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VO PRINT Zusammenfassung

Diversifizierung des Journalismus: bezeichnet den Wandel des Berufsbildes des Journalisten; vollzieht
sich aus unterschiedlichen Gründen; Grenzen von Journalismus verlieren an Konturen  Ausbildung
heterogener Formen von Journalismus; Brüchigkeit der alten Definitionen von Journalismus

1) Ausdifferenzierung: Neues Berufe (beispielsweise „Screendesigner“, Programmierung, Storymanager)


2) Entdifferenzierung: Annäherung von Arbeitsmustern durch Bündelung von Arbeitstätigkeiten
(beispielsweise von journalistischer Tätigkeit und technischer Verarbeitung)
3) Entgrenzung: Grenzverschiebungen (PR und Journalismus)
 Konklusion: Vor allem an den Rändern zeichnet sich der Journalismus durch ein „Ausfransen“ aus, die
Ausbildung heterogener Formen von Journalismus. – Allesamt wird damit der Journalismusbegriff
brüchig und problematisch.

.Journalistische Angebote sind „Erfahrungs- und Vertrauensgüter“. Medienökonomie konzentriert sich auf
die betriebswirtschaftlichen Aspekte von Medien (z.B. wie entsteht Wettbewerb von Medien);
Medienökonomik versucht Rahmenbedingungen von Journalismus aufzuzeigen, setzt sich mit
Strukturfragen auseinander; Medien sind Erfahrungsgüter, da Rezipient Wert von Medieninhalt erst dann
bewerten kann, wenn Rezipient Inhalt bereits konsumiert hat; Medien sind Vertrauensgüter, da der
Rezipient die Qualität auch nach dem Konsum mitunter nur schwer beurteilen kann;

Mediengattungen: wichtig für das Vertrauen in Journalismus. Solche Mediengattungen sind zu begreifen
als bewährt im Medienmarkt.
i) Darstellungsformen: ästhetische Formate sowie Mitteilungsformate
ii) Berichterstattungsmuster/Berufsrollen:
iii) Historische und kulturell spezifische (= veränderbar), gesellschaftlich verfestigte (bewährte
Muster) und formalisierte Lösungen kommunikativer Probleme

Strukturierungstheorie: „choices“ und „constraints“ (Zwänge, Grenzen). Es geht um fixe Strukturen,


welche entlasten und Optionen ermöglichen und schaffen. Strukturen müssen sich aber bei neuem Bedarf
verändern können.

Journalismusforschung

Bestimmung von Journalismusforschung:


Verortung: Teil der Kommunikatorforschung (Wer-Frage). „Kommunikator“ meint dabei eine Person,
Personengruppe oder Organisation, „die an der Produktion von öffentlichen, für die Verbreitung furch ein
Massenmedium bestimmten Aussagen beteiligt ist, sei es schöpferisch gestaltend oder selektiv oder
kontrollierend“. (Maletzke 1963)
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Frühe Ansätze:

• Robert Edurard Prutz (1916-1872). Wichtiges Werk 1845 „Geschichte des deutschen
Journalismus“. Journalismus wird dabei als Wortführer und Dokumentar der
Zeitgespräche begriffen => Tätigkeit und Funktion stehen hierbei im Vordergrund.
• Dieter Paul Baumert (1928): Fokussierung auf Berufsgeschichte von Journalismus;
er geht von 4 zentralen Entwicklungsperioden aus:
1) Präjournalistische Periode
2) Periode des korrespondierenden Journalismus
3) Periode des schriftstellerischen Journalismus
4) Phase des redaktionellen Journalismus (ab 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor dem
Hintergrund weit verbreiteter Lesefähigkeiten, Verstädterung, wachsenden Informationsbedürfnisses, sowie
den neuen technischen Möglichkeiten der Rotationspresse).

Berufsforschung:

David Weaver: The global journalist 1998, aus 28 Ländern wurden Berufsforschungsergebnisse
verglichen und in ein Buch zusammengefasst => Methode der vergleichenden Forschung
(Komparatistik = Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, man muss vorher genau definieren,
was Äpfel sind. Die Komparatistik sucht nach Gemeinsamkeiten =Konkordanzen und nach
Unterschieden = Differnezen)
Problem: Indikatorenäquivalenz (In allen Länder sollte dasselbe gemeint sein => ist sehr schwieg)

Nachrichtenwert-Forschung:

Perspektivenwechsel: Journalist => Ereignis (Warum gerade diese Geschichte?)

Nachrichtenwerte sind Merkmale von Ereignissen (Kausalmodell)

1920er-Jahre -> Walter Lippmann (damals sehr gewagt; hatte große Schwierigkeiten mit Berufsverband)

„Wir sehen, was wir kennen“

„We all have pictures in our head“ => Wir schätzen Bilder sofort ein.

Wir haben Vorurteile; Wie passen neue Dinge dazu?

Perspektivenwechsel: 1965 -> Johann Galtung/Mari H. Ruge: 12 NRF (Frequenz, Schwellenfaktor, etc.)
Vom Kausal- (Wenn eine Nachricht folgende Merkmale hat, dann wird sie gedruckt) zum Finalmodell
=> Nachrichtenfaktoren sind keine objektiven Eigenschaften von Ereignissen, sondern journalistische
Hypothesen über die Realität;

1976: Winfried Schulz: 18 NRF (6 Faktorendimensionen =Zeit, Nähe, Status, Dynamik, Valenz, Identifikation)
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1990er-Jahre: Joachim F. Staab: Rolle der externen Einflussgröße

„NRF sind nicht nur Ursache für Publikationsentscheidungen, sondern auch die Folge für die
Publikationsentscheidungen.“ => Wenn schon so viele darüber berichten, macht es dann Sinn selbst noch einmal
darüber zu berichten?

„Je mehr eine Meldung dem entspricht, was Journalisten für berichtenswert und wichtig halten, desto
größer ist ihr Nachrichtenwert.“

Framing-Ansatz: JournalistInnen gestalten Nachrichten aktiv; orientiert an bestimmten kognitiven Schemata.

Menschen denken in Frames => Erfahrungen, die man in bestimmten Frames macht, werden erinnert.

