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Analysis 1
Sergio Conti
Universität Bonn
Wintersemester 2019-2020
Dies ist eine gekürzte Zusammenfassung und kein vollständiges Skript der
Vorlesung. Deshalb kann diese Zusammenfassung den Besuch der Vorlesung
oder ein Lehrbuch nicht ersetzen. Wie in der Vorlesung besprochen, werden
folgende Bücher empfohlen:
1 Zahlenmengen: R, N, Z, Q, C
Wir benutzen die übliche Notation für Mengen (A ⊂ B, a ∈ A, A∩B, A∪B,
A \ B, A × B) und für Funktionen (f : A → B, a 7→ f (a)). Diese Konzepte
werden in der linearen Algebra besprochen.
Definition 1.2. Eine Menge K ist ein Körper, falls zwei Operationen + :
K × K → K und · : K × K → K (Addition und Multiplikation bzw. Summe
und Produkt genannt) und zwei Elemente 0, 1 ∈ K existieren (mit 1 6= 0),
so dass gilt:
Bemerkung 1.4. Aus dieser Definition kann man leicht sehen, dass fol-
gende Rechenregeln gelten:
1.1.2 Ordnung.
Wir brauchen ein Kriterium, um zu entscheiden, wann a > b ist. Wir bemer-
ken, dass für jedes Paar a, b von reellen Zahlen, das wir ausprobieren, a > b
Definition 1.5 (Ordnung). Ein Körper K heißt geordnet, wenn eine Teil-
menge K+ von K existiert, sodass gilt:
Beweis von (1.9). Sei a 6= 0. Aus (i) folgt, dass genau eine der zwei Be-
dingungen a ∈ K+ , −a ∈ K+ gilt. Wenn a ∈ K+ , dann folgt a · a ∈ K+
aus (ii), dann a · a > 0. Wenn −a ∈ K+ dann (−a) · (−a) > 0 aus (ii).
Aber aus Bem. 1.4 gilt (−a) · (−a) = (−1) · a · (−1) · a. Aus Def. 1.2
(i) und (ii) folgt (−1) · a · (−1) · a = (−1 · (−1)) · (a · a), mit (1.1) folgt
(−1) · a · (−1) · a = 1 · (a · a) = a · a. Dann a · a = (−a) · (−a) > 0.
Beweis von (1.10). Es folgt aus Def. 1.2, dass 1 6= 0. Aus (1.9) mit a = 1
folgt, dass 1 · 1 > 0. Aber 1 · 1 = 1 aus Def. 1.2 (iii).
Beweis der anderen Aussagen. Übung.
Man kann jetzt 2 := 1 + 1 definieren, und analog 3 := 2 + 1, 4 := 3 + 1, . . . .
Es ist auch leicht zu sehen, dass 0 < 1 < 2 < 3 < 4 . . . , insbesondere, dass
alle diese Zahlen unterschiedlich sind.
1.1.3 Vollständigkeit
Wir werden später (Sekt. 1.5) die Konsequenzen dieser Eigenschaft genauer
besprechen, und im Kapitel 2 eine allgemeinere Definition von Vollständig-
keit geben, die auch auf nichtgeordnete (aber metrisierte) Mengen anwend-
bar ist.
(i) 0 ∈ M ;
Die Menge der natürlichen Zahlen N ist der Durchschnitt aller induktiven
Teilmengen von R : \
N := X. (1.19)
X∈Mind
Beweis. Sei X ein beliebiges Element in Mind . Dann ist X eine induktive
Teilmenge, und insbesondere 0 ∈ X. Da X beliebig ist, gilt 0 ∈ X für alle
X ∈ Mind , dann 0 ∈ N und Eigenschaft (i) gilt.
Sei jetzt n ∈ N Sei X ein beliebiges Element in Mind . Aus der Definition
von N folgt, dass n ∈ X. Da X induktiv ist und n ∈ X folgt, dass auch
n + 1 ∈ X. Da X beliebig ist, gilt n + 1 ∈ X für alle X ∈ Mind , d.h.
n + 1 ∈ N.
