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Postscripturn

vergangeneu der Fall. Soweit Interessen weniger Mächtiger sich


gegen die rationalen der Vielen durchsetzen, geschieht es nicht
ohne weiteres gegen die Vielen sondern durch diese hindurch.
Dazu taugen manipulierbare psychologische Mechanismen, eben
weil die Verhaltensweisen, deren die Tendenz der Herrschaft in
Postscripturn solchen Situationen bedarf, irrational sind. Die Gründe dafür,
daß diese Prozesse, obzwar sie die Individuen zum Schauplatz
Am 6. November 1965 fand, im Zusammenhang mit der Mit- haben und von individueller Triebenergie gespeist werden, so
gliederversammlungund der Vorstandssitzung der Deutschen Ge- unheilvoll uniform verlaufen, sind der analytischen Psychologie
sellschaft für Soziologie, eine interne Arbeitstagung statt. Sie selber bekannt. Der Form nach harmonieren die individuellen
galt dem Verhältnis von Soziologie und Psychologie; die Anre- Prozesse mit dem allgemeinen gesellschaftlichen Zug nur allzu-
gung war von dem Ehrenvorsitzenden Leopold von Wiese ausge- gut. Dabei ist ebenso an die vorindividuelle, undifferenzierte Be-
gangen, der über sozialen und privaten Charakter sprach. Das schaffenheit des Unbewußten eines jeden zu denken, die Freud
Korreferat von Alexander Mitscherlich, das hier abgedruckt ist'\ beschrieb, wie daran, daß die Konflikte, die das Individuum in
schloß sich an; eine ungemein lebhafte Diskussion folgte. der entscheidenden Frühphase seiner Entwicklung erfährt, als
Wenn ich es mir gestatte, einige Oberlegungen hinzuzufügen, so solche zwischen ihm und gesellschaftlichen Agenturen wie der
veranlassen mich vor allem Mitscherliebs Ausführungen. Ich Familie typischen Wesens sind. Freud hat das am ödipusmodell
selbst hatte zu dem gleichen Gegenstand in dem ersten Band der dargetan. Während kein Kollektivbewußtsein oder -unbewußt-
»Sociologica« eine Abhandlung unter dem Titel »Zum Verhält- sein zu hypostasieren ist; während die Konflikte fensterlos
nis von Soziologie und Psychologie« veröffentlicht. Sie bedarf gleichsam in den Einzelnen sich zutragen und aus ihrer individu-
um so mehr der Konfrontation mit Mitscherliebs Text, als sie in ellen Triebökonomie nominalistisch herzuleiten sind, haben sie
verschiedener Hinsicht mich nicht länger befriedigt. Ich formulie- doch in zahllosen Individuen identische Gestalt. Deswegen ist der
re thesenhaft. Begriff Sozialpsychologie nicht so abwegig, wie das geklitterte
r. Angesichts der gegenwärtigen Ohnmacht des Individuums - Wort und sein Allerwehsgebrauch es vermuten läßt. Der Primat
aller Individuen - hat bei der Erklärung gesellschaftlicher Vor- der Gesellschaft wird, rückwirkend, von jenen typischen psycho-
gänge und Tendenzen die Gesellschaft, und die mit ihr befaßten logischen Prozessen verstärkt, ohne daß darin Gleichgewicht oder
Wissenschaften Soziologie und Ökonomie, den Vorrang. Auch Harmonie zwischen den Individuen und der Gesellschaft sich be-
wo das Individuum individuell, doch im Sinne Max Webers ge- kundete.
