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Baukonstruktionen
Band 15
Herausgegeben von
Anton Pech
III
Anton Pech
Klaus Jens
Der Abdruck der zitierten ÖNORMen erfolgt mit Genehmigung des Österreichischen
Normungsinstitutes, Heinestraße 38, 1020 Wien.
Benutzungshinweis: ON Österreichisches Normungsinstitut, Heinestraße 38, 1020 Wien,
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© 2005 Springer-Verlag/Wien
Printed in Austria
ISSN 1614-1288
ISBN 3-211-21501-8 SpringerWienNewYork
V
Band 2: Tragwerke
Band 3: Gründungen
Band 4: Wände
Band 5: Decken
Band 6: Keller
Band 7: Dachstühle
Band 8: Steildach
Band 9: Flachdach
INHALTSVERZEICHNIS
150.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
150.1.1 Thermische Behaglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
150.1.2 Energieumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
150.1.2.1 Wärmestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
150.1.2.2 Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
150.1.2.3 Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
150.1.2.4 Wärmedurchgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
150.1.2.5 Wärmespeicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
150.1.2.6 Wärmekonvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
150.1.2.7 Wasserverdunstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
150.1.3 Temperaturempfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
150.1.4 Strömungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
150.2 Wärmeversorgungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
150.2.1 Energieträger und Energienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
150.2.2 Feuerungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
150.2.2.1 Verfeuerung von Biomasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
150.2.2.2 Pellets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
150.2.2.3 Verfeuerung von Heizöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
150.2.2.4 Verfeuerung von Erdgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
150.2.2.5 Verfeuerung von Flüssiggas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
150.2.3 Heizkesselanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
150.2.4 Fernwärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
150.2.5 Elektroheizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
150.2.6 Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
150.2.7 Aktive Solarenergienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
150.2.8 Passive Sonnenenergienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
150.3 Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
150.3.1 Klassifizierung und Kennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
150.3.2 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
150.3.2.1 Standsicherheit und Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . 34
150.3.2.2 Fangquerschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
150.3.2.3 Fangsohle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
150.3.2.4 Fangmündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
150.3.2.5 Fangaufsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
150.3.2.6 Reinigungsöffnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
150.3.2.7 Notrauchfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
150.3.3 Dimensionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
150.3.3.1 Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
150.3.3.2 Wärmedurchlasswiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
150.3.4 Ausführungsarten Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
150.3.4.1 Einschalige Fangsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ¤6
150.3.4.2 Mehrschalige Fangsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
150.3.4.3 Feuchtigkeitsunempfindliche Fangsysteme . . . . . . 48
150.3.4.4 Metallfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
150.3.4.5 Abgasleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
150.3.4.6 Luft-Abgas-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
150.3.4.7 Sonderformen der Abgasabführung . . . . . . . . . . . . 55
150.3.5 Konformitäts- und Übereinstimmungsnachweise . . . . . . . . . . 57
X Inhaltsverzeichnis
Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
1
150.1 GRUNDLAGEN
Die technische Gebäudeausrüstung betrifft alle technischen Anlagen, Einrichtungen
und Installationen in Gebäuden, die dem Wohlbefinden von Menschen dienen. Im
Gegensatz zu Fachbereichen, die sich mit der Gestaltung von Gebäudehüllen
befassen, handelt es sich bei der technischen Gebäudeausrüstung um eine verhält-
nismäßig junge Disziplin mit einer Vielfalt unterschiedlicher Themenbereiche. Ihre
mitunter stürmische Entwicklung hat dazu beigetragen, dass sich innerhalb nur eines
Jahrhunderts der Anteil der technischen Gebäudeausrüstung an den Gesamtbauko-
sten eines Gebäudes von etwa 10 bis 15% auf 30 bis 55% erhöht hat.
Abbildung 150.1-01: Themenbereiche der technischen Gebäudeausrüstung
Mit der Gestaltung von Gebäudehüllen werden Innenräume von der Umgebung
abgegrenzt, wobei Raumanordnung, Standfestigkeit, Witterungsbeständigkeit, Bau-
teilbeschaffenheit und optischer Eindruck von besonderer Bedeutung sind. Bei der
Gestaltung von Anlagen, Geräten und Installationen der technischen Gebäudeausrü-
stung stehen deren Funktionen im Mittelpunkt des Interesses von Bauherren,
Projektanten und Nutzern, wobei deren optische Wahrnehmung kaum erwünscht ist.
In den Grundlagen zur technischen Gebäudeausrüstung wird zum Teil auf den
bauphysikalischen Ansätzen des ersten Bandes („Bauphysik“) der Fachbuchreihe
„Baukonstruktionen“ aufgebaut.
„Thermische Behaglichkeit“ ist nur eines von mehreren Phänomenen, die „menschli-
ches Wohlbefinden“ beeinflussen können. In Gegensatz zu anderen Behaglichkeits-
phänomenen wie beispielsweise der jeweiligen „psychischen Verfassung“ oder der
„sozialen Situation“, die sich messtechnisch kaum erfassen lassen, kann man dem
Empfinden der „thermischen Behaglichkeit“ folgende physiologisch wirksame Ein-
flussgrößen zuordnen und dafür Messwerte ermitteln.
• Raumlufttemperatur
• Temperatur der Raumumschließungsflächen
• Raumluftfeuchtigkeit
• Lufterneuerungsrate
• Reinheitsgrad der Raumluft.
2 Grundlagen
Professor P.O. Fanger (TU Lyngby/Dänemark) hat für derartige Einflussgrößen eine
Bewertungsskala eingeführt und Versuchspersonen aufgefordert, diesen Einflussgrö-
ßen für jeweils physikalisch definierte Umgebungsbedingungen nach ihrem subjekti-
ven „Behaglichkeitsempfinden“ Wertungen zwischen: –3,0 und +3,0 zuzuordnen.
Beispielsweise war dabei „thermische Behaglichkeit“ folgendermaßen zu bewerten:
+3 +2 +1 0 –1 –2 –3
zu warm warm etwas warm neutral etwas kühl kühl kalt
(150.1-01)
150.1.2 ENERGIEUMWANDLUNG
Die Vielfalt der Erscheinungsformen von Energie kommt auch in der Wahlmöglichkeit
dieser Großbuchstaben zum Ausdruck. Als gesetzliche Einheit für Energie wurde
nach dem internationalen Einheitensystem („SI-System“) das „Joule“ festgelegt.
(150.1-02)
James Prescott Joule hat um 1850 die Wandelbarkeit von Wärme in Arbeit und Arbeit
in Wärme als speziellen Fall der Energieerhaltung experimentell dargelegt. Julius
Robert Mayer berechnete 1842 erstmals das mechanische Äquivalent der Wärme.
Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz formulierte unabhängig von Mayer und
Joule das Prinzip von der Erhaltung der Energie („Über die Erhaltung der Kraft“,
1847). Wenn Energie – in einem „geschlossenen Weltsystem“ – erhalten bleibt, dann
können wir Energie gar nicht verbrauchen, auch wenn über „Energieverbrauch“ viel
gesprochen und geschrieben wird. Verbrauchen kann man Energieträger. Diese sind
ein Handelsgut und lassen sich in „Nutzenergie“ umwandeln. Der Energieinhalt eines
Energieträgers bleibt bei jeder Art von Umwandlung in veränderter Form erhalten.
Energieträger (wie z.B.: Holz, Kohle, Mineralöl und Erdgas) sind in Verbrennungsvor-
gängen mit verhältnismäßig einfachem technischem Aufwand zu „Energiedienstlei-
stungen“ transformierbar. Unter der „Primärenergie“ wird dabei der Energieinhalt
ursprünglicher (noch nicht aufbereiteter) Energieträger verstanden.
gers dann frei wird, wenn das im Abgas enthaltene Wasser nicht dampfförmig,
sondern in flüssiger Form als „Kondensat“ vorliegt. Bei Kenntnis der Masse m und des
Brennwerts H0 eines Energieträgers lässt sich dessen Energieinhalt E (bzw. die darin
enthaltene Primärenergie) errechnen:
(150.1-03)
E Energie [kWh]
m Masse [kg]
Ho Brennwert [kWh/kg]
Bei Brennstoffen, die Wasserstoff enthalten, entsteht als eines der Verbrennungspro-
dukte Wasserdampf. Wenn dieser Wasserdampf ungenutzt mit dem Abgas an die
Umgebung abgeführt wird, dann verbleibt als nutzbare Wärmemenge eines Energie-
trägers nur mehr sein Heizwert Hu, der dem um die Verdampfungswärme verminder-
ten Brennwert entspricht:
(150.1-04)
Hu Heizwert [kWh/kg]
Ho Brennwert [kWh/kg]
r Verdampfungswärme [kWh/kg]
Mit „Leistung“ bezeichnet man die auf einen Zeitraum bezogene Energie. Wenn man
sich eine „Energiemenge“ wie die Wassermenge in einem Behälter vorstellt, die man
aufbewahren oder auslaufen lassen kann, dann entspräche dem Leistungsbegriff ein
Wassermassenstrom, der sich in Litern je Zeiteinheit messen lässt.
Als Formelzeichen und physikalische Größe wird Leistung mit dem Großbuchstaben
„P “ gekennzeichnet. Als gesetzliche Einheit für Leistung wurde nach dem internatio-
nalen Einheitensystem („SI-System“) das „Watt “ festgelegt.
(150.1-05)
Der Zusammenhang von Energie und Leistung wird in technischer Schreibweise mit
Gleichung (150.1-06) beschrieben:
(150.1-06)
P Leistung [kW]
E Energie [kWh]
t Zeit [h]
Zur Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge benötigt auch ein Mensch Energie, die er
in Form von Nahrungsmitteln (Energieträger = „Biomasse“ mit Hu ~4,3 kWh/kg) zu sich
nimmt. Die jährlich erforderliche Nahrungsmittelmenge (bzw. der „Energieträgerver-
brauch“) eines erwachsenen Mensch liegt bei etwa 235 kg/a und entspricht einem
„Energieinhalt“ von etwa 1.000 kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr). Bei Division des
Energieinhaltes der jährlich erforderlichen Nahrungsmittelmenge einer erwachsenen
Person (~1000 kWh/a) durch den Betrachtungszeitraum eines Jahres (8766 h/a =
Stunden pro Jahr) ergibt sich in physikalischem Sinne eine „Durchschnittsleistung“
von etwa 110 W, die von Physiologen als „Grundumsatz“ bezeichnet wird.
6 Grundlagen
In technischer Schreibweise lässt sich daher Gleichung (150.1-06) auch mit dem
Grundumsatz und dem Energiebedarf ausdrücken (150.1-07) und für eine erwachse-
ne Person unter Ansatz obiger Annahmen der Grundumsatz ermitteln.
(150.1-07)
Bei schwerer körperlicher Arbeit – wie beispielsweise bei Spitzensport – kann die
körperliche Leistung kurzfristig Werte bis zu 700 W annehmen. Die durch Oxidation
von Nahrungsmitteln im menschlichen Körper transformierte „Nutzenergie“ wird im
Rahmen physikalischer Gesetzmäßigkeiten letztlich in Form von Wärme wieder an
die Umgebung abgegeben. Für Klimatechniker ist die Beachtung von Energieflüssen
eine wesentliche Planungsgrundlage. Die von Personen abgegebene Wärme trägt
auch als Heizleistung zur Erwärmung von Aufenthaltsräumen bei.
Abbildung 150.1-02: Wärmeübertragungsphänomene
Energieumwandlung 7
150.1.2.1 WÄRMESTRAHLUNG
Wärmestrahlung (Infrarotstrahlung) wird von festen Körpern, Flüssigkeiten und auch
von einigen Gasen „emittiert“ (abgegeben) und „absorbiert“ (aufgenommen). Wärme-
strahlung besteht aus elektromagnetischen Wellen im Wellenlängenbereich von λQ =
0,8 bis 800 µm (1 Mikrometer = 1 µm = 10–6 m= 0,001 mm). Die Physiker Stefan und
Boltzmann veröffentlichten im Jahr 1884 eine theoretische Begründung dafür, dass
die von einem „schwarzen Körper“ abgegebene (und als „Emission“ bezeichnete)
Strahlungsleistung der vierten Potenz seiner absoluten Temperatur proportional sein
muss.
(150.1-08)
P Emission [W]
A Oberfläche [m2]
σ Proportionaliätsfaktor [W/(m2K4)] = const.
Θ absolute Temperatur [K]
(150.1-09)
P Emission [W]
A Oberfläche [m2]
ε Emissionsgrad [–]
σ Stefan-Boltzmann-Konstante [W/(m2K4)] = 5,67·10–8
Θ absolute Temperatur [K]
Glas ist für die kurzwellige Lichtstrahlung (λQ = 0,4 bis 0,8 µm) wesentlich durchlässi-
ger als für die langwellige Wärmestrahlung (λQ = 0,8 bis 800 µm).
8 Grundlagen
150.1.2.2 WÄRMEÜBERGANG
Die Verhältnisse beim Wärmeübergang von festen Körpern auf flüssige oder gasför-
mige Medien lassen sich mit folgender Gleichung beschreiben:
(150.1-10)
P Übertragungsleistung [W]
A Fläche [m2]
αK Wärmeübergangskoeffizient [W/(m2K)]
Θ1 Temperatur an Körperoberfläche [°C]
Θ2 Temperatur des Mediums [°C]
(150.1-11)
αK Wärmeübergangskoeffizient [W/(m2K)]
w Luftgeschwindigkeit [°C]
150.1.2.3 WÄRMELEITUNG
Die Wärmeleitung durch Schichten fester, flüssiger und gasförmiger Körper lässt sich
mit Gleichung (150.1-12) beschreiben:
(150.1-12)
Die Wärmeleitfähigkeit λ von Materialien ist sowohl von deren Struktur als auch von
deren Dichte, Temperatur, Feuchtigkeit und Druck abhängig. Im Anwendungsbereich
der technischen Gebäudeausrüstung kann mit folgenden Mittelwerten [16] gerechnet
werden:
Tabelle 150.1-06: Wärmeleitfähigkeiten [16]
Wärmeleitfähigkeit λ [W/(mK)]
Stoff
von bis
Metalle 10,000 458,000
Steine 1,500 3,500
Baustoffe 0,200 3,500
Dämmstoffe 0,030 0,110
Flüssigkeiten 0,130 0,680
Gase 0,010 0,200
Luft (bei 0°C) 0,024 0,024
Energieumwandlung 9
150.1.2.4 WÄRMEDURCHGANG
Der Wärmedurchgang durch einen von Luft umgebenen Körper erfordert zunächst
einen Wärmeübergang von der Luft auf die eine Körperseite, sodann eine Wärmelei-
tung durch den Körper und schließlich abermals einen Wärmeübergang von der
anderen Körperseite an Luft.
(150.1-13)
P Durchgangsleistung [W]
U Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m2K)]
A Fläche [m2]
∆Θ Temperaturdifferenz Schichtgrenzen [K]
(150.1-14)
U Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m2K)]
αi Wärmeübergangskoeffizeint innen [W/(m2K)]
s Schichtdicken [m]
λ Wärmeleitfähigkeiten [W/(mK)]
αa Wärmeübergangskoeffizient außen [W/(m2K)]
Unter dem Begriff Wärmedämmung werden alle jene Maßnahmen verstanden, die
einer Verminderung des Wärmestromes durch Hüllflächen dienen.
150.1.2.5 WÄRMESPEICHERUNG
Das Wärmespeichervermögen von Stoffen verändert sich mit der Temperatur des
Stoffes und mit dem Umgebungsdruck. Die spezifische Wärmekapazität wird mit cP
gekennzeichnet und entspricht jener Wärmemenge, die zur Erwärmung der Masse
von 1 kg eines Stoffes um 1 K erforderlich ist (1 K = 1 Kelvin = Temperaturdifferenz
von 1°C). Für ausgewählte Bau- und Dämmstoffe sind in nachfolgender Tabelle einige
Rechenwerte [41] zusammengestellt:
Tabelle 150.1-07: Wärmekapazitäten
Dichte ρ Wärmekapazität cp
Stoff [kg/m3] [Wh/(kgK)]
Holzwerkstoffe ~ 0,9 ~ 2,100
Wasser 1,0 1,163
Bau- und Dämmstoffe 1,000
Aluminium 2,7 0,942
Stahl 7,8 0,400
Luft ~ 1,2 0,279
(150.1-15)
∆Q Änderung Wärmeinhalt [Wh]
m Masse [kg]
cp Wärmekapazität [Wh/(kgK)]
∆Θ Temperaturdifferenz [K]
Feste, flüssige oder gasförmige Stoffe erfüllen die Funktion von „Wärmeträgern“ bzw.
„Energieträgern“ wenn man sie wegen ihres Wärmeinhaltes transportiert.
150.1.2.6 WÄRMEKONVEKTION
Wird ein Stoff um eine Temperaturdifferenz erwärmt oder gekühlt, dann kann man mit
dem Volumenstrom V in [ m3/h ] des betreffenden Stoffes folgende Wärmeleistung
übertragen:
(150.1-16)
P Wärmeleistung [W]
V Volumenstrom [m3/h]
ρ Dichte [kg/m3]
cp Wärmekapazität [Wh/(kgK)]
∆Θ Temperaturdifferenz [K]
150.1.2.7 WASSERVERDUNSTUNG
Wasser muss man erfahrungsgemäß Wärme zuführen, wenn man es vom flüssigen in
den dampf- bzw. gasförmigen Zustand überführen will. Die Siedetemperatur ist dabei
vom Umgebungsdruck abhängig, sie nimmt mit steigendem Umgebungsdruck zu. Die
für die Verdampfung von 1 [kg] Wasser erforderliche spezifische Verdampfungswärme
r wurde in Versuchen ermittelt und entspricht temperaturabhängig den Rechenwerten
der Tabelle 150.1-08.
Tabelle 150.1-08: Spezifische Verdampfungswärme
Temperatur Druck spezifische Verdampfungswärme „r“
[°C] [bar] [kWh/kg] [kJ/kg]
180 10,000 0,559 2014
144 4,000 0,593 2133
100 1,013 0,627 2257
40 0,074 0,669 2407
20 0,023 0,682 2454
0 0,006 0,695 2502
(150.1-17)
P Wärmeleistung [W]
x Massenstrom [kg/h]
r spezifische Verdampfungswärme [Wh/kg]
enger Toleranzbreite von ± 0,5 K. Diese Körpertemperatur ist sowohl in kalter als
auch in warmer Umgebung aufrechtzuerhalten – unabhängig davon, ob wir uns
ausruhen oder körperlich anstrengen. Wenn es dem Körper nicht mehr gelingt, die
„Körperkerntemperatur“ im Toleranzbereich dieser „Betriebstemperatur“ zu halten,
dann kommt es zu „Funktionsstörungen“, die je nach Intensität und Dauer zu
Beschwerden, Krankheit oder Tod führen können. Die mit den Nahrungsmitteln
aufgenommene Energie dient vielfältigen Lebensfunktionen und wird letztlich in
Wärme transformiert. Um Übererwärmung des Körpers zu vermeiden, muss vom
Körper diese Wärme unter Einhaltung der „Betriebstemperatur“ von +37°C im
Rahmen physikalischer Gesetzmäßigkeiten an die Umgebung abgeführt werden. Mit
den Phänomenen „Wärmeleitung“, „Wärmekonvektion“ und „Wärmestrahlung“ lässt
sich Wärme nur dann an die Umgebung übertragen, wenn die Körperoberflächentem-
peratur über der Umgebungstemperatur liegt. Bei Umgebungstemperaturen über
etwa +34°C versagen diese Methoden, und es verbleibt zur Aufrechterhaltung des
körperlichen Wärmehaushaltes nur noch die Möglichkeit, Wärme durch Verdunstung
von Schweiß an die Umgebung abzugeben. Vermutlich werden jene Umgebungsbe-
dingungen als behaglich empfunden, bei welchen es für den Ausgleich des körperli-
chen Wärmehaushaltes keiner besonderen Anstrengungen bedarf.
