Diversifizierung des Journalismus: bezeichnet den Wandel des Berufsbildes des Journalisten; vollzieht
sich aus unterschiedlichen Gründen; Grenzen von Journalismus verlieren an Konturen Ausbildung
heterogener Formen von Journalismus; Brüchigkeit der alten Definitionen von Journalismus
.Journalistische Angebote sind „Erfahrungs- und Vertrauensgüter“. Medienökonomie konzentriert sich auf
die betriebswirtschaftlichen Aspekte von Medien (z.B. wie entsteht Wettbewerb von Medien);
Medienökonomik versucht Rahmenbedingungen von Journalismus aufzuzeigen, setzt sich mit
Strukturfragen auseinander; Medien sind Erfahrungsgüter, da Rezipient Wert von Medieninhalt erst dann
bewerten kann, wenn Rezipient Inhalt bereits konsumiert hat; Medien sind Vertrauensgüter, da der
Rezipient die Qualität auch nach dem Konsum mitunter nur schwer beurteilen kann;
Mediengattungen: wichtig für das Vertrauen in Journalismus. Solche Mediengattungen sind zu begreifen
als bewährt im Medienmarkt.
i) Darstellungsformen: ästhetische Formate sowie Mitteilungsformate
ii) Berichterstattungsmuster/Berufsrollen:
iii) Historische und kulturell spezifische (= veränderbar), gesellschaftlich verfestigte (bewährte
Muster) und formalisierte Lösungen kommunikativer Probleme
Journalismusforschung
Frühe Ansätze:
• Robert Edurard Prutz (1916-1872). Wichtiges Werk 1845 „Geschichte des deutschen
Journalismus“. Journalismus wird dabei als Wortführer und Dokumentar der
Zeitgespräche begriffen => Tätigkeit und Funktion stehen hierbei im Vordergrund.
• Dieter Paul Baumert (1928): Fokussierung auf Berufsgeschichte von Journalismus;
er geht von 4 zentralen Entwicklungsperioden aus:
1) Präjournalistische Periode
2) Periode des korrespondierenden Journalismus
3) Periode des schriftstellerischen Journalismus
4) Phase des redaktionellen Journalismus (ab 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor dem
Hintergrund weit verbreiteter Lesefähigkeiten, Verstädterung, wachsenden Informationsbedürfnisses, sowie
den neuen technischen Möglichkeiten der Rotationspresse).
Berufsforschung:
David Weaver: The global journalist 1998, aus 28 Ländern wurden Berufsforschungsergebnisse
verglichen und in ein Buch zusammengefasst => Methode der vergleichenden Forschung
(Komparatistik = Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, man muss vorher genau definieren,
was Äpfel sind. Die Komparatistik sucht nach Gemeinsamkeiten =Konkordanzen und nach
Unterschieden = Differnezen)
Problem: Indikatorenäquivalenz (In allen Länder sollte dasselbe gemeint sein => ist sehr schwieg)
Nachrichtenwert-Forschung:
1920er-Jahre -> Walter Lippmann (damals sehr gewagt; hatte große Schwierigkeiten mit Berufsverband)
„We all have pictures in our head“ => Wir schätzen Bilder sofort ein.
Perspektivenwechsel: 1965 -> Johann Galtung/Mari H. Ruge: 12 NRF (Frequenz, Schwellenfaktor, etc.)
Vom Kausal- (Wenn eine Nachricht folgende Merkmale hat, dann wird sie gedruckt) zum Finalmodell
=> Nachrichtenfaktoren sind keine objektiven Eigenschaften von Ereignissen, sondern journalistische
Hypothesen über die Realität;
1976: Winfried Schulz: 18 NRF (6 Faktorendimensionen =Zeit, Nähe, Status, Dynamik, Valenz, Identifikation)
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„NRF sind nicht nur Ursache für Publikationsentscheidungen, sondern auch die Folge für die
Publikationsentscheidungen.“ => Wenn schon so viele darüber berichten, macht es dann Sinn selbst noch einmal
darüber zu berichten?
