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Gute J+S-Aktivitäten –

Vermitteln
Um eine J+S-Aktivität möglichst wirksam zu gestal-
ten, sind optimale Handlungen und Verhaltens­
weisen der Leiterin wünschenswert. Das vorliegende
Kartenset gibt dazu konkrete Empfehlungen,
­welche in vier Handlungsfelder eingebettet sind:

Lernförderliches Lernziele ­priorisieren


Klima ermöglichen und Struktur
­schaffen

Eine Gruppe Attraktive Aufgaben


sicher und effizient stellen und Rück­
führen meldungen geben

Geschlechtergerechte Formulierungen werden insofern berücksichtigt,


­indem männliche und weibliche Formen pro Karte abwechselnd verwendet
werden. Dadurch ist eine bessere Lesbarkeit gewährleistet.
Jugend+Sport
Die regelmässige Teilnahme an J+S-Aktivitäten soll
bei Kindern und Jugendlichen zu positiven Erfah-
rungen und Erlebnissen führen, die das lebenslange
Sporttreiben begünstigen. Die Leiterinnen leisten
mit ihrem Wissen und Können sowie ihrer Haltung
und Motivation einen entscheidenden Beitrag
zu guten Aktivitäten und somit zur Erreichung
der Ziele von J+S.

Leitercheck als Standortbestimmung


Der Leitercheck erstellt auf Basis eines Fragebogens
ein Kompetenzprofil zur Selbsteinschätzung. Er er-
möglicht einen Überblick der persönlichen Stärken
und Schwächen zur Leitertätigkeit.

Einsatzmöglichkeiten
Dieses Kartenset kann auf vielfältige Weise
bei der Planung, Durchführung und Auswertung
der Aktivität genutzt werden.

Leitercheck Einsatz-
als Standort­ möglichkeiten
bestimmung
J+S-Coach
Begleitung und Beratung
Kenner des J+S-Sportförderprogramms
Der J+S-Coach weiss, wie Jugend+Sport die Vereine
und Schulen unterstützt und welche Wirkungen an-
gestrebt werden. Die Begleitung und Beratung des
Leiterteams gehören zu seinen zentralen Aufgaben.

Wissen teilen
Voneinander profitieren bedeutet, sich regelmässig
über die J+S-Aktivitäten auszutauschen und sich
gegenseitig zu unterstützen. Der J+S-Coach hilft,
das Wissen aus den J+S-Weiterbildungen im Leiter-
team zu teilen und zu vertiefen.

Gemeinsam reflektieren
Basierend auf den Handlungsempfehlungen des
Kartensets begleitet der J+S-Coach gegenseitige
Trainingsbesuche im Leiterteam.
Besuche ermöglichen eine gemeinsame Reflexion
der J+S-Aktivität und bieten Chancen für wert-
schätzende Rückmeldungen.
2

J+S-Vereinscoach J+S-Schulcoach
J+S-Experte
Beratung und Evaluation
J+S-Aktivitäten besuchen
Ziele dieser Besuche sind die Optimierung
der J+S-Aus- und -Weiterbildung sowie der persön-
liche, wertschätzende Kontakt zu den J+S-Leitern.
Im An­schluss an einen möglichen Besuch erfolgt
ein standardisiertes Beratungsgespräch. In
der gemeinsamen Reflexion profitiert der J+S-Leiter
von den Beobachtungen und der Erfahrung
der J+S-Experten.

Ist ein Besuch in der Organisation vorgesehen,


­erfolgt die Anfrage über den J+S-Coach. Damit
­übernimmt er in diesem Prozess eine wichtige
­Binde­gliedfunktion. Er kennt sowohl den Beobach-
tungsbogen der J+S-Experten als auch die Hand-
lungsempfehlungen für gute J+S-Aktivitäten.
Der J+S-Coach kann die Leiter im Vorfeld eines all­
fälligen Besuchs beraten und begleiten.

Beobachtungsbogen
Lernförderliches Klima ermöglichen

Lernförderliches Klima
Jedem Lernprozess soll ein angenehmes,
­wertschätzendes und angstfreies Lernklima
­zugrunde liegen. Die Leiterin beeinflusst
dieses mit ihrer Motivation und Haltung, was
sich auf die Kinder und Jugendlichen überträgt.

«Die Qualität der Beziehung z­ wischen


­Lehrenden und Lernenden sowie zwischen
den Lernenden selbst bestimmt den Lern­
erfolg.»1

Wer sich wohlfühlt, kann leichter und besser


­lernen.

