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einfallsreich
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Leitbild 2010 +

Tourismus
Vorarlberg
Tourismus in Vorarlberg 

Vorwort
Unsere Heimat ist mit einer Fläche von 2.600 km2 ein kleines Juwel.
Vorarlberg bietet eine landschaftliche Vielfalt, ein kulturelles Angebot
und Freizeitmöglichkeiten wie kaum ein anderes Land.

Die größte Stärke Vorarlbergs liegt in uns, der Bevölkerung. Wir sind
stark mit unserem Land verbunden und wir sind herzliche Gastgeber.
Auf dieser Grundlage haben wir uns dem Thema Tourismus angenom-
men: Wir brauchen keine touristischen Hochöfen – groß, laut, heiß und gefährlich. Wir wollen Qualitäts-
tourismus, der die Umwelt schont, Dörfer authentisch bleiben lässt und zu den sozialen Strukturen des
Landes passt – kurzum: einen Tourismus, der unser Land auch in Zukunft stärkt.

Da eine solche Aufgabe nur gemeinsam gelöst werden konnte, wurde das neue Tourismuskonzept unter
Einbeziehung der verschiedenen Fach- und Interessensvertretungen erarbeitet. Im Rahmen des im Dezem-
ber 2006 durchgeführten Begutachtungsverfahrens konnten alle Interessierten ihre Ideen zum Entwurf
des neuen Tourismuskonzeptes einbringen, von denen die meisten berücksichtigt wurden. Parallel dazu
wurden intensive Gespräche mit den einzelnen Destinationen geführt.

Das vorliegende Tourismuskonzept wird uns als tourismuspolitische Leitlinie mit strategischen Handlungs-
schwerpunkten für die kommenden Jahre dienen. Ich möchte mich nochmals bei all jenen bedanken, die
hierzu einen Beitrag geleistet haben und freue mich auf Ihre Unterstützung und Mitarbeit bei der erfolg-
reichen Umsetzung dieses Konzeptes.

Landesrat Manfred Rein


 Tourismus in Vorarlberg
Tourismus in Vorarlberg 

Inhaltsverzeichnis
1. Tourismus in Vorarlberg............................................................. 6
1.1. Entwicklung des Tourismus............................................................ 7
1.2. Wirtschaftsfaktor Tourismus.......................................................... 8

2. Touristische Leitlinien................................................................ 9
2.1. Wohlstand für das ganze Land.................................................... 10
2.2. Hohe Lebens- und Umweltqualität.............................................. 11
2.3. Landschaftliche Vielfalt............................................................... 13
2.4. Erlebnisraum Vorarlberg.............................................................. 14
2.5. Innovative Tourismusunternehmer............................................... 15
2.6. Management von Freizeitmobilität.............................................. 17
2.7. Gastlichkeit und Tourismusgesinnung.......................................... 19

3. Leitlinien zur Angebotsgestaltung......................................... 22


3.1. Allgemeine Grundsätze der Angebotsgestaltung –
Angebote mit Profil..................................................................... 23
3.2. Qualität in Beherbergung und Gastronomie................................ 25
3.3. Kultur der Gastlichkeit................................................................ 28
3.4. Angebotsgestaltung für den Bergsommer................................... 30
3.5. Angebotsgestaltung im Bergwinter............................................. 34
3.6. Kur-, Gesundheits- und Wohlfühlangebote.................................. 38
3.7. Kulturtourismus in Vorarlberg...................................................... 40
3.8. Geschäfts- und Kongress-/Tagungstourismus............................... 42

4. Rahmenbedingungen im Tourismus....................................... 44
4.1. Struktur des Tourismus in Vorarlberg........................................... 45
4.1.1. Leistungsträger und Angebotsgruppen........................................ 45
4.1.2. Örtliche Tourismusorganisationen................................................ 46
4.1.3. Destinationen............................................................................. 46
4.1.4. Vorarlberg Tourismus.................................................................. 47
4.2. Tourismuspolitik.......................................................................... 48
4.3. Vorarlberg als Teil eines Netzwerkes............................................ 49
4.3.1. Österreich Werbung.................................................................... 49
4.3.2. Grenzüberschreitende Kooperationen......................................... 50
4.4. Tourismus in Europa.................................................................... 51

5. Anhang..................................................................................... 52
Tourismus Benchmark Studie – BAK Basel Economics................... 53
Glossar....................................................................................... 64
 Tourismus in Vorarlberg

1. Tourismus in Vorarlberg
Tourismus in Vorarlberg 

1.1 Entwicklung des Tourismus


Die touristische Entwicklung des Landes weist bereits eine lange Tradition auf. Der Aufschwung der Tou-
rismuswirtschaft hat maßgeblich dazu beigetragen, der schleichenden Entvölkerung der Bergregionen und
der ländlichen Gebiete entgegen zu wirken.

Gerade deshalb hat der Tourismus neben einer ökonomischen auch eine bedeutende soziale Funktion, in
dem Arbeitsplätze in diesen Regionen geschaffen und gesichert werden. Sie sind Lebensgrundlage für die
Bevölkerung und Perspektive für die zukünftige Entwicklung der Region.

Die Wirtschaft ist einem Wandel unterworfen. Die von der globalen Wirtschaft und Gesellschaft geforderte
und geförderte Flexibilität zeigt ihre Auswirkungen auch im Tourismus. Die durchschnittliche Aufenthalts-
dauer sinkt, die Buchungen der Gäste erfolgen immer kurzfristiger und sind von momentanen nationalen,
internationalen und persönlichen Ereignissen abhängig.

Der heutige Gast will nicht nur wandern im Sommer oder Ski fahren im Winter. Seine Interessen sind
vielfältig und wechseln auf verschiedenste Weise. Diesem neuen Anspruch kann sich auch die Tourismus-
wirtschaft nicht verschließen. Sie muss versuchen neue Angebote zu entwickeln, die den Bedürfnissen der
Gäste entsprechen, gleichzeitig aber auch die Interessen der Region, ihrer Bevölkerung und der Natur- und
Kulturlandschaft berücksichtigen. Es müssen authentische Angebote sein, die zu Vorarlberg und zur Regi-
on passen, ohne jedoch das Altbewährte für das einzig Wahre zu halten und die letztlich eine ausgewo-
gene Landesentwicklung ermöglichen und die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen. Offenheit bei
gleichzeitiger Sensibilität für Werte und Landschaft ist notwendig.

Die Tourismuskonzepte von 1978 und 1992 sind durch das Prinzip „Qualität vor Quantität“ beeinflusst
und führten zu einem spürbaren Umdenken. Die Entwicklung im Bereich der touristischen Infrastruktur ist
geprägt von Rücksicht auf Natur und Umwelt als wesentliche Wettbewerbsfaktoren einerseits, aber auch
von der Erkenntnis der wirtschaftlichen Notwendigkeit, investive Maßnahmen durchzuführen, um über-
haupt touristisch wettbewerbsfähig zu bleiben.
 Tourismus in Vorarlberg

1.2 Wirtschaftsfaktor Tourismus


Die Vorarlberger Tourismuswirtschaft trägt einen wesentlichen Anteil zur Wertschöpfung des Landes bei.
Rund 15 % des Bruttoregionalproduktes lassen sich der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zuordnen. Bis zu
12.600 Personen sind in Hotellerie, Gastronomie und Seilbahnbetrieben beschäftigt.

Der Tourismus ist eine Wachstumsbranche, von der gerade der ländliche Raum profitiert. Von florierenden
und daher investierenden Tourismusbetrieben profitieren alle Bereiche der Wirtschaft.

Die Versuchung, die Wettbewerbsfähigkeit kurzfristig durch Investitionen in Infrastruktur, durch Preisdum-
ping oder durch andere Maßnahmen zu steigern und damit die Zahl der Gäste zu erhöhen, ist groß. Die
Chance für den Tourismus in Vorarlberg liegt jedoch in der langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähig-
keit und einer nachhaltigen Entwicklung seiner Stärken.

Entscheidend für die Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit sind nicht nur eine intakte Natur-
und Kulturlandschaft, sondern die einzelnen Leistungsträger. Sie haben den direkten Kontakt mit den
Gästen und können ganz gezielt durch ihr persönliches Engagement dazu beitragen, dass der Urlaub zu
einem eindrücklichen Erlebnis wird. Das gezielte und aktive Eingehen auf Wünsche und Bedürfnisse von
Gästen sind Qualitäten, die oft unterschätzt werden. Für den Erfolg und die touristische Wettbewerbs-
fähigkeit sind sie aber von entscheidender Bedeutung. Die gelebte Gastlichkeit liegt primär im Verant-
wortungsbereich jedes Einzelnen, der in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft tätig ist, aber auch bei der
gesamten Bevölkerung.
Tourismus in Vorarlberg 

2. Touristische Leitlinien
10 Tourismus in Vorarlberg

2.1 Wohlstand für das ganze Land


Der Tourismus hat in Vorarlberg eine große wirtschaftliche Bedeutung und ist Voraussetzung für
eine ausgewogene Landesentwicklung.

Vorarlberg ist nicht nur Industrieland, sondern auch ein erfolgreiches Tourismusland. Gerade in ländlichen
Regionen, die sich weniger als Industrie- und Gewerbestandorte eignen, hat der Tourismus neben einer
hohen ökonomischen auch eine wichtige soziale Bedeutung. In den Destinationen Arlberg, Montafon und
Kleinwalsertal wird ein Großteil der Arbeitsplätze im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft angeboten.

Die Tourismuswirtschaft ist außerdem wichtiger Impulsgeber für zahlreiche andere Wirtschaftssektoren.
Besonders profitieren die Bereiche Handel, Handwerk, Bau- und Dienstleistungsgewerbe, Verkehrsbetriebe
und die Landwirtschaft, aber auch Teile unserer Industrie.

Tourismus und Landwirtschaft sind in einem Gebirgsland wie Vorarlberg besonders eng verbunden. Die
bäuerliche Bewirtschaftung prägt das Erscheinungsbild großer Teile unserer Kulturlandschaft und trägt
wesentlich dazu bei, diese zu erhalten. Zudem ist die Landwirtschaft Produzent hochwertiger Nahrungs-
mittel für die Hotellerie und Gastronomie und mit dem Angebot „Urlaub am Bauernhof“ auch Anbieter
von Beherbergungsleistungen. Die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Tourismus schafft für die
bäuerlichen Betriebe zusätzliche Einkommensmöglichkeiten, die erheblich zu deren Existenzsicherung bei-
tragen. Insgesamt ist eine Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen dem Tourismus, der Landwirtschaft
und anderen Wirtschaftszweigen anzustreben.

Der Tourismus hat wesentlich dazu beigetragen, das Wohlstandsgefälle zwischen dem Verdichtungsraum
Rheintal-Walgau und den Gebirgstälern weitgehend abzubauen. Das im Vorarlberger Raumplanungsge-
setz verankerte Ziel der nachhaltigen Sicherung der räumlichen Existenzgrundlagen in allen Landesteilen
konnte mit Hilfe des Tourismus verwirklicht werden.
Tourismus in Vorarlberg 11

Aus diesem Grund ist die Attraktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismuslandes Vorarlberg für
die meisten Regionen des Landes eine Existenzfrage. Das Argument der Wettbewerbsfähigkeit kann al-
lerdings kein Freibrief für die Tourismuswirtschaft sein, alle denkbaren Projekte zu verwirklichen, die eine
kurzfristige Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit versprechen. Das bedeutet nicht, dass Vorarlberg ohne
touristische Infrastruktur bestehen kann. Allerdings ist bei Planung und Umsetzung von Infrastrukturpro-
jekten das Augenmerk auf die nachhaltige und langfristige Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit (Erhalt der
regionalen Wirtschaftsstrukturen, des sozialen Gefüges, einer intakten Landschaft, etc.) zu legen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Optimierung des touristischen Infrastrukturangebotes zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.


• Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Tourismus, der Landwirtschaft und anderen
Wirtschaftszweigen.
• Verstärkte Berücksichtigung von regionalen Produkten und Leistungen in Hotellerie und
Gastronomie als Zeichen für Qualität und Authentizität.
• Bestmögliche Berücksichtigung der Interessen der einheimischen Bevölkerung und der Bedürfnisse
der Gäste bei der Entwicklung des Tourismus.
• Einbindung betroffener Gemeinden bzw. Regionen in den Entscheidungsprozess bei der
Umsetzung von touristischen Projekten.

2.2 Hohe Lebens- und Umweltqualität


Vorarlberg soll ein Land mit überdurchschnittlicher Lebens- und Umweltqualität bleiben. Das
sind Stärken des Landes, auf die der Tourismus besonders angewiesen ist.

Vorarlberg ist ein Land mit einer hohen Lebens- und Umweltqualität sowie einer noch weitgehend intakten
Natur- und Kulturlandschaft. Darauf baut der Tourismus auf. Lebens- und Umweltqualität sind wichtige
Wettbewerbsfaktoren. Die Erhaltung der natürlichen Umwelt und der schonende Umgang mit der Kultur-
landschaft sind zentrale Herausforderungen.

Eine natürliche Umwelt ist nicht unbegrenzt belastbar. Es liegt in der Verantwortung der Tourismuswirt-
schaft, im Rahmen der Angebotsgestaltung Umweltbelastungen so weit als möglich zu vermeiden. Es ist
notwendig, touristische Entwicklungstrends laufend zu beobachten und vor dem Hintergrund der beste-
henden Ziele über die touristische Entwicklung des Landes möglichst gesamthaft zu beurteilen. Eine lang-
fristige Nutzenmaximierung kann nur dann erreicht werden, wenn die ökonomische, ökologische und so-
ziale Bilanz positiv ist. Dass Vorarlberg bereits den richtigen Weg eingeschlagen hat, zeigen die Ergebnisse
einer Untersuchung der Nachhaltigkeit in alpinen Regionen1 . Im Gesamtranking – unter Berücksichtigung
der miteinander stark vernetzten Dimensionen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft – erreicht Vorarlberg
den ersten Platz.

1
MARS Monitoring the Alpine Regions Sustainability; INTERREG IIIB Alpine Space Projekt
12 Tourismus in Vorarlberg

Die Schonung der Umwelt ist Grundlage für einen qualitätsorientierten Tourismus und muss von allen mit-
getragen werden. Das Land hat die dafür notwendigen Rahmenbedingungen in rechtlicher und zum Teil
in finanzieller Hinsicht zu schaffen. Wesentliche Aufgaben haben jedoch auch die Tourismusgemeinden in
örtlicher und regionaler Verantwortung zu übernehmen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Sensibilisierung der Tourismuswirtschaft für die Umweltqualität des Landes und den daraus
abgeleiteten Wettbewerbsvorteilen gegenüber anderen Mitbewerbern.
• Verstärkte Angebotsgestaltung in Richtung umweltschonende Nutzung von Natur- und
Kulturlandschaft.
• Gesamthafte Beurteilung von touristischen Projekten auf langfristige und nachhaltige Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit der Region und des Tourismuslandes Vorarlberg.
• Einführung mengenmäßiger Beschränkungen bei Freizeiteinrichtungen, wenn dies im Interesse der
Sicherheit und Angebotsqualität ist.
• Vor Genehmigung sorgfältige Prüfung der Folgen von Kapazitätsausweitungen bei touristischen
Infrastruktureinrichtungen.
• Verzicht auf die Errichtung von touristischen Massenanziehungspunkten, die mit erheblichen
Belastungen für Bevölkerung, Natur und Umwelt verbunden sind und keine nachhaltige regionale
Wertschöpfung erwarten lassen.
• Sorgfältiger Umgang mit Genehmigungen von Events und Großveranstaltungen in den Bergen.
Tourismus in Vorarlberg 13

2.3 Landschaftliche Vielfalt


Die überdurchschnittliche Vielfalt landschaftlicher Erlebnisqualität zeichnet Vorarlberg beson-
ders aus. Diese Besonderheit soll bewahrt werden.

