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Wortfelder der Tanzsportarten

4.1 Cha-Cha-Cha

Der Cha-Cha-Cha stammt ursprünglich aus Kuba und wurde aus dem Mambo als ein
langsamer Mambo entwickelt, bei dem aus dem vierten Viertel eines Takts und dem ersten
Viertel des folgenden eine Triple-Bewegung wurde. Deshalb wurde er auch als Triple Mambo
bezeichnet.1
Tänzer bezeichnen ihn oft nur als Cha-Cha, obwohl die Dreisilbigkeit den Unterschied zur
Rumba lautmalerisch verdeutlicht. Man spricht von Onomatopöie oder Lautmalerei, weil das
Cha-Cha-Cha in der Musik als eine Art Triole enthalten ist und mit drei Schritten getanzt
wird.2
Die Entwicklung des Tanzes betreffend ist hervorzuheben, dass der Cha-Cha-Cha am Anfang,
sprich Ende der 50er Jahre, eine Variante der Rumba und danach der Tanz war, der am
meisten Elemente aus den Modetänzen aufnahm. Da er eine Abart der Rumba und aus dem
Mambo entstanden ist, wurde er ursprünglich als Mambo-Cha-Cha-Cha bezeichnet.3

4.2 Paso doble

Der Paso doble ist spanisch-südamerikanischer Herkunft. Sein Name ist spanisch und
bedeutet übersetzt ‚Doppelschritt’. Es handelt sich bei diesem Tanz um eine Darstellung des
Stierkampfs, die in Spanien und Frankreich entwickelt wurde und die Flamenco-Elemente
einschließt. Dabei stellt die Dame nicht den Stier, sondern das rote Tuch des Toreros oder
Stierkämpfers dar: die Capa. Somit bewegen sich Herr und Dame gemeinsam um einen
imaginären Stier. 4
In den 20er Jahren war er bereits als „Stierkampf-Pantomime“ bekannt. Er wurde in Paris
choreographiert, weshalb er Figurennamen auf Französisch enthält. Historisch geht der Paso
doble auf einen französischen „Pas redouble“ aus dem Jahre 1790 zurück. Dies war ein
Infanteriemarsch mit rund 130 Schritten pro Minute. Es wird angenommen, dass dieser
Marsch beim Einzug des Toreros zum Stierkampf gespielt wurde, dessen Regeln und Rituale
schon im 18. Jahrhundert im südspanischen Andalusien festgelegt wurden. Diese Rituale
wurden dann um 1910 in Südfrankreich tänzerisch interpretiert.5

1
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 47.
2
Vgl. Otto Schneider (1985): Tanz-Lexikon, Wien & Mainz, S. 89.
3
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 48.
4
Vgl. ebd., S. 172f.
5
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 173f.
4.3 Walzer

Nach Kluge handelt es sich beim Walzer um einen Tanz, „bei dem man sich dreht (statt zu
schreiten oder zu hopsen)“.6
Pfeifer bezieht sich auf die Etymologie des Wortes: Walzer ist auf das Verb walzen
zurückzuführen und geht auf die indogermanischen Wurzel *ụel(ə)-, *ụlē- ‚drehen, winden,
wälzen’ zurück. Bevor jedoch von Walzer tanzen gesprochen wurde, hatte walzen
verschiedene Bedeutungen wie ‚sich drehend (hin und her) bewegen, rollen’. 7 Auf den
Paartanz bezogen bedeutet dies, dass sein wesentlichstes und somit begriffsprägendes
Moment die auszuführenden Drehungen sind. Denn es wird nicht mehr wie früher gehüpft
oder gesprungen. Es handelt sich sogar um eine doppelte Drehbewegung, denn zum einen
bewegen sich die tanzenden Paaren um die eigene Achse, zum anderen bewegen sie sich
räumlich gewissermaßen kreisförmig vorwärts.
Wortgeschichtlich gibt es noch weitere Bedeutungen wie ‚(landschaftlich) schlendern,
müßiggehen, sich herumtreiben’. Hieraus entstand im 19. Jahrhundert ‚(als
Handwerksbursche) auf der Wanderschaft sein’8; spielt aber in Bezug auf die Bezeichnung
des Tanzes keine Rolle.
Im Laufe seines Gebrauchs entfaltete die Tanzbezeichnung Walzer vielschichtige
Bedeutungsebenen. Beim Gebrauch des sich auf den Tanz beziehenden Verbs walzen
schwingt vom Moment der Begriffsprägung an der Gedanke der kreisenden Bewegung und
Geschwindigkeit mit. Um 1800 unterschied man zwischen einem langsamen Tanz, dem
Langsamen Walzer, und einem schnellen, dem Wiener Walzer. Synonyme oder Differenzen
benennende Verwendungen von Walzer verhinderten eine eindeutige Abgrenzung von
verwandten Tänzen wie etwa Deutscher, Allemande, Schwäbische, Ländler, Schleifer,
Dreher. Die Idee vom Walzer als ein ursprünglich und spezifisch deutscher (Volks)Tanz fand
im Nationaltanz Ausdruck. Im 19. Jahrhundert kam es ebenso zu Bedeutungserweiterungen
im Bereich der Musik. So erschien Walzer öfter im Titel von Musikdrucken. Der Begriff
Walzer, der sich auf die Musik bezog, hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wertende
Konnotation.9

