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Aargauische Denkwürdigkeiten aus den Zeiten der Vergangenheit


und der Gegenwart

Lutz, Markus

Aarau, 1804

ETH-Bibliothek Zürich

Shelf Mark: Rar 42718

Persistent Link: https://doi.org/10.3931/e-rara-91813

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Aargauische

Denkwürdigkeiten
aus den Zeiten

der Vergangenheit und der Gegenwart.

Ein

historischer und biographischer Versuch-

von

N, Markus Lutz,
Pfarrer ru LäufelfingeN-

Erstes Heft.

Aarau , 1804.
bey Friedrich Jakob Bek-
^odills üelveti « regio xar omnibns uns.
(Lrnsckil ltcr Helvet .)

5/^ <1
Des
wohlverdienten Landesvätern,
den
Hochgeachtet?, Hochgeehrten

Herren Präsident
und

Regierungs - Räthen,
des

eidgenössischen Freystandes

A a r g a u,
weiht
diese vaterländische Arbeit
r un,

Denkmal seiner Hochachtung

der
Verfasser.
schüchtern wag' ichs , Verehrung se¬
rvil rdige Herren ! Ihnen diese Erst¬
linge meiner Schweizerischen Geschichtsfor¬
schungen in ihrer Unvollkommenheit zu
Füssen zu legen . Die Weisheit , welche den
aus Ihrer Mitte hervorgehenden Gesetzen
und Verordnungen der Gemeinnützigkeit
und der Brauchbarkeit Stempel aufdrückt —
der väterliche Ernst , womit Sie denselben
durchgehends zwanglosen Gehorsam ver¬
schaffen — die edle Vaterlandsliebe die
Sie begeistert — die Hofnungen des Glau¬
bens , die Sie beleuchten — der biedre Ent¬
schluß , den Sie gefaßt , sich dem Vaterlande
hinzugeben — erheben das Zutrauen Ihrer
Mitbürger , das Sie an Ihre erhabne Stelle
rief , zu vollem Glauben . Mit Ehrfurcht
sprechen Ihre Miteidgenossen von Aargaus
weifen Landesvatern . Auch ich vereine mit
jedem guten Aargauer meine Wünfche zu Gott,
daß Ihrer Tage viel werden — Ihre Jahre
sanft und angenehm dahin fließen mögen . —
Die Künste des Friedens , Gewerbe und Hand¬
lung blühen unter Ihrem Schutze auf . — Der
Thau des Himmels — die Fettigkeit der
Erde Haufen das Gute , das Iehovah der
Mächtige feinen Völkern giebt . Er wende
alles Böfe von Ihnen , und vollende den
Entschluß Ihres Wollens zum schönen Ge-
-eyher, ! !
Voreriiinerung.
Nie Ergebenheit , die ich meinem Vaterlande schul-
dig bin, und die besondere Vorliebe für die
Geschichte
der Thaten meiner Väter, haben in meiner
Seele
längst schon das kühne Vornehmen zur Reife
gebracht,
die Musestunden , die ich von meinen Amtsgeschäf¬
ten und Verrichtungen noch übrig habe, der
Bear¬
beitung und Beleuchtung vaterländischer Gegen¬
stände zu wiedmen . Der gegenwärtige Versuch ge¬
hört zu den ersten Früchten meiner Bemühungen
in diesem wissenschaftlichen Fache
. Die gütige Auf¬
nahme und die billige Nachsicht des wohlwollenden
Lesers sollen entscheiden
, ob ich es wagen dürfe,
mit dergleichen Aufsätzen in folgenden Heften
fortzu¬
fahren. Anfangs bey der neuen Umwandlung der
Schweiz, aus einer zentralisirten Republik in einen
Staatenbnnd , und bey der Erhebung des vereinigten
Aargaus, Badens und Frikthals zu einem souverai-
nen Kanton, gieng meine Absicht dahin, eine
mög¬
lichst vollständige Geschichte und Beschreibung
des
nun wichtiger gewordnen Aargaus, so wie solches
in dem Laufe vieler Jahrhunderte beschaffen war,
zu
verfassen. Allein die Ausführung eines solchen
Unternehmens fand ich mit allzugroßm Schwierig¬
keiten rerbund.n, die sich auch wirtlich weit besser
denken als beschreiben , und
lassen daher stuhnd auch
ich

Von der Realisimnq dieses schon in Plan gelegten Ent¬


schlusses ab. Um aber dem vielfältigen Zureden
auf¬
munternder Freunde dennoch etnigermaassen zu ent¬
sprechen , und meiner Lieblingsneigung zu vaterlän¬
dischen Arbeiten ein süsses Opfer zu bringen , so
Habe ich mich zu der Herausgabe der Aargaui-
schen Denkwürdigkeiten bereden lassen . Es
erscheinen unter diesem Namen in gegenwärtigem
Hefte mehrere Aufsätze über Frikthalische Stiftun¬
gen, indem urkundliche Nachrichten von diesen Haupt-
merkwürdigkeiten der vormals östreichischen Land¬
schaft Frikthal , jedem Aargauer vorzüglich erwünscht
seyn müssen . Von der Lokalgeschichte der nunmeh¬
rigen Hauptstadt Aarau wird der Leser die Fortsetzung
in den folgenden Heften, zwar nur, wie es hier der
Anfang zeigt , die interessantesten Begebenheiten
derselben erzählt finden . Ucbrigens sollten keine
unnützen politischen oft weitheraeholten , unfruchtba¬
ren Raiftunements , die nie die Sache weder des
Historikers noch des Biographen seyn können , diese
Denkwürdigkeiten — wenn fie sonst den Beyfall des
Publikums sich erwerben sollten — entwürdigen , so
wenig als ich mir satyrische oder spashafte Hieve und
personelle Ausfälle erlauben werde.
Geschrieben den iyten Herbstmonat
I n n h alt.
merkwürdigsten Begeben¬
Chronologische Aufzählung der
in der Stadt Aarau
heiten und Vorfälle , die sowohl
Gegend , seit
im Aargau , als in der umliegenden
Zeiten , statt
derselben Anbau , bis auf gegenwärtige »
- - - Seite
gehabt haben . -
CollegiatstiftS St . Martin
Ursprung und Schicksale des
- - - S . zv
zu Rhcinfelden .
- Klöster zu Rheinfelden
Ueber die beyden Kapuziner
- - - S . 4r
und Lariftnburg .
Ollsperg Stiftung , Her¬
Des adelichen GottShauscö S . 45
- -
kommen und Schicksale .
. - . S . 57
Das Bcguinenkloster zu Jglingen
FrikthalS , im Kanton
Kirchliche Verfassung des S . 5?
- - - -
Aargau .
Herzoglich - Oestreichische
Königsfelden im Aargau , eine
» Jahrhundert;
Klosterstistung aus dem vierzehnde
ein reiches Amt - und .
nach der Kirchenverbesserung S.
- - - -
Armenhaus .
merkwürdigen Männern ari¬
Biographische Skizzen von
. - S . 97
dem jetzigen Umfange des AargauS
- - S . n;
Zugabe einiger Gedichte . -
Chronologische Aufzahlung
i- . der

merkwürdigsten Begebenheiten und Vorfälle,


die sowohl in der

Stadt Aarau im Aargan


als
^ -
in der umliegenden Gegend,
!- - >

feit derselben Anbau, bis auf gegenwärtige Zeiten,


statt gehabt haben.

r.-, ,.
Aus handschriftlicken Urkunden gezogen.
1^ -

^
^Vroniken sind für die Geschichte eben das/ was umständ¬
liche topographische Landkarten für die Geographie sind.
Ist es gleich oft für neun und neunzig unter Hunderten
die Gebrauch von diesen machen / nicht von dem minde¬
sten Nutzen / daß jeder auch noch so unbedeutende Platz/
jedes Quergäßchen irgend eines Dörfchens sich darin ver¬
zeichnet findet; so trift sich doch manchmal der Fall/ ws
dery Einen von den Hunderten ein solches Detail sehr er¬
wünscht ist. Die Anwendung hievon auf eine vollstän¬
dige chronologische Aufzählung aller / einigermaßen bemer-
kenswerthen Begebenheiten und Vorfälle / die einem ge¬
wissen bestimmten Orte lokal sind / und wobey man Rück-
ficht auf alle Stande die ihn bewohnen / genommen hat/
ergiebt sich leicht von selbst
. Kein billiger / diesem Orte
einheimischer Leser wird daher sagen: was bekümmert mich
das oder jenes von dem was ich hier antreffe ; es wird
ihm vielmehr angenehm seyn / auf solche Art ein Reper-
torium zu bekommen / das auf alle die Fälle berechnet
worden / wo ihm so wie jedem anderen Einwohner seines
Orts/ die an einem fortlaufendem Faden aneinanderge¬
reiheten Data der Geschichte desselben/ nur irgend von ei¬
nigem Nutzen seyn können.
Der Hauptzweck dieser Zeitschrift muß/ da sie den
Namen: Aargauische Denkwürdigkeiten aus
den Zeiten der Vergangenheit und der Ge¬
genwart/ an ihrer Stirne trägt, vorzüglich auf das
Interesse des Aargauischen Publikums gerichtet seyn, folg-
Ar
4
lich wird diese in gedrängter Kürze hier aufgestellte hi-
storische Skizze, oder Aufzählung der merk¬
würdigsten Begebenheiten und Vorfälle , die
sowohl in der Stadt Aarau als in ihren
Umgebungen , seit derselben Anbau bis
auf unsere Tage , statt haben,
gehabt — in¬
dem ein jeder dabey nach dem was oben gesagt wor¬
den , die Nützlichkeit derselben für das Ganze des einhei¬
mischen Publikums nicht aus den Augen verlieren darf—
eher den Dank des letzter » , als dessen Tadel verdienen.
Aarau ist eine schöne und wohlgelegene Stadt im
Aargau , in einer angenehmen von Bergen zum Theil
umgebenen Ebene . Nahe au ihren Mauern fließt die
Aar , einer der Hauptflüsse Helvetiens vorbey , über welche
hier auf das linke Ufer , eine bedeckte wohlunterhaltene
Brücke führt ; die Stadt selbst wird von dem Surbach
durchschnitten der in ein artiges gemauertes Bette einge¬
schlossen ist , nie schädlich werden kann,
und der Stadt
weil es nur von den Einwohnern abhängt , wie viel sie
Wasser einlassen wollen . Die Gegend ringsum die Stadt
ist eine der lieblichsten die man sich denken kann ; selbst
Fremde die von den Schönheiten des Zürich - oder Boden¬
sees bezaubert hieher kamen , betrachteten ihre Lage mit
Entzücken , denn auf allen Seiten begegnen dem forschen¬
den Blicke , die schönsten Landschafts - Gemälde , bald im
sanfteren , bald im schauerlicheren Kolorit . Und zum
vollkommenen Genusse der schuldlosen Freuden , welche
ein heiterer Himmel und die schöne Natur gewahrt , tra¬
gen die freundlichen Bürger Aaraus , durch die gute
zweckmäßige Erhaltung und Verschönerung der gegenwär¬
tigen mahlerischen Spazierplätze so wie durch die Anlage
5
neuerer und geschmackvollerer Erhohlungsorte
, das ihrige
rühmlich bey.
Aarau liegt beynahe in dein Mittelpunkte von Zü¬
rich, Bern, Luzern, Basel und Solothurn, und ist
daher sehr belebt und kunstreich . Bevor ich mich aber
an eine Schilderung aller ihrer Lokalmerkwürdigketten,
ihrer Kunst- und Litterar-Etats wage, womit ich diese
historische Skizze lieber vollenden als beginnen möchte,
so übergehe dießmal diesen mir so angenehmen Gegen¬
stand, mit dem biedermännischen Versprechen : denselben
am Ende dieser Aufzählung geschichtlicher Vor¬
fälle zu berühren . Aber auch hier erwarte man weder
eine ausführliche Darstellung , noch strenge Ordnung der
Gedanken und Materien, sondern nur einen zusammenge¬
drängten Abriß- er älteren und neueren Geschichte dieser arti¬
gen und niedlichenStadt , und der ihr nahe liegendenGegend.
Auf dem Platze, wo vor einem Jahrtausend der Aar¬
gauischen Centgrafen von Rore Gerichtsrälte und uralte
Stammburg stuhnd, wurde Aarau erbauet . Von diesen
Helvetischen Oberrichtern , die schon während des Fränki¬
schen und Carolingischen Zeitraums , und wahrscheinlich noch
früher im östlichen Theile Helvetiens , Richter des Landes
waren, und derer Gerichtsplätze , Mallus, genennt wurden,
mag auch der Ort wo Aarau dermalen steht, zu einer sol¬
chen Gerichtsstatte bestimmt worden seyn . Ein feyerli-
ches Stillschweigen beobachten die vaterländischen Annali¬
sten der früheren Jahrhunderte über den Umfang des Ei¬
genthums der Grafen von Rore. Nach Emigen wäre
ihre Grafschaft in dem Bezirke Landes, der späterhin die
Freyen Aemter genennt wurden, zu suchen ; nach Anderen
in dem heutigen Aargau zu finden . Wenn nun die Burg,
6
imr welche Aarau in der Folgezeit gebauet worden, der
beständige Aufenthaltsort der Grafen von Rore und der¬
selben Malistatt vom Aargau gewesen ist, so steigt die
Uranlage von Aarau weit an die Zeiten des Mittel¬
alters hinauf . Ernestus ein Graf von Rore, meinen
einige Schweizerische Antiquaren, habe mit dem Anfange
des zehnten Jahrhunderts den Bau von Aarau begon¬
nen, und ein so geheißnes Centgericht allda, über die
alte Grafschaft Windisch niedergesetzt. Nach Erlöschung
der Familie der Grafen von Rore, soll Aarau im Jahre
948 an Graf Gunzelin, oder wie andere annehmen,
an Graf Guntram den Reichen 1207, oder wie noch
andere wollen, im I . ivzo an Graf Radbod von Al¬
tenburg erbsweise gefallen seyn. Tschudy der einzige und
zuverlässigste Gewährsmann , sowohl für unsere histori¬
schen Wahrheiten als Vermuthungen , erwähnt in seinen
Helvetischen Jahrbüchern von einer Zerstörung, welche die
erst aufblühende Stadt Aarau im Jahr 1027, durch einen
Graf Rudolf von Altenburg erlitten habe, ohne davon
weder die Ursachen noch einige Umstände anzufüh¬
ren. An diesem wollen aber verschiedene vaterländische Ge-
schichtforscher zweifeln, da in der Genealogie der Al¬
tenburgischen Grafen, kein Graf Rudolf erscheint , der
um das Jahr 1227 gelebt haben soll. Bald darauf, als
der Graf Radbot von Altenburg , in der Nachbarschaft
seines väterlichen Stammguths, das Schloß Habsburg
erbauet hatte, veränderte dieses Grafen -Haus seinen bis¬
herigen Namen und nannte sich, nach der neugeballten
Burg /von Habsburg . Rudolf, ein Abstämmling
dieser nunmehr Habsburgischen .Grafen, hat sich durch
seinen Thateuruf und Regententugenden , weit berühmt
7
gemacht . Er wurde von der Vorsehung solchermaßen
begünstiget , daß sie ihn nach seinem eigenen Zeugniß,
aus der Hütte seiner Väter in den kaiserlichen Pallast
erhöht hatte . Nebst dem daß unter seinem Kaiserthume
so viele Städte in der Schweiz und in Deutschland auf-
blvheten , versicherte er auch die freyheitljebenden Schwei¬
zer mit vielem Ausdruck seines Wohlwollens und mit vielem
Lobe ihrer truglosen Freundschaft , daß er sie in unver-
äußerlicher Unmittelbarkeit bewahren werde . Urk. >274.
Um eine durchgängige Liebe , selbst bey den kleinste » Land¬
städtchen sich zu erwerben , hielt er eine freundliche Mitthei¬
lung neuerer Munizipalrechte , oder Erweiterung und Bestä¬
tigung der bereits genießenden für das beste Mittel . »So
„ bestätigte er dem ganzen Friedkreise und allen Güthern
»deren von Aarau das alte Markrecht ; er schenkte den
»Aarauern ferners jene Freyheit , vor keinem andern
»Richter als vor ihrem Schultheißen zu antworten;
»er bestimmte die Strafen; er erklärte ihre Lehen von
»der Herrschaft Kyburg zu Weiberlehen , und verbriefte
»ihnen, daß wer seine Huld verliere , nicht mehr als
»in freyen Städten gewöhnlich war, darum zu leiden
„haben soll .« Urk. 12 März 128z. Unterschrieben
von 15 Bezeugen.
Ein anderes Denkmal seiner Landesfürstlichen Gnade,
kann Aaraus Bürgerschaft in jenen Urkunden ausweisen,
die zwar ohne Benennung des Orts und des Jahres, in
welchem sie erschienen ist, ihr das Recht giebt , über alle
Streithändel die in ihrem Friedkreiße sich erheben , und
selbst Malesiz -Fälle zu richten ; — das Instrument selbst
enthält auszugsweise folgende Hauptpunkten:
i) „ haben(die Aarauer ) alles das so fy t» ihrem
8
„fridkreiß thun vud beschichtd' rüber ze richten ungc-
»sumt vnd on menniglichs einred.
2) „ dene haben- sy stock vnd galgen, das rad, den
»keßel vnd mögen mit dem schwart richten lassen , vnd
„mögen in der graffschast Lentzburg richten, dann ihr
„galgen d'ruff stahl, vnd niemand sonst dran ze rich¬
ten gwalt haben soll.
3)sy» mögen mit der grechtigkeit richten, on
»jemands widersprechen
, vom läbenz'tod, vnd ouch durch
»bitt, gott ze lob vnd vnser lieben frowen ze ehren
„by läben lassen, inhalt urphed briefen, dessen sy ze
»thun gwalt haben.
4) „ wan einer den andern lyblos macht, innerihalb
„dem fridkreiß, darumb hant sy ze richten, vnd ob
»der, so den todschlag getan gfangen wird, soll man
»ihm on alle gnad syn Haupt abschlagen
, ob er aber
» hinkombt vnd entwicht, so wird er verrusst vnd den frün-
„den des entlybten der lyb erteilt, vnd den Herren
»das gouth, deßglychen wenn man ihn tödt.
5) » stnd sy befreyt, daß ein rath jedem ihren schult-
„ Hessen, so es von nöthen, den bann über das blut ze
„richten, ze lyhen hat.
6) „ sy mögen ouch nbeltätig lüt richten in ihrem
»rath oder uff freyer straß nach ihrem blieben.
7) » vnd ob einer uff einen hätte daß er den tod ver¬
schuldet, vnd aber by dem läben blyben wär, so ghört
»dem Herren syn gomh, vnd die nächsten fründ mögind
»das gouth von den Herren lassmd , alles das an ihnen
»fordern mögind.
8) „ ob einer erblos sturb, soll man das gouth jähr
„vnd tag bhalten, kombt dann ein erb, so ghört den
9
„Herren ein teil, ein teil dem gotzhuß vnd der trit»
„teil an der stadt bauw.
y) „ sy habend auch gwalt, alle jähr einen schulthes-
„sen ze setzen vnd soll er jhnen den eyd schwören , ein
„gmeiner richter zsyn, des armen, als des rychen.
iv) „ ouch in glaubenssachen zhandeln gwalt haben
„sollind, onch selbst einen lütpriester zwehlen gwalt ha-
„ben sollind ." a)
Dem erhabenen väterlichen Beyspiele , schien derdestha-
tenreichen Rudolfs Sohn , Albrecht von Habsbnrg , Her»
zog von Oestreich , wenigstens darinn zu folgen; daß er
die von seinem Vater begünstigten Städte, durch fernere
Mittheilung nie vorhergenossener Rechte sich verpflichten
wollte. Aarau verdankte diesem sonst nicht verdienten
Prinzen— verschiedene achtungswerthe Freyheiten . Urk.
1292. Einem zwanzig Jahre vorher aus gottseligem Eifer
von der Aarauischen Bürgerschaft an - er so geheißnen
Halden, an der Aar, gestifteten Frauenkloster , bestätigte
er alle seine erlangten und erworbenen -Güther, Exem.
tioncn und Vergabungen , als einen anständigen Zufluchts¬
ort der Töchtern dieser Stadt. Nur daß der Leutkirche
dadurch kein Nachtheil zuwachse.
Ein anderer Albert, der Zweite dieses Namens, Her¬
zog von Oestreich , Graf von Habsburg, wollte den erst¬
erwähnten an Für stensinn und Wohlthätigkeits -Ruhm noch
übertreffen. Nicht nur schenkte er den Aarauern eine

Wenn schon gegen die Authenticität und A .'chtheit dieser Urkunde,


nicht die geringsten Zweifel können erhoben werdrn , so scheint sie.
Lein Herausgeber , nicht das Alterthums - Gepräge der Rudolfini-
schen Aeitperiodc zu haben , vielmehr mag sie ein Freyheiro - Brief
irgend eines Oestreichischen Fürsten , aus den sparcr » Zeiten seyn.
Innhalt und Sprache scheinen » zu beweisen.
Bestätigung -Urkunde aller ihrer wolhergevrachten Frey¬
heiten; er brachte auch ihr gemeines Stadtwesen durch
mehrere neue, in drey unter verschiedenen Jahrgängen
ausgefertigten Urkunden enthaltenen Immunitäten , in
größere Aufnahme. Dieser Gunstbezeugung folgte bald
wieder eine andere nach. Er gestattete nämlich: die ge¬
meine Allment anzubauen, Vrodbänke und eine Metzig
zu errichten, und den Ertrag davon in den Gemeinen-
Sekel fliesten zu lassen. Urk . Brugg 1337 . Im I.
iz6y erklärte eben dieser Albert , die Bürger der Vor¬
städte, die nach aller Wahrscheinlichkeit mit der Einwoh¬
nerschaft der Stadt nicht im gleichen Genusse ebendersel¬
ben Rechte stuhnden, der Stadtfreyheiten und Ordnung
theilhaftig , so daß sie von diesem Zeitpunkte an , nur
eine Gemeine und Bürgerschaft gemeinschaftlich bilden
sollen.
Im Jahr 1379 Vefreyte Kaiser Wenzel die Stadt Aa-
rau und ihre gesammte Bürgerschaft von dem königlichen
Hofgerichte, von dem Hof - und Landgerichte zu Roth¬
weil in Schwaben, und ertheilte die vollkommene Unab¬
hängigkeit von allen Reichsgerichtsstellen. Urk. 1379.
Wenn gleichwohl AarauS Bürgerschaft den Fortgang
ihres Wohlstandes, einer getreuen Besorgung ihrer Gewerbe
imd ihrem Berufsfleiße, sowie dem Land - und Weinbau,
und einer weisen Sparsamkeit mit Mässigung verbunden,
zu danken hatte ; so war dieß doch kein unbedeutender
Umstand bey der Beförderung ihres Gemeinwohls und
ihres besonderen Interesse; - aß die Vorliebe der Oestrei¬
chischen Herzoge für ihre Stadt , ihr so manche Gerecht¬
same einräumte und zuwandte, wodurch sie in Stand
gesetzt worden nicht nur an Güthern , sondern auch an
II
Mitteln diese zu aüfnen, mit grösseren Städten Helve-
tiens wetteifern zu können
. So war es kein geringes
Geschenk für die Stadt Aarau, und zwar ein neues be-
sörderendes Mitte! zu ihrem Emporkommen
, welches ihr
Herzog Leopold der Dritte, durch die Erlaubniß eine
Sust und Waarenhaus anzulegen , und die daraus her-
fließenden Nutzungen dem Stadt- Sekel zuzuwenden,
, er¬
theilt hatte. Urk. iz8 >. Neben dem, dass eben dieser
OestreichischePrinz, der Stadt ihre bisherigen Satzungen
und Rechte gutgeheißen, vermehrte er sie noch überdieß mit
einigen neuen Vefreyungen.
Aehnliche Vestätigungs - Briefe bereits besitzender und
Schenkungs -Urkunden neuerer Freyheiten , erhielt die Stadt
Aarau von dem Deutschen K. Sigmund im Jahr 1417,
,418 , 14Z4 und von K. Friedrich im Jahr 1442. Die¬
ser letztere Fü'rst war in höchst eigener Person im gleichen
Jahr zu Aarau, in der Hofnung , daß die Einwohner die-
ser Stadt von dem Glänze seiner Würde geblendet , und
durch seine herablassenden menschenfreundlichen Mienen
und Ueberredungskunst hingerissen
, — ßch neuerdings zum
Gehorsam des katserl . Scepters werden verleiten lassen.
Dadurch hoffte er seinem Hause wieder zu gewinnen , was
K- Siegmund durch eine voreilige Uebergabe (wie wir's
in der Folge finden werden ) davon losgerissen hatte.
Allein sein Bemühen verfehlte die Absicht.
Jezt bleibt mir noch übrig nachzuhohlen
, was über der
Aufzählung der verschiedenen Freyheitsbriefe und Urkun¬
den, um den Faden nicht zu unterbrechen , hat müssen
Übergängenwerden . Cunzmann Trüllerey , geben die Aaraui-
schenVerzeichnisse
, zum ersten Schultheissen dieser Stadt
an. Nach Einigen im1 .1259, nach Anderen imI . e-68.
Seine Wohnung soll die alte Burg her Grafen von Rore
gewesen seyn.
Im Jahr 1271 stifteten mehrere angesehene Einwoh¬
ner von Aarau , für andächtige Jungfrauen (wird nicht
gesagt von welcher Regel ste gewesen) ein Kloster an der
Halde » / unfern des Aarflusses, und gaben demselben eine
Hofstatt und Guth . Den Stiflungsbrief unterschrieben acht
Aarauische Räthe.
Im Jahr 1280 erhielte die Stadt Aarau durch die
Bemühung des oberwähnten Kaiser Rudolfs , aus dem
Habsburgifchen Grafenstamme , städtischeres Ansehen, b)
In diesem Zeitraume geschah' auch ihre Verbindung mit
dem Römischen Reich unter Habsburgischem Schirm und
Oberherrlichkeit . So lange des unsterblichen KaiferRudolfs
fürstliche Nachkommen , seine Denkungsart beybehielten,
und von diesem erhabenen , mit so mannigfachen Einsichten
und Eigenschaften gezierten Regenten , der es in mehr
denn in einer Hinsicht verdiente an derSpize
der Deutschen Fürsten zu stehen , und über
Teuts Enkel und Stämme den Regenten-
Stab zu führen — der , seineMacht nicht zur
Unterdrückung der Völker , und zur Demü¬
thigung der Feinde seinesHauses und seiner

b ) Ein sicherer Beweis von dem Aufblühen Aaraus unter K . Rudolfs


Schutz / ist die Verdoppelung der Steuer / welche jährlich von den
Aargauisch n Städten an den Landesherr » muhten bezahlt werden.
Laut Urkunden bezahlte , vormals Aarau zo Pfunde , und nunmehr
wurde eS aufbis ioo Pfunde angelegt.
Ein anderer Zeuge von Aaraus Wohlstand , und der Achtung
der Herzoge von Oestreich für diesen Ort , war das Gesuch der
letztem , die von ihnen aus Anlaß des an Albert begangenen K.
Mords gestiftete Abtey Königsfclden , in des Stadt Burgerr . cht auf¬
zunehmen , welches im 2abr iziz geschehen ist.
ir
Völkerschaften brauchte — den , des Vatf.
kans Blitze nicht schreckte « / und der Cleri-
seyDrvhen nicht in Unlhätigkeit setzte — der
Tugend in der Hütte ehrte , und die Reich-
thümmer der Palläste floh — die Kunst Völker
zu beglücken, und sie mit Weisheit und wohlthätig zu
regieren, lernten — so konnten sie auch gleich Ihm,
bey allen ihren noch so weitsehenden Unternehmungenund
Entwürfen , in jedem Norbgedränge und Zufällen, auf
ihrer Unterthanen Beystand und Treue eben so sicher,
wie er — zählen. So z. B. verschwendeten die Bürger
von Aarau , im Bewußtseyn ihrer Pflicht .und aus Dank¬
barkeit für die erhaltenen Beweise der landesherrlichen
Huld der Herzoge von Oestreich, in der Schlacht am Mor-
garten , ihr Blut , wider die für Vaterland und Freyheit
kampfenden Eydgenossen.
Im Jahr , z2y half die Gesammtheit der Aarauischen
Bürgerschaft, einen Landfriedensbund mit den Städten
Bern , Basel, Zürich , St . Gallen , nebst Constanz und
mehrerer anderen, auf fünf Jahre errichten. Damals
machte Aarau das erstemal Gebrauch von seiner indivi¬
duellen Freyheit.
Jn derSchlacht beySempach, in welcher die verbündeten
Schweizer ihrem Waffenruhme ein unvergängliches An¬
denken gestiftet, und Winkelried der tapfere Unterwaldner
sich durch seine Großthat einen unsterblichen Namen er¬
worben ; haben die Aarauer Bürger eine glänzende Probe
ihrer niewankenden Treue gegen das Haus Oestreich auf¬
gestellt. Unter den Vierzehen von ihnen, welche als Opfer
ihrer Fürstenliebe steten, befand sich auch ihr Schultheiß
Cunzmann Stieber , Ritter . So nahe dieser Verlust
14
ihnen mochte gegangen seyn, weil dadurch die Familien
der Erschlagenen in die tiefste Trauer versetzt , und die
Stadt ihres verdienstvollen Haupts so wie ihrer tapfer¬
sten Bürger beraubt worden ; so kam er dem Schaden
nicht bey, den die von der Belagerung Rapperschwyls
turückkehrende Berner- und Sololhurner -Nannschaft durch
Verwüstung der Vorstädte von Aarar«, an Häusern und
Gurh ihnen verursacht hatten. Was für Gründe dieses
Verfahren der Verner und Solothurner rechtfertigten , und
worin die Spans bestuhnd
Ursache des , von welchem dieses
grausame Benehmen gegen die Stadt Aarau herzuleiten
wäre, — darüber ertheilt mir die Zeitgeschichte des I.
. Ich nehme zum Lob und Ehre
iz88 keine Aufschlüsse
dcr Aarauer an, daß ihre ausdanercnde Anhänglichkeit an
Hcrbsburgs großen Stamm und die Rückerinnerung an
-te von demselben erworbenen Freyheiten nnd Begünsti¬
gungen, unter deren mächtigen Einstuß mit dem Fort-
gange der Zeit, Aaraus Wohlstand fortschreitend sich ver¬
einigte, diese Verluste ihnen zugezogen haben mögen;
weil wie unsre vaterländischen Annalen es beweisen , das
Erweiterungs -Systern und die Läudergier der Enkeln Ru-
tolfs, die Schweizer zum Aufstand reizten , und die
Dienstleute welche die Plane ihrer Unterdrücker mit Leib
uud Guth unterstützten , zur Blut- Rache gegen sie ent¬
flammten.
Jezt nähert sich allmählig die für das Aargatt glück¬
liche Epoche , wo sich seine bisherigen Verhältnisse zu
Oestreich , auf eine ihm vortheilhaste Weise zu ändern
anfiengen, und Aarau sowohl als seine Unter- Aargani-
, zu ihrer gemeinschaftlichen Aufnahme
schen Mitschwestern
und Beförderung ihres besondern Glücks , die Herzoglich-
If
Oestreichische-Oberlehensherrlichkeit, mit dem damals für
sie in mehrern Rücksichten vortheilhaften Schutz des repub¬
likanischen Berns verwechselten.
Gelegenheit hiezu gab der zwischenK. Siegmun - und
Herzog Friedrich von Oestreich, während der Constanzt-
fchen Kirchenversammlung ausgebrochene und kurz
hernach
in Feindseligkeiten erwachsene Unwille. K. Siegmun - ein
Fürst der seinen Ruhm eher in pompöser Darstellung sei,
ner K. Würde , in einer mehr scheinbaren als wirklichen
Macht , und nicht in Weisheit und Biedersinn suchte, ver¬
langte von allen seinen Vasallen und Lehenpflichtigcn , um
den zu Conffan; versammelten Bothen- er christlichen Macht¬
haber sein Ansehen und seine Größe fühlen zu machen,
daß sie ihre vom Reiche besitzenden Lehen bey ihm erneue¬
ren sollten. Herzog Friedrich der größte Herr der umlie¬
genden Gegend fand nicht für gut , diesem von Ehrgeitz
geleitete» Wunsche des Reichsoberhaupts dießmal zu ent¬
sprechen; dadurch entspann sich zwischen der tiefbeleidig¬
ten Majestät des Kaisers und dem halsstarrigen
Herzog eine
harte Fehde, die zuletzt von großen Folgen für die Ey- ge¬
nossenschaft geworden. Nicht unthätig blieben dabey die
Häupter der anwesenden Hierarchie. Herzog Friedrich
schien eine persönliche Abneigung gegen diese geistlichen
Herren zu haben, die ihnen auch nicht unbekannt seyn
konnte. Somit war es dem an seinem Stolze gekränkten
Kaiser ein leichtes, die Bannsirahlen gegen den Herzog aus¬
zuwirken, welches auch geschehen . Um den geächteten
Herzog auch um sein Zeitliches zu bringen, Falls er des
geistlichen Schadens nicht achten sollte, mußten dieEyd-
genossen zum Werkzeuge dienen. Gerne vernahmen die an
Macht fich vergröffernden Städte Bern und Svtothurn die
16

