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Den guten
Kampf gekämpft
Papst Benedikt XVI. am Ziel
Klimaneutral ist gut.
Klimapositiv ist besser.
hipp-klimapositiv.de
*HiPP Werk mit CO2-neutraler Energiebilanz seit 2011 durch erneuerbare Energie und Klimaprojekte.
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EDIT OR IAL
ei seiner Predigt zur Amtseinführung am 25. Glauben nur zusammen mit der Vernunft denken, was
Papst Benedikt XVI. (1927-2022), seine letzten Worte auf dem Sterbebett
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F O T O- E SSAY
I M P RES S U M
Gründungsherausgeber
Paul Badde
T I T E L - THEM A
Herausgeber
Monika Metternich, Norbert Neuhaus,
Dirk Weisbrod
Chefredaktion
„Benedikt ging es um
das, was Gott will“
Bernhard Müller
Ständige redaktionelle Mitarbeiter
Paul Badde, Ulrich Filler, Rudolf Gehrig,
Monika Metternich, Martin Müller, „Dieser Mann hat mein Leben verändert",
Ulrich Nersinger, Markus Reder, Dirk Weisbrod sagt der Benedikt-Biograf und Bestseller-
Autor Peter Seewald | 14
Autoren dieser Ausgabe
Stephan Baier, Sigrid Grabner, Barbara Just, Kurt
Kardinal Koch, Markus Lanz, Stefan Meetschen,
Joseph Ratzinger (†), Albert Sellner, Manfred
Spieker, Barbara Wenz, Karin Wollschläger
Nachrichtendienste
KNA, IDEA, CNA
Coverbild
Ausschnitt aus einem Gemälde der russischen
Porträt-Künstlerin Natalia Tsarkova
(siehe auch Seite 64) W Ü R D IGUNG
Gestaltung
Manuel Kimmerle
Redaktion, Vertrieb und
Benedikt XVI. –
Abonnenten-Verwaltung
Fe-Medienverlags GmbH
Mitarbeiter der Wahrheit
Hauptstraße 22, 88353 Kißlegg Nachruf auf einen großen und demütigen
Telefon 07563/608 998 0 Arbeiter im Weinberg des Herrn | 24
Telefax 07563/608 998 9
E-Mail redaktion@vatican-magazin.de
abo@vatican-magazin.de
Internet www.vatican-magazin.de Der Mann mit
Anzeigen
KONPRESS-Medien eG der Baskenmütze
Telefon 069 / 256 29 66 0 Joseph Ratzinger lehrte Sigrid Grabner, eine
E-Mail anzeigen@vatican-magazin.de
Schriftstellerin aus der DDR, die Schönheit und
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 53
vom 1. Januar 2023 Tiefe des Glaubens | 30
Vertrieb im Einzelverkauf
IPS Pressevertrieb GmbH
Postfach 12 11, 53334 Meckenheim Prophetischer
Telefon 02225 / 8801 0
E-Mail info@ips-pressevertrieb.de Denker im Gegenwind
Bankverbindung Papst Benedikt XVI. teilt das historische
Kreissparkasse Ravensburg Schicksal vieler weitsichtiger Mahner. Sie
IBAN DE57650501100101028338 gelten im eigenen Lande nichts und werden
BIC SOLADES1RVB diffamiert und bekämpft | 36
Druck
Holzer Druck & Medien, Weiler
H I S T O R IA VATICANA
Vatican-magazin
ISSN 1865-1577
Benedikt XVI.
Die Zeitschrift erscheint monatlich mit einer
Doppelnummer im Sommer. Das Einzelheft kostet und „seine“ Bayerischen
Gebirgsschützen
6,00 Euro (Deutschland), 7,00 Euro (EU), 9,50 CHF
(Schweiz). Das Jahresabonnement kostet 60,00
Euro (bzw. 70,00 Euro im Ausland) inkl.
Versandkosten. Der Nachdruck einzelner Beiträge Es sei schon eine Auszeichnung, sagen zu können,
ist nur nach ausdrücklicher Genehmigung Benedikt XVI. sei einer von ihnen gewesen und es
erlaubt. Für unverlangt eingesandtes Text- und ein Leben lang geblieben, ist sich der Bund der
Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Bayerischen Gebirgsschützen sicher | 42
4 VATICAN 2-2023
Nr. 2/2023 – Februar 2023 | Jahrgang 17
BADDES BILDER
Ein Schweißtuch für Benedikt 6
UN T E R D I E H AU T LESEPROBE P OR TR ÄT
HOMMAGE
Danke, Benedikt 8
OFFENER BRIEF
Joseph Ratzinger 10
VATICAN-JOURNAL 12
TITEL-THEMA
Interview mit Peter Seewald 14
GEISTLICHES TESTAMENT
„Steht fest im Glauben!“ 21
BIOGRAFIE
Ratzingers Weg bis zum Papstamt 22
WÜRDIGUNG
Benedikt XVI. –
Ulrich Filler Markus Lanz Georg Gänswein Mitarbeiter der Wahrheit 24
Wie dem Kölner Pfarrer als Der Fernsehjournalist erzählt in Der Kurienerzbischof aus dem Der Mann mit
der Baskenmütze 30
Student das kleine Büchlein „Die einem Buch mit Manfred Lütz Schwarzwald begleitete Papst
Tochter Zion“ von Joseph Ratzinger von seinen Begegnungen mit Benedikt 20 Jahre lang als Prophetischer
Denker im Gegenwind 36
unter die Haut ging | 54 Papst Benedikt XVI. | 56 dessen Privatsekretär | 74
DIE KIRCHE IST JUNG
Der Papst ist tot,
es lebe der Papst! 41
D ER ES SAY
HISTORIA VATICANA
Benedikt XVI. und „seine“
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BA D D ES BI LD ER
„Seine Augen, die unserem Blick entzogen sind, sollen deine Schönheit sehen“,
heißt es in dem lateinischen Gebet, das der heilige Johannes Paul II. vor
seinem Tod für den alten jüdischen Ritus verfasste, mit dem Monsignor Ravelli
und Georg Gänswein am 5. Januar vor dem Grab des Apostels Petrus das
Gesicht Benedikts für dessen letzte Reise mit einem Schweißtuch verhüllten.
Vatican Media/Romano Siciliani/KNA
H OM M AGE
Danke, Benedikt
Die Herausgeber des Vatican-Magazins würdigen den
verstorbenen Papst in persönlichen Worten
VO N PA UL BA D D E
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VON M ON IKA M ET TE R NIC H VON N O RBE RT N E UH A US VO N D I RK W E I SBRO D
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OF F ENER B R IEF
Februar 2023
prophetische Kraft dessen, was sie gesagt und vielen Ländern, die alle auf Ihr Wirken zurück
geschrieben haben, wird mit den Jahren immer gehen.
ANZEIGE
Dankbarkeit vor einem großen
Papst und Lehrer der Kirche.
Ob als junger Theologe, Konzilsberater, Bischof,
†
Glaubenspräfekt oder später als Papst: Sie waren
nie glatter Diplomat, wendiger Politiker oder
Schauspieler. Sie haben sich nicht um Ihr Image
gesorgt, sondern um die Klarheit des kirchlichen
Papst
Zeugnisses. Sie waren nicht „Integrationsfigur“,
sondern Apostelnachfolger. Ihnen ging es nicht um
Beliebtheit, sondern um Bekenntnis – gelegen oder
ungelegen. Mitarbeiter der Wahrheit wollten Sie
sein, nicht Handlanger der Beliebigkeit. Nie ging es
Ihnen darum, zeitgemäß oder opportun zu handeln,
sondern dem Evangelium gemäß. Gott befreit den
Benedikt XVI.
Menschen zu seiner wirklichen Freiheit. Ohne Gott
gerät alles ins Wanken. Davon waren Sie zutiefst
überzeugt. Wie Sie trotz all der Anfeindungen und
sprungbereiten Feindseligkeiten Ihrer Sendung und
sich selbst treu geblieben sind, hat mir gezeigt, was
es bedeutet, „Vicarius Christi“ zu sein.
www.BenedictusXVI.org/
kondolenzmoeglichkeit-
gebetsgedenken
MARKUS REDER
Die Tagespost
für
katholische
Publizisti k
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VATICAN Journal
D EU T S C HL A N D
ganz bald eine Abrechnung vom Präfekten ten Verkaufsgenies unter Italiens Ex-Premi-
des päpstlichen Hauses mit Papst Franzis- ers, die seit Jahren auch Mitbesitzerin des
kus erscheinen würde. Gänswein war „ge- Großverlages Mondadori ist und damit Mut-
linkt“ worden und hatte sich täuschen las- ter des Verlagshäuschens Piemme, in dem
sen, um es schlicht zu sagen. Es war ein Ge- Gänsweins Erinnerungsbuch erschien, das
niestreich aggressiver Verlagspolitik, auf den in Deutschland der Herder-Verlag vermark-
Georg Gänswein hereingefallen war. Es hatte tet. Nichts von dieser Dame und diesem Zu-
mit Saverio Gaeta Gespräche geführt, de- sammenhang hatte Gänswein im Blick, als
ren Aufzeichnung nach dem Tod Benedikts er etwas blauäugig seine Unterschrift un-
erscheinen sollte. „Nach dem Tod, warum ter den Vertrag gesetzt hatte. (pb) Papst Benedikt am Münchner Flughafen
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T I T EL- T H E M A
„Benedikt ging
es um das,
was Gott will“
„Dieser Mann hat mein Leben verändert", sagt der
Benedikt-Biograf und Bestseller-Autor Peter Seewald
VON BE RN H A RD M ÜLLE R
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T I T EL- T H E M A
Seine erste Enzyklika über die Liebe wurde Erfüllte es ihn mit Angst und Sorge, dass
weltweit millionenfach verkauft. Ein un- die Herde in Westeuropa immer kleiner
glaublicher Vorgang. wurde?
Er hatte schon 1958 prophezeit, die Kirche
Und doch war er vielen ein Unbequemer. werde klein werden, werde viel von ihrer
Benedikt überzeugte nicht nur mit Urteils- Macht abgeben und zu einem Häuflein von
kraft, sondern durch die Authentizität eines Bekennenden werden müssen – aber da-
Lebens, das ganz auf die Nachfolge Christi für würden ihr auch wieder jene Kräfte zu-
ausgerichtet war. Er konnte nicht anders le- wachsen, die es vermögen, die Kirche Christi
ben, als wie er lehrte. Er schielte nie nach in eine neue Zeit zu führen. Joseph Ratzin-
dem Zeitgeist und nach Beifall. Er selbst sah ger war nicht nur ein radikal Denkender,
sich als letzten Papst einer untergehenden sondern auch ein radikal Glaubender, der
Epoche und zugleich als jemanden, der eine sich von Amt und Würden nie manipulie-
Brücke baute und Hilfen gab für das Kom- ren ließ. Ihm ging es nicht um das, was die
men des Neuen. „Das Neue ist noch nicht Moden der Zeiten wollten, sondern um das,
ganz da“, pflegte er zu sagen, aber das Alte was Gott will.
ist vergangen.
