Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Sneller
Fragmenten Kant
I uit: Was ist Aufklärung? (1784) (zie: http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Kant/kan_aufk.html)
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu
bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am
Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne
Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes
zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem
sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch
gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren
Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für
mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die
Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu
denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für
mich übernehmen.
[...] Von diesen transzendentalen Ideen ist eigentlich keine objektive Deduktion möglich, so
wie wir sie von den Kategorien liefern konnten. Denn in der Tat haben sie keine Beziehung
auf irgendein Objekt, was ihnen kongruent gegeben werden könnte, eben darum, weil sie
nur Ideen sind. Aber eine subjektive Anleitung derselben aus der Natur unserer Vernunft
konnten wir unternehmen, und die ist im gegenwärtigen Hauptstücke auch geleistet
worden.
[...] Auf solche Weise dienen die transzendentalen Ideen nur zum Aufsteigen in der Reihe
der Bedingungen, bis zum Unbedingten, d. i. zu den Prinzipien.
[...] Zuletzt wird man auch gewahr, daß unter den transzendentalen Ideen selbst ein
gewisser Zusammenhang und Einheit hervorleuchte, und daß die reine Vernunft,
vermittelst ihrer, alle ihre Erkenntnisse in ein System bringe. Von der Erkenntnis seiner
selbst (der Seele) zur Welterkenntnis, und, vermittelst dieser, zum Urwesen fortzugehen, ist
ein so natürlicher Fortschritt, daß er dem logischen Fortgange der Vernunft von den
Prämissen zum Schlußsatze ähnlich scheint.
[...] Wir haben vorläufig unseren Zweck schon erreicht, da wir die transzendentalen Begriffe
der Vernunft, die sich sonst gewöhnlich in der Theorie der Philosophen unter andere
mischen, ohne daß diese sie einmal von Verstandesbegriffen gehörig unterscheiden, aus
dieser zweideutigen Lage haben herausziehen, ihren Ursprung, und dadurch zugleich ihre
bestimmte Zahl, über die es gar keine mehr geben kann, angeben und sie in einem
systematischen Zusammenhange haben vorstellen können, wodurch ein besonderes Feld
für die reine Vernunft abgesteckt und eingeschränkt wird.