Menschen haben Rahmen innerhalb derer sie ihr Leben führen und ihre Welt einteilen z.B. Frame zum Thema
Prüfungen  alte Erfahrungen werden aufgerufen

Theoriekonzepte der Journalismusforschung

Drei Ebenen:
1. Makroebene  Bezug auf Funktionen für die Gesellschaft, gesamtgesellschaftlich, was tun Journalisten für
die Gesellschaft (selektieren, präsentieren, informieren,…)
2. Mesoebene  Bezug auf Medienorganisationen (Institutionen, Strukturen, …). Medien sind Subsysteme der
Gesellschaft  innerhalb des Mediensystems gibt es Ausdifferenzierungen nach verschiedenen Medien (z.B.
Hörfunk, Internetangebot, …)  Organisationsgliederungen innerhalb der verschiedenen Medien (z.B.
Redaktion)  innerhalb dieser Organisationen Herausbildungen von Ressorts  unterschiedliche journalistische
Rollen innerhalb von Redaktionen (kleinste Stufe auf der Mesoebene)

Überblick über verschiedene Berufskonzeptionen:


 Grundbestimmung: Im Folgenden verschiedene (ideal-)typische und überindividuelle Varianten von
Rollenmuster
 Charakter: Hierbei handelt es sich zum einen um proleptische Erwartungen von Journalisten sowie zum
anderen um retrospektive Einschätzung derselben.

Objektivität im Informationsjournalismus:
o „Übereinstimmung von Behauptung und Tatsache“ (Karl Popper)
o Erkenntnistheoretische Trennung von Subjekt und Objekt
o Wahrheit ohne Verzerrung
o Wissenschaftliches Prinzip

o Objektivität im Journalismus ein „technischer Ausdruck“: Das bedeutet, dass jener Begriff
einen Teil des beruflichen Handwerks ausmacht.
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Objektivität im Journalismus – Definitionsansätze: Wenngleich sich Objektivität nicht vollständig


erreichen und umsetzen lässt, lässt sich jener Wert dennoch als Postulat/Richtmarke begreifen, an die
man sich annähert.
o Wirklichkeitsbezogene Position: Objektivität besteht in der Übereinstimmung von
Berichterstattung und Wirklichkeit
o Journalismusbezogene Position: Hierbei geht es weniger um die Objektivität der
Medienaussagen, als vielmehr um die Objektivität der journalistischen Arbeitsweisen
o Darstellungsbezogene Position: Hierbei geht es um die Unparteilichkeit in der Darstellung.
o Rezipientenbezogene Position: Nicht die Berichterstattung muss mit der Realität übereinstimmen,
vielmehr geht es um die Wahrnehmung der Rezipienten, ob bei den Rezipienten Objektivität als
solche wahrgenommen wird.
 Definition von Objektivität in Schriften des ORF: „Objektivität bedeutet Sachlichkeit unter Vermeidung
von Einseitigkeit und von Verzerrung der Dimensionen“

11 Thesen zur Objektivität: Günter Bentele


o Objektivität ist möglich, zumindest als Norm, und auch realisierbar
o Objektivität ist existenznotwendig
o Ausgewogenheit ist keine Voraussetzung für Objektivität
o Objektivität ist an gewisse Voraussetzungen und Bedingungen gebunden
o Objektivität ist feststellbar bzw. messbar

Objektivität: Objektivität nicht als epistemologischer, sondern als technischer Begriff. Wie argumentiert
man gegen den philosophischen Einwand, dass Objektivität nicht erreichbar ist.
- Objektivität ist im Journalismus ein technischer Ausdruck, d.h. jener Begriff macht einen Teil des
beruflichen Handwerks aus. Man könnte argumentieren, dass unter Einhaltung der 11 Thesen zur
Objektivität von Günter Bentele Objektivität möglich ist. Dieser sagt u.a. dass Objektivität
existenznotwendig ist, nur durch subjektive Akte möglich ist, als Norm durchaus realisierbar ist,
feststellbar und messbar ist und dass die Hauptkriterien der Objektivität Richtigkeit und Vollständigkeit
sind.

Anmerkung zum Verlautbarungsjournalismus:


Ausrichtung: Der Journalismus erweist sich weniger als eine eigenständige Recherche und
Verarbeitungsinstanz. Vielmehr fungiert er hierbei als vermittelnde Durchzugsinstanz.
Funktion: Beispielsweise bei Krisen wie Tschernobyl, wo man weitgehend keine vorbereiteten Fakten zur
Verfügung hatte, waren die Medien nicht in der Lage von Fehl- und Mangelinformationen abzukommen.
Ein Verlautbarungsjournalismus ist in solcher Situation organisiert und effizient die Öffentlichkeit mit
richtigen Informationen zu versorgen

1.1.1. Interpretativer Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


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pt
Interpreativer Analytiker, Erklärer Hintergrund, Meinungsbildung
Journalismus Zusammenhang
herstellen

− Anmerkung zum Interpreativen Journalismus:


 Gegenentwurf zum „Objektiven Report“: hierbei geht es weniger um die Weiterleitung von
Information, sondern um eine wertende Kommentierung über das berichtete.
 Kritischer Einwand: „Wertungsjournalismus“. Der kritische Einwand bezieht sich hierbei auf die
Maßstäbe und die Werte, entlang derer Wertungen und Beurteilungen erfolgen. Es stellt sich hierbei
also die Frage nach den Grundlagen eines Urteils, seiner Begründung, seiner Legitimation sowie seiner
Transparenz.
o Zugleich stellt sich hierbei die Frage nach dem Charakter und der Ausrichtung des Journalismus
generell – ob es sich beim Journalismus nicht um eine Monopolstellung von Deutung hanelt?
 Unklar: Bezugsrahmen der Interpretation
 Voraussetzung: Voraus- bzw. Komplementärinformationen
 Spielart des interpretativen Journalismus:
o Journalismus als Pädagoge, hierbei geht es um eine erzieherische Einschätzung des Journalisten,
hierbei geht es um einen erweiterten Bildungsauftrag des Journalisten.
o Journalismus als Kritiker: auch dieser Aspekt fällt hier herein.

Anwaltschaftlicher Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


pt
Anwaltschaftlicher Advokat, Meinungsbetont, Hilfe für
Journalismus Kommunikationshelfer engagiert, subjektiv Unterprivilegierte,
(für Kommunikationscha
Kommunikationsschw ncen
ache)

− Anmerkung zum Anwaltschaftlichen Journalismus:


 Tradition des Partei- und Meinungsjournalismus: Dieser verlor in den 60er und 70ern sowohl
international, als auch im Rahmen Österreichs an Bedeutung verloren. Eine größere Flexibilität der
Wähler sowie der Rückgang der Stammwähler stellten Gründe für diese Entwicklung. Auch eine
verstärkte Hinwendung des Politischen zum Fernsehen (vergleich Bruno Kreisky) begünstigte die
Bedeutungsabnahme des Partei- und Meinungsjournalismus.

