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Jahrhunderts
Für den Rest seines Lebens war Humboldt ein gern gesehener Gast bei
Kaisern, Königen, Prinzen, Regierungsoberhäuptern, Botschaftern,
Künstlern und Wissenschaftlern. Einige wollten seinen Rat, andere
wollten sich einfach nur im Dunstkreis eines Genies aufhalten.
Dadurch erreichte er einen ungewöhlichen Status. Ein
Wissenschaftler, der sich in den exklusivsten gesellschaftlichen
Kreisen bewegte, wie ein legendärer Gelehrter. Diesen Ruf hatte sich
Humboldt hart erarbeitet.
Nach fünf Jahren war er 1804 von seiner abenteuerlichen Reise durch
die spanisch-amerikanischen Kolonien nach Berlin zurückgekehrt. In
der Heimat herrschten turbulente Zeiten. Preußen und Frankreich
befanden sich im Krieg und als Napoleon im Oktober 1806 in die
preußische Hauptstadt einmarschierte, floh die königliche Familie aus
Berlin. Preußen verlor die Hälfte seines Staatsgebiets und wurde
gezwungen, hohe Reparationen zu zahlen.
Wirken in Paris
Diese Vorträge, die Humboldt über fünf Monate verteilt hielt, zogen
Preußens König, Gelehrte, Studenten und andere Zuhörer an, die einen
Platz ergattern konnten. Die Vortragsreihe sollte das wissenschaftliche
Ereignis des Jahrhunderts in Preußen werden und seinem restlichen
Leben eine Richtung geben. Schon bald bekam er einen Vertrag über
die Herausgabe seiner Vorträge in Buchform. Der Name des Werks
war "Kosmos".
Die letzten Kapitel
Auch Humboldt muss irgendwann klar geworden sein, dass kein Werk
der Welt das gesamte Universum beschreiben konnte. Trotzdem nahm
er noch sechs Wochen vor seinem Tode Druckproben für den
Folgeband ab.
Das fünfte Buch der Reihe sollte nicht mehr zu Humboldts Lebzeiten
erscheinen. Was er "das Werk meines Lebens" nannte, blieb
unvollendet. Den letzten Band, der erschienen war, hatte bereits sein
Assistent Johann Eduard Buschmann zusammengetragen. Unvollendet
blieb der Teil über die Menschheit und ihre Verbindung zum
Universum - also der komplexeste Teil von allen.
Anerkennung und Opfer für seine Wissenschaften
Humboldt war seit 1805 ein königlicher Kammerherr und erhielt eine
Pension vom Hofe. Obwohl Friedrich Wilhelm III. ihm zunächst die
Freiheit schenkte, in Paris zu leben, musste Humboldt häufig mit der
königlichen Entourage zu Abend essen oder sich auf Reisen begeben,
die im Sommer schon mal einen Monat daueren konnten. Als
Friedrich Wilhelm IV. 1840 König von Preußen wurde, ernannte er
Humboldt zu einem Mitglied des preußischen Staatsrates und band ihn
so noch enger an den Hof.
Auch 30 Jahre später spürte Humboldt noch die Last dieses Lebens –
und noch immer sorgte er sich wegen seiner Schulden. Humboldt starb
am 6. Mai 1859, nur wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag. Aber
was war dies für ein Leben! Er hatte Thomas Jefferson, Napoleon, den
Marquis de Lafayette, Charles Darwin und drei russische Zaren
getroffen. Nie hat er einem Gast die Unterkunft verwehrt. Er half
dabei, ein Gesetz zu verabschieden, wonach Sklaven frei waren,
sobald sie preußisches Staatsgebiet erreichten.