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EKG-Grundlagen: 2015

W. Haverkamp

Mediz. Klinik m. S. Kardiologie


Campus Virchow-Klinikum
Wie gut kennen Sie sich mit dem EKG aus?

1. Ich bin Experte


2. Ich kenne mich gut aus
3. Ich kenne mich ausreichend aus
4. Ich bin auf dem Gebiet eher unsicher
EKG-Grundlagen
Inverses Problem

• Ein mathematisches Problem wird ein inverses


Problem genannt, wenn man von einer beobachteten
oder gewünschten Wirkung eines Systems auf die der
Wirkung zugrunde liegende Ursache zurückschließen
will. Inverse Probleme sind meistens sehr schwierig
oder gar nicht lösbar.
www.wikipedia.de
Willem Einthoven (1860–1927)
Grundlegende Arbeiten:
1903: Saitengalvanometer;
PQRST; Ableitungen I, II, III
1908: Einthoven-Dreieck, Herzer-
krankungen, Variabilität der
Befunde, inkl. Einflussfaktoren,
Lagetyp, Arrhythmien

1924: Nobel-Preis
Augustus Desiré Waller
(1856-1922)
Grundlegende Arbeiten:
1887: Registrierung des ersten
menschenlichen EKGs; ABCD;
1889: Ableitung von der
Brustwand, Dipol-Theorie
EKG - Heute

• Darüber hinaus fasziniert das EKG noch auf eine


besondere Art: Es gleicht einer speziellen Schrift, deren
Kenntnis dem Leser kompakt in wenigen Zeichen
multiple Informationen vermittelt. Diese sind besonders
interessant, weil sie unmittelbar den Schlüssel zum
Verständnis einer Symptomatik oder Erkrankung liefern
können.
Israel, 2015
12-Kanal-EKG

9 Elektroden, 12 Ableitungen
EKG und Herzregion

www.nottingham.ac.uk
Dipol- und Vektortheorie

• Einthoven stellte sich das elektrisch aktive Herz in


erster Näherung als einen Dipol vor (Dipol-Konzept),
d.h. eine Spannungsquelle mit zwei Polen
unterschiedlicher Polarität (minus und plus)
• Das erregte Myokard verhält sich elektronegativ, dass
unerregte Myokard elektropositiv.
• Der Dipol hat eine Größe und eine Richtung und kann
somit auch als Vektor dargestellt werden.
Dipol-Theorie

Äquipotenziallinien
auf der Körper-
oberfläche

polarisierter Zustand

Das erregte Myokard verhält sich elektronegativ, dass unerregte Myokard elektropositiv.
Physikalische Stromrichtung von minus nach plus.
Vektor-Theorie 2 Ableitungen reichen
aus, die andere kann
berechnet werden;
I = II-IIIund entspricht der elektrischen Herzach
unten). Der zu diesem Zeitpunkt resultierende Vektor wird als Hauptsummationsvektor bezeichnet
II = I + III
III = -I+ II

Vektor (klassische Physik):


physikalische Größe, die durch
Vektor-Elektrokardiographie:
einen Betrag und eine Richtung die Vektorspitze „zeichnet“
gekennzeichnet ist. die Schleifen
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung I bedeutet, dass sich die Erregung nach
links ausbreitet.
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung II bedeutet, dass sich die Erregung
nach links unten (kranio-kaudal) ausbreitet.
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung III bedeutet, dass sich die Erregung
nach rechts unten (kranio-kaudal)ausbreitet.
• Negative Ausschläge ergeben sich bei einer Ausbreitung der Erregung in
umgekehrter Richtung.
• Die Ableitungen nach Goldberger* (1942) ergänzen die Einthoven-
Ableitungen
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung aVR bedeutet, dass sich die Erregung nach
rechts oben ausbreitet.
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung aVL bedeutet, dass sich die Erregung nach links
oben ausbreitet.
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung aVF bedeutet, dass sich die Erregung nach
unten ausbreitet.
*Modifikation der Wilson-Ableitungen (1934)
QRS-Achsen
QRS-Achsen vs. Lagetypen
Kammertachykardie
Exp Clin Cardiol 2010
EKG: Eye-Tracking-Analyse

Breen et al., 2014


EKG: Eye-Tracking-Analyse

Breen et al., 2014


Polarität der Ableitungen

Dower et al., 1990


Dower et al., 1990
Dower et al., 1990
EKG: De- und Repolarisation
Wilson-Brustwand-
ableitungen

+
+
+ + +

• Ein positiver Ausschlag in Ableitung V1/V2 bedeutet, dass die Erregung sich
nach rechts vorn ausbreitet (nach rechtspräkordial).
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung V3/V4 bedeutet, dass die Erregung sich
nach links vorn (bzw. links apikal) ausbreitet.
• Ein positiver Ausschlag in Ableitung V5/V6 bedeutet, dass die Erregung sich
nach links seitlich (bzw. links lateral) ausbreitet.
• Umgekehrte Ausbreitungsrichtungen ergeben sich bei negativen
Ausschlägen..
Linksschenkelblock

Lifeinthefastlane.com
Normal activation and LBBB

Normal activation LBBB

Strauss et al., 2011


Rechtsschenkelblock

criticalcare.at
Schenkelblockierungen

linker Ventrikel
Linksschenkelblock

linker Ventrikel rechter Ventrikel Rechtsschenkelblock

Lifeinthefastlane.com
EKG: Fragmentierung

Das et al., 2006


QRS-Fragmentierung

Das et al., 2006


Das et al., 2006
QRS-Fragmentation und Outcome

Das et al., 2008


2010
2009
Linksatriale
Hypertrophie

Broad (>110ms), bifid P wave in


lead II (P mitrale) with > 40ms
between the peaks

Lifeinthefastlane.com
Anatomie der Vorhöfe

HO et al., 2012
P-Wellendauer und LA-Größe

Thielen et al., 2007


Shabetai et al, 1968
Shabetai et al, 1968
Cycle length
and action
potential
duration

Janse et al, 1998


Intramurale Heterogenität
der AP-Eigenschaften

ANTZELEVITCH, 2006
Endokard

P: Purkinje-Faser, T transitionale Zelle, V ventrikuläre Myokard 1991


Spezifisches Reizleitungssystem

Miquero et al., 2004


AP-Eigenschaften

EPI- and M cell: spike-and-dome or notched configuration Li et al., 2002


Hypokaliä-
mie und
Sotalol

ANTZELEVITCH, 2006
Hypothermie-induzierte J-Wellen

ANTZELEVITCH, 2006
Brugada ECG - Mechanisms

BS-EKG basierend auf transmuralen Spannungsdifferenzen Antzelevitch et al, 2005


Schlussfolgerungen

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