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eDOSSIER

02.2014
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Projektmanagement
in der Kreativbranche
Kreation, Budget, Timing und
Technik stets im Griff

Agiles Projektmanagement: So finden Sie


die richtige Methode für Ihr Projekt

Fallbeispiel: Scrum bei XING

Das PAGE eDossier 02.2014 enthält Beiträge aus PAGE 11.2011 (Oktober 2011), WEAVE 05.2013 (September 2013),
WEAVE 05.2009 (September 2009) im Originallayout.
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004 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

Analoge und digitale Tools helfen Projekt-


managern den Überblick über alle Prozesse zu
behalten – hier die Planungswand der
Agentur Syzygy und rechts die Software Solo

n Sie heißen Projekt-, Account oder


Service Client Manager, Kontakter, Be­
ra­ter oder auch mal Producer. Ihr Job

Klare Linien
ist dennoch fast der Gleiche: Sie halten
die Fäden in der Hand, koordinieren al­le
an einem Projekt Beteiligten, sorgen so
für einen möglichst reibungslosen Ab-
lauf und sehen zu, dass die Erwartun­
Projektmanagement ist eine Investition in den Projekterfolg. Und den gen aller Stakeholder erfüllt werden.
wollen schließlich alle Beteiligten – vom Kreativen bis zum Kunden Geht etwas schief, sind es meistens sie,
PAGE eDossier 02.14 005

Zeitplanung

Budgetplanung

Qualitätsmanagement

Teamkommunikation

die dafür geradestehen müssen. Keine nahmen integriert konzipiert und Sy- Kundenkommunikation
leichte Aufgabe, die durch die immer nergien sinnvoll genutzt werden“, er-
komplexeren Design- und Kom­mu­ni­ klärt Sabrina Lück. Die Online-Marke-
ka­tionsprojekte noch anspruchsvoller ting-Fachwirtin war zweieinhalb Jahre
wird. „Vor allem bei Multichannel-Kam- Projektmanagerin bei der Interactive-
pagnen müssen wir als Digital­agen­tur Agentur Syzygy in Bad Homburg und
neben den eigenen Aufgaben, etwa arbeitet nun in dieser Position bei der
der Entwicklung der Website, auch den Syzygy-Tochter Hi-ReS! in Hamburg.
Überblick über das Gesamtprojekt ha- „Zum Glück hat sowohl bei Agen­-
ben, um sicherzustellen, dass die Maß­ tu­ren als auch bei den Kunden ein

Reporting
006 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

In der ersten Phase der „Jägermeister Legenden“-Aktion konnten Interessierte für 10,99 Euro am Tag einen Oldtimer mieten

Lern­effekt eingesetzt. Die Agentu­ hin zu kompetenz- und medienüber- in den Jägermeister-Aktionspackun­gen
ren fra­gen nicht mehr als Erstes, wer greifenden Konzepten. Dies erfordere im Handel zu finden ist. Neben Syzygy
im Lead ist und wem sie sich unterord- einen integrierten Kommunikationsan­ als Digitalagentur sind eine Event- und
nen müs­sen. Vielmehr tragen sie aus satz und eine enge Zusammenarbeit eine PR-Agentur beteiligt, dazu „Bild“
ihrem Bereich das Bestmögliche bei, zwi­schen Strategie und Design. „Auf sowie drei verschiedene Abteilungen
um das Pro­­jekt zum Fliegen zu bringen. die­se Weise schaf­fen wir die Grundla- des Kunden, Mast-Jägermeister.
Beim Kun­den lassen sich die Abtei­ gen dafür, dass Marken- und Unter­ „Zunächst führte jede der Agentu­
lungen untereinander mehr Spielraum neh­mens­auftritte übergreifend funkti­ ren ein Erstgespräch mit dem Auftrag-
und binden deutlich frühzeitiger alle onieren“, erklärt er. Dabei spielt – ganz geber, in dem die Aktion umrissen und
Partner mit ein“, berichtet Sabrina Lück. praktisch – auch das Großraumbüro der Bedarf – in unserem Fall im digita­
„Früher wurden Projekte eher abge- der Münchner Agentur eine wichtige len Bereich – grob abgestimmt wurde“,
wickelt. Heute müssen Kunden und Rolle. Hier können sämtliche Units und erzählt Sabrina Lück. Es folgte ein Kick-
Teams exzellent geführt werden. Ande­ Mitarbeiter auf extrem kurzen Wegen off mit allen Beteiligten, in dem der
re führen, sich selbst führen und sich kommunizieren. Kunde die Kampagnenidee präsentier­
führen lassen – das ist essenziell, um Persönlicher Kontakt nimmt gene- te, um alle auf denselben Stand zu brin­
Effizienz und Kundenzufriedenheit zu rell sowohl bei der internen als auch gen, und in dem Fragen geklärt wurden.
steigern“, betont Daniel Karczinski, Ge­ bei der Kundenkommunikation eine Das Resultat war ein Briefingdo­ku­ment,
schäftsführer bei Martin et Karczinski zentrale Rolle ein. Während sich alltägli­ aus dem das Projektmanagement den
in München. Außerdem seien Agentu­ che Fragen selbstverständlich per Te­le­ Creative Brief ableitete, der die für Kon­
ren heute sehr dynamische Gebilde, fon oder E-Mail klären lassen, werden zeption und Kreation relevanten Punk­
die je nach Kundenstruktur ihre Orga- selbst kleinere Entscheidungen in re- te enthielt. Dann ging es ans Timing,
nisationsstruktur wechseln müssten. gelmäßigen Meetings heute meist am das natürlich mit allen abgestimmt wur­
„Gerade bei der Umsetzung medien­ runden Tisch getroffen. Dass sich da- de. Spätestens jetzt mussten Freigabe­
übergreifender Konzepte bilden wir für ganze Kreativ- ebenso wie Kunden­ prozesse geklärt und die Entscheider
Unit-übergreifende Teams, die je nach teams Zeit nehmen, macht die stärke­re auf Kundenseite bekannt sein.
Aufgabe und Anforderung speziell zu- Serviceorientierung auf Agenturseite Auch die Kalkulation des Budgets
sammengesetzt werden.“ deutlich. Außerdem ist die intensive, für den Digitalpart gehörte zu den Auf­
offene Kommunikation auf Augenhö- gaben von Sabrina Lück: „Zunächst
Auch auf Kundenseite hat sich Eini­ges he auch Ausdruck des wachsenden haben wir die Kosten anhand der An-
getan. Bedingt durch das wirtschaft­ Selbstbewusstseins der Branche – und forderungen des Kunden und eines
liche Auf und Ab der letzten Jahre eines höheren Ansehens kreativer Ar- ersten Briefings nur überschlagen: Wir
herrscht in den Marketingabteilungen beit in der Wirtschaft. brauchten eine Campaign- und eine
ein stärkerer Druck aus dem Control- Facebook-Website, Online-Werbemit-
ling – Design- und Werbeaktivitäten Was Projektmanagement konkret be­ tel, einen Newsletter. So kamen wir auf
müssen auch intern gut verkauft wer- deutet, erläutert Sabrina Lück am Bei- den Betrag X, der natürlich noch nicht
den. Und dies gehört zunehmend zu spiel der zweistufigen „Jägermeister komplett durchkalkuliert war.“ Den Kos­
den Dienstleistungen der Agenturen, Legenden“-Aktion. In der ersten Phase tenvoranschlag klärte Sabrina Lück
die mit transparenten Kosten- und Leis­ konnten sich Interessierte bewerben, mit der entsprechenden Abteilung bei
tungsaufstellungen den Verantwortli­ einen von fünf Oldtimern für einen Tag Mast-Jägermeister ab. Wichtig sei es,
chen beim Kunden argumentativ un- zum Preis von 10,99 Euro zu mieten. Die die Kosten schon vor dem finalen Brie-
terstützen. Auch das Brand Manage- Bewerbung, für die der Satz „Ich bin ein fing zu überschlagen, um den Kunden
ment, also die Implementierung von echter Typ, weil . . .“ vollendet werden bei seiner Jahresplanung beraten zu
Design, wird aufgrund der technischen musste, war über die Kampagnen-Web­ können. Diese Grobkalkulation basie­re
und konzeptionellen Komplexität der site oder eine Telefon-Hotline möglich. vor allem auf Erfahrungswerten. Wäh-
Lösungen von den Unternehmen oft In der aktuellen Phase (bis 6. Novem- rend des Projekts erstellt Sabrina Lück
an die Agenturen delegiert. ber) kann man eines von zehn Autos meist in Zusammenarbeit mit Syzygys
Daniel Karczinski erkennt zudem gewinnen. Für die Teilnahme an der Online-Media-Schwester uni­quedigi­tal
eine Tendenz weg von Einzelprojek­ten Ver­losung ist ein Aktionscode nötig, der monatliche Qualitäts- und Leistungs­
008 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)
­

