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Banholzer
BASICS Sonographie
Julia Banholzer, Peter Banholzer
BASICS
Sonographie
ELSEVIER
URBAN & FISCHER URBAN & FISCHER München
Zuschriften und Kritik bitte an:
Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Hackerbrücke 6, 80335 München
II 12 13 14 15 5 4 3 2
Printed in ltaly
ISBN 978·3·437·42586-8
Autoren
Julia Banholzer ist Assistenzärztin in der Unfallchirurgie des Dr. med. Peter Banholzer ist Internist und langjähriger
Klinikums Schwahing in München. Während ihres Studiums Leiter der Zentralen Sonographieabteilung des akademischen
an der Ludwig-Maximilians-Universität München beschäftigte Lehrkrankenhauses München Schwabing, Seminarleiter
sie sich intensiv mit Sonographie, leitete das Seminar "Ultra- (Stufe III) der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der
schallanatomie" am Anatomischen Institut bei Prof. Dr. Dr. Medizin (DEGUM) und Ausbilder der Kassenärzlichen Ver-
Putz und unterrichtete regelmäßig PI-Studenten am Klinikum einigung (KV) . Er führt seit vielen Jahren regelmäßig Kurse
Schwabing in München. Seit mehreren Jahren ist sie u. a. im Rahmen des dreiteiligen Kurssystems der DEGUM in
Tutorin bei regelmäßig stattfindenden zertifizierten VItra- Zusammenarbeit mit der KV Bayern und der Bayerischen
schallkursen nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft Landesärztekammer durch.
für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und bei Refresher-
kursen der Bayerischen Landesärztekammer für Hausärzte.
Inhalt
A Allgemeiner Teil ...... . ............ . 1-13 Nebennieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64-65
I Von der Physik zur Bildentstehung .. . . . . . . . . 2 I Nebennieren: Anatomie, Untersuchungstechnik
I Gerätetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 4 und Pathologie . . ..... . ........ . . . . . . .. . 0 64
I Farbmodus und Kontrastmittelsonographie ..... 6
I Artefakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 • • • • • ••
8 Milz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66-73
I Untersuchungstechnik 10
I Milz: Anatomie und Untersuchungstechnik . . . . 66
I Standardschnittebenen 12
I Diffuse Veränderungen der Milz .. ......... 0 68
I Fokale Veränderungen der Milz I ... .. . . . _. _ 0 70
B Spezieller Teil ...... . .............. . 14-97 I Fokale Veränderungen der Milz li . . . . . . . . . . . 72
Gefäße . . 16-25
Magen-Darm-Trakt .. . . . ... . ... . ... . .. . . 74-83
0 0 • • ••••• • •••• • •••• • ••••••••••
Nieren .. . . . .. .... ... . ............... 0. 56-63 D Anhang ...... ..... . .... . . .. .. ...... 106 - 112
I Nieren: Anatomie und Untersuchungstechnik 0 • 56 I Normwerte .......... 0 ••• 0 ••••• 108 - 109
0 • • •••••
Brightness-Mode
-- •
[4]
Schalls. Je nach Intensität der Reflexion a) Keine Echos in Flüssigkeiten (echofrei
=schwarz): dorsale Sc hallverst ärkun g.
entsteht ein hellerer oder weniger heller b) Teilweise Refl exion in Gewebe (echo-
Bildpunkt an den entsprechenden arm = grau).
Grenzflächen. Gewebe besitzt viele c) Vollst ändige Refl exion der Schallwel-
Grenzflächen mit geringem Impedanz- len an Luft und Knoc hen (.. echoreic h" =
we iß) mit .,dista lem Schallschatten".
unterschied. Es stellt sich somit in
unterschiedlichem Grautönen dar. Man
spricht von echoarm (I Abb. 6b). Je
größer die Anzahl der Graustufen, Zusammenfassung
desto besser ist die Detailerkennbarkeit. ac Schallköpfe erzeugen Schallwellen, indem durch Spannungsimpulse Kris-
talle zum Schwingen gebracht werden (umgekehrter piezoelektrischer
Effekt). Reflektierte Schallwellen (Echos) bringen die Kristalle erneut zum
Schwingen und erzeugen umgekehrt Spannungsimpulse (piezoelektrischer
Effekt), die auf dem Monitor zu Bildpunkten umgewandelt werden.
X Die Echos entstehen an Grenzflächen, an denen Medien mit unterschied-
lichen akustischen Eigenschaften (Impedanz) aufeinandertreffen.
X Aus vielen Bildpunkten mit unterschiedlicher Helligkeit (Grauwerten)
entstehen Schnittbilder (B-Bild).
X Bei der Ultraschalluntersuchung müssen Organe Schnittbild für Schnittbild
durchgemustert werden.
Gerätetechnik
Schallköpfe (z. B. Schilddrüse, Lymphknoten, Ge- des Geräts mit einem Spezialisten der
lenke) verwendet. Gerätefirma nach den Wünschen des
Für die Untersuchung stehen unter- Höherfrequente Sonden kommen aber Nutzers eingestellt. Für die tägliche
schiedliche Schallköpfe zur Verfügung auch im Abdomen zur Beurteilung Routine reicht sie allerdings nicht aus.
(I Abb. 1)- Linearschallköpfe oder feinerer Strukturen (z. B. Darmwände, Je nachdem, wie dick oder dünn ein
Parallelscanner strahlen den Schall Appendix) zum Einsatz. Patient ist oder wie oberflächlich oder
senkrecht ab und erzeugen ein ver- Unter Auflösung versteht man die tief ein Befund liegt, kann die Bildqua-
zerrungsfreies rechteckiges Bild. Zum geringstmögliche Entfernung zwischen lität durch verschiedene Maßnahmen
Nachteil gereicht ihnen die große Auf- zwei Punkten, bei der sie gerade noch verbessert werden (I Abb. 4).
lagefläche. Dadurch verdecken Schall- als getrennte Objekte wahrnehmbar
hindernisse, z. B. Rippen, einen relativ sind. In der Ultraschalldiagnostik unter- Erste Einstellung
großen Teil des Bilds. scheidet man (I Abb. 3):
Sektorschallköpfe haben eine sehr Die richtige Einstellung des Geräts wird
kleine, fast punktförmige Auflagefläche. .". axiale Auflösung: in Richtung der üblicherweise in der ersten Untersu-
Sie werden auf kleine für den Schall Schallkeule chungseinstellung, dem medianen Ober-
"durchsichtige" Bereiche, z. B. den .". erste laterale Auflösung: senkrechr bauchlängsschnitt, anhand der Leber
Interkostalraum, gesetzt. Wie durch ein zur Schallkeule überprüft. Hierzu wird der Regler der
Schlüsselloch kann der Bereich dahinter .". zweite laterale Auflösung oder Schallverstärkung (Gain) zunächst in
dann auf einem sektorförmigen Bild Schichtdicke Mittelstellung gebracht. Dabei sollte
eingesehen werden. Ihr Nachteil ist, ein möglichst homogenes Bild von der
dass sie in der Nahzone ein kleines Bild Die axiale Auflösung ist höher als die Leber eingestellt werden. Bei adipösen
erzeugen. laterale und hängt von der Frequenz des Patienten wird die Verstärkung (Ge-
Gebräuchlich sind deshalb v. a. Konvex- Ultraschalls ab. Erste und zweite laterale samt-Gain, A) erhöht, um ein schwar-
schallköpfe, die einen Kompromiss Auflösung werden durch die Breite der zes, nicht beurteilbares Bild in der Tiefe
zwischen beiden darstellen. Eine Schallkeule und die Schichtdicke beein- zu vermeiden.
gebogene Kristallreihe führt zu einem flusst. Diese können aufverschiedene Oft ist es auch notwendig, die Verstär-
fächerförmigen Bild. Weise fokussiert werden. Der Schallstrahl kung nur in der Tiefe (Fem-Gain) zu
Für spezielle Anwendungen, z. B. Ende- wird dadurch linsenartig gebündelt, erhöhen und in der Nähe zu belassen
sonographie, Vaginalschall oder intraope- sodass an der engsten Stelle die höchste (Nah-Gain). Hierzu gibt es Schiebe-
rative Sonographie, steht außerdem eine Auflösung erreicht wird (Fokuszone). regler (Time Gain Compensation,
Vielzahl von unterschiedlich geformten TGC-Regelung, B), mit denen die Ver-
Schallköpfen zur Verfügung (I Abb. 2). stärkung der Tiefe entsprechend ange-
Für die Untersuchung werden Schall- passt werden kann. Außerdem gibt es
köpfe mit unterschiedlichen Frequen- folgende Einstellungsmöglichkeiten:
zen eingesetzt. Niedrige Frequenzen
(ca. 3,5 MHz) besitzen eine große .". Freeze-Knopf (C): friert das Bild ein.
Eindringtiefe und sind deshalb für die Es kann dann länger betrachtet oder aus-
Abdomensonographie geeignet. Ihre gemessen werden. Während der Unter-
Geräteeinstellung
Feinauflösung ist aber begrenzt. suchung sollte zweckmäßigerweise ein
Hohe Frequenzen (ca. 5-13 MHz) er- Moderne Geräte verfügen über eine Finger auf dem Freeze-Knopf ruhen, um
lauben eine sehr viel höhere Auflösung Grundeinstellung, die für verschiedene das Bild jederzeit stoppen zu können.
feiner Strukturen, dringen aber nicht so Untersuchungssituationen (Abdomen, .". Caliper (D): generiert Markierungs-
tief ein. Sie werden deshalb v. a. zur Schilddrüse etc.) optimiert ist. Diese kreuze, die mit dem Trackball in die
Darstellung oberflächlicher Strukturen Grundeinstellung wird meist beim Kauf gewünschte Position gebracht werden,
kon\'entionell Sono MR
I Abb. 4: Bedienfeld eines Ultraschallgeräts I Abb . 5: 3-D-Darstellung eines fetal en Gesichts in I Abb. 6: Sono MR<! (Hitachi) . Die Bildzeilen wer-
(Hitachi). [4] Echtzeit [4] den aus verschiedenen Blickwinkeln erstellt. [1]
um dann mit gerätespezifischen Pro- Bei den Compound-Techniken Sono weniger den schallkopfnahen Störechos
grammen Messungen vorzunehmen. CT®(Real-Time Compound lmag- unterliegen. Der Nachteil besteht in ei-
..,. Bodymarker (E): fügen die Schall- ing) oder Sono MR®(Micro Reso- ner geringeren Eindringtiefe, da die Sig-
kopfposition als kleines Piktogramm in lution) werden die einzelnen Bildzeilen nalintensität der harmonischen Wellen
das Ultraschallbild ein. aus verschiedenen Blickwinkeln erstellt, niedriger ist.
