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Alexander Kluge – Die Macht der Bewusstseinsindustrie und das Schicksal unserer Öffentlichkeit

Kunstworte „Kommunikation, Information „enthalten bestimmte Abstraktion als gäbe es unter den
Menschen einen von der konkreten Situation losgelösten Austausch.

Auch durch Hinzutreten von „Mittlern“ (=Medien) – Rundfunk, Fernsehen --tun gegenüber dem Zuschauer
nur so als ob die austauschen, tatsächlich aber Monologe abspielen -- keine „Entfernung der Situation“ –
Mittelungen/Gefühle werden von Empfänger in konkreter Situation empfangen.

Etwas unmittelbar Brauchbares, in Leben und Alltag eingreifendes, kann nicht mit unbestimmtem
Ausdruck „Medien“ bezeichnet werden.

„neue Medien“  Computer, Digitalisierung, Datenbasen etc.  Transformation der Warenwelt und
Veränderung des kulturellen Gefüges.

„Anticipation of the other“  ich lerne, indem ich mich in den anderen Hineinversetze und das was ich
denken oder fühle von außen sehe, dadurch kann ich es wahrnehmen. (Kind nimmt Sprache und Haltung
der Mutter und ihrer Umgebung als Vorbild)

- Distanz zu meinen Erlebnissen schaffen


- Geht nur über Sympathie und Antipathie, gespiegelt durch Dinge, aber vor allem durch andere
Menschen

Kino bedeutet aus dem griechischen übersetzt „Bewegung“- Bilder bewegen sich, Szenen bringen mich in
Bewegung.

- Es gibt nichts im Kino was sich Menschen auch ohne Film vorstellen könnten
- Aber dadurch das solche Erfahrungen in Form öffentliche Bilder an einem bestimmten Ort zu
sehen sind und ich bemerke das auch noch andere Zuschauer anwesend sind erhält diese Erfahrung
ein anderes Selbstbewusstsein und zusätzliche Sprache
- Film ahmt Abbilder von Menschen nach

Wechselbilder des „inneren Filmes“  Prinzip des Dialoges, Entstehung des Gedankens

- ich spüre etwas, mache mir eine Perspektive, indem ich es vom Standpunkt eines anderen
Menschen sehen und könnte dies auch einen Dritten mitteilen.

Das was so zwischen Menschen in einer Gesellschaft einer bestimmten Zeit entsteht lässt sich nicht fassen
erscheint als „Aura“ und ist ähnlich unbestimmt wie das Wort „Medien“.

„Neue Medien“ durchbrechen Grundprinzip der menschlichen Erfahrung NICHT da an Verknüpfungsnetze


nach anderen Organisationsprinzien und Situationen (Ort / Zeit) zersetzt wirken

- Vorteil darin mobilisieren in nichtmenschlicher Weise schneller und umfassender als Menschen
untereinander.
Bsp. Telefon – Zwischengeschaltet der Apparatur verändert an sprachlicher Kommunikation nichts, außer das
Ort und Zeitverlust überbrückt werden und Teilnehmer einander nicht sehen, aber alles des persönlichen
Kontaktes kann nachgeahmt werden  Telefonisches Medium verändert Kommunikationsstruktur NICHT

Dies ist jedoch anscheinen anders  bei Fernsehsendung unmittelbare Dokumentation, Übertragung. Ist
aber gar nicht unmittelbar sondern in Originalzeit beschnitten. Es gibt Möglichkeiten der Rückantworten
der Zuschauer, diese sind aber auch ähnlich generalisiert und programmgesteuert wie Programm selbst.
Weder auf Seite der Anstalt noch der der Zuschauer finden individueller Verkehr statt.

Zerlegung wirklicher (=lebendiger) Verhältnisse in Ja/Nein Antworten – weitere Stufe des Programmierens
- Durch Methode der Digitalisierung entsteht IMMER ein Programmprodukt etwas das es si nicht
gibt auch wenn Zeichenwert außerordentlich Große Massen, stellvertretend für die wirklichen,
speichern kann
- Bei Rückübersetzung in Symbole große Übereinstimmungen
- In der Wahrheit entstehen beim Hin- und Herübersetzen Verluste – es ansteht zu den Strukturen
eine zweite Welt  daten lassen sich hier ohne Verluste ihrer Authentizität verrechnen
- Solange diese wirklichen Verhältnisse und symbolischen Rechnungen auseinandergehalten werden
können, keinen Verzerrung der Kommunikation.

Problem im binären Prinzip der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Im lebendigen kulturellen
Verhältnis dagegen Satz vom eingeschlossenen Dritten. – binäre Programmierungen zerstört lebendigen
Zusammenhang der Mitteilung.

