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Lutz, Markus
Aarau, 1804
ETH-Bibliothek Zürich
www.e-rara.ch
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Aargauische
Denkwürdigkeiten
aus den Zeiten
Ein
von
N, Markus Lutz,
Pfarrer ru LäufelfingeN-
Erstes Heft.
Aarau , 1804.
bey Friedrich Jakob Bek-
^odills üelveti « regio xar omnibns uns.
(Lrnsckil ltcr Helvet .)
5/^ <1
Des
wohlverdienten Landesvätern,
den
Hochgeachtet?, Hochgeehrten
Herren Präsident
und
Regierungs - Räthen,
des
eidgenössischen Freystandes
A a r g a u,
weiht
diese vaterländische Arbeit
r un,
der
Verfasser.
schüchtern wag' ichs , Verehrung se¬
rvil rdige Herren ! Ihnen diese Erst¬
linge meiner Schweizerischen Geschichtsfor¬
schungen in ihrer Unvollkommenheit zu
Füssen zu legen . Die Weisheit , welche den
aus Ihrer Mitte hervorgehenden Gesetzen
und Verordnungen der Gemeinnützigkeit
und der Brauchbarkeit Stempel aufdrückt —
der väterliche Ernst , womit Sie denselben
durchgehends zwanglosen Gehorsam ver¬
schaffen — die edle Vaterlandsliebe die
Sie begeistert — die Hofnungen des Glau¬
bens , die Sie beleuchten — der biedre Ent¬
schluß , den Sie gefaßt , sich dem Vaterlande
hinzugeben — erheben das Zutrauen Ihrer
Mitbürger , das Sie an Ihre erhabne Stelle
rief , zu vollem Glauben . Mit Ehrfurcht
sprechen Ihre Miteidgenossen von Aargaus
weifen Landesvatern . Auch ich vereine mit
jedem guten Aargauer meine Wünfche zu Gott,
daß Ihrer Tage viel werden — Ihre Jahre
sanft und angenehm dahin fließen mögen . —
Die Künste des Friedens , Gewerbe und Hand¬
lung blühen unter Ihrem Schutze auf . — Der
Thau des Himmels — die Fettigkeit der
Erde Haufen das Gute , das Iehovah der
Mächtige feinen Völkern giebt . Er wende
alles Böfe von Ihnen , und vollende den
Entschluß Ihres Wollens zum schönen Ge-
-eyher, ! !
Voreriiinerung.
Nie Ergebenheit , die ich meinem Vaterlande schul-
dig bin, und die besondere Vorliebe für die
Geschichte
der Thaten meiner Väter, haben in meiner
Seele
längst schon das kühne Vornehmen zur Reife
gebracht,
die Musestunden , die ich von meinen Amtsgeschäf¬
ten und Verrichtungen noch übrig habe, der
Bear¬
beitung und Beleuchtung vaterländischer Gegen¬
stände zu wiedmen . Der gegenwärtige Versuch ge¬
hört zu den ersten Früchten meiner Bemühungen
in diesem wissenschaftlichen Fache
. Die gütige Auf¬
nahme und die billige Nachsicht des wohlwollenden
Lesers sollen entscheiden
, ob ich es wagen dürfe,
mit dergleichen Aufsätzen in folgenden Heften
fortzu¬
fahren. Anfangs bey der neuen Umwandlung der
Schweiz, aus einer zentralisirten Republik in einen
Staatenbnnd , und bey der Erhebung des vereinigten
Aargaus, Badens und Frikthals zu einem souverai-
nen Kanton, gieng meine Absicht dahin, eine
mög¬
lichst vollständige Geschichte und Beschreibung
des
nun wichtiger gewordnen Aargaus, so wie solches
in dem Laufe vieler Jahrhunderte beschaffen war,
zu
verfassen. Allein die Ausführung eines solchen
Unternehmens fand ich mit allzugroßm Schwierig¬
keiten rerbund.n, die sich auch wirtlich weit besser
denken als beschreiben , und
lassen daher stuhnd auch
ich
r.-, ,.
Aus handschriftlicken Urkunden gezogen.
1^ -
^
^Vroniken sind für die Geschichte eben das/ was umständ¬
liche topographische Landkarten für die Geographie sind.
Ist es gleich oft für neun und neunzig unter Hunderten
die Gebrauch von diesen machen / nicht von dem minde¬
sten Nutzen / daß jeder auch noch so unbedeutende Platz/
jedes Quergäßchen irgend eines Dörfchens sich darin ver¬
zeichnet findet; so trift sich doch manchmal der Fall/ ws
dery Einen von den Hunderten ein solches Detail sehr er¬
wünscht ist. Die Anwendung hievon auf eine vollstän¬
dige chronologische Aufzählung aller / einigermaßen bemer-
kenswerthen Begebenheiten und Vorfälle / die einem ge¬
wissen bestimmten Orte lokal sind / und wobey man Rück-
ficht auf alle Stande die ihn bewohnen / genommen hat/
ergiebt sich leicht von selbst
. Kein billiger / diesem Orte
einheimischer Leser wird daher sagen: was bekümmert mich
das oder jenes von dem was ich hier antreffe ; es wird
ihm vielmehr angenehm seyn / auf solche Art ein Reper-
torium zu bekommen / das auf alle die Fälle berechnet
worden / wo ihm so wie jedem anderen Einwohner seines
Orts/ die an einem fortlaufendem Faden aneinanderge¬
reiheten Data der Geschichte desselben/ nur irgend von ei¬
nigem Nutzen seyn können.
Der Hauptzweck dieser Zeitschrift muß/ da sie den
Namen: Aargauische Denkwürdigkeiten aus
den Zeiten der Vergangenheit und der Ge¬
genwart/ an ihrer Stirne trägt, vorzüglich auf das
Interesse des Aargauischen Publikums gerichtet seyn, folg-
Ar
4
lich wird diese in gedrängter Kürze hier aufgestellte hi-
storische Skizze, oder Aufzählung der merk¬
würdigsten Begebenheiten und Vorfälle , die
sowohl in der Stadt Aarau als in ihren
Umgebungen , seit derselben Anbau bis
auf unsere Tage , statt haben,
gehabt — in¬
dem ein jeder dabey nach dem was oben gesagt wor¬
den , die Nützlichkeit derselben für das Ganze des einhei¬
mischen Publikums nicht aus den Augen verlieren darf—
eher den Dank des letzter » , als dessen Tadel verdienen.
Aarau ist eine schöne und wohlgelegene Stadt im
Aargau , in einer angenehmen von Bergen zum Theil
umgebenen Ebene . Nahe au ihren Mauern fließt die
Aar , einer der Hauptflüsse Helvetiens vorbey , über welche
hier auf das linke Ufer , eine bedeckte wohlunterhaltene
Brücke führt ; die Stadt selbst wird von dem Surbach
durchschnitten der in ein artiges gemauertes Bette einge¬
schlossen ist , nie schädlich werden kann,
und der Stadt
weil es nur von den Einwohnern abhängt , wie viel sie
Wasser einlassen wollen . Die Gegend ringsum die Stadt
ist eine der lieblichsten die man sich denken kann ; selbst
Fremde die von den Schönheiten des Zürich - oder Boden¬
sees bezaubert hieher kamen , betrachteten ihre Lage mit
Entzücken , denn auf allen Seiten begegnen dem forschen¬
den Blicke , die schönsten Landschafts - Gemälde , bald im
sanfteren , bald im schauerlicheren Kolorit . Und zum
vollkommenen Genusse der schuldlosen Freuden , welche
ein heiterer Himmel und die schöne Natur gewahrt , tra¬
gen die freundlichen Bürger Aaraus , durch die gute
zweckmäßige Erhaltung und Verschönerung der gegenwär¬
tigen mahlerischen Spazierplätze so wie durch die Anlage
5
neuerer und geschmackvollerer Erhohlungsorte
, das ihrige
rühmlich bey.
Aarau liegt beynahe in dein Mittelpunkte von Zü¬
rich, Bern, Luzern, Basel und Solothurn, und ist
daher sehr belebt und kunstreich . Bevor ich mich aber
an eine Schilderung aller ihrer Lokalmerkwürdigketten,
ihrer Kunst- und Litterar-Etats wage, womit ich diese
historische Skizze lieber vollenden als beginnen möchte,
so übergehe dießmal diesen mir so angenehmen Gegen¬
stand, mit dem biedermännischen Versprechen : denselben
am Ende dieser Aufzählung geschichtlicher Vor¬
fälle zu berühren . Aber auch hier erwarte man weder
eine ausführliche Darstellung , noch strenge Ordnung der
Gedanken und Materien, sondern nur einen zusammenge¬
drängten Abriß- er älteren und neueren Geschichte dieser arti¬
gen und niedlichenStadt , und der ihr nahe liegendenGegend.