Papst Benedikt beklagte einmal, dass die
moderne Gesellschaft dabei sei, diejeni-
gen „sozial zu exkommunizieren“, die mit
Abtreibung und dem liberalistischen Men-
schenbild nicht einverstanden seien. Was
riet er den Gläubigen angesichts dieser
Bedrohungen zu tun?
Den Anweisungen seines päpstlichen Na-
mensgebers zu folgen: beten und arbeiten.
Einfach standhalten. Sich vom Relativismus
nicht anstecken zu lassen und nicht zu ver-
zweifeln. Denn er war gewiss: Letztlich wird
Christus immer der Sieger bleiben.
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T I T EL- T H E M A
ZUGESCHRIEBEN WERDEN,
WURDEN VON BENEDIKT
INS WERK GESETZT.“
gegenüber Sühne zu leisten. Unvergesslich lische Essayist G. K. Chesterton schrieb über
seine Mahnung beim Kreuzweg des Karfrei- die Heiligen, sie seien ein Heilmittel, weil
tags 2005: Wieviel Schmutz gebe es in der Kir- sie ein Gegengift seien. Sie erneuerten und
che, und gerade auch bei Priestern. Als Papst heilten die Welt dadurch, dass sie ganz be-
verschärfte er die entsprechenden Gesetze, sonders in sich verkörperten, was die Welt
entließ rund 400 Priester aus dem Dienst und vernachlässigt hat. So ein Mann war Be-
definierte die kirchenrechtlichen Grundla- nedikt XVI.
gen, um auch Bischöfe und Kardinäle zu
belangen. Die italienische Enthüllungsjour- Sie haben ihn noch zwei Monate vor sei-
nalist Gianluigi Nuzzi gab zu Protokoll, Be- nem Tod ein letztes Mal besucht. Wie wa-
nedikt habe, „den Mantel des Schweigens ren die Besuche und Gespräche in den letz-
weggezogen und seine Kirche gezwungen, ten Jahren bei ihm?
den Blick auf die Opfer zu richten“. Er war da an den Rollstuhl gefesselt. Zuletzt
musste er, wenn er zwei Sätze herausge-
Beim Abschiedgottesdienst auf dem Pe- bracht hatte, abhusten, um seine Lunge zu
tersplatz sah man Plakate mit der Auf- entlasten. Aber sein Geist war hellwach bis
schrift SANTO SUBITO, auf denen eine so- zuletzt. Bei meinem letzten Besuch sagte er
fortige Heiligsprechung für Benedikt ge- mir, er lebe noch, weil er sein Leid aushalten
fordert wurde. müsse als ein Zeichen für die Wahrheit der
Ich will dazu nur soviel sagen: Zuletzt be- Botschaft Jesu, deren unverfälschter Wei-
zeichnete Papst Franziskus seinen von ver- tergabe er sich zeitlebens gewidmet hatte.
schiedenen Seiten so gescholtenen Vorgän- Sein Grundimpuls war, unter den Verkrus-
ger bereits als „Heiligen“. Die Lehre dieses tungen der Kirche den eigentlichen Glau-
Großen sei unverzichtbar für die Zukunft benskern freizulegen und diesem Kern Kraft
der Kirche. Sein Geist werde „von Genera- und Dynamik zu geben. Dieser Impuls war
tion zu Generation immer größer und mäch- nach seinen eigenen Worten „die Konstante
tiger in Erscheinung treten“. Der große eng- meines Lebens“. Ω
Wenn ich in dieser späten Stunde meines Lebens auf die Jahr- ges, besonders aber in Rom und in Italien erfahren durfte,
zehnte zurückschaue, die ich durchwandert habe, so sehe das mir zur zweiten Heimat geworden ist.
ich zuallererst, wieviel Grund ich zu danken habe. Ich danke
vor allen anderen Gott selber, dem Geber aller guten Ga- Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von
ben, der mir das Leben geschenkt und mich durch vielerlei Herzen um Verzeihung.
Wirrnisse hindurchgeführt hat; immer wieder mich aufge-
hoben hat, wenn ich zu gleiten begann, mir immer wieder Was ich vorhin von meinen Landsleuten gesagt habe, sage
neu das Licht seines Angesichts geschenkt hat. In der Rück- ich nun zu allen, die meinem Dienst in der Kirche anvertraut
schau sehe und verstehe ich, daß auch die dunklen und müh- waren: Steht fest im Glauben! Laßt euch nicht verwirren! Oft
samen Strecken dieses Weges mir zum Heile waren und daß sieht es aus, als ob die Wissenschaft – auf der einen Seite die
Er mich gerade da gut geführt hat. Naturwissenschaften, auf der anderen Seite die Geschichts-
forschung (besonders die Exegese der Heiligen Schriften) –
Ich danke meinen Eltern, die mir in schwerer Zeit das Le- unwiderlegliche Einsichten vorzuweisen hätten, die dem ka-
ben geschenkt und unter großen Verzichten mir mit ihrer tholischen Glauben entgegenstünden.
Liebe ein wundervolles Zuhause bereitet haben, das als helles
Licht alle meine Tage bis heute durchstrahlt. Der hellsichtige Ich habe von weitem die Wandlungen der Naturwissenschaft
Glaube meines Vaters hat uns Geschwister glauben gelehrt miterlebt und sehen können, wie scheinbare Gewißheiten
und hat als Wegweisung mitten in all meinen wissenschaft- gegen den Glauben dahinschmolzen, sich nicht als Wissen-
lichen Erkenntnissen standgehalten; die herzliche Frömmig- schaft, sondern als nur scheinbar der Wissenschaft zugehö-
keit und die große Güte der Mutter bleiben ein Erbe, für das rige philosophische Interpretationen erwiesen – wie freilich
ich nicht genug danken kann. auch der Glaube im Dialog mit den Naturwissenschaften die
Grenze der Reichweite seiner Aussagen und so sein Eigent-
Meine Schwester hat mir selbstlos und voll gütiger Sorge liches besser verstehen lernte.
über Jahrzehnte gedient; mein Bruder hat mir mit der Hell-
sicht seiner Urteile, mit seiner kraftvollen Entschiedenheit Seit 60 Jahren begleite ich nun den Weg der Theologie, beson-
und mit der Heiterkeit des Herzens immer wieder den Weg ders auch der Bibelwissenschaften, und habe mit den wech-
gebahnt; ohne dieses immer neue Vorausgehen und Mitge- selnden Generationen unerschütterlich scheinende Thesen
hen hätte ich den rechten Weg nicht finden können. zusammenbrechen sehen, die sich als bloße Hypothesen er-
wiesen: die liberale Generation (Harnack, Jülicher usw.), die
Von Herzen danke ich Gott für die vielen Freunde, Männer existenzialistische Generation (Bultmann usw.), die marxis-
und Frauen, die er mir immer wieder zur Seite gestellt hat; tische Generation. Ich habe gesehen und sehe, wie aus dem
für die Mitarbeiter auf allen Stationen meines Weges; für Gewirr der Hypothesen wieder neu die Vernunft des Glau-
die Lehrer und Schüler, die er mir gegeben hat. Sie alle ver- bens hervorgetreten ist und hervortritt.
traue ich dankbar seiner Güte an. Und danken möchte ich
dem Herrn für die schöne Heimat im bayerischen Voralpen- Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Le-
land, in der ich immer wieder den Glanz des Schöpfers selbst ben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich Sein
durchscheinen sehen durfte. Leib. Endlich bitte ich demütig: Betet für mich, damit der
Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten
Den Menschen meiner Heimat danke ich dafür, daß ich bei in die ewigen Wohnungen einläßt. Allen, die mir anvertraut
ihnen immer wieder die Schönheit des Glaubens erleben sind, gilt Tag um Tag mein von Herzen kommendes Gebet.
durfte. Ich bete darum, daß unser Land ein Land des Glau-
bens bleibt und bitte Euch, liebe Landsleute: Laßt euch nicht
vom Glauben abbringen. Endlich danke ich Gott für all das
Schöne, das ich auf den verschiedenen Stationen meines We-
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B IO GR AF IE
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W ÜRD I GU N G
Benedikt XVI. –
Mitarbeiter der Wahrheit
Nachruf auf einen großen und demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn
VO N M A N FRE D SP I E K E R
ass es im Leben von Joseph Rat- wollte, lehnte er mit der Begründung ab, er
Professor
KNA-Bild/KNA
vater Hans Maier, auf dessen Vorschlag hin
ich die Stelle bei der Synode angenommen
hatte und den ich gerade begleitete, mit Jo-
seph Ratzinger zum Abendessen im Bur-
kardushaus. Maier war vier Wochen zuvor „Fides et ratio“ von Johannes Paul II. (1998), bekannte er 2016, Glaube und Vernunft als
bayerischer Kultusminister geworden. Die an der er als Präfekt der Glaubenskongrega- seine Sendung erkannt und sich immer als
Gestalt Ratzingers faszinierte mich: unprä- tion maßgeblich mitwirkte, enthalten auch „Mitarbeiter der Wahrheit“ verstanden zu
tentiös, freundlich, mit einem Gesicht, so die Signatur seiner Theologie: „Glaube und haben. Diesen bischöflichen Wahlspruch
transparent, dass ich spontan dachte: ein Vernunft sind wie die beiden Flügel, mit könne man auch auf seinen Grabstein set-
Professor, der sich mit seiner Wissenschaft denen sich der menschliche Geist zur Be- zen. Man könne mit der Wahrheit, weil sie
nicht nur am Schreibtisch und in Bibliothe- trachtung der Wahrheit erhebt. Das Stre- Person ist, mitarbeiten. Dies sei „die eigent-
ken befasst, sondern auch auf den Knien ben, die Wahrheit zu erkennen und letzt- liche Definition des Metiers eines Theolo-
vor dem Tabernakel. lich ihn selbst zu erkennen, hat Gott dem gen“. Ausgangs- und Zielpunkt seiner Theo-
Was war die Signatur seiner theologischen Menschen ins Herz gesenkt, damit er da- logie ist die Verkündigung. Eine Theologie,
Wissenschaft und wie hat er sie Studenten, durch, dass er Ihn erkennt und liebt, auch die nicht dem Glauben dient, verfehlt ihren
Kollegen, Kirche und Gesellschaft vermit- zur vollen Wahrheit über sich selbst gelan- Sinn. Ein Glaube, der vor der Vernunft flieht,
telt? Die ersten beiden Sätze der Enzyklika gen könne.“ In seinen „Letzten Gesprächen“ ist nicht katholisch. Auch als Präfekt der
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W ÜRD I GU N G
Glaubenskongregation und als Papst war der Form, aber hart in der Sache – wegen der Neuen Ordnung, als eine neue Herme-
ihm das Verhältnis von Glaube und Ver- der Legalisierung der Abtreibung wider- neutik des christlichen Glaubens, die alle
nunft ein Herzensanliegen – nicht zuletzt sprach, und selbst sein Verhältnis zu Hans Formen kirchlichen Lebens verändere: die
im Dialog mit dem Islam. Küng, den er kurz nach seiner Wahl zum kirchliche Verfassung, die Liturgie, die Ka-
Zeit seines Lebens bemühte sich Joseph Papst zu einem langen Gespräch nach Cas- techese und die moralische Option. Sie ver-
Ratzinger darum, seine Dogmatik biblisch tel Gandolfo einlud, ohne freilich dessen an- schmelze die Hoffnung auf das Reich Got-
zu begründen und in die Tradition der Kir- tirömische Allergie heilen oder auch nur tes mit der politischen Aktion und der sozi-
che einzufügen. Das Verhältnis von Schrift mildern zu können. alistischen Utopie. Zwei Instruktionen der
und Tradition wurde so ein zweites großes Glaubenskongregation dokumentieren diese
Thema seiner Theologie. Es prägte sein Buch Auseinandersetzung, die Instruktion „über
„Eschatologie. Tod und ewiges Leben“, das Präfekt einige Aspekte der ‚Theologie der Befreiung‘“
einzige, das er noch als Professor in Regens- (1984) und die Instruktion „über die christ-
burg abschließen konnte. Seine Eschatolo- Die Auseinandersetzung mit der Befreiungs- liche Freiheit und die Befreiung“ (1986). Die
gie ist zugleich eine christliche Anthropolo- theologie kennzeichnete seine ersten Jahre Kritik an der Befreiungstheologie, der er
gie. Die Auseinandersetzung mit dem Leid als Präfekt der Glaubenskongregation. Diese wegen ihres Einsatzes für arme und mar-
ist die eigentliche Entscheidungsstätte des Theologie verstehe sich, schrieb er 1984 in ginalisierte Teile der Gesellschaft wieder-
Menschlichen. Der Mensch, der sich dem Lei-
den nicht stellt, verweigert sich dem Leben.
