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Hermann Meyer

Jeder bekommt den Partner,


den er verdient

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Buch

Den Traumpartner – wer hätte ihn nicht gerne? Doch auf ihn zu warten
wie auf einen Lottogewinn hat wenig Sinn. Denn das Leben ist kein
Glücksspiel, sondern folgt ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten. So ist
es auch kein Zufall, wenn wir immer wieder an die »Falschen« gera-
ten, denn sie sind die Richtigen, ob wir wollen oder nicht. Unbewusst
haben wir genau sie angezogen. Das zu durchschauen und zu verste-
hen ist der erste Schritt, wenn wir etwas verändern wollen.
Der bekannte Autor und Psychologe Hermann Meyer hält seinen Le-
sern so treffend den Spiegel vor, dass jeder sich selbst, seinen Partner
und seine Mitmenschen wiedererkennt. Die eigenen problematischen
Anziehungsmechanismen, Denk- und Verhaltensfehler, die zum »Frust
in der Liebe« führen, werden offensichtlich. Und damit wird der Weg
frei zu einem bewussteren, kreativeren Umgang mit sich selbst und
dem Partner. Wer sich auf diesen Weg einlässt, zieht den Partner an,
den er sich wünscht, und es ist der, den er verdient.

Von Hermann Meyer sind bei Goldmann außerdem erschienen:

Die Gesetze des Schicksals (21875)


Der Jackpot des Lebens (21598)
Das Drehbuch des eigenen Lebens (21927)

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Hermann Meyer

Jeder bekommt
den Partner,
den er verdient
– ob er will oder nicht

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Die Originalausgabe dieses Buches erschien 1997 im Trigon Verlag, München.
Diese Taschenbuchausgabe wurde vom Autor neu überarbeitet.

Dieses Buch will Sie informieren. Die Angaben sind nach bestem Wissen zusam-
mengestellt; dennoch sind Fehler nicht vollständig auszuschließen. Verlag und
Autor übernehmen infolgedessen keinerlei Verpflichtung oder Haftung für et-
waige inhaltliche Unrichtigkeiten. Bei den verwendeten Fallstudien wurden die
Namen, Berufe, Orte und andere biografische Details geändert. Irgendwelche
Übereinstimmungen mit lebenden Personen wären demnach rein zufällig.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100


Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier
München Super liefert Arctic Paper Mochenwangen GmbH.

5. Auflage
Überarbeitete Taschenbuchausgabe Mai 2009
© 1997, 2009 Arkana, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Uno Werbeagentur, München
Umschlagmotiv und Illustrationen im Innenteil:
Elke Pittermann, Wiesbaden
WL · Herstellung: CZ
Satz: Barbara Rabus
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-442-21873-8

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9

Teil I
Denkvoraussetzungen
Das Anlagen-Modell – Unfähigkeiten erkennen,
um fähig werden zu können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12

Die Kollektivneurose und ihre Auswirkungen


auf die Partnerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20

Sieben Gründe, warum es in der Kollektivneurose


keine gute Partnerschaft oder Ehe geben kann . . . . . . . . . .  31

Die Ungeeignetsten gieren am meisten


nach einer Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  53

T e i l II
Status quo
Bewusste und unbewusste Partnerwahl . . . . . . . . . . . . . . . .  58

Kriterien der Partnerwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  68

Der Phantompartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  73

Wie Gefühle die Partneranziehung beeinflussen . . . . . . . . .  86

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6 | Inhalt

Partneranziehung nach dem Gesetz


der Wiederkehr des Verdrängten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   97

Partnerschaftsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Schon vergeben: Verheirateter oder


bereits gebundener Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

So weit weg: Partner, der weit entfernt wohnt . . . . . . . . . . . 120

Komplott: Partner, der aus einer früheren


Beziehung ein Kind hat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Überdreht: Hysteriker als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Benebelt: Raucher als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

Handicap: Partner mit einem Manko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Pulverfass: Choleriker als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

Niete: Versager als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

Flasche: Trinker als Partner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