..,. Tiefenausgleich (Depth, F): be- um präzisere Gewebsinformationen zu ..,. Second harmonic Imaging: Dabei
stimmt die Größe des Bilds. Dabei sollte erhalten (I Abb. 6). werden nur die doppelten Frequenzen
der Bildausschnitt möglichst klein Mit den folgenden drei Verfahren der des Grundsignals ausgewertet. Gerade
gewählt werden, da sich hierdurch die Artefaktunterdrückung werden auf bei adipösen Patienten vermindert man
Bildqualität erhöht (höhere Impuls- unterschiedliche Weise die störanfälli- dadurch Störechos im Nahbereich und
frequenz). gen Grundsignale vermindert, und die erreicht eine artefaktfreiere Darstellung
..,. Fokusregler (G): definiert die Tiefe weniger störanfälligen harmonischen der Organe. Da ein schmalbandiges
der stärksten lateralen Auflösung. Es ist Oberschwingungen zur Bildentstehung Signal verwendet werden muss, um
möglich, mehrere Fokuszonen gleich- genutzt. Dabei müssen gewisse Nach- Signalüberlappungen zu vermeiden,
zeitig auszuwählen. Dadurch verlang- teile in Kauf genommen werden, z. B. sind Kontrast und räumliche Auflösung
samt sich jedoch der Bildaufbau, was eine verringerte Eindringtiefe oder Kon- etwas vermindert
bei der Beurteilung von bewegten Be- trastauflösung. ..,. Phaseninversionstechnik: Als
funden hinderlich sein kann. Sendesignal werden zwei phasen-
..,. Tissue harmonic Imaging (THI): invertierte Signale benutzt Die Addition
Weitere Einstellungen Es dient der Verringerung der Bildarte- der Signale ergibt die Summe Null,
fakte. Zur Bildentstehung werden nur d. h. die (häufig gestörten) Grundechos
Manche Geräte besitzen die Möglich- ganzzahlige Vielfache der ursprünglich werden unterdrückt. Die zweiten
keit zur Panoramadarstellung. Dabei gesendeten Grundfrequenz der harmonischen Schwingungen werden
wird der Schallkopf kontinuierlich lang- reflektierten Wellen verwendet. Es han- dagegen verstärkt. Dadurch gewinnt
sam über den untersuchten Bereich delt sich dabei um die Obertöne oder man ein kontrastreicheres und rausch-
verschoben. Der Prozessor rechnet die harmonischen Schwingungen, die sich ärmeres Bild mit guter Auflösung,
verschiedenen Schallkopfpositionen in erst in der Tiefe aufbauen und deshalb jedoch halbierter Bildrate.
ein zusammenhängendes Bild um.
Die 3-D-Darstellung spielt v. a. in der
pränatalen Diagnostik eine Rolle. Spe-
zielle Hochleistungsgeräte stellen 3-D- Zusammenfassung
Bilder inzwischen in Echtzeit (4D) dar • Je nach Anwendungsbereich stehen unterschiedlich geformte Schallköpfe
(I Abb. 5). zur Verfügung. Für die Abdomensonographie werden v. a. Konvexschall-
Das Photoptic®Imaging rechnet die
köpfe mit einer Frequenz um 3,5 MHz eingesetzt.
Grauwerte in Farben um. Anstau des
relativ unempfindlichen skatepischen • Höherfrequente Schallköpfe (5 - 13 MHz) lösen höher auf und dringen
Sehens mithilfe der retinalen Stäbchen weniger tief ein. Sie eignen sich v. a. für Weichteiluntersuchungen (z. B.
wird durch das photoptische Sehen über Schilddrüse, Lymphknoten, Gelenke).
die Zäpfchen eine höhere Detailgenauig-
keit erreicht. Darüber hinaus ist eine *C Zur Optimierung der Bildqualität gibt es mehrere Verfahren der Artefakt-
AbctunkeJung des Untersuchungsraums unterdrückung, die jedoch auf Kosten der Eindringtiefe gehen.
nicht mehr notwendig.
6
Farli>modus und Kontrastmittelsonographie
Farbmodus I Abb. 1: Der gleichmäßig durchströmte
Truncus coeliacus wird wegen seines
gewundenen Verlaufs unterschiedlich
Farbkodierte Duplexsono- farbig kodiert (Rot = zum Schallkopf,
graphie (FKDS), Color Flow blau = vom Schallkopf weg) . [4]
danebengelegt werden.
Schallkopfnahes Rauschen
Streulinsenartefakt
In liquiden echofreien Strukturen beob·
achtet man oft gerätebedingt schallkopf· Die Oberfläche eines Organs wird in IAbb. 6: Echoreiches Hämangiom in der Leber
mit Spiegelung in den Thoraxraum, wo ein Lungen-
nah einen echogenen Grauschleier Abhängigkeit von der Schallleitungs- tumor vorgetäuscht wird (Pfeile). [4]
(I Abb. 3). Dies kann z. B. bei kleineren geschwindigkeit näher oder entfernter
oberflächennahen Zysten zu Verwechs· vom Schallkopf abgebildet. Dadurch
Iungen mit soliden Raumforderungen kommt es zu geometrischen Verzerrun-
führen. Abhilfe schafft eine Änderung gen. Liegt ein Teil des Organs hinter
der Schallkopflage, um die Zyste aus der einer schnellleitenden Struktur (z. B.
Nahzone zu bringen, oder eine Redukti· Rippenknorpel), so wird dieser Teil als
on der Gesamtverstärkung (Gain). Vorwölbung dargestellt (I Abb. 9).
Schichtdickenartefakt Resonanzartefakte
I Abb. 7: Spiegelartefakt mit vorgetäuschter
(Twi nkl i ng-Artefa kte) doppelter Aorta (Pfeile) und doppeltem Truncus
Die Schallkeule einer Schnittebene
coeliacus. [4]
besitzt eine gewisse Breite, innerhalb Ähnlich wie Kometenschweifartefakte
derer die Elektronik nicht zwischen im B-Bild, entstehen in der Farbduplex-
zwei unterschiedlich hellen Punkten darstellung an stark reflektierenden
unterscheiden kann. Sie bildet einen Strukturen, z. B. Nierensteinen, soge-
Mittelwert. Dies führt zu einer relativ nannte Twinkling-Artefakte. Diese sind
schlechten Auflösung (laterale Auf- hilfreich beim Auffinden von kleinen
lösung), wenn feine Strukturen im Konkrementen (Abb. 6, S. 60/ 61) .
Lateralbereich dargestellt werden.
Besonders störend wirkt das Schicht- Aliasing
dickenartefakt, wenn ein Schallstrahl in I Abb. 8: Schichtdickenartefakt Helle Darmluft-
einer Flüssigkeit schräg auf eine helle Eine pathologische turbulente Strö- echos werden in das Gallenblasenlumen refl ektiert
(Pfeil) . [4]
Wand trifft. In den wandnahen Berei- mung, z. B. hinter einer arteriellen Ste-
chen der Flüssigkeit entstehen dann nose, erkennt man in der Farbduplex-
echogene Begleitstreifen, die solides darstellung an gleichzeitig vorhandenen
Material, Thromben oder dergleichen roten und blauen Farbsignalen. Eine
vortäuschen können (I Abb. 8). Abhilfe turbulente Strömung kann aber durch
bringt eine Änderung der Schallkopf- das Aliasing-Artefakt vorgetäuscht wer-
lage. den. Es entsteht, wenn die Geräteein-
stellung für die messbare Fließgeschwin-
digkeit zu niedrig eingestellt ist.
I Abb. 9: Streulinsenartefakt Scheinbare Vor-
wölbung der Leberoberfläche (Pfeile) im Rippen-
schatten (R). [4]
Zusammenfassung
X Artefakte sind Echos, die keinen anatomischen Strukturen entsprechen.
Sie können beim Auffinden von Strukturen hilfreich sein aber auch die
Untersuchung behindern.
X Es ist notwendig, sich mit dem Entstehungsmechanismus von Artefakten
auseinanderzusetzen, um Verwechslungen zu vermeiden . So können sie
gegebenenfalls durch eine veränderte Geräteinstellung oder eine andere
Schallkopfhaltung beseitigt werden.
10
Untersuchungstechnik
Untersuchungsablauf durch Verschieben bzw. Kippen Scheibe
für Scheibe vollständig "durchgemus-
Die Untersuchung erfolgt am besten am tert".
nüchternen Patienten. Notfälle werden Pathologische Befunde werden zuletzt
jederzeit untersucht. Der Patient befin· befundadaptiert durch Kippen und Dre-
det sich in Rückenlage. Grundsätzlich hen so eingestellt, dass ein möglichst
können mit dem Schallkopf unendlich übersichtliches artefaktfreies Bild ent-
viele Schnittebenen eingestellt werden. steht.
Für die Orientierung ist es jedoch sinn·
voll, die Untersuchung in bestimmten Längsschnitte Als Orientierungshilfe kann man sich
Standardschnittebenen zu beginnen vorstellen, dass der Schallkopf im Längs-
(s. S. 12/13) und sich für den Untersu- Sie werden stets so eingestellt, dass auf schnitt auf 12 Uhr gerichtet ist und für
chungsgang eine feste Reihenfolge an- dem Monitor links die kraniale und den Querschnitt nach 9 Uhr gedreht
zugewöhnen, um nichts zu vergessen. rechts die kaudale Seite des Patienten werden muss. Längs- und Querschnitte
In diesen Standardschnittebenen prägt gelegen ist. Oben befindet sich der werden also im Bereich zwischen 9
man sich die Lage der verschiedenen schallkopfnahe, unten der schallkopf· und 12 Uhr untersucht (I Abb. 3).
Organe zueinander und den Verlauf von ferne Abbildungsbereich (I Abb. 1). Schallhindernisse, wie Luft oder Kno-
bestimmten LeUstrukturen als "Land- Schallköpfe besitzen eine Markierung, chen, werden durch Atemmanöver,
marken" ein, um sie später auch unter die "oben" anzeigt. Sie kann allerdings unterschiedlichen Schallkopfdruck oder
schwierigen Sichtbedingungen wieder am Gerät variabel eingestellt werden. Umlagerung des Patienten umgangen
auffinden zu können. Hat man sich (I Abb. 4).
dabei mit dem Schallkopf "verirrt", so Querschnitte Große homogene Organe und Flüssig-
zieht man sich am besten wieder auf keiten, z. B. in der Harnblase und im Ma-
eine bekannte Schnittebene zurück und Der Schallkopf wird so positioniert, dass gen, dienen als "Schallfenster", hinter
verfolgt die gesuchte Struktur erneut. man von unten auf die Schnittfläche des denen Strukturen oft besser abgebildet
Jedes Organ wird in Längs- und Quer- Patienten sieht (I Abb. 2). werden. Dazu kann man den Patienten
schnitten eingestellt und anschließend auffordern, ein Glas Wasser zu trinken.
<:=kranial kaudal =
I Abb. 1: Oberbauchlängsschnitt Entstehung der Schnittbilder: B-Bild (a) und Grafikschnitt (b).
[a: 4, b: 3/41
I Abb. 1: Oberbauch-
längsschnitt: Aorta (Ao),
Leber (L) und Pankreas
(P). [4, 5]
I Abb. 2: Oberbauchquer-
schnitt Aorta (Ao), V. cava
(Vc), V. lienalis (VI), Leber
(L) und Pan kreas (P). [4, 5]
I Abb. 3: Subkostaler
Schrägschnitt Leber-
venenstern (LV). [4, 5)
I Abb. 4: Paramedianer
Längsschnitt: Leber (L)
und Gallenblase (GB).
