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Philosophischer Essay-Wettbewerb 2021/22 Philosophieolympiade Landeswettbewerb Zu

einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

„Schönheit ist keine Eigenschaft, die den Dingen an ihnen selbst zukommt; sie existiert
lediglich im Geiste dessen, der die Dinge betrachtet. David Hume: Vom schwachen Trost der
Philosophie. Essays, Göttingen: Steidl, 1990, S. 78“

Donnerstag, 26. November, 2021

Verwirrende Schönheit.

Schön. Ein kleines, viel verwendetes Wort. Fünf Buchstaben, drei Laute, eine Silbe. Von
Kindesbeinen an gehört, schnell nachgeplappert und bald selbst aktiv gebraucht. Wofür? Die
untergehende Sonne, die neue Barbiepuppe, den großen gelben Schaufelbagger, den kleinen
Sandkuchen auf dem Spielplatz, das glänzende Haus einer Weinbergschnecke, das gelbe
Sommerkleid von Mama. Simpel und universell gebräuchlich. So der Schein. Denn sobald die
Frage aufkommt, was denn nun eine allgemeingültige Definition von Schönheit ist, verlieren
wir schnell den Boden unter den Füßen. Hume, der wohl bedeutendste britische Empirist,
stellte bereits im 18. Jahrhundert Überlegungen zu der Thematik an. Gemäß seiner
philosophischen Maxime, der Erfahrung, fragt er nach der Bedeutung von Schönheit als
sinnliche Erfahrung und als aposteriorisches Urteil. Was ist schön? Was empfinden wir als
schön? Wie fällen wir Urteile über die Schönheit von Dingen/Menschen? Kann Schönheit als
sinnliche Erfahrung Basis für Urteile sein? Kann Schönheit überhaupt als sinnliche Erfahrung
von außen bezeichnet werden oder ist sie viel mehr Ausdruck unserer eigenen geistigen
Verfassung, unseres eigenen Inneren? Kann Schönheit also insbesondere, wie man so schön
sagt „einem Ding innewohnen“?

Da es Philosophen vorbehalten ist, die oberste Idee zu erkennen, lässt sich das Wesen der
Schönheit natürlich unmöglich mit wenigen Worten erklären, dennoch hat David Hume eine
wesentliche Idee uns nicht außenvorgehalten: die Schönheit liegt in der Tat im Auge des
Betrachters und diese Wahrheit sagt vieles über die „Realität“, in der wir leben aus. Was
subjektiv ist, lauert auf die Suggestion desjenigen, der es spricht. Wieso können sich aber nun
zwei in einer Sache nicht einig sein, wo doch die zwei Augenpaare die Sache zum selben
Zeitpunkt, auf dieselbe Art und Weise mit ihren Blicken erfassen können. Was hindert die
beiden daran diese Sache nicht gleichwertig schön zu finden? – hier beginnen wir, die Idee
von David Hume zu verinnerlichen.

Wo der eine beim Anblick eines Objektes Licht, Perfektion und Schönheit sieht, nimmt der
andere Missbildungen, Verwirrungen und Dunkelheit wahr. Nichts scheint das zu sein, was
wird denken, dass es ist. Wir sind der Irrealität so nah, trotzdem glauben wir zu denken, dass
wir in einer Wirklichkeit leben, die aus einer einzigen wahrhaftigen Perspektive besteht und
an die sich jeder halten muss. Wenn Gegenstände jeglicher Art zum ersten Mal dem
menschlichen Auge oder der eigenen Vorstellung präsentiert werden, ist das Gefühl, das sie
begleitet, verwirrend und dunkel.
Verwirrend und dunkel, weil sie ihr wahrhaftiges Selbst in die Außenwelt projizieren, ohne
Korrektur und ohne Schliffe. Es scheint, als ob Menschen, die von ihrer Vergangenheit
vergiftet worden sind, nun hin und hergerissen sind von der Vorstellung des Schönen. Aber
wer bestimmt das Schöne? Wer bestimmt das Hässliche? Wir leben in einer Gesellschaft, die
uns einschränkt, dass zu lieben was wir versuchen darzustellen. Wir werden von klein auf
erzogen, dass bestimmte Dinge und nur bestimmte Merkmale eines Menschen schön sein
dürfen. Die Gesellschaft wiegt Schönheit ab, misst sie und kategorisiert sie. Sie bestimmt wer
dem Begriff „schön“ gerecht wird und wer nicht. Man versucht skrupellos die Schönheit aller
zu bestehlen, die sich damit angefreundet haben und nun ist Verwirrung und Dunkelheit das
Produkt, dass sie umgibt und das sie absorbiert.