Zurückgeblieben: Partner, der sich auf einer


anderen Bewusstseinsebene befindet . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Rücksichtslos: Der Partner als Zeiträuber . . . . . . . . . . . . . . . 157

Ins Schicksal des anderen hineingezogen werden . . . . . . . . 166

Soll man jedes Schicksal, das mit dem Partner


verbunden ist, annehmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Vorteile des Zusammenlebens und


des Single-Daseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

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Inhalt | 7

T e i l III
Lösungsmöglichkeiten
Das eigene Gewissen umpolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

Die eigenen Gefühle umpolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206

Wie man seine Partneranziehung verbessert . . . . . . . . . . . . 211

Für den Partner einen Platz schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Sich eine Zweitbeziehung zulegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

Sein eigener Partner werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236

Wahre Liebe finden durch das Ausbilden von Anlagen . . . . 241

Fähig werden für eine wirklich gute Beziehung . . . . . . . . . . 244

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

Verzeichnis der Grafiken und Tabellen

Fähigkeiten für eine erfolgreiche Partnerschaft . . . . . . . . .   19

Das Labyrinth der Kompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   26

Die sieben Phasen der Identifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . .   51

Defizite und Erwartungshaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   77

Folgeerscheinungen des Phantompartners . . . . . . . . . . . .   81

Irreale und reale Gefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   87

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8 | Inhalt

Irreale Gefühle und Partneranziehung . . . . . . . . . . . . . . . .   94

Wiederkehr des Verdrängten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Checkliste für den Zeitschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

Vorteile des getrennt Wohnens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

Vorteile des Zusammenlebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Das Netz der Weltprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

Moral und Konvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

Gesetzeskodex des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

Lebenszeit-Sparplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

Team für die Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

Team für den Mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

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Vorwort

Dieses Buch gibt längst fällige Antworten auf die uralte Streit-
frage, wer verantwortlich dafür ist, wenn eine Partnerschaft
nicht funktioniert. Wir sind es nämlich selbst, die den Grad der
Harmonie oder Dissonanz innerhalb einer Beziehung bestim-
men.
Entsprechend unserer (Un-)Fähigkeiten, den Aufgaben des
Lebens zu begegnen, suchen wir uns nicht von ungefähr einen
Partner, der sich als verheiratet, hysterisch oder »zurückgeblie-
ben«, als Choleriker, Versager oder Trinker entpuppt.
So gilt es, sich der unbewussten Anziehungskräfte gewahr
zu werden, um Fähigkeiten zu entwickeln, die eine bewusste
Partnerwahl ermöglichen und das gemeinsame Glück auf eine
realistische Basis stellen.
Am schwierigsten ist dabei sicherlich der Umgang mit den
eigenen Gefühlen – sind sie es doch, weshalb wir uns wieder
und wieder für eine Liebesbeziehung öffnen. Nicht zuletzt lie-
gen Hass und Liebe, Vertrauen und Eifersucht, Zärtlichkeit und
Schmerz deswegen so dicht beieinander, weil uns der Abstand
fehlt – vor lauter Nähe.
Doch wollen wir nur einen kleinen Schritt weiterkommen,
müssen wir unseren Verstand einsetzen, müssen wir Verständ-
nis schaffen, auch wenn uns Projektionen, Identifikationen
und andere unbewusste Abwehrmechanismen tagtäglich dar-
an hindern. Umgeben von gesellschaftlichen Normen und Re-

