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Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure
Autor: Frau Brigitte Kunze‐Beck
RECHTSFORMEN UND RECHTSFORMWAHL
Jeder, der heutzutage ein Unternehmen gründet, muss sich anfangs die Frage stellen: Welche
Rechtsform eignet sich für meine Unternehmung? Dieses Lernskript gibt Ihnen einen guten
Überblick über deutsche und zum Teil europäische Rechtsformen und die damit verbundenen Vor‐
und Nachteile für den Unternehmer. Nach der Lektüre des Lernskriptes sind Sie in der Lage, die
verschiedenen Formen zu unterscheiden, grob zu bewerten und auch unter steuerlichen Kriterien
einzuordnen. Gesetzestexte untermauern die jeweiligen Aussagen zur Rechtsform und verschiedene
Beispiele sollen Ihnen die jeweilige Rechtsform näher bringen.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 1
EINFÜHRUNG
Nach einer kurzen Vorstellung verschiedener Auswahlkriterien, die man vor der Wahl der
Rechtsform überprüfen sollte, erhalten Sie in Abschnitt 1.2 einen Überblick über die
privatrechtlichen Rechtsformen in Deutschland.
Kapitel 3 gibt einen Einblick in wesentliche steuerliche Unterschiede zwischen Personen‐ und
Kapitalgesellschaften.
Am Ende des Lernskriptes finden Sie eine kurze Zusammenfassung, ein Literaturverzeichnis und
eine Materialsammlung mit weiterführenden Links und Informationstipps. Ein abschließendes
Glossar umfasst unbekannte Begrifflichkeiten, die im Skript verwendet wurden.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 2
INHALT
1. Wahl der Rechtsform
1.1. Auswahlkriterien
2. Ausgewählte Rechtsformen
2.1.1. Einzelunternehmen
2.2. Kapitalgesellschaften
4. Zusammenfassung
6. Literatur
7. Glossar
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 3
Bei der Gründung eines Unternehmens stellt die Wahl der Rechtsform eine
wesentliche Entscheidung dar. Unter Rechtsform versteht man dabei den Aufbau
des Unternehmens in rechtlicher Hinsicht, sie stellt damit eine Art „Gerüst“ für
das Unternehmen dar. Grundsätzlich stehen verschiedene Rechtsformen zur
Verfügung, die sich grundlegend in Einzelunternehmen/Personengesellschaften
sowie in Kapitalgesellschaften einteilen lassen. Bei der Frage nach der „richtigen“
Rechtsform gibt es keine pauschale Empfehlung, jeder sollte sich abhängig von
seinen individuellen Verhältnissen, für eine passende Rechtsform entscheiden,
denn diese Entscheidung hat persönliche, steuerliche und rechtliche Folgen. Im
Laufe der Zeit kann sich – durch zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen –
eine einmal gewählte Rechtsform auch durchaus als ungeeignet oder nachteilig
herausstellen, dann sollte die Rechtsform neu überdacht und bei Bedarf geändert
werden.
Die meisten Existenzgründer (rund 70 %) entscheiden sich seit vielen Jahren für
die Rechtsform des Einzelunternehmens. Als wichtige Gründe werden häufig
geringe Gründungskosten, kein erforderliches Mindestkapital, wenig
Formalitäten bei der Gründung und große Flexibilität genannt. Vor der Wahl der
Rechtsform sollten jedoch einige Fragen geklärt werden und verschiedene
Auswahlkriterien betrachtet und kritisch verglichen werden:
a) Anzahl der Gesellschafter
Soll das Unternehmen von einer Person oder von mehreren Personen gegründet
werden? Handelt es sich dabei um Fremde oder vertraute Personen?
Wer soll das Unternehmen leiten, wer erhält Kontrollrechte? Verfügen die
Unternehmensgründer über das unternehmerische Know‐how? Soll das
Unternehmen von angestellten Mitarbeitern geführt werden? Soll für bestimmte
Entscheidungen die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich sein? Wie soll
die Geschäftsführung vergütet werden?
Wer haftet für die Schulden des Unternehmens, aber auch für eventuelle
Schadensersatzforderungen, Garantiefälle, usw.?
d) Finanzierungsmöglichkeiten
e) Veröffentlichungspflicht
f) Steuerbelastung
Darüber hinaus können sich noch viele weitere Fragen ergeben, die vor der Wahl
der Rechtsform geklärt werden sollten. Die „ideale Rechtsform“ gibt es nicht, da
grundsätzlich jede Rechtsform Vor‐ und Nachteile hat.
