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MICHIGAV.
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THE
30
LIBRARIES
Ottmar Eberbach .
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Andenlen von
6
Pilgerreife
31t2
feligen Ewigkeit.
Bon Johann Suntani.
Bmeit: Auflage.
Barment, 1859.
Gebrudt bel 3. F. Steinhaus.
Bu baben bei dem Orpedienten der Craftat - Geſellſchaft, 3. 5. I.
Biermann in Barmen .
GRAD
828
39427p
W96
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6981
HATCH / GRAD
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Fnhalts -Derzeichniß.
Seite
Erfte 8 Rapitel. Pilgers Angſt, flucht und Weg
weifer 1
belehrt, daß ich auf eine kleine Pforte zueilen ſolle, die
vor uns liegt. Dort werden wir weitere Anweiſung
über den Weg bekommen.
Willig. Wohlan , komm lieber Nachbar. Und fo .
gingen denn beide mit einander fort.
Störr . Ich aber will wieder nach Hauſe gehen,
denn ich mag mit ſolchen verrückten Schwärmern nichts
zu thun haben.
Nun ſah ich in meinem Traume, daß, während
Störrig umgekehrt war , Chriſt und Willig über die
Ebene Šahingingen. Dabei hatten. Tie folgendes Geſpräch
mit einander :
Chriſt. Nun , Nachbar Willig, wie ſteht's mit
dir ? Ich bin froh, daß du dich haſt bewegeit laſſent
mit mir zu gehen. Hätte Störrig nur die Macht und
Schrecken der Dinge , die noch unſichtbar ſind , wie ich
gefühlt, ſo würde er uns nicht ſo leichtfertig den Rüden
gewandt haben.
Willig. Nachbar Chriſt, wir ſind nun hier allein ,
brum ſage mir weiter, was es denn eigentlich für
Dinge ſind, die wir ſuchen und wie wir derſelben theil
þaftig werden ?
Chriſt . Es ſind göttliche Dinge; die kann man
aber beſſer im . Herzen erfahren , als mit der Zunge
ausſprechen ; boch weil du ein ſo großes Verlangen haſt,
ſie kennen zu lernen , ſo will ich dir Etwas von ihnen
aus meinem Buche vorleſen .
Willig. Glaubſt du denn auch , daß die Worte
in deinem Buche gewiß wahr ſeien ?
Chriſt. Ja, wahrlich, denn es iſt gemacht von
Dem , der nidit lügen kann. :)
Willig. Gut; aber was für Dinge ſind es denn,
die du göttlid nennſt ?
Chriſt. Es iſt ein Königreich, das kein Ende
nimmt, in dem wir immerbar wohnen ſollen , und das
1
?
Herr, ſagte Chriſt, ein Mann , Namens Evangeliſt,
hieß mich dieſen Weg gehen und wies, mich nach der
te
Bforte dort , damit ich entrinnen möchte dem zufünfti
gen Zorn , nun bin ich auf dem Wege zu derſelben
hier hineingefallen.
B
en
Helf. Aber warum gabſt du nicht Acht auf die
Fußſtapfen ? )
eis Chriſt. Die ' Furcht verfolgte mich derinaßen,
en
daß ich den nächſten Weg einſchlug, und fo fiel ich in
Die
den Moraſt.
Helf. Gib mir deine Hand! Chriſt that es und
ite er zog ihn heraus, darnach ſtellte er ihn auf einen feſten
ts
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Grund ) und hieß ihn ſeines Weges weiter-gehen .
per
Dá trat ich ſelbſt zu dem , der ihn herausgezogen
21.
hatte und fragte ihn : Herr , ihr wiſſet es , daß der
.
n?
Weg, der von der Stadt Verderben zu jener Pforte
führt, ſich über dieſe Stelle hinzieht; wie fommt es
Da
Teis
denn nun , daß der Sumpf hier nicht wegſam gemacht
016
wird, damit die armen Neijenden mit mehr Sicherheit
dahin gelangen fönnten ? Da antwortete er mir : Dies
111
im
ſex fumpfige Pfuhl kann nicht wegſam gemacht werden ,
benn es iſt der Sammelplatz, in welchen der Abſchaum
ich und Unflath, der ſich durch die Erkenntniß der Sünde
gen herausſtellt, beſtändig abfließt, darum heißter auch Bful
nit der Verzagtheit. Denn wenn dem Sünder die Au
th gen aufgeben über ſeinem verlorenen Zuſtande, ſo ſtei
Des
inn
gen in ſeiner Seele viel Furcht und Zweifel und aller
lei beängſtigende Sorgen auf. Die fließen nun alle
er's
an dieſer Stelle zuſammen , und das iſt die Urſache,
weßhalb dieſer Boden ſo diedyt iſt.
ich Es iſt nicht des Königs Wille, daß dieſer Ort ſo
Fei ſchlecht bleiben ſoll. :)
bit
nen
Auchſind ſi ine Arbeiter, unter der Anleitung fönig
Lider Aufſeher , chon ſeit länger als achtzehn hundert
Een
En ,
Jahre mit dieſem Stücke lande beſchäftigt geweſen, um
er
) Die göttlichen Berheißungen. S. P. 97, 11. 119, 105.
3ef.1, 8. 43,25. 44,22. — 2 ) P5.40, 3. – 3 ) Jef.
2
35,3. 4 .
415.
10
Ziveites Kapitel.
Pilgers Irrfahrt, Reue und Umkehr.
Als Chriſt nun für ſich allein weiter ging , bes
mierkte er in der Ferne Jentanden, der mittenüber das
Feld auf ihn zufam . Sie trafen aber gerade zuſam
men , als Jeder von Beiben den Weg des Andern übers
îchreiten wollte. Der Name des Herrn, welcher ihm
begegnete, war Herr Weltflug; er wohnte' in der
Stadt Fleiſchesi lugheit; dies iſt eine ſehr große,
volfreide Stadt , ganz nahe bei dem Orte, wo Chriſt
herfam. Dieſer Mann, mit dem Chriſt zuſammentraf,
hatte einige Founde von ihm erhalten.' Chriſt's Aus
wanderung aus der Stadt Berderben hatte nämlich viel
Gerede verurſacht und war nicht nur an ſeinem frühern
Wohnorte zum Stadtgeſpräch geworden , ſondern fing
an, es aud ringsumher in andern Orten zit werden.
Deßwegen errieth Herr Weltflug ſchon aus dem ſchwer
müthigen Gange, dem Seufzen und Stöhnen , wen er
vor ſich habe , und ſo ließ er ſich denn ohne Weiteres
mit Chriſt in ein Geſpräch ein .
Weltflug. Wie, wohin ſo fdywer beladen, guter
Freund ?
Chriſt. Ja wohl ſchwer beladen , ich glaube ſo
ſchwer wie jemals ein armes Geſchöpf belaben geweſen
iſt. Und weil ihr mich fragt wohin ? ſo will ich euch
ſagen , Herr , daß ich auf das enge Pförtlein dort zut
gehe , das vor mir liegt, denn dort ſoll mir, wie ich
unterrichtet worden bin, ein Weg gezeigt werden , daß
ich meiner ſchweren Bürde ledig werde.
Weltfl. Haſt du Frau und Kinder ?
Chr. Ja, aber ich bin ſo beladen mit dieſer Bürde,
daß ich keine Freude an ihnen wie früher haben kann.
Ich habe wohl Frau und Kinder, Body es iſt mir als
hätte ich keine. )
) 1. Cor. 7, 29.
2*
12
3 ) Gal. 3, 10.
20
Drittes Kapitel.
Pilgers Ankunft an der Pforte und Eingang.
*Nachdem Chriſt ſo einige Zeit ſeinen Weg fort
gelegt hatte, kam er an der Bforte art. Ueber derſel
ben ſtand geſchrieben : „Slopfet an , ſo wird euch
aufgethan." ) Er that, wie es gejdyrieben, er klopfte
ein-, zweis und mehreremal, während deß ſprach er in
feinem Herzen :
Mag ich hier wohl herein ? Thut der da drin
Mir Armen auf, der ich geweſen bin
Ein deußlider Rebell ? Thut Er's , dann fing' ich
ewig ſeinen Ruhm.
Und opfre Dant Shu bis in's höchſte Heiligthum . 2)
Endlich erſchien ein Mann mit ernſtem und doch
mildem Angeſichte an der Pforte. Er hieß: Gutwill,
und fragte, wer da wäre, woher der Bilger fäme und
was er begehrte ?
Chr. Hier iſt ein arnter beladener Sünder. Ich
komme aus - der Stadt Verderben und will nadı dem
Berge Zion , daß ich dem zukünftigen Zorn entrinnen
möge. Da man mir nun fund gethan , daß der Weg
dorthin doch dieſe Pforte geht,ſo möchte ich gerne wiſſen,
ob ihr, lieber Herr, ſo gut ſein wolt, mich einzulaſſen.
Gutw . Herzlich gern , ſagte er , und machte das
mit zugleich die Pforte auf. ) ' Åls Chriſt nun im Bes
griff war durch die Pforte zu gehen , zog ihn der An
bere raſch herein . Was ſoll das bedeuten ? fragte Chriſt.
