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Thesenpapier

Fachreferat im Fach Religion am 29.03.2023


von Amelie Mader
Klasse: BOS12
Lehrkraft: Herr Dr. Simon

Thema: Nahtoderfahrungen. Eine Funktion unseres Gehirns oder ein Blick in den Himmel?
Analyse eines umstrittenen Phänomens.

1. Definition und Beschreibung einer Nahtoderfahrung

Unter einer Nahtoderfahrung (NTE) versteht man die Erfahrung einer Person, die bereits klinisch
tot war aber durch eine Reanimation wieder zurück ins Leben geholt wird. Sie wird auch als einen
außergewöhnlichen Bewusstseinszustand bezeichnet, der während eines drohenden oder
tatsächlichen körperlichen Todes oder bei Todesangst entsteht.
Beschrieben wird sie von den Menschen, die eine NTE erlebt haben, mit ähnlichen typischen
Elementen und Gefühlen, an welche sie sich erinnern können. Oft fällt es jedoch diesen
Menschen schwer, ihre Erlebnisse in Worte zu fassen, da sie Angst haben von ihren Mitmenschen
nicht ernst genommen zu werden

1.2 Elementare Einteilung einer NTE

Einer der führenden Protagonisten in der Nahtodforschung, Raymond Moody beschreibt in


seinem ersten Buch („Leben nach dem Tod“: Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung)
Nahtoderfahrungen unterteilt in zwölf verschiedene Elemente.

1. Das Unaussprechliche der Erfahrung


2. Das Gefühl des Friedens und der Ruhe
3. Die Erkenntnis, tot zu sein
4. Verlassen des Körpers oder eine außerkörperliche Erfahrung (AKE)
5. Tunnelerlebnis
6. Wahrnehmung außerweltlichen Umgebung
7. Begegnung und Kommunikation mit Verstorbenen
8. Begegnung mit einem strahlenden Licht / Lichtwesen
9. Lebensschau, Lebenspanorama oder Rückblick auf den Verlauf des Lebens
10. Vorausschau oder >flash forward<
11. Das Wahrnehmen einer Grenze / Schranke
12. Die Rückkehr in den Körper verbunden mit tiefer Enttäuschung
2. Verschiedene Deutungsversuche für Nahtoderfahrungen

2.1 NTE aus naturwissenschaftlicher Deutung

Für viele Wissenschaftler und auch kritische NTE-Forscher sind gewisse Phänomene aus den
Nahtoderfahrungen erklärbar, jedoch bislang ohne konkrete Antwort. Problem hierbei ist zudem,
dass das Forschen an Nahtod-Phänomenen zum Beispiel während einer Reanimation ethisch
nicht vertretbar ist. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Gehirn durch den
Nahtod nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt ist und deshalb die Übertragung von Reizen
gestört wird. Dadurch können Lichtvisionen im Hinterhauptslappen der Großhirnrinde
Zustandekommen, obwohl kein Lichtreiz vorhanden ist. Diese werden dann als Lichttunnel
beschrieben.
Den Körper von oben zu sehen, also eine außerkörperliche Erfahrung zu haben, findet im Bereich
des Temporallappens statt. Dabei kommt es zu einer hohen Ausschüttung von Neurotransmittern,
welche außerdem eine NTE auslösen können. Gefühle wie Liebe, Ruhe und Frieden sollen durch
das Produzieren von Endorphinen oder Nebennierenhormone verursacht werden.
Um NTE besser erklären zu können, wird die Forschung in diesem Gebiet nicht eingestellt.
Oftmals werden NTE mit Träumen, Halluzinationen oder auch Zuständen, welche einem
Drogenrausch ähneln, gleichgesetzt, was aber widersprüchlich ist, da man in diesen Fällen
keinen „Roten Faden“ hat und man das meiste in kürzester Zeit wieder vergisst.