Investigativer Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


pt
Investigativer Ermittler, „Public Recherche, Kontrolle, Kritik,
Journalismus Eye“ (analog zu Hartnäckigkeit Aufdeckung
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„Private Eye“),
Watchdog, Aufklärer

− Anmerkung zum Investigativer Journalismus:


 Etymologie: „investigare“ (lat.) = untersuchen, erforschen, ermitteln
 Definition:
o „Hart an der Grenze des Erlaubten verfahrende Recherche“ (Michael Haller)
 „Ein Journalismus, welcher der Öffentlichkeit vorenthaltenen oder verschwiegene, gesellschaftliche
aber relevante Informationen bekannt manchen will.“ – Es stellt sich hierbei die Frage nach der Grenze
von Öffentlichkeit und Privatleben; wie weit man in die Privatsphäre und Intimsphäre von Menschen
vordringt.
 Themenstellungen: „Übergreifende Fragen, Zustände, Entwicklungen, Zusammenhänge und Folgen
 Strategie gegen interessengebundene Kommunikation
 Vorgehen: a) Informationen erhalten, b) Information kontrollieren, c) Information wiederholt
kontrollieren,
 Geschichte:
o David Graham Phillips: Reportage „The Treason of the Senate” – hierbei geht es um eine
kritische Reportage um die Verbindung von privaten Interessen mit öffentlichen Anliegen.
Günter Wallraff steht für investigativen Journalismus.
- Dieser zeichnet sich durch Ermittlerperspektive, „Public Eye“, Watchdog, Aufklärerfunktion aus. Die
Recherche zeichnet sich durch Hartnäckigkeit aus, es wird kontrolliert, Kritik geübt, aufgedeckt. Meist
hart an der Grenze des Erlaubten.
- Vorgehen: Informationen erhalten, Informationen kontrollieren, Informationen wieder und wieder
kontrollieren.

Präzisionsjournalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


pt
Präzisionsjournalism Forscher-Reporter Faktenjournalismus Wissenschaftlicher
us (Philip Meyer einerseits, sowi. Journalismus, exakte
1973) Methoden anderseits Information

− Anmerkung zum Präzisionsjournalismus:


 Charakterisierung: Hierbei kommt es zu einer Vermengung von Qualitäten: Sozialwissenschaftliche
Bildung zum einen sowie zum anderen sozialwissenschaftlicher Vollzug werden miteinander
verbunden; baut dabei grundlegend auf Interpretation von Tabellen und Statistiken auf; Frage nach dem
Umgang mit Datenmengen in der Öffentlichkeit („Poll-Frage“).
 Umsetzung: Die Umsetzung eines solchen Journalismus hält sich in Grenzen.

New-Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


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pt
New Journalism Literarische Reporter Zusammenhang, Erneuerung des
Narration, Journalismus,
Immersion, Authentizität
Tiefenrecherche

− Anmerkung zum New-Journalismus:


 Charakterisierung: Ästhetisierung, Qualitätsanforderungen an Reporter und Journalismus werden
hierbei miteinander verbunden. Diesem Journalismus geht es um Zusammenhang, Narration (mehr als
neutrale Berichterstattung)  um eine besondere Form der Erzählung.

Kurzzusammenfassung:
- Im New Journalism zeichnen literarische Reporter ein anderes Bild von Informationen, indem sie sich
Narration, Immersion und Tiefenrecherche bedienen. Hierdurch soll der Journalismus erneuert werden,
Authentizität erzeugen.
- Wichtiger Name hierbei: Tom Wolfe (s.o.).

Unterschiedliche Wurzeln des Begriffes: Journalismuskonzept


o 1882 Joseph Pulitzer: kaufte im genannten Jahr die Zeitung „New York World“ und bemerkte im
Zuge dessen, dass das Problem strukturelle Probleme aufwies. Pulitzer reagierte darauf mit
konsequenten Maßnahmen.
o 1886 William T. Stead: Dieser kaufte die “Pall Mall Gazette“ und stand gleichermaßen vor
Strukturproblemen seiner Zeitung. Stead reagierte darauf durch ein neues Zeitungskonzept, in dem
er Boulevardjournalismus und Qualitätsjournalismus miteinander verband;
o Gemeinsamkeiten beider: Mix und Verbindung aus Sensation und Engagement, Popularisierung
und Recherche, Qualitäts- und Boulevardjournalismus.
 Unterschiedliche Wurzeln des Begriffes: Journalismus US ab 1970
o 1. Integration literarischer Techniken
o 2. Alle neueren Formen journalistischer Arbeitsweisen

o „New Journalismus“ als „Dachmarke“ für zum Teil konträre journalistische Rollenbilder wie
 „Alternative Journalism“
 „Modern Muckrakers“
 „Jesus Journalism“
o Wir verstehen unter „New Journalism“ ein Journalismuskonzept, welches rund um den
Journalisten Tom Wolfe entwickelt wurde:
 Der New Journalism kombiniert formal die klassische Reportage mit literarischen
Narrationstechniken und ist durch umfassende Recherche und dramaturgische Elemente
gekennzeichnet
o Traditionslinien des New Journalism:
 Muck Rakers
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 Literarischer Journalismus (Mark Twain, Daniel Defoe, Charles Dickens, Emile Zola,
später: John Dos Passos, Ernest Hemingway, etc.)
o Opposition und Jugendkultur:
 Hintergrund: Frauen/ Studentenbewegungen, Protest, Hippiekultur, dies in einer Zeit des
Vientamkrieges, der bildlichen Darstellung des Krieges sowie den Schwächen einer
Zensurpolitik
 „Woodstock des Journalismus“ (Edward Grossmann)
 New Journalism verunsicherte die US-Middleclass (Themen wie Gewalt, Drogen, freie
Sexualität, etc.). Hierbei ging es um die Unterdrückung von Minderheiten oder die
Unterdrückung von Frauen.
o New Journalism insgesamt als Opposition gegen den etablierten Journalismus:
 Mischung aus Fakten und Fiktion
 Journalismus mit Werkcharakter: hierbei geht es um die Verbindung von journalistischer
Arbeit und eigener Kreativität, sodass der Journalismus nunmehr auch der Schnittpunkt sowie
der Ausdruck von Individualität wurde.
 Autoren erweisen sich wichtiger als Reaktion und Medium: Hierarchiestrukturen wurdeb
aufgebrochen
 Offene Subjektivität: Einführung der Subjektivität als grundlegende Strategie
o Journalismuskonzept von Tom-Wolfe:
 Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens
 Hang zum kompletten Dialog
 Häufige Wechsel der Perspektive sowie
 Genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik, Verhalten (vgl. Wolfe 1973: 3f.)
o Gestaltungsprinzipien:
 „Immersion“: Eintauchen in die Recherche
 Story adäquate Struktur des Textes
 Genauigkeit: Hierbei muss angemerkt werden, dass die Recherchen sowie die Präzision der
Texte jenen der professionellen und etablierten Objektivitätsjournalisten ähneln
 Eigene Stimme des Autors: Strategie der Subjektivität
 Verantwortung gegenüber den beschreibenen Menschen
 Starke Bedeutung von Symbolen
o Reportokratie: Hierbei handelt es sich um eine „Veredelung“ der Reporter und Journalismus
 Engagement für Aufwertung der Reportage und des Reporters
 Forderung nach mehr innerer Pressefreiheit
 Unabhängigkeit des Journalisten,
o Neue Bilder, neue Töne:
 Inspiration durch Opoulärmedien
 „motion“ – Bewegung, Sprünge, Pausen, etc.
 „storytelling“ – Narration der Fakten: Man bezieht sich zwar auf Fakten, erzählt sie aber
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 „sound“ und „feeling“: Man muss wissen, wie die Leute reden, muss ihre Eigenheit und
Individualität einfangen.
 Szene-Glaubwürdigkeit: Authentisch zu sein für eine bestimmte Zielgruppe