Man kann deshalb die Definition auch als “N ist die kleinste induktive
Teilmenge von R” formulieren, wobei die Bedeutung von “kleinste” durch
die obige Konstruktion geklärt wird. Wir haben insbesondere gezeigt, dass
N ∈ Mind .
(ii) Für alle n ∈ N, für die A(n) richtig ist, ist auch A(n + 1) richtig.
[man schreibt auch “A(n) richtig ⇒ A(n + 1) richtig”]
Beweis. Sei
M := {n ∈ N : A(n) ist richtig} . (1.20)
Die Menge M ist in N enthalten, und ist eine induktive Teilmenge von R.
Aus M ⊆ N ⊆ M folgt M = N.
Notation: Man nennt (i) den Induktionsanfang (IA) oder die Induktions-
verankerung und (ii) den Induktionsschritt (IS). In (ii) heißt die Aussage
“A(n) ist richtig” Induktionshypothese (IH).
A(n) : m + n ∈ N, (1.21)
A0 (n) : m · n ∈ N. (1.22)
Für k = 0 folgt die Aussage aus Lemma 1.12. Die Aussage sei für k richtig.
Falls ein m ∈ N mit k < m < k + 1 existieren würde, dann wäre (aus (ii))
Bemerkung. Im Beweis von (iii) wurde gezeigt, dass falls A(n + 1) falsch
ist, dann muss auch A(n) falsch sein. Falls A(n) wahr ist (wie im Induk-
tionsbeweis angenommen), dann folgt, dass A(n + 1) ebenfalls wahr sein
muss. Dieses Beweisverfahren wird Widerspruchsbeweis genannt. Man kann
es auch so formulieren: um zu zeigen, dass eine Aussage A wahr ist, reicht
es zu zeigen, dass A nicht falsch sein kann.
Lemma 1.15. Für jedes n ∈ N gilt genau eine der zwei Bedingungen
n
(i) ∈N d.h., es gibt ein m ∈ N so dass n = 2m
2
n−1
(ii) ∈N d.h., es gibt ein m ∈ N so dass n = 2m + 1.
2
Wenn (i) gilt, heißt n gerade Zahl. Wenn (ii) gilt, heißt n ungerade Zahl.
Beweis. Übung.
Mit Lemma 1.14(iv) kann die Aussage von Satz 1.13 verallgemeinert werden.
zu zeigen.
Beweis. Für h ∈ N sei A∗ (h) := A(N0 + h). Aus (i’) folgt, dass A∗ (0) richtig
ist, und aus (ii) dass A∗ (h) ⇒ A∗ (h + 1). Dann zeigt Satz 1.13, dass A∗ (h)
für alle h ∈ N wahr ist. Für n ∈ N, n ≥ N0 , ist n − N0 ∈ N. Deshalb ist
A(n) = A∗ (n − N0 ) auch wahr.
Bemerkung. Wir werden später (Satz 1.28) zeigen, dass man statt (ii)
den schwächeren Schluss
(ii’) Für jedes n, für welches A(0), . . . , A(n) richtig sind (d.h., A(k) ist
richtig für alle k ∈ N, k ≤ n), ist auch A(n + 1) richtig
Die Methode der vollständigen Induktion wird auch für Definitionen benutzt
(Konstruktion durch vollständige Induktion oder rekursive Definition):
(i) x0 := 1;
(ii) xn+1 := xn · x
Beweis. Wir beweisen die Aussage mit vollständiger Induktion. Sei A(n) die
Aussage (1.24). Induktionsbeginn: Für n = 0 gilt 1 = 1. Induktionsschritt:
Die Aussage sei für n wahr. Dann gilt (mit (1.18))
Hinweis:
Definition 1.19 (Rekursive Definition von Summe und Produkt). Sei für
alle i ∈ N eine reelle Zahl ai gegeben. Dann ist für alle n ∈ N die Summe
P n
i=0 ai rekursiv definiert durch
P0
(i) für n = 0 gilt i=0 ai := a0 ;
Pn+1 Pn
(ii) für n ∈ N gilt i=0 ai := an+1 + ( i=0 ai ).
definiert.
(i) 0! = 1;
gilt.