Abbildung 150.1-03: Wärmeabgabephänomene
150.1.3 TEMPERATUREMPFINDUNG
Der Wärmeaustausch des menschlichen Körpers durch Strahlung hängt von der
Temperatur der umgebenden Bereiche ab, während der Wärmeaustausch durch
Konvektion von der Lufttemperatur und der Luftgeschwindigkeit abhängig ist. Zur
Beurteilung thermischer Behaglichkeit bei bestimmter Bekleidung und bestimmter
Aktivität werden folgende Temperaturarten unterschieden [78]:
12 Grundlagen
Raumlufttemperatur Θa
Die Raumlufttemperatur kann korrekt nur mit einem strahlungsgeschützten
Thermometer gemessen werden (z.B. im Luftstrom innerhalb eines Rohres,
dessen Oberfläche die Lufttemperatur angenommen hat).
Mittlere Strahlungstemperatur Θr
Die mittlere Strahlungstemperatur wird aus den Oberflächentemperaturen der
Raumumschließungsflächen in Zusammenhang mit dem betrachteten Bereich im
Raum ermittelt.
Operative Temperatur Θo
Als operative Temperatur im betrachteten Raumbereich wird der Mittelwert aus
Raumlufttemperatur Θa und Strahlungstemperatur Θr der Raumumschließungs-
flächen bezeichnet.
Abbildung 150.1-04: Richtwerte zur operativen Temperatur [88]
Die Bekleidungsart hat erheblichen Einfluss auf die Temperaturempfindung von Perso-
nen. Zur Kennzeichnung des Wärmedurchlasswiderstandes der Bekleidung „Rclo“ hat
sich die Einheit „clothing units“ durchgesetzt. Die Einheit: 1 clo = 0,155 m2K/W ent-
spricht der Wärmedämmung einer normalen Bekleidung. Es gelten dafür folgende
Richtwerte:
Tabelle 150.1-09: Clothing units
Bekleidungsart clothing units [clo]
unbekleidet 0,0
leichte Sommerkleidung 0,5
mittlere Kleidung 1,0
warme Kleidung 1,5
150.1.4 STRÖMUNGSTECHNIK
Die Lehre von der Bewegung flüssiger und gasförmiger Stoffe wurde von dem
schweizerischen Physiker, Mathematiker und Mediziner Daniel Bernoulli (*1700,
†1782) begründet, der als Professor in St. Petersburg und Basel wirkte. Nach ihm
wurde eine der wesentlichen strömungstechnischen Grundgleichungen benannt, die
den Energieerhaltungssatz in folgender Form zum Ausdruck bringt:
„In einer ‚verlustfreien Strömung‘ kann Geschwindigkeitsenergie in Druckenergie und
Druckenergie in Geschwindigkeitsenergie umgewandelt werden. Die Summe des
statischen Druckes p und des Staudruckes (ρ/2 · w2) ist an allen Stellen einer
‚verlustfreien Strömung‘ konstant.“
Durch Messung von Gesamtdruck pges und statischem Druck ps lässt sich nach dieser
Gleichung die Geschwindigkeit w einer „verlustfreien Strömung“ ermitteln.
(150.1-18)
(150.1-19)
Die Reibungszahl λR lässt sich bei Kenntnis des Rohrdurchmessers sowie von
Geschwindigkeit, Dichte und Zähigkeit des Mediums berechnen [16]. Es ist deshalb
nicht erforderlich, dafür empirische Formeln zu verwenden [2]. Der Druckabfall, der
durch Einzelwiderstände wie Umlenkungen, Querschnittsveränderungen, Leitungs-
einbauten usw. entsteht, ist auf Wirbel, Strömungsablösungen oder Sekundärströ-
mungen zurückzuführen. Er wird unter Bezug auf den Staudruck der strömenden
Flüssigkeit wie folgt abgeschätzt:
(150.1-20)
ζR Widerstandsbeiwert [–]
Der Widerstandsbeiwert ζ wird durch Versuche bestimmt und kann bei verschiedenen
Rohr- bzw. Luftleitungseinbauten in weiten Grenzen schwanken. Rechenwerte für Wi-
derstandsbeiwerte entnimmt man zweckmäßigerweise der aktuellen Fachliteratur [8].
Der gesamte Druckverlust setzt sich aus dem Druckverlust durch Wandreibung und dem
Druckverlust durch Umlenkungen, Querschnittsveränderungen etc. zusammen [16].
15
150.2 WÄRMEVERSORGUNGSANLAGEN
Wärmeversorgungsanlagen ermöglichen in der kalten Jahreszeit die Beheizung von
Aufenthaltsräumen und tragen dazu bei, Umgebungsbedingungen dem menschlichen
Bedürfnis nach wärmephysiologischer Behaglichkeit anzugleichen. Die zunehmende
Einsicht, dass die derzeit vorherrschenden Methoden der Energienutzung Umwelt-
schäden herbeiführen – und nur für begrenzte Zeit beibehalten werden können – hat
dazu beigetragen, dass dem sparsamen Umgang mit Energieträgern sowie sinnvoller
Energienutzung große Bedeutung beigemessen wird. Ein erheblicher Teil des Ener-
gieträgerverbrauches wird derzeit in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der
Schweiz für Raumheizung aufgewendet. Der Entwicklungsstand im Bauwesen dieser
Länder ist daher auch dadurch gekennzeichnet, dass zur Verringerung des Energie-
trägerverbrauches zahlreiche, teils langfristig wirksame Maßnahmen zum Einsatz
kommen, die sowohl den baulichen als auch den gebäudetechnischen Bereich
betreffen.
150.2.2 FEUERUNGSANLAGEN
150.2.2.2 PELLETS
Holz wird zunehmend als „sekundärer Energieträger“ in Form von „Holzpellets“
vertrieben. Diese bestehen aus getrocknetem Restholz (Sägespäne, Hobelspäne),
die ohne Zugabe chemischer Bindemittel unter hohem Druck in Form genormter
zylindrischer Röllchen hergestellt werden [89]. Ihr Energieinhalt liegt im Bereich von
4,7 bis 4,9 kWh/kg und ermöglicht die automatische Beschickung von Holzfeuerungs-
anlagen beliebiger Größe.
18 Wärmeversorgungsanlagen
Wenn eine automatische Beschickung der Feuerungsanlage mit Holz nicht unbedingt
erforderlich ist, kann man in Heizungskesseln mit Verbrennungsluftregelung auch
Scheitholz schadstoffarm verfeuern.
Brennwerttechnik
Technisch sind Abgastemperaturen erreichbar, die nur um ~15 K über der
Rücklauftemperatur des Heizsystems liegen. Bei einer Rücklauftemperatur am
Kesselaustritt von +45°C wäre demnach eine Abgastemperatur von +60°C
erreichbar. Bei dieser tiefen Rücklauftemperatur kondensiert der Wasserdampf-
anteil des Abgases bereits weitgehend, wobei dessen Verdampfungswärme
(~11% des Wärmeinhaltes von Heizöl) frei wird und zusätzlich zur Heizwasserer-
wärmung genutzt werden kann. „Saurerer Regen“ entsteht bei Brennwerttechnik
schon im Heizungskessel und im Abgasfang und könnte dort bereits eine
unheilvolle Wirkung entfalten, wenn man dieser nicht beispielsweise mit folgen-
den technischen Maßnahmen begegnet:
• Einsatz korrosionsbeständiger Heizflächen im Kessel,
• Anordnung von Kondensatsammelgefäßen an Heizkessel und Abgasfang,
• Einsatz korrosionsbeständiger Materialien für den Abgasfang.
Wegen der verhältnismäßig tiefen Abgastemperaturen von Brennwertkesselanla-
gen wird der Einsatz von Abgasventilatoren erforderlich.
Die Leitung und Verteilung von Erdgas erfolgt über Rohrleitungsnetze, die von
privaten oder kommunalen Unternehmen betrieben werden. Für den Anschluss eines
Bauobjektes an eine leitungsgebundene Gasversorgung sprechen folgende Umstän-
de:
• Entfall von Brennstofflagerräumen,
• kostengünstiger Transport des Energieträgers,
• Freizügigkeit in der Anordnung von Heizzentralen (z.B. im Dachbereich),
• einfache Verrechnungsmöglichkeit, auch mit kleinen Verrechnungseinheiten.
Explosionsschutzzonen
Im Umkreis von Behälterarmaturen und Verdichtern von Flüssiggasanlagen oder
um Lüftungsöffnungen von Räumen, in denen durch geringfügige Leckagen
explosionsfähige Flüssiggas-Luft-Gemische auftreten können, sind Explosions-
schutzzonen anzuordnen. Wenn unbefugtes Betreten der Explosionsschutzzone
nicht anders verhindert werden kann, ist die Schutzzone in geeigneter Form wie
z.B. durch eine mindestens 1,50 m hohe Maschendrahtumzäunung mit versperr-
barer Zugangsöffnung zu sichern. Durch Explosionsschutzzonen dürfen dem-
nach auch keine Verkehrswege führen.
Brandschutzzonen
Um Flüssiggasbehälter sind Brandschutzzonen anzuordnen, in welchen sich
keine Brandlasten befinden dürfen, die im Brandfall zu einer Gefahr bringenden
Erwärmung der Flüssiggasbehälter führen können. Es dürfen dort auch keine
brandfördernden, selbst entzündliche oder explosionsgefährliche Stoffe gelagert
oder angeordnet werden. Flüssiggasbehälter müssen darüber hinaus gegen
Gefahr bringende Erwärmung geschützt sein. Die Bemessung der Explosions-
und Brandschutzzonen ist in Österreich gesetzlich geregelt. Ihr Ausmaß kann
durch bauliche Gegebenheiten eingeschränkt werden [37][90]. Die kleinsten
Schutzzonen sind für Unterflurtanks erforderlich, die ungünstigsten Verhältnisse
ergeben sich für halb eingegrabene Kugeltanks.
150.2.3 HEIZKESSELANLAGEN
Öfen bestehen aus ummantelten Feuerräumen, die durch Konvektion und Strahlung
Wärme an ihre Umgebung abgeben können. Heizkesselanlagen dienen der Erwär-
mung eines flüssigen „Wärmeträgers“, der einen Wärmetransport zwischen dem als
Wärmeversorgungsanlage dienenden Heizkessel und entfernt davon angeordneten
Wärmeverbrauchern ermöglicht.
Abbildung 150.2-07: Heizkesselanlage
In den meisten Fällen kommt als Wärmeträger normales Wasser („Heizwasser“) zum
Einsatz. Es wird im Heizkessel auf eine Vorlauftemperatur erwärmt, mit Umwälzpum-
pen über Rohrleitungen zu den Wärmeverbrauchern gefördert, in diesen auf eine
Rücklauftemperatur abgekühlt und von dort über Rohrleitungen wieder dem Heizkes-
sel zugeführt. Eine schadstoffarme Verbrennung wird durch hohe Feuerraumtempera-
turen um ~ +800°C und ausreichende Verweilzeiten des Brennstoffes im Feuerraum-
bereich begünstigt. Nach Abschluss des Oxidationsprozesses werden die Abgase
Fernwärme 21
150.2.4 FERNWÄRME
Bei dieser Beheizungsform wird Wärme zentral in einem Fernheizwerk oder Kraftwerk
erzeugt, um Wärmeverbraucher in der Ferne mit Wärme zu versorgen. Dabei kommt in
den meisten Fällen ebenfalls normales Wasser als Wärmeträger („Primär-
Heizwasser “) zum Einsatz. Es wird in geschlossenen Kreisläufen mit Heizwasserpum-
pen über Rohrleitungssysteme zu den Verbrauchern und wieder zurück zum Fernheiz-
werk gepumpt. Aus wirtschaftlichen Erwägungen werden dafür manchmal Heizwas-
serdrücke bis zu 6 bar und Primär-Heizwasservorlauftemperaturen bis zu +160°C
gewählt. Bei den Wärmeverbrauchern sind Fernwärme-Übergabestationen angeord-
net, in welchen der Heizwasservolumenstrom für die betreffenden Fernwärmean-
22 Wärmeversorgungsanlagen
schlüsse begrenzt und die übergebene Wärmemenge gezählt werden kann. In den
Wärmeversorgungsanlagen der Fernwärmeabnehmer wird das Primär-Heizwassersy-
stem mit Wärmetauschern vom Sekundär-Heizwassersystem des angeschlossenen
Gebäudes hydraulisch getrennt. Diese Trennung erfolgt aus folgenden Gründen:
• Primär- und Sekundär-Heizwasserkreisläufe sollen mit unterschiedlichen
Systemdrücken betrieben werden können.
• Gebrechen im hydraulischen System des Sekundär-Heizwasserkreislaufes
eines der zahlreichen Fernwärme-Abnehmer sollen sich nicht auf die Funkti-
on des Primär-Heizwasserkreislaufes und damit auch nicht auf alle sonstigen
Fernwärme-Abnehmer auswirken.
• Gebrechen im hydraulischen System des Primär-Heizwasserkreislaufes sol-
len sich in ungünstigen Fällen nur bis in den Bereich der Fernwärme-
Übergabestationen, nicht jedoch auf die hydraulischen Systeme der Sekun-
där-Heizwasserkreisläufe von Fernwärme-Abnehmern auswirken.
Die Fernwärme-Übergabestationen sind nach Möglichkeit so zu gestalten, dass sie
Mitarbeitern des Fernwärmeversorgungsunternehmens über allgemein zugängliche
Verkehrsflächen jederzeit zugänglich sind. Der Wartungsbedarf von Fernwärme-
Übergabestationen ist gering.
Abbildung 150.2-08: Fernwärmeanschluss
150.2.5 ELEKTROHEIZUNG
150.2.6 WÄRMEPUMPE
Bei geeigneter Bauweise kann man dabei einen flüssigen Wärmeträger auf Tempera-
turen (bis ca. +90°C) erwärmen und einem Wärmeversorgungssystem zuführen. Um
zu vermeiden, dass die in Sonnenkollektoren zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit im
Winter einfriert, wird ihr ein Frostschutzmittel beigefügt (üblicherweise 30% Äthylen-
glycol). Die Wirkungsgrade h von Solarkollektoren liegen derzeit bei etwa ~35%, das
bedeutet, dass bei maximaler Sonneneinstrahlung von ~1000 W/m2 eine Leistung von
~350 W/m2 an ein Heizwassersystem abgegeben werden kann. Die auf eine horizon-
tale Fläche jährlich eingestrahlte Sonnenenergie liegt am Standort Wien bei ungefähr
~1100 kWh/m2a. Mit Sonnenkollektoren wäre an diesem Standort demnach eine
jährliche „Energieernte“ von 380 kWh/m2a möglich. Bedauerlicherweise decken sich
die Zeiten von hohem Solarenergieangebot weder im Tagesverlauf noch im Jahres-
verlauf mit den Zeiten hohen Heizwärmebedarfes.
Abbildung 150.2-12: Solaranlage zur Heizwassererwärmung
150.3 ABGASANLAGEN
Abgasanlagen haben die Aufgabe, die Abgase der angeschlossenen Feuerstätten
sicher über Dach ins Freie abzuleiten. Der Begriff „Abgasanlage“ umfasst gemäß
ÖNORM EN 1443 [59] alle Arten der Abgasführung, wie z.B. für Betrieb mit Unter-
druck, mit Überdruck und/oder für Betrieb mit Kondensatbildung. Abgasanlagen
bestehen aus unterschiedlichen Bauteilen (z.B. Innenrohr, Wärmedämmung, Umman-
telung), die entweder unter Verwendung kompatibler Bauteile zusammengesetzt
werden, die von einem Hersteller bezogen und bestimmt werden („System-Abgasan-
lage“) oder die unter Verwendung einer Kombination kompatibler Bauteile auf der
Baustelle montiert oder eingebaut werden, die von einem oder verschiedenen
Herstellern bezogen werden können („Montage-Abgasanlage“).
Je nach Ausführung und Anwendung wird der senkrechte Abschnitt einer Abgasanla-
ge auch als Schornstein, Fang, Abgasleitung oder Luft-Abgas-System bezeichnet.
In den österreichischen Bauordnungen und Normen wird als Bezeichnung für den
senkrechten Abschnitt einer Abgasanlage üblicherweise der Begriff „Fang“ verwendet.
Dieser ist in ÖNORM B 8200 [44] definiert. Im Sinne dieser Norm erfüllt ein
„Rauchfang“ oder „Abgasfang“ bereits alle Anforderungen, während eine Abgasanla-
ge gemäß ÖNORM EN 1443 [59] gegebenenfalls einer zusätzlichen Ummantelung
und/oder Verkleidung bedarf.
Rauchfang: Fang, in welchen ausschließlich Abgase von Feuerstätten für feste oder
flüssige Brennstoffe einer Wohn- oder Betriebseinheit eines Geschoßes eingelei-
tet werden können.
• Feuerwiderstand
– für die Wirkrichtung von innen nach außen bei üblicher Betriebsweise
und Abstand zu brennbaren Baustoffen,
– für die Wirkrichtung von außen nach außen,
• Frost-Tauwasserbeständigkeit,
• Brandverhalten bei Kunststoffleitungen.
Beispiel 150.3-01: Kennzeichnung einer Abgasanlage nach ÖNORM EN 1443 [59]
Abgasanlagen müssen so bemessen und ausgeführt werden, dass sie die Abgase
wirksam und gefahrlos über das Dach ins Freie ableiten, standsicher, betriebsdicht
und gegen Beanspruchungen durch Abgase und Verbrennungsprodukte widerstands-
fähig sind, Wärmedehnungen nicht behindern, keine Brandgefahr darstellen und
gereinigt und überprüft werden können. Bei Abgasanlagen, in denen die Abgase
betriebsbedingt unter deren Taupunkttemperaturen abgekühlt werden (z.B. Abgasan-
34 Abgasanlagen
(150.3-01)
∆p Auftrieb [Pa]
ρa Dichte der kalten Außenluft [kg/m3]
ρj Dichte der warmen Abgase im Schornstein [kg/m3]
H wirksame Schornsteinhöhe [m]
Die Abgase kühlen auf ihrem Weg von der Feuerstätte über das Verbindungsstück
und den Schornstein bzw. Rauchfang ab. Die Abkühlung der Abgase im Schornstein
hängt im Wesentlichen von folgenden Kriterien ab: der Wärmedämmung des Schorn-
steines, der Schornsteinhöhe, der inneren Schornsteinoberfläche (Querschnitt) und
der Strömungsgeschwindigkeit des Abgases.
Die Anforderungen sind in ÖNORM EN 1443 [59] und den einschlägigen Produktnor-
men geregelt:
• Rußbrandbeständigkeit:
Die Prüfung auf Rußbrandbeständigkeit („Ausbrennversuch“) erfolgt mit einer
Prüftemperatur von 1000°C, die 30 Minuten lang gehalten wird. Die Anstiegs-
rate der Prüftemperatur wird so reguliert, dass innerhalb von zehn Minuten
die 1000°C erreicht werden. Die Temperaturen der Prüfanordnung sind so
36 Abgasanlagen
lange aufzuzeichnen, bis sie ihren Höchstwert erreicht haben. Dabei darf die
Temperatur von in der Nähe der Abgasanlage befindlichen brennbaren
Baustoffen, bei einem angegebenen Abstand in mm und bezogen auf eine
Umgebungstemperatur von 20°C, höchstens 100°C erreichen.
• Feuerwiderstand für die Wirkrichtung von innen nach außen:
Die Prüfung des Feuerwiderstandes für die Wirkrichtung von innen nach
außen erfolgt unter üblicher Betriebsweise. Dabei darf die Temperatur von in
der Nähe der Abgasanlage befindlichen brennbaren Baustoffen, bei einem
angegebenen Abstand in mm und bezogen auf eine Umgebungstemperatur
von 20°C, höchstens 85°C erreichen.
