an keinem Sambftage Fleiſch eſſen folten .
Es meldet auch Benno, das, wann er ſeinen groſſen Er:
mel in ſeiner ſchwarßen Kappen ſchüttelt, ſtoben flare
Fewerflammen und funden þeraus , welches das gemeine
Vold für ein groß Miracel, vnnd ihn für einen beiligen
Mann hielten. Leßlich iſt er auff dem Concilio zu Meyng
nicht allein dieſer Teuffeliſchen Runft halten. beſdülriget
778

worden , ſondern man hat auch öffentlich Verfür bradt,


das er were ein Simoniacus, der Pfrundtkrämer und auff
rühriſche Meutmacher, Meyneydiger, Mörder , Kirchenräu
ber, Brenner vnnd Landtſchelmen gehandthabet hette. Es
bat auch rein Secretarius , der Biſchoff von Portua, öf:
fentlich bekandt, das dieſer Gregorius ſich dem Teuffel
init ſeinem eigenen Bludte verſchrieben habe, doch das er
ihm rechzehen Jahr friſtung geben wolle, vnnd alles das:
jenige erftadten , was er begere. Im dreyzchenden Jahr
ſeines Bapſtumbs hat er ſich ganß vbel befunden , aber
doch gedacht er ſeiner Verſprechung nach, ſo er dem Teuffel
gethan, were es mit ſeinem Ende noch zu frühe, dann er
könne es noch in dem Geſtirn der Himmeliſchen Plane
ten , deſſen er trefflich erfahren war , nicht erſehen , das
dieſe begegnete Strandheit , ſo ihm zuftunde , tödtlich ſeyn
ſolte. Doch endtlich mufte er es gläuben , dann er muſte
ſich gar zu bette begeben, zu ihm kam hinein vor mittage
ſein Secretarius von Portua, ſampt einem Cardinal vnd
Erßweyprieſter, den francken Bapft zu beſuchen. Da fieng
man an zu diſputiren von dem Ewigen Leben , darauff
wolte der Bapſt ſtandhafftig beharren , das kein Ewiges .
Leben were, vnnd ob es gleich ſeyn ſolt, ſo köndte es doch
nicht müglich ſeyn , das es ſolte dort beſſer, sann allhie
zugehen , ſo kondte er diejenigen, ſo ihm in den Lebzeiten
zuwider geweſen und ihn angefochten betten , die er auch
alsbaldt hingerichtet, nicht vor ihm ſehen, da er doch all
hie vor ihnen gute ruhe gehabt habe. In folchem Ges
ſprech iſt die Thür des Gemachs auffgangen , und iſt das
rein getretten ein ſtarder langer ſchwarger Mohr , der
warff dem Bapſt einen Brieff an das Beth. Da haben
die Vmbſtender baldt wahrgenommen, wo es hinaus woûe ,
denn der Bapſt zandt fich vmb drey Jahr , ſo noch das
hinden ſein . Dein antwort der Botte, mit hellen worten
ſprechend : Ift iin nicht ſo , als du dem Teuffel zu willen
wareſt, war dein erſt begeren : Es lägen dir ſo wichtige
Händel auff dem Hals , die du ohn ihn nicht köndteſt ver :
richten. Derwegen wolleſt du dich erſtmals zwey Jahr
verſchreiben , da dirs nun nach deinem wunſch gieng, ond
vermeinteſt, du sörffit des Teuffels nicht mehr, gabftu den
779

bundt auff, nicht lange forderſtı den Teuffel wider , fliche


teſt mit Fleis an , er ſolt hinführo von dir nicht inehr
weichen , wie du auch nicht thun wolteſt , darauff baſtu
dich im mit deinem eignen Blut verſchrieben . Er hat aber
erfendt dein falſdı Hert . Du betteft ſolch dein fürgeben
20. oder mehr Jahr treiben können , aber du gabeft für,
vnd ſagteſt, was ſollen 20. Jahr ſein, ich erlebe nicht 10 .
Jahr, endtlich bleibt es auff das 13., ſo rechne nun , die
2. Jahr wil ich dir nicht vergebens haben gedienet, denn
ich habe von deinetwegen viel mordt vnd Blutuergieſſung
angerichtet, jo biſtit Feithero drey vierteil Jahr krand ges
legen , die wil ich vber das ziel icht redinen. Dieſe vnd
andere geſpreche ſind damals fürgelauffen , darnach vat
dieſer Legat des Bapſts Kappen, welche er zu zeitten an:
gethan , daraus wenn er ſie geſchüttelt, Fewerflammen ge
ſtoben findt, erwiſchet, die angezogen , vnd damit ein ſolchs
ſchütteln gehabt, daß das ganze gemach voller Fewer war,
iſt alſo verſchwunden . Da wich menniglich, ſo ſolches ſabe,
alsbaldt darnadh fündt man den Bapſt todt.
Gregorius ſeines Namens der eilffte Bapft, deſſen Tauff
nam war erſtlich Belfortis, der ergab ſich auch dem Teuf:
fel , durch welches hülffe er hernach Anno 1371. ift zu
Avion zu einem Bapſt gekröndt worden. Erſtlich bat er
ſich gang ſtil vnd fitíam gehalten , als ob er eines gang
vnbefleckten Lebens were , ſo handelt vnnd thet er auch
nichts ohn ſeinen Lehrmeiſter, den Baldum , aber da er
anfing zu ſteigen , ſahe man baldt, was vnter dem Schaff
tleyst verborgen ſtack. Von ſeinem End aber wirdt alſo
geſdrieben : Da ihm ſeine Seele auff der zungen hüpffte,
bat er vor menniglichen befandt, das er ein ſehr gottloß
Leben getrieben habe, vnd das er nicht beſſer ſey , dann
ein Saduceer, habe aid alle Roßerey , ko man hette er :
denden mögen, getrieben , habe auch auff eine zeit in einem
ſchreiben ſich verſcrieben , das er wolt land und Leute
verbannen und bekriegen , das er auch , wie menniglich
weis, gethan hat. Darnach hat er die Cardinäl vnd ana
dere Pfaffen zu ſid gefordert , vid das Sacrament in
Der handt gehalten , vird einen jeglichen , der zugegen war,
beſchworen, das ſie ſichy folten Hüten vnd fürſetjen für ſol:
SO
1
dem thun und leben , wie er getrieben habe. Und jet
undt fou man das Sacrament alsbaldt von ihm nemen ,
i tann er were es nicht werdt , dieweil er nicht glaube eine
aufferſtehung der Todten , zudem ſo ſiße einer alhie bey
ibm , der bedrewe ihn , vnd zeige ihm auch ſeine eigene
yandtſdrifft , mit dem wolle er dahin . Alſo ift er dahin
gefahren , feines alters im 29. Jahr. Theophylactus,
.

nachmals aber von wegen ſeiner böſen ftüden Maledictus


genannt, iſt auch auff folche weiß žu dem Bapftumb kom:
Seine Zäuberer
wen , vid Benedictus der 9. getaufft. Seine
oder Schwarzkunſt hat er von dem Bapſt Syſuefter dem
andern gelehrniet, vnnd hat ſolche Teuffeliſdhe ftùd gar ftill
vnd verborgen halten fönnen. Man hat aber ießtlich gez
ſeben , das er 7. geſchworne geiſter in einem gutterglaß
gebabt und darein verbant habe. Er richtet im einen
ſolchen luſtgarten zu , das weder im Winter noch im Som :
mer ras gewechs der Blumen verweldten vind ablàmen ,
Tahin kamen allerley sendwirdige Vögel. Man rahe ſchein
?! lich in ſeinem Gemach cine Perſon bey ihm , die gieng in
i geſtalt eines Doctors auff vnnd niter , auch baldt vers
ichwand: er vor ihin. Sein gemach , darin er gelegen ,
war bey nacht ſo klar vnd hell, als ain tage , wans don
auſſerhalb did finſter war. Gar vnſichtbar fonnte er fidy
machen , Dąrmit gieng er ſtetigs vmb ſein Hoffgeſinde, zu
befchen ihr wefen vnd thun . Von ſeinem Todte ſchreibt
man alſo, daß er einem Einſiedler erſchienen fey in einer
geſtaldt einer: vnnatürlichen und abſchewlichen Beſtien, die
einen Eſelskopffvnnd Schwanz, vnnd ſonſt einen Leib wie
ein Beer gebabt. Nun ' waršt er von dem Einſidler er:
fandt vnnd gefragt , was ſolches bedeute. Darauff ant:
wortete jhme das Thier , das er ſich deſſen nicht zu enta
Tegen vnnd zu verwundern habe, dann er habe folcher ges
ftaldt viehiſch gelebet , habe auch mit dem Teuffel allda
berumb offt ſein weſen gehabt , warte nun alſo mit ſol:
chem weſen_das gerechte Gericht vnnd Vrtheil Gottes.
Petrus Barbo , ein Venediger vnnd Kauffmann , die
Per lernete die Teuffel beſchweren von einer alten zäu:
berin. Er war gar perfect in der Lateiniſchen zungen ,
als were es ſeiner Mutter Sprach geweft. Vnd als auff.
781

ein zeit Barbo gehn Rom zu dein Bapſt Eugenio , io


ſeiner Schweſter Sohn war , verreyſet , gefiel dem Bapſt
reine Geſchidlichkeit ſo wol, das er ihn zu einem Cardinal
zu Sanct Marco machte. In ſolchem ſtandt brellet ihme
das berß , beſchloß ſteiff darauff , das er nicht durch fico
ſelbſt ſeiner geſchidlicheit halben , ſondern vielmehr durch
furdernus des Teuffels aufffommen muſte. Auff eine zeit,
da er zu nachyt 311 beth lag vnnd allerley bey ihm ſelbſt
ſpeculiret, erſchien ihm ein kleines Manlein in einem Chor:
rod , ſprach ihn an , er rou nicht erſchrecken , dan er ver:
kündige ihm , das, er in furßer zeit zu einem Bapſt auff:
kommen werde , vnnd wolle jbin allis dasjenige verſchaj:
fen vnd ordnen , was rein Herß begere. Allein das er
bey leib ſich nicht verebligen , noch zie Ehefrauwen balten
ſolle, ſonſten ſey ihm alles erlaubt. Darauff lachet Barbo
ond ſagt: das ſolſtu mir nicht verbieten , ich thue ſolches
ohne das nicht, dann ich weiß ſonſt noch wohl andere wege.
Aber das ſage inir, wie vind welcher geſtaldt full ich mich
mit dir verbinden . Er antwortet : Ich wil dir 9. Jahr
vnnd drey Monat ziel'ſteden , vnnd' wann ſolche zeit vers
lauffen vnd dahin iſt, ſo muſtu in dreyen Feyrtagen , als :
am grünen Donnerſtag, Sanct Petri: Cathedre, vnd Sanct
Pauli Bekehrung , mit deinen Füſſen auff das Erdreide
nicht tretten , noch die Kirchen beſuchen. Iſt alſo dieſes
init dem Teuffel eingangen , vnd zu Betrefftiging dieſes
Bundts, hat er ſeinen rechten Daumen verleßt, das Blut
daraus gedrudt vnd geſagt: So war ; diß mein blut iſt,
irit dem ich mein verſprechung bezeugei, ſo war roll von
inir alles ſteiff vnd vnverbrüchlich gehalten werden. Dar:
auff hat dieſes alte Mäntein das Blut: empfangen , vnd
geſagt: So war will ich dir auch glauben baiten , vnd
iſt er nit vnlängſt hernach an das Bapſtumb fommen,
vnnd Paulus der ander genant worden. Er war ein
groſſer Schlemmer vnnd Praſſer, vnd mit allen fleiſchlichen
wollüften maculirt, auch in ſolcher hoffarth erſoffen , das
er ſich in Goldt , Perlin, Edelſtein vnd anderſ gezieret,
das fein Bapſt Thn vbertroffen hat. Vnnd weil er den
Cheſtandt angefeindet, vnnd nichts geachtet , bekam er der
Ven.diſchen Curtiſanen die menge, welche er mit ſo groja
782

fem vnkoſten zu wege gebracht, das er auch innerhalb


zweyen Jahren dreyſſig tauſendt Ducaten darmit verzehret,
tarzu gebrauchte er alle die von dem Geſchlecht S. Luce,
welche ſeine Hurenjeger waren. Auch erlaubte er ihnen
Tolches in dreyen heiſſeſten monaten des Jahrs , nemlid)
im Junio , Julio vnnd Augufto zu treiben . Da er nun
allen fleiß anlegte , die auffgerichte bundtnus zu halten,
vnd ſolche drey angeſtellete Feyrtag zu meyden , auff das
er allem verſprechen entgehen möchte , verleurt ſich ſein
Geiſt drey Monat. Indes hielt er mit ſeinen Curtiſanen
ein ftadtlichs Pandeth , in welchem von grewlicher vnd
abſchewlicher Vizucht geredet wardt. Als nun ein loß
gegeben war, welch vnter den Curtiſanen dieſe nacht bey
rem Bapſt ſchlaffen folte , vnd er mit ſeiner Huren zi!
bette gangen , kam der Teuffel zu nacht, da er wallet in
ſeinem Sodomitiſchen Leben und wolluſt , vnd brach oder
drehet ihm den Hals vmb. Rodoricus Borgia , ein
Hiſpanier, aus der Stadt Valentia bürtig , war erftlich
ein Portuefiſcher Biſchoff, dieſer ftudirte in der hohen
Schulen zu Bononia , hatte zween Vetter , ſo mit incan .
tationibus vmbgiengen , zu denen geſellet er fich , vnnd
lehrnet es mit fleis von ihnen . Anno 1492. fam er nach
abſterben des Bapſts Innocentii des 8. an ſeine ſtadt,
vnd wardt in der Lateranenfiſchen Kirchen am 26. Aus
Auſti mit der Bäpſtlichen kronen gezieret, vnd Alexander
Sextus genant. Dieſer Bapſt Alerander war ein Maran
( das iſt) ein getauffter Jud, der auch in ſeinem Bapſtumb
viel gemeinſchafft mit den Juden hette , mit denen richtet
er ein bundnus auff, und war auch ein groſfer Saduceer.
Zuuor aber ehe er Bapft war , ward er zu einem Cardi.
nal, daher er tag und nacht trachtet , wie er möchte zli
einem Bapft werden. Berufft daher mit ſeiner Kunſt den
Teuffel in einen Cir&el, der erſchien ihm in geſtaldt einer
vngeheuren groſſen erdkröten , darob er nicht wenig er:
[orac, wie Modena rein geheimbfter Naht, nach dem Todte
dieſes Bapfis alles erzehlet hat. Darnach beſchwur er
den Geift wider zum andern mahl , er folt fich zeigen in
einer andern form . Da erſchien ihm der Geift inMens
rden geſtaldt, doch wie ein Monstrum mit zivcen Köpffene
783

binden vnd vornen , eim leib, zween Füſſen, vier Armen.


Darob erzűrut fich der Bapſt , das der Teuffel alſo an:
Derft hat erſcheinen müſſen : wie er dann auch erſchien
in weiß eines Protonotarij, vnd fam gank wilkom . Der
Bapſt wolt, er ſolte im in allem zu willen ſeyn , da legte
in dieſer Protonotarius etliche Articul für : So er die
vürde onuerbrüchlich halten , ſo ſolte er Bapft werden,
vind alles ſeinem wunſch nach erlangen. Solches gehet
er ein , vnd fragte, ja wie lang ? Da gab ihm der Teuffel
ein folch antwort, das Alerander verſtund 19. Jahr , es
waren aber nur 11. Jar vnd 8. Monat. Alſo wardt der
bundt auffgerichtet , weldien er feft hielt. Deſſen gab er
auch ein prob an dem guten frommen Manne Hieronymo
Savonarola. Dann als derſelbe gantz freymuthig wider
ſeinen böſen Wandel predigte, lies er ihn als einen Keßer
zll Florenß verbrennen . So hatte er auch ſonſt viel Mordts
angerichtet, beydes mit eigener Handt , vnnd dann durd
ſeinen Sohn Valentinum , der gang Italien auffrühriſc
machte. So widerſtundt dem Bapſt auch Jacobus Caie
tanus , der Cardinal Vrsinus , vnnd der Abt Aluianus,
fampt andern viel mehr, dieſe alle ließ er hinrichten. Er
lebte in ſcendtlicher Vnzucht. Vnter andern hatte er
einen gleichen Sohn, der heiſſet Valentinus Caesar Borgia,
wann derſelbe ein Bludtbad hatte angerichtet, war das
Tein Spridwort: Aut Caesar, aut nullus : Biſchoff oder
Bader , Neyſer oder nichts . Der beſchlieff feine leibliche
Schweſter Lucretiam nicht allein , ſondern der Vater Ales
rander ſelbſt, der trieb mit der Tochter Bulſchafft , mit
welder er auch ein mahl nadend getangt. Von dieſer
Bäpſtlichen Reuſchheit hat man folgende Grabſchrifft auff
Bapſts Aleranders Bulſchafft gemacht, alſo lautende :
Conditur hoc tumulo Lucretia nomine, sed re
Thais , Pontificis filia , Sponsa, nurus.
Das iſt :
Lucretia hier begraben liegt ,
Thais die Hur vbertreffend weit,
Dieweil ſie weder Vater nod Bruber geſchert.
Endtlich , als dieſer Bapft ſein Leben mit aller Vppig .
feit, Sband vid gottloſem Leben zugebracht, war er in
784
j
groffer feindſchafft erwachſen mit den Cardinälen der Co:
lumnenſer , die er auch gedacht hinzurichten , derhalben
richtet der Bapſt ein ſtadtlich Panketh an , berufft dieſe
Cardinäle darzu . Er hatte aber ein zugerichtes Gifft in
eine flaſden gethan , die Cardinäl darmit vmb das Leben
zu bringen , befahl derhalben dem mundſchenden , wann
die Cardinäl trunden ſeyn , ſo soll er jnen aus dieſer flaſden
einfchenden . Es begab ſich aber , das aus irrung des
Schenden , der eine flaſche für die ander erwiicht hette,
dem Bapſt vnd feinem Sohn das Gifft eingeſchendt warot ,
dauon er auffgeſchwal, vind auff den Todt frand lag,
der Sohn aver ſoff Baumöl , lies fich an den Beinen
empor hengen , und brach alſo wieder das gyfft von ſich.
Der Bapit gedacht nun ; es wirdt die zeit ſeyn, in wel:
der id) din Teufel mis meine rechenſchafft geben , dann
ohne zweifel iſt dieſes , ſo mir begegnet , ein angriff des
Teuffelo , der abfordert mein zeit vnd ziel. Derwegan : er
ſeinen getrewſten diener Modena in ſein gemach oder
Contur neben der Kammer chidte, der ſolt iom ein Büch :
lein , ſo vergulet, holen, das liege auff dein Tiſch , welches
voller Sdwarßer Kunſt war , dann er wolle erfaren , ob
er geſund werden möchte oder nicht, da der diener hinauff
kam , vnd die Thür aufftbet , fandt er den Teuffel in des
Bapſts Stul fißen , in Bäpſtlicher kleydung vnnd Pomp ,
alſo das er ſehr erſchrad , zeigt ſolches dein Bapit all ,
vnd auff des Bapſts anhalten muſt er wider hinauff vno
crfahren , ob er ihn noch ſißende fünde . Alſo fandt er
ihn noch, der Teuffel fragt, was er alldai ſchaffen ,wolle.
Gibt der diener antwort , er ſoul- dem Bapſt diß Büchlein
bringen. Darauff ſpricht der Teuffel : Ego Papa, sum ,
Ich bin der Bapſt. Als diß der Diener dem franden
Bapſt anſagt ,iſt er ſebr erichroden vnnd hat die Such ;
angefangen zu merden , wo es hinaus wolte , hat ſich
gleich in ein ander Rammer laſſen tragen , damit niemand
vmb in möcht ſeyn , baldt kompt der Teuffel: in geſtalot . L

eines Poſtens an die hinderthür der Kammer , klopfft Vaa!!".


geſtümlich an , der wardt eitgelaſſen , kompt - zum Bapft
vor das "Bette, zeigét ihm an, die Jar reyn aus , er fer
jeßt frin, milſſe mit ihm daruon , da erhub ſich ein groſſer
785

zand zwiſchen ihnen, der Bapſt wolte , er hette ihm 19.


Jahr friſtung gegeben, der Teuffel aber bette ſeine Ariths
metic beſſer gerechnet, vnnd ſprach : D nein , lieber Comis
pane Herr Bapft, 11. Jahr vnd 8. Monat ſeynd nicht
19. Jahr , du rechneſt dann die 8. Monat einen für ein
Jahr, ſonder 11. Jar iſt deine verſprechung, vnnd ſeyndt
dannod 8. Monat darüber. Aus welchem die vmbftebens
den wol konten verſtehen , das ſie von der Fahrzahl fempfft
hatten, alſo hat er ihm das Facit gemacht, und damit fuhr
er mit dem ſchwarßen Engel in das Nobis hauß. An
ſeine fast fam Julius der 2. Der trug ein ſolches abs
dew für dieſem greuwel , das er alle Thür vnd Fenſter,
darin feine Wapen waren , abthun ließ vnd außbrechen .
Dieſer Bapſt, ſagt Doctor Luther, bat Münß ſchlagen
laſſen , auff welche ſtundt: Der Herr ift mein helffer, für
wem ſolt ich mich fürchten . Alſo mißbrauchen vnd führen
die Epicuriſchen Sew die feineſten vnnd tröſtlichſten Sprüche
in der Heiligen Schrifft , wie es auch der Teuffel Mat.
4. anzeudt, da man doch weiß, das ihr ernſt nicht, ſons
dern das widerſpiel iſt, ſpotten vnſers Herrn Gottes noch
darzu , die verzweiffelten Buben , aber der im Himmil
wohnet, lachet ihr widerumb , und der Herr ſpottet ihr.
Er wirdt eines mit ihnen reden in ſeinem zorn, vnd mit
ſeinem grimm wirdt er fie ſchrecken, und mit einem eyſen
Scepter zerſchlagen , vnd wie Töpffe zerſchmettern, Pfalm.
2. Soviel nun von den Bäpften . -
Sein Sohn Balens
tinus, dauon oben geſagt worden, der lehrnet ſolche Teuf
feliſche Schwargkunſ von feinem vater , daher im nichts
juuiel war, er vnterſtund fich alle Sünde , Scand vnnd
lafter, er hatte einen Bruder, den bracht er vmb auff dein
Pferde, vmb einer ſchnöden Huren willen . Endtlich warst
er , nachdem er viele ſchendliche böſe Thaten begangen
batte, von dem König zu Caftilien gefangen, vnd da man
ihn richten wolte, rufft er zuuor in der gefengnus Miſes
ricordia, begeret zu beichten , da ließ man einen Mönch
zu ihm hinein geben, der ihm folte die Beicht hören, den .
ſelben erwürgt er , vnnd 309 ſeine kappen an , vnno kam
durd hülff des Teuffels daruon , aber er hat es theuwr
genug bezahlen müſſen, vnnd fuhr alſo dabin in das Fege
II . 50
786

fewer, da ſein Vater innen fißt, vnd Hütet der gebraten


Epffel. -
Weiter wollen wir reden von andern mehr
bundtgenoſſen, die der Teuffel auch reichlich belohnet hat.
Von dem Cardinal Gerhardo Brazuto wirdt anges
zeiget, da er geſehen, in was weiß Bapſt Gregorius der
7. mit viel Teuffeliſchen vnd zäuberiſchen ftüden vmbgieng,
gefellet er ſich zu ihm, dann es war derſelben zeit in Gal
lia vnd Italia keiner vor ihm , der erfahrner in der Aftros
nomia vnd Aftrologia war, dann er, vnd ſonderlich weil
er in der Schwarßkunft ſehr erfaren war , daher er bey
dem Bapft Gregorio in ſo groſſes anſehen kam , das er
wie der Bapſt gleiche wirde hette , vnd endlich war er
des Bapfis Preceptor, und was er mit der Nigromantia
nicht konte, unterrichtet der Brazutus den Bapſt, das alſo
endtlich der Bapſt in der zäuberey gelahrter vnd erfahr:
ner wardt dann ſein Meiſter. Zulegt hat ihn der Teuffel
alſo belohnet. Als dieſer Brazutus krand lag , vnd man
im weder eſſen noch trinden in den mundt hinein bringen
kondte , kam der Teuffel zu ihm hinein für das Bette,
dod vnbekandt, in geſtaldt eines Arkts, beredet den Bras
zutum , er trag bey ihm ein bereits föſtlich öyl , welches
atles dasjenige, was inwendig des Leibs dienſtlich ſeyn
möchte, außrichten kondte, es purgirte, öffnete, vnd nehme
dag vberflüſſige hinweg , das glaubet er , nam das öhl
ein. Als baldt gab er ſeinen geiſt auff, vnd verſchwandt
ſcheinlich vor menniglichen , ſo darbey waren , vnnd kam
vor jhren augen durch das Fenſter hinweg. Vorges
dachter Bapft Gregorius 7. hatte auch den groſſen Zäu:
berer Laurentium , den Cardinal vnnd Erspriefter bey ihm ,
den vbertraff er auch mit allen künften der zauberey , er
ſtarb eines geblingen Todtes , da er rein zauberbuch an
der fandt trug. Petrus Apponus oder de Albano , ein
hochberümbter Arßtvnd Philofophus, vnnd zu Pariß ein
Nahmhaffter Lehrer , der hat viel trefflicher Schrifften in
der Arßney vnd Natürlichen Kunſt gemacht , hernach kam
er gehn Padua, vnd blübet auda. Von ihm ſchreibt man ,
das er ſey ein wunderbarlicher und hocherfahrner Sdwars :
künſtler geweſen, vnnd habe in einem glaß 7. wolerfahrne
Teuffel gehabt, deren ein jeder in berichtet von einer ſon:
787

dern Nunft aus den fieben freyen Künſten. Es lag auff


ein zeit ein Senniſcher Biſchoff ſchwerlich franc , dieſer
berufft den Albanum , darbey waren andere mehr Arßte,
ſo von allerley Matery diſputirten , was doch dieſes Bi
ſchoff Krandheit ſeyn, vnnd wie ihm zu helffen feyn möchte.
Da braucht dieſer Albanus ſeine kunſt, da er mit den
henden nach des kranden Biſchoffs Leib grieff, vnnd öffnet
ihm den Bauch auff warff das Ingeweid heraus, vnnd
zeigte ihnen , wo die frandheit lag, nam das Ingeweid
und legts dem Biſchoff wider in den Leib, und ſchloß den
geöffneten Bauch zu, und war durch ſolche Phantaſey dem
Biſchoff geholffen . Mehr wirdt von ihm geſagt, das
er zu Padua einen Nachbarn bey ſeinem hauß gehabt,
der batte inwendig an ſeinem hauß einen Schöpffbrunnen ,
der gut friſch waſſer hatte. Ais nun der Albanus zu der
zeit an einem Fieber krand lag , wolte er keinen anderit
trand , dann von dem Waſſer ſeines Nachbarn trinden,
welches ihm dann ſein Nachbar etliche mahl Bergundt,
zuleßt aber da fein famulus wider kam, und wolte ſeinem
Herrn paſſer holen, fuhr in der Nachbar ſcharff an , vnd
ſprach : Er ſolle ſeinem Herrn ſagen, er könne ihm nicht
auzeit auffhüpffen , feinen Hoff auffzuſperren , und ihm
waſſer zu geben, er gebe ihm kein Waſſer mehr. Solches
bracht der famulus ſeinem Herrn an : Darauff lies Al
banus ihn güdtlich erſuchen , er ſou ihm folches Waſſer
nicht verſagen, wo aber ſoldes geſchehen ſolte, welt er
verſchaffen , das er für fich nicht allein, ſondern auch jeder
man, wer für ſeinem hauß fürüber gehen würde, ſolchs
Waſſers in gemein genieſſen ſolte. Das hielt der Nach
bar für ein geſpöt, vnd ſchlug ihm rund das Waſſer ab,
was geſchahe, als es tag war, ſtundt der Brun vor dem
bauß, und jeßiger zeit noch wer gebn Padua kommet,
dem weißt man ſolchen Ciſtern zur ewigen gedechtnus.
Bey Padua ein vierteil meilwegs ungefehr ligtein warm
Badt , bahin man von Padua aus ebenes wegs gebet,
vnd war doch zu der zeit, da dieſer Albanus in gemeltem
Bade war, der weg von wegen regen böß zu geben. Nun
befahl er auff einmahl ſeinem Diener , er folt hinein in
die Stadt geben, und in der ſtuben im Haus lige ein buch
788

auff dem tiſch , daſſelbe ſolte er im bringen , der diener


verrichtet ſolche, ynd als er auff dieſen weg kam (damahls
aber hatte es ſehr geregnet) wolte er beſehen , was doch
Folches für ein Buch were, ſo thete ers auff vnnd laß
darin. Alsbaldt erſchien ihm ein ganßer Hauff Teuffel,
dann es war ein zauberbuch , die fragten , was er ihrer
begerte, der famulus erſchrad ernftlich rehr , fondte nichts
antworten, bald war er wider kedt, und ſagte: Ich wil,
das ihr heut dieſen weg eben pflaſtern fouet, damit men.
niglich zu ewiger gedechtnus ewer mügligkeit ſeben möchte,
das haben fie verrichtet, vnnd zur geden &wirdigkeit weiſet
auch menniglich dieſen weg. Dieſer Albanus ſtarb ganß
erſchredlich in vnſinniger weiſe.-

Anno 1538. kam eine


Newe zeitung, wie der Teuffel zu Suſſen drey Knechte,
To fich im ergeben, an einem Karfreytage leiblich weggefüret
bette. Darauff ſagte D. Martinus Luther : Das iſt der
Sünden ſtraff, wie mans treibet, ſo wirdt einem gelohnet.
-
Anno 1538. den 12. Septembris , wardt geredt von
des Teuffels des Mörders tűden vnd betrug. Da ſprach
Doctor Martinus Luther : das Peter Balbierer8 Eydam,
ſo von dem Schweber erſtochen war, war ein Landtsknecht
geweft im Krieg, vnd die Kunſt gefondt hat, daß man in
nicht hat können verwunden, hat auch ſeinen Todt zuuor
geſehen , und geſagt: mein Schweher ſous thun . Item ,
an dieſem Tiſd werde ich erſtochen werden , deßgleichen
deffelbigen tages folte er zu ſeinem Weibe geſagt haben :
Rauff ein, du wirft heut gefte bekommen,das iſt, zuſeher,
welches alſo geſchach, dann da ihn ſein Schweber erſtach,
da lieff jedermann in des balbierers haus , vnnd wolten
den todten Menſchen reben . Alſo hat ihn der Teuffel bes
zablet. Es meidet Jodocus Hoderius , Prediger zu .
Oſnabrugt in Weſtphalen , eine ſolche Hiftori, fo Anno
1564. im Februario fich verlauffen. Es war ein blinder
Ebenthewrer, mit nahmen Simon Müler von Nürnberg,
(dann alſo ift ſein Nahme vor dem Gerichte abgeleſen
worden ) dieſer hat nicht allein in Weſtphalen berumb,
ſondern auch in Saden, Frieſlandt, Serßogthumb Cleve,
und andern viel ombliegenden Lendern ſeine ſcelmerey
getrieben, mit den beſeffenen Menſchen , den Teuffel burd
789

fonderlide Exorcismus aus ihnen zu verbannen vnd auß:


zutreiben. Zuleßt kam er gehn Oſnabrugt, vnd faß auda
vngefehrlic 3. Jahr zu bauß , da er , wie dann auch in
andern benachbarten Städten und Fleden, mit dem ſchein
Göttliches Worts , des gebets, vud anderer euſſerlichen
Ceremonien , die einfeltigen Leute verführet und betrug.
Darwider aus Chriftlichein eyffer predigt dieſer Jodocus
Hoderius , derwegen dieſer Erorciſt am dienſtag bernach
den 7. Februar für Raht geſtellt, und wardt beſchloſſen ,
ihn lenger. nicht zu leyden , in dem trug ficis zu , das er
ſein Weib anklagen wolte, von wegen etliches getres , ſo
ſie ihm heimlich Tolt außgetragen haben. Da gab ihr der
Teuffel ein , fie folt ſolchs auff ihr nicht liegen laſſen ,
ſondern fie folt es rechen das beſte, als ſie kondte. Ders
halben vberredet fie abendts ſpät ihren Mann , den Mitt:
wochen, den 9. Februar mit ihr auff den boden zu ſtei.
gen , das verlorne Geldt (wiewol er blindt geweſen) allra
zu ſuchen . Als fie mit ihm hinauff kommen, ſtürßt ſie
ihn zur ſtund mit hülff des Teuffels, der zu ihr in eines
Mönchs geſtaldt kam , zur luden berunter, bieb ihm 'ab
den Kopff vnnd linden Arm mit einer Art, onnd wolte
ibn vollendt verbrennen . Solches gethumel vnd Fewrrauch
hörten die Nachbarn , lieffen zul , vnnd funden das Weib
an der friſchen that , dieſe ift von der Obrigkeit gefeng
lid) eingezogen , vnd hernach gerichtet worten den 12.
Februarii. Dieſe Hiſtory, ſagt der Herr Hoderius , der
ſolches alles geſehen hat , habe er in Schrifften außgehen
lafſen , auff das diß erſchredlich Erempel der gangen Weitt
für die augen geſtellt vnd wol eingebildet würde , onnd jes
derman daraus zu lehrnen hette , was er von dergleichen
umblauffenden Buben , dauon S. Lucas Actor . 19. meldet,
vrtheilen vnd halten ſolle, und ſich niemandt mehr durch
fie möchte betriegen laſſen , dann es heiſt ja :
Felix quem faciunt aliena pericula cautum :
Es iſt freylid ein wenſer Mann,
Der fich ander Leute ſchaden nimmet an .
Heinricus Cornelius Agrippa , der hat ſich ſehr auff
die Schwarßkunft befliſſen , und einen Geiſt in geftaldt
eines Hundis mit ihm geführet. Als er zu Cugtun in
790

einer Herberg todt frand war , hat er den Hundt mit


ſolchen worten loß geſprochen : Gehe hin du verdambtes
Thier, der du mich gar verdamlich vnd verlohren gemacht
baft. Alsbaldt hat ſich ſolcher Hundt oder Geiſt in den
nechften fluß Ararim geſtürßt, vnd iſt nicht wider geſehen
worden , bald hernach ift Agrippa geſtorben. Doctor
Gregorius Brud, Sächfiſcher Cangler, der fagte dem Herrn
Doctori Martino Luther eine ſolche verlauffene warhaff
tige geſchichte, von zweyen vom Adel an Keyſers Mari:
miliani Hoff, die waren einander todtfeindt, vnd ſchwüren
boch , das einer den andern wolte aufreiben und erwür :
gen. Des nachts einmahl war der ein Edelmann mit des
andern Schwerdt durch den Teuffel erſtochen, welches doch
wider in die Scheyden geſtedt war , und ans bette oben
gelehnet, da das geſchahe, und der Teuffel den einen Edels
man ermordet hatte, da lag der ander in einem ſchweren
traum vnnd fdlaff vnnd daucht ihme nicht anderſt, als
erſteche er jenen . Jtem , Tein Pferdt im ftal hat ſich in
der firew hin und wider gewalgt, geftanden , gezittert und
geſchwißt, nun frűe wart er im bette todt funden , viel
betten einen argwon und verdacht, als hette in jener er:
ſtochen , weil ſie einander todt feindt waren , und darzu
Tein Schwerdt blutig gefunden war , da er es doch nicht
batte gethan , ſondern der Teuffel. Alſo wardt derſelbe
Edelman ombs Argwohns willen ins gefengnus gelegt,
und als der theter gehalten. Aber da er beweiſen kondte
mit ſtadtlichen zeugen, das er die Nacht vber aus ſeiner
Herberg nicht kommen were, vnd es fich außfundig macht,
das der Teuffel dieſen Mordt begangen hette , da wart
dem Edelman die ftraff gelindert , und als er zum todte
verurtheilet , war diß das Ortheil , wann man ihn auff
dem plaß für das Gerichte brechte, ſollte man die Erde
feines ſchattens wegſtechen , und wegftoſſen , vnnd dargegen
des Landts verweiſen , das heiſt man Mortem civilem,
quia ipse voluit occidere alterum , einen Bürgerlichen
todt, weil er den andern zu ermorden willens war gewes
ren , onnd ob es wol vom Teuffel war geſchehen , doch
war er des Todtſchlags ſchuldig. Vnd beſchloß Doctor
Lutver dieſe rede , vnnd ſprach : Alſo gehets denen , die
‫‪101‬‬

‫|‬

‫وت‬
791

mit dem Teuffel einen bundt machen , vnd fich in Sünden


ftürßen , und in böſe luft vnnd begierde führen laſſen ,
dieſe helt er ein zeitlang wol , kunßelt mit ihnen , und
leffet ihn jhren willen , das fie machen , was ſie nur ge
lüftet , aber zuleßt bezahlet er fie redlich , vnnd belonet
jnen wie der hender ſeinen knecht. Ein einiger Teuffel
ift klüger vnd fierder dann alle Menſchen : Quia nos in
telligit foris, et intus , et illius respectu sumus alpha
betarij, imbecillis et peccatores , sicut experientia dis.
cimus. Item , Diabolus non est Doctor promotus sed
expertus : Wider welchen niemandt gilt , dann Jeſus
Chriſtus.

Das Neunzehende Capittel.


D. Fauſtus wird begraben.
Als bic Studenten des D. Fauſti Leib gefunden
hetten , giengen fte zu raht , wie ihm zu thun were,
damit er möchte begraben werden, vnd beſchloſſen zuleßt,
das ſte dem Wirte eine groſſe verehrung geben wolten,
damit er fchwiege und mit ihnen einhellig vbereinſtin =
met, Doctor Fauſtus were eines gehen Todts geſtorben .
Darnach haben ſie ihn in ein Leylach eingenehet, ſeynd
mit einander zu dem Schöſſer und Pfarrherrn gangen
vnd alſo füglich die Sachen verrichtet, vnd da die ro
ten Gülden darmit unterlieffen , da erlangen ſte gute
bewilligung , das er ift begraben worden . Es hat der
Windt damabis ſich alſo vngeſtümiglich erzeiget , als
Ob er es alles zu boden reiſſen wolte. Daraus man
kondte ſchlieſſen , wie ein verzweiffeltes ende er hatte
genommen .
E rinn e'r un g.
Doct. Faufti erſchredliches ende wollen wir in dieſer
Erinnerung hintan ſeben . Sonſt wollen dic Gelaþrtcu,
792

tas man verzweiffelte Leute nit ehrlich begraben fou, nod


rahin legen , wo andere fromme abgeſtorbene Chriften lie :
gen , ſondern das man ſolche Cörper verbrennen , oder
Onter das hochgericht, oder auſſerhalb des Kirchhoffs be:
graben fou. Es ſey dem wie es wolle , ſo ſeben wir
dannoch viel unnd augenſcheinlich , das der Teuffel, ſo es
ihm Gott verhengt, mit mancherley griff die Menſchen an
Fechtet, hinrichtet und die belle abbricht. Wann nun fol:
des geſchiehet an denjenigen, fo zuuor Gott gefürchtet und
Chriftlich gelebet haben , wie es dann wol geſchiehet, als
die erfahrenheit lebret , ſollen wir uns derſelben , wann
jie dobin feyn , annemen und helffen fie ftadtlich begraben.
Was aber Fauftum und ſeines gleichen belanget , als
vnbußfertige Zäuberer , verächtere des Worts Gottes und
jeiner Sacrament, auch Sectirer vnnd Rotten, als Papi :
ften , Sacramentirer, Widerteuffer, vnd andere, ſo contu
meliosè vnnd Gotteslefterlid) wider den Sohn Gottes re
ren , weil von denen nicht müglich zu hoffen , das auff
iren ignominiosam mortem , oder vnehrlichen ſchendtlichen
todtsfall eine gloriosa resurrectio oder herrliche Auffer:
ftebung folgen werde, ſollen wir uns ia wol fürſehen,
das wir vmb freundſchafft oder anderer vrſachen halben ,
fie gleich den gottfeligen , mit Kirchengejengen fonderlich,
zur erden beſtetigen. Dann was fous mit vnſerm Glani :
ben , Religion vnd Chriſtenthumb ſeyn , wann wirs alſo
one ønterſcheidt wolten zugehen laſſen ? Darumb dann
dieſe Doct. Faufti freunde nicht können gerühmbt werden ,
das fie dieſen verfluchten Leib, mit verachtung des Mini
sterij , vnd mißbrauch Göttlichs Nahmens, ſo gar ehrlich
zur Erden beſtetiget haben. Es kan reyn, das ſie gedacht
haben , wie Saul, Achitophel vnd Jeſabel, ob fie wol
gottloſe Leute waren , auch grewlich vmbkamen , dennoch
ehrlich ſeyn begraben worden , aber man mus hier nicht
nach Erempeln feines gefallens , ſondern nach der richt:
ſchnur des Göttlichen Worts vrtheilen.
793

Das Zwantigſte Capittel.


D. Faufti Sohn verſchwindet nach ſeines Vatern Tode.
Ga vermeldet D. Faufti Famulus, Johan Wayger ,
welchen D. Fauflus zu einem Erben hatte eingeſeßt,
daß , als er nach geſchehenem Todte feines Herrn zu
bauß gangen , ihme fein Geiſt Aurhan ſey erſchienen,
vnd habe mit ſich gebracht ſeines Herrn Sohn, Juftum
Fauſtum , welchen er mit der Teuffelin der Helena ges
zeuget hatte, und das derſelbige trefflich ſchön fes ge
weſen vnd zu ihm geſprochen : Nun geſegne dich lieber
Diener, ich fahre dabin , dieweil mein Vater todt iſt,
ſo hat meine Mutter hie kein bleibendes orth , fte will
auch dauon , darumb ſo fez du Erbe an mein ſtatt,
vnd ich will dir gewiß verkünden, das ich vor deinem
ende wieder zu dir kommen will, fage auch mennigli
Mem nach mir, wie diß gange Lar in kurßer zeit
werde durch Hunger außgeſaugt werden . Darumb ,
wann du die Kunſt meines Vaters haſt ergriffen , ſo
thue dich alsbald hinweg , vnd ſo du das verrichteſt,
ſo begib dich in ein Abgöttiſch Landt , da wirſtu in
ein hohes anſehen kommen . In foldem geſprech tritt
die Helena auch hinein , und wünſcht ihme viel guter
zeit, und ſagt , fte wolle an dieſem orte nicht bleiben ,
dieweil Doctor Fauſtus todt ſey, er ſolle ſeinen Büchern
obliegen und den D. Fauſtum vertretten. Darüber der
Wayger ſchwieg, und bath gang fleiſftg , fie folte ben
ihme bleiben vnd wohnung mit ihm haben , dann er
habe ſie von herşen lieb , er wolle alles von jhretwee
gen thun, wae fte begerte, das ſchlug fte ihm furß ab,
vnd nam jhren Sohn bey der handt , vnd verſchwun
den bende vor ſeinen Augen , das man fte weder vor
noch nach mehr geſehen hat.
794

E r innerun ģ.
Von dem erzeugten Sohn des Doct. Faufti, ſo er mit
der Teuffelinn der Helena gezeugt, iſt in dieſem Bude
anderft wo gehandelt worden, babin ich mich auc referire,
fan aber nicht fürüber gehen , kurß zu erzehlen von dem
Merlino, der auch ein ſolcher erzeugter Geiſt, wie Juftus
Fauſtus , geweſen ſeyn ſoll. Daruon meldet die Hiſtori
alſo , das Merlinus geboren iſt worden zunzeiten des
Königs Clodii, des 2. Königs in Frandreich, der Harecht
genannt , von einer Königs Tochter in Britanien . Die
bat nie keinen Mann erkandt, dann man thete fie in ein
Klofter, zu S. Peter. Auda aber ift bey nächtlicher zeit
ihr ein ſchöner Mann oder jüngling in dem ſchlaff er:
ſchienen , der fie freundlich hat vmbfangen , und hat folds
viel zeit vnnd nacht gethan, das fie fich zuleßt ſchwanger
befunden , vnnd dieſen Merlinum gezeugt hat. Als nun
ſolches dem König in Engelandt wiſſendt gethan worden ,
bat er ſie beſchidt, da bekendt fie hoch, das ſie dieſen Sohn
von einem Incubo oder Geift empfangen habe, dann der
Teuffel oder dieß erſcheint bildt in ihr gemüth ond Phan:
taſey, eine ſolche ftarde einbildung vnnd betrachtung ein
geworffen, damit ihre finligkeit bezwungen , alſo das fie
gemeynt hat, er rey bey ihr gelegen, daber ſie nicht mehr
bat von ihm kommen können , und hab fie fich ihm gan
ergeben. Dieſer Merlinus hat viel fünfftige ding verfün:
riget , und ſonderlich dem König Vortiger in Engellandt,
wie er würde ömbkommen und verbrennet werden , welches
Anno 1446. alſo geſchehen , wie er dann auch andere
dinge hat geweiſfaget, welche zugetroffen feyndt. Zuleßt,
ebe er von ſeiner Mutter ift verſchwunden, welchs geſchadh
als ſie farb , hat er zuuor dem König Philippo dem 2.
in Frandreich propheceyet, das er einen Sohn haben werde,
der werde auff einem Berge rein Leben enden , aber dar:
gegen werde er ein heiliges Leben führen , welches war
Ludwig der acht des Namens, dann als dieſer König gebn
Montpenfier in Auernia kommen, da kam jhm eineſchwere
Krandheit an , daran er des Donnerſtags vor aller Hei:
ligen im 1226. Jahr verſchieden iſt. Iſt aber biemit
eitel Teuffels verblendung und praestigiae, wie er dann
795

ihren Leib mit gifft und andern dingen wol alſo hat auff
blehen können, das ſie nicht anderft gemeinet, als das fie
Tchwanger were, vnnd hat zur zeit der geburt der geift in
eines jungen Kinds geftaldt heimlich können ſupponirt vnd
dahin geſchoben werden , als wann fie es gezelet hette.
Wie es dann auch alſo mit Doct. Faufti Kinde ift zu:
gangen . Dann der Teuffel kan nicht anders , dann die
Leute äffen, vnnd alles dahin richten , damit der Eheftandt,
lo Gottes beilige ordnung iſt, möge geſchendet werden.

Das Ein und zwantigſte Capittel.


Doctor Fauftus erſcheint nach ſeinem Tode.
Nachdem Doctor Fauſtus tobt und vergraben war,
erregte ſich ſein Geift, vnd erſchien ſeinem viener Ways
ger, mit dem er viel geſprech hielt, welchs geſprech in
der Hiſtory des Waygers zu finden iſt. So ſaben auch
die Nachbarn herumb den Geiſt des Doct. Fauſti bey
nacht offtmals in ſeiner behauſung an dem Fenſter lies
gen, vnd fonderlich wann der Mond ſchien . &r gieng
in ſeiner behauſung gang lebhafftig, wie er auff Er
den gangen war , mit allerley geftaldt vnb kleydung.
Dann Doctor Fauſtus war ein hocrucerige Männlein ,
eine dürre Perſon , habend ein kleines grauwes bärtlein.
Zu zeiten fieng er im hauß ganß vngeſtümmiglich an
zu poltern, das die Nachbarn genug mit erſchrockenem
herken zu hören hetten. Der Wayger aber beſchwur
und bandt den Geiſt hernach in feine ruhe, wie er für
gab , und ifts jekundt in dem hauß ganz ruhig und
ſtill.
E r i nner un g .
Hierbey ift zu wiſſen , das des Menſchen Seele, wann
fie einmahl von dem Cörper abgeſcheyden , nach ſolchem
Todte nimmer erſcheine, ob ſchon die Herden ſolches ge:
796

meynet. Wie dann in den Heydniſchen Hiſtorienſ reißern


vnd Poeten , ſonderlich im Homero vnd Virgilio, viele
Erempel ſolcher Erſcheinungen erzehlet werden. A18
auch das Bapſtumb hat zugenommen, hat ſich der Teuffel
mit Gefichterſcheinungen vnnd Geſpenftpöitern , in den
gräbern , beuſern , feldern und andern örten mechtig ſehr
erregt. S. Auguftinus zeigt eine ſolche Hiftoria an
von einem Bürger zu Meylandt. Als derſelbe war ges
ſtorben, kamen etliche ſeiner Creditorn, vnd forderten von
ſeinem Sohn eine groſſe ſumma geldes , welche fie dem
Vater fürgeftređt betten. Db nun ſchon der Sohn wüft,
das ſie von ſeinem Vater bezahlet waren , jedoch weil er
ihre Quittung nicht finden kondte , wardt er von ihnen
bart gedrungen . Als er nun darüber in ſchweren gedan:
den war , fam der verſtorbene Vater im chlaffe zu ihm,
vnd zeigte ihm den ort, da er die Quitanß finden würde.
Die Franßöfiſche Hiftoria ſagt , das Anno 1196 ein
todter Ritter aus dem Lande Vermandois, ley auffge:
ftanden , der von vielen zukünfftigen dingen fol geweifſagt,
auch hernach lang ohne Speiß und trand gelebt haben.
Anno 1218. ftarb König Johan in Engelandt geb:
ling, vnd als ſein Leib, der fouiel böres begangen , in der
Abtey Weftmunfter begraben, ſchrpe eine grauwjame ftim
omb mitternacht bei Feinem grabe gang deußlio , zu
welcher ftimm die Wechter vnnd Meßner derſelben Kirchen ,
und viel andere kamen, und einen ſehr abſchewlichen Schats
ten fahen. Die ſtimm fagte mit grawſamem geſchrey, wie
er Joban , weilandt der geftorben König in Engeland,
unit mancherley pein gemartert würde , vnd das ſolches
nimmer, fo lang er daſelbft vergraben , auffhören würde.
Deshalben grüben ihn der Abt vnnd die Mönche deſſelbis
gen Kloſters, und trugen ihn aus dem geweyheten ort,
da berſchwandt das Geſpenſt vnnd Stimm . Als Herßog
Johann von Montfort ftarb, vnnd -311 Remperle begraben
war, hat man am ſelben orte ſo eine groſſe zahl Raben
geſehen, das man vermeynt, es ſolten im ganßen Königs
reich nicht ſouiel geweſen ſeyn . Herr Niclas Amßdorff
ſagte, wie er auff ein zeit in einer Herberge zu Nacht
gelegen ſer , og weren zween vom Adel , die doch zuuor
797

geſtorben , mit zween Knaben , ſo Fadeln getragen , ja


ihme in die Kammer gangen , hetten in auffgewedt, das
er auffftünde, es ſolte ihm kein leydt widerfahren , da er
nun auffgeſtanden, betten fie ihn beiſſen einen brieff ſchreis
ben, wie ſie ihm den aus ihrem Munde in die federn ges
ſagt betten, vnnd darnach befohlen , er wolte ihn tem als
ten M. geben , waren alſo verſchwunden. Er hat aber
den Brieff dem Fürften vberantwortet. Platina vnnd
Nauclerus ſchreiben : das der Bapſt Benedictus der 9.
Anno 1045. geſtorben , nach ſeinem Todte in grewlicher
Thiere geſtaldt geſehen ſey worden , ſein Leib iſt gleich wie
ein Beer geweſen , ſein Haupt vnd Sawanß einem Ejel
gleich. Viel gelahrte waren etwa in einem Concilio
zuſammen kommen, vnd vmb erlüftigung willen mit ein :
ander aus der Stadt zu einem Wäldlein gangen , in fol.
chem (papieren hörten fie ein kleines Vöglein ganß lieb:
lich wie ein Nachtigal ſingen , deſſen ſie ſich hoc verwun .
derten, was diß für ein Vöglein ſeyn möchte. Einer aus
inen der gelahrtefte fieng an , beſchwur das Vöglein, das
e$ ſagen ſolte, was es were. Antwortet das Vöglein :
Ich bin ein verbambte Seel, ond hieher an dieſen ort
verordnet, bis zum jüngſten Gericht, da ich dann die ewige
verdamnus empfahen werde. Vnd als es ſolches geſagt,
flobe es von dannen , ſchrye : D ewig , Dewig, wie iſt
das ſo ein lange zeit. Als diejenigen, die in ſolche bes
dwerung vnnd frage gethan , auch des Vogels antwort
angehört, find fie alle ſehr hart krand worden, vnnd ber
nach fürßlich geſtorben. -
Chryſoſtomus ſchreibt, das ete
lider verſtorbner Reuter ſeelen ſollen ſichtbarlich erſchienen
feyn . Aber dauon liß, im 1. Theil. Jobus Fincelius,
libr. 2. meldet : das zu Halberſtadt ein reicher Bürger ge.
weſen, der täglich in allem wodluft gelebet, dieſer hat fich
hören laſſen , da er ſolcher geſtalt auff Erden ewig leben
fondte, wolte er Gott den Himmel ewig laſſen . Da er
hernach ftarb , war in ſeinem Hauß , das er ſtadtlich ges
bauwet, ale abend ein geſpenft fichtlich erſchienen , alſo
das kein Menſch in dem Hauß hat ſein können , ſondern
ſeyn alle daraus gewichen , da iſt es alle Abendt in das
gemach , da der reiche Mann in ſeinem Leben pandetiret
798

hat, kommen in aller geftaldt, wie der verſtorbene Wirth


mit ſeinen geſten juuor geweſen , Teyndt alle wirdt vnd
gefte in ihrer leiblichen geftaldt geſehen worden , deßglei:
den ſeynd die diener verhanden geweſen , güldin Credený
auffgereßt, eſſen vnd trinden zugetragen, ſeynd mit Fadeln
vor dem tiſd geſtanden, haben auffgewartet, vnd allerley
Inftrument vud reytenſpiel darbey gehabt. Dieſe unid
andere mehr fürgelauffene Hiſtorien , ſo ich furß vber:
gangen , ſoll man warnemen, vnnd daraus lernen, das es
nicht die verſtorbene Seelen ſeyn geweſt, welche ſeyn er:
ſchienen , ſonder Teuffels geſpenft , darunter er der Chris
ften vnheil vnd feelen vorderb geſucht hat. Dann dadurdy
ift entſprungen das verfluchte Fegfewer, wiewol Ambroſius,
Auguſtinus , Hieronymus gar nichts daruon halten. Aber
S. Gregorius iſt durch das geſicht des nachts betrogen
worden, darinn er etwas vom Fegfewer gelehrnet, da dodo
Gott öffentlich verbotten hat, das man von Geiſtern nichts
forſden noch fragen ſoll, ſondern von Moſe vnd den Pro:
pheten. In ſumma, der Teuffel hat ſich in dem finſtern
Bapſtumb alſo braucht vnd geäbt, das er nicht alein in
geftaldt der Menſchen erſchienen ift , ſondern auch mit
grewlichen vnd ſchredlicher Polterey hin vnnd wider auff
der gaſſen, in den Heuſern, auff dem Kirchhoff und andern
örtern , weldies auch mit warheit anders nicht geweſen ,
iſt, oder nod iſt, dann eytel Teuffels Geſpenſt, wiewol
viel armer Menſchen Unterm Bapftumblang betrogen
feyn worden , die anders nicht meynten , es weren wars
hafftig ihrer verſtorbenen Freunde Seelen. Daher haben
die Papiſten vnnd heydoſen Mönche geſchreven, man ſolte
den armen Seelen zu hülff kommen in dem Fegfewer, mit
Almuſen , beten , opffern, Meſſen , mit faſten oder wachen .
Dann das die Seelen der verſtorbenen Menſchen hie
wider zu vns kommen ſollen, oder noch zwiſchen Himmel
vnd Erden ſchweben , wie etliche der meynung reyn , das
iſt nicht allein falſch vnnd erlogen , ſondern auch gans
vnmüglich , wie Chrysostomus ſagt Homil. 29. in Mat
thaeum : Animae , inquit , sunt in loco certo , et expec.
tant judicium , neque se inde possunt commonere . Im
Buch der weißheit am erſten Capittel ftehet geſchrieben ::
799

Niemandt hat je einen geſehen , der von den todten wi:


derkommen ſey. Item , es iſt kein wiederkehrens an uns
ſerm Ende, dann es iſt verſchloſſen , und kompt niemandis
widerumb. Im 16. Capittel gemeltes Buchs : wann der Geiſt
außfehret, ſo kombt er nicht widerumb, vnd wirdt auch deren
Seel, die auffgenommen worden , nicht mögen widerumb
beruffen werden . Syrach am 38 .: Gedend an das Leßte,
und vergiß es nicht , dann da iſt kein widerkehrens mehr.
Hiob ſagt: Wie der wolden verzehret wirdt, und fürüber
gebet, alſo auch , wer zur Hellen fehret , wirdt nicht bers
aus ſteigen, wirdt auch nicht mehr in ſein hauß kommen ,
vnd ſein orth wirdt ihn nicht mehr kennen. Im 145 .
Pſalm ſagt der König Dauid : rein Geift wird. außfahren ,
vnd kommen an ſeinen ort. An dem tage werden alle
jre gedanden zu grund geben. Im 77. Pſalm : Der Geift
geht dabin , vnd kompt nicht wider. Hieraus folgt nun
klärlich, das alle Erſcheinungen , alle offenbarungen , alle
geſichte , und was ſolchen Nahmen haben möchte , es rep
ein heiliger, als S. Paulus, die Jungfrauwe Maria , S.
Nicolaus, oder ſonſt ein abgeftorbener, nichts anders ſeyn
dann eytel Teuffels geſpenſt, welcher fich alſo in einen
Engel des liechtes verſtellet ynd in ihrer geſtaldt erſcheinet.
Der Heilige Chryfoftomus ſpricht: Es kan keine Seele,
ſo von dem Leibe abgeſondert iſt, hie auff Erden umbges
hen. Jtem, es fan feine Seele , fo fie vom Leibe abge.
ſpieden iſt, bey vns vmbgeben. Vnd ſouiel von Doct.
Fauſti ſeinem Ende, vnnd was fich nach demſelbigen hat
zugetragen. Gott der Aumechtige wolle allefromme Chri
ften durch ſeinen heiligen Geift bewahren , ſie auff rechter
Bahn leyten , für folchem grewel, deſſen gegenwertige His
ſtoria gedendt, in gnaden behüten, für den Teuffel wa :
ren , in feſtem glauben erhalten, vnnd fie fäliglich fterben
Belffen, Amen.

FINI S.
800

Regiſter vber dieſe Hiſtorien .

Der erfte Theil.


Sette
Wie Johannes Fauftus , als er zu Ingolſtatt fleiſfig geftus
diret, durch böſer Geſelſchafft verfürung mit Abergläubi:
den Charaktern, und der zeit mit Säuberey vmbgangen
fen 285

Wie Doct. Fauſtus burd Wolleben vnd Müſſiggang zur Zäu:


berkunft ift vervrſachet worden 290)

Wie Fauftus fich einen Vorradt von Ullerhandt Zauberſchriff:


ten und Büchern geſchaffet, vnd darinnen mit groſſem ernft
293
geſtudieret bab
Fauftus ſucht in ſeinen Büchern, was Complexion er babe 293
Wie Fauftus, ehe er den Teuffel beſchworen , allerley Zäu:
beriſche ftüde vnd Teuffelsbeſchwerungen bekommen , ges
301
probiret , und ſich in der prob gefterdet hab
Wie Fauftus fich unterſtehet, den Teuffel zu beſchweren 306
Dem Doct. Fauftus erſcheint der Geiſt in ſeiner behauſung 311
Vom Geſpred Doctor Fauſti mit dem Geiſt 313

Bon etlichen Articuln , ſo der Teuffel bem D. Fauft fürge :


balten hat 315
folgt die ſchredliche obligation , ſo D. Fauftus dem Teuffel
hat vbergeben, und wie der Geiſt in eines Münchs geſtalt
ibm ift erſchienen 323
Die dem Doctor Fauſto ſein Geift in eines Mündis Geſtalt
erſchienen iſt, und wie ſein nam geheiffen 343
Doctor Fauftus vertrawet ſeinem Mephoftophili nicht 359

Wie D. Fauftus durdy hülff ſeines Geiftes ſeine Haußhals


tung angericht hat , vnd wie er koft, Trand vnd Speiß
juwegen gebracht . 359
holgt, wie D. Fauſti behauſung beſchaffen geweſen , und was
für ferners geſprechi er mit ſeinem diener Mephoftophile
gehalten hat . 363
801

Seite
Ein beſchreibung, das D. Fauſtus ſich unterſtanden , das er
möcht mit ſeinem Geiſt von allerley diſputiren, was ihm
vngefehrlich einfallen möcht, darauff feines Dieners Me:
phoſtophilis antwort vnd vergünſtigung folget . 375

Die erſte diſputation, was D. Fauſti Mephoftophiles für ein


Geiſt geweſen ' 381
Die ander diſputation, ob der Geiſter viel ſindt 384
Die dritte diſputation , auß was vrſach die Teuffel von Gott
auß dem Himmel verſtoſſen worden ſindt . 386

Die viertte diſputation, weiter von dem Fall der Engel, und
andere mehr fragen 392

Die fünffte diſputation , was der Geiſt in dem Himmel ge :


ſehen hab 397
Die rechſte diſputation , von dem Paradis 101
Die ſiebende diſputation, von der ordnung der Teuffel 413
Die achte diſputation , von D. Fauſti ſeligen vnd unſeligen
ſtand, darinnen er erſtlich geweſen 421
Die neunde diſpitution, ob die Teuffel ſelig werden 121
432
Die zehende diſputation, von der Hölle
Wie Doctor Fauſtu8 einen Hundt ben ihm gehabt 437
Von dem Luſt vnd Zier des Doctor Fauſti behauſung 439
Von D. Fauſti luſtgarten . 441
Das D. Fauſtu8 ein fürtrefflicher Astrologus und Mathema
ticus rex geweſen 445
Von des D. Fauſti Warſagerey 459
M. Fridrid Bronauer vnterſtchet ſich, feinen Preceptorem D.
Fauſtum auß Gottes wort zu defendiren 467
Eine Frag , wie der Teuffel den D. Fauſtum befellen hat 475
Eine Frag D. Fauſti, wie Gott die Welt erſchaffen, vnd von
der erſten Geburt des Menſchen , darauff ihm der Geiſt
cine gang falſche antwort gibt 478
Von dreyen fürnehinen jungen Freyherrn , die D. Fauſtus
auff ihr beg : hren gehn München , auff des Beyern Für :
ſten Sohns Hochzeit, dicſelbig zu beſchen, in Lüfften da :
hin führete 482
Doctor Fauſtus entlehnet Geldt von einem Juden , vnd fekt
ihm ſeinen Fuß 311 einem vnterpfandt 493
D. Fauftus betreugt einen Roßtauſcher 492
11 . 51
802

Seite
D. Fauftus verkaufft fünff Sew , cine vmb 6. Gülden 495
D. Fauſtus (dendet den Studenten zu Leipßig ein faß Weing ac. 498
Wie D. Fauſtus zu Erffurdt den Studenten etliche Grie:
shifdhe Helden hatt fürgeſtellet 500
Doctor Fauſtus kompt vnuerſehens in ein Gäfterey 511

Doctor Fauftus verſchafft , das die blödenden Kühe ſtille


werden . 516
D. Fauftus kompt hinein in eine verſchloſſene Stadt 517
Doctor Fauſtus hat einen Teuffel geſchiffen 52 :
D. Fauſtus verzäubert einem groben Bawren feine redele
in die Lufft . 523

Qon einem felgamen fal vierer verwegenen Säuberer , wie


ſie einander die Köpff abhuwen , die wieder auffſagten ,
und wie zulegt ihnen ihr verwegne vermeſſenheit zu thewr
werden . 530

D. Fauftus frift einem Bawren ein fuder Hew , ſampt dem


535
Wagen und Pferden
Con einem Hader zwiſchen Zwölff Studenten 537
D. Fauſtus frift ein Fuder Hew auff 538
542
Ein ebentheur mit vollen Bawren

Das Ander Theil.


Von der andern verſchreibung , To D. Fauftus ſeinem Geift
vbergeben hat 544

Folgt hierauff die Hiſtori von dieſem alten Mann , wie er


den Fauſtum bat wollen bekehren 549
Was für danck vnd belohnung dieſer alte fromm vnd Got:
tesfürchtige Mann , ſeiner trewen warnung balber , em:
pfangen hatt 553

D. Fauſtus machet einem Wirte einen Poltergeiſt in ſeiner


559
behauſung
D. Fauſtui $ nimpt einen jungen Schüler zu einem Famulo
vnd Diener auff, mit namen Johan Wäiger . 566
D. Fauſtus verſchendet ſeinen zotteten wargen Hundt, Pres
ſtigiar genannt 568
Von zivo Perſonen, ſo D. Fauftus zuſammen kuppelt hat 572
Ein Copey eines Fhreibens an den D. Fauftum , von einem
gripenſt in cinem Hauſe 577

2
803

Seite
Von einem Schaß, Yo Fauſtu8 gefunden 581
D. Fauftus jagt in dem (ufft 590

D. Fauſtus erweđt dem Keyſer Marimilian den Weltuber.


winder Alerandrum Magnum 5.96
Bon einem zugerichten ſchönen Saal 600
Von einem ſchönen Gewild 603

D. Fauſtus zaubert einem Ritter ein Hirſchgewicht auf reie


nen Kopff 607

Wie gemeldter Ritter ſich an D. Fauſtum wieder hat rechen


wollen 6418

D. Fauſtus macht einem Freyherrn eine ſchöne luft von vie:


lerley Vögeln 611

Dem D. Faufto begegnet zum andern mahl fein Feindt , dem


er in des Keyſers Hoff Hirſchenzweige auffgezaubert hat 615
Was D. Fauſtus für ein kunft an des Fürſten von Anhalt
Hoff getrieben hat 617

Von einem auffgerichten verzauberten Schloß oder Caftel 618


D. Fauftus führt einen gefangen vom Adel wieder zu hauß,
da ſein Weib eine andere Hodyzeit hielt 622

D. Fauſtu $ führete einen jungen Pfalzgrauen gehn Heydels


625
berg
Wie D. Fauſtus auff ein zeit die Faßnadit gehalten, und mit
etlichen ſeiner guten Burſch in des Biſchoffen von Salg :
burg Keller gefaren iſt zc . 628
Von D. Fauſti Faßnacht am Dienſtag vnd Archermitwochen 630
Von D. Fauſti Faßnadt am Donnerſtag und weiffen Son :
tag 635

D. Fauſtus wil ſich verheyraten 636


645
Erinnerung an den dyriſtlichen leſer

Das Dritte Theil.


Doct. Fauſtus richtet ein Teftament auff darin er reinen
diener Johan Wäiger zu einem erben einſekt und ſich
mit im beſpricht . 646

D. Fauftus verſchaffet ſeinem Diener einen Geift 650

D. Fauſtu8 propheceyet, was zukünfftig geſchehen folle 650


Eine andere Weiſſagung 653

Der Teuffel gibt oom Fauſto ſeinen dienſt ynd Bund auff 657
804

Seite
Ein Theologus kompt zu dem D. Fauſto, ihn zu tröften . 667
Der Teuffel erſcheinet dem D. Fauſto vnd diſputiret mit ihm 670
Von Doctor Fauſti Schwermütigkeit . 672
Anfechtung D. Fauſti von der verſehung Gottes 674

Wie D. Fauftus ſich daheim gang ftill und einſam gehalten


hat , da ihme alle ſchwermütigkeit, trawrigkeit und ver:
zweiffelung fürgefallen 681

Von einem Geſprech des Teuffels mit Doctor Fauſto 684


Doctor Fauftus gedendet an ſein Ende 691
Eine ernſtliche Klage D. Fauſti von der ewigen Qual 703
D. Fauftus, als er ſeiner Seligkeit halben in verzweiffelung
gefallen , unterſtehet ſich, die handt an ſich zu legen , da:
mit er ſeines böſen Gewiſſeng abkommen möchte 720

Wie der Teuffel dem D. Fauſto ſein lestes Ende hat auffge:
kündiget 723

D. Fauſtu8 erkläret fich endtlich für den beruffenen geften ,


warumb er ſie habe fördern laſſen 730
Was des D. Fauſti fernere legte Bitte geweſen iſt 753

Von dem grewlichen vnd erſchrecklichen Ende des Doctor Fauſti 759
Doctor Fauſtus wird begraben . 791
D. Fauſti Sohn verſchwindet nad ſeines Vatern Tode .
793
D. Fauftus erſcheint nad ſeinem Tode . 795
Siebente Belle.

Fauft's Höllenzwang. Jesuitarum libellus


(oder der gewaltige Meergeiſt). Miracul ,
Kunſt- und Wunderbuch.
1
•$ 800
1.

Doctor Fauſt's
großer und gewaltiger

H ölle n } w a n g.
Mädytige Beſdwörungen
der böllischen Geiſt er
beſonders des

A z i el 8 ,
daß dieſer Schätze und Güter von allerhand Arten ge
horſamvoll , ohne allen Aufruhr, Schreckenſebung und
Sdyaden vor den geſtellten Kraus ſeiner Beſchwörer
bringen und zurücklaſſen müſſe.

Prag , in Böhmen
gedrudt in dem Jeſuiter - Collegio *).

*) Dieſer Höllengwang iſt faſt ganz gleichlautend mit jenem ,


weldhen Horſt im 11. Band ſeiner Zauberbibliothek nad ei :
nem Manuſcripte abdruden ließ . vermeintlich nach einer
Ausgabe von 1508 oder 1509. Ich verweiſe in Betreff dieſer
Jahreszahl auf meine Anmerkung bei S. 20 des gegenwar:
tigen Bandes.
1

Einleitung .

Anfänglich bienet dir zur richtigen Nachricht , baß


du bey dieſem Beſchwörungswerke des Geiſtes Aziel,
nicht ihm zu eigen werden müſſeft, ob Er dich gleich,
ibm die Seele mit deinem Blute zu verſchreiben , ſchmei
dieln und anlocken wird. Nein ! Er wird durch die
Krafft deiner vorgebrachten Worte gezwungen werden,
vir nach deinem Wunſch und nach deinem unaufhalt=
famen Willen unwiderredlich zu gehorſamen und zu
thun , was du ihm auferlegeſt. Verachte daher ſeine
Liſt, und kehre dich nicht daran ; halte dich vielmehr
an Gott, durch deſſen höchſte und allmächtige Namen
Gr dir das Befohlene zitternd überliefern muß : und
Tir, deiner Seele als dem Leib , Schaden zuzubringen,
jid krafftlos befinden wird .
Hernach, ehe du, als Erorciſt, dieſes Werk vornimmſt,
iſt es deine recht beſondre Pflicht, vorher drey Tage zu
faſten, zu bäten, Allmoſen zu reichen , zu beichten , zu
communiciren, und andere gute und heilige Werke aus
zuübell. Laß dabey , Gott dem heiligen Geift zu Eha
ren , drey heil. Meſſen andachtsvou leſen , damit Er
dich erleuchte , ſeine allmädtige Onade , den Geiſt zu
Liezwingen, bir ſchenfe, und du dein Vorhaben nüglich
und mit gutem Glück erreichen mögeſt.
Drittens muß der Krays und dieſes Buch , ſo offt
du ſie gebrauchen willſt, von einem ordentlichen und
809

gerreyhien Prieſter benedicirt werden, 110 ou einen heil.