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1
J+S-Broschüre, Lernklima
Schlüsselbegriffe

Bewegungsfreude
Respekt
Anerkennung
Wertschätzung
Zugehörigkeit
Selbstbestimmung
Mitsprachemöglichkeit
Unterrichtskultur
Lernerfolg
Fairness

Teilnehmende
Begeisterung wecken ­wertschätzen, respek-
und Freude auslösen tieren und gerecht
­behandeln

Teilnehmende
­ein­beziehen und Zuge­ Fehler nutzen
hörigkeit fördern
Lernziele priorisieren
und Struktur schaffen

Lernziele
Die Arbeit mit Lernzielen ist ein Grundpfeiler
des J+S-Sportverständnisses. Motorische, kognitive,
pädagogische, soziale und gesundheitliche Lern-
ziele werden dabei mittel- und langfristig verfolgt.
Im Gespräch werden kurzfristige Ziele gesetzt
und entsprechend den Bedingungen vor jeder
­Aktivität priorisiert. Lernziele werden regelmässig
überprüft und Erreichtes aufgezeigt.

Struktur
Merksätze wie «vom Einfachen zum Schwierigen»
oder «vom Bekannten zum Unbekannten» helfen
bei der Gliederung der Inhalte und dienen mitunter
der sinnvollen Strukturierung einer Lektion.

«Erfolgreiche Leiterpersonen behalten


die wichtigsten Ziele und die zu behandelnden
Themen vor dem geistigen Auge – und
nicht die feinmaschige Struktur einer exakten
Unterrichtsplanung.»1
4
1
J+S-Broschüre, Planung im Sport
Schlüsselbegriffe

Zielsetzung

Zielüberprüfung

Planung

Lernfortschritt

Zielfokussierung

Routinen

Struktur

Rhythmisierung

Roter Faden

Ziele priorisieren
Inhalte sinnvoll
und transparent
strukturieren
­kommunizieren

Ziele überprüfen
Rituale einbauen und Lernfortschritte
aufzeigen
Eine Gruppe sicher
und effizient führen

Sicherheit und Effizienz


Grösstmögliche Sicherheit und maximale Lern-
oder Bewegungszeit müssen keine Gegensätze
sein. Klare Regeln helfen, Sportaktivitäten sicher
und effizient durchzuführen. Sie müssen aber
deutlich kommuniziert und durchgesetzt werden.
Idealerweise werden diese Regeln und entspre-
chende Sanktionen gemeinsam mit den Kindern
und Jugendlichen vereinbart.

«Gefahreneinschätzung ist die beste Unfall­


prävention.»1

Gute Planung, vorausschauendes Denken, aufmerk­


sames Beobachten sowie ständiges Reflektieren
sind zentral, um mögliche Gefahrenquellen zu er-
kennen. Präventive Massnahmen können Störungen
verhindern. Tritt Unvorhergesehenes auf, gilt
es, schnell, nachvollziehbar und angepasst darauf
zu reagieren.

Online-Dokument, Sicherheit
1

bei Jugend+Sport – Das Wichtigste in Kürze


Schlüsselbegriffe

Sachlichkeit
Regelklarheit
Aufmerksamkeit
Transparenz
Organisation
Materialüberprüfung
Konsequenz
Prävention
Verantwortungs­
bewusstsein
Umweltbedingungen

Präsent und angepasst Sicherheit


führen gewährleisten

Hohe Lern- Angepasst


oder Bewegungszeit mit Störungen
ermöglichen umgehen
Attraktive Aufgaben stellen
und Rückmeldungen geben

Attraktive Aufgaben
Lernende können reizvolle und schwierige A­ ufgaben
selten auf Anhieb lösen. Es gelingt ihnen aber
mit der entsprechenden Anleitung, Unterstützung
oder Übung. Vielseitige Lernarrangements
und ­herausfordernde Aufgabenstellungen können
motivierend auf den Lernprozess wirken.

Rückmeldungen geben
«Beraten meint informieren und anleiten,
korrigieren und bestärken, bekräftigen,
­ermutigen, betreuen und auch erteilen von
Ratschlägen. Die Qualität der Beratung
ist das Gütezeichen des Unterrichts.»1

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1
J+S-Broschüre, Kernlehrmittel Jugend+Sport
Schlüsselbegriffe

Erfolgserlebnisse
Variation
Vielseitigkeit
Kreativität
Aufgabenorientierung
Knotenpunkte
Feedbackstil
Passung
Zielorientierung
Gemeinschaftserlebnisse
Kognitive Aktivierung

Herausfordernde
Vielseitige Lern­
Aufgaben stellen
arrangements planen
und fachlich korrekt
und umsetzen
anleiten
Individuelle
Zeitnahe, zielorientierte
und gemeinsame
und konstruktive
­Erfolgserlebnisse
­Rückmeldungen geben
­ermöglichen
Begeisterung wecken
und Freude auslösen

Bewährtes Erfolgsrezept
Lachen, Lernen, Leisten! So lauten die Zutaten ­eines
Erfolgsrezepts, dessen sich schon Generationen
von Sportlehrkräften und -Leiterinnen bedient haben.
Wie bei jedem Rezept kommt es auf die richtige
Mischung an. Beim Kindertraining spielt das erste
«L» eine wichtige Rolle. Bewegungserlebnisse
mit hohem Gelingens- und Spassfaktor machen
Lust auf mehr.