Nicht Prometheus, sondern der Kreuzesge-
horsam des Sohnes ist die Stätte, in der die
Gottwerdung des Menschen aufgeht. Ratzin-
gers Eschatologie grenzt sich ab von der po-
litischen Instrumentalisierung der Eschato-
logie in der Politischen Theologie, der Theo-
logie der Hoffnung und der Theologie der
Befreiung. Die Trennung von Eschatologie
und Politik war für ihn eine der grundlegen-
den Aufgaben der Theologie. Dies hat ihn
dann auch als Präfekt der Glaubenskongre-
gation in der Auseinandersetzung mit der
Theologie der Befreiung lange beschäftigt.
Wie hat Ratzinger seine Theologie den Stu-
denten vermittelt? Zahlreiche Zeugnisse be-
schreiben ihn als jemanden, der seinen Hö-
rern den Geschmack an der Theologie ver-
mittelte, der komplizierte Sachverhalte der
Dogmatik einfach und fesselnd erklärte, der
bescheiden auftrat, aber mit eindrucksvol-
ler Präsenz und Souveränität redete, des-
sen Stärke die Balance zwischen Zurückge-
zogenheit und In-der-Welt-Sein war. Seine
Schüler haben ihm bis zu seinem Tod die
Treue gehalten. Sie versammelten sich jähr-
lich zu einem Symposion, an dem er auch
noch als Papst bis ins hohe Alter teilnahm.
Auch einem zweiten Schülerkreis aus jün-
geren Theologen, die sich mit seiner Theo-
logie beschäftigen, stand er mit Wohlwollen
und Aufmerksamkeit gegenüber. Wohlwol-
len und Aufmerksamkeit kennzeichneten
auch sein Verhältnis zu Kollegen, seine öf-
fentlichen Dialoge mit Jürgen Habermas
und Marcello Pera, sein Streitgespräch als
Ernst Herb/KNA
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W ÜRD I GU N G
VATICAN
www.vatican-magazin.de Jahrgang 17 | Heft 2 – Februar 2023
gibt, dann gibt es auch die Familie als von furchtlos. Demütig und furchtlos war auch
der Schöpfung vorgegebene Wirklichkeit seine Erklärung zum Rücktritt am 11. Fe-
nicht mehr“. Das Kind werde dann aus ei- bruar 2013. Demütig und furchtlos waren magazin SCHÖNHEIT UND DRAMA DER WELTKIRCHE
nem eigenen Rechtssubjekt zu einem Ob- schließlich seine seltenen öffentlichen Stel-
jekt, das man sich beschaffen kann. Wo aber lungnahmen als Papst emeritus: sein Nach-
„die Freiheit des Machens zur Freiheit des ruf auf Kardinal Meisner, einen der von
Sich-selbst-Machens wird, wird notwendi- Papst Franziskus nicht empfangenen Dubia-
gerweise der Schöpfer selbst geleugnet und Kardinäle, im Juli 2017, den er als furcht-
mit der Ethik des Lebens. Dokument dieser Moraltheologie zwischen 1960 und 1980 und
Verbindung ist die Enzyklika „Caritas in Ver- die Rolle der Homosexualität zu benennen
itate“ (2009). Nachdem die Abtreibung in den und an die Enzyklika „Veritatis Splendor“
Jetzt nachbestellen
70er-Jahren in vielen Staaten des Westens zu erinnern, sein Empfang für Professor Li- Angebot für alle Leser, die
legalisiert wurde, ist der Schutz des unge- vio Melina, den entlassenen Kopf und lang- diese Benedikt-Ausgabe des
borenen Lebens ein sozialethisches Thema jährigen Präsidenten des Instituts Johannes
geworden. Die katholische Soziallehre hat Pauls II. für Ehe und Familie am 1. August
VATICAN-magazins
sich der Kultur des Todes und den sozialethi- 2019 – ein Protest ohne Worte gegen die ku- nachbestellen möchten:
schen Dimensionen der biomedizinischen riale Zerstörung des Instituts, und schließ-
Entwicklungen zu stellen. Die Zukunft der lich sein Essay über das katholische Pries-
Menschheit entscheide sich, so Benedikt tertum und den Zölibat vom 17. Septem- 1 Exemplar 5€
XVI., in der Biomedizin. Die Kirche müsse ber 2019 für das Buch von Robert Kardinal ab 10 Exemplare 3 € / Heft
picture alliance / Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
„mit Nachdruck diesen Zusammenhang zwi- Sarah „Aus der Tiefe des Herzens“. Demü-
schen der Ethik des Lebens und der Sozial- tig, furchtlos und zutiefst anrührend war
ethik“ betonen, „denn sie weiß: Unmöglich schließlich seine letzte Reise nach Regens-
‚kann eine Gesellschaft gesicherte Grund- burg zu seinem im Sterben liegenden Bru-
lagen haben, die – während sie Werte wie der Georg im Juni 2020. Demütig und furcht-
Würde der Person, Gerechtigkeit und Frie- los ist sein Heimgang zum Vater am 31. De- Fe-Medienverlags GmbH
den geltend macht – sich von Grund auf zember 2022. Ω Hauptstraße 22
widerspricht, wenn sie die verschiedenen 88353 Kißlegg
MANFRED SPIEKER
Formen von Missachtung und Verletzung geboren 1943, ist Sozialwissenschaftler Tel. +49 (0) 7563/608998-0
des menschlichen Lebens akzeptiert oder und emeritierter Professor für
duldet, vor allem, wenn es sich um schwa- Christliche Sozialwissenschaften an der Fax: +49 (0) 7563/608998-9
ches oder ausgegrenztes Leben handelt‘“.
Universität Osnabrück E-Mail: info@fe-medien.de
VO N SI G RI D G RA BN E R
gedrängt, das Amt des Präfekten der Glau hannes Paul II. passierte.
benskongregation zu übernehmen, bis er 1989 verjagte der Volkszorn die sozialisti
nicht länger ablehnen konnte. schen Potentaten in der DDR und überall im
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Osten von ihren Thronen. Nun hätte ich frei mal aus der Hand zu legen. Die Fragen, die Johannes Paul II., der Papst aus dem kom
reisen und lesen können, was der „kreuzge Seewald stellte, waren meine Fragen. Die munistischen Osten, hatte mich in die Kir
scheite“ Kardinal geschrieben hatte. Doch Antworten des Präfekten der Glaubenskon che zurückgeführt. Joseph Ratzinger lehrte
es war nicht die Zeit für die Lektüre aka gregation erstaunten mich. Da sprach ein mich die Schönheit und Tiefe des Glaubens.
demischer Schriften. Die turbulenten Jahre Mann Gottes mit einer mir noch nie zuvor
nach dem Mauerfall forderten mein Enga begegneten Klarheit, Direktheit und Tiefe,
gement vor Ort in Potsdam, und in Wup ganz aus unserer Zeit und dennoch über Ein wortloses Lächeln
pertal starb meine Freundin, die mir den sie hinaus. Das war kein verquastes Theo
Zugang zur Ewigen Stadt geöffnet und mir logendeutsch, mit dem ich mich bisher ver Bei einem meiner Aufenthalte in Rom um
Kardinal Ratzinger „vorgestellt“ hatte. geblich abgemüht hatte. In seinen Worten die Jahrtausendwende besuchte ich zu Os
Ich weiß nicht mehr, wer mich 1996 auf verbanden sich Überzeugungskraft mit poe tern eine feierliche Messe mit Papst Johannes
das Gesprächsbuch von Peter Seewald mit tischer Anmut gleichsam zu einem Gesamt Paul II. Am Ende fluteten die Menschen dicht
Kardinal Ratzinger „Salz der Erde“ aufmerk kunstwerk. Von nun an las ich alles, was ich an dicht nach draußen. Mir fiel es schwer,
sam machte. Ich las das Buch, ohne es ein von ihm erreichen konnte. mich von dem eben Erlebten zu trennen,
und so wandte ich mich im Narthex der Ba
silika noch einmal zum Hochaltar um. Im
Gedränge hinter mir ein einfacher Priester.
Unsere Blicke begegneten sich. Er lächelte
mich an, als seien wir gute Bekannte. Was
für hellwache Augen er hat, dachte ich und
lächelte zurück. Erst, als ich schon weiter
geschoben wurde, durchfuhr es mich: Das
war doch Kardinal Ratzinger!
