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1.

Die Literatur des Mittelalters


Die lange Epoche des Mittelalters (750-1500) beschreibt die Zeit zwischen der Antike und der Neuzeit. Die gesamte
Periode ist durch die Agrarwirtschaft, das Lehnswesen und die Städtegesellschaft kennzeichnet. In Deutschland leben
um 750 nur knapp drei Millionen Menschen. Die Bevölkerungszahl steigt um 1300 auf zehn Millionen an. Die
durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen beträgt circa 30 Jahre. Der Mensch gilt im Mittelalter als ein Teil der
Gemeinschaft, nicht als ein Individuum. Seine Zugehörigkeit zu einem Stand wird durch die Geburt bestimmt. Die
große Mehrheit der Bevölkerung kann weder lesen noch schreiben. Die Periode des Mittelalters lässt sich in drei
verschiedene Epochen unterteilen: das frühe Mittelalter, das Hochmittelalter und das Spätmittelalter. Im
Frühmittelalter beschäftigt sich vorwiegend der Klerus mit der Dichtung, später interessieren sich auch der Adel und
das Bürgertum für die Literatur.
Im frühen Mittelalter existiert lange keine einheitliche deutsche Sprache, sondern zahlreiche Dialekte. Das
Althochdeutsche wird ab dem 9. Jahrhundert gesprochen. Lesen und Schreiben können fast nur die Geistlichen in den
Klöstern und die Gebildeten in den Städten. Die Werke werden von den Mönchen in den Klöstern auf Latein
aufgeschrieben. Das Christentum prägt die Literatur, die den christlichen Glauben verbreiten soll. Nach dem
mittelalterlichen Weltbild hat Gott die Welt erschaffen und der Mensch verkörpert die Krone seiner Schöpfung.
Einige der Heldengeschichten der Germanenstämme wurden ab der  9. Jahrhundert aufgeschrieben.
Das Hildebrandslied, das einen tragischen Vater-Sohn-Konflikt beschreibt, ist wohl das älteste überlieferte Heldenlied.
Die Mönche signierten damals ihre Schriften nicht. Deshalb ist der Verfasser des Werks unbekannt.

2. Die höfisch-ritterliche Literatur


Das Hochmittelalter (900 bis 1200) ist die Zeit des Kaisertums und des Papsttums. Die beiden Autoritäten streiten in
dieser Periode miteinander und schwächen sich dadurch gegenseitig. Es ist die Zeit der Kreuzzüge und des Rittertums.
Mitteleuropa ist durch ein starkes Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. Der Handel zwischen den Städten
entwickelt sich in beträchtlichem Umfang. Der Adel und das Bürgertum beginnen, sich von der Dominanz des Klerus zu
emanzipieren.
Das Hochmittelalter ist von der Kultur des Rittertums geprägt. Die Ritter stehen in treuem Dienst zu den Lehnsherren,
im Dienst für die Kirche und im Frauendienst. Die ritterlichen Tugenden umfassen Anstand, Würde, Ansehen, Treue
Verlässlichkeit und Großzügigkeit.
Die höfische Dichtung erlebt zwischen 1170 und 1250 ihre Blütezeit. Sie handelt vom Leben der Fürsten und Adligen
und preist ihren Reichtum und ihre Macht. Sie veranschaulicht das ritterliche Ideal. Sie wird den Adeligen bei Festen
von fahrenden Sängern und Rittern vorgetragen und ist in Mittelhochdeutsch verfasst. Diese Sprache ist von Dialekten,
Latein und Französisch beeinflusst. Sie ist streng formal aufgebaut.
Viele der höfischen Schriften werden nach Vorlage der französischen Dichtung verfasst. Die ritterliche Dichtung setzt
sich aus zwei Hauptgattungen zusammen: Minnedichtung und Heldendichtung. Der Minnesang ist eine
Liebesdichtung. In der hohen Minne wird häufig die Liebeserklärung eines Ritters an eine verheiratete, idealisierte 
und unerreichbare Adlige präsentiert. Die niedere Minne enthält im Gegensatz dazu nicht nur Schwärmerei, sondern
auch die Begierde nach der erwünschten Frau.
In dem Ritterroman wird das Leben eines Ritters erzählt: Er erlebt eine Reihe von Abenteuern und geht viele
Irrwege, bevor er sich als wahren und edlen Ritter betrachtet darf. Die Autoren orientierten sich in ihren Erzählungen
meistens an der Sagenwelt um König Artus und Karl den Großen. Wichtige Ritterepik und  Verserzählungen sind Erec
von Hartmann von Aue, Parzival  von  Wolfram von Eschenbach und Tristan und Isolde von Gottfried von Straßburg.
Das Nibelungenlied ist außerdem die berühmteste germanische Heldensage dieser Zeit.

3. Das Nibelungenlied.
Das Nibelungenlied ist das berühmte mittelhochdeutsche Heldenepos, das vor ca. 800 Jahren (um 1200) im
südostdeutsch-oberösterreichischen Raum entstand. Es ist das poetische Extrakt aus mehreren Sagen, wovon die
bekannteste der Nibelungenstoff ist. Im ersten Teil des Epos wird vom jungen Siegfried erzählt, der den Schatz der
Nibelungen erkämpft und durch ein Bad im Drachenblut beinahe unverwundbar wird. Er wirbt um die schöne
Königstochter Kriemhild und lebt lange Zeit bei ihren Brüdern, den Burgundenkönigen. Seine Ermordung durch deren
Gefolgsmann Hagen zieht die furchtbare Rache Kriemhilds und damit den Untergang der Burgunden nach sich, der im
zweiten Teil des Epos erzählt wird. Das Nibelungenlied wurde zu Hochzeiten der Vaterlandsverehrung als deutsches
Nationalgedicht angesehen, das angebliche deutsche Tugenden wie Ehre, Verlässlichkeit und Treue reflektieren soll.
Der Held Siegfried galt lange als Inbegriff des „Superdeutschen“. Eine solche Interpretation hat sich aber als viel zu
einseitig erwiesen: Das Nibelungenlied bietet mehr als die Verherrlichung von Helden und Heldentaten. Es ist eine
spannende Mischung aus Mythischem und Historischem, speist sich aus mehreren älteren Quellen und verschafft uns
Heutigen einen Einblick in die Welt des Mittelalters.
Inhalt: Der junge Siegfried hilft dem Burgundenkönig Gunther, die starke Isländerkönigin Brünhild zu besiegen, und
heiratet dessen Schwester Kriemhild. Gunther ehelicht Brünhild. Nach Jahren kommt es zwischen den Königinnen zu
einem Streit, der eine Katastrophe nach sich zieht: Ein Gefolgsmann Gunthers ermordet Siegfried und versenkt den
Schatz der Nibelungen, auf dem Siegfrieds und Kriemhilds Macht beruht, im Rhein. Kriemhild rächt sich mithilfe des
Hunnenkönigs Etzel.
Es besteht aus 39 Abschnitten („Aventiuren“) und gliedert sich in zwei ursprünglich selbstständige Teile:
Das „Siegfriedlied“ und
das „Burgundenlied“.
Die Benennung des „Nibelungenliedes“ erfolgte nach einer germanischen Sagengestalt, dem König Nibelung („Sohn
des Dunkels“; zusammenhängend mit Nebel). In der deutschen Sage war „Nibelungen“ die Bezeichnung für ein von
einem bösen Geist besessenes Zwergengeschlecht. Sie sind die Besitzer des Nibelungenhortes, eines Goldschatzes, an
den ein Fluch gekettet ist.

4. Die Literatur der Renaissance


Die europäische Renaissance bezeichnet die europäische Kulturepoche in dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Wörtlich übersetzt, bedeutet der Begriff Renaissance „Wiedergeburt“. Die norditalienischen reichen Stadtstaaten
Mailand, Florenz und Venedig sind für diese Periode maßgebend. Von Italien aus verbreitete sich die Renaissance in
ganz Europa.
Gelehrte und Künstler besinnen sich auf die Werte der römischen und griechischen Antike zurück und versuchen,
diese in die neuzeitliche Gegenwart zu übertragen. Die Auseinandersetzung mit dem klassischen Gedankengut aus der
Antike führt zur Erneuerung der gesellschaftlichen Werte und zur zunehmenden Individualisierung.
Die Anhänger der Renaissance befürworten nicht länger ein auf das Jenseits ausgerichtetes theozentrisches Weltbild,
sondern einen im Diesseits begründeten Humanismus: Durch Bildung und Erziehung soll den Menschen die freie
Entfaltung ihrer Persönlichkeit gewährleistet werden. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt von Kunst, Kultur und
Wissenschaft: Der Mensch ist „das Maß aller Dinge“ (Protagoras - etwa 485-415 v. Chr.). Es werden zahlreiche
Universitäts- und Schulgründungen vorgenommen.
In dieser Periode wird die Rolle der Kirche sehr geschwächt. Das selbstbewusste und erfolgreiche Bürgertum gewinnt
an Bedeutung. Neue entscheidende Entdeckungen und Erfindungen prägen die Renaissance, so wie die Entdeckung
Amerikas (1492) oder Guttenbergs Buchdrucktechnik, die es ab 1450 ermöglicht, Publikationen oder Flugschriften in
hoher Stückzahl preiswert zu vervielfältigen.
Die Renaissance betrifft vor allem eine sehr gebildete Elite, die aus einem Kreis von bedeutsamen Machthabern,
Wissenschaftlern und Künstlern bestehen. Der beschränkte Gelehrtenkreis, der diese literarische Periode in
Deutschland kennzeichnet, besteht aus Autoren, wie Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hütten und Hans Sachs.
Besonders der Meistersang, das Volksbuch und das Fastnachtsspiel sind damals beliebt. Martin Luther legt mit seiner
Bibelübersetzung nach dem griechischen und hebräischen Urtext (1522-34) die Basis für die Herausbildung einer
einheitlichen deutschen Schriftsprache. In England gilt William Shakespeare als einer der Hauptvertreter des
englischen Renaissancedramas.

5. Die Literatur des Barock


Als Barock wird die literarische Produktion im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet.
Deutschland besteht in der Periode des Barocks aus einer Vielzahl kleiner Länder und Kleinstaaten mit eigenen
Verfassungen und Regierungen. Die meisten Menschen leben damals noch auf dem Land und verstehen und
akzeptieren die Welt und die Gesellschaftsordnung als gottgegeben.
Zwischen der Renaissance und der Aufklärung ist der Barock von den konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen
den Katholiken und den Protestanten, durch Seuchen und die Verschärfung der sozialen Gegensätze geprägt. Der
blutige und grausame Dreißigjährige Krieg (1618-1648) verursacht mehrere Millionen Tote, besonders in den vom
Konflikt betroffenen Regionen. Die Folgen des Kriegs sind Leid, Hunger und Armut. Krankheiten, wie Pest, Typhus,
Cholera und die Tuberkulose, verschlimmern die Situation und dezimieren die Bevölkerung im ganzen Land. Die
Bevölkerungszahl, in Deutschland geht um ein Drittel zurück und erreicht erst wieder im 18. Jahrhundert den
Bevölkerungsstand von 1618 (circa 16 Millionen Seelen).
Während der Umgang mit dem Tod für die Bevölkerung täglich ist, führen die absolutistischen Fürsten, die die
Wirtschaft kontrollieren, ein luxuriöses und ausschweifendes Leben. Die kontroversen Umstände schlagen sich in der
Literatur des Barocks in der Form der Antithetik nieder:  Das Stilmittel der inhaltlichen Gegensätze, wie Leben und Tod,
Schein und Sein, Erotik und Tugend, Spiel und Ernst, wird in den Werken häufig verwendet. Die Widersprüche stehen
in Verbindung mit der pessimistischen Stimmung der Epoche.
Die drei zentralen Leitmotive des Barocks stehen in einem Spannungsfeld zwischen Sinnenfreude und Todesbangen.
Der erste Spruch „Carpe Diem“, aus dem Lateinischen übersetzt: „Ergreife den Tag“, fordert die Menschen dazu auf,
den Tag sinnvoll zu nutzen und zu genießen, weil er nach seiner Beendigung unwiederbringlich vorüber ist. Politische
Feiern, Tanz, Erotik und irdischer Genuss sind beliebte epikureische Motive des Barocks. Der zweite Leitmotiv
„Memento Mori", aus dem Lateinischen übersetzt: „Bedenke dass du sterben musst“ ruft zum Nachdenken über das
kurze irdische Leben und den unausweichlichen Tod auf. Der dritte Spruch "Vanitas" steht in Verbindung mit der
Erkenntnis der Vergänglichkeit, der Eitelkeit und der Veränderlichkeit der Welt. Die menschliche Schönheit ist nur ein
Schein.
Die Emblemliteratur ist in dieser Periode sehr beliebt. Die Lyrik nahm in der Barockliteratur eine besondere Stellung
als Gesellschaftsdichtung und lehrhafte Dichtung ein. Die bevorzugte Literaturform war das Sonett. Diese Gedichtform
steht für eine geschätzte, klar gegliederte Einteilung und Struktur. Elegie, Epigramm und Ode sind auch an der Mode.
Die erzählende Dichtung in Prosa spielt im Barock eine wichtige Rolle. Neben Predigten, Reisebeschreibungen und
wissenschaftlichen Werken erscheinen auch höfisch-historische Romane, Schäferromane, satirische Romane
und Schelmen- oder Pikaroromane.
Um eine elegante Ästhetik in den Werken des Barocks zu erreichen, werden viele rhetorische Stilmittel, wie
Wiederholungen, Allegorien, Metaphern, Vergleiche, Anaphern, Ellipsen oder Hyperbeln, verwendet. Die
Verwendung von Symbolen verleiht den Texten eine verborgene Bedeutung.
In der Barockzeit werden viele Formen des Theaters praktiziert. Wandertheater, Ordensdrama und protestantisches
Theater, Oper oder Hoftheater spielen Komödien, in denen Figuren von niederem Stand erscheinen, und Tragödien,
in denen hochgestellte und adlige Figuren auftreten.
Die meisten Autoren gehören dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adlige. Berühmte
Literaten des Barocks sind unter anderen Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. 