Particel auf deiner Bruſt tragen . Deit Geiſt aber
fordere, daß er in der freundlichen Geſtalt und lieb
lichen Miene eines zwölfjährigen Jünglings erſcheine.
Alles , was du thuſt , verrichte zur Chre und Ver
herrlidung GOttes des Heil. Geiſtes. Dann das
ſchreibe ich noch einmal durch deſſen fräfftigen
Beyſtand wirſt du den Geift bezwingen, und deine Ar
muth in Reichthum verwandeln . Darcy aber vergiß
ja nicht, in den Wegen des HErrn zu wandeln , und
den Armen , den Kirchen und Schulen dein Opfer zu
geben ; ſonſt wird dir der erhaltene Reichthum die ewige
Qual, ſtatt der vermeynten Freude zuwege bringen.
*

Das Petſchaft oder Sigel des Geiftes A ziel , wel


ches Er dem Doktor Fauft überreichen mußte , die
Tage und Stunden , in weldien dieſer Geiſt zu fordern
ſeyy, ſeine Gewalt über die verborgenen Güther , daß
man zween Krayſe, den einen dem zu erſcheinenden
Aziel gewidmet ; den andern aber , in welchen der
Erorciſt mit ſeinen Gehülfen ſich einſchließet, neben
einander machen müſſe , ſold in dieſem Abſchnitt er
kläret und bewieſen werden .
Das Petſchaft oder Sigel des Aziels , auf welches
der Erorciſt mit dem linken Fuß treten muß , iſt fol
gendes :
810

En

Durch dieſe Worte wird der Kreis beſdyworen :


* Han * ath + Zael- of Tetragrammaton *
Jeſus 4 Maria - Aziel + + Aziel Hatiphai + + Ador
nai + + in nomine Jeſu Chriſti + Amen . Komm ,
komm ! ita Uriel + † Hatiphel maneant adyta craſſa
+ + Amen . Komm , komm ! Antiala + + Dubanna
+ + amen + + Orel + + Corial + † je Attabai t t.
Benennung der Zeichen , die auf Papier gezeichnet,
und um den Kreis geleget werden :

Aziel
Terve
VL Versiel Lamma
SWw Spiritus Vere, veni , veni, veni .
A) . .
Adventat et adsistat .
811

UV Labaub nostri

Thesaurus appareat
8.1 Thasamor :
Pampam .

VL Versiel, Vriel Lamma .


Appare in nomine Patris et Filii et Spiritus
Sancti Amen.
Die drei Kreiſe werden gewönlich gemacht. Nur
bey dem dritten ſetze hinzu : „ Es fer in dieſem Kreiſe
,,ein Pünktlein oder Klüftlein , ſo wolle Jeſus ſein
, heiliges Kreutz dafür ſtellen , im Namen GOttes des
Vaters und des Sohns und des heiligen Geiſtes +
,, Amien ! "
Vor der Beſchwörung des Geiſtes bitte in deinem
Gebät um Weisheit. Bäte knyend
Laus Deo, oremus :
Auf dieſes Gebät, o barmherziger GOtt, berufe ich
den Geiſt Aziel zu deinem Kreis viermal mit Heller '
Stimme gegen die vier Theile der Welt, daß er in ei
nem hellen Lichte, in lieblicher Geſtalt, ben hellem und
klarem Himmel, ohne Wind und Regen, ohne Aufruhr,
Sdyrecken und Schaden erſcheine, um deiner Erbarmung
willen, Amen .
In folgenden Stunden kann der Geiſt Aziel bes
rufen werden :
Montag8 :
Vormittag Nachmittag
um 4 und 5 Uhr. um 5 und 11 Uhr.
812

Dienſtag 8 :
Vormittag Nachmittag
um 4 und 10 Uhr. um 2 und 9 Uhr.
Mittwoch s :
Vormittag Nachmittag
um 7 und 8 Uhr. um 10 Uhr.
Donnerſtag 8 :
Vormittag Nachmittag
um 7 und 10 Uhr. um 00.
Freitags :
Vormittag Nachmittag
um 5 und 7 Uhr. um 3 und 12 Uhr.
Sam ft ag 8 :
Vormittag Nachmittag
um 3 und 9 Uhr. um 5 und 12 Uhr.
Die Himmelszeichen ſind dieſe:
Widder , Löw , Zwilling , Schüß, Waag , Waſſermann
und die Jungfrau .
Großer und gewaltiger

Hölle n z w a 1 g.

Wenn du alles , was im Vorbericht geſchrieben


ſtehet, pünktlich) beobachtet haſt; ſo fange das heilige
Derd mit deinen Geſellen durch folgendes Gebät fuf
fällig an :
Allmächtiger GOtt und himmliſcher Vatter ! 3d
bitte sich durch IGſum Chriſtum deinen allerliebſten
Sohn und durch dieſe deine allerheiligſte Namen : Agla ,
Noab, Soter, Emanuel, du wolleſt die Worte mei
Mundes gnädiglich erhören , und mir die Krafft und
Macht verleiben , daß die böſen Geiſler, welche du, wes
gen ihres Hochmuths und ihrer Herrſdſudt , aus deis
nem heiligen Himmel in den Abgrund der Hölle ver
ſtoßen haſt , daß fte , wenn ich ſte mit deiner Macht,
Krafft und Stärcfe ruſſe , allen meinen Willen und
mein Begehren vollbringen ; daß ich ſie binde und bes
zwinge, ficbar , willig , in einer lieblichen Menſchen
geſtalt zu erſcheinen , und meine Worte , welche mit
deinen allerheiligſten Namen vereinbaret find , nicht zu
verachten , durch die Worte Deiner Majeſtär: Adonai,
Ai, Nami, mar, Semello, Cri , Urſion, bey dem jünge
ften Gericht Ieſu Chriſti und durch die Werte dieſer
heiligen Namen deiner hödyſten Majeſtát : Obil, Agra,
Job , bei welchen Namen Salomon die Geiſter ins
814

Taiſer gezwungen hat. Solches alles geſchehe durch


Deine göttliche Macht und Krafft , Tetragrammaton ,
Agla, Adonai, Amen .

Er ſte C i ta tion :
3d N. berdwöre did, Geiſt Aziel, bei dem Richter
der Lebendigen und der Todten, Jeſu Chriſto, durch den
Schöpfer des Himmels und der Erden , bei dem Ge
horſam , welchen Gott den Heiligen durch Jeſum Chri
ftum gegeben hat, und durch die Kraft und Würfung
Des heiligen Geiſtes und der heiligen Dreifaltigkeit, dafi
du, Geiſt Aziel, eilends erſcheineſt vnd bald zu meinem
Kreis , meinen Willen zu erfüllen und zu volbringen ,
fommeſt. Das gebiete dir Jeſus Chriſtus , der die
Hölle zerſtöret und den Teufeln alle Macht genommen
hat. Derowegen komme, Geiſt Aziel, mir gehorſam
zlı ſeyn , bei der Kraft und Gewalt Gottes in dem
Nahmen Jeſu, Amen .
1
Ich N. beſchwöre didy, Aziel, mit dieſen Machtwor
ten : Margrad, Gratiel, Lalelai, Emanuel, Magod, Va
god , Sabolos , Sadai , Ai, Sadoch, Oſeoth , Majin
Latte, daß du mir eine Summe Geldes, ſoviel ich ver
lange, an gültiger Münze und unveränderlichem Golde,
' bringen müſſeft. Das gebiete ich dir Geiſt Aziel, bei
dieſer Macht : Tetragrammaton, Agla, Ephebiliam , Sia ,
Spragus ſenſit Adonai heneche , Aron , Sant fordida
ſida, Tetragrammaton , Oſton , Bellianole, Gljon ; Eljon
Aida Deſcendat ad nos. Erſdeine mir ja gang freund
lich vor meinem Kreiſe und bringe, was ich von dir
fordere. Das gebiete ich dir Geift Aziel, im Nahmen
Jeſu , Amen.
3d N. befdwöre dich, Lucifer , Beelzebub und alle
815

Obriſten, wie ihr heiſen und Namen haben möget, bei


der allerheiligſten Dreifaltigkeit, dem Vater, Sohne und
heiligem Geiſte, Alpha und Omega, Michael, Raphael,
6 + 0 + AD NM +RD ; Ja ich
beſchwöre euch, Teufel, alle mit einander, in der Hölle,
in der Luft und auf der Erde , in den Steinklüften
unter dem Himmel, im Feuer, und an allen Orten und
Ländern, wo ihr nur ſeid und euren Aufenthalt habt,
keinen Ort ausgenommen , daß ihr dieſen Geiſt Aziel
augenblitlich beſtellet , und von Stund an , ſoviel ich
begehre, bringe; oder ich N., ein erſchaffenes Ebenbild
Gottes , ein Geſchöpf des wahren Lebens , wil dich,
Lucifer und Beelzebub, mit alle deinem Anhange, quä
len, marternt, peinigen und ängſtigen ; ja, alle Qual und
Pein ſoll auf ruch liegen, bis ihr mir dieſen Geiſt Aziel
geſendet habt, meinen Willen zu volbringen . Ich be
ſchwöre euch, ſoviel Millionen eurer ſind, bei dem hei
ligſten Blute Jeſu Chrifti, das vor das ganze menſch
liche Geſchlecht vergoſſen und wir dadurch erlöſet wors
den . Mit dieſem Machtblute ſolt ihr, ihr Teufel, jezt
aufs neue gezwungen , gequälet und gepeiniget werden
bis in die äußerſte Finſterniß ; _Ja , in dem Abgrunde
der Hölle ſollt ihr vor dieſer Beſdhwörung nicht ſicher
feyn , bis daß ihr mir den Geiſt Aziel vor meinen
Kreis ſendet und zwinget, daß er mir lieblich erſcheine,
eine wahre Antwort gebe und mir zwei hundert und
neun und neunzig tauſend Dukaten bringe. So ihr,
ihr Geiſter, die ich benennet und nicht benennet, dieſes
nicht thun wollet, daß ihr den Geiſt Aziel , der über
alle verborgenen Schäße Gewalt hat , und die unter
ſeiner Bothmäſigkeit ſtehen , zwinget, daß er mir vor
dieſem Kreiſe ſanftmüthig erſcheine und bringe , was
ich jezt begehret : So ſolt ihr, ihr Geiſter, gequälet ſeyn,
816

in geängſtiget , gemartert und gepeiniget werden mit


diefen Macht- und Kraftworten : Tetragrammaton, Ado
nai, Agli und mit dem Blute Jeſu Chriſti , ' das vor
das ganze menſchliche Geſchlecht vergoſſen worden . Dies
ſes Blut ſoll euch martern und peinigen in alle Ewig
keit, ohne Aufhören , ja bis in den Abgrund der Höllen ;
ja, es ſollen alle Qualen , die den Gottloſen wieder
fahren werden, von euch nicht abweichen, ſondern alle
Augenblicke cure Pein vermehren von Stund an bis
in alle Grigkeit und noch drüber : Das gebiete ich N.
eucky Geiſtern allen , feiner ausgenommen , in dem Na
men Jeſu Chriſti. Ja, id) beſchwöre euch, Geiſter mit
einander, bei dieſen hochheiligen Namen und Macht
wörtern, daß ihr dieſen Geiſt Aziel vor meinen Kreis
fendet, daß er mir in lieblicher und freundlicher Geſtalt
erſcheine und die gemeldeten Dufaten bringe. Das ge
biete id ) dir , Geiſt Aziel, bei dieſen hochheiligen Nas
men : Tetragrammaton , Adonai, Agla, Epondion, Leon,
Nebthivum , Sabaoil, Soter, Gljon . Laudes dantur !
Id befdwöre dich, Geiſt Aziel, und deine Geſellen ,
bei der Geburt unſers lieben Frrrn Jeſu Chriſti , daß
du mir vor dieſen Kreis kommeſt und bringeſt , was
ich von dir begehret. So gewiß als 3eſus Chriſtus
mit ſeiner Geburt, Leider , Sterben und Auferſtehung
das ganze menſchliche Geſchlecht erlöſet hat , als bes
fahwöre ich dich gebiete dir und euch Geiſtern ,
allen und jeden, daß ihr mir dieſen Oriſt und Schat
beſtber, 2 ziel , vor dieren Kreis ſendet , antgenblicklich
Tendet , und er mir ſoviel Gold in inveränderlicher
Münze, als ich begjelyret, bringe. Das gebiete ich dir,
Geift Aziel , im Namen Seſu, Ament. Erſoyeinte mir,
Geiſt ziel, vor dieſem Kreis in ſchöner menſtlicher
817

Geſtalt eines zwölfjährigen Jünglings ohne Schaden


meiner und meiner Geſellen , ohne Rumor , Getümmel
und Geſtank. Das gebiete ich dir, Geiſt & ziel , bei
den hod heiligſten Machtwörtern : Tetragramma
ton , Adonai Agla , im Namen Jeſu, Amen .
3d N. beſchwöre euch , Geiſter, die ihr hier zugegen
ſeid, abſonderlich den Geiſt Aziel , bei der Kraft und
Macht des Jüngſten Gerichts , bei der Auferſtehung
Jeſu Chriſti und bei der erſchrödlichen Sentenz und
den Urtheil Gottes, ſo ihr vermaledeite und ungehors
ſame Geiſter zu eurer emigen Qual und Pein verneha
men werdet, daß ihr mir augenblicklich den Geiſt Azie !
ſchicket und du mir geſchwinde erſcheineſt und meinen
ſtrengen Befehl vor meinem Kreiſe vollführeft. Das
gebiete id) eudy , bir, Geiſt 4 ziel, bei dieſen Macht
worten : Tetragrammaton, Adonai agla ; Oder
ich quäle dich bis in die äußerſte Hölle hinein. Und
das gebiete ich euch, ihr Geiſter, keiner ausgenommen ,
Schazbeſißern , Luftgeiſtern und den ganzen hölliſchen
Scharen : Oder, es überfalle euch alle Qual und Pein
der Hölle, ja , alle Marter des hölliſchen Lucifers
ſoll euch brennen und durchreiſen , daß ihr ganz und
gar nicht bleiben könnet. Höret, ſendet mir den bes
gehrten Geiſt & ziel : zwinget ihn, daß er vor meinem
Kreiſe erſcheine und mir die befohlenen zwey hundert
und neun und neunzig tauſend Dukaten bringe. Denn
ich beſchwöre euch bei dieſen Machtworten : Tetragram
maton, Adonai, Agla, Marguel, Gratiel, Glibat, Ma
goth , Oſeoth , Mariachen , Ai, Palenam . Dieſe Be
ſchwörungen und Machtwörter ſollen euch mit Schwe
Fel und Pech in der Hölle martern und mit allem
höllifden Feuer brennen ; und euere innerliche Geiſtesa
il . 52
818

fraft roll ſo lang geängſtiget werden , bis mit der


Geift Aziel vor dieſem meinem Kreiſe in ſchöner jus
gendlicher Geſtalt, in aller Billigkeit, ohne Sdíaden
meiner und meiner Geſellen , ohne Rumor , Schrecen
und Furcht erſchienen iſt, und mir ſoviel Gold , als
ich begehret, gebracht hat. Hiermit alſo, Aziel, folſt
du burch dieſe allerheiligſte Namen Jeſu Chrifti : Tex
tragrammaton, Adonai, Agla, vor dieſem Kreife zitiret
feyn, ſo wahr als Amen .

LAVS DEO . OREMVS :


Knyend.
Allmächtiger und barmherziger Vater, Schöpfer
Himmels und der Erden, der du die Herzen der Menfchen
erkenneſt und ihre Noth beſſer weißt , als wir es dir
Plagen fönnen . D du König aller Könige und Herr
aller Herrn , ein Regierer der ganzen Welt ! Wir, deine
unwürdigen Geſchöpfe und arme, beträngte Kreaturen ,
bitten dich mit ſanftmüthigem Geiſte, du wolleft mir
deine göttliche Kraft verleihen, über den Lucifer und
ſeinen Anhang verleihen , damit er alle Qual und
Pein , die ich ihm durch deine göttliche Kraft und
Macht über den Halß ſchicke, empfinden müſſe. Dazu
verleihe mir deine göttliche Hülfe und Beiſtand, und
fende uns den heiligen Michael, Gabriel, Raphael, und
Uriel , daß fte uns beiſtehen in unſerm Werke wider
deinen Widerſacher, ben leidigen Höllenhund, Lucifer,
zu ſtreiten . Darzu ſei unſer Schild das heilige Kreuz,,
darauf das allerheiligſte Lamm Gottes für uns geſchlach
tet worden. Das verleihe uns, der du in deiner Herre
lichkeit lebeft, immer und ewig, Amen .
819

Ewiger Fluch über den Lucifer und


feinen Anhang.
Lucifer , Lucifer , Lucifer , bu Obriſter der Teufel !
Nun höre die Stimme meines Mundes durch die Ges
walt und Krafft Gottes ! Nun trete ich mit meinem
Fuße an die Pforte der Hölle durch die Krafft und
Gewalt Gottes in dieſer Beſchwörung, wodurch ich die
Thore und Riegel der Hölle aufſprenge und dich, Lu
cifer ſamt deinem Anhange , alſo quäle , martere und
peinige, daß du alle Qual der Verdammten empfinden
follſt, und das ſo lange , bis du mir dieſen begehrten
Geift Aziel in Fichtbarer Menſchengeſtalt eines zwölfs
jährigen Jünglings geſendet haſt. Darauf mache id)
den Anfang durch das Wort, das Fleiſch geworden iſt
aus einer reinen Jungfrau , deren Name Maria , die
dir den Ropf zertreten hat, fo wahr als Amen .
Ich nach dem Ebenbilde Gottes eine erſchaffene Kreas
tur und Menſch, und von dem heiligen Geiſte geheilige
tes Geſchöpf, beſchwöre dich , Lucifer, Beelzebub, Aftas
roth, und Pagmon ſamt alle deinem Anhange, und ſo
viel Millionen eurer find, daß ihr durch die Kraft die
fer Beſchwörung von allen euren Aemtern entfeßet und
aller eurer Kraft von mir benommen ſeyn follet. Durch
die Kraft und Gewalt Gottes folt euch die allen Ver
dammten von Gott gefegte Pein überfallen , die Kraft
und Gewalt der heiligen gefamten Nahmen Gottes,
die in dieſem Buchie begriffen ſind , auch das hölliſche
Feuer mehr erhiben und auf daß empfindlichſte durch
brennen. Nun aber befchwöre ich N. alle dieſe Qual,
Angſt, Marter und Pein durch die heiligen Nahmen
Gottes: Tetragrammaton, Adonai, Agla, Jeſus Chris
820

ſtue , Marguel, Gratiel , Glibat , Emanuel , Magoth,


Dſeoth , Margaum , di, Palenam . Dieſe ſollen euch
alle Pein , Marter , Angſt und Qual viel tauſendmal
mehr vermehren und dich Lucifer und allen deinen Um
hang augenblicklich überfallen, und ohne Aufhören äng
ſtigen und quälen, ſo lange Gott Gott iſt, immer und
ewig. Soviel Sandförnlein am Meere , ſoviel GräĞ
lein in Feldern , Hainen und Wieſen ſind , ſoviel ſollt
ihr , hölliſchen Geiſter , gepeiniget werden durch das
Wort Gottes, dadurch Gott Himmel und Erde erſchaf
fen hat ; durch die 12 heiligen Namen Gottes , die
geſchrieben find durch die Budſtaben Jehova ; durch
den heiligen Namen Gottes : Paerum , majim , burch
den allerheiligſten Namen der Dreyfaltigkeit, durch den
Namen Gottes : Tetragrammaton , durch den Namen
Gottes Jehova, durch den Namen GOttes des Vatters,
des Sohnes und des heiligen Geiſtes ; durch die Güte
und Mildigkeit Gottes ; durch die Gerechtigkeit Ota
tes, durch die Weisheit GOttes , durch die Fürſichtigs
feit GOttes ; durch die Aumacht GOttes ; durch den
walren GOtt ; durch den lebendigen GOtt; durch den
gebenedeyten GOtt ; durch den heiligen GOtt ; durch
den allerhöchften GOtt ; durch den GOtt, der mich und
dich erſchaffen hat ; durch die unergründlide Weisheit
Gottes ; durch die heilige Gottheit ; durch die heilige
Dreifaltigkeit; durch den Schöpfer Himmels und der
Erden ; durch den Tod und die Marter Jeſu Chriſti ;
durch ſeine heiligen fünf Wunden ; durch ſeine Niedere
ſteigung vom Himmel auf die Erden ; durch ſeine Ges
vurth ; durch ſeine Verklärung auf dem Berge Tabor ;
durch ſein Leiden und ſeine Pein ; durch ſein Kreuz;
durch die Dornfrone, die ihm auf ſein heiliges Haupt
geſeßet worden ; durd, das Rohr, ſo ihm in feine redite
821

Sand gegeben worden ; durd, den Speer, der ihm durch


ſeine heilige Seite geſtochen worden ; durch das Blut
und Waſſer, ſo durch ſeine Seite floß; durch das Ge
ſchrei, ba cr bate: Vater , iſt es möglich, ſo gehe die
ſer Keld) von mir ; durch die Nufung Chriſti: Eli,
Gli ,I lama afabthani ; burd feinen Tod ; durch ſeine
Gefängniß , durch ſeine Geiſelung , burd, ſeine Nägel ;
burch ſeine Beſchneidung ; burch ſeinen Leib ; durch das
Gebet Chriſti am Delberge; durch den blutigen Schweiß
Chriſti; durch die Führung über den Bach Kidron ;
durch die Veradytung Jeſu Chrifti; durch die ſpottliden
Kleider , die ihm vom Herode und Pilato angethan
wurden ; burd) die Berſpottung und Verſpeiung Jeſu
Chriſti; durch ſein dweres Kreuztragent; burd) foine
bitternt und Garten Fälle mit dem Kreuße; durch die
bittere Ohnmacht und Anſehung ſeiner lieben Mutter ;
durch die bittere und peinlidye Annagelung ans Kreuz;
durch die Herabnehmung vom Kreute; durch die Nie
derſteigung Jeſu Chriſti zur Vorfölle; durch die Aufer
ſtehung Seſu Chrifti; durch die Himmelfahrt Seru
Chriſti; durch das Zepter und alle Gewalt Jeſu Chriſti;
durch das Sitzen zur rechten Hand Gottes ; durch die
Zukunft Jeſu Chriſti zum ftrengen Geridyte; durch die
fünff Wunden der Hände und Füße Jeſu Chriſti; durch
die Scheidung Der Guten und Böſen ; durch den Wan .
del Jeſu Chriſti; durch die Gewalt des Fleiſches und
Blutes Jeſu Chriſti ; durch die Kraft und Macht, das
mit er die böſen Geiſter bezwungen und ausgetrieben ; )
durch die Ingend Seſit Chriſti ; burch die 72 Namen
Jeſu Chrifti; durch die Zerreiſung des Vorhangs im
Tempel; durch die Verbleichung der Sonne in dem
Tode Jeſu Chriſti; durch die beiligen Saframenten Jeſu
Chriſti; durch unſern lirien serrn Jefum Chriftum ;
822

durch den lebendigen Sohn Gottes ; durch das Lamm


Gottes, das auf den Schlangen und Baſilisken gewan
delt und die Löwen und Drachen zertreten hat ; durc )
die Verdienſte Jeſu Chriſti ; durch den, der da heiſet :
Alpha und Omega ; durch den einzigen Erlöſer des
menſdlichen Geſchlechts ; durch die Menſcheit Jeſu
Chriſti ; durch den unſchuldigen Jeſum von Nazareth,
der aus der Jungfrauen Maria gebohren worden ; durch
die Sendung des heiligen Geiſtes ; durch die erſchrödf
lichen Donnerſtöſe; durch die Hagel- und Bligenſtoſe ;
durch den Vater, Sohn und heiligen Geiſt; durch den ,
der dich, Lucifer und allen deinen Anhang aus dem
bimmlijden Paradieſe verſtoßen bat ; durch den , dem
die heiligen Engel ewig : heilig , heilig, heilig ! fingen ;
durch den, der lebet und regieret von Ewigkeit bis in
alle Ewigkeit; durch die Heiligkeit und Herrlichkeit der
heiligen Anbeter Gottes ; durch das ewige und unauss
ſpred liche Wort , in dem alle Dinge erſchaffen ; durch
die heiligen Leuchter , ſo da ſtehen vor dem Throne
Gottes ; durch die heiligen Engel und ihre Tugend ;
durch die Kraft Michaels ; durch die heiligen 12 Bos
then ; durch die Angſt und Schmerzen der Maria ; burch
ihre Keuſchheit und Reinigkeit; durch ihre Milch, reine
Jungfrauſchaft und Träume; durch die Apoſtel, Mär
tirer und Evangeliſten ; durch das Blut der Gerechten ;
durch die Tafel Moſis ; durch die Zeichen des jüngſten
Gerichtstags ; burch Himmel und Erden ; durch das
Herrlichſte , ſo im Himmel und auf Erden iſt ; burdy
die Himmelskräfte ; durch alle himmliſche Heere; durch
Sonne und Mond und die andern himmliſchen Planes
ten ; durch alle Kreaturen ; durch alle Bäume, Wurzeln
und Kräuter ; durch alle Charakter und Siegel Salos
monis ; durit die Auswerfung der Teufel ; durch den
823

Gehorſam und Unterthänigkeit, To bu , Lucifer, und beirt


ganzer Anhang Gott ſchuldig biſt: durch das ftrenge
Gericht und den lezten Tag über alle Verdammten ,
und durch alle Dinge, wodurch du kanſt überwunden
werden . Nun von Stund an ſollen alle dieſe Conſes
crationes und Geheimniſſe Gottes , ſo dieſes Buch bes
greifet, auf dich, Lucifer, und deinen ganzen hölliſchen
Anhang fallen. Dieſe ſollen dir deine Qual, Marter,
Angſt und Pein ohne Unterlaß vermehren ; und ſolſt
keine Ruhe haben, bis du mir den Geiſt Aziel in der
verlangten Geſtalt, freundlich , fanft und ſtille , ohne
meinem und meiner Geſellen Schaden und Verderben aller
Kreaturen geſendet haſt, und bis er mir das, was ich von
ihm gefordert, gebracht, und dieſe zwei hundert und
neun und neunzig tauſend Dukaten, gutgemachter Münze
in unveränderlichem und unverblendtem Golde in meis
ner Gewalt gelaſſen habe. Uiber das beſchwöre ich N.
dich Lucifer, und alle obriſten Geiſter, bei dieſem Buche
und allen Charaktern und in und durch die heiligen
Wort Tetragrammaton + Adonai + Agla f. Im Nah
men Jeſu Chriſti ſei alles dieſes Ja und Amen.
Ich beſchwöre dichy, Geiſt Aziel, durch alle heiligen
Engel , Michael , Gabriel , Raphael und Uriel. Dieſe
ſollen dich, Geiſt Aziel, zwingen, quälen und peinigen
ohne Unterlaß, bis du mir vor dieſem Kreiſe erſcheineſt
und bringeſt, was ich begehret habe. Das gebiete ich
dir, Geiſt Aziel, bei den hocheiligen Nahmen : Letras
grammaton , Adonai, Agla, Ieſu Chriſti von Nazareth,
Amen .
Ich berufe und citire didy, Geiſt Aziel, vor meinen
Kreis burd, den großen Gott : Tetragrammaton, Ado
nai, Jehova und Zebaoth, weldien die Hölle, der Ab
grund und alles , was darinnen iſt, fürchtet, und or
824

fom die Erde und alle Geiſter erzittern. Ich N. bez


ſewöre und Berufe dich, Geiſt Aziel, durch den heiligen
Gott Elohim , und durd, den Thron Gottes, vor dem
alle Heiligen unſern Gott ohne Unterlag loben . Das
gebiete dir das Wort , tas Sleifd ward; co zwinge
fich anbero das, was aus der Jungfrauen Maria ges
robren worden ! Ich berdwöre dich durch die heiligen
Nahmen : Alpha und Omega, daß du eitends kommeſt
und vor meinem Kreiſe ſichtbarlich, ohne allen Tumult
und Widerwärtigkeit, crſdeineſt; und wenn du kommſt,
ſo rede nach meiner Sprache und antworte , wie ich
vid frage , aber ohne meinen und meiner Geſellen
Scaden : Das gebiete ict; dir nochmals durch die hoch
heiligen Nahmen : Tetragrammaton , Adonai, Ugla,
Sabaoth, Labi Amara, Eli, Adonai Sabaoth, Hagios
bo Theos , 3ſchiros , Altbanatos Schova, 3ab, Adonai
ſadai, Bomouſion, Mesias, Eſchereje, Amen .

Forderung des Geiſtes.


Jd rufe dich , Geiſt Aziel, bei dem Jehovah Mas
ſebilie Atonai; o Fürſt Aziel , Ben Sdjeol, Sada las
dia ! Ich gebiete dir beim Michael, daß du kommeſt.
Du Geiſt Aziel, der du biſt ein Schazmeiſter über die
verborgenen Güter der ganzen Welt, ich citire dich durch
dieſes Budy und durch alle Bejdrvörungen , die darins
nen enthalten ſind, daß du vor meinen Kreis fommeſt
und vernehmeſt, was ich begehre. Von mir alſo ſolſt
tu zum erſtenmal gerufen ſeyn, ſo wahr als Amen .
825

Nun fange mit folgenden Citationen an , und


tritt mit dem linken Fuße auf den Charakter
des hölliſchen Geiſtes Aziels.
1. Valla, Baphiara, Magot, phaebe, Baphia , dujami,
vagoth, honeshe, ami, nezot, adomater, Naphael, Emas
nuel, Chriſtus , Tetragrammaton , rabi , agra, 30b, bab ;
Somm , fomm , konim !
2. Adonai, Raphael, Sadai Vagoth, ¥ gra, Job, cpha
phia , Rer , Avonai, Gratiel , Amat feliciter Barad );
Jiomm , fomm , komm !
3. Raphael heoti Oſeth ſabatos Agla , hinos Rer
Amon , latte , ſabathos hos fata palades ; Komm ,
fomm , kommi!
4. Beelzebube agragat ſadael agla bealimazim amuel
charißine Viſion Jova veni; Komm , fomm , fomm !
5. Zellianelle heoti bonus bajoth Chriſtus fotet okole
ammus, Beelzebube dur veni, vagoth ali, Gratiel nie
zoth. Komm , fomm , komm !
6. Latte heoti gratioſt Adonai cöli lai Raphael Gc=
noche agra joth ſemeli lagelis piros , Zellianelle vieni ;
Komm , fomm, fomm !
7. Emanuel, Moſiel abliſſel honet eant adita erafía,
ndiolna da hona otina.

3 wote Citation .
30 N. N. fordere, citire und beſd wore did), Geiſt
Aziel, und befeble , daß du keine Ruhe habeſt in den
Lüften , in den Wolken , am Himmel, auf der Erden,
unter der Grden , im Meere und an keinem Orte , bis
du kommeſt aus deiner Wohnung und Neidysverſam
lung , meiner Citation gehorcheſt, vor meinem Sîreiſe,
826

in aller Stille, ohne Verzug , in einer ſchönen Mens


yengeſtah, ohne Liſt, Furcht, Getümmel, Donner, Bli
Ben, Regen, Sturm, Schaden und Gefahr meiner und
meiner Geſellen Leibes und der Seelen erſcheineft, mit
einer ſolchen Stimme redeft, die ich verſtehe, und ver
ſchaffeſt, was ich von dir verlange. Dazu binde ich
dich mit dem Bande, damit Gott Himmel und Erden
band , mit der Windel und dem Schweißtuche Jeſu
Chrifti. Das verleihe mir Gott der Dater , der Au
mächtige, der da lebet und regiret inmer und ewig, Amen .
*

H a up to 6 i tation.
Wir , wir , N. N. N. nach dem Ebenbilde Gottes
erfaffene Menſchen , mit der Macht Gottes begabet
und nach ſeinem Willen erſchaffen , beſchwören euch
Geiſter insgeſamt , und euere ganze Verſamlung , wie
ihr nur möget genennet werden ; wir beſohwören euch
durch den ſtarken und allmächtigen Nahmen Gottes :
El. Wir beſchwören euch durch den , der da ſprach:
Fiat ! und es geſchahe; und durch alle heiligen Namen
Gottes : Adonai, Globe , Sebaoth, Elion, Eſchereje, 3od,
Tetragrammaton, Sabai † Herr und Gott, der da erhöhet
iſt. Wir beſchwören und gebieten euch gewaltiglict),
daß ihr alſobald an unſern Kreis ohn alle Grauſam
keit, den verlangten Geiſt Aziel, in ſchöner menſchlicher
Geſtalt eines 12 jährigen Jünglinge ſendet. Komm
alſo, bu Aziel, anber, wie wir dir befohlen haben, durch
die Namen : Gl und Gli, die Adam gehöret und auss
gerufen und durch den heiligen Nahmen Gottes : Agla,
den Loth mit ſeiner ganzen Familie gehöret, unb burd
den er geſund geworden iſt; und bei dem Nahmen :
3ob, ben Jakob von dem Engel gehöret, der mit ihm
827

gerungen , und von der Hand ſeines Bruders : Fau,


befreiet hat und bei dem Namen : Anephlereton, den
Aaron gehöret , wodurch er beredt und verſtändig wurde;
und bei dem heiligen Namen : Zebaoth , den Moſes
genennet ; womit er alle Waſſer und Pfüßen in Blut
verwandelte ; und bei dem Namen : Eſcherejeh oriton,
den Moſes genennet, worauf fich alle Waſſer in Fröſdie
verwandelt haben, die in den ägiptiſchen Häuſern alles
verwüſteten ; und bei dem Namen : Eljon, den Moſes
genennet , worauf ein folder Hagel entſtunde, dergleis
dhen vom Anbeginn der Welt niemals geweſen war ;
und bei dem Namen : Adonai , den Moſes genennet,
worauf Heuſchrecken hervorkamen, fich über ganz Egip
ten ausbreiteten und das noch übrige Getraide verzeh
reten ; und bei dem Namen : Schemes amathia , den
Joſua nennte , worauf die Sonne ihren Lauf verlohr
und ſtille ſtand; und bei dem Namen : Alpha und
Omega , den Daniel nennte , wodurch er den großen
Drachen niederriß und tödete ; und bei dem Namen :
Emanuel , den die drei Jünglinge : Sadrach), Meſach
und Abednego in dem feurigen Ofen geſprochen und
dadurch errettet wurden ; und bei dem Namen : Hagios
und Stul Adonai und bei ho Theos iſchyros, athana
tos , parestos ; und bei den drei verborgenen Namen
unſers Herrn und Allmächtigen Gottes des Lebendigen
und Warhaftigen : Ugla , Onn, Tetragrammaton . Durch
dieſe allerheiligſten Namen des allmächtigſten Gottes,
unſers Herrn, beſchwören wir euch Geiſter, die ihr wa
gen euerer Schuld aus dem Himmel bis in den & uſer
ften Abgrund verſtoſen worden ſeid, und durch den, der
geſaget hat : Fiat ! und es geſchahe; dem alle Geſchöpfe
gehorchen müſſen ; und durch das erſdröckliche Gericht
Sottes; und bei dem gegläſerten Meere, das allen uns
829

orijſend iſt, und vor dem Angeſichte der göttlichen Maica


pat und durch die heiligen Engel im Himmel , und
burch die Weisheit des allmächtigen Gottes. Wir bis
ſchwören euch fräftig, daß. itr vor dieſem Kreiſe erſchei
net, in allem unſern Willen zu volbringen . Durch den
Siz Baldachrie und den Namen : Primemathon , den
Moſes genennet , worauf Corah , Dathan und Abiron
in den Abgrund der Höllen verſchlungen worden, ver
ſuchen und verdammen wir euch eueres Aints , Orts
und euerer Freuden . Wir werfen und relegiren eudi
bis an den jüngſten Tag in das ewige Feuer und in
die Schwefelpfüßen , wenn ihr nicht gleich an unſern
Kireys kommet und unſern Willen in allem thuet.
Stomm , du Geiſt Aziel, in verlangter Geſtalt burch
dieſen Namen : Adonai, Sadai Zebaoth, Adonai amios
rum . Komm , komm ! Es herrſche über dich Avon ſa
dai, der allmächtige und erſchröckliche König aller Küs
nige , deſſen Macht feine Kreatur flihen kan ! Euch
Halsſtarrige wird ins Künftige, wo ihr nicht gehordyet
und den Geiſt Aziel fendet ,' vor dieſen Kreis ſendet,
endlich eilends der erfchrödliche Ruin und das uners
löſdliche Feuer zu Theil werden . Komm derowegen
im Nainen Adonai Zebaoth, adonai amioram. Komme,
was fäumeſt du dich! Eile herbei ! Das gebiete dir
adon fadai, der König aller Könige , el , ai, vai, va,
eja, eja, eja, el, a, hi, hav, hav, va, va, va, t. This
teib azira, hin, dhen , amioſel agathon, Amen .

Gebät zu GOtt , welches im Zirkel gegen


die vier Theile der Welt geſprochen
werden muß .
Amoonte, janeba latiften , rabus , jancha latiſten
829

efcha, aladea, alpha und omega, laiſte, oriſton, adónai;


Mein gnädigſter himmliſcher Vatter, erharme dich über
mich armen Sünder, und erweiſe mir an dieſem Tage,
ob ich gleich Dein unwürdiger Sohn bin , den Arm
deiner Allmacht wider dieſe halsſtarrigen Geiſter, da
mit id, als ein Bedrängter , wenn es dir beliebet , er
leuchtet werde mit aller Weisheit, deinen heiligen Na
men allezeit gros mache, anrufe und anbete. 3d rufe
und bete dich demüthigſt an , daß nach deinem Willén
die Geiſter, die ich rufe, als überwundene und gebun
bundene herbei kommen , auf daß ſie ſolche Dinge her
bei ſchaffen , die durch mich oder uns begehret werden ,
und daß ſie keine Kreatur beleidigen , noch erſchrecken,
und niemanden furchtſam machen ; ſondern daß ſte micia
nen Befehl und meine Fragen , die ich ihnen vorhalten
werde, in allem mögen gehorſam ſeyn . Das verleibe
durch deine unendliche Barmherzigkeit, Amen .
Nota Bene.
Merke, wenn der Geiſt kommt, daß du hei dem eos
ften Begehren bleibeſt, welches in einer ungeraden Zahl
beſtehen muß. Die Hauptſumma dieſes Buches beſtehet
in zweihundert und neun und neunzig tauſend Dufa
ten, wenn du ſoviel von nöthen haſt. Auch muß des
Geiſtes Charakter a part abgeſdhrieben und um den
Kreis geleget werden : weilen der Erorziſt, ſobald er
die Citationes vor und rükwärts lieſet, alsdenn mit
dem linken Fuſe darauf tritt, und ſo lange darauf ſtes
hen bleibt, bis der Geiſt kommt und gebunden iſt. Der
Geiſt wird dich auch probiren , mehr oder weniger zu
geben, worein du aber nicht willigen darfſt. Es wäre
sonſt deine Mühe umſonſt, weilen er bardurch Gewalt
lukommt; ſondern verbleibe bei deinem Begehren.
830

Wenn du auch verborgene Schäße weißt , die nicht


zu erheben, ſo fanft bu ffe nebſt deiner Forderung mit
Fegehren. Es muß ſte der Geiſt und andere Dinge
mehr ' bringen .

Befdwörungen.
1. lalle bachera magotte baphia da jam vagoth
benedye ammi Nazaz adomator Raphael , Immanuel,
Chriſtus, Tetragrammaton, agra Job, Lot, Rönig, König !
2. Raphael heoti oſecht fabalos agla , unicus rer,
tomm, komm !
Die Nummer 3 und 4 lies hinterwärts :
3. Anion lalle fabolos ſado pater , Aziel , Abonat,
Raphael fado vagoth agra job baphra.
4. Heoti rer , adonai , gratiel , amat feliciter paros
Beelzebub agra jod ſadach agla beatus maum.
Vorwärts :
5. Lalle amice carißimi urſion Jehova, fomm, komm !
6. Jeſus beoti ſabalos princeps fabody carißime paji
ſalvator nofter amrai.
7. Romme, komme bald !
Lies eilends vorwärts :
8. Rer, habitaculum Aaron fordilla per omnia meo
rum gratioſt Zellianelle, o Zoriater Beelzebub !

Hauptbeſchwörung.
Durch die vorangeſeßte Beſchwörung muß der Geift
tommen. Und wenn du ihn abdankeft, fo lies dieſes
rückwärts :
9. Belianelle Geoti bonus vagothi pliſos ſoter oſech
unicus Beelzebub dur. Romm , komm !.
831

10. Jeſus feliciter gratioſe frater, 3efue Immanuel


lolle agla deſcendat.
11. Vagoth oft gratiel naziel ; wir erwarten hier
würklich urſion, ohel beatus nozel heoti Raphael oſecht,
fomme bald !
12. Uriel † † henece lolle beoti gratiofa Adonai
celibat Raphael heneche agra jod ſemele loi † itos pant
+ Zellianelle König Pagmon, komm , fomm, komm !
13. Zellianelle ep abilampſia , Eli , Eli , Emanuel,
Gljon, gratialis ſabolos gratia Dei Emanuelis eprago
ephebiliampſia.
Hiermit folft du , Fürft Aziel , vor meinem Kreiſe
erſcheinen und citiret ſeyn .
14. Sabalos bajamen fada Emanuel phantafta ſola
archidämon Aufgang da Glück behend fand + Atuto
15. Amon nazoz frater noſter amma.
Hiemit folſt du, Fürſt Aziel, vor meinen Kreis citiret ſeyn.
Nota Bene !
Die Beſchwörungen werden, wie hier folget, in der
Abdankung abgeleſen :
Vorwärts :
Nummer 1. 2. 5. 6. 7. 8. 13. 14. 15.
Rückwärts :
Nummer 3. 4. 9. 10. 11. 12.

Die Auflöſung:
Maſchilta + Jehova | ftuadiſohilanus .
Die Speidung :
Jeſus † Carmel, Jeſus Nazarenus Jabaſtie.
带*
832

Wenn die Geiſter fich hören und nicht ſehen laſſeni,


Po ſprich nach der Citation :
Maſchiliam comcaſchi corohu loi omni o ad M.
Dei gloriam .

Geifter - Erſcheinung.
Hier bin ich . Was verlangeſt du von mir , daß
Du mich ſo frageſt ? Nun was iſt dein Begehr ?
NB . Darauf gib keine Antwort; fondern rede alſo :
Id N. nadı dem Ebenbilde Gottes erſchaffene Srec
tur und Menſch, beſchwöre dich bei und durd; die hei
ligen Namen Gottes : Tetragrammaton , Adonai, ugla,
Jeſu Chriſti; Gib Gott die Ehre und ſage, wer du biſt!
Saget er : Ich heiſe , wie du mich genennet; ſo
glaube ihm nicht. Denn andere Geiſter verſtellen ſich,
dich zu verhindern. Sondern beſchwöre ihn zum zwet
ten und Drittenmal. Saget er : Ich bins , fo em.
piange ihn geſchwind. Die andern Geiſter , die nicht
berufen, antworten nur einmal.

Empfangung des Geiſtes.


Sei willkommen , mein guter Geiſt, Aziel! Weil du
run alſo auf meine Zitation und Befehl gehorſam ge
llefen biſt und vor meinem Sireiſe erſchienen , ſo be
ſúhwöre und binde ich did, mit dieſem Bande der allera
beiligſten Macht und Gewalt Gottes , durch die aller
l'eiligſten 5 Worte, die der Prieſter in der heiligen
Meſſe verwandelt. Id binde sich durch das allerheis
ligſte und unbeflekte Lamm Gottes , das am Stamme
2013 þeiligen Kreuzes für uns geſchlactitet worden . Ich
833

binde gidly burdy die allerheiligfte und unbeflekte Jungs


frau Maria und durch alle heiligen Namen Gottes :
Tetragrammaton, Adonai, Agla, Jeſu Chriſti. Hiermit
folſt du , Geiſt Aziel, gebunden ,feyn und von mir nicht
entlaſſen werden, bis du mir meinen Willen durch die
Barmherzigkeit Gottes erfüllet und gewähret haſt.
Hierauf wird er fragen :
Was verlangeſt du, daß ich dir geben ſoll ?
Darauf antworte :
Ich verlange Gottes Gnade, Huld und Barmherzige
keit ; dich aber , Geiſt Aziel, beſdwöre ich durch die
heiligſten Namen : Tetragrammaton, Adonai Agla, Jeſu
Chriſti. Durch die Kraft dieſer heiligen Namen bes
gehre ich von dir zwei hundert und neun und neunzig
tauſend Dufaten, in unveränderlicher gangbarer Münze,
an Gold , ohne Betrug im Verblendung, zu Gottes
Ghre und unſerer Seelen Heil , Amert.
Da wird er ſich weigern auf alle Weiſe und Wege
und von dir etwas zum Gegentheil verlangen . Ges
ſtatte ihm aber nichts ; ſondern bedrohe ihn mit Citationen .

Abd a nkung:
So weidet nun wieder von hinnen, ſanftmütig, ohne
alles Rumoren und Geſtant, ohne Verlegung unſers
Kreiſes und unſerer aller, die Darinnen ſind, und laſſet
uns das Guth , weldes und der Geiſt Aziel gebradit
hat , unverſehrt und unveränderlich in dieſen unſerm
Kreife liegen , alſo bap binfort von euch Geiſtern fola
ches unverwandelt und unveränderlich verbleibe. Das
gebiete id ) und bedwöre eudy , Sciſter alle , bei den
II . 53
834

allerheiligſten Namen : Tetragrammaton , Agla , Jeſu


Chriſti, ſo wahr als Amen .
Und bu , Geiſt ziel, verbleibe in beinem Gebiete
und in deiner Behauſung mit allen deinen Geſellem ,
wie du mir in allem verſprochen haſt.
Nun fahret hin in allem Frieden von dieſem Orte,
wober ihr gekommen ſeyd , durch unſern lieben Herrn
Jeſum Chriſtum. Dem ſei Lob und Preis in alle
Ewigkeit, Amen .
Der Friede Gottes des Vatters, des Sohnes und des
heiligen Geiſtes ſei mit uns allezeit, Amen . Fahret
bin in Friede , † Amen .
Ferner :
Anjeßo gebe ich dir, Geiſt Aziel , ſamt deinen Dies
nern , Urlaub in dein Namen Jeſu Chriſti. Fahre hin
in Frieden ! Fahre hin in allen den Namen und Macht
wörtern, wodurch ich euch gerufen habe. Das gebiete
ich dir, Geiſt Aziel, und allen deinen Dienern, Gefellen
und Geiſtern, im Namen Jeſu. Fahret hin ohne alles
Wetter und Sturm , ohne allen Schaden der Menſchen
und Kreaturen im Namen Gottes des Vaters , des
Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Fahret hin ohne
alle Verlegung meiner und aller Kreaturen , durch die
Hoheit, Kraft und Maditworte: Tetragrammaton , Ados
nai, Agla, Jeſu Chriſti, Amen .
Die Geiſter zu bezwingen ,
Daß fie uns Schäße bringen :
Das lehre ich.
Wer reich ſeyn will auf Erden,
Kans durch dies Buch leicht werden :
Das wurde ich.
11 .
(Wortgetreuer Abbruck von :)
VERVS

JESUIT A R V M
LIBELLVS
SEV

fortissima coactio et constrictio omnium ma


forum Spirituum cujuscunque generis , con
ditionis, status vel officii sint.
Et
CONJURATIO
fortissima et probatissima.
in

USIELEM
Huic est annixa

C Y P R I A N I
CITATIO ANGELORVM ,
ejusque Conjuratio Spiritus ,
qui thesaurum abscondidit,
una cum illorum Dimissione ..

PARISIIS , 1508 * ).
* ) Dieſes iſt der berüchtigte Meergeift , von Horft und Stiegs
liß erwähnt, aber nicht gekannt ; dort aufgeführt al8 ,, Doe:
tor Fauft's großer und gewaltiger Meergeiſt , worin lucifer
und drei Meergeiſter , uin Scage aus dem Meere zu holen,
beſchworen werden .
VERI

JESVITARVM LIBELLI
Conjuratio I.

Somnia , terrores magicos , miracula , sagas .


Noeturnos lemures , portentaque Thessala risu
Excipio .
HORATIUS .

Ego N. indignissima creatura Domini nostri Jesu


Christi et servus Dei peto, voco et exorcizo te , Spiri
tum , per aquam t , aërem + , ignem t , et terram t,
et quicquid in his vitam ducit et versatur, et se movet,
aut movetur, et per sanctissima nomina Jesu Christi :
Hagios t , ischiros t , paruclitus † , alpha et omega t,
initium et finis t , Deus † et homo t, Zebaoth t, Ado
nai † , Agla † , Tetragrammaton t , Abua † , Deus t,
Eljon t , Jana , Jehova , Deus Sachnaton t, Arumna t,
Messias t , Cherab t , Misol + , Ambriel + , Achteol t,
Jachenas t , et per vim Dei Patris † et per vim Dei
Filii t et per vim Spiritus Sancti t, et per quae verba
Salomon et Manasses spiritus exorcizavit et per quæ tu
Spiritus, quomodocunque exorcizari potes , ut tu hoc
momento , uti Isaac Abramo obediens fuit , ita etiam
mihi obedire debeas et compareas coram me in pulcra,
affabili et humana forma et afferas mihi ( ex abysso
maris) N. milliones optimi auri expensibilis ubique mu
837

netue Hispanicae sine ullo tumultu , damno corporis et


animæ, absque omni prorsus nocumento , sine strepitu,
fulgure , tempestate , sine terrore et tremore et pone
istam summam in circulum . Ego hoc mando tibi , Spi
ritus, per virtutem Dei Patris † Dei Filii †, Dei Spiri
tus S. † et per vim , per quod omnia creata et facta
sunt. Fiat † † † !
II .
Ego N. servus Dei, voco, cito, exorcizo te , o Spiri
tus ! per sanctos apostolos et discipulos Dei , per sanc
tos Evangelistas, sanctum Matthueum , sanctum Marcum ,
sanctum Lucani , sanctum Johannem , et per tres sanc
tos viros : Sudruch , Mesuch et Abednego, et per omnes
sanctos Patriarchas , Prophetus, et Confessores, Sacerdotes,
et Levitas , et per castitutem omnium virginum sancta
rum, et per sanctissima et terribilissima verba : Aphriel,
Diefriel , Zada , Zadui, Lumabo , Lamogella , Caratium ,
Lamogellay, Logim , Lassim lepa, Adeo, Deus, Aleu , Aboy,
Aboy , Alon pion dhon , mibizimi, mora , abda , zeud , et
per tres sanctos magos : Casparum , Melchiorem et Bal
thasurum , et per quæ Salomon , Manasses et Agrippa et
Cyprianus spiritus exorcizaverunt et coëgerunt, et sicut
Christus in pace summa venit et ita veniet; sic com
pare coram me in pulcra , affabili, et humana forma,
et affer mihi (ex abysso maris) N. milliones optimi auri
et expensibilis ubique monetue Hispanicae sine ullo tumultu ,
damno corporis et animae, absqve omni nocumento , sine
strepitu , fuigure , tempestate , sine terrore et tremore,
et pone istam summam in circulum . Et hoc mando tibi
per sanctissimæ Dei matris Mariæ omniumque præcipuo •
rum martyrum Dei merita .
838

III .

Ego N. servus Dei, voco, cito et urgeo te, Spiritum ,


per omnes sanctos angelos et archungelos , sanctum
Michaëlem , sanctum Gabrielem, sanctum Raphaëlem , sanc.
tum Urielem , sanctos thronos, dominationes, principatus,
potestates , virtutes , Cherubim et Seraphim , qvi incessa
bili voce proclamant : Sanctus, sunctus, sunctus ! et per
sanctissima verba : Noub, soter, emunuel, adonai, el, elly,
elloy, braun, josepha, jonas, calphia, culphas, et per quæ
Salomon et Munasses, Agrippa et Cyprianus spiritus coë
gerunt , et per quæ , quomodocunqve exorcizari potes ,
et sicut Jesus Christus suis parentibus obediens fuit ;
ita mihi obediens esto et compare coram me in pul
cra, affabili et humano forma et affer mihi (ex abysso
maris) N. milliones optimi auri et expensibilis monetue
hispanicae sine ullo tumultu, damno corporis et anime,
absqve onini prorsus nocumento, sine strepitu, fulgure,
tempestate, sine timore et tremore, et pone istum sum
mam in circulum . Et hoc mando tibi per virtutem Dei
Patris t, Dei Filii t, et Dei Spiritus Sancti ta
IV .
Ego N. servus Dei, voco, cito et exorcizo te, o Spi
ritus ! per sapientiam Salomonis, per obedientiam Isauc,
per benedictionem tribus Abraham , per pietatem Jacob
et Noë , qvi in Deum non peccaverunt. Per serpentem
Mosis et per duodecim tribus Israël, et per sanctissima
verba : abill, dellia , dellion , ensusellas, jazy, zataël, olam ,
dithaton , sathos , suthos , reckumuton , anab , illi, hogy,
adathgiur, gueb, suna, amon , deuth, alos guoth , egaoth ,
lilu, et per illa verba, qvibus Salomon, Manasses , Agrippa
et Cypriunus Spiritus coëgerunt, et sicut Deus sanctis.
839

simam suam Matrem sancto Ioanni commendavit , cum


ex mundo discessit ; ita mando ego tibi hoc momento ,
ut coram me compareas in pulchra, affabili et humana
forma et afferas mihi, (ex abysso maris) N. milliones
optimi auri, et expensibilis ubique monetue hispanicue, sine
ullo tamen damno corporis et animæ , absque omni
prorsus nocumento , sine strepitu, fulgure, tempestate,
sine terrore et tremore et pone hanc summam in circu.
lum ; hoc mando tibi per sanctissimum Trinitatem.
V.
Eyo N. , servus Dei, voco, cito et urgeo te, Spiritum ,
per sanctissimam incarnationem Iesu Christi, per sanc
tissimam suam nativitatem , circumcisionem , flagellationem ,
coronationem , crucis bujulutionem , crucifixionem , ama
rum passionem et mortem et resurrectionem et ascensio
nem ipsius, per missionem Spiritus sancti parucliti , et
per terribilissima verba Dei Deorum : elhor, genio, jo.
phiel, zophiel, camaël, clemiach , richol, hoamiuch, jurozel,
kabel, vechne , daniel, stachios, imaniach, namuel , damo
biach , et per illa verba , quibus Salomon , Munasses,
Agrippa et Cyprianus spiritus coëgerunt, et per qvod .
cunqve cogi potes, et sicut lesus in hunc mundum ve.
nit ; tam vere etiam veni et compare coram me in
pulcra , affabili et humana forma et affer mihi (ex abysso
maris) N. milliones optimi auri et expensibilis ubique mo
netae Hispanicae , sine ullo tamen damno corporis et
animæ, absque omni prorsus nocumento , sine strepitu,
fulgure , tempestate , sine terrore et tremore , et pone
istam summam in circulam . Et hoc mando tibi , qvam
vero Deus vivit, ut tu, Spiritus, mihi obedias.
810

VI.
Ego N. servus Dei, voco , cito et exorcizo te, Spiri
bus ! per angorem et sudorem Christi Jesu , per divinum
suum amorem et misericordium , providentium , omnipoten
tium et immensitatem ; et per onmia merita lesu Christi
et per omniu, quue pro humano genere passus est, et per
septem ipsius verbae, quue in cruce ud suum cælestem pa
trem dixit, cum sanctum suum spiritum illi tradidit, et
per sanctissima et terribilissima verba : Hagios, tetra:
grummaton , ischyros, athanutos, abua, agla, jod, judoth,
menoch, alphu et omega , raphaël, michaël, uriel, schma
radiel, zadai et per omnia , qvibus Salomon , Manasses,
grippa et Cyprianus spiritus coëgerunt, et per quæ
cogi potes, et qvidem tam vere Deus venturus est judi.
care vivos et mortuos , tam vere veni et compare co
ran me in pulcra , affabili et humana forma et affer
mihi ( ex abysso maris) N. milliones oplimi uuri et er .
pensibili ubique monetae Hispanicae sine ullo tamen damno
corporis et animæ , absque omni prorsus nocumento ,
sine strepitu , fulgure, tempestate , sine terrore et tre
more , et poue istum summam in circulum , et hoc mando
tibi per verum Deum . Fiat !
VII .

Ego N. servis Dei, voco , cito et urgeo te , o Spiri


tus ! per sanctissima quinque vulnera Iesu Christi , per
suam carnem et sanguinem , cruciatus, passionem , vitam
et mortem ; et per sanctificationem pro humano genere
nc etiam per omnes effusas sanguinis ejus pretiosissimi
guttulas, angorem , angustias, et per sanctissima et ter
ribilissima verba : Soter , choma, geno, Jehovah, Elo
him , velaoch, divoch, alvoch, alrulam , stopiel, zopbiel,
1
841

jophiel, fabriel, elopha, alesomas, difred , malachim ,


et per verba , qvibus Salomon , Manasses , Agrippa wb
Cyprianus spiritus' coëgerunt, et tam vere Christus Jesus
spiritum suum emisit, et suo coelesti patri commenda
vit , tam vere mando tibi , ut compareas sine mora et
venias coram me in pulcra, affabili et humana princi
pis specie et affer mihi (ex abysso maris) N. milliones
optimi auri et expensiblis ubique monetue Hispunicue, sine
ullo prorsus nocumento , sine strepitu, fulgurc , tempe
state , sine timore et tremore et pone istum summum
in circulum : Et hoc mando tibi per Deitatem et humas
nitatem Jesu CHristi. Amen !

DIMISSIO JESUITARUM .

Jam tibi impero et præcipio , maligne spiritus ! ut


confestim hinc a me et summa illa pecuniarum allata
et circulo discedas, absque omni strepitu, terrore, cla
more et foetore, atqve sine omni damno mei tam animæ
quam corporis, absqve omni læsione cujuscunqve crea .
turæ vel rei ; et ad locum a justissimo Deo tibi depu
tatum in momento et ictu oculi abeas ; et hinc prori
pias. Hoc tibi praecipio in nomine et virtute , poten
tia ac potestate sanctissimae Trinitatis, Patris t, et Fi.
liis t, et Spiritus sancti t. Ecce crucem Domini ! Fugite
partes adversae ! Vicit Leo de tribu Juda; rudix David :
Allelujah ! Allelujah ! Allelujah !
Abi festinanter et discede abisto circulo et summa
pecuniarum allata in virtute nominis Domini lesu Christi ;
et in virtute verborum qvæ dicuntur de illo , qui terram
tremefacit. In ejus nomine et virtute tibi præcipio, ut
statim et absqve mora , in ictu oculi hinc secedas in
842

virtutc verborum illorum : Messias, Soter, Emanuel ; Ze


baot adonui; bagios ho Theos ; ischyros ; athanatos !
Eleison hymâs ! Tetragrammaton ; Dominus noster Je
sus Christus. Per ista sanctissima pomina constringo
† te ; privo † te ; et compello † te ; et urgeo et relego
t te ad locum tibi a Deo justissimo deputatum. Ita
recede statim in continenti ; nec de cetero huc amplius
revertaris : nisi te petiero ; qvia imperat tibi increatus
Pater t ; increatus Filius t ; et increatus Spiritus Sanc
tus t. Ecce crucem Domini ! per adspersionem sangui
vis Jesu Christi; per virtutem aquae benedictae dispergat
Dominus te mulignum spiritum .
Verbuin caro factum est et habitat in nobis ; Amen.
Symbolum ATHANASII et Psalmus 132 de profundis
addatur.

CONJURATIO
in

USIE LE M.

Audi, Usiel ! ego N. indignus minister Dei, conjuro ,


posco, vinco et voco te, o spiritus Usiel ! non mea po
testate sed per vim , virtutem et potentiam Dei t Patris
et per totam redemtionem et salvificationem Dei t
Filii et per vim et devictionem Dei + sancti Spiritus
et in fortibus atqve potentissimis verbis : Eli, eli, lama
Assabthanı ! Emanuel † llagios , Tetragrammaton † per
Adonai, Ejeh † El- schadai † Chije * Ischyrion Aglat
Chat of et Hoim + Aron + Alpha et Omega : Ohoch |
843

Lauth Doffuaphi Lohufo + Rugo Doluh + per


dominum Patrem † per Jesum Christum t et per Spi
ritum sanctum + Allelujah † per Deum + Abraham t
Deum Isuac , Deum + Jacob , per Deum , qui Mosi, fa .
mulo SUO , in monte Sinui apparuit et filios Israël de
terra Ægypti eduxit. Per hoc devinco te , o spiritus
Usiel ! sis , ubi velis , in alto vel abysso , in aqua vel
in igne, vel in terra, ut tu, spiritus Usiel ! in momento
coram me appareas in decora forma humana . Te visi .
biliter ut modestum virum submisse et paratum sistas,
mihique afferas ex abysso terræ vel maris nonaginta
novem millia dimidium scutatorum et duplonorum in auri
monetis cursivis : In omni tranquillitate et patientia, sine
ullo tumultu , meo et omnium hominum corpori et animą
omniumque creaturarum, sine detrimento, sine ulla ex
cæcatione et astutia : sine falsitate et fallacia et dolo ,
proutcunque modo à quodam spiritu excogitari poterit :
sine omni periculo : sine susurru : sine fulgure, gran
dine : sine explosione sine tumore et tremore , atque
pone hanc summam in hunc ad hoc notatum circulum .
Hoc præcipio ego N : N : tibi, Usiel ! per totam sanc
tam passionem Jesu Christi et per pudica mysteria
occultorum Judiciorum Jesu Christi , et per omnes suno
los Martyres , qui corpus et vitam pro Christo posue
runt, et per omnia verba , quæ in vos malos Spiritus
pronunciata sunt ex ore Creatoris cæli et terræ , quæ
te Spiritum Usiel, denuo turbant , torquent , et excru
ciant, tamdiu et tam sæpe usque postulatum meum
peregeris.
Ergo ne sis inobediens, nam ego N. conjuro te, ex
posco te , cogo te, o Spiritus Usiel, juxta verba Dei et
juxta judicium altissima et per igneum mare, quod ante
844

faciem divinam et suæ majestatis et per angelicam vir


tutem suæ omnipotentiæ , et per hunc ignem , qui est
ante thronum DEI et per dominationem Sacro-sanetæ
Trinitatis, per cantionem ,, quæ cantatur coram throno
DEI per sanctos angelos : Glorium in excelsis ! et per
eelsissimam sapientiam omnipotentis DEI : per terribi.
lem vim diruptionis coeli et terræ, per Dei sancta ma.
jestatica nomina : Agla † Noab † Soter † Emanuelt
Adomatai † Hurai † Amaton † Elle + Eloi † Vision +
Adon † Madai † Prog † Josephu † Jonas † Calphia +
Calphas ; per ultimum et strenuum diem Judicii ; per
vim Affei † ; per sanctum nomen : Primeumaton t, quod
Moses vocavit, et in cavernas soli et abyssum præcipi
tati absorbti sunt: Datan , Corah et Abyron : per vim
vocati nominis: Primeumaton † et auxilium universi
exercitus cælestis et per fortitudinem et vim sacrosanc.
torum nominum : Chet † heoti t Agla + Jad † Rabonni
† Aglos † Zachlor † Septro † Phanuel + et Sion t.
Orothion + Seneon † Olohe + Lamech † ; et per potens
nomen Jesu Christi; et per celsissima nomina , ante
qvæ extremiscit totus mundus et abyssus inferni : Dan
† Ana † Agla † Loth † Bezer + Phanum . Etiam juxta
efficacia spiritualia verba, cum forma panis et vini ad
Dei corpus transmutatur verbo : Hoc est enim corpus
meum t. Hoc est penes meum et tuum Deum et Do.
minum . Miserator t, et Redemtor + mundi , miserere
mei ! Et hoc jubeo ego N. ut tu, Spiritus Usiel, statim
coactus sis, huc venire , imo ! ne ullam reqviem in in
ferno et terra, vel , ubicunqve jam remoraris , habeas,
usqve visibiliter in pulcra forma humana , tamquam
modestus vir, mihi te submisse et obseqventer propro
sueris mihiqve in praesenti ad hunc notatum circulum
845

vel orbitam afferas visibiliter nonaginta novem millia di


midium scutatorum et duplonorum in auri monetis cur.
sivis et conseqventer postulatum meum perfecte in
pleas. Hoc jubeo ego N. te , Spiritum Usrel , non per
meam vim , sed per fortem , virtutem et potentiam Dei †
Patris et coactionem Dei † Filii et per popositionem
Dei † Sancti Spiritus, per vim : Tetragrammaton , Agla
† Adonai. Amen ! Amen ! Amen !
Jesu + ! Suncta Maria ť !

Cito , cito , cito , non morare : sed perfice meum po


stulatum ! Veni, veni, veni! Qvid tardaris tamdiu ? Fe
stina adventare : nam jubet te Adonai + Schadai + Rex
regum † El + Ali † Titeis † Azin † Hin † Jen + Chi.
mosel † Achadan † vai † va † ej † ha t ejeh † Eke t
hau † hau † hau † va, va, va, a, el el a hy .
Requiel † Alatriel † Scholiel † Hanel + Hamaliel +
Phuiamech ť Oriph + Muchiduel † Barbiel + Zacheried
+ Orphiel + Zamuel + Hamaliel + Ziriel + Rugo. Nunc
veni per omnia potentissima verba oris Tetragrammalon
+ Adonai Agla ; et per vulnera Jesu Christi ; per pro
phetus ; per apostolos et per omnes sanctos , qui vivunt
cum Deo in sancta Duisa fortis Zebaoth. Dujam , Du.
jam , Dujam .

CYPRIANI
CITATIO ANGELORVM .
Cito imprecor , requiro atque exoro jam vos: 0 Al
muriel, Ariel, Anathamia , Ezebul, Abiul, Ezea , Ahesin et
846

Calixabin angelos Dei sanctissimos per omnes domina


tiones, thronos, potestates et principatus angelicos om
nem que beatorum cotum , per ineffabile illud delicium ,
quod iste angelus pastoribus Salvatoris incarnationem
vel potius nativitatem annuncians, apud se sensit, per
viginti quatuor seniores incessantes coram throno di
vino : Sunctus, sanctus, sanctus est Dominus Deus noster !
canentes , per increatum foederis Angelum, Jesum sci
licet, per Cherubim et Seraphim omnesque Archangelos
per infinitam Dei omnipotentiam in circum sensibitem ,
omniaque uno saltem verbo creantem , ut mihi in arduo.
hoc negotio eundem in modum praesto esse velitis si
cuti Lotho, Abrahamo, vos hospitantibus, adsistitis, noe
minus Jacobum , Mosen , Josuam , Samsonem pluresque
alios visitare dignati estis : ita eundem in modum coe
Jestem eamqve exoptatissimam vestram societatem me
qvoqve accedere dignari velitis et faciendis ad hoe
meum propositum necessariis informare , ipso trino
Jehovah, cujus laudes incessanter canitis, hoc praestante
atque concedente, Amen.

CONJURATIO SPIRITVS ,
QUI
THESAURUM ABSCONDIDIT .

Cito , reqviro et urgeo te , Spiritum humanum , qui


hanc domum frequentas et in vita tua thesaurum tuum
in hac domo sepelivisti seu abscondidisti; atqve nu
per : mense : die N. nempe noctu N. circa N. horam sub
forma ignis apud clibanum ostendisti : per Deum Patrem ,
847

per Deum Filiom ; per Deum Spiritum Sanctum ; per


gloriosisimam Deiparam Mariam , per vulnera dulcissima
Salvatoris nostri ; per omnia miracula ab ipso facta
per incredibiles cruciatus, passiones, lacrimas : ipsam
que deniqve mortem ejus ; per subsecutam e vestigio
inferni spoliationem et desolationem , triumphantem re
surrectionem , magnificentissimam ad coelos ascensionen
et ad Patris dextram sessionem , Spiritusqve servatam
missionem ; per tremendum extremi Judicii diem ; per
virtutem - sancti Jounnis Baptistae, per omnes Martyres,
Apostolos et Prophetas instantissime te porro ad etc.
et conjuro atque obtestor per ineffabile illud ad tre
mendum nomen divinum Chartue praesenti inscriptum,
ut venerandi et superbenedicti hujus nominis virtute
e vestigio mé accedas, idqve, qvod probe scias velim,
sine ullis corruscationibus , horribilibus tonitruis vel
aliis tempestatibus a te excogitatis , sine tremendo vel
meticuloso strepitu : sine timoris et tremoris incussione :
sine omni omnino læsione , noxa , et periculo et cop.
porum et animarum nostratum , aut etiam nostrorum
incommodo ullo, meaqve jussa qvam exactissime et ad
votum adimpleas, quo etiam nos stupendi et ineffablis
sancti Nominis virtutem summam , quippe quod etiam
ab adversariis et inferis potestatibus debet et venerari
et adorari , ipsi vivide et vere cognoscere omnipoten .
tissimum nostrum creatorem laudare possemus , idqve
fiat per virtutem Dei Patris , Filiiqve ejus super bene
dicti in unione Spiritus Sancti , qvi Trinus , tamen
unus , regnat et vivit a seculo ad secula : Amen !
Incessanter te Spiritum humanum supra vocatum
porto, inclamo, adjuro, conjuro, reqviro atqve obtestor
per summam et indivissibilem sanctam Trinitatem : per
848

inmortalem mortis , et inferni debellatorem et trium


phatorem , virumqve septem gladiis munitum, sigillaqve
apperientem , iterumqve occludentem , Jesum scilicet : et
per omnes Dei ministros et Archangelos : Orphanim :
Aralim : Hasmalim : Cherubim : Seraphim : et Mala
chim : per æternam dæmonum damnationem : per hos
angelos bonos : Malazim : Peripalabin et Calizantin :
per omnia coelo , terra et inferno terribilia et præter
haec omnia adjuro adeundum te per omnem virtutem
nostri Crucifixi omniumqve maxime per dolorosissimain
flagellationem et spinosam coronationem : perqve om
nes mortis ejus acerbitates : per ineffabile ejus nomen ,
Jesus scilicet, quod venerandum et dulcissimum nobis
ehristianis; dæmonibus vero et damnatis terribile sane
et infaustum est ; ut sine omni veteriori mora et dila.
tione in affabili et tali humana forma et figura visibi
lis , ut in vita dum eras, qvando thesaurum tuum abs.
condidisti , coram circulo nostro jamjam appareas ad
me, ex te qvaerenda fideliter et sine falacia vel aenig .
mate vera respondeas, jussisqve meis in omnibus qva in
exactissime pareas. Ipso Deo trinuno hoc praestante,
nosqve ad te obseqvendum in virtute Filii, et Spiritus
Sancti adjuvante, Amen .

Si cum Spiriti loqui concupiscis incipias


seqventi modo :
Adonui t Zebaoth : Adon schadai to: Eljon + Amanai +
Pneumolon + Eljon + Elje f Aļnoul t Messias + Yo
+ Heynanan + Tetragrammaton . Amen .
*
*
849

Verbis hisce conjurationis loqvatur Spiritys,


necesse est :
Adonai + Zebaoth : Adon t schadai : Eljon + Tetragram.
maton + Eloi f Elohim + Messias + Ya t hugios ho
Theos +. Amen .

Sic cogitur :
Alley + Fortissian + Fortissio f Allinoson + Ron t.