Da antwortete Gutwill : Ganz nahe bei dieſer Pforte
| liegt ein feſtes Schloß, den Befehl darüber führt Beelze
bub, von dort aus dießt er und die, welche beiihm
ſind, ſeine Pfeile “) auf diejenigen ab, die an dieſe Pforte
) Matth. 7, 7. *) Die reumüthige Seele wendet fich ver
langend, hoffend und gelobend an Chriſtum, der die Thür
des Lebens iſt. Joh. 10 , 7.9. - 3) S. 3ef.66,2. Pf. 10,17.
-
Piertes Kapitel .
Pilger in der Schule Auslegers.
Chriſt ging nun weiter, bis er zum Hauſe Aus
legers kam . Hier klopfte er einmal über das andere
an .. Endlich fam Jemand an die Thüre und fragte,
wer da ſei ?
Chr. d bin ein Reiſender , der dem gütigen
Herrn dieſes Hauſes von einem Bekannten empfohlen
worden iſt; ich wünſchte den Herrn deßwegen zu ſprechen .
Der Angeredete ging darauf und rief den Haus
herrn ; dieſer fam auch alsbald und fragte Chriſt, was
er für ein Anliegen habe.
Chr. Herr, id bin ein Mann, der aus der Stadt
Verderben kommt und will nach dem Berge Zion.
Es iſt mir aber von dem Manne, welcher an der Pforte,
am Anfang dieſes Weges,1 ſteht, geſagt worden , ihr
würdet mir , wenn ich hier vorſpräche, herrliche Dinge
zeigen , die mir für meine Reiſe ſehr heilſam wären.
A usleg. Nun gut, komm herein . Ich will dir
zeigen, was nüglich fürdich ſein wird. Hierauf befahl
er feinein Diener ein ' Licht anzuzünden und erſudite
Chriſt ihm zu folgen. Zuerſt führte er ihn in ein
Wohnzimmer und hieß ſeinen Diener eine Thür auf
machen. Als dies geſchehen war , ſah Chriſt das Bild
eines ehrwürdigen Mannes an der Wand hängen. Der
felbe hatte folgendes Ausſehen : Seine Augen waren
gen Himmel gerichtet, in ſeiner Hand hatte er dasBuch
aller Bücher , das Geſetz der Wahrheit war auf ſeinen
Lippen und der Welt hatte er den Rücken zugewandt;
er ſtand da wie Einer , der eifrig mahnt und bittet 1)
und über ſeinem Haupte hing eine goldene Krone.
Alsbald fragte Chriſt: Wen jou dieſes Bild vors
ſtellen ?
Á u8l. Einen von den Tauſenden, 2) ber mit den
-
Fünftes Kapitel .
Pilgers Erfahrungen am Kreuze.
Nun ſah ich in meinem Traume, daß der ſchmale
und ſteile Weg, auf dem Chriſt wandeln mußte auf
beiden Seiten mit einer Mauer umgeben war, und der
Name dieſer Mauer iſt: Heil. ' ) Auf dieſem Pfade
eilte Chriſt mit ſeiner Bürde beladen weiter, es wurde
ihm aber ſehr ſauer , weil die Bürde jo dywer war.
Er fam nun zu einer Anhöhe, darauf ſtand ein
Kreuz und ein wenig unterhalb deſſelben war ein
Grab. Da warb ich in meinem Traume gewahr, daß
gerade als Chriſt an dem Kreuze anfam , ſich ihm die
Paſt von den Scultern (öfete , von ſeinem Rücken fiel,
hinunter rollte und in das offene. Grab hinabfiel und
von nun an war ſie verſchwunden .?).
Da ward's Chriſt froh und leicht um's Herz und
mit freudiger Seele ſprad er : ,, Er hat mir Rube
gegebendurch ſeine Schmerzen und Leben durch ſeinen
Tod ." 5) Hierauf ſtand er eine Weile ſtill, um anzus
ſchauen und ſich zu verwundern , denn er war voller
Erſtaunen darüber , daß der Anblick des Kreuzes ihn
von ſeiner Laſt befreit hatte. Er blickte hin und wies
der bin , bis aus den Thränenquellen ſeines Haupts
das Waſſer über ſeine Wangen herabſtrömte. *). Als
er nun ſo daſtand und ſchaute und weinte , traten zu
3ef.26 , 1.; 35,8.; 4,6 . – ?) 4 Mof.21,8.f. 3oh.3,, 14. f.
- 0 ) 3e9.53,4.f. 12. Röm.5, 10. — 4) Zach.12, 10.
TI
ON
SS
ON
37
er. Darum fehen wir nicht ein, fuhren ſie fort, worin
du dich von uns unterſcheideſt, es ſei denn der Nock,
den du trägſt, welchen du aber von irgend einem dei
ner Nachbarn, wie wir denken , bekommen haſt, um
deine Blöße zu bedecken.
Chr. Durch Geſetz und äußere Ordnungen wers
det ihr, da ihr nicht durch die enge Pforte hineinkommt,
nicht ſelig werden . ") Was aber den Rock anlangt,
den ich trage, ſo iſt er mir von dem Herrn des Ortes,
wohin ich wandere, geſchenkt worden und zwar, wie ihr
richtig ſaget, um meine Blöße zu bedecken. Ich trage
ihn als ein Zeichen ſeiner Gnade gegen mich, denn vors
her hatte ich Nichts als kumpen . ) Ueberdem iſt er
mir ein Troſt auf meiner Pilgerreiſe, denn ich bin der
gewiſſen Zuverſicht, daß, wenn ich an die Thoren der
Stadt komme , der Herr mich anerkennen werde, weil
ich mit ſeinem Rock bekleidet ' bin einem Rock, den
er mir aus freier Erbarmung an dem Tage ſchenkte,
an welchem er mir meine lumpen auszog. Auch habe
ich außerdem noch ein Zeichen an meiner Stirne, wel
ches ihr vielleicht nicht bemerkt habt, weldjes mir einer
von den Vertrauteſten meines Herrn an eben dem Tage,
an dem mir die Bürde von den Schultern fiel, aufge
drückt hat. Ich will euch noch mehr ſagen, daß ich da
auch ein beſiegeltes Zeugniß empfing, das mich, ſo oft
ich es leſe, tröſten wird auf dem Wege, den ich wandle.
Auch ward ich geheißen , daſſelbe an der himmliſdien
Pforte abzugeben , zum Zeichen, daß ich gewißlich ein
gelaſſen werde. Ad dieſe Dinge fehlen euch, wie ich
glaube, und zwar fehlen ſie euch , weil ihr nicht durch
die Pforte eingegangen ſeid.
Hierauf jagten ſie Nichts, ſondern ſahen ſich nur
einander an und laditen. Nun ſah ich , daß ſie Ale
weiter gingen , Chriſt war ihnen aber immer etwas
voraus. Von da anſprach er nur mit ſich ſelbſt, balo
mit Seufzen und bald mit getroſtem Muthe. Auch las
) Gal. 2, 16. – ?) 3e.61, 10. vgl. Matth.22, 11.ff.
41
Sechstes Kapitel.
Pilgers Erlebniſſe an und auf dem Hügel Beſchwerde.
Indem ich die drei Wanderer mit meinen Augen
verfolgte, bemerkte ich , daß ſie zit dem Hügel Bes
ich werde gelangten, an deſſen Fuße eine Quelle war .
Außer dem Wege, der in gerader Linie von der Pforte
kam , waren an dieſem Orte noch zwei andere Wege :
1
der eine zog ſich an der linken, und der andere an der
rechten Seite des Hügels hin ; ber ſchmale Weg aber
führte gerade den Hügel hinauf; es war jedoch be
ſchwerlichihn zu gehen. Cheſich Chriſt dazuanſchickte, trat
er zu der Duelle ) und trank daraus, umſich zu erquicken;
dann aber fing er an den Hügel zu erſteigen und fang:
„3ft gleich der Hüget fteil , den ich ießt möchter
fteigen,
Sou mir die Mühe doch den Muth nicht niederbeugen,
Denn dieſer Weg, ich weiß es, führt zum Leben :
Drum muthig, Herz! kein Bangen unð kein Beben !
Schwer beſſer, und den rechten Weg erklommen,
Als leicht, und in der Hölle auszukommen .“
Die beiden Andernfamen auch zu dem Fuße des
Hügels. Da ſie aber ſahen, daß derſelbe ſteil und hoch
wäre, und daß es noch zwei andere Wege gäbe , auf
denen man auch gehen könne, jo faßten ſie den Ents
ſchluß, die beiden untern Wege einzuſchlagen , um ſo mehr,
weil ſie vermutheten , daß beide wieder mit dem Wege,
auf welchem Chriſt wandelte, zuſammenkommen würden .
Der eine von jenen beiden Wegen hieß Gefahr , der
andere Verderben . Nun trennten ſich die zwei Wan
berer , indem der Eine ben Weg Gefahr wählte , der
ihn in einen großen Wald führte, der Andere aber ſich
geradezu auf den Weg Verderben begab , der ihn in
) Jef. 49, 10.