Auf dem Platze, wo vor einem Jahrtausend der Aar¬
gauischen Centgrafen von Rore Gerichtsrälte und uralte
Stammburg stuhnd, wurde Aarau erbauet . Von diesen
Helvetischen Oberrichtern , die schon während des Fränki¬
schen und Carolingischen Zeitraums , und wahrscheinlich noch
früher im östlichen Theile Helvetiens , Richter des Landes
waren, und derer Gerichtsplätze , Mallus, genennt wurden,
mag auch der Ort wo Aarau dermalen steht, zu einer sol¬
chen Gerichtsstatte bestimmt worden seyn . Ein feyerli-
ches Stillschweigen beobachten die vaterländischen Annali¬
sten der früheren Jahrhunderte über den Umfang des Ei¬
genthums der Grafen von Rore. Nach Emigen wäre
ihre Grafschaft in dem Bezirke Landes, der späterhin die
Freyen Aemter genennt wurden, zu suchen ; nach Anderen
in dem heutigen Aargau zu finden . Wenn nun die Burg,
6
imr welche Aarau in der Folgezeit gebauet worden, der
beständige Aufenthaltsort der Grafen von Rore und der¬
selben Malistatt vom Aargau gewesen ist, so steigt die
Uranlage von Aarau weit an die Zeiten des Mittel¬
alters hinauf . Ernestus ein Graf von Rore, meinen
einige Schweizerische Antiquaren, habe mit dem Anfange
des zehnten Jahrhunderts den Bau von Aarau begon¬
nen, und ein so geheißnes Centgericht allda, über die
alte Grafschaft Windisch niedergesetzt. Nach Erlöschung
der Familie der Grafen von Rore, soll Aarau im Jahre
948 an Graf Gunzelin, oder wie andere annehmen,
an Graf Guntram den Reichen 1207, oder wie noch
andere wollen, im I . ivzo an Graf Radbod von Al¬
tenburg erbsweise gefallen seyn. Tschudy der einzige und
zuverlässigste Gewährsmann , sowohl für unsere histori¬
schen Wahrheiten als Vermuthungen , erwähnt in seinen
Helvetischen Jahrbüchern von einer Zerstörung, welche die
erst aufblühende Stadt Aarau im Jahr 1027, durch einen
Graf Rudolf von Altenburg erlitten habe, ohne davon
weder die Ursachen noch einige Umstände anzufüh¬
ren. An diesem wollen aber verschiedene vaterländische Ge-
schichtforscher zweifeln, da in der Genealogie der Al¬
tenburgischen Grafen, kein Graf Rudolf erscheint , der
um das Jahr 1227 gelebt haben soll. Bald darauf, als
der Graf Radbot von Altenburg , in der Nachbarschaft
seines väterlichen Stammguths, das Schloß Habsburg
erbauet hatte, veränderte dieses Grafen -Haus seinen bis¬
herigen Namen und nannte sich, nach der neugeballten
Burg /von Habsburg . Rudolf, ein Abstämmling
dieser nunmehr Habsburgischen .Grafen, hat sich durch
seinen Thateuruf und Regententugenden , weit berühmt
7
gemacht . Er wurde von der Vorsehung solchermaßen
begünstiget , daß sie ihn nach seinem eigenen Zeugniß,
aus der Hütte seiner Väter in den kaiserlichen Pallast
erhöht hatte . Nebst dem daß unter seinem Kaiserthume
so viele Städte in der Schweiz und in Deutschland auf-
blvheten , versicherte er auch die freyheitljebenden Schwei¬
zer mit vielem Ausdruck seines Wohlwollens und mit vielem
Lobe ihrer truglosen Freundschaft , daß er sie in unver-
äußerlicher Unmittelbarkeit bewahren werde . Urk. >274.
Um eine durchgängige Liebe , selbst bey den kleinste » Land¬
städtchen sich zu erwerben , hielt er eine freundliche Mitthei¬
lung neuerer Munizipalrechte , oder Erweiterung und Bestä¬
tigung der bereits genießenden für das beste Mittel . »So
„ bestätigte er dem ganzen Friedkreise und allen Güthern
»deren von Aarau das alte Markrecht ; er schenkte den
»Aarauern ferners jene Freyheit , vor keinem andern
»Richter als vor ihrem Schultheißen zu antworten;
»er bestimmte die Strafen; er erklärte ihre Lehen von
»der Herrschaft Kyburg zu Weiberlehen , und verbriefte
»ihnen, daß wer seine Huld verliere , nicht mehr als
»in freyen Städten gewöhnlich war, darum zu leiden
„haben soll .« Urk. 12 März 128z. Unterschrieben
von 15 Bezeugen.
Ein anderes Denkmal seiner Landesfürstlichen Gnade,
kann Aaraus Bürgerschaft in jenen Urkunden ausweisen,
die zwar ohne Benennung des Orts und des Jahres, in
welchem sie erschienen ist, ihr das Recht giebt , über alle
Streithändel die in ihrem Friedkreiße sich erheben , und
selbst Malesiz -Fälle zu richten ; — das Instrument selbst
enthält auszugsweise folgende Hauptpunkten:
i) „ haben(die Aarauer ) alles das so fy t» ihrem
8
„fridkreiß thun vud beschichtd' rüber ze richten ungc-
»sumt vnd on menniglichs einred.
2) „ dene haben- sy stock vnd galgen, das rad, den
»keßel vnd mögen mit dem schwart richten lassen , vnd
„mögen in der graffschast Lentzburg richten, dann ihr
„galgen d'ruff stahl, vnd niemand sonst dran ze rich¬
ten gwalt haben soll.
3)sy» mögen mit der grechtigkeit richten, on
»jemands widersprechen
, vom läbenz'tod, vnd ouch durch
»bitt, gott ze lob vnd vnser lieben frowen ze ehren
„by läben lassen, inhalt urphed briefen, dessen sy ze
»thun gwalt haben.
4) „ wan einer den andern lyblos macht, innerihalb
„dem fridkreiß, darumb hant sy ze richten, vnd ob
»der, so den todschlag getan gfangen wird, soll man
»ihm on alle gnad syn Haupt abschlagen
, ob er aber
» hinkombt vnd entwicht, so wird er verrusst vnd den frün-
„den des entlybten der lyb erteilt, vnd den Herren
»das gouth, deßglychen wenn man ihn tödt.
5) » stnd sy befreyt, daß ein rath jedem ihren schult-
„ Hessen, so es von nöthen, den bann über das blut ze
„richten, ze lyhen hat.
6) „ sy mögen ouch nbeltätig lüt richten in ihrem
»rath oder uff freyer straß nach ihrem blieben.
7) » vnd ob einer uff einen hätte daß er den tod ver¬
schuldet, vnd aber by dem läben blyben wär, so ghört
»dem Herren syn gomh, vnd die nächsten fründ mögind
»das gouth von den Herren lassmd , alles das an ihnen
»fordern mögind.
8) „ ob einer erblos sturb, soll man das gouth jähr
„vnd tag bhalten, kombt dann ein erb, so ghört den
9
„Herren ein teil, ein teil dem gotzhuß vnd der trit»
„teil an der stadt bauw.
y) „ sy habend auch gwalt, alle jähr einen schulthes-
„sen ze setzen vnd soll er jhnen den eyd schwören , ein
„gmeiner richter zsyn, des armen, als des rychen.
iv) „ ouch in glaubenssachen zhandeln gwalt haben
„sollind, onch selbst einen lütpriester zwehlen gwalt ha-
„ben sollind ." a)
Dem erhabenen väterlichen Beyspiele , schien derdestha-
tenreichen Rudolfs Sohn , Albrecht von Habsbnrg , Her»
zog von Oestreich , wenigstens darinn zu folgen; daß er
die von seinem Vater begünstigten Städte, durch fernere
Mittheilung nie vorhergenossener Rechte sich verpflichten
wollte. Aarau verdankte diesem sonst nicht verdienten
Prinzen— verschiedene achtungswerthe Freyheiten . Urk.
1292. Einem zwanzig Jahre vorher aus gottseligem Eifer
von der Aarauischen Bürgerschaft an - er so geheißnen
Halden, an der Aar, gestifteten Frauenkloster , bestätigte
er alle seine erlangten und erworbenen -Güther, Exem.
tioncn und Vergabungen , als einen anständigen Zufluchts¬
ort der Töchtern dieser Stadt. Nur daß der Leutkirche
dadurch kein Nachtheil zuwachse.