Per seqventia verba fugit Spiritus :


Onysoma + Epyn + Segok + Satany + Degony + Epa
rygon + Galligonon + Zogogen + Ferstigon +

OBEDIENTIA CONJURATIONIS :
Adjuro, reqviro atqve obtestor te ; Spiritum humanum,
qui hanc domum freqventas et thesaurum tuum in hac
domo in vita tua sepelivisti seu abscondidisti ; quem
que nuper mense N. die N. noctu N. hora N. sub forma
ignis ostendisti, per ineffabile nomen Jehovah , per inef
fabile et incomprehensibile verbum , cujus virtute omnia
creavit : FIAT ! scilicet et facta sunt omnia. Conjuro,
reqviro et adjuro te, Spiritum humanum , extra circulum
visibiliter præsentem per immensam Dei bonitatem, cu
jus qvippe beneficio ad imaginem suam nos homines
formavit; per tremendam ejus justitiam , cujus virtute
ob vix tolerandam superbiam ex superis daemones ex
pulit et in infernalem abyssum relegavit atqve in aeter
num damnavit ; per infinitam ejus misericordiam, qua
nos miseros per ipsum Filium suum unigenitum rede.
II . 54
850

mit ; per omnia alia divina attributa et nomina ; per


magnificam Salvatoris nostri Jesu Christi omnipoten
tiam , cujus ope infernum ipsuna debellavit , sicqve ut
super benedictum mulieris semen contrivit serpentis
caput infernalis, ut meis jam ex te qverendis fideliter
respondeas mihiqve pro posse tuo obedias. Conjuro
te per ineffabile nomen : Tetragrammaton , quod in
Charta hac inscriptum observas , ut sanctissimi hujus
nominis virtute exactissimam in momento mihi praestes
obedientiam : idque sine fraude, fallacia et aequivoca.
tione. Praestante hoc Salvatore nostro omnipotentissimo ,
qui acerrimus olim in tremendo die ultimo Judex et
meus et tuus et viventium tunc aeqve ac mortuorum erit..

CONJURATIO ,
si adhuc inobediens est :
Conjuro te, Spiritum humanum, per ineffabile nomen
Dei, hic in Charta scriptum, quod pronunciare vix au.
sus sum ; et per sanguinem meum, qvem sacratissimo
et praestantissimo sanguine redemit et consecravit Pro
phetarum Summus Jesus Christus , per gloriosissimam
matrem ejus ; per insignem suam humilitatem ; per sum
mam Dei arcam et tabulam : per horrendum atqve tre.
mendum extremi Judicii diem ; per omnes angelos, ar?
changelos, omnemqve coeli militiam , ut mihi baptizato
Christiano salutiferi baptismatis hujus virtute ad omnia
qvaesita et mandata tibi proposita respondere et parere
non dimittas : sed fideliter potius et sine omni aenig.
mate, simulatione et fraude mihi respondeas, atqve ip
sissimam de tibi propositis reveles veritatem , meqve
exacte, quicqvid potestati tuae subditum sit, do seas per
851

sanctissimi bujus Nominis veritatem , ipso Deo prae.


stante , qui te propter tuum thesaurum sepultum hanc
domum freqventare condemnavit. Amen ! Amen ! Amen !

CITATIO :
Cohiziara offina alta netera fuara menuet.
Cohixiara offina alta netera fuara menuet.
Cohiziara offina alta netera fuara menuet.
*

CO ACTIO :
Alim + Jehoh + Jehovah + Agla + Ont Tetragrammatont.

DIMISSIO CYPRIANI :
Conjuro nunc te, o Spiritus humane ! per omnipoten
tissimi Dei Patris sapientiam atqve justitiam : per omni.
potentissimi Dei Filii immensam erga miseros nos homi
nes misericordium et caritatem ; per omnipotentissimi
Spiritus Sancti infinitam sapientiam atqve inscrutabilem
clementium per sanctum Michaëlem , archangelum omnem
que cæli militiam , ut pacifice pro nunc et quiete abs
que corruscationibus , meticuloso ac tremendo strepitu
et tumultu sine pluviis , vel tonitruis , et uno verbo :
sine periculo, sive animae, sive corporis noxa et damno,
vel laesione discedas , locumqve hunc nunqvam prius,
nisi citatus, accedas. Trinunius Dei pax descendit jam
super nos et custodiat nos ! Jlluminet Dominus vultum
suum super nos et miseriatur nostri : Convertat Dominus
vultum suum ad nos et dat nobis pucem ! Amen !
" I NI S.
III ,
Dr. Johann Faustens Miracul - Kunst- und
Wunder - Buch oder die ſchwarze Rabe auch
der Dreifache Höllen Zwang genannt. Wo
mit ich die Geiſter gezwungen , daß Sie mir
haben bringen müßen , was ich begehret habe.
Es ſey Gold oder Silber , Schäße groß oder
flein, auch die Spring-Wurzel, und was ſonſt
mehr bergleichen auf Erden iſt , das habe idy
alles mit dieſem Buche zu Wege gebracht, audy
die Geiſter wieder losſprechen können.
Lion MCDXXXXXXIX *).
72VUDZVITTIPZZUDOT

zing

*) Aus Horſt’8 Zauberbibliothel. Horft ſagt baráber ( Theil


III. S. 79 ff.) : Id verdanke dieß dem beſonderen literari:
833

Ohne Creyß ließ mich nicht laut,


ſonſt bin ich dir gefährlich,
der Geift dringt auf die Haut,
ſo du nicht Macht gewährlich,
läßt nicht abweiſen fich,
mit ihm fich zu verbinden ,
er reßet hart an dich,
wo er dich blos thut finden .

den Wohlwollen eines hohen verehrungswürdigen Gönners


im Norden von Deutſland. Daß dies Fa u iti'fche Wun.
der: und Mirakelbuch eines der wichtigſten Actenſtüđe für die
Geſchichte der neueren Magie und Theurgie iſt, brauche ich
uidt zu bemerken . Es iſt zugleich in der nodi immer nicht
genügend aufgeklärten Geſchichte Fauft'8 ſelbſt von hiſtoriſchem
Šntereffe , und kann in gewiſſer Hinſicht unter das Fach der
alten deutſchen legenden :, Hiſtorien - und Volksbücher geſtellt
werden . Wie außerordentlid rar es iſt , weiß ich aus eiges
ner Erfahrung, indem ich cs mehrere Jahre bindurd verge
bens aufzutreiben verſucht habe , bis es mir Wohlwollen , Ibe
terariſche Liberalität, und, wie ich hinzuſeßen darf, Zufrieden
beit mit dem in der Zauber- Bibliothek ausgedructen partei .
losen Streben , unverhofft darboten. Das Eremplar, wornad
meine Abſchrift genommen iſt, hat S dy röpfer ſelbſt berego
fen , und es befinden ſich mehrere eigenhändige Anmerkungen
von ihm dabei , wodurch es für den Liebhaber und Kennes
dieſes Fachs , ja für den Literator überhaupt, noch einen beo
ſonderen Werth erhält. Mehr will ich vorerſt nicht über das
ſeltſame Buch ſagen. Nur das Einzige bemerke ich ,daß die
magiſchen Figuren, und namentlich die Geiſter: Siegel, barin
nicht ganz dieſelben ſind, wie man ſie inmehreren Recenſio«
nen oder einzelnen Abſchriften von dem Buch findet, ſondern
diejenigen , welche ſich Schröpfer für eine ungemein große
Summe in Holland verſchafft hat (die Summe iſt so groß,
daß ich Anſtand nehme, ſie zu nennen, weil die meiſten Lejer
der Zauber -Bibliothek ohne Zweifel darüber lachen würden ,
und ich nicht einmal das Recht hätte , es ihnen zu veravgen .
Es hat indeß damit ſeine vollkommene Richtigkeit, wie ſelbſt
aus öffentlichen Nachrichten bekannt iſt , und ich auch ſonſther
mit Gewißheit weiß) , und daß dieſe Figuren nach deffen Ber
hauptung die beſten und wirkſamſten von Allen find oder ſeyn
ſollen, welche man hat, worüber mir nun freilich kein Urtheil
juſtebt, da ich Partei in der Sadie bin und ſchon zum Vors
aus entſchieden habe , nämlich daß alle , dergleichen thcur.
giſche Behauptungen auf Dingen aus der überſinnlichen Welt
beruhen, von welchen wir nidits wiſſen, nichts wiffen können ,
und darini ohne Zweifel and nid, ts wiſſen ſollen.
854

Drum ftell zuvor meinen Greyß


Character wohl bemerke,
ftell an dies aus mit Fleiß
ehe du ſchreiteft zum Werke.
Nun denk auf einen Geift.
Habe Aßt auf deſſen Zeichen,
worum dir liegt am meift.
Effect wirſt du erreichen ,
wenn du citirft in Kraft,
To thuft die Geifter zwingen,
gleich wie ichs felbft gemacht,
alles muß der Geiſt dir bringen.

An den Leser.
Ich Dr. Johann Faust , der ich denen freien
Künſten obliege, habe vielerlei Bücher von Jugend auf
geleſen, mir iſt einmal ein Buch zu Handen gekommen
von allerhand Beſchwörungen derer Geiſter; nachdem
ich nun einige Luft habe gehabt, meine Gedanken hier
über zu nehmen , habe ich ſolches auf die Probe geſes
Bet, weil es mir Anfangs ſchweren Glauben machte,
daß es ſobald erfolgte, was das geleſene Buch mir
andeutete, gleichwohl wurde ich gewahr , daß ein ſehr
mächtiger Geiſt ( Astaroth) fich vor mir ſtellte und
von mir verlangte , warum ich ihn geladen , da nun
wußte ich in der Eil nicht anders zu entſchließen, als
daß er mir in allerhand Anliegen und Begehren dienſtl.
ſein ſollte, welcher ich dann conditionate gegen mich
bezeigt ; begehrte denenhero zuförderſt ein Bündniß
mit ihnen zu treffen , wozu ich denn anfänglich nicht
geneigt war , weilen ich aber kaum mit einem ſchledys
ten Creyß verſehen war , dieweil ich nur eine Probe
anſtellte, ſo durfte ich ihnen keinen Trotz bieten , fone
855

bern mußte den Mantel nach dem Winde hangen, irar


ſodenn mit der resolution fertig, daß ſo fern er mir
durch gewiſſe Zeit und Jahre dienen und verpflichtet
ſein wollte. Nachdeme nun ſolches erfolgte, ſtellete mir
dieſer Geiſt Mochiel vor , der mir zu dienen anges
wieſen worden. Ich fragte Ihne , wie geſchwind er
wäre ? Antw. Wie der Wind. Du dieneſt mir
nicht, fahre wieder hin, woher du gekommen. Alsbald
fam Aniguel, dieſer antwortete, er wäre ſo geſchwind ,
wie ein Vogel in der Luft. Du biſt dennoch zu langa
fam , antwortete idy, fahre wieder hin. 3m Moinent
war der dritte auch vor mir, Aziel genannt; dieſen
fragte ich, wie geſchwind er wäre ? ſo geſchwind
wie der Menſchen Gedanken ! recht vor mich,
dich will ich haben , ſprach ich , und nahm ihn an.
Dieſer Geift hat mir nun lange Zeit gedienet, wie denn
Davon weitläuftiger geſchrieben.
Cap . I.
Hiermit will ich Dich nun unterrichten, wie du dich
verhalten ſollſt, und die Geiſter mit höchſter Gewalt
zwingen , daß Sie müſſen erſcheinen , und vor Deinen
Creiß kommen und dir geben alles, was du von Ihnen
begehreſt. Sie weigern ſich zwar Anfangs, aber halte
mit der Citation an, ſo kommen Sie aufs meiſte zum
drittenmal; kommt nun der Geiſt, wie du ihn gefordert
haſt in ſchöner Menſcheng eſt alt, ſo empfange ihn
aufs Beſte in 2 oder 3 Fragen , damit du ihn nicht
unwillig madiſt , kommt er aber nicht in menſchlicher
Geſtalt , fo peinige ihne und empfahe ihne nicht. Der
Exercist ſolle auch zuvor mit ſeinen Geſellen gebeich
tet und communiciret haben , auch mit dem Ges
bett wohl verſehen ſein , ſonſt wollen die Geifter nicht
pariren . Dein Glaube muß auch darauf ſo feſt
856

gegründet fein , als ob es ſchon gefchehen wäre", auch


muß die Seit , Tag und Stunde wohl in Acht
genommen werden, als Montags um 8 Uhr und um
3 Uhr, Dienſtag um 9 Uhr, um 6 Uhr und um 12
Uhr in der Nacht. Dieſe zwei Tage mußt du allzeit
in Acht nehmen, wenn der Mond vol iſt, da müſſen
dir die Geifter ſchaffen alles , was du willſt und vers
langeft, und die Citationes müſſen geſchehen an einem
einſamen Orte, damit der Exercist ja nicht gehindert
werde. Die Creiße und alles müſſen mit Fleiß gemas
chet und bereitet werden, alſo folge meinen Unterricht,
damit du nicht irreſt, alſo haſt du die gründliche und
lautere Wahrheit, wie man fich halten foll; dieſes Fen
dir Nothleidender und armer Nächſter geſchenket, das
balte alles, was in dieſem Buche ſtebet verborgen, und
offenbare es ja Niemanden umſonſt, ſonſten wirft bu
nicht glücklich ſein , und dasjenige, was du von dem,
dem du es giebſt, bekommſt, wende und hilf damit den
nothdürftigen und demüthigen Nächſten aus ſeiner Noth,
ſonſt wirſt Du kein Glück noch Stern haben , laß dir
dieſes zu einer ſteten Warnung dienen , denn du be
kommſt dergleichen Wiſſenſchaften nicht wieder auf dies
ſer Welt, als ich dir hiermit mittheile. Brauche es ja
recht und fegy verſchwiegen und brauche es recht, ich
warne dich , ja offenbare' es niemanden , der es nicht
werth iſt, ſonſt wird dir der Hals gebrochen, wenn da
eß einen glorieussen Menſchen offenbareſt, und das
jenige Gelb , fo bu von ihnen dafür bekommſt, nicht
einem leidenden und dürftigen Nächſten giebeft, halte
es in Geheim , Hüte sich dabey vor pactis mit denen
Geiſtern , damit es dir nicht gehe , wie mir geſchehen
wird.
857

Allgemeine Citation allen Geistern .


Osola mica rama lamahi
Volase cala maja mira salame.
Viemnisa molasola Rama Afasala
Mirahel Zorabeli Assaja.
Cap . II .
t
Handel von der Auslegung derer Croisse .
Erſtlich wird ein Creis gemacht mit einem Degen ,
damit noch keiner beſchädiget geworden , auf den Degen
erſten Seite kommen folgende Charaktere :
+ VRAXI 9 he + Anacl.
Auf die andere Seite kommen folgende :

.;
17
LA Deka

Penton Ft
Homy

Füre andere wird der Kreis gelegt und mit folgenden


Worten verknüpfet :
O Le Ja meni sete Mirari jael
la mese mihi Jasala Ale Jona
Masa criel Finamiel- Siona
O la sariel Assa Salimeni Arael
fasa , maja , Paja, Lalemisa Jerobeliel
Majasa faliel mica sariel olomisa
lale masa Hajariel.
858

Wenn du dieſes gethan, ſo mache 3 Creuße und bete


kniend einen Glauben und 3 Vater Unſer, drittens
mußt du dieſes folgende Zeichen mit rother Farbe vor
dir in den Kreiß legen, wenn du citireft.
Nro. 1 .

Nro. 2.
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Nro . 3 .
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Fyr TE
705
X

Сар. ІІІ.
Handelt von denen Siegeln dor Sieben
Gross -Fürsten .
So du nun citiren willſt, mußt du aữzeit des Get
fites Siegel , welchen du haben willſt, 3 Schritte vor
den freio legen, in denſelbigen, damits beſtätiget wird.
Des Aciels ersten Gross-Fürstens Siegel
ift folgendes Nro. 5.

stor
861

Aziel.

0 | Aziel bin ich genannt , ein Herr über alle


verborgene Schäße der Erde , ich habe Macht, alle
Schäße aufzuthun , und gebe file den Menſchen, welchen
ich will, und ſuche auch mit Lift zu betrügen,
wie ich nu kann .
Mein Planet iſt die Sonne und mein Pfalz -Graf
Carmielis iſt mein Diener , ich bin geſtaltet wie ein
Ochſe und erſcheine auch alſo , kann mich auch ver
ändern, du mußt mich auch laſſen herrſchen über alles
und jedes ; denn ich habe viele Legionen Geiſter un
ter mir, und bin ein Großfürſt, alle meine Untergebes
nen müſſen mit Gewalt, gleich wie ich, gezwungen wers
den durch harten Zwang, denn ich bin ein Großfürſt
der Erden, und habe viel zu befehlen, weshalb thue ja
mich recht citiren , ſonſt erſcheine ich dir nicht. Mein
anderer Character muß auf o geſtochen werden ,
welchen ich conservire und mittheile, wem ich will.
30 bin ſo geſdwind wie der Menſchen Gedanken .
862

Nro. 6. Ariels Siegel.

ot

Ariel .
Arariel bin ich genannt, ftelle mich in Geſtalt eines
Hundes , ich habe zu befehlen über und unter der
Erbe über alles, viel Legionen dienen mir , unb bin
ein recht gefdwinder Geiſt, auch ſo geſchwinde wie ein
Rebe , jemanden kann ich nußen , jemanden fann ich
auch ſchaden, wie man mich citirt , ſo bin ich auch ,
ich bin ein tropiger Geiſt , ich febe keine Perſon an ,
man muß mich ſehr charf citiren, ehe und bevor ich
erſcheine, habe unter mir viel Millionen, bin ein Herr
der Schäße aller Götter, und und bin ſo geſchwind als
wie der Wind .
863

Nro. 7. Marbuels Siegel:

MA

MA

***
Marba el.
Ich bin derjenige Geift, der dienſtfertig ift, erſcheine
in der Geſtalt eines 10 jährigen Knabens , ift
auch zu allen Zeiten dienlich, mich zu citiren , und
bin ſo geſchwind als wie ein Pfeil.
864

Nro. 8. Mephistophilis ,Siegel.

HEJBTOTE
ZE

HAJ
OTH
AM
LIEF Si
DE
Mephistophiles.
Ich bin der große Meifter allerlei Künſte und Glüdes,
Verne folches in einem Augenblicke , und werde vier
mal citirt , auch habe ich unter mir verſchiedene Geis
ſter, die mir dienen , und wenn ich ihnen befehle zu
dienen, ſo müſſen fte ſolches ſchnelle thun .
865

Nro. 9. Barbuels Siegel.

IHE

Barbu el.
3ch bin ein Waſſer- Herr über Meer und alle Waſſer,
habe alles unter mir, was im Waſſer lebt, ich bin ge
ſchwind und mag alles geben, ſo ich recht citirt werde,
da erſcheine ich, mag auch allen gern zu gefallen ſeyn.

55
866

Nro. 10, Aziabels Siegel.

4
E

1
At Azi a bel
Ich bin der große Geiſt, der wie ein fleines Kind
erſcheinet, ich biene jedweden , woferne ich recht citirt
werde. Ich herrſche über Redits- Händel , mir müſſen
viele Geiſter gehorchen , und bin auch jeden gefällig,
mache Ehre, Reichthum, Hoheit und alles Olück.
867

Nro . 11. Anifels Siegel.

Ot

Ich Faufte fragte eingmals meinen Groß - Fürſten


Aziel , womit ihn die Menſchen binden und zwingen
fönnten, ſo ſagte er, dies kann ich dir nicht ſagen, da
fagte ich , nun ſo ſchreibe es mir. O ! ſagte der Geiſt,
mein Fauſt, hätte ich mit dir kein Verbündniß gemacht,
mein Faust aber, damit du es wiſſen ſouft, ſo ſchreibe
ich dir dieſes alſo für, wie hiermit zu befinden iſt :
868

Mein Fauste !
1.
F das iſt mein Zwang, wenn ich ſagen roll,
Jesus Christus iſt in
2. 3.
V das Fleiſch kommen
0 4. durch die Allmacht
Gottes, das iſt nicht auszugründen,
hM 5. und wenn ich einen was halten ſoll, ſo muß
er mich bei dem Kreuz angeloben und ſchwören
laſſen ,
6. bis ich mein Zeichen geben thue.

Dieses ist das Zeichen , wie hier stehet :


Nro . 12 .

FAOC
Das höllische Reich bestehet in folgenden :
1. Lucifer , der König.
2. Belial ,, Vice -Roi.
3. Satan
4. Belzebub Gubernatores .
5. Astaroth
6. Pluto
869

1. Aziel
2. Mephistophilis
3. Marbuel
4. Ariel Gross - Fürsten .
5. Aniguel
6. Anisel
7. Barfael

1. Abbadon
2. Chamus
3. Milea
Grand- Ministres, Geheimde
hölliſche Näthe.
4. Lapasis
5. Merapis
1. Milpeza , Geh. Neichs Secretarius.
1. Chinicham
2. Pimpam
3. Masa
4. Lissa
5. Dromdrom
6. Lomha
7. Palasa
Spiritus Familiares .
8. Naufa
9. Lima
10. Pora
11. Saya
12. Wunsolay
870

Cap. IV.
Hält in sich die Citationes und Conjuratio
nes derer Geister.
ACIELIS .
Ci t a tio n .
Ich N. N. gebiete bir Geiſt N. , daß du mir aus
genblicklich erſcheineft durdy das Wort 87278 und
auch den Engel Auasale und durch den Stern Ga
dala , und gehet auf im legten Grad Capricorni,
welches ich N. zum Zeichen dieſes anſetze , ich berufe
dich Geiſt N. durch Durashaim , Main , Lulim
+ Menim + Senim + Zaim + Sulim + 3ch
beſdywöre dich Geiſt N. bei Hipim + Repim +
Sepim + Gulum + Locsant + Dropep + Scha
mot + 30 N. 3ch N. 30 N. gebiete, gebiete,
gebiete , bir Geiſt N. durch den himmlifden Gebie
ter , der da erſchaffen hat Himmel und Erden und
alles, was darinnen iſt, der den 4 Winden Befehl er
theilet, der die Geſchöpfe regieret, und dem alles , was
lebet und ſich geſchaffen nennet , gehorſam feyn muß,
daß du Geiſt N. mir alles thueſt, was ich dir gebiete,
bei den Worten Alaja Rasamuel Moliel +
Zynagamim + Lo + Affrisi + Misaniel +, daß
du mir bringeſt , du Geiſt N. , alſobald und vorißo ,
in einem Huy dein Zeichen mit dir vor meinen
Kreiß , ich N. rufe dich bei den 4 Winden , bei der
Luft, und bei allen Gefdopfen , daß du mir N. vor
meinen Kireis anjeto ohne alle Furchtſetzung erfdeineſt,
in ſichtbarer Geſtalt, ich N. beſdvöre didy bei Allem ,
was da lebet , daß du kom meſt , kom meſt , kome
meft , bei der Stärke aller Stärken, der sich bezwun
gen hat und alles heißet, id) beſchwöre dich Luft , daß
871

du mir den N. nidt vorbehalteft, ſondern alsbald fen


deft. 0 La Valasaja + Salajami + Masei + ,
ſondern daß er mir N. vernehmlich Rede und Antwort
gebe in Teutſcher Sprache. Amen .
General- Beschwörung des Geiftes Aziels.
Calemi + Cadem + 0 Geist N. poramasa la
hemise + Coelum et firmamentum Ca
saini + Misarajaet + Xamara + Sadalacha
snim + Dusama + Popiniet + Lemisisaraet +
Amen .
So er nicht fömmt, 3 mal geſprochen.
Particular Citation des Gross - Fürsten
Arielis .
Ich N. citire dich Geiſt N. + komm , komm ,
alſobald + durch den allergrößeſten und allergewaltig
ften + . Firmament, Grde, Luft und Alles, ich ge
biete euch, daß ihr mir den Geiſt nicht aufhaltet bei den
großen Worten und Namen Dala + Makasaim +
Rusaloja + Munot + Phalaniet + Ich zwinge
dich Geiſt N. bei dem größten Zwange Roina +
Sa + Ra + Fanila Rominase + komm ,
komm , fomm , alſo fort , komm , komm , komm ,
Anisait fa fali * monitase + fata + Amen .
Haupt-Beschwörung des Gross-Fürsten
Arielis.
l'ota misa + Lasafe + ma + Homina +
Sara - Pada + Ohagiel + Matachia + Me.
cha + Enazarael + 0 Hevilame Ga + Hie
bani + daß du ihn ſendeſt vor meinen Circul, ſonſt
ſey deine Strafe 7mal größer auf dir Geiſt N. in der
872

Höllen, ich Roma + Sa + fu + Amiel + mica


+ suisa + Amen.
Particular - Citation des Gross - Fürsten
Marbuelis .
30 N. beſchwöre dich Groß- Fürſt N. bei dem gros
ßen Gebieter im Hin:mel und auf Erden , im Waſſer,
in der Luft, im Feuer, auf Erden , in der Höllen , au
ßer der Höllen und bei dem Worte , das da war im
Anfange der Welt, der dich Groß-Fürſten N. bei ſeis
ner ſiegreichen Höllenfahrt überwunden hat, und hat sich
unter ſeine Füße getreten. 3d; N. beſdwöre dich Groß
fürſt N. bei allem Laub und Gras und bei allem ,
was Welt heißet, daß du mir aufthueſt alle Grundfeſte
der Erden und wolleſt abführen um des Macht und
Kraft willen, der fein Ende hat alle Stein , Geis
ſter und Erdgeiſter, und ſie vor meinen Kreis und Cir
cul führen , und daß du bei + Amala Saim +
Fara + Lamim + Saumit ma * alſo fort mei
nen Wellen vollbringeſt nach dem , das ich dir gebieten
werde Amen . Komm , komm , komm .
General Citation des Grossfürsten Marbuelis.
Ma Schaffot + Etanahoim Masalami +
Fasta + Apiramus + Misa ETANOGA
NASA + Padaschia + Mizazima + Avit +
Mot + Podeschia + Ich N. rufe dich N. durdy
Masa + Hipa + Sapa + Rama Laja +
Meffi + Amen .
Haupt-Conjurationen auf alle Geiſter, wenu ſoldie
Rumor machen .
O Ma + Raieschia + Nisanatos + Mopsi +
Laminasi + Coporasch + Monasha + Alolia +
873

Mygyssa + Pompana + Nosis + Firmamenta


+ Samasa + Jameschia + Fonascha + Mo
lami + Amen .
Poraschalia +
Minischa + + +
Semisa + + +
Dreimal dieſes geſprochen .
Conjuration , ſo fich der Geiſt nicht verwandeln will.
Mosa t O Naschi Gajala + Pressi + Fafa +
Hisea 4 Allismicos I felschima | Potmas
Saal + Amesda + Proceces + Terra - Fe
stus + Spica + Munisa + Soila + Desca +
Elesiamini + Amen + + +
Qui venit in Nomine Domini
O Kyrios + 0 Kyrie Eleison +
Amen + + +
Dreimal geſprochen .
Der Gruf aller Geiſter.
Paliſesta + Firmis + Demecha + Haim +

Caput V.
Handelt von der Geister Bindung , Auflö
sung, Geisselung und Abdankung. Verbindung,
wenn der Geiſt nid )t Stand halten will, 3 mal geſprochen :
Deus + Pata + binde + Jesus + behalte +
DEUS + Spiritus I binde + durch + Kraft +
Chriſti + Knüpfe + fließe + den Geiſt N. Amen .
王 中 王,
874

Dreimalige Auflösung , wenn der Geist


nicht antworten will .
O Sa miha + Aseffonila + Ja + La + miff
labi + Mehahinesi + Milonahireil .
Die Geisselung dreimal za sprechen.
Haue in die Luft mit der Ruthen und nach des Geis
ftes Siegel, wenn er nicht willigen will.
Die Ruthen ſind von Wachholder und werden gebraucht
zur Geißelung der Geiſter, werden geſchnitten an
einem Donnerstage im neuen Monden früh vor der
Sonne Aufgang in der Stunde inartis und ve
neris, darauf wird geſchnitten :
Des Weibes Saamen ſoll der Schlangen den
Kopf zertreten .
Defi + Ministrahel Jasa Mifana + Hi
sanam 1 .

Conjuration zur Geißelung.


Prescio Mipot Domisiac + Tufi + Mahat
Haschia + Laemelisete + Hedera + Cade +
Veleadis + Locisoinnibus + Ameschiamim +
ARIROSHI + Laeilemische + Jehonale +
Hisipo + Amen +++.
Podarasche + Podarasche.
Abdankung aller Geister.
O Geiſt N. + Portam Benedictam + Sis tecum
quasia horas siece mila + Amen.
Wenn ja der Geist nicht weichen will , SO
sprich : Benedictus est qui omnia regnat +
875

per omnia Seenla Seculorum + in Nomine


Domini + + + Anen +++

Die Groß - Fürſten und alle andere Geiſter können auch


citiret werden mit derjenigen Citation , wie in mei
nem leßten Teſtanient zu ſehen.

Rauchwerk , so du einen nigrischen Geist


citiren willst.

Nimm Knoblaucy, Schwefel, Pech, Criſtfraut, Bur


zelkraut, thue dies auf Sohlen , und wenn der Rauch
aufgeht, ſo nimm dich in Adt, daß dich der Geiſt nicht
drücket, ſo ſprich dieſe Worte :
O Laina + Basulait Monai Mempis +
Lorrate + Pacem +

Dr. Johann Fausti vornehme Geheimnisse


und Sigilla , welche zur Præcavation einen jeden
Operisten und den freien Künften (Grgebenen fich
vor den Geiſtern zu bewahren, auch bei andern Vege=
benheiten ſtets bei ſich zu tragen und zu gebrauchen ,
hodiſt dienlich ſeyn . Dieſes nehme ein jeder ſehr wohl
in acht und halte ſolche Geheimniſſe hodiſt verborgen,
damit du nicht dadurch in großen Schaden , Unglück
und Tod geratheſt, dieſes merke ſehr wohl.
876

Nro . 13 .

+
FF+ YS50

+
u
tist
+ 1AAT SFXC +
( F + GU + F N
+ 3+
+ SA + S1073 + 5 +
15137 57 Ꮑ
90 TT IST

STRANA
Dieſe Figur wird an einem Sonntage früh vor der
Aufgang in der Martis Stunde auf Gold geſto
dhen, wenn ein Menſch ſoldie bei ſich träget, ſo iſt er
wider alle Geiſter beſchirmet, daß ſie ihme nichts ſcha
den können, iſt auc) ſider wider all ſeine Feinde, wenn
ſolche in rothen Sammet geleget, und auf der rechten
Seite des Kleides getragen wird.
877

Nro . 14 .

ANGELIS
5DNE4OUSSTES

с
Cum

и
м
4R 77 & 10
SIM C
88539 % .8
SUS
FE

GOGO#
Kd

Dieſes vorhergehende Zeiden mußt du bereiten in


einemf in der Stunde Veneris und vorne auf deine
Bruſt machen, wenn du mit den Geiſtern zu thun ha
ben willſt , ſo biſt du von aller Gefahr befreit und
fidyer, es muß aber geſchrieben werden auf Jungferte
Pergament mit Fledermaus-Blut.
878

SARAC
TAME
VERONI GA

LFS
Pinus

28 Arros
1.Nro
5

을 OHA
MSCC
Diefe vorſtehende Figur mußt du bereiten an einem
( in der X 2 , fo biſt du von allen böſen Gei
ſtern befreiet.

79R8 U3
8407CFOGUL
.Nro
6


1

车 C
U oo
Voot w
Dieſe Figur in der St. Joh . Nacht zur Mitternacht
X und © bereitet, dann an einem Ort, wo Geiſter
find, begraben , die weichen alſobald und laſſen alle
Schäße frei.
879

Nro . 17.

00+
R
TERBA
24 to +
fotDOSIS +
DE EW39 . I
47777
TRUS DEUS + MEEFT T +
+
AL + OU JEHO
A + tt
COELUM +
+ +
+ + +
WCF LACÍ
ALLE

Dieſe Figur iſt diejenige, init welcher man alle 40ls


liſche Geiſter finden und zwingen kann , wenn man
ihnen ſolche bei Citationibus vorleget.
Solche Figur auf einen ( Mond Blechy gegraben
und auf einen Sdat geleget , fommt der Schat em
por, welchen du ficher habent fannſt , und alle Geifter
müſſen ihn verlaſſen . Dieſes iſt die allerkräftigſte Fis
gur, ſo jemals mag gefunden werden . S.)
880

RA SM
† 7 FESUSDIE VUURZUE FESE
*** cuis derio Stamme

PH HK
Dund + Deus + Mola +

Lyf LET
AE A
.Nro

& HOVA

ang
Jus
1S

Sege Z
+
om 2t GS

E GA
ST
NS

201 J
DEF

IF P.TWT
F. S 0 u Dieſe Figur hilft dem
Gemüthe, auch dem
B GDS
FA

Leibe , To man ſolche


anhänget , daß einen
12
som

23F772 niemand einen Scha


H 222 RF.NL den an ſeinem Leibe
zufügen kann , auch
wirſt du Alles gewin
nen , was du anfängſt, jedermann fürchtet ſich vor dir,
wenn du die Figur auf O gräbeſt in der X o an
einem Sonntage vor der Sonnen Aufgang ; damit kannſt
du dich auch unſichtbar machen , wenn du fie in der
Stunde o anhängeſt.
JFSONA
881

Nro . 19.

REMA
DVIDA LA ?
SARAM
839
X18
OBAMUM
Dieſe Figur wird bei allen Operationibus ges
braucht und ja niemals weggelaſſen , weil dieſe des
Operisten Wehr und Mauer iſt.
Nro . 20.

TE RA

FO
5. Æ O S GS

TY
Dieſe dienet wider alle Geiſter und böſe Geiſter, an
einen Ort geleget , müſſen ſte alle davon in der 1
2 auf + gegraben.

IL . 56
882

Nro . 21 .

++ 31

Bereite dieſe Figur in der El of und f auf om


oder 4 , lege e8 9 Tage lang auf einen Ort, wo ein
Schaz verborgen, fo werden alle Geiſter davor weichen
und wirft das Blect blutig antreffen .
883
Nro . 22.

MO
JNOSA A ATA SA .TE

家 Lot
A E B
BA

Nro . 23.

RETAR 6 31
bow FOX w XG

Mit dieſen vorhergehenden Figuren kann man Wuns


derdinge ausrichten , man iſt vor allen Feinden ſicher,
niemand kann einem daben . Feuer und Waſſer müfe
ſen ſich vor dir fürchten , alle böſen Geiſter weichen,
gegen alle Krankheiten iſt ſolches bewährt, du braucheft
überdies keine Arznei, niemand wird dir eine Bitte ver
fagen, was du anfängeſt, gehet alles glüdlich von ſtats
ten, alle Menſchen müſſen dich lieben und dich fürchten,
du haft Glück bei Geiſtlichen und vor Gerichte, dieſes
iſt die allerkräftigſte Figur , ſo jemals mag gefunden
werden auf gegraben in der 1 o.
884

Qe

)0(
VRAN
.Nro
24

* RFBS F.
Dieſe Figur auf ein Blech von allen fteben Metal
len gefertiget und auf einen verwandelten Schaß geleget
bringet ihm wieder zu Riedste in der X $ an den g.

I
O RI
E ŹL
S ÓL D ED

57231
(FESUS)
+
13(5317 NEBES
.Nro
25

777
KLILVLL Wcvikybaby
5894 NOLLING
SAMA ARA

Dieſe Figur wird bei allen Operationen ja nicht


weggelaſſen , ſte muß auf der Bruſt getragen werden
und wird auf Jungfer -Pergament geſchrieben.
Nro
.27

I FE F
L
E . SF
PG

SI
FA
885

INRI

PE 132
Nro . 26 .

so

t써
IN
F LFONNEL
Y ZAN
ITA
886

PEr
Sho
BILF

TUS MA
.Nro
2 8

R
2709
ot

FN IF
ANC

A
TUA
LA

19 r
L
.2Nro
9

S N

E O
IL

Z
A

W
ST
E V

Dieſe vorherſtehenden lebten 4 Figuren habe ich in


Holland für 8000 Ducaten gekauft und bei allen Be=
gebenheiten für gut befunden , ſonderlich aber ſind ſte
mir im Schaggraben wohl zu ftatten gekommen, habe
auch alles damit ausgerichtet.
887

Dr. Faustens letztes Testament


bält in ſich die allerſchärfſte Haupt Citation und Con
juration , alle Geiſter zu binden und zu peinigen, auch
ſogar, daß ſte müſſen bringen alles, was man von
ibnen begehret.
Nachdem nun meine Zeit und Stunde bald vorhan =
den war , ſo habe ich noch mein Teſtament einem jes
den Operisten wohlmeinend hinterlaſſen wollen , wie
er alle Geiſter auf das allerſchärfſte zu feinem Willen
zwingen und binden fönne , welches ich aber mit fol
gendem Zwange habe zu Wege gebracht.
C a put 1 .
handelt von meinem Accorde.
1.
Sollſt du mir Lucifer zwo Tonnen O ſchaffen.
2.
Soll dieſes Geld alle Wege gültig ſeyn , und alle
diejenigen , denen ich davon geben werde , zu ihrem
Nußen ſolches anwenden .
3.
Beſagtes Geld ſoll nicht falſch ſeyn, noch von einer
ſolchen Materie , welche getadelt wird, verſchwinden
oder zu Steinkohlen werden kann u. dergl. mehr ; ſono
dern és foll von ſolchem Metall ſeyn, welches von
Mendenhänden iſt gebraucht worden und in allen
Orten und Landen gültig.
4.
Sollen mir alle Schäße offen ſtehen , daß ich nicht
Hand anlegen darf ; ſondern du ſouft mir dieſelben
888

ohne einige meine Mühe und Hülfe hinſchaffen, wo ich


fie hin haben will.
5.

Solſt du mich nicht weder am Leibe nod; an Glied


maßen beſchädigen, noch an meiner Geſundheit angrei
fen , ſondern diefelbe ohne einige menſchliche Sdwadh
heit ſo lange erhalten, bis ich meine geſeşte Lebenszeit
vollendet habe.
6. ,
Sollſt du nidt allein fo geſchwind wie der Men=
ſchen Gedanken ſeyn , mich von einem Ort zu dem
andern, fie mögen ſeyn ſo weit entlegen als ſie wollen ,
zu verſeken, ſondern mich auch jeder örtlichen Sprache
kundig machen , damit ich ſelbige fertig reden kann ,
und mich audy , wenn ich mich genugſam beluſtiget
habe, unverſehrt wieder zurück an meinen vorigen Ort
hringen.
7.
Solſt du mir einen Ring verſchaffen , daß , ſobald
ich denſelben an meinen Finger ſtecke, ich unſichtbar
und unüberwindlich wäre.
8.
Solſt du mir die Universal Medicin zurichten
lehren , wie auch den rechten Gebrauch und Gewalt,
und auch Gewidyte, wie viel man einer Perſon gibt,
ſagen und zeigen.
9.
Solſt du mir zuſagen und verſprechen, daß du allen
angeführten Punkten fleißig nachkommen willſt , wo
ferne du aber an einem der geringſten fehleſt und du
dich hier ſäumigeſt, ſo ſollſt du alle Tage keinen Fries
889

den vor dieſem Buche haben, und ſoll auch keine Ruhe
in Ewigkeit bir gelaſſen werden.
Caput 2.
Von Auslegung des Creises.
Dieſer Hauptkreis iſt zu allen und bei allen Cita
tionibus höchſtnöthig, mit dieſem fannſt du das ganze
hölliſche Heer binden, zwingen und überwinden , denn
er iſt ſo mächtig , daß kein Geiſt, er ſey ſo mächtig
als er nur immer will, ihm widerſtehen kann ; die an
dern drei find idon früher angeführt. In dem Orte,
wo du den Kreis machen willſt, muß Anfangs mit
einem bloßen Degen , mit welchem noch kein Menſch
iſt beſchädiget worden , in der Xt ein + durch uns
geführet werden ; hierauf wird der mit einem ſchmalen
Zettel , ſo um und um gehet , gemachet. Wenn nun
der Kreis alſo gemacht, ſo gehe rücklings über den
Circul und ſtehe auf
♡ damit du aber nicht

felleft, ſo richte in allem nach dem formirten Kreiſe,


und merke, daß, wenn du die Citation ſageſt, du je
des Geiſtes Namen , den du citiren willſt, wohl aus :
ſprecheſt.
Ca put 3.
Ghe du citireſt, kannſt du das Evangelium St.
Johannis ableſen , welches alſo lautet: Im Anfang
war das Wort, bis auf die Worte : Voller Gnade und
Wahrhett ; alsdann ſchreite zu dem Werke und habe
die vorgeſchriebenen pentacola als Nro . 20 und 21 ,
wie auch die 4 leßten bei dir. Citireſt du aber
890

einen Schat , ſo mußt du dieſes uuf der Stirne an


ber Müße geſchrieben haben J. N. R. J.
Dieſes iſt ber Greis.
Nro . 30 .

T++
A
Job UO YHA WINS
WLEY
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**
201

W
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CE
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L 3F
06
UP BOFF
HH

General -Zwang aller Geister.


+ + +
Romubabal + Sualabob + Schobal + Sami
tasa + Mabul + Absumaba + Bethael + Cu
liel + Daniel Faniel + Gabriel + Huinigiel
+ Israel + Kafariel + Musiala + Musia +
Sinaelienae linerasiel farami. Ich zwinge dich
durch die Stärke des Gewaltigen, der alles in allem iſt,
ich binde dich durch die Majestät aller Majestäten,
891

bei welchem Job , Salomo die Geiſter in das Waſ


fer gezwungen hai, tch binde und zwinge auch durch
die Tiefe der Weisheit aller Weisheiten , daß ihr mir
gleich meinen Willen anieko ohne Widerſpruch erfüllet
Anami + Misalemi .
+ + +
ich beſchwöre sich Geiſt N. bei dem Schöpfer Him
mels und der Grden und demn Richter der Lebendigen
und der Todten , daß du Geiſt N. eilend mir erſcheis
neſt und vollbringeſt mir meinen Willen , derowegen
zwinge ich dich und binde dich Geiſt N. der ſtarke
Löwe vom Stamm Judä, der die Hölle zerſtöret und
den Teufeln ihre Gewalt und alle Madt genommen .
Ich N. beſchwöre dich Geift N. bei den Machtworten
Musim , Oseth , Sobsies , Saclagis , Aybolle,
Komm , Komm , Komm , daß du mir von Stund an
bringeſt bas jenige an ſo viel 1000 Ducaten Schage
Geld gültiger Münze und unveränderlich, wie ich es
baben will. Das gebiete ich dir Spiritus N. bei
allen Machtworten ſammt und ſonders Ebelias, Lau
thor , Iditasita Hechionnelle a et a.
+ + +
Das gebiete ich dir Geiſt nochmals bei den Madyt
worten : Jesus Christus iſt in das Fleiſch kommen,
damit zwinge ich dich und binde bich Geiſt N. und
beſchwöre dich hierdurch Lucifer und Beelzebub
und alle Obriſten des hölliſchen Heeres , und wie ihr
Namen haben möget.
+ + +
Ich N. zwinge dich Geift N. und beſchröre euch
Teufel alle mit dem ganzen Hölliſden Heere , in der
Hölle, in der Grden , in Lüften , in Wäſſern , in den
892

Steinklüften , unter dem Himmel , im Feuer , wo ihr


nur an allen Orten der Erde immer ſeyn möget , fei
nen ausgenommen, daß ihr augenblicklich mir dem Geiſt
N. befehlet, daß er komme und mir etliche 1000 Du
caten und ſo viel ich forbere, ſofort bringe, ſonſt foll
auf euch Feuter fallen , Qual , Dual, Dual ſoll auf E

eud) liegen, ſo lange, bis ihr mir dieſen Geiſt N. ſens


det, meinen Willen zu vollbringen .
+ + +
Das große Teufeliſche Reich , ſo viel Millionen ,
als nur ſeyn, beſchwöre ich euch bey dem Blute , das
für das ganze menſchliche Geſchlecht iſt vergoſſen wors
den und wir alle damit erlöſet ſeyn , bis in die äu
Berſte Finſterniß, ſo lange, bis ihr meinen Willen stricte
jegt gleich erfüllet.
O Lamisamaia , Herimicala , Masamimema ,
limarascha , Jupirachiel, Minefira, Hopi Alali
maialiel misa + fige + Riga +.
C a pu t 4.
Hierauf wird der Geist erscheinen .
So ſprich alſo zu dem Geiſte:
+ + + Dieweil du auf meine Citation mir
freundlid) erſchienen und dich ungeſäumt eingefunden ,
ſo fage ich dir Geiſt N. für ſolchen getreuen willfäh
rigen Dienſt Lob und Dank.
A b d a n k u n g.
Nun fahre hin in Frieden , woher du kommen biſt,
ohne allen Rumor und Tumalt, ohne Verlegung des
Greifee oder jemanden . Fahre hin in Frieden von dies
: 893

fem Orte, genieße ferner dein Recht und Freiheit, fahre


bin in Frieden durch Jeſum Chriſtum , dem fex) einzig
Lob, Ghre und Preis von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.
Nun ſegne deinen Kreis wiederum auf und danke
Gott, und wende es nicht übel an.
Meinen und unſern Kreis wollen wir wieder öffnen
im Namen Gottes , damit fein böſer Geiſt uns ſade,
Dieſes fety alſo im Namen Gottes + + +. Amen .

Nro . 31 .

Dieſe Haſel -Schlange iſt zu vielen freien Rünften


dienlich , iſt zu bekommen unter denen Haſel-Stauden
und mag nicht mit den Händen angegriffen werden , ſo
bu ſte anſichtig wirſt , ſo nimm einen Haſelſtock und
dlage nach ihr, ſo wirſt du fie gleich alſobald erlegen .
Den Kopf und die Haut trage bei dir, ſo wirſt du vor
allen deinen Feinden ſicher ſeyn und kannſt allezeit obſte=
gen , kannſt auch bei großen Herren Gunſt erlangen.
894

Doctor Johann Faustens Mantel- Fahrt.


Nro . 32.

Erſtlich wird ein großer rother Mantel auf die Erde


geleget, in die Runde auf den Mantel wird folgendes
Zeichen gelegt, ins Mittel wie mit 35 bezeichnet, in
die Hand aber wird das Zeichen genommen , ſo mit
34 bezeichnet, aledann gehe rücflinge auf den Mantel,
daß aber der Operist ja in Mittel des Zeichens zu
ſtehen kommt , und ja nicht mit den Füßen fortges
ſchritten, ſonſt wirft bu unglücklich in der Fahrt feyn ;
wenn du nun recht ſteheft, ſo fange folgende Citation
an und melde, wohin du fahren willſt; ſo du aus der
Stube fahren willſt, ſo mache ja die Fenſter auf, ſonſt
fährt der Geiſt nicht hinaus , ſondern gehet durch die
Mauern und iſt ein großes Unglück zu befürchten , das
merke wohl , daß du allezeit auch das Siegel in der
Hand feft behalteft.
895

Citatio.
3d rufe dir Geift Aziel memomui und fahre
mit mir nach N. , ich richte mit dir aus, was ich has
ben will, dieſes fage dreimal. Wenn dieſes geſchehen,
wird ſich der Mantel von ſelbft aufheben mit dir , und
bu wirft hinfahren , wohin bu verlangeſt.
Nro. 33.

S
HS +

Nro . 34.
N

ATE
896

Nro . 35 .

J: H.S.

beilige Dreifaltigkeit
Se bilige
t*
S
SIDDiestihemirlegs
.
TEJEOVAFuerförenika
FI
RM
DE
CE
+$
SL

을 H+ + +
U H

RFB+
+

Dieſes vorſtehende Siegel wird bereitet an einem


Charfreitage in der Mitternachtſtunde auf und + ,
ſolches auf einen Schaz geleget, ſo gibt ſich der Schak,
daß du ihn heben fannſt, welches ich in Cölln in dem
großen Schage approbiret habe, und habe viel damit
ausgerichtet.
897

Nro . 37 .

J NI FT

TETRÆ
PRE IMMA
TON

Dieses ist der Pfahl, vor welchem alle


Geister erschrecken .
O mementum Hyschacos, Schehalamis, Ga
brieles , audi Michaelis , Hyschacos Colimny
Kyrie Ochea Janvemi, Malamim Oparasat,
Nemnomy, Omniny, Messaca, Aschariel, Mi
pasata .
Wie Chriſtus iſt in die Hölle gefahren , heilige Gr
öffnungsworte, und hat ihm kein Geiſt darauf Antwort
geben können .
Mit welchen Worten man die Geiſter zwingen, bin
den und zum Gehorſam bringen kann.

31 . 57
IV.

Schläffel zu Fauſt's dreifachem


Höllengwang.

Imprecationes fausti.
Zwang und Haupt: Beſchwörung, wordurch Jo Doctor
Baustus , aller Welt bekannst , Teuffel und Geiſter bes
zwungen und beidworen , mir zu bringen , was ich ges
wollt, und gethan , was ich begehrt habe ; fieben gedruckte
Bücher von meiner Beſchwörung werden nach mir gefuns
den werden , der aber eins von meinen Büchern bekommt
und ein Liebhaber iſt von Gold , Silber und Edelgeftein,
der kann durch meine Beſchwörung, ſo viel als er in dies
fem Buch verzeichnet finden wird, bekommen ; er muß aber
aus meinem weitläuftigen Blich die Kraft und Wörter
der Beſchwörung zuſammen ziehen, daß fie in dreimal dret
Stunden geleſen oder auswendig geſprochen werden, und
die runden Streis mit dem ſilbernen Dreyfuß , wohl ein
regnen, mit den umſtehenden Namen, Worten und Buchs
ftaben, und das an einem tüchtigen Ort, wo dich niemand
Derftört; und nach Standsgebühr, das überlaß ich Dir.
Gedrudt im Jahr 1575 .
Extrahiert 1738.
899

General Befd wörung.


3m Namen der Allerheiligſten Dreyfaltigkeit , Gottes
deß Vatters, und Gottes deß Sohns, und Gottes deß
beiligen Geiſtes, amen . Id N. N. der durch das
theure Blut Jesu Christi Erlöſet und durch daſſels
bige in dem Hl. Taufe von allen Sünden gereinigt
worden, erneuere jez den Augenblick meinen Taufbund,
und bekräfftige denſelbigen vor der allerheiligſten Dreys
faltigkeit, als namlich Gott den Vatters , in welchen
: Namen ich alles anfange und Vollende Im Na
men Gottes Des Sohnes in und durch deßen Kraft ich
alles würke. Im Namen Gottes des Hl. Geiſtes, wels
der von dem Vatter und Sohn ausgehet , in und
durch deßen Trieb und Krafft ich Niede und befihwere,
dieſer iſt Gott der H. Geiſt, Emanuel feye mit und
in uns, Jehovah 2 ſterke uns , Zamech würfe in
uns alles damit in deinem Namen der Allerhei
ligſten Dreyfaltigkeit möge zum Sdyuz und hilff uns
fers Leibes und der Seelen gedeyen ; ich als der ſchon
oben gemelte N. N. glaube, daß Hinmel und Erden,
ia alles , was Lebt und Webt, allein in Gott und
feinem wort beſtehe'; w darum brauch ich ſolche
Wort, in ſolcher Wirkung und Kraft, wie ſolches auß
dem Mund der allerheiligſten Dreyfaltigkeit ſelbſten gez
redt worden ſeyn ; Emanuel, Jehova , Zamech .
Gott von ſich ſelbſt, Gott in ſich ſelbſt, Gott mit ſich
felbſt ; Gott in der Krafft, Gott in der Macht, Gott
in der Stärke. (Gott in der Wirkung, Gott der gex
recht Gott , der befohlen , und Gott der in Ewigkeit
regiert ; in und durch deine Gnad bin ich, durch deine
ftärke würke ich N. N. und durch deine mir gegebene
Weißheit beſchwere ich, was beſchwere ich ? Geiſter. Wis
900

beiften folde, die id ; beidwere ? Erſt id beilige und


ſelige Geiſter, die mir in und durch die Krafft der
beiligen Dreyfaltig feit belffen und mich beſchützen , und
mir Leib und Seel wohl bewahren , und mein Vers
langen durch die Allmacht der Heil. Dreyfaltigfuit alo
les Erfüllen , J. N. R. J. E. F. Wis für Gei
fter beſdiere ich mehr ? Mittel Geiſter, die weder in
der Genad nod) Ungnad ſtehen , doch aber zur Gnad
gelangen können , and in der Ungnad fönnen verloh .
ren werden ; wie auf was weiß beſdimere id ſolche ?
beſchwere id bey der Seelen , und bey dem Geiſt deß
mahren lebendigen Gottes , durch die Kraft und Ver
dienſt des bittern Leyden und Sterben Jeſu deß gem
* Freußigten Heylandts , durch die Kraft aller derjenigen
Worten, wodurch Himmel und Erden iſt gemacht wors
den ; ich aber glaube an den Gott Abraham , Iſaac
und Jacobs, Daß alle dieſe Orifter mir N. N. im
Namen und durch deſſen Siraſſt, des Verdienſts Jesu
Christi gezwungen werden , mir alle Schäz, ja es
mag ren was es will, zu öffnen, und durd ; dic A !!
mädytige Krafft der heiligen Dreyfaltigfeit mir mein
Begehren Erfüllen müſſen ; darum verfreibe ich meine
Seel und Leib in die Seitenwunden Jesu Christi
und verſigle mich mit dem Blut den gefreutigten Herre
landts Jesu Christi; was beſchwere idy noch für
Geiſter ? alle die, ſo id) mit Namen nenne, die außer
der Gnade Gottes ſind, und nody zeitliche Mittel durch
die Kraft des Teuffels beſitzen , ſollſt Du dann auch
dieſe beforſchen und beſchweren fönnen , welche doch
den Abgrund beſiken ? ja gar wohl ; weiln ihre Macht
gar nidit zu achten gegen der Allmacht der Heil. Dreymo
faltigkeit , bann ich bin ja ganz Verſenkt und einge
ſchloſſen in die Stärfe des himmliſchen Vatters ; in
901

die Almadt des Sohnes Gottes , und in die Weiß


Geit des heiligen Geiſtes.
* In dieſer Verſchließung und Bewahrung fange ich N.
N. an did Michael als ein Furſt und Herr des
Himmels , als ein guter Friedens-Fürſt zu beſchweren,
burd) den lebendigen Gott, burd ſeine Kraft und durch
ſeine Weißheit , und durch den Sohns Verdienſt , und
durch feine Gottheit , ja durch ſeiner ſelbſten erſprieſa
liche Almadt, von Ewigkeit her , durd, die Verbina
dung ſeines Göttlichen Gudts , welchen er hat gegen
dem Menſchlichen Gefdhledyt, folle dich, D Michael !
verbindlich madyen , gegen mir; sich beſchwere ich , o
Allmacht , durch deine Gottheit , daß durd) die Kraft
Jesu Christi alle Dienſtbare Geiſter, welche zu dem
ſtarken Gott Israel gewidmet ſeyn , dadurch mir 6
und uns geholfen werden wird, kanſtu die Menſchheit
verlaſſen , mit welcher dich Gott in alle Ewigkeit vero
bunden hat ? Ich beſchwere dich durd, das heilige + wort,
welches iſt Fleiſch worden, und dem Fleiſch das Leben
durch den Geiſt gebracht hat , dich, D Michael , bes
ſawere ich durch alle Kräfte der allerheiligſten Dress
faltigkeit, daß du mir jeg in dieſer Stund helifeſt, und
bezwingeſt alle die Geiſter, welche mir nicht gehorchen ,
und folgen wollen , Jehova ress dein Zwang, dar
durch alle Geiſter gezwungen werden , welde berſchen
und regieren, welche felig, welche gebunden und unges
bunden ; welde in Gnad oder Ungnad ſtehen ; dieß iſt
Das, warum ich dich beſchwere, und durch die Aumacht
Jesu deß Grlofers Himmels und der Grden bezwinge,
du biſt der Fürſt , der in und unter der Gottheit ſtes
bet, barum felt bu durd, die Wirkung und Kraft der
Allerheiligſten Dreyfaltigkeit bezivungen werden , daß
Du mir erfüllift mein Begehren namlid N. N .; Gü
902

briel Ger Grzengel, der Bott der allerheiligfien Dreys


faltigkeit , Gottes des Vatters, Gott des Sohns , und
Gott des Heil. Geiſtes, welder den Willen der Gotts
beit dem menſchlichen Gefdlecht hat gcoffenbahret, daß
fich Gott und Menſchy verbunden ; dict), o Gabriel,
beſawvere ich auch durch alle Kräfte der Gottheit- und
durdy alle Gewa des Himmels , daß du an mir den
Willen Gottes und Gewalt, den er dir von Gott ges
geben , und Kraft wider alle feindt zeigeft, und mir
mein begehren erfülleſt, damit die Seele der Gottheit
in uns geheiliget werde, ja mein Verlangen erfülleft ;
Dich , o Gabriel, beſdwere id) N. N. durch die
Gwig feit her niemablen erkannte noch Grgründte All
madt, dich) beſdiere ich durch die Seel , Sinne und
Geiſt der Aterpeiligſten Dreyfaltigkeit , daß du mein
Begehren erfülleſt , bezwingeſt die feindte , errettefi die
Seelen und helfeſt aus Noth, darum ſollſt du ver
pflichtet und verbunden ſeyn, uns zu helfen durch das
L'idyt, darinnen du ſteheſt, nehmlich, in und durch Gott !
O Angeluz Gustos , dich beſchwere ich N. N.
Durch die unbegreifliche Weiſheit der Allerheiligſten Dreys
faltigkeit Gottes des Vatters, welcher die enige Weiß
veit ſelbſten iſt ; Gottes des Sohns, welcher die Veiſis
heit iſt und verbleibet , und Gottes des heiligen Geiſto ,
in welchen alle Weißheit Erfunden wird. Ja ich be
zwinge did durch den Glauben , durch weldien Gott
bezwungen wurde, da er mit Jacod rang und Jacob
obſieget, durch das Obſiegen worlange ich auch den
Sieg der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, + ++ Amen .
Du Tolleſt , O Angelus Gustos! mir bezwingen ,
was nod) nicht bezwungen iſt, und mir geben was
ich verlange , und nody nit hale ; o enige Gottheit !
die du von Ewigkeit in dir ſelber Regiereſt und res
903

gieren wirſt in alle cwige (Ewigkeit, sich bitte ich durch


alles Gebett und Verdienſt Jesu Christi, daß du
inid erfreueſt durch die Kraft Jesu Christi , fann
was höheres ſeyn , als das Lamm Gottes , das auf
dem Stuhl ſißet, welches das Blut um uns arnie
Sünder vergoſient hat , um debelben willen beſchwere
und begehre alles dasjenige , was noch keiner begehrt
hat , noch hätten können ; NB . Iſt alſo was Stärs
fer, als alles dasjenige, was Himmel und Erden durch
die Almacht Gottes beſd ließt, ſo bin ich zu gering.
Allein alles iſt vergänglich , was außer Gott iſt, das
rum bleibe ich in Gott und habe alle Kräfte nur: al
lein in Gott; fanftu , o Petrus, im Glauben auf
dem Meer wandlen, als wir auf dem Land, alſo kann
ich auch das Erheben , was iſt in der Geiſter Hand.
Uriel, ein Erzengel, der du ſtebeft vor der 21
lerheiligſten Dreyfaltigfeit, Gottes des Vatters , der
Weisheit Anfang , Gottes des Schns , der Erlöſung
Vollender, und Gott des heil. Geiſts , ein Troſt alles
Troſts ; dich , Uriel, beſchwere ich N. N. durch
das Wort der Erlöſung Jesu Christi , ſo er dem
Menſden das heil. Sacrament, als nehmlich Tauff
und Abendmahl eingeſeget hat , da er faget , das iſt
mein Leib, und das iſt mein Blut. Ich beſdyvere durdy
das Wort , das Gott der Vatter ſpracy : Es werde
Lidit , und es ward licht. Ich befdwere did; durch
das Wort , da er ſprach: wer da glaubt und getauft
wird, der wird ſeelig werden , ich beſchwere dich durch
das Wort, da er ſpricht: Ich bin der Weg, die Wahr
heit und das Leben . 3d, beſdwere dich durch das Wort,
da er ſpricht , was ihr den Vatter bitten werdet in
meinem Namen , das will id; euch geben , darum in
und durch deſſen Kraft , ſo Jesu geredt , gewürfet,
904

und gethan hat , beſchwere ich alle Kräfte des Himo


mels und der Erden. Ich beſchwere bey den Namen
Jesu Christi , alle Engel und Geiſter, daß ſie bey
der Kraft und Gottheit Jesu Christi verbunden und
beſchworen ſeyn ſollen , mir zu helfen in meinen Bes
gehren : Darum 0 Uriel! Hilf du meinen Leib und
Seel. Ich beſdhwere dich durch den Rathſchluß der
allerheiligſten Dreyfaltigkeit , da er angefangen hat
das große Werf der Erſchaffung, und gegründet hat
die Veſte des Himmels und der Erden , darum ſouſtu
durch dieſe Macht auch gezwungen werden ; darum Jea
ſuß iſt in mir, Jeſus iſt ob mir, Jeſus hilft mir im
Namen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit Gottes , des
Vatters , als des Erſchaffers, Gottes des Sohns , des
Erlöſers, und Gottes des heil. Geiſts , des Seligma
chers , das Blut Jeſu Chriſti meine Abwaſdung ax
Leib und Seel. Amen .
Der allerheiligſten Dreyfaltigkeit , es bezwinge cudy
Alpha et Omega, der Anfang und das Ende der
Gottheit , welches alles in Chriſto verborgen iſt; es
bezwinge euch der erſte und der lebte. Es bezwinge
euch die Aumacht feines Worts , welches alles allein
bezwinget; darum rufe ich euch jez im Namen der aller
heiligſten Dreyfaltigkeit , Gottes des Vatters , Gottes
des Sohns, und Gottes des heiligen Geiſtes an. Ich
N. N. gebiete euch durch alle dieſe obgemeldte 40
machten und Kräften , ja durch die ewige Atmacht,
der allerheiligſten Dreyfaltigkeit , ja durch die ewige
Wahrheit , ja durch das ewige Licht, ja durch das
ewige Wort, ja durch die Pflicht, ja durch den ewi
gen Weg , welcher fagt, ich bin der Weg , die Wahi.
beit und das Leben ; ich beſchwere eud durch die Menſd
heit Iiſu Chriſli und Durch alle ſeinen erworbenen
905

Berdienſt, nehmlich das erſte und letzte Wort müſſen


ieden laſſen, und mir dabey gehorſam ſeyn müſſit, gleich
vie Jeſus Chriſtus ſeinem himmliſdyen Vater gehors
Pam war bis zum Tod , ja biß zum Tod des Creus
bes. 3er gebiete ich N. N. in dieſer Madyt und Kraft,
daß ihr mir, was ich frage, ſagen müſſet, ohne falſche
Liſt und Betrug, ohne Lügen und falſchbeit , ſondern
in der Wahrheit , wie Jeſus Chriſtus die Wahrheit
geredt hat , und ſelbſten die Wahrheit iſt; in dieſer
Kraft und Wirkung rede und begehre id) N. N. , daß
nehmlich auf was weiß und Manier ich dieſes Begeh
ten verlangen werde, nehmlich N. N. 3ch beidwere
euch durch die allerheiligſten Zungen der Gottheit Jeſu
Chriſii, durch alle die Wort, die er geredt , und durch
fid) felbſt gefdworen bat. 0 Adonai. O Jehovah .
O Zamech . O Emanuel. O Gott und Menſch
in einer Perſon. O Alpha et Omega , ali im
Namen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit , Gottes des
Batters, Gott des Sohns, und Gott des heiligen Geiſts,
fange ich an zu beſchweren die unſichtbaren Geiſter,
welche heißen Mittelgeiſter ; die beſdywere id, durch die
Kraft des ewigen Licht3 Jesu Christi; der felbſten
ſpricht: Ich bin das Licht der Welt , darum beſchwere
id) euch durd; die Kraft der allerheiligſten Dreyfaltig
feit , Gottes des Vatters und Gottes des Sohns und
Gottes des heil. Geiſts. Amen .
Alle gute Geiſter loben Gott den Herrn ; dieſe be
ſchwere ich jez in dieſer Stund, durch die Kräfte des
großen und ſtarken Gottes Zebaoth ; durch die Au.
madt des Allerheiligſten Herzen Gottes, durch den Sinn
und Verſtand Jesu Christi , durch die Macht Jesu
Christi , ja durch die Kräfte der himmliſchen Heer
febaren, ja durch die Kraft des Bluts Jesu Christi;
906

Ich beſchwere Euch, ihr Mittelgeiſter, durch alles, was


Madyt hat im Himmel und auf Erden. Ich beſchwere
euch durch die Kräfte des Lufts und der Erden. Idi
beſdywere Euch durch alle Kräfte der Waſſern. Ich
beſchwere Guch durdy alle ſichtbare' und unſichtbare
Dinge, durch den Namen des allerheiligſten Gottes,
daß ihr jez auf den Augenblick erſcheinet, und mein
Berlangen erfüllet , was ich euch gebiete , und Eudy
durch dieſe Beſchwerung befehle ; nehmlich daß ihr
kommet in Menſchengeſtalt, ohne einigen Tumult oder
Geräuſch, ja ohne einigen Schrecken und Grauſen, ſons
dern als dienſtbare Geiſter, welche verordnet ſind zum
Dienſt und Hülf der Menſchen ; es beſchwere Euch die
Allerheiligſte Dreyfaltigkeit , Gott der Vater und Gott
der Sohn , und Gott der heil. Geiſt; durch ihre Au
macht und Straft. Es bezwinge Euch der unerfahrne
Rathſchluß übertreffen Himmel und Erden , hier feze
ich dich mein Eigen fürſorg in allen Fragen recht,
Alle Sachen durch todt + und Sterben im Namen der
allerheiligſten Dreyfaltigkeit +++
Hier iſt alſo , der Geiſter Madt , durch Geiſt und
Kraft gezwungen und überwunden, innerhalb dreymahl
drezy Stunden , hier fange an von vorne, und beſchwere
alle Geiſter , ſo zuvor beſchworn allein auf den Me
fiafractus, ſo wirſt du gar bald aus den Mefia
fractus wunderliche Wirkung und Hülff erfahren . Ja
To die Sach recht und auffrichtigkeit zugehet, ſo wird
er fich felbften ohne einiges Menſchenhülff bewegen, den
Drt wenden, wo du das Begehrn erlangen wirft ; als
bann fange an nachfolgende Beſchwerung, ſchreibe mit
denjenigen , ſo wird dir bald von ſich ſelbſten durch
einen Geiſt in deine Hand kommende Sach , aus der
107

Grten gegen Sonnenaufgang , dieſe Namen und Pole


gende Worte :
C + H + R + ISTOF + FEUS . JESUS
NAZARENUS REX JUDEORUM.
bernach fange alio an :
o heilige errige und unendliche Dreyfaltigkeit, da
Urſprung alles Guten . Jd bitte dich an allein in dem
Namen und auf den Verdienſt Jesu Christi ; du
wolleſt, enige Gottheit ! anſehen mein Vorhaben,
welches allein zur Ehre Gottes und zu Grlöſung der
Geiſtern , wie auch zum Nuß und Hülff den Armen
gereichen , und mir von denen verborgenen Schäzen ,
weldie unter der Erden , was unter deiner Madyt iſt,
das werde jez in dieſer Stund , durch deine Macht
auß meinem Mund bezwungen ; werde Gott in und
durch ſich ſelbſt bezwungen, werde der Vater durch ſein
End, welchen er den Menſchen hat geſdworen, bezwun
gen , werde Gott durch ſeine Seel , da er den Sohn
von Gwigkeit dem menſdylichen Geſchledyt zu gut in
und durch fic) felbft von Grigfeit her hat gezeuget,
bezwungen , werde Gott durch das Vad , To Gott und
Geiſt ron Grigkeit mit einander verbindet , bezwuns
gen . Gs werde gezwungen Gott durch ſeine Allmacht
als der Vatter des Lichts , welches erleuchtet Himmel
und Erden . Es werde gezwungen Gott durch ſein eigen
Wort , als ſein Wort zum Fleiſch und Blut iſt wors
dent. Es werde gezwungen Gott durch ſein Christus
Kraft, da er burdy Maria Gott und Menſch, worden.
Es werde gezwungen Gott durch ſeine Weiſheit. Es
werde gezwungen Gott durch ſeine Heiligkeit. Es werde
gezwungen Gott durch ſeine Wahrheit. Es werde ge
zwungen Gott durch ſeine Macht. Es werde geziruns
908

gen Gott durch ſeine Ewigkeit , und wieder in alle


ewige Ewigkeit haben wird. Es werde gezwungen Gott
durch das Werk der Erſchaſſung . Gs werde gezwungen
Gott durd, das Werk der Erlöſung. Es werde ge
zivungen Gott durd) das Werk der Heiliging, welches
geſdjiehet in dem Namen Gottes des Vaters , Gottes
des Sohnes und Gottes des Heil. Geiftes. Amen .
3. N. N. nenne bier ben Mefiafractus , und
fete ſolchen im Namen und auf die Kraft aller vor.
geredten Beſcherung ein , im Namen der allerheilig
ften Dreyfaltig feit , Gottes des Vatters , des Sohnes
und des heiligen Geiſtes Amen . In und auf den Ver
dienſt Jesu Christi bezwinget bie Allmacht der Gott
beit, in welchen verborgen liegen alle Schätz und Reich
thümer , welche liegen verborgen , und weder zur Ehr
Gottes noch zum Nußen und Hülff den Menſchen geo
langen fann, noch jenige Geiſter, welche weder in Gnad
nod Ungnad ſteben , fönnen erhört werden , du Vater
des Lichte, werdeſt bewogen um Jesu deines Sohnes
willen , du heil. Geiſt werdeſt bewogen um des Vat
ters und des Sohnes willen, O Adonaj, unendlicher
Gott, 0 Jehovah , du ſtark Gott, o Zamech , du
unbegreiflicher Gott , 0 Emanuel, Gott mit uns ,
deine Gottheit werde bewogen , um deiner Gewalt, Kraft
und Macht willen , uns zu ſenden den Obriſt Schaga
meiſter Christophorus , welcher Jesum getragen ,
und dadurch erworben, daß er über alle Sdäz iſt ge
feßt worden , nicht daß wir bey ihm die Hülfe ſuchen
pollen , ſondern nur allein bey dir, ſo wahr ich hier in
den Namen Jesu Christi und auf den Verdienſt Jesu
Christi in dieſem Greiß bin , beſchwere ich did , durch
das vergoſſene Brut Jesu , durch ſeine Wunden , burch ſeine
Exel , durd fein Herz , durch ſein Gevalt, ſo er in
909

Rimmel und auf Erden hat, da er feber oricht, mit


iſt gegeben alle Gewalt über fas ſo im Himmel und
auf Erden iſt; A. I. N. V. S. C. hier bewege dich
D Erde, durch die Macht und Gewalt der allerheilige
flen Dreyfaltigkeit , Hepbata , das iſt, thue dich auf
und erzeige hervor alle verborgene Schäz der Erden ,
weldie in dir verborgen liegen ; O Jhr Geiſter, o ihr
Geiſter, bringet durch die Macht und Gewalt der al
lerheiligſten Dreyfaltig feit , Gottes des Vaters , Gott
des Sohns, und Gottes des heiligen Geiſtes, Jo .
hannes, Matheus, Lucas, Marcus +++. Primr
get herfür die Echaze , welche bey endly verborgen lire
gen , jedoch in ſolchen Stand , daß ſolches von jeder
mann für gut gehalten und erkennt wird , bendes in
Eilber und Gold. Ich beſchwere Euch ihr Geiſter durch
die höchſte Gewalt der allerheiligſten Dreyfaltigfeit. Ich
beſdywere Guch durch die Gewalt der Gottheit Jeſu
Cbriſti. Ich befówere Eudh durch ſeine AUwiſſenheit.
SQ beſdıwere euch durch ſeine Gerralt, Macht und Herr
lichkeit. Ich beſd ;were eudy durch ſeine Gottheit, welche
von Ewigkeit her iſt, und wieder bis in alle ewige
Ewigkeit bleiben wird. Ja alle Geiſter , ſo in Guad
und Ungnad ſtehen , welche verborgene Güter hinter
fich haben ſollen befchworn ſeyn, durch alle dieſe vopa
hergehende Werk und durch die Kraft, welche Gott in
fich ſelbſt als der einige und all Vermögende Gott
vermag, daß ihr jezunder ſollet gezivingen ſeyn , mir
zu bringen die Summe, welde beſtebt in 17 Gertner
Orientaliſdem Gold , mir und meinen Mitgeſellen,
ohne einigen Schaden , weder an Leib noch an die
Seelen zuzufügen , ſondern ſoldies durch den Gewalt
und Kraft der allerheiligſten. Dreyfaltigkeit, Gott in
Gott, Gott mit Gott, und Gott durch ſich ſelbſten, in
910

folder Gewalt und Kraft mir folches zu überlaſſen .


