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navi Inhaltsangabe/Zusammenfassung: Nathan der Weise
(Zusammenfassung Aufzüge und Auftritte/Szenen) - Gotthold Ephraim
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Drama: Nathan der Weise (1779)
Inhaltsangaben
Autor: Gotthold Ephraim Lessing
Epochen Epoche: Aufklärung
Themen
Maurycy Gottlieb: Recha
Übersicht begrüßt Nathan (1877)
Podcasts Die nachfolgende Inhaltsangabe bezieht sich auf Lessings Drama „Nathan der Weise“.
Es wurde je Auftritt/Szene und Aufzug eine kurze Zusammenfassung erstellt. Neben
English translations der Zusammenfassung aller Szenen wurden jeweils noch Szenen-Überschriften bzw.
Titel ergänzt.
Ansehen auf
Die Literaturepoche der Aufklärung: Mehr als die reine Vernunft? Diese und andere
spannende Fragen beantwortet euch der Germanist Dr. Tobias Klein von Huhn meets
Ei: Katholisch in Berlin im Gespräch mit dem Podcaster Wilhelm Arendt.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungszeit
Uraufführung
Kurzzusammenfassung
Hintergrund/Wissenswertes
Übersicht der Aufzüge
Einzelszenen-Inhaltsangabe
Szenenübersicht
Aufzug 1 — Exposition
Aufzug 1 Auftritt 1 — Rechas Rettung durch den Tempelherrn
Aufzug 1 Auftritt 2 — Die Freilassung des Tempelherrn
Aufzug 1 Auftritt 3 — Der unzufriedene Schatzmeister
Aufzug 1 Auftritt 4 — Wiederbegegnung
Aufzug 1 Auftritt 5 — Der Tempelherr zeigt sich redlich
Aufzug 1 Auftritt 6 — Rechas Einladung wird ausgeschlagen
Aufzug 2 — „steigende Handlung“/„erregendes Moment“
Aufzug 2 Auftritt 1 — Der gedankenverlorene Sultan
Aufzug 2 Auftritt 2 — Gläubiger des verschuldeten Sultans
Aufzug 2 Auftritt 3 — Sittahs List
Aufzug 2 Auftritt 4 — Warten auf Rechas Retter
Aufzug 2 Auftritt 5 — Der Tempelherr lehnt Juden ab
Aufzug 2 Auftritt 6 — Nathan wird zu Hofe geladen
Aufzug 2 Auftritt 7 — Nathans Erinnerungen werden wach
Aufzug 2 Auftritt 8 — Aussicht auf ein Wiedersehen
Aufzug 2 Auftritt 9 — Nathan erfährt von Saladins Absichten
Aufzug 3 — Peripetie1/Klima
Aufzug 3 Auftritt 1 — Warten auf den Tempelherrn
Aufzug 3 Auftritt 2 — Der Tempelherr sorgt sich um Nathan
Aufzug 3 Auftritt 3 — Andeutungen
Aufzug 3 Auftritt 4 — Warten auf Nathan am Hofe
Aufzug 3 Auftritt 5 — „Was ist die wahre Religion?“
Aufzug 3 Auftritt 6 — Nathan bemerkt sein Trilemma
Aufzug 3 Auftritt 7 — Die Weisheit des Nathan; Ringparabel
Aufzug 3 Auftritt 8 — Der Tempelherr wird seiner Gefühl gewahr
Aufzug 3 Auftritt 9 — Der Tempelherr hält um Rechas Hand an
Aufzug 3 Auftritt 10 — Rechas wahre christliche Herkunft
Aufzug 4 — „fallende Handlung“/„retardierendes Moment“
Aufzug 4 Auftritt 1 — Der Patriarch wird konsultiert
Aufzug 4 Auftritt 2 — Patriarch von Rechas Adoption erboßt
Aufzug 4 Auftritt 3 — Sittah bemerkt Ähnlichkeit des Tempelherrn
Aufzug 4 Auftritt 4 — Der Tempelherr vertraut sich Saladin an
Aufzug 4 Auftritt 5 — Saladin soll die Ehelichung unterstützen
Aufzug 4 Auftritt 6 — Auch Nathan wird zum Eheerlaubnis motiviert
Aufzug 4 Auftritt 7 — Wie Recha Nathans Pflegetochter wurde
Aufzug 4 Auftritt 8 — Boten suchen nach Recha