Ein anderer Albert, der Zweite dieses Namens, Her¬
zog von Oestreich , Graf von Habsburg, wollte den erst¬
erwähnten an Für stensinn und Wohlthätigkeits -Ruhm noch
übertreffen. Nicht nur schenkte er den Aarauern eine
c) Es lebte aber dieser Prinz nicht lange ; und wurde nach seinem Tode
zu Basel in dem Chor unsrer L Frauen - Münster beygesetzt . Am
Laqe seiner Beerdigunq , wohnte ocr Leichen -Ceremonie , die ganze
Elen sey , die Ritterschaft , die vornehmsten Bürger , das königliche
Frauenzimmer , und eine große Menge Weibspersonen bey.
Den ri . Herbstmonats des Jahrs 1770 wurden die körperlichen
Reste dieses K . Prmzen , mit den Gebeinen , seiner fünf Jahre
herauf zu Basel beygesetzten Mutter , nach der Bencdiktincr -Abtey
St . Plasten auf dem Schwarzwalde abgeführt , und ruhen fezt da¬
selbst mit andern von Königsfelden hingebrachten kaiserl . Leichen in
einer Gruft die glänzender — denn jene ist , von welchen prunklose
Protestanten ! hr den Kirchenyracht verdränqt hatte,
sl) Damals als diese Schenkung geschahe , war diese Pfarre Kilchberg
«in Rektorat , und bezog der Pfarrer als Rektor den ganzen Zehn-
z;
So wurde dem Rhelriftl - ischen Stift auch die Freund¬
schaft und Gewogenheit Herzog Friedrichs von Oestreich
nicht unwichtig / welcher ihm im Jahr Vierzehnhundert und
sechs / die Bestellung der ansehnlichen Frikthalischen Pfarre
Herznach Ouskatronams ) überlassen hatte / und wogegen
das Stiftkapitel , das Vergebungsrecht seiner eigenen Prob-
stey und der Canonikate , an das Erzhaus Oestreich ab¬
trat e). Nach Jahresfrist bewilligte Pabst Gregor der
Zwölfte seines Namens , die Einverleibung der Einkünfte
dieser erstgedachten Pfarre Herznach , der Stiftkirche
und der IVgenloe Oupitulan zu Rheinfelden s) , und im
Jahr 1408 sicherte ein neuer Schirmbrief des Herzog
Friedrichs von Oestreich , dem Stifte den ungestörten
Genuß seiner bisherigen Rechte und zugleich eine gänzliche
Sleuerfreyheit zu Z).
Im Jahr1417 bezeugten dem Rheinfeldifchen Probst,
Dechant und Kapitel ihre Ergebenheit , sowohl die Kir-
chenversammlung zu Basel , als Pabst Martin der Fünfte,
und der Römische König Sigmund ; — indem sämmtliche
den . Allein dieses reiche Einkommen konnte die damalige Lage der
Stifts , dem Rektor nicht fernerhin gestatten . Durch Vorstellun¬
gen , die dasselbe von seinen mislichen Umstanden bey dem päbst-
lichcn Stuhle angebracht hatte , erhielt cS soviel , daß dieses Rek¬
torat ihm einverleibt worden . Jni Jahr rgZS konnte es sich erst
in den vollkommnen Genuß dieser neuen Erwerbung setzen ; nach-
dem er sich noch mit Hermann Schaler von Basel , wegen Dcr-
wandschaftsamprache daran , abgefunden hatte.
e) vonatio kriLsteriei ^ .relininein ac Lellw Laxituli , kacta, ann»
Oomini 1406.
s) Incorporatio karoclu « llerrnacll , aä l^lenlam eanouicalem Lc
clcsne colle ^iatre lllleinkelä : a 6regvrio k. ? . XII . ^ >. 1407-
Lale-inl. kekr.
x) I.itteiL krotectiouie krieäerici , ^ uilri .-e clueir, statr Uotten-
knrZi aä Xwarum / r. 140S.
C
Z4
-lese Hoheiten , auf des Stifts demüthige Vorstellung und
Ansuchen hin , seine besitzenden Privilegien , in besondern ihm
darüber ausgestellten Urkunden und Bestätigungsbriefen,
anerkannten I,). Aehnliche ihm günstige und wohlthätige
Schutzbriefe , erhielt dasselbe im Jahr 1418 von Herzog
Albrecht von Oestreich ; von Maximilian Römischen König;
von den Erzherzogen Ferdinand und von Kayser Rudolf
dem Zweyten , in den Jahren 1490 , 1524 , 1591 und 1599-
Diesem zufolg wäre nun leicht zu vermuthen gewesen,
daß dieses von seinem Schirmherr « dem Erzhause Oestreich
in seinem Aufblühn und Fortkommen begünstigte Stift
an zeitlichem Guthe mit andern ihrem Ursprünge nach
glänzenderen und reicher fundirten Klöstern und Stiftungen
beynahe hätte wetteifern sollen.
Allein der Unstern der vorzüglich in den Zeiten mensch¬
licher Verwirrungen und des Waffengetöses , oft ganz
ohne Verschonen und ohne Rücksicht auf geistliche oder
weltliche Bestimmung , mit seinen Zerstörungen , geweyhte
und ungeweyhte Oerter heimsucht , — sein Daseyn durch
Note ^
zu nebenstehender Tabelle,
oder
historische Anmerkung
ju derselben.
Dieses in eine General . Tabelle geformtes geschichtliche
Verzeichniß aller der Oberhäupter des römisch , deutschen
Reichs, aus den habSburgisch - östreichisch und östreichisch,
lotharingischen Häusern , kann dem vaterländischen GeschtchtS,
Freunde , eine eben nicht ganz überflüßige und unwillkommene
Arbeit seyn. Denn wie sie ihm einen leichten Ucberblick der
merkwürdigsten Geschichtövorfälle gewährt , die während einer
Zeitperiode von mehr denn fünfhundert Jahren , unter der
Habsburger Oberherrschaft in Austrienö und Germaniens
Umfange sich zugetragen haben ; so erscheinen ihm auch in
suceeßivcrOrdnung alle die Beherrscher des, der vormaligen Eid,
genoffenschaft nur nachbarlichen , und der jetzigen Schweiz
nunmehr angehängten Frikthals , mit Hinsicht auf seine Schik,
sale , auf diesem tabellarischen Verzeichniße . ES mag daher
dieses Produkt , das weiter nichts als das Resultat eines
mehrwöchigen Forschcns in staubigen Kroniken war, dem
schweizerischen Leser nicht ganz ohne Jnterreffe bleiben ; da
es auch als Supplement zu der historisch - topographi.
schen Beschreibung vorn Frikthale, die derVcrfas.
ser der Aargauischen Denkwürdigkeiten im Jahr r8oi zu
Basel herausgab , dienen kann.
KLnigsfelden im Aargau/
eine
Herzoglich - Oestreichische
Kloster - Stiftung
an¬
dern vierzehnten Jahrhundert;
. nach
der KirchenverVesserung
ein
reiches Amr - und Armenhaus,
.< ^>7ZLKL4iW
»: ?- -L
Niemand wird in Abrede seyn können, daß an historisch,
merkwürdigen Gegenständen Helvetien überhaupt , das
jetzige Aargau aber vorzüglich reich sey! Die Geschichte
der Helvetischen Vorzeit, des Mittelalters und - er
jüngeren
Perioden , hat sich in den Aargauischen Gefilden so viele
Denkmäler gesammelt, daß ihre Menge dem fleißigen For¬
scher reichhaltigen Stoff verschafft, allerley geschichtliche
Fakta zu entwickeln, aufzuklären und lichtvoller darzustellen,
folglich die gemeine Meinung darüber zu berichtigen. Die
Forschbegierde des Geschtchtfreundes schaft sich tausend Ob-
jekte aus allen Zeiten und Jahrhunderten , deren
Zergliede¬
rung und Beleuchtung sie verlangt. Bald find es physische—
bald politische Revolutionen, worüber sie Untersuchungen
beginnt. Bald beschäftigt sie der Anbau irgend einer Ge-
gend— die Uranlage einer Stadt , Burg oder Klosters. Hier
untersucht und erklärt sie sich Monumente aus - er Urzeit,
dort berichtigt sich die Zeitrechnung und Datareihe histo¬
rischer Vorfälle und Denkwürdigkeiten. Jede neue Ent¬
deckung— selbst die wenig bedeutende ist ihr hinreichende
Entschädigung, sür alle ihre mnhreichm Arbeiten. Unge-
fahr von einer solchen, oder ihr ähnlichen Wiß . und Forsch-
begierde beseelt, und mit besonderer Vorliebe für die Al¬
terthumskunde begabt, untersuchte der Verfasser dieses
Aufsatzes den Ursprung und die Geschichte- es vormals
Bernerschen, jezt Aargauischen Kaiserstifts Königsfelden,
das dem Andenken eines im Frühjahr r zo8 auf seiner
i
64
Stelle geschehenen Kaifermords gewidmet worden , in der
schmeichelhaften Voraussetzung , daß das Resultat seiner
darauf verwandten Mühe , ihm neben der lohnenden Bey-
fallszusicherung , noch das Vergnügen gewahre , das Ge-
biete historischer Wahrheit in der Erzählung der Merkwür»
digkeiren seines Vaterlandes , mit einem , obgleich nur schwa-
chen Beytrag erweitert zu haben.