[4, 5]
I Abb. 6: Flankenschnitt
links: Milz (M) und Niere
längs (N). [4, 5]
I Abb. 7: Mittelbauch-
querschnitt links: Niere
quer (N) und Milz (M) .
[4, 5]
I Abb. 8: Interkostal-
schnitt links: Milz längs
(M) und Niere (N). [4, 5]
I Abb. 9: Unterbauch-
längsschnitt: Uterus (U)
und Harnblase (H). [4, 5]
Gallenblase
Magen-Darm-Trakt
36 Gallenblase: Anatomie und Unter-
suchungstechnik 74 Magen-Darm: Anatomie und
38 Veränderungen der Gallenblase I Untersuchungstechnik I
40 Veränderungen der Gallenblase II 76 Magen-Darm: Anatomie und
42 Veränderungen der Gallenblase 111 Untersuchungstechnik II
78 Veränderungen des Magen-Darm-
Trakts I
Gallenwege 80 Veränderungen des Magen-Darm-
Trakts II
44 Gallenwege: Anatomie und Unter-
82 Veränderungen des Magen-Darm-
suchungstechnik
Trakts 111
46 Veränderungen der Gallenwege
Unterbauch
Pankreas
84 Unterbauch: Anatomie und Unter-
48 Pankreas: Anatomie und Unter- suchungstechnik
suchungtechnik I 86 Veränderungen des Unterbauchs I
50 Pankreas: Anatomie und Unter- 88 Veränderungen des Unterbauchs II
suchungstechnik II
52 Pankreatitis
Lymphknoten
54 Fokale Veränderungen des
Pankreas 90 Lymphknoten: Anatom ie, Unter-
suchungstechnik und Pathologie
92 Lymphknoten: Pathologische
Veränderungen
FAST
94 FAST I
96 FAST II
~:s·:ä ße: Anatomie und Untersuchungstechnik I
V. portae A. hepatica A. lienalis V. lienalis I Abb . 1: Anatomie der
abdominellen Gefäße. (5]
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
/-'
V. renalis
------ - sinistra
A. renalis
--- - sinistra
superior
V. renalis A. mesenterica
dextra -- - superior
A. renalis ___ _
dextra
V. cava ·-----
Aa . iliacae
Schon im B-Bildmodus lassen sich zahlreiche pathologische und nimmt von lateral die beiden Nierenvenen und kranial
Veränderungen an den Gefäßen erkennen und beurteilen. Im unmittelbar vor ihrem Durchtritt durch das Zwerchfell von
Farbmodus wird ferner das durchströmte Gefäßlumen farbig ventral die Lebervenen auf. Venöses mit Nahrungsbestand-
sichtbar gemacht. Für eine genauere quantitative Beurteilung teilen angereichertes Blut aus dem Darm sammelt sich in der
der Strömungsverhältnisse in Gefäßen, z. B. in arteriellen V. mesenterica superior, die zwischen V. cavaund Aorta
Stenosen, sind zusätzlich dopplersonographische Messungen etwas ventral der beiden großen Gefäße nach kranial verläuft.
notwendig. Darüber hinaus bildet die Aorta mit ihren Ästen Die V. mesenterica superior vereinigt sich im Konfluens mit
zusammen mit benachbarten Venen und Portalgefeißen cha- der V. lienalis und verläuft ab hier als V. portae schräg in
rakteristische Schnittbilder, die als Leitstrukturen zur Orien- Richtung Leberhilus.
tierung im Abdomen dienen. Es ist daher unumgänglich, sich
den genauen Verlauf der Gefäße zu vergegenwärtigen und die Untersuchungstechnik
verschiedenen Schnittbilder genau einzuprägen.
Zur Längsschnittuntersuchung der Aorta wird der Schall-
Anatomie kopf in Höhe des Xyphoids links paramedian aufgesetzt
(Schnittebene 1, I Abb. 3) und anschließend nach kaudal
Die Aorta lässt sich in ihrem abdominellen Verlauf im Ultra- verschoben {I Abb. 2). Nacheinander werden Truncus coeli~
schall ab ihrem Durchtritt durch das Zwerchfell am Hiatus
aorticus verfolgen (I Abb. 1). Unmittelbar danach entspringt
nach ventral der Truncus coeliacus, der sich in die A. hepatica
und die A. lienalis teilt. Die ebenfalls hier entspringende
A. gastrica sinistra ist nicht regelmäßig sichtbar. Dicht unter
dem Truncus coeliacus verläuft in einem spitzen Winkel nach
ventral kaudal die A. mesenterica superior. Etwas kaudal von
ihrem Ursprung gehen die beiden Nierenarterien nach lateral I Abb. 2: Schallkopf-
ab. Die weiter distal nach ventral entspringende A. mesen- lagen zur Untersuchung
terica inferior wird nicht regelmäßig dargestellt. Die Aorta der großen Gefäße:
Längsschnitte . Aorta ( 1),
teilt sich an der Bifurkation in die beiden Aa. iliacae.
V. cava (2), A. und
Die V. cava inferior entsteht durch den Zusammenfluss der V. iliaca (3) , V. mesen-
beiden Vv. iliacae communes. Sie verläuft rechts der Aorta terica superior (4). [5]
17 Gefäße
I Abb. 3: Schnittebene 1: links paramedianer Längsschnitt durch Leber (L), I Abb. 4: Schnittebene 3: Unterbauchschrägschnitt links. A. (Ai) und V. iliaca
Aorta (A), Truncus coeliacus (Tc) und A. mesenterica superior (Ams) . [5 / 4] (Vi) werden vom Iufthaitigen Colon sigmoideum (S) überkreuzt [5 / 41
acus, A. rnesenterica superior, die Bifurkation und Im Längsschnitt lässt sich ventral von Aorta und V. cava die
schließlich nach einer leichten Drehung des Schallkopfs die V. mesentererica superior (I Abb. 6) darstellen. Nach ihrer
Aa. iliacae aufgesucht (Schnittebene 3, I Abb. 4). Störende Vereinigung mit der V. lienalis im Konfluens zieht sie als
Darmluft wird durch ausreichenden Schallkopfdruck beiseite V. portae schräg zum Leberhilus.
gedrückt.
In gleicher Weise wird anschließend die V. cavarechts para- Normalwerte
median (Schnittebene 2) von kranial nach kaudal aufge-
sucht. Die normale V cava ist unregelmäßig begrenzt und liJo- Aorta abdorninalis: Lumenweite suprarenal < 25 mm,
komprimierbar. Sie wird von der rechten A. renalis unter- Lumenweite infrarenal < 2 cm. Ektasie 2,5-3 cm.
kreuzt und dient hier als Schallfenster zum Auffinden des Aneurysma > 3 cm.
Gefäßes (I Abb. 5) . liJo- V. cava inferior: Lumenweite < 2 cm (bis 2,5 cm bei
jungen sportlichen Menschen). Durchmesserreduktion
> 2/3 in tiefer Inspiration.
liJo- V. portae: Lumenweite < 1,3 cm (Graubereich
1,3-1,5 cm). Verdacht auf portale Hypertension
> 1,5 cm.
Zur vollständigen Untersuchung der V. cava gehört die Über-
prüfung der respiratorischen Lumenschwankung. Die V. cava
kollabiert in tiefer Inspiration, wenn keine Druckerhöhung im
venösen Kreislauf vorliegt.
I Abb . 5: Schnittebene 2: rechts paramedianer Längsschnitt durch Leber (L) I Abb. 6: Schnittebene 4: Längsschnitt durch die V. mesenterica superior
und V. cava (Vc). Die re chte Nierenarterie (NA) unterkreuzt die V. cava . [5 / 4] (Vms) . Sie endet krania l im Konflu ens, da die V. portae sch räg zum Leberhilus
verläuft und damit aus der Schnittebene vers chwindet. Die V. mesenterica
dient als Leitstruktur fü r das Pankreas (P). [5 / 41
Gefäße: Anatomie und Untersuchungstechnik II 18
Untersuchungstechnik (Fortsetzung) enterialen Winkel. Sie wird hier häufig komprimiert und ist
I Abb. 1: Schall kopf-
dann links der Aorta weit gestellt, was zu Verwechslungen
lagen zur Untersuchung mit einem Aneurysma oder einer Raumforderung führen
der abdominellen kann. Sie mündet nach der Engstelle als schmales Gefäß in
Gefäße: Querschnitte. die V cava (I Abb. 4).
[5]
Die Querschnittuntersuchung beginnt in Höhe des Xypho- I Abb. 4: Schnittebene 3: Die linke Nierenvene (LNV) überquert die Aorta (A)
im aortomesenterialen Winkel und mündet in der V. cava (Vc); Wirbelsäule
ids. In tiefer Inspiration wird die Aorta mit dem Abgang des (WS). [5/4]
Truncus coeliacus eingestellt (Schnittebene 1, I Abb. 1),
der sich T-förmig in A. hepatica communis und A. lienalis
aufzweigt (I Abb. 2). Rechts neben der Aorta liegt die V cava.
I Abb. 6: Gleichzeitige Darstellung von V. lienalis (VI), Konfluens (K), V. por- I Abb . 7: Schnittebene 5: Querschnitt durch V. cava (Vc) und die Aa. ili acae
tae (Vp). Darunter linke Nierenvene (LNV), V. cava (Vc) . Darunter Aorta (A) mit (Ai) auf Höhe der Aortenbifurkation. Wirbelsäule (WS) . [5/ 4]
link er Nierenarterie (LNA) und Abgang der rechten Nierenarterie (RNA). [4]
I Abb. 8: Die V. cavawird von einer dreifach angelegten lin ken Nierenarterie I Abb . 9: Kinking der Aorta bei Patienten mit ausgeprägter Skoliose. Bei
unte rkreu zt (Pfeile). [4] schrägem Anschnitt kann durch Fehlmessungen ein Aneurysma vorgetäusc ht
we rd en. [4]
Zusammenfassung
te Viele Gefäßerkrankungen sind bereits im B-Bild
erkennbar. Der Farbmodus ermöglicht zusätzlich die
Darstellung des Blutflusses. Für eine genauere
Quantifizierung der Durchblutung sind dopplersono-
graphische Messungen notwendig.
te ln Standardschnittebenen lassen sich die Gefäße
anhand ihres charakteristischen Verlaufs auffinden
und identifizieren.
ac Darüber hinaus dienen die Bauchgefäße als Leitstruk-
turen, um benachbarte Organe oder pathologische
Lymphknoten gezielt aufzufinden und abzugrenzen.
ac Die Kenntnis der Anatomie der abdominellen Gefäße
ist deshalb eine wichtige Grundlage zur Orientierung
bei der Ultraschalluntersuchung.
20
Veränderungen der Arterien
Pathologische Veränderungen Kleinere asymptomatische Aortenaneu-
an der Aorta rysmen müssen vierteljährlich ausge-
messen und dokumentiert werden, ggf.