„Je mehr eine Meldung dem entspricht, was Journalisten für berichtenswert und wichtig halten, desto
größer ist ihr Nachrichtenwert.“
Menschen denken in Frames => Erfahrungen, die man in bestimmten Frames macht, werden erinnert.
Menschen haben Rahmen innerhalb derer sie ihr Leben führen und ihre Welt einteilen z.B. Frame zum Thema
Prüfungen alte Erfahrungen werden aufgerufen
Drei Ebenen:
1. Makroebene Bezug auf Funktionen für die Gesellschaft, gesamtgesellschaftlich, was tun Journalisten für
die Gesellschaft (selektieren, präsentieren, informieren,…)
2. Mesoebene Bezug auf Medienorganisationen (Institutionen, Strukturen, …). Medien sind Subsysteme der
Gesellschaft innerhalb des Mediensystems gibt es Ausdifferenzierungen nach verschiedenen Medien (z.B.
Hörfunk, Internetangebot, …) Organisationsgliederungen innerhalb der verschiedenen Medien (z.B.
Redaktion) innerhalb dieser Organisationen Herausbildungen von Ressorts unterschiedliche journalistische
Rollen innerhalb von Redaktionen (kleinste Stufe auf der Mesoebene)
Objektivität im Informationsjournalismus:
o „Übereinstimmung von Behauptung und Tatsache“ (Karl Popper)
o Erkenntnistheoretische Trennung von Subjekt und Objekt
o Wahrheit ohne Verzerrung
o Wissenschaftliches Prinzip
o Objektivität im Journalismus ein „technischer Ausdruck“: Das bedeutet, dass jener Begriff
einen Teil des beruflichen Handwerks ausmacht.
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Objektivität: Objektivität nicht als epistemologischer, sondern als technischer Begriff. Wie argumentiert
man gegen den philosophischen Einwand, dass Objektivität nicht erreichbar ist.
- Objektivität ist im Journalismus ein technischer Ausdruck, d.h. jener Begriff macht einen Teil des
beruflichen Handwerks aus. Man könnte argumentieren, dass unter Einhaltung der 11 Thesen zur
Objektivität von Günter Bentele Objektivität möglich ist. Dieser sagt u.a. dass Objektivität
existenznotwendig ist, nur durch subjektive Akte möglich ist, als Norm durchaus realisierbar ist,
feststellbar und messbar ist und dass die Hauptkriterien der Objektivität Richtigkeit und Vollständigkeit
sind.
pt
Interpreativer Analytiker, Erklärer Hintergrund, Meinungsbildung
Journalismus Zusammenhang
herstellen
Anwaltschaftlicher Journalismus
Investigativer Journalismus
„Private Eye“),
Watchdog, Aufklärer
Präzisionsjournalismus
New-Journalismus
pt
New Journalism Literarische Reporter Zusammenhang, Erneuerung des
Narration, Journalismus,
Immersion, Authentizität
Tiefenrecherche
Kurzzusammenfassung:
- Im New Journalism zeichnen literarische Reporter ein anderes Bild von Informationen, indem sie sich
Narration, Immersion und Tiefenrecherche bedienen. Hierdurch soll der Journalismus erneuert werden,
Authentizität erzeugen.
- Wichtiger Name hierbei: Tom Wolfe (s.o.).
o „New Journalismus“ als „Dachmarke“ für zum Teil konträre journalistische Rollenbilder wie
„Alternative Journalism“
„Modern Muckrakers“
„Jesus Journalism“
o Wir verstehen unter „New Journalism“ ein Journalismuskonzept, welches rund um den
Journalisten Tom Wolfe entwickelt wurde:
Der New Journalism kombiniert formal die klassische Reportage mit literarischen
Narrationstechniken und ist durch umfassende Recherche und dramaturgische Elemente
gekennzeichnet
o Traditionslinien des New Journalism:
Muck Rakers
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Literarischer Journalismus (Mark Twain, Daniel Defoe, Charles Dickens, Emile Zola,
später: John Dos Passos, Ernest Hemingway, etc.)