Unfern den Mauern des niedlichen Städchens Brugg
in freundlich heiterer Lage , erblickt man die Klosterburg
Königsfelben . Nicht leicht findet steh in schweizerischem Um¬
fange eine Gegend , wo idillischer Zauber mit ländlicher
Betriebsamkeit , und merkantilischem Gewerbsffeiß verbun¬
den , in so angenehmer Mischung wie hier erscheinen . Ganz
in der Nähe , wo sich freundlich in einander verschiedene
bedeutende Flüsse Helvetiens verschlingen , die Aare bey
Vrugg , die Reuß bey Windisch , die Limmat bey Vogel¬
fang , der Rhein bey Klingnau , fast unten am Fuß der
bald in Trümmer versunkenen Habsburg , zwischen einem
Stunden langen Aehrenftld und den obstbeschatteten Fut.
terwiesen eines nahen Kirchdorfs , ruht dieses Kaiserstift.
Alle seine Umgebungen bilden ein lachendes Amphitheater
von weiten Ebenen , sanften Hügeln , wcrnreichen und wal-
digten Bergen , hin und wieder von einer landesherrlichen
Burg , oder von friedlichen Dorfschaften untermischt.
Rund umher , tief unter dem Boden des Geländes um
Königsfelden liegen sie vergraben , Vindonissens prunkvolle
Pallaste und Tempel ; rund umher , das Land getränkt von
dem Blute , theils Allemanniftber Horden , theils Römischer
Legionen , weckt in dem beobachtenden Wanderer dieses Ar¬
kadien , viele Erinnerungen aus Helvetiens Nationalge¬
schichte , und macht denselben zugleich auf die Vergäng¬
lichkeit
6s
lichkeir , und das Hinsinken menschlicher Größe und Br-
deutenheit aufmerksam.
Vindonissa , ein römischer Besatzungsort undHandelsplatz,
umschlang mit seinen Mauern die Stelle des jetzigen Kö-
nigsfelden . Noch zeugt der Nachlaß , wie herrlich diese
Römische Eolontalstadt gewesen . Mit dem Sturz des
Römischen Reichs - Colosses , und der innern Entkräftung
dieses weltbeherrschenden Staates , begann der Zerfall
von Vindonissa , bis endlich das schreckliche Loos der Zer¬
störung seine Mauern und Pallaste in Schutt umwandelte.
Aus den Brandstätten erhob sich in - er Folge ein un¬
haltbarerFlecken , der aber bis zu Ende des sechsten Jahr¬
hunderts der Sitz eines christlichen Bischofs war , um
welche Zeit er in einem Kriege zwischen den Varenen
und Burgundionen zerstört , und dann von Windisch nach
Konstanz verlegt worden.
Nachher schrieben sich die Besitzer von der nahen Al¬
tenburg u) , Grafen vonWindisch . Radbot , ein Bruder
Bischof Werners a n Strasburg , und Graf von Alten,
bürg - Windisch bauete um das Jahr ioiy die Bergveste
Habsburg auf dem Wüpelsberg . Das stille Thal , so
das Aug von der Burg überschaut , in welchem die Aar von
Mittag nach Abend und Mitternacht , einen vollkommenen
halben Zirkel macht ; die Menge der an ihren Ufern zer-
streuten Hütten , die Dorffchaften am Rücken der Berge,
das Acker - und Forstgelände , aus welchem zwar Nicht
hoch , doch steil und jäh der Schloßberg emporsteigt —
l,) Habsburg , das Stammhaus so vieler Kaiser und Könige , ist nun¬
mehr die Wohnung eines Hochwächters , der bey Entdeckung einer
Fcuersbrunst , die Bewohner rund umher durch Abfcucrung eines
kleinen Stückes aufmerksam macht . In der rten Halste des ver¬
flossenen Jahrhunderts , besuchte ein Ocstreichischer Amtmann Liese
Durgrcste , und schrieb an einen Fensterladen:
Uvrmis?
Ein ächtpatriotilcher Schweizer schrieb darunter:
Sey Hirt von deinen Schaafen,
Schlaf wohl und laß uns schlafen.
67
schieden beschrieben — doch werden einige seiner hier be¬
merkten Handlungen Licht genug aufsein Betragen und seine
Gesinnungen werfen.
Die freyen Reichsländer Ury , Schwyz und Unterwal-
deN / suchte er erst durch Schmeicheley , dann mit List und
endlich mit Gewalt seinem Hause zu gewinnen : er entzog
sie der Reichsvogtey — unterwarf sie den Oestreichischen
Beamten zu Rotenhurg und Luzern — sandte ihnen zu
Vögten ( Verwaltern der Gerechtigkeit und der landesübli¬
chen Rechte ) Leute , deren Beherrschungsart von Grau¬
samkeit und Leidenschaften geleitet , den innwohnenden
Freyheitsgeist des Volks in volles Leben weckte . Dadurch
reizte Albert , der gefühllos bey den gerechtesten Klagen
der Unterdrückten gegen ihre Tyrannen geblieben war,
diese Länder zum billigen Aufstande und zur gewafneten
Behauptung ihrer angestammten Rechte . Eine dieser ähn¬
lichen Ungerechtigkeit erlaubte er sich gegen seinen Neffen,
Prinz Johannes von Schwaben , Sohn seines Bruders,
Herzog Rudolfs , welchen er nicht als Oheim , son¬
dern wie ein treuloser Vormünder behandelte , der seinem
Mündel sein elterliches Guth , entweder schon - urchge-
bracht hat , oder sich gewissenlos dasselbe zueignen will.
Kaiser Albert verweigerte dem Prinzen Johannes die
Herausgabe seines Antheils an dem Habsburgischen Erb-
gule — versprach ihm aber dagegen eine Entschädigung,
die er ihm in Sachsen , durch Krieg und Sieg? ver¬
schaffen werde . Unmuthvoll über diese ungerechte Behand¬
lung und überdrüssig der Habsucht seines Oheims des Kai¬
sers , unterredete Prinz Johannes mit einigen Gegnern
Alberte einen Plan , dessen Resultat die Ermordung des¬
selben seyn sollte . Ludwig von Bayern der nachherige
Cs
68
Kaiser / und die damaligen Bischöfe von Basel , Stras-
bürg und Konstanz , mit dem Abte von St . Gallen , offen¬
bare Feinde Alberts — erhizten durch geheimes Zureden
den jungen Feuerkopf noch mehr . Besonders fand fich
der Bischof Otto von Basel aufs höchste an seiner Ehre
und Hirtenthume von Albert selbst beleidiget . Denn höh¬
nisch soll er ihn , den Bischof , einen bengelhaften Schul¬
jungen gescholten , und die Kaiserin in vollem Galloppe
Ihn seitwärts in Koth gedrängt haben . Dieser unwürdi¬
gen Behandlung wegen , schwur ihm Bischof Otto die heis-
seste Rache , und er sann nur auf Gelegenheit , wie er fie
an dem stolzen Reichsoberhaupte schicklich ausüben möchte.
Der jezt fich gebende Anlaß , den Kaiser und seine Familie
zu beugen , mag daher dem Baslerischen Bischof nicht un-
gewunschen fich gezeigt haben ? Im Frühjahr >zo8 kehrte
Albert wieder einmal nach Helvetien zurück ; in dem glei¬
chen Zeitpunkte , wo er fich gegen Böhmen bewafnet , be-
wafnete er fich auch gegen die drey Berg - und Waldkantone
Ury , Schwy ; und Unterwalden . Im i sten May ritt der
Kaiser von Baadcn nach dem Hoflager zu Rheinfelden.