Der kürzeste Weg zwischen zwei Men
schen ist ein Lächeln. Nie bin ich dem Men
schen Joseph Ratzinger näher gekommen
als in diesem wortlosen Lächeln von Unbe
kannt zu Unbekannt inmitten einer schwat
zenden, drängelnden Menge. Hätte nach die
ser unvergesslichen Sekunden-Begegnung
jemand prophezeit, ich sei dem künftigen
Papst begegnet, hätte mich das weniger be
eindruckt als die Erkenntnis jenes Augen
blicks, dass der Mensch Joseph Ratzinger
seine Titel und ausgeübten Funktionen weit
überstieg.
Ein paar Jahre später wurde er Papst! Dem
Polen Karol Wojtyla folgte ein Deutscher im
Amt, beide seit Jahrzehnten eng verbunden
im Dienst an der Kirche. Welch eine Sym
bolik! Meine überschwängliche Freude war
nicht ungetrübt. Würde der zerbrechlich
wirkende Mann den Strapazen des Amtes
standhalten können? Der Zustand der Kir
che war zwar 1978 bei der Wahl Karol Woj
tylas nicht besser gewesen als 2005, aber
der Pole war damals zwanzig Jahre jünger
picture alliance / Ulrich Baumgarten
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W ÜRD I GU N G
Archiv
Ein krachender Blitzschlag über der Peterskuppel: So endete jener 11. Februar 2013, an dem Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt hatte.
hört hatte, zum Fest des Heiligen Geistes der Staatsführung unter Christian Wulff zur Schau, die Medien mäkelten an ihm he
über dem Petrusgrab Christus vom Petrus und Angela Merkel und revanchierte sich rum, doch die Menschen auf den Plätzen,
dieser Zeit empfangen. So viel war seither mit einer eindrucksvollen Rede im Bundes vor allem in der hiesigen Diaspora, umfin
geschehen. Schönes, Schweres, Einmaliges tag. Die abendliche Eucharistiefeier im voll gen ihn mit Liebe als einen der ihren. Im
hatten wir erlebt, jeder auf seinem ihm von besetzten Olympiastadion mag ihn für die Bundestag und im Konzerthaus Freiburg
Gott zugewiesenen Platz und doch vereint Strapazen des Tages entschädigt haben. redete der Papst sanft, aber deutlich und
im Leib der Kirche. Bei seiner Ankunft schlugen ihm jubelnde bestimmt, wie es seine Art war, selbstgefäl
Der Deutschland-Besuch im September Freude und Zuneigung entgegen. Während ligen Politikern und fortschrittstrunkenen
dieses Jahres muss den Papst Überwindung der Messe herrschte eine unbeschreiblich Kirchenleuten ins Gewissen. Genützt hat es
gekostet haben. Das offizielle Berlin wollte gesammelte Atmosphäre. Nach dem Schluss nichts, aber seine Worte blieben fortan als
sich zwar mit dem deutschen Papst schmü gebet stimmte die Menge das Tedeum an. Stachel im Fleisch der Welt.
cken, ihm aber am liebsten den Mund verbie Sie sang beim Auszug des Papstes weiter, Am Abend des 11. Februar 2013 schlug
ten. Das Erzbischöfliche Ordinariat stimmte statt in die üblichen Benedetto-Rufe aus ein Blitz in die Peterskuppel ein. Wenige
nur widerwillig dem Vorschlag einer Messe zubrechen. Der Gesang der Zehntausende Stunden zuvor hatte Papst Benedikt seine
im Olympiastadion zu, denn so viele Men schwoll an und die letzte Strophe wurde Demission vom Amt erklärt. Wie unzählige
schen kämen bestimmt nicht. Ein ostdeut zu einem dringlichen Gebet unter dem ro Gläubige litt ich unter seiner Entscheidung.
scher SPD-Bundestagsabgeordneter meinte, ten Abendhimmel: „Herr erbarm, erbarme Aber die tiefe Dankbarkeit für den Mann
der Papst sei eine Person, „den die Mehr dich./Lass uns deine Güte schauen; deine Gottes, der den Glauben in meiner Lebens
heit der Deutschen für verdammungswür Treue zeige sich,/wie wir fest auf dich ver zeit zum Leuchten gebracht hat, war und
dig hält“. Die Linken wollten den Papst mit trauen./Auf dich hoffen wir allein:/Lass uns bleibt stärker als der Schmerz jener Tage
seinen „politischen Botschaften, die weit in nicht verloren sein!“ im Februar. Ω
die zurückliegenden Jahrtausende gehören, Die Polizisten vor dem Stadion und auf
aber nicht in die Neuzeit“ nicht im Bundes unserem Rückweg zur S-Bahn lächelten; ei SIGRID GRABNER
tag sehen. Die Grünen warfen ihm „Missach nen so problemlosen Dienst an diesem Ort geboren1942, studierte Indonesienkunde
und Kulturwissenschaft an der Humboldt-
tung der Menschenwürde“ vor. Berlin schien hatten sie wohl noch nie erlebt. Universität Berlin, Promotion 1972,
wieder von der DDR-Nomenklatura regiert. Das offizielle Deutschland und die Kir seither arbeitet sie als Schriftstellerin und
Der Gast aus Rom ertrug äußerlich ge chen trugen vor Benedikt geradezu penet schrieb zahlreiche Sachbücher,
Romane und Essays.
lassen die kaum verbrämten Belehrungen rant ihre politisch korrekte Überheblichkeit
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09 Pur
Prophetischer
Denker im Gegenwind
Papst Benedikt XVI. teilt das historische Schicksal vieler
weitsichtiger Mahner. Sie gelten im eigenen Lande nichts
und werden diffamiert und bekämpft
VO N A LBE RT SE LLN ER
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W ÜRD I GU N G
Brüder im Geiste
VATICAN 2-2023 39
picture alliance / dpa | Sheila McDaid Harris W ÜRD I GU N G
Das Missbrauchsopfer Bernie McDaid trifft Papst Benedikt XVI. bei dessen Besuch in Washington im April 2008. Der 52-Jährige aus Boston offenbarte ihm
von Angesicht zu Angesicht seine peinvollen Erlebnisse als Messdiener einer Kirchengemeinde in Boston.
Mit Fakten hatte diese Stimmungsmache che, sondern erkennt die Schwere des Lei- der Missbrauchsfälle annähernd gleich ist –
nichts zu tun. Benedikt vertrat – im Gegen- dens der Opfer an und übernimmt als Ober- trotz Fehlen eines Zölibats. In den Sportver-
satz zu manchen seiner Vorgänger – ent- haupt der Kirche die Verantwortung für die einen sind einer repräsentativen Untersu-
schieden eine Theologie der Vernunft, reli- sexuellen Gewalttaten und das oftmals mi- chung der Universität Ulm zufolge so viele
giöser Freiheit, der Trennung von Staat und serable Krisenmanagement der Kirche. Die Fälle von sexuellem Missbrauch wie in den
Kirche und der Anerkennung freiheitlicher emphatische Vorgehensweise des Papstes beiden Konfessionen zusammen geschehen.
Wissenschaft. Die Insinuationen der Krea- im Kontakt mit den Opfern und die Wort- Was als vernünftiger und den gesellschaft-
tionisten und des „intelligent design“ hat er wahl seiner öffentlichen Erklärungen über- lichen Frieden befördernder Impuls begann,
deutlich zurückgewiesen. Seine Haltung zur zeugen: Benedikt ist es ein menschliches die Abschaffung der Kriminalisierung sexu-
Shoah ist völlig unstrittig. Er war einer der Anliegen, den Opfern gerecht zu werden.“ eller Beziehungen zwischen Erwachsenen,
Architekten der lange unterbliebenen Aner- Solche Stimmen blieben lange in der Min- wurde bald von der Forderung überboten,
kennung Israels durch den Vatikan und För- derheit. Zu verlockend war es für liberale alle Beschränkungen sexuellen Verhalten
derer einer Theologie, die Auschwitz auch Medien, den antikatholischen Furor zu be- abzuschaffen. In den Medien, im Kino und
als religiöses Problem begriff. dienen. Der Eindruck wurde erweckt, als ob auf dem Buchmarkt eroberte das Thema Sex
das Problem Päderastie ein Problem des ka- in Kombination mit linkspolitischen Haltun-
tholischen Zölibats sei. Diese Stoßrichtung gen die Meinungsführerschaft. Schon seit
Große Empathie mit den wurde im Eigeninteresse auch vehement den 70er-Jahren überboten sich Reformpä-
Missbrauchsopfern von den progressiven Parteiungen in Kir- dagogen, progressive Publikationen, Film-
che und Theologie unterstützt. Erst in den produzenten und Avantgardekünstler im
Als ab 2008 zahlreiche Fälle sexuellen Miss- letzten Jahren wird offenbar, wie sehr die Tabubrechen. Erotische Filme, in denen In-
brauchs durch Kleriker aufgedeckt wurden, Diagnose Benedikts richtig war und ist, dass zest, Sexualität mit Kindern gezeigt wurde,
zeichnete sich der Papst durch große Empa- die Missbrauchswelle aufs Engste mit dem genossen cineastisches Renomee, auch von
thie mit den Opfern aus. Die feministische entfesselten Hedonismus verknüpft ist, mit Seiten der katholischen Filmkritik. Kinder-
Opferorganisation „Zartbitter e. V.“ mit Sitz dem sich weite Teile insbesondere der libe- schänderkommunen wie Otto Mühls AAO
in Köln schrieb 2009 über den Papst: „Er re- ralen gesellschaftlichen Milieus arrangiert (Aktionsanalyse Organisation) wurden von
duziert sein Engagement nicht nur auf die haben. In der evangelischen Kirche ist in- den Meinungsmachern links der Mitte be-
Schadensbegrenzung für die Institution Kir- zwischen übrigens offenbar, dass die Zahl jubelt. Der Sexualkunde-Bestsellerautor
Rolf Kentler wurde vom Berliner Senat fi- Der Papst ist tot,
es lebe der Papst!
nanziert für das Modellprojekt, jugendli-
che Trebegänger an alte gutsituierte Päde-
rasten zu vermitteln. In der Grünen Partei
agitierten Arbeitskreise von schwulen Ak-
tivisten für Recht von Kindern auf „sexu- VO N RUD O LF G E H RI G
elle Selbstbestimmung“. Über das Internet
wurde schließlich im letzten Jahrzehnt die
Kinderpornografie verbreitet wie nie zuvor
in der Geschichte. Inzwischen gibt es eine
I ch werde auf einen besonderen
Augenblick warten“, sagte ich,
als mir mein bester Freund zu
nächsten Tage waren geprägt von
viel Arbeit und wenig Schlaf. Täg-
lich berichteten wir in verschiede-
Lawine von Missbrauchsprozessen gegen Weihnachten eine Flasche Whis- nen Sprachen aus Rom, wir blick-
im bürgerlichen Alltag unauffällige Eltern key aus Irland überreichte. Kurz ten auf das Leben dieses Papstes
und Erziehungsberechtigte, die ihre Kin- darauf musste ich schon wieder zu- zurück und ließen Wegbegleiter zu
der zu perversen Videoproduktionen benut- rück nach Rom und, ohne es zu ah- Wort kommen. Das neue Jahr hatte
zen. Die daraus zirkulierenden Fotos und nen, sollte dieser besondere Augenblick mit einem herben Verlust begonnen.
