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202010706
Den wohl größten Effekt auf das zum Abbau ihrer Schadstoffe beitra-
Bodengefüge üben Regenwürmer gen. Ein Beispiel hierfür stellt die an-
durch die Bildung ihrer Gangsysteme tagonistische Wirkung der Regenwür-
aus, die ein wichtiges biogenes Struk- mer gegen bodenbürtige Schadpilze
turelement im Boden darstellen. Für der Gattung Fusarium dar [14]. Fusa-
den Regenwurm selbst erfüllen die rien sind weltweit verbreitet und ge-
Gänge primär die Funktion als Lebens- hören zu den bedeutendsten Schad-
raum, Schutzzone (etwa vor Feinden pilzen an einer Vielzahl landwirt-
oder UV-Strahlung) und Rückzugsort. schaftlicher sowie gartenbaulicher
Die Würmer profitieren dabei von Kulturen. Sie produzieren giftige Stoff-
den relativ konstanten Milieubedin- wechselprodukte, sogenannte Myko-
gungen, die in den Gangsystemen toxine, die gesundheitsgefährdend
herrschen. Für andere Bodenorganis- für Menschen und Tiere sind. Eine
men und auch für den Landwirt erfül- Kontamination mit diesen Toxinen
len die Gangsysteme sogenannte se- geht folglich mit einer stark einge-
kundäre Funktionen, die sich grob in schränkten Verwertbarkeit des Ernte-
Transport-, Speicher- und Lebens- guts einher. Fusarienbefall führt jähr-
raumfunktionen einteilen lassen. Re- lich zu großen Ertragsverlusten und
genwurmgänge bestehen strukturell wirtschaftlichen Schäden. Fusarien
aus einem zentralen Hohlraum, der spielen besonders in konservierend
von einer verdichteten Gangwand bearbeiteten landwirtschaftlichen
aus Regenwurmschleim und nähr- Systemen eine große Rolle. In diesen
stoffreicher Losung umgeben ist. Die- Systemen findet keine wendende
se den Hohlraum umgebende Schicht Bodenbearbeitung mit dem Pflug statt
wird, analog zur Rhizosphäre – der und Erntereste verbleiben als Mulch
Pflanzenwurzeln umgebenden Boden- auflage auf der Bodenoberfläche. Die-
schicht – als Drilosphäre bezeichnet. ses Verfahren schont den Boden und
Sie ist bei den großen Tiefgräbern fördert die Bodenbiodiversität, be-
besonders dick, was zur Stabilität der günstigt aber auch das Überleben der
langlebigen Gangsysteme und insge- Schadpilze, die in der Mulchauflage
samt zu einer Verbesserung der Bo- ein ideales Substrat für ihre Vermeh-
denstruktur beiträgt. Die zentralen rung und Entwicklung vorfinden. Das
Hohlräume der Gänge stellen biogene Risiko einer Infektion der Folgefrucht
Makroporen dar, die den Transport ist deshalb in diesen Systemen beson
von Gas, Wasser und gelösten Stoffen ders hoch. Neben dem landwirtschaft
fördern und zu einer Verbesserung lichen Management ist das Wetter
der Durchlüftung, der Infiltration und eine wichtige Einflussgröße für die Ver
der Nährstoffverfügbarkeit beitragen. mehrung und Entwicklung der Fusa-
Da sich Niederschlagswasser in den ABB. 4 Ackerfläche nach Ernte. rien. So beeinflussen Änderungen der
Gangsystemen nicht nur vertikal, dem Niederschlagsverhältnisse, höhere
Gangverlauf folgend, sondern auch Temperaturen und stei gende CO2-
lateral über die Wandung Richtung Bodenmatrix bewegt, Konzentrationen in der Atmosphäre unmittelbar die Ver-
wird durch die Gänge auch die Verteilung und Speiche- mehrungsraten der Fusarien, sowie auch die Abwehrme-
rung des Wassers im Boden verbessert. Regenwurmgänge chanismen der Pflanzen, die zunehmend erhöhtem abio
tragen somit zu einer Steigerung des Angebots an pflan- tischen Stress ausgesetzt sind. Infolgedessen ist im Rahmen
zenverfügbarem Wasser und gleichzeitig zu einer Minde- der prognostizierten Klimaänderungen zukünftig mit stei-
rung des Oberflächenabflusses sowie der Bodenerosion genden Befallsraten und Toxinkontaminationen zu rech-
bei. nen [15].
