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Grundlagen zur Wortschatzarbeit


Claudio Nodari

Der Wortschatz jeder Person kann grob in Der vorliegende Grundwortschatz Deutsch
einen Verstehenswortschatz (rezeptiver als Zweitsprache für die 1.– 4. Klasse um-
Wortschatz) und einen Mitteilungswortschatz fasst ca. 4000 Wörter. Bei allen Grund-
(produktiver Wortschatz) aufgeteilt werden. wortschatzlisten geht es in der Regel um
Den Verstehenswortschatz brauchen wir, um den produktiven Wortschatz, mit dem eine
mündliche und schriftliche Texte zu verste- Person mehr als nur ihren Alltag kommu-
hen. Den Mitteilungswortschatz rufen wir ab nikativ bewältigen kann. Wenn man be-
beim Sprechen und Schreiben. Früher denkt, dass das ganze Werk von Hermann
sprach man von «aktivem» und «passivem» Hesse 15 000 verschiedene Wörter ent-
Wortschatz. Diese Begriffe sind jedoch irre- hält, können wir mit gutem Grund anneh-
führend: Auch der so genannte «passive» men, dass Menschen mit einem produkti-
Wortschatz verlangt von den Lernenden eine ven Wortschatz von 4000 Wörtern wahr-
aktive Verstehensleistung. scheinlich Hesse verstehen können. Natür-
Der Verstehenswortschatz schliesst den lich braucht es nebst dem Wortschatz
auch noch das nötige Weltwissen, um

s
Mitteilungswortschatz ein und ist somit im-
mer grösser. Erfahrungsgemäss versteht Hermann Hesse verstehen zu können.
m
man in einer Sprache etwa 4- bis 5-mal mehr Die Grenzen zwischen dem produktiven
Wörter, als man selbst produzieren kann. und dem rezeptiven Wortschatz sind nicht
i

Die Grösse des Mitteilungswortschatzes ist fix. Ein Wort kann vom rezeptiven zum
je nach Alter, Bildungsniveau und Sprach- produktiven Wortschatz wechseln und bei
s

kenntnissen individuell unterschiedlich. Im mangelndem Gebrauch aber wieder in den


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Bereich Deutsch als Fremdsprache für Er- rezeptiven Wortschatz zurückfallen. Ein
wachsene gilt ein Umfang von 4000 Wörtern Beispiel dafür sind Fachausdrücke. Wer
als ein erweiterter Grundwortschatz. Ein ein- nach der Schul- bzw. Ausbildungszeit
facher Grundwortschatz für Erwachsene nichts mehr zu tun hat mit Mathematik,
umfasst 2000 Wörter (siehe dazu: Grund- wird Wörter wie «Gleichung», «Quadrat-
wortschatz Deutsch als Fremdsprache, Lan- wurzel» oder «Subtraktion» wohl verste-
genscheidt, München 1991). hen, aber kaum noch benützen.

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Wie werden Wörter gespeichert?

Unser Gedächtnis speichert die Wörter in Jedes Netz und vor allem die assoziativen
einem komplizierten netzartigen Ordnungs- und die affektiven Netze unterscheiden sich
system. Die Wörter stehen in vielfältigen je nach individuellem Erfahrungs- und Kul-
Beziehungen zueinander. Jedes Wort ist turhintergrund. Ein Stadtkind aus Kleinbasel
gleichzeitig ein Element in verschiedenen assoziiert zum Wort «Berge» ganz andere
Ordnungsklassen, die miteinander vernetzt Erfahrungen als ein Landkind aus dem Kan-
sind. Einige Beispiele: ton Graubünden. Der süsse Kuschelhund
von Annina hat wenig zu tun mit dem grim-
migen Hofhund auf dem Bauernhof von Su-
Begriffsnetz
ads Onkel in Albanien.
Klassifizierung: Das Wort Hund ist ein Un-
terbegriff der Domäne Haustier, welche
wiederum in der Domäne Tier erscheint. Aufgrund dieser Einteilung in netzartige
Strukturen ist jedes Wort gleichzeitig in ver-
Reihenbildung: munter, müde, erschöpft
schiedenen Teilnetzen eingeordnet.
Wortfamilie: reisen: ab-reisen, die Reise,
Das Wort Migrant gehört
ver-reisen
• zum Begriffsnetz: Mann, Mensch
Wendungen: klipp und klar, durch dick und
• zur Wortfamilie: Migration, migrieren
dünn
s
Synonyme / Antonyme: lieb/nett, ren- • zum assoziativen Netz: Arbeit, fremd,
m
nen/laufen, heiss/kalt, schnell/langsam Flüchtling, Aufenthaltsbewilligung,
Fremdenpolizei
Klangnetz: trinken, trank, getrunken
i

