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Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure

Autor: Frau Brigitte Kunze‐Beck



RECHTSFORMEN UND RECHTSFORMWAHL






Jeder, der heutzutage ein Unternehmen gründet, muss sich anfangs die Frage stellen: Welche
Rechtsform eignet sich für meine Unternehmung? Dieses Lernskript gibt Ihnen einen guten
Überblick über deutsche und zum Teil europäische Rechtsformen und die damit verbundenen Vor‐
und Nachteile für den Unternehmer. Nach der Lektüre des Lernskriptes sind Sie in der Lage, die
verschiedenen Formen zu unterscheiden, grob zu bewerten und auch unter steuerlichen Kriterien
einzuordnen. Gesetzestexte untermauern die jeweiligen Aussagen zur Rechtsform und verschiedene
Beispiele sollen Ihnen die jeweilige Rechtsform näher bringen.

„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 1 

EINFÜHRUNG


Nach einer kurzen Vorstellung verschiedener Auswahlkriterien, die man vor der Wahl der
Rechtsform überprüfen sollte, erhalten Sie in Abschnitt 1.2 einen Überblick über die
privatrechtlichen Rechtsformen in Deutschland.

Die für Unternehmen wichtigsten Rechtsformen werden anschließend in Kapitel 2 detailliert


beschrieben und durch Beispiele erläutert. Ergänzt wird die Thematik durch ein Video, in dem Herr
Schatt verschiedene Rechtsformen aus der Sicht eines Unternehmers beurteilt.

Kapitel 3 gibt einen Einblick in wesentliche steuerliche Unterschiede zwischen Personen‐ und
Kapitalgesellschaften.

Am Ende des Lernskriptes finden Sie eine kurze Zusammenfassung, ein Literaturverzeichnis und
eine Materialsammlung mit weiterführenden Links und Informationstipps. Ein abschließendes
Glossar umfasst unbekannte Begrifflichkeiten, die im Skript verwendet wurden.













„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 2 

INHALT

1. Wahl der Rechtsform

1.1. Auswahlkriterien

1.2. Überblick über die Rechtsformen

2. Ausgewählte Rechtsformen

2.1. Einzelunternehmen und Personengesellschaft

2.1.1. Einzelunternehmen

2.1.2. Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

2.1.3. Offene Handelsgesellschaft (OHG)

2.1.4. Kommanditgesellschaft (KG)

2.1.5. Stille Gesellschaft

2.2. Kapitalgesellschaften

2.2.1. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

2.2.2. Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)

2.2.3. Aktiengesellschaft (AG)

2.2.4. Besondere Kapitalgesellschaften

2.3. Gemischte Rechtsform

2.3.1. GmbH & Co KG

2.3.2. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA)

3. Steuerbelastung als wichtiges Kriterium der Rechtsformwahl

4. Zusammenfassung

5. Interview mit einem Praktiker und Unternehmer (Schattdecor)

6. Literatur

7. Glossar



„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 3 

1. WAHL DER RECHTSFORM


1.1 Auswahlkriterien

Bei der Gründung eines Unternehmens stellt die Wahl der Rechtsform eine
wesentliche Entscheidung dar. Unter Rechtsform versteht man dabei den Aufbau
des Unternehmens in rechtlicher Hinsicht, sie stellt damit eine Art „Gerüst“ für
das Unternehmen dar. Grundsätzlich stehen verschiedene Rechtsformen zur
Verfügung, die sich grundlegend in Einzelunternehmen/Personengesellschaften
sowie in Kapitalgesellschaften einteilen lassen. Bei der Frage nach der „richtigen“
Rechtsform gibt es keine pauschale Empfehlung, jeder sollte sich abhängig von
seinen individuellen Verhältnissen, für eine passende Rechtsform entscheiden,
denn diese Entscheidung hat persönliche, steuerliche und rechtliche Folgen. Im
Laufe der Zeit kann sich – durch zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen –
eine einmal gewählte Rechtsform auch durchaus als ungeeignet oder nachteilig
herausstellen, dann sollte die Rechtsform neu überdacht und bei Bedarf geändert
werden.

Die meisten Existenzgründer (rund 70 %) entscheiden sich seit vielen Jahren für
die Rechtsform des Einzelunternehmens. Als wichtige Gründe werden häufig
geringe Gründungskosten, kein erforderliches Mindestkapital, wenig
Formalitäten bei der Gründung und große Flexibilität genannt. Vor der Wahl der
Rechtsform sollten jedoch einige Fragen geklärt werden und verschiedene
Auswahlkriterien betrachtet und kritisch verglichen werden:


a) Anzahl der Gesellschafter
Soll das Unternehmen von einer Person oder von mehreren Personen gegründet
werden? Handelt es sich dabei um Fremde oder vertraute Personen?

b) Leitungs‐ und Kontrollbefugnis

Wer soll das Unternehmen leiten, wer erhält Kontrollrechte? Verfügen die
Unternehmensgründer über das unternehmerische Know‐how? Soll das
Unternehmen von angestellten Mitarbeitern geführt werden? Soll für bestimmte
Entscheidungen die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich sein? Wie soll
die Geschäftsführung vergütet werden?

c) Haftungsumfang der Eigenkapitalgeber

Wer haftet für die Schulden des Unternehmens, aber auch für eventuelle
Schadensersatzforderungen, Garantiefälle, usw.?

Haftet nur das Betriebsvermögen oder haften die Unternehmensgründer auch


mit ihrem gesamten (!) Privatvermögen?
Wie risikoreich ist voraussichtlich das geplante Vorhaben?
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 4 

 
d) Finanzierungsmöglichkeiten

Können die Unternehmensgründer das nötige Kapital allein aufbringen?


Sind weitere Eigenkapitalgeber wie z. B. stille Gesellschafter wünschenswert?
Wie ist die Kreditwürdigkeit zu beurteilen?

Beim Einzelunternehmen steht nur der Unternehmer als Eigenkapitalgeber zur


Verfügung, das heißt, das Eigenkapital ist von der Höhe seines persönlichen
Vermögens abhängig. Hat der Unternehmer bereits sein gesamtes
Privatvermögen ins Unternehmen eingebracht, scheitern weitere geplante
Investitionen meistens am fehlenden Eigenkapital.

Je mehr Eigenkapitalgeber zur Verfügung stehen ‐ wie beispielsweise in der


Aktiengesellschaft ‐ umso besser kann die Eigenkapitalbasis ausgestattet werden.
Mit der Höhe des vorhandenen Eigenkapitals verbessern sich in der Regel auch
die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten von Banken und anderen Kreditgebern.

e) Veröffentlichungspflicht

Wer muss seine Jahresabschlüsse veröffentlichen? Da Kapitalgesellschaften nur


mit ihrem Betriebsvermögen haften, hat der Gesetzgeber eine
Veröffentlichungspflicht für alle Kapitalgesellschaften vorgeschrieben. Dadurch
können sich Geschäftspartner, Gläubiger oder Gesellschafter schnell und
problemlos über die wirtschaftlichen Verhältnisse einer Firma informieren. Seit
2007 müssen veröffentlichungspflichtige Unternehmen ihre Bilanzen im Internet
(„elektronischer Bundesanzeiger“) veröffentlichen.

f) Steuerbelastung

Gibt es je nach Rechtsform steuerliche Unterschiede?

Das Steuerrecht in Deutschland macht wesentliche Unterschiede bei der


Besteuerung von Einzelunternehmen/Personengesellschaften und
Kapitalgesellschaften. Vor der Wahl der Rechtsform ist es deshalb wichtig, sich
mit grundlegenden steuerrechtlichen Begriffen und den steuerlichen
Konsequenzen auseinanderzusetzen.

Darüber hinaus können sich noch viele weitere Fragen ergeben, die vor der Wahl
der Rechtsform geklärt werden sollten. Die „ideale Rechtsform“ gibt es nicht, da
grundsätzlich jede Rechtsform Vor‐ und Nachteile hat.

„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 5 

Abbildung 1: Unternehmensgründungen in Deutschland unterteilt nach


Rechtsformen

Abbildung 2: Anzahl und Umsatz der bestehenden Unternehmen in


Deutschland (2007)


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 6 

 
1.2 Überblick über die Rechtsformen

Betrachtet man Rechtsformen privatrechtlicher Betriebe, lassen sie sich

 in Einzelunternehmen und Personengesellschaften,

 in Kapitalgesellschaften und

 in besondere Gesellschaftsformen einteilen.