­kontrollen sowie Reports für den und Projektplanung auf die Software mit der Umsetzung der ersten Phase
Kunden. „Es gibt natürlich auch Situati­ Troi, die sie ursprünglich für sich selbst beschäftigt war, schon die zweite kon-
onen, in denen wir öfter nachschauen. entwickelt hatte. Inzwischen ist Troi zipieren musste, also an zwei Projek­ten
Nach dem Versand eines Newsletters selbstständig geworden und bildet ein parallel arbeitete. Auch kam­pag­nen­
wollen wir ja möglichst schnell wissen, eigenständiges Unternehmen, die Troi spezifische Eventualitäten mussten im
wie erfolgreich er war.“ GmbH. Ebenfalls von Designern für Vorfeld bedacht werden. „Schließlich
Designer kommt Solo. Jerome Iveson hatten wir es mit Oldtimern zu tun,
Die Tools, mit denen die Projektma- aus dem britischen Newcastle upon und wir fragten uns: Was passiert ei-
nager in den Agenturen arbeiten, sind Tyne weiß aus eigener Erfahrung, wie gentlich, wenn mal einer plötzlich aus-
unterschiedlich. Um Briefings, Timings schnell es gehen kann, dass man sich fällt?“ Also suchte die Eventagentur
und Kalkulationen festzuzurren, kom- voll auf den kreativen Part eines Pro- nicht nur fünf, sondern sechs Autos
men bei Syzygy vor allem Word und jekts konzentriert und den ganzen fi- aus. Und da es wesentlich länger dau-
Excel zum Einsatz. Eine agentureigene nanziellen und organisatorischen Kram erte als gedacht, bis endlich feststand,
Software hilft beim Erfassen und Ab- beiseiteschiebt. Darum hat er mit sei- welche fünf nun wirklich über die Web­
rechnen der Stunden. „Hier kann man ner Firma Thrive ein All-in-one-Tool für seite vermietet wurden, bereitete sie
genau sehen, wie lange welcher Kolle- Freelancer entwickelt, das einfach zu einfach alle sechs für den Einsatz in der
ge auf welchem Projekt gearbeitet hat. bedienen ist und dabei auch noch gut Kampagne vor. Am Ende hat aber alles
Das ist wichtig fürs Controlling, denn aussieht (siehe Seite 23). Eine deutsche sehr gut geklappt, die Websites gingen
wenn zu viele Stunden auflaufen, müs­ Version gibt es bisher noch nicht, doch pünktlich online und auch die codier­
sen wir steuernd eingreifen. Darüber unter  http://thrivesolo.co  lässt sich ei- ten Aktionspackungen waren recht-
hinaus erlaubt uns die Software, die ne kostenlose Testversion herunterla- zeitig im Handel verfügbar.
Ressourcenplanung vorzunehmen“, so den und zwei Wochen ausprobieren. Hört man Sabrina Lück erzählen,
Sabrina Lück. kann man sich kaum vorstellen, dass
Redmine, ein Webtool auf der Basis Beim Jägermeister-Projekt bot sich gerade kleinere Agenturen und De­
von Ruby on Rails, hilft während der eher traditionelles als agiles Projekt- signbüros noch immer ohne Projekt-
Testphase beim Beheben von Bugs, management mit Scrum an. „Natürlich manager arbeiten. Denn wenn dieser
indem es den Workflow vor allem zwi- arbeiten wir bei Syzygy mit Scrum, aber Job von der Kreation mitübernommen
schen Projektmanagement und Tech- eher dann, wenn es um komplette An- wird, läuft er spätestens dann neben-
nik verbessert. „Stelle ich zum Beispiel wendungen, etwa für große Portale, bei, wenn es gestalterische und kon-
fest, dass ein Link noch nicht funktio- geht“, sagt Sabrina Lück. „Die Daily- zeptionelle Fragen zu klären gibt. „Ich
niert, notiere ich das in Redmine und Scrum-Meetings, die dann nötig sind, würde jeder Agentur die Investition
schicke es an den Entwickler. Ist das wären bei den ,Jägermeister Legenden‘ in einen Projektmanager empfehlen,
erledigt, bekomme ich, ebenfalls über auch deshalb schwierig gewesen, weil denn es ist schon ein Fulltime-Job, auch
Redmine, eine entsprechende Rück- wir viel mit den Kollegen von Hi-ReS! in bei kleinen Projekten“, ist Sabrina Lück
meldung“, erklärt Sabrina Lück. „Ge- Hamburg gearbeitet haben.“ Eine Art überzeugt. Wer keinen fest anstel­len
nauso verfahren wir mit Tasks. Wenn Mini-Scrum fand allerdings in der Tech­ möchte, kann auch projektbezogen auf
wir sehen, dass irgendwo noch ein nik statt. Ein vierköpfiges Flash-Team einen freien Projektmanager zurück-
kleiner Text fehlt, schicken wir einen baute gemeinsam an einem Backend, greifen (siehe Interview auf Seite 12).
Task an das Team. Das funktioniert viel das sowohl die Kampagnen- als auch Schließlich gehören Zeiterfassung, Ka-
besser als E-Mails, die in der täglichen die Facebook-Website bediente. Da pazitätenplanung, Angebotserstellung
Flut leicht untergehen.“ Allerdings sei machte die Wand mit Post-its Sinn, an und ein stets offenes Ohr für die Wün-
Redmine kein Ersatz für die persön- der nach und nach die Zettelchen von sche und Ideen von Kunden nicht zu
liche Kommunikation im Meeting oder der Rubrik „to do“ in die Spalte „done“ den Dingen, um die sich Kreative auch
per Telefon, sondern lediglich eine Er- geklebt wurden. noch kümmern. Ein guter Projektmana­
gänzung, die dem Projektmanager die Knackpunkte gab es bei der Jäger- ger hält dem restlichen Team den Rü-
Übersicht erleichtert. meister-Kampagne natürlich auch. Das cken frei – und das kommt sowohl der
Martin et Karczinski setzt bei der waren zum einen die sehr festen Termi­ Kreationsarbeit als auch der Zufrieden­
Aufgabenkontrolle, Kostentransparenz ne und dass man, während man noch heit aller Beteiligten zugute.  ant/wl

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010 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

„Agenturpolitik betrifft mich


nicht. Die Zeit, die ich vor Ort
bin, kann ich gezielt in das
Projekt und das Team stecken“
Zwölf Jahre lang arbeitete Kati Schäddel als Beraterin in den verschie-
densten Agenturen. Im April letzten Jahres machte sie sich in Hamburg
als Projektmanagerin selbstständig

Sie werden auch von großen Agenturen gebucht. Haben die keine special in Flash. Während die Kreation voll im Gestaltungspro-
eigenen Projektmanager? zess drinsteckt, möchte er dann vielleicht doch etwas in 3-D oder
Kati Schäddel: Doch natürlich. Sie brauchen meine Unterstüt- hier und da noch eine Animation oder was ganz Ausgefallenes.
zung, wenn der eigene Projektmanager länger ausfällt, zum Bei- Ein Online-Projekt entwickelt sich während des Prozesses. Des-
spiel wegen Elternzeit, oder ein Projekt so umfangreich ist, dass wegen ist es auch sehr schwer, am Anfang zu sagen: Das ist in
die internen Kapazitäten nicht mehr ausreichen. drei Monaten fertig.
Das heißt, Sie müssen sich häufig in ein schon länger bestehendes Wie gehen Sie damit um: Der Kunde sagt: „Ich brauche es bald“, der
Team einarbeiten. Ist das ein Problem? Kreativdirektor antwortet: „In Ordnung, drei Monate sollte
Im Normalfall nicht. Ich bin ja für das Team eine Entlastung. Des- funktionieren“, und Sie sitzen daneben und denken nur „Oh, oh“?
halb stehen mir eigentlich alle positiv gegenüber. Ich habe noch Genau das sage ich dann auch „Oh, oh“. Dann schreibe ich ein
nie erlebt, dass ich irgendwo hingekommen bin und nicht will- meines Erachtens realistisches Timing, das vor allem auf meinen
kommen war. Im Gegenteil. Die Leute sind offen, freuen sich, Erfahrungswerten beruht, mit Pufferzeiten bei den Milestones.
dass ich da bin und wissen, ich komme, um sie zu unterstützen. Wenn der Kunde das Timing sieht, sagt er oft fassungslos: „Wofür
Deshalb sind sie auch hilfsbereit, wenn ich am ersten Tag allen um alles in der Welt braucht ihr sechs Monate?“ Ist das Projekt
Löcher in den Bauch frage. be­endet, sagt er häufig: „Das haben Sie tatsächlich richtig einge-
Wie viel Einarbeitungszeit wird Ihnen denn zugestanden? schätzt.“ Den Kunden mit in die Prozesse einzubeziehen, halte
Ich brauche selten länger als einen Tag, um loslegen zu können. ich für unabdingbar, dann versteht er das Timing und was genau
Das ist sportlich. die Agentur da eigentlich die ganze Zeit macht, auch besser.
Jeder Mensch hat irgendein Talent. Meines ist, mich sehr schnell Und wie kalkuliert man die Kosten?
anpassen und mich fix in Sachen einarbeiten zu können. Indem ich überlege, wie lange das Kreativteam braucht, wie lan-
Was braucht ein Projektmanager neben einer schnellen ge der Motiondesigner oder der Flasher benötigt, also wie viele
Auffassungsgabe noch? Menschen an wie vielen Arbeitstagen an dem Projekt arbeiten.
Organisationstalent und ein supergutes Gedächtnis, weil ja sehr Dann kalkuliere ich. Der umgekehrte Fall ist, dass der Kunde ein
viel parallel passiert. Ich kann sehr viel speichern und mir das auch bestimmtes Budget hat und ich herausfinden darf, was er dafür
für lange Zeit merken. Wenn mich jetzt eine Agentur anruft, für bekommt. Wöchentlich ziehe ich mir Auswertungen, die mir sa-
die ich vor einem halben Jahr gearbeitet habe, kann ich das alles gen, ob wir rentabel arbeiten oder ob an einigen Stellen zu viele
wieder abrufen. Unerlässlich sind gute Menschenkenntnis, sozia­le Stunden auflaufen und warum. Wenn ich merke, der Kunde dreht
Kompetenz, Nerven wie Drahtseile – und Humor. Denn in der gerade die dritte Korrekturschleife und im Kostenvoranschlag
Werbung läuft meist nicht alles hundertprozentig stringent, und sind nur zwei kalkuliert, muss ich ihn natürlich darauf hinweisen:
dann ist es besser, darüber auch mal gemeinsam lachen zu können, „Achtung, du überziehst jetzt gerade das Budget! Da kommen
als die Nerven zu verlieren und innerlich zu explodieren. Zusatzkosten auf dich zu.“
Welche Tools verwenden Sie, um alles im Griff zu behalten? Was ist das Faszinierende an Ihrem Job?
Jede Agentur hat ihren eigenen Workflow und arbeitet mit ver- Dass er so unglaublich abwechslungsreich ist. Ich arbeite nicht
schiedenen Tools. Das können Excel-Tabellen sein, Google Docs jahrelang für den gleichen Kunden, und auch mit der Politik der
oder ganz eigene Softwares für Zeiterfassung oder Statusberich­ Agentur habe ich nichts zu tun. Die Zeit, die ich vor Ort bin, kann
te. Die gängigsten Programme wie Word, Excel, PowerPoint und ich wirklich in das Projekt und die Teamarbeit stecken.
Keynote muss man natürlich beherrschen, in agentureigene Lö- Und Ihr persönliches Projektmanagement? Sie werden ja für
sungen muss man sich schnell einarbeiten. einen bestimmten Zeitraum gebucht. Was ist, wenn das Projekt
Sie brauchen also auch technisches Verständnis, um eine neue länger dauert?
Software schnell zu begreifen. Es kommt tatsächlich öfter vor, dass ich für zwei Monate gebucht
Es macht sich tatsächlich nicht so gut, wenn man wie die Sau bin und dann werden vier daraus. Ich arbeite viel mit Xing oder
vorm Uhrwerk steht und ein Teammitglied das Programm wieder White Label, poste dort, wenn ich wieder buchbar bin. Die Agen-
und wieder erklären muss. turen sagen mir ja auch nicht erst am letzten Tag, dass sie mich
Was ist in Ihrem Job besonders heikel? noch länger brauchen. Man darf halt nicht nervös werden, wenn
Timings für Online-Projekte. Weil das, was der Kunde zu Anfang zwischen zwei Jobs mal ein oder zwei Wochen liegen. Diese Zeit
in seinem Briefing vorgibt, meist nicht das ist, was es am Ende sollte man im Sinne einer einigermaßen ausgeglichenen Work-
wird. Zum Beispiel möchte ein Kunde eine Website oder ein Web- Live-Balance für sich selbst nutzen.  ant
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012 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

