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II

Baukonstruktionen
Band 15

Herausgegeben von
Anton Pech
III

Anton Pech
Klaus Jens

Heizung und Kühlung

unter Mitarbeit von


Johann Harm
IV

Dipl.-Ing. Dr. techn. Anton Pech


Dipl.-Ing. Dr. Klaus Jens
Wien, Österreich

unter Mitarbeit von

Dipl.-Ing. Johann Harm


St. Pölten, Österreich

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ISSN 1614-1288
ISBN 3-211-21501-8 SpringerWienNewYork
V

VORWORT ZUR 1. AUFLAGE

Die Fachbuchreihe Baukonstruktionen mit ihren 17 Basisbänden stellt eine


Zusammenfassung des derzeitigen technischen Wissens bei der Errichtung von
Bauwerken des Hochbaues dar. Es wird versucht, mit einfachen Zusammenhängen
oft komplexe Bereiche des Bauwesens zu erläutern und mit zahlreichen Plänen,
Skizzen und Bildern zu veranschaulichen. Der vorliegende Band „Heizung und
Kühlung“ aus dem Fachbereich der technischen Gebäudeausrüstung soll zur ange-
messenen und zeitgerechten Berücksichtigung von Heizungs- und Kühlungsanlagen
bei der Gebäudeplanung beitragen. Beschreibungen von Anlagenkomponenten und
deren Funktionsweisen erleichtern das Verständnis für die Vielfalt von Kombinations-
möglichkeiten. Für die angemessene Berücksichtigung baulicher Vorkehrungen in
Vorentwürfen sind Erfahrungsrichtwerte und Auszüge aus EN-Normen angegeben.
Unter dem Thema „Nachhaltigkeit“ wird auf Auswirkungen von Wärmeversorgungssy-
stemen auf die Umweltbelastung hingewiesen und es werden Möglichkeiten natur-
schonender Energienutzungsmethoden aufgezeigt.
VII

Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIO NEN


Band 1: Bauphysik

Band 2: Tragwerke

Band 3: Gründungen

Band 4: Wände

Band 5: Decken

Band 6: Keller

Band 7: Dachstühle

Band 8: Steildach

Band 9: Flachdach

Band 10: Treppen / Stiegen

Band 11: Fenster

Band 12: Türen und Tore

Band 13: Fassaden

Band 14: Fußböden

Band 15: Heizung und Kühlung


䊳 Grundlagen
䊳 Wärmeversorgungsanlagen
䊳 Abgasanlagen
䊳 Kälteversorgungsanlagen
䊳 Wärme- und Kälteverteilung
䊳 Planung Heizungs-, Kühlungsanlagen
䊳 Nachhaltigkeit

Band 16: Lüftung und Sanitär

Band 17: Elektro- und Regeltechnik


IX

INHALTSVERZEICHNIS

150.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
150.1.1 Thermische Behaglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
150.1.2 Energieumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
150.1.2.1 Wärmestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
150.1.2.2 Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
150.1.2.3 Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
150.1.2.4 Wärmedurchgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
150.1.2.5 Wärmespeicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
150.1.2.6 Wärmekonvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
150.1.2.7 Wasserverdunstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
150.1.3 Temperaturempfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
150.1.4 Strömungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
150.2 Wärmeversorgungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
150.2.1 Energieträger und Energienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
150.2.2 Feuerungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
150.2.2.1 Verfeuerung von Biomasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
150.2.2.2 Pellets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
150.2.2.3 Verfeuerung von Heizöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
150.2.2.4 Verfeuerung von Erdgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
150.2.2.5 Verfeuerung von Flüssiggas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
150.2.3 Heizkesselanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
150.2.4 Fernwärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
150.2.5 Elektroheizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
150.2.6 Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
150.2.7 Aktive Solarenergienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
150.2.8 Passive Sonnenenergienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
150.3 Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
150.3.1 Klassifizierung und Kennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
150.3.2 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
150.3.2.1 Standsicherheit und Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . 34
150.3.2.2 Fangquerschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
150.3.2.3 Fangsohle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
150.3.2.4 Fangmündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
150.3.2.5 Fangaufsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
150.3.2.6 Reinigungsöffnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
150.3.2.7 Notrauchfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
150.3.3 Dimensionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
150.3.3.1 Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
150.3.3.2 Wärmedurchlasswiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
150.3.4 Ausführungsarten Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
150.3.4.1 Einschalige Fangsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ¤6
150.3.4.2 Mehrschalige Fangsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
150.3.4.3 Feuchtigkeitsunempfindliche Fangsysteme . . . . . . 48
150.3.4.4 Metallfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
150.3.4.5 Abgasleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
150.3.4.6 Luft-Abgas-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
150.3.4.7 Sonderformen der Abgasabführung . . . . . . . . . . . . 55
150.3.5 Konformitäts- und Übereinstimmungsnachweise . . . . . . . . . . 57
X Inhaltsverzeichnis

150.3.6 Freistehende Schornsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59


150.3.6.1 Anforderungen an die Berechnung und Bemessung 61
150.3.6.2 Ausführungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
150.4 Kälteversorgungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
150.4.1 Kälteerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
150.4.2 Kältemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
150.4.3 Kompressions-Kälteanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
150.4.4 Absorptions-Kälteanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
150.4.5 Peltier-Kälteanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
150.4.6 Wärmepumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
150.4.7 Fensterklimageräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
150.4.8 Split-Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
150.4.9 Glykol-Rückkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
150.4.10 Frostschutzmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
150.4.11 Verdunstungsrückkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
150.4.12 Kühltürme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
150.5 Wärme- und Kälteverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
150.5.1 Rohrleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
150.5.1.1 Heizwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
150.5.1.2 Kaltwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
150.5.1.3 Kühlwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
150.5.1.4 Einrohrsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
150.5.1.5 Zweirohrsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
150.5.1.6 Leitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
150.5.1.7 Leitungszubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
150.5.2 Pumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
150.5.3 Ausdehnungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
150.5.4 Heizkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
150.5.5 Kühlgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
150.5.5.1 Ventilatorkonvektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
150.5.5.2 Kühldecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
150.5.5.3 Kühlbalken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
150.5.5.4 Bauteilkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
150.6 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
150.6.1 Hydraulische Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
150.6.2 Technikräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
150.6.2.1 Brennstofflagerräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
150.6.2.2 Heizkesselräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
150.6.2.3 Fernwärme-Umformerräume . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
150.6.2.4 Kältemaschinenräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
150.6.2.5 Raumbedarf für Rückkühlanlagen . . . . . . . . . . . . . 110
150.6.3 Installationsschächte und -trassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
150.6.4 Ermittlung von Heizlast und Kühllast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
150.6.5 Heizlastermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
150.6.6 Kühllastermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
150.6.7 Druckverlustermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
150.7 Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
150.7.1 Marktdurchdringung von Energieträgern . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
150.7.2 Volkswirtschaftlich-ökologische Betrachtungsweise . . . . . . . . 133
150.7.3 Luftschadstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
150.7.4 Zunehmende Strahlenbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
150.7.5 Nebenwirkungen fortschrittlicher Energienutzung . . . . . . . . . . 135
Inhaltsverzeichnis XI

150.7.6 Grenzen umweltverträglicher Schadstoffbelastungen . . . . . . . 137


150.7.7 Strahlungsintensität der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
150.7.8 Flächenbezogener Energieträgerverbrauch . . . . . . . . . . . . . . 139
150.7.9 Personenbezogener Energieträgerverbrauch . . . . . . . . . . . . . 140

Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
1

150.1 GRUNDLAGEN
Die technische Gebäudeausrüstung betrifft alle technischen Anlagen, Einrichtungen
und Installationen in Gebäuden, die dem Wohlbefinden von Menschen dienen. Im
Gegensatz zu Fachbereichen, die sich mit der Gestaltung von Gebäudehüllen
befassen, handelt es sich bei der technischen Gebäudeausrüstung um eine verhält-
nismäßig junge Disziplin mit einer Vielfalt unterschiedlicher Themenbereiche. Ihre
mitunter stürmische Entwicklung hat dazu beigetragen, dass sich innerhalb nur eines
Jahrhunderts der Anteil der technischen Gebäudeausrüstung an den Gesamtbauko-
sten eines Gebäudes von etwa 10 bis 15% auf 30 bis 55% erhöht hat.
Abbildung 150.1-01: Themenbereiche der technischen Gebäudeausrüstung

Mit der Gestaltung von Gebäudehüllen werden Innenräume von der Umgebung
abgegrenzt, wobei Raumanordnung, Standfestigkeit, Witterungsbeständigkeit, Bau-
teilbeschaffenheit und optischer Eindruck von besonderer Bedeutung sind. Bei der
Gestaltung von Anlagen, Geräten und Installationen der technischen Gebäudeausrü-
stung stehen deren Funktionen im Mittelpunkt des Interesses von Bauherren,
Projektanten und Nutzern, wobei deren optische Wahrnehmung kaum erwünscht ist.
In den Grundlagen zur technischen Gebäudeausrüstung wird zum Teil auf den
bauphysikalischen Ansätzen des ersten Bandes („Bauphysik“) der Fachbuchreihe
„Baukonstruktionen“ aufgebaut.

150.1.1 THERMISCHE BEHAGLICHKEIT

„Thermische Behaglichkeit“ ist nur eines von mehreren Phänomenen, die „menschli-
ches Wohlbefinden“ beeinflussen können. In Gegensatz zu anderen Behaglichkeits-
phänomenen wie beispielsweise der jeweiligen „psychischen Verfassung“ oder der
„sozialen Situation“, die sich messtechnisch kaum erfassen lassen, kann man dem
Empfinden der „thermischen Behaglichkeit“ folgende physiologisch wirksame Ein-
flussgrößen zuordnen und dafür Messwerte ermitteln.
• Raumlufttemperatur
• Temperatur der Raumumschließungsflächen
• Raumluftfeuchtigkeit
• Lufterneuerungsrate
• Reinheitsgrad der Raumluft.
2 Grundlagen

Professor P.O. Fanger (TU Lyngby/Dänemark) hat für derartige Einflussgrößen eine
Bewertungsskala eingeführt und Versuchspersonen aufgefordert, diesen Einflussgrö-
ßen für jeweils physikalisch definierte Umgebungsbedingungen nach ihrem subjekti-
ven „Behaglichkeitsempfinden“ Wertungen zwischen: –3,0 und +3,0 zuzuordnen.
Beispielsweise war dabei „thermische Behaglichkeit“ folgendermaßen zu bewerten:

+3 +2 +1 0 –1 –2 –3
zu warm warm etwas warm neutral etwas kühl kühl kalt

Für den Aufenthaltsbereich von Personen hat er sodann durch systematische


Variation physiologisch wirksamer Einflussgrößen den statistisch gesicherten Pro-
zentsatz jener Versuchspersonen erfasst, die mit den Umgebungsbedingungen
unzufriedenen waren. Eines der Ergebnisse dieser Untersuchungen bestand in der
statistisch gesicherten Feststellung, dass sich in Hinblick auf „thermisches Behaglich-
keitsempfinden“ der Anteil unzufriedener Versuchspersonen kaum unter einen Pro-
zentsatz von ~ 5% der Gesamtheit aller Versuchspersonen verringern lässt. Wenn bei
den Versuchsreihen beispielsweise die Bewertung der Einflussgröße „Raumlufttem-
peratur“ den statistisch erfassbaren Mittelwert „0“ („~ thermisch neutral“) ergab, dann
waren dennoch etwa 2,5% der Versuchspersonen deshalb unzufrieden, weil sie die
Raumtemperatur als zu kühl empfanden, und weitere 2,5% waren unzufrieden, weil
es ihnen in der gleichen Situation zu warm war. Der Anteil unzufriedener Versuchsper-
sonen erhöhte sich jeweils, wenn die Raumtemperatur von dem thermisch neutralen
Wert angehoben oder abgesenkt wurde.

(150.1-01)

PPD vorausgesagter Prozentsatz Unzufriedener [%]


PMV voraussichtliche Behaglichkeitsbewertung [–]
Einflussgrößen:
• Aktivität
• Bekleidung
• Lufttemperatur
• Oberflächentemperatur
der Umgebung
• Luftgeschwindigkeit
• Luftfeuchtigkeit
(nach einer statistischen
Auswertung der Bewertung von
1300 Testpersonen)

Ein weiteres Untersuchungsergebnis besteht in dem abgebildeten Zusammenhang


zwischen voraussichtlicher Behaglichkeitsbewertung und voraussichtlichem Prozent-
satz unzufriedener Personen. Das „vorausgesagte mittlere Votum“ zu einer Einfluss-
größe auf die thermische Behaglichkeit wurde mit „PMV“ (predicted mean vote) und
der vorausgesagte Prozentsatz Unzufriedener mit „PPD“ (predicted percentage of
dissatisfied) bezeichnet. Für ausgewählte Einflussgrößen auf das „thermische Behag-
lichkeitsempfinden“ hat Professor Fanger aus Versuchsreihen Grenzwerte abgeleitet
und statistisch begründet. Seine Untersuchungsergebnisse werden in europäischen
Normen [88][78][79] berücksichtigt. Gestaltern und Nutzern von Aufenthaltsräumen
steht zur Beeinflussung des „thermischen Wohlbefindens“ eine Vielfalt von Möglich-
keiten zur Verfügung, von denen die technische Gebäudeausrüstung die meisten
beeinflussen kann.
Energieumwandlung 3

150.1.2 ENERGIEUMWANDLUNG

Einflussgrößen auf die thermische Behaglichkeit, die sich messtechnisch nachvollzie-


hen lassen, haben stets irgendeine Beziehung zu dem Phänomen „Energie“. Das
Wort „Energie“ leitet sich vom griechischen Wort „enérgeia“ ab und hatte zunächst die
Bedeutung von „Wirksamkeit“. Der griechische Philosoph Aristoteles erweiterte die
Bedeutung dieses Begriffes im Sinne einer „Wirkkraft“, durch die „Mögliches“ in
„Seiendes“ übergeht. „Energie“ bezeichnet Phänomene und Wirkungszusammenhän-
ge, deren faszinierende Vielfalt sich auf folgende Weise von einem Beobachter
umschreiben lässt:
• Energie begegnet mir nur indirekt in verschiedenen Erscheinungsformen.
• Energie kann ich durch vielfältige Wirkungen wahrnehmen.
• Energie kann ich von einer Erscheinungsform in andere umwandeln.
• Energie kann ich nicht verbrauchen – und deshalb immer mit ihr rechnen.
• Energie kann ich nicht sehen.
• Energie kann ich nicht anfassen.
• Energie kann ich ihrem Wesen nach kaum „begreifen“.
Für den Menschen ist Energie beispielsweise in den „Erscheinungsformen“ Wärme
bzw. Kälte, Schall oder Licht wahrnehmbar. In technischen Ausarbeitungen wird
„Energie“ als „Arbeitsvermögen“ oder als „Wirksamkeit“ interpretiert. Normengerecht
[92] ist Energie als Formelzeichen und physikalische Größe wahlweise mit folgenden
Großbuchstaben zu kennzeichnen:

E (Energie) oder Q (Wärmemenge) oder W (Wirksamkeit)

Die Vielfalt der Erscheinungsformen von Energie kommt auch in der Wahlmöglichkeit
dieser Großbuchstaben zum Ausdruck. Als gesetzliche Einheit für Energie wurde
nach dem internationalen Einheitensystem („SI-System“) das „Joule“ festgelegt.

(150.1-02)

James Prescott Joule hat um 1850 die Wandelbarkeit von Wärme in Arbeit und Arbeit
in Wärme als speziellen Fall der Energieerhaltung experimentell dargelegt. Julius
Robert Mayer berechnete 1842 erstmals das mechanische Äquivalent der Wärme.
Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz formulierte unabhängig von Mayer und
Joule das Prinzip von der Erhaltung der Energie („Über die Erhaltung der Kraft“,
1847). Wenn Energie – in einem „geschlossenen Weltsystem“ – erhalten bleibt, dann
können wir Energie gar nicht verbrauchen, auch wenn über „Energieverbrauch“ viel
gesprochen und geschrieben wird. Verbrauchen kann man Energieträger. Diese sind
ein Handelsgut und lassen sich in „Nutzenergie“ umwandeln. Der Energieinhalt eines
Energieträgers bleibt bei jeder Art von Umwandlung in veränderter Form erhalten.
Energieträger (wie z.B.: Holz, Kohle, Mineralöl und Erdgas) sind in Verbrennungsvor-
gängen mit verhältnismäßig einfachem technischem Aufwand zu „Energiedienstlei-
stungen“ transformierbar. Unter der „Primärenergie“ wird dabei der Energieinhalt
ursprünglicher (noch nicht aufbereiteter) Energieträger verstanden.

Mit Brennwert Ho eines Energieträgers wird jener messbare Energieinhalt bezeichnet,


der bei vollständiger Verbrennung einer Masse von 1 kg des betreffenden Energieträ-
4 Grundlagen

gers dann frei wird, wenn das im Abgas enthaltene Wasser nicht dampfförmig,
sondern in flüssiger Form als „Kondensat“ vorliegt. Bei Kenntnis der Masse m und des
Brennwerts H0 eines Energieträgers lässt sich dessen Energieinhalt E (bzw. die darin
enthaltene Primärenergie) errechnen:

(150.1-03)
E Energie [kWh]
m Masse [kg]
Ho Brennwert [kWh/kg]

Bei Verbrennungsvorgängen könnte der Eindruck entstehen, dass dabei Masse


entschwindet, weil nach der Verbrennung von einem Energieträger kaum etwas übrig
bleibt. Dieser Schein trügt jedoch, da die Masse der Verbrennungsprodukte der
Masse des ursprünglichen Energieträgers entspricht. In physikalischem Sinn bleiben
sowohl Masse als auch Energieinhalt erhalten – wenn auch in veränderten Zustän-
den. Die Veränderungsmöglichkeiten der Erscheinungsformen einer Masse sind vom
Wasser her vertraut:
• In Form von Eis lässt sich Wasser anfassen und bearbeiten;
• in flüssiger Form kann es Gegenstände benetzen und umgeben, und
• in verdunsteter Form erhöht es die Feuchtigkeit und den Wärmeinhalt der
Luft.
Die Wärmemenge, die für die Verdampfung der Masse von 1 kg Wasser (~ 1 Liter)
aufzuwenden ist, wird als spezifische Verdampfungswärme r bezeichnet, sie ist
temperaturabhängig.

Tabelle 150.1-01: Zustandsgrößen von Wasser und Wasserdampf bei Sättigung


Temperatur Druck Verdampfungswärmer
[°C] [bar] [kWh/kg] [kJ/kg]
0 0,006 0,695 2.502
20 0,023 0,682 2.454
40 0,074 0,669 2.407
100 1,013 0,627 2.257
144 4,000 0,593 2.133
180 10,000 0,559 2.014

Bei Brennstoffen, die Wasserstoff enthalten, entsteht als eines der Verbrennungspro-
dukte Wasserdampf. Wenn dieser Wasserdampf ungenutzt mit dem Abgas an die
Umgebung abgeführt wird, dann verbleibt als nutzbare Wärmemenge eines Energie-
trägers nur mehr sein Heizwert Hu, der dem um die Verdampfungswärme verminder-
ten Brennwert entspricht:

(150.1-04)
Hu Heizwert [kWh/kg]
Ho Brennwert [kWh/kg]
r Verdampfungswärme [kWh/kg]

Rechenwerte für Brennwert und Heizwert ausgewählter Energieträger sind in Tabelle


150.1-02 zusammengestellt. Je nach Herkunft streuen sie in einer Bandbreite von
etwa ± 20%.
Energieumwandlung 5

Tabelle 150.1-02: Energieträger – Feststoffe, Flüssigkeiten


Heizwert Hu Brennwert Ho
Energieträger
[kWh/kg] [kJ/kg] [kWh/kg] [kJ/kg]
Holz trocken 4,3 15.480
Koks 8,0 28.800
Steinkohle 8,5 30.600
Dieselöl 11,5 41.400 12,4 44.640
Heizöl EL 11,9 42.840 12,5 45.000
Benzin 12,0 43.200 12,8 46.080

Aus praktischen Erwägungen bezieht man diese Rechenwerte bei gasförmigen


Energieträgern nicht auf deren Masse [kg], sondern auf deren Normvolumen [mn3].
Der physikalische Normzustand ist durch die Normtemperatur Θn = 0º C = 273,15°K
und den Normdruck pn = 101,325 kPa = 1,01325 bar definiert.
Tabelle 150.1-03: Energieträger – Gase
Heizwert Hu Brennwert Ho
Energieträger
[kWh/m3] [kJ/m3] [kWh/m3] [kJ/m3]
Erdgas 10,4 37.440 11,4 41.040
Propangas 25,8 92.880 28,0 100.800

Mit „Leistung“ bezeichnet man die auf einen Zeitraum bezogene Energie. Wenn man
sich eine „Energiemenge“ wie die Wassermenge in einem Behälter vorstellt, die man
aufbewahren oder auslaufen lassen kann, dann entspräche dem Leistungsbegriff ein
Wassermassenstrom, der sich in Litern je Zeiteinheit messen lässt.
Als Formelzeichen und physikalische Größe wird Leistung mit dem Großbuchstaben
„P “ gekennzeichnet. Als gesetzliche Einheit für Leistung wurde nach dem internatio-
nalen Einheitensystem („SI-System“) das „Watt “ festgelegt.

(150.1-05)

Der Zusammenhang von Energie und Leistung wird in technischer Schreibweise mit
Gleichung (150.1-06) beschrieben:

(150.1-06)

P Leistung [kW]
E Energie [kWh]
t Zeit [h]

Zur Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge benötigt auch ein Mensch Energie, die er
in Form von Nahrungsmitteln (Energieträger = „Biomasse“ mit Hu ~4,3 kWh/kg) zu sich
nimmt. Die jährlich erforderliche Nahrungsmittelmenge (bzw. der „Energieträgerver-
brauch“) eines erwachsenen Mensch liegt bei etwa 235 kg/a und entspricht einem
„Energieinhalt“ von etwa 1.000 kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr). Bei Division des
Energieinhaltes der jährlich erforderlichen Nahrungsmittelmenge einer erwachsenen
Person (~1000 kWh/a) durch den Betrachtungszeitraum eines Jahres (8766 h/a =
Stunden pro Jahr) ergibt sich in physikalischem Sinne eine „Durchschnittsleistung“
von etwa 110 W, die von Physiologen als „Grundumsatz“ bezeichnet wird.
6 Grundlagen

In technischer Schreibweise lässt sich daher Gleichung (150.1-06) auch mit dem
Grundumsatz und dem Energiebedarf ausdrücken (150.1-07) und für eine erwachse-
ne Person unter Ansatz obiger Annahmen der Grundumsatz ermitteln.

(150.1-07)

P Grundumsatz [kW] = 0,114 = 114 [W]


E Energiebedarf [kWh] = 1000
t Zeit [h] = 8766

Die diesem Grundumsatz entsprechende Mindestleistung wird auch im Ruhezustand


nicht unterschritten und dient offensichtlich der Aufrechterhaltung wesentlicher Le-
bensfunktionen. Die mit Nahrungsmitteln aufgenommene Energie wird in „Oxidations-
prozessen“ transformiert und muss schließlich im Rahmen physikalischer Gesetzmä-
ßigkeiten wieder an die Umgebung abgeben werden [88]. Für eine Person mittlerer
Größe kann je nach Aktivität mit einer bestimmten Wärmeabgabe PM an die
Umgebung gerechnet werden.
Tabelle 150.1-04: Wärmeabgabe von Personen [78]
Wärmeabgabe
Aktivität sensibel gesamt
[W/Person] [W/Person]
Laufen bei 5 km/h 120 360
Laufen bei 4 km/h 110 300
Laufen bei 3 km/h 105 250
Laufen bei 2 km/h 100 200
stehend, mittelschwere Tätigkeit 105 210
stehend, leichte Tätigkeit 85 170
sitzende Tätigkeit 75 125
ruhig sitzend 70 100
angelehnt 55 80
Anmerkung: sensibel … Wärmeabgabe ohne Verdunstungswärme

Bei schwerer körperlicher Arbeit – wie beispielsweise bei Spitzensport – kann die
körperliche Leistung kurzfristig Werte bis zu 700 W annehmen. Die durch Oxidation
von Nahrungsmitteln im menschlichen Körper transformierte „Nutzenergie“ wird im
Rahmen physikalischer Gesetzmäßigkeiten letztlich in Form von Wärme wieder an
die Umgebung abgegeben. Für Klimatechniker ist die Beachtung von Energieflüssen
eine wesentliche Planungsgrundlage. Die von Personen abgegebene Wärme trägt
auch als Heizleistung zur Erwärmung von Aufenthaltsräumen bei.
Abbildung 150.1-02: Wärmeübertragungsphänomene
Energieumwandlung 7

Bei Wärmeübertragung an die Umgebung werden in der technischen Wärmelehre die


Phänomene Wärmestrahlung, Wärmeleitung, Wärmekonvektion und Wasserverdun-
stung unterschieden.

150.1.2.1 WÄRMESTRAHLUNG
Wärmestrahlung (Infrarotstrahlung) wird von festen Körpern, Flüssigkeiten und auch
von einigen Gasen „emittiert“ (abgegeben) und „absorbiert“ (aufgenommen). Wärme-
strahlung besteht aus elektromagnetischen Wellen im Wellenlängenbereich von λQ =
0,8 bis 800 µm (1 Mikrometer = 1 µm = 10–6 m= 0,001 mm). Die Physiker Stefan und
Boltzmann veröffentlichten im Jahr 1884 eine theoretische Begründung dafür, dass
die von einem „schwarzen Körper“ abgegebene (und als „Emission“ bezeichnete)
Strahlungsleistung der vierten Potenz seiner absoluten Temperatur proportional sein
muss.

(150.1-08)
P Emission [W]
A Oberfläche [m2]
σ Proportionaliätsfaktor [W/(m2K4)] = const.
Θ absolute Temperatur [K]

Der Proportionalitätsfaktor σ = 5,67·10–8 [W/(m2K4)] (die Stefan-Boltzmann-Konstan-


te) gilt nur für einen „schwarzen Körper“ als Strahler. Das Verhältnis der Strahlungsei-
genschaften realer Stoffe zu jenen des theoretisch „schwarzen Körpers“ wurde in
Form von Emissionsgraden [16] ε < 1 ermittelt und ermöglicht praxisbezogene
Berechnungen nach Gleichung (150.1-09).

(150.1-09)
P Emission [W]
A Oberfläche [m2]
ε Emissionsgrad [–]
σ Stefan-Boltzmann-Konstante [W/(m2K4)] = 5,67·10–8
Θ absolute Temperatur [K]

Tabelle 150.1-05: Wärmestrahlung – Emissionsgrade


Stoff Temperatur Emissionsgrad ε
[°C] [–]
Beton, Ziegel 0 bis 93 0,94
Heizkörperanstrich 100 0,93
Wasser, Eis, Reif 0 0,92
Holz 0 bis 93 0,90
Gips 20 0,82
Glas 20 0,70
Stahl angerostet 20 0,60
Aluminiumbronze 100 0,30
Aluminium poliert 100 0,12
Stahl hochglanzpoliert 177 0,07
Aluminium walzblank 170 0,05

Glas ist für die kurzwellige Lichtstrahlung (λQ = 0,4 bis 0,8 µm) wesentlich durchlässi-
ger als für die langwellige Wärmestrahlung (λQ = 0,8 bis 800 µm).
8 Grundlagen

150.1.2.2 WÄRMEÜBERGANG
Die Verhältnisse beim Wärmeübergang von festen Körpern auf flüssige oder gasför-
mige Medien lassen sich mit folgender Gleichung beschreiben:

(150.1-10)
P Übertragungsleistung [W]
A Fläche [m2]
αK Wärmeübergangskoeffizient [W/(m2K)]
Θ1 Temperatur an Körperoberfläche [°C]
Θ2 Temperatur des Mediums [°C]

Für den experimentell ermittelten Wärmeübergangskoeffizienten αK bestehen zahlrei-


che Näherungsgleichungen, deren Anwendungsbereiche jeweils stark eingegrenzt
sind. Für Luftströmungsgeschwindigkeiten w bis etwa 5 m/s erhält man mit der
Näherungsgleichung (150.1-12) brauchbare Rechenwerte.

(150.1-11)
αK Wärmeübergangskoeffizient [W/(m2K)]
w Luftgeschwindigkeit [°C]

150.1.2.3 WÄRMELEITUNG
Die Wärmeleitung durch Schichten fester, flüssiger und gasförmiger Körper lässt sich
mit Gleichung (150.1-12) beschreiben:

(150.1-12)

P geleitete Wärmeleistung [W]


λ Wärmeleitfähigkeit [W/(mK)]
s Schichtdicke [m]
A Fläche [m2]
∆Θ Temperaturdifferenz Schichtgrenzen [K]

Die Wärmeleitfähigkeit λ von Materialien ist sowohl von deren Struktur als auch von
deren Dichte, Temperatur, Feuchtigkeit und Druck abhängig. Im Anwendungsbereich
der technischen Gebäudeausrüstung kann mit folgenden Mittelwerten [16] gerechnet
werden:
Tabelle 150.1-06: Wärmeleitfähigkeiten [16]
Wärmeleitfähigkeit λ [W/(mK)]
Stoff
von bis
Metalle 10,000 458,000
Steine 1,500 3,500
Baustoffe 0,200 3,500
Dämmstoffe 0,030 0,110
Flüssigkeiten 0,130 0,680
Gase 0,010 0,200
Luft (bei 0°C) 0,024 0,024
Energieumwandlung 9

150.1.2.4 WÄRMEDURCHGANG
Der Wärmedurchgang durch einen von Luft umgebenen Körper erfordert zunächst
einen Wärmeübergang von der Luft auf die eine Körperseite, sodann eine Wärmelei-
tung durch den Körper und schließlich abermals einen Wärmeübergang von der
anderen Körperseite an Luft.

(150.1-13)
P Durchgangsleistung [W]
U Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m2K)]
A Fläche [m2]
∆Θ Temperaturdifferenz Schichtgrenzen [K]

Der Wärmedurchgangskoeffizient U bildet eine wesentliche Kenngröße für die thermi-


sche Bewertung von Raumumschließungsflächen. Er enthält Annahmen zur Luftge-
schwindigkeit an den beiden Körperseiten, da diese den Wärmeübergang wesentlich
beeinflussen. Bei Heizlastberechnungen [70] wird die Luftgeschwindigkeit für den Wär-
meübergang außen mit etwa 4 m/s und für den Wärmeübergang innen mit etwa 0,5 m/s
angenommen. Für Bauteile, die aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien
bestehen, errechnet sich der Wärmedurchgangskoeffizient nach Gleichung (150.1-14).

(150.1-14)

U Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m2K)]
αi Wärmeübergangskoeffizeint innen [W/(m2K)]
s Schichtdicken [m]
λ Wärmeleitfähigkeiten [W/(mK)]
αa Wärmeübergangskoeffizient außen [W/(m2K)]

Unter dem Begriff Wärmedämmung werden alle jene Maßnahmen verstanden, die
einer Verminderung des Wärmestromes durch Hüllflächen dienen.

150.1.2.5 WÄRMESPEICHERUNG
Das Wärmespeichervermögen von Stoffen verändert sich mit der Temperatur des
Stoffes und mit dem Umgebungsdruck. Die spezifische Wärmekapazität wird mit cP
gekennzeichnet und entspricht jener Wärmemenge, die zur Erwärmung der Masse
von 1 kg eines Stoffes um 1 K erforderlich ist (1 K = 1 Kelvin = Temperaturdifferenz
von 1°C). Für ausgewählte Bau- und Dämmstoffe sind in nachfolgender Tabelle einige
Rechenwerte [41] zusammengestellt:
Tabelle 150.1-07: Wärmekapazitäten
Dichte ρ Wärmekapazität cp
Stoff [kg/m3] [Wh/(kgK)]
Holzwerkstoffe ~ 0,9 ~ 2,100
Wasser 1,0 1,163
Bau- und Dämmstoffe 1,000
Aluminium 2,7 0,942
Stahl 7,8 0,400
Luft ~ 1,2 0,279

Bei Erwärmung einer Stoffmasse um eine Temperaturdifferenz ∆Θ erhöht sich dessen


Wärmeinhalt um den Betrag ∆Q.
10 Grundlagen

(150.1-15)
∆Q Änderung Wärmeinhalt [Wh]
m Masse [kg]
cp Wärmekapazität [Wh/(kgK)]
∆Θ Temperaturdifferenz [K]

Feste, flüssige oder gasförmige Stoffe erfüllen die Funktion von „Wärmeträgern“ bzw.
„Energieträgern“ wenn man sie wegen ihres Wärmeinhaltes transportiert.

150.1.2.6 WÄRMEKONVEKTION
Wird ein Stoff um eine Temperaturdifferenz erwärmt oder gekühlt, dann kann man mit
dem Volumenstrom V in [ m3/h ] des betreffenden Stoffes folgende Wärmeleistung
übertragen:

(150.1-16)
P Wärmeleistung [W]
V Volumenstrom [m3/h]
ρ Dichte [kg/m3]
cp Wärmekapazität [Wh/(kgK)]
∆Θ Temperaturdifferenz [K]

150.1.2.7 WASSERVERDUNSTUNG
Wasser muss man erfahrungsgemäß Wärme zuführen, wenn man es vom flüssigen in
den dampf- bzw. gasförmigen Zustand überführen will. Die Siedetemperatur ist dabei
vom Umgebungsdruck abhängig, sie nimmt mit steigendem Umgebungsdruck zu. Die
für die Verdampfung von 1 [kg] Wasser erforderliche spezifische Verdampfungswärme
r wurde in Versuchen ermittelt und entspricht temperaturabhängig den Rechenwerten
der Tabelle 150.1-08.
Tabelle 150.1-08: Spezifische Verdampfungswärme
Temperatur Druck spezifische Verdampfungswärme „r“
[°C] [bar] [kWh/kg] [kJ/kg]
180 10,000 0,559 2014
144 4,000 0,593 2133
100 1,013 0,627 2257
40 0,074 0,669 2407
20 0,023 0,682 2454
0 0,006 0,695 2502

Die erforderliche Wärmeleistung zur stündlichen Verdampfung bzw. Verdunstung von


x [kg] Wasser ergibt sich damit nach Gleichung (150.1-17)

(150.1-17)
P Wärmeleistung [W]
x Massenstrom [kg/h]
r spezifische Verdampfungswärme [Wh/kg]

Die biologischen Funktionen unseres menschlichen Körperkernes (Gehirn, Herz,


Nieren) erfordern eine ständige „Betriebstemperatur“ von +37°C mit verhältnismäßig
Temperaturempfindung 11

enger Toleranzbreite von ± 0,5 K. Diese Körpertemperatur ist sowohl in kalter als
auch in warmer Umgebung aufrechtzuerhalten – unabhängig davon, ob wir uns
ausruhen oder körperlich anstrengen. Wenn es dem Körper nicht mehr gelingt, die
„Körperkerntemperatur“ im Toleranzbereich dieser „Betriebstemperatur“ zu halten,
dann kommt es zu „Funktionsstörungen“, die je nach Intensität und Dauer zu
Beschwerden, Krankheit oder Tod führen können. Die mit den Nahrungsmitteln
aufgenommene Energie dient vielfältigen Lebensfunktionen und wird letztlich in
Wärme transformiert. Um Übererwärmung des Körpers zu vermeiden, muss vom
Körper diese Wärme unter Einhaltung der „Betriebstemperatur“ von +37°C im
Rahmen physikalischer Gesetzmäßigkeiten an die Umgebung abgeführt werden. Mit
den Phänomenen „Wärmeleitung“, „Wärmekonvektion“ und „Wärmestrahlung“ lässt
sich Wärme nur dann an die Umgebung übertragen, wenn die Körperoberflächentem-
peratur über der Umgebungstemperatur liegt. Bei Umgebungstemperaturen über
etwa +34°C versagen diese Methoden, und es verbleibt zur Aufrechterhaltung des
körperlichen Wärmehaushaltes nur noch die Möglichkeit, Wärme durch Verdunstung
von Schweiß an die Umgebung abzugeben. Vermutlich werden jene Umgebungsbe-
dingungen als behaglich empfunden, bei welchen es für den Ausgleich des körperli-
chen Wärmehaushaltes keiner besonderen Anstrengungen bedarf.
Abbildung 150.1-03: Wärmeabgabephänomene

Für derartige Umgebungsbedingungen – die dem „thermischen Behaglichkeitsempfin-


den“ weitgehend entsprechen – hat Professor P. O. Fanger (TU Lyngby/Dänemark) in
umfangreichen Versuchen folgende wesentliche Einflussgrößen ermittelt:
EINFLUSSGRÖSSEN BEEINFLUSSUNG
• Aktivität des Menschen → Wärmeabgabe an die Umgebung
• Bekleidung des Menschen → Wärmedämmung
• Geschwindigkeit der Luft → Wärmeübergang
• Temperatur der Luft → Wärmeaustausch durch Konvektion
• Temperatur der Umschließungsflächen → Wärmeaustausch durch Strahlung und Konvektion
• Feuchtigkeit der Luft → Wärmeabgabe durch Verdunstung

150.1.3 TEMPERATUREMPFINDUNG

Der Wärmeaustausch des menschlichen Körpers durch Strahlung hängt von der
Temperatur der umgebenden Bereiche ab, während der Wärmeaustausch durch
Konvektion von der Lufttemperatur und der Luftgeschwindigkeit abhängig ist. Zur
Beurteilung thermischer Behaglichkeit bei bestimmter Bekleidung und bestimmter
Aktivität werden folgende Temperaturarten unterschieden [78]:
12 Grundlagen

Raumlufttemperatur Θa
Die Raumlufttemperatur kann korrekt nur mit einem strahlungsgeschützten
Thermometer gemessen werden (z.B. im Luftstrom innerhalb eines Rohres,
dessen Oberfläche die Lufttemperatur angenommen hat).
Mittlere Strahlungstemperatur Θr
Die mittlere Strahlungstemperatur wird aus den Oberflächentemperaturen der
Raumumschließungsflächen in Zusammenhang mit dem betrachteten Bereich im
Raum ermittelt.
Operative Temperatur Θo
Als operative Temperatur im betrachteten Raumbereich wird der Mittelwert aus
Raumlufttemperatur Θa und Strahlungstemperatur Θr der Raumumschließungs-
flächen bezeichnet.
Abbildung 150.1-04: Richtwerte zur operativen Temperatur [88]

Die Bekleidungsart hat erheblichen Einfluss auf die Temperaturempfindung von Perso-
nen. Zur Kennzeichnung des Wärmedurchlasswiderstandes der Bekleidung „Rclo“ hat
sich die Einheit „clothing units“ durchgesetzt. Die Einheit: 1 clo = 0,155 m2K/W ent-
spricht der Wärmedämmung einer normalen Bekleidung. Es gelten dafür folgende
Richtwerte:
Tabelle 150.1-09: Clothing units
Bekleidungsart clothing units [clo]
unbekleidet 0,0
leichte Sommerkleidung 0,5
mittlere Kleidung 1,0
warme Kleidung 1,5

Die Raumluftgeschwindigkeit soll in Aufenthaltsbereichen die Werte nach Tabelle


150.1-10 nicht überschreiten:
Tabelle 150.1-10: Raumluftgeschwindigkeit im Aufenthaltsbereich [78]
Raumlufttemperatur [°C] Luftgeschwindigkeit [m/s]
26 ≤ 0,22
24 ≤ 0,18
22 ≤ 0,15
20 ≤ 0,13
Bei Turbulenzgrad 40% nach ÖNORM EN ISO 7730
Strömungstechnik 13

150.1.4 STRÖMUNGSTECHNIK

Die Lehre von der Bewegung flüssiger und gasförmiger Stoffe wurde von dem
schweizerischen Physiker, Mathematiker und Mediziner Daniel Bernoulli (*1700,
†1782) begründet, der als Professor in St. Petersburg und Basel wirkte. Nach ihm
wurde eine der wesentlichen strömungstechnischen Grundgleichungen benannt, die
den Energieerhaltungssatz in folgender Form zum Ausdruck bringt:
„In einer ‚verlustfreien Strömung‘ kann Geschwindigkeitsenergie in Druckenergie und
Druckenergie in Geschwindigkeitsenergie umgewandelt werden. Die Summe des
statischen Druckes p und des Staudruckes (ρ/2 · w2) ist an allen Stellen einer
‚verlustfreien Strömung‘ konstant.“
Durch Messung von Gesamtdruck pges und statischem Druck ps lässt sich nach dieser
Gleichung die Geschwindigkeit w einer „verlustfreien Strömung“ ermitteln.

(150.1-18)

pges Gesamtdruck [Pa]


ps statischer Druck [Pa]
ρ Dichte des Mediums [kg/m3]
w Geschwindigkeit des Mediums [m/s]

Die bei gebäudetechnischen Anlagen auftretenden Strömungen sind in diesem Sinne


nicht „verlustfrei “, weil ein Teil der Strömungsenergie durch Wandreibung und
Verwirbelung an Umlenkungen in Wärme umgeformt wird. Um Flüssigkeit oder Gas
durch ein Rohr fördern zu können, muss zur Überwindung des an den Rohrinnenflä-
chen auftretenden Reibungswiderstandes eine Druckdifferenz ∆p bestehen.

(150.1-19)

∆p Druckdifferenz durch Reibung [Pa]


λR Reibungszahl [–]
l Rohrlänge [m]
d Rohrdurchmesser [m]

Die Reibungszahl λR lässt sich bei Kenntnis des Rohrdurchmessers sowie von
Geschwindigkeit, Dichte und Zähigkeit des Mediums berechnen [16]. Es ist deshalb
nicht erforderlich, dafür empirische Formeln zu verwenden [2]. Der Druckabfall, der
durch Einzelwiderstände wie Umlenkungen, Querschnittsveränderungen, Leitungs-
einbauten usw. entsteht, ist auf Wirbel, Strömungsablösungen oder Sekundärströ-
mungen zurückzuführen. Er wird unter Bezug auf den Staudruck der strömenden
Flüssigkeit wie folgt abgeschätzt:

(150.1-20)

ζR Widerstandsbeiwert [–]

Der Widerstandsbeiwert ζ wird durch Versuche bestimmt und kann bei verschiedenen
Rohr- bzw. Luftleitungseinbauten in weiten Grenzen schwanken. Rechenwerte für Wi-
derstandsbeiwerte entnimmt man zweckmäßigerweise der aktuellen Fachliteratur [8].
Der gesamte Druckverlust setzt sich aus dem Druckverlust durch Wandreibung und dem
Druckverlust durch Umlenkungen, Querschnittsveränderungen etc. zusammen [16].
15

150.2 WÄRMEVERSORGUNGSANLAGEN
Wärmeversorgungsanlagen ermöglichen in der kalten Jahreszeit die Beheizung von
Aufenthaltsräumen und tragen dazu bei, Umgebungsbedingungen dem menschlichen
Bedürfnis nach wärmephysiologischer Behaglichkeit anzugleichen. Die zunehmende
Einsicht, dass die derzeit vorherrschenden Methoden der Energienutzung Umwelt-
schäden herbeiführen – und nur für begrenzte Zeit beibehalten werden können – hat
dazu beigetragen, dass dem sparsamen Umgang mit Energieträgern sowie sinnvoller
Energienutzung große Bedeutung beigemessen wird. Ein erheblicher Teil des Ener-
gieträgerverbrauches wird derzeit in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der
Schweiz für Raumheizung aufgewendet. Der Entwicklungsstand im Bauwesen dieser
Länder ist daher auch dadurch gekennzeichnet, dass zur Verringerung des Energie-
trägerverbrauches zahlreiche, teils langfristig wirksame Maßnahmen zum Einsatz
kommen, die sowohl den baulichen als auch den gebäudetechnischen Bereich
betreffen.