Vielleicht auch sind wir Menschen immer auf der konstanten Suche nach dem wahren
Schönen, weil wir unsere eigene Schönheit noch nicht anerkannt haben. Wir durchreisen die
ganze Welt, um für einen kurzen Augenblick mit den Farben und den Feinheiten von all dem
was es gibt im Einklang zu sein, doch was nützt uns dies, wenn wir am Ende nichts finden,
dass uns dauerhaft erfüllt. Der Mensch war schon immer an der Erhaltung seines Daseins
interessiert und - was damit identisch ist – an der Verwirklichung der ihm gegebenen
Möglichkeiten. Ein Problem tritt jedoch auf, wenn Begriffe wie schön und hässlich erscheinen
und die in ihrer Anwendung zu vage und in ihrer Bedeutung zu subjektiv sind, um diese
Wörter auf der Welt unterteilen zu können. Fast alles kann von jemandem oder von
irgendeinem Standpunkt aus als schön angesehen werden und verschiedene Leute nützen die
Wörter aus Gründen, die oft für andere wenig oder nichts gemeinsam zu haben scheinen, auf
ganz unterschiedliche Objekte. Es kann sein, dass es eine einige zugrunde liegende
Überzeugung gibt, die alle unser Urteil motiviert und bestimmt. Trotz der Betonung des
Begriffes der Schönheit durch die Philosophen ist es keineswegs klar, wie definierbar das
Wort ist. Die Definition von Schönheit ist bei verschiedenen Menschen auf der Welt
unterschiedlich. Obwohl fast jeder den Begriff Schönheit kennt, fällt es vielen Menschen
schwer, ihn zu definieren und andere davon zu überzeugen, ihre Meinung zu bestätigen.
Schönheit wird durch eine Kombination von Eigenschaften definiert, die in einer Person oder
Sache vorhanden sind, die das ästhetische Gefühl erfüllt oder tiefe Befriedigung bewirkt.
Viele Menschen definieren Schönheit als einen Begriff, um die körperliche Erscheinung einer
Person zu beschreiben.
Schön: Ein kleines aber viel verwendetes Wort, welches die Eindrücke des Lebens die in alle
menschlichen Wesen eingedrungen sind von klein auf gefiltert hat und uns dadurch der
Zugang zur unendlichen Schönheit bis heute vorenthalten wurde. Dieser Glaube an der
gemessenen Schönheit wird uns schon in jungen Jahren eingeprägt und durch Kommentare
von Eltern, Großfamilie, Freunde, Gleichaltrige und Medien unterstützt, unabhängig davon,
ob die Kommentare direkt an uns gerichtet sind (was sie oft sind) oder nicht. Verwirrender
wird es, wenn man sich die gemischten Botschaften von Schönheit aus zwei verschiedenen
Perspektiven ansieht: östliche Standards aus meiner Familie und westliche Standards aus
meiner Umgebung und das Gewicht, sich an beide anpassen zu müssen ist eine
Herausforderung für die Seele.
Obwohl der Begriff Schönheit die körperliche Erscheinung einer Person definieren kann, liegt
wahre Schönheit eher in der Art und Weise, wie man handelt und denkt, als in der Art, wie
man aussieht.
Wir mögen die Schönheit in uns tragen, sonst werden wir auf der Suche danach zerbrechen.
Sollten wir dies nicht in uns finden, so bekehren wir uns an die Dunkelheit und Verwirrung.
Erst wenn wir wissen, was wahre Schönheit ist, werden wir verstehen, dass das, was wir im
Außen sehen, nur eine Projektion unserer Seele ist. Man sieht die Oberfläche von Objekten
oder Menschen die wir als „schön“ bezeichnen, weil uns das die Gesellschaft, in der wir leben
gelehrt hat, aber manche die diese Oberfläche besitzen, geben uns keinerlei Tiefe, in der wir
uns in vollkommener Entfaltung ausleben können. So wie man einen anderen Menschen und
seine wahren Bedürfnisse kennen muss, um ihn zu lieben, so muss man auch sich selbst
kennen, um zu verstehen, wo die eigenen Interessen und Ästhetische Bedürfnisse liegen.

Daher wird man sich verloren fühlen, wenn man sein Selbst nicht zulässt Objekte und
Menschen aus einer Perspektive anzusehen die 360 Blickrichtungen und 360 Wahrheiten
präsentiert. Ich glaube daran, dass es eine Vollkommenheit von Form und Schönheit geben
muss, diese kommt jedoch erst dann in den Vordergrund, wenn der Welt bewusstwird, dass
diese Vollkommenheit von Form und Schönheit in der Summe aller Menschen liegt.

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