GS bezringe alſo Euch die Allmacht des Himmeliſchen
Vaters. Es bezwinge euch der Verdienſt Christi : E8
bezwinge euch die Heiligkeit des heiligen Gott mit dem
Vater, Gott mit dem Sohn , und Gott mit uns allen ,
Amen. Jehovah , Gwige und unendliche Ewige
Dreyfaltigkeit, Gott mit Gott, Gott in ſich ſelbſt von
Ewigkeit und biß in alle Ewigkeit Gott bleiben wird,
haſtu, o ſtarker Gott, Macht gehabt, den Satan aus
dem Himmel in den Abgrund zu ſtürzen , ſo beſchwere
ich N. N. dich lebendiger Gott, Gott über alle Göte
ter, daß du in deinem Namen beſchworen , und durch
deine Madit gezwungen werdeſt , als ein lebendiger
Gott , welder den Menſchen gemacht ihm zum Bilde,
damit er mit ihin Rede , ich Rede iez mit dir und
bed were did in deiner lebendigen Gottheit , daß du
Dallmächtiger Gott jezunder ſolleſt in dir ſelbſt gee
zwungen fern , und durch das Blut Jesu Christi
gebunden feyn müfleſt, uns in dieſer Stund zu erhö
ren , und um Jeſu willen uns an leib und Seel zu
bewahren und unſer Begehren um des Bluts Jeſu wils
len erfülleſt ! Lebendiger Gott , id; beſchwere dich
durch die Kraft deiner Erigen Gottheit , daß du iez
bezwingeſt durch deine einige Stärke , was ich begehre.
Ich beſchwere dich , lebendiger Gott , durch die Kraft
und Wirkung des Bluts Jesu Christi , daß ſo du
Gott biſt, ſolleft gezwungen feyn , ſo das Blut Jesu
einige Kraft vor deinen Augen hat , und mächtig iſt,
uns zur Ewigen Seeligkeit zu bringen, daß Du unſer
Begehren erfülleft. Ich befdwere dich , lebendiger
Gott , Vatter , Sohn und heil. Geiſt, um alle Kraft,
Weißheit und ſtärke, deiner ewigen Almacht willen
biſtu ein Allmächtiger und !!Umögender Gott , ſo bes
911

meile jez deine farfe Aumacht, ſo das Blut Jesu vor


deinen Augen gültig iſt, ſo hilf uns als deinen Ges
ſchöpfen. Iſt Jeſus für die Sünder der Welt geſtorben,
fo hilff du jez um deines Verdienſtes willen , damit
deine Kraft und Allmacht an uns offenbahr werden
möge, haſtu den Menſchen als dein Geſchöpf zur Se
ligkeit gemacht, ſo hilff du jez als ein Vatter , nicht
als ein Verderber , Darum binde ich did ), Allerhei
ligſte Dreyfaltigfeit, durch das vergoffene Blut Jesu
Christi, und durch ſeinen allerheiligſten Verdienſt wils
len haſt du ſtärke Als ein lebendiger Gott. Ich
rufe durch das Gericht des jüngſten Tags und durch
das leßte Urtheil, und durch deſſen Kraft und durch
deſſen Vermögen , ſo hilff du um Jesu willen ; haſtu
Dadt als Gott , ſo beweiſe Jezunder deine Macht,
darun Tollefiu oftarfer und lebendiger Gott gezwuns
gen ſeun, durdy alle Vorgeſeßte Kräfte und Werk, daß
du uns Jezunder unſer Begehren erſülleſt. Oſtarfer
Gott, der du die ewige Liebe biſt , und liebeſt deinen
Heylandt Jesu, melcher um unſertwillen iſt gefreutiget
worden , ſo ſolleſt du auch gezwungen und gebunden
ſeyn , uns zu helffen und unſer Begehren zu erfüllen ;
Jehovah iſt dein Nahm , als der allerſtärffte, welder
bezwinget Himmel und Erden ; Alpha et Omega ,
der Anfang und das Ende geſchehe in deinen Nahmen .
O Adonai, du biſt der von Ewigkeit in und mit ſich
felbſt verbunden . 0 Emanuel Gott mit uns verbune
den , der helf unſer Leib und Seel , das geſchehe im
Namen Gottes des Vaters , Gottes des Sohns und
Gottes des heil. Geiſts, men .
Lucifer, der du der Obriſte über alle Geiſter biſt,
und beſikeſt, was Dir in deiner Macht gegeben , Ich
beſchwere dich im Namen der allerheiligſten Dreyfaltig
912

Feit, Gottes des Vaters, Gottes Des Couns, und Goto


tes des heil. Geiſtes ; daß du durch Gott folleft gee
zwungen Tern, in dem vergoſſenen Blut Jesu Christi ,
mir in deiner Macht in ſchöner menſchlicher Geſtalt,
ohne einigen Tumult und Geräuſel, Ja ohne einigen
Schrecken zu erſcheinen . Ich beſchwöre dich durch das
dergoſſene Blut Jeſu Chriſti, daß du durch den ewigen
und lebendigen und ſtarfen Gott Zebaoth folleſt ge
zwungen ſein , mir mein Begehren im Namen Jesu
Christi zu erfüllen. Ich beſchwere did jez den Au
genblick durch die Kraft der allerbeiligſten Dreyfaltige
feit, daß du im Verdienſt Jeſu Chriſti ſolleſt gezwun
gen ſeyn , zu öffnen die verborgnen Schäz , welche an
Gold und Silber ſind. Ich beſdiuere dich durch die
allmächtige Allmacht der allerheiligſten Dreyfaltigkeit,
Gottes des Vaters , als des Erſchaffers aller Dingen,
Gottes des Sohnes, als des Erlöſers der ganzen Welt,
und Gottes des Heil. Geiſts, als des Tröſters der Außer
mehlten ; daß du jez in Kraft des Geiſtes Gottes, daß
du gezwungen ſeneſt an Silber und Gold herbringeſt.
U18 17 Gentner Orientaliſch Gold iſt, daß du durch
die Wunden Jeſu Chriſti folleſt gezwungen ſeyn , mir
iez den Augenblick, Summa in den Namen und auf
die Kraft des ſtarfen Gottes Israet hier in dieſen
Kreiß ohne falſche Liſt und ohne Betrug, ja ohne eini
gen Schaden folches mir zu überlaſſen. In den Nah
men Jeſu Chriſti biſtu ein lebendiger Gott. O Jeho
vah , ſo bezwinge jez die Höllen Macht. lebendiger
Gott ! Iſt das Blut Jesu Christi allen Menſchen
zur Hoffnung und zu gut, gültig vor deinem Ange
ficht, ſo folleſt du o hölliſder Geiſt gezwungen ſeyn ,
in dieſer Kraft herzugeben , was ich begehre , biſtu o
ellerheiligſte Dreyfaltigfeit Allmächtig, ſo zeige iez hier
913

deine Macht, daß bu, o Hollen -Macht, jez gezwungen


fereſt durch die Macht der allerheiligſten Dreyfaltigkeit,
mir dasjenige zu überlaſſen . Ich beſchwere eud ), wo
ihr ſeyd , es mag ſeyn unter der Erden oder in den
Lüften oder in Waſſern, ja in der Tiefe der Höllen ,
To Gott Gott iſt, daß ihr durch Gott follet gezwungen
werden und ſeyn, mir mein Begehren zu erfüllen , ich
balte dich jez , allerheiligſte Dreyfaltigfeit, durch deine
Kraft und Stärke, daß du jez mein Begehren erfülleſt.
Lucifer , Ich beſchwere dich durch das Blut Jesuu
Christi, daß du ſolches in den Kreiß, welcher im Nahe
men der allerheiligſten Dreyfaltigkeit gemacht iſt, bereinte
bringeſt , ohne einige Verliehrung und Verlegung unſers
Leibs und der Seelen ; eriger Gott, haſt du das
Blut Jesu Christi in einem gültigen Opfer ange
nommen , ſo binde ich dich mit dieſem Verdienſt, daß
du, o allerheiligſte Dreyfaltigkeit, um Jesu willen gee
zwungen und gebunden ſeneſt, in deinem Nahmen uns
ſer Begehren zu erfüllen, Lucifer du und dein ganzer
Anhang ſollen gebunden ſeyn durch den Anfang der
allerheiligſten Dreyfaltigkeit, Gott des Vaters, Gott des
Sohns und Gott des heil. Geiſts. O ewige Gottheit,
Po du Gott in dir verbleiben wirſt, fo bezwinge durch)
das Blut Jesu Christi alles, was wir nit fön=
nen bezwingen, Lucifer, es bezwinge dich Gott Vater,
Lucifer, es bezwinge dich Gott Vater, Lucifer, du
rrerbeſt bezwungen durch Gott den Sohn , Lucifer ' ,
du werdeſt bezwungen durch Gott dem heil. Geiſt. (G3
bezwinge dich der Nahme der allerheiligſten Dreyfaltige
feit, Adonay , Jehovah , Zamech , Emanuel,
Gott mit uns. Es bezwinge dich die ewige Wahrheit
der allerheiligſten Dreyfaltigkeit. Es bezwinge dich durch
den Verdienſt Jesu Christi das ganze himmlifdie
II . 58
914

hrer und Heerſcharen der heil. Dreyfaltigkeit, der Saa


men des Weibs wird der Edılange den Kopf zertreten ,
du verfluchter Geift, du biſt die Solange, darum wird
dich die Kraft und Stärke binden, bezwingen und über
winden , fihe verfluchter Geiſt, Jesus ift Fleiſch wors
den , das Wort, welches dem Vatter aus dem Mund
iſt gangen, iſt Fleiſch worden, dieſes Wort wohnet un .
ter uns, und wir ſehen in dem Blut 3efu Chrifti feine
Klarheit, darum werdeft du gezwungen in dieſer Macht
und Kraft der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, Gott mit
Gott Licht im Licht, Jeſus durch ſein bitter Leiden und
Sterben bezwinge dich , und das ganze Höllen Reich,
im Namen und Kraft der allerheiligſten Dreyfaltigkeit;
Gottes des Vaters, Sobus und heil. Geiſtes , diß iſt
berfluchter Lucifer, welches dir deine Macht zu nichte
macht, und alſo das Wort, welches iſt Fleiſch worden ,
dich bezwinget, haſt du, verfluchte Höllen -Macht, mehr
Kräfte übrig, ſo gebiete und beſchwere ich dich, daß du
niederfalleft, und lobeſt mir den allerheiligſten Namen
Jesu , das geſchehe im Namen Gottes , Zamech ,
Emanuel , Adonay, Jesu Nazarenus Rex Ju
daeorum behüte und bewahre unſer Leib und Seel
durch dich Emanuel + + t.
Fange alſo an und beſchwere den Lucifer - 3ch
N. N. Seloth beſchwere dich , durch die Kraft der
allerheiligſten Dreyfaltigkeit, Gottes des Vaters , Gottee
tes Sohns und Gottes heit. Geifts Amen !
Selot , 3d N. N. befchwere dich durch das Wort,
morin unſere Seeligkeit ftehet, To Gott der Vater ſelbe
ften ausgeſprochen , der Saamen des Weibes ſoll der
Schlangen den Kopf zertreten, Ich beſchwere dich durch
die Kraft des Worts , 3d befchwere dich durch das
Blut 3eſu Chriſti, Ich beſchwere dich durch das Herz
915

Gottes , burch beffen Kraft, durch deifen Macht, durch


deſſen Sinn, durch deffen Vermögen , befchwere ich dich
Selut, durch die Kräfte, welche Gott in fich hat, und
durch ſein Vermögen, ich beſchwere dich durch das Wort,
wer iſt wie Gott , Ich beſchwere dich durch das Wort
der Erſchaffung, und durch deffen Kraft, Ich beſchwere
dich durch das Wort der Erlöſung und durch deſſen
Wirkung, Ich beſchwere dich durch die Kräfte der breys
einigen Gottheit, des V. d. S. und d. H. Geiſte, Amen.
3ch bezwinge dich durch die Kraft des Glaubens,
auf das vergoßene Blut 3. Chr. 3dy bezwinge dich
in und durch Gott, 3ch bezwinge Deine Macht durch
die Almacht des himmliſchen Vatters , Icy bezwinge
Deine Macht durch die Macht und Verdienſt des Leibs
und Blute Jesu Chr. Ich tilge Deine Macht durch
die Verbindung meines Taufbunde , welcher in meiner
Kindheit mit Gott gemacht, und mit Abwaſchung des
Bluts Jesu Chr. iſt verftgelt worden , Ich bezwinge
deine Macht durch die Kraft des 1. O. welcher Geift
von dem Vatter und dem Sohn ausgehet, Ich bezwinge
dich durch die Macht der H. Dreyfaltigkeit, 6. 8. V.
G. d. S. und D. h. G. alſo beſchwere ich did durch
das Wort, was iſt Goit gleich, das nicht durch Gott
möge bezwungen werden ; wer iſt Gott gleich, der nicht
burch Gott möge überwunden werden , 3ch beſchwere
dich Seloth durch das Herz des ſtarken Gottes , wel
ches Himmel und Erden erhalten wird , Jet beſdwore
dich durch die Leber und Zungen des ewigen Gottes,
Ich binde und bezwinge dich mit allen denen Worten,
welche der Ewige Gott geredt hat , 3ch beſchwere dich
burch den Gehorſam der einigen Sohns Gottes, welcher
iſt J. Chr. Ich bezwinge dich durch den Gehorſam
Jesu , der ſeinem himmliſchen Vater gehorſam war
916 .

bis zum Tod des Creußes, Ich beſchwere dich Seloth


durch die Allmacht und Gottheit J. Chr. daß du ges
zwungen fereſt , durch dieſe blutfließende Wunden J.
Chr. durch Kraft, Macht und Stärke des ſtarken Gots
tes Israel , der iſt alles in allem , der Anfang und
das Ende, das Alpha et Omega, der erſte und der
lezte, Jesus iſt in uns , Jesus regiert uns , Jesus
erfüllt uns mit Kraft, Jesus leite uns, Jesus ſtärke
uns mit Kraft und Weisheit und Vermögen , Jesus
briſige uns an Leib und an der Seelen, 0 Jehovah ,
O Adonay, 0 Zamech , o Emanuel, die Stärke
Gottes bewahre uns an Leib und Seel, das Wort iſt
Fleiſch worden , und hat unter uns gewohnet, und wir
ſehen ſeine Herrlichkeit als eine Herrlichkeit des Vaters
voller Gnad und Wahrheit ; worin ſehen wir die Herrs
lichkeit ? in dem Blut J. Chr. dann das Blut J.
Chr. macht uns rein von allen Sünden , im Namen
G. 0. V. 3. D. S. und G. D. h. G. In dieſem
Glauben, Kraft und Stärke binde ich dich, Seloth , mit
dem Wort J. Chr. daß du mit allen dieſen ſolleſt
gezwungen und gebunden feyn nähmlich in und durch
die Kraft G. D. V. G. 8. S. und G. D. h. G. Amen .
Du ſolleſt erſtlich gezwungen ſeyn, mir jez den Augen
blick zu erſcheinen in menſchlicher Geſtalt, ohne einigen
Tumult oder Geräuſch , ja ohne gräuliche Geſtalt, Ja
ohne Schaden unſer Leib und Seel. Ich beſchwere
dich , Seloth , durch den Gehorſam Gottes , daß du
mich das erſte und lezte Wort reden läßeſt; Id bee
ſchwere dich , daß du herbringeſt Silber und Gold , ſo
viel als 17 Centner Orientaliſches Gold werth iſt,
und das in ſolchen Stand und Weſen , daß es von
jederman, ia in allen Landen möge angenehm und gut
erfennt werden, ja in dieſen Kreiß ; ſolches alles durch
917

die Stärke und Kraft, ja durch den Verdienſt und


Blut J. Chr. mir und denen bey mir habenden ſols
ches in unſer Macht und Gewalt zu überlaſſen , ohne
einigen Schaden und Nachtheil ; Ich beſchwere dich
Seloth , durch die Zungen, Leber und Herz der aller
beiligſten Gottheit J. Chr. daß du ſolleſt gezwungen
und gebunden ſeyn, durch den Verdienſt J. Chr. Ich
beſchwere und bezwinge dich durch die Worte der allers
heiligſten Dreyfaltigkeit , To Gott Gott iſt und Gott
bleibet bis in alle Ewigkeit, bu folleft gezwungen ſein,
vir mein jeziges Begehren Augenblicklich) zu erfüllen,
und ſolches Alles Alles Alles von dir verlaſſen ſoll
werden, 3ch bezwinge dich Seloth , durch die erſte Ver
heiſſung der allerheiligſten Dreyfaltigkeit; nemlich der
Saamen des Weibs wird der Schlangen den Kopf zer's
treten, in dieſer Kraft und ſolcher Macht fol dir Se.
loth und allem deinen Anhang die Madyt genomment
ſen, der ſtarke Gott ſey meine Stärfe, Jehovah fon
meine Hülf, Zamech der wunderbare Gott ſene wun
derbahr mit ſeiner Hülfe, Jesu obſiege, überwinde durch
mich mit ſeiner Macht, Ich will dich bezwingen durch)
das Blut und Wunden Jeſu, Ich will dich bezwingen
mit dem Wort Jeſu, Ich will dich bezringen und übers
winden in den Tod Jeſu, Ich will dir durch die Madit
Jeſu nehmen , was dir nicht iſt von Jeſu gegeben wors
den, Ich ruf bir Seloth , hat Jehovah dir die Madyt
gegeben, daß du ſolleſt beſitzen , was zur Ehre des Nas
men Jeſu und des lebendigen Gottes kan und ſoll ans
gewendet werden, hat dir Jeſus Macht gegeben , zu fes
herrſchen, was zum Nußen und Hülf den Menſchen ſoll
gewidmet werden , hat dir Jeſus Madyt gegeben , daß
du ſolleſt beherrſchen Silber und Gold , hat doc 31s
ſus geredt und uns verlaſſen, daß, wo zwo ! oder drey
918

in Frinem Namen beyſanımen ſeyn, und was wir dann


bitten in Jeſu Namen , das wolle er uns geben. Hier
ſind wir, lebendiger Gott, in deinen Namen beyſammen ,
und du Jeſu biſt wahrhaftig bey uns, ja in uns, weil
wir durch unſern Mund dein Wort reden , wir glau
ben dir, allmächtiger und ſtarker Gott, wie du uns ver
ſprochen haſt, daß ſo wir Glauben haben wie ein Senf
Fornlein , ſo wolleſt Du uns auch nicht verlaſſen . Sa
Jeſu, du haſt geſagt, wir werden auf Leuen und Dra=
fen gehen ; ja hier iſt eben die Schlangen, welche wi
der uns ſtreitet, und ſuchet das zu beherrſchen , was
doch dein iſt, darum allerheiligſte Dreyfaltigkeit , in
und auf das vergoßene Blut Jesu Christi beſchwere
ich alle Geiſter, welche zeitliche Mittel, Silber und Gold
beſitzen , daß fie durch das Blut des Lammes follen
gezwungen und gebunden ferit, durch alle Geheimniß
der ewigen Gottheit hier auf dieſen Platz zu bringent
17 Centner an geläutertem Gold und Silber , Ja in
ſolchen Stand , daß es von jedermann als gut fann
angenommen werden ; hat Jeſus Macht, die Hölle zu
örnen , und wiederum zuzuſchließen , ſo glaube ich, daß
durch die ewige Verbindung, welche ich jez in den Na
men der allerheiligſten Dreyfaltigkeit gemacht, auch Ich
Macht habe , dir 0 Geiſt des Verderbens zu nehmen
durch die Macht und Verdienſt Jesu Christi , was
du beſißeſt und durch forcht, Geiz bir iſt verpfändet
worden, darum gebiete ich dir durch das Blut deß Lam
mes, was im Himmel und auf Erden iſt, daß du iez
die von mir verlangte Summa folleſt abtreten , und
denjenigen Geiſt, der dir ſolches verpfändet, durch das
Blut Jesu Christi frey und loßlaſſen , haſt du mehr
Macht gegeben als was im Himmel und auf Erden
iſt, oder biſtu ſtärker als Gott , ſo bin ich in Jeſu
919

Namen zu gering , weiln aber alle Knie müſſen vor


den Nahmen Jeſu gebogen werden , was im Himmel
und auf Erden, und unter der Erden iſt, ſo gebiete ich
Dir im Nahmen und auf das Verdienſt Jeſu Chriſti,
gezwungen zu ſeyn , zu verlaſſen dieſe jez verlangten
Sachen, und was Ich dir noch weiter gebieten werde ,
Jesus Nazarenus Rex Judaeoruin , diefer heilige
uns an Leib und Seel im Namen Gottes 6. V. d.
S. und d. h. Geiſtes Amen. Dir aber o Geiſt, ſo
du durch das Blut Jesu Christi kannſt erlöſet, von
aller dieſer Beſchwerung befreyet ſeyn, ſo beſchwere ich
dich S: loth , durch die allerheiligſte Dreyfaltigkeit G.
d. V. S. u. H. G. durch alle ihre Heiligkeit , burdy
alle ihre Macht und Gewalt , ia burch ihre Subſtanz
und Wefen , 3ch beſchwere dich und alle Geiſter , die
bery und mit dir ſind, daß du durch den Verdienſt, ſo
Jeſus uns zur Seeligkeit erworben , ſolleſt gezwungen
ſeyn , abzutreten dieſe verlangte Summe Gelde, welche
jez den Augenblick fou durch die Kraft der allerheilige
ften Dreyfaltigkeit von dir und deinen Gehülfen ver
laſſen ſeyn und in unſere Gewalt übernommen werden .
Ich beſchwere dich alſo durch die Macht der allerheilig
ften Dreyfaltigkeit , burch die Zungen und das Herz
Jesu Christi. daß du folleſt mit allen deinen bey dir
habenden Geiſtern verlaſſen den an dieſem Geld habens
den Gewalt , beſchwere dich in und durch das Blut
Jesu Christi, daß du jez unterlaffeft , was du nicht
gemacht haſt, daß du folches ohne einigen Schaden un
ſer Leib und Seel müſſeft gezwungen ſeyn, in unſere
Gewalt zu überlaſſen , und das geſchehe auf die Kraft
des vergoſſenen Blutes Jesu Christi, welcher Verdienſt
und Wirdigkeit wir uns zueignen , laut unſers Tauf
bundes, welches iſt mit dem dreyeinigen Gott V. S.
920

u. Heil. Geiſt, in welcher Kraft ich ſolches alles thue


und befehle, dir und allen denen bey dir habenden Geis
ſtern , daß du jekunder weicheſt im Namen G. $. V.
d . S. u. 6. H. G. Amen . Jesus ift der Anfang
und das End , Alpha et Omega , 0 Emanuel ,
O Zamech, 0 Jehovah, 0 Adonai, in und durch
dich haben wir überwunden und Hülf an Leib und
Seel gefunden , Jesu fein Blut verſigle unſere Seele,
und das ernorbene Gut, daß wir ſolche mögen haben
in guten Wohlſtand und ohne Schaden unſer Seligkeit,
weldies geſchelye in Kraft der allerheiligſten Dreyfaltige
feit G. D. V. G. d. S. und G. H. G. Amen.
In Jeſu Namen , Amen , Anen .
Hier wird ſich der Mefiafractus dreymal herum
wenden und wird alſo durch die Gnade Gottes alle
Gefahr, welche auf den Menſchen gehen, auf den Mefia
fractus geſeget. Fange alſo an : 0 Adonay , O
Jahoval , 0 Zamech , o Emanuel, behüte uns )

an Leib und Seel , wie , o dreymal dreyeiniger Gott,


der du Gott von Gott, Gott mit Gott, Licht vom Licht,
biß in alle Ewigkeit bleiben wirſt, ſtark biftu in deiner
Stärke , mächtig in That , darum beweiſe auch deine
Kraft alhier an unſern Seelen, Ich beſchrvere euch im
Namen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, 3. D. V. G.
d. S. u . 8. H. G. Amen . Ihr Geiſter, die ihr
in der Verdammniß flehet, daß ihr Tollet durch die
ewige Weißheit Gottes gebunden ſeyn , und durch die
Kraft der Stärke Gottes überwunden ſeyn, daß ihr vera
laſſen müſſet alles dasjenige, was euch auf allerley weiß
unter eurer Gewalt iſt verſekt worden , habt ihr noch
sin Gewalt über die Stärke Gottes , ftehe, hier ſtehet
vor euren Augen der ewigen Ewigkeit unergründet.
Mefiafractus, fier beſchwere ich euch durch die uners
921

gründete Gedanken der H. Dreyfaltigkeit, daß ihr follet


gezwungen ſeyn , allen eurer Gewalt und Macht von
Teinen Mefiafractus niederzulegen , und
tieſem in)
( ſtein
euch in die ewige Finſterniß hinzumachen , da nidits
ſeyn wird als heulen und zähnklappen , gehet hin ihr
verfluchten Geiſter im Namen und Kraft deß Verdienſts
Jesu Christi in das ewige Feuer, welches bereitet iſt
den Teuffeln und ſeinen Engeln , hat das Wort dich
Verfluchter Geiſt , in die Ewigkeit geſtürbet , folleſt
du auch mit dieſem verflucht und gebunden ſeyn, weis
chet alle von mir ihr Uebelthäter, die ihr dem Wort
nit widerſtehen könnet, weichet ihr Teufel in die Hölle,
auf das in alle Ewigkeit verflucht bleibe, was jemahl
von der ewigen Gottheit iſt verflucht worden , darum
lobet mit mir alle Geiſter die ewige Almacht und Kraft
und Stärfe der allerheiligſten Dreyfaltigkeit , Heilig,
Heilig , Heilig ift Gott der Herr, dem gehört allein Lob,
Ehr, Kraft und Weißheit, Preiß und Stärke, von Ewigs
keit zu Ewigkeit, darum alles, was Athem hat, lobe den
allerheiligſten Nahmen Jeſu , welcher durch den Olau
ben iſt auf enig mit Gott verbunden, und das Wort
durch den Glauben wahrhaftig iſt Fleiſch worden ; habt
ihr Geiſter weitere mit dem Menſchen zu ſtreiten , ſo
greifet zuerſt den Bürgen an für unſere Seelen , nähm
lid unſern erſtgebornen Bruder, als den geſalbeten bes
Herrn , welcher iſt Jesus der Seligmacher , Gott mit
Gott , Licht über die Finſterniß und ein Richter der
Lebendigen und der Todten ; dieſer Jeſus bleibet mein
heil, biefer 3eſus iſt mein Seyl, bis in die ewige
Ewigkeit; darum weiche " verfluchter Geiſt und verlaß
deine Macht durch Chriſti Tod und Kraft, das ges
ſchehe im Namen und auf das Verdienſt Jesu Amen.
922

Hier ergreife ich den Namen der allerheiligſten Drehs


faltigkeit, den vor uns aufgefeßten Mefiafractus und
lege ſolches auf das vergoßene Blut Jesu Chr. auf
die verlaſſene Macht der Geiſter, und ſolle alſo in dies
ſer Macht verlaſſen feyn alle Blendere , welche der Teus
Fel durch ſeine Blenderey pflegt zu machen , darum, O
Jesu , haſt du das Licht in die Welt gebracht, ſo er
Leuchte uns anjezo die Augen unſers Verſtande, damit
wir die Klugheit lernen erkennen , die in Jeſu gegrün=
det iſt, verflucht ſeyn die Geiſter, die wider Gott ſtrei
ten, verflucht feyn auch alle Menſchen, welche nit trachs
ten, den Namen Gottes herrlich zu machen, darum ver
ſchreibe ich meine Seel in die Wunden Jesu Chr.
und verlange darin zu bleiben , zu leben und zu ſterben
auf ewig. Abbankung der heiligen uns außerwehlten
Geiſtern . Im Namen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit
G. 8. V. D. S. u. 8. H. G. Amen . Fange ich an
das NB . O ewiger Gott, als Gott über alles ſexy hoch
gelobet bis in alle Ewigkeit Amen , dir aber o Jeſu
opfre ich auf zum Eigenthum mein Herze famt Leib
und Seel, dir gib id ; ſoldhea alles NR. 2. NB. D
unbegreifliche Gottheit im Namen und auf das vergoſ
fene Blut Jesu Chr. in tiefſter Demuth und Niedrig
keit meines Herzens an zu danken für deine Väterliche
und göttliche Fürſorge, daß du ewiger Gott mid; an
Leib und Seel ſo gnädiglich behütet und uns nach un
ferm Begehren erhalten haſt, dir ſey Lob, Ghr und Preiß
geſagt, von Ewigkeit zu Ewigkeit , dein Name werde
gelobet von nun an biß in Ewigkeit , ftehe, o mein
himmliſcher Vater, Ich fezé dir zum Bürgen und Be
zabler Jesum den gefreußigten Heylandt, welcher iſt
ber einige Mittler und Erlöſer unſerer Seelen , ſtehe,
O mein Jeſu auf deine Kraft und Hülff iſt dieſes
923

Werf vollzogen worden , darum folleſt du in deinem


Vatter gelobet werden ; D Heiliger Geiſt, wir preiſen
und ehren bich , daß du, o ewiger und göttlicher Geiſt,
uns mit deiner Kraft alſo haft regieret, daß wir durch
dich alles überwunden haben , die NB. 2c. als dein
längſt erkauftes Eigenthum in deinen Schuß und Schirm,
regiere bu durch deinen Geiſt alſo mein Herz, daß ich
allezeit deinen Willen nachfolgen möge, ſiehe Jesu ,
zur Dankſagung dieſer natürlichen Gutthaten gib ich
Dir ein bankbares Herz, welches iſt angefüllt mit Glaus
ben deines Verdienſte, welches der allerhöchſte iſt, das
ich dir glauben kann, darum O Jeſu, nimmer du die
Bezahlung in deinen Blut und Wunden, damit meine
Seel auf ewig in dir verbleiben möge , habe Dank ()
Jesu in deinen Namen , auf das alle in dir mögen
erhoben werden, darum O Jeſu haben wir ſolches aus
deiner großen Gnade Barmherzigkeit, alles durch deine
Onab und Weisheit erhalten , darum D Jeſu , binde
durch Kraft und Verdienſt deines Bluts alles dasjes
nige, was jez durch deine Macht iſt aufgelöſet worden,
binde du die Macht aller verfluchten und verdammten
Geiſtern , damit fie in alle Ewigkeit mögen gebunden
ſeyn , Heylandt Jeſu , du haſt ja allein obgeſtegt
obſtegen
durchdeinei Tob, darum Waſſe mich auc (a abſchieden
in deinen Namen, das geſchehe in und durch die Kraft
der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, in welcher ich dir >
Jeſu alle Dankbarkeit erzeige, damit ich deinen Namen
heilig mache, und vor deinem Thron das ewige Alle
Jujah fingen möge , in Kraft und Verſtand des H.
Geiſtes Amen. Es befräftige ſolches die einige Gotts
heit des Vaters, es verſigle folches das vergoſſene Blut
Jesu Chr. eß mache ſolches wahr der Geiſt, welcher
924

von dem Vater und Sohn ausgehet, doch gleicher Gott


bleibet bis in alle Ewigkeit , Amen. heiliger und
feliger Michael, du Geiſt der allerheiligſten Dreyfaltig
keit G. d. V. S. und h. O. Amen. Durch welche
du in der Macht beveſtigt ſteheſt , du biſt der unbe
greifliche Geiſt, welcher die Macht des Satans bis in
den Abgrund geſtürzet hat , du haft überwunden, weil
du die Stärke der Gottheit in dir ſelber behalten haſt,
du biſt alſo ein Vorbild geweſen , welches deuten müßte
auf Jesu Christi den gefreußigten Heyland, darum
Dorfteſt du wohl das Wort in deinem Mund führen,
Wer iſt Gott gleich ? durch dieſes Wort haſt du übers
wunden die ganze Höllen Macht, Ich ſage dir Lob und
Dank im Namen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, Gott
in Gott , Licht im Licht, Leben im Leben , darin wir
in alle Ewigkeit bleiben werden . Es ſeye gelobet die
allerheiligſte Dreyfaltigkeit , welcher allein Lob , Preiß
und Dank gebühret, Idy aber, O Michael danke dir
in Christi Jesu, daß du 0 Michael aus Befelch
der allerheiligſten Dreyfaltigkeit uns ſo getreulich biſt
beygeſtanden, daß wir alſo haben durch die Macht und
Stärke Gottes übernunden , Ich freue mich in Gott,
daß du in ſolcher übernatürlichen Glücffeligfeit vor
Gott fteheſt, hilf uns ferner überwinden, Ich bitte bid)
O Michael, leite ferner, daß wir ftets gehen auf den
Weg der Gerechtigkeit, und dadurch in dem Verdienſt
Jesu Christi eininabl audy in deine himmliſche Ges
ſellſchaft kommen mögen , das geſchehe im Namen G.
b . V. S. und heil. Geift. 0 Angelus Custos, ein
Erzengel welcher dem menſchlichen Geſchlecht iſt zuge
geben worden zum Schuß und Hülff wider den leidis
gen Satan , bu o lieber und getreuer Schußengel, Idi
danke dir auch im Namen der allerheiligſten Dreyfal
925

tigkeit O. d. V. O. d. S. und G. D. h. G. Amen.


Ich ſeße dir vor den gefreußigſten Heyland, in welchen
ich durch die Hülff des allerhöchſten Leben und ſterben
werde, dieſer belohne und vergelte dir an unſer Statt,
der Hülff, welche du uns erzeiget haſt, hilf uns ferner
überwinden , damit wir unſer Leben vollbringen durch
den Willen und Wohlgefallen Gottes , und alſo ein
mahl mit dir - in Gott beſtehen mögen, da wir alsdann
in der Kraft Jesu Chr. geſtärket in alle Ewigkeit
das Gvenbild Gottes an unſern Seelen tragen mögen ,
und alſo Jeſu dem gefreutzigten Heylandt ewiges Lob
und Preis erzeigen mögen , das geſchehe in und durch
die Kraft des Bluts Jeſu Chriſti, auf das wir gerecht
in Gott mögen erfunden werden, das geſchehe im Nah
men G. d. V. d. S. und D. h. O. welchem ſeyy Lob
und. Preis von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen .
O Raphael, du haſt uns durch die Kraft Gottes
behütet an Leib und Seel , darum reyeſt du gelobet
durch die Madit Gottes, weldie dich in der Gnade bes
feſtiget hat, daß du in dieſer Kraft fannſt überwinden ,
was wider Gott ſtreitet. Ich danke dir in Jeſu meis
nem Heyland, daß du um Jesu Chr. willen ung
mächtig beygeſtanden , und uns geholfen durch die
Stärke Gottes , darum habe Dank in dem bittern leis
den und Sterben Jesu Chr . damit dir in demſelben
um unſertwillen möge vollfommener Dank geleiſtet
werden, bleib allezeit bei uns, damit wir nimmermehr
von deiner Geſellſchaft getrennet werden , führe, leite
und regiere uns auf den Weg der Gerechtigkeit, damit
wir bis in alle Eirigfeit geſegnet in Gott verbleiben ,
das geſchehe durch I. Chr. Amen .
0 Gabriel , du haſt die Ehre und den Befelch
der heiligen Dreyfaltigkeit erlanget, daß du Maria den
926

Gruß und die Verkündung des wahren Sohnes Sots


tes offenbahrteſt, wodurch die Freud dem ganzen menfchs
lichen Geſchlecht widerfahren iſt, bir reh gedanket für
dein geleiſtete Dienſt, welche du an uns in dieſer gans
zen Gefahr durch Chriſtum erzeiget haft, dir vergelte
Jesu der Heyland unſerer Seelen , worinnen wir dich
und das ganze himmliſche Heer loben und preiſen, von
nun an bis in Ewigkeit Amen. O Uriel , du biſt
ein Fürſt und Herr des großen Gottes , welcher dich
gewürdiget, vor ſeiner Gottheit zu ſtehen und allezeit
das Angeſicht Gottes vor dir iſt. Ich danke bir in
und durch Chriſtum , daß du uns haft helfen überwins
den die Macht des Satans und das verlangte Gut
aus ſeiner Gewalt nehmen laſſen, durch die Stärke und
Kraft des großen und ſtarken Gottes ; Ich danke Dir
für deine uns erzeigte Hülf. Ich preife dich durch die
Kraft und Stärfe des großen ſtarken Gottes , welcher
allein unſere Stärke iſt, fiebe O Uriel, du Fürft des
himml. Heers, Ich lege dir vor durch die göttl. Kraft
in einem wahren Glauben das Blut J. Chr. welches
für unſere Seelen dahin gegeben worden , dieſes trage
du O Uriel für die allerhöchſte Dreyfaltigfeit G. D.
V. G. d. S. und G. D. h. G. zur Dankbarkeit der
uns von dem ganzen himmliſchen Heer erzeigten Hülff,
warum ich in dem Blut Jesu Chr. ganz verſenkt, alle
die ben mir habenden , ja alle die zur Gnad Gottes
gelangen können , dieſe verſenfe ich in die tiefe der
Gottheit Jesu Christi, damit ſie in alle Ewigkeit mögen
verſenkt feyn und bleiben , damit ſie mögen bewahret
feyn vor allem Unglück Leibs und der Seelen , öffne
derohalben durch die Kraft Jesu Christi uns auf
die verſchloſſene Thür, welche gehet in das ewige Leben ,
damit wir unſerm Seelenhirt nachfolgen und bey ihm
927

bleiben , welcher iſt 3. Chr. bas thue bu Jeſu erfüller ,


um deiner unausſprechlichen Liebe und Barmherzigkeit
willen . Erhöre 'uns und ſeegne uns mit himml. See
gen, das geſchehe im Nahmen der allerheiligſten Drey
faltigkeit, G. d. Vat. d. S. und d. heil. G. Amen.
Abdanfung an einen guten Geift.
Im Namen der Allerheiligſten Dreyfaltigkeit G. D.
V. d. S. und D. h. G. Amen. O ſeeliger und gee
treuer Geiſt, der du jez durch die Kraft und Stärke
des großen Gottes bift befreyet worden, und durch die
Gnad und Barmherzigkeit Jesu Chr. biſt durch ſein
theures Blut, inſonderheit auf ſeine große Barmherzig
feit zu deiner jez bevorſtehenden Seligkeit gelanget, wir
aber durch Christi Tod und Wunden dich im Nah
men der allerheiligſten Dreyfaltigkeit G. d. V. . S.
und D. h. G. did, von deiner von Gott auferlegten
Straf befreyet und dich des zeitlichen Beſigens enthos
ben, wir im Namen Jesu Chr. zu denjenigen gelan
get ſind, und dasjenige, mas bu den nebend Menſchen
entzogen , wider in des Menſchen Gewalt durch das
theure Blut Jesu Chr. gebracht haben und dich hier.
mit durch die Gnade Gottes von allen dieſem Uebel
befrexyet, wir aber durch Chrifti Kraft folches alſo be
fißen, ſo wünſchen wir dir im Nahmen der allerheilige
ften Dreyfaltigkeit G. d. V. d. S. u. 8. H. G. die
ewige Ruh in dem Blut Jeſu Chriſti Ruh in den Tod
Jeſu. In dem Licht, welches Licht iſt 3. Chr. auf
daß du in alle Ewigkeit von aller Finſterniß befreyet
bleibeft, anſtatt des zeitlichen wünſche ich dir die götte
liche Anſchauung, damit du, ſeeliger Geift, in Ewig
keit in Gott verbleibeſt, ich aber danke dir in und durch
Chr. J. für das mir überlaſſene Gut, das Blut Jeſu
928

Iraſche sich ab von allen Sünden , die Stärfe Gottes


Terve jezunder deine Kraft die Grleuchtung, alſo daß du
auch in Ewigkeit in der Erleuchtung bleiben mögeſt,
der Seegen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, welche bis
dahin noch von wegen des zeitlichen dir iſt entzogen
worden , der bleibe dir und uns bis in alle Ewigkeit.
Siehe o Geiſt deß Allerhöchſten, wie wir uns in Kraft
der allerheiligſten Dreyfaltigkeit bemühet, dich zur Er
loſung zu bringen, auch alſo unſer Leben gleichſam in
die Gefahr geſetet haben , damit du zu der ewigen
@eeligkeit gelangen mögeſt , trage du aber, ſeeliger
und auserwehlter Geiſt, unſere getragene Liebe , Hoff
nung, Glauben und Vertrauen für den Thron der ale
lerheiligſten Dreyfaltigkeit, und laſſe uns dieſes von bir
erlangte Gut zu Nuz und Heyl unſers Leibs und der
Seelen genießen , damit wir auch unſern Nädyſten und
Bedrängten mögen um der Liebe willen , welche wir
gegen dem dreveinigen Gott tragen, behülflich ſeyn, das
mit wir auch einmahl dir nachfolgen mögen , einzugehen
in die Zahl der auserirehlten Kinder Gottes , damit
wir in Girigkeit mögen anſdauen das Lamm Gottes ,
welches auf dem Stuhl ſiket zur Rechten Gottes des
himmliſchen Vaters und vertritt uns ; dieſes Lamms
Blut bleibe jezunder deine Ruh und unſere in Ewige
keit, damit wir in Ewigkeit in dem Blut Jesu Christi
mogen gereiniget ſen und bleiben, das geſchehe in dem
Nahmen der allerheiligſten Dreyfaltigkeit, Gott des Va
ters, Gott des Sohnes und Gott des heiligen Geiſtes Amen .
Hier ſchlieffe den Kreiß wieder auf in den drey höchs
ften Namen, wie du ihn zugeſchloſſen, dann gehe, gibe
ein gut Theil den Armen .
Dine Verdruß, zum Beſchluß.
929

U si el
fammt ſeinen fürften.
Abria 40. Saefar 40. Amansiel 30 .
Amcta 40. Poniel 40. Barsu 30 .
Arnan 40. Salfar 40. Zarneu 30 .
Herne 40. Maqui 40. Asuriel 20 .
Ansoel 40. Sassie ! 40 .
Zodiel 40. Sobiel 40. Asmoel 20 .
Darfos 40. Ossisiel 40. Laspharon 10 .
Dursa 40. Asan 40. Ethiel 10 .
Hissam 30. Tabariel 30. Usiniel 30 .
Pathir 30. Mirae 30 .

Usiel hat 40 Fürſten, die täglichen Werken vorſte=


hen , hat auch 40 die nädytlichen Werken vorſtehen,
aus dieſen 40 Fürſten , ſo den täglichen Werfen vor
ſtehen , kat wieder 14 ſammt ihren Dienern 400 an
der Zahl , die aber den nächtlichen Werken vorſtehen,
find wieder 14, ſammt ihren Dienern 440 an der Zahl.
*
*

Die Bef d w erung.


Usiel Parutiel Charmeron Briosi Struhl
Prionezor Caron Sotronthi Egibia Adiel Che
lorsj Mear Chadarj Notiel Druich Turbelsij
Paneras thortbai Pean Aderintborna Arnotiel
Chelmodin Drasar Lesoi Sodiviel Carion El
traes Mirenotiel Mesrajon Venia Dublearsi
Mavear Melusiran Thartulneas fabel Merusin .
11 . 59
930

Dieſe Wort muſt du ſprechen gegen Nord Weſtent,


das iſt die Gegend zwiſchen Abend und Mitternacht,
hübſchlich oder laut, wie es der Ort erleiden mag, thue
ihm ſagen, und befehlen, und ſchicken, wohin du wilt,
er verrichtet es, und bringt dir eine Antwort.
A ch te Belle

Wortgetreuer Abdruck der erſten Auflage des erſten


Buches über Fauft. (Vergl. S. 258.)
1
3.932/

DABR
R

18 VINO

Furuterbliktda . Meichen
dus Makrokosmui.
3

1
HISTORIA

Von D.Iohann Fausten,


dem

weitbeſdreyten Zauberer und Sdywariz


künſtler ,
Wie er fid) gegen dem Teuffel auff eine benandte
zeit verſàyrieben , Was er hierzwiſchen für ſelbame
Abenthewr geſehen , ſelbs angerichtet und getrieben, biß
er endtlich ſeinen wol verdienten Lohn empfangen .
Mehrertheils auß ſeinen eygenen
binderlaſſenen Schrifften, allen hocytragenden , fürmitis
gen , vnnd Gottloſen Menſchen zum ſchrecklichen Beyipiel,
abſchewlichem Erempel , vnnd trewherßiger Warnung 2012
ſamınen gezogen , vnnd in Drud verfertiget.
IACOBI IIII .
Seydt Gott vnderthänig , widerſtehet dem Teuffel , To
fleuhet er von euch.
Cvm GRATIA ET PRIVILEGIO.
Gedruckt zu Francfurt am Mayn ,
durch Johann Spies.
M. DLXXXVII.

Den ebrnhafften , Wolachtbaren vnnd Für


nemmen Caſpar Kolln , Churfürſtlichem Meynßiſchen
Amptſchreibern , Vnd Hieronymo Hoff , Renthmeiſtern
inn der Graffſchafft Rönig Stein , meinen infonders güns
ſtigen lieben Herren vnd guten Freunden .
Gottes Gnade , meinen Gruß und Dienſt zuvor , Ehrenhaffte,
Wolidtbare, günſtige liebe Herren und Freunde, Nadh dem nubn
934

viel Jahr her ein gemeine vnnd groffe Sag in Teutſchlandt von D.
Johannis Faufti, deß weitbeſchreyten Zauberers und Sohwark
túnftlers mancherley Abenthewren geweſen, unnd allenthalben ein
große nachfrage nach gedachtes Fauſti Hiſtory bey den Gaftungen
und Geſellſchafften geſchicht. Deßgleichen auch hin und wider bev
etlichen newen Geſchichtſchreibern dieſes Zauberers bnnd ſeiner
Teuffeliſchen Künſte und erſredlichen Endes gedacht wirdt , hab
id mich ſelbſt auch zum offtermal verwundert , daß ro gar nies
mandt dire chredliche Geſchicht ordentlich verfaffete, vnd der gans
Ben Chriſtenheit zur warnung , durch den Drud mittheilete , hab
audi nit vnterlaſſen , bey Gelehrten vnnd verſtändigen Leuten
nachzufragen, ob vielleicht diſe Hiſtory ſchon albereit von jemandt
beſchrieben were , aber nie nid)ts gewiffes erfahren können , biß
fie mir newlich durch einen guten Freund von Speyer mitgetheilt
vnd zugeſchiďt worden , mit begeren , daß ich dieſelbige als ein
ſchredlid Erempel deß Teuffeliſchen betrugs , Leibs onnd Seelen
Mords, allen Chriſten zur warnung, burdh den öffentlichen Drud
publicieren vnnd fürftellen wolte. Dieweil es dann ein merdlid
und ſchredlich Erempel ift , darin man nicht allein der Teuffels
Neid, Betrug und Grauſamkeit gegen dem Menſchlichen Geſchlecht
ſeben , ſonder audi augenſcheinlich ſpüren kan , wohin die Sichers
beit, Vermeſſenheit und fürwig leglid einen Menſchen treibe, ond
ein gewiſſe ørſady rey deß Abfalls von Gott , der Gemeinſchaft
mit den böſen Geiftern vnnd verderbens zu Leib und Seel , bab
ich die Arbeit vnnd Koften ſo viel deſto lieber daran gewendet,
vnnd verhoff hiemit allen benen , ſo fich wollen warnen laſſen,
einen wolgefälligen Dienſt zu erzeigen.
Dieſe Hiſtory aber , Ehrenhaffte, woladytbare , günſtige liebe
Berren vnnd Freund , habe idi E. E. und A. Debicieren vnnd zu:
idhreiben wöllen, nit der Meynung, als ſolt dieſelbige diſer wahrs
nung für andern bedörffen , denn mir, Gott lob, E. E. vnnd a.
Ponderlicher ernft und eiffer zu Gott, der wahren Religion, Chrift:
licher Bekandtnuß , und gehorſam auß täglicher Beywohnung und
Erfahrung gnugſam befandt, Sondern zu einem offentlichen Zeug
nuß der ſonderlichen lieb und Freundſchafft, die ſich zwiſchen und
zum theil in der Scul zu Vrſel, zum Theil auß vieler Beywoh :
nung und Gemeinſchafft angefangen , und noch auff den heutigen
Tag erhalten , audi, ob Gott will , die übrige zeit unſers Lebens
bie auff Erden vad in dem ewigen Batterland währen und bes
935

Atehen fol. Wie ich denn für meine Perſon darzu gang geneigt
bin, aud E. E. ond A. alſo geſinnet weiß, daß ſie an allem dem ,
was zu erhaltung dieſer unſer wolhergebrachten FreundtſĐafft
dienen mag , nichts werden erwinden laſſen . Id erkenne mid
zmar ſchuldig , E. E. vnd A. in anderm und mehrerm vnnd mit
allem dem , was ich vermag , zu willfahren und zu dienen , weil
ich aber auff dißmal beſſer nit hab , auch E. E. vnd A. duro
Gottes Segen an zeitlicher Nahrung und leiblichen Gütern der:
maſſen geſchaffen vnd begabet weiß , daß fie meiner hierin nicht
bedörffen , hab ich dannodh É. E. und A. auß meiner Truderer
mit dieſem geringen Büchlein verehren wöllen , ſonderlich dieweil
mir auß vorigen Geſprächen bewuſt, daß E. E. vnd A. auch vor
lengeſt dieſer Hiſtorien fleißig nadigefragt, Bitt derhalben , die :
Pelbigen wölen mit dieſem geringen Meßkram auff dißmal von
mir für gut nemmen , und mein günſtige Herrn vnnd Freundt
fenn vnnd bleiben. Thue E. E. vnd a. fampt derſelbigen ganger
þaushaltung in den gnädigen Schuß vnd Schirm deß Allmächti:
gen befehlen, Datum Frandfurt am Mayn, Montags den 4. Sep :
tember Anno M. D. LXXXVII.
E. E. ond A.
Dienſtwilliger
Johann Spieß ,
Buddruder daſelbft.

Vorred an den Chriftlichen Leſer.


Wiewol alle Sünde inn ihrer Natur verdammlich reind,
und den gewiſſen Zorn vnd Straffe Gottes auff fich tra
gen , ſo iſt doch von wegen der vngleichen Vmbftände im:
mer eine Sünde gröſſer vnd ſchwerer, wirdt auch beydes
hie auff Erden , vnnd am Jüngſten Tag ernftlicher von
Gott geſtrafft, denn die anderen , wie unſer HERR Chri
ftus ſelber faget, Matth. 11. Es werde Tyro , Sydon,
vnd Sodoma am Jüngften Tag träglicher ergeben , denn
Chorazim , Bethſaida vnd Capernaum . Dhn allen zweife
fel aber iſt die Zauberey vnd Sawarpkünftlerey die gröfte
936

und ſchwereſte Sünde für Gott und für aller Welt. Da


her auch Samuel die grobe vnnd vielfältige Sünde deß
Königs Saul ein zauberey Sünde, Abgötterey vnnd Gö:
Bendienſte nennet , 1. Sam . 15. vnnd weiß der H. Geift
ale Sünde Sauls nit anders zubeſchreiben, denn mit den
zweyen Worten : Aligötterey vnd Zauberey , dadurd ſich
ein Menſch allerdings von Gott abwendet, fich den Gößen F

vnd Teuffein ergibt , vnnd denſelben an Gottes ftatt mit


gangem willen vnd ernft dienet. Wie den Saul von Gott
gar abtrünnig wirdt, alles wider ſein Wort vnnd befelchy
muthwilliger weiß vnnd wider Fein eygen gewiſſen für:
nimmet , vnd handiet, biß er endtlich gar an Gott vers
zweiffelt, den Tenſiel ſelber zu Endor, bey der Wahrſage:
rin rahts fraget, 1. Sam . 28. Iſt es aber nit ein grew
licher vnnd erſchrecklider handel , daß ein vernünfftiger
Menſd), der von Gott zu ſeinem Ebenbild erſchaffen , vnd
an Leib vnd Seel ſo hoch geehret , und reichlich begabet,
demſelbigen einigen waren Gott vnd Sdörffer , dem er
alle chr vnnd gehorſam ſein Leben lang ſchuldig iſt, ſo
idändtlid verlaſſen, und ſich an einen ericafienen Geiſt,
darzu nit an einen guten vnd heyligen Geiſt, als die lie :
ven Heylige Engel im Himmel ſind, die in jyrer angeſchaf
fenen Gerediigkeit vnd Neynigkeit beſtanden , nit dienen
laſſen. Sondern an einen böfen verfluchten Lügen vnd
Mordtgeiſt, der in der Warheit und Gerechtigkeit nit be:
ſtanden , vnd ſeiner Sünde halben auf dem Himmel in
den abgrund der Heilen verſtoßen worden , mit Leib vnd
Seel, zu zeitlicher vnd ewiger verdammnuß zu eygen er:
geben. Was könnte doch grewliders und erſchrecklichers
von einem Men den geſaget werden ? Es iſt auch der
Teuffel nit allein für ſich ein abtrünniger, verkehrter vnd
verdampter Geiſt, durch ſeinen Hoffart und Abfall von
Gott worden , Sondern iſt aud , ein abgünſtiger , liſtiger
vnd verfüriſcher Geiſt, Gottes und Menſchlichen Gefdylechts,
wiſſentlicher vnd abgeſagter Feindt, der weder Gott ſeine
Ehr bey den Menſchen Gottes, nach den Menſchen Gottes
Huld vnd Seligkeit günnet, ſondern das in alle Weg nach
jeinem beſten vermögen hindert, und den Menſchen von
Goit abwendig macet. Wie er ſoldes bald nach ſeinem
937

Fall mit der That ſelbſt leyder aưe zu geſchwind ahn una
ſern erſten Eltern erwieſen hat, in dem er nit allein Guta
tes außtrüdlid, Gebott vbel vnd anders, als es gemeynet,
deutet, vnd Gott beſchuldiget , als ob er den erſchaffenen
Menſchen die höchſte Seligkeit mißgünne, ſondern reißet
auch Euam eben dardurch zum Vngehorſam gegen Gott,
und Telget vnd trenget ſo lang vnd viel , biß er endtlich
nit allein Euam , ſondern auch durch das Weib Adam ſelbſt
zu Fall bringt, vnd ſo viel an ihm iſt, nit allein ſie beyde,
ſondern and das gang Menſdliche Geſchlecht ins zeitlich
vnd ewig Verderben ſtürzet. Viid ob wol hernach Gott
fich wider vber den Menſchen erbarmet , vnd ihnen durch
deß Weibs Samen zu recht geholffen , auch zwiſchen der
Teuffeliſchen Schlangen eine feindtſchafft geregt , To läſſet
Doch der Teuffel nit nagy , dem Menſchlichen Geſchlecht
nach zuſtellen , und ſie zit allen Sünden , zeitlicher vnnd
ewiger Straff zu reißen , vnd zuverführen, wie 1. Pet. 5.
ſtehet: Ewer Widerfacher der Teuffel gehet vmbher wie
ein brüllender Löuwe, vnnd ſuchet, welchen er verſchlinge.
Ja wenn er gleich ein mal bey einem Menſchen fehlge:
ichlagen, vnd abgewieſen , oder wider außgetrieben worden,
ſo läſjet er doch nicht nach , ſondern ſuchet wider abn , vnd
wo er einen ſichern Menſchen antrifft, nimpt er ſieben är:
gere Geiſter zu fich, kehret ein , vnd wohnet da, vnd wirdt
mitt einem ſolchen Menſchen ärger als vorhin , Luc. 11 .
Derhalben uns auch der getrewe Gott ſo trewlich vind
ernſtlich für deß Teuffels Grieffen, liſten , vnd ſonderlichen
vor den Zauberiſchen Schwarßfünften wahrnet, vnd vns
dieſelbige bey höd)ſter vnd euſſerſter Straff verbeut, daß
unter ſeinem Sold kein Zauberer ſeyn , keiner auch die
Zauberer rahts fragen ſoll. Leuit. 19. Jhr folt euch nicht
wenden zu den Warſagern, vnnd forſchet nicht ahn den
Zeichendentern, daß ihr nicht ahn ihnen vervnreiniget wer:
det. Denn ich bin der HErr ewer Gott. Deut. 18. Du
Tolt nit lernen thun die grewel dieſer Völder , daß nit
vnter dir funden werde, der fein Sohn oder Tochter durchs
Fewer gehn laſſe, oder ein Weiſſager , oder ein Tagweh :
Ter , oder der auff Vogelſchrey adite , oder ein Zauberer,
oder Beſchwerer , oder Warſager , oder ein Zeichendeuter,
938

oder der die Todten frage. Denn wer ſolches thut, der
ift dem HErrn ein grewel, vnd vmb ſolcher greuwel wil:
len vertreibet fie der HErr Gott für dir her. Es dräwet
aud Gott den Zauberern und Schwarßfünftlern vnd jren
Anbängern die höchfte ftraff, und befilcht der Obrigkeit dies
ſelbige an jnen zu erequirn . Leuit. 20. Wenn ein Mann
oder Weib ein Warſager oder Zeichendeuter ſeyn wirdt,
die ſollen des Todts ſterben , man fou fie ſteinigen , ihr
Blut ſey auff ihnen . Wer auch jemals Hiſtorien geleſen,
der wirt befinden , wenn gleich die Obrigkeit ihr ampt
bierin nit gethan, daß doch der Teuffel felbft zum Hender
an den Schwarzkünſtlern worden. Zoroaſtres, den man
für Miſraim deß Chams Sohn , helt, iſt von dem Teuffel
ſelbft verbrennet worden. Einen andern Zauberer , der
ſich vermeſſen, die zerſtörung der Statt Troia einem für:
wißigen Fürften zu repreſentieren , und für die Augen zu
fielen , hat der Teuffel lebendig hinweg in die Lufft ges
fübret . Joannes Franciſcus Picus. Deßgleichen hatt er
auch einem Graffen von Matiſcona vber fein Zauberer
gelohnet. Hugo Cluniacenfis . Ein anderer Zauberer zu
Salßburg , wolt alle Solangen in ein Gruben beſchweren , 1

war aber von einer groſſen vnd alten Schlang mitt in


die Gruben gezogen vnd getödtet. Weierus de Praesti.
giis Daemonum , lib. 2. cap. 4. In Summa, der Teuf
fel lobnet ſeinen Dienern , wie der Hender feinem Knecht, 1

vnd nemmen die Teuffel beſchwerer ſelten ein gut Ende,


wie auch abn Doct. Johan Fauſto zuſehen , der noch bey
Menſchen gedechtnuß gelebet, feine Verſchreibung vnnd
Bündtnuß mit dem Teuffel gehabt, viel ſelßamer Abentheur,
grewliche Schand vnd Lafter getrieben , mit Freſſen , Sauf:
fen, Hurerey vnd aller oppigkeit, biß ihm zulegt der Teufs
fel ſeinen verdienten lohn gegeben, und im den Halß er:
ſüredlicher weiß vmbgedrebet. Damit iſt es aber noch nit
gnug , ſondern es folgt auch die ewige Straff vnd Ver:
dambnuß , daß ſolche Teuffels beſdwerer endtlich zu frem
Abgott dem Teuffel in Abgrund der Hellen fahren , vnnd
ewiglich verdambt ſein müſſen. Wie Paulus Galat. 5.
ſagt: Wer Abgötterey vnd Zauberer treibe , werde das
Neid Gottes nicht ererben. Vnnd Apocal. 21. Der Zau:
939

berer, Abgöttiſchen vnnd Lügener theil werde rein in dem


Pful, der mit Fewer vnd Sowefel brennet, welches iſt der
ander Todt. Das heiſſet dann fein geſcherßt und gekurß:
weilet mitt dem Teuffel, und das ſuchet der Schadenfro,
daß er die Menſchen durch ſein Zauberey an Leib und
Seel ſchände vnd verderbe. Wie ſoll vnd kan es auch
wol anders gen , wann ein Menſch ſeinen Gott vnnd
Schöpffer verlaſſen , Chriſtum ſeinen Mittler verläugnet,
den im H. Tauff mit der H. Dreyfaltigkeit auffgerichten
Bund vernichtiget, ale gnaden vnd gutthaten Gottes, vnd
ſein eygen Heyl und wolfahrt zu leib vnd Seel in die
ſchans ſchläget , den Teuffel zu Gaſt lädet , Bündnuſſen
mit im auffrichtet, und alſo bey dem Lügen vnd Mordte
geiſt Warheit vnd Glauben , bey einem wiſſentlichen vnd
abgeſagten Feind guten rath und lehr, und bey dem ver:
dampten Helledrachen einige Hoffnung, Glüd vnd Segen
fuchet. Das iſt ja kein Menſchliche schwachheit, thorbeit
vnd vergeßlichkeit , oder wie es S. Paulus nennet, ein
Menſchliche verſuchung , ſondern ein recht Teuffeliſche boß
beit , ein muhtwillige Pnſinnigkeit vnnd grewlide verfto :
dung , die mit gebanden nimmermehr ergründet, geſchweige
dann mit worten außgeſprochen werden kan , darob auch
ein Chriſtenmenſch , wann ers nur nennen yöret , fich von
Berßen entfeßen und erſchreden muß.
Fromme Chriſten aber werden fich für ſolchen Verfüb:
rungen vnd Blendungen deß Teuffels wiſſen zuhüten, und
bey dieſer Hiſtorien fleiſſig bedenden die Vermahnung Jas
cobi 4. Seit Gott vnterthänig , widerſtehet dem Teuffel,
ſo fleuhet er von euch , nähet euch zu Gott, ſo näbet er
fich zu euch. Vnd Ephef. 6. Seit ſtard in dem Herren ,
und in der Macht ſeiner ſtärke, ziehet ahn den Harniſch
Gottes , daß ihr beſtehen könnet wider die liftige anläuff
des Teuffels. Solen jnen auch fürftellen das Erempel Chrifti,
welcher den Teuffel mit Gottes Wort von fich treibet, und
ale anfechtungen vberwindet.
Damit aber alle Chriſten, ja alle vernünfftige Menſchen
den Teuffel vnd fein Fürnemmen deſto beſſer kennen, und
fich darfür hüten lernen , ſo hab ich mit Raht etlicher ges
lehrten und verftendiger Leuth das ſchredlid Erempel D.
940

Johann Fauſti, was rein Zauberwerd für ein abſcheuwlich


End genommen , für die Augen ſtellen wöllen . Damit
auch niemandt durch dieſe Hiſtorien zu fürwiß vnd Nach:
folge möcht gereißt werden , ſind mit fleiß vmbgangen vnd
außgelaſſen worden die formae coniurationum , vnd was
fonft darin ärgerlich ſeyn möchte , vnd allein das gereßt,
was jedermann zur Wahrnung vnnd Beſſerung dienen
mag. Das wölleftu Chriſtlicher Leſer zum beſten verſtehen,
vnnd Chriſtlich gebrauden , auch inn kurbem des Lateini:
den Exemplars von mir gewertig ſeyn. Hiemit Gott
befohlen.

I.

Hiſtoria von D. Johann Fauften,


des weitbeſhreyten Zauberers, Geburt
und Studiis .

Doctor Fauſtus iſt eines Bauwren Sohn geweſen,


zu Rod, bey Weinnmar bürtig, der zu Wittenberg ein
groſſe Freundſchafft gehabt , deßgleidyen ſeine Eltern
Gottſelige und Chriſtliche Leut, ja fein Vetter, der zu
Wittenberg feßhaſſt, ein Burger, vnd gutes vermögens
geweſen, welcher D. Fauſten aufferzogen, vnnd wie ſein
Kind gehalten : dann dieweil er one Erben war , nam
er dieſen Fauſtum zu einem Kind vnd Erben auff,
ließ in in die Schul gehen , Theologiam zu ſtudieren.
Er aber iſt von dieſem Gottſeligen fürnemmen abges
tretten, vnd Gottes Wort mißbraucht. Derhalben wir
ſoldie Eltern und Freundt, die gern alles guts und das
beſt geſehen hetten, wie ſolches alle fromme Eltern gern
feben, und darzu qualificiert ſeind, ohne tabel ſein laf
ſen , vnd fte in die Historiam nicht miſchen ſollen,
941

ſo haben auch ſeine Eltern dieſes Gottloſen Kindes


Grewel nit erlebt noch geſehen . Denn einmal gewiß,
daß dieſe Eltern des D. Fauſti (wie menniglich zu
Wittenberg bewußt) ſich ganz herblich erfrewet haben,
daß ir Vetter jn als ein Kind auſſname, vnd als dars
nach die Eltern fein trefflich ingenium vnnd memo
riam an ibm ſpürten , iſt gerviflich erfolget, daß dieſe
Eltern groſſe fürſorg für ihn getragen haben , gleich
wie Job , am 1. Cap. für ſein Kinder geſorget hat,
damit ſie ſich am Herren nid)t verſündigten. Es folget
darneben auch offt, daß fromme Eltern Gottloſt, vns
gerahtene Kinder haben , wie am Caine Gen. 4. An
Ruben , Geref. 49. am Abſolon , 2. Reg. 15. vnnd
18. zu ſehen iſt. Das ich darumb erzehle, dieweil ihr
viel gereſt, ſo dieſen Eltern viel Schuld vnd Vnglimpff
fürwerffen, die ich hiemit ercuſirt wil haben, das ſolch
Laruen die Eltern nicht allein als fdmebehafft, ſondern
als hette Fauſtus von ſeinen Eltern geſogen , da fie
etlich Artickel fürgeben , Nemlich , fte haben ihm allen
mutwillen in der jugend zugelaſſen, und in nicht fleiſſig
zum ſtudieren gehalten , 03 iſt jnen den Eltern auch
verkleinerlich. Stein, da die Freundt feinen geſchwinden
Kopff geſehen haben , vnnd er zu der Theologia nit
viel luſt gehabt, vnnd darzu befandt, auch offentlich ein
Ruff vnd Sag geweſen , Er gehe mit der Zauberey)
umb, ihn bey) zeiten ſolten gewarnet vnd daruon abs
gemahnet haben. Soldies alles ſein somnia , denn fte
hierinnen nicht ſollen verkleinert werden , dieweil an jnen
fein duld iſt. Für eins, ad propositum .
A13 D. Fauſt eins gang gelernigen vnd geſchwinden
Stopffs, zum ſtudiern qualificiert und geneigt war , iſt
er hernach in ſeinem Examine von den Rectoribus
ſo weit fommen , daß man ihn in dem Magiſtrat erae
942

miniert , und neben im auch 16. Magistros , denen


iſt er im Gehöre, Fragen und Geſchickligkeit obgelegen
vnnd geſteget, alſo, daß er ſeinen Theil genugſam ftu .
diert hat, war alſo Doctor Theologiae. Daneben
hat er auch einen thummen , vnſinnigen , und hofferti
gen Kopff gehabt, wie man ihn denn allezeit den Spes
culierer genennet hat, Sft zur böſen Geſellſchafft gerah
ten, hat die H. Schrifft ein weil hinder die Thür vnnd
vnter die Band gelegt, ruch vnd Gottloß gelebt : (wie
denn dieſe Hiſtoria hernach gnugſam gibt) Aber es iſt
ein wahr Sprichwort: Was zum Teuffel wil, das laßt
fich nicht auffhalten , noch ihm wehren. Begab fich
alſo gen Vracaw in Polen, eine der Zäuberey halben
vor zeiten berühmte Boheſchul , und fand allda Teine
gleichen, die giengen vmb mit Chaldeiſchen, Perftſden ,
Arabiſchen vnd Griechiſchen Worten , figuris, charac
teribus , coniurationibus , incantationibus,
vnd wie folche Nammen der Beſchwerung vnd Zaubre
ren mögen genennet werden . Und dieſe erzehlte Stück
waren lauter Dardaniae artes , Nigromantiae.
carmina , veneficium , vaticinium , incantatio ,
vnnd wie ſolche Bücher, Wörter vnd Nammen genennt
werben mögen . Das gefiel D. Fauſto wol , ſpeculiert
vnd ſtudiert Nacht vnnd Tag darinnen, wolte ſich hers
nacher keinen Theologum mehr nennen laſſen , ward
ein Weltmenſch , nanndte fidh ein D. Medicinae,
warb ein Astrologus vnnd Mathematicus , vnd
zum Olimpff ward er ein Arzt, halff erſtlich vielen
Leuten mit der Arbney, mit Kreuternt, Wurßeln, Waf
ſern, Träncken , Recepten vnd Cliſtiern , darneben ohne
Ruhm war er Redfprechig , in der Göttlichen Schrifft
wol erfahren , Er wuſte die Regel Chrifti gar wol :
Wer den willen deß Herrn weiß , vnd thui in nicht,
943

der wirbt zwyfach geſchlagen . Stem , Niemand fan


zweyen Herren dienen. Jtem , du ſolt Gott den Hers
ren nicht verſuchen. Diß alles ſchlug er in windt,
Teste feine Seel ein weil vber die Vberthür , darumb
bey ihm fein entſchuldigung fein fol.
Doctor Fauftus ein Arßt , unnd wie er den Teuffel
beld woren bat.
Wie obgemeldt worden , ſtunde D. Fauſti Datum
dahin , das zu lieben , das nicht zu lieben war , dein
trachtet er Tag ynnd Nacht nach, name an ſich Ads
lers Flügel , wolte alle Gründ am Himmel und Er=
den erforſchen , dann fein fürwig , freyheit vnd leidt
fertigfeit ftache und reißte ihn alſo , daß er auff eine
zeit etliche zeuberiſche vocabula, figuras, characte
res vnd coniurationes, damit er den Teuffel vor
fich möchte fördern , ins Werck zulegen , vnd zu pro
biern ihm fürname. Kam alſo zu einem dicken Waldt,
wie etliche auch ſonſt melden , der bey Wittenberg ge
legen iſt, der Speſſer Wald genandt, wie dann D.
Fauftus felbft hernach bekannt hat. In dieſem Wald
gegen Abend in einem vierigen Wegſchied machte er
mit einem Stab etliche Circkel herumb, vnd neben zween ,
daß die zween, ſo oben ſtunden, in groffen Circfel hinc
ein giengen, Beſchwure alſo den Teuffel in der nacht,
zwiſchen 9. und 10. Vhrn. Da wirdt gewißlich der
Teuffel in die fauft gelacht haben, vnnd den Fauftum
den hindern haben fehen laſſen , vnd gedacht: Wolan,
ich wil dir dein Herß vnd muht erfühlen, dich an das
Affenbändlin ſeben , damit mir nicht allein dein Leib,
ſondern auch dein Seel zu theil werde, und wirft eben
der recht fein , wohin ich nit (wil) ich dich meinen
Botten fenden, wie auch geſchadi, vnnd der Teuffel den
944

1 Fauftum wunderbarlich äfft vnnd zum Barren bracht.


Denn als Doctor Fauſtus den Teuffel beſchwur, da
*ließ ſich der Teuffel an , als wann er nicyt gern an
das Ziel vnnd an den Reyen fäme, wie dann der
Teuffel im Wald einen ſolchen Tumult anhub, als
Trolte alles zu Grund gehen , daß ſich die Bäum bis
zur Erden bogen, darnach ließ der Teuffel fich an , als
wann der Waldt voller Teuffel were , die mitten vnd
neben deß D. Fauſti Circel ber bald darnach erſchienen,
als wann nichts denn lauter Wägen da weren , darnach
in vier Giken im Wald giengen in Circfel zu , als
Bolben vnd Stralen , dann bald ein groſſer Büchſen
ſchuß, darauff ein Helle erſdjiene, und ſind im Wald
viel lieblider Inſtrument, Muſic und Gefäng gehört
worden , auch etliche Tänke, darauff etliche Thurnier
mit Spieſien vnd Sdwerdtern , bz alſo D. Fauſto die
zeit ſo lang geweſen, dz er vermeint auß dem Circkel
zu lauffen . Leßlicy faſt er wider ein Gottloß vnd vere
wegen Fürnemen , vnnd beruhet oder ſtunde in ſeiner
vorigen condition , Gott geb , was darauf mödyte
folgen , hube gleich wie zuuor an , den Teuffel wider
zu beſchweren , darauff der Teuffel ihm ein ſolch Ger
plerr vor die Augen machte , wie folget: Es ließ ſich
ſehen, als wann ob dem Circel ein Greiff oder Drach
ſdwebet, vnd flatterte, wann dann D. Fauſtus ſeine
Beſchwerung brauchte, da tirrete das Thier jämmerlich,
bald darauff fiel drey oder vier klaffter hoch ein feuwris ,
ger Stern herab , verwandelte ſich zu einer feuwrigen
Kugel , deß dann D. Fauſt auch gar hoch erſdrace,
jedoch liebete jm fein fürnemmen , achtet ihms hoch ,
daß jm der Teuffel vnterthänig ſein ſolte, wie denn
D. Fauſtus bei einer Geſellſchafft ſich ſelbſten berühe
met, Es ſeye jm das höchſte Haupt auf Erden unters
945

thänig und gehorſam. Darauff die Studenten antwor


teten , ſie wüßten kein höher Haupt, denn den Keyſer,
Bapſt oder König. Drauff ſagt D. Fauſtus, das Haupt,
dj mir vnterthänig iſt, iſt höher , bezeugte ſolches mit
der Epiſtel Pauli an die Ephefer, der Fürſt dieſer Welt,
auff Erden vnd vnter dem Himmel, x. Beſchwur alſo
dieſen Stern zum erſten, andern, vnd dritten mal, dars
auff gieng ein Fewerſtrom eines Manns hoch auff,
ließ ſich wider herunder,: vnd wurden ſechs Liechtlein
darauff geſehen , einmal ſprang ein Liedjtlein in die
böhe , denn das ander hernider , biß fich enderte und
formierte ein Geſtalt eines fewrigen Manns, dieſer gieng
umb den Circkel herumb ein viertheil ſtund lang. Bald
Darauff endert ſich der Teuffel und Geiſt in Geſtalt
eines grawen Mönchs, fam mit Fauſto zu ſpracy, fragte,
was er begerte. Darauff trar D. Fauſti beger, daß er
morgen vmb 12. Vhrn zu nacht jhm erſcheinen ſolt
in ſeiner behauſung, des fich der Teuffel ein weil wex
gerte. D. Fauſtus beſchwur in aber bey ſeinem Herrn,
daß er jm ſein begeren ſolte erfüllen vnd ins Werck ſezen .
Weldhes ihm der Geiſt zu legt zuſagte , vnd bewilligte.
Folget die - Diſputation D. Fauſti mit dem Geift.
Doctor Fauſtus , nach dem er morgens zu Hauß
kame, beſchiede er den Geiſt in ſeine Kammer , als er
dann auch erſchiene, anzuhören, was D. Fauſti begeren
were. Vnd iſt ſich zu verwundern, das ein Geiſt, wo
Gott die Handt abzeucht, dem Menſchen ein ſolch ges
plerr kann machen. Aber wie das Sprichwort lautet,
ſolche Geſellen müſſen doch den Teuffel endtlich feben,
bie oder dort. D. Fauſtus hebt ſein Gauckelſpiel wi
derumb an , beſchwur ihn von newem , legt dem Geiſt
etlidie Artickel für :
II . 60
946

Erfilich, daß er ihm ſoll underthänig vnd gehorſam


ſein, in allem was er bete, fragte, oder zumuhte, biß
in ſein Fauſti Leben und Todt hinein ..
Daneben ſolt er ihm das jenig, ſo er von ihm for=
fchen würd, nicht verhalten .
Auch bz er im auff alle Fragen nichts vnwarhafftige
antworten wölle.
Darauff jm der Geiſt ſolchs abſchlug, wegerte ſich def=
ſen , gab fein Vrſachen für, er hette keinen vollkomm
lichen Gewalt, dann ſo fern biß ers von ſeinem Herrn,
der vber in herrſchete, erlangen fönnte , vnd ſprach :
Lieber Faufte, dein Fegeren zu erfüllen , ſtehet nicht in
meiner Cur vnnd Gewalt , ſondern zu dem Helliſchen
Gott. Antwort D. Fauftus darauff: Wie ſoll ich das
verſtehen, biſtu nit mechtig gnug difes Gewalts ? Der
Geift antwort, nein. Spridt Fauftus wider zu jme :
Lieber, ſage mir die vrſach ? Du folt rriſſen , Fauſte,
ſprach der Geiſt, daß vnter vns gleich fo wol ein Res.
giment vnnd Herrſchafft iſt, wie auff erden, dann wir
haben vnſere Regierer vnd Regenten, und Diener, wie
auch ich einer bin , vnnd vnſer Reich nennen wir die
Legion. Dann ob wol der verſtoffen Lucifer auß hof
fart vnd vbermuht fich ſelbſt zu Fal gebracht, hat diſer
rin Legion und ihr viel der Teuffel ein Regiment auff
gericht, den wir den Orientaliſchen Fürſten nennen,
denn ſeine Herrſchafft hatte er im Auffgang , alſo ift
auch eine Herrſchafft in Meridie , Septentrione
und Occidente , und dieweit Lucifer , der gefallene
Engel, feine Herrfchafft vnnd Fürſtenthumb auch unter
dem Himmet hat , müfſen wir uns verendern , zu den
menden begeben, denſelben vnterthänig ſein, denn fonft
köndte der Menſch mit allem feinem Gewalt unnd Küns
Aten jm den Lucifer nidit vnterthänig machen , es ſey
947

dann , daß er ein Geiſt ſende , wie ich geſandt bin .