• zum Klangnetz: Asylant, Initiant, De-


monstrant
s

Assoziatives Netz
• zum affektiven Netz: benachteiligt, Un-
• • • • •

Reisen: Koffer packen, im Stau stehen, die terstützung, andere Kultur


Grossmutter wieder sehen, im Meer baden
etc.
«Je grösser der Wortschatz einer Person
ist, um so vielfältiger sind die Teilnetze und
Affektives Netz möglichen Wortordnungen. Für das Wort-
Wald: ruhig, erholsam, Vögel, Pilze, spazie- schatzlernen bedeutet dies: je mehr Wörter
ren, oder: gefährlich, Bär, dunkel, stolpern, man weiss, um so einfacher ist es, neue
verirren dazuzulernen. Je dichter das Netz ist, um so

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fester wird es auch: das Behalten und Erin- Beispiele:


nern von Wörtern wird sicherer und schnel- Bank: Ich setze mich auf die Bank. / Ich hole
ler und einfacher.» (Siehe dazu: Bernd Kiel- Geld bei der Bank.
höfer (1996): Psycholinguistische
leicht: Mein Schulsack ist leicht. / Diese Prü-
Grundlagen der Wortschatzarbeit. In: Baby-
fung ist leicht.
lonia 3/96, S. 11)
um: Ich komme um fünf Uhr. / Er beeilt sich,
Damit neue Wörter im Gedächtnis schnell
um nicht zu spät zu kommen.
abrufbar werden, müssen sie in möglichst
vielfältigen Zusammenhängen gelernt wer- Das bedeutet einerseits, dass Wörtern im
den. Das isolierte und zusammenhanglose Zusammenhang mit Themen und Geschich-
Einüben von Vokabeln verhindert diese ten begegnet werden muss. Je mehr The-
Abspeicherung und damit den Zugriff der men und Geschichten Kinder erleben, umso
Lernenden zu den neuen Wörtern. Zudem grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie
erschliesst sich die Bedeutung vieler Wörter ihren Wortschatz ohne zusätzliche Übung
erst aus dem Satz-, Situations- und Hand- erweitern. Es bedeutet andererseits aber
lungskontext. auch, dass die Wörter aus dem Grundwort-
schatz mit vielfältigen Übungen und Aktivitä-
ten gezielt gefestigt werden müssen.

Ganzheitliche Wortschatzarbeit

Um neu zu lernende Wörter in mehreren hören, sehen und handeln 90%


s
Netzen abspeichern zu können, müssen Menschen benutzen diese Wahrnehmungs-
Wörter in unterschiedlichen Situationen kanäle je nach Lernertyp in unterschiedli-
m

vorkommen und verschiedene Wahrneh- chem Masse. Im Unterricht kann der Wort-
mungskanäle beim Lernen beteiligt sein. schatzerwerb erheblich unterstützt werden,
i

Die Tabelle zeigt, wie effizient die Wörter wenn alle Wahrnehmungskanäle angespro-
s

über die verschiedenen Kanäle aufgenom- chen sind. Z.B.


men werden.
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Lernen durch akustische Übungsformen:


Speicherfähigkeit durch • Lieder singen
hören 20% • Reime sprechen
sehen 30%
• Gedichte auswendig lernen
hören und sehen 50%
sprechen 70% • flüstern, sprechen, rufen

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• rhythmische Formen Lernen durch haptisch/taktile Übungsfor-


• «Rucksack packen» men:

Lernen durch visuelle Übungsformen: • Pantomime

• Bilder, Karten, Fotos, grafische • Rollenspiel


Darstellungen • Wörter zerschneiden und wieder zu-
• Fantasieschriften sammensetzen

• «beschädigte» Wörter reparieren • auf den Rücken schreiben

• «Montagsmaler» • Karussell-Spiel

• «Memory» • Bewegungs-Diktat

• «Mind Map» • situationsbegleitendes Sprechen

• Wortigel

Wortschatzerwerb als Prozess

Um ein Wort richtig zu lernen und korrekt zu dem Bildschirm ist fett, die Banknach-
benutzen, muss das Kind viele zusätzliche barin aber dick
Informationen dazu abspeichern. • wie das Wort geschrieben wird
Es muss wissen • welches grammatikalische Geschlecht
• wie das Wort ausgesprochen wird es hat
• welche verschiedenen Bedeutungen
s
das Wort haben kann In seltenen Situationen kann ein Wort nach
Ton: Material im Werken oder Klang in
m

einmaligem Lesen oder Hören unmittelbar


der Musik memoriert werden. Dies geschieht vor allem
Knopf: Schuhe binden oder Jacke zu-
i

