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Peridotite
urg
We
h
rlit
Lherzolith
in Granatperidotit erfolgt, hängt von verschiedenen Einfluß-
größen ab, u. a. vom Chemismus der Peridotite. So weisen die
40 40
Spinelle der Harzburgite im Vergleich zu Lherzolithen ein
höheres Cr/Al-Verhältnis auf. Dies bewirkt eine Stabilisierung
Pyroxenite von Spinell in Tiefen bis rund 90 km. Folglich entwickelt die
Olivin-Websterit
Spinellperidotit-Lage bei harzburgitischer Zusammensetzung
10 10 im Erdmantel eine höhere Mächtigkeit. Siehe hierzu auch die
Grenze zwischen Spinellperidotit und Granatperidotit in Abb.
Websterit
3.2, Kapitel 3: Aufbau der Erde.
Orthopyroxen Klinopyroxen
Abbildung 4.1
Tiefe [ km ]
Granat-Lherzolith unabhängige Wege gibt, die Gleichgewichtstemperatur zu
bestimmen (Zwei-Pyroxen-Thermometer), läßt sich hieraus der
100 Druck und damit die Tiefe ableiten, aus der ein Granatperidotit
30
gefördert wurde.
20
50 Spinell-Peridotit
Spinell-Lherzolith 20
10 1600 30
Plagioklas-Lherzolith 10
Temperatur [ °C ]
0 0 1400
400 600 800 1000 1200 1400 8
20
Temperatur [ °C ] 6
1200
Abbildung 4.2 4
1000
10 2
Minerale als Informationsträger: 8
6 1
Geothermometrie-Geobarometrie 800
4
Sämtliche gesteinsbildende Minerale der Peridotite sind Misch-
kristalle mit variablem Chemismus, der von Temperatur und 600 2
Druck abhängig ist. Für den Fall, daß die Mineralassoziation - Granat-Peridotit
1
im Falle der Peridotite also Olivin, Orthopyroxen, Klino-
pyroxen, Spinell und/oder Granat - Paragenesen im Sinne 400
0 10 20 30 40
chemischen Gleichgewichts darstellen, kann man aus dem
Chemismus der Mischkristalle Angaben über die Temperatur Druck [ kbar ]
und den Druck ihrer Gleichgewichtseinstellung ableiten. Somit Abbildung 4.3
lassen sich viel detailliertere Informationen über die Herkunft
und Entwicklungsgeschichte eines Gesteins gewinnen als die
relativ groben Hinweise auf die Herkunftstiefe, die sich aus dem Was geschieht während desTransports mit den
Auftreten von Spinell oder Granat in Peridotiten ergeben. Das in den Mineralen gespeicherten Informationen?
Mineral Orthopyroxen mit der idealisierten Formel MgMgSi2O6
kann z. B. über folgende Austauschreaktion
Die peridotitischen Fragmente des Erdmantels werden während
MgMgSi2O6 + MgAl2O4 ➞ Mg2SiO4 + MgAlAlSiO6 ihrer Förderung an die Erdoberfläche in kimberlitischen oder
basaltischen Magmen auf Temperaturen zwischen 1.100 und
einige Prozent Aluminium in sein Kristallgitter aufnehmen. Die 1.300 °C aufgeheizt. Es stellt sich also die Frage, ob die in den
Austauschreaktion besagt, daß Mg 2+, das in der Ortho- Peridotiten eingestellten Mineralgleichgewichte während des
pyroxenstruktur einen von 6 Sauerstoffen umgebenen Platz Transports verändert und den Temperaturen der heißen
einnimmt, u. a. durch Al3+ ersetzt werden kann. Dieser Austausch Schmelzen angepaßt werden.
ist von Temperatur und Druck abhängig. Kennt man also den Dies ist nicht der Fall. Es läßt sich zeigen, daß die Transport-
Code, so läßt sich die im Aluminiumgehalt des Orthopyroxens dauer sehr kurz ist und maximal mehrere Tage betragen kann.