Zwar wir haben dem Menſchen- bz rechte fundament
vnſerer Wohnung nie geoffenbaret, wie auch vnſer Res
gierung vnd Herrſchafft, dann nach abſterben deß ver
tampten Menſchen , der eg erfehrt vnd innen wirt. D.
Fauſtus entfeßt fich barob, vnd ſpracy : 3ch will bar
umb nicht verdampt ſein, vmb deinet willen . Antwort
der Geiſt:
Wiltu nit, ſo hats doch fein Bitt,
Hatts denn kein Bitt, ſo muſtu mit,
Helt man dich, ſo weiſtu es nit,
Denngch muſtu mit, da hilfft fein Bitt,
Dein verzweiffelt Hert hat dirs verſchergt.
Darauff ſagt D. Fauſtus, hab dir S. Veltins Grieß
vnd Criſam, heb dich von dannen . Da nun der Geiſt
entweichen wolt, ward D. Fauſtus von ſtund an eines
andern zweiffelhafftigen Gemüths , und beſchwure ihn,
daß er ihm auff Veſper zeit widerumb alda folte, era
ſcheinen, vnnd anhören, was er ihm weiter. wwürde für:
tragen , das ihm der Geiſt bewilligte, vnd alſo vor ihm
verdwande. Es iſt hie zu ſehen deß Gottloſen Fauſti
herß vnd opinion, da der Teuffel: ihm, wie man ſagt,
den armen Judas ſang, wie er inn der Hell ſein müſte,
vnnd doch auff feiner falfſtarrigkeit beharret.
Die andere Diſputation Faufti mit dem Geiſt, ſo
Mephoftophiles. genennet wirdt..
Abendts oder vmb Veſperzeit, zwiſchen drey vnd vier
Vhren , erfebien der fliegende Geiſt dem Faufto wider,
der erbote fich ihin in allem vnterthänig vnd gehorſam
zu fein , dieweil ihm von ſeinem Oberſten Gewalt ges
geben , war , unud ſagt zu D. Fauſto: Die antworti
948

bring id; dir, vnnd antwort muſtu mir geben. Dody


will ich zuuor hören , was dein beger ſey , dieweil du
mir aufferleget haft, auff dieſe zeit zu erſcheinen. Dem
gab D. Fauſtus antwort, jedoch zweiffelhafftig und
ſeiner Seelen ſchädlich, denn fein Datum ftunde anders
nit, dann das er kein Menſch möchte ſein , ſondern ein
Leibhafftiger Teuffel, oder ein Glied Sarvon, vnd begert
vom Geiſt wie folgt :
Grſtlich, daß er auch ein Geſchickligkeit, Form vnnd
Geſtalt eines Geiſtes möchte an ſich haben und bekommen.
Zum andern , daß der Geiſt alles das thun ſolte
was er begert, vnnd von ihm haben wolt.
Zum dritten, daß er im gefliſſen , vndetthänig vnd '
geborſan fein wolte, als ein Diener.
Zum vierdten , daß er ſich alle zeit , ſo offt er in
forderte vnd beruffte, in ſeinem Hauß ſolte finden laſſen.
Zum fünfften , daß er in ſeinem Hauſe wölle vně
fichtbar regiern , vnd ſich ſonſten von niemandt , als
von im ſehen laſſen, es were denn ſein will vnnd geheiß.
Vnd leßlich , daß er ihm , ſo offt er ihn forderte ,
unnd in der geſtalt, wie er ihn aufferlegen würde, er
ſcheinen ſolt.
Auff dieſe ſechs Puncten antwort der Geiſt den
Fauſto, daß er ihm in allem wolt willfahren vnd ges
borſamen , ſofern daß er im dagegen auch etlich für
gehaltene Artickel wölle leiſten, vnd wo er ſolches thue,
ſoll es weitter kein noht haben , vnd ſeind diß darun
ter deß Geiſtes etliche Artickel geweſen :
Erſtlich, daß er , Fauſtus, verſpreche und fchwere,
daß er ſein, deß - Geiſtes, eigen ſein wolte.
Zum andern, daß er ſolches zu mehrer bekrefftigung,
mit ſeinem eigen Blut wölle bezeugen , vnnd ſich dar
mit alſo gegen ihm verſchreiben.
949

Zum dritten, daß er allen Chriſtgleubigen Menſchen


wölle feind ſein .
Zum vierbten, daß er ben Chriſtlichen Glauben wolle
verleugnen.
Zum fünfften , daß er ſich nicht wölle verführen
laſſen , ſo ihne etliche wöllen bekehren .
Hingegen wölle der Geiſt jme, Fauſto, etliche Fabr
zum ziel reben , wann ſolche verloffen, ſoll er von jme
geholt werden, vnd ſo er ſolche Puncten halten würde,
ſoll er alles das haben , was ſein Herz gelüſte und
vegerte , vnnd ſoll er als baldt ſpüren , daß er eines
Geiſtes geſtalt vnd weiſe haben würde. D. Fauſtus
war in ſeinem Stoltz vnnd Hochmut ſo verwegen , ob
er fich gleich ein weil beſunne, daß er doch ſeiner Sees
len ſeligkeit nicht bedencken wolte, ſondern dem böſen
Geiſt ſolches barſchluge, vnnd alle Articel zu halten were
hieſſe. Er meynet, der Teuffel wer nit ſo ſchwarß, als
man jhn mahlet , noch die Hell ſo heiß , wie mann
davon ſagte, 26.
Das tritte colloquiun D. Fauſti mit dem Geiſt von
ſeiner Promißion .
Nachdem D. Fauſtus diſe Promiſſion gethan , fors
derte er deß , andern tags zu Morgen früe den Geiſt,
dem aufferlegte er, daß, ſo offt er ihn forderte, er im
in geſtalt vnnd Kleidung eines Franciſcaner Münchs,
mit einem Glöcklin erſcheinen ſollte, vnd zuvor etlicje
Zeichen geben , damit er am Geläut fönnte wiſſen ,
wenn er daher komme. Fragte den Geiſt darauff, wie
ſein Name, vund wie er genennet werde ? Antwortet
der Geiſt, er hieß Mephostophiles. Eben in dieſer
Stundt fellt dieſer Gottloß Mann von ſeinem Gott
und Schöpffer ab, der ihn erſchaffen hatt, ja er wirdt
950

ein glied des leydigen Teuffels , vnnd ift biefer abfall


nichts anders , dann fein ſtolker Hodymuht , Verzweiff
lung, Verwegung, und Vermeſſenheit, wie den Rieſen
war, davon die Poeten dichten , daß fie die Berg zur
ſammen tragen vnd wider Gott kriegen wolten, ja wie
dem böſen Engel , der ſich wider Gott feßte, tarumb
er von wegen ſeiner Hoffahrt vnd Vbermuht von Gott
verſtoſſen wurde. Alſo wer hoch ſteygen wil, der fellet
auch hoch herab.
Nady dieſen richtet D. Fauftus , auß groſſer ſeiner
Verwegung und Vermeſſenheit, den böſen Geiſt ſein
Inſtrument, Recognition, brieffliche vrkund vnd befannt
nuß auff dieſes war ein grewlich vnnd erſchrecklich
wercf, vnnd iſt ſolche Obligation, nach ſeinem elenden
Abſdied, in ſeiner Behauſung gefunden worden. Sol
ches will ich zur warnung vnnd erempel aller frommen
Chriſten melden, damit ſie dem Teuffel nicht ſtatt ge
ben , und fich an Leib vnnd Seel mögen verfürken,
wie dann D. Fauftus baldt hernach ſeinen armen Fa
mulum vnd Diener auch mit dieſem Teuffeliſchen werd
verführet hat. Als dieſe beyde Partheyen ſich mitein
ander verbunden, name D. Fauſtuß ein ſpißig Meſſer,
ſticht ihme ein Ader in der lincken Hand auff, vnnd
ſagt man warhafftig , daß inn ſolcher Hand ein ge
grabne vnd blutige Schrifft geſehen worden, O Homo
fuge : das iſt: Menſch fleuhe vor ihme vno thue
recit, uc.

D. Fauſtus läßt ihm das Blut herauß in einen Tiegel,


iegt es auff warme Kolen , und ſchreibt, wie bernad
folgt.
Ich Johannes Fauſtus D. bekenne mit meiner eigen
Handt offentlich zu einer beſtetigung , und in krafft
951

diß Brieffs : Nach dem ich mir fürgenommen, die Ele


menta zu ſpeculieren , vnd aber aus den Gaaben, ſo
mir von oben herab beſdieret, vnd gnedig mitgetheilt
worden , folche Geſchickligkeit in meinem Kopff nicht
befinde, vnd ſolches von den Menſchen nicht erlehrnen
mag , ſo hab ich gegenwertigen geſandtem Geift, der
fich Mephostophiles nennet , ein diener deß Hellis
ſdien Prinken in Orient , mich vntergeben, auch den
felbigen , mich foldies zu berichten und zu lehren , mir
erwehlet, der ſich auch gegen mir verſprochen , in allem
vnderthenig vnnd gehorſam zu feyn . Dagegen aber id
midi hinwider gegen ihme verſpriche vnnd verlobe, daß
To 24. Jahr , von Dato diß Brieffs an, herumb vnd
fürvber gelauffen , er mit mir nach ſeiner art vnnd
weiß, ſeines gefallens, zu ſchalten , walten, regieren, füh
ren , gut madit haben ſolle, mit allen , es ſey Leil ,
Seel, Fleiſch, Blut vnd gut , vnnd das in ſein ewig
feit. Hierauff abſage ich allen benen , fo ba leben ,
allem Himmliſchen Beer, vnd allen Menſchen vnnd das
muß ſeyn . Zu feſtem vrfundt vnd mehrer bekräffti
gung , hab ich dieſen Receß eigner Hand geſchrieben ,
vnderſchrieben , und mit meinem hie für getructen eygen
Blut, meines finns, kopffs, gedancken vnd willen, ver
knüpfft, verſiegelt, vnd bezeuget, u.
Subscriptio ,
Johann Fauftus , der Erfahrne der
Elementen , und der Geiſtlichen
Doctor
952

Wider D. Faufti Verſtodung : iſt dieſer Verß vnnd


Reymen wol zuſagen.
Der ſein luft ſeß auff ſtolz vnd Vbermut,
Vnnd darinnen ſucht ſein freuwd vnd muht,
Vnd alles dem Teuffel nach thut,
Der macht vber ihne ein eygen Ruht,
Vod kompt endtlich vmb ſeel, leib vnd gut.
Item :
Wer allein das Zeitlich betracht,
Vnd auff das Ewig hat kein acht,
Ergibt ſich dem Teuffel tag und nacht,
Der hab auff feine Seel wol acht,
Item :
Wer ſich das Feuwer muthwillig laßt brennen ,
Oder wil in einen Brunnen føringen ,
Dem geſchickt recht, ob er ſchon nicht kan entrinnen .
Im dritten Geſpräch erſchiene dem Fauſto ſein Geiſt
vnnd Famulus gang frölich, vnd mit dieſer geſtalt vnd
geberden . Er gieng im Hauſ umb wie ein feuriger
Mann, daß von ihm giengen lauter Fewerftramen oder
Stralen , Darauff folgete ein Motter vnd Geplerr, als
wann die Mönch ſingen , vnnd wuſte doch niemand,
was es für ein Geſang war. Dem D. Fauſto gefiel
das Gaudelſpiel wol, er wolte ihn auch noch nicht in
ſein Loſament fordern , biß er ſehe, was endtlich dars
auß wolt werden , und was es für ein außgang ges
winnen vnnd haben würde. Bald darnach wurd ein
Getümmel gehört von Spieſſen , Schwertern vnd andern
Inſtrumenten , daß in duncte , man wolte das Hauß
mit ſtürmen einemmen . Bald widerumb wurd ein
Nejägt gehört , von Hunden und Jägern , die Hund
953

triben vnnd hezten einen Hirſchen , bis in D. Fauſti


Stuben, da ward er von den Hunden nidergelegt.
Darauff erſchiene in D. Fauſti Stuben ein Löwe
vnb Drach , die ſtritten mit einander, wiewol fich der
Löw tapffer wehrete, warb er dannoch vberwunden, vnd
vom Drachen verſchlungen. D. Fauſti Famulus ſagt,
Dz er einem Lindwurm gleich geſehen habe, am Bauch
geel, weiß vnnd ſchegget, und die Flügel vnd obertheil
ſchwarß, der halbe Schwanß, wie ein Schnecken Hauß,
frumblecht, davon die Stuben erfüllet, u .
Wider wurden geſehen hinein geben ein ſchöner Pfair ,
fampt dem Weiblein , die zandten mit einander , vnd
bald waren ſie vertragen, Darauff ſahe man einen zor
nigen Stier hinein lauffen , dem D. Fauſto zu , der
nicht ein wenig erſchrack, aber wie er dem Fauſto zu:
rennt, fellet er vor im nider, und verſchwindt. Hier
auff ward wider geſehen ein groffer alter aft, der bot
D. Fauſto die Handt , ſprang auff in , liebet in , vnd
lieff die Stuben wider hinauß. Bald geſchichts , daß
ein groſſer Nebel in der Stuben wirdt , daß D. Faus
ftus vor dem Nebel nicht ſehen kundte , ſo bald aber
der Nebel vergienge, lagen vor ihme zween Säck, der
ein war Goldt , vnnd der ander Silber. Leßlich da
erhub ſich ein lieblich Inſtrument von einer Orgel,
dann die Poſitiff, dann die Harpffen , Lauten, Geygen,
Poſaunen, Schwegel, Krumbhörner, Zwerchpfeiffen, vnd
dergleichen ( ein jeglichs mit vier Stimmen ) alſo daß
D. Fauftus nicht anderſt gedachte , dann er wer im
Himmel , da er doch bey dem Teuffel war. Soldes
wehrete ein gange Stund , daß alſo D. Fauſtus ro
halfſtarrig war, daß er jme fürnam, es bette ine noch
niemals gerenet. Vnd iſt hie zu ſehen, wie der Teuffel
ſo ein ſüß Geplerr macht, damit D. Fauftus in ſeinem
954 1

fürnemmen nicht möchte abgefehrt werden , ſonder vil


mehr , daß er ſein fürnemmen noch freudiger möchte
ins Werck feßen, vnnd gedencken : Nuhn hab ich doch
nie nichtë boſes noch abſcheuliches geſehen , ſondern
mehr Luft und freuwbe. Darauff gienge Mephosto
philes der Geiſt zu D. Fauſto in die Stuben hinein,
in geſtalt vnnd form eines Münchs. D. Fauſtus
fprach zu ihme, Du haft einen wunderbarlichen anfang
gemacht mit deinen geberden und enderungen , welches
mir ein groſſe freuwd gegeben , wo du alſo barinn
wirft verharren, folt du dich alles guts zu mir verſe
hen. Antwort Mephostophiles, o das iſt nichts,
ich ſoll dir in andern dienen , daß bu kräfftigere vnnd
gröſſere Wirckunge vnnd Weiß an mir ſehen wirſt, auch
alles das du von mir forderſt, allein daß du mir die
Promiffion vnd zuſagung deines verſchreibené leiſteſt.
Fauftus reichte ihm die Obligation dar , vnnd ſagte,
Da haſt du den Brieff: Mephostophiles name den
Brieff an, vnd wolte doch von D. Fauſto haben, daß
er eine Copey darvon nemme, das thät der Gottloß Fauſtus.
Von Dienſtbarkeit deß Geiftes gegen D. Faufto.
A8 D. Fauftus ſolchen Grewel dem böſen Geiſt
mit feinem eignem Blut vnd Handſchrifft geleiſtet, iſt
gewißlich zu vermuhten , daß auch Gott vnnd alles
Himmliſches Heer von ihme gewiechen . In dem hat
er nuhn ſein Thun angerichtet, nicht wie ein redyter
Gottſeliger Haußvatter , fonder wie der Teuffel, wie
Chriſtus der HERR von ihme ſagt, der ein ſolche
Behauſung vnd Tabernacul hat, wo er in einem Mens
idhen wohnet, Der Teuffel hat bey ihme einforiert, vnd
gewohnet, wie auch zwar nach dem Sprichwort, D.
Fauſtus den Teuffel zu Gaſt geladen hat.
955

D. Fauſtus hatt ſeines frommen Vettern behauſung


innen, wie ers dann ime auch im Teſtament vermacht
batte, bey jhme hett er täglich ein jungen Schüler zum
famulo , einen verwegnen Lecker, Chriſtoph Wagner
genant , dem gefiele dieſes ſpiel auch wol, deßgleichen
ine fein Herr tröſtete, er wolte einen hocherfahrnen und
geſchickten Mann auß ihm machen , vnd wie die Ju
gendt vorhin mehr zum böſen , denn zum guten ge
neiget alſo war dieſem auch. So hat D. Fauſtus,
wie oben geſagt, niemands in ſeinem hauß, als ſeinen
famulum , vönd ſeinen böſen Geiſt Mephostophi
lem , der immer dar in geſtallt eines Mönchs vor
jhme wandelte, den beſchwur er in ſein Schreibſtüblein,
welches er jederzeit verſchloſſen hatt.
Sein Nahrung und Prouiandt hatt D. Fauſtus
vberflüſſig , wann er einen guten Wein wolte haben,
bracht jme der Geift ſolchen auß den Rellern , wo er
wolte , wie er ſich dann ſelbſt eininal hören laſſen, er
thete ſeinem Herrn dem Churfürſten, auch den Herßo
gen auß Bäyrn , vnnd dem Biſchoffe von Salzburg ,
viel Leyds in den Kellern, So hat er täglich gekochte Speiß,
dann er fundte ein ſolche zauberiſche Kunſt , das ſo
bald er das fenſter auffthete, vnd nennet einen Vogel,
den er gern wolt , der floge ihm zum Fenſter hinein .
Deßgleichen brachte ihme ſein Geift von allen vmbli
genden Herrſchafften, von Fürſten oder Graffen Höfen ,
die beſte gefochte Speiß, alles gang Fürſtlich. Er vnd
fein Jung giengen ſtattlich gekleydet , welches Gewand
darzu ihme ſein Geiſt zu Nachte, zu Nürmberg, Aug
ſpurg oder Franckfurt einfauffen oder ſtehlen mufte, die
weil die Krämer den Nachtes nicht pflegen im Kram
zu figen . So müſten fich auch die Gerber vnnd Sous
fter alſo leiden .
956

In ſumma , es war alles geſtolne vnd entlehnete


Wahr , und war alſo ein gar erbare , ja Gottloſe bes
bauſung vnd narung , wie Chriſtus der HERR durch
Joannem , den Teuffel auch einen Dieb und Mörber
nennet, der er auch iſt.
Noch hatt ihme der Teuffel verſprochen , er wolle
ime Wochentlich 25. Kronen geben, thut das Jar 1300.
Kronen, das ward ſein Jars Beſtallung.
D. Fauftus wolte fich verheyrahten.
Doctor Fauſtus lebt alſo im Epicurifchen Leben tag
vnd nacht, glaubet nicht, daß ein ODTT , Hell, oder
Teuffel were , vermeinet Leib und Seele ſtürbe miteins
ander, vnnd ftach ihn ſeine Aphrodisia tag vnnd
nacht, daß er ihm fürname fich Chelich zuverheyraten ,
vnnd zu weiben. Fragte darauff den Geiſt, welcher
doch ein feind des Ehelichen ſtands , fo Gott geordnet
vnd eingelegt hat, ift, ob er fich verheyrahten möcyte ?
Antwortet jhme der böſe Geiſt, was er auß ihme felbs
machen wölle ? Stem , ob er nicht an ſeine Zuſage
gedencke ? Vnnd ob er dieſelbige nicht halten wölle ?
da er verheiſſen , Gott und allen Menſchen feind zu ſeyn.
Zu dem , ſo könnte er in keinen Eheſtandt gerahten,
dieweil er nicht zweyen Herrn , als Gott und ihme,
dem Teuffel, dienen fönnte. Dann der Eheſtand iſt
ein Werck deß Höchſten , wir aber feind dem gar zus
wider, denn was den Ehebruch vnd Vnzucht betrifft,
bz kommt uns allen zu gutem . Derohalben , Faufte,
ſebe dich für, wirſtu dich verſprechen zu verehelichen,
foltu gewißlich von vns zu kleinen Stücken zerriffen
werder:. Lieber Fauſte , bedencke ſelbſten , was vnruh,
widerwillen , zorn vnd vneinigkeit auß dem Ehelichen
ſtandt folget ? D. Fauſtus gedacht ihme hin vnd wir
957

der nach, wie aller Gottloſen Herzen nichts guts gráns


den können, vnd der Teuffel diefelbigen leytet vnd führet.
Endtlich im nachdencen forderte er feinen Münch , ba
ohne das der München vnd Nonnen art iſt, ſich nit
zu verehelichen, ſondern verbieten vielmehr dieſelbige, Alſo
auch D. Fauſti Münch trieb ihn ſtetige davon ab.
Darauff ſagt D. Fauſtus zu ihme : Nun will ich mich
Vereblichen , es folge drauß gleich was es wölle. In
ſolchem fürhaben gehet ein Sturm windt ſeinem Hauß
zu , als wolte es alles zu grunde gehen , Es ſprangen
alle Thüren auß den Angeln , in dem wirt ſein Hauß
voller brunſt, als ob es zu lauter Aſchen verbrennen
wolte. D. Fauſtus gab das Ferſengelt die ftiegen
binab, da erhaldet ihn ein Mann, der wirfft ihn wie
der in die Stuben hinein , daß er weder Hände noch
Füſſe regen kundt, vmb ihn gieng allenthalben das
Feuwer auff , als ob er verbrennen wolte , er ſchren
ſeinen Geiſt vmb hilff an, er wolte nach allem ſeinem
wunſch, rabt vnd that leben. Da erſchiene im der
Teuffel Leibhafftig , doch ſo grawſam vnd erſchrecklich,
daß er ihn nicht anſehen kundt, Ihm antwort der
Teuffel, ſagende : Nun fage an, was ſinns biſtu noch?
D. Fauſtus antwortet ihm fürßlich, Er habe ſein vert
ſprechen nicht geleiſtet , wie er ſich gegen ihm verlobt,
vnd habe foldes ſo weit nicht außgerechnet, bate vmb
gnad vnd verzeihung. Der Satan fagt zu ihm mit
furßen worten : Wolan ſo beharre hinfort darauff, ich
ſage dira, beharre darauff vnnd verdwande.
Nach dieſem Fame der Geiſt Mephoſtophiles zu ihme,
vnd ſagte zu ihm : Wo du hinfüro in deiner zuſagung
beharren wirſt, ſihe, ſo wil ich deinen Wolluſt anders
erſettigen, daß du in deinen tagen nichts anders wün
(den wirſt, und iſt diſes: So du nit kanſt Reuſch
958

leben , ſo wil ich dir alle tag vnnd nacht ein Weib
zu Bett führen, welche du in biſer Statt, oder anderſs
wo anſichtig , und dir du nach deinem willen zur vns
feuſchheit begeren wirſt , in ſolcher geſtalt vnnd form
follſte bey dir wohnen.
Dem D. Fauſto gieng ſolchs alſo wol ein, daß ſein
herß für frewden zitterte , vnd rewte ihn, was er an
fänglich hat fürnemmen wölten , geriehte auch in eine
folche brunſt vnnd vnzucht, daß er tag vnnd nacht nach
Geſtalt der ſchönen Weiber trachtete , baß , ſo er heut
mit dem Teuffel vnzucht triebe , morgen einen andern
im finn hatte.
Frag D. Faufti an ſeinen Geift Mephoftophilem .
Nach ſolchem wie oben gemeldt, Doctor Fauftus die
fchändtliche und greuwliche vnzucht mit dem Teuffel
triebe, vbergibt ihme fein Geiſt bald ein groſſes Buch,
von allerley Zauberey vnnd Nigromantia, darinnen
er fich auch neben ſeiner Teuffeliſchen Ehe erluftigte,
dieſe Dardanias artes , hat man hernacher bey fei
nem Famulo, Chriſtoffel Waguer, funden . Bald ſticht
ihn der fürwit , fordert ſeinen Geift Mepboſtophilem ,
mit dem wolt er Geſpräch halten, vnnd ſagt zum Geiſt:
Mein Diener, fage an, Was Geifto biſtu ? Ihme ant
wort der Geiſt, und ſprach : Mein Herr Fauſte, Ich
bin ein Geiſt, vnnd ein fliegender Geiſt, vnter dem
Himmel regierendt. Wie iſt aber dein Herr Lucifer
zu Fal kommen ? Der Geiſt ſprach : Herr, wie mein
Herr, der Lucifer, ein ſchöner Engel, von Gott erſchafs.
fen, ein Geſchöpff der Seligkeit gewefen ift, ſo weiß
ich ſo viel von ihme, daß man folche Engel Hierar.
chias .nennet, vnd ihrer waren drey : Seraphin, Chez
rubin, vnnd der. Thron Engel, der erſt Fürften Engel,
959

der regieret das Ampt der Engel, der ander die erhals
ten vnd regieren oder ſchüßen die Menſchen , der dritte,
die wehren vnnd ſtewren vnſerer Teuffel macht, und
find alſo Fürſten Engel und Krafft Engel genennet,
man nennet ſie auch Engel groſſer Wunderwerck, ver
fünder groſſer dingen , vnd Engel der ſorgfältigkeit Menſch
licher Wart. Alſo war auch Lucifer der ſchönen und
Grk Engel einer vnter jnen , vnd Raphael genannt,
die andern zwen Gabriel vnnd Michael. Vnd alſo
haſt du fürßlich mein bericht vernommen.
Ein Diſputation von der Hell und ihrer Spelund .
Dem Doc. Fauſto , wie man zuſagen pflegt, Traus
mete von der Helle , vnnd fragte darauff feinen böfen
Geiſt, auch von der Subſtanz , Ort vnnd erſchaffung
der Hellen , wie es damit geſchaffen Feye. Der Geift
gibt bericht, So bald fein Herr in Fall kam , vnnd
gleich zur ſelbigen ftunde war ihme die Helle bereit,
die da iſt ein Finſternuß, alida der Lucifer mit Ketten
gebunden , vnnd alſo verſtoffen vnnd vbergeben iſt, daß
er zum Gericht behalten werden ſolle, darinnen nichts
anders zu finden als Nebel , Feuwer , Schwefel, Bech,
vnnd ander Geſtanck, ſo können wir Teuffel auch nicht
wiſſen , was geſtalt vnd weiß die Helle erſchaffen iſt,
noch wie fie von Gott gegründet unnd erbauwet ſene",
den fte hat weder end noch grund, vnnd diß iſt mein
kurßer bericht.

Ein andere Frag D. Faufti vom Regiment der Teuffeln ,


vnd ihrem Principat.
Der Geiſt muſte Fauſtum auch berichten von der
Teuffel wohnung, regiment und macht. Der Geiſt res
fpondierte, vnnd fprach : Mein Herr Fauſte , die Hell
960

und derſelben Refter iſt vnſer aller Wohnung und Bes


hauſung , die begreifft fo viel in fich , als die gange
Welt, vber der Hell vnd vber der Welt, biß vnter den
Himmel, hat es zehen Regiment vnd Königreich , wele
dhe feind die Oberſten vnter uns , und die geivaltigſten
vnter fechs Regimenten , vnd ſeind neinlich bie :
1 Lacus mortis .
2 Stagnum ignis.
3 Terra tenebrosa .
4 Tartarus .
5 Terra obliuionis .
6 Gehenna.
7 Herebus.
8 Barathrum .
9 Styx.
10 Acheron . In dem regieren die Teuffel,
Phlegeton genannt. Dieſe vier Regiment vnter ihnen
ſeind Königliche Regierung , als Lucifer in Orient,
Beelzebub inn Septentrione, Belial inn Meridie,
Aſtaroht in Occidente , und dieſe Regierung wirdt
bleiben, biß inn das Gericht Gottes. Alſo haſtu die
erzehlung von vnſerm Regiment.
Frag, in was Geſtalt die verſtoſſenen Engel geweſen.
Doct. Fauſtus name widerumb ein Geſpräch für,
mit ſeinem Geiſt zu halten, er ſolte im ſagen, in was
geſtalt fein Herr im Himmel geziert geweſen , und dar
innen gewohnet. Sein Geiſt bath ihn auff bifmal
vmb drey Tag auffzug, am dritten Tage gab jm der
Geiſt dieſe antwort : Mein Herr Lucifer , der jekunder
alſo genennet wirdt , wegen der verſtoflung aus dem
Hellen Liecht deß Himmels, der zuvor auch ein Engel
961

Cottis vnnd Cherubin war , der alle Werck vnd Gez


ſchöpff Gottes im Himmel geſehen hat, er war in ſol
der Zierb , Geſtalt, Pomp , Authoritet , Würde und
Wohnung, daß er vber alle andere Geſchöpff Gottes,
vber Goldt vnd Edelgeſtein , vnd von Gott alſo ers
leuchtet, daß er der Sonnen glanz vnnd Stern uber
treffen thete. Dann ſo baldt ihn Gott erſchuff, ſepte
er ihn auff den Berg Gottes, vnnd in ein ampt eines
Fürſtenthumbs, daß er volkommen war in allen ſeinen
rregen . Aber ſo bald er in Vbermut vnd Hoffart
ſtiege, vnnd vber Orient fich erheben wolte , warb er
von Gott auß der Wohnung des Himmels vertilget,
und von ſeinem Siß geſtoffen in einen Fewrftein, der
erig nit erliſcht, ſonder immerdar quellet. Er war
gezieret mit der Kronen aller Himmliſchen pomp. Vnd
dieweil er alſo wiſſentlich vnd vermeſſentlich wider Gott
geweſen iſt, hat ſich Gott auff ſeinen Richterſtuel ges
Teßt, vnnd ihn auch gleich zur Hellen , darauß er in
ewigkeit nit mehr entrinnen mag, vervrtheilet vnd ver
dammet.
D. Fauſtus, als er den Geiſt von diſen dingen hatte
gehört , ſpeculiert er darauff mancherley opiniones vnd
gründe, gieng auch alſo darauff ſtillſchweigendt vom
Geiſt in ſeine Kammer, leget fich auff fein Beth, hub
an bitterlich zu weinen vnd feuffzen , vnd in ſeinem
herzen zu fdhreyen , Betrachtete auff dieſe erzehlung deß
Geiſtes, wie der Teuffel vnd verſtoffene Engel, von
GOtt ſo herrlich gezierd war , vnnd wenn er nit ſo
troßig und hochmütig wider Gott geweſen , wie er ein
ewiges Himmliſches wefen vnnd wohnung gehabt hette,
vnd aber jeßunder von Gott ewig verſtoffen feye, vnd
ſprach : weh mir immer wehe, alſo wirt es mir
auch geben , denn ich bin gleich ſo wol ein Geſchöpft
il : 61
962

Gottes , unnö mein vbermühtig Fleiſch und Blut hat


midy, an Leib vnd Seel in verdamlicheit gebracht, Mich
mit meiner Vernunfft vnnd Sinn gereißt, daß ich als
ein Geſchöpff Gottes von ihme gewichen bin , vnnd
mich den Teuffel bereden laſſen , daß ich mich ihm mit
Leib vnnd Seel ergeben , vnnd verkaufft habe. Dars
imb kan ich keiner gnade mehr hoffen, ſondern werde
wie der Lucifer in die ewige Verdamnuß und Wehe
verſtoſſen, Ad) wehe immer wehe , was zeibe id) midy
Telbſt ? D daß ich nie geboren were worden ? Dieſe
klage führte Doctor Fauſius , Er wolte aber keinen
glauben noch hoffnung ſchöpffen , daß er durch Buß
möchte zur gnade Gottes gebracht werden . Denn wenn
er gedacht hette : Nuhn ſtreicht mir der Teuffel jeſt
eine ſolche farbe an, daß ich darauff muß in Himmel
ſeben : nuhn ſo wil ich wider umbkehren , und Gott
umb gnade vnnd verzeihung anruffen. Denn nimmer
thun , ift eine groffe Buß , hette fich darauff in der
Chriſtlichen Gemein in die Kirchen verfügt , vnd der
beyligen Lehre gefolget, bardurch alſo dem Teuffel einen
widerſtand gethan, ob er jhme ſchon den Leib bie hette
taffen müſſen, fo were dennoch die Seele noch erhalten
worden . Aber er wardt in allen feinen opinionibus
vnnd Meynungen zweiffelhafftig, vngläubig , vnnd keiner
Hoffnung.
D. Faufus diſputirte ferners mit feinem Geiſt Mepho
stophile , von gewalt deß Teuffels.
Doctor Fauftus , nach dem jhme ſein Vnmuht ein
wenig vergienge, fraget er ſeinen Geiſt Mephoftophilem
von Regierung, Rhat, Gewalt, Angriff, Verſuchungen
vnnd Tyrannen des Teuffels, vnnd wie er ſolches ans
fänglich getrieben habe ? Darauff der Geiſt ſagte: Dieſe
963

Diſputation und Frage, ſo ich dir erklären ſollte, wirt


dich, mein Herr Faufte, etwas zu Vnmuht vnnd Nach
dencken treiben, zu dem foltu ſolchs von mir nicht bes
gert haben , denn es trifft vnſer Heimtigkeit an, wie
wol ich nicht hinüber fan. So foltu wiſſen , daß ſo
bald der verſtoffene Engel in fall fam , iſt er Gott
vnnd allen Menfchen feind worden, vnd ſich wie noch,
unterſtanden allerlety tyranney am Menſchen zu vben,
wie dann noch alle Tage augenſcheinlich zu ſehen , daß
einer zu Todt fällt, ein ander Erhenck, Erträndt, oder
(srſticht ſich ſelbs, der tritte wirt erſtochen , verzweiffelt
vnnd dergleichen . Wie darneben auch zu ſehen iſt, als
der erſte Menſch von Gott volfömmlich erſchaffen ward ,
miſgönnet ihm ſolchs der Teuffel, fäßte an jn, vnd
bracht alſo Adam vnnd Euam mit allen ihren Nache
kommen in Sünde und Vngnade Gottes. Diß ſind,
lieber Fauſte, Angriff vnd Tyranner des Sathans ..
Alſo thete er auch mit Cain , und brachte zuwegen,
daß das Ifraelitiſche volck frömmde Götter. anbietete,
denſelben opfferte, vnnd mit den Heybniſchen Weiberen
vnkeufcheit triebe. So haben wir auch einen . Grift,
der den Saul getrieben hat, vnnd in die vnſinnigkeit
gebracht vnnd gereißt, daß er fich felbſt getödtet. Nody
iſt ein Geiſt Aſmodeus genannt, der kat fteben Mann
in vnfeufcheit" getödteti. Deßgleichen der Geiſt Thagon ,
welcher 30000. Menſchen in vnfall brachte, b3 ers

ſchlagen , vnnd die Archie Gottes gefangen wurde. Wie


auch Belial, der dem Dauid féin herg reißte, daß: er
ſein Volck begundte zu zehlen , darüber 60000. men's
ſchen ſturben . So that auch unſer Geiſt einer dem
König Salomon ein ſolchen reiß, daß er die Abgötter
anbettet, uc. Vnd find alſo vnſer der Geiſter vnze=
lich vil, die den Menſchen beykommen , ſie zu Sünden
964

reiten und bringen. Alſo theilen wir uns noch in


alle Welt auß , verſuchen allerley lift vnd ſchalckheit,
werffen die Leuth abe vom Glauben, vnd reißen fte zu
fünden , vnd ftärcen uns auff D3 beſte wir können ,
vnd mögen , ſind wider Iheſum , durchächten im die
ſeinen biß in den todt, beſigen die Herßen der Könige
vnd Fürſten der Welt , wider Jeſu lehr vnd Zuhörer.
Vnd diß kanſtu, Herr Faufte, bey dir abnemmen. D.
Fauſtus ſprach zu jm : So baſtu mich auch beſeſſen ?
Lieber ſage mir die wahrheit ? Der Geiſt antwortet,
Ja, warumb nit ? Denn ſo bald wir dein herg be
ſahen , mit was gedancen du vmbgiengeſt, vnd wie du
niemands ſonſten zu deinem ſolchem fürnemmen vnd
werck föndteſt brauchen und haben , dann den Teuffel.
Sibe ſo machten wir deine gedancken vnd nachforſchen
noch frecher vnd fecker, auch ſo begierlich, daß du tag
vnd nacht nit ruhe hetteſt, ſondern alle bein tichten
vnnd trachten dahin ſtunde , wie du die Zäuberen zu
wegen bringen möchteſt. Auch da du vns beſchwureſt,
machten wir dich ſo frech vnd verwegen, daß du dich
ehe den Teuffel hetteſt hinführen laſſen , ebe du von
deinem Werd wereft abgeſtanden . Bernach beherßigten
wir dich noch mehr , biß wir dir ins Herß pflange
ten , daß du von deinem fürnemmen nicht mochteft ab=
fteben , wie du einen Geiſt möchteſt zu wegen bringen.
Leßlich brachten wir dich dahin, daß du dich mit Leib
vnnd Seel vns ergabeſt, das fanſtu alles, Herr Faufte,
bey dir abnemmen . Es iſt war , ſagt D. Fauftus,
nun fan ich im nimmermehr thun : Auch habe ich mich
ſelbſt gefangen , hette ich Gottſelige gedanden gehabt,
vnd mich mit dem gebett zu Gott gehalten, auch den
Teuffel nicht ſo ſehr ber mir einwurbeln laſſen , ſo
were mir ſolchs vbel an Leib vnnd Seel nicht begegnet.
965

Gy . was hab ich gethan ? Antwort der Geift : Da fihe


du zu. Alfo gieng D. Fauftus trawrig von jme.
Ein Diſputation von der Hell, Gehenna genandt, wie fie
erſchaffen vnd geſtalt reye, auch von der Pein darinnen.
Doctor Fauſtus hatte wol jmmerdar eine Rew im
bergen, vnd ein Bebenden , was er ſich doch geziegen
bette, daß er fich ſeiner Seelen feligkeit begeben , und
dem Teuffel alſo vmb das zeitliche zu eigen verlobt
hatt. Aber ſein Rew war Cains vnnd Jude Reuw
vnnd Buß, dawol ein Rew im Herzen war , aber er
verzagte an der gnade Gottes , vnd war ihin ein vns
möglich ding , D; er wider zur hulde Gottes kündte
kommen. Gleich wie Cain, der alſo verzweiffelte, ſeine
ſünde weren gröſſer, denn daß fie im verziehen möch
ten werden . Alſo auch mitt Judas , u . Dem T.
Fauſto war auch alſo, er fabe wol gehn Himmel, aber
er fondte nichts erſehen. Es träumete ihme, wie man
Pfleget zu ſagen , vom Teuffel oder von der Wellen ,
das iſt, er gedachte was er gethan hatte, vund meynet
immerdar durch offt und viel diſputieren , fragen vnd
geſpräch mit dem Geiſt, wölle er ſo weit kommen , daß
er einmal zur Beſſerung , Rew vnnd Abftineng gerah
ten möchte. Aber es war vergebenng, dann der Teuffel
hatt jn zu hart gefangen. Hierauff nam D. Fauſtus
ihm widerumb für , ein geſpräch vnd colloquium
(dann im abermals von der Hellen geträumet hatt )
mit dem Geiſt zu halten . Fragte derwegen den Geiſt,
was die Helle fen ? Zum andern , wie die Helle tips
ſchaffen vnd erſchaffen ſeye ? Zum dritten, was für
wehe vnud klagen der Verdampten in der Hell reve ?
Zum vierdten vnd legten , ob der Verdampte wider
zur Hulde Gottes kommen könne, vnnd von der Hellen.
966

erloſet möchte werden ? Dem gab der Geift auff feine


frage antwort, und ſprach : Herr Fauſte, bein fragen
und Diſputation von der Hell und ihrer wirckung,
möcftu wol unterlaſſen , lieber was machſtu aue bir
ſelbs ? Vnd wenn du gleich in Himmel ſteigen könd
teſt, wolte ich dich doch wider in die Helle hinunter
ſtürben , denn du biſt mein, und gehöreſt auch in dies
ſen Stall. Darumb lieber Faufte , laß anftehen , viel
von der Helle zu fragen, frage ein anders dafür. Dann
glaube mir darumb, da ich dirs erzehle , wirbt es dich
in ſolche Rew , Vnmuht, Nachdencken vnnd Kümmer
nuß bringen , daß bu wolteft, du betteſt die Frage vn
terwegen gelaſſen. Sft berhalben noch meine meynung,
du laſſeft es bleiben. Doctor Fauſtus fprach : So wil
idis wiſſen, oder wil nicht leben, du muſt mirs fagen.
Wolan ſagt der Geiſt, ich ſage dir , es bringt mir
wenig kummer. Du frageſt was die Helle ſeye ? Die
Hell hat mancherley figur vnd bedeutung, dann ein
mal wird die Helle genannt Hellig vnnd Dürftig, dann
der Menſch zu keiner erquickung vnd labung kommen
kan . Man ſagt auch recht, daß die Helle ein Thal
genannt wirt, ſo nicht weit von Jeruſalem ligt. Die
Helle hat eine ſolche weite und tieffe deß Thals , daß
03 Jeruſalem , das iſt, dem Thron des Himmels, dar
innen die Einwohner deß Himmliſchen Jeruſalems reyn
vnd wohnen , weit entgegen ligt, alſo daß die Verdamp
ten im Wuſte deß Thals immer wohnen müſſen , vnd
die Höhe der ſtatt Jeruſalem nit erreichen können . So
wirdt die Helle auch ein Plaß genant, der ſo weit iſt,
daß die Verdampten, ſo da wohnen müſſen, kein Ende
daran ſehen mögen. So iſt die Helle auch genannt
die brennende Hell, da alles angehen , vnnd brennen
muß, was dahin kommt, gleich wie ein Stein in einem
967

feuwrigen Ofen , ob wol der ſtein vom Feuwer glüendt


wirt, ſo verbrennt oder verzehrt er ſich dennoch nicht,
vnnd wirt nur härter davon. Alſo wirt die feel deß
verdampten immerdar brennen, vnd ſte doch das fewer
nit verzehren können , ſondern nur mehr Pein fühlen .
So heißt die Hell auch ein ewige Pein , die weder
Anfang , Hoffnung noch Ende hat. Sie heißt auch
ein Finſternuß eines Thurns, da man weder die herr
ligkeit Gottes, als das Liecht, Sonn oder Mond ſehen
kan, Wann dennoch alda nur ein Helle oder Liecht,
wie bey euch die finſtere dicke Nacht, ſo hette man
doch die hoffnung eines Scheins. Die Helle hat audi
eine Klufft, Chasma genannt, gleich eins Erdbidems,
da er denn anſlöſſet, gibet er eine ſolche Klufft vnnd
dicke, bas vnergründlich iſt, da ſchüttet ſich dz Erdreich
von einander, und ſpüret man auß ſolcher tieffe der
Klufften, als ob Winde barinnen weren . Alſo iſt die
Helle auch , da es ebenmäſſigen außgang hat. Jest
weit, dann eng, dann wider weit, vnd ſo fortan. Die
Hell wirt auch genannt Petra, ein Felß, und der iſt
auch etlicher maſſen geſtalt, als ein Saxum , Scopa
lus , Rupes, vnd Cautes , alſo iſt er. Dann sie
Helle alſo befeſtiget, daß ſie weder erden noch ſteine
vmb ſich hat , wie ein Felß , ſondern wie Gott den
Himmel befeſtiget, alſo hat er auch einen grundt der
Hellen geſetzt, gant hart , ſpißig und rauch , wie ein
hoher Felf. Sie wird auch Carcer genannt, da der
Verdampte ewig gefangen Feyn muß. Weiter wirt fie
genennet Damnatio , da die Seele in die Helle , als
in ewige gefängnuß , verurtheilt vnnd verdampt wirt.
Damn die Vrtheil alſo , wie an öffentlichem gericht,
vber die Vbelthäter und Schüldigen geſprochen wirdt.
So heißt ſie auch Pernicies vnd Exitium, ein Vers
968

derbnuß, da die Seelen ein ſolchen ſchaden leyden, der


ſich in ewigkeit erſtreckt. Alſo auch Confutatio, Dam
natio, Condemnatio, vnd dergleichen, ein Verwerf
fung der Seelen , ba fich der Menſch in ein ſolche
klufft vnd tieffe felbe hinab wirfft, gleich wie einer
der vff einem Felſen oder höhe gebet , vnd zu Thal
herab fibet baß ihme ſchwindelt. Gå gebet aber der
Menſch der verzweiffelt iſt, nit dahin, daß er die Ges
gend befehen möchte, doch je höher er aufffteiget , vnd
begert fich herab zu ſtürzen , je tieffer herab er fallen
muß. Alſo hat es mit den Verdampten Seelen auch
eine geſtalt, die in die Helle geworffen werden, je mehr
einer fündiget dann der ander , je tieffer er hinunter
fallen muß . Endlich iſt die Helle alſo beſchaffen , daß
es unmöglich, ſte außzuſpeculieren , vnd zu begreiffen,
wie Gott ſeinen zorn alſo gelegt habe , in ein ſolchen
orth, der da ein gebäum vnd erſchaffung für die Vers
dampten iſt , alſo daß ſte viel namen hat , als ein
Schandtwohnung, ein Solund, Rach , Sieffe vnnd vita
derſte der Helte, dann die Seelen der Verdampten müſ
ſen nit allein in wehe vnd flag deß enigen Feuwrs
Tißen, ſondern auch ſtand, ſpott vnd hohn tragen ge
gen Gott vnd ſeinen Heyligen, da ſte in wohnung deß
Splunds vnd Rachens ſeyn müſſen. Dann auch die
Helle ein ſolcher Schlund iſt, der nit zu ſättigen , ſons
dern giennet immer noch mehr auff die Seelen, die
nicht verdampt , daß fie auch verführet vnd verdampt
möchten werden. Alſo muſtu es D. Fauſte verſtehen,
dieweil du es je haſt haben wöllen . Vnd merce, daß
die Selle iſt ein Helle deß Todes , ein hiß deß Feu
wers , ein finfernuß der Erden , ein vergeſſung alles
Guten, der Enden nimmermehr von GOtt gedacht, fie
þat varter vnnd wehe, vnnd evig unerlöſchlich Fever,
969

ein wohnung aller Helliſchen Drachen , Würme vnnd


Vngeziffer, ein wohnung der verſtoſſenen J'euffel, ein
Stand vom Waſſer , Schwefel vnd Pech , vnnd aller
hißigen Metal. Vnd diß ſey mein erſter vnd anderer
Bericht.
Zum tritten , ſo banneſt du mich , vnd wilt von
mir haben , dir einen Bericht zu thun , was für wehe
vnnd flage die Verdampten in der Hell haben, oder ha
ben werden. Da ſoltu etwan, mein Herr Fauſte, die
Schrifft anfeten , denn es mir verborgen iſt. Aber
wie die Helle jämmerlich anzuſehen vnd qualificiert,
alſo iſt auch darinnen ein unträgliche pein vnnd mar
ter. Darumb ich dir deſſelben bericht thun wil. Es
wirdt den Verdampten , wie ich oben mit allen vmb
ſtänden erzehlet habe, alſo begegnen. Denn es iſt war,
wie ich dir verſprich : Die Hille, der Frawen bauch, vnd die
Erden werden nimmer ſatt. Alſo wirdt kein ende nodi
auffhören nimmer da ſeyn , barauff werden ſte zittern
vnnd weheklagen vber ihre Sünde vnd Boßheit. Auch
vber den Verdampten vnnd Helliſchen grewel deß ftances,
verhindernuß vnnd ſchrachbeit, ſdreyen vnnd webeflas
gen . Da wirt ruffen zu Gott ſeyn, mit wehe, zittern,
zagen , gilffen , ſchreyen , mit ſchmerzen vnnd trübſal,
mit heulen vnnd weinen . Denn ſolten ſte nicht wehe
ſdreven, zittern vnnd zagen, dieweil alle Creaturen vnd
Geſchöpff Gottes wider fie ſein werden , und fie ewige
ſchmach : hergegen aber die Heyligen ewige Ehr und
Frewde tragen werden ? und es wirt doch ein wehe
vnnd zittern viel gröſſer und ſchwerer ſein , als bz an
der, vnd daß daher, dieweil die Sünde ungleich, ſeind
auch die ſtraffen vngleich. Die verdampten werden auch
flagen vber die vnleidenliche Kelte , uber das vnauf
leſdliche gewer, vber die vnträgliche Finſternuß, geſtand,
970

wber die ewige Ruten , vber die Geſichter der Teuffel,


vber die verzweifflung alles guten. Sie werden klagen
mit weinenden Augen , fnirſchen der Zänen , geſtand
der Naſen, jämmern der Stimme, erſchreckung, der Ohren,
Zittern der Händ vnd Füß. Sie werden für groſſem
ſchmerzen ihre Zungen freſſen , fte werden ihnen den
Todt wünſchen, vnnd gerne ſterben wollen , ſte mögen
aber nicht, denn der Todt wirt von ihnen fliehen , ire
Marter vnd Pein wirt täglich gröſſer vnnd fchwerer.
Alſo, mein Herr Faufte, baſtu hiemit die dritte Frage,
die mit der erſten vnd andern vberein ſtimmet.
Bum vierdten vnnd legten , wiltu von mir auch eine
Frage haben, die zu Gott ſtehet, ob Gott die verdamp
ten wider zu gnaden auffnemme oder uit ? Aber dem
Tey nun wie im wölle, ſo will ich auff deine Frage
bericht zu thun, zuuor die Helle und ihr Subftank ans
Feben , vnnd wie ſte von Gottes Zorn erſchaffen iſt,
was melden , vnd ſehen , ob wir auch etliche Fundas
menta gründen köndten. Wiewol lieber Herr Faufte,
ſolches deiner Promiſſion und Gelübdnuß ſtracks zu
wider ſein wirt , ſem dir doch hierauff dieſer Bericht
getban. Du frageſt leßlich , ob die verdampten wider
zur hulde vnd gnade Gottes kommen können ? Dar
auff antworte ich, Nein. Denn alle, die in der Helle
find, fo Gott verſtoſſen hat, die müſſen in Gottes Zorn
vnnd Vngnade ewig brennen , darinnen bleiben vnd
verbarren, da feine Hoffnung nimmermehr iſt, Ja wenn
ſie zur gnade Gottes kommen köndten, wie wir Geiſter,
die wir alle ſtund hoffen und warten , ſo würden fie
ſich freuwen , und nach ſolcher zeit ſeuffen. Aber ſo
wenig die Teuffel in der Helle fönnen ihren Unfall vnd
verſtoſſung verhoffen zur gnade zu fommen , ſo wenig
können die verdampten aus , dann da iſt nichts zu
971

hoffen , eg wirt weder ihr bitten, anrüffen noch ſeufſben


erhört werden, vnd wirdt ihnen ihr gewiſſen auffiadien
vnnd immer vnter die Augen ſchlagen , Als ein Reyſer,
König , Fürſt, Graff oder ſonſten Regenten , werden
flagen, wann ſte nur nicht Tyranniſtert hetten , vnnd
hie im Leben nicht allen Mutwillen getrieben, ſo wol
ten fte zur hulde Gottes kommen . Ein reicher Mann ,
wenn er nur nicht gegeißet hette, ein hoffertiger, 'wenn
m nur nit Pracht getrieben , ein Ghebrecher vnnd

Buler, wenn er nur nicht vnzucht, Ehebruch vnd vn


feuſchheit geübet, ein Weinſäuffer, Freſſer, Spieler, Gottes
läſterer, Meyneydiger, ein Dieb, ſtraſſenräuber, Mörder,
vnd dergleichen , wird gedencken , Wann ich nur mein
Bauch nicht täglich mit vppigkeit, wolluft vnd vherfluß
der Speiß vnd Trand gefüllet , wenn ich nur nit ge
-ſpielet, Gott geläſtert, ein Meyneydt gethan , gemördt,
oder dergleichen laſter getrieben hette, ſo köndte ich noch
Gnade hoffen , aber meine Sünde ſeind gröſſer, denn
daß ſte mir föndten vergeben werden, darumb ich dieſe
Helliſche wol verdiente ſtraff vnnd marter leyden , ewig
lich verdampt ſein muß , vnnd kein huld oder gnade
bey Gott zu erlangen , zu hoffen habe.
Darumb ſoltu , mein Herr Fauſte wiſſen , daß die
Verdampte auff fein ziel oder zeit zu hoffen haben ,
darrinnen ſie auß dieſer Quaal erlößt werden möchten,
ja wann ſte nur eine ſolche Hoffnung haben köndten,
Daß fie täglich nur ein tropffen waſſer auß dem Meer
herauß ſchöpffen, biß das Meer gar trocken würde, oder
da ein Sandhauff ſo groß were biß an Himmel, vnd
ein Vöglein alle Jar nuhr ein Körnlein einer Bonen
groß barvon hinweg trüge , daß alsdann nach verzeb:
rung deſſelbigen, ſie erlößt werden mödyten, ſo würden
ſie ſich deſſen erfreuwen. Aber da iſt keine Hoffnung,
972

daß Gott an fte gedencken , oder ſich ihrer erbarmen


werde , ſondern ſie werden inn der Hellen ligen wie
die Todtenbein , der Todt vnnd ihr gewiſſen wirdt fie
nagen, ihr hart zuverſicht vnnd vertrawen , ſo fte erſt
zu Gott haben, wirt nicht erhört , noch an fte gedacht
werden. Ja wenn du dich ſchon in der Helle föndteſt
verbergen , biß daß alle Berge zuſammen vber einen
hauffen fielen, vnnd von einem ort zum andern verſekt
würden , ja biß alle Stein im Meer trocken würden,
ſo wenig ein Elephant oder Cameel durch ein Nadel
öhr gehen kan, vnnd alle Tropffen des Regens gezehlt
werden mögen, ſo iſt doch kein hoffnung der Erlöſung
vorhanden . Alſo fürßlich , mein Herr Fauſte , haſtu
Den vierdten und legten Bericht, vnd folt wiſſen, fragſtu
mid, ein ander mal mehr von ſolchen dingen, ſo ſoltu
fein gehör bey mir haben , denn ich bin bir ſolches zu
ſagen nicht ſchüldig vnd laß mich nur mit folden Fra=
gen vnd disputationibus weiter zufrieden.
D. Fauſtus gieng abermals gang Melancholiſch vom
Geiſt hinweg, ward gar verwirret vnnd zweiffelhafftig,
gedacht jeßt ba , bann dorthin , trachtete dieſen dingen
Tag und Nadit nach , aber es hatte kein beftandt bey
ihme, ſondern wie oben gemeldet, hat ihn der Teuffel
zu hart beſeffen, verſtockt, verblendt vnd gefangen. Zu
dem, wann er fchon allein war, vnnd dem Wort Got
tes nachdencen wolte, ſdhmücket ſich der Teuffel in ges C

ſtalt einer ſchönen Frauwen zu ihme, hälſet in , und


trieb mit jhm all vnzucht, alſo daß er deß Göttlichen Worts
bald vergaß , vnnd in windt ſchluge, vnd in ſeinem
roſen fürhaben fortfuhre .
973

Ein artere Frag , To D. Fauftus mit dem Geiſt gehabt.


Doc. Fauftus berüffte ſeinen Geift wider, vnnd be:
gerte von ihme ein Frage , die folt er ihme auff diß=
mal geweren . Dem Geiſt war ſolches gar zu wider,
jedoch wolt er ihm dißmal gehorchen , vnnd wie er
vorgeſagt, ſo habe er ihm diß ganz vnd går abgeſchla :
gen , jeßt fomme er widerumb , Jedoch wölle er ihn
difmal noch gewehren , vnnd das zum leßten mahl.
Nun was begerſtu von mir , ſprach er zu Fauſto ?
Ich wil , ſagt Fauſtus , dein antwort vber eine Frage
von dir anhören , als nemlich : Wann du an meiner
ftatt, ein Menſch von Gott erſchaffen wereft , was du
thun wolteſt, daß du Gott vnnd den Menſchen gefällig
mürdeſt ? Darüber lächelte der Geiſt, vnd ſagt, Mein
Herr Faufte, wann ich ein Menſch erſchaffen were, wie
du, wolte ich mich biegen gegen Gott, allweil ich einen
Menſchlichen Athem hette, vnnd mich befleiſſen, daß ich
Gott nicht wider mich zu Zorn bewegte , ſein Lehr,
Gefeß vnd Gebott , ſo viel mir möglich, halten , ihn
alleine anrüffen, loben , ehren vnnd preifen , barmit ich
Gott gefellig und angeneme were , vnd wüfte, das ich
nach meinem abſterben, die ewige Frewde, Glory vnd
Herrligkeit erlangte. D. Fauſtus ſagt hierauff : ſo hab
ich aber ſolches nicht gethan. Ja freylich, fagte der
Geiſt, haftu es nicht gethan, ſondern deinen Schöpffer,
der dich erſchaffen, dir die Sprach, Geficht vnd Gehör
gegeben hat, daß du ſeinen Willen verſtehen , und der
ewigen Seligkeit nachtrachten ſolteſt , den haftu vers
leugnet, die herrliche Gab deines verſtands mißbraucht,
Gott vnnd allen Menſchen abgefaget, darumb du nies
mandt die fchuld zu geben haft , als deinem ftolken
vnnd frechen mutwillen , dardurch du alſo dein beſtes
Kleinot und Zier der Zuflucht Gottes verloren. Ja
974

diß ift levder war, ſagt Doctor Fauftus, wofteſtu aber,


mein Mephoftophiles, daß du ein Menſch an meiner
ftatt wereſt. Ja, fagte der Geift ſeuffzendt, vnnd were
hierinnen nicht viel diſputierens mit dir , denn ob ich
ſchon gegen Gott alſo gefündiget, wolte ich mich doch
widerumb in ſeinen Gnaden erholen. Dem antwort
Doctor Fauftus , ſo were eß mit mir auch noch früh
gnug , wann ich mich beſſerte. Ja , ſagte der Geiſt,
wann du auch vor deinen groben fünden zur gnade
Gottes kommen köndteft, aber es iſt nuhn zu ſpat,
vnnd ruhet Gottes Zorn vber dir. Laß mich zufrips
den , ſagt Doctor Fauftus zum Geiſt. Antwort der
Geift , ſo laß mich forthin auch zufrieden mit deinem
Fragen .

Folget nun der ander Theil dieſer Hiſto


rien, von Fauſti abenthewren vnd andern
Fragen.
Doct. Fauftus, ale er von Gottſeligen Fragen vom
Geift keine antwort mehr bekommen kondte , mußt ers
auch ein gut Werck ſein laſſen, fienge demnach an Ca
lender zu machen , warb alſo derfelben zeit ein guter
Astronomus oder Astrologus, gelehrt vnnd erfah
ren, von ſeinem Geiſt in der Sternkunſt, vnd Practicken
ſdyreiben , wie männiglichen wol bewuſt, daß alles, was
er geſchrieben , vnter. den Mathematicis das Lob
daruon gebracht. So ftimpten and ſeine Practicen,
die er Fürſten vnd groffen Herren bebicierte , vbereynt,
denn er richtet fich nach feines Geiſtes Weifſagungen
vnd Deutungen zufünfftiger ding und fäll, welche fich
auch alſo erzeigten . So lobte man auch ſeine Calen
der vnnd Aumanach vor andern , denu, er ſeşte nichts.
1
975

in Calender, es war ihm alſo, als wann er feßte Nebel,


Wind, Schnee, Feucht, Warm, Donner, Hagel, ze. hat
fichs alſo verloffen. Es waren ſeine Catender nicht,
ale etlichter unerfahrner Aftrologen , To im Winter falt
vnd gefroren , oder Schnee , und im Sommer in den
Hundstagen , Warm , Donner oder Vngewitter feßen .
Er machte auch in ſeinen Practicken zeit vnd ftunde,
wann was künfftiges geſchehen folt, warnete ein jede
Herrſchafft beſonder, als die jest mit Theuwrung, die
ander mit Krieg , die dritte mit Sterben , und alſo
forthan, ſolte angegriffen werden .
Ein Frag, oder Diſputatio von der kunſt Astronomia
oder Astrologia.
Als nun D. Fauſtus ſeine Practicam vnd Calender
zwey Jahr gerichtet, vnnd gemacht hatte , fragt er fet
nen Geiſt, was eß für eine gelegenheit hab mit der
Astronomia oder Astrologia , wie die. Mathema
tici zu ſtellen pflegen ? Dem antwortet der Geiſt, und
ſprach : G8 hat ein ſolch Judicium , baß alle Sternſeher
vnnd Himmelgucer nichts ſonderliches gewiß Practicies
ren können , denn es ſeind verborgene Werck Gottes,
welche die Menſchen nicht, wie wir Geifter, die wir
im Lufft, vnter dem Himmel ſchweben , die verhängnuß
Gottes fehen, und abnemmen , ergründen können. Dann
wir ſeind alte: vnd erfahrne Geifter in deß Himmels
Lauff, 3ch föndte dir auch, Herr Faufte, Practica vnnd
Calender zuſchreiben , oder von der Natiuitet zu erfors
fchen, ein enige auffzeichnung thun , vnnd alſo ein
Jar vmb das ander, wie du geſehen haſt, das ich dir
nie gelogen hab. Es iſt wol war, daß die vor alten
Zeiten, ſo 5. oder 600. Jar erlebt, ſolche Kunſt gründe
lid erfahren vnnd begriffen haben. Dann burdy fo
976

viel verloffene Jahr wirdt das groſſe Jahr erfüllet, daß


fie ſolches erklären , vnnd Cometen mittheilen fönnen ,
aber alle junge vnd vnerfahrne Astrologi machen jhre
Practica nach gutem wohn vnd gutbunden .
Vom Winter und Sommer.