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„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 6
1.2 Überblick über die Rechtsformen
Betrachtet man Rechtsformen privatrechtlicher Betriebe, lassen sie sich
in Kapitalgesellschaften und
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2. AUSGEWÄHLTE RECHTSFORMEN
2.1 Einzelunternehmen und Personengesellschaft
Merke:
2.1.1 Einzelunternehmen
Rund 70% aller bestehenden Unternehmen in Deutschland sowie rund 80 % aller
Neugründungen sind nach wie vor Einzelunternehmen. Das Einzelunternehmen
ist die einfachste und ursprünglichste Rechtsform aller Unternehmen und
deshalb bei Existenzgründern sehr beliebt.
beim Einzelunternehmen nicht. Gegenüber Banken und Gläubigern genießt der
Inhaber in der Regel Vertrauen, da er persönlich unbeschränkt haftet.
Das Einzelunternehmen wird durch den Tod des Inhabers, freiwilligen Beschluss
(Liquidation) oder durch Insolvenz des Unternehmens aufgelöst.
2.1.2 Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, die auch als GbR, GdbR oder BGB‐
Gesellschaft bezeichnet wird, ist die Urform aller Personengesellschaften. Wenn
sich mehrere Personen zusammenzuschließen und ein „in kaufmännischer
Weise eingerichteter Geschäftsbetrieb“ nicht vorliegt, kann eine GbR gegründet
werden. Die gesetzliche Grundlage für diese Rechtsform ist – wie der Name schon
sagt – das Bürgerliche Gesetzbuch (vergleiche dazu §§ 705 ff. BGB). Die GbR ist
eine vertragliche Vereinigung zur Erreichung eines gemeinsamen Zwecks (für
jeden beliebigen Zweck), die auf Dauer oder auch vorübergehend gegründet
werden kann. Typische Beispiele sind das Gemeinschaftsbüro von Ingenieuren
oder Anwälten, die ärztliche Gemeinschaftspraxis, die Interessengemeinschaft,
eine Arbeitsgemeinschaft, aber auch Fahrgemeinschaft oder Wohngemeinschaft.
Schulden mehrere eine Leistung in der Weise, dass jeder die ganze
Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur
einmal zu fordern berechtigt ist (Gesamtschuldner), so kann der Gläubiger
die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu
einem Teil fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben
sämtliche Schuldner verpflichtet.
Die GbR kann weder eine „Firma“ im Sinne des HGB, das heißt einen geschützten
Firmennamen führen, noch ist eine Eintragung ins Handelsregister möglich.
Prüfungs‐ oder Publizitätsvorschriften gibt es nicht.
Grundsätzlich gilt, dass die GbR bei Ausscheiden eines Gesellschafters aufgelöst
wird, es sei denn, im Gesellschaftsvertrag wurde eine Fortsetzungsklausel
festgeschrieben. In diesem Fall kann die GbR von den verbleibenden
Gesellschaftern (mindestens zwei) fortgeführt werden.
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Weitere mögliche Gründe für die Auflösung einer GbR sind:
Zeitablauf, wenn die Gesellschaft für eine bestimmte Zeit gegründet wurde
Auflösungsbeschluss
Insolvenz
mindestens 2 Gesellschafter
Wenn eine Personengesellschaft gewerblich tätig ist und diese gewerbliche
Tätigkeit einen gewissen Umfang (vgl. Kap. 2.1.1) erreicht, scheidet die GbR als
mögliche Rechtsform aus. In diesem Fall kann die Gesellschaft in Form einer OHG
(oder einer KG) gegründet werden.
Bei einer OHG eröffnen bzw. betreiben mehrere Personen zusammen ein
Unternehmen und haften dafür alle unbeschränkt und gesamtschuldnerisch. Eine
Haftungsbeschränkung innerhalb des Gesellschaftsvertrages gegenüber Dritten
ist unwirksam.
Die OHG muss ins Handelsregister eingetragen sein und der Firmenname die
Bezeichnung „offene Handelsgesellschaft“ oder eine allgemein verständliche
Abkürzung („OHG“, „oHG“) enthalten, die das Gesellschaftsverhältnis andeutet.
Ein schriftlicher Gesellschaftsvertrag wird vom Gesetzgeber nicht ausdrücklich
vorgeschrieben, ist aber dringend zu empfehlen und in der Praxis üblich.