2.2 NTE aus religiöser Deutung

Größtenteils werden NTE bei einer religiösen Deutung durch die christliche Sichtweise betrachtet.
Ausgegangen wird von einem Schöpfer der für die Menschen auferstanden ist und sie mit
bedingungsloser Liebe erfüllt. Der christliche Glaube schließt des Weiteren ein, dass es ein Leben
vor der Geburt und nach dem irdischen Tod gibt. Das bedeutet die Seele des Menschen lebt
weiter. Diese „Seelenwelt“ ist normalerweise nicht für den Menschen zugänglich, worüber sich
die Naturwissenschaft auch unklar ist. „Denn der Tod ist ganz einfach das Heraustreten aus dem
physischen Körper, und zwar in gleicher Weise, wie ein Schmetterling aus seinem Kokon
heraustritt“ (Kübler-Ross). Hiermit ist gemeint, dass die Seele aus dem menschlichen Körper
austritt, wie der Schmetterling aus dem Kokon, wenn er alt genug ist. Außerdem soll die NTE
zeigen, wie ein Leben in der jenseitigen Welt ist und sie darauf vorbereiten.
Des Weiteren glaubt die Religion an das Bestehen des Bösen und einer Hölle. Menschen, die
das Phänomen erlebt haben, berichten von Gesprächen und Diskussionen mit Gott und einem
daraus resultierend verstärkten Glauben.
3. Berichte von Betroffenen

3.1 Darstellung eines Berichtes

Die Person war eine Frau und im 9. Monat schwanger. Sie bekam starke Blutungen und brauchte
schnell möglichst ärztliche Hilfe. Der Notarzt versuchte sie zu stabilisieren aber ihr Zustand
verschlechterte sich zunehmend. Sie merkte wie ihr Körper dagegen ankämpfen wollte aber die
Angst den Körper wie in eine Art „Überlebensmodus“ schaltete. Sie überrollte eine massive
Todesangst und fühlte sich, als würde sie am Rand einer hohen Klippe stehen, die immer mehr
abbröckelte und sie jeden Moment abstürzen könne. Sie konnte nicht mehr dagegen ankämpfen
und ergab sich. Ihr Bewusstsein schoss über ihren ganzen Körper und sie befand sich außerhalb
ihres Körpers. Sie sah ihren immer noch blutenden Körper, die Sanitäter und Ärzte und ihren
Mann im Nebenzimmer am Telefonieren. Ihre Angst verschwand und es wurde alles still. An ihr
zogen Momente vorbei, in denen sie andere Menschen verletzt hatte. Sie bekam mit wie eine
Krankenschwester sagte, dass sie keine Herztöne des Kindes hören kann aber sie war trotzdem
im Frieden mit allem. Außerdem wurde sie in einen engen Strudel gezogen, der zu etwas lichtem,
hellen führte. Sie erreichte das Licht und „schmolz“ in das Licht hinein, worauf sie bedingungslose
Liebe verspürte. Sie wachte in einem schlechten Zustand wieder in ihrem Krankenhausbett auf
und fühlte sich sehr kalt, weshalb ihr erster Impuls war, wie sie wieder zurück kommen könnte.

3.2 Auswertung des Berichts

Der Bericht zeigt einige typische Elemente einer NTE auf. Dazu gehört das Verlassen ihres
Körpers, die Wahrnehmung ihrer außerweltlichen Umgebung, die Rückschau auf Momente, in
welchen sie Menschen verletzt hat und auch das Wahrnehmen des Strudels bis hin zum Licht.
Außerdem fiel der Frau die Rückkehr in ihren Körper sehr schwer, denn sie musste unter all den
erschwerten Bedingungen auch noch den Tod ihres Sohnes begreifen. Trotzdem spricht sie
davon, dass dieses Erlebnis für sie das größte Geschenk war, denn sie verlor mit ihrer Erfahrung
ihre immer wieder kehrende Angst vor dem Tod und hatte die Erkenntnis, dass sie nicht nur ihr
Körper ist, sondern viel mehr als nur das. Sie hat das Gefühl, dass sie dadurch noch viel reicher
geworden ist. Sie muss nicht mehr auf der Suche nach etwas sein oder irgendetwas
hinterherrennen, weil sie durch diese NTE schon alles gefunden hat, was sie gesucht hat.
4. Fazit: Was sagen uns Nahtoderfahrungen?