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10 | Vorwort

geln, entfernen wir uns ansonsten immer mehr von einem ver-
antwortungsvollen Umgang mit unserer Freiheit, die nur dar-
auf wartet, erkannt und genutzt zu werden – sowohl zu unserem
wie auch zum Wohle unseres Partners.
Somit kann dieses Buch weit mehr sein als nur eine interes-
sante Lektüre: Es kann ein Beitrag zugunsten einer neuen Kul-
tur des Miteinanders sein, sich selbstbewusst zu begegnen – in
gegenseitigem Respekt.
Mit seiner klaren und logischen Denkweise ist Hermann
Meyer der Pionier einer ganzheitlichen Psychologie, die dem
Menschen seine Eigenverantwortung zurückgibt. Ob in seinem
Klassiker »Die Gesetze des Schicksals« oder der »Lebensschu-
le« – einem Schatzkästchen voller wertvoller Lebenshilfen –, er
versteht es, einem die Augen zu öffnen für lebensnahe Ein-
sichten in die Wirkungsweise menschlichen Handelns.
Auch in dem vorliegenden Band geizt er nicht mit verblüf-
fenden Erkenntnissen, brillanten Schlussfolgerungen und mut-
machenden Perspektiven, auch wenn er weiß, dass er mit eini-
gen seiner Ausführungen so manchen wunden Punkt berührt.
Ein Buch also, das zu Diskussionen anregt – und auch an­
regen soll. Schließlich bekommt jeder den Autor, den er ver-
dient.
Thomas Witzel
Redakteur und Autor

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Teil i
Denkvoraussetzungen

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12 | Denkvoraussetzungen

Das Anlagen-Modell – Unfähigkeiten


erkennen, um fähig werden zu können

Ein Sprichwort sagt: Jedes Volk hat die Politiker, die es verdient.
Man kann den Faden jedoch auch noch weiterspinnen und sa-
gen: Jeder hat den Arbeitsplatz, den er verdient. Jeder hat die
Wohnung, die er verdient. Und last not least: Jeder bekommt
den Partner, den er verdient.
Sind solche Behauptungen nicht makaber und zynisch, ein
Hohn gegenüber allen Arbeitslosen, gegenüber den Menschen,
die über beengte Wohnverhältnisse klagen oder gegenüber all
denjenigen, die unter einem hinterlistigen oder gar rabiaten
Partner leiden?
Mitnichten! Dieses Buch will nicht anklagen oder gar im
Sinne eines reaktionären Gedankengutes dem Mitmenschen ei-
ne Schuld zuweisen, zumindest nicht eine »Schuld« im Sinne
einer Erbsünde oder einer »Schuld« im Sinne von Moral und
Konvention.
Man könnte so sagen: Es gibt Ursachen für Missgeschick,
Misserfolg und Unglück. Aber damit verbunden ist in den meis-
ten Fällen keine Schuld im rechtlichen Sinne, sondern die Tat-
sache, dass der Betreffende dem Leben etwas schuldig geblie-
ben ist, d. h., es gelang ihm nicht, die wertvollen Anlagen und
Fähigkeiten seiner wahren Natur zu entwickeln und einzuset-
zen. Und gerade dies wäre notwendig, um im Leben ein ange-
nehmes Schicksal zu erwirken.
Genauso wie Geld nicht unter dem Kopfkissen aufbewahrt
werden sollte, sondern investiert werden muss, damit es Ge-

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Das Anlagen-Modell | 13

winn bringen kann, so müssen die Anlagen und Fähigkeiten


der menschlichen Natur eingesetzt werden, damit wir – auf
welchen Lebensgebieten auch immer – Erfolg ernten.
Diese einfache Tatsache steht jedoch im Widerspruch zu der
Erziehung, die ein Großteil von uns genossen hat.
Meist sind wir dazu erzogen worden, brav und anständig zu
sein, uns zurückzunehmen, uns anzupassen und unterzuord-
nen und gerade nicht Anlagen wie Durchsetzungsfähigkeit,
selbstständiges Handeln oder ein eigenes Vorstellungsvermö-
gen auszubilden.
Hinzu kommt, dass unsere Eltern und Es gibt kein negatives
Großeltern häufig nicht als Vorbilder für Schicksal, das einem
eine wirklichkeitsadäquate Kommunika- zugeteilt wird, es gibt
tion, für eine glückliche Selbstverwirkli- nur Unfähigkeiten und
chung oder für Unabhängigkeit und Frei- Verdrängungen
heit fungieren konnten.
Viele von uns haben zu Hause statt realem Durchsetzungs-
vermögen Aggression und Wut erlebt, statt Sinnfindung reli­
giöse Dogmen, statt Übernahme von Verantwortung Flucht und
Sucht  …
Noch katastrophaler sieht der Einfluss des herkömmlichen
Schulsystems aus: Es wird am Leben vorbeigelernt.