Zeitplanung Puffer
transparent einbauen
n Gerade bei Multichannel-Projekten ist das Timing sehr wichtig,
denn aus fixen Terminen ergeben sich Abhängigkeiten. Wenn wir
beim Jägermeister-Projekt etwa den Termin für den Live-Gang der
Kampagnen-Website nicht eingehalten hätten, wäre das ein Rie­
senproblem gewesen. Schließlich war in den Advertorials in „Bild“ Tipps für die Budgetplanung
die URL abgedruckt. Um so etwas zu verhindern, gibt es verschie­
dene Timings: den Kampagnen-Zeitplan, der festlegt, wann die Projekte vergleichen. Es ist sinnvoll,
einzelnen Maßnahmen geschaltet werden, also wann die Website sich beim Erstellen eines Angebots nach
online geht, der Newsletter verschickt wird, die Aktionspackun­ vergleichbaren Projekten zu richten –
gen im Laden sind und so weiter. Der Milestone-Plan regelt die allerdings nicht nach dessen Kosten-
Termine zwischen den Beteiligten: Der Kunde, die Event- oder die voranschlag, sondern nach den
PR-Agentur bekommt zu bestimmten Zeitpunkten bestimm­te tatsächlich abgeleisteten Stunden.
Dinge von uns und umgekehrt. Und dann gibt es noch ein internes Disziplin. Befolgen Sie sklavisch Ihren
Timing, das die Projektabwicklung bei uns in der Agentur regelt. Budgetplan, und überprüfen Sie
Natürlich muss man Puffer einbauen, deren Umfang vor al­lem ihn regelmäßig, um bei Schwierigkeiten
von der Erfahrung des Projektmanagers abhängt. Klar, dass ein schnell reagieren zu können
Multichannel-Projekt aufgrund der Vielzahl von Beteiligten mehr Keine Angst vor Problemen. Sprechen
Zeit für Freigaben und Korrekturen braucht als ein Ein-Kanal-Job. Sie mit Ihrem Kunden frühzeitig über
Ich kann nur empfehlen, mit Puffern transparent umzugehen, Schwierigkeiten wie Fehleinschätzungen
also dem Kunden zu sagen: Ich habe hier einen Puffer eingebaut, in der Budgetplanung.
weil ich weiß, dass Korrekturschleifen und Freigaben auch mal Vorsicht vor Unterschätzung. In den
länger dauern. Es kommen auch Puffer-Vorschläge vom Kunden, meisten Fällen unterschätzt man den not-
wenn er zum Beispiel weiß, dass eine Abteilung gerade urlaubs- wendigen Zeit- und Kostenaufwand –
bedingt schwach besetzt ist und deshalb länger brauchen wird vielleicht aus Angst, für inkompetent oder
als wir veranschlagt haben. Ein gut durchdachtes, realistisches Ti- zu teuer gehalten zu werden. Dennoch:
ming, das mit allen Beteiligten abgesprochen ist, kann eine Men- Kalkulieren Sie realistisch, das schafft auch
ge Nerven und Geld sparen. beim Kunden nachhaltig Vertrauen.
Verhandlungsgeschick. Verhandlungen
Sabrina Lück ist Accountmanagerin bei Hi-ReS! in Hamburg. immer vom erfahrensten Mann im
Dabei helfen ihr ein gutes Nervenkostüm, strategisches   Team oder dem, der am engsten mit dem
Denken und Durchsetzungsfähigkeit, gepaart mit Diplomatie. Kunden in Kontakt steht, führen lassen!
PAGE eDossier 02.14 013

Budgetplanung Hinschauen, abgleichen,


kommunizieren
n Bei der Budgetplanung orientieren wir uns zunächst ten nie auszusitzen, sondern direkt anzusprechen! Viele
an vergleichbaren Projekten aus der Vergangenheit. Als Kunden haben durchaus Verständnis, wenn man sie
Erstes überlegen wir nach der Anfrage für einen Job: Fühlt nach einem Nachschlag fragt. Es ist wichtig, sie frühzeitig
sich das Projekt in Bezug auf Größe und Inhalt eher an zu sensibilisieren, wann eine Änderung eine zusätzliche
wie der Website-Relaunch aus dem letzten oder der Leistung ist. Beim Change Request Management kann es
iPhone-App aus diesem Jahr? Auch wenn es nichts Ver- aber auch sinnvoll sein, erst einmal abzuwiegeln und zu
gleichbares gab, wissen wir, dass ein Projekt in der ers­ schauen, ob eine Leistung im Budget enthalten oder nun
ten Phase Strategen, Konzepter und Designer und erst als Konzeptänderung ein weiteres Angebot angebracht
später weitere Designer und Techniker braucht, und pla- ist, denn ein neuer Kostenvoranschlag und die Diskus­
nen das von Beginn an nach Kalenderwochen durch. Na- sion mit dem Kunden erfordert viel Zeit, Energie und Ein-
türlich ist es schwieriger, Kreation als Technik zu kalkulie- satz. Um das Budget im Blick zu behalten, hilft übrigens
ren, weil eine Idee manchmal eine Stunde, manchmal auch, dem Team ein Grundgefühl fürs budgetäres Ar-
fünf Tage Zeit benötigt. Wird in Projekten Neuland betre- beiten zu vermitteln – wenn für eine Aufgabe nur fünf
ten, macht es Sinn, Spezialisten – bei uns etwa unsere in- Tage berechnet werden, kann das Team sich nun mal
ternationalen Razorfish-Kollegen – einzubeziehen. Au- nicht selbst verwirklichen.
ßerdem gilt es, den Grad der Fertigstellung eines Projekts
im Verhältnis zu verbrauchten Mann-Tagen und Budget
im Blick zu behalten, etwa in den Checkpoints nach je-
dem Scrum-Sprint. Ohne Zeiterfassungsprogramme läuft
Budgetplanung mit Scrum
nichts. Nur anhand der tatsächlich angefallen Stunden Es gibt Studien, die besagen, dass Scrum-Teams bis zu
im Vergleich zum Kostenvoranschlag kann man am Ende doppelt so effizient wie anders organisierte Projekt-
des Projekts erkennen, wie gut eine Kalkulation war. teams sein können. Ein Hauptgrund dafür ist, dass es
Bei der Kalkulation ist es unabdingbar, mit dem Kun- durch die enge Verzahnung der Arbeit und regelmä-
den ehrlich zu sprechen und das Budget offen zu disku- ßigen Abstimmungen – Kreative und Programmierer
tieren. Man braucht Fingerspitzengefühl, um herauszu- setzen sich intensiver gemeinsam mit den Problemen
finden, was eine Leistung dem Kunden wert ist, um dann und Aufgaben auseinander – zu weniger Fehlentwick-
zu schauen, wo Features weggelassen, ersetzt oder er- lungen kommt und schneller passende Lösungen gefun-
gänzt werden können. Dazu gehört auch, Schwierigkei­ den werden. Während sich mit dem Wasserfall-Prinzip
eher Mängel im Zeit- oder Budgetplan vertuschen las-
sen, sorgt Scrum für Transparenz. Die Methode lohnt
sich vor allem für Teams zwischen fünf und neun Per-
sonen und dann, wenn ein Projekt zahlreiche ungewisse
Faktoren, etwa bei der Entwicklung technischer Innova-
tionen, mit sich bringt.
Hilfreich beim Überprüfen des aktuellen Budget- und
Zeitstands sind die in Scrum bekannten Burndown-
Charts. Diese vergleichen mit visuellen Mitteln die abge-
leistete Arbeit mit dem Idealzustand. Bei großen und
langen Projekten nutzen wir zusätzlich Treemaps, einen
Diagrammtyp, der aus der Architektur stammt: Hier wird
der Verkehr zwischen verschiedenen Nutzungsberei­chen
innerhalb eines Gebäudes – Wohnen, Essen Schlafen –
farbig visualisiert. Im Projektmanagement lässt sich mit
diesen Landkarten durch unterschiedliche Farben und
Formate bildlich aufzeigen, wie viel Prozent der Features
bereits fertiggestellt sind und wie viel Prozent das Team
noch leisten muss.

Hagen Seidel behält als Projektleiter und zertifizierter


Scrum Master bei Neue Digitale / Razorfish, die  
Budgetplanung und -kontrolle mit Scrum im Griff.
014 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

Qualitätsmanagement Ansprüche flexibel umsetzen


n Wesentlich für das Qualitätsmanagement ist zunächst, die und Zulieferer erhalten konkrete Qualitätsvorgaben, die sich
eigenen Ansprüche zu klären. So kann man bewusst ent- messen und vergleichen lassen. Dass wir Ideen sichtbar ma-
scheiden, wo diese durchgesetzt werden müssen und wo chen können, ist ein Vorteil der Gestaltung, den wir nutzen
andere Prioritäten im Vordergrund stehen. Ein Beispiel: Un- müssen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang handunter-
sere „Zwangsarbeit“-Wanderausstellung sollte nach ihrer Pre­ zeichnete Freigaben, die auch eine symbolische Funktion
miere im Jüdischen Museum Berlin im Museum des Großen haben: Beim Setzen seiner Unterschrift hält der Kunde inne
Vaterländischen Krieges in Moskau gezeigt werden. Der Trans­ und fokussiert seine Aufmerksamkeit auf das Projekt.
­port wurde am Zoll aufgehalten, sodass es zeitlich eng wurde.
Zudem kamen Bauteile und Exponate beschädigt in Moskau Stefan Rothert, Geschäftsführer von Gewerk design in
an. Wir bemühten uns, die Schäden rasch zu beheben, stießen Berlin, und Ann-Christin Warntjen, Projektmanagerin  
dabei aber bei den russischen Mitarbeitern auf Unverständ- des disziplinenübergreifenden Designbüros, legen Wert  
nis für unsere Ansprüche. „Das sehen die Besucher doch nicht, auf Qualitätsmanagement in komplexen, inter- 
die Räume sind dunkel“, hieß es beispielsweise. Hier muss- disziplinären Gestaltungsprozessen.
ten wir mit viel Fingerspitzengefühl entscheiden, an welcher
Stelle deutsche Akribie und wo russische Gelassenheit an-
gebracht ist – was letztlich auf beiden Seiten zu Respekt für
die Perspektive des anderen führte. Als Projektmanager muss
man improvisieren und empathisch auf den Prozess reagie-
ren können. Dazu gehört es auch, Fehler zuzulassen und
einzugestehen – denn Schwierigkeiten treten immer auf.
Obwohl kostenintensiv und zeitaufwendig sind für die
Absicherung der gestalterischen Qualität gerade im Ausstel­
lungsdesign Konstruktionszeichnungen, Musterbauten und
Modelle aller Art unabdingbar. Langfristig lohnen sie sich,
weil sie Verbindlichkeiten schaffen: Für uns klärt sich, ob ein
Konzept in der Praxis funktioniert; Kunden können sich nicht
herausreden, sie hätten sich andere Ergebnisse vorgestellt;
PAGE eDossier 02.14 015