sellschaftlich handelt, ist das Organ solchen Handelns, die ratio, 2. Die Trennung von Psychologie und Soziologie, welche die
wesentlich gesellschaftliche, nicht psychologische Instanz. Darum Landkarte der Wissenschaften verzeichnet, ist kein Absolutes,
hat die Webersehe Verstehenslehre den Begriff der Zweckratio- aber auch kein Nichtiges und beliebig Widerrufliches. In ihr
nalität ins Zentrum gerückt. Als Medium gesellschaftlicher Er- drückt ein perennierend falscher Zustand sich aus, die Divergenz
kenntnis wird die Psychologie relevant erst angesichts irrationa- zwischen dem Allgemeinen und seiner Gesetzlichkeit hier, dem
ler Verhaltensweisen von Einzelnen und vor allem von Gruppen. Individuellen in der Gesellschaft dort. Wäre Gesellschaft einmal
Das freilich ist in den zeitgenössischen Massenbewegungen wie in nicht mehr repressiv, so verschwände der Unterschied der Sozio-
* Vgl. Alexander Mitscherlich, Das soziale und das persönliche Ich, in: Kölner logie und des spezifisch Psychologischen, obwohl der überhau -
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 18 (1966), S. 21-36. (Anm. d. dem, während der Vormacht der Ökonomie, der gesamte psycho-
Hrsg.) logische Bereich zuzurechnen ist- langsamer sich umwälzt; viel
88 Soziologische Schrillen I Postscripturn

Zeit würde vergehen, bis das gesellschaftlich Allgemeine wahr- choanalyse vorab mit den Objekttrieben sich befaßt; und die
haft der Inbegriff der individuellen Bedürfnisse wäre und bis das Vernachlässigung der Ichpsychologie hat sie zuweilen beeinträm-
Individuum die Züge los würde, die Male seiner äonenalten Re- tigt, wenn sie aktuellen sozialen Phänomenen sich zuwandte.
pression ~ind. Inso~ern die.wissenschaftliche Arbeitsteilung jener 4· Wer die Soziologie mit Freud als augewandte Psychologie
realen Divergenz s1ch anmißt, ist sie legitim. Auch die vollkom- dächte, verfiele, trotz aller aufklärerischen Intention, der Ideolo-
menste interdepartementale Zusammenarbeit würde die Diver- gie. Denn die Gesellschaft ist keine von Menschen unmittelbar,
genz in der Sache nicht beseitigen. Ihr modischer Begriff setzt sondern die Beziehungen zwischen diesen haben sich verselbstän-
~?rt, nach gängigem Wissenschaftsideal, einstimmige Kontinui- digt, treten allen Einzelnen übermächtig entgegen und dulden die
tat voraus, wo real der Bruch herrscht. Darum erfüllt er leicht psychologischen Regungen kaum eben als Störungen des Getrie-
ideologische Funktionen. bes, die womöglich integriert werden. Wer die Psychologie eines
3· Zur Kritik steht die Arbeitsteilung der Wissenschaften Sozio- Konzernherrn für die Betriebssoziologie fruchtbar machen woll-
logie und Psychologie, insoweit sie ihrerseits den Zustand sank- te, geriete offensichtlich in Unsinn.
tioniert, in dem Individuum und Gesellschaft unversöhnt ausein- 5. Ebensowenig ist die Psychoanalyse zu soziologisieren. Die
anderklaffen, und das Getrennte als ein an sich natürlich Ver- Versuche dazu, welche die revisionistischen Smulen, im Namen
schiedenes vorstellt. Unter den Verdiensten Freuds ist nicht das von Erfahrung und wider die Theorie, veranstalteten, haben die
kleinste, daß er die von Le Bon abgehandelten Phänomene nicht Psychoanalyse kastriert: durch Überwertung der lmpsychologie
auf Massensuggestion, Massenbewußtsein, gar ein kollektives gegenüber dem Sexus, und als Technik erfolgreicher Anpassung,
Unbewußtes zurückführt, sondern die angebliche Massensugge- gesellschaftlich eingegliedert. Das tangiert auch die herangezoge-
stion aus der individuellen Triebdynamik ableitet. Gerade da- nen gesellschaftlichen Kategorien. Das soziale Prinzip des Pre-
durch hat sich gezeigt, wie wenig in der Psychologie Gesellschaft- stiges etwa, den Revisionisten so wimtig, orientiert sich am Kon-
liches und Individuelles chemisch rein zu trennen sind. Freud, kurrenzmechanismus der bürgerlichen Gesellschaft; in ihr aber
der, nicht ohne den Expansionsdrang des Spezialisten, schließlich ist Konkurrenz, gegenüber der Produktionssphäre, ein Epiphä-
die Soziologie als augewandte Psychologie verstanden wissen nomen. Gesellschaftliche und psychologische Erkenntnis sind um
wollte, ist paradoxerweise in den ionersten psychologischen Zel- so eingreifender, und können für einander um so mehr bedeuten,
len auf Gesellschaftliches wie das Inzestverbot die Verinnerli- je weniger die eine unmittelbare Anleihen bei der anderen macht.