Die gesetzlichen Vorschriften zur OHG finden sich in §§ 105 – 160 HGB und sind,
soweit im Gesellschaftsvertrag keine andere Regelung getroffen wurde,
anzuwenden.
Jeder Gesellschafter kann grundsätzlich als Vertreter der Gesellschaft auftreten
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und ohne Mitwirkung der anderen im Namen der OHG handeln. Eine hiervon
abweichende Vereinbarung muss im Gesellschaftsvertrag festgelegt und beim
Handelsregister angemeldet werden.
Der Gesellschaftervertrag muss die Art der Geschäftstätigkeit, die Firma (Name)
der OHG, die Kündigung und das Ausscheiden eines Gesellschafters, Einlagen der
Gesellschafter und gegebenenfalls Abweichungen von der
Einzelvertretungsbefugnis jedes Gesellschafters enthalten.
Ein großer Nachteil der OHG ist in jedem Fall die unbeschränkte,
gesamtschuldnerische Haftung aller Gesellschafter, hier gilt der Grundsatz:
„Einer für alle, alle für einen“. Allerdings genießt die OHG durch die
unbeschränkte Haftung mehrerer Personen mit ihrem Privatvermögen in der
Regel eine hohe Kreditwürdigkeit, das heißt ein hohes Vertrauen bei Banken,
Kunden, Zulieferern und sonstigen Gläubigern. Rund 8 % aller Unternehmen
haben sich deshalb in Deutschland für diese Rechtsform entschieden. Der
Gesellschaftsvertrag einer OHG lässt große Spielräume zu und damit bietet sich
die OHG vor allem für kleinere Unternehmen an, in denen das Risiko
überschaubar ist und alle Gesellschafter eigenverantwortlich handeln wollen
(häufig bei Familienunternehmen). .
Für die KG gelten weitgehend ähnliche Vorschriften wie für die OHG, allerdings
liegt der wesentliche Unterschied zur OHG in der unterschiedlichen Haftung der
Gesellschafter: Mindestens ein Gesellschafter der KG, der so genannte
Komplementär, haftet persönlich und unbeschränkt mit seinem gesamten
Privatvermögen und mindestens ein Gesellschafter, der so genannte
Kommanditist haftet beschränkt nur mit seiner im Gesellschaftsvertrag
festgelegten_Kapitaleinlage.
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§ 161 HGB
Die Rechte und Pflichten der Komplementäre sind weitgehend mit denen der
OHG‐Gesellschafter vergleichbar, mehrere Komplementäre haften
gesamtschuldnerisch, grundsätzlich sind nur Komplementäre zur
Geschäftsführung befugt.
Die Kommanditisten haften nur bis zur Höhe ihrer vertraglich festgesetzten
Einlage, übersteigen die Verluste die Einlage, sind sie nicht verpflichtet, weitere
Einlagen zu tätigen. Sie sind von der Geschäftsführung ausgeschlossen, haben
jedoch ein Kontrollrecht.
Für die KG gelten die gesetzlichen Vorschriften der §§ 161 – 177a HGB,
grundsätzlich können jedoch alle Regelungen ‐ mit Ausnahme der Haftung ‐ im
Gesellschaftsvertrag modifiziert werden. Die Haftungsbeschränkung dieser
Rechtsform muss deutlich aus der Firmenbezeichnung (KG) hervorgehen, die
betragsmäßig bestimmte Haftungseinlage der Kommanditisten muss im
Handelsregister eingetragen werden.
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2.1.5 Stille Gesellschaft
Der stille Gesellschafter ist ein Kapitalgeber, der sich vertraglich durch eine
Einlage an einem Unternehmen beteiligt. Die Einlage erhöht das Eigenkapital des
Unternehmens und stellt kein Darlehen dar. Im Gegensatz zum Darlehensgeber,
der einen festen Zins erhält, ist der stille Gesellschafter am Gewinn der
Gesellschaft beteiligt. Macht das Unternehmen Verluste, werden auch diese dem
stillen Gesellschafter anteilig zugerechnet und mindern den
Rückzahlungsanspruch der Einlage bei Beendigung der Gesellschaft. Eine
Verlustbeteiligung kann jedoch vertraglich (§ 231 HGB) auch ausgeschlossen
werden.
