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GuP/Petasch 13.

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Thema: Die deutsche Erinnerungskultur – Die historische Aufbereitung der NS-


Verbrechen nach 1945

1. Analyse des Themas

Begriff Erinnerungskultur (Assoziationen / Gedanken zum Begriff)

 Entstehung einer nationalen Tradition von Erinnerungsweisen / -arten zur


historischen Aufarbeitung der nationalen Geschichte
 Geschichtsbewusstsein als Ausdruck nationaler Identität
 Beispiele: Mahnmale, Denkmäler, Erinnerungsstätten (KZ-Gedenkstätten…),
Gedenktage (08.Mai / 27.Januar …), Reden von Politikern, Gedenkfeiern,
Dokumentationen im TV, Gedenkfeiern, Kranzniederlegungen, Fahnen auf
Halbmast

NS- Verbrechen (Überblick / Beispiele)

 Holocaust (staatlich geplante Vernichtung der europäischen Juden und


industriell durchgeführter Massenmord an ca. 6Mio Juden)
 Euthanasie / Zwangssterilisationen / Experimente am Menschen
 Zwangsarbeit / Vernichtung durch Arbeit / Konzentrationslager
 Versklavung, Verschleppung, Ghettoisierung
 Angriffskriege / Kindersoldaten / Massaker gegen Zivilbevölkerungen im Krieg
 Verfolgung, Diskriminierung von Minderheiten

Holocaust

Altgriechisch: ὁλόκαυστος holókaustos


= „vollständig verbrannt“

Hebräisch: ‫ = הַ ּׁשֹוָאה‬Schoah bzw. Schoa, Shoah oder Shoa;


= „die Katastrophe“, „das große Unglück/Unheil“

Holocaust = nationalsozialistischer, systematischer und staatlich befohlener


Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden
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20.1.1942 - Wannseeprotokoll: (LB. M4, S. 426 ff)


SS-Konferenz in Berlin-Wannsee unter Leitung von Hermann Göring und Reinhard
Heidrich (Existenz Führerbefehl historisch umstritten)

 Gettoisierung in den besetzten Gebieten (Warschauer Getto)


 „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslagern
 detaillierte Planung und Organisation des Völkermordes und Einrichtung von
Vernichtungslagern mit industriellen „Ausrottungsverfahren“ in den besetzten
Ostgebieten, v.a. Polen
(Massenexekutionen, Vergasungen, Entsorgungen der Überreste / Leichen … / Tötung durch medizinische
versuche [Joseph Mengele])

 Vernichtungslager z.B. in Auschwitz (Lagerkommandant Rudolf Höß), Belzec,


Sobibor / Treblinka …
 ab 1944 Organisation von „Todesmärschen“ nach Westen

HOLOCAUST

Die jüdischen Opfer des NS-Völkermords aus den einzelnen


europäischen Ländern (in den Grenzen von 1937):

Belgien: 28.500
Dänemark: 116
Deutsches Reich: 165.000
Estland: 1.000
Frankreich: 76.100
Griechenland: 59.200
Italien: 6.500
Jugoslawien: 60-65.000
Lettland: 67.000
Litauen: 220.000
Luxemburg: 1.200
Niederlande: 102.000
Norwegen: 760
Österreich: 65.500
Polen: 3.000.000
Rumänien: 270.000
Sowjetunion: 1.000.000
Tschechoslowakei: 260.000
Ungarn: 200.000
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– Wozu? -
Bescheid wissen über den Holocaust und wie es dazu kommen konnte?

Holocaust als dauerhafte Verantwortung


„Singularität von Auschwitz“ Deutschlands erkennen /
verstehen anerkennen
Siehe Kopie - Historikerstreit (darauf kann D nach dem II. WK stolz sein,
sofern das Engagement nicht nachlässt)

Effekte und Konsequenzen für Jeden, für die Gesellschaft und die Politik Deutschlands

Argumente gegen Argumente gegen Innenpolitik u. Außenpolitische


Rechts Totalitarismus (öffentl. / gesell. Haltungen Dt`s
kennen und kennen und Stimmungen) kennen und
kommunizieren kommunizieren einordnen einordnen
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- historische Fakten - Demokratie- - Ressentiments - EU-Engagement


… erziehung bekämpfen - Bundeswehr in
- keine Resistenz - Aufarbeitung NSU der Nato
gegen staatliche - öffentl. Diskussion - UN-
Engagement
Übergriffe auf NPD-Verbot - Israelpolitik
ind. Freiheit - schonungslose
Geschichtsaufarbeitung
- Rolle Medien
- Rechtspopulismus und
Gefahren erkennen

Übung: „Singularität von Auschwitz“ (siehe pdf Haleo)


Quelle Lehrbuch „Weimarer Republik und NS“ Klettverlag, S. 126
Aufgaben:
1. Was ist Inhalt des Historikerstreites 1986/87 zur Frage der „Singularität von
Auschwitz“?
2. Vergleichen und beurteilen Sie die beiden Urteile von J. Fest und E. Jäkel zum
Historikerstreit um die Singularität von Auschwitz!

