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Eberhardt Karls Universität Tübingen

Hauptseminar: Das Glück in der Kulturwissenschaftlichen Emotionsforschung, Vielfalt, Normen,


Praktiken.

Dozent: Prof. Dr. Monique Scheer

Sommersemester 2017

Entwurf über die Säulen und Achsen der westlichen Kultur. Eine Näherung zu den Emotionen und
der Gesellschaft.

Aura Elisa Paz Sánchez

Master Literatur und Kulturtheorie

2. Semester

Matrikelnummer: 4142650
Einleitung

Wenn man über das Glück und seine Bedeutung denkt, wissen wir als Menschen, dass es eine
menschliche Erfahrung, die in Assoziation mit den Emotionen ist, weil alle ungeachtet deren Nation
oder Kultur kennen es, genauso wie die Sprache, da es den Menschen inhärent ist. Jedoch ist es auch
wichtig zu unterscheiden, dass die Sprache und die Emotionen zwar menschliche Fähigkeiten sind,
sind aber die Form und andere zusätzliche Aspekte in ihrem Inhalt sozial Konstrukte.

In Betracht dessen, wenn man aber tiefer geht und den Begriff besser erklären möchtet, muss man
unbedingt Fragen über unsere Kultur stellen. Die Welt und die Menschheit müssen verstanden
werden, oder zumindest muss man es versuchen, um eine Antwort zu bekommen. Das Glück ist ein
positiver Begriff in unserer Weltanschauung und Weltordnung, aber natürlich gibt es für das
Menschentun nicht nur eine Weltanschauung, weil unsere Kultur nicht homogen ist, sondern
komplex und reich an Möglichkeiten. Deswegen ist es vielleicht notwendig, sich in einem bestimmten
Punkt der Geschichte und aus einer bestimmten Perspektive zu positionieren, um das Thema zu
analysieren. Mit dem Erkennen der Säulen und Achsen unserer Kultur kann man davon ausgehen und
so den Begriff Glück besser erklären.

Auf diese Weise erklärt Norbert Elias manche Punkte über was er unter menschliche Zivilisation und
ihr zivilisatorischer Prozess versteht. Das Erkenntnis des Individuums und seine Beziehung mit der
Gesellschaft sind zwei wichtige Achsen der menschlichen Zivilisation und Kultur. Elias stellt in Frage
die Existenz eines Subjekts, der getrennt und unabhängig von der Gesellschaft ist und schlägt eine
andere Dynamik vor mit den Ansätzen von Interdependenzen und Figurationen.

In Verbindung damit steht die Perspektive der Kulturwissenschaften über die Emotionen, die sich im
Text von Monique Scheer behandelt werden. Nach diese Perspektive werden Die Emotionen als
Praktiken gesehen und sie werden durch soziale und kulturelle Werte modelliert, als Folge und
Ausdruck davon sind die Einverleibungen der Diskurse.

In diesem Hintergrund kann man sich fragen, wo diese Thematik in der aktuellen Gesellschaft
betrachten werden kann, was wäre dann die Beziehungen zwischen diese zwei Themen und noch die
Zweifel daran, ob die soziale Perspektive von Elias oder andere Diskurse der Deszentralisierung des
Subjekts zur praktischen Wirklichkeit entsprechen.
Subjekt und Gesellschaft

Das Erkenntnis des Ich und des Subjekts wird in der traditionellen Geschichte der Philosophie als
Anfang der Moderne bezeichnet. Mit der Theorie des Subjekts von Descartes fängt eine Tradition in
der Philosophie, dass auf dem Subjekt zentriert ist. Die Philosophie des Ichs schließt Ideen aus einer
breiten Periode ein, wie Kant, Fichte, Weber, und sogar Freud.

