Sie sind auf Seite 1von 29

Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.

de/krankheiten/altersdepression/

Altersdepressionen:
Symptome, Diagnose &
Behandlung

Depressionen gehören neben der Demenz zu den


häufigsten psychischen Krankheiten im Alter. Die gute
Nachricht: Altersdepressionen sind häufig heilbar. Eine
erfolgreiche Behandlung geht mit dem Wissen um die
Krankheit, ihre Symptome und Heilungsmethoden
einher. pflege.de informiert Sie umfassend über das
Thema und gibt Ihnen praktische Tipps zum Umgang
mit Betroffenen an die Hand.

Altersdepression / Depression:
Definition

1 von 29 05.03.22, 12:37



Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Die Depression (lateinisch: Lustlosigkeit, Bedrücktheit) ist eine


psychische Störung, die die Gefühlswelt eines Menschen negativ
verändert. Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit
sind starke Symptome einer Depression. Depressionen sollten nicht
mit schlechter Laune oder Traurigkeit verwechselt werden. Auch die
Trauer über den Tod eines geliebten Menschen mündet nicht
automatisch in eine Depression. Traurigkeit ist ein temporärer
Zustand, sozusagen ein Gefühlstief und das gehört ganz natürlich zu


unserem Leben dazu.

Die Lebensqualität eines depressiven Menschen wird dagegen über


einen langen Zeitraum deutlich gemindert. Bei depressiven Patienten
ab 60 Jahren spricht man von einer Altersdepression oder einer
Depression im Alter.

Im höheren Lebensalter sind Depressionen die häufigste psychische


Störung. So erkranken etwa 7,2 Prozent der Menschen über 75
Jahren an einer Depression.(1) Häufig geht sie mit körperlichen
Erkrankungen einher, während bei jüngeren Menschen zum Beispiel
berufsbezogene Probleme im Fokus stehen. Insgesamt sind Frauen
im Schnitt doppelt so häufig von der Krankheit betroffen wie Männer.
(2)

Symptome der Altersdepression


Da Altersdepressionen vielfältige Ursachen haben und mit anderen
Krankheiten gleichzeitig auftauchen können, ist es schwierig, ein
typisches Krankheitsbild zu zeichnen. Neben dem Gefühl der
Bedrücktheit und Antriebslosigkeit fühlen sich Betroffene oft hilf-
und hoffnungslos. Depressive Menschen leiden in vielen Fällen
unter starken Minderwertigkeitsgefühlen und Schuldgefühlen.
Hinzu kommen mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Reizbarkeit
und Suizidgedanken. Betroffene beschreiben Depressionen
manchmal auch als ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“.

2 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Es gibt zudem alterstypische Besonderheiten von Depressionen.


Psychische Störungen im Alter sind häufig nicht die einzigen
behandlungsbedürftigen Krankheiten der Patienten. Viele Senioren
haben zusätzlich mit körperlichen Leiden zu kämpfen. Sehr oft besteht
ein Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen und
Funktionseinschränkungen.(1) Erkrankte Senioren neigen dazu,
bestehende Probleme viel stärker als bedrohlich wahrzunehmen als
jüngere Erkrankte.

Ältere Menschen leiden meist an körperlichen Symptomen, wenn


sie an einer Depression erkrankt sind. Diese Beschwerden sind in
vielen Fällen psychosomatischer Natur, das heißt, dass sich negative
Emotionen durch körperliche Beschwerden äußern. Umgekehrt
können auch körperliche Leiden psychische Auswirkungen haben.
Das kann beispielsweise dann passieren, wenn Menschen in ihrer
Mobilität eingeschränkt sind und nicht mehr allein aus dem Haus
gehen können und in Folge einsam zuhause sitzen und depressiv
werden.

Folgende körperliche Leiden können Anzeichen einer depressiven


Stimmungsveränderung bei älteren Menschen sein:

Kopfschmerzen

Rücken- und Gliederschmerzen

Schwindelanfälle

Magen-Darm-Beschwerden, speziell Verstopfungen

Ohrgeräusche

Atemprobleme

„Kribbeln“ im Körper

Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust (Mangelernährung)

Schlafstörungen

Müdigkeit

Innere Unruhe

3 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Diese Leiden sind aber nicht nur Symptome einer Depression,


sondern sie gehören gleichzeitig zu den klassischen Beschwerden
des Älterwerdens. Wenn ältere Menschen unter Schlafstörungen
leiden, heißt das also nicht automatisch, dass sie Depressionen
haben. Schließen Sie die Möglichkeit, dass eine Depression vorliegt
aber auch nicht sofort aus. Wenn sich Betroffene ausschließlich um
die Linderung der körperlichen Beschwerden kümmern, kann eine
emotionale Stimmungsveränderung schleichend im Hintergrund
verlaufen. Achten Sie deshalb auf die typischen Anzeichen einer
Depression. Die Hauptsymptome einer Depression sind
psychische Beschwerden. Dazu zählen:

Lustlosigkeit

Antriebslosigkeit

Vermindertes Gefühl von Freude

Wenig Interesse an anderen Menschen

Rückzug aus dem sozialen Umfeld

Plötzliches Weinen

Selbstzweifel

Das Gefühl, man sei nichts wert und habe Gutes nicht verdient

Suizidgedanken

Bei schwerer Depression: Halluzinationen und Wahnvorstellungen

4 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Info

Depression im Alter unterschätzt

Häufig werden Depressionen im Alter als Reaktion auf die


Begleiterscheinungen des Altwerdens abgetan. So werden
Symptome wie Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit häufig
nicht als Ausdruck einer eigenständigen Erkrankung gesehen.
Eine Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigte im
Jahr 2019, dass dadurch nur 12 Prozent der über 70-jährigen
Betroffenen eine Psychotherapie erhalten. Die Benachteiligung
hat zur Folge, dass die Suizidraten im Alter hoch sind.(3)