42
) Difenb. 3, 3.
44
Siebentes Kapitel.
Pilgers Erlebniſſe im pallaſt Prachtooll.
Nun ſah ich in meinein Traume, daß Chriſt eilte,
um wo möglich, in dein Ballaſt Brachtvoll eine Hers
berge zu finden . Ehe er zu dem Ballaſte fam , mußte
46
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܀
: 47
pheth , den Gott in den Hütten Sem's wohnen laſſen
wiu . ) .
Pförtn. Allein wie iſt es, daß du jo ſpät kommſt ?
Die Sonne iſt ja ſchon unter.
Chr. Ich wäre eher hier geweſen, aber ich elen
der Menſch dylief ein in der Laube, die an der Seite
des Hügels ſteht! Aber immer noch wäre ich früher
hier angelangt, hätte ich im Schlafe nicht mein Zeug
niß verloren , und ſo kam ich ohne daſſelbe auf der Höhe
des Hügels an. Ás ich nun darnach fühlte, fand ich
es nicht, und war daher genöthigt, mit betrübtem
Herzen zu dem Orte zurückzugeben , wo ich in den Schlaf
gefallen war. Ta fand ich endlich wieder, was ich
verloren hatte , und ſo bin ich denn jeßt hier anges
kommen.
Pförtn. Gut, ich will eine von den Jungfrauen
dieſes Hauſes rufen , die dich, wenn ſie mit deiner Aus
ſage zufrieben iſt, nach der Sitte des Hauſes bei den
übrigen Bewohnern deſſelben einführen wird. Darauf
zog der Pförtner Wachſam eine Klingel, und alsbald
kam eine ehrbare und ſchöne Jungfrau , Namens Vor
ficht heraus und fragte, warum ſie gerufen worden wäre?
Der Pförtner erwiederte : dieſer Mann kommt aus
der Stadt Verderben und iſt auf der Reiſe nach dem
Berge Zion. Weil er müde iſt und die Nacht ihn
überfallen hat , fragt er an , ob er hier übernachten
Ibnne. Ich ſagte ihm nun, ich wollte sich rufen , dann
würdeſt dit, wenn du dich mit ihm unterredet hätteſt,
beſtimmen , was du nady den Geſetzen unſeres Hauſes
für gut fändeſt.
Hierauf fragte ſie ihn, woher er ſei und wohin er
gehe ? und er ſagte es ihr. Sie fragte ihn weiter, wie
er auf dieſen Weg gekommen ſei ? und auch das ſagte
er ihr. Darnach fragte ſie ihn , was er geſehen und
was ihm auf dem Wege begegnet wäre ? Dies beant
wortete er ihr gleichfalls. Endlich erkundigte ſie ſich
) 1 Mob. 9, 27.
48
ich denke mir, daß dir derſelbe deutlich genug vor Augen
ſtand.
Chr. Ja , ich that es einmal über das andere.
Sie konnten mir die Ängſt wohl vom Geſichte ableſen ,
ſie ſahen auch meine Thränen und mein Beben vor der
Angſt des Gerichts, das über unſerm Haupte ſchwebte,
aber Nichts war im Stande , ſie zu bewegen , daß fie
mit mir gingen .
liebe. Aber was hatten ſie denn eigentlich dages
gen einzuwenden ?
Chr. Ach , mein Weib fürdytete ſich dieſe Welt
daran geben zu müſſen , und meine Kinder hatten ſich
den thörichten Ergöglichkeiten der Jugend hingegeben.
Beim Einen war es dies, beim Andern jenes, wodurdy
ſie ſich zurückhalten und mich allein ziehen ließen .
liebe. Aber haſt du vielleicht durch dein eigenes
eitles Leben den Eindruck deiner Worte verwiſcht, die
bu an ſie richteteſt, daß ſie dir folgen möchten ?
Chr. Ich kann allerdings mein Leben nicht
Loben , denn ich bin mir mancher Fehltritte bewußt.
Auch weiß ich wohl, daß ein Menſch durch ſein
Betragen bald umſtoßen kann, was er durch triftige
Gründe und ernſte Vorſtellungen bei Andern zu
ihrem Heile zu wirken ſich bemüht hat ; aber das kann
id wenigſtens auch ſagen, daß ich mich ſorgfältig hütete,
ſie durch irgend eine unziemliche Handlung gegen die
Pilgerfahrt einzunehmen . Ja, gerade darum ſagten ſie,
ich nähme Alles zu genau und verſagte mir ihrentwillen
Dinge, in denen ſie nichts Uebeles erkannten. Ja, ich
glaube jagen zu dürfen , daß , wenn ſie Etwas an mir
hinderte, es meine große Gewiſſenhaftigkeit war, weder
gegen Gott zu fündigen , noch meinem Nächſten irgend
ein Unrecht zu thun .
1
liebe. Allerdings iſt es ſo fchon geweſen von
altersher , denn Kain erwürgete ſeinen Bruder, weil
ſeine Werfe böſe waren und ſeines Bruders gerecht, ')
) 1 Joh. 3, 12. 5*
54
3) Hebr.
2,14.f . *) Apgefch . 1 , 3. 1.Kor.15,6 . · 5 ) Philipp.
2,6.ff. 6 ) 1 Sam . 2,8. Pf. 113, 7.
55
Achtes Kapitel.
Pilger im Thale Demuth.
Als er nun ſo gerüſtet war, ging er mit ſeinen
Freunden hinaus nach der Pforte. Hier fragte er den
Pförtner, ob er feinen Pilger habe vorübergehen ſehen.
Der Pförtner ſagte : Ja.
Chr. Rannteſt du ihn ?
Pförtn. 30 fragte ihn nach ſeinem Namen , 1
Neuntes Kapitel.
Pilger im Thal der Todesſchatten.
Am Ende dieſes Thales öffnete ſich aber ein ans
deres, es heißt: Thal der Todesſchatten . ' ) Chriſt
mußte nothwendigerweiſe daſſelbe entlang -gehen , denn
der Weg zur hinımliſden Stadt ging mitten durch dies
fes Thal hindurd ). Dieſes Thal nin iſt eine wahre
Einöde. Der Prophet Jeremia beſchreibt's in fol
gender Weiſe : Es iſt eine Wüſte in wilden und in.
gebahnten Lande , im dürren und finſtern Lande , im
Lande , da Niemand (ausgenommen der Chriſt) wan
delt, da kein Menſch wohnt. 2 ) Hier war Chriſt noch
übler dran, als in ſeinem Kampfe mit Apollyon , wie
fich aus Folgendem ergeben wird.
In meinem Traume ſah ich , daß , als Chriſt an
ben Eingang des Thaís der Todesſchatten gefommen
war, ihm zwei Männer begegneten, es waren dies Nach
4 ) Pſ. 23, 4. – ?) 3er. 2, 6.
65
69
Zehntes Kapitel.
Pilgers Gefährte.
Als Chriſt nun auf ſeinem Wege weiterging , fam
er an eine kleine Anhöhe, welche zu dem Ende aufges
worfen worden war, damit die Bilger von dort aus
den Weg vor ihnen möchten überſehen fönnen. Hier
ſtieg Chriſt nun hinauf, und als er vor ſich hinblicte,
ſah er Getreu vor ſich einherwandeln. Sogleich rief
Chriſt ihm mit lauter Stimme nach : „Halt ! Halt !
warte, ich will mitgehen ! " Da blickte Getreu um , und
Chriſt rief abermals : Warte! warte doch ! bis ich zu
க
1
71
Gilftes Kapitel.
Ein Dritter geſellt ſich hinzu .
Id fab nun in meinem Traume wieder etwas
Anderes. Als Chriſt und Getreu mit einander weiter
wanderten, bemerkte der letztere, indem er ſeitwärts
blickte, einen Mann , Namens Geſchwäßig , welcher
in einer Entfernung neben ihnen herwandelte , denn hier
war der Weg ſo breit , daß ſie alle brei neben einans
der gehen konnten. Er war ein großer Mann , aber
ſchöner in der Ferne, als in der Nähe anzuſehen . Ge
treu redete denſelben in folgender Weiſe an :
Wohin Freund! Willſt du auch vielleicht nach dem
himmliſchen Lande ?
Sefdwäßig. Ja, gerade dorthin will ich.
Getr. Schön, dann hoffe ich , werden wir gute.
Geſellſchaft machen.
Gej chw . Sehr gerne will ich mit euch gehen.
Getr. So fomın denn herbei, daß wir zuſam
7*
82
und dgl. auf ſich habe. Auch kann man ſo die Herrs
lichen Verheißungen und Tröſtungen des Evangeliums
zu ſeiner eigenen Beruhigung und Erquidung tennen
lernen . Ferner lernt man dadurch falſche Meinungen
widerlegen, die Wahrheit vertheidigen und Unwiſſende
unterweiſen .
Getr. Das Alles iſt richtig, und ich freue mich,
das aus deinem Munde zu hören.