6. Die Literatur der Aufklärung


Die gesamteuropäische Bewegung der Aufklärung entwickelt sich schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
besonders in Frankreich und Großbritannien
Berühmte Vordenker der Aufklärung sind unter anderen René Descartes, Jean-Jacques Rousseau, Denis Diderot,
Voltaire, John Locke und David Hume.
In Deutschland üben die Vordenker der Aufklärung ihren Einfluss ein bisschen später aus. Die Werke, die zwischen
1720 und 1790 verfasst werden, werden allgemein der Literatur der Aufklärung zugeordnet. Der bedeutendste
Philosoph der Aufklärung in Deutschland ist sicherlich Immanuel Kant. In seinem Essay "Was ist Aufklärung?" (1784)
formuliert er eine Definition der Aufklärung: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Kants Aufruf: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu
bedienen!” verkörpert das Motto der Aufklärung.
Die Aufklärer wenden sich den Wissenschaften zu: "Wissen ist Macht". Die Vernunft (den Rationalismus), die
Erfahrung (Empirismus) und die Wahrnehmung durch unsere Sinne (Sensualismus) stellen die Quellen ihrer
Erkenntnisse dar. Wissen und Bildung sollen die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit des Menschen fördern. Mittels
der Vernunft und des Verstandes sollen Vorurteile und Aberglauben bekämpft werden.  Die Schriftsteller der
Aufklärung bemühen sich um die moralische Erziehung ihrer Leser. Sie plädieren für religiöse Toleranz,
Religionsfreiheit und Naturrecht. Sie kritisieren die bestehenden staatlichen und gesellschaftlichen Ordnungen und
wünschen sich eine größere persönliche Handlungsfreiheit.
Um die die Zuschauer und Leser besser zu erziehen und zu verändern, verfassen die Autoren Dramen, in deren
Mittelpunkt nicht nur Adlige, sondern auch bürgerliche Figuren auftreten. Lessing erneuert die Welt des Theaters mit
seinen bürgerlichen Trauerspielen. Der bürgerliche Roman erlebt auch eine Blütezeit in der Periode der Aufklärung. 
Die moralisierenden Fabeln, in denen Tiere auftreten, die menschliche Schwäche zeigen, sind in dieser Periode
aufgrund ihrer erzieherischen und belehrenden Erzählweise sehr beliebt. Satire ist auch in der Mode. Schließlich wird
die höfische Dichtung schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die vielfältige Aufklärungslyrik (Oden, Hymnen,
Balladen, Gedankenlyrik oder Lehrgedichte) abgelöst.
Viele der Aufklärer sind optimistisch und vertreten die Ansicht, dass eine vernunftorientierte Gesellschaft die
Menschen von der Unterdrückung und Armut erlösen wird und dass sie die Gleichheit und die Freiheit der Bürger
fordern wird. Doch ab circa 1750 beginnen einige Aufklärer, das aufklärerische Menschenbild und die starre
Fortschrittsgläubigkeit anzuzweifeln. Als Gegenreaktion auf den „Vernunftglauben“ entwickeln sich die Strömung des
Sturm und Drang und später die der Romantik, die der Irrationalität und den Gefühlen der Figuren Platz einräumen.
Die Ideen der Aufklärer lösen viele Veränderungen und Umbrüche, wie die Französische Revolution 1789, aus und
prägen noch heute viele Bereiche unserer modernen Welt.
Bedeutende deutschsprachige Aufklärer sind vor allem Johann Christoph Gottsched, Gotthold Ephraim Lessing und
Christoph Martin Wieland. Bedeutendste Werke: Emilia Galotti (1772), Nathan der Weise (1779)

7. G.E. Lessing als Kritiker und Dramatiker


Lessing, Gotthold Ephraim, deutscher Dramatiker, Kunsttheoretiker, Literaturkritiker der Aufklärung, Gründer
deutscher klassischer Literatur. Im Kampf für demokratische nationale Kultur schuf das erste deutsche
„spießbürgerliche“ Drama „Miss Sara Sampson“ (1755), die Komödie „Minna von Barnhelm“ (1767). In der Tragödie
„Emilia Galotti“ (1772) verurteilte die soziale Willkür, in dem Drama „Nathan der Weise“ (1779) trat er als Anhänger
religiöser Toleranz und Humanität. Lessing verteidigte ästhetische Prinzipien von Aufklärungsrealismus.
Lessing wurde am 22. Januar 1729 als Sohn eines Pfarrers in Kamenz/Oberlausitz geboren. Nach der Fürstenschule St.
Afra in Meißen studierte Lessing in Leipzig und Wittenberg Theologie, Philosophie und Medizin. Dort begann er seine
ersten Werke zu schreiben. Sein erstes Drama war „Der junge Gelehrte“ (1748), das durch die Theaterleiterin
Frederike Caroline Neuber in demselben Jahre uraufgeführt wurde.
1752 hat Lessing in Wittenberg die Magisterwürde erhalten. In dieser Zeit beschäftigte sich Lessing mit mehreren
Dramen, darunter die Lustspiele „Der Freigeist“ und „Die Juden“. Die Ausgabe aus sechs Bändern wies ihn als
erfolgreichen und angesehenen Theater- und Literaturkritiker aus.
Danach verfasste er eine Reihe von Werken. Mit „Miss Sara Sampson“ (1755) – einem der Dramen – wurde er
endgültig bekannt. In den folgenden Jahren lebte er in Berlin und Leipzig, wo er neue Anschlüsse fand. Zusammen mit
bedeutenden Gelehrten jener Zeit Friedrich Nicolai und Moses Mendelsohn gründete Lessing 1759 die Zeitschrift
„Briefe, die neueste Literatur betreffend“. 1767 wurde Lessing wurde als Dramaturg an das neu gegründete
Hamburger Nationaltheater berufen. Es begann eine produktive und erfolgreiche Lebensphase. Im Nationaltheater
wurde »Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück« 1767 uraufgeführt. Neben der Arbeit an Dramenfragmenten
verfasste Lessing die »Hamburgische Dramaturgie«, eine Reihe von Essays, in denen er seine Theorien zum Theater
darlegt. 1770 war Lessing als Bibliothekar in Wolfenbüttel tätig.
1776 heiratete der Dichter, aber sehr bald verlor er seine Frau im Kindbett. 1778 vereinsamte Lessing völlig. 1778
erscheint sein Werk “Nathan der Weise”
Lessing starb 1781 im Alter von 52 Jahren in Braunschweig.
Lessings kritische Schriften, welche den meisten Einfluss auf die Kunst ausgeübt haben, sind seine “Hamburgische
Dramaturgie” und sein “Laokoon, oder über die Grenzen der Malerei und Poesie”.

8. „Sturm und Drang“ als eine Protestbewegung


Die Epoche des „Sturm und Drang“, auch bezeichnet als Geniezeit, wird formal auf den Zeitraum zwischen 1765 und
1785 terminiert. Die literarische Protestbewegung wird hauptsächlich von sehr jungen Autoren, die vorwiegend aus
bürgerlichen Familien stammen, angeführt. Die Zentren der Bewegung sind in Straßburg, Göttingen, Frankfurt am
Main oder in Wetzlar zu finden. Im Rahmen der Bewegung wird intensiv gelesen, geschrieben und heftig und
kontrovers diskutiert.
Die Leidenschaft und das Seelenleben der Figuren nehmen einen wichtigen Platz in den Werken der Stürmer und
Dränger ein, welche versuchen, Gefühl und Vernunft miteinander zu verbinden und zu versöhnen. Die Autoren
konzentrieren sich auf drei zentrale Kritikpunkte: Politisch werden der Adel, der Absolutismus und die ständische
Gesellschaftsordnung und die damit verbundene Willkür bekämpft. Moralisch wird das bürgerliche Leben, welches das
Individuum zu gesellschaftlichen Zwängen nötigt, kritisiert. Außerdem werden die bestehenden Traditionen in der
Kunst und in der Literatur angegriffen. 
Die Protestbewegung des „Sturm und Drang“ fordert das Mitbestimmungsrecht, die Freiheit, die Abschaffung jeder
sozialen Unterdrückung und eine demokratische Staatsform. Aus der politischen Sicht heraus liefern die jungen
Autoren aber nur relativ unkonkrete, utopische und theoretische Schriften. Die Revolte der Stürmer und Dränger
bleibt in dieser Hinsicht wirkungslos. Auch wenn diese Strömung in Deutschland keine politische Durchsetzungskraft
entfaltet, so nimmt sie doch einen großen Einfluss auf die nachfolgende Literatur.
Die Jugendbewegung des „Sturm und Drang“ verherrlicht das Kraftgenie. Shakespeare verkörpert für die Stürmer und
Dränger die Inkarnation des unverfälschten und kraftvollen Genies und ist daher ihr Vorbild. Das Originalgenie ist nach
Ansicht dieser Epoche ein schöpferischer Mensch, ein wahrer Künstler, der aus seinen Gefühlen, seiner Spontanität,
seiner Kraft, seiner Fantasie und seiner Begeisterung herausschafft. Das Genie ist von Gott begnadet. Es ist frei und
lebt, so wie es das für richtig hält. Es ist humanistisch geprägt und nimmt Rücksicht auf alle Lebensformen und auf alle
anderen Menschen, und zwar unabhängig welcher Kultur oder Neigung.
Die rebellischen Autoren drücken sich primär in der Dramatik aus. In ihren Dramen entfalten sich „Kraftkerle“, die
nachdrücklich die Freiheit, ihr Leben selbst zu bestimmen, fordern. Sie versuchen, starke Gefühle und Gewalt als Teil
des menschlichen Wesens auf natürliche Weise zu veranschaulichen. Sie bevorzugen die offene Form des Dramas mit
häufigen Ortwechseln, Zeitsprüngen und Figuren aus mehreren Gesellschaftsschichten.
Die Bewegung des „Sturm und Drang“ bildet eine radikale Alternative zum rationalistischen Literaturverständnis der
Aufklärung. Sie geht aus der kulturskeptischen Haltung junger Männer hervor, die das Fehlen großer Kunstwerke und
Leistungen in ihrer Zeit bemängeln und aufgrund dessen eine Minderwertigkeit der Gegenwart gegenüber
vorangegangenen Epochen feststellen.
Sie missachten die starren Regeln der klassischen Poetik, experimentieren mit den freien Rhythmen und verwenden
eine individuelle, expressive und ausdrucksstarke Sprache. Besonders die Ballade, das Lied und die Hymen erfreuen
sich in dieser Periode großer Beliebtheit.
Die Erlebnislyrik ist eine typische Form der Dichtung des „Sturm und Drang“. Die Unmittelbarkeit des Gefühls und das
spontan gesprochene Wort stehen dabei im Vordergrund und werden besonders durch Ausrufe und abgebrochene
Sätze betont. Auch können die Empfindungslyrik, wie der Briefroman, das innere Gefühlsleben des Lyrischen Ichs
darstellen. Die Gedichte befassen sich oft mit Liebe, Natur und lehrreichen Inhalten. 
Begriffe, wie Herz, Schmerz, Natur, Abend, Nacht, Freundschaft, Liebe und Einsamkeit, sind für die Lyrik des „Sturm
und Drang“ charakteristisch. Dies spiegelt die entscheidenden Leitdifferenzen zwischen dem „Sturm und Drang“ und
dem Rationalismus wider: Natur statt Kultur, Genie statt Regeln, Wirklichkeit statt Theorie und Leben statt Lesen.
Berühmte Autoren der Sturm und Drang sind unter anderen Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann
Gottfried Herder, Friedrich Maximilian Klinger und Jacob Michael Rheinhold Lenz.

9. J.W. Goethe und sein Schaffen


Johann Wolfgang von Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main, ist deutscher Dichter, Gründer der
deutschen Literatur der Neuzeit, Denker und Naturwissenschaftler. Geboren in der Familie des Kaiserlichen Beraters
(Johann Caspar Goethe) und seiner Frau Katharina Elisabeth, der Tochter des Frankfurter Alterspräsidenten. Enger
Familienkreis und Hauserziehung – der Vater beschäftigte sich selbst mit der Bildung von Johann und seiner Schwester
(von fünf Geschwistern überlebte nur Cornelia, 1750-1777) – halfen dem Dichter, sich auf sich selbst zu konzentrieren.
Goethe zeigte früh Anlagen zur Dichtung. Aber die im Haus der Vater herrschenden Ansichten schließen für ihn die
professionelle Kunstbeschäftigung aus.
Im Alter von 16 Jahre alt zog Goethe nach Leipzig um, wo er an der Universität Jura studierte und sich mit Techniken
der bildenden Kunst, Kupferstich, Holzschnitt und Radierung vertraut machte. Bald darauf musste Johann Wolfgang
von Goethe nach Frankfurt zurückkehren. Er begeisterte sich für okkulte Philosophie, Astrologie, erlernt
mittelalterliche alchimistische Abhandlungen. 1769 erschein sein erster Sammelband unter dem Titel „Neue Lieder“.
1770 übersiedelte Goethe nach Straßburg, um seine Jurastudien wiederaufzunehmen. Außerdem besuchte Goethe
Vorlesungen über Chemie, Anatomie, Philologie. Nach dem Besuch von Sesenheim kannte Johann Friederike Brion,
die Tochter des dortigen Pfarrers. Briefe in Lieder, so genannte „Sesenheimer Lieder“, die der Geliebten („Mailied",
„Willkommen und Abschied", „Heidenröslein") gewidmet waren, wurden 1775 veröffentlicht.
Im September 1770 kommt nach Straßburg Philosoph und Kritiker Gottfried von Herder, der bei Goethe das
Leidenschaft für die gotische Architektur und Volkspoesie wachrief unter Abkehr vom französischen klassizistischen
Regel-Drama. Goethe beschäftigte sich mit den Schriften Jean-Jacques Rousseaus sowie den Dichtungen Homers,
Pindars, Shakespeares und Ossians.
Im November 1771 kam Goethe nach Frankfurt und veröffentlichte eine Reihe berühmter Gedichte („An Schwager
Kronos“, „Prometheus“, „Ganymed“). Im selben Jahr entstand sein Erstlingsdrama „Götz von Berlichingen“. Götz von
Berlichingen war eine reale Person, für die sich Goethe während seiner Arbeit an der Dissertation für Staatsrecht
Interesse bekommen hatte. Berlichingen, der auf der Seite der Bauern während des Großen Bauernkrieges (1524-
1526) kämpfte, verkörperte einen idealen Typ des „Edeldeutschen“. Götz wurde von Zeitgenossen als Vorbild
wahrgenommen.
Im Mai 1772 ging Johann Wolfgang von Goethe zum Abschluss der juristischen Ausbildung als Praktikant in Wetzlar,
wo er Charlotte Buff, die Braut eines Juristenkollegen Kestner, kennen lernte, in die er sich später leidenschaftlich
verliebte. Nach den hoffnungslosen Liebesqualen entschied sich Goethe, die Stadt zu verlassen. Im September reiste
er unerwartet für alle ab, schickte aber Charlotte Buff einen Abschiedsbrief.
Bald danach erfuhr Goethe aus dem Kestners Brief, dass sich in Wetzlar Sekretär Karl Wilhelm Jerusalem (1747-1772)
aus Liebeskummer erschossen hatte. Im Tag des Selbstmordes lieh er sich bei Kestner Pistolen aus. Diese Nachricht
machte auf Goethe einen großen Eindruck, was ihn zu seinem ersten Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774)
anregte. Mit dem Roman gelang Goethe der Durchbruch als Schriftsteller. Der Roman, der mit dem Selbstmord des
Protagonisten endet, traf das Lebensgefühl vieler Menschen am Ende des 18. Jahrhunderts.
Im Sommer 1775 lernte Goethe Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach kennen. Im November
übersiedelte Goethe nach Weimar, wo er die zweite Hälfte seines Lebens verbrachte. Das erste Jahrzehnt in Weimar
nahm er aktiv am politischen Leben des Herzogtums teil, kümmerte sich um die Bergwerksangelegenheiten und
Kriegskommission. Zu dieser Zeit gehört seine Arbeit an Dramen: „Egmont“, " Iphigenie auf Tauris", „Faust“.
Im Herbst 1786, indem er müde von den verwirrten Beziehungen zu Charlotte von Stein wurde, verließ Goethe
heimlich Weimar und fuhr nach Italien. Goethes glücklichste Lebensphase ist sein Aufenthalt in Italien von 1786 bis
1788 (Reisebericht „Italienische Reise“).
1788 kehrte Johann Wolfgang von Goethe wieder nach Weimar zurück. Karl August befreit Goethe von vielen
Hofpflichten. Im selben Jahr lernte er Christiane Vulpius kennen.1806 heiratete er Christiane nach der Geburt von
August (1789).
Aus der Mitwirkung an der Zeitschrift „Die Horen“ erwuchs die Zusammenarbeit mit Schiller. Nach dem Rat von
Schiller beendete Goethe seine Arbeit an dem ersten Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 1808 erschien „Faust“,
für den Goethe breite Anerkennung erhielt. 1810 veröffentlichte Goethe „Farbenlehre“, die umfangreichste
naturwissenschaftliche Abhandlung des Dichters.
1814 lernte Goethe Marianne von Willemer kennen. In dieser Zeit erscheint „West-östlicher Divan“, eine
Liedersammlung. Viele Lieder sind Liebeserklärungen an Marianne. Aus der Leidenschaft zu der 19-jährigen Ulrike von
Levetzow entstand die „Marienbader Elegie“. Die verbleibenden Jahre widmet Goethe der Fertigstellung unbeendeter
Arbeiten: „Dichtung und Wahrheit“, „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ und „Faust II“.
Starb am 22 März 1832 in Weimar.

