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Twisted-Pair-Kabel

Als Twisted-Pair-Kabel oder Kabel mit verdrillten Adernpaaren bezeichnet man in der Telekommunikations-, Nachrichtenübertragungs-
und Computertechnik Kabeltypen, in denen die Adern paarweise miteinander verdrillt sind. Adernpaare können mit unterschiedlicher
Schlaglänge und unterschiedlichem Drehsinn in einem Kabel verseilt werden, um das Übersprechen zwischen den Adernpaaren zu minimieren.
Verdrillte Adernpaare bieten gegenüber parallel geführten Adern einen besseren Schutz gegenüber elektrischen und magnetischen Störfeldern.
Durch das Verdrillen der Adernpaare heben sich Beeinflussungen durch äußere Felder größtenteils gegenseitig auf.

Ein elektrisch leitender Schirm, oft aus Aluminiumfolie und/oder Metallgeflecht oder aus Kupfer ausgeführt, bietet zusätzlich Schutz gegen
störende äußere elektromagnetische Felder. Twisted-Pair-Kabel ohne Schirm werden als Unshielded Twisted Pair (UTP) bezeichnet. TP-Kabel
mit einer Aluminiumfolie als Abschirmung tragen die Bezeichnung FTP (Foiled Twisted Pair). TP-Kabel mit einem Kupfergeflecht als
Abschirmung tragen die Bezeichnung STP (Shielded Twisted Pair). Es gibt auch Kabel, bei denen die Adernpaare noch einmal gegeneinander
abgeschirmt sind; diese werden z. B. mit S/STP (Screened Shielded Twisted Pair) oder S/FTP (Screened Foiled Twisted Pair) bezeichnet.

Verdrillte Adernpaare sind zur symmetrischen Signalübertragung gedacht, die durch ihre Gleichtaktunterdrückung gegenüber
Gleichtaktstörungen unempfindlicher ist.

Leitungsaufbau

Twisted-Pair-Kabel enthalten Adernpaare aus je zwei miteinander verdrillten (englisch twisted) Paaren (englisch pair ‚Paar‘) von Einzeladern.

Details:

 Ader: ist ein kunststoffisolierter Kupferleiter, bei Installations-/Verlegekabeln als starre Ader (Draht) mit einem üblichen
Durchmesser von 0,4 mm oder 0,6 mm. Die Standardbezeichnung eines typischen Twisted-pair-Kabels ist dementsprechend
4×2×0,4 oder 4×2×0,6:
o 4 → Anzahl der Verseilelemente;
o 2 → Anzahl an Adern pro Verseilelement;
o 0,6 → Durchmesser einer Ader in mm.

 Paar: Je zwei Adern sind zu einem Paar verdrillt, mehrere Adernpaare im Kabel miteinander verseilt.
 Leiterbündel oder Seele: bezeichnet die im Kabel miteinander verseilten (oft vier) Paare. Bei mehr als einem Adernpaar werden die
Schlaglängen unterschiedlich gewählt, um ein Neben-/Übersprechen zu verringern.
 Kabelmantel: umgibt die Seele. Besteht meist aus Kunststoffgeflecht und glatter Hülle darüber. Verwendetes Material ist oft PVC
oder halogenfreies Material wie PE oder Aramid.
 Schirm: metallische Umhüllung von einzelnen Adernpaaren und/oder der Seele. Der Schirm besteht aus Metallfolie, metallisierter
Kunststofffolie, Drahtgeflecht oder Kombinationen daraus.

Zusätzlich zu den Adernpaaren können weitere Elemente im Kabel vorhanden sein, wie z. B.:

 Beidraht: als elektrische Masseleitung.


 Fülladern: aus Kunststoff zum Ausfüllen von Hohlräumen zwischen den Paaren.
 Trennelemente: aus Kunststoff, um die Paare auseinanderzuhalten.
 Kunststofffaden: (zum Beispiel aus Nylon) zwischen Gesamtschirm und Kabelmantel, mit dem auf einfache Weise der Kabelmantel
entfernt werden kann. Dazu den Faden mit einer Zange festhalten und im spitzen Winkel zurückziehen. Der Faden schneidet dabei
die Umhüllung auf, diese kann nun einfach entfernt werden.

Schirmung

Bei Verwendung ungeschirmter Kabel oder Steckverbinder besteht wegen der eingesetzten Trenntransformatoren im Signalweg zwischen den
Netzgeräten keine Masseverbindung. Der Schirm begünstigt die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Abhörsicherheit;
Wechselwirkungen mit anderen Geräten werden vermindert. Im Falle mehrerer Masseverbindungen zwischen den so verbundenen Geräten ist
allerdings gerade durch den Schirm eine störende, gegenseitige Beeinflussung, die sog. Erdschleife, möglich. Sie entsteht durch
Spannungsdifferenzen zwischen den einzelnen Geräten und verursacht Ausgleichsströme in den Masse-, Schirm- oder PE-Verbindungen, die zu
Störungen führen können. Bei vielen Geräten ist die Gerätemasse mit der Gehäusemasse und die, sofern ein entsprechender Kontakt im
Netzstecker vorhanden ist, auch mit der Hauserdung, dem PE-Leiter der Hausinstallation, verbunden. Hier ist dann besondere Aufmerksamkeit
in Bezug auf Erdschleifen notwendig und eine ungeschirmte Leitung kann, trotz der dann stärkeren Einstrahlung der Störungen von außen, die
Übertragungsqualität – sogar signifikant – verbessern.