Man lernt nicht das, worauf es im Leben ankommt, was man


wirklich zum Leben braucht. Man lernt nichts über Gesund-
heitslehre, obwohl man permanent mit diesem Körper leben
muss; nichts über Ernährung, obwohl sie täglich auf Körper,
Seele und Geist einwirkt; nichts über Psychologie, obwohl man
sich doch zeit seines Lebens mit der eigenen Psyche und der

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14 | Denkvoraussetzungen

der Mitmenschen auseinandersetzen muss; nichts über Sozio-


logie, obwohl man in diese Gesellschaft integriert ist; nichts
über gesundes Bauen und Wohnen, obwohl wir uns über die
Hälfte der Lebenszeit in unserer Wohnung aufhalten; nichts
über Pädagogik, obwohl unsere Kinder die Zukunft der Mensch-
heit bedeuten; nichts über Schicksalskunde, obwohl jeder da-
von betroffen ist; nichts über Erfolg, obwohl fast jeder ihn errei-
chen will; nichts über die Gesetze der Kommunikation, obwohl
sie in jeder Begegnung von entscheidender Bedeutung sind;
und letztendlich auch nichts über Partner- und Beziehungsfä-
higkeit, obwohl diese Fähigkeit für Glück und Unglück eines
Menschen eine so gravierende Rolle spielt.
Aus all diesen Gründen wird klar, dass niemanden eine
Schuld trifft, wenn er im Elternhaus und in der Schule nichts
oder nur wenig von den menschlichen Anlagen und Fähig-
keiten erfahren und ausbilden konnte.
Und dennoch zieht der Einzelne aufgrund der daraus resul-
tierenden Anlagendefizite unbewusst negatives Schicksal an.
Hat er etwa seine Kommunikationsfähigkeit nur ungenügend
ausgebildet, kann sich dies im Berufsleben und in der Partner-
schaft ungünstig auswirken. Jede nicht ausgebildete Anlage
zieht einen Rattenschwanz an Spannungen, Konflikten und
Schwierigkeiten nach sich, beeinträchtigt die eigene Lebens-
qualität und die der Mitmenschen.
Doch die Crux liegt darin, dass kaum jemand weiß, was ihm
fehlt, welche seiner mannigfachen menschlichen Anlagen er
noch nicht zur Verfügung hat. Deshalb ist es auch nur wenigen
bewusst, warum sie eine »Strafe« erwirkt oder warum sie nega-
tive Bedingungen oder Ereignisse angezogen haben. Leider gilt

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Das Anlagen-Modell | 15

auch im Rechtssystem des Lebens derselbe Grundsatz wie im


Strafrecht: »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.« Während
man die Regeln und Gesetze der Kollektivneurose in juristi-
schen Fachbüchern nachlesen kann, blieben die Prinzipien,
Spielregeln und Gesetze der wahren Natur und des Schicksals
den meisten Menschen bisher verborgen.
Wer die Gesetze des Schicksals* nicht kennt, verhält sich wie
einer, der Fußball spielen möchte und noch nie von den Regeln
dieses Spiels und den verschiedenen Trainingsmethoden ge-
hört hat. Er spielt hinter dem Tor weiter, die Außenlinie exis-
tiert für ihn nicht, er hilft mit der Hand nach, und die Abseits­
regel bleibt ihm völlig fremd. So wird er immer wieder vom
Schiedsrichter zurückgepfiffen und weiß nicht warum. Nach ei-
niger Zeit stellt er Vermutungen an, warum der Mann mit der
Pfeife immer wieder einschreitet, warum ihm seine Tore aber-
kannt werden, warum er vom Platz gestellt wird. Einmal glaubt
er, er werde bestraft, weil er zu schnell lief, ein anderes Mal,
weil er nicht den richtigen Winkel einhielt, und manchmal ist
er der Überzeugung, der Schiedsrichter hätte etwas gegen ihn
und er sei einfach dessen Willkür ausgeliefert.
Wenn ihm niemand die Spielregeln erklärt, kann es Jahre
dauern, bis dieser Fußballspieler sie über den Weg von Versuch
und Irrtum endlich erfasst. Und selbst wenn er jetzt die Spielre-
geln beherrscht, fehlt ihm das Training. Er muss Schnelligkeit,
Ausdauer, Technik, das Kopfballspiel, Eckbälle, Freistöße und
Elfmeterschießen trainieren, sonst hat er bei dem Spiel keine
Chance.