Die Bewegungsfreude im Zentrum


Bei älteren Teilnehmerinnen geniessen Können
und Anerkennung einen hohen Stellenwert.
­Dennoch sollte der Spass im Training nicht zu kurz
kommen. Vor allem für Jugendliche ohne
Wettkampf­ambitionen ist die Freude an Bewegung
mit dem Wunsch nach Gruppen­zugehörigkeit
das zentrale Motiv des Sporttreibens.

Teilnehmende wert­ Teilnehmende


Fehler
schätzen, respektieren einbeziehen und Zuge­
nutzen
und gerecht behandeln hörigkeit fördern
 Steck die Teilnehmerinnen mit deiner Bewe-
gungsfreude an, indem du manchmal selber
mitmachst/-spielst. Überlege dir vorgängig,
welche Spiel- und Übungsformen diesen
(kurzzeitigen) Rollenwechsel zulassen.

 Verwende einen Stimmungsbarometer, um


die Motivations- und Gemütslage deiner Teil­
nehmerinnen vor, während oder nach dem
Training zu überprüfen. Nutze dazu vorhande-
nes Material (z. B. Spielbänder unterschiedlich
hoch an der Sprossenwand aufhängen lassen).


Teilnehmende
wertschätzen, respektieren
und gerecht behandeln

Werte vorleben
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt
es heraus. Ergo: Leiter leben einen respektvollen
und wertschätzenden Umgang vor. Wer seinen
Teilnehmern aktiv zuhört und ihnen echtes Interesse,
Herzlichkeit und Höflichkeit entgegenbringt, sorgt
für ein lernförderliches Klima.

Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
Kinder und Jugendliche legen viel Wert auf Fairness
und Gleichbehandlung. Sie haben einen ausge-
prägten Gerechtigkeitssinn. Entsprechend sollten
Leiter niemanden bevorzugen und Lob und An­
erkennung gerecht verteilen. Bei Spiel- und Übungs-
formen achten Leiter darauf, dass alle gleich viel
Bewegungszeit erhalten.

Teilnehmende
Begeisterung wecken Fehler
ein­beziehen und Zuge­
und Freude auslösen nutzen
hörigkeit fördern
 Achte darauf, dass du jeden Teilnehmer
­persönlich begrüsst und verabschiedest.
Nimm dich dabei bewusst auch den ruhigen
und unauffälligen Teilnehmern an und frag
sie, wie ihr Tag war oder wie es ihnen geht.

 Lass auch einmal leistungsschwache Kinder


und Jugendliche eine Übung vorzeigen,
wenn du merkst, dass sie diese gut beherr-
schen. Somit erhalten auch sie Anerkennung.


Teilnehmende einbeziehen
und Zugehörigkeit fördern

Teil des Ganzen


Bewegung schafft Begegnungen, die das L­ ernklima
prägen. Fühlen sich Sporttreibende in einer
­Gruppe integriert, willkommen und aufgehoben,
weisen sie mehr Freude am Sport und eine höhere
Motivation auf. Fehlt der Zugang zur Trainings-
gruppe, kommt es oftmals zum Abgang. Viele
«Aussteiger» im Vereinssport lassen sich auf ein
ungünstiges Gruppenklima zurückführen.

Einbezug aller Teilnehmenden


Nebst dem Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit,
haben Teilnehmerinnen ein Bedürfnis nach Selbst-
bestimmung. Wer seiner Gruppe Mitsprachemög-
lichkeiten eröffnet, sie in die Trainingsgestaltung
miteinbezieht und auch kritische Beiträge würdigt,
trägt zu einem konstruktiven Lernklima bei.

Teilnehmende wert­
Begeisterung wecken Fehler
schätzen, respektieren
und Freude auslösen nutzen
und gerecht behandeln
 Integriere in deinem Training regelmässig
Gruppenaufgaben. Wähle dabei Spiel- oder
Übungsformen, die den Einsatz aller Teilneh-
merinnen bedingen (z. B. Menschenpyramide,
gemeinsames Absolvieren eines Hindernis­
parcours u. ä.).

 Biete Wahlmöglichkeiten an. Beispielsweise


kannst du deine Trainingsumgebung sinnvoll
unterteilen. Du organisierst eine technische
Übung auf der einen und eine Spielform auf
der anderen Seite. Die Teilnehmerinnen ent-
scheiden sich für eines der beiden Angebote.