 Werte und Qualitätskriterien:


o Zusammenhang / Kohärenz: „story grammar“, „architectonics“ anstelle einer hierarchischen
Berichtstruktur
o Objektivität als Ritual? – Objektivität wurde als strategisches Ritual erachtet, als ein Schutz gegen
Angreifbarkeit und Kritik; Der NJ bot hierzu ein Gegenmodell: subjektiv, dabei offen, direkt und
ausdrücklich subjektiv zu sein. Von daher ergab sich auch die Maxime „making sense not rules!“,
 es geht nicht um die Einhaltung von Regeln, sondern um die Ausarbeitung von Sinn
o Immersion:
 Große Themen, viel Zeit
 Extremer Rechercheaufwand
 Vertraut werden mit der Gruppe, dem Milieu, der Szene, etc.
 In eine Recherche und vor allem in eine Szene eintauchen (= to immerse)
 Nähe zur sozialwissenschaftlichen Feldarbeit
o Protagonisten des New Journalism:
 Tom Wolfe
 Truman Capote (Breakfast at Tiffanys, In Cold Blood)
 Norman Mailer (The Naked and the Dead)
 Joan Didion
 Hunter S. Thomposon (“Gonzo”) (“Hell’s Angels”)

Hunter S. Thompson: Was war so besonders an ihm und seiner journalistischen Art?
- 1966: „Hell’s Angels“: Hier gab es Kritik an Inhalt und Recherchemethode. Er nannte sich „Gonzo“,
was Slang für „bizarr, extravagant“ ist. Seine Arbeitsweise war nah am „method acting“ der
Schauspieler, er hatte eine Nähe zu Drogen, Veränderung der Recherche, Immersion (Eintauchen in die
Sprache) wird zu Identifikation. Sprache nache am Chandler-Duktus.

Thomas Wolfe
- Protagonist des New Journalism. Sprachrohr, Theoretiker und Promotor. Themen wie Autofreaks in
Kalifornien, Hippies, Autrenfahrer, Surfer, Hausbesetzer, Malerei, Astronauten, Architektur, Groupies,
Popstars, Sekten.
- Sein Konzept: Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens, Hang zum kompletten Dialog,
häufiger Wechsel der Perspektive sowie genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik,
Verhalten.
- Gestaltungsprinzipien: „Immersion“, Genauigkeit, Eigene Stimme das Autors, Verantwortung
gegenüber den beschriebenen Menschen, Starke Bedeutung von Symbolen, persönliche Betroffenheit,
partizipatorische Grundhaltung usw.
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Joan Didion
- Kritisch- reflektierte, kalte Augenzeugenschaft. Frühe Arbeiten über Hippies und Rockstars. 1970er:
Arbeiten über Reagans Gouverneursvilla und den Hoover-Staudamm.

Thesen-Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


pt
Thesenjournalismus Provokateur, Einseitigkeit, Aufmerksamkeit,
„Framer“ Bestätigung, Bestätigung
Streitlust

− Anmerkung zum Thesen-Journalismus:


 Charakterisierung: Hierbei geht es nicht um eine rationale Abwägung der Thesen, als vielmehr eine
Streitlust, eine affektive Provokation.

Marketing-Journalismus

Journalismuskonze Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel


pt
Marketing- Dienstleister, Zielgruppengenaue Aufmerksamkeitserf
Journalismus Auftragnehmer Bedienung, olge, Quote,
Quotenorientierung – Aufklage, Werbung.
wesentlicher Punkt

− Anmerkung zum Marketing-Journalismus:


 Charakterisierung:
o „Marketing“ für redaktionelle Inhalte (nicht Verkauf)  Orientierung an den Interessen und
Erwartungen der Mediennutzenden. Das eigene Format bzw. die eigenen Medieninhalte werden an
die Rezipienten angepasst – Anzeige Art von Journalismus mit dieser Strategie!
o Die Werbung bzw. auch ökonomische Ausrichtung eines Mediums erweist sich dabei als
bedeutsam  inwiefern und inwieweit sie die Gestaltung des Medienprodukts bestimmen
o Beispiele: Jedes Produkt aus dem Verlag Fellner wird getestet (durch Werbewirtschaft und
Publikum) Orientierung am Nutzungs- und Rezeptionsverhalten.
 Vorgehen: Hierbei erfolgt eine bewusste und gezielte Orientierung an einer bestimmten und als solche
definierten Zielgruppe.