o Opposition und Jugendkultur:
Hintergrund: Frauen/ Studentenbewegungen, Protest, Hippiekultur, dies in einer Zeit des
Vientamkrieges, der bildlichen Darstellung des Krieges sowie den Schwächen einer
Zensurpolitik
„Woodstock des Journalismus“ (Edward Grossmann)
New Journalism verunsicherte die US-Middleclass (Themen wie Gewalt, Drogen, freie
Sexualität, etc.). Hierbei ging es um die Unterdrückung von Minderheiten oder die
Unterdrückung von Frauen.
o New Journalism insgesamt als Opposition gegen den etablierten Journalismus:
Mischung aus Fakten und Fiktion
Journalismus mit Werkcharakter: hierbei geht es um die Verbindung von journalistischer
Arbeit und eigener Kreativität, sodass der Journalismus nunmehr auch der Schnittpunkt sowie
der Ausdruck von Individualität wurde.
Autoren erweisen sich wichtiger als Reaktion und Medium: Hierarchiestrukturen wurdeb
aufgebrochen
Offene Subjektivität: Einführung der Subjektivität als grundlegende Strategie
o Journalismuskonzept von Tom-Wolfe:
Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens
Hang zum kompletten Dialog
Häufige Wechsel der Perspektive sowie
Genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik, Verhalten (vgl. Wolfe 1973: 3f.)
o Gestaltungsprinzipien:
„Immersion“: Eintauchen in die Recherche
Story adäquate Struktur des Textes
Genauigkeit: Hierbei muss angemerkt werden, dass die Recherchen sowie die Präzision der
Texte jenen der professionellen und etablierten Objektivitätsjournalisten ähneln
Eigene Stimme des Autors: Strategie der Subjektivität
Verantwortung gegenüber den beschreibenen Menschen
Starke Bedeutung von Symbolen
o Reportokratie: Hierbei handelt es sich um eine „Veredelung“ der Reporter und Journalismus
Engagement für Aufwertung der Reportage und des Reporters
Forderung nach mehr innerer Pressefreiheit
Unabhängigkeit des Journalisten,
o Neue Bilder, neue Töne:
Inspiration durch Opoulärmedien
„motion“ – Bewegung, Sprünge, Pausen, etc.
„storytelling“ – Narration der Fakten: Man bezieht sich zwar auf Fakten, erzählt sie aber
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„sound“ und „feeling“: Man muss wissen, wie die Leute reden, muss ihre Eigenheit und
Individualität einfangen.
Szene-Glaubwürdigkeit: Authentisch zu sein für eine bestimmte Zielgruppe
Hunter S. Thompson: Was war so besonders an ihm und seiner journalistischen Art?
- 1966: „Hell’s Angels“: Hier gab es Kritik an Inhalt und Recherchemethode. Er nannte sich „Gonzo“,
was Slang für „bizarr, extravagant“ ist. Seine Arbeitsweise war nah am „method acting“ der
Schauspieler, er hatte eine Nähe zu Drogen, Veränderung der Recherche, Immersion (Eintauchen in die
Sprache) wird zu Identifikation. Sprache nache am Chandler-Duktus.
Thomas Wolfe
- Protagonist des New Journalism. Sprachrohr, Theoretiker und Promotor. Themen wie Autofreaks in
Kalifornien, Hippies, Autrenfahrer, Surfer, Hausbesetzer, Malerei, Astronauten, Architektur, Groupies,
Popstars, Sekten.
- Sein Konzept: Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens, Hang zum kompletten Dialog,
häufiger Wechsel der Perspektive sowie genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik,
Verhalten.
- Gestaltungsprinzipien: „Immersion“, Genauigkeit, Eigene Stimme das Autors, Verantwortung
gegenüber den beschriebenen Menschen, Starke Bedeutung von Symbolen, persönliche Betroffenheit,
partizipatorische Grundhaltung usw.
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Joan Didion
- Kritisch- reflektierte, kalte Augenzeugenschaft. Frühe Arbeiten über Hippies und Rockstars. 1970er:
Arbeiten über Reagans Gouverneursvilla und den Hoover-Staudamm.