Videos erreichen oft im „Darknet“ hundert- schon bald kommen. Dann kam der Tag der Beisetzung. Ich
tausendfache Verbreitung. Am Silvestermorgen saß ich gerade mit musste bereits früh auf der Matte stehen,
Wenn es hörbaren Protest gegen die Se- meinem Cousin und seiner Frau in der Me- es war noch dunkel und eiskalt, der Peters-
xualisierung der Gesellschaft gibt, dann tro. Die beiden waren zu Besuch in Rom dom selbst war in dichten Nebel gehüllt.
kommt er eher aus feministischen Krei- und ich wollte ihnen das Kolosseum zei- Es war, als habe der Vatikan die Kuppel
sen. Der kirchliche Widerstand gegen den gen, als mich die Nachricht erreichte, dass eingefahren, sagte ein Kollege im Scherz.
sexualpolitischen Ultraliberalismus wird bis Benedikt XVI. verstorben sei. Nun musste Ich hing noch immer in der Sicherheits-
heute in der Öffentlichkeit kaum wahrge- es schnell gehen. Ich verabschiedete mich kontrolle fest. Die ersten beiden Check-
nommen. Im Gegenteil: Als der inzwischen und fuhr zurück, Richtung Petersplatz. Ich points hatte ich bereits passiert, doch nun
emeritierte Benedikt 2019 auf den Zusam- bat meine Frau von unterwegs, mir mei- wollten die Polizisten auf einmal den In-
menhang der kirchlichen Missbrauchsfälle nen fernsehtauglichen schwarzen Anzug halt meines Rucksacks sehen. Umständ-
mit der sexuellen Revolution der 60er-Jahre ins Büro zu bringen. Dazwischen klingelte lich wühlte ich herum, immer darauf be-
hinwies, übten sich die üblichen Verdächti- ständig das Handy. EWTN wollte in Kürze dacht, den kleinen, kantigen Karton zu
gen in Theologie und progressiven Medien auf Sendung gehen und live vom Peters- verdecken. „Haben Sie eine Flasche Was-
abermals in Empörungsgesten. Sie verstan- platz berichten. Hektik war ausgebrochen. ser dabei“, fragte mich der Beamte streng.
den ihn in tendenziöser Absicht falsch und Nach einigen Telefonaten stand der Plan, „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
unterstellten ihm, er habe den 68ern die Ver- nun war erstmal nichts mehr zu tun. Ich Dann war es geschafft. Niemand hatte die
antwortung zuschanzen wollen. Der Titel hatte noch eine Station zu fahren. Ich stand Whiskeyflasche entdeckt.
hieß jedoch klar verständlich: „Ja, es gibt bereits an der Tür und hielt mich an ei- Das Requiem selbst war ergreifend. Mehr
Sünde in der Kirche“. Es ist bequemer und nem versifften Haltegriff fest. Erst jetzt re- und mehr lichtete sich der Nebel, vorsich-
für das eigene Selbstbild entlastender, mit alisierte ich, dass Papst Benedikt nun tat- tig lugte die Sonne hervor. Zahlreiche Deut-
dem Finger stets auf die katholische Kirche sächlich tot ist. Während um mich herum sche waren zu sehen, trotz der Kälte sah
zu zeigen, als mit der Faust auf die eigene weiter das Leben tobte – ein Kind schrie, ich viele Lederhosen. „Benedikt, du treuer
liberale, grüne oder linke Brust zu schla- die U-Bahn kreischte, eine ältere Italiene- Freund des Bräutigams, möge deine Freude
gen und den eigenen Anteil an der Misere rin telefonierte lärmend und eine zwielich- vollkommen sein, wenn du seine Stimme
einzugestehen. tige Gestalt versuchte, Rosen zu verkau- endgültig und für immer hörst“, sagte
Benedikt teilt das historische Schicksal fen – starrte ich sekundenlang benommen Papst Franziskus. Unter größter Anstren-
vieler prophetischer Denker. Sie gelten im aus dem verschmierten Fenster. Dann, aus gung stand er noch einmal von seinem Roll-
eigenen Lande nichts und werden auch im dem Nichts, liefen ein paar Tränen meine stuhl auf, um den Sarg seines Vorgängers
eigenen Lager diffamiert und bekämpft. Es Wangen hinunter. Benedikt XVI. war nun zu berühren, bevor dieser in die Grotte un-
wird jedoch nicht lange dauern, bis seine Be- erlöst, er durfte nach Hause. Und trotzdem. ter den Petersdom gebracht wurde.
funde über den Zustand von Welt und Kir- Der Papst, der mich seit meiner Jugend am Mittlerweile war es fast Mittag. Ich spürte
che begriffen und von den wirklich Gläu- meisten geprägt hat, für den ich seit der meine kalten Füße nicht mehr, doch auch
bigen aufgegriffen werden. Ω Schule immer wieder verbale Schläge ein- das Gefühl der Ergriffenheit wollte nicht
stecken musste, den ich als Elfjähriger 2005 weichen. Das ist der besondere Moment,
ALBERT SELLNER beim Weltjugendtag in Köln erstmals live sagte ich und zog die Whiskeyflasche aus
geboren 1945, war nach dem Studium als
linker Publizist tätig, Redakteur der erleben durfte, hatte diese Welt verlassen. meinem Rucksack. Schweigend erhob ich
Satirezeitschrift Pardon, Herausgeber und Mit einem Ruck hielt die Metro und ich mit meinen Kollegen die Pappbecher.
Lektor des Eichborn-Verlages und weiterer kehrte in den Arbeitsmodus zurück. Die Der Papst ist tot, es lebe der Papst!
Verlage und Zeitschriftenprojekte
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H I S T ORI A VAT I CA NA
Gebirgsschützen
birgsschützenkompanie Tegernsee, die ihm
zu Ehren gleich einen donnernden dreifa-
chen Ehrensalut abfeuerte.
In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskon-
Die Gebirgsschützenkompanie Traunstein zu Besuch bei Joseph Ratzinger
gregation besuchte Joseph Ratzinger immer
wieder seine Heimat; und jedes Mal war es dass wir sie gegen das Zertrampeln vertei- Obersten Hirtenamtes auf dem Petersplatz
Anlass genug, dass die Gebirgsschützen in digen; dass wir sie nicht zerstören lassen. stattfand, mit einer großen Abordnung der
großer Formation ausrückten. 2004 gab ih- Darum ringen wir.“ Gebirgsschützen aus dem Freistaat in die
nen der Kardinal bei einem Gottesdienst in 2005 war man in Bayern, ja in ganz Ewige Stadt eilte.
Rottach-Egern zu verstehen: „Eure Gewehre Deutschland stolz. Joseph Ratzinger, der Und immer wieder gab es Anlässe für freu-
haben nichts mit Gewalt, mit Hass, mit Ver- Sohn eines bayerischen Landgendarmen, dige Begegnungen des Pontifex mit seinen
geltung, mit Zerstörung zu tun, sie dienen wurde nach dem Tode des großen Johannes deutschen, bayerischen Schützen. So be-
der Freude, dass sie festlich ertönt und laut Pauls II. von der Versammlung der Kardi- reits im Jahre 2006. 500 Gebirgsschützen
wird in dieser Welt.“ Dennoch hätten die näle im Konklave zum Pontifex Maximus aus 47 Kompanien reisten zur Feier von
Gebirgsschützen einen „Verteidigungsauf- gewählt. Jubel in aller Welt kam auf, als er drei Jubiläen nach Rom: 1616 stellte Her-
trag“: „Nicht mehr einen, den man mit Ge- sich am Abend des 19. April auf der äuße- zog Maximilian von Bayern sein Land offi-
wehren ausübt, sondern einen, den man ren Loggia von St. Peter als Benedikt XVI. ziell unter das Patronat der Gottesmutter,
mit dem Leben ausübt. Ihr habt den Ver- im päpstlichen Ornat zeigte und erstmals 300 Jahre später genehmigte Papst Bene-
teidigungsauftrag für diese unsere Heimat, den Gläubigen „urbi et orbi“ seinen Aposto- dikt XV. das Fest „Patrona Bavariae“ und
das heißt Werte, auf die sie gegründet ist, lischen Segen spendete. Es war eine Selbst- es galt, das 500-jährige Bestehen der Päpst-
die sie schön machen und von denen wir le- verständlichkeit, dass man zu dem feierli- lichen Schweizergarde zu feiern. All diese
ben (…) Das ist unser Verteidigungsauftrag, chen Gottesdienst, der zur Übernahme des Jubiläen waren ein Grund für eine große
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H I S T ORI A VAT I CA NA
Audienz des Papstes in der Benediktions- gonnen. Die Kompanie Tegernsee durfte den Dann erschütterte am Rosenmontag 2013
aula über dem Atrium von St. Peter. In ei- Salut schießen – schließlich ist der Papst eine Meldung von Radio Vatikan die katho-
ner Ansprache ermutigte er seine Lands- ihr Ehrenmitglied. Die Erzdiözese München- lische Welt: Papst Benedikt XVI. tritt von
leute, ihr kulturelles Erbe zu schützen und Freising machte Benedikt XVI. mit dem Fest- seinem Amt zurück. Bei ihren letzten Be-
zu pflegen: „Es ist nicht Zweck seiner selbst, abend voller Brauchtum ein nachträgliches gegnungen mit ihm als Oberhaupt der ka-
sondern es soll die Menschen in ihrer Ver- Geschenk zum 85. Geburtstag.“ In seiner tholischen Kirche standen die Bayerischen
wurzelung halten.“ Dankesansprache sagte der Heilige Vater: Gebirgsschützen in ihren unterschiedlichs-
Im August 2012 meldete die „Bildzeitung“: „Am Ende dieser bayerischen Stunde kann ten Monturen und mit ihren Fahnen be-
„Ehrensalut für den Papst. Mit dieser laut- ich nur von Herzen ‚Vergelt’s Gott‘ sagen: Es reit. Auch nach seiner Emeritierung hatten
starken Ehrbezeugung hat am Freitag auf war einfach schön, hier mitten in Latium, die Gebirgsschützen „ihren“ Papst natür-
dem päpstlichen Sommersitz Castel Gan- in Castel Gandolfo, zugleich in Bayern zu lich nicht vergessen und so kamen immer
dolfo ein Ehrenabend für Benedikt XVI. be- sein. Ich war richtig ‚dahoam‘.“ wieder Abordnungen zu besonderen Ge-
burtstagen ins Kloster „Mater Ecclesiae“,
um ihrem Landsmann zu gratulieren. Die
Freude war beiden Seiten jedes Mal ins Ge-
sicht geschrieben.