• Feuerwiderstand für die Wirkrichtung von außen nach außen:
Die Prüfung des Feuerwiderstandes für die Wirkrichtung von außen nach
außen (z.B. bei einem Brandüberschlag zwischen zwei Geschoßen) hat nach
den entsprechenden Prüfnormen für Schächte und Leitungen zu erfolgen.
150.3.2.2 FANGQUERSCHNITTE
Der Fangquerschnitt kann eine quadratische, rechteckige, ovale oder kreisrunde
Form haben. Für rechteckige Querschnitte ist ein Seitenverhältnis von 1:1,5 einzuhal-
ten. Das gilt sinngemäß auch für ovale Querschnitte, die beispielsweise bei der
Querschnittsanpassung von gemauerten Fängen mit rechteckigem Querschnitt ver-
wendet werden.
Die Querschnittsform hat Einfluss auf den Fangzug, indem kreisrunde Querschnitte
geringere Strömungswiderstände haben als rechteckige. Der kreisrunde Querschnitt
weist auch ein günstigeres Verhältnis der inneren Oberfläche (Abkühlfläche) zur
Querschnittsfläche auf. Bezogen auf den kreisrunden Querschnitt beträgt das Verhält-
nis zum quadratischen und rechteckigen Querschnitt 1 : 1,128 : 1,152. Bei gleicher
Querschnittsfläche besitzt ein quadratischer Querschnitt eine um ca. 13% größere
innere Fangoberfläche (Auskühlfläche) als ein kreisrunder Querschnitt.
In den Bauordnungen sind zum Teil Mindestquerschnitte festgelegt. Nach der
Niederösterreichischen Bautechnikverordnung (NÖ BTV 1997) [30] beispielsweise
müssen Regelfänge für den Anschluss von Feuerstätten für feste Brennstoffe einen
Querschnitt von mindestens 14/14 cm oder Ø 14 cm haben, für flüssige Brennstoffe
mindestens Ø 12 cm und für gasförmige mindestens Ø 10 cm.
Tabelle 150.3-01: Einteilung von Rauch- und Abgasfängen nach dem Fangquerschnitt
ÖNORM B 8200 [44]
enger Fang ≤ 300 cm2
mittlerer Fang > 300 bis 2000 cm2
weiter Fang > 2000 bis 3000 cm2
überweiter Fang > 3000 bis 5000 cm2
Fang für Großfeuerstätten > 5000 cm2
Rauch- und Abgasfänge müssen in ihrer ganzen Höhe einen nach Form und Fläche
gleich bleibenden lichten Querschnitt mit materialbezogenen glatten Innenflächen
aufweisen. Geringfügige Querschnittsverengungen im Mündungsbereich (z.B. durch
Aufsätze, nachträgliche Hochführungen) sind zulässig. Ziehungen sind bis zu einer
maximalen Abweichung von 15° (Wien) bzw. bis 30° (z.B. Burgenland, Niederöster-
reich, Kärnten, Tirol) von der Lotrechten zulässig, soweit systembedingt die Funktion
dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Allgemeine Anforderungen 37
150.3.2.3 FANGSOHLE
Abgasanlagen sind auf einem tragfähigen Unterbau aus nichtbrennbaren Baustoffen
aufzusetzen, der unter allen beim Betrieb auftretenden Temperaturen formbeständig
bleibt und nicht schmilzt. In Gebäuden sind feuer- und/oder rußbrandbeständige
Abgasanlagen entweder unmittelbar auf dem Baugrund zu fundieren oder auf einem
feuerbeständigen Unterbau aus nichtbrennbaren Baustoffen zu errichten.
Bei Wohngebäuden werden Rauch- und Abgasfänge zumeist bis in den Keller
geführt. Das hat den Vorteil, dass die Fangsohle mit der unteren Reinigungsöffnung
(Putzöffnung) nicht in einem Wohngeschoß zu liegen kommt.
150.3.2.4 FANGMÜNDUNG
Bei der Anordnung und Lage der Mündung von Abgasanlagen und der Ausbildung
des Fangkopfes sind im Wesentlichen folgende Belange zu berücksichtigen:
• Druckverhältnisse an der Mündung und deren Auswirkungen auf die Zugver-
hältnisse des Fanges,
• Ausbreitung der Abgase im Freien, Immissionsauswirkungen auf umliegende
Gebäude,
• Standsicherheit des Fangkopfes,
• Witterungsschutz.
Die günstigste Anordnung der Fangmündung über Dach ist im Firstbereich gegeben.
Dies hat nicht nur bautechnische, sondern auch funktionelle Vorteile. Hier sind die
Zugverhältnisse am gleichmäßigsten, störende Einflüsse auf die Nachbarschaft in der
Regel nicht zu erwarten und die statischen Anforderungen und die Abkühlflächen
aufgrund der geringen notwendigen Fangkopfhöhen relativ gering. Liegt die Fang-
mündung vom First zu weit entfernt und ist sie nicht ausreichend hoch, so kann dies
zu Zugstörungen und zu Belästigungen auf der windabgekehrten Seite des Gebäudes
führen. Dies gilt insbesondere auch bei zu geringen Fangkopfhöhen bei Flachdächern
[6].
Die Mindestabstände zu Dachflächen und die Mindesthöhen über First bei durch den
First geführten Fängen sind in den Bauordnungen festgelegt. Aus Gründen des
Immissionsschutzes sind zumeist auch Mindesthöhen zu umliegenden Fenstern von
Aufenthaltsräumen einzuhalten. Empfohlene Maße für die Lage von Mündungen von
Abgasanlagen enthält ÖNORM EN 12391-1 [69]. Dabei wird unterschieden zwischen
Mündungen von Unterdruck- und Überdruck-Abgasanlagen und bei den Unterdruck-
Abgasanlagen zwischen den Brennstoffen Festbrennstoff, Öl und Gas.
38 Abgasanlagen
Tabelle 150.3-02: Empfohlene Maße und Lage von Mündungen von Abgasanlagen
ÖNORM EN 12391-1 [69]
empfohlene Maße für die Lage der Mündung für
Lage der Mündung Festbrennstoffe Öl Gas Überdruck
[m] [m] [m] [m]
Beispiel 150.3-02: Mindesthöhen für Mündungen von Rauch- und Abgasfängen nach der
Bauordnung für Wien [22]
§ 114. (4) Ausmündungen von Rauchfängen müssen von der Dachhaut desselben Gebäudes
mindestens 1 m entfernt sein. Bei Dachneigungen von 30° und mehr genügt bei durch den
First geführten Rauchfängen (Rauchfanggruppen) eine Höhe von 50 cm über dem First. Die
Ausmündung von Rauchfängen muss weiters um 3 m höher als der Fenstersturz nahe
gelegener Aufenthaltsräume im selben Gebäude oder in anderen Gebäuden auf derselben
Liegenschaft oder auf einer angrenzenden oder jenseits einer Verkehrsfläche direkt gegen-
überliegenden Liegenschaft sein. Aufenthaltsräume gelten nur dann als nahe gelegen, wenn
sie, der Ausmündung zugekehrt, innerhalb eines Umkreises von 10 m von der Ausmündung
eines Rauchfanges liegen. [Nach § 114. (1) werden Rauchfänge Abgasfängen gleichgehal-
ten, sofern nicht anderes bestimmt ist.]
Bei der Anbringung von Verkleidungen ist auf eine bauphysikalisch korrekte Ausfüh-
rung zu achten, um Feuchtigkeitsschäden infolge behinderter Dampfdiffusion zu
vermeiden. Bei Blechverkleidungen ist – besonders bei Abgasanlagen mit feuchter
Betriebsweise – die Gefahr von Korrosionsschäden zu beachten. Bei verkleideten
Fangköpfen, insbesondere bei gemauerten Altbaufängen, können Versottungen im
Fangkopfbereich und deren Folgeschäden oft nicht rechtzeitig erkannt werden,
zumeist erst dann, wenn sie auch das Fangmauerwerk im Dachraum erfasst haben.
150.3.2.5 FANGAUFSÄTZE
Fangaufsätze werden an der Fangmündung aus Gründen des Witterungsschutzes
(Regenschutz) oder zur Verbesserung des Fangzuges angebracht. Sie können aus
einem Stück (Fertigteil) bestehen oder aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt
sein. Teilweise dienen sie als „Kronen der Dächer“ auch der „Verschönerung“ der
Fangköpfe. Als Witterungsschutz werden meist „Abdeckhauben“ aus z.B. Dachzie-
geln, Mauerziegeln, Formsteinen aus Beton, Faserzement, Kupferblech oder Edel-
stahl verwendet. Eine der bekanntesten und gebräuchlichsten Ausführungen ist die so
genannte „Meidinger Scheibe“.
Abbildung 150.3-04: Meidinger Scheibe – Ausführungsbeispiele [94]
Bei Abgasanlagen für Nassbetrieb sind Aufsätze mit Abdeckungen oder solche, die
eine Umlenkung des Abgasstromes an der Mündung bewirken, wegen der Gefahr von
Eisbildung und Zufrieren der Mündung unzulässig.
Nach der Bauordnung für Wien (§ 114) [22] sind beispielsweise Aufsätze nur zulässig,
wenn sie bei jeder Windrichtung Saugzug bewirken, die ordnungsgemäße Reinigung
nicht behindern, aus nichtbrennbaren, wärme- und frostbeständigen Baustoffen
bestehen und einen lichten Querschnitt aufweisen, der der lichten Querschnittsfläche
des Fanges entspricht.
150.3.2.6 REINIGUNGSÖFFNUNGEN
Beispiel 150.3-03: Reinigungsöffnungen von Rauch- und Abgasfängen nach der Bauordnung
und dem Garagengesetz für Wien [22] [27]
§ 114. (8) Bauordnung Wien
In engen und mittleren Rauch- und Abgasfängen müssen Reinigungsöffnungen vorhanden
sein. Die Verschlüsse der Reinigungsöffnungen müssen feuerhemmend ausgeführt und
gegen ungewolltes Offenstehen gesichert sein. Reinigungsöffnungen müssen in jedem
Rauchfang unten (Putzöffnung) und oben (Kehröffnung) innerhalb des Gebäudes vorhan-
den sein; von einer Kehröffnung ist abzusehen, wenn eine sichere Zugangsmöglichkeit zur
Rauchfangmündung besteht. Putztüren müssen möglichst in den zugehörigen Wohn- und
Betriebseinheiten sein. Sie dürfen jedenfalls in anderen als den zugehörigen Wohn- und
Betriebseinheiten nicht vorgesehen sein. Kehröffnungen dürfen nur an allgemein zugängli-
chen Stellen und nur in solcher Höhe angeordnet werden, dass eine ordnungsgemäße
Kehrung durchgeführt werden kann. Reinigungsöffnungen dürfen nicht in Räumen sein, in
denen feuergefährliche Stoffe erzeugt, gelagert oder verarbeitet werden.
§ 17. (2) Garagengesetz
Wien Garagen und deren brandgefährdete Nebenräume dürfen keine Rauchfangputztür-
chen enthalten.
42 Abgasanlagen
Abgasanlagen müssen gereinigt, auf ihren freien Querschnitt und die Dichtheit geprüft
werden können. Die Reinigungs- und Kontrollöffnungen müssen mit geeigneten
Verschlüssen versehen sein, die die Anforderungen an die Abgasanlage erfüllen. Sie
müssen zur Durchführung der Arbeiten leicht erreichbar sein. Die wesentlichen
Anforderungen betreffend die Anordnung und zulässige Lage von Reinigungsöffnun-
gen sind in den Bauordnungen festgelegt.
Für nicht europäisch genormte Abgasanlagen ist die Ausführung, Ausbildung und
Prüfung von Reinigungsverschlüssen für Regelfänge in ÖNORM B 8250 [47] und für
Sonderfänge in ÖNORM B 8251 [48] geregelt.
Abbildung 150.3-06: Beispiele für die Anordnung von Reinigungsverschlüssen für Sonderfänge
nach ÖNORM B 8251 [48]
150.3.2.7 NOTRAUCHFÄNGE
In manchen Bauordnungen wird für Wohnungen zumindest in einem der Aufenthalts-
räume ein Rauchfanganschluss („Notkamin“) vorgeschrieben, um bei einem scha-
dens- oder mangelbedingten Ausfall leitungsgebundener Energieträger, des Wärme-
erzeugers (Etagenheizung, Zentralheizung, Fernwärme) oder der Betriebsenergie
eine Beheizbarkeit mit einer fanggebundenen Einzelraumfeuerstätte zu ermöglichen.
Beispiel 150.3-04: Notrauchfänge nach der Bauordnung für Wien [22]
§ 112. (1) Aufenthaltsräume müssen ausreichend beheizbar sein; die ausreichende Beheiz-
barkeit ist dann gegeben, wenn ein Rauchfanganschluss (Abgasfanganschluss) oder ein
Versorgungsanschluss für die Raumheizung im Raum vorhanden ist. In jeder Wohnung muss
mindestens ein Aufenthaltsraum einen Rauchfanganschluss (Abgasfanganschluss) in einen
Fang mit einem lichten Querschnitt von mindestens 14 cm Durchmesser haben; dies gilt nicht
für Wohnungen in Hochhäusern und in Passivhäusern. Passivhäuser sind Gebäude, deren
Heizwärmebedarf kleiner als 15 kWh/m2a, bezogen auf die Nettogeschoßfläche, ist, wobei
die Heizlast von 10 W/m2, bezogen auf die Nettogeschoßfläche, nicht überschritten werden
darf. Vom Erfordernis der Beheizbarkeit kann abgesehen werden, wenn der Verwendungs-
zweck des Raumes die Beheizung entbehrlich macht.
Dimensionierung 43
150.3.3 DIMENSIONIERUNG
150.3.3.1 BERECHNUNGSVERFAHREN
Die wärme- und strömungstechnischen Berechnungsverfahren für Abgasanlagen sind
in ÖNORM EN 13384-1 [72] und -2 [73] beschrieben. Teil 1 der Norm behandelt
Abgasanlagen mit Anschluss einer Feuerstätte, der Teil 2 Abgasanlagen mit An-
schluss mehreren Feuerstätten (z.B. Luft-Abgas-Systeme). Bei der Berechnung der
Innenabmessungen (Querschnitt) von Abgasanlagen mit einer Feuerstätte (ÖNORM
EN 13384-1) wird unterschieden zwischen Unterdruck- und Überdruck-Abgasanla-
gen. Durch die Ergebnisse des Berechnungsverfahrens werden die Abgasanlagen
mittels Druck- und Temperaturbedingungen auf Funktion und Eignung für die Feuer-
stätte und den verwendeten Brennstoff überprüft bzw. dafür dimensioniert. Die
Berechnungen basieren auf nachfolgenden Kriterien.
Unterdruck-Abgasanlagen mit einer Feuerstätte:
• Der Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss entweder gleich oder größer sein als der notwendige
Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der Abgas-
anlage.
• Der Unterdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss entweder gleich oder größer sein als der notwendige
Förderdruck für die Zuluft.
• Die Innenwandtemperatur an der Mündung der Abgasanlage muss entweder
gleich oder größer sein als die Grenztemperatur.
Überdruck-Abgasanlagen mit einer Feuerstätte:
• Der Überdruck an der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage muss gleich oder kleiner sein als der nutzbare Überdruck an
der Abgaseinführung in den senkrechten Abschnitt der Abgasanlage.
• Der Überdruck im Verbindungsstück und im senkrechten Abschnitt der
Abgasanlage darf nicht größer sein als deren Auslegungsdruck.
• Die Innenwandtemperatur an der Mündung der Abgasanlage muss entweder
gleich oder größer sein als die Grenztemperatur.
Dabei sind folgende Druck- und Temperaturbedingungen einzuhalten:
Druckbedingung Unterdruck-Abgasanlage:
(150.3-02)
Druckbedingung Überdruck-Abgasanlage:
(150.3-03)
Temperaturbedingungen:
(150.3-04)
Tiob Innenwandtemperatur an der Mündung bei Beharrung [K]
Tg Grenztemperatur [K]
Bei Abgasanlagen, deren freies Ende über Dach eine Wärmedämmung aufweist, ist
zusätzlich folgende Temperaturbedingung einzuhalten:
(150.3-05)
Tirb Innenwandtemperatur unmittelbar vor der zusätzlichen Dämmung [K]
Für Abgasanlagen für trockene Betriebsweise ist die Grenztemperatur Tg der Innen-
wand die Taupunkttemperatur Tsp des Abgases. Für Gas und Heizöl EL ist die
Taupunkttemperatur Tsp des Abgases der Wasserdampftaupunkt Tp. Für Kohle,
Schweröl und Holz ist die Taupunkttemperatur des Abgases gleich dem Säuretau-
punkt Tsp = Tp + ∆Tsp. Für Holz ist beispielsweise der Anstieg der Taupunkttemperatur
(∆Tsp) durch Säure mit 15 K zu berücksichtigen.
Für Abgasanlagen für feuchte Betriebsweise ist Tg = 273,15 K (0°C). Diese Bedingung
dient der Vermeidung bzw. Reduktion von Eisbildung.
Der Wasserdampftaupunkt Tp des Abgases hängt ab von der Brennstoffart und der
Luftverhältniszahl. Je geringer der Luftüberschuss (bzw. je höher der CO2-Wert ist),
desto höher ist die Taupunkttemperatur des Abgases. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass ein Abgas mit geringerem Luftüberschuss weniger Wasser bzw. Wasserdampf
aufnehmen/halten kann und die Kondensation deshalb schon bei höheren Temperatu-
ren beginnt.
Abbildung 150.3-07: Taupunkttemperaturen Tp verschiedener Brennstoffe [97]
Dimensionierung 45
150.3.3.2 WÄRMEDURCHLASSWIDERSTAND
Die in Rauch- oder Abgasfängen abzuführenden Abgase geben Wärme an die
Fangwangen ab. Damit verringert sich zum einen die Temperatur der Abgase im
Fang, zum anderen auch der Fangzug bzw. Förderdruck. Herkömmliche Fangsyste-
me müssen daher je nach Querschnitt, Höhe und Lage des Fanges im oder am
Gebäude einen ausreichenden Wärmedurchlasswiderstand aufweisen, damit die
Abkühlung der Abgase möglichst gering gehalten wird. Eine ausreichende Wärme-
dämmung dient auch als Schutz gegen eine unzumutbare Erwärmung der Fangau-
ßenseiten gegenüber Aufenthaltsräumen.
(150.3-06)
Nach ÖNORM B 8200 [44] werden Rauch- und Abgasfänge nach dem Wärmedurch-
lasswiderstand (ermittelt am trockenen Fang mit einer mittleren Temperatur der
46 Abgasanlagen
inneren Oberfläche von 200°C und der äußeren Oberfläche von 20°C) einer Ausfüh-
rungsart von I bis IV zugeordnet.
BETONFORMBLÖCKE KERAMIK-
VOLLWAND-FORMBLÖCKE HOHLWAND-FORMBLÖCKE FORMBLÖCKE
Bei dreischaligen Fängen muss die freie Beweglichkeit des Innenrohres in Längsrich-
tung, insbesondere im Bereich der Sonderformstücke und der Fangmündung, sicher-
gestellt sein. Bei der Fangmündung erfolgt dies beispielsweise durch spezielle
Abschlussformstücke oder durch so genannte Dehnfugenmanschetten aus Edelstahl,
bei den Reinigungsöffnungen durch entsprechende Verschlüsse. Die seitliche Halte-
rung der Innenschale erfolgt durch die Dämmschicht, die dazu ausreichend formbe-
ständig sein muss, bei Edelstahlrohren durch Abstandhalter.