Bey der Ueberfahrt zu Windisch setzte zuerst ein Theil des
Gefolges hinüber . Ulrich von Balmc ) , Rudolf
von Wart 6 ) , Conrad vonDegerfeldene ) und
li) Vielleicht ist eben dieser Edle von Schwarzenberg , aus Ei'chenba-
chischem Stamme , des nunmehrigen Cifterzienser FrauenklostcrS zu
Eschenbach im Luzernergcbicte , Stifter gewesen?
7s
schreckende Maasnahmen in ihrer Geburt hätte ersticken,
oder deren fernerm Ausbruche damit hätte vorqebogen wer-
den müssen . — Wie war es also möglich / schuldlose Men¬
schen / blos vom Argwohn und Mißtrauen geleitet , vom
hohen Bergschloße bis zum bescheidenen Schaubdache —
selbst bis zur niedrigsten Bettlerhütte zu verfolgen ? Wie
war es möglich , daß ein Fürst , bey welchem mit dem
Glanz seines Herkommens und seiner Würde zugleich Edel-
muth und Seelengröße , in harmonischer Vereinigung steh
hätte finden sollen , steh zur Höllenthat des Unschuldmor¬
des hat verleiten lassen können ? Wie war es möglich , daß
eine sechs und zwanzigjährige Fürstin , in welcher die allge¬
meine Meinung weit eher ein Bild moralischer Grazie,
Güte und Schönheit , eine weiche sanfte Weiberseele , als
aber dieBchreckensgestalt eines Ungeheuers würde gesucht
haben , der grausamsten Blutrache den Arm leihen , und
bey dem Jammergeschrey unschuldig hinzuwirkender Men¬
schen , noch ihren Mund zum Lachen verziehen können?
Unselige Vorurlheile , von einem übelvcrstandenen Christen-
thume erzeugt , die ihr vormals den fürstlichen Mörder be¬
redetet , mit Klosterstiftungen und Jahrzeiten die Blutschul¬
den zu bezahlen , die er durch Grausamkeit und ausgeüb¬
tes Unrecht auf steh gehäuft hat . Jede noch so geringe
Mishandlung ist doch ja in dem Ewigkeitsbnche , in den
Vergeltungsblättern angeschrieben , und kann nicht durch
fremde Gebeter , nur mit eigener Reue und Büßung durch¬
gestrichen werden.
In diesem fatalen Irrthume mögen Alberts Wittwe
und ihre Kinder , nemlich die Herzoge Friedrich , Leopold,
Albrecht , Heinrich und Otto , und ihre Schwester die Kö¬
nigin Agnes gestanden seyn , als ste auf dem Felde wo die
76
Ermordung geschah , zuerst eineKapelle und bald hernach auf
St . Michaelisrag im Jahr - zu ein Kloster der mindern
Brüder , und ein Clarisfinen -Frauenkloster , ( welche beide
Orden , jener der mindern Bruder und dieser der Clarissen,
gleiche Freiheitenin der römischen Kirche gemessen ) dem
Andenken derselben stifteten jedoch - so , daß nur der Aeb-
tisstn und dem Frauenkonvent , und nicht den mindern
Brudern das Verwaltungsrecht der Gefalle und Einkünfte,
so wie die Ausübung der Wischen Rechtsamen zukommen
sollte . Nach sichern Anzeigen , soll zur Zeit der Anlage die¬
ses zweyfachen Stifts , der Bau derselben weit herrlicher,
denn er in unsern Zeitengesehen wird , gewesen seyn.
Auf dem nemlichen Flecke , wo in dem Schoose einer
armen Bannn der Kaiser sein Leben aushauchte , wurde
der Choraltar aufgerichtet . Wenn des ermordeten Kö¬
nigs Jahrzeit begangen wurde , erhielten im Umkreis
einer Meile Wegs alle Dürftigen Brod . Urk . izrr . Eine
damals ungeheure Summe Geldes wurde von der kaiser¬
lichen Familie zur Gründung dieses neuen Stifts bestimmt,
ncmlich drey tausend Mark Silbers . Mit seinem Entste-
hm erhielt dasselbe Besreyung von allen Steuern und
fremden Gerichtsstellen , nach einem Freyheitsbrief von
Herzog Otto . Urk . izzo.
Die KaiserinElisabeth , Agnesens Mutter , viele fürst¬
liche und adeliche Frauenzimmer , machten dem neuauf¬
blühenden Stifte , von ehren kostbaren Kleinodien , Ge¬
wändern und seidenen Tüchern , ansehnliche Schenkungen.
Brief iz,8 . Jeder Edelmann und Burgherr , aus den
«inliegenden , und viele aus fernern Gegenden , die steh bey
dem durchlauchtigen Erzhause , Gunst und Gnade erwer¬
ben wollten , oder Gott damit zu gefallen suchten , ver-
77
gabten dem neugestifteten Kloster , Zehnden , Grundzinse,
und Kollaturrechte . So erhielt dasselbe mit seiner ersten
Einrichtung auch das Patronat der Kirche auf dem
Staufberge, mit vielen in dasiger Gegend gelegenen
Güthern.
Auch die Besitzungen und Rechte der Mitschuldigen an
dem Kaisermorde , widmete die Königin Agnes dem Kloster;
so daß mehr als vierzig Conventfrauen , die mit weniger»
Brüdern Wechselsweise den Gottesdienst zu Königsfclden
versahen , der Zeit nach einen sehr gute » Unterhalt daselbst
fanden . Zwo Verordnungen der Königin Agnes vvm
Jahre i zzo und eine von 1535 enthalten den Küchervdel
der täglich zu genießenden Speisen . Reis , Mandeln,
Feigen , Zucker , Weinbeeren und Hüner mögen fieberhaft
ten und an Suchten darniederiiegenden Schwestern ge-
reicht werden . Den Gesunden soll des Mittags zwey Ge«
richte , Mueß oder Brey , eines von Eyern , und des Nachts,
eines von Eyern und eines von Mllch oder Käs aufgetischt
werden , dabey aber ward Schweinenfleisch , Wildprett
und andere Leckerbissen nicht vergessen . Fünf Schwestern
sollten täglich zwey Maas Wein erhalten . Auch für die
Garderobe dieser Klosternymphen ward von ofterwähn¬
ter Königin Agnes gesorgt . In drey Jahren gab man
nemlich jeder Conventfrau zween weisse Rocke , alle fünf
Jahre einen Mantel . Aus dem Abwürfe der Zahrzeite « ,
und andern Geldertragnissen schafce man ihnen Unterröcke,
Haupttücher und übrige Kleidungsstücke an . Die Tochter
Alberts , die Königin Agnes trug selbst ein solches Gefal¬
len an dieser klösterlichen Einrichtung , daß sie sich eine
Zelle darinnen wählte . Von Jugend auf ( wird von ihr
gesagt ) soll sie Abneigung gegen die Weltfreuden geäus-
78
sert haben. Wider ihren Willen habe sie heurathen
müssen.
Nach dem Hinscheid des ersten Gatten , Königs Andreas
von Ungarn , wollte man sie mit einem Prinzen aus dem
Hause Kolonna verloben , sie brach aber das Brautgelübde,
und begab sich dafür in das Königsfel - er - Kloster . Hier
wußte sie ihre Rolle als Nonne fein zu spielen . Nicht
selten mischte sie sich beides in die zeitlichen Angelenheiten
ihres Familienstamms , so wie in die Zwistigkeiten benach¬
barter Lander i) . Unter dem Schleyer einer Heiligen,
verbarg sie der Herrschsucht Ranke . Wenn sie Vormittag
Messen gehört und Chorhymnen gesungen hatte , pflegte
-sie nach Tische allerley Kirchengewänder mit ihrer Diener¬
schaf '. zu wirken , oder abwechslend sich mit einer teutschen
Bibel oder der Legende irgend eines Heiligen zu unter¬
halten . Ihre äusserlich angenommenen strengen Sitten,
ihre zahlreichen Dehmuthsübungen , ihr Fasten, ihre
Allmosen , und andere sichtbaren Liebeswerke , haben
mehrere ihrer leichtgläubigen und fanatischen Zeitgenossen
mit einer solchen Ehrerbietung gegen sie erfüllt , daß man
Bald
1) Das vormalige Amt Eigen ist eine kleine Landschaft zunächst dem
Kloster Köniqsfelden. 2m Jahr rzrz verpfändete sie Leopold von
Oestreich dem Graf Eberhard von Ncllenbmg. 2 >n Jahr 141; be«
machtigte sich ihrer der Kanton Bern . Au derselb n gehören ausser
dem Pfarrers Windisch , das zerstörte Schloss Habsburg , das Bcch
Schmznach , und das Dorf Birr.