Der stille Gesellschafter tritt – wie der Name schon andeutet ‐ nach außen nicht
in Erscheinung, es handelt sich damit, im Gegensatz zum Kommanditisten, um
eine reine Innengesellschaft. Für einen Außenstehenden Dritten ist nicht
ersichtlich, dass ein stiller Gesellschafter existiert, er wird in keinem Register
oder Verzeichnis geführt. Der stille Gesellschafter ist in der Regel von der
Geschäftsführung ausgeschlossen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in §§ 230 –
236 HGB festgehalten und lassen einen großen Freiraum zur Gestaltung der
Verträge zu. Neben der typischen stillen Gesellschaft unterscheidet man in der
Praxis noch die atypische stille Gesellschaft, bei der der stille Gesellschafter
zusätzlich an Wertsteigerungen des Betriebsvermögens beteiligt wird.
Die stille Gesellschaft bietet für ein Unternehmen eine gute Möglichkeit der
Eigenkapitalbeschaffung, gleichzeitig behält der Unternehmer seine volle
Entscheidungskompetenz. In ertragreichen Zeiten muss der Geschäftsinhaber
zwar auf Teile seines Gewinns verzichten, bei Verlust fallen keine zusätzlichen
Kapitalkosten an. Für den stillen Gesellschafter bietet diese Rechtsform den
Vorteil, nach außen nicht in Erscheinung zu treten und bei Erfolg versprechenden
Unternehmen einen Gewinnanteil zu erhalten ohne notwendigerweise am
Verlust beteiligt zu sein.......................................................................................................................
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2.2 Kapitalgesellschaften
(2) Ist vor der Eintragung im Namen der Gesellschaft gehandelt worden,
so haften die Handelnden persönlich und solidarisch.
um eine Art „Sicherungseinlage“, sondern das Unternehmen wirtschaftet mit
diesem Kapital und kann beispielsweise Maschinen, Fahrzeuge oder Rohstoffe
beschaffen. Um den Gläubigern laufend einen Einblick in die wirtschaftlichen
Verhältnisse und das haftende Eigenkapital zu geben, gilt für
Kapitalgesellschaften grundsätzlich eine so genannte „Veröffentlichungspflicht“:
die Jahresabschlüsse müssen zeitnah im elektronischen Bundesanzeiger ‐ für
jeden einsehbar ‐ veröffentlicht werden (→ siehe dazu auch
www.unternehmensregister.de).
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„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 18
anderem Firma, Sitz des Unternehmens, Zweck, Höhe des Stammkapitals,
Verteilung auf die Gesellschafter sowie eventuelle Nebenabsprachen festgelegt.
Die Geschäftsanteile der GmbH sind frei veräußerbar (soweit in der Satzung
nichts Gegenteiliges vereinbart wurde).
Die GmbH erfordert einen höheren formellen Aufwand und höhere Kosten bei
Gründung im Vergleich zu den Personengesellschaften und sie unterliegt der
Publizitätspflicht. Die Haftungsbeschränkung der GmbH führt häufig zu
Einschränkungen bei der Kreditbeschaffung. Banken fordern in der Regel
zusätzliche private Sicherheiten der Gesellschafter (wie z. B. Hypotheken und
Grundschulden oder Bürgschaften).
Als juristische Person kann die GmbH nur durch ihre Organe handeln:
der oder die Geschäftsführer vertreten das Unternehmen nach außen und
nehmen die Leitung des Unternehmens wahr
die Gesellschafterversammlung ist das oberste Organ der GmbH, das die
Geschäftsführer bestellt, entlastet und abberuft, den Jahresabschluss feststellt
und über die Gewinnverwendung entscheidet
der Aufsichtsrat ist bei der GmbH erst ab 500 Mitarbeitern erforderlich, er
hat die Aufgabe die Geschäftsführer zu überwachen
Zur Gründung einer GmbH wird ein relativ niedriges Anfangskapital benötigt,
deshalb eignet sich die GmbH gut für kleinere oder mittlere Unternehmen, wenn
die Gesellschafter ihre Haftung auf die Kapitaleinlage beschränken wollen.
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2.2.2 Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)
(1) Eine Gesellschaft, die mit einem Stammkapital gegründet wird, das den
Betrag des Mindeststammkapitals nach § 5 Abs. 1 unterschreitet, muss in
der Firma abweichend von § 4 die Bezeichnung "Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt)" oder "UG (haftungsbeschränkt)" führen.
(2) Abweichend von § 7 Abs. 2 darf die Anmeldung erst erfolgen, wenn das
Stammkapital in voller Höhe eingezahlt ist. Sacheinlagen sind
ausgeschlossen.