150.3.4.4 METALLFÄNGE
Bei Metallfängen handelt es sich in der Regel um dreischalige Fangsysteme,
bestehend aus dem abgasführenden Metall-Innenrohr, der Dämmschicht und dem
Außenmantel. Für das Innenrohr werden im Neubau starre Edelstahlrohre (im
Sanierungsbereich auch flexible Innenrohre) verwendet, für geringere Temperatur-
klassen auch Aluminiumrohre. Die Wärmedämmung erfolgt durch mineralische
Dämmstoffe. Als Außenschalen können massive Ummantelungen wie Mauerwerk
(z.B. Ziegel, Betonsteine) oder Ortbeton verwendet werden. Wenn aus Gründen des
Brandschutzes keine massive Ummantelung erforderlich ist, beispielsweise bei
Außenanlagen oder Fangabschnitten im Freien, werden als Außenschalen Metallroh-
re aus Edelstahl oder Aluminium verwendet.
Die Mindestdicke einwandiger starrer Edelstahl-Rohre beträgt gewöhnlich 0,6 mm,
bei doppelwandigen Rohrelementen aus abgasführendem Innen- und einem Außen-
rohr 0,4 mm. Der Raum zwischen Innen- und Außenrohr dient der Aufnahme des
Dämmstoffes (z.B. Kaolin- oder Mineralwolle) [107]. Die Verbindung der Rohrform-
stücke erfolgt über Muffen-Steckverbindungen, die mit Edelstahlklemmverschlüssen
gesichert werden. Bei doppelwandigen Rohrelementen mit integrierter Wärmedäm-
mung erfolgt die Verbindung der Rohrelemente mittels spezieller Verschlüsse (z.B.
Überfalz-Steckverbindung mit Befestigungsmanschette, Klemm- oder Drehver-
schluss).
Die Anforderungen an die einzelnen Produkte sowie an die Planung von Metall-
Abgasanlagen werden zunehmend durch europäische Normen geregelt (z.B.
50 Abgasanlagen
a wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einem Betonstein
b wärmegedämmte Metallab-
gasanlage ohne Ummante-
lung innen oder außen am
Gebäude
c wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in Zellenformstücken
d wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einer Ummantelung, die
teilweise das Gebäude selbst
bildet
e wärmegedämmte doppel-
schalige Metallabgasanlage
in einer Ummantelung aus
festgelegtem Baustoff
ÖNORM EN 1856-1 [64] legt die Leistungsanforderungen für Bauteile für ein- und
mehrschalige System-Abgasanlagen mit Metall-Innenrohren (Abschnitte der Abgas-
anlage, Formstücke und Aufsätze, einschließlich der Halterung) fest. Sie enthält
ebenfalls Anforderungen an die Kennzeichnung, Herstelleranweisungen, Produktin-
formationen und Beurteilung der Konformität.
Die Prüfverfahren für Metall-Abgasanlagen sind in ÖNORM EN 1859 [68] genormt.
Die Wanddicken der Metallrohre werden durch die aufzunehmenden Lasten und
Beanspruchungen bestimmt. In Verbindung mit der Werkstoffart dient die Wanddicke
auch der Beurteilung der Korrosionswiderstandsfähigkeit. Nach ÖNORM EN 1856-1
[64] ist die Korrosionswiderstandsfähigkeit eines Metall-Innenrohres auf folgende
Arten zu erklären:
• Werkstoffart (gemäß Tabelle 4 der ÖNORM EN 1856-1) und Dicke des
Abgasrohres oder
• Prüfung von mindestens einem im normativen Anhang A beschriebenen
Prüfverfahren, wobei Produkte, die nach A.1 geprüft sind mit „V1“, Produkte,
die nach A.2 geprüft sind mit „V2“ und Produkte, die nach A.3 geprüft sind mit
„V3“ bezeichnet werden.
Ausführungsarten Abgasanlagen 51
Produkte, die eine Herstellererklärung aufgrund der Werkstoffart und der Wanddicke
besitzen, werden mit „Vm“ bezeichnet. Die Verbindung zwischen V1, V2, V3 und Vm
und dem vorgesehenen Einsatz kann durch nationale Vorschriften festgelegt werden.
Tabelle 150.3-04: Werkstoffe für Abgasinnenrohre ÖNORM EN 1856-1 [64]
Werkstoffart Werkstoff-Nummer Bezeichnung
EN AW Al Si 12(A) und
10 EN AW – 4047A
CU < 0,1%, Zn < 0,15%
(Gussaluminium)
11 EN AW – 1200A EN AW – AI 99,0 (A)
13 EN AW – 6060 EN AW – AI MgSi
20 1.4301 X5CrNi 18-10
30 1.4307 X2CrNi 18-9
40 1.4401 X5CrNiMo 17-12-2
50 1.44041) X2CrNiMo 17-12-2
60 1.4432 X2CrNiMo 17-12-3
70 1.4539 X1NiCrMoCu 25-20-5
1) Für den Werkstoff 1.4404 ist der Werkstoff 1.4571 (X6CrNiMoTi 17-12-2) als gleichwertig anzusehen.
150.3.4.5 ABGASLEITUNGEN
Abgasleitungen sind dichte, abgas- und kondensatbeständige Abgasanlagen in nicht
rußbrandbeständiger Ausführung zur Abführung der Abgase von Feuerstätten für
niedrige Abgastemperaturen (z.B. Niedertemperatur- oder Brennwertkessel) für die
Brennstoffe Gas oder Heizöl EL. Abgasleitung und Feuerstätte müssen aufeinander
abgestimmt sein. Im Abgasweg (Feuerstätte oder unmittelbar nach dem Abgasstut-
zen) ist nach der „Richtlinie für die Zulassung von Abgasanlagen für Abgase mit
niedrigen Temperaturen“ des DIBt Berlin ein Sicherheitstemperaturbegrenzer erfor-
derlich, der bei Überschreiten der maximal zulässigen Abgastemperatur die Feue-
rungseinrichtung abschaltet [25].
Das in der Feuerungsanlage anfallende Kondensat ist unter Beachtung der landes-
rechtlichen und wasserrechtlichen Vorschriften ordnungsgemäß abzuleiten. Grund-
sätzlich ist es kontinuierlich in das Abwassersystem einzuleiten.
Die Kondensatleitung muss bis zur Einleitung in das Abwassersystem aus geeigneten
Werkstoffen bestehen.
Solche sind z.B.:
• Steinzeugrohre, gekennzeichnet gemäß ÖNORM B 5037 [42], welche den
Anforderungen der ÖNORMEN EN 295-1, -2 und -3 [50][51][52] entsprechen,
• Rohre aus PVC gemäß ÖNORM EN 1329-1 [58] bzw. ÖNORM B 5184 [43],
• Rohre aus Polyethylen (PE) gemäß ÖNORM EN 1519-1 [62],
• Rohre aus ABS oder ASA gemäß ÖNORM EN 1455-1 [60].
Als Planungsgrundlage für die Ermittlung der maximal zu erwartenden stündlichen
Kondensatmenge Mk für Brennwertfeuerungsanlagen (Heizkessel und Abgasleitung)
gilt nach ÖNORM H 5152 [87]:
(150.3-07)
Mk maximal zu erwartende stündliche Kondensatmenge [kg·h–1]
mk spezifische Kondensatmenge [kg·kWh–1]
Gas – Brennwert – Feuerstätten mk = 0,14
Öl – Brennwert – Feuerstätten mk = 0,08
Qf Brennstoff-Wärmeleistung [kW]
Da ein Brennwertkessel jedoch selten ununterbrochen in Betrieb ist, ergibt sich der
tatsächliche Kondensat- bzw. Kondenswasseranfall in Abhängigkeit von der Rücklauf-
temperatur und der Kesselauslastung und damit abhängig von der Außentemperatur.
Für ein Einfamilienhaus liegen nach Praxiserfahrungen die mittleren jährlichen
Gesamtkondensatmengen aus erdgasbefeuertem Brennwertkessel (18 bis 20 kW)
54 Abgasanlagen
und Abgasleitung zwischen 1500 und 3000 Liter [7]. Davon entfallen auf die Abgaslei-
tung etwa 20 bis 50%. Je mehr Kondensat im Brennwertkessel anfällt, umso geringer
ist die Kondensatbelastung der Abgasleitung.
Die Beschaffenheit des Kondensats hängt hauptsächlich vom Brennstoff ab. Maßgeb-
lich für die Beurteilung ist der pH-Wert, der den Säuregrad der Flüssigkeit angibt (Eine
Änderung des pH-Wertes um +1 oder –1 entspricht einer Änderung des Säuregrades
um den Faktor 10). Außerdem muss damit gerechnet werden, dass das Kondensat –
entsprechend den Werkstoffen der Brennwertkessel mit ihren Kondensationswärme-
tauschern und den angeschlossenen Abgassystemen – auch gelöste Metallverbin-
dungen enthält.
Der pH-Wert der Kondensate aus erdgasbefeuerten Brennwertkesseln liegt etwa
zwischen 3,5 und 5,0, der aus Heizöl EL befeuerten Brennwertkesseln etwa zwischen
2,0 und 3,5 [3]. Für schwefelarmes Heizöl EL mit maximal 50 mg/kg Schwefel gemäß
ÖNORM C 1109 [49] liegt der pH-Wert der Kondensate etwa zwischen 2,2 und 4,2
[104]. Die Kondensate, deren pH-Wert unter 7 liegt und die daher sauer reagieren,
müssen daher vor Einleitung in das Abwassersystem gegebenenfalls neutralisiert
werden. Einrichtungen zur Neutralisation der Kondensate sind beispielsweise nach
den derzeit gültigen Zulassungen des Magistrats der Stadt Wien [109] bei Gasfeuer-
stätten ohne nähere Nachweise bei einer Nennwärmebelastung über 200 kW und bei
allen Ölfeuerstätten erforderlich. Ist eine Einrichtung zur Neutralisation des Konden-
sates Bestandteil der Feuerstätte, muss durch diese ein pH-Wert von mehr als 6,5
sichergestellt werden.
150.3.4.6 LUFT-ABGAS-SYSTEME
Luft-Abgas-Systeme (LAS) sind aus nebeneinander oder ineinander (konzentrisch)
angeordneten Schächten bestehende Abgasanlagen für den geschoßweisen An-
schluss raumluftunabhängiger Wärmeerzeuger. Nach den baurechtlichen Bestimmun-
gen dürfen derzeit nur durch ihre Bauart für diese Betriebsart geeignete raumluftunab-
hängige Gasfeuerstätten angeschlossen werden.
Über den Luftschacht bzw. Verbrennungsluftsammler wird aus dem Bereich der
Mündung der Abgasanlage den Wärmeerzeugern die notwendige Verbrennungsluft
zugeführt, und über den Abgasschacht bzw. Abgassammler werden die Abgase durch
Ausführungsarten Abgasanlagen 55
thermischen Auftrieb (Unterdruck) über das Dach ins Freie abgeführt. Luft- und
Abgasschacht sind zur Stabilisierung der Strömungsverhältnisse an ihrem unteren
Ende durch eine Überströmöffnung miteinander verbunden.
Abbildung 150.3-18: Möglichkeiten der direkten Abgasabführung durch die Außenwand bei
raumluftunabhängigen Gasfeuerstätten [45]
Beispiel 150.3-07: Sicherheits- und Schutzabstände für C12- und C13-Geräte bei Einzelaus-
mündung – Ecklage [31]
a) Querfassade mit Fenster
d ≥ 1,00 m
e ≥ 5,00 m
f ≥ 0,75 m
g ≥ 2,50 m
h ≤ 0,25 m
Für Abgasabführungen durch das Dach muss nach Teil 4 der ÖVGW-Richtlinie G1
[31] die Mündung von hierfür zugelassenen Gasgeräten (C3-Geräte) von der Dachflä-
che mindestens 60 cm Abstand haben, soweit in landesgesetzlichen Vorschriften
keine größeren Abstände festgelegt sind. Dabei ist auf die Lage von öffenbaren
Dachfenstern von Wohn- oder Betriebseinheiten Bedacht zu nehmen.
Abbildung 150.3-19: Möglichkeiten der direkten Abgasabführung durch das Dach bei raumluft-
unabhängigen Gasfeuerstätten [31]
Nach den Bauvorschriften der Länder müssen Bauprodukte brauchbar sein, das
heißt, sie müssen so beschaffen sein, dass die Bauwerke, für die sie durch Einbau,
Zusammenfügung, Anbringung oder Installierung verwendet werden sollen, bei ord-
nungsgemäßer Planung und Bauausführung die wesentlichen Anforderungen an
Bauwerke gemäß Anhang I der Bauproduktenrichtlinie (Richtlinie 89/106/EWG des
Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten
über Bauprodukte vom 21. Dezember 1988) erfüllen können. Von der Brauchbarkeit
eines Bauproduktes ist jedenfalls dann auszugehen, wenn es mit einer harmonisier-
ten europäischen Norm übereinstimmt oder über eine europäische technische
Zulassung verfügt. Als Nachweis der Übereinstimmung (Konformität) mit der entspre-
chenden technischen Spezifikation bedarf es einer Bescheinigung. Das Verfahren zur
Bescheinigung der Konformität, die zu prüfenden und anzugebenden Leistungsmerk-
male und die CE-Kennzeichnung sind in den harmonisierten europäischen Normen
im so genannten Anhang „ZA“ festgelegt.
EG-Konformitätskennzeichnung bestehend
aus dem CE-Zeichen nach der Richtlinie
93/68/EG
Für Bauprodukte, die in Serie oder serienähnlich hergestellt werden und für die
europäische technische Spezifikationen nicht vorliegen, wird die Verwendbarkeit nach
Maßgabe der Bauvorschriften durch die Baustoffliste ÖA [36] geregelt. Diese regelt
unter der lfd. Nr. 13.1 „Rauch- und Abgasfänge“. Die Produktgruppe umfasst
mehrschalige Fänge mit Schamotte-Innenrohr, Fänge mit Metallrohren, einschalige
Fänge aus Leichtbeton, mehrschalige Fänge mit Leichtbeton-Innenrohr und Fänge
mit Kunststoffrohren.
Freistehende Schornsteine 59
Diese Fangsysteme sind seit 1. Jänner 2004 „ÜA“-pflichtig. Das heißt, sie dürfen nach
Maßgabe der Bauvorschriften der Bundesländer nur verwendet werden, wenn sie
dem für sie geltenden und in der Baustoffliste ÖA [36] bekannt gemachten Regelwerk
entsprechen und das Einbauzeichen nach der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG
über die Regelung der Verwendbarkeit von Bauprodukten [18] tragen.
Die Ableitung der Abgase vom Kessel in die Atmosphäre ist durch thermische und
strömungstechnische Berechnungen nachzuweisen. Die Baustoffe müssen den ein-
schlägigen CEN- oder ISO-Normen entsprechen. Wo keine derartigen Normen
vorhanden sind, dürfen andere Baustoffe nur verwendet werden, wenn ihre Eigen-
schaften einwandfrei definiert sind und ihre Eignung nachgewiesen ist. Bei freistehen-
den Schornsteinen mit begehbarem Zwischenraum zwischen Tragrohr und Innenrohr
muss die Temperatur der Luft eine der folgenden Bedingungen erfüllen:
• die Lufttemperatur darf 40°C nicht überschreiten;
• die Zunahme der Lufttemperatur infolge der Temperatur der Abgase darf 10 K
nicht überschreiten.
Freistehende Schornsteine 61
Besteigeinrichtung
Freistehende Schornsteine mit einer Höhe von mehr als 5 m über einer baulichen
Zugangsebene (z.B. Flachdach eines angrenzenden Gebäudes) müssen von
dort bis zum Schornsteinkopf mit einer Besteigeinrichtung versehen sein, um
Inspektionen und Instandhaltung insbesondere der folgenden Einrichtungen zu
ermöglichen:
• Warnleuchten (Flughindernisbefeuerung) für die Luftfahrt, falls vorhanden,
• Instrumentierung (Thermoelemente, Abgasanalysatoren, Trübungsmessge-
räte usf.), falls vorhanden,
• Blitzschutz,
• Mündungsabdeckung.
Die Besteigeinrichtung muss auch die Inspektion anderer kritischer Teile des
Schornsteines ermöglichen, wie z.B.:
• Außenmantel des Tragrohres (insbesondere der obere Teil des Schornstei-
nes, wo eine örtlich stärkere chemische Beanspruchung auftreten kann),
• Abgaseinführung,
• Drainagesystem, falls vorhanden,
• Schwingungsdämpfer,
• Montagestöße.
Die Besteigeinrichtung muss bei Schornsteinen ohne begehbaren Zwischenraum auf
der äußeren Tragrohroberfläche angeordnet werden, bei Schornsteinen mit begehba-
rem Zwischenraum erfolgt die Anordnung vorzugsweise auf der Innenseite des
Tragrohres.
(150.3-08)
Ed Bemessungswert der Beanspruchungen infolge Einwirkungen
Rd Bemessungswert des Widerstandes
Cd Nennwert bestimmter Tragwerkseigenschaften hinsichtlich der im Nachweis
zu berücksichtigenden Anforderungen
62 Abgasanlagen
150.3.6.2 AUSFÜHRUNGSARTEN
Freistehende Schornsteine können ein- und mehrschalig ausgeführt werden. Beim
einschaligen Schornstein werden die Funktionen der Abgasführung, der Wärmedäm-
mung und der Lastableitung von ein und demselben Bauteil übernommen. Beim
mehrschaligen Schornstein werden hingegen die Funktionen der Abgasführung, der
Wärmedämmung und der Lastabtragung von verschiedenen Bauteilen übernommen.
Das Tragrohr übernimmt die statischen Belange, das Innenrohr dient der Abgasfüh-
rung und schützt gemeinsam mit der Wärmedämmschicht den statisch beanspruch-
ten Außenmantel.
Die Schornsteine können mehrzügig und als Gruppe ausgeführt werden. Mehrzüge
Stahlschornsteine resultieren aus der Forderung, jede Feuerstätte bzw. jeden Kessel
mit einer eigenen Abgasführung zu versehen. Mehrzügige Stahlschornsteine beste-
hen aus einem tragenden Außenrohr und mehreren wärmegedämmten Innenrohren.
Im verbleibenden Querschnitt zwischen Außenrohr und den Innenrohren wird zumeist
die Besteigeinrichtung untergebracht. Das Innenrohr mehrschaliger Ausführungen
muss in der Lage sein, sich in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung ohne
nachteilige Einflüsse auf das Tragrohr, die Abstützung und das Innenrohr selbst
auszudehnen.
In mehrschaliger Ausführung werden üblicherweise folgende Baustoffe verwendet:
• Innenrohr,
– bewehrte Leichtbetonrohre,
– Schamotterohre,
– keramische Säureschutzfutter oder,
– Edelstahl,
• Wärmedämmschicht,
– Mineralfaserdämmschalen oder -platten,
• Tragrohr,
– Schaftmauerwerk,
– Stahlbeton,
– Stahlleichtbeton oder,
– Stahl (verkleidet mit Edelstahl oder Aluminium).
Für Industrieschornsteine mit Abgasrohren aus Stahl werden bevorzugt nichtrostende
Stähle aus Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4571, 1.4561,
1.4435 oder 1.4539 verwendet, bei geringer chemischer Beanspruchung und im
mittleren Temperaturbereich auch Chrom-Nickel-Stahl ohne Molybdän mit der Werk-
stoff-Nr. 1.4541 [108].
64 Abgasanlagen
statische
Systeme
150.4 KÄLTEVERSORGUNGSANLAGEN
Kälteversorgungsanlagen ermöglichen die Abkühlung von Stoffen unter die Umge-
bungstemperatur und beinhalten alle dazu erforderlichen Geräte, Bauteile, Steuer-
und Regeleinrichtungen. Ein wichtiges Einsatzgebiet für Kälteversorgungsanlagen ist
die Lebensmitteltechnik, bei der Kälteversorgungsanlagen Kühltransporte und die
Kühllagerungen von Lebensmitteln ermöglichen. Die vorliegende Fachbuchreihe
beschränkt sich auf Kälteversorgungsanlagen zur Kühlung von Aufenthaltsräumen.