Teamkommunikation
Erwartungen managen
n Für jeden neuen Auftrag veran-
lasse ich zunächst ein Kick-off-Mee-
ting mit dem ganzen Team. Ich bin ein
Freund des persönlichen Gesprächs,
weil sich Inhalte dabei besser ver-
mitteln lassen als per Telefon oder E-
Mail. Wenn ein Briefing zu vage ist –
egal, ob es mündlich oder schriftlich
erfolgt ist –, habe ich mich schon vor
diesem Kick-off mit dem Kunden in
Verbindung gesetzt und die Details
geklärt. Es ist wichtig, dass mir die
Aufgabe völlig klar ist, um sie allen
Beteiligten, Designern wie Textern,
aber auch den externen Partnern,
verständlich und präzise vermitteln zu können.
Dabei ist es hilfreich, die unterschiedlichen Vorlieben der
Kreativen zu berücksichtigen: Manche Kollegen können mit vi-
suellen Vorlagen, etwa vergleichbaren Werbemedien oder Bild-
sprachen, besser arbeiten. Bei externen Partnern halte ich alle
Absprachen schriftlich fest und lege ein möglichst genaues Brie-
Besprechung und Aufbau der fing vor. Generell bemühe ich mich, Informationen gebündelt
Ausstellung über Zwangsarbeit – weiterzugeben, um den Prozess für alle effizient zu gestalten.
links im Jüdischen Museum in Berlin, Projektmanager bei KMS Team haben eine Schnittstellenpo-
rechts im Museum des Großen sition mit konzeptionell-gestalterischem Fokus. So bin ich dieje-
Vaterländischen Krieges in Moskau nige, die im Prozess am Schluss die Qualitätssicherung der Er-
gebnisse übernimmt. Gibt es etwa noch einen Tippfehler im
Text oder einen Mangel beim Material, ist es meine Aufgabe,
Welche Fähigkeiten ein Projekt- diesen zu entdecken. Das braucht Zeit, deshalb kalkuliere ich für
manager mitbringen muss die Qualitätskontrolle immer Puffer ein. Um eventuelle Schwie-
rigkeiten frühzeitig zu erkennen, ist es unabdingbar, während
Ausdrucksvermögen. Ein Projekt- eines Projekts regelmäßig bei den Kollegen vorbeizuschauen –
manager muss seinen Plan und seine manchmal reicht hier auch ein kurzer Schulterblick.
Ansprüche artikulieren können. Eine Herausforderung bei der internen Kommunikation be-
Verlässlichkeit. Ansagen sollten steht darin, die Erwartungen aller Beteiligten zu managen und
eingehalten, Fehler eingestanden dabei unterschiedliche Charaktere und Interessen unter einen
werden können. Hut zu bekommen: Während für die Designer etwa maximale
Aufmerksamkeit. Es gilt, Stimmungen gestalterische Qualität im Vordergrund steht, ist für die Ge-
und Situationen ganzheitlich zu schäftsführung auch Effizienz ein wesentlicher Faktor. Manche
erfassen, ein Gefühl für den richtigen Kollegen arbeiten lieber an mehreren Projekten gleichzeitig,
Zeitpunkt, den richtigen Ort und den während andere sich gern auf eines konzentrieren und hier be-
richtigen Ton zu entwickeln. sonders in die Tiefe gehen – auch das gilt es bei der Projektver-
Soziale Kompetenz. Projektmanager gabe, wenn möglich, zu berücksichtigen. Manchmal haben Pro-
müssen in der Lage sein, dem inhaltlich jekte, beispielsweise Pitches, eine hohe Dynamik; die Teams ver-
fokussierten Kunden, Kreativen und ändern und vergrößern sich während des Prozesses. Deswegen
Handwerkern adäquat und auf ist es sinnvoll, alle Verantwortlichkeiten bereits im Vorhinein ge-
Augenhöhe zu begegnen. nau zu definieren.
Zielstrebigkeit. Es gilt, das Ziel zu jeder Zuletzt kommt den Reviews nach größeren Projekten, aber
Zeit im Auge zu behalten. auch schon nach dem Erreichen von Meilensteinen, eine große
Kompromissbereitschaft. Projekt- Bedeutung zu, um aus der Analyse der Prozesse zu lernen. Viele
manager sollte einen ganzheitlichen erfolgreiche Projekte werden von Teams umgesetzt, die zuvor
Anspruch an das Projektergebnis schon öfter in dieser Konstellation zusammengearbeitet haben.
haben, um in Detailfragen auch Auch Projekte für langjährige Auftraggeber, bei der sich beide Sei­
Abstriche machen zu können. ten gut kennen, laufen häufig besonders reibungslos. Die Ab-
Gestalterisches Verständnis. stimmung ist hier meist sehr eng, die Kommunikation transparent.
Projektmanager müssen keine
Gestalter sein, sollten aber ein hohes Joana Schmidtjansen, Projektmanagerin bei KMS Team in
Maß an Interesse für Design besitzen. München, versteht die Perspektiven aller beteiligten Parteien.
016 PAGE eDossier 01.12 (Beitrag aus PAGE 11.2011)

Kundenkommunikation Vertrauen bilden


n In der Kommunikation mit dem Kunden kommt es auf baut. Einige Kunden kommen auch regelmäßig für einen
einen intensiven Dialog, die frühe Einbeziehung des Auf- Schulterblick vorbei. Um für einen reibungslosen Ablauf
traggebers und präzise Informationsvermittlung an. Das zu sorgen, sollten die Abnahmephasen mit einem kleinen
Tool Merlin eignet sich besonders gut, um den Projekt- zeitlichen Puffer versehen, vor allem aber frühzeitig defi-
verlauf mit den verschiedenen Schritten, Meilensteinen niert werden, damit sich der Auftraggeber darauf ein-
und Abnahmeschleifen im Überblick zu behalten. Hier stellen kann. Hierbei ist rhetorisches Geschick gefragt –
wird deutlich, wie viel Zeit einzelne Schritte in Anspruch er soll den Zeitplan ja nicht als Zwangsjacke, sondern als
nehmen dürfen: So können wir dem Kunden genau auf- unterstützendes Angebot verstehen.
zeigen, bis zu welchem Termin wir Feedback, Inhalte oder Eine weitere kommunikative Herausforderung be-
Bildmaterial brauchen und was er in Zwischenabnahmen steht darin, geplante Designelemente, die im frühen
von uns bekommt. Merlin macht die Auswirkungen und Projektstadium noch nicht sichtbar sind, verständlich zu
Abhängigkeiten jeder einzelnen Aufgabe im inhaltlichen machen. Viele Kunden können sich nicht vorstellen, dass
und zeitlichen Kontext optimal sichtbar: Es legt dar, wa- die Ästhetik der Wireframes als Strukturskizzen nichts
rum etwa auf die Wireframes das Design und zuletzt die mit dem Design zu tun hat. Letztlich hilft hier vor allem
Programmierung folgen oder warum Bildmaterial an ei­ Geduld – es braucht Zeit, bis der Kunde der Kompetenz
nem bestimmten Zeitpunkt definitiv vorliegen muss. der Kreativen vertraut. Schwierig kann auch sein, den
Wichtig ist eine transparente Kostenaufstellung. Da- Wert der Designleistung argumentativ zu vertreten. Für
bei hilft Troi, die Positionen in einzelne Module aufzu- Nutzungsrechte etwa haben Kunden oft kein Verständ-
splitten – was unseren Kreativen nicht erspart, vor der nis. Schlüssig finden die meisten aber folgenden Ver-
Kalkulation mit dem Konzept zu beginnen. Zudem gilt es gleich: Der Nike-Swoosh ist in kurzer Zeit entstanden,
die Kommunikation vorab auf die Bedürfnisse der Kun- aber doch auch offensichtlich wesentlich mehr wert als
den abzustimmen: Viele freuen sich über To-do-Listen und den bloßen Zeitaufwand.
Erinnerungsmails, andere wollen in Ruhe gelassen wer-
den. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist ein fester Termin- Luzi Kahn ist Projektmanagerin in der Kölner Motion-  
plan für Feedbackschleifen. Bei Webprojekten wird meist und Digitaldesignagentur Elastique. Sie über- 
eine solche Schleife nach dem Initialdesign für die Site nimmt unter anderem den kommunikativen Part mit  
und eine nach der Entwicklung der Unterseiten einge- den Kunden.
Reporting Transparenz PAGE gibt’s übrigens
und Kontrolle auch in RGB.
n An der ausführlichen Dokumentation, wie wir unse­
rer Design- und Strategieprojekte organisieren, haben
unsere Kunden verstärkt Interesse – auch aufgrund
des Drucks aus dem Einkauf und dem eigenen Con­­
trolling. Unsere Ansprech­partner werden zunehmend
in die Reporting- und Nachweispflicht genommen –
wir tragen Sorge dafür, dass sie den Projektprozess in-
tern nachweisen können und unterstützen sie bei ih-
rer Projektführung. Dazu liefern wir in monatlichen
Jours fixes und E-Mails transparente Reportings, die
unsere Kunden als großen Mehrwert schätzen. Inzwi-
schen fordern viele präzise Angaben darüber, welche
Positionen und welche Mitarbeiter zu welchen Tages-
sätzen und mit welchem Zeitkontingent eingesetzt
werden. Wir erstellen dazu Übersichten mit konkreten
Informationen, wie viel Prozent der qualitativen Leis­
tung, der anberaumten Zeit und des Budgets bereits
verbraucht wurden. Vorab klären wir, in welcher Form
und wie oft der Kunde informiert werden möchte. Un-
sere Reportingübersichten variieren je nachdem, ob
er sie nach inhaltlichen Oberthemen, nach Budget,
Strategie- oder Designleistung gegliedert benötigt.
Seit wir das Reporting sukzessive ausbauen, funktio­
niert die Kommunikation deutlich besser. So wird auf
Kundenseite weniger nachgehakt, und die Fragen in
den Jours fixes sind konkreter. Negativ betrachtet lässt
sich diese neue Reportingkultur so interpretieren, dass
der Kunde damit die Agenturmitarbeiter und -ressour­
cen kontrolliert. Wir sehen darin eher die Chance der
Planungssicherheit; wir disziplinieren uns damit ein
Stück weit selbst. Es bietet sich für uns die Möglichkeit,
Budget- und Leistungsfragen frühzeitig zu kommuni-
zieren, etwa Nachkalkulationen zu begründen. Doch
ist es auch wichtig, sich als Agentur gegenüber dem
Kunden Freiheiten zu verschaffen, sich zum Beispiel
keine Leistungsqualitäten diktieren zu lassen: Wir kön-
nen am besten beurteilen, welche Mitarbeiter und wel­
ches Zeitkontingent für ein Projekt notwendig sind.
Um nicht als ausgelagerte Unternehmensabteilung
oder reiner Zulieferer verstanden zu werden, braucht
es vor allem gegenseitigen Respekt.

Nina Oswald, Managing Director bei Interbrand in  


Köln, liefert den Kunden mit transparenten  
Projektdokumentationen einen enormen Mehrwert.
018 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2013)

A
PAGE eDossier 02.14 019

ABENTEUER
AGIL
Wer agile Arbeitsweisen einführen will, unternimmt eine Reise ins Ungewisse –
das gilt für Agenturen und Auftraggeber gleichermaßen. Und doch kann
gerade der Bereich User Experience enorm davon profitieren. Stefan Freimark
erläutert die Rahmenbedingungen für erfolgreiche agile Projekte