Aufzug 5 — Katastrophe bzw. Lösung
Aufzug 5 Auftritt 1 — Saladins Geldsorgen lösen sich
Aufzug 5 Auftritt 2 — Gespräch mit dem Emir
Aufzug 5 Auftritt 3 — Der Klosterbruder bei Nathan
Aufzug 5 Auftritt 4 — Das Familien-Buch kommt zu Nathan
Aufzug 5 Auftritt 5 — Rechas geheimnisvoller Bruder
Aufzug 5 Auftritt 6 — Rechas Verlustangst um Nathan
Aufzug 5 Auftritt 7 — Saladins Versicherung gegenüber Recha
Aufzug 5 Auftritt 8 — Die Enthüllung der Familienverhältnisse
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Entstehungszeit
Uraufführung
„Nathan der Weise“ ist Lessings letztes Werk. Anfang 1778 war
seine Frau nach nur 15monatiger Ehe am Kindbettfieber verstorben, nachdem der
gemeinsame Sohn bereits einen Tag nach der Geburt gestorben war; Lessing selbst litt an
Asthma und Herzbeschwerden und starb am 15. Februar 1781.
Das als „dramatisches Gedicht“ bezeichnete Stück ist u.a. insofern unytpisch für Lessing,
als es in Versen verfasst ist – genauer gesagt in reimlosen fünfhebigen Jamben
(„Blankversen“), einem Versmaß, das besonders für das englische Drama typisch ist und in
Deutschland erst durch die um die Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzende Rezeption der
Werke William Shakespeares populär wurde.
Das Stück gilt – nachweislich auch nach Lessings eigener Auffassung – als Fortsetzung
des sogenannten „Fragmentenstreits“ mit anderen Mitteln. Als Herausgeber der Zeitschrift
„Zur Geschichte und Litteratur“ hatte Lessing ab 1774 unter dem Titel „Fragmente eines
Ungenannten“ mehrere Auszüge aus einer zuvor unveröffentlichten religionskritischen
Schrift des 1768 verstorbenen Orientalistikprofessors Hermann Samuel Reimarus
publiziert; darin wird die Glaubwürdigkeit der Bibel und der christlichen Glaubenslehre
radikal infrage gestellt und stattdessen eine vernunftorientierte „natürliche Religion“
propagiert. Diese „Fragmente eines Ungenannten“ verursachten in kirchlichen Kreisen
einen Skandal und zogen eine heftige theologische Debatte nach sich, in deren Verlauf
insbesondere Lessing und der Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze einander
mit Streitschriften attackierten, bis Lessings Dienstherr, der Herzog von Braunschweig-
Wolfenbüttel, ihm 1778 die Veröffentlichung theologischer Texte verbot. Daraufhin
entschied sich Lessing, seine religionsphilosophischen Anschauungen in Form eines
Dramas auszudrücken. So erklärt sich, dass „Nathan der Weise“ relativ wenig Handlung,
dafür aber umso umfangreichere Debatten über Religion, Vernunft und Moral enthält; die
Titelfigur Nathan agiert dabei als Sprachrohr für die Ansichten des Autors. Nathans
Charakter soll dem mit Lessing befreundeten jüdischen Philosophen und Literaturkritiker
Moses Mendelssohn (1729-1786) nachempfunden sein, wohingegen der Patriarch von
Jerusalem, die einzige eindeutig negative Figur des Stücks, den Pastor Goeze zum Vorbild
haben soll.
Auf „Nathan der Weise“ trifft dieses Schema, wie die nachfolgende Beschreibung der Akte
zeigen soll, allerdings nur teilweise bzw. nur ungefähr zu.