Geſchw . Ach, weil es Vielen daran ganz fehlt,
ſo gibt es nur Wenige, welche wiſſen, wie unentbehrlich
der Glaube und wie nothwendig das Werk der Gnade
in der Seele ſei , daß ſie das ewige Leben erlange ;
ebenſo wenig berſtehen bie Meiſten Etwas von den
Werfen des Geſegles , durch welche doch durchaus Nies
manddas Himmelreid, ererben kann.
Getr. Aber, erlaube, die Erkenntniß von dieſen
Dingen iſt nur ein Geldent der göttlichen Gnade.
Niemand kann dazu kommen durch ſeinen eigenen Fleiß
oder auch durch Reben über ſolche Dinge.
Geſchw . Das weiß ich Alles recht wohl , ein
Menſch fann ſich nichts nehmen, es werde
ihm denn gegeben vom Himmel. ) Es iſt
Alles aus Gnaden , nichts um der Werke willen . Das
könnte ich burch hunderte Bibelſprüche beweiſen .
Geir. Gut ; aber über welchen Bunft wollen
wir denn nun gerade unſer Geſpräch führen ?
Gedw . Ueber welchen es dir beliebt. Ich bin
bereit, mit dir zu reden , über himmliſche Dinge ober
irdiſche, über Gefeß oder Evangelium , über geiſtliche oder
weltliche, über fremde oder einheimiſde, über weſentliche
oder unweſentliche, vorausgeſeßt, daß das Geſpräch ung
Nußen bringt.
Da fing Getreu an , ſich zu verwundern und in
dem er ſich ſeinem Gefährten Chriſt näherte (denn dies
ſer war eine Weile für ſich allein dahergegangen ), ſagte
er ganz leiſe zu ihm : ,, Was für einen trefflichen See
'. Joh. 3, 27.
84
Menſch zu ſein.
Chr. . Das meinen Alle, die ihn nicht durch und
durch kennen ; draußen ſcheint er wohl gut, aber das
heim iſt er ein abſcheulicher Menſch . Wenn du von
.
Zwölftes Kapitel.
Pilger finden einen treuen Freund wieder.
Die beiden Pilger gingen nun unter lieblichen Ges
ſprächen über das, was ſie unterweges geſehen , ihre
Straße weiter. Auf dieſe Weiſe wurde ihnen der Weg
leicht, der ihnen ſonſt, da er durch eine Wildniß ging,
beſchwerlich geworden wäre.
Als ſie nun beinahe durch dieſelbe hindurch waren ,
wandte Getreu ſeinen Blick um und ſah Jemanden
hinter ihnen berfommen , den er wohl fannte. D, ſagte
Getreu zu ſeinem Bruder, wer kommt dort ? Da
blickte Chriſt hin und ſprach : Das iſt mein guter
Freund Evangeliſt. Ja, auch mein guter Freund,
ſagte Getreu , denn er war es , der mich auf den 3
Weg zur Pforte führte. Während deß war Evange
liſt zu ihnen gekommen und grüßte ſie.
Evang. Friede ſei mit euch, Herzlicigeliebte,
und Friede ſei mit euren Helfern ! )
Chr. Wiltfommen ! Willkommen , lieber Evanges
liſt! Der Anblick deines Geſichts erinnert mich an
deine frühere Gewogenheit und deine unermüdlichen
Anſtrengungen um meines ewigen Heiles willen.
Getr. Und tauſendmal willfommen , o ſüßer
Evangeliſt! Wie erwünſcht iſt deine Geſellſchaft uns
armen Pilgern !
Evang. Wie iſt's euch dann ergangen , liebe
Freunde, feit unſerm letzten Abidjiede ? Was iſt euch
Alles begegnet und wie habt ihr euch dabei verhalten ?
!
- ) 1 Chron . 13, 18 8
415.
96
6 ) Hebr. 12,4 .
Serem. 17,9. 8 ) Jef.50,7.
97
Dreizehntes Kapitel.
Die Pilger in der Stadt Eitelkeit.
Darauf bemerkte ich in meinem Traume, daß ſo
bald ſie die Wildniß hinter ſich hatten, eine Stadt vor
ihren Augen lag , mit Namen Eitelkeit. In derſel
ben wird ein Jahrmarkt gehalten, welcher der Eitel
teitsmarkt heißt. Er dauert das ganze Jahr lang.
Er wird aber darum Eitelkeitsmarft genannt, weil
die Stadt, wo er gehalten wird, ideniger wiegt, denn
Nichts, ?) , und weil Alles , was dort zum Verkaufe
ausgeboten wird, oder dorthin kommt, eitel iſt, wie der
Prediger ſpricht: Es iſt Alles ganz eitel. ) Dies
fer Markt iſt nicht erſt in neuerer Zeit eingerichtet
worden, ſondern beſteht ſchon von Alters her. Ich will
Etwas von der Entſtehung deſſelben hier erzählen.
Schon vor ungefähr fünftauſend Jahren gab es
Pilgrime, die zu der himmliſchen Stadt wanderten,
gleich dieſen beiden redlichen Männern . Da nun Beela
zebub , Apollyon und Legion mit ihren Genoſſen
an dem Pfade, den die Pilger gingen , es merkten , daß
ihr Weg nach Zion durch die Stadt Eitelkeit führe,
ſo famen ſie auf den Gedanken, hier einen Jahrmarkt
zu veranſtalten , wo alle Arten von Tand das ganze
Jahr hindurch feil geboten werden ſollten. So kann
man denn dort faufen : Häuſer, Ländereien, Gewerbe,
Anſtellungen , Würden , Beförderungen ,Titel, Landſchaften,
Königreiche, Luſtbarkeiten , Bergnügungen und Ergöglich
keiten aller Art, wie z. B. Luſtdirnen , Weiber, Gatten,
`) 1 Kor. 16, 13. 1 Petr. 4, 19. 2) PF. 62, 10. 3) Pred.
1,2. 2, 11-17 . Jef.40,17 .
99
الرمال
بود به با
,ܐ; .
101
14
ſpiel abgeſchredt würden und Reiner Etwas zu ihren
Gunſten jagen oder ſich ihnen anſchließen möchte.
Chriſt und Getreu benahmen ſich aber nur immer
vorſichtiger und nalmen die Sdmad und Schande, die
man ihnen anthat, init ſo viel Sanftmuth und Geduld
hin, daß ſie dadurch Mehrere von den Marktſeuten, wenn
auch nur Wenige im Verhältniſſe zu den Uebrigen, für
fich gewannen. Dadurch ward jedoch die Gegenpartei in
nochgrößereWuth verſetzt undzwar bis zu dem Grade,
daß ſie den Beſchluß faßten, die beiden Männer umzus
bringen . Daher drohten ſie ihnen : „ da weder 'Käfig
noch Ketten euch auf andere Gedanken gebracht, ſo ſollt
ihr des Todes ſterben , wegen des Schadens , den ihr
angerichtet, und weil ihr die Marftleute verſpottet habt !"
Hiernach wurden ſie bis auf weitere Ordre in den
Käfig zurückbefohlen. So ſperrte man ſie denn in dent
felben wieder ein imd legte ihre Füße in den Stoc. ')
Als ſie nun vereinjamt da iaßen , erinnerten ſie
ſich daran , wie ihnen ihr treuer Freund Evangeliſt
geſagt, was ihnen begegnen werde, und wurden dadurch
noch mehr geſtärkt, daß ſie ausharreten auf ihrem Wege
und in ihrer Trübſal. " Uud tröſteten ſie einander das
mit, daß derjenige der glücklichſte ſein würde, welchen
das Todesloos“ träfe. Und ſo wünſchte Jeder von ihnen
im Stillen , daß ihm dieſer Vorzug zu Theil werden
möge. Indem ſie ſich aber dem anheimſtellten, der alle
Dinge weislich lenkt und ordnet , hielten ſie ganz zur
frieden aus in der Lage , worin Pie waren , bis etwas
Anderes über ſie verhängt werde.
Als nun eine gelegene Zeit zu ihrem Verhör ge
kommen war , wurden ſie vor's Gericht geführt , um
ihr Urtheil zu empfangen. Hier ſtanden ſie vor ihren
Feinden und Anklägern. Der Name des Riđiters war
Herr von Haſſegut. Die Anklage war in der Haupt
ſache die nämlichewie früher, und nur etwas anders
ausgedrückt. Sie lautete alſo :
*) Apgeld . 16 , 24 .
104
Vierzehntes Kapitel.
Gerr Nebenwege und Genoſſen.
In meinem Traume ſah ich nun , baß Chriſt auf
ſeinem weitern Wege abermals einen Reiſegefährten
erhielt, Namens Hoffnungsvoll; denn Solches war
er geworden , da er auf die Worte und auf das Bes
nehmen Chriſt's und Getreu's in ihrer Trühſal
geachtet hatte ; derſelbe geſellte ſich zu ihm und indem
er einen Bruderbund mit ihm ſchloß , erklärte er ihm,
daß er ſein Gefährte ſein wolle. Während ſo Einer
zum Zeugniß der Wahrheit ſtarb , erſtand ein Ande
rer aus ſeiner Aſche, um Chriſt's Gefährte auf der Pil
gerfahrt zu werden . Eben derſelbe Hoffnungsvoll
erzählte Chriſt auch, daß noch manche Andere auf dem
Jahrmarkte ſeien , die zu ihrer Zeit ebenfalls folgen
würden.