Am Silvestertag des Jahres 2022 gab der
emeritierte Heilige Vater seine unsterbli-
che Seele dem Schöpfer zurück. Martin Ha-
berfellner, der Landeshauptmann der Bay-
erischen Gebirgsschützen, schrieb in einer
Trauerbotschaft: „Die Bayerischen Gebirgs-
schützen, die Joseph Ratzinger seit über 40
Jahren verbunden sind, haben einen Freund
verloren. Er wird seinen Platz in unseren
Herzen behalten.“ Für Günter Reichelt, den
Schatzmeister des Traditionsbundes, stand
nach der Todesnachricht fest: „Es ist eine
Gebirgsschützen
VATICAN 2-2023 45
A BEN D LA N D
Europa als
geistige Realität
Über den heiligen Augustinus sagte Papst Benedikt XVI. im
Jahr 2008: „Selten konnte eine Zivilisation einen Menschen von
solcher Geistesgröße vorweisen, der es verstand, ihre Werte
aufzunehmen und ihren inneren Reichtum zu erhöhen.“ Das gilt
auch für ihn selbst, den großen Abendländer Joseph Ratzinger
VO N ST E P H A N BA I E R
uropa sei „kein geografisch deut- diese Begegnung „nicht erst in der frühen
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A BEN D LA N D
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D ER ESSAY
neue Sekten und dabei tritt ein, was der hl. Paulus Wir kommen nun zum Evangelium, aus dessen Fülle
über den Betrug unter den Menschen und über die ich nur zwei kleine Bemerkungen entnehme. Der
irreführende Verschlagenheit gesagt hat (vgl. Eph Herr richtet an uns diese wunderbaren Worte: „Ich
4,14). Einen klaren Glauben nach dem Credo der nenne euch nicht mehr Knechte … Vielmehr habe
Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus ich euch Freunde genannt“ (Joh 15,15). So oft haben
abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das wir das Gefühl, dass wir – wie es ja zutrifft – nur
sich „vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin- unnütze Knechte sind (vgl. Lk 17,10). Und trotzdem
und-hertreiben-Lassen“, als die heutzutage einzige nennt der Herr uns Freunde, er macht uns zu seinen
zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Freunden, er schenkt uns seine Freundschaft. Der
Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig Herr definiert die Freundschaft auf eine zweifache
anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich Weise. Zwischen Freunden gibt es keine Geheim-
und seine Gelüste gelten lässt. nisse: Christus sagt uns alles, was er vom Vater hört;
er schenkt uns sein volles Vertrauen und mit dem
Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, Vertrauen auch die Erkenntnis. Er offenbart uns sein
den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Antlitz, sein Herz. Er zeigt uns seine liebevolle
Humanismus. „Erwachsen“ ist nicht ein Glaube, Zuwendung zu uns, seine leidenschaftliche Liebe,
der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit die bis zur Torheit des Kreuzes geht. Er vertraut sich
folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in uns an, er verleiht uns die Vollmacht, durch sein Ich
der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese zu sprechen: „Das ist mein Leib…“, „ich spreche dich
Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, los…“. Er vertraut uns seinen Leib, die Kirche, an. Er
was gut ist und uns das Kriterium an die Hand gibt, vertraut unserem schwachen Geist, unseren schwa-
um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und chen Händen seine Wahrheit an – das Geheimnis
Wahrheit zu unterscheiden. Diesen erwachsenen von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist; das
Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem Glau- Geheimnis von Gott, der „die Welt so sehr geliebt
ben müssen wir die Herde Christi führen. Und dieser hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16).
Glaube – der Glaube allein – schafft die Einheit und Er hat uns zu seinen Freunden gemacht – und
verwirklicht sich in der Liebe. Dazu bietet uns der welche Antwort geben wir?
hl. Paulus – im Gegensatz zu den ständigen Sinnes-
änderungen derer, die wie Kinder von den Wellen Das zweite Element, mit dem Jesus die Freundschaft
hin- und hergeworfen werden – ein schönes Wort: definiert, ist die Übereinstimmung des Willens.
die Wahrheit tun in der Liebe, als grundlegende „Idem velle – idem nolle“ war auch für die Römer
Formel der christlichen Existenz. In Christus decken die Definition von Freundschaft. „Ihr seid meine
sich Wahrheit und Liebe. In dem Maße, in dem wir Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“
uns Christus nähern, verschmelzen auch in unserem (Joh 15,14). Die Freundschaft mit Christus entspricht
Leben Wahrheit und Liebe. Die Liebe ohne Wahrheit dem, was die dritte Bitte des Vaterunsers aus-
wäre blind; die Wahrheit ohne Liebe wäre wie „eine drückt: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf
lärmende Pauke“ (1 Kor 13,1). Erden.“ In der Stunde von Getsemani hat Jesus
unseren widerspenstigen menschlichen Willen in
einen Willen verwandelt, der dem göttlichen Willen
entspricht und mit ihm verbunden ist. Er hat das
ganze Drama unserer Autonomie erlitten – und
gerade dadurch, dass er unseren Willen in Gottes
ES ENTSTEHT EINE Hände legt, schenkt er uns die wahre Freiheit: „Aber
nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39).
DIKTATUR DES
RELATIVISMUS, DIE
NICHTS ALS ENDGÜLTIG
ANERKENNT UND ALS LETZTES MASS
NUR DAS EIGENE ICH UND SEINE
GELÜSTE GELTEN LÄSST“
Handelt Gott?
Wie Pfarrer Ulrich Filler eine theologische Frage
Joseph Ratzingers unter die Haut ging
„Es geht um die Gottesfrage: lein „Die Tochter Zion“ von Joseph
Ratzinger. Ob die Kirche den
Ist Gott irgendwo eine Tiefe des Seins, „Mozart der Theologie“ einmal als
Kirchenlehrer verehrt, entscheiden
die sozusagen alles unterspült, spätere Generationen. Wir wissen
bereits heute: Seine Worte und Ge-
man weiß nicht recht wie, oder ist er danken gehen unter die Haut!
VATICAN 2-2023 55
LESE P ROBE
„Kein Kirchenfürst.
Das genaue Gegenteil“
Der Fernsehjournalist Markus Lanz über Papst Benedikt XVI. in seinem
Buch mit Manfred Lütz „Benedikt XVI. – Unser letztes Gespräch“
VATICAN 2-2023 57
C H RIS T LI C H E LI T E R AT U R
Literaturliebhaber und
Freund der schönen Worte
Manchen galt Benedikt XVI. als „Mozart der Theologie“, doch sein Herz
schlug auch für die schönen Künste. Schon als Jugendlicher hatte sich
Joseph Ratzinger als Dichter geübt. Der Sinn für Sprache und Schönheit
hat ihn nie verlassen. Trotz mancher Missverständnisse
VO N ST E FA N M E E T SC H E N
VATICAN 2-2023 59
T H EO LO GI E
Glaube, Hoffnung
und Liebe
Die drei Enzykliken Benedikts XVI.
Deus caritas est – 25. Dezember 2006 der Liebe ist. Dieses Liebestun ist Ausdruck der trini-
tarischen Liebe zwischen Schöpfer Vater, Jesus Sohn
Es war ein fulminanter Auftakt, diese erste Enzyk- und dem Heiligen Geist, denn, so schreibt Augustinus:
lika, die der zu diesem Zeitpunkt bereits gut einein- „Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heilige Drei-
halb Jahre amtierende Papst vorlegte. Dass Gott die faltigkeit.“ Benedikt beginnt diesen zweiten Teil mit ei-
Liebe ist, war nicht die Neuigkeit. Dass ein Papst über nem Rückblick auf die Geschichte der caritas seit der
den Eros schrieb, die Liebe in ihren Ausprägungen be- frühen Christenheit, besonders im Hinblick auf das Di-
dachte und erklärte, noch dazu einer, von dem viele akonenamt. Er stellt klar, dass das Liebeshandeln der
solche Ausführungen am wenigsten erwartet hatten, Kirche weder parteilich oder ideologisch geleitet sein
das war das Ungewöhnliche daran. Von einem Eros ist noch zu Proselytentum führen dürfe. Rechter Dienst
da die Rede, der der Heilung hin zu seiner wirklichen am leidenden Menschen mache den Diener demütig
Größe bedürfe, damit er Menschen nicht zu Objekten und müsse stets vom Gebet gestützt und getragen sein.
degradiere. Tatsächlich ist es ja diese un-menschliche Benedikt hatte diese Enzyklika, er erwähnt es in der
Haltung gegenüber der leiblichen Liebe, die diese zu Einführung selbst, für eine Welt geschrieben, in der mit
reinem Sex herunterbricht, zu einer Ware, die man dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die
konsumieren kann und die auch den Missbrauch för- Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden werde. Darum
dert. Weiter beschreibt Benedikt agape und philia als sei die Botschaft von dem liebenden Gott, der uns zu-
Art und Weisen zu lieben, und ordnet sie in den bibli- erst liebt und dessen Liebe wir empfangend an andere
schen Kontext ein. Er unterscheidet begehrende Liebe Menschen weiter verschenken sollen, von großer Ak-
und verschenkende Liebe, stellt fest, dass die Liebe tualität. Von dieser Aktualität ging bis heute, über 16
eine einzige Wirklichkeit in vielfältigen Dimensionen Jahre danach und inmitten eines Krieges in Europa mit-
ist. Natürlich darf im Zusammenhang mit der Liebes- samt einem weltweiten Krisenszenario, das die Men-
thematik im Alten Testament auch nicht der Hinweis schen wieder verzweifelt nach Gott fragen lässt, kein
auf das Hohelied fehlen. Für das Neue Testament gilt, Gran verloren.
dass Jesus Christus die fleischgewordene Liebe Gottes
zu den Menschen geworden ist, dessen Akt der völli-
gen Hingabe nicht nur am Kreuz vollzogen wurde, son- Spe Salvi – 30. November 2007
dern auch durch die Einsetzung der heiligen Eucha-
ristie am Abend des Gründonnerstags. Durch die Er- Am Fest des heiligen Apostels Andreas unterzeichnete
kenntnis des liebenden Gottes wird Nächstenliebe aus Benedikt XVI. seine zweite Enzyklika Spe Salvi – Über
unserem Glauben an ihn erst möglich: „Wenn die Be- die christliche Hoffnung, die mit den Worten des Pau-
rührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann lus an die Römer beginnt: Durch die Hoffnung sind
kann ich im anderen immer nur den Anderen sehen wir gerettet.