Einzelszenen-Inhaltsangabe
Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Es herrscht Waffenstillstand. Jerusalem wird von dem
muslimischen Sultan Saladin beherrscht; in der Stadt leben Muslime, Christen und Juden.
Aufzug 1 — Exposition
Der reiche jüdische Kaufmann Nathan kommt von einer Geschäftsreise nach Hause.
Während seiner Abwesenheit hat es in seinem Haus gebrannt, und nun erfährt Nathan,
dass seine Tochter Recha von einem jungen christlichen Tempelritter aus dem Feuer
gerettet wurde. Er will ihm danken, aber der Tempelherr hält sich von Nathans Haus fern,
weil er keinen Dank will und Vorurteile gegen Juden hat.
Der reiche jüdische Kaufmann Nathan kehrt von einer Geschäftsreise nach Hause zurück.
Während seiner Abwesenheit hat es in seinem Haus gebrannt; nun berichtet ihm seine
Bedienstete Daja, dass seine über alles geliebte Tochter Recha beinahe in dem Feuer
umgekommen wäre, jedoch von einem jungen christlichen Tempelherr gerettet wurde, der
erst kurz zuvor von Sultan Saladin aus der Kriegsgefangenschaft freigelassen worden war.
Nathan will den Retter seiner Tochter reich belohnen, aber Daja verrät ihm, dass der
Tempelherr verschwunden sei, ohne Dank anzunehmen.
Nathan bekommt Besuch von seinem Freund und Schachspielpartner Al-Hafi, einem
Derwisch (Bettelmönch), der inzwischen Schatzmeister des Sultans geworden ist. Er
verrät, dass dieses Amt ihm im Grunde lästig ist und er es gern möglichst bald wieder
loswerden möchte.
Der Tempelherr, der in einem Palmenhain spazieren geht, fühlt sich von einem
Klosterbruder verfolgt und glaubt, dass dieser ihn anbetteln will. Als er ihn darauf anspricht,
verrät der Klosterbruder, dass der Patriarch von Jerusalem – das geistliche Oberhaupt der
örtlichen Christen – ihn geschickt hat: Der Patriarch möchte den jungen Ritter für die
Übernahme zweier Geheimaufträge gewinnen. So soll er König Philipp, einem der Anführer
des Kreuzzugs, einen Brief überbringen, der ihn zum Zweck eines Angriffs auf Jerusalem
über die Befestigung der Stadt und die Bewaffnung der muslimischen Besatzungstruppen
informiert; und er soll dabei behilflich sein, den Sultan Saladin in einen Hinterhalt zu locken
und zu überfallen. Beides lehnt der Tempelherr jedoch entschieden ab: Spionage
empfindet er als unehrenhaft, und an einem Überfall auf den Sultan will er sich erst recht
nicht beteiligen, da er dessen Gnade sein Leben und seine Freiheit verdankt. Der
Klosterbruder wirkt recht zufrieden mit der Weigerung des jungen Ritters und lässt
durchblicken, dass er selbst den Befehlen des Patriarchen nur widerwillig gehorcht.
Daja bedrängt den Tempelherrn, er solle Recha und ihren Vater Nathan besuchen, damit
diese ihm für die Rettung Rechas aus dem Feuer danken können. Der Ritter weist Daja
jedoch schroff ab: Er ist der Meinung, er habe keinen Dank verdient, und außerdem will er
mit Juden nichts zu tun haben.
Sultan Saladin und seine Schwester Sittah treten erstmals auf; man erfährt, dass Saladin
Geldsorgen hat. Das gehört eigentlich noch zur Exposition. Als „erregendes Moment“ kann
man es betrachten, dass Sittah Saladin rät, Nathan durch eine List dazu zu bringen, ihm
Geld zu leihen; ein für die Handlung um Recha und den Tempelherrn noch wichtigeres
„erregendes Moment“ besteht darin, dass Nathan mit dem Tempelherrn spricht, ihn von
seinen Vorurteilen gegenüber Juden abbringt und ihm zuredet, Recha wiederzusehen.