Nachdem nun die Beiden die Stadt eilig verlaſſen
hatten, holten ſie alsbald einen gewiſſen Heren Neben
wege ein . Sie fragten ihn: Was er für ein Lands
mann ſei ? und wie weit er dieſen Weg gehen wolle ?
Ich fomme aus der Stadt Schön wort" , ſagte er
und will nach der himmliſchen Stadt ; " aber feinen Na
inen nannte er ihnen nicht.
111
ein Heide, ein Heuchler und ein Teufel , und ihr wer
det euren Lohn empfangen nach euren Werfen.
Nach dieſen Worten ſaben die Frager einander
ganz beſtürzt an , und wußten Nichts darauf zu ant
worten . Hoffnungsvoll gab der gründlichen Ant
wort Chriſt's ſeinen ganzen Beifall, und nun entſtand
eine große Stille unter ihnen . Herrn Nebenwege
und ſeinen Gefährten war's in die Beine gefdlagen, ſo
daß ſie zurückblieben und ſie waren's denn auch wohl
zufrieden, daß Chriſt und Hoffnungsvoll ihnen
vorausgingen . Da hub Chriſt zu ſeinem Gefähr
ten an : Wenn dieſe Leute nidyt einmal vor dem
Urtheile der Menſchen beſtehen fönnen, was foll's dann
erſt vor dem Gerichte Gottes mit ihnen werden ? Und
wenn ſie vor irdiſchen Gefäßen verſtummen, wie wird's
ihnen ergehen, wenn der mit ihnen rechnet, der ein ver
zehrendes Feuer iſt ? " )
Hierauf gingen Chriſt und Hoffnungsvoll
weiter, bis ſie in eine liebliche Ebene, Ruhe genannt,
famen ; hier wandelten ſie mit großer Annehmlichkeit.
Alein die Ebene war nicht groß , und daher hatten ſie
den Weg durch dieſelbe bald zurückgelegt. An der an
dern Seite dieſer Ebene war aber ein kleiner Hügel,
Namens Gewinn, und in dem Hügel befand ſich eine
Silbergrube. Schon viele Pilger waren früher an
geloct worden , vom Wege abzugehen , um ſie zu beſe
hen, denn es war eine Seltenheit. Weil ſie ſich aber
zu nahe an den Rand des Schachtes begaben, war der
betrügeriſche Boden unter ihnen zuſammengebrochen,
und Mancher von ihnen um's Leben gefommen ; An
dere waren beſchädigt und ihr Lebenlang Krüppel ges
worden .
Nun ſah ich in meinem Traume, wie ein wenig
vom Wege ab , der Silbergrube gegenüber, Demas,
wie ein vornehmer Herr daſtand. Das that er aber,
um die . Vorübergehenden einzuladen , daß ſie kommen
' ) Hebr. 12 , 29.
121
Fünfzehntes Kapitel.
Der Pilger Verirrung , Einkerkerung und Errettung
aus der 3 weifelsburg.
Ich ſah hierauf, daß die beiden Pilger auf ihrem
Wege an einen lieblichen Strom gelangten , welchen der
König David „das Brünnlein Gottes"nennt, Johan
nes aber den Strom des lebendigen Waſſers ." ; ) Shr
Weg nun ging gerade an dem Ufer dieſes Stromes
her . So wandelten Chriſt und ſein Gefährte denn
hier mit großer Luſt, auch tranfen ſie vom Waſſer des
Stromes, welches föſtlich war und ihre matten Herzen
erquicte. An beiden Ufern des Stroms ſtanden grü
nende Bäume, voll von Früchten allerlei Art. Auch
aßen ſie von den Blättern der Bäume, um allerlei Ue
beln vorzubeugen , die ſich bei denen einfinden , die ihr
Blut durch's Reiſen erhißen. Auf beiden Seiten des
Stromes lagen Wieſen , die das ganze Jahr hindurch
grün und voll von wunderſchönen Lilien waren. Auf
) Pſalm 65, 10. Offenb. 22, 1. Vgl. Heſek. 47, 1-9 .
10
415 .
126
1
127
Frau ? " ſagte der Rieſe. Dann will ich ſie deßhalb
IL
Sechszehntes Kapitel.
Pilger bei den Hirten auf den lieblichen Bergen.
Hierauf gingen unſere Pilger bis ſie kainen zu den
lieblichen Bergen , welche dem Herrn des Hügels
gehörten , wovon wir ſchon früher geredet haben. Sie
ſtiegen die Berge hinauf, um die Gärten und Baum
höfe, die Weinberge und Waſſerquellen zu beſehen,
welche dort ſind. Da tranken ſie und wuſchen fich,
auch aßen ſie in den Weingärten , ſo vielfie wollten .
Auf den Höhen dieſer Berge waren Hirten , die ihre
136
Siebenzehntes Kapitel.
Kleinglaubens Art und Treiben .
Abermals ſchlief ich ein und träumte : ich ſah die
zwei nämlichen Pilger die Berge hinab auf dem ange
wieſenen Wege zur Stadt hingehen. Unten an dieſen
Bergen liegt an der linken Seite das Land Ginbil
bung ; von da aus geht ein etwas ſchmaler krummer
Wegauf die Straße, die unſere Pilger wandelten. Hier
nun begegneten ſie einem lebhaften Jüngling, der aus
jenem Cande fam ; Unwiſſend war ſein Name.
Chriſt fragte ihn : „Woher kommſt du ? und wos
hin willſt du ? "
Unwiſſend. Mein Herr , ich bin gebürtig in
dem Lande, das hier ein wenig links abwärts liegt und
will nach ber himmliſchen Stadt.
Chr. Aber wie meinſt du denn wohl durch die
Pforte hindurch zu kommen; du fönnteſt doch einige
Schwierigkeiten dort finden.
Unw. Ich denke ſo gut durchzukommen , wie an
dere rechtichaffene Leute auch.
141
ten ſte ihm denn auf den Wege, der hier in die Straße
einlief und ſie jemehr und mehr von der Stadt , nach
welcher ſie zu gehen wünſchten , abführte, ſo daß ſie die
ſelbe in kurzer Zeit aus dem Geſichte verloren. Aber
nach und nach führte der Mann ſie, ehe ſie fidy's vers
ſahen , in ein Netz hinein , in welches ſie beide ſo ver
ſtrict wurden, daß ſie nicht wußten , was ſie anfangen
follten . Zugleich ließ der ſchwarze Mann ſein weißes
Kleid fallen . Da erfannten ſie denn, wo ſie ſich befan
den. Darum lagen ſie eine Weile da und weinten laut,
denn ſie konnten ſich ſelbſt nicht losmaden. Nun fehe
ich," ſagte Chriſt zu ſeinem Gefährten, „ daß ich mich
11
Achtzehntes Kapitel.
Was ſoll ich thun, daß ich ſelig werde?
Nach einiger Zeit bemerkten die Pilger einen Mann
von ferne, der langſam und ganz allein ihnen auf
der Heerſtraße entgegen fam . Da ſagte Chriſt zu
feinem Gefährten : ,, Dort kommt ein Mann, der Zion
ben Rücken gekehrt hat, auf uns zu .“
Hoffn. Ich ſehe ihn. Laß uns nun auf unſerer
Hut ſein, vielleicht iſt er auch ein Schmeichler. -
So fam er ihnen denn näher und näher und gelangte
endlich zu ihnen. Sein Name "war Atheiſt Gottes
räugner ). Er fragte nun , wohin ſie wollten .
Chr. Wir wollen zum Berge Zion.
Darüber brach Atheiſt in ein lautes Gelächter aus.
Chr. Warum lachet' ihr?
Atheiſt. 3d lache, da ich ſehe, was für bumme
Leute ihr ſeid: ihr unterziehet: euch einer ſo beſchwer
lichen Keiſe und habt am Ende für all' eure Mühen
gar Nichts.
Chr. Wie ſo ? Meint ihr vielleicht, wir würden
nicht angenommen?
Ath. Angenommen ? Es gibt überhaupt in dies
ſer ganzen Welt feinen Ort, wie ihr euch träumen laſſet.
Chr. Aber doch in der zukünftigen Welt.
Ath. Als ich noch zu Hauſe in meinen Vaterlande
war, hörte ich das Nämliche, was ihr jegt behauptet,
und darauf hin machte ich mich auf, um mich umzuſes
hen ; da habe ich nun zwanzig Jahre lang jene Stadt
155
denn ich ſehe ein , daß ich ohne ſeine Gerechtigkeit und
ohne den Glauben an dieſelbe verloren gehen muß.
D Herr , ich habe vernommen, daß du ein gnädiger Gott
biſt und daß du deinen Sohn Seſum Chriſtum zum
Heiland der Welt verordnet haſt, auch daß du bereit
Hiſt, ihn armen Sündern, wie ich bin , zu idenken. Und
wahrlich, ich bin ein armer Sünder. So laß denn,
o Ferr, mich nicht unerhört von dir gehen, ſondern ver
herrliche beine Gnade an mir durch die Errettung met
ner Seele , um der Verdienſte deines Sohnes , Jeſu
Chriſti, willen. Amen."
