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3. Das Nibelungenlied.
Das Nibelungenlied ist das berühmte mittelhochdeutsche Heldenepos, das vor ca. 800 Jahren (um 1200) im
südostdeutsch-oberösterreichischen Raum entstand. Es ist das poetische Extrakt aus mehreren Sagen, wovon die
bekannteste der Nibelungenstoff ist. Im ersten Teil des Epos wird vom jungen Siegfried erzählt, der den Schatz der
Nibelungen erkämpft und durch ein Bad im Drachenblut beinahe unverwundbar wird. Er wirbt um die schöne
Königstochter Kriemhild und lebt lange Zeit bei ihren Brüdern, den Burgundenkönigen. Seine Ermordung durch deren
Gefolgsmann Hagen zieht die furchtbare Rache Kriemhilds und damit den Untergang der Burgunden nach sich, der im
zweiten Teil des Epos erzählt wird. Das Nibelungenlied wurde zu Hochzeiten der Vaterlandsverehrung als deutsches
Nationalgedicht angesehen, das angebliche deutsche Tugenden wie Ehre, Verlässlichkeit und Treue reflektieren soll.
Der Held Siegfried galt lange als Inbegriff des „Superdeutschen“. Eine solche Interpretation hat sich aber als viel zu
einseitig erwiesen: Das Nibelungenlied bietet mehr als die Verherrlichung von Helden und Heldentaten. Es ist eine
spannende Mischung aus Mythischem und Historischem, speist sich aus mehreren älteren Quellen und verschafft uns
Heutigen einen Einblick in die Welt des Mittelalters.
Inhalt: Der junge Siegfried hilft dem Burgundenkönig Gunther, die starke Isländerkönigin Brünhild zu besiegen, und
heiratet dessen Schwester Kriemhild. Gunther ehelicht Brünhild. Nach Jahren kommt es zwischen den Königinnen zu
einem Streit, der eine Katastrophe nach sich zieht: Ein Gefolgsmann Gunthers ermordet Siegfried und versenkt den
Schatz der Nibelungen, auf dem Siegfrieds und Kriemhilds Macht beruht, im Rhein. Kriemhild rächt sich mithilfe des
Hunnenkönigs Etzel.
Es besteht aus 39 Abschnitten („Aventiuren“) und gliedert sich in zwei ursprünglich selbstständige Teile:
Das „Siegfriedlied“ und
das „Burgundenlied“.
Die Benennung des „Nibelungenliedes“ erfolgte nach einer germanischen Sagengestalt, dem König Nibelung („Sohn
des Dunkels“; zusammenhängend mit Nebel). In der deutschen Sage war „Nibelungen“ die Bezeichnung für ein von
einem bösen Geist besessenes Zwergengeschlecht. Sie sind die Besitzer des Nibelungenhortes, eines Goldschatzes, an
den ein Fluch gekettet ist.
Глоссарий
Lyrik: Die Lyrik stellt neben Dramatik und Epik eine der Grundgattungen der Dichtung dar. Sie drückt innere, seelische
Vorgänge aus.
Epik: Die Epik ist eine der Grundgattungen der Dichtung. Sie bezeichnet alle Formen der erzählenden Dichtung, die
Darstellung eines Geschehens in Prosa oder Versform. Es kann ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit gezeigt werden, wie
in der Kurzgeschichte, oder ein ganzer Kulturkreis wie in der „Odyssee“ von Homer.
Dramatik: Im Drama wird eine Handlung unmittelbar in Dialog und Monolog dargestellt und durch die Aufführung auf der
Bühne vergegenwärtigt. Die Handlung wird durch einen Konflikt herangetrieben.
Tragödie und Komödie: Das sind seit der Antike wichtige Formen des Dramas. Die Tragödie stellte Personen hohen
Standes dar, Götter, Helden, Könige. In der Komödie durften die Vertreter niederer Stände vorkommen. Die Tragödie
sollte nach Aristoteles Furcht und Mitleid erzeugen und dadurch von diesen Affekten reinigen, die Komödie Lachen
hervorrufen.
ritterlicher Roman: Großgattung erzählender Prosa, die sich aus dem Epos herausentwickelt und sich von ihm abgegrenzt
hat. Für den ritterlichen Roman ist die Aneinanderreihung strukturell gleicher Abenteuer typisch. Zum Roman gehören ein
gewisser Umfang der Romanhandlung und ein gewisser Grad an Komplexität der erzählten Wirklichkeit.
