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Nr. 21
24. Mai 2009
Exaudi

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News -- Archiv
Thüringer Termine
Einige Dorfkirchen sind zu Kulturkirchen geworden
Thüringer Kirchengebiet

Der Raum fordert heraus


Aktuelle Themen
Von Von Frank Hiddemann
Keine ganz alltägliche
Gemeinde
Jubiläum: Die Offene In Kirchen wird gepredigt, gesungen und gebetet, allenfalls besichtigt. Doch klein gewordene
Arbeit Erfurt kann auf ihr Gemeinden und fehlendes Geld für die Sanierung legen immer öfter eine Mehrfachnutzung nahe.
30-jähriges Bestehen
zurückblicken Was macht der Pfarrer, wenn er zwölf Kirchen hat, aber nur drei braucht? Diese Situation ist in
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen gar nicht so selten. Strukturreform im
Gute Wünsche und ländlichen Raum bedeutet in der Regel, dass die Zahl der Dörfer steigt, die sich einen Pfarrer
Protest zum Start teilen müssen. Viele Dorfkirchen erleben nur noch selten einen Gottesdienst.
Diakonie Fast alle Dörfer aber haben eine Kirche und empfinden diese Kirche als zentral wichtig für ihre
Mitteldeutschland hat ihre Identität. Die Kirchgemeinden können auch mit der Hilfe von Kirchenleitung und Denkmalschutz
neue Geschäftsstelle
diese oft nicht sanieren. Und so wären viele Dorfkirchen schon zerfallen, wenn sich nicht
bezogen und jetzt
eingeweiht
Gruppen aus den Dörfern für ihre Kirche engagiert hätten, die mit dem Christentum oft gar nicht
viel am Hut haben.
Es gibt viel zu entdecken So war es auch im in der Nähe von Weimar
Veranstaltungsreihe »Der gelegenen Isseroda. Pfarrer Christian
schöne Ort« startet 11. Dietrich aus Nohra hat jetzt eine frisch
Jahrgang auf dem Jenaer gedeckte und geweißte Kirche mehr und
Johannisfriedhof überlegt, was er mit dem eindrucksvollen
Raum anfangen kann. Eine am Lehrstuhl für
Denkmalpflege an der Bauhausuniversität
angefertigte Diplomarbeit befasste sich mit
Zum Wartburg Verlag der Umnutzung oder vorsichtiger gesagt
gehört auch das Mehrfachnutzung der Kirche. Der Vorschlag
Lutherhaus Eisenach der Studentin Verena Henemann: Studenten
mit dem Bibelcafé und der Hochschule für Musik Franz Liszt,
dem evangelischen Weimar, benutzen die Kirche als
Pfarrhausarchiv. Probenraum und als Ort für Sommerkurse
und -konzerte.
In Schöngleina bei Jena hat Pfarrer Stephan Elsässer selbst mit Engagement und Fördermitteln
die beinahe verfallene Kirche gerettet. Das Dach ist dicht, aber der Kirchenraum ist leer. Weder
Bänke noch andere fest installierte Einrichtungsgegenstände legen den Raum fest. Die Leere
erzeugt eine schöne sakrale Stimmung und ruft geradezu nach besonderer Nutzung.
So ist das Gebäude eine Kulturkirche geworden und hat schon Gitarren- und Hipphopp-Konzerte
erlebt. Im Sommer kommt Schwarzes Theater, und im vorletzten Jahr, bald nach der
Wiedereröffnung, fand eine Ausstellung mit keramischer Kunst statt.
Pfarrer Elsässer erlebt die Kulturkirche im Dorf als äußerst förderlich für die Gemeindearbeit. Sie
sei eine Möglichkeit, auch die im Dorf anzusprechen, die sonst nie
einen Fuß in eine Kirche setzen würden. Die Kulturkirche ist für ihn
eine Art Vorhof, ein niederschwelliges Angebot, wo man sich an die
Atmosphäre einer Kirche gewöhnen kann, ohne sich in einen
Gottesdienst zu begeben. Auch spielt die Kirche eine wichtige Rolle
für die lokale kulturelle Identität. Maler und Fotografen aus den
Dörfern der Kirchgemeinde stellen hier aus. Statt im Foyer der
Sparkasse oder in den Fenstern der Wohnungsbaugesellschaft hängen
Bilder im Kirchenraum.
Die kulturelle Nutzung der Kirche heißt jedoch nicht, dass sie fortan
kein religiöser Ort mehr ist. Künstler, die hier ausstellen, setzen sich
verstärkt mit der Dimension der Spiritualität auseinander. Die
Prägekraft des Raumes ist so groß, dass jeder kulturelle Nutzer hier
eine Lösung finden muss, die diesem Raum standhält. Man kann also
sagen, dass solche Kulturkirchen den religiösen Pol im Spielfeld der
Kultur darstellen.
Noch gibt es kulturell genutzte Kirchen in Thüringen erst ganz
vereinzelt. Aber eine Generation von jungen Pfarrern, die jetzt in die – immer größer werdenden
Gemeinden geht, wird zu vergleichbaren Lösungen kommen. Es wird wichtig sein, diesen
Prozess der Veränderung der Kirchennutzung mit Konzepten zu begleiten. Religiöser Pol im
kulturellen Feld ist man nicht von allein. Der Weg zwischen Einladung und Abgrenzung will

1 von 2 25.06.2009 14:15


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bedacht beschritten werden, wenn man mit kultureller Arbeit kein Religionsdumping betreiben
will.

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