10. F. Schiller und sein Schaffen


Johann Christoph Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Sein Vater Johann
Caspar Schiller war Offizier und Wundarzt, seine Mutter Elisabeth Dorothea die Tochter des Marbacher Löwenwirts.
Dem Vater war eine klassische Bildung verwehrt geblieben. Auch deshalb achtete er streng auf die Erziehung und
Bildung seines einzigen Sohnes.
Lesen und Schreiben lernte das schwächliche und anfällige Kind vom Vater und in der Dorfschule.
Ab 1767 besuchte er die Lateinschule in Ludwigsburg, Voraussetzung für das angestrebte Theologiestudium. Schiller
fühlte sich schon früh zur Dichtung hingezogen und verfasste bereits in jungen Jahren Gedichte und Theaterstücke.
Gegen seinen Willen und den seiner Eltern zwang ihn der Württembergische Herzog Karl Eugen ab 1773 auf die
Militärakademie in Karlsruhe. Dort musste er Jura studieren. Ende 1775 wurde die sogenannte Karlsschule nach
Stuttgart verlegt. Auf Anordnung des Herzogs studierte Schiller von da an Medizin.
Heimlich las Schiller die Werke von Lessing, Klopstock und Shakespeare. Freizeit gab es in der Schule keine, sodass der
junge Medizinstudent in den Nachtstunden unter schwierigsten Bedingungen und immer in Angst vor Entdeckung an
seinem ersten Stück »Die Räuber« schrieb.
Erst im zweiten Anlauf wurde 1780 Schillers Dissertation »Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des
Menschen mit seiner geistigen« angenommen, und er konnte die Karlsschule verlassen. Wiederum auf Befehl des
Herzogs nahm er eine Stelle als Regimentsarzt an. Wegen der Aufführungen seines ersten Werks »Die Räuber« geriet
er in Konflikt mit dem Landesherrn, sodass er schließlich über mehrere Zwischenstationen nach Thüringen flüchtete.
In der Einsamkeit auf dem thüringischen Gut seiner Förderin und Gönnerin Henriette von Wolzogen entstanden
»Kabale und Liebe« und Entwürfe zum Drama »Don Karlos«. 1783 zog es Schiller zurück in die städtische Gesellschaft
Mannheims. Ab Sommer war er dort für ein Jahr als Theaterdichter unter Vertrag. Endlich glaubte er sich in der Lage,
seinen Lebensunterhalt zu verdienen, doch gleich darauf erkrankte er schwer. Monatelang unterzog er sich
fragwürdigen Selbstbehandlungen, die seine Gesundheit vermutlich auf Dauer schädigten.
Als Schiller merkte, dass sich dies in Mannheim nicht realisieren ließ, nahm er bereitwillig die Einladung seines
Bewunderers und späteren Freundes Christian Gottfried Körner nach Leipzig und später Dresden an. Dank der
großzügigen Unterstützung Körners konnte Schiller sich ganz seiner Dichtkunst widmen. In dieser glücklichen Zeit
entstand seine Ode »An die Freude«, die im letzten Satz der 9. Sinfonie Beethovens vertont wurde.
Am 21. Juli 1787 traf Schiller zum ersten Mal in Weimar ein. In Weimar lernte Schiller auch den angesehenen
Aufklärer Christoph Martin Wieland kennen, und suchte den Gedankenaustausch mit dem Philosophen und
Hofprediger Johann Gottfried Herder. Auf die erste Begegnung mit dem zehn Jahre älteren Johann Wolfgang von
Goethe, eingefädelt von Charlotte von Stein, musste Schiller allerdings bis zum 7. September 1788 warten. In der
Folge gingen sich die beiden aus dem Weg.
Unterdessen vertiefte sich die Beziehung zwischen Schiller und Goethe – insbesondere nach einem zweiwöchigen
Besuch Schillers in Goethes Haus in Weimar. Ob es Freundschaft, Partnerschaft oder »nur« ein Arbeits- und
Zweckbündnis war, lässt sich bis heute nicht eindeutig sagen. Fest steht aber, dass die beiden großen Dichter sich
gegenseitig inspiriert und angespornt haben, und dass wir ihrem intellektuellen Austausch die Werke verdanken, die
heute zur Weimarer Klassik zählen.
Der grandiose Erfolg der Dramen-Trilogie »Wallenstein« machte Schiller in den Jahren 1799 endgültig zum »Dichter
der Deutschen«. Am Ende des Jahres siedelte er nach Weimar über, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er wollte dort
seine Theaterarbeit in kontinuierlichem Austausch mit dem Ensemble intensivieren. Nach einem schweren
Nervenfieber konnte er Mitte 1800 das Drama »Maria Stuart« beenden. 1801 folgte »Die Jungfrau von Orleans«.
Die Idee von Freiheit und Würde des Menschen zieht sich durch sämtliche Werke des Dramatikers, Dichters und
Historikers. Sein größter Erfolg wurde das Drama »Wilhelm Tell«, uraufgeführt in Weimar am 17. März 1804.
Schiller starb am 9. Mai 1805 in Weimar, vermutlich an den Folgen einer akuten Tuberkulose.

11. Die Romantik: allgemeine Charakteristik


Die Literaturepoche der deutschen Romantik kann ungefähr auf den Zeitraum von 1795 bis 1848 datiert und
eingegrenzt werden. Sie lässt sich in die Frühromantik (1798-1804 / Zentrum Jena), die Hochromantik (1804-1818 /
Zentrum Heidelberg) und die Spätromantik (1816-1848 / Zentrum Berlin) einteilen.
Die Vertreter der Romantik wenden sich gegen die Rationalität der Aufklärung und die Strenge der Klassik: Das
Gefühlsleben des Menschen soll im Mittelpunkt stehen. Die Schriftsteller stellen sich gegen die zunehmende
Industrialisierung und den technischen Fortschritt. Sie erfinden eine Gegenwelt in der Fiktion und benutzen ihre
Fantasie dazu, um die reale Welt zu verwandeln. Sie sind sehr stark durch die Schönheit der Natur und ihre
Naturerfahrungen geprägt und nutzen diese oft als Inspirationsquelle, um sich durch Träume der Realität zu entziehen.
Wesentliche Merkmale der literarischen Werke dieser Epoche sind die Naturverbundenheit sowie die Kritik an der
Vormacht von Wissenschaft und Vernunft. Darüber hinaus widmeten sich die Autoren Themen, wie Sehnsucht und
Liebe. Zentral war die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und der menschlichen Psyche.
Die Romantiker sehnen sich nach einer idealen Vergangenheit, meist im Mittelalter, zurück, in der die Gesellschaft
noch durch eine einheitliche Struktur geprägt war. Die mittelalterlichen Sagen, Märchen, Dichtungen und Volkslieder
werden wiederbelebt und sind neu beliebt. Die Muse inkarniert die natürliche Schönheit und die Kunst. Die „Blaue
Blume“ fungiert als das zentrale Symbol der Romantik. Sie symbolisiert die Sehnsucht und das Streben nach
unerreichbaren Idealen.
Beliebte Themen sind die Philosophie, die Bürger- und Menschenrechte sowie das Verhalten des Menschen, beliebte
Motive stellen die Nacht, die Natur, die Einsamkeit, die Wanderschaft, das Nationale dar. Die vorherrschenden
Textsorten der romantischen Literatur sind der Roman, die Novelle, das Fragment, das Märchen und das
volkstümliche Gedicht. Die Sprache der Werke zeichnet sich oft durch einfache Volkstümlichkeit aus.
Die Lyrik und die Dichter werden deshalb verehrt, weil sie es vermögen, mit ihren „Zauberwörtern“ die Natur zum
Sprechen zu bringen, und weil sie die gewöhnliche Welt romantisieren. Die Romantische Ironie wird dazu verwendet,
um die Unvereinbarkeit von romantischem Ideal und Wirklichkeit zu betonen. Mit dem Begriff der Romantischen
Ironie wird eine ästhetische Technik beschrieben, mit welcher der künstlerische Schaffensprozess im Kunstwerk selbst
reflektiert wird. Durch die ironische Reflexion distanziert sich der Erzähler von den handelnden Figuren.
Die romantische Ironie darf nicht verwechselt werden mit dem rhetorischen Stilmittel der Ironie, bei der das Gesagte
das Gegenteil des eigentlich Gemeinten ist. Vielmehr handelt es sich um eine ästhetische Technik, die im Kunstwerk
selbst dessen eigene Produktionsbedingungen sichtbar macht und thematisiert. Mit der romantischen Ironie erhebt
sich der Schriftsteller über sein eigenes Werk, stellt es infrage und nimmt auch sich selbst dabei nicht allzu ernst. Im
Zuge der Selbstreflexion wird so das Prinzip der Objektivität und Wahrheit angezweifelt. Texte, die im Sinne
der romantischen Ironie verfasst wurden, sind daher vor allem deutungsoffen. 
Bedeutende Vertreter der Romantik sind unter anderem Joseph von Eichendorf, Clemens Brentano, E.T.A Hoffmann,
Ludwig Tieck und Novalis.

12. Deutsche Romantiker und ihr Schaffen


In Jena waren es die Philosophen Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich
Schleiermacher; die Theoretiker August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel sowie die Dichter Ludwig Tieck und
Novalis, die als wichtige Vertreter der Strömung galten. In Jena entstand die Lebenseinstellung, Kunstanschauung und
allgemeine Sicht auf die Dinge.
Darüber hinaus entstand durch ebendiese Verbindung – vor allem um die Brüder August Wilhelm und Friedrich
Schlegel – die Zeitschrift Athenaeum, die das zentrale literarische Organ der Frühromantik darstellte und in den sechs
erscheinenden Ausgaben viele Texte bündelte, die später als charakteristisch für die Epoche standen. Beispielsweise
veröffentlichte Novalis seine Hymnen an die Nacht im Athenaeum.
Jena avancierte zwischen 1795 bis 1804 zum wichtigsten Standort der neuen künstlerischen Bewegung. Hier trafen die
jungen Geister der Romantik auf die etablierten Vertreter der Klassik, denn auch Goethe und Schiller waren nicht weit
entfernt und so entstanden Gesprächsrunden, Freundschaften und die ersten Ansätze, die in der romantischen Epoche
gipfelten, die sich vor allem in Heidelberg abspielte.
In Heidelberg traf sich gewissermaßen die nachfolgende Generation der Jenaer Strömung. Die Autoren, die sich hier
trafen waren einige Jahre jünger als die Vertreter der Jenaer Frühromantik, wobei sie die theoretischen Konzepte aus
Jena aufgriffen und sich auf die Werke der Frühromantik kritisch bezogen.
Die Bezeichnung resultiert daraus, dass sich zu jener Zeit mehrere Autoren, die der Romantik angehörig waren, in
Heidelberg aufhielten So arbeiteten etwa Achim von Arnim und Clemens Brentano hier an ihrer
Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn und gaben darüber hinaus die Zeitung für Einsiedler heraus.
Weiterhin lehrte Joseph Görres in Heidelberg und Friedrich Creuzer an der Universität, wobei Joseph von Eichendorff
zu dieser Zeit Student in Heidelberg war. Auch Friedrich Hölderlin – der ursprünglich aus Tübingen stammte
– verbrachte einige Jahre in der Universitätsstadt. Zum Heidelberger Kreis zählen außerdem einzelne Autoren, die
zwar nicht in der Stadt lebten, aber im engen Kontakt zu den Vertretern standen, wie etwa Karoline von Günderrode,
Bettina von Arnim sowie die Brüder Grimm.
In Berlin bündelten sich dann die letzten Ausläufer der Romantik, weshalb es sich hierbei chronologisch um die letzte
Phase der Epoche handelt, weshalb diese auch als Spätromantik bezeichnet wird. Verortet werden kann diese
zwischen den Jahren 1815 und 1848, wobei sie sich darüber hinaus auch in den Städten Wien, Nürnberg, Karlsberg
und Heidelberg zeigte, wodurch die Bezeichnung irreführend ist.
Als wichtige Vertreter dieser Ausprägung gelten in der Literatur E. T. A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Clemens
Brentano, Friedrich de la Motte Fouqué, Bettina von Arnim, Achim von Arnim, Eduard Mörike, Ludwig Uhland und
Ludwig Tieck, die vor allem (Kunst-)Märchen, Sagen, Novellen und Romane verfassten, wobei vordergründig das
Unheimliche und Schaurige thematisiert wurde.
Als zentrale Gattung der Epik galt der Roman. Dieser bot einerseits genügend Spielraum, um der Forderung gerecht zu
werden, sämtliche Gattungen miteinander zu vermengen und zeichnete sich andererseits vor allem dadurch aus, dass
er keinen starren Regeln unterlag. Als erstes Vorbild galt Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96),
wobei vor allem Friedrich Schlegel den Roman lobte. Alsbald wurden in der Frühromantik vor allem Entwicklungs- und
Bildungsromane geschrieben.
Allerdings löst man sich hierbei recht schnell von der Orientierung an früheren Formen und erschuf eigene Kreationen.
Als beispielhaft können E. T. A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819 / 1821), Novalis Heinrich von
Ofterdingen und Jean Pauls Titan gelten. In der Folge wurde man außerdem der Forderung gerecht, die Gattungen im
Roman selbst zu vermischen, wobei etwa die zahlreichen Gedichteinlagen in Eichendorffs Roman/Novelle Aus dem
Leben eines Taugenichts (1822/23) ebendieses Prinzip verdeutlichen und das romantische Konzept aufgreifen.
Allerdings verlor der Roman selbst an Bedeutung, da er zunehmend von anderen Formen (Lieder, Dichtungen oder
einzelne Verse) durchzogen wurde und somit eher eine Mischform der Gattungen – wie auch gefordert – erwuchs. An
Wichtigkeit gewann in der Folge der Schauerroman, der vor allem das Unheimliche und Schaurige abbildete. Für die
Romantiker bot sich darüber hinaus die Novelle an, die durch den unmittelbaren Einstieg und offenen Schluss den
Wunsch nach Fragmentarischem erfüllte.
Wichtige epische Formen sind darüber hinaus die Erzählung und natürlich das Kunstmärchen sowie das Märchen
selbst. Die Erzählung bot sich deshalb an, weil sie selbst eine recht freie Form darstellt, wobei das Märchen wiederum
die Schwelle zwischen Wirklichkeit und Fantasie nachzeichnete. Da in der Romantik aber im gleichen Maße das
Interesse an Volksdichtungen wuchs – was vor allem durch die Rückbesinnung auf das Mittelalter begründet war
– entstanden zahlreiche solcher Texte und die alten Märchen und Lieder wurden in umfangreichen Sammlungen
zusammengefasst und veröffentlicht. Als Beispielhaft gelten hierbei die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
sowie die Sammlung von Volksliedern im Werk Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens
Brentano.

