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»Sei still!«
»… und seinen Spitzeln.« Sie schaut der flack-
ernden Flamme zu. »Irgendwo gibt es ein Land,
wo viele, viele Kerzen brennen, wo es hell und
warm ist«, murmelt sie. »Da möchte ich hin.«
»Du bist verrückt«, sagt die andere Gestalt
zum dritten Mal.
»Verrückt sein ist schön.« Sie öffnet den
Knoten des dunklen Tuches, das sie auf dem Kopf
trägt, und zieht es weg. Lange blonde Haare quel-
len hervor.
»Was machst du?«
Sie fährt sich mit den Fingern durch ihr Haar
und sagt: »Einmal möchte ich meine Haare se-
hen. Nur einmal.«
»Schluss jetzt!«, ruft die andere Gestalt und
bläst die Flamme aus.
Alexander hört noch, wie die blonde Frau
weint. Dann schleicht er zurück zu Koko und
Xenody und berichtet ihnen, was er gesehen hat.
»Das ist gut«, sagt Koko.
»Dass sie geweint hat?«, fragt Alexander
verwundert.
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»Aber wenn …«
»Pssst!«, macht Koko. »Seid still, damit ich
höre, wenn sie kommen.«
Koko lauscht, Xenody hält die Augen offen.
Aber weder ist etwas Verdächtiges zu hören noch
zu sehen. Die Augen von Alexander und Rulu
müssen sich erst wieder an die Dunkelheit
gewöhnen. Zu ihrer Überraschung bleibt auf dem
weiteren Weg alles ruhig.
»Mir ist das hier zu ruhig«, flüstert Xenody.
»Die führen bestimmt etwas im Schild.«
Kaum hat sie das gesagt, stürzen Rulu und Al-
exander mit Koko in eine Fallgrube. Und bevor
Alexander die Frucht aus dem Täschchen holen
kann, kommen schon ein paar Männer aus ihren
Verstecken hervor, springen in die Grube, über-
wältigen die drei und fesseln sie. Dann werden sie
mit Stricken aus der Grube gezogen. Dabei reißt
die Schnur um Alexanders Bauch und das
Täschchen mit der goldenen Frucht fällt in die
Grube.
Aus dem Hintergrund fragt eine männliche
Stimme: »Woher kommst du, und was willst du
bei uns?«
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»Woher willst du …«
Xenody ist schon weg. Sie fliegt über die
Mauer und kommt wenig später mit einer Maus
im Schnabel zurück. »Wenn du die Schnüre
durchnagst, lasse ich dich laufen. Aber beeile
dich, sonst …«