und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen.“ Zu welcher Hoffnung sind wir Christen berufen? Die-
Wo diese Berührung aber da ist, erkenne ich den ande- ser Frage geht Benedikt im ersten Teil von Spe Salvi
ren in seinem Wesen, in all seinem Potential und den stringent nach und, um es nochmals mit Paulus zu sa-
Möglichkeiten, die in seine Seele von Gott hineingelegt gen, erleuchtet er dadurch unsere Augen, damit wir
wurden – wird tiefe Begegnung möglich. diese auch erkennen. Dabei benutzt der Verfasser nicht
Im zweiten Teil geht Benedikt ausführlich auf die nur eine leicht verständliche, sondern auch hochpoeti-
caritas als typische Form der christlichen Liebe ein, sche Sprache. Etwa, wenn er versucht zu beschreiben,
picture-alliance/ dpa | epa ansa Oss. Romano
die zuerst den einzelnen Gläubigen anfragt, aber zu- was ewiges Leben (und eben nicht endloses Leben) be-
gleich auch Auftrag an die ganze kirchliche Gemein- deuten könnte: Ewigkeit ist demnach „etwas wie der er-
schaft als „Liebestun“ der Kirche in der Gemeinschaft füllte Augenblick, in dem uns das Ganze umfängt und
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T H EO LO GI E
wir das Ganze umfangen. Der Augenblick des Eintau- nes Dammbruchs hat die Postmoderne der Nach-68er-
chens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es Generation zunächst schleichend, dann immer hefti-
keine Zeit, kein Vorher und Nachher mehr gibt“. ger christliche Werte wie Erhaltung und Bewahrung
Benedikt hat diese Enzyklika zu einem Zeitpunkt ge- des Lebens, Würde und Achtung vor der menschlichen
schrieben, an dem er und viele andere Christen schmerz- Person, Schutz der Schöpfung entweder attackiert oder
lich bemerkt hatten, wie sehr sich der Glaube in Eu- umgemünzt und pervertiert.
ropa bis hin zu der von ihm viel zitierten „Gottesfins- Die verheerende Covid-19-Krise führte in einer Gesell-
ternis“ verdunkelte. Nach den physikalischen Gesetzen schaft, die das Hoffen verlernt hatte, zu einem massiven
der Kugel auf einer schiefen Ebene oder des Eindrin- Schub an psychischen Krankheiten und Selbstmorden.
gens von Wasser in einen Damm mit dem Ergebnis ei- Schon 2007 benannte Benedikt in Spe Spalvi die Glau-
benskrise, die sich immer weiter ausweitet, als eine
Krise der christlichen Hoffnung. Und weil auch viele
gläubige Christen angesichts der gesellschaftlichen
Zustände, die sie umgeben, zuweilen den Mut verlie-
ren können, schickt uns Benedikt im zweiten Teil sei-
BARBARA WENZ
ten, sie sind die Vorbedingungen für Einheit und Frie- wurde 1967 in Kandel geboren.
den. Wahrhaft menschliche Beziehungen in Freund- Sie hat Literatur- und Politikwissenschaft studiert
und arbeitet als freie Journalistin.
schaft und Gemeinschaft, Solidarität und Gerechtigkeit
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KUN S T D ES GLAUB E NS
Benedikt in guter
Gemeinschaft
Theologische Meditation zum Porträt von Natalia Tsarkova
VON KU R T KA R DINA L KO C H
ch habe mich nie allein gefühlt mit Biografie. Dies gilt bereits von seiner na-
von Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. stets auch umgekehrt die Kirche als Familie Got- dern und fordern, dies hat Papst Benedikt
eingenommen haben. Um nur ein besonders tes sich ihrerseits nur als lebensfähig er- XVI. anlässlich seines 80. Geburtstags in sei-
aussagekräftiges Beispiel zu erwähnen: Als weist, wenn die einzelnen christlichen Fa- ner Predigt am 15. April 2007 in dem tie-
Erzbischof von München und Freising hat milien als Grundzellen sie tragen und so fen Wort verdichtet: „Geburt und Wieder-
er sich in seiner eindringlichen Silvester- exemplarisch Kirche als Hauskirche leben. geburt; irdische Familie und die große Fa-
predigt im Jahr 1980 mit dem signifikanten Aufgrund dieser Zusammengehörigkeit von milie Gottes – dies ist das große Geschenk
Titel „Lasst das Netz nicht zerreißen“ den Familie und Kirche hat Joseph Ratzinger – der Erbarmungen Gottes, auf dessen Grund
vielfältigen Herausforderungen gestellt, de- Benedikt XVI. stets betont, dass kein Christ wir stehen.“
nen die Institution der Familie ausgesetzt für sich allein glauben kann, dass er seiner In dieser Predigt hat Papst Benedikt XVI.
ist, und er hat bereits damals vorausgeahnt, Taufberufung vielmehr nur gerecht wird, seine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht,
dass sich in ihnen die Infragestellung des wenn er mit dem Glauben der ganzen Kir- dass er erleben durfte, „was Familie bedeu-
christlichen Menschenbildes am deutlichs- chenfamilie mit-glaubt. In der gleichen Über- tet“, und er hat hinzugefügt: „Ich danke ganz
ten zuspitzt: „Der Kampf um den Menschen zeugung wollte Joseph Ratzinger mit seinem besonders auch dafür, dass ich vom ers-
wird heute weitgehend als Kampf für oder theologischen Denken nicht einfach origi- ten Tag an in die große Gemeinschaft der
gegen die Familie ausgetragen.“ nell sein, sondern hat es stets und prioritär Glaubenden hineinwachsen durfte, in der
Angesichts der gesellschaftlichen Infra- als Mit-Denken mit der ganzen Kirche und die Grenze zwischen Leben und Tod, zwi-
gestellungen der Familie ist Joseph Ratzin- in diesem elementaren Sinn als kirchlichen schen Himmel und Erde aufgerissen ist.“
ger – Benedikt XVI. – stets überzeugt gewe- Dienst an der objektiv vorgegebenen Wahr- Damit ist eine weitere elementare Dimen-
sen, dass die Familie als soziale Grundzelle heit der Glaubensgemeinschaft der Kirche sion von Gemeinschaft angesprochen, auf
nur Bestand haben kann, wenn sie in eine verstanden. Dass die einzelne christliche die die russische Künstlerin ebenfalls auf-
größere Familie, nämlich in die Großfami- Familie als Hauskirche und die Kirche als merksam macht, indem sie auf dem Porträt
lie der Kirche, eingeborgen ist, dass freilich Großfamilie Gottes sich wechselseitig för- neben den irdischen Personen auch ein en-
gelhaftes Wesen darstellt, das mit Respekt
und Verehrung seinen Blick auf den emeri-
tierten Papst richtet. Diese Gestalt weist auf
die noch größere jenseitige Gemeinschaft
hin, die uns in der „Gemeinschaft der Hei-
ligen“ geschenkt ist. Wie sehr sich Joseph
Ratzinger – Benedikt XVI. – in dieser großen
Gemeinschaft der Heiligen geborgen und
von ihr getragen wusste, hat er in einer tie-
fen Weise in seiner Predigt in der Heiligen
Messe zu seiner Amtseinführung am 24. Ap-
ril 2005 ausgesprochen: „Wir sind von den
Freunden Gottes umgeben, geleitet und ge-
führt.“ Denn die Gemeinschaft der Heiligen
schenkt uns die Zuversicht des Glaubens:
„Wer glaubt, ist nie allein – im Leben nicht
und auch im Sterben nicht.“ In dieser Zu-
sage hat Papst Benedikt XVI. auch persön-
lich die Zuversicht für seinen petrinischen
Dienst wahrgenommen: „Ich bin nicht al-
lein. Ich brauche nicht allein zu tragen, was
ich wahrhaftig allein nicht tragen könnte.
Die Schar der Heiligen Gottes schützt und
stützt und trägt mich.“
Damit wird der Blick frei auf eine noch
picture alliance / Reuters | MAX ROSSI
Gott allein
zwischen dem einzelnen Individuum und
Gott, sondern in der Begegnung des ein-
zelnen Menschen mit Gott öffnet sich der
genügt
Himmel auch für die anderen Menschen,
wie Joseph Ratzinger in seinem grundle-
genden Werk „Eschatologie – Tod und ewi-
ges Leben“ im Jahre 1977 eindringlich be-
tont hat: „Wenn Himmel auf dem Insein
in Christus gründet, dann schließt er das
Mitsein all derer ein, die zusammen den
einen Leib Christi bilden.“ Denn der Him-
mel „kennt keine Isolierung; er ist die of-
fene Gemeinschaft der Heiligen und so auch
die Erfüllung alles menschlichen Miteinan-
der, die nicht Konkurrenz zu, sondern Kon- Gott allein genügt:
sequenz aus dem reinen Geöffnetsein für
Gottes Angesicht ist.“ Dies galt für Joseph Was das Herz auch sonst noch liebt,
Ratzinger so sehr, dass das Heil des einzel-
nen Menschen eigentlich erst ganz und voll Was es sehnend will umfangen,
sein wird, wenn auch das Heil aller Erwähl-
ten vollendet sein wird, „die ja nicht ein-
fach nebeneinander im Himmel, sondern
Was es dränget zu erlangen,
miteinander als der eine Christus der Him-
mel sind“ (Seite 191 und 193).
Ist von ihm ein Schimmer nur,
Dieser tiefe und weite Voraus-Blick auf
den Himmel als die in der Gemeinschaft mit Der uns weist auf seine Spur.
Gott vollendete Gemeinschaft aller Glauben-
den und Heiligen zeigt vollends, weshalb Er ist’s, der Dies alles gibt:
die gemeinschaftliche Dimension des Le-
bens und des Glaubens für Joseph Ratzin- Gott allein genügt.
ger – Benedikt XVI. – so wichtig war: Der
Blick in den Himmel bringt uns nahe, dass
der auf Erden gelebten Gemeinschaft un-
ter Glaubenden verheißen ist, dereinst an
der vollendeten Gemeinschaft im Himmel
oder besser als Himmel teilhaftig zu wer-
den. Und auf der anderen Seite ist uns da-
mit die Zusage geschenkt, dass die auf Er-
den zwischen Glaubenden gelebte Gemein-
schaft in der Familie und in der Kirche sich
bereits als Antizipation, als Vorwegnahme
der Gemeinschaft im Himmel verstehen
und erfahren darf. Auf diese schönen Zu-
sammenhänge macht uns in besonders ein-
drücklicher Weise das Porträt von Natalia
Tsarkova aufmerksam und dafür sind wir
ihr gewiss dankbar. Ω
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F O T O- E SSAY
Altötting und
Benedikt XVI.
Der oberbayerische Wallfahrtsort Altötting gilt als „katholi-
sches Herz Bayerns“. Papst Benedikt XVI. war mit ihm eng
verbunden. Sein Geburtshaus steht zwölf Kilometer östlich.