F
82
frommen Sliftunqen und klösterlichen Korporationen den
Vorrang mit Recht verdiene , nicht nur feines glänzenden
Ursprungs wegen , sondern mehr noch in Ansehung seiner
wichtigen und fürstlichen Einkünften , womit sein Stifter
das Haus Oestreich schon in den ersten Jahren der Anlage
dieses Klosters berühmt machen wollte
Während der zwey ersten Jahrhunderte seines Da¬
seyns , wurden in das Königsfelder - Stifte , viele Habs¬
burgische Leichen zur Bestattung gebracht ; die allda
mitten in der Kirche errichtete Familiengruft der Oestrei-
chischen Fürsten , blieb bis auf unsere Zeiten , die Ruhe¬
stätte so mancher in der damaligen Zeitperiode , entweder
im Schlachtgetümmel gefallener , oder auf dem natürlichen
Wege zur Ewigkeit hinangereiften Habsburgischen Ab-
stämmlinge . So hatte z. V . Herzog Leopold mit zahl-
reichem Rittergefolge , im Jahr - z86 , bey Sempach - as
Leben verloren . Mit ihm wurden bey srchsztg an - er
Zahl edler Ritter -Leichen , von dieser Schweizerischen Sie¬
gesstätte nach Köntgsfelden gebracht , und allda bestattet.
Noch erblickt man in dem Chor - er Kirche acht und
zwanzig gemahlte Bildnisse von diesen gefallenen Rittern
und Herren , alle in betender Stellung . Ich denke in der
Folge noch niedreres davon zu sprechen , wenn ich von der
Klosterkirche und Gebäuden eine kleine Beschreibung hier
einrücken werde.
Wenig Denkwürdiges hat sich in der Geschichte dieses
Klosters , während des Laufs des fünfzehnten Sekulums
zugetragen , und finde ausser mehreren Schirm - und Bestä-
tigungsbriefen , welche die Kaiser Sigmund , Friedrich und
noch im Jahr 1487 Kaiser Maximilian der ! , dem Stifte
ertheilt hatten , nichts Ausgezeichnetes , das hier Erwähnung
8Z
verdiente. Auswanderungen , wie es oft der Fall in an¬
dern Klöstern war, wo männliche
Religiöse weiblichen,
oder diese jenen , den Flecken räumen mußten, wenn etwa
muthwillige Verarmung , oder Pstichtvergessenheit eine
solche Abänderung nöthig machten , hatten zu Königsfel¬
de» keine statt. Wie aber das Gelübde der
Keuschheit von
den Clarissinncn zu Königsfelden mag gehalten worden seyn,
und ob diese Klosterfrauen
, der Zauberßimme sinnlicher
Neigungen stets mit der Religiosität
, Kraft und Stärke,
so wie es würdigen Verlobten desHimmels ziemte , be¬
gegnet, und widerstanden sind: oder aber, ob
die
eben nicht so hohe Zwischenmauer , die das Kloster der
mänunlicheu Religiösen von jenem der weiblichen
trennte,
auch ausser der Vatzeit vermögend gewesen
, jede geheime
Zusammenkunft der beyderseitigen Einwohner und Ein¬
wohnerinnen zu verhindern , und der Liebe Schleichwege zu
vereiteln? darüber wage ich weder Untersuchung noch
Entscheid. Wenigstens enthalten die Annalen des Klo¬
sters hier und da eine Rüge, die sich in
keinen klösterli¬
chen Zeitblättern finden sollte.
Im zweyten Jahrzehend des sechzehnten Jahrhun-
derts, als die Kirchcnverbesserung in mehrern
Kantonen
derSchwei ; mit dem besten Erfolg betrieben wurde, - rang
das aufgehende Licht der reineren
Gottesverehrung auch in
die Klosterzellen zu Königsfelden . Die damals in Druck
erschienenen Schriften eines Luthers , Zwinglins, und an¬
derer geist- und lichtvoller Männer, wurden
auch von
vielen Nonnen dieses Klosters aufgenommen
und gelesen,
so daß im Jahr i52z verschiedene
derselben den Rath zu
Bern als Schirm- und Landesberrn ersuchten , die Kloster-
gelübde aufzuheben
. Sowohl die beyden Schullheissen zu
F -r
84
Bern / die unter den Königsfelder Klosterfrauen wahrschein¬
lich Verwandte hatten , als der Barfüffer Ordensprovin-
zial und der Bischof von Konstanz , suchten sie zu bereden,
im Kloster zu bleiben , erleichterten ihnen aber den Klo-
sierzwaiig . Auf wiederholte Bitten , erfolgte von Bern ein
obrigkeitlicher Beschluß : „ Die Nonnen zu Königsfelden
„sollten freye Wahl haben ; jedoch unter der Bedingung,
„daß die Ausgetretenen , weder der Regierung , noch ih-
„ ren Anverwandten zur Last fallen mögen ."
n) Noch bis auf die jüngst n Zeiten wurde von dem jeweiliqen Hel¬
fer zu Brugg , den Mündern des Klosters ein Go: resdicnst in die-
, sem Cbor gehalten. So ruhen auch in demselben die Leichen ver¬
schiedener Bermrischen Hofmeister
, welche während ihrer Amtsdau-nc
zu Köniqsfclöen gestorbn find. Auch die Eingeweid- des Herzogs
Heinrich von Rohann, der im Jahr r6zz allhier an seinen Wunden
Herben mußte, werben zu KönigSftlden verwahrt.
88
etwa« noch auf Erneuerung angeblicher Wunder , welche
sich aus den finstern Zeiten des Mittelalters in den Legen¬
den erhalten haben , wartet? ist mir unbekannt.
Mitten in der Kirche befindet sich ein Gewölbe , und
über demselben ein geviertes Monument oder Grabmahl,
dessen Gcfims und Gestelle von weißem , die Füllung aber
von schwarzem Marmor seyn solle.
Es ist dieses Monument y Schuh lang, 5^ Schuh
breit, und ohne Kapital und Postament 4 Schuh hock.
Der Eingang in das Gewölb , oder die eigentliche Gruft
ist gegen Abend , vor derselben findXTritte und inner chr
einer . Jeder ist io '4 Zoll hock, 1Schuh7!4 Zoll breit,
und4Schuh4^ Zoll lang. Die Gruft hat ein ungeform-
tesLoch durch welches eine Person kümmerlich durchschlüpfen
kann . Vor derselben ist obenher ein großer breiter Sand¬
stein eingelegt
. Die Gruft an sich selbst ist von Morgen
gegen Abend y Schuh >'/: Zoll lang, von Mitternacht
gegen Mittag7 Schuh« Zoll breit , und in gerader Linie
6 Schuhlo Zoll hoch, und von Mitternacht gegen Mittag
gewölbt . Der Baustoff ist durchgehends von Duftstem oder
Dugmark , der Boden aber mit Kalkpfiaster überschüttet.
In derselben befanden fichq ganze Körper und Sarge,
ein Kistlein oder Verschlag nebst einigen Brettern von
schlechtem Holze , und ganz kunstlos gearbeitet . Die Lei¬
chen lagen alle mit den Häuptern gegen Abend , mit den
Füßen gegen Morgen , und waren mehrcntheils noch ganz.
Sie find im Jahr 1770 nach St . VIafien abgeholt wor¬
den, wovon hernach das Umständliche 0). Eine lateinische
e) Diese Beschreibung der Königsfeldcr Gruft, ist aus des sel. Pfarrer
FasiS Staats- und Erdbeschreibung der Schw . Eidgenossenschaft
89
Innschrift und eine deutsche , sind innerhalb dieser Gruft
ru sehen : Sie einhalten beyde ein Verzeichne d r hier
ruhenden fürstlichen Leichen aus dem Hause Oestreich . —.
Ich will mit Uebergehung der lateinischen nur die deutsche
hier mittheilen.
Innschrift.
» In diesem Grab liegen von unserer hochqebornen
»Herrschaft von Oestreich , die edle Frauen und Herren,
»die hiernach geschrieben stand , zum ersten Frau Ellsa-
»belha , geborne von Karinen , König Alberto von Nom
» Gemahl der auf der Hofstatt vcrlohr sein Leben . Dem-
»nach Frau Agnes , Tochter , weiland Königin zu Ungarn,
»ferner auch unser gnädiger Herr Lupold , der ze Sem-
»pach verlohr , z^6. Herzog Lupoid der alt , und Frau
»Catharina ihr Tochter , Herzogin von Cusstn , Her -.og
»Heinrich , und Frau Elisabeth sein Gemahl , geborne
»von Virnburg . Herzog Friedrich , König Friedrichs
»Sohn von Rom , Frau Elisabeth , Herzogin von Lo-
»thrinqcn , Frau Gutta , Grästn von Oettingen , deren
»gedenken thuend . Ward erneuert Ho . >6oo L . H ."
ausgezogen . Der thätige Mann hat sie zu einer Zeit versert -qet,
iro die Gruft gcöfnct worden , und er sie zu besichtigen Gelegen¬
heit hatte.