Mahnungen des aufgebrachten Kaisers dieLänder und


Besitzungen Herzog Friedrichs anzugreifen;
da er ihnen den unablösbaren ewigen Pfand-
lehensbesitz aller der Oestreichischen Gegen¬
den / die sie erobern würden / zusicherte.
Das Aargau und die vier darin gelegenen Städte,
ZofingeN / Aarau / Lenzburg und Brugg / waren bald von
dem geheimen Entschluße der Städte Bern und Solothurn,
diesen schönen Landesstrich sich mit Waffengewalt zuzueig¬
nen / unterrichtet / und einen nahe bevorstehenden Herren¬
wechsel konnte jedermann leicht errathen . Die Aargaui-
schen Stände schrieben sogleich einen Landtag zu Sur aus.
„Die Städte verlangten : daß sich das ganze Aargau zu
„einem einzigen Kantone vereinige / und als solcher in die
„ Eydgenössische Verbindung trette ; diesen Weg hielten
„sie als den bequemsten , ihre und des Landesfürsten Rechte
„ zu bewahren . Dadurch erhalte das Aargau zwischen
„den streitenden Theilen /eine gänzliche Neutralität und
„Unverletzbarkeit , und gewisse gleiche Würde und dienem-
„lichen Schicksaale mit den übrigen Eydgenossen ." Nicht
durchgängigen Beyfall erhielt dieser Vorschlag , weil die
schweizerische Gleichheit , theils nicht jedermann gefiel,
oder weil viele eines solchen Schrittes wegen , des Landes¬
herr » Mißfallen besorgten.
Zosingen war die erste Aargauische Stadt , die nach
einer zweentägigen Beschießung den kriegslustigen verbun¬
denen Vernern und Solothurnern sich ergeben mußte . Da
der Stadt Bern sehr viel daran gelegen , Zosingen als
der bedeutendste Ort im Aargau ohne vielen Zeitaufwand
zu erobern , gestattete Bern der Zofingischen Bürgerschaft
eine sehr vortheilhafte Capitulation . Den dritten Tag nach
Zofin-
17
Zosingens UeSergab , als die Bürger von Aarau sich nicht
mehr getrauten für des Herzog Friedrichs Sache mit Er»
folg stehen zu können , huldigten auch sie , mit Vorbehalt
ihrer Rechte und Freyheiten , und schwuren der Stadt Bern
den Eyd der Treue und des künftigen Gehorsams.
„ Die von Aarau schwören von den Herzogen von Oestreich
,, an das H . Römische Reich zu ewigen Zeiten . In allen
,, Kriegen wollen sie mit ihrer Sladt und getreuen Hülfe,
»in eignen Kosten denBernern undSolothurnern gewärtig
„seyn ; sie die beyden Städte ^ schirmen alle Freyheiten
„von Aarau ; vor steh selber beginnt letztere keinen Krieg,
„aber gegen schnelle Gefahr , ist Nothwehre undVerfol»
„gunq der Urheber billig jedem erlaubt . Mit allen
„Zinßen und Steuern , so an Oestreich , ist Aarau pflich»
„ tig an die von Lern . Ebendieselben mögen durch ganj
„Aarau , das den Aaramrn verpfändete Geleit lösen;
„ und schon sind Berner und Solothurner geleitsfrey zu
„Aarau . In allem , womit letztere von den alten Lan¬
desherren belehnt ist , sollen sie bleiben , und von dem
„Schultheiß zu Lern , in des Reichs Namen , die Lehen
„empfangen welche hinter Bern liegen . Wem aber
„diese Artikel mißfielen , der soll Hinwegziehen dürfen ."
Urk . Sonnabends vor Georg 1415-
Nachdem die Stadt Bern , beynahe ohne einigen Verlust
von Mannschaft , das volkreiche Aargau und die darinn ge»
legene » Städte erobert , und unter ihre Verpflichtung ge-
nominell hatte ; entschädigte sie die Solothurner und das
Häufgen Vieler , mit dreytausend Gulden für die Hülfe,
welche diese bey der Einnahme des Aargaus ihr geleistet
hatten . Solchergestalt verlohr Herzog Friedrich eine Land»
fchaft , die das Stammguth seines Dauses , während dritt-
B
18
halb hundert Jahren gewesen war , innert acht Tagen.
Um die Berner in dem Besitze des durch Waffengewalt er«
obcrten Aargaus zu befestigen , trugen die damals geldlosen
Umstände - esKaiserSiegmunds , und der ticfgewurzelteHaß
diesesFürsten gegen denHerzogFricdrich , noch sehr vieles bey.
Dieß konnte der Aufmerksamkeit der Stadt Bern nicht ent«
gehen ; unwiederbringlich schien ihr die Gelegenheit zu seyn,
ihr Gebiete so Vortheilhaft erweitern zu können , wie dieß«
mal — sie schlug demnach den Weg der Unterhandlung mit
dem Kaiser Siegmund Reich zu jeder Unternehmung
ein .
both sie ihm fünftausend Gulden an , wenn er ihr alle im
Aargau eingenommenen Burgen und Städte zu einer solchen
Retchäpfandschaft verschreiben würde , die von ihr , nur von
einem Kaiser oder König der Teutschen , und nur zu Han«
den des Reichs , und nie ohne ihren Willen könne gelößt
werden . Dieser Antrag gefiel dem Kaiser Sregmnnd , wie eS
zu erwarten war , und Aarau kam samt seinen Milschwe«
stcrn und dem übrigen Aargau , unter der Stadt Bern
Schirm und Oberherrlichkeit , welche letztere , nun die
Stadt Bern aus zwey Rechtsgründcn besaß : mit dem des
Eroberunqsrechrs , und jenem des Ankaufs oder der darge-
schoffenen Pfandsumme.
Ais je ;t die Stadt Aarau ihr gemeines StHtwesen auf
erworbene Freyheiten , Rcchtsamen , und emen durch Klug«
heil und löbliche Sparsamkeit erzielten Wohlstand , zu
einem gewissen bedeutenden Grad erhoben Hatte - so
daß sie nach dem damals herrschenden Zeitgeiste,
der besonders bey Städten , die einiges Gemeinquth be»
saßen , eigen war , auf einen Erwerb von Herrschaftsrech«
ten ausser ihrem Friedkreiße bedacht seyn konnte ; zeigte sich
ihr eme vmheilhafle Gelegenheit , diesen ihren Wunsch
»9
realifiren zu können . Königstrin, eine Burg , gebaurt
auf einem Berg / von der Stadt nur eine Viertelsmeile
entfernt / mit einer das Aarautsche Burgerziel begranzen-
den Herrschaft / auf dem linken Aarufer nach derSchaaf-
matt zu / wurde bewohnt von Edeln dieses Namens.
Aerlinspach und Küttigen / gehörten zum Theil unter ihren
Twing . Durkard und Werner von Königstetn
verkauften diese Burg und Herrschaft i zzs / ihrem Bruder
Heinrich. Von dessen Sohne und Erbe Hans Wer¬
ner/ kam dieselbe an Heinrich und Ulrich von Ko¬
ni g st e i n / die noch minderjährig / unter der vormund-
schafllichen Pflege ihres mütterlichen Oheims / Ulrichs von
Hertenstein stuhnden . Dieser ihr Vormünder ersterwähn¬
ter von Hertenstein / verkaufte diese Burg Königstein,
mit allen ihr zuständigen Gerichtsbarkeiten / Herrschafts-
rechten / Wurm und Weid / Holz und Feld / Fischenzeu
und WildbaiiN / im Jahr 1417 an die Stadt Aarau.
Den >. August gleichen Jahres setzten die Aaramschea
Räth « / den ersten Vogt in die Burg / dem sie dieTwings-
Verwaltung übertrugen . Sechs und dreyßig Jahre be¬
hauptete sich Aarau in dem ungekränkten Besitze dieser neuen
Erwerbung . Als sich nun in der Folge die Stadt Aarau
vielen Verdruß von den benachbarten Edelleuten deßwe¬
gen zugezogen hatte / und nach allem Anschein diese Herr¬
schaft dem Stadtsekel kein Nutzen war/ so überließ sie
die Beste Königstetn mit der ihr anhängigen Beherrschung
ihrem edeln Bürger Arnold Segrsser / Ritter / gegen eine
gewisse Geldsumme im Jahr 145z . Auch dieser behielte
sie nicht lange , sondern trat sie im folgenden Jahre dem
Herrn Johannes Wittich / Johanniter - Ritter und Com-
menthur zu BibersteiN / zu Handen des Ordens käuflich ab.
D -r
LO
Nach dieser Zeit aber , wurde diese Burg ihrem eigenen
Schicksale und der Zerstörung überlassen , und deren Ge¬
richtsherrlichkeit mitderCommendeBiberstein vereinigt.
Den Ruhm der Wohlthätigkeit und der Fürstenmilde,
wollte sich Kaiser Sigmund auch von dem blühenden Aarau
erwerben , als er 1434 im ersten Jahre seiner Thronbestei¬
gung , der Stadt Aarau Freyheiten , ansehnlich ver¬
mehrte.
Im Jahr 1442 erhielte Aarau abermals eine kaiserl.
.Urkunde von Kaiser Friedrich , worinn ihr neue Besreyun-
gen zu Theil wurden.
In dem ersten einheimischen Kriege zwischen den Eyd-
genossen 1444 und auch nachher , hatte die Stadt an
Thomas von Falkenstein , Herrn zu Gösgen und Hans
von Rechberg , sehr gefährliche und böse Nachbaren . Diese
Ritter , voll von Neid und Mißgunst über den blühenden
Wohlstand dieser Stadt , lauerten auf jede Gelcnheit die
friedlichen Einwohner derselben zu beschädigen . Diese unru¬
higen , durch räuberische Sitten sich auszeichnende — östrei -^
chsch -gesinute Edelleute , waren einst im Begriff , einen
Mordanschlag an Aarau um Mitternachtszeit auszufüh-
ren ; als sie vom Gyßhübel oder Hungerberg nach der
Stadt mit ihren Verschwornen sich verfügen wollten , wur¬
den sie in der Vorstadt in der Gegend des Löwens , den Schein
von Lichtern gewahr . ( Es mochte nach alter Gewohnheit ge¬
rade um diese Zeit ein nächtlicher Schmauß vielleicht allda
statt gesunden haben ) Dadurch erregte sich in ihnen die Be-
sorgniß , daß ihr Uebcrfall mißlingen könnte , weil in Aarau
noch alles wach seye , und stellten ihr Vorhaben für diesmal
ein . Zu einer andern Zeit ( den 6 . May 's 1449 ) wurde in
Hiarau plötzlich Feuerlärm geblasen , als man über dem.
- 2l
Grbürge gegen das Frikthal, einen röthlichen Himmel
erblickte
. Neunzehn Bürger der Stadt eilten, menschen¬
freundlich und hülfbietend dem Ort der Gefahr zu. Wie
sie nahe bey Wölfliswyl am Fuße- es Benkens waren,
stürzte ein Haufe von Mördern , die in des Hans von
Falkenstein Miethsolde gestanden , aus dem Wald und Ge¬
strüppe über die Aarauer Feuerläufer her, nnd erwürgten sie.
Dieser Hans von Falkenstein ist aber für diese Grausam¬
keit, so wie für seine andern Frevel , von- er Stadt Bern
und ihren Bundsgenossen nach Verdienst gczüchtiget
worden.
Im Jahr 1453 beschenkte ein patriotischer Bürger von
Aarau,Herr Hans Meyer, die Stadtpfarrkirche mit einem
schönen Orgelwerk.
1464 ließ sich die oberherrliche Stadt Bern von dem
Rathe und der Bürgerschaft zu Aarau, als dem recht-
mässtgen Landesherrn huldigen.
Um dieselbe Zeit sahe man sich genöthigt , aus Anlaß
-er sich immer vergrößernden Bürgerschaft zu Aarau, die
Kirche zu erweitern . Der Magistrat von Solothurn be¬
willigte zu diesem frommen Unternehmen , den Aarauern
Hie Bausteine von der alten Burg zu Obergösgen , um
sie auf- er Aar hinabführen und dazu verwenden zu kön¬
nen. Diese Erweiterung geschah um das Jahr 1471.
Eine Grenzberichtigung zwischen dem Gebiete der
Stadt Solothurn und dem Stadtbezirke von Aarau, ge¬
hört in das Jahr 1475, und waren von Solothurn dazu
ernannt, Herr Hans Stölli, Seckelmeister , und Herr
Hans von Stahl, Stadtschreiber.
Bey der eydgenöfstschen Besatzung zu Grandson ,die,nach
einer so ziemlich zweydeutigrn Lapitulatton bey der Ueber-
22
gäbe des Schlosses daselbst im 1 . 1476/von demHerzog Karl
von Burgund, ' gegen alles Völkerrecht , theils an den Bäumen
rund um die Stadt her aufgeknüpft , theils mtt Smkken
uach dem Neuenburger See geschleppt , und ersauft wurde,
befanden stch fünf Bürger von Aarau , derer Name ihres
unglücklichen Schicksals wegen verdient aufbewahrt zu wer¬
den . Hans Seenger , Heinrich Lang , Rudolf
Egg , Hans Uhli Christen , Jakob Hächler.
Den vaterländischen Märtyrertod dieser wakkern Bürger
zu rächen , den Skaat , die Religion , das Eigenthum und
die Familien — vor einer grenzenlosen Verwirrung und
dem unbeschreiblichsten Elende eines übermüthige » Feindes
zu beschützen , haben hundert und zwanzig muthvolle
Bürger von Aarau , unter der Anführung Hans Arnold
Eegessers , Ritter , an der Murrner -Schlacht Theil genom¬
men , und find mit den übrigen Eydgenossen siegreich,
Mit dem Verluste emes einzigen ihrer Mitbürger , NamenS
Conrad Summer , wieder nach Hause gekehrt.
In den Zeitbüchern der Stadt Aarau , hat das i ^ ste
Jahr ein segenvolles Andenken , da eine ungewöhnlich reiche
Aernde an allerley Früchten , und ein reicher Herbstfeegen
den Fleiß des Landmanns und des Weinbauers , um
Aarau her , vorzüglich belohnte . Der Vorrath an allem
war so groß , daß er für ein mehrjähriges Bedürfniß
an Lebensmitteln aller Arten hinlangke.
Gangolff Trüüerey, aus einem alten und um Aarau
wohlverdienten Geschlechte , verkaufte im Jahr 15,5 , das
von der Stadt Bern , als Lehen besessene uralte Schloß
der Grafen von Rore , Freyhof genannt , mit allen dem ihm
zugehörten Gerechtigkeiten , der Stadt Aarau . Der um
dasselbe herumgeganzrne Burggraben ist sodann ausgefüllt;
r;
die in dem Schloße gewesene Freyheit, oder llu,
mit Bewilligung auf den Gottsacker oder
hochheikltcher
Friedhof der Stadtgemeine verpflanzt
, und das dießma«
Uge Rathhaus daselbst gebauet worden.
Im Jahr 1528 führte die Aaramsche Bürgerschaft des
reformirten Gottesdienst ein, und waren die ersten Predl«
ger der verbesserten Glaubenslehre , Herr lVl. JvhanneS
Zrhnder und Herr Jakob Otter.
Im Jahr 15z; wurde zu Aarau eine gelehrte Schule
zur Vorbereitung zumh. Predtgtamte errichtet.
Im Jahr 1540 wurde der Aaramsche Gottsacker , der
Rosengarten genannt , ausser der Stadt nächst dem St.Lau«
renzenthore angelegt.
Dem Herzog Georg von Wirtemberg gefielen Aarau und
seine schönen Umgebungen so wohl , daß er im1 .1549 eine
Zeitlang mit seiner vorzüglichern Hofdienerschaft sich allda
aufhielte.
In den Jahren 154kund 1552 ist der gewölbte steinerne
Kanal, durch den derSladtbach über den Hlrschengraben
stießt , und im Jahr >559 die Landveste vom Zollhause bis an
die Aarbrücke gebauet ; auch im Jahr 1561 der Hungerberg,
so weit der Friedkreiß der Stadt geht , eingeschlagen, ein
Graoen herumgezogen , und mit Marcksteinen besetzt worden.
Im Jahr 1557 fanden viele ausgewanderte englän«
dische Protestanten , welche-er unduldsame , stch mit der
Verfolgung Andersdenkender befleckende Geist der Königin
Maria, aus ihrer väterlichen Heymath ins Eleud vertrie«
hen hatte, zu Aarau eine sichere Freystätte.
Im Jahr 156z wurde das heilige Gedachtnißmal des
Todes unsers göttlichen Erlösers , zum erstenmale in dem
Chor der Stadtktrche feyerlich begangen . Da solches nach
24
aller Wahrscheinlichkeit, in einer andern Abtheilung der
Kirche, vorher mag gehalten worden seyn.
Im Jahr >565 brach eine der verheerendsten Landpla¬
gen, wogegen keine Stadtmauern— und keine Flucht den
Sterblichen zu schützen vermögen, die Pestseuche zu Aarau
aus. In kurzer Zeit raste sie wenigstens den drillen Theil
her Einwohner dieser Stadt weg. Dieser schreckliche Jam¬
mer traf zwar nicht nur Aarau ausschliessend — allent¬
halben drang dieses rasende Pestübel in unsrer Eydgenos-
senschaft, sowohl in die Paläste der Großen, wie in die
geringste Bauernhütte em. In der Geschichte der Völker,
hatte sie kaum ihres gleichen noch gehabt. Sechshundert
«nd vier Personen wurden von diesem mordenden Unge¬
heuer, in dem kleinen Umfange dieser Aargamschen Mu-
Nizipalstadt verschlungen.
Ein anderes Unglück, das aber mehr noch das gemeine
Stadcquth, als den Privatburger traf, war im darauffol¬
genden Jahr >566 das Anschwellen der Aar. Dieser große
Fluß der in der Gegend um Aarau, mit reizenden Ufern
zwischen blumigtcn Wiesen und grünem Gebüsche hinfließt,
schwillt oft besonders im Frühjahre, wann der Schnee
auf den Bernerischcu Hochgebirgen zerrinnt, furchtbar an;
reißt manchmal die Joche der zahlreich über ihn gebauten
Drücken mit sich fort, durchbricht Damm und Ufer, über¬
schwemmt die anliegenden Felder und Miefen, entwurzelt
Bäume, und richtet oft den empfindlichsten Schaden
an Gütern und Wohnungen an. Dießmal riß er zu
Aarau zwey Joch unter der Brücke mit sich fort. Die
übrigen Verwüstungen nicht mitgezählt , die durch den rets-
scnden Strom an Gebäuden, Gärten und Land verur¬
sacht worden, soll sich- er Schaden sehr hoch belaufen
haben.
2f
Ein Hochgewitter / zehen Jabre nachher (den fünften
August>576) schlug in der Gegend um Aarau alle Feld»
saat, und damit auch die Hoffnung des Landmanues zn
Boden.
Im Jahr 1582 wurde der obere Thurm zu Aarau
Höher aufgeführt , und darauf einem Nachtwächter eine
Wohnung eingerichtet.
Den sechsten Heumonats im Jahr 1586 versammelten
sich zu Aarau die Gesandten der evangelisch -reformirten
Stände der Helvetischen Eydgenoffenschaft , auf einer Tag¬
satzung. Die Abstellung der Sekte der Wiedertäufer in
den schweizerischen Landen , und des überhand genomme¬
nen Strassenbettelns , wird als die Hauptsache ihrer Ver¬
handlungen , und als die Absicht dieser Confercnz , in den
Aaranischen Jahrbüchern angegeben.
Mit Genehmigung der hohen Regierung des Standes
Bern, wird die neue Mahlmühle hinter dem Kaufhause,
im Graben , zu Aarau erbauet.
Der Finningerische Handel zu Mühlhausen , der sich im
Jahr 1578, durch gesetzwidrige Schritte , die sich die un¬
ruhigen Gebrüder Finninger daselbst aus Anlaß eines Pro-
zeffes wegen einem Gehölze , mit einigen ihrer Mitbürgern
erlaubt hatten , entsponnen ; die Mißverständnisse die da¬
durch zwischen der Burgergemeine und der Mühlhausischen
Regierung erweckt worden ; die Staatsverwirrnngen,
welche dieser anfangs nichts bedeutende Handel nach sich
gezogen ; die Feindseligkeiten , die zwischen der Obrigkeit
und den Untergebenen darüber ausgebrochen waren ; un¬
endlich die Aufsagung und die Herausgabe des Michlhausi-
schen Bundesbriefs von Seiten der löbl . katholischen Orten
der Eydgenoffenschaft ; brachten die auf den ersten Brach«
26
monat 1586 in der Stadt Aarau neuerdings versammel-
ten Bothen der evangelischen Eydgenoffen , zu dem Ent-
schluß eine schweizerische Besatzung in die Stadt Mühlhau-
sen zu legen . Auf hochheitliche Mahnung hin, mußten
fünf Aarauische Bürger mit dem Bernerischen Contingent
fich dahin verfügen . Bey der mit Waffengewalt erzwun-
genen Besitznahme von den Mühlhausischen Stadtthoren,
und in dem darauferfolgten grausamen Gemetzel , zwischen
den Eydgenoffen und den unruhigen Bürgern , siel von
den füuf Aarauern , die sich unter der eydgenössischev Be-
satzung befanden , einer.
Während diesen Unruhe » zu Mühlhausen , und des ge-
gen das Ende des fechszehnten Jahrhunderts in Frankreich,
zwischen den Huguenotten und den Altgläubigen sich erhobe¬
nen Bürger - und Religionskrieges , glaubte der Herzog
von Savoyen endlich den Zeitpunkt erreicht zu haben , wo
er seine Anschläge gegen das seiner Herrschaft abtrünnige
Genf, wld das ihm entrissene Waadtland mit Erfolg aus¬
führen, und fich seines verlohrnen Eigenthums wieder
bemächtigen könne . Diesem zuvorzukommen traf Bern
die zweckmässigsten Anstalten . Man besetzte Genf, des
WaadtlandesSchlüffel , mit eydgenössischer Mannschaft; und
Bernerische Krieger bedeckten in zahlreichen Abtheilungen
für die allgemeine Schutzwehr die Grenzen gegen Savoyen.
Im May 1586 zogen zwanzig Bürger von Aarau auf
Mahnung der Regierung des Standes Bern, wohlgemuth
und kampflustig nach Genf ab, welchen nicht lange her¬
nach, der ganze Auszug mit der Stadtfahne , unter Haupt¬
mann Hanns Georg Büß, nachgefolgt ist. Diese Grenz-
bewachung dauerte bis gegen des Jahres Ende, wo dann
die Mannschaft , in ihre friedlichen Wohnungen und zu
ihren Familien wiederum zurückkehrte.
27
I « dem ersten Jahrzehend des folgenden siebcnzchnten
Jahrhunderts wüthete , die verderblichste Pestseuche aufs
neue innert den schweizerischen Grenzen . Schon im Iah?
1612 hatte dieses ungeheure Uebel zu Basel vlertauscnd
Menschen dem Tod in die Arme geschleudert . Erst gegen
den Herbst >6i i verbreitete es sich über den Kanton Bern.
Zu Aarau wurden einige Hundert Menschen von ihm ver¬
schlungen . In dem untern Aargau stieg die Mortalität,
nach dem Verhältniß zu Aarau noch ungleich Höher . Ganz
kleine Dorfschaften , wurden zum theil so entvölkert , daß
die Felder aus Mangel an Arbeitern lange Zeit mußten
wüste gelassen werden.
Im 1 .1626 scheiterte ein Schiff von Freyburgern besetzt,
die der jährlichen Gewohnheit nach , den Zurzacher -Jahr-
markt besuchen wollten , an einem derBrückenjoche zu Aarau,
und die auf demselben befindlichen Leute fanden in den Flu-
then der Aare ihren Tod.
Sonntags den neunzehnten Hornung im Jahr 1629
ließ die Regierung des Freystandes Beru , ihre über dersel¬
ben Lande besitzenden Hoheits - und Herrschaftlichen -Rechte,
-in einer allgemeinen Landeshuldigung von ihren Unter¬
thanen und Schirmpstichtigen Städten neuerdings aner¬
kennen , und sich schwören . Als Gesandte der Regierung
erschienen bey dieser Staatsfeyerlichkeit , zu Aarau , Herr
Michael Freudenreich und Herr Jakob Keller . Damals
vernichten aber vergeblich die Bauern von Ober - und
Unterärlinspach , ihre vermeintliche Ansprache auf den so¬
genannten Hungerberg bey Aarau geltend zu machen . Es
blieb aber dieser Bauersame , nach untersuchter und aner¬
kannter Rechtsgilttgkeit der Aarauischen Beweisschriften,
durch Bernerische von der Regierung und aus ihrer Mitte
L8
ernanntenSchiedsrichter , aus welchen Urkunden sich ergiebt:
-aß der Stadt Aarau Friedkreiß , diesen im
Streit liegenden Berg umschließe , mithin
Lejterer denselben zusprechen , nichts vorig , als die dadurch
verursachten Kosten und Entschadnisse zu tragen.
Verheerender als im I . , 6 , i und weit schneller denn da¬
mals sich verbreitend , brach die ohne Unterschied mordende
, Peßseuche , im I . >629 über das Gebiete der Stadt Bern,
wieder aus . Aarau schien besonders ihrer Wuth und ih¬
rem Giftpfeile ausgesetzt gewesen zu seyn . Bey sieben¬
hundert Menschen von jedem Alter und Stande , wurden
von dieser schrecklichsten aller Landplagen dießmal zu Aarau
weggeraft ; und keine Familie fand sich mehr in diesem,
jezt zum drittenmal von der schrecklichen Pestseuche heim¬
gesuchten Orte , die nicht durch den Tod mehrerer Geliebten,
in die schmerzlichste Trauer versczt worden war.
Der dreyzehnte Merz 16zo , war der Stadt Aarau ein
neuer Schreckenstag , in dem an demselben die hoch an¬
geschwollene Aar , ein Brückenjoch mit der ganzen Feldung,
Dach und Ziegeln hinweggerissen ; dessen Wiederherstellung
den Stadtsekel schwere Kosten verursachte . Die schmerz¬
lichen Erinnerungen an alle diese Schrecknisse und Ver¬
luste erleichterte eines Theils in dem folgenden Jahre 161z,
eine über die Massen geseegnete Weinlese , wodurch nicht
nur alle Keller in Aarau überflüssig mit Wein versehen
worden ; sondern wo yoch ein großer Theil davon an
Auswärtige konnte überlassen werden . Diesem unge¬
wöhnlichen Herbsttagen folgte bald ein obrigkeitliches
Derbott nach , das die Einfuhr aller ausländischen Weine,
in der Stadt Bern Lande jedermann untersagte , welches sich
bis auf die jüngsten Zeiten erhalten hatte.
29
Von diesem Zeitpunkte an bis zum Jahr 165z enthalt
-ie spezielle Geschichte- er Stadt Aarau keine vorzüglichen
Denkwürdigkeiten. Eine Grenzbewachung im Jahr , 6zz,
wahrend die Schweden die Stadt Rheinfelden belagerten,
und sich der Landschaft Frikthal bemächtigten; ein Früh¬
lingsfrost im März 1642. Einige Stöße von einer Erd¬
erschütterung, die den zehnten Aprill 1644, zu Aaran
wahrgenommen wurden ; ein heftiger Orkan , derimJen-
ver 1645 m der Nähe der Stadt Aarau , viele Bäume
aus der Wurzel gerissen; und mehrere Feuersbrünste, die
in den Jahren 1648 und 1644 in Aarau verschiedene
Wohnungen verzehrten; sind die bedeutendsten Vorfälle
inner diesem Zeitraume gewesen, die zwar den Einwoh¬
nern Aaraus nicht unwichtig waren , aber dem fremden
Leser eben nicht von großem Interesse seyn können, mib
hin hier keiner besondern Rüge ihrer Nebenumstände
werth sind.
(Die Fortsetzung folgt im künftigen Hefte
.)
Ursprung und Schicksale des CollegiatstiftS
St . Martin zu Rheinfelden.

v») chon seit zwölfhundert acht und zwanzig blühet, bald


in zunehmendem , bald vermindertem Wohlstand , das so
geheißene Kaiscrl . Königl. Erzherzogliche Collegiatstift St.
Martin in der Frikthalischen Stadt Rheinfelden . Der
Baselische Bischof Heinrich der Zweyte gab ihm
sein Daseyn und seine erste Einrichtung , und damit auch
die Kirche und die Nutzung der Pfarrgefälle zu Eilen. Den
klösterlich
- vereinigten Chorherren setzte der Stifter einen
von ihnen und aus ihrer Mitte gewählten Probst vor;
dem Probst selbst aber schenkte er das Recht die ledigen
Canonikate an taugliche Männer und Diener Gottes zu
vergebens ).