// Kanban, Crystal Clear, Lean Ma­ das Risiko ziemlich groß, dass der Was­ wortung für das Gesamtergebnis trägt. BUCHTIPPS
nagement, Scrum ... In Ausschrei­ serfallplan durcheinandergerät. Das heißt auch: Wenn etwas nicht gut Jutta Eckstein: Agile
bungen und Pitches häufen sich Agile Arbeitsweisen eignen sich be­ läuft oder Schwierigkeiten auftauchen, Softwareentwicklung in
großen Projekten.
die Anfragen nach agilen Arbeits­ sonders gut, derlei Begleiterscheinun­ hat jeder nicht nur das Recht, son­dern
Teams, Prozesse und
weisen, und auf der Berliner IA Konfe­ gen zu begegnen. Und doch ist es nicht die Pflicht, das anzusprechen. Alle Technologien. Strate-
renz im Mai (  http://2013.iakonferenz. sinnvoll, sämtliche Projekte über ei­ Team­mitglieder müs­sen offen für Ver­ gien für den Wandel im
org  ) war dies der Schwerpunkt der Vor­ nen Kamm zu scheren und nur noch änderungen sein und flexibel genug Unternehmen. Heidel-
berg (dpunkt.verlag)
träge. Nicht ohne Grund, denn Scrum agil zu arbeiten – der Wasserfall hat bleiben, um Anregun­gen aufzugreifen.
2011, 270 Seiten, ISBN
und Co bieten handfeste Vorteile ge­ nach wie vor seine Berechtigung: Wenn Kommunikation ist generell Trumpf! 978-3898647908
genüber dem klassischen Projektab­ die Projektlaufzeit überschaubar ist, Ein Beispiel: Die User Storys sollte
Bernd Oestereich,
lauf nach dem Wasserfallmodell. die Anforderungen weitgehend klar nicht der Konzepter allein formulieren
Christian Weiss: APM –
Das Wasserfallmodell sieht einen sind und mit Überraschungen nicht und dann den Entwicklern zur Umset­ Agiles Projektmanage-
kla­­ren Plan mit eindeutig voneinander zu rechnen ist, dann ist die traditio­ zung zuschieben, denn dies entsprä­che ment. Heidelberg
abgegrenzten Projektphasen vor – nicht nelle Arbeitsweise besser geeignet. wieder der sequenziellen Arbeitsweise (dpunkt.verlag) 2007,
454 Seiten, ISBN
selten mit dem Ergebnis mangeln­den des Wasserfalls. Stattdessen ent­stehen
978-3898643863
Dialogs zwischen den Diszi­pli­­nen. Dies Wer Scrum einführt, rüttelt an der die Storys durch Teamarbeit in Sprint
führt dazu, dass die Beteilig­ten oft kei­­ Unternehmenskultur Null, einer zwei- bis vierwöchi­gen Vor­ Andreas Opelt, Boris
Gloger, Wolfgang Pfarl,
ne Verantwortung für das Ge­­samt­er­ Erfolgreich können agile Projekte nur laufphase. Mathias Wrba, Leiter der Be­
Ralf Mittermayr: Der agile
geb­­nis überneh­men. Dazu hat das sein, wenn die Unternehmenskultur es ratung bei FELD M in München, riet auf Festpreis. Leitfaden für
Team zu Beginn meist nur ein ver­ zulässt. Das im Jahr 2001 von 17 Erst­un­ der IA Konferenz, die User Storys als wirklich erfolgreiche
meintlich klares Bild vom End­er­geb­ terzeichnern formulierte »Agile Ma­ni­ Diskussionsgrundlage zu betrachten. IT-Projekt-Verträge.
München (Carl Hanser)
nis – und erstellt eine detaillier­te Spe­ festo« definiert ein Wertesystem, das
2012,239 Seiten,ISBN
zifika­tion mit allen Fines­sen, von de­ Orientierung gibt. So gilt etwa: »Indi­ Gute Rahmenbedingungen 978-3446432260
nen in der Umset­zung nur die Hälfte viduen und Interaktionen sind wichti­ führen zum Erfolg
›››  Lesen Sie auch
Gestalt annimmt. Dumm gelaufen! ger als Prozesse und Werkzeu­ge.« Das Damit das Team effizient arbeiten Stefan Freimarks
Kein Wunder, denn zum Start ken­ heißt aber nicht, dass es keine Regeln kann, braucht es einen Projektraum, Buchempfehlungen
nen weder die Auftraggeber noch die gibt. Agil bedeutet nicht chaotisch! in dem alle Teammitglieder Platz auf Seite 87
Dienstleister wirklich alle Anforde­ Zum wirklich »agil sein«, statt nur
run­gen – oft kommen im Verlauf des »agil tun«, gehört mehr, als nur be­
Projekts noch neue Erkenntnis­se hin­ stimmte Scrum-Artefakte wie »Burn­ NAME Stefan Freimark
BERUF Senior-Konzepter, Mitorganisator des
zu. Oder beim Auftraggeber wech­­seln down Charts« (siehe Glossar, Seite 23) UXcamp Europe (  www.uxcampeurope.org  ),
die Entscheider, und die Prioritäten oder »Product Backlogs« zu produ­ Dozent an der Good School Hamburg
ändern sich. Auch die Technik kann zie­ren oder definierte Meetings wie (  www.good-school.de  )
sich weiterentwickeln, oder die Betei­ »Sprint Review« oder »Retrospektive« FIRMA Aperto Berlin
URL www.aperto.de
ligten müssen auf neue Markterforder­ einzuhalten. Es reicht nicht, alten Ar­ MEINE VERRÜCKTESTE IDEE WAR, mit der Bahn-
nisse reagieren. Wenn das Projekt beitsweisen einfach neue Namen zu Card 100 an einem Tag von Nürnberg nach Nürnberg
dann auch noch lange dauert, ist an­ geben. Zum »agil sein« gehört das Be­ zu fahren – über Hamburg, Köln und Frankfurt
gesichts dieses beweglichen Kontexts wusstsein, dass jeder im Team Verant­
020 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2013)

»DIE EIGENTLICHE
HERAUSFORDERUNG
IST, EIN TEAM ZU
Jutta Eckstein,
Trainerin,
Beraterin und
EINEM AGILEN TEAM
Autorin für
agile Software-­
ZU MACHEN«
entwicklung Jens-Christian Jensen, Director Beratung & Konzeption, Pixelpark
›››  www.
jeckstein.com ›››  @gibkette

»DIE UMSTELLUNG IST finden – und zwar nicht nur für den
regelmäßigen Statusabgleich, sondern
auf kann oder will sich nicht jeder
Auftraggeber einlassen. Anders als
DAS SCHWIERIGSTE« zum Arbeiten! In Agenturen kann hier das Wasserfallmodell mit seiner ver­
schnell ein Konflikt entstehen, denn meint­lichen Planungssicherheit löst
wo­möglich sind die Beteilig­ten nicht die Beschreibung agiler Arbeitsweisen
Jutta Eckstein ist Expertin zu 100 Prozent für das Projekt ein­ge­ oft erst einmal Unsicherheit aus, die
plant, sei es, weil kein Budget für eine bei genauerer Sicht der Dinge aller­
für agile Software­entwicklung Besetzung an fünf Tagen die Woche dings in der Natur von Digitalprojek­
und weiß, wie man Projekt- vorgesehen ist oder dass in ei­nem an­
deren Projekt noch Arbeit ansteht.
ten generell begründet ist.
Sie sollten Auftraggeber auch nicht
teams auf »agil« einschwört Für den betroffenen Mitarbeiter be­ darüber im Unklaren lassen, auf was
deutet das dann, dass er gedanklich sie sich unter dem Stichwort »agil«
oft zwischen verschiedenen Projek­ten einlassen: Entgegen einem weit ver­
Was sind die Stolpersteine bei der Einführung wechseln muss und sich nicht auf eine breiteten Irrtum bedeutet dies näm­
agiler Arbeitsweisen? Aufgabe konzentrieren kann. Außer­ lich nicht, dass der Kunde jederzeit
Meist ist es die so wichtige Umstellung auf soge­ dem ist der Projektraum dazu gedacht, Än­derungen einbriefen kann. Der
nannte Featureteams oder crossfunktionale Teams: schnell miteinander zu kommunizie­ Kun­de kann erst im Review Meeting
Unterschiedliche Disziplinen müssen gemeinsam ren. Wenn Teammitglieder in weitere die Ergebnisse ansehen und mit allen
Funktionalitäten entwickeln und diese auch in recht Projekte eingebunden sind, passiert es Teammitgliedern sprechen und, soll­
kurzen Zyklen – etwa zweiwöchentlich – liefern. leicht, dass sie wegen Besprech­un­gen te B­edarf bestehen, eine neue Rich­
In vielen Unternehmen ist der Silogedanke so aus­ für diese anderen Projekte gar nicht im tung vorgeben, ehe sich das Team für
geprägt, dass eine echte Zusammenarbeit mit ge­ Raum und somit nicht ansprechbar eine weitere Iteration in den nächsten
genseitiger Unterstützung nur schwer möglich ist. sind. Dadurch bleibt nicht nur die Idee Sprint zurückzieht.
eines Projektraums auf der Strecke, es Agile Projekte erfordern auch an­
Wie sollte ein Team konkret vorgehen, wird auch ein wesentli­cher Wert des dere Verträge. In Wasserfallprojekten
um auf agil umzustellen? agilen Arbeitens ad absurdum geführt, gibt es Werkverträge, in denen vor Pro­
Es ist essenziell, auf existierende Erfahrung be­ nämlich die Wertschätzung für Indi­vi­­ jektstart der Gegenstand der Lieferung
züglich Prozessen und Zusammenarbeit aufzubau­ duen und Interaktionen. Daher sind festgelegt ist. Anders bei agilen Projek­
en. Als Einstieg bietet sich eine Retrospektive an, agile Arbeitsweisen vor allem für grö­ ten: In ihnen ist zwar nicht völlig un­
sodass wertvolle Erfahrungen nicht verloren ge­ ßere Pro­jekte geeignet, bei denen die bekannt, was entwickelt werden soll –
hen. Darüber hinaus übernimmt das Team direkt Teammit­glieder für einen längeren wie das Endergebnis tatsächlich aus­
die »Ownership« über den Prozess. Regelmäßige Zeitraum nahezu ausschließlich für sieht, zeigt sich aber hauptsächlich
Retrospektiven tragen dann dazu bei, dass das dieses eine Vorhaben tätig sind. auf dem Weg. Eine Möglichkeit ist,
kontinuierlich Dazugelernte transparent und die Wenn Sie sich für agile Methoden zwar einen Festpreis zu vereinbaren,
Zusammenarbeit ständig verbessert wird. entscheiden, gilt: Ken­nen Sie die Re­ aber das exakte Endergebnis an dieser
geln, bevor Sie sie brechen! Die emp­ Stel­le noch nicht festzulegen. Statt­
Oft arbeiten die Teams ja verteilt. fohlenen »Artefakte«, Abläufe und dessen vereinbaren Auftraggeber und
Was ist dann zu beachten? Mee­tings (siehe Seite 23) sind gut Dienst­leister, dass sie im Laufe des
Das Team muss in der Lage sein, gemeinsam Funk­ ­dazu geeignet, unerfahrenen Projekt­ Projekts gemeinsam beschließen, wel­
tio­nalitäten zu erstellen. Das bedeutet, dass die teams Orientierung zu geben. »Teil­ che Features bis zur bekannten Bud­
Mitarbeiter unabhängig vom Standort zusam­ agil« oder »moderat agil« arbei­ten, get­gren­ze umgesetzt werden sollen.
menarbeiten. Das heißt die Teamgrenze orientiert um alte Arbeitsweisen beizubehalten Andreas Opelt, Boris Gloger, Wolfgang
sich weder an Raum oder Zeit noch an Aufgaben – das geht meistens schief. Pfarl und Ralf Mittermayr beschreiben
wie Analyse, Design, Entwicklung oder Test. Da­ in ihrem Buch »Der agile Festpreis«,
für müssen alle gleichermaßen auf Informationen Neue Bedingungen für Auftraggeber wo­rauf Sie bei agilen Projekten ach­
zugreifen können. Nicht selten erweist sich eine Agil zu arbeiten heißt, sich iterativ an ten sollten, und schlagen unter ande­
Firewall als der größte Verhinderer einer standort­ ein bewegliches Ziel anzunähern. An­ rem Musterverträge vor (  http://is.gd/
übergreifenden Zusammen­arbeit. ders gesagt: »Fahren auf Sicht«. Dar­ DerAgileFestpreis  ).
PAGE eDossier 02.14 021

»USER STORYS SIND CONVER­SATION


STARTERS. SIE SOLLEN ZU
BEGINN NOCH NICHT ALLES VOLL-
­UM­­FÄNG­LICH FESTLEGEN«
Mathias Wrba, Stellvertretender Geschäftsführer,
FELD M GmbH, München
›››  @screaminhias