Minnesang: Mittelalterliche Liebeslyrik. Es handelt sich um die Minne (Liebe) des Dichters zu seiner „Herrin“.
Meistersang: Nach festen Regeln ausgeübte Dichtkunst von Handwerkern, die einer Meistersingerzunft angehören.
Fastnachtsspiel: Volkstümliches Schauspiel mit oft derben Späßen, das in der Zeit vor Aschermittwoch von Handwerkern
in Gasthäusern aufgeführt wurde.
Humanismus: Eine neue Lebensauffassung, die des Menschen als „Maß aller Dinge“ betrachtet, im 15./16. Jh. die
Wiederbelebung der antiken Bildung.
Reformation: Von Luther eingeleitete kirchliche Reformbewegung, die zur Trennung zwischen katholischer und
evangelischer Kirche führt.
Flugblatt: Vorläufer der Zeitung, meist als Einzelblatt mit Text und Illustrationen.
Volksbücher: billige Bücher auf schlechtem Papier, wo Prosafassungen der Ritterepen, populäre Nacherzählungen der
Sagen, Fabelsammlungen gedruckt wurden.
Barock: Ursprünglich abschätzende Bezeichnung für die effektvolle, oft schwülstige Kunst und Kultur im 17. Jh.
Sonett: Strenge Strophenform aus zwei Quartetten (vierzeilige Strophen) und zwei Terzetten (dreizeilige Strophen). Das
Sonett war vor allem in der Lyrik des Barock sehr verbreitet.
Schelmenroman: Die Form des Abenteuerromans mit einem „Helden“, der meist aus dem einfachen Volk stammt.
Bürgerliches Trauerspiel: Entstand in England im 16. Jh., vor allem in Werken Shakespears. Im „bürgerlichen Trauerspiel“
werden Bürger zu Hauptpersonen. Der Konflikt entsteht durch die Standesschranken zwischen Bürgertum und Adel oder
auch innerhalb des bürgerlichen Standes. Das bürgerliche Trauerspiel ist in Prosa geschrieben.
Parabel: Eine erzählte Handlung oder ein Geschehen weist über sich hinaus: das, was in Wirklichkeit gemeint ist
(Realbereich), muss durch Vergleichen mit dem, was erzählt wird (Analogiebereich), erschlossen werden.
Klassizismus: Seit der Renaissance geltende und bis zum Beginn des 19. Jh. andauernde Orientierung der europäischen
Literaturen an der Antike, besonders an römischer Literatur und Poetik.
Klassizistisches Drama: Das Drama, das nach antikem Vorbild, vor allem unter dem Einfluss der Poetik des Aristoteles
gebaut ist. Beeinflusst vom französischen Klassizismus im 17. Jh. wurde auch in Deutschland auf die strenge Einhaltung der
auf das griechische Drama zurückgehenden Einheiten, der des Ortes, der Zeit und der Handlung geachtet: das Drama
musste an einem Ort und während eines Tages spielen und nur eine logisch verknüpfte Handlung dargestellt werden
durfte.
Briefroman: Der Roman setzt sich aus den Briefen zusammen, so dass ein Mosaik aus vertraulichen Mitteilungen entsteht.
Kunstlied: Ein Lied, das die Elemente des Volksliedes (eine sangbare lyrische Form) aufnahm.
Freie Rhytmen: metrisch ungebundene, reimlose Verse von unterschiedlicher Länge, aber betont rhytmisch
Ballade: volkstümliche Erzähllieder, die ein außergewöhnliches Ereignis, eine Heldentat oder Untat, darstellen, dabei den
Dialog benutzen und das Stimmungshafte, oft das Düstere des Ereignisses schildern. Die Ballade hat lyrische
(stimmungshafte), epische (erzählende) und dramatische (Dialog, Spannung auf das Ende) Elemente.
Klassik: Allgemein die Bezeichnung für Epochen, in denen Kunst, Literatur, Musik und Philosophie eine für spätere Zeiten
vorbildliche Blütezeit erlebt haben.
„Weimarer Klassik“: Die Zeit des gemeinsamen Wirkens von Schiller und Goethe zwischen 1794 und 1805. Für dieses
Jahrzehnt sind bestimmend: kritische Distanz zum Zeitgeschehen, produktive Zuwendung zur Antike, Erziehung und
Bildung des Menschen zur verantwortlichen Person als tätiges Mitglied der Gesellschaft.