Thesen-Journalismus
Marketing-Journalismus
„medial vermittelte Prozesse, die […] im Zuge redaktioneller bzw. journalistischer Ausdifferenzierung
und Spezialisierung Ordnung schaffende Konstanten darstellen“
Resultieren aus „rationalisierten, erprobten und akzeptieren Routinisierungen
Ad 1) Tatsachenbetonte Formen:
• Nachricht (Meldung, Bericht, Foto, Infografik)
• Reportage
• Feature
• Interview
• Dokumentation
(b) Reportage: Diese kann begriffen werden als die „Königsdisziplin des Journalismus“
o Definition (Reumann 1990): Die Reportage ist „ein Tatsachenbetonter [a], aber persönlich gefärbter
Erlebnisbericht [b]“. Die Tatsachen erweisen sich dabei als das Gerüst des Textes, die eigenen
Prägungen wie Färbungen als Ergänzung hierzu.
o Formale Mittel: Persönliche, authentische Erlebnisse, „Eintauchen“ ins Geschehen,
Augenzeugenschaft (Stimmung machen, Rückbezug auf die eigene Person), Fakten, Autopsie,
Perspektiven-, Tempo- und Distanzwechsel, Atmosphäre, Reporter-„Ich“, Identifikationsästhetik
o Wurzeln der Reportage:
Augenzeugenbericht
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o Formen:
Sachinterview
Personen bezogenes Interview Statement
Umfrage
o Doppelfunktion von Interview: Man erfährt nicht nur „was“ eine Person sagt, sondern auch „wie“
etwas gesagt wird, ob die Person etwa authentisch oder heuchlerisch wirkt. – Ein Interview erweist
sich dabei als ein „kommunikatives Rollenspiel“; genuine Form = Liveinterview; zudem gibt es
Kunstformen, bei denen die Gespräche „gebaut“ werden, wo geschnitten, gekürzt oder Elemente
verschoben werden.
Ad 2) Meinungsbetonte Formen:
• Leitartikel
• Kommentar
• Glosse
• Portrait
• Karikatur
• Kritik
• Essay
(b) Kommentar:
o Charakter: interpretiert und bewertet
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o Aufbau: Kern (Bewertung), Orientierung über den Sachverhalt, Eventuell Präsentation einer
Gegenposition (Gefahr der Schwächung der eigenen Position; Möglichkeit der Diffamierung des
alternativen Ansatzes).
o Formen des Kommentars:
Einerseits-Andererseits-Kommentar
Pro-und-contra-Kommentar inklusive Konklusio
Meinungsartikel
Kurzkommentar
Pamphlet (polemisch, zynisch)
(g) Rezension:
o Grundlegende Ausrichtung: Bewertung aktueller Kunstproduktion
o Ziele:
Kunstdiskurs
Entscheidungshilfe
Bildungsabsicht: Einbringen von Hintergrundinformationen, etc.
o Probleme:
Ingroup-Verhalten: innerhalb einer Kunstgruppe bildet sich eine Sprache heraus, sodass die
Eingeweihten wissen, was gemeint wird; die Außenstehenden hingegen nicht.
Doppelfunktionen: Manche Kulturjournalisten erhalten bereits Vorab-Exemplare, wo Teile
der Kommentare auf die Rückseite der Exemplare gedruckt werden.
Maßstäbe unklar: Meistens besteht nur ein sehr geringfügiges Wissen um die Maßstäbe
sowie Begründungen derselben aufseiten der Lesenden.
Kritiker als Künstler:
Fachjargon: Hierbei findet sich ein Mangel an Publikumszentrierung.
2.QUALITÄT IM JOURNALISMUS
2.1. Grundcharakteristika
− Grundmomente:
„spätes Thema“ in Wissenschaft und Praxis: 1990er Jahre: Der Kommunikationswissenschaftler
Langenbucher stellte dabei erstmals die Frage nach der Qualität im Journalismus im Rahmen der
Fragen bezüglich der Ausbildung von Journalisten.