* Vergleiche auch: Hermann Meyer: Gesetze des Schicksals, Goldmann TB.

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16 | Denkvoraussetzungen

Die meisten Schicksalsspieler sind in derselben Lage wie un-


ser Möchtegern-Fußballstar. Sie verstehen die Spielregeln des
Lebens nicht, wissen nicht um ihre wertvollen Anlagen und
glauben folglich auch nicht daran, diese trainieren zu müssen.
Da wir fast alle an mangelndem Eigenwert leiden, wollen wir
uns nicht auch noch einreden lassen, wir wüssten in Sachen
Schicksal nicht Bescheid (wo wir doch schon so viele »Erfah-
rungen« gemacht haben), oder gar, dass wir in unserem Per-
sönlichkeitssystem irgendwo Mängel oder Defizite hätten.
Deshalb entwickeln die meisten von uns kompensatorisch
ein positives Selbstbild, an dem sie unbeirrt festhalten. Man-
che werden auch noch Anhänger der Ideologie des »Positiven
Denkens«, um nur ja nicht mit den eigenen Unfähigkeiten und
Fehlern konfrontiert zu werden. Doch das Unbewusste lässt
sich nicht täuschen: Es kann sehr wohl unterscheiden, ob das
positive Selbstbild nur einem Kartenhaus gleicht, das über ei-
ner seelischen Wunde gebaut wurde, oder ob es aufgrund der
Ausbildung von Anlagen und Fähigkeiten wirklich gewachsen
ist.
Um ein guter Schicksalsspieler zu werden, muss man von
seiner Vogel-Strauß-Politik Abstand nehmen und zuerst einmal
seine Unfähigkeiten bzw. seine nicht entwickelten Anlagen er-
kennen. Und wer eine erfüllende Partnerschaft erleben will,
muss zuerst Einsicht in seine Mängel nehmen, ein spezielles
Trainingsprogramm entwerfen und es schließlich durchfüh-
ren.
Er wäre also gut beraten, seine Anlagen und Fähigkeiten
nachreifen zu lassen, um sie schließlich in der Partnerschaft er-
folgreich investieren zu können (siehe Übersicht Seite 19). Tut

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Das Anlagen-Modell | 17

er das nicht, geht es ihm wie Millionen anderer Menschen, die


trotz ihrer vielen Defizite voller Sehnsucht auf den einen und
wahren Partner warten, mit dem die ideale, harmonische und
glückliche Beziehung möglich ist; sie hoffen immer wieder aufs
Neue und warten vergebens bis ans Ende ihrer Tage.
Was immer wieder dabei auffällt, sind die edlen Reden, die
geführt werden: Man spricht von Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit
und Treue, ohne zu bedenken, dass alle diese wertvollen Eigen-
schaften nicht eingefordert, sondern erwirkt werden müssen.
Es besteht häufig ein eklatanter Unterschied zwischen dem,
was jemand sagt, und dem, was jemand zu leben imstande ist.
Bewusst glaubt fast jeder, zu einer erfüllenden Beziehung fähig
zu sein, doch das Unbewusste weiß besser, was wirklich an
Substanz vorhanden ist und was nicht. Deshalb haben oft auch
Umfragen und Statistiken wenig Wert, da hier nur das Bewuss-
te der Menschen erfasst wird, nicht aber die wahren Motive und
Programme, die im Unbewussten verankert sind.