Laut Elias versteht die westliche Philosophie das Individuum als ein Wesen, das von der Gesellschaft
getrennt ist, wenn das Subjekt sich unabhängig ansieht. In solcher Struktur geriet das Subjekt in
einem Konflikt zwischen seine Wünsche und Glauben und die von der Gesellschaft, solange er nicht
im Einklang mit den Werten der Nation, der Familie oder der Anderen wird seine Freiheit bedrohen.
Elias erkennt die schon erwähnte Strecke der Philosophie des Ichs und betrachtet die Projektion
solcher Gedanken in der westlichen Weltanschauung und ihrer Geschichte; als Beispiel davon gibt er
das frühere Glauben an die Geozentrische Theorie. Das Subjekt hat dann auch eine getrennte
Beziehung mit der Natur, das äußere Welt wird vom Subjekt als Objekt betrachtet und ergibt ein
egozentrisches Verstehen der Welt. Dieser Selbsterfahrung des Menschen hat er als homo clausus
und die Vereinzelung als Entfremdung bezeichnet.

Aus diesem Punkt ist es möglich zu interpretieren, dass Elias andeutet, wenn das Subjekt alles
andere als Objekt betrachtet, andere Menschen, andere Lebewesen oder alles Äußerliches, hat er
dann die Absicht es zu sehen, zu kennen, zu ändern und zu herrschen. Die Struktur, die der Mensch
im Zentrum zeigt, beinhaltet auch dann eine vertikale Ordnung, wo das Subjekt über alles andere ist.

Elias zieht in Betracht diese vereinzelte Selbsterfahrung des Menschen und distanziert sich davon. Er
meint, dass die Menschen nicht nur von der Gesellschaft unabhängig sind, sondern, dass es
Interdependenzen zwischen ihnen und ihre Umwelt gibt. Dieses Prinzip funktioniert in verschiedenen
Ebenen, zum Beispiel die Durchlässigkeit als Prinzip der Natur, aber auch der gesellschaftlichen
Beziehungen. Es gilt sowohl für einen Makrokosmos, als auch für einen Mikrokosmos des
Individuums, das von dem Außen gewirkt wird. Selbst die Affektkontrolle die auch Teil des
Zivilisationsprozesses sind, werden von dem Außen geregelt. Der Mensch lässt sich vom Außen
verändert, und steht in einer engen Beziehung mit seiner Umgebung, sein politisches oder
ökonomisches System, seine Kenntnisse, Paradigmen, usw. Das Produkt der Durchlässigkeit und die
Bewegungen dieser Interdependenzen sind Figurationen genannt.

Die Ansätze von Elias sind interessant, weil es nicht nur auf die Gesellschaft und die Beziehungen
zwischen Menschen begrenzt ist, sondern auf alles in der Welt. Interessant wäre dann zu sehen, wie
dieses Verständnis der Beziehungen Menschen- Umwelt in der Wirklichkeit eine praktische Wirkung
haben könnte. Weil, wie schon in seinem Text erwähnt wurde, hat die Vereinzelung des Subjekts eine
lange philosophische Tradition, deren Wirkungen unser Leben und Weltordnung sehr stark geprägt
haben.

Deszentralisierte Subjekt?

Im Anschluss an die cartesianischen Grundgedanken und die Etablierung des Subjekts als zentral
Punkt der Philosophie gab es auch am Anfang der Moderne Philosophen, die „die Gesellschaft als
Produkt eigeninteressierter Individuen modelliert“ 1. Zwischen diesen kann man Thomas Hobbes,
oder Adam Smith einschließen. Hobbes zum Beispiel verfechtet, dass der Mensch von Natur
egoistisch ist, deswegen wird er immer seine eigenen Notwendigkeiten in Betracht ziehen und diese
als Priorität machen. Diese Position führt das Subjekt und die Gesellschaft in einem Konflikt, wo die
Notwendigkeiten von mehreren Individuen aufeinanderprallen. Dieser Ansatz funktioniert in
moralischen Problemen, aber auch bei den materiellen Zuständen, aus denen unsere Zivilisation
gebaut wird. Im Leviatan erklärt Hobbes, wie dieses Prinzip der menschlichen Natur die
Notwendigkeit des Gesellschaftsvertrags, der die sozialen Beziehungen reguliert, und die Begründung
der Staat legitimiert. Der Schutz der Selbstbestimmung und noch mehr der Schutz des privaten
Eigentums geraten in ein Misstrauen gegen Anderen und in den Krieg.