Arteriosklerotische Veränderungen in Absprache mit einem Gefäßchirur-
der Aorta sind als mäßig echogene gen. Bei Auftreten von Beschwerden
fibröse Plaques oder als echoreiche Ver- (z.B. ziehende Rückenschmerzen) ist
kalkungen mit distalem Schallschatten eine absolute Operationsindikation ge-
oder distalen Wiederholungsechos geben. Wegen der wesentlich besseren
(Reverberationen, Kometenschweif· Prognose sollte eine Elektivoperation I Abb. 1: Arteriosklerose der Aorta mit zahlrei-
chen echoreichen Kalkplaques, z. T. mit Schall-
echos) zu erkennen (I Abb. 1). In der bei erhöhtem Rupturrisiko (s. Kasten) schatten oder dorsalen Wiederholungsechos. [4]
Farbdarstellung zeigen sich Plaques als angestrebt werden.
fokale Aussparungen (I Abb. 2).
Mit zunehmender Wandverdickung Gereißprothesen werden an ihrer
kommt es zur Stenosierungen, die echoreichen Wandbegrenzung erkannt.
sich am besten duplex- und farbdoppler- Sie sind meist umgeben von einem
sonographisch beurteilen lassen. Der echoarmen thrombosierten Aneurysma-
thrombotische Verschluss der Aorta sack (I Abb. 11 ). Durch Farbdoppler-
entsteht fast immer langsam auf dem sonographie kann man die Durchgängig-
Boden einer Arteriosklerose und ist des- keit der Prothese und ein eventuelles
halb gut kompensiert (I Abb. 3). Er wird Auftreten von Leckagen erkennen.
gewöhnlich im Rahmen der Abklärung Infektiöse, mykotische oder inflamma-
einer Claudicatio intermittens oder torische Aortenaneurysmen sind selten Verwechslungsmöglichkeiten
einer Impotenz diagnostiziert. und müssen bei entsprechender klini-
Die dilatierende Form der Arterio- scher Konstellation (z. B. Sepsis, bakte- Aortenaneurysmen können gewöhnlich
sklerose führt zu Kaliberschwankun- rielle Endokarditis) in Betracht gezogen eindeutig dargestellt werden. Unter
gen und Lumenerweiterung. Die nor- werden, da sie andere therapeutische schlechten Sichtbedingungen besteht
male Weite der Aorta beträgt suprarenal Konsequenzen erfordern. eine gewisse Verwechslungsmöglichkeit
bis 25 mm, infrarenal bis 20 mm. Bis zu Falsche Aneurysmen (Pseudoaneurys- mit paravasalen Lymphomen oder einer
einer Weite von 30 mm spricht man men, Aneurysma spurium) sind Hufeisenniere. Eine seltene Differenzial-
von einer Aortenektasie. Wegen der eigentlich perfundierte Extravasate und diagnose ist die retroperitoneale Fibrose.
günstigeren Prognose sollte sie nicht mit kommen nach Traumata (z. B. Gefäß- Eine geschlängelte Aorta (Kinking der
einem Aneurysma verwechselt werden punktionen) vor. Im B·Bild handelt es Aorta) kann bei falscher Messtechnik
(I Abb. 4). Meistens geht die Ektasie sich um echofreie pulsierende Raum- (schräger Anschnitt) ein Aneurysma vor-
mit einer Schlängelung der Aorta (Kin- forderungen. Im Farbmodus lassen sich täuschen (I Abb. 9, S. 18/ 19).
king) einher (I Abb. 5). der jetförmige systolische Einstrom und
Ein Aortenaneurysma ist durch eine die kreisende Strömung darstellen Pathologische Veränderung
umschriebene Lumenerweiterung auf (I Abb. 9). an den Aortenästen
mehr als das 1,5- bis 2-fache der nor- Bei der Aortendissektion liegt ein
malen Weite in der jeweiligen Höhe Einriss der Intima mit Separierung der Arteriosklerose und Stenosen der
definiert. Ursache ist fast immer eine Wandschichten vor, der meist im Be- Aortenäste kommen bei einer arteriel-
Arteriosklerose. Pathologisch anato- reich der Aorta thoracica beginnt und len Verschlusskrankheit vor. Sie spielen
misch handelt es sich meist um ein An- sich nach kaudal ausdehnt. Eine Dissek- im Rahmen der Oberbauchsonographie
eurysma verum mit einer Aussackung tion kann im weiteren Verlauf thrombo- v. a. eine Rolle bei mesenterialen Ver--
aller drei Wandschichten. Die meisten sieren oder rupturieren. Sonographisch schlüssen, wo Veränderungen an den
Aneurysmen sind fusiform oder sackför- sieht man die flottierende Intima im Gefäßen und am Darm dargestellt wer-
mig und liegen infrarenal (I Abb. 6). Gefäßlumen der Aorta abdominalis als den können.
Je nach Ausprägung erkennt man eine echoreiches Band (I Abb. 10). Um z. B. die Ursache einer Hypertonie
echoarme thrombotische Wandverdi- Der Durchmesser der Aorta kann dabei zu klären, untersucht man auf Nieren-
ckung oft mit zwiebelschalenartiger normal weit sein. Farbdopplersono- arterienstenosen. Der Stenosegrad
Schichtung und Verkalkungen (IAbb. 7) . graphisch lässt sich das durchströmte wird dann dopplersonographisch quan-
Selten lassen sich chronisch rupturieren- falsche Lumen darstellen. Wegen der titativ bestimmt. Indirekte Hinweise auf
de Aortenaneurysmen mit zwiebelscha- schlechten Prognose ist umgehend eine relevante Nierenarterienstenose
lenförmig thrombosierten Wänden mit weitere Diagnostik (KM-CT, transöso- sind eine einseitige Verkleinerung der
liquiden Defekten und lokalen exzentri- phageale Echokardiographie) erforder- Niere und eine Verschmälerung des Par-
schen Hämatomen darstellen (I Abb. 8). lich. enchyms.
21 Gefäße
I Abb. 2: Fibröse Plaques, im Farbmodus als Aus- I Abb. 3: Vollständ iger thrombotischer Verschluss I Abb. 4 : Aortenektasie bei dilatierender Arterio-
spa rungen des Gefäßlumens. [4] der Aorta . Kein Fluss im Farbmodus. [4] sklerose. [4]
I Abb. 5: Dilatierende Angiopathie mit thromboti- I Abb. 6: Spindeiförmige aneurysmatische Auftrei- I Abb . 7: Partiell thrombosiertes Aortenaneurys-
schen Wandanteilen, SchlängeJung (Kinking) der bung der Aorta kaudal der A. mesenterica superior ma mit zwiebelschalenartiger Wandschichtung.
Aorta . [4] etwa in Höhe der Abgänge der Nie renarterien. Links ist das durchströmte Lumen farbig darge-
Einzelne arteriosk lerotische Plaques in der Aorten- stellt. [4]
wand (Pfeile). [4]
I Abb. 8: Partiell thrombosiertes Aortenaneurys- I Abb . 9: Aneurysma spurium nach Punktion der I Abb. 10: Aortendissektion . Im B-Bild abgelöste
ma. Im Qu erschnitt wird ventral ein kleine s Wand- Femoralarterie. Nur im Farbmodus erkennt man Intima als echorei ches Band im Aortenlumen. Im
hämat om sic htbar (Pfeil) . [4] den systolischen Einstrom und die kreisende Farbmodu s sind echtes und f alsches Lumen unter-
Strömung. [4] schiedlich farbig kodiert. [4]
~~~~~~~~~- --- --
22
Veränderungen der Venen
Pathologische Veränderungen
der V. cava
I Abb. 3: Die V. cava wird von dorsal von zwei I Abb . 4: Große Melanommetastase, welche die I Abb. 5: Erweiterte V. iliaca (VI) mit inhomogenen
Lymphknotenmetastasen (L) eines Nierenkarzi- V. iliaca vollständig infiltiert und verschlossen hat. Binnenechos. Nur in der Farbdarstellung werden
noms imprim iert. [4] [4] die schmalen reperfund ierten Lumenanteile sicht-
bar. Daneben die durchströmte A. il iaca (Ai). [4]
I Abb. 8: Kava-Schirm als Embolieprophylaxe I Abb. 9: Vollständiger Verschluss der V. cava (Vc): I Abb. 10: Querschnitt durch die Niere mit nur
(Pfeile). [4] Erweitertes Lumen ohne FarbsignaL Die Aorta ist teilweise angeschnittener Nierenvene. Sie ist
farbig kodiert. [4] erweitert und geschlängelt und enthält wie die
V. cava polypös geformtes echogenes Material,
das Tumorzapfen und/oder thrombotischem
Material (Pfeile) entspricht. [4]
Zusammenfassung
• Eine Erweiterung der V. cava mit fehlender oder verminderter inspirato-
rischer Lumenverminderung spricht für eine Druckerhöhung im venösen
Kreislauf.
• Venöse Thrombosen sind an einer Erweiterung des Gefäßlumens erkenn-
bar, das echogenes thrombotisches Material enthält, sowie an einer
fehlenden Komprimierbarkeit des Gefäßes.
• Eine sichere Beurteilung des thrombotischen Materials und des durch-
strömten Lumens sowie gegebenenfalls die Darstellung von Kollateral-
gefäßen gelingen oft erst im Farbmodus.
• Wird eine Kava-Thrombose gefunden, muss gezielt nach ursächlich zu-
grunde liegenden Bein-, Beckenvenenthrombosen, Tumor- und Lymphom-
erkrankungen gesucht werden.
24
Ver··nderungen des Portalsystems
Portale Hypertension entzündlicher oder tumoröser Prozess hende Kollateralen, die zur kavernö-
in der Umgebung oder eine Gerinnungs- sen Transformation bzw. zum Pfort-
Ursache einer portalen Hypertension ist störung. aderkavernom führen. Sonegraphisch
eine Behinderung des Blutflusses durch Tritt die Portalvenenthrombose als Folge sieht man im B-Bild anstatt der Pfort-
die Leber. Grundsätzlich sind alle einer entzündlichen Erkrankung (z. B. ader ein auffälliges polyzystisch wir-
Ursachen und Folgen eines Pfortader- akute Pankreatitis) auf, so sind oft auch kendes Gebilde, das im Farbdoppler por-
hochdrucks sonegraphisch erfassbar die V. lienalis und die V. mesenterica talvenöse Farbsignale zeigt (I Abb. 5).