Fehler nutzen

Die Niederlage als Chance


«Den grössten Fehler, den man im Leben machen
kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler
zu machen», war der Theologe Dietrich B ­ onhoeffer
überzeugt. Das Zitat lässt sich auf den Sport über-
tragen und legt nahe, wie wichtig eine fehlertole-
rante Unterrichtskultur ist. Diese erlaubt es
­Sportlern, ihre Niederlagen und Fehler zu analy­
sieren, daraus zu lernen und sich zu verbessern.

Wer wagt, gewinnt


Leiter, die bei jedem Fehler den Mahnfinger ­heben,
erhöhen die Angst vor Misserfolg bei Sportlern.
Diese meiden herausfordernde Ziele und trainieren
so häufig in einem Bereich, der kaum Fortschritte
zulässt. Anders verhält es sich bei erfolgreichen
Sportlern. Sie suchen die Herausforderung
und wachsen an der zu bewältigenden Aufgabe.

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Teilnehmende wert­ Teilnehmende


Begeisterung wecken
schätzen, respektieren ­ein­beziehen und Zuge­
und Freude auslösen
und gerecht behandeln hörigkeit fördern
 Weise deine Sportler darauf hin, dass sie im
Training mutig auftreten und neue Sachen
ausprobieren. Lobe sie für ihre Bemühungen
und erkläre ihnen, dass Fehler normal sind
und dazugehören.

 Kommentiere nicht gleich jeden Fehler. Gib


den Teilnehmern etwas Zeit und nimm am
Anfang eine Beobachterrolle ein. Bring dich
nach und nach ein und erarbeite gemeinsam
mit ihnen Verbesserungsvorschläge.


Ziele priorisieren und transparent
kommunizieren

Im Dialog
Ziele dienen den Sporttreibenden als Orientierung
und Motivationsspritze. Insbesondere dann, wenn
sie den SMART-Kriterien entsprechen (spezifisch,
messbar, attraktiv, realistisch und terminiert). Bei
deren Formulierung berücksichtigt die Leiterin die
Bedürfnisse der Trainingsgruppe. Gemeinsam kön-
nen sportliche wie auch verhaltensbezogene Ziele
vereinbart werden.

Immer vor Augen


Die Leiterin richtet ihre Planung auf die gefassten
Ziele aus und zeigt Sinn und Massnahmen für die
Zielerreichung auf. Ein klarer Bezug zwischen kurz-
und mittelfristigen Zielen fördert ein fokussiertes,
zielgerichtetes Trainingsverhalten. Im regelmässigen
Austausch werden die Ziele kommuniziert, kritisch
hinterfragt, angepasst und/oder neu priorisiert.

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Ziele überprüfen
Inhalte sinnvoll Rituale
und Lernfortschritte
strukturieren einbauen
aufzeigen
 Beginne deine Aktivität wenn immer möglich
mit einer Zielformulierung:
Die Teilnehmerinnen ...
• beschreiben, erklären, verstehen
• können, zeigen vor
• erfahren, entdecken, empfinden

 Lass dich bei der Planung von deinen Zielen


leiten. Setz dich kritisch mit deinen Trainings-
inhalten auseinander und hinterfrage, was du
mit den gewählten Spiel- und Übungsformen
bezwecken willst.


Inhalte sinnvoll strukturieren

Beschränkte Aufnahmefähigkeit
«Aufmerksamkeitsspanne in Minuten = Alter × 2»,
besagt eine grobe Faustregel für das Kinder- und
Jugendalter. Demnach kann sich ein 10-Jähriger
rund 20 Minuten konzentrieren. Dieser Umstand
bedingt eine geschickte Rhythmisierung des Trai-
nings. Idealerweise folgt auf eine Phase konzent-
rierten Übens ein freier, spielerischer Block.

Sinnvolle Reihenfolge
Da die Aufnahmefähigkeit im Laufe einer Lektion
abnimmt, sollten technisch-taktisch anspruchsvolle
Übungen vor dem Training konditioneller Fähig-
keiten durchgeführt werden. Über alle Inhalte hin-
weg folgt eine qualitativ hochstehende Aktivität
einem roten Faden. Dieser wird ersichtlich, wenn
Aufwärm-, Haupt- und Schlussteil (auch bzgl.
­Material) gut aufeinander abgestimmt sind.

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Ziele priorisieren Ziele überprüfen


Rituale
und transparent kom­ und Lernfortschritte
einbauen
munizieren aufzeigen
 Überlege dir kurze, aktivierende Spielformen,
die du einsetzen kannst, falls die Aufmerk-
samkeit deiner Trainingsgruppe absinkt. Ent-
sprechende Formen – auch Hosensackspiele
genannt – sollten mit wenig Erklärungen und
geringem Materialaufwand auskommen.