90
nicht bewohnen würde, wenn sie auch gereiniget und
ausgeputzt wäre. Ihr Geld- und Schmuckkaften , den
man da zeigt, mag eher ein Behältniß schmutziger Wäsche
gewesen seyn, so groß und schlecht gearbeitet ist er. Er
steht in dem Nebenzimmer von Agnesens -Zelle, allwo sich
auch in der Mauer eine römische Jnnschrift befindet , wel¬
cher der verstorbene Zürchertsche Chorherr Hagenbuch fol¬
gende Erklärung giebt:
l>IHnoius 1. s. Victorinus 8ono roll.
IcA XI - c p. s. 7 VLieriLNL.
^nnorum XXV lHpen6iorum . v. Ir. t k c.
Zur Auslegung derselben dient eine andere bey dem
benachbarten Pfarrhause zu Gebisdorf.
Olnuciio Vlamno i? hiloso ^ho IVlnAno oder Vlailu-
rncno) IVleciico I.cA. XX . Oauckjse c^uietne ejus Xcticus
kalronus p).
Indessen kehre ich wieder zur Beschreibung der Kloster¬
gebäude zurück . Mitten am der Kirche stehet ein ziemlich
hoher Thurm, der im Jahr 177c , von neuem mit Bley
gedeckt worden . Oben ist auf demselben statt des Knopfs,
eine vergoldete Krone angebracht . Das Frauen- oder
Weiberstift ist in ein Kornhaus sogleich nach der Kirchen-
verbefferung verwandelt worden . In dem jüngsthin zu
Lunevrllegeendigten, Fränkisch- OestreichischenKrieg , des¬
sen grausenvollerSchauplatz, die östlichen Schweizer Kan¬
tone im Jahr >799 geworden sind, ward aus ihm, ein
Feldlazareth für verwundete Soldaten gemacht.
Catharina ,
eine Tochter Graf Amadeus des Fünss«
ten von Savoyen , und Gemahlin Herzogs Leopold,
mit dem Beynahmen Gloriosus.
Viogra-
Biographische Skizzen
von
merkwürdigen Männern
aus
Ein Fragment aus' Bndcls Wanderungen durch die Thäler des Jura.
i.
An die Stadt A . . . ?
Auf einem Landgute vor ihren Thoren.
Sonnett.
^olde Stadt ! wer sollte dich beneiden
Um das Glück, das dein Geräusch gewährt?
Hier ist uns was reiicnders beschehrt,
Die Natur entzückt durch stille Freuden.
Du beherbergst oft nur Schmerz und Leiden,
Wenn man hier des Frohsinns Flöte hört,
Wo uns Fink und GraSmück ungestört
Freude singen auch von Thränen - Weiden.
Zwischen Häuser über Kieselstein,
Nicht auf KieS führst du durch Weinblattlaube » —>
Wohl behängt mit Gold und Purpurtraubcn.
Dennoch kann man froh und glücklich scvn,
Auch bei dir , o Stadt ! ich will eS glaube»,
Ohne Linden und Akazienhain.
An die Freude.
Kantate.
Chor.
Freude ! rein wie AetherS Helle,
Du der Tugend schönster Quelle!
Nur auf deine » AdlersHtvinge«
Läßt - er Himmel sich erringen.
Ein Jüngling.
Nur Du kannst Märchentugend haben;
Ein Mädchen.
Dem Jüngling Muth und Thatkraft geben?
Beide.
Du machst den Sterblichen zum Gott!
Der Jüngling.
Du schwingst den Kreis.
Beide.
Zu Gottes Thron.
Cbor.
Du , Regentinn froher Triebe,
Bist ein Born der Menschenliebe.
Duett.
Wer nie des Frohsinns Quelle trübt,
Die Gottheit in den Brudern liebt,
Die Tugend wie die Gottheit ehrt,
Der ist , o Freude , deiner werth!
Chor.
Freude , rein wie Aethcrs Helle!
Du , der Tugend schönste Quelle!
Nur aus Deinen Adlerschwingcn
Läßt der Himmel sich erringen.
III.
Der Schriftgelehrte und - er Christ.
Gottesbücher durchforscht der Theologe mit Scharfsinn.
Und der redliche Christ handelt und wandelt darnach.
IV.
Das schönste Loos.
Nach dem Französischen.
Kannst Du ein schöneres LooS —
Mehr zu beneiden — erstehen?
Als Dich im Vaterlands SchooS
Schätzbar und nützlich zu sehen?
V.
Zufriedenheit ein Geschenke der Tugend.
Wer dieser Erde Schätze,
DeS Glücke» Ucbcrstuß
Besitzt , und dle Gesetze
Der Tugend beim Genuß
Erlaubter Fröhlichkeit
M >t Gleichmut » überschreitet
Den foltert und begleitet
StctS Unzufriedenheit.
VII.
An die Jugend.
Im Frühling.
Du siehst den Baum in seiner Blüthe,
O Jugend! siehst der Wiese Grün.
Hör ihren Ruf an Dein Gemüthe,
Benutze Deiner Kindheit Blühn!
Du kannst — wie sie zu Früchten reifen
Und lohnen ihrer Pflanzen Fleiß —
Einst schöner Thaten Früchte häufen,
In Deiner Brüder großem Kreis.
Du wandelst auf der Bahn des Leben-
Noch knmmerloS in Sicherheit.
Kein Tag verfließe dir vergebens
Im Lenze froher Kindlichkeit!
Denn in der Tugend Feyerkleide,
Durch Fleiß und Emsigkeit allein
Kannst Du der Eltern schönst« Freude,
Des Vaterlandes Hofnuug seyn.
^ Il9
Nun blühe , wie der Wanten Heere
Auf Gottes ausgeschmückter Flur!
Nicht nur der Mund , Dein Werk verehre
Den großen Vater der Natur!
Was man Dich lehrt , das lerne üben,
Der Menschheit nützlich einst zu seyn!
Und Du wirst stets das Gute lieben,
Dich Deiner Iugendtage freu « !
VIII.
An einen Freund der sich der RechtsgelahrtheiL
wiedmet.
Wenn Du der Menschheit Dich opferst , o Freu «- , an
Themis Altären,
So durchglühe Dein Herz inniges Wahrheitsgefühl!
Und Du findest — der Menschheit vcräusserte Rechte
Hebend — in herzlichem Dank zahlloser Wesen Dem Glück!
ix.
An einen jungen Theologen»
Kein Ergrübeln der Zukunft , die uns der Schöpfer ver¬
hüllte ,
Kein sophistischer Streit über der Derle Wohnsitz;
Nicht das Durchwühlen der Wörter halb vermoderter
Sprachen;
Keine Philosophie , wie sie der Skeptiker lehrt!
Nur in dem Kreise der Brüder immer thätiges Wirken '
Schaft uns hier schon, und dort, Freund , das süßest«
Glück!
M . v. B.
X.
Der Spaziergang im Oktober.
In die Fluchen des Meeres versenkte den feurigen Wagen
Phöbus der stralende schon, Purpur entströmte der Bahn.
Ich entrann dem Städtcqcwühl durch die lärmenden Thore,
Rettend auf ländlicher Trist , ängstlich das fühlende Her ; .
120
, so finstre Mauern und Wälle
Warum tbürmet , ibr Menschen und mühsam euch aüf?
Um den wrrtblrchc » Hccrd kostbar
das Licht des glänzenden
Wvllr ihr entziehen dem Auge Himmels -,
Genuß euch verbau ' « ?
Und der erquickenden Luft freyen
« Zäunen umschirmet,
Mir gefällt die Hütte von grünende die prangende Flur,
auf
Mit dem fröhlichen Blick fern von, Getümmel der
, der weit
Und des Weisen Entschluß Thoren,
ein Tuskulum sich.
Hier am dämmernden Wald wählet
Name. Sohn oder Enkel. Ia ^r her Gebart. Erhebung auf den Thron. j Gemahlinnen. ^ Ihre Abkunft. . AuSgebrochcne Kriege, j Friedensschlüsse. Regierungsiahre. Sterbejahr. AlterSjahrr. Historische Merkwürdigkeiten.
