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Berufsrolle professionell einnehmen

„Eine Frage der Haltung“


Einführung

Habitus, berufliches Ethos und professionelles Selbst


Nicole Rüffle
Haltung
„Eine professionelle Haltung ist ein hoch individualisiertes Muster von
Einstellungen, Werten, Überzeugungen, das durch einen authentischen
Selbstbezug und objektive Selbstkompetenzen zustande kommt, die
wie ein innerer Kompass die Stabilität, Nachhaltigkeit und
Kontextsensibilität des Urteilens und Handelns ermöglicht.“

(Schwer & Solzbacher, 2014, 107)


Professionelle Haltung
„Mit dem Terminus ‚professionelle Haltung‘ sind (...) konkret
Orientierungsmuster im Sinne von handlungsleitenden (ethisch-
moralischen) Wertorientierungen, Normen, Deutungsmustern und
Einstellungen gemeint, die pädagogische Fachkräfte in ihre Arbeit und
Gestaltung der Beziehungen einbringen. Das Bild vom Kind und das
eigene professionelle Rollen- und Selbstverständnis gehören im Kern zu
dieser Haltung.“
(Nentwig-Gesemann u.a., 2011, 10)
Haltung bedeutet:
„…, dass das Wissen vom Kopf ins Herz rutscht und ich es lebe!“
(Vgl. Rätz 2011)

Für jeden erzieherischen Impuls benötige ich zuerst den Halt in mir
selbst, sonst kann ich in der Praxis nichts halten“. Diesen Halt kann man
nicht auswendig lernen, es ist ein Prozess, der über Selbstreflexion und
Beziehungsgestaltung entsteht.
Bildungsprozesse begleiten –
in Beziehung gehen

„Bildung“ meint die lebenslangen und selbsttätigen Prozesse zur


Weltaneignung von Geburt an. Bildung ist mehr als angehäuftes
Wissen, über das ein Kind verfügen muss. Kinder erschaffen sich ihr
Wissen über die Welt und sich selbst durch ihre eigenen Handlungen.
Kindliche Bildungsprozesse setzen verlässliche Beziehungen und
Bindungen zu Erwachsenen voraus. Bildung ist ein Geschehen sozialer
Interaktion.
Interaktion „ich & du“ - Erziehung
• „Erziehung“ meint die Unterstützung und Begleitung, Anregung und
Herausforderung der Bildungsprozesse, z. B. durch Eltern und
pädagogische Fachkräfte. Sie geschieht auf indirekte Weise durch das
Beispiel der Erwachsenen und durch die Gestaltung von sozialen
Beziehungen, Situationen und Räumen. Auf direkte Weise geschieht
sie beispielsweise durch Vormachen und Anhalten zum Üben, durch
Wissensvermittlung sowie durch Vereinbarung und Kontrolle von
Verhaltensregeln.
Biografiearbeit und forschendes Lernen als
Kernelemente von Professionalisierungsprozessen
Die lernende und handelnde pädagogische Fachkraft wirkt nicht nur auf
das soziale Feld, auf die Kinder und Erwachsenen, mit denen sie
arbeitet, sondern ihr Handeln,
ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen in dieser Interaktion wirken
immer wieder auf ihre eigene (berufs-)biografische und professionelle
Entwicklung zurück.
Professionalisierung – so kann man daraus folgern – ist nur im
Zusammenhang einer kontinuierlichen Selbst- und Prozessreflexion zu
realisieren.
Voraussetzungen sind:
1. Fach- und Methodenwissen. Theoretisch gelerntes umsetzen
können, Wahrnehmung von pädagogisch-dynamischen Prozessen,
Problemlösungsstrategien.
2. Wissen um die eigene Person. Persönlichkeit, Selbsteinschätzung,
Identität, Sicherheit, Motivation, Vorbild sein, Umgang mit
Gefühlen, Nähe-Distanz
3. Zuwendung zum Gegenüber. Interesse an Adressaten,
Beziehungsarbeit, Respekt, Wertschätzung, Verstehen
4. Reflexionsfähigkeit. Eigene Rolle, päd. Prozesse, gesellschaftliche
Entwicklungen.
Visualisierung „Ich halte´, ich trage…“
Was nicht reflektiert wird, kann nicht professionelle Haltung werden.
Drei Kennzeichen einer professionellen
pädagogischen Haltung

(1) Die Standfestigkeit und Kohärenz von Entscheidungen, die in


pädagogischen Situationen getroffen werden.
(2) Der Einbezug oder die Integration von eigenen wie fremden
Gefühlen, Bedürfnissen und Körperwahrnehmungen
(3) Eine breite Form der Aufmerksamkeit („Wachsamkeit“), die aus dem
Hintergrund des Bewusstseins die Vereinbarkeit des eigenen Tuns mit
„Sinn und Verstand“ überwacht.
Kernkompetenzen als Elemente einer
professionellen pädagogischen Haltung
(1) Biografische Kompetenz und Selbstreflexivität
(2) Ressourcenorientierung
(3) Empathie, Feinfühligkeit und
sensitive Responsivität (Fähigkeit die Signale des Kindes hin angemessen zu verhalten)
(4) Offenheit für und Wertschätzung von Diversität
Folgerung:
(1) Haltung ist dem Handeln übergeordnet
(2) Haltung wird als stabiles Muster individuell
ausgeprägt
(3) Haltung ist nicht beliebig
Die eigene professionelle Haltung
Welche Erfahrungen aus meiner Biografie, haben mich geprägt und
bestimmen heute meine pädagogische Haltung?

Gruppenarbeit, meine
• Werte
• Ansprüche
• Erfahrungen die zur Haltung geführt haben
• Visionen
• Kompetenzen
Die eigene Biografie
Der pädagogischen Fachkraft ist bewusst, dass sie in ihrem Handeln
immer ihre eigene Person mit ins Spiel bringt. Werte, Ansprüche,
Erfahrungen und die eigene Biografie beeinflussen das Handeln. Die
professionelle pädagogische Fachkraft setzt sich mit diesen Einflüssen
auseinander und berücksichtigt sie in der erzieherischen Arbeit. Die
Leitungskraft berücksichtigt diese Einflüsse insbesondere bei ihren
Führungsaufgaben, sowie in der Zusammenarbeit im Team und mit
Partnern. Sie ist sich ihrer diesbezüglichen besonderen Verantwortung
bewusst.
Ergänzende Literatur
- Erzieherinnen + Erzieher Band 1 S. 32 ff
- Orientierungsplan Teil A S. 56 ff

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