Lemma 1.24. Seien n, k ∈ N, n, k ≥ 1. Es gilt
n n−1 n−1
= + . (1.41)
k k k−1
n
Insbesondere ist ∈ N für alle n, k.
k
Hinweis: für k = 0 und/oder n = 0 ist die rechte Seite nicht definiert.
Beweis. Die Aussage (1.41) wird in der Hausaufgabe bewiesen. Daraus kann
n
man leicht mit Induktion die Aussage B(n) beweisen, die besagt, dass ∈
k
N für alle k.
Beweis. Für n = 0 erhalten wir 1 = 1. Die Aussage sei für n richtig. Dann
gilt:
n
k n−k n
X
n+1
(x + y) = (x + y) x y (1.43)
k
k=0
n X n
k+1 n−k n k n−k+1 n
X
= x y + x y (1.44)
k k
k=0 k=0
n+1
X
= xk y n−k+1 ck , (1.45)
k=0
[14.10.2019]
[16.10.2019]
(ii) Für jedes n ≥ N0 , für welches A(N0 ), . . . , A(n) wahr sind (d.h., A(k)
ist wahr für alle k ∈ N, N0 ≤ k ≤ n), ist auch A(n + 1) wahr
Beweis. Hausaufgabe.
Es reicht zu zeigen, dass A leer ist. Falls nicht, dann besitzt A ein Minimum.
Sei q := min A, und sei p ∈ Z so, dass p2 = 2q 2 . Da (−p)2 = p2 können wir
annehmen, dass p > 0.
Falls ein m ∈ N mit p = 2m existiert, dann impliziert (2m)2 = 2q 2 schon
2m2 = q 2 . Diese Gleichung aber zeigt, dass m ∈ A und dass m < q, im
Widerspruch zur Definition von q.
Falls kein solches m existiert, dann folgt aus Lemma 1.15 , dass (p−1)/2 ∈ N,
und deshalb
p2 − 1 p−1 2
=2 + p − 1 ∈ N. (1.49)
2 2
(ii) f ist injektiv, wenn es für alle b ∈ B höchstens ein a ∈ A gibt, so dass
f (a) = b gilt;
(iii) f ist bijektiv, wenn es für alle b ∈ B genau ein a ∈ A gibt, so dass
f (a) = b gilt.
(i) Eine Menge X ist endlich, wenn X = ∅ oder ein n ∈ N und eine
bijektive Abbildung f : Kn → X existieren. In diesem Fall setzt man
#X := n; #∅ := 0.
(ii) Falls X nicht endlich ist, dann wird X unendlich genannt, und man
setzt #X := ∞.
(iv) Eine Menge X ist überabzählbar, wenn sie weder endlich noch abzähl-
bar ist.
Wir werden später (Satz 1.51) zeigen, dass R nicht abzählbar ist.
Bevor wir Satz 1.36 zu beweisen führen wir zwei weitere Aussagen ein.
Lemma 1.37. Sei A eine unendliche Menge.
Bemerkung 1.39. Die Abbildung, die in (1.55) definiert wurde, ist bijektiv.
f (y + 1, 0) = f (0, y) + 1 = n + 1 . (1.59)
Deshalb ist A(n + 1) auch im zweiten Fall wahr und der Beweis ist beendet.
Beweis von Satz 1.36. (iii) folgt unmittelbar aus Lemma 1.38.
(i): Sei g : N × N → Z durch g(n, m) := n − m definiert, f : N → N × N
bijektiv (Lemma 1.38). Aus der Definition von Z folgt, dass g surjektiv ist.
Deshalb ist g̃ := g ◦ f : N → Z surjektiv. Aus Lemma 1.37(i) folgt die
Aussage.
(ii): Sei h : Z × N∗ → Q durch h(p, q) := p/q definiert. Die Abbildung h ist
surjektiv. Die Aussage folgt aus (i), (iii), und Lemma 1.37.
Beweis. Wir beweisen durch Induktion die Aussage A(n): jede Menge X ⊆
R mit #X = n besitzt ein Minimum, für alle n ∈ N∗ .