150.2.1 ENERGIETRÄGER UND ENERGIENUTZUNG


Primäre Energieträger
Als „primäre Energieträger“ werden Ausgangsstoffe bezeichnet, die sich zur
Umwandlung in Energiedienstleistungen eignen und keiner technischen Umset-
zung unterworfen wurden. Derzeit tragen „fossile Energieträger“ (das sind: Kohle,
Erdöl und Erdgas) mit etwa 88% zum weltweiten Energieaufkommen bei. Der
Anteil „nuklearer Energieträger“ (Uranisotope) an diesem Energieaufkommen
liegt bei etwa 5%, und den Rest bilden „erneuerbare Energieträger“ (Nutzung
von: Biomasse, Wasserkraft, Windkraft, Erdwärme, Solarenergie).
Sekundäre Energieträger
Als „sekundäre Energieträger“ werden Umwandlungsprodukte aus primären
Energieträgern bezeichnet, die einer Vereinfachung der Energienutzung dienen,
wie beispielsweise: Pellets, Koks, Heizöl, Benzin, Strom, Fernwärme und derglei-
chen. Im Jahr 2000 [103] wurden vom österreichischen Energieaufkommen
(1.358 PJ = 377 TWh) etwa 71% in Endenergie (965 PJ = 268 TWh) umgewan-
delt. Unter Berücksichtigung von Annahmen über Wirkungsgrade beim Nutzener-
gieeinsatz verbleiben vom Energieaufkommen etwa 44% als Nutzenergie
(591 PJ = 164 TWh).
Abbildung 150.2-01: Energieflussbild der österreichischen Energieverwertungsagentur [104]
16 Wärmeversorgungsanlagen

Der Anteil für Raumwärme und Warmwasserbereitung am österreichischen Endener-


gieeinsatz des Jahres 2000 war mit ~35% dominant. Bei der Projektierung von
Anlagen zur Raumheizung und Warmwasserbereitung besteht oftmals die Möglichkeit
der Wahl zwischen mehreren Energieträgern. Bei Investitionsentscheidungen zur
Wärmeversorgung von Gebäuden und bei der damit zusammenhängenden Entschei-
dung für einzusetzende Energieträger ist für die gesamte Gebäudenutzungsdauer die
voraussichtliche Verfügbarkeit des Energieträgers und dessen Preisentwicklung zu
berücksichtigen. Entscheidungen müssen auch dann getroffen werden, wenn Preis-
entwicklungen für derart große Zeiträume nur geschätzt werden können.

150.2.2 FEUERUNGSANLAGEN

Eine besonders einfache Methode der Wärmeerzeugung besteht in der Verfeuerung


brennbarer Stoffe. Wegen ihres hohen Heizwertes kommen meistens Kohlenwasser-
stoffe in fester, flüssiger und gasförmiger Form als Energieträger zum Einsatz. Den
Vorgang der Verbrennung eines Energieträgers kann man auch als chemische
Verbindung von Oxidationsmitteln (Oxidantien) mit Sauerstoff unter Abgabe von
Wärme beschreiben. Bei Verbrennung von Kohlenstoffhydraten Cn(H2O)m entstehen
unter Wärmeabgabe die Verbrennungsprodukte Kohlendioxid (CO2) und Wasser-
dampf (H2O).
Abbildung 150.2-02: Verbrennungsvorgang Biomasse

150.2.2.1 VERFEUERUNG VON BIOMASSE


Bei der Verfeuerung von Biomasse (z.B. Holz) wird der in die Atmosphäre abgegebe-
ne Abgasbestandteil Kohlendioxid von Pflanzen innerhalb einiger Vegetationsperi-
oden für den Aufbau von „Biomasse“ wieder aufgenommen. Wird Biomasse nicht
verbrannt, dann verwest sie nach Ablauf ihrer Lebenszeit, wobei dieser Oxidations-
prozess im Vergleich zu Verbrennungsvorgängen langsamer abläuft. Auch dabei
entstehen unter Energieabgabe die Verwesungsprodukte Kohlendioxid (CO2) und
Wasserdampf (H2O). Bei unkontrollierter Verbrennung von Biomasse können folgen-
de Luftschadstoffe entstehen:
• Stickoxide (NOx) bei höheren Feuerraumtemperaturen über etwa +800°C,
• Kohlenwasserstoffe (CxHy),
• Kohlenmonoxid (CO) bei unvollständiger Verbrennung wegen zu geringen
Feuerraumtemperaturen, zu kurzer Verweilzeit des Brenngases im Feuer-
raum oder bei zu geringer Verbrennungsluftmenge.
Will man einen Aufenthaltsraum mit einer offenen Feuerstelle beheizen, dann muss
dem Raum die erforderliche Verbrennungsluft in ausreichender Menge zugeführt
werden. Wenn die Verbrennungsluftversorgung nur über geöffnete Fenster des
Aufenthaltsraumes erfolgen kann, ist diese Methode der Raumbeheizung jedenfalls
nicht ideal.
Feuerungsanlagen 17

Abbildung 150.2-03: Kohlenstoffkreislauf

Abbildung 150.2-04: Offener Kamin – Kaminofen

OFFENER KAMIN MODERNER KAMINOFEN

Eine schadstoffarme Verbrennung von Holz ist nur bei Feuerraumtemperaturen um


ca. +800°C und bei automatisch geregelter Verbrennungsluftzufuhr erreichbar. Solche
Verhältnisse lassen sich nur in geschlossenen Feuerräumen verwirklichen. „Kamin-
öfen“ werden deshalb mit Sichtfenster und geschlossenem Verbrennungsraum ange-
boten, in welchem die Verbrennungsgase möglichst lange verweilen können und in
dem die Verbrennungsluftmenge bedarfsabhängig (z.B. mit einer „λ-Sonde“ im
Abgasstrom) geregelt werden kann.

150.2.2.2 PELLETS
Holz wird zunehmend als „sekundärer Energieträger“ in Form von „Holzpellets“
vertrieben. Diese bestehen aus getrocknetem Restholz (Sägespäne, Hobelspäne),
die ohne Zugabe chemischer Bindemittel unter hohem Druck in Form genormter
zylindrischer Röllchen hergestellt werden [89]. Ihr Energieinhalt liegt im Bereich von
4,7 bis 4,9 kWh/kg und ermöglicht die automatische Beschickung von Holzfeuerungs-
anlagen beliebiger Größe.
18 Wärmeversorgungsanlagen

Pelletskessel mit Beschickungseinrichtung → Bild 150.2-05

Lose Pellets kann man in Gewebetanks, unterirdischen Erdtanks oder in Kellerräu-


men lagern. Mit Tankwagen können Pellets angeliefert und in den Lagerraum
eingepumpt werden. Es hat sich bewährt, die Größe des Lagerraumes für den 1,5-
fachen Jahresbedarf auszurichten, um während der Heizperiode die Anlieferung von
Brennmaterial zu vermeiden. Bei der Gestaltung von Lagerräumen sind die Möglich-
keiten der Brennstoff-Einbringung in angemessener Weise zu beachten.

Abbildung 150.2-05: Hackschnitzellagerung

Wenn eine automatische Beschickung der Feuerungsanlage mit Holz nicht unbedingt
erforderlich ist, kann man in Heizungskesseln mit Verbrennungsluftregelung auch
Scheitholz schadstoffarm verfeuern.

Scheitholzkessel mit natürl. und mechan. Luftversorgung → Bild 150.2-06 und 07

150.2.2.3 VERFEUERUNG VON HEIZÖL


Mit dem flüssigen Energieträger Heizöl lässt sich Energie in besonders kompakter
Form auf einfache Weise handhaben (Heizwert von etwa 12 kWh/kg gemäß Tabelle
150.1-02).
Abbildung 150.2-06: Schema Ölbrenner

Im Vergleich zu Holzfeuerungsanlagen ist der Platzbedarf für die Brennstofflagerung


geringer. Um auch bei möglichen Gebrechen an Heizölversorgungsanlagen jede
Verunreinigung von Erdreich zu vermeiden, werden dabei Sicherheitseinrichtungen
erforderlich. Behälter für die Heizöllagerung werden deshalb häufig in öldicht ausge-
führten Auffangwannen angeordnet, die bei Heizölaustritt die einzulagernde Heizöl-
menge aufnehmen können. Darüber hinaus kommen Warneinrichtungen zum Ein-
satz, welche einen Heizölaustritt in Auffangwannen registrieren.
Feuerungsanlagen 19

Brennwerttechnik
Technisch sind Abgastemperaturen erreichbar, die nur um ~15 K über der
Rücklauftemperatur des Heizsystems liegen. Bei einer Rücklauftemperatur am
Kesselaustritt von +45°C wäre demnach eine Abgastemperatur von +60°C
erreichbar. Bei dieser tiefen Rücklauftemperatur kondensiert der Wasserdampf-
anteil des Abgases bereits weitgehend, wobei dessen Verdampfungswärme
(~11% des Wärmeinhaltes von Heizöl) frei wird und zusätzlich zur Heizwasserer-
wärmung genutzt werden kann. „Saurerer Regen“ entsteht bei Brennwerttechnik
schon im Heizungskessel und im Abgasfang und könnte dort bereits eine
unheilvolle Wirkung entfalten, wenn man dieser nicht beispielsweise mit folgen-
den technischen Maßnahmen begegnet:
• Einsatz korrosionsbeständiger Heizflächen im Kessel,
• Anordnung von Kondensatsammelgefäßen an Heizkessel und Abgasfang,
• Einsatz korrosionsbeständiger Materialien für den Abgasfang.
Wegen der verhältnismäßig tiefen Abgastemperaturen von Brennwertkesselanla-
gen wird der Einsatz von Abgasventilatoren erforderlich.

150.2.2.4 VERFEUERUNG VON ERDGAS


Die Zusammensetzung der Erdgase ist je nach Fördergebiet sehr unterschiedlich. Vor
der Verwendung des Erdgases ist eine Aufbereitung erforderlich, wobei unerwünschte
Bestandteile wie Schwefelwasserstoff, Wasser und andere durch besondere Prozes-
se entfernt werden. Erdgasbefeuerte Heizkessel werden auch für kleine Wohneinhei-
ten z.B. als „Wandgeräte“ einschließlich Zubehör wie Ausdehnungsanlage, Umwälz-
pumpe, Temperaturregelung und Warmwasserbereitungsanlage angeboten. Es ist
dabei auch der Einsatz von Brennwertgeräten möglich, wenn der Abgasfang den
dafür geltenden Anforderungen entspricht.

Gastherme → Bild 150.2-14

Die Leitung und Verteilung von Erdgas erfolgt über Rohrleitungsnetze, die von
privaten oder kommunalen Unternehmen betrieben werden. Für den Anschluss eines
Bauobjektes an eine leitungsgebundene Gasversorgung sprechen folgende Umstän-
de:
• Entfall von Brennstofflagerräumen,
• kostengünstiger Transport des Energieträgers,
• Freizügigkeit in der Anordnung von Heizzentralen (z.B. im Dachbereich),
• einfache Verrechnungsmöglichkeit, auch mit kleinen Verrechnungseinheiten.

150.2.2.5 VERFEUERUNG VON FLÜSSIGGAS


Die Energieträger Propan (C3H8) und Butan (C4H10), Propen und Buten sowie
Gemische dieser Gase werden als „Flüssiggase“ gehandelt. Sie sind bei Normaldruck
(1013 mbar) gasförmig, schwerer als Luft und chemisch neutral. Bei geringem Druck
lassen sie sich verflüssigen. In Druckbehältern werden sie gelagert, transportiert und
vertrieben. Bei der Entnahme aus Druckbehältern [37] entweicht dann der Energieträ-
ger gasförmig. Weil Flüssiggas schwerer als Luft ist, kann sich ausgeströmtes Gas in
Vertiefungen ansammeln, dabei in ungünstigen Fällen ein zündfähiges Gas-Luftge-
misch bilden und explodieren. Bei Errichtung und Betrieb von Flüssiggasanlagen sind
deshalb umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten [38].
20 Wärmeversorgungsanlagen

Explosionsschutzzonen
Im Umkreis von Behälterarmaturen und Verdichtern von Flüssiggasanlagen oder
um Lüftungsöffnungen von Räumen, in denen durch geringfügige Leckagen
explosionsfähige Flüssiggas-Luft-Gemische auftreten können, sind Explosions-
schutzzonen anzuordnen. Wenn unbefugtes Betreten der Explosionsschutzzone
nicht anders verhindert werden kann, ist die Schutzzone in geeigneter Form wie
z.B. durch eine mindestens 1,50 m hohe Maschendrahtumzäunung mit versperr-
barer Zugangsöffnung zu sichern. Durch Explosionsschutzzonen dürfen dem-
nach auch keine Verkehrswege führen.
Brandschutzzonen
Um Flüssiggasbehälter sind Brandschutzzonen anzuordnen, in welchen sich
keine Brandlasten befinden dürfen, die im Brandfall zu einer Gefahr bringenden
Erwärmung der Flüssiggasbehälter führen können. Es dürfen dort auch keine
brandfördernden, selbst entzündliche oder explosionsgefährliche Stoffe gelagert
oder angeordnet werden. Flüssiggasbehälter müssen darüber hinaus gegen
Gefahr bringende Erwärmung geschützt sein. Die Bemessung der Explosions-
und Brandschutzzonen ist in Österreich gesetzlich geregelt. Ihr Ausmaß kann
durch bauliche Gegebenheiten eingeschränkt werden [37][90]. Die kleinsten
Schutzzonen sind für Unterflurtanks erforderlich, die ungünstigsten Verhältnisse
ergeben sich für halb eingegrabene Kugeltanks.

150.2.3 HEIZKESSELANLAGEN

Öfen bestehen aus ummantelten Feuerräumen, die durch Konvektion und Strahlung
Wärme an ihre Umgebung abgeben können. Heizkesselanlagen dienen der Erwär-
mung eines flüssigen „Wärmeträgers“, der einen Wärmetransport zwischen dem als
Wärmeversorgungsanlage dienenden Heizkessel und entfernt davon angeordneten
Wärmeverbrauchern ermöglicht.
Abbildung 150.2-07: Heizkesselanlage

In den meisten Fällen kommt als Wärmeträger normales Wasser („Heizwasser“) zum
Einsatz. Es wird im Heizkessel auf eine Vorlauftemperatur erwärmt, mit Umwälzpum-
pen über Rohrleitungen zu den Wärmeverbrauchern gefördert, in diesen auf eine
Rücklauftemperatur abgekühlt und von dort über Rohrleitungen wieder dem Heizkes-
sel zugeführt. Eine schadstoffarme Verbrennung wird durch hohe Feuerraumtempera-
turen um ~ +800°C und ausreichende Verweilzeiten des Brennstoffes im Feuerraum-
bereich begünstigt. Nach Abschluss des Oxidationsprozesses werden die Abgase
Fernwärme 21

über heizwasserumströmte Flächen geleitet und dabei mehrmals umgelenkt („Züge“),


wobei sich das Abgas abkühlt und Heizwasser erwärmt wird. Über einen Abgasstut-
zen und einen Abgasfang gelangt das abgekühlte Abgas sodann ins Freie. Um die
Wärmeabgabe von Heizkesseloberflächen an Heizräume gering zu halten, werden
Heizkessel mit wärmedämmenden Umhüllungen versehen. Bei gemauerten Abgas-
fängen ist dafür zu sorgen, dass die Abgastemperatur einen Mindestwert um etwa
+80°C nicht unterschreitet, um Kondensation von Abgasen im Abgasfang und damit
verbundene Versottung des Mauerwerkes zu vermeiden.
Brennwerttechnik
Bei tiefen Rücklauftemperaturen des Heizwassers um ~45°C besteht die Möglich-
keit, Abgase bis auf etwa 60°C abzukühlen. Bei dieser tiefen Rücklauftemperatur
kondensiert der im Abgas enthaltene Wasserdampf bereits weitgehend zu
Wasser, wobei Verdampfungswärme frei wird (~11% des Wärmeinhaltes des
Energieträgers), die zur Heizwassererwärmung zusätzlich genutzt werden kann.
Schadstoffe, die mit dem Abgas ins Freie gelangen würden, werden bei derarti-
gen Kondensationsvorgängen bereits im Heizungskessel und im Abgasfang in
Säuren umgewandelt und in einem Kondensatbehälter an der tiefsten Stelle des
Abgasfanges gesammelt. Sowohl die Heizflächen als auch die Abgasfänge von
Brennwertkesseln müssen korrosions- und kondensatbeständig ausgeführt sein.
Erst unter dieser Voraussetzung ergibt sich bei tiefen Rücklauf- und Abgastempe-
raturen kein Schadensrisiko für Kessel und Abgasfang. Derart ausgeführte
Heizkessel werden als „Brennwertkessel“ bezeichnet und benötigen für die
Abgasführung einen Abgasventilator.
• Umweltschädigende Auswirkungen von „saurem Regen“, der bei Kondensa-
tion von Rauchgasbestandteilen im Freien entsteht, werden vermieden, weil
die Ausgangsstoffe des „sauren Regens“ bereits im Kondensatbehälter der
Kesselanlage zurückgehalten werden.
• Die im Kondensatbehälter anfallenden schwachen Säuren lassen sich mit
einfachen Mitteln (z.B. bei Kontakt mit Dolomitgestein) neutralisieren und in
einem Abwassersystem korrekt entsorgen.
• Ein Teil der im Energieträger enthaltenen Verdampfungswärme kann zur
Wärmeerzeugung genutzt werden.

Brennwertkessel mit Ölfeuerung → Bild 150.2-11

Brennwerttherme mit Gasfeuerung → Bild 150.2-13

150.2.4 FERNWÄRME

Bei dieser Beheizungsform wird Wärme zentral in einem Fernheizwerk oder Kraftwerk
erzeugt, um Wärmeverbraucher in der Ferne mit Wärme zu versorgen. Dabei kommt in
den meisten Fällen ebenfalls normales Wasser als Wärmeträger („Primär-
Heizwasser “) zum Einsatz. Es wird in geschlossenen Kreisläufen mit Heizwasserpum-
pen über Rohrleitungssysteme zu den Verbrauchern und wieder zurück zum Fernheiz-
werk gepumpt. Aus wirtschaftlichen Erwägungen werden dafür manchmal Heizwas-
serdrücke bis zu 6 bar und Primär-Heizwasservorlauftemperaturen bis zu +160°C
gewählt. Bei den Wärmeverbrauchern sind Fernwärme-Übergabestationen angeord-
net, in welchen der Heizwasservolumenstrom für die betreffenden Fernwärmean-
22 Wärmeversorgungsanlagen

schlüsse begrenzt und die übergebene Wärmemenge gezählt werden kann. In den
Wärmeversorgungsanlagen der Fernwärmeabnehmer wird das Primär-Heizwassersy-
stem mit Wärmetauschern vom Sekundär-Heizwassersystem des angeschlossenen
Gebäudes hydraulisch getrennt. Diese Trennung erfolgt aus folgenden Gründen:
• Primär- und Sekundär-Heizwasserkreisläufe sollen mit unterschiedlichen
Systemdrücken betrieben werden können.
• Gebrechen im hydraulischen System des Sekundär-Heizwasserkreislaufes
eines der zahlreichen Fernwärme-Abnehmer sollen sich nicht auf die Funkti-
on des Primär-Heizwasserkreislaufes und damit auch nicht auf alle sonstigen
Fernwärme-Abnehmer auswirken.
• Gebrechen im hydraulischen System des Primär-Heizwasserkreislaufes sol-
len sich in ungünstigen Fällen nur bis in den Bereich der Fernwärme-
Übergabestationen, nicht jedoch auf die hydraulischen Systeme der Sekun-
där-Heizwasserkreisläufe von Fernwärme-Abnehmern auswirken.
Die Fernwärme-Übergabestationen sind nach Möglichkeit so zu gestalten, dass sie
Mitarbeitern des Fernwärmeversorgungsunternehmens über allgemein zugängliche
Verkehrsflächen jederzeit zugänglich sind. Der Wartungsbedarf von Fernwärme-
Übergabestationen ist gering.
Abbildung 150.2-08: Fernwärmeanschluss

150.2.5 ELEKTROHEIZUNG

Beheizung mit Strom erfordert keine Brennstoffbevorratung. Elektrisch betriebene


Heizkörper sind hinsichtlich ihrer Investitionskosten besonders preisgünstig. Mit ihrem
Betrieb ist jedoch die teuerste Art der Wärmeerzeugung verbunden, weil „Normal-
strom“ einen besonders veredelten und deshalb teuren Energieträger darstellt. Bei
Einschränkung der Stromabnahme auf so genannte „Schwachlastzeiten“ (z.B. zwi-
schen 22 und 6 Uhr) gewähren manche Stromversorgungsunternehmen („EVU’s“)
günstigere Stromtarife.
Wenn man diese für Heizzwecke nutzen will, wird die Anordnung von Einrichtungen
zur Speicherung von Heizwärme erforderlich, um Wärmeverbraucher auch außerhalb
der Schwachlastzeiten mit Heizwärme versorgen zu können. Auf besonders einfache
Weise lässt sich beispielsweise Heizwasser in Heizwasserbehältern speichern. Durch
Wärmepumpe 23

Einbau elektrischer „Heizpatronen“ in Heizwasserbehälter lassen sich diese auf


einfache Weise zu elektrisch versorgten Heizwasserkesseln aufrüsten. Eine weitere
Methode der Wärmespeicherung besteht in der Anordnung fester Speichermassen in
Heizgeräten. Die Speichermassen werden während der Schwachlastzeiten elektrisch
aufgeheizt und können außerhalb der Schwachlastzeiten bedarfsabhängig Wärme
wieder abgeben (z.B. durch temperaturgeregelten Ventilatorbetrieb).
Abbildung 150.2-09: Elektrische Speicherheizung für Schwachlaststrom

150.2.6 WÄRMEPUMPE

Durch Einsatz elektrisch betriebener „Wärmepumpen“ ergibt sich die Möglichkeit,


Umgebungswärme auf ein höheres Temperaturniveau zu transformieren, sodass es
sich für Heizzwecke (z.B. bei Heizwassertemperaturen um +45°C) nutzen lässt. Bei
Abkühlung von Erdreich mit Erdwärmekollektoren sind dabei Leistungsziffern um
εk = 3 bis 4 erreichbar, das bedeutet, dass beispielsweise dem Erdreich mit dem
Einsatz einer Kilowattstunde elektrischer Energie zwei Kilowattstunden in Form von
Wärme entzogen werden kann und dass dem Heizungssystem zur Versorgung von
Wärmeverbrauchern sodann 3 Kilowattstunden Wärme zur Verfügung stehen.

Abbildung 150.2-10: Funktionsprinzip einer Wärmepumpe

Der im Erdwärmekollektor zirkulierende Wärmeträger darf nicht einfrieren, wenn er


Temperaturen unter 0°C annimmt. Wenn Wasser als Wärmeträger zum Einsatz
kommt, wird diesem als Frostschutzmittel üblicherweise Äthylenglycol (z.B. 30%)
24 Wärmeversorgungsanlagen

beigemischt. Wärmepumpenanlagen werden zur Abdeckung von Heizlastspitzen


auch häufig mit zusätzlichen Heizkesseln kombiniert. Bei diesem so genannten
„bivaltenten Heizbetrieb“ werden aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen für die
teurere Wärmepumpe hohe Betriebszeiten mit geringen Energiekosten angestrebt,
wobei für die unvermeidbaren, aber selten auftretenden Heizlastspitzen eine billigere
Heizkesselanlage zugeschaltet wird, deren Betrieb jedoch mit höheren Kosten für den
Energieträger verbunden ist. Für den Wärmepumpeneinsatz sind folgende Wärme-
quellen nutzbar:
• Erdwärme, wobei im Erdreich verlegte Kunststoffrohre als Wärmetauscher
dienen – in welchen eine kalte frostresistente Wärmeträgerflüssigkeit zirku-
liert –, die das Erdreich abkühlt und dabei Erdwärme aufnimmt.
• Außenluft, die von Ventilatoren über Wärmetauscher geleitet wird – in
welchen eine kalte frostresistente Wärmeträgerflüssigkeit zirkuliert –, welche
die Außenluft abkühlt und dabei Wärme aufnimmt.
• Oberflächen- oder Grundwasser, das von Pumpen über Wärmetauscher
geleitet wird – in welchen eine kalte frostresistente Wärmeträgerflüssigkeit
zirkuliert –, welche das Oberflächen- oder Grundwasser abkühlt und dabei
Wärme aufnimmt.
Die Nutzung von Oberflächen- oder Grundwasser für den Wärmepumpeneinsatz bietet
selten technische Probleme, erfordert jedoch meistens aufwändige wasserrechtliche
Genehmigungsverfahren. Bei der Nutzung von Außenluft für den Wärmepumpenein-
satz können Funktionsstörungen auftreten, wenn Luftfeuchtigkeit im Wärmetauscher
kondensiert und Eisbildung den Luftdurchtritt durch den Wärmetauscher behindert. Bei
tiefen Außenlufttemperaturen ist außerdem mit geringen Leistungsziffern eines Wär-
mepumpenbetriebes zu rechnen, obwohl gerade dann der Heizwärmebedarf hoch ist.

150.2.7 AKTIVE SOLARENERGIENUTZUNG

Glasflächen sind für Strahlungsenergie der Sonne besonders durchlässig. Die


Strahlungsdurchlässigkeit wird mit einem Durchlassgrad g definiert und ist bei Glas
von der Wellenlänge der durchdringenden Strahlungsenergie abhängig. Fensterglas
ist im Wellenlängenbereich der Sonnenstrahlung (von 0,3 bis 3,0 µm) mit einem
Durchlassgrad von g ~ 85% für Strahlungsenergie besonders durchlässig. Von der
über Glasflächen in einen Sonnenkollektor eingedrungenen Strahlungsenergie wird
ein Großteil an schwarzen Flächen absorbiert und in Wärme umgewandelt.
Abbildung 150.2-11: Heizwärmebedarf und Solarwärmeangebot
Passive Sonnenenergienutzung 25

Bei geeigneter Bauweise kann man dabei einen flüssigen Wärmeträger auf Tempera-
turen (bis ca. +90°C) erwärmen und einem Wärmeversorgungssystem zuführen. Um
zu vermeiden, dass die in Sonnenkollektoren zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit im
Winter einfriert, wird ihr ein Frostschutzmittel beigefügt (üblicherweise 30% Äthylen-
glycol). Die Wirkungsgrade h von Solarkollektoren liegen derzeit bei etwa ~35%, das
bedeutet, dass bei maximaler Sonneneinstrahlung von ~1000 W/m2 eine Leistung von
~350 W/m2 an ein Heizwassersystem abgegeben werden kann. Die auf eine horizon-
tale Fläche jährlich eingestrahlte Sonnenenergie liegt am Standort Wien bei ungefähr
~1100 kWh/m2a. Mit Sonnenkollektoren wäre an diesem Standort demnach eine
jährliche „Energieernte“ von 380 kWh/m2a möglich. Bedauerlicherweise decken sich
die Zeiten von hohem Solarenergieangebot weder im Tagesverlauf noch im Jahres-
verlauf mit den Zeiten hohen Heizwärmebedarfes.
Abbildung 150.2-12: Solaranlage zur Heizwassererwärmung

Durch Anordnung von „Heizwasser-Pufferspeichern“ in Heizwassersystemen ergibt


sich die Möglichkeit, ein während des Tages auftretendes Überangebot an Solarwär-
me zwischenzuspeichern und die gespeicherte Solarwärme später zu nutzen, wenn
die Sonne nicht mehr scheint. Weil einerseits im Sommer bei hohem Solarwärmean-
gebot nur ein geringer Wärmebedarf für die Warmwasserbereitstellung vorliegt und
andererseits im Winter das Solarwärmeangebot gering ist, kommen Sonnenkollekto-
ren vorzugsweise für die Warmwasserbereitstellung zum Einsatz. Sie können darüber
hinaus in der Übergangszeit zur Erwärmung von Heizwasser beitragen. Zur Sicher-
stellung der Wärmeversorgung und zur Abdeckung von Heizlastspitzen kommen
üblicherweise konventionelle Zusatzheizungen zum Einsatz. Im Jahresverlauf würde
die über Sonnenkollektoren gewinnbare Wärme zur Deckung des Jahreswärmebe-
darfes von „Niedrigenergiehäusern“ zwar ausreichen, wegen der mit „Saisonwärme-
speichern“ verbundenen hohen Kosten und des damit verbundenen Raumbedarfes
wurde diese Möglichkeit bisher kaum genutzt.

150.2.8 PASSIVE SONNENENERGIENUTZUNG

Über Glasflächen gelangt Strahlungsenergie der Sonne in die Innenbereiche von


Bauwerken. In unbeheizten Glashäusern kann die Lufttemperatur über die Außenluft-
temperatur deshalb ansteigen, weil ein Teil der mit dem Sonnenlicht durch Glasflä-
chen eingestrahlten Sonnenenergie innerhalb der Glashäuser absorbiert wird, sich
die dabei bestrahlten speicherfähigen Bauteilmassen erwärmen und die Glasflächen
für die von den erwärmten Bauteilmassen emittierte Wärmestrahlung nahezu un-
durchdringlich sind. Dieses als „Glashauseffekt “ bezeichnete Phänomen ergibt sich
prinzipiell bei jeder Fensterfläche.
26 Wärmeversorgungsanlagen

Die Raumerwärmung lässt sich verzögern, wenn es gelingt, speicherwirksame


Massen in den von der Sonne bestrahlten Innenbereichen anzuordnen [85]. Diese
können dann dazu beitragen, bei Sonneneinstrahlung die Erwärmung von Räumen zu
verzögern und gleichzeitig die Nutzung eingestrahlter Sonnenenergie um mehrere
Stunden auf Zeiten zu verlagern, in welchen das Solarwärmeangebot wieder unter
dem Heizwärmebedarf liegt.

Die Kombination der Wärmedämmung von Gebäudehüllen mit sinnvoll konzipierten


Glasflächen und speicherfähigen Massen lässt sich so weit bringen, dass abgesehen
von der Sonnenenergienutzung den Gebäuden für die Beheizung kaum noch
Fremdenergie zugeführt werden muss. Für Gebäude, deren Jahresenergiebedarf
unter 15 kWh/(m2·a) liegt, hat sich die Bezeichnung „Passivhäuser“ durchgesetzt. In
der Bauordnung für Wien werden Passivhäuser beispielsweise folgendermaßen [22]
definiert:

„Passivhäuser sind Gebäude, deren Heizwärmebedarf kleiner als 15 kWh/m2a,


bezogen auf die Nettogeschoßfläche, ist, wobei die Heizlast von 10 W/m2,
bezogen auf die Nettogeschoßfläche, nicht überschritten werden darf.“

Bei dieser Art der Sonnenenergienutzung müssen die speicherwirksamen Massen im


Gegensatz zu aktiver Sonnenenergienutzung innerhalb der Aufenthaltsräume unter-
gebracht und der Sonnenstrahlung ausgesetzt werden können. Speicherwirksame
Bauteilmassen lassen sich beispielsweise auf folgende Weisen anordnen:
• Solarhaus: Böden, fensterlose Wände oder Decken werden massiv ausgebil-
det. Ihre speicherwirksame Oberfläche darf gegen die Innenräume nicht
durch wärmedämmende Materialien oder Einrichtungen abgedeckt werden.
• Trombe-Wand: Bei diesem Konzept wird die speicherfähige Masse in kurzem
Abstand hinter den Glasflächen in Form einer Wand angeordnet. Über
Luftdurchtrittsöffnungen im oberen und unteren Wandbereich wird eine
Luftzirkulation zwischen dem „Kollektorraum“ und den Aufenthaltsräumen
ermöglicht, die sich mit Luftklappen auch bedarfsabhängig steuern lässt.
• Glashaus: Bei Vergrößerung des Kollektorraumes zu einem verglasten
unbeheizten Vorraum entsteht ein „Glashaus“, das für den vorübergehenden
Aufenthalt von Personen genutzt werden kann. Je nach Klimazone und
gewählter Verglasungsart können im Winter in solchen Vorräumen auch tiefe
Temperaturen (< 5°C) auftreten. In solchen Fällen ist eine Nutzung solcher
Räume als „Wintergarten“ problematisch. Es entspricht nicht den Grundsät-
zen eines Passivhauskonzeptes, derartige verglaste Vorräume zu beheizen.

Abbildung 150.2-13: Passivhauskonzepte

SOLARHAUS TROMBE-WAND GLASHAUS


Farbteil 27

Bild 150.2-01 Bild 150.2-02

Bild 150.2-01: Pelletsanlieferung


Bild 150.2-02: Pellets

Bild 150.2-03 Bild 150.2-04

Bild 150.2-03: Pellets-Kaminofen


Bild 150.2-04: Pellets-Heizanlage

Bild 150.2-05: Pelletskessel mit Beschickungseinrichtung


28 Farbteil

Bild 150.2-06: Scheitholzkessel mit natürlicher Verbrennungsluftversorgung

Bild 150.2-07: Scheitholzkessel mit mechanischer Verbrennungsluftversorgung

Bild 150.2-08 Bild 150.2-09 Bild 150.2-10

Bild 150.2-08 bis 10: Fernwärmeübergabe- bzw. Umformerstationen


Farbteil 29

Bild 150.2-11: Öl-Brennwertkessel Bild 150.2-12: Gas-Brennwertkessel

Bild 150.2-13: Brennwerttherme Bild 150.2-14: Gastherme


30 Farbteil

Bild 150.2-15 Bild 150.2-16

Bild 150.2-15 und 16: Solarkollektoranordnung

Bild 150.2-17: Bauelemente – Solaranlage für Warmwasser

Bild 150.2-18 Bild 150.2-19

Bild 150.2-18: Solarkollektoren mit Glasabdeckung


Bild 150.2-19: Kunststoffkollektoren für Schwimmbadwassererwärmung
31

150.3 ABGASANLAGEN
Abgasanlagen haben die Aufgabe, die Abgase der angeschlossenen Feuerstätten
sicher über Dach ins Freie abzuleiten. Der Begriff „Abgasanlage“ umfasst gemäß
ÖNORM EN 1443 [59] alle Arten der Abgasführung, wie z.B. für Betrieb mit Unter-
druck, mit Überdruck und/oder für Betrieb mit Kondensatbildung. Abgasanlagen
bestehen aus unterschiedlichen Bauteilen (z.B. Innenrohr, Wärmedämmung, Umman-
telung), die entweder unter Verwendung kompatibler Bauteile zusammengesetzt
werden, die von einem Hersteller bezogen und bestimmt werden („System-Abgasan-
lage“) oder die unter Verwendung einer Kombination kompatibler Bauteile auf der
Baustelle montiert oder eingebaut werden, die von einem oder verschiedenen
Herstellern bezogen werden können („Montage-Abgasanlage“).

Je nach Ausführung und Anwendung wird der senkrechte Abschnitt einer Abgasanla-
ge auch als Schornstein, Fang, Abgasleitung oder Luft-Abgas-System bezeichnet.

Schornstein: Abgasanlage, die rußbrandbeständig ist. Feuerstätten für feste Brenn-


stoffe (z.B. Holz, Kohle) müssen an rußbrandbeständige Abgasanlagen ange-
schlossen werden. Bei der Verbrennung von festen Brennstoffen kann Ruß
entstehen, der sich im Schornstein ablagert und zu einem Ruß- bzw. Schornstein-
brand mit Temperaturen von ca. 1000°C führen kann. Neben Feuerstätten für
feste Brennstoffe können an Schornsteine auch Feuerstätten für gasförmige oder
flüssige Brennstoffe angeschlossen werden.

Abgasleitung: Abgasanlage, die nicht rußbrandbeständig sein muss. An Abgasleitun-


gen dürfen nur Feuerstätten mit niedrigen Abgastemperaturen (z.B. Niedertempe-
ratur- oder Brennwertfeuerstätten) für die Brennstoffe Gas und Heizöl EL ange-
schlossen werden, da bei deren Betrieb in der Regel kein Ruß anfällt.

Luft-Abgas-System: Abgasanlage mit nebeneinander oder ineinander (konzentrisch)


angeordneten Schächten. Das Luft-Abgas-System führt der bzw. den Feuerstät-
ten die notwendige Verbrennungsluft über den Luftschacht bzw. Verbrennungs-
luftsammler aus dem Bereich der Mündung der Abgasanlage zu und die Abgase
über den Abgasschacht bzw. Abgassammler über das Dach ins Freie ab. Nach
ÖNORM B 8200 [44] sind Luft-Abgas-Systeme (LAS) für den geschoßweisen
Anschluss raumluftunabhängiger Gasfeuerstätten definiert.

In den österreichischen Bauordnungen und Normen wird als Bezeichnung für den
senkrechten Abschnitt einer Abgasanlage üblicherweise der Begriff „Fang“ verwendet.
Dieser ist in ÖNORM B 8200 [44] definiert. Im Sinne dieser Norm erfüllt ein
„Rauchfang“ oder „Abgasfang“ bereits alle Anforderungen, während eine Abgasanla-
ge gemäß ÖNORM EN 1443 [59] gegebenenfalls einer zusätzlichen Ummantelung
und/oder Verkleidung bedarf.

Rauchfang: Fang, in welchen ausschließlich Abgase von Feuerstätten für feste oder
flüssige Brennstoffe einer Wohn- oder Betriebseinheit eines Geschoßes eingelei-
tet werden können.

Abgasfang: Fang, in welchen ausschließlich Abgase von Feuerstätten für gasförmige


Brennstoffe einer Wohn- oder Betriebseinheit eines Geschoßes eingeleitet wer-
den können.
32 Abgasanlagen

Abbildung 150.3-01: Bauteile und Zubehörteile – Abgasanlage ÖNORM EN 1443 [59]

150.3.1 KLASSIFIZIERUNG UND KENNZEICHNUNG

Nach ÖNORM EN 1443 [59] sind Abgasanlagen nach folgenden Leistungskenngrö-


ßen zu klassifizieren:
• Temperatur,
• Druck,
• Kondensatbeständigkeit,
• Korrosionswiderstand,
• Rußbrandbeständigkeit und Abstand zu brennbaren Baustoffen.
Wesentliche Zusatzinformationen sind folgende Eigenschaften:
• Wärmedurchlasswiderstand,
• Widerstandsdruck (zur Berechnung des Druckverlustes),
Allgemeine Anforderungen 33

• Feuerwiderstand
– für die Wirkrichtung von innen nach außen bei üblicher Betriebsweise
und Abstand zu brennbaren Baustoffen,
– für die Wirkrichtung von außen nach außen,
• Frost-Tauwasserbeständigkeit,
• Brandverhalten bei Kunststoffleitungen.
Beispiel 150.3-01: Kennzeichnung einer Abgasanlage nach ÖNORM EN 1443 [59]

150.3.2 ALLGEMEINE ANFORDERUNGEN

Abgasanlagen müssen so bemessen und ausgeführt werden, dass sie die Abgase
wirksam und gefahrlos über das Dach ins Freie ableiten, standsicher, betriebsdicht
und gegen Beanspruchungen durch Abgase und Verbrennungsprodukte widerstands-
fähig sind, Wärmedehnungen nicht behindern, keine Brandgefahr darstellen und
gereinigt und überprüft werden können. Bei Abgasanlagen, in denen die Abgase
betriebsbedingt unter deren Taupunkttemperaturen abgekühlt werden (z.B. Abgasan-
34 Abgasanlagen

lagen für Brennwertfeuerstätten), ist darüber hinaus eine ordnungsgemäße und


umweltgerechte Ableitung der Kondensate sicherzustellen.

Die Funktionsweise eines herkömmlichen Schornsteines bzw. Rauchfanges beruht


auf dem Auftrieb (archimedisches Prinzip) der warmen und leichteren Luftsäule
innerhalb des Schornsteines im Vergleich zur kühleren und schwereren Außenluft.
Durch diese Auftriebskraft entsteht primär die Strömungsgeschwindigkeit der Abgase,
die von der Temperaturdifferenz der Abgase zur Außenluft und der Höhe des
Schornsteines, von den Strömungs- und Reibungswiderständen sowie der Abkühlung
der Abgase innerhalb des Schornsteines und der Frischluftzufuhr zur Feuerungsanla-
ge abhängt.

(150.3-01)
∆p Auftrieb [Pa]
ρa Dichte der kalten Außenluft [kg/m3]
ρj Dichte der warmen Abgase im Schornstein [kg/m3]
H wirksame Schornsteinhöhe [m]

Die Abgase kühlen auf ihrem Weg von der Feuerstätte über das Verbindungsstück
und den Schornstein bzw. Rauchfang ab. Die Abkühlung der Abgase im Schornstein
hängt im Wesentlichen von folgenden Kriterien ab: der Wärmedämmung des Schorn-
steines, der Schornsteinhöhe, der inneren Schornsteinoberfläche (Querschnitt) und
der Strömungsgeschwindigkeit des Abgases.

Um Durchnässungen bzw. Versottungen durch Kondensatausfall zu verhindern, ist


bei herkömmlichen Schornstein- bzw. Fangsystemen (feuchtigkeitsempfindlichen
Systemen) zu beachten, dass durch die Abkühlung der Abgase im Schornstein die
Taupunkttemperatur des Abgases langfristig nicht unterschritten wird. Ist dies bei-
spielsweise aufgrund der niedrigen Abgastemperatur der Feuerstätte nicht möglich,
ist der Einsatz von so genannten feuchtigkeitsunempfindlichen Systemen erforderlich.

150.3.2.1 STANDSICHERHEIT UND BRANDSCHUTZ


Die zulässigen Fanghöhen und Höhen der Fangköpfe sind in einer statischen
Berechnung (z.B. Typenstatik) festzulegen. Für System-Abgasanlagen sind die
zulässigen Einbauhöhen vom Hersteller anzugeben. Das Fangmauerwerk oder die
Mantelformsteine von mehrschaligen Fangsystemen – ausgenommen bauseitige
Ummantelungen – dürfen durch andere Bauteile (z.B. Decken, Unterzüge) nicht
unterbrochen oder belastet werden.
Allgemeine Anforderungen 35

Die brandschutztechnischen Anforderungen an Abgasanlagen bzw. Rauch- und Ab-


gasfänge sind in den Bauordnungen festgelegt und umfassen folgende Schutzziele:
• Schutz gegen unzulässige Wärmeübertragung zu angrenzenden brennbaren
Baustoffen und
• Schutz gegen Brandausbreitung im Gebäude.
Soweit in den Bauordnungen keine abweichenden Bestimmungen oder Erleichterun-
gen festgelegt sind, müssen in Gebäuden liegende Abgasanlagen für Feuerstätten für
feste Brennstoffe zumindest aus nichtbrennbaren Baustoffen feuer- und rußbrandbe-
ständig ausgeführt werden. Nach den Bauordnungen gelten gemauerte Rauchfänge
aus gebrannten Mauerziegeln mit einer Wangendicke von mindestens 12 cm als
rußbrandbeständig. Brennbare Baustoffe, ausgenommen solche, die nur mit geringer
Fläche angrenzen wie z.B. Fußbodenleisten, müssen von den Außenoberflächen ruß-
und feuerbeständiger Abgasanlagen in der Regel mindestens 5 cm und von den
Reinigungsöffnungen 40 bis 50 cm Abstand aufweisen. In Räumen mit brennbaren
Schüttgütern oder in Dachräumen von land- und forstwirtschaftlichen Gebäuden mit
Erntegütern sind ausreichende Schutzabstände und Schutzvorkehrungen gegen
Einschütten bedrohter Fangabschnitte notwendig.
Zum Schutz gegen eine Brandausbreitung von Geschoß zu Geschoß (Brandbean-
spruchung von außen) ist in einigen Bauordnungen auch eine geringere Feuerwider-
standsdauer als 90 Minuten zulässig. Sie muss jedoch mindestens der vorgeschrie-
benen Feuerwiderstandsdauer der Decke, die durchbrochen wird, bzw. der Wand, in
der sich die Abgasanlage befindet, entsprechen.