Altersdepressionen: Abgrenzung
von Demenz
Das Wechselspiel zwischen Depression und Demenz sowie anderen
hirnorganischen Erkrankungen ist komplex und noch nicht vollständig
erforscht. Beschwerden wie depressionsbedingte
Gedächtnisstörungen können starke Ähnlichkeiten zu einer Demenz
aufweisen. Schwierigkeiten beim Denken und Sprechen sowie
Konzentrationsstörungen sind typische Symptome sowohl einer
Demenz als auch einer Depression.

Betroffene haben Probleme, Sätze zu formulieren oder einen


Gedankengang zu verfolgen. Oft haben sie das Gefühl, dass das
Sprechen „gebremst“ oder „blockiert“ wirkt. Derlei Situationen
überfordern die Betroffenen schnell, was sich in Antworten wie „ich
weiß es nicht“ zu erkennen gibt.

Die Einordnung der Symptome einer Altersdepression und die


Abgrenzung zu anderen Krankheiten sind sehr wichtig. Während
Personen mit Demenz zum Beispiel häufig desorientiert sind und
Datum und Uhrzeit nicht mehr angeben können, sind Depressive in
der Regel nicht desorientiert.

5 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Depression im Alter: Unterschiede


Depression & Demenz
Die deutsche Depressionshilfe macht folgende Unterscheidung
zwischen einer Altersdepression und einer Demenz:(4)

Anzeichen, die eher für eine Anzeichen, die eher für eine Demenz
Depression im Alter sprechen (Typ Alzheimer) sprechen

Beginn der Veränderung innerhalb Schleichender Veränderungsbeginn


weniger Wochen über Monate

Depressive Stimmung kaum Stimmung insgesamt eher instabil und


beeinflussbar und konstant über einen leicht zu beeinflussen, „umzustimmen“
längeren Zeitraum zu beobachten
Betroffener klagt wenig, verleugnet,
Im Verlauf eines Tages durch „hat keine Probleme“
Morgentief und Aufhellung am Abend
Orientierung hinsichtlich Ort und Zeit
gekennzeichnet
fällt zunehmend schwer
Betroffener klagt über seinen Zustand,
Oft nächtliche Verwirrtheitszustände
„kann und weiß nichts mehr“

Das Denken ist eher gehemmt,


verlangsamt, aber nicht verwirrt

Bonus
Ihr professioneller Demenz-Test zur Früherkennung

" Ihr Test als Grundlage für Diagnose und Therapie

" Weltweit einer der angesehensten Tests für Demenz

" In 30 Minuten mit Hilfe eines Angehörigen durchführbar

Jetzt kostenlos herunterladen !

6 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Tipp

Vertrauen Sie sich jemandem an

Wenn Ihre Gedanken um den Tod kreisen und Sie überlegen,


sich das Leben zu nehmen: Sprechen Sie mit anderen
Menschen darüber. Das können Angehörige oder Freunde sein.
Manchmal ist es aber auch leichter, sich einer Person
anzuvertrauen, die einem nicht nahe steht. Sollten Sie als
Angehöriger bemerken, dass eine Person in Ihrem Umfeld über
Suizid nachdenkt, bitten Sie ihn, sich psychotherapeutische Hilfe
zu holen.

Die Telefonseelsorge ist kostenfrei und 24 Stunden am Tag


erreichbar. Der Anruf taucht nicht auf der Telefonrechnung
auf. Sollte die Leitung belegt sein, besuchen Sie die
Internetseite der Telefonseelsorge.

Ursachen von Altersdepression


Was Altersdepressionen genau auslöst, ist unklar. Wissenschaftliche
Untersuchungen deuten darauf hin, dass es zwei grundsätzliche
Ursachen gibt, die eine Depression im Alter bedingen können: Es sind
in der Regel psychosoziale und neurobiologische Faktoren, die beim
Erkrankten eine Rolle spielen. Meistens sind beide Faktoren
gleichzeitig vorhanden.

Hormonelle Störungen

Es kommt bei manchen Menschen vor, dass bestimmte Hormone und


Botenstoffe im Gehirn fehlen oder es zu wenig von ihnen gibt. Das
führt zu einem Ungleichgewicht, wodurch die Übertragung von
Signalen gestört werden. Das „Glückshormon“ Serotonin spielt hier
eine große Rolle.

Genetische Verfassung

7 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Ob wir grüne oder blaue Augen haben, bestimmen unsere Gene.


Ganz ähnlich sieht es bei unserer Tendenz zur Schwermut aus.
Manche Menschen werden mit Genen geboren, die das Risiko, an
einer Depression zu erkranken, erhöhen. Menschen, bei denen die
Mutter oder der Vater an einer Depression erkrankt ist, haben ein
höheres Risiko, selbst depressiv zu werden.

Medikamente

Depressive Syndrome können durch die Medikamentengabe oder


durch Medikamentenumstellungen hervorgerufen werden. Bestimmte
Medikamente erhöhen das Risiko für eine Depression und für
Schmermut. Dazu zählen blutdrucksenkende Mittel,
entzündungshemmende Mittel, Hormonpräparate, Allergiemittel,
Medikamente gegen Parkinson, Antikrebsmedikamente und
Beruhigungsmittel.