 Achte darauf, dass die einzelnen Lektionsteile


gut aufeinander abgestimmt sind. Integriere
im Aufwärmen bereits Spiel- und Übungs­
formen, die auf den Hauptteil vorbereiten.
Stelle zudem sicher, dass die Teilnehmer
genügend Zeit für das ganzheitliche Erleben
ihrer Sportart haben (z. B. freies Spiel/Fahren/
Kämpfen usw.).


Rituale einbauen

Allgegenwärtige Rituale
Rituale gehören zum Sport. Marathonläufer Viktor
Röthlin ass am Vorabend seiner Rennen Rösti,
Snowboarderin Daniela Meuli schwor auf ihre
Sterne-Hose, mit der sie ihren allerersten grossen
Wettkampf gewann, und Tennis-Legende Roger
Federer stimmte sich in jungen Jahren mit AC/DC
auf seine Matchs ein. Wiederkehrende Handlun-
gen geben Halt und Sicherheit.

Pädagogischer Mehrwert
Nebst individuellen Formen gibt es auch Rituale
und Routinen, die für eine ganze Gruppe gelten.
Diese erleichtern der Leiterin die Gliederung ihres
Unterrichts, fördern ein positives Lernklima und
stärken den Gruppenzusammenhalt. Zudem tragen
wiederkehrende Abläufe zu einer speditiven
­Organisation bei und erhöhen die Lern- und Bewe-
gungszeit.

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Ziele priorisieren Ziele überprüfen


Inhalte sinnvoll
und transparent kom­ und Lernfortschritte
­strukturieren
munizieren ­aufzeigen
 Integriere feste Begrüssungs- und Verabschie­
dungsrituale in dein Training. ­Beispielsweise
kannst du vor Lektionsbeginn Material bereit-
stellen, das die eintreffenden Teilnehmerinnen
verwenden können. Auf ein Signal hin ver-
sammeln sich alle an einem vorher b ­ estimmten
Ort und los geht‘s!

 Schone deine Stimme und arbeite mit wieder­


kehrenden akkustischen Signalen (z. B. ein
kurzer Pfiff = an Ort stehenbleiben; ein langer
Pfiff = alle kommen in der Hallenmitte zu­
sammen).


Ziele überprüfen
und Lernfortschritte aufzeigen

Ergebnisse sichern
Regelmässige Standortbestimmungen lohnen sich.
Sie zeigen den Kindern und Jugendlichen ihren in-
dividuellen Lernfortschritt auf und wirken motivie-
rend. Für die Zielüberprüfung kann der Leiter prak-
tische Lernkontrollen, Videoaufnahmen oder
Lerntagebücher einsetzen.

Die richtigen Schlüsse ziehen


Wurden Ziele verpasst, geht man der Sache auf
den Grund. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse
sollen bei der Planung zukünftiger Trainingsein­
heiten miteinfliessen. Ein Blick zurück lohnt sich.
Dessen war sich schon der englische Dichter Lord
Byron bewusst, als er folgenden Schluss zog: «Der
beste Prophet der Zukunft ist die Vergangenheit.»

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Ziele priorisieren
Inhalte sinnvoll Rituale
und transparent kom­
strukturieren einbauen
munizieren
 Nimm dir am Schluss des Trainings Zeit, um
eine (altersangepasste) Kurzreflexion
­durchzuführen. Besprich gemeinsam mit
den Kindern und Jugendlichen, ob
die gesteckten Lektionsziele erreicht wurden.

 Führe in deinen Trainings regelmässig Lern-


kontrollen durch. Spiel- oder Übungsformen
mit messbarem Charakter erweisen sich
als besonders reizvoll, da sie den Fortschritt
gut dokumentieren. Überlege dir geeignete
Formen für deine Sportart.


Präsent und angepasst führen

Klare Leitplanken
«Das Spiel des Lebens braucht klare Regeln», be-
findet der deutsche Autor Stefan Rogal. Ob dem
so ist, sei dahingestellt. Fest steht, im Kinder- und
Jugendtraining sind klare Regeln notwendig. Lei-
terinnen sollten diese transparent kommunizieren
und auch darlegen, welche Konsequenzen ein
Nicht-Befolgen hat. Weitere Bausteine einer sicheren
und effizienten Gruppenführung sind klare Anwei-
sungen und eine aufmerksame Leiterin.

Weniger ist mehr


Ob eine Botschaft ankommt, hängt wesentlich
vom Kommunikationsstil ab. Wer zu ausufernden
Monologen tendiert, provoziert einen «Teflon-­
Effekt»: Es «bleibt nichts haften» beim Publikum.
Folglich sollten Leiterinnen das Wesentliche ein-
fach, kurz und klar ausdrücken. Es gilt: «So viel wie
nötig, so wenig wie möglich.»