4.3.1 Langsamer Walzer

6
Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, S. 874.
7
Vgl. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Bd. 3, S. 1935.
8
Vgl. ebd., S. 1935.
9
Vgl. http://berlin.musikinstrumenten.museum/pdf/hmt/HMT_SIM_Walzer.pdf (Stand: 19.12.2004).
In der Bezeichnung Langsamer Walzer ist das Adjektiv langsam enthalten. Das
mittelhochdeutsche lancsam, dem die älteren Formen des Althochdeutschen langsam oder des
Altsächsischen langsam zugrunde liegen, hatte ursprünglich die alte Bedeutung ‚lange
dauernd’ inne und wurde von der daneben stehenden althochdeutschen Form langseimi, die
im Mittelhochdeutschen lancseim lautete, ‚zögernd’, beeinflusst.10
Die zweite Bedeutung kommt dem Langsamen Walzer recht nahe, denn er ist im Grunde
genommen ein etwas langsamerer Wiener Walzer mit einem Verzögerungsmoment. Der
Langsame Walzer besitzt noch eine weitere Bezeichnung, die jedoch nicht in der
Unterscheidung zwischen einem langsamen und einem schnellen Tanz begründet ist: Da er
sich in den 20er Jahren in England aus dem Boston entwickelte, heißt er daher auch English
Waltz.11

4.3.2 Wiener Walzer

Der Wiener Walzer trägt seinen Namen zu Unrecht. Denn er stammt nicht aus Wien, wie man
dem Namen nach vermuten würde, sondern aus dem Alpenraum. Dort war er ein Volkstanz,
der auf Grund seiner Ungezügeltheit bekämpft wurde.12
Was die Geschichte des Tanzes betrifft, lässt sich sein Ursprung unter wechselnden Namen
bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Anfangs wurde er als Schwäbisch, Steyrisch,
Langaus, Schleifer oder Deutscher Tanz, auch Deutscher oder Teutscher, bezeichnet. Dies
waren süddeutsche, alpine erotische Werbe-Drehtänze, die paarweise getanzt wurden. Seit
dem 17. Jahrhundert, insbesondere aber im 18. Jahrhundert, verbreitete sich der Name Wiener
Walzer.13
Das gemeine Volk betrat mit dem Walzer Gesellschaft und Ballsaal. Aber selbst der
städtische Deutsche kam klar aus den unteren Klassen; er nahm daher in der sozialen
Rangfolge der Tänze den letzten Platz ein. Deutlich wird dies anhand Mozarts Don Govianni.
Don Ottavio und Donna Anna tanzten das aristokratische Menuett, Don Giovanni und Zerlina
den bürgerlichen Contre, der Diener Leporelle und der Bauer Masetto jedoch den rustikalen
Deutschen. Der Durchbruch kam schließlich vom deutschstämmigen Teil des Elsass und von
Wien. Mozart, Beethoven und Schubert schrieben Deutsche Tänze; diese waren im Grunde
Walzer, zu denen man, zumindest theoretisch, auch tanzen konnte.14