Traumatische Erlebnisse

Schwierige Lebensumstände können dazu führen, dass Depressionen


mitunter erst nach Jahren ausbrechen.

Es ist möglich, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit


Depressionen im Erwachsenenalter auslösen. Menschen, die als
Kinder und Jugendliche den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit
erlebt haben, leiden vielfach bis heute unter den schlimmen
Erfahrungen. Was häufig vorkommt: Betroffene leben ihr Leben
scheinbar jahrelang ohne Symptome einer psychischen Erkrankung.
Im Alter kochen die traumatischen Erinnerungen und Gefühle dann
wieder hoch: Kriegserlebnisse, Bombenhagel, Verschüttungen oder
Vergewaltigungen werden in Form von Rückblenden erneut durchlebt.

8 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Info

Was ist ein Trauma?

Eine Traumatisierung ist eine psychische Verletzung infolge


einer erlebten Todesangst. Der Körper kann das Erlebnis nicht
richtig verarbeiten. Das traumatische Ereignis muss sich nicht
auf eine Bedrohung der eigenen Person beziehen, sondern
kann auch durch eine Situation ausgelöst werden, in der etwas
Schreckliches beobachtet wird. Physiologisch gesehen stellen
Traumata „Auslöschungserfahrungen“ dar. Der Körper schüttet
im Moment des Erlebens, aber auch danach noch, die
Stresshormone Adrenalin und Cortisol aus. Damit wird der
Mensch auf Kampf und Flucht eingestellt. Depressionen können
durch Traumata in der Kindheit ausgelöst werden.

Stress und Überlastung

Anhaltende Stressbelastungen wie Armut oder fehlende soziale


Anerkennung können Depressionen begünstigen. Auch anhaltender
körperlicher Stress kann die psychische Gesundheit beeinträchtigen
und zu Depressionen führen.

9 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Info

Herzinsuffizienz und Depressionen

Es wird geschätzt, dass Patienten mit Herzinsuffizienz zwei- bis


viermal häufiger an Depressionen leiden als gesunde
Menschen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine
depressive Erkrankung den Verlauf der Herzschwäche
verschlechtern kann.(5) Zudem ist das Risiko, an einer
Herzinsuffizienz zu versterben, wenn eine Depression
hinzukommt, deutlich höher. Laut einer neuen Studie von
Forschern des Intermountain Medical Center Heart Institute in
Salt Lake City ist die Todesrate bei Menschen mit
Herzerkrankungen und Depressionen sogar doppelt so hoch
wie bei nicht depressiven Herzpatienten.(6) Vor diesem
Hintergrund ist es besonders wichtig, beim Bestehen einer
Herzinsuffizienz eine darüber hinaus bestehende Depression zu
behandeln.

Verlusterlebnisse

Verluste von nahestehenden Personen (zum Beispiel wenn der


Ehepartner verstirbt) und Einsamkeit im Alter können Schwermut und
eine depressive Entwicklung auslösen.

Auch der Verlust der sozialen Rolle (als Mutter oder im Beruf) kann
eine Altersdepression begünstigen. Wenn ältere Menschen gewohnte
Aufgaben wie die Haushaltsführung nicht mehr selbstständig
bewältigen können oder eine ihr Leben lang ausgeführte Funktion
(beispielsweise den Vereinsvorsitz) verlieren, gehen auch Struktur,
Vergnügen, Lob und letztlich Selbstwert verloren.

Ein erhöhtes Risiko für eine Depression im Alter haben


Menschen

10 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

mit hirnorganischen Erkrankungen, zum Beispiel eine beginnende


Alzheimer-Demenz

mit länger bestehenden Schlafstörungen

mit anhaltenden körperlichen Erkrankungen, insbesondere, wenn


sie mit Schmerzen einhergehen und/oder die Mobilität
einschränken

mit psychiatrischen Erkrankungen in der Vorgeschichte

mit Familienmitgliedern, die unter Depressionen leiden oder litten

in einschneidenden Lebenssituationen (zum Beispiel der Tod des


Partners)

die Missbrauchserlebnisse in frühen Lebensphasen gemacht haben

die anhaltenden Stressbelastungen und Überlastung ausgeliefert


sind (zum Beispiel  anhaltende Armut)

mit fehlendem/eingeschränktem sozialen Netzwerk (mangelnde


Anerkennung, soziale Ausgegrenztheit)

mit geringerer Bildung

Eine Rolle kann außerdem die Wohnsituation spielen: Wer in einer


städtischen Umgebung und in einer Mietwohnung wohnt, ist
statistisch gesehen stärker gefährdet als jemand, der auf dem Land
und in einem Eigenheim wohnt.

Altersdepression: Diagnose
Depressionen werden ausschließlich von einem Arzt oder
Therapeuten diagnostiziert. Da viele Menschen im höheren Alter
körperliche Begleiterkrankungen vorweisen und regelmäßig
Medikamente einnehmen, ist eine ausführliche Diagnostik sehr
wichtig.

11 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Erkranken ältere Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben an einer


Depression, so werden auch die körperlichen Leiden untersucht, die
typischerweise mit einer Depression zusammen auftreten. Diese
ausführliche Diagnostik umfasst organische Untersuchungen (zum
Beispiel des Gehirns) sowie eine Analyse der Laborwerte (zum
Beispiel um den Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung
auszuschließen).