Abbildung 150.3-02: Brandschutztechnische Anforderungen [97]

A SCHUTZ GEGEN WÄRME UND RUSSBRAND IM INNEREN DES FANGES


B SCHUTZ GEGEN BRANDAUSBREITUNG VON GESCHOSS ZU GESCHOSS

Die Anforderungen sind in ÖNORM EN 1443 [59] und den einschlägigen Produktnor-
men geregelt:
• Rußbrandbeständigkeit:
Die Prüfung auf Rußbrandbeständigkeit („Ausbrennversuch“) erfolgt mit einer
Prüftemperatur von 1000°C, die 30 Minuten lang gehalten wird. Die Anstiegs-
rate der Prüftemperatur wird so reguliert, dass innerhalb von zehn Minuten
die 1000°C erreicht werden. Die Temperaturen der Prüfanordnung sind so
36 Abgasanlagen

lange aufzuzeichnen, bis sie ihren Höchstwert erreicht haben. Dabei darf die
Temperatur von in der Nähe der Abgasanlage befindlichen brennbaren
Baustoffen, bei einem angegebenen Abstand in mm und bezogen auf eine
Umgebungstemperatur von 20°C, höchstens 100°C erreichen.
• Feuerwiderstand für die Wirkrichtung von innen nach außen:
Die Prüfung des Feuerwiderstandes für die Wirkrichtung von innen nach
außen erfolgt unter üblicher Betriebsweise. Dabei darf die Temperatur von in
der Nähe der Abgasanlage befindlichen brennbaren Baustoffen, bei einem
angegebenen Abstand in mm und bezogen auf eine Umgebungstemperatur
von 20°C, höchstens 85°C erreichen.
• Feuerwiderstand für die Wirkrichtung von außen nach außen:
Die Prüfung des Feuerwiderstandes für die Wirkrichtung von außen nach
außen (z.B. bei einem Brandüberschlag zwischen zwei Geschoßen) hat nach
den entsprechenden Prüfnormen für Schächte und Leitungen zu erfolgen.

150.3.2.2 FANGQUERSCHNITTE
Der Fangquerschnitt kann eine quadratische, rechteckige, ovale oder kreisrunde
Form haben. Für rechteckige Querschnitte ist ein Seitenverhältnis von 1:1,5 einzuhal-
ten. Das gilt sinngemäß auch für ovale Querschnitte, die beispielsweise bei der
Querschnittsanpassung von gemauerten Fängen mit rechteckigem Querschnitt ver-
wendet werden.
Die Querschnittsform hat Einfluss auf den Fangzug, indem kreisrunde Querschnitte
geringere Strömungswiderstände haben als rechteckige. Der kreisrunde Querschnitt
weist auch ein günstigeres Verhältnis der inneren Oberfläche (Abkühlfläche) zur
Querschnittsfläche auf. Bezogen auf den kreisrunden Querschnitt beträgt das Verhält-
nis zum quadratischen und rechteckigen Querschnitt 1 : 1,128 : 1,152. Bei gleicher
Querschnittsfläche besitzt ein quadratischer Querschnitt eine um ca. 13% größere
innere Fangoberfläche (Auskühlfläche) als ein kreisrunder Querschnitt.
In den Bauordnungen sind zum Teil Mindestquerschnitte festgelegt. Nach der
Niederösterreichischen Bautechnikverordnung (NÖ BTV 1997) [30] beispielsweise
müssen Regelfänge für den Anschluss von Feuerstätten für feste Brennstoffe einen
Querschnitt von mindestens 14/14 cm oder Ø 14 cm haben, für flüssige Brennstoffe
mindestens Ø 12 cm und für gasförmige mindestens Ø 10 cm.

Tabelle 150.3-01: Einteilung von Rauch- und Abgasfängen nach dem Fangquerschnitt
ÖNORM B 8200 [44]
enger Fang ≤ 300 cm2
mittlerer Fang > 300 bis 2000 cm2
weiter Fang > 2000 bis 3000 cm2
überweiter Fang > 3000 bis 5000 cm2
Fang für Großfeuerstätten > 5000 cm2

Rauch- und Abgasfänge müssen in ihrer ganzen Höhe einen nach Form und Fläche
gleich bleibenden lichten Querschnitt mit materialbezogenen glatten Innenflächen
aufweisen. Geringfügige Querschnittsverengungen im Mündungsbereich (z.B. durch
Aufsätze, nachträgliche Hochführungen) sind zulässig. Ziehungen sind bis zu einer
maximalen Abweichung von 15° (Wien) bzw. bis 30° (z.B. Burgenland, Niederöster-
reich, Kärnten, Tirol) von der Lotrechten zulässig, soweit systembedingt die Funktion
dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Allgemeine Anforderungen 37

150.3.2.3 FANGSOHLE
Abgasanlagen sind auf einem tragfähigen Unterbau aus nichtbrennbaren Baustoffen
aufzusetzen, der unter allen beim Betrieb auftretenden Temperaturen formbeständig
bleibt und nicht schmilzt. In Gebäuden sind feuer- und/oder rußbrandbeständige
Abgasanlagen entweder unmittelbar auf dem Baugrund zu fundieren oder auf einem
feuerbeständigen Unterbau aus nichtbrennbaren Baustoffen zu errichten.

Bei Wohngebäuden werden Rauch- und Abgasfänge zumeist bis in den Keller
geführt. Das hat den Vorteil, dass die Fangsohle mit der unteren Reinigungsöffnung
(Putzöffnung) nicht in einem Wohngeschoß zu liegen kommt.

Bei Fangsystemen mit dichten Innenoberflächen (z.B. Metallrohren, Schamotteroh-


ren) ist auch bei trockener Betriebsweise im Bereich der Fangsohle eine so genannte
Kondensatschale auszubilden, da anderenfalls die Gefahr besteht, dass über die
Fangmündung eindringendes Regenwasser oder kurzfristig ausfallendes Kondensat
sich im Bereich der Fangsohle sammelt und von dort in die angrenzende Bau- oder
Fußbodenkonstruktion eindringt und diese durchnässt. Für im Aufstellraum allseitig
frei stehende offene Kamine werden Abgasanlagen auch ohne Sohle ausgeführt.

150.3.2.4 FANGMÜNDUNG
Bei der Anordnung und Lage der Mündung von Abgasanlagen und der Ausbildung
des Fangkopfes sind im Wesentlichen folgende Belange zu berücksichtigen:
• Druckverhältnisse an der Mündung und deren Auswirkungen auf die Zugver-
hältnisse des Fanges,
• Ausbreitung der Abgase im Freien, Immissionsauswirkungen auf umliegende
Gebäude,
• Standsicherheit des Fangkopfes,
• Witterungsschutz.
Die günstigste Anordnung der Fangmündung über Dach ist im Firstbereich gegeben.
Dies hat nicht nur bautechnische, sondern auch funktionelle Vorteile. Hier sind die
Zugverhältnisse am gleichmäßigsten, störende Einflüsse auf die Nachbarschaft in der
Regel nicht zu erwarten und die statischen Anforderungen und die Abkühlflächen
aufgrund der geringen notwendigen Fangkopfhöhen relativ gering. Liegt die Fang-
mündung vom First zu weit entfernt und ist sie nicht ausreichend hoch, so kann dies
zu Zugstörungen und zu Belästigungen auf der windabgekehrten Seite des Gebäudes
führen. Dies gilt insbesondere auch bei zu geringen Fangkopfhöhen bei Flachdächern
[6].

Die Mindestabstände zu Dachflächen und die Mindesthöhen über First bei durch den
First geführten Fängen sind in den Bauordnungen festgelegt. Aus Gründen des
Immissionsschutzes sind zumeist auch Mindesthöhen zu umliegenden Fenstern von
Aufenthaltsräumen einzuhalten. Empfohlene Maße für die Lage von Mündungen von
Abgasanlagen enthält ÖNORM EN 12391-1 [69]. Dabei wird unterschieden zwischen
Mündungen von Unterdruck- und Überdruck-Abgasanlagen und bei den Unterdruck-
Abgasanlagen zwischen den Brennstoffen Festbrennstoff, Öl und Gas.
38 Abgasanlagen

Abbildung 150.3-03: Mündungen von Abgasanlagen ÖNORM EN 12391-1 [69]

1 POSITION DER MÜNDUNG IN DER NÄHE VON FENSTERN UND


DACHFENSTERN AUF EINEM FIRSTDACH
2 UNGEEIGNETER BEREICH
3 DIESE WÄNDE KÖNNEN SOWOHL ZUM GEBÄUDE ALS AUCH ZUM
NACHBARGEBÄUDE GEHÖREN
4 DIE GRÖSSERE ENTFERNUNG ENTWEDER VOM ENDE VON DARUNTER-
LIEGENDEN FLACHDÄCHERN ODER 10 METER ZUM ANGRENZENDEN
GEBÄUDETEIL
5 SPITZE ANGRENZENDER HÖHERER GEBÄUDE
Allgemeine Anforderungen 39

Tabelle 150.3-02: Empfohlene Maße und Lage von Mündungen von Abgasanlagen
ÖNORM EN 12391-1 [69]
empfohlene Maße für die Lage der Mündung für
Lage der Mündung Festbrennstoffe Öl Gas Überdruck
[m] [m] [m] [m]

a Höhe über Dachfirst ≥ 0,4 ≥ 0,4 ≥ 0,4 0,4


Höhe über Dachfirst von Spitzdächern
a1
von Strohdächern nahe dem First ≥ 0,8 ≥ 0,8 ≥ 0,8 ≥ 0,8
Höhe über Dach bei angrenzenden
a2 0,6 0,6 0,6 0,6
höheren Gebäuden oder Gebäudeteilen
Höhe über Flachdächern od.
b ≥ 1,0 ≥ 1,0 ≥ 1,0 0,4
umschließender Brüstung
γ Neigungswinkel des Daches
c horizontaler Mindestabstand vom
≥ 2,3 od. c1 ≥ 2,3 od. c1 ≥ 2,3 od. c1 ≥ 1,4 od. c1
Spitzdach
Mindestabstand nicht brennbarer
Bauteile, gemessen in einem
c1 1,0 1,0 1,0 0,4
90° Winkel zur Dachfläche eines
Spitzdaches
c2 Höhe über dem Spitzdach 0,4 0,4 0,4 0,4
L Abstand vom Dachfirst für L < 8,0 für L < 8,0 für L < 8,0 für L < 8,0
d Höhe über Öffnung ≥ 1,0 ≥ 1,0 ≥ 1,0 ≥ 1,0
Höhe über Hindernissen oder dem
e höchsten Punkt eines nach oben für f < 1,5·g für f < 1,5·g für f < 1,5·g für f < 1,5·g
geneigten Daches
Abstand der Abgasanlage vom
f e > 1,0 e > 1,0 e > 1,0 e > 0,4
Hindernis
g Höhe der Hindernisse
Höhe über angrenzenden oder
h für i < 1,5·j für i < 1,5·j für i < 1,5·j für i < 1,5·j
anschließenden Gebäuden
horizontaler Abstand zwischen
i Abgasanlage und angrenzenden dann dann dann dann
oder anschließenden Gebäuden
Höhe des angrenzenden oder
j h > 1,0 h > 1,0 h > 1,0 h > 0,4
anschließenden Gebäudes
Abstand zu Gebäudeteilen, Fenstern unter First
A für A < 1,5 für A < 1,5 für A < 1,5
und Öffnungen an einem Spitzdach oder a < 2,3
B Höhe über Öffnungen im Abstand A dann B ≥ 1,0 dann B ≥ 0,6 dann B ≥ 0,6 dann B ≥ 0,6
Abstand über oder an der Seite von
C ≥ 1,0 ≥ 1,0 ≥ 0,6 ≥ 0,6
Öffnungen auf einem Spitzdach
Abstand unter Öffnungen oder
D ≥ 2,0 ≥ 2,0 ≥ 2,0 ≥ 2,0
Fenstern auf einem Spitzdach

Als Witterungsschutz können für gemauerte Fangköpfe, Fangköpfe aus Mantelform-


steinen und dgl. folgende Ausführungen vorgesehen werden:
• feuchtigkeitsabweisender und dampfdurchlässiger Putz,
• Verkleidungen aus nichtbrennbaren Baustoffen auf einer Unterkonstruktion,
• Ummauerung aus Sicht- oder Klinkerziegeln,
• Fertigteilstülpkopfausführungen (z.B. aus Faserbeton).
40 Abgasanlagen

Beispiel 150.3-02: Mindesthöhen für Mündungen von Rauch- und Abgasfängen nach der
Bauordnung für Wien [22]
§ 114. (4) Ausmündungen von Rauchfängen müssen von der Dachhaut desselben Gebäudes
mindestens 1 m entfernt sein. Bei Dachneigungen von 30° und mehr genügt bei durch den
First geführten Rauchfängen (Rauchfanggruppen) eine Höhe von 50 cm über dem First. Die
Ausmündung von Rauchfängen muss weiters um 3 m höher als der Fenstersturz nahe
gelegener Aufenthaltsräume im selben Gebäude oder in anderen Gebäuden auf derselben
Liegenschaft oder auf einer angrenzenden oder jenseits einer Verkehrsfläche direkt gegen-
überliegenden Liegenschaft sein. Aufenthaltsräume gelten nur dann als nahe gelegen, wenn
sie, der Ausmündung zugekehrt, innerhalb eines Umkreises von 10 m von der Ausmündung
eines Rauchfanges liegen. [Nach § 114. (1) werden Rauchfänge Abgasfängen gleichgehal-
ten, sofern nicht anderes bestimmt ist.]

Bei der Anbringung von Verkleidungen ist auf eine bauphysikalisch korrekte Ausfüh-
rung zu achten, um Feuchtigkeitsschäden infolge behinderter Dampfdiffusion zu
vermeiden. Bei Blechverkleidungen ist – besonders bei Abgasanlagen mit feuchter
Betriebsweise – die Gefahr von Korrosionsschäden zu beachten. Bei verkleideten
Fangköpfen, insbesondere bei gemauerten Altbaufängen, können Versottungen im
Fangkopfbereich und deren Folgeschäden oft nicht rechtzeitig erkannt werden,
zumeist erst dann, wenn sie auch das Fangmauerwerk im Dachraum erfasst haben.

150.3.2.5 FANGAUFSÄTZE
Fangaufsätze werden an der Fangmündung aus Gründen des Witterungsschutzes
(Regenschutz) oder zur Verbesserung des Fangzuges angebracht. Sie können aus
einem Stück (Fertigteil) bestehen oder aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt
sein. Teilweise dienen sie als „Kronen der Dächer“ auch der „Verschönerung“ der
Fangköpfe. Als Witterungsschutz werden meist „Abdeckhauben“ aus z.B. Dachzie-
geln, Mauerziegeln, Formsteinen aus Beton, Faserzement, Kupferblech oder Edel-
stahl verwendet. Eine der bekanntesten und gebräuchlichsten Ausführungen ist die so
genannte „Meidinger Scheibe“.
Abbildung 150.3-04: Meidinger Scheibe – Ausführungsbeispiele [94]

RUNDER QUADRATISCHER RECHTECKIGER


FANGQUERSCHNITT FANGQUERSCHNITT FANGQUERSCHNITT
Allgemeine Anforderungen 41

Fangaufsätze zur Verbesserung des Fangzuges gibt es in einer Vielzahl von


Ausführungen. Sie werden zumeist vorgesehen, um eine ungünstige Fanganordnung
oder eine ungenügende Fanghöhe auszugleichen.
Für Keramik-Aufsätze mit massiven Wandungen, die zur Ableitung der Abgase vom
Zug an die Außenluft durch Unterdruck dienen, sind die Anforderungen in ÖNORM
EN 13502 [77] festgelegt (z.B. Säurebeständigkeit, Frost-Tau-Wechselbeständigkeit,
Strömungswiderstand, aerodynamisches Verhalten, Konformitätsbewertung). Die
Norm behandelt offene Aufsätze, Firstaufsätze sowie zugeinschränkende Aufsätze.
Als offene Aufsätze gelten auch abgedeckte Aufsätze mit seitlichen Auslässen, deren
Größe insgesamt dem zweifachen Querschnitt des Abgasrohres entspricht. Aufsätze
mit kleineren Auslässen gelten als zugeinschränkend.
Abbildung 150.3-05: Offene Keramik-Aufsätze nach ÖNORM EN 13502 [77]

Bei Abgasanlagen für Nassbetrieb sind Aufsätze mit Abdeckungen oder solche, die
eine Umlenkung des Abgasstromes an der Mündung bewirken, wegen der Gefahr von
Eisbildung und Zufrieren der Mündung unzulässig.

Nach der Bauordnung für Wien (§ 114) [22] sind beispielsweise Aufsätze nur zulässig,
wenn sie bei jeder Windrichtung Saugzug bewirken, die ordnungsgemäße Reinigung
nicht behindern, aus nichtbrennbaren, wärme- und frostbeständigen Baustoffen
bestehen und einen lichten Querschnitt aufweisen, der der lichten Querschnittsfläche
des Fanges entspricht.

150.3.2.6 REINIGUNGSÖFFNUNGEN
Beispiel 150.3-03: Reinigungsöffnungen von Rauch- und Abgasfängen nach der Bauordnung
und dem Garagengesetz für Wien [22] [27]
§ 114. (8) Bauordnung Wien
In engen und mittleren Rauch- und Abgasfängen müssen Reinigungsöffnungen vorhanden
sein. Die Verschlüsse der Reinigungsöffnungen müssen feuerhemmend ausgeführt und
gegen ungewolltes Offenstehen gesichert sein. Reinigungsöffnungen müssen in jedem
Rauchfang unten (Putzöffnung) und oben (Kehröffnung) innerhalb des Gebäudes vorhan-
den sein; von einer Kehröffnung ist abzusehen, wenn eine sichere Zugangsmöglichkeit zur
Rauchfangmündung besteht. Putztüren müssen möglichst in den zugehörigen Wohn- und
Betriebseinheiten sein. Sie dürfen jedenfalls in anderen als den zugehörigen Wohn- und
Betriebseinheiten nicht vorgesehen sein. Kehröffnungen dürfen nur an allgemein zugängli-
chen Stellen und nur in solcher Höhe angeordnet werden, dass eine ordnungsgemäße
Kehrung durchgeführt werden kann. Reinigungsöffnungen dürfen nicht in Räumen sein, in
denen feuergefährliche Stoffe erzeugt, gelagert oder verarbeitet werden.
§ 17. (2) Garagengesetz
Wien Garagen und deren brandgefährdete Nebenräume dürfen keine Rauchfangputztür-
chen enthalten.
42 Abgasanlagen

Abgasanlagen müssen gereinigt, auf ihren freien Querschnitt und die Dichtheit geprüft
werden können. Die Reinigungs- und Kontrollöffnungen müssen mit geeigneten
Verschlüssen versehen sein, die die Anforderungen an die Abgasanlage erfüllen. Sie
müssen zur Durchführung der Arbeiten leicht erreichbar sein. Die wesentlichen
Anforderungen betreffend die Anordnung und zulässige Lage von Reinigungsöffnun-
gen sind in den Bauordnungen festgelegt.
Für nicht europäisch genormte Abgasanlagen ist die Ausführung, Ausbildung und
Prüfung von Reinigungsverschlüssen für Regelfänge in ÖNORM B 8250 [47] und für
Sonderfänge in ÖNORM B 8251 [48] geregelt.
Abbildung 150.3-06: Beispiele für die Anordnung von Reinigungsverschlüssen für Sonderfänge
nach ÖNORM B 8251 [48]

150.3.2.7 NOTRAUCHFÄNGE
In manchen Bauordnungen wird für Wohnungen zumindest in einem der Aufenthalts-
räume ein Rauchfanganschluss („Notkamin“) vorgeschrieben, um bei einem scha-
dens- oder mangelbedingten Ausfall leitungsgebundener Energieträger, des Wärme-
erzeugers (Etagenheizung, Zentralheizung, Fernwärme) oder der Betriebsenergie
eine Beheizbarkeit mit einer fanggebundenen Einzelraumfeuerstätte zu ermöglichen.
Beispiel 150.3-04: Notrauchfänge nach der Bauordnung für Wien [22]
§ 112. (1) Aufenthaltsräume müssen ausreichend beheizbar sein; die ausreichende Beheiz-
barkeit ist dann gegeben, wenn ein Rauchfanganschluss (Abgasfanganschluss) oder ein
Versorgungsanschluss für die Raumheizung im Raum vorhanden ist. In jeder Wohnung muss
mindestens ein Aufenthaltsraum einen Rauchfanganschluss (Abgasfanganschluss) in einen
Fang mit einem lichten Querschnitt von mindestens 14 cm Durchmesser haben; dies gilt nicht
für Wohnungen in Hochhäusern und in Passivhäusern. Passivhäuser sind Gebäude, deren
Heizwärmebedarf kleiner als 15 kWh/m2a, bezogen auf die Nettogeschoßfläche, ist, wobei
die Heizlast von 10 W/m2, bezogen auf die Nettogeschoßfläche, nicht überschritten werden
darf. Vom Erfordernis der Beheizbarkeit kann abgesehen werden, wenn der Verwendungs-
zweck des Raumes die Beheizung entbehrlich macht.
Dimensionierung 43

150.3.3 DIMENSIONIERUNG
150.3.3.1 BERECHNUNGSVERFAHREN
Die wärme- und strömungstechnischen Berechnungsverfahren für Abgasanlagen sind
in ÖNORM EN 13384-1 [72] und -2 [73] beschrieben. Teil 1 der Norm behandelt
Abgasanlagen mit Anschluss einer Feuerstätte, der Teil 2 Abgasanlagen mit An-
schluss mehreren Feuerstätten (z.B. Luft-Abgas-Systeme). Bei der Berechnung der
Innenabmessungen (Querschnitt) von Abgasanlagen mit einer Feuerstätte (ÖNORM
EN 13384-1) wird unterschieden zwischen Unterdruck- und Überdruck-Abgasanla-
gen. Durch die Ergebnisse des Berechnungsverfahrens werden die Abgasanlagen
mittels Druck- und Temperaturbedingungen auf Funktion und Eignung für die Feuer-
stätte und den verwendeten Brennstoff überprüft bzw. dafür dimensioniert. Die
Berechnungen basieren auf nachfolgenden Kriterien.
Unterdruck-Abgasanlagen mit einer Feuerstätte:
• Der Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss entweder gleich oder größer sein als der notwendige
Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der Abgas-
anlage.
• Der Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss entweder gleich oder größer sein als der notwendige
Förderdruck für die Zuluft.
• Die Innenwandtemperatur an der Mündung der Abgasanlage muss entweder
gleich oder größer sein als die Grenztemperatur.
Überdruck-Abgasanlagen mit einer Feuerstätte:
• Der Überdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss gleich oder kleiner sein als der nutzbare Überdruck an
der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der Abgasanlage.
• Der Überdruck im Verbindungsstück und im senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage darf nicht größer sein als deren Auslegungsdruck.
• Die Innenwandtemperatur an der Mündung der Abgasanlage muss entweder
gleich oder größer sein als die Grenztemperatur.
Dabei sind folgende Druck- und Temperaturbedingungen einzuhalten:

Druckbedingung Unterdruck-Abgasanlage:

(150.3-02)

pB notwendiger Förderdruck für die Zuluft [Pa]


pFV notwendiger Förderdruck für das Verbindungsstück [Pa]
pH Ruhedruck [Pa]
pL Winddruck [Pa]
pR Widerstandsdruck für den senkrechten Abschnitt der Abgasanlage [Pa]
pW notwendiger Förderdruck für die Feuerstätte [Pa]
pZ Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage [Pa]
pZe notwendiger Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten
Abschnitt der Abgasanlage [Pa]
44 Abgasanlagen

Druckbedingung Überdruck-Abgasanlage:

(150.3-03)

pWO max. Differenzdruck der Feuerstätte [Pa]


pZO Überdruck an der Abgaseinmündung in die Abgasanlage [Pa]
pZoe max. Differenzdruck an der Abgaseinführung in die Abgasanlage [Pa]
pZexcess höchster zulässiger Auslegungsdruck der Abgasanlage [Pa]
pR Widerstandsdruck in der Abgasanlage [Pa]

Temperaturbedingungen:

(150.3-04)
Tiob Innenwandtemperatur an der Mündung bei Beharrung [K]
Tg Grenztemperatur [K]

Bei Abgasanlagen, deren freies Ende über Dach eine Wärmedämmung aufweist, ist
zusätzlich folgende Temperaturbedingung einzuhalten:

(150.3-05)
Tirb Innenwandtemperatur unmittelbar vor der zusätzlichen Dämmung [K]

Für Abgasanlagen für trockene Betriebsweise ist die Grenztemperatur Tg der Innen-
wand die Taupunkttemperatur Tsp des Abgases. Für Gas und Heizöl EL ist die
Taupunkttemperatur Tsp des Abgases der Wasserdampftaupunkt Tp. Für Kohle,
Schweröl und Holz ist die Taupunkttemperatur des Abgases gleich dem Säuretau-
punkt Tsp = Tp + ∆Tsp. Für Holz ist beispielsweise der Anstieg der Taupunkttemperatur
(∆Tsp) durch Säure mit 15 K zu berücksichtigen.
Für Abgasanlagen für feuchte Betriebsweise ist Tg = 273,15 K (0°C). Diese Bedingung
dient der Vermeidung bzw. Reduktion von Eisbildung.
Der Wasserdampftaupunkt Tp des Abgases hängt ab von der Brennstoffart und der
Luftverhältniszahl. Je geringer der Luftüberschuss (bzw. je höher der CO2-Wert ist),
desto höher ist die Taupunkttemperatur des Abgases. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass ein Abgas mit geringerem Luftüberschuss weniger Wasser bzw. Wasserdampf
aufnehmen/halten kann und die Kondensation deshalb schon bei höheren Temperatu-
ren beginnt.
Abbildung 150.3-07: Taupunkttemperaturen Tp verschiedener Brennstoffe [97]
Dimensionierung 45

150.3.3.2 WÄRMEDURCHLASSWIDERSTAND
Die in Rauch- oder Abgasfängen abzuführenden Abgase geben Wärme an die
Fangwangen ab. Damit verringert sich zum einen die Temperatur der Abgase im
Fang, zum anderen auch der Fangzug bzw. Förderdruck. Herkömmliche Fangsyste-
me müssen daher je nach Querschnitt, Höhe und Lage des Fanges im oder am
Gebäude einen ausreichenden Wärmedurchlasswiderstand aufweisen, damit die
Abkühlung der Abgase möglichst gering gehalten wird. Eine ausreichende Wärme-
dämmung dient auch als Schutz gegen eine unzumutbare Erwärmung der Fangau-
ßenseiten gegenüber Aufenthaltsräumen.

Der Wärmedurchlasswiderstand (1/∆) des senkrechten Abschnittes einer Abgasanla-


ge kann nach ÖNORM EN 13384-1 [72] bei Kenntnis der Wärmeleitkoeffizienten der
Werkstoffe der Konstruktion bestimmt werden.

(150.3-06)

Dh innerer hydraulischer Durchmesser [m]


Dh,n innerer hydraulischer Durchmesser der Innenseite jeder Schicht [m]
y Formbeiwert
= 1,00 für runde und ovale Querschitte [–]
= 1,10 für quadratische und rechteckige Querschnitte bis zu einem [–]
Seitenverhältnis von 1:1,5
λn Wärmeleitkoeffizient der einzelnen Schichten [W/(mK)]

Mindestwerte für den Wärmedurchlasswiderstand sind zumeist in den Bauordnungen


festgelegt. Nach der Niederösterreichischen Bautechnikverordnung (NÖ BTV 1997)
[30] müssen – ausgenommen Systeme, bei denen eine Unterschreitung der Tau-
punkttemperaturen zulässig ist – folgende Mindestwerte eingehalten werden: allge-
mein 0,12 m2K/W, gegen das Freie, nicht ausgebaute Dachräume oder unbeheizte
Gebäudeteile 0,22 m2K/W und bei Feuerstätten mit einer Abgastemperatur am
Abgasstutzen von mehr als 400°C und für Zentralheizungen 0,40 m2K/W.
Abbildung 150.3-08: Wärmedurchlasswiderstände eines wärmegedämmten Innenrohres

Nach ÖNORM B 8200 [44] werden Rauch- und Abgasfänge nach dem Wärmedurch-
lasswiderstand (ermittelt am trockenen Fang mit einer mittleren Temperatur der
46 Abgasanlagen

inneren Oberfläche von 200°C und der äußeren Oberfläche von 20°C) einer Ausfüh-
rungsart von I bis IV zugeordnet.

Tabelle 150.3-03: Rauch- und Abgasfänge – Ausführungsarten ÖNORM B 8200 [44]


Ausführungsart Wärmedurchlasswiderstand [m2K/W]
I > 0,65
II > 0,22 bis 0,65
III > 0,12 bis 0,22
IV ≤ 0,12

150.3.4 AUSFÜHRUNGSARTEN ABGASANLAGEN

Abgasanlagen können nach ihrer Funktions- und Betriebsweise entsprechend ihrer


Kennzeichnung unterteilt werden in:
• Abgasanlagen für Unterdruckbetrieb und
– Trockenbetrieb (z.B. herkömmliche Fangsysteme für den Anschluss von
Feuerstätten, bei denen die Abgase durch thermischen Auftrieb (Unter-
druck) abgeführt werden und nicht kondensieren), oder
– Nassbetrieb (z.B. feuchtigkeitsunemfindliche Fangsysteme für den An-
schluss von Feuerstätten, bei denen die Abgase durch thermischen
Auftrieb (Unterdruck) abgeführt werden und kondensieren).
• Abgasanlagen für Überdruckbetrieb und
– Trockenbetrieb, oder
– Nassbetrieb.
Nach dem Aufbau können Abgasanlagen in ein- oder mehrschalige Konstruktionen
unterteilt werden. Eine weitere Einteilung ist nach den Baustoffen möglich (z.B.
Metallabgasanlagen, Abgasanlagen mit Innenrohr aus Keramik, Beton, Metall, Glas
oder Kunststoff).

150.3.4.1 EINSCHALIGE FANGSYSTEME


Einschalige Rauch- und Abgasfänge wurden früher aus gebrannten Ziegeln gemau-
ert. Die Querschnittsabmessungen und Wangendicken ergaben sich aus dem ver-
wendeten Ziegelformat. Das früher in Österreich gebrauchte Ziegelformat betrug
29 cm x 14 cm x 6,5 cm („großes Format “), welches durch das „kleine Format “ mit
den Abmessungen 25 cm x 12 cm x 6,5 cm abgelöst wurde. Die Fänge wurden ein-
oder mehrzügig ausgeführt. Soweit einschalige Rauch- und Abgasfänge heute noch
ausgeführt werden, finden dafür entweder gebrannte Formziegel oder Leichtbeton-
formsteine Verwendung.

Abbildung 150.3-09: Beispiele einschaliger Fangsysteme aus gebrannten Ziegeln


Ausführungsarten Abgasanlagen 47

Betonformblöcke für Abgasanlagen sind in ÖNORM EN 1858 [67] genormt. In der


Norm sind die Werkstoffe, Maße und Leistungsanforderungen sowie die Konformitäts-
bewertung festgelegt. Die Betonblöcke können ein- oder mehrschalig sein und auch
als geschoßhohe und bewehrte Elemente gefertigt werden. Die Betonformblöcke
können als Vollwand- oder Hohlwand-Formblöcke mit einem oder mehreren Zügen
hergestellt werden (Die Norm regelt auch mehrschalige Formblöcke mit in den Block
gegossenem Betoninnenrohr).

Abbildung 150.3-10: Betonformblöcke nach ÖNORM EN 1858 [67] und Keramikformblöcke


nach ÖNORM EN 1806 [63]

BETONFORMBLÖCKE KERAMIK-
VOLLWAND-FORMBLÖCKE HOHLWAND-FORMBLÖCKE FORMBLÖCKE

Keramik-Formblöcke für einschalige Abgasanlagen nach ÖNORM EN 1806 [63]


können kreisrunde, quadratische oder rechteckige Züge haben. Sie können mit oder
ohne Wandverbund sowie mit oder ohne Dämmung gefertigt werden.

150.3.4.2 MEHRSCHALIGE FANGSYSTEME


Ein mehrschaliges Fangsystem besteht aus der abgasführenden Innenschale, der
Wärmedämmung und der Außenschale.
Innenschalen
• Formstücke aus Schamotte,
• Formstücke aus Beton,
• Edelstahlrohre.
Als Wärmedämmung werden je nach System mineralische Dämmplatten/-schalen
oder mit hydraulischen Bindemitteln leicht gebundene mineralische Schütt-Dämmstof-
fe (z.B. aus expandiertem Perlit) verwendet. Bei zweischaligen Ausführungen dient
eine gegebenenfalls verbleibende stehende Luftschicht zwischen Innen- und Außen-
schale als Dämmung.
Außenschalen
• Mantelstein-Formstücke aus Beton,
• Mauerwerk (Ziegel, Betonsteine u.a.),
• Ortbeton.
Die Außenschalen sorgen für die Standsicherheit des Fangsystems und verhindern
zusammen mit den übrigen Bauteilen Brandübertragung von Geschoß zu Geschoß
und Brandübertragung vom Inneren des Fanges in angrenzende Räume. Ist aus
Gründen des Brandschutzes keine massive Ummantelung erforderlich wie z.B. im
Außenbereich, dann sind als äußere Schalen auch Ausführungen aus Metall (z.B.
Edelstahl) üblich.
48 Abgasanlagen

Abbildung 150.3-11: Dreischaliges Fangsystem mit Keramik-Innenrohr

Abbildung 150.3-12: Keramik-Innenschalen nach ÖNORM EN 1457 [61]

Bei dreischaligen Fängen muss die freie Beweglichkeit des Innenrohres in Längsrich-
tung, insbesondere im Bereich der Sonderformstücke und der Fangmündung, sicher-
gestellt sein. Bei der Fangmündung erfolgt dies beispielsweise durch spezielle
Abschlussformstücke oder durch so genannte Dehnfugenmanschetten aus Edelstahl,
bei den Reinigungsöffnungen durch entsprechende Verschlüsse. Die seitliche Halte-
rung der Innenschale erfolgt durch die Dämmschicht, die dazu ausreichend formbe-
ständig sein muss, bei Edelstahlrohren durch Abstandhalter.

Die Anforderungen an die einzelnen Bauteile werden zunehmend durch europäische


Normen (z.B. ÖNORM EN 1457 [61] für Keramik-Innenrohre, ÖNORM EN 1857 [66]
für Beton-Innenrohre) festgelegt. Die Systemanforderungen an dreischalige Fänge
mit Schamotteinnenrohr sind in ÖNORM B 8215 [46] geregelt.

150.3.4.3 FEUCHTIGKEITSUNEMPFINDLICHE FANGSYSTEME


Dreischalige Fangsysteme mit Ableitung der Abgase durch thermischen Auftrieb
(Unterdruck) können bei entsprechender Ausführung auch für Nassbetrieb geeignet
sein. Diese werden als „feuchtigkeitsunemfindliche Fangsysteme“ bezeichnet und
stellen eine Weiterentwicklung des dreischaligen Fangsystems dar. Im Wesentlichen
wird zwischen folgenden zwei Bauarten unterschieden:
Ausführungsarten Abgasanlagen 49

• Verwendung wasser- und dampfdichter Innenschalen (z.B. aus Schamotte-


rohren mit Innenglasur oder Edelstahlrohren mit jeweils entsprechend dicht
ausgeführten Verbindungen und Anschlüssen) oder
• Innenschalen mit hinterlüfteter Dämmschicht.
Über die Hinterlüftung wird die durch die Innenschale und die Dämmschicht hindurch-
diffundierende Feuchtigeit nach oben ins Freie abgeführt, ohne dass es in der
Hinterlüftung zur Kondensation bzw. zu einer Durchfeuchtung der Außenschale
kommt. Die Hinterlüftung wird je nach System über einen Ringspalt oder über
Hinterlüftungskanäle geführt [6]. Die Zuluftöffnungen werden im Bereich der Fangsoh-
le angeordnet, die Abluftöffnungen im Mündungsbereich.
Abbildung 150.3-13: Bauarten von feuchtigkeitsunempfindlichen Fangsystemen mit Schamotte-
Innenrohr

Die zulässige Fanghöhe von feuchtigkeitsunempfindlichen Fängen ergibt sich grund-


sätzlich aus den funktionellen und statischen Bedingungen, bei solchen mit Hinterlüf-
tung auch aus der Leistungsfähigkeit der Hinterlüftung. Der Nachweis der Brauchbar-
keit von feuchtigkeitsunempfindlichen Fängen mit Hinterlüftung erfolgt nach den
„Richtlinien für die Prüfung und Beurteilung von feuchteunempfindlichen Hausschorn-
steinen“ des DIBt Berlin [26].

150.3.4.4 METALLFÄNGE
Bei Metallfängen handelt es sich in der Regel um dreischalige Fangsysteme,
bestehend aus dem abgasführenden Metall-Innenrohr, der Dämmschicht und dem
Außenmantel. Für das Innenrohr werden im Neubau starre Edelstahlrohre (im
Sanierungsbereich auch flexible Innenrohre) verwendet, für geringere Temperatur-
klassen auch Aluminiumrohre. Die Wärmedämmung erfolgt durch mineralische
Dämmstoffe. Als Außenschalen können massive Ummantelungen wie Mauerwerk
(z.B. Ziegel, Betonsteine) oder Ortbeton verwendet werden. Wenn aus Gründen des
Brandschutzes keine massive Ummantelung erforderlich ist, beispielsweise bei
Außenanlagen oder Fangabschnitten im Freien, werden als Außenschalen Metallroh-
re aus Edelstahl oder Aluminium verwendet.
Die Mindestdicke einwandiger starrer Edelstahl-Rohre beträgt gewöhnlich 0,6 mm,
bei doppelwandigen Rohrelementen aus abgasführendem Innen- und einem Außen-
rohr 0,4 mm. Der Raum zwischen Innen- und Außenrohr dient der Aufnahme des
Dämmstoffes (z.B. Kaolin- oder Mineralwolle) [107]. Die Verbindung der Rohrform-
stücke erfolgt über Muffen-Steckverbindungen, die mit Edelstahlklemmverschlüssen
gesichert werden. Bei doppelwandigen Rohrelementen mit integrierter Wärmedäm-
mung erfolgt die Verbindung der Rohrelemente mittels spezieller Verschlüsse (z.B.
Überfalz-Steckverbindung mit Befestigungsmanschette, Klemm- oder Drehver-
schluss).
Die Anforderungen an die einzelnen Produkte sowie an die Planung von Metall-
Abgasanlagen werden zunehmend durch europäische Normen geregelt (z.B.
50 Abgasanlagen

ÖNORM EN 1859: Abgasanlagen – Metall-Abgasanlagen – Prüfverfahren [68],


ÖNORM EN 1856-1: Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen; Teil 1:
Bauteile für System-Abgasanlagen [64], ÖNORM EN 12391-1: Abgasanlagen – Aus-
führungsbestimmungen für Metallabgasanlagen; Teil 1: Abgasanlagen für raumluftab-
hängige Feuerstätten [69]).
Abbildung 150.3-14: System-Abgasanlage aus Metall – Bezeichnungen nach
ÖNORM EN 1856-1 [64]

a wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einem Betonstein

b wärmegedämmte Metallab-
gasanlage ohne Ummante-
lung innen oder außen am
Gebäude

c wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in Zellenformstücken

d wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einer Ummantelung, die
teilweise das Gebäude selbst
bildet

e wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einer Ummantelung aus
festgelegtem Baustoff

ÖNORM EN 1856-1 [64] legt die Leistungsanforderungen für Bauteile für ein- und
mehrschalige System-Abgasanlagen mit Metall-Innenrohren (Abschnitte der Abgas-
anlage, Formstücke und Aufsätze, einschließlich der Halterung) fest. Sie enthält
ebenfalls Anforderungen an die Kennzeichnung, Herstelleranweisungen, Produktin-
formationen und Beurteilung der Konformität.
Die Prüfverfahren für Metall-Abgasanlagen sind in ÖNORM EN 1859 [68] genormt.
Die Wanddicken der Metallrohre werden durch die aufzunehmenden Lasten und
Beanspruchungen bestimmt. In Verbindung mit der Werkstoffart dient die Wanddicke
auch der Beurteilung der Korrosionswiderstandsfähigkeit. Nach ÖNORM EN 1856-1
[64] ist die Korrosionswiderstandsfähigkeit eines Metall-Innenrohres auf folgende
Arten zu erklären:
• Werkstoffart (gemäß Tabelle 4 der ÖNORM EN 1856-1) und Dicke des
Abgasrohres oder
• Prüfung von mindestens einem im normativen Anhang A beschriebenen
Prüfverfahren, wobei Produkte, die nach A.1 geprüft sind mit „V1“, Produkte,
die nach A.2 geprüft sind mit „V2“ und Produkte, die nach A.3 geprüft sind mit
„V3“ bezeichnet werden.
Ausführungsarten Abgasanlagen 51

Produkte, die eine Herstellererklärung aufgrund der Werkstoffart und der Wanddicke
besitzen, werden mit „Vm“ bezeichnet. Die Verbindung zwischen V1, V2, V3 und Vm
und dem vorgesehenen Einsatz kann durch nationale Vorschriften festgelegt werden.
Tabelle 150.3-04: Werkstoffe für Abgasinnenrohre ÖNORM EN 1856-1 [64]
Werkstoffart Werkstoff-Nummer Bezeichnung

EN AW Al Si 12(A) und
10 EN AW – 4047A
CU < 0,1%, Zn < 0,15%
(Gussaluminium)
11 EN AW – 1200A EN AW – AI 99,0 (A)
13 EN AW – 6060 EN AW – AI MgSi
20 1.4301 X5CrNi 18-10
30 1.4307 X2CrNi 18-9
40 1.4401 X5CrNiMo 17-12-2
50 1.44041) X2CrNiMo 17-12-2
60 1.4432 X2CrNiMo 17-12-3
70 1.4539 X1NiCrMoCu 25-20-5
1) Für den Werkstoff 1.4404 ist der Werkstoff 1.4571 (X6CrNiMoTi 17-12-2) als gleichwertig anzusehen.

Die gesamten Werkstoffanforderungen an das Abgasrohr werden durch den Buchsta-


ben L gefolgt von einer 5-stelligen Zahl ausgedrückt. Die ersten beiden Stellen geben
einen Hinweis auf den Werkstoff gemäß Tabelle 4 der ÖNORM EN 1856-1, die drei
letzten Stellen einen Hinweis auf die Werkstoffdicke multipliziert mit 10–2 mm. Die
Werkstoffangabe L 40060 beispielsweise bezeichnet ein Abgasrohr aus Edelstahl mit
der Werkstoff-Nummer 1.4401 und mit einer Dicke von 0,60 mm.
Die Abschnitte und Formstücke von System-Abgasanlagen sind nach ÖNORM
EN 1856-1 [64] nach folgendem System zu kennzeichnen:
Beispiel 150.3-05: Kennzeichnung von Abschnitten und Formstücken [64]
System-Abgasanlage ÖNORM EN 1856-1 – T400 – P1 – W – VxL40060 – G(xx)
System Abgasanlage Produktbeschreibung
ÖNORM EN 1856-1 Normnummer
T400 Temperaturklasse
P1 Druckklasse
W Kondensatbeständigkeitsklasse
VxL40060 Korrosionswiderstand
Rußbrandbeständigkeit (G: ja oder O: nein)
G(xx)
und Abstand xx zu brennbaren Baustoffen

Für Montage-Abgasanlagen müssen nach ÖNORM EN 12391-1 [69] starre Innenroh-


re verwendet werden, die die Anforderungen nach prEN 1856-2 erfüllen; Produkte für
System-Abgasanlagen nach ÖNORM EN 1856-1 [64] sind ebenfalls zulässig. Wo
eine Berührung der Abgasanlage durch Menschen möglich ist, darf die äußere
Oberflächentemperatur zum Schutz gegen Verbrennungen bestimmte Höchstwerte
nicht überschreiten.
Tabelle 150.3-05: Höchstwerte der Oberflächentemperatur ÖNORM EN 1856-1 [64]
Werkstoff der Außenschale zulässige Höchsttemperatur1)
Metall, blank 70°C
Metall, lackiert 80°C
Metall, emailliert 86°C
Metall, kunststoffbeschichtet 90°C
1) Diese Werte beruhen auf den in ÖNORM EN 563 [57] angegebenen Kriterien für eine Brandschwelle
von einer Sekunde.
52 Abgasanlagen

150.3.4.5 ABGASLEITUNGEN
Abgasleitungen sind dichte, abgas- und kondensatbeständige Abgasanlagen in nicht
rußbrandbeständiger Ausführung zur Abführung der Abgase von Feuerstätten für
niedrige Abgastemperaturen (z.B. Niedertemperatur- oder Brennwertkessel) für die
Brennstoffe Gas oder Heizöl EL. Abgasleitung und Feuerstätte müssen aufeinander
abgestimmt sein. Im Abgasweg (Feuerstätte oder unmittelbar nach dem Abgasstut-
zen) ist nach der „Richtlinie für die Zulassung von Abgasanlagen für Abgase mit
niedrigen Temperaturen“ des DIBt Berlin ein Sicherheitstemperaturbegrenzer erfor-
derlich, der bei Überschreiten der maximal zulässigen Abgastemperatur die Feue-
rungseinrichtung abschaltet [25].