Den hierüber ausgefertigten Stiftungsbrief von dem


bischöflichen Stuhle
zu Basel, bestätigte seinem ganzen
Innhalt nach, der damalige Römisch - Deutsche
König Heinrich und Pabst Gregor drrNeunte;

r) Lrectia LecleLs cnUexirtLa-l 8t. IVIrrtEM kkeinkeltl- , k-et,


l --s- xrülie Lrlenck
. kkoveinbr
. laäicc. I. Lrexvrio k. k. IX.
Irieilerlca Imx. Rom.
Z1
Ersterer im Jahr , 2z 2 ; dieser durch eine Bulle voa
12Z8 b ).
Zur
Aufnahme dieses jungen Stifts trug der edle
Graf Rudolf von Habsburg - Laufenburg , Domprobst zu
Basel , den das Rhetnfeldische Kapitel , durch eine kluge
Wahl zu seinem Probst im Jahr 1270 ernannte , sehr
vieles bey . Obgleich er seine pröbstliche Würde nur kurze
Zeit bekleidete , weil ihn seine persönlichen Verdienste im
I . l27Z auf den bischöflichen Stuhl zu Konstanz erhoben
hatten , so vermehrte er jedoch dem Stifte seine damals
noch geringen und bedeutungslosen Einkünfte , Gefalle im-
Haabschaften , theils durch verschiedene dem Stifte Vortheil-
hafte Täusche , mit dem adrlichen Stifte Olsperg ; theils
durch neue Erwerbungen , die er zu des Stifts Handen
gemacht halte.
Im Jahr , 27z genoß die Stiftskirche zu Rheinfelden
die seltene Ehre , welche nicht jeder ihrer Mitschwestern

b) EsnllrmLtio Lrectioaio all ttenrico Ueze Korn. iiZo - Eon-


Lrmrtia Lrectionft LceleÜL parocliialir klleiafelil , in collexi »»
tam L Lregorio k . k . IX . irzz.
Anmerkung des Herausgebers.
In diesen Zeitpunkt gehört auch die Verwandlung der Pfarrkirche
St . Peter zu Basel , in ein Collegiatkift . Eden dieser Bi chof Hein¬
rich H , bat , wie das zu Rbeinftlden , so auch dieses Chvrherrcnstift,
nur mit der Einschränkung aufgerichtet , Laß das Recht einen CufioS
bey dem Petrinischen zu ernennen , bey dem Dompropst der Hoch»
-ist Daftl st- hen Plle . Bey der Kirchenreformation zu Anfang ocS
scchszehntcn Jahrhunderts als alle geistliche Co >poration . n zu Base!
aufgehoben worden , wurden 6 Canvnikate des Stifts St . Peter
mit akadenwchen Lehrstellen vereiniget , von welchen Eines , der
Professor der Tbeologie , so über das neue Testam nt ließt , hat;
drey die Fakultät der Rechten ; und zwey die Medizinnche besitzt,
uoch dermalen verwaltet ein Schaffner , die noch übrigen Einkünfte
dieses Stifts , die aber durch Zeit und Umstände jrbr vermindert
worden.
Z2
sobald wiedcrfährt , daß ein Kaisers Sohn das Sakrament
der h . Tauft darinnen empfinq . Karl , der jüngste Sohn
Kaiser Rudolfs von Habsburg , wurde den vierzehnten
Hornung desselben Jahres 127z zu Rheinfelden geboren;
der Bischof von Consranz , vorerwähnter Graf Rudolf von
Habsburg Laufenburg an seinem kaiserlichen
, verrichtete
Neffen , diese feyerliche Handlung . Der Prior des Prd-
diqer Klosters zu Basel , Bruder Heinri ch, der Kaiserin
Mutter geistlicher Rath und Arzt , hatte die Ehre , Tauf-
xalhe des jungen Prinzen zu seyn c ).
Von Pabft Donifaz dem Achten , im Jahr 1298 erhielt
das Stift auf sein Ansuchen , eine neue Bestätigung seiner
bereits erworbenen , oder von Gönnern erhaltenen Rechte,
Freyheiten und Güther . Im Jahr 1422 schenkte dem
Stifte zu bcsscrm Fortkommen und zum Trost und Heil
ihrer Seelen , Burkard von Stoffel, sonst Schur-
lin geheißen , und seine Ehehälfte die edle Anna von
Be Nikon von Rheinfelden , ihren zu Kilchberg,
Basler Gebiets , besitzenden Hof , Rechte und Zehnden,
wie auch das Palronatrecht daselbst 6 ).
So

c) Es lebte aber dieser Prinz nicht lange ; und wurde nach seinem Tode
zu Basel in dem Chor unsrer L Frauen - Münster beygesetzt . Am
Laqe seiner Beerdigunq , wohnte ocr Leichen -Ceremonie , die ganze
Elen sey , die Ritterschaft , die vornehmsten Bürger , das königliche
Frauenzimmer , und eine große Menge Weibspersonen bey.
Den ri . Herbstmonats des Jahrs 1770 wurden die körperlichen
Reste dieses K . Prmzen , mit den Gebeinen , seiner fünf Jahre
herauf zu Basel beygesetzten Mutter , nach der Bencdiktincr -Abtey
St . Plasten auf dem Schwarzwalde abgeführt , und ruhen fezt da¬
selbst mit andern von Königsfelden hingebrachten kaiserl . Leichen in
einer Gruft die glänzender — denn jene ist , von welchen prunklose
Protestanten ! hr den Kirchenyracht verdränqt hatte,
sl) Damals als diese Schenkung geschahe , war diese Pfarre Kilchberg
«in Rektorat , und bezog der Pfarrer als Rektor den ganzen Zehn-
z;
So wurde dem Rhelriftl - ischen Stift auch die Freund¬
schaft und Gewogenheit Herzog Friedrichs von Oestreich
nicht unwichtig / welcher ihm im Jahr Vierzehnhundert und
sechs / die Bestellung der ansehnlichen Frikthalischen Pfarre
Herznach Ouskatronams ) überlassen hatte / und wogegen
das Stiftkapitel , das Vergebungsrecht seiner eigenen Prob-
stey und der Canonikate , an das Erzhaus Oestreich ab¬
trat e). Nach Jahresfrist bewilligte Pabst Gregor der
Zwölfte seines Namens , die Einverleibung der Einkünfte
dieser erstgedachten Pfarre Herznach , der Stiftkirche
und der IVgenloe Oupitulan zu Rheinfelden s) , und im
Jahr 1408 sicherte ein neuer Schirmbrief des Herzog
Friedrichs von Oestreich , dem Stifte den ungestörten
Genuß seiner bisherigen Rechte und zugleich eine gänzliche
Sleuerfreyheit zu Z).
Im Jahr1417 bezeugten dem Rheinfeldifchen Probst,
Dechant und Kapitel ihre Ergebenheit , sowohl die Kir-
chenversammlung zu Basel , als Pabst Martin der Fünfte,
und der Römische König Sigmund ; — indem sämmtliche

den . Allein dieses reiche Einkommen konnte die damalige Lage der
Stifts , dem Rektor nicht fernerhin gestatten . Durch Vorstellun¬
gen , die dasselbe von seinen mislichen Umstanden bey dem päbst-
lichcn Stuhle angebracht hatte , erhielt cS soviel , daß dieses Rek¬
torat ihm einverleibt worden . Jni Jahr rgZS konnte es sich erst
in den vollkommnen Genuß dieser neuen Erwerbung setzen ; nach-
dem er sich noch mit Hermann Schaler von Basel , wegen Dcr-
wandschaftsamprache daran , abgefunden hatte.
e) vonatio kriLsteriei ^ .relininein ac Lellw Laxituli , kacta, ann»
Oomini 1406.
s) Incorporatio karoclu « llerrnacll , aä l^lenlam eanouicalem Lc
clcsne colle ^iatre lllleinkelä : a 6regvrio k. ? . XII . ^ >. 1407-
Lale-inl. kekr.
x) I.itteiL krotectiouie krieäerici , ^ uilri .-e clueir, statr Uotten-
knrZi aä Xwarum / r. 140S.
C
Z4
-lese Hoheiten , auf des Stifts demüthige Vorstellung und
Ansuchen hin , seine besitzenden Privilegien , in besondern ihm
darüber ausgestellten Urkunden und Bestätigungsbriefen,
anerkannten I,). Aehnliche ihm günstige und wohlthätige
Schutzbriefe , erhielt dasselbe im Jahr 1418 von Herzog
Albrecht von Oestreich ; von Maximilian Römischen König;
von den Erzherzogen Ferdinand und von Kayser Rudolf
dem Zweyten , in den Jahren 1490 , 1524 , 1591 und 1599-
Diesem zufolg wäre nun leicht zu vermuthen gewesen,
daß dieses von seinem Schirmherr « dem Erzhause Oestreich
in seinem Aufblühn und Fortkommen begünstigte Stift
an zeitlichem Guthe mit andern ihrem Ursprünge nach
glänzenderen und reicher fundirten Klöstern und Stiftungen
beynahe hätte wetteifern sollen.
Allein der Unstern der vorzüglich in den Zeiten mensch¬
licher Verwirrungen und des Waffengetöses , oft ganz
ohne Verschonen und ohne Rücksicht auf geistliche oder
weltliche Bestimmung , mit seinen Zerstörungen , geweyhte
und ungeweyhte Oerter heimsucht , — sein Daseyn durch

k) Der Kirchenversammlungzu Basel wohnte, Namens des Stifts,


der damalige Dechant, Antoniuö Rustmann bey. Er starb zu Ba¬
sel, am St . Maria Magdalena Tag im Jahr 14Z4, und liegt in dem
Carthauser- Kloster daselbst, begraben. Seine Grabschrift ist:
^nno^ ccccxxxix.
Obüt VencrLbilis Vir
l >n . Antonios RuibmLNN
ynonä ^m Oecmiu« Rcol. 8t . lVIsrtini
in Rinkelilia , Lsül . Oiocms:
NeguieleLt in xacc.
kenvVLtio Lxemtionis 8i§i§munlli Rom . Rc ^ir , Lonkant.
1417-
LonkrmMio krivilsZiornm s lVl^.rtinn k . ? . V. lVlzntuN 1417.
Lonürmatio krivile §iorum s 8 )' noäo L -rlileeuü IIII Lnl . ll . .
cembr . ^ .nno 14Z8.
Zs
Schrecknisse und Verluste aller Art bezeichnet , von dem ge¬
wöhnlich die Spuren länger sich noch zu erhalten pflegen , als
die Narbe einer Wunde am braunen Scheitel eines unter den
Waffen ergrauten Kriegers sichtbar bleibt.
Dieses fatale Loos traf in furchtbarem Maafe die Vor¬
der - Oestreichischen geistlichen Stiftungen , in allen vom
Kayser oder durch Frankreich angehobnen Kriegen — und
auszeichnend , das Rheinfeldische Collegiatstift.
Ohne die häufigen Fehden , welche von Oestreich widcr
die Schweizer in den frühern Jahrhunderten ergangen,
und von deren Folgen Rheinfelden und das Frik-
thal allemal ihren bescheidnen Theil erhielten , in Erin¬
nerung zu bringen ; wollen wir nur einen flüchtigen Blick,
auf den ganz Deutschland erschütternden dreyßigjäh-
rigen Krieg werfen
, in welchem das Rheinfel¬
dische Stift, so
viele Jahre hindurch die schwersten
Proben seiner Treue und Anhänglichkeit an Habsburgs
großen Stamm ausgehalten hat —
So lange nämlich die Gräuel der von den morden¬
den Waffen angerichteten Niederlagen mit dem Unglücke
schrecklicher Verheerungen in fürchterlichem Conti aste wech¬
selnd in diesem unseligen Kriege fortwährten , war das
Schicksal Rheinfeldens und seines Stifts das unglücklichste,
das sich nur denken läßt . — Oder was ist schauererre-
gender , als eine dreymal wiederholte , oft viele Wochen
anhaltende Belagerung einer Stadt — eben sovielmal
er-
folgteUebergab derselben an einen rachsüchtigen und blutdür-
stenden Feind — undWiedereinnahme von dem andernTheil,
wobey der Mangel an Mundvorrath eben so zahlreich die
friedlichen Einwohner wegrafte , als das Feuer derBelagerer
und der Donner des Geschützes ihre Mauern und Gebäude
C 2
niederschmetterte ; und dieß war die Geschichte Rheinfel-
dens in denr dreyßigjährigen Kriege . — Wer nur einmal
Zeuge von solchen Blut - und Schreckensscenen gewesen , in
dem haben Sinnlichkeiten noch nie den Eindruck gänzlich
verwischen mögen , den der Anblick eingestürzter Mauern,
zertrümmerter Wohnungen , verwüsteter Gärten und Fel¬
dern , und des auffallendsten Elendes , auf sein Herz , wenn
es der Empfindung davon fähig war ? gemacht hat . — Dazu
denke man sich die Auflagenlasten , Gelderpressungen undCon-
tributionen , wodurch der siegprangende Eroberer die Be¬
siegten zu drücken pflegt . — Alle diese traurigen Erfah¬
rungen theilte das Collegiatstift zu Rheinfelden mit der
Bürgerschaft daselbst.
Da jezt die Sachen - es Stifts seit dieser traurigen
Epoche , so wie durch die Kriegslasten und Bedrückungen,
welche auf dasFrikthal und Rheinfelden, ' im Fortgang der
Zeit aufs neue von Frankreich aus herfielen , unaufhalt¬
bar gesunken waren , und seine Einkünfte und Gefälle theils
nicht mehr flößen , theils durch Verödung und Verheerung
-es Landes , von welchen sie eigentlich herrührten , so ver-
mindert worden , daß das Stift die von ihm abhängen¬
den Individuen nicht mehr zu erhalten vermochte ; so be¬
mühte sich Erzherzog Ferdinand Karl von Oest¬
reich dasselbe , durch die Vergabung der Pfarrgefälle zu
Wölfltnewyl, einigermaßen zu entschädigen , folg¬
lich dasselbe wieder herzustellen und ihm sein voriges blü¬
hendes Ansehen wo möglich wieder zu geben ; mit dem be¬
sondern Auftrag und Anhange , daß ein tauglicher
Pfarrverweser dahin bestellt werde , den
das Stift zu ernennen habe , den Pfarrhof
und die Kirche nebst andern Gebäuden möge
Z7
dasselbe in ordentlichem Wesen erhalten,
und einem jeweiligen Vikar seines Unter»
Halts halben , dergestalten begegnen , - aß
er sich damit wohl und priesterltch ausbrin¬
gen könne i).
Hieran nicht genug, daß das Stift wieder standsgemäß
sein Daseyn behaupten konnte, und zu dessen Herstellung
einen so wichtigen Beytrag gemacht zu haben, wollte der Lan¬
desherr K. Joseph der Erste seine landesfürstliche Großnutth
gegen das dem durchlauchtigsten Erzhauft so treu ergebene
Stift dahin vermehren, daß er ihm zur Vermehrung seines
äusser« Ansehens das jetzige schöne Wappen, mit dem Bild¬
nisse St . Martins , unter verschiedenen treflich wohl an¬
gebrachten Zierrathen , sammt dem oberhalb emporragen¬
den Bildniß St . Josephs mit - er passenden Umschrift: 81-
xillum Lselareo - ^ rcluclucalis OolleZü sancti IVlartiin'
kkcinlel ^enlls schenkte, und welches aus kayserlicher
Gnade seit dem Jahr 1774 einem jeweiligen Probst in
mittlerer Größe von Gold in Farben geschmolzen , nebst
einem runden goldnen Knopf und Krone in einem roth-
farbigen oder blauen Bande an der Brust zu tragen er¬
laubt ist. Die an diesem Pektoral angebrachte Umschrift:
I «icleIirLti5 ct kiedLUs IVIciltum ist in Beziehung aus das
ganze Stift eine ungemeine Ehre für dasselbe.

Die leztern drey Herren Pröbste dieses ansehnlichen


Stifts sind:
Anno 17 . . Herr Baron von Beroldingen, resiZ. als
er Domherr zu Coustanz geworden.

i) Honst !» karoclttL kactks keraiiiamlo Lsrolo ^ rcki-


4uce ^ uLrise, OeiüxooU ck
. 4 tVtsji,70- .
Z8
i7SZ . Herr Markus Anton von Winkelblech , welchem
die Hochselige Kaiserin Königin Maria Theresia , wegen
seinen vortreflichen Eigenschaften und ausgezeichneten Ver¬
diensten um das Stift , obige Gnadenbezeugung im Jahr
1774 zu ertheilen geruhte.
Unter seiner rühmlichen Verwaltung erhielte das Stift
neuen Wohlstand , indem er nicht nur alle Mischen Schul¬
den tilgte , kostspielige Prozesse beendigte , die Landftändi-
schen Steuern abführte , sondern auch alle baufälligen
Stiftgebäude erneuerte , einen Fruchtbehälter und Kapla-
neyhaus von Grund aus neu erbaute , und im Jahr , 769
das Chor der Stiftskirche geschmackvoll auszierte.
178 . Herr Joseph Franz Schalamell , iftderdießma-
lige allgemeingeschätzte Probst der durch seine Liebe zu
wissenschaftlichen Kenntnissen und gelehrten Sprachen,
Welt - und Menschenkunde , Bescheidenheit und Amtseifer
sich dieser wichtigen Stelle würdig macht.

Das Inwendige der erzherzoglichen Pfarr - und


Stiftkirche.
Die schönste Zierde der Stadt Rheinfelden ist die erz-
herzogliche Pfarr - » nd Stiftskirche St . Martin , und
macht auf diese kleine Stadt eine trefliche Wirkung . Mag
sie schon von aussen von Seite der Architektur sich nicht
so empfehlen , wie einige größere und neuere Stiftskirchen
in verschiedenen Städten der benachbartenSchweiz — so fällt
sie doch sehr gut in die Augen . Probst von Winkelblech
war es , dessen rastlosem Bemühen es gelungen , daß im
Jahr 1769 die prächtige Erneuerung dieser Kirche so weit
sich derselben obere Theil erstreckt , zu Stande gebracht
Z9
worden
. In dem obern, nächst dem Frohnaltar gemahl«
ten Felde des Gewölbes , prangen die Wappen Sr . K. K.
M. Josephs II. als Schirmherr ».
Im mittlern Felde erscheint St. Martin auf einem
weißen Pferde . Im untern Felde befinden sich die Fami-
lien-Wappen des gräflichen Stifters, Heinrichs des zwey¬
ten, Bischofs zu Basel, aus den Grafen von Thun. Hie«
nächst in dem Hauptschilde des Chorbogens steht die Auf¬
schrift mit goldenen Buchstaben:
LaesLrco-
Lcctcsia LoticAiLta
8t. IVl^ kUNI.
In dem ersten Nebenschtlde ist eingeschrieben
, das Jahr
der Stiftung:
Lrecta
IVI 6LXX
VIII.
In dem Gegenschilde ist zu lesen der Name des Stifters:
Hcnrico
Lpircopo Lasilcensr
tÜomitc cle Hiun.
Der dritte Schild neben dem Stiftspatron St. Mar¬
tin, bemerkt die Zeit der Verleihung : zwey Adler mit
dem Sestreichischen Wappen
, St. Joseph, und noch andere
Kleinode in dem Mischen Wappen führe » zu dürfen:
Occorata
iviv c: 6
ix.
Der vierte zeigt den großmüthigen Verleiher an:
/r lorepko I.
Hom. ct Oerw»
Imperators.
40
Der fünfte Schild nahe an dem kaiserlichen Wappen
enthält das Jahr der vorgenommenen Erneuerung.
R.enovLtL
IVI v 6 6
HX.
Und endlich der sechste die Regierung Sr . K . K . M.
losepkcr II
Kom. et Oerrn.
Impei'Ltore.
In den sechs Lunetten oder kleinen Gewölben über
den Fenstern , erblickt man von vortreflicher Stukaturarbeit
die Familienwappen der Herren Chorherren , welche da¬
mals das Kapitel bildeten . Zu beiden Seiten an den
Wandsäulen von Korinthischer Ordnung , stnd die Sym¬
bole des alten und neuen Gesetzes sehr wohl angebracht , so
daß fie die Aufmerksamkeit des Kenners und Nichtkenners
rege machen . Das hölzerne Blatt des Hochaltars , dessen
Gemälde die Geburt Jesu Christi vorstellt ; die beiden
kleinen Nebenaltar so von Gold und rothgrauem Marmor,
derselben vergoldetes Blumenwerk und die oben in der
Mitte des zierlich gefaßten Kreutzaltars von lauter Gold
schimmernde erzherzogliche Krone , welcher Glanz das
Schöne und Erhabene der Kirche noch mehr erhöhet , —
verräth alles Meisters Hand , und zeichnet diesen schö¬
nen Tempel von so vielen in den Oestreichischen Vor-
landen aus . In dem darauf folgenden siebenzchnhun-
dert und stebenzigstcn Jahre , wurde auch der grössere Theil
dieser Stistkirche , das so geheissene Schiff derselben , dessen
finsteres Aussehen allzusehr mit dem prunkvoll gezierten
Chor kontrastirte , von der Stadt ansehnlich erneuert , mit¬
hin Chor und Kirche in den jetzigen schönen Stand gestellt.
4!
Ausser einem jeweiligen Herrn Probst besteht das Stift
noch aus fünf Kapitularherren , von welchen allemal der
Jüngste die Pfarre Rheinfeldcn versieht , und vier vom
Kapitel gewählten Kaplanen.

Ueber die beiden Kapuziner - Klöster zu Nhein-


felden und Laufenburg.

^n allen katholischen Ländern hat unter den geringern


Ordensgeistlichen der Kapuziner bey demVolke den Vorzug.
Seine freywillige Armuth glaubt dasselbe , mache ihn tüch¬
tiger zum Dienste - er Religion . — Und da dieser Orden
nur gar nichts eigenes besitzt , so muß er alles was seine
Unterhaltung erfordert , bey der frommen Einfalt und bey
wohlthätigen Menschen jährlich einsammeln , und dieß nennt
man terminiren.
Der Kapuziner Ordensmänner Pflicht ist : in klöster¬
licher Vereinigung bey einander zu leben , bey Tag und
Nacht zur bestimmten Zeit in Chor zu gehen , und den
Chorgesang zu verrichten . Darneben müssen sie predigen,
Beichte hören und Messen lesen ; — auch den benachbar¬
ten Weltpriestern in einem gewissen Landesbezirk um ihr
Kloster herum , in der Seelsorge hülfretch seyn . Einem
solchen Kapuzinerkonvent steht ein Pater , den sie Quar-
dian nennen , vor , und der in Wohnung , Kleidung , Tisch
und Armuth ihnen allen gleich ist. Er bekleidet seine
Stelle drey Jahre und dann wird ein andrer von ihrem
Provinzial ihnen zugesandt , und der Abgehende ist wieder
42
ein gemeiner Pater,
der jetzt seinem Quardian eben so
mtterthänig gehorchen muß, als man vor kurzem ihm
gehorchte.
Die Bruder(kraeres
), das heißt: Layenmönche die
nicht eine volle Mönchserziehung gehabt haben, folglich
nicht geistliche stnd, und die Tonsur nicht empfangen noch
katres werden können , find mehrentheils Handwerksleute,
vorzüglich Schneider , Schuhmacher , Köche und so weiters,
und diese besorgen die Haushaltungsgeschäfte des Klosters,
säubern Gänge , Zellen , Refektorium u.dgl. Ihnen oder
einem aus ihrem Mittel liegt auch die Zubereitung der auf
jeden Tag bestimmten Speisen ob.
Von diesem Orden befinden steh zwey Konvente , oder
wie sie solche zu nennen pflegen , Familien, He eine zu
Rheinfelden , die andre zu Laufenburg.
Die Rheinfeldische setzt die Zeit ihrer Ansiedelung da¬
selbst in das Jahr 1594 folglich in jenen Zeitpunkt , wo
die ursprüngliche Reinheit der Religion Jesu wieder her¬
gestellt , und sich bereits schon über die Gebirge und Meere
fortzupflanzen begann ; wo das gemeine Volk über den
Trümmern des Aberglaubens und der Vorurtheile seiner
geistigen Vervollkommung näher gebracht wurde , von seinen
Verhältnissen zu Gott, und einem ohne Bezauberung der
Sinnen eingerichteten Gottesdienst , richtige Aufschlüsse und
Belehrungen erhielte . Den Fortschritten dieser damals
so geheißenen neuen Lehre , wollte man durch die Anlage
zweyer Kapuzinerklöster , gegen die Baslerischen und Aar¬
gauischen Grenzen Einhalt thun. Die Anhänglichkeit des
gemeinen Mannes , und das feste Vertrauen , das er
in den apostolischen Eifer und in die Macht der Gottes¬
furcht der Kapuziner - Religiösen setzte , benutzte man zu
4;
diesem Zwecke . Hartmann von
Hallwyl / Ritter
und Kommanthur zu Beuggen , die. Ollspergische Aebtis-
sin , Ursula Schmolzerin vonRizol , der Stadt¬
syndikus / Bartholome Häglin , und der
Stadlpfarrer Johannes RiedelbauiN / waren
die thätigen Beförderer an diesem Klosterbau . Nach ein¬
gelangter landesfürstlicher und bischöflich baselischer Ge¬
nehmigung wurden im Jahr 1596 im i sten Advent Sonn¬
tage der Grundstein zum Kloster gelegt / und dasselbe mit
dem Ausgangs des Jahrs 1597 vollendet ; sodann die
Kirche angefangen und auch diese im Jahr 1598 ausge¬
bauet / so daß noch in gleichem Jahr die Kirchweyhe konnte
vorgenommen werden / welche der Fürst Bischof zu Basel/
Jakob Christof Blarer von Wartensee/ den
2zsten Weinmonats feyerlich verrichtete . Das Kloster stuhnd
damals noch ausser der Stadt auf einem weinreichen Hü¬
gel gegen Mittag zu. In dem dreyßigjahrigen Kriege
wurde es aber von dem Rheingrafen nach der für die
Schweden unglücklich ausgefallenen Schlacht bey Nördlin-
gen / aus Grimm und Rache in ein Aschen - und Schutt¬
haufen verwandelt / in welcher Schreckenszeit der nachge-
hends kanonisirte IHiis von Sigmaringen Quardian da¬
rinnen gewesen . Es hatte daher nicht über 36 Jahre auf
seiner Urstätte gestanden.
In dem Jahr 1649 nachdem der Westfälische Frie¬
densschluß - aS tiefgebeugte Frikthal insonderheit wieder
durch neue Hofnungen aufrichtete / und der schwedische
Feind Rheinfelden räumen mußte / bemühte sich der Stadt-
magistrat und die Bürgerschaft zu Rheinfelden mit Unter¬
stützung des edeln Ritters und Kommanthurs zu Beuggen
Filipp Alberts von Berndorf / StefanMeer-
44
dorfs Probst , und Georg Jrmlers Chor«
Herrn und Custos des k. k.
erzherzogllchen
Collegiatstifts St . Martin , das Kloster aus der
Asche wieder zu erheben . Man fand aber , um mehrerer
Sicherheit willen gut , dasselbe innert den Stadtmauern
anzulegen , und wurde im Jahr 1657 zu Stande gebracht.
Der Ursprung des Kapuzinerklosters zu Laufenburg,
geht nicht soweit hinauf als die Stiftung des zu Rhein«
felden . Zwar sollte es gleich diesem eine Schutzwehr , ge«
gen den sich stets mehr ausbreitenden Kalvinismus seyn , ( so
nannten die Katholiken die evangelisch - reformirte Lehre,
in jenen Zeiten der Dunkelheit in Glaubenssachen ) und
die eifrigen Bürger zu Laufenburg hatten sich daher im
Jahr 164 -, in einer damals gehaltenen
Provinzialver-
sammlung dieses Ordens zu Baaden im Aargau , den
Vätern Kapuzinern erboten ; ihnen Wohnung und Unter¬
halt in ihrer Stadt zu verschaffen . Dieser fromme Wunsch
der Laufenburgischen Bürgerschaft , kam auch nach Iah«
resfrist im Generalkapitel zu Rom zur Sprache , und die
Einwilligung des Ordens , vorzüglich aber des Landes«
Herrn , Erzherzogs Ferdinand Karl , so wie des Ordina¬
riats zu Basel erfolgte nicht lange hernach . Der erste
Grundstein zum Kloster und Kirchenbau ausser der größer»
Stadt Laufenburg gegen Morgen , wurden den i4ten
Drachmonats 1654 gelegt , und im Jahr 1660 die Kirche
von dem Weyhbischvf des Hochstifts Basel eingeweyht.
Besonders geneigt wußte sich dieses Kloster das fürstliche
Stift und die Stadt Seckingen zu machen , als zwey Or¬
densgeistliche von hier in dem Französisch - Oestreichtschen
Kriege im 1 .1678 durch einen Fußfall , den sie dem Fran¬
zösischen Marschall de Crequi gethan , und erwähntes Stift
45
und Stadt von der gedrohten Verheerung und Plünderung
erretten konnten. Daher fließen von dieser reichbegüter-
ten Abtey den Vatern jährliche große Allmosrn und andre
wichtige Beytrage von der Bürgerschaft der beiden Wald¬
städte Seckingen und Laufenburg zu. Das Stift Seckingen
unterhaltet auch die Bauten des Klosters und das Erzhaus
Oestreich giebt ihm schöne Allmosen an Salz.