So wie Hobbes basierte auch Adam Smith seine moralischen Theorien auf einem egozentrischen
Charakter der menschlichen Natur und in Verbindung mit diesen strukturierte er seine Modelle eines
wirtschaftlichen Systems, das bis heutzutage die materiellen Zustände unserer Gesellschaft
bestimmen: der Kapitalismus und Neoliberalismus; ebenso begründen die Theorien von Hobbes
unser aktuelles politisches System, das aus dem Staat bestanden wird.

Es wird über die Deszentralisierung des Subjekts bei Poststrukturalistische Theorien gesprochen, weil
im Laufe der Zeit das cartesianische Denken auf verschiedene Weise schon kritisiert wurde. Solche
theoretische Bemühung kann auch die Absicht haben, eine zukünftige Auswirkung auf dem
praktischen Leben und auf unserer sozialen Wirklichkeit zu haben.

„Das Subjekt wird deszentriert, indem es seinen Ort als Null- und Fixpunkt des philosophischen und
humanwissenschaftlichen Vokabulars verliert, es erweist sich selber in seiner Form als abhängig von
gesellschaftlich kulturellen Strukturen, die ihm nicht äußerlich sind und in deren Rahmen es seine
Gestalt jeweils wechselt: Sprachspiele, symbolische Ordnungen, psychosoziale Konstellationen und
technisch –mediale Strukturen.“2

1
Reckwitz Andrea. Subjekt. Bielefeld, transkript Verlag, 2008.S.11
2
Ibid. S. 13
Diesbezüglich es ist zu behaupten, dass obwohl mehrere theoretischen Diskurse die Idee des
Individualismus kritisiert haben, die Entfremdung, die individualistische kapitalistische Gesellschaft
und ihre Werte sind eine Mehrheit, die unsere Welt herrschen. Solche Werte zeigen was
unerwünscht oder was angestrebt ist, deswegen spielt das Konsum eine wichtige Rolle in dem
gemeinen Konzept des Wohlstands und des Friedens. Es ist bemerkbar, dass nicht nur das reine
Reichtum oder Überfluss genug sind; für den üblichen Bürger solche Reichtümer müssen im privaten
Eigentum sein, um sich zufrieden zu fühlen oder , um ein eigenes Gefühl von Glück zu haben.

Gesellschaft, Interdependenzen und Emotionen

Wie es schon erwähnt wurde, nach dem Ansatz der Interdependenzen sind die Menschen von den
gesellschaftlichen Konstrukten geprägt und bestimmt. Unsere Identität, unsere Praktiken und unsere
Emotionen sind ein Produkt davon. Die Emotionen wurden oft als universal und irrational
bezeichnet, jedoch nur die Fähigkeit zu fühlen gilt für die meisten Menschen. Im Gegensatz, dazu was
es oft üblich von den Emotionen gedacht wird, sind sie auch von Bewertungen, Werte und Gedanken
verbunden, genauer gesagt, sie werden von unserer Rationalität gewirkt.

Die Gedanken und die Emotionen sind nicht komplett zu trennen und beide Fähigkeiten sind aktiv in
der Kognition, deswegen sowohl wenn man eine rationale überlegende Entscheidung trifft, als auch
wenn man etwas erlebt und reagiert, sind unser Verständnis und Gefühle anwesend.

In einem Gerichtsverfahren ist es besonders schwer, dass die Gerichte reine rationale
Entscheidungen treffen, weil alle die Vorurteile und Meinungen können die Bewertung auf eine
Person, schuldig oder unschuldig auswirken. Auf der anderen Seite sind die Emotionen in manchen
Situationen gelehrt, normiert und erwartet.