Charakterisierung und Definition von „Darstellungsformen“: Darstellungsformen, Textsorten oder auch


Gattungen sind…
 Die formal charakteristische Art, in der ein für die Veröffentlichung in Massenmedien bestimmter Stoff
gestaltet wird.
 Strategische Symboltechnik der Gestaltung und Präsentation von Medieninhalten.
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 „medial vermittelte Prozesse, die […] im Zuge redaktioneller bzw. journalistischer Ausdifferenzierung
und Spezialisierung Ordnung schaffende Konstanten darstellen“
 Resultieren aus „rationalisierten, erprobten und akzeptieren Routinisierungen

1.2. Darstellungsformen im Überblick

− Überblick über die verschiedenen Darstellungsformen:


 (1) Tatsachenbetonte (referierende) Formen:
 (2) Meinungsbetonte Formen:
 (3) Fiktionale Formen:

Ad 1) Tatsachenbetonte Formen:
• Nachricht (Meldung, Bericht, Foto, Infografik)
• Reportage
• Feature
• Interview
• Dokumentation

 (a) Nachricht (Meldung und Bericht; Bildnachricht, Foto und Infographik):


- Gehört zur tatsachenbetonenden (referierenden) Form von Journalismus.
- Eine Nachricht kann sowohl eine Meldung als auch ein Bericht, eine Bildnachricht, ein Foto und eine
Infographik sein.
- LaRoche definiert: „Eine Nachricht ist also die um Objektivität bemühte Mitteilung eines allgemein
interessierenden aktuellen (zeitlich oder der Relevanz nach) Sachverhalts in einem bestimmten
formalen Aufbau“.
- Aufbau einer Nachricht hat 3 Strukturmerkmale:
o Climax-First-Form: umgekehrte Pyramide, Ergebnis bzw. Ereignis voran
o Lead & Body: Leitsatz (Wer, was, wann, wo, wie, warum?) und Hauptteil
o Kästchenprinzip: Jeder einige sachliche Aspekt erhält einen eigenen Absatz.

 (b) Reportage: Diese kann begriffen werden als die „Königsdisziplin des Journalismus“
o Definition (Reumann 1990): Die Reportage ist „ein Tatsachenbetonter [a], aber persönlich gefärbter
Erlebnisbericht [b]“. Die Tatsachen erweisen sich dabei als das Gerüst des Textes, die eigenen
Prägungen wie Färbungen als Ergänzung hierzu.
o Formale Mittel: Persönliche, authentische Erlebnisse, „Eintauchen“ ins Geschehen,
Augenzeugenschaft (Stimmung machen, Rückbezug auf die eigene Person), Fakten, Autopsie,
Perspektiven-, Tempo- und Distanzwechsel, Atmosphäre, Reporter-„Ich“, Identifikationsästhetik
o Wurzeln der Reportage:
 Augenzeugenbericht
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 Reisebericht: Zunächst ging es im Rahmen privater Unternehmungen, konstitutive Momente


für eine Reise (Wege, Vorzüge, Unterkünfte, Gefahren, etc.) anzuführen. Bald entwickleten
o Medienspezifika:
 Internet: Perspektivenwechsel durch hypertextuelle Verweise
 Fernsehen: Balance zwischen Wort und Bild
 Hörfunk: Ziel sind Bilder im Kopf und Originaltöne
 Feature: „Gesichtszug, Charakteristikum, Darbietung, Besonderheit“ – folgende 3 Momente
o Didaktik: bessere Erklärung
o Gestaltung: künstlerische Aufbereitung
o Grundmoment: dokumentarische Elemente einbauen, um neben der Erklärung die Attraktion
einzubauen
 (c) Interview: Darstellungsform und Methode der Recherche
o Definition (Mast 2000): Das Interview soll „auf möglichst unterhaltsame Art nicht nur Wissen und
Meinungen, sondern auch Denkweisen bemerkenswerter oder für die Sache aufschlussreicher
Personen als Argumentationsfolge in einer authentischen Form zur Darstellung bringen“.

o Formen:
 Sachinterview
 Personen bezogenes Interview Statement
 Umfrage
o Doppelfunktion von Interview: Man erfährt nicht nur „was“ eine Person sagt, sondern auch „wie“
etwas gesagt wird, ob die Person etwa authentisch oder heuchlerisch wirkt. – Ein Interview erweist
sich dabei als ein „kommunikatives Rollenspiel“; genuine Form = Liveinterview; zudem gibt es
Kunstformen, bei denen die Gespräche „gebaut“ werden, wo geschnitten, gekürzt oder Elemente
verschoben werden.

Ad 2) Meinungsbetonte Formen:
• Leitartikel
• Kommentar
• Glosse
• Portrait
• Karikatur
• Kritik
• Essay

 (b) Kommentar:
o Charakter: interpretiert und bewertet
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o Aufbau: Kern (Bewertung), Orientierung über den Sachverhalt, Eventuell Präsentation einer
Gegenposition (Gefahr der Schwächung der eigenen Position; Möglichkeit der Diffamierung des
alternativen Ansatzes).
o Formen des Kommentars:
 Einerseits-Andererseits-Kommentar
 Pro-und-contra-Kommentar inklusive Konklusio
 Meinungsartikel
 Kurzkommentar
 Pamphlet (polemisch, zynisch)
 (g) Rezension:
o Grundlegende Ausrichtung: Bewertung aktueller Kunstproduktion
o Ziele:
 Kunstdiskurs
 Entscheidungshilfe
 Bildungsabsicht: Einbringen von Hintergrundinformationen, etc.
o Probleme:
 Ingroup-Verhalten: innerhalb einer Kunstgruppe bildet sich eine Sprache heraus, sodass die
Eingeweihten wissen, was gemeint wird; die Außenstehenden hingegen nicht.
 Doppelfunktionen: Manche Kulturjournalisten erhalten bereits Vorab-Exemplare, wo Teile
der Kommentare auf die Rückseite der Exemplare gedruckt werden.
 Maßstäbe unklar: Meistens besteht nur ein sehr geringfügiges Wissen um die Maßstäbe
sowie Begründungen derselben aufseiten der Lesenden.
 Kritiker als Künstler:
 Fachjargon: Hierbei findet sich ein Mangel an Publikumszentrierung.