Des adelichen Gottshauses Ollsperg Stiftung,


Herkommen und Schicksale.

Dieses vormalige Cisterzienser Nonnenkloster und nun¬


mehrige adeliche Damenstift liegt, ohne beneidenswerthe»
Reichthum im offnen Grunde angebauter Hügel, deren
Gränz dasselbe freundlich umschließt.
Sein Ursprung , seine erste Einrichtung und die Her¬
kunft seiner ersten Bewohnerinnen sind in tiefem Dunkel
eingehüllt, weil zweymalige Einäscherungen seine frühe¬
sten Urkunden, Handschriften, Stiftnngs - und Bestäti¬
gungsbriefe vernichtet haben.
So wie viele Stiftungen damaliger Zeiten ihr Entste¬
hen und Aufkommen dem Adel dankten, der dadurch ohne
mühsame Selbstbekämpfung den Himmel zu verdienen ge¬
dachte, oder doch zum wenigsten die Verbrechen tyrani-
schcr Behandlung seiner Dienstbaren, durch die Erbauung
eines Andachtshauses, oder durch milde Gaben wieder
entschuldigen wollte, so war auch diese das Werk der
benachbarten Grafen und Edelleute, als von Rhein-
46
selben , von Frovurg und von Thierstein,
welche durch die Anlage dieses neuen Klosters
, beym Ver¬
falle ihres Adels oder künftiger Verarmung die anständi¬
gen Zufluchtsorten ihren Töchtern vermehren , oder aber
durch solche(wenn man sie also nennen will) gute, Gott
verherrlichende Thaten, für ihre mißbrauchte Gewalt,
ihre Reue bezeugen wollten . Oft haben auch fromme Ge¬
lübde, die in den heißesten Stunden des Kampfes, mit
ausser« oder innern Feinden, in Gefahren-es Lebens, oder
unter dem Machtdrang peinigender Schmerzen gethan
worden, die Erbauung solcher geweyhten Freystätten der
Unschuld veranlaßt; wie dann nach Münsters Aussage in
den bekannten hitzigen Gefechten He rmingers, jenes
tapfern und erfahrnen Frikgauischen Grafens mit den
Hunnen in dem Jahr 937 oder 938 der mit Hermin-
ger zu gleicher Absicht verbundene Ergolzgauische Graf
Kadaloch bey einem glücklichen Ausgang dieses harten
Kampfes zu Anlage dieses Nonnenklosters sich feyerllchst
verpflichtet haben solle.
In jenen Zeiten wo so manches Stift sich erhoben
, und
so viele Klöster errichtet worden , mochte der erste Zweck
der Stifter derselben , nicht wohl änderst als gut gewesen
seyn. In der Stille der Einsamkeit
, eingeschränkt auf die
Klostermauren und den Chor der Kirche, sollte da der
gvttgeweyhte Beter, oder die Andacht glühende Beterin,
unbesorgt umdas vergängliche sich täglich in bestimmten
Stunden Gott nähern, und nach der einmal angenomme¬
nen und beschworenenRegel irgend einesKirchenordens , ihre
Jahre und Tage in beständigen Andachtsübungen hinbrin¬
gen. Mit dieser Gleichheit in ihrer Bestimmung , sollten
sie auch die Gleichförmigkeit der Lebensart und des Lebens-
47
Unterhalts verbinden . Durch heilige Gelübde zu einer
freywilligen Armuth verpflichtet , sollten sie ausdemUeber-
flusse, was die Wohlthätigkeit gläubiger Menschen an Lie¬
besgaben ihnen zuwandte , den hungerigen Reisenden , oder
schmachtenden Bettler erquicken , nnd des Hülflosen sich
annehmen . — Jedes Kloster war damals ein sicheres
Asylum , für alle die, welche um Todschlag oder anderer
Vergehen willen , wider Gewalt und Blutrache Schutz
suchten , oder für die welche reuig wegen den Verirruugen
ihrer jüngern Jahre, oder die begierig nach Trost bey ek-
littenen Unfällen dieses Lebens , setzt ihre Lebensfrist dem
stillen Nachdenken über sich selbst widmen , und in der Ab-
tödung aller sinnlichen Empfindungen der Stunde ihrer
Auflösung von den körperlichen Banden erwarten wollten.
Manche jetzt blühende Gegend , reich an Acker - oder Wein¬
bau oder Viehzucht , vor den Zeiten der Stiftung eines
in ihrem Umfange gelegenen Ordenshauses ein tiefer Mo¬
rast oder finsteres Thal— erhielt ihren Anbau und Auf¬
blühn, wo nicht von der eigenen Hand, doch von der
Sorgfalt und Betriebsamkeit der Mönche . Die Sorge
für die Erziehung der Söhne und Töchter des Adels strrhnde
mehrentheils bey den Klöstern ihres Geschlechts . — Daher
auch das Ansehen , Vermögen , Güther und Reichthümer,
die sie sich nach der Zeit zu verschaffen wußten.
Ungefähr nach einem solchen Plan und zu dieser Ab¬
sicht , wurde das Kloster Ol !sperg angelegt und
gestiftet . — Die edeln Familien der dißortigen Gegend,
als von Ramstein , Gilgenberq , Schauen-
burg , Pfirrter , von Liestall , München, von
Froburg , im Thurn , Schaler , Nenenstein,
Falke » sie in, Truchsesse und andre wetteiferten
48
anfänglich in reichen Vergabungen. Viele bestimmten in
der Ollspergischen Kirche sich ihre Ruhestätte, wie dann
insonderheit von dem adelichen Geschlechte der Frey¬
herren von Ep tingen annoch über zwanzig Wap¬
penschilds da zu sehen sind.
Die angenommene Bedeutung des Namens Ollsperg,
Oelberg oder Oelgarten , weil die Lage dieses Klosters
mit jener durch den Erlöser geheiligten Gegend viel ähn¬
liches haben solle, wollen wir weder mit Zuverlässigkeit
behaupten, noch durch Gegengründe streitig machen. Nur
bemerken wir daß dieses Gotteshaus auf Latein Horms
Del genennt wird , und daß sowohl das uralte Eonvent-
siege! als das Gemälde des Hochaltars damit überein¬
stimme.
Anfangs bekannten sich die Conventfrauen zur Regel
St . Benedikts , nachher aber unter der fünften Aebtisfin,
Anna Gräfin von Froburg, um oder nach der
Mitte des zwölften Jahrhunderts , erwählten sie sich das
Ctsterzienser Ordenskleid, und wurden durch bischöfliches
Bemühen der Aufsicht des Prälaten von Lüzel übergeben.
1. Agnes von Mörsperg, wurde zur Aebtissin er¬
wählt in dem Jahr 1084, und war dem Kloster vor¬
gestanden 32 Jahre.
2. Agatha von Ramstein, erwählt m6 , stuhnd
dem Kloster 22 Jahre vor.
z . Kunigunda , Gräfin von Homburg, erwählt
nz 6, lebte als Aebtissin 24 Jahre, liegt im Kapitel-
haus begraben.
4. GiselavonHertenberg, erwählt n6o , Aeb-
tissin 12 Jahre.
49
s . Anna Gräfin von Froburg , erwählt 1172,
Aebtisstn 20 Jahre ; gleichfalls im Kapitelhause , neben
der Gräfin von Homburg bestattet.
6 . Gertrud Gräfin von Froburg , erwählt 1197,
Aebtisstn 2 Jahre ; neben vorstehender an gleichem Orte
beygesetzt.
7 . Gutta von Schliengen, erwählt nyy, Aev-
tissin ; unter ihr find Kloster und Schriften im Rauch
aufgegangen.
8 . Bertha , Gräfin von Thierstein, erwählt
i2ZO , Aebtisstn y Jahre.
Eine Sage erhält sich unter dem gemeinen Volke
von dieser Aebtisstn , welche auch der fleißige Münster in
seinem Weltbnche Seite 599 aufgezeichnet hat . Sey sie
immerhin eine Wirkung des Aberglaubens , der in jenen
finstern Zeiten , schwer belastend auf dem Volke lag , oder
aber eine mönchische Erfindung , die geeignet gleich vielen
andern Traditionen und Legenden , die fromme Ein¬
falt zu zahlreichen Wallfahrten einzu¬
laden, so wollen wir sie hier Münstern nach er¬
zählen.
„Diese Aebtisstn Bertha , hatte zu einem Kastenvogt
„ oder Hofmeister , einen gegen die Armen hartherzigen und
„ gefühllosen Mann . Nun trug sichs zu, daß eine hungernde
„Mannsperson an dem Klosterrhore sich um einAllmosen
„meldete , aber von demThorwart zufolge Auftrags des
„Kastenvogks und nach bisheriger Gewohnheit ungetröstet
„ und mit dem Bescheid abgewiesen wurde : Das Kl 0-
„ster wäre noch nicht lange abgebrannt,
„und hätte nichts zu entübrigen. Dem Bettler
„war hingegen mit dieser Erwiederung nicht gedient,
D-
)>o
„und erbeharrte auf einemMmosen . Dieses wird dem
„ Hofmeister angezeigt, welcher dem Bettler sein ungestü¬
mes Betragen zu verweisen behend zu dem Thore eilte.
„Kaum aber wird dieser den Hofmeister ansichtig , be-
« segnete er ihm mit den Worten: Oare er ckabieur vo-
„bis , gehet so wird Euch auch gegeben, und
„ damit verschwand derBettler . Hierauf überfiel denHofmei-
„ ster ein plötzlicher Schrecken
; und die Aebtissin wie sie diese
„merkwürdige Begebenheit erfahren, soll sie selbige dem
„ Hofmeister nachher oft verwiesen haben. Auch befahl
„ sie daß hinfort kein Armer»»getröstet von des Klosters-
„thor Hinweggelassen werde. Der unsichtbar gewordene
„Arme soll auch zum Angedenken dieser Geschichte bey
„dem Ausspruche ob angeführter Worte, seine offene Hand
„nach einem am Thor befindlichen Stein ausgestreckt ha-
„ben, davon die ganze Form, als wäre solche wie in
„Wachs eingedruckt gewesen , bis auf den zerstörenden
„Bauernkrieg daselbst noch zu sehen war."

y. Junta von Mospach, erwählt 1212, Aebtissin


z8 Jahre. Unter dieser Aebtissin nimmt das zweyte
Klosterarchiv seinen Anfang, und kommen folgende an¬
sehnliche Vergabungen zum Vorschein : Im Jahr 1226
befreyte Pabst Honorius UI, so wie den ganzen Orden
von Merz, also auch Das Kloster Ollsperg von der Ab¬
gabe aller Zehnden . Im Jahr 1234 beschenkte sein
Nachfolger , P. Gregor IX , dasselbe mit verschiedenen
Privilegien . Im gleichen Jahr 1234 ließ eben dieser
Pabst wider alle, welche durch List oder Gewalt dem
Gottshause Ollsyerg Schaden zugefügt , oder unrecht

mässigerweise ihm etwas entrissen haben
, bis aufWiedcr-
sl
erstattung den Bannfluch ergehen a). Im Jahr 1240,
1242 und 1249 zeigten sich gegen das Kloster wohlthä¬
tig , Graf Rudolf von Habsburg , Graf Ludwig von
Froburg , und die Päbste Jnnozens IV und Gregor IX,
theils in Erweiterung der dem Gotkshause zuständigen
Rechte theils durch Bestätigung der bereits schon er-
worbnen.
10 . Brunhilde von Münchenstein, erwählt 1250,
Aebtissin 25 Jahre.
Das Merkwürdigste das sich während diesem Viertel»
jahrhundert innert Ollspergs Klostermauern zugetragen,
war : die eilfjährige Enthaltsamkeit einer Conventualin
von allen Getränken , von welcher Gattung und Namen
sie seyn mochten.
Der Beichtiger , der in diesem Zeitraume im Kloster ge¬
wesen , war ein hundertjähriger Greis , dem in seinem
hohen Alter neue Zähne gewachsen , und dessen silberweisse
Haare wiederum die Farbe des jüngern Alters angenom¬
men haben sollen d ).
Im Jahr 1254 erklärte angezogener P . Jnnozens IV,
die Aebtissin und das Convent , aller der dem Cisterzienser-
orden von dem pabstlichen Stuhle verliehenen Freyheiten
theilhaftig.
D 2

a) Bannfluch und Interdikt , ist nach unsern Begriffen das


Ncmliche . Jenen , über welche derselbe ergangen , war alle Ge«
meinschaft mit andern Christen verboten ; ihr n N ugebornen wurde
keine Lause , ihren Verlobten kein pricsterlicher Seegen ertheilt;
Leu Sterbenden wurde die letzte Oelung und jede sakramentalische
Versetzung , so wie bey ihrer Beerdigung Gelang und Klang versagt.
» b ) Unter dieser Aebtissin , Brunhilde von Münchenstein
, war Krater
Couno , Conversus von Lützel , der in dem Kloster dar Hauswesen
besorgte , oder der Oekonomie vvrstuhnde.

Im Jahr 1271, geschahe ein Tauschvertrag Mischen
Rudolf Graf von Habsburg , damals Probst - es Kapitels
zu Rhetnfelden, und dem Kloster Olisperg.
n . Mechthtlde von Schauenburg, erwähltes,
Aebtisfin , 8 Jahre . In den Zeitpunkt dieser Arbttsfi»
gehört ein Vergleich Heinrichs, Margrafen von Hoch»
herg, über das Kastenvogteyrrcht, mit angehangtemSie»
gel der römischen Kaysertn Anna. So bestätigte Kai¬
ser Rudolf durch eine Urkunde von dem Jahre , r8z
einenTausch, und willigte in ein Retchslehrn ein, welche
Begünstigung er zwey Jahre darauf , nämlich im Jahr
1285 wiederholte c).
rs . Susann « Zielempin, erwählt 1314, Aebtisfin
11 Jahre . Diese brachte von dem edeln Matthis von
Eptingen, das Patronatrecht zu Dtegte », an
ihr Kloster im I . 1314. welche Erwerbung Bischof
Gebhard von Basel, bekräftigte,
iz . Elisabeth von Eptingen, erwähltes , Aeb-
tisfin >s Jahre . Unter ihr solle fich nach einer Volks-
sage eine wundervolle Begebenheit zugetragen ha¬
ben ; da bey einer allgemeinen Trockne des Erdreiches,
der Wassermangel fich auch auf das Brunnenwas¬
ser sogar ausdehnte, soll der damals im Kloster
befindliche Beichtvater, von dessen Frommkett weit
und breit , vieles zu seinen Gunsten gesprochen wurde,

v) AlsMechthilde von Schauenburg Aebtisiin war , hielte sich Bruder


Heinrich von Lüyel, als Beichtiger im Kloster auf. Heut zu Lage
werden alle BeicMväter zu Oll perg aus der Abtey Trnnenbach ge¬
nommen
; obgleich ein jeweiliger Abt von Lützel Disitator von Oll«,
bcrg ist, und die K. K. vorderöstreichische Regierung und Kammer
z» Freyöurg das IuS Advokatiä hat»
s;
' durch sei» anhaltendes Gebet bey dem Himmel/ die
Oefnung eines kostbaren Brunnens zur linken Seite
des Hochaltares bewirkt haben. Man sagt / daß noch
heutiges Tages in der Gegend umOllsperg, christgläubige
Seelen / diesen wunderwtrkrnden Beter zum Vertrau¬
ten ihres Herzens machen.
14. Elisabeth von Hecken/ erwählt rzsy, Aeb-
tisfin 15 Jahre . Während daß diese das Kloster unter
ihrer unmittelbaren Aufsicht hatte , wurde durch Kauf,
-asPatronatrecht zu Mägden, an Ollsperg
gebracht.
15. Margaretha von Baaden, erwählt 1374,
Aebtissin5 Jahre.
16. Verena Schülerin, erwählt rz8y, Aebtissin
- Jahre . Der damalige oberste Bischof des christlichen
Volks, P . Gregor XI , ertheilte Ollsperg zwo Bullen,
die eine wiederholte Bestätigung aller von den vorigen
Päbsten ihm ertheilten Freyheiten enthielten.
17. Clara Truksessin von Rheinfelden, er¬
wählt 1391, Aebtissin 2 Jahre.
,8 . Agnes von Mörsperg, erwählt izyz , Aebtissin
12 Jahre . Der Bischof Johannes von Basel , willigte
auf Ansuchen Herzogs Leopolds von Oestreich, in die
von P .Clemens dem Siebenten, gemachteJnkorporation
der Pfarre Mägden ein, und hat zugleich die Primitzen
nachgelassen.
iy. Elisabeth von Etsch , erwählt 1405, Aebtissin
12 Jahre.
22. Margaretha von Hungerstein, erwählt 1415,
Aebtissin z l Jahre . Im Iahe 1418 verordnete P.
Martin V, durch eine Bulle, daß der Abt von Roch alle
54
Lem Gottshause entrissenen Güther zurückzustellen krach«
tett solle; auch bcstattigte er im gleichen Jahr , die
Einverleibung der Pfarreyen Mägden und Dickten.
Im Jahr 1427- wurde das Kloster übermal ein
Raub der verzehrenden Flamme . Zur Wiedererbauung
verschafle die Kirchenversammlung zu Basel , durch einen
im Jahr i4Z <) verkündigten großen Ablaß , der Aebtissin und
dem Kapitel reiche Steuern , und andre milde Beyträge.
Unter dieser Aebtisstn wurden die Bequinen von Rhein-
felden , in das nach Ollspurg gehörige Jglingen aufgenom¬
men , davon ein eigener §.
2, . Romana von Tegerfeld, erwählt 1462 , Aeb-
tissin 25 Jahre.
22. Maria von Hufe rn , erwählt 1487-, Aebtisstn
5 Jahre.
2z . Anna Müllerin von Liestall, erwählt 149z,
Aebtisstn 26 Jabre . — War die Erste welche nicht
von adelicher Herkunft gewesen.
24 . Catharina von Schönenberg, erwählt 1518,
Aebtisstn8 Jahre . Unter dieser Aebtisstn
, beraubten
und verwüsteten die Basler Landleute dieses Kloster
wie auch das zu Jglingen, und zerstreuten ihre
Bewohnerinnen.
25. Anna Küferin von Rheinfelden, erwählt
1526 , Aebtisstn 6 Jahre . Trat aus dem Kloster und
legte das Ordenskletd ab.
Sechs und zwanzig Jahre bezog nachher ein Ver¬
walter die Ollspergischen Gesälle und Einkünfte , bis im
Jahr 1588 die edle Catharina von Herrsperg
mit dieser Würde wiederum beehrt worden.
5f
UrsulaSchmotzerirr ; unter dieser Aebtissin wurde
das Kloster dem vreisgauischen Pralatrnstande einverleibt;
Sie erlebte auch das Unglück des Ausbruchs des Schwa-
benkrieges im Jahri68r , dessen furchtbares Andenken mit
unauslöschlichen Zügen in den östreichischen Jahrbüchern
eingezeichnet ist, und in welchem das Kloster Ollsperg durch
Plünderung , Zerstörungen aller Art , und wie sie die
Kriegsübel alle heissen mögen, einausden
Schriften des Archivs berechneter Verlust von 102,202
Dukaten erlitten. — Diesen großen Schaden empfindet
dasselbe noch in unsern Tagen, obgleich die nachfolgenden
Aebtissinnen, als:
Katharina Kolerin von Rheinauä ).
Maria Franziska von Eptingen.
Maria Bernarda von Freydurg.
Maria Johanna von Roll.
Maria Viktoria von Schönau,
und die wirklich vorstehende allverehrte Josepha von
Freyenthal sichs angelegen seyn ließen, die zerrüttete»
Umstände des Gotthauses wieder in Aufnahme zu brin¬
gen. Allein die beständigen Kriegsgefahren an welchen
insonderheit das letzte Jahrzehend des verstoßenen Jahr-

a) Unter dieser Aebtissin, kaufte das Kloster Ollsperg im I . 1674. jenes


Haus, das bisher die Schultheißenwohnung zuLiestall gewesen; und
hat solches erst im Jahr 1744 dem Stand Basel käuflich wieder
abgetreten. Jngleichem wurden auch unter der ncmlichen Aebtissin,
im Jahr 1666, die wegm von dem Stifte angesprochenen Rechten,
Zehnten, Grundzinsen, Waldungen u . s. w. entstandenen vielen
Zwistigkeiten mit der Stadt Basel, nach verschiedenen Zusammen¬
künften der Bevollmächtigten beyder kontrahirender Theile zu Basel-
Äugst, und zu Basel gehoben, und LaS Resultat dieser Unterhand¬
lungen, in obigem Jahr 166Ü zu Basel und Freyburg ratifiziert.
56
Hunderts so reich gewesen , haben die guten Wünsche und
Vemühungen bisher noch immer vereitelt e).
Nachzuholen ist , daß vor dem unglücklichen Zeitpunkt
der Verwüstung und Plünderung der Basier Landleute im
Jahr 1525 , in der Kirche zu Ollsperg , mitten in dem Chor
eine mit französischen und lothringischen Wappen gezierte
silberne Krone solle gehangen haben , welche nach Mün¬
sters Urtheil , eine Gottsgabe
irgend eines fränkischen Kö¬
nigs aus dem Karolingischen Stamme - es IX . Jahrhun¬
derts , nach der Meinung neuerer Schriftsteller aber , ein
Gnadenbewels König Rudolfs aus dem gräflichen Hause
von Rheinfeldrn , gegen das von thm mitgestiftete Ollsperg
solle gewesen seyn.
In dem Umfange des Klosterhofes befindet sich die Woh¬
nung des Beichtigers , des Amtmanns , und der von Klo¬
ster oder Stifte abhängigen Handwerksleute und Diener¬
schaft ; so wie die Fruchtbehältniße , Scheuer und Bestal¬
lungen . Nebst ansehnlichen Zehndgefäüen , Grundzinsen
und andern Einkünften aus dem Kanton Baiel und dem
Frikthal , besitzt dieses Stift
auch eine ihm zunächst gelegene
Scnnlerey und einige Alphöfe in dem vormaligen Solo-
thurnischen Landvogteyamte Falkenstein . Auch hat es die

e) Die Verwandlung des adelichen Klosters Ollsbcrg, in ein Damen-


stitt , geschahe in den letztem Regierungsjahren Kayser Josefs des
zweyten, ungefähr um das Jahr 1786. Dermalen besteht daffclbige,
ausser der Fr. Aebtttsin, noch aus folgenden 8 Stistsfräulins , als:
.Frl . Johanna von Keutner,
s - Ferdinand« von Fillain sse Oiote,
- Viktoria von Iaiguelius,
. Jgnatia von Reinach,
. Xaveria von Gatt,
. Salcsia von je Rhin,
- Theresia von Rcichenstein,
- - - von Brandenstein.
57
Collaturrechte zu Mägden nächst Rheinfelden , und zu Dieg»
ten im Kanton Basel.

Das Beguinmklofter zu Iglingm.

^Zglingen , vormals zwey Meyerhöfe und Eigenthum des


Klosters Ollspurg , bilden dermalen ein einziges großes
Bauernguth , welches dem daraufwohnenden Landmann
angehört . Als die vormaligen beyden Höfe , Lehen von
Ollspurg waren , machten sie in der kirchlichen Geschichte
des Frikthales mehr Aufsehen als jetzt. Von diesen Höfen
kam im 1 .1255 , der eine nebst vielen Waldungen , Wiesen
und Ackergelände , von den Dominikanerinnen zu Colmar,
an welche er durch eine ihrer Ordensschwestern , Sophia,
Herrn Rudolfs im Hovf Tochter , zu Rheinfelden , vergabt
worden , kaufsweiseandieAebtissin und Convent zuOllsperg.
Der andre brachte erst späterhin die Aebtisfin Margaretha
von Baaden , an das Kloster , welchen sie durch einen Tausch
mit Herrn Hugo von Rhein ( ze Rhein ) und seiner Ehefrau
Agnes , gegen etliche zu Metzerlen und Läutern besessenen
Landstücke und Gerechtigkeiten erworben hatte . Diese Höfe
brachten dem Kloster jährlich ein Ansehnliches an Kornzin¬
sen ein , und versahen dasselbe überflüssig mit Bauholz.
Im Jahr M bewarben sich bey dreyßig Beguinen-
Schwestern a) welche damals in der Stadt Rheinfelden,

») Diese Beguinenschwestern waren eine Gesellschaft vonLaycn , die


sich ein dritter Orden der mindern Bruder Baarfüßer , nannte , und
war ihre Armuth und Keuschheit ohne Gelübde . Den Lebensunter¬
halt bettelten sie , und dafür dienten sie ihren Gönnern in Krank¬
heiten , und mit andern Werken christlicher Liebe. Ihr Orden
nahm damals , innert zwanzig Jahren so stark zu , daß zu Balel in
58
wo das jetzige Schulhaus stehen soll, klösterlich beysam-
wen lebten, bey der Aeblissin Margret h von Hu ri¬
tz erst ein und de»n Ollspergtschen Convenl um die Auf¬
nahme in diese Iglinger Höfe, und um die Erlaubniß sich
allda klösterlich anzustdeln. Sie versprachen dabey, gleich
entfernt von - er Welt und jeder sinnlichen Neigung ihre
Tage in beständiger Uebung des Gebets und gottgeweyh-
ter Tugenden hinzubringen, unter dem Gehorsam der Aeb-
tissin zu leben, und von der» Haabschaften des besagten
Hauses nichts zu veraussern. Da beschloß die Aebtissin
und das Ollspergische Convent diesem frommen Wunsch zu
entsprechen, wozu der umliegende Adel, und die Kirchen«
Versammlung zu Basel vieles beytrugen. Nichts behielt
sich die Ollspergische Aebtisssn bey der Uebergabe ihrer
beyden Höfe zu Jglingen an diese Beguinenschwestern vor,
als daß Seziere sich verstehen mußten den dritten Pfenning
Allmosen nach Ollsperg zu geben.
Im 3 . 1561 gerteth dieses kleine Kloster wieder in Oll-
spergs Hände, in welchem es auch verblieben ist, bis vor

zwanzig Häusern , wohl gegen fünfhundert dergleichen Beginnen


wohnten . Viele Weiber verließen , um in ihre Gesellschaft zu tre¬
ten , ihre Männer und Familie , und bald jede Heyrath und viele
An¬
gelegenheiten in den vornehmsten Häusern , wurden durch Beginnen
betrieben ; daher ihr An 'ehen und der reiche Ertrag ihres Bettels.
Sie haben sich auch in dem Gebiete der Stadt Basel verschiedene
Häuser und Klöster zu verschaffen gewußt . Das Rothehaus,
zwischen Angst und Basel am Gestade des Rheins in der Pfarre Mut-
tenz ' , gegen Ende des i ; . Jahrhunderts , welches vormals ein Klo-
st r Paulinerordens gewesen . Lngenthal in einem abgesonder¬
ten kleinenLbal hinter dem DorfeMuttenz imJ . 1411 . Schau en-
burg itzt das Neue geheißen , und nachher ein Bad , in der
zweyten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts . Schönthal,
nahe bey Langenbruck , in einem Bergthale des GcbürgcsJura . Welche
alle der Baselische Sandmann , müde der ausschweifenden Lebensart
dieser Nonnen , im Jahr i ; r ; mit Wuth anstel , beraubte und ver¬
wüstete.
59
ungefähr fünfzehn Jahren , wo dieser an nutzbaren und
schönen Güthern so reiche Meyerhof / von dem Ollspergi-
schen Stifte an seinen nunmehrigen Eigenthümer , der ihn
vorher nur Pachtweise besessen hatte , verkauft worden ist.
Es steht eine von Mägden abhängige Kapelle dabey , in
welcher noch zu gewissen Zeiten Messe gelesen wird.

Kirchliche Verfassung des Frikthals , im


Kanton Aargau.

Der auf dem linken Rheinufer gelegene vormalige Antheil


der Kammeralherrschaft Rheinfelden und
Obervogtey Laufenburg; die auf eben dieser Rhein¬
seite befindlichen ehevorigen weltlichen Besitzungen
des fürstlichen Damenstifts Seckingen , die
adelicheDamenabteyOllsperg , dasChorstift
und die Stadt Rheinfelden , nebst der größer«
Stadt Laufenburg, erkennen in geistlichen Sachen
den Fürst Bischof von Basel , als ihren Ordinarius , und
wohnt dermalen desselben Generalvikar und Ofsijial , Na¬
mens Diner in der Stadt Rheinfelden . Von den eilf
Ruralkapiteln dieses Bistums ist das Frikauische das
lezte, und sind demselben zugetheilt , die Pfarrcyen zu
Kaiseraugst, die Lokalkaplaney Ollsperg , Mag.
den , Möhlin , Zetnigen , Zutzgen , Wegenstet-
ten , Ober -Mumpf , Schupfart , Nteder -Mumpf,
Stein , Elken , Frik , Oeschgen , Hornussen,
Weitnau , Wölflinswyl , Herznach , Kaisten,
Groß - Laufenburg , Sulz , Mettau , Gansin-
gen und Leutgern in der alten Grafschaft Banden im
Aargau , nebst den Kaplarien zu Lauienburq und jenem zu
Frik . Diese Leztern, nemllch die Laufrnburqtschen Kaplane
«nd der zu Frtk , s» wie der Pfarrer zu Leutgern haben
blos AkttvLsstimmrecht bey den Kapikels-Versammlungen,
und können nie Kapikelsstellen beklerden; der jetzige Dekan
dieses ansehnlichen Kapitels , ist Herr Kämmerer
Mösch , Pfarrer zu Frik.