Daneben haben sich „Mischformen“ entwickelt, die die Vorteile verschiedener


Rechtsformen miteinander kombinieren.

Abbildung 3: Übersicht über die Rechtsformen privatrechtlicher Betriebe

Im Folgenden werden ausgewählte Rechtsformen privatrechtlicher Betriebe


vorgestellt.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 7 


2. AUSGEWÄHLTE RECHTSFORMEN
2.1 Einzelunternehmen und Personengesellschaft

Typisches Merkmal von Einzelunternehmen und Personengesellschaften ist, dass


mindestens eine Person unbeschränkt mit ihrem gesamten Privatvermögen
haftet und nur diese „Vollhafter“ zur Geschäftsführung befugt sind. Für
Einzelunternehmen und Personengesellschaften besteht in der Regel keine
Prüfungspflicht oder Publizitätspflicht bezüglich des Jahresabschlusses, das heißt
die Öffentlichkeit erhält keinen Einblick in Umsatz oder Gewinn des
Unternehmens, eine Ausnahme bilden Großunternehmen.
Die durch Einzelunternehmen oder Personengesellschaften erwirtschafteten
Gewinne unterliegen direkt bei den Gesellschaftern der Einkommensteuer. Die
Einkünfte werden – unabhängig davon, ob der Gewinn entnommen wird oder im
Unternehmen bleibt – der Besteuerung mit dem gleichen Steuersatz unterworfen.

Merke:

 Mindestens ein Gesellschafter haftet voll mit seinem gesamten


Privatvermögen.

 Nur Vollhafter sind zur Geschäftsführung befugt.

 In der Regel keine Prüfungspflicht oder Publizitätspflicht.

2.1.1 Einzelunternehmen


Rund 70% aller bestehenden Unternehmen in Deutschland sowie rund 80 % aller
Neugründungen sind nach wie vor Einzelunternehmen. Das Einzelunternehmen
ist die einfachste und ursprünglichste Rechtsform aller Unternehmen und
deshalb bei Existenzgründern sehr beliebt.

Dabei bezeichnet man als Einzelunternehmen zunächst im weiteren Sinn jede


selbstständige Tätigkeit einer einzelnen, natürlichen Person – gleichgültig ob
beispielsweise Landwirt, Handwerker, Rechtsanwalt, Arzt oder beratender
Ingenieur. Das Einzelunternehmen entsteht automatisch in dem Moment, in dem
der Unternehmer (Inhaber) seine Tätigkeit aufnimmt.
Wenn es sich bei dieser Tätigkeit um einen Gewerbebetrieb (zum Beispiel
Handwerks‐ oder Industriebetrieb) handelt, ist der Einzelunternehmer
verpflichtet, sein Gewerbe beim örtlichen Gewerbeamt anzumelden.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 8 

§ 15 Abs. 2 EStG Einkünfte aus Gewerbebetrieb


Eine selbständige nachhaltige Betätigung, die mit der Absicht, Gewinn zu
erzielen, unternommen wird und sich als Beteiligung am allgemeinen
wirtschaftlichen Verkehr darstellt, ist Gewerbebetrieb, wenn die
Betätigung weder als Ausübung von Land‐ und Forstwirtschaft noch als
Ausübung eines freien Berufs noch als eine andere selbständige Arbeit
anzusehen ist.

Solange es sich bei dem Gewerbebetrieb um ein Kleingewerbe (zum Beispiel


Kiosk, Imbissbude) oder einen Existenzgründer handelt, sich das Geschäft also in
überschaubarem Umfang hält, ist der Inhaber nicht verpflichtet, sein
Unternehmen ins Handelsregister einzutragen (§ 2 HGB).
Erfordert das Unternehmen jedoch einen „in kaufmännischer Weise
eingerichteten Geschäftsbetrieb“, ist die Kaufmannseigenschaft nach § 1 HGB
gegeben. Für die Abgrenzung gibt es keine allgemeinen Maßstäbe, als
Anhaltspunkte dienen häufig Umsatz und Gewinn des Unternehmens (im
Zweifelsfall gelten dabei die Grenzen der doppelten Buchführung, vergleiche
dazu § 141 Abgabenordnung: Umsatz von mehr als 500.000 Euro oder Gewinn
von mehr als 50.000 Euro im Wirtschaftsjahr). In diesem Fall muss der Inhaber
einen Eintrag im Handelsregister vornehmen lassen, womit weitere Rechte und
Pflichten eines Kaufmanns verbunden sind. Der frei wählbare Firmenname ist um
den Zusatz „eingetragener Kaufmann“ oder „eingetragene Kauffrau“ bzw. „e. K.“
zu ergänzen.

Für Einzelunternehmen bestehen keine besonderen Rechtsvorschriften, es gelten


die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) und für eingetragene
Kaufleute die allgemeinen Regeln des Handelsgesetzbuches (HGB).

Ein wesentlicher Vorteil des Einzelunternehmens ist die sehr einfache und
kostengünstige Gründung. Sie erfolgt formlos, neben Gebühren für
Gewerbeanmeldung und Handelsregister fallen in der Regel keine weiteren
Gründungskosten an. Der Gesetzgeber schreibt für das Einzelunternehmen kein
Mindestkapital vor.

Der eingetragene Kaufmann unterliegt wie jedes Unternehmen der allgemeinen


Buchführungspflicht. Es besteht jedoch keine Prüfungspflicht oder
Publizitätspflicht bezüglich des Jahresabschlusses, das bedeutet, dass die
Öffentlichkeit keinen Einblick in Umsatz oder Gewinn des Unternehmens erhält.

Ein weiterer Vorteil des Einzelunternehmens ist die umfangreiche Flexibilität. Zu


jeder Zeit und ohne Beschränkungen sind Entnahmen aus dem
Betriebsvermögen oder Einlagen in das Betriebsvermögen möglich.
Der Inhaber kann schnell und unabhängig entscheiden und der Gewinn steht dem
Unternehmer in voller Höhe zu. Umfangreiche gesetzliche Vorschriften gibt es
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 9 

 
beim Einzelunternehmen nicht. Gegenüber Banken und Gläubigern genießt der
Inhaber in der Regel Vertrauen, da er persönlich unbeschränkt haftet.

Mit der Gründung seines Einzelunternehmens wird der Teil des


Privatvermögens, den der Inhaber dem Unternehmen zur Verfügung stellt, zum
Betriebsvermögen. Der Einzelunternehmer haftet darüber hinaus jedoch stets
unbeschränkt und persönlich mit seinem gesamten Vermögen, das heißt auch mit
seinem ganzen Privatvermögen für sämtliche Schulden (Verluste, Schadensersatz
etc.) seines Unternehmens. Eine Haftungsbeschränkung gibt es beim
Einzelunternehmen nicht und ist damit der entscheidende Nachteil des
Einzelunternehmens. Der Einzelunternehmer trägt das gesamte Risiko allein.

Ein weiterer Nachteil ist die begrenzte Kapitalkraft, da der Kreditspielraum


durch die privaten Vermögensverhältnisse des Inhabers in der Regel begrenzt
sind und es nicht möglich ist durch Aufnahme von weiteren Gesellschaftern, mit
Ausnahme von stillen Gesellschaftern, die Kapitalkraft zu erhöhen.
Verträge – wie Arbeits‐, Miet‐ oder Pachtverträge ‐ zwischen dem Inhaber und
dem Einzelunternehmen werden steuerlich nicht anerkannt (im Gegensatz zur
Kapitalgesellschaft), so dass beispielsweise der Unternehmerlohn nicht als
Betriebsausgabe geltend gemacht werden kann und damit nicht abzugsfähig ist.
Die durch das Einzelunternehmen erwirtschafteten Gewinne unterliegen direkt
beim Inhaber der Einkommensteuer, unabhängig davon, ob sie entnommen
werden oder im Unternehmen bleiben.


Das Einzelunternehmen wird durch den Tod des Inhabers, freiwilligen Beschluss
(Liquidation) oder durch Insolvenz des Unternehmens aufgelöst.