Es getaucht Fauſtum felgam ſein , daß Gott


in dieſer Welt hitt und Sommer erſchaffen , nimpt
ihme derhalben fur den Geift zu fragen , woher der
Sommer vnd Winter ihren vrſprung haben ? Antwort
der Geift gar kurz darauff : Mein Herr Fauſte, kanſt du
ſolches als ein Physicus, nicht ſelbſten ſehen , vnd
abnemmen nach der Sonnen ? So foltu wiſſen , daß
von dem Mond an, biß an das Geſtirn, alles feuwrig
iſt, targegen iſt die Erden kalt vnd erfroren, dann je
tieffer die Sonne ſcheinet, je heiſſer es iſt, das iſt der
vrſprung des Sommers, ſtehet die Sonnen hoch, ſo iſt
es kalt, vnnd bringet mit ſich den Winter.
Von deß Himmels lauff, Zierde ond Vrſprung.
Doct. Fauſtus dorffte (wie vorgemeldet) den Geiſt
von Göttlichen und Himmliſchen dingen nicht mebr
fragen , das thäte jhm webe , vnnd gedacht ihm tag
vnnd nacht nach, damit er von Göttlicher Creatur vnnd
Erfchaffung beffer gelegenheit hette eine Farbe anzus
ſtreichen, vnnd mit glimpff berumb zu kommen , fragte
er nicht mehr, wie zuvor, von der Freuwde der Seelen,
von den Engeln, vnnd von dem wehe der Hellen, denn
er wußte, daß er hinfüro, von dem Geiſt kein Audient
mehr würde erlangen , mufte derhalben fingieren was
ihn gedauchte, das er erlangen möchte. Nimpt ihm
berwegen für, den Geift zu fragen, vnter einem glimpff,
9717

als ob 68 zu der Aſtronomia oder Aftrologia ben Phy


ficis dienſtlich ſeye, vnnd nötig zu wiſſen . Fragte den
Geiſt hierauff, wie folget: Nemlich, von deß Himmels
Lauff, Zierd, vnnd deſſelben Vrſprung, das folt er ihn
berichten. Mein Herr Fauſte , ſagt der Geiſt: Der
Gott, der sich erſchaffen hat, hat auch die Welt, vnnd
alle Elementa unter dem Himmel erſchaffen, dann Gott
machte anfänglich den Himmel auß dem Mittel deſ
Waſſers, vnd theilet die Waſſer vom Waſſer, hieß das
Firmament den Himmel , ſo iſt der Himmel Ruglecht
vnnd Scheiblecht, auch beweglich, der vom Waſſer ge
idyaffen , zuſammen gefüget, vnd alſo befeſtiget iſt, wie
Criſtall, unnd fihet auch oben im Himmel wie ein
Criſtall, darinnen iſt gehefft das Geſtirn , vnd durch
ſolie ründe des Himmels, wird die Welt in zier theil
getheilet , als nemlich , in den Auffgang , Nidergang ,
Mittag und Mittnadyt, unnd wirt der Himmel To fchnell
vmbgewelßt, daß die Welt zerbreche, wo es die Pla
neten mit jrem gang nicht verhinderten. Der Himmel
iſt auch mit Feuwer erſchaffen, daß, wo die Wolden
nit mit der Kälte den Waſſers vmbgeben weren , würde
das Feuwer oder Hitze die vntern Element anzünden,
innerhalb des firmaments, ba di Geſtirn den Himmels
iſt, ſind die ſieben Planeten , als Saturnus , Jupiter,
Mars , Sol , Venus , Mercurius vnnd Luna. Vnnd
bewegen ſich alle Himmel , allein der Fewrige ruhet,
vnnd wirt alſo die Welt in vier Theil getheilet , ala
DEB Feuwers, Lufft, Erben vnnd Waſſers, alſo iſt dieſe
Sphaer vnd Greatur formiert, nimpt ein jeglicher Him
mel ſein Materi vnnd eigenſchafft darauß, nemlich der
Oberſte Himmel iſt Fewrig , der mittel vnnd vnterſt
ind Liecht, als der Lufft, der ein Himmel iſt ſcheine
lich, der mittel vnnd vnterft find Lüfftig. In dem
11. 62
978

Oberſten iſt die Wärme, vnnd das Liecht von nabe


wegen der Sonnen, ber vnterft aber von widerſcheine
wegeu teß glanpes , von der Erden , und wo ihn der
fdein deß Glanges nicht erreichen kann, iſts falt vnnd
tuneel. In dieſem tunceIn Lufft wohnen wir Geiſter
vnnd Teuffet, und find in dieſen tunckeln Lufft were
ſtoffen . In diefen tunckeln lnfft, da wir wohnen,
ſind Vngeſtümmigkeit, Donner, Sqlag, Hagel, Edince,
sind dergleichen, da wir dann die zeit deß Jahrs , und
wie es wittern ſoll, wiſſen fönnen . Vnd hat alſo der
Himmel zwölff vmbfreiß , welche die Erde vnnd das
Waſſer vmbringen , ſo alle mögen Himmel genannt
werden . Es erzehlet jm auch der Geiſt, wie ein Pla
net nach dem andern regierte , vnd wie viel gradus
ein jeglicher Planet vber den andern habe.
Ein Frage D. Faufti , wie Gott die Welt erſd;offen , vud
von der erſten Geburt deß Menſchen , darauff ihm der
Geiſt, ſeiner art nach ein gang falſche Antwort gab.
Doctor Fauſto in ſeiner trawrigkeit vnnd fdywermut,
iſt fein Geiſt erſchienen , ihn getröſtet vnnd gefraget
was für beſchwernuß vnnd anliegen er hett. Doctor
Fauftus gab jm keine antwort , alſo daß der Geiſt
tofftig an ihn feste, vnnd begeret ihme gründtlich ſein
anligen zu erzehlen , wo möglich , fo wolte er jhme
tierinnen behülfflict reyn. Doetor Fauſtus antwortet :
Joh habe dich als einen Diener auffgenommen , und
Dein dienſt kompt mich theuwer an , dennoch kan ich
von dir nit haben, daß du mir zu Willen ' werdeſt, wie
einem Diener geziemet. Der Geift fprach : Mein Herr
Fauſte, du reißt , daß ich dir noch nie zu wider gez
weſen , ſondern ob ich dir wol offtermals auff Deine
Frage zu antirorten niet ſchuldig war, bin ich bir
979

doch jederzeit zu willen worden. So ſage nuhn , mein


Herr Fauſte, was bein begeren vid anligen ſene ? Der
Geift hette Doctor Fauſto das Herß abgewonnen , da
fragte Doctor Fauſtus, er ſolte ihme Bericht thun , wie
GOtt die Welt erſchaffen hette., und von der erſten
geburt des Menſchen. Der Geift gab Doct. Fauſto
hierauff ein Gottloſen und falſchen bericht, ſagte: Die
Welt, mein Fauſto, iſt viterboren vnnd unſterblich, So
ift das Mendliche Geſchlecht von ewigkeit hero geweft,
und hat anfangs kein vrſprung gehabt , ſo hat ſich
die Erden ſelbſten nehren müſſen, vnnd das Meer hat
fich von der Erden zertheilet. Sind alſo freundlich
mit einander verglichen geweſt, als wenn ſie reden
köndten . Das Erdreich begerte vom Meer ſeine Herrs
fchafft, als Ecker, Wieſen , Wäfde, vnd das Graß oder
Laub , vnd dargegen das Waſſer die Fiſch , und was
rarinnen iſt. Allein Gott haben ſte zugeben, den Men
ſchen und den Himmel zu erſchaffen , alfo daß fie lege
lich Gott vnterthänig ſeyn müſſen . Auß dieſer Herr
fehafft entſprungen vier Herrſchafften , der Lufft , das
Feuwer , Waffer vnd Erdreich . Anders vnnd fürger
fan ich did nit berichten . Doctor Fauftus: fpeculierte
dem nach, vnnd welte ihme nicht in Kopff : Sondern
wie er Geneſis am erſten capitel geleſen, daß es Moſes
anders erzehlet, alſo daß er Doctor Fauſtus nicht viel
barwider ſagte.
D. Faufto wurden alle Selliſche Geiffer in ihrer geſtallt
fürgeftellet , darunter ſieben . fürnembſte mit.namen gie
nennet.

Doctor Fauſti Fürſt vnd " rechter Meifter kame zu


D. Fauſto , wolte ihn viſitieren . Doctor Fauſtus err
Schrack, nicht ein wenig vor ſeiner grewlidheit.. Dena
980

vnangeſehen , daß es im Sommer war , ſo gienge jes


doch ein ſolcher kalter Lufft vom Teuffel, daß Doctor
Fauſtus vermeinte , er müßte erfrieren . Der Teuffel,
ſo ſich Belial nante , ſprach : Doct. Fauſte, vmb Mit
ternacht, als du erwachſt, habe ich deine gedancken ge
ſehen , und ſeind dieſe, daß du gern etliche der fürs
nembſten Helliſchen Geifter ſehen möchteſt, ſo bin ich
mit meinen fürnembſten Rähten vnnd Dienern erſchie=
nen , daß du ſie auff dein begeren beſichtigen ſolteſt.
D. Fauſtus antwortet, Wolan , wo ſind ſie nuhn ?
Darauſſen fagt Belial.
Velial aber erſchien Doctor Fauſto in geſtalt eines
gotteten vnd ganz kolſchwarzen Bären, alleine daß feine
ohren vber ſich ſtunden , und waren die ohren und
rüſſel ganz brennend roht , mit hohen ſchneeweiſſen
zänen , vnd einem langen ſchwang, trey Glen lang vn =
gefährlich , am Halß hatte er trey fliegender Flügel.
Alſo kam zu Doct. Fauſto ein Geiſt nach dem andern
in die Stuben , da ſie nit alle fiken kundten . Der
Belial aber zeigte Doctor Fauſto einen nach dem an
dern , wer ſte weren , vnd wie ſie genennet würden.
Es giengen aber erſtlich bineyn fieben fürnemme Geis
ſter, als Lucifer, Doctor Fauſti rechter Herr, dem er
fich verſchrieben , in geſtalt eines mans hoch, vnnd war
härig vnnd zottig, in einer farb wie die roten Eichhörnlein
ſeind, den fdwang gang vber ſich habend, wie die Sych
hörnlein. Darnach der Beelzebub, der hat ein leibfarbs
haar, vnd einen Ochſenkopff, mit zweyen erſchrecklichen
ohren, auch gang zottig vnnd härig, mit zweyen groſſen
Flügeln , und ſo ſcharpff, wie die Diſteln im felde,
halb grün und gelb, allein baß vber den Flügeln feips
erſtromen herauß flugen, hatt einen Kühſchwant . Aftes
roth , dieſer kam hinein in geſtalt eines Wurmms,
vnnd gienge auffm ſchwanz auffrecht hineyn, hatte kei
981

nen fuß, der fdwang hat ein farb wie die Blindſdyleis
chen, der bauch war gar dick, oben hat er zween fur
Ber füß, gar gälb, vnd der bauch ein wenig weiß vnnd
gälblicht, der rücke gang keſtenbraun, eines fingerslang
ſpitzige ſtachel vnd borſten daran, wie ein Igel. Dar
nach fam Satanas, ganz weiß vnd graw, zottig , vnd
batte ein Gelskopff, und doch der ſchwant wie ein
Kaßenſdwang, vnnd klauwen einer elenlang. Anubis,
dieſer hatte ein Hundskopſf , faywarß vnnd weiß , im
ſchwarzen weiſſe täpfflen , vnd weiſſen ſchwarpe, ſon
ften hat er füß vnd hangende ohren , wie ein Hund,
er war vier elen lang.
Nach dieſem Dythicanus war auch bey einer elen
lang, ſonſten geſtalt wie ein Vogel vnd Rephun, allein
der Halß war grün vnnd ſchattiert. Der lebte war
Drachus, mit vier kurzen Füſſen , gelb vnd grün, der
Leib oben braun , wie blaw fewr, vnd der Schwang
rötlicht. Die ſteben mit dem Belial , deren Redelführer
der achte , waren alſo mit gemeldten Farben gekleidet.
Die andern erſchienen auch gleicher geſtalt, wie die uns
uernünfftige thier , als wie die Schwein , Kähe , Hir
ſchen , Beeren , Wölffe , Affen , Biber , Böffel , Böcf,
Geiſſen, Eber, Gſel, 26. vnnd dergleichen. Solcher farb
vnnd geſtalt erſchienen ſte jme, alſo bz etliche aus der
Stuben muſten hinauß gehen. Doct. Fauſtus verwun
berte ſich fehr ob dem , und fragte die ſiben 'vmbſte
hende, warumm fie nit anderer geſtalt erſchienen weren ?
Sie antworten jm , vnd ſprachen : dz fte ſich in der
Helle anders nit verändern könnten . Darumb Teyen
ſte Helliſche Thier vnnd Würm , wiewol fte grenlider
vnd ſcheußlicher ſeyen , baun ša, jedoch köndten ſie bey=
des Menſden geſtalt vnnd geberd an ſich nemmen , wie
ſie wöllen. D. Fauſtus ſagte hierauff, Es wers. gnug,
982

wann ſte fiben da weren , vnd bate den andern vrlaub


zu geben, das geſchahe. Darauff begerte Fauftus, fie
ſolten jm ein proben ſehen laſſen , deß ward er ge=
wehret. Vnd alſo verändert ſidy einer nach dem an
dern , wie fie zuvor gethan haben , in aller thier geſtalt,
aud, wie die groſſen vögel , ſchlangen vnd friedjende
thier , vier vnnd zweyfüffige. Das gefiel D. Fauſto
wol, und fragte, ob erß auch fönnte , fte fagten, ja,
und wurffen ihm ein Zauberbüchlin dar, er ſolte ſeine
prob auch thun , das thät er. Nun kundte D. Faus
ſtus nit fürüber, zuvor als ſie wolten vrlaub nemmen ,
fte zu fragen , wer dann das vnziffer erſchaffen hett ?
Sie ſagten , nach dem fal des Menſchen Teys auch ers
wadſen bas vnziffer , damit eß den Menſchen plagen
vnnd ſchaden thun ſoll. So können wir uns eben ſo
wol zu mancherley vnziffer verwandeln , als zu andern
thieren. D. Fauftus ladyt, vnd begert folche zu fehen,
das geſchach . As fte nun vor jm verſchwunden , da
erſchiene in deß D. Fauſti Gemach oder Stuben aller
ley vnziffer , als Omeiſſen , gel, Kühfliegen, Grillen,
Herſchrecken, u . Alſo dz ſein ganzes hauß voller vn=
zifer wart, ſonderlich war er über diß erzürnt, verbroſ
ſen vnd vnwillig , dz unter anderm vnzifer ihn auch
etlics plagte , als die Omeiſſen befeichten in, die Bie=
nen ſtacken in, die Mücken fuhren ihm vnter das ans
geſidit, die Flöhe biſfen in, die 3mmen die flogen vmb
in , 03 er zu wehren hat , die Läuß verierten in auff
dem kopff vnd hembd, die Spinnen fuhren auff in
berab, die Raupen frochen auff in, die Weſpen ftachen
ihn . In ſumma , er wardt allenthalben genug mit
vnzifer geplagt , als dj er recht ſagte , Ich glaube Dz
ir alle junge Teuffel fext. Derhalben D. Fauſtus in
der Stuben nicht bleiben konnte. Als bald er auß der 1
983

Stuben gienge, da hette er keine plage nocy unzifer


mebr an ihm , und verſchwanden audy ſtrads drauff
zugleich mit einander.
Wie Doct. Fauftus in die Hell gefahren .
Doct. Fauftus war auff band achte far fommen ,
vnnd erſtrecket fich alſo ſein ziel von tag zu tag, war
auch die zeit des meiften theils mit forſchen , lehrnen ,
fragen und diſputiern vmbgangen . Vnter den träus
mete oder grauwete ihm aber vor der Helle. Gr fors
dert alſo ſeinen Diener, den Geiſt Mephoſtophilem , er
ſolte jm ſeinen Herren Belial oder Lucifer fordern vad
kommen laſſen . Sie ſchickten ihm aber einen Teuffel,
der nante fich Beelzebub vnter dem Himmel , der fragte
D. Fauſtum was ſein begeren oder anliegen were ? Db
er nicht vermöchte , daß ihn ein Geiſt in die Hell
hineyn führete vnnd wider herauß , daß er der Hellen
qualitet , fundament , vnnd eigenſchafft, auch ſubſtant
möchte ſehen , und abnemmen . Ja, antwortet įm Beelze
bub, vmb Mitternacht wil ich kommen , und dich holen.
As nun in der nacht , vnd ſtick finſter war , erſchiene
im Beelzebub , hatt auff feinem ruchen ein beinen Sef=
ſel, unnd rings herumb gant zugeſchloſſen, darauff laß
D. Fauſtus , vnd fuhr alſo davon . Nu höret wie in
der Teuffel verblendet , vnnd ein Affenſpiel macht, daß
er nit anders gemeinet , denn er ſevje in der Helle ges
weſt. Er führet in die Lufft, Drob D. Fauſtus ent
ſchlieff, als wann er in einem warmen Wiſſer oder bad
ſeile. Bald hernach kommt er auf einen hohen Berg ,
einer groſſen Inſel hoch , darauß Sdwebel , Pechy, vnd
Fewvrſtrahlen ſchlugen , vnnd mit ſolcher ungeſtümb vnd
praſſeln, daß D. Fauftus darob erwachte. Der Teuffes
liſche Wurmb ſchwang in ſolche flufft hineyn mit D.
984

Fauſto. Fauftus aber, wie befftig es brannte, ſo em


#funde er fein biße noch brunſt , ſondern nur ein Lüfft
lin, wie im Meyen oder Frühling, er hörte auch dar
auff allerley) Inſtrumenta , deren klang gang lieblid) war,
vnd fonnte doch , ſo hell das fewer war, kein Inſtru
ment fehen oder wie es geſchaffen . So borffte er audy
nit fragen, wie es damit eine geſtalt hette , denn in
ſolches zuvor ernfilich verbotten war, daß er nit fragen
noch reden ſoll. In dem ſchwungen ſich zu dieſem
Teuffeliſchen Wurmb vnd Beelzebub noch andere trey ,
auch ſolcher geſtalt. A18 D. Fauftus noch beſſer in
die flufft hinab kame, vnnd die trey benannte dem
Beelzebub vorflogen , begegnete D. Fauſto in dem ein
groſſer fliegender Hirſch, mit groſſen hörnern , vnd zin =
den, der wolt D. Fauſtum in die klufft hinab ſtürzen ,
darob er ſehr erſchrade. Aber die trev vorfliegende
Würme vertrieben den Hirſch. Als nun D. Fauſtus
beſſer in die Spelund hinab kam, da lahe er vmb fich
herumb ſeyn nichts, dann lauter vnziefer vnnd Schlan
gen ſchweben . Die Schlangen aber waren unſäglich)
groß. Shm famen darauff fliegende Bären zu hülff,
pie rangen vnd kämpfften mit den Schlangen , vnd ſieg
ten ob, alſo dz er ſicher vnd beſſer hindurch kame, vud
wie er nu weiter hinab kompt, ſahe er ein groſſen ge=
flügelten Stier auß einem alten thor oder loch herauß
gehn , vnd lieff alſo gant zornig vnnd brüllend auff
D ..Fauſtum zu, vnd ſtieß ſo ſtard an ſeinen ſtuel, og ſid)
der ſtuel zugleich mit dem Wurm vnd Fauſto vmbgewendet.
D. Fauſt fiel vom ſtuel in die klufft immer je tieffer
Hinvnter mit groſſem zetter vnd wehgeſchrey), dann er
gedachte, nun iſt es mit mir auß, weil er auch ſeinen
Geiſt nit mehr ſehen konnte. Doch ernüldt in leßlich
widerumb im hinunter fallen ein alter runglechter alfe,
985

der erhielt, vnd errettet in . In dem vberzoge die Hela


len ein dicker finſter Nebel , dz er ein weil gar nichts
ſehen kondte, auff d; thäte ſich eine Wolcken auff, bar
auß zween groſſer Drachen ſtiegen , und zogen einen
Wagen nach jnen , darauff der alte Aff D. Fauſtum
ſepte. Da folget etwan ein viertel ſtundt lang ein
dice finſternuß, alſo daß D. Fauſtus weber den Wa
gen , noch die Drachen fehen oder begreiffen fondte,
vnd fuhr doch immer fort hinunter. Aber ſo bald
ſolcher dicfer, ſtincenter vnd finſterer nebel verſchwandt,
ſahe er ſein Roß vnd Wagen widerumb. Aber in der
Lufft berab ſchoffen auff D. Fauſtum ſo viel Straal
und Blißen, daß der fecfeſt, will geſchweigen D. Fau
ſtus , erſdirecfen und zittern müſſen . In dem kompt
D. Fauſtus auff ein groß vnd vngeſtümb waſier, mit
dem ſenfen ſich die Draden hinunter. Er empfand
aber kein waſſer, ſondern groß hiß und wärme. Vnd
failugen alſo die ſtromen vnd wällen auff D. Fauſtum
zu , daß er Roſīz vnd Wagen verlolr , vnd fiel jmmer
tieffer und tieffer in die grauſamkeit bes waſjers bin
ein , biß er endlich im fallen sin flufft, die hoch vnd
ſrißig war , erlangte. Darauff ſaß er , als wann er
Halb todt were , ſahe vmb fid ), kundte aber niemand
fehen noch hören. Er ſabe immer in die flufft hinein ,
darob ein Lüfftlin fich erzeigte, vmb ihn ſahe er waſ
fer. D. Fauſtus gedachtnu wie muſtu ihm thun ,
dieweil du von den Belliſchen Geiſtern verlaſſen biſt,
entweder du muſt dich in die klufft oder in das Waſ=
ſer ſtürzen oder hieoben verderben. In dem erzürnet
er fich barob, vnd ſprang alſo in einer raſenden unfin
nigen Forcht in das fervrige loch hineyn , und ſprach :
Nun ir Geiſter, ſo nemmet mein wolverdientes Opfer
an, ſo meine feel verurſachet hat. In dem er ficy alſo
986

berzwerge hinein geſtürßzet hat, wirt ſo ein erſdirecflich


klopffen vnd getümmel gehört, davon ſich der Berg vnd
Felſen erſchüttet, und ſo ſehr, daß er vermeynt es ſeyen
lauter groſſe geſchüß abgangen. Als er nun auff den
grund kam, ſahe er im fewer viel ſtattlicher Leut, Keys
ſer, Könige , Fürſten vnd Herren. 3tem, viel tauſent
gebarniſche Kriegsleut. Am fewer flonie ein füles Waf
ſer, davon etliche trancken , vnnd fich erlabeten vnd ba
beten , etliche lieffen vor fühle in das feuwer fich zu
wärmen . D. Fauſtus trat in das feuwer, vnd wolte
ein Seel der Verdampten ergreiffen , vud als er vers
meynte er hétt fte in der hand , verſchwande fte jm
widerumb. Er kondte aber vor hiße nicht länger bleis
ben, vnd als er ſich vmbſahe, ſihe ſo kompt ſein Drach
oder Beelzebub mit ſeinem Seſſel wider , und Taß er
drauft , fuhr alſo wieder in die höhe. Dann Doct.
Fauſtus kondte vor dem Donner , Vngeſtüm , Nebel,
Sdwefel , Rauch, Fewer, Froſt vnd Kig in die länge
nicht verharren , ſonderlich da er geſehen hat das Zets
tergeſchrey, Wehe, Grißgrammen, Jammer vnd Pein, z .
D. Fauſtus , der nun eine gute zeit nicht anheimiſch
geweſen, auch ſein Famulus nit anders gemeinet , und
abnemmen können, weil er die Hell hat begert zuſehen,
er werde mehr geſehen haben, dann im lieb fery, vnnd
ewig auſſen bleiben. Ju ſolchem wohn kommt in der
nacht D. Fauſtus widerumb zu Hauß , weil er nuh
feithero auff dem Seſſel geſchlafen, wirfft ihn der Geift
alſo ſchlafſend in fein Bett hinein. Als aber der tag
herbey kam , vnd D. Fauſtus erwachte, das Liecht deſ
tages ſahe, ward jm nit anders, als wann er ein zeit
lang in einem finſtern Thurn geſeſſen were. Dann er
ſeuthero nichts von der Hellen geſehen hat , als die
Feverſtromen , vnnd was das Fewer von fich ges
987

ben hat. D. Fauftus im Bett figent., gedachte Det


Hellen alſo nach einmal nam er jhm gewißlicy für,
er were drinnen geweſen , vnnd es geſehen, das ander
mal zweiffelt er barab, der Teuffel hette ihm nuhr ein
Geplerr vnd Gauckelirerck für die augen gemacht , wie
auch rrar iſt, dann er hatte die Hell noch nit recht ges
ſehen, er würde ſonſten nicht darein begert haben.
Dieſe Hiſtoriam vnd Geſchicht, was er in der Helle
und verblendung geſehen , hat er, Doc. Fauſtus , ſelbs
aufgeſchrieben , und iſt nach ſeinem todt fold ſchreiben
in einem Zettel, ſeiner eigenen handſchrifft, vnd in eis
nem Bud) verſchloſſen liegendt , hinder im gefunden
worden .

Wie Doctor Fauftus in das Geſtirn hinauff gefahren .


Dieſe Geſchicht hatt man auch bey ihm gefunden,
ſo mit ſeiner eigen Hand concipiert und auffgezeichnet
worden, welches er ſeinem guten Geſellen einem lonae
Victori , Medico zu Leippig , zugeſchrieben , welches
ſchreibens innhalt war, wie folgt :
Inſonders lieber Herr vnnd Bruder, Ich weiß mich
noch, deßgleichen ir audy, zu erinnern vnſers Schulgangs
von jugendt auff, da wir zu Wittenberg mit einander
ſtudiertent , vind jhr.euch anfänglich der Medicinae ,
Astronomiae, Astrologiae, Geometriae befliſſen,
wie ihr dann auch ein guter Physicus reydt , Ich
aber euch vngleich war, vnd wie ihr wol wißt, Theo
logiam ſtudierte, ſo bin ich euch doch in dieſer Kunſt
nod gleich worden , demnach ihr mich etlicher ſadyen
vmb bericht rahts gefragt. Dieweil ich nuhn, wie auß
euwerem ſdyreiben zur dancffagung vernommen , nie
nidits hab geweigert, noch zu berichten verſagt, bin id
deſſen nody vrbietig, ſollet mich auch allzeit alſo finden!
988

vnd heimſuchen, euwers Ruhms vnd Lobs, ſo ihr mir


zumeßt vnd gebt , thu ich mich gleichsfalls bebancfen,
nemlich daß mein Calender vnd Practicen ſo weit in
das Lob kommen , daß nit geringe Priuat Perſonen ,
oder gemeine Burgerſdafft , ſondern Fürſten , Graffen
vnd Herrn meiner Practicka nachfragen , dieweil alles,
was ich gefekt vnnd geſchrieben , alſo warhafftig ſol
uberein ſtimmen . In ewerem ſchreiben meldet ihr auch
bittweiß von meiner Himmelfart vnter das Geſtirn, ſo
ir , wie ir mir zuſchreibt erfahren , euch zu berichten,
ob ihm alſo ſene oder nit , vnd euch ſolchs ganz vn
möglich dündt , To ce doch einmal geſchehen iſt. Fr
much dabey ſeket , es müſſe etwan durch den Teuffel
oder Zauberey geſchehen ſein. (Ja wett Frit ). Es ſeyy
jm aber wie jhm wölle, iſt es endlich geſchehen , vnd
ſolcher geſtalt, wie ich euch auff euwer bitt nad/folgends
berichte.
Als ich ein mal nit ſchlaffen kondte , und daneben 1

an meine Calender vnd Practicfa gedachte, wie doch dz


Firmament am Himmel qualificiert und beſchaffen were,
dz der Menſch oder die Phyſici ſolches hierunten abs
nemmen fönnten , ob fte gleich ſolches nit ſichtbarlich,
ſonder nach gutdüncken , vnd den Büchern oder den opi
nionibus, diſponiern vnd erforſchen föndten . Sibe,
ſo hört ich ein ungeſtüm fraufen und wind meinem
Hauß zugehen, der mein Laden und Kammerthür alles
auffſchlug, darob ich nit ein wenig erſdırack. In dem
höret ich eine brüllende ſtimm , die ſagt: Wollauff,
deins herzen luft, finn und begierligkeit wirſtu ſehen.
Darauff ſagt ich : Wann diß zu ſehen iſt, ſo ich erſt
gedacht, vnd diſmal mein gröſte begierde iſt , ſo wil
ich mit. Er antwort wider , ſo ſchawe zum Laden
herauß, ſo wirſtu bie Suhr feben. Das thet ich, und
989

ſahe ein Wagen mit zweyen Drachen herab fliegen, der


war Helliſher Flammenweiß zu ſehen . Als aber der
Mond daſſelbige mal am Himmel ſdiene, beſaße ich
auch meine Roſſz vnd Wagen. Dieſe Würme waren
an Flügeln braun vnd ſchwarz, mit weiß geſprengleten
tüpflen, der Ruck auch alſo, der Bauch, Kopff und Halb
grünlecht, gelb vnd weiß geſprengt. Die ſtimm ſchrey
wider, ſo fit auff vnd wandere. Ich ſagt, ich wil dir
folgen, doch daß ich alle vmſtände fragen dörffe. Ja,
antwort die ſtimm, es fen dir diſmal erlaubt. Darauff
ſtiege ich auff den Kammerladen , ſprang auff meine
Kutſden , vnd fuhr davon. Die fliegende Drachen
führten mich empor , der Wagen hat auch 4. Räder,
und rauſchten , als wenn ich auff dem Lande führe,
doch gaben die Räder im vmbher lauffen immer Feuer
ſtromen , vnd je höher ich fame , je finſterer die Welt
war , vnd gedauchte mich nicht anders , als wenn ich
vom Hellen Sonnentag in ein finſters Loch führe. Sahe
alſo vom Himmel herab in die Welt. In ſolchem
fahren rauſchte mein Geiſt vnd diener daher , vnd fißt
zu mir auff den Wagen. Ich ſagte zu im : Mein Me
phoſtophiles , wo muß ich nuh sinauß ? D3 laß dich
nit jrren, ſprach er, vnd fuhre alſo noch höher hinauff.
Nuh wil ich euch erzehlen, was ich geſehen hab : dann
am Dinſtag fuhr ich auß, vnd fam am Dinſtag wider
zu hauß, dj waren acht tag, darinnen thet ich nie in
ſchlaff, war auch kein ſchlaff in mir , und fuhr gang
vnſichtbar. Als es nuh am morgens früh am Tag
vnnd hell ward , ſagt ich zu meinem Geiſt Mephoſto
phili : Lieber , wie weit ſein wir ſchon gefahren , d3
kanſtu wiſſen ? Dann ich wol an der Welt abnemmen
fan, daß ich dieſe nacht zimlich gefahren hab, auch ſo
lang ich außen war, keinen durft noch hunger gehabt.
990

Méphoſtophil. fagt: Mein Fauſte, glaub mir, oz du


bißbero ſchon 47. meilen in die Höhe gefahren biſt.
Darnach rabe ich am tag herab auff die Welt, da lahe
ich viel Königreich, Fürſtenthumb vnd Waſſer , alſo 03
ich die ganze Welt, Afiam , Africam vnd Europam
gnugſam ſeben fondte. Vnd in ſolcher Höhe fagt ich
zu meinem diener, ſo weiſe vnd zeige mir nuh an, wie
diß vnd das Land und Reich genennet werde. Das
thät er, vnd fprach : Sihe , diß auff der lincken hand
iſt das Vngerland. Item, diß iſt Preuſſen, dort ſchlimbe
iſt Sicilia , Polen , Dennmarck , Italia , Teutſdıland.
Aber morgen wirſtu feben Aftam , Aphricam , Item ,
Perfiam vnb Tartarey , Indiam , Arabiam . Und weil
der Wind hinder ſich ſchlägt, ſo ſehen wir jekund Pom
mern , Reuſſen vnd Preuſſen, deßgleichen Polen, Teutſche
land , Vngern vno Oſterreich. Ant britten tag fabe
ich in die groſſe und kleine Türfey , Perfiam , Indiam
vnd Aphricam , vor mir fühe ich Conſtantinopel, und
im Perſiſchen und Conſtantinopolitanfchen Meer fahr
ich viel Schiff und Kriegßheer hin und wider foweben
vnd fahren, es war mir aber Conſtantinopel anzufehen,
als wenn kaum drey Häuſer da weren, vnd die Mens
fchen als einer ſpannen lang. Ich fuhr im Julio auß,
war gar: warm , warff auch mein Geſicht jeßt hier, jeßt
borthin; gegen Auffgang, Mittag, Nidergang vnd Mit
nacht, da es dann an einem ort Regnete, an den art
dern Donnerte, hie ſchlug der Hagel, am andern orth
war es ſchön , ſahe auch endtlich alle ding, dié gemei
niglich in der Welt ſich zutrugen . Als ich nun acht
tage, in der Höhe war, ſahe ich hinauff von ferne; daß
der Himmel ſo ſchnelti fuhr vnd wälzte , als wenn er
in taufent ſtücken zerſpringen , oder die Welt zerbrechen
wolte. So war der Himmel ſo bel, daß ich nit weis
991

ters hinauff ſeben fondte , vnd fo bibig , wann mein


diener keine Lufft gemacht hette , daß ich verbrennen
müſſen . Das Gewülcke, ſo wir vnden in der Welt
geſehen , iſt ſo feſt und dick, wie eine Mawr vnd Fele
ſen, klar wie ein Criſtall, vnnd der Regen, ſo daruon
kompt, biß er auff die Erde fället, ſo klar, daß man
fid darinnen erſehen kan. So bewegt ſich das Gos
wüldt am Himmel ſo frefftig, daß es immer laufft, von
Dſten biß gehn Weſten , nimmt 03 Geſtirn , Sonn und
Mond mit ſich. Daher (ivie wir ſehen ) kommt , daß
Tie vom Aufgang. zum Midergang laufft, vnd gedaudte
mid), fie Sonn bey vns were kaum eines Faßbodems
groß, ſte war aber gröſſer dann die ganze Welt, dann
id) kondte kein end daran ſehen. So muß der Mond
zu macht, wenn die Sonne vntergeket, das Liecht dare
von empfangen , darumb feheint er zu' nacht fo hell,
wie es auch am Himmel hell iſt , und alſo zu nadit
der tag am Himmel, vnd auff Erden finſter vnd nacht
ift. 3ch jahe alſo mehr dann ich begerte. Der Stern
einer war gröſſer dann die halbe Welt, ein Planet fo
groß als die Welt , vnd wo der Lufft war, da waren
die Geiſter vnter dem Himmel. Im herab fahren ſabe
ich auff die Welt , die war wie der Dotter im Gly,
vnd gedauchte mich die Welt were nidyt einer Spannen
lang, vnd das Waſſer war zwey mal breiter anzuſehen.
Alſo am 8. tag 311 nachts fam ich wider zu hauß,
vnnd flieff brey tag nad) einander , richtet hernach
alle meine Calender vnd Practicka darnach. Diß hab
ich euch , auff ever begeren , nicht wollen verhalten, vnd
befehet alſo eurere Bücher , ob meinen Geſicht nach
diſem 'nicht alſo ferre. Vnd feyd von mir freundtlid)
gegrüffet.
Doctor Fauftus ber Geftirnſeher.
992

Doc. Fauſti dritte Fahrt in etlidie Königreich und für:


ftenthumb, auch fürnembſte Länder vnd Stâtte.
Doct. Fauſtus nimpt ihm im 16. jar ein Reyß
oder Pilgramfahrt für , vnd befihlt alſo ſeinem Geiſt
Mephoftophili, daß er jön , wo hin er begerte , leyte
vnnd führe. Derhalben ſich Mephoſtophiles zu einein
Pferde verkehret vnd veränderte, doch hat er flügel wie
ein Dromedari, vnd fuhr alſo, wohin ihn D. Fauſtus
hin ländete. Fauſtus durchreiſete und durchwandelte
manch Fürſtenthumb, als das Landt Pannoniam , Oſter
reich , Germaniam , Bobem , Soleften, Sachſen, Meija
ſen , Düringen , Franckenlandt, Schwabenlandt, Beyers
landt, Littauw , Liefflandt, Preuſſen , Moſcowiterlandt,
Frießland , Hollandt , Weſtphalen , Seeland , Brabant,
Flandern , Franckreich, Hiſpaniam , Portugall , Welſch
land, Polen , Vngern, vnd dann wieder in Düringen ,
war 25. tag aufſen , darinnen er nit viel ſehen kondte,
Darzu er luſt hette. Derhalben name er ein widerfuhr,
vnd ritte auf ſeinem Pferde auß, fam gehn Trier, dann
im dieſe Statt erſtlich einfiel zu ſehen , weil ſie ſo alt
frändiſch anzuſehen war, da er nichts ſonderlichs geſe=
hen, dann einen Pallaſt , wunderbarlidys Werde , wel
cher aus gebacken Ziegeln gemacht , vnd ſo feſt, daß
ſte keinen feind zu förchten haben. Darnach ſahe er
die Kirchen , barinnen Simeon und der Biſchoff Popo
begraben war, welche auß unglaublichen groſſen ſteinen
mit Syſen zuſammen gefüget , gemacht iſt. Darnach
wendet er ſich gehn Pariß in Franckreich, vnd gefielen
jhm die Studia vnd hohe Schul gar wol. Was nuh
dem Fauſto für Stätt vnd Landſchafften in finn ftelen ,
die durchwandert er. Als unter andern auch Meynz,
da der Mayn in Rhein fleußt, er ſaumt ſich aber da
nit lang, vnd fam in Campanien , in die Statt Nea
993

Polis , darinnen er vnſäglich viel Kloſter vnd Kirchen


geſehen, vnd fo groſſe hohe vnd herrliche gezierte Häus
ſer , daß er ſich darob verwundert , und darinnen iſt
ein herrlid) Caſtel oder Burg, fo new gebawet, welches
für allen andern Gebeuwen in Italia den preiß hat,
der höhe , dicke und weite balb , mit mancherley zierd
der Thürn , Gemäuwer , Paläſt und Schlafffammern .
Darbey ein Berg ligt, Vesuvius genannt, der voller
Weingärten , Delbäum und etlicher andern fruchtbaren
Bäume, und ſolchen Wein, den man den Griechiſchen
Wein nennet, ſo herrlich und gut. Bald fällt im Ves
nedig ein , verwundert ſich , dz es ' gerings herumb iin
Meer lag, da er dann alle Kauffmannſchafft und Nots
turfft zur Mendlichen unterhaltung geſehen , dahin zu
ſchiffen ſahe, und wundert in , daß in einer ſolchen
Statt , da ſchier gar nichts wächßt, dennoch ein vbers
fluiß iſt, er fabe auch ab die weite Häuſer und hohen
Thürn und Zierde der Gottshäuſer und Gebäw mitten
in dem Waſſer gegründet und auffgerichtet. Weiters
kominter in Welſdland gehn Padua , die Schul da
zu beſichtigen . Diſe Statt iſt mit einer dreyfächtigen
Mauwer befäftiget, mit mancherley Gräben, vnd vmba
lauffenden Waſſern, darinnen iſt eine Burg und Vefte,
vnd ir Gebäw ift mancherley , da es auch hat eine
ſchöne Thumbkirch , ein Rahthauß, welches ſo ſchöne
iſt , daß keines in der Welt dieſem zu vergleichen fein
Foll. Ein Kirche S. Anthonij genannt, iſt alda, daß
jres gleichen in gang 3talia nit gefunden wirt. Fürs
ters kam er gehn Rom , welche ligt bey einem Fluß
Tyberis genannt, ſo mitten durch die Statt fleußt, vnd
jenſeit der rechten ſeiten begreifft die Statt ſteben Berg
vmb fich , hat eilff Pforten und Thor , Vaticanum ,
K ein Berg, darauff S. Peters Münſter oder Thumb ift.
11 . 63
994

Dabey ligt deß Bapſte Pauaſt, welcher herrlid mit


einem ſchönen Luftgarten vmbfangen, babey die Kirchen
Lateranensis, barinnen allerley Heilthumbs, vnd die
Apoſtoliſche Kirch genannt wirt, welche auch gewiß eine
föſtliche vnd berühmbte Kirchen in der Welt iſt. Deß
gleichen ſahe er viel Heydniſche verworffene Tempel.
Item , viel Seulen , Steigbogen , 2. welches silles zu
erzehlen zu lang were, alſo daß D. Fauftus fein Luft
vnd furgweil bran jahe. Er fam auch unſichtbar für
deß Bapſts Pallaſt, da lahe er vil Diener und Hoffs i
ſchranzen, vnd was Richten vnd Koſten man dem Bapſt
aufſtruge, vnd ſo vberflüſſig , 03 D. Fauſtus darnach
zu ſeinem Geiſt ſagte: Pfuy , warumb hat mich der
Teuffel nicht auch zu einem Bapſt gemacht. Doct.
Fauſtus ſahe auch darinnen alle Teines gleichen , als
v bermut, ftolt, hochmut, vermeſſenheit, freſſen, ſauffen,
Surerey, Ghebruch, und alles Gottloſes weſen des Bapſtå
und feines Geldmeiß , alſo , daß er hernach weiters
ſagte: Ich meint, ich were ein Schwein oder Saw deß
Teuffels , aber er muß mich länger ziehen. Dieſe
1
Sdwein zu Nom ſind gemäſtet, vnnd alle zeitig zu
braten vnd zu fochen . Vnd dieweil er viel von Rom
gehört, iſt er mit feiner Zauberey drey tag und nacht,
vufidtbar, in deß Bapſta Pallaſt blieben, und hat der
gute Herr Fauſtus ſeythero nit viel guts geſſen , noch
getruncken. Stunde alſo vor dem Bapſt vnſichtbar eins
mal, wann der Bapſt eſſen wolt, ſo macht er ein Creuk
vor ſich , fo offt es dann geſchahe, bließ D. Fauftus
ihm in das Angefidit. Ginmal lachte D. Fauftus, daß
mans im gangen Saal hörete , dann weinete er , als
wenn es im ernſt were , vnd wuſten die Auffivarter
nit was das were. Der Bapſt berebet b3 Gefinde , e8
were sin verdampte Seel, vnd bete vmb Ablaß, darauff
995

ir auch der Bapſt Buſſe aufferlegte. D. Fauſt lachte


darob, vnd gefiel jm folche verblendung wol. Als aber
die leßten Richten und Koſten auff deß Bapſts Tiſch
kamen , vnd jn D. Fauſtum, hungert, hub er, Fauſtus
ſeine hand auff, alsbald flogen im Richten und koſten,
mit ſampt der Schüſſel in die hand , vnd verſchwand
alſo damit , fampt feinen Geiſt, auff einen Berg zu
Rom , Capitolium genannt , aſſe alſo mit luſt. Er
ſchickte auch ſeinen Geiſt wider dahin , ber muſt im
nur den beſten Wein von deß Bapſts Tiſch bringen ,
ſampt den ſilbern Bechern vnd Kanten . Da nun der
Bapſt folchs alles geſehen , was jm geraubt worden ,
hat er in derſelbigen nacht mit allen Glocken zuſammen
leuten laffen . Auch Meß vnd fürbit für die verſtorbene
Seel laſſen halten , vnd auff ſolchen zorn deß Bapſts,
den Fauſtum , oder verſtorbenen Seel in das Fegfeuwer.
condemniert vnnd verdampt. D. Fauſtus aber hette
cin gut fegen mit dem Vapſtes koſten vnd trand. Solchs
Silbergeſchirr hat man nach ſeinem abfdjiedt hinder
ihm gefunden . Als er nuhn Mittnadit ward , vnnd
Fauſtus ſich von ſolcher fpeiß geſättigt hat, iſt er mit
ſeinem Geiſt widerumb in die höhe auffgeflogen , und
gen Meyland in Italiam kommen , welchs in ein ge=
ſunde Wohnung bauchte, dann es iſt da fein anzeigung
der hiße, auch find ta friſche waffer, und 7. gar ſchöne
See, auch hat er da viel ander ſchöne fluß vnd waſſer
gezehlet vnnd abgenommen . Es find auch darinnen
fajöne fefte wol erbauwete Tempel vnd Königliche häus
fer , doch aftfränsfiſch. Ihme gefiele audy die hohe
Burg , oder das Schloß mit iren veſten , der föſtliche
Spittal zu vnſer Frawen . Floreng beſichtiget er auch ,
er wunderte ſich dieſes Biſthumbs, deß künſtlichen zierdt
von den ſchönen Schwibbogen vnd Gewelben, deß folija
996

nen gezierten Baumgarten zu S. Maria , der Kirchen,


ſo allda im Schloß ligt, mit ſchönen föftlichen vmgāns
gen bekleidet, auch einen ganz auffgerichten Marmelſteis
nen Thurn, das Thor dadurch man geht, mit Glocken
oder Erßſpeiß gemacht, darinnen die Hiſtorien deß alten
vnd newen Teſtaments gegraben , die gegend darumb
trägt guten Wein, auch künſtliche Leut vnd handtierung
darinnen. Item , leon in Franckreich zwiſchen zweien
Bergen ligend , und zweien Flüſſen vmbfangen , dabey
ein Tempel trefflicher würdigkeit, daneben auch ein herr
lide Seul , mit ſchönen gehawen Bildern. Von Leon
wendt er ſich gen Cölln am Reinſtrom gelegen, darinn
iſt ein Stifft, dz hohe Stifft genannt, da die 3. König,
ſo den ſtern Chriſti geſucht, begraben ligen. A18 D.
Fauftus ſolchs rahe, ſagt er : O jr gute männer, wie
ſeyt ir ſo jrr gereifet , da jr folt in Paleſtinam gen
Bethlehem in Zubea ziehen , vnd fest hieher kommen,
oder ſeyt villeicht nach ewerm todt ins Meer geworffen ,
in Reluftrom geflößt, vnd zu Cöln auffgefangen , vnd
allda begraben worden. Alda iſt auch der Teufel
zu S. Vrſula mit den 11000 Jungfrawen : fonderlich
geftel jm da die ſchönheit der Weiber. Nit weit das
von ligt die ſtatt Ach, ein ſtuel des Keyſers, in dieſer
ſtatt iſt ein gang Marmelſteiner Tempel, ſo der groß
Keyſer Carolus fol gebaut haben , vnd geordnet, by
alle ſeine Nachkommen die Kron darinnen empfangen
ſollen . Von Cölln vnd Ach lendt er fich wider ins
Welſcheland gen Genff, die ftatt zu beſichtigen, welche
iſt ein ſtatt in Saphoy, ligt in der gegend deß Schweis
Berlands , ein ſchöne und groſſe Gewerbftatt, hat gute
fruchtbare Weinwachß, vnd wont ein Biſchoff da. Er
fam auch gen Straßburg, vnd hat D. Fauftus erfaren ,
rarumb eß Straßburg genannt wirt, nemlich von vile
997

der wege, eingäng vnnd ſtraſſen, davon fte den namen


bekommen , hat allda ein Biſthumb. Von Straßburg
fame er gehn Baſel in Schweitz , da der Rein ſchier
mitten durch die ſtatt rinnet , vnnd wie er von feim
Geiſt berichtet, fol dieſe ſtatt den namen von einem
Baſiliſken, ſo allda gewont, haben. Die mawr iſt mit
ziegelfleinen gemacht , und mit tieffen gräben gezieret.
Es iſt auch ein weit fruchtbar land, da man noch viel
alte Gebäuwe ſihet, da iſt auch eine hohe Schul, r'nd
gefiel ihm fein fchöne Kirch darinnen, denn das Gart
häuſer Hauſ. Von dannen kam er gen Coſtniß , da
iſt ein ſchöne Brucken von der ſtatt pforten vber den
Rein gemacht. Diſer See, ſagt der Geiſt zu Fauſto ,
iſt 20000 ſchritt lang , vnd 15000 ſdhritt breit. Diſe
ftatt hat von dem Conſtantino den namen empfangen .
Von Coſtnitz gen Vim , der namen Vima iſt vom
feldgewächß entſprungen, dahin die Donair fleußt, aber
} durch die ſtatt geht ein fluß , die Blaw genannt , bat
ein ſchöns Münſter vnd Pfarrkirchen zu S. Maria,
bat Anno 1377. angefangen ein zierlich , föftlid) und
künſtlich gebäw , dergleichen faum geſehen wirt, darins
nen ſind 52. Altär, und 52. Pfründen , ſo iſt indy
rin künſtlich vnnd föſtlich Sacrament hauß darinnen .
Als nu D. Fauſtus von Vlm wider rmbferen , rud
weiter wolt, ſagte ſein Geiſt zu jhm : Mein Herr , Tehet
die ſtatt an, wie jr wöllet , fie hat drey Graffſchafften
mit barem gelt an fich bracht, und mit allen ihren
priuilegien und freyheiten erkaufft. Von Vim auf, als
er mit ſeinein Geiſt in die Höhe fam , ſahe er von perr
nen viel Landſchafften vid Stätte , darunter auch eine
groſſe ſtatt , und dabey ein groſſes und Feſtes Saloß,
dahin ländt er ſich, vnnd war Würßburg die Biſdioſis
lidye haiwtftatt in Francfen , daneben der fluß Man
998

herfleußt, da widhit guter ſtarcker wolſchmackender wein,


vnd ſonſten von Getreyde auch fruchtbar. In diſer
ſtatt bat eg vil Orden , als Bettelorden , Benedictiner,
Stephaner , Carthäuſer , Joanſer vnd Teutſchen orden.
Stem , es hat alda trey Carthäuſeriſche Kirdzen , ohn
die Biſchoffliche Thumbkirchen, 4.Bettel orden, 5. Fra
menklöſter, vnd 2. Spittal zu S. Maria , die dann
am thor ein wunderlich gebäw hat. D. Fauſtus als
er die ſtatt vberal beſichtiget, iſt er zu nachts in deß
Biſchoffs Sdiloß auch kommen, dz allenthalben beſehen ,
vnd allerley proniant darinnen gefunden. Als er nu
die Felſen beſichtiget, ſahe er ein Capellen darinnen ges
bawen , vnd als er allerley wein verſuchte , iſt er wi
derumb davon gefahren. Vnd gen Nürenberg kommen,
da ſagt jm der Geiſt unterwegen : Fauſte , wijle, 03
Nürnberg der name von Claudio Tyberio Nerone ent
ſpringt, und von Nero Nürnberg genant worden . Darins
nen ſind 2. Pfarrkirchen, S. Seboldt, der da begraben
ligt, vnd S. Lorenz firchen, darinnen hangt deß Keyſers
zeiden, als der mantel, dwerdt, ſcepter, apfel vnd kron,
des groſſen Keyſers Caroli. Es hat auch darinnen ein
ſdyönen vbergülten Brunnen, der ſchön Brunn genannt,
ſo auff dem Markt ſteht, darinnen iſt oder ſol ſeyn
der Sper, ſo Longinus Chriſto in die ſeyten geſtochen,
vnd ein ſtück vom H. Creuß. Dieſe ſtatt hat 528.
Gaſſen , 116. Schöpffbrunnen , 4. groſſer vnd 2. klei=
ner Schlagrirn, 6. groſſer Thor, vnd 2. Kleiner Thors
lin , 11. fteinern Brücken , 12. berge , 10. geordnete
Märcft, 13. gemeiner Badſtuben , 10. Kirchen darin
man predigt. In der ſtatt hat es 68. Mülräder , ſo
bas wafier treibt , 132. Hauptmannſchafft, 2. groſſe
Ningmauren vnd tieffe gräben , 380. Thürne, 4. Pas
ſteven, 10. Apotecken, 68. Wächter, 24. Schüßen oder
999

Verrāhter , 9. Stattknedyt, 10. Doctores in jure, ond


14. in Medicina. Von Nürnberg gen Augſpurg , da
er morgens früe , als der tag erſt anbrach , hinfame,
fraget er ſeinen Diener, wo Augſpurg jren namen her
kabe. Er ſprach : Augſpurg die ſtatt hat etliche namen
gehabt , dann ſie erſtlich als ſie erbamen Vindelica
genannt worden , darnach Zizaria , dann Eyfenburg,
und endlich von Auguſto Detauiano, dem Keyſer, Au
guſta genannt worden. Vnd dieweil fte D. Fauſtus
zuvor auch geſehen , iſt er fürüber gefahren , und ſick
gelendt gehn Regenſpurg. Dieweil D. Fauftus auch
fürüber wolte reyſen, ſagt der Geiſt zu jm : Mein Herr
Fauſte, dieſer ſtatt hat man 7. namen geben, als nem
lich Regenſpurg den namen , ſo fle noch bat,ſonſt Ty.
beria , Quadrata, Hyaspolis, Reginopolis, Im
bripolis, vnd Ratisbona, das iſt Tyberius Auguſti
Sone. Zum 2. die vierecket ſtatt. Zum 3. von
wegen der groben ſprach , der nachgehenden Nadybars
idjafft. Zum 4. Gerinanos , Teutſchen. Zum 5 .
Konigsburg. Zum 6. Regenſpurg. Zum 7. von flör
ſen und ſchiffen daſelbſten . Diſe ſtatt iſt feſt, ſtarck
und wol erbawt, bey ir läufft die Donaw , in welche
bey 60. flüß kommen , ſchier alle ſchiffreich. Da iſt
Anno 1115. ein künſtliche, berümpte , gewälbte Brück
auffgerichtet worden , wie auch ein Kirch, die zu rühmen
ift, zu S. Remigien, ein künſtlich werck. D. Fauſtus
iſt aber bald wider fortgeruckt , und ſich nit lang da
geſeumpt, allein hat er einen Diebſtal gethan , vnd ei
nem Wirt zum hohen Buſche den Keller beſucht, dar
nach rich gewend , vnnd kommen gen München ins
Beyerland, ein recht Fürſtlich land. Die ſtatt iſt neir
anzuſehen, mit ſchönen weiten gaſſen, vnnd wolgezieros
ten Häuſern. Von München auß gen Salßburg , ein
1000

Biſchoffliche ftatt im Bayerland ligend, welche aud ans


fange ettliche namen gehabt. Dife Gegend hat Weyer,
ebene Bühel, See, Berge, barvon fie Weydvögel vnnd
Wildprät befommen . Von Salzburg gehn Wien in
Dſterreich. Dann er ſabe die ftatt von ferne , vnnb
wie in der Geift bericht, foſt nicht bald ein älter ſtatt
gefunden werden, vnd vom Flauio dem Landvogt alſo
genennet feyn . Dieſe ſtatt hat einen groſſen weiten
graben, mit einem vorſchut, und auch im vmbfreiß der
Maurn 300. ſchrit, und wol befeſtigt, die Häuſer find
gemeiniglich al gemalt, vnnd neben der Keyſerlichen
wohnung ein hohe Schul vffgericht. Dife ftatt hatt
zur Oberkeit nur 18 Perſonen. Jtem , man braucht
zum weinleſen 1200. Pferdt. So hat dieſe ſtatt audy
weite vngegründte feller, die gaſſen mit harten fteinen,
die Häuſer mit luſtigen gemachen und Stuben , weit
an ſtallungen, vnd ſonft mit allerley gezierden. Von
Wien reiſet er in die Höhe , vnd fihet von der höhe
herab ein ſtatt, die doch ferrn lag, 03 war Prag , die
Hauptftatt in Behem, diefe ftatt iſt groß, vnd in trey
theil getheilt, nemlich alt Prag, new Prag, vnnd klein
Prag. Klein Prag aber begreifft in fich die linde ſey
ten , vnnd der Berg , da der Königliche Hoff iſt, auch
S. Veit , die Bifchoffliche Thumbkirchen. Alt Prag
ligt auff der ebene, mit groſſen gewaltigen Gräben ge
ziert. Auß dieſer Statt kompt man zur kleinen Statt
Prag vber ein Brücken , diſe Brück hatt 24. Schwib =
bogen. So iſt die newe ftatt von der alten ftatt mit
eim tieffen Graben abgeſondert, auch rings vmb mitt
Mawren verwart , daſelbſt iſt das Collegium der hohe
Schufen . Die ftatt iſt mit einem Wal vmbfangen .
D. Fauſtus reiſet auff Mitternacht zu, vnnd fihet wider
ein andere ſtatt, vnnd da er fich von einer ebne herab
1001

ließ, war es Crackaw , die Hauptſtatt in Polen , cine


ſchön und gelehrte Schul allda . Dife ftatt iſt die Kös
nigliche wohnung in Polen, vnnd haft von Craco Demi
Polniſchen Herbogen , den namen empfangen. Diſe
ſtatt iſt mit hohen Thürnen , auch mit Schütt vnnd
Gräben vnbfangen , derſelbigen Gräben find ettliche
mitt Fiſchwaſſern vmbgeben. Sie hatt fiben Pforten,
und viel ſchöner groſſer Gottshäuſer. Diſe gegend hat
groſſe mächtige hohe Felfen vnd Berge, darauff fidh D.
Fauſtus herunter gelaſſen, deren einer ſo hoch iſt , daß
man meynet, er halte den Himmel auff, alda D. Faus
ſtus audy in die ftatt hat ſehen können , hatt alſo D.
Fauſtus in dieſer ſtatt nit einkehret , ſonder vnſichtbar
vmb die ſtatt herumb gefahren. Von dieſem Bühel,
darob D. Fauftus etliche tag geruhet , begibt er ſid)
wider in die höhe gehn Orient zu, vnd reyſet für vil
Königreich, ftätt, vnd landſchafften , wandelte auch auff
dem Meer elliche tage, da er nichts dann Himmel und
waſſer ſahe, vnnd kame in Thraciam, oder Griechenland,
gehn Conſtantinopel , die jeßundt der Jürck Teucros
nennet, alda der Türckiſche Reyſer Hoff helt, vnd volu
bracht daſelbſt viel Abenthewr, wie hernach etliche erzehlt
werden , ſo er dem Türdiſchen Reyſer Solimanno zus
gefügt. Conſtantinopel hatt jren namen von dem groſ
ſen Keyſer Conſtantino. Dieſe ſtatt iſt mitt weiten
Zinnen , Thürnen vnd gebäven auffgericht vnd geziert,
dz mans wol new Rom mag nennen , vnd fleußt nies
ten an beyden orten das Meer. Diſe ſtatt hat 11 .
Pforten , 3. Königliche Häuſer oder wohnungen . D.
Fauftus befahe etliche tage beß Türckiſchen Reyſers
macht, gewalt, pracht, und Hoffhaltung, und auff einen
abend , als der Türckiſche Keyſer vber der Tafel faß,
vnd aſſe, macht im D. Fauſtus çin Affen ſpiel vnnd
1002

abentbevr, benn in deß J'ürdiſchen Seyfer8 Saal berimb


giengen groſſe Feuwerſtromen , bz ein jeglicher zulieff zu
leſdien , in dem hob es an zu donnern vnd blißen. Er
verzaubert auch den Türciſden Keyſer ſo ſehr, daß er
weder auffſtehen , oder man ihn von bannen tragen
fondt. In dem wurde der Saal ſo hell , als wann
die Sonnen darinnen wonete. Bnd D. Fauſti Geiſt
tratt in geſtalt , ziert und geſchmuck eins Bapſts für
den Keyſer , vnd ſpridht: Gegrüſſet feyſtu Reyſer , der
je ſo gewürdiget , daß ich dein Mahomet vor dir er*
ſdeine. Mit ſolchen kurken worten verfdwandt er.
Der Keyſer fiel nach dieſer Bezauberung auff die Knie
nieder , und rüfft alſo ſeinen Mahomet ahn , lobt und
preißt ihn , daß er ihn ſo gewürdiget, vnd vor ihm
erſchienen were. Morgen am andern Tage fuhr Doct.
Fauſtus in deß Reyſers. Schloß ein , darinnen er ſeine
Weiber vid Huren hat , vnd niemand daſelbſt innen
wandelen darff, als verſchnittene Knaben , ſo dem Fra
wenzimmer aufſwarten . Diſes Schloß verzauberte er
mit einem ſolchen dicken Nebel , daß man nichts ſehen
kundte. Doct. Fauſtus, wie auch vor ſein Geiſt, nas
men ſoldie geſtalt vnd weſen an, vnd gab ſich ror den
Mabomet auß, wonet alſo ſechs tag in dieſem Schloß,
ſo war der Nebel ſo lang da, als lang er da wohnete.
Wie auch der Türck diß mal ſein Volck vermanet, dieſe
zeit mit viel Ceremonien zu begehen. Doct. Fauſtus
der afſs, trand , war gutes muts, hat feinen Wolluſt,
vnd nach dem er ſolches vollbracht, fuhre er im Ornat
vnnd Zierde eines Bapſts in die höhe , daß in mäns
niglich feien Rondte. Als nuhn D. Fauſtus widerumb
hinweg, vnnd der Nebel vergangen war , hat ſich der
Türck in das Schloß verfüget, ſeine Weiber gefordert,
und gefragt, wer allda geweſen were, daß das Schloß
1003

ſo lang mit einem Nebel vnbgeben geweft. Sie be


richten in , es were der Gott Mahomet geweſt, and
wie er zu Nacht die vnnd die gefordert, fte beſchlaffen ,
vnnd geſaget: Es würde auß ſeinem Samen ein groß
Volck und ſtreitbare Helden entſpringen. Der Türck
nam ſolchs für ein groß Geſchenk ahn , daß er jhm
ſeine Weiber befodhlaffen , fraget auch hierauff die Meis
ber, ob er auch eine gute prob, als er ſie befchlaffen,
bewieſen ? Ob es Menſchlicher weiſe were zugangen ?
Ja, antworten ſie, es were alſo zugangen, er hette fie
geliebet, gehalſet, vnd were mitt dem Werck wol geſtaf
fiert, ſie wolten folches alle tage annemmen . Zu denie,
ſo were er nackendt bey jnen geſchlaffen, und in geſtalt
eines Mannsbilds , allein fein Sprad, hetten ſte nit
verſtehen fönnen. Die Prieſter beredten den Türcken,
er ſolte eß nicht glauben , daß er der Mahomet were,
fonder ein geſpänſt. Die Weiber aber fagten : Es ſeye
ein geſpänſt oder nicht, er hette fich freundlich zu jh
nen gehalten, vnnd ein Nacht ein mal oder ſechß, vnd
je mehr fein prob meiſterlich bewieſen , vnnd were in
fumma wol geſtaffiert, x . Solches machte dem Türcis
den Keyſer viel nadidencens, daß er in groſſem zweife
fel ſtunde. Doct. Fauſtus wendet ſich gegen Mitter
nacht zu in die groſſe Hauptſtatt Affair, die vormals
Chayrum oder Memphis genannt worden, darinnen der
Egyptiſche Soldan fein Schloß oder Hoffhaltung bat.
Da iheilet ſich der fluß Nilus in Egypten, iſt der größte
Fluß in der ganzen Welt, vnd ſo die Sonne in Krebs
geht , ſo begeußt und befeuchtigt er das ganße Land
Egypten. Darnach wendet er ſich wider gegen Auffs
gang und Mitternacht werts gehn Ofen vnd Sabaß
in Vngern . Ofen dieſe ſtatt iſt vnd war die Königs
liche Hauptſtatt in Vngern, biß iſt ein fruchtbar Land,
1004

allra hat és waffer , wann man Gyſen darein ſenckt,


ſo wirt es zu Kupffer. Es hat gruben allda von
Goldt, Silber und allerley Metal. Die Statt nennen
die Vngern Start, welche auff Teutſch Ofen genannt,
ein groſſe Befte , vnd mit einem trefflichen ſchönen
Schloß gezieret. Von dannen wandte er fich gebn
Magdeburg vnnd lübeck in Sachſen . Magdenburg ein
Biſchofflicher Stuel , in dieſer Statt iſt der 6. Rrig
einer auß Cana in Galilea , darinnen Chriſtus wein
auß waſſer machte. Lübeck iſt auch ein Biſchofflider
Stuel in Sachſſen , u . Von Lübeck kam er in Dürin
gen gehn Erdfurt, da ein hohe Schul iſt. Von Erd
furt lendet er fich widerumb auff Wittemberg zu , vrid
kam alſo da er anderthalb Jar auſſen war, wider heim ,
vnnd hatt alſo viel Landſchafften geſehen, ſo nicht alle
zu beſchreiben ſind.
Bom Parateye.
Doct. Fauſtus , als er in Egypten war, allda er die
Statt Alfair beſichtiget, und in der höhe vber viel Sö
nigreich und Länder reyſete, als Engelland, Hifpaniam ,
Franckreich , Schweden , Polen , Dennemarck, Indiam ,
Aphricam , Perſiam , . Iſt er auch in Morenlaud
kommen , vnnd neben immerbar auff Hobe Berg, Felfen
Inſulen ſich gelendt rnd geruhet, iſt ſonderlich auch in
diſer fürnemmen Inſel Britannia geweſen, darinn viel
waſſerflüß, warme brunnen , menge der Metall ſind ,
auch der ſtein Gotts , vnd viel andere, ſo D. Fauſtus
mit ſich herauß gebradyt. Orchades find Inſel defi
groſſen Meers, innerhalb Britanien gelegen, vnnd find
deren 23. in der Zal, deren 10. ſind wüſt, vnd 13. won
hafft. Caucaſus zwiſchen India und Scythia , iſt die
höchſte Inſel mit ſeiner föhe und gipffel. Darob D.
1005

Fauſtus vil Landſchafft und weite deß Meer: vberſehen,


alda ſeind ſo viel Pfefferbäume, wie bey ons die Wacha
holder ſtauden . Creta die Inſel in Griechenland , ligt
mitten im Gandiſchen Meer, den Venedigern zuſtändig,
da man Maluafter machet. Dieſe Inſel iſt voller Seif
fen , vnnd mangelt der Hirſchen . Sie gebiert kein
ſchädlich Thier, weder Sdılangen , Wölff, noch Füche,
allein groſſe gifftige Spinnen werden alda gefunden .
Diſe vnd vil andere Inſeln mehr, ſo jme der Geiſt
Mephoſtophiles al erzehlte , vnd gewieſen , hat er auß
geſpehet vnd beſehen. Vnd damit icly ad propositum
fomme, iſt diß die vrſach geweſen , daß D. Fauftus fich
auff folche höhen gethan , nit allein daß er von dans
nen etliche theils des Meers , und die vmbligende Rör
nigreid; vnd Landſchafften vberſehen, 16. Sondern vers
meinet, dieweil etliche hohe Inſulen mit ihren Gipffeln
ſo hoc feven , wölle er auch endlich oz Paradeiß ſehen
können , dann er hat ſeinen Geiſt nicht darumb ange
ſprochen , noch anſprechen dörffen , und ſonderlich in der
Inſel Caucaſus , welche mit ihren gipffeln vnd höhe
alle andere Inſulen vbertrifft, vermeinte , es folt ihm
nicht fehlen das Paradeiß zu ſehen. Auff dieſem gipf
fel der Inſel Cauft , ſihet er gar daß Land Indiam
vnnd Scythiam, vnd gegen Auffgang, ſahe er von ferne
von der Föhe hinauff , biß zu der Mitnächtigen Linien
ein Helle, gleich wie ein helleſcheinende Sonne, ein Fe=
werſtromen als ein Fewr auffgehen, von der Erden biß
an den Himmel vmbgeſchrecket auff der Erden , gleich
ciner kleinen Inſel hoch , er ſabe auch in dem Thal
vnd auff dem Lande vier groffer Waſſer ſpringen , eins
gegen Indien zu, das ander gegen Egypten, das dritte
gegen Armenien, vnd das vierbte auch dahin. In ſols
chem , ſo er geſehen, hett er gern ſein Fundament vnd .
1006

Vrſprung gewift , berhalben ihm fürname , den Geiſt


drumb zu fragen , das thät er doch mit erſchrockenem
herşen , und fragt alſo ſeinen Geiſt was es were ? der
Geiſt gab ihm gute antwort, und ſagt: Es were di
Paradeiß, ſo da lege gegen Auffgang der Sonnen, ein
Gart, den Gott gepflanget bette , mit aller Luſtbarkeit,
vnnd dieſe fewrige Stromen were die Mawr, fo Gott
dahin gelegt , den Garten zu verwahren und vmbzus
fchrencken , dort aber ( ſagte er weiter) fiheſtu ein vbers
belles Liecht, das iſt das fewrige Scwerdt, mit welchem
der Engel dieſen Garten verwart , vnnd haſt noch ſo
weit dahin, als du jmmer je geweſen biſt, du faſt es
in der hohe beſſer febent fönnen , aber nit wahr genonis
men, 2. Dieſes waffer, ſo rich in vier theil zertheilet,
find die waſſer, ſo auß dem Brunnen der mitten im
Paradeiß ſteht, entſpringen , als mit nammen Ganges
oder Phiſon , Gihon oder Nilus, Tygris vnd Guphrates,
vnd ſiheft jeßt, daß er vnter der Wag und Wider ligt,
reicht biß an Himmel , vnd auff dieſe feuwrige Mairs
ren iſt der Engel Cherubin mit dem flammender Schwert,
ſolches alles zu verwahren geordnet, aber weder du, ich,
noch kein Menſch kan dazu kommen .
Von einem Cometen .
Zu Gifleben iſt ein Comet geſehen worden, der wuns
der groß war . Da fragten etliche feine gute freund
D. Fauſtum , wie D3 zugieng. Antwort er inen, und
fagt: Es geſchicht offt, daß fich der Mond am Him =
mel verwandelt, vnd die Sonne unterhalb der Erden
iſt. Wann dann der Mond nahe hinzu kommt, iſt die
Sons ſo kräfftig und ſtarct, daß fte dem Mond feinen
fchein nimpt, das er aller roht wirt, wann nuh der
Mond widerumb in die höhe ſteigt, verwandelt er ſich
1007

in mancherley farben , vnd ſpringt ein Prodigium


vom höchſten drauß , wirt als denn ein Comet , und
find der figur und bedeutung, To Gott verhengt, mans
cherley . Ginmal bringet es auffruhr, frieg oder ſterben
im Reich, als peſtilent, gehen tod, vnd ander feuchten.
Item , waſſergüß, wolckenbrüchy, brunft , thewrung vnnd
dergleiden. Durch ſoldie zuſammenfügungen und vers
wandlungen deſ Mouds und der Sonnen wirt ein
Monstrum als ein Comet, da denn die böſen Geifter,
ſo die verhengnuß Gottes wiſſen, mit jren Inſtruments
ten gerüſt find , difer Stern iſt gleich wie ein Hurens
find unter den andern , da der Vatter iſt, wie oben
gemeldt, Sol et Luna.
Von den Sternen .
Gin fürnemmer Doctor N. V. W. zu Halberſtatt,
lude D. Fauſtum zu gaſt, vnd ehe di eſſen zugerüſt
war, ſabe er ein weil zum Fenſter hinauß an Himmel,
der dann dazumal als im Herbſt voller Sternen war.
Vnd diſer Doctor war ein Medicus , darneben sin
guter Astrologus, der vrſachen er , und daß er von
D. Fauſto etlidie verwandlung der Planeten vnd Stern
erkündigen möchte , D. Fauftum ſonderlichen beruffen
hat, leynete ſich derhalben zu D. Fauſto unter das Fen
ſter vmb die helle deſ Himmels, vnd vile der Sternen
von jm zu erkündigen , vnnd als er ſahe, wie ſie fidy
rugten und herab fielen , fragt er D. Fauſtum , wie es
cin condition und gelegenheit damit habe. D. Fauftus
antwortet : Mein Herr vnnd lieber Bruder, ihr wiſt
zuvor, daß der kleineſt ſtern am Himmel, ſo vns hierun
den faum wie vnſere groſfe Wachsliechter gedundet,
gröſſer iſt als ein Fürſtenthumb. So iſt es gewiß,
wie ichs aud) geſehen hab , daß die weite vnd breite
1008

deß Himmele , gröſſer iſt, dann zwölff Erdboden , wie


dann am Himmel kein Erden zu ſehen iſt, ſo iſt mans
dher ſtern gröffer , denn diß Land , einer ſo groß als
die Statt, jenſeit iſt einer ſo groß, als bz gezircfe deb
Römiſchen Reichs, diſer ſo groß als die Türckeyy, ond
die Planeten, da iſt einer ſo groß als die ganze Welt. 1

Ein Frage von gelegenheit der Geifter , ſo die Mens


ſchen plagen.
Das iſt war, faget biſer D., mein Herr Faufte, Wie
batt es aber ein Geſtalt omb die Geiſter, dieweil man
ſpricht , daß fie nicht allein zu tag, ſondern auch zu
nacht die Menſchen plagen. Antwort D. Fauſtus: Die
Geiſter, dieweil fte der Sonnen nicht vnterworffen ſind,
ſo wohnen und wandlen ſte unter dem Gewülcke , ond
je heller. die Sonne ſcheint, je höher die Geiſter jre
mrohnung haben, und ſuchen, denn das Liecht und der
idyein der Sonnen, iſt ihnen von Gott verbotten, vnd
nicht gegönnt noch zugeeignet, aber zu nacht, da es ge
ſticft finſter iſt, wohnen ſte vnter vns Menſchen, dann
die belle der Sonnen , ob fte ſchon nit ſcheint, macht
den erſten Himmel ſo hell, wie der tag , das alſo in
ber dicke der nacht, ob die Sternen ſchon nit ſcheinen ,
dennoch wir Menſchen den Himmel erſehen können . Das
her denn folgt, daß die Geiſter, dieweil ſie den anblick
der Sonnen, welcher in die Höhe auffgeſtiegen , nit er
dulden noch leiden können , fle fich nahe zu vnß auff
die Erden thun, bey vns menſchen wohnen, dieſelbigen
mit ſchweren träumen , ſchreyen vnnd erſcheinen graus
famer vnd erſchrecklicher geſtalt ängſtigen , dann wann
jbr finſter vnd ohne Liecht hinauß geht , ſo fällt euch
viel ſchrecken zu, ſo habt ir bey nacht auch viel phans
tafeyen , welche bey dem tag nit geſchiehet. Zu dem
1009

po erſchrickt einer im ſchlaff, meynend, es ſeve ein Geiſt


bey ihm, er greiffe nach ihm , gehe im Hauſe, oder im
ſchlaff vmb, vnnd ander dergleichen. Dieſes alles bes
gegnet vns darumb, dieweil vns die Geiſter deß nachts
nahe ſind , vnd vns mit allerley bethörung vnd ver
blendung ängſtigen vnd plagen.
Eine andere Frag , von den Sternen , ſo auff die
Erden fallen .
Vmb der Sternen wircung ſo ſie erleuchtet , vnd
herab fallen auf die Erden, iſt es nichts neuwes, fone
dern begibt ſich alle nacht. Wann es nuhn alſo Fun
cken oder Flammen gibt, ſeind es Zeichen, ſo von den
Sternen fallen, oder wie wirs bußen nennen, die feind
zeh , ſchwarß vnd halb grünlecht. Aber daß ein ftern
fallen folt, iſt allein der Menſchen gebünden , vnd fihet
man offt ein groſſen Feuwrſtromen bey nacht herab
fallen, das feindnit, wie wir vermeinen , fallende Stern.
Dann ob wol ein Bußen viel gröſſer iſt als der ander,
verurſacht folches, oz auch die Sternen einander vngleich
ſind. Und fällt kein Stern , one Gottes ſondere ver
hengnuß, vom Himmel, es wölle dann Gott Landt vnd
Leut ſtraffen, alsdann bringen ſolche Stern das Gewüldk
deß Himmels mit ſich , dadurch folget groß Gewäſſer,
I oder Brunſt, vnd verderbung Land vnd Leut.
Vom Donner.
3m Augſtmonat war zu Wittemberg Abendte ein
groſſes Wetter entſtanden, d3 es Eiffelte und ſehr Wet
terleuchtet, vnnd Doctor Fauſtus ob dem Marcft bey
andern Medicis ſtunde , die von ihm vrſach und ges
legenheit dieſes Wetters zu wiſſen begerten. Denen gab
er Antwort : Iſt im nicht alſo, je zu zeiten, wann ein
II . 64
1

1010

Wetter einfallen will, ſo wirt eß zuvor windig , aber


leßlich wenn es ein weil gewittert hat , erheben fich
groſſe Plaßregen. Solches kompt daher, wann die vier
Wind deß Himmels zuſammen ſtoſſen , wirt das Ge
wülck bardurch zuſammen getrieben , oder bringt das
Gewülck zu erſt daher, vnd miſchet alſo an einem ort,
einen Regen oder ſewark Gewüld, wie denn da aud
zu ſehen , daß vber die Statt fo ein ſchwarß Gewüldk
gehet. Darnach wenn das Gewitter fich erhebt , mis
ſchen fich die Geiſter darunter , . vnd fechten mit den
vier orten deß Himmels, alſo daß der Himmel die Stoß
erwecft , vnnd das nennen wir donnern oder boldern.
Wann dann der Wind ſo groß iſt , will der Donner
nirgend fort, ftehet an , oder aber es treibet geſchwind
fort , barnadh merckt an welchem Endt fich der Wind
erwecket, der treibet das Gewitter , alſo daß offt von
dem Mittag ein gewitter daher kompt, je im Auffgang,
Nidergang und Mitternacht.