2.QUALITÄT IM JOURNALISMUS

2.1. Grundcharakteristika

− Grundmomente:
 „spätes Thema“ in Wissenschaft und Praxis: 1990er Jahre: Der Kommunikationswissenschaftler
Langenbucher stellte dabei erstmals die Frage nach der Qualität im Journalismus im Rahmen der
Fragen bezüglich der Ausbildung von Journalisten.
 Dafür seit Jahren: Boom-Thema (vgl. ORF-Gesetz, Presseförderung). Seit geraumer Zeit lässt sich ein
Florieren jenes Diskurses. Beispielsweise wurde die journalistische Qualität im ORF gesetzlich
verankert; weites wurden für die Förderung von Qualität finanzielle bereitgestellt, was der Qualität
einen neuen und relevanten Bedeutungswert zumisst.
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 Problem: Qualität geistig-materieller Güter (abhängig vom Beobacht und von Interessen). Ein
Werbemanager achtet beispielsweise bei Zeitungen auf die Zielgruppe, Journalisten hingegen auch
andere Aspekte eines Mediums. Insofern lässt sich Qualität auch als „abhängige Variable“ bestimmen.
Wann immer Qualität untersucht wird, muss also auch die Rolle und Basis der Untersuchung sowie des
Untersuchenden berücksichtigt werden. Beispielsweise kann man auch im Boulevardjournalismus
Qualität bestimmen, sodass auch die Differenzierung Boulevard-Qualität nicht mehr stichhaltig ist.

Warum ist Qualität eine "abhängige Variable"?


Problematisch ist die Qualität geistig-materieller Güter, diese ist abhängig vom Beobachter und von Interessen.
Ein Werbemanager achtet beispielsweise bei Zeitungen auf die Zielgruppe, Journalisten hingegen auch auf
andere Aspekte eine Mediums. Insfoern lässt sich Qualität auch als „abhängige“ Variable bestimmen. Wann
immer Qualität untersucht wird, muss also auch die Rolle und Basis der Untersuchung sowie des
Untersuchenden berücksichtigt werden.
Beispielsweise kann man auch im Boulevardjournalismus Qualität bestimmen, so dass auch die
Differenzierung Boulevard-Qualität nicht mehr stichhaltig ist.

Definition „Qualität“:
 Grundbestimmung: Qualität kann genau genommen übersetzt werden als „Charakter“ bzw.
„Beschaffenheit“, wobei die Ausprägung einer Beschaffenheit jedoch verschiedene Ausmaße annehmen
kann. Außerdem ist genau genommen noch nicht gesagt, ob die Qualität eine gute ist, oder eine
schlechte. Dass wir „Qualität“ als positive Beschaffenheit verstehen, erweist sich nicht als
selbstverständlich, sondern als eine gesellschaftliche Setzung.
1) Die überdurchschnittliche Erfüllung von weitgehend konsensuellen Standards, Werten und Normen.
4) Wirtschaftswissenschaftliche Auffassung: Qualität bezeichnet die Beziehung zwischen realisierter und
geforderter Beschaffenheit
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5) Vielzahl an Kriterien: Genauigkeit, Faktentreue, Richtigkeit, Vollständigkeit, Wahrhaftigkeit,


Originalität, Aktualität, Verständlichkeit, Unterhaltsamkeit, inhaltliche Vielfalt, Professionalität,
Rechtmäßigkeit, Publikumsakzeptanz, Transparenz, Ausgewogenheit, Unparteilichkeit usw.
 „Magisches Vieleck“: Ziele und Kriterien der Qualitätsbewertung (Russ-Mohl 1992). Hierbei können
entlang der fünf Kategorien Objektivität, Komplexitätsreduktion, Transparenz/Reflexivität, Aktualität
und Originalität der Zusammenhang derselben erörtert werden.

− Total Quality Managment (TQM):


 Der TQM-Ansatz definiert journalistische Qualität als das Ziel eines ganzheitlichen Managments, bei
dem alle Einzelstrategien der Redaktionsführung auf die übergeordnete Zielsetzung der
Qualitätsentwicklung, -bestimmung, -umsetzung und –sicherung hin angelegt sind. Beispielsweise kann
das Begehren von Journalisten nach Qualität daran scheitern, dass die Redaktion bzw. das Management
sich nicht als dazu bereit erklärt, jenes Vorhaben zu finanzieren.

− Vier Zugänge der Qualitätsforschung:


 Medienökonomische Perspektive: Durch die Möglichkeit des Internet können viel mehr Leute erreicht
werden, was auch bedeutet, dass das Spektrum der unterschiedlichen Qualitätsansprüche größer wird,
zumal mehr Leute mit Erfahrung kommen und mehr Vergleichsmöglichkeiten bestehen. – Zum anderen
hat das Prädikat „Qualität“ gleichermaßen einen Reputationsfördernden Charakter, steigert somit die
Popularität und damit auch die Mediennutzung. Das Idealziel wäre eine USP-Marke (Unique Selling
Proposition), was bedeutet, dass man aus einem Medium eine besondere Position einnimmt. Qualität
also als Absatzförderndes Attribut von Medien.
 Medienökologische Perspektive: Hierbei geht es um die Lebensqualität einer Mediengesellschaft, wobei
die These besteht, dass ein Zusammenhang konstatiert wird zwischen Lebensqualität und Qualität in
den Medien.
 Demokratietheoretische Perspektive: Demokratiefördernde Wirkung von Qualität.
 Infrastruktur-Perspektive („I-Faktor“): Jene besagt, dass nicht nur der Journalismus und das
Medienunternehmen selbst, sondern dass eine Reihe von Faktoren Qualität im Journalismus fördern,
behindern oder verhindern. Es handelt sich hierbei um verschiedene Institutionen der
Rahmenbedingungen, wie beispielsweise Gesetz, politische Institutionen, Presseförderung,
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Journalistenpreise (diese werden beispielsweise relevant, wenn eine Branche selbst über die eigenen
Qualitätsverständnisse reflektiert). Es geht hierbei somit also um verschiedene Faktoren – um
innerredaktionelle einerseits und außerredaktionelle andererseits, was hierbei im Vordergrund steht.
Siehe hierzu auch eine Übersicht bzw. Strukturierung der verschiedenen Faktoren für Qualität im
Journalismus.