Falls X nur ein Element hat, dann ist A(1) wahr. Wir nehmen jetzt an,
dass A(n) wahr ist und #X = n + 1. Sei x ∈ X, X 0 := X \ {x}. Dann gilt
#X 0 = n, und deshalb gibt es ein y = min X 0 . Ist y < x, dann ist y auch ein
Minimum von X, sonst ist x ein Minimum von X. Deshalb gilt A(n+1).
[16.10.2019]
[21.10.2019]
die Zahl p wird dann obere Schranke für A genannt. Analog ist A nach unten
beschränkt wenn ein q ∈ R existiert, so dass q ≤ a für alle a ∈ A; die Zahl
q wird dann untere Schranke für A genannt. Die Menge A wird beschränkt
genannt, wenn sie sowohl nach oben als auch nach unten beschränkt ist.
Bemerkung. Eine obere/untere Schranke, falls sie existiert, ist nicht ein-
deutig.
Bemerkung. Falls A ein Minimum besitzt, dann ist A nach unten be-
schränkt (und min A eine untere Schranke). Es gibt Mengen die nach unten
beschränkt sind und trotzdem kein Minimum besitzen, wie zum Beispiel
R+ = {x ∈ R : x > 0}.
Satz 1.42 (Archimedes). N ist nicht nach oben beschränkt, d.h., für alle
a ∈ R gibt es ein n ∈ N, so dass a < n gilt.
Beweis. Sei
B := {a ∈ R : n ≤ a für alle n ∈ N} . (1.61)
Es reicht zu zeigen, dass B = ∅. Falls B 6= ∅, folgt aus der Vollständigkeit
von R (und der Tatsache dass N 6= ∅), dass es ein x ∈ R gibt, so dass gilt:
Satz 1.43. Sei A ⊆ R nichtleer, nach oben beschränkt. Dann besitzt die
Menge
ein Minimum. Analog, wenn A nichtleer und nach unten beschränkt ist,
besitzt die Menge {q ∈ R : a ≥ q für alle a ∈ A} ein Maximum.
Beweis. Aus der Vollständigkeit von R folgt, dass es ein x ∈ R gibt, so dass
gilt:
a ≤ x für alle a ∈ A (1.65)
und
x ≤ p für alle p ∈ B . (1.66)
Aus (1.65) folgt, dass x ∈ B. Aus (1.66) folgt, dass x = min B.
Definition 1.44. Das Supremum von A wird wie folgt definiert: Falls A ⊆ R
nichtleer und nach oben beschränkt ist, dann gilt:
Falls A nichtleer aber nicht nach oben beschränkt ist, dann gilt sup A := ∞;
sup ∅ := −∞. Analog gilt für A nichtleer und nach unten beschränkt:
falls A nach unten unbeschränkt ist, gilt inf A := −∞, und inf ∅ := ∞.
Insbesondere folgt aus (i) und (ii), dass A nichtleer und nach oben beschränkt
ist. Analoges gilt für inf.
Beweis. Hausaufgabe.
Beweis. Eindeutigkeit: Falls die Zahl nicht eindeutig ist, dann gibt es x, y ∈
R mit x < y und x, y ∈ In für alle n ∈ N. Sei ε = y − x. Aus (ii) folgt, dass
es ein n gibt, für das gilt bn − an < ε. Aber aus y, x ∈ In folgt
an ≤ x < y ≤ bn , (1.78)
was y − x < ε impliziert und somit ein Widerspruch ist.
Existenz: Aus In+1 ⊆ In folgt Ik ⊆ In für alle k ≥ n (Induktion!), und
deshalb
an ≤ bk für alle n, k ∈ N . (1.79)
Wir betrachten die zwei Mengen A := {an : n ∈ N} und B := {bn : n ∈ N}.
Wegen der Vollständigkeit von R gibt es ein x ∈ R, so dass an ≤ x ≤ bn für
alle n ∈ N gilt.
Bemerkung. Die Eigenschaft von Satz 1.48, zusammen mit dem Archi-
medischen Satz 1.42 ist wieder zur Vollständigkeit äquivalent.