enthaltene Information über Temperatur und Druck ent- Bei geringerer Strömungsgeschwindigkeit würden die unter
schlüsseln. Umständen recht großen Blöcke von Peridotit (Vitrine 3) wegen
Abb. 4.3 gibt an, wieviel Al - als Funktion von Temperatur und ihrer hohen Dichte in der aufsteigenden Schmelze absinken
Druck - anstelle von Mg in die Orthopyroxenstruktur eingebaut und könnten die Erdoberfläche nicht erreichen. Dagegen
werden kann. Die Daten sind durch Hochdruckexperimente im erfordert die Einstellung neuer Gleichgewichte wegen der
Labor (siehe Kapitel 6: Experimentelle Hochdruckforschung) extrem langsamen Diffusion von Elementen in den beteiligten
gewonnen worden. Die Ziffern an den Linien konstanten Al- Silikaten Zeiträume in der Größenordnung von 1.000 bis 10.000
Gehalts geben an, wieviele Al-Atome pro 100 Mg-Atome in Jahren .
das Orthopyroxengitter eingebaut werden können. Der flache Es ist daher in der Tat möglich, aus den Mineralgleichgewichten
Verlauf dieser Linien im Spinellperidotitfeld bedeutet, daß die die Temperatur-und Druckbedingungen zu bestimmen, unter
Löslichkeit von Al praktisch nur von der Temperatur abhängt denen sich ein Peridotit im Erdmantel befand, als er von dem
und zwar in der Weise, daß mit zunehmender Temperatur die aufsteigenden Magma losgerissen und als Bruchstück an die
Löslichkeit zunimmt . Erdoberfläche gefördert wurde.
Mantelxenolithe aus großen Erdtiefen: 4 Temperatur, °C
Die Granatperidotite aus Kimberlitschloten – 600 800 1000 1200 1400 1600
3 0
Kimberlite sind exotische und auf der Erde recht seltene
Diamant-Minen südl. Afrika
Gesteine. Daß ihnen dennoch extrem große Aufmerksamkeit
zuteil wird, hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß sie Träger 10 THABA PUTSOA
des wertvollsten Edelsteins überhaupt, des Diamanten sind. MATSOKU
Diamant ist eine Hochdruck-Form des Kohlenstoffs, der an der BULTFONTEIN 50
Erdoberfläche oder in geringeren Erdtiefen als Graphit auftritt. P 20 44 mW/m2
andere Lokalitäten
Die bedeutendsten Diamantvorkommen befinden sich in den ( kb ) Finsch
Kimberlitschloten Südafrikas und Sibiriens. Im Gegensatz zum ( diamanthaltige
30 Peridotite )
Maarvulkanismus, der fast ausschließlich Spinellperidotite
100
fördert und an junge, tektonisch aktive Gebiete der Erde GR
AP
gebunden ist, steigen die Kimberlitschmelzen in extrem alten, DI
AM HIT
konsolidierten Krustenblöcken von relativ großer Mächtigkeit 40 AN
T
auf. Charakteristisch für die Kimberlite sind granatperidotitische
Fragmente des oberen Erdmantels, die wie in Kapitel 3: Aufbau 150
der Erde, Abb. 3.2 gezeigt ist, aus größerer Erdtiefe stammen als 50
die Spinellperidotite. Das steht im Einklang damit, daß Kimber-
lit-Schmelzen aus größerer Tiefe kommen als Basalte (Abb. 4.4).
60
Herkunftstiefe von Gesteinen 200
Tiefbohrungen Kollisionszonen alkalibasaltischer Kimberlite
Vulkanismus 70
M
800 1000 1200 1400
km
1
Abbildung 4.5
felder von Diamant und Graphit sind in Abb. 4.5 und auch in
km Tiefe
10
Abb. 3.2 (Kapitel 3: Aufbau der Erde) eingetragen. Daraus läßt sich
ablesen, daß Diamant nur in solchen Peridotiten gebildet werden
kann, die aus einer Tiefe von mehr als 150 km kommen.
Diamantführende Peridotite sind in der Abb. 4.5 durch die
100 grünen Symbole in Form eines Brillantschliffs wiedergegeben.