Die Emotionen sind nicht etwas unerklärlich und undurchdringlich in dem dunklen Inneren des
Individuums. Obwohl es eine schöne dichterische und alte Beschreibung ist, wäre es nicht wirklich
wahr. Es ist so, weil die Emotionen nicht nur drinnen im Individuum sind. Sie sind nicht etwas
statisch, sondern ganz beweglich, veränderlich und ansteckend, sie „fungieren vor allem als
Kommunikations- und Tauschmedien in sozialen Beziehungen.“ 3 Diese Perspektive der
Kulturwissenschaften steht in Verbindung mit den Ansätzen von Elias über die Interdependenzen und
die Figurationen, weil schließlich unsere Emotionen auch von der Gesellschaft modelliert werden.

3
Scheer Monique. Emotionspraktiken: Wie man über das Tun an die Gefühle herankommt. In: Mathias Beitl/
Ingo Schneider (Hg.) Emotional Turn?! Europäisch ethnologische Zugänge zu Gefühlen & Gefühlswerten. Wien,
Verein für Volkskunde, 2016. S.15
Schon als Kinder lernen wir das Umgehen und Ausdrücken der Emotionen, eine gewalttätige
Umgebung in der Familie lehrt die Kinder ein spezifisches Verhältnis von Zorn und Angst; das Ekel vor
Wurmen, Raten oder manche Tiere ist auch oft eine Nachahmung der Reaktionen von Anderen. Die
Ansteckung von Emotionen ist ein wichtiges Werkzeug der Kunst. Die Spiele in Theaterstücken oder
Filmen werden auch an den Zuschauer Emotionen durch Katharsis, Musik und mehrere ästhetische
Elemente vermittelt. Sogar wenn wir eine Person weinen sehen, möglicherweise werden wir zu
Tränen rühren.

Wenn es behauptet wird, dass die Emotionen ansteckend, beweglich und veränderlich sind, möchte
man auch sagen, dass sie etwas aktiv sind, sie sind getan werden und deswegen werden aus der
Perspektive der Kulturtheorie als Praktiken bezeichnet.

„Emotionen sind ein tun, eine Aktivierung des immer schon von Diskurs und Sozialität
durchdrungenen Körpers. Diese Aktivierung kann ein automatisches Abspulen von habitualisierten
Erregungsmustern oder eine (mehr oder weniger) bewusste mimische Veränderung,
Körperbewegung oder sprachliche Äußerung sein. Solche Praktiken treten in Praxiskomplexen auf, sie
sind mit anderen körperlichen und diskursiven Praktiken verbunden und nicht nur ihre
Begleitempfindung.“ 4

Bestimmte Aktionen sind von bestimmten Emotionen begleitet. Eine Beerdigung zum Beispiel steht
in einem komplexen Zusammenhang, normalerweise sind da viele Menschen, die vom Tod einer
nahestehenden Person stark betroffen sind, die Traurigkeit der Betroffenen berührt alle Besucher
und schafft eine sehr intensive und schwere Atmosphäre; jedoch kann es sein, dass nicht alle
Menschen in solchem Moment sich traurig fühlen, es kann sein, dass jemand eine andere Emotion
hat und wenn das der Fall wäre, könnte diese Person es nicht zeigen, weil es erwartet wird, dass alle
sich traurig oder zumindest ernst in diesem Moment zeigen. Jedes andere Verhältnis würde
ungeeignet und schlecht gesehen worden.

Das Zeigen von manchen Emotionen und Stimmungen sind in verschiedenen Situationen erwartet,
ungeachtet, ob sie echt oder simuliert sind. Das lächeln an einem Foto, die Freude und Überraschung
beim Empfang eines Geschenks, usw. Dagegen ein unmotiviertes Lachen könnte den Verdacht
erregen, dass man wohl nicht bei Verstand sei, die Emotionen sind geeignet oder ungeeignet.