Märchen: Phantastisch-wunderbare Erzählung. Man unterscheidet zwischen dem mündlich überlieferten Volksmärchen
und dem Kunstmärchen. In den theoretischen Überlegungen der Romantiker werden die Märchen zur ersten und
wichtigsten Gattung der Poesie erklärt.
Biedermeier: Mit der Spätromantik verbundene Tendenz zur Beschränkung auf den alltäglichen Erfahrungsbereich.
Vormärz: Sammelbezeichnung für die revolutionären politischen und künstlerischen Tendenzen der Jahre vor der
Märzrevolution des Jahres 1848.
Feuilleton: Journalistische Textsorte geringeren Umfangs, die Darstellungen und Reflexionen über alltägliche oder aktuelle
Erscheinungen und Erfahrungen auf eine unterhaltende Weise vorträgt, indem Autor bewusst literarische Stilmittel
verwendet und dadurch seine subjektive Sicht zum Ausdruck bringt.
Realismus: Die Bezeichnung einer Schreibweise und einer literarischen Epoche. Im ersten Fall ist unter dem Realismus die
Bereitschaft zur Schilderung der „real“ gegebenen Verhältnisse zu verstehen. Die Epoche des „poetischen“ oder
bürgerlichen Realismus entfaltete sich von etwa 1850 bis 1880. Die Vertreter des poetischen Realismus verbinden die
Hinwendung zur Realität mit der Tradition der Klassik (Ideal der Humanität) und der Romantik (Frage nach dem Verhältnis
von Außen- und Innenwelt).
Naturalismus: Eine europäische literarische Strömung im letzten Drittel des 19. Jh. Sie ist beeinflusst von der
positivistischen Theorie, dass der Mensch Produkt von Erbe, Umwelt sei. Die neue Richtung bestimmt sich programmatisch
als „modern“. Wichtigste Prinzipien: Die Darstellung des Menschen und seiner Lebensverhältnisse in der Exaktheit, die von
den Naturwissenschaften übernommen wird, die naturgetreue Wiedergabe kleinster Nuancen, Umgangssprache und
Dialekt, Wegfallen des unnatürlichen Monologs im Drama.
Novelle: Seit der italienischen Renaissance kürzere Erzählung, die sich zuspitzt, ein ungewöhnliches, aber real mögliches
Ereignis enthält
Montage: Literarische Technik, bei der Texte oder Textteile verschiedener Herkunft zu einem neuen Ganzen verbunden
werden. Die Komposition aus montierten Teilen kann bewusst unharmonisch sein.
Episches Theater: Im Wesentlichen von B. Brecht gestaltetes Theater, das nicht – wie aristotelisches Theater – die
emotionale Anteilnahme des Zuschauers anstrebt, sondern das Geschehen auf der Bühne kritischer Beurteilung der
Zuschauer aussetzt. Um diese reflektierende Haltung bei dem Zuschauer zu erreichen, hat brecht verschiedene Mittel
ausgebildet (z. B. Unterbrechung der Handlung durch die Songs, Einführung des Erzählers oder Kommentators u. a.)
Verfremdungseffekt: Spielweise im Epischen Theater, durch die die Vorgänge als „auffällig“ erscheinen. Der Schauspieler
ist gewöhnlich nicht mehr voll mit seiner Rolle identisch, er tritt neben sie.
Grotesk: verzerrt.Im Schrecklichen zeigt sich plötzlich auch eine komische Seite. Das Unheimliche überwiegt aber.
Sozialistischer Realismus: Bis zum Umbruch in Osteuropa um 1990 offizielle und verbindliche Literaturdoktrin in den
sozialistisch-kommunistischen Ländern. Wirklichkeit sollte man unter dem Aspekt Klassenkampf darstellen; die Lösung von
Problemen und Konflikten sollte auf eine bessere Zukunft deuten; ein sogenannter „positiver“ Held war obligatorisch.
Ankunftsroman: Sozialistische Version des Erziehungsromans. Ein Mensch überwindet die Schwierigkeiten, die oft durch
Herkunft bedingt sind, und wächst in ein Kollektiv der sozialistischen Gesellschaft ein.