Abgasleitungen werden ausgeführt aus Edelstahl, Aluminium, Schamotte, Spezialglas


(Borosilikatglas) oder Kunststoff (z.B. Polypropylen, Polyvinylidenfluorid). Sie müssen
einen lichten Durchmesser oder eine lichte Seitenlänge von mindestens 5 cm haben;
die längere Seite rechteckiger lichter Querschnitte darf das 1,5-Fache der kürzeren
nicht überschreiten [25]. Die Dichtheit der Rohrverbindungen wird durch eine entspre-
chende Ausbildung der Rohrenden und durch Dichtringe (z.B. aus Silikon) erreicht.
Das Material der Dichtungen bestimmt in der Regel auch die Temperaturklasse (z.B.
T 80, T 120, T 160) der Abgasleitung.

Abgasleitungen werden als Außen- oder Innenanlagen gebaut. Im Inneren von


Gebäuden ist der vertikale Abschnitt von Abgasleitungen innerhalb eigener Schächte
mit Hinterlüftung zu führen („Gleichstrom“-Abgasleitung). Die Hinterlüftung dient der
Abführung allfälliger Leckgasmengen im Schadensfall. Die erforderliche Belüftung des
Schachtes kann bei raumluftunabhängigen Wärmeerzeugern auch durch eine Ver-
brennungsluftansaugung von der Mündung über den Ringspalt zwischen Abgasleitung
und Schacht erfolgen („Gegenstrom“-Abgasleitung). Die Anordnung mehrerer Abgas-
leitungen in nur einem Schacht ist zulässig, wenn die Feuerstätten in einem gemeinsa-
men Aufstellraum oder nur in Räumen stehen, die die Anforderungen an Heizräume
erfüllen. Für Abgasleitungen aus brennbaren Baustoffen (z.B. Kunststoff) sind in der
Regel mindestens feuerbeständige Schachtausführungen erforderlich. Der Abstand
zwischen der Abgasleitung (Muffenmaß) und der Innenseite des Schachtes muss
mindestens 3 cm betragen, bei rundem lichtem Querschnitt der Abgasleitung in einem
Schacht mit rechteckigem lichtem Querschnitt mindestens 2 cm. Innerhalb des Auf-
stellraumes der Feuerstätte geführte Abschnitte der Abgasleitung müssen bei Über-
druckbetrieb hinterlüftet sein (Ringspalt muss mit der Schachthinterlüftung in Verbin-
dung stehen), sofern die Feuerstätte nicht in einem eigenen und gut belüfteten
Aufstellraum steht. Bei Abgasleitungen aus brennbaren Baustoffen (z.B. Kunststoff)
muss der innerhalb des Aufstellraumes der Feuerstätte liegende Abschnitt der Abgas-
leitung in einem formbeständigen Hüllrohr aus nichtbrennbaren Baustoffen geführt
werden, sofern der Aufstellraum der Feuerstätte nicht als Heizraum ausgeführt ist [25].

Abgasleitungen sind grundsätzlich so zu führen, dass ein vollständiger und kontinuier-


licher Kondensatrückfluss sichergestellt ist. Innerhalb des Aufstellraumes der Feuer-
stätte angeordnete waagrecht geführte Abschnitte der Abgasleitung müssen zwischen
Feuerstätte und dem vertikalen Leitungsabschnitt ansteigend mit einer Neigung von
mindestens 3 Grad geführt werden. Werden die Kondensate nicht über die Feuerstätte
abgeleitet, muss die Abgasleitung mit einem Kondensatablauf mit einem Innendurch-
messer von mindestens 15 mm ausgestattet sein. Der Kondensatablauf muss zum
Schutz gegen den Austritt von Abgas eine Abgassperre besitzen, z.B. einen geeigne-
ten gasdichten Siphon, der gegenüber den auftretenden Drücken dicht ist [25].
Ausführungsarten Abgasanlagen 53

Abbildung 150.3-15: Abgasleitung mit Hinterlüftung („Gleichstrom“-Abgasanlage)

Das in der Feuerungsanlage anfallende Kondensat ist unter Beachtung der landes-
rechtlichen und wasserrechtlichen Vorschriften ordnungsgemäß abzuleiten. Grund-
sätzlich ist es kontinuierlich in das Abwassersystem einzuleiten.

Die Kondensatleitung muss bis zur Einleitung in das Abwassersystem aus geeigneten
Werkstoffen bestehen.
Solche sind z.B.:
• Steinzeugrohre, gekennzeichnet gemäß ÖNORM B 5037 [42], welche den
Anforderungen der ÖNORMEN EN 295-1, -2 und -3 [50][51][52] entsprechen,
• Rohre aus PVC gemäß ÖNORM EN 1329-1 [58] bzw. ÖNORM B 5184 [43],
• Rohre aus Polyethylen (PE) gemäß ÖNORM EN 1519-1 [62],
• Rohre aus ABS oder ASA gemäß ÖNORM EN 1455-1 [60].
Als Planungsgrundlage für die Ermittlung der maximal zu erwartenden stündlichen
Kondensatmenge Mk für Brennwertfeuerungsanlagen (Heizkessel und Abgasleitung)
gilt nach ÖNORM H 5152 [87]:

(150.3-07)
Mk maximal zu erwartende stündliche Kondensatmenge [kg·h–1]
mk spezifische Kondensatmenge [kg·kWh–1]
Gas – Brennwert – Feuerstätten mk = 0,14
Öl – Brennwert – Feuerstätten mk = 0,08
Qf Brennstoff-Wärmeleistung [kW]

Da ein Brennwertkessel jedoch selten ununterbrochen in Betrieb ist, ergibt sich der
tatsächliche Kondensat- bzw. Kondenswasseranfall in Abhängigkeit von der Rücklauf-
temperatur und der Kesselauslastung und damit abhängig von der Außentemperatur.
Für ein Einfamilienhaus liegen nach Praxiserfahrungen die mittleren jährlichen
Gesamtkondensatmengen aus erdgasbefeuertem Brennwertkessel (18 bis 20 kW)
54 Abgasanlagen

und Abgasleitung zwischen 1500 und 3000 Liter [7]. Davon entfallen auf die Abgaslei-
tung etwa 20 bis 50%. Je mehr Kondensat im Brennwertkessel anfällt, umso geringer
ist die Kondensatbelastung der Abgasleitung.

Abbildung 150.3-16: Kondenswassermengen bei erdgasbefeuerten Brennwertanlagen in Ab-


hängigkeit von der Außentemperatur nach Jannemann [7]

Die Beschaffenheit des Kondensats hängt hauptsächlich vom Brennstoff ab. Maßgeb-
lich für die Beurteilung ist der pH-Wert, der den Säuregrad der Flüssigkeit angibt (Eine
Änderung des pH-Wertes um +1 oder –1 entspricht einer Änderung des Säuregrades
um den Faktor 10). Außerdem muss damit gerechnet werden, dass das Kondensat –
entsprechend den Werkstoffen der Brennwertkessel mit ihren Kondensationswärme-
tauschern und den angeschlossenen Abgassystemen – auch gelöste Metallverbin-
dungen enthält.
Der pH-Wert der Kondensate aus erdgasbefeuerten Brennwertkesseln liegt etwa
zwischen 3,5 und 5,0, der aus Heizöl EL befeuerten Brennwertkesseln etwa zwischen
2,0 und 3,5 [3]. Für schwefelarmes Heizöl EL mit maximal 50 mg/kg Schwefel gemäß
ÖNORM C 1109 [49] liegt der pH-Wert der Kondensate etwa zwischen 2,2 und 4,2
[104]. Die Kondensate, deren pH-Wert unter 7 liegt und die daher sauer reagieren,
müssen daher vor Einleitung in das Abwassersystem gegebenenfalls neutralisiert
werden. Einrichtungen zur Neutralisation der Kondensate sind beispielsweise nach
den derzeit gültigen Zulassungen des Magistrats der Stadt Wien [109] bei Gasfeuer-
stätten ohne nähere Nachweise bei einer Nennwärmebelastung über 200 kW und bei
allen Ölfeuerstätten erforderlich. Ist eine Einrichtung zur Neutralisation des Konden-
sates Bestandteil der Feuerstätte, muss durch diese ein pH-Wert von mehr als 6,5
sichergestellt werden.

150.3.4.6 LUFT-ABGAS-SYSTEME
Luft-Abgas-Systeme (LAS) sind aus nebeneinander oder ineinander (konzentrisch)
angeordneten Schächten bestehende Abgasanlagen für den geschoßweisen An-
schluss raumluftunabhängiger Wärmeerzeuger. Nach den baurechtlichen Bestimmun-
gen dürfen derzeit nur durch ihre Bauart für diese Betriebsart geeignete raumluftunab-
hängige Gasfeuerstätten angeschlossen werden.
Über den Luftschacht bzw. Verbrennungsluftsammler wird aus dem Bereich der
Mündung der Abgasanlage den Wärmeerzeugern die notwendige Verbrennungsluft
zugeführt, und über den Abgasschacht bzw. Abgassammler werden die Abgase durch
Ausführungsarten Abgasanlagen 55

thermischen Auftrieb (Unterdruck) über das Dach ins Freie abgeführt. Luft- und
Abgasschacht sind zur Stabilisierung der Strömungsverhältnisse an ihrem unteren
Ende durch eine Überströmöffnung miteinander verbunden.

Abbildung 150.3-17: Ausführungsmöglichkeiten von Luft-Abgas-Systemen [109]

Luft-Abgas-Systeme können als feuchtigkeitsempfindliche System-Abgasanlagen mit


wärmegedämmten Innenrohren aus z.B. Schamotte oder Edelstahl ausgeführt und
bemessen werden oder auch als feuchtigkeitsunempfindliche Systeme. Bei den
feuchtigkeitsunempfindlichen Systemen handelt es sich in der Regel um solche mit
konzentrisch angeordneten Luft-Abgas-Schächten mit entsprechend dichten und
kondensatbeständigen abgasführenden Innenschalen aus z.B. Schamotte- oder
Edelstahlrohren ohne Dämmschicht. Die Halterung der Innenrohre erfolgt durch
Abstandhalter. Der Raum zwischen Innenrohr und Außenmantel dient als Luftschacht
für die Verbrennungsluftzuführung im Gegenstrom zum Abgas.

Der Anschluss der raumluftunabhängigen Wärmeerzeuger an das Luft-Abgas-System


erfolgt entsprechend dem System über spezielle Anschlussformstücke und -teile.
Gemäß ÖVGW-Richtlinie G 48 [32] sind je Geschoß höchstens zwei Einmündungen
zugelassen, und die Einmündungen müssen übereinander mit einem Mindestabstand
von 40 cm (Mitte zu Mitte) erfolgen. Die feuerungstechnisch sichere Betriebsweise
muss für alle verschiedenen Belegungs- und Betriebszustände der angeschlossenen
Wärmeerzeuger sichergestellt sein.

150.3.4.7 SONDERFORMEN DER ABGASABFÜHRUNG


Für raumluftunabhängige Gasfeuerstätten ist nach den meisten Bauordnungen unter
bestimmten Voraussetzungen auch eine Abgasabführung ohne Fangsystem zulässig,
entweder unmittelbar bzw. auf kurzem Wege durch die Außenwand oder durch das
Dach. Diese Sonderformen der Abgasabführung mit konzentrischen oder getrennten
Rohrführungen für das Abgas und die Verbrennungsluft sind nach den Bauvorschrif-
ten der Länder in der Regel nur im Gebäudebestand zulässig und teilweise auch nur
dann, wenn in den bestehenden Gebäuden keine geeigneten Fangsysteme zur
Abgasabführung vorhanden sind oder genutzt werden können.
56 Abgasanlagen

Beispiel 150.3-06: Sonderformen der Abgasabführung nach Bauordnung Wien [22]


§ 68. (8) In rechtmäßig bestehenden Gebäuden sind Gasfeuerstätten mit einer Frischluftzu-
fuhr und Abgasabfuhr durch die Außenwand (Außenwand-Gasfeuerstätten) nach Maßgabe
des Wiener Gasgesetzes zulässig. In Dachgeschoßen ist eine solche Zufuhr und Abfuhr auch
durch das Dach zulässig.

Für die Abgasabführung und Verbrennungsluftzuführung durch die Außenwand oder


das Dach ins Freie dürfen nach Teil 4 der ÖVGW-Richtlinie G1 [31] nur typengeprüfte
Bauteile nach den Angaben des Geräteherstellers verwendet werden. Soweit in
gesetzlichen Bestimmungen nichts anderes bestimmt ist, müssen die abgasführen-
den Teile, deren Oberfläche 80°C überschreitet, von Bauteilen aus brennbaren
Baustoffen einen Abstand von mindestens 20 cm und von mittels entsprechender
Verkleidung feuerhemmend ausgeführten Bauteilen einen Abstand von mindestens
10 cm haben. Führen solche Abgasrohre durch Bauteile aus brennbaren Baustoffen,
dann müssen diese Bauteile im Bereich der Durchführung mit einer mindestens
feuerhemmenden Verkleidung versehen sein. Davon ausgenommen sind mit der
Feuerstätte mitgeprüfte Schutzrohre für die Durchführung durch Bauteile aus brenn-
baren Baustoffen [31].

Abbildung 150.3-18: Möglichkeiten der direkten Abgasabführung durch die Außenwand bei
raumluftunabhängigen Gasfeuerstätten [45]

Beispiel 150.3-07: Sicherheits- und Schutzabstände für C12- und C13-Geräte bei Einzelaus-
mündung – Ecklage [31]
a) Querfassade mit Fenster
d ≥ 1,00 m
e ≥ 5,00 m
f ≥ 0,75 m
g ≥ 2,50 m
h ≤ 0,25 m

b) Querfassade ohne Fenster


d ≥ 1,00 m
e ≥ 5,00 m
f ≥ 0,75 m
g ≥ 1,00 m
h ≤ 0,25 m

Für Abgasabführungen durch die Außenwand sind im Teil 4 der ÖVGW-Richtlinie G1


[31] für die einzelnen Gerätetypen für den Anschluss über Leitungen an einen
horizontalen Mauerkasten, der gleichzeitig die Frischluftzufuhr zum Brenner und die
Abgasabführung nach außen durch Öffnungen ermöglicht, die entweder konzentrisch
oder nahe genug beisammen sind, um unter gleichartigen Windbedingungen arbeiten
zu können, die zulässigen Anordnungen für verschiedene Mündungslagen (z.B.
Konformitäts- und Übereinstimmungsnachweise 57

Ausmündung an ebenen Fassaden, in Ecklagen, auf Balkonen oder Loggien, zu


gegenüberliegenden Gebäuden und Grundstücksgrenzen, öffentlichen Verkehrsflä-
chen, in allseits umbauten Innenhöfen) festgelegt.

Für Abgasabführungen durch das Dach muss nach Teil 4 der ÖVGW-Richtlinie G1
[31] die Mündung von hierfür zugelassenen Gasgeräten (C3-Geräte) von der Dachflä-
che mindestens 60 cm Abstand haben, soweit in landesgesetzlichen Vorschriften
keine größeren Abstände festgelegt sind. Dabei ist auf die Lage von öffenbaren
Dachfenstern von Wohn- oder Betriebseinheiten Bedacht zu nehmen.

Abbildung 150.3-19: Möglichkeiten der direkten Abgasabführung durch das Dach bei raumluft-
unabhängigen Gasfeuerstätten [31]

150.3.5 KONFORMITÄTS- UND ÜBEREINSTIMMUNGS-


NACHWEISE

Nach den Bauvorschriften der Länder müssen Bauprodukte brauchbar sein, das
heißt, sie müssen so beschaffen sein, dass die Bauwerke, für die sie durch Einbau,
Zusammenfügung, Anbringung oder Installierung verwendet werden sollen, bei ord-
nungsgemäßer Planung und Bauausführung die wesentlichen Anforderungen an
Bauwerke gemäß Anhang I der Bauproduktenrichtlinie (Richtlinie 89/106/EWG des
Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten
über Bauprodukte vom 21. Dezember 1988) erfüllen können. Von der Brauchbarkeit
eines Bauproduktes ist jedenfalls dann auszugehen, wenn es mit einer harmonisier-
ten europäischen Norm übereinstimmt oder über eine europäische technische
Zulassung verfügt. Als Nachweis der Übereinstimmung (Konformität) mit der entspre-
chenden technischen Spezifikation bedarf es einer Bescheinigung. Das Verfahren zur
Bescheinigung der Konformität, die zu prüfenden und anzugebenden Leistungsmerk-
male und die CE-Kennzeichnung sind in den harmonisierten europäischen Normen
im so genannten Anhang „ZA“ festgelegt.

Das In-Verkehr-Bringen von CE-gekennzeichneten Bauprodukten (z.B. von Bauteilen


für System-Abgasanlagen nach ÖNORM EN 1856-1) darf zwar staatlicherseits nicht
58 Abgasanlagen

behindert werden, die tatsächliche Verwendbarkeit wird jedoch durch Rechtsvorschrif-


ten (z.B. Bauvorschriften und Baustoffliste ÖE [36]) geregelt.
Tabelle 150.3-06: Harmonisierte europäische Normen für Abgasanlagen
Koexistenzperiode
ÖNORMEN Titel Ausgabe
Beginn1) Ende2)
Abgasanlagen – Keramik-Innenrohre
1457 1.4.2003 1.8.2003 1.8.2004
Anforderungen und Prüfungen
Abgasanlagen – Anforderungen an
1856-1 Metall-Abgasanlagen; Teil 1: Bauteile
1.10.2003 1.4.2004 1.4.2005
für System-Abgasanlagen
Abgasanlagen – Bauteile – Beton-
1857 1.10.2003 1.5.2004 1.5.2005
Innenrohre
Abgasanlagen – Bauteile – Beton-
1858 1.10.2003 1.5.2004 1.5.2005
formblöcke
Abgasanlagen – Bauteile – Außen-
12446 1.9.2003 1.2.2004 1.2.2005
schalen aus Beton
Abgasanlagen – Anforderungen und
13502 1.2.2003 1.8.2003 1.8.2004
Prüfverfahren für Keramik-Aufsätze
1) Beginn der Anwendung als harmonisierte europäische Norm im Sinne des Art. 4 Absatz 3 Buchstabe a)
der Richtlinie 89/106/EWG
2) Das Ende der Koexistenzperiode ist der Zeitpunkt, am dem die entgegenstehenden nationalen
technischen Spezifikationen ungültig werden. Danach muss die Konformitätsvermutung auf die harmo-
nisierten europäischen Spezifikationen gegründet werden (harmonisierte Normen oder europäische
technische Zulassung).

Beispiel 150.3-08: CE-Kennzeichnung für den Abschnitt einer Abgasanlage nach


ÖNORM EN 1856-1 [64]

EG-Konformitätskennzeichnung bestehend
aus dem CE-Zeichen nach der Richtlinie
93/68/EG

Identifikationsnummer der benannten Stelle


01234
(wenn relevant)
Name oder Firmenzeichen und registrierte
AnyCo Ltd, PO Box 21, B-1050
Anschrift des Herstellers

EN 1856-1 Nummer der europäischen Norm

Produktbezeichnung und entsprechende


T400 – N2 – D – Vm – G 50 – L50045
Kennzeichnung nach Abschnitt 9

Für Bauprodukte, die in Serie oder serienähnlich hergestellt werden und für die
europäische technische Spezifikationen nicht vorliegen, wird die Verwendbarkeit nach
Maßgabe der Bauvorschriften durch die Baustoffliste ÖA [36] geregelt. Diese regelt
unter der lfd. Nr. 13.1 „Rauch- und Abgasfänge“. Die Produktgruppe umfasst
mehrschalige Fänge mit Schamotte-Innenrohr, Fänge mit Metallrohren, einschalige
Fänge aus Leichtbeton, mehrschalige Fänge mit Leichtbeton-Innenrohr und Fänge
mit Kunststoffrohren.
Freistehende Schornsteine 59

Diese Fangsysteme sind seit 1. Jänner 2004 „ÜA“-pflichtig. Das heißt, sie dürfen nach
Maßgabe der Bauvorschriften der Bundesländer nur verwendet werden, wenn sie
dem für sie geltenden und in der Baustoffliste ÖA [36] bekannt gemachten Regelwerk
entsprechen und das Einbauzeichen nach der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG
über die Regelung der Verwendbarkeit von Bauprodukten [18] tragen.

Abbildung 150.3-20: ÜA-Kennzeichnung

Die Übereinstimmung mit dem in der Baustoffliste ÖA bekannt gemachten Regelwerk


(Verwendungsgrundsatz „Fangsysteme“ des Österreichischen Instituts für Bautech-
nik) hat durch ein Übereinstimmungszeugnis zu erfolgen.

150.3.6 FREISTEHENDE SCHORNSTEINE

Freistehende Schornsteine werden vorwiegend im Industriebau, für Heizkraftwerke


und Abfallverbrennungsanlagen eingesetzt. Die allgemeinen Anforderungen, die
Grundkriterien für Entwurf, Berechnung und Konstruktion aller Arten von freistehen-
den Schornsteinen, einschließlich deren Innenrohre, sind in ÖNORM EN 13084-1 [71]
geregelt. Ein Schornstein kann auch dann als freistehend betrachtet werden, wenn er
abgespannt oder seitlich gestützt ist oder auf einem anderen Bauwerk steht. An
freistehenden Masten befestigte Schornsteine gelten ebenfalls als freistehende
Schornsteine.

Tabelle 150.3-07: Europäische Normen für freistehende Schornsteine


ÖNORM EN Titel
13084-1 Freistehende Schornsteine – Teil 1: Allgemeine Anforderungen
13084-2 Freistehende Schornsteine – Teil 2: Betonschornsteine
Freistehende Schornsteine – Teil 4: Innenrohre aus Mauerwerk –
13084-4
Entwurf, Bemessung und Ausführung
Freistehende Schornsteine – Teil 5: Baustoffe für Futter aus Mauerwerk –
13084-5
Produktfestlegung (dzt. prEN 13084-5:1998)
Freistehende Schornsteine – Teil 6: Innenrohre aus Stahl –
13084-6
Bemessung und Ausführung (dzt. prEN 13084-6:1999)
60 Abgasanlagen

An einem Gebäude seitlich abgestützte Schornsteine sind im Sinne der europäischen


Norm als freistehend zu betrachten, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien
erfüllt ist:
• der Abstand zwischen den seitlichen Abstützungen ist größer als 4 m,
• die freistehende Höhe über der obersten statisch wirksamen Abstützung ist
größer als 3 m,
• der horizontale Abstand zwischen dem Gebäude und der Außenfläche des
Schornsteins ist größer als 1 m.
Anmerkung: Von den Regelungen der ÖNORM EN 1443 [59] (Abgasanlagen – Allgemeine
Anforderungen) sind freistehende Schornsteine ausgenommen. Regelungen für die Verwendung
von Schornstein- bzw. Abgasanlagenprodukten nach EN 1443 [59] (und der damit verbundenen
Produktnormen) in freistehenden Schornsteinen werden in anderen Teilen von EN 13084
angegeben.

Nach ÖNORM EN 13084-1 [71] müssen folgende Entwurfsparameter die verschiede-


nen Betriebsbedingungen bei normalen und definierten außergewöhnlichen Bedin-
gungen berücksichtigen:
• Art des Schornsteinbetriebes (durchgehend, intermittierend oder gelegent-
lich),
• geplante Häufigkeit von Abschaltungen für Inspektionen im Innern und
Instandhaltung,
• Zusammensetzung der Abgase und Konzentrationen von für den Schornstein
schädlichen Chemikalien in den Abgasen,
• Konzentration von Staub und besonders von aggressivem Staub im Abgas
• Massenstrom jedes Abgasstromes,
• Abgastemperatur an der Einführung jedes Zuges in den Schornstein,
• Bereich der maximalen Säuretaupunkttemperaturen der Abgase,
• zulässiger oder erforderlicher Druck an der Einführung der Züge in den
Schornstein,
• Höhenlage des Standortes und besondere örtliche topografische Merkmale,
• maximale, mittlere und minimale Außentemperatur,
• maximaler, mittlerer und minimaler atmosphärischer Druck,
• maximale, mittlere und minimale Feuchte der Umgebungsluft,
• wichtige Entwurfsparameter der Einrichtung (z.B. Kessel), an die der Schorn-
stein angeschlossen wird.
Anmerkung: Die Auswirkungen von Abgasen hinsichtlich der Umweltbelastung mit gas- und
partikelförmigen Teilen sind nicht Gegenstand der ÖNORM EN 13084-1 [71].

Die Ableitung der Abgase vom Kessel in die Atmosphäre ist durch thermische und
strömungstechnische Berechnungen nachzuweisen. Die Baustoffe müssen den ein-
schlägigen CEN- oder ISO-Normen entsprechen. Wo keine derartigen Normen
vorhanden sind, dürfen andere Baustoffe nur verwendet werden, wenn ihre Eigen-
schaften einwandfrei definiert sind und ihre Eignung nachgewiesen ist. Bei freistehen-
den Schornsteinen mit begehbarem Zwischenraum zwischen Tragrohr und Innenrohr
muss die Temperatur der Luft eine der folgenden Bedingungen erfüllen:
• die Lufttemperatur darf 40°C nicht überschreiten;
• die Zunahme der Lufttemperatur infolge der Temperatur der Abgase darf 10 K
nicht überschreiten.
Freistehende Schornsteine 61

Besteigeinrichtung
Freistehende Schornsteine mit einer Höhe von mehr als 5 m über einer baulichen
Zugangsebene (z.B. Flachdach eines angrenzenden Gebäudes) müssen von
dort bis zum Schornsteinkopf mit einer Besteigeinrichtung versehen sein, um
Inspektionen und Instandhaltung insbesondere der folgenden Einrichtungen zu
ermöglichen:
• Warnleuchten (Flughindernisbefeuerung) für die Luftfahrt, falls vorhanden,
• Instrumentierung (Thermoelemente, Abgasanalysatoren, Trübungsmessge-
räte usf.), falls vorhanden,
• Blitzschutz,
• Mündungsabdeckung.
Die Besteigeinrichtung muss auch die Inspektion anderer kritischer Teile des
Schornsteines ermöglichen, wie z.B.:
• Außenmantel des Tragrohres (insbesondere der obere Teil des Schornstei-
nes, wo eine örtlich stärkere chemische Beanspruchung auftreten kann),
• Abgaseinführung,
• Drainagesystem, falls vorhanden,
• Schwingungsdämpfer,
• Montagestöße.
Die Besteigeinrichtung muss bei Schornsteinen ohne begehbaren Zwischenraum auf
der äußeren Tragrohroberfläche angeordnet werden, bei Schornsteinen mit begehba-
rem Zwischenraum erfolgt die Anordnung vorzugsweise auf der Innenseite des
Tragrohres.

150.3.6.1 ANFORDERUNGEN AN DIE BERECHNUNG UND BEMESSUNG


Schornsteine sind hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit für
den endgültigen Zustand wie auch für die einzelnen Bauzustände entsprechend den
statischen und dynamischen Beanspruchungen zu bemessen. Dabei ist nach
ÖNORM EN 13084-1 [71] die Theorie der Grenzzustände anzuwenden. Die folgen-
den grundlegenden Berechnungsannahmen entsprechen ÖNORM ENV 1991-1 [81].

Im Grenzzustand der Tragfähigkeit darf der Bemessungswert der Beanspruchungen


infolge Einwirkung Ed, wie z.B. Schnittkräfte, Momente, Spannungen oder Dehnungen
den zugehörigen Bemessungswert des Widerstandes, Rd, nicht überschreiten. Im
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit ist nachzuweisen, dass der Bemessungs-
wert der Beanspruchungen den Nennwert bestimmter Tragwerkseigenschaften Cd
hinsichtlich der im Nachweis zu berücksichtigenden Anforderungen nicht übersteigt.

(150.3-08)
Ed Bemessungswert der Beanspruchungen infolge Einwirkungen
Rd Bemessungswert des Widerstandes
Cd Nennwert bestimmter Tragwerkseigenschaften hinsichtlich der im Nachweis
zu berücksichtigenden Anforderungen
62 Abgasanlagen

Die Bemessungswerte der Einwirkungen werden ermittelt aus den charakteristischen


Werten der Einwirkungen nach ÖNORM EN 13084-1 [71] multipliziert mit dem Teilsi-
cherheitsbeiwert γF. Die Bemessungswerte der Widerstände Rd dürfen aus den
charakteristischen Werten der maßgebenden Tragwerkseigenschaften wie Werkstoff-
eigenschaften oder geometrische Größen unter Berücksichtigung eines Teilsicher-
heitsbeiwertes γM berechnet werden. Einflüsse nach Theorie II. Ordnung sind zu
berücksichtigen, wenn sich die maßgebenden Momente oder Schnittkräfte infolge der
nach Theorie I. Ordnung ermittelten Auslenkungen um mehr als 10% erhöhen.

Folgende Einwirkungen sind bei der Bemessung zu berücksichtigen:


• ständige Einwirkungen,
• veränderliche Einwirkungen,
– Nutzlasten,
– Windlasten,
– Innendruck,
– Wärmeeinwirkungen,
• außergewöhnliche Einwirkungen,
– Erdbeben,
– Explosionen und Implosionen,
– Anprall.
Bei Windeinwirkung können Schornsteine durch Wirbelablösungen zu Schwingungen
angeregt werden. Diese Beanspruchungen sind jedenfalls bei Schornsteinen, deren
Scruton-Zahl weniger als 25 beträgt, zu berücksichtigen. Berechnungsverfahren für
wirbelerregte Schwingungen und andere aeroelastische Effekte enthält ÖNORM
ENV 1991-2-4 [82].

An Stahlschornsteinen können nach Petersen [13] folgende Schwingungserscheinun-


gen infolge Windeinwirkung auftreten:
• Schwingungen des Gesamtbauwerkes in Windrichtung, hervorgerufen durch
unregelmäßige Schwankungen des Windstromes;
• Schwingungen des Gesamtbauwerkes rechtwinkelig zur Windrichtung
(„Querschwingungen“), hervorgerufen durch mehr oder weniger regelmäßige
Wirbelablösungen an den Außenflächen und Außenkanten des Bauwerkes;
• Schwingungen des Gesamtbauwerkes und Schwingungen des Bauwerk-
querschnittes an der Mündung, hervorgerufen durch Wirbelbildungen an
luvseitig vor dem Bauwerk gelegenen Ablösestellen, z.B. wenn mehrere
Schornsteine hintereinander stehen;
• Schwingungen von Abspannseilen, hervorgerufen durch instationäre Luft-
kräfte am Seilquerschnitt.
Die Schwingungen lassen sich auf aerodynamischem und schwingungstechnischem
Wege durch das Anwenden einzelner oder kombinierter Maßnahmen mehr oder
weniger verringern, wie z.B. Zylinder mit Lochperforierung, Schraubenwendeln
(„Scruton-Wendel “), Einzelelemente längs gedachter Schraubenlinien, Schwingungs-
dämpfer und Störabspannung. Bei den aerodynamischen Maßnahmen haben sich
dreigängige vollflächige Schraubenwendeln mit einer Ganghöhe von 4,5·d bis 5,0·d
und einer Wendeltiefe von 0,10·d bis 0,12·d bewährt.
Freistehende Schornsteine 63

Abbildung 150.3-21: „Scruton-Wendel“ [13]

150.3.6.2 AUSFÜHRUNGSARTEN
Freistehende Schornsteine können ein- und mehrschalig ausgeführt werden. Beim
einschaligen Schornstein werden die Funktionen der Abgasführung, der Wärmedäm-
mung und der Lastableitung von ein und demselben Bauteil übernommen. Beim
mehrschaligen Schornstein werden hingegen die Funktionen der Abgasführung, der
Wärmedämmung und der Lastabtragung von verschiedenen Bauteilen übernommen.
Das Tragrohr übernimmt die statischen Belange, das Innenrohr dient der Abgasfüh-
rung und schützt gemeinsam mit der Wärmedämmschicht den statisch beanspruch-
ten Außenmantel.
Die Schornsteine können mehrzügig und als Gruppe ausgeführt werden. Mehrzüge
Stahlschornsteine resultieren aus der Forderung, jede Feuerstätte bzw. jeden Kessel
mit einer eigenen Abgasführung zu versehen. Mehrzügige Stahlschornsteine beste-
hen aus einem tragenden Außenrohr und mehreren wärmegedämmten Innenrohren.
Im verbleibenden Querschnitt zwischen Außenrohr und den Innenrohren wird zumeist
die Besteigeinrichtung untergebracht. Das Innenrohr mehrschaliger Ausführungen
muss in der Lage sein, sich in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung ohne
nachteilige Einflüsse auf das Tragrohr, die Abstützung und das Innenrohr selbst
auszudehnen.
In mehrschaliger Ausführung werden üblicherweise folgende Baustoffe verwendet:
• Innenrohr,
– bewehrte Leichtbetonrohre,
– Schamotterohre,
– keramische Säureschutzfutter oder,
– Edelstahl,
• Wärmedämmschicht,
– Mineralfaserdämmschalen oder -platten,
• Tragrohr,
– Schaftmauerwerk,
– Stahlbeton,
– Stahlleichtbeton oder,
– Stahl (verkleidet mit Edelstahl oder Aluminium).
Für Industrieschornsteine mit Abgasrohren aus Stahl werden bevorzugt nichtrostende
Stähle aus Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4571, 1.4561,
1.4435 oder 1.4539 verwendet, bei geringer chemischer Beanspruchung und im
mittleren Temperaturbereich auch Chrom-Nickel-Stahl ohne Molybdän mit der Werk-
stoff-Nr. 1.4541 [108].
64 Abgasanlagen

Tabelle 150.3-08: Ausführungsmöglichkeiten von freistehenden Stahlschornsteinen nach


[96][108]
Bauarten Ausführungsvariante I Ausführungsvariante II
einwandig Stahlrohr Verkleidung
Dämmung
Trag-Abgasrohr

doppelwandig Tragrohr Verkleidung


Dämmung Tragrohr
Abgasrohr Dämmung
Abgasrohr

mehrzügig Tragrohr Tragrohr


Dämmung Dämmung
Abgasrohr Abgasrohr
Abluft

Schornstein- dreieckförmig in Reihe


gruppen angeordnet angeordnet

eingezogene Stahlbetonmantel Schaftmauerwerk


Stahlfutterrohre Verkleidung Verkleidung
Dämmung Dämmung
Abgasrohr Abgasrohre

statische
Systeme

freistehend abgespannt gehalten abgestützt


65

150.4 KÄLTEVERSORGUNGSANLAGEN
Kälteversorgungsanlagen ermöglichen die Abkühlung von Stoffen unter die Umge-
bungstemperatur und beinhalten alle dazu erforderlichen Geräte, Bauteile, Steuer-
und Regeleinrichtungen. Ein wichtiges Einsatzgebiet für Kälteversorgungsanlagen ist
die Lebensmitteltechnik, bei der Kälteversorgungsanlagen Kühltransporte und die
Kühllagerungen von Lebensmitteln ermöglichen. Die vorliegende Fachbuchreihe
beschränkt sich auf Kälteversorgungsanlagen zur Kühlung von Aufenthaltsräumen.

150.4.1 KÄLTEERZEUGUNG

Handwerker, die mit Druckluftwerkzeugen arbeiten, machen die Erfahrung, dass sich
ihr Werkzeug immer dann abkühlt, wenn daraus Druckluft entweicht. Ähnliche
Erfahrungen können Radfahrer machen, wenn sie Luft aus ihrem Fahrradreifen
ausströmen lassen und dabei gleichzeitig das Reifenventil berühren. Wenn man einen
Fahrradreifen mit einer Handpumpe eigenhändig aufpumpt, spürt man, dass sich die
Luftpumpe bei dem Pumpvorgang erwärmt. Mit der aufgewendeten Pumpenergie hat
man demnach nicht nur den Reifendruck erhöht, sondern auch Wärme erzeugt, die
über die Oberfläche der Luftpumpe an die Umgebungsluft abgegeben werden kann.
• Lässt man Luft aus einer Druckluftflasche über Rippenrohre ins Freie
entweichen, dann sinkt die Rohroberflächentemperatur (und damit die Tem-
peratur der „Kühlrippen“) unter die Umgebungstemperatur.
• Lässt man komprimierte Luft aus einem geschlossenen Hochdruck-Rippen-
rohrsystem über ein Expansionsventil in ein geschlossenes Niederdruck-
Rippenrohrsystem expandieren, dann sinkt die Oberflächentemperatur im
Niederdruck-Rippenrohrsystem ebenfalls unter die Umgebungstemperatur.
• Bei Kompression von Luft in einem geschlossenen Hochdruck-Rippenrohrsy-
stem steigt die Oberflächentemperatur im Hochdruck-Rippenrohrsystem über
die Umgebungstemperatur.

Abbildung 150.4-01: Funktionsschema einer Kompressions-Kälteanlage

KÜHLMITTEL KÄLTEKREISLAUF VERDICHTER


UNTER DRUCK

Die Funktion eines Kaltdampfkompressions-Kälteprozesses ist dem beschriebenen


Vorgang ähnlich. Es kommt dabei anstelle von Luft ein Kältemittel zum Einsatz,
welches im Anwendungsbereich bei Expansion verdampft und dessen Dampf nach
Kompression kondensiert:
• Bei Expansion und Verdampfung entzieht das Kältemittel die Verdampfungs-
wärme seiner Umgebung, wobei sich diese abkühlt.
• Bei Kompression und Kondensation gibt das Kältemittel Kondensationswär-
me an seine Umgebung ab, wobei sich diese erwärmt.
66 Kälteversorgungsanlagen

150.4.2 KÄLTEMITTEL

In Kompressions-Kälteanlagen kamen so genannte „FCKW-Kältemittel “ zum Einsatz


(Fluorchlorkohlenwasserstoffe), deren umweltschädigende Wirkung nur langsam er-
kannt wurde. Sowohl die Produktion als auch der Einsatz der umweltschädigenden
Chemieprodukte „FCKW’s“ wurde im Jahr 1987 mit dem „Montreal-Protokoll “ der
Vereinten Nationen einem Zeitplan entsprechend zunehmend untersagt. Die schädli-
che Wirkung dieser Stoffe besteht sowohl in der Verursachung einer Auflösung der
stratosphärischen Ozonschicht, welche die Erdoberfläche gegen die lebenszerstören-
de harte Ultraviolettstrahlung der Sonne abschirmt, als auch in einer Förderung des
atmosphärischen Treibhauseffektes.
Bei der Wahl von Kältemitteln sind neben sicherheitstechnischen Erwägungen auch
deren Verfügbarkeit während der vorgesehenen Anlagennutzungsdauer sowie Ent-
wicklungen der Umweltgesetzgebung zu beachten. Eine von zahlreichen Alternativen
zu „FCKW’s“ besteht im Einsatz von Gemischen aus Propan (C3H8) oder Butan
(C4H10) als Kältemittel (Kältemittelbezeichnung: „R290“). Diese Gemische sind im
Vergleich mit „FCKW’s“ brennbar, ansonsten liegen ihre thermodynamischen Eigen-
schaften als Kältemittel in ähnlich günstigen Bereichen. Bei deren Einsatz als
Kältemittel sind Sicherheitsbestimmungen zu beachten, wie sie für den Einsatz von
Flüssiggasanlagen üblich sind [93].

150.4.3 KOMPRESSIONS-KÄLTEANLAGEN

Für die Kälteversorgung gebäudetechnischer Anlagen kommen vorwiegend Kältemit-


tel zum Einsatz, welche bei einer Arbeitstemperatur der kalten Seite (von etwa +5°C)
unter Aufnahme von Verdampfungswärme verdampfen (der Verdampfer kühlt). Nach
einer Kompression des Kältemittels auf beherrschbare Drücke (von etwa 8 bar)
erwärmt sich das Kältemittel auf eine Arbeitstemperatur von (etwa +45°C)
[53][54][55][56]. Im Kondensator wird das verdichtete Kältemittel sodann unter
Abgabe von Kondensationswärme verflüssigt (der Kondensator heizt). Die im Ver-
dampfer den zu kühlenden Bereichen entzogene Kälteleistung P0 wird gemeinsam mit
der für die Kältemittelkompression aufgewendeten Antriebsleistung PM im Kondensa-
tor als Wärmeleistung PC abgegeben.

(150.4-01)

PC Kondensationsleistung [W]
P0 Kälteleistung [W]
PM Antriebsleistung [W]

(150.4-02)

εK Leistungsziffer [–]
P0 Kälteleistung [W]
PM Antriebsleistung [W]

Als Leistungsziffer εK einer Kälteanlage wird das Verhältnis der erzielten Kälteleistung
P0 zur dafür aufgewendeten Antriebsleistung PM bezeichnet. Für Kompressionskälte-
maschinen in gebäudetechnischen Anlagen liegt diese Leistungsziffer im Größenord-
nungsbereich von εK = 3 bis 4.
Kompressions-Kälteanlagen 67

Kompressions-Kälteanlagen verdichten und entspannen ein Kältemittel in einem


geschlossenen Kreislaufsystem. Ein derartiges System besteht aus folgenden we-
sentlichen Bauteilen:
• Kältemittel-Verdichter = Kompressor → komprimiert Kältemittel
• Kältemittel-Verflüssiger = Kondensator → erwärmt Wärmeträger
• Kältemittel-Expansionsventil = Expansionsventil → entspannt Kältemittel
• Kältemittel-Verdampfer = Kühler → kühlt Kälteträger
Abbildung 150.4-02: Bauteile einer Kompressions-Kälteanlage

Dem jeweiligen Anwendungsbereich entsprechend kann man den Kühler und den
Kondensator sowohl als „Kältemittel-Luft-Wärmetauscher“ als auch als „Kältemittel-
Wasser-Wärmetauscher“ ausbilden.
Abbildung 150.4-03: Bauteile einer Kompressions-Kälteanlage – Funktionsschema

Bauelemente einer Kälteversorgungsanlage → Bild 150.4-07

Bei gebäudetechnischen Anlagen wird meistens Kaltwasser als Kälteträger einge-


setzt, das man mit Kälteanlagen auf eine Vorlauftemperatur um +6°C kühlt, in
68 Kälteversorgungsanlagen

Kaltwasserspeichern speichert und den Kälteverbrauchern bedarfsabhängig über


Kaltwassersysteme zuführt. Wenn sich die dabei anfallende Kondensationswärme
nicht sinnvoll nutzen lässt, kann sie beispielsweise an die Umgebung mit luftgekühlten
Kondensatoren abgeführt werden, indem diese im Freien die Außenluft erwärmen.

150.4.4 ABSORPTIONS-KÄLTEANLAGEN

Bei Absorptions-Kälteanlagen kommt Wärme zum Einsatz, um Kälte zu erzeugen.


Dabei wird sowohl die im Verdampfer entzogene Kälteleistung P0 als auch die in Form
von Wärme eingesetzte Antriebsleistung PH als Wärmeleistung PC einem Wärmeträ-
ger zugeführt. Als Arbeitsstoffpaare kommen vorwiegend folgende Arbeitsstoffpaare
zum Einsatz:
• Wasser/Lithiumbromid → mit Wasser als Kältemittel
• Ammoniak/Wasser → mit Ammoniak als Kältemittel
Für das Stoffpaar „Ammoniak/Wasser“ liegt die maximal zulässige Temperatur im
„Austreiber“ bei rund +200°C, darüber besteht die Gefahr chemischer Zersetzung.
Von Nachteil ist, dass das Kältemittel Ammoniak giftig ist und mit Luft explosive
Gemische bilden kann. Durch seinen intensiven Geruch kommt Ammoniak eine gute
Warnwirkung zu.

Für das Stoffpaar „Wasser/Lithiumbromid“ liegt die maximale Austreibertemperatur


bei ca. +160°C. Verdampfertemperaturen unter 0°C sind bei Wasser als Kältemittel
nicht möglich.