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18 | Denkvoraussetzungen

Die Übersicht auf Seite 19 zeigt auf, welche Fülle von Anla-
gen und Fähigkeiten ausgebildet und eingebracht werden müs-
sen, um partner- und beziehungsfähig zu werden.
Viele unserer Kursteilnehmer sagen uns immer wieder: Wenn
wir dies alles schon im Alter von 19 oder 20 Jahren gewusst hät-
ten, hätten wir uns gigantische Umwege, viel Leid, Schmerz oder
auch Einsamkeit ersparen können. Doch es gilt, nicht zu ver­
zagen und in einem »Hätte ich doch« oder »Wenn das nicht ge-
wesen wäre« zu verharren, sondern die Dinge hier und heute an-
zugehen und sich zukünftig mehr Lebensfreude zu bescheren.
Einige Seminarteilnehmer reagieren auf diese Übersicht zu-
nächst mit Resignation. Sie fragen sich: »Wo soll ich bei dieser
Komplexität und bei diesen vielen Wechselwirkungen und Ver-
netzungen anfangen?« Sie sagen: »Da mache ich lieber gar
nichts und bleibe bei der vagen Hoffnung, dass ein Wunder ge-
schieht und eine tolle Partnerschaft trotz aller Mängel und
Schwierigkeiten möglich wird.«
Doch es ist gar nicht so schwierig, wie es zunächst scheinen
mag, seine Partner- und Beziehungsfähigkeiten auszubilden.
Es ist im Gegenteil sogar beruhigend, jetzt endlich zu erkennen,
was man alles tun muss, um hier Fortschritte zu erzielen. Eini-
ge Kursteilnehmer haben die Übersicht auf Seite 19 neben ihre
Heiratsurkunde in das Stammbuch der Familie geheftet oder
sie als Poster im Wohnzimmer verwendet, um immer einen An-
haltspunkt zu haben, was noch ausgebildet werden muss.
Fazit: Aufgrund des Anlagen-Modells der ursprünglichen
(ersten) menschlichen Natur ergeben sich völlig andere Sicht-
weisen und Schlussfolgerungen für die Partnerwahl, für das
Zusammenleben als Paar, für Entwicklung und Aufbau einer

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Das anlagen-Modell | 19

Fähigkeit, Inhalt und Form Fähigkeit, Harmonie zu Wahrhaftigkeit,


in Einklang zu bringen schaffen (Friedensfähigkeit) Ehrlichkeit

Hilfsbereitschaft Fähigkeit, Fantasie zu


Vertrauen entwickeln und für die Part-
nerschaft einzusetzen
Unabhängigkeit
und Freiheit Kritikfähigkeit, Fähig-
Natürlichkeit keit, konstruktive Kri-
tik anzunehmen
Hygiene und
Sauberkeit Diskussionsfähigkeit,
Selbstständigkeit
Fähigkeit, sich verbal
Fähigkeit, fair darzustellen (rheto-
Fähigkeit, dem Partner rische Fähigkeiten)
zu streiten
über Massage Genuss
zu verschaffen
Fähigkeit, aktiv
zuzuhören sexuelle
Verführungskunst, Koordinations- Fähigkeiten
Fähigkeit, sich ver- fähigkeit
führerisch zu klei- Fähigkeit, Konflikte
den, den Partner zu und Hintergründe
reizen aufzudecken, analy-
tische Fähigkeiten
Humor
ERFoLG Abgrenzungsfähigkeit
Fähigkeit, die Tage (auch Ressort- und Auf-
schön und genuss- EinER PARTnER-
gabenteilung innerhalb
voll zu gestalten
SCHAFT der Beziehung)
Fähigkeit, Lei-
denschaft zu Fähigkeit, seelische
Wahrnehmungs- Wärme, Heimat und Ge-
entwickeln
fähigkeit Fähigkeit, borgenheit zu schen-
Kontaktfähigkeit, Gefühle zu ken (seelische Liebe)
Begegnungsfähigkeit zeigen
Fähigkeit, Zärtlich-
Zuverlässigkeit, keit zu schenken
Fähigkeit, die eigenen
Rechte wahrzunehmen Kontinuität, Fähigkeit, Schön-
und durchzusetzen Verantwortungs- heit und Ästhetik
Koch-
fähigkeit, Fähig- zu schaffen
kunst
Genussfähigkeit, keit zur »Treue«
Fähigkeit, den eigenen Körper, Fähigkeit, das Beste aus
den Körper des Partners, seinem Typ zu machen
die Partnerschaft, das Leben, Fähigkeit,
das Essen, den Besitz (z. B. Haus, Freude zu
schenken Fähigkeit, das Unternehmen
Wohnung) zu genießen »Partnerschaft« zu managen
Fähigkeit, die Bedürfnisse
des Partners wahrzunehmen Fähigkeit, Fähigkeit, eigene Be-
und zu stillen Überkommenes dürfnisse zu erspüren
aufzulösen und und zu artikulieren
wirtschaftliche Fähigkeiten, Alternativen zu
haushälterische Fähigkeiten entwickeln