13. Heinrich von Kleist: zwischen Klassik und Romantik


1777 Am 18. Oktober (laut Eintragung in das Kirchenbuch der Garnison, nach eigener Angabe am 10. Oktober) wird
Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist in Frankfurt an der Oder geboren. Er ist der älteste Sohn des Stabskapitäns und
späteren Majors Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Von den sechs
Geschwistern stammen zwei Schwestern (Wilhelmine und Ulrike) aus der ersten Ehe des Vaters. Den ersten Unterricht
erhält Heinrich von Kleist durch einen Hauslehrer, den Theologen und späteren Rektor der Frankfurter Bürgerschule
Christian Ernst Martini (1762-1833).
1788 Am 18. Juni Tod des Vaters. Kleist wird u.a. in Berlin von dem Prediger Samuel Heinrich Catel (1758-1838)
unterrichtet.
1792 Am 1. Juni tritt Kleist als Gefreiterkorporal in das Bataillon des Regiments Garde Nr. 15b in Potsdam ein.
1793 Am 3. Februar Tod der Mutter. Anfang März reist Kleist nach Frankfurt am Main, wohin sein Regiment zur
Teilnahme am Rheinfeldzug gegen Frankreich verlegt worden war.
1797 Am 7. März wird Kleist Sekondeleutnant.
1798 Gemeinsam mit dem Regimentskameraden Rühle von Lilienstern (1780-1847) nimmt Kleist Unterricht in Deutsch
und Mathematik. Ihr Lehrer ist der Konrektor Johann Heinrich Ludwig Bauer (1773-1846) von der „Großen
Stadtschule“ in Potsdam. In einem Offiziersquartett (u.a. mit Rühle) spielt Kleist die Klarinette. Kleist verkehrt im Hause
von Marie von Kleist, geb. Gualtieri (1761-1831), einer Vertrauten der preußischen Königin Luise.
1799 Am 4. April erhält Kleist den erbetenen Abschied aus dem Militärdienst. Am 10. April wird er an der Universität
Frankfurt an der Oder immatrikuliert. Er studiert Physik, Mathematik und hört Vorlesungen über Philosophie,
Kulturgeschichte und Naturrecht.
1800 Anfang des Jahres verlobt sich Kleist (inoffiziell) mit der Frankfurter Generalstochter Wilhelmine von Zenge
(1780-1852). Im Sommer bricht er nach drei Semestern sein Studium ab und geht zur Vorbereitung auf den
preußischen Staatsdienst nach Berlin. Auseinandersetzung mit den Philosophien Immanuel Kants und Jean Jacques
Rousseaus.
1801 Sog. „Kantkrise“. Von Juli bis Ende November hält Kleist sich in Paris auf. Ende Dezember reist er nach Basel.
1802 Bis Oktober weilt Kleist in der Schweiz. In diese Zeit fällt der Beginn seiner schriftstellerischen Arbeit. Im Mai löst
er die Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.
1803 Von April bis Juli ist Kleist in Dresden. Von Dresden aus unternimmt er bis Oktober mit dem Freund Ernst von
Pfuel (1779-1866) eine Reise nach Bern, Mailand, Genf und Paris.
1804 In der ersten Jahreshälfte soll er wiederholt in Paris gewesen sein. Anfang Juni kehrt Kleist nach Preußen zurück.
Er will sich zum preußischen Staatsbeamten ausbilden.
1806 Im August scheidet Kleist aus dem Staatsdienst aus. Am 14. Oktober besiegt Napoleon Preußen; dieses wird
größtenteils von Frankreich besetzt.
1807 Von Januar bis Juli befindet sich Kleist im Fort de Joux und Châlons sur Marne in französischer Gefangenschaft.
Nach seiner Freilassung Ende Juli begibt er sich nach Dresden.
1808 In Dresden gibt Kleist zusammen mit dem Philosophen und Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller (1779-1829)
die Monatsschrift „Phöbus. Ein Journal für die Kunst“ heraus. Er ist häufig zu Gast im Hause Christian Gottfried Körners
(1756- 1831). Im Juli lernt Kleist Ludwig Tieck (1773-1853) kennen.
1809 Von Ende April bis Oktober hält Kleist sich in Österreich auf, meistens in Prag. Im November kehrt er nach
Preußen zurück.
1810 Ab Februar ist Kleist ständig in Berlin. Ab 1. Oktober gibt Kleist die erste Tageszeitung Berlins, die „Berliner
Abendblätter“ heraus. Konflikte mit der Zensur.
1811 Am 30. März erscheint die letzte Ausgabe der „Berliner Abendblätter“. Kleist hat freundschaftlichen Umgang mit
dem Berliner Romantikerkreis (Arnim, Brentano, Fouqué, Rahel Levin) und Kontakte zu Reformpolitikern (Altenstein,
Gneisenau). Er unternimmt verzweifelte Versuche zur Existenzsicherung und zum Wiedereintritt in die preußische
Armee. Am 21. November gemeinsamer Freitod mit Henriette Vogel (geb. 1780) am Kleinen Wannsee.
Das Werk Heinrich von Kleists erscheint angesichts seines Umfangs und seiner Bedeutung wie losgelöst von dieser
persönlichen Problematik. Seine Novellen (»Die Marquise von O…«, 1808, »Michael Kohlhaas«, 1810), Erzählungen
(»Das Käthchen von Heilbronn«, 1808, »Das Bettelweib von Locarno«, 1810) und Dramen (»Penthesilea«, 1807,
»Amphitryon«, 1807) reflektieren gesellschaftliche und menschliche Fragen in scheinbar objektiver Weitsicht und
ohne die subjektive Tragik von Kleists Leben erkennen zu lassen.
Bis heute gehören Theaterstücke wie das Lustspiel »Der zerbrochene Krug« (1808) zu den meist inszenierten Werken
auf deutschen Bühnen.

14. Die Literatur der 1. Hälfte des XIX. Jahrhunderts


Die Literaturepoche des Vormärz umfasst die Literatur der Zeit zwischen 1815 und 1848. Die Periode beginnt mit dem
Sieg der Alliierten über Napoleon und der Gründung des Deutschen Bundes (1815) und endet mit der gescheiterten
Märzrevolution (1848/49). Der Begriff „Vormärz“ wird, wie andere Bezeichnungen der Literaturgeschichte, erst
nachträglich geprägt. Er bezeichnet die aufrührerische Literatur, die sich gegen den Feudalismus und die Kleinstaaterei
auflehnt und für die Bürgerrechte und den deutschen Nationalstaat kämpft. Es ist damit die literarische Bewegung, die
der Märzrevolution im Jahr 1848 vorausgeht und sie vorbereitet („Vor-März“).
Bei den Vertretern dieser Richtung handelt es sich vor allem um junge Akademiker. Sie kritisieren die
Ständegesellschaft, die den Bürgern und Bauern keine politische Mitbestimmung einräumt, und fordern die Einigung
Deutschlands. Damit bedrohen sie die Macht der herrschenden Fürstenhäuser. Die deutschen Fürsten gehen daher
mit Zensur und Polizeispitzeln energisch gegen die revolutionären Schriften und ihre Autoren vor.
In den Karlsbader Beschlüssen von 1819 verbietet der Deutsche Bundestag die studentischen Burschenschaften, erteilt
liberalen Professoren Berufsverbot, ordnet die Überwachung der Universitäten an und beschließt die Vorzensur aller
Veröffentlichungen unter 320 Seiten und die Nachzensur aller längeren Schriften. In der Folge bemühen sich die
Autoren des Vormärz, von denen viele als Journalisten tätig sind, die Zensur zu umgehen. Typische Textformen sind
daher Briefe, Flugschriften, Pamphlete, Reiseberichte oder Gedichte. Vielen Schriftsteller wird ein Publikationsverbot
erteilt und sie erhalten Kerkerstrafen. Mehrere Autoren, wie Büchner und Heine, flüchten nach Frankreich und leben
dort im Exil.
Während die Herrschenden am Status quo festhalten oder ihn zuweilen nur zögernd reformieren, wachsen in
Deutschland die sozialen und wirtschaftlichen Probleme. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege kommt es in
Deutschland zu einer Bevölkerungsexplosion, doch steht der Steigerung der Anzahl der Arbeitskräfte kein Anstieg der
Zahl der Arbeitsplätze gegenüber. Große Teile der ländlichen Bevölkerung leben am Rande des Existenzminimums und
ziehen nun in die Städte, um dort ein mageres Auskommen zu finden. Dieses Phänomen der Massenarmut erhält den
Namen „Pauperismus“.
Gleichzeitig blockiert die territoriale Zersplitterung des deutschsprachigen Raums in viele eigenständige Fürstentümer
den Aufschwung des Handels, da jeder Staat seine eigene Währung und seine eigenen Maßeinheiten besitzt.
Im Gefolge der französischen Julirevolution von 1830, in deren Verlauf das Bürgertum Frankreichs den reaktionären
Bourbonenkönig stürzt und den liberalen „Bürgerkönig“ Louis Philippe I einsetzt, wächst in Deutschland die
Unzufriedenheit mit der ständischen Ungleichheit, der politischen Unterdrückung und wirtschaftlichen
Rückständigkeit. Ab Mitte der 1830er Jahre beginnt jedoch auch in Deutschland langsam die Industrialisierung,
getragen von einem selbstbewussten, unternehmerischen Bürgertum – ohne politischen Einfluss. Diese Spannungen
entladen sich schließlich in der Revolution von 1848, die jedoch scheitert. 
Die jungen Autoren des Vormärz fordern einen Umbruch. Unter Einsatz ihrer Freiheit und ihrer Zukunft verfassen
sie oppositionelle politische Literatur, kritisieren die sozialen Missstände, fordern u. a. Meinungsfreiheit,
Pressefreiheit, allgemeines Wahlrecht, freie Berufswahl und Abschaffung der Feudalrechte.
Damit steht die Literatur des Vormärz im Gegensatz zur Literatur des Biedermeier, die sich zur gleichen Zeit entfaltet.
Die Autoren des Biedermeier wenden sich resigniert von der gefährlichen Politik ab und ziehen sich ins Private – ins
traute Heim - zurück.
Bedeutende Vertreter des Vormärz sind Georg Büchner, Heinrich Heine und Karl Guzkow. 
Im Gegensatz zu dem Begriff „Vormärz“, der erst nach der Revolution von 1848 geprägt wurde, wird der Begriff
„Junges Deutschland“ von den Vertretern der Bewegung selbst verwendet und 1835 vom Deutschen Bundestag
aufgegriffen, um diese Gruppe liberal gesinnter Autoren zusammenzufassen – und ihre Schriften zu verbieten.
 „Das Junge Deutschland“ entsteht etwa 1830 als oppositionelle Gegenbewegung zu der reaktionären Politik der
Restauration vonseiten Metternichs und der Fürsten des Deutschen Bundes. Damit ist die Bewegung ein Teil der
Literaturepoche Vormärz. Sie wird durch die Julirevolution in Frankreich 1830 motiviert, die sich auf ganz Europa
auswirkt. Doch die Unruhen in Deutschland haben keine durchschlagende Wirkung und ändern nichts an der
Gesamtsituation.
Die neue Autorengruppe besteht aus jungen Schriftstellern, die zwar ein geeintes Deutschland und Bürgerrechte
anstreben, aber auch in anderen Bereichen, wie Moral und Ästhetik, einen Umbruch fordern. Sie verwerfen den ihrer
Meinung nach lebensfernen und unpolitischen Idealismus der Klassik und treten für eine an der Lebenswirklichkeit
orientierte Literatur ein, die die sozialen Missstände thematisiert. 
Schriftsteller, wie Heinrich Heine und Georg Büchner, sympathisieren zwar mit den Zielen der Gruppe, distanzierten
sich aber in künstlerischer bzw. politischer Hinsicht von ihnen.
Der Beschluss des Frankfurter Bundestags 1835, sämtliche Schriften der Autoren des Jungen Deutschland zu verbieten,
führt zu Hausarrest, Gefängnisstrafen und dem Exil der betroffenen Schriftsteller – und damit zum Ende der
Bewegung.
Die wichtigsten Vertreter des Jungen Deutschland sind Karl Gutzkow, Gustav Kühne, Heinrich Laube, Theodor Mundt
und Rudolf Wienbarg.

15. Heinrich Heine und sein Schaffen


Am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf zur Welt gekommen, wuchs Heinrich Heine als Sohn des Tuchhändlers Samson
Heine und der aus einer alteingesessenen Arztfamilie stammenden Betty Heine, geb. van Geldern, auf. Die Familie des
Dichters gehörte dem jüdischen Glauben an, lebte nach dessen Sitten und Bräuchen und feierte alle jüdischen Feste
wie Zeremonien.
Der junge Heinrich besuchte eine israelitische Privatschule, das Düsseldorfer Lyzeum, in welchem er nach der
französisch-geistlichen Tradition von ehemaligen Franziskanermönchen, Jesuiten und französischen Emigranten
unterrichtet wurde und welches er 1814 ohne Reifezeugnis verließ.
1815 versuchte sich der Dichter als Volontär im Frankfurter Bankhaus Rindskopf. Ein Jahr später fing er eine Lehre im
Bankhaus seines wohlhabenden Onkels Salomon Heine in Hamburg an. Das Bankwesen entsprach jedoch nicht den
Interessen des jungen Mannes und weckte in ihm keine Begeisterung, daher richtete der Onkel im Jahr 1818 ein
Manufakturgeschäft für seinen Neffen ein, das bereits nach weniger als einem Jahr wegen des drohenden Bankrotts
geschlossen werden musste.
Des Weiteren verliebte sich Heine während seines Hamburger Aufenthalts in die Tochter seines Onkels, Amalie, die
seine Liebe aber nicht erwiderte und auch seine ersten, unter einem Pseudonym veröffentlichten Gedichte nicht zu
würdigen wusste.
So brach für Heinrich Heine im Jahr 1819 ein neues Kapitel in Bonn an, wo sein Onkel ihm ein Jurastudium finanzierte.
Der Dichter studierte außerdem in Göttingen und Berlin, besuchte darüber hinaus Vorlesungen zur deutschen Sprache
und Literatur sowie zur Philosophie. In Heines Studienzeit entstanden zahlreiche Gedichte, zwei große Prosaarbeiten
„Über Polen“ und „Briefe aus Berlin“ sowie die beiden Tragödien „Almansor“ und „William Ratcliff“.
1826 und 1827 folgten zwei Veröffentlichungen in dem liberalen Verlag Hoffmann und Campe und vermehrten seine
weitläufige Bekanntheit: „Reisebilder“ und „Buch der Lieder“. Das Letztere war ein Publikumserfolg und erfuhr noch
zu Lebzeiten des Dichters dreizehn Neuauflagen.
Der junge Schriftsteller war mit den politischen Verhältnissen der Restaurationszeit unzufrieden und galt als eine der
führenden Kräfte des "Jungen Deutschland", einer Bewegung junger Schriftsteller, zu der er sich aber selbst nie
zugehörig fühlte. Er begab sich 1831 freiwillig ins Exil nach Paris, das einer Flucht glich, um der Zensur zu entgehen.
Heine fühlte sich im Besonderen durch die französische Julirevolution des Vorjahres, welche bei ihm Begeisterung
auslöste, dorthin gezogen. Der Autor intensivierte in dieser Periode seine journalistische und feuilletonistische
Tätigkeit. Er schrieb für Cottas Augsburger Allgemeine Zeitung und das Morgenblatt für die gebildeten Stände über
Kunst, Kultur, Politik und Soziales unterschiedlichste Artikel, die von der deutschen Pressezensur ab 1835 verboten
oder gekürzt wurden und später auch als Bücher bei Hoffmann & Campe erschienen.
Nach der ersten Reise durch Deutschland seit 1831 im Jahr 1843 und nach der Veröffentlichung des Versepos „Atta
Troll“ folgte im Jahr 1844 die zweite Reise Heines durch Deutschland. Heine kehrte für wenige Wochen in seine
Heimat zurück, um seine Mutter und seinen Verleger zu besuchen. Auf der Rückreise verfasste er den ersten Entwurf
zu seinem berühmten satirischen Versepos „Deutschland ein Wintermärchen“, welches zum einen in einem
Gedichtsammelband sowie zum anderen als eine unabhängige Publikation erschien. Beide Werke wurden schnell mit
einem Verbot in Preußen belegt.
In den 1840er Jahren verschlechterten sich Heines Migräneanfälle, Augenleiden und fortschreitende Lähmung. Im
Februar 1848, als die Revolution in Paris ausbrach, erlitt der Schriftsteller einen schweren Zusammenbruch. In den
nächsten acht Jahren bis zu seinem Tod fesselten ihn die Lähmungen ans Krankenbett.
Am 17. Februar 1856 verstarb Heinrich Heine in Paris. Er wurde 59 Jahre alt. Er ist auf dem Friedhof Montmartre
beigesetzt worden.

