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Ahmad, Samira und der Hijab

Ahmads Mama trägt beim Rausgehen oder wenn Männer zu Besuch sind, die für
sie haram sind, immer einen Niqab. Dabei bedeckt sie ihren ganzen Körper, ihre
Hände und ihr Gesicht.
Bei den Augen ist dann immer ein kleiner Schlitz durch den sie sehen kann. Sie
trägt dann immer schwarz.
Zuhause trägt Mama ganz bunte Kleider. Manchmal trägt sie zuhause ein
Kopftuch und manchmal hat sie ihre Haare auch offen.
Es ist nämlich keine Sünde, wenn Baba, Ahmad, Talha oder Asma Mamas Haare
sehen oder wenn sie neben ihnen eine Kette oder Ohrringe trägt.
Alle Frauen in Ahmads Familie tragen ganz lange Kleidung und dazu entweder
ein Kopftuch oder noch einen Niqab.
Manche Leute sagen, dass das Kopftuch ein „Hijab“ ist, aber das stimmt nicht.
Das Kopftuch ist ein Teil vom Hijab. Und der Niqab ist ein Teil vom Hijab. Und die
Abaya ist ein Teil vom Hijab.
Wenn man alles zusammen trägt, dann ist es der richtige Hijab, sowie Allah ihn
will. Wenn man zum Beispiel nur eine Abaya oder einen Jilbab mit einem
Kopftuch trägt, dann soll man sich bemühen, den Niqab dazu anzuziehen.


Mama sagt, dass man sich so anziehen muss, weil die Frau Fitna ist. Das heißt,
dass sie zu Problemen führen kann, weil sie so schön ist. Und das stimmt! Mama
ist wirklich wunderschön und Ahmad ist sich sicher, dass andere Frauen auf sie
neidisch wären, wenn sie sie sehen würden.


Heute wird Tante Maryam mit ihrem Mann Onkel Muhammad und ihren
Kindern zu Besuch kommen. Tante Maryam ist die Schwester von Mama. Sie hat
genauso wie Ahmads Mama drei Kinder.
Cousine Layla ist schon verheiratet und wohnt nicht mehr bei ihnen. Dann gibt
es noch Cousine Safiyya und Samira. Cousine Safiyya ist 16 Jahre alt und Samira
ist sechs, also ein bisschen älter als Ahmad.
Wenn die Tante und der Onkel zu Besuch sind, sitzt die Familie getrennt.
Onkel Muhammad, Baba und Talha in einem Raum und Tante Maryam, Mama,
Asma und Safiyya im anderen Raum. Samira und Ahmad laufen immer zwischen
beiden Räumen herum.
Das ist nützlich für Mama, weil die Beiden dann manchmal servieren können.

Wer für wen haram und wer für wen halal ist wirkt sehr kompliziert- ist es aber
nicht!
Vater, Mutter, Bruder, Mama, Schwester von Mama, Bruder von Mama,
Schwester von Vater, Bruder von Vater, Oma, Opa, Kind, Ehemann, Ehefrau und
die Eltern vom Ehemann und der Ehefrau sind halal für einen.
Das heißt also, dass man mit ihnen reden darf, sie anschauen darf und man nicht
den Hijab voreinander tragen muss.
Cousine Safiyya ist zum Beispiel haram für Ahmad. Aber weil Ahmad noch klein
ist, darf er mit ihr reden. Talha ist aber schon groß und darf zum Beispiel nicht
mit ihr reden. Deswegen sitzen sie in getrennten Zimmern.



Mit Cousine Samira darf Ahmad immer reden. Sie ist nämlich nicht nur Ahmads
Cousine, sondern, und das kennt ihr vielleicht noch nicht, auch Ahmads
Milchschwester!
Milchschwester klingt natürlich erstmals lustig, aber wisst ihr was das bedeutet?

Ahmad wusste es früher auch nicht, aber Mama hat es ihm dann erklärt.
Als Ahmad geboren wurde und noch ein ganz kleines Baby war, hat Mama ihn
natürlich gestillt. Das heißt, dass sie ihm Milch aus ihrer Brust zum Trinken
gegeben hat.
Sie hat aber auch Cousine Samira sehr oft gestillt und ihr Milch von ihrer Brust
gegeben.
Deswegen sind Ahmad und Samira Milchgeschwister.
Im Islam ist es so, dass Milchgeschwister auch halal für einen sind. Kurz gesagt
bedeutet das, dass das Ahmad immer mit Cousine Samira reden darf.

Die Tür läutet.
Ahmad läuft schnell hin. Er freut sich sehr über den Besuch!
Samira ist sehr lustig und sie spielen immer gemeinsam.
Baba geht zur Tür um sie zu öffnen und Mama wartet am Ende des Zimmers.
Talha steht neben Mama.



„Assalamu alaykum wa rahmatullahi wa barakatuhu! Danke für die Einladung,
Akhi“, begrüßt Onkel Muhammad Baba.
Er tritt zuerst hinein. Daraufhin folgen ihm Tante Maryam und Safiyya, welche
schnell ans Ende des Zimmers zu Mama gehen. Sie begrüßen sich jetzt auch.
Tante Maryam trägt genauso wie Mama einen richtigen Hijab mit Niqab und
Safiyya trägt einen dunkelblauen Jilbab. Ihr Gesicht sieht man.