Schlüsselpositionen Auftraggebers, aber auch des Auf­trag­ ne dieser beiden Rollen, darf diese
richtig besetzen! nehmers finden. Da der PO inhalt­lich Person nicht gleichzeitig Teil des Ent­
Bei Scrum gibt es neben dem Ent­ tief in das Projekt involviert sein muss, wicklungsteams sein. Auch Pro­jekt­
wicklungsteam zwei weitere Rollen: ist ein hohes zeitliches Engagement manager oder Accounter könn­ten
den Product Owner (kurz PO) und den erforderlich – kurz: Diese Aufga­be die­se Rollen wahrnehmen. Es kommt
Scrum Master. Zu den Aufgaben des kann man nicht nebenbei erledigen. eher auf die Persönlichkeit an als
POs gehört es, Kontakt zum Kun­den Der Scrum Master sorgt dafür, dass auf den fachlichen Hintergrund. Und
zu halten. Er muss Anforderun­gen alle Beteiligten den Prozess einhalten. obwohl Konzepter häufig die Rolle
aufnehmen und diese mit dem Kun­ Er ist dafür verantwortlich, dass die des POs und Projektmanager die des
den priorisieren, um dann die jewei­ vorgesehenen Meetings stattfinden – ­Scrum Masters einnehmen, sollte es
ligen Sprints vorzubereiten, damit das in seiner Aufgabe als Moderator ach­ da keine Automatismen geben, weil
Projekt sich in die richtige Richtung tet er darauf, dass die Teammitglieder beide Rollen ein hohes Maß an Empa­
entwickelt. Und er muss Kun­den­ Konflikte ansprechen, damit sie ge­ thie, Kommunikationsfähigkeit und Ausdrucke mit User
wünsche während eines Sprints vom löst werden können. Darüber hinaus Stressresistenz erfordern. Storys sorgen für
Team fernhalten, damit es sich unbe­ vermit­telt er die agilen Werte im Un­ Übersicht und ermög­-
lichen dem Team,
schwert auf den aktuellen Sprint kon­ ternehmen und beseitigt auftauchen­ User Experience (UX) wird
aufkommende Fragen
zentrieren kann. Außerdem muss der de Hindernis­se, damit das Team effi­ gerade erst agil sofort zu diskutieren.
PO das Gesamtprodukt im Blick ha­ zient arbeiten kann. Ursprünglich kommen agile Prozesse Kleines Bild: User
ben und dabei eine gute Balance zwi­ Übernimmt ein erfahrener Konzep­ aus der Softwareentwicklung. Die Fra­ Storys ver­ändern sich
schen den Interessen der Nutzer, des ter (oder Designer oder Entwickler) ei­ ge, wie UX-Aspekte dabei berück- im Laufe des Projekts
022 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2013)

SO GELINGEN AGILE DIGITALPROJEKTE


UNTERSTÜTZEN SIE DAS TEAM SORGEN SIE FÜR GUTE BLEIBEN SIE AGIL!
BEI DER EINFÜHRUNG! ­STARTBEDINGUNGEN!

1 6 11
BERATUNG EINHOLEN DAS RICHTIGE USER STORYS
Lassen Sie sich bei der Einfüh­ PROBLEM LÖSEN KLEINTEILIG
rung von Scrum und Co be­ra­ Hinterfragen Sie das Briefing FORMULIEREN
ten, sei es von erfahrenen Kol­ und betreiben Sie Research, User Storys sollten
legen aus dem Unternehmen statt mit dem Kopf durch die nicht zu umfangreich
oder durch einen externen Trainer. Dieser Wand zu gehen. Nur so können Sie sicher sein, damit sich der Umsetzungsauf­
sollte das Team nicht nur mit dem Hand­ sein, dass das fertig entwickelte Produkt wand leichter und realistischer einschät­
werkszeug vertraut machen, sondern dem Auftraggeber auch tatsächlich hilft. zen lässt. Ein Sprint sollte für eine User

7
ihm auch die agilen Werte nahe bringen. Story reichen.

2 12
SPRINT NULL PLANEN
METHODIK VERMITTELN Überlegen Sie sich zu Beginn USER STORYS
Bringen Sie alle Teammitglie­ von Sprint Null, welche Ergeb­ PRÄSENT HALTEN
der zum Start auf den gleichen nisse Sie benötigen, um mit Hängen Sie die User
Wissensstand. Nur wenn alle dem eigentlichen Projekt an­ Storys an die Wände
ein gemeinsames Verständnis fangen zu können. Was muss geklärt wer­ Ihres Projektraums,
von den Abläufen haben, kann das Pro­ den, welche Fragen müssen beantwortet sei­en es handgeschriebene Karteikar-
jekt rund laufen. sein, welche Basics sind erforderlich? Da­ ten oder Ausdrucke aus einem Wiki.

3
durch nutzen Sie die Zeit sinnvoll und ­Dadurch weiß das Team jederzeit, wel­
EIGENVERANTWORTUNG schaffen ideale Startbedingun­gen. che Storys aktuell relevant sind, welche

8
KLAR MACHEN Änderun­gen zuletzt besprochen wurden
Machen Sie deutlich, dass je­ ENGAGEMENT KLÄREN und welche Zusammenhänge zwischen
der im Team die Verantwor­ Teamwork ist in agilen Pro­ den je­wei­ligen Storys bestehen.

13
tung für das Gesamtergebnis jekten noch wichtiger als in
hat. »Nach mir die Sintflut« oder gar Wasserfallprojekten. Nehmen GEMEINSAM
Schuldzuweisungen haben in agilen Pro­ Sie daher nur Menschen ins ARBEITEN
jekten keinen Platz. Team auf, die sich auf agiles Arbeiten Diskutieren Sie Ideen

4
einlassen wollen. im Team, fragen Sie

9
REGELWERK EINHALTEN Ih­re Kollegen aus an­
Verstehen Sie die Regeln von ROLLEN RICHTIG BESETZEN deren Disziplinen, und geben Sie selbst
Scrum und anderen agilen Der Product Owner und der konstruktives Feedback – in agilen Pro­
Met­hoden nicht als Eineng­ Scrum Master tragen besonde­ zessen ist jeder Einzelne dafür verantwort­
ung, sondern nutzen Sie sie re Verantwortung und stehen lich, das Beste aus dem Projekt zu machen.

14
zur Orientierung! Springen Sie ins kalte unter hohem Druck. Fragen Sie
Wasser und probieren Sie Scrum aus – sich ehrlich, ob Sie eine solche Rolle wirk­ MEETINGDISZIPLIN
vermeiden Sie faule Kompromisse wie lich über­nehmen können. Lautet die EINHALTEN
»teilagil« oder »moderat agil«. Antwort »Nein«, achten Sie darauf, die »Stand up« zum täg­

5
richtigen Persönlichkeiten mit diesen lichen Austausch über
LERNAUFWAND Jobs zu betrauen. den aktuellen Stand,

10
BERÜCKSICHTIGEN »Re­view« oder »Retrospektive« – jeder
Learning by Doing ist okay, PROJEKTRAUM im Team sollte die vorgesehenen Bespre­
denn theoretisches Wissen EINRICHTEN chungstermine wahrnehmen.

15
kann keine praktischen Erfah­ Eine effiziente Kom­
rungen ersetzen. Aber das bedeutet nicht, munikation ist für RETROSPEKTIVEN
dass Agil-Einsteiger den Prozess von heu­ agile Projekte unver­ WIRKLICH
te auf morgen beherrschen. Wer lernt, zichtbar. Daher sollten die Wege zwi­ DURCHFÜHREN
braucht Zeit zur Reflexion, um die neuen schen den Teammitgliedern kurz sein. Bisweilen fallen sie aus
Erfahrungen zu verarbeiten. Am besten versammeln Sie alle in einem Zeitgründen weg, aber
Raum, der ausreichend Platz zum Auf­ sie sind für die Motivation im Team eines
hängen von Artefak­ten wie User Storys der wichtigsten Meetings überhaupt: Das
oder ­Scrum Board bietet. Ideal sind au­ Team bespricht hier, was im abgeschlos­
ßerdem Whiteboards, damit das Team se­nen Sprint gut gelaufen ist und was es
schnell Ideen skizzieren kann. im nächsten verbessern will.
PAGE eDossier 02.14 023

»AGILES ARBEITEN ERFORDERT VON ALLEN


PROJEKTBETEILIGTEN DISZIPLIN UND
GEGEN­S EITIGEN RESPEKT. NIEMAND KANN
SAGEN: ›DAS IST NICHT MEIN JOB!‹«
Rainer Sax, freier User-Experience-Stratege und Service Designer, Hamburg
›››  @rainersax

sichtigt werden, wurde jedoch aus­ hinterlegt, beispielsweise dass eine


geklammert – unsere Zunft ist aufs ho­he Performanz wichtig ist und Ser­
Ausprobieren und auf Erfahrungs­ veranfragen innerhalb einer bestimm­
GLOSSAR
werte angewiesen. Beim Start des Pro­ ten Zeit beantwortet sein müssen. Akzeptanzkriterien: Sie sind Teil jeder
jekts ist es wichtig, dem Briefing auf Im Sinne der bereits erwähnten Ver­ User Story. In ihnen legt das Team fest,
den Grund zu gehen: Welches Problem antwortung aller für das Gesamtergeb­ welche Punkte erfüllt sein müssen,
soll weswegen gelöst werden? In Brie­ nis sind auch die Kollegen aus ande­ da­mit eine User Story als erfolgreich
fings fordern Auftraggeber eine App, ren Disziplinen gefordert – sie dürfen implementiert gilt.
eine Facebook-Seite oder eine neue und sollen den Konzepter hinterfra­ Backlog: In ihm sammelt das Projekt-
Web­site mit allem Zipp und Zapp. gen und bringen natürlich auch ihre team User Storys. Es gibt zwei Arten
Aber ein reibungslos ablaufendes Pro­ visuelle, redaktionelle oder techni­sche von Backlogs: Im Product Backlog ste­
hen alle Storys des gesamten Projekts,
jekt mit in sich stimmigem Konzept, Perspektive in das Projekt ein. Bei­
die noch nicht umgesetzt wurden. Das
atemberaubendem Visual Design und spiele hierfür sind der Designer, der Sprint Backlog enthält dagegen die
perfekt ausgefeilter technischer Um­ darauf hinweist, dass ein Element im User Storys, die das Team im aktuel­
setzung nützt nichts, wenn sich am Raster bleiben muss und daher nicht len Sprint bearbeitet.
Ende kein Nutzer für die Lösung inte­ nach Belieben positioniert werden Burndown Chart: Es macht den Pro-
ressiert. Am besten klären Sie die Fra­ kann, oder die Redakteurin, die ent­ jektfortschritt sichtbar, denn es zeigt,
ge nach dem richtigen Problem also sprechend ihrer Expertise zu beden­ wie viele Storys noch zu erledigen sind.
schon im Sprint Null. Sollte diese Fra­ ken gibt, dass Tex­te in Russisch oder Je weiter der Sprint fortgeschritten
ge schwer zu fassen sein, können Sie Finnisch länger laufen und dafür Platz ist, desto weniger Storys sind noch
ein separates Vorprojekt durchführen. vorhanden sein muss. umzusetzen - das Chart zeigt dann
eine abfallende Linie.
Scrum sieht vor, dass am Ende eines Bei Aperto haben wir gute Erfah­
Retrospektive: Dies ist ein Meeting
Sprints der Nutzer selbst das Ergeb­ rungen damit gemacht, wenn die Kon­ zum Rück­blick auf den zurückliegen­
nis im Review Meeting bewertet. Prin­ zeption einen Sprint Vorsprung vor den Sprint. Was lief gut? Was soll-
zipiell ist es richtig, Nutzer in einem Design und Development hat. Die Dis­ ten wir verbessern? Die Retrospektive
Usability Test das Produkt testen zu ziplinen können auch leicht versetzt dient dazu, aus den letzten Wochen
lassen – am besten nach jeder Iteration. arbeiten. Es gibt keine starren Regeln: zu lernen, damit der kommende Sprint
Im Projekt selbst ist es Aufgabe des In einem Projekt zur Entwicklung ei­ besser verläuft.
Konzepters, als der oft zitierte »An­ nes Wissensmanagementsys­tems et­ Review Meeting: In ihm präsentiert das
walt des Nutzers« die Nutzerbedürf­ wa hatten Design und Konzept den­ Team die Ergebnisse des Sprints dem
Kunden. Das Ende eines Sprints ist
nisse zu vertreten – gegebenenfalls selben Vorsprung. Stefan Freimark (ae)
auch eine gute Gelegenheit, um einen
auch die mehrerer Zielgruppen mit­
Usability Test durchzuführen.
hilfe von zuvor durchgeführtem User Sprint: Eine Iteration von zwei bis vier
Research und Personas. Außerdem SO FUNKTIONIERT SCRUM Wochen Dauer, in der das Team die vor­
muss er die Informationsarchitektur ab vereinbarten User Storys umsetzt.
und konzeptionelle Fragen des Inter­ // Bei Scrum arbeitet das Team in zwei- bis vierwö- Sprint Null: Vor dem eigentlichen Pro-
action und Interface Designs durch­ chigen Iterationen (»Sprints«). Ziel jeder Iteration ist jekt benötigen die verschiedenen Dis­
denken. Wie muss die Website oder ein lauffähiges Produkt. Vor dem nächsten Sprint ent­ ziplinen Zeit, um nötige Grundlagen zu
die App strukturiert sein? Wie laufen scheidet das Team neu, woran es als Nächstes arbei- schaf­fen. Beispielsweise definieren
Funktionen genau ab? Was passiert tet, um das Produkt zu verbessern. Um diese intensi­ die De­signer Farben und Anmutun­gen,
ve und konzentrierte Arbeitsweise zu ermöglichen, während die Technik das System auf-
im Falle eines Fehlers? Wann ist wel­
sind bestimmte »Artefakte« wie das Backlog (siehe setzt. Der Sprint Null sollte nicht we-
ches Element zu sehen? Die Antwor­
Glossar) oder das Burndown Chart sowie Abläufe und sentlich länger dauern als die späte­
ten auf diese Fragen hält der Konzep­ Meetings vorgesehen. Die Regeln und Artefakte sol- ren Iterationen.
ter in den Akzeptanzkriterien der ein­ len die Kommunikation im Team fördern und den Fort- User Story: Eine Anforderung an das
zelnen User Storys fest und diskutiert schritt sichtbar machen. Eine ausführliche Einfüh- Projekt, die immer nach diesem Sche-
sie im Team. Übergreifende konzep­ rung bietet das Buch »Scrum in der Praxis« von Sven ma formuliert ist: »Als (Rolle) möchte
tio­nelle Anforderungen werden bei Röpstorff und Robert Wischmann (siehe Seite 87). ich (Handlung), damit (Nutzen).«
Scrum in der »Definition of Done«
024 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2009)