Merke ‐ Typische Kennzeichen Einzelunternehmen:



 Ein Gesellschafter
 häufigste Rechtsform
Vorteile:
 Gründung einfach und mit geringen Kosten
 Flexible Handhabung
 keine Publizitätspflicht
Nachteile:
 Unternehmer trägt das Risiko allein!
 Unbeschränkte persönliche Haftung
 Verträge werden wegen Personenidentität steuerlich nicht
anerkannt

„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 10 

 
2.1.2 Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, die auch als GbR, GdbR oder BGB‐
Gesellschaft bezeichnet wird, ist die Urform aller Personengesellschaften. Wenn
sich mehrere Personen zusammenzuschließen und ein „in kaufmännischer
Weise eingerichteter Geschäftsbetrieb“ nicht vorliegt, kann eine GbR gegründet
werden. Die gesetzliche Grundlage für diese Rechtsform ist – wie der Name schon
sagt – das Bürgerliche Gesetzbuch (vergleiche dazu §§ 705 ff. BGB). Die GbR ist
eine vertragliche Vereinigung zur Erreichung eines gemeinsamen Zwecks (für
jeden beliebigen Zweck), die auf Dauer oder auch vorübergehend gegründet
werden kann. Typische Beispiele sind das Gemeinschaftsbüro von Ingenieuren
oder Anwälten, die ärztliche Gemeinschaftspraxis, die Interessengemeinschaft,
eine Arbeitsgemeinschaft, aber auch Fahrgemeinschaft oder Wohngemeinschaft.

Bei Gründung reicht ein mündlicher Gesellschaftsvertrag grundsätzlich aus, ein


schriftlicher Gesellschaftsvertrag ist empfehlenswert. Für die GbR wird vom
Gesetzgeber kein Mindestkapital vorgeschrieben. Soweit im Gesellschaftsvertrag
keine andere Vereinbarung getroffen wird, liegt die Leitung bei allen
Gesellschaftern gemeinsam, alle Gesellschafter haben eine gleichhohe Einlage zu
leisten und alle Gesellschafter sind in gleicher Höhe am Gewinn und Verlust
beteiligt. Darüber hinaus haften jedoch alle Gesellschafter unbeschränkt und
gesamtschuldnerisch, das heißt, dass jeder einzelne Gesellschafter nach außen
für alle Schulden der Gesellschaft haften muss. Dieser Gesellschafter hat dann –
im Innenverhältnis ‐ Ausgleichsansprüche gegenüber den Mitgesellschaftern.

§ 421 BGB Gesamtschuldner

Schulden mehrere eine Leistung in der Weise, dass jeder die ganze
Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur
einmal zu fordern berechtigt ist (Gesamtschuldner), so kann der Gläubiger
die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu
einem Teil fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben
sämtliche Schuldner verpflichtet.

Die GbR kann weder eine „Firma“ im Sinne des HGB, das heißt einen geschützten
Firmennamen führen, noch ist eine Eintragung ins Handelsregister möglich.
Prüfungs‐ oder Publizitätsvorschriften gibt es nicht.

Grundsätzlich gilt, dass die GbR bei Ausscheiden eines Gesellschafters aufgelöst
wird, es sei denn, im Gesellschaftsvertrag wurde eine Fortsetzungsklausel
festgeschrieben. In diesem Fall kann die GbR von den verbleibenden
Gesellschaftern (mindestens zwei) fortgeführt werden.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 11 

 
Weitere mögliche Gründe für die Auflösung einer GbR sind:

 Zeitablauf, wenn die Gesellschaft für eine bestimmte Zeit gegründet wurde

 Erreichung des Gesellschaftszwecks

 Auflösungsbeschluss

 Insolvenz

Merke ‐ Typische Kennzeichen GbR:

 Vertragliche Vereinigung zur Erreichung eines gemeinsamen


Zwecks

 mindestens 2 Gesellschafter

 keine Firma, kein Handelsregistereintrag möglich

 Gesellschafter haften unbeschränkt und gesamtschuldnerisch

 gesetzliche Grundlage: BGB

2.1.3 Offene Handelsgesellschaft (OHG)


Wenn eine Personengesellschaft gewerblich tätig ist und diese gewerbliche
Tätigkeit einen gewissen Umfang (vgl. Kap. 2.1.1) erreicht, scheidet die GbR als
mögliche Rechtsform aus. In diesem Fall kann die Gesellschaft in Form einer OHG
(oder einer KG) gegründet werden.

Bei einer OHG eröffnen bzw. betreiben mehrere Personen zusammen ein
Unternehmen und haften dafür alle unbeschränkt und gesamtschuldnerisch. Eine
Haftungsbeschränkung innerhalb des Gesellschaftsvertrages gegenüber Dritten
ist unwirksam.

Die OHG muss ins Handelsregister eingetragen sein und der Firmenname die
Bezeichnung „offene Handelsgesellschaft“ oder eine allgemein verständliche
Abkürzung („OHG“, „oHG“) enthalten, die das Gesellschaftsverhältnis andeutet.
Ein schriftlicher Gesellschaftsvertrag wird vom Gesetzgeber nicht ausdrücklich
vorgeschrieben, ist aber dringend zu empfehlen und in der Praxis üblich.
Die gesetzlichen Vorschriften zur OHG finden sich in §§ 105 – 160 HGB und sind,
soweit im Gesellschaftsvertrag keine andere Regelung getroffen wurde,
anzuwenden.
Jeder Gesellschafter kann grundsätzlich als Vertreter der Gesellschaft auftreten
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 12 

 
und ohne Mitwirkung der anderen im Namen der OHG handeln. Eine hiervon
abweichende Vereinbarung muss im Gesellschaftsvertrag festgelegt und beim
Handelsregister angemeldet werden. 

Der Gesellschaftervertrag muss die Art der Geschäftstätigkeit, die Firma (Name)
der OHG, die Kündigung und das Ausscheiden eines Gesellschafters, Einlagen der
Gesellschafter und gegebenenfalls Abweichungen von der
Einzelvertretungsbefugnis jedes Gesellschafters enthalten.

Falls die Gewinnverteilung nicht im Gesellschaftsvertrag geregelt wird, gilt nach §


121 HGB, dass jeder Gesellschafter eine 4 %‐ige Verzinsung auf seine ein‐
gebrachte Kapitaleinlage erhält und der Restgewinn gleichmäßig („nach Köpfen“)
auf alle Gesellschafter verteilt wird:

Ein großer Nachteil der OHG ist in jedem Fall die unbeschränkte,
gesamtschuldnerische Haftung aller Gesellschafter, hier gilt der Grundsatz:
„Einer für alle, alle für einen“. Allerdings genießt die OHG durch die
unbeschränkte Haftung mehrerer Personen mit ihrem Privatvermögen in der
Regel eine hohe Kreditwürdigkeit, das heißt ein hohes Vertrauen bei Banken,
Kunden, Zulieferern und sonstigen Gläubigern. Rund 8 % aller Unternehmen
haben sich deshalb in Deutschland für diese Rechtsform entschieden. Der
Gesellschaftsvertrag einer OHG lässt große Spielräume zu und damit bietet sich
die OHG vor allem für kleinere Unternehmen an, in denen das Risiko
überschaubar ist und alle Gesellschafter eigenverantwortlich handeln wollen
(häufig bei Familienunternehmen). .

Merke ‐ Typische Kennzeichen einer OHG:

 alle OHG‐Gesellschafter haften persönlich, unbeschränkt und


gesamtschuldnerisch, deshalb i.d.R. großes Vertrauen bei
Gläubigern

 Gesellschaftsvertrag lässt große Spielräume zu,

 bietet sich für kleinere Unternehmen an

2.1.4 Kommanditgesellschaft (KG)

Für die KG gelten weitgehend ähnliche Vorschriften wie für die OHG, allerdings
liegt der wesentliche Unterschied zur OHG in der unterschiedlichen Haftung der
Gesellschafter: Mindestens ein Gesellschafter der KG, der so genannte
Komplementär, haftet persönlich und unbeschränkt mit seinem gesamten
Privatvermögen und mindestens ein Gesellschafter, der so genannte
Kommanditist haftet beschränkt nur mit seiner im Gesellschaftsvertrag
festgelegten_Kapitaleinlage.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 13 

§ 161 HGB

(1) Eine Gesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb eines


Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist, ist
eine Kommanditgesellschaft, wenn bei einem oder bei einigen von
den Gesellschaftern die Haftung gegenüber den
Gesellschaftsgläubigern auf den Betrag einer bestimmten
Vermögenseinlage beschränkt ist (Kommanditisten), während bei
dem anderen Teil der Gesellschafter eine Beschränkung der
Haftung nicht stattfindet (persönlich haftende Gesellschafter).