Dafür seit Jahren: Boom-Thema (vgl. ORF-Gesetz, Presseförderung). Seit geraumer Zeit lässt sich ein
Florieren jenes Diskurses. Beispielsweise wurde die journalistische Qualität im ORF gesetzlich
verankert; weites wurden für die Förderung von Qualität finanzielle bereitgestellt, was der Qualität
einen neuen und relevanten Bedeutungswert zumisst.
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Problem: Qualität geistig-materieller Güter (abhängig vom Beobacht und von Interessen). Ein
Werbemanager achtet beispielsweise bei Zeitungen auf die Zielgruppe, Journalisten hingegen auch
andere Aspekte eines Mediums. Insofern lässt sich Qualität auch als „abhängige Variable“ bestimmen.
Wann immer Qualität untersucht wird, muss also auch die Rolle und Basis der Untersuchung sowie des
Untersuchenden berücksichtigt werden. Beispielsweise kann man auch im Boulevardjournalismus
Qualität bestimmen, sodass auch die Differenzierung Boulevard-Qualität nicht mehr stichhaltig ist.
Definition „Qualität“:
Grundbestimmung: Qualität kann genau genommen übersetzt werden als „Charakter“ bzw.
„Beschaffenheit“, wobei die Ausprägung einer Beschaffenheit jedoch verschiedene Ausmaße annehmen
kann. Außerdem ist genau genommen noch nicht gesagt, ob die Qualität eine gute ist, oder eine
schlechte. Dass wir „Qualität“ als positive Beschaffenheit verstehen, erweist sich nicht als
selbstverständlich, sondern als eine gesellschaftliche Setzung.
1) Die überdurchschnittliche Erfüllung von weitgehend konsensuellen Standards, Werten und Normen.
4) Wirtschaftswissenschaftliche Auffassung: Qualität bezeichnet die Beziehung zwischen realisierter und
geforderter Beschaffenheit
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Journalistenpreise (diese werden beispielsweise relevant, wenn eine Branche selbst über die eigenen
Qualitätsverständnisse reflektiert). Es geht hierbei somit also um verschiedene Faktoren – um
innerredaktionelle einerseits und außerredaktionelle andererseits, was hierbei im Vordergrund steht.
Siehe hierzu auch eine Übersicht bzw. Strukturierung der verschiedenen Faktoren für Qualität im
Journalismus.
3.ETHIKDISKURSE
3.1. Grundcharakteristika
− Verschiedene Ansätze:
1) Individualethik
6) Systemische Ethik
7) Publikumsethik
− Ad 1) Individualethik:
Grundmomente: Appell an die persönliche wie individuelle Moral (Ausbildung, berufsethische
Fundierung, journalistische Kodizes)
Verschiedene Formen:
o Gesinnungsethik: wertrationales Handeln, das strikt den eigenen Werten ohne Berücksichtigung der
Folgen folgt.
o Verantwortungsethik: zweckrationales Handeln unter Berücksichtigung der Folgen.
− Ad 3) Publikumsethik:
Grundmomente: Dem Publikum wird hierbei eine ausschlaggebende wie aktive Rolle zugeschrieben
wird. Der Appell wird hierbei an die Verantwortung des Publikums gerichtet (Kritischer Konsum, viele
Quellen, eigeninitiativ, Boykott, etc.).
Kritik: Dabei muss angemerkt werden, dass es „das“ Publikum aufgrund der Heterogenität desselben
nicht gibt und auch nicht geben kann. Zum anderen kann das Publikum auch nicht durch
Einzelpersonen vertreten werden.
− Grundmomente:
Funktion des Ethik im Journalismus: Die Ethik hat zum einen eine Steuerungsfunktion, was bedeutet,
dass bestimmte journalistische Handlungen nicht folgenlos bleiben. Zum anderen lässt sich eine
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Reflexionsfunktion bestimmen, zumal die Reflexion über die journalistische Ethik nicht nur den
Journalismus betrifft, sondern auch die Gesellschaft.
