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Ahmad und die Goldmünze

Ahmad kommt gerade ins Wohnzimmer als Baba Mama etwas am Handy zeigt.
Baba schaut sehr traurig aus. Er hat einen ganz starren Blick und seine Augen
tränen. Als Mama auf Babas Handy schaut, kommen ihr auch sofort Tränen und
sie muss anfangen zu weinen.

„Ya Allah bitte beschütze unsere Geschwister, Ya Muntaqim zerstörte die


Feinde“,
sagt Mama voller Tränen und Baba legt seinen Arm um sie.
„Mama, wer ist Muntaqim?“, fragt Ahmad.
Mama und Baba haben ihn bis dahin noch gar nicht gesehen und als sie ihn
bemerken, wischt Mama ihre Tränen weg.

„Al-Muntaqim ist ein Name von Allah, mein Schatz. Es bedeutet „der gerechte
Vergelter“. Das heißt, dass er die Unterdrückten, die unfair behandelt werden
an den Unterdrückern, den Gemeinen, rächt. Also wenn wer gemein zu
Muslimen ist, dann ist Allah gerecht und gibt den Kuffar ebenso etwas
Schlechtes, mein Schatz. So ist das gemeint.“,
erklärt Mama ihm.
Allah hat nämlich viele Namen. Genau 99!
Jeder Name beschreibt Allah, aber nicht auf so einer Art und Weise wie wir es
uns vorstellen. So wie Allah sich beschreibt, kann kein Mensch auf der ganzen
Welt jemals sein.

Während sie das alles erklärt muss sie ihre Tränen zurückhalten.
„Mama, wieso musst du so weinen?“, fragt Ahmad.
Er wird sehr traurig wenn er Mama so sieht.
„Weißt du, mein Schatz, ich hab gerade Bilder von kleinen Muslimen gesehen,
denen es gar nicht gut geht. Die haben mich an dich erinnert.“,
erklärt Mama ihm.
Jetzt wird auch Ahmad traurig.
„Wieso? Was haben sie Mama?“, fragt er also.
„Sie haben vielleicht keine Mama oder keinen Baba mehr. Sie haben kein
Zuhause mehr, haben Hunger, ihnen ist kalt, sie sind verletzt. Ganz normale
kleine Muslime wie du.“, erwidert Mama unter Tränen.

Das darf doch nicht wahr sein! Mama erklärt Ahmad immer, dass man einen
Muslim nie alleine lassen darf und, dass man sich um jeden Muslim kümmern
muss. Wieso kümmert sich dann keiner?

Schnell läuft er zum Kühlschrank und holt seine Lieblingsjoghurts heraus.


Erdbeere, Banane und Kirsche; insgesamt drei Stück.
Er läuft zu Mama und sagt:
„Mama! Ich will ihnen diese Joghurts geben. Sie sollen keinen Hunger mehr
haben.“
Baba nimmt Ahmad in den Arm.
„Die Muslime denen es so schlecht geht, wohnen nicht hier, Ahmad. Sie wohnen
ganz viele Stunden mit dem Flugzeug von hier entfernt. Alhamdulillah es gibt ein
paar Brüder die sich um sie kümmern. Dein Onkel Amir zum Beispiel! Aber sie
sind leider selbst auch nicht reich.“, erklärt Baba ihm.
Ahmad fragt, wieso Onkel Amir denn bei ihnen ist. Er wollte doch zu den grünen
Vögeln!
„Das gehört alles dazu um zu den grünen Vögeln zu kommen, Schatz.“,
erklärt ihm Mama.
Ahmad will nicht einfach so tatenlos da sitzen.
Mama erklärt ihm, dass Muslime krank sind, dass sie keine Eltern und kein
Zuhause haben, dass sie verletzt sind. Und Ahmad soll einfach nichts tun?
Nein, so ist der kleine Ahmad nicht!

„Ich will ihnen helfen. Aber ich bin so weit weg, ich weiß nicht wie.“,
jammert Ahmad.

„Man kann spenden. Dann schickt man den Armen Geld und sie können davon
Essen, Medizin, Kleidung und andere Sachen kaufen, die sie brauchen.“,
erklärt Baba ihm.

„Dann mach ich das! Und Dua kann ich auch machen, stimmts?“, fragt Ahmad.
Die Eltern nicken.
Man kann immer Dua machen, wenn man was will oder sich wünscht.
Allah liebt es wenn man ihn um was bittet. Er wird sogar wütend, wenn man es
nicht tut.
„Ya Allah, bitte mach die Muslime glücklich.“, bittet Ahmad Allah.
„Mama, wie war nochmal der Name von Allah den du vorhin gesagt hast?“,
erfragt er Mama.

Al-Muntaqim!

„Danke, Mama! Ya Muntaqim, mach die Feinde Allahs traurig!“, bittet er Allah
wieder.