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Hohe Lern- Angepasst


Sicherheit
oder Bewegungszeit mit Störungen
gewährleisten
­ermöglichen umgehen
 Stärke die persönliche Beziehung, indem du
die Kinder und Jugendlichen mit ihrem
Namen ansprichst und bewusst Augenkontakt
herstellst.

  Positioniere dich so, dass du alle Teilnehmerin-


nen im Auge hast. Beim Erklären und Vor­
zeigen lohnt es sich, die Trainingsgruppe auf
eine Seite zu nehmen. Bei Besprechungen
oder eher theoretischen Erläuterungen kann
eine kreisförmige Anordnung Sinn machen.


Sicherheit gewährleisten

Vorsehen ist besser als nachsehen


Leiter übernehmen für die Dauer der J+S-Aktivität
Verantwortung für die anvertrauten Kinder und
Jugendlichen. Sie gewährleisten ihnen körperliche
und seelische Unversehrtheit. Im Sinne der Unfall-
prävention berücksichtigen sie bei ihrer Planung
das Alter, Niveau und die Verfassung der Teilneh-
mer. Zudem sind sich die Leiter ihrer eigenen
­Fähigkeiten und Fertigkeiten bewusst. Zu ihrer Sorg-
faltspflicht gehören u. a. das Überprüfen des
­Materials und das Berücksichtigen der Umwelt­
bedingungen.

Allzeit bereit
Einer schwedischen Weisheit folgend sollte man
das Beste hoffen und auf das Schlimmste vorbe­
reitet sein. Folglich tun Leiter gut daran, Apotheke,
Notfallnummern und Nummern der Eltern in
Griffnähe zu haben.

Merkblatt zur Unfallprävention (BFU) 16

Hohe Lern- Angepasst


Präsent und angepasst
oder Bewegungszeit mit Störungen
führen
­ermöglichen umgehen
 Spiele deine Lektion vorgängig im Kopf durch
und überlege mögliche Gefahrenquellen.
Orientiere dich dabei an deinem sportartspe-
zifischen Merkblatt zur Unfallprävention von
der BFU. Falls Bedarf, nimm entsprechende
Anpassungen vor (Übungen entschärfen,
räumliche Anordnung anpassen, Sturzräume
absichern usw.).

 «Vom Leichten zum Schweren» – Baue


anspruchsvolle, herausfordernde Übungen
schrittweise auf. Mit spezifischen Stärke-
gruppen kannst du dem Leistungsniveau
angepasste Aufgaben anbieten. Dadurch
vermeidest du Situationen der Über-/Unter-
forderung und senkst das Unfallrisiko.


Hohe Lern- oder Bewegungszeit
ermöglichen

Speditive Organisation
Die durchschnittliche Bewegungszeit eines S­ chülers
im Rahmen einer 45-minütigen Lektion beträgt
9,5 Minuten. Dies ist das besorgniserregende Fazit
einer deutschen Schulsportstudie1. Die daraus
­gezogenen Schlüsse lassen sich teilweise auf J+S-
Aktivitäten übertragen. Fliessende Übergänge,
sinnvolle Lernarrangements, kurze Erklärungen
und geschickte Materialnutzung erhöhen die ­Lern-
und Bewegungszeit.

Bewegung ankurbeln
Grundsätzlich sollten Spiel- und Übungsformen es
allen Teilnehmern erlauben, in Bewegung zu sein.
Lässt dies eine Form nicht zu, bieten sich Zusatz-
aufgaben an. Diese Überlegungen sind auch aus
disziplinarischer Sicht wichtig. Nicht umsonst gilt
der Leitsatz: «Kinder und Jugendliche, die ich nicht
beschäftige, beschäftigen mich!»

Hoffmann, A. (2011): Bewegungszeit als Qualitäts­kriterium des Sport-


1

unterrichts. Spectrum der Sportwissenschaften, 23(1), S. 25–51.


17

Angepasst
Präsent und angepasst Sicherheit
mit Störungen
führen gewährleisten
umgehen
 Gestalte Übergänge speditiv, indem du das
benötigte Material vorgängig bereitstellst.
Nutze das Material, das du im Hauptteil benö-
tigst, bereits beim Aufwärmen und/oder im
Schlussteil. Das begünstigt eine hohe Bewe-
gungsintensität und reduziert Zeitverluste
beim Auf- und Abbau.

 Bedenke, dass grosse Gruppen die Bewe-


gungszeit des Einzelnen herabsetzen können.
Prüfe deshalb bei Spiel- und Übungsformen,
ob sich diese auch in kleineren Gruppen
durchführen lassen (z. B. eine Stafette mit vier
3er-Teams statt zwei 6er-Teams).