Beweis von (1.80): Für k = 1 ist die Aussage wahr. Falls die Aussage für k
gilt, dann gilt ak+1 = a · ak ≤ a · bk < b · bk = bk+1 (weil aus a < b und c > 0
die Ungleichung ac < bc folgt). Daher ist (1.80) bewiesen.
Beweis der Eindeutigkeit von y: Falls man zwei Lösungen y < y 0 hätte, dann
wäre y k < (y 0 )k , entgegen der Annahme y k = (y 0 )k = x.
Existenz: Wir konstruieren induktiv eine Intervallschachtelung In := [an , bn ]
mit der Eigenschaft, dass
b0 − a0
bn − an = und akn ≤ x ≤ bkn für alle n ∈ N . (1.81)
2n
Diese Konstruktionsmethode wird manchmal Bisektionsverfahren genannt.
Sei a0 := 0, b0 := 1+x. Aus Lemma 1.18 und der Rechnung (1+x)k ≥ kx ≥ x
folgt, dass (1.81) für n = 0 gilt. Ist In mit der Eigenschaft (1.81) gegeben,
so konstruieren wir In+1 wie folgt. Sei cn := (bn + an )/2. Falls ckn ≤ x, dann
setzen wir In+1 := [cn , bn ] (d.h., an+1 := cn , bn+1 := bn ), sonst In+1 :=
[an , cn ] (d.h., an+1 := an , bn+1 := cn ). In beiden Fällen kann man leicht
überprüfen, dass In+1 die Eigenschaft (1.81) erfüllt. Aus der Konstruktion
folgt, dass In+1 ⊆ In .
[21.10.2019]
[23.10.2019]
Deshalb gibt es nur ein z ∈ R, für das akn ≤ z ≤ bkn für alle n gilt.
Aus an ≤ y ≤ bn folgt akn ≤ y k ≤ bkn für alle n; aus (1.81) folgt akn ≤ x ≤ bkn
für alle n. Aber die Intervallschachtelung Jn hat nur einen gemeinsamen
Punkt, deshalb gilt y k = x.
Lemma 1.52. Sei A ⊆ Z nicht leer, nach oben beschänkt. Dann besitzt A
ein Maximum.
Sei A ⊆ Z nicht leer, nach unten beschänkt. Dann besitzt A ein Minimum.
Sei x ∈ R. Dann hat {z ∈ Z : z ≤ x} ein Maximum und {z ∈ Z : z ≥ x} ein
Minimum.
und
dxe := min{z ∈ Z : z ≥ x} . (1.87)
und
x ≤ dxe < x + 1 (1.89)
für alle x ∈ R.
Satz 1.54. Für alle ε > 0 und x ∈ R gibt es ein q ∈ Q und ein p ∈ R \ Q,
so dass x − ε < q < x + ε und x − ε < p < x + ε gelten.
Beweis. Hausaufgabe.
Beweis. Hausaufgabe.
und
(a, b) · (c, d) := (ac − bd, ad + bc) . (1.92)
Ferner gilt i := (0, 1).
Satz 1.58. C ist ein Körper mit (0, 0) als Nullelement und (1, 0) als Eins-
element.
Beweis. Die Eigenschaften der Summe sowie das Distributivgesetz und das
Kommutativgesetz des Produktes sind leicht nachzuprüfen. Assoziativgesetz
des Produktes: Hausaufgabe.
Wir zeigen, dass für (a, b) 6= (0, 0) die Gleichung (a, b) · x = (1, 0) die Lösung
a −b
x= , (1.93)
a2 + b2 a2 + b2
hat:
a −b −b a
(a, b)x = a− 2 b, a+ 2 b (1.94)
a2 + b2 a + b2 a2 + b2 a + b2
2
a + b2 ab − ba
= , = (1, 0) . (1.95)
a2 + b2 a2 + b2
Dann folgt, dass die Gleichung (a, b) · y = (c, d) die Lösung (c, d) · x hat.
Bemerkung. Aus (1.104) folgt, dass z · z ∈ [0, ∞), deshalb ist die Wurzel
wohldefiniert. Falls z ∈ R, dann stimmt diese Definition mit der alten (Def.
1.55) überein.