dann, wenn das Wort in einem ausserge-


knöpfen wöhnlichen Zusammenhang erscheint. Das
s

• welchem Register das Wort zuzuord- Wort prägt sich ein, weil das Kind emotional
nen ist: «Du bist blöd» mag auf dem stark beteiligt ist, und es erinnert sich dem-
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Pausenplatz angehen, gegenüber der zufolge nicht nur an das Wort, sondern auch
Lehrerin ist es besser nicht anzuwen- an seinen Klang und die Situation, in der es
den. dem Wort begegnet ist. In der Regel aber
• in welchem Anwendungsbereich das muss ein Wort bis zu 50-mal in unterschied-
Wort zu benutzen ist: die Schrift auf lichen Situationen erlebt werden, bis es zum
Mitteilungswortschatz vordringt. Dies macht
unter anderem deutlich, wie wichtig das
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situationsbezogene begleitende Sprechen schiedene Dinge, die in verschiedenen Kon-


der Lehrperson ist. texten erfahren wurden.
Nicht alle Wörter einer Sprache lassen sich
Phase 1: Wörter verstehen und abspei- problemlos in eine andere übersetzen.
chern Manche Wörter existieren in anderen Spra-
chen gar nicht. Dies ist der Fall vor allem bei
Neue Wörter können nur memoriert werden,
vielen Helvetismen (Znüni, Kanton, Rappen)
wenn sie verstanden worden sind. Beim
oder bei kulturspezifischen Wörtern wie z.B.
Erwerb einer neuen Sprache bedeutet «ver-
Fasnacht, Jodeln, Schnitzelbank. Gewisse
stehen» einerseits das Verbinden von neu-
vor allem schulbezogene Wörter (Hellraum-
em Wissen mit bestehendem Wissen, ande-
projektor, Pausenkiosk, Ordner) lernt das
rerseits aber auch das Abspeichern von
Kind erst durch die Zweitsprache und kann
neuen Wörtern, für die (noch) keine
diese demzufolge nicht mit erstsprachlich
erstsprachliche Entsprechung vorhanden
erworbenen Wörtern verbinden. In beiden
ist.
Fällen müssen die Kinder die Wörter neu
Wenn eine Deutsch lernende Person «das semantisieren, d.h. sie müssen den Wörtern
Buch» hört und das entsprechende Objekt alle notwendigen zusätzlichen Informationen
sieht, kann sie diesen Ausdruck mit dem zuordnen können.
Ausdruck ihrer Erstsprache verbinden und
sich somit auf die Vorerfahrungen mit Bü-
chern abstützen. Diesen Prozess vollziehen Phase 2: Wörter abrufen
Kinder bis zum Alter von ca. zehn Jahren Das Abrufen ist der nächste Erwerbsschritt
jedoch eher selten. Sie lernen die Wörter nach dem Verstehen und Abspeichern des
einer neuen Sprache vielmehr so, wie sie Wortes. Beim Abrufen werden die Wörter
ihre Erstsprache gelernt haben, nämlich in reproduziert, das heisst nachgesprochen
Handlungszusammenhängen oder durch bzw. abgeschrieben. Der Wortklang und das s
Geschichten. Das Wort «Buch» kann somit Schriftbild werden dabei zur Routine, so-
ganz andere Assoziationen auslösen als dass die Wörter mit der Zeit geläufig werden
m

das entsprechende erstsprachliche Wort. und in den Mitteilungswortschatz übergehen


Oder anders gesagt: Ein Italienisch spre- können. In dieser Phase ist es wichtig, dass
i

chendes Kind stellt sich unter dem Wort «il das Kind neuen Wörtern in möglichst ver-
s

libro» anderes vor als unter dem Wort «das schiedenen Situationen begegnet und es
Buch». Dieses Lernverhalten erklärt auch, Gelegenheit zum Abrufen der Wörter hat
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weshalb Kinder oft nicht in der Lage sind,


unmittelbar eine Übersetzung eines einfa-
chen Wortes in ihre Erstsprache zu liefern.
Es ist nicht unbedingt immer so, dass das Phase 3: Wörter benützen
Kind das Wort in der Erstsprache nicht Wörter stehen im Mitteilungswortschatz nur
kennt. Vielmehr sind «das Buch» in der so lange zur Verfügung, wie sie auch pro-
Schule und «il libro» zu Hause zwei ver- duktiv gebraucht werden. Das bedeutet,
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dass Wörter, die einmal verstanden und • Zusammengesetzte Nomen erkennen:


mehrfach reproduziert worden sind, durch- Haustüre, Schlüsselbund, Waldweg etc.
aus wieder vergessen werden können, • Sachnetze: Haus, Türe, Schlafzimmer,
wenn sie nicht regelmässig gebraucht wer- essen, kochen, telefonieren
den. Für den Aufbau eines differenzierten
• Grundbausteine der deutschen Wortbil-
Wortschatzes ist es unabdingbar, Aktivitä-
dung erkennen (ver-, ent-, -en etc.)
ten und Anlässe zu schaffen, in denen die
Kinder ihren Wortschatz kommunikativ • Wörter umschreiben (Spiele wie «Ta-
brauchen. bu»)