(s. S. 30/31 ). Eine Erweiterung des nor- superior betroffen. Bei Mesenterial- Weitere geschlängelte varikös erwei-
malen Durchmessers ist ein diagnostisch venenthrombose (I Abb. 4) muss terte Gefäße entsprechen ektopen
unzuverlässiger Parameter. Etwas aus- nach einer symptomarmen Phase mit Varizen um Gallenblase und Duodenum
sagekräftiger ist die fehlende respiratori- der Entwicklung eines akuten Abdo- (s. S. 40/41), den Vv. coronariae
sche Kaliberschwankung in V. lienalis mens gerechnet werden und gezielt ventriculi oder Vv. gastricae breves im
und V. mesenterica superior bei portaler nach ödematös geschwollenen Darm- Bereich des Leberhilus und des Magens
Hypertension. Umgekehrt schließt eine wänden gesucht werden (s. S. 80/81 ). (I Abb. 6). Nach kaudal verlaufen
inspiratorische Lumenerweiterung um Ein chronischer Verschluss der Pfortader mesenteriale splenorenale und
>50% eine portale Hypertension aus. führt zur Ausbildung von Kollateral- splenolumbale Varizen (I Abb. 7 und
Mithilfe der Farbduplexsonographie gefäßen unterschiedlicher Ausprägung. I Abb. 8).
können eine Abnahme des zentripetalen
Pfortaderflus~es, ein Pendelfluss, eine Portale Kollateralen Budd-Chiari-Syndrom
Stromumkehr und die Ausbildung von
Kollateralen gut dargestellt werden. Eine Rekanalisierung der V. umbili- Eine seltene posthepatische Ursache der
Insbesondere der Nachweis von porto- calis kann man von ihrem intrahepati- portalen Hypertension ist das Budd-
kavalen Anastomosen ist ein wichtiges schen Ursprung aus dem linken Haupt- Chiari-Syndrom. Es handelt sich dabei
Nachweiskriterium für eine portale stamm der Portalvene, im Verlauf des um einen teilweisen oder vollständigen
Hypertension. Lig. teres bis zur Bauchwand und kor- Verschluss der großen Lebervenen, z. B.
kenzieherartig gewunden innerhalb der als Folge von Gerinnungsstörungen oder
Portalvenenthrombose Bauchwand bis zum Nabel verfolgen Tumoren (s. S. 30/ 31 ).
(Cruveilhier-von-Baumgarten-Syn-
Komplette oder irrkomplette Portal- drom), wo sie das Caput medusae Gas im Portalsystem
venenthrombosen stellen sich nur unter internabildet (s. S. 30/31 ).
guten Sichtbedingungen im B-Bild als Portokavale Anastomosen am Leber- Gasblasen in den Portalvenen kommen
echogene intraluminale Strukturen im hilus verlaufen zur linken Magenkur- bei nekrotisierenden Entzündungen,
erweiterten Gefäß dar (I Abb. 1). Dage- vatur, die V. coronaria zum Ösophagus, Dünndarmischämie, Ulkus- und
gen sind in der Farbdarstellung durch- wo sie Ösophagusvarizen ausbilden Schleimhautperforation, Trauma oder
strömtes Lumen und thrombotische kann. gastrointestinaler Infektion mit gas-
Anteile sehr gut zu beurteilen (I Abb. 2 Im Lig. hepatoduodenale liegen vom bildenden Keimen vor (s. S. 32/33).
und I Abb. 3). Ursache ist meist ein Pankreaskopf und Duodenum ausge-
25 Gefäße
I Abb. 1: Echogene Struktur im Lumen der I Abb. 2: Akute komplette Thrombosierung der I Abb. 3: Gleicher Patient wie Abbildung 2, drei
erweiterten Pfortader. Im Farbmodus grenzt sich V. lienalis. Sie ist vollständig mit echogenem Tage später. Nur im Farbmodus sind die Zeichen
das farbig durchströmte Lumen deutlicher vom Material ausgefüllt. Im Farbmodus kein Flusssignal einer beginnenden Rekanalisation erkennbar. [4]
umspülten Thrombus ab. [4] (I Abb. 3) . [4]
I Abb . 4: Stark erweiterte V. mesenterica (V. MES I Abb. 5: Im B-Bild scheinbar polyzystisches Ge- I Abb. 6: Geschlängelte portokavale Varizen am
SUP). Der thrombosierte Gefäßanteil ist im Farb- bilde am Leberhilus: keine Pfortader, aber typische Leberhilus dorsal des Magens. [4]
modus besser abgrenzbar. [4] kavernöse Transformation. Im Farbmodus zeigt
sich ein portalvenöser Fluss. [4]
Zusammenfassung
ac Veränderungen der Portalgefäße betreffen v. a. die portale Hypertension
und Thrombosen im portalen System.
ac Indirekte Zeichen der portalen Hypertension sind der Aszites und die
Splenomegalie.
ac Portale Kollateralen müssen gezielt gesucht werden, oder die oft auf-
fälligen Gefäßkonvolute werden als Zufallsbefund aufgefunden.
ac Viele Veränderungen des Portalsystems können mit der Farbdoppler-
sonographie besser erkannt werden.
26
Leber: Anatomie und Untersuchungstechnik
Anatomie 5 4
Die Echostruktur der Leber ist gleichmäßig harmonisch. Die Die Portalgefäße verzweigen sich hirschgeweihartig und
Echodichte von Leber und Nieren ist nahezu identisch weisen eine echoreiche Begrenzung auf (Uferbefestigung].
(I Abb. 7) . Die Kontur der Ventralfläche ist leicht konvex, Der rechte Hauptast der V. portae bildet den Querbalken des
die der Kaudalfläche leicht konkav. Der Leberrandwinkel Lebel'-H. Der Durchmesser der V. portae am Leberhilus
ist spitzwinklig und beträgt rechts< 45°, links< 30°. Die beträgt ca. 13 mm.
Lebergröße beträgt im Mittel < 13 cm in der Medioklavi- Die intrahepatischen Gallenwege verlaufen entlang der
kularlinie. Im Flankenschnitt soll nicht mehr als zwei Drittel Portalgefäße und sind nur sichtbar, wenn sie erweitert sind
der Niere von der Leber überragt werden. (Doppelflintenzeichen], ebenso wie die intrahepatischen
Die Konsistenz (Härte] der Leber kann im bewegten Bild Arterien, die z. B. bei Leberzirrhose und portaler Hypertonie
beurteilt werden. Die normale Leber ist weich, verformt sich, verbreitert sind (Pseudodoppelflintenzeichen, s. S. 44/ 45).
und schmiegt sich bei Atembewegungen den angrenzenden
Organen an. Eine pathologisch derbe Leber verformt sich Untersuchungstechnik
nicht und schiebt angrenzende Strukturen weg.
Die Lebervenen konfluieren radspeichenartig in die V. cava Die Leber wird in Rückenlage oder in Linksseitenlage in tiefer
(Lebervenenstem). Die maximale Weite an der Einmün· Inspiration durchgemustert
dung in die V. cava beträgt 1 cm. Sie hat keine echoreiche In Längsschnitten werden Struktur, Kontur und Größe be-
Begrenzung, außer dort, wo der Schallstrahl senkrecht auf die urteilt. Die I Abbildungen 3-7 zeigen vier charakteristische
Gefäßwand trifft und ein Eintritts- und Austrittsecho entsteht Längschnitte.
(IAbb. 9).
Rechter Leberlappen Linker Leberlappen
V. ~rtae
I _. Lig. teres }
I
I ~" mediales
~" Lobus Segment
I
V. cava Lig.
I Abb. 3: Schall-
venosum kopflagen zur
Unters uchung
I Abb. 2: Segmenteinteilung der Leber nach Couinaud . Segment VIII liegt der Leber: Längs-
zwerchfellnah und ist nicht abgebildet. [5] schnitte. [5)
27 Leber
I Abb. 4: Schnittebene 1: Leber im linken Paramedianschnitt [5/ 4] I Abb. 5: Schnittebene 2: Leber in der Aortomesenterialebene . [5 / 4]
I Abb. 6: Schnittebene 3: Leber in der Gallenbla se nebene. [5 /4] I Abb. 7: Schnittebene 4: rechter Flankenschnitt Der Leberrandwinkel
beträgt< 45 ° (Linien). Die Echogenität von Leber und Nierenparenchym ist
gleich. [5/ 4]
Zusammenfassung
• Die Leber wird nach anatomischen Kriterien durch
Gallenblasenbett, V. cava, Pfortader, Lig. teres und
lig. venosum H-förmig gegliedert. Für chirurgische
Belange wird sie entsprechend ihrer Gefäßversorgung
in acht Segmente eingeteilt.
• Die normale Leber ist spitzrandig mit konkaver Unter-
fläche und homogen echoarm. Die Konsistenz ist
weich.
• Eine pathologische Lebervergrößerung geht mit einer
Verplumpung der Kontur einher.
• Die Lebervenen sind an ihrem sternförmigen Verlauf
erkennbar. Portalgefäße werden durch ihren hirsch-
geweihartigen Verlauf und der echoreichen Begren-
zung davon unterschieden.
I Abb. 10: Schnittebene 3: Leber-H (Linien) mit Gallenblase. [5 / 4]
28
Diffuse Leberparenchymveränderungen
Unter diffusen Leberparenchymverän- Iager, die gegenüber Raumforderungen ..,. Volumen: anfangs vergrößert, dis-
derungen versteht man Sonographische abgegrenzt werden müssen (I Abb. 7, proportionierte Volumenzunahme des
Abweichungen, denen metabolische, s. 34/35). linken Leberlappens und des Lobus cau-
toxische, infektiöse oder hämatologi- datus (I Abb. 3), später Schrumpfung
sche Ursachen zugrunde liegen. Sie sind Hepatitis (I Abb. 4)
unspezifisch und erlauben nur im Zu- ..,. Form: verplumpt, abgerundet
sammenhang mit weiteren klinischen Auch bei einer ausgeprägten akuten ..,. Kontur: grobhöckerig (I Abb. 5) oder
Befunden eine ätiologische Zuordnung. Hepatitis können sonographisch fassbare feinhöckerig (diskontinuierliche Leber-
Häufigstes Zeichen ist die Organvergrö- Veränderungen an der Leber fehlen oder kapsel, Dachziegel-, Bürstenzeichen,
ßerung. Die absolute Größe der norma- das unspezifische Bild der diffusen IAbb. 6)
len Leber ist außerordentlich variabel Leberparenchymveränderung bieten. ..,. Konsistenz: hart, respiratorische
und wenig aussagekräftig. Als Orientie- Diagnostisch wegweisend sind Sekun- Bewegung "en bloc"
rung kann die rechte Niere dienen, die därveränderungen, wie die Verdickung ..,. Homogenität: grobkörnige ungleich-
nicht mehr als zwei Drittel von der der Gallenblasenwand (I Abb. 9a, mäßige Echos, scheckiges Muster
Leber überragt werden sollte. Da die S. 40/41 ) und die Vergrößerung von (I Abb. 5)
Leber von einer Kapsel umgeben ist, Lymphknoten am Leberhilus. Die ..,. Echogenität: geringgradig bis stark
führt eine relevante Volumenzunahme Gallenblasenwandverdickung kann sehr erhöht
zu einer gut erkennbaren Vergrößerung ausgeprägt sein und darf nicht mit einer ..,. Lebervenen: unregelmäßig beran-
und Abrundung des kaudalen Leber- Cholezystitis verwechselt werden. det, korkenzieherartig gewunden, rare-
randwinkels (I Abb. 1), die Leberunter- Cholestatische Verlaufsformen der He- tiziert (I Abb. 7)
fläche verliert ihre konkave Form, die patitis führen zum Sistieren der Galle- ..,. Portalvenen: verbreiterte echoreiche
gesamte Leber nimmt eine bikonvexe produktion und damit zur leeren Gal- Begleitstreifen (Uferbefestigung,
Form an. Eine Zunahme der Leberkon· lenblase, die zusammen mit der Wand- I Abb. 8). Sprunghafte Verjüngung der
sistenz (Härte) geht mit einem Verlust verdickung einen tumorartigen Aspekt Äste, scheinbare Verkürzung (gestutzter
der Verformbarkeit der Leber bei Atem- bieten kann (I Abb. 9b, S. 40/41 ). Portalbaum) ; später Erweiterung, Strom-
exkursionen einher. Chronische Hepatitiden verursachen umkehr, Kollateralenbildung (rekanali·
einen zunehmenden Umbau der Leber, sierte V. umbilicalis, I Abb. 9).