- Man kann also durch binäre Logik etwas herstellen was funktioniert aber es verändert radikal
authentische Verhältnisse in der Wirklichkeit – Nebensachen sind weg.

Glasfiber – diese Kommunikationsverläufe ermöglichen Bedingung der Digitalisierung- nur so können


Computer untereinander verkehren (2,24 Giga-bit). Für Menschen ist eine solche Kommunikation nicht
geeignet (1-8 bit/s)-

Stellung des Kinos dazu ist gegnerisch  Ausdrucksweise des Filmes mit Nebenvalenzen. Unterschied
zum bloßen Gebrauchsprodukt und Filmkunst sind die Zwischenvalenzen die außerhalb des Filmprodukts
nicht greifbar sind und bei zeigen des Films im Fernsehen bereits verschwinden.

Was die klassische Öffentlichkeit mehr hat und was neue Medien weniger haben

Kino gehört zu klassischer Öffentlichkeit. Walter Benjamin macht Grenze zwischen klassischen Künsten
(Theater) und den Filmen da dieser keine Aura habe. (diese Feststellung ist eine Übertreibung)  Teiler
klassische Aura verschwinden im Film es werden aber neuartige Formen dessen im Kinosaal
hineingetragen. Theater überfremdet Filme - Aura des Filmes beschäftigt aber nicht vermehrt-

Kernpunkt  Situation im Kino – Umgang des Zuschauers mit bewegten Bildern auf Leinwand und in
seinem Kopf – mit dem original (normales echtes Leben) vergleichen  Reichtum der Erfahrungen und
Geschichtenerzählen sind Grundlagen der klassischen Öffentlichkeit

- Wenn unmittelbarer Zugang zu diesen Grundlagen besteht dann klassische Öffentlichkeit


- Kriterien: Einmaligkeit und Dauer
- Zertrennt man Dauer ersetzt man Einmaligkeit durch Übersprechen und so geht Verbindung mir
menschlicher Wurzel verloren und es entsteht abgeleitete, aber nicht klassische Öffentlichkeit.

Grenze zwischen neuen Medien und klassischer Öffentlichkeit zwischen Kino und Fernsehen bzw. an der
Schwelle zur Digitalisierung und Kombination von neuartigen Medientechnik und den Privatunternehmen

Gegenpole zu Dauer rund Einmaligkeit sind Flüchtigkeit und Wiederholbarkeit (laut Benjamin keine
negativen Begriffe)

Fernsehen ist Zwitter  überträgt zahllose Einmaligkeit auch entgegen Programmwillen – konservatives
Medium. Ist klassische Unmittelbarkeit versucht aber diese zu dosieren und moderieren. Ist klassische
Öffentlichkeit insofern es nicht gelingt Programmwelle durchzusetzen.

Mündliche Überlieferung

Heinrich von Kleist „Wenn man etwas nicht durch Meditation findet, frage deinen nächsten Bekannten“
- Zustand das ich in einer Gesellschaft bin, zufällig allein oder wirklich in Gesellschaft, ist
Öffentlichkeit
- „Das die Dauer nicht beschnitten wird, ist wichtiger als der Inhalt“

Mittelbare Erfahrung, unmittelbare Erfahrung

Medien sind Instrumente, über die sich mittelbare Erfahrung überträgt

- Medium ist brauchbar, wenn es authentisch ist


- Authentisch, wenn ich beurteilen kann ob das Medium eine Quelle ist
- Auch Lügen, Missverständnisse sind authentisch solange der Weg zur Quelle offenbleibt und man
Herkunft verfolgen kann

Man kann es nicht selbst erleben haben = mittelbare Erfahrung – es wird über etwas berichte, was meine
Sinne nicht erlebt haben und so kann ich dessen Herkunft nicht prüfen

Neue Medien  Unternehmen zur Bildung neuen Eigentums, dieses realisiert sich in Köpfen der
Menschen. Wesentlich ist nicht die Macht, es geht fast durchweg um mittelbare Erfahrungen-

- Wir Menschen steuern unsere Rückfragen, Orientieren aber fast ausschließlich durch unmittelbare
Lebenserfahrung.
- Bsp. Das plötzliche Gewitter dementiert meine Idee, das Heu noch zu retten, unmittelbar.

Im Städtischen Leben vermindert sich Anteil an unmittelbaren Erfahrungen  Fremde dich mich weder
kennen noch für mich sorgen, was mir Medien berichten, deren Quellen und Zeitmaße kann ich nicht selbst
prüfen.

Das Wirkliche befindet sich nicht mehr draußen, sondern inne, in Vorstellungen mit neuartigen
Bedürfnissen nach unmittelbaren Erfahrungen. Innerlichkeit soll industrialisiert werden-

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