Abbildung 150.4-04: Funktionsschema einer Absorptionskälteanlage

• Der im Verdampfer entstehende Kältemitteldampf wird nicht mechanisch


verdichtet, sondern bei niedrigem Verdampfungsdruck von einem Lösungs-
mittel aufgenommen („absorbiert“).
• Die mit Kältemittel angereicherte Lösung wird durch eine Pumpe auf höheren
Verflüssigungsdruck gebracht und in den „Austreiber“ gefördert.
• Durch Wärmezufuhr wird dort das Kältemittel wieder ausgetrieben. Übrig
bleibt eine „arme Lösung“, die über ein Drosselventil zum Absorber zurück-
strömt.
Absorptions-Kälteanlagen 69

• Im Absorber wird die „arme Lösung“ über Rohre verrieselt, um dem zu


absorbierenden Kältemitteldampf eine große Oberfläche darzubieten und die
frei werdende Lösungswärme an das Kühlwasser abzugeben, das die Rohre
durchströmt.
• Das ausgetriebene Kältemittel wird im Verflüssiger bei Kondensationsdruck
pC durch Wärmeabgabe an einen Wärmeträger verflüssigt.
• Nach der Drosselung im Drosselventil kann es im Verdampfer bei Verdamp-
fungsdruck p0 und der zugehörigen Verdampfungstemperatur t0 Wärme aus
einem Kälteträgerkreislauf aufnehmen.
• Der dabei entstehende Kältemitteldampf strömt zum Absorber, wo er vom
Lösungsmittel wieder absorbiert wird.

Bauelemente einer Absorptionskälteanlage → Bild 150.4-11

Abbildung 150.4-05: Absorptionskälteanlage – Schema

A VERDAMPFER
Kältemittel wird über die Rohre des Verdampfers versprüht und verdampft. Die dafür
erforderliche Verdampfungswärme wird dem durch die Verdampferrohre strömenden Kalt-
wasser entzogen.
B ABSORBER
Der Kältemittel-Dampf strömt in den Absorberteil, in dem eine Lithiumbromid-Lösung
versprüht wird, die hygroskopisch ist und den darin enthaltenen Wasserdampf „aufsaugt“.
Die Lösung wird dadurch „verdünnt“, die dabei anfallende Lösungswärme wird an das durch
Absorberrohre strömende Kühlwasser abgegeben.
C AUSTREIBER
Die verdünnte Lithiumbromid-Lösung wird in den Austreiberteil gepumpt, in dem Heizwas-
serrohre angeordnet sind. Durch Wärmezufuhr wird aus der Lösung Kältemittel ausge-
dampft. Die dadurch wieder konzentrierte Lithiumbromid-Lösung fließt zum Absorber
zurück. Durch Anordnung eines Wärmetauschers zwischen verdünnter kalter und konzen-
trierter warmer Lösung lässt sich Heizenergie zurückgewinnen und damit die Wirtschaftlich-
keit des Verfahrens verbessern.
D VERFLÜSSIGER
Über dem Austreiber sind Verflüssigerrohre angeordnet, durch welche Kühlwasser strömt.
An den Verflüssigerrohren kondensiert das aus dem Austreiber kommende Kältemittel-
Wasser-Dampfgemisch, wobei sich ein Unterdruck von etwa ~ 80 kPa einstellt. Das flüssige
Kältemittel strömt wieder zum Verdampfer zurück, womit der Kreislauf geschlossen ist.

Die beiden Stoffströme der armen und reichen Lösung werden in einem Gegenstrom-
Wärmetauscher geführt, damit die kalte „reiche Lösung“ durch warme „arme Lösung“
vorgewärmt wird und diese gleichzeitig abkühlt. Die Lösungsmittelpumpe, die den
70 Kälteversorgungsanlagen

Druck des Lösungsmittels vom Verdampfungsdruck p0 auf den Kondensationsdruck


pC erhöht, enthält die einzigen beweglichen Teile der Absorptions-Kälteanlage. Bei
Einsatz der erwähnten Kältemittel Lithiumbromid oder Ammoniak ergeben sich kaum
Umweltprobleme. In Vergleich zu Kompressionskälteanlagen sind die Investitionsko-
sten bei gleicher Kälteleistung höher, und die Leistungszahlen geringer. Bei Absorpti-
onskältemaschinen spricht man allerdings nicht von Leistungszahlen, sondern von
einem Wärmeverhältnis ζK. Das Wärmeverhältnis von Absorptionskälteanlagen liegt
in der Größenordnung [15] von ζK = 0,5 bis 0,7.

(150.4-03)

ζK Wärmeverhältnis [–]
P0 Kälteleistung [W]
PH Antriebsleistung [W]

Abbildung 150.4-06: Absorptionskälteanlage

150.4.5 PELTIER-KÄLTEANLAGEN

Wird eine Gleichspannung an einen Stromkreis gelegt, der aus zwei unterschiedli-
chen metallischen Leitern besteht, dann kühlt eine der Kontaktstellen ab, und die
andere Kontaktstelle wird warm. Mit diesem bereits im Jahr 1834 von dem französi-
schen Uhrmacher und Physiker Jean Charles Athanase Peltier (1785-1845) entdeck-
ten Effekt ist Kälteerzeugung ohne bewegliche Bauteile und ohne Einsatz von
Kältemitteln möglich. Bei Umpolung verändern die Kontaktstellen auch ihr Tempera-
turverhalten.
Die Wirksamkeit dieses Effektes wurde durch den Einsatz von Halbleitern erheblich
gesteigert. Es wird dabei p- und n-leitendes Halbleitermaterial durch Kupferbrücken
zu „Peltierblöcken“ in der Weise verbunden, dass alle kalten Kupferbrücken die
wärmeaufnehmende und alle warmen Brücken die wärmeabgebende Seite des
Blocks bilden.
In Vergleich zu Kompressions- und Absorptionskältemaschinen sind bei gleicher
Kälteleistung die Investitionskosten von Peltierblöcken wesentlich höher und die
Leistungsziffern erheblich geringer. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen beschränkt
sich deren Einsatz deshalb auf Spezialgebiete, wie Kühlung von Elektronikbauteilen
oder Einsatz in mobilen Kleinkühltruhen. Die Leistungsziffer von Peltierblöcken liegt
im Bereich von εK = 0,1 bis 0,2.
Wärmepumpen 71

Abbildung 150.4-07: Peltier-Element

150.4.6 WÄRMEPUMPEN

Als Wärmepumpe bezeichnet man eine Kälteanlage dann, wenn sie vorrangig zur
Nutzung der am Kondensator anfallenden Wärmeenergie betrieben wird. Bei den
üblichen Leistungsziffern von Kompressions-Wärmepumpen um εK = 3 bis 4 kann
man beispielsweise mit dem Einsatz von 1 kWh elektrischer Antriebsenergie eine
Wärmemenge von 3 bis 4 kWh nutzbar machen, wenn man einem Medium durch
Kühlung gleichzeitig eine Wärmemenge von 2 bis 3 kWh entzieht.
Abbildung 150.4-08: Einsatzbeispiel für eine Wärmepumpenanlage
72 Kälteversorgungsanlagen

Bauelemente einer Wärmepumpenanlage → Bild 150.4-10

Mit Wärmepumpen kann man verhältnismäßig kalte Wärmequellen wie Grundwasser,


Erdreich oder Außenluft für Heizzwecke nutzen. Weil die Leistungsziffern bei Erhö-
hung der Heizwassertemperaturen abnehmen, kommen aus wirtschaftlichen Erwä-
gungen Niedertemperatur-Heizungssysteme mit Heizwasser-Vorlauftemperaturen um
ca. +50°C zum Einsatz. Um zu vermeiden, dass die im Außenluftwärmetauscher
zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit im Winter einfriert, wird ihr ein Frostschutzmittel
beigefügt (meistens 30% Äthylenglycol).
Abbildung 150.4-09: Wärmepumpe mit Erdreichkollektor

150.4.7 FENSTERKLIMAGERÄTE

In Fensterklimageräten sind bereits alle zur Raumluftkühlung erforderlichen Bauteile


in kompakter Bauweise in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht.
• Außenlufterhitzer (luftgekühlter Kältemittelkondensator) mit Ventilator zur
Wärmeabfuhr an die Außenluft,
• Kältemittelkompressor mit Kältemittelverrohrung und Expansionsventil,
• Umluftkühler (Kältemittelverdampfer) mit Ventilator zur Kühlung von Raumluft.

Abbildung 150.4-10: Fensterklimagerät – Schema


Split-Geräte 73

Um Außenluft über den luftgekühlten Kältemittelkondensator leiten zu können,


müssen die Außenluftdurchlässe dieser kompakten Luftkühlgeräte entweder im
Freien angeordnet werden oder über Luftleitungen mit dem Freien verbunden sein.
Um Raumluft über den Raumluftkühler leiten zu können, müssen sich die Umluft-
durchlässe im Raum befinden oder über Luftleitungen mit diesem verbunden sein.
Derartig kompakt ausgeführte Luftkühlgeräte werden deshalb vorzugsweise in Fen-
sterflächen oder Wanddurchbrüchen – mit der Kondensatorseite im Freien und mit der
Kühlerseite im zu kühlenden Raum – angeordnet.
Abbildung 150.4-11: Fensterklimagerät – Anordnung in Wanddurchbruch

150.4.8 SPLIT-GERÄTE

In ähnlich kompakter Bauweise werden betriebsfertige Kältesysteme mit allem


erforderlichem Zubehör in geteilter Ausführung unter der Bezeichnung „Split-Geräte“
angeboten. Sie bestehen aus zwei Geräteteilen, wobei ein Teil im Freien und ein Teil
im zu kühlenden Raum anzuordnen ist. Sie werden in folgenden Ausführungsvarian-
ten angeboten:
• Außengerät mit luftgekühltem Kondensator, Ventilator und Kältemittelkom-
pressor, Innengerät mit Umluftkühler und Ventilator, oder
• Außengerät mit luftgekühltem Kondensator und Ventilator, Innengerät mit
Kältemittelkompressor, Umluftkühler und Ventilator.
Abbildung 150.4-12: Split-Geräteanordnung
74 Kälteversorgungsanlagen

Die Kältemittelleitungen zur Verbindung der Außengeräte mit den Innengeräten


erfordern keine großen Wanddurchbrüche. Für eine problemlose Installation können
diese Leitungen auch bereits mit Kältemittelfüllung und Schnellkupplungen an ihren
Enden geliefert werden. Das Kältemittel dient bei diesen Geräten als Wärmeträger
zwischen Innen- und Außenteil. Ein Vorteil dieser Konzeption ergibt sich aus dem
Umstand, dass das Kältemittel im Anwendungsbereich nicht einfrieren kann und sich
deshalb im Vergleich zu anderen Wärmeträgern Vorkehrungen für einen Frostschutz
erübrigen. Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist man bestrebt, die Kältemittel-Verbin-
dungsleitungen möglichst kurz zu halten. Split-Geräte kommen vorwiegend in Berei-
chen mit geringem Kühlungsbedarf zum Einsatz, für welche sich eine zentrale
Kälteversorgungsanlage nicht lohnt.

Es besteht auch die Möglichkeit, mehrere Innengeräte an ein gemeinsames Außen-


gerät anzuschließen oder als „Multi-Split-Anlagen“ mehrere Innen- und Außengeräte
mit gemeinsamen Kältemittelleitungen zu verbinden.

Abbildung 150.4-13: Multi-Split-Geräte – Prinzipschema

Abbildung 150.4-14: Kältemittel-Wasser-Wärmetauscher


Glykol-Rückkühler 75

Für im Freien angeordnete, Kältemittel führende Rohrleitungen besteht im Winter


keine Gefahr des Einfrierens. In Vergleich zu Wasser erfordert der Einsatz von
Kältemitteln als Wärme- oder Kälteträger höhere Anschaffungs- und Entsorgungsko-
sten. Man ist deshalb bestrebt, Kältemittelleitungen nur bis in die frostfreien Gebäude-
bereiche zu führen und dort mit Wärmetauschern den Energieinhalt des Kältemittels
auf ein Heiz-, Kalt- oder Kühlwassersystem zu übertragen.

Abbildung 150.4-15: Einsatzbeispiel für Kältemittel-Wasser-Wärmetauscher

150.4.9 GLYKOL-RÜCKKÜHLER

Flüssigkeitskühler mit luftgekühltem Kondensator → Bild 150.4-02

Abbildung 150.4-16: Glykol-Rückkühler


76 Kälteversorgungsanlagen

Eine besonders einfache Bauweise von Rückkühlanlagen besteht aus einer Kombina-
tion von Ventilatoren und Lufterhitzern (Wärmetauschern), mit welchen Außenluftvolu-
menströme erwärmt und Kühlwasservolumenströme gekühlt werden können („Glykol-
Rückkühler“). Kühlwasser dient dabei als Wärmeträger zwischen Rückkühler und
Kältemaschine. Im Winter besteht für das Kühlwasser Einfriergefahr, weil es im
Lufterhitzer von kalter Außenluft umgeben ist. Zur Vermeidung von Frostschäden wird
dem Kühlwasser Äthylenglykol als Frostschutzmittel beigemischt.

150.4.10 FROSTSCHUTZMITTEL

Wenn im Kalt- oder Kühlwasser Temperaturen unter +4°C auftreten können, müssen
dem Wasser Frostschutzmittel zugesetzt werden. Es kommen dabei vorwiegend
„Glykole“ zum Einsatz, das sind Mischungen von Wasser mit höher siedenden
Alkoholen. Die Zähigkeit des Frostschutzmittels steigt mit zunehmendem Glykolanteil
des Frostschutzmittels, Gefrierpunkt und spezifische Wärmekapazität nehmen mit
zunehmendem Glykolanteil ab. Bei der Bemessung von Ausdehnungsanlagen sind
auch die von Wasser abweichenden Ausdehnungskoeffizienten zu beachten. Ethylen-
glykol ist ein gesundheitsschädigender Stoff, der weder in das Trinkwasser noch in
das Grundwasser gelangen darf und der ordnungsgemäß entsorgt werden muss.
Eine Vergiftungsgefahr ist durch Einsatz von Propylenglykol vermeidbar, es muss
dabei jedoch mit höheren Zähigkeitswerten als bei Ethylenglykol gerechnet werden.

150.4.11 VERDUNSTUNGSRÜCKKÜHLER

Um Wasser in seinen gasförmigen Zustand überzuführen, muss dem Wasser Wärme


zugeführt werden. Bei der Verdunstung von Wasser nimmt das Wasser die „Verdamp-
fungswärme“ von seiner Umgebung auf und kühlt diese dadurch ab. Dieses Phäno-
men wird in Verdunstungsrückkühlern genutzt. Bei dieser Art von Rückkühlanlagen
wird Kühlwasser in einem Außenluftvolumenstrom versprüht, wobei ein Teil des
Kühlwassers verdunstet und dabei die Außenluft befeuchtet. Die für diese Außenluft-
befeuchtung erforderliche Verdampfungswärme wird dem Außenluftvolumenstrom
und dem versprühten Kühlwasser entzogen, wobei sich das Kühlwasser um einige
Grade abkühlt. Zur Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen Außenluft und Kühlwas-
ser werden im Luftstrom Rieselkörper angeordnet. Das abgekühlte Kühlwasser wird in
einer Auffangwanne gesammelt und kann einer Kältemaschine als Wärmeträger zur
Aufnahme von Kondensationswärme wieder zugeführt werden.

Abbildung 150.4-17: Verdunstungsrückkühler – Schema


Verdunstungsrückkühler 77

Das in Verdunstungsrückkühlern umgewälzte Kühlwasser könnte im Winter einfrieren.


Zur Vermeidung von Frostschäden sind geeignete Vorkehrungen zu treffen wie
beispielsweise:
• elektrische Beheizung des Wassersammelbeckens und der Wasserleitungen
(wegen des damit verbundenen Strombedarfes nur in Ausnahmefällen emp-
fehlenswert),
• selbstständige Entleerung im Stillstand in einen Zwischenbehälter, der in
einem frostfreien Raum aufgestellt ist,
• vollständige Entleerung des Kühlwasserkreislaufes bei Frostgefahr, wenn
kein Winterbetrieb des Verdunstungsrückkühlers vorgesehen ist.

Abbildung 150.4-18: Verdunstungsrückkühler – Bauteile

Bei Betrieb von Verdunstungsrückkühlern muss ständig Wasser nachgespeist wer-


den, um das verdunstende reine („destillierte“) Wasser zu ersetzen. Das nachgespei-
ste Wasser enthält in gelöster Form Calcium- und Magnesiumsalze (so genannte
Härtebildner). Der Gehalt dieser Härtebildner im zurückbleibenden, nicht verdunste-
ten Kühlwasser nimmt ständig zu. Nach Überschreitung bestimmter Grenzwerte der
Salzanreicherung kommt es zu steinförmigen Ablagerungen in Wärmetauschern und
Kühlwasserrohren („Kesselstein“). Diese Verkrustungen beeinträchtigen die Wärme-
tauscherleistungen und erhöhen die Durchflusswiderstände der Wärmetauscher und
Rohrleitungen. Die Entstehung dieser Ablagerungen versucht man, durch periodische
Erneuerung („Absalzung“) des Kühlwassers zu vermeiden. Die Absalzwassermenge
kann man auf besonders einfache Weise über ein Absalz-Magnetventil in Abhängig-
keit von der Zusatzwassermenge des Kühlwasserkreislaufes ablassen. Die Zusatz-
wassermenge wird über ein Schwimmerventil in der Kühlwasserauffangwanne des
Verdunstungsrückkühlers geregelt. Eine wesentlich elegantere und wirtschaftlichere
Methode besteht in einer Messung der Salzkonzentration des Kühlwassers über
dessen elektrische Leitfähigkeit und in der Steuerung eines Absalz-Magnetventils in
Abhängigkeit von einstellbaren Leitfähigkeitswerten.
Die Funktion von Kühlwasserkreisläufen mit Verdunstungsrückkühlern kann abgese-
hen von den beschriebenen Stein bildenden Ablagerungen auch durch das Wachstum
von Algen beeinträchtigt werden, da für diese im Betriebsbereich des Kühlwassers um
+25 bis +45°C besonders günstige Wachstumsbedingungen vorliegen. Bei ungünsti-
ger Werkstoffwahl kann das sauerstoffreiche Kühlwasser auch Materialien von
Bauteilen korrodieren, mit denen es in Berührung kommt. Um Störungen und
Schäden durch Wassersteinablagerung, Veralgung und Korrosion zu vermeiden, ist
der Betrieb von Verdunstungsrückkühler nur in Verbindung mit dafür geeigneten
78 Kälteversorgungsanlagen

Wasseraufbereitungsanlagen zweckmäßig. Üblich ist dabei die Behandlung des


Zusatzwassers durch Zusatz von Chemikalien (Polyphosphate, Chromate, Biocide
u.a.) in automatischen Einrichtungen.

150.4.12 KÜHLTÜRME

In Verdunstungsrückkühlern kann man auf den Einsatz von Ventilatoren dann


verzichten, wenn es gelingt, zur Außenluftförderung durch den Verdunstungsrückküh-
ler die Auftriebswirkung feuchter Luft zu nutzen. Die nach diesem Prinzip konzipierten
Rückkühlanlagen werden als „Naturzugkühltürme“ bezeichnet. Sie bestehen aus
einer turmartigen Schachtkonstruktion, in welche im unteren Bereich Außenluft
einströmen kann. Im Schacht wird Kühlwasser versprüht, wobei die Luft im Schacht
Feuchtigkeit aufnimmt, wegen der dadurch verringerten Luftdichte im Schacht auf-
steigt und im oberen Bereich durch eine große Öffnung wieder ins Freie gelangt. Die
Auftriebswirkung ist von der Schachthöhe abhängig. Im Vergleich zu Verdunstungs-
rückkühlern mit Ventilatoren erfordern Naturzugkühltürme ein wesentlich größeres
Bauvolumen. Für Frostschutz und Kühlwasseraufbereitung bestehen die gleichen
Erfordernisse wie für Verdunstungsrückkühler.

Abbildung 150.4-19: Kühlturm mit Wasseraufbereitung


Farbteil 79

Bild 150.4-01: Luftgekühlter Flüssigkeitskühler als Baueinheit

Bild 150.4-02: Flüssigkeitskühler mit luftgekühltem Kondensator

Bild 150.4-03 Bild 150.4-04

Bild 150.4-03: Kühltürme bzw. Verdunstungsrückkühlwerke


Bild 150.4-04: luftgekühlte Kondensatoren
80 Farbteil

Bild 150.4-05 Bild 150.4-06

Bild 150.4-05: Flüssigkeitskühler mit wassergekühltem Kondensator als Baueinheit


Bild 150.4-06: luftgekühlte Kondensatoren

Bild 150.4-07: Bauelemente einer Kälteversorgungsanlage


Farbteil 81

Bild 150.4-08 Bild 150.4-09

Bild 150.4-08: Außenluftkollektoren im Dachbereich


Bild 150.4-09: Grabenkollektoren im Erdreich

Bild 150.4-10: Bauelemente einer Wärmepumpenanlage


82 Farbteil

Bild 150.4-11: Bauelemente einer Absorptionskälteanlage

Bild 150.4-12 Bild 150.4-13 Bild 150.4-14

Bild 150.4-12 bis 14: Absorptions-Flüssigkeitskühler


87

150.5 WÄRME- UND KÄLTEVERTEILUNG


Wärme- und Kälteversorgungsanlagen werden vorzugsweise in zentral angeordneten
Technikräumen untergebracht. Der Transport von Wärme- oder Kälteenergie zu den
in Gebäuden verteilten Verbrauchern erfolgt in den meisten Fällen mit Wasser als
Wärme- oder Kälteträgermedium. Wasser ist aus folgenden Gründen dafür besonders
geeignet:
• keine gesundheitsschädigenden Wirkungen
• keine Entsorgungsproblematik
• weitgehend verfügbar
• geringe Kosten
• keine Zustandsänderung im Anwendungsbereich (zwischen 0°C und
+100°C)
• hohe spezifische Wärmekapazität (cp = 1,16 Wh/(kg·K))
Geschlossene Rohrleitungssysteme zwischen Technikräumen und Verbrauchern er-
möglichen den Transport des Wärme- bzw. Kälteträgers: Wasser. Rohrreibungswider-
stände werden durch den Einsatz von Wasserumwälzpumpen überwunden.

150.5.1 ROHRLEITUNGEN
150.5.1.1 HEIZWASSER
Wasser, das zwischen Wärmeversorgungszentralen und Wärmeverbrauchern als
Wärmeträger zum Einsatz kommt, bezeichnet man als „Heizwasser“. Die Heizwasser-
Vorlauftemperaturen liegen normalerweise im Bereich zwischen +50°C und +90°C.
Zur Verbesserung des Regelverhaltens von Heizkörperventilen lässt man die Heiz-
wassertemperatur häufig in Abhängigkeit von der Außenlufttemperatur in der Weise
„gleiten“, dass sie mit zunehmender Außenlufttemperatur automatisch abnimmt.
Übliche Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwischen „Vorlauf “ und
„Rücklauf“ von Heizwasserkreisläufen liegen zwischen 10 und 30 Kelvin.
Wärmedämmung
Zur Vermeidung unerwünschter Wärmeabgabe über Rohroberflächen werden
Heizwasserrohre mit wärmedämmenden Materialien ummantelt („mit Rohrscha-
len isoliert“).

150.5.1.2 KALTWASSER
Wasser, das als Kälteträger für den Kältetransport von Kälteversorgungszentralen
und zu Kälteverbrauchern als Kälteträger zum Einsatz kommt, bezeichnet man als
vorwiegend „Kaltwasser“. Die Kaltwasser- Vorlauftemperaturen liegen üblicherweise
im Bereich zwischen +4°C und +14°C. Mit hohen Kaltwassertemperaturen ergeben
sich bei Betrieb von Kältemaschinen einerseits hohe Leistungsziffern, andererseits
werden dabei große Kühlflächen erforderlich, um Kälteleistung an Kälteverbraucher
abgeben zu können. Übliche Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwi-
schen „Vorlauf“ und „Rücklauf“ von Kaltwasserkreisläufen liegen zwischen 4 und 8 K.
Kältedämmung
Um unerwünschte Kälteabgabe und Kondenswasserbildung an kalten Oberflä-
chen zu vermeiden, müssen alle Kaltwasser führenden Bauteile sowohl gegen
Kälteverluste als auch gegen Kondenswasserbildung mit diffusionsdichten und
kältedämmenden Umhüllungen isoliert werden. Die dafür geeigneten Isoliermate-
88 Wärme- und Kälteverteilung

rialien bestehen aus geschlossenzelligem alterungsbeständigem Kunststoff, der


an allen Fugen und Stößen mit den Bauteilen diffusionsdicht zu verkleben ist. Bei
unzulänglicher Kondenswasserisolierung kann Luftfeuchtigkeit in den Bereich
zwischen kalte Bauteile und Isolierung gelangen, wobei diese dann an den kalten
Bauteilflächen unter der Kondenswasserisolierung zu Wasser kondensiert.

150.5.1.3 KÜHLWASSER
Wasser, das zwischen Kälteversorgungszentralen oder Wärmepumpen und Rück-
kühlanlagen oder Wärmeverbrauchern zum Einsatz kommt, bezeichnet man als
„Kühlwasser“. Die Kühlwasser-Vorlauftemperaturen liegen üblicherweise im Bereich
zwischen +30°C und +45°C. Mit tiefen Kühlwassertemperaturen ergeben sich bei
Betrieb von Kältemaschinen und Wärmepumpen hohe Leistungsziffern. Übliche
Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwischen „Vorlauf“ und „Rücklauf“
von Kühlwasserkreisläufen liegen zwischen 4 und 10 K. Wenn Kühlwasser im Freien
geführt wird, ist es vor Einfrieren durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Wird dem
Kühlwasser aus diesem Grunde Frostschutzmittel (z.B. Äthylenglycol) beigemengt,
dann steigt sowohl der Kühlwasserbedarf als auch die erforderliche Antriebsenergie
für den Wärmetransport, weil sich mit der Beimengung sowohl die spezifische
Wärmekapazität als auch die Zähigkeit des Wärmeträgers verändert. Eine andere
Möglichkeit des Frostschutzes besteht in der elektrischen Begleitheizung frostgefähr-
deter Rohrleitungen.

150.5.1.4 EINROHRSYSTEME
Abbildung 150.5-01: Einrohrsysteme

Bei Einrohrsystemen zirkuliert der Wärme- oder Kälteträger zwischen Zentrale und
Geräten in einer ringförmig angeordneten Rohrleitung, an welche alle Heiz- bzw.
Kühlflächen sowohl mit ihrem Vorlauf als auch mit ihrem Rücklauf angeschlossen
sind. Von dem in der Ringleitung zirkulierenden Massenstrom wird für die Heiz- bzw.
Kühlgeräte jeweils nur ein Teilstrom abgezweigt, und nach Durchströmung dieser
Geräte wieder in die gleiche Ringleitung zurückgeleitet.
• Vorteile:
– geringer Rohrleitungsaufwand.
• Nachteile:
– Absinken der Vorlauftemperatur für nachgeordnete Geräte,
– ungünstige Auswirkung auf das Regelverhalten.
Rohrleitungen 89

150.5.1.5 ZWEIROHRSYSTEME
Bei Zweirohrsystemen zirkuliert der Wärme- oder Kälteträger im Gebäudebereich in
jeweils eigenen ringförmig angeordneten Rohrleitungen für den Vorlauf und den
Rücklauf, wobei jedes Heiz- bzw. Kühlgerät sowohl an einen gemeinsamen Vorlauf-
kreislauf als auch an einen gemeinsamen Rücklaufkreislauf angeschlossen ist.
Dieses System der Rohrleitungsführung kommt wegen seiner übersichtlichen hydrau-
lischen Regelverhältnisse vorrangig zum Einsatz.
• Vorteile:
– jedes Gerät wird mit gleicher Vorlauftemperatur versorgt,
– keine ungünstigen Auswirkungen auf das Regelverhalten.
• Nachteile:
– höherer Rohrleitungsaufwand,
– Platzbedarf für Kreuzungen von Vor- und Rücklaufleitungen.
Abbildung 150.5-02: Zweirohrsystem

150.5.1.6 LEITUNGEN
Der Transport flüssiger Wärme- oder Kälteträger erfolgt in gebäudetechnischen
Anlagen über Rohrleitungen, die aus Stahl, Kupfer oder Kunststoff hergestellt sind.
Der für eine Rohrleitung zulässige Betriebsdruck richtet sich nach dessen Werkstoff
und der höchsten Temperaturbeanspruchung, der das Rohrmaterial ausgesetzt wird.
Stahlrohre
Die Verbindung von Stahlrohrleitungen erfolgt vorwiegend durch Schweißen. Für
den Anschluss an Geräte kommen lösbare Verbindungen mit Gewinden oder
Flanschen zum Einsatz. Für geschlossene Heizwasserkreisläufe von Einfamilien-
häusern oder Altbauwohnungen werden auch dünnwandige biegsame Präzisions-
stahlrohre verwendet, die als Korrosionsschutz mit einem Kunststoffmantel um-
hüllt werden. Ihre Verbindung erfolgt mit vorgefertigten Formstücken mit eingeleg-
ten Dichtringen, so genannten „Pressfittings“. Diese werden über die zu verbin-
denden Rohrenden gesteckt und mit hydraulischen oder elektrischen Presswerk-
zeugen so verformt, dass eine dauerhafte dichte Rohrverbindung entsteht.
Kupferrohre
Für kleinere Anlagen werden häufig Kupferrohre verwendet. Sie sind teurer als
Präzisionsstahlrohre, in Gegensatz zu diesen jedoch besonders korrosionsbestän-
dig und lassen sich auf einfache Weise verarbeiten. Die Druckverluste durch Rohr-
reibung sind bei Kupferrohren geringer als bei Stahlrohrleitungen. Ihre Verbindung
erfolgt mit so genannten „Lötfittings“ durch Verlötung oder mit „Pressfittings“.
Kunststoffrohre
Kunststoffrohre kommen in gebäudetechnischen Anlagen zunehmend zum Ein-
satz. Ihre Anwendung ist in Heizwasserkreisen dadurch beschränkt, dass ihre
90 Wärme- und Kälteverteilung

Betriebstemperatur nicht über +80°C ansteigen soll. Ihr Hauptanwendungsbe-


reich liegt bei Niedertemperaturheizungen sowie Kalt- und Kühlwasserkreisläu-
fen. Gelegentlich kommt es zu Korrosionsproblemen an jenen Eisenwerkstoffen,
die in Wasserkreisläufe mit Kunststoffrohren eingebunden sind, weil Luftsauer-
stoff den Kunststoff durchdringen kann und das Kreislaufwasser durch Sauer-
stoffaufnahme aggressiv wird. Durch kombinierte Beschichtung der Kunststoff-
rohre lässt sich die Sauerstoff-Dichtheit erhöhen. In Vergleich zum Einsatz von
Metallrohren lassen sich folgende Vorteile anführen:
• hohe Korrosionsbeständigkeit,
• einfache Verlegbarkeit, besonders in großen Längen,
• glatte Oberflächen,
• geräuschdämmend.
Als Nachteile sind zu berücksichtigen:
• große Dehnung,
• Temperaturempfindlichkeit,
• Schlagempfindlichkeit,
• geringe Festigkeit,
• Sauerstoffdiffusion.
Die in gebäudetechnischen Anlagen eingesetzten Kunststoffrohre bestehen großteils
aus Polyolefinen, zu denen die Werkstoffe Polypropylen, Polyethylen und Polybuten
zählen. Rohre aus Polyvinylchlorid sind wegen ihres hohen Chlorgehalts gegen
Chemikalien sehr beständig. Es ist schwer entflammbar, wenn es jedoch brennt,
kommt es zur Freisetzung von Chlorwasserstoff (Salzsäure). Aus diesem sowie aus
anderen ökologischen Gründen (z.B.: Entsorgungsproblematik) ist die Verwendung
von Polyvinylchlorid umstritten und wird zunehmend untersagt.

150.5.1.7 LEITUNGSZUBEHÖR
Rohrleitungssysteme bestehen zunächst aus Geräten, die über Rohrleitungen mitein-
ander verbunden sind. Mit einer Vielfalt von Zubehörteilen werden sie ergänzt, um
einerseits den Gerätebetrieb zu ermöglichen und andererseits Wartungsarbeiten,
Störungsbehebungen und Umbauarbeiten zu erleichtern. Einige dieser Zubehörteile
werden nachfolgend beispielhaft beschrieben.

Abbildung 150.5-03: Kugelhahn


Rohrleitungen 91

Kugelhähne
Kugelhähne dienen der Unterbrechung von Volumenströmen in Rohrleitungssy-
stemen. Sie sind besonders widerstandarm und in der Regel wartungsfrei. Für
alle in gebäudetechnischen Anlagen vorkommenden Temperaturen, Drücke und
Medien sind sie einsetzbar. Beim Schließen von Kugelhähnen ist Vorsicht
geboten: Bei Schnellschluss und hohen Mediengeschwindigkeiten können Druck-
schläge im Rohrsystem auftreten.
Absperrklappen
Absperrklappen werden vorzugsweise zwischen zwei Flanschen eingebaut und
erfordern nur geringe Bauhöhen. Sie werden sowohl mit Handhebel als auch mit
elektrischen oder pneumatischen Antrieben geliefert.
Abbildung 150.5-04: Absperrklappen [95]

Be- und Entlüftungsventile


Um bei der Befüllung von Rohrleitungssystemen mit flüssigen Medien nur die
verdrängte Luft, nicht jedoch das nachströmende Medium aus dem System
ableiten zu können, werden an den „Hochpunkten“ der Rohrleitungssysteme
automatische Be- und Entlüfter angeordnet. Sie bestehen entweder aus
Schwimmkörpern, die in einem Schwimmerbehälter ein Ventil betätigen können,
oder aus hygroskopischen Scheiben, die bei Berührung mit Wasser quellen und
den für die Entlüftung vorgesehenen Durchlass verschließen. Bei Entleerung
eines Rohrleitungssystems ermöglichen sie ein Nachströmen von Luft in die von
den flüssigen Medien geleerten Hohlräume.
Abbildung 150.5-05: Be- und Entlüftungsventile

Dehnungsausgleicher
Dehnungsausgleicher („Kompensatoren“) werden in Rohrleitungen zwischen
„Festpunkten“ eingebaut, um die Ausdehnung der Rohre bei Temperaturänderun-
gen aufzunehmen. Rohrbiegungen kann man zu diesem Dehnungsausgleich bei
dafür geeigneter Rohrleitungsführung nutzen. Bei geraden Rohrtrassen werden
92 Wärme- und Kälteverteilung

in die Rohrleitungen für den Dehnungsausgleich zwischen Festpunkten Kompen-


satoren eingebaut, deren bewegliches Grundelement aus einem Metallbalg aus
Edelstahl oder aus Gummi besteht.
Abbildung 150.5-06: Festpunkte und Dehnungsausgleicher (Kompensatoren)

Schwingungsdämpfer
Zur Dämpfung von Geräusch- und Schwingungsübertragungen über Rohrleitun-
gen werden Kompensatoren mit Einbauelementen aus Gummi eingesetzt. Hoch-
wertiger Synthese-Kautschuk (z.B. EPDM) ist wärmefest und lässt eine lange
Lebensdauer erwarten. Neben Gummikompensatoren werden dafür auch Stahl-
balgkompensatoren mit Gummiflanschen angeboten.
Abbildung 150.5-07: Balg-Kompensator (Schwingungsdämpfer)

Druckminderventile
Druckminderventile („Reduzierventile“, „Zuströmventile“) werden eingesetzt, um
den Druck des hinter dem Ventil angeordneten Rohrleitungssystems unabhängig
vom Systemdruck vor dem Ventil konstant zu halten. Bei steigendem Druck
drosselt oder schließt ein Druckminderventil, um Schäden an nachgeschalteten
Geräten zu vermeiden.
Abbildung 150.5-08: Druckminderventil

Druckdifferenzregelventile
Druckdifferenzregelventile („Mengenregler“) werden eingesetzt, um die Druckdif-
ferenz zwischen zwei Druckmessstellen konstant zu halten. Werden die Mess-
stellen vor und hinter einer Messblende oder bei den Messanschlüssen eines
Rohrleitungen 93

Ventils gewählt, dann arbeitet das Ventil als Mengenregler und begrenzt die
Durchflussmenge des Mediums. Die Membran des Regelventils wird von beiden
Seiten beaufschlagt. Der Sollwert ist durch Veränderung der Federspannung
einstellbar.
Abbildung 150.5-09: Druckdifferenzregelventil

Dreiwegventile
Dreiwegventile haben drei Anschlüsse und können sowohl zur Aufteilung als auch
zur Mischung von Volumenströmen eingesetzt werden. Bei Einsatz als Verteilven-
til können sich Probleme ergeben, wenn Ventilteller am Ventilsitz im Schwachlast-
betrieb „flattern“. Dreiwegventile sind deshalb vorzugsweise als Mischventile
einzusetzen. Ausgerüstet mit einem Stellantrieb bieten sie die Möglichkeit, durch
Mischung von Volumenströmen unterschiedlicher Temperatur die Temperatur des
gemischten Volumenstromes in Abhängigkeit von einer Regelgröße zu regeln.
Abbildung 150.5-10: Dreiwegventil

Abbildung 150.5-11: Rückschlagarmaturen


94 Wärme- und Kälteverteilung

Rückschlagklappen
Rückschlagarmaturen verhindern das ungewollte Rückströmen von Volumenströ-
men bei Änderung der Druckverhältnisse. Sie werden als Rückschlagklappen
oder als Rückschlagventile ausgeführt. Rückschlagventile sind stets feder-bela-
stet. Der Durchflusswiderstand von Klappen ist geringer als der von Ventilen.
Sowohl Klappen als auch Ventile werden für waagrechten und senkrechten
Einbau, mit Anschlussgewinden und für Zwischenflanscheinbau angeboten.
Schmutzfänger
Schmutzfänger halten Verunreinigungen aus Leitungssystemen zurück und ver-
hindern dadurch Schäden und Verstopfungen an Ventilen und Geräten. Um
Schmutzfänger problemlos reinigen zu können, sind sie zwischen Absperrarmatu-
ren anzuordnen.
Abbildung 150.5-12: Schmutzfänger

Sicherheitsventile
Sicherheitsventile („Druckminderer“) werden eingesetzt, um den Druck des vor
dem Ventil angeordneten Rohrleitungssystems nach oben zu begrenzen. Bei stei-
gendem Druck öffnet ein Sicherheitsventil und lässt Medium aus dem System
entweichen, um Schäden am Rohrleitungssystem und den damit verbundenen
Geräten zu vermeiden. Bei Rohrleitungssystemen bilden Sicherheitsventile eine
zusätzliche Sicherheit gegen unzulässige Überdrücke im System für den Fall, dass
die thermische Absicherung nicht ausreicht. Die Anwendung von Sicherheitsventi-
len ist in Normen geregelt. Die Ventilgröße richtet sich nach der Wärmeleistung der
Heizungs- oder Warmwasserbereitungsanlage. Die Mündung von Sicherheitsven-
tilen muss frei und beobachtbar sein. Sicherheitsventile sind an leicht zugänglicher
Stelle in unmittelbarer Nähe an der Vorlaufleitung von Wärmeerzeugern anzubrin-
gen. Ihre Werkstoffe sollen zumindest bis +140°C beständig sein.
Abbildung 150.5-13: Sicherheitsventil

Verteiler und Sammler


Verteiler und Sammler haben die Aufgabe, die über Rohrleitungen verschiedenen
Verbrauchergruppen zugeführte Wärme- oder Kälteenergie von einem zentralen
Ort zu regulieren. Häufig bestehen sie aus Hauptrohren mit großen Durchmes-
sern, in welche die Abgänge für die einzelnen Verbrauchergruppen einge-
schweißt sind. Mitunter werden Vorlaufverteiler und Rücklaufsammler als ver-
schweißte Baugruppe in einem gemeinsamen Gehäuse angeboten.
Pumpen 95

Abbildung 150.5-14: Schema – Verteiler und Sammler

150.5.2 PUMPEN
Für den zwangsweisen Umlauf von Wärme- oder Kälteträgern in Rohrleitungssyste-
men kommen ausschließlich Kreiselpumpen zum Einsatz. Hauptbestandteile dieser
Umwälzpumpen sind ein Spiralgehäuse und ein auf einer Antriebswelle sitzendes
Schleuderrad. Der Antrieb erfolgt meistens über einen mit der Antriebswelle direkt
verbundenen Elektromotor. Umwälzpumpen dienen der Überwindung jenes Rohrlei-
tungswiderstandes, der sich bei Durchleitung eines Wärme- oder Kälteträgervolumen-
stromes durch ein hydraulisches System ergibt.
Der Wirkungsgrad η einer Pumpe wurde als Verhältnis der Förderleitung zur
Antriebsleistung definiert. Er liegt im Bereich von
η = 0,4 bis 0,6 bei kleinen Pumpen,
η = 0,6 bis 0,8 bei mittleren Pumpen und
η = 0,8 bis 0,9 bei großen Pumpen.
Der Leistungsbedarf von Umwälzpumpen ergibt sich nach folgender Gleichung:

(150.5-01)

P Leistungsbedarf [W]
V umlaufender Volumenstrom eines Wärme- oder Kälteträgers [m3/s]
∆p Rohrleitungswiderstand [Pa]
η Pumpenwirkungsgrad [–]

Um den Antriebsmotor der Pumpen nicht zu überlasten, sollte dessen elektrische


Antriebsleistung etwa 15 bis 25% über dem errechneten Leistungsbedarf P der
Pumpe gewählt werden. Das Betriebsverhalten einer Umwälzpumpe wird durch ihre
„Pumpenkennlinie“ in Verbindung mit der „Rohrnetzkennlinie“ jenes hydraulischen
Systems bestimmt, in welches sie eingebaut ist. Die Pumpenkennlinie kann nur durch
Versuche bestimmt werden und gibt die Beziehung zwischen „Förderhöhe“ und
„Förderstrom“ bei konstanter Drehzahl an, während die Rohrnetzkennlinie die Bezie-
hung zwischen Förderstrom und Druckverlust in einem bestimmten Rohrleitungsnetz
beschreibt. Der Betriebspunkt einer Umwälzpumpe ergibt sich als Schnittpunkt von
Pumpenkennlinie und Rohrnetzkennlinie. Bei Änderung des Rohrnetzwiderstandes
verändert sich die Rohrnetzkennlinie. Für Pumpen gelten mit großer Annäherung
folgende Proportionalitätsgesetze:
• Der Förderstrom V ist proportional zur Drehzahl n.
• Die Förderhöhe ∆p ist proportional zum Quadrat der Drehzahl n2.
• Der Leistungsbedarf P ist proportional der dritten Potenz der Drehzahl n3.
96 Wärme- und Kälteverteilung

Abbildung 150.5-15: Umwälzpumpe [99]

Der Förderstrom von Umwälzpumpen lässt sich durch Drehzahländerung beeinflus-


sen und wird vorzugsweise durch Einsatz von Frequenzumrichtern geregelt. Aus
Gründen der Betriebssicherheit empfiehlt sich die Anordnung einer Reservepumpe
bei jeder betriebswichtigen Pumpe eines hydraulischen Systems.