Fettleber sodass im fortgeschrittenen Stadium ..,_ Arterien: Kaliberzunahme (Pseudo-
eine Unterscheidung vom Vollbild der doppelflinten, s. S. 44/ 45)
Häufigste diffuse Leberveränderung ist Zirrhose sonographisch nicht möglich ist ..,. portale Hypertension: Pfortaderver-
die Fettleber. Man findet eine im Vergleich (I Abb. 3). breiterung (extrahepatisch > 13 mm),
zum normalen Nierenparenchym echo- Splenomegalie, Aszites, Gallenblasen-
reiche "weiße" Leber. Fern des Schall- Leberzirrhose wandverdickung
kopfes kommt es zu einer Schallabschwä-
chung durch vermehrte Absorption. Die Eine beginnende Leberzirrhose kann Seltenere Erkrankungen
peripheren Gefäße sind schlechter ab- sich hinter dem unspezifischen Befund
grenzbar. Das Volumen nimmt mit zu- der diffusen Leberparenchymverände- Speicherkrankheiten (z. B. Leberamy-
nehmendem Fettgehalt zu (I Abb. 2). rung verbergen. Erst in späteren Stadien loidose, Morbus Wilson, Hämochroma-
In Abhängigkeit von Gefäßversorgung kommt es zum Auftreten von charakte- tose), Tuberkulose und Sarkoidase
und Änderungen des Ernährungsver- ristischen Veränderungen, die eine mehr können sich ähnlich echoreich wie eine
haltens kommt es zu charakteristisch oder weniger sichere Zuordnung er- Steatosis hepatis darstellen. Eine spezi·
geformten echoarmen regionalen Min- möglichen. fische Diagnose ist allein aus dem Sono-
derverfettungen überwiegend entlang Sonographisch fassbare Zeichen der graphischen Bild nicht möglich.
der Portalgefäße und im Gallenblasen- Leberzirrhose sind:
29 Leber
I Abb. 1: Vergrößerte Leber, welche die Niere I Abb. 2: Fettleber. Im Vergleich zum Nieren- I Abb. 3: Disproportionierte Volumenzunahme der
im Flankenschnitt überragt, mit abgerundetem parenchym strukturverdichtet mit dorsa ler Schall- Leber. Vergrößerter, abgesetzter Lobus caudatus
kaudalem RandwinkeL [4] abschwächung und abgerundeter Kontur. [4] (LC) bei chronischer Hepatitis mit Übergang zur
Zirrhose. [4]
I Abb. 4: Schrumpfleber (L) in Aszites. Gallenbla- I Abb. 5: Großknotige Leberzirrhose in Aszites. I Abb. 6: Feink notige Leberzirrhose. Im Aszites
senwand (GB) verd ickt bei Zirrhose . Niere (N) . [4] Die Gallenblasenwand ist verdickt. [4] reflektieren nur die Höckerkuppen der Regenerat-
knötchen und bilden die Kapsel diskontinuierlich
echoreich ab. Es entsteht ein löchrige r, dach-
ziegelartiger Eindruck. [4)
I Abb. 7: Korkenziehervenen in der Leber. Feine I Abb. 8: Periportale Fibrose . Verbreiterter ec ho- I Abb. 9: Rekanalisierte V. umbili calis bei portaler
Regeneratknoten sind oft nur anhand der Ver- reicher Begleitstreifen entlang der Portalgefäße Hypertension. Sie verläuft vom linken intrahepa-
drängung von Lebervenen im Farbmodus erken n- (Uferbefestigung) . Diese verjüngen sich nach tischen Hauptast der V. portae im Lig. teres zur
bar. [41 peripher (Kalibersprung), sodass sie kaum mehr Bauchwand und lä sst sich als gesch längeltes
sichtbar sind (gestutzer Portalbaum). [4] Gefäß bis zum Nabel verfolgen (Caput medusae
interna) . [4]
Zusammenfassung
X Unter dem Begriff "Leberparenchymschaden" werden Veränderungen der
Größe, Struktur und Kontur der Leber zusammengefasst. Er sollte nur als
Befundbeschreibung, nicht als Diagnose verwendet werden, da er die
gesunde Leber bis hin zur beginnenden Zirrhosen umfassen kann.
X Beginnende Zirrhosen zeigen anfangs nur das uncharakteristische Zeichen
des Leberparenchymschadens.
X Erst später lassen sich spezifische Zirrhosezeichen, z. B. eine höckerige
Oberfläche oder eine portale Hypertension, nachweisen.
• Ausgeprägte akute Hepatitiden sind oft nur an indirekten Zeichen, wie
Gallenblasenwandverdickung oder Lymphknoten am Leberhilus, erkenn-
bar. Die Leber selbst kann sonegraphisch unauffällig sein.
30
Veränderungen der Lebergefäße
Veränderungen der
Lebervenen
rekanalisierte
V. umbilicalis
V. coronaria '
ventriculi',
/
splenogastrale
/ Venen
/
splenorenale
V. mesenterica V. mesenterica Venen
superior inferior
V. mesenterica V. mesenterica
superior inferior
a b
1 Abb. 5: Gefäße des Portalsystems mit normalem Fluss (a) und Flussrichtungen und Umgehungskreisläufe bei portaler Hypertension (b). [5]
I Abb. 6: Transjugulärer intrahepatischer porto- I Abb. 7: Pfortaderthrombose. Im Farbmodus be- I Abb. 8: Im B-Bild nur angedeutet sichtbare Schlän-
systemischer Stent-Shunt (TIPS) im Längs- und stehen keine Strömungssignale im thrombosierten gelung der Gefäße. Im Farbdoppler sind die arterio-
Querschnitt. [4] Bereich. [4] venösen Shuntgefäße deutlich zu erkennen. [41
Stent-Shunt (TIPS) kann seine Funk- Leberperfusion. Die erweiterten Leber- Lumina dargestellt werden (I Abb. 7,
tion sonographisch überprüft werden arterien verlaufen wie die Gallengänge S. 44/ 45). In seltenen Fällen kann eine
(I Abb. 6). in unmittelbarer Nachbarschaft der aneurysmatische Aufweitung der A. he-
Pfortader- und Milzvenenthrombo- Portaläste. Es entsteht das Bild der patica resultieren.
sen sind die häufigsten Ursachen eines Pseudodoppelflinten, die eine Auf- Arteriovenöse Shunts findet man beim
prähepatischen Blocks. Sie verlaufen kli- weitung der intrahepatischen Gallen- seltenen Morbus Osler der Leber
nisch initial oft uncharakteristisch und wege vortäuschen können. Im Farb- (I Abb.8).
symptomarm, wenn ursächlich keine modus kann der Blutfluss in beiden
Grunderkrankung, wie eine Pankreatitis
oder eine Tumorerkrankung, vorliegt.
Sonographisch sind sie meist nur mit
Farbgeräten gut erkennbar (I Abb. 7 Zusammenfassung
und s. S. 24/25).
X Sonographische Hinweise auf eine portale Hypertension sind Spleno-
Nach einer Pfortaderthrombose entwi-
ckeln sich charakteristische Kollateral- megalie, Aszites, portale Kollateralen und Zeichen der Leberzirrhose.
gefäße, die sich im B-Bild als polyzys- X Veränderungen der Lebervenen betreffen die Lumenerweiterung bei
tisch wirkendes Gebilde am Leberhilus Stauungsleber und die partielle oder vollständige Thrombosierung bei
darstellen, die kavernöse Pfortadet'-
Budd-Chiari-Syndrom.
transformation bzw. das Pfortader-
kavernom (I Abb. 5, S. 24/ 25). X Häufigste Ursache der portalen Hypertension ist der intrahepatische Block
bei Leberzirrhose.
Veränderungen der X Thrombosen des Portalsystems sind die häufigste Ursache des prähepa-
-
Leberarterien
tischen Blocks.
Mit sinkendem portalem Flussvolumen X Thrombosen werden am besten mit dem Farbdoppler gesehen.
steigt kompensatorisch die arterielle
32
Fokale Veränderungen der Leber I
Zystische Raumforderungen Die Stadien CE 1 und 2 gelten als aktive
Formen, CE 3 als inaktive Form. Der
Leberzysten (dysontogenetische, kon- Druck im Inneren der Zyste geht ver-
genitale) sind ein häufiger Zufallsbe- loren, die Membranen lösen sich ab und
fund. Sie sind echofrei und weisen eine legen sich zwiebelschalenartig aneinan-
distale Schallverstärkung und Zysten- der. In höheren Stadien CE 4 und 5
randschatten auf. Schon ab einer Größe entsteht oft der Eindruck eines soliden
von wenigen Millimetern sind sie er- Tumors, und es treten charakteristische
kennbar (I Abb. 1). Umgeben von einer Verkalkungen auf. Inaktive Formen kön- I Abb. 1: Typische dysontogenetische Leberzyste
mit dorsaler Scha llverstärkung und Zystenrand-
zarten sonographisch kaum sichtbaren nen reaktivieren und müssen deshalb
schatten. [4]
epithelialen Kapsel können sie von beobachtet werden.
feinen Septen durchzogen sein. An der Der Echinococcus alveolaris kommt
Vorder- und Rückseite der Zyste tritt in Deutschland endemisch vor. Sonogra-
meistens ein feines zystentypisches Ein- phisch stellt er sich wie ein inhomoge-
tritts- bzw. Austrittsecho auf. In typi- ner Tumor dar (I Abb. 6). Die Antikör-
schen Fällen ist eine weitere Abklärung perbestimmung ist relativ unzuverlässig,
nicht erforderlich. Unter schlechten sodass die Diagnose oft erst bei einer
Sichtbedingungen können artefakt- Laparotomie gestellt wird.