Note ^
zu nebenstehender Tabelle,
oder
historische Anmerkung
ju derselben.
Dieses in eine General . Tabelle geformtes geschichtliche
Verzeichniß aller der Oberhäupter des römisch , deutschen
Reichs, aus den habSburgisch - östreichisch und östreichisch,
lotharingischen Häusern , kann dem vaterländischen GeschtchtS,
Freunde , eine eben nicht ganz überflüßige und unwillkommene
Arbeit seyn. Denn wie sie ihm einen leichten Ucberblick der
merkwürdigsten Geschichtövorfälle gewährt , die während einer
Zeitperiode von mehr denn fünfhundert Jahren , unter der
Habsburger Oberherrschaft in Austrienö und Germaniens
Umfange sich zugetragen haben ; so erscheinen ihm auch in
suceeßivcrOrdnung alle die Beherrscher des, der vormaligen Eid,
genoffenschaft nur nachbarlichen , und der jetzigen Schweiz
nunmehr angehängten Frikthals , mit Hinsicht auf seine Schik,
sale , auf diesem tabellarischen Verzeichniße . ES mag daher
dieses Produkt , das weiter nichts als das Resultat eines
mehrwöchigen Forschcns in staubigen Kroniken war, dem
schweizerischen Leser nicht ganz ohne Jnterreffe bleiben ; da
es auch als Supplement zu der historisch - topographi.
schen Beschreibung vorn Frikthale, die derVcrfas.
ser der Aargauischen Denkwürdigkeiten im Jahr r8oi zu
Basel herausgab , dienen kann.
KLnigsfelden im Aargau/
eine

Herzoglich - Oestreichische

Kloster - Stiftung
an¬
dern vierzehnten Jahrhundert;
. nach

der KirchenverVesserung
ein
reiches Amr - und Armenhaus,

Geschrieben im Heumonat rzoz.


<>^

.< ^>7ZLKL4iW
»: ?- -L
Niemand wird in Abrede seyn können, daß an historisch,
merkwürdigen Gegenständen Helvetien überhaupt , das
jetzige Aargau aber vorzüglich reich sey! Die Geschichte
der Helvetischen Vorzeit, des Mittelalters und - er
jüngeren
Perioden , hat sich in den Aargauischen Gefilden so viele
Denkmäler gesammelt, daß ihre Menge dem fleißigen For¬
scher reichhaltigen Stoff verschafft, allerley geschichtliche
Fakta zu entwickeln, aufzuklären und lichtvoller darzustellen,
folglich die gemeine Meinung darüber zu berichtigen. Die
Forschbegierde des Geschtchtfreundes schaft sich tausend Ob-
jekte aus allen Zeiten und Jahrhunderten , deren
Zergliede¬
rung und Beleuchtung sie verlangt. Bald find es physische—
bald politische Revolutionen, worüber sie Untersuchungen
beginnt. Bald beschäftigt sie der Anbau irgend einer Ge-
gend— die Uranlage einer Stadt , Burg oder Klosters. Hier
untersucht und erklärt sie sich Monumente aus - er Urzeit,
dort berichtigt sich die Zeitrechnung und Datareihe histo¬
rischer Vorfälle und Denkwürdigkeiten. Jede neue Ent¬
deckung— selbst die wenig bedeutende ist ihr hinreichende
Entschädigung, sür alle ihre mnhreichm Arbeiten. Unge-
fahr von einer solchen, oder ihr ähnlichen Wiß . und Forsch-
begierde beseelt, und mit besonderer Vorliebe für die Al¬
terthumskunde begabt, untersuchte der Verfasser dieses
Aufsatzes den Ursprung und die Geschichte- es vormals
Bernerschen, jezt Aargauischen Kaiserstifts Königsfelden,
das dem Andenken eines im Frühjahr r zo8 auf seiner

i
64
Stelle geschehenen Kaifermords gewidmet worden , in der
schmeichelhaften Voraussetzung , daß das Resultat seiner
darauf verwandten Mühe , ihm neben der lohnenden Bey-
fallszusicherung , noch das Vergnügen gewahre , das Ge-
biete historischer Wahrheit in der Erzählung der Merkwür»
digkeiren seines Vaterlandes , mit einem , obgleich nur schwa-
chen Beytrag erweitert zu haben.
Unfern den Mauern des niedlichen Städchens Brugg
in freundlich heiterer Lage , erblickt man die Klosterburg
Königsfelben . Nicht leicht findet steh in schweizerischem Um¬
fange eine Gegend , wo idillischer Zauber mit ländlicher
Betriebsamkeit , und merkantilischem Gewerbsffeiß verbun¬
den , in so angenehmer Mischung wie hier erscheinen . Ganz
in der Nähe , wo sich freundlich in einander verschiedene
bedeutende Flüsse Helvetiens verschlingen , die Aare bey
Vrugg , die Reuß bey Windisch , die Limmat bey Vogel¬
fang , der Rhein bey Klingnau , fast unten am Fuß der
bald in Trümmer versunkenen Habsburg , zwischen einem
Stunden langen Aehrenftld und den obstbeschatteten Fut.
terwiesen eines nahen Kirchdorfs , ruht dieses Kaiserstift.
Alle seine Umgebungen bilden ein lachendes Amphitheater
von weiten Ebenen , sanften Hügeln , wcrnreichen und wal-
digten Bergen , hin und wieder von einer landesherrlichen
Burg , oder von friedlichen Dorfschaften untermischt.
Rund umher , tief unter dem Boden des Geländes um
Königsfelden liegen sie vergraben , Vindonissens prunkvolle
Pallaste und Tempel ; rund umher , das Land getränkt von
dem Blute , theils Allemanniftber Horden , theils Römischer
Legionen , weckt in dem beobachtenden Wanderer dieses Ar¬
kadien , viele Erinnerungen aus Helvetiens Nationalge¬
schichte , und macht denselben zugleich auf die Vergäng¬
lichkeit
6s
lichkeir , und das Hinsinken menschlicher Größe und Br-
deutenheit aufmerksam.
Vindonissa , ein römischer Besatzungsort undHandelsplatz,
umschlang mit seinen Mauern die Stelle des jetzigen Kö-
nigsfelden . Noch zeugt der Nachlaß , wie herrlich diese
Römische Eolontalstadt gewesen . Mit dem Sturz des
Römischen Reichs - Colosses , und der innern Entkräftung
dieses weltbeherrschenden Staates , begann der Zerfall
von Vindonissa , bis endlich das schreckliche Loos der Zer¬
störung seine Mauern und Pallaste in Schutt umwandelte.
Aus den Brandstätten erhob sich in - er Folge ein un¬
haltbarerFlecken , der aber bis zu Ende des sechsten Jahr¬
hunderts der Sitz eines christlichen Bischofs war , um
welche Zeit er in einem Kriege zwischen den Varenen
und Burgundionen zerstört , und dann von Windisch nach
Konstanz verlegt worden.
Nachher schrieben sich die Besitzer von der nahen Al¬
tenburg u) , Grafen vonWindisch . Radbot , ein Bruder
Bischof Werners a n Strasburg , und Graf von Alten,
bürg - Windisch bauete um das Jahr ioiy die Bergveste
Habsburg auf dem Wüpelsberg . Das stille Thal , so
das Aug von der Burg überschaut , in welchem die Aar von
Mittag nach Abend und Mitternacht , einen vollkommenen
halben Zirkel macht ; die Menge der an ihren Ufern zer-
streuten Hütten , die Dorffchaften am Rücken der Berge,
das Acker - und Forstgelände , aus welchem zwar Nicht
hoch , doch steil und jäh der Schloßberg emporsteigt —

») Alkenburq, ein Dörfchen bey Drugg. Den Namen leitet man


von einem Lü-erum her, welches hier nach der Zerstörung von
Windisch erbauet worden. Von dieser Bur >nannten sich dir Be¬
sitzer Grafen von Wuidi ch, und hernach von Altenburg.
E
66
war die erste Herrschaft , über welche der neuen Habsburg
erste Erbauer , als über ihr Stammgut zu befehlen hat¬
ten b ). Radbot , des Grafen von Altenhurg - Windisch
Sohn , erscheint schon in den Urkunden als Graf von
Habsburg . Unter seinen Enkeln erhob fich Rudolf von
Habsburg , der im Jahr 1218 das Weltlicht erblickte , auf
den deutschen Katserthron , dessen Sohn Albert in dem
Angestellte dieser seiner väterlichen Stammburg als Opfer
der Blutrache gefallen ist.

Hier folgt die Geschichte dieses Fürstenmordes . — Die


vornehmste Ursache der Königsfeldischen Klosterstiftung.
Kaiser Albert legte wider seinen Willen und gegen seine
Absteht den Grundstein zu dem eydgenosstschen Freystaate.
Des edeln und großen Rudolfs erhabenes Beyspiel der
Wohlthätigkeit und Fürstenmilde gegen emporkommende
Städte , Stifte uud Länder , schien weder seiner Aufmerk¬
samkeit noch irgend einer Nachahmung werth zu seyn.
Als ein ländergierigerund herrschsüchtiger Fürst , als Usur¬
pator der Krone und der ihr bestimmen Rechte , ward
er bey seinen Völkerschaften mehr zum Gegenstand des
Hasses , als der Bewunderung und Liebe . Zwar wird sein
Privatkarakler und seine Denkart der Nachwelt ganz ver-

l,) Habsburg , das Stammhaus so vieler Kaiser und Könige , ist nun¬
mehr die Wohnung eines Hochwächters , der bey Entdeckung einer
Fcuersbrunst , die Bewohner rund umher durch Abfcucrung eines
kleinen Stückes aufmerksam macht . In der rten Halste des ver¬
flossenen Jahrhunderts , besuchte ein Ocstreichischer Amtmann Liese
Durgrcste , und schrieb an einen Fensterladen:
Uvrmis?
Ein ächtpatriotilcher Schweizer schrieb darunter:
Sey Hirt von deinen Schaafen,
Schlaf wohl und laß uns schlafen.
67
schieden beschrieben — doch werden einige seiner hier be¬
merkten Handlungen Licht genug aufsein Betragen und seine
Gesinnungen werfen.
Die freyen Reichsländer Ury , Schwyz und Unterwal-
deN / suchte er erst durch Schmeicheley , dann mit List und
endlich mit Gewalt seinem Hause zu gewinnen : er entzog
sie der Reichsvogtey — unterwarf sie den Oestreichischen
Beamten zu Rotenhurg und Luzern — sandte ihnen zu
Vögten ( Verwaltern der Gerechtigkeit und der landesübli¬
chen Rechte ) Leute , deren Beherrschungsart von Grau¬
samkeit und Leidenschaften geleitet , den innwohnenden
Freyheitsgeist des Volks in volles Leben weckte . Dadurch
reizte Albert , der gefühllos bey den gerechtesten Klagen
der Unterdrückten gegen ihre Tyrannen geblieben war,
diese Länder zum billigen Aufstande und zur gewafneten
Behauptung ihrer angestammten Rechte . Eine dieser ähn¬
lichen Ungerechtigkeit erlaubte er sich gegen seinen Neffen,
Prinz Johannes von Schwaben , Sohn seines Bruders,
Herzog Rudolfs , welchen er nicht als Oheim , son¬
dern wie ein treuloser Vormünder behandelte , der seinem
Mündel sein elterliches Guth , entweder schon - urchge-
bracht hat , oder sich gewissenlos dasselbe zueignen will.
Kaiser Albert verweigerte dem Prinzen Johannes die
Herausgabe seines Antheils an dem Habsburgischen Erb-
gule — versprach ihm aber dagegen eine Entschädigung,
die er ihm in Sachsen , durch Krieg und Sieg? ver¬
schaffen werde . Unmuthvoll über diese ungerechte Behand¬
lung und überdrüssig der Habsucht seines Oheims des Kai¬
sers , unterredete Prinz Johannes mit einigen Gegnern
Alberte einen Plan , dessen Resultat die Ermordung des¬
selben seyn sollte . Ludwig von Bayern der nachherige
Cs
68
Kaiser / und die damaligen Bischöfe von Basel , Stras-
bürg und Konstanz , mit dem Abte von St . Gallen , offen¬
bare Feinde Alberts — erhizten durch geheimes Zureden
den jungen Feuerkopf noch mehr . Besonders fand fich
der Bischof Otto von Basel aufs höchste an seiner Ehre
und Hirtenthume von Albert selbst beleidiget . Denn höh¬
nisch soll er ihn , den Bischof , einen bengelhaften Schul¬
jungen gescholten , und die Kaiserin in vollem Galloppe
Ihn seitwärts in Koth gedrängt haben . Dieser unwürdi¬
gen Behandlung wegen , schwur ihm Bischof Otto die heis-
seste Rache , und er sann nur auf Gelegenheit , wie er fie
an dem stolzen Reichsoberhaupte schicklich ausüben möchte.
Der jezt fich gebende Anlaß , den Kaiser und seine Familie
zu beugen , mag daher dem Baslerischen Bischof nicht un-
gewunschen fich gezeigt haben ? Im Frühjahr >zo8 kehrte
Albert wieder einmal nach Helvetien zurück ; in dem glei¬
chen Zeitpunkte , wo er fich gegen Böhmen bewafnet , be-
wafnete er fich auch gegen die drey Berg - und Waldkantone
Ury , Schwy ; und Unterwalden . Im i sten May ritt der
Kaiser von Baadcn nach dem Hoflager zu Rheinfelden.
Bey der Ueberfahrt zu Windisch setzte zuerst ein Theil des
Gefolges hinüber . Ulrich von Balmc ) , Rudolf
von Wart 6 ) , Conrad vonDegerfeldene ) und

«) Aus diesem freyherrlichen Geschlechte , sät sich auch Burkard als


Mitstiftcr der Abtcy St . UrbaN / im Anfange des rzten Jahrhunderts
ausgezeichnet.
«i) Der chiedene gleichzeitige Annalen behaupten , des Herrn Rudolfs
von Wart Knecht , Namens Rüffeling sey des Kaisers Pferd in den
Zaum gefallen , und H rr von Wart habe alsdann dein Kaiser die
S ite durchstochen . Gewiß ist es , daß Aüsselmg seines Herrn
Tod gelitten hat.
e) Lon Deqerselden , eine freyherrliche Familie , deren Stammhaus in
dem Dorfe gleichen Namens , in Ruinen noch vorhanden ist. Ge-
69
Walthervon Eschenbachl ) , vertraute Räthe und
Freunde des mißhandelten Prinzen Johannes , in deren
Busen er in vertraulichen Stunden über sein erlittenes Un¬
recht seine Klagen ergoß , vereinigten sich mit ihm zu grau¬
samer That . Aus dem urvaterlichen Boden und Eigenthum/
dort wo ein großes Kornfeld , die Trümmer der alten Bin-
donissa deckte , unterhielt sich der zu Pferd sitzende Kaiser
mit Walther vonCastelen, einem Ritter der Gegend,
da plötzlich der Neffe Johannes dem Oheim Kaiser mit
einer Lanze in die Kehle rennt , Balm ihn durchsticht,
Eschen dach ihm den Schädel spaltete ; — betäubt
stand Wart , und Castelen sprengte davon . In den
Händen einer Landstörzerin
stirbt Albert , nachdem er ab¬
gemattet von seinen Wunden zu Boden fallen wollte , aber
von ihr im Sinken aufgehalten worden . Links und rechts
zerstreuten sich die Mörder . Der Herzog Johannes stüch-
tete sich in das Gebürge , lag wenige Tage zu Einsideln,
gieng in schwarzem fressendem Kummer umher , stets ver¬
folgt von dem Dämon eines aufgeschrekten Gewissens über
dieBlutschuld des begangenenKaisermordes — und soll nach
einiger Meinung in den dürftigsten Umständen gestorben
seyn § ). Wo von Balm sein Leben endigte , ist niemand

rung von Degerfelden war dem Graf Rudolf von Habsburg im I.


rr ? z behülflich , das Kloster M . Magdalcna , in einer der Vorstädte
Basels , zu zerstören.
k) Ts wird von diesem Walther von Esehenbach erzählt : daß er sich
nach dem Kaiscrmord ins Würtembergische soll geflüchtet , und da¬
seiest über zo Jahre unbekannt als Vichhirt bis zu seinem Tode,
bey dem er sich noch entdeckte , gelebt haben.
x) Mit vieler Wahrscheinlichkeit wird behauptet r Herzog Johann seye
in mönchiicher Kleidung nach Italien geflohen , und oll von Kaiser
Heinrich zu Pisa gesehen worden seyn . Er seye aber nachher in
?o
bekannt geworden . Von Degerfelden hat niemand etwas
mehr vernommen . Eschenbach mit- ein von Wart rette¬
ten sich nach Falkenstein , einer verwandschaftlichcn Burg.
Durchgängigen Schrecken verbreitete dieser Kaiscrmord.
Jedes Schloß und jeder Bergpaß wurde besetzt . Der Her«
zog Leopold , einer der Söhne des ermordeten Kaisers , be¬
gab sich in das Castell nach Baden zurück . Auch das
Deutsche Reich setzte dieser bluttriefende Hintritt des Reichs-
Obrrhaupts in die größte Verlegenheit , und der Reichs-
- tag in Speier ertheilte diese höchste Würde Heinrich
dem VII von Luxenburg . Dieser neue Beherrscher Ger¬
maniens erklärte die Mörder seines Vorgängers zu Maje-
ßätsverbrechcrn.
Jezt begann die Blutrache , die Alberts Kinder nicht
nur an den unschuldigen Verwandten , selbst auch an dem
Verdachtlosen Anhange der Mörder ihres kaiserlichen Vaters
eben so grausam , ja ich möchte sagen, mit einer so schreck»
liehen Zornwuth übten , daß selbst die abscheuliche Greuel-
that des Kaisermordcs nur in gar keinem Verhältniß damit
zu stehen kommt.
Die Burg Rudolfs von Wart, welcher die
That der Ermordung nur gesehen — wurde zerstört , und
vbschon sein Bruder Jakob vonWart unschuldig war,
an seines Bruders Vorhaben und Gedanken , ward auch sein

solche Dunkelheit verschwunden , daß man nichts zuverlässiges


mehr von ihm erfahren konnte . Viele meynen : er sey bey den Au¬
gustinern zu Pisa als ein gemeiner Bruder aestorben . Andere wol¬
len: jener bekannte Blinde, den nach der Zeit viele zu Wien am
neuen Markte Brod betteln sahen , scye ein Sohn dieses Herzog
Johannes gewesen . Noch andere halten dafür: daß er im hohen
Alter als ein Eremit unweit Königsfclden sem Leben soll beschlos¬
sen haben.
71
Schloß Multberg , auf ein grundloses Gerücht hin , als
diene solches Rudolf zur Freystatte ,
gebrochen , und
damit des Unschuldigen Wohnung und Glück zerstöret . —
Diese Rachübung an seinem ganz schuldlosen Bruder , und
der bittere Verlust seiner eigenen Güther , bewölkte Ru-
dolfs Seele mit einer solchen Düsternheit , daß er kum¬
mervoll nach Avtgnon zu Pabst Clemens dem eilte , um
von ihm Süiwenvergebung zu erflehen . Er sah sich aber
zu Lilie in Burgund von einem verrälherischen Verwand¬
ten entdeckt , und wurde von demselben , den blut - und
rachrdürstenden Kindern des umgekommenen Alberts , gegen
einer gewissen Geldsumme ausgeliefert . Die Blutrichter
zu Brugg im Aargau fällten nun über ihn , auf hohem
Wink , das grausenvollste Todesurtheil , welches dahingieng,
„daß er von einem Pferd auf den Richtplatz
geschleift , ihm allda seine Glieder mit ei¬
nem Rade gebrochen werden , und er so lange
auf dem Rade gespannt liegen solle , bis
sein Ende erfolgt sey ."

Drey Tage und drey Nächte lag er der unglückliche


Rudolf von Wart darauf ausgestreckt , mit gebrochenen
Gliedern . Mit einer beyspiellosen Standhaftigkeit und
nie gehörter Treue blieb seine Gattin , Anna von Balm,
während der Marterzeil ihres Gatten Rudolfs , ohne
Nahrung , nur heiße Gebetsthränen zu Gott um eine bal¬
dige Auflösung ihres Mannes weinend , unter dem Henker¬
rade . Fußfällig hatte sie vor Agnesen um des Mannes
Gnade gefleht . — Umsonst daß der gemarterte Gemahl
ihr zuredete : „Geh doch ! Dein Schluchzen m ar-
tert mich mehr dann die Todespein ." Erst bey
72

seinem erfolgten Ende gierig sie » ach Basel , allwo sie


den Klosterschleier angenommen hatte.
Merkwürdig sind immer - ie Worte die - er Unglückliche
vonWart noch vor - em letzten Athemzuge von sich hören ließ:
„Ich sterbe unschuldig — aber wahrlich auch
„die andern haben keinen König erschlagen,
»sondern einen Wüthrich , der wider Ehre
»und Eid , eine blutige Hand an seinen
»Herrn Kaiser Adolph gelegt , wider Gott
»und Recht seinem Vetter Herzog Hans , das
»Land vorenthalten , und wohl verdient
»hätte zu leiden , was nun ich leide . Mir
„vergebe Gott meine Sünden !^"
Farwangen eine ansehnliche und feste Burg , nächst
dem Hallwyler -See , war ein Eigenthum des Freyherr»
Ulrichs vvn Dalm . Als Antheilhabcr an dem Kai¬
sermord , traf auch diese der Zermchtmig furchtbares
Loos . Voll Rache bestürmte des ermordeten Alberts Sohn,
Leopold , das Schloß Farwangen.
Nach einer tapfern Vertheidigung , sahe sich - ie aus
drey und sechszig Edcln und (Sememen bestandene Besaz-
zung zulezt genöthiget , sich auf Gnade und Ungnade,
jedoch unter guter Vertröstung zu ergeben . Gegen alle
Zusage , wurde Mann für Mann von diesen Tapfern ausser
dem Dorfe , in der Mitte zweyer Steine , zwischen welchen
rin Mensch nur kümmerlich knien konnte , enthauptet . Her¬
zog Leopold und seine Schwester Agnes von Ungarn,
sahen mit wilder Mordlust und kaltem Blute , der ungerech-
renHinrichtung dieser schuldlosen Männer zu . Agnes , indem
sie noch durch den Dlutstrom wadete , soll sie ihre barbarischen
7Z
Empfindungen und ihre grausame Freude darüber durch die
Worte zu erkennen gegeben haben : nun bade ich im
Mayenlhau. In hohen Flammemvolken dampfte nach
dieser Mordftene , die Burg Farwangen zum Himmel.
Der Greuelthaten noch nicht satt genug, , erneuerten sie die
nemliche Scene bey der Burg Alt - Vüren im( jetzigen
Luzernergebiete ) welche eben diesem Ulrich von Balm,
sechs und vierzig Edelleute beschütztenund die auf die
gleiche Weise , da auch diese , gleich den Vorerwähnten,
ihre Unschuld bis in den Tod behauptet hatten , vor den
blutgierigen Augen Herzog Leopolds , mit dem Schwerdt
hingerichtet worden.
Maschwanden, das Stammhaus der Freyherren
von Eschenbach - Schwarzenberg, unsern dem
Reußgestade ( im Kanton Zürich ) konnte wegen der Theil¬
nahme seines Besitzers , Walthers von Eschenbach , an
der Ermordung Alberts , keine schonendere Behandlung,
als die übrigen Edelsitze , erwarten . Nicht nur liessen Leo¬
pold und Agnes , in welcher Augen wilde Mordfiamme
brannte , des Freyherr « Walters Dienerschaft daselbst durch
das Henkersbeil fallen ; selbst sein einziger Erbe , ein Säug¬
ling der noch in der Wiege lag , und über der blutigen
Rache ein Geschrey zum vergeltenden Himmel aus seiner
Wiege erhoben hatte , wurde von der bluttriefenden Hand
der rachsüchtigen Königin Agnes ergriffen , um von ihr
selbst mit Bestie - Wuth erwürgt zu werden . Mit Mühe
nur ward dieses schuldlose Kind der würgenden Weiber¬
hand entwunden . Erst bey der Rückkehr mensch¬
licherer Gefühle und milderer Gesinnungen — nahm sie
den Eschenbachischen Sprößling an Kindesstatt auf —
gab ihm aber aus Abscheu vorEschenbachs Namen , den
74
Namen von Schwarzenberg li) . Ausser diesen hier
erwähnten Opfern , die Leopold und Agnes vom furchtbar¬
sten Grimme entstammt / den Manen ihres umgekommenen
Vaters gebracht haben , sollen wohl noch gegen tausend
andre Unschuldige , aus jedem Stande und Alter , die des
Echwerdtes Schärfe fallen machte , der spätesten Nachwelt
als schrecklich warnende Beyspiele , die große Lehre der
mächtigen Fürstenrache über Majestäts Vergehen , durch
ihren gewaltsam erlittenen Tod beygebracht haben.
Wenn man jetzt alle die Grausamkeiten , die Herzog
Leopold und seine Schwester die Königin Agnes , um der Er¬
mordung ihres Vaters willen , begangen haben , bedenkt und
das Blut zählt , das deswegen vergossen worden , wen über¬
fällt dabey nichtSchauer und Entsetzen ? Welche unnatürliche
Hartherzigkeit wurde erfordert , um so viele unglückliche,
fast alles schuldlose Schlachtopfer , mit kaltem Blnte hin-
würgen zu lassen ? Oder hatte etwa » die tiefe Rührung
bey dem Schicksale ihres Vaters , alles Mitleiden selbst
für die übrige schuldlose Menschheit bey ihnen verschlun¬
gen ? Die Gesetze erfordern freilich Genugthuung , aber
niemals von Unschuldigen . Es konnte doch den Kindern
Alberts nicht verborgen geblieben seyn , da es ja sonnen¬
klar am Tage liegt , daß die Greuelthat - er Ermordung
ihres Vaters Albert , nicht mit mehrern Personen , als
mit den Thätern selbst verabredet , und solche folglich nicht
das Loosungszeichen
zu einer planmäßigen , heimlich an¬
gesponnenen Aufruhr , noch weniger der Zweck einer allge¬
meinen Verschwörung gewesen , die man durch zurück-

li) Vielleicht ist eben dieser Edle von Schwarzenberg , aus Ei'chenba-
chischem Stamme , des nunmehrigen Cifterzienser FrauenklostcrS zu
Eschenbach im Luzernergcbicte , Stifter gewesen?
7s
schreckende Maasnahmen in ihrer Geburt hätte ersticken,
oder deren fernerm Ausbruche damit hätte vorqebogen wer-
den müssen . — Wie war es also möglich / schuldlose Men¬
schen / blos vom Argwohn und Mißtrauen geleitet , vom
hohen Bergschloße bis zum bescheidenen Schaubdache —
selbst bis zur niedrigsten Bettlerhütte zu verfolgen ? Wie
war es möglich , daß ein Fürst , bey welchem mit dem
Glanz seines Herkommens und seiner Würde zugleich Edel-
muth und Seelengröße , in harmonischer Vereinigung steh
hätte finden sollen , steh zur Höllenthat des Unschuldmor¬
des hat verleiten lassen können ? Wie war es möglich , daß
eine sechs und zwanzigjährige Fürstin , in welcher die allge¬
meine Meinung weit eher ein Bild moralischer Grazie,
Güte und Schönheit , eine weiche sanfte Weiberseele , als
aber dieBchreckensgestalt eines Ungeheuers würde gesucht
haben , der grausamsten Blutrache den Arm leihen , und
bey dem Jammergeschrey unschuldig hinzuwirkender Men¬
schen , noch ihren Mund zum Lachen verziehen können?
Unselige Vorurlheile , von einem übelvcrstandenen Christen-
thume erzeugt , die ihr vormals den fürstlichen Mörder be¬
redetet , mit Klosterstiftungen und Jahrzeiten die Blutschul¬
den zu bezahlen , die er durch Grausamkeit und ausgeüb¬
tes Unrecht auf steh gehäuft hat . Jede noch so geringe
Mishandlung ist doch ja in dem Ewigkeitsbnche , in den
Vergeltungsblättern angeschrieben , und kann nicht durch
fremde Gebeter , nur mit eigener Reue und Büßung durch¬
gestrichen werden.
In diesem fatalen Irrthume mögen Alberts Wittwe
und ihre Kinder , nemlich die Herzoge Friedrich , Leopold,
Albrecht , Heinrich und Otto , und ihre Schwester die Kö¬
nigin Agnes gestanden seyn , als ste auf dem Felde wo die
76
Ermordung geschah , zuerst eineKapelle und bald hernach auf
St . Michaelisrag im Jahr - zu ein Kloster der mindern
Brüder , und ein Clarisfinen -Frauenkloster , ( welche beide
Orden , jener der mindern Bruder und dieser der Clarissen,
gleiche Freiheitenin der römischen Kirche gemessen ) dem
Andenken derselben stifteten jedoch - so , daß nur der Aeb-
tisstn und dem Frauenkonvent , und nicht den mindern
Brudern das Verwaltungsrecht der Gefalle und Einkünfte,
so wie die Ausübung der Wischen Rechtsamen zukommen
sollte . Nach sichern Anzeigen , soll zur Zeit der Anlage die¬
ses zweyfachen Stifts , der Bau derselben weit herrlicher,
denn er in unsern Zeitengesehen wird , gewesen seyn.
Auf dem nemlichen Flecke , wo in dem Schoose einer
armen Bannn der Kaiser sein Leben aushauchte , wurde
der Choraltar aufgerichtet . Wenn des ermordeten Kö¬
nigs Jahrzeit begangen wurde , erhielten im Umkreis
einer Meile Wegs alle Dürftigen Brod . Urk . izrr . Eine
damals ungeheure Summe Geldes wurde von der kaiser¬
lichen Familie zur Gründung dieses neuen Stifts bestimmt,
ncmlich drey tausend Mark Silbers . Mit seinem Entste-
hm erhielt dasselbe Besreyung von allen Steuern und
fremden Gerichtsstellen , nach einem Freyheitsbrief von
Herzog Otto . Urk . izzo.
Die KaiserinElisabeth , Agnesens Mutter , viele fürst¬
liche und adeliche Frauenzimmer , machten dem neuauf¬
blühenden Stifte , von ehren kostbaren Kleinodien , Ge¬
wändern und seidenen Tüchern , ansehnliche Schenkungen.
Brief iz,8 . Jeder Edelmann und Burgherr , aus den
«inliegenden , und viele aus fernern Gegenden , die steh bey
dem durchlauchtigen Erzhause , Gunst und Gnade erwer¬
ben wollten , oder Gott damit zu gefallen suchten , ver-
77
gabten dem neugestifteten Kloster , Zehnden , Grundzinse,
und Kollaturrechte . So erhielt dasselbe mit seiner ersten
Einrichtung auch das Patronat der Kirche auf dem
Staufberge, mit vielen in dasiger Gegend gelegenen
Güthern.
Auch die Besitzungen und Rechte der Mitschuldigen an
dem Kaisermorde , widmete die Königin Agnes dem Kloster;
so daß mehr als vierzig Conventfrauen , die mit weniger»
Brüdern Wechselsweise den Gottesdienst zu Königsfclden
versahen , der Zeit nach einen sehr gute » Unterhalt daselbst
fanden . Zwo Verordnungen der Königin Agnes vvm
Jahre i zzo und eine von 1535 enthalten den Küchervdel
der täglich zu genießenden Speisen . Reis , Mandeln,
Feigen , Zucker , Weinbeeren und Hüner mögen fieberhaft
ten und an Suchten darniederiiegenden Schwestern ge-
reicht werden . Den Gesunden soll des Mittags zwey Ge«
richte , Mueß oder Brey , eines von Eyern , und des Nachts,
eines von Eyern und eines von Mllch oder Käs aufgetischt
werden , dabey aber ward Schweinenfleisch , Wildprett
und andere Leckerbissen nicht vergessen . Fünf Schwestern
sollten täglich zwey Maas Wein erhalten . Auch für die
Garderobe dieser Klosternymphen ward von ofterwähn¬
ter Königin Agnes gesorgt . In drey Jahren gab man
nemlich jeder Conventfrau zween weisse Rocke , alle fünf
Jahre einen Mantel . Aus dem Abwürfe der Zahrzeite « ,
und andern Geldertragnissen schafce man ihnen Unterröcke,
Haupttücher und übrige Kleidungsstücke an . Die Tochter
Alberts , die Königin Agnes trug selbst ein solches Gefal¬
len an dieser klösterlichen Einrichtung , daß sie sich eine
Zelle darinnen wählte . Von Jugend auf ( wird von ihr
gesagt ) soll sie Abneigung gegen die Weltfreuden geäus-
78
sert haben. Wider ihren Willen habe sie heurathen
müssen.
Nach dem Hinscheid des ersten Gatten , Königs Andreas
von Ungarn , wollte man sie mit einem Prinzen aus dem
Hause Kolonna verloben , sie brach aber das Brautgelübde,
und begab sich dafür in das Königsfel - er - Kloster . Hier
wußte sie ihre Rolle als Nonne fein zu spielen . Nicht
selten mischte sie sich beides in die zeitlichen Angelenheiten
ihres Familienstamms , so wie in die Zwistigkeiten benach¬
barter Lander i) . Unter dem Schleyer einer Heiligen,
verbarg sie der Herrschsucht Ranke . Wenn sie Vormittag
Messen gehört und Chorhymnen gesungen hatte , pflegte
-sie nach Tische allerley Kirchengewänder mit ihrer Diener¬
schaf '. zu wirken , oder abwechslend sich mit einer teutschen
Bibel oder der Legende irgend eines Heiligen zu unter¬
halten . Ihre äusserlich angenommenen strengen Sitten,
ihre zahlreichen Dehmuthsübungen , ihr Fasten, ihre
Allmosen , und andere sichtbaren Liebeswerke , haben
mehrere ihrer leichtgläubigen und fanatischen Zeitgenossen
mit einer solchen Ehrerbietung gegen sie erfüllt , daß man