150.4.1 KÄLTEERZEUGUNG
Handwerker, die mit Druckluftwerkzeugen arbeiten, machen die Erfahrung, dass sich
ihr Werkzeug immer dann abkühlt, wenn daraus Druckluft entweicht. Ähnliche
Erfahrungen können Radfahrer machen, wenn sie Luft aus ihrem Fahrradreifen
ausströmen lassen und dabei gleichzeitig das Reifenventil berühren. Wenn man einen
Fahrradreifen mit einer Handpumpe eigenhändig aufpumpt, spürt man, dass sich die
Luftpumpe bei dem Pumpvorgang erwärmt. Mit der aufgewendeten Pumpenergie hat
man demnach nicht nur den Reifendruck erhöht, sondern auch Wärme erzeugt, die
über die Oberfläche der Luftpumpe an die Umgebungsluft abgegeben werden kann.
• Lässt man Luft aus einer Druckluftflasche über Rippenrohre ins Freie
entweichen, dann sinkt die Rohroberflächentemperatur (und damit die Tem-
peratur der „Kühlrippen“) unter die Umgebungstemperatur.
• Lässt man komprimierte Luft aus einem geschlossenen Hochdruck-Rippen-
rohrsystem über ein Expansionsventil in ein geschlossenes Niederdruck-
Rippenrohrsystem expandieren, dann sinkt die Oberflächentemperatur im
Niederdruck-Rippenrohrsystem ebenfalls unter die Umgebungstemperatur.
• Bei Kompression von Luft in einem geschlossenen Hochdruck-Rippenrohrsy-
stem steigt die Oberflächentemperatur im Hochdruck-Rippenrohrsystem über
die Umgebungstemperatur.
150.4.2 KÄLTEMITTEL
150.4.3 KOMPRESSIONS-KÄLTEANLAGEN
(150.4-01)
PC Kondensationsleistung [W]
P0 Kälteleistung [W]
PM Antriebsleistung [W]
(150.4-02)
εK Leistungsziffer [–]
P0 Kälteleistung [W]
PM Antriebsleistung [W]
Als Leistungsziffer εK einer Kälteanlage wird das Verhältnis der erzielten Kälteleistung
P0 zur dafür aufgewendeten Antriebsleistung PM bezeichnet. Für Kompressionskälte-
maschinen in gebäudetechnischen Anlagen liegt diese Leistungsziffer im Größenord-
nungsbereich von εK = 3 bis 4.
Kompressions-Kälteanlagen 67
Dem jeweiligen Anwendungsbereich entsprechend kann man den Kühler und den
Kondensator sowohl als „Kältemittel-Luft-Wärmetauscher“ als auch als „Kältemittel-
Wasser-Wärmetauscher“ ausbilden.
Abbildung 150.4-03: Bauteile einer Kompressions-Kälteanlage – Funktionsschema
150.4.4 ABSORPTIONS-KÄLTEANLAGEN
A VERDAMPFER
Kältemittel wird über die Rohre des Verdampfers versprüht und verdampft. Die dafür
erforderliche Verdampfungswärme wird dem durch die Verdampferrohre strömenden Kalt-
wasser entzogen.
B ABSORBER
Der Kältemittel-Dampf strömt in den Absorberteil, in dem eine Lithiumbromid-Lösung
versprüht wird, die hygroskopisch ist und den darin enthaltenen Wasserdampf „aufsaugt“.
Die Lösung wird dadurch „verdünnt“, die dabei anfallende Lösungswärme wird an das durch
Absorberrohre strömende Kühlwasser abgegeben.
C AUSTREIBER
Die verdünnte Lithiumbromid-Lösung wird in den Austreiberteil gepumpt, in dem Heizwas-
serrohre angeordnet sind. Durch Wärmezufuhr wird aus der Lösung Kältemittel ausge-
dampft. Die dadurch wieder konzentrierte Lithiumbromid-Lösung fließt zum Absorber
zurück. Durch Anordnung eines Wärmetauschers zwischen verdünnter kalter und konzen-
trierter warmer Lösung lässt sich Heizenergie zurückgewinnen und damit die Wirtschaftlich-
keit des Verfahrens verbessern.
D VERFLÜSSIGER
Über dem Austreiber sind Verflüssigerrohre angeordnet, durch welche Kühlwasser strömt.
An den Verflüssigerrohren kondensiert das aus dem Austreiber kommende Kältemittel-
Wasser-Dampfgemisch, wobei sich ein Unterdruck von etwa ~ 80 kPa einstellt. Das flüssige
Kältemittel strömt wieder zum Verdampfer zurück, womit der Kreislauf geschlossen ist.
Die beiden Stoffströme der armen und reichen Lösung werden in einem Gegenstrom-
Wärmetauscher geführt, damit die kalte „reiche Lösung“ durch warme „arme Lösung“
vorgewärmt wird und diese gleichzeitig abkühlt. Die Lösungsmittelpumpe, die den
70 Kälteversorgungsanlagen
(150.4-03)
ζK Wärmeverhältnis [–]
P0 Kälteleistung [W]
PH Antriebsleistung [W]
150.4.5 PELTIER-KÄLTEANLAGEN
Wird eine Gleichspannung an einen Stromkreis gelegt, der aus zwei unterschiedli-
chen metallischen Leitern besteht, dann kühlt eine der Kontaktstellen ab, und die
andere Kontaktstelle wird warm. Mit diesem bereits im Jahr 1834 von dem französi-
schen Uhrmacher und Physiker Jean Charles Athanase Peltier (1785-1845) entdeck-
ten Effekt ist Kälteerzeugung ohne bewegliche Bauteile und ohne Einsatz von
Kältemitteln möglich. Bei Umpolung verändern die Kontaktstellen auch ihr Tempera-
turverhalten.
Die Wirksamkeit dieses Effektes wurde durch den Einsatz von Halbleitern erheblich
gesteigert. Es wird dabei p- und n-leitendes Halbleitermaterial durch Kupferbrücken
zu „Peltierblöcken“ in der Weise verbunden, dass alle kalten Kupferbrücken die
wärmeaufnehmende und alle warmen Brücken die wärmeabgebende Seite des
Blocks bilden.
In Vergleich zu Kompressions- und Absorptionskältemaschinen sind bei gleicher
Kälteleistung die Investitionskosten von Peltierblöcken wesentlich höher und die
Leistungsziffern erheblich geringer. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen beschränkt
sich deren Einsatz deshalb auf Spezialgebiete, wie Kühlung von Elektronikbauteilen
oder Einsatz in mobilen Kleinkühltruhen. Die Leistungsziffer von Peltierblöcken liegt
im Bereich von εK = 0,1 bis 0,2.
Wärmepumpen 71
150.4.6 WÄRMEPUMPEN
Als Wärmepumpe bezeichnet man eine Kälteanlage dann, wenn sie vorrangig zur
Nutzung der am Kondensator anfallenden Wärmeenergie betrieben wird. Bei den
üblichen Leistungsziffern von Kompressions-Wärmepumpen um εK = 3 bis 4 kann
man beispielsweise mit dem Einsatz von 1 kWh elektrischer Antriebsenergie eine
Wärmemenge von 3 bis 4 kWh nutzbar machen, wenn man einem Medium durch
Kühlung gleichzeitig eine Wärmemenge von 2 bis 3 kWh entzieht.
Abbildung 150.4-08: Einsatzbeispiel für eine Wärmepumpenanlage
72 Kälteversorgungsanlagen
150.4.7 FENSTERKLIMAGERÄTE
150.4.8 SPLIT-GERÄTE
150.4.9 GLYKOL-RÜCKKÜHLER
Eine besonders einfache Bauweise von Rückkühlanlagen besteht aus einer Kombina-
tion von Ventilatoren und Lufterhitzern (Wärmetauschern), mit welchen Außenluftvolu-
menströme erwärmt und Kühlwasservolumenströme gekühlt werden können („Glykol-
Rückkühler“). Kühlwasser dient dabei als Wärmeträger zwischen Rückkühler und
Kältemaschine. Im Winter besteht für das Kühlwasser Einfriergefahr, weil es im
Lufterhitzer von kalter Außenluft umgeben ist. Zur Vermeidung von Frostschäden wird
dem Kühlwasser Äthylenglykol als Frostschutzmittel beigemischt.
150.4.10 FROSTSCHUTZMITTEL
Wenn im Kalt- oder Kühlwasser Temperaturen unter +4°C auftreten können, müssen
dem Wasser Frostschutzmittel zugesetzt werden. Es kommen dabei vorwiegend
„Glykole“ zum Einsatz, das sind Mischungen von Wasser mit höher siedenden
Alkoholen. Die Zähigkeit des Frostschutzmittels steigt mit zunehmendem Glykolanteil
des Frostschutzmittels, Gefrierpunkt und spezifische Wärmekapazität nehmen mit
zunehmendem Glykolanteil ab. Bei der Bemessung von Ausdehnungsanlagen sind
auch die von Wasser abweichenden Ausdehnungskoeffizienten zu beachten. Ethylen-
glykol ist ein gesundheitsschädigender Stoff, der weder in das Trinkwasser noch in
das Grundwasser gelangen darf und der ordnungsgemäß entsorgt werden muss.
Eine Vergiftungsgefahr ist durch Einsatz von Propylenglykol vermeidbar, es muss
dabei jedoch mit höheren Zähigkeitswerten als bei Ethylenglykol gerechnet werden.
150.4.11 VERDUNSTUNGSRÜCKKÜHLER
150.4.12 KÜHLTÜRME
150.5.1 ROHRLEITUNGEN
150.5.1.1 HEIZWASSER
Wasser, das zwischen Wärmeversorgungszentralen und Wärmeverbrauchern als
Wärmeträger zum Einsatz kommt, bezeichnet man als „Heizwasser“. Die Heizwasser-
Vorlauftemperaturen liegen normalerweise im Bereich zwischen +50°C und +90°C.
Zur Verbesserung des Regelverhaltens von Heizkörperventilen lässt man die Heiz-
wassertemperatur häufig in Abhängigkeit von der Außenlufttemperatur in der Weise
„gleiten“, dass sie mit zunehmender Außenlufttemperatur automatisch abnimmt.
Übliche Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwischen „Vorlauf “ und
„Rücklauf“ von Heizwasserkreisläufen liegen zwischen 10 und 30 Kelvin.
Wärmedämmung
Zur Vermeidung unerwünschter Wärmeabgabe über Rohroberflächen werden
Heizwasserrohre mit wärmedämmenden Materialien ummantelt („mit Rohrscha-
len isoliert“).
150.5.1.2 KALTWASSER
Wasser, das als Kälteträger für den Kältetransport von Kälteversorgungszentralen
und zu Kälteverbrauchern als Kälteträger zum Einsatz kommt, bezeichnet man als
vorwiegend „Kaltwasser“. Die Kaltwasser- Vorlauftemperaturen liegen üblicherweise
im Bereich zwischen +4°C und +14°C. Mit hohen Kaltwassertemperaturen ergeben
sich bei Betrieb von Kältemaschinen einerseits hohe Leistungsziffern, andererseits
werden dabei große Kühlflächen erforderlich, um Kälteleistung an Kälteverbraucher
abgeben zu können. Übliche Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwi-
schen „Vorlauf“ und „Rücklauf“ von Kaltwasserkreisläufen liegen zwischen 4 und 8 K.
Kältedämmung
Um unerwünschte Kälteabgabe und Kondenswasserbildung an kalten Oberflä-
chen zu vermeiden, müssen alle Kaltwasser führenden Bauteile sowohl gegen
Kälteverluste als auch gegen Kondenswasserbildung mit diffusionsdichten und
kältedämmenden Umhüllungen isoliert werden. Die dafür geeigneten Isoliermate-
88 Wärme- und Kälteverteilung
150.5.1.3 KÜHLWASSER
Wasser, das zwischen Kälteversorgungszentralen oder Wärmepumpen und Rück-
kühlanlagen oder Wärmeverbrauchern zum Einsatz kommt, bezeichnet man als
„Kühlwasser“. Die Kühlwasser-Vorlauftemperaturen liegen üblicherweise im Bereich
zwischen +30°C und +45°C. Mit tiefen Kühlwassertemperaturen ergeben sich bei
Betrieb von Kältemaschinen und Wärmepumpen hohe Leistungsziffern. Übliche
Temperaturabstände („Temperaturspreizungen“) zwischen „Vorlauf“ und „Rücklauf“
von Kühlwasserkreisläufen liegen zwischen 4 und 10 K. Wenn Kühlwasser im Freien
geführt wird, ist es vor Einfrieren durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Wird dem
Kühlwasser aus diesem Grunde Frostschutzmittel (z.B. Äthylenglycol) beigemengt,
dann steigt sowohl der Kühlwasserbedarf als auch die erforderliche Antriebsenergie
für den Wärmetransport, weil sich mit der Beimengung sowohl die spezifische
Wärmekapazität als auch die Zähigkeit des Wärmeträgers verändert. Eine andere
Möglichkeit des Frostschutzes besteht in der elektrischen Begleitheizung frostgefähr-
deter Rohrleitungen.
150.5.1.4 EINROHRSYSTEME
Abbildung 150.5-01: Einrohrsysteme
Bei Einrohrsystemen zirkuliert der Wärme- oder Kälteträger zwischen Zentrale und
Geräten in einer ringförmig angeordneten Rohrleitung, an welche alle Heiz- bzw.
Kühlflächen sowohl mit ihrem Vorlauf als auch mit ihrem Rücklauf angeschlossen
sind. Von dem in der Ringleitung zirkulierenden Massenstrom wird für die Heiz- bzw.
Kühlgeräte jeweils nur ein Teilstrom abgezweigt, und nach Durchströmung dieser
Geräte wieder in die gleiche Ringleitung zurückgeleitet.
• Vorteile:
– geringer Rohrleitungsaufwand.
• Nachteile:
– Absinken der Vorlauftemperatur für nachgeordnete Geräte,
– ungünstige Auswirkung auf das Regelverhalten.
Rohrleitungen 89
150.5.1.5 ZWEIROHRSYSTEME
Bei Zweirohrsystemen zirkuliert der Wärme- oder Kälteträger im Gebäudebereich in
jeweils eigenen ringförmig angeordneten Rohrleitungen für den Vorlauf und den
Rücklauf, wobei jedes Heiz- bzw. Kühlgerät sowohl an einen gemeinsamen Vorlauf-
kreislauf als auch an einen gemeinsamen Rücklaufkreislauf angeschlossen ist.
Dieses System der Rohrleitungsführung kommt wegen seiner übersichtlichen hydrau-
lischen Regelverhältnisse vorrangig zum Einsatz.
• Vorteile:
– jedes Gerät wird mit gleicher Vorlauftemperatur versorgt,
– keine ungünstigen Auswirkungen auf das Regelverhalten.
• Nachteile:
– höherer Rohrleitungsaufwand,
– Platzbedarf für Kreuzungen von Vor- und Rücklaufleitungen.
Abbildung 150.5-02: Zweirohrsystem
150.5.1.6 LEITUNGEN
Der Transport flüssiger Wärme- oder Kälteträger erfolgt in gebäudetechnischen
Anlagen über Rohrleitungen, die aus Stahl, Kupfer oder Kunststoff hergestellt sind.
Der für eine Rohrleitung zulässige Betriebsdruck richtet sich nach dessen Werkstoff
und der höchsten Temperaturbeanspruchung, der das Rohrmaterial ausgesetzt wird.
Stahlrohre
Die Verbindung von Stahlrohrleitungen erfolgt vorwiegend durch Schweißen. Für
den Anschluss an Geräte kommen lösbare Verbindungen mit Gewinden oder
Flanschen zum Einsatz. Für geschlossene Heizwasserkreisläufe von Einfamilien-
häusern oder Altbauwohnungen werden auch dünnwandige biegsame Präzisions-
stahlrohre verwendet, die als Korrosionsschutz mit einem Kunststoffmantel um-
hüllt werden. Ihre Verbindung erfolgt mit vorgefertigten Formstücken mit eingeleg-
ten Dichtringen, so genannten „Pressfittings“. Diese werden über die zu verbin-
denden Rohrenden gesteckt und mit hydraulischen oder elektrischen Presswerk-
zeugen so verformt, dass eine dauerhafte dichte Rohrverbindung entsteht.
Kupferrohre
Für kleinere Anlagen werden häufig Kupferrohre verwendet. Sie sind teurer als
Präzisionsstahlrohre, in Gegensatz zu diesen jedoch besonders korrosionsbestän-
dig und lassen sich auf einfache Weise verarbeiten. Die Druckverluste durch Rohr-
reibung sind bei Kupferrohren geringer als bei Stahlrohrleitungen. Ihre Verbindung
erfolgt mit so genannten „Lötfittings“ durch Verlötung oder mit „Pressfittings“.
Kunststoffrohre
Kunststoffrohre kommen in gebäudetechnischen Anlagen zunehmend zum Ein-
satz. Ihre Anwendung ist in Heizwasserkreisen dadurch beschränkt, dass ihre
90 Wärme- und Kälteverteilung
150.5.1.7 LEITUNGSZUBEHÖR
Rohrleitungssysteme bestehen zunächst aus Geräten, die über Rohrleitungen mitein-
ander verbunden sind. Mit einer Vielfalt von Zubehörteilen werden sie ergänzt, um
einerseits den Gerätebetrieb zu ermöglichen und andererseits Wartungsarbeiten,
Störungsbehebungen und Umbauarbeiten zu erleichtern. Einige dieser Zubehörteile
werden nachfolgend beispielhaft beschrieben.
Kugelhähne
Kugelhähne dienen der Unterbrechung von Volumenströmen in Rohrleitungssy-
stemen. Sie sind besonders widerstandarm und in der Regel wartungsfrei. Für
alle in gebäudetechnischen Anlagen vorkommenden Temperaturen, Drücke und
Medien sind sie einsetzbar. Beim Schließen von Kugelhähnen ist Vorsicht
geboten: Bei Schnellschluss und hohen Mediengeschwindigkeiten können Druck-
schläge im Rohrsystem auftreten.
Absperrklappen
Absperrklappen werden vorzugsweise zwischen zwei Flanschen eingebaut und
erfordern nur geringe Bauhöhen. Sie werden sowohl mit Handhebel als auch mit
elektrischen oder pneumatischen Antrieben geliefert.
Abbildung 150.5-04: Absperrklappen [95]
Dehnungsausgleicher
Dehnungsausgleicher („Kompensatoren“) werden in Rohrleitungen zwischen
„Festpunkten“ eingebaut, um die Ausdehnung der Rohre bei Temperaturänderun-
gen aufzunehmen. Rohrbiegungen kann man zu diesem Dehnungsausgleich bei
dafür geeigneter Rohrleitungsführung nutzen. Bei geraden Rohrtrassen werden
92 Wärme- und Kälteverteilung
Schwingungsdämpfer
Zur Dämpfung von Geräusch- und Schwingungsübertragungen über Rohrleitun-
gen werden Kompensatoren mit Einbauelementen aus Gummi eingesetzt. Hoch-
wertiger Synthese-Kautschuk (z.B. EPDM) ist wärmefest und lässt eine lange
Lebensdauer erwarten. Neben Gummikompensatoren werden dafür auch Stahl-
balgkompensatoren mit Gummiflanschen angeboten.
Abbildung 150.5-07: Balg-Kompensator (Schwingungsdämpfer)
Druckminderventile
Druckminderventile („Reduzierventile“, „Zuströmventile“) werden eingesetzt, um
den Druck des hinter dem Ventil angeordneten Rohrleitungssystems unabhängig
vom Systemdruck vor dem Ventil konstant zu halten. Bei steigendem Druck
drosselt oder schließt ein Druckminderventil, um Schäden an nachgeschalteten
Geräten zu vermeiden.