Phase 4: Über Wörter reflektieren Der Begriff «Language Awareness» aus der
Sprachdidaktik bedeutet so viel wie
Der Wortschatz kann auch mit jüngeren
Sprach(en)bewusstsein und Spracherkun-
Kindern gefestigt werden, indem über die
dung. «Language Awareness» verfolgt das
Wörter reflektiert wird und gewisse einfache
Ziel, die Aufmerksamkeit auf sprachliche
Regelmässigkeiten des deutschen Wort-
Eigenheiten zu richten, die in verschiedenen
schatzes erkannt werden. Diese Reflexio-
Sprachen vorhanden sind. Finden Sprach-
nen ermöglichen den Kindern, den Wort-
vergleiche in einem Klima der gegenseitigen
schatz bewusster wahrzunehmen und Stra-
Akzeptanz statt, sind sie bereichernd und
tegien zu entwickeln, mit denen sie schein-
unterstützen den Spracherwerb, weil die
bar unbekannte Wörter ohne weitere Hilfe
Kinder Gesetzmässigkeiten, Ähnlichkeiten
verstehen können.
und Unterschiede erkennen.
.
• Wortfamilien: fahr: Fahrplan, fahren,
der Fahrer, abfahren etc.
s
m

Zusammenfassung
i

Die Erarbeitung eines differenzierten werb. Folgende Überlegungen sind zu-


s

Wortschatzes ist eine Aufgabe des Unter- sammenfassend zu beachten.


richts, die viel Zeit, Geduld und Engage-
• • • • •

ment seitens der Kinder und der Lehrper-


a) Konkrete Handlungssituationen
sonen verlangt. Ein bewusster Aufbau,
angemessene Übungssituationen und
Wörter werden idealerweise in konkreten
Verständnis für lernpsychologische Vor-
und kommunikativen Situationen handelnd
gänge erleichtern die Wortschatzarbeit
erworben.
und letztendlich auch den Wortschatzer-

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Rollenspiele, Exkursionen, Besuche, Aus- Wörter und Satzstrukturen durch die viel-
stellungen im Klassenzimmer, Vorträge, fältigen Wiederholungen.
Theatersequenzen, Gebrauch der korrek-
ten Redemittel, handlungsbegleitendes
d) Sachunterricht
Sprechen, Visualisierungen (Memos) etc.
Sacherklärungen sind in der Regel mit
praktischen Handlungen verbunden (bas-
b) Geschichten teln, malen, schneiden, weben, falten,
Geschichten sind für Kinder wichtige Quel- drehen etc.). Weil die Sacherklärungen
len für den Erwerb neuer Wörter. Jede mittels nachvollziehbaren Handlungen
Geschichte bietet einen Kontext dank ih- ausgeführt werden, verstehen die Kinder
res Ablaufs und der Bilder, aufgrund derer gut, was gemeint ist, und lernen schnell
unbekannte Wörter verständlich werden. neue Wörter, weil sie sie in einer konkre-
Es ist nicht nötig, dass die Kinder jedes ten, verbal begleiteten Handlungssituation
einzelne Wort einer Geschichte verstehen. erfahren. Die Wörter aus dem Grundwort-
Einige vorbesprochene Schlüsselwörter schatz sollten mehrfach wiederholt, nach-
oder Bilder sowie der global verstandene gesprochen und allenfalls aufgeschrieben
Ablauf der Geschichte genügen, um eine werden.
Geschichte im Grossen und Ganzen zu
verstehen. Durch die wiederholte Beschäf-
Die differenzierte sprachliche Ausdrucks-
tigung mit der Geschichte in verschiede-
fähigkeit ist eine der wichtigsten Schlüs-
nen Aktivitäten (in Rollenspielen, mit
selqualifikationen für den Schulerfolg un-
Zeichnungen, durch Rätselfragen, durch
serer Kinder. Mit der systematisch aufge-
Fingerspiele etc.) werden die Wörter und
bauten und kontextgebundenen Wort-
Wendungen mehrfach wiederholt und sie
schatzarbeit unterstützt die Lehrperson die
schleifen sich allmählich ein.
Kinder in ihrem Spracherwerb. Sie fördert s
damit nicht nur die schulische Laufbahn
m
c) Lieder, Gedichte, Verse, Singspiele der Kinder, sondern auch deren Persön-
Rhythmische Übungen und melodiöse lichkeitsentwicklung. Denn erst wer ande-
i

Abläufe entsprechen dem kindlichen Ler- re verstehen und sich selber ausdrücken
s

nen. Nach einer sorgfältigen Erarbeitung kann, ist fähig, sich zu positionieren, sich
des Textes memorisieren die Kinder die zu wehren, anderen zu helfen und sich
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selber zu entfalten.

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