Ein zusätzlicher Schirm stört den Schutzmechanismus des Verdrillens nicht, er bietet zusätzlich einen Schutz gegenüber Gleichtaktstörungen.

Die Schirmung dient dazu, die Immunität zu verbessern und die Störaussendung zu unterdrücken. Bei einer Verkabelungsstrecke wird der
Schirm auf beiden Seiten an den jeweiligen Komponenten aufgelegt. Die entstehenden Ausgleichsströme wirken nach dem Prinzip der
Lenzschen Regel dem magnetischen Feldanteil einer elektromagnetischen Welle entgegen. Ideal sind 360°-Kontaktierungen. Die
Schirmwirkung einer Leitung wird als Transferimpedanz gemessen.

Ausführungen
Twisted-Pair-Kabel gibt es unter anderem in zwei- und vierpaariger Ausführung. Für größere Installationen in Kabelschächten u. ä. werden
auch Rundkabel mit 50 Paaren und mehr verwendet. Bei aktuellen Netzinstallationen werden in der Praxis ausschließlich vierpaarige Kabel
verwendet. Für Installationen ab Cat 6 sind vierpaarige Kabel zwingend. Bei der Ausführung als Crosskabel sind in einem der beiden RJ45-
Stecker gewisse Kabeladern vertauscht.

Nomenklatur

Da die alten Bezeichnungen nicht einheitlich und damit oft verwirrend oder sogar widersprüchlich sind, wurde mit der Norm ISO/IEC-11801
(2002)E[1] ein neues Bezeichnungsschema der Form XX/YZZ eingeführt.

Dabei steht:

 XX für die Gesamtschirmung:


o U = ungeschirmt (englisch unshielded)
o F = Folienschirm (englisch foiled)
o S = Geflechtschirm (englisch screened)
o SF = Geflecht- und Folienschirm
 Y steht für die Aderpaarschirmung:
o U = ungeschirmt
o F = Folienschirm
o S = Geflechtschirm
 ZZ steht für:
o TP = Twisted Pair
o QP = Quad Pair

Verbreitete Twisted-Pair-Kabeltypen (Übersicht)

Kategorie Klasse Typ Bandbreite Anwendungen Anmerkungen Norm


Telefon- und Modem-
Cat 1 A 0,4 MHz
Leitungen in keiner EIA/TIA-
Nicht für aktuelle Systeme geeignet.[7]
ältere Terminalsysteme, Empfehlungen erwähnt
Cat 2 B 4 MHz
z. B. IBM 3270
Nicht geeignet für Geschwindigkeiten über 16
10BASE-T und 100BASE- in EIA/TIA-568
Cat 3 C 16 MHz Mbit/s. Heute vor allem als Telefonkabel
T4 beschrieben
eingesetzt.
UTP
Cat 4 20 MHz 16-Mbit/s-Token Ring kaum noch eingesetzt.
Cat 5 D 100 MHz 100BASE-TX Wird noch in LANs verwendet.
Verbessertes Cat 5, fast baugleich, aber
1000BASE-T, 2.5GBASE-
Cat 5e D 100 MHz verringertes Übersprechen. Lange Zeit das
T und 5GBASE-T@<75m
verlegte Standard-Kabel.
5GBASE-T und 10GBASE-
Cat 6 E 250 MHz weit verbreitet SFS-EN 50173-1
T@<55m
Die amerikanische Norm Cat 6A ist weniger
ISO/IEC 11801:2002
Cat 6A EA STP 500 MHz 10GBASE-T streng als die europäische Norm Cat 6A. Cat 6A
Amendment 2
ist keine offizielle Norm.
Cat 7 F 600 MHz CCTV ISO/IEC 11801, 2. Ausgabe
vier jeweils einzeln abgeschirmte Adernpaare ISO/IEC 11801,
Cat 7a FA 1000 MHz
(Screened/Foiled 2. Ausgabe, Ergänzung 2
S/FTP
shielded Twisted Pair S/FTP) innerhalb eines IEC 46C/976/NP und
25GBASE-T und gemeinsamen Schirms
Cat 8 G 2000 MHz ISO/IEC TR 11801-99-1 (in
40GBASE-T
Planung)

Die Kategorien entsprechen EIA/TIA-568A-5 (ohne Cat 7), Klassen sind in ISO/IEC 11801:2002 oder EN 50173-1:2002 definiert.

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