1
Beispiel. Die Folge an := 2−n ist eine Nullfolge, lim = 0.
n→∞ 2n
(
0 falls n gerade,
Beispiel. Die Folge bn := ist divergent.
1 sonst
Konvergenz beschreibt das Verhalten der Folge für n sehr groß. Deshalb ist
es irrelevant, wenn man endlich viele Werte modifiziert oder weglässt. Der
Wert von n0 ist ebenfalls unwichtig.
Lemma 2.2. Sei a : N≥n0 → R eine Folge, a∗ ∈ R. Die Folge (an )n∈N≥n0
ist genau dann gegen a∗ konvergent, wenn folgendes gilt:
für alle ε > 0 ist die Menge {n ∈ N≥n0 : |an − a∗ | ≥ ε} endlich. (2.2)
Beweis. Falls nicht, dann ist ε := |ã∗ − a∗ |/2 > 0. Sei Nε so, dass |an − a∗ | <
ε für alle n ≥ Nε . Sei Ñε so, dass |an − ã∗ | < ε für alle n ≥ Ñε . Sei
n = max{Nε , Ñε }. Dann erhält man:
1 1 1
|ã∗ − a∗ | ≤ |ã∗ − an | + |ã∗ − ãn | < ε + ε = ε = |ã∗ − a∗ | , (2.4)
2 2 2
und somit einen Widerspruch.
Lemma 2.5. Falls die Folge a : N≥n0 → R gegen a∗ konvergiert, und die
Folge b : N≥m0 → R gegen b∗ konvergiert, dann konvergiert a + b gegen
a∗ + b∗ , und a − b gegen a∗ − b∗ .
Beweis. (i): Sei ε > 0 gegeben. Da an → a∗ , existiert ein Nε0 , so dass gilt:
1
|an − a∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε0 . (2.5)
2
Da bn → b∗ , existiert ein Nε00 , so dass gilt:
1
|bn − b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε00 . (2.6)
2
Sei Nε := max{Nε0 , Nε00 }. Dann gilt
|(an +bn )−(a∗ +b∗ )| ≤ |an −a∗ |+|bn −b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε .
(2.7)
Deshalb gilt lim (an + bn ) = a∗ + b∗ .
n→∞
Definition 2.6. Eine Folge a : N≥n0 → R wird nach oben beschränkt ge-
nannt, wenn die Menge a(N≥n0 ) ⊆ R nach oben beschränkt ist. Analog wer-
den “nach unten beschränkt” und “beschränkt” definiert.
Lemma 2.7. Sei a : N≥n0 → R eine konvergente Folge. Dann ist a be-
schränkt.
[28.10.2019]
[30.10.2019]
Aus Lemma 2.5 und Lemma 2.8 folgt insbesondere, dass, falls limn→∞ an =
a∗ und limn→∞ bn = b∗ , und λ, µ ∈ R, dann limn→∞ (λan +µbn ) = λa∗ +µb∗ .
|an bn −a∗ b∗ | = |an bn −an b∗ +an b∗ −a∗ b∗ | ≤ |an | |bn −b∗ |+|b∗ | |an −a∗ | . (2.8)
Dann wählen wir M ∈ R so, dass |an | ≤ M für alle N gilt (das existiert
wegen Lemma 2.7), und Nε00 ∈ N so, dass gilt:
1
|bn − b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε00 . (2.10)
2(1 + M )
Beweis. Es reicht den Fall an = 1 zu beweisen und Lemma 2.8 auf die Folgen
a und 1/b anzuwenden.
Aus der Definition von limn→∞ bn = b∗ mit ε = |b∗ |/2 folgt, dass es ein
p0 ∈ N gibt, so dass gilt:
1
|bn | ≥ |b∗ | − |bn − b∗ | > |b∗ | für alle n ≥ p0 . (2.12)
2
Dann gilt auch für alle n ≥ p0 ,
∗
− = |bn − b | ≤ 2 |bn − b∗ | .