chung der Vaterimago und primitiver Hordenformen gestoßen. 6. Der Vorrang der Gesellschaft über die Psychologie hat we-
Wer Psychologie und Soziologie starr auseinanderhält, eliminiert sentlich darin sich durchgesetzt, daß die gesellschaftlich eingebau-
:-resentli~e .Interessen beider Disziplinen: das der Soziologie an te Psychoanalyse die Funktionsfähigkeit der Menschen innerhalb
Ihrem Wie 1mmer auch vermittelten Rückbezug auf lebendige der funktionalen Gesellschaft verstärkt; nach Horkheimers
Menschen, das der Psychologie an dem gesellschaftlichen Moment Wort zur Massage wird. In der Freudschen Forderung, daß, wo
noch ihrer monadologischen Kategorien. Selbst bei Freud er- Es sei, Ich werde, ist das zumindest angelegt. Das andere Poten-
scheint dies gesellschaftliche Moment nur einigermaßen abstrakt, tial der Psychoanalyse ist das zur Entfesselung des Triebes. Dem
als ein der Psychologie .Außerliches, die »Lebensnot«. Stillschwei- dient die strenge Sexualtheorie; an ihr ist festzuhalten. Ihre Ver-
gend hat er erkannt, daß die Trieblehre allein soziales Verhalten femung als Orthodoxie ebenso wie der Eifer, sie ins neunzehnte
nicht begründet, daß die Menschen für sich ein anderes sind denn Jahrhundert zurückzudatieren, bezeugt, wie übrigens derglei-
die Menschen als gesellschaftliche Wesen. In der Unterscheidung chen Topoi insgesamt, den Widerstand gegen Aufklärung. Insbe-
von Ichtrieben und Objekttrieben ist diese Differenz noch inner- sondere Bestrebungen, die Analyse mit der Existentialphiloso-
halb der Psychologie kodifiziert. Folgerecht jedoch hat die Psy- phie zu fusionieren, verkehren sie in ihr Gegenteil. Freud wird
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Soziologische Schriften I Postscripturn 91

nach wie vor in Deutschland verdrängt; einen Ausdruck von Lu- nung des Allgemeinen und Besonderen, sondern das Allgemeine
kacs aufzunehmen: durch Tiefe verflacht. Die Behauptung er sei als Absolutes, in dem das Besondere versdlwindet. Die Einzelnen
überholt, ist in Deutschland bloßer Ausdruck des Obsku;antis- werden planvoll den blinden biologischen Verhaltensweisen an-
mus; erst wäre er einmal einzuholen. oeähnelt
1:> , werden so wie die Figuren der Romane und Stücke von
7· Daß die Trennung der beiden Bereiche nicht absolut sei wird Beckett. Das angeblidl absurde Theater ist realistisdl.
heute mit Grauen bewiesen. Was bereits in den Technik;n des 8. Daß das Individuum, wie der geschidltliche Verlauf und die
brain washing, der Integration Abweichender durch Tortur, sidl psychologisdle Genese es lehren, ein Entsprungenes ist; daß das
ankündigt, scheint in den dlinesischen Phänomenen die Mit- Individuum nicht jene Invarianz für sidl behaupten kann, deren
scherlieh heranzieht, seine volle Konsequenz zu err:ichen. Die Sdlein es in Epodlen einer individualistisdlen Gesellsmaft an-
Ver~udle d_er Wissensdlaft, Psychologie und Soziologie zu syn- nahm, mag das historische Verdikt über das Individuum begrün-
thesieren, smd daran gesdleitert, daß man dabei soziale Momente den. Aber dies Urteil ist kein absolutes. Das Entsprungene kann,
wie die Geltung des Einzelnen in seiner Gruppe unmittelbar als nach Nietzsdles Einsicht, gegenüber seinem Ursprung das Höhe-
psychologische Determinanten interpretierte, während sie, psy- re sein. Kritik am Individuum meint nimt dessen Absmaffung.