Ahmad ist dazu entschlossen den Muslimen zu helfen. Doch dann fällt ihm ein,
dass er ja gar kein Geld hat. Er geht in sein Zimmer und durchsucht alles.
Jede Ecke, jede Kiste und jede Lade durchsucht er- doch er findet nichts.

Da fällt ihm etwas ein!


Als Ahmad geboren wurde, hat Oma den Eltern eine Goldmünze geschenkt.
Mama hat sie letztens Ahmad gegeben und gesagt, dass das eigentlich seine ist.
Er soll sehr gut darauf aufpassen, weil sie sehr teuer ist.
Vielleicht kann er ja die spenden!

Er läuft zu den Eltern und erklärt ihnen, dass er zwar kein Geld gefunden hat,
aber er gerne die große Goldmünze von Oma spenden würde
„Weißt du wie viel diese Münze wert ist?“, fragt ihn Mama mit großen Augen.
Ahmad zuckt mit den Schultern.
„500 Euro. Das ist so viel wie 100 T-Shirts oder über 2000 Äpfel!“,
erklärt ihm Mama.
Ahmad staunt. Das sind viele Äpfel!
„Dann können sich die armen Muslime also 2000 Äpfel kaufen!“, freut sich
Ahmad.

Hier könnt ihr die Goldmünze sehen.


In der Mitte steht ein „A“ für Ahmad.

Mama lacht.
„Aber du weißt, dass du die Münze nie wieder zurückbekommst? Also wenn du
mal groß bist und du Geld brauchst, dann hättest du immer die Münze zur
Sicherheit.“, stellt Mama nochmal klar.
Ahmad versteht die Erwachsenen nicht. Zuerst bringen sie ihm immer bei, dass
die Dunya egal ist und es nur wichtig ist, gute Taten zu machen und dann sagen
sie so etwas.
„Mama, ich will diese Münze hergeben. Du sagst doch immer Dunya ist egal und
wir sind nur hier um gute Taten zu machen und in Jannah zu kommen. Ich will
die Goldmünze den armen Muslimen geben.“

Mama wird rot. Sie schämt sich ein bisschen, weil Ahmad natürlich Recht hat.
„Außerdem gibt Allah dir dein Rizq, also dein Geld, dein Essen, dein Haus und
alles was du brauchst. Da brauchst du keine Goldmünze zur Sicherheit.“,
springt Baba ein.

„Astaghfirullah, ihr habt natürlich Recht. Also Ahmad, dann spenden wir die
Goldmünze und du bekommst biidhnillah viele gute Taten aufgeschrieben und
den armen Muslimen soll es biidhnillah bisschen besser gehen.“, sagt Mama.

„Da hat Mama Recht! Weißt du was der Prophet sallallahu alayhi wasalam
nämlich gesagt hat?“, fragt Baba.
Ahmad schüttelt den Kopf.
„Der Prophet sallallahu alayhi wasalam hat gesagt, dass man durch eine Spende
nicht ärmer wird. Das heißt, auch wenn du die Goldmünze jetzt spendest, hast
du danach nicht weniger.1 Und das ist so, weil Allah dir die Spende durch Gutes
ersetzt. Zu spenden ist eine sehr sehr große gute Tat und sie wird oft im Quran
erwähnt.“

Ahmad freut sich! Vor allem denkt sich Ahmad, dass Allah so nett zu ihm ist.
Spenden ist so eine leichte Sache und trotzdem gibt Allah dafür soviel
Belohnung. Ahmad kann es kaum glauben.
Wenn die Dunya so wenig wert ist, dann kann man ja immer seine Sachen
spenden, wird dadurch nicht ärmer, verliert nichts und bekommt auch noch
ganz viele gute Taten. Wer weiß, vielleicht würde Ahmad ja durch das Spenden
sogar nach Jannah kommen! Biidhnillah wird es so sein. Er wünscht es sich sehr.

Gemeinsam mit seinen Eltern packen sie nun die Goldmünze in einen Umschlag.
Die Münze funkelt und glitzert so vor sich hin. So klein und so teuer. Verrückt!

An dem Tag hat Ahmad noch eine Sparbüchse gebastelt, wo er ab jetzt immer
etwas hineingibt, wenn er was findet.

Zu 'Id hat ihm Oma zum Beispiel 10 Euro geschenkt. Acht Euro hat er in die
Büchse zum Spenden gegeben und zwei Euro hat er sich behalten um das
nächste Mal im Supermarkt ganz alleine seine Schokolade bezahlen zu können.
Wie ein richtiger Erwachsener.


Fragen,Kritik usw.: ahmadsgeschichten@hotmail.com
Telegram: telegram.me/ahmadswelt

1 Überliefert bei Muslim

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