Info

Checkliste für den Arztbesuch: Diagnose einer


Altersdespression

Um eine möglichst genaue Diagnose der Beschwerden zu


stellen, sollten Betroffene folgende Dokumente bei ihrem ersten
Termin beim behandelnden Arzt mitbringen:

Aktueller Behandlungsbericht (fachärztlich oder


hausärztlich), aus der die psychiatrische Diagnose, aktuelle
und frühere Krankheitsepisoden, körperliche
Vorerkrankungen hervorgehen.

Liste ihrer aktuellen und bisherigen Medikamente (nach


Möglichkeit mit Dosishöhe und Dauer).

Weitere bereits vorliegende Vorbefunde (zum Beispiel


aktuelle Laborwerte, EKG, cerebrales CT oder MRT).

Speziell für ältere Patienten wurde die Geriatrische


Depressionsskala (GDS), auch Depressionstest nach Yesavage
genannt, entwickelt.(7) Der Fragebogen besteht aus 15 Fragen, die
mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden. Im Ergebnis liefert er
Hinweise darüber, ob eventuell eine Altersdepression oder eine
depressive Stimmungslage vorliegt. Der Fragebogen ersetzt jedoch
nicht die Untersuchungen und Gespräche mit dem Arzt oder
Therapeuten.

12 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Altersdepression: Grade & Stadien


Es gibt zwei Verlaufsformen der Krankheit:

chronische Altersdepression

episodenhafte Altersdepression

Beim episodenhaften Verlauf kommt es in unregelmäßigen Abständen


immer mal wieder zu Krankheitsphasen. Bei der chronischen
Verlaufsform bleibt die Krankheit anhaltend bestehen. Unterschieden
wird je nach Häufigkeit und Ausprägung der Symptome zwischen
leichten, mittelschweren und schweren Depressionen.

Bei einigen wenigen Betroffenen treten depressive Phasen


abwechselnd mit manischen Episoden auf. Früher nannte man dies
manisch-depressiv, heute spricht man von einer bipolaren Störung.
Die bipolare Störung wird als eigenständige Erkrankung von der
Depression abgegrenzt.

Tipp

Suchen Sie sich rechtzeitig Hilfe

Grundsätzlich gilt: Je früher eine Depression erkannt und


behandelt wird, desto kürzer verläuft in der Regel der Verlauf der
Krankheit.

Altersdepression: Behandlung

13 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Die Behandlung von Depressionen ist bei älteren Menschen genauso


wichtig wie bei jüngeren. Viele Menschen, darunter auch Ärzte und
Therapeuten, gehen heute leider immer noch davon aus, dass es
normal sei, wenn sich Menschen im Alter zurückziehen, schlechter
schlafen, ihre Hobbies aufgeben oder weniger Freude am Leben
empfinden. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Studien zeigen, dass die
Lebenszufriedenheit im Alter eher ansteigt. Ältere Menschen
besitzen die Fähigkeit, trotz eingeschränkter Möglichkeiten
zufrieden zu sein. Vor dem Hintergrund des gesamten Lebens
können ältere Menschen das Erreichte und Erlebte betrachten und
Gefühle besser kontrollieren.

Bei der Behandlung von Depressionen haben sich sowohl die

1. medikamentöse Behandlung als auch

2. psychotherapeutische Verfahren

als wirksam erwiesen.

1. Altersdepressionen mit Medikamenten


behandeln

Manchmal funktioniert das Gehirn von Menschen, die an einer


Depression erkrankt sind, nicht mehr so wie vorher. Die Ursache liegt
häufig in einem hormonellen Ungleichgewicht im Gehirn. Durch die
Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva kann das
hormonelle Gleichgewicht wieder hergestellt werden.

14 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Info

Medikamente mit Bedacht einnehmen

Sollten depressiven Menschen Antidepressiva verabreicht


werden, muss der behandelnde Arzt auf eine sorgfältige
Auswahl des Medikaments achten. Viele ältere Patienten
nehmen in der Regel bereits regelmäßig Medikamente ein.
Durch die Verabreichung neuer Medikamente kann es zu
Wechselwirkungen kommen. Speziell bei älteren Patienten
sollten nur Arzneimittel ausgewählt werden, die das Risiko
eines Sturzes nicht erhöhen.

2. Altersdepression mit Psychotherapie


behandeln

Die Psychotherapie hat sich für ältere Menschen als sehr wirksame
Methode erwiesen, Depressionen zu behandeln. Sie sollte von einem
psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten, der auf die
Behandlung älterer Menschen spezialisiert ist, durchgeführt werden.
Die Therapie wendet verschiedene Verfahren an, um die individuellen
psychischen Probleme möglichst „passgenau“ zu behandeln. Dabei
werden Lebensthemen wie

Angst vor Behinderung

Pflegebedürftigkeit

Einsamkeit

Abhängigkeit und der

Wegfall von Alltagsstrukturen

besprochen. Für viele ältere Menschen sind diese Themen sehr


präsent in ihrem Alltag.

15 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Zur Unterstützung verwenden Therapeuten häufig einen Wochenplan,


in dem der Patient seine Stimmung, Beschäftigung und besondere
Ereignisse notieren kann. Das hilft sowohl dem Betroffenen als auch
dem behandelnden Therapeuten, bestimmte Verhaltensweisen zu
beobachten und gegebenenfalls zu hinterfragen. Der Wochenplan
kann auch helfen, gegen den typischen Aktivitäts- und
Interessensverlust vorzugehen und eine aktive Tagesstruktur zu
erarbeiten.