Nachdem Al-Hafi gegangen ist, schlägt Sittah Saladin vor, Nathan mit einer List dazu zu
bringen, ihm das benötigte Geld doch zu geben.
Nathan und Recha sitzen vor ihrem Haus und hoffen auf eine Gelegenheit, den
Tempelherrn zu treffen. Als Daja hinzukommt und ankündigt, der Tempelherr werde jeden
Moment um die Ecke kommen, schickt Nathan die Frauen ins Haus, um den jungen Ritter
zunächst allein zu erwarten.
Als Nathan den Tempelherrn anspricht, reagiert dieser zunächst sehr abweisend. Dank
oder Belohnung für die Rettung Rechas will er nicht und lässt Nathan deutlich seine
Abneigung gegenüber Juden spüren. Dennoch gelingt es Nathan, den jungen Ritter zu
überzeugen, dass Menschen einander nicht nach ihrer Volks- oder Religionszugehörigkeit
beurteilen, sondern einfach als Menschen sehen sollten.
Daja unterbricht das Gespräch zwischen Nathan und dem Tempelherrn, um Nathan
mitzuteilen, dass der Sultan ihn sprechen will.
Nathan und der Tempelherr setzen ihr Gespräch fort; Nathan fragt den Ritter nach seinem
Namen, und dieser verrät, er heiße Curd von Stauffen. Die Nennung dieses Namens macht
Nathan nachdenklich, und nachdem der Tempelherr gegangen ist, deutet Nathan in einem
Monolog an, dass der junge Mann Ähnlichkeit mit jemandem hat, den er früher kannte, und
dass auch der Name zu dieser Ähnlichkeit passt.
Aufzug 3 — Peripetie/Klimax
Der Tempelherr und Recha sehen sich wieder und verlieben sich ineinander. Saladin will
Nathans Weisheit erproben und fragt ihn, welches die wahre Religion sei, und Nathan
antwortet in Form eines „Märchens“, der sogenannten „Ringparabel“. Dies stellt den
Höhepunkt der das Stück durchziehenden Diskussionen über Religion, Moral und Vernunft
dar; der entscheidende Wendepunkt der Haupthandlung besteht darin, dass der
Tempelherr Nathan bittet, ihm Recha zur Frau zu geben, worauf Nathan auffällig
zurückhaltend reagiert. Der Tempelherr ist daraufhin gekränkt, und Nathans christliche
Bedienstete Daja verrät ihm, dass Recha nicht Nathans leibliche Tochter, sondern ein
Pflegekind ist und von christlichen Eltern stammt.
Recha erwartet den Besuch des Tempelherrn und unterhält sich währenddessen mit Daja.
Der Tempelherr kommt. Recha will ihm aus Dankbarkeit zu Füßen fallen, was er jedoch
nicht zulassen will. Er entschuldigt sich bei Daja für seine frühere Grobheit und erkundigt
sich, ob Nathan noch beim Sultan ist. Er macht sich Sorgen darüber, was der Sultan wohl
von Nathan will, und bricht überstürzt auf, um Nathan entgegenzugehen.
Recha wundert sich über den schnellen Aufbruch des Tempelherrn; Daja macht allerlei
Andeutungen, die offenbar darauf abzielen sollen, dass Recha und der Tempelherr sich
ineinander verliebt haben.
Sultan Saladin und seine Schwester Sittah warten auf Nathan. Bevor dieser eintritt, zieht
Sittah sich in ein Nebenzimmer zurück.
Aufzug 3 Auftritt 5 — „Was ist die wahre Religion?“, Einleitung zur Ringparabel
Nathan erscheint zur Audienz bei Saladin. Der Sultan begrüßt ihn freundlich und erklärt, er
habe ihn kennenlernen wollen, weil das Volk seine Weisheit rühmt. Anstatt Geschäfte mit
ihm zu machen oder ihn nach Neuigkeiten zu befragen, die Nathan auf seiner jüngsten
Reise in Erfahrung gebracht haben könnte, will Saladin von ihm nur eine Antwort auf die
Frage, welche Religion die wahre sei. Um ihm Bedenkzeit zu geben, begibt Saladin sich zu
seiner Schwester in den Nebenraum.