Folgt der dritt und legte Theil von Doct.


Fauſti Abentheuwer , was er mit ſeiner
Nigromantia an vielen Orthen gethan
vnd getriben. Leblid, audy von ſeinem
jämmerlichen erſchrecklichen End und Ab
ſchied .
Ein Hiftoria von Doc. Faufto vnnd Reyſer Carolo
Quinto .
Reyſer Carolus der Fünfft dieſes Nammens , war
mit ſeiner Hoffhaltung gehn Infbruck kommen , dahin
fich D. Fauftus auch verfüget, onnd von vielen Freye
berrn und Adelsperſonen , denen fein Kunſt und Gem
1011

ſchidligkeit wol bewuſt, ſonderlich diſen ſo er mit Args


ney vnnd Recepten von vilen namhafften ſchmerzen vnd
franckheiten geholffen, gehn Hoff zum eſſen geladen vnd
beruffen, gaben jm das Geleydt dahin, welchen Keyſer
Carolus erſehen , vnnd achtung auff in gegeben , vnd
gefragt, wer er ſeye ? Da ward im angezeigt, es were
D. Fauſtus. Darauff der Keyſer ſowige , biß nach
eſſens zeit , biß war im Sommer nach Philippi und
Jacobi. Darnach forderte der Reyſer den Fauſtum in
ſein Gemach, hielte im für, wie jm bewuſt, dz er ein
erfahrner der ſchwarzen Kunſt were , vnd einen War
ſager Geiſt hette , were derhalben ſein begern , daß er
ihn ein Prob ſehen laſſen wolt, es ſolte im nichts wis
derfahren , das verhieß er bey ſeiner Keyſerlichen Rron.
Darauff D. Fauſtus jrer Key. May. vnterthänigſt zu
willfahren ſich anbotte. Nun ſo höre mich , ſagt der
Keyſer, daß ich auff ein zeit in meinem Läger in Ge=
dancken geſtanden , wie vor mir meine Voreltern und
Vorfahren in ſo hohen Grad und Authoritet geſtiegen
geweſen, dann id vnnd meine nachkommene noch ent
ſpringen mödyten, und ſonderlich daß in aller Monar
che der großmächtige Keyſer Alerander Magnus, ein
Lucern vnd zierd aller Keyfer, wie auß den Chronicken
zu befinden , groſſe Reichthumb , viel Königreich vnnd
Herrſchafften vnter ſich gebracht, welches mir vnd mei
nen Nachkommen wider zu wegen zu bringen ſower
fallen wirdt. Demnach iſt mein gnediges begern, mir
ſein Aleranders, vnnd feiner Gemählin Form, Gefialt,
Gang, Geberde, wic fie im Leben geweſen, fürzuſtellen ,
damit idy ſpüren möge, daß du ein erfahrner Meiſter
in deiner Kunſt feneft. Allergnädigſter Herr, fagte D.
Fauſtus, Ewr. Reyſ. May. begern, mit fürſtellung der
Perſon Alerandri Magni und ſeines Gemahls, in Form
1012

vnd Geſtalt, wie ſie in ihren Lebzeiten geweſen, unter


thänigſte Folg zu thun , wil ich, ſo vil ich von mei
nem Geiſt vermag, dieſelbige fichtbarlich erſcheinen laſs
fen, doch ſollen E. M. wiſſen , daß jre ſterbliche Leiber
nicht von den Todten aufferſtehen , oder gegenwertig ſeyn
können, welches dann vnmüglich iſt. Aber die vhralte
'Geiſter, welche Alexandrum vnnd ſein Gemählin geſehen ,
die können ſolche form vnd geſtalt an fich nemen , vnd
fidh darein verwandelen , durch dieſelbige wil ich ihr
May. Alerandrum warhafftig ſehen laſſen. Darauff
Fauſtus auß deß Reyſers gemach gieng, fich mit feinem
Geiſt zu beſprechen , nach dieſem gieng er wider zum
Keyſer hinein , zeigt ihm an , wie er ihm hierinnen
willfahren wolte , jedoch mit dem geding, dz ihr Rey.
May. ihn nichts fragen , noch reden wolte, welche im
der Keyſer zuſagte. D. Fauſtus thete die Thür auff,
Bald gieng Keyſer Alerander hinein, in aller form vnd
geſtalt, wie er im leben geſehen. Nemlich, ein wolgis
ſeptes dickes Männlin , rohten oder gleichfalben vnnd
dicken Barts , roht Backen , vnd eines ſtrengen Anges
fichts, als ob er Baſiliſofen augen Hett. Er trat hin
ein in einem ganten vollkommen harniſch, zum Renſer
Carolo, vnd neigt ſich mit einer tieffen reuerenz. Der
Keyſer wolt auch vffftehn , und in empfangen , aber D.
Fauſtus wolte jhm ſolches nicht geſtatten. Bald darauft,
nach dem ſich Alerander wider neiget, vnd zu der Thür
hinauß gieng, gehet gleich fein Gemahl gegen im herein,
die thet dem Renſer auch reuerenß, fie gieng in einem
gangen blawen Sammat, mit gülden ſtücken und Per
len gezieret, ſt war auch vberauß ſchön, vnd rohtbacet,
wie Milch und Blut , lenglicht, und eines runden Ans
geſichts. In dem gedachte der Keyſer , nun hab ich
zwo perſonen geſehen , die ich lang begert habe , und
1013

fan nit wol fehlen, der Geiſt wirdt fich in ſoldie ge


ſtalt verwandelt haben , und mich nit betriegen , gleich
irie das Weib den Propheten Samueln erweckt hatt.
Vnd damit der Keyſer ſolche deſto gewiffer erfahren
möchte, gedachte er bey ihm , Nun hab icly offt gehört,
daß ſte hinden im Nacken ein groſſe Warzen gehabt,
vnnd gieng hinzu zu befehen, ob ſolche auch in dieſem
Bild zu finden , und fandt alſo die Warten , denn ſie
im , wie ein Stoc ſtill hielte, vnd hernacher widerumb
verſchwandt, hiemit ward dem Keyſer ſein begeren erfüllt.

Doct. Fauſtus zauberte einem Ritter ein Hirſch:


gewidt auff fein Kopff.

AS D. Fauſtus dem Keyſer fein begeren , wie ge


meldt , erfüllet, hat er ſich Abendts , nach dem mann
gehn Hoff zu Tiſch geblaſen , auff eine Zinne gelegt,
das Hofgeſind auß vnnd eingehen zu ſehen . Da ſibet
nuhn Fauſtus hinüber in der Ritter Loſament, . einen
ſchlaffendt vnter dem Fenſter liegen (denn es dennſelben
tag gar heiß war ) die Perſon aber ſo entſchlaffen, hab
ich mitt namen nicht nennen wöllen, denn es ein Ritter
vnd geborner Freyherr war, ob nuhn wol dieſe Aben
thewer ihm zum ſpott gereicht, ſo halff doch der Geiſt
Mephostophiles ſeinem Herrn fleiſſig vnd treuwlich
darzu , vnnd zauberte jhm alſo ſchlaffendt, vnter dent
fenſter ligend , ein Hirſchgewicht vff den Kopff.
er nuh erwachte, vnd den Kopff vnter dem fenſter ncia
gendt , widervmb durchs Fenſter herein ziehen wolte,
empfandt er die ſchalckheit. Wem war aber banger
dann dem guten Herrn. Dann die Fenſter waren vers
ſchloſſen, und kondte er mit ſeinem Hirſchgreicht weder
hinderſich, nodi für' ſich, welches der Keyſer ivarname,
1014

darüber lacht, vnd jm wol gefallen lieſſe, biß endtlich


D. Fauſtus jm die Zauberey widerumb auffloſete.
Wie fich gemeldter Ritter an D. Fauſto wider rechen
wolte , ihm aber mißlunge.
Doct. Fauſtus name reinen Abſchiedt wieder von
Hofe, da jme beneben der Reyſerlichen und anderer
mehr Schanckungen, aller guter willen bewieſen worden,
als er nun auff anderhalb Meyl wegs gereyſet, nimpt
er fiben Pferdt, in einem Wald haltend, gerrabr , die
auff ihn ſtreiffeten . Es war aber der Ritter, dem die
Abentheuwr mit dem Hirſch gewicht zu Hof widerfah
ren war, dieſe erkannten D. Fauſtum , darvmb eyleten
ſie mit Spohrenſtreichen , vnnd auffgezogenen Hanen auff
ihn zu . D. Fauſtus nimpt ſolches war , thut fich in
ein Hölzlein hinein , und rennet baldt widerumb auff
ſie herauß, als baldt nemmen ſie acht, daß das gange
Hölzlein voller Geharrniſchten Reuter war, die auff fie
dar rennten, derhalben das Ferſen Gelt geben müßten ,
wurden aber nichts deſto weniger auffgehalten vnd vmb
ringet , derhalben fte D. Fauſtum vmb gnad batten.
D. Fauſtus ließ ſte loß vnd verzauberte ſte, daß fte
alle Geißhörner ahn der Stirnen hatten , ein Monat
lang , die Gäul aber mit Kühhörneren , das ward ihr
Straffs vnnd wurd alſo deß Ritters mächtig, mit den
verzauberten Reutern.
Von einem verſammleten Kriegbheer wider den Freyherrn,
ro Doct. Fauftus an deß Keyſers Hof ein Hirſchgewicht
auff den Kopff verzaubert hatte.
Doctor Fauſtus reyſet gehn Gißleben , als er nuhn
halben weg gere fet, ſibet er vngefehr 7. Pferd daher
ſtußen , denn Herrn fennt er, og er der Freyherr war,
1015

dem er, wie obgemeldt, an deß Keyſers Hoff ein Hirſch


gewicht auff die Stirne gezaubert hatte. Der Herr
fannte D. Fauſtum auch gar wol , berhalben er ſeine
Knecht ließ ſtill halten, das Fauſtus bald merckete, vnd
ſich deßwegen auff eine höhe thäte. Als ſolches der
Freyherr fahe, ließ er auff in bar rennen, mit befehl,
kecklich vff ihn zu ſdieſſen , derhalben fie deſto beſſer
darauff truckten in zu erreichen. Er ward aber bald
widerumb auß jrem geſicht verloren , denn er ſich vn
ſichtbar gemacht. Der Freyherr lieffe auff der the
ſtille halten , ob er ihn wider in das geſicht bringen
köndte, da hörten ſie unten ain Walde ein groß Pfeife
Fen mitt Poſaunen , Trometen , Trummeln vnd Heer
paucen , blaſen und ſchlagen , fahe auch etliche 100
Pferde auff ihn ſtreiffen , er gab aber das Ferſen gelt.
Als er nuhn neben dem Berge hin wolt , ſtundt ein
groß Kriegßvolck im Harniſch , ſo auff in bar wolte,
da wandte er ſich auff einen andern weg , bald ſahe
er gleichfalls viel Reyfiger Pferde, derhalben er fich
abermals auff ein ander reyten begeben muſte. Da er
widerumb , wie zuvor eine Schlachtordnung fahe, daß
ihme alſo dieſes ein mal oder fünff begegnete, ſo offt
er fich an ein ander ort hat gewandt. Als er nun
ſabe, daß er nirgendt hinauß fundte , doch fahe, daß
man auff in ſtreiffte, rennet er in das Heer hinein,
wað gefahr ihm gleich darauß entſtehen möchte , vnd
fragte was die Vrſach fey , daß man ihn allenthalben
vmbgeben habe , oder auff ihn ftreiffe, aber niemand
wolte im antwort geben, biß endtlich D. Fauſtus hin
für zu ihm ritt, da der Freyherr als bald vmbgeſchloſs
ſen ward , vnd im fürhielt , er ſolte ſich gefangen ge=
ben, wo nicht, werde man mit ihme nach der ſchärpffe
fahren. Der Freyherr vermeinte nicht anders, denn ff
1016

were eine Mannſchafft, oder natürlid , Fürhaben einer


Schlacht, ſo es doch eine Zauberey de Faufti war.
Darauff fordert D. Fauſtus die Büchſen und Schwer
ter von ihnen, nam jhnen die Gäul, vnd führete jönen
ander gezauberte Gäul , Büchſen vnnd Schwerter bar,
vnnd ſprach zum Freyherrn, der den Fauſtum nit mehr
kennet : Mein Herr , es hat mir der Oberſt in dieſem
Heer befohlen , euch anzuzeigen , daß ihr diß mal ſoft
alſo hin ziehen, dieweil ir auff einen gefireifft, der bey
Dom Oberſten vmb hülff angeſucht. Als nuhn der
Freylerr in die Herberg kam , und ſeine Knechte die
Pferde zur tränden riiten, da verſdwunden die Pferde
alle , vnnd waren die Knecht ſchier ertruncken , muſten
alſo widerumb zu fuß heym reitten, vnd hat ein jeder
an ſtatt ſeines Schwerts ein weiſſes Stecklin in der
Fauſt. Der Freyherr fabe die Knechte ſo pilgramiſch
daher ziehen, die alle beſudelt vnd naß waren, auch zu
fuß giengen , als er die vrſach erfahren , Toloß er als
bald, daß es D. Fauſti Zauberey war, wie er im auch
zuvor gethan hatte, vnd ihm ſolche alles zu hohn und
ſpott geſchehen were. . Vnd muſte es laſſen gut ſeyn.
Von treyen Fürnemmen Graffen , Yo D. Fauftus auff ihr
begeren , gehn München auff deß Beyerfürften Sohns
Hochzeit dieſelbige zu beſehen . in lüfften Hinführete.
Dren fürnemmer Graffen, ſo aber allhie nit zu nen
nen ſeind , und dazumal zu Wittenberg ſtudierten , die
famen auff ein zeit zuſammen, redten mit einander von
berlichem Pracht, ſo auff der Hodyzeit zu München , mit
deß Beberfürſten Sohn ſeyn würde , vnnd wünſditen
alſo, daß ſie nur ein halbe Stund alda ſeyn möchten.
Vnber ſolchem Geſprech fiel dem einen Herren ein , und
(prad, zu den anderen Graffen : Meine Vetteren, ſo ihr
1017

mir wolt folgen, will ich euch ein guten Rath geben ,
daß wir die Hochzeit ſehen fönnen, vnd dann zu nacht
wider alhie zu Wittenberg fenn. Vnnd iſt diß mein
fürſchlag, daß wir zu Doct. Fauſto ſchicken, ihme unſer
fürhaben eröffnen , ein Verehrung thun , vnnd anſpres
chen , 03 er vns hierinnen verhülfflich ſeyn wolte , er
wirdt vns das gewiß nicht abſchlagen. Dieſer meinung
wurden fte einig , Tchichten nach Fauſto , hielten ihme
ſolches für, theten ihme ein Schancung , unud hielten
ihme ein ſtattlich Pancet, barmit er wol zufrieden war,
vnd hierinnen zu dienen zuſagte. Als nuhn die zeit
vorhanden war , daß deß Fürſten auß Vävern Sone
Hochzeit halten folte, berüffte Doct. Fauſtus diſe Grafs
fen in ſein Hauß, befahl ihnen, ſie folten ſich vff das
döneft fleyben, mit allem Ornat fo fie hetten . Nimpt
hernach einen breiten Mantel, breitet in in ſeinen Gars
ten , den er neben ſeinem Hauß hatte , und feßte die
Graffen darauff vnd er mitten hinein , befildt jnen
höchlich , daß keiner , ſo lang ſie auſſen ſeyn würden ,
kein Wort reden ſolt, vnd ob ſie ſchon in deß Herßos
gen auß Bävern Pallaſt feyn würden , vnnd jemand
mit inen reden , oder ſie was fragen wolte, ſie niemandt
kein Antwort geben ſolten , dem allen verhieſſen fte zu
gehorſamen. Auff ſolch verſprechen fekte ſich D. Fau
ſtus nider, hebt ſeine coniurationes an, bald konipt
ein groſſer Wind, der bewegi den Mantel empor, führte
fie alſo in Lüfften bahin , bz ſie zu rechter zeit gen
München in deß Bäyer Fürſten Hof famen . Sie fuhs
ren aber vnſichtbar, dz jrer niemands warname, biß ſie
kamen ins Bäverfürſten Hof vnd Pallaſt, vnd das der
Marſchalck warname, zeigt ers dem Fürſten in Bayern
an , wie alle Fürſten , Graffen vnnd Herrn (on zu
Tiſch geſeßt weren , brauſſen aber ſtünden nocy trey
1018

Herren mit einem Diener , die erſt kommen waren, fie


zu empfahen , das thete nuhn der alte Fürſt , ſprach
jnen zit, fte aber wolten nichts reben , das geſchach am
abend , als man zu nacht effen wolt. Dann ſie ſons
ften , durch deß Fauſti kunſt den gangen tag ſolchem
Pracht der Hochzeit unſichtbar, und ohne alle hindernuß
zugeſehen hatten. ' A18 nuhn , wie gemeldt , jnen D.
Fauſtus ernſtlich verbotten , den tag mitt niemandt zu
reden , auch ſo bald er ſprechen würde : Wollauff , fte
alle zugleich ahn den Mantel greiffen ſolten , würden
ſte augenblicklich widerumb darvon wiſden. Wie nuhn
der Herzog von Beyern mit inen redet , vnd ſte jme
kein antwort gaben, reichet man jnen doch vnter deſſen
das Handwaſſer, vnd dieweil da der eine Graffe wider
das Gebott D. Fauſti thun wil, hebt D. Fauſtus an
zu ſchreyen , Wolauff, bald wiſchen die zwen Graffen
und D. Fauſtus, ſo fich den Mantel gehalten, dar
von, der tritt aber, ſo ſich verſäumet, wurde auffgefan
gen , und in ein Gefängnuß geworffen . Die andern
zween Graffen famen alſo vmb Mitternacht widerumb
gen Wittemberg, die ſich wel gehuben, wegen ihres an
beren Bettern , barauff ſte D. Fauſtus vertröſtete, ihn
auff Morgen früh zu erledigen. Nun war der gefan
gene Graff höchlich erſchrocken vnnd betrübt, daß er alſo
verlaſſen ſeyn ſolte, vnd darzu in perhafftung ges
ſchloſſen, vnnd mit Hütern verwahrt, da wurde er be
fragt, was das für ein Geſicht geweſt , vnd wer die
andern trey weren, ſo verſchwunden fehen. Der Graffe
gedacht, verrahte ich fie, ſo wirdt es einen böſen auß
gang gewinnen . Gabe derohalben niemandt kein ant
wort, alſo , bz man dieſen tag nichts auß im bringen
kondte , und ward jm leßlich der beſcheid , dz man in
Morgen peinlich fragen, vnnd wol zu red bringen wölle.
1019

Der Graff gedachte , vielleicht mich D. Fauftus heut


noch nit erledigt , und ich Morgen gepeinigt vnd ge
ſtreckt werden ſolte, muß ich nothalben mitt der Sprach
berauß. Getröſtet ſich doch immerdar, Teine Gefellen
würden bey D. Fauſto ſtarck vmb fein erledigung ans
halten, wie auch geſchahe. Dann che der tag anbrach,
war D. Fauſtus ſchon bey ihm, verzauberte die Wächs
ter bermaſſen , daß ſte in einen harten Schlaff fielen .
Darnach thete er mit ſeiner' kunſt Thür vnnd Schlöſſer
auff, brachte alſo den Graffen zeitlich gehn Wittenberg,
da dann dem Doct. Fauſto ein ſtattliche verehrung pres
ſentiert wurde .
Was D. Fauftus für Abenthewer an deß Fürſten zu
Anbalt Soff getriben .
Doct. Fauſtus kam auff ein Zeit zu dem Graffen
von Anhalt, ſo jegund Fürſten Feind , der ihme allen
gnedigen Willen erwieſe, das geſchach im Jenner. Am
Tiſch name er wahr , bz bie Gräffin groß ſchwanger
wahr. Als man nuhn das Nachteffen auffgehaben
bette, vnnd Specerey aufftruge, ſagt D. Fauſtus zu der
Gräffin : Gnedige Frauw , ich hab alle zeit gehört , daß
die ſchwangere Weibsbilder zu mancherley dingen luft
und begierdt haben , 3d bitt E. O. wöllen mir nicht
verhalten, warzu ſte luft zu eſſen hette. Sie antwortet
ihme: Herr Doctor , ich wils euch warlich nit verhale
ten, was id ; jekunder wünſchen möchte. Nemlich, daß
es im Herbſtzeit were , wolte ich friſche Trauben vnnd
Obs mir genug eſſen. D. Fauſtus ſagt darauff: Gne
dige Fraw , b3 iſt mir leichtlich zuwegen zu bringen ,
vnd in einer halben Stund foll 6. G. luſt gebüſt
werden . Name als bald zwo filberne Schüſſel, fekte
die fürs fenſter hinauß. Als nun die zeit vorhanden
1020

war, grieffe er fürs fenſter hinauß, vnd langt die Schüf


ſeln widerumb herein , darinnen waren rote vnd weiſſe
Trauben , dengleichen in der andern Schüſſel Depffel
vnd Birn, doch fremder vnd weiter Landsart Hero, feßte
die der Gräffin für, vnd ſagt, jr Gn. wöllen ſich darob
nit entſeßen zu eſſen, dann fte auß fremhder landsart
weit hero kommen, der Enden der Sommer fich enden
will. Alſo aß die Gräfin von allem obs vnd Traus
ben mit Luſt vnnd groſſer verwunderung. Der Fürſt
von Anhalt kundte nicht. fürvber zu fragen, wie es ein
geſtalt vnnd gelegenheit mit den Trauben vnd Obs
gehabt. D. Fauſtus antwortet : Onediger Herr ,
Gn. ſollen wiſſen, daß das Jahr in ziveen Circkel der
Welt getheilt iſt, daß, wann es bey vns jetzt Winter,
in Drient vnnd Occident Sommer iſt, dann der Hims
mel rund , und jekunder die Sonne am höchſten geſtis
gen iſt, daß wir der zeit die kurzen tag vnd den Wins
ter bey vns haben, In Orient vnd Decident aber, als
in Saba India , vnnd recht Morgenland, da ſteigt die
Sonne nider , vnnd haben ſie daſelbſten den Sommer,
vnnd im Far zweymal Frücht vnd Obs , Stem , es iſt
ben uns nacht, bevy jnen hebt der tag an. Dann die
Sonne hat ſich vnder die Erden gethan, vnnd iſt deffen
ein Gleichnuß , das Meer iſt vnnd laufft höher dann
die Welt ſtehet, wann es nuhn dem Höchften nit ge=
borſam were, föndte 8 die Welt in einem Augenblick
verderben , vnnd ſteigt jeßunder die Sonne bey ihnen
auff , und gehet bey uns nider. Auff ſolchen Bericht,
Gnediger Herr , hab ich meinen Geift dahin geſandt,
der ein fliegender vnd geſchwinder Geiſt iſt, ſich in eis
nem Augenblick , wie er will, verändern fan , der hat
dieſe Trauben vnd Obs erobert. Solchem hörte der
1 Fürſt mit groſſer verwunderung zu.
1021

Von einer andern Abenthewer , ſo auch diſem Grafen zu


gefallen durch D. Fauſtum geſchehen, da er ein anſehens
lich Schloß auff eine böhe gezaubert.
Ehe Doc. Fauſtus vrlaub name , bate er den Gras
fen , er molte mit ihme für das Thor hinauß geben,
da er jne ein Caſtell oder Schloß wolt ſehen laſſen,
ſo er dieſe nacht auff ſein Gut vnnd Herrſchafft ges
bauwet. Deſſen ſich der Grafe ſehr verwunderte, gehet
alſo mit D. Fauſto, ſammt ſeiner Gemählin und dem
Frawen Zimmer hinauß für das Thor, da er auff ei
nem Berg, der Rohmbühel genannt , nit weit von der
Statt gelegen , ein wolerbawtes Hauß vnnd Caftell fahe,
das D. Fauſtus gezaubert hatte , bate derohalben den
Grafen vnd ſein Gemählin, daß fie fich vollend dahin
verfügen , vnd bey jme zu Morgen eſſen wolten, welches
ime der Graf nicht abſchlug. Diß Schloß war mit
Zauberey alſo geformiert, daß rings herumb ein tieffer
Waſſergraben gienge , darinnen allerley Fiſch zu ſehen
waren , vnd mancherley Waſſervögel, als Schwanen ,
Enten, Reyger vnd dergleichen, welches alles luſtig an
zuſehen. In diſen graben ftunden fünff Steinern Thürn ,
vnd zwey Thor , auch ein weiter Hof , barinn allerley
Thier gezaubert waren , ſonderlich die, ſo in Teutſchland
nicht vil zu ſehen, als Affert, Bären, Büffel, Bemben
vnd dergleichen frembder Thier. Sonſten waren wols
befannte Thier auch darbey : Als Hirſchen , wilde
Schwein , Reb , auch allerley Vögel, ſo man je erbena
cen mag , die von einem Bauin zum andern hüpfften
vnd flogen . Nach ſolchem allem feßte er ſeine Gäſte
zu Tiſch, reichete ihnen ein herrlich und Königlich mal,
mit Effen vnd allerley Geträncke , ſo man erbenden
möge, feßt jedes mal neun Trachten zugleich auff, das
muſte ſein Famulus , der Wagner , thun , der eg vom
1022

Geiſt unſichtbar empfienge , von allerley Koſten , von


Wild, Vögeln, Vilchen vnd anderm. Von Geymiſchen
Thieren (wie es dann D. Fauſtus alles erzehlete) ſepte
er auff , von Ochſen , Büffeln , Böcken, Rindern , Käl
bern, Hämeln, Lämmern, Schafen, Schweinen , k . Von
wilden Thieren gab er zu eſſen , Gembſen , Haſen, Hir
fchen , Reb, Wild, 2. Von Fiſden gab er Päl, Bar
ben, Berſing, Bickling, Bolden, Aſchen, Forell, Hecht.
Karpffen , Krebs , Moſchel, Neunaugen , Platteiſsen,
Stocfiſd , Salmen , Soleyen vnd dergleichen. Von
Vögeln ließ er auff tragen , Capaunen , Dauch Enten,
Wildenten , Tauben, Phalanen, Aubrbanen, Indianiſch
Göckel, unnd ſonſt Hüner, Rebhüner, Haſelhüner, ler
chen , Crammetsvögel, Pfawen , Reiger , Schwanen ,
Strauſſen, Trappen, Wachteln, x . Von Weinen waren
da , Niderländer , Burgunder , Brabänder , Coblenger,
Crabatiſcher, Elſäſſer, Engelländer, Franzöſiſche, Rheis
niſche , Spaniſche, Holänder, Lügelburger, Vngeriſcher,
Oſterreicher, Windiſche, Wirtburger oder Francken Wein,
Rheinfall vnd Maluafter ,, in ſumma von allerley Wein ,
daß bey hundert Kanten da herumb ſtunden. Wie nfan
von der Malzeit ware auffgeſtanden vnnd das Frawen=
zimmer im Saal alles fürwißiglich beſchawete , fragte
D. Fauſtus den Fürſten , ob er unter den Frauwens
zimmer ſolte eine kurzweil machen : Als es jm der
Fürſt erlaubte , ſtreckt er die Fauſt in die Lufft, vnd
ergriff einen Ghrinen Kopf, den ftalte er auff die Lehne
der Stiegen, vnd verzauberte in dermaſſen, das alsbald
ein groſſes geräuſch von Waſſer fich erhube , alſo das
in kurger zeit durch den Saal ein groffer Bach mit
allem gewalt lieffe: da hatte einer under dem Frawens
zimmer ein geſchrey gehört, vnd geſehen, wie die Jung
frauwen ihre köftliche kleider auff huben, damit ſie dies
1023

felben nicht nekten , ungeacht daß ſie das ander Hoff


geſinde , welches difes waffers nicht empfande , ihre
weißpolierte Beine mit groſſem Gelächter müſten ſehen
laſſen . Vnter deß , weil des gelächters genug , laufft
ein groſſer Hirſch im Waſſer daher , nach welchem von
dem Hoffgeſinde mit den Rappieren vergebens geſtochen
worden. Verſchwand darauff Waſſer, Hirſch und Kopff
mit einander : vnnd war das Frauwen Zimmer dieſes
poſſens halben nicht wenig ( dhjamrot worden . Solches
nam der Grafe mit Gnaden an , 30g wider gehn Hoff.
2013 fie nuh wider gehn Hof kamen , da giengen auf
gemeldte D. Fauſti Schloß grauſame Büchſenſchüß, und
branne tas feuwer im Schloß in alle höhe , biß es
gang verſchwande, daß fie alles wol ſehen kundten. Da
fam D. Fauſtus wider zum Grafen , der ihn hernach
mit etlid hundert Thalern verehrt, vnd widerumb forts
ziehen lieſſe.
D. Fauſti Faßnacht.
Wie Doctor Fauſtus mit ſeiner Burſd in deß Biſdof
fen von Salßburg Reller gefahren.

Nach dem D. Fauftus widerumb vom Graffen abs


ſdied, vnd gehn Wittenberg fame, ruchete die Faßnacht
herbey. Doc. Fauſtus war ber Bachus, beruffte zu
ihm etliche Studenten , und nach dem ſie von jm D.
Fauſto wol geſpeiſet worden , vnnd ffe den Bachum
gern vollend celebrieren wolten , vberredet ſie D. Faro
ſtus , fte folten mit ihm in einen Keller fahren , und
allda die herrliche Trüncke, ſo er ihnen reichen vnd ge
ben würde , verſuchen , deſſen fte fich leichtlich bereden
lieffen , darauff Doct. Fauſtus in ſeinem Garten ein
Leiter name, vnd jeglichen auff ein Sproſſen fepte, vnd
1024

mit jnen daruon fuhre , daß ſie noch dieſelbige nacht


in deß Biſchoffs von Salgburg Reller kamen , da ſte
allerley Wein foſteten , vnnd nuhr den beſten tranchen ,
Wie dann dieſer Biſchoff ein herrlichen Weinwache hat.
Als ſtenuh ſammtlich guts muts im Keller waren ,
vnd Doc. Fauſtus ein Feuwrſtein mit fich genommen
hette , damit fte alle Fäſſer ſehen köndten , fame deſ
Biſchoffs Keller vngefehr daher , der fte für Dieb , ſo
eingebrochen hetten, außſchreyen thet. Das verdroß D.
Fauſtum , mante fein Gefellen auffzuſein , name den
Kellner beym har , fuhr mit ihm darvon, vnd als fie
zu einer groſſen hohen Tannen kamen , regte er den
Keller , ſo in groſſen ängſten vnd ſchrecken war , bars
auff , onnd fam alſo D. Fauſtus mit ſeiner Burſch
wider zu Hauß, da ſte erſt das Valete mit einander
bielten mit dem Wein , ſo er , D. Fauſtus, in groſſe
Fläſchen gefület hatte in deß Biſchoffs Reller. Der
Kellner aber , ſo ſich die ganze nacht in dem finſtern
auff dem Baum halten müſſen, daß er nit herab fiel,
vnnd fchier erfroren war, als er ſahe, daß es war tag
worden , die Tannen aber ſo hoch, dz es ihme vnmüg =
lich herab zu ſteigen, dieweil er keinen Aft hatte, weder
oben noch vnden , ruffte er etlichen Bauwren zu , ſo
fürvber fuhren, zeiget ihnen an, wie es ihme ergangen
were, vnnd bate, daß fie ihme herunder helffen wolten.
Die Bauren verwunderten fich, zeigten es zu Saltburg
am Hofe an, da war ein groß zulauffen , vnd er mit
groſſer mühe vnnd arbeit mit Stricken herab gebracht.
Noch fondte der Kellner nicht wiſſen , wer die geweſen ,
ſo er im Keller gefunden , noch der , ſo ihn auff den
Baum geführet hatte.
1025

Von der andern Faßnadt am Dinſtage.


Dieſe ſieben Studenten , darunter vier Magistri
waren in Theologia , Jurisprudentia und Medi
cina ſtudieren , als ſie die ñerren Faßnacht celebriert
hatten in D. Fauſti Behauſung, waren ſte am Dinſtag
der Faſnacht wider beruffen (dann fte wolbekannte und
angeneme liebe Gäft deß Fauſti waren) zum Nachteſſen,
vnnd als ſie erſtlich mit Hünern, Fiſch vnnd Bratens ,
doch ſchmal gnug tractiert worden, tröſtete D. Fauſtus
ſeine Gäſt folder geſtalt: Liebe Herren , ihr ſehet bie
meine geringe tractation , damit folt ihr für gut nem
mien, es wirt zum Schlaff- Trunck beſſer werden. Nuhn
wiſſet jhr, daß in vieler Potentaten Höfen die Faßnacht
mit föſtlichen Speiſen vnnd Geträncfen gehalten wirdt,
deſſen ſolt ihr auch theilhafftig werden, vnd iſt diß die
vrſach, daß ich euch mit ſo geringer Speiß vnd Tranc
tractiere , vnd ihr kauin den Hunger gebüffet, daß ich
drey Fläſchen , eine fünff, die ander acht, und widerumh
eine acht Maß haltend , vor zwo ſtunden in meinen
Garten geſegt habe, und meinem Geiſt befohlen, einen
Vngeriſden , Italianiſchen vnd Hiſpaniſchen Wein zu
holen. Dengleichen hab ich fünffgeben Schüſſel nad
einander auch in meinen Garten geſetzt, die allbereit mit
allerley ſveiß verſehen ſind , die ich widerumb warnt
madjen muß, unnd ſolt mir glauben , daß es keine ver
blendung febe, da ihr meynet ihr effet, unb fenye body
nit natürlich. Als er nuhn feine Rede zum Ende ges
führet , befilcht er ſeinem Famulo , dem Wagner , ein
newen Tiſch zu bereiten , das thete er, vnd truge hers
nad) fünffmal Speiß auff, alle mal brey Tradyten auff
einmal, die waren von allerley Wildpret, Bachens und
bergleichen . Zum Tiſchwein brachte er Welſchwein ,
II . 65
1026

Shrwein , Vngerifchen und Hiſpaniſchen , und als ſie


nuhn alle voll vnnd doll waren , jedoch noch viel
Speiß vberbliebe, fiengen fie leglich an zu firgen vnd zu
ſpringen, vnnd giengen erft gegen Tag zu Hauß, Mors
gens aber wurden ſie auff die rechte Faßnaďt beruffen .
Am Aſchermitwochen der rechten Faßnast.
Am Aſchermitwochen der rechten Faßnacht, famen
die Studenten ale beruffene Gäſte , widerumb in D.
Fauſti Hauß, da er ihnen ein herrlich Mahl gab, vnd
ſie tapffer ſangen, ſprangen, vnd alle Kurzweil trieben.
A18 nuh die hohe Gläſer und Becher herumb giengen,
hebt D. Fauftus fein Gaucilſpiel an , alfo daß fie in
der Stuben allerley Seitenſpiel hörten , vnd doch nit
wiſſen kundten , woher es fame. Dann ſo bald ein
Inſtrument auff hörete, kam ein andere, da ein Orgel,
Tort ein Poſitiff, Lauten , Origen , Gythern , Harpffen ,
Krumbhörner , Poſaunen, Schregel, Zwerckpfeiffen, in
lumima allerley Instſumenta waren vorhanden , in
Dem Huben die Gläſer vnd Becher an zu hüpffen. Dars
nach name D. Fauſtus einen Hafen oder zehen, ftellet
die mitten in die Stuben, die huben alle an zu tangen,
vnd an einander zu ſtoſſen , daß ſie ſich alle zertrüm
merten, vnd vnder einander zerſchmetterten, welches ein
groß gelächter am Tiſch gabe. Bald hebt er ein ana
der kurzweil an. Dann er ließ einen Göcker im Hof
fangen , den ſtellet er auff den Tiſch. Als er ihm
nuhn zu trincen gab, hube er natürlich an zu pfeiffen.
Darnach hub er ein ander kurzweil an , fegte ein Ins
ftrument auff den Tiſch , da kam ein alter Aff in die
Stuben , der machte viel ſchöner Tänge darauff. Als
er nuhn ſolche kurzweil triebe, biß in die nacht hinein,
bat er die Studenten , fte wolten bey ihme bleiben, vnd
1027

mit ihme zu nacht effen, er wolte ihnen ein eſſen Vös


gel geben, hernach mit jnen in der Mummerey gehen,
welches fte ihme auch leichtlich bewilligten. Da name
D. Fauſtus ein ſtangen , rechte die für das Fenſter
hinauß , alétald famen allerley Vögel daher geflogen ,
vnnd welche auff die ſtangen laſſen, die muſten bleiben,
da er nuhn ein guten theil der Vögel gefangen hette,
halffen die Studenten ime' dieſelbigen würgen vnnd
ropffen . Das rraren Lerchen, Krammatsvögel, vnd vier
Wild - Enten , als fte nuhn abermals tapffer gezecht, feind
fie miteinander in die Mummerey gangen. D. Fauſtus
befahle , daß ein jeder ein weiß Hembb anziehen ſolt,
vnd in alsdann machen laffen. Solches geſchabe. A18
nun die Studenten einander anſahen , gedäuchte einen
jeglichen , er hette feinen Kopff, giengen alſo in etliche
Häuſer, barob die Leut ſehr erſchracken . Als nun die
Herren , bey welchen ſte bz Küchlein geholet , zu Tiſch
gefeßt, da hatten ſie jren ſchein widerumb, vnd fennete
man fte drauff alsbald. Bald darnach verenderten fie
ich widerumb, vnd hatten natürliche Gfelsföpff vnnd
Dren, das triben fie biſ in die mitternacht hinein, vnd
zogen alsdann ein jeder wider in ſein Hauß , machten
auff dieſen Tag ein end an der Faßnacht, vnd giengen
ſchlaffen.
Von der vierten Faßnacht am D erftag.
Die legten Bacchanalia waren am Donnerſtag,
baran ein groffer Schnee war gefallen. D. Fauſtus
war zu den studiosis beruffen, die ihme ein ſtattlidie
Malzeit hielten, da er fein Abentheuwr wider anfieng,
vnd zauberte 13. Affen in die Stuben , die gauckelten
To wunderbarlich , daß dergleichen nie geſehen worden ,
bannfte ſprangen auff einander , wie man ſouft die
1028

Affen abricht, ſo namen fte auch einander in die füß,


tankten einen ganzen Reyen vmb den Tiſch herumb,
darnach zum Fenſter hinauß vnnd verſchwanden . Sie
ſagten dem Fauſto ein gebraten Kalbskopff für , als
ihn nuhu der Studenten einer zerlegen wolt, fieng der
Kalbskopff an Menſchlich zu ſchreyen , Mordio, helffio,
web, was zeyheſt du mich : daß fie barob erſdracken ,
vnnd dann wider anfiengen zu lachen , verzehrten alſo
den Kalbefopff, vnd gieng D. Fauftus noch zeitlich am
Tage zu Hauß , mit verſprechung wider zu erſcheinen .
Bald rüſtete er im mit Zauberey ein Schlitten zu , der
hatt ein geſtalt wie ein Drach, auff dem Haupt ſaß er
D. Fauſtus , vnd mitten innen die Studenten. So
waren vier verzauberte Affen auff dem ſchwang , die
gaudelten auff einander ganz luſtig, der ein bließ auff
der Schalmeyen , und lieff der Schlitten von im ſelbſten ,
wohin ſie wolten, daß weret biß in die Mittnacht hin
cin, mit ſoldem flappern , daß keiner den andern hören
kundte , vnnd gebauchte die Studenten , ſie hetten im
Lufft gewandelt.
Ai Weiffen Sonntag , von der bezauberten Helena.
Am Weiſſen Sonntag kamen offtgemeldte Studenten
vnverſehens wider in D. Fauſti behauſung zum nacht
eſſen , brachten ihr eſſen vnnd trand mit ſich , welche
angeneme Gäft waren. Ale nu der Wein eingieng,
wurde am Tiſch von fdjönen Weibsbildern geredt , da
einer vnter jnen anfieng , dj er fein Weibsbildt lieber
ſehen wolte, dann die ſchöne Helenam auß Graecia,
derowegen die ſchöne ſtatt Troia zu grund gangen were,
ſte müſte ſchön geweſt feyn, dieweil ſte ſo offt geraubet
worden , vnd entgegen ſolche empörung entſtanden were.
D. Fauſtus antwort : Dieweil jr dann ſo begirig Teydt,
1029

die ſchöne geſtalt der Königin Helenae , Menelai


Hauffraw, oder Tochter Tyndari vnd Laedae, Ca.
storis vnd Pollucis ſchweſter (weldje die ſchönſte in
Graecia geweſen ſeyn ſolle) zu ſehen , wil ich euch
dieſelbige fürſtellen , damit ihr Perſönlich ihren Geift
in form vnd geſtalt , wie fte im leben geweſen , ſehen
follet, dergleichen ich auch Keyſer Carolo Quinto auff
fein begeren , mitt fürſtellung Keyſer Alexandri Magni
vnd ſeiner Gemählin, willfahrt habe. Darauff verbotte
D. Fauſtus , daß keiner nichts reden ſolte , noch vom
Tiſch auffftehen , oder fie zu empfahen anmaſſen , vnnd
gehet zur Stuben hinauß. A18 er wider hinein gebet,
Folgete jm die Königin Helena auff dem fuß nac ), ſo
wunder ſchön, daß die Studenten nicht wuſten , ob ſte
ben ihnen ſelbſten weren oder nit , ſo verwirrt vnnd
inbrünſtig waren fie. Dieſe Helena erſchiene in einem
köſtlichen (dwarzen Purpurfleid, ihr Haar bat fte herab
hangen , bz ſchön , herrlich als Goldfarb ſchiene, auch
ſo lang, 03 es jr biſ in die Kniebiegen hinab gienge,
mit ſchönen Kollidwarben Augen , ein lieblich Ange
ſicht, mit einem runden Köpfflein, ihre Leffben roht rrie
Kirſhen, mitt einem kleinen Mündlein, einen Halß wie
ein weiſſer Schwan, rohte Bäcklin wie ein Rößlin, ein
vberauß ſchön gleiffend Angeſicht, ein länglichte auffges
richte gerade Perſon. In ſumma, es war an jr fein
vntädlin zu finden , ſie ſahe ſich allenthalben in der
Stuben vmb , mit gar frechem vnd bübiſchem Geſicht,
daß die Studenten gegen jr in liebe entzündet waren,
weil fte es aber für einen Geiſt achteten , vergienge ih
nen folche Brunſt leichtlich , und gienge alſo Helena
mit D. Fauſto widerumb zur Stuben hinauß. Als
die Studenten ſolches alles geſehen, baten fte D. Faus
ſtum , er ſolte ihnen ſo viel zu gefallen thun , vnnd
1030

Morgen widerumb fürſtellen , ſo wolten fte einen Mabe


ler mit ſich bringen, der ſolte fie abconterfeyten. Wels
ches ihnen aber D. Fauftus abſchlug , vnd ſagte, daß
er jren Geiſt nicht allezeit erwecken könnte. Šr molte
jnen aber ein Conterfey darvon zu kommen laſſen , wels
ches fte die Studenten abreiſſen möchten laſſen, weldjes
dann auch geſchahe, und die Maler hernacher weit hin
vnd wider ſchickten , dann es war ein ſehr Herrlich
geftalt eins Weibsbilde. Wer aber ſolches Gemäld dem
Fauſto abgeriſſen , hat man nicht erfahren fönnen. Die
Studenten aber , als ſie zu Beth kommen , haben ſte
vor der geſtalt und form, ſo ſte fidytbarlich geſehen,
nicht ſchlaffen können . Hierauß dann zu ſehen iſt, daß
der Teuffel offt die Menſchen in lieb engündt vnd vers
blendt, daß man ins Hurenleben geräth, und hernacher
nicht leichtlich widerumb herauß zu bringen iſt.
Von einer Geſticulation , da einem Bawren vier Räder
vom Wagen in die Lufft hingeſprungen.
Doctor Fauſtus ward gen Braunſchweig in die ſtatt
zu einem Marſchalck, der die Schwindſucht hatte , ihm
zu helffen, beruffen vnd erfordert. Nun hatt aber D.
Fauftus diſen gebrauch , daß er nimmer weder ritte,
noch fuhre , ſondern war zu geben gericht, wohin er
beruffen wurde. Als er nuhn nahe zu der ſtatt fame,
und die ftatt vor jhm faße, begegnet ihm ein Bawr
mit vier Pferden , vnd einen leeren Wagent. Diſert
Bawrn ſprach D. Fauſtus gütlich an, daß er ihn auff
figen laſſen , vnd vollends biß zu dem ſtatt Thor füh
ren wolte, welches ihm aber der Dölpel wegerte vnnd
abſchluge, ſagende : Er würde ohne das genug herauß
zu führen Gaben. D. Faufto war ſolche begeren nit
ernſt geweſt , ſondern hatte den Bauren nur probieren
1031

wollen, ob auch etwas freundlichkeit bey ihm zu finden


were . Aber ſolche vntrew , deren viel bey dem Bauren
iſt, bezahlte Doct. Fauſtus wider mit gleicher Münße,
vnd ſprach zu jhm : Du Dölpel vnnd nichtswerdiger
Vnflat, dieweil du ſolche vntrew mir beweiſeft, dergleis
chen du gewiß auch andern thun , vnd ſchon gethan
habert wirſt, fol dir darfür gelohnet werden , und folt
deine vier Räder , bey jeglichem Statthor eins finden .
Darauff ſprangen die Räder ' in die lufft hinweg , vnd
flogen dauon alſo, daß ſich ein jeglichs bey einem ſone
dern Thor hatt finden laffen, doch ſonſten ohne jemand3
wahrnemmen . Es fielen auch deß Bauwren Pferd dars
nider , als ob ſie ſich nicht mehr regten. Darob der
Bauwer ſehr erſchrace, maſſe ihme folches für ein fons
der ſtraff Gottes zu, der vndandbarkeit halb, auch gang
bekümmert vnnd weynend, bate er den Fauſtum mit
auffgereckten Händen vnnd neigung der Knie und Bein
vmb verzeihung, vnd bekannte, daß er ſolcher ſtraff wol
wirdig were, es ſolte ihm auff ein andermal ein erins
nerung ſeyn , ſolcher vndanckbarkeit nicht mehr zu ges
brauchen . Daruber Fauftum die Demuth erbarmete, im
antwortete : Er ſolts keinem andern mehr thun , dann
kein ſchändtlicher ding were , als untrew vnd vndand
barkeit , darzu der ſtoltz ſo mit underläufft. So folte
er nuh hie Erdtrich nemmen , vnd auff die Gäul werf
fen, darvon würden ſte fich widerumb auffrichten , vnd
zur friſtung kommen, welches auch geſchahe. Darnach
ſagt er dem Bawrn , dein yntrew kan nit gar vnges
ſtrafft abgehrt, ſondern muß mit gleicher Maß bezahlt
werden , dieweil es dich ein groſſe müh gebaucht hatt,
einen nuhr auff ein lähren Wagen zu feßen , ſo ſibe
deine vier Räder ſeind vor der ſtatt bey vier Thoren ,
da bu fie finden wirft. Der Bawr gienge hin vnnd
1032

fande , wie D. Fauftus im geſagt hatte , mit groſſer


mühe , arbeit vnnd verfaumung ſeines geſchäffts, das
er verrichten ſolte. Alſo traff vntrew ihren eygen Herren .
Doct. Fauftus frift einem Bawern ein fuder Häw,
ſampt dem Wagen und Pferden.
Er kam ein mal gehn Gotha , in ein Stätſein , da
er zu thun hatte , als nuhn die zeit im Junio war,
und man allenthalben das Hän einführte , iſt er mitt
etlichen ſeinen befandten ſpaţieren gangen , am abend
wol bezecht. 216 nun D. Fauftus, und die ihm Ges
fellſchafft geleiſtet, für das Thor kamen, vmb den Gras
ben ſpapierten, begegnet im ein Wagen mitt Haw . D.
Fauftus aber gieng in den Fahrweg , daß in alſo der
Bauwer nothalben anſprechen muſte, er ſolte ihm ent
weiden , vnd fich neben dem Fuhrweg enthalten. D.
Fauſtus, der bezecht war, antwort ihm : Nuhn wil ich
ſehen , ob ich dir oder du mir weichen müſſeft. Hörſtu
Bruder , baſtu nicht gehört , daß einem vollen Mann
ein Häuw Wagen außweichen ſoll. Der Bawer ' ward
darüber erzürnet, gab dem Fauſto viel trößiger wort.
Dem D. Fauſtus widervmb antwortet : Wie Bawer,
wolteſtu mich erſt dazu bochen ? mach nicht viel vmb
ftendt, oder ich friß dir den Wagen , das Häw, vnnd
die Pferd. Der Bauwer fagt darauff : En , ſo friß
mein Dreck auch. D. Fauſtus verblendet ihn herauff
nicht anderſt , denn daß der Bauwer meynete, er hette
ein Maul ſo groß als ein Zuber, vnd fraß, und vers
ſchlang am erſten die Pferdt, darnach bad han vnnd
den Wagen. Der Bauwer erſdracke, vnnd war im
angſt, eyft bald zum Bürgermeiſter , berichtet ihn mit
der warheit , wie alles ergangen were. Der Bürgers
meifter gieng mit ihm, lächelte, dieſes Geſchicht zu bes
1033

fehen . A16 fie nuhn für das Thor famen , fanden fie
deß Bawren Roß vnnd Wagen im Geſchirr ftehen, wie
zuvor, vnd hatt in Fauftus nuhr geblendet.
D. Fauſtus friſt ein Fuder Häw.
Doctor Fauſtus kam in ein Statt, Zwickaw genant,
ta jm vil Magiſtri Geſellſchafft leiſteten. Als er nuhn
mit ihnen nady dem Nachteſſen ſpazieren gieng, begegs
nete ihm ein Bawr, der fuhrte ein groſſen Wagen vol
Grummats, den ſprach er an , was er nemmen wolte,
vnd ihn gnug effen laſſen. Wurden alſo einig mit
einander , vmb ein Creuger oder Löwenpfennig , dann
der Banwer vermeynet, er triebe nuhr ſein Geſpöt mitt
ihme. D. Fauſtus hub an ſo geißig zu eſſen , og alle
vmbftehende ſein lachen muſten , verblendete alſo den
Bauwern , daß ihm bang wurde, dann er es ſchon auff
den halb theil hinweg gefreſſen hatte. Wolte der Bau
wer zufrieden ſeyn , daß ihm das Halbe' theil vollendt
bliebe, muſte er dem Fauſto ſeinen willen machen . Als
nuhn der Bauwer an fein orth fam , hat er fein Herv
widerumb wie vor.

Ein Abentheiwr mit voứen Baurern .


Doct. Fauſtus zechete in einem Wirtshauß, darinnen
viel Tiſch voller Bawren faſſen, die deß weins zu viel
zu fich genommen hatten , berhalben mit ſingen vnd
ſchreyen , ein ſolch getümmel anbuben , daß keiner ſein
eigen Wort darvor hören kundte, wie die jungen Wölffe,
wenn ſie luſtig ſeind, vnnd nichts zu freſſen haben.
D. Fauſtus ſagt zu dem, der ihn beruffen hatte, habt
acht, ich wil jnen das bald wehren. Als nuh die Ba
wern immer je mehr gröſſer geſchrey vnd Gefäng mach
ten, verzauberte er ſte , daß allen Bauvren das Maul
1034

auff das aller weiteſt offen ſtunde, vnnd es feiner mehr zu


bringen kundte. Vnd wie ein jeder ſaß oder fich das
mals gebärete , alſo verſtarreten ihm die glider. Da
bette einer ſein wunder geſehen , wie fich die Bawren
ſo Affengaucfeliſch ftelleten : Giner hat die hand auff
geredt mit dem Glaß , vnd wolte es ſeinem Gefattern
Vly bringen, vnnd faß da mit verſtarretem arme, vnd
auffgeſpertem rachen , als wenn im Gott nicht mehr
belffen wolte. Ein ander hat ſich zu ſeinem Nachbar
gewendet, mitt ihm zu reden, behilt das maul ſo ſchreds
lich offen , und ſah ihn ſo lieblich abn, wie jren Bulen
ibentes Arbgefütterte Pure Meydly am Rhein : Ginen
andern hatt ein floch in die ſeyt geſtochen, vnnd molte
in holdſelig außlachen , das ſtund im mitt dem frum
men maul ſo freundtlich ahn, daß einer, er wolte oder
wolte nicht, auß erbarmung mit jm lachen muſte. Da
ward es bald gar ftil . Da die andere Geſellſchafft
ibr genug gelachet hatte, ſagte Fauſtus wenn einer
allein nach einander zur Stuben außgieng, wurde ihnen
geholffen . Da hette einer geſehen, daß da unter ihnen
nit viel fappenruckens oder Welſchen Basle mans ges
triben ward , welcher dem anderen ſolte die ehr laſſen.
Welchem es ſo gute ward, daß er zeitlich für die Thür
fam , der begeret im nicht wider in die Stuben.
Doct. Fauftus verkauffte fünff Säw, eine vmb 6 Fl.
Doctor Fauſtus fängt wider ein Wucher an , rüſtet
jme fünff gemeſter Schwein zu , die verkaufft er eine
vmb 6. Fl. doch mit dem Pact , daß der Säwtreiber
yber fein waſſer mit ihnen ſchwemmen folte. Doctor
Fauſtus zog widerumb beim . Als ſich nun die Säw
im Kath vmbwalßten oder beſubelten , treibt fie der
Säwtreiber in ein Schwemme , da verſchwanden ſie,
1035

vnnd fchwammen lauter Strohwiſch empor. Der Kaufs


fer muſte alſo mitt ſchaden bahin gen, dann er wuſte
nicht wie das zugangen war, oder wer ihme die Schwein
zu fauffen gegeben hette.
D. Fauftus betreugt einen Roßtauſder.
Gleicher weiß thete er einem Roßteuſcher auff einem
Jahrmarct, dann er richtet ihme ſelbſten ein ſchön herre
lid Pferd zu, mitt demſelben ritte er auff einen Jahr
marct, Pfeiffering genannt, vnd hatt viel Kauffer darum
ben, leßlich wird ers vmb 40. Fl. loß, vnd ſagte dem
Roßtauſcher zuvor , er folte ihn vber kein Trände reis
ten . Der Roßtäuſcher wolte ſehen , was er doch mitt
meynete , ritte in ein Schwemme, da verſchirand bas
Pferd , vnd ſaß er auff einem bündel Stro , daß er
ſdier ertruncken were. Der Kauffer wuſte noch wol
wo ſein verkauffer zur Herberg lage , gieng zornig da
bin , fand D. Fauſtum auff einem Beth ligen , ſchlafs
fendt, vnd ſchnarckend, der Roßtäuſcher name jhne beim
Fuß , wolt ihn herab ziehen , da gieng ihme der Fuß
auſſem Arß, vnd fiel der Roßtäuſcher mit in die Stus
ben nider. Da fienge Doct. Fauſtus ahn Mordio zu
ſchreyen , dem Roßtäuſcher war angſt, gab die flucht,
vnnd machte ſich auß dem Staub, vermeinte nicht an.
derſt, als hette er ihme den Fuß auß dein Arß geriſſen ,
alſo kam D. Fauſtus wider zu Gelt.
Wie D. Fauſtus Gelt von einem Juden entlehnet, vnnd
demſelbigen ſeinen Schendel zu Pfand geben , den er
im felbſten, in deß Juden beyſeyn abgeſäget.
Man ſpricht, Ein Vnhold vnd Zauberer werden ein
Jahr nicht vmb trey Heler reicher, das widerfuhr dem
Doctori Fauſto auch , die Verbeiſſung war groß mit
1036

feinem Geiſt, aber viel erlogen ding , wie dann der


Teuffel ein lugen Geiſt iſt, Wurffe Doctori Fauſto für
die Geſchickligkeit, damit er durch jnen begabet ſeye,
darmit folte er fich ſelbſten zu Reichthumb ſchicken ,
dann ihme bardurch kein Gelt zerrinnen würde, ſo ſeven
auch ſeine Jar noch nicht auß, ſondern die verſprechung
mit ihme erſtrecke fich erſt auff vier Jar nach dem aufs
gang feiner verheiffung, ba er mit Gelt vnd Gut fein
Mangel haben würde. Item , er habe auch effen vnd
tringen zu bekommen mit ſeiner Kunſt, auß allen Po
tentaten Höfen , wie obgemeldt, deſſen muſte ihme D.
Fauftus dißmal recht geben, vnnd fich ime nicht widers
Teßen , gedachte ihme derohalben ſelbſten nach , wie er
fahren er were. Nach ſolcher Diſputation und Erklä
tung deß Geiſtes , iſt er mit guten Geſellen zu pances
tieren gangen. Als er nuhn nicht bey Gelt war , iſt
er vervrſacht worden , bey den Juden Gelt auffzubrins
gen , dem feßte er nach, name bey einem Juden ſechzig
Thaler auff einen Monat lang, As nuhn die zeit vers
lauffen , vnd der Jud ſeines Selts, ſammt dem In
teresse gewertig war. D. Fauftus aber nicht im
Sinn hatte , dem Juden was zu bezahlen , kompt der
Jub auff folche zeit zu im insHauß, thut ſein anfor:
derung. D. Fauſtus ſpricht zu ihme: Jud , ich hab
kein Gelt , vnnd weiß auch keins auffzubringen , Dar
mit du aber der bezahlung verſichert feyeſt, ſo wil ich
mir ein gliebt , es feye ein Arm oder Schenckel ab
ſchneyden , vnd dir zum vnberpfandt laſſen , doch mit
dem außtrücklichen geding, fo ferrn ich zu Gelt kommen,
vnd dich widerumb bezahlen würde, daß du mir mein
Olieb widerumb zuſtellen wölleft. Der Zub , ſo ohne
das ein Chriften feind war , gedachte bey ſich ſelbſten ,
das müfte ein verwegener Mann ſeyn, der ſeine Glies
1037

der für Geld zu Pfand regen wolt , war derohalben


mit dem Pfand zufrieden. D. Fauſtus nimpt ein Săs
gen, und ſchneid ſeinen Fuß damit abe, gibt ihn dem
Juden (es war aber lauter verblendung) mitt der Cons
dition, fo baldt er zu Gelt käme, ihn zu bezablen, daß
er jm fein Schenckel wider zuſtellen ſolte, Er wolte im
denſelben wol wider anſeßen. Der Jud war mit die
ſem Contract wol zufrieden , zeucht mit dem Schenchel
darvon. Als er nuhn darob verdroſſen vnd müd war,
barneben gedadit, was hilfft mich ein Schelmen -Bein,
trage id ea berm , ſo wirdt es ſtinckendt, ſo iſt es auch
mißlich wider anzuheylen , und iſt dieſes ein ſchwer
Pfand, daß er ſich nit höher verbinden hette können,
dann mit ſeinem engen Glied, es wirt mir doch nichts
mehr darfür. Mit ſolchen und andern Gedancken (wie
dieſer Jud hernach ſelbſt bekennt hat) gebet er vber
einen Steg, vnnd wirfft den Fuß hinein. Dieſes wuſte
nuhn D. Fauſtus gar wol, ſdrickete berohalben D. Faus
ſtus vber brey tag nach dem Juden , er wolte ihn be
zahlen. Der Jud kompt , Doc. Fauftus fragt wo er
das Pfand habe , er folle ihme widerumb zuſtellen, ſo
wölle er in bezahlen. Der Jud ſagte, dieweils niemand
nichts genüşt, hette ers hinweg geworffen. Doc. Faus
ſtus aber wolte kurşumb fein Pfand und Schenckel
widerumb haben , oder der Jud ſolte ihme ſeinen wils
len darvmb machen , wolte der Jud feiner loß werden,
muſte er ihme noch 60. Thaler barzu geben , vnd hatte
doch D. Fauſtus ſeinen ſchenckel nod).
Bon einem Saber zwiſchen zwölff Studenten.
Zu Wittenberg , vor ſeinem Hauß , erhub fich ein
Hader mit fiben Studenten , wider fünff, dz gedauchte
D. Fauſtum vngleich ſein, hebt an, vnd verblendet allen
1038

ihre Gefichter, daß keiner den andern mehr leben fundt,


ſchlugen alſo im Zorn blinder weiß einander , daß die
ſo zuſahen , ein groß Gelächter ab dieſem felßamen
Scharmüşel hetten , und muſte man fte alle zu Hauß
führen, ſobald jeder in ſein Hauß fame , warb er wie
der ſehend.
Doct. Fauftus heßet zwen Bauren aneinander.
& regſete Doc. Fauftus ohngefähr durche Land Ou
lich und Cleue , da begegnete ihm ein Bawr , ſo ſein
Roß vor etlichen ſtunden verloren, vnd fragte ob ime
nit ein Roß irgents unterwegen auffgeſtoffen, Falb von
farben vnnd ſtarckes Leibes. D. Fauſtus wolte einen
Bauwr Scharmüşel anrichten, vnd ſagte zu dem Bauwe
ren : Ja, guter Freund, es iſt mir nit weit von hine
nen einer begegnet, der reytet ein ſolches Roß, wie du
mir beſchriben haſt: vnd duncket mich wol , es gehe
nicht recht damit zu : denn er eylet tapffer fort. Der
Bauwr fragte, ob er nicht wufte, wohin er ſeine Reiſe
genommen bette. Fauſtus ſagte , er hette fich gleich
svollen vber den Rhein ſammt dem Roß fübreu laſſen.
Wie das der Bauwr Höret, fagt er D. Faufto des be
richts danc, vud eylet dem andern Bauwren nach. Wie
er an den Paß kommt, fragt er bey denen; fo die Leute
Pflegen vberzuführen , ob nicht einer mit einem Falben
Rob vbergeſeget habe: Sie antworten ihme, ja ( irie
auch war wahre) er fey gleich hinuber gefahren. Der
Bauwr bate die Schiffleute, fie ſoſten in vberführen ,
welche fte auff bezahlunge thaten. Der Bauwr war
nicht weit fortgezogen, da erſthet er obgedachten Falben
Reuter auff einer Matten abfißen. Wartt, dacht er,
ich wil dich lebren Roß ſtehlen : du biſt mir da nicht
rutrunnen, wie du meineft. Kompt in ſolchen gedane
1039

den zu dem andern, greifft in unbegrüſſet mit zornigen


elrenrührigen worten an , ſchilt in einen Dieb vnnd
Schelmen , als der ihm ſein Roß benckmäſſiger geſtalt
entritten . Der ander ſagt, er rolle gemach thun , 03
Roß fer fein engen, habe es niemand geſtolen : was er
in da zeyhe, habe er auff gut hodiſtarck breyt Beverifo
Deutſch in ſeinen loſen halß hinein erheyt vnd erlogen.
En fo haſt du es erheyt, fagt der erſte: vnnd lieſſen
von den worten , vnnd fallen vngeſtimiglich zu den
Streichen, zerzauſen einander Haar vnd Bart dermaſſen ,
daß fie neben den vnfreundlichen ftarcken Baurenſtoffen ,
ſo einer bem andern geben , gang zerfraget , zerraufft
vnnd zerſdagen aller ermüdet von einander laſſen muf
ten vnd atņem ſchöpffen : vnnd waren nuh gleich an
deme , daß fie erſt mit jren krummen Peters Pleßen
einander die Köpffe zwagen wolten, ſo erfiebet der, ſo
ten andern deß Diebſtals ziege , daß das Roß , ſo er
anforderte und ſeinem ſonſt durchauß gleich fabe, groffe
Hoden habe , da doch ſeines ein verſchnittener Mönch
geweſen. Erſchrickt derohalben, bittet den andern vmb
verzei hung, vnd erzehlet jme, wie es gangen ſey. Was
wolte der ander darauß machen, fte waren allein, vette
trugen fich recht mit einander , und behielt ein jeder
was er hatte.
Fauftus betreuget einen Pfaffen vmb rein Breuier.
Doctor Fauftus ſpaßierte ein mal zu Cöln mit einem
ſeiner guten bekannten , vnd wie fte mit einander von
mancherley ſchweben, begegnet ihnen ein Pfaff, der ena
lete der Kirchen zu, vnd hatte ſein Breuier, ſo fein mit
filbern Pucfeln beſchlagen, in der Fauſt. Fauſto gefiel
p3 Büchlin wol, dachte du fanft bey einem andern ein
Deogratias damit verdienen, vnd fagte zu ſeinem Ges
1040

ſellen : Scham , ſchaw , den Pfaffen, wie ein Geiſtliches


Bettbuch hatt er in der Fauſt, da Schellen die Reſpons
ſoria geben. Diß erhört der Pfaff, fiehet auff fein
Buď), und wird gewafr , daß es ein Kartenſpiel iſt.
Nuhn hatt der Pfaff eben dißmals zu Hauß geſpielt
gehabt, vnnd meinet er habe in dem eylen die Karten
für das Breuier vnuerſehens ergriffen, wirffts derwegen
auß zorn von fidy weg , und gehet brummlende feinss
weges. Fauſtus vnnd ſein Geſell lacheter deß Pfafe,
Fens , huben das Buch auff , und lieſſen Dawn witsfart
lauffen, vnnd ein ander Breuier fauffen . 0 ..!
Fauftus frißt einen Hecht, ſo er nit gefochet...
Es fame Fauſtus eins mals mit all nonü Friide
ſenden in ein Wirts Hauß in Düringen, free
ſeinen Reyßgeferten die Wirtin in abweſen den uit
freundtlich vmhHerberg an : Aber es ware die 214
holdſelig, wie jene zu Baſel, zur Krone , da fie il
Gäſte nit regen konnte : Antwortete dem Fauſto , fie
fönnte in ſampt ſeiner Geſellſchafft nicht beherberge:
babe nichts zu eſſen , fo rey ihr Mann auch nicht
Gauß. Fauſtus ſagte: Mein Wirtin das laßt euch i..
irren , wir wollen für gut nehmen , vnnd defto enger
zuſamen fißen . Sie ließ ſich etwas bewegen , ſagte il,
nen zwar Herberg zu, wolte ihnen aber nichts zu eſſen
geben. Da fagten etlich unter dem hauffen : hetten
wir ein ſtuck oder etlidhe von dem Hechte, ſo vns Heut
zu Mittag vberbliben. Fauſtus ſagte, gelüftet euch
nach Hechten , ſo will ich ſehen , was mein Koch ver
mag : klopffte damit ans fenſter mit einem finger, vnd
fagte, adfer, bring was du haft. Griff bald darauff
fürs fenſter, vnnd brachte ein groſſe Schüſſel vol auffs
beſte abgeſottener Hechte, ſammt einer groſſen küpfferi
1041

stannen mit gutem Rheiniſchen Wein. Da waren ſie


alle frölid ) , weil es ſo wol gienge. Vnd wiewol ſie
ſid, etwas entſepten , lieſſen ſie ſich doch den Fauſtum
leicht vberreden , aſſen , zechten vnnd lebten wol , Gott
geb, wer des Hechtes dargegen mangeln müſte.
Doctor Fauſtus ein guter Sdüß.
Doc. Fauſtus ließ fich auff eine zeit , bey einem
groſſen Herrn vnd Könige in dienſte brauchen , und war
tai Dur : illerey vnnd Geſchüß beſtellet, nuhn war
csi). B , darin Fauſtus dißmals lage , von Keyſer
Spaniſchem Kriegsvolck belägert , darunter ein
rimer Overſter und Herr ware. Fauſtus. ſprach
Hani dann an , ob eß ime gelegen, er wolte ges
.niſden Oberſten, welcher damals in einem
Wäldlin vnter einem hohen Tannen Baume,
.m Roſſe hielte , vber einen hauffen von der
..hre herab fchieſſen , ob er ihn gleich des Waldes
balben nit fehen könne. Der Hauptmann wolte es
Che nicht geſtatten , ſondern ſagte er ſolte ihn ſonſt
trit einem nahen ſchuffe erſchrecken . Da richtet Fauſtus
in Stücke, ſo er vor ſich hatte, und fdoß in gedache
ren Baum , darunter dißinals der Spanier zu morgen
, dermaſſen dz die ſtücker vnd ſpreyſſen vmb den Tiſch
flogen. Wenn aber von den Feinden ein Schuß inn
die Veſtung gethan ward , fdhawete Fauſtus dz er die
groſſen fugeln in ſeine Fauſte auffienge, als wenn er
mit den feinden den Pallen ſchlüge: Er trat auch biſs
weylen auff die Mawren vnd fienge die kleinen Kugeln
in Buſen vnd in die Grmel mit hauffen auff.
D. Fauftus frißt einen Hauß-Knecht.
Es faf Doc. Fauſtus mit etlichen in einem Wirts
II . 66
1042

hauß vnd foffen gut Sächſiſch und Pomeriſch zuſamen


mit halben und gangen. Da ime nun , D. Fauſto,
der Haußknecht die Becher vnnd Gläſer allzeit zu vol
einſchenckte , drewete er im , wenn ers ime offt thäte,
molt er in freſſen. Ja wol freffen, ſagte er, Ein dred
ſoltu freſſen : vnd ließ ſich deß Faufti brewen nichte
anfechten , ſondern fchenckte ihm die Gläſer zu verbruß
nuhr völler ein. Da ſperret Fauſtus vnuerſehene ſein
maul auff, vnd verſchlucet ihn gang. Erwiſcht darauff
ten Kübel mit dem Külwaſſer , vnd fagt: auff einen
ſtarcen biffen gehört ein ftareer trund : vnd ſaufft den
auch gang auß. Der Wirt merckte den poſſen wol,
bate Fauſtum, er ſolte ihme den Haußknecht wider laſs
ſen zukommen, er könne des Dieners jeßt nit wol mans
geln , weil er mit vielen Gäſten vberfallen . Fauſtus
lachte , vnnd fagte, er ſolte fehen , was drauſſen vnter
der Stegen were. Der Wirt gienge hinauß, vnd Tchas
wete unter die Stegen, da faß der arme Tropff, aller
begoſſen vnd trieffen, wie ein Naß Kalb zitterende vor
forcht. Der Wirt zoge in herfür : vnnd lachten die
Gäfte des vollen einſchencens genug.
D. Fauftus hauwet einem den Kopff ab.
Es ward Doct. Fauſtus von etlichen guten Geſellen
zu gaſt geladen in ein Wirtshauß. Nach der Malzeit
ſprachen ihn die Burſo an, er folte fte etwz von feia
ner kunſt ſehen laſſen , und unter andern , wie es mit
dem zauberiſchen Kopffabhauwen ein geſtalt hette. Faus
ftuß ware zwar etwas beſchweret dazu , doch ihnen zu
gefallen, rüftet er fich zu dem poſſen . Nuhn wolte aber
niemand gerne ſeinen Kopff dazu leyhen, wie zu erachs
ten . Leßlich laft fich der Saußknecht durch die Geſells
ſchafft mit geſchend bewegen und bereden , bz er fich
1043

darzu wolte brauchen laſſen : dingete doch dem Fauſto


in beſter form gewiß an, daß er im ſeinen Kopff wis
Derumb recht folte anmachen : denn folte er alſo ohne
Kopff darnach ſein Ampt verſehen , was würden die
Gäſte darzu ſagen. Endrlich auff des Fauſti verheiſſen
wird deme der Kopff gut Scharff-Richteriſch herab ges
ſolagen : Aber das wideranmachen wolte nicht von ftat:
ten gehen, wz auch gleich Fauftus anfienge. Da ſprach
er, Fauſtus, zu den Geſten, Es ſey einer vnter ihnen,
der ihn verhindere, den wolte er vermanet vnnd haben
gewarnet , das ers nit thue. Darauff verſuchet ers
abermal , fonte aber nichts aufrichten. Er vermanete
vnd brewete deme zum andern mal, er rolle in vnuer
hindert laffen, oder es werbe im nicht zum beſten auß
ſchlagen : ba bas auch nit halff, und er den Ropff nicht
wider anſeßen konnte : left er auff dem Tiſche eine Lilge
wadyfen , der hawt er bas Haupt und die Blume oben
abe : Al& bald fuel einer von den Gäſten hinderlich von
der Band , ' vnnd war jme der Kopff abe. Der war
der Zauberer , der ihn verhindert hatte. Da feßte er
dem Haußknechte ſeinen Kopff, wie er ihm verheiffen
hette, wiederumb auff: vnd packte fich von dannen.
Von 4. Zauberern , Po einander die Köpff abgehawen, vnd
widerumb auffgefeßt hatten, darbey auch Doct. Fauftus
das ſein thet.
Doct. Fauftus fam in der Faſten gen Francfurt in
die Meß, den berichtete ſein Geift Mephoſtophiles, wie
inn einem Wirtshauß bey der Judengaſſen vier Zaubes
rer weren , die einander die Köpff abhieben , und zum
Barbierer ſchickten , ſte zu barbieren , da viel Leut zu
faben . Dao verbroß den Fauftum , vermeynendt , er
were allein deß Jeuffels Han im forb , gienge bahin ,
1044

ſolches auch zu beſehen. Da ſte , die Zauberer fchon


beyſammen waren, die Köpffe abzuhawen, bey inen war
der Barbierer , der ſolte fie bußen vnd zwagen . Auff
dem Tiſch aber hatten ſie ein Glaß Hafen , mit diſtils
liertem Waſſer, da einer vnter ihnen der fürnembſte
Zauberer war , der war ihr Nachrichter, der zauberte
dem erſten ein Lilien in den Hafen, die grünete daher,
vnnd nannte ſie wurzel des Lebens , darauff richtet,
er den erſten, ließ den Kopff barbieren, vnd ſagte ihme
bernach denſelben wider auff, alsbald verſchwande die
Lilien , vnnd hatte er ſeinen Kopff wider ganz., das
thet er auch dem andern vnd dritten gleicher geſtalt,
ſo ihre Lilien im Waſſer hatten , darauff die Köpffe
barbiert vnd jnen wider auffgeſeket wurden, als es nun
am öberſten Zauberer und Nachrichter war , und feine
Lilien im Waſſer auch daher blühete , onnd grünete,
wurde ihm der Kopff abgeſchmiſſen , vnnd da es an
dem war, das man ihn zwagete vnd barbierte in Fauſti
gegenwertigkeit, den ſolche Büberey inn die Augen ftact
vnnd verdroß, den hochmuth deß Principal Zauberers,
wie er ſo frech mit Gottsläſtern vnnd ladjendem Mund
ihm ließ den Kopff herabhawen. Da gehet Doctor
Fauſtus zum Tiſch da der Hafen vnnd Lilien ſtunden,
nimpt ein Meſſer, hawet auff die Blumen dar , vnnd
ſcilißet den Blumenftengel von einander, deſſen niemandt
gewahr worden. Als nuhn die Zauberer den Schaden
ſaben, ward ihr Kunſt zu nicht , und kundten ihrem
Geſellen den Kopff nidit mehr anfeßen . Mufte alſo
dey hoß Menſch in Sünden ſterben vnd verderben, wie
dann der Teuffel allen ſeinen Dienern leßlich ſolchen
lohn gibt , und ſie alſo abfertigt. Der Zauberer aber
keiner muſte, wie es mit dem geſchlißten Stengel wer zugans
gen, meyneten auch nit, daß es D. Fauſtus gethan hatte.
1045

Von einem Sdag, ſo D. Faliſtuis gefunden .