Inhalt Historikerstreites 1986/87 und Vergleich der Positionen

 Frage nach der Singularität der NS-Verbrechen und daraus resultierende


Folgen für das Geschichtsbewusstsein der Deutschen

Konträre Positionen

o A - Ernst Nolte (Historiker) Artikel in der FAZ:


- NS-Verbrechen als Folge der Verbrechen Stalins (Kausalität der
Verbrechen)
- Rassenmord als Angstreaktion auf bolschewistischen Klassenmord
Argumente Joachim Fest (Herausgeber FAZ):
- Hitler von Stalin inspiriert / Zusammenhang muss gedacht werden
dürfen
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o B - Jürgen Habermas (Sozialphilosoph): Kritik an Nolte-Position


NS-Verbrechen singulär (einzigartig, nicht vergleichbar) / Kausalität
NS-Verbrechen würden diese verständlich, erklärbar und damit
relativierbar machen und somit verharmlosen
Argumente Eberhard Jäckel (Geschichtsprof. Stuttgart):
- Holocaust / Völkermord staatlich angekündigt, beschlossen,
organisiert und durchgeführt = einzigartiges
Menschheitsverbrechen / unvergleichbar

Auflösung Historikerstreites durch Richard von Weizsäcker (BP) 1988:

„Eine moralische Relativierung stellt keiner zur Debatte, der es ernst


meint. Historische Bezüge und Vergleiche haben in der Wissenschaft
ihren Platz. Wissenschaft und moralisches Empfinden aber geben
dieselbe Antwort auf die Frage der Singularität (Einzigartigkeit)… Was
sollte es auch für uns bedeuten, ob Auschwitz einen Vergleich zur
grausamen Ausrottung anderer Menschen aushalten könnte?
Auschwitz bleibt singulär. Es geschah im deutschen Namen durch
Deutsche. Diese Wahrheit ist unumstößlich.“
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Geschichte bzw. Entwicklung der Erinnerungskultur der Deutschen nach 1945


Quellen: LB. Grundkurs Geschichte, S.471-473 ZDF-Dokumentation (Mediathek): „Schluss mit Schlussstrich – Die Deutschen und der Holocaust“

Aufgabe: Fülle Übersicht mit Hilfe der Quellen aus.

Vergangenheit Gegenwart Zukunft

1945-49 50er und 60er Jahre: Kalter Krieg Beschreibe und beurteile die Wie sollte deiner Meinung
DDR BRD gegenwärtige Erinnerungs- nach Erinnerungskultur
Ursachenforschung mit dem Propagandalüge: NS in DDR Verdrängung der NS-Zeit durch kultur bezüglich der NS-Ver- bezüglich der NS-
Ziel: Wdh. NS vermeiden + als antifaschistischer Staat Genuss Wirtschaftswunder /
Erklärung dt. NS-Begeisterung ausgerottet; Aufarbeitung sei Schlussstrichmentalität durch gangenheit in Deutschland. Vergangenheit in der
nur in BRD nötig und offen. offizielle Beendigung der Zukunft gestaltet sein und
1. ideol. Rassenantisemitismus Entnazifizierung durch - NS-Geschichte im Schulunterricht
2. Person Hiltler (u.a. Personen) tatsächlich: inkonsequente Wiedergutm.-Abkommen mit - Schulklassen in KZ`s u.a. Erinnerungsstätten mit welchen Zielen.
3. Polykrat. Herrsch.system Entnazifizierung Israel 1952 / KK verdrängt NS- - Zeitzeugen aussterbend …
4. Technokratie (NS-Beamte) Vergangenheit - Reden im BT / Politikerstatements in -
Printmedien, TV-Dokus und TV (nicht mehr
zeitgemäß, fehlende Reichweite / fehlendes
60er Jahre Mitte 80er Jahre 1996 Goldhagen- Interesse)
BRD BRD Debatte - Gedenktage zunehmend ohne Interesse
Steigendes Interesse der Jugend Weizsäcker-Rede 1985 „Tag Täterforschung: - aktueller Rechtsradikalismus ohne
an Aufarbeitung ( Auschwitz- der Befreiung“ = Versöhnung Goldhagen (am. Historiker) historische Einordnung debattiert
prozesse) und Rolle Hitlers mit der Geschichte provoziert „Hitlers willige Vollstrecker“ 1996:
diskutiert Historikerstreit 1986 - Debatte um die nationale Schuld
Deutung NS als Folge der Deutschen (die Deutschen als
Auseinandersetzung mit stalinistischer Verbrechen vs. Tätervolk)
„Modernisierungstheorie“: NS Singularität der NS-Verbrechen
habe Dtl. industrialisiert vs. NS- debattiert 2005 These Götz Alys (Historiker):
Wirtschaft verbrecherisch NS=Zustimmungsdiktatur – dt.
motiviert du daher nicht positiv Volksgemeinschaft bestochen
bewertbar durch soziale Privilegien
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Eva-Hermann (TV-Moderatorin, Tagesschausprecherin 1989 - 2006)