Auf Nachfrage Saladins bestätigt Nathan, dass die drei Ringe für die drei Religionen
Judentum, Christentum und Islam stehen: Alle drei Glaubensrichtungen beruhten auf
Überlieferung, daher sei es ganz natürlich, dass jeder diejenige Überlieferung für wahr
halte, die er von seinen Vorfahren empfangen hat; die Anhänger dieser drei Religionen
sollten einander daher als Brüder wertschätzen und einander das Recht zugestehen, die
jeweils eigene Religion für wahr zu halten. Der Sultan zeigt sich beeindruckt von Nathans
Weisheit und will seine ursprüngliche Absicht, Geld von ihm zu leihen, fallen lassen, da
bietet Nathan ihm das Geld von sich aus an. Außerdem spricht Nathan den Sultan auf den
jungen Tempelherrn an, den er freigelassen hat.
Der Tempelherr ist irritiert über Nathans Verhalten; da kommt Daja und vertraut ihm ein
Geheimnis an: Recha ist nicht Nathans leibliche Tochter, sondern stammt aus einer
christlichen Familie, weiß dies aber selbst nicht und ist von Nathan im jüdischen Glauben
erzogen worden.
Von einem „retardierenden Moment“ in dem Sinne, dass die Handlung sich verlangsamen
würde, kann eigentlich keine Rede sein; eher könnte man sagen, dass das Tempo der
Handlung sich beschleunigt. Der Tempelherr fragt – ohne Nathans Namen zu nennen –
den christlichen Patriarchen von Jerusalem um Rat, wie es zu beurteilen sei, wenn ein
Jude ein christliches Kind aufzieht; der Patriarch ist der Meinung, der Jude müsse
verbrannt werden. Indessen redet Sittah Saladin zu, dem Tempelherrn dazu zu verhelfen,
Recha heiraten zu dürfen. Ein Klosterbruder gibt sich Nathan als derjenige zu erkennen,
der ihm vor 18 Jahren einen Säugling (nämlich Recha) zur Pflege anvertraut hat, warnt ihn
vor den Machenschaften des Patriarchen und versorgt Nathan mit Informationen über
Rechas leibliche Familie; Daja beschließt, Recha über ihre wahre Herkunft aufzuklären. Als
dramaturgische Funktion dieses Aktes kann man es ansehen, dass durch die
verschiedenen Pläne des Patriarchen, Sittahs und Dajas unterschiedliche mögliche
Ausgänge des Stücks angedeutet werden, die durch die tatsächliche Auflösung im V.
Aufzug sämtlich vereitelt werden.
Im Kreuzgang eines Klosters. Der Klosterbruder, der in Szene I/5 mit dem Tempelherrn
gesprochen hat, beklagt sich in einem Monolog darüber, dass der Patriarch ihn ständig zu
diplomatischen Aufträgen verwendet; für dergleichen sei er nicht Klosterbruder geworden.
Der Tempelherr tritt auf und will den Patriarchen sprechen; der Klosterbruder glaubt
daraufhin, der Tempelherr habe sich nun doch dafür entschieden, die Aufträge des
Patriarchen anzunehmen, und lässt durchblicken, dass ihn das menschlich enttäuschen
würde. Der junge Ritter stellt jedoch klar, er wolle den Patriarchen lediglich in einer
religiösen Angelegenheit um Rat fragen. Kaum hat er dies ausgesprochen, da kommt ihm
in den Sinn, dass es zur Beantwortung seiner Frage gar nicht die amtliche Autorität des
Patriarchen braucht und er im Grunde auch gleich den Klosterbruder um Rat fragen
könnte, da kommt auch schon der Patriarch hinzu.