3.ETHIKDISKURSE

3.1. Grundcharakteristika

− Begriffsdefinition und Grundmomente:


 Moral: Werte-, Sitten- und Normengeflecht
 Ethik: Lehre von den sittlichen Werten und Forderungen; Moralreflexion, es handelt sich hierbei um ein
Nachdenken über die Moral, um eine zusätzliche Reflexion, welche zur Moral hinzukommt. –
„Ethische Prinzipien sollen den Spielraum des rechtlichen nicht Verbotenen auf as moralisch
Verantwortbare eingrenzen“ (Jürgen Wilke). Hierin kommt der Unterschied zwischen jenen beiden
Ebenen zum Ausdruck.
 Charakter: Dabei muss auch angemerkt werden, dass die Journalismusethik nicht eine
Journalismusspezifischen Aspekt darstellt, sondern sich in allen möglichen Bereichen findet und darauf
abzielt, die Qualität sowie die Arbeitsleistung zu verbessern.
 Postulate:
o Arbeitsleistung: Wahrheit, Vollständigkeit, Trennung (Nachricht/Meinung), Strukturierung
(Gewichtung, Platzierung), Transparenz (kenntliche Eigenbewertung; Quellen), Neutralität,
Vermeidung von Meinungsverzerrung, etc.
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o Verantwortung: Sorgfaltspflicht (die journalistischen Regeln des Informationserwerbes sowie der


Informationsverarbeitung einhalten), Richtigstellung von Falschmeldungen als eine journalistische
Obligation. Schutz der Privatsphäre (wenngleich das Ausmaß dieses Schutzes hier von Fall zu Fall
abgewogen wird), Bestechungsverbot

3.2. Medien- bzw. Journalismusethik – verschieden Ansätze

− Verschiedene Ansätze:
1) Individualethik
6) Systemische Ethik
7) Publikumsethik

− Ad 1) Individualethik:
 Grundmomente: Appell an die persönliche wie individuelle Moral (Ausbildung, berufsethische
Fundierung, journalistische Kodizes)
 Verschiedene Formen:
o Gesinnungsethik: wertrationales Handeln, das strikt den eigenen Werten ohne Berücksichtigung der
Folgen folgt.
o Verantwortungsethik: zweckrationales Handeln unter Berücksichtigung der Folgen.

− Ad 2) Ethik des Mediensystems:


 Grundmomente: Der Appell richtet sich weniger in erster Linie an die Einzelperson, als vielmehr
überindividuelle Instanzen. Appell an die Verantwortung des politischen und des Mediensystems.
(Journalismus mit Berufs- und Arbeitsrollen, eingebunden in ein und abhängig von einem größeren
System. Als Konsequenz ergibt sich hierbei eine „Gestufte Verantwortung“ (Gesetzgeber, Eigentümer,
Herausgeber, Chefredakteur), was bedeutet, dass die Verantwortung je nach Anstellung verschieden
ausfällt.

− Ad 3) Publikumsethik:
 Grundmomente: Dem Publikum wird hierbei eine ausschlaggebende wie aktive Rolle zugeschrieben
wird. Der Appell wird hierbei an die Verantwortung des Publikums gerichtet (Kritischer Konsum, viele
Quellen, eigeninitiativ, Boykott, etc.).
 Kritik: Dabei muss angemerkt werden, dass es „das“ Publikum aufgrund der Heterogenität desselben
nicht gibt und auch nicht geben kann. Zum anderen kann das Publikum auch nicht durch
Einzelpersonen vertreten werden.

3.3. Normative Grundlagen der Medienethik

− Grundmomente:
 Funktion des Ethik im Journalismus: Die Ethik hat zum einen eine Steuerungsfunktion, was bedeutet,
dass bestimmte journalistische Handlungen nicht folgenlos bleiben. Zum anderen lässt sich eine
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Reflexionsfunktion bestimmen, zumal die Reflexion über die journalistische Ethik nicht nur den
Journalismus betrifft, sondern auch die Gesellschaft.
 Verschiedene normative Grundlage:
o Kommunikationsgrundrechte (Presse- und Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, etc.)
o Recht der Medien (Mediengesetze, Straf- und Zivilrecht, etc.)
o Ehrenkodes (Internationale, europäische und nationale Kodizes): als Konsequenz Selbstkontrolle,
Sanktion durch Presserat (wo vorhanden). Im ORF stellen Ehrenkodizes beispielsweise eine
Grundmoment des Arbeitsvertrages. Siehe hierzu auch die Grundsätze für die publizistische Arbeit
(Ehrenkodex der österreichischen Presse).

(Buch)journalismus als Kulturleistung

− Grundcharakteristika des Buches:


 Dienstleistung vs. Kulturleistung
 Buch als Medium für „großen Journalismus“
 Besonderheit: Thematik, Recherche, Präsentation, Stil

− Kommunikationsziele:
 Aufzeigen von Missständen
 „Wahrheit“ gegen Vertuschung/Verdrängung, falschen Visionen und Vertuschungen entgegenwirken
 Wirklichkeit berichten (Beobachtungsleistung): Vertiefung von Wahrnehmung neben einer
oberflächlichen Beobachtung
 „Apperceptivität“ & Vigilanz: Besondere und uneingeschränkte Wahrnehmungsbereitschaft (Gegenteil
zum selektiven Journalismus oder zum Thesenjouranlismus). Hierbei handelt es sich um eine andere
Form und Haltung gegenüber dem Journalismus

3.4. Journalismus-Kanon

− Drei gemeinsame Aspekte der Prüfungsliteratur:


 Prinzipiell: Buchjournalismus
 Form: unterschiedliche Formen des Buchjournalismus
 Genuine buchjournalistische Arbeiten: Das Konzept des Journalismus ist wesentlich orientiert an der
Form des Buchjournalismus.
 Begegnungen mit besonderen Einzelleistungen des Journalismus1

− Begriffsbestimmung:
 Grundbestimmung: Kanon (griech.): „Maßstab“, auch „Regel“ und „Norm“. In vielen Bereichen finden
sich Kanone – beispielsweise in der griechischen Literatur (Epikur) oder beispielsweise in der Römisch-
Katholischen Kirche. Dabei handelt es sich um Literatur, die genau genommen jeder lesen sollte, der
1
für Prüfung relevant: besondere Leistungen aufzeigen, Bewusstsein von Qualitätskriterien, Bewusstsein der
Möglichkeiten von Journalismus.
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einen allgemeinen Bildungsstatus erreichen wollte. – Im Rahmen des Journalismus stellt sich zunächst
die Frage, ob es überhaupt einen journalistischen Kanon gibt? In den Vereinigten Staaten findet sich
beispielsweise eine Sammlung der 100 besten journalistischen Arbeiten.
 Uneinheitlicher Begrifflichkeit in der Gegenwart; Kanon als
o Hoher Wert
o Langlebigkeit: Zeit überdauernd, Text, welche nicht über die Zeit hinweg an Bedeutung verlieren
o Vorbildlichkeit: Musterhaft, Leitfunktion
o Tätigkeiten im Umgang mit kanonischen Texten: beispielsweise das Prädikat „unbedingt
tradierenswert“. Oder auch Texte, die vielen bekannt sind, was vor allem relevant wird bei der
Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten. Ein intertextuelles Verständnis wird damit ausgebildet.
 Kanonpflege:
o Textpflege (Editionen)
o Sinnpflege (Forschung, Kommentar) – wichtig für die Einschätzung der Bedeutung eines Textes
(den allgemeinen, formalen Charakter). Derartiges impliziert dabei zugleich eine bestimmte
Wertung.