Rudolf I. Sohn Graf Albrechts IV. iri8. Anna. Gräfin von Hochbcrg . ^ Mit König Ottokar in Söhnt den Markgraf Ru¬ 18. 1291. 7). Belagert Basel zum erstenmal 1252 , und verbrannt d. M . Magdalenen Kloster daselbst zum
127 ; . ^ Elisabeth. Gräfin von Burgund. Böhmen 1277. dolf v. Baden , mit Burk-
von Habsburg. andernmal im I . 127 ; . Bereiste seine Verlande im Jahr 1274 . Erwarb sich den Stein und
hard v. Hohenberg aus. die Herrschaft Nheinfclden.
Albert I. Sohn K . Rudolfs I. 1248. 1298. Elisabeth. Erbprinzeßiu von Käxn- Tyrannisiert die z Län¬ 10. izo8 . von 60. Seine Gemahlin und Kinder erbauen das Kloster KönigSselden i ; n ; und ward die Stiftern,
thcn. der Uri , Schwyz , Umcr- seinem Neffen im I . i ; i ; darin » begraben.
walden. ermordet.
Friedrich III- Sohn K . AlbcrtS I. 1292. i ; i4 . mit Ludw . V. Jsabclla. Prinzeßin von Arrago- Von Ludwig V. bey i ) 2 ; . aus dem Schloße 5. i ; ;°. 18. den 18. August kommt die Reichsstadt Rheinfclden alö ReichSpfand an da» Erzhause
nic «. Mühldorf gefangen. TrauSnitz entlassen. Oestreich.
Albert 11. Sohn Herz . Alberts IV. i ) 94. 14 ) 8. Elisabeth. Prinzeßin von Ungarn . . . . . . . . . . . . . 1. 14 ) 9. 46. 1403 , den 18. May setzt sich daS Haus Oestreich in vollkommenen Besitz der beyden Städte
s
und Böhmen. Lansenburg und der Vogteyen Mettau und Kaisten.
Friedrich IV- Sohn Herz . Ernste. 1440. Eleonora. Prinzeß , von Portugaü. . Verträge der deutschen 5) . 149 ) . 78. Krieg zwischen Zürich und Schwyz . Anzug der französischen Völker gegen Basel . Schlacht
Nation mit Prz . Nikol . V^. bey St . Jakob im Jahr 1444 . Mitgetheilte Freyheiten den Einwohnern der Einnng Hauenstein.
im 1 . 1448.
Maximilian 1. Sohn K . Friedrichs IV. 1459- 149 ) . Maria. Herzogin von Burgund. Krieg mit Karl viii . Kö¬ Frieden mit Frankreich -5. 1 ) 19. , ?9. Reichstag zu Freyburg im BreiSgau 1498 . Grenzberichtigung zwischen der Herrschaft Rhcrn-
nig aus Frankreich . Und im I . 149 ; . Mit den
fclden und dem Gebiete der Stadt Basel , zu Seckingen , im Jahr i ; oi . Basel wird eidgcnößisch
1 der Schweiz. Schweizern im 1 . 1499. in beniftlbigen Jahr.
Karl V. i ; oo. i ; »9. Jsabclla. Prinzeß , von Portugal. Türkenkrieg. * * * » . » . 28. i ; ; 8. 59.
Sohn Erzhcrz . Philipps. Fünswöchentlichc Belagerung der Stadt Wien durch die Türken . Resigniere das Kayftr-
thNM 1556.
Ferdinand I. Sohn Erzhcrz . Philipps, 150 ; - 1558 . . Anna. Prinzeßin von Ungarn . . . . . . . Passiver Vertrag rm I. 6. 1564. 60.
Landtag zu Freyburg im Brcisgän 1562 . Errichtung einer landcösürstl . Kammer und Gerichts
und Bruder KarlS V. und Böhmen. leer . Rclig . Fried . 1555. zu EnsiSheim im Elsaß . Ursprung der östreichisch. Regierung.
Maximilian II Sohn K . Ferdinands I. 1527. 1564. Maria. Prinzeß , von Castilien. . . . . . * * * . . . . 12. 1776. 49. Dehnt die Gewissenssreyheit in seinem Vaterlandc aus.
Rudolf II- Sohn K .MapimklianS II. 1552. 1576. Uuverehlicht. . . . . . . * Türkenkrieg 159 ) . Frieden mit der Türkey )6. iüir. 59. Freye Religionsübung der Protestanten iSc-6.
in, I . 1605.
—
Mathias. Sohn K .Maximilians II. 1557- 1612. Anna. Erzherzogin von Oest¬ Anfang des zojährisen 7. 1619. 6; . i
and Bruder K.' Rud . II. reich. KricgS.
Ferdinand 11. Sohn Erzherz . KarlS v. 1578. 1619. Maria Anna. Prinzeß , von Bayern. Fortdauer des ; o jähr . KriegS. 18. 16 ) 7. 59.
Drückt die Protestanten durch harre KriegSsteuern und zeigt sich als Feind ihrer Religion.
Stenermark. Eleonora Gonzaga. Prinzeß , von Manlua.
I
Ferdinand III- Sohn K . Ferdinands II. 1608. 16 ) 7. / Maria Anna. Prinzeß , von Oestreich. Westphälischer Friede im 20. 16 ; ? . 49. 2 ; wöchige Belagerung der Stadt Rheinfeldcn durch die Schweden . Einnahme derselben . Wie¬
L Maria Lcovoldina. Erzherz . von Oestreich. Jahr 1648. dereinnähme durch die Oestreicher . Abwechselnder Sieg der K . K . und der Schweden vor Rhein-
V Eleonora Gonzaga. Prinzeß , von Mantua. seldens Mauern . Abermalige Eroberung der Stadt durch den Herzog von Weimar im I . iSzZ.
Leopold I. Sohn K . Ferdinands III. 1640. is ; 8. - Margretba Theresia. Prinzeß , von Spanien. Türkenkrieg und SM- Nimmwegcr Frieden 47. 170 ; . 6;. Türken belagern Wien 168 ; .
Claudia FclizitaS. Erzherz . von Oestreich. nischer SucceßionSkrckg. 1649.
Schlacht bey Rheinfelden zwischen den Oestreichern und Franzosen . Fruchtlose Belagerung
. Eleonora Maqdalcna. Prinz . v.Pfalz -Neuburg. Ryßwiker Frieden 1697. Rhcinfeldens durch die Franzosen im Jahr 1679.
Joseph I. Sohn K . Leopolds I. 1678. 170 ?. Amalia Wilhelmina. Przeß . v. Braunschwcig. . - . . 6. I7H. Merevs nächtlicher Durchmarsch durchs BaSlergebiet 1709.
Karl VI. Sohn K . Leopolds I . und 1^ 85. 1711. Elisabetha Chistina. Przcß . v. Braunschweig. Türkenkrieg 172^' Bademer Friede 1714. 29. 1740. 55. War der letzte von K . Rudolfs I . von HabSbnrg Nachkommenschaft . Unter seinem Thronfolger
Bruder L . Joseph I. Wiener Friede 17 ) 8. Karl VII . wurde Rheinfelden zum letztenmal von den Franzosen eingenommen rm Jahr 1748.
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Franz I. Herzog v. Lotharingen 1708. 1745. Maria Theresia. Prinzeß . K . Karl VI. Einige Unruhen auf vrir Breölaucr - Dresdner - 20. 176 ; . 57. Maria Theresia verheyralhet ihre Tochter Maria Antonia im Jahr 1770 . an den Thronerben
Schwarzwalde. Aachncr - Hubertöburger von Frankreich.
und TeschnirFriedcn.
Joseph II. Sohn K . Franz I. 1741- 176 ; . l Maria Jsabclla. Prinzeß , von Spanien. Türkenkrieg >788- 2; . 1790. 49 . Kirchliche Reformen in seinen Staaten . Verwandelung des Klosters Olsberg in ein Damen-
s Maria Josepha. Prinzeß , von Bayern. stift , und Abänderung der breisgauischen Landesverfassung.
Leopold 11. Sohn K . Franz I. r747. ,79 «. Maria Louisa. Prinzeß , von Spanien. Frieden mit den Türken 2.
Franz . Rcvolut ^ T^ 1792. 45. Gehörte als Groöh .crzog unter ThuscienS beste Regenten.
i Franz II. Sohn K. Leopolds 11.' 1? 68. 1792. Elisabetha. Przcß . v. Wirtembcrg. Krieg mit Frankreich jy Lsmpx
) kormio 1797
.U Abtrcttung dcS BrciSgauS , an den Herzog von Modcna ; der Niederlande , und deö FrikthalS
. M . Theresia. Prinzeßin von Neapel. I . 1792. Lüncwillcr Friede 1801. an Frankreich ; so wie das Letztere an die helvetische Eidgenossenschaft.
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