Sultan Saladin lässt seiner Schwester Sittah von dem Geld, das Nathan ihm geliehen hat,
ihre Auslagen erstatten und vertraut ihr noch darüber hinaus Geld zur Verwaltung an.
Sittah zeigt ihm ein Miniaturgemälde, das sie gefunden hat: Es zeigt ihren und Saladins
seit 20 Jahren verschollenen Bruder Assad, dem der Tempelherr so auffallend ähnlich
sieht. Saladin erwartet gerade den Besuch des Tempelherrn und Nathans; als der
Tempelherr kommt, zieht Sittah sich in einen Nebenraum zurück.
Der Tempelherr dankt Saladin für seine Begnadigung und Freilassung; Saladin spricht ihn
auf seine Ähnlichkeit mit seinem Bruder Assad an und stellt fest, dass der junge Mann
diesem nicht nur im Aussehen, sondern auch im Charakter gleicht. Er äußert den Wunsch,
der Tempelherr solle zukünftig an seinem Hof bleiben; er habe auch nichts dagegen, dass
er dennoch Christ bleibt. Auf Saladins Frage, warum der Tempelherr allein gekommen sei
und nicht zusammen mit Nathan, verrät der junge Ritter ihm, dass er sich in Recha verliebt
und Nathan gebeten habe, sie ihm zur Frau zu geben; Nathan habe jedoch zurückhaltend
reagiert. Nun habe er aber erfahren, dass Recha ein Christenkind und Nathan nicht ihr
wirklicher Vater sei. Saladin bemüht sich, den Tempelherrn zu beruhigen, und sagt ihm
seine Hilfe zu.
Daja redet Nathan zu, er solle Recha dem Tempelherrn zur Frau geben. Nathan gibt zu
erkennen, dass er seine Pflegetochter dem Tempelherrn einerseits durchaus gönnen
würde, dass er andererseits aber einen bestimmten Grund hat, die Entscheidung darüber
noch hinauszuzögern. Worin dieser Grund besteht, verrät er hingegen nicht.
Der Klosterbruder kommt zu Nathan und verrät ihm, dass der Patriarch ihn beauftragt
habe, Nachforschungen nach einem Juden anzustellen, der ein Christenkind als sein
eigenes aufgezogen habe. Nathan erschrickt, aber der Klosterbruder gibt zu erkennen,
dass er Nathan von früher her kennt: Vor 18 Jahren, als er noch kein Mönch, sondern
Reitknecht war, hat er Nathan einen Säugling zur Pflege anvertraut – die neugeborene
Tochter seines damaligen Herrn, eines Kreuzritters namens Wolf von Filneck, der wenig
später im Kampf fiel. Dieses Kind ist Recha. Nathan berichtet dem Klosterbruder, dass kurz
vor jenen Ereignissen seine Frau und seine sieben Kinder zusammen mit allen anderen
Juden der Stadt Gath von Christen ermordet worden seien; er habe es daraufhin als
göttliche Fügung aufgefasst, dass er anstelle seiner sieben verbrannten Kinder nun dieses
Mädchen bekommen habe. Er befragt den Klosterbruder nach der Familie von Rechas
leiblichem Vater Wolf von Filneck und besonders nach der Familie von dessen ebenfalls
verstorbener Frau; da der Klosterbruder aber nur für kurze Zeit in Filnecks Dienst stand,
kann er diese Fragen nicht genau beantworten; er erinnert sich jedoch, dass er ein Buch
aus Filnecks Nachlass besitzt, in das der Ritter handschriftlich seine Familienchronik
eingetragen hatte. Der Klosterbruder selbst kann allerdings nicht lesen. Nathan bittet ihn
eindringlich, ihm das Buch zu bringen.
Daja berichtet Nathan, dass Sittah, die Schwester des Sultans, Boten geschickt habe, um
Recha zu ihr zu bringen. Nathan will sich überzeugen, dass die Boten wirklich von Sittah