Es gibt einige Hinweise dafür, dass uns die Nahtoderfahrungen über das Leben nach dem Tod
berichten wollen. Unabhängig von Religion, Kultur oder Glauben, NTE weisen immer
Ähnlichkeiten auf. Auch Forscher kommen weltweit immer wieder zu denselben Ergebnissen, die
das Phänomen nicht komplett erklären lassen. Bei den meisten Betroffenen verändert sich ihr
Leben schlagartig und sie versuchen zu „besseren“ Menschen zu werden. Dabei werden auch
religiöse Werte weitergegeben, da Geld und Materielles für diese meist an Wert verlieren. Den
Betroffenen ist es viel wichtiger, im Hier und Jetzt zu leben. Zusätzlich wollen sie achtsamer und
liebevoller mit ihren Mitmenschen umgehen. Man könnte daraus schließen, dass der Verlauf des
tatsächlichen Sterbens genauso verläuft.

Bibliografie

1. Literaturquellen
• Becker, Patrick und Diewald, Ursula(2011): Zukunftsperspektiven im theologisch-
naturwissenschaftlichen Dialog. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH&Co.KG.
• Kübler-Ross, Elisabeth (1984): Über den Tod und das Leben danach. Güllesheim
:Silberschnur.
• Lommel, van Pim(2009): Endlosses Bewusstsein. Neue medizinische Fakten zur
Nahtoderfahrung. Ostfildern: Patmos Verlag der Schwabenverlag AG.
• Moody, Raymond A.(1989):Leben nach dem Tod. Die Erforschung einer unerklärlichen
Erfahrung. Hamburg: Reinbeck b.

2. Internetquellen
• Badenschier, Franziska (2012): „Lassen sich Nahtod-Erfahrungen neurobiologisch
erklären?“. https://www.dasgehirn.info/aktuell/frage-an-das-gehirn/lassen-sich-nahtod-
erfahrungen-neurobiologisch-erklaeren?language=en [Stand: 25.03.2023]
• Focus Online (2015): „3,3 Millionen Deutsche mit Nahtoderfahrung“.
https://www.focus.de/wissen/mensch/streich-des-gehirns-oder-seelenbeweis-
nahtoderfahrung-wie-berichte-aus-dem-jenseits-erklaerbar-waeren_id_3129757.html
[Stand: 26.03.2023]
• Görtz, Martina (2020): „Die Nahtoderfahrung“.
https://www.diepta.de/pta_files/news/document/PTA08_20_032_033.pdf [Stand:
25.03.2023]
• Prof Dr. Knoblauch, Hubert (2004): „Todesnäheerfahrungen- Zur kulturellen Prägung
und anthropologischen Erklärung einer außergewöhnlichen Erfahrung“. https://www.ai-
online.info/images/ai-ausgabe/2004/11-2004/04_11_674-679.pdf [Stand: 25.03.2023]
• Quarks (2022): Nahtod:Wie fühlt sich Sterben an?“.
https://www.youtube.com/watch?v=IKi20ccZC6Y [Stand 26.03.2023]
• Sanislo, Jennifer (2016): „Die Folgen einer Nahtoderfahrung“.
https://www.gaia.com/de/article/die-folgen-einer-nahtoderfahrung [Stand: 25.03.2023]
• Schlieter, Jens (2017): „Nahtoderfahrungen in religionswissenschaftlicher Perspektive“.
https://www.theologie-
naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/nahtoderfahrungen-
religionswissenschaft [Stand: 26.03.2023]
• Swiss iands (2010): „Was ist eine Nahtoderfahrung?“. https://swiss-iands.ch/was-ist-
eine-nahtoderfahrung-nte [Stand: 26.03.2023]
• Thiede, Werner (2022): „Bilder von der Schwelle des Todes“.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/nahtoderfahrungen-bilder-von-der-schwelle-des-
todes-100.html [Stand: 25.03.2023]
• Van Laack, Walter(2014): „Neurophysiologisch ist das nicht alles zu erklären“.
https://www.doctors.today/a/neurophysiologisch-ist-das-nicht-alles-zu-erklaeren-
1804636 [Stand: 25.03.2023]
• Van Laack, Walter (2014): „Nahtoderfahrungen aus medizinischer Sicht“.
https://www.gaia.com/de/article/die-folgen-einer-nahtoderfahrung [Stand: 25.03.2023]

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