Verschiedene normative Grundlage:
o Kommunikationsgrundrechte (Presse- und Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, etc.)
o Recht der Medien (Mediengesetze, Straf- und Zivilrecht, etc.)
o Ehrenkodes (Internationale, europäische und nationale Kodizes): als Konsequenz Selbstkontrolle,
Sanktion durch Presserat (wo vorhanden). Im ORF stellen Ehrenkodizes beispielsweise eine
Grundmoment des Arbeitsvertrages. Siehe hierzu auch die Grundsätze für die publizistische Arbeit
(Ehrenkodex der österreichischen Presse).
− Kommunikationsziele:
Aufzeigen von Missständen
„Wahrheit“ gegen Vertuschung/Verdrängung, falschen Visionen und Vertuschungen entgegenwirken
Wirklichkeit berichten (Beobachtungsleistung): Vertiefung von Wahrnehmung neben einer
oberflächlichen Beobachtung
„Apperceptivität“ & Vigilanz: Besondere und uneingeschränkte Wahrnehmungsbereitschaft (Gegenteil
zum selektiven Journalismus oder zum Thesenjouranlismus). Hierbei handelt es sich um eine andere
Form und Haltung gegenüber dem Journalismus
3.4. Journalismus-Kanon
− Begriffsbestimmung:
Grundbestimmung: Kanon (griech.): „Maßstab“, auch „Regel“ und „Norm“. In vielen Bereichen finden
sich Kanone – beispielsweise in der griechischen Literatur (Epikur) oder beispielsweise in der Römisch-
Katholischen Kirche. Dabei handelt es sich um Literatur, die genau genommen jeder lesen sollte, der
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für Prüfung relevant: besondere Leistungen aufzeigen, Bewusstsein von Qualitätskriterien, Bewusstsein der
Möglichkeiten von Journalismus.
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einen allgemeinen Bildungsstatus erreichen wollte. – Im Rahmen des Journalismus stellt sich zunächst
die Frage, ob es überhaupt einen journalistischen Kanon gibt? In den Vereinigten Staaten findet sich
beispielsweise eine Sammlung der 100 besten journalistischen Arbeiten.
Uneinheitlicher Begrifflichkeit in der Gegenwart; Kanon als
o Hoher Wert
o Langlebigkeit: Zeit überdauernd, Text, welche nicht über die Zeit hinweg an Bedeutung verlieren
o Vorbildlichkeit: Musterhaft, Leitfunktion
o Tätigkeiten im Umgang mit kanonischen Texten: beispielsweise das Prädikat „unbedingt
tradierenswert“. Oder auch Texte, die vielen bekannt sind, was vor allem relevant wird bei der
Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten. Ein intertextuelles Verständnis wird damit ausgebildet.
Kanonpflege:
o Textpflege (Editionen)
o Sinnpflege (Forschung, Kommentar) – wichtig für die Einschätzung der Bedeutung eines Textes
(den allgemeinen, formalen Charakter). Derartiges impliziert dabei zugleich eine bestimmte
Wertung.
− Begriffsbestimmungen:
Grundbegriff: „recherche“ = nachforschen, untersuchen. Im Journalismus bedeutet Recherchieren
zugleich ein bestimmtes Ausmaß an Selbstständigkeit im Journalismus, wobei dieser nicht zur
Durchzugsinstanz wird (throughput), sondern zu einer eigenständigen Verarbeitungsinstanz (Input &
Output)
Hauptfragen: Relevanz, Gültigkeit, Verständlichkeit.
Definitionen nach Haller:
o (1/3) Verfahren (= Charakter des prozesshaften) zur Beschaffung Beurteilung von Aussagen
o (2/3) Über reales Geschehen
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Du arbeitest als Journalist im Innenpolitik-Bereich, kriegst aber dann ein Angebot für die
Kultursparte/Feuilleton zu schreiben: Unterschiede
Innenpolitische Berichterstattung ist eine tatsachenbetonte (referierende) Form des Journalismus (siehe Fragen
22 und 11).
Kultursparte / Feuilleton gehört zu den Fiktionalen Formen des Journalismus. Hier geht es um literarisch-
publizistisches Textgenre, Schreibstil ist von zentraler Bedeutung. Neologismen, Pointen, Wortspiele.