Vorarlberg weist eine landschaftliche Vielfalt auf, die – auf so kleinem Raum – nur selten zu finden ist.
Landschaftliche Erlebnisqualität wird aber in hohem Maße durch die Unversehrtheit der Naturlandschaft
und die verschiedenen Arten der Kultivierung durch den Menschen – von naturnahen Kulturlandschaften
bis zu Ortsbildern – mitbestimmt.

Es gilt, die Sensibilität für Naturwerte weiter zu entwickeln und Vorarlberg mit seinen charakteristischen
Landschaftsbildern und der typischen Naturausstattung für künftige Generationen, aber auch als wich-
tigen Wettbewerbsfaktor für einen qualitätsorientierten Tourismus zu bewahren.

Damit kann es sinnvoll sein, auf Infrastrukturmaßnahmen zu Gunsten der Erhaltung der Natur- und Kul-
turlandschaft zu verzichten. Das bedeutet aber nicht, sich jeder Entwicklung bzw. jedem Infrastruktur-
vorhaben zu verschließen, sondern es ist das Gleichgewicht zwischen dem Sinnvollen und Notwendigen,
zwischen Umwelt und Wirtschaft zu finden. Hohe Erlebnisqualität ist nicht zwingend an künstlich Geschaf-
fenes gebunden. Von Intensiverschließungen freigehaltene Flächen sind heute meist höher zu bewerten als
weitere infrastrukturelle Ausstattungen.

Zur „Landschaft“ zählen aber nicht nur Gebiete außerhalb der Siedlungsränder. Der Ortsbildgestaltung ist
deshalb ebenfalls besonderes Augenmerk zu widmen. Eine umsichtige Ortsplanung beginnt mit örtlichen
Entwicklungszielen, gut durchdachter Flächenwidmung nebst Bebauungs- und Erschließungsplanungen
und reicht bis zur Ortsbildpflege mit qualitätsbewusster Baugestaltung, Erhaltung und Pflege von Altbau-
ten, Gestaltung von Grünflächen und Straßenräumen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Einschränkung der Freizeitnutzung in ökologisch sensiblen Gebieten und Sensibilisierung der Gäste
und der Bevölkerung.
• Sanierung von Landschaftsschäden.
• Aufrechterhaltung landschaftsangepasster bäuerlicher Bewirtschaftung und schonende land- und
forstwirtschaftliche Nutzung.
• Zurückhaltung bei der Umwidmung von Freiflächen und bei Bauvorhaben in der freien Landschaft.
• Erarbeitung von räumlichen Entwicklungskonzepten unter Mitwirkung der Bevölkerung als
Grundlage für nachhaltige touristische Entwicklungsprojekte.
• Erneuerung von Altbauten und Aufwertung der Ortskerne mit dem Ziel einer harmonischen
Ortsbildgestaltung.
• Erstellung von Naturerhaltungs-, Landschaftsschutz- und Landschaftspflegekonzepten
(auch auf Gemeindeebene).
14 Tourismus in Vorarlberg

2.4 Erlebnisraum Vorarlberg


Vorarlberg ist als Land, obgleich topografisch stark gegliedert und mit ausgeprägter kultureller
Eigenständigkeit kleinster Gebiete, als Einheit begreifbar und erlebbar. Die Vielfalt im Kleinen
verbunden mit dem Wissen um das Ganze und Vernetzungen verschiedenster Art eröffnen ent-
lang der Naturräume See – Wald – Berg neue Möglichkeiten für eine eigenständige Profilierung
des Tourismuslandes Vorarlberg.

Die Stärke der touristischen Angebote in Vorarlberg ist die Kombination von Einzelleistungen, die in ihrer
Gesamtheit einen abwechslungsreichen und qualitativ ansprechenden Urlaub ausmachen.

Die Angebote entstanden bis dato vorwiegend aus der betrieblichen, der örtlichen, in den letzten Jahren
verstärkt auch aus der regionalen bzw. Destinationsperspektive. Vorarlberg als touristischer Erlebnisraum
wirkt durch seine Kleinheit und die Vielfalt seiner Natur- und Kulturräume. Natur und Kultur, die gesund-
heitsfördernde Bewegung in den Bergen sowie die Sinnlichkeit des Landschafts- und Bergerlebnisses bie-
ten Anknüpfungspunkte für innovative Produkte und Dienstleistungen. Vernetzende Infrastrukturen, wie
sie z.B. durch ein landesweit einheitliches Markierungssystem bei Wander- und Radwegen, ein abgestimm-
tes Mobilitätsangebot oder die flächendeckend angebotenen regionalen Inclusive-Cards schon realisiert
wurden, sind die verbindenden Elemente und wichtige Voraussetzungen für die Angebotsentwicklung.
Erst sie ermöglichen die Wahrnehmung der Vielfalt des Landes. Nicht nur für Gäste, sondern auch für die
eigene Bevölkerung.
Tourismus in Vorarlberg 15

Die Verbundmarke „Vorarlberg“ ist die Klammer, das verbindende Element dieses Erlebnisraumes. Echt-
heit, Engagement und Einfallsreichtum prägen die Lebensatmosphäre des Landes. Sie sind für jeden Tou-
rismusanbieter Werte und Eigenschaften, mit denen eine Identifikation möglich ist und die deshalb in die
Produktentwicklung einfließen können. Das Authentische, das Bemühen um den Gast und die Innovati-
onen im touristischen Angebot sind die Erfolgsfaktoren für den Vorarlberger Tourismus.

Touristisch erlebbare Angebote, in denen diese Werte und Eigenschaften zum Ausdruck kommen, ma-
chen Urlaub im Erlebnisraum Vorarlberg einzigartig – typisch Vorarlberg! Eine solche Erfahrung stärkt die
emotionale Beziehung der Gäste zu Vorarlberg und erleichtert die Differenzierung im Wettbewerb um die
Gäste von morgen 2.

Handlungsempfehlungen sind:

• Forcierung der Vernetzung von Infrastrukturen (z.B. durch Rad- und Wanderwege oder ÖPNV
und Bergbahnen) als Basis für die touristische Angebotsentwicklung.
• Entwicklung neuer Angebote für die Profilierung des Tourismuslandes Vorarlberg in enger
Abstimmung mit innovativen Betrieben, den örtlichen Tourismusorganisationen, den Destinationen
und Vorarlberg Tourismus.
• Stärkung des Markensystems Vorarlberg.
• Unterstützung von überörtlichen Entwicklungsplanungen für eine abgestimmte regionale
touristische Entwicklung.
• Gewinnung der einheimischen Bevölkerung als Nutzer von Freizeiteinrichtungen bzw. als
potenzielle Urlaubsgäste.
• Förderung des gesellschaftlichen Diskurses über die Baukultur und Landschaftsentwicklung
in Vorarlberg.

2.5 Innovative Tourismusunternehmer


Profilierte familiengeführte Betriebe sind die Basis für eine touristische Entwicklung aus eigener
Kraft. Die Innovationsbereitschaft der Unternehmer und Mitarbeiter sowie eine zukunftsorien-
tierte Mitarbeiterführung werden für das touristische Management und den unternehmerischen
Erfolg entscheidend sein.

Engagierte Tourismusunternehmer in Hotellerie, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen, aber auch die


Privatvermieter haben Vorarlberg zu dem gemacht, was es heute ist: ein Tourismusland mit einem auch
international hohen Standard in Beherbergung, Verpflegung, Service und Freizeitinfrastruktur. Die unter-
nehmerischen Herausforderungen liegen nach den Jahren des Aufbaus und der quantitativen Stabilisie-
rung der letzten beiden Jahrzehnte in einer an den Besonderheiten der Region/des Landes orientierten
qualitativen, über die betriebliche Perspektive hinausgehenden Angebotsgestaltung. Diese orientiert sich

2
Vorarlberg Tourismus – Markenmanual: Die neue Marke Vorarlberg
16 Tourismus in Vorarlberg

an den Besonderheiten des Landes. Denn die Vielfältigkeit der touristischen Angebote auf kleinstem Raum
soll auch künftig eine besondere Stärke des Tourismuslandes Vorarlberg sein.

Dabei können Kontakte zu Personen außerhalb der Tourismusbranche Quellen für neue Produkt- und
Dienstleistungsideen sein. Wichtig sind in jedem Fall die persönliche Identifikation mit dem Angebot, dem
Land und seiner Kultur sowie unternehmerisches Engagement. Gerade dies sind Eigenschaften und zu-
gleich die Stärken von familiengeführten Betrieben. Innovationen werden dann erfolgreich sein, wenn sie
von den Mitarbeitern mitgetragen und den Gästen vermittelt werden können.

Die individuelle und persönliche Gestaltung der unternehmerischen Leistung sowie die qualifizierte Gäste-
betreuung benötigen zeitliche Freiräume und einen betriebswirtschaftlichen Handlungsspielraum.

Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Tourismus in Vorarlberg sind qualifizierte Unternehmer, Mit-
arbeiter und engagierte Privatvermieter eine notwendige Voraussetzung. Neben der Weiterentwicklung
der fachlichen Qualifikation ist die soziale Kompetenz entsprechend zu berücksichtigen. Eine einfühlsame
Gästebetreuung trägt entscheidend zur Qualität des Urlaubserlebnisses bei. Bereitschaft und Freude an
Aus- und Weiterbildung sollen für Unternehmer und Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit sein. Dieser
Anspruch sollte auch für die Bildungseinrichtungen eine Herausforderung darstellen, der sie mit attraktiven
Bildungsangeboten begegnen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Förderung der Innovationskultur in der Vorarlberger Tourismuswirtschaft.


• Unterstützung von Initiativen zur zwischenbetrieblichen Kooperation.
• Forderung an den Bund zur Schaffung neuer Beschäftigungsmodelle, die eine ganzjährige
Beschäftigung ermöglichen.
• Einführung von Arbeits- und Freizeitregelungen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der
Mitarbeiter entgegenkommen und die Attraktivität von Tourismusberufen positiv beeinflussen.
• Schaffung attraktiver Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Unternehmer und Mitarbeiter
zur Erhöhung der fachlichen und sozialen Kompetenz.
• Entwicklung und Information über Karrieremodelle für touristische Berufe.
• Aufwertung des Images von Tourismusberufen.
• Erhöhung der Attraktivität des Beherbergungsangebotes durch innovative Formen.
• Verstärkung der Kooperation zwischen Schulen und Tourismuswirtschaft, z.B. in Form
von Patenschaften mit Tourismusschulen.
Tourismus in Vorarlberg 17

2.6 Management von Freizeitmobilität


Die durch die touristische Entwicklung bedingte zunehmende Verkehrsbelastung sollte redu-
ziert werden.

Der hohe Anteil des Individualtourismus und die geografische Lage der wichtigsten Herkunftsgebiete un-
serer Gäste bedingen, dass ein Großteil des touristischen Verkehrs mit dem Auto abgewickelt wird. Dieser
Reiseverkehr, zusammen mit dem Güterverkehr, dem touristischen Transitverkehr und unserem hausge-
machten Verkehr, führt zu Spitzenbelastungen bzw. zeitweise zu Überlastungen auf unseren Straßen.

Der anhaltende Trend zu Kurzurlauben, die erhöhte Mobilität der Gäste und damit verbunden die Verkür-
zung der Aufenthaltsdauer bedeuten, dass zahlenmäßig mehr Gäste nach Vorarlberg kommen und damit
auch mehr Verkehr entsteht. Studien über das Verkehrsverhalten der Vorarlberger Bevölkerung zeigen,
dass das Auto mit Abstand das am häufigsten benutzte Verkehrsmittel ist. Die steigende Bevölkerungszahl,
die Wahl des Arbeitsplatzes und der gestiegene Wohlstand haben dazu geführt, dass mehr Wege mit dem
Auto zurückgelegt werden. Eine Änderung dieser Entwicklungen ist derzeit nicht absehbar.
18 Tourismus in Vorarlberg

Eine rasche Entzerrung der Spitzenbelastungen ist nur durch Maßnahmen möglich, die im eigenen Ein-
flussbereich liegen. Darüber hinaus sind aber auch Bemühungen notwendig, die nicht nur zu einer Ent-
zerrung bzw. einer zeitlich besseren Verteilung des Verkehrs führen, sondern eine Verringerung zum Ziel
haben. Ein gut ausgebautes Angebot an Naherholungsmöglichkeiten trägt ebenfalls zur Reduktion der
Verkehrsbelastung bei.
Tourismus in Vorarlberg 19

Bei allen Belastungen durch den touristisch induzierten Verkehr sollte nicht übersehen werden, dass diese
nur temporär, an wenigen Wochenenden, auftreten und sich nicht kontinuierlich über das ganze Jahr
erstrecken. Auch Tagesgäste und Naherholungssuchende sind in Vorarlberg willkommen und tragen zum
Wohlstand der Bevölkerung und zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei.

Handlungsempfehlungen sind:

• Verknüpfung von Freizeitangeboten mit der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, z.B. durch
günstige kombinierte Tarife bei der Nutzung von Infrastrukturen wie Schwimmbäder, Bergbahnen
oder beim Besuch von Großveranstaltungen.
• Beschränkung der Stellplätze und Bewirtschaftung von Parkplätzen zur Reduzierung des
motorisierten Individualverkehrs.
• Prüfung der Realisierungsmöglichkeiten innovativer Mobilitätskonzepte.
• Einrichtung verkehrsfreier und verkehrsberuhigter Zonen.
• Integration der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln in die regionalen Kartensysteme
für Gäste und Einheimische.
• Optimierung des Takts im Schienen-, Bus- und Schiffsverkehr.
• Schaffung von zusätzlichen attraktiven Angeboten im Personenverkehr auf der Schiene zwischen
Vorarlberg und dem Ballungsraum Zürich sowie dem süddeutschen Raum.
• Anbindung der Regionalflugplätze an die Destinationen und verstärkte Bewerbung der Märkte in
der Umgebung von Zielflughäfen der regionalen Flugplätze.
• Verstärkte Nutzung der technischen Möglichkeiten im Rahmen von Verkehrsmanagement- und
Informationssystemen zur Optimierung der Leistungsfähigkeit der Straßen und zur Erhöhung
der Verkehrssicherheit.
• Abstimmung bzw. Rücksichtnahme bei der Festlegung der Ferientermine auf die Ferienregelungen
unserer unmittelbaren Nachbarstaaten.
• Flexibilität beim Buchungsangebot und Durchbrechen des Prinzips der Buchung von
„Samstag zu Samstag“.

2.7 Gastlichkeit und Tourismusgesinnung


Eine positive Tourismusgesinnung baut auf dem Wissen um die wirtschaftliche Bedeutung des
Tourismus auf. Der Tourismus soll von einer gastfreundlichen Einstellung der einheimischen
Bevölkerung und der im Tourismus tätigen Mitarbeiter getragen sein. Sie ist die gesellschaft-
liche und kulturelle Basis dafür, dass die Vorarlberger Tourismusbranche ihre Wachstumschancen
wahrnehmen kann.

Aus den regelmäßig durchgeführten Befragungen zur Tourismusgesinnung ist bekannt, dass die Bedeu-
tung des Tourismus für den wirtschaftlichen Wohlstand der Vorarlberger Bevölkerung durchaus bewusst
20 Tourismus in Vorarlberg

ist. Für fast jeden zweiten Vorarlberger ist der Tourismus sehr wichtig, für 38 % wichtig. Das Wissen um
die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus ist also vorhanden und eine notwendige Voraussetzung für
die Akzeptanz der Branche.

