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SAPIENZA UNIVERSITÀ DI ROMA

Facoltà di Lettere e Filosofia _________________________________


Dipartimento di Studi Europei, Americani e Interculturali Cognome, Nome
Esame scritto di lingua tedesca (LT-III° anno - L11 e L12)
A.S. 2017/18 - 12 aprile 2019 _________________________________
Matricola

Comprensione e produzione scritta (12+12/60 punti, 120 min) _________ /24_


punti

L’uso di un dizionario è permesso 30 minuti per la lettura del testo.

I. Textverstehen: Lesen Sie den Text.

Deutsch- warum?
von Roland Kaehlbrandt

Ist Deutsch so schwer, dass das Leben zu kurz ist, um Deutsch zu lernen? Mark Twain war dieser
Meinung wie auch viele meiner Bekannten und Verwandten. Man reist gerne mal nach Berlin, oder
besucht das Oktoberfest, aber deshalb Deutsch lernen? Nein, das dauert viel zu lange. Auch wirt-
schaftlich ist Deutschland für viele Unternehmen ein attraktives Land, dennoch finanzieren sie ihren
Angestellten lieber Englischkurse, denn Deutsch ist viel zu schwer.
Auf der anderen Seite lernt man jedoch Menschen kennen, die Deutsch gelernt haben wie z.B. die
Siegerinnen eines Deutschwettbewerbs, die aus Osteuropa kamen und noch nie zuvor in Deutsch-
land gewesen waren. Auf die Frage, ob Deutsch schwer zu lernen sei, antworteten sie nur:
„Deutsch, schwer? Nein, nicht für uns!“ Hatte Mark Twain also doch nicht recht?
Um Deutsch zu lernen, braucht man in der Tat keine Ewigkeit, aber mehrere tausend Stunden sind
es schon. Das gilt aber auch für andere Sprachen. Eine Fremdsprache zu lernen, ist nun mal eine
Investition. Aber besonders aufwendig ist sie mit Blick auf das Deutsche nicht. Deutsch ist nämlich
in Teilen sogar sehr leicht, was uns oft nicht bewusst ist.
Die Wortbildung ist im Deutschen wegen ihrer Einfachheit genial. Aus einzelnen Wörtern, die ganz
leicht kombiniert werden können, entstehen neue Worte mit präziser Bedeutung: anlehnen oder
anschmiegen zum Beispiel. Aus schämen wurde neuerdings auch fremdschämen: Man schämt sich
eines anderen. Oder unnahbar, ganz einfach aus drei kurzen Teilen zusammengesetzt. Oder die
Quengelware, jene Süßigkeiten, die im Supermarkt die Kinder zum Kauf verführen. Oder die Da-
tenautobahn. Im Deutschen ist es spielend einfach, neue Begriffe für neue Dinge zu erfinden. Diese
Sprach ist deshalb ungeheuer entwicklungsfähig und passt sich leicht dem Wandel der Zeiten an.
Allerdings auch nur, wenn dieses Instrumentarium genutzt wird.
Der deutsche Satz wird von vielen Lernenden wegen der Satzklammer als kompliziert betrachtet.
Diese regelt zwar je nach Satztyp sehr genau die Position der Prädikatsteile, aber alles andere ist
flexibel umstellbar: Ich komme morgen nach Hause. Morgen komme ich nach Hause. Nach Hause
komme ich morgen. Jedes Mal entsteht durch einfache Umstellung eine neue Betonung. Wer will
behaupten, dass das schwer sei.

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Und dann noch ein Klassiker: Dativ oder Akkusativ. Ob ich in einen Raum gehe oder in einem
Raum herumgehe, wird im Deutschen grammatisch unterschieden. Im Französischen heißt „Il court
dans le jardin“ beides: Er läuft im Garten und er läuft in den Garten. Erst der Kontext kann es klä-
ren. Das Deutsche ist im Raum genauer.
Und schließlich bietet das Deutsche viele Möglichkeiten, die Kommunikation mit den Mitmenschen
fein zu dosieren, und zwar durch jene kleinen Wörter, die der Linguist Peter Eisenberg einmal
„Zaungäste im Pelz der Sprache“(1) genannt hat. Diese sogenannten Abtönungspartikeln helfen,
eine Aussage emotional zu färben, zu akzentuieren oder abzuschwächen: Wo er wohl schon wieder
ist? Der denkt eben nur ans Faulenzen! Was andere Völker durch eine ausgeprägte Mimik und Ge-
stik kommunizieren, steckt im Deutschen in diesen kleinen, aber wirkungsvollen Wörtern.
Über 100 Millionen Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache, deutschsprachige Minderheiten
im Ausland werden weltweit auf 7,5 Millionen geschätzt. Rund 15 Millionen Menschen lernen
Deutsch im Ausland. In der ganzen Welt sprechen oder lernen gerade ca. 280 Millionen Menschen
Deutsch. Es handelt sich also um keine zu unterschätzende Sprache. Sie ist international weit ver-
breitet und bietet z.B. durch ihren Satzbau, ihre Strukturen und ihre Wortbildung eine ganze Reihe
von Vorzügen. Das sind wichtige Argumente, die für das Deutschlernen sprechen. Auch gerade in
der gegenwärtigen Situation, in der die Rolle des Deutschen als Sprache der Integration von größter
Bedeutung ist. Vielleicht liegt ja die Zukunft des Deutschen sogar verstärkt in den Händen derer,
die von außen kommen. Und womöglich werden die sie eben gerade deshalb zu schätzen wissen,
weil sie die Sprache ihrer neu gewonnen Sicherheit und Freiheit sein wird. (618 parole)

(aus: Welt am Sonntag vom 29.11.2015 gekürzt und verändert M.K.)

(1) Zaungast, “e = inoffizieller Besucher, der etwas aus der Ferne beobachtet.

II. Textproduktion: Schreiben Sie insgesamt mindestens 350 Wörter.


1. Inhaltsangabe: Fassen Sie den Text in seinen wichtigsten Informationen kurz zusammen. (ca.
110 Wörter) (12 Punkte)

2. Thema: Wählen Sie Aufgabe A oder B: (12 Punkte)

A. Investition Fremdsprache – Arbeit, Mobilität und Migration: Wie und warum erklärt
sich das Fremdsprachenlernen als eine Investition im Rahmen von Arbeit, Mobilität und
Migration? Nennen Sie Beispiele.

B. Deutsch - warum? Worin bestehen Vorzüge und Schwierigkeiten der deutschen Sprache
und welche Lernstrategien sind empfehlenswert? Erklären Sie Ihre Meinung auch mithil-
fe von Beispielen.

Notizen oder Mind-map: (Planen Sie Ihre Schreibaufgabe auf dem Protokollpapier)

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