bedingt Binnenechos auftreten, die oft
durch Umlagerung des Patienten oder Lebertrauma, Leberhämatom I Abb. 5: Echinococcus cysticus: Stadium CE 2
Änderung der Schallkopflage beseitigt nach WHO mit echoreicher Kapsel und bienen-
wabenartig angeordneten Tochterzysten . [4]
werden können. Ab einer Zahl von Nach traumatischen Ereignissen (Unfall,
mehr als zehn Zysten spricht man von Punktion) wird i. d. R. gezielt nach
einer Zystenleber (I Abb. 2) . Die Leber- Hämatomen gesucht. Zu erkennen sind
funktion ist davon nicht beeinträchtigt. liquide echofreie bis echoarme selten
Komplexe Zysten sind Zysten mit auch echoreiche Bereiche zentral oder sich unter antibiotischer Therapie rasch
echogenen Anteilen, die weiter abge- subkapsulär, die rasch Fibrinsepten aus- zurück.
klärt werden müssen. Differenzialdia- bilden (I Abb. 7) . Kommt es zum Kap-
gnostisch kommen z. B. Einblutungen selriss, findet man an den typischen Echoreiche Herde
oder liquide Metastasen vor (I Abb. 3). Stellen freie intraperitoneale Flüssigkeit
Gefäßmalformationen können sich (s. S. 94-97). Verkalkungen kommen als Rest-
im B-Bild zystentypisch darstellen. Im zustand, z. B. nach Entzündungen oder
Farbmodus ist anhand des farbig kodier- Abszesse Traumata, vor und sind anhand von
ten Blutstroms eine Unterscheidung hellen Echos mit distalem Schallschat-
möglich (I Abb. 4). Auch die seltenen Auch Leberabszesse bereiten keine dif- ten gut zu sehen (I Abb. 10) . Sie müs-
zystischen Erweiterungen der Gal- ferenzialdiagnostischen Schwierigkei- sen unterschieden werden von intra-
lenwege beim Caroli-Syndrom kön- ten. Klinische Symptome, wie Fieber, hepatischen Gallengangssteinen
nen mit dysontogenetischen Zysten ver- Schmerzen, humorale Entzündungszei- (I Abb. 3, S. 46/ 47), z.B. bei Caroli-
wechselt werden (I Abb. 4, S. 46/ 47). chen, und die Anamnese (z. B. operative Syndrom.
Der Echinococcus cysticus kann Eingriffe) sind wegweisend. Das Sono- Luftblasen in den Gallenwegen (Pneu-
stadienabhängig mit großer Sicherheit graphische Erscheinungsbild ändert sich mobilie, Aerobilie ) sind beweglich
sonegraphisch erkannt werden. Die rasch. Anfangs findet man oft eine un- und stellen sich astartig verzweigt bzw.
WHO hat eine Sonographische Klassi- scharf begrenzte Echoarmut, die sich im linsenförmig im Verlauf des Gallen-
fikation vorgestellt. Im Stadium CE 1 Stadium der Kolliquation verflüssigt. Es gangssystems dar (I Abb. II ).
(zystische Echinokokkose ) ist eine kommt zur Ausbildung einer echorei- Gasblasen im Portalsystem kommen
Unterscheidung von dysontogenetischen chen Kapsel und Detritus. Bei einer bei nekrotisierenden Entzündungen,
Zysten noch nicht möglich. Verdächtig Infektion mit Gasbildnern treten zusätz- Dünndarmischämie, Ulkus- und
ist jedoch der Nachweis von Sediment lich helle Reflexe auf (I Abb. 8). Schleimhautperforation, Trauma oder
(Hydatidensand). Im Stadium CE 2 Die Diagnose eines Amöbenabszesses gastrointestinaler Infektion mit gasbil-
findet man die charakteristische lässt sich anband der Reiseanamnese denden Keimen vor. Sie bewegen sich
echoreiche Zystenwand und die und dem typischen klinischen Bild schnell mit dem Blutstrom durch die
Tochterzysten im Inneren, die durch leicht stellen. Es handelt sich um runde Portalgefäße oder bilden umschriebene
echoreiche Septen voneinander abge- echoarme Läsionen mit dorsaler Schall- Gasbläschendepots, die Ähnlichkeit mit
renzt sind, sodass das typische bienen- verstärkung und zystentypischem echoreichen Raumford erungen haben
wabenartige Bild entsteht (I Abb. 5). Randschatten (I Abb. 9). Sie bilden (I Abb. 12).
33 Leber
I Abb. 2: Multiple Leberzyst en (linkes Bild) bei I Abb. 3: Eingeblutete Leberzyste mi t beginnender I Abb. 4: Gefäß malformation, nur im Farbm odus
einem Patienten mit familiärer Zystennieren Septenbildu ng. [4] von dysontogenetischer Zyste zu unterscheiden.
(rec htes Bild, ZN). [4] [4]
I Abb. 6: Echokomplexer Tu mor, der einem I Abb. 7: Frisc hes sub kapsu läres Leberhämatom. I Abb. 8: Lebera bszess mit echogenem In halt und
Echinococcus alveolaris entspricht. (4] Das Leberparenchym (LP) wird vom Hämatom ec horeic her Kapsel. Einzelne sehr helle Echos
komprimiert. [41 mit Sc hall sc hatten entsprec hen Gasbläschen bei
Infektion mit Gasbi ldnern. [4 ]
I Abb . 9: Typi scher Amöbenabszess: Runde ec ho- I Abb. 10: Sol itäre Verka lkung der Leber. Echo I Abb . 11 : Pn eumobi lie. Astart ig ve rzwe igte und
arme Raumforderung mit dosaler Scha llverstär- mit Scha ll schatt en. [4] lin senförmige Reflexe in den Gal lenwegen. [4]
kung. Reisea namn ese und Klinik sind diagnostisch
wegweisend. [4]
Zusammenfassung
ac Dysontogenetische Leberzysten mit den typischen Sonographischen
1 Abb. 12: Gasbläschendepots (Pfe il e) im Portal-
system der Leber, die ähnl ich wie reflex reiche
Zystenkriterien sind ein harmloser häufiger Befund.
Raumforderungen wirken . [41 ac Zysten mit breiteren Septen, echogenem Inhalt oder soliden Anteilen wer-
den als komplexe Zysten bezeichnet und sind weiter abklärungsbedürftig.
ac Leberhämatome und -abszesse sind anhand der Anamnese und Klinik
meist leicht zu diagnostizieren. Sie zeigen rasche charakteristische Ver-
änderungen des Sonographischen Erscheinungsbilds.
ac Sehr echoreiche Veränderungen mit Schallschatten oder distalen Wieder-
holungsechos entsprechen meist Verkalkungen, intrahepatischen Konkre-
menten oder Gasbläschen.
34
Fokale Veränderungen der Leber II
Benigne Raumforderungen saum {Halo) spricht für schnelles Wachs-
tum. Findet man zusätzlich eine zentra-
Hämangiome sind die häufigsten be- le echofreie Nekrose so spricht man von
nignen Tumoren der Leber. Sie verur- einer Bull's-Eye-Läsion {I Abb. 3).
sachen keine Beschwerden. Hämangio- Die Echogenität ist nicht spezifisch. Me-
me haben meist eine runde Form, sind tastasen desselben Primärtumors kön-
echoreich, selten echoarm und haben nen durch regressive Veränderungen,
keinen echoarmen Halo_ Trotz der z. B. unter Therapie, beim selben Pa-
echoreichen Binnenstruktur weisen sie tienten unterschiedlich echogen sein I Abb. 1: Hämangiom. Im Farbmodus wird das
drainierende Gefäß gut sichtbar. [4]
wegen ihres hohen Flüssigkeitsgehalts {I Abb. 4). Metastasen von malignen
eine distale Schallverstärkung auf_ Oft Melanomen sind sehr echoarm, ebenso
lässt sich ein zuführendes oder drainie- wie Bronchial- und Mammakarzinome.
rendes Gefäß nachweisen (I Abb. 1). Metastasen von kolarektalen Karzino-
Ein typisches Hämangiom kann auf- men und Nierenkarzinomen sind da-
grunddes B-Bild-Befunds mit hoher gegen überwiegend echoreich. In der
Wahrscheinlichkeit vermutet werden. portalen Spätphase zeigen sie in der
Ein Nachweis ist mittels Kontrastmit- Kontrastmittelsonographie eine cha-
telsonographie anhand des Irisblenden- rakteristische echoarme Läsion {Black
zeichens möglich (I Abb. 4, s_ 6/7). Spots, I Abb. 3, S. 6/7).
Bei der fokalen nodulären Hyperpla- Echogleiche Metastasen sind nur an
sie (FNH) handelt es sich ebenfalls um Vorwölbungen der Leberoberfläche und
eine häufige benigne Hyperplasie mit durch Gefäßverdrängung und -infiltra- I Abb. 5: Histologisch gesichertes HCC in einer
Leberzirrhose. Inh omogeneruncharakteristi scher
normalen Hepatozyten, Bindegewebe, tion zu erkennen und können unter Tumor mit einzelnen chaotisch verlaufenden
Gallengängen und Gefäßen in der histo- schlechteren Sichtbedingungen dem Gefäßen . [4]
logischen Untersuchung. Die Patho- Nachweis entgehen. Die Kontrastmittel-
genese ist ungeklärt. Typische FNH sind sonographie verbessert die Detektion
echogleich bis gering echoärmer als das von Metastasen. mittel zeigt das HCC eine Hyperperfu-
umgebende Lebergewebe. Sie enthalten Eine Lymphominfiltration kommt bei sion und wird schon in der früharteriel-
eine zentrale sternförmige Arterie mit Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lym- len Phase sichtbar, wenn das umgeben-
begleitenden bindegewebigen radiären phomen vor. Die Infiltrate sind fast de Parenchym noch nicht angefärbt ist.
Septen. Farbduplexsonographisch lässt immer echoarm. Sie können fokal oder Im Gegensatz zur FNH ist das Gefäß-
sich der zentrale arterielle Stern meist disseminiert auftreten. Ein diffuser muster chaotisch. Die malignomtypi-
besser erkennen {I Abb. 2). Beweisend Befall ist oft nur als Hepatomegalie mit sche Kontrastmittelaussparung in der
ist das Kontrastmittelverhalten einem fakultativ inhomogenen Echo- Spätphase kann fehlen.
{I Abb. 5, S. 6/7). muster erkennbar. Diagnostisch weg-
Leberzelladenome sind sehr selten. weisend sind meist gleichzeitig vor-
Metastasen in einer Zirrhose sind eine
Größere Adenome haben eine Tendenz handene sonegraphische Veränderun- Rarität. Raumforderungen in einer Leber-
zu Blutungen und können maligne ent- gen, wie eine Splenomegalie mit oder zirrhose stützen in erster Linie den
arten, weswegen sie operativ entfernt ohne fokale Infiltrationen und abdo- Verdacht auf ein primäres Leberzellkar-
werden sollten. Wie die FNH ist das minelle Lymphknotenvergrößerungen zinom.