Das bedeutet aber nicht, dass die informierte Bevölkerung damit automatisch dem Tourismus und seinen
Anliegen auch wohlwollend gegenüber steht, dass also aus dem Tourismusbewusstsein automatisch auch
eine positive Tourismusgesinnung resultiert. Insgesamt zeigt sich, dass die Bevölkerung ein durchaus diffe-
renziertes Verhältnis zum Tourismus hat. Den Vorteilen stehen eben auch Nachteile gegenüber.
Tourismus in Vorarlberg 21

Der Kontakt mit Gästen bietet die Chance, Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln, die wir in der glo-
balisierten Welt gut gebrauchen können: toleranter Umgang mit uns fremden Menschen, Zugehen auf
andere, Aufbau von Netzwerken und Know-how-Transfer. Wer Begegnungschancen wahrnimmt, wird die
Vorteile des Besuchs von Gästen in unserem Land mehr zu schätzen wissen.

Die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an der touristischen Entwicklung ist nicht nur wichtig für die
Akzeptanz, sondern eröffnet auch Möglichkeiten, regionale und lokale Qualitäten für die touristischen
Erlebnisräume neu zu entwickeln. Das schafft Unterschiede, gibt Profil, hebt letztlich die touristische At-
traktivität unseres Landes und verbessert die Tourismusgesinnung.

Die objektive Information der Bevölkerung über die Bedeutung und die wirtschaftlichen Zusammenhän-
ge des Tourismus, darüber, in welchem wirtschaftlichen Umfeld das Tourismusland Vorarlberg agiert, ist
eine permanente Aufgabe der touristischen Organisationen auf allen Ebenen und der Interessensvertre-
tungen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Darstellung der Tourismusbranche in der Öffentlichkeit als innovativer, standortsicherer


Wirtschaftszweig mit Wachstumspotenzial.
• Verbesserung der objektiven Information und offenen Kommunikation zwischen
Tourismusunternehmen, Tourismusorganisationen, Behörden und der Bevölkerung zur Stärkung
der positiven Tourismusgesinnung.
• Schaffung eines Bewusstseins für die Bedeutung von Kindern und Jugendlichen als Gäste
von morgen.
• Einbindung der Betroffenen bei der Bearbeitung aktueller touristischer Probleme.
• Aufgeschlossenheit der touristischen Akteure für eine gesamtwirtschaftliche bzw. eine
gesamttouristische Sichtweise forcieren.
• Ausbau von Kontakten zwischen Schule und Tourismuswirtschaft über Projekte, um bei der jungen
Generation Bewusstsein für den Tourismus und seine wirtschaftlichen Verflechtungen zu schaffen.
• Aufbereitung und Bereitstellung von Informationsmaterial und Lehrbehelfen zu touristischen
Fragestellungen für Unterrichtszwecke in den Schulen.
• Unterstützung von Pädagogen für die Behandlung touristischer Fragen im Unterricht.
• Darstellung des individuellen Nutzens der vorhandenen touristischen Infrastruktur für
die Bevölkerung.
22 Tourismus in Vorarlberg

3. Leitlinien zur
Angebotsgestaltung
Tourismus in Vorarlberg 23

3.1 Allgemeine Grundsätze der Angebotsgestaltung –


Angebote mit Profil
Die Angebotsgestaltung für Freizeit und Tourismus in Vorarlberg setzt dort Schwerpunkte, wo
das Land von seinen natürlichen, landschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen her die bes-
ten Chancen hat, sich in überzeugender Weise eigenständig zu profilieren. Die Gestaltung des
Angebotes ist professionell und mit allen betroffenen Bereichen abgestimmt.

Die Entwicklung des Tourismus in Vorarlberg verlief bis heute relativ harmonisch. Im internationalen Vergleich
gibt es keine überdimensionierten Tourismuszentren, die nicht ins Land passen. Im Winter hat Vorarlberg die
Chancen zur Entwicklung des Wintersports genutzt. Das Land verfügt heute über eine hohe Seilbahndichte
mit alpenweit beachtlichem Komfort und bietet insgesamt ein breit gefächertes alpines Wintersportange-
bot. Bevölkerung und Gäste genießen die Annehmlichkeiten der touristischen Infrastruktur.

Die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen ändern sich, ebenso die Interessen, Wünsche und
Anforderungen der Gäste. Welche Bedürfnisse bleiben aber – unbeeinflusst von kurzfristigen Modeer-
scheinungen – auf längere Sicht bestimmend und bei welcher Angebotsorientierung können die größten
Erfolgschancen erwartet werden? Generelles Ziel ist es, den Anteil des wertschöpfungsintensiven Aufent-
haltstourismus zu erhöhen.

Sinnorientierung und Naturerlebnis


Nach Meinung namhafter Tourismus- und Freizeitforscher führen die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
und technischen Umbrüche in den hoch entwickelten Ländern im Freizeit- und Reiseverhalten zu einer
Erlebnisorientierung, die sich immer stärker in einer „Suche nach Sinn“ ausdrückt.

Natur und Landschaft im alpinen Raum gewinnen so an Wert. Immer mehr Menschen suchen darin Ant-
worten auf die Herausforderungen des Lebens und Stabilität im als zu schnell empfundenen Wandel. Das
erklärt die zunehmende Nachfrage sowohl nach „heiler Natur“ als auch nach Outdoor-Aktivitäten.

Das Naturerlebnis ist immer ichbezogen. Die Menschen tragen unausgesprochen sehr unterschiedliche,
auch gegensätzliche Bilder von Natur in sich. Je mehr sich die Gesellschaft und damit auch die Ansprüche
im Freizeit- und Reiseverhalten differenzieren, desto nötiger sind klare, raumplanerische Zuweisungen.
Nicht jedem Bedürfnis kann und soll überall entsprochen werden.

Qualität vor Quantität


Die touristische Angebotsgestaltung orientierte sich schon bisher an der Maxime „Qualität vor Quanti-
tät“ bei Freizeit- und Tourismuseinrichtungen und verfolgte das Ziel, möglichst große Gebiete von einer
Intensiverschließung freizuhalten. Diese Grundsätze haben vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen
Entwicklung nichts an Aktualität verloren und sollen auch künftig die touristische Angebotsgestaltung,
unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte, bestimmen.

Auf neue touristische Infrastruktureinrichtungen im Sinne von Massenanziehungspunkten ist dann zu


verzichten, wenn diese mit erheblichen Belastungen verbunden sind und keine regionale Wertschöpfung
24 Tourismus in Vorarlberg

erwarten lassen. Der sorgfältige Umgang mit den natürlichen und kulturellen Ressourcen ist ein weiterer
Grundsatz für die Positionierung Vorarlbergs. Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und das Auskommen mit
dem, was da ist, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Landes. Auch das Tourismusland
Vorarlberg baut auf eine Lebensphilosophie, die für eine moderne soziale Verantwortung steht und großen
Wert auf Nachhaltigkeit und intakte Natur- und Kulturräume legt.

Neue Entwicklungen, vor allem neue Sportarten und Freizeitnutzungen, sollen dahingehend beurteilt wer-
den, ob sie mit dem Qualitätsanspruch übereinstimmen, die Profilierung des Landes unterstützen und
ökologisch sowie sozial verträglich sind.

Kreative Neuprofilierungen
Das Profil des Tourismuslandes Vorarlberg wird maßgeblich davon abhängen, wie sehr es gelingt, Neues
als kreative Kombination unterschiedlicher Kompetenzen aktiv zu fördern. Erfolgreiche Beispiele dafür sind
die „Neue Vorarlberger Bauschule“ oder die in manchen Orten gelungene Entwicklung von authentischen
Kulturangeboten, die an das natürliche und kulturgeschichtliche Erbe anknüpfen.

Die Qualität eines touristischen Angebots ist auch danach zu bewerten, in welcher Art und Weise das
eigenständige kulturelle Ambiente und die landschaftliche Atmosphäre zum Ausdruck gebracht werden.
Gerade angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche in unseren wichtigsten Märkten
ist davon auszugehen, dass nur noch Spezialisierungen auf Kerngeschäfte und passende Ergänzungen
zum Erfolg führen. Sie schärfen das Profil des Reiselandes Vorarlberg als zuverlässig richtige Alpendestinati-
on für genussorientierte Menschen, die Angebote für das körperliche und seelische Wohlbefinden suchen
und für neue Erfahrungen offen sind. Nur so ist Markenbildung möglich.

Das bedeutet, dass Vorarlberg nicht jeden „Modegag“ mitmachen muss. Die touristische Angebotsgestal-
tung soll auf den vorhandenen Stärken aufbauen und eine klare Profilierung im Sinn des Markensystems
Vorarlberg anstreben. Vorrang haben Infrastruktureinrichtungen, die allwettertauglich sind und die Positi-
onierung des Landes als Ganzjahres-Destination unterstützen.

In Fragen der Angebotsgestaltung sollen überörtliche bzw. überregionale Abstimmungen erfolgen. Dies
gilt im besonderen Maße für die Errichtung von Gemeinschaftseinrichtungen, die mit öffentlichen Mitteln
finanziert werden.
Tourismus in Vorarlberg 25

3.2 Qualität in Beherbergung und Gastronomie


Das Beherbergungsangebot soll sich an den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen orientieren
und alle Gästeschichten ansprechen. Ein klares unternehmerisches Profil und eine besondere
ästhetische Qualität sollen die Kennzeichen der touristischen Leitbetriebe in Vorarlberg sein. Die
anerkannt gute Vorarlberger Gastronomie mit ihrem vielfältigen Angebot in den unterschied-
lichen Betriebsarten soll erhalten bleiben. Durch die Pflege und kreative, weltoffene Entwick-
lung der regionalen Küche können sich Gastronomiebetriebe weiter profilieren. Dabei sollte
besonderer Wert auf die Verwendung von regionalen Qualitätsprodukten aus Vorarlberg gelegt
werden.

In den letzten zehn Jahren ist die Gesamtzahl der in Vorarlberg vorhandenen Gästebetten kontinuierlich
von 73.000 auf 69.600 3 gesunken. In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Rückgang der Bettenka-
pazität bei der Privatvermietung zu rechnen. Der Vorarlberger Tourismus braucht Neu- und Erweiterungs-
investitionen im gewerblichen Bereich. Aus tourismuspolitischer Sicht hat die Förderung von innovativen
Familienbetrieben Priorität.

Das marktfähige Beherbergungsangebot in Vorarlberg zeichnet sich dadurch aus, dass - unabhängig von
den Beherbergungsformen - Raumangebot und Ausstattung den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen
entsprechen. Eine entsprechende Wohnatmosphäre in Zimmern und Ferienwohnungen soll zur touristi-
schen Basisqualität gehören, unabhängig von der Klassifizierungsstufe. Dazu kommen Ansprüche an die
Funktionalität im Hinblick auf die optimale Arbeitsorganisation und betriebswirtschaftliche Überlegungen.
Die touristischen Leitbetriebe in Vorarlberg haben ein klares unternehmerisches Profil, ein Gespür für Qua-
lität und Professionalität in Angebot und Dienstleistung. Im Sinne einer konsequenten Qualitätspolitik bie-
tet Vorarlberg ein faires Preis-Leistungsverhältnis. Ansätze zum Preiswettbewerb in gehobenen Kategorien
sind tourismuspolitisch weder sinnvoll noch erwünscht.

3
Bettenangebot im Winter 1995/96 und 2005/06, Quelle: Landesstelle für Statistik
26 Tourismus in Vorarlberg

Die Nachfrage im Bereich der gewerblichen Ferienwohnungen hat in den letzten Jahren spürbar zugenom-
men. Die Nachteile von Ferienwohnungen, die als Zweitwohnsitz genutzt werden und den Großteil des
Jahres leer stehen, liegen in der sinkenden Gästefrequenz und damit verbunden einem Entgang an touris-
tischer Wertschöpfung. Durch diese Entwicklung wird zudem Wohnraum für Menschen, die ganzjährig in
den Tourismusregionen leben, knapper und damit teurer.

Andererseits ist zu beobachten, dass gerade die Besitzer einer Ferienwohnung, die sie als Zweitwohnung
nutzen, sehr ausgabefreudig sind und damit den Verlust an Wertschöpfung relativieren. Innerhalb be-
stimmter Grenzen können Ferienwohnungen, die als Zweitwohnung genutzt werden, durchaus eine sinn-
volle Ergänzung zum übrigen Bettenangebot sein. Voraussetzung ist jedoch, dass sie in das touristische
Konzept eines Ortes passen. Eine Steuerung der Zweitwohnsitze ist über eine entsprechende Flächenwid-
mung durch die Gemeinde möglich und wahrzunehmen. Sollte diese Steuerungsmöglichkeit durch die Ge-
meinde durch EU-Regelungen aufgehoben werden, sind seitens des Landes neue Regelungsmöglichkeiten
zu entwickeln.
Tourismus in Vorarlberg 27

Kulinarisch weltoffen und dem Land verpflichtet


Die Qualität der heimischen Gastronomie findet weit über die Vorarlberger Grenzen hinaus Anerkennung.
Mit seiner, bezogen auf die Bevölkerungszahl, hohen Anzahl an hervorragenden Betrieben belegt Vor-
arlberg unter den österreichischen Bundesländern einen Spitzenplatz. Aushängeschild der kulinarischen
Szene ist eine kreative regionale Küche, die gekonnt frische Produkte aus der Region verarbeitet und dabei
für aktuelle und internationale Einflüsse offen ist.

Den bäuerlichen Produzenten, die landwirtschaftliche Qualitätsprodukte herstellen und diese über ge-
eignete Vertriebsstrukturen anbieten können, kommt als Lieferanten für die heimische Gastronomie eine
große Bedeutung zu. Mit ihren Produkten tragen sie zur Identität des gastronomischen Angebots bei.
Durch eine sinnvolle weitere Bewirtschaftung und Kultivierung landwirtschaftlicher Flächen soll die Vielfalt
der durch jahrhundertelange Nutzung gepflegten Kulturlandschaft Vorarlbergs erhalten bleiben. Je besser
es gelingt, diese Zusammenarbeit auszubauen, desto größer wird der wirtschaftliche Nutzen für beide
Partner sein.

Entscheidend für den beiderseitigen wirtschaftlichen Erfolg der Zusammenarbeit sind neben der Qualität
der angebotenen Produkte die Flexibilität der landwirtschaftlichen Anbieter, das Wissen um die Bedürfnisse
der Hotel- und Gastgewerbe-Kunden und die dafür nötige Vermarktungs- und Vertriebsorganisation.

Handlungsempfehlungen sind:

• Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Hotellerie und Gastronomie derart, dass eine
wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung von familiengeführten Gewerbebetrieben möglich ist.
Das Land Vorarlberg muss dafür auch seinen Einfluss auf Bundesebene geltend machen.
• Ziel der Förder- und Finanzierungsmodelle ist die Erhaltung bzw. Verbesserung der Wettbewerbsfä -
higkeit durch materielle und immaterielle Investitionen bei Unternehmen der Tourismus- und
Freizeitwirtschaft.
• Kostengünstige Erstberatung anhand von konkreten Projekten durch unabhängige Experten für
Tourismusunternehmen, die Umbauten zur Verbesserung der Wohnatmosphäre im Gästebereich
planen.
• Förderung der ökologischen Orientierung in der Betriebsführung (ÖKOPROFIT, Umweltzeichen
Tourismus).
• Sicherung der Qualität regionaler Produkte als Voraussetzung für deren Verwendung in einer
kreativen regionalen Küche, dem Aushängeschild der Vorarlberger Gastronomie.
• Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Vermarktungsorganisationen von
landwirtschaftlichen Qualitätsprodukten und touristischen Organisationen.
• Verstärkte Ausrichtung des Angebotes der Gastronomie auf die Bedürfnisse von Familien.
• Nutzung von Ferienwohnungen als Zweitwohnsitz innerhalb klar definierter, quantitativer Grenzen.
28 Tourismus in Vorarlberg

3.3 Kultur der Gastlichkeit


Eine engagierte Partnerschaft zwischen Gast und Gastgeber und die kompetente Betreuung der
Gäste sind wichtige Vorzüge des Tourismuslandes Vorarlberg.