11 Tipps, mit denen Sie als naher Angehöriger


die Lebensqualität von depressiven Menschen
steigern

16 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

1. Personen in der unmittelbaren Umgebung bemerken meist als


erste, dass Betroffene sich anders verhalten. Sprechen Sie das
Thema Depressionen behutsam an und weisen Sie auf die guten
Heilungschancen durch eine Behandlung hin.

2. Nehmen Sie die Beschwerden der Betroffenen Person ernst. Im


Umgang mit altersdepressiven Patienten ist es besonders wichtig,
dass Angehörige und andere Kontaktpersonen die Beschwerden
als Erkrankung anerkennen.

3. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen dabei, passives und inaktives


Verhalten zu überwinden. Aktivieren Sie die Person, indem Sie
positive Erfahrungen steigern. Wenn Ihrem Angehörigen
beispielsweise das Gärtnern gefällt, planen Sie mit ihm, das Beet
im Garten neu zu bepflanzen.

4. Helfen Sie Ihrem Angehörigen dabei, seinen Tag zu strukturieren.


Tragen Sie dazu zum Beispiel mit ihm zusammen die anfallenden
Aufgaben der Woche in einen Kalender ein.

5. Bauen Sie für Ihren depressiven Angehörigen ein


funktionierendes Versorgungs- und Unterstützungssystem
auf. Bemühen Sie sich, den familiären und partnerschaftlichen
Austausch zu verbessern. Sprechen Sie sich auch mit
Verwandten und Bekannten ab und organisieren Sie regelmäßige
Besuche oder Anrufe.

6. Bestärken Sie Ihren depressiven Angehörigen darin, soziale


Kontakte aufzubauen, beispielsweise durch einen Beitritt in einem
Verein oder einem Chor.

7. Unterstützen Sie ihn auch dabei, Fertigkeitsdefizite zu


überwinden und positive Verhaltensweisen einzuüben.

8. Helfen Sie der Person dabei, Vergangenes besser zu bewältigen.


Machen Sie deutlich, worauf man stolz sein kann und stellen Sie
Veränderungen, die ohne eigenes Wollen erforderlich wurden,
heraus. Benennen Sie auch Unerwartetes und Unverhofftes.

9. Vermeiden Sie Phrasen wie „Du musst positiv denken“. Sie


vermitteln dem Kranken lediglich, dass man ihn nicht versteht.
Versuchen Sie nicht, krampfhaft die Stimmung aufzuhellen. Dies
kann für Betroffene sehr belastend werden, da sie ein schlechtes
Gewissen entwickeln. Wichtiger ist es, dass Sie zuhören und
geduldig bleiben.

17 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

geduldig bleiben.

10. Suchen Sie Adressen von Therapeuten in ihrer Nähe heraus und
stellen Sie diese Ihrem Angehörigen zur Verfügung. Damit führen
Sie ihn sanft an das Thema heran. Geben Sie ihm Zeit, sich mit
dem Gedanken anzufreunden, sich in Behandlung zu begeben.

11. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild der


Altersdepression, zum Beispiel über Ratgeber-Literatur.

pflege.de-Buch-Tipp:

Prof. Dr. Martin Hautzinger


Wenn Ältere schwermütig werden
Hilfe für Betroffene und Angehörige
Beltz Verlag, Weinheim, Basel 2006
197 Seiten, 24,95 Euro

Altersdepressionen: Die
Depressionsspirale
Eine depressive Episode wird manchmal mit dem Bild einer
Depressionsspirale erklärt, bei der der Gefühlshaushalt in einer
Abwärtsbewegung stufenweise immer weiter abfällt. Dass sich die
depressive Phase verschlechtert, merken Betroffene dann gar nicht,
da die Verschlechterung in kleinen, manchmal gar nicht bemerkbaren
Schritten vorangeht. Auslöser für dieses Abrutschen sind von Person
zu Person unterschiedlich. Es können zum Beispiel Schlafstörungen,
eine schlechte Nachricht oder die seit Tagen anhaltende schlechte
Laune sein.

18 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Selbsthilfe durch ein


Stimmungsprotokoll
Was drückt meine Stimmung und was macht mich froh? Das
herauszufinden ist gar nicht so einfach. Dafür ist es hilfreich, die
eigene Depressionsspirale zu beobachten, Aktivitäten und Gedanken
aufzuschreiben und damit den Absturz in die Schwermut rechtzeitig
zu erkennen. Tagespläne helfen, den Gefühlsverlauf über die Zeit
besser zu verstehen.

Ein Tagesprotokoll können Sie sich ganz leicht selbst erstellen. Es


kann zum Beispiel so aussehen

19 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Datum:

Uhrzeit Was habe ich Stimmung


getan / erlebt /
gedacht?

08:00 bis 09:00 Aufgestanden, 5


Uhr Frühstück, trübe
Gedanken

09:00 bis 10:00 Anruf eines 2


Uhr Bekannten,
Zeitung gelesen

10:00 bis 11:00 Abgewaschen, auf 4


Uhr einen Anruf
gewartet, nichts
getan

...