Johannes Mainusch,
Vice President Operations bei Xing

// Es ist ein wolkenverhangener Som­ erfolgreich verlaufen. Das war zur da­
mernachmittag in Hamburg. Die Ent­ maligen Zeit ein Durchbruch – aber
wick­ler bei XING haben die Jalousien das reicht natürlich nicht. Immer noch
trotzdem halb heruntergelassen. Es scheitern zwei Drittel aller IT-Vorha­
herrscht geschäftige Ruhe. Farbige ben ganz oder teilweise! Scrum wird
Zettel überall an den Wänden zeigen: sicherlich auch nicht der Weisheit
Hier wird agil gearbeitet. Knapp ein letzter Schluss sein, denn um wirk­
Jahr ist es her, dass einige Mit­arbeiter lich gut zu sein, muss man seine Pro­
vor­schlu­gen, mit Scrum zu arbeiten. zesse permanent weiterentwickeln.
Kurze Zeit später setzte ein Entwick­ Doch mit agilen Methoden wie Scrum
lerteam die agile Projektmanagement- könnten an die 60 Prozent aller IT-
Methode zum ersten Mal ein, um die Projekte erfolgreich sein.«
Event-Funktion zu realisieren, die En­
de 2008 live ging. Schon nach weni­ Die Stärken von Scrum liegen in sei­
gen Wochen zeigte das Feature die er­ ner Vorgehensweise: Scrum stellt das
sten positiven Effekte. Heute – gut ein Magische Dreieck des Projektmanage­
Jahr später – entwickelt XING vie­le ments aus Anforderungen, Budget und
ihrer neuen Produkte mit Scrum. Zeit auf den Kopf: Die Zeit ist die rele­
»Das hat drei wesentliche Vorteile für vante Vorgabe. Genauer gesagt die so
uns: mehr Transparenz, weniger Ri­ genannten Sprints, also Zeiteinheiten
siko und eine größere Flexibilität«, von rund ein bis vier Wochen, in de­
sagt Johannes Mainusch, Vice Presi­ nen eine bestimmte Anzahl von Auf­
dent Ope­rations bei XING. gaben erledigt sein muss. Um diese
Wir sitzen im fünften Stock in ei­ Zeiteinheiten mit Aufgaben zu bestü­
nem gro­ßen Raum, in den durch zwei cken, zerlegt der Scrum Master das
Fens­ter­fron­ten Licht fällt. Heute mor­ gesamte Projekt gleich zu Beginn in

ZETTELS TRAUM
Scrum ist derzeit schwer angesagt, denn es verspricht nicht nur
mehr Spaß bei der Arbeit, sondern auch mehr Erfolg bei
der IT-Entwicklung. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein
Blick hinter die Kulissen der XING AG in Hamburg

gen fand hier das Company Meeting möglichst kleine, unabhängige Ein­ methoden der Fall ist – und damit
statt, wie jede Woche. Es herrscht ei­ zelteile, Backlog Items genannt. Las­ eben auch dafür, dass Risiken sich
ne Art Ruhe nach dem Sturm: CI-ge­ sen sich die Items nicht im Rahmen auf diese Weise wesentlich früher er­
recht grüne Kissen liegen überall über eines Sprints realisieren, teilt er sie kennen lassen. »Ein sehr erfahrener
die ebenfalls CI-gerecht weißen Pol­ wieder in kleinere Abschnitte auf. Das Projektmanager wird dies auch bei
sterbänke verstreut. Ergebnis eines Sprints ist aber in je­ den klassischen Methoden tun«, gibt
Mainusch lehnt sich vor und be­ dem Fall ein fertiges – und das heißt Mainusch zu Bedenken. Doch kommt
scheinigt agilem Projektmanagement hier: ein releasefähiges – Teilprodukt er bei Scrum schlicht und ergreifend
im Allgemeinen und Scrum im Be­ des Gesamtvorhabens. nicht darum herum.
sonderen großes Potenzial: »Mit dem Genau diese Aufteilung eines Ge­ Nicht selten tendieren klassische
Wasserfallmodell hat man es bereits samtprojekts sorgt für erheblich mehr Projektmanager außerdem eher dazu,
geschafft, dass schätzungsweise im­ Transparenz in der Entwicklung, als an langfristigen Plänen festzuhalten.
merhin 30 Prozent aller IT-Projekte dies bei klassischen IT-Entwicklungs­ »Deshalb steht beim klassischen Pro­
PAGE eDossier 02.14 025

Mark Weber,
Projektmanager bei Xing

GLOSSAR
BACKLOG ITEMS Bei Scrum zergliedert man ein Gesamt­
vorhaben in kleine, voneinander unabhängige Einzel­auf­
gaben – die Backlog Items.

BURNDOWN CHART Dieses Diagramm zeigt, wie viele der


während eines Sprints abzuarbeitenden Story Points bereits
erledigt sind, visualisiert also zum einen den Fortschritt
des Projekts, motiviert aber zum anderen die Teammitglieder
auch durch den direkt sichtbaren Erfolg.

DAILY SCRUM MEETINGS Bei diesen täglichen Meetings


trifft sich das Team, um zu berichten, welche Aufgaben
am vergangenen Tag erledigt wurden, welche auf der
aktuellen Tagesordnung stehen und welche Hindernis­se
aufgetaucht sind oder auftauchen könnten.

INCREMENT Das fertige Zwischenprodukt am Ende eines jeden


Sprints.

PRODUCT BACKLOG Das Product Backlog beschreibt das


Endprodukt. Jeder im Team kann Anforderungen einbrin-gen
– allerdings entscheidet der Product Owner, welche Priorität
die einzelnen Aufgaben haben und im nächsten Sprint
schwerpunktmäßig abgearbeitet werden.
Fotos: Sabine Ahrens

PRODUCT OWNER Er vertritt den Auftraggeber und ist für die


Priorisierung der Aufgaben und Anforderungen – also
für inhaltliche und fachliche Entscheidungen – zuständig.

SCRUM (ENGL. GEDRÄNGE) Agile Projektmanagement-Metho­


de, die Ken Schwaber, Jeff Sutherland und Mike Beedle
ausgehend von den Ideen der Lean Production
bei Toyota entwickelten. Wie diese soll auch Scrum durch
einen möglichst geringen Aufwand an Verwaltung und
Organisation eine schlanke Produktion garantieren.
›››  agilemanifesto.org
SCRUM MASTER Er hat die Rolle eines Trainers und soll
vor allem dafür sorgen, dass das Team ohne Hindernisse
arbeiten kann und das Scrum-Verfahren einhält. Im
Unterschied zu einem klassischen Projektleiter ist der Scrum
Master nicht für die inhaltliche Aufgabenvertei-
lung zuständig. Seit 2003 kann man sich als Scrum
Master zertifizieren lassen.

SPRINT Die Projektarbeit wird bei Scrum in Zeitabschnitte von


ein bis vier Wochen aufgeteilt, die Sprints. Anders als bei
herkömmlichen Projektmanagement-Methoden gibt der
Sprint den Arbeitstakt vor – Anforderungen und Budget
orientieren sich an ihm. Der Name ist nicht zufällig gewählt:
Das Team soll die gesteckten Ziele, also das Increment,
möglichst schnell und konzentriert erreichen.

SPRINT BACKLOG Enthält alle Aufgaben, die während


eines Sprints zu erledigen sind.
jektmanagement die Ampel häufig so und auch, welche möglichen Prob­
SPRINT REVIEW MEETING Zur permanenten Prozess­opti­-
lan­ge auf Grün, bis der erste Meilen­ leme es gab oder geben könnte. Der
mie­rung trifft sich ein Team am Ende eines Sprints, um
stein nicht eingehalten wird – an­ Scrum Master ist dafür zuständig, die­ Probleme, Fehleinschätzungen, Erkenntnisse und deren
schlie­ßend springt sie auf Gelb«, sagt se Hindernisse aus dem Weg zu räu­ Bedeutung für zukünftige Sprints zu erörtern.
Mainusch. »In Wirklichkeit ist das men. Am Ende eines jeden Sprints
STORY POINTS Mit ihm bewertet das Team, wie umfangreich
Projekt allerdings in vielen Fällen zu findet darüber hinaus ein Retrospec­
die Entwicklung eines bestimmten Backlog Items ist.
diesem Zeitpunkt bereits eindeutig tive Meeting statt, in dem der ver­ Die Höhe der Punktzahl entscheidet, wie viele Items pro
gescheitert.« gangene Sprint zwecks methodischer Sprint bearbeitet werden.
Verbesserung in einem Fazit beurteilt
USER STORY Produkte und Backlog Items werden bei Scrum
In täglichen Scrum Meetings berich­ und der kommende Sprint gecastet durch User Stories beschrieben. Dabei geht es nicht um eine
ten alle Teammitglieder, was sie am wird. Zu diesen Meetings kann sich technische Definition, sondern darum festzuhalten, was der
vergangenen Tag erledigt haben, was jeder beim Scrum Master anmelden – User mit einer bestimmten Funktion et cetera tun will.
für den kommenden Tag geplant ist, also natürlich auch die Manager.
026 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2009)