(3) In der Bilanz des nach den §§ 242, 264 des Handelsgesetzbuchs
aufzustellenden Jahresabschlusses ist eine gesetzliche Rücklage zu bilden,
in die ein Viertel des um einen Verlustvortrag aus dem Vorjahr geminderten
Jahresüberschusses einzustellen ist...
Der deutsche Gesetzgeber hat die Unternehmergesellschaft im Jahr 2008 vor allem
eingeführt, um eine Alternative zu der in den letzten Jahren immer beliebteren
Rechtsform der englischen „Limited“ anbieten zu können.
Die Aktiengesellschaft kann von einer oder von mehreren Personen gegründet
werden. Die Gesellschafter stellen einen Gesellschaftsvertrag auf, der vom Notar
notariell zu beurkunden ist (Satzung). Der Firmenname der Aktiengesellschaft
muss den Zusatz „Aktiengesellschaft“ bzw. „AG“ enthalten. Das Mindestkapital, das
man bei einer Aktiengesellschaft als Grundkapital bezeichnet, muss bei Gründung
mindestens 50.000 € betragen und von den Gesellschaftern aufgebracht werden.
Der Mindestnennbetrag pro Aktie beträgt 1 €. Aktien dürfen nicht unter ihrem
Nennwert ausgegeben werden, dagegen können Aktien – bei entsprechender
Nachfrage – über ihrem Nennwert (so genanntes Agio) ausgegeben werden.
Anteil am Liquidationserlös
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Der Gesetzgeber unterscheidet im Aktiengesetz verschiedene Aktienarten.
Den Aufsichtsrat als Organ zur Überwachung, Kontrolle und Beratung des
Vorstands, der die Mitglieder des Vorstandes bestimmt (ab 500 Mitarbeitern
ist bei Kapitalgesellschaften ein Teil der Aufsichtsratsmitglieder von der
Belegschaft zu wählen, das heißt, die Beschäftigten haben im Aufsichtsrat die
Möglichkeit zur Mitbestimmung im Unternehmen)
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Hohe Gründungskosten
Eine „Limited“ ist ‐ ähnlich wie die GmbH bzw. die Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt) im deutschen Recht ‐ eine Kapitalgesellschaft nach
britischen Recht mit beschränkter Haftung. Die Gründung einer Limited ist sehr
schnell (gegen Gebühr bereits innerhalb von 24 Stunden) und einfach möglich.
Als Mindestkapital reicht bereits 1 engl. Pfund aus. Soll die Gesellschaft in
Deutschland tätig sein, muss die Limited jedoch eine selbständige Niederlassung
in Deutschland haben, in das deutsche Handelsregister eingetragen werden,
ihren Jahresabschluss nach deutschem Steuerrecht erstellen und unterliegt in
Deutschland der Publizitätspflicht. Gleichzeitig muss das britische Recht und
britische Rechnungslegungsvorschriften beachtet werden. Da der laufende
Verwaltungsaufwand und die zusätzlichen Folgekosten in England deutlich über
dem laufenden Aufwand für eine UG (haftungsbeschränkt) liegen, wurde die
Limited in ihrer Bedeutung als Rechtsform für Existenzgründer seit 2008 in
Deutschland bereits weitgehend durch die UG (haftungsbeschränkt) abgelöst
(vgl. dazu auch Abbildung 1).
Die Europäische Gesellschaft (Societas Europaea) ist eine neue Rechtsform für
Unternehmen in der Europäischen Union. Durch die SE, die auch häufig als Europa‐
AG bezeichnet wird, ermöglicht die EU die Gründung von Kapitalgesellschaften
nach weitgehend einheitlichen Rechtsprinzipien. Die SE bietet europäischen
Unternehmen die Möglichkeit, EU‐weit als rechtliche Einheit aufzutreten.