Abbildung 150.5-08: Druckminderventil
Druckdifferenzregelventile
Druckdifferenzregelventile („Mengenregler“) werden eingesetzt, um die Druckdif-
ferenz zwischen zwei Druckmessstellen konstant zu halten. Werden die Mess-
stellen vor und hinter einer Messblende oder bei den Messanschlüssen eines
Rohrleitungen 93
Ventils gewählt, dann arbeitet das Ventil als Mengenregler und begrenzt die
Durchflussmenge des Mediums. Die Membran des Regelventils wird von beiden
Seiten beaufschlagt. Der Sollwert ist durch Veränderung der Federspannung
einstellbar.
Abbildung 150.5-09: Druckdifferenzregelventil
Dreiwegventile
Dreiwegventile haben drei Anschlüsse und können sowohl zur Aufteilung als auch
zur Mischung von Volumenströmen eingesetzt werden. Bei Einsatz als Verteilven-
til können sich Probleme ergeben, wenn Ventilteller am Ventilsitz im Schwachlast-
betrieb „flattern“. Dreiwegventile sind deshalb vorzugsweise als Mischventile
einzusetzen. Ausgerüstet mit einem Stellantrieb bieten sie die Möglichkeit, durch
Mischung von Volumenströmen unterschiedlicher Temperatur die Temperatur des
gemischten Volumenstromes in Abhängigkeit von einer Regelgröße zu regeln.
Abbildung 150.5-10: Dreiwegventil
Rückschlagklappen
Rückschlagarmaturen verhindern das ungewollte Rückströmen von Volumenströ-
men bei Änderung der Druckverhältnisse. Sie werden als Rückschlagklappen
oder als Rückschlagventile ausgeführt. Rückschlagventile sind stets feder-bela-
stet. Der Durchflusswiderstand von Klappen ist geringer als der von Ventilen.
Sowohl Klappen als auch Ventile werden für waagrechten und senkrechten
Einbau, mit Anschlussgewinden und für Zwischenflanscheinbau angeboten.
Schmutzfänger
Schmutzfänger halten Verunreinigungen aus Leitungssystemen zurück und ver-
hindern dadurch Schäden und Verstopfungen an Ventilen und Geräten. Um
Schmutzfänger problemlos reinigen zu können, sind sie zwischen Absperrarmatu-
ren anzuordnen.
Abbildung 150.5-12: Schmutzfänger
Sicherheitsventile
Sicherheitsventile („Druckminderer“) werden eingesetzt, um den Druck des vor
dem Ventil angeordneten Rohrleitungssystems nach oben zu begrenzen. Bei stei-
gendem Druck öffnet ein Sicherheitsventil und lässt Medium aus dem System
entweichen, um Schäden am Rohrleitungssystem und den damit verbundenen
Geräten zu vermeiden. Bei Rohrleitungssystemen bilden Sicherheitsventile eine
zusätzliche Sicherheit gegen unzulässige Überdrücke im System für den Fall, dass
die thermische Absicherung nicht ausreicht. Die Anwendung von Sicherheitsventi-
len ist in Normen geregelt. Die Ventilgröße richtet sich nach der Wärmeleistung der
Heizungs- oder Warmwasserbereitungsanlage. Die Mündung von Sicherheitsven-
tilen muss frei und beobachtbar sein. Sicherheitsventile sind an leicht zugänglicher
Stelle in unmittelbarer Nähe an der Vorlaufleitung von Wärmeerzeugern anzubrin-
gen. Ihre Werkstoffe sollen zumindest bis +140°C beständig sein.
Abbildung 150.5-13: Sicherheitsventil
150.5.2 PUMPEN
Für den zwangsweisen Umlauf von Wärme- oder Kälteträgern in Rohrleitungssyste-
men kommen ausschließlich Kreiselpumpen zum Einsatz. Hauptbestandteile dieser
Umwälzpumpen sind ein Spiralgehäuse und ein auf einer Antriebswelle sitzendes
Schleuderrad. Der Antrieb erfolgt meistens über einen mit der Antriebswelle direkt
verbundenen Elektromotor. Umwälzpumpen dienen der Überwindung jenes Rohrlei-
tungswiderstandes, der sich bei Durchleitung eines Wärme- oder Kälteträgervolumen-
stromes durch ein hydraulisches System ergibt.
Der Wirkungsgrad η einer Pumpe wurde als Verhältnis der Förderleitung zur
Antriebsleistung definiert. Er liegt im Bereich von
η = 0,4 bis 0,6 bei kleinen Pumpen,
η = 0,6 bis 0,8 bei mittleren Pumpen und
η = 0,8 bis 0,9 bei großen Pumpen.
Der Leistungsbedarf von Umwälzpumpen ergibt sich nach folgender Gleichung:
(150.5-01)
P Leistungsbedarf [W]
V umlaufender Volumenstrom eines Wärme- oder Kälteträgers [m3/s]
∆p Rohrleitungswiderstand [Pa]
η Pumpenwirkungsgrad [–]
150.5.3 AUSDEHNUNGSANLAGEN
Bei Änderung der Temperatur ändert sich auch das Volumen von Wärme- und
Kälteträgern. Zur Aufnahme temperaturbedingter Volumenänderungen werden ge-
schlossene hydraulische Systeme mit Ausdehnungsanlagen ausgerüstet. Sie beste-
hen aus einem Stahlgehäuse mit einer Kunststoffmembran, die den Wärme- bzw.
Kälteträgerteil von einem Gasteil trennt. Die Kunststoffmembran im Ausdehnungsge-
fäß verhindert einen Kontakt des Wärme- bzw. Kälteträgers mit Luft. In Abhängigkeit
vom Ausdehnungsvolumen eines hydraulischen Systems kommen folgende Bauarten
zum Einsatz:
Membranausdehnungsgefäße
Bei Zunahme von Temperatur und Druck im hydraulischen System wölbt sich die
Membran und presst den Gasteil (Stickstoff) zwischen Membran und Gefäßwand
zusammen. Nur ein Teil des Gefäßes kann das Ausdehnungsvolumen aufneh-
men. Sie kommen für Medientemperaturen < +120°C und für Betriebs-überdrük-
ke < 6 bar zum Einsatz. Zur Vergrößerung der Kapazität können auch mehrere
Gefäße parallel geschaltet angeordnet werden.
Abbildung 150.5-16: Druckausdehnungsgefäß – Ausdehnungsanlage
AUSDEHNUNGSGEFÄSS AUSDEHNUNGSANLAGE
Heizkörper 97
150.5.4 HEIZKÖRPER
Radiatoren (Strahlungsheizkörper)
Radiatoren sind Heizkörper, die Wärme durch Strahlung und Konvektion abge-
ben. Sie sollten nach Möglichkeit mit wärmeabstrahlenden Heizflächen unterhalb
von Fenstern angeordnet werden, um den dort zu erwartenden Kaltluftabfall
kompensieren zu können. Durch Wärmestrahlung wird vom menschlichen Körper
in Richtung kalter Bauteile mehr Wärme abgegeben als in Richtung wärmerer
Bauteile. Bei Heizbetrieb ist wegen der unterschiedlichen Wärmedurchgangszah-
len („U-Werte“) von Glasflächen und Wandflächen an Glasflächen mit tieferen
Oberflächentemperaturen zu rechnen als an Wänden. Weil der menschliche
Körper auf Entwärmungsverhältnisse in unterschiedlichen Richtungen nicht ange-
messen reagieren und kann durch Strahlungsaustausch an kalte Fensterflächen
mehr Wärme als an die wärmeren Wände abgibt, fühlen sich manche Personen
in Fensternähe – dem häufig bevorzugten Aufenthaltsbereich – unbehaglich.
Durch Anordnung wärmeabstrahlender Heizflächen unter oder neben den kälte-
ren Glasflächen kann man dieser Problematik begegnen, weil diese Heizflächen
ihrerseits aus der Richtung der kalten Glasflächen mit erhöhter Oberflächentem-
peratur Wärme abstrahlen.
Abbildung 150.5-17: Heizkörperanordnung Raum
Heizkonvektoren
Bei Heizkonvektoren sind die Heizflächen auf engem Raum lamellenartig ange-
ordnet. Konvektoren erwärmen die an ihren Heizflächen entlangströmende Luft
(„durch Konvektion“), ihre Wärmeabgabe durch Strahlungsaustausch ist vernach-
lässigbar. Ihre Heizleistung wird erheblich von der Geschwindigkeit der an den
Heizflächen vorbeiströmenden Luft beeinflusst. Durch Anordnung warmluftfüh-
render Schächte oberhalb von Konvektoren kann man die Auftriebswirkung
erwärmter Raumluft nutzen, um deren Heizleistung zu steigern. Heizkonvektoren
sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn keine Möglichkeit zur Anordnung
wärmeabstrahlende Heizflächen besteht, wie beispielsweise vor verglasten Ter-
rassentüren oder bei Schaufenstern. Konvektorheizflächen sind verschmutzungs-
empfindlich und lassen sich nur schlecht reinigen. Bei der Anordnung von
Heizkonvektoren ist deshalb besonders auf die Möglichkeit zur Reinigung zu
achten. Sie wird durch Anordnung abnehmbarer Rollroste über Konvektorschäch-
ten und durch schiefe schmutzabweisende Flächen in unzugänglichen Bereichen
unterhalb von Heizkonvektoren erleichtert.
Abbildung 150.5-19: Heizkonvektoren
Flächenheizungen
Unter Flächenheizungen oder „Bauteilheizung“ versteht man Heizflächen, bei
denen die Wärmeabgabe vorwiegend durch Wärmestrahlung beheizter Bauteil-
flächen wie von Böden, Decken oder Wänden erfolgt. Diese Bauteilflächen
lassen sich allerdings nur dann als Heizflächen nutzen, wenn nicht zu erwarten
ist, dass ihre Wirkung durch Einrichtungsgegenstände, Möbel oder Textilien
beeinträchtigt werden kann.
Vorteile von Flächenheizungen [16]:
• Unsichtbarkeit, kein Platzbedarf für Raumheizkörper,
• Sauberkeit, keine Staubansammlung auf Heizkörperflächen,
• gleichmäßige Raumtemperatur,
• physiologisch günstigere Entwärmung des Körpers bei geringerer Lufttempe-
ratur,
• Niedrige Vorlauftemperaturen ermöglichen Wärmepumpenbetrieb und Son-
nenenergienutzung,
• Möglichkeit der Raumluftkühlung durch Betrieb mit kaltem Wasser.
Nachteile von Flächenheizungen [16]:
• große Trägheit und geringe Regelfähigkeit,
• keine Möglichkeit zur nachträglichen Änderung von Heizflächen,
• hohe Kosten für baulichen Aufwand.
Fußbodenheizung
Die Heizwasserrohre werden in Verbindung mit einer Warmwasserzentralheizung
im Fußboden verlegt, wobei die Heizwassertemperaturen unter maximal < +55°C
verbleiben. Fußbodenheizungen sind deshalb typische „Niedertemperaturheizun-
gen“, die sich besonders für Wärmeversorgung durch Wärmepumpen oder für
Sonnenenergienutzung eignen. Die Wärme wird vom Fußboden durch Konvekti-
100 Wärme- und Kälteverteilung
on und Strahlung an den Raum abgegeben, die Wärmeabgabe nach unten ist
durch Wärmedämmschichten zu begrenzen. Bei Fußbodenheizungen hat die
Erfahrung [16] gezeigt, dass im Daueraufenthaltsbereich eine Oberflächentempe-
ratur von > 27°C unangenehm wirkt (Fußbeschwerden wegen unzureichender
Entwärmung der Fußsohlen). Unter diesen Bedingungen sind spezifische Heizlei-
stungen von maximal 80 W/m2 erreichbar. Bei Bedeckung mit einem Fußboden-
estrich sind Fußbodenheizungen verhältnismäßig träge. Auf Störgrößen wie
Sonneneinstrahlung und Personenwärme können sie deshalb nicht angemessen
reagieren, sodass eine Raumtemperaturregelung von Fußbodenheizungen kaum
zweckmäßig ist. Es hat sich deshalb bewährt, Fußbodenheizungen nur als
Grundlastheizung in Abhängigkeit von der Außentemperatur zu regeln und zur
Abdeckung von Spitzenlasten rasch reagierende Zusatzheizkörper wie Radiato-
ren oder Konvektoren einzusetzen. Die Anordnung von Zusatzheizungen ist
besonders unterhalb von Fenstern empfehlenswert, um an kalten Tagen den dort
auftretenden Kaltluftabfall und damit verbundene Zugerscheinungen zu vermei-
den (siehe auch Band 14: Fußböden).
Deckenheizung
Bei Deckenheizungen besteht die Erfahrung, dass bei Raumtemperaturen um
~ 20°C sowohl eine Oberflächentemperatur von > 35°C als auch eine Wärmeab-
gabe von > 12 W/m2 unangenehm empfunden wird (siehe auch Band 4: Decken).
Bei Deckenheizungen unterscheidet man folgende Ausführungsarten:
• Rohrdeckenheizung,
• Lamellendeckenheizung,
• Strahlplattenheizung,
• Hohlraumdeckenheizung.
Abbildung 150.5-23: Deckenstrahlplatten
Wandheizung
Bei Wandheizungen werden Heizwasserrohre in ähnlicher Weise wie bei Fußbo-
denheizungen verlegt. Hinter den Heizwasserrohren sind Wärmedämmplatten
(empfohlene Mindeststärke 4 cm) anzuordnen. Zur Aufnahme von Heizwasser-
rohren müssen Betonplatten eine Mindeststärke von ~5 cm aufweisen. „Wand-
heizregister“ werden in unterschiedlichen Bauhöhen und Breiten angeboten, die
sich miteinander beliebig kombinieren lassen. Die Montage erfolgt entweder auf
Ziegelmauerwerk oder auf Putzträgerplatten. Anschließend wird unter Verwen-
dung von Gittergeweben der Innenputz konventionell aufgebracht. Auch Trocken-
bauwände können als Wandheizflächen dienen, wenn man an ihnen in geeigne-
ter Weise Rohrleitungen anbringt. Als Wandheizflächen können Strahlungsheiz-
körper dienen, die in Wände bündig eingelassen sind. Wegen der geringen
Heizwasservorlauftemperaturen um ~ +30°C bis +40°C sind der Wärmeabgabe
von Wandheizflächen Grenzen gesetzt. Das Heizungssystem reagiert auf Last-
Kühlgeräte 101
spitzen träge. Auf gute Wärmedämmung nach außen ist besonders zu achten.
Ein Vorteil dieses Heizsystems besteht in der Vermeidung von Heizkörperanord-
nungen in Aufenthaltsräumen. Probleme können bei der Raumnutzung dann
auftreten, wenn Möblierungen die Wirkung von Heizflächen beeinträchtigen, oder
Heizwasserrohre bei Bohrarbeiten an Wänden verletzt werden. Eine Alternative
zu den Warmwasserwandheizungen sind elektrische Wandheizsysteme.
150.5.5 KÜHLGERÄTE
150.5.5.1 VENTILATORKONVEKTOREN
Zur Raumluftkühlung sind Ventilatorkonvektoren (fan-coil-Geräte) auf einfache und
vielfältige Weise einsetzbar. Man kann sie als „Standgeräte“ im Brüstungsbereich, als
Raumteiler innerhalb von Räumen, in Zwischendecken oder unterhalb von Decken, in
Zwischenböden sowie hinter, über oder in Möbelstücken anordnen. Sie erfordern
folgende Anschlüsse:
• Kaltwasserleitungen: Vorlauf und Rücklauf, gegen Kondenswasserbildung
isoliert,
• Kondensat-Entwässerungsleitung mit zuverlässig wirkendem Geruchsver-
schluss,
• Stromversorgung für Ventilator,
• Steuerleitungen für Steuerung und Regelung.
Nur bei Betrieb des Ventilators können Ventilatorkonvektoren die Raumluft kühlen
oder entfeuchten. Bei Ventilatorstillstand ist ihre Kühlwirkung vernachlässigbar gering.
Mit dem Ventilatorbetrieb ist eine unvermeidbare Geräuschentwicklung verbunden,
die durch großzügige Geräteauslegung auf unbedenkliche Geräuschpegel begrenzt
werden kann. Mit Ventilatorkonvektoren lässt sich die Raumlufttemperatur sowohl
durch Veränderung der Kaltwassertemperatur als auch durch Veränderung der
Ventilatordrehzahl regeln.
Wenn Ventilatorkonvektoren mit zwei Wärmetauschern ausgerüstet sind, ist das
gleiche Gerät sowohl für den Heiz- als auch für den Kühlbetrieb einsetzbar. Bei
Konzeption der Baugröße und Anordnung von Ventilatorkonvektoren sind die Luftströ-
mungsverhältnisse sowohl für den Volllast- als auch für den Teillastbetrieb sorgfältig
zu beachten. Im Aufenthaltsbereich dürfen die von Ventilatorkonvektoren verursach-
ten Luftbewegungen die zumutbaren Grenzwerte (~0,20 m/s bei 20°C, siehe Band 1:
Bauphysik) jedenfalls nicht überschreiten. Eine Kombination von Ventilatorkonvekto-
ren mit Außenluftanschlüssen über Fassadendurchbrüche hat sich bisher nicht
bewährt, weil dabei winddruckbedingt unzumutbare Zugerscheinungen auftreten
können. Theoretisch könnten Ventilatorkonvektoren über Durchbrüche in Fassaden
auch Außenluft ansaugen und damit zu einer mechanischen Raumlüftung beitragen.
In der Praxis haben sich derartige Konzepte bisher jedoch nicht bewährt, weil dabei –
zeitweise winddruckbedingt – unvermeidliche Zugerscheinungen auftreten.
150.5.5.2 KÜHLDECKE
Um „stille Kühlung“ zu ermöglichen, wurden Deckenkühlsysteme in ähnlicher Bauwei-
se wie Deckenstrahlungsheizungen entwickelt. In Gegensatz zu Ventilatorkonvekto-
ren ist damit eine Luftentfeuchtung zwar möglich, jedoch höchst unerwünscht. An den
Kühlflächen kann Kondenswasser anfallen, sobald die „Taupunkttemperatur“ der
Raumluft über die Oberflächentemperatur der Kühlflächen ansteigt. Dieses Risiko
besteht, wenn bei schwülem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit Fenster von gekühlten
102 Wärme- und Kälteverteilung
150.5.5.3 KÜHLBALKEN
Wenn im Bereich von Zwischendecken ausreichend Platz zur Verfügung steht, lassen
sich dort Kühlbalken anordnen, die ähnlich ausgeführt sind wie Konvektoren zur
Raumheizung. Bei geeigneter Bauweise kann allenfalls anfallendes Kondenswasser
über ein Entwässerungssystem abgeleitet werden. Zur Steigerung der Kühlleistung
von Kühlbalken werden sie mitunter mit Zuluftdurchlässen kombiniert, um die
Luftgeschwindigkeit an den Kühlflächen zu erhöhen. Die Zweckmäßigkeit dieser
Konzeption ist dann zu hinterfragen, wenn der Lufterneuerungsbedarf mit dem
Kühlbedarf nur selten übereinstimmt.
150.5.5.4 BAUTEILKÜHLUNG
Eine weitere Möglichkeit „stiller Kühlung“ besteht darin, kaltwasserführende Rohrlei-
tungen im Betonkern von Decken oder Böden anzuordnen. Die Speicherfähigkeit der
Bauteilmasse wird dabei bestens genutzt. Auf Kühllastveränderungen können derarti-
ge Systeme nur verzögert reagieren. In zufrieden stellender Weise sind sie zur
„Grundlastkühlung“ einsetzbar.
Kühlgeräte 103
Für Bauteilkühlung kommen in den meisten Fällen Kunststoffrohre zum Einsatz, die
zur Vermeidung von Sauerstoffdiffusion mit Spezialfolien umhüllt und mit Schutz-
schichten ummantelt sind. Mit Kühlwasser und Frostschutzmittel durchflossene
gekühlte Bauteile entziehen sowohl dem Baukörper als auch dessen Umgebung
Wärme, die mit Wärmepumpenanlagen zur Gewinnung nutzbarer Wärme herangezo-
gen werden kann. Weil in diesem Anwendungsfall die Nutzwärmegewinnung vor der
Bauteilkühlung im Vordergrund steht, werden derartige Bauteile auch als Betonkern-
kollektoren bzw. Erdreichkollektoren bezeichnet.