chologisdl gesehen, lediglich in die der Realität zugewandten Sonst wird der Weltlauf, im allzu realistismen Idealismus, zum
Außensdlichten der Person hineinreichen, nidlt jedodl in die Weltgerimt, institutionell angestellte Primitivität verwemseit
eigentlich unbewußten Tiefenprozesse, an denen denn audl die mit der Realisierung des zoon politikon. Die Identität von Ge-
psychoanalytischen Revisionisten sich desinteressierten. Die Pra- sellsdlaft und Individuum in der Form, in der sie sich anbahnt,
xis der radikalen Kollektivierung dagegen, weldle die historisdl ist das vollendet Negative: so erfährt sie der Einzelne, durch ein
längst fortschreitende Auflösung des Individuums in Regie Ji.ußerstes an physischem Smmerz und psydlismem Leiden.
nimmt und sdlockhaft besdlleunigt, geht aufs Ganze. Die Greuel Die theoretische Konstruktion der ihrerseits aus dem herrsmen-
der Sozialerziehung, die Mitsdlerlich besdlreibt, lassen darum den gesellsdlaftlidlen Prinzip folgenden Trennung von Soziolo-
alle gewohnte soziale »Beeinflussung« der Psyche hinter sich, gie und Psymologie, die, nachdem sie auseinandertraten, relativ
weil sie sich nicht mit der Injektion von Inhalten und der Minde- unabhängig voneinander sich entwickelten wie Diadodlenstaa-
rung der Resistenzkraft des Idls begnügen, sondern dessen for- ten, ist zu beridltigen, weil sie die kritisdlen Zonen allzusehr ver-
male Konstituentien bis hinab ins unbewußte Leben in die Ge- nadllässigt, wo das Getrennte im Ernst sidl berührt. Das antago-
walt nehmen. Wollte einmal PsychoanalyseNadlerziehung sein, nistisdle Eine bleibt Einheit audl in seinem Antagonismus. So
so wird die auf den Kopf gestellte zur budlstäblidlen Wiederher- wenig Psychologie und Gesellschaft derart unmittelbar aufeinan-
stellung frühkindlidler Situationen, um die Bildung des Ichs der einwirken, wie man nadl einem Modell es sim vorstellt, das
überhaupt zu widerrufen. Solche integrale Seelenbeherrsdlung die Spaltung als ein logisch Außerlimes und zugleim als eine in
setzt ~raß die Tendenz zu gesteuerter Regression durdl, wie sie dinghafte Gegenstände faßt, anstatt strukturell, so wenig ver-
etwa m der kumulativen Wirkung der sogenannten Massenme- läuft, was nadl dem einen Prinzip sidl entzweite, tatsädllim nun
dien im Umriß, und harmlos angesidlts des Neuen sidl andeute- unabhängig voneinander. Nicht nur abstrakte Einheit des Prin-
te. Individuum und Gesellsdlaft werden eines, ind~m die Gesell- zips bindet Gesellsdlaft und Individuum und ihre wissensmaft-
sdlaft in die Mensdlen unterhalb ihrer Individuation einbricht lichen Reflexionsformen, Soziologie und Psymologie, aneinan-
und diese verhindert. Daß aber diese Einheit keine höhere Ge- der, sondern beides kommt nie choris vor. So gehen die widltig-
stalt der Subjekte sei, sondern sie auf ein ardlaisdles Stadium sten, nämlidl bedrohlidlsten und darum verdrängten Momente
zurückwirft, zeigt sidl an der barbarisdlen Repression, die dabei der sozialen Realität in Psymologie, in das subjektive Unbewuß-
ausgeübt wird. Die heraufdämmernde Identität ist nidlt Versöh- te ein. Aber verwandelt in kollektive imagines, so wie Freud in
Soziologische Schriften I

den Vorlesungen am Zeppelin es demonstrierte. Er reihte ihn un-


ter jene archaischen Bilder ein, deren Entdeckung Jung von ihm
übernahm, um sie aus der psychologischen Dynamik gänzlich
herauszulösen und normativ zu wenden. Solche imagerie ist die
gegenwärtige, Soziales verschlüsselnde Gestalt des Mythos: Benja-
mins Konzeption der dialektischen Bilder wollte sie theoretisch Theorie der Halbbildung
durchdringen. Mythen sind es im strengen Sinn. Denn die Ver-
wandlung des Gesellschaftlichen in ein Inwendiges und scheinbar Was heute als Bildungskrise offenbar wird, ist weder bloß Ge-