150.5.3 AUSDEHNUNGSANLAGEN

Bei Änderung der Temperatur ändert sich auch das Volumen von Wärme- und
Kälteträgern. Zur Aufnahme temperaturbedingter Volumenänderungen werden ge-
schlossene hydraulische Systeme mit Ausdehnungsanlagen ausgerüstet. Sie beste-
hen aus einem Stahlgehäuse mit einer Kunststoffmembran, die den Wärme- bzw.
Kälteträgerteil von einem Gasteil trennt. Die Kunststoffmembran im Ausdehnungsge-
fäß verhindert einen Kontakt des Wärme- bzw. Kälteträgers mit Luft. In Abhängigkeit
vom Ausdehnungsvolumen eines hydraulischen Systems kommen folgende Bauarten
zum Einsatz:
Membranausdehnungsgefäße
Bei Zunahme von Temperatur und Druck im hydraulischen System wölbt sich die
Membran und presst den Gasteil (Stickstoff) zwischen Membran und Gefäßwand
zusammen. Nur ein Teil des Gefäßes kann das Ausdehnungsvolumen aufneh-
men. Sie kommen für Medientemperaturen < +120°C und für Betriebs-überdrük-
ke < 6 bar zum Einsatz. Zur Vergrößerung der Kapazität können auch mehrere
Gefäße parallel geschaltet angeordnet werden.
Abbildung 150.5-16: Druckausdehnungsgefäß – Ausdehnungsanlage

AUSDEHNUNGSGEFÄSS AUSDEHNUNGSANLAGE
Heizkörper 97

Membranbehälter mit Kompressorsteuerung


Bei dieser Bauart von Ausdehnungsanlagen wird mit einem Kompressor Druckluft
zwischen Membran und Gefäßwand gepresst. Der Kompressor wird von einem
Druckfühler im hydraulischen System gesteuert. Das Behältervolumen kann für
das Ausdehnungswasser dabei voll genutzt werden. Behälter, Kompressor,
Schaltgeräte und Armaturen werden häufig in einem gemeinsamen Gehäuse
montiert, sodass die Ausdehnungsanlage als betriebsfertige Einheit installiert
werden kann.

150.5.4 HEIZKÖRPER
Radiatoren (Strahlungsheizkörper)
Radiatoren sind Heizkörper, die Wärme durch Strahlung und Konvektion abge-
ben. Sie sollten nach Möglichkeit mit wärmeabstrahlenden Heizflächen unterhalb
von Fenstern angeordnet werden, um den dort zu erwartenden Kaltluftabfall
kompensieren zu können. Durch Wärmestrahlung wird vom menschlichen Körper
in Richtung kalter Bauteile mehr Wärme abgegeben als in Richtung wärmerer
Bauteile. Bei Heizbetrieb ist wegen der unterschiedlichen Wärmedurchgangszah-
len („U-Werte“) von Glasflächen und Wandflächen an Glasflächen mit tieferen
Oberflächentemperaturen zu rechnen als an Wänden. Weil der menschliche
Körper auf Entwärmungsverhältnisse in unterschiedlichen Richtungen nicht ange-
messen reagieren und kann durch Strahlungsaustausch an kalte Fensterflächen
mehr Wärme als an die wärmeren Wände abgibt, fühlen sich manche Personen
in Fensternähe – dem häufig bevorzugten Aufenthaltsbereich – unbehaglich.
Durch Anordnung wärmeabstrahlender Heizflächen unter oder neben den kälte-
ren Glasflächen kann man dieser Problematik begegnen, weil diese Heizflächen
ihrerseits aus der Richtung der kalten Glasflächen mit erhöhter Oberflächentem-
peratur Wärme abstrahlen.
Abbildung 150.5-17: Heizkörperanordnung Raum

Abbildung 150.5-18: Plattenheizkörper


98 Wärme- und Kälteverteilung

Heizkonvektoren
Bei Heizkonvektoren sind die Heizflächen auf engem Raum lamellenartig ange-
ordnet. Konvektoren erwärmen die an ihren Heizflächen entlangströmende Luft
(„durch Konvektion“), ihre Wärmeabgabe durch Strahlungsaustausch ist vernach-
lässigbar. Ihre Heizleistung wird erheblich von der Geschwindigkeit der an den
Heizflächen vorbeiströmenden Luft beeinflusst. Durch Anordnung warmluftfüh-
render Schächte oberhalb von Konvektoren kann man die Auftriebswirkung
erwärmter Raumluft nutzen, um deren Heizleistung zu steigern. Heizkonvektoren
sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn keine Möglichkeit zur Anordnung
wärmeabstrahlende Heizflächen besteht, wie beispielsweise vor verglasten Ter-
rassentüren oder bei Schaufenstern. Konvektorheizflächen sind verschmutzungs-
empfindlich und lassen sich nur schlecht reinigen. Bei der Anordnung von
Heizkonvektoren ist deshalb besonders auf die Möglichkeit zur Reinigung zu
achten. Sie wird durch Anordnung abnehmbarer Rollroste über Konvektorschäch-
ten und durch schiefe schmutzabweisende Flächen in unzugänglichen Bereichen
unterhalb von Heizkonvektoren erleichtert.
Abbildung 150.5-19: Heizkonvektoren

Abbildung 150.5-20: Bodenkonvektoren

Abbildung 150.5-21: Konvektoranordnung


Heizkörper 99

Mit einer Kombination von Konvektorheizfläche und Ventilator in einem gemein-


samen Gehäuse, einem so genannten „Ventilatorkonvektor oder fan-coil“, kann
man sich von Auftriebswirkungen der Warmluft unabhängig machen. Mit solchen
kompakt gebauten Geräten sind hohe Heizleistungen an die Raumluft übertrag-
bar. Ventilatorkonvektoren kommen vorzugsweise dort zum Einsatz, wo Räume
innerhalb kurzer Zeit erwärmt werden sollen (z.B. bei Veranstaltungsstätten).
Abbildung 150.5-22: Ventilatorkonvektoren

HEIZUNG HEIZUNG UND KÜHLUNG

Flächenheizungen
Unter Flächenheizungen oder „Bauteilheizung“ versteht man Heizflächen, bei
denen die Wärmeabgabe vorwiegend durch Wärmestrahlung beheizter Bauteil-
flächen wie von Böden, Decken oder Wänden erfolgt. Diese Bauteilflächen
lassen sich allerdings nur dann als Heizflächen nutzen, wenn nicht zu erwarten
ist, dass ihre Wirkung durch Einrichtungsgegenstände, Möbel oder Textilien
beeinträchtigt werden kann.
Vorteile von Flächenheizungen [16]:
• Unsichtbarkeit, kein Platzbedarf für Raumheizkörper,
• Sauberkeit, keine Staubansammlung auf Heizkörperflächen,
• gleichmäßige Raumtemperatur,
• physiologisch günstigere Entwärmung des Körpers bei geringerer Lufttempe-
ratur,
• Niedrige Vorlauftemperaturen ermöglichen Wärmepumpenbetrieb und Son-
nenenergienutzung,
• Möglichkeit der Raumluftkühlung durch Betrieb mit kaltem Wasser.
Nachteile von Flächenheizungen [16]:
• große Trägheit und geringe Regelfähigkeit,
• keine Möglichkeit zur nachträglichen Änderung von Heizflächen,
• hohe Kosten für baulichen Aufwand.
Fußbodenheizung
Die Heizwasserrohre werden in Verbindung mit einer Warmwasserzentralheizung
im Fußboden verlegt, wobei die Heizwassertemperaturen unter maximal < +55°C
verbleiben. Fußbodenheizungen sind deshalb typische „Niedertemperaturheizun-
gen“, die sich besonders für Wärmeversorgung durch Wärmepumpen oder für
Sonnenenergienutzung eignen. Die Wärme wird vom Fußboden durch Konvekti-
100 Wärme- und Kälteverteilung

on und Strahlung an den Raum abgegeben, die Wärmeabgabe nach unten ist
durch Wärmedämmschichten zu begrenzen. Bei Fußbodenheizungen hat die
Erfahrung [16] gezeigt, dass im Daueraufenthaltsbereich eine Oberflächentempe-
ratur von > 27°C unangenehm wirkt (Fußbeschwerden wegen unzureichender
Entwärmung der Fußsohlen). Unter diesen Bedingungen sind spezifische Heizlei-
stungen von maximal 80 W/m2 erreichbar. Bei Bedeckung mit einem Fußboden-
estrich sind Fußbodenheizungen verhältnismäßig träge. Auf Störgrößen wie
Sonneneinstrahlung und Personenwärme können sie deshalb nicht angemessen
reagieren, sodass eine Raumtemperaturregelung von Fußbodenheizungen kaum
zweckmäßig ist. Es hat sich deshalb bewährt, Fußbodenheizungen nur als
Grundlastheizung in Abhängigkeit von der Außentemperatur zu regeln und zur
Abdeckung von Spitzenlasten rasch reagierende Zusatzheizkörper wie Radiato-
ren oder Konvektoren einzusetzen. Die Anordnung von Zusatzheizungen ist
besonders unterhalb von Fenstern empfehlenswert, um an kalten Tagen den dort
auftretenden Kaltluftabfall und damit verbundene Zugerscheinungen zu vermei-
den (siehe auch Band 14: Fußböden).
Deckenheizung
Bei Deckenheizungen besteht die Erfahrung, dass bei Raumtemperaturen um
~ 20°C sowohl eine Oberflächentemperatur von > 35°C als auch eine Wärmeab-
gabe von > 12 W/m2 unangenehm empfunden wird (siehe auch Band 4: Decken).
Bei Deckenheizungen unterscheidet man folgende Ausführungsarten:
• Rohrdeckenheizung,
• Lamellendeckenheizung,
• Strahlplattenheizung,
• Hohlraumdeckenheizung.
Abbildung 150.5-23: Deckenstrahlplatten

Wandheizung
Bei Wandheizungen werden Heizwasserrohre in ähnlicher Weise wie bei Fußbo-
denheizungen verlegt. Hinter den Heizwasserrohren sind Wärmedämmplatten
(empfohlene Mindeststärke 4 cm) anzuordnen. Zur Aufnahme von Heizwasser-
rohren müssen Betonplatten eine Mindeststärke von ~5 cm aufweisen. „Wand-
heizregister“ werden in unterschiedlichen Bauhöhen und Breiten angeboten, die
sich miteinander beliebig kombinieren lassen. Die Montage erfolgt entweder auf
Ziegelmauerwerk oder auf Putzträgerplatten. Anschließend wird unter Verwen-
dung von Gittergeweben der Innenputz konventionell aufgebracht. Auch Trocken-
bauwände können als Wandheizflächen dienen, wenn man an ihnen in geeigne-
ter Weise Rohrleitungen anbringt. Als Wandheizflächen können Strahlungsheiz-
körper dienen, die in Wände bündig eingelassen sind. Wegen der geringen
Heizwasservorlauftemperaturen um ~ +30°C bis +40°C sind der Wärmeabgabe
von Wandheizflächen Grenzen gesetzt. Das Heizungssystem reagiert auf Last-
Kühlgeräte 101

spitzen träge. Auf gute Wärmedämmung nach außen ist besonders zu achten.
Ein Vorteil dieses Heizsystems besteht in der Vermeidung von Heizkörperanord-
nungen in Aufenthaltsräumen. Probleme können bei der Raumnutzung dann
auftreten, wenn Möblierungen die Wirkung von Heizflächen beeinträchtigen, oder
Heizwasserrohre bei Bohrarbeiten an Wänden verletzt werden. Eine Alternative
zu den Warmwasserwandheizungen sind elektrische Wandheizsysteme.

150.5.5 KÜHLGERÄTE
150.5.5.1 VENTILATORKONVEKTOREN
Zur Raumluftkühlung sind Ventilatorkonvektoren (fan-coil-Geräte) auf einfache und
vielfältige Weise einsetzbar. Man kann sie als „Standgeräte“ im Brüstungsbereich, als
Raumteiler innerhalb von Räumen, in Zwischendecken oder unterhalb von Decken, in
Zwischenböden sowie hinter, über oder in Möbelstücken anordnen. Sie erfordern
folgende Anschlüsse:
• Kaltwasserleitungen: Vorlauf und Rücklauf, gegen Kondenswasserbildung
isoliert,
• Kondensat-Entwässerungsleitung mit zuverlässig wirkendem Geruchsver-
schluss,
• Stromversorgung für Ventilator,
• Steuerleitungen für Steuerung und Regelung.
Nur bei Betrieb des Ventilators können Ventilatorkonvektoren die Raumluft kühlen
oder entfeuchten. Bei Ventilatorstillstand ist ihre Kühlwirkung vernachlässigbar gering.
Mit dem Ventilatorbetrieb ist eine unvermeidbare Geräuschentwicklung verbunden,
die durch großzügige Geräteauslegung auf unbedenkliche Geräuschpegel begrenzt
werden kann. Mit Ventilatorkonvektoren lässt sich die Raumlufttemperatur sowohl
durch Veränderung der Kaltwassertemperatur als auch durch Veränderung der
Ventilatordrehzahl regeln.
Wenn Ventilatorkonvektoren mit zwei Wärmetauschern ausgerüstet sind, ist das
gleiche Gerät sowohl für den Heiz- als auch für den Kühlbetrieb einsetzbar. Bei
Konzeption der Baugröße und Anordnung von Ventilatorkonvektoren sind die Luftströ-
mungsverhältnisse sowohl für den Volllast- als auch für den Teillastbetrieb sorgfältig
zu beachten. Im Aufenthaltsbereich dürfen die von Ventilatorkonvektoren verursach-
ten Luftbewegungen die zumutbaren Grenzwerte (~0,20 m/s bei 20°C, siehe Band 1:
Bauphysik) jedenfalls nicht überschreiten. Eine Kombination von Ventilatorkonvekto-
ren mit Außenluftanschlüssen über Fassadendurchbrüche hat sich bisher nicht
bewährt, weil dabei winddruckbedingt unzumutbare Zugerscheinungen auftreten
können. Theoretisch könnten Ventilatorkonvektoren über Durchbrüche in Fassaden
auch Außenluft ansaugen und damit zu einer mechanischen Raumlüftung beitragen.
In der Praxis haben sich derartige Konzepte bisher jedoch nicht bewährt, weil dabei –
zeitweise winddruckbedingt – unvermeidliche Zugerscheinungen auftreten.

150.5.5.2 KÜHLDECKE
Um „stille Kühlung“ zu ermöglichen, wurden Deckenkühlsysteme in ähnlicher Bauwei-
se wie Deckenstrahlungsheizungen entwickelt. In Gegensatz zu Ventilatorkonvekto-
ren ist damit eine Luftentfeuchtung zwar möglich, jedoch höchst unerwünscht. An den
Kühlflächen kann Kondenswasser anfallen, sobald die „Taupunkttemperatur“ der
Raumluft über die Oberflächentemperatur der Kühlflächen ansteigt. Dieses Risiko
besteht, wenn bei schwülem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit Fenster von gekühlten
102 Wärme- und Kälteverteilung

Räumen geöffnet werden. Kühldecken sollten mit Kaltwassertemperaturen von mehr


als +15°C betrieben werden, um dieses Risiko in Grenzen zu halten. Im Hinblick auf
das verbleibende Restrisiko versucht man, bei Gefahr von Kondensation die Kaltwas-
serversorgung der Kühlflächen automatisch zu unterbrechen. Die spezifische Kühllei-
stung von Deckenkühlsystemen liegt im Bereich von 50 bis 80 W/m2.

Abbildung 150.5-24: Kühldecke

150.5.5.3 KÜHLBALKEN
Wenn im Bereich von Zwischendecken ausreichend Platz zur Verfügung steht, lassen
sich dort Kühlbalken anordnen, die ähnlich ausgeführt sind wie Konvektoren zur
Raumheizung. Bei geeigneter Bauweise kann allenfalls anfallendes Kondenswasser
über ein Entwässerungssystem abgeleitet werden. Zur Steigerung der Kühlleistung
von Kühlbalken werden sie mitunter mit Zuluftdurchlässen kombiniert, um die
Luftgeschwindigkeit an den Kühlflächen zu erhöhen. Die Zweckmäßigkeit dieser
Konzeption ist dann zu hinterfragen, wenn der Lufterneuerungsbedarf mit dem
Kühlbedarf nur selten übereinstimmt.

Abbildung 150.5-25: Kühlbalken

150.5.5.4 BAUTEILKÜHLUNG
Eine weitere Möglichkeit „stiller Kühlung“ besteht darin, kaltwasserführende Rohrlei-
tungen im Betonkern von Decken oder Böden anzuordnen. Die Speicherfähigkeit der
Bauteilmasse wird dabei bestens genutzt. Auf Kühllastveränderungen können derarti-
ge Systeme nur verzögert reagieren. In zufrieden stellender Weise sind sie zur
„Grundlastkühlung“ einsetzbar.
Kühlgeräte 103

Abbildung 150.5-26: Bauteilkühlung

Für Bauteilkühlung kommen in den meisten Fällen Kunststoffrohre zum Einsatz, die
zur Vermeidung von Sauerstoffdiffusion mit Spezialfolien umhüllt und mit Schutz-
schichten ummantelt sind. Mit Kühlwasser und Frostschutzmittel durchflossene
gekühlte Bauteile entziehen sowohl dem Baukörper als auch dessen Umgebung
Wärme, die mit Wärmepumpenanlagen zur Gewinnung nutzbarer Wärme herangezo-
gen werden kann. Weil in diesem Anwendungsfall die Nutzwärmegewinnung vor der
Bauteilkühlung im Vordergrund steht, werden derartige Bauteile auch als Betonkern-
kollektoren bzw. Erdreichkollektoren bezeichnet.
105

150.6 PLANUNG VON HEIZUNGS- UND


KÜHLUNGSSYSTEMEN
Heizungs- und Kühlungssysteme, die in Gebäuden zum Einsatz kommen, dienen der
Bewohnbarkeit von Aufenthaltsräumen oder der Aufrechterhaltung von Anlagen- und
Gerätefunktionen. Voraussetzung für die Planung gebäudetechnischer Heizungs- und
Kühlungssysteme bilden Planungsvorgaben, die in ähnlicher Weise wie für die
Gestaltung von Raumaufteilungen und Gebäudehüllen von Bauherrn und Planer
einvernehmlich zu präzisieren sind.

Heizungs- und Kühlungssysteme lassen sich ebenso wie Gebäudehüllen aus vielfäl-
tigen Bauteilen und Komponenten zusammensetzen. Im Gegensatz zu Bauteilen der
Gebäudehülle sind mit dem Einsatz von Heizungs- und Kühlungssystemen wegen
ihres nutzungsbedingten Energiebedarfes regelmäßig anfallende Betriebskosten ver-
bunden, die während der Gebäudenutzungsdauer die Errichtungskosten erheblich
übertreffen können. Es handelt sich demnach um wichtige Gebäudebestandteile, die
sich veränderten Nutzungsanforderungen nicht so einfach wie die Möblierung anpas-
sen lassen. Ein Bauherr sollte diese Tatsache bereits bei der Planung eines
Bauvorhabens dadurch berücksichtigen, dass er die Projektierung gebäudetechni-
scher Heizungs- und Kühlungssysteme nur dafür ausgebildeten fachkundigen Inge-
nieuren überträgt und für die Dokumentation seiner Planungsvorgaben sorgt.

150.6.1 HYDRAULISCHE SYSTEME

Funktionelle Einheiten von Bauteilen, in welchen Flüssigkeiten bewegt werden,


bezeichnet man als „hydraulische Systeme“. Bei Heizungs- und Kühlungsanlagen
bestehen deren hydraulische Systeme aus Rohrleitungen mit dazugehörigen Einbau-
teilen und dienen vorwiegend dem Energietransport zwischen Versorgungszentralen
und den in Gebäuden verteilt angeordneten Geräten zur Raumheizung oder Raum-
kühlung.

Rohrleitungsschema
Zur Erleichterung des Verständnisses für hydraulische Zusammenhänge werden
die Rohrleitungsführungen von Wärme- oder Kälteträgern in Schemazeichnun-
gen möglichst übersichtlich dargestellt. Wesentlich ist bei derartigen Darstellun-
gen nicht so sehr die maßstabgerechte Anordnung von Anlagen und Geräten,
sondern eine übersichtliche Darstellung ihrer hydraulischen Verknüpfungen.
Bewährt hat sich dabei eine vertikale Gliederung mit horizontalen Zeichnungsfel-
dern für die einzelnen Stockwerke in Verbindung mit unverwechselbaren Be-
zeichnungen für alle vertikalen Rohrleitungstrassen (Schachtbezeichnungen
„Sxx“).

Die eindeutige Zuordnung der in Schemazeichnungen angeführten Anlagen, Geräte


und Bauteile zu ihrer örtlichen Lage in Grundrissplänen hat über ein geeignetes
Anlagenbezeichnungssystem zu erfolgen. In Verbindung mit Zusammenstellungen
der technischen Daten von Anlagen, Geräten, Bauteilen und Rohrleitungen bilden
Schemazeichnungen wesentliche Auftragsgrundlagen und wertvolle Hilfsmittel zur
Betriebsführung sowie zur Dokumentation des Anlagenbestandes. Die in hydrauli-
schen Schemazeichnungen dargestellten Sinnbilder sind weitgehend genormt.
106 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Tabelle 150.6-01: Sinnbilder für wärme- und kältetechnische Anlagen – Teil 1


Technikräume 107

Tabelle 150.6-02: Sinnbilder für wärme- und kältetechnische Anlagen – Teil 2

Abbildung 150.6-01: Beispiel für ein hydraulisches Schema

150.6.2 TECHNIKRÄUME

Technikräume für zentrale Anlagen werden vorzugsweise in Keller- oder Dachberei-


chen angeordnet. Für die gebäudetechnische Geschoßversorgung ist nach Möglich
108 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

keit in jedem Geschoß zumindest ein weiterer Technikraum vorzusehen, der mit den
sonstigen Technikräumen über Installationsschächte oder Installationstrassen verbun-
den sein sollte. In diesen Technikräumen werden technische Anlagen sowie Absperr-
und Regelarmaturen für das betreffende Geschoß untergebracht. Der Zugang zu
Technikräumen soll über allgemein zugängliche Verkehrswege erfolgen und ist
technischen Gebäudebetreuern ohne Störung sonstiger Gebäudenutzer jederzeit zu
ermöglichen. Bei Hochhäusern kann sich die Gliederung mehrerer Stockwerke zu
Versorgungsbereichen (für etwa 16 Geschoße) als zweckmäßig erweisen. Jeder
dieser Versorgungsbereiche wird dabei von einem zentral angeordneten Technikraum
versorgt, der in manchen Fällen ein ganzes Technikgeschoß umfassen kann.

150.6.2.1 BRENNSTOFFLAGERRÄUME
Technikräume zur Lagerung von festen und flüssigen Brennstoffen werden zur
Vereinfachung von Befüllungsvorgängen üblicherweise in Kellerräumen unterge-
bracht. In unmittelbarer Nähe der Brennstofflagerräume sind für Anlieferung und
Befüllung geeignete Verkehrsflächen vorzusehen, die über versperrbare Füllschächte
oder Leitungen mit den Lagerräumen verbunden sind. Brennstofflagerräume sind
brandbeständig auszuführen und dürfen nur für die Lagerung der dafür vorgesehenen
Brennstoffe genutzt werden. Für flüssige Brennstoffe sind die Lagerräume darüber
hinaus als dichte Wanne auszubilden, die im Gebrechensfall das höchstmögliche
eingelagerte Brennstoffvolumen aufnehmen kann. Behälter für flüssige Brennstoffe
sind so anzuordnen, dass ihre Außenflächen inspiziert (eingesehen) werden können.

150.6.2.2 HEIZKESSELRÄUME
Heizkesselanlagen mit den dazugehörigen Komponenten wie Heizwasserverteiler,
Heizwasserumwälzpumpen, Regelgeräten und Ausdehnungsanlage für das Heizwas-
ser werden bei Nutzung fester und flüssiger Brennstoffe vorzugsweise in Nähe der
Brennstofflagerräume untergebracht. Die Versorgung von Feuerungsanlagen mit
Verbrennungsluft ist bei allen Witterungsbedingungen sicherzustellen und darf – z.B.
auch bei Schneefall – nicht verlegt werden. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten
sollten Heizungskessel von allen Seiten zugänglich bleiben. Für Heizleistungen über
~200 kW empfiehlt sich eine Aufteilung der Heizleistung auf mehrere Heizkessel, um
bei Ausfall eines der Kessel einen Notbetrieb zu ermöglichen und um bei Teillast eine
Betriebsweise mit günstigerem Wirkungsgrad zu ermöglichen. Bei Einsatz gasförmi-
ger Brennstoffe ist in der Hausanschlussleitung außerhalb des Gebäudes eine
erdverlegte Absperreinrichtung einzubauen. Nach Einführung der Hausanschlusslei-
tung in das Gebäude oder im Heizraum ist für die Gaszufuhr eine Hauptabsperrein-
richtung anzuordnen. Empfehlenswert sind darüber hinaus Maßnahmen, die sicher-
stellen, dass im Brandfall die Gaszufuhr innerhalb des Gebäudes selbsttätig unterbro-
chen wird. Heizräume für Gaskesselanlagen werden auch in Dachgeschoßen unter-
gebracht.

Tabelle 150.6-03: Platzbedarf – Richtwerte für Heizkesselräume [16]


Grundfläche für Grundfläche für
Wärmeleistung Raumhöhe
Kesselraum Verteilerraum
[MW] [m2] [m2] [m]
0,00 bis 0,10 ~6 ~ 3,0
0,10 bis 0,40 ~ 25 ~ 10 ~ 3,0
0,40 bis 1,20 ~ 70 ~ 30 ~ 4,0
1,20 bis 4,00 ~ 120 ~ 70 ~ 5,0
Technikräume 109

Abbildung 150.6-02: Ausstattung Heizraum


1. KESSEL
2. SCHORNSTEIN
3. ABLUFT
4. ZULUFT
5. NOTAUSSTIEG
6. VERTEILERRAUM
7. SCHALTTAFEL
8. HEIZÖLBRENNER
9. TAGESBEHÄLTER
10. HEIZÖLPUMPE
11. ENTWÄSSERUNG

150.6.2.3 FERNWÄRME-UMFORMERRÄUME
Fernwärme-Umformer mit den dazugehörigen Komponenten wie Absperr- und Sicher-
heitsarmaturen, Wärmemengenerfassung, Heizwasserverteiler, Heizwasserumwälz-
pumpen, Regelgeräten und Ausdehnungsanlage für das Heizwasser werden vorzugs-
weise im Eintrittsbereich der Fernwärmeleitungen in das Gebäude in eigenen
Umformerräumen untergebracht. Der Zugang zu Fernwärme-Umformerräumen soll
über allgemein zugängliche Verkehrswege erfolgen und ist auch Mitarbeitern des
Fernwärmeversorgungsunternehmens ohne Störung sonstiger Gebäudenutzer jeder-
zeit zu ermöglichen. Der Platzbedarf für Fernwärme-Umformerräume ist grundsätzlich
mit dem Wärmeversorgungsunternehmen abzuklären. Die nachfolgend angeführten
Richtwerte [2] liegen in plausiblen Bereichen und sind nur für Grobbemessungen in
Vorentwurfsphasen heranzuziehen.

Tabelle 150.6-04: Platzbedarf – Richtwerte für Fernwärme-Umformerstationen [98]


Grundfläche ohne Grundfläche mit
Wärmeleistung Warmwasser- Warmwasser- Raumhöhe
aufbereitung aufbereitung
[MW] [m2] [m2] [m]
0,00 bis 0,10 ~ 20 ~ 25 ~ 2,6
0,10 bis 0,40 ~ 25 ~ 40 ~ 2,6
0,40 bis 1,20 ~ 40 ~ 65 ~ 2,8
1,20 bis 3,50 ~ 45 ~ 70 ~ 2,8
110 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

150.6.2.4 KÄLTEMASCHINENRÄUME
Kältemaschinen werden über Kühlwasserleitungen mit Rückkühlanlagen verbunden.
Für diese Rohrleitungen sind gegebenenfalls Installationsschächte und Installations-
trassen vorzusehen. Wenn Kältemaschinen nicht als witterungsbeständige Bauein-
heiten im Freien aufgestellt werden, sind sie in Kältemaschinenräumen unterzubrin-
gen. Für eine überschlägige Vorbemessung des Platzbedarfes von Kältemaschinen-
räumen können nachfolgende Tabellen herangezogen werden.
Tabelle 150.6-05: Platzbedarf – Richtwerte für Kältemaschinenräume [16]
Kälteleistung Grundfläche Raumhöhe
[MW] [m2] [m]
0,00 bis 0,10 ~ 20 ~ 3,0
0,10 bis 0,40 ~ 50 ~ 4,0
0,40 bis 1,20 ~ 80 ~ 4,5
1,20 bis 3,50 ~ 110 ~ 5,0

Bei der Aufstellung von Kältemaschinen sind gesetzliche Vorschriften und technische
Richtlinien zu beachten. Kältemaschinenräume müssen mit Lüftungseinrichtungen
ausgestattet sein, um zu hohe Raumtemperaturen zu vermeiden und bei Kältemittel-
verlusten eine Grenzwertüberschreitung von Luftschadstoffen zu verhindern. Bei der
Anordnung von Kältemaschinen ist auf ausreichende Raumhöhe zur Anbringung von
Hebezeugen oberhalb der Maschinen zu achten. Gute Zugänglichkeit von allen
Seiten erleichtert die Wartung und eventuell anfallende Reparaturarbeiten. Bei
Rohrbündelaustauschern ist nach einer Seite ausreichend Platz vorzusehen, um bei
Wartungsarbeiten mit Reinigungsbürsten hantieren und um Rohre notfalls nach einer
Seite hin ausbauen zu können. Nach Möglichkeit ist ein Kältemaschinenraum an ein
Entwässerungssystem anzuschließen.
Abbildung 150.6-03: Kältemaschinenraum

Zur Vermeidung von Körperschallübertragung sind Kältemaschinen auf schwingungs-


dämpfenden Unterlagen aufzustellen. Es empfiehlt sich, deren Wirksamkeit zu
präzisieren und dafür bereits vor Aufstellung von Kältemaschinen Bemessungsnach-
weise anzufordern.

150.6.2.5 RAUMBEDARF FÜR RÜCKKÜHLANLAGEN


Rückkühlanlagen sind nach Möglichkeit im Freien anzuordnen. Bei Anordnung in Ge-
bäuden erfordern Rückkühlanlagen im Vergleich zur Außenaufstellung einen hohen
Aufwand für umbauten Raum und höheren Energieaufwand zur Förderung der Außen-
luftvolumenströme. Die unterschiedlichen Ausführungsarten von Rückkühlanlagen wir-
ken sich erheblich auf deren Platzbedarf aus. Die nachfolgend angeführten Richtwerte
Ermittlung von Heizlast und Kühllast 111

sind aus diesem Grund mit Vorsicht zu handhaben und nur dann heranzuziehen, wenn
zur Ausführungsart noch keine konkreten Vorstellungen bestehen:
Tabelle 150.6-06: Platzbedarf- Richtwerte für Rückkühlanlagen [2]
Kälteleistung Grundfläche Bauhöhe Gewicht
[MW] [m2] [m] [t]
0,00 bis 0,10 ~ 15 ~ 2,8 0,4 bis 1,0
0,10 bis 0,40 ~ 30 ~ 3,2 1,0 bis 3,0
0,40 bis 1,20 ~ 60 ~ 3,6 3,0 bis 6,0
1,20 bis 3,50 ~ 120 ~ 4,0 6,0 bis 12,0

Abbildung 150.6-04: Luftgekühlte Kältemittelverflüssiger (Kondensatoren)

Bei der Anordnung luftgekühlter Kältemittelverflüssiger im verbauten Gebiet kann die


Geräuschemission der Kühlluftventilatoren Anrainer belästigen. Die Grenzen zumut-
barer Lärmbelästigung der Nachbarschaft sind deshalb den Anlagenbemessungen
als Geltungsbereich zugrunde zulegen.

150.6.3 INSTALLATIONSSCHÄCHTE UND -TRASSEN

Senkrechte Leitungen gebäudetechnischer Anlagen werden nach Möglichkeit in dafür


ausgebildeten „Installationsschächten“ untergebracht. Die horizontale Leitungsfüh-
rung erfolgt in „Installationstrassen“. Diese Schächte und Trassen dienen der Verbin-
dung gebäudetechnischer Zentralanlagen mit Nutzungsbereichen und sollten nach
Möglichkeit folgenden Anforderungen entsprechen:
• Verbindung von Technikzentralen mit Technikräumen und Nutzungsberei-
chen auf kurzen Wegen,
• Zugänglichkeit aller in Schächten und Trassen angeordneten Armaturen
ohne Störung von Wohn- oder Arbeitsbereichen (möglichst von Verkehrswe-
gen, Technik- oder Nebenräumen),
• Platzreserven für Installationen, die bei allfälligen Widmungsänderungen
nachzurüsten wären, sind in angemessener Weise zu berücksichtigen,
• Zuordnung zu dem Brandabschnitt eines damit verbundenen Technikraumes.

150.6.4 ERMITTLUNG VON HEIZLAST UND KÜHLLAST

Heizungs- und Kühlungsanlagen sind grundsätzlich für jene Leistungen zu bemessen,


die auch unter ungünstigsten Betriebsbedingungen zur Aufrechterhaltung gewünsch-
ter Raumtemperaturen in den zu beheizenden oder zu kühlenden Räumen benötigt
112 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

werden. Der Wärmefluss „Φ“ entspricht der höchsten anzunehmenden „Heizleistung“


oder „Kühlleistung“ zur Aufrechterhaltung gewünschter Raumtemperaturen und dient
der Bemessung von Versorgungs- und Verteileinrichtungen für einen festgelegten
Extremfall. Er gibt keinen Anhaltspunkt über den erforderlichen Jahresenergiebedarf
eines Gebäudes für Heiz- oder Kühlzwecke.

Abbildung 150.6-05: Prinzip – Heizlast- und Kühllast

HEIZLAST KÜHLLAST

Um die Heiz- oder Kühllast in angemessener Weise ermitteln zu können, muss deren
Geltungsbereich bekannt sein. Dazu zählt neben meteorologischen Extrembedingun-
gen auch das Anspruchsniveau der Gebäudenutzer hinsichtlich ihrer „thermischen
Behaglichkeit“.

150.6.5 HEIZLASTERMITTLUNG

Mit Heizlast wird nach ÖNORMEN 12831 [NJ54] jener Wärmestrom Φ definiert, der
einem zu beheizendem Raum (i) zuzuführen ist, um in diesem Raum eine vorgegebe-
ne Raumlufttemperatur einhalten zu können. Als Geltungsbereich und Vorgabe für die
Durchführung einer Heizlastberechnung müssen folgende Einflussgrößen bekannt
sein:
Tabelle 150.6-07: Einflussgrößen der Heizlastberechnung [70]
Heizlast (Wärmebedarf) =
Transmissionswärmebedarf + Lüftungswärmebedarf
• Außentemperatur • Außentemperatur
• geforderte Raumtemperatur • geforderte Raumtemperatur
• Größe und Wärmedämmung der Bauteile • Windanfall
• Lage der Räume • Größe und Luftdurchlässigkeit von
Fenstern und Türen

Nach dem in ÖNORM EN 12831 [70] angeführten vereinfachten Berechnungsverfah-


ren wird die Norm-Heizlast einer Gebäudeeinheit oder eines Gebäudes ΦHL nach
Gleichung (150.6-01) ermittelt.

(150.6-01)

ΦHL Heizlast einer Gebäudeeinheit [W]


∑ΦT,i Summe der Transmissionswärmeverluste [W]
∑ΦV,i Summe der Lüftungswärmeverluste [W]
∑ΦRH,i Summe zusätzlicher Aufheizleistungen [W]
Heizlastermittlung 113

(150.6-02)

ΦT,i Transmissionsverluste [W]


fk Temperaturfaktor (siehe Tabelle 150.6-10) [–]
AK Bauteilfläche [m2]
UK Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m2K)]
Θint Innentemperatur [°C]
Θe Außentemperatur [°C]

(150.6-03)

ΦV, i Lüftungswärmeverluste [W]


Vmin, i Mindestluftvolumenstrom [m3/h]

(150.6-04)

nmin Mindestaußenluftwechsel (siehe Tabelle 150.6-06) [h–1]


Vi Raumvolumen [m3]

(150.6-05)

ΦRH,i Aufheizleistung [W]


Ai Fläche [m2]
fRH Aufheizfaktor (siehe Tabelle 150.6-08 und 09) [–]

Der Norm-Wärmeverlust Φi eines beheizten Raumes (i) wird nach dem in


ÖNORM EN 12831 [70] angeführten vereinfachten Berechnungsverfahren ermittelt.

(150.6-06)

Φi Wärmeverluste [W]
f∆Θ,i Temperatur-Korrekturfaktor (siehe Tabelle 150.6-11) [W]

Geltungsbereich:
Tabelle 150.6-08: Norm-Innentemperaturen Θint,i [70]
Θint,i Θint,i Θint,i
Gebäudetyp Gebäudetyp Gebäudetyp
[°C] [°C] [°C]
Einzelbüro 20 Restaurant 20 Wohnungen 20
Großraumbüro 20 Klassenraum 20 Badezimmer 24
Konferenzraum 20 Kindergarten 20 Kirche 15
Auditorium 20 Kaufhaus 16 Museum 16

Tabelle 150.6-09: Mindestluftwechselzahlen nmin [70]


Raumart nmin [h–1]
bewohnbarer Raum, Standardfall 0,5
Küche oder Badezimmer mit Fenster 1,5
Büroraum 1,0
Besprechnungsraum, Schulungszimmer 2,0
114 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Tabelle 150.6-10: Wiederaufheizfaktor fRH für Nicht-Wohnbauten [70]


Wieder- fRH [W/m2]
aufheiz- Innentemperaturabfall während der Nachtabsenkung1)
zeit in 2K 3K 4K
Stunden Gebäudemasse Gebäudemasse Gebäudemasse
leicht mittel schwer leicht mittel schwer leicht mittel schwer
1 18 23 25 27 30 27 36 27 31
2 9 16 22 18 20 23 22 24 25
3 6 13 18 11 16 18 18 18 18
4 4 11 16 6 13 16 11 16 16
1) Bei gut wärmegedämmten und luftdichten Gebäuden tritt während der Nachtabsenkung üblicherweise

kein größerer Temperaturabfall als 2 bis 3 K auf. Dies hängt von den klimatischen Verhältnissen und der
thermischen Masse des Gebäudes ab.

Tabelle 150.6-11: Wiederaufheizfaktor fRH für Wohnbauten [70]


fRH [W/m2]
Innentemperaturabfall während der Nachtabsenkung1)
Wiederaufheizzeit
2K 3K 4K
in Stunden
Gebäudemasse Gebäudemasse Gebäudemasse
leicht mittel schwer
1 11 22 45
2 6 11 22
3 4 9 16
4 2 7 13
1) Bei gut wärmegedämmten und luftdichten Gebäuden tritt während der Nachtabsenkung üblicherweise

kein größerer Temperaturabfall als 2 bis 3 K auf. Dies hängt von den klimatischen Verhältnissen und der
thermischen Masse des Gebäudes ab.

Tabelle 150.6-12: Temperatur-Korrekturfaktor fk für vereinfachtes Berechnungsverfahren [70]


Wärmeverlust Art der fk Art der fk
Wärmebrücken Wärmeverlust Wärmebrücken

gedämmt 1,00 über die aufge-


gedämmt 0,90
direkt nach außen nicht gedämmt 1,40 ständerte Boden-
nicht gedämmt 1,26
für Fenster, Türen 1,00 platte
an einen unbe- gedämmt 0,80 an ein angrenz- gedämmt 0,50
heizten Raum nicht gedämmt 1,12 endes Gebäude nicht gedämmt 0,70
gedämmt 0,30 an eine angrenz-
an das Erdreich gedämmt 0,30
nicht gedämmt 0,42 ende Gebäude-
nicht gedämmt 0,42
gedämmt 0,90 einheit
über das Dach
nicht gedämmt 1,26

Tabelle 150.6-13: Temperatur-Korrekturfaktor f∆Θ [70]


Norm- Innentemperatur von Räumen f∆Θ
normal 1,0
hoch 1,6

Mit den Bemessungsgrundlagen von Heizlastberechnungen werden auch die Anwen-


dungsbereiche der nach diesen Grundlagen bemessenen und errichteten Heizungs-
anlagen festgelegt. Es ist empfehlenswert, diese Bemessungsgrundlagen nachweis-
lich zu präzisieren und diese sowohl in Auftragsgrundlagen als auch in Anlagendoku-
mentationen anzuführen. Bei Veränderung von Bemessungsgrundlagen wird die
Ausarbeitung weiterer Heizlastberechnungen mit aktualisierten Bemessungsgrundla-
gen erforderlich.
Heizlastermittlung 115

Beispiel 150.6-01: Heizlastermittlung – Teil 1: Grundlagen


Die Heizlastermittlung wird den Bestimmungen der ÖNORM EN 12831 [70] entsprechend nach dem
vereinfachten Berechnungsverfahren durchgeführt. Als Basis der Berechnung nach dem vereinfachten
Verfahren sind Außenmaße anzusetzen. Der Bezugspunkt für die vertikalen Maße ist der Abstand
zwischen den Geschoßoberflächen (die Dicke des Kellerbodens wird vernachlässigt). Der Bezugspunkt für
die Innenwände ist für die horizontalen Maße der Abstand der Wandmitten (d.h. bei Innenwänden wird die
Hälfte der Wanddicke berücksichtigt).

