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Installationstechnik

Hauptpotentialausgleich in Tafel ➊ Bestimmungen zum zusätzli-


chen Potentialausgleich
elektrischen Anlagen Räume und Bereiche Errichtungs-
besonderer Gefährdung, bestimmung
K. Schulte, Lüdenscheid besondere Anlagen VDE 0100 Teil .

Räume mit Badewanne 701


Der Hauptpotentialausgleich (HPA) trägt wesentlich zur Erhöhung des oder Dusche
Sicherheitsniveaus von elektrischen Installationen in Gebäuden bei. Einzu- Überdachte Schwimm- 702
bäder (Schwimmhallen-
halten sind vor allem DIN VDE 0100 Teile 410 und 540. Zur bestimmungs- und Schwimmbäder
gemäßen Errichtung gehört auch die Anwendung normenkonformer Bauteile. im Freien)
Landwirtschaftliche 705
Dies trifft besonders für das zentrale sicherheitsrelevante Element, die HPA- und gartenbauliche
Schiene, zu. Eine gründliche Information über den HPA, dessen Bauteile und Anwesen
deren Einsatz ist darum für den Errichter unerlässlich. Leitfähige Bereiche mit 706
begrenzter Bewegungs-
freiheit
Caravans 708
1 Grundsätzliche Bedeutung des Im Abschn. 413.1.2.1 dieser Norm sind die Boote und Jachten 721
Potentialausgleichs grundsätzlichen Anforderungen an den Unterrichtsräume mit 723
Experimentierständen
Hauptpotentialausgleich festgelegt. Für die
Springbrunnen 738
Im Bereich der Elektrotechnik wird unter konkrete Ausführung, sowohl des Haupt-
Krankenhäuser und DIN VDE 0107
dem Begriff Potential eine Spannung zwi- potentialausgleichs als auch des zusätzli- medizinisch genutzte
schen einem Messpunkt und einem Be- chen Potentialausgleichs, ist DIN VDE Räume außerhalb von
zugspunkt (z. B. Erde) verstanden. Poten- 0100 Teil 540 zu beachten. In dieser Be- Krankenhäusern
tialausgleich ist somit nichts anderes, als stimmung sind insbesondere die Mindest-
Teile mit einem unterschiedlichen Poten- querschnitte für Erdungs- und Potential-

Verbindung im TN-System, Hauptschutzleiter

Gebäudekonstruktion (z.B. Stahlträger)


tial auf ein gleiches oder annähernd glei- ausgleichsleiter festgelegt.
ches Niveau zu bringen, indem man die Der Abschn. 413.1.2.2 von DIN VDE 0100
Punkte unterschiedlichen Potentials mit- Teil 410 gibt an, unter welchen Vorausset-
einander verbindet. zungen der örtliche, zusätzliche Potential-
Entsprechend einfach ist die Definition der ausgleich durchgeführt werden muss. Die

(z.B. Heizungsleitung)
Bezeichnung „Potentialausgleich“ in DIN Anforderungen an den zusätzlichen Poten- kWh

Hauptwasserrohr
3/N~
VDE 0100 Teil 200 definiert: tialausgleich in Räumen und Bereichen mit

Hauptgasrohr
Rohrsysteme
Metallteile der
„Elektrische Verbindung, die die Körper besonderer Gefährdung sind in Abschn.
elektrischer Betriebsmittel und fremde leit- 413.1.6 von DIN VDE 0100 Teil 540 sowie
Blitzschutz

fähige Teile auf gleiches oder annähernd in weiteren Teilen der Errichtungsbestim-
gleiches Potential bringt“. mung DIN VDE 0100 zu finden (Tafel ➊).
So betrachtet, scheint „Potentialausgleich“
eine einfache Angelegenheit zu sein. Trotz- 2.2 Bauteile
dem treten in der Praxis nach wie vor Unsi- Wie bereits erwähnt, ist der Hauptpoten-
cherheiten bei der Errichtung des Poten- tialausgleich eine Maßnahme, die die Qua-
HA