Gerade im Urlaub, in der Gegenwelt zur Alltagshektik, sehnt sich der Mensch nach Ausgeglichenheit und
dem Gefühl, angenommen zu sein.

Die Vorarlberger Gastgeber nehmen ihre Aufgabe gegenüber Gästen engagiert und professionell wahr.
Sie erwarten ihrerseits, dass der Gast ihre Leistungen schätzt und in der Begegnung Grenzen des Privaten
akzeptiert. Die so verstandene Gast-Gastgeber-Beziehung ist Ausdruck einer gepflegten Kultur der Gast-
lichkeit.

Die Professionalität des Unternehmers umfasst auch die Verantwortung für eine gute Unternehmer-Mit-
arbeiterbeziehung und qualifizierte Mitarbeiterführung. Der Pflege eines partnerschaftlichen Verhältnisses
zwischen Unternehmer und Mitarbeiter, unabhängig von der Herkunft, ist deshalb besonderes Augen-
merk zu schenken.

Gastlichkeit hat viele Gesichter: ungezwungene Freundlichkeit, Offenheit und gegenseitige Akzeptanz,
Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und der Natur, selbstbewusste Pflege von Traditionen, hochwer-
tige Angebote in allen Bereichen. Die Kultur der Gastlichkeit gedeiht am besten in einem gesunden Um-
feld. Sie lebt von der Freude daran, Gastgeber zu sein und von der persönlichen Identifikation mit dem
Angebot. Denn nur wer mit seiner Rolle als Gastgeber, sei es als Unternehmer oder Mitarbeiter, zufrieden
Tourismus in Vorarlberg 29

ist, wer stolz auf seine Leistung ist, bringt jenes Engagement auf, das innovative Angebote, Begegnung
und einen partnerschaftlichen Umgang miteinander erst ermöglicht. Begegnung ist nicht inszenierbar.
Menschen haben heute ein gutes Gespür dafür, ob etwas echt gemeint ist oder nicht.

Wo Entwicklungen auftreten, die diese Kultur der Gastlichkeit beeinträchtigen, ist mit aller Kraft gegenzu-
steuern. Denn Gastlichkeit ist Bedingung für Qualität im Vorarlberger Tourismus.

Dienstleistungen für körperlich-seelisches Wohlbefinden


Eine wichtige Ausdrucksform von Gastlichkeit ist die qualifizierte Gästebetreuung. In diesem Bereich liegt
eine der größten Herausforderungen für den Vorarlberger Tourismus. In einer Zeit, da weltweit das touris-
tische Angebot wächst und im großen Stil in Infrastrukturen investiert wird, muss ein Land mit begrenzten
natürlichen Ressourcen Differenzierungschancen über Service- bzw. Betreuungsangebote suchen.

Die Palette reicht von der fachkundigen Beratung bei der Gestaltung des individuellen Urlaubserlebnisses
über Dienstleistungen für das körperlich-seelische Wohlbefinden, Anregungen Neues auszuprobieren bis
zu Angeboten zur persönlichen Entfaltung, die über den Urlaub hinausgehen und in den Alltag wirken.
Starke gesellschaftliche Strömungen, wie etwa die „Suche nach Sinn und Entfaltung“, stützen diese Ori-
entierung.

Dafür braucht es Bereitschaft und Freude zu einer Aus- und Weiterbildung von Unternehmern und Mit-
arbeitern, die über die unmittelbaren fachlichen, betriebsbezogenen Qualifikationen hinausgeht. So kann
zum Beispiel die Auseinandersetzung mit den kulturellen Ressourcen des Landes neue Ideen für die Ent-
wicklung kreativer und eigenständiger Angebote für die Gästebetreuung liefern.

Mit diesen Formen der Gästebetreuung betritt der Tourismus vielfach Neuland, zum einen was Art und
Umfang der Dienstleistungen an sich betrifft, zum andern, was Organisation und Logistik anlangt. In den
meisten Fällen braucht es eine über die einzelbetriebliche Leistung hinausgehende Perspektive und damit
das Denken in Dienstleistungsketten. Touristische Innovationen in diesem Bereich sind für die Profilierung
des Vorarlberger Tourismusangebots wichtig. Den Destinationen kommt in diesem Prozess der Angebots-
entwicklung eine zentrale Bedeutung zu.

Handlungsempfehlungen sind:

• Sicherung der Dienstleistungskette für die touristischen Spitzenprodukte der Region, z.B. durch
Vereinbarungen über Qualitätsstandards.
• Laufende Verbesserung der sprachlichen Kompetenz der Unternehmer und der Mitarbeiter als
Voraussetzung für die weitere Internationalisierung der Nachfrage.
• In der Tourismusausbildung soll neben der fachlichen Ausbildung auf die Entwicklung der sozialen
und emotionalen Kompetenz besonderer Wert gelegt werden.
30 Tourismus in Vorarlberg

3.4 Angebotsgestaltung für den Bergsommer


Die touristischen Angebote im Sommer sollen sich dadurch auszeichnen, dass sie qualitativ
hochwertig sind und auf jeder Stufe (See – Wald – Berg) unter den Aspekten Kultur, Gesundheit,
Sinnlichkeit, Natur und Landschaft bewusst gestaltet werden. Freizeit-Infrastrukturen, wie z.B.
das umfangreiche Bergbahnangebot, die den Zugang zu Natur und Landschaft ermöglichen,
schaffen die Grundlage dafür.

Beim Auf- und Ausbau von Freizeiteinrichtungen ist neben der Bedarfsprüfung und Umweltver-
träglichkeit auch zu beurteilen, welchen Beitrag die Einrichtungen zur Profilierung des touristi-
schen Angebots im Sommer leisten.

Erlebnisraum Landschaft
Vorarlberg verfügt über einen vergleichsweise hohen Standard an touristischer Infrastruktur. Dieser Stan-
dard wird mittlerweile – genauso wie die laufende qualitative Anpassung – als Basisleistung eines hoch-
entwickelten Tourismuslandes vorausgesetzt, bringt aber keine Wettbewerbsvorteile mehr. Profilierung
gelingt Vorarlberg also nicht mehr in erster Linie über die technische Qualität der Infrastrukturen und
Einrichtungen, sondern nur über ein abgestimmtes Leistungssystem, das nicht so einfach kopiert werden
kann.

Dieses basiert auf vier spezifischen Eigenheiten Vorarlbergs:


1. Variantenreiche Landschafts- und Kulturbilder, die auf kleinstem Raum und auf allen Höhenstufen
zugänglich sind.
2. Vorarlberg gilt aus Sicht der Gäste nicht als typische Alpenregion, ist jedoch bekannt für seine
Berglandschaften.
3. Wälder und Berge prägen das Landschaftsbild und stellen eine attraktive und wertvolle Basis zur
Gestaltung von sinnlichen und gesundheitsfördernden Angeboten dar.
4. Vorarlberg bietet Seen und Gewässer in allen Höhenlagen – vom Bodensee bis zum Silvrettasee.
Tourismus in Vorarlberg 31

Gemäß der Tourismus Benchmark Studie 4 besteht in Vorarlberg im Vergleich zu anderen Regionen des
Alpenraums noch überdurchschnittlich viel Potenzial zur Entwicklung des Sommertourismus.

Die inspirierende Bergwelt und die landschaftliche Vielfalt auf kleinstem Raum – vom Bodensee bis zum
Arlberg und Piz Buin – sind das natürliche Tourismuskapital Vorarlbergs. Unsere Landschaften werden
auch weiterhin ein zentraler Erfolgsfaktor sein, wenn es gelingt, das Naturerlebnis mit der kulturellen
Atmosphäre des Landes zu kombinieren und als Einheit zu präsentieren. So sind z.B. die Maisäß- oder
Vorsäßgebiete, aber auch viele Alpen mit Sennereibetrieben im Alpenraum einzigartige Nachweise einer
jahrhundertealten Kulturlandschaftsnutzung in den Berggebieten.

Die Angebotsgestaltung baut auf den natürlichen sowie kulturgeschichtlichen Besonderheiten auf und
nutzt zur Profilierung die Stärken des Landes, zum Beispiel in den Bereichen Bauen/Architektur, Handwerk
und Design.

Den landschaftlichen Erlebniswerten ist vor allem in der Ortsgestaltung – von der Flächenwidmung über
die Bebauungsplanung bis zur Ortsbildpflege – besonderes Augenmerk zu widmen. Denn „Landschaft“
beginnt nicht erst außerhalb der Siedlungsränder. Vielmehr ist es so, dass die meiste Freizeit – auch von
Gästen – innerhalb der Siedlungsgebiete verbracht wird.

4
BAK Basel Economics: Tourismus Benchmark Studie für das Bundesland Vorarlberg – Schlussbericht,
i.A. des Amtes der Vorarlberger Landesregierung, Basel, September 2005
32 Tourismus in Vorarlberg

Wege zum Naturerlebnis


Wandern
Auf der Grundlage des Vorarlberger Wanderwegekonzepts wurde in Zusammenarbeit zwischen Land und
Gemeinden eine qualitativ hochwertige Freizeitinfrastruktur geschaffen. Die Wege erschließen Gästen
wie Einheimischen beim Wandern die außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt und Erlebnisdichte des
Landes. Die Wege im hochalpinen Bereich bieten sportliche Herausforderungen für Bergsteiger.

Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Absicherung des erreichten Standards und die laufende Pflege
der geschaffenen Infrastruktur. Aufgabe der Tourismusverantwortlichen ist es, diese Wegeinfrastruktur
bestmöglich in die Angebotsgestaltung rund um die Themen Bewegung und Gesundheit, Ruhe und Kraft,
eindrückliche Naturerlebnisse und Kultur einzubeziehen.

Laufen
Die Freizeitbeschäftigung „Laufen“ in der freien Natur erfreut sich in Vorarlberg zunehmender Beliebtheit.
Man benötigt dafür keine kostspielige Ausrüstung und der leichte Ausdauersport kann praktisch überall
ausgeübt werden. Vorarlberg verfügt mit einem sehr gut ausgebauten und digital erfassten Rad- und
Wanderwegenetz über eine perfekte Basisinfrastruktur für das Laufen in einer abwechslungsreichen Land-
schaft. Aufbauend auf diesem Routennetz sollen Laufstrecken für verschiedene Leistungsniveaus konzi-
piert und nach landesweit einheitlichen Richtlinien realisiert werden. Eine auf die Bedürfnisse der Läufer
und Jogger abgestimmte Freizeitinfrastruktur rundet das touristische Freizeitangebot ab und unterstreicht
die Kompetenz von Vorarlberg als Urlaubsland für bewegungs- und gesundheitsorientierte Menschen.

Sportlich aktiv mit dem Fahrrad


Im Unterschied zum Wanderangebot ist es Vorarlberg noch zu wenig gelungen, Natur und Landschaft für
jene zugänglich zu machen, die etwa mit Mountainbikes eine sportliche Herausforderung zwischen Berg
und Tal suchen. So ist die landesweit einheitliche Beschilderung von Mountainbike-Routen nur in Ansätzen
realisiert.
Tourismus in Vorarlberg 33

Durch eine mit den berührten Interessen abgestimmte Routenplanung können Nutzungskonflikte weit-
gehend vermieden werden. Eine gute Basis dafür sind die gewonnenen Erfahrungen aus der Zusammen-
arbeit zwischen Land, Gemeinden und den Gemeinden untereinander bei der Umsetzung des Wander-
wegenetzes. So wie das Wanderwegenetz soll ein landesweit einheitliches und attraktives Routennetz für
Mountainbiker zu einer Angebotsstärke der Freizeit-Infrastruktur entwickelt werden.

Golf
Der Golfsport erfreut sich bei Gästen und Einheimischen zunehmender Beliebtheit. Aus touristischer Sicht
ist das Angebot von Golfanlagen ein wichtiges Zusatzangebot für die steigende Zahl an golfinteressierten
Gästen, die während ihres Urlaubs auch Golf spielen wollen. Zur Abrundung des touristischen Qualitäts-
angebots ist ein attraktives Golfangebot in Vorarlberg notwendig. Zudem leistet das Golfangebot im Land
einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Nebensaison im Frühjahr und Herbst. Allerdings soll nicht über-
sehen werden, dass sich Golf immer mehr zu einer Freizeitbeschäftigung entwickelt, so dass Golfplätze
immer stärker auch als Infrastrukturangebot für die eigene Bevölkerung verstanden werden müssen.

Outdoor-Aktivitäten
Von der Sport- und Freizeitindustrie sind in den nächsten Jahren noch zahlreiche Innovationen bei den
Outdoor-Sportgeräten und Outdoor-Aktivitäten zu erwarten. Dabei ist der Bedarf an Infrastrukturen für
neue Sportarten im Hinblick auf die Anforderungen, mögliche Nutzungskonflikte und auf Verträglichkeit
mit dem Markensystem Vorarlberg zu prüfen.

Besonders gut zum Vorarlberger Bergsommer passen solche Outdoor-Aktivitäten, deren Ausübung durch
die bewusste Auseinandersetzung mit Natur und Landschaft zusätzlich an Attraktivität gewinnt.

Handlungsempfehlungen sind:

• Bewusstmachen der landschaftlichen und kulturellen Werte des Landes als Voraussetzung für die
Schaffung von authentischen touristischen Angeboten.
• Ausbau des offiziellen Mountainbike-Netzes unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen
nach dem Vorbild des Vorarlberger Wanderwegekonzepts. Sicherstellung der Nutzung von
Mountainbike-Routen und Schaffung der nötigen Organisationsstruktur in der Landesverwaltung.
• Erarbeiten von Richtlinien und Qualitätsstandards für die Konzeption und das Ausweisen von
Laufstrecken.
• Pflege und Erhaltung des hohen Qualitätsstandards bei der Wanderwege-Infrastruktur durch
finanzielle Unterstützung der Wegeerhalter und Sicherstellung der dafür nötigen personellen
und organisatorischen Ressourcen in der Landesverwaltung.
• Thematisierung und Inszenierung von Wanderwegeangeboten, auch mit dem Ziel, einen
Weitwanderweg mit Start und Ziel in Vorarlberg umzusetzen.
• Sensible Nutzung von Maisäß- bzw. Vorsäßgebieten in der touristischen Angebotsentwicklung.
• Schaffung einer „Vorarlberg-Card“ als Ergänzung zu den regionalen Inclusive-Cards
(Erlebnisverbund Vorarlberg).
34 Tourismus in Vorarlberg

3.5 Angebotsgestaltung im Bergwinter


Vorarlberg muss seine Wintersportkompetenz durch die Entwicklung von attraktiven Winter-
sporträumen absichern. Die zahlreichen kleineren und mittleren Skigebiete sollen sich über
Alternativ- und Zusatzangebote klar positionieren. Mit Angeboten für den Ski-Nachwuchs,
Wintersportgebieten in mittleren Lagen und Top-Skigebieten, verfügt das Winterurlaubsland
Vorarlberg über Kompetenz für alle Aktivitäten rund um den Schnee. Neben klar profilierten
Wintersportgebieten soll sich das winterliche Angebot durch einen umfassend verstandenen
Qualitätsanspruch auszeichnen.