F = 3% Mantelmetasomatose:
10
Anreicherung inkompatibler Elemente
cl/cs,0 bzw. cs/cs,0
20% Teil-
schmelzen Ganz im Gegensatz dazu ist in Harzburgiten aus einer Vielzahl
1
Ausgangsgestein von Fundpunkten eine unter Umständen extrem starke relative
Anreicherung der leichten Seltenen Erden und anderer inkom-
Residuen
patibler Elemente zu sehen. Sie kann mit der Bildung von
.1
3% Amphibol oder dem Glimmermineral Phlogopit verbunden sein.
Die Prozesse, die zur Anreicherung inkompatibler Elemente und
zur Neubildung wasserhaltiger Minerale führen, sind komplexer
20% Natur und noch nicht völlig verstanden. Sie werden in der
.01
La Ce Pr Nd Sm Eu Gd Tb Dy Ho Er Tm Yb Lu Literatur unter dem Namen Mantelmetasomatose zusammen-
gefaßt. Daß es sich bei der Mantelmetasomatose im Vergleich
cl = Elementgehalt in der Schmelze
cs,0 = Elementgehalt im Ausgangsgestein
zur Extration basaltischer Schmelzen um ein jüngeres Ereignis
cs = Elementgehalt im residualen Gestein handelt, läßt sich dadurch belegen, daß die ursprüngliche
F = Schmelzanteil Verarmung der leichten Seltenen Erden in Mantelperidotiten
Abbildung 4.7 durch eine spätere Anreicherung überprägt wird.
DIE EIFELMAARE: FENSTER INS ERDINNERE
4
Unter den vielen Vorkommen von Peridotitxenolithen auf der – Extraktion basaltischer Schmelzen
Erde haben die Peridotite der Eifel, vom Sammler auch als 5
Olivinknollen bezeichnet, bereits früh einen hohen Bekannt- Mantelperidotite des Meerfelder Maares und des Dreiser
heitsgrad erreicht. Wichtige Vorkommen befinden sich in Weihers repräsentieren das gesamte in Abb. 4.10 dargestellte
Ablagerungen vulkanischer Aschen (Vitrine 3) des Dreiser Spektrum von primitiven Lherzolithen bis hin zu Harzburgiten.
Weihers und des Meerfelder Maars. In dieser Abfolge läßt sich die Extraktion basaltischer Schmelze
Maare sind oft kreisrunde vulkanische Explosionstrichter an der Haupt- und Spurenelementchemie, sowie durch die rela-
(Abb. 4.9), die durch eine relativ geringe Menge ausgeworfenen tive Verarmung der leichten gegenüber den schweren Seltenen
Gesteins (etwa dem Volumen der Hohlform entsprechend) und Erden (Abb. 4.5) belegen. Danach läßt sich die Suite der Perido-
einen geringen Anteil vulkanogenen Materials gekennzeichnet tite der Eifel aus einem primitiven Erdmantel durch Extraktion
sind. von 5 bis 15 % basaltischer Schmelze ableiten. Zum Vergleich
sind Daten für Xenolithe aus dem Baikal-Rift dargestellt, die
den gleichen Trend zeigen.
Ol
Dunit 90%
50%
We
h
git
rlit
ur
>95%
rzb
50%
Abbildung 4.9
Ha
Opx Cpx
Abbildung 4.11
Dünnschliff-Aufnahme eines deformierten Peridotits der Eifel
Geochemische Anreicherungsprozesse
unter der Eifel
Abbildung 4.14
Konzentrische Zonierung von Al2O3 in Orthopyroxenkörnern eines Spinellperidotits
Abbildung 4.12 der Eifel. Die Al2O3-Werte von 3,7% im Kern der Körner entsprechen der ursprünglichen
Equilibrierungstemperatur von ca. 900 °C. Der Anstieg der Al2O3-Gehalte zum Rand
Amphibolkristall in einem Mantelperidotit der Eifel, der randlich in Schmelze, Olivin,
hin ist durch eine Aufheizung des Peridotits im Erdmantel entstanden. Die Verweildauer
Klinopyroxen und Spinell zerfallen ist. Der Zerfall wurde während des Transports in
während des Transports in der Schmelze ist viel zu kurz, um eine derartige,
der heißen Basaltschmelze (ca. 1.200 °C) verursacht.
diffusionskontrollierte Zonierung hervorzurufen.