(2) Soweit nicht in diesem Abschnitt ein anderes vorgeschrieben


ist, finden auf die Kommanditgesellschaft die für die offene
Handelsgesellschaft geltenden Vorschriften Anwendung.

Die Rechte und Pflichten der Komplementäre sind weitgehend mit denen der
OHG‐Gesellschafter vergleichbar, mehrere Komplementäre haften
gesamtschuldnerisch, grundsätzlich sind nur Komplementäre zur
Geschäftsführung befugt.

Die Kommanditisten haften nur bis zur Höhe ihrer vertraglich festgesetzten
Einlage, übersteigen die Verluste die Einlage, sind sie nicht verpflichtet, weitere
Einlagen zu tätigen. Sie sind von der Geschäftsführung ausgeschlossen, haben
jedoch ein Kontrollrecht.

Für die KG gelten die gesetzlichen Vorschriften der §§ 161 – 177a HGB,
grundsätzlich können jedoch alle Regelungen ‐ mit Ausnahme der Haftung ‐ im
Gesellschaftsvertrag modifiziert werden. Die Haftungsbeschränkung dieser
Rechtsform muss deutlich aus der Firmenbezeichnung (KG) hervorgehen, die
betragsmäßig bestimmte Haftungseinlage der Kommanditisten muss im
Handelsregister eingetragen werden.

Die KG bietet eine relativ gute Möglichkeit der Eigenkapitalbeschaffung durch


Aufnahme von Kommanditisten, da deren Haftung auf ihre Kapitaleinlage
beschränkt ist und eine persönliche Haftung entfällt
Eine Variante stellt die so genannte GmbH & Co. KG da, bei der als Komplementär
eine GmbH auftritt (siehe dazu Kapitel 2.3.1).




„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 14 

Merke ‐ Typische Kennzeichen einer KG:

 ähnliche Vorschriften wie die OHG, aber unterschiedliche Haftung


der KG‐Gesellschafter

 mindestens ein Gesellschafter haftet unbeschränkt mit seinem


Privatvermögen = sog. Komplementär

 mindestens ein Gesellschafter haftet beschränkt nur mit seiner


Einlage
= sog. Kommanditist



2.1.5 Stille Gesellschaft

Der stille Gesellschafter ist ein Kapitalgeber, der sich vertraglich durch eine
Einlage an einem Unternehmen beteiligt. Die Einlage erhöht das Eigenkapital des
Unternehmens und stellt kein Darlehen dar. Im Gegensatz zum Darlehensgeber,
der einen festen Zins erhält, ist der stille Gesellschafter am Gewinn der
Gesellschaft beteiligt. Macht das Unternehmen Verluste, werden auch diese dem
stillen Gesellschafter anteilig zugerechnet und mindern den
Rückzahlungsanspruch der Einlage bei Beendigung der Gesellschaft. Eine
Verlustbeteiligung kann jedoch vertraglich (§ 231 HGB) auch ausgeschlossen
werden.
Der stille Gesellschafter tritt – wie der Name schon andeutet ‐ nach außen nicht
in Erscheinung, es handelt sich damit, im Gegensatz zum Kommanditisten, um
eine reine Innengesellschaft. Für einen Außenstehenden Dritten ist nicht
ersichtlich, dass ein stiller Gesellschafter existiert, er wird in keinem Register
oder Verzeichnis geführt. Der stille Gesellschafter ist in der Regel von der
Geschäftsführung ausgeschlossen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in §§ 230 –
236 HGB festgehalten und lassen einen großen Freiraum zur Gestaltung der
Verträge zu. Neben der typischen stillen Gesellschaft unterscheidet man in der
Praxis noch die atypische stille Gesellschaft, bei der der stille Gesellschafter
zusätzlich an Wertsteigerungen des Betriebsvermögens beteiligt wird.

Die stille Gesellschaft bietet für ein Unternehmen eine gute Möglichkeit der
Eigenkapitalbeschaffung, gleichzeitig behält der Unternehmer seine volle
Entscheidungskompetenz. In ertragreichen Zeiten muss der Geschäftsinhaber
zwar auf Teile seines Gewinns verzichten, bei Verlust fallen keine zusätzlichen
Kapitalkosten an. Für den stillen Gesellschafter bietet diese Rechtsform den
Vorteil, nach außen nicht in Erscheinung zu treten und bei Erfolg versprechenden
Unternehmen einen Gewinnanteil zu erhalten ohne notwendigerweise am
Verlust beteiligt zu sein.......................................................................................................................

„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 15 

Merke ‐ Typische Kennzeichen eines stillen Gesellschafters:

 Der stille Gesellschafter tritt nach außen nicht in Erscheinung

 er erhält eine Gewinnbeteiligung

 eine Verlustbeteiligung kann vertraglich ausgeschlossen werden

2.2 Kapitalgesellschaften

Bei Kapitalgesellschaften handelt es sich – im Gegensatz zu den


Personengesellschaften ‐ um eigenständige so genannte „juristische Personen“.
Kapitalgesellschaften entstehen erst durch Eintragung ins Handelsregister, das
heißt, bis zu diesem Zeitpunkt haften die Gesellschafter noch persönlich, ab
Eintragung ins Handelsregister haftet die Kapitalgesellschaft als eigene
Rechtspersönlichkeit.

§ 11 GmbHG Rechtszustand vor der Eintragung


(1) Vor der Eintragung in das Handelsregister des Sitzes der Gesellschaft
besteht die Gesellschaft mit beschränkter Haftung als solche nicht.

(2) Ist vor der Eintragung im Namen der Gesellschaft gehandelt worden,
so haften die Handelnden persönlich und solidarisch.

Kapitalgesellschaften haben selbst Rechte und Pflichten, können Verträge


abschließen, klagen und selbst verklagt werden. Entsprechend werden auch
Verträge, die zwischen den Gesellschaftern und der Kapitalgesellschaft
geschlossen werden, steuerlich anerkannt. Arbeitsverträge, Mietverträge oder
Darlehensverträge zwischen den Gesellschaftern und der Kapitalgesellschaft sind
damit grundsätzlich bei der Kapitalgesellschaft abzugsfähig und wirken sich
gewinnmindernd aus.

Für Unternehmensverbindlichkeiten haften nicht mehr die Gesellschafter,


sondern die Kapitalgesellschaft als eigene juristische Person mit ihrem
Eigenkapital. Eine weitere Haftung der Gesellschafter besteht bei
Kapitalgesellschaften nicht. Bei Gründung muss die Kapitalgesellschaft deshalb
mit einem eigenem „Startkapital“ ausgestattet werden, das von den
Gesellschaftern aufgebracht werden muss. Es handelt sich bei dabei jedoch nicht
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 16 

 
um eine Art „Sicherungseinlage“, sondern das Unternehmen wirtschaftet mit
diesem Kapital und kann beispielsweise Maschinen, Fahrzeuge oder Rohstoffe
beschaffen. Um den Gläubigern laufend einen Einblick in die wirtschaftlichen
Verhältnisse und das haftende Eigenkapital zu geben, gilt für
Kapitalgesellschaften grundsätzlich eine so genannte „Veröffentlichungspflicht“:
die Jahresabschlüsse müssen zeitnah im elektronischen Bundesanzeiger ‐ für
jeden einsehbar ‐ veröffentlicht werden (→ siehe dazu auch
www.unternehmensregister.de).