Chr . Und haſt du gethan, wie dir geheißen ward ?
Hoffn . Ja,einmal über das andere und fort und fort.
Chr. Und hat der Vater dir den Sohn offenbaret ?
Hoffn . Weder das erſte noch das zweitemal, we
ber das dritte, vierte , fünfte, ja felbſt nicht das fecha
temal.
Chr. Was fingſt du da an ?
Hoffn. Was ich anfing ? Ich wußte nicht, was
ich thun ſollte.
Chr. Ram es dir nicht in den Sinn, das Gebet
baran zu geben ?
Hoffn. Ja, unzähligemal.
Chr. Aber warum thaſt du dies denn doch nicht ?
Hoffn. Ich glaubte daran, wie mir geſagt wor
den war, daß mich nämlich die ganze Welt ohne die
Gerechtigkeit Chriſti nicht ſelig machen könne: darum
dachte ich , hörſt du auf zu beten , ſo kommſt du um ,
und mehr als umkommen kannſt du am Thron der
Gnade doch nicht. Dabei fielen mir die Worte ein :
Ob auch die Erfüllung der Verheibung bers
zieht , ſo harre ihrer; ſie wird gewißlich kom -
men und nicht verziehen. ) Und ſo blieb' ich am
Gebet, bis der Vater mir den Sohn offenbarte.
Chr. Und wie ward Er dir benn offenbaret ?
Hoffn. Ich ſah ihn nicht mit meinen leiblichen
) Kab . 2,3 .
164
Neunzehntes Kapitel.
Unwiſſenheit und Abfall.
Nun bemerkte ich ferner in meinem Traume, daß
Hoffnungsvoll hinter ſich blickte und Unwiſſend
kommen ſah , welchen ſie zurückgelaſſen hatten. „ Sier
doch," prach er zu Chriſt , wie " fern fommt" jener
Jüngling hinter uns her geſchlendert.
Chr.' Ja, ja! ich ſehe ihn. Es liegt ihm Nichts
an unſerer Geſellſchaft.
Hoffn. Und doch glaube ich, daß es ihm nicht
zum Schaden geweſen wäre, wenn er bisher mit uns
Schrittgehalten hätte.
Chr. Da haſt du allerdings Recht, allein ich
bürge dafür, daß er anderer Meinung iſt.
Hoffn. Das glaube ich auch, laß uns aber den . 1
noch auf ihn warten .
Und ſo geſchah es. Darauf wandte ſich Chriſt
zu ihm mit den Worten : Romm vorwärts, lieber
Mann, warum bleibſt du fo zurück ?
Unwiſſend. Ich finde viel mehr Vergnügen
baran , allein zu gehen , als in Geſellſchaft, es müßte
denn ſein, daß ſie mir beſonders gut gefiele.
Sagte id dir nicht" - (pracy Chriſt zu Hoff
II
Rom . 1, 21.
169
geſtorben iſt, und daß ich vom Fluche erlöſt und vor
Gott gerecht werde, dadurch daß Er den Gehorſam in
Gnaden annimmt, welchen ich gegen fein Geſek erwies
fen. Dder alſo : Chriſtus macht durch die Kraft ſeiner
Verdienſte bem Vater angenehm Alles, was ich thue,
um das Geſetz Gottes zu erfüllen , und ſo werde ich
dann gerechtfertigt.
Šhr. Laß mich dir auf dieſes Bekenntniß deines
Glaubens eine nähere Erwieberung geben :
1) Den Glauben, welchen du beſigeſt, haſt du dir
ſelbſt eingebildet, denn ſo wird der Glaube nirgend in
bem Worte Gottes bedrieben.
2) Du haſt einen falſchen Glauben , weil er bie
Rechtfertigung, ſo aus der Gerechtigkeit Chriſti kommt,
aufhebt und ſie deiner eigenen beimißt.
3) Zufolge dieſes Glaubens rechtfertigt Chriſtus
171
Zwanzigſtes Kapitel.
Der Pilger Ankunft im Himmliſchen Jeruſalem .
Nun ſah ich in meinem Traume, wie die Pilger
über den Zaubergrund hinübergekommen und in das
Land, welches die Vermählte " ) heißet, eingingen.
Hier war die" Ruft gar mild und lieblich , und da
ihr Weg gerade hindurch ging, ſo erquicten ſie ſich
hier eine Zeitlang. Da trat ihnen die Erfüllung des
Wortes entgegen : Die Blumen find hervorges
tommen im Rande , der Lenz iſt herbeigetom
men, und die Turteltaube läßt ſich hören in
unſerm lande.2) In dieſem Lande ſcheint die Sonne
Tag und Nacht, weil es jenſeits des Thals der Tos
desſchatten liegt, und baher auch außerhalb des Bes
reich des Riefen der Verzweiflung; ja von
dieſem Bunkte aus fonnten ſie nicht einmal die Zweis
felsburg ſehen. Hier hatten ſie bereits die Stadt
im Geſichte, zu der ſie wanderten, und begegneten ſchon
einigen Bewohnern derſelben, denn es luſtwandelten hier
gewöhnlich die Glänzenden, weil das Land an dem
Šaume des Himmels liegt.
In dieſem Lande ward die Verlobung zwiſchen
der Braut und dem Bräutigam erneuert; ja, wie ein
Bräutigam ſich freuet über ſeine Braut , jó freuet ſich
Gott über fie. 3) . Hier hatten ſie weder Mangel an
Rorn noch an Wein , benn an dieſem Orte fanden ſie
Ueberfluß an Allem , was ſie auf ihrer ganzen Pilgers
reiſe geſucht hatten. Hier vernahmen ſie aus der Stadt
her Stimmen ,. laute Stimmen , welche riefen : Sage
der Tochter Zion : Siehe, dein þeil tommt!
.
feligen Ewigkeit.
Von Johann Bunyan.
Dritte Auflage.
Barmen , 1864.
Gedrudt bei F. F. Steinhaus.
1
Fuhalts- @ ferzeidini
Seite,
Erftes Rapitel. Wie die Pilgerin fid zur Reiſe
andidt 1
1) Jud. 14. u . 15. 2) Luc. 10, 16. Matth. 10, 40. 30h.
13, 20. 5) Offenb . Job. 14, 13. Pſalm 126, 5.
5
1) Luc. 18 , 13.
8
Zweites Capitel.
Der gang zur Pforte und was die Pilgerin
dabei erfahren .
Indeffen hatte Chriftin ſich auf die Reiſe ges
macht, und Barmherzig begleitete ſie.' 418 fte nun
ſo in Geſellſchaft der Kinder dahergingen, fing Chris
ftin nachfolgende Unterredung an:
Barmherzig , ſagte ſte, ich ſehe es als eine
unverhoffte Gunſt an , daß du mit mir hinausgehſt
und midi ein Stück Weges begleiteft.
Da'antwortete die junge Barmherzig - fie
war nämlich noch in frühen Jahren wüßte ich,
daß es gut wäre, mit dir zu gehen, ſo wollte ich
nie wieder in die Stadt zurückkehren .
Chriſtin. Wohlan, Barmherzig, wirf dein
und mein Loos zuſammen ; ich weiß recht gut, wel
ches das Ende unſerer Pilgerreife ſein wird ; mein
Mann befindet ſich an einem Drte, den er für alles
Gold der Erde nicht verlaffen möchte. Und auch du '
wirft nicht von dort weggewieſen werden , obwohl du
nur auf meine Einladung hingeheft . Der König,
welcher mich und meine Kinder hat rufen laſſen,
hat ſein Wohlgefallen daran, daß er Barmherjiga
feit übe. Außerdem wil ich, wenn du es wünſcheft,
dich miethen, und du ſollſt dann als meine Magd
mit mir gehen . Doch wollen wir Alles mit einander
gemein haben ; ' ) gebe nur mit mir.
Barmherzig. Wie fou ich aber gewiß werden ,
daß ich auch angenommen werde ? Hätte ich dieſe
Hoffung nur von Einem, der es wiſſen kann, ſo
würde ich gar keinen Anſtand nehmen , ſondern mits
gehen, ba mir dann der helfen würde, der helfen kann,
und wenn der Weg auch noch ſo beſchwerlich wäre.
Chriſtin. Mohlan, liebe ' Barmherzig, ich
1) 91. 56 , 9.
18
* ) Luc. 1, 45 .
20
un
21
1) Jereni. 12, 1. 3
26
Drittes Capitel.
Die Pilgerinnen in Anfechtung, und im
Hauſe des Auslegers.
Nun ſah ich in meinem Traum , wie fte bei ſehr
günftigem Wetter ihres Weges weiter zogen ; Chris
fin aber fing an zu ſingen :
1) S. 2. Tim. 2, 22.
3*
28
) 1. Joh. 5, 18.
29
1) Pf. 30, 7. 8.
31
Frauen
fönnen .