− Bedeutung von Kanon:


 Kanonfunktion:
o Kulturelles Gedächtnis: Erinnerung an besondere journalistische Leistung
o Professionelle Identitätsbildung: Vorbildleistung
o Handlungsorientierung
o Evaluationsmaßstab
 Relevanz eines Kanons im Journalismus:
o Traditionen
o Vorbilder
o Mutmacher
o Lernen aus Entwicklungen
o Kultur des Gelingens

3.5. Die Recherche

− Begriffsbestimmungen:
 Grundbegriff: „recherche“ = nachforschen, untersuchen. Im Journalismus bedeutet Recherchieren
zugleich ein bestimmtes Ausmaß an Selbstständigkeit im Journalismus, wobei dieser nicht zur
Durchzugsinstanz wird (throughput), sondern zu einer eigenständigen Verarbeitungsinstanz (Input &
Output)
 Hauptfragen: Relevanz, Gültigkeit, Verständlichkeit.
 Definitionen nach Haller:
o (1/3) Verfahren (= Charakter des prozesshaften) zur Beschaffung Beurteilung von Aussagen
o (2/3) Über reales Geschehen
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o (3/3) Die ohne diese Verfahren nicht publik würden


o (2) Ein Verfahren zur Rekonstruktion erfahrbarer Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache.
o (3) Recherche ist die Grundbedingung zur Entstehung einer kritischen Öffentlichkeit.

− Grundmomente: Funktionen und Formen der Recherche


 Funktionen der Recherche:
o Strategie zur Informationskontrolle
o Recherche macht Unabhängigkeit und Autonomie gegenüber PR möglich. Dies als Konse
o Zur effizienten und geplanten Informationsgewinnung
 Drei Recherchetypen:
o Besondere Recherchefähigkeiten: Fragetechnik, Aufbau der eigenen Geschichte (entweder entlang
vorgegebener Schwerpunkte oder eigener Setzungen)
o Ereignisbezogene Recherche: Ausgangspunkt und Grundlage stellen bestimmte Ereignisse
o Themenrecherche: Erörterung von grundsätzlichen Fragen, beispielsweise die Frage nach den
Prinzipien und Grundlagen der gegenwärtigen Koalition.
o Enthüllungsrecherche:
 Formen und Methoden der Recherche: hierbei handelt es sich um unterschiedliche und mögliche
Formen und Methoden des Recherchierens. Einen Teil davon sollte man kennen, sie sind weitgehend
selbsterklärend.
o Überprüfungsrecherche
o Vervollständigungsrecherche
o Recherche als Sehenskontrolle
o Offene Recherche
o Rekonstruktionsrecherche
o Fließende Recherche
o Aufdeckende Recherche (Vordergrund/Hintergrund, Eisberg, Symptom und Krankheit)
o Investigative Recherche
o Vor-Ort-Recherche
o Verdeckte Recherche / Recherche: Besondere Rechercheleistungen stammen von den Journalisten
Günther Wallraff, Max Winter, Tom Kummer.
 Problematische Rechercheformen:
o Scheckbuch-Recherche: Für die Preisgabe von (exklusiven) Informationen wird Geld ausgezahlt.
o Verschlossene Quellen: Die Ausgangslage hierzu stellt das Schweigen von Beteiligten zu einem
wichtigen Thema. Hierzu sucht man sich eine schwache Stelle unter den möglichen Mitwissenden
und bringt diesen durch entsprechende Rhetorik dazu, umfassende Informationen preis zu geben.
o Quellenschutz: Entgegen der Versicherung von Diskretion und Geheimhaltung werden
Informationen preisgegeben und veröffentlicht. Andere Strategien stellen die Kontaktaufnahme zu
Whistleblowers, welche nebenbei geheime Informationen preisgeben. Weiters bietet sich die
Möglichkeit, besonders geschwätzige Personen aufzusuchen. Offenes Lügen bietet ebenso eine
Option.
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Puddingmetapher: "Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch,


einen Pudding an die Wand zu nageln.“ (Stephan Ruß-Mohl)

Pressekonferenz: Bedeutung für Journalismus, v.a. für den investigativen Journalisten


Siehe oben: Investigativer Journalismus. Merkmale davon sind Informationen erhalten, hinterfragen, wieder
hinterfragen und noch mal hinterfragen. Bei Pressekonferenzen werden Journalisten mit „Häppchen“ gefüttert
und bekommen nie die gesamten Informationen. Sozusagen ein knowledge-gap zwischen Pressekonferenz-Leiter
und Journalisten, ersterer weiß immer mehr als letztere. Daher kann man sich speziell beim investigativen
Journalismus nicht auf das verlassen, was einem vorgesetzt wird, sondern muss Mittel und Wege finden, um so
nahe wie möglich an die „Wahrheit“ zu kommen und die Informationen zu vervollständigen.

Populärer Journalismus: Merkmale


Teil der Cultural Studies: Erforschung und Verhänderung des Verhältnisses von Kultur, Medien und Macht.
Journalismus als „kultureller Diskurs“ und Teil der Populärkultur.
Zentrale Frage der Cultural Studies: Rezeption und Aneignung von Kultur: Wie eignen sich Menschen Kultur
an? Es geht dabei nicht darum, welche Kulturangebote bestehen, sondern darum, wie die Mediennutzenden mit
den Inhalten umgehen, wie die Inhalte jeweils verschieden verarbeitet werden und jeweils verschiedene
Sinnschöpfungen vorgenommen werden (Encoding-Decoding-Modell von Stuart Hall).

Du arbeitest als Journalist im Innenpolitik-Bereich, kriegst aber dann ein Angebot für die
Kultursparte/Feuilleton zu schreiben: Unterschiede
Innenpolitische Berichterstattung ist eine tatsachenbetonte (referierende) Form des Journalismus (siehe Fragen
22 und 11).
Kultursparte / Feuilleton gehört zu den Fiktionalen Formen des Journalismus. Hier geht es um literarisch-
publizistisches Textgenre, Schreibstil ist von zentraler Bedeutung. Neologismen, Pointen, Wortspiele.

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