1 1
bn b∗ (2.13)
|bn | |b∗ | |b∗ |2
Beweis. Es reicht zu zeigen, dass aus b∗ < a∗ die Existenz eines n ∈ N mit
bn < an folgt. Sei ε := (a∗ − b∗ )/2. Sei Nε0 so, dass |an − a∗ | < ε, und sei Nε00
so, dass |bn − b∗ | < ε. Dann gilt, mit n := max{Nε0 , Nε00 },
Beweis. Sei ε > 0 gegeben. Dann existiert ein Nε , so dass |an − a∗ | < ε und
|cn − a∗ | < ε. Es folgt, dass für alle n ≥ Nε gilt:
(iv) streng monoton fallend, falls f (x) > f (y) für alle x, y ∈ X mit x < y;
Satz 2.13. Eine monotone Folge ist genau dann konvergent, wenn sie be-
schränkt ist. Falls a : N → R monoton wachsend ist, dann limn→∞ an =
sup a(N). Falls a : N → R monoton fallend ist, dann limn→∞ an = inf a(N).
Beweis. Jede konvergente Folge ist beschränkt (Lemma 2.7). Es reicht des-
halb zu zeigen, dass jede monotone und beschränkte Folge konvergiert. Sei
(an )n∈N monoton wachsend und beschränkt, und sei s = sup a(N). Da s eine
obere Schranke für a(N) ist, gilt an ≤ s für alle n. Sei ε > 0. Da s − ε < s
keine obere Schranke ist, gibt es Nε ∈ N, so dass s − ε < aNε gilt (vgl.
auch Lemma 1.45). Aus der Monotonie folgt dann s − ε < aNε ≤ an für alle
n ≥ Nε , und deshalb
Es folgt, dass limn→∞ an = s. Für monoton fallende Folgen wird analog mit
inf argumentiert.
Beispiel. Der Beweis von Satz 1.49 kann jetzt umformuliert werden. Man
hat Folgen a, b : N → R konstruiert, die (1.81 ) erfüllen. Aus In+1 ⊆ In
folgt an ≤ an+1 ≤ bn+1 ≤ b0 für alle n. Daraus folgt, dass a monoton
wachsend und beschränkt ist, und deshalb konvergent. Sei a∗ := limn→∞ an .
Aus limn→∞ (bn − an ) = 0 und Lemma 2.5 folgt, dass bn auch gegen a∗
konvergiert. Aus Lemma 2.8 folgt, dass akn und bkn gegen ak∗ konvergieren
(Induktionsbeweis: Hausaufgabe). Mit akn ≤ x ≤ bkn und Lemma 2.11 folgt,
dass die konstante Folge x ebenfalls gegen ak∗ konvergiert. Deshalb ist ak∗ = x.
Beispiel. Die Folge an := (−1)n ist divergent, aber die zwei Teilfolgen
k 7→ a2k und k 7→ a2k+1 sind beide konvergent, mit
[30.10.2019]
[04.11.2019]
Beweis. Hausaufgabe.
Die genannte Menge ist nichtleer weil ϕ(k) 6∈ S und besitzt deshalb ein
Minimum (Satz 1.27). Es folgt, dass aϕ(k+1) ≥ aϕ(k) und ϕ(k + 1) > ϕ(k)
für alle k ∈ N, und in diesem Fall ist der Beweis beendet.
Falls S unendlich ist, dann setzen wir
und induktiv
ϕ(k + 1) := min{n ∈ S : n > ϕ(k)} . (2.25)
Dann ϕ(k + 1) > ϕ(k), und aus ϕ(k) ∈ S folgt, dass aϕ(k+1) < aϕ(k) .
Beweis. Aus Satz 2.16 folgt, dass x eine monotone Teilfolge besitzt. Da x
beschränkt ist, ist die Teilfolge auch beschränkt, und deshalb konvergent
(Satz 2.13).
Bemerkung. Man kann den Satz auch durch Konstruktion einer pas-
senden Intervallschachtelung beweisen, vgl., zum Beispiel, [Kö1] oder
www.youtube.com/watch?v=eM3S74kchoM.
(ii) Falls s ∈ R eine obere Schranke ist, und eine Folge a : N → A existiert,
die gegen s konvergiert, dann gilt s = sup A.