Vorarlberg verfügt mit 334 Seilbahn- und Liftanlagen und insgesamt 1.200 km Pisten über ein breit ge-
fächertes und qualitativ sehr gutes Wintersportangebot. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Entwicklung (zunehmender Wettbewerb unter den Top-Wintersportregionen, demo-
grafische Entwicklung in unseren wichtigsten Herkunftsländern) müssen sich auch die Vorarlberger Win-
tersportgebiete klarer positionieren. Im Wintersport differenziert sich die Nachfrage: alpiner Pistenskilauf,
Carven und Snowboarden auf der einen, Wintersport abseits der Skipisten, wie etwa Skitouren, Freeriden,
Langlaufen, Schneeschuh-Touren, Rodeln, Winterwandern etc. auf der anderen Seite. Im Unterschied zu
den Alpinskifahrern, bei denen die sportliche Aktivität im Vordergrund steht, ist das intensive Natur- und
Landschaftserlebnis Triebfeder für Freizeitaktivitäten abseits des Skilaufs. Durch raumrelevante Maßnah-
men soll jedoch dem Vordringen von Wintersportaktivitäten in ökologisch sensible Landschaftsräume ent-
gegengewirkt werden.

Dies gilt in gleichem Maße für den Sommer, wo Vorarlberg mit seiner eindrucksvollen Landschaft punktet.
Bei technischen Erschließungen müssen die Auswirkungen auf Natur und Landschaft und die Attraktivität
für den Nicht-Pistenskifahrer sowie die Sommergäste mitberücksichtigt werden. Vorarlberg hat dieser
Entwicklung in der Angebotsgestaltung für den Bergwinter angemessen Rechnung zu tragen. Einen wich-
tigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und zur Lenkung von Freizeitaktivitäten außerhalb sensibler Wild-
und Waldzonen leistet die Initiative „Respektiere Deine Grenzen“.

Positionierung und Angebotsprofilierung


der Wintersportgebiete
Vorarlberg verfügt im Vergleich zu anderen Wintersportländern über einige kleinere und mittlere Skigebiete
in der Nähe der Ballungsräume. Sie sind als preislich attraktive „Schnee-Sport-Spiel-Räume“ eine wichtige
Säule im winterlichen Leistungsangebot des Landes. Im Zusammenwirken mit den Vorarlberger Skischu-
len und Skivereinen vermitteln sie Kindern spielerisch den Umgang mit Schnee und legen überhaupt die
Grundlage für eine enge Beziehung zum Wintersport. Dies ist gerade in Vorarlberg, wo Skifahren als Volks-
sport der einheimischen Bevölkerung verstanden wird, von besonderer Bedeutung. Das Winterurlaubsland
Vorarlberg braucht, um funktionsfähig zu bleiben, kleine, mittlere und große Wintersportgebiete. Für die
Gebiete ist aus wirtschaftlichen Gründen aber eine klare Positionierung nötig.

Die Positionierung erfolgt bei kleineren und mittleren Skigebieten in erster Linie über Investitionen in Ser-
vice- und Dienstleistungen rund um das Wintersport- und Schneevergnügen (Gastronomie, Landschafts-
erlebnis, Wandern, Spielen im Schnee, Rodeln und Funangebote etc.) und erst in zweiter Linie über me-
Tourismus in Vorarlberg 35

chanische Aufstiegshilfen bzw. die Anzahl der Pistenkilometer in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.


In der Zusammenarbeit mit anderen Seilbahnunternehmen (Begünstigung im Verbund, Mitbesorgung der
Geschäftsführung, Schulung, Beratung, etc.) und durch wirtschaftliche Kooperation sowie Marketing auf
lokaler und regionaler Ebene (Gemeinden, Sportartikelgeschäfte, Schulen, Vereine) sind die Möglichkeiten
zu einem wirtschaftlichen Betrieb auszuloten. Die Schneesicherheit ist auch bei den niedriger gelegenen
Skigebieten wichtig.

Die mittleren Schigebiete erfüllen zwei wichtige Funktionen im winterlichen Leistungsangebot von Vor-
arlberg. Sie vermitteln mit ihrer breiten Angebotspalette die ganze Vielfalt der Winterfreuden im Schnee
(„Allround-Gebiete“) und sichern den sportlichen Nachwuchs – auch für die Top-Skigebiete. In diesen
Gebieten sind zeitgemäße Aufstiegshilfen eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung. Die
Top-Skigebiete in etablierten Wintersportzentren mit umfangreichem Pistenangebot in höheren Lagen und
Schneesicherheit werden auch künftig einen hohen Anteil an Wintersportlern verzeichnen. Für diese sport-
lichen Skigebiete hat neben dem Service- und Dienstleistungsangebot die Größe des Skiraums als Maßstab
für die Attraktivität des Gebiets besondere Relevanz.
36 Tourismus in Vorarlberg

Vorarlberg ist stark durch den Wintertourismus geprägt und hat eine hohe Wintersportkompetenz. Die
Entwicklungen über die Klimaerwärmung müssen verfolgt werden. Auch wenn das Umfeld dadurch
schwieriger werden könnte, ist es von großer Bedeutung, die Wettbewerbsfähigkeit der Skigebiete auch
für die Zukunft abzusichern.

Bei der Beurteilung von Projekten sind langfristige und gesamtwirtschaftliche regionale Überlegungen ent-
sprechend zu berücksichtigen. Wegen der begrenzten naturräumlichen Voraussetzungen in unserem Land
wird sich ein Top-Skigebiet in Vorarlberg im internationalen Wettbewerb aber nie rein quantitativ über die
Zahl der Pistenkilometer, sondern nur über einen sehr umfassend verstandenen Qualitätsanspruch erfolg-
reich behaupten können. Dieser bedeutet einerseits komfortable Seilbahnen und Lifte, kurze Wartezeiten,
vielfältige, gut präparierte, sichere Pisten und herausfordernden freien Skiraum. Qualität im umfassenden
Sinn berücksichtigt aber auch Aspekte des Umgangs mit Natur und Landschaft, mit dem mit Skitourismus
verbundenen Verkehr, der Gemeindeentwicklung, des Angebots von Alternativen zum Skilauf, des Beher-
bergungs- und Verpflegungsangebots, der Qualifikation der Mitarbeiter und des Verständnisses zwischen
Einheimischen und Gästen.

Skigebietsverbindungen oder Erweiterungen von Skigebieten sollen möglich sein, wenn diese zu einer
signifikanten Verbesserung bzw. zur Abrundung des Angebotes führen, wirtschaftlich für die Region sinn-
voll und unter Abwägung von Natur- und Landschaftsschutzaspekten vertretbar sind. Ob diese Vorausset-
zungen gegeben sind, ist im Einzelfall zu prüfen. Die großräumige seilbahntechnische Erschließung bisher
unberührter Gebiete soll weiterhin dezidiert ausgeschlossen sein.

Entwicklung in den Skigebieten und Schneesicherheit durch


Beschneiung
Bei der Kapazitätsgestaltung von Aufstiegshilfen ist auf die örtlichen und regionalen Gegebenheiten sowie
Belastungsgrenzen zu achten. Bei Ausbauprojekten ist deshalb eine möglichst gesamthafte Beurteilung
Tourismus in Vorarlberg 37

der Auswirkungen vorzunehmen. Diese umfasst insbesondere die Komfortverbesserung der Aufstiegs-
hilfen und der Pisten, die Personendichte im Skigebiet, Konsequenzen für den Natur- und Umweltschutz,
den Verkehr, das Parkplatzangebot, die örtliche bzw. regionale Beherbergungs- und Verpflegungskapazität
und die Angebotsgestaltung. Grundlage dafür ist ein vom Betreiber vorgelegtes Konzept mit einer gesamt-
haften Darstellung der aktuellen Situation und der durch den Ausbau zu erwartenden Auswirkungen.

In den etablierten Wintersportgebieten sind in den letzten Jahren umfangreiche Investitionen in Beschnei-
ungsanlagen erfolgt, um die Abhängigkeit von Wetter- und Klimaschwankungen zu verringern und das
wirtschaftliche Risiko kalkulierbarer zu machen. Die Möglichkeiten zur technischen Beschneiung gehören
heute zur Basisinfrastruktur eines Wintersportgebietes. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die technische
Beschneiung auf Grundlage der Beschneiungsrichtlinien des Landes erfolgt und ein vernünftiges Kosten-
Nutzenverhältnis erzielt werden kann.

Komfort und Sicherheit auf den Pisten/Verkehrsmanagement


Neben der klaren Profilierung der Wintersportregionen soll die Qualität bei Angebot und Dienstleistungen
ein besonderes Kennzeichen des Vorarlberger Wintersportangebots sein. So bedeutet Qualität beim Skifah-
ren nicht nur komfortable Aufstiegshilfen und optimale Pistenpräparierung, sondern auch ein subjektives
Empfinden von Sicherheit und Wohlbefinden der Wintersportler auf den Pisten. Anzustreben ist deshalb
eine optimale Ausnutzung von Beförderungs- und Pistenkapazitäten. Eine Überlastung ist zu vermeiden.
So hat sich das Modell der Pistenwächter nach dem Vorarlberger Sportgesetz bewährt.
38 Tourismus in Vorarlberg

Um diesen Qualitätsanspruch nach Sicherheit und Wohlbefinden zu gewährleisten, können Maßnahmen


sinnvoll sein, die den Zustrom an Skifahrern in die Skigebiete regulieren. Voraussetzung dafür ist z.B. die
Festlegung einer maximalen Zahl von Skifahrern als Maßnahme zur Vermeidung von Belastungsspitzen.
Eine solche Festlegung hat auch verkehrslenkende Wirkung.

Handlungsempfehlungen sind:

• Optimierung der Behördenverfahren und frühzeitiges Einbeziehen von Experten auf Landesebene.
• Frühzeitige Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen bereits im Vorfeld von
Projektplanungen ist zu empfehlen.
• Forcierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Skigebiete.
• Klare Profilierung und Positionierung der Skigebiete.
• Erhöhung der Beförderungskapazitäten in den Wintersportgebieten in Abstimmung mit dem
Beherbergungsangebot des Einzugsbereichs, da primäres Ziel für den Bergwinter die Erhöhung
der regionalen Wertschöpfung durch den Aufenthaltsgast ist.
• Entwicklung von geeigneten Verkehrslenkungsmaßnahmen zur Entzerrung und Reduzierung der
Verkehrsspitzen.
• Förderung des Verständnisses für das Wintersportgebiet als vernetztes System mit technischer
Infrastruktur (Seilbahnen und Lifte), Zusatzangeboten und Dienstleistungen vor Ort.
• Verbesserung der Dienstleistungsketten durch engere Zusammenarbeit der verschiedenen Anbieter
(Seilbahnen, Skischulen, Sportgeräteverleih, ...) in einer Region.
• Engagierte Weiterentwicklung von Winterangeboten, ergänzend zum alpinen Skilauf.
• Verstärktes Erlebbarmachen des Bergwinters für Nicht-Skifahrer. Entsprechende Zusatzangebote
sind zu entwickeln und anzubieten.
• Weiterführung von Aktionen zur Bewusstseinsbildung und Lenkung von Freizeitaktivitäten.
• Festlegung von Ruhegebieten zum Schutz ökologisch sensibler Gebiete.

3.6 Kur-, Gesundheits- und Wohlfühlangebote


Die touristischen Chancen des Wachstumsmarktes Gesundheit sollen durch qualitätsbewusste
Angebote für „Gesundheit und Erholung“ ganzjährig genutzt werden.

Die Experten sind sich einig: Die Menschen in den modernen Gesellschaften wollen immer gesünder älter
werden. Verbesserte Diagnose und Früherkennung von Gesundheitsrisiken veranlassen sie, sich stärker
mit ihrem Körper und seinen Empfindlichkeiten auseinander zu setzen. Dadurch steigt das Gesundheits-
bewusstsein breiter Bevölkerungsgruppen. Die Menschen werden offener für Angebote, die eine gesund-
heitsfördernde und entspannende Wirkung versprechen.
Tourismus in Vorarlberg 39

Vorarlberg verfügt dank seiner Topografie über ideale naturräumliche Voraussetzungen für einen erho-
lungs- und gesundheitsfördernden Urlaub. Mit seiner international anerkannten Politik der Gesundheits-
vorsorge und einer überdurchschnittlich gesundheitsbewussten Bevölkerung hat Vorarlberg günstige Vor-
aussetzungen, sich glaubhaft als Alpendestination mit Gesundheitskompetenz zu profilieren. Gesundheit
wird dabei als körperlich-seelisches Wohlbefinden und nicht als Abwesenheit von Krankheit verstanden.
Vorarlberg verfügt zudem schon heute über engagierte Spezialisten für Kur, Gesundheit und Wohlbefin-
den, die es verstehen, Besonderheiten der umgebenden Natur und Landschaft in die betriebliche Ange-
botsgestaltung einzubeziehen.

Bei den touristischen Gesundheitsangeboten von morgen geht es um ganzheitliche Regeneration, von der
Ernährung über gesunden Sport, Erholung, Entspannung bis zum Natur- und Kulturerlebnis. Angespro-
chen sind aktive, gesundheitsbewusste Gäste, die im Urlaub für Körper, Geist und Seele etwas Gutes tun
wollen. Mit seinem hoch entwickelten Tourismusangebot in intakter Landschaft und innovativen Leistungs-
trägern hat Vorarlberg gute Voraussetzungen, von diesen gesellschaftlichen Entwicklungen touristisch zu
profitieren. Solche touristischen Angebote sind zudem saisonunabhängig und können als Schwerpunkt
eines ganzjährigen Tourismusangebotes gepflegt werden.

Handlungsempfehlungen sind:

• Schaffung von innovativen Ganzjahresangeboten zur ganzheitlichen Regeneration unter


Einbeziehung der alpinen Natur und Landschaft.
• Förderung des Qualitätsmanagements von Gesundheits- und Wohlfühlbetrieben.
• Aufarbeitung von Heilwissen und Heilmitteln sowie Gesundheitsanwendungen und Prüfung
der Relevanz für neue touristische Angebote.
• Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Gesundheits- und Wohlfühlbereich.
• Pilotprojekt zur Schaffung von verkehrsfreien Zonen.
40 Tourismus in Vorarlberg

3.7 Kulturtourismus in Vorarlberg


Vorarlberg hat mit seinen historischen Wurzeln, seinem kulturellen Potenzial und der touristi-
schen Kompetenz sehr gute Chancen, von der langfristig wachsenden Bedeutung des Kulturtou-
rismus zu profitieren und sich als kulturorientierte Urlaubsdestination zu etablieren. Vorausset-
zungen dafür sind ein ausgeprägtes kulturelles Interesse bei touristischen Leistungsträgern und
eine produktive Zusammenarbeit zwischen Kultur und Tourismus.

Vorarlberg verfügt mit den Bregenzer Festspielen oder der Schubertiade über zwei international renom-
mierte Kulturveranstaltungen, die Jahr für Jahr ein kulturinteressiertes Publikum anziehen, das neben dem
Kulturangebot auch das ferientouristische Angebot der Region nützt. Neben diesen etablierten Angeboten
gibt es in Vorarlberg eine sehr lebendige zeitgenössische Kulturszene. Auch in den anderen Regionen
entwickeln sich von engagierten Kulturschaffenden getragene Kulturinitiativen. Dazu zählen auch die Vor-
arlberger Volkskultur und das Brauchtum.