10
Vgl. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, S. 557.
11
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 137.
12
Vgl. ebd., S. 297.
13
Vgl. ebd., S. 298.
14
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 298.
Auch Goethe tanzte Walzer. In seiner Autobiographie Dichtung und Wahrheit berichtet er,
wie er in Straßburg das Walzen erlernte und beschreibt den Walzer als Nationaltanz der
deutschstämmigen Elsässer:
Während meines Aufenthalts in Frankfurt war ich von solchen Freuden ganz
abgeschnitten; aber in Straßburg regte sich bald, mit der übrigen Lebenslust, die
Taktfähigkeit meiner Glieder. An Sonn- und Werkeltagen schlenderte man keinen
Lustort vorbei, ohne daselbst einen fröhlichen Haufen zum Tanze versammelt, und
zwar meistens im Kreise drehend zu finden. Ingleichen waren auf den Landhäusern
Privatbälle, und man sprach schon vor den brillanten Redouten des zukommenden
Winters. Hier wäre ich nun freilich nicht an meinem Platz und der Gesellschaft unnütz
gewesen; da riet mir ein Freund, der sehr gut walzte, mich erst in minder guten
Gesellschaften zu üben, damit ich hernach in der besten etwas gelten könnte. Er
brachte mich zu einem Tanzmeister, der für geschickt bekannt war […]. Den
Unterricht dieses Lehrers erleichterte jedoch ein Umstand gar sehr: er hatte nämlich
zwei Töchter, beide hübsch und noch unter zwanzig Jahren. Von Jugend auf in dieser
Kunst unterrichtet, zeigten sie sich darin sehr gewandt und hätten als Moitié auch dem
ungeschicktesten Scholaren bald zu einiger Bildung verhelfen können. Sie waren
beide sehr artig, sprachen nur französisch, und ich nahm mich von meiner Seite
zusammen, um vor ihnen nicht linkisch und lächerlich zu erscheinen. Ich hatte das
Glück, daß auch sie mich lobten, immer willig waren, nach der kleinen Geige des
Vaters eine Menuett zu tanzen, ja sogar, was ihnen freilich beschwerlicher ward, mir
nach und nach das Walzen und Drehen einzulernen […].15
Die Hoffnung der Gesellschaft auf Musik wurde endlich befriedigt, sie ließ sich hören
und alles eilte zum Tanz. Die Allemanden, das Walzen und Drehen war Anfang,
Mittel und Ende. Alle waren zu diesem Nationaltanz aufgewachsen; auch ich machte
meinen geheimen Lehrmeisterinnen Ehre genug, und Friederike, welche tanzte, wie
sie ging, sprang und lief, war sehr erfreut, an mir einen geübten Partner zu finden.16

4.4 Weitere Tanzsportarten

Weitere Tanzarten sind im Bereich der lateinamerikanischen Tänze, die eigentlich als
lateinamerikanische und nordamerikanische Tänze bezeichnet werden müssten, neben dem
Cha-Cha-Cha und dem Paso doble die Samba, die Rumba und der Jive. Die Samba, die in
ihrer stationären Grundform aus Brasilien stammt und dort ein National- und Karnevalstanz
war, sowie die Rumba, die aus einem afrokubanischen Volkstanz hervorgeht, bezeichnen in
ursprünglichen Sprachen das Gleiche. Samba ist auf Portugiesisch oder Brasilianisch mit
‚Tanz’ gleichbedeutend und Rumba war in Kuba zunächst ein Sammelbegriff für viele
moderne kubanische Paartänze und heißt ebenso ‚Tanz’.17 Nur der Jive ist nordamerikanischer
Herkunft und bedeutet im Slang der Schwarzen ‚sexuelle Erregung, Ekstase’.18

15
Johann Wolfgang von Goethe (1975): Dichtung und Wahrheit, Bd. 2, Frankfurt am Main, S. 434f.
16
Ebd., S. 512.
17
Vgl. Herbert Stuber: Wörterbuch des Tanzsports, S. 199ff, S. 203ff.
18
Vgl. ebd., S. 123f.
Im Bereich der Standardtänze überwiegen englische Tanzbezeichnungen. Neben dem
Langsamen Walzer und dem Wiener Walzer, die als einzige Tanzsportarten einen deutschen
Namen tragen, werden der Tango sowie der Quickstep und Slowfox getanzt. Lediglich der
Tango stammt aus Südamerika, genauer aus Argentinien, und bezeichnete einen
argentinischen Gesellschaftstanz, war zuvor aber als ‚Zigeunertanz’ belegt. 19 Quickstep und
Slowfox sind das Resultat der Spaltung des Foxtrotts in eine schnelle und in eine langsame
Variante und bilden ein Kompositum aus dem Englischen.20

19
Vgl. ebd., S. 242f.
20
Vgl. ebd., S. 186f, S. 222.

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