Isolierstück
tialausgleichs auf. lität des Schutzes gegen elektrischen Schlag PEN
entscheidend verbessert. Diese Sicherheit
ist aber nur dann in vollem Umfang ge-
2 Bestimmungen währleistet, wenn bei der Erichtung Bau-
teile und Produkte verwendet werden, die PA-Schiene
2.1 Errichtung den sicherheitstechnischen Anforderungen Z Z
Der Hauptpotentialausgleich ist eine entsprechen. Haupt-
erdungs-
wichtige Maßnahme zum Schutz gegen Für die wesentlichen Bauteile einer Poten- leiter
elektrischen Schlag. Er wird in der Errich- tialausgleichsanlage – Potentialausgleichs-
tungsbestimmung DIN VDE 0100 Teil 410 schienen und Erdungsschellen – sind die Blitz- Fundament-
„Errichten von Starkstromanlagen mit sicherheitstechnischen Anforderungen und schutzerder erder
Nennspannungen bis 1000 V; Schutzmaß- die entsprechenden Prüfungen durch den Nur gefordert, wenn
der Fundamenterder
nahmen“ für jedes Gebäude ausdrücklich Hersteller in der Produktnorm DIN VDE keine Anschlussfahnen
gefordert und ist in jedem Fall – unabhän- 0618 Teil 1:1989-08 [1] festgelegt. Für für den Anschluss an
gig von den anderen Maßnahmen zum Potentialausgleichsschienen, die dieser die Blitzstrom-
Ableitungen besitzt.
Schutz gegen direktes und bei indirektem Norm entsprechen, kann das VDE-Prüfzei-
Berühren – zu errichten. chen erteilt werden.
➊ Hauptpotentialausgleich

Autor 3 Hauptpotentialausgleich nach


DIN VDE 0100 Teil 410 Gebäude der Haupt-Schutzleiter und der
Dipl.-lng. Klaus Schulte ist Mitarbeiter der Haupt-Erdungsleiter insbesondere mit den
Firma Hermann Kleinhuis GmbH + Co. KG, 3.1 Grundsätzliche Anforderungen nachfolgend aufgeführten fremden leitfähi-
Lüdenscheid. Gemäß DIN VDE 0100 Teil 410 (Januar gen Teilen zu einem Hauptpotentialaus-
1997), Abschnitt 413.1.2.1, müssen in jedem gleich verbunden werden (siehe Bild ➊):

50 Elektropraktiker, Berlin 54 (2000) 1


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• metallene Rohrleitungen von Versor- schlussstellen, eine dauerhafte grün-gelbe