In der bildenden Kunst sichert sich Vorarlberg mit dem Kunsthaus Bregenz ein weit über die Grenzen hin-
aus anerkanntes Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung. Und nicht zuletzt die moderne Vorarlberger
Architektur. Die zeitgenössische Baukunst prägt das Bild des Landes und erfährt nicht nur in Fachkreisen
Beachtung. Vorarlberg wird aber touristisch insgesamt noch zu wenig als Kulturland wahrgenommen.

Vorarlberg – das kulturell geprägte Tourismusland


Vorarlberg soll sich in Zukunft stärker als bisher als kulturell geprägtes Tourismusland im alpinen Raum
einen Namen machen. Entscheidend für den Erfolg dieser Ausrichtung sind nicht nur neue Angebote
mit eigenständigen, regionstypischen Qualitäten, sondern gezielte Kooperationen zwischen Kulturver-
anstaltern und touristischen Leistungsträgern sowie Tourismusorganisationen bei der Entwicklung und
Vermarktung. Je besser diese Zusammenarbeit funktioniert, desto größer ist auch die Chance, über die
touristische Marke Vorarlberg ein größeres kulturinteressiertes Publikum zu erreichen.
Tourismus in Vorarlberg 41

Die stärkere Vernetzung von Kultur und Tourismus bietet für beide Seiten Chancen. Die für den Vorarlber-
ger Tourismus interessanten Gästezielgruppen sind nicht nur grundsätzlich gegenüber kulturellen Ange-
boten offen, sondern erwarten sich auch kulturelle Kompetenzen im Urlaubsland. Zudem erleichtert eine
entspannte Urlaubsatmosphäre auch den Zugang zu Kunst und Kultur. Vorarlberger Kulturveranstalter
ihrerseits können durch die Zusammenarbeit in Werbung und Marketing mit den touristischen Organisati-
onen Märkte ansprechen, die sie selber nicht erreichen können.

Kultur pur wird auch künftig nur für einen relativ geringen Anteil der Vorarlberger Gäste reiseentscheidend
sein. Die Mehrheit der Gäste wünscht sich beim kulturell motivierten Urlaub ein abgerundetes, kulturell ge-
prägtes Gesamterlebnis. Dabei spielen die Atmosphäre und das Flair der Natur- und Kulturlandschaft eine
besondere Rolle. Dies gilt auch für Kreativ-, Sinn- und Identitätsangebote als kulturtouristische Angebote
im weiteren Sinn. Hier treffen die Entwicklungschancen Vorarlbergs im Kulturtourismus mit jenen für den
Bergsommer zusammen.

Die besondere Vielfalt von Natur und Kultur und die regionalspezifischen Eigenarten in Lebensweise und
Brauchtum sind typisch für Vorarlberg. Einige Traditionen sind zum Teil heute noch fest im täglichen Leben
verankert, andere einem starken Wandel unterworfen. Ein kulturell geprägtes Tourismusland Vorarlberg
42 Tourismus in Vorarlberg

soll sich auch dadurch auszeichnen, dass Gästen dann traditionelles Brauchtum und die Volkskultur näher
gebracht wird, wenn sie für die Bewohner lebendig ist und gerne gelebt wird.

Dazu gehört auch, dass Informationen und Schaustücke des natur- und kulturgeschichtlichen Erbes – sei
es bei Ausstellungen, Museen oder unkonventionellen Darstellungsformen – stets professionell und mit
zeitgemäßem gestalterischem Anspruch zugänglich und erlebbar gemacht werden. Die Herausforderung
liegt in der Vermittlung.

Handlungsempfehlungen sind:

• Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Kulturträgern und Touristikern.


• Unterstützung eines breitgefächerten innovativen und zeitgenössischen Kulturangebotes
in allen Teilen des Landes.
• Intensivierung der Kooperation und Koordination zwischen Tourismuswirtschaft,
Tourismusorganisationen, Kulturveranstaltern und Musikschulen.
• Förderung professioneller Beratung bei Konzeption und Umsetzung von kulturtouristischen
Projekten, auch im Rahmen der Destinationsentwicklung.
• Selbstbewusste Pflege traditionellen Brauchtums.
• Präsentation von natur- und kulturgeschichtlichen Besonderheiten in der freien Natur im Rahmen
des touristischen Angebots.
• Nutzung der Chancen dramaturgischer und künstlerischer Gestaltung des öffentlichen Raums,
speziell an Orten, wo sich Menschen emotional berühren lassen können
(z.B. Aussichts- und Entspannungsplätze).
• Ausloten von Chancen einer produktiven Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kultur
(‚Kreativwirtschaft“).
• Gründung einer Kooperationsplattform Kultur – Tourismus Vorarlberg mit dem Ziel, eine
Kulturtourismusmarke Vorarlberg zu etablieren und international zu kommunizieren.
• Entwicklung eines kulturellen Ganzjahresprogramms mit saisonalen Höhepunkten von hoher
kultureller und touristischer Attraktivität.
• Aufbau eines Netzwerk-Marketings zur Verankerung Vorarlbergs als Kulturtourismusdestination
und zur Unterstützung von Internationalisierungsbestrebungen qualitativ hochwertiger Kultur- und
Kulturtourismusinitiativen.

3.8 Geschäfts-, Kongress- und Tagungstourismus


Der Geschäfts-, Kongress- und Tagungstourismus ist neben dem Ferientourismus ein Geschäfts-
feld des Tourismuslandes Vorarlberg mit Wachstumspotenzial. Diese Tourismusformen wirken
zudem imageprägend für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg. Sie sind weiter auszubauen.
Tourismus in Vorarlberg 43

Die Stärken Vorarlbergs als Destination für den Geschäfts-, Kongress- und Tagungstourismus sind die
internationale Lage, das attraktive touristische Angebot in unmittelbarer Nähe zur Kongress- und Ta-
gungsinfrastruktur im Rheintal und das aus dem Kunst- und Kulturbetrieb gewonnene Know-how für die
Programmgestaltung.

Der Geschäfts- und Kongresstourismus konzentriert sich weitgehend auf das Rheintal, wirkt aber insbe-
sondere im Seminar- und Tagungsgeschäft bis in die klassischen Ferienregionen des Landes. Gerade in den
Ferienregionen soll beim Marketing für Tagungen und Seminare auf das attraktive Freizeitangebot auf-
merksam gemacht werden. Im Unterschied zu den Mitbewerbern im Kongressgeschäft in Österreich, der
angrenzenden Schweiz und im deutschen Bodenseeraum gibt es in Vorarlberg mit den Städten Bregenz,
Dornbirn und Feldkirch mehrere auf verschiedene Standorte verteilte Tagungs- und Kongressanbieter. Eine
erfolgreiche Positionierung als Kongress- und Tagungsdestination bedingt deshalb eine enge Kooperation
der Anbieter sowie eine professionelle Vermarktungsstruktur mit einer Fullservice-Agentur zur Angebots-
bündelung und Abwicklung von Kongressen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Förderung der engen Kooperation der Incentive-, Tagungs- und Kongressanbieter über verbindliche
Leistungsstandards.
• Positionierung von Vorarlberg als Kongress- und Tagungsstandort mit besonderer Kompetenz für
die Programmgestaltung.
• Weiterentwicklung der Organisation „Convention Partner Vorarlberg“ zur Fullservice-Agentur für
das Kongress- und Tagungsgeschäft.
44 Tourismus in Vorarlberg

4. Rahmenbedingungen
im Tourismus
Tourismus in Vorarlberg 45

4.1 Struktur des Tourismus in Vorarlberg


Die touristische Organisationsstruktur des Landes gliedert sich in vier Ebenen:
- Leistungsträger und Angebotsgruppen
- Örtliche Tourismusorganisationen
- Destinationen
- Vorarlberg Tourismus

Die einzelnen Ebenen haben unterschiedliche Funktionen und damit verbunden auch unterschiedliche
Aufgabenstellungen. Ein kontinuierlicher Austausch zwischen diesen Ebenen ist notwendig.

Handlungsempfehlungen für alle touristischen Organisationsebenen sind:

• Kooperation und verstärkte Nutzung von Synergien zwischen den verschiedenen


Organisationsebenen.
• Aktiver Einbezug des Markensystems Vorarlberg mit seinen Destinationsmarken in die
Marketingarbeit auf allen touristischen Ebenen.
• Wahrnehmung der sich durch das Internet ergebenden Chancen und Möglichkeiten
auf allen touristischen Ebenen.
• Ausbau von Online-Reservierungssystemen mit maximalem Nutzerkomfort und Möglichkeit
der Online-Buchbarkeit auf allen touristischen Ebenen.
• Einbindung möglichst vieler Anbieter (gewerbliche Betriebe, Privatvermieter) in
Online-Reservierungssysteme, um die Attraktivität des Internet-Angebotes zu steigern.
• Vernetzung der unterschiedlichen technischen Systeme, um eine maximale Online-Buchbarkeit
zu gewährleisten.
• Nutzung neuer Technologien zur touristischen Angebotsgestaltung.

4.1.1 Leistungsträger und Angebotsgruppen


Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, Betriebe der Freizeitwirtschaft und Angebotsgruppen als Leis-
tungsträger vor Ort sind die Basis für den Tourismus in Vorarlberg. Sie haben den unmittelbaren Kontakt
zum Gast und damit auch die Gelegenheit, das Urlaubserlebnis direkt positiv zu beeinflussen.

Wesentliche Aufgaben sind:


- Leistungserstellung und Preispolitik
- Gestaltung von innovativen Pauschalangeboten (packaging)
- Gästebetreuung, Service
- Kundenbindung
- Betriebs- und angebotsspezifische Gästebefragungen
- Teilnahme an Kooperationen (Angebot, Marketing, Weiterbildung, …)
- Qualitätsverbesserung und -sicherung des Angebotes
- Kooperation mit allen touristischen Ebenen
46 Tourismus in Vorarlberg

4.1.2 Örtliche Tourismusorganisationen


Den örtlichen Tourismusorganisationen kommt analog zur Ebene der Leistungsträger und Angebotsgrup-
pen in erster Linie die Funktion der Gästebetreuung zu. Dies beinhaltet die attraktive Gestaltung des
örtlichen Angebots. Das beginnt bei den Wanderwegen und geht über die Freizeitinfrastruktur bis zum
gesamten Dienstleistungsangebot.

Wesentliche Aufgaben sind:


- Gästeinfoservice und Gästebetreuung vor Ort
- Qualitätsverbesserung und -sicherung des örtlichen Angebotes
- Entwicklung, Weiterentwicklung und Mitgestaltung des örtlichen Angebots
- Pflege der Tourismusgesinnung im Ort – Marketing nach innen
- Integration in das Marketing der Destination

4.1.3 Destinationen
Angesichts der Anforderungen des globalen Wettbewerbs wurden und werden in Österreich, aber auch
in unseren Nachbarländern, massive Anstrengungen unternommen, um aus Regionen strategisch geführ-
te Destinationen zu machen. Destinationen sind kompakte Wettbewerbseinheiten zur Vermarktung der
Region mit organisierten Angebotsbündeln und gastorientierten Dienstleistungsketten für ihre Kernge-
schäfte, also ihre wirtschaftlich wichtigsten touristischen Geschäftsfelder. Der entscheidende Vorteil der
Destinationen entsteht durch die Konzentration auf die Entwicklung, Organisation und Vermarktung der
Kerngeschäfte.

Dem Destinationsmanagement kommt die verantwortungsvolle Aufgabe zu, die Destination strategisch
weiter zu entwickeln, das Zusammenwirken einer Vielzahl von selbstständigen, autonomen Partnern
Tourismus in Vorarlberg 47

zu gewährleisten und mit innovativen und nachhaltigen Lösungen zum touristischen Erfolg der Region
beizutragen.

Vorarlberg bekennt sich zu den Destinationen und den Destinationsstrukturen – Alpenregion Bludenz, Arl-
berg, Bodensee-Vorarlberg, Bregenzerwald, Kleinwalsertal, und Montafon. Für klein- und mittelbetrieblich
strukturierte Regionen wie Vorarlberg war die Bildung von Destinationen Voraussetzung für eine Mobilisie-
rung von Stärken und Potenzialen zur Sicherung einer wettbewerbsfähigen Position im Tourismus.

Neben dem Tourismusmarketing sind folgende Aufgaben besonders hervorzuheben:


- Wertschöpfungssteigerung durch Entwicklung von marktbezogenen, innovativen Leistungsbündeln
und deren organisatorische Abwicklung
- Verstärkung des Vertriebs touristischer Leistungen der Region
- Verkauf und verkaufsfördernde Maßnahmen für die Region (Reservierungssysteme,
Buchungszentralen, Incoming)
- Marktforschung zu regionsspezifischen Themen
- Bildung von Kooperationen innerhalb und außerhalb der Branche für das Marketing und die Gestaltung
von Dienstleistungsketten
- Initiieren von marktgerechten Angebots- und Themengruppen
- Markenkonforme Angebotsentwicklung (Destinationsmarke und/oder Landesmarke)
- Konzeption regionaler touristischer Entwicklungspläne
- Kooperation von Destinationen zum Zweck der Aus- und Weiterbildung und zur Produktentwicklung
- Förderung des Umgangs mit neuen Medien bei den touristischen Leistungsträgern

4.1.4 Vorarlberg Tourismus


Das Unternehmen „Vorarlberg Tourismus“ ist als Landesorganisation dem Tourismusland Vorarlberg als
Ganzes verpflichtet, während die Destinationen primär regionale Interessen vertreten. Vorarlberg Touris-
mus soll im Interesse des gesamten Landes die Internationalisierung der Tourismusnachfrage und die Profi-
lierung im Tourismusangebot vorantreiben. Vorarlberg Tourismus kommt daher in verschiedenen Bereichen
eine strategische Leitfunktion zu. Dazu zählen die optimale Koordination aller touristischen Ebenen, die
Funktion als Service- und Marketingplattform für Destinationen und Leistungsträger, die Stärkung der
Verbundmarke Vorarlberg, die Marketingkoordination mit Destinationen und Angebotsgruppen sowie das
Themenmanagement und eine zukunftsorientierte Projektentwicklung.

Die Ziele von Vorarlberg Tourismus sind:


- Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismuslandes Vorarlberg
- Stärkung der Verbundmarke „Vorarlberg“
- Internationalisierung der Gästestruktur zur besseren Risikoverteilung
- Gewährleistung des einfachen Zugangs zum Angebot durch Nutzung technologischer Möglichkeiten
- Pflege der positiven Tourismusgesinnung in der Bevölkerung
48 Tourismus in Vorarlberg

Neben dem Tourismusmarketing sind folgende Aufgaben besonders hervorzuheben:


- Markenmanagement und Marketing für das Tourismusland Vorarlberg
- Übernahme der Themenführerschaft bei touristischen Zukunftsfragen
- Intensivierung der Internationalisierung und Erschließung neuer, fremdsprachiger Märkte
- Intensivierung der Verbundwerbung zur Stärkung des Markensystems Vorarlberg
- Marktforschung zu Vorarlberg-spezifischen Themen im Land und in den Märkten
- Initiieren und Bewerben von wertschöpfungsintensiven Angebots- und Themengruppen
- Strategische Weiterentwicklung der touristischen Hauptgeschäftsfelder, die in den Leitlinien zur
Angebotsentwicklung definiert worden sind
- Beratung im Bereich touristischer Infrastruktur und der Standortpolitik
- Qualitätsmanagement
- Vermarktungsplattform für Partner aus dem Land
- Forcieren der Koordinationsfunktion und verstärkte Nutzung von Synergien zwischen den
verschiedenen Organisationsebenen
- Unterstützung bei der Erarbeitung regionaler touristischer Entwicklungspläne

4.2 Tourismuspolitik
Ziel der Tourismuspolitik ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auf ein Wachstum des Tourismus
ausgerichtet sind, gleichzeitig aber auch andere Interessen berücksichtigt (Natur, Umwelt, Bevölkerung,
Verkehr, etc.).