1 = sehr gute Stimmung; 2 = gute Stimmung; 3 = mittelmäßige


Stimmung; 4 = weniger gute Stimmung; 5 = schlechte Stimmung;
6 = sehr schlechte Stimmung

20 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

1. Verwenden Sie das Tagesprotokoll über einen Zeitraum von


mindesten 14 Tagen. Halten Sie sich dazu an, das Protokollblatt
alle drei bis vier Stunden zu befüllen. So vermeiden Sie, dass sich
verschiedene Eindrücke des Tages miteinander vermischen.
Schauen Sie sich nach einer oder zwei Wochen Ihre
Stimmungsergebnisse an und fragen Sie sich: „Was unterscheidet
die Tage mit schlechter Stimmung (5 oder 6) von denen mit
besserer Stimmung (3 und besser)?“. Sie haben nun wichtige
Daten über Ihr Gefühlsleben gesammelt und können erkennen,
welche Ereignisse die Gefahr bergen, die Abwärtsspirale
auszulösen.

2. Fragen Sie sich, was Ihnen Freude bereitet. Sind Sie gern mit
Ihrer Familie zusammen? Gehen Sie gern in eine Kneipe?
Probieren Sie gerne neue Rezepte aus? Oder hören Sie gern
Geräuschen in der Natur zu? Schreiben Sie sich eine Liste mit all
den Dingen und Tätigkeiten, die für Sie schön und angenehm
sind.

3. Sie haben in Schritt 1 und Schritt 2 herausgefunden, welche


Aktivitäten Ihnen Freude bereiten und welche Aktivitäten Ihre
Stimmungslage kippen lassen können. Nun geht es darum, die
schönen Aktivitäten in den Alltag zu integrieren. Das ist gar nicht
so einfach, denn unser Alltag besteht aus vielen Routinen, die wir
oft nur mit großer Kraftanstrengung durchbrechen. Menschen mit
Depressionen fehlt diese Kraft aber meistens. Daher lohnt es
sich, den Alltag geplant umzugestalten und gezielt die
angenehmen Dinge in den Tages- und Wochenablauf zu
integrieren. Füllen Sie Ihren Tag mit angenehmen Pflichten im
Wechsel mit unangenehmen Pflichten.

4. Durchhalten! Neues Denken und neue Verhaltensweisen müssen


eingeübt werden, damit sie selbst zur Gewöhnung werden. Jede
Krise und Veränderung – derer es im Alter viele gibt – erschüttern
das neue Verhalten. Es gilt daher, positive Akzente immer wieder
aufs Neue in die kommenden Wochenabläufe einzuplanen.
Halten Sie sich die Stunde am Sonntag nach dem Mittagessen
frei, um den Plan für die kommende Woche zu erstellen. Das
Wichtigste ist, die Dinge wirklich umzusetzen.

21 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Weitere Hilfen und Rat können Angehörige und Betroffene bei


den folgenden Anlaufstellen erhalten:

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Deutsche DepressionsLiga e.V.

Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (


BApK)

Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können für die betroffenen


Familienmitglieder eine wichtige Hilfe sein.

Erstelldatum: 15.08.2018 | Zuletzt geändert: 28.10.2021

(1) S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression 2015


www.dgppn.de/_Resources/Persistent
/d689bf8322a5bf507bcc546eb9d61ca566527f2f/S3-NVL_depression-2aufl-
vers5-lang.pdf (letzter Abruf am 23.07.2021)
(2) Deutsche Depressionshilfe
www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-
depression/haeufigkeit (letzter Abruf am 23.07.2021)
(3) Deutsche Depressionshilfe
www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-
barometer/2019 (letzter Abruf am 27.07.2021)
(4) Deutsche Depressionshilfe
www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-
in-verschiedenen-facetten/depression-im-alter (letzter Abruf am
23.07.2021)
(5) Patientenleitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie Herzschwäche 2020

weitere Quellenangaben
#

Weiterlesen im

Magazin
22 von 29 05.03.22, 12:37
Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Interview Erstelldatum: 20. April 2020 | Zuletzt geändert: 25. Februar 2022

Wie pflegende Angehörige beim Verdacht


auf Altersdepression handeln sollten

Altersdepressionen gehören neben Demenz zu den häufigsten psychischen


Erkrankungen im Alter. Wenn sich an Depressionen erkrankte Senioren nicht mehr zu
helfen wissen, sollten pflegende Angehörige die Warnsignale erkennen und Hilfe
organisieren. pflege.de hat mit dem Depressions-Experten Prof. Dr. Hegerl darüber
gesprochen, woran pflegende Angehörige Altersdepressionen erkennen und wie sie
mit Betroffenen richtig umgehen.

Herr Prof. Dr. Hegerl, Sie setzen sich tagtäglich für die Erforschung und
Aufklärung von Depression und Suizidprävention ein. Worin besteht – Ihrer
Erfahrung nach – das größte Problem bei der Aufklärung von
Altersdepressionen und Suizidalität?

Das größte Problem ist, dass die Depression bei Senioren noch häufiger als bei
jüngeren Menschen übersehen wird. Depressive Symptome wie Hoffnungs- und
Freudlosigkeit, Schlafstörungen oder Erschöpfungsgefühl werden oft nicht als
Ausdruck einer eigenständigen schweren Erkrankung gesehen. Fälschlicherweise
werden diese als nachvollziehbare Reaktion auf die Bitternisse des Alters oder als
Folge körperlicher Erkrankungen interpretiert. Auch deshalb steigt das Suizidrisiko mit
zunehmendem Alter, insbesondere bei Männern, an.