Darmit der Teuffel ſeinem Grben, dem Fauſto, gar
feinen mangel liefie , weiſte der Geiſt Mephoftopbiles
D. Fauſtum in eine alte Capellen , ſo eingefallen war,
vnd bey Wittenberg bey einer halben Meil wegs geles
gen iſt, allda hette es einen vergrabenen Reller, da ſolte
D. Fauſtus graben , ſo würde er einen groſſen Schaß
finden , dem ging Fauſtus trewlid) nach, wie er nuhn
dar kame , fandte er einen grewlichen groſſen Wurmb
auff dem Schaß ligen, der Spaß erſchiene wie ein ans
gezündet Liecht. D. Fauftus beſchwure ihn , daß er in
ein Loch krodie, als er nuhn den Schaş grub, fandt er
nichts als Rolen darinnen , hörete und fahe auch dar
neben viel Geſpenſte. Alſo brachte D. Fauſtus die Kos
len zu Hauß , die alsbald Silber unnd Golt vers
wandelt wurden , welches , wie ſein Famulus darvon
gemeldet hat , in etliche tauſent Gülden wehrt geſchäßt
iſt worden.

Von manniderley Gewächß, ſo Fauſtus im Winter


vmb den Chriſtag in ſeinem Garten batie.
Im December vmb ton Chriſtag war vil Frawens
zimmers gehn Wittemberg kommen , als etlicher vom
Adel Kinder zu jren Geſchwiſtern fo da ſtudierten , fie
heimzuſuchen , welche gute kundtſchafft zu D. Fauſto
betten , vnnd er etlich mal zu ihnen beruffen worden .
Solches zu vergelten, beruffte er diß Frawenzimmer vnd
Juncern zu ihme in ſein behauſung zu einer Vnders
zechy. Als fte nuhn erſchienen , und doch ein groffer
Schnee drauſſen lag, ba begab ſich in D. Faufti Gars
ten ein herrlich vnnd luſtig Spectacul, dann es war
in ſeinem Garten kein Schnee zu ſehen , ſondern ein
1046

ſchöner Sommer, mitt allerley Gewächß, daß auch das


Graß mitt allerley ſchönen Blumen bahir blühet vnnd
grünet. Es waren auch da fchöne Weinreben , mit al
lerley Trauben behengt , deßgleichen rohte , weiſſe, vnnd
leibfarbe Roſen , vnnd ander viel ſchöne wolriechende
Blumen , welches ein ſchönen herrlichen luft zu ſehen
vnd zu riechen gabe.
Bon zwo Perſonen, ſo Doctor Fauftus durch ſein
Liebzauberer zuſamen kuppelt.
Zu Wittemberg war ein Studiosus, ein ftattlicher
vom Adel, N. N. genannt, der hatte ſein Herß vnnd
Augen zu einer , die auch eines guten Adelichen ges
ſchlechts , vnd ein vberauß ſchön Weibsbildt war , ges
wandt. Die hatte viel, vnd vnder denſelbigen auch ein
jungen Freyherrn zum Werber, denen allen aber ſchluge
fies ab, vnnd hette fonderlich obgebachter Edelmann uns
der difen allen den wenigſten Plaß bey ihr. Derſelbige
bette zum D. Fauſto gute kundfchafft, hat auch offt
in ſeinem Hauß mit ihm geffen vnd getrunden, dieſen
fechytet die lieb gegen der vom Adel ſo ſehr an , daß
er am Leib abname, und darüber in ein franckheit fiele.
Deſſen D. Fauftus in erfahrung fame, das dieſer vont
Adel ſo ſchwerlich krancf lege , fragte derwegen ſein
Mephoftophilem , was ihm body were ? Der jhme alle
gelegenheit vnnd vrfach anzeigte. Darauff D. Fauſtus
den Nobilein heimſuchte, im alle gelegenheit ſeiner
kranckheit eröffnete , der fich darüber verwunderte. D.
Fauſtus tröſt ihn, er Tolte ftch ſo ſehr nicht bekümme
ren , er wolte ihm behülfflich ſeyn , daß dieſes Weibs
bildt keinem anderen , denn ihm zum theil werden
müßte, wie auch geſchach. Dann Doct. Fauſtus vers
wirrte der Jungfrawen Bergen fo gar mit ſeiner Zaubereh,
1047

Dz fie feine andern Mans noch jungen Gefellene mehr


achtete (da ſte soch ftattliche und reiche vom Adel zu
Werbern hatte) bald darnach befiſcht er dieſem Edels
mann, er folte ſich ſtattlich bekleiden , ſo wölle er mit
ihm zur Jungfrawen gehn , die in einem Garten bey
andern Jungfrawen fäfſe, da mann einen Tanß anfans
gen würde, mit der folte er tangen , und gibt ihm ein
Ring , ben ſolte er an ſeinen Finger ſtecken , wann er
mit ihr tanßte, ſo bald er fte als denn mit dem Fins
ger berühret, würde fie ihr Herß zu ihm wenden, vnd
ſonſten zu keinem andern. Er ſolte fte aber vmb die
Ehe nicht anſprechen, dann ſie würde in felbft darvmb
anreden. Nimpt darauff ein diſtilliert waſſer , vnnd
zwaget den Edelmann darmit, welcher als baldt ein
vberauß fchön Angeſicht darvon bekame, gehn alſo mit
einander in den Garten . Der Edelmann thete wie im
D. Fauftus befohlen hatte, tanget mit der Jungfrawen,
vnd rühret ſie an, die von der ſtund an ihr Herß vnd
lieb zu jhm wandte , die gute Jungfrauw war mit Clls
pidinis Pfeilen durchſchoſſen , dann fte hatte die ganze
nacht kein ruhe im Bett, ſo offt gedacht fie ahn ihn.
Bald Morgens beſchickte fie ihn , offnet im Berg vnd
lieb, vnd begerte ſeiner zur Ehe, der ir auß inbrünſti
ger liebe folches barſchluge, vnd bald mit einander Hochs
zeit þetten , auch dem D. Fauſto ein gute verehrung
barvon wurde.

Von einem alten Mann , To Doct. Fauſtum von prinent


Gottoſen leben abgemahnt unnd bekehren wöllen , auch
was vndand er darüber empfangen .
Ein Chriſtlicher frommer Gottsförchtiger Arbet, vnd
Liebhaber der Heyligen Schrifft, auch ein Nachbawr
Deß Doct. Fauſti, AIS er fabe, daß viel Studenten iru
1048

auß und eingang, als ein ſchlüpffwindel, darinnen der


Teuffel mit ſeinem anhang , vnd nit Gott mit ſeinen
lieben Engeln wohneten, bey dem Fauſto hetten, name
er ime für, D. Fauſtum von feim Teuffeliſchen Gotts
loſen weſen und fürnemmen abzumahnen . Beruffte ihn
derwegen auß einem Chriftlichen cyfer in feine bebaus
ſung. D. Fauftus erſchiene ím , vnder dieſer Mahlzeit
redte der Alte Fauſtum alſo an : Mein lieber Herr
und Nachbawr, ich habe zu euch ein freundliche Chriſts
liche bitt , ihr wöllet mein eyferig fürtragen nicht in
argem vnd vngutem auff vnd annemmen . Darneben
a uch die geringe malzeit nicht veradyten , ſondern gut
willig , wie es der liebe Gott beſcheret, damit für gut
nemmen . D. Fauſtus bate darauff, er folte jm fein
für haben erklären , er wolte ihm gefälligen gehorſam
leyſten. Da fieng der Patron an : Mein lieber Herr
vnd Nachbauwer, jhr wiſſet euwer fürnemmen, daß jhr
Gott und allen Heyligen abgeſagt, vnnd euch dem Teufs
fel ergeben habt, damit ihr in den größten zorn vnnd
vngnad Gottes gefallen , vnd auß einem Chriſten ein
rechter Keßer vnd Teuffel worden ſeyt, Ach, was zeiht
ihr ewer Seel ? Es iſt vmb den Leib allein nit zu
thun, ſondern auch vmb die Seel, fo rubet jhr in der
ewigen pein , vnd vngnad Gottes , wolan mein Herr,
es iſt noch nichts verſaumpt , wenn ihr allein wider
vmbkehret, beyy Gott vmb gnad vnnd verzeihung anſus
dhet, wie ihr fehet 03 Grempel in der Apoſtel Geſchicht
am 8. cap. von Simone in Samaria , der auch viel
Volcks verführet hette , denn mann hat in fonderlich
für ein Gott gehalten, vnnd ihn die frafft Gottes, oder
Simon Deus sanctus genennt , als er die Predigt
S. Philippi gehört, ließ er ſich täuffen , gläubt an vns
ſern Herrn Jeſum Chriſtum , vnd hielt ſich hernacher
1049

vil bey Philippo, diß wirt in der Apoſtel Geſchidit fonts


derlich gerümbt. Alſo mein Herr, laſt euch mein Pres
digt auch gefallen, vnd ein herzliche Chriſtliche erinnes
rung ſeyn. Nuhn iſt die Buß, Gnad vnd verzeihung
zu ſuchen , deſſen ir viel ſchöner Grempel habt, als an
dem Schächer, Item an S. Petro, Matteo und Mage
dalena, ja zu allen Sündern ſpricht Chriſtus der Herr :
Kommt her zu mir alle die ihr mühſelig und beladen
ſeyt, ich wil euch erquicfen. Vnd im Propheten Ezec
chiel: Ich beger nicht den todt deß Sünders , ſonder
daß er ſich befehre und lebe , denn ſein Hand iſt nit
verkürzt, daß er nicht mehr helffen fönnte. Solchen
fürtrag bitte ich, mein Herr, laßt euch zu Herßen gehn,
vnnd bittet Gott rmb verzeihung vmb Chriſti willen,
ſtehet barneben von ewerm böſen fürnemmen ab, dann
die Zauberey iſt wider die Gebott Gottes , ſeintemal
ers beydes im alten vnd newen Teſtament dywerlichy
verbeut, da er ſpricht: Man ſolle fle nicht leben laſſen ,
man ſolle fid) zu jnen nit halten , noch gemeinſchafft
mitt inen haben , dann es ſeye ein grewel vor Gott.
Alſo nennt S. Paulus den Bar Jehu oder Climas
den Zauberer ein Kind deß Teuffels , ein Feind aller
Gerechtigkeit , vnnd daß ſie auch keinen theil ahn dem
Reich Gottes haben ſollen. D. Fauſtus hörte jm fleiſſig zu,
vnd ſagte, daß jm die Lehr wolgefiele, vnnd bedanct
ſich deſſen gegen dem Alten ſeines wolmeinens halber,
vnnd gelobte ſolchem , ſo viel im müglich were , nach
zukommen , damit name er fein Abſchieb. Als er nubn
zu Hauß kame, gedacht er diſer lehr vnd vermahnung
fleiſſig nac), vnd betrachtete, was er doch fich vnd ſein
Seel geziehen , daß er fich dem leidigen T'euffel alſo
ergeben hette. Er molte Buß thun, vnnd ſein verſpre
chen dem Teuffel wider auffſagen . In ſolchen gedane
1050

den erſcheinet jin ſein Geift, tappet nach ihm, als ob


er jm den Kopff herumb drehen wolte, vnd warff im
für , was ihn dahin bewogen hette , daß er fich dem
Teuffel ergeben , nemlich ſein frecher Mutwillen . Zu
dem habe er ſich verſprochen, Gott vnnd allen Menſchen
feind zu ſeyn , diefem verſprechen komme er nuh nicht
nach, wölle dem alten Lauren folgen , einen Menſchen
vnnd Gott zu huld nemmen , da es ſchon zu ſpat, vnd
er deß Teuffels Tene, der ihn zu holen gut macht habe.
Wie er dann jepunder befeldh, und deſhalben allda feve,
daß er jm den garauß machen ſoll, oder aber, er ſolle
fidh als bald nider reßen , vnd ſich widerumb von nips
wem verſchreiben mit ſeinem Blut und verſprechen, daß
er fich keinen Menſchen mehr wöll abmanen und vers
führen laſſen, vnnd deſſen fol er ſich nuhn baldt erfleren ,
ob er eß thun wölle oder nicht. Wo nicht, wölle er
ihn zu ſtücfen zerreiſſen. D. Fauſtus gang erſchrocken ,
bewilligt ihme widerumb auffs neie , feßt fich nider,
vnnd direibt mit feinem Blut, wie folgt, welches ſchreis
ben denn, nach ſeinem Todt, hinder ihm gefunden worden .
D. Faufti zweite verſchreibung, ſo er ſeinem Geift
vbergeben hat.
Ich D. Fauftus bekenne mit meiner eygen Handt
vnnd Blut, daß ich diß mein erſt Inſtrument und Vers :
ſchreibung biß in die 17. jahr, ſteiff vnd feft gehalten
habe , Gott und allen Menſchen feindt geweſt, hiemit
fe ich hindan Leib vnd Seel , vnd' vbergib diß dem
mächtigen Gott Lucifero, daß ſo auch das 7. jar nach
Dato diß verloffen iſt, er mitt mir zu ſchalten vnd zu
walten habe. Neben dem ſo verſpricht er mir mein
leben zu kürzen oder zu längeren, es ſey im Tod oder
in der Hell, auch mich keiner pein theilhafftig zu mas
1051

chen . Hierauff verſprich ich mich wider, dz ich feinen


Menſchen mehr , es fere mit vermanen, lehren , abrich
ten, unterweiſen, vnd drävungen , eg ſey im Wort Got
tes , Weltlichen oder Geiſtlichen ſachen , vnd ſonderlich
feinem Geiſtlichen Lehrer gehorchen , noch ſeiner lehr
nachfommen wil. Alles getrewlich vnd fräfftig zu hal
ten , laut dieſer meiner Verſchreibung , welche ich zu
mehrer bekräfftigung mitt meinem eygen Blut geſchrieben
bab. Datum Wittemberg , X.
Auff ſolche verdammliche und Gottloſe verſchreibung,
iſt er dem guten alten Mann ſo feind worden, daß er
ihm nach Leib vnd Leben ſtellete , aber ſein Chriftlich
Gebett onnd Wandel hat dem böſen Feindt ein ſolchen
ſtoß gethan , daß er ihm nit hat beykommen mögen .
Denn gleich vber zwey tag hernach , als der fromm
Man zu Bett gienge, hörete er im Hauß ein groß Ges
römpel, welches er zuror nie gehört hatte , das fömpt
zu jm in die Kammer hinein , fürrete wie ein Sam,
das triebe er lang. Darauff fieng der alt Mann ahn
deß Geiſts zu ſpotten, vnnd ſagt: O wol ein Bäuriſch
Muſica iſt dz, En wol ein ſchön Gefang von einem
Geſpönſt, wie ein ſchön Lobgeſang von einem Engel,
der nicht zwen tag im Parabeyb hat fönnen bleiben ,
veriert ſich erſt in ander Leut Häuſer, vnnd hat in ſeis
ner Wohnung nit bleiben fönnen. Mit ſolchem geſpött
hatt er den Geiſt vertrieben . D. Fauſt fragte in, wie
er mit dem alten vmbgangen were ? Gabe jm der Geiſt
zu antwort , er hette ihme nicht beykommen können ,
denn er geharrniſcht geweſt reye, das Gebett meynende.
So bette er ſeiner noch darzu geſpottet, welches die
Geiſter oder Teuffel nit leyden fönnen, ſonderlich wann
man ihnen ihren Fall fürwirfft. Alſo beſchüßet Gott
1052

alle froninie Chriſten , ſo fich Gott ergeben vnnd bes


Fehlen wider den böſen Geiſt.
D. Fauſti Gäſte wöllen in die Naſen abſchneydeli.
Doctor Fauſtus hatte in einer fürnemmen Reichſtadt
etliche ſtattliche Herren zu Gaſte geladen, vnd doch nichts
auff fte zugerichtet. Die fte nu famen , ſaben fle mol
den Tiſch gedecket, aber die Kuchel noch kalt. Es hatte
aber denſelben tag ein nicht ſchlechter Burger allda Hoch
zeit gehalten, vnd waren nuhn die Hochzeit Leute auff
diſen abent am wercke, daß ſie den wiederkommenden
Gäſten zum Nachteffen zurichteten. D. Fauſtus wuſte
diß alles woll, befable feinem Geyſte, er folte jhme
von der Hochzeit ein Schüſſel vol bratens , Fiſch vnnd
anders, feine Gäſte zu beſpeuſen , cylends abhohlen. Bald
darauff fallt in dem Hauſe, barinn die Hochzeit gehal
ten, ein hefftiger Wind zum Schorſtein, Fenſtern, vnnd
Thür hinein, wehet alle Liechter auß, deſſen ſte alle ere
ſchrocken , wie zui erachten . Als fte ſich nun beſunnen,
vnd zu ſich ſelbſt fommen , licht wieder angezundet, und
geſehen , was das für ein tumult ſem geweſen , da bez
finden ſte, daß an einem Spiſſe ein Braten, am andern
ein Hun , am tritten ein Ganß , im Keſſel die beſten
Siſch mangeln. Da ware Fauftus vnnd ſeine Gäſte
verſehen mit Speiß : Wein mangelte , aber nit lang :
dann Mephoſtophiles war auch ſchon auffm wege nach
Augſpurg zu ins Fuggers Reller, da brachte er volauff.
Nach dem fte geſſen hatten, begerten ſte, drumb fte für
nemblich kommen waren , daß er jnen zum luſt ein
Gauckelſpiel machete. Da ließ er auff dem Diſch ein
Reben wachſen mit zeitigen trauben , deren für jedem
eine hienge. Hieß darauff einen jeglichen die feine mit
der einen fand angreiffen vnd balten , vnnd mit der
1053

andern das Meſſer auff den Stengel feßen , als wenn


er fte abſchneiden wolte : Aber es ſolte bey ſeibe keiner
ſdyneiden . Darnad; gehet er auß der Stuben , wartet
nit lang , kompt wider : da figen fte alle , vnd halten
fid; ein jeglicher ſelbß bey der Naſen, und das Meſſer
darauff. Wenn ihr nuh gerne wolt, ſo möget ihr die
Irauben abſchneiden . Dae ware ihnen vngelegen :
wolten ſie lieber noch laſſen zeitiger werden.
D. Fauſtus dieret einem McBpfaffen den Hart vns
Teuberlich .
A18 auff eine zeit Doc. Fauſtus zu Battoburg, welche
in der Moſe ligt, und mit dem Herzogthumb Geldern
grenßet, in abweſen Graff Hermanns ohngefehr in ges
fängniß kommen , hat jhme der Capellan des orths,
Johann Dorſtenius , viel liebs vnd guts erzeigt, allein
der vrſachen halben , dieweil er , Fauſtus , ime , dein
Pfaffen , zugeſagt, er wolte ihn viel guter fünfte lehe
ren , und zu einem außbündigen erfahrnen Mann mac
den . Derohalben , dieweil er ſabe, das Fauſtus dem
trund ſehr geneyget ware , ſchicket er ine auß ſeinem
Hauß ſo lang guten Wein zu , biß das Fäßlin fchier
nachließ vnnd gar lähr wurde. Als nuhn eines tages
der Pfaff zum Fauſto kame, vnd vnter anderm ſagte,
er wolte gehn Grauen gehn, vnd ſich daſelbſt Barbies
ren laſſeri, fagte D. Fauſtus, er wolte ihn eine kunft
lebren , das er ohne Schermeffer deß Barts ganz ſolte
abkommen. Da nuhn der Pfaff begierig war , ſolch
kunſtſtück zu hören , ſagte Fauſtus , er ſolte nur auß
der Apotec Arsenicum holen laſſen , und den Bart
und Kinne wol darmit reiben. So bald der Pfaff das
gethan , bait ihme gleich das Rinne dermaſſen anfangen
zu higen vnd brennen, das nicht allein die Haar ihme
1054

außgefallen, ſondern auch die Haut mit ſampt dem fleiſch


gar abgangen iſt. Ich meine das hieß dem Pfaffen
den Bart ſcheren und den Wein zahlen. Faufti Mes
phoſtophiles fame bald darauff vnd löſete ihn auß der
Gefändniß und fuhre mit ihm baruon .
Bon Doctor Faufti Bulldhafft in ſeinem 19. vnnd
20. Jahre.
Als Doc. Fauftus fabe, daß die Jahr feiner Vers
ſprechung von Tag zu Tag zum Ende lieffen , hub er
an ein Säuwiſch vnnd Epicuriſch leben zu führen, vnd
berüfft im fiben Teuffeliſche Succubas, die er alle be
ſchlieffe , vnd eine anders denn die ander geſtalt war,
auch ſo träfflich ſchön , daß nicht davon zu ſagen.
Dann er fuhr inn viel Königreich mit ſeinem Geiſt,
darmit er alle Weibsbilder fehen möchte, deren er fiben
zuwegen brachte, zwo Niderlenderin, eine Vngerin , eine
Engelländerin , zwo Schwäbin , und ein Fräncfin , die
ein Außbundt des Landes waren, mit denſelbigen Teufs
feliſchen Weibern triebe er Vnkeuſchheit, biß an ſein Ende.
Bon der Helena auß Griechenland, ſo dem Fauſti
Beywohnung gethan in ſeinem lebten Jahre.
Darmit nun der elende Fauſtus ſeines fleiſches lüften
genugſam raum gebe , fällt im zu Mitternacht, als er
erwachte, in ſeinem 23. verloffenen Jar , die Helena
auß Grecia, ſo er vormals den Studenten am weiſſen
Sonntag erweckt hat, in finn , derbalben er Morgens
feinen Seift anmanet, er folte im die Befenam barftel
len, die feine Concubina feyn möchte, welches auch ge
ſoyahe , vnd diſe Helena war ebenmäſſiger geftaft , wie
er fte den Studenten erweckt hat , mit lieblichem vnnd
holdſeligem Anblicken . Als nun Doc. Fauftus ſolches
1055

ſahe, hat ſie ihm ſein Herz dermaſſen gefangen , daß


er mit ihr anhube zu Bulen, vnd für ſein Sohlaffweib
boy fich behielt, die er ſo lieb gewann , daß er ſchier
kein augenblick von ihr fein konnte, ward alſo in dem
leßten Jar Schwangers Leibs von ihme , gebar ihm
einen Sohn , deſſen fich Fauſtus hefftig frewete, vnnd
ihn Justum Faustum nennete. Diß Kind erzehlet
D. Fauſto viel zufünfftige ding , ſo in allen Ländern
ſolten geſchähen. Als er aber hernach vmb ſein Leben
kame, verſchwanden zugleich mit im Mutter vnd Kind.

Folgt nu was Doctor Fauſtus inn ſeiner


legten Jahrsfriſt mit ſeinem Geiſt vnnd
andern gehandelt, welches das 24. vnnd
legte Jahr ſeiner Verſprechung war.
Von Doctor Faufti Teſtament, darinnen er reinen
Diener Wagener zu einem Erben eingereßt.
Doctor Fauſtus hatte diſe zeit hero biß inn diß 24.
vnnd legte Jar feiner verſprechung, einen jungen Kna
ben aufferzogen , ſo zu Wittemberg ſtudierte, der ſabe
alle ſeines Herren, Doctor Fauſti Abenthewr, Zauberey
vnd Teuffeliſche Kunſt, war fonft ein böſer verloffner
Bube, der anfangs zu Wittenberg Bettlen vmbgangen,
vnnd ihne, ſeiner böſen art halben, niemandt auffnems
men wolte. Dieſer Wagner ward nuhn deß Doctor
Faufti Famulus , hielte fich bey ihm wol , daß in D.
Fauſtus hernach ſeinen Sohn nannte , er fam hin wo
er wolte, ſo fohlemmete vnd demmete er mit. Als ſich
nuh die zeit mit D. Fauſto enden wolte, berüfft er zu
fich einen Notarium, darneben etliche Magiftros, ſo offt
vmb jnen geweſen , und verſchaffte feinem Famulo di
1056

Hauß, ſampt dem Garten, neben deß Ganſers vnd Veit


Rodingers Hauß gelegen , bey dem Gyſern Thor , inn
der Schergaffen an der Ringinawren. Stem , er ver
ſchaffte ihme 1600 Gülden am Zinßgelt, ein Bawren
Gut , acht hundert Gülden wert , ſechshundert Gülden
an barem Gelt, eine gülden Retten, drey hundert Cros
nen werth, Silbergeſchirr, was er von Höfen zu wegen
gebracht, vnnd fonderlich auß deß Bapſts und Türcken
Hoff, biß in die tauſent Gülden wert , ſonſten war
nicht viel beſonders da an Haußraht, dann er nicht viel
dabeym gewohnet, ſondern bey Wirten und Studenten
tag vnnd nacht gefreſſen vnd geſoffen. Alſo ward ſein
Seſtament auffgericht vnd conſtituiert.
Doctor Fauftus beſpracht fich mit ſeinem Diener deß
Teftaments halben .
Als nuh 03 Teſtament auffgericht war , berüfft er
ſeinen Diener zu fich , hielt ihm für, wie er ihn im
Teſtament bedacht habe, weil er fich die zeit feines Les
bens bey ihm wolgehalten , und ſeine heimligkeit nicht
offenbaret hette, Derhalben folte er von ihme noch ets
waß bitten, deſſen wölle er ihn gewehren. Da begerte
der Famulus ſeine geſchickligkeit. Darauff ihine Faus
ftus antwortet : Meine Bücher belangend, ſind dir dies
felbigen vorhin verſchaffet, jedoch daß du fte nicht an
Jag kommen wölleſt laſſen , ſondern deinen nußen dar
mit ſchaffen, fleißig darinnen ſtudieren . Zum andern,
begereſtu meine Geſchickligkeit, die du ja bekommen
wirſt , wann du meine Bücher lieb haſt, dich an nir
mand kehreſt, ſondern darbey bleibeft. Noch, ſagt Doct.
Gauſus, dieweil mein Geift Mepbofiophiles mir weiter
zu dienen nicht ſchuldig , derhalben ich dir ihn nicht
verſchaffen mag, ſo wil ich dir doch einen andern Geift,
1057

ſo du es begereſt, verordnen. Bald hernach am drits


ten Tage berüfft er feinen Famulum wider, vnd hielte
ihm für, wie er einen Geift wolte, ob er noch deß vors
habens were , vnnd in was geſtalt er ihm erſcheinen
Foll. Er antwortet : Mein Herr vnd Vatter , in Gc=
ſtalt eines Affen , auch inn folder gröſſe vnnd form.
Darauff erſchiene " ihme ein Geiſt, in geſtalt vnd form
eines' Affen, der in die Stuben ſprange. Doc. Fauſtus
ſprady: Sibe , jeb ſiheſtu ihn , doch wirt er dir nidit
zu willen werden , biß erſt nach meinem Todt , vind
wann mein Geiſt Mephoſtophiles von mir genommen ,
vnd jn nicht mehr ſehen wirft, und ſo du dein Vers
ſprechen , das beus dir ſtehet, leiſteſt, ſo ſoltu ihn nens
nen den Aurhan, denn alſo heiſſet er. Darneben bitte
id, dich , daß du meine Kunſt , Thaten , vnd was id)
getriben habe, nid )t offenbareſt , biß ich Todt bin , als
denn wölleſt es auffzeichnen , zuſammen ſchreiben , vnd
in cine Hiſtoriam transferiren , darzu dir dein Geift vnd
Aumerhan Helffen wirt, was dir vergeſſen iſt, das wirdt
er dich wider erinnern , denn man wirdt ſolche meine
Oeſdiidite von bir haben wöllen .
Wie ſich Doctor fauftus 31 der zeit , da er nur einni
Monat noch vor ſich hatte, fo viel gehub, ſtätigs jänis
merte und Feuiffizete vber ſein Teuffelijo Weſen .
Dem Fauſto lieff die Stunde herben, wie ein Stunde
glaß , hatte nur noch einen Monat für ſich , darinnen
ſein vier vnd zwengigſtes Jahr zum ende lieffe, in wela
dhem er ſich dem Teuffel ergeben hatte , mit Leib vnd
Secl, wie hievorn angezeigt worden, da ward Fauftus
erſt zame, und war ime wie einem gefangenen Mörder
oder Räuber, ſo das vrtheil im Gefängnuß empfangen,
und der Straffe des Todes gewertig ſein muß. Dann
11 . 67
1058

er ward geängſtiget, weynet vnd redet immer mit fid


felbft, fantaſiert mit den Händen , achbet vnnd feuffſet,
nam vom Leib ab , vnnd ließ ſicly forthin ſelten oder
gar nit ſeben , wolte auch den Geiſt nicht mehr bey
ihm fehen oder leyden.

Doctor Faufti Wehetlag, daß er noch in gutem leben.


vnd jungen Tagen ſterben müfte.
Dieſe Trawrigkeit beregte Doct. Fauſtum , daß er
ſeine Webeklag auffzeichnete , damit ers nicht vergeſſen
möchte, und iſt diß auch ſeiner geſchriebenen Klag eine.
Ac Fauſte, du verwegenes unnd nit werdes Herk ,
der du deine Geſellſdjafft mit verführeſt in ein vrtheil.
deß Fewers, da du vol hetteſt die Seligkeit haben fön =
nien ſo du jekunder verleureſt, Ach Vernunfit vnnd freter
Will, was zeiheſtu meine Glieder, ſo nichts anders zu
verſehen iſt , dann beraubung jres Lebens , Ad jhr
Glieder , vnd du nod) geſunder leib, Vernunfft vnnd
Seel , beklagen mich , dann ic) hette dir es zu geben
oder zu nemmen gehabt , und mein beſſerung mit dir
befriedigt. Ach lieb vnd Haß, warumb ferd ir zugleich
beymir eingezogen , nach dem ich eumer Geſellſchafft
halb folche Pein erleiden muß, Ach Barmherßigkeit vnd
Rach, auß was vrſach habt jhr mir folchen Lohn und
Sdmach vergönnet ? Grimmigkeit und Mitleyden ,
bin ich darumb ein Menſch geſchaffen , die ſtraff, ſo
ich bereit ſehe, von mir ſelbſten zu erduiden ? Ad) , ach)
Armer, iſt auch etwas in der Welt , ſo mir nidyt wis
derſtrebet ? Ach was hilfft mein Klagen .
Biterumb ein Klage D. Fauſti.
Ad), ac , ach , ich arbeitſeliger Menſch , but few
trübter vnſeliger Fauſte , du biſt wol in den hauffert
1059

der Vnſeligen , da ich den vbermäſſigen ſchmerzen Deſi


Todtes erwarten muß, 3a viel einen erbärmlicyern dann
jemals eine ſchmerzhaffte Creatur erduldet hat. Ach,
ach vernunfft, Mutirill, Vermeſſenheit und freuer Will,
O du verfluchtes vnd vnbeſtändiges Leben, o du bline
der vnnd vnachtſamer, der du deine Glieder, Leib vnd
Seel , ſo blind macheſt, als du biſt. zeitlicher Wola
luſt, in was Mühſeligkeit haſtu mich geführet, daß bu
mir meine Augen ſo gar verblendet vnnd vertuncfelt
haft. Ach mein ſchwaches Gemüt, du meine betrübte
Seel , wo iſt dein erkändtnuß ? O erbärmliche Mühſes
ligkeit, o verzweiffelte Hoffnung, fo deiner nimmermehr
gedacht wirdt. Alch Leyd vber Leyd , Jammer vber
Jammer, uch vnd Webe , wer wirt mich erlöſen ? wo
fol ich mich rerbergen ? wobin ſol ich mich verfriechen
oder fliehen ? Ja , ich ſeye wo ich wolle , ſo bin ich
gefangen. Darauff fich der arme Fauſtus befümmerte,
daß er nichts mehr reden fondte.

Wie fer höfe Geiſt dem betrübten Fauſto mit Felßamen


ſpöttiſchen Soerßreden vnd Sprichwörtern zufeßt.
Auff folche obgehörte Weheklag erſchien Fauſto fein
Geift Mephoftophiles, trate zu ihm , und ſprach : Dies
weil du auß der Heiligen Schrifft wol gewuſt haſt, daß
du Gott allein anbetten , jme dienen, vnd keine andere
Götter, weder zur Linden noch zur Rechten, neben ihm
haben ſolleft, daſſelbig aber nicht gethan, ſondern deinen
Gott verſucht, von ihme abgefallen , ihn verleugnet,
vnd dich hieher verſprochen , mit Leib und Seel , ſo
muſtu diefe deine verſprechung leyften , vnnd mercke
meine Reimen :
Weiftu was ſo ſchweig ,
Sft dir wol ſo bleib .
1060

Haſtu was, ſo behalt.


Unglück kompt bald .
Drumb rohweig, lend, mend und vertrag,
Dein vnglück feinem Menſchen flag.
Es iſt zu ſpat, an Gott verzag,
Dein vnglück laufft herein al tag.
Darumb, mein Fauſte, iſte nit gut mit groſſen Herrn
und dem Teuffel Kirſehen eſſen , Fie werffen einem die
ſtiel ins Angeſicht, wie du nuhn füheſt, derhalten wes
reſt du wol weit von dannen gangen , were gut für
die Schüß geweſen , dein hoffertig Rößlein aber hatt
dich geſchlagen , du haſt die Kunſt, ſo dir Gott gege
ben , veracht, sich nicht mit benügen laſſen , ſonder den
Teuffel zu Gaſt geladen , und haſt die 24. Jar hero
gemeynet, es ſeyy alles Golt, was gleifſet, was sich der
Geift berichte, bardurch dir der Teuffel, als einer Ra
Ben , ein Schellen angehengt. Sihe , du wareft ein
ſchöne erſchaffene Creatur, aber die Roſen, ſo man lang
in Händen trägt , vnnd daran riecht, die bleibt nit,
deß Brot du geſſen haſt, deß Liedlein muſlu fingen,
verziebe biß auff den Scarfreytag, ſo wirds bald Oſtern
werden . Was du verbeiffen haſt, iſt nicht ohn vrſach
geſchehen, Ein gebratene Wurſt hat zween zipffel, Auff
del Teuffels Syß iſt nicht gut gehen, Du haft ein böſe
Art gehabt, darumb läßt Art von Art nicht, alſo läßt
die Saßen das Mauſen nicht , Scharpff fürnemmen
macht ſchärtig, weil der Löffel new iſt, braucht ihn der
Koch , darnach wenn er alt wirt , ſo fdheißt er dreyn,
dann iß mit ihm auß. Iſt es nit auch alſo mit dir ?
der du ein newer Kochlöffel deß Teuffels wareſt, nuhn
nüßet er sich nimmer, denn der Marckt hett dich ſollen
Lehren Rauffen . Daneben haſtu did, mit wenig Vor
raht nicht begnügen laſſen , den dir Gott beſcheret hat.
1061

Noch mehr, mein Fauſte, was haſtu für einen - groſſen


vbermuth gebrauchet , in allem deinem thun vnd wan
del haſtu dich einen Teuffels Freund genennet , derhals
ben ſürß dich nuln , dann Gott iſt Herr , der
Teuffel iſt nuhr Abt oder Mündi, Hoffart thäte nie
gut, wolteſt Hans in allen Gaſſen ſeyn, ſo ſoll mann
Narren mit Kolben lauſen. Wer zuviel wil haben,
dem wirt zu wenig, darnach einer kegelt, darnach muß
er auffſeßen. So laß dir nun meine leht und erinne
rung zu Herßon gehn, die gleichwol ſchier verloren iſt,
du ſolteſt den Teuffel nit ſo wol vertrawet haben, die
weil er Gottes Aff , auch ein Lügner vnd Mörder iſt,
darumb ſolteſtu Klüger geweſen ſeyn , Schimpff bringt
Schaden , denn es iſt bald vmb einen Menſchen geſche
hen , vnd er foſtet ſo viel zu erziehen , den Teuffel zu
beberbergen , fraudyt ein flugen Wiert, Gs gehört mehr
zum Tanz, dann ein rot par ſchuch, hetteſtu Gott vor
augen gehabt , vnnd dich mit denen Gaben , ſo er dir
verliehen , begnügen laſſen , dörffteſtu dieſen Reyen nit
tanken , vnnd ſolteſt dem Teuffel nit ſo leichtlich zu
willen worden ſeyn , und gegläubet haben , dann wer
leichtlid) glaubt , wirdt baldt betrogen , jeßt riſcht der
Teuffel das Maul, ond gehet davon, du haſt dich zum
Bürgen geſebt, mit deinem eigenen Blut, ſo ſol man
Bürgen würgen , haſt es zu einem Ohr laſſen eingehn ,
zum andern wider auß. Als nu der Geiſt Fauſto ben
armen Judas genugſam geſungen, iſt er widerumb wers
fdwunden, vnd den Fauſtum allein gang Melancholiſch
vnd verwirrt gelaſſen.
Doc. Faufti Wibeklag von der Hellen , und ihrer v11 :
außſprechliden Prin und Qual.
Ich armer Verdampter , warumb bin ich nit ein
Vime , ſo ohne Seel ſtirbet, damit ich nichts weitere
1062

gefahren borffte, Nubu nimpt der Teuffel Leib und Seel


von mir, und feßt mich in ein vnaufſprechliche finſters
nuß der qual , dann gleich wie die Seelen an ihnen
baben ſabjönheit vnd freuwd, alſo muß ich armer vnnd
die Verdampten einen vnerforſchlichen Grewel, Geftancf,
Verhinderung, Sdumnach , Zittern , Zagen , Schmerzen ,
Trübſall, Heulen, Weinen vnd Zäenklappern haben . So
ſiind alle Creaturen und Geſchöpfſe Gottes wider vns,
vnnd müſſen von den Heyligen ewige Schmach tragen.
Idy weiß mich noch zu erinnern vom Geiſt , dem ich
auf eine zeit von Verdamnuß gefraget habe , der zu
mir ſagte, Es ſey ein groß vnderſdheid vnter den Ver
empten , dann die Sünde ſind vngleich. Vnd ſpract)
ferrner, wie die Sprewen , Holtz vnd Gyſen von dem
Fewer vervrennet werden , doch eins leichter vnd härter
als bas ander, alſo auch die Verdampten in der Glut
vnnd Hellen. Ad du ewige Verdammnuß, ſo du vom
zorn Gottes alſo inflammiert von Fewer vnd Hike biſt,
ſo feines fdjürens in ewigkeit bedarff. Ady was Traw
ren , trübſau vnnd ſdmerkens muß man da gewertig
fenn , mit weinen der Augen , knirſchen der Zäenen,
ſtanck der Naſen , Jammer der Stim , erſdreckung der
Ohren , zittern der Hände und Füß. Uch ich wolte
gern deſ Himmels entberen , wann ich nuhr der ewi
gen ſiraffe föndt entfliehen , Ady wer wirt mich dann
auß dem vnauſſpredlichen Feuwer der Verdampten
crretten ? da feine hülji ſeyn wirdt , da kein beweinen
der Sünden nüz iſt, da weder tag noch nacht ruhe iſt,
Wer wil mict) Clenden erretten ? Wo iſt mein zuflucht ?
rro iſt mein Sduk , Hülff vnd Auffenthalt ? Wo iſt
meine feſte Burg ? Weſſen darff id) mich tröſten ? Der
Seligen Gottes nicht, dann ich ſdjäme mich, ſte anzia
ſprechen, mir würde feine Antwort folgen, ſondern idy
1063

muß mein Angeſidit tor jnen verhüllen , daß ich die


Frewde der Auſſerirehlten nit ſehen mag. Ach was
klage id) , da fein Hülff kommet ? da id kein Vertrö
ftung der Klage weiß ? Amen , Amen , Ich habe alſo
haben wöllen, iiun muß ich den ſpott zum Schaden haben.
Forget nuhn von D. Faufti grewlichem vnnd erſchredlichem
Ende , ab weich ein fid) jeres Chriſten Menſch gnugiam
zu ſpiegelt, vnnd darfür zu Hüten bat.
Die 24. Jar deß Doct. Fauſti waren erſchienen, und
eben in ſolcher Wochen erſchiene ihm der Geiſt, vberant
wort jbme ſeinen Brieff oder Verſchreibung , zeigt im
barnebent ahi , saß der Teuffel auff die ander nadit
ſeinen Leib holen werde , deſſen ſolte er ſich verſehen .
Doct. Fauſtus klagte vnd weynete die ganze Nacht,
alſo daß ihme der Geiſt in dieſer Nacht wider erſdiene,
ſpracky ihme zu : Mein Fauſte, feye doch nicht ſo kleine
mütig, ob du ſchon deinen Leib verleureſt, iſt doch nod;
lang dahin , biß dein Gericht wirt, du muſt body zulebt
ſterben, wann du gleich viel hundert Jahr lebteſt, Müf
ſen doch die Türcken , Juden , vnd andere Vrchriſtliche
Keyſer auch ſterben, vnd in gleider verdammnuß fenn,
weiſtu body noch nit, was dir auffgeſetzt iſt, ſeve beher
Bet, vnd verzage nicht ſo gar , hat dir doch der Teufs
fel verheiſjen, er wölle dir einen Stählin Leib vnd Seel
geben, und ſolt nit leyden wie andere Verdampte. Sol
chen vnd nod mehr Troſt gab er ihm, doch falſch vnd
der Heyligen Schrifft zuwider. D. Fauftus, der nicht
anders wuſte, dann die Verſprechung oder Verſchreibung
müſte er mit der Haut bezahlen, gehet eben ahn dieſem
Tag , da ihm der Geiſt angeſagt, daß der Teuffel ihn
holen werde, zu feinen vertraweten Geſellen, Magiſtris,
Baccalaurcis, vnnd andern Studenten mehr, die in z !!=
1064

vor offt beſucht hatten, die bittet er, daß ſie mitt jome
in das Dorff Rimlich , eine halb Meil wegs von Wit
temberg gelegen , wolten fpapieren , vnnd allda mit jm
eine Malzeit halten , die im folches zuſagten. Gehen
alſo mit einander bahin , vnnd eſſen ein Morgenmahl
mit vielen föftlichen geridyten , an Speiſe und Wein,
ſo der Wirt aufftruge. D. Fauſtus war mit inen
frölich , doch nicht auß rechtem Herzen , Bittet ſie alle
widerumb, fie wolten im ſo viel zu gefallen feyn, und
mit jm zu Nacht effen, vnd diſe Nacht vollendt ben ihm
bleiben. Er müfte ihnen was wichtig ſagen , weldies
ſie ihm abermals zufagten , namen auch die Mahlzeit
ein. Als nuh der Schlafftrunc auch vollendet ward,
bezahlt D. Fauftus den Wiert, vnd bathe die Stuben
ten , ſie wolten mit ihm in ein ander Stuben gehen,
er wolte ihnen etwas ſagen , das geſchahe. D. Faus
ftus fagte zu ihnen alſo :

Oratio Fausti ad Studiosos .


Meine liebe vertrawete , und ganz günſtige Herren ,
Warumb ich euch beruffen hab , iſt diß, daß euch viel
Jar her an mir bewußt, was ich für ein Mann war,
in vielen Künſten vnd Zauberey bericit , welche aber
niergendt anders dann vom Teuffel herkommen , zu wels
chem Teuffeliſchen luſt mich auch niemandt gebradt,
als die böſe Geſellſchafft, ſo mit dergleichen ſtücken vmbs
giengen, darnach mein nitwerdes Fleiſch und Blut, mein
halfſtarriger rnb Gottloſer willen, vnd fliegende 3 euf
felifden gedanden , welche ich mir fürgcſetet, baber ich
mich dem Teuffel verſprechen müſſen , nemlich , in 24.
jaren mein Leib und Seel. Nuh ſind ſolche jar biß
auff dieſe nacht zum ende gelauffen , vnnd ſteht mir
1065

tas Stundtglaß vor den Augen , bz ich gervertig feryat


muß, wann es außläufft, vnd er mich dieſe Nacht hos
len wirt, dieweil ich im Leib vnd Seel zum zweiten
mal ſo thewr mit meinem eigen Blut verſchrieben habe,
Schmal Tarumb habe ich euch freundtliche günſtige liebe Herren
ror meinem Ende zu mir beruffen , und mit euch ein
Johanns trunck zum Abſchied thun wöllen , vnd euch
mein Hinſcheiden nicht ſollen verbergen . Bitt euch
bierauff , günſtige liebe Brüder und Herren , ir wöllet
rn : ‫ܕܕ‬ alle die meinen, vnd die meiner in guten gedencken von
rat meinet wegen brüderlich und fründtlich grüſſen , barnes
ben mir nichts für vbel halten, und wo ich euch jemals
beleydiget , mir ſolches berglich verzeihen. Was aber
2Y* die Abenthewer belanget, ſo ich in ſolchen 24. jaren
getrieben habe , daß werdt ihr alles nach mir auffges
ſchrieben finden, vnd laßt euch mein grewlich End eus
wer Lebtag ein fürbildt vnd erinnerung ſeyn , daß jhr
wöllet Gott vor Augen haben , in bitten , d3 er euch
vor deß Teuffels trug vnd liſt behüten , vnd nicht in
l'erſuchung führen wölle, dagegen ihme anhangen, nicht
ſo gar von ihm abfallen , wie ich Gottloſer vnd vers
Dampter Menſch, der ich veracht und abgeſagt habe der
ur, Tauffe, dem Sacrament Chriſti, Gott ſelbſt, allem Hin
ber liſchen Heer', vnd dem Menſchen , einem ſolchen Gott,
der nicht begert, daß einer ſolt verloren werden. Laßt
euch auch die böſe Geſellſchafft nit verführen , wie es
fe mir gehet vnd begegnet iſt. Beſucht fleiſſig vnd embſtg
11 die Kirchen , ſteget vnnd ſtreittet allezeit wider den
E Teuffel , mitt einem guten Glauben ' an Chriſtum vnd
3 Gottſeligen Wandel gericht.
Endlich nu vnd zum beſchluß, iſt meine freundtliche
bitt, ir völlet euch zu Bett begeben, mitt rube ſchlafe
fen , vnnd euch nichts anfechten laſſen , auch To jr ein
1006

( icpöfter vnd vngeſtümb im Hauß höret, wölft ihr prob


mit nidytin erſchrecken , es ſol euch kein leyd widerfab
ren , möllt auch vom Bett nicht auffſtehn , und ſo ir
meinen Leib todt findet, jn zur Erden beſtatten laſſen.
Dann ich ſierbe als ein böſer vnnd guter Chriſt: ein
guter Chriſt, barvmb daß ich eine herbliche Reuwe habe,
end inn Herten immer vmb gnade bitte , damit meine
Seele errettet möchte werden : ein böſer Chriſt, dz ichi
weiß daß der Teuffel den Leib wil haben , vnnd ich
wil jm den gern laſſen, er laß mir aber nur die Seele
zufriden. Hierauff bitt ich euch , ihr wöllet euch zu
Bitte verfügen , vnnd wiinſche euch eine gute Nacht.
Vir aber eine ärgerlice, böſe und erſchreckliche.
Dieſe Declaration vnnd Erzehlung that D. Fauſtus
mitt beherstem gemüt, damit er ſie nit verzagt, erſchro
den vund kleinmütig machte. Die Studenten aber vers
wunderten ſich auffs höd )ſte , daß er ſo verwegen ges
weſt, ſich nur vmb Schelmerey, Fürwitz vnd Zauberey
willen in eine ſoldie gefahr an Leib vnnd Seel bege
ben hette , war ihnen herzlich leydt , dann ſie hetten
ihn lieb, vnnd ſprachen : Ach mein Herr Fauſte, was
halit jhr cuidy geziehen , daß ihr ſo lang ſtill geſchwie
gen, vnd vns ſolches nicht habt offenbaret, wir wolten
endy burd) gelehrte Theologos auſ dem neß des Teuf
fels errettet , unnd geriſſen haben , nun aber iſt zu es
ſpatt, und ewerm Leib vnd Seel ſchädlich. D. Fau
ſtus antwortet: Er hette es nicht thun dörffen, ob ers
ſchon offt willens gehabt , ſich zu Gottſeligen Leuthen
zu thun , raht vnd Hülff zu ſuchen , Wie mich auch
mein Nachbawr darumb angeſprochen, dz ich ſeiner Lehre
folgen ſolte, von der Zäuberey abſtehen , und mich be
Fehren . Als ich dann deſſen auch ſchon willens war,
kam der Teuffel, und wolt mit mir fort, wie er dieſe
‫اس‬
1067

Nacht thun wird, und ſagte: So bald ich die bekehrung


zu Gott annemmen würde , wölle er mir den garauß
machen. Als ſie ſolchs von D. Fauſto verſtanden , ſag
ten ſie zu ihme: Dieweil nuhn nichts anders zu ges
warten ſeye, ſoll er Gott anruffen , ihn durch ſeines
lieben Sohns Jeſu Chriſti willen , vmb verzeihung bit
B !! WHY ten , vnnd ſprechen : Ach Gott ſey mir armen Sünder
gnädig, vnd gehe nicht mit mir ins Gericht, dann ich
vor dir nicht beſtehen fahn . Wiewol ich dem Teuffel
den Leib muß laſſen, ſo wölleſt doch die Seel erhalten :
ob Gott ettwas wirxfen wolte. Das ſagte er ihnen
.1.4
. zu , er wolte beten , es molte ihm aber nicht eingehen,
wie dem Cain , der auch ſagte: Seine Sünde weren
Y gröſſer , denn daß fie im möchten verziehen werden .
Alſo gedachte er auch immerðar, er hette es mit ſeiner
Verſchreibung zu grob gemacht. Dieſe Studenten vnd
gute Herren, als ſie Fauſtum geſegneten , weyneten ſie
ho vnnd vmbfiengen einander. Doct. Fauſtus aber bleib
in der Stuben , vnnd da die Herren ſich zu Bette be
geben , konnt keiner redyt ſchlaffen , dann fte den Auß
gang wolten hören . Es geſchahe aber zwiſchen zwölff
vnnd ein Vhr in der Nacht, daß gegen dem Hauß her
ein groſſer vngeſtüminer Wind gienge , ſo das Hauſ
ahn allen orten vmbgabe , als ob es alles zu grunde
gehen, vnnd das Hauß zu Boden reiſſen wolte , darob
die Studenten vermeynten zu verzagen , ſprangen auß
dem Bett, vnnd huben an einander zu tröſten, wolten
auß der Rammer nicht. Der Wirt lieff auß ſeinem
in ein ander Hauß. Die Studenten lagen nahendt bey
der Stuben, da D. Fauſlus innen war, ſie höreten ein
Lora

grewliches Pfeiffen vnnd Ziſden , als ob das Haub


voller Schlangen, Natern und anderer ſchädlicher Würme
were, in dem gehet D. Fauſti thür vff in der Stuben,
1058

der hub ahn vmb hülff vnd Mordio zu fahreyen , aber


faum mit haller Stimm , bald hernach hört man ihn
nit mehr. Als es nun tag ward, vnnd die Studenten
die ganze nadit nit geſdilaffen hatten , ſind ſie in die
Stuben gegangen , darinnen D. Fauftus geweſen war,
ſie ſahen aber keinen Fauſtum mehr, vnd nichts, dann
die Stuben voller Bluts geſprüßet. Das Hirn klebte
ahn der Wandt, weil ihn der Teuffel von einer Wandt
zur andern gedlagen hatte. Es lagen auch ſeine Aus
gen vnnd etliche Zäen allda, ein grewlich vnd erſchreck
lich Spectafel. Da huben die Studenten an jn zu bes
klagen vnd zu beweynen, vnd ſuchten ihn allenthalben,
Leßlich aber funden ſie ſeinen leib herauſſen bey dem
Mift ligen, welcher grewlich anzuſehen war, dann ihn
der Kopff vnd alle Glieder ( dylotterten.
Dieſe gemeldte Magiſtri vnd Studenten, ſo bey deb
Fauſti todt geweſt, haben ſo viel erlangt, daß man in
in dieſem Dorff begraben hat, darnach ſind ſie wider
vmb hinein gen Wittenberg , vnd ins Doctor Fauſti
rehauſung gegangen , alda fie ſeinen Famulum den
Wagner , gefunden , der fich feines Herrn halben ubel
gehube. Sie fanden auch dieſe deß Fauſti Hiſtoriam
auffgezeichnet, und son jm beſchrieben, wie hievor ge
meldt, alles ohn ſein Ende , welches von obgemeldten
Studenten vnnd Magiftris hinzu gethan , vnd w3 fein
Famulus auffgezeichnet, da auch ein neuw Buch von
ibm außgebet. Deßgleichen eben am felbigen Tag ift
die verzauberte Helena , ſampt frem Sohn , nit mehr
vorhanden geweſt , ſondern verſchwunden. "Ga wardt
auc forthin in ſeinem Hauß ſo vnheimlich , daß nie
mandt darinnen wohnen fondte. D. Fauſtus erſchiene
auch ſeinem Fanulo lebhafftig bey Nacht , und offene
barte im viel heimlicher ding. So hat man ihn aud)
1069

bey der Nacyt zum Fenſter hinauß ſehen gucken , wer


fürüber gangen iſt.
Alſo endet ſich die ganze warhafftige Hiſtoria und
Zäuberey Doctor Fauſti, darauß jeder Chriſt zu lernen,
ſonderlich aber die eines hoffertigen, ſtolßen, fürwißigen
und tropigen Sinnes vnd Kopffs ſind, Gott zu fördi
ten, Zauberey, Beſchwerung und andere Teuffelé We if
zu fliehen , ſo Gott ernſtlich verbotten hat , vnnd den
Teuffel nicht zu Gaſt zu laden , noch ihm raum zu
geben , wie Fauſtus gethan hat. Dann vns hie ein
erſdreiflic Grompel feiner Verſchreibung und Ends fürs
gebildet iſt, deſſen müſſig zu gehen , und Gott allein
zu lieben , und für Augen zu haben, alleine anzubetten,
zu dienen vnnd zu lieben , von ganßem Herßen vnnd
ganger Seelen , vnd von allen Kräfften , und dagegen
dem Teuffel und allem ſeinem Anhang abzuſagen, vnd
mit Chriſto endtlich ewig ſelig zu werden . Amen,
Amen , Daß wünſche ich einem jeden von grund meis
nes Herben , MNEN .
1. Pet. V.
Sent nüchtern und wadiet, dann euwer Widerrecher der Teuffel
gebit ombyer wie ein brüllender Löwe, vnnd (udet welchen er
wrrſchlinge, dem widerſtehet feſt im Glauben.
Regiſt e r .
der Capitel , und was inn einem ieden fürnem
lich begriffen.
Seite
Da8 erfte, Von D. Johann Fauften Geburt vnd Studien 940
D. Fauſtus ein Argt, vnnd wie er den Teuffel etlidh mal
berdworan hat 943
Doc. Faufti Diſputation mit dem Geiſte 945
Ein andere Diſputation Doc. Fauſten mit dem Geiſt, fo fich
Mephoftophiles nennete 947
Die dritte Difputation D. Fruſti mit dem Geiši, von ſeiner
verſa reibung und verpflidhtung gegen dem Teuffel 949
D. Fauftus läßt ihm Blut auß einem Arm in ein Tiegel,
rezet es auff warme Kolen, vnd verídyreibt ſich dem Teuffel 950
Etliche Verß und Neumen wider D. Fauſten Verſtockung 952
Welcherley geſtalt der Teuffel Fauſto erſdeinet 952
Von dienſtbarkeit deß Geiſtes gegen Fauſto 954
D. Fauftus wolt fid Verheyraten,wird im aber vom Teuf
fel verbotten 956
Frag D. Fauſti an ſeinen Beift Mephoſtophilem 958
Ein Diſputation von der Helle' vnd ihrer Spelund 959
Ein Frage Fauſti von der Teuffel Regiment , und ihrem
Principat 959
Frage, in was Geſtalt die verfoffene Engel geweſen 960
Doct. Fauftus diſputiert mit ſeinem Geift Mephoſtophile
von Gewalt deß Teuffels 962
Ein Diſputation von der Hell, Geģenna genannt, wie ſie er:
ſchaffen vnnd geſtalt feye, auch von der Pein darinnen 965
Ein Frage Fauſti an den Geiſt , wz er thun wolte , fo er,
der Geiſt, an ſeiner, Fauſti, ſtatt were 973
Doctor Fauftus ein Calendermacher vnnd Astrologus 974
Eine Frage von der Kunſt Astrologia 975
Vom Winter vnnd Sommer eine Frage 976
Von deß Himmel8 lauff, Zierde vnd Vrſprung 976
Eine Frag D. Fauſti , wie Gott die Welt erſchaffen , vnnd
von der erſten Geburt deß Menſchen , darauff im der
Geiſt eine gang falſche antwort gibet 978
Doct. Fauſto wurden alle Helliſde Geiſter in ihreë geftalt
fürgeſtellt, darunter ficben fürnembſte genannt 979
Wie Doct. Fauftus in die Helle gefahren , was er barinn
geſehen , vnd ihm begegnet 983
1071

Seite
Wie D. Fanftus unter das Geſtirn vber die Wolden hinauff
gefabren 987
Tie ſtenthumb,
dritte FahrtauchD.fürnembſte
fauſti in lander
etliche Königreich und für:
vnd Stätte, und was
er rir namhafte Abentheuwer in deren etlichen getrieben 992
Vom Paradeiß , welches der Geiſt dem Fauſto zeiget 1004
Von einem Comcten 1006
Von den Sternen 1007
tin Frag von gelegenheit der Geiſter, jo die Meniden plagen 1008
ein ander Frage von den Sternen, ſo auff die Erden fallen 1009
Nom Donner 1009
Was D. Fauftus für Abenthewi an vielen orten getrieben,
vnd da eine Hiſtoria von D. Fauſto vnd Keyſer Carolo
V. wie er ihrer Keyſerlichen Maieft. Alerandruin Mag
num , beſamut feiner Gemäblin erweckt 1010
D. Fauſtus zauberte einem Ritter ein Hirſdigewicht auff
ben Kopff 1013
Wie fich) gemeldter Ritter'an Doct. Fauſto wider redjen 1014
wolte, ime aber mißlunge
Non einem veríamleten Kriegsheer , wider den gedachten 1014
Freyherrn
Bon dreyen fúrnimmen Grafen, so D. Fäuftus auff ihr be:
geren , gehn München , auff deß Beyer Fürſten Sobns
Hochzeit, dickelbige zu berehen , in Lüfften hinführet 1016
Las Doc. Fauſtus für Abenthewr an deß Fürſten von An :
balt Hof getrieben 1019
D. Fauftus bawet ein S dyloß 1021
Wie D. Fauſt118 anff Faßnachts abend mit feiner Burß in
deß Biſchoffe von Salßburg Keller gefahren, vnnd den
Bollner auff eino hobe Tannen geführt 110-23
Non der andern Famnadt am Dinſtag 1025
Voin Aichermitwochen , der rechten Frßnacht, und was er,
Fauſtus , allda für Kurgweil angeridytet 10:26
ter vierdt
Von auffie en Fahnacht, da er einengebraten Kaibskopff
, der anfien zu reden
ßt g 1027
Am weiſſen Sonntag von der bezauberten Helena, welche er
den Stude repreſ
nten entierte 1028
Von einer Gaudleren, da eim Bawren vier Räder auß dem
Wagen inn die ľufft hingeſprungen 1030
Doctor Fauſtu8 frißt einem Bawren Roß , Hän vnd Wagen 1033
1032
D. Fauſtus frißt ein Fulder Häw
Sin Abenthewer mit vollen Bawren, denen er das Maul
verzauberte, daß ſie es nicht kundten wider zu thun 1033
Dof. Fauſtus verkauffte fünff Säuw , eine vmb 6. Gülden,
welche , ro bald ſie ins Waſſer kamen , zu Strohwiſchen
worden 1034
D. Fauſtue betreigt einen "Robtäurder 1033
Wie Doct. Fauſtus Gelt von einem Juden entlehnet, vnnd
demſelbigen ſeinen Fuß zu Pfand geben , denn er ihm
felbften, in deß Juden bey ſein , abgeſäget 1036
1072

Seite
Von einem Hader zwiſchen zwölff Studenten 1037
D. Fauſtus hepet jwene Bawren an einander cines' Falben
Roffes halben 1038
D. Fauftus betreuget einen Pfaffen ömb fein Breuier 1039
D. Fauſtus frißt einen Hecht ſo er nicht gekochet 1040
D. Fauſtus cin guter ScHÜB 1041
D. Fauft118 frißt einen Haußknecht 1041
D. Fauſtus bawet einem den Kopff ab 1012
Bon 1. Zauberern, ſo einander dic Köpffe abgehawen, vnnd
widerumb auffgeregt hatten, dabey aud D.Fauftus das
feine thät 1043
· Bon einem Sdak, lo Doct. Fauſtus gefunden 1045
Von manderley Gewäds , ro Fauſtus im Winter vmb den
Chriſtag in ſeinem Garten batt 10-15
Von zwo Adels Perſonen, ſo Doc. Fauftus mit ſeiner lieb
Zauberey , durch mittel eines guldenen Ringes Ehelidh
zuſammen bradite 1046
Von einem alten Mann , io Doctor Fauſtum von ſeinem
Gottloſen leben abgemanet, vid bekehren wöllen , auch
was Vndandk er darüber empfangen 1047
D. Fauſti zweite Verſchreibung , To er ſeinem Geift vbers
geben hat 1050
D. Fauſti Gäfte wöllen ihn selbø die Naſen abſchneiden 1052
Doct. Fauftus ſchieret einem Meß Pfaffen den Bart on: 1053
freundilich
Non D. Faufti Bullidjafften in ſeinern 19. ønno 20. Jarë 1051
Von der Helena auß Grecia, lo dem Fauſto beywohnung ge :
gethan in ſeinem lekten jar 1054
Von D.Faufti Teſtament, darinnen er ſeinen Diener Was
gener zu einem Erben eingeſept 1055
D. Fauftus beſpradht ſich mit ſeinem Diener del Tefiaments
halben 1056
Wie ſich D. Fauſtus zu der Zeit, da er noch nuhr ein Monat
für ſich hatt, ſo übelgehub, ſtätigs jämmerte vnd feuff.
Bete vber fein Teuffeliſch Weſen 1057
D. Faufti Wehetlage, daß er noch in gutem Leben und jun :
gen Tagen ſterben müſſe 1058
Nod eine Klage D. Fauſti 1058
Wie der böſe Geiſt dem betrübten Fauſto mit ſelßamen (pöt: 1059
tiſchen Scherpreden vnnd Spridwörtern zurept
D. Fauſti Webeklag von der Hellen, vnnd ihreč vnaußſpred : 1061
licher Pein vnd Qual
Von D. Faufti grewlichem und erſchredlichem Ende, ab wel:
dem ſich alle Chriſten wol zu ſpieglen , onnd für bem
Teuffel zu hüten haben 1063
D. Faufli Oration an die Studenten 1064

& N D E.
r

Erläuterndes Verzeichniß der Abbildungen und


Anweiſung, wo ſie einzubinden ſind.

1 ) Bildniß Faufts. Rad P. Rembrandt , als Titelbild


2) Fauft im Studirzimmer . Nad Sonorr von
Carolsfeld S. 3
3 ) Bildniß Agrippa's von Nettesheim. Nad ei
ncm Holzſchnitte in Reusneri Icones . S. 5
4 ) Scene mit den Naſen, als vermeintlichen Trau
ben. Nad Peter Cornelius . S. 16
5 ) Vive, Bibe, Obgregare, etc. S. 16
in Auerbach's Reüler
6 ) Doctor Fauft zu dieſer 20. S. ' 17
7 ) Fauft und Mephiſtophiles. Nach Chriſtoph van
Sidem S. 23
8—13) Sechs Scenen zu Prof. Aurbacher’s Fauft.
Nad C. Pfau .
laut Paginirung
14. 15) Zwei Scenen zur Geſchichte vom „ Chriftlich
Meynenden .“ Nad C. Pfau laut Paginirung
15 ) Scene aus Virgil. Nach L. van Leyden S. 139
II . 68
1074

16) Gruppe von Beren. Nad einem porzionitt S. 232


17 ) Fahrt zum gerenfabath. Nad P. Cornelius S. 275
18) Ritt am Rabenſtein . Nach P. Cornelius S. 544
19 ) Todes-Scene. Nach M. Reich S. 646
20--47 ) Vier und achtzig Scenen auf 28 Tafeln,
zum Widman'ſchen Fauft. Von I. Nisle. 1. Pagin.
48) Bild aus Francisci hölliſchem Proteus S. 806
49) Fauſt erblickt das Zeichen des Makrocosmus.
Nad P. Rembrandt . S. 932
Abtheilungs - Liter.

Das Kloſter
Don

J. Scheible :
Doctor Johanu Fauſt.

Zweiten Bandes zweite Abtheilung.


4+
34
1

Stuttgart und Leipzig.


1846 .

Dierer Titil iſt nur für Diejenigen , welche dieſen fte


Band in zwei Theile binden laſten möchten ; er gehört
vor 523.
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This book is due on the last date stamped below ,
or on the date to which renewed . Renewals only :
Tel. No. 642-3405
Renewals may be made 4 days prior to date due.
Renewed books are subjectto immediate recall.

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