Wallfahrten führten ihn von Kindesbeinen an regelmäßig
nach Altötting. Die Erlebnisse im Kreis der Familie gehören
zu seinen „frühesten und schönsten Erinnerungen“. Noch we- verbinden Altötting mit den Wallfahrtsorten Fatima, Loreto,
nige Wochen vor seiner Wahl zum Papst besuchte er 2005 mit Lourdes, Mariazell und Tschenstochau.
seinem Bruder Georg den Ort. Am 11. September 2006 kehrte
er als Benedikt XVI. im Rahmen seiner Pastoralreise nach Im Umgang der Kapelle finden sich an die 2.000 Votivtafeln
Bayern zurück und feierte Gottesdienst auf dem Kapellplatz. aus mehreren Jahrhunderten. Der Brauch, sich mit einem
Bild bei der Gottesmutter für ihre Hilfe in der Not zu bedan-
In der 90 Kilometer östlich von München gelegenen Stadt ken, hat sich bis heute erhalten. Auch das Herrscherhaus
mit ihren etwas mehr als 13.000 Einwohnern könnten die der Wittelsbacher, das Maria zur Schutzpatronin Bayerns
Katholiken „Kirche als mütterlich tragende Gemeinschaft er- machte, hat eine besondere Beziehung zu Altötting. Kurfürs-
fahren“, schrieb Benedikt XVI. im Geleitwort zum Stadtfüh- ten und Könige ließen ihre Herzen in silbernen Urnen in ei-
rer. Mehr als eine Million Menschen pilgern jährlich zur ner Wandnische nahe dem Gnadenbild bestatten.
Schwarzen Madonna in die Gnadenkapelle. Die vermutlich
in Burgund oder am Oberrhein geschnitzte Marienfigur mit Dieser Madonna legte Benedikt XVI. bei seiner Pastoralreise
dem Jesuskind kam um 1330 nach Altötting, wo die Gottes- 2006 seinen Bischofsring zu Füßen, den ihm seine Geschwis-
mutter seit dem 9. Jahrhundert verehrt wurde. Berichte von ter Maria und Georg zu seiner Bischofsweihe am 28. Mai
zwei Heilungswundern 1489 begründeten die nunmehr über 1977 geschenkt hatten. Fast 28 Jahre hatte er ihn getragen,
500-jährige Tradition der Wallfahrt. Städtepartnerschaften bis er ihn mit dem Fischerring des Petrus-Amtes tauschte.
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P ORTRÄ T EXPR ESSIS V ERBIS
D ie Joseph-Ratzinger-Preisträgerin von
2021 und bekannte Religionsphiloso-
phin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hat
kennen möge, dass der Versuch, Werte zu
bewahren, Perspektiven über den Tag hin-
aus aufzuzeigen, mehr Orientierung geben,
nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. den aber auch mehr Forderung nach Verände-
„Mut zur Weite der Vernunft“ bei Ratziger rung anregen kann, als ein Getriebensein, gensburg beauftragt worden, ein Porträt von
gelobt. Sie erinnert an die positive Ausei- das auf jeden fahrenden Zug aufspringt, Papst Benedikt XVI. anzufertigen. Es hängt
nandersetzung Ratzingers mit den großen ohne dessen Richtung, geschweige denn im Institut Papst Benedikt XVI. in Regens-
vorchristlichen Philosophien, ob aus Indien sein Ziel zu kennen“. burg. Eine zweite, ähnliche Fassung hängt
oder Griechenland, die Ratzinger als „Vor- Triegel, der im altmeisterlichen Renais- seit 2013 in der deutschen Botschaft beim
hof der Völker“ bezeichnete. Dabei zitiert sance-Stil malt, war 2010 vom Bistum Re- Heiligen Stuhl in Rom.
sie den Satz: „Alle Lampen Griechenlands
brennen für die Sonne, die Christus heißt.“
Mit Absicht habe sich Papst Benedikt im-
mer wieder an Stimmen vom Rande des Im Himmel wird weiter diskutiert
kirchlichen Glaubens oder sogar von au-
ßerhalb gewandt. Er habe sie als Zurufe an
das Christentum verstanden, seine Schätze
nicht zu vergraben. Im Gegenteil: damit zu
S ie kannten sich seit 60 Jahren und de-
battierten seither oft kontrovers, aber
immer freundschaftlich miteinander: der
nal Walter Kasper, und Joseph Ratzinger.
Theologisch mit Papst Benedikt zu disputie-
ren, so der gebürtige Schwabe und frühere
wuchern. Wörtlich zitiert die Wissenschaft- frühere Präsident des Päpstlichen Rates zur Bischof von Rottenburg-Stuttgart, „war für
lerin Benedikt mit den Worten: „Die Ver- Förderung der Einheit der Christen, Kardi- mich immer bereichernd und hat jeweils
nunft wird ohne den Glauben nicht heil, Freude gemacht“. Und Kasper weiter: „Die-
aber der Glaube wird ohne die Vernunft ses Gespräch hat mir schon in den letzten
nicht menschlich.“ Das große Motiv des Pon- Jahren seiner Krankheit gefehlt und es wird
tifikats von Papst Benedikt habe gelautet: mir nun bleibend fehlen. Ich hatte den Ein-
„Das Umgetriebenwerden des Menschen, druck, dass es auch dem Papst gefiel, wieder
sei er gläubig oder ‚im Vorhof‘, findet seine einmal so richtig theologisch zu diskutieren
lösende Antwort im Logos des Johannes- und dabei einen Konsens zu finden. Nun,
evangeliums.“ „Es gibt eine Frömmigkeit da Benedikt von Gott heimgerufen wurde,
des Denkens, die gleichzeitig eine Bekeh- ist auch für mich eine lange Phase meines
rung zur Realität ist“: Das hat Gerl-Falko- eigenen Lebens zu Ende gegangen“, so Kar-
vitz Papst Benedikt attestiert und sie erin- dinal Kasper in der Papstzeitung „L’Osser-
Francesco Pistilli/KNA
nert an einen italienischen Rocksänger, der vatore Romano“. Er hoffe, „dass wir uns ein-
ihn „cool“ nannte. Gerl-Falkovitz: „Es mag mal im Himmel wiedersehen und unseren
ein unsubtiles Schlagwort sein, aber es trifft Diskurs, dann in allerdings ganz anderer
den Nagel auf den Kopf.“ Weise, weiterführen können“.
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ET CE T ERA
Die ältesten Päpste
„Ein Lastier des Herrn der Kirchengeschichte
Die wohl ältesten Petrus-Nachfolger seit Mitte des 12. Jahr-
bin ich geworden!“ hunderts. Die Quellenlage zu den Geburtsdaten der Päpste
in den ersten Jahrhunderten ist unzuverlässig.
B 1.
ei seinem Deutschlandbesuch 2006 in München angekommen, be
gab sich Papst Benedikt XVI. zuerst unter die Mariensäule, um dort
die Fürsprache und den Segen der Muttergottes zu erflehen. Er er
innerte dabei an seine Ernennung zum Münchner Erzbischof. Damals
sei er Nachfolger des heiligen Korbinian geworden. Aus dessen Legende Benedikt XVI. (95,7 Jahre)
habe ihn seit seiner Kindheit eine Geschichte immer fasziniert, wonach Joseph Ratzinger
ein Bär das Reittier des Heiligen während dessen Reise nach Rom in den 1927–2022
Alpen zerrissen habe. Der heilige Korbinian verwies den Bären streng Amtszeit: 2005-2013
und lud ihm zur Strafe sein ganzes Gepäck auf, welches der Bär anstelle
2.
des getöteten Lasttieres bis noch Rom tragen musste. In Anlehnung an
den heiligen Korbinian machte der Papst deutlich, dass er sich selber
als Lasttier Gottes sieht, der zum „Zugtier, zum braven Ochsen, der den
Pflug Gottes zieht“, geworden sei. Papst Benedikt erklärte weiter, der Bär
des Heiligen ermutige ihn immer neu, seinen Benedikt XIII. (94/95 Jahre),
Pedro de Luna
Dienst mit Freude und Zuversicht zu tun
um 1328 oder 1342/43–1423
und Tag für Tag sein Ja zu Gott zu sa Amtszeit (Gegenpapst): 1394–1417
gen. Und wörtlich: „Ein Lasttier bin
3.
ich für dich geworden, doch gerade
so bin ich immer bei dir. Der Bär des
heiligen Korbinian wurde in Rom
freigelassen. In meinem Fall hat
der Herr anders entschieden.“ Leo XIII. (93,4 Jahre),
Vincenzo Gioacchino Pecci
1810–1903
Amtszeit: 1878–1903
4.
Musikertreffen
im Himmel
Coelestin III. (91 oder 92 Jahre),
Giacinto Bobo
um 1105/06–1198
Amtszeit: 1191–1198
5.
Johannes XXII. (90 oder 85 Jahre),
Jacques Duèze
um 1244/45 oder 1249–1334
Amtszeit: 1316–1334
6.
KNA-Bild
ter, ich wünsche Ihnen noch viele gute, von dem, was er ist, zu dem hin,
gesunde Jahre in voller Schaffenskraft“, was er sein kann.
ging der Zeigefinger des greisen Mannes Kloster Mater Ecclesiae
Der einzige Fallstrick, vor dem die
in die Höhe: „Das wünschen Sie mir bitte nicht, Herr Hesemann!“ „Aber Sie haben es doch gut Kirche Angst haben muss, ist die
hier, inmitten dieser wunderschönen vatikanischen Gärten“, stammelte der wortgewandte Pub- Sünde ihrer eigenen Mitglieder.
lizist. Da zeigte der päpstliche Finger ganz nach oben: „Der Himmel ist viel schöner!“, war Bene-
dikt fest überzeugt.
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O M EIN G O T T …
ls Kardinal Ratzinger einmal die Abtei Monte- Die „Fanta“-Rezeptur änderte sich bis heute mehrfach, so
Den guten
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zu meiner Zeitschrift Datum/Unterschrift
E-Mail: vatican@fe-medien.de
Heiliges Antlitz Christi,
Licht, das die Schatten der Zweifel und Trauer erleuchtet,
Leben, das die Macht des Bösen und des Todes für immer gebrochen hat,
geheimnisvoller Blick,
der nicht aufhört, sich auf die Menschen und Völker zu senken,
verborgenes Gesicht in den Eucharistischen Zeichen
und in den Blicken unserer Nächsten,
mach uns zu Pilgern Gottes in dieser Welt,
dürstend nach dem Unendlichen und bereit für die Begegnung am Jüngsten Tag,
wenn wir Dich, Herr, von „Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor 13,12) sehen Papst Benedikt XVI.
und in Ewigkeit in der Herrlichkeit des Himmels schauen dürfen. am 1. September 2006
beim Volto Santo in
Gebet von Papst Benedikt XVI. Manoppello