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„… wir müssen vor allem das Bild der Mutter in


Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider
ja mit dem Nationalsozialismus … abgeschafft wurde. (…);
es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig
durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das
deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir
alle. Aber es ist damals eben auch das, was gut war, und
das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind
Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.
Es durfte nichts mehr stehen bleiben (…)”
GuP/Petasch 13.2 FG
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Aus dem Talmud:


Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, PC
achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, Was darf man in
achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, Deutschland nicht
achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, sagen?
achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!
GuP/Petasch 13.2 FG
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Stalins Verbrechen: Das Sowjetische Gulag (Arbeitslager)


Die amerikanische Journalistin und Gulag-Expertin Anne
Applebaum hat in jahrelangen Recherchen ermittelt, dass von
1929 bis zu Stalins Tod 1953 18 Millionen Menschen in
sowjetischen Zwangsarbeitslagern interniert waren. 4,5
Millionen Menschen starben an Unterernährung, an
Erschöpfung, durch Erfrieren, an Krankheiten und den Folgen
drakonischer Strafen. Erst der Tod des Diktators führte zur
Auflösung des stalinistischen Gulag.

Test zum Thema nach den


Februarferien
für diejenigen verpflichtend,
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die den Test zur NS-Außenpolitik


versäumt haben.
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Zum 9. November 2015, dem 77. Jahrestag der Novemberpogrome 1938, rief das 2014 entstandene
Demonstrationsbündnis Pegida zu einer Kundgebung auf dem Theaterplatz in Dresden auf. Dabei rief
die Rednerin Tatjana Festerling rund 8000 jubelnden Teilnehmern zu,

„Ihr lasst die Vergangenheit jetzt los“, „Schluss mit der Nazi-
Paranoia“, und erklärte „den Schuldkomplex aus zwölf Jahren
Naziherrschaft offiziell für beendet“. Dann forderte sie die
Bundesregierung und „links versiffte Schundblätter“ auf: „Lasst uns
mit eurem Schuldkult für die Vergangenheit, für die keiner von uns
hier die Verantwortung trägt, endlich in Ruhe.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Schuldkult
… Das 1999 mit großer Bundestagsmehrheit beschlossene Denkmal für die ermordeten Juden Europas
wurde 2005 fertiggestellt und eingeweiht. Im Vorfeld gab es erheblichen Widerstand, der sich teils
gegen die Entwürfe, teils gegen das Vorhaben als solches richtete…

Ein prominenter Gegner des Mahnmals war der


Schriftsteller Martin Walser
In seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (11. Oktober 1998) stellte er
den bis dahin anerkannten geschichtspolitischen Konsens für die Holocausterinnerung, den Opferschutz
und die Bekämpfung des Antisemitismus im deutschen Bildungsbürgertum nachhaltig in Frage. Er
kritisierte
das Mahnmal sei eine monströse „Monumentalisierung“ und
„fußballfeldgroßer Albtraum“, das öffentliche
Holocaustgedenken als „Instrumentalisierung“ und
„Dauerrepräsentation unserer Schande“, als „erpresserische
Drohroutine“ und „Einschüchterungsmittel“ von Medien und
Intellektuellen, die das deutsche Volk mit der „Moralkeule
Auschwitz“ erschlügen. Er forderte, die Weise des
Holocaustgedenkens dem individuellen Gewissen zu
überlassen.

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