16. Der bürgerliche Realismus


Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist durch Industrialisierung, Verstädterung und soziale Ungleichheit
gekennzeichnet. Daraus resultieren einerseits die wirtschaftliche Erstarkung des Bürgertums, andererseits aber auch
die Entstehung des städtischen Proletariats.
Aufgrund des endgültigen Scheiterns der Revolution im Jahr 1849 machen sich im Kleinbürgertum Resignation und
Enttäuschung breit. Diese Stimmung spiegelt sich auch in den Literaturformen des Realismus wider, die sich einerseits
der Wirklichkeit zuwendet, andererseits aber auch den konkreten sozialen und politischen Fragen ausweicht. Die
literarische Epoche des Bürgerlichen oder Poetischen Realismus umfasst ungefähr die Zeitspanne zwischen 1848 und
1890.
Die Vertreter des Realismus wollen die gesellschaftliche Wirklichkeit möglichst objektiv erfassen und präzise und
detailgetreu schildern. Ihre Werke beschäftigen sich mit dem bürgerlichen Menschen und seinen Lebensverhältnissen.
Sie beschreiben den Lebensalltag, die Gegenwart oder das moderne Leben. Die Autoren bevorzugen Prosa-Gattungen,
wie Roman und Novelle, verfassen aber auch lyrische Werke, wie Balladen. Ihr Stil ist meistens nüchtern und sachlich,
also ohne starke Gefühlsausbrüche und Pathos.
Im Vordergrund des Bürgerlichen Realismus wird sich auf das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft und auf die
Darstellung der daraus resultierenden Probleme fokussiert, während der Poetische Realismus vielmehr der Stoff
dichterisch zu gestalten und umformen sucht.
Der „Poetische Realismus“ ist eine deutsche Variante der gesamteuropäischen Literaturepoche. Die deutschen
Realisten lehnen die Schilderung einer – ihrer Meinung nach - ‚rohen‘ Wirklichkeit ab und fordern, dass der
Schriftsteller sein Material „verklären“ müsse, wenn es zu Literatur und damit zu Kunst werden soll.
Wichtige Tendenzen des Realismus sind der Regionalismus, wobei die Werke sich zur Heimat hinwenden und die Welt
der Kleinbürger darstellen, aber auch der Historismus, in dessen Rahmen die Autoren historische Stoffe bevorzugen.
Bedeutende deutsche Vertreter des Realismus sind u. A. Gustav Freytag, Gottfried Keller, Theodor Storm, Conrad
Ferdinand Meyer, Marie von Ebner-Eschenbach und Wilhelm Raabe. Theodor Fontane ist der bedeutendste Autor
dieser Epoche.
Die Autoren des Realismus beschreiben gerne das Individuum, das den gesellschaftlichen Zwängen und deren Einfluss
ausgesetzt ist, meiden jedoch die Beschreibung der großen zeitgenössischen sozialen Probleme. Ab 1880 entwickelt
sich eine neue literarische Richtung, welche die Not, das Elend und die Hässlichkeit nun in aller Schärfe darstellen will
und den Menschen als ein durch seine Umgebung bestimmtes Wesen begreift: Der Naturalismus.
Werke: Maria Magdalena (1844)
Romeo und Julia auf dem Dorfe (1855)
Irrungen, Wirrungen (1886)
Der Schimmelreite (1888)
Frau Jenny Treibel (1892)
Effi Briest (1894/95)

17. Der Naturalismus und die Gegenströmungen zum Naturalismus


Der Naturalismus ist eine europäische Protestbewegung, die sich vor allem gegen den ihm vorausgehenden Realismus
richtet. Die Schriftsteller des Realismus (und besonders des deutschen ‚bürgerlichen Realismus‘) bemühten sich
ebenfalls um eine objektive Beobachtung und exakte Darstellung der Wirklichkeit, lehnten aber die Schilderung von
Hässlichkeit und Elend als unkünstlerisch ab.
Währenddessen schreiten die Industrialisierung und Verstädterung fort. Das vermögende Bürgertum häuft Kapital an,
in den Städten bildet sich dagegen eine im Elend versinkende Unterschicht, das Proletariat. Die soziale Ungleichheit
und die elenden Lebensumstände dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe werden in den Werken des Realismus, der
die bürgerliche Lebenswelt ins Zentrum rückt, nicht thematisiert.
Das Ziel des Naturalismus ist nun darauf ausgerichtet, die negativen Aspekte der Wirklichkeit zu schildern. Die Realität
soll in all ihrer Härte, ihrer Hässlichkeit und den bestehenden sozialen Missständen (Alkoholismus, Prostitution,
Wahnsinn, moralischer Verfall des Bürgertums und Elend der Unterschicht) möglichst wahrheits- und naturgetreu –
bzw. wissenschaftlich exakt – dargestellt werden. Die Sprache der Figuren soll der Sprechweise echter Menschen
entsprechen. Alltagssprache, Dialekte, individuelle oder schichtspezifische Sprechweisen werden phonografisch genau
widergegeben. In den Romanen wird der Sekundenstil angewendet, d. h. die erzählte Zeit ist identisch mit der
Erzählzeit. Sinneswahrnehmungen oder Bewegungen werden minutiös geschildert.
Die Zeit, in der der Naturalismus entsteht und blüht, ist geprägt von bahnbrechenden technischen Errungenschaften
und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die auf genauen Beobachtungen beruhen. Der Erfolg der Wissenschaft lud dazu
ein, ihre Prinzipien auf die Literatur zu übertragen.
Der tiefgreifende Unterschied zwischen dem Realismus und dem Naturalismus besteht in der Unvereinbarkeit ihrer
Menschenbilder. Während die Realisten dem Menschen noch einen freien Willen und Autonomie zuerkannten,
beschreiben die Naturalisten den Mensch dagegen als ein Wesen, das durch die Faktoren des biologischen Erbes und
der sozialen Lebensumstände bestimmt ist. Die naturalistischen "Helden" sind durch die ökonomisch-sozialen
Verhältnisse und Milieueinflüsse determiniert. Da die Charaktere ihre Leiden und ihre Verkommenheit nicht selbst
verschuldet haben, sondern durch die äußeren Umstände in ihre Situation gebracht wurden, verdienen sie
Verständnis und Mitleid.
Die Lyrik des Naturalismus behandelt meistens die Großstadtproblematik und soziale Fragen und ist stilistisch durch
den Verzicht auf Reim und Metrik charakterisiert. Das wichtigste und bekannteste Ausdrucksmittel der Naturalisten ist
jedoch das Drama. Das naturalistische Drama rückt die Darstellung der Charaktere ins Zentrum und erntet dafür Kritik,
weil die Handlung und das Dramatische zur gleichen Zeit reduziert werden.
In Deutschland wird der Naturalismus von 1880 bis ins 20. Jahrhundert hinein von zumeist kleinen Literatengruppen in
Berlin und München entwickelt. Bedeutende deutsche Vertreter sind unter anderem Gerhard Hauptmann, Arno Holz
Johannes Schlaf und Michael Konrad.

Gegenströmungen zum Naturalismus:


Der Symbolismus (circa 1880–1925) bezeichnet eine Kunstströmung und literarische Richtung, die ihren Ursprung im
Frankreich des späten 19. Jahrhunderts hat. Den Begriff Symbolismus prägte der französische Dichter Jean Moréas in
seinem gleichnamigen symbolistischen Manifest, das er 1886 in der Zeitung „Figaro“ veröffentlichte. Er verkündete
darin die Abneigung der französischen Symbolisten gegenüber klarem Sinn, falscher Sentimentalität und
Sachlichkeit. Vielmehr wollten die französischen Anhänger dieser Kunstbewegung, wie Stéphane Mallarmé, Charles
Baudelaire und Arthur Rimbaud, eine Welt der Schönheit erschaffen. Ihre Motive waren von Beginn an vielfältiger
Natur und umfassten die Traumwelt, die Mythologie, die Bibel, das Mystische, die Erotik sowie die Emotionalität des
Menschen. Am Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Strömung in ganz Europa.
Die Symbolisten wollten die Welt nicht sachlich und deutlich wiedergeben, sondern eine symbolische und spirituelle
Vision dieser Welt kreieren. Ihre Werke sollten die gesellschaftlichen Umwälzungen im 19. Jahrhundert, welche unter
anderem mit der Industrialisierung einhergingen, kontrastieren. Die bevorzugte Gattung der Symbolisten war die Lyrik.
Diese ermöglichte es den Dichtern, durch das Einbinden der Symbolik ihre Emotionen und Gedanken darzustellen. Auf
diese Weise konnten sie zum Ausdruck bringen, dass hinter der realen, immer nüchterner und sachlicher werdenden
Welt eine weitere subjektive Welt verborgen liegt. Die Schlüssel, um diese Welt zu erreichen, waren die Symbole, die
der Leser erst enträtseln musste. Auf diese Weise brachte sich der Rezipient jedoch in die Lyrik mit ein, denn die
Interpretation erforderte das Einbringen eigener Gefühle und Gedanken.
Die Symbolisten experimentierten mit freien Versen, der Musikalität der Sprache, welche durch den Einsatz von
Rhythmus und Metrum hervorgerufen wird, mit Wortneuschöpfungen sowie mit der Farb- und Lautsymbolik, die
anhand von Synästhesien und Lautmalereien ihren Weg in die Dichtung fand. Ihre Gedichte enthalten zahlreiche Bilder
und Assoziationen, die in Form von Metaphern, Vergleichen oder Allegorien transportiert werden. Die
Symbolhaftigkeit der Sprache gewinnt durch den Kontext neue Kraft, führt zur Mehrdeutigkeit und macht den Leser zu
einem aktiven Part der Lyrik, da dieser die Gedichte interpretieren muss und somit die eigenen Ideen, Gedanken und
Gefühle in die Gedichte hineinlegen kann. 
In Deutschland wurde dem Symbolismus nie derselbe Stellenwert wie in Frankreich beigemessen. Stefan George ist
einer seiner bedeutendsten deutschen Vertreter. Er übersetzte die Gedichte der französischen Symbolisten und
gründete die Zeitschrift „Blätter für die Kunst“, die das Prinzip der „l’art pour l’art“, die Kunst für die Kunst, vertrat und
für einen elitären Leserkreis konzipiert worden war. Die beiden anderen wichtigsten Vertreter des deutschen
Symbolismus sind Hugo von Hofmannsthal und Rainer Maria Rilke. 
Die literarische Strömung der Dekadenz (von franz. „décadence“ = Verfall) entwickelt sich ab Mitte des 19.
Jahrhunderts in Frankreich, wo sie vor allem eine lyrische Bewegung bleibt. Dichter, wie Charles Baudelaire, Paul
Verlaine, Theophile Gauthier und Joris-Karl Huysmans, befassen sich mit der Verfallsthematik und versuchen, ihre
verunsicherten Gefühle in ihrer Dichtung auszudrücken. Der literarische Stil fasst kurze Zeit später auch in anderen
Ländern Fuß und findet etwa 1890 Eingang in die deutsche Literatur. 
Die literarischen Motive in Bezug auf den Verfall des Individuums, der Kultur und der Gesellschaft stellen unter
anderen Oberflächlichkeit, Ekel, Schwäche, Tod, Künstlichkeit, Schönheitskult, Außenseitertum, Isolation und
Lebensferne, welche die Unfähigkeit, zu handeln, zur Folge haben, dar.
Ein wesentliches Merkmal der Dekadenz ist das Bewusstsein, in einer Endzeitepoche zu leben. Es handelt sich um eine
melancholische Untergangsstimmung, die sich im deutschsprachigen Raum oft in den Werken von Thomas und
Heinrich Mann, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und Rainer Maria Rilke finden lässt.  Die Dichter der
Dekadenz besitzen kein genau definiertes Programm, aber der Kulturpessimismus durchzieht ihre Werke. Es ist
manchmal schwer, die Züge der Dekadenz klar von den anderen Stilen, wie dem Impressionismus, Symbolismus und
Ästhetizismus, abzugrenzen, da es in den Erzählungen häufig zu Überschneidungen zwischen diesen kommt. 
Die Neuromantik bezeichnet eine literarische Strömung der Moderne am Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland.
Irrationalismus, Individualismus und Ästhetizismus verkörpern die Grundprinzipien der Bewegung, die sich als
Gegenströmung zum Naturalismus charakterisiert.
Die Darstellung der Themen der Romantik steht im Mittelpunkt der Werke. Das Wunderbare, das Mystische und das
Geheimnisvolle repräsentieren wichtige Elemente der Dichtung. Als Rahmen der Handlung wird häufig ein exotischer
und historischer Hintergrund gewählt. Mythen, Märchen oder Träume werden in einer Welt der Fantasie in den
neuromantischen Texten aufgegriffen.
Der Begriff ist aber nicht leicht abzugrenzen, weil die Neuromantik durch die anderen Bewegungen der Moderne -
Jugendstil, Impressionismus, Dekadenz, Impressionismus und Symbolismus - nachhaltig beeinflusst worden ist.
Deshalb ist die Strömung sehr heterogen. Die Neuromantiker priorisieren die Gefühle und drücken sich mit
verfeinerter Sprache und edlem Wortschatz in formvollendeten Werken aus, vor allem in Form von Lyrik. Die
Traumerfahrungen, die irrationale Welt und das Innenleben des Menschen sind die beliebten Motive der
Neuromantiker.
Bedeutende Vertreter der Neuromantik sind unter anderen der junge Hugo von Hofmannsthal, Stefan George,
Gerhart Hauptmann, Rainer Maria Rilke, Felix Dörmann, Stefan Zweig und Hermann Hesse.
Der Begriff „Impressionismus“ stammt vom lateinischen Wort "impressio" ab und bedeutet übersetzt Eindruck. Der
Impressionismus entwickelt sich am Ende des 19. Jahrhunderts und lehnt das Gesetz der objektiven Darstellung der
Wirklichkeit, das im Naturalismus gilt, ab. Die Impressionisten versuchen, ihre augenblicklichen, unverwechselbaren,
einmaligen und flüchtigen Empfindungen zu beschreiben. Der Impressionismus verschreibt sich der genauen und
intensiven Wiedergabe der sinnlichen Eindrücke des Erzählers aus subjektiver Sicht. 
Die impressionistischen Werke setzen sich nicht mit politischen Themen auseinander. Soziale und gesellschaftliche
Fragestellungen finden keinen Platz in der Darstellung, die sich oft der Wirklichkeit entzieht und die subjektive Realität
bevorzugt. Die Handlung tritt in den Hintergrund. Der Fokus richtet sich auf die Stimmung der Umgebung, oft auf die
Natur, wobei Licht und Farben eine große Rolle spielen. Motive der Großstadt, des Alltags oder der Verkehrsmittel sind
aufgrund der Geräusche, der Gerüche, der optischen Eindrücke und der subjektiven Gefühle, die dadurch ausgelöst
werden, ebenfalls beliebt.
m die knappen und flüchtigen Eindrücke wiederzugeben, wählen die Impressionisten insbesondere knappe literarische
Formen: Gedichte, Einakter oder kurze Prosa, wie Skizzen oder Novellen. Die impressionistischen Werke sind durch
eine ausgeprägte Bildlichkeit der Darstellung gekennzeichnet. Die Sprache enthält häufig lautmalerische Worte
(Onomatopoesien), sprachliche Bilder (Synästhesien), Metaphern und auch Wortzusammensetzungen. Zahlreiche
Adjektive werden verwendet. Bedeutende deutschsprachige Vertreter des Impressionismus sind Hugo von
Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke oder Arthur Schnitzler.