§ 325 HGB Offenlegung

(1) Die gesetzlichen Vertreter von Kapitalgesellschaften haben für diese


den Jahresabschluss beim Betreiber des Bundesanzeigers elektronisch
einzureichen. Er ist unverzüglich nach seiner Vorlage an die Gesellschafter,
jedoch spätestens vor Ablauf des zwölften Monats des dem
Abschlussstichtag nachfolgenden Geschäftsjahrs, mit dem
Bestätigungsvermerk oder dem Vermerk über dessen Versagung
einzureichen. …

Vor Veröffentlichung müssen die Jahresabschlüsse durch einen Abschlussprüfer


(Wirtschaftsprüfer) geprüft werden. Grundsätzlich gilt: „Je größer die
Kapitalgesellschaft ist und je größer das Risiko für die Gläubiger ist, umso
strenger sind die Publizitäts‐ und Prüfungspflichten“.

Die Gesellschafter haben – anders als bei den Personengesellschaften ‐ nicht


mehr automatisch die Leitungsbefugnis. Die Gesellschafter müssen natürliche
Personen mit der Geschäftsführung beauftragen, man spricht von einer so
genannten „Organbestellung“. Die Kapitalgesellschaften sind selbständige
Steuersubjekte, ihr Gewinn unterliegt der so genannten „Körperschaftsteuer“.
(siehe dazu Kapitel 3)


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 17 

Merke ‐ Typische Kennzeichen einer KG:

 Die Kapitalgesellschaft ist eine eigenständige „juristische Person“

 Nicht die Gesellschafter haften, sondern die Kapitalgesellschaft

 Bei Gründung ist ein bestimmtes Mindestkapital vorgeschrieben

 Eintragung ins Handelsregister erforderlich

 Zum Schutz der Gläubiger: Veröffentlichungspflicht der


Jahresabschlüsse im elektronischen Bundesanzeiger

 Die Gesellschafter haben nicht automatisch die Leitungsbefugnis

 Anteile an der Kapitalgesellschaft sind übertragbar

 Verträge zwischen den Gesellschaftern und der Kapitalgesellschaft


werden steuerlich anerkannt

 Kapitalgesellschaften sind selbständige Steuersubjekte, ihr Gewinn


unterliegt der Körperschaftsteuer

Nachfolgend haben wir Ihnen eine Konzernbilanz der Firma Schattdecor


(Geschäftsjahr 2010) als exemplarisches Beispiel für die Veröffentlichung von
Jahresabschlüssen aufgeführt.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 18 

Abbildung 4: Auszug aus „www.unternehmensregister.de“ – Firma


Schattdecor AG

2.2.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Die häufigste Form der Kapitalgesellschaft in Deutschland ist die Gesellschaft


mit beschränkter Haftung, eine Rechtsform mit weitgehendem
Haftungsausschluss für die Gesellschafter, die sich gut für kleine und mittlere
Unternehmen eignet. Die gesetzliche Grundlage bildet das GmbH‐Gesetz
(GmbHG). Ein Gesellschafter reicht zur Gründung einer GmbH bereits aus. Der
oder die Gesellschafter müssen bei Gründung das so genannte Stammkapital in
Höhe von insgesamt mindestens 25.000,‐ € aufbringen(vgl. dazu auch § 7
GmbHG).
Der Firmenname muss die Bezeichnung „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“
oder eine entsprechende Abkürzung enthalten (§ 4 GmbHG). Zur Gründung einer
GmbH ist eine so genannte „Satzung“ erforderlich, das heißt ein
Gesellschaftsvertrag mit notarieller Beurkundung. In dieser Satzung wird unter
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 19 

 
anderem Firma, Sitz des Unternehmens, Zweck, Höhe des Stammkapitals,
Verteilung auf die Gesellschafter sowie eventuelle Nebenabsprachen festgelegt.
Die Geschäftsanteile der GmbH sind frei veräußerbar (soweit in der Satzung
nichts Gegenteiliges vereinbart wurde).


Die GmbH erfordert einen höheren formellen Aufwand und höhere Kosten bei
Gründung im Vergleich zu den Personengesellschaften und sie unterliegt der
Publizitätspflicht. Die Haftungsbeschränkung der GmbH führt häufig zu
Einschränkungen bei der Kreditbeschaffung. Banken fordern in der Regel
zusätzliche private Sicherheiten der Gesellschafter (wie z. B. Hypotheken und
Grundschulden oder Bürgschaften).

Als juristische Person kann die GmbH nur durch ihre Organe handeln:

 der oder die Geschäftsführer vertreten das Unternehmen nach außen und
nehmen die Leitung des Unternehmens wahr

 die Gesellschafterversammlung ist das oberste Organ der GmbH, das die
Geschäftsführer bestellt, entlastet und abberuft, den Jahresabschluss feststellt
und über die Gewinnverwendung entscheidet

 der Aufsichtsrat ist bei der GmbH erst ab 500 Mitarbeitern erforderlich, er
hat die Aufgabe die Geschäftsführer zu überwachen

Zur Gründung einer GmbH wird ein relativ niedriges Anfangskapital benötigt,
deshalb eignet sich die GmbH gut für kleinere oder mittlere Unternehmen, wenn
die Gesellschafter ihre Haftung auf die Kapitaleinlage beschränken wollen.

Merke ‐ Typische Kennzeichen einer GmbH:

 Rechtsform mit weitgehendem Haftungsausschluss für die


Gesellschafter

 Satzung + Eintragung ins Handelsregister notwendig

 Mindestens ein Gesellschafter

 relativ geringe Gründungskosten

 Stammkapital: mindestens 25.000,‐ €

 Organe der GmbH: Geschäftsführung, Gesellschafterversammlung


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 20 

 
2.2.2 Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)

Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft, die auch gerne als „Mini‐


GmbH“ bezeichnet wird, ist eine Einstiegsvariante der GmbH. Es handelt sich um
keine neue Rechtsform, sondern um eine GmbH, die ohne bestimmtes
Mindeststammkapital gegründet werden kann. Für die haftungsbeschränkte
Unternehmergesellschaft gelten weitgehend die Vorschriften der GmbH.
Abweichungen sind in § 5a GmbHG festgehalten. Mindeststammkapital und
Mindesteinzahlungsbetrag sind theoretisch bereits ab einem Euro möglich,
allerdings sind in der Praxis Beträge zwischen 500 und 1.000 € häufig anzutreffen.
Das Stammkapital muss sofort in voller Höhe bar einbezahlt werden. Der
Firmenname muss den Rechtsformzusatz „Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt)“ oder „UG (haftungsbeschränkt)“ enthalten, Abkürzungen
sind nicht erlaubt, um nach außen die Haftungsbeschränkung deutlich zu machen.
Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft darf ihre Gewinne nicht voll
ausschütten, da sie das Mindeststammkapital der normalen GmbH nach und nach
ansparen soll, so genannte „Zwangsthesaurierung“: Sie muss jährlich ein Viertel
ihres erwirtschafteten Gewinnes einbehalten bis 25.000 € erreicht sind, die
Gesellschafter haben anschließend das Wahlrecht eine Umwandlung in eine GmbH
vorzunehmen oder die Unternehmergesellschaft beizubehalten.........................................

§ 5a GmbHG (Auszug) Unternehmergesellschaft

(1) Eine Gesellschaft, die mit einem Stammkapital gegründet wird, das den
Betrag des Mindeststammkapitals nach § 5 Abs. 1 unterschreitet, muss in
der Firma abweichend von § 4 die Bezeichnung "Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt)" oder "UG (haftungsbeschränkt)" führen.
(2) Abweichend von § 7 Abs. 2 darf die Anmeldung erst erfolgen, wenn das
Stammkapital in voller Höhe eingezahlt ist. Sacheinlagen sind
ausgeschlossen.
(3) In der Bilanz des nach den §§ 242, 264 des Handelsgesetzbuchs
aufzustellenden Jahresabschlusses ist eine gesetzliche Rücklage zu bilden,
in die ein Viertel des um einen Verlustvortrag aus dem Vorjahr geminderten
Jahresüberschusses einzustellen ist...

Der deutsche Gesetzgeber hat die Unternehmergesellschaft im Jahr 2008 vor allem
eingeführt, um eine Alternative zu der in den letzten Jahren immer beliebteren
Rechtsform der englischen „Limited“ anbieten zu können.