105
Heizungs- und Kühlungssysteme lassen sich ebenso wie Gebäudehüllen aus vielfäl-
tigen Bauteilen und Komponenten zusammensetzen. Im Gegensatz zu Bauteilen der
Gebäudehülle sind mit dem Einsatz von Heizungs- und Kühlungssystemen wegen
ihres nutzungsbedingten Energiebedarfes regelmäßig anfallende Betriebskosten ver-
bunden, die während der Gebäudenutzungsdauer die Errichtungskosten erheblich
übertreffen können. Es handelt sich demnach um wichtige Gebäudebestandteile, die
sich veränderten Nutzungsanforderungen nicht so einfach wie die Möblierung anpas-
sen lassen. Ein Bauherr sollte diese Tatsache bereits bei der Planung eines
Bauvorhabens dadurch berücksichtigen, dass er die Projektierung gebäudetechni-
scher Heizungs- und Kühlungssysteme nur dafür ausgebildeten fachkundigen Inge-
nieuren überträgt und für die Dokumentation seiner Planungsvorgaben sorgt.
Rohrleitungsschema
Zur Erleichterung des Verständnisses für hydraulische Zusammenhänge werden
die Rohrleitungsführungen von Wärme- oder Kälteträgern in Schemazeichnun-
gen möglichst übersichtlich dargestellt. Wesentlich ist bei derartigen Darstellun-
gen nicht so sehr die maßstabgerechte Anordnung von Anlagen und Geräten,
sondern eine übersichtliche Darstellung ihrer hydraulischen Verknüpfungen.
Bewährt hat sich dabei eine vertikale Gliederung mit horizontalen Zeichnungsfel-
dern für die einzelnen Stockwerke in Verbindung mit unverwechselbaren Be-
zeichnungen für alle vertikalen Rohrleitungstrassen (Schachtbezeichnungen
„Sxx“).
150.6.2 TECHNIKRÄUME
keit in jedem Geschoß zumindest ein weiterer Technikraum vorzusehen, der mit den
sonstigen Technikräumen über Installationsschächte oder Installationstrassen verbun-
den sein sollte. In diesen Technikräumen werden technische Anlagen sowie Absperr-
und Regelarmaturen für das betreffende Geschoß untergebracht. Der Zugang zu
Technikräumen soll über allgemein zugängliche Verkehrswege erfolgen und ist
technischen Gebäudebetreuern ohne Störung sonstiger Gebäudenutzer jederzeit zu
ermöglichen. Bei Hochhäusern kann sich die Gliederung mehrerer Stockwerke zu
Versorgungsbereichen (für etwa 16 Geschoße) als zweckmäßig erweisen. Jeder
dieser Versorgungsbereiche wird dabei von einem zentral angeordneten Technikraum
versorgt, der in manchen Fällen ein ganzes Technikgeschoß umfassen kann.
150.6.2.1 BRENNSTOFFLAGERRÄUME
Technikräume zur Lagerung von festen und flüssigen Brennstoffen werden zur
Vereinfachung von Befüllungsvorgängen üblicherweise in Kellerräumen unterge-
bracht. In unmittelbarer Nähe der Brennstofflagerräume sind für Anlieferung und
Befüllung geeignete Verkehrsflächen vorzusehen, die über versperrbare Füllschächte
oder Leitungen mit den Lagerräumen verbunden sind. Brennstofflagerräume sind
brandbeständig auszuführen und dürfen nur für die Lagerung der dafür vorgesehenen
Brennstoffe genutzt werden. Für flüssige Brennstoffe sind die Lagerräume darüber
hinaus als dichte Wanne auszubilden, die im Gebrechensfall das höchstmögliche
eingelagerte Brennstoffvolumen aufnehmen kann. Behälter für flüssige Brennstoffe
sind so anzuordnen, dass ihre Außenflächen inspiziert (eingesehen) werden können.
150.6.2.2 HEIZKESSELRÄUME
Heizkesselanlagen mit den dazugehörigen Komponenten wie Heizwasserverteiler,
Heizwasserumwälzpumpen, Regelgeräten und Ausdehnungsanlage für das Heizwas-
ser werden bei Nutzung fester und flüssiger Brennstoffe vorzugsweise in Nähe der
Brennstofflagerräume untergebracht. Die Versorgung von Feuerungsanlagen mit
Verbrennungsluft ist bei allen Witterungsbedingungen sicherzustellen und darf – z.B.
auch bei Schneefall – nicht verlegt werden. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten
sollten Heizungskessel von allen Seiten zugänglich bleiben. Für Heizleistungen über
~200 kW empfiehlt sich eine Aufteilung der Heizleistung auf mehrere Heizkessel, um
bei Ausfall eines der Kessel einen Notbetrieb zu ermöglichen und um bei Teillast eine
Betriebsweise mit günstigerem Wirkungsgrad zu ermöglichen. Bei Einsatz gasförmi-
ger Brennstoffe ist in der Hausanschlussleitung außerhalb des Gebäudes eine
erdverlegte Absperreinrichtung einzubauen. Nach Einführung der Hausanschlusslei-
tung in das Gebäude oder im Heizraum ist für die Gaszufuhr eine Hauptabsperrein-
richtung anzuordnen. Empfehlenswert sind darüber hinaus Maßnahmen, die sicher-
stellen, dass im Brandfall die Gaszufuhr innerhalb des Gebäudes selbsttätig unterbro-
chen wird. Heizräume für Gaskesselanlagen werden auch in Dachgeschoßen unter-
gebracht.
150.6.2.3 FERNWÄRME-UMFORMERRÄUME
Fernwärme-Umformer mit den dazugehörigen Komponenten wie Absperr- und Sicher-
heitsarmaturen, Wärmemengenerfassung, Heizwasserverteiler, Heizwasserumwälz-
pumpen, Regelgeräten und Ausdehnungsanlage für das Heizwasser werden vorzugs-
weise im Eintrittsbereich der Fernwärmeleitungen in das Gebäude in eigenen
Umformerräumen untergebracht. Der Zugang zu Fernwärme-Umformerräumen soll
über allgemein zugängliche Verkehrswege erfolgen und ist auch Mitarbeitern des
Fernwärmeversorgungsunternehmens ohne Störung sonstiger Gebäudenutzer jeder-
zeit zu ermöglichen. Der Platzbedarf für Fernwärme-Umformerräume ist grundsätzlich
mit dem Wärmeversorgungsunternehmen abzuklären. Die nachfolgend angeführten
Richtwerte [2] liegen in plausiblen Bereichen und sind nur für Grobbemessungen in
Vorentwurfsphasen heranzuziehen.
150.6.2.4 KÄLTEMASCHINENRÄUME
Kältemaschinen werden über Kühlwasserleitungen mit Rückkühlanlagen verbunden.
Für diese Rohrleitungen sind gegebenenfalls Installationsschächte und Installations-
trassen vorzusehen. Wenn Kältemaschinen nicht als witterungsbeständige Bauein-
heiten im Freien aufgestellt werden, sind sie in Kältemaschinenräumen unterzubrin-
gen. Für eine überschlägige Vorbemessung des Platzbedarfes von Kältemaschinen-
räumen können nachfolgende Tabellen herangezogen werden.
Tabelle 150.6-05: Platzbedarf – Richtwerte für Kältemaschinenräume [16]
Kälteleistung Grundfläche Raumhöhe
[MW] [m2] [m]
0,00 bis 0,10 ~ 20 ~ 3,0
0,10 bis 0,40 ~ 50 ~ 4,0
0,40 bis 1,20 ~ 80 ~ 4,5
1,20 bis 3,50 ~ 110 ~ 5,0
Bei der Aufstellung von Kältemaschinen sind gesetzliche Vorschriften und technische
Richtlinien zu beachten. Kältemaschinenräume müssen mit Lüftungseinrichtungen
ausgestattet sein, um zu hohe Raumtemperaturen zu vermeiden und bei Kältemittel-
verlusten eine Grenzwertüberschreitung von Luftschadstoffen zu verhindern. Bei der
Anordnung von Kältemaschinen ist auf ausreichende Raumhöhe zur Anbringung von
Hebezeugen oberhalb der Maschinen zu achten. Gute Zugänglichkeit von allen
Seiten erleichtert die Wartung und eventuell anfallende Reparaturarbeiten. Bei
Rohrbündelaustauschern ist nach einer Seite ausreichend Platz vorzusehen, um bei
Wartungsarbeiten mit Reinigungsbürsten hantieren und um Rohre notfalls nach einer
Seite hin ausbauen zu können. Nach Möglichkeit ist ein Kältemaschinenraum an ein
Entwässerungssystem anzuschließen.
Abbildung 150.6-03: Kältemaschinenraum
sind aus diesem Grund mit Vorsicht zu handhaben und nur dann heranzuziehen, wenn
zur Ausführungsart noch keine konkreten Vorstellungen bestehen:
Tabelle 150.6-06: Platzbedarf- Richtwerte für Rückkühlanlagen [2]
Kälteleistung Grundfläche Bauhöhe Gewicht
[MW] [m2] [m] [t]
0,00 bis 0,10 ~ 15 ~ 2,8 0,4 bis 1,0
0,10 bis 0,40 ~ 30 ~ 3,2 1,0 bis 3,0
0,40 bis 1,20 ~ 60 ~ 3,6 3,0 bis 6,0
1,20 bis 3,50 ~ 120 ~ 4,0 6,0 bis 12,0
HEIZLAST KÜHLLAST
Um die Heiz- oder Kühllast in angemessener Weise ermitteln zu können, muss deren
Geltungsbereich bekannt sein. Dazu zählt neben meteorologischen Extrembedingun-
gen auch das Anspruchsniveau der Gebäudenutzer hinsichtlich ihrer „thermischen
Behaglichkeit“.
150.6.5 HEIZLASTERMITTLUNG
Mit Heizlast wird nach ÖNORMEN 12831 [NJ54] jener Wärmestrom Φ definiert, der
einem zu beheizendem Raum (i) zuzuführen ist, um in diesem Raum eine vorgegebe-
ne Raumlufttemperatur einhalten zu können. Als Geltungsbereich und Vorgabe für die
Durchführung einer Heizlastberechnung müssen folgende Einflussgrößen bekannt
sein:
Tabelle 150.6-07: Einflussgrößen der Heizlastberechnung [70]
Heizlast (Wärmebedarf) =
Transmissionswärmebedarf + Lüftungswärmebedarf
• Außentemperatur • Außentemperatur
• geforderte Raumtemperatur • geforderte Raumtemperatur
• Größe und Wärmedämmung der Bauteile • Windanfall
• Lage der Räume • Größe und Luftdurchlässigkeit von
Fenstern und Türen
(150.6-01)
(150.6-02)
(150.6-03)
(150.6-04)
(150.6-05)
(150.6-06)
Φi Wärmeverluste [W]
f∆Θ,i Temperatur-Korrekturfaktor (siehe Tabelle 150.6-11) [W]
Geltungsbereich:
Tabelle 150.6-08: Norm-Innentemperaturen Θint,i [70]
Θint,i Θint,i Θint,i
Gebäudetyp Gebäudetyp Gebäudetyp
[°C] [°C] [°C]
Einzelbüro 20 Restaurant 20 Wohnungen 20
Großraumbüro 20 Klassenraum 20 Badezimmer 24
Konferenzraum 20 Kindergarten 20 Kirche 15
Auditorium 20 Kaufhaus 16 Museum 16
kein größerer Temperaturabfall als 2 bis 3 K auf. Dies hängt von den klimatischen Verhältnissen und der
thermischen Masse des Gebäudes ab.
kein größerer Temperaturabfall als 2 bis 3 K auf. Dies hängt von den klimatischen Verhältnissen und der
thermischen Masse des Gebäudes ab.
Baubeschreibung
Das Gebäude besteht aus zwei Wohneinheiten mit Erdgeschoß und ist unterkellert. Die Westwand
des Wohnzimmers grenzt an das Nachbarhaus. Das Erdgeschoß liegt 0,5 m über dem Erdbodenni-
veau. Das Wohnzimmer liegt über einer aufgeständerten Bodenplatte. Das übrige Erdgeschoß liegt
über dem Kellergeschoß. Im Kellergeschoß befinden sich ein Kellerraum, eine Garage und ein
beheizter Hobbyraum. Das Haus verfügt über eine Innendämmung.
116 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen
Bauteileigenschaften d Uk
Code Bezeichnung [m] [W/(m2K)]
CW01 Außenwand 01; mit Wärmedämmung 0,290 0,433
CW02 Außenwand 02; mit Wärmedämmung 0,600 0,199
CW03 Außenwand 03; ohne Wärmedämmung 0,210 2,229
CW04 Außenwand 04; mit Wärmedämmung (Keller-Erde) 0,472 0,606
CW05 Außenwand 05; mit Wärmedämmung (Keller-Luft) 0,250 0,725
CW06 Innenwand 06; ohne Wärmedämmung 0,020 2,011
CW07 Innenwand 07; mit Wärmedämmung 0,140 0,742
CD01 Decke 01, über Erdgeschoß 0,090 0,469
CD02 Decke 02, über Keller 0,270 0,480
CB01 Boden 01, unter Keller; mit Wärmedämmung (Keller-Erde) 0,442 0,457
CT01 Außentür 01 0,060 1,754
CT02 Innentür 02 0,040 1,899
CF01 Außenfenster 01 2,100
Beheizte Räume:
Nr. Raumbezeichnung Normtemperatur Fläche des Raumes Raumvolumen
Θint,i [°C] Ai [m2] Vi [m3]
KG01 Hobbyraum 20 13,0 29,0
EG01 Vorraum 20 7,9 19,6
EG02 Flur 20 5,3 13,3
EG03 Toilette 20 1,7 4,1
EG04 Badezimmer 24 4,6 11,5
EG05 Schlafzimmer 1 20 10,5 26,3
EG06 Schlafzimmer 2 20 10,2 25,6
EG07 Schlafzimmer 3 20 10,9 27,3
EG08 Küche 20 9,5 23,8
EG09 Wohnzimmer 20 36,9 92,3
Gesamt 110,5 272,8
Unbeheizte Räume:
Raumbezeichnung Temperatur Θu Raumbezeichnung Temperatur Θu
[°C] [°C]
Nachbarhaus 12 unbeheiztes Dachgeschoß –7
Garage –4 Erdgeschoß, (Bodenplatte) –4
Treppen 8 Nachbarhaus, Erdgeschoß –4
Kellerraum 5
Kühllastermittlung 117
150.6.6 KÜHLLASTERMITTLUNG
ten Zeitpunkt, gibt jedoch keinen Anhaltspunkt über den erforderlichen Jahreskältebe-
darf eines Gebäudes. Um die Kühllast in angemessener Weise ermitteln zu können,
muss der Geltungsbereich bekannt sein, für welchen die Kühllast bestimmt werden
soll. Dazu zählt auch das Anspruchsniveau hinsichtlich „thermischer Behaglichkeit“.
Als Geltungsbereich und Vorgabe für die Durchführung einer Kühllastberechnung
müssen deshalb folgende Einflussgrößen bekannt sein:
Tabelle 150.6-14: Einflussgrößen der Kühllastberechnung
Kühllast (Kältebedarf) =
äußere Wärmegewinne + innere Wärmegewinne + Lüftungskältebedarf
• Außentemperatur • Anzahl anwesender Personen • Außenlufttemperatur
• solare Einstrahlungsintensität • Aktivität anwesender Personen • Außenluftfeuchte
• geforderte Raumlufttemperatur • Intensität der Beleuchtung • geforderte Raumlufttemperatur
• Größe der Bauteile • Anschlusswerte elektrischer • geforderte Raumluftfeuchte
• Wärmedämmung der Bauteile Geräte • geforderte Raumlufterneuerung
• Wärmespeicherfähigkeit der • Gleichzeitigkeit des Geräteein-
Bauteile satzes
• Größe der Fensterflächen
• Orientierung der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren von
Verglasungen
• Durchlassfaktoren des
Sonnenschutzes
Berechnungsmonat
Jener Monat eines Jahres, für den die Kühllast berechnet wird. Für den
Berechnungsmonat ist der Außenlufttemperaturverlauf eines mittleren Tages mit
Kühllastermittlung 119
Kühllast ΦK(t)
Die Kühllast ΦK(t) wird in Abhängigkeit von der Tages- und Jahreszeit (t) nach
Grundgleichung (150.6-07) ermittelt [35]:
(150.6-07)
ΦK (t) zeitabhängige Kühllast [W]
Φh (t) zeitabhängige innere Kühllasten [W]
Φe (t) zeitabhängige äußere Kühllasten [W]
(150.6-09)
Φe (t) äußere Kühllast eines Raumes [W]
ΦeS (t) Wärmezufuhr durch Strahlung über transparente Außenbauteile [W]
ΦeT (t) Wärmezufuhr durch Transmission über Außenbauteile [W]
ΦeV (t) Wärmezufuhr durch Außenluft [W]
(150.6-10)
Die bei Sonneneinstrahlung von Bauteilen aufgenommene Wärme wird erst mit einer
zeitlichen Verzögerung in den zu kühlenden Räumen wirksam. Der Speicherfaktor sa
für äußere Strahlungslasten berücksichtigt die zeitliche Verschiebung der Auswirkung
von Strahlungswärmegewinnen auf die Kühllast, wenn speicherfähige Massen in
Räumen Strahlungswärme aufnehmen und zeitverzögert an den betreffenden Raum
wieder abgeben können.
124 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen
Reflexionsglas: innen:
Einfachverglasung, Metalloxidbelag 0,65 Jalousie, Öffnungswinkel 45° 0,70
Doppelverglasung, Metalloxidbelag 0,55 Vorhänge hell 0,50
Doppelverglasung, Metalloxidbelag 0,45 Kunststofffolien metallisch reflektierend 0,35
Glashohlsteine farblos:
mit glatter Oberfläche 0,65
mit strukturierter Oberfläche 0,45
Bei Kombinationen verschiedener Sonnenschutzanordnungen wird der entsprechende Durch-
lassfaktor näherungsweise durch Produktbildung der einzelnen Durchlassfaktoren b errechnet.
z.B.: b1 = 0,75 ... für Absorptionsglas-Doppelverglasung
b2 = 0,50 ... für Vorhang aus Baumwolle
b = b1 · b2 = 0,75 · 0,5 = 0,375 ... Durchlassfaktor der Kombination
150.6.7 DRUCKVERLUSTERMITTLUNG
Baubeschreibung
Das Gebäude besteht aus zwei Wohneinheiten mit Erdgeschoß und ist unterkellert. Die Westwand des
Wohnzimmers grenzt an das Nachbarhaus. Das Erdgeschoß liegt 0,5 m über dem Erdbodenniveau. Das
Wohnzimmer liegt über einer aufgeständerten Bodenplatte. Das übrige Erdgeschoß liegt über dem
Kellergeschoß. Im Kellergeschoß befinden sich ein Kellerraum, eine Garage und ein beheizter
Hobbyraum. Das Haus verfügt über eine Innendämmung. Für das Wohnzimmer ist eine Raumluftkühlung
auszulegen. Die Pläne sind in Beispiel 150.6-01 zusammengestellt.
