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©ARBEITSMATERIAL VON KINDERWELTEN / ISTA

ADULTISMUS
eine Diskriminierungsform, die wir alle kennen
Material: Poster „Pädagogische Zeigefinger“ von Das Netz

Wir alle waren einmal Kinder und hatten damit zu tun, dass Erwachsene mächtiger waren als wir.
Vielleicht hatten wir Glück und die Erwachsenen um uns ließen uns ihre Machtposition als
Verantwortung, Fürsorge und Liebe erfahren. Vielleicht haben sie aber auch ihre Macht so gebraucht,
dass sie uns beschämt, gedemütigt, gemaßregelt haben. Vielleicht haben sie ihren Machtvorteil
missbraucht und wir haben die Hilflosigkeit, Ohnmacht oder Angst erlebt, die das Verhältnis
kennzeichnet, wenn man den Stärkeren ausgeliefert ist.
Gesellschaftliche Veränderungen zeigen sich gerade im Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern:
Dass Kinder Subjekte eigener Rechte sind und mehr und mehr ein partnerschaftliches Verhältnis für die
Eltern-Kind-Beziehung gewünscht wird, in dem man nicht mehr „anordnet“, sondern eher „aushandelt“,
zeigt gewachsenen Respekt für die Belange junger Kinder.
Weil Kinder aber so sehr auf Erwachsene angewiesen und so eindeutig die Schwächeren in diesem
Verhältnis sind, kann es leicht passieren, dass Erwachsene unbewusst ihre Überlegenheit ausspielen.
„Adultismus“ nennt man in den USA die Ideologie von der „Höherwertigkeit von Erwachsenen“ und von
der „Minderwertigkeit junger Kinder“ und kennzeichnet damit Formen der Abwertung und Ausgrenzung
kindlicher Bedürfnisse, über die sich Erwachsene hinwegsetzen. Mit dieser Übung wollen wir uns mit
dieser Diskriminierungsform eingehender beschäftigen, denn es besteht die Gefahr, dass Erwachsene im
Schulterschluss miteinander das Vorhandensein und die Auswirkungen von Adultismus gegenüber
Kindern in Frage stellen, ignorieren oder leugnen.

Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung, www.kinderwelten.net /


Institut für den Situationsansatz (ISTA) / Internationale Akademie Berlin INA gGmbH

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©ARBEITSMATERIAL VON KINDERWELTEN / ISTA

Bearbeiten der Übung zu zweit:


Lest euch die Sätze auf dem Arbeitsblatt gegenseitig vor, immer 5-6 hintereinander.
Beantwortet die folgenden Fragen:
1. Wie geht es euch dabei, in der Rolle der Sprecherin und in der Rolle der Zuhörerin?
2. Welche Sätze sprechen euch besonders an und warum? Welche lassen euch eher „kalt“
und warum?
3. Wie drückt sich in den Äußerungen Macht aus? Was kennzeichnet die Macht der
Erwachsenen? Fallen euch ähnliche andere Sätze ein, die ihr früher gehört habt oder
jetzt hört?
4. Sind euch im Unterschied dazu Sätze von Erwachsenen in Erinnerung, die tröstlich und
bestärkend sind/ waren?

„Erwachsenensätze“

Du weißt doch, wie gefährlich das ist Lauf nicht so breitbeinig


Das verstehst du, wenn du älter wirst Knabber nicht
Musst du immer das letzte Wort haben Geflüstert wird nicht
Hör auf damit Du bist dick genug
Dein Geschrei ändert gar nichts Wie du wieder aussiehst
Das gehört sich nicht Was sollen bloß die anderen sagen
Deine Ausreden kannst du dir schenken Typisch Anita
Das hast du nun davon Wasch deine Hände
Nimm die Hände auf den Tisch Putz deine Nase
Du hast überhaupt keinen Grund Kannst du nicht antworten
Das verstehst du nicht Tu nicht so
Da guckt man nicht hin Wenn du so weiter machst
Das tut man nicht Wenn ich das deinem Vater erzähle
Sei nicht so vorlaut Du könntest ruhig mal etwas Freude zeigen
Was soll bloß aus dir werden Du gehst mir auf den Nerv
Du denkst immer nur an dich Nein nein
Mach nicht so ein Theater Iss nicht so schnell
Siehst du Sei nicht immer so unzufrieden
Nimm die Finger aus dem Mund Das war das letzte Mal
Du hast immer das letzte Wort Muss ich erst mit dir schimpfen
Sprich nicht so schlecht Musst du immer so rumalbern
Kann man sich denn gar nicht auf dich Sei nicht so kindisch
verlassen Daran kannst du dir mal ein Beispiel nehmen
Was sollen denn die Leute denken Hast du nicht gehört, was ich dir sage
Mund zu

Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung, www.kinderwelten.net /


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