Hinter Onkel Muhammad steht ein Mädchen- Samira! Sie ist so groß wie Ahmad
und trägt ein weißes Kleid mit pinken Blümchen; aber irgendwas ist anders.
Ahmad schaut Samira an und denkt nach, was so anders aussieht.
Samira geht auf ihn zu.
„Assalamu alaykum. Was ist los? Hab’ ich Tomatensauce im Gesicht?“, fragt sie
ihn aufgeregt.
„Wa alaikum assalam.“, antwortet Ahmad und schüttelt den Kopf.
„Gut! Ich hab’ nämlich grad Spaghetti gegessen. Ich mag keine Tomatensauce im
Gesicht haben.“, erklärt ihm Samira.
„Du schaust anders aus.“, stellt Ahmad fest.
Nun fängt Samira an über das ganze Gesicht zu strahlen. Mit breitem Lächeln
sagt sie: „Ich bin schöner geworden! Stimmt’s? Das ist wegen meinem Hijab.“

Ah! Ahmad weiß jetzt wieso Samira anders aussieht. Er kann ihre Haare nicht
sehen! Ahmad findet auch, dass Samira damit schöner ist. Aber er sagt es ihr
nicht, weil Samira sowieso immer denkt, dass sie die Schönste ist.
Ahmad tippt ihr auf die Schulter, ruft „Du bist’s!“ und läuft davon.
Er will mit ihr Fangen spielen.
„Das ist nicht fair!“, ruft Samira und rennt ihm nach.
Ahmad ist in Richtung des Zimmers der Frauen gelaufen und Samira ist ihm dicht
auf den Fersen.

Im Zimmer haben es sich Mama, die Tante und Cousine Safiyya schon gemütlich
gemacht und trinken gemeinsam Tee. Ahmad läuft hinter Mama und sie wirft
dabei fast ihr Teeglas um.
„Pass doch auf, Ahmad! Was soll das! Sei nicht so wild.“, ermahnt sie Ahmad.
Da läuft Samira ins Zimmer und ruft lachend: „Wo ist er?“
Mama hatte Samira bis dahin noch nicht gesehen.
„Allahumma Barik! Mashaallah, Samira wie schön du geworden bist. Seit wann
bist du denn bedeckt?“, freut sie sich.
Sie greift dabei Samira auf die Schulter und streichelt sie.
Wieder lacht Samira stolz und erklärt:
„Seit zwei Wochen. Ich bin schön, stimmt’s?“
Mama lacht und erklärt ihr, dass sie sehr schön sei.
Ahmad kommt nun hinter Mama hervor und schaut Samira an.
Samira will auf ihn zu gehen um ihn zu fangen, aber Ahmad sagt:
„Wieso ziehst du dich jetzt so an?“
„Weil man sich im Islam bedecken muss. Allah will, dass man sich bedeckt, wenn
man ein Mädchen ist. Es ist eine Sünde, wenn man das nicht tut! Ich bin nämlich
eine schöne Perle sagt meine Mama. Und schöne Perlen zeigt man nicht offen,
weißt du.“, erklärt Samira ihm.


Ahmad fängt an zu grübeln.
„Ich muss aber keinen Hijab tragen, oder Mama? Wieso müssen Mädchen das
tragen und Jungen nicht?“




Tante Maryam, die die ganze Zeit zugehört hat, erklärt ihm:
„Weil Jungen und Mädchen ganz unterschiedlich sind und deswegen hat Allah
ihnen nicht alles gleich befohlen. Ein Mann muss zum Beispiel keinen Hijab
tragen, eine Frau aber schon. Ein Mann darf und soll rausgehen, die Frau soll so
viel Zeit wie möglich zuhause sein. Die Frau darf Gold tragen, der Mann nicht.“

Ahmad versteht, dass Frauen und Männer nicht gleich sind.
Samira fügt noch hinzu:
„Außerdem sind Mädchen viel schöner als Jungen! Mädchen sind wie
wunderschöne, glitzernde Perlen. Wenn man die Perle gut versteckt und nicht
viel rausgeht mit ihr und sie nicht zeigt, dann bleibt sie schön sauber.“
Mama lacht und stimmt Samira zu.
„Aber mein Ahmad hier ist auch schön.“, sagt Mama während sie Ahmad durch
die Haare wuschelt.
„Mama, wieso trägt Asma keinen Hijab?“, fragt Ahmad.
„Weil Asma noch ein Baby ist. Eine Muslima muss erst dann den Hijab tragen,
wenn man schon merkt wie schön sie ist und sie nicht mehr ganz klein ist.“,
antwortet Mama.
„Muss ich mich auch besonders anziehen?“, fragt Ahmad.
Mama lacht:
„Mashaallah, Ahmad. Du siehst schon genauso aus wie ein Muslim ausschauen
muss! Du ziehst ja deinen Qamiz und die gekürzte Hose für Allah an. Wenn du
größer bist, wird dir inshaallah noch ein Bart wachsen und den darfst du auch
niemals wegrasieren. Mädchen sind zwar schöne Perlen, aber ein Muslim wie du
ist ein richtiger Löwe!“
Da müssen alle im Raum lachen.



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