Grundsätzlich können sich nur bestehende Kapitalgesellschaften aus
verschiedenen EU‐Mitgliedstaaten an der Gründung beteiligen. Durch die
Gründung einer Societas Europaea soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass
sich Gesellschaften verschiedener EU‐Mitgliedsstaaten zusammenschließen, eine
Holding errichten oder eine gemeinsame Tochtergesellschaft gründen. Das
erforderliche Mindestkapital der SE muss 120.000 € betragen und in Aktien
aufgeteilt sein. Der Firmenname muss den Zusatz „SE“ tragen. Der Sitz der SE muss
in dem Mitgliedsstaat liegen, in dem sich die Hauptverwaltung befindet. Die SE ist
verpflichtet einen Jahresabschluss nach dem Recht des Landes aufzustellen, in dem
sie ihren Sitz hat. Für Niederlassungen in weiteren Ländern sind jeweils die
dortigen Vorschriften verpflichtend. Wesentliche Vorteile der SE liegen darin, dass
sie im internationalen Geschäftsverkehr einheitlich auftreten kann, flexibler
bezüglich Unternehmensleitung und Arbeitnehmermitbestimmung ist und ihren
Sitz – z.B. aus steuerlichen Gründen ‐ innerhalb der EU flexibel verlegen kann.
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Merke:
Die Kommanditgesellschaft auf Aktien ist eine Kapitalgesellschaft, an der sowohl
mindestens ein vollhaftender Komplementär als auch Kommanditaktionäre
beteiligt sind, die nur mit ihrer Einlage bis zur Höhe des satzungsmäßig
festgelegten Grundkapitals haften. Gesetzliche Grundlage der KGaA ist das
Aktiengesetz, der Firmenname muss den Zusatz „Kommanditgesellschaft auf
Aktien“ bzw. „KGaA“ führen.
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Die Kommanditaktionäre einer KGaA sind mit den Aktionären einer AG zu
vergleichen, sie haben weitgehend die gleichen Rechte und Pflichte. Die Prüfungs‐
und Publizitätspflichten gelten wie bei der AG.
Die KGaA ist eine Kombination aus AG und KG, wobei die Kapitalgesellschaft im
Vordergrund steht. Die KGaA ermöglicht die Eigenkapitalbeschaffung über den
Kapitalmarkt bei gleichzeitiger persönlicher Bindung an den Komplementär, der
persönlich haftet und das Unternehmen leitet. Nachteilig sind die vielseitigen
gesetzlichen Reglementierungen, hohe Gründungskosten sowie hohe laufende
Kosten.
Merke:
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Der Körperschaftsteuersatz ist dagegen unabhängig von der Höhe des Gewinns
und beträgt seit 2008 15 %.
Fazit: Höhere Gewinnanteile führen bei Einzelunternehmern und
Personengesellschaftern häufig zu einer höheren Einkommensteuerbelastung als
vergleichbare Gewinne, die bei einer Kapitalgesellschaft anfallen und mit einem
einheitlichen Körperschaftsteuersatz von 15 % belastet werden.
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4. ZUSAMMENFASSUNG
1. Für einen Existenzgründer bietet sich unverändert das Einzelunternehmen
als Start in die Selbständigkeit an, da insgesamt nur sehr geringe
Gründungskosten anfallen, kein Mindestkapital vom Gesetzgeber vorgeschrieben
ist, wenig Formalitäten und Formvorschriften zu beachten sind und große
Flexibilität für diese Rechtsform sprechen. Falls allerdings bereits bei Gründung
Haftungsrisiken erkennbar sind, empfiehlt sich eine Kapitalgesellschaft, wie
beispielsweise die GmbH, mit ausreichender Eigenkapitalausstattung und
gleichzeitig beschränkter persönlicher Haftung des Unternehmers.
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Ein Gesellschafter:
Mindestens zwei Gesellschafter:
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5. INTERVIEW MIT EINEM PRAKTIKER UND
UNTERNEHMER (SCHATTDECOR)
In einem 15‐ minütigen Interview bespricht Frau Kunze‐Beck (langjährige
Lehrbeauftragte der Hochschule Rosenheim) ausgewählte Fragen zum Thema
Rechtsform mit Herrn Schatt, dem Firmengründer von Schattdecor, einem
Weltmarktführer für Dekortiefdruck aus Thansau bei Rosenheim.
Folgen Sie dem interessanten Gespräch (Video) und erfahren Sie, wie Herr Schatt
verschiedene Rechtsformen aus der Sicht des Unternehmers beurteilt und
welchen Rechtsformen er bei seinen verschiedenen Firmengründungen im In‐
und Ausland den Vorzug gab.
Viel Spaß dabei!
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6. Literatur und Material
6.1 Literatur:
6.3 Gesetzestexte:
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7. GLOSSAR
Einnahme‐Überschussrechnung: vereinfachte Gewinnermittlungsmethode
durch chronologische Aufzeichnung aller Einnahmen und Ausgaben eines
Wirtschaftsjahres