Angepasst mit Störungen umgehen

Vielfältige Gründe
Plötzlich ist der Materialkasten leer, der Platz un-
bespielbar und jedes Vorzeigen von Gekicher be-
gleitet. Störungen sind mehr die Regel als die Aus-
nahme. Dabei sind die Gründe vielfältig: Die
Leiterin selbst, eine einzelne Teilnehmerin, die
ganze Gruppe, die Aufgabe oder auch die Umwelt.

Prävention und angepasste Reaktion


Zum Umgang mit Störungen meint der Pädagoge
Gert Lohmann: «Ein Gramm Prävention wiegt
mehr als ein Pfund Intervention.» Treten Störungen
trotzdem auf, gilt es angemessen und zeitnah
­darauf zu reagieren. Dies im Wissen, dass jede Stö-
rung zu Lasten der Bewegungs- und Lernzeit geht.
Idealerweise reagieren die Leiterinnen dabei nach-
vollziehbar, sachlich, nicht verletzend und gegebe-
nenfalls humorvoll.

18

Hohe Lern-
Präsent und angepasst Sicherheit
oder Bewegungszeit
führen gewährleisten
ermöglichen
 Besprich zum Saisonstart mit deiner Gruppe,
welche Verhaltensregeln bei euch gelten und
welche Konsequenzen eine Nichtbeachtung
nach sich zieht. Haltet die gefassten B­ eschlüsse
im Sinne eines «Commitments» auf einem
­Plakat fest. Unterschreibt das Plakat und hängt
es in euren Räumlichkeiten auf.

 Achte beim Erklären und Vorzeigen darauf,


dass kaum Ablenkung möglich ist. Platziere
deine Gruppe so, dass sie allfällige Störfaktoren
im Rücken haben (z. B. zuschauende Eltern,
ein grosses Fenster oder eine weitere Trainings­
gruppe in der anderen Hallenhälfte).


Herausfordernde Aufgaben
stellen und fachlich korrekt anleiten

Die optimale Passung


Wenn Grobmotorikerinnen auf Bewegungstalente
treffen, ist die Leiterin gefordert. Um deren unter-
schiedlichen Voraussetzungen gerecht zu werden,
bedarf es eines differenzierenden Unterrichtsstils.
Werden Übungsformen variiert (erleichtert bzw.
erschwert), lassen sich Gefühle der Über- oder
­Unterforderung vermeiden.

Bilder sagen mehr als Worte


Beim Anleiten einer Gruppe sollten Leiterinnen be-
denken, dass die Informationsaufnahme – gerade
bei jungen Sportlerinnen – vor allem visuell erfolgt.
Das Vorzeigen (Lernen am Modell) nimmt einen
hohen Stellenwert ein. Dabei lohnt es sich, die Ge-
schwindigkeit zu variieren, verschiedene Perspek­
tiven zu berücksichtigen und immer wieder mit
den Kernpunkten zu agieren.

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Vielseitige Lern­ Zeitnahe, zielorientierte Individuelle und


arrangements planen und konstruktive ­gemeinsame Erfolgser­
und umsetzen Rückmeldungen geben lebnisse ermöglichen
 Nimm dir das Sprichwort «Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold» zu Herzen und zeige
manchmal Übungen vor, ohne dabei zu spre-
chen. Menschen, die den ganzen Tag mit In-
formationen berieselt werden, empfinden das
Wegfallen der Tonspur meist als wohltuende
Abwechslung und schauen dann genauer hin.

 Zeige Übungen bewusst auch mit dem Rücken


zu den Teilnehmerinnen vor. So decken sich
die Perspektiven der Ausführenden und der
Zuschauenden. Dies ist eine grosse Vereinfa-
chung, da den meisten die Umsetzung beim
spiegelverkehrten Vorzeigen schwerfällt.


Vielseitige Lernarrangements
planen und umsetzen

Altes neu verpacken


«Ohne Fleiss kein Preis.» Gerade das Erlernen tech-
nisch komplexer Fertigkeiten beansprucht
hohe Wiederholungszahlen und stellt den Leiter
vor Herausforderungen. Wer dabei stur an
den gleichen Abläufen festhält, vergrault seine Trai-
ningsgruppe. Stattdessen sind kreative «Verpa-
ckungskünstler» gefragt. Sie garnieren altbekannte
Übungen mit neuen Zutaten und sorgen mit
­vielfältigen Lernarrangements für Abwechslung.

Den Entdeckergeist wecken


Nach Möglichkeit berücksichtigt der Leiter auch
offene Aufgabenstellungen. Ein Ansatz, der
die Teilnehmer zum Mitdenken anregt und der sich
mit den Erkenntnissen des Entwicklungspsycho­
logen Jean Piaget deckt. Dessen Credo lautet: «Was
man einem Kind beibringt, kann es nicht mehr
selbst entdecken.»