Zeitloses macht es unwahr. Die imagerie ist, wörtlich verstanden genstand der pädagogischen Fachdisziplin, die unmittelbar damit
und akzeptiert, notwendiges falsches Bewußtsein. Die Schocks sich zu befassen hat, noch von einer Bindestrichsoziologie - eben
der Kunst, die solcher imagerie gelten, möchten nicht zuletzt jene der der Bildung - zu bewältigen. Die allerorten bemerkbaren
Unwahrheit zur Explosion bringen. Andererseits sind die My- Symptome des Verfalls von Bildung, auch in der Schicht der Ge-
then der Moderne soweit die Wahrheit, wie die Welt selber noch bildeten selber, erschöpfen sich nicht in den nun bereits seit Gene-
der Mythos, der alte Verblendungszusammenhang ist. Dies rationen bemängelten Unzulänglichkeiten des Erziehungssystems
Wahrheitsmoment läßt sich wohl an manchen Träumen ablesen. und der Erziehungsmethoden. Isolierte pädagogische Reformen
Noch in den verzerrtesten weiß man zuweilen über Menschen, allein, wie unumgänglich auch immer, helfen nicht. Zuweilen mö-
die man gut kennt, Wahreres, nämlich Negatives, Ideologiefreie- gen sie, im Nachlassen des geistigen Anspruchs an die zu Erzie-
res als unter den Kontrollen des wachen Zustandes. Sie sind wie in henden, auch in argloser Unbekümmertheit gegenüber der Macht
den Träumen, so ist die Welt. der außerpädagogischen Realität über jene, eher die Krise ver-
Gesellschaftlich ist eine Zone der Berührung die der Spontanei- stärken. Ebensowenig reichen isolierte Reflexionen und Unter-
tät. Relevant wird die Psychologie nicht allein als Medium der suchungen über soziale Faktoren, welche die Bildung beeinflussen
Anpassung, sondern auch dort, wo die Vergesellschaftung im und beeinträchtigen, über deren gegenwärtige Funktion, über die
Subjekt ihre Grenzen findet. Dem gesellschaftlichen Bann oppo- ungezählten Aspekte ihres Verhältnisses zur Gesellschaft, an die
niert es mit Kräften aus jener Schicht, in der das principium indi- Gewalt dessen heran, was sich vollzieht. Ihnen bleibt die Katego-
viduationis, durch welches Zivilisation sich durchsetzte, noch ge- rie der Bildung selbst, ebenso wie jeweils wirksame, system-
gen den Zivilisationsprozeß sich behauptet, der es liquidiert. immanente Teilmomente innerhalb des gesellschaftlichen Ganzen,
Nicht in den kapitalistisch fortgeschrittensten Ländern war die vorgegeben; sie bewegen sich im Rahmen von Zusammenhängen,
resistance am stärksten. Ob die Prozesse der Integration, wie es die selber erst zu durchdringen wären. Was aus Bildung wurde
den Anschein hat, einzig das Ich zu einem Grenzwert schwächen, und nun als eine Art negativen objektiven Geistes, keineswegs
oder ob, wie in der Vergangenheit, die Integrationsprozesse stets bloß in Deutschland, sich sedimentiert, wäre selber aus gesell-
noch, oder erneut, das Ich kräftigen können, danach ist mit schaftlichen Bewegungsgesetzen, ja aus dem Begriff von Bildung
Schärfe bislang kaum gefragt worden. An einer Sozialpsycholo- abzuleiten. Sie ist zu sozialisierter Halbbildung geworden, der
gie, die in den sozialen Kern der Psychologie eindringt, nicht ihr Allgegenwart des entfremdeten Geistes. Nach Genesis und Sinn
einen kargen Zusatz soziologischer Begriffe beimischt, wäre es, geht sie nicht der Bildung voran, sondern folgt auf sie. Alles ist
diese Frage aufzunehmen; mit Rücksicht auf die Subjekte dürfte darin von den Maschen der Vergesellschaftung eingefangen,
sie entscheiden. nichts mehr ungeformte Natur; deren Roheit aber, das alte Un-
wahre, erhält zäh sich am Leben und reproduziert sich erweitert.
Inbegriff eines der Selbstbestimmung entäußerten Bewußtseins,

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