Förderungen sind klassische Steuerungsinstrumente der Tourismuspolitik. Sie sollen Entwicklungen an-
stoßen, beschleunigen und in eine bestimmte Richtung lenken. Das Land Vorarlberg, teilweise auch in
Kooperation mit dem Bund, fördert deshalb gezielt verschiedene touristische Ebenen, denen eine Mul-
tiplikatorfunktion zukommt. So fördert das Land Vorarlberg neben Betrieben der Tourismuswirtschaft,
Vorarlberg Tourismus und die Destinationen, die mit ihrer Servicefunktion Leistungsträger, Angebots-
gruppen und Ortsorganisationen unterstützen.

Die Förderprogramme für den betrieblichen Bereich und für Privatvermieter sollen so ausgelegt sein, dass
touristische Innovationen und Qualitätsverbesserungen die Schwerpunkte bilden. Vorarlberg hat insge-
samt, auch im Tourismus, eine kleinstrukturierte Wirtschaft. Knapp 70 % der Betriebe der gewerblichen
Wirtschaft zählen zur Gruppe mit bis zu fünf Beschäftigten. Die Finanzierungshilfen sollen deshalb auch
für Kleinbetriebe zugänglich sein. Die derzeitigen Förderprogramme sind tendenziell auf größere Betriebe
ausgerichtet.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus muss auch durch entsprechende Fördermaßnahmen bei EU-
Förderungen zum Ausdruck kommen. Bereits in der Planungsphase muss dies durch die Politik sicherge-
stellt werden.
Tourismus in Vorarlberg 49

Handlungsempfehlungen sind:

• Touristische Innovationen, Qualitätsverbesserung, Angebotsentwicklung und tourismusfördernde


Veranstaltungen, die zur Markenprofilierung beitragen, sind Förderungsschwerpunkte.
• Förderungen sollen auch für Kleinbetriebe zugänglich sein.
• Forcierung des gewerblichen Bettenangebotes und Anpassung an regionale
Entwicklungserfordernisse.
• Evaluierung der gesetzlichen Bestimmungen zur Einhebung von Tourismusbeiträgen.

4.3 Vorarlberg als Teil eines Netzwerkes


Die Teilnahme und das Engagement an überregionalen, nationalen und internationalen Kooperationen
bzw. in Gremien und eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist wichtig und sinnvoll. Dies gilt im
Besonderen für Vorarlberg Tourismus als für das Markensystem Vorarlberg verantwortliche Organisation,
aber auch für Destinationen, örtliche Tourismusbüros und Leistungsträger, letztlich also für alle touristi-
schen Ebenen.

4.3.1 Österreich Werbung


Die Österreich Werbung ist die nationale Marketingorganisation für das Tourismusland Österreich. Ihre
Aufgaben umfassen die Etablierung der Dachmarke Österreich, die Bewerbung des touristischen Angebots
Österreichs, die Basisarbeit für Presseaktivitäten und Verkaufsförderungsmaßnahmen sowie die Informati-
on über das touristische Angebot Österreichs.

Die Österreich Werbung ist mit ihrem Netz an Marketingbüros in den Herkunftsländern unserer Gäste
für Vorarlberg Tourismus und die Destinationen der wichtigste Partner für die Planung und Umset-
50 Tourismus in Vorarlberg

zung der Marketingaktivitäten auf den Märkten. Die Abstimmung der Interessen zwischen Vorarlberg
Tourismus und der Österreich Werbung erfolgt auf Geschäftsführerebene im Marketingbeirat, zu be-
stimmten Themen und Projekten in Arbeitsgruppen mit Vertretern der Landestourismusorganisationen.

Vorarlberg Tourismus ist die touristische Marketingorganisation für Vorarlberg und damit der Förde-
rung des Tourismus auf Landesebene verpflichtet. Entsprechend der gemeinsamen Zielrichtung und der
funktionalen Verbindung besteht zwischen der Österreich Werbung und Vorarlberg Tourismus ein enges
Kooperationsverhältnis.

4.3.2 Grenzüberschreitende Kooperationen


Die Kleinheit und die besondere geografische Lage Vorarlbergs im äußersten Westen Österreichs in der
Nachbarschaft zu Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein bedingen und fördern zugleich in Wirtschaft
und Gesellschaft die Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus. Dies gilt auch für den Tourismus.
Eine Chance für das Tourismusland Vorarlberg bietet die internationale Bodenseeregion. Der Bodensee
verfügt über einen hohen Bekanntheitsgrad, den Vorarlberg für die weitere Internationalisierung seiner
Nachfrage nutzen kann. So positioniert sich der Vorarlberg nächstgelegene internationale Bodensee-
Airport Friedrichshafen immer stärker als Flughafen für die gesamte Bodenseeregion und die Tourismus-
gebiete im alpinen Raum Österreichs und der Schweiz. Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus ist
aber auch auf Destinationsebene sinnvoll und wichtig, insbesondere dort, wo ein Gebiet aus der Sicht des
Gastes als ein Erlebnisraum wahrgenommen wird. Bereits bestehende Kooperationen der Destinationen
sollen gepflegt und weiterentwickelt, neue aufgebaut werden.
Tourismus in Vorarlberg 51

4.4 Tourismus in Europa


Der Tourismus hat nicht nur für Vorarlberg eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Er ist auch eine wichtige
Branche der europäischen Wirtschaft und für mehr als 5 % des Bruttoinlandsprodukts der EU verantwort-
lich. Werden die indirekten Effekte des Tourismus berücksichtigt, steigt der Anteil am Bruttoinlandsprodukt
auf ca. 14 %. Der Tourismus schafft Arbeitsplätze in Europa. 6 % der europäischen Arbeitsplätze sind
direkt dem Tourismus zuzurechnen. In vielen Fällen bietet der Tourismus eine Möglichkeit zum Wiederein-
stieg in den Arbeitsmarkt. Neben den direkten Arbeitsplätzen beeinflusst der Tourismus die Schaffung von
Arbeitsplätzen in vielen anderen Bereichen (z.B. Transportwesen, Baugewerbe, Handwerk, Einzelhandel,
etc.). Die europäische Tourismuswirtschaft ist klein strukturiert, 90 % der Tourismusbetriebe in der EU sind
kleine und mittlere Unternehmen.

Europa ist die führende Weltdestination mit 60 % aller internationalen Touristenankünfte und stellt 6 der
TOP-10 Tourismusdestinationen weltweit. Der Tourismus hilft bei der „Europäischen Verständigung“. Mehr
als 80 % der Touristenankünfte in Europa kommen aus einem anderen europäischen Land. Tourismus ist
damit ein fundamentales Element des internen Marktes und als solches der europäischen Integration.

Wenn man von der großen Bedeutung des Tourismus für die europäische Wirtschaft ausgeht, besteht der
Bedarf an einer Partnerschaft der Branche mit den europäischen Behörden, um das touristische Potenzial
zur Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen auszuschöpfen und für ein umweltverträgliches und
nachhaltiges Wachstum zu sorgen. Alle Maßnahmen, die geeignet sind, die EU-weite Zusammenarbeit der
Institutionen mit den Mitgliedsstaaten zu fördern und dem Tourismus den ihm zukommenden Stellenwert
zu verschaffen, sind zu unterstützen.

Handlungsempfehlungen sind:

• Europaweite Abstimmung der Ferienzeitenregelung zur Vermeidung von Überbelastungen von


Infrastruktur und Umwelt sowie zur besseren und gleichmäßigeren Auslastung der
Tourismusbetriebe bzw. zur gleichmäßigeren und längeren Beschäftigung der Mitarbeiter.
• Verursachergerechte Besteuerung von Mobilität (z.B. Kerosinbesteuerung).
• Verankerung der Interessen des Tourismus im EU-Reformvertrag.
52 Tourismus in Vorarlberg

5. Anhang - Analyse der


Ist-Situation
Tourismus in Vorarlberg 53

Tourismus Benchmark Studie – BAK Basel Economics 5


Im Rahmen einer vom Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Basel Economics durchgeführten Stu-
die wurde der Tourismus in Vorarlberg einem Benchmarking unterzogen. Zielsetzung der Studie war die
Analyse der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusregion Vorarlberg und der Vergleich mit 20 ferientouris-
tischen Regionen aus dem Alpenraum. Benchmarkregionen sind in Österreich Bundesländer, in Italien Pro-
vinzen, in Frankreich Départements und in der Schweiz offizielle Tourismusregionen (im Regelfall Kantone).
Die Datengrundlage der Studie bildet ausschließlich der gewerbliche Bereich, da nur für diesen internatio-
nale Daten zur Verfügung stehen.

Insgesamt weist der Vorarlberger Tourismus im Vergleich mit dem Alpenraum eine hohe Wettbewerbsfä-
higkeit auf, welche sich insbesondere in einem vorteilhaften Preis - Attraktivitätsverhältnis ausdrückt. Da-
neben bieten die hohe Landschaftsattraktivität und die geringe Umweltbelastung gute Voraussetzungen
für eine zukünftige positive Entwicklung des Tourismus.

Daraus ergeben sich auf Basis der Ergebnisse der Tourismus Benchmark Studie für das Tourismusland Vor-
arlberg folgende Strategien:
- Sommertourismus stärken – Saison verlängern
- Nachfragestruktur internationalisieren – Präsenz auf Wachstumsmärkten ausbauen
- Profilierung der einzelnen Destinationen stärken
- Marktorientiertes Preis - Attraktivitätsverhältnis pflegen
- Destinationsstrukturen weiterentwickeln und vertiefen
- Stärkere Konzentration auf den wertschöpfungsintensiven Qualitätstourismus

Die Ergebnisse der Studie sind eine Standortbestimmung für den Tourismus in Vorarlberg. Nachfolgend
sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

5
BAK Basel Economics: Tourismus Benchmark Studie für das Bundesland Vorarlberg – Schlussbericht,
i.A. des Amtes der Vorarlberger Landesregierung, Basel, September 2005
54 Tourismus in Vorarlberg

Vorarlberg hat Marktanteile leicht gesteigert

Abb. 1: Anzahl Hotelübernachtungen, indexiert, 1990 =100, Alpenraum total bis 2003


115

110

105

100

95

90

85
Alpenraum total
80
Salzburg
Tirol
Südtirol
75 Berner Oberland
Graubünden
70 Vorarlberg
Deutscher Alpenraum
65
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Die Entwicklung der touristischen Nachfrage in Vorarlberg, gemessen an den Hotelübernachtungen, prä-
sentiert sich im Alpenraumvergleich positiv. Vorarlberg konnte seinen Marktanteil zwischen 1990 und
2004 moderat steigern

Abb. 2: Nachfrage aus Deutschland


Anzahl Hotelübernachtungen von Besuchern aus Deutschland, indexiert, 1990 =100
130

120

110

100

90

Vorarlberg Salzburg
80
Tirol Südtirol
Berner Oberland Graubünden
Deutscher Alpenraum Alpenraum total

70
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Die Analyse der Gästestruktur zeigt, dass dem Herkunftsmarkt Deutschland mit einem Anteil von 64 %
an den Hotelübernachtungen in Vorarlberg eine entscheidende Bedeutung zukommt. Dabei konnte sich
Tourismus in Vorarlberg 55

Vorarlberg dem in jüngerer Vergangenheit im Alpenraum festzustellenden rückläufigen Nachfragetrend


des deutschen Herkunftsmarktes weitgehend entziehen.

Abb. 3: Portfolio-Analyse der Marktanteilsentwicklung Vorarlbergs


Anzahl Hotelübernachtungen in Vorarlberg, durchschnittliche Veränderung 1990 - 2003 in %,
sowie Marktanteilsgewinn/-verlust (gegenüber dem Alpenraum insgesamt) in %-Punkten

1,1%
Grossbritannien
0,9%

Deutschland
Marktanteilsgewinn/-verlust Vorarlberg

0,7%

Schweiz
in %-Punkten, 1990 - 2003

0,5%

0,3%
Niederlande

Italien 0,1%

-5,0% -4,0% -3,0% -2,0% -1,0% -0,1%0,0% 1,0% 2,0%

Belgien
-0,3%
Frankreich

-0,5% Österreich

-0,7%

Entwicklung Hotelübernachtungen in Vorarlberg 1990 - 2003


Durchschnittliche Veränderung pro Jahr

Die Größe der Kreise symbolisiert die Bedeutung der einzelnen Länder für den Tourismus in Vorarlberg.
So hat die Entwicklung des deutschen Marktes entscheidend größeren Einfluss als z.B. jene des britischen
Marktes. Auf der horizontalen Linie lässt sich die Entwicklung der Hotelübernachtungen ablesen, die ver-
tikale Linie zeigt, in welchen Märkten Vorarlberg Marktanteile gewonnen bzw. verloren hat. So bedeutet
eine Positionierung in der Darstellung rechts oben Gewinne bei den Marktanteilen als auch bei den Hotel-
übernachtungen.

Entsprechend erfreulich ist es, dass Vorarlberg seinen Marktanteil in Deutschland zwischen 1990 und
2003, wenn auch nur geringfügig, ausbauen konnte. Die touristische Nachfrage aus der Schweiz im ge-
samten Alpenraum war in den letzten Jahren von einem starken Wachstum gekennzeichnet. Vorarlberg
konnte von dieser Entwicklung in bedeutendem Maß profitieren und den Anteil am Schweizer Markt
deutlich ausbauen.

Die Nachfrage aus den Niederlanden entwickelte sich in den letzten Jahren parallel zum gesamten Alpen-
raum. Einem starken Einbruch in der ersten Hälfte der 90er-Jahre folgte ein deutlicher Anstieg ab 1998.
Im Vergleich zum Alpenraum insgesamt konnte Vorarlberg die Nachfrage aus den Niederlanden zwischen
1997 und 2003 stärker steigern und damit Marktanteile gewinnen.
56 Tourismus in Vorarlberg

Auf dem Heimmarkt Österreich musste die Vorarlberger Tourismuswirtschaft zwischen 1990 und 1997
Rückgänge hinnehmen. Ab 1998 konnte Vorarlberg die Nachfrage aus Österreich deutlich steigern, hat
dabei aber im Vergleich zum Alpenraum insgesamt trotzdem Marktanteile eingebüßt. Diesen Marktan-
teilsverlust gilt es ernst zu nehmen, da der Quellmarkt Österreich für Vorarlberg insgesamt doch sehr
bedeutend ist.

Sommertourismus
Der Sommertourismus ist für die Vorarlberger Tourismusdestinationen von unterschiedlicher Bedeutung.
Während die Destination Bodensee-Vorarlberg primär auf den Sommertourismus ausgerichtet ist, spielt
dieser derzeit am Arlberg noch eine untergeordnete Rolle. Insgesamt finden in Vorarlberg ca. 40 % der
gesamten gewerblichen Nächtigungen eines Tourismusjahres im Sommer statt.