An diesem Punkt kommen Regenwürmer als natürliche
Bioregulatoren der Mikroorganismen- Gegenspieler ins Spiel. So wurde in verschiedenen Studien
Gemeinschaften (Biological Regulators) nachgewiesen, dass Regenwürmer pflanzenpathogene
Regenwürmer weiden selektiv an Mikroorganismen- Pilze, und hierbei besonders Fusarien, sowie mit ihnen
Gemeinschaften inklusive Bodenalgen und Pilzen. Dabei infiziertes Pflanzenmaterial als Nahrungsquelle bevorzu-
fungieren sie im Boden auch als Gesundheitspolizei. So gen [16]. Dieses Verhalten lässt sich mit dem höheren
fördern sie die Bodengesundheit, indem sie mikrobielle Stickstoffgehalt und dem engeren C/N-Verhältnis des Fu-
Schaderreger von Pflanzenkrankheiten eindämmen und sarium-infizierten Pflanzenmaterials erklären. Aus Sicht
T V-TIPP
Wir lieben Licht. Es gibt uns Sicherheit, Orientierung, gehört zu jeder mo- Sympathie für den Teufel
dernen Stadt. Doch zu viel und falsches Licht schadet auch: Insekten gehen Die australische Insel Tasmanien ist die Hei-
daran zugrunde, nachtaktive Tiere kommen aus dem Gleichgewicht. Und mat einer einzigartigen Tierwelt. Ein Paradies
auch der menschliche Biorhythmus wird empfindlich gestört. Sternenlieb- auf Erden, das für den Tasmanischen Teufel
haber, Naturschützer und betroffene Anwohner kämpfen gegen die zu zur Hölle wurde. Seit Jahren wird das Beutel-
nehmende Lichtverschmutzung. tier von einer hochansteckenden Krebserkran-
kung dahingerafft. Biologen, Immunologen und Tiermediziner arbeiten mit
Samstag, 27. Juni Hochdruck daran, ein Gegenmittel zu finden. Auch private Initiativen
arte, 22.55 Uhr kümmern sich inzwischen um kranke, verletzte und verwaiste Teufel.
Wenigstens beginnt die Öffentlichkeit in Tasmanien endlich zu begreifen,
Geheimnisvolle Leguane
wie wertvoll die Teufel für das Ökosystem und das Image der Insel sind.
Wenn Evolution sich wiederholt
Auf den Großen Antillen leben kleine bunte Echsen, die nicht nur Urlau-
Samstag, 11. Juli
bern, sondern auch Evolutionsforschern große Freude bereiten: die Anolis
arte, 22.00 Uhr
oder Saumfingerechsen. Auf den verschiedenen Inseln gibt es sehr ähnliche
Arten, die jedoch unabhängig voneinander entstanden sind. Wenn die Korallensterben – Rettung am Great Barrier Reef
Evolution immer wieder gleiche Lösungen hervorbringt, sprechen Experten 33 Jahre bis zur vollständigen Zerstörung eines kompletten Ökosystems.
von Konvergenz. Ein Team um den weltweit führenden Anolis-Forscher Der Bestand von Korallenriffen geht infolge der globalen Erwärmung
Jonathan Losos ist den kleinen Leguanen auf die Spur gekommen und stark zurück. Wie kann das Ökosystem gerettet werden, das als eines der
sucht nach den Gründen und Besonderheiten ihrer Anpassung. größten Wunder der Natur gilt? Die Meeresbiologin Emma Johnston
sucht die erfolgversprechendsten Lösungen, um das Great Barrier Reef in
Australien wiederzubeleben. Zu ihrer Arbeit gehören Tauchgänge vor
faszinierend schöner Kulisse. Doch wie lange wird es diese Schönheit
Kurzfristige Programmänderungen sind möglich. noch geben?