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20 | Denkvoraussetzungen

Beziehung, für Sinn und Intention einer Beziehung, für die


wahre Natur des Mannes und der Frau und schließlich auch für
das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung.
In diesem Zusammenhang wird auch klar, warum jeder von
uns den Partner bekommt, den er verdient. Nicht als Folge ei-
ner Determination, sondern einer verborgenen Gerechtigkeit,
eines Zufalls im Sinne dessen, dass der betreffende Partner
einem aufgrund von Anlagen und Fähigkeiten oder aufgrund
von Defiziten und innerseelischen Konflikten zufällt.
Jeder hat also den Partner, den er verdient, aufgrund einer
inneren Entsprechung. Die große Chance für denjenigen, der
mit seiner Partnersituation unzufrieden ist, besteht nun darin,
diese verborgenen Wirkmechanismen zu erkennen und Verän-
derungen vorzunehmen, um dadurch mehr Liebe und Glück in
der Partnerschaft zu erwirken.

Die Kollektivneurose und ihre Auswirkungen


auf die Partnerschaft

Die von Sigmund Freud entdeckten Anpassungs- und Abwehr-


mechanismen wie Sublimierung, symbolisches Ausagieren,
Imitation, Identifikation, Verdrängung, Projektion, Regression,
Rationalisierung, Somatisierung und Reaktionsbildung gelten
nicht nur für die Sexualität, sondern auch für alle anderen An-
lagen und Fähigkeiten des Menschen: Man scheint die Anlage
oder Lebensenergie nicht so entwickeln zu dürfen, wie man

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Die Kollektivneurose | 21

möchte bzw. wie die erste, die wahre Natur des Menschen es
vorgesehen hätte, sondern glaubt, sich anpassen zu müssen.
Da die jeweilige Anlage daher nur noch auf Moral und Kon-
vention, auf Normen, Ideale, Gebote und Verbote reagiert, kann
sie sich nicht mehr auf natürliche Weise entwickeln. All diese
Reaktionsmuster ergeben summa summarum die zweite Natur
des Menschen, seine Neurose, die die erste Natur, das wahre
Wesen, überlagert und vergessen lässt.
Ja mehr noch! Alle Triebe, Gefühle Wenn wir nicht ständig
und Gedanken, die aus der ersten Natur hinter dem Glück herja-
kommen, werden abgewehrt. Man unter- gen würden, hätten wir
drückt und verdrängt ständig die innere das schönste Leben.
Stimme, die Stimme des Lebens, die
Stimme der ersten Natur, um die eigene Neurose und damit die
»Vernunft« aufrechtzuerhalten und die Norm zu erfüllen. Da
dieses Verhalten so weit verbreitet ist und so zum ganz norma-
len Wahnsinn geworden ist, kann man auch von einer Kollek-
tivneurose sprechen.

Was wird in der Kollektivneurose abgewehrt?