gungssystemen innerhalb eines Gebäu- Kennzeichnung anzubringen ist. Tafel ➋ PA-Leiterquerschnitte für den
des, z. B. Wasserverbrauchsleitungen, Haupt-Potentialausgleich
Gasinnenleitungen 3.3 Bauteile für den Hauptpotential-
PA-Leiterquerschnitt für
• Metallteile der Gebäudekonstruktion, ausgleich den Haupt-Potentialausgleich
Zentralheizungs- und Klimaanlagen Zentrales Element für den Hauptpotential-
• soweit möglich, wesentliche metallene ausgleich ist die Potentialausgleichsschiene. normal 0,5 x Querschnitt des größten
Schutzleiters der Anlage
Verstärkungen von Gebäudekonstruk- An ihr werden die Potentialausgleichsleiter
minimal 6 mm2 Cu
tionen aus bewehrtem Beton. mit unterschiedlichen Querschnitten sowie
maximal 25 mm2 Cu oder leitwert-
Im Sinn des Potentialausgleichs gilt die Erdungsleitung (z. B. vom Fundament- gleich
grundsätzlich, dass fremde leitfähige Teile erder) angeschlossen.
einbezogen werden müssen. Insofern ist die Weitere wichtige Elemente für die Errich-
Aufzählung fremder leitfähiger Teile nach tung des Hauptpotentialausgleichs sind
Abschn. 413.1.2.1 lediglich eine grobe, nicht Rohrschellen, mit denen die metallenen
vollständige Aufzählung. Rohrsysteme eines Gebäudes in den PA
Im Sinne des Schutzzieles – Vermeidung einbezogen werden.
von Spannungsverschleppungen und un-
zulässig hohen Berührungsspannungen – 3.3.1 Potentialausgleichsschiene
müssen selbstverständlich auch andere Gemäß DIN VDE 0100 Teil 540 muss in je-
fremde leitfähige Teile, wenn vorhanden, der Anlage eine Haupt-Erdungsklemme
einbezogen werden. Solche Teile sind z. B. oder -schiene vorgesehen werden.
Sprinkleranlagen, Feuerlöschleitungen, Potentialausgleichsschienen sind nach DIN
Kabeltrassen und Metallkanäle. 18 015 Teil 1 sowie nach DIN 18 012 im
Hausanschlussraum in der Nähe des Haus- ➋ Potentialausgleichsschiene für den
Haupt-Potentialausgleich
3.2 Potentialausgleichsleiter anschlusskastens anzubringen. Sinnvoll ist
3.2.1 Mindestquerschnitte der Potential- die Anbringung oberhalb der Anschluss-
ausgleichsleiter fahne des Fundamenterders. PA-Leiter
Bezüglich der Bemessung der Potentialaus- Die Potentialausgleichsschiene als zentra-
gleichsleiter heißt es im Abschnitt 9.1.1 von les Bauelement des Potentialausgleichs
DIN VDE 0100 Teil 540, dass sich die Quer- muss hohen Sicherheitsanforderungen ge-
schnittsbemessung für die Leiter des nügen, insbesondere hinsichtlich Strom-
Hauptpotentialausgleichs am Querschnitt tragfähigkeit, Kontaktsicherheit und Kor-
des größten Schutzleiters der Anlage orien- rosionsfestigkeit. In DIN VDE 0618 Teil 1 Metallrohr Kontakte /Stromfluß)
tieren muss. Darüber hinaus werden die in [1] sind alle relevanten Anforderungen und vom Rohr zur Schelle
Tafel ➋ aufgeführten Minimal- und Maxi- Prüfungen zusammengefasst.
mal-Werte angegeben. Eine wesentliche sicherheitstechnische An- ➌ Kontakte und Stromfluss an der PA-
forderung an Potentialausgleichsschienen Schelle
3.2.2 Leiterart und zulässige Verlegung für den Hauptpotentialausgleich ist, dass
von PA-Leitern der Querschnitt der Schiene an der
Als Potentialausgleichsleiter kommen mas- schwächsten Stelle mindestens 25 mm2 Cu 3.3.2 Rohrschellen
sive Leiter – dies ist der Normalfall – sowie beträgt oder bei Verwendung anderer Schellen für den Potentialausgleich sind
mehr- und feindrähtige Leiter in Frage. PA- Werkstoffe, z. B. Messing, leitwertgleich ist. ebenso wie die Potentialausgleichsschienen
Leiter sind Schutzleiter; sie dürfen daher Diese Anforderung resultiert aus der Über- sicherheitsrelevante Bauteile. Daher wurde
blank oder isoliert sein. Häufig werden als legung, dass auch hohe Ausgleichsströme, auch für diese Schellen eine Produktnorm
PA-Leiter PVC-Aderleitungen verwendet, wie sie z. B. bei dem maximalen PA-Leiter- DIN VDE 0618 Teil 2 „Betriebsmittel für
z. B. H07V-. querschnitt 25 mm2 Cu auftreten können, den Potentialausgleich, Schellen“ (z. Z. Ent-
Sie dürfen direkt auf, im und unter Putz ver- sicher gegen Erder abgeleitet werden. wurf) erarbeitet.
legt werden. Auch die Verlegung in Kabel- DIN VDE 0618 Teil 1 fordert darüber hin- Die Anforderungen sind ähnlich denen für
kanälen nach DIN VDE 0604 und auf Ka- aus eine Mindestanzahl von Anschlussmög- PA-Schienen. Erreicht werden soll ein guter
belträger-Systemen nach DIN VDE 0639 lichkeiten (Klemmstellen) für PA- und Er- und dauerhafter Kontakt, sowohl zwischen
(z. Z. Entwurf) ist erlaubt. Ein mechanischer dungsleiter. Diese sind: dem leitfähigen Teil (z. B. Rohr) und dem
Schutz durch Rohre oder Kanäle ist für PA- • 1 x flach, 4 x 30 mm / 10 mm Ø (Funda- Anschlusselement (Rohrschelle) als auch
Leiter nur bei zu erwartender starker mecha- menterder) zwischen dem Anschlusselement und den zur
nischer Beanspruchung gefordert. • 1 x 50 mm2 (Blitzschutz, 8 mm Ø) PA-Schiene führenden PA-Leitern (siehe
• 6 x 6 bis 25 mm2 (PA-Leiter) Bild ➌). Die Klemmstelle für den PA-Leiter
3.2.3 Kennzeichnung von PA-Leitern • 1 x 2,5 bis mind. 6 mm2 (PA-Leiter). muss den Anforderungen nach DIN VDE
PA-Leiter haben eine Schutzfunktion. Iso- Diese Klemmstellen müssen VDE 0609 0609 (DIN EN 60 999) entsprechen.
lierte PA-Leiter müssen deshalb in ihrem (DIN EN 60 999) entsprechen. Grundsätzlich kann zwischen starren Rohr-
ganzen Verlauf grün-gelb gekennzeichnet Da die Gefahr besteht, dass bei Blitzschlag schellen (für einen bestimmten Rohr-Ø ge-
werden. Die Verwendung der Einzelfarben zumindest Teil-Blitzströme über die PAS eignet) und Bandschellen (für einen be-
Gelb, Grün und Blau ist verboten. fließen, müssen die Klemmstellen für PA- stimmten Ø-Bereich geeignet) unterschie-
Werden einadrige Mantelleitungen (z. B. Leiter ab 10 mm2 blitzstromtragfähig sein. den werden.
NYM) oder einadrige Kabel (NYY) ver- Bild ➋ zeigt eine Potentialausgleichsschie- Die im Bild ➍ gezeigte Bandschelle bietet
wendet, darf auf eine durchgängige Ader- ne für den Hauptpotentialausgleich, die die eine große Kontaktsicherheit und kann im
kennzeichnung verzichtet werden. Hierbei Anforderungen der DIN VDE 0618 Teil 1 Fehlerfall hohe Ströme ableiten. Der
ist jedoch zu beachten, dass an den Enden in vollem Umfang erfüllt und die VDE-Zei- Stromübergang erfolgt dabei hauptsächlich
der Leitungen, d. h. an den beiden An- chengenehmigung besitzt. über den Schellenkörper aus gut leitfähi-