Beweis. Hausaufgabe.
gilt.
Lemma 2.20. (i) Sei a : N → R so, dass limn→∞ an = ∞. Dann gilt
limn→∞ a1n = 0 und limn→∞ (−an ) = −∞.
Bemerkung. Bei (ii) und (iv) reicht es natürlich, wenn die Bedingungen
an 6= 0 und an ≤ bn für alle n ≥ n0 erfüllt sind.
Beweis. Hausaufgabe.
Beweis. Hausaufgabe.
sonst lim inf n→∞ xn = −∞. Analog, falls xn nach oben beschränkt ist, dann
Bemerkung. Die Definition von lim inf kann auch so formuliert wer-
(x)
den: Sei x : N → R. Man definiert Ik := inf{xn : n ≥ k}. Falls x
(x)
nach unten unbeschränkt ist, dann Ik = −∞ für alle k; und man setzt
(x)
lim inf n→∞ xn := −∞. Sonst ist I (x) : N → R. Die Folge Ik ist monoton
wachsend und deshalb entweder konvergent oder bestimmt gegen ∞ diver-
(x)
gent. Dann ist lim inf n→∞ xn := limk→∞ Ik .
(ii) Es gibt zwei Teilfolgen a und b von x mit der Eigenschaft, dass
und
lim bk = lim sup xn . (2.32)
k→∞ n→∞
Beweis. (i): Falls x nach unten unbeschränkt ist, dann lim inf n→∞ xn = −∞
und die erste Ungleichung in (2.30) ist immer erfüllt. Andernfalls, betrachten
wir für k ∈ N
Ik := inf{xn : n ≥ k} . (2.33)
Sei ϕ : N → N streng monoton, mit yk = xϕ(k) . Aus ϕ(k) ≥ k folgt, dass
Ik ≤ xϕ(k) = yk . Deshalb (Def. 2.22 und Lemma 2.10) gilt:
Da x unbeschränkt ist, ist die Menge nicht leer und ϕ wohldefiniert. Aus
ak < −k folgt, dass ak gegen −∞ bestimmt divergiert.
Sei jetzt x nach unten beschränkt, und Ik wie oben definiert. Wir setzen
ϕ(0) := 0. Für k ∈ N setzen wir
1
ϕ(k + 1) := min{n ∈ N : n > ϕ(k), xn < Iϕ(k)+1 + }. (2.36)
k+1
Dies existiert, weil Iϕ(k)+1 = inf{xn : n > ϕ(k)}, und deshalb ist Iϕ(k)+1 +
1
k+1 keine untere Schranke für diese Menge.
1
Daraus folgt, Iϕ(k)+1 ≤ xϕ(k)+1 ≤ Iϕ(k)+1 + k+1 und deshalb (Lemma 2.11),
dass limk→∞ xϕ(k) = limk→∞ Ik = lim inf n→∞ xn .
Satz 2.24. Eine Folge reeller Zahlen x : N → R ist genau dann konvergent,
wenn
lim inf xn = lim sup xn ∈ R , (2.37)
n→∞ n→∞
Beweis. Die erste Aussage folgt aus der Definition und Lemma 1.56, die
zweite aus Lemma 1.61.
Wenn nicht weiter spezifiziert, benutzt man auf R und C diese beiden Me-
triken.
Beweis. Analog zum Beweis von Lemma 2.4: Falls d(a∗ , ã∗ ) > 0, betrachten
wir ε := 21 d(a∗ , ã∗ ), ein n so, dass d(an , a∗ ) < ε und d(an , ã∗ ) < ε, und
erhalten durch die Dreiecksungleichung einen Widerspruch.
Bemerkung. Das Konvergenzkonzept hängt von der Metrik ab. Zum Bei-
spiel ist die durch an := 2−n definierte Folge in (R, d) konvergent, aber in
(R, δ) divergent.
Definition 2.29. Sei (X, d) ein metrischer Raum. Für x ∈ X und ε ∈
(0, ∞) sei die (offene) ε-Kugel mit Zentrum x durch die Menge Bε (x) :=
{y ∈ X : d(x, y) < ε} definiert.