Teid , die ſolche Dinge leicht verſtehen
Chriſtin ſagte darauf: Herr, ich bitte, laß
1
Viertes Capitel.
Aufbruch zur Weiterreiſe; neue Belehrungen und Er
fahrungen unter dem geſeit eines treuen Führers.
So gogen denn die Pilger ihre Straßen und
ſtimmten an
ΚΑΛΩΣ
ΑΛΛΑ
,
Οληνας
4
.
47
* ) CHI. I. S. 36 .
48
19 Röm. 5, 19.
50 .
1
53
* ) Thl. I. S. 50.
54
Fünftes Capitel.
Der Pilgrime Angſt und Erquickung.
A18 fie nun gegeſſen und getrunken und noch
ein wenig geplaudert hatten , ſagte ihr Führer zu
ihnen : Der Tag geht dahin ; wenn ihr's gut vor
habt, dann wollen wir uns zur Weiterreiſe anſchiden.
Und ſo ſtanden ſie denn auf, und die kleinen
Knaben gingen vor ihnen her. Chriſtin vergaß
jedoch ihre flaſche mitzunehmen ; darum ſchidtefte
ihren kleinen Knaben zurüc , daß er ſie wieder ho.
len möchte.
Nun ſagte Barmherzig : ich glaube , dies iſt
ein Ort , wo man leicht Etwas verliert : Chriſt
verlor hier fein Zeugniß * ) und Chriſtin hat hier
ihre Flaſche dahinten gelaſſen. Was mag doch die
Urſache davon ſein, mein Herr ?
Der Führer gab zur Antwort : Die Urſache das
von iſt entweder Schlaf oder Vergeßlichkeit. Einige
ſchlafen , ſtatt daß ſie wachen ſollten , und Andere
vergeſſen das, weſſen ſie ſich erinnern ſollten . Das
iſt die wahre Urſache, um derentwillen manche Pils
ger an den Ruhepläßen Dies oder Jenes verlieren .
Pilger fouten wachſam ſein und ſich unter ihren
größten Erquidungen daran erinnern , was ſie bes
reits empfangen habent. Weil ſie das aber nicht
thun , verwandeln ſich ihre Freuben oft in Thränen
und ihr Sonnenſchein in Wolfen .. Denket nur an
die Geſchichte, die Chriſt hier erlebt hat.
* ) 46. I. 6. 43.
59
-
1) 2 Theff. 2, 8. — 2) Jud. 6.
62
) Dan. 10, 13 .
63
hier find.
Barmh. D , wundervoll! Muſik im Hauſe,
Muſik im Herzenund auch Muſik im Himmel vor
Freude, daß wir hier find. Hierauf redeten ſie noch
ein Weilchen mit einander und ſchliefen dann ein.
Ale fie am andern Morgen erwachten , ſprach
Chriſtin zu Barmherzig: warum lachteſt du
dieſe Nacht ſo im Schlafe ? Ich glaube, du träumteft.
Barmh . Ja, und ich hatte einen ſüßen Traum .
Biſt du denn gewiß, daß ich lachte ?
Chriftin. Allerdings , und du lachteft ganz
herzlich ; toch , ſei fo gut, und erzähle mir deinen
1
Draum .
Barmh.. Mir_träumte, ich fäße ganz allein
an einem einſamen Drte und beweinte meines Her.
zens Härtigkeit. Nun hatte ich nicht lange da ges
feffen , da kamen , wie mich dünfte, Viele um
mich herum , um mich zu ſehen und zu hören , was
ich ſagte. Sie horchten ; ich aber fuhr fort zu be
weinen meines Herzens Härtigkeit. Darüber fingen
Einige von ihnen an zu lachen , Andere nannten
mich eineThörin und noch Andere fingen an , mich
hin und her zu ſtoßen. Ueber dem bünfte mich, ich
blidte in die Höhe und fähe Einen mit Flügeln das
hereilen. Er tam gerade auf mich zu und ſprach :
Barmherzig, was fehlet dir ? Als er nun meine
Klage vernommen , ſprach er : Friede ſei mit dir !
auch trodnete er mir mit ſeinem Iuche die Augen
und kleidete mich in Silber und Gold. Er legte
eine Rette um meinen Hals, that Ringe in meine
Dhren und feßte eine ſchöne Rrone auf mein Haupt. ?)
Darnach nahm er mich bei der Hand und ſagte :
Barmherzig , folge mir ! Da ging er hinauf und
-) Joh. 6, 58 .
77
ſtehe, was das Eine dem Leibe thut , das thut das
Andere der Seele.
Matth. Was ſollen wir daraus lernen , daß
wir die Flamme des Feuers aufwärts ſteigen fes
hen, während die Strahlen der Sonne und ihre
fanften Wirkungen abwärts gehen ?
Slugh . Durch das Aufſteigen der Feuerflamme
ſollen wir lernen mit heißem Verlangen und Sehnen
nad dem Himmel tradhten ; baran aber, daß die
Sonne ihre warmen Strahlen und milden Wirkuns
gen herniederlaſſet, ſollen wir lernen , daß der Heis
land der Welt, obgleich er ſo hoch iſt, ſich dennoch
mit ſeiner Gnade und Liebe zu uns herablaßt.
Matth. Woher haben die Wolfen ihr Waſſer ?
Klugh. Aus dem Meere.
Matth. Was können wir daraus lernen ?
Klugh. Daß die Diener am Wort ihre Lehre
von Gott (nämlidy aus dem ewigen Meere der
Wahrheit und Liebe) holen ſollen .
Matth. Warum entleeren ſich die Wolken auf
bie . (Erde ?
Plugh Um ſo darauf hinzuweiſen , daß die
Diener am Worte den Menſchen auf Erben mits
theilen ſollen , was ſie von Gott wiſſen .
Matth. Warum wird der Regenbogen von
der Sonne Hervorgebracht ?
Slugh . Um damit anzubeuten, daß der götts
liche Gnadenbund uns in Chrifto verftegelt iſt.
Matth. Warum kommen die Queden aus dem
Meere durch die Erde zu uns ?
Slugh. Um damit anzuzeigen , daß die götts
liche Gnade durch den Leib Shriſti ( ſeine Menſchs
werdung, ſeinen Wandel , ſein Leiden und Sterben
und durch ſeine Verklärung und Herrlichkeit) zu
uns kommt .
Matth. Warum entſpringen einige Quellen
auf dem Gipfel hoher Berge ?
Klugh. Um anzuzeigen , daß der Geift der
78
Sechstes Capitel.
Pilger im Thal der Demuth und der Todesſchatten.
Nun ſah ich in meinem Traume, daß fie weiter
zogen , bis ſie auf dem Gipfel des Hügels anlangs
ten , wo Gottes furcht, fich befinnend, ausrief:
Ach, ich habe vergeffen , was ich Chriſtin und
ihren Gefährten mitgeben wollte.. Ich wia zurücts
gehen und es holen. Als ſie weg war , glaubte
Chriftin in einem Wäldchen , ein wenig rechts,
eine ſeltſame liebliche Melodie mit den Worten zu
hören :
Du kehrteſt, Herr, mein Lebelang
Bou Gnaden bei mir ein ,
Drum möcht' ich ſtets mit Preis und Dant
In deinem Hauſe ſein .
Und als ſie darauf horchte, glaubte fie eine andere
Stimme zu hören , welche der erſten antwortete :
Siebentes Capitel.
Pilger ſeßen die Reiſe unter des Führers geleite fort.
Nun ſah ich , daß ſie auf die Anhöhe gingen,
.
über verliere.
Mutth . Die Furcht war eins von den Dins
gen , die mich auf den Gedanken brachten , daß ich
weit entfernt fei von dem , was zu unſerer Seliga
feit gehört. Aber, wenn es alſo bei einem fo from
men Manne, wie Verzagt, ſtand, warum ſollte
es dann nicht auch mit mir gut gehen ?
Jakob. Dhne Furcht keine Gnade; wenn gleich
die Gnade nicht allezeit oa ift, wo ſich die Furcht
por der Hölle findet , ſo iſt doch ſicherlich da feine
Onabe, wo teine Furcht Gottes ift.
Muthh. Richtig gerebet, Jakob , bu haft den
Nagel auf den Kopf getroffen ; denn die Furcht Gots
tes iſt der Weisheit Anfang , und gewiß iſt's , daß
die , denen der Anfang fehlt, auch weder Mittel,
noch Ende finden . Doch hier wollen wir unſere
Unterredung über Verzagt beſchließen und ihm
nur noch dieſes Lebewohl nachfenben :
Leb' wohl! Verzagt, du wareft vou
Von Gottesfurcht und Sceu
Por Adem , was man meiden fou,
Und was verleßt die Treu.
109
1 ) 1 Petr. 2, 8. - Hof. 4 , 8 .
112
Achtes Capitel.
Pilger in der Gerberge.
Chriftin verlangte nun nach einer Herberge
für ſich und ihre Kinder, denn ſie waren müde.
Redlich ſagte : Da iſt eine nahe vor uns, in der
ein ſehr achtbarer Jünger, Namens Gajus ') wohnt.