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gem Messing und nur zum Teil über das • Richtige Auswahl und Einsatz der PA-
Schellenband. Diese Bandschelle ist für den Leiterquerschnitte, ordnungsgemäßer
universellen Einsatz auf verzinkten Stahl- Anschluss sowie richtige Kennzeichnung
rohren und auch auf Cu-Rohren geeignet. und Verlegung der PA-Leiter.
2. Erproben
• Kontrolle des festen Sitzes der Leiter an
4 Prüfung den Anschlussstellen sowie der An-
schlussmittel an den fremden leitfähigen
Die Prüfung des Potentialausgleichs erfolgt Teilen durch eine Handprobe.
bei Erst- und Wiederholungsprüfungen 3. Messen
nach DIN VDE 0100 Teil 610. Sie umfasst Nachweis der Wirksamkeit des Potential-
folgende Prüfschritte: ausgleichs durch eine Messung des Wider-
1. Besichtigen stands zwischen
• Vorhandensein und richtige Anordnung • den fremden leitfähigen Teilen und der
des zentralen Potentialausgleichs gemäß PAS sowie
den Vorgaben von DIN VDE 0100 Teil • den durch einen PA-Leiter verbundenen
410 und der Anlagendokumentation. Teilen
• Vorhandensein und richtige Anordnung mit einem dafür geeigneten Prüfgerät nach
des zusätzlichen Potentialausgleichs an DIN VDE 0413. Sofern nicht durch die
den nach DIN VDE 0100 (Tafel ➊) fest- Länge des PA-Leiters ein höherer Wider-
gelegten Orten. standswert bedingt ist, sollte der gemessene
➍ Besonders vorteilhaft, zeitsparend und • Kontrolle des Einbeziehens aller frem- Wert nicht mehr als 0,1 Ohm betragen.
in Übereinstimmung mit DIN VDE 0618 den leitfähigen Teile des Gebäudes bzw.
Teil 2 (Entwurf) ist die Montage mit nur der jeweiligen Orte in den PA.
Literatur
einer Spannschraube • Ordnungsgemäße Auswahl (Prüfzei- [1] DIN VDE 0618 Teil 1:1989-08 Potentialaus-
chen!) und bestimmungsgemäßer Ein- gleichsschiene (PAS) für den Hauptpotential-
satz der PAS sowie der Anschlussmittel. ausgleich. ■

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