Sie nennen Hoffnungs- und Freudlosigkeit sowie Schlafstörungen als depressive


Symptome. Was sind weitere typische Warnsignale im Verhalten von
Betroffenen, die Angehörige kennen sollten?

Neben der gedrückten Grundstimmung leiden depressive Menschen in der Regel an


einem permanenten Erschöpfungsgefühl. Nichts macht mehr Freude. Betroffene leiden
unter vermehrten Schuldgefühlen, indem sie sich zum Beispiel als eine Belastung für
andere sehen. Auch das Gefühl der inneren Daueranspannung, etwa wie vor einer
Prüfung, plagt Betroffene. Hinzu kommen in den meisten Fällen körperliche

23 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Missempfindungen, Betroffene schlafen schlecht und haben keinen Appetit, was


oftmals mit Gewichtsverlust verbunden ist. Fast alle Patienten mit schweren
Depressionen haben zumindest Suizidgedanken.

„ Im Alter werden depressive


Störungen durch auftretende
Sprech- und Denkhemmung –
das heißt Denken und Sprechen
werden als „gebremst“ oder
„blockiert“ wahrgenommen –
und durch
Konzentrationsstörungen oftmals
mit einer Demenz verwechselt.
Für den Arzt ist die Abgrenzung


aber gut möglich.
Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Jemand, der keine depressiven Phasen erlebt hat, kann vermutlich nicht
nachempfinden, wie sich der Betroffene fühlt. Das bedeutet, es fehlt häufig ein
gegenseitiges Verständnis für die Situation von Angehörigen und Betroffenen:
Was sind Ängste von Angehörigen – und mit welchen Ängsten haben
altersdepressive Menschen zu kämpfen?

Zwei Drittel der Bevölkerung gaben in dem von uns durchgeführten „Deutschland-
Barometer Depression“ an, dass sie sich über die Erkrankung im Alter nicht gut
informiert fühlen. Deshalb rate ich, informieren Sie sich – wer weiß, was die
Depression ist, kann besser damit umgehen.

24 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

„ Wichtig ist, dass eine


Depression nicht mit Zuneigung
der Familie allein behandelt
werden kann, sondern
medizinische Hilfe erfordert. Am
besten können Angehörige
unterstützen, indem sie einen
Termin beim Arzt organisieren
und den Betroffenen
gegebenenfalls dorthin


begleiten.
Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Mein Tipp für Angehörige und Freunde der Betroffenen: Sie sollten ihre eigenen
Belastungsgrenzen kennen und sich auch Unterstützung organisieren.

Wenn pflegende Angehörige oder Freunde bei ihrem pflegebedürftigen


Verwandten bzw. Bekannten eine Altersdepression vermuten, informieren sich
viele online. Dort finden sie oftmals den Tipp, den Betroffenen behutsam auf das
Thema Depression anzusprechen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Wie
sollten Angehörige ein solches Gespräch am besten beginnen?

Ich würde ein Gespräch damit beginnen, dass ich gemerkt habe, dass es dem älteren
Menschen nicht gut geht und ich mir Sorgen mache. Dann würde ich konkret
vorschlagen, zum Arzt zu gehen und das einmal abklären zu lassen.

Bei welchem Arzt vereinbare ich am besten einen Termin? Und wenn ich mehr
Informationen zum Thema Depression brauche, welche Anlaufstellen können Sie
empfehlen?

25 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt sein. Bei schweren und hartnäckigen
Depressionen kann auch gleich der Facharzt, das heißt der Psychiater, aufgesucht
werden.
Wenn Angehörige, Bekannte oder sogar Betroffene wissenschaftlich fundierte
Informationen zur Erkrankung suchen, empfehle ich die Seite www.deutsche-
depressionshilfe.de.

Tipp

Informationen und Hilfe für Angehörige und Betroffene

• Deutschlandweites Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33


• Erfahrungsaustausch für Betroffene und Angehörige im Online-Forum: 
www.diskussionsforum-depression.de
• Sozialpsychiatrische Dienste bei den Gesundheitsämtern
• Beratung und Selbsthilfegruppen speziell für Angehörige: www.bapk.de
• Tipps und Übungen für Angehörige: www.familiencoach-depression.de
• Wissen und Adressen rund um das Thema Depression: 
www.deutsche-depressionshilfe.de

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, deren Vorstandsvorsitz Sie innehaben,


hat im November 2019 das dritte „Deutschland-Barometer Depression“
veröffentlicht. Es zeigt, dass sich nur wenige an Altersdepression erkrankte
Menschen in Behandlung begeben. Die Bereitschaft, sich Hilfe vom
Psychotherapeuten zu holen, sinkt mit dem Alter. Was sind mögliche Gründe
dafür und was können Angehörige tun, wenn Betroffene jegliche Hilfe ablehnen?

Depressiv Erkrankte tun sich ganz unabhängig vom Alter schwer damit, sich
professionelle Hilfe zu holen. Sie sind zu erschöpft, um einen Arzttermin zu
organisieren, sind weiter hoffnungslos und glauben, dass ihnen sowie so niemand
helfen kann. Zudem geben sie sich auch selbst die Schuld an ihrem Zustand. Dies trifft
auch auf ältere depressiv Erkrankte zu. Die Befragung hat aber auch ergeben, dass
viele ältere Menschen durchaus offen für eine Psychotherapie wären – dass ihnen
diese jedoch nur äußerst selten angeboten wird.