i) Unter andern Vermittelungen söhnte sie im Jahre izzz die Städte


Bern und Frcyburg miteinander aus . Im Jahre 1340 bewirkte
sie eine Uebereinkunft , zwischen den Bürgern und den Banditen
von Zürich , izgr gelang eS ihr abermals Bern und Frcyburg mit¬
einander auszugleichen . Sie half eine mächtige Fehde , die zwischen
dem Grafen von Habsburq und der Stadt Jür .ch , nach der bekann¬
ten Jürcherschen Mordnacht sieb erhoben hatte iZ ?c> beylegen . Eben
so ward sie im 2 «hre iz ? i zwischen den Städten Basel und Stras-
burg / und nachher zwischen den Eidgenossen von Zürich , Luzern,
Uri , Schwyz und Unterwalden und il 'rem Bruder Herzog Albrecht
v . O . Vermittlerin . Welche geheime Absichten sie aber bey ihren
Pazifikationen bezweckte , mag jeder schon zum Voraus errathen,
den , ihre in das Truggewans der Frömmeley gehüllte Schlauheit
hekannt geworden.
79
ihrer künftigen Verklarung Glorie schon jetzt ihrem Ant-
litze entstrahlend zu sehen wähnte / und sich daher dieser
Braut Christi / nur mit der tiefsten Verehrung näherte.
Selten glückte es jemand / durch den Andachtsschleyer hin¬
durch das Gewebe von Arglist und Fürstenstol ; zu ent¬
decken / welches sie hinter die Heuchlerlarve einer Heilige»
nicht unfein zu verbergen wußte.
Einmal sagte ein alter Graubart und Kriegsgeselle
weiland Kaiser Rudolfs / mit Namen Berchtold Srrebch
der unter diesem tapfern Fürsten manchem heißen Fehde¬
kampf beygewohnt hatte / und noch zu Agnesens Zeit / als
Eremit / mit einem andern ehemaligen Waafenbruder in
naher Abgeschiedenheit ( Eremitage ) lebte / da die könig¬
liche Nonne ihm den Besuch des Klostergvttesdirnsts viel¬
leicht die Annahme des Mönchsstandes zu Königsfelden an¬
getragen und empfohlen hatte / » Frau ! es ist ein schlech-
»ter Gottesdienst / wer unschuldig Bluc vergießt und aus
»dem Raub Klöster stiftet . Gott hat allein Gefallen an
Gütigkeit und an Erbarmung . "
Im Jahre iziz starb zu Wien die Kaiserin Elisabeth/
des ermordeten Alberts nachgelassene Wittwe / und wurde/
da der Tod sie an der Ausführung ihres Vorhabens hin¬
derte / nemlich : den Rest ihrer Tage in dem neuqestifteten
Königsfelden zu verleben / als Leiche dahin abgeführt / und
allda beygesetzt.
Erst den izten Juny im Jahre 1364 folgte Agnes
ihrer Mutter in das Todtenreich nach , nachdem sie über
fünfzig Jahre in dem Kloster als eine Religiöse gelebt
hatte / und wurde auch ihre Leiche / jener ihrer Mutter/
daselbst zur Seite gelegt.
Das Haus Oestreich hatte vor der Stiftungszeit an
8o
das Kloster Kömgfelden für seine Tochter angesehen , und
jeder Sprößling der mächtigen und reichen Habsburger-
Familie , gab sich alle Mühe , diesem von seinem Vor¬
fahren gestifteten Gottshause große Schenkungen an Zehn-
den , Grundzinsen , liegenden Güthern und Gefallen zuzu¬
wenden . Ausser den vielen Bestatigungsurkunden , in wel¬
chen alle Oestreichischen Herzoge dem Kloster Königsfelden
seine erworbenen Freyheiten , Rechte und Exemtionen , noch
oft mit neuen vermehrt , zusicherten und bekräftigten , wurde
ihm im Jahre iznr das Patronat der alten bischöflichen
Kirche zu Windisch K) übergeben . Durch Kauf erhielte
es im Jahre iz >z die Burg Altenburg mit ihren De-
pendenzen . Die Kollaturrechte - er Pfründen zu Gebt-
ßorf und En tfelden, und der niedern Kirche zu
Walds Hut, erwarb es sich in den Jahren izzo und
iZZy . Diese vermehrte es im Jahre 1349 mit dem Pa¬
tronat zu Aerlinspach. Im Jahre 1352 nahm die
Aargauische Stadt Aar au das Stift Königsfelden in
ihren Schirm und Bürgerrecht auf.

Bald

K) Windisch ein Dorf , eine Viertelstunde von Königsfelden , wo eine


Fahr über die Reuß ist. Als bei der Verlegung des bischöflichen
Sitzes von Windisch nach Konstanz / oder wie einige annehmen , zuerst
nach Pfyn , Arbon oder Bischoffzcll / gegen das Ende des siebenten
IabrhundertS / die Rede von der Niedersetzung eines geistlichen O5-
fieiumS für die Gegend deS AargauS war , so wurde ausgemacht / daß
zu Windisch ein geistliches Gericht soll angeordnet werden , vor wel¬
ches die Bewohner des Aargaus , ihre geistlichen Angelegnbeiten zu
bringen hätten , und wo ihnen der Di 'choff oder sein Suffragan das
Recht sprechen n^ rde . Mithin wären die Aargauer niemals ver¬
bunden gewesen , in Sachen wo ein bischöflicher Entscheid nöthig
war , noch Konstanz zu reisen.
81
Bald daraijf,362 wurden ihm die Collaturen von
den Pfarren zn Bruqq und Waldshut (
wahrschein¬
lich von eurer zweyten Kirche allda ) überlassen . Im Jahr
1364 erhielte das Königsfeldische Stift die Judikaturrechte,
über die Dörfer , Weiler und Höfe des Eigenamts,
dessen Grenzen des Klosters Mauern berühren l) . Viele
benachbarte und entferntere Edle , als die Grafen von
Habsburg - Laufenburg , von Montfort , Wehringen , das
Kloster Einfideln , die Edeln von Vüttikon , die Effinger,
von Kienberg , von Rüdiswyl , von Seengen , die Se-
gesser von Brunegg , von Stein , von Thorberg , von Trost¬
burg , die Truchsesscn von Wildegg , von Wohlen u . s.w . waren
nicht minder bemüht : Mit zytlichem Guth, wie
sie in ihren Urkunden sich ausdrückten , die ewige Sä-
ligkeit zu erlangen; so daß das neuaufblühende
Kloster an Zehnden , Zinsen und irrdischen Befiyungen in
dem Amte Eigen , in der Grafschaft Baden , in dem Be¬
zirke des Freyen -Amts , und dem Umkreise von Waldshut,
zu einem ansehnlichen Vermögen kam . Diese wichtigen
Einkünfte verwaltete in des Stifts Namen , ein Hofmeister
oder Amtmann , dem auch die Aufsicht der liegenden
Gründe , die der Abtey als Eigenthum angehörten , auf¬
getragen ward.
Mit Wahrheit läßt sich behaupten , - aß Königsfelden
vor allen in den Helvetischen Landen aufgekommenen

1) Das vormalige Amt Eigen ist eine kleine Landschaft zunächst dem
Kloster Köniqsfelden. 2m Jahr rzrz verpfändete sie Leopold von
Oestreich dem Graf Eberhard von Ncllenbmg. 2 >n Jahr 141; be«
machtigte sich ihrer der Kanton Bern . Au derselb n gehören ausser
dem Pfarrers Windisch , das zerstörte Schloss Habsburg , das Bcch
Schmznach , und das Dorf Birr.
F
82
frommen Sliftunqen und klösterlichen Korporationen den
Vorrang mit Recht verdiene , nicht nur feines glänzenden
Ursprungs wegen , sondern mehr noch in Ansehung seiner
wichtigen und fürstlichen Einkünften , womit sein Stifter
das Haus Oestreich schon in den ersten Jahren der Anlage
dieses Klosters berühmt machen wollte
Während der zwey ersten Jahrhunderte seines Da¬
seyns , wurden in das Königsfelder - Stifte , viele Habs¬
burgische Leichen zur Bestattung gebracht ; die allda
mitten in der Kirche errichtete Familiengruft der Oestrei-
chischen Fürsten , blieb bis auf unsere Zeiten , die Ruhe¬
stätte so mancher in der damaligen Zeitperiode , entweder
im Schlachtgetümmel gefallener , oder auf dem natürlichen
Wege zur Ewigkeit hinangereiften Habsburgischen Ab-
stämmlinge . So hatte z. V . Herzog Leopold mit zahl-
reichem Rittergefolge , im Jahr - z86 , bey Sempach - as
Leben verloren . Mit ihm wurden bey srchsztg an - er
Zahl edler Ritter -Leichen , von dieser Schweizerischen Sie¬
gesstätte nach Köntgsfelden gebracht , und allda bestattet.
Noch erblickt man in dem Chor - er Kirche acht und
zwanzig gemahlte Bildnisse von diesen gefallenen Rittern
und Herren , alle in betender Stellung . Ich denke in der
Folge noch niedreres davon zu sprechen , wenn ich von der
Klosterkirche und Gebäuden eine kleine Beschreibung hier
einrücken werde.
Wenig Denkwürdiges hat sich in der Geschichte dieses
Klosters , während des Laufs des fünfzehnten Sekulums
zugetragen , und finde ausser mehreren Schirm - und Bestä-
tigungsbriefen , welche die Kaiser Sigmund , Friedrich und
noch im Jahr 1487 Kaiser Maximilian der ! , dem Stifte
ertheilt hatten , nichts Ausgezeichnetes , das hier Erwähnung
8Z
verdiente. Auswanderungen , wie es oft der Fall in an¬
dern Klöstern war, wo männliche
Religiöse weiblichen,
oder diese jenen , den Flecken räumen mußten, wenn etwa
muthwillige Verarmung , oder Pstichtvergessenheit eine
solche Abänderung nöthig machten , hatten zu Königsfel¬
de» keine statt. Wie aber das Gelübde der
Keuschheit von
den Clarissinncn zu Königsfelden mag gehalten worden seyn,
und ob diese Klosterfrauen
, der Zauberßimme sinnlicher
Neigungen stets mit der Religiosität
, Kraft und Stärke,
so wie es würdigen Verlobten desHimmels ziemte , be¬
gegnet, und widerstanden sind: oder aber, ob
die
eben nicht so hohe Zwischenmauer , die das Kloster der
mänunlicheu Religiösen von jenem der weiblichen
trennte,
auch ausser der Vatzeit vermögend gewesen
, jede geheime
Zusammenkunft der beyderseitigen Einwohner und Ein¬
wohnerinnen zu verhindern , und der Liebe Schleichwege zu
vereiteln? darüber wage ich weder Untersuchung noch
Entscheid. Wenigstens enthalten die Annalen des Klo¬
sters hier und da eine Rüge, die sich in
keinen klösterli¬
chen Zeitblättern finden sollte.
Im zweyten Jahrzehend des sechzehnten Jahrhun-
derts, als die Kirchcnverbesserung in mehrern
Kantonen
derSchwei ; mit dem besten Erfolg betrieben wurde, - rang
das aufgehende Licht der reineren
Gottesverehrung auch in
die Klosterzellen zu Königsfelden . Die damals in Druck
erschienenen Schriften eines Luthers , Zwinglins, und an¬
derer geist- und lichtvoller Männer, wurden
auch von
vielen Nonnen dieses Klosters aufgenommen
und gelesen,
so daß im Jahr i52z verschiedene
derselben den Rath zu
Bern als Schirm- und Landesberrn ersuchten , die Kloster-
gelübde aufzuheben
. Sowohl die beyden Schullheissen zu
F -r
84
Bern / die unter den Königsfelder Klosterfrauen wahrschein¬
lich Verwandte hatten , als der Barfüffer Ordensprovin-
zial und der Bischof von Konstanz , suchten sie zu bereden,
im Kloster zu bleiben , erleichterten ihnen aber den Klo-
sierzwaiig . Auf wiederholte Bitten , erfolgte von Bern ein
obrigkeitlicher Beschluß : „ Die Nonnen zu Königsfelden
„sollten freye Wahl haben ; jedoch unter der Bedingung,
„daß die Ausgetretenen , weder der Regierung , noch ih-
„ ren Anverwandten zur Last fallen mögen ."

Hierauf verließ das Kloster selbst die Aebtissin Catha-


rina Truchsessin von Waldburg . Sie begnügte sich mit
einem Kapital von 1502 Gulden , nebst einem Jahrgehalt
von isO Gulden . Hernach heyrathete sie Georg Göldli
in Zürich.

Im Jahr 1528 , wurde diese so berühmte Abtey von


dem Magistrate der löbl . Stadt Bern sekularisirt , nach¬
dem sie 224 Jahre in zunehmendem Wohlstände geblüht
hatte . Seither unterhält sie nicht nur eine große Anzahl
armer , kranker , und unglücklicher Personen , sondern
aus ihren Einkünften werden auch zwanzig Pfarrer be.
soldet . Die Verwaltung und Gerichtsbarkeit anvertraute
zu sechs Jahren um , der große Rath in Bern , einem
Hofmeister aus seiner Mitte . Bis auf die fatale Helve¬
tische Staatsumwalzung im Jahr >798 / dauerte diese schöne
und nachahmungswcrthe Einrichtung fort . Durch die
Aufstellung des revolutionären Grundsatzes : „Grund¬
zinse und Zehn den waren Feodallasten , und
müssen als solche abgeschaft werden," und
die daher in den ersten Revolutionsjahren erfolgte Nicht¬
bezahlung derselben , hat diese sonst so reiche Klosterver-
waltrmg schreckliche Verluste in ihren Einkünften erlit¬
ten m ). Und was in der Folge geschehen mag / wird die
Zeit lehren.

m ) Wenn sich im Kanton Bern während der Helvetischen Revolution


hier und da Schwierigkeit , bey der Zehndentnchtung zeigte , so
mochte es mehrcntheilS daher gekommen seyn , weil der General
Brüne , dem Schweizervolke in einer öffentlichen Proklamation ver¬
sprochen hatte . „ Alle Zehnden , Bodcnzinse und Lehnabgaben sind
„ aufgehoben oder loLkäuflich erklärt , jedoch mit dem merkwürdigen
«Bcysatz : daß kein LigenthumSrccht dadurch angegriffen oder ver-
„lezt werden soll . " Hebt hier die Anmerkung das Versprechen
nicht völlig auf ? Denn welcher rcchtskluge Mann weis nicht , daß
alle obigen Fevdaleinkünfte , selbst die des Staats als Partikular
betrachtet , nicht ausgenommen — rechtmäßig erworbenes , durch
Gesetze , hundertjährigen Besitz , und von jedem Schuldner beson¬
ders durch Annahm , Handgclübt und Unterschrift bestätigtes Eigen¬
thum sind . ES trette einer auf und schwöre bey reinem Gewissen ei¬
nen heiligen Eid , ob er beym Ankauf oder bey der Uebernahme
eines Grundstücks sich nicht auch verpflichtet habe , die darauf haf¬
tenden Schulden auf sich zu nehmen , zu bezahlen oder zu verzin¬
sen , die Lehcnabgaben zu entrichten , und deühalben daS Guth um
einen vcrhältnißmäßig mindern Preis erhalten habe . ES scheint,
daß der General Brüne in der größten Verlegenheit damals war,
als er oberwahnte Proklamation bekannt machen ließ . Denn eines-
theils wollte er die Revolutionisten , die Schreier des Volks , nicht
vor den Kopf stoßen , und ihnen doch was versprechen , andern-
thcils wollte er auch keine Ungerechtigkeit begehen , und niemand
an seinem Eigenthume verkürzen . Wer also keinen andern Grund
znr Aufhebung der Lehenabgaben anbringen kann , als diese Ver¬
heißung des Gen . Brüne , der bleibe zu Hause , den » er verfällt sich
selbst . Eben so gut hatte dieser General zufolg der revolutionären
Grundsätze versprechen können : „ Alle alten Schulden , Obligatio¬
nen und Hypotheken seyen aufgehoben ; jedoch soll kein Ei-
„genthumSrecht verletzt werden . " So gut eine jede Schuldver¬
schreibung , wenn sie nach gesetzlicher Form gemacht worden , RechtS-
gültigkeit hat , und nur durch Loskauf und Abzahlung der darin»
verschriebenen Summe kann entkräftet , und das in derselben zum
Unterpfand eingesetzte Eigenthum ledig gemacht werden , eben sowohl
sind Zehnden und Grundzinse eine Schuld , dir sich nur nach ihrem
ganzen Betrag und eigentlichem Werthe loskaufen und tilgen läßt,
wenn man nicht Arme und Kranke , Wittwe » und Waisen , Lehrer
und Schulen will zu Grunde gehen lassen.
86

Beschreibung der Klostergebaude.

Aas ganze Kloster Kömgsfelden wurde von seinen Stif¬


tern in einer Gegend angelegt und gebauet, die allgemein
als eine der schönsten und mahlerischsten des Aargaus ge¬
rühmt Wird. Und es ist bemerkenswerth , daß die Trauer¬
geschichte des Kaisermords, welcher diese Abrey ihre Ur¬
anlage und ihr Fortkommen zu verdanken hatte, gerade
in diesen blühenden Gefilden steh zutragen mußte; wo
Gott und seinem Dienste gewidmete friedliche Menschen,
im stillen und reinen Naturgenusse , alles Ungemach der
Zeit vergessend , und unbekannt mit den Mißverhältnissen
ihrer Familien, ihre Tage angenehm und harmlos hinbrin¬
gen konnten . Schwerlich wird ein Erdflecke innert Hel-
vetiens Grenzen aufgesucht und gefunden werden, der der
Lage von Kömgsfelden gleich kömmt, und eben so wie
diese, umringt von den schönsten ländlichen Anflehten und
den edelsten Erinnerungen, zum Frohmmh begeistern kann,
den so mancher Klostereinwohner in seiner einsamen Klause
im dunkeln und engen Thalgelände sich, allein vergeblich,
wünscht.
Das Kloster Königsfeldcn ist von einem sehr weitläu¬
figen Umfange. Noch jezt befinden sich in demselben ver¬
schiedene Küche- und Baumgärten. Alles umgiebt eine
sehr hohe und starke Mauer. An seinem Eingänge steht
ein hoher Thurm, der oben zugespitzt , mit einer Uhr und
Schlagwerk versehen ist; so daß das Ganze das Ansehen
einer kleinen und festen Landstadt gewinnt. Die Kirche
in diesem Stifte fällt besonders auf, wegen ihrer Größe
und ehrwürdigem Ansehen . Das Chor derselben(welches
87
in katholischen Kirchen derjenige Theil ist , der vorn
übrigen Krrchgebäude etwas aussteht , und enger ist wo
der Hauptalkar steht , wo die Geistlichen ihre Sitze ha¬
ben ) ist inwendig schön und kunstreich . An den Wanden
desselben hängen die Bildnisse des Herzogs Leopold und vie¬
ler Oestreichischer Ritter , die in der Schlacht bey Sem-
pach , im Dienste des Erzhauses gefallen sind. Sie sind
mehrentheils gut erhalten , auf ihren Knieen liegend , aber
elend gemahlt . — Rund umher in den Fenstern erblickt
man die Hauptscenen der biblischen Geschichte , und meh¬
rere mit Gothischer Schrift verfaßte , fast unlesbare In¬
schriften , mehrentheils unter den Bildern von Kirchenhei-
ligen . Gegenwärtig läßt die Kantonsregierunq des Aargaus
diese gemahlten Fenster , so gut es geschehen mag , wieder
ausbessern , da sie von fremden Kriegern , welche sich dieses
Cbors zu militairtschem Gebrauche im letzten Kriege be¬
dienten , übel beschädiget worden sind n ).
Die Kirche selbst oder das so geheissene Schiff dersel¬
ben , deren Bauart noch ziemlich nach gothischem Geschmack
ist , und die noch in ihrem Verfalle dem nagenden Zahne
der Zeit trotzt , ist nun zu einem Frucktbehällniße bestimmt,
theils zu einer Holz - und Waqenschoppen herabgesunken.
Ob noch in unsern Tagen , so wie ehemals — irgend eine
fromme Seele der benachbarten Laderbieter oder Frey-
Aemkler , von heiliger Einfalt getrieben dahin wallt , und

n) Noch bis auf die jüngst n Zeiten wurde von dem jeweiliqen Hel¬
fer zu Brugg , den Mündern des Klosters ein Go: resdicnst in die-
, sem Cbor gehalten. So ruhen auch in demselben die Leichen ver¬
schiedener Bermrischen Hofmeister
, welche während ihrer Amtsdau-nc
zu Köniqsfclöen gestorbn find. Auch die Eingeweid- des Herzogs
Heinrich von Rohann, der im Jahr r6zz allhier an seinen Wunden
Herben mußte, werben zu KönigSftlden verwahrt.
88
etwa« noch auf Erneuerung angeblicher Wunder , welche
sich aus den finstern Zeiten des Mittelalters in den Legen¬
den erhalten haben , wartet? ist mir unbekannt.
Mitten in der Kirche befindet sich ein Gewölbe , und
über demselben ein geviertes Monument oder Grabmahl,
dessen Gcfims und Gestelle von weißem , die Füllung aber
von schwarzem Marmor seyn solle.
Es ist dieses Monument y Schuh lang, 5^ Schuh
breit, und ohne Kapital und Postament 4 Schuh hock.
Der Eingang in das Gewölb , oder die eigentliche Gruft
ist gegen Abend , vor derselben findXTritte und inner chr
einer . Jeder ist io '4 Zoll hock, 1Schuh7!4 Zoll breit,
und4Schuh4^ Zoll lang. Die Gruft hat ein ungeform-
tesLoch durch welches eine Person kümmerlich durchschlüpfen
kann . Vor derselben ist obenher ein großer breiter Sand¬
stein eingelegt
. Die Gruft an sich selbst ist von Morgen
gegen Abend y Schuh >'/: Zoll lang, von Mitternacht
gegen Mittag7 Schuh« Zoll breit , und in gerader Linie
6 Schuhlo Zoll hoch, und von Mitternacht gegen Mittag
gewölbt . Der Baustoff ist durchgehends von Duftstem oder
Dugmark , der Boden aber mit Kalkpfiaster überschüttet.
In derselben befanden fichq ganze Körper und Sarge,
ein Kistlein oder Verschlag nebst einigen Brettern von
schlechtem Holze , und ganz kunstlos gearbeitet . Die Lei¬
chen lagen alle mit den Häuptern gegen Abend , mit den
Füßen gegen Morgen , und waren mehrcntheils noch ganz.
Sie find im Jahr 1770 nach St . VIafien abgeholt wor¬
den, wovon hernach das Umständliche 0). Eine lateinische

e) Diese Beschreibung der Königsfeldcr Gruft, ist aus des sel. Pfarrer
FasiS Staats- und Erdbeschreibung der Schw . Eidgenossenschaft
89
Innschrift und eine deutsche , sind innerhalb dieser Gruft
ru sehen : Sie einhalten beyde ein Verzeichne d r hier
ruhenden fürstlichen Leichen aus dem Hause Oestreich . —.
Ich will mit Uebergehung der lateinischen nur die deutsche
hier mittheilen.

Innschrift.
» In diesem Grab liegen von unserer hochqebornen
»Herrschaft von Oestreich , die edle Frauen und Herren,
»die hiernach geschrieben stand , zum ersten Frau Ellsa-
»belha , geborne von Karinen , König Alberto von Nom
» Gemahl der auf der Hofstatt vcrlohr sein Leben . Dem-
»nach Frau Agnes , Tochter , weiland Königin zu Ungarn,
»ferner auch unser gnädiger Herr Lupold , der ze Sem-
»pach verlohr , z^6. Herzog Lupoid der alt , und Frau
»Catharina ihr Tochter , Herzogin von Cusstn , Her -.og
»Heinrich , und Frau Elisabeth sein Gemahl , geborne
»von Virnburg . Herzog Friedrich , König Friedrichs
»Sohn von Rom , Frau Elisabeth , Herzogin von Lo-
»thrinqcn , Frau Gutta , Grästn von Oettingen , deren
»gedenken thuend . Ward erneuert Ho . >6oo L . H ."

Die Klosterkirche zu Köniqsfclden hat zwcn Thüren,


von welchen die größere m das Mannenkloster , die kleinere
in das Weibcrstift hinführte . Beyde Kloster sind der Kirche
längs ihrer beiden Seiten nach gebauet . Noch zeigt man
in dem letztern die Zelle der Königin Agnes , welche der ge¬
meinste Bürger eines nur kleinen Landstadtchens heutzutag

ausgezogen . Der thätige Mann hat sie zu einer Zeit versert -qet,
iro die Gruft gcöfnct worden , und er sie zu besichtigen Gelegen¬
heit hatte.
90
nicht bewohnen würde, wenn sie auch gereiniget und
ausgeputzt wäre. Ihr Geld- und Schmuckkaften , den
man da zeigt, mag eher ein Behältniß schmutziger Wäsche
gewesen seyn, so groß und schlecht gearbeitet ist er. Er
steht in dem Nebenzimmer von Agnesens -Zelle, allwo sich
auch in der Mauer eine römische Jnnschrift befindet , wel¬
cher der verstorbene Zürchertsche Chorherr Hagenbuch fol¬
gende Erklärung giebt:
l>IHnoius 1. s. Victorinus 8ono roll.
IcA XI - c p. s. 7 VLieriLNL.
^nnorum XXV lHpen6iorum . v. Ir. t k c.
Zur Auslegung derselben dient eine andere bey dem
benachbarten Pfarrhause zu Gebisdorf.
Olnuciio Vlamno i? hiloso ^ho IVlnAno oder Vlailu-
rncno) IVleciico I.cA. XX . Oauckjse c^uietne ejus Xcticus
kalronus p).
Indessen kehre ich wieder zur Beschreibung der Kloster¬
gebäude zurück . Mitten am der Kirche stehet ein ziemlich
hoher Thurm, der im Jahr 177c , von neuem mit Bley
gedeckt worden . Oben ist auf demselben statt des Knopfs,
eine vergoldete Krone angebracht . Das Frauen- oder
Weiberstift ist in ein Kornhaus sogleich nach der Kirchen-
verbefferung verwandelt worden . In dem jüngsthin zu
Lunevrllegeendigten, Fränkisch- OestreichischenKrieg , des¬
sen grausenvollerSchauplatz, die östlichen Schweizer Kan¬
tone im Jahr >799 geworden sind, ward aus ihm, ein
Feldlazareth für verwundete Soldaten gemacht.