18. Der Expressionismus


Der Expressionismus lässt sich in drei Phasen unterteilen: Den Frühexpressionismus von circa 1905-14, den
Kriegsexpressionismus von 1914-18 und den Spätexpressionismus von 1918-25. Den historischen Hintergrund bilden
der Erste Weltkrieg (1914-1918), die Novemberrevolution (1918), der Versailler Friedensvertrag (1919), die
Weimarer Republik (1918-1933), die fortschreitende Industrialisierung, die Inflation und die sozialen Probleme.
Der Frühexpressionismus endet mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Der Kriegsexpressionismus wird 1918
von der Novemberrevolution abgelöst. Die Spätphase des Expressionismus läuft um die Mitte der 1920 Jahre langsam
aus.
Wien und Berlin bilden in Deutschland die Zentren des Expressionismus. Die Protestbewegung ist durch
antibürgerliche und antinationalistische Einstellungen gekennzeichnet, verfügt über eigene Zeitungen, aber hat kein
einheitliches Programm oder einheitliche politische Ziele formuliert. Sie will eine innere Erneuerung des Menschen
erreichen und fokussiert sich auf die Darstellung des subjektiven Erlebens. Etwas sollte geschehen, aber den Anspruch,
einen neuen Menschen zu schaffen, konnte der Expressionismus nie einlösen.
Die jungen bürgerlichen Autoren richten ihre Kritik gegen eine erstarrte, heuchlerische und heruntergekommene
Gesellschaft. Die Motive des psychischen und körperlichen Verfalls, von Krankheit, Tod, Untergang, Wahnsinn oder
Selbstmord, spiegeln die apokalyptische zeitgenössische Stimmung in den expressionistischen Texten wider.
Die Schriftsteller thematisieren das Ende der Welt, den Verlust der Persönlichkeit und die Suche nach dem Sinn des
Lebens. Auch die gesellschaftlichen Machtmechanismen und die Großstadtproblematik (Enge, Hektik, Isolation und
Anonymität) in Bezug auf die wachsende Industrialisierung werden heftig kritisiert.
Die grausame Realität wird in provokativer, schockierender und schonungsloser Weise dargestellt. Sie wird nicht nur
abgebildet, sondern irrational rekonstruiert. Die Expressionisten drücken in ihren Werken ihre innerlich erlebte
Wahrheit, ihre Ängste, ihre Erlebnisse und ihre subjektiven Eindrücke aus. Sie beschäftigen sich zum Beispiel mit
Traumdeutung, Unterbewusstsein, Kommunikationsproblemen und Generationskonflikt, so z.B. auch mit der Vater-
Sohn-Beziehung. Mehrere Autoren ahnen die kommende Kriegskatastrophe voraus.
Vor dem Ersten Weltkrieg ist die Protestbewegung ästhetisch orientiert und die Lyrik herrscht am Anfang der Periode
vor. Der grausame bewaffnete Weltkonflikt ändert dieses Bild: Die Ausrichtung des Expressionismus wird politischer.
Nach dem Krieg verspüren die Autoren Sehnsucht nach einer besseren Welt und wünschen sich Pazifismus. Drama,
Roman und epische Kurzformen werden als Ausdrucksmittel vorgezogen.
Die expressionistische lyrische Sprache setzt sich oft über die grammatischen und stilistischen Normen hinweg,
zertrümmert die sprachlichen Strukturen, erschafft neue Wortbedeutungen und nutzt Pathos und Ekstase dazu, um
düstere Bilder und Visionen zu kreieren. Sie verwendet oft den Reihungs- oder Simultanstil, um die Sinneseindrücke
der Wirklichkeit aneinandergereiht wiederzugeben. Dadurch wird u. a. verdeutlicht, wie schnell sich in der
industrialisierten Großstadt die Ereignisse häufen und wie bedeutungslos der einzelne Mensch sich dabei fühlt.
Die literarische Prosa des Expressionismus ist häufig in Kurzformen verfasst. Der expressionistische Stil verkörpert
einen radikalen Bruch mit allen bisherigen Literaturepochen. Es wird oft eine deskriptive, ausdrucksstarke, sachliche
und nüchterne Sprachweise bevorzugt. Eine ausgeprägte Farbsymbolik und Metaphern werden häufig verwendet.
Bedeutende Vertreter des Expressionismus sind unter anderem: Heinrich Mann, Robert Musil, Franz Kafka, Alfred
Döblin, Jakob von Hodis, Else Lakser-Schüler, Gottfried Benn und Georg Trakl.

19. Die Literatur der Weimarer Republik


Der Begriff „Neue Sachlichkeit“ bezeichnet die vorherrschende Strömung in der Kunst und Literatur in der Zeit der
Weimarer Republik. Die literarische Richtung beginnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) und endet mit der
Machtübernahme durch die Nazis (1933). Sie charakterisiert sich durch Realismus und Nüchternheit.
Innerhalb der Kunstepoche der „Neuen Sachlichkeit“ unterscheidet man zwischen dem politisch motivierten Verismus,
der sozialistische und kommunistische Inhalte vermittelt, dem Klassizismus, dessen Vertreter sich der traditionellen
Techniken der Darstellung bedienen, und dem Magischen Realismus, dessen Darstellungsmethoden eine gewisse
Nähe zum Surrealismus erkennen lassen. 
Die Autoren legen Wert auf eine objektive Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit. Sie nehmen eine
beobachtende und distanzierte Haltung ein und streben danach, die Wirklichkeit möglichst sachlich darzustellen. Um
die Illusion der möglichst getreuen Abbildung der Realität zu erzielen, wird unter anderem die Technik der Montage
verwendet, bei der zum Beispiel Alltagsdokumente in den Text mit eingebunden werden. 
Die Alltagssorgen und Probleme der einfachen Menschen in der modernen Gesellschaft werden oft
In Zeitromanen wiedergegeben. Die beliebten Themen der kritischen Autoren sind die Nachwirkungen des Ersten
Weltkriegs, die Armut, die gesellschaftlichen und technischen Veränderungen und die sozialen Probleme in der
Weimarer Republik in Deutschland. In Österreich schildern die Autoren nach der Auflösung der k. u. k.-Monarchie und
der Gründung der ersten Republik aktuelle Zeitthemen.
Historische Ereignisse werden ebenfalls aufgegriffen und auf andere moderne Personen in einer einfachen, präzisen
und leicht verständlichen Sprache übertragen. Dialoge und auch der Dialekt der handelnden Personen werden
wiedergeben. Die handelnden Figuren zeigen keine Gefühle oder nur in ganz geringem Maße. Die Texte werden im Stil
einer dokumentarischen Reportage geschrieben und werden damit zu einem Massenmedium.
Bekannte Vertreter der Neuen Sachlichkeit sind unter anderem: Hans Fallada, Erich Kästner, Hermann Hesse,
Heinrich Mann, Joseph Roth, Erich Maria Remarque und Kurt Tucholsky.

20. B. Brecht und sein Schaffen


1898 wird Bertolt Brecht (eigtl. Eugen Bertolt Friedrich) am 10.Februar als Sohn eines kaufmännischen Angestellten in
Augsburg geboren.
- 1917 macht er im Ersten Weltkrieg sein Notabitur und schreibt sich an der Universität München für Medizin und
Naturwissenschaften ein.
- 1918 beginnt Brecht an seinem ersten Drama „Baal“ zu schreiben. Am 1. Oktober wird er als Lazarettsoldat in ein
Seuchenlazarett einberufen.
- 1919 wird ein unehelicher Sohn Brechts und Paula Banholzers geboren.
- 1922 findet die Uraufführung seines kritisch-engagierten, linksorientierten Stücks „Trommeln in der Nacht“ in
München statt. Am 3. November heiratet Brecht die Opernsängerin Marianne Zoff. Nebenbei lernt er Helene Weigel
kennen.
- 1924 siedelt er wegen politischen Gründen (SA-Aufmärsche, Hitlerputsch) nach Berlin um.
- 1926 erscheint „Hauspostille“, eine Sammlung von Brechts Gedichten aus den Jahren 1915-1926. Obwohl er mit den
revolutionären Zielen der Kommunisten sympathisiert, wird er nie Mitglied der „Kommunistischen Partei
Deutschlands“. Am 3. November bekommt Helene Weigel einen Sohn von Brecht, worauf er sich von seiner Frau
Marianne Zoff scheiden lässt.
- 1928 schreibt Brecht und Kurt Weill die „Beggar's Opera“ um. Die völlige Umgestaltung führt zur „Dreigroschenoper“,
die mit großem Erfolg uraufgeführt wird. Die Dreigroschenoper kann als erstes Stück des epischen Theaters angesehen
werden.
- 1929 heiratet Brecht Helene Weigel.
- 1930 endet die Uraufführung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ als Theaterskandal.
- 1932 wird der Film „Kuhle Wampe“ am 31. März von der Filmprüfstelle Berlin wegen kommunistischer Handlung
verboten, jedoch am 30. Mai wegen öffentlichem Protest in entschärfter Fassung uraufgeführt.
- 1933 verlässt Brecht mit seiner Familie, wegen der Machtübernahme der Nazis, Deutschland. Er begibt sich über Prag
nach Wien, in die Schweiz und schließlich nach Dänemark.
- 1935 wird Brecht die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
- 1939 flieht er wegen der Kriegsgefahr nach Schweden.
- 1940 siedelt er nach Finnland, nachdem deutsche Truppen in Dänemark und Norwegen einmarschierten.
- 1941 flieht Brecht mit seiner Familie in die USA, wo er bis 1947 lebt und die Hitler-Ära abwartet.
- 1945 ändert Brecht sein Werk „Galileo Galilei“. Ursache dafür war der Abwurf der Atombombe über Hiroshima und
Nagasaki.
- 1947 wird Brecht wegen unamerikanischen Verhaltens von einem Komitee in Washington vorgeladen. Sofort danach
reist er aus den USA in die Schweiz aus. Nachdem er über Prag nach Ostberlin weiterreist, übernimmt er die
Generalintendanz (Intendant = Leiter) des Deutschen Theaters.
- 1949 erfolgt die Premiere von „Mutter Courage und ihre Kinder“. Kurz darauf gründen Brecht und Weigel das
„Berliner Ensemble“, wo er fortan seine Vorstellung des neuen epischen Theaters zu realisieren versucht.
- 1951 erhält Bertolt Brecht den Nationalpreis der DDR.
- 1953 wird er zum Präsidenten des P.E.N.-Club (Poets-Editors-Novelists) gewählt.
- 1955 erhält er den Stalin-Preis für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern.
- 1956 stirbt Bertolt Brecht an den Folgen eines Herzinfarkts

21. Die Exilliteratur


Die deutsche Exilliteratur umfasst die literarische Produktion der unter dem Nazi-Regime emigrierten Schriftsteller
(1933–1945). Sie müssen aufgrund ihrer Religion oder ihrer kritischen Meinungen fliehen. Sie werden verfolgt oder
sind Berufsverboten ausgesetzt. Ihre Bücher werden von den Nazis verbannt und teilweise sogar öffentlich verbrannt.
Die jüdischen, pazifistischen und/oder sozialistischen Schriftsteller suchen zuerst in europäischen Ländern, besonders
in Prag und Paris, Zuflucht. Sie müssen aber häufig aufgrund der Entwicklung der politischen Situation weiter
umsiedeln. Viele Exilanten, wie zum Beispiel Brecht, Döblin und Thomas Mann, wandern in die USA aus. Den
kommunistischen Autoren wird dort leider die Einreise verweigert. Sie emigrieren dann nach Mexiko, wie Anna
Seghers, oder in die Sowjetunion.
Manche Schriftsteller, wie zum Beispiel Kurt Tucholsky, Ernst Toller, Ernst Weiß oder Stefan Zweig, begehen im Exil
Selbstmord. Andere, wie Thomas Mann und Anna Seghers, bleiben politisch aktiv. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs kehren einige Autoren sofort in die Heimat zurück. Andere, wie Anna Seghers, die erst 1947 nach
Deutschland zurückkommt, warten einige Jahre, bevor sie sich entschieden, Deutschland wiederzusehen.
Im Exil leben einige Schriftsteller in finanzieller Not und verstummen. Andere können aufgrund ihrer internationalen
Bekanntheit weiter arbeiten. Die generelle schlechte ökomische Situation und die Einsamkeit der Autoren begrenzen
ihre Produktion und ihre Möglichkeit, zu publizieren. Manche Autoren finden einander aber auch im Exil wieder: In
Santa Monica halten sich in den 1940er Jahren sowohl Heinrich Mann und Thomas Mann als auch Bertolt Brecht und
einige andere deutsche Autoren auf. Die Exilliteratur erhält keinen Zugang im Dritten Reich. Erst nach dem Ende des
Kriegs wird ein Großteil davon veröffentlicht.
Durch die Erzählprosa, den Roman oder die Reportage wird sehr oft der Widerstand gegen den Nationalsozialismus
direkt oder indirekt bearbeitet. Doch häufig wird über das, was sich in der Heimat abspielt, nur im übertragenen Sinne
berichtet, denn die Autoren haben es schwer, sich verlässliche Informationen aus Deutschland zu verschaffen. Dazu
wird zum Beispiel historischer Stoff oder das epische Theater benutzt. Autobiografische Erzählungen dienen dazu, das
Erlebte aufzuarbeiten. Einige Autoren verfassen Naturgedichte und Liebeslyrik, weil sie unter Heimweh leiden.
Berühmte Exilautoren sind unter anderem Robert Musil, Alfred Döblin, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, Klaus
Mann, Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Carl Zuckmayer, Stefan Zweig und Anna Seghers. Als Dramatiker und
Literaturtheoretiker ist Brecht ein wichtiger Repräsentant der Exilliteratur. In dieser Periode entwickelt er das Epische
Theater als neue literarische Form.

22. F. Kafka und sein Schaffen


1883 -3.Juli: Franz Kafka als Sohn des jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka
und seiner Frau Julie,geb.Löwy, in Prag geboren. Zwei früh verstorbene Brüder, Georg und Heinrich; drei Schwestern,
Elli, Valli und Lieblingsschwester Ottla
1889-1893-Volksschule am Fleischmarkt.
1893-1901-Besuch des Altstädter Deutschen Gymnasiums im Kinsky-Palais am Altstädter-Ring, wo sich auch das
Geschäft des Vaters befand. Häufiger Wohnungswechsel der Familie
1901-1906- Jura-Studium an der Deutschen Universität in Prag
Promotion zum Dr.jur. Beginn der Freundschaft mit Max Brod.
1904-1905-Entstehung der Novelle „Beschreibung eines Kampfes“
1907-Entstehung des Romanfragments „Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande“
1907-1908-Nach der Rechtspraxis Eintritt in die Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“
1908– Wechsel zur „Arbeiter-Unfall –Versicherungs-Anstalt Böhmen in Prag“, Beamter dort bis 1922
1909- Erste Veröffentlichung kleiner Prosa; Tagebuchschreiben
1909-1910- Verschiedene Reisen nach Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz.
1910-1911– Jüdische Schauspieltruppe in Prag; Jizchak Löwy.
1912-Entstehung des Romans „Der Verschollene.
Kennenlernen der Berlinerin Felice Bauer .“Das Urteil“ und „Die Verwandlung“ entstehen.
1913-Buchausgabe „Betrachtung“, „Der Heizer“; Veröffentlichung „Das Urteil“; intensiver Briefwechsel mit Felice.
1914-Im Mai Verlobung mit Felice, Entlobung im Juli.
Beginn des Romans „Der Prozess“ und der Erzählung „In der Strafkolonie“
1914-Fontane Preis, Buchausgaben „Die Verwandlung und „Das Urteil
1917-Zweite Verlobung mit Felice im Juli, endgültige Endlobung im Dezember; 4.September: Lungentuberkulose
diagnostiziert.
1917-1918-Zur Erholung bei Ottla in Zürau; die Aphorismen entstehen.
1919-Vorübergehende Verlobung mit Julie Wohryzek.; „Brief an den Vater“
1920– Aphorismen-Reihe ,“ER“.
Aufenthalt in Meran. Briefwechsel mit Milena Jesenska. Weitere parabolische Prosa(„Poseidon“,u.a.
1921 -Krankheitsurlaub in Matliary (Hohe Tatra).
1922 -„Ein Hungerkünstler“, „Forschungen eines Hundes“; seit Januar: „Das Schloß“; Pensonierung
1923 -Beziehung zu Dora Diamant; ab September in Berlin; rapider Kräfteverfall; „Eine kleine Frau“, „Der Bau“
1924– März/April von Berlin über Prag in die Nähe Wiens; letzte Erzählung: „Josefine, die Sängerin“;
Kehlkopftuberkulose; 3.Juni: Tod Kafkas in Kierling bei Klosterneuburg. 11.Juni: Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof
in Prag-Staschnitz.