Eben dieser Austausch war es, der


XING schon nach wenigen Wochen
überzeugte: Erstmals konnten die
Entwick­ler schon sehr früh die Früch­
te ihrer Arbeit zeigen – und das Ma­
nagement Einblick in den Fortschritt
des Projekts nehmen.
Scrum stärkt somit nicht nur den
Teamgeist, sondern sorgt auch für
Flexibilität: »Wir können jederzeit auf
neue Situationen reagieren«, erklärt
Mainusch. Zwar legt XING normaler­
weise die Aufgaben für zwei bis drei
Sprints im Voraus fest und entwickelt
natürlich auch eine langfristige Visi­
on, wo man mit den jeweiligen Tools
hinmöchte. Aber: »Der Businesswert
schwankt von Funktion zu Funktion
teilweise so stark, dass es keinen Sinn
macht, seine Zeit in eine detaillierte
Zukunftsplanung zu stecken«, erläu­
tert Mark Weber, Projektmanager bei
XING. Stattdessen lassen sich zu Be­
ginn jedes Sprints spontan neue Auf­
gaben ansetzen. Theoretisch könnte

CASE STUDY: WIE XING MIT SCRUM ENTWICKELT


// Aus einer Reihe neuer Ideen, mit
denen die Plattform XING weiter­
entwickelt und optimiert werden
sollten, stach im vergange­nen Jahr
das Feature Unternehmensprofi­le
heraus. Mit diesem neuen Tool sol­
len sich nicht nur Einzelpersonen,
mark weber Petra Schwenk Janine de jongh Tobias Geyer
sondern auch Firmen auf XING dar­ Project Manager Product Manager Manager Quality Manager Quality
stellen können. Assurance Assurance
Im Oktober 2008 führte XING
gemeinsam mit einigen Anwen­
dern erste Workshops durch und
testete die Usability anhand eines
Klick-Prototypen. Bis Ende Novem­
ber entwickelte das Unternehmen
aus diesen Analysen dann ein ini­
tiales Backlog.
Jenny lemnitz horaci Cuevas DAvid palacios abel almazán
Dabei handelt es sich im Prinzip Manager Engineering Manager Engineering Manager Engineering fernández
um eine Liste, die nach Wissens­ Barcelona Barcelona Manager Engineering
regionen geordnet ist und jedes Barcelona
ein­zelne Item als User Story be­
schreibt. Eine User Sory schildert, 1 TEAM
wie ein Anwender die unterschied­ Ein Team besteht bei XING in der Regel aus acht Personen: ein Scrum Master (Mark Weber), ein
lichen Funktionen nutzt. Diese Be­ Product Owner (Petra Schwenk), jeweils ein Mitarbeiter aus den Bereichen Qualitäts­sicherung
schreibungen ergänzte XING zum und User Experience sowie drei bis vier Programmierer. Diese Teamgröße hat sich für XING
als optimal erwiesen – zumal Scrum speziell für kleine Teams ausgelegt ist. In diesem Fall
Teil um visuelle Screenshot Dum­ stellte die Zusammenarbeit eine besondere Herausforderung dar, da drei Pro­grammierer in
mys, um die interne Kommunika­ Barcelona und einer in Hamburg saß. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, startete
tion zu erleichtern. man mit dreiwöchigen Sprints und wechselte später in einen zweiwöchigen Turnus.
PAGE eDossier 02.14 027

der Business Owner das Gesamtpro­ lich alle Einträge über Arbeitgeber aus
jekt dann sogar abbrechen, ohne dass sämt­lichen Nutzerprofilen aus und
ungetesteter Code auf irgendwelchen erzeugte ab fünf gleichlautenden Ein­
Servern herumliegt, das Gesamtpro­ trägen automatisch ein Unterneh­
jekt scheitert oder Investitionen in mens­profil. Mittlerweile können sich
den Sand gesetzt werden – denn sämt­ auch kleinere Unternehmen auf XING
liche Teilprodukte sind am Ende eines darstellen. Das heißt, es gab zunächst
Sprints, wie gesagt, releasefähig. lediglich ein Tool in einem relativ ru­
Praktisch nutzt XING diese Flexi­ dimentären Entwicklungsstadium –
bilität, um näher an den Wünschen aber es funktionierte.
ihrer Anwender entwickeln zu kön­ Parallel zu dieser Maßnahme stell­
nen: Mit der Einführung von Scrum te XING ein umfangreiches Feedback-
entschied sich XING im vergangenen Tool bereit, über das die Nutzer nicht
Herbst nämlich auch für die soge­ nur Kritik und Wünsche äußern, son­
nannte Ship-it!-Strategie. Das bedeu­ dern sich auch einen Überblick darü­
tet, dass das Unternehmen neue Fea­ ber verschaffen konnten, welche
tures bereits in der Betaphase veröf­ Punk­te den anderen Usern wichtig
fentlicht, um sie via Mitglieder-Feed­ waren – und was sich davon bei XING
back weiterzuentwickeln. gerade in der Umsetzung befand.
Denn XING nutzte genau diese Rück­
Ein Beispiel für ein solches Ship it! ist meldungen, um weitere Sprint Back­
das Feature Unternehmensprofile (sie­ logs zu casten und Prioritäten zu set­
he Seite 52 ff.). Als XIN­­G das Tool im zen. »Wir hatten natürlich auch schon
April dieses Jahres in einer ersten Be­ eine ganze Reihe von Ideen, was wir
ta­ver­sion launchte, wertete es ledig­ als Nächstes entwickeln wollten –
aber das Feedback zeigte uns so ein­
deutig, was als Nächstes in Angriff
genommen werden sollte, wie wir es
ansonsten wahrscheinlich nicht ge­
dacht hätten«, berichtet Mark Weber.
Dass es dabei auch harsche Kritik
vonseiten der Nutzer gab, war zu er­
warten. »Das war eben die große He­r­
ausforderung für das Management«,
räumt Johannes Mainusch ein. Doch
auch nach längerem Überlegen lässt
das ihn und seine Mitarbeiter nicht
an der grundsätzlichen Entschei­
dung zweifeln, denn: »Das ist Agilität
in Reinkultur«, erklärt er selbstbe­
wusst. Natürlich könne man auch oh­
ne solch einen gewagten Schritt ein
bisschen mit agilen Elementen he­
rumspielen – XING selbst hat dies vor
der Einführung von Scrum ja schließ­
lich auch getan. »Doch wenn sich das
Management nicht für diese Öffnung
entscheidet, ist es eben auch nicht
agil«, sagt Mainusch und klingt dabei
irgendwie ziemlich stolz auf die Ent­
2 ESTIMATION MEETING UND SPRINT PLANNING wicklung des Unternehmens.
Zunächst priorisierte der Project Owner die User Stories. Um die Menge der pro Sprint abzuarbeitenden Und das kann er wirklich sein an
Backlog Items festzulegen, findet ein Estimation Meeting statt, bei dem das Planning Poker eine besondere
die­sem verhangenen Sommernach­
Rolle spielt: Der Product Owner stellt ein Backlog Item nach dem anderen vor, bis das gesamte Team diese
verstanden hat. Dann einigt man sich auf ein Referenz-Item, um den Entwicklungsauf­wand jedes Backlog mittag. Denn auch wenn Schlagwör­
Items zu bestimmen. Mit den Planning-Pokerkarten bewerten die Teammitglieder in verdeckten Abstimmungs- ter wie Schwarm­intelligenz, Crowd
verfahren, als wie aufwendig sie die Entwicklung des jeweiligen Items einschätzen. Danach diskutiert das Sourcing oder das Cluetrain-Manifest
Team in einem vorgegebenen Zeitrahmen (Timebox-Prinzip) und stimmt so lange ab, bis ein einheitliches
heu­te gerne bemüht werden, erfordert
Urteil getroffen ist. Jedes Item erhält auf diese Weise eine bestimmte Anzahl Story Points. Während jedes
Sprints arbeitet das Team eine bestimmte Anzahl an Story Points ab – kann also im Umkehrschluss ermitteln, es immer noch reichlich Mut, diese
welche Tasks erledigt werden können. Werte und Überzeugungen tatsäch­
lich in der Praxis zu leben.  ik
028 PAGE eDossier 02.14 (Beitrag aus WEAVE 05.2009)

3 SCRUMY UND SPRINTS


Üblicherweise notiert der Scrum Master die
für einen Sprint festgelegten Tasks auf
farbigen Zetteln und klebt sie an der Wand
in die Kategorie »Open«. Um die Kollegen
in Barcelona einzubinden, nutzte das
XING-Team auch die Browser-Anwendung
Scrumy Pro, eine digitale Scrum-Wand.
Sobald ein Teammitglied sich an die
Bear-beitung eines Tasks macht, hängt er
den Zettel in den Bereich »In Progress«.
Ist die Aufgabe erledigt, rückt er ihn in den
Abschnitt »Done«. Ein Burndown Chart
zeigt darüber hinaus pro Sprint, wie viele
Story Points bereits erledigt sind.
Am Ende eines Sprints müssen alle Story
Points abgearbeitet sein. Fertig – oder
auch »done« – ist ein Produkt aber erst,
wenn es veröffentlicht ist, also auch
die Quali­täts­sicherung und die User
Experience ihre Aufgaben erledigt haben.

Goal: Social Networking 4 SPRINT-HISTORIE UND -RETROSPEKTIVE


Sprint #1

Sprint #2

Sprint #3

Sprint #4

Sprint #5

Beta Release Sprint #6

Sprint #7

Sprint #8

Standards Sprint für Sprint arbeitete das Team nun die verschiedenen Backlog
Start/End: 14.05.–29.05. Items ab. Wichtig: Nach jedem Sprint findet ein Retrospective
Velocity: 34/34
Meeting statt, bei dem auch methodische Probleme und Verbesse-
Selected Backlog: rungsmöglichkeiten diskutiert werden. So ergänzte XING Scrum
1. Visitors of my profile beispielsweise um das Kanban-Verfahren. Der Grund: Scrum
2. Employee Listing: add contact, funktioniert zwar bei allen Neuentwicklungen hervorragend, doch
send message, bookmark and sobald bei einem bereits veröffentlichten Produkt ein Bug
show
carreer level auftaucht, der sofort behoben werden soll, droht der ganze Sprint
3. On Demand Creation: durcheinanderzugeraten, da sich das Team ja schon auf eine
for CPs less 4 employees bestimmte Anzahl an Tasks festgelegt hatte. So entschied man
4. Track visits on single sich, bei der Maintenance dem Kanban-Prinzip zu folgen
companies
und immer nur zwei Items auf einmal abzuarbeiten. Kommt ein
unerwarteter Bug dazu, hat er Vorrang.

26.11.08 23.04.09 to be continued...

5 DAS RELEASE
Fünf Monate und sechs Sprints später war es so weit: Die erste
Unternehmensprofil-Version konnte veröffentlicht werden (rechts).
Damals wertete das Feature automatisch die Einträge aller
XING-Mitglieder über ihre Arbeitgeber aus und erstellte daraus
automatisch Unternehmensprofile. Das Neue bei diesem Release
war, dass XING erstmals auch ein spezielles Feed­back-Tool namens
User Voice einband, über das XING-Mitglieder genaue Rückmel-
dungen geben können (unten). Die Ideen und Vorschläge analysierte
das Team danach und definierte so die Tasks für die kommenden
Sprints. So stellte sich beispielsweise schnell heraus, dass
es notwendig war, die Informationen aus XING-Profilen auch dann
zu einem Unternehmensprofil zusammenzubinden, wenn die
Mitglieder die Firma unterschiedlich beschrieben hatten.
Inspiration pur!

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