Bemessungsgrundlagen
Auf ähnliche Weise wie bei der Heizlastermittlung Beispiel 150.6-01 sind alle zu kühlenden Räume (i) auf
unverwechselbare Weise mit Kurzbezeichnungen (“Raumnummern”) zu kennzeichnen, um bei der
Kühllastermittlung die Übersicht behalten zu können. Darüber hinaus sind folgende Bemessungsgrund-
lagen eindeutig auszuweisen:
• Norm-Außentemperatur
• Bemessungsmonat
• Bemessungstageszeit
• Norm-Innentemperaturen der zu kühlenden Räume (i)
• Temperaturen ungekühlter Nebenräume
• Wärmedurchgangszahlen der raumumschließenden Bauteile (k)
• Bauteilmassen der raumumschließenden Bauteile (k)
• Orientierung der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren der Fensterflächen
• Durchlassfaktoren der Sonnenschutzvorrichtungen
• Anzahl der Personen in den zu kühlenden Räumen (i)
• Außenluftrate je Person in den zu kühlenden Räumen (i)
• Beleuchtungsart und Beleuchtungsstärke in den zu kühlenden Räumen (i)
• Art und Anschlussleistung elektrischer Geräte in den zu kühlenden Räumen (i)
Außentemperatur [°C] 25
Innentemperatur [°C] 24
Bemessungsmonat September
Sonnenschutz Vorhänge, hell, innen
Gesamtstrahlung max. [W/m2] 563
Diffusstrahlung max. [W/m2] 76
Beleuchtungsart: Glühlampen
Beleuchtungsstärke 300 Ix 60 [W/m2]
Beleuchtungszeiten 06:00 bis 08:00
16:00 bis 22:00
Geräte
Fernsehgerät [W] 160
Tischcomputer [W] 50
Bildschirm [W] 30
Druckverlustermittlung 127
(150.6-11)
(150.6-12)
wT Transportgeschwindigkeit [m/s]
di Innerer Rohrdurchmesser der Rohrleitung [m]
Rohrreibungswiderstand
Bei der Strömung von Medien durch Rohrsysteme treten Rohrreibungswiderstän-
de auf, die mit einem zumindest gleich starken Förderdruck überwunden werden
müssen, wenn ein gewünschter Medien-Volumenstrom aufrechterhalten werden
soll. Der Rohrreibungswiderstand wird für gerade Rohrleitungen nach Gleichung
(150.6-13) ermittelt.
(150.6-13)
Einzelwiderstände
Bei der Strömung von Medien durch Umlenkungen, Armaturen oder Geräte
kommt es zu Wirbelbildungen, Strömungsablösungen und Sekundärströmungen,
deren Druckabfall sich mit Gleichung (150.6-14) für den Einzelwiderstand ab-
schätzen lässt.
(150.6-14)
Der Widerstandsbeiwert ζu wird durch Versuche bestimmt. Er erfasst nur den von
Umlenkungen oder Querschnittsveränderungen verursachten Druckabfall. Zur
Ermittlung des Gesamtwiderstandes eines Rohrleitungssystems ist der Summe
aller Einzelwiderstsände der Rohrreibungswiderstand der Achslänge des Rohrlei-
tungssystems für gerade Rohrstücke hinzuzufügen.
(150.6-15)
Installationsplan
Die prinzipielle Anordnung von Heizkörpern, Rohrtrassen und der Heizkesselanlage werden in den
Installationsplänen gut sichtbar, jedoch nicht unbedingt maßstabgerecht dargestellt. Die genauen
Abmessungen der Bauteile sind Zusammenstellungen von Bauteildaten oder einem Leistungsverzeich-
nis zu entnehmen. Die Gebäudepläne und die Norm-Heizlast der zu beheizenden Räume sind in
Beispiel 150.6-01 zusammengestellt. Die Heizkörper und Verteilleitungen wurden für die Druckverluster-
mittlung unverwechselbar gekennzeichnet.
Druckverlustermittlung:
Summe 2663
Summe 261
Summe 170
Der Heizwasservolumenstrom wurde für eine Heizwassererwärmung um 15 K ermittelt, damit könnte sich
das Heizwasser bei Nennlast von beispielsweise +75°C auf +60°C abkühlen. Als Gesamtdruckverlust des
Heizwassersystems ergab sich ein Rechenwert von 4289 Pa bzw. ~4,5 kPa oder 0,45 mWS. Für den
Heizwassertransport ist demnach eine Umwälzpumpe auszuwählen, die mindestens folgenden Leistungsda-
ten entspricht:
150.7 NACHHALTIGKEIT
Mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde zunächst in der Forstwirtschaft ein Bewirt-
schaftungsprinzip charakterisiert, bei dem nicht mehr Holz geerntet wird, als jeweils
nachwachsen kann. Holz diente nicht nur als universell einsetzbares Baumaterial,
sondern war bis zur industriellen Revolution auch wesentlicher Energieträger. Im
Jahrhundert zwischen 1800 und 1900 setzte in immer rascherem Tempo eine totale
Veränderung aller Lebensbereiche ein, die eine Umwandlung der bisherigen Agrarge-
sellschaft in die Industriegesellschaft unserer Zeit bewirkte.
Etwa um das Jahr 1850 sollen weltweit noch mehr als 80% der Energiedienstleistun-
gen durch Verbrennung von Holz („Biomasse“) erbracht worden sein. Später ver-
drängten die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas den ursprünglichen
Energieträger Holz. Industrielle Förderung und Verteilung fossiler Energieträger
ermöglichten bis dahin unvorstellbare Kostenreduktionen und Nachfragesteigerungen
von Energiedienstleistungen. Der Anteil fossiler Energieträger am Einsatz aller
Energieträger stieg weltweit von etwa 20% im Jahr 1850 auf einen Anteil von 88% im
Jahr 2000 bei gleichzeitiger Zunahme des Verbrauches an Energieträgern.
150.7.2 VOLKSWIRTSCHAFTLICH-ÖKOLOGISCHE
BETRACHTUNGSWEISE
Für einen Großteil der von uns genutzten Energieträger stimmen deren Marktpreise
nicht mit volkswirtschaftlich gerechtfertigten Kosten überein. Diese Unstimmigkeit wird
durch die Finanzierung wesentliche Kostenkomponenten dieser Energieträger über
allgemeine Abgaben (z.B. Steuern) ermöglicht. Die mit der Umverteilung externer
Kosten verbundene Verminderung direkter Kosten von Energieträgern stimuliert die
Nachfrage nach Energieträgern. In volkswirtschaftlich-ökologischem Sinne wären in
den direkten Kosten von Energieträgern beispielsweise auch folgende Kostenkompo-
nenten angemessen zu berücksichtigen:
134 Nachhaltigkeit
150.7.3 LUFTSCHADSTOFFE
Durch die Art unserer gegenwärtigen Nutzung fossiler und nuklearer Energieträger
werden Luftschadstoffe freigesetzt. Von der österreichischen Bundesregierung wer-
den über die Situation der Luftverschmutzung periodisch Berichte veröffentlicht. Als
Hauptkomponenten der Luftverschmutzung gelten in diesen Berichten:
• SO2 Schwefeldioxid
• NOx Stickstoffoxide
• CO Kohlenmonoxid
• CxHy Kohlenwasserstoffe
• Staub Partikel
• O3 als Leitsubstanz für sekundäre Luftschadstoffe („Oxidantien“)
• Radionuklide.
In Gasen entstehen Ionen, wenn Atome oder Moleküle ein oder mehrere negativ
geladene Elektronen aufnehmen (negative Ionen) oder aus ihrem Elektronenbestand
abgeben (positive Ionen). Die Abspaltung von Elektronen („Ionisation“) erfordert die
Zuführung von „Ionisationsenergie“ zur Überwindung atomarer Bindungskräfte. Ioni-
sation von Gasen wird durch folgende Vorgänge ermöglicht:
• Einstrahlung von ultraviolettem Licht oder Röntgenstrahlen („Photoionisation“),
• Betastrahlung („β-Strahlung“), kennzeichnet eine Strahlung, die bei einer
bestimmten Art des radioaktiven Zerfalls von Radionukliden („Betazerfall“)
auftritt,
• hohe Temperaturen („thermische Ionisation“).
Nach ihrer biologischen Wirkung werden folgende Wellenlängenbereich des ultravio-
letten Lichtes „UV “ unterschieden:
Nebenwirkungen fortschrittlicher Energienutzung 135
auf der Erde tiefer liegen. Für die Entstehung und Erhaltung des irdischen Lebens
ist der Treibhauseffekt demnach von wesentlicher Bedeutung. Bedenklich ist
dagegen der zusätzliche anthropogene Treibhauseffekt, der auf die vom Men-
schen verursachte Zunahme der Spurengase zurückzuführen ist. Wichtigstes
dieser insgesamt 40 bis 50 Gase ist das Kohlendioxid (CO2), das um das Jahr
1750 erst einen Anteil von etwa 280 ppm (parts per million) ausmachte und seit
der Industrialisierung auf einen Anteil von 335 ppm gestiegen ist [102]. Wesentli-
che Ursachen für die steigende Emission von Spurengasen bilden:
• die Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas),
• Abgase aus Industriebetrieben, Verkehr und aus der Landwirtschaft,
• Vernichtung von Wald (vor allem Regenwald) als Folge des starken Wachs-
tums der Weltbevölkerung.
Als Folge des anthropogenen Treibhauseffekts wird eine stärkere Erwärmung der
Erdatmosphäre erwartet.
turen unter ~850°C) freigesetzt, können aber auch durch Verdunstung von
Kraftstoffen in die Atmosphäre gelangen. Manche Kohlenwasserstoff- Verbindun-
gen gelten als Krebs erregend. Durch Stickstoffoxide (NOx) und Ozon (O3)
werden sie zu stark reizenden Stoffen wie beispielsweise zu Peroxyacetylnitrat
(PAN) umgesetzt, das zu den Reizgiften zählt und eine starke pflanzenschädigen-
de Wirkung aufweist.
Wenn man beispielsweise den für Österreich mit ~268 TWh/a statistisch ermittelten
„jährlichen energetischen Endeinsatz für das Jahr 2000“ [103] auf die Fläche
Österreichs (83849 km2) bezieht, dann erhält man folgenden interessanten Kennwert:
150.7.9 PERSONENBEZOGENER
ENERGIETRÄGERVERBRAUCH
Wenn man den für ausgewählte Regionen statistisch ermittelten „jährlichen Primären-
ergieträgerverbrauch“ auf die dort lebenden Personen umlegt [103] [5], dann erhält
man für den personenbezogenen Energieträgerverbrauch (ausgedrückt als Durch-
schnittsleistung in „Kilowattjahren pro Jahr“ [kWa/a] = [kW]) beispielsweise folgende
Werte:
Statistischen Hochrechnungen zufolge liegt derzeit für etwa ~70% der Weltbevölke-
rung der personenbezogener Energieträgerverbrauch unter dem angeführten globa-
len Mittelwert von ~2 kWa/a. Zur Aufrechterhaltung der Ernährung liegt der personen-
bezogene Energieträgerverbrauch in Form von Nahrungsmitteln [102] bei
Jeder Mensch beeinflusst seinen Lebensraum – auch dann, wenn er sich dessen
kaum bewusst ist. Baufachleute sind an der Umgestaltung von Lebensräumen in
besonderer Weise beteiligt. Mit dem Wissen um Wirkungszusammenhang und
Energieträgerverbrauch können sie bei der Wahl von Zielen und Methoden unter
angemessener Beachtung regionaler und zeitlicher Dimensionen bewusst mitwirken.
141
QUELLENNACHWEIS
Dipl.-Ing. Dr. Anton PECH – WIEN (A)
Autor und Herausgeber
LITERATURVERZEICHNIS
FACHBÜCHER
[1] Callum Coats: Naturenergien verstehen und nutzen. Omega-Verlag, Aachen.
[2] Daniels: Gebäudetechnik.
[3] DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Berlin: Referatensammlung der DIN-Tagung
Brennwerttechnik für die Gas- und Ölheizung – Mainz. Beuth-Verlag, Berlin 1998.
[4] Gabor, Colombo, King, Galli: Das Ende der Verschwendung.
[5] Gerwin: Die Welt-Energieperspektive. Max Planck-Gesellschaft.
[6] Hausladen: Schornsteintechnik – Feuerungsanlagen und Abgassysteme. Oldenburg,
München 1994.
[7] Jannemann: Kompendium Gas-Brennwerttechnik – Grundlagen, Gerätetechnik, Installa-
tion, Praxiserfahrungen. Vulkan Verlag, Essen 1996.
[8] Kirschmer O.: Reibungsverluste in geraden Rohrleitungen. MAN-Forschungsheft 1951.
[9] Pech, Kolbitsch: Baukonstruktionen Band 5: Decken. Springer, Wien 2005.
[10] Pech, Pöhn: Baukonstruktionen Band 1: Bauphysik. Springer, Wien 2004.
[11] Pech, Pommer: Baukonstruktionen Band 14: Fußböden. Springer, Wien.
[12] Pech, Pommer, Zeininger: Baukonstruktionen Band 11: Fenster. Springer, Wien 2005.
[13] Petersen: Stahlbau – Grundlagen der Berechnung und baulichen Ausbildung von
Stahlbauten. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1988.
[14] Pohlenz: Der schadenfreie Hochbau – Teil 3: Wärmeschutz, Tauwasserschutz, Schall-
schutz. Rudolf Müller, Köln 1995.
[15] Pohlmann, Walther: Taschenbuch der Kältetechnik. Müller, Karlsruhe.
[16] Recknagel, Sprenger, Schramek: Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik 2000.
[17] Stork: Das private E-Werk. VTL Verlag, Hirschau 1987.
VERÖFFENTLICHUNGEN – FACHARTIKEL
[18] Kundmachung des Landeshauptmannes von Wien, betreffend die Vereinbarung gemäß
Art. 15a B-VG über die Regelung der Verwendbarkeit von Bauprodukten: LGBl. 1999/32.
Wien 1999.
[19] Stadtplanung Wien MA 18: Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung und Stadtge-
staltung.
GESETZE, RICHTLINIEN
[20] Bauordnung für Oberösterreich. Linz 1999.
[21] Bauordnung für Vorarlberg. Bregenz 2001.
[22] Bauordnung für Wien. Wien 2003.
[23] Bautechnikgesetz Salzburg. Salzburg 2003.
[24] Burgenländisches Baugesetz. Eisenstadt 1997.
[25] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt): Entwurf – Richtlinien für die Zulassung von
Abgasanlagen für Abgase mit niedrigen Temperaturen. Berlin 10/93.
[26] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt): Richlinien für die Prüfung und Beurteilung von
feuchteunempfindlichen Hausschornsteinen. Berlin 10/89.
[27] Gesetz über Anlagen zum Einstellen von Kraftfahrzeugen und über Tankstellen in Wien:
LGBl. 2003/10. Wien 2003-10.
[28] Kärntner Bauordnung. Klagenfurt 2001.
[29] Niederösterreichische Bauordnung. St. Pölten 2003.
[30] Niederösterreichische Bautechnikverordnung (NÖ BTV 1997): LGBl. 8200/7-1. St. Pölten
2003.
[31] Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW): Richtlinie G 1 –
Technische Richtlinie für Errichtung, Änderung, Betrieb und Instandhaltung von Nieder-
druck-Gasanlagen – ÖVGW-TR Gas. Wien 1996.
144 Literaturverzeichnis
[32] Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW): Richtlinie G 48 –
Luft-Abgas-Systeme. Wien 1992-10.
[33] Steiermärkisches Baugesetz. Graz 2002.
[34] Tiroler Bauordnung. Innsbruck 2001.
[35] VDI 2078: Berechnung der Kühllast klimatisierter Räume (VDI-Kühllastregeln). 1996-07.
[36] Verordnung des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB) vom 15. Dezember 2002
über die Baustoffliste ÖA (OIB-095.1-255/02) und die Baustoffliste ÖE (OIB-095.2-011/
02): OIB-aktuell Sonderheft Nr. 2. Wien 2002-12.
NORMEN
[37] BGBl. II Nr. 361/1998: Verordnung des Bundesministers für wirtschaftliche Angelegenhei-
ten über die Aufstellung von Druckbehältern (Druckbehälter-Aufstellungs-Verordnung,
DBA-VO). Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1998.
[38] BGBl. II Nr. 446/2002: Flüssiggasverordnung. 2002-12-10.
[39] DIN 1343: Referenzzustand, Normzustand, Normvolumen, Begriffe und Werte. Deut-
sches Institut für Normung, Berlin 1990-01.
[40] DIN 40719-11: Schaltungsunterlagen – Zeitablaufdiagramme, Schaltfolgediagramme.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1978-08.
[41] DIN V 4108-4: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 4. Deutsches
Institut für Normung, Berlin 2002-02.
[42] ÖNORM B 5037: Normkennzeichnung von Steinzeugrohren und Formstücken gemäß
ÖNORMEN EN 295-1, -2 und -3. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1992-09-01.
[43] ÖNORM B 5184: Kanalrohre und Formstücke aus PVC-hart (Polyvinylchlorid) – Maße
und technische Lieferbedingungen. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 1997-10-
01.
[44] ÖNORM B 8200: Rauch- und Abgasfänge – Benennungen mit Definitionen. Österreichi-
sches Normungsinstitut, Wien 1999-09-01.
[45] ÖNORM B 8211: Rauch- und Abgasfänge – Abgasführung von gebläseunterstützten
atmosphärischen Gas-Feuerungsstätten. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2001-
01-01.
[46] ÖNORM B 8215: Rauch- und Abgasfänge – Dreischalige Fänge mit Innenrohr-Formstück
aus Keramik für feuchtigkeitsempfindliche Fangsysteme. Österreichisches Normungsin-
stitut, Wien 2001-09-01.
[47] ÖNORM B 8250: Rauch- und Abgasfänge – Reinigungsverschlüsse für Regelfänge.
Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2000-10-01.
[48] ÖNORM B 8251: Schornsteine – Reinigungsverschlüsse für höhere Anforderungen –
Anforderungen, Prüfung, Normkennzeichnung. Österreichisches Normungsinstitut, Wien
1995-11-01.
[49] ÖNORM C 1109: Flüssige Brennstoffe – Heizöl extra leicht – Gasöl zu Heizzwecken –
Anforderungen. Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2003-07-01.
[50] ÖNORM EN 295-1: Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwas-
serleitungen und -kanäle - Teil 1: Anforderungen. Österreichisches Normungsinstitut,
Wien 1997-11-01.
[51] ÖNORM EN 295-2: Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwas-
serleitungen und -kanäle – Teil 2: Güteüberwachung und Probenahme. Österreichisches
Normungsinstitut, Wien 1992-09-01.
[52] ÖNORM EN 295-3: Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwas-
serleitungen und -kanäle – Teil 3: Prüfverfahren. Österreichisches Normungsinstitut,
Wien 1999-07-01.
[53] ÖNORM EN 378-1: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 1. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 2004-03-01.
[54] ÖNORM EN 378-2: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 2. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 2003-11-01.
[55] ÖNORM EN 378-3: Kälteanlagen und Wärmepumpen – Teil 3. Österreichisches Nor-
mungsinstitut, Wien 2004-03-01.
Literaturverzeichnis 145
PROSPEKTE
[94] Die Meidinger Scheibe – der Rauchfangaufsatz?: Der Rauchfangkehrer, Heft 10. 1999.
[95] Fa. HLK-Heizung, Lüftung, Klimatechnik. Klosterneuburg (A).
[96] Maurer Söhne GmbH. & Co. KG: Freistehende Stahlschornsteine. München (D).
[97] Schiedel Kaminwerke: Planungsorder – Kamin- und Lüftungstechnik. Nussbach (A).
2003.
[98] Wien Energie GmbH. Wien (A).
[99] Wilo AG. Dortmund (D).
[100] York International GesmbH. Wien (A).
INTERNET
[101] Aachener Stiftung: http://www.aachener-stiftung.de/assets/pdf/forum_1_meadows.pdf.
[102] Bibliographisches Institut & F. A.: http://www.shop.bartime.de/-der-brockhaus-in-text-und-
bild-2004-1-cd-rom-macosx-das.408288.341171929X.html. Brockhaus AG.
Literaturverzeichnis 147
SACHVERZEICHNIS