1>) Ueber die römischen Alterthümer der umliegenden Gegend , hat


Halter zu Königsfclden
der gewesene Herr Hof chceiber von , sehr in¬
teressante Nachforschungen gemacht
, der auch eine schöne Samm¬
lung antiker Münzen besitzt.
91
Im Jahr 1746 wurde zu hinderst in dem Hof des
Mannenklosters , ein neues Fruchtbehältuiß angelegt . In
den Zellen aber wohnen nunmehr Pfründer aus der um¬
liegenden Gegend . Vormals hatte der Bernersche Hof¬
meister(Landvoqt ) , sowohl als der Hoffchreiber in dem
Klostcrumfange anständige Wohnungen . Das Wasser zu
den Brunnen in dem nachstgelegenen Bezirke, ' wie auch
in dem Teiche - es Hofes, kommt über das Virrfeld , durch
eine Wasserleitung , welche ein römisches Werk der alten
Stadt Vindoniffa zu seyn scheint.
Nicht ohne eine geheime Rührung betrachtet man die
Ueberbleibsel dieser vor Jahrhunderten weit berühmten,
jetzt über ihren Verfall traurenden Tempelburg . Noch
zeugt das Vorhandene von ihrer ehmaligen Bedeutung
und Herrlichkeit . Nun ist der Tempel verschlossen , nicht
mehr hallt des Pilgrims Fleh'n hier von geweihter Stätte
gen Himmel . Die Protestantcnlehre hat den Kirchen-
pracht vom Altgemäuer verdrängt . Ist dieser Tempel
ein Denkmal der Fürstengröße ? — So erinnert er uns
doch an andere ihm ähnliche Gotteswohnungen in un¬
serm Helvetten , die Denkmale des frommen Väterglau-
bcns stud . Mag steh in den König-felder Klosterzellen,
zuweilen Sinnlichkeit und Schlauheit , in geweihtem Or-
densgewande verschleyerl gefunden haben? So fanden
stch doch in andern Frcystätten der Unschuld — zu allen
Zeiten fromme gottgeweihte Seelen, die ohne Scheu
vor der Welt, uns hohe Beyspiele unerschrockener Dahin-
gcbung und edler Selbstbeherrschung hinterlassen haben.
Dreß waren ungefähr meine Empfindungen , welche das An¬
schauen dieses Kaiserstrsts in mir aufweckte. Damit befiel
wich aber mißmuthig der Gedanke an die zahllosen Revolu-
92
tionsschrecknisse , die auch hierin furchtbaren Symptomen
sich zeigten.
Die zahlreichen Getraidmagazine und Fruchthehält-
Nisse zu Königsfelden . — Ach wozu dienen sie jetzt ? Hinweg
smd sie für ein Mal die ansehnlichen Kornvorrälhe , wo¬
mit solche bis auf die Jahre des Helvetischen Elends,
reichlich angefüllt gewesen , und die Berns weise Regie¬
rung auf die Zeiten der Noth hin sammelte , wo Mi߬
wachs das Land drücken , und Theuerung in die Wohnun¬
gen des Kummers eindringen könnte . Wie väterlich ließ
sie da ihren wohlthätigen hilfreichen Arm jedermann
spühren ? sie , die neben vielen andern Wohlthaten , noch
zu Tausenden an Geld jährlich , durch eine Menge andrer
Unterstützungen aufopferte , ohne ihr Land , mit uner¬
schwinglichen Abgaben zu belasten . Gewiß wir - ihr
kluges , treues , und mir Sparsamkeit eingerichtetes Ver¬
waltungssystem der öffentlichen Gelder und Einkünfte,
das auf die ungerechteste Weise , als tyranisch und eigen-
nützig , verschrieen worden , von jedem Dankbaren ihrer
vormaligen Angehörigen ,
nach Verdienen belobt , und
nur von denen verleumdet werden , die selbst noch im Him¬
mel unzufrieden Revolutionen stiften würden , wenn stes
dort vermögten . Es bleibt mir also in dieser Hinsicht
Königsfelden ehrwürdig , da es unter Berns ruhmvollen
Denkmälern der öffentlichen Landeswohlfahrt , keines der
unbedeutendsten war.
Übersetzung der Herzoglich- Oestreichischen
Leichen von Köniqsfelden, nach der fürstlichen Reichs-
Abtey St . Blast auf dem Schwarzwalde,
-im Jahr 1770.

Die Ruhestätte der Kaiserlichen , und Herzoglich - Oest¬


reichischen Leichen in der Kirche zu Königsfetden , war
allzuprunklos und einfach , daß sie einem Fürstenhause,
das als Mttregent , des mächtigsten Erdtheils , eme»
Theil der Schicksale Europens lenkt , und mehrere Kö¬
nigskronen sich nach und nach zu erwerben wußte , hatte
Ehre machen können . Denn ein Monarch , vor dessen
Majestät Millionen Unterthanen sich beugen müssen , wo
sein Zepter weite und blühende Länder beherrscht , konnte
nicht wohl zugeben , daß seiner Vorfahren Gebeine in
einer Gruft ruhen sollen , die ausser seiner Beherrschung
Grenzen , von den Fittigen des mächtigen Oestreichischen
Adlers nicht mehr beschützt wird . Die Schweizerische
Unabhängigkeit , die der hochselige Joseph , zwar nicht
am allerliebsten mag gesehen haben , und die Erinne¬
rung , daß Helvetiens verbündete
Bruder , einst Glieder
an seiner eigenen
weitläufigen , und des heil . Reichs
Staatenkctte gewesen sind , und nur durch ihre eigne
innere Stärke und hohe Freyheitsliebe sich davon los¬
gerissen haben , — mögen den Wunsch : seiner Urver¬
wandten Leichenresten , in den eignen Landen,
einen ihrem Stande angemessenern Aufent¬
haltsort anzuweisen, zur Realisirung noch be¬
fördert haben . Die Abtey St . Blast auf dem Schwarz-
94
walde, gieilg den 2zsten Heumonats 1768, durch bedauer¬
lichen Zufall, mit der Kirche und allen Conventwohnun-
gen im Rauch auf; der damalige Fürst Abt Martin
Gerbert wünschte , bey der Anlage der neuen Abtey¬
kirche, welche jetzund wegen ihrer guten Bauart, sim-
peln Pracht und majestätischen Größe, unter die edelsten
geistlichen Gebäude Deutschlands gehört, für die Oest¬
reichischen Fürstenleichen zu Königsfelden und Basel, eine
Todtenkapelle anzulegen , um solche in derselben stands-
mäßig beyzusetzen , wenn Se. Majestät der Kaiser, sich
für die Verabsolgung derselben , bey den betreffenden
Kantonen Bern und Basel, verwenden würde. Dieser
für das Erzhaus schmeichelhafte Antrag dieses würdigen
Ordensmannes , wurde von demselben wohl aufgenom¬
men, und das Ansuchen des Wienerhofs um die Aus¬
lieferung dieser Körperreste , gelangte bald hernach an
dieL. Magistrate zu Bern und Basel, welchem auch von
diesen beiden Leztern , sogleich entsprochen worden.

Den 14'ten Wintermonats 1772 wurden die Leichen


zu Königsfelden erhoben , und nach der Vorderöstrei¬
chischen Waldstadt Waldshut, in der möglichsten Stille
über den Rhein gebracht, und daselbst , den von
Wien aus dazu beauftragten Comnnffarien , nemlich dem
Herrn von Nagel, kais. königl . Residenten bey der
Eidsgenossenschaft , und dem Herrn Freyherrn von
Wylenbach , kais. königl
. Kammerherrn , Vordcröstreichi-
schen Regierunqs - und Kammer -Rath, übergeben
. Von
Waldshut wurden sie mit dem feyerlichstcn Leichenge-
prange nach St . Blast geführt, und in der neuen Ab¬
teykirche, von oberwähntem Fürst Marti» daselbst , in
95
der für sie gewidmeten Gruft , unter Klang und Ge,
sang , mit Begehung eurer ihrer würdigen Todienfeyer
verwahrt.

Von Basel erhielte St . Blast die Kaiserin Anna,


Rudolfs des Ersten Gemahlin , eine gebohrne Grästn
von Hochberg und Hetgerloch , mit ihren Söhnen , Hart¬
mann und Karl.

Don Königsfelden aber die Kaiserin Elisabeth , eine


Tochter Reinhards III . Her ;ogs zu Karnthen , und
Grafen im Tyrol , des ermordeten Alberts Gemahlin.
Ferners Leopold , mit dem Beynahmen Gloriosus oder
Jllustris , Herzog von Oestreich.

Heinrich Plazidus , Herzog von Oestreich.

Gutta , Schwester erstaedachter beider Oestreichi-


schen Herzogen , und Gemahlin Graf Ludwigs von
Oertngen.

Catharina ,
eine Tochter Graf Amadeus des Fünss«
ten von Savoyen , und Gemahlin Herzogs Leopold,
mit dem Beynahmen Gloriosus.

Elisabeth von Virnenburg , Gemahlin Herzogs Hein¬


richs , mit dem Beynahmen Plazidus.

Elisabeth oder Isabella , eine Tochter des ermorde¬


ten Kaiser Alberts , und Gattin Herzog Friedrichs des IV,
von Lothringen.
96
Agnes, eine Tochter Alberts , und Gemahlin König
Andreas von Ungarn.

Leopold, mit dem Beynahmen Probus , Herzog von


Oestreich.

Friedrich , des römischen Kaiser Friedrichs jüngster


Sohn.

Viogra-
Biographische Skizzen
von

merkwürdigen Männern
aus

dein jetzigen Umfange des Aargaus.


1

8Ltmr est nie meis rebus klarere, qrirm msjorum oplnione


niti , it» vivere , ut exo kim xetius me« nodilitstis initium ck
virtullr exemxlum.
c ! c r Lo.
Johann Christoph Haus,
Suffragan des Bischofs von Basel.

Ein Fragment aus' Bndcls Wanderungen durch die Thäler des Jura.

^Zenn Männer sich durch seltene Talente in den Wis¬


senschaften / durch persönliche Verdienste und außerordent¬
liche Geisresgaben ausgezeichnet , und sich Ruhm und Ehre
erworben haben, so verdienen sie ohne Zweifel der Nach¬
welt Verehrung und Dank. Hat je einer von des Frik-
Ihals Bewohnern hierauf Ansprüche zu machen, so ist
es gewiß der verdienstvolle Johann Christoph
Haus, der in den ersten Dezennien des jüngstverfloffe-
nen achtzehnten Jahrhunderts, der Stolz und die Krone
des Bayerischen Domstifiskapitularen zu Arlesheim gewe¬
sen. Es sollen also jedem, der wahre Verdienste zu schätzen
weiß, einige biographische Nachrichten von diesem nicht
genugsam bekannten Manne hier zu lesen, nicht unange¬
nehm seyn.
Johann Christoph Haus, war der Sohn ei¬
nes armen Einwohners des Frikrhalischen Dörfchens Stein
am Rheine, nächst der Vorderöstreichischen Waldstadt
Seggmgen. Er brachte große Talente, und einen ent-
schledrnn Geschmack am Studieren mit auf die Welt.
Die äusserst dürftigen Umstände seiner Eltern vermoqken
ihn aber nichr, den Musen zu entreißen, uuder vollendcte
seinen Schulkurs fast blos mit Hülse geringer Allmoscn,
die er vor den Thüren des Mittleidcns und der Wohllha-
G s
IVS
tigkeit sich sammelte . Als er sich » ach und nach einige
Kenntnisse erworben hatte , wodurch er in Stand gestellt
worden / durch Lehrstundengeben sich seinen eingeschränk¬
ten Unterhalt selbst zu verdienen / trachtete er auch noch
Lberdieß mit diesem kümmerlichen Erwerbe die Entschädi¬
gungen für den zu genießenden Unterricht seiner eignen
Lehrer / sich zu verschaffen . Schon hatte er seine akade-
m -sche Laufbahn / mit Ruhme und einem ausgezerchnete»
Erfolg beschlossen^ und war im Begriffe sich nun dem
geistlichen Stande zu widmen / da sich der Bischof wei¬
gerte ihm die Priesterweihe oder Ordination mitzutheilen/
weil er nicht beweisen konnte / soviel im Vermögen zn
habe » / als , nach dem kirchlichen Rechte / in gewissen
Divzdsen , ein angehender Geistlicher besitzen muß / um
die ersten Lebensbedürfnisse davon zu bestreiken / bis eine
Pfrund kür ihn sich zeiget . Vor Verdruß und Verzweif¬
lung über diese seiner Armuth wegen / erhaltene Abwei¬
sung , begab sich unser Haus nach Rom unter die
pabstliche Schweizergarde , und glaubte sich jetzt auf immer
von dem Stande ausgeschlossen , dem er doch mit so rast¬
losem Eifer und Thätigkeit nachgestrebt hatte ; als ein
glückliches Ungefähr seine Wünsche plötzlich krönte . —
Einsmal dlsputirte man im theologischen Hörsaale , wo er
eben Wachestand , und wie 's denn so geht , verstuhnde
man sich je länger , je weniger — oder die Gründe des Op¬
ponenten halten nicht nur zum Schweigen
seinen Gegner
gebracht , sondern noch den prasidireuden Professor wahr-
schemNck in Verlegenheit gesetzt. Haus, der sich ihrer
Niederlage in der Seele schämte , hob mit einem Mal
und n sehr gutem Latein , die ganze Schwierigkeit , zum Er¬
staunen der Kämpfer und aller Anwesenden ; unter welche»
ror
kztern ei« Kardinal sich befände, der sich nicht wenig ver-
wunderte, aus dem Munde ernes Schweizersoidalen den Ent-
scheid zu hören, den der Professor hätte geben sollen. Bald
darauf theilte dieser Kardinal seine Entdeckung dem damah¬
ligen Pabft Jnnozenz dem XII mn , welcher unsern
Haus sogleich rufen ließ. Der heilige Vater nahm Antheil
an seinem Schicksale, erkundigte sich nach seinem Wandel,
uahm ihm das Wehrgehänge und die Helleparte ab , und
stellte ihn dem Collegio der Propaganda vor. Nach Jah¬
resfrist wurde er examinirt, zum Doktor der Theologie
befördert, und in die Liste der Proionolarien eingeschrie¬
ben. Ein Kanonikat an der Domkirche zu Basel wurde
im Jahr 1695 erledigt, und Seine Heiligkeit ertheilten
es ihm aus eigener Bewegung, ohne daß er darum nach¬
suchte. Als Haus zu Arlesheim war , blieben seine vor¬
züglichen Talente dem damaligen Fürst Bischof Wilhelm
Jakob Rink von Baldenstein, nicht lange verbor¬
gen, er machte ihn zu seinem Generalvikar und Suffra-
ganten , und wirkte ihm den Titel eines Bischofs zu Chry-
sopvlis in partibus Infidelium aus. Inder Folge ernannte
ihn der Römische Hof , an den er mehr als einmal in
den geistlichen Angelegenheiten der Diozös abgeschickt wor¬
den, zum Domdechavt. Aber der edle Haus, der
wußte daß diese Erhebung vorn Stiftskapitel abhreng, war
Weit entfernt, diese gesetzwidrige Begünstigung zu benutzen,
und entsagte freywillig dieser Würde. Er wurde bald darauf
durch die Stelle eines Domkustvs und späterhin eines Dom-
kancors, dafür entschädigt. Gegen das Ende seines Lebens,
resignirle er sein Kanonikat und alle ihm übertragenen
Aemter, zum Besten seines jünger» Bruders , den er eben-
faus dem geistlichen Stande gewirdmet halte , Johann
' Baptist « Haus , und der in der Folge auch Weih-
Bischof des Bistums Basel, mit der Beywürde eines Bi¬
schofs zu Messala , geworden . Haus starb im Jahr 1725,
im 7z Lebensjahr , und war mehr seiner Gelehrsamkeit
und seiner Tugenden , als seiner Würden wegen geachtet
und berühmt . Alle die ihn gekannt hatten, beklagten
seinen Verlust , und zollten ihm ihre Verehrung . Man
liest zu Arlesheim seine Grabschrift , die alle merkwürdi¬
gern Umstände seines Lebens enthält . Aber vielleicht ge¬
reicht sie nicht so sehr zu seinem Lobe, als die edle Frey-
müthigkeit , mit welcher er selbst von seiner niedrigen
Herkunft, der Armuth seiner Eltern, und den Allmosen
zu sprechen pflegte , von denen er seine ersten Schulstudtcn
bestritten hatte. Er hob sorgfältig einen irrdenen Napf
auf, mit dem er, als er noch auf der Schule war, von
Hause zu Hause gieng , und die Brocken einsammelte , die man
nicht mogte . Wenn er Gäste hatte, wurde dieser köstliche
Napf, jedesmal beym Nachtisch auf die Tafel gebracht;
er erzählte dann auf eine naive Weise, wozu er ihn vor-
diesem gebraucht habe, füllte ihn mit Wein, trank die Ge¬
sundheit der Gäste, und ließ ihn im Cirkel herumgehen.
Nichts karakteristrt besser einen erhabenen starken Geist,
einen Geist, dem nichts von der kindischen Eitelkeit an¬
klebt, dle so viele Personen, welche sich durch besondere
Kenntnisse aus dem Staube erhoben haben, nicht selten
zu schänden pflegt— und der überzeugt ist, daß nicht das
Obngefähr der Geburt, sondern nur die Tugend den wahren
Werth des Menschen bestimme , als solche Züge. Haus hat
daher mit seiner Denkart , mit seinerHumanrtät gegen andere,
und mit seiner beständigen Rückcrinnerung an seinen klei¬
nen Ursprung , allen Jenen, eine auffallende Lehre gegeben,
die sich ihrer niedrigen Herkunft schämen , wenn Zeit , Glück
und Umstände ihren Aufschwung zu einem gewissen Grase
von Bedeutenheit begünstiget haben . Merkwürdig bleibt
es auch immer , - aßzu dergleichen Zeit , wo Haus sich
durch Wissenschaften , Talente und einen rastlosen Fleiss,
den Weg zu den Baslerischen Domstiftischen Würden ge¬
bahnt hatte , mit seinem oberwähnten Bruder , noch
ein Dritter von gleicher Familie , Namens Laurenz
Anton, Kapitularstellen zu Arlesheim bekleideten.

Michael Müller von Aesch,


ein Landmann , wie man sie selten in der Schweiz findet.

An die edeln Männer , die wahrend der Periode des


achtzehnten Jahrhunderts in Aargaus segenreichen Gefil¬
den , ungekannt und unbelobt von - er großen Welt , hier
und da , Gutes würkten , die den viel reinern Genuß des
innern Bewußtseyns , ihrem Lebensberuf und Christen¬
pflichten , bis auf die letzte Stunde getreu gewesen zu
seyn , jedem Streben nach öffentlicher Achtung und einem
oft zweydeutigcn Beyfalls ihrer Zeitgenossen weit vorgezo¬
gen hatten , verdient ein Landmann , Namens Michael
Müller von Aesch, aus den vormaligen obern Freyen-
Aemtern , angereyht zu werden , bey welchem der Ruf
eines weißen Oekonomen , mit dem wahrhaften Lobe eines
wohlthätigen und redlichen Versorgers seiner Familie , und
milden Trösters der leidenden Armuth m edelm Wetteifer
Schande » ; der es also werth ist , - aß hierdurch Ein-
IO4
rückung einiger biographischen Nachrichten von ihm, sein
Andenken der Vergessenheit entrissen werde.
Michael Müller, ward geboren zu Aesch , einem
Pfarrdorfdes Obern Freyen -Amts, in dem HitzkircherAmts«
kreis, im 1 .1708. Ein sehr mässtgeSErbe , das ihm kaum
1800 Gulden auswarf, genügte seiner Thätigkeit , den
Grund zu selbst eigner und Anderer Glückseligkeit zu legen.
Beym Hinscheid seiner Eltern, sahe er stchalsHaupt von
acht Geschwtsterten , die meist unversorgt waren . Er
vertrat Vaterstelle an ihnen, selbst mit Zusetzung des Set«
rrigem Vier Schwestern und ein Bruder verheyralheten
sich
, zwey andere wählten den Mönchsstand , der eine von
ihnen als gemeiner Bruder, in dem fürstlichen Gotteshause
Mury, der andere als Kapitular in U. L. Frauenstift zu
Einstdeln , wo er den Klosternamen Marianus annahm;
unler welchem er auch im Jahr ,77z, zum Fürst und
Abt dieses löbl. Gottshauses erwählt wurde, und im Jahr
1780, mildem bey katholischen und protestantischenEidge«
nassen sich erworbenen Nachruhm , eines wissenschaftlichen
und achtungswürdigen Ordensvorstehers — nnt Tod ab«
gegangen ist.
Unser Müller wiedmete sich dem Kornhandel , und
Gott segnete ihn dabey. Seine dieses Gewerbs halben
gemachten vielen Reisen , brachten ihn verschiedenem«! in
die augenscheinlichste Lebensgefahr, aus welchen ihn nur,
Gottes bewahrende Vorsicht allein, rettete.
An RosinaHörnlin, fand er eine fromme un¬
treue Gattin, die ihn wahrend ihres vicljährigen 'Ehe¬
standes, mit neun Kindern ersreuete, von welchen nur noch
eine Tochter , Namens Maria Franziska geb. 1739, seit
r?S7 als Klosterfrau im Fahr bey Leben ist; eine zweite
IQf
ßarv m gleicher Qualität im Frauenkloster zu Bremgarten,
welchem letztem er sich in der Folge als Wohlthäter be¬
wiesen hatte ; die übrigen Kinder raffte der Tod , theils
in ihrer Jugendblüthe , theils in der Mehrjährigkeit , vor
ihm in die Gruft hin . Besonders nahe gierige dem zärtli¬
chen Vater , die jhn schmerzlich verwundende Todesbvtt-
schaft von dem fatalen Ende seines einzigen Sohns , der,
so wie er der Stammhalter des Geschlechts und die einige
Hofruing feines Hauses , also auch die Krone seines väter¬
lichen Herzens war , und unglücklicher Weise bey Alt-
Brisach im Rhein ertrunken ist. Christlich ertrug unser
Müller diesen Trauerfall , küssend die Hand , die ihn ge¬
schlagen hatte , und dieser Verlust ward ihm in der Folgezeit
ein Sporn zur ausgedehntesten Wohlthätigkeit . Bereits wohl
begütert , ganz erblos , hörte er jetzt nicht auf durch Anwen¬
dung fernem Fleißes und Thätigkeit , seine schon ansehn¬
lichen Glücksumstände noch mehr zu erhöhen . Gott hat
freylich meine natürlichen Leibeserben zu sich , frühe schon
in die ew ' ge Vollkommenheit abgeruffen , oder sie sind ihm
im Klosterstand verbunden worden — sie sind daher wohl
aufgehoben . Aber soll ich darum jetzt weniger thätig
seyn ? sprach Müller, giebt es Loch der Gelegenhei-
heiten zum Wohlthun so viele . Fleißig suchte er daher
die im Dunkeln weinende Armuth auf , um seinen Lie¬
bessinn an ihr , durch sprechende Thatbeweise zu er¬
füllen , und wo er Menschen fand , die seiner Unterstützung
würdig waren , da bemühte er sich rastlos , zu helfen.
In dem Umfange seiner zahlreichen Verwandtschaft gab es
Mehrere die seiner Hülfe bedurften . Seine Schwester
und Bruderskinder und andere durch Dlutsfreundschafc ihm
verbundene , die meist ohne Erziehung waren , stellten sich
IO§
Ihm als Gegenstände seiner Fürsorge und seiner Menschen,
liebe zuerst dar , die er auch auf seme Kosten erziehen
ließe . Von den ersten Jugendjahren an brs zu ihrer
Standesänderunq , trug er nicht nur alle Sorge , sondern
auch alle Unkosten eines Vaters für die meisten unter ihnen.
Durch Geldvorschüsse , durch Abtragung ihrer Schulden,
Lurch Beysteuern und andere Hilfsmittel , setzte er die Eltern
derselben noch überdirß in den Stand , auch den übrigen eine
bessere Erziehung geben zu können . Sein gutes wohlthä¬
tiges Herz erstreckte sich auf gleiche Weise auch auf die An¬
verwandten seiner Frauen . Nebst ansehnlichen Beyträgen
gab er ihnen nach dem Hintritt seiner geliebten Gattin,
alle die ihm von Derselben zugebrachten Mittel und Gü¬
ter , selbst jenes noch , das ihm nach den Satzungen und
Rechten - es Freyen -Amts , als eigenthümlich davon zuge¬
hört hätte , lange vor seinem Tode , ungeschmälert heraus.
Gute Köpfe und talentvolle Jünglinge die er glaubte , daß
ste einst ihren Mitbürgern nützen könnten , zog er aus dem
Staube hervor , liesse sie studieren , vertrat Vaterstelle , steuerte
-e aus , und half ihnen ohne einigen Beytrag ihrer Eltern zu
dem Beruf den sie wählten . Jhme verdankt Hitzkirch an
Herrn Hörnlin , einen achtungswürdigen Geistlichen , der
als Kaplan an dasigem Ritterhause steht . Ein P . Aemi -'
lian Koch ist Kapuziner , und ein P . Gregor Koch Con-
ventual zu Mnry , welche beyde in unserm Müller,
den Urheber ihrer guten Umstände verehren . Zwo Töch¬
tern und fünf andere Mädchen , steuerte er in Klöster aus,
andern , die jetzt im Ehstande leben , ließ er eine angemes¬
sene Erziehung geben , und beschenkte sie mit einer ansehn¬
lichen Morgengabe . Selbst mißlungene Plane hinderten
fernen Euer gutes zu thun , nicht . Schwarzer Undank,
IO7
Mißkennung seiner bestgemeinten Absichten , konnten ihn
wohl betrüben , aber nie zur Rache ihn entflammen . Selbst
gegen erklärte , ihm wohl bewußte Feinde , Handelteer
nach des himmlischen Lehrers Vorbild , großmüthig und
christlich . Auch gegen diese wohlthätig zu seyn , machte
seinem Herzen Freude , und zeigte in ihm den ächten Jün-
ger Jesu Christi.
So wie er lebte , so starb er auch . Sein Christensinn,
und seine demmhsvolle Hingabe in den höher » Willen
seines Schöpfers , mögen ein eben so großer Beweis für die
Wahrheit seyn : „ daß nur auf ein Gott geweihtes Leben , ein
sel' gcr Tod folgen könne , als sie ein glorreicher Triumph
der Glückseligkeit eines guten Glanbens sind . " Der i4te
Februar 1786 war sein Sterbetag , an welchem er ein
Alter von 70 Jahren erreicht hktte.
Sein großes und schönes Vermögen , beglückte nun noch
fünfzehn seiner Schwester und Vruderskinder . Nur ein
Theil davon kam an fromme Vermächtnisse und Allmosen
zum Behuf der armen Mitgenossen seiner Gemeinde , wor¬
unter sich ein kleines Kapital auszeichnet , aus dessen jähr¬
lichem Zins ein armes Bürgerskind , jederzeit ein Hand¬
werk erlernen soll . Mittelst dieser Verordnung kann jetzt
alle z oder 4 Jahre , ein Kind dem Strassenbettel und dem
Müsstggange entzogen , und zu einem brauchbaren Bürger
gebildet werden . Wer wird also mcht das Andenken eines
Mannes segnen , der noch im Tode , seiner Gemeinde zum
Segen wirkt , und der die große Wahrheit mit eigenem
Beyspiele gelehrt hat : daß man Christ , Mensch,
Freund und Bürger zugleich seyn , und seinen Mit-
brüdern zum Segen werden könne.
Johannes Wullschleger von Strengelbach,
ein patriarchalischer Landbauer und Gastwirth.

Strengelbach/ eine ansehnliche Gemeinde in dem


vormaligen Bernerischen Amte Aarburg, liegt in dem Um¬
fange der Pfarre Zostngen / und ist der Umerschullehrer
von Zostngen gehalten / in dem von ihr -7z8 umgebau¬
ten Schulbause an den Sonntagen eine öffentliche christ¬
liche Unterrtchtsfunktion daselbst zu versehen.
In dieser Gemeinde lebte bis über die Mitte des neun¬
ten Jahrzehends im verflossenen Jahrhundert( i786) ein
edler Sandmann / als Dorfvorgesetzter und Gastwirth,
Namens:' Johannes Wi^lschleger . Aufrichtigkeit und un-
bestechbare Redlichkeit / die anerkannten Nationalcugenden
eines Schweizers , besaß dieser von jedermann geschätzte
Greis im vorzüglichen Grade. Da er ein geschworner
Feind aller Ungerechtigkeit war/ wagte er oft, bald einen
fteymüchigen Tadel/ bald, je nach Beschaffenheit der Um¬
stände/ sogar öffentliche Angriffe derjenigen , die fich die
Ausübung derselben erlauben wollten, und wie glücklich
er zuweilen gewesen , Unterdrückten zu helfen, und Mi߬
brauche unter seinen Mitbürgern abzuschaffen , davon
zeugt noch sein gesegnetes Andenken in den Herzen der
letztem. Er verdient daher so gut oder noch besser ein
Denkmal, als mancher Große, mancher Held, manches
Genie. Seinem Leichenbegängniß , welches am zo. Sept.
1786 statt hatte, wohnte ein Heer von Menschen bey,
die alle aus seinen Lenden entsprossen waren, und bey
welchen nicht die schwarze Trauerkleidung , sondern die
1I9
auf ihren Angesichtes lesbare tiefe Rührung ihrer Seele,
und die thränenden Auge » , den Verlust bezeichneten , der
ihnen durch den Hinscheid dieses Geliebten zugewach¬
sen ist.
Wirklich war unser Wullsckileger in jeder Absicht ein
vortreflicher Mann . Ziemlich frühe hatte er sich mit
Anna Braun von Oftrigen qeheyrathet . Mit dieser ihme
würdigen Gattin lebte er neun und fünfzig Jahre in der
glücklichsten Ehe . Obgleich die beyden Ehegenossen einan¬
der wenig zugebracht hatten , so erwarben sie doch durch
unqeheuchelte Frömmigkeit , durch Fleiß , Ordnung und
Sparsamkeit , unvermerkt ein ansehnliches Vermögen . Zu
drey verschiedenen Malen , gab der Vater seinen Tochter¬
männern von seinem erworbenen Gut etwas heraus , ei¬
nem derselben trat er sein Wirthshaus ab , und lebte dann
für sich im Ruhestand . So ein guter Vater er war , so
war er auch Bürger . Als Dorfvorqeseyter ( er war Se-
kelmeister der Gemeinde gewesen ) und als Gastwirth , war
er ein in unsern Tagen seltenes Muster . Nicht die geringsten
in diesen Zeiten sonst gewöhnlichen Künsteleyen oder Ne-
bengriffe erlaubte er sich. Streng in seinen Sitten , und
redlich gegen jedermann , federte er die gle cken Eigen¬
schaften , von denjenigen , die Anspruch auf seine indivi¬
duelle Achtung machen wollten . Als Gastwirch duldete er
in seiner Herberge keinen Unfug , und wies jedem die
Thüre , der sich berauschen oder Gezänke beginnen wollte.
In solchem Fall hatte er dem Edelmann das gleiche Com-
Vlemcnt gemacht , wie dem niedrigsten Bauern . In der
Gegend umher , galt er für das , was in seiner Gegend,
Hirzels ländlicher Sokratcs gewesen . Ohne gelehrte Theo¬
rie , hatte er durch vierjährige Erfahrung die besten Maas-
regeln gelernt / jeden Augenblick / jede kleinste Fähigkeit
für sich und für andere nutzbar zu machen . Bey so wohl¬
thätigem und gemeinnützigem Daseyn war es kern Wun¬
der/ ihn urinier heiter und von fröhlicher Laune zu sehn.
Schnell aber umwölkte sich seine Stirne/ wann etwan etn
Laste mit unanständigen Zoten sich nahte. Bis gegen
die letzte Zeit seines rühmlichen Lebens / kam er stete und
fleißig zur Kirche nach Zofingen . Nachher wollten ihn
seine Füsse nicht länger tragen/ und fahren wollte er
nicht. Immer blieb er bey vollkommenem Verstände , nur
einzelne Augenblicke ausgenommen / wo sein Geist abwe¬
send war. In dem letzten seiner Lebensjahre wurde sein
Gesicht schwach ; gleichwohl gieng er aller Orten um das
Haus herum/ ohne Führer; blos 4 Wochen vor seinem
Tode, mußte er sich eines Stabes bedienen . Den
Lösten Herbstmonats Abends um 8 Uhr wollte er sich
eben entkleiden, als er sein ruhmvolles Leben im yiften
Lebensjahre durch einen unvermutheten Tod endigte.
Unser Wullschleger war, wie wir oben sagten , kein
Großer dieser Erde; allein war er nicht noch mehr , als
? Besaß er nicht in vorzüglichem
mancher von diesen
Grade, die , die
nützlichste seltenste Kunst, die Kunst eines
glücklichen und wohlthätigen Lebens? So wie das Ohn-
gefäbr der Geburt, hier und da, einen, zum Beherrscher
seiner Brüder läßt geboren werden; so war Wullschleger
von Natur, und durch Gottes Gnade Herr und Regent
eines geseegneten Völkchens , das er selbst aus seinen
Lenden gezogen . Kein Held und Eroberer , der Schaaren
von Menschen hinwürgt , war er; aber dagegen Vater
, zum Dienste des Vaterlan¬
eines zahlreichen Geschlechtes
des. Mögen seine Nachkommen Seiner niemals ver-
gessen! Niemals sich von - en Pfaden dieses
biedern Alt-
schweizers entfernen!
Wullschlegers Beyspiel erinnert alle lebhaft an die
Wahrheit , » daß die häusliche Glückseligkeit, die
höchße
Glückseligkeit seye", und daß ein Scaat erst dann
gesegnet
sevn wird , wenn in demselben jede
Familie gesegnet ist,
wie Wullschlegers Familie.