Die körperlichen Praktiken entsprechen den Normen der Gesellschaft und haben auch eine Wirkung
auf unsere Emotionen, sodass manche Simulationen sich in echten Gefühlen verändern, weil die
Bewegung der Emotionen bilateral ist. Das Tanzen ist das beste Beispiel dafür. Es ist bekannt, dass
einige Tänze in Verbindung mit Musik die Tänzer in Trance versetzen können, der einfache Tat, in
einer Party zu tanzen, kann die Stimmung ändern und zu einem Euphorie Zustand führen. Tatsächlich

4
Ibid. S. 24
wäre es viel über die Verbindungen von Tänze und Gefühle zu sagen, weil abhängig von dem Inhalt
und Absicht der Tanzbewegungen verschiede Emotionen und Zustände erreicht werden können.

Körperliche Praktiken im aktuellen politischen und ökonomischen System

Im Dokumentarfilm von National Geografic Stress: Portrait of a Killer von John Heminway wird über
die Dynamik des Stress, seine Wirkungen und die menschliche soziale Hierarchien gesprochen. Die
Behandlung zieht in Betracht die Forschungen des Neuroendokrinologe der Stanford University
Robert Sapolsky, deren Arbeit sich auf die Betrachtungen von Pavianen Gruppen in Kenia basiert ist.

Die Betrachtungen des Forschers zeigen, wie die Gruppe der Affen in einer stark hierarchischen
Ordnung sich beziehen. Das Alpha- Männchen, oder andere Affen eines hohen Rangs verursachten in
den Anderen Gefühle von Angst und Unbequemlichkeit. Der Forscher fand, wie solche Verhältnisse
einen nachprüfbaren Stress Zustand in den Pavianen machte. Etwas, dass die Gemeinde von
Pavianen in einen schlechten Gesundheitszustand hatte. Später erlebte die Gruppe ein Wandel in
ihrer Dynamik, als die Hälfte von Männchen unter einer Infektion starb. Die Überlebende waren, jene
die mehr Zeit in körperlichen sozialen Aktivitäten wie Pflege und sanfte Spiele verbrachten. Das
Ergebnis zeigte, dass ihre Praktiken mit anderen Individuen auf ihre Emotionen und Gesundheit sehr
stark wirkten.

Der Mensch würde dann auf eine ähnliche Weise funktionieren, indem er auch Gefühle von Angst,
Neurose und Verzweiflung erfahrt. Die menschliche soziale Ordnung hat nach dem Inhalt des Filmes
eine schlechte Wirkung besonders auf Personen, die unter mehr Drück stehen nach ihrer Position in
der Gesellschaft. Jene die mehr Macht haben und ausüben, wie der Chef einer Firma, fühlen sich
entspannter und freier als die anderen. Der Dokumentar lehrt, dass die Unterstützung und Zuneigung
zeigen wichtig für den Wohlstand und Gesundheit seien.

In einer hohen produktiven Gesellschaft wird von jedem erwartet, dass man aggressiv und aktiv sei,
dass man gut und schnell arbeitet, über den eigenen anderen Bedürfnissen. Die hohe Leistung in der
Arbeit, die Produktivität und die ständige Beschäftigung sind Werte der Gegenwart. Die
kapitalistische Gesellschaft hat auf solche Weise die Entmenschlichung seiner Logik auch in den
Gefühlen der Individuen gedruckt, alle Praktiken etablieren die „Einverleibung von Diskursen,
Machtkonstellationen und Wissensordnungen“5 Auch jede Simulation würde dann unsere Emotionen
beeinflussen, das heißt auch wenn wir etwas machen, mit dem wir nicht einverstanden sind oder mit
kritischen Augen sehen, wird wahrscheinlich für uns sowieso entscheidend sein.