Und ſo ward denn von Alen beſchloſſen , dort ein
zukehren, und zwar um ſo mehr, weil der alte Reds
lidh ihm ein ſo gutes Zeugniß gab. Als fie an
die Thüre kamen, traten fte ein, klopften jedoch nicht
an , wie man dies bei einem Wirthshauſe nicht zu
thun pflegt. Sie fragten dann nach dem Wirth
1 ) Róm . 16 , 23. 9
114 .
1) 3ef. 7, 15 .
120
gemacht ?
Schwach muth. Belanntſchaft ! o ja. Er fam
aus der Stadt Stumpfſinnigkeit, die vier Meis
len nördlich von der Stadt Verderben und ebenſo
weit von meinem Geburtsorte entfernt liegt. Aller :
dings waren wir recht bekannt mit einander , denn
er war mein Dheim , Vaters Bruber . Er und ich
waren ſo ziemlich von derſelben Gemüthsart; er
war etwas kleiner, als ich, übrigens aber von ſehr
ähnlicher Körpergeſtalt.
127
Ich
Redl. Jo fehe, du haft ihn gekannt, und ich /
* ) Chl. I. S. 97.
132
!
und ob die jungen Leute da Chrift' & Söhne ſeien ?
Und als fie dies nun bejahte, ſagten fie: Der Rós
nig , den ihr liebt und dem ihr dienet, mache euch
gleich eurem Vater und bringe euch im Frieden
borthin , wo er ift !
Nachdem fte nun wieder Ale Plaf genommen ,
richtete Redlich an Buß fertig die Frage: in
was für einem Zuſtande fich ihre Stadt gegenwärs
tig befinde ?
Buffertig . 3hr fönnt fchon denken , daß zur
Meßgeit alles in großer Unruhe und Eile ift. Da
iſt es ſchwer, Herz und Sinn in rechter Verfaſſung
zu halten, wo man fo in Anſpruch genommen wird.
Wer an einem Drte , wie dieſer lebt, und wer mit
ſolchen Leuten zu thun hat, wie wir es haben, mag
fich wohl ein Denfzeichen machen, worauf er jes
ben Augenblic im Sage achtet, um auf ſeiner Hut
zu ſein .
Redl. Aber, wie ift'8 denn nun damit , hals
ten fich eure Mitbürger ruhig ?
Bußfert. Sie ſind doch jeßt viel gemäßigter,
als vordem . Ihr wiſſet wohl, wie Cbrift und
Getreu in unſerer Stadt behandelt worden find,
boch feit Kurzem ſind ſie , wie geſagt, weit gemas
Bigter. Ich glaube , das Blut Getreu'd liegt
noch jeßt wie eine Laſt auf ihnen ; denn ſeit fie ihn
verbrannt haben , ſchämen fie fich doch , To Etwas
noch einmal zu verſuchen. In jenen Tagen waren
wir zu bange über dic Straßen zu gehen , aber ges
genwärtig können wir uns getroft ſehen laſſen .Das
mals war der Name eines Bekenners Jefu Chrifti
verhaßt, jeßt wird, namentlich in einzelnen Theilen
der Stadt ihr wiffet nämlich, fte iſt groß – die
Gottfeligkeit für etwas Ehrenvolles erachtet. –
Aber nun ſaget mir doch einmal, wie geht es euch
auf eurer Piigerfahrt? Wie iſt man im Lande ges
Redl. Uns geht es , wie es Wanderern zu
1
136
1) Offenb. 17, 3.
140
Neuntes Capitel.
Kampf und Sieg über den Rieſen Verzweiflung. 3er
ſtörung der Zweifelsburg. Ankunft in den lieblichen
Bergen.
Es brach nun die Zeit an , daß unſere Pilger
ihren Weg fortjeßen mußten ; ſie rüſteten fid, daher
zur Abreiſe, ließen ihre Freunde kommen , beſpras
1
den ſich mit ihnen und ſepten auch eine Zeit feft,
wo ſie ſich einander dem Schuße ihres Herrn zur
Weiterreiſe anvertrauen wollten . Hinwiederum kas
men Solche , die ihnen ron dem brachten , das ſie
beſaßen , und welches heilſamlich war für die
Schwachen und für die Starken , für Weiber und
Männer, und ſie luden auf, was ihnen noth war. )
Darauf gingen ſie denn ihres Weges weiter,
und ihre Freunde begleiteten fie , ſoweit es anges
meſſen war ; dann befahlen ſie einander noch eins
mal dem Sdhuße ihres Königs an und nahmen
Abſchied von einander.
?? ) Apoftelg. 28, 10.
141
So zog denn die Pilgergeſellſchaftweiter,Muth
herz an der Spiße derſelben . Da fie aber um der
ſchwachen Frauen und Kinder willen nicht raſch ges
hen durften, konnten Hinkfuß und Schwach.
muth ebenfalls mitkommen .
Nach ihrem Ausgange aus der Stadt und dem
Abſchiede von ihren Freunden , langten ſte alsbald
an der Stelle an , wo Getr e'u den Tod erduldet
hatte . Hier machten fie Halt und dankten Dem,
der ihn mächtig gemacht, lein Kreuz to ſtandhaft
zu tragen , und um fo mehr , weil ſie ſelber den
Segen verſpürt,den eine fo männliche Standhafs
tigkeit in den Leiden mit fich führt.
Sie gingen hierauf eine gute Strede weiter
und ſprachen von Chriſt und Getreu , und wie
Hoffnungsvoll fich nach Getreu's Tode an
Chriſt angeſchloſſen habe. Darüber waren ſie bei
dem Hügel Gewinn* ) angelangt , wo die Silber
grube war, wodurch Demas fid; von ſeinem Pil:
gerwege abbringen ließ, und in welche, wie Etliche
vermuthen , Neben wege hineinfiel und umfam.
.
Darüber ſtellten ſie deßwegen ihreBet rachtung an .
Als ſie aber zu dem alten Denkmal gefommen was
ren , welches jenem Hügel gegenüber ſtand, nämlic
h
zur Salzſäule , die auch im Angeſichte Sodoms
ver
und des tobten Meeres ftand, wunderten ſie ſich ,
wie ehe dem auc Chriſt gethan , daß Männer, die
Erkenn h
folche tniß und Reife des Ver ſtandes , wie
fie beſaßen, ſo verblendet geweſen waren , hier um
zuwenden. Doch bedachten ſie auch andererſeits,
wie der natürliche Sinn nicht geneigt iſt, ſich durch
den Schaden Anderer belehren zu laſſen , zumal,
wenn das, worauf fie hinſehen , eine anziehende
Straft auf das thörite Auge ausübt.
Nun ſah ich in meinem Traume, daß fie zu
dem Strome famen , der dieſeits der lieblichen
* ) Thl. I. S. 120 ff.
142
*) 86. I. 6. 125 f.
11
144
Zehntes Capitel.
Ende der Pilgerreiſe und Ankunft in der
Himmliſchen Stadt.
Als ſie von den Hirten weggegangen waren ,
kamen fie bald zu dem Orte, wo chrift mit Ums
wender, der in der Stadt Abfall wohnte, zus 1
') 1 Job. 5, 4.
162
waren.
Ich ſah nun in meinem Sraume, wie fie durch
dieſe einſame Gegend weiter zogen , bis fte an eine
Stelle famen, wo man ſich leicht vom Wege verir .
1
gedrungen fühlte.
Da nun Chriftin ſah, daß ihre Zeit gekom
men war, und daß ſie die Erfte von der Geſell
ſchaft ſein ſollte, die über den Strom ginge, rief ſte
Muth herz , ihren Führer, und erzählte ihm , wie
die Sache ſtände. Darauf erwiederte er , daß er
fich über dieſe Nachricht herzlich freue und er froh
ſein würde, wenn diefelbe ihm zugekommen wäre.
Hiernach bat ſie ihn um Rath , wie Alles für ihre
Reiſe vorbereitet werden folle. Er ſprach nun zu
ihr : Es muß ſo und ſo geſchehen, und wir, die wir
noch überbleiben , wollen dich zum Stromé hin bes
gleiten.
Hiernach rief ſte ihren Kindern und ſegnete fie.
Auch ſagte ſte ihnen , wie ſie zu ihrem Troſte das
Zeichen auf ihren Stirnen geſehen , und wie fie fich
freue, fie dort bei ſich zu ſehen, und daß ſie ihre
Kleider' ſo weiß erhalten. Schließlich vermachte ſie
den Armen das Wenige, was ſie hatte , und befahl
ihren Söhnen und Töchtern an , ſich bereit zu hal
ten, wenn der Bote auch für ſie fäme.
Nachdem ſie dieſe Worte zu ihrem Führer und
ihren Kindern geredet hatte, ließ ſie Streiter für
Die Wahrheit zu fich fommen und ſagte ihm :
Du haſt dich allerorts treu und ſtandhaft erwieſen ;
fei getreu bis in den Tob , ſo wird die
175
Oe
Beſtellungen werden unter Kreuzband und der
portofreien Adreſſe:
Angelegenheiten der Wupperthaler.Traktat-Geſellſchaft.
(Name des Abſenders .)
An
Barmen
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