Johann Jakob von Mayenfisch,


ehemaliger französischer Marechal de Camp, und
gewesener
helvetischer Oberrichter.

Aaiscrsiuhl, ein vormals Bischöflich- Consianzisches,


jetzt Aargauisches Städtchen am Rhein , zwischen Eglisau
und Zurzach , nährt in seinen Mauern , ein
Geschlecht,
das durch verschiedene gelehrte Geistliche, und
wackre Ma¬
gistraten, die stch durch eigne Verdienste zu einer
glänzende»
Höhe empor geschwungen hatten , rühmlich
bekannt ist.
Mayenslsch nennt sich diese in mehrere Linien abgetheilte
zahlreiche Familie, aus welcher
IohannIakob im I.
I ?r6 den 8ten Oktober geboren worden.
Da , wie es
scheint, unser Jüngling frühe vaterlos wurde , so
nahm
seine Mutter Helena von Buol , eine
Anverwandtin der
Freyherren von Duo!, und Schanenstein, die in
Graubünd-
ten und Deutschland hohe Würden »m geistlichen
und welt¬
lichen Stande bekleiden, sich seiner
wahrhaft mütterlich
an ; die ihn erst für den Dienst der Kirche zu
bestimmen
schien, und deswegen in der Schule des Jesuiter -
Ordens,
IIL
der sich von jeher durch die Erziehung der Jugend und
andere gemeinnützige Beschäftigungen , als eine nützliche
Gesellschaft legttimiren konnte , unterbrachte , in welcher
er bey sechs Jahren mit Eifer und Thätigkeit den Wissen¬
schaften oblag . Kaum war aber der Jüngling dem Lyzeo
der Jesuiten entronnen , so gab er bald Merkmale von
sich , daß der geistliche Stand der eigentliche Beruf nicht
seye , zu welchem er Heizung trage , und dem er also nicht
treu bleiben werde . Der Militärgeist belebte ihn ganz,
und er glaubte mehr Talente zu besitzen , das kriegerische
Ecliwerdt tapfer führen zu können , als aber die Heerde
Christus zu weyden . Er trat daher im Jahr 1744 in
königlich , französische Dienste , unter das Schweizer «Regi¬
ment Vigier , wo erden isten September , als Unterlieu¬
tenant bey der Kompagnie Colonelle , angestellt worden;
er wohnte in dieser Eigenschaft den Feldzügen in Italien
von 1744 bis 1748 bey . Der damals ausgebrochene von
Oestreich und Frankreich mit gegenseitiger Erbitterung
geführte Krieg der sich erst im 1 . 1748 mit dem Aachemer
Friedensvertrag endigte , eröffnete ihm ein weites Feld,
seiner Tapferkeit Denkmale zu stiften . Die Belagerunz
von Genua 1747 / bey welcher er sich rühmlich hervorthat,
und Majors L ienste versehen hatte , erwarb ihm großes
Lob , und den Beyfall seiner Obern . Den Men August
1740 ward er Aidemajor , Oberlieutenant im 1 . 1752;
Hauptmanns - Commission bekam er den isten April ! 1759;
und wirklicher Major wurde er im I . >762 . In dem
berühmten siebenjährigen Kriege leistete er als Atdemajor
place in den Winterguartrren , zu Marburg , Hanau,
Götkingen und Mühlhausen in Thüringen , wesentliche
Dienste , dadurch vermehrte er sich noch die Achtung und
HZ
das Zutrauen, das er bereits schon durch seinen Heroism
und seine Waffenrhaten gewonnen hatte. In der Aktion
bey Cvrbach den zosten Iuly >760, föchte er mit
einer
beynahe beyspiellosen Tapferkeit
, indem er selbst kämpfend
Tod und Verderben unter die feindlichen Cohorten brachte.
Für diesen seinen Muth und Kriegserfahrenheit erhielt er
als Belohnung den St . Ludwigsorden , den ihm der fran«
tösiche Marschall von Brogl.o den 2zsten November
im
Lager zu Lasset selbst umhängte , da er bey öffentlicher
Tafel sagte: „ Er wolle heute einen Schweizer
Offizier zu in Chevalier de St . Louis machen,
der ein Offizier von großen Verdiensten sey,
und daß er diesen Auftrag , denselben zum
Ritter zu machen , mit wahrhaft großer
Freude verrichten werde . " So schmeichelhaft und
ehrenvoll diese Aeusserung des großen Vroglio und seine
Erhebung zum St . Ludwigs Ordensritter für unsern
Mayenfisch war, so mochte sie jedoch nicht so viel auf ibn
wirken, als der Ruf von seinen Großthaten der weit und
breit von einer Fränkischen Phalanqe zur andern erscholl,
Und in Helvetiens Gebürgcn widerthönte . Wayenfisch
dieser tapfere, seiner Vater nicht unwürdiger Schweizer,
erhielte im 1 .1766 die Kommission als Oberstlieutenant,
und zwey Jahre nachher eine Pension von looo Liv. auf
den Sr . Ludwigsoi 'den. Im I . 1782 ward er Brigadier;
imI . ,7^4 Ferdmarschall , und bekam den 4ten Funy noch
eine Anweisung von , oooLivres am den köuigl . Schatz.
Auch sei» Vaterland wollte ihm Beweise seiner besondern
Hochschäyung geben, und des Herrn Abts von St . Gallen
Fürstl. Gnaden beehrte ihn mit einem Diplom, worinn er
unsern Mayenfisch zu einem adelichen Gotteshausmann er¬
klärte, und zwar mir allen den Rechten und Freyheiten,
welche alle und jede Stiftsantgallische Unterthanen , die im
Lande selbst gebohren und ansässig sind , zu genießen haben.
H
114
Von jetzt an bis Anfangs des Jahres 1798, wo die
schweizerische Staatsumwälzung erfolgte, machte er in sei¬
nem öffentlichen Dienste eine Pause , und wiedmete sich in¬
nert dieser Rüstzeit mehr dem freundschaftlichen und häus¬
lichen Cirkel, als aber den militairtschen Geschäften. Wie
nun das Revolutionsfeuer mit dem Beginne des erster¬
wähnten i7y8ger Jahres auch die sonst glücklichen Stämme
Helvetiens ergriffen hatte , und Las Modesystem der un¬
brauchbaren republikanischen Einheit, der Eidgenossenschaft
Freystände zu einem untheilbaren Staate umschuf, so
wurde unser General Mayenfisch von der Wahlversamm¬
lung des neuhelvrtistrten Badner Kantons , als ein
Mann von großer Klugheit , Kenntnissen und unbestechli¬
cher Redlichkeit, zum Mitglied des Obersten Gerichtshofs
der Helv. Republik ernannt — bey welcher hohen Stelle
er auch als ein wohldenkender und gerechtigkeitliebender
Richter , der allgemein geschätzt und von niemand der
Partheylichkeit beschuldigt wurde , bis an seinen mit dem
Anfange dieses Jahres i8oz erfolgten tödtlichcn Hinscheid
gestanden ist.
Nun lebt dieser tapfere, dieser redliche, dieser gerechte
und tugendhafte Schweizer in höher» und reinern Sphä¬
ren — er lebt unter den Helden der eidgenössischen Vor«
Welt, im Tempel der Unsterblichkeit . Du aber Sohn
des Vaterlandes , wenn du dich freuest der Thaten deiner
Väter , so vergiß nicht zu ehren das Andenken Mayen-
fischs, dessen erhabnen Verdiensten um den Milicair stand
und die Justitzpflege du den schuldigen Tribut der Ach¬
tung und Verehrung zu zollen nicht wohl wirst unterlas¬
sen können!
Zugabe einiger Gedichte.

i.
An die Stadt A . . . ?
Auf einem Landgute vor ihren Thoren.
Sonnett.
^olde Stadt ! wer sollte dich beneiden
Um das Glück, das dein Geräusch gewährt?
Hier ist uns was reiicnders beschehrt,
Die Natur entzückt durch stille Freuden.
Du beherbergst oft nur Schmerz und Leiden,
Wenn man hier des Frohsinns Flöte hört,
Wo uns Fink und GraSmück ungestört
Freude singen auch von Thränen - Weiden.
Zwischen Häuser über Kieselstein,
Nicht auf KieS führst du durch Weinblattlaube » —>
Wohl behängt mit Gold und Purpurtraubcn.
Dennoch kann man froh und glücklich scvn,
Auch bei dir , o Stadt ! ich will eS glaube»,
Ohne Linden und Akazienhain.

An die Freude.
Kantate.
Chor.
Freude ! rein wie AetherS Helle,
Du der Tugend schönster Quelle!
Nur auf deine » AdlersHtvinge«
Läßt - er Himmel sich erringen.
Ein Jüngling.
Nur Du kannst Märchentugend haben;
Ein Mädchen.
Dem Jüngling Muth und Thatkraft geben?
Beide.
Du machst den Sterblichen zum Gott!
Der Jüngling.
Du schwingst den Kreis.
Beide.
Zu Gottes Thron.
Cbor.
Du , Regentinn froher Triebe,
Bist ein Born der Menschenliebe.
Duett.
Wer nie des Frohsinns Quelle trübt,
Die Gottheit in den Brudern liebt,
Die Tugend wie die Gottheit ehrt,
Der ist , o Freude , deiner werth!
Chor.
Freude , rein wie Aethcrs Helle!
Du , der Tugend schönste Quelle!
Nur aus Deinen Adlerschwingcn
Läßt der Himmel sich erringen.

III.
Der Schriftgelehrte und - er Christ.
Gottesbücher durchforscht der Theologe mit Scharfsinn.
Und der redliche Christ handelt und wandelt darnach.
IV.
Das schönste Loos.
Nach dem Französischen.
Kannst Du ein schöneres LooS —
Mehr zu beneiden — erstehen?
Als Dich im Vaterlands SchooS
Schätzbar und nützlich zu sehen?

V.
Zufriedenheit ein Geschenke der Tugend.
Wer dieser Erde Schätze,
DeS Glücke» Ucbcrstuß
Besitzt , und dle Gesetze
Der Tugend beim Genuß
Erlaubter Fröhlichkeit
M >t Gleichmut » überschreitet
Den foltert und begleitet
StctS Unzufriedenheit.

Wer seine Bruder necket,


Nie Fehlenden verzeiht,
Daö Böse nur bezwecket
Mit reger Thätigkeit;
Der wird — wenn er sich gleich
Zu brüsten weiß — verachtet,
Als ein Tartüs betrachtet;
Und wär ' er CrösuS reich.

Doch — wer der Tugend Bahn


Mtl festem Schritt durchwanden,
Nach immer gleichem Plan
3 » Glück und Unglück handelt,
Gott und der Pflicht sich weiht;
Dem wird — wenn andre büßen
Bey ruhigem Gewissen
Frohsinn , Zufriedenheit.
VI.
An die Tugend.
Bey einem Jugendfeste,
Wer Deine Reize kennet,
Beglückerinn der Welt!
Gern Deinen Namen nennet?
Der Wicht Gebote hält;
Der reiche seine Hand!
Wrr wollen unsre Jugend!
Dir opfern , holde Tugend!
Dir , Gott , dem Vaterland!
Verlaß uns nie , und werde
Ganz unser Eigenthum!
Du wandelst unsre Erde
In ein Elysium.
Wenn wir an Deiner Hand
DcS Wissens Ziel erstreben,
Für Bruder einst zu leben;
Dann Glück dem Vaterland!

VII.
An die Jugend.
Im Frühling.
Du siehst den Baum in seiner Blüthe,
O Jugend! siehst der Wiese Grün.
Hör ihren Ruf an Dein Gemüthe,
Benutze Deiner Kindheit Blühn!
Du kannst — wie sie zu Früchten reifen
Und lohnen ihrer Pflanzen Fleiß —
Einst schöner Thaten Früchte häufen,
In Deiner Brüder großem Kreis.
Du wandelst auf der Bahn des Leben-
Noch knmmerloS in Sicherheit.
Kein Tag verfließe dir vergebens
Im Lenze froher Kindlichkeit!
Denn in der Tugend Feyerkleide,
Durch Fleiß und Emsigkeit allein
Kannst Du der Eltern schönst« Freude,
Des Vaterlandes Hofnuug seyn.
^ Il9
Nun blühe , wie der Wanten Heere
Auf Gottes ausgeschmückter Flur!
Nicht nur der Mund , Dein Werk verehre
Den großen Vater der Natur!
Was man Dich lehrt , das lerne üben,
Der Menschheit nützlich einst zu seyn!
Und Du wirst stets das Gute lieben,
Dich Deiner Iugendtage freu « !

VIII.
An einen Freund der sich der RechtsgelahrtheiL
wiedmet.
Wenn Du der Menschheit Dich opferst , o Freu «- , an
Themis Altären,
So durchglühe Dein Herz inniges Wahrheitsgefühl!
Und Du findest — der Menschheit vcräusserte Rechte
Hebend — in herzlichem Dank zahlloser Wesen Dem Glück!

ix.
An einen jungen Theologen»
Kein Ergrübeln der Zukunft , die uns der Schöpfer ver¬
hüllte ,
Kein sophistischer Streit über der Derle Wohnsitz;
Nicht das Durchwühlen der Wörter halb vermoderter
Sprachen;
Keine Philosophie , wie sie der Skeptiker lehrt!
Nur in dem Kreise der Brüder immer thätiges Wirken '
Schaft uns hier schon, und dort, Freund , das süßest«
Glück!
M . v. B.

X.
Der Spaziergang im Oktober.
In die Fluchen des Meeres versenkte den feurigen Wagen
Phöbus der stralende schon, Purpur entströmte der Bahn.
Ich entrann dem Städtcqcwühl durch die lärmenden Thore,
Rettend auf ländlicher Trist , ängstlich das fühlende Her ; .
120
, so finstre Mauern und Wälle
Warum tbürmet , ibr Menschen und mühsam euch aüf?
Um den wrrtblrchc » Hccrd kostbar
das Licht des glänzenden
Wvllr ihr entziehen dem Auge Himmels -,
Genuß euch verbau ' « ?
Und der erquickenden Luft freyen
« Zäunen umschirmet,
Mir gefällt die Hütte von grünende die prangende Flur,
auf
Mit dem fröhlichen Blick fern von, Getümmel der
, der weit
Und des Weisen Entschluß Thoren,
ein Tuskulum sich.
Hier am dämmernden Wald wählet

das frohe Geläute der Heerden


Alst dacht ' ich , mir tönte Au
Brüllender Rinder der , werdend den duftenden Klee.
Strom des herrlichen Rheines,
Feycrlich rauschte vorbey der jezr der Vollmond empor.
Hinter dem blauen Gelurg steigt
Gefilde der Schöpfung!
O Natur , wie reizend im freyen
Herbste , reizend in jedem Gewand!
Reizend im Kleide deö
süßesten Freuden des Lebens,
Warum suchet der Mensch die
Natur , wo sie der Gott ihm
Nicht im Schovö der gewährt?
Schatten der Ehre,
Warum jaget er nach dem filehenLcn Schätze sich auf?
ertele
Häuft mit wuchernder Hand der wildesten Lüste,
Warum wälzet er sich im Taumel rhn zum Himmel erhebt?
Niederdrückend den Geist , der
der Wekmuth mir innigst die
Hier durchdrängen Gefühle Seele,
Geschlechts Schwäche beklemmte mein
Und des armen
Herz.
die Wipfel gewaltiger
Kläglich durchsauste der Herbstwind Eichen,
mein Fußtritt einher;
Ueber ihr fallendes Laub rauschte Zierden der Landschaft,
die
Halb entblättert standen so traurig dem Zaphir entflohn.
Und der Haine Gesang war Mlt dem weiten Gebirge!
, ach aus
Flora , Dich sucht ' ich umher Dich , Flora , nicht
, fand ich
Ach im dampfenden Thal
mehr!

, dem lezten Apfel PomonensGold.


Alles entweihet anjezt
Glübt an der sinkenden Sonn matter das liebliche
die lachenden Trauben
Nicht mehr prangen am Wcinstock Lyänes,
der Winzer nicht mehr.
Und in dem schönen Gcfild tanzet
Nebel umhüllet das Land und Jupiter Pluvius herrschet
Ueber den kürzern Tag und die verlängerte Nacht.
Schöne Natur , Du scheidest allmählig vom nordischen Lande,
Und eö klaget um Dich schon die verödete Flur.
Schöne Natur , Du scheidest— so scheidet die blühende Jugend
Und die männliche Kraft , traurig daö Alter dahin.
Alles wechselt hieniden , daö Leben eilet zum Tode,
Jedes Glückes Genuß schleichet die Nemesis nach.
Also klagt ' ich , mir lispelte zu des Genius Stimme,
Den die Gottheit zum Schutz sendet den Sterblichen her.

Klage nicht , Jüngling , es wandeln hier nur die Formen


der Wesen,
Aber die Wesenheit selbst, trift nicht des Wandels Geschick.
Immer und ewig wirket die Glut der thätigen Vesta,
Daß in vcrncutcr Gestalt ^lebe das alte Geschöpf.
Schlummert hier nicht imL -ainen , o Jüngling , dieAehre
der Ceres,
Nicht in der Knospe die Frucht , nicht in dem Schößling
der Wald?
In sich kehret Mutter Natur im Froste des Winters,
In der verborgenen Gruft keimet der rosige Lenz.
Hier erziehet zur himmlischen Tugend die Schule der Leiden,
Und der Wechsel deü Glücks warnet das schwache Gemüth,
Daß nicht am Staube der Erd ' sich feßle die denkende Seele,
Nicht der Sinne Begier raube daö Kleinod der Welt.
Weise wallet die Vorsicht, auf labyrinthischcn Pfaden
Führt sie zum herrlichen Ziel vorwärts das All
der Natur.
Stcu ' r im Vertrauen auf sie, kühn durch die Fluchen des
Lebens
Und eö schimmert Dir , Freund , lieblich der Hafen
dereinst.
Z. L.
Note des Verfassers.
Ä >eil sich wegen weiter Entfernung dcS Druckorts von dem des Ver¬
fassers, in diesem ersten Hefte ausserordentlich viele und auffallende typo¬
graphische Fehler und Wortverstümmelungen eingeschlichen haben—
welche zu berichtigen aus vielen Rücksichten beynahe unmöglich war—
so werden derselben beliebige Korrektur dem eignen Gefühle und der
gereinigtem Sprachkenntniß jedes gebildeten Lesers überlassen.
TcMlarischer Ueberblick der Geschichte aller Römischen Kaiser aus dem Habsburgisch
-Oestreichischen und Lotharingisch
-Östreichischen Hause.
Aus dem Habsburgisch - Oestreichischen Hause.

Name. Sohn oder Enkel. Ia ^r her Gebart. Erhebung auf den Thron. j Gemahlinnen. ^ Ihre Abkunft. . AuSgebrochcne Kriege, j Friedensschlüsse. Regierungsiahre. Sterbejahr. AlterSjahrr. Historische Merkwürdigkeiten.

Rudolf I. Sohn Graf Albrechts IV. iri8. Anna. Gräfin von Hochbcrg . ^ Mit König Ottokar in Söhnt den Markgraf Ru¬ 18. 1291. 7). Belagert Basel zum erstenmal 1252 , und verbrannt d. M . Magdalenen Kloster daselbst zum
127 ; . ^ Elisabeth. Gräfin von Burgund. Böhmen 1277. dolf v. Baden , mit Burk-
von Habsburg. andernmal im I . 127 ; . Bereiste seine Verlande im Jahr 1274 . Erwarb sich den Stein und
hard v. Hohenberg aus. die Herrschaft Nheinfclden.

Albert I. Sohn K . Rudolfs I. 1248. 1298. Elisabeth. Erbprinzeßiu von Käxn- Tyrannisiert die z Län¬ 10. izo8 . von 60. Seine Gemahlin und Kinder erbauen das Kloster KönigSselden i ; n ; und ward die Stiftern,
thcn. der Uri , Schwyz , Umcr- seinem Neffen im I . i ; i ; darin » begraben.
walden. ermordet.

Friedrich III- Sohn K . AlbcrtS I. 1292. i ; i4 . mit Ludw . V. Jsabclla. Prinzeßin von Arrago- Von Ludwig V. bey i ) 2 ; . aus dem Schloße 5. i ; ;°. 18. den 18. August kommt die Reichsstadt Rheinfclden alö ReichSpfand an da» Erzhause
nic «. Mühldorf gefangen. TrauSnitz entlassen. Oestreich.

Albert 11. Sohn Herz . Alberts IV. i ) 94. 14 ) 8. Elisabeth. Prinzeßin von Ungarn . . . . . . . . . . . . . 1. 14 ) 9. 46. 1403 , den 18. May setzt sich daS Haus Oestreich in vollkommenen Besitz der beyden Städte
s
und Böhmen. Lansenburg und der Vogteyen Mettau und Kaisten.

Friedrich IV- Sohn Herz . Ernste. 1440. Eleonora. Prinzeß , von Portugaü. . Verträge der deutschen 5) . 149 ) . 78. Krieg zwischen Zürich und Schwyz . Anzug der französischen Völker gegen Basel . Schlacht
Nation mit Prz . Nikol . V^. bey St . Jakob im Jahr 1444 . Mitgetheilte Freyheiten den Einwohnern der Einnng Hauenstein.
im 1 . 1448.

Maximilian 1. Sohn K . Friedrichs IV. 1459- 149 ) . Maria. Herzogin von Burgund. Krieg mit Karl viii . Kö¬ Frieden mit Frankreich -5. 1 ) 19. , ?9. Reichstag zu Freyburg im BreiSgau 1498 . Grenzberichtigung zwischen der Herrschaft Rhcrn-
nig aus Frankreich . Und im I . 149 ; . Mit den
fclden und dem Gebiete der Stadt Basel , zu Seckingen , im Jahr i ; oi . Basel wird eidgcnößisch
1 der Schweiz. Schweizern im 1 . 1499. in beniftlbigen Jahr.

Karl V. i ; oo. i ; »9. Jsabclla. Prinzeß , von Portugal. Türkenkrieg. * * * » . » . 28. i ; ; 8. 59.
Sohn Erzhcrz . Philipps. Fünswöchentlichc Belagerung der Stadt Wien durch die Türken . Resigniere das Kayftr-
thNM 1556.

Ferdinand I. Sohn Erzhcrz . Philipps, 150 ; - 1558 . . Anna. Prinzeßin von Ungarn . . . . . . . Passiver Vertrag rm I. 6. 1564. 60.
Landtag zu Freyburg im Brcisgän 1562 . Errichtung einer landcösürstl . Kammer und Gerichts
und Bruder KarlS V. und Böhmen. leer . Rclig . Fried . 1555. zu EnsiSheim im Elsaß . Ursprung der östreichisch. Regierung.
Maximilian II Sohn K . Ferdinands I. 1527. 1564. Maria. Prinzeß , von Castilien. . . . . . * * * . . . . 12. 1776. 49. Dehnt die Gewissenssreyheit in seinem Vaterlandc aus.

Rudolf II- Sohn K .MapimklianS II. 1552. 1576. Uuverehlicht. . . . . . . * Türkenkrieg 159 ) . Frieden mit der Türkey )6. iüir. 59. Freye Religionsübung der Protestanten iSc-6.
in, I . 1605.

Mathias. Sohn K .Maximilians II. 1557- 1612. Anna. Erzherzogin von Oest¬ Anfang des zojährisen 7. 1619. 6; . i
and Bruder K.' Rud . II. reich. KricgS.

Ferdinand 11. Sohn Erzherz . KarlS v. 1578. 1619. Maria Anna. Prinzeß , von Bayern. Fortdauer des ; o jähr . KriegS. 18. 16 ) 7. 59.
Drückt die Protestanten durch harre KriegSsteuern und zeigt sich als Feind ihrer Religion.
Stenermark. Eleonora Gonzaga. Prinzeß , von Manlua.
I
Ferdinand III- Sohn K . Ferdinands II. 1608. 16 ) 7. / Maria Anna. Prinzeß , von Oestreich. Westphälischer Friede im 20. 16 ; ? . 49. 2 ; wöchige Belagerung der Stadt Rheinfeldcn durch die Schweden . Einnahme derselben . Wie¬
L Maria Lcovoldina. Erzherz . von Oestreich. Jahr 1648. dereinnähme durch die Oestreicher . Abwechselnder Sieg der K . K . und der Schweden vor Rhein-
V Eleonora Gonzaga. Prinzeß , von Mantua. seldens Mauern . Abermalige Eroberung der Stadt durch den Herzog von Weimar im I . iSzZ.
Leopold I. Sohn K . Ferdinands III. 1640. is ; 8. - Margretba Theresia. Prinzeß , von Spanien. Türkenkrieg und SM- Nimmwegcr Frieden 47. 170 ; . 6;. Türken belagern Wien 168 ; .
Claudia FclizitaS. Erzherz . von Oestreich. nischer SucceßionSkrckg. 1649.
Schlacht bey Rheinfelden zwischen den Oestreichern und Franzosen . Fruchtlose Belagerung
. Eleonora Maqdalcna. Prinz . v.Pfalz -Neuburg. Ryßwiker Frieden 1697. Rhcinfeldens durch die Franzosen im Jahr 1679.

Joseph I. Sohn K . Leopolds I. 1678. 170 ?. Amalia Wilhelmina. Przeß . v. Braunschwcig. . - . . 6. I7H. Merevs nächtlicher Durchmarsch durchs BaSlergebiet 1709.
Karl VI. Sohn K . Leopolds I . und 1^ 85. 1711. Elisabetha Chistina. Przcß . v. Braunschweig. Türkenkrieg 172^' Bademer Friede 1714. 29. 1740. 55. War der letzte von K . Rudolfs I . von HabSbnrg Nachkommenschaft . Unter seinem Thronfolger
Bruder L . Joseph I. Wiener Friede 17 ) 8. Karl VII . wurde Rheinfelden zum letztenmal von den Franzosen eingenommen rm Jahr 1748.
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Aus dein Lotharingisch - Oestreschisth^ Hause.

Franz I. Herzog v. Lotharingen 1708. 1745. Maria Theresia. Prinzeß . K . Karl VI. Einige Unruhen auf vrir Breölaucr - Dresdner - 20. 176 ; . 57. Maria Theresia verheyralhet ihre Tochter Maria Antonia im Jahr 1770 . an den Thronerben
Schwarzwalde. Aachncr - Hubertöburger von Frankreich.
und TeschnirFriedcn.
Joseph II. Sohn K . Franz I. 1741- 176 ; . l Maria Jsabclla. Prinzeß , von Spanien. Türkenkrieg >788- 2; . 1790. 49 . Kirchliche Reformen in seinen Staaten . Verwandelung des Klosters Olsberg in ein Damen-
s Maria Josepha. Prinzeß , von Bayern. stift , und Abänderung der breisgauischen Landesverfassung.
Leopold 11. Sohn K . Franz I. r747. ,79 «. Maria Louisa. Prinzeß , von Spanien. Frieden mit den Türken 2.
Franz . Rcvolut ^ T^ 1792. 45. Gehörte als Groöh .crzog unter ThuscienS beste Regenten.
i Franz II. Sohn K. Leopolds 11.' 1? 68. 1792. Elisabetha. Przcß . v. Wirtembcrg. Krieg mit Frankreich jy Lsmpx
) kormio 1797
.U Abtrcttung dcS BrciSgauS , an den Herzog von Modcna ; der Niederlande , und deö FrikthalS
. M . Theresia. Prinzeßin von Neapel. I . 1792. Lüncwillcr Friede 1801. an Frankreich ; so wie das Letztere an die helvetische Eidgenossenschaft.
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