Insgesamt bietet sich die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft vor allem


für Dienstleistungsunternehmen mit sehr geringem Kapitalbedarf an. Ein großer
Nachteil liegt im geringen Vertrauen, das dieser Rechtsform entgegengebracht
wird; Gläubiger (z.B. Lieferanten und Kunden) scheuen das hohe Ausfallrisiko, da
kaum Eigenkapital im Haftungsfall vorhanden ist.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 21 

Merke ‐ Eine Unternehmergesellschaft ist:

 keine neue Rechtsform, sondern eine GmbH, die ohne bestimmtes


Mindeststammkapital gegründet werden kann

 darf ihre Gewinne nicht voll ausschütten, ein Viertel ihres


erwirtschafteten Gewinnes muss einbehalten werden

2.2.3 Aktiengesellschaft (AG)



Eine Aktiengesellschaft ist eine Kapitalgesellschaft, an der sich die Gesellschafter
(Aktionäre) durch den Erwerb von Aktien ohne persönliche Haftung beteiligen. Die
gesetzliche Grundlage bildet das Aktiengesetz (AktG).

§ 1 AktG Wesen der Aktiengesellschaft

(1) Die Aktiengesellschaft ist eine Gesellschaft mit eigener


Rechtspersönlichkeit. Für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft
haftet den Gläubigern nur das Gesellschaftsvermögen.

(2) Die Aktiengesellschaft hat ein in Aktien zerlegtes Grundkapital.



Die Aktiengesellschaft kann von einer oder von mehreren Personen gegründet
werden. Die Gesellschafter stellen einen Gesellschaftsvertrag auf, der vom Notar
notariell zu beurkunden ist (Satzung). Der Firmenname der Aktiengesellschaft
muss den Zusatz „Aktiengesellschaft“ bzw. „AG“ enthalten. Das Mindestkapital, das
man bei einer Aktiengesellschaft als Grundkapital bezeichnet, muss bei Gründung
mindestens 50.000 € betragen und von den Gesellschaftern aufgebracht werden.
Der Mindestnennbetrag pro Aktie beträgt 1 €. Aktien dürfen nicht unter ihrem
Nennwert ausgegeben werden, dagegen können Aktien – bei entsprechender
Nachfrage – über ihrem Nennwert (so genanntes Agio) ausgegeben werden.

Eine Aktie garantiert dem Gesellschafter in der Regel folgende Rechte:

 Stimmrecht in der Hauptversammlung (Ausnahme: Vorzugsaktie)

 Recht auf einen Gewinnanteil (so genannte Dividende)

 Bezugsrecht auf neue Aktien (bei Kapitalerhöhung)

 Anteil am Liquidationserlös
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 22 

 
Der Gesetzgeber unterscheidet im Aktiengesetz verschiedene Aktienarten.

Grundsätzlich lassen sich bei Aktiengesellschaften so genannte


Publikumsgesellschaften und so genannte „kleine Aktiengesellschaften“
unterscheiden. Die Aktien von Publikumsgesellschaften können an der Börse
gekauft und verkauft werden, den Aktiengesellschaften ist es auf diese Weise
möglich, Eigenkapital über eine Vielzahl von Kleinaktionären zu beschaffen. Zum
Schutz der Aktionäre gibt es gleichzeitig eine umfangreiche Zahl von Vorschriften
und Regelungen, die die Flexibilität dieser Rechtsform stark einschränken.

Als kleine AG werden Unternehmen mit einem überschaubaren Aktionärskreis


(z.B. Familienunternehmen – vgl. Fa. Schattdecor) bezeichnet, denen der
Gesetzgeber verschiedene Erleichterungen und dadurch mehr Flexibilität
zugesteht (§§ 121 ff. AktG). Die kleine AG ist grundsätzlich als eine Art
Übergangsrechtsform für kleinere und mittelgroße Unternehmen zur „großen AG“
gedacht und soll einen Einstieg für einen schrittweisen Gang an die Börse
darstellen.

Die Aktiengesellschaft hat drei notwendige Organe:

 Den Vorstand als Organ zur Unternehmensleitung und Vertretung

 Den Aufsichtsrat als Organ zur Überwachung, Kontrolle und Beratung des
Vorstands, der die Mitglieder des Vorstandes bestimmt (ab 500 Mitarbeitern
ist bei Kapitalgesellschaften ein Teil der Aufsichtsratsmitglieder von der
Belegschaft zu wählen, das heißt, die Beschäftigten haben im Aufsichtsrat die
Möglichkeit zur Mitbestimmung im Unternehmen)

 Die Hauptversammlung als Organ der Aktionäre, die die


Aufsichtsratsmitglieder wählt, über die Verwendung des Gewinns entscheidet,
über Satzungsänderungen, Kapitalerhöhungen oder die Auflösung der AG
beschließt.

Die AG bietet gute Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung über den


Kapitalmarkt. Aktien können an der Börse relativ einfach ge‐ und verkauft werden,
eine persönliche Haftung der Aktionäre scheidet aus. Demgegenüber ist die
Gründung einer AG aufwändig, es fallen sowohl hohe Gründungskosten als auch
hohe laufende Kosten an. Je nach Größe der Aktiengesellschaft, das heißt je nach
Umsatz, Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl unterliegt die AG unterschiedlich
strengen Prüfungs‐ und Publizitätspflichten sowie den gesetzlichen Vorschriften
zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 23 

Merke ‐ Kennzeichen einer AG:

 Keine persönliche Haftung der Aktionäre

 Satzung + Eintragung ins Handelsregister notwendig

 Leichte Kapitalbeschaffung für große Unternehmen durch die


Ausgabe von Aktien

 Grundkapital mindestens 50.000,‐ € (aufgeteilt in Aktien)

 Geringe Flexibilität der AG wegen umfangreicher Vorschriften

 Hohe Gründungskosten

 Organe der AG: Vorstand, Aufsichtsrat, Hauptversammlung

2.2.4 Besondere Kapitalgesellschaften

a) Limited Company (Ltd.)

Eine „Limited“ ist ‐ ähnlich wie die GmbH bzw. die Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt) im deutschen Recht ‐ eine Kapitalgesellschaft nach
britischen Recht mit beschränkter Haftung. Die Gründung einer Limited ist sehr
schnell (gegen Gebühr bereits innerhalb von 24 Stunden) und einfach möglich.
Als Mindestkapital reicht bereits 1 engl. Pfund aus. Soll die Gesellschaft in
Deutschland tätig sein, muss die Limited jedoch eine selbständige Niederlassung
in Deutschland haben, in das deutsche Handelsregister eingetragen werden,
ihren Jahresabschluss nach deutschem Steuerrecht erstellen und unterliegt in
Deutschland der Publizitätspflicht. Gleichzeitig muss das britische Recht und
britische Rechnungslegungsvorschriften beachtet werden. Da der laufende
Verwaltungsaufwand und die zusätzlichen Folgekosten in England deutlich über
dem laufenden Aufwand für eine UG (haftungsbeschränkt) liegen, wurde die
Limited in ihrer Bedeutung als Rechtsform für Existenzgründer seit 2008 in
Deutschland bereits weitgehend durch die UG (haftungsbeschränkt) abgelöst
(vgl. dazu auch Abbildung 1).

Merke ‐ Eine "Limited Company (Ltd.):

britische „Schwester“ der deutschen UG „haftungsbeschränkt“


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 24 

b) Europäische Gesellschaft (SE)

Die Europäische Gesellschaft (Societas Europaea) ist eine neue Rechtsform für
Unternehmen in der Europäischen Union. Durch die SE, die auch häufig als Europa‐
AG bezeichnet wird, ermöglicht die EU die Gründung von Kapitalgesellschaften
nach weitgehend einheitlichen Rechtsprinzipien. Die SE bietet europäischen
Unternehmen die Möglichkeit, EU‐weit als rechtliche Einheit aufzutreten.
Grundsätzlich können sich nur bestehende Kapitalgesellschaften aus
verschiedenen EU‐Mitgliedstaaten an der Gründung beteiligen. Durch die
Gründung einer Societas Europaea soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass
sich Gesellschaften verschiedener EU‐Mitgliedsstaaten zusammenschließen, eine
Holding errichten oder eine gemeinsame Tochtergesellschaft gründen. Das
erforderliche Mindestkapital der SE muss 120.000 € betragen und in Aktien
aufgeteilt sein. Der Firmenname muss den Zusatz „SE“ tragen. Der Sitz der SE muss
in dem Mitgliedsstaat liegen, in dem sich die Hauptverwaltung befindet. Die SE ist
verpflichtet einen Jahresabschluss nach dem Recht des Landes aufzustellen, in dem
sie ihren Sitz hat. Für Niederlassungen in weiteren Ländern sind jeweils die
dortigen Vorschriften verpflichtend. Wesentliche Vorteile der SE liegen darin, dass
sie im internationalen Geschäftsverkehr einheitlich auftreten kann, flexibler
bezüglich Unternehmensleitung und Arbeitnehmermitbestimmung ist und ihren
Sitz – z.B. aus steuerlichen Gründen ‐ innerhalb der EU flexibel verlegen kann.