Baubeschreibung
Das Gebäude besteht aus zwei Wohneinheiten mit Erdgeschoß und ist unterkellert. Die Westwand
des Wohnzimmers grenzt an das Nachbarhaus. Das Erdgeschoß liegt 0,5 m über dem Erdbodenni-
veau. Das Wohnzimmer liegt über einer aufgeständerten Bodenplatte. Das übrige Erdgeschoß liegt
über dem Kellergeschoß. Im Kellergeschoß befinden sich ein Kellerraum, eine Garage und ein
beheizter Hobbyraum. Das Haus verfügt über eine Innendämmung.
116 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Beispiel 150.6-02: Heizlastermittlung – Teil 2: Klima, Bauteile


Bemessungsgrundlagen
Zunächst ist es ratsam, alle zu beheizenden Räume (i) auf unverwechselbare Weise mit Kurzbezeich-
nungen („Raumnummern“) zu kennzeichnen, um bei der Heizlastermittlung die Übersicht behalten zu
können. Wenn noch keine Raumnummern bestehen, ist es zweckmäßig, Raumnummern stockwerkswei-
se im Uhrzeigersinn zu vergeben („stets zur rechten Tür fortschreiten“). Auf ähnlich unverwechselbare
Weise wären auch die Bauteile (k) der Raumumhüllungen mit Kurzbezeichnungen („Codes“) zu
kennzeichnen, weil sie Grundlagen weiterer Rechenwerte bilden. Darüber hinaus sind folgende
Bemessungsgrundlagen eindeutig auszuweisen:
• Norm-Außentemperatur
• Norm-Innentemperatur jedes beheizten Raumes (i)
• Temperaturen unbeheizter Räume
• Korrekturfaktoren für höhere Raumtemperaturen jedes beheizten Raumes (i)
• Aufheizfaktor für jeden beheizten Raum (i)
• Mindestluftwechselrate für jeden beheizten Raum (i)
• Wärmedurchgangszahlen aller Bauteile (k)
• Temperaturfaktoren fk für alle Bauteile (k)

Klimadaten Symbol Einheit Wert


Norm-Außentemperatur Θe [°C] –10
Jahresmittel der Außentemperatur Θm,e [°C] 12

Temperaturdaten Symbol Einheit Wert


Norm-Außentemperatur Θe [°C] –10
Norm-Innentemperatur Θint,i [°C] 20
Differenz der Norm-Temperaturen Θint,i – Θe [°C] 30

Bauteileigenschaften d Uk
Code Bezeichnung [m] [W/(m2K)]
CW01 Außenwand 01; mit Wärmedämmung 0,290 0,433
CW02 Außenwand 02; mit Wärmedämmung 0,600 0,199
CW03 Außenwand 03; ohne Wärmedämmung 0,210 2,229
CW04 Außenwand 04; mit Wärmedämmung (Keller-Erde) 0,472 0,606
CW05 Außenwand 05; mit Wärmedämmung (Keller-Luft) 0,250 0,725
CW06 Innenwand 06; ohne Wärmedämmung 0,020 2,011
CW07 Innenwand 07; mit Wärmedämmung 0,140 0,742
CD01 Decke 01, über Erdgeschoß 0,090 0,469
CD02 Decke 02, über Keller 0,270 0,480
CB01 Boden 01, unter Keller; mit Wärmedämmung (Keller-Erde) 0,442 0,457
CT01 Außentür 01 0,060 1,754
CT02 Innentür 02 0,040 1,899
CF01 Außenfenster 01 2,100

Beheizte Räume:
Nr. Raumbezeichnung Normtemperatur Fläche des Raumes Raumvolumen
Θint,i [°C] Ai [m2] Vi [m3]
KG01 Hobbyraum 20 13,0 29,0
EG01 Vorraum 20 7,9 19,6
EG02 Flur 20 5,3 13,3
EG03 Toilette 20 1,7 4,1
EG04 Badezimmer 24 4,6 11,5
EG05 Schlafzimmer 1 20 10,5 26,3
EG06 Schlafzimmer 2 20 10,2 25,6
EG07 Schlafzimmer 3 20 10,9 27,3
EG08 Küche 20 9,5 23,8
EG09 Wohnzimmer 20 36,9 92,3
Gesamt 110,5 272,8

Unbeheizte Räume:
Raumbezeichnung Temperatur Θu Raumbezeichnung Temperatur Θu
[°C] [°C]
Nachbarhaus 12 unbeheiztes Dachgeschoß –7
Garage –4 Erdgeschoß, (Bodenplatte) –4
Treppen 8 Nachbarhaus, Erdgeschoß –4
Kellerraum 5
Kühllastermittlung 117

Beispiel 150.6-03: Heizlastermittlung – Teil 3: Berechnung


Mit den Bemessungsgrundlagen und Klimadaten ergibt sich nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
gemäß ÖNORM EN 12831 [70] für den Hobbyraum „KG01“ im Kellergeschoß die Norm-Gesamtheizlast:
Transmissionswärmeverluste:
Code Bauteil (k) fk Ak Uk f k · A k · Uk
[-] [m2] [W/(m2K)] [W/K]
CW04 Außenwand (Keller-Erde) 0,42 10,57 0,606 2,69
CW05 Außenwand (Keller-Erde) 1,40 4,75 0,725 4,82
CW05 Außenwand (Keller-Erde) 1,40 2,93 0,725 2,97
CW07 Innenwand; wärmegedämmt 1,12 8,39 0,742 6,97
CW07 Innenwand; wärmegedämmt 1,12 9,48 0,742 7,88
CB01 Kellerboden 0,42 14,92 0,457 2,86
CT02 Innentür 1,12 1,40 1,899 2,98
CF01 Außentür 1,00 1,04 2,100 2,18
Gesamt-Transmissionswärmeverlustkoeffizient HT,i = ∑ (fk · Ak · Uk) 33,35
Gesamt-Transmissionswärmeverlust ΦT,i = HT,i · (Θint,i – Θe) [W] 1001
Lüftungswärmeverluste:
Raumvolumen Vi [m3] 29,00
Mindest-Luftwechselrate nmin [h–1] 0,50
Gesamt-Lüftungswärmeverlustkoeffizient HV,i = 0,34 · Vi · nmin [m3/h] 4,93
Gesamt-Lüftungswärmeverlust ΦV,i = HV,i · (Θint,i – Θe) [W] 148,00
Lüftungs- und Transmissionswärmeverlust ΦT,i + ΦV,i [W] 1149,00
Korrektorfaktor für höhere Temperaturen f∆Θ [–] 1,00
Norm-Lüftungs- und Transmissionswärmeverlust Φi = (ΦT,i + ΦV,i) · f∆Θ [W] 1149,00
Aufheizleistung:
Fußbodenfläche Ai [W] 13,00
Aufheizfaktor fRH [W/m2] 13,00
Gesamt-Aufheizleistung ΦRH,i = Ai · f∆Θ [W] 169,00
Norm-Gesamtheizlast – KG01 ΦHL,i = Φi + ΦRH,i [W] 1318,00
Die Norm-Gesamtheizlast für das gesamte Gebäude wird dann durch Addition der Norm-Gesamtheizlasten
aller beheizten Räume (i) ermittelt:
Trans- Lüftungs- Faktor Norm-
Aufheiz-
Räume (i) missions- wärme- für höhere Gesamt-
leistung
Nr. Bezeichnung wärmeverlust verlust Temperaturen heizlast
ΦT,i ΦV,i φ∆Φ ΦRH,i ΦHL,i
[W] [W] [–] [W] [W]
KG01 Hobbyraum 1000 148 1,0 170 1318
EG01 Vorraum 454 100 1,0 102 656
EG02 Flur 411 68 1,0 69 548
EG03 Toilette 56 63 1,0 21 140
EG04 Badezimmer 329 199 1,6 60 905
EG05 Schlafzimmer 1 1332 134 1,0 137 1603
EG06 Schlafzimmer 2 1091 131 1,0 133 1355
EG07 Schlafzimmer 3 533 139 1,0 142 814
EG08 Küche 503 364 1,0 124 991
EG09 Wohnzimmer 2196 470 1,0 480 3146
Summe Gebäude 7905 1816 1438 11476

150.6.6 KÜHLLASTERMITTLUNG

Kühlungsanlagen sind grundsätzlich für jene Kühlleistung zu bemessen, die auch


unter ungünstigsten Betriebsbedingungen zur Aufrechterhaltung gewünschter Raum-
temperaturen in zu kühlenden Räume benötigt wird. Als Kühllast wird nach
ÖNORM H 6040 jener – mit der Zeit veränderliche – Wärmestrom Φ definiert, der aus
einem zu kühlenden Raum (i) abzuführen ist, um in diesem Raum eine vorgegebene
Raumlufttemperatur einhalten zu können. Sie dient der Bemessung von Raumkühlge-
räten sowie von Kälteversorgungs- und Kälteverteileinrichtungen für einen festgeleg-
118 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

ten Zeitpunkt, gibt jedoch keinen Anhaltspunkt über den erforderlichen Jahreskältebe-
darf eines Gebäudes. Um die Kühllast in angemessener Weise ermitteln zu können,
muss der Geltungsbereich bekannt sein, für welchen die Kühllast bestimmt werden
soll. Dazu zählt auch das Anspruchsniveau hinsichtlich „thermischer Behaglichkeit“.
Als Geltungsbereich und Vorgabe für die Durchführung einer Kühllastberechnung
müssen deshalb folgende Einflussgrößen bekannt sein:
Tabelle 150.6-14: Einflussgrößen der Kühllastberechnung
Kühllast (Kältebedarf) =
äußere Wärmegewinne + innere Wärmegewinne + Lüftungskältebedarf
• Außentemperatur • Anzahl anwesender Personen • Außenlufttemperatur
• solare Einstrahlungsintensität • Aktivität anwesender Personen • Außenluftfeuchte
• geforderte Raumlufttemperatur • Intensität der Beleuchtung • geforderte Raumlufttemperatur
• Größe der Bauteile • Anschlusswerte elektrischer • geforderte Raumluftfeuchte
• Wärmedämmung der Bauteile Geräte • geforderte Raumlufterneuerung
• Wärmespeicherfähigkeit der • Gleichzeitigkeit des Geräteein-
Bauteile satzes
• Größe der Fensterflächen
• Orientierung der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren von
Verglasungen
• Durchlassfaktoren des
Sonnenschutzes

In Abhängigkeit von den angeführten Einflussgrößen kann sich die Kühllast im


zeitlichen Verlauf erheblich verändern. Sie wird deshalb für einen Bemessungsmonat
und eine Bemessungstageszeit als Stundenmittelwert definiert. Folgende Begriffe
werden in diesem Zusammenhang unterschieden:
Beispiel150.6-04:
Beispiel 150.6-05: Außentemperaturverlauf
Außentemperaturverlauf für Wien-Hohe
für Wien-Hohe Warte Warte

Berechnungsmonat
Jener Monat eines Jahres, für den die Kühllast berechnet wird. Für den
Berechnungsmonat ist der Außenlufttemperaturverlauf eines mittleren Tages mit
Kühllastermittlung 119

dem monatlichen Maximum heranzuziehen. Als Strahlungswerte für den Berech-


nungsmonat gelten die Werte eines mittleren Tagesganges der Strahlung mit dem
größten Tagesmaximum, wobei die zugehörigen Sonnenstände für den 21. Tag
des betreffenden Monats herangezogen werden.
Berechnungstageszeit
Jene Tageszeit, für welche die Kühllast berechnet wird.
Außentemperaturverlauf
Für den Außentemperaturverlauf des Berechnungsmonats werden die mittleren
Tagesgänge der Tage mit monatlichem Maximum zugrunde gelegt. Für den Fall,
dass keine Daten für den betreffenden Ort vorliegen, kann der Außentemperatur-
verlauf mit einem in ÖNORM H 6040 angeführten Näherungsverfahren bestimmt
werden.
Kühllastverlauf
Verlauf der stundenweise ermittelten Kühllast eines Raumes (i) im Verlauf von
24 Stunden (t).
Eingeschwungener Zustand
Zustand, bei dem Kühllast und Raumlufttemperaturen bei periodischer Belastung
identisch mit 24-stündiger Periode wiederkehren.
Nennkühllast
Höchster Wert der Kühllast eines Raumes (i) im Verlauf eines Tages im
eingeschwungenen Zustand. Die Nennkühllast dient der Leistungsbemessung
von Raumkühlgeräten. Als „eingeschwungen“ gilt ein Zustand dann, wenn
Kühllast und Raumlufttemperaturen bei periodischer Belastung identisch mit 24-
stündiger Periode wiederkehren. Die Geräteleistungen von Raumkühlgeräten
müssen der Nennkühllast des betreffenden Aufstellungsraumes der betreffenden
Räume eines Gebäudes bei maximaler Gesamtstrahlung durch Fensterflächen
entsprechen. In Gebäuden mit mehreren Räumen sowie unterschiedlichen Nut-
zungen und Orientierungen treten die Nennkühllasten verschiedener Räume zu
unterschiedlichen Zeiten auf.
Anfahrkühllast
Höchster Wert der Kühllast eines Raumes (i), nach einer zeitlich spezifizierten
Unterbrechung des Kühlbetriebes. Die Anfahrkühllast stellt sich im Verlauf des
Einschwingvorganges ein, wobei die Kühllast der ersten Stunde nach Wiederin-
betriebnahme unberücksichtigt bleibt.
Gebäude-Kühllast
Summe aller gleichzeitig auftretenden Kühllasten.
Gebäude-Nennkühllast
Höchster Wert der Gebäudekühllast im Verlauf eines Tages und im eingeschwun-
genen Zustand (zur Berechnungstageszeit). Dazu werden die Kühllasten der
Räume zur jeweils gleichen Tageszeit addiert. Die Gebäude-Nennkühllast dient
der Leistungsbemessung von Kälteversorgungsanlagen für Gebäude.
Gebäude-Anfahrkühllast
Höchster Wert der Gebäudekühllast nach einer zeitlich spezifizierten Unterbre-
chung des Kühlbetriebes während des Einschwingvorganges ohne Berücksichti-
gung der Gebäude-Kühllast der ersten Stunde. Erfahrungsgemäß treten die
höchsten Kühllasten bei extremen Außenbedingungen, also bei hoher Sonnen-
einstrahlung und bei gleichzeitig hohen Außentemperaturen auf.
120 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Kühllast ΦK(t)
Die Kühllast ΦK(t) wird in Abhängigkeit von der Tages- und Jahreszeit (t) nach
Grundgleichung (150.6-07) ermittelt [35]:

(150.6-07)
ΦK (t) zeitabhängige Kühllast [W]
Φh (t) zeitabhängige innere Kühllasten [W]
Φe (t) zeitabhängige äußere Kühllasten [W]

Innere Kühllasten Φh(t)


Die innere Kühllast eines Raumes setzt sich aus folgenden Teilkühllasten
zusammen:
(150.6-08)

ΦM (t) Wärmeabgabe von Personen [W]


ΦB (t) Beleuchtungswärme [W]
ΦN (t) Wärmeabgabe durch Einrichtungen [W]

Wärmeabgabe von Personen ΦM (t)


Die Wärmeabgabe von Personen ist von deren Aktivitätsgrad abhängig. Für die
Kühllastberechnung ist nur der Anteil der „trockenen“ (sensiblen) Wärmeabgabe
zu berücksichtigen (Tabelle 150.1-04). Die Höchstzahl gleichzeitig anwesender
Personen ist mit den Geltungsbereichen festzulegen.
Beleuchtungswärme ΦB (t)
Die Wärmeabgabe von Beleuchtungskörpern ist von der Wahl des Beleuchtungs-
konzeptes, dem Betriebswirkungsgrad und dem Reflexionsverhalten des Raumes
abhängig. Sie wird entweder von lichttechnischen Planungsdaten oder aus
Erfahrungswerten abgeleitet.
Tabelle 150.6-15: Wärmeabgabe durch Beleuchtung [88] [35]
Nennbeleuchtungsstärke Flächenbezogene Anschlussleistung ΦB
Ix Glühlampen Entladungslampen
[W/m2] [W/m2]
2000 40 bis 60
1500 30 bis 60
1000 20 bis 40
750 15 bis 30
500 100 bis 120 10 bis 25
300 60 bis 75 6 bis 18
200 40 bis 50 8 bis 16
100 20 bis 25 4 bis 8

Wärmeabgabe durch Einrichtungen ΦN (t)


Bei Maschinen und Geräten ist anzunehmen, dass die gesamte im Raum
umgesetzte Energie als Wärme frei wird. Wenn ein Teil dieser Wärme durch
örtliche Absaugung unmittelbar aus dem Raum abgeführt wird, dann ist dieser
Wärmeanteil nicht zu berücksichtigen.
Aus Nachbarräumen zuströmende Wärme ΦZ (t)
Der Wärmefluss von und zu Nachbarräumen ist von den Bauteilen der Raumum-
schließungsflächen und den mitunter wechselnden Temperaturunterschieden an
den gegenüberliegenden Bauteilseiten abhängig.
Kühllastermittlung 121

Tabelle 150.6-16: Wärmeabgabe elektrischer Geräte [16]


Anschlusswert Nutzungsdauer Wärmeabgabe ΦN (sensibel)
Gerät [W] [min/h] [W]
Tischcomputer 120 60 50
Bildschirm/Terminal 60 60 30
Drucker, Plotter 20 bis 30 15 5 bis 10
3000 60 1500
Elektroherd 5000 60 2500
3000 60 1500
Waschmaschine 6000 60 3000
Kühlschrank 100 Liter 100 60 300
Kühlschrank 200 Liter 170 60 500
Bügeleisen 500 60 500
Fernsehgerät 160 60 160
500 30 180
Kaffeemaschine 3000 30 1200
500 30 200
Toaster 2000 30 800
500 30 170
Haartrockner 1000 30 350
500 30 120
Kochplatte
1000 30 250

Äußere Kühllasten Φe(t)


Die äußere Kühllast eines Raumes setzt sich aus folgenden Teilkühllasten
zusammen:

(150.6-09)
Φe (t) äußere Kühllast eines Raumes [W]
ΦeS (t) Wärmezufuhr durch Strahlung über transparente Außenbauteile [W]
ΦeT (t) Wärmezufuhr durch Transmission über Außenbauteile [W]
ΦeV (t) Wärmezufuhr durch Außenluft [W]

Wärmezufuhr durch Strahlung über transparente Außenbauteile ΦeS (t)


Als transparente Bauteile werden im Wesentlichen Fenster einschließlich ihrer
äußeren und inneren Sonnenschutzeinrichtungen berücksichtigt.
Wärmezufuhr durch Transmission über Außenbauteile ΦeT (t)
Bei der Wärmezufuhr durch Transmission über nicht transparente Außenbauteile
(k) wären genau genommen auch Einflüsse direkter und diffuser Sonneneinstrah-
lung zu berücksichtigen. Verschattungen durch Horizontüberhöhung oder vor-
springende Bauteile werden vernachlässigt. Für die Ermittlung des Wärmeflusses
durch Außenbauteile stehen Rechenverfahren für instationäre Vorgänge zur
Verfügung, wobei der Aufbau und die Oberflächentemperaturen an den Außen-
und Innenseiten der Außenbauteile bekannt sein müssen. Die Wärmezufuhr
durch Transmission über Bauteile der Raumumschließungsflächen lässt sich in
ähnlicher Weise wie bei der Heizlastermittlung nach Gleichung (150.6-10) be-
rechnen.
Wärmezufuhr durch Außenluft ΦeV (t)
Bei dichten Fenstern und Türen ist anzunehmen, dass das Eindringen von
Außenluft durch Infiltration in die zu kühlenden Räume nur unwesentlich zur
Kühllast beiträgt. Bei mechanischer Lüftung zu kühlender Räume ist für die
Wärmezufuhr durch Außenluft der Außenluftvolumenstrom und dessen Außenluft-
temperatur nach folgender Gleichung zu berücksichtigen.
122 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

(150.6-10)

A1 besonnte Fläche des Fensters [m2]


Ak Gesamtfläche des Fensters [m2]
Imax Maximalwert der Gesamtstrahlung [W/m2]
Idif,max Maximalwert der Diffusstrahlung [W/m2]
b Durchlassfaktor der Fenster und Sonnenschutzeinrichtung [–]
sa Kühllastfaktor für äußere Strahlungslasten [–]
Uk Wärmedurchgangskoeffizient des Außenbauteils [W/(m2K)]
Θe Außentemperatur [°C]
Θint Innentemperatur [°C]
V Außenluftvolumenstrom [m3/h]
ρ Dichte der Luft (= 1,2) [kg/m3]
cp spez. Wärme der Luft bei konst. Druck (= 0,279) [Wh/(kgK)]

Die Strahlungswärmezufuhr durch Glasflächen dominiert in vielen Fällen das


Ergebnis von Kühllastberechnungen. Durch Beschattungseinrichtungen lässt sie
sich erheblich abmindern. Die Strahlungswerte „Imax“ und „Idif, max“ sind von der
Region, der Trübung der Atmosphäre sowie von der Jahres- und Tageszeit
abhängig. In Richtlinie VDI 2078 [35] wurden dafür folgende Rechenwerte
veröffentlicht.

Tabelle 150.6-17: Tagesgänge der Gesamt- und Diffusstrahlung [16] [35]


Kühllastermittlung 123

Mit den in Tabelle 150.6-18 angeführten Rechenwerten sind überschlägige Kühllast-


berechnungen sowohl nach den Bestimmungen der ÖNORM H 6040 als auch nach
jenen der Richtlinie VDI 2078 [31][35] durchführbar [16].

Tabelle 150.6-18: Monatliche Maxima der Gesamtstrahlung [35]


Nördl. Breite Imax Idif,max
50° Himmelsrichtung1)
Normal NO O SO S SW W NW N2 )
Jahreszeit [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2] [W/m2]
Jänner 650 45 279 526 612 526 279 45 46
Februar 706 68 373 581 627 581 373 68 59
März 762 179 477 607 599 607 477 179 74
April 780 307 551 570 509 570 551 307 86
Mai 778 384 563 507 400 507 563 384 93
Juni 747 385 533 458 347 458 533 385 97
Juli 743 357 528 481 385 481 528 357 94
August 739 278 508 534 483 534 508 278 87
Sept. 716 154 433 565 563 565 433 154 76
Okt. 705 68 376 581 626 581 376 68 58
Nov. 622 45 259 498 586 498 259 45 45
Dez 586 38 202 464 561 464 202 38 38
1) Maxima bezogen auf Trübungsmittelwerte minus Standardabweichung
2) N-Maxima bezogen auf Trübungsmittelwerte; Idiff,max entspricht Himmelrichtung N

Abbildung 150.6-06: Gesamtstrahlungsmaxima auf unterschiedlich orientierte Flächen [35]

Mit dem Durchlassfaktor b für Fenster und Sonnenschutzeinrichtungen wird jener


Anteil der Strahlungsleistung ermittelt, der von außen durch Fenster und Sonnen-
schutzeinrichtungen nach innen gelangt. Unter anderem wurden dafür die Rechen-
werte in Tabelle 150.6-17 veröffentlicht [31] [35].

Die bei Sonneneinstrahlung von Bauteilen aufgenommene Wärme wird erst mit einer
zeitlichen Verzögerung in den zu kühlenden Räumen wirksam. Der Speicherfaktor sa
für äußere Strahlungslasten berücksichtigt die zeitliche Verschiebung der Auswirkung
von Strahlungswärmegewinnen auf die Kühllast, wenn speicherfähige Massen in
Räumen Strahlungswärme aufnehmen und zeitverzögert an den betreffenden Raum
wieder abgeben können.
124 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Tabelle 150.6-19: Mittlere Durchlassfaktoren b für Sonnenstrahlung [35]


Gläser b1 Sonnenschutzvorrichtung b2
Tafelglas: außen:
Einfachverglasung 1,10 Jalousie, Öffnungswinkel 45° 0,15
Doppelverglasung 1,00 Stoffmarkise, oben u. seitlich ventiliert 0,30
Dreifachverglasung 0,90 Stoffmarkise, oben und seitlich anliegend 0,40

Absorptionsglas: zwischen den Scheiben:


Einfachverglasung 0,75 Jalousie, Öffnungswinkel 45°
Doppelverglasung 0,65 mit unbelüftetem Zwischenraum 0,50
vorgehängte Absorptionsscheibe 0,50

Reflexionsglas: innen:
Einfachverglasung, Metalloxidbelag 0,65 Jalousie, Öffnungswinkel 45° 0,70
Doppelverglasung, Metalloxidbelag 0,55 Vorhänge hell 0,50
Doppelverglasung, Metalloxidbelag 0,45 Kunststofffolien metallisch reflektierend 0,35

Glashohlsteine farblos:
mit glatter Oberfläche 0,65
mit strukturierter Oberfläche 0,45
Bei Kombinationen verschiedener Sonnenschutzanordnungen wird der entsprechende Durch-
lassfaktor näherungsweise durch Produktbildung der einzelnen Durchlassfaktoren b errechnet.
z.B.: b1 = 0,75 ... für Absorptionsglas-Doppelverglasung
b2 = 0,50 ... für Vorhang aus Baumwolle
b = b1 · b2 = 0,75 · 0,5 = 0,375 ... Durchlassfaktor der Kombination

Abbildung 150.6-07: Speicherfaktoren sa [16]

Abbildung 150.6-08: Speichermassen [16]


Druckverlustermittlung 125

Tabelle 150.6-20: Kühllastfaktoren sa für mittelschwere Bauweise [16] [35]

150.6.7 DRUCKVERLUSTERMITTLUNG

Die Druckverlustermittlung eines hydraulischen Systems dient der Auslegung von


Umwälzpumpen, die den Volumenstrom eines Wärmeträgermediums im hydrauli-
schen System in Bewegung halten. Es muss dabei in verzweigten hydraulischen
Netzen zunächst jener Kreislauf ermittelt werden, für welchen der höchste Druckver-
lust auftritt. Die Teilstränge dieses Kreislaufes werden zu einen „Berechnungsstrang“
zusammengefasst. Abzweigende Teilstränge, in welchen nur geringere Druckverluste
auftreten, sind für die Pumpenauslegung nicht zu berücksichtigen. Volumenströme
lassen sich in diesen Teilsträngen durch Drosselorgane auf das jeweils erforderliche
Maß abmindern. Umwälzpumpen sind so auszulegen, dass sie bei dem vorgesehe-
nen Volumenstrom in ihrem günstigen Betriebsbereich zumindest den Druckverlust
des hydraulischen Systems überwinden können. Der dafür erforderliche Pumpend-
ruck wird auch als „Pumpenförderhöhe“ bezeichnet und in Metern Wassersäule
[m WS] angegeben. Einer Förderhöhe von 1 [m WS] entspricht eine Druckerhöhung
von 10 [kPa].

Volumenstrom des Wärmeträgers


Als Wärmeträgermedium zwischen Wärme- oder Kälteversorgungszentralen und
Wärme- oder Kälteverbrauchern kommt üblicherweise Wasser zum Einsatz, weil
es leicht verfügbar ist, problemlos entsorgt werden kann und gute thermodynami-
sche Eigenschaften aufweist. Bei vorgegebener Vorlauf- und Rücklauftemperatur
eines Wärmeträgermediums ergibt sich der für den Energietransport erforderliche
Volumenstrom nach Gleichung (150.6-11).
126 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Beispiel 150.6-05: Kühllastermittlung – Teil 1: Grundlagen


Die Kühllastermittlung wird den Bestimmungen der ÖNORM H 6040 [NJ62 sowie VDI 2078 [35] entspre-
chend nach einem vereinfachten Berechnungsverfahren durchgeführt.

Baubeschreibung
Das Gebäude besteht aus zwei Wohneinheiten mit Erdgeschoß und ist unterkellert. Die Westwand des
Wohnzimmers grenzt an das Nachbarhaus. Das Erdgeschoß liegt 0,5 m über dem Erdbodenniveau. Das
Wohnzimmer liegt über einer aufgeständerten Bodenplatte. Das übrige Erdgeschoß liegt über dem
Kellergeschoß. Im Kellergeschoß befinden sich ein Kellerraum, eine Garage und ein beheizter
Hobbyraum. Das Haus verfügt über eine Innendämmung. Für das Wohnzimmer ist eine Raumluftkühlung
auszulegen. Die Pläne sind in Beispiel 150.6-01 zusammengestellt.

Bemessungsgrundlagen
Auf ähnliche Weise wie bei der Heizlastermittlung Beispiel 150.6-01 sind alle zu kühlenden Räume (i) auf
unverwechselbare Weise mit Kurzbezeichnungen (“Raumnummern”) zu kennzeichnen, um bei der
Kühllastermittlung die Übersicht behalten zu können. Darüber hinaus sind folgende Bemessungsgrund-
lagen eindeutig auszuweisen:
• Norm-Außentemperatur
• Bemessungsmonat
• Bemessungstageszeit
• Norm-Innentemperaturen der zu kühlenden Räume (i)
• Temperaturen ungekühlter Nebenräume
• Wärmedurchgangszahlen der raumumschließenden Bauteile (k)
• Bauteilmassen der raumumschließenden Bauteile (k)
• Orientierung der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren der Sonnenschutzvorrichtungen
• Anzahl der Personen in den zu kühlenden Räumen (i)
• Außenluftrate je Person in den zu kühlenden Räumen (i)
• Beleuchtungsart und Beleuchtungsstärke in den zu kühlenden Räumen (i)
• Art und Anschlussleistung elektrischer Geräte in den zu kühlenden Räumen (i)

EG09 Wohnzimmer Grundfläche Höhe Volumen Personen


[m2] [m] [m3] [Anz]
36,0 2,5 90,0 4

Außentemperatur [°C] 25
Innentemperatur [°C] 24
Bemessungsmonat September
Sonnenschutz Vorhänge, hell, innen
Gesamtstrahlung max. [W/m2] 563
Diffusstrahlung max. [W/m2] 76

Code Bauteile Orientierung Ak Uk b sa


[m2] [W/(m2K)]
CF01 Außenfenster N 2,1 2,1 1,0 0,83
CF01 Außenfenster S 2,8 2,1 1,0 0,83
CT02 Innentüre O 1,5 1,9
CW02 Außenwand 02 N 8,9 0,2
CW02 Außenwand 02 S 8,2 0,2
CW02 Außenwand 02 W 20,5 0,2
CW06 Innenwand 06 O 19,0 2,0
CD01 Decke 36,0 0,5
CD02 Fußboden 36,0 0,5

Beleuchtungsart: Glühlampen
Beleuchtungsstärke 300 Ix 60 [W/m2]
Beleuchtungszeiten 06:00 bis 08:00
16:00 bis 22:00

Geräte
Fernsehgerät [W] 160
Tischcomputer [W] 50
Bildschirm [W] 30
Druckverlustermittlung 127

Beispiel 150.6-06: Kühllastermittlung – Teil 2: Berechnung


Meterologische Daten:
Norm-Außentemperatur Θe [°C] 25
Norm-Innentemperatur Θint,i [°C] 24
Differenz der Norm-Temperaturen Θe – Θint,i [°C] 1
Bemessungszeit [°C] 12:00
Innere Kühllasten Φh(t):
körperliche Tätigkeit; sitzend leicht n pM
[W]
Wärmeabgabe von Personen ΦM(t) = n · pM 4 100 400
Beleuchtung, Glühlampen A pB
[m2] [W/m2]
Beleuchtungswärme ΦB(t) = A · pB 36 0 0
Elektrische Geräte Anzahl pB
[–] [W]
Fernsehgerät ΦN(t) = n · pN 1 160 160
Tischcomputer ΦN(t) = n · pN 1 50 50
Bildschirm ΦN(t) = n · pN 1 30 30
Summe Φh(t) = ΦM(t) + ΦB(t) + ΦN(t) [W] 640
Äußere Kühllasten Φe(t):
Code Bauteile 1 A1 Imax b sa A1 · Imax · b · sa
Orientierung Ak Idif,max Ak · Idif,max · b · sa
[m2] [W/m2] [W]
CF01 besonnt 1 2,5 563,00 1,00 0,83 1168
beschattet S 0,3 130,00 1,00 0,83 32
CF01 besonnt 1 1,9 71,00 1,00 0,83 112
beschattet N 0,2 71,00 1,00 0,83 12
Code Bauteile Orientierung fk Ak Uk fk · Ak · Uk
[–] [m2] [W/(m2K)] [W/K]
CF01 Außenfenster N 1,00 2,1 2,1 4,41
CF01 Außenfenster S 1,00 2,8 2,1 5,88
CT02 Innentüre O 1,12 1,5 1,9 3,19
CW02 Außenwand 02 N 1,00 8,9 0,2 1,78
CW02 Außenwand 02 S 1,00 8,2 0,2 1,64
CW02 Außenwand 02 W 0,50 20,5 0,2 2,05
CW06 Innenwand 06 O 1,12 19,0 2,0 42,56
CD01 Decke 0,90 36,0 0,5 16,20
CD02 Fußboden 0,30 36,0 0,5 5,40
Summe 83,11
Transmissionswärmeabgabe ΦeT(t) = [Σ (fk · Ak · Uk)] · (Θe – Θint,i) [W] 83,00
Raumvolumen Vi [m3] 90,0
Mindest-Luftwechselrate nmin [h–1] 0,5
Wärmezufuhr – Außenluft ΦeV(t) = Vi · nmin · 1,2 · 0,279 · (Θe – Θint,i) [W] 15,0
Kühllast ΦK(t) = Φh(t) + Φe(t) [W] 2062
Zur Kühlung des beschriebenen Wohnzimmers wäre nach dieser Kühllastermittlung ein Raumkühlgerät mit
einer „sensiblen Kühlleistung“ von mindestens 2000 W auszuwählen. Mit dem Hinweis auf den
„sensiblen“ Anteil der Kühlleistung wird zum Ausdruck gebracht, dass diese Kühlleistung nur der Raumluft-
kühlung und nicht einer allfälligen Raumluftentfeuchtung dient.

(150.6-11)

VT Volumenstrom des Wärmeträgers [m3/h]


ΦT Wärmestrom (Heiz- oder Kühlleistung) [W]
ρT Dichte des Wärmeträgers (Wasser = 1000) [kg/m3]
cT spezifische Wärme des Wärmeträgers (Wasser = 1,16) [Wh/(kgK)]
ΘV Wärmeträger – Vorlauftemperatur [°C]
ΘR Wärmeträger – Rücklauftemperatur [°C]
128 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Geschwindigkeit des Wärmeträgermediums


Die Transportgeschwindigkeit des Volumenstromes eines Wärmeträgermediums
in einer Rohrleitung wird nach folgender Gleichung ermittelt:

(150.6-12)

wT Transportgeschwindigkeit [m/s]
di Innerer Rohrdurchmesser der Rohrleitung [m]

Rohrreibungswiderstand
Bei der Strömung von Medien durch Rohrsysteme treten Rohrreibungswiderstän-
de auf, die mit einem zumindest gleich starken Förderdruck überwunden werden
müssen, wenn ein gewünschter Medien-Volumenstrom aufrechterhalten werden
soll. Der Rohrreibungswiderstand wird für gerade Rohrleitungen nach Gleichung
(150.6-13) ermittelt.

(150.6-13)

∆PR Rohrreibungswiderstand [Pa]


λR Reibungszahl für Stahlrohre (Wasser: 0,015 bis 0,025) [–]
IR Rohrlänge [m]

Bemessung der Nennweiten


Bei Bemessung von Rohrleitungen für den Transport von Wärmeträgermedien
wird ein betriebswirtschaftlich günstiges Verhältnis zwischen Errichtungskosten
(→ geringe Rohrdurchmesser) und Transportkosten für Wärmeträgermedien
(→ große Rohrdurchmesser) angestrebt. Es haben sich dabei aus Erfahrungen
folgende Bemessungs-Richtwerte ergeben:
• 100 bis 250 Pa/m für den längenbezogenen Rohrreibungswiderstand ∆pR,
• 0,8 bis 2,0 m/s für die Geschwindigkeit des Wärmeträgermediums wT.

Tabelle 150.6-21: Nennweitenbemessung – Heiz-, Kalt-, Kühlwasserrohrleitungen [16]


Anschlussleitungen Verteilleitungen Nennweite
Volumenstrom Geschw. wT Volumenstrom Geschw. wT DN
[m3/h] [m/s] [m3/h] [m/s] [mm]
bis 0,25 bis 0,35 bis 0,30 bis 0,42 15
bis 0,50 bis 0,39 bis 0,70 bis 0,54 20
bis 1,00 bis 0,49 bis 1,20 bis 0,58 25
bis 2,00 bis 0,56 bis 2,50 bis 0,70 32
bis 2,80 bis 0,59 bis 3,80 bis 0,78 40
bis 5,00 bis 0,64 bis 7,00 bis 0,90 50
bis 9,00 bis 0,68 bis 12,00 bis 0,91 65
bis 14,00 bis 0,77 bis 18,00 bis 0,99 80
bis 35,00 bis 1,13 100
bis 55,00 bis 1,17 125
bis 90,00 bis 1,34 150
Druckverlustermittlung 129

Einzelwiderstände
Bei der Strömung von Medien durch Umlenkungen, Armaturen oder Geräte
kommt es zu Wirbelbildungen, Strömungsablösungen und Sekundärströmungen,
deren Druckabfall sich mit Gleichung (150.6-14) für den Einzelwiderstand ab-
schätzen lässt.

(150.6-14)

∆pR Einzelwiderstand [Pa]


ζu Umlenkbeiwert für den Einzelwiderstand [–]

Der Widerstandsbeiwert ζu wird durch Versuche bestimmt. Er erfasst nur den von
Umlenkungen oder Querschnittsveränderungen verursachten Druckabfall. Zur
Ermittlung des Gesamtwiderstandes eines Rohrleitungssystems ist der Summe
aller Einzelwiderstsände der Rohrreibungswiderstand der Achslänge des Rohrlei-
tungssystems für gerade Rohrstücke hinzuzufügen.

Druckverlust in Bemessungssträngen eines Rohrleitungssystems


In verzweigten Rohrleitungssystemen können sich auf dem Weg des Wärmestro-
mes zwischen Versorgung und Verbraucher unterschiedliche Druckverluste erge-
ben. Für die Pumpenbemessung ist der Druckverlust jener Rohrleitungs- Bemes-
sungsstränge zu ermitteln, für die sich auf dem Weg zwischen Versorgung und
Verbraucher der höchste Druckverlust ergibt. Als Summe über die Bemessungs-
stränge (1 bis n) ergibt sich der Gesamtdruckverlust eines Rohrleitungssystems
nach folgender Gleichung:

(150.6-15)

∆ps Gesamtdruckverlust im Rohrleitungssystem [Pa]


i Zählindex der Bemessungsstränge [–]
n Anzahl der Bemessungsstränge [–]
j Zählindex der Einzelwiderstände [–]
m Anzahl der Einzelwiderstände [–]

Für die Umlenkungsbeiwerte liegen keine genormten Rechenwerte vor. Die in


nachfolgender Tabelle angeführten Rechenwerte liegen in plausiblen Bereichen:
Tabelle 150.6-22: Umlenkungsbeiwerte [16]
Bauteilbezeichnung ζu Bauteilbezeichnung ζu
Bogen 90° 1,0 Absperrventil 2,0
Knie 90° 1,3 Rückschlagventil 5,0
Knie 60° 0,8 Kugelhahn 0,0
Knie 45° 0,4 Absperrklappe 0,0
Abzweigung/Ver- Wellrohrkompensator 2,0
einigung 1,0 Heizkörper 2,5
Thermostatventil 6,0 Heizkessel 2,5

Die Druckverlustermittlung in Beispiel 150.6-07 wird für das Heizwassersystem jenes


Gebäudes vorgenommen, für welches bereits eine Heizlastermittlung durchgeführt
wurde. Nach Möglichkeit werden Heizkörper in diesem Beispiel unterhalb von
Fenstern angeordnet.
130 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen

Beispiel 150.6-07: Druckverlustermittlung – Teil 1


Die Druckverlustermittlung wird für das Heizwassersystem jenes Gebäudes vorgenommen, für welches
bereits eine Heizlastermittlung (Beispiel 150.6-01) durchgeführt wurde. Nach Möglichkeit werden Heizkör-
per unterhalb von Fenstern angeordnet.

Installationsplan
Die prinzipielle Anordnung von Heizkörpern, Rohrtrassen und der Heizkesselanlage werden in den
Installationsplänen gut sichtbar, jedoch nicht unbedingt maßstabgerecht dargestellt. Die genauen
Abmessungen der Bauteile sind Zusammenstellungen von Bauteildaten oder einem Leistungsverzeich-
nis zu entnehmen. Die Gebäudepläne und die Norm-Heizlast der zu beheizenden Räume sind in
Beispiel 150.6-01 zusammengestellt. Die Heizkörper und Verteilleitungen wurden für die Druckverluster-
mittlung unverwechselbar gekennzeichnet.

Druckverlustermittlung:

Leitungsanordnung Heiz- Volumenstrom (15K) Heizwasserrohre Geschw. (l=0,022)


Verteilleitung Anschlüsse leistung Anschluss- Verteilleitung DN ~ Länge ~ wT ∆pR
[W] [m3/h] [m3/h] [mm] [m] [m/s] [Pa]

WH119b 1573 0,09 15 0,14


Va01 0,09 15 10,0 0,14 114
WH108 991 0,06 15 0,09
Va02 0,15 15 7,0 0,24 296
WH107 814 0,05 15 0,08
Va03 0,20 15 5,0 0,31 352
WH001 1318 0,08 15 0,13
Va04 0,28 20 8,0 0,25 275
WH106 1355 0,08 15 0,13
Va05 0,36 20 2,0 0,32 113
WH102 548 0,03 15 0,05
Va06 0,39 20 10,0 0,34 636
WH105b 802 0,05 15 0,08
Va07 0,44 20 6,0 0,39 502
WH105a 802 0,05 15 0,08
Va08 0,49 25 10,0 0,28 345

Summe 2663

WH119b 1573 0,09 15 0,14


Vb01 0,09 15 10,0 0,14 114
WH101 656 0,04 15 0,06
Vb02 0,13 15 4,0 0,20 117

Summe 261

Vc01 0,62 32 4,0 0,21 61


WH104 905 0,05 15 0,08
Vc02 0,67 32 2,0 0,23 36
WH103 140 0,01 15 0,02
Vc03 0,68 32 4,0 0,23 73

Summe 170

Summe AH01 11477 Rohrreibungswiderstand im Berechnungsstrang 2833


Druckverlustermittlung 131

Beispiel 150.6-08: Druckverlustermittlung – Teil 2


Strang Anzahl Bauteilbezeichnung Volumen- Heizwasserrohre Geschw. Widerstand
strom DN ζu ~ wT ∆pE
[m3/h] [mm] [m] [m/s] [Pa]
WH119b 1 Heizkörper 0,09 15 2,5 0,14 25
Va01 1 Thermostatventil 0,09 15 6,0 0,14 59
Va01 1 Absperrventil 0,09 15 2,0 0,14 20
Va01 2 Bögen 90° 0,09 15 1,0 0,14 20
Va02 2 Abzweigung/Vereinigung 0,15 15 1,0 0,24 58
Va03 2 Abzweigung/Vereinigung 0,20 15 1,0 0,31 96
Va04 6 Bögen 90° 0,28 20 1,0 0,25 188
Va04 2 Abzweigung/Vereinigung 0,28 20 1,0 0,25 63
Va05 2 Abzweigung/Vereinigung 0,36 20 1,0 0,32 102
Va06 2 Abzweigung/Vereinigung 0,39 20 1,0 0,34 116
Va07 2 Abzweigung/Vereinigung 0,40 20 1,0 0,39 152
Va08 4 Abzweigung/Vereinigung 0,49 25 1,0 0,28 157
Va08 2 Bögen 90° 0,49 25 1,0 0,28 78
Vc01 2 Abzweigung/Vereinigung 0,62 32 1,0 0,21 44
Vc02 2 Abzweigung/Vereinigung 0,67 32 1,0 0,23 53
Vc03 2 Abzweigung/Vereinigung 0,68 32 1,0 0,23 53
Vc03 4 Bögen 90° 0,68 32 1,0 0,23 106
Vc03 1 Heizkessel 0,68 32 2,5 0,23 66
Summe Einzelwiderstände im Berechnungsstrang 1456

Gesamtwiderstand im Berechnungswiderstand 4289

Der Heizwasservolumenstrom wurde für eine Heizwassererwärmung um 15 K ermittelt, damit könnte sich
das Heizwasser bei Nennlast von beispielsweise +75°C auf +60°C abkühlen. Als Gesamtdruckverlust des
Heizwassersystems ergab sich ein Rechenwert von 4289 Pa bzw. ~4,5 kPa oder 0,45 mWS. Für den
Heizwassertransport ist demnach eine Umwälzpumpe auszuwählen, die mindestens folgenden Leistungsda-
ten entspricht:

Heizwasservolumenstrom mindestens: 0,658 m3/h


Förderhöhe mindestens: 4,5 kPa
133

150.7 NACHHALTIGKEIT
Mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde zunächst in der Forstwirtschaft ein Bewirt-
schaftungsprinzip charakterisiert, bei dem nicht mehr Holz geerntet wird, als jeweils
nachwachsen kann. Holz diente nicht nur als universell einsetzbares Baumaterial,
sondern war bis zur industriellen Revolution auch wesentlicher Energieträger. Im
Jahrhundert zwischen 1800 und 1900 setzte in immer rascherem Tempo eine totale
Veränderung aller Lebensbereiche ein, die eine Umwandlung der bisherigen Agrarge-
sellschaft in die Industriegesellschaft unserer Zeit bewirkte.

Abbildung 150.7-01: Marktdurchdringung von Energieträgern

150.7.1 MARKTDURCHDRINGUNG VON ENERGIETRÄGERN

Etwa um das Jahr 1850 sollen weltweit noch mehr als 80% der Energiedienstleistun-
gen durch Verbrennung von Holz („Biomasse“) erbracht worden sein. Später ver-
drängten die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas den ursprünglichen
Energieträger Holz. Industrielle Förderung und Verteilung fossiler Energieträger
ermöglichten bis dahin unvorstellbare Kostenreduktionen und Nachfragesteigerungen
von Energiedienstleistungen. Der Anteil fossiler Energieträger am Einsatz aller
Energieträger stieg weltweit von etwa 20% im Jahr 1850 auf einen Anteil von 88% im
Jahr 2000 bei gleichzeitiger Zunahme des Verbrauches an Energieträgern.

150.7.2 VOLKSWIRTSCHAFTLICH-ÖKOLOGISCHE
BETRACHTUNGSWEISE

Für einen Großteil der von uns genutzten Energieträger stimmen deren Marktpreise
nicht mit volkswirtschaftlich gerechtfertigten Kosten überein. Diese Unstimmigkeit wird
durch die Finanzierung wesentliche Kostenkomponenten dieser Energieträger über
allgemeine Abgaben (z.B. Steuern) ermöglicht. Die mit der Umverteilung externer
Kosten verbundene Verminderung direkter Kosten von Energieträgern stimuliert die
Nachfrage nach Energieträgern. In volkswirtschaftlich-ökologischem Sinne wären in
den direkten Kosten von Energieträgern beispielsweise auch folgende Kostenkompo-
nenten angemessen zu berücksichtigen:
134 Nachhaltigkeit

• Kosten zur Behebung der Folgeschäden von Energietransportunfällen (z.B.


bei Öltankern oder Pipelines),
• Kosten zur Sanierung der Folgeschäden freigesetzter Schadstoffe,
• Forschungsaufwendungen für Nuklearanlagen zur Energieversorgung.
Eine nahe liegende Methode verursachungsgerechter Kostenzuordnung bestünde in
einer Erhöhung direkter Energiekosten um jene Kostenanteile, mit welchen die
Allgemeinheit bisher in Form von Abgaben (für energienutzungsbedingte Versiche-
rungsprämien) belastet wurde. Solange Marktpreise für Energieträger diese externen
Kostenanteile noch nicht enthalten, könnte man sie zumindest für volkswirtschaftlich-
ökologische Überlegungen theoretisch um jene externen Kostenanteile erhöhen, mit
welchen sich verursachungsgerechte Energieträgerkosten ergeben. Überlegenswert
wäre eine Berücksichtigung derartiger „externer Kosten“ mit einem sinnvoll gewählten
externen Kostenfaktor.
Als Ergebnis derartiger volkswirtschaftlich-ökologischer Betrachtungsweisen können
sich für die Parameter von Anlagenkomponenten veränderte optimale Bereiche und
daraus abgeleitete neuartige Anlagenkomponenten, Anlagen und Gebäude ergeben.
Derartige Betrachtungsweisen gelangen dann an ihre Anwendungsgrenzen, wenn
Ausführungsvarianten mit Schädigungen oder Zerstörungen unwiederbringlicher Gü-
ter verbunden sind.