5
Ibid. S. 26
Das Individuum erlebt ein Mikrokosmos, der die Form des Systems und seine Kultur wiederspiegelt,
deswegen, wenn jemand über Glück spricht, kann sich nicht nur auf seinen ganz persönlichen und
einzigartigen Elementen beziehen. Die kapitalistische Gesellschaft gibt viel Wert zu materiellen
Reichtümern, der Fetischismus sucht durch den Konsum, oder das Motto „carpe diem“ Zufriedenheit
schaffen, aber oft gibt es Gefühle von Machtlosigkeit, Frust, Verwirrung und Angst, die Produkt der
Ungerechtigkeit und Entmenschlichung sind.

Das Glück und das Wohlstand sind nicht auf ein vorbeigehendes Vergnügen begrenzt, im Grunde
sucht der Mensch ein kollektiver und breiter Zustand des Glücks, wie es auch oft in Wünschen von
„Weltfrieden“ ausgedrückt wird. Hinter diesem Wünsch steht die Hoffnung an einer besseren
kollektiven Welt, die in Einklang fortschreitet. Der Mensch strebt immer nach einem tieferen und
ganzen Glück, das ein alles einschließt, deswegen existieren immer utopischen Vorstellungen an eine
bessere Welt.

Abschluß

Die westlichen soziologischen Theorien haben schon die Wichtigkeit einer Art Symbiose der
Menschen und ihrer Umgebung, oder in Worten von Norbert Elias, die Interdependenzen und
Figurationen. Das Wort Kollektiv ist besonders für die sozialen Studien großer Bedeutung.

Mit den Theorien der Deszentraliesierung des Subjekts wurde klar, dass der Gegenwart und die
Zukunft unserer Geschichte auf die Kollektivität orientiert sein soll, jedoch sieht es so aus, als ob die
sogenannte postmoderne Gesellschaft die Richtung ihrer Zukunft verlässt und der Mensch im
Individualismus verloren ist, die Geschichte schritt aufgrund der Trägheit fort.

Es wäre Interessant einen breiteren Blick zu haben und versuchen von anderen Weltanschauungen,
die außer den schon etablierten westlichen Kenntnissen sind, zu lernen, vielleicht von der wirklichen
Praxis der Kollektivität etwas entwürfen und so anderen Perspektiven der Geschichte und der
Philosophie zu erreichen. Ein gutes Beispiel dafür kann man bei den Indigenen Gemeinden im Süden
von Mexiko finden. Der Linguist Carlos Lenkersdorf studierte die Sprache der Tojolabalen im
Mayagebiet und postuliert in seinem Buch Filosofar en clave Tojolabal, dass die Sprache der
Tojolabalen einer ganz unterschiedlichen Weltanschauung beinhält, die er „die Philosophie des wir“
nennt. Solche Weltanschauung führt die Gemeinde zu einer Auslösung der Macht, die in ihrer
politischen Ordnung und soziale Beziehungen bemerkbar ist. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass
diese Gemeinschaften eine wichtige Rolle in einen Aufstand gegen sie Regierung in den Neunziger
Jahren spielten und deswegen leben sie heute in eine unerkannte Autonomie de facto, am Rand des
nationalen Staats.

Es bleibt die Frage, ob es in der Zukunft die Ansätze von Theorien, die um die Deszentralisierung des
Subjekts gehen, eine deutliche Wirkung auf unsere Weltordnung haben werden oder, ob es eine
Praxis erreicht wird, bevor der Zustand der menschlichen Beziehungen, wie sie heute bekannt sind,
überschreitet wird.

Literatur

Elias Norbert. Über den Prozess der Zivilisation. Amsterdam, Suhrkamp. 1997.

Lenkersdorf Carlos. Filosofar en clave tojolabal.

Reckwitz Andrea. Subjekt. Bielefeld, transkript Verlag, 2008.S.11

Scheer Monique. Emotionspraktiken: Wie man über das Tun an die Gefühle herankommt. In: Mathias
Beitl/ Ingo Schneider (Hg.) Emotional Turn?! Europäisch ethnologische Zugänge zu Gefühlen &
Gefühlswerten. Wien, Verein für Volkskunde, 2016.

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