23. Der deutsche Roman der Moderne


Im frühen 20. Jahrhundert erschüttern mehrere neue wissenschaftliche Theorien das bisherige Weltbild und die
traditionellen Werte in ihren Grundfesten: Max Plancks Strahlungsgesetz und seiner Quantenformel verursachen 1900
eine Revolution des Denkens in der Physik. Der Wiener Psychologe Sigmund Freud veröffentlicht 1901 seine
Traumtheorie ("Traumdeutung"), die sich mit der Erforschung des Unbewussten befasst. 1905 verblüfft Albert Einstein
die Welt mit seiner Relativitätstheorie. Die neuen veröffentlichten Erkenntnisse werden von den Künstlern und
Literaten aufgegriffen und verarbeitet. Die Kunst sucht nach neuen Wegen, um diesen Umbruch und Übergang zu
bewältigen.
Die Literatur erlebt um die Jahrhundertwende eine wahre Explosion von Experimenten mit neuen Erzählkonzepten
und -techniken. Die Schriftsteller ersetzen die nüchterne und realistische Erzählweise des Naturalismus durch
innovative Stilmittel, um subjektive Sichtweisen ins Zentrum ihrer Werke zu rücken.
Der Begriff der Moderne spiegelt diesen Stilpluralismus wider und bezeichnet als Sammelbegriff die verschieden
künstlerischen und literarischen Strömungen, die zwischen 1890 und 1925 teilweise parallel und teilweise
nacheinander übergreifend in Europa verlaufen. Die Zentren der Aufbruchsbewegung der „Moderne“ sind in
bestimmten Zeiträumen in Berlin, München und Wien zu finden, wobei bezeichnende regionale Unterteilungen, wie
„Berliner Moderne“ oder „Wiener Moderne“, entstehen.
Die Sprachkrise der Jahrhundertwende stellt ein wichtiges Motiv der Moderne dar. Die Autoren stellen die
traditionelle Sprache immer mehr infrage. Sie wenden sich gegen starre Regeln und Gedanken. Sie experimentieren
mit Themen, Stilmitteln und Erzähltechniken und suchen nach neuen Darstellungsmöglichkeiten. Die Sprachlichkeit
gewinnt im Vergleich zum Inhalt an Bedeutung und rückt oft ins Zentrum der Werke.  Die Vertreter der Moderne
jonglieren zum Beispiel in ihren Romanen mit spezifischen Erzählweisen und Techniken, wie dem Wechsel der
Erzählperspektive, den inneren Monologen oder der Montage- und Collagetechnik.
Die Jahrhundertwende ist von einer pessimistischen Weltsicht und Verfallsstimmung kennzeichnet, die sich
gleichzeitig in einem starken Lebensüberdruss und einer Genusssucht ausdrückt. Das Gefühl der Machtlosigkeit des
Niedergangs und der Dekadenz taucht häufig in den modernen Erzählungen auf. Die Figuren sind oft mit einer
eingeschränkten Perspektive auf die Welt ausgestattet, die meistens zu ihrem Untergang führt.
Bedeutende Vertreter des modernen Romans sind neben Max Frisch unter anderem Thomas Mann, Heinrich Mann,
Hermann Hesse Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Frank Wedekind, Hugo von
Hofmannsthal, Robert Musil, Virginia Woolf, Alfred Döblin und Marcel Proust.

24. Die Literatur nach 1945: neue Tendenzen


Die Literaturperiode gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wird als „Trümmerliteratur“ bezeichnet. Zur Namensgebung
dieser Epoche tragen nicht nur die zerstörten Städte bei, sondern vor allem auch die zerstörten Ideale und
Vorstellungen der Menschen, die inmitten der Ruinen um ihr Überleben kämpfen.
Viele Schriftsteller kehren nach innerer oder äußerer Emigration während der NS-Herrschaft in die Öffentlichkeit
zurück. Die Autoren der Trümmerliteratur wollen die Welt, die sich ihnen zu dieser Zeit präsentiert, möglichst
realitätsnah abbilden. Es geht nicht darum, das Dargestellte poetisch zu verschleiern, sondern ein lebensnahes Bild zu
entwerfen. In gewollt kargen und direkten Beobachtungen werden das Geschehene und das Existierende durch eine
lakonische Sprache genau beschrieben. Die Autoren setzen sich für eine „Reinigung der Sprache“ („Kahlschlag“) von
der nationalsozialistischen Ideologie ein.
Im Vordergrund stehen vor allem für viele Autoren zum einen die Frage nach der Schuld am Krieg und am Holocaust
sowie zum anderen die Situation der Heimkehrer. Die Mehrzahl der Autoren beschäftigt sich mit der unvorstellbaren
Grausamkeit und den Zerstörungen, die im Namen des deutschen Volkes aus rassistischen oder nationalen Gründen
verübt worden sind. Sie schreiben Romane, Kurzgeschichten, Dramen und Gedichte, die einem breiten Publikum
bekannt werden. Meist sind die Werke durch eine moralische Anklage gegen den Krieg im Allgemeinen und gegen jede
Form von Unmenschlichkeit im Speziellen gekennzeichnet.
Die literarischen Werke, die in dieser Zeit verfasst werden, bieten allerdings kein einheitliches Bild, sondern weisen in
sich eine tiefe Spaltung auf: Während ein Teil der Autoren die Diktatur des Nationalsozialismus in ihren Werken
aufarbeiten will, neigen andere Schriftsteller dazu, die Schrecken dieser Zeit und die eigene Verantwortung möglichst
zu verdrängen. Zudem besteht ein Konflikt zwischen jenen Autoren, die in Deutschland geblieben und in die „Innere
Emigration“ gegangen sind, und jenen Schriftstellern, die Deutschland verlassen haben, um ihr Leben im Exil
weiterzuführen.
Berühmte Autoren der Trümmerliteratur sind unter anderem Heinrich Böll, Wolfgang Borchert, Wolfgang Weyrauch,
Max Frisch, Hans Werner Richter und Günther Eich. Viele von ihnen sind Mitgründer der 1947 entstandenen „Gruppe
47“
Die Gruppe 47 als vielleicht prominentester Vorläufer der heutigen Literaturwerkstätten trifft sich zum ersten Mal im
namensgebenden Jahr 1947. Mit ihrer Arbeit wollen die Mitglieder der Gruppe der Literatur auch sprachlich eine neue
Richtung geben. Ihr Ziel ist es, Werte, wie Kritik und Toleranz, wiederzubeleben sowie neue Themen und Werte zu
entwickeln. Die Gruppe umfasst neben den Schriftstellern auch Lektoren und Literaturkritiker, wie Marcel Reich-
Ranicki. So bilden die Zusammentreffen auch eine Chance für die Autoren, Kontakte zu Verlegern zu knüpfen und ihre
Werke zu veröffentlichen. Der Suhrkamp-Verlag kann in dieser Zeit mit 30 Schriftstellern Verträge abschließen. Im Jahr
1968 findet die letzte Tagung der Gruppe statt, die sich anschließend auflöst und gleichzeitig das Ende der Epoche
„Nachkriegsliteratur“ ankündigt.

25. Die prosaische Literatur in der BRD


Die historische Periode der Literatur der BRD zwischen 1949 und 1990 beginnt, historisch gesehen, mit der Teilung
Deutschlands in zwei Staaten: Die BRD (Bundesrepublik Deutschland) erhält ihr Grundgesetz am 23. Mai 1949 und die
DDR (Deutsche Demokratische Republik) wird am 7. Oktober 1949 gegründet. Die Epoche endet mit der
Wiedervereinigung der beiden deutschen Republiken am 3. Oktober 1990.
Die Zeitspanne von vierzig Jahren ist durch wichtige Faktoren, wie den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg,
das Wirtschaftswunder, den Kalten Krieg und dann die Entspannungspolitik zwischen der BRD und dem Ost-Block
geprägt. Diese historischen Ereignisse und die gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik spiegeln sich in den
Werken der zeitgenössischen Schriftsteller wider.
Die literarische Epoche kann grob in vier Perioden unterteilt werden.
. Periode - Die 1950er Jahre: Kritik an der Wohlstandsgesellschaft, an der NS-Vergangenheit, an dem Militarismus
Der Aufbau der BRD steht auf der Tagesordnung und die Zeit des Wirtschaftswunders beginnt. Viele Schriftsteller sind
kritisch gegenüber der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung eingestellt. Mehrere Autoren befürchten den
Ausbruch eines neuen Weltkriegs und warnen vor der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1957), vor der
Wiederbewaffnung und der atomaren Aufrüstung. Die NS-Vergangenheit wird auch in dieser Periode in Romanen
thematisiert. Die sich entwickelnde Wohlstandsgesellschaft wird in satirischer Weise veranschaulicht. Kurzgeschichten
und Lyrik sind in diesem produktiven Zeitraum als Textformen sehr beliebt.
2. Periode – Die 1960er Jahre: Gesellschaftliches und politisches Engagement
Diese Phase ist vor allem durch den Kalten Krieg, die wirtschaftliche Stagnation und die Studentenrevolte von 1968
geprägt.  Die Frage nach Schuld und Unschuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten beschäftigt die junge
Generation immer noch und die Verleugnung und Verneinung der unbewältigten Vergangenheit werden öffentlich
angeprangert. Die Schriftsteller engagieren sich zunehmend politisch in ihren Werken und suchen eine Identität. Die
eigenen Erfahrungen werden geschildert und die Erzählungen sind teilweise autobiografischer oder dokumentarischer
Natur. Die Autoren kritisieren die konventionellen Denkweisen. Der Roman erlebt in dieser Phase einen großen
Aufschwung.
3. Periode – Die 1970er und 80er Jahre: Neue Subjektivität
Diese Periode ist durch Terrorismus, Aktivismus, wirtschaftliche Probleme und politische Unruhen gekennzeichnet. Die
Literatur macht eine Tendenzwende durch. Die Schriftsteller distanzieren sich vom politischen Leben und kehren in
ihren Werken thematisch zur eigenen Identität und Individualität zurück. Diese Zuwendung zum eigenen Ich und den
inneren Befindlichkeiten wurde als die "Neue Innerlichkeit" und "Neue Subjektivität" bezeichnet.
4. Periode – Die 1980er Jahre:  Annährung von DDR- und BRD-Literatur / Beginn der Postmodernität
In den 1980er Jahren siedeln zahlreiche ostdeutsche Schriftsteller in die BRD über. Daraus resultieren
Ausgleichstendenzen und es kommt zu einer Überwindung der Trennung zwischen der west- und der ostdeutschen
Literatur (siehe Literatur der DDR).
Die Strömung der Postmoderne beginnt, sich in dieser Periode zu etablieren. Die Autoren verzichten auf lineare und
chronologische Erzählungen und treten hinter ihre Texte zurück. Hinweise auf reale historische Ereignisse, auf
Montagetechnik und Intertextualität sind häufig in den individuellen und durchorganisierten postmodernen Texten zu
finden.
Insgesamt entwickelt sich in der BRD vor dem Fall der Mauer eine vielgestaltige Literatur, die vielfältige Stilverfahren
miteinander kombiniert

26. Das deutschsprachige Drama nach 1945


In den Nachkriegsjahren zeigte sich besonders im Bereich des Dramas der Versuch der Künstler, wieder an die
internationale Entwicklung anzuschließen, da durch die nationalsozialistische Gleichschaltung ein großer Aufholbedarf
entstanden war.
Ein beträchtlicher Teil der Nachkriegsdramen ist in (zustimmender oder ablehnender) Auseinandersetzung mit den
theatralischen Mitteln und der Wirkungstheorie Bertolt Brechts entstanden. Brechts "Lehrstücke" setzten nach dem
Kritiker Walter Hinck drei Annahmen voraus: das Vertrauen in die Belehrbarkeit des Zuschauers, die Überzeugung
von der Durchschaubarkeit der Welt und das Vertrauen in die Veränderbarkeit der Welt. Nicht alle
Nachkriegsautoren haben den Glauben an diese Voraussetzungen geteilt.
Zwei Autoren, die sich in ihren Stücken von Brechts Theater abgesetzt hatten, waren:
Max Frisch
"Biedermann und die Brandstifter" (1958)
"Andorra" (1961)
Friedrich Dürrenmatt
"Theaterprobleme" (1955)
"Die Physiker" (1962)
Ähnlich wie Bertolt Brecht (1898–1956), dessen Theorien zum epischen Theater Dürrenmatt studierte und neben dem
er als „originellster Theoretiker“ angesehen wird, wollte er beim Zuschauer Distanz zum Geschehen auf der Bühne
erzeugen. Der Zuschauer soll nicht weiter die Rolle eines passiven Konsumenten innehaben. Er soll zum
eigenständigen Nachdenken angeregt werden.
Dazu bevorzugte Dürrenmatt das Stilmittel der Verfremdung, wodurch allgemein Anerkanntes hinterfragt und die
Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Strukturen offenbart werden. Ebenso charakteristisch sind tragisch-groteske
Elemente, also eine Verbindung von scheinbar Unvereinbarem. Im Gegensatz zu Brecht präsentierte Dürrenmatt aber
keine Weltanschauung (bei Brecht: Marxismus).
Dürrenmatt schuf so seinen eigenen Typus der Tragikomödie, einer Mischform aus Tragödie und Komödie, seiner
Meinung nach „die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen“. Denn die Tragödie setzt, wie
Dürrenmatt in seinem Text Theaterprobleme von 1955 sagt, „Schuld, Not, Maß, Übersicht, Verantwortung“ voraus,
um ihr Ziel, die Läuterung des Einzelnen, zu erreichen. In der Unübersichtlichkeit der modernen Welt, so Dürrenmatt,
werde Schuld verwischt und abgeschoben, der Moderne komme nur die Groteske bei.
Von Marcel Reich-Ranicki werden drei Werke Dürrenmatts hervorgehoben,[15] welche seine Epoche für spätere
Generationen greifbar mache: „seine tragische Komödie von der Käuflichkeit des Menschen und von der
korrumpierenden Wirkung des Wohlstands“ (Der Besuch der alten Dame, 1956), „die Parabel von der Bedrohung der
Menschheit durch die Zivilisation“ (Die Physiker, 1962) „und schließlich die von der deutschen Kritik gänzlich
unterschätzte Parabel von der Schuld des Individuums“ (Die Panne, 1956).
Das Dokumentartheater. Es verwendeten schon früher Dramatiker authentisches Material für ihre Stücke (Büchner in
"Dantons Tod" oder Karl Kraus in den "Letzten Tagen der Menschheit"). Aber die eigentliche Entwicklung des
Dokumentartheaters setzte im Jahre 1963 mit Rolf Hochhuths Stück "Der Stellvertreter" ein.
Er versucht in seinen Dramen, die Geschichtslügen und Verdrängungstendenzen unseres Jahrhunderts auf die Bühne
zu bringen. Dabei knüpft er an Schillers Geschichtsdramen an: er sieht also Geschichte weiterhin als
Auseinandersetzung zwischen selbstverantwortlichen Individuen. In einem umfangreichen Anhangsteil fügt Hochhuth
gewöhnlich die Ergebnisse seiner intensiven historischen Vorstudien an. Weitere bestimmende Autoren waren Peter
Weiss (1916-1982, "Die Ermittlung") und Heinar Kipphardt (1922-1982, "In der Sache J. Robert Oppenheimer").

27. H. Böll und sein Schaffen


1917 Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 in Köln geboren; er war der dritte Sohn des Kunsttischlers Viktor Böll
und dessen Frau Maria.
1924 – 1937 Volksschule und Gymnasium in Köln; Abitur.
1937 – 1938 Buchhändlerlehre in Bonn, die er vorzeitig abbrach.
1938 – 1939 Reichsarbeitsdienst.
1939 Beginn eines Studiums (Germanistik und klassische Philologie) in Köln. Einberufung zur Wehrmacht.
1939 – 1945 Infanterist im Zweiten Weltkrieg. 1942 Eheschließung mit Annemarie Čech aus Pilsen.
1945 Nach amerikanischer und englischer Kriegsgefangenschaft Rückkehr nach Köln. Geburt und Tod des Sohnes
Christoph.
1946 Fortsetzung des Studiums.
1947 Erste Erzählungen und Hörspiele wurden veröffentlicht. Geburt des Sohnes Raimund.
1948 Geburt des Sohnes René.
1949 Erste Publikation in Buchform: »Der Zug war pünktlich« (Erzählung) ; Niederschrift des Romans »Der Engel
schwieg«, der erst 1992 veröffentlicht wurde.
1950 – 1951 Angestellter beim Statistischen Amt der Stadt Köln. 1950 Geburt des Sohnes Vincent.
1953 Roman »Und sagte kein einziges Wort«.
1963 Veröffentlichung der »Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral«, in der Böll die Werte des deutschen
»Wirtschaftswunders« ironisierte.
1964 Poetik-Vorlesungen an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
1970 – 1972 Präsident des PEN-Clubs Deutschland; von 1971–1974 zudem Präsident des internationalen PEN.
1972 Nobelpreis für Literatur.
1976 Austritt aus der Katholischen Kirche.
1980 Unterzeichnung des »Krefelder Appells« gegen den NATO-Doppelbeschluss.
1981 Teilnahme an der Bonner Friedensdemonstration am 10. Oktober.
1983 Teilnahme an der Sitzblockade des US-Militärstützpunkts Mutlangen gegen die Pershing-2-Raketen.
1985 Tod am 16. Juli 1985 in seinem Haus in Langenbroich (Eifel); Annemarie Böll ist an der Seite ihres Mannes.
Beisetzung am 19. Juli in Bornheim-Merten bei Bonn; die Schriftstellerkollegen Lew Kopelew, Günter Grass und
Günther Wallraff sowie sein Sohn René tragen Bölls Sarg.