150.7.3 LUFTSCHADSTOFFE

Durch die Art unserer gegenwärtigen Nutzung fossiler und nuklearer Energieträger
werden Luftschadstoffe freigesetzt. Von der österreichischen Bundesregierung wer-
den über die Situation der Luftverschmutzung periodisch Berichte veröffentlicht. Als
Hauptkomponenten der Luftverschmutzung gelten in diesen Berichten:
• SO2 Schwefeldioxid
• NOx Stickstoffoxide
• CO Kohlenmonoxid
• CxHy Kohlenwasserstoffe
• Staub Partikel
• O3 als Leitsubstanz für sekundäre Luftschadstoffe („Oxidantien“)
• Radionuklide.

150.7.4 ZUNEHMENDE STRAHLENBELASTUNG

In Gasen entstehen Ionen, wenn Atome oder Moleküle ein oder mehrere negativ
geladene Elektronen aufnehmen (negative Ionen) oder aus ihrem Elektronenbestand
abgeben (positive Ionen). Die Abspaltung von Elektronen („Ionisation“) erfordert die
Zuführung von „Ionisationsenergie“ zur Überwindung atomarer Bindungskräfte. Ioni-
sation von Gasen wird durch folgende Vorgänge ermöglicht:
• Einstrahlung von ultraviolettem Licht oder Röntgenstrahlen („Photoionisation“),
• Betastrahlung („β-Strahlung“), kennzeichnet eine Strahlung, die bei einer
bestimmten Art des radioaktiven Zerfalls von Radionukliden („Betazerfall“)
auftritt,
• hohe Temperaturen („thermische Ionisation“).
Nach ihrer biologischen Wirkung werden folgende Wellenlängenbereich des ultravio-
letten Lichtes „UV “ unterschieden:
Nebenwirkungen fortschrittlicher Energienutzung 135

• UV-A 400–320 nm fluoreszenzanregend,


• UV-B 320–280 nm erzeugt Hautrötung,
• UV-C < 280 nm bewirkt Sonnenbrand, Bindehautentzündung u.a.
Der größte Teil des von der Sonne emittierten UV-Lichts wird in der Stratosphäre
durch Ozon und Sauerstoff absorbiert, sodass nur Licht im Wellenlängenbereich über
~290 nm die Erdoberfläche erreicht und schädigendes UV-Licht abgehalten wird.
Durch Verringerung der stratosphärischen Ozonschicht gelangt schädigendes UV-
Licht (UV-B) häufiger in die Biosphäre. Folgende Vorgänge bewirken eine Zunahme
von Ionisationsenergie in der irdischen Lufthülle:
• Ozonverluste in der Stratosphäre und das Ozonloch über der Antarktis sind
nach derzeitigem Verständnis ausschließlich auf die anthropogene Emission
von FCKW’s („Fluorchlorkohlenwasserstoffen“) und Halonen („Halogenkoh-
lenwasserstoffen“) zurückzuführen [102].
• Vom 16. Juli 1945, an dem die erste Kernwaffe gezündet wurde, bis zum
10. Oktober 1963, an dem das Atomteststoppabkommen („PTBT-Vertrag“) in
Kraft trat, wurde die irdische Lufthülle besonders schwer mit Radionukliden
belastet [102]. Mit Radionukliden wird die Umwelt auch durch die so
genannte friedliche Kernenergienutzung belastet.

150.7.5 NEBENWIRKUNGEN FORTSCHRITTLICHER


ENERGIENUTZUNG

Mit der zunehmenden Verbrennung fossiler Energieträger sind Nebenwirkungen


verbunden, die in Zusammenhang mit weltweit auftretenden Schädigungen ökologi-
scher Systeme zunehmend Beachtung finden. Auf Konsequenzen unserer vermeint-
lich fortschrittlichen Lebensweise hat eine Gruppe von Wissenschaftlern bereits im
Jahr 1976 mit einem „Bericht des Club of Rome zur materiellen Lage der Menschheit“
öffentlich hingewiesen [37][101]. Die weltweit kontinuierlich zunehmende Oxidation
fossiler Energieträger hat vielfältige Folgen wie beispielsweise:

Erhöhung des Gehaltes an CO2 in der Atmosphäre


Kohlendioxid (CO2) entsteht bei der Verbrennung (Oxidation) fossiler Energieträ-
ger unter Wärmeabgabe. Es kommt dabei unter Wärmeabgabe zu einer Verbin-
dung des Luftsauerstoffes mit dem Kohlenstoff des Energieträgers, wobei Kohlen-
dioxid und Wasserdampf entstehen und an die Umgebung abgegeben werden.
Abbildung 150.7-02: Verbrennungsvorgang

Kohlendioxid absorbiert in der Atmosphäre in ähnlicher Weise wie die Glasabdek-


kung eines Sonnenkollektors nur einen geringen Teil der eingestrahlten Sonnen-
energie, behindert jedoch die langwelligere Wärmerückstrahlung von der Erd-
oberfläche in den Weltraum wie ein Filter und trägt damit zu einer Erwärmung der
Erdatmosphäre bei. Ohne diesen „Treibhauseffekt“ würde die mittlere Temperatur
136 Nachhaltigkeit

auf der Erde tiefer liegen. Für die Entstehung und Erhaltung des irdischen Lebens
ist der Treibhauseffekt demnach von wesentlicher Bedeutung. Bedenklich ist
dagegen der zusätzliche anthropogene Treibhauseffekt, der auf die vom Men-
schen verursachte Zunahme der Spurengase zurückzuführen ist. Wichtigstes
dieser insgesamt 40 bis 50 Gase ist das Kohlendioxid (CO2), das um das Jahr
1750 erst einen Anteil von etwa 280 ppm (parts per million) ausmachte und seit
der Industrialisierung auf einen Anteil von 335 ppm gestiegen ist [102]. Wesentli-
che Ursachen für die steigende Emission von Spurengasen bilden:
• die Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas),
• Abgase aus Industriebetrieben, Verkehr und aus der Landwirtschaft,
• Vernichtung von Wald (vor allem Regenwald) als Folge des starken Wachs-
tums der Weltbevölkerung.
Als Folge des anthropogenen Treibhauseffekts wird eine stärkere Erwärmung der
Erdatmosphäre erwartet.

Erhöhung des Gehaltes an SO2 in der Atmosphäre


Schwefeldioxid (SO2) entsteht bei der Oxidation schwefelhaltiger fossiler Energie-
träger in deren Abgasen. Beim Auflösen von SO2 in Wasser bildet sich die
mittelstarke, zweibasige schweflige Säure (H2SO3), die sich stets mit SO2 in
einem temperaturabhängigen Gleichgewicht befindet. Schwefeldioxid gilt als
Luftschadstoff, weil es die Bildung von saurem Regen, Nebel und Tau ermöglicht,
der auf Pflanzenzellen zerstörend wirkt. Schwefeldioxid gilt neben Stickstoffoxi-
den und Ozon als einer der Hauptverursacher der seit etwa 1975 wahrgenomme-
nen neuartigen Waldschäden [102].

Erhöhung des Gehaltes an NOx in der Atmosphäre


Stickstoffoxide (NOx) sind ebenfalls Produkte der Verbrennung fossiler Energie-
träger, vor allem dann, wenn deren Verbrennung nicht vollständig erfolgt.
Stickstoffoxide werden derzeit weltweit in zunehmendem Ausmaß emittiert.
Verursacht werden Stickoxidemissionen durch den weltweit zunehmenden Stra-
ßen- und Luftverkehr. In der Waldschadensforschung kommt Stickstoffoxiden und
dem Ammoniak (das in Gebieten mit intensiver Tierhaltung verstärkt freigesetzt
wird) aus folgendem Grund besondere Bedeutung zu:
• Der erhöhte Stickstoffeintrag stört das labile symbiotische Gleichgewicht
zwischen Waldbäumen und Pilzen (Mykorrhiza) so, dass die normalerweise
weitgehend von Mykorrhizapilzen übernommene Wasser- und Nährstoffver-
sorgung des Baumes durch das Absterben des Pilzgeflechtes eingeschränkt
wird und der Baum an Wasser- und Nährstoffmangel leidet.
Aufgrund der bereits aufgetretenen Waldschäden ist es dringend geboten,
besonders durch Luftreinhaltung die weitere Ausbreitung des Waldsterbens zu
verhindern [102].

Erhöhung des Gehaltes an CxHy in der Atmosphäre


Als Kohlenwasserstoffe (CxHy) werden chemische Verbindungen bezeichnet, die
nur aus Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) aufgebaut sind. Sie sind Bestandteile
von Erdgas, Erdöl und Steinkohlenteer und spielen als Bestandteile von Kraftstof-
fen, Heizölen, Lösungsmitteln sowie als chemische Rohstoffe (in der Petroche-
mie) eine große Rolle. Mit bis zu vier Kohlenstoff-Atomen sind Kohlenwasserstof-
fe bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck gasförmig. Alle Kohlenwasser-
stoffe lassen sich vollständig zu Kohlendioxid und Wasser verbrennen. Sie
werden hauptsächlich bei unvollständiger Verbrennung (bei Feuerraumtempera-
Grenzen umweltverträglicher Schadstoffbelastungen 137

turen unter ~850°C) freigesetzt, können aber auch durch Verdunstung von
Kraftstoffen in die Atmosphäre gelangen. Manche Kohlenwasserstoff- Verbindun-
gen gelten als Krebs erregend. Durch Stickstoffoxide (NOx) und Ozon (O3)
werden sie zu stark reizenden Stoffen wie beispielsweise zu Peroxyacetylnitrat
(PAN) umgesetzt, das zu den Reizgiften zählt und eine starke pflanzenschädigen-
de Wirkung aufweist.

Erhöhung des Gehaltes an Oxidantien in der Atmosphäre


Als sekundäre Luftschadstoffe wird eine Vielfalt von Luftschadstoffen bezeichnet,
die sich unter Einwirkung ionisierender Strahlung aus Ausgangssubstanzen
(„Ozonvorläuferstoffen“) in der Luft bilden können [106]. Zu diesen Ausgangssub-
stanzen zählen:
• NOx Stickstoffoxide
• CO Kohlenmonoxid
• VOC „volatile organic compounds“ = flüchtige organische Verbindungen
Primäre Luftschadstoffe sind sowohl bei ultraviolettem Licht (Spektralbereich: UV-
B) als auch in unmittelbarer Umgebung radioaktiver Elemente (β-Strahler) ionisie-
render Strahlung ausgesetzt. Die dabei gebildeten Oxidatien („chemisch wirksa-
me Radikale“) schädigen lebende Zellen erheblich und können diese bei entspre-
chender Intensität auch vernichten. Oxidantien können in Pflanzenzellen Funkti-
onsstörungen der Photosynthese herbeiführen, die zur Zerstörung der davon
betroffenen Zellen führen. Als Leitsubstanz und Indikator für die Vielfalt sekundä-
rer Luftschadstoffe wird Ozon (O3) herangezogen. Hinsichtlich der Schädlichkeit
wird zwischen „bodennahem Ozon“ und „stratosphärischem Ozon“ unterschieden.
„Stratosphärisches Ozon“ gilt in Gegensatz zu „bodennahem Ozon“ nicht als
Luftschadstoff, weil Ozon in der Stratosphäre für den ultravioletten Wellenlängen-
bereich der Sonnenstrahlung (UV-B) wie ein Filter wirkt und tiefere Luftschichten
von dieser lebensfeindlichen ionisierenden Strahlung abschirmt.

150.7.6 GRENZEN UMWELTVERTRÄGLICHER


SCHADSTOFFBELASTUNGEN
Abbildung 150.7-03: Energiekonzentration in der Biosphäre
138 Nachhaltigkeit

Oxidantien scheinen das Funktionsprinzip der Photosynthese von Pflanzen radikal zu


zerstören. Pflanzen haben die Möglichkeit, darauf mit Regeneration zu reagieren,
allerdings nur bis zur Erschöpfung ihrer Regenerationsfähigkeit. Die Absorptionsfähig-
keit der Biosphäre für freigesetzte Schadstoffe ist noch weitgehend unerforscht. Mit
weltweiter Schädigung von Pflanzen beschädigt die Menschheit ihre eigenen Lebens-
grundlagen. Luftschadstoffe werden in wenigen Wochen weltweit verfrachtet. Von
ihren Auswirkungen werden ihre Verursacher deshalb kaum unmittelbar betroffen.
Gegenwärtig wird die Belastung der Biosphäre [4] mit Luftschadstoffen durch eine
wohlhabende Minderheit von Erdbewohnern verursacht.

150.7.7 STRAHLUNGSINTENSITÄT DER SONNE

Die Ursache, weshalb die Sonne ununterbrochen Energie in Form elektromagneti-


scher Strahlung an ihre Umgebung verströmt, werden vermutlich auch noch Wissen-
schaftler künftiger Generationen zu ergründen versuchen. Die Wirkung dieser solaren
Strahlung können wir photometrisch als „spezifische Strahlungsleistung“ messen:
Der oberen Rand der irdischen Atmosphäre erhält bei senkrechtem Einfall von
der Sonne eine Strahlungsintensität, die im Jahresverlauf nur um ~3% schwankt
und als „Solarkonstante“ bezeichnet wird.

Solarkonstante = 1,37 kW/m2 ± 3%

Diese Solarkonstante entspricht jener Strahlungsintensität, die sich senkrecht zur


Erdoberfläche ergäbe, wenn die Erde keine Lufthülle hätte. Ein Teil der solaren
Strahlungsenergie wird von Gasen der irdischen Lufthülle absorbiert, und ein anderer
Teil wird seitlich gestreut. Die Intensität der Sonneneinstrahlung erreicht deshalb auf
der Erdoberfläche nie das volle Ausmaß dieser Solarkonstante. Bei sehr klarer Luft
können höchstenfalls etwa ~70% der solaren Strahlungsenergie (1,37 kW/m2·0,7 =
~1 kW/m2) auf Meeresniveau zur Erdoberfläche gelangen [106].

Abbildung 150.7-04: Sonneneinstrahlung


Flächenbezogener Energieträgerverbrauch 139

Im Jahresverlauf erhält jeder Quadratmeter der Erdoberfläche durch Sonneneinstrah-


lung ein erhebliches Energieangebot, dessen regionale Unterschiede der Abbildung
150.7-05 entnommen werden können. In der geografischen Lage Österreichs liegt
das flächenbezogene Angebot von Sonnenenergie demnach bei ~1100 kWh/(m2·a).

Abbildung 150.7-05: Mittlere jährliche Sonneneinstrahlung auf horizontale Flächen [17]

150.7.8 FLÄCHENBEZOGENER ENERGIETRÄGERVERBRAUCH

Wenn man beispielsweise den für Österreich mit ~268 TWh/a statistisch ermittelten
„jährlichen energetischen Endeinsatz für das Jahr 2000“ [103] auf die Fläche
Österreichs (83849 km2) bezieht, dann erhält man folgenden interessanten Kennwert:

flächenbezogener Energieträgerverbrauch = ~3 kWh/(m2·a)

Im Verhältnis zu dem flächenbezogenen Angebot der Sonnenenergie mit


1100 kWh/(m2.a) liegt dieser Wert im Promillebereich. Mit den gegenwärtig verfügba-
ren „naturschonenden Energienutzungsmethoden“ wären folgende flächenbezogene
Kennwerte für gewinnbare Nutzenergie (so genannte „Erntepotenziale“) in Österreich
erreichbar:

Tabelle 150.7-01: Flächenbezogener Endenergieverbrauch


Energienutzungsmethoden [kWh/(m2a)]
Warmwasserbereitung mit Sonnenkollektoren ~380,0
Stromerzeugung mit Solarzellen ~140,0
Vollnutzung des ausbaufähigen Windkraftpotenzials ~2,0
Vollnutzung des ausbaufähigen Wasserkraftpotenzials ~1,0
Vollnutzung der jährlich nachwachsenden Biomasse ~0,6
140 Nachhaltigkeit

150.7.9 PERSONENBEZOGENER
ENERGIETRÄGERVERBRAUCH

Wenn man den für ausgewählte Regionen statistisch ermittelten „jährlichen Primären-
ergieträgerverbrauch“ auf die dort lebenden Personen umlegt [103] [5], dann erhält
man für den personenbezogenen Energieträgerverbrauch (ausgedrückt als Durch-
schnittsleistung in „Kilowattjahren pro Jahr“ [kWa/a] = [kW]) beispielsweise folgende
Werte:

Tabelle 150.7-02: Personenbezogener Energieträgerverbrauch


je Person
Für die Region
[kWa/a]
Nordamerika 11,0
Deutschland 6,0
Österreich 5,0
Weltbevölkerung (globaler Mittelwert) 2,0
mittleres Afrika und Südostasien 0,3

Statistischen Hochrechnungen zufolge liegt derzeit für etwa ~70% der Weltbevölke-
rung der personenbezogener Energieträgerverbrauch unter dem angeführten globa-
len Mittelwert von ~2 kWa/a. Zur Aufrechterhaltung der Ernährung liegt der personen-
bezogene Energieträgerverbrauch in Form von Nahrungsmitteln [102] bei

personenbezogener Nahrungsmittelbedarf = ~0,1 kWa/a

Jeder Mensch beeinflusst seinen Lebensraum – auch dann, wenn er sich dessen
kaum bewusst ist. Baufachleute sind an der Umgestaltung von Lebensräumen in
besonderer Weise beteiligt. Mit dem Wissen um Wirkungszusammenhang und
Energieträgerverbrauch können sie bei der Wahl von Zielen und Methoden unter
angemessener Beachtung regionaler und zeitlicher Dimensionen bewusst mitwirken.
141

QUELLENNACHWEIS
Dipl.-Ing. Dr. Anton PECH – WIEN (A)
Autor und Herausgeber

Dipl.-Ing. Klaus JENS – WIEN (A)


Autor
Bilder: Titelbild, 150.4-08

Dipl.-Ing. Johann HARM – ST. PÖLTEN (A)


Bearbeitung von Kapitel 3: Abgasanlagen

Dipl.-Ing. Dr. Harald KOCH – MÖDLING (A)


Dipl.-Ing. Dr. Christian PÖHN – WIEN (A)
Dipl.-Ing. Dr. Peter J. WEISS – GRAZ (A)
Dipl.-Ing. Dr. Franz ZACH – WIEN (A)
Kritische Durchsicht des Manuskripts

Peter HERZINA – WIEN (A)


Layout, Zeichnungen, Bildformatierungen
Bilder: 150.2-05, 150.2-15 und 16, 150.2-18 und 19, 150.4-04

Fa. York International GmbH. – WIEN (A)


Bilder: 150.4-12 bis 14

Fa. HLK-Heizung, Lüftung, Klimatechnik – KLOSTERNEUBURG (A)


Bilder: 150.2-06 bis 14

Fa. Wagner & Co. Solartechnik GmbH. – CÖLBE (D)


Bilder: 150.2-05

Fa. Biomasse-Verband – WIEN (A)


Bilder: 150.2-01 bis 03

Fa. GEA Happel Klimatechnik GmbH. – HERNE (D)


Bilder: 150.4-01, 150.4-05 und 06, 150.4-09

Fa. Baltimore Aircoil International – HEIST-OP-DEN-BERG (B)


Bilder: 150.4-03

Fa. SL-Technik GmbH – ST. PANTALEON (A)


Bilder: 150.2-04
Energieumwandlung 143

LITERATURVERZEICHNIS
FACHBÜCHER
[1] Callum Coats: Naturenergien verstehen und nutzen. Omega-Verlag, Aachen.
[2] Daniels: Gebäudetechnik.
[3] DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Berlin: Referatensammlung der DIN-Tagung
Brennwerttechnik für die Gas- und Ölheizung – Mainz. Beuth-Verlag, Berlin 1998.
[4] Gabor, Colombo, King, Galli: Das Ende der Verschwendung.
[5] Gerwin: Die Welt-Energieperspektive. Max Planck-Gesellschaft.
[6] Hausladen: Schornsteintechnik – Feuerungsanlagen und Abgassysteme. Oldenburg,
München 1994.
[7] Jannemann: Kompendium Gas-Brennwerttechnik – Grundlagen, Gerätetechnik, Installa-
tion, Praxiserfahrungen. Vulkan Verlag, Essen 1996.
[8] Kirschmer O.: Reibungsverluste in geraden Rohrleitungen. MAN-Forschungsheft 1951.
[9] Pech, Kolbitsch: Baukonstruktionen Band 5: Decken. Springer, Wien 2005.
[10] Pech, Pöhn: Baukonstruktionen Band 1: Bauphysik. Springer, Wien 2004.
[11] Pech, Pommer: Baukonstruktionen Band 14: Fußböden. Springer, Wien.
[12] Pech, Pommer, Zeininger: Baukonstruktionen Band 11: Fenster. Springer, Wien 2005.
[13] Petersen: Stahlbau – Grundlagen der Berechnung und baulichen Ausbildung von
Stahlbauten. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1988.
[14] Pohlenz: Der schadenfreie Hochbau – Teil 3: Wärmeschutz, Tauwasserschutz, Schall-
schutz. Rudolf Müller, Köln 1995.
[15] Pohlmann, Walther: Taschenbuch der Kältetechnik. Müller, Karlsruhe.
[16] Recknagel, Sprenger, Schramek: Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik 2000.
[17] Stork: Das private E-Werk. VTL Verlag, Hirschau 1987.

VERÖFFENTLICHUNGEN – FACHARTIKEL
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[19] Stadtplanung Wien MA 18: Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung und Stadtge-
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[21] Bauordnung für Vorarlberg. Bregenz 2001.
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[24] Burgenländisches Baugesetz. Eisenstadt 1997.
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feuchteunempfindlichen Hausschornsteinen. Berlin 10/89.
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[31] Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW): Richtlinie G 1 –
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[35] VDI 2078: Berechnung der Kühllast klimatisierter Räume (VDI-Kühllastregeln). 1996-07.
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[38] BGBl. II Nr. 446/2002: Flüssiggasverordnung. 2002-12-10.
[39] DIN 1343: Referenzzustand, Normzustand, Normvolumen, Begriffe und Werte. Deut-
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[40] DIN 40719-11: Schaltungsunterlagen – Zeitablaufdiagramme, Schaltfolgediagramme.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1978-08.
[41] DIN V 4108-4: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 4. Deutsches
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[42] ÖNORM B 5037: Normkennzeichnung von Steinzeugrohren und Formstücken gemäß
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[43] ÖNORM B 5184: Kanalrohre und Formstücke aus PVC-hart (Polyvinylchlorid) – Maße
und technische Lieferbedingungen. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1997-10-
01.
[44] ÖNORM B 8200: Rauch- und Abgasfänge – Benennungen mit Definitionen. Österreichi-
sches Normungsinstitut, Wien 1999-09-01.
[45] ÖNORM B 8211: Rauch- und Abgasfänge – Abgasführung von gebläseunterstützten
atmosphärischen Gas-Feuerungsstätten. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2001-
01-01.
[46] ÖNORM B 8215: Rauch- und Abgasfänge – Dreischalige Fänge mit Innenrohr-Formstück
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stitut, Wien 2001-09-01.
[47] ÖNORM B 8250: Rauch- und Abgasfänge – Reinigungsverschlüsse für Regelfänge.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-10-01.
[48] ÖNORM B 8251: Schornsteine – Reinigungsverschlüsse für höhere Anforderungen –
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[49] ÖNORM C 1109: Flüssige Brennstoffe – Heizöl extra leicht – Gasöl zu Heizzwecken –
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[50] ÖNORM EN 295-1: Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwas-
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Wien 1997-11-01.
[51] ÖNORM EN 295-2: Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwas-
serleitungen und -kanäle – Teil 2: Güteüberwachung und Probenahme. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 1992-09-01.
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Wien 1999-07-01.
[53] ÖNORM EN 378-1: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 1. Österreichisches Nor-
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[54] ÖNORM EN 378-2: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 2. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 2003-11-01.
[55] ÖNORM EN 378-3: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 3. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 2004-03-01.
Literaturverzeichnis 145

[56] ÖNORM EN 378-4: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 4. Österreichisches Nor-


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[57] ÖNORM EN 563: Sicherheit von Maschinen – Temperaturen berührbarer Oberflächen –
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Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1995-01-01.
[58] ÖNORM EN 1329-1: Kunststoff-Rohrleitungssysteme zum Ableiten von Abwasser (niedri-
ger und hoher Temperatur) innerhalb der Gebäudestruktur - Weichmacherfreies Polyvi-
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[59] ÖNORM EN 1443: Abgasanlagen – Allgemeine Anforderungen. Österreichisches Nor-
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[60] ÖNORM EN 1455-1: Kunststoff-Rohrleitungssysteme zum Ableiten von Abwasser (niedri-
ger und hoher Temperatur) innerhalb der Gebäudestruktur – Acrylnitril-Butadien-Styrol
(ABS) – Teil 1: Anforderungen an Rohre, Formstücke und das Rohrleitungssystem.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-01-01.
[61] ÖNORM EN 1457: Abgasanlagen – Keramik-Innenrohre – Anforderungen und Prüfungen
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[62] ÖNORM EN 1519-1: Kunststoff-Rohrleitungssysteme zum Ableiten von Abwasser (niedri-
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Anforderungen an Rohre, Formstücke und das Rohrleitungssystem. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 2000-01-01.
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[64] ÖNORM EN 1856-1: Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen – Teil 1:
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[65] ÖNORM EN 1856-2: Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen – Teil 2:
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Normungsinstitut, Wien 2003-10-01.
[67] ÖNORM EN 1858: Abgasanlagen – Bauteile – Betonformblöcke. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 2003-10-01.
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Wien 2003-12-01.
[71] ÖNORM EN 13084-1: Freistehende Schornsteine – Teil 1: Allgemeine Anforderungen.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-11-01.
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[73] ÖNORM EN 13384-2: Abgasanlagen – Wärme- und strömungstechnische Berechnungs-
verfahren – Teil 2: Abgasanlagen mit mehreren Feuerstätten. Österreichisches Nor-
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[74] ÖNORM EN 13465: Lüftung von Gebäuden. Österreichisches Normungsinstitut, Wien
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[75] ÖNORM EN 13501-1: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brand-
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[76] ÖNORM EN 13501-2: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brand-
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146 Literaturverzeichnis

[77] ÖNORM EN 13502: Abgasanlagen – Anforderungen und Prüfverfahren für Keramik-


Aufsätze. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2003-02-01.
[78] ÖNORM prEN 13779: Lüftung von Gebäuden – Leistungsanforderungen für raumluft-
technische Anlagen. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-01-01.
[79] ÖNORM EN ISO 7730: Gemäßigtes Umgebungsklima – Ermittlung des PMV und des
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[80] ÖNORM EN ISO 12569: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung des
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[81] ÖNORM ENV 1991-1: Eurocode 1 – Grundlagen der Tragwerksplanung und Einwirkun-
gen auf Tragwerke – Teil 1: Grundlagen der Tragwerksplanung. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 1996-01-01.
[82] ÖNORM ENV 1991-2-4: Eurocode 1 – Grundlagen der Tragwerksplanung und Einwirkun-
gen auf Tragwerke – Teil 2-4: Grundlagen der Tragwerke – Windlasten. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 1997-05-01.
[83] ÖNORM H 5021: Haustechnische Anlagen – Symbole für wärmetechnische Anlagen.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1990-08-01.
[84] ÖNORM H 5024-1: Haustechnische Anlagen – Grafische Symbole für Messen, Steuern,
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[85] ÖNORM H 5050: Energiekennzahl; Definition, Berechnung, Anwendung. Österreichi-
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[86] ÖNORM H 5142: Haustechnische Anlagen – Hydraulische Schaltungen für Heizungsan-
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[87] ÖNORM H 5152: Brennwert-Feuerungsanlagen – Planungsrichtlinien. Österreichisches
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[88] ÖNORM H 6000-3: Lüftungstechnische Anlagen – Grundregeln. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 1989-01-01.
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Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-11-01.
[90] ÖNORM M 7323/A1: Aufstellung ortsfester Druckbehälter zum Lagern von Gasen
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[91] ÖNORM M 7600-2: Lüftungstechnische Anlagen – Grundregeln, Sinnbilder, Kennbuch-
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[92] ÖNORM M 7611: Lüftungstechnische Anlagen – Größen, Einheiten und Bezeichnungen.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1982-03-01.
[93] ÖNORM M 7770: Kälteanlagen und Wärmepumpen mit brennbaren Kältemitteln der
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Wien 1997-10-01.

PROSPEKTE
[94] Die Meidinger Scheibe – der Rauchfangaufsatz?: Der Rauchfangkehrer, Heft 10. 1999.
[95] Fa. HLK-Heizung, Lüftung, Klimatechnik. Klosterneuburg (A).
[96] Maurer Söhne GmbH. & Co. KG: Freistehende Stahlschornsteine. München (D).
[97] Schiedel Kaminwerke: Planungsorder – Kamin- und Lüftungstechnik. Nussbach (A).
2003.
[98] Wien Energie GmbH. Wien (A).
[99] Wilo AG. Dortmund (D).
[100] York International GesmbH. Wien (A).

INTERNET
[101] Aachener Stiftung: http://www.aachener-stiftung.de/assets/pdf/forum_1_meadows.pdf.
[102] Bibliographisches Institut & F. A.: http://www.shop.bartime.de/-der-brockhaus-in-text-und-
bild-2004-1-cd-rom-macosx-das.408288.341171929X.html. Brockhaus AG.
Literaturverzeichnis 147

[103] Energiebericht 2003 der Österreichischen Bundesregierung: http://www.statistik.at/jahr-


buch/pdf/k22.pdf.
[104] Energieverwertungsagentur – E.V.A – Öl-Brennwert-Technologie: http://www.eva.ac.at.
Wien 2003-10.
[105] Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie Güssing: http://www.bnet.at/ezfeeg.
[106] Informationsangebot der GABO Gesellschaft für Informations- und Dokumentations
Management mbH Erlangen: http://www.elke-hartleib.de/atmosphaere.htm#KWs%20und
%20CO. Dresden.
[107] Informationsstelle Edelstahl Rostfrei: Merkblatt 867 – Edelstahl Rostfrei in der Gebäude-
technik – Abgasanlagen: http://www.edelstahl-rostfrei.de. Düsseldorf.
[108] Informationsstelle Edelstahl Rostfrei: Merkblatt 870 – Industrieschornsteine aus Edelstahl
Rostfrei: http://www.edelstahl-rostfrei.de. Düsseldorf.
[109] Verordnungen des Magistrats der Stadt Wien über die Zulassung von Rauch- und
Abgasfängen: http://www.magWien.gv.at. Wien.
149

SACHVERZEICHNIS

Abgasabführung 55, 57 Dehnungsausgleicher 91


Abgasanlage 31, 32, 33, 39, 46, 47, 58 Dreiwegventil 93
Abgase 33, 34, 45, 46, 60 Druckausdehnungsgefäß 96
Abgasfang 19, 21, 31 Druckdifferenz 13
Abgasleitung 31, 52 Druckdifferenzregelventil 92
Abgasstutzen 21 Druckklasse 33
Abgastemperatur 21, 34, 45, 52, 60 Druckminderventil 92
Abgasventilator 19, 21 Druckverlust 13, 129
Absorber 69 Druckverlustermittlung 125
Absorptions-Kälteanlage 68, 70 Durchlassfaktor 123, 124
Absperrklappe 91 Durchlassgrad 24
Ammoniak 68, 70
Anfahrkühllast 119 Einrohrsystem 88
Anlagenbezeichnungssystem 105 Einzelwiderstand 13, 129
Anlagennutzungsdauer 66 Eisbildung 24
Antriebsleistung 66, 68 Elektrische Begleitheizung 88
Ausbrennversuch 35 Elektrische Heizpatrone 23
Ausdehnungsanlage 76, 96, 97 Elektroheizung 22
Außenlufterhitzer 72 Emissionsgrad 7
Außentemperaturverlauf 119 Endenergie 15
Äußere Kühllast 121 Endenergieeinsatz 16
Austreiber 68, 69 Energieaufkommen 15
Energiebedarf 6
Baustoffliste 58, 59 Energieernte 25
Bauteilheizung 99 Energienutzung 135
Bauteilkühlung 102, 103 Energieträger 15, 16, 22, 133
Belüftungsventil 91 Energieträgerverbrauch 15, 139, 140
Behaglichkeit 15 Entlüftungsventil 91
Beleuchtungswärme 120 Erdreichkollektor 72, 103
Berechnungsmonat 118 Erdwärme 24
Berechnungsstrang 125 Erdwärmekollektor 23
Berechnungstageszeit 119 Erneuerbare Energieträger 15
Beschattungseinrichtung 122 Explosionsschutzzone 20
Besteigeinrichtung 61
Betriebskosten 105
Fan-coil 99, 101
Betriebstemperatur 10, 11
Fang 31
Biomasse 16
Fangaufsatz 40, 41
Bivaltenter Heizbetrieb 24
Fanghöhe 41, 49
Bodenkonvektor 98
Fangmauerwerk 34, 40
Brandschutz 34
Fangmündung 37, 40, 48
Brandschutzzone 20
Fangoberfläche 36
Brennstofflagerraum 108
Fangquerschnitt 36
Brennstofflagerung 18
Fangsohle 37
Brennwertfeuerungsanlage 53
FCKW-Kältemittel 66
Brennwertgerät 19
Fensterklimagerät 72, 73
Brennwertkessel 21, 53, 54
Fernwärme 21
Brennwerttechnik 19, 21
Fernwärme-Übergabestation 22
Butan 19, 66
Fernwärme-Umformerraum 109
Buten 19
Fernwärmeleitung 109
Clothing units 12 Feuerraumtemperatur 17, 20
Feuerungsanlage 16
Deckenheizung 100 Feuerwiderstand 36
Deckenstrahlplatte 100 Flächenheizung 99
150 Sachverzeichnis

Flüssiggas 19 Kältemaschine 110


Flüssiggasanlage 19, 20 Kältemaschinenraum 110
Flüssiggasbehälter 20 Kältemittel 65, 66
Förderhöhe 95 Kältemittelkompressor 72
Förderstrom 95 Kältemittelkondensator 72, 73
Fossile Energieträger 15 Kältemittelleitung 74
Freistehender Schornstein 59, 63 Kälteträger 67, 87
Frequenzumrichter 96 Kälteverbraucher 87
Frostschutzmittel 23, 25, 72, 76, 88, 103 Kälteversorgungsanlage 65
Fußbodenheizung 99 Kaltwasser 87
Kaminofen 17
Gastherme 19 Kennzeichnung 33, 58, 59
Gebäude-Anfahrkühllast 119 Keramik-Innenrohr 48
Gebäude-Kühllast 119 Keramikformblock 47
Gebäude-Nennkühllast 119 Klassifizierung 32
Gebäudenutzungsdauer 16, 105 Kohlenmonoxid 16
Gesamtdruck 13 Kohlenstoffhydrat 16
Geschwindigkeit 13 Kohlenwasserstoff 16
Glashauseffekt 25 Kompressions-Kälteanlage 66, 67
Glykol-Rückkühler 75, 76 Kondensatablauf 52
Grundlastkühlung 102 Kondensatbehälter 21
Kondensatbildung 31
Hackschnitzellagerung 18 Kondensationswärme 65, 66, 68, 76
Hausanschlussleitung 108 Kondensatleitung 53
Heizkesselanlage 20, 108 Kondensator 67
Heizkonvektor 98 Kondensatsammelgefäß 19
Heizkörper 97 Kondensatschale 37
Heizkörperventil 87 Konvektion 20, 97
Heizlast 111, 112 Konvektoranordnung 98
Heizlastberechnung 9, 112 Körperschallübertragung 110
Heizlastspitze 24, 25 Körpertemperatur 11
Heizleistung 6, 112 Kugelhahn 90, 91
Heizöl 18 Kühlbalken 102
Heizraum 21 Kühldecke 101, 102
Heizwasser 87 Kühler 67
Heizwasser-Pufferspeicher 25 Kühlgerät 101
Heizwasserrohr 87 Kühllast 111, 118, 120
Heizwassersystem 25 Kühllastberechnung 118
Heizwasserverteiler 108 Kühllastverlauf 119
Heizwert 16 Kühlleistung 117
Hinterlüftung 49, 52 Kühlturm 78
Hohlraumdeckenheizung 100 Kühlwasser 77, 88, 103
Holzpellets 17 Kühlwasserkreislauf 77
Hydraulisches System 105, 125 Kühlwasserleitung 110
Kunststoffrohr 89, 90
Immissionsschutz 37 Kupferrohr 89
Innere Kühllast 120
Installationsschacht 108, 111 Lamellendeckenheizung 100
Installationstrasse 108, 111 Leistungsziffer 23, 24, 66, 71, 72, 87
Leitungszubehör 90
Jahresenergiebedarf 26 Lithiumbromid 68, 70
Jahreskältebedarf 118 Lötfittings 89
Luft-Abgas-Schacht 55
Kältedämmung 87 Luft-Abgas-System 31, 43, 54, 55
Kälteerzeugung 65 Luftgekühlter Kältemittelverflüssiger 111
Kältekreislauf 65 Luftgekühlter Kondensator 68
Kälteleistung 68 Luftgeschwindigkeit 12
Sachverzeichnis 151

Luftschadstoff 134 Raumlufttemperatur 12


Luftströmungsgeschwindigkeit 8 Raumluftunabhängige Gasfeuerstätte 57
Regelfänge 36, 42
Mantelformstein 34 Reibungswiderstand 13
Mehrschaliges Fangsystem 47 Reibungszahl 13
Meidinger Scheibe 40 Reinigungsöffnung 41
Membranausdehnungsgefäß 96 Rohrdeckenheizung 100
Metall-Abgasanlage 50 Rohrleitungsschema 105
Metallfang 49 Rohrleitungssystem 129
Mittlere Strahlungstemperatur 12 Rohrnetzkennlinie 95
Multi-Split-Anlage 74 Rohrreibungswiderstand 87, 128
Rückkühlanlage 76, 88, 110, 111
Nachhaltigkeit 133
Rücklauf 87, 88
Naturzugkühlturm 78 Rücklauftemperatur 20
Nennkühllast 119 Rückschlagarmatur 93
Nennweite 128
Rückschlagklappe 94
Neutralisation 54 Rußbrandbeständigkeit 35
Niedertemperatur-Heizungssystem 72
Niedertemperaturheizung 90
Saisonwärmespeicher 25
Niedrigenergiehaus 25 Sammler 94
Normalstrom 22 Saurer Regen 19, 21
Notkamin 42
Säuretaupunkt 44
Notrauchfang 42 Schadstoffarme Verbrennung 20
Nuklearer Energieträger 15 Scheitholzkessel 18
Nutzenergie 6
Schmutzfänger 94
Nutzenergieeinsatz 15 Schornstein 31, 34, 60
Schwachlastzeit 22, 23
Oberflächentemperatur 51
Offener Kamin 17 Schwingungsdämpfer 92
Operative Temperatur 12 Scruton-Wendel 62, 63
Scruton-Zahl 62
Ozon 137
Ozonschicht 66, 135 Sekundär-Heizwassersystem 22
Sekundäre Energieträger 15, 17
Passivhaus 26 Sekundärer Luftschadstoff 137
Pellets 15, 17, 18 Sicherheitstemperaturbegrenzer 52
Peltier-Element 71 Sicherheitsventil 94
Peltier-Kälteanlage 70 Solaranlage 25
Peltierblock 70 Solarenergienutzung 24
pH-Wert 54 Solarhaus 26
Planungsvorgabe 105 Solarkonstante 138
Plattenheizkörper 97 Solarwärmeangebot 25, 26
Präzisionsstahlrohr 89 Sonderfang 42
Pressfittings 89 Sonneneinstrahlung 25, 138
Primär-Heizwasser 21 Sonnenenergienutzung 25
Primär-Heizwassersystem 22 Sonnenkollektor 24, 25
Primäre Energieträger 15 Speicherfähige Masse 25, 26, 123, 124
Primäre Luftschadstoff 137 Speicherfaktor 123, 124
Propan 19, 66 Speichermasse 124
Propen 19 Speicherwirksame Masse 26
Pumpe 95 Spezifische Verdampfungswärme 10
Pumpendruck 125 Spezifische Wärmekapazität 9, 87, 88
Pumpenförderhöhe 125 Split-Geräte 73
Pumpenkennlinie 95 Stahlrohr 89
Putzöffnung 37 Stahlschornstein 62, 64
Standsicherheit 34, 37, 47, 61
Radiator 97 Statischer Druck 13
Rauchfang 31, 34 Staudruck 13
Rauchfanganschluss 42 Stickoxide 16
152 Sachverzeichnis

Stille Kühlung 101, 102 Volumenstrom 10, 125


Strahlplattenheizung 100 Vorlauf 87, 88
Strahlung 20 Vorlauftemperatur 20, 67
Strahlungsdurchlässigkeit 24
Strahlungsenergie 24 Wandgerät 19
Strahlungsheizkörper 97 Wandheizung 100
Strahlungsintensität 138 Wärmeabgabe 6
Strahlungsleistung 7 Wärmeabgabephänomen 11
Strahlungswärme 123 Wärmedämmung 9, 45, 47, 49, 87
Strahlungswärmezufuhr 122 Wärmedurchgang 9
Strahlungswert 122 Wärmedurchgangskoeffizient 9
Strömungstechnik 13 Wärmedurchlasswiderstand 45, 46
Wärmeerzeuger 55
Taupunkttemperatur 33, 34, 44 Wärmefluss 112
Technikraum 87, 107, 108 Wärmekonvektion 7, 10, 11
Temperaturbedingung 43 Wärmeleistung 10, 66, 68
Temperaturempfindung 11 Wärmeleitfähigkeit 8
Temperaturklasse 33 Wärmeleitung 7, 8, 9, 11
Temperaturspreizung 87, 88 Wärmepumpe 23, 71, 72, 88
Treibhauseffekt 66, 135 Wärmequelle 72
Trombe-Wand 26 Wärmespeicherung 9
Umformerstation 109 Wärmestrahlung 7, 11, 25, 97
Umluftkühler 72 Wärmestrom 117
Wärmeträger 10, 20, 21, 23, 25, 68, 74, 76,
Umwälzpumpe 95, 96
88, 125
Ventilatorkonvektor 99, 101 Wärmeübergang 8, 9
Verbrennungsluft 108 Wärmeübergangskoeffizient 8
Verbrennungsluftmenge 16 Wärmeübertragung 7
Verbrennungsluftsammler 54 Wärmeverbraucher 20, 21
Verbrennungsluftversorgung 16 Wärmeversorgungsanlage 15
Verbrennungsluftzuführung 56 Wärmeversorgungssystem 25
Verdampfer 68, 69 Wärmezufuhr 121
Verdampfungswärme 10, 19, 21, 65, 66, 76 Wasserdampftaupunkt 44
Verdichter 65 Wasserumwälzpumpe 87
Verdunstung 10, 76 Wasserverdunstung 7, 10
Verdunstungsrückkühler 76, 77, 78 Widerstandsbeiwert 13, 129
Verflüssiger 69 Wintergarten 26
Verlustfreie Strömung 13 Wirkungsgrad 15, 95
Versottung 34, 40
Verteiler 94 Zweirohrsystem 89

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