Wenn der offensichtlich Erkrankte jede Hilfe ablehnt, ist das für Angehörige eine
belastende, von quälender Hilflosigkeit geprägte Situation. Dann können Angehörige
nur immer wieder ermuntern, sich doch helfen zu lassen und den Weg zum Arzt
erleichtern. Zum Beispiel indem sie den Arzttermin vereinbaren und den Patienten,

26 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

wenn gewünscht, begleiten. Besteht der Eindruck einer akuten Lebensgefahr, dann
sollten Angehörige oder Freunde den Notarzt verständigen.

Ob Altersdepression oder Suizidprävention: Welche modernen


Unterstützungsangebote gibt es in diesen Bereichen? Worin unterscheiden sie
sich von den klassischen Angeboten wie Selbsthilfegruppen oder Hotlines für
depressive Menschen?

Wir haben, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, eine kostenfreie


Online-Schulung zum Thema „Altersdepression und Umgang mit Suizidalität“ für
pflegende Angehörige und ambulante Altenpflegekräfte entwickelt. Die 90-minütige
Schulung vermittelt Wissen, zeigt erste Handlungsmöglichkeiten bei Verdacht auf
Depression und Suizidalität auf und stellt in Videosequenzen den Umgang mit
depressiv Erkrankten im Pflegealltag exemplarisch dar.

Ziel ist es, durch die Schulung von pflegenden Angehörigen und Altenpflegekräften das
Erkennen von Depression bei älteren Pflegebedürftigen zu erleichtern und die
Sicherheit im Umgang mit depressiv Erkrankten zu fördern. Zudem werden
Informationen zu Anlaufstellen vermittelt, wo betroffene Senioren professionelle Hilfe
finden.

Die klassischen Angebote Selbsthilfegruppe oder Telefon-Hotlines richten sich oftmals


an die Betroffenen. Die Online-Schulung wiederum soll Altenpflegekräfte und
pflegende Angehörige für das Thema Altersdepression sensibilisieren. Im Fall der Fälle
sollen sie handeln und Betroffenen helfen können.

27 von 29 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

Info

Nutzen Sie das kostenlose Informationsangebot

Das frei verfügbare Angebot richtet sich speziell an pflegende Angehörige und
Pflegekräfte, die durch Depression und Suizidalität bei älteren pflegebedürftigen
Menschen verunsichert und emotional belastet sein können. Die Online-
Schulung reduziert diese Belastung, indem durch Information und praxisnahe
Beispiele die Handlungssicherheit erhöht wird. Die circa 90-minütige Online-
Schulung steht allen pflegenden Angehörigen und Pflegekräften kostenfrei und
ohne Anmeldung auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zur
Verfügung. Sie kann zeit- und ortsunabhängig am PC, Tablet oder Smartphone
genutzt werden.

Spielt die Ursache der Depression eine maßgebliche Rolle, wie ein Angehöriger
mit dem Betroffenen umgehen sollte? Zum Beispiel wenn ein Trauma oder die
Pflegebedürftigkeit mit eingeschränkter Mobilität Auslöser der Depression ist?

Um an einer Depression zu erkranken, ist eine Veranlagung entscheidend. Diese


kann vererbt sein, aber auch erworben, zum Beispiel durch Traumatisierungen oder
Missbrauchserlebnisse in der Kindheit. Hat jemand diese Veranlagung, dann besteht
das ganze Leben über das Risiko des Abgleitens in die Depression. Das Risiko besteht
auch dann, wenn es keine nennenswerten äußeren Belastungen gibt. Die meisten
Menschen mit Depressionen im höheren Alter hatten deshalb bereits in früheren
Lebensabschnitten depressive Krankheitsphasen.

Was oft nicht bedacht wird: Depression ist eine eigenständige Erkrankung und
mehr als eine Reaktion auf eingeschränkte Mobilität oder andere schwierige
Lebensumstände. Obwohl es im Alter vermehrt zu körperlichen Erkrankungen,
Einsamkeit und Verlusterlebnissen kommt, sind Depressionen im höheren Alter sogar
weniger häufig als im jüngeren Erwachsenenalter.

„ Die Ursache der Depression


spielt keine maßgebliche Rolle,

28 von 29 “ 05.03.22, 12:37


Altersdepression » Depression & Einsamkeit im Alter - Wir klären auf |... https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/

wie sich das soziale Umfeld


verhalten sollte. Generell rate ich
im Umgang mit depressiv
Erkrankten dazu, sich als
Angehöriger von
Mitmenschlichkeit und
gesundem Menschenverstand
leiten zu lassen.
Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Wenn man erkennt, dass Depression eine Erkrankung wie andere auch ist, dann wird
es leichter fallen, das veränderte Verhalten richtig einzuordnen. Die Familie kann die
Depression nicht heilen. Sie kann den Erkrankten aber dazu motivieren, sich Hilfe zu
holen und die Behandlung konsequent durchzuführen. Die beiden wichtigsten
Behandlungssäulen bei Depression sind Antidepressiva und Psychotherapie – beides
wird von den Krankenkassen getragen.

Prof. Dr. Hegerl, vielen Dank für das Interview!

Quellenangaben #

Erstelldatum: 20.04.2020 | Zuletzt geändert: 25.02.2022

(1) Bildquelle
© De Visu - stock.adobe.com
(2) Bildquelle
© Stefan Straube

$ Nach oben

29 von 29 05.03.22, 12:37

Das könnte Ihnen auch gefallen