Die Wettbewerbssituation im Sommer ist für Vorarlberg, wie auch für den Alpenraum insgesamt, schwie-
rig. Die Badedestinationen stellen eine harte Konkurrenz dar. Trotz schwieriger Ausgangslage lässt sich
aber sagen, dass der Sommertourismus im Alpenraum und auch in Vorarlberg mit einer strategisch klaren
Marktpositionierung, einer eindeutigen Produkt-Fokussierung und klaren Alleinstellungsmerkmalen ein
Zukunftspotenzial aufweist. Dieses zu nutzen, stellt eine große Herausforderung dar, da sich dieser Weg
vom klassischen Massenmarketing unterscheidet.

Abb. 4: Entwicklung der Hotelübernachtungen im Sommer (gewerblicher Bereich)


Durchschnittl. jährliche Veränderung in Prozent, Sommerhalbjahre 1998 - 2004

Die Hotelübernachtungen konnten in fast allen Vorarlberger Destinationen während des Betrachtungs-
zeitraumes 1998 - 2004 gesteigert werden. In den Destinationen Arlberg, Bregenzerwald und Bodensee-
Vorarlberg sogar überdurchschnittlich. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs der Hotelübernachtungen
in den ausgewählten 16 Benchmark-Destinationen beträgt 0,6 %.
Tourismus in Vorarlberg 57

Abb. 5: Auslastung der Hotellerie im Sommer (gewerblicher Bereich)


Auslastung vorhandene Hotelbetten, Sommersaison 2003

Achensee

Kleinwalsertal

Kronplatz

Bodensee-Vorarlberg

Garmisch-Partenkirchen

Gröden

Bregenzerwald

Gasteinertal

Adelboden

Davos

Serfaus-Fiss-Ladis

Montafon

Alpenregion Bludenz

Flims-Laax-Falera

St. Anton am A.

Lech-Zürs

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Die Auslastung liegt bei allen Destinationen, ausgenommen Bodensee-Vorarlberg, unter der entspre-
chenden Winter-Auslastung. Eine sehr erfreuliche Auslastung der vorhandenen Hotelkapazitäten weist die
Destination Kleinwalsertal auf. Vergleichweise geringe Auslastungen weisen die Destinationen Montafon,
Alpenregion Bludenz und Arlberg auf. Für diese drei Destinationen stellt die Steigerung der Nachfrage im
Sommerhalbjahr eine große Herausforderung dar. Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Hotellerie in
den ausgewählten 16 Benchmark-Destinationen liegt im Sommer bei 32,8 %.
58 Tourismus in Vorarlberg

Abb. 6: Gesamtperformance im Sommer (gewerblicher Bereich)


BAK Gesamt-Performance Index, Durchschnitt aller untersuchten Destinationen = 3,5

Achensee

Gröden
Kleinwalsertal

Seefeld
Bodensee-Vorarlberg

Kronplatz
Bregenzerwald

Gasteinertal
Garmisch-Partenkirchen

Alpenregion Bludenz
Montafon

Davos
Serfaus-Fiss-Ladis

Flims-Laax-Falera
Lech-Zürs

St. Anton am A.

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

Aus der Entwicklung der Hotelübernachtungen, der Auslastung und der Hotelpreise ergibt sich eine Ge-
samtperformance der sechs Vorarlberger Destinationen. Die Entwicklung der Hotelübernachtungen misst
die volumenmäßige Performance (Gewichtung 20 %), die Auslastung der vorhandenen Hotelbetten er-
möglicht die betriebswirtschaftliche Sicht über den Nutzungsgrad der vorhandenen Kapazitäten (Gewich-
tung 50 %), die Hotelpreise sind ein Indikator für die Ertragskraft der Destination in Form der pro Über-
nachtung erzielbaren Erträge (Gewichtung 30 %).

Im Vergleich mit allen berücksichtigten Benchmark-Destinationen ist die Sommer Gesamt-Performance der
Destinationen Montafon, Alpenregion Bludenz und Arlberg unterdurchschnittlich. Alle drei Destinationen
dürften über zusätzliches Potenzial zur Steigerung der Sommer-Performance verfügen.
Tourismus in Vorarlberg 59

Abb. 7: Preis-Attraktivitätsverhältnis im Sommer


Preise 3 Stern Hotellerie / BAK Sommerattraktivitäts-Indikator, Durchschnitt Alpenraum = 5,5

Montafon

Alpenregion Bludenz

Serfaus-Fiss-Ladis

Bregenzerwald

Achensee

Kleinwalsertal

Lech-Zürs

Gasteinertal

Seefeld

Oberstdorf

Kronplatz

St. Anton am A.

Garmisch-Partenkirchen

Davos

Flims-Laax-Falera

Gröden

2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

Basierend auf dem ADAC SommerGuide Alpen hat BAK Basel Economics den BAK-Sommerindikator erar-
beitet, der die Attraktivität von Destinationen im Sommer anhand der Kategorien Action & Sport, Wandern
& Bergtouren, Fun & Family sowie Wellness & Genuss misst. Dabei handelt es sich um eine qualitative
Bewertung, während der Beurteilung der Angebotsvielfalt quantitative Faktoren zu Grunde liegen. Je ge-
ringer der Wert, desto besser ist das Preis-Attraktivitätsverhältnis einer Destination.

Die Vielfalt des Angebots ist laut empirischen Untersuchungen von BAK Basel Economics ein wesentlicher
Bestimmungsfaktor der Attraktivität von Destinationen im Sommertourismus. Der Gast will aus einer brei-
ten Palette von Angeboten auswählen können. Gelingt es einer Destination dieses Bedürfnis durch vielfäl-
tige, aber markenkonforme und authentische Angebote besser zu erfüllen als andere, kann sie sich von
der Konkurrenz differenzieren und einen Wettbewerbsvorteil erzielen.

Die Vorarlberger Destinationen weisen gemäß dem BAK-Sommerindikator durchwegs eine hohe Attrakti-
vität auf. Dazu kommt, dass hinsichtlich der Hotelpreise im Sommer signifikante Vorteile gegenüber den
anderen Destinationen im Alpenraum bestehen. Vorarlberg weist insgesamt ein sehr vorteilhaftes Preis-At-
traktivitätsverhältnis auf. Unter den sieben besten Destinationen befinden sich fünf Destinationen aus Vor-
arlberg, wobei das Montafon deutlich das beste Preis-Attraktivitätsverhältnis aufweist. Vorarlberg besitzt
damit eine gute Ausgangsposition zur Intensivierung der Sommersaison. Erstrebenswert ist eine optimale
Preisdurchsetzung. Urlaub soll durchaus preiswert, aber nicht billig sein.
60 Tourismus in Vorarlberg

Wintertourismus
Das Tourismusland Vorarlberg ist sehr stark durch den Wintertourismus geprägt. Das Image des Winter-
tourismus in den Alpen wird von Schnee und Skilauf bestimmt. Vorarlberg zählt zu den Pionieren, was den
Skilauf und die Aufstiegshilfen betrifft.

Abb. 8: Entwicklung der Hotelübernachtungen im Winter (gewerblicher Bereich)


Durchschnittl. jährliche Veränderung in Prozent, Winterhalbjahre 1997/98 - 2003/04

Gasteinertal
Kronplatz

Alpenregion Bludenz
Serfaus-Fiss-Ladis
Gröden
Achensee

Flims-Laax-Falera
Montafon
Bodensee-Vorarlberg
Kleinwalsertal

Lech-Zürs
Bregenzerwald
Garmisch-Partenkirchen
St. Anton am A.

Seefeld
Davos

-3,0% -2,0% -1,0% 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0%

Die Zahl der Hotelübernachtungen im Winter entwickelte sich in den Vorarlberger Destinationen in den
letzten Jahren erfreulich.
Tourismus in Vorarlberg 61

Abb. 9: Auslastung der Hotellerie im Winter (gewerblicher Bereich)


Auslastung vorhandene Hotelbetten, Wintersaison 2002/03

Serfaus-Fiss-Ladis

Kleinwalsertal

Lech-Zürs

St. Anton am A.

Gröden

Montafon

Davos

Gasteinertal

Achensee

Kronplatz

Flims-Laax-Falera

Alpenregion Bludenz

Seefeld

Bregenzerwald

Garmisch-Partenkirchen

Bodensee-Vorarlberg

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Die Winterauslastung der Hotellerie ist unterschiedlich. Eine sehr hohe Auslastung erzielen die beiden Des-
tinationen Arlberg und Kleinwalsertal. Eine im Vergleich der Benchmark-Destinationen durchschnittliche
Auslastung von rund 45 % erreicht das Montafon.

Im Winter deutlich schlechter ist dagegen die Auslastung in den drei Vorarlberger Destinationen Alpen-
region Bludenz, Bregenzerwald und Bodensee-Vorarlberg. Für diese drei Destinationen ist die Erhöhung
der Auslastung in der Wintersaison sicherlich eine zentrale Aufgabe. Die durchschnittliche Auslastung der
ausgewählten Destinationen beträgt 44,6 %.

Das Preisniveau in der Vorarlberger Hotellerie im Winter ist im Vergleich aller erfassten österreichischen
Destinationen mit Ausnahme von Arlberg und Kleinwalsertal relativ günstig. In der Alpenregion Bludenz
liegt das Preisniveau in der 3-Stern-Hotellerie beispielsweise bei rund 90 % des Durchschnitts aller erfass-
ten österreichischen Alpenraum-Destinationen.
62 Tourismus in Vorarlberg

Abb. 10: Gesamtperformance im Winter (gewerblicher Bereich)


BAK Gesamt-Performance Index, Durchschnitt aller untersuchten Destinationen = 3,5

Lech-Zürs

St. Anton am A.

Serfaus-Fiss-Ladis

Kleinwalsertal

Gröden

Flims-Laax-Falera

Gasteinertal

Montafon

Davos

Kronplatz

Alpenregion Bludenz

Achensee

Seefeld

Bregenzerwald

Garmisch-Partenkirchen

Bodensee-Vorarlberg

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

Bei der Gesamtperformance (Entwicklung Nächtigungen, Auslastung, Hotelpreise) der Vorarlberger Des-
tinationen im Winter lassen sich drei Gruppen unterscheiden. Gegenüber dem Alpenraum deutlich über-
durchschnittlich ist die Gesamtperformance der Destinationen Arlberg und Kleinwalsertal. Insbesondere
der Arlberg weist eine hervorragende Gesamtperformance auf und belegt von allen untersuchten Desti-
nationen den ersten Platz.

Im Mittelfeld des Alpenraums liegen die Destinationen Montafon und Alpenregion Bludenz. Die Destina-
tionen Bregenzerwald und Bodensee-Vorarlberg weisen im Winter eine unterdurchschnittliche Gesamt-
performance auf, wobei die Destination Bodensee-Vorarlberg keine Winterdestination im klassischen Sinn
darstellt.
Tourismus in Vorarlberg 63

Abb. 11: Preis-Attraktivitätsverhältnis im Winter


Preis Skitageskarte / BAK Winterindikator, Durchschnitt Alpenraum = 0,61

Seefeld

Garmisch-Partenkirchen

Montafon

Achensee

Davos

Oberstdorf

Gasteinertal

Bregenzerwald

Lech-Zürs

Gröden

St. Anton am A.

Kronplatz

Serfaus-Fiss-Ladis

Flims-Laax-Falera

Kleinwalsertal

Alpenregion Bludenz

Bodensee-Vorarlberg

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

BAK Basel Economics bewertet die Attraktivität der Skigebiete der Destinationen mittels eines Punktesys-
tems auf der Basis des ADAC SkiGuides Alpen 2004. Bewertet wurden sowohl die Attraktivität der Ski-Al-
pin- als auch der Snowboard-Angebote. In der Gesamtbewertung wurden zudem Langlaufmöglichkeiten,
Winterwanderwege sowie weitere Sportangebote und Après-Ski-Angebote berücksichtigt.

Sämtliche erhobenen Indizes zur Attraktivität von Destinationen für den Wintertourismus wurden zum
BAK-Winterindikator zusammengefasst. Die Vorarlberger Destinationen sind hinsichtlich ihrer Winterat-
traktivität recht unterschiedlich einzustufen. Die Destinationen Arlberg und Montafon verfügen über das
umfassendste Winterangebot mit der höchsten Attraktivität im Ski-Alpin-Angebot, dem Kernprodukt des
Wintertourismus. Insbesondere das Montafon zeichnet sich durch ein äußerst vielfältiges Angebot aus.

Ein weiterer und wichtiger Wettbewerbsfaktor für den Erfolg einer Destination sind monetäre Rahmenbe-
dingungen wie das Preisniveau der Hotellerie oder die Preise für Skitageskarten.

Beim Verhältnis zwischen den Skitageskarten-Preisen und dem BAK-Winterindikator weist die Destination
Montafon das beste Preis-Attraktivitätsverhältnis auf. Für die hohe Attraktivität des Angebots sind die Preise
im Montafon vergleichsweise günstig. Auch die Destinationen Bregenzerwald und Arlberg haben ein güns-
tiges Preis-Attraktivitätsverhältnis. Ein vergleichsweise ungünstigeres Preis-Attraktivitätsverhältnis weisen
die übrigen drei Destinationen Kleinwalsertal, Alpenregion Bludenz und Bodensee-Vorarlberg auf. Relativ
zu ihrer Winterattraktivität ist das Preisniveau für Skitageskarten in diesen drei Destinationen hoch.
64 Tourismus in Vorarlberg

Glossar
Marken im Tourismus
Touristische Marken sind Vorstellungen, Bilder, die bei Menschen eine reiserelevante Sehnsucht anspre-
chen. Wirksame Marken stehen für eine begeisternde Lebensphilosophie, nach der sich bestimmte Milieus
sehnen. Tourismusmarken sind komplexe Gebilde. Im Gegensatz zu Produktmarken, die sich von heute auf
morgen neu erfinden oder „umpositionieren“ lassen, sind Tourismusmarken in ihren Grundzügen schon
da. Sie haben eine Geschichte, bestehen aus einer Vielzahl von Produkten und werden von Menschen
gestaltet.

Markensystem „Vorarlberg“
Das Markensystem Vorarlberg (=Verbundmarke Vorarlberg) umfasst die Beziehungen und Wertewelten
von Leistungsträgern mit ähnlicher Grundhaltung, Destinationen sowie touristischen Produkten und
Dienstleistungen. Die gebündelten Eigenschaften (Vorarlberg ist echt, engagiert und einfallsreich) sollen in
der Kommunikation und den touristischen Angeboten spürbar sein. Das schafft Vertrauen in die Marke,
löst Begehrlichkeit aus und fördert so die Bereitschaft zum Wiederkommen und zur Weiterempfehlung.
Ein Markensystem ist dann erfolgreich und steigert die Wertschöpfung, wenn die im Verbund zusammen
wirkenden Produkte und Dienstleistungen sich gegenseitig stärken und voneinander profitieren. Das Mar-
kensystem Vorarlberg baut auf den vorhandenen Untersuchungen zur Bekanntheit des Landes und der
Destinationen auf.
Impressum
Herausgeber und Verleger
Amt der Vorarlberger Landesregierung
Abt. VIa – Allgemeine Wirtschaftsangelegenheiten
Römerstraße 15, 6901 Bregenz, Austria
wirtschaft@vorarlberg.at www.vorarlberg.at

Hinweis
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass alle nur in der „gebräuchlichen“ männlichen Form niedergeschriebenen Aussagen
und Formulierungen selbstverständlich auch Frauen gegenüber gelten.

Gestaltung und Produktion Ender Werbung/Lustenau, Fotos Hotel Krone/Au, Hotel Linde/Sulzberg, Montafon Tourismus,
Kunsthaus Bregenz/Hélène Binet. Alle anderen Bilder aus dem Archiv von Vorarlberg Tourismus, Bahnhofstraße 14, 6900 Bregenz,
Druck Vorarlberger Verlagsanstalt/Dornbirn

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