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Herausfordernde Aufga­ Zeitnahe, zielorientierte Individuelle und


ben stellen und fachlich und konstruktive ­gemeinsame Erfolgser­
korrekt anleiten ­Rückmeldungen geben lebnisse ermöglichen
 Sorge in deinen Trainings mit vielfältigen
Lernarrangements für Abwechslung. Nutze
Trainingssequenzen im Plenum, Individual­
formen, Partnerübungen, Aufgaben als Posten
und Stationen in Kleingruppen.

 Verpacke eine Übung immer wieder neu.


Bereits kleine Variationen lassen dein Training
kurzweilig erscheinen. So kannst du über
längere Zeit an einer Übung festhalten, erzielst
Trainingsfortschritte und vermeidest Lange-
weile (z. B. Einbeinstand: rechts, links, blind,
Kopf im Nacken, auf den Fussballen, mit
gebeugtem Bein, mit Ball jonglierend usw.).


Zeitnahe, zielorientierte
und konstruktive Rückmeldungen
geben

Der Ton macht die Musik


Anregende Rückmeldungen (Feedbackstil)
und eine enge Begleitung steigern die Motivation
der Gruppe. Wertschätzende Leiterinnen verteilen
Lob und fragen nach. Sie zeigen Verbesserungs-
möglichkeiten auf und formulieren ihre Rückmel-
dungen beschreibend, nicht wertend. Mit dem
Grundsatz, «dass man nicht nicht kommunizieren
kann», achten sie auf Gestik, Mimik und Haltung
(nonverbale Signale).

Das Wichtigste in Kürze


Beim Bewegungslernen helfen zeitnahe und anre-
gende Rückmeldungen. Sportlerinnen können
­diese in ihren Lernprozess integrieren und machen
schneller Fortschritte. Je jünger die Teilnehmerinnen,
desto weniger Informationen können sie aufneh-
men. Entsprechend braucht es nur das Wichtigste
in Kürze.

21

Herausfordernde Aufga­ Vielseitige Lern­ Individuelle und


ben stellen und fachlich arrangements planen ­gemeinsame Erfolgser­
korrekt anleiten und umsetzen lebnisse ermöglichen
 Nimm dir vor, im Laufe einer Aktivität jeder
Teilnehmerin mindestens eine Rückmeldung
zu geben.

 Definiere im Vorfeld des Trainings die Kern-


merkmale einer Übung bzw. einer Technik.
Richte den Fokus beim Beobachten und
Coachen auf diese Knotenpunkte. Unterlasse
Rückmeldungen, die im Moment nicht im
Mittelpunkt stehen.


Individuelle und gemeinsame
Erfolgserlebnisse ermöglichen

Erfolg macht hungrig


«Gibt es etwa eine bessere Motivation als
den Erfolg?», fragt der Sportmanager Ion Tiriac.
Tatsächlich hinterlassen Erfolgserlebnisse einen
prägenden Eindruck. Aus motivations-psycholo­
gischer Sicht geht es dabei weniger um Medaillen
und Pokale, sondern vielmehr um die Wahrneh-
mung von individuellen Fortschritten und Gemein-
schaftserlebnissen. Leiter sollten darauf achten,
dass möglichst alle Teilnehmer im Laufe einer Akti-
vität Erfolge feiern dürfen.

Das Ich im Fokus


Erfolgserlebnisse treten verstärkt auf, wenn der
Leiter nicht nur das Resultat in den Vordergrund
stellt. Diese Herangehensweise legt den Fokus auf
den individuellen Lernfortschritt. Sieg und Nieder-
lage verlieren an Bedeutung.

22

Herausfordernde
Vielseitige Lern­ Zeitnahe, zielorientierte
Aufgaben
arrangements planen und konstruktive
stellen und fachlich
und umsetzen ­Rückmeldungen geben
­korrekt anleiten
 Achte darauf, dass sich dein Lob nicht nur
auf Siege und Punkte bezieht. Versuche
vielmehr auch das Engagement des Einzelnen
und den individuellen Fortschritt zu be-
rücksichtigen («Toll, wie du dich in den letzten
zwei Monaten verbessert hast!»).

 Achte bei Formen mit Wettkampfcharakter


auf gleiche Voraussetzungen. Prüfe dabei,
ob du dem stärkeren Sportler bzw. Team ein
Handicap auferlegen kannst (z. B. der schnellere
Sprinter startet weiter hinten; der bessere
Judoka darf nur mit bestimmten Techniken
werfen usw.). So kommen auch leistungs-
schwächere Teilnehmer in den Genuss von
Erfolgserlebnissen.

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