Merke ‐ Eine Europäische Gesellschaft ist:

neue flexible Rechtsform für Kapitalgesellschaften in der


Europäischen Union

2.3 Gemischte Rechtsformen

Gemischte Rechtsformen dienen dazu, Vorteile von verschiedenen Rechtsformen


wie z. B. steuerliche Vorteile, bessere Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung
oder Haftungsbeschränkung miteinander zu verbinden.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 25 

2.3.1. GmbH & Co KG

Bei der typischen GmbH & Co KG handelt es sich um eine Kommanditgesellschaft,


bei der der Komplementär, das heißt der einzige Vollhafter eine GmbH ist. Die
GmbH übernimmt dabei in der Regel keine eigenständige Tätigkeit, sondern nur
das Haftungsrisiko. Der oder die Kommanditisten der KG beherrschen in der
Regel als GmbH‐Gesellschafter die Komplementär‐GmbH. Die GmbH & Co KG
bietet sich vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen an, bei denen eine
Personengesellschaft steuerliche Vorteile bringen würde, die Gesellschafter aber
gleichzeitig die Haftung beschränken wollen, bzw. eine persönliche Haftung
vermeiden wollen. Die Firma muss den Namen des Komplementärs und den
Zusatz „& Co Kommanditgesellschaft“ bzw. „& Co. KG“ enthalten um die
Haftungsbeschränkung nach außen deutlich zu machen.
Die GmbH & Co KG kombiniert die Vorzüge einer KG, wie z. B. die große
Flexibilität einer Personengesellschaft mit dem großen Vorteil einer GmbH, der
Haftungsbeschränkung. Als wesentlicher Nachteil bei dieser Rechtsform ist
jedoch ein deutlich größerer Aufwand bei der Buchführung zu berücksichtigen,
da es sich letztlich um zwei Unternehmen handelt. Die Kreditwürdigkeit bei
dieser Rechtsform ist im Gegensatz zur KG– aufgrund der beschränkten Haftung
– spürbar eingeschränkt.

Merke:

 Kommanditgesellschaft, bei der der einzige Vollhafter eine


GmbH ist

 kombiniert die Vorzüge einer KG mit der Haftungsbeschränkung


einer GmbH

2.3.2. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA)


Die Kommanditgesellschaft auf Aktien ist eine Kapitalgesellschaft, an der sowohl
mindestens ein vollhaftender Komplementär als auch Kommanditaktionäre
beteiligt sind, die nur mit ihrer Einlage bis zur Höhe des satzungsmäßig
festgelegten Grundkapitals haften. Gesetzliche Grundlage der KGaA ist das
Aktiengesetz, der Firmenname muss den Zusatz „Kommanditgesellschaft auf
Aktien“ bzw. „KGaA“ führen.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 26 

 
Die Kommanditaktionäre einer KGaA sind mit den Aktionären einer AG zu
vergleichen, sie haben weitgehend die gleichen Rechte und Pflichte. Die Prüfungs‐
und Publizitätspflichten gelten wie bei der AG.

Den wesentlichen Unterschied zur AG bilden die voll haftenden Komplementäre.


Der Komplementär erhält – unabhängig von der Höhe seiner Vermögenseinlage ‐
durch das Aktiengesetz automatisch Leitungskompetenz, das heißt, er wird nicht
durch den Aufsichtsrat bestellt. Die KGaA gilt deshalb auch als
„übernahmeresistent“ und bietet sich vor allem für Familienunternehmen an, die
die Geschäftsleitung behalten und gleichzeitig Kapital an der Börse aufnehmen
wollen. Der Komplementär einer KGaA hat eine stärkere Stellung als der
Vorstand einer AG, da wichtige Beschlüsse der Hauptversammlung grundsätzlich
von seiner Zustimmung abhängig sind.

Die KGaA ist eine Kombination aus AG und KG, wobei die Kapitalgesellschaft im
Vordergrund steht. Die KGaA ermöglicht die Eigenkapitalbeschaffung über den
Kapitalmarkt bei gleichzeitiger persönlicher Bindung an den Komplementär, der
persönlich haftet und das Unternehmen leitet. Nachteilig sind die vielseitigen
gesetzlichen Reglementierungen, hohe Gründungskosten sowie hohe laufende
Kosten.

Merke:

 Kapitalgesellschaft, an der sowohl mindestens ein vollhaftender


Komplementär als auch Kommanditaktionäre beteiligt sind

 Komplementär erhält – unabhängig von der Höhe seiner


Vermögenseinlage ‐ automatisch Leitungskompetenz







„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 27 

3. STEUERBELASTUNG ALS WICHTIGES


KRITERIUM DER RECHTSFORMWAHL


Ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der geeigneten Rechtsform ist die
Steuerbelastung. Dabei ist grundsätzlich zwischen rechtsformunabhängigen
Steuern (wie z. B. Umsatzsteuer) und den rechtsformabhängigen
Ertragsteuern (Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer) zu
unterscheiden.
Das deutsche Steuerrecht kennt keine eigenständige Unternehmensbesteuerung,
sondern umfasst eine Vielzahl von Steuerarten und ein komplexes Steuersystem.
Vereinfacht unterteilt man bei den Ertragsteuern, d. h. bei den Steuern , die das
Einkommen und den Ertrag besteuern zwischen

1. der Einkommensteuer (EST), die das zu versteuernde Einkommen


natürlicher Personen belastet und

2. der Körperschaftsteuer (KSt), die den Gewinn (Jahresüberschuss) juristischer


Personen besteuert(= Personensteuer). Die Körperschaftsteuer kann man
vereinfacht als „Einkommensteuer der juristischen Person“ betrachten.

3. der Gewerbesteuer (GewSt), die die Ertragskraft eines Gewerbebetriebs


(=Objektsteuer) besteuert.

Die Einkommensteuer wird auf das Einkommen natürlicher Personen erhoben (=


Personensteuer). Dabei werden alle Einkünfte, die eine natürliche Person erzielt,
aufaddiert (z.B. Einkünfte aus Gewerbebetrieb, Einkünfte aus nichtselbständiger
Arbeit, Einkünfte aus Kapitalvermögen und Einkünfte aus Vermietung und
Verpachtung)und daraus das zu versteuernde Einkommen ermittelt. Die
Einkommensteuer unterliegt einem „progressiven Steuertarif“,das bedeutet, je
höher die Einkünfte steigen, umso stärker steigt der Einkommensteuersatz. Auf
Einkünfte, die unter dem Existenzminimum liegen (derzeit 8.004 € pro Person
pro Jahr) wird keine Einkommensteuer erhoben, oberhalb dieser Grenze beginnt
der Steuersatz bei 14 % und steigt bis zu einem zu versteuernden Einkommen
von 52.882 € auf 42 % an. Über diesem Betrag bleibt der Steuersatz
„proportional“ das heißt, er steigt nicht mehr weiter an. Eine Ausnahme bildet die
so genannte „Reichensteuer“, ab einem zu versteuernden Einkommen von
250.731 € pro Jahr erhöht sich der Steuersatz auf 45 % (Spitzensteuersatz,).

Der Körperschaftsteuersatz ist dagegen unabhängig von der Höhe des Gewinns
und beträgt seit 2008 15 %.

Die Gewerbesteuer weist zwar grundsätzlich einen gleichmäßigen


(proportionalen) Steuersatz auf, der jedoch abhängig ist von der jeweiligen
Gemeinde. Für Einzelunternehmen und Personengesellschaften wird hier im
Gegensatz zu Kapitalgesellschaften ein Steuerfreibetrag von 24.500 € gewährt.
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 28 

 
Fazit: Höhere Gewinnanteile führen bei Einzelunternehmern und
Personengesellschaftern häufig zu einer höheren Einkommensteuerbelastung als
vergleichbare Gewinne, die bei einer Kapitalgesellschaft anfallen und mit einem
einheitlichen Körperschaftsteuersatz von 15 % belastet werden.