1. Lebendigkeit,
2. Wachstum und Entwicklung,
3. das Wissen um eigene ursächliche Beteiligung an Krankheit,
Unglück und Leid (Verdrängung des Verursacherprinzips),
4. die Einsicht in das Unbewusste (in eigene Ängste, Hem-
mungen, Blockaden, Defizite, Überkompensationen),

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22 | Denkvoraussetzungen

 5. die Einsicht, dass man für die grundlegenden Ziele wie
glückliche Beziehung oder beruflichen Erfolg Fähigkeiten
braucht,
 6. die Ausbildung von Anlagen,
 7. die Infragestellung des bisherigen Rechts- und Gesetzesko-
dex,
 8. die Infragestellung und Relativierung der Ideale der Kollek-
tivneurose,
 9. die Umwandlung des Moralkodex in den Gesetzeskodex
der Natur bzw. des Lebens,
10. dass Zeit Lebenszeit und insofern unbezahlbar ist.

Durch Abwehr gelingt es also der Neurose, sich gegenüber der


eigenen Infragestellung, Auflösung und Heilung zu schützen.
Wenn das wirkliche Leben abgewehrt wird und an dessen
Stelle nur ein Ersatzleben tritt, nur ein Abklatsch dessen, was
möglich gewesen wäre, dann hat dies Frustration zur Folge.
Diese Hemmungen und Frustrationen wiederum schreien
förmlich danach, kompensiert zu werden. Weil man seine An-
lagen und Fähigkeiten nicht entwickeln und verwirklichen
konnte, will man dafür entschädigt werden. Man will mehr und
besser sein als die anderen, Anerkennung und Achtung erlan-
gen.
Welche Mittel und Strategien werden eingesetzt, um in der
Kollektivneurose anerkannt zu werden?

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Die Kollektivneurose | 23

Ansehen innerhalb der Kollektivneurose durch

l Markenkleidung sowie modische Kleidung


l Aufsuchen von Feinschmecker- und Nobelrestaurants
l gewisse Automarken
l bestimmte Speisen (Hummer, Kaviar etc.) und Getränke
(Champagner etc.)
l hohe berufliche Position oder die des Partners (oder
Kindes)
l Freunde und Bekannte von Rang und Namen
l Mitgliedschaft in exklusiven Clubs
l Antiquitäten oder Designermöbel
l Einkauf nur in Feinkostläden
l Bilder und Kunstgegenstände von berühmten Malern und
Künstlern
l Hören von klassischer (»guter«) Musik
l Urlaubsaufenthalte »in the high places of the world«
l Besuch von Opern, Konzerten und Vernissagen
l Interviews bei Presse, Rundfunk, Fernsehen
l Sportarten wie Polo, Golf (früher Tennis), Reiten

Manche der Dinge, die oben aufgeführt sind, können sicher an-
genehme Gefühle auslösen und viel Freude bereiten. Proble-
matisch wird dies jedoch dann, wenn man zwar all dies erreicht
hat, aber im Streben nach Ruhm und Ehre versäumt hat, sich
seelisch und geistig weiterzuentwickeln und als Mensch erfolg-

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Hermann Meyer
Jeder bekommt den Partner, den er verdient
- ob er will oder nicht

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten, 12,5 x 18,3 cm


50 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-442-21873-8

Goldmann

Erscheinungstermin: April 2009

Der unterhaltsame Grundkurs für eine gelingende Partnerschaft

Auf den Traumpartner zu warten wie auf einen Lottogewinn hat wenig Sinn. Denn das
Leben ist kein Glücksspiel, sondern folgt ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten. So ist
es auch kein Zufall, wenn wir immer wieder an die „Falschen“ geraten, denn sie sind die
Richtigen, die wir unbewusst angezogen haben. Der bekannte Autor und Psychologe Hermann
Meyer hält seinen Lesern so treffend den Spiegel vor, dass die eigenen problematischen
Anziehungsmechanismen, Denk- und Verhaltensfehler, die zum „Frust in der Liebe“ führen,
offensichtlich werden. Wer sich darauf einlässt, lernt, den Partner anzuziehen, den er sich
wünscht.

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