28. Die Literatur in der DDR


Viele Schriftsteller kehren aus dem Exil in die Sowjetische Besatzungszone zurück, zum Beispiel Bertolt Brecht, Stefan
Heym oder Anna Seghers. Sie alle sind von der Hoffnung getragen, eine antifaschistische, demokratische und
sozialistische Gesellschaft entwickeln zu können, in der die Werte Freiheit und Gleichheit hochgehalten werden. Der
Krieg und seine Folgen und die Herrschaft der Nazis sind die Themen, die die zeitgenössischen Autoren beschäftigen.
Am 7. Oktober 1949 wird die DDR auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Die regierende Partei
(SED) proklamiert den Aufbau des Sozialismus und von Anfang an soll die Literatur ihren Beitrag dazu leisten. Die
"Aufbauliteratur" schildert die neuen Produktionsverhältnisse nach sowjetischem Vorbild. Die Arbeiter sind oft die
Helden, die trotz der Sabotageversuche der „bösen Kapitalisten“ siegen. Es gelingt ihnen schließlich, funktionierende
Industrieanlagen zu errichten.
Durch diese positiven Beispiele des „sozialistischen Realismus“ sollen die Bürger der DDR zum Sozialismus erzogen
werden und lernen, sich für die neue soziale Gerechtigkeit zu engagieren. Die zuversichtliche Widerspiegelung der
Wirklichkeit und die optimistische Zukunftsperspektive werden in den Werken der Autoren in einer einfachen und
leicht verständlichen Sprache beschrieben. In der Aufbauphase des Sozialismus finden die Ziele der DDR-Führung bei
den Autoren ungebrochene Unterstützung, was nicht zuletzt auch darin begründet liegt, dass viele Schriftsteller im
antifaschistischen Widerstand tätig waren oder im Exil lebten.
1961 – 1971: Ankunft
Im Jahre 1961 wird die Mauer gebaut, was von vielen Menschen als ein Schock erlebt wird. Die Literatur liberalisiert
sich in den kommenden Jahren allmählich. Die DDR–Autoren werden dazu aufgefordert, in die Betriebe zu gehen, um
dort die Situation der Arbeiter kennenzulernen. Die Werke dieser Zeit sind durch diese Weisung gekennzeichnet. Die
Hauptfiguren sind nun meist jüngere, intellektuelle Menschen, die den Glauben an den Sozialismus entwickeln.
Eine vorsichtige Kritik der einzelnen Autoren ist schon zu dieser Zeit spürbar. Sie betrifft unter anderen die folgenden
Themen: Den Mauerbau, die Stasi, die Staatsführung, die Unterordnung des Individuums unter die Gesellschaft. Ab
1965 verstärkt sich die staatliche Einflussnahme auf die Literatur.

1971 – 1990: Liberalisierung und Kritik


Im Jahre 1971 wird Erich Honecker zum neuen Ersten Sekretär der SED gewählt und löst somit Walter Ulbricht ab. Die
Phase des Aufbaus des Sozialismus wird als abgeschlossen betrachtet und die "entwickelte sozialistische Gesellschaft"
wird proklamiert. Den Autoren wird mehr Freiheit zugebilligt. In den Werken steht nun nicht mehr der Triumph des
Sozialismus im Vordergrund, sondern es geht nun um die Probleme des Individuums in der Gesellschaft, die z.B. Ulrich
Plenzdorf in seinem Werk: „Die neuen Leiden des jungen W.“ thematisiert.
Die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann, der 1976 von einer Tournee durch die BRD nicht mehr in die
DDR zurückkehren darf, beendet das Liberalisierungsvorhaben: Zahlreiche Künstler protestieren. Viele Autoren
distanzieren sich von der Herrschaft der SED. Der Alltag im Sozialismus wird kritisiert und ein humaner Sozialismus
gefordert. Es entwickelt sich eine Untergrundliteratur. Viele Werke der oppositionellen Autoren werden in der BRD
veröffentlicht. Teils unter Zwang, teils aus freiem Willen siedeln bis zur Wende 1989 circa hundert DDR-Schriftsteller in
die Bundesrepublik über.
Die Literatur der DDR, die nach der Gründung der Republik zunächst im Dienste des Sozialismus und des Staates steht,
macht im Laufe der Jahre eine nachhaltige Entwicklung durch: Sie ändert ihren Charakter vor allem nach dem
Mauerbau (1961), nach dem Amtsantritt von Erich Honecker als Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED (1971)
und nach der Ausbürgerung Wolf Biermann (1976). Die Schriftsteller distanzieren sich allmählich immer mehr von den
Anweisungen der Partei, bis eine Differenz zwischen der westdeutschen und ostdeutschen Literatur vor der Wende
1989 kaum noch erkennbar ist.
Bedeutende Vertreter der DDR Literatur sind unter anderen Jureck Becker, Christa Wolf, Ulrich Plenzdorf und Stefan
Heym.

Глоссарий
Lyrik: Die Lyrik stellt neben Dramatik und Epik eine der Grundgattungen der Dichtung dar. Sie drückt innere, seelische
Vorgänge aus.

Epik: Die Epik ist eine der Grundgattungen der Dichtung. Sie bezeichnet alle Formen der erzählenden Dichtung, die
Darstellung eines Geschehens in Prosa oder Versform. Es kann ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit gezeigt werden, wie
in der Kurzgeschichte, oder ein ganzer Kulturkreis wie in der „Odyssee“ von Homer.

Dramatik: Im Drama wird eine Handlung unmittelbar in Dialog und Monolog dargestellt und durch die Aufführung auf der
Bühne vergegenwärtigt. Die Handlung wird durch einen Konflikt herangetrieben.

Tragödie und Komödie: Das sind seit der Antike wichtige Formen des Dramas. Die Tragödie stellte Personen hohen
Standes dar, Götter, Helden, Könige. In der Komödie durften die Vertreter niederer Stände vorkommen. Die Tragödie
sollte nach Aristoteles Furcht und Mitleid erzeugen und dadurch von diesen Affekten reinigen, die Komödie Lachen
hervorrufen.

Heldenlied: Mündlich überlieferte Dichtung aus der Sagenwelt.

ritterlicher Roman: Großgattung erzählender Prosa, die sich aus dem Epos herausentwickelt und sich von ihm abgegrenzt
hat. Für den ritterlichen Roman ist die Aneinanderreihung strukturell gleicher Abenteuer typisch. Zum Roman gehören ein
gewisser Umfang der Romanhandlung und ein gewisser Grad an Komplexität der erzählten Wirklichkeit.

Minnesang: Mittelalterliche Liebeslyrik. Es handelt sich um die Minne (Liebe) des Dichters zu seiner „Herrin“.

Vagantenlyrik: Teils lateinische, teils volkssprachliche Lieder fahrender Theologiestudenten.

Meistersang: Nach festen Regeln ausgeübte Dichtkunst von Handwerkern, die einer Meistersingerzunft angehören.

Fastnachtsspiel: Volkstümliches Schauspiel mit oft derben Späßen, das in der Zeit vor Aschermittwoch von Handwerkern
in Gasthäusern aufgeführt wurde.

Humanismus: Eine neue Lebensauffassung, die des Menschen als „Maß aller Dinge“ betrachtet, im 15./16. Jh. die
Wiederbelebung der antiken Bildung.

Reformation: Von Luther eingeleitete kirchliche Reformbewegung, die zur Trennung zwischen katholischer und
evangelischer Kirche führt.

Flugblatt: Vorläufer der Zeitung, meist als Einzelblatt mit Text und Illustrationen.

Volksbücher: billige Bücher auf schlechtem Papier, wo Prosafassungen der Ritterepen, populäre Nacherzählungen der
Sagen, Fabelsammlungen gedruckt wurden.
Barock: Ursprünglich abschätzende Bezeichnung für die effektvolle, oft schwülstige Kunst und Kultur im 17. Jh.

Sonett: Strenge Strophenform aus zwei Quartetten (vierzeilige Strophen) und zwei Terzetten (dreizeilige Strophen). Das
Sonett war vor allem in der Lyrik des Barock sehr verbreitet.

Antithese: Gegenüberstellung, Gegensatz von Einzelwörtern, Wortgruppen, Sätzen.

Schelmenroman: Die Form des Abenteuerromans mit einem „Helden“, der meist aus dem einfachen Volk stammt.

Bürgerliches Trauerspiel: Entstand in England im 16. Jh., vor allem in Werken Shakespears. Im „bürgerlichen Trauerspiel“
werden Bürger zu Hauptpersonen. Der Konflikt entsteht durch die Standesschranken zwischen Bürgertum und Adel oder
auch innerhalb des bürgerlichen Standes. Das bürgerliche Trauerspiel ist in Prosa geschrieben.

Parabel: Eine erzählte Handlung oder ein Geschehen weist über sich hinaus: das, was in Wirklichkeit gemeint ist
(Realbereich), muss durch Vergleichen mit dem, was erzählt wird (Analogiebereich), erschlossen werden.

Klassizismus: Seit der Renaissance geltende und bis zum Beginn des 19. Jh. andauernde Orientierung der europäischen
Literaturen an der Antike, besonders an römischer Literatur und Poetik.

Klassizistisches Drama: Das Drama, das nach antikem Vorbild, vor allem unter dem Einfluss der Poetik des Aristoteles
gebaut ist. Beeinflusst vom französischen Klassizismus im 17. Jh. wurde auch in Deutschland auf die strenge Einhaltung der
auf das griechische Drama zurückgehenden Einheiten, der des Ortes, der Zeit und der Handlung geachtet: das Drama
musste an einem Ort und während eines Tages spielen und nur eine logisch verknüpfte Handlung dargestellt werden
durfte.

Briefroman: Der Roman setzt sich aus den Briefen zusammen, so dass ein Mosaik aus vertraulichen Mitteilungen entsteht.

Kunstlied: Ein Lied, das die Elemente des Volksliedes (eine sangbare lyrische Form) aufnahm.

Freie Rhytmen: metrisch ungebundene, reimlose Verse von unterschiedlicher Länge, aber betont rhytmisch

Ballade: volkstümliche Erzähllieder, die ein außergewöhnliches Ereignis, eine Heldentat oder Untat, darstellen, dabei den
Dialog benutzen und das Stimmungshafte, oft das Düstere des Ereignisses schildern. Die Ballade hat lyrische
(stimmungshafte), epische (erzählende) und dramatische (Dialog, Spannung auf das Ende) Elemente.

Klassik: Allgemein die Bezeichnung für Epochen, in denen Kunst, Literatur, Musik und Philosophie eine für spätere Zeiten
vorbildliche Blütezeit erlebt haben.

„Weimarer Klassik“: Die Zeit des gemeinsamen Wirkens von Schiller und Goethe zwischen 1794 und 1805. Für dieses
Jahrzehnt sind bestimmend: kritische Distanz zum Zeitgeschehen, produktive Zuwendung zur Antike, Erziehung und
Bildung des Menschen zur verantwortlichen Person als tätiges Mitglied der Gesellschaft.

Märchen: Phantastisch-wunderbare Erzählung. Man unterscheidet zwischen dem mündlich überlieferten Volksmärchen
und dem Kunstmärchen. In den theoretischen Überlegungen der Romantiker werden die Märchen zur ersten und
wichtigsten Gattung der Poesie erklärt.

Biedermeier: Mit der Spätromantik verbundene Tendenz zur Beschränkung auf den alltäglichen Erfahrungsbereich.

Junges Deutschland: Um 1830 entstandene Bezeichnung für politisch engagierte Schriftsteller.

Vormärz: Sammelbezeichnung für die revolutionären politischen und künstlerischen Tendenzen der Jahre vor der
Märzrevolution des Jahres 1848.

Feuilleton: Journalistische Textsorte geringeren Umfangs, die Darstellungen und Reflexionen über alltägliche oder aktuelle
Erscheinungen und Erfahrungen auf eine unterhaltende Weise vorträgt, indem Autor bewusst literarische Stilmittel
verwendet und dadurch seine subjektive Sicht zum Ausdruck bringt.

Realismus: Die Bezeichnung einer Schreibweise und einer literarischen Epoche. Im ersten Fall ist unter dem Realismus die
Bereitschaft zur Schilderung der „real“ gegebenen Verhältnisse zu verstehen. Die Epoche des „poetischen“ oder
bürgerlichen Realismus entfaltete sich von etwa 1850 bis 1880. Die Vertreter des poetischen Realismus verbinden die
Hinwendung zur Realität mit der Tradition der Klassik (Ideal der Humanität) und der Romantik (Frage nach dem Verhältnis
von Außen- und Innenwelt).

Naturalismus: Eine europäische literarische Strömung im letzten Drittel des 19. Jh. Sie ist beeinflusst von der
positivistischen Theorie, dass der Mensch Produkt von Erbe, Umwelt sei. Die neue Richtung bestimmt sich programmatisch
als „modern“. Wichtigste Prinzipien: Die Darstellung des Menschen und seiner Lebensverhältnisse in der Exaktheit, die von
den Naturwissenschaften übernommen wird, die naturgetreue Wiedergabe kleinster Nuancen, Umgangssprache und
Dialekt, Wegfallen des unnatürlichen Monologs im Drama.

Novelle: Seit der italienischen Renaissance kürzere Erzählung, die sich zuspitzt, ein ungewöhnliches, aber real mögliches
Ereignis enthält

Bewusstseinsstrom: Darstellung von unkontrollierten Bewusstseinsvorgängen mit den Gedanken, Wahrnehmungen,


Vorstellungen und Unbewusstem.

Montage: Literarische Technik, bei der Texte oder Textteile verschiedener Herkunft zu einem neuen Ganzen verbunden
werden. Die Komposition aus montierten Teilen kann bewusst unharmonisch sein.

Episches Theater: Im Wesentlichen von B. Brecht gestaltetes Theater, das nicht – wie aristotelisches Theater – die
emotionale Anteilnahme des Zuschauers anstrebt, sondern das Geschehen auf der Bühne kritischer Beurteilung der
Zuschauer aussetzt. Um diese reflektierende Haltung bei dem Zuschauer zu erreichen, hat brecht verschiedene Mittel
ausgebildet (z. B. Unterbrechung der Handlung durch die Songs, Einführung des Erzählers oder Kommentators u. a.)

Verfremdungseffekt: Spielweise im Epischen Theater, durch die die Vorgänge als „auffällig“ erscheinen. Der Schauspieler
ist gewöhnlich nicht mehr voll mit seiner Rolle identisch, er tritt neben sie.

Grotesk: verzerrt.Im Schrecklichen zeigt sich plötzlich auch eine komische Seite. Das Unheimliche überwiegt aber.

Dokumentartheater: szenische Reportage, in die authentisches dokumentarisches Material unverändert übernommen


wird. Thema sind oft politische Ereignisse und deren Hintergründe.

Sozialistischer Realismus: Bis zum Umbruch in Osteuropa um 1990 offizielle und verbindliche Literaturdoktrin in den
sozialistisch-kommunistischen Ländern. Wirklichkeit sollte man unter dem Aspekt Klassenkampf darstellen; die Lösung von
Problemen und Konflikten sollte auf eine bessere Zukunft deuten; ein sogenannter „positiver“ Held war obligatorisch.

Ankunftsroman: Sozialistische Version des Erziehungsromans. Ein Mensch überwindet die Schwierigkeiten, die oft durch
Herkunft bedingt sind, und wächst in ein Kollektiv der sozialistischen Gesellschaft ein.

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