Grundsätzlich können allerdings verschiedene Ertragsteuern gleichzeitig


anfallen, je nachdem, welche Rechtsform vorliegt und welche Steuertatbestände
zusammentreffen:

a) betreibt ein freiberuflich tätiger Ingenieur (natürliche Person) als


Einzelunternehmer ein Beratungsbüro, unterliegt der Gewinn bei diesem
Ingenieur nur der Einkommensteuer, Gewerbesteuer fällt nicht an, da kein
Gewerbebetrieb vorliegt. Der Einkommensteuersatz ist dabei abhängig von den
gesamten zu versteuernden Einkünften, die dieser Ingenieur erzielt und könnte
beispielsweise zwischen 14 und 45 % liegen. Die Einkommensteuer fällt
unabhängig davon an, ob der Ingenieur den Gewinn entnimmt oder im
Unternehmen belässt.

b) betreibt eine natürliche Person – z. B. unser Ingenieur aus a) – einen


Gewerbebetrieb als Einzelunternehmer oder als Personengesellschafter
(zusammen mit anderen Gesellschaftern), so wird der Gewinn bzw. der
Gewinnanteil, der diesem Ingenieur zusteht, den gesamten zu versteuernden
Einkünften, die dieser Ingenieur erzielt, zugerechnet und zusätzlich fällt
Gewerbesteuer an.

c) erzielt eine Kapitalgesellschaft, an der unser Ingenieur aus a) beteiligt ist,


einen Gewinn, dann fällt grundsätzlich 15 % Körperschaftsteuer sowie
Gewerbesteuer bei der Kapitalgesellschaft an. Falls der Gewinnanteil des
Ingenieurs als Dividende an ihn ausgeschüttet wird, fällt bei diesem zusätzlich
noch Einkommensteuer (in der Regel 25 % „Abgeltungssteuer“) an.

Vereinfacht lässt sich deshalb ableiten,

 ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft sind aus steuerlicher


Sicht empfehlenswert je niedriger der individuelle Einkommensteuersatz und
je niedriger der Gewinn/Gewinnanteil des Gesellschafters ist.

 eine Kapitalgesellschaft ist aus steuerlicher Sicht empfehlenswert, bei


größeren Gewinnen, die vor allem im Unternehmen einbehalten werden
sollen.

 Bei vollständiger Gewinnausschüttung werden Kapitalgesellschaften und


Personengesellschaften etwa gleichmäßig durch Steuern belastet, wenn man
bei den Gesellschaftern den Spitzensteuersatz unterstellt.


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 29 


4. ZUSAMMENFASSUNG

1. Für einen Existenzgründer bietet sich unverändert das Einzelunternehmen
als Start in die Selbständigkeit an, da insgesamt nur sehr geringe
Gründungskosten anfallen, kein Mindestkapital vom Gesetzgeber vorgeschrieben
ist, wenig Formalitäten und Formvorschriften zu beachten sind und große
Flexibilität für diese Rechtsform sprechen. Falls allerdings bereits bei Gründung
Haftungsrisiken erkennbar sind, empfiehlt sich eine Kapitalgesellschaft, wie
beispielsweise die GmbH, mit ausreichender Eigenkapitalausstattung und
gleichzeitig beschränkter persönlicher Haftung des Unternehmers.

2. Falls mehrere Gründer gemeinsam ein Unternehmen errichten wollen, sollte


neben der persönlichen Haftung auch die gesamtschuldnerische solidarische
Haftung kritisch beurteilt werden. In diesem Fall stellt eine Personengesellschaft
wie die OHG ein größeres Haftungsrisiko für den Gesellschafter als das
Einzelunternehmen dar, da aus der solidarischen Haftung ein zusätzliches Risiko
entsteht. Allerdings genießen Personengesellschaften bei unbeschränkter
Haftung mehrerer Personen in der Regel eine höhere Kreditwürdigkeit, das heißt
ein hohes Vertrauen bei Banken, Kunden, Zulieferern und sonstigen Gläubigern.

3. Bei bestehenden Unternehmen kann im Laufe der Zeit durch


zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen eine einmal gewählte Rechtsform
auch durchaus als ungeeignet oder nachteilig erscheinen. In diesem Fall sollte die
Rechtsform neu überdacht und bei Bedarf umgewandelt werden.

4. Die beiden folgenden, stark vereinfachten Übersichten sollen einen kurzen


zusammengefassten Überblick über mögliche Rechtsformen geben:


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 30 

Ein Gesellschafter:

Mindestens zwei Gesellschafter: 

 
„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 31 


5. INTERVIEW MIT EINEM PRAKTIKER UND
UNTERNEHMER (SCHATTDECOR)


In einem 15‐ minütigen Interview bespricht Frau Kunze‐Beck (langjährige
Lehrbeauftragte der Hochschule Rosenheim) ausgewählte Fragen zum Thema
Rechtsform mit Herrn Schatt, dem Firmengründer von Schattdecor, einem
Weltmarktführer für Dekortiefdruck aus Thansau bei Rosenheim.

Folgen Sie dem interessanten Gespräch (Video) und erfahren Sie, wie Herr Schatt
verschiedene Rechtsformen aus der Sicht des Unternehmers beurteilt und
welchen Rechtsformen er bei seinen verschiedenen Firmengründungen im In‐
und Ausland den Vorzug gab.


Viel Spaß dabei!




„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 32 



6. Literatur und Material

6.1 Literatur:

1. Härdler, J. (2003): Betriebswirtschaftslehre für Ingenieure.


Fachbuchverlag Leipzig

2. Hierl, S. Huber, St. (2008): Rechtsformen und Rechtsformwahl.


Wiesbaden. Gabler

3. Olfert, K. Rahn, H.J. ((2008): Einführung in die Betriebswirtschaftslehre.


Ludwigshafen: Kiehl

4. Olfert, K. Reichel, Ch. (2008): Kompakt‐Training Finanzierung.


Ludwigshafen: Kiehl

5. Scheffler, W. (2009): Besteuerung von Unternehmen Band I.


Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg: C.F. Müller

6. Wöhe, G. Döring, U. (2010): Einführung in die Allgemeine


Betriebswirtschaftslehre. München: Vahlen

6.2: sonstiges Material:

1. Bayerisches Staatsministerium der Finanzen (2011): Steuertipps für


Existenzgründer.

2. Datev eG (2011): Tabellen und Informationen für den steuerlichen Berater.

3. http://www.ifm‐bonn.org/ (Institut für Mittelstandsforschung Bonn)

4. https://www.destatis.de/DE/Publikationen (Statistisches Bundesamt)

6.3 Gesetzestexte:

BGB, HGB, GmbHG, AktG, EStG, KStG


„Einführung in die Betriebswirtschaft für Ingenieure“ 33 

7. GLOSSAR

Einnahme‐Überschussrechnung: vereinfachte Gewinnermittlungsmethode
durch chronologische Aufzeichnung aller Einnahmen und Ausgaben eines
Wirtschaftsjahres

Großunternehmen: Das Publizitätsgesetz (§ 1) definiert Großunternehmen


unabhängig von ihrer Rechtsform, wenn für drei aufeinander folgende
Abschlussstichtage zwei der folgenden Tatbestände zutreffen:
die Bilanzsumme übersteigt 65 Mio €
die Umsatzerlöse des Unternehmens übersteigen 130 Mio €,
das Unternehmen hat durchschnittlich mehr als 5000 Arbeitnehmer beschäftigt.

Handelsregister: Das Handelsregister ist ein öffentliches Verzeichnis, das


Eintragungen über angemeldete Kaufleute und Handelsgesellschaften führt und
offenkundig macht.

Jahresabschluss: Der Jahresabschluss ist das Ergebnis der Buchführung, er


besteht aus der Bilanz und der Gewinn‐ und Verlustrechnung, bei
Kapitalgesellschaften zusätzlich aus einem Anhang und einem Lagebericht.

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