Adenom im Ultraschallbild meist diskret {s. S. 90-93).
echoärmer als das Lebergewebe und Cholangiozelluläre Karzinome
deshalb nicht leicht zu erkennen. Die Primäre maligne Tumoren (CCC) führen schon frühzeitig zum
farbduplexsonographische Darstellung schmerzlosen Ikterus, wenn sie noch
ist nicht pathognomonisch. Die Diagno- Das hepatozelluläres Karzinom klein sind. Oft sind sie deshalb mit bild-
se muss deshalb i. d. R. bioptisch gestellt (HCC) ist der häufigste primär maligne gebenden Methoden {Endosonographie,
werden. ln der Kontrastmitteldarstel- Lebertumor. Er kommt in Deutschland ERCP, CT, MRT) schwer darstellbar.
lung wird das Adenom wie das umge- fast ausnahmslos in einer zirrhotisch Sonographisch steht eine segmentale
bende Leberparenchym perfundiert veränderten Leber vor. Wird in einer Aufweitung der verschlossenen Gal-
Zirrhoseleber eine Raumforderung lenwege im Vordergrund. Sie kommen
Sekundäre maligne festgestellt, so ist bis zum Beweis des in den zentralen Gallenwegen als
Gegenteils von einem HCC auszugehen Klatskin-Tumoren vor. Mit hochauflö-
Lebertumoren
{I Abb. 5). Die Echogenität ist unter- senden Geräten lassen sich intraduktale
Die Sonomorphologie von Lebermetas- schiedlich. und/ oder extraduktale infiltrierende
tasen ist variabel. Charakteristisch ist Im Farbdoppler ist die Mehrzahl der umschriebene Strukturen nachweisen
die runde Form. Ein echoarmer Rand- HCC hypervaskularisiert. Mit Kontrast- {I Abb. 8, S. 46/ 47).
35 Leber
I Abb. 2: Echoarmer Tumor in einer verdichteten I Abb. 3: Metastasen eines Kolonkarzinoms mit I Abb. 4: Metastasen desselben Primärtu mors mit
Fettleber. Im Farbmodus zentraler Arterienstern. echoarmen Halo. Eine Metastase zeigt eine zen- untersc hi ed liche r Echogenität. [4]
141 trale Nekrose (Bull's Eye). ln den dorsalen Leber-
antei len befinden sic h konfluierende sch lecht von-
einander abgrenzbare we itere Metastasen. [41
I Abb. 6: Echoreiche Zwerchfellinsertionszacken I Abb. 7: Echoreiche Fettleber. ln der Nachbar- I Abb. 8: Oreiecksförmig bis landkartenartig be-
(Zahn-Furchen). [41 sc haft der Gallenblase charakteristische dreiecks- grenzter echoreicher Bereich, der einer regionalen
förmige ec hoarme Zone, die ein er Minderverfet- Verfettung entspricht. [4]
tung entspricht. [41
mittelsonographie färbt sie sich wie das Artdiagnose und die Einschätzung der Dignität.
umgebende Leberparenchym an.
36
Gallenblase: Anatomie und Untersuchungstechnik
Lig . falciforme ~epatis Truncus coeliacus
Lig. teres hepatis ': V. ~ortae Leber
Ductus hepaticus ~agen
communis 2
lnfundi-
bulum der
Gallen-
blase
Gallen-
blasen- -_
fundus
Gallen- _-
blasen- -
korpus
3
Ductus --
cysticus Pankreas- I Abb . 2: Schallkopflagen zur Untersuchung der Gallenblase: Längsschnitt
Ductus -- schwanz (Schnittebene 1), subkostaler Schrägschnitt (Schnittebene 2) und Flanken-
choledochus schn itt oder Interkostalsc hnitt von lateral (Sc hnittebene 3). [5]
V. lienalis
Duodenum' /
bulum und den Ductus cysticus ausreichend gut einzusehen.
Pankreaskopf A. hepatica V. mesenterica Gerade hier verstecken sich aber eingeklemmte Konkremen-
superior
te, die für akute Beschwerden verantwortlich sind. Zum Auf-
I Abb. 1: Anatomie der Gal lenblase. [6] finden versteckter eingeklemmter Infundibulumsteine ist
ein Interkostalschnitt oder Flankenschnitt von lateral her, der
Anatomie "3. Schnitt" (Schnittebene 3, I Abb. 2 und 5) besonders
Untersuchungstechnik
I Abb. 3: Schnittebene 1: Längsschnitt. Die Gallenbla se (GB) befindet sich
Die Untersuchung der Gallenblase erfolgt in Rücken- oder am Unterrand der Leber (L). (5/4]
geeignet. In allen Schnitten muss die Gallenblase vollständig Formvarianten und Fehlerquellen
durchgemustert werden.
Zahlreiche Form- und Lagevarianten der Gallenblase, z. B.
Messung der Gallenblase Knickbildung (I Abb. 7), phrygische Mütze (I Abb. 8) oder
SchlängeJung (I Abb. 9), erschweren die Untersuchung.
Die Größe der normalen Gallenblase wird mit einer Länge Die Heister-Spiralklappen sind als echoreiche Strukturen
von 8- 12 cm, einer Breite von 4-5 cm angegeben, ist im Infundibulum sichtbar und können insbesondere im
jedoch sehr variabel. Insbesondere bei älteren Patienten kann Zusammenhang mit dem Zystenrandschatten als Konkrement
die Gallenblase stark vergrößert sein, ohne dass dem ein oder Polyp feh lgedeutet werden (I Abb. 10).
Krankheitswert zukäme.
I Abb. 6: Gal lenblase postp randial klein und wandverdickt (Pfeil) . (4] I Abb. 7: Geknickte Ga llenblase, die auf der rechten Abbildung ein Septum
vortäuscht. [4]
I Abb. 8: Kn ickbi ldung in Form einer phrygischen Mütze. [4] I Abb. 9: Mehrfach geschlängelte Gallenb lase. [4]
Zusammenfassung
X Zur Untersuchung der Gallenblase muss der Patient
mit Ausnahme von Notfällen nüchtern sein.
X Die Gallenblase wird am sichersten im subkostalen
Schrägschnitt am rechten Rand des rechten Portal-
venenhauptastes bei 11 Uhr aufgefunden.
X Symptomatische lnfundibulumsteine findet man am
besten im Interkostalschnitt (.,3 . Schnitt").
X Formvarianten, wie SchlängeJung oder Kn ickbildun-
I Abb. 10: Heister-Spiralklappen im lnfundibulum . (4]
gen, können die Untersuchung erschweren. ---~
38
Veränderungen der Gallenblase I
Cholezystolithiasis einer Steingallenblase (I Abb. 7). Wie
der Tonnenstein wird sie am sichersten
Die Cholezystolithiasis ist der häufigste im Subkostalschnitt aufgesucht und ge-
pathologische Befund in der Gallenbla- genüber anderen ähnlichen Strukturen
sendiagnostik. Die meisten Steinträger abgegrenzt. Auch Gallenblasengrieß
bleiben ihr Leben lang beschwerdefrei. kann leicht dem Nachweis entgehen.
Eine Indikation zur Cholezystektomie Er wird an der fehlenden distalen
besteht nur bei Auftreten von Sympto- Schallverstärkung erkannt (I Abb. 8).
men. Eine Ausnahme sind sehr große Bei Umlagerung bewegt sich Grieß I Abb. 1: Solitärer Gallenstein mit Schallschatten.
141
Tonnensteine oder eine vollständig mit durch die Gallenblase.
Steinen ausgefüllte Gallenblase (Stein-
gallenblase), für die ein gewisses Ent-
artungsrisiko besteht.
Klassische Sonographische Steinkriterien
sind der echoreiche Reflex und der
distale Schallschatten (I Abb. 1), den
allerdings nicht alle Steine aufweisen. Bestimmte Strukturen können leicht mit
Beispielsweise können Bilirubinsteine Gallensteinen verwechselt werden.
bei hämolytischen Erkrankungen eine Benachbarte Kolonluft kann Steine vor·
erhebliche Größe erreichen, ohne täuschen (I Abb. 9). Polypen sind im
dabei einen Schallschatten zu zeigen Gegensatz zu Steinen wandadhärent
I Abb. 5: lnfundibulumstein (Pfei le). Das Lumen
(I Abb. 2). Dagegen begünstigen ein und bewegen sich bei Umlagerung nicht
ist scheinbar steinfrei. Die Gallenblasenwand ist
hoher Kalkgehalt, eine hohe Schallkopf- (I Abb. 10). hier entzündlich verdickt. 14]
frequenz und die Einstellung des Kon-
krements in die Fokuszone das Auftre- Sludge
ten eines Schallschattens.
Eine sichere Bestimmung der chemi- Diese eingedickte Gallenflüssigkeit kann
schen Zusammensetzung von Steinen ist durch Kristallisation zur Steinbildung
sonographisch nicht möglich (I Abb. 3). führen (I Abb. 11 ). Ursachen sind eine
Die Anzahl mehrerer Steine lässt sich längere Nahrungskarenz oder ein ge-
sonographisch festlegen, wenn die störter Gallenabfluss. Den Sludge er·
Steine nicht übereinanderliegen und kennt man als mäßig echogenes Mate·
sich gegenseitig verdecken (I Abb. 4) . rial in der Gallenblase, das entweder das
Kleine eingeklemmte Konkremente im gesamte Lumen ausfüllt oder einen I Abb. 9: Luftgefüllte Haustren des Kolons (C)
lnfundibulum sind oft schwer nachweis- Spiegel (I Abb. 12) bildet. Er folgt bei müssen vom Steinreflex (Pfeile) abgegrenzt
bar. Das Lumen selbst ist dann schein- Umlagerung der Schwerkraft und lässt werden. 14]
bar steinfrei. Besonders wichtig ist in sich dadurch von Artefaktechos, wie
diesem Fall die Durchmusterung im schallkopfnahes Rauschen und Schicht-
"3. Schnitt", da hier das Infundibulum dickenartefakten (Pseudosludge,
am besten eingesehen werden kann s. S. 8/9), unterscheiden. Geformter
(I Abb. 5). Sludge stellt sich als echogenes Material
Schwer zu erkennen ist auch der große dar, das sich im Gegensatz zu einem
Tonnenstein, da er kaum noch von Tumor ebenfalls lageabhängig bewegen
Flüssigkeit umgeben ist und deshalb lässt (I Abb. 13). Beim Gallenblasen-
leicht mit Darmluft verwechselt wird empyem findet man außer dem echo·
(I Abb. 6). Ist das gesamte Lumen mit genen Eiter eine entzündlich verdickte
Steinen ausgefüllt, so spricht man von Gallenblasenwand. I Abb. 13: Geformter Sludge (Pseudotumor). 14]
39 Gallenblase
I Ab b. 2: Großer Pigmentstein ohne Scha ll- I Abb. 3: Kantige Ga llensteine. Rücksch lüsse auf I Abb. 4: Multipl e Gall enste ine. [4)
schatten. [4) die chem isc he Zusammensetzung sind nicht mög-
lic h. [4 ]
I Abb. 6: Großer Tonn enstein mit dorsaler Scha ll- I Abb. 7: Stein galle nblase im Längs- und Que r- I Abb. 8: Echoreicher Grieß an der Dorsalwand.
auslöschung. Das Ga ll enb lasen lumen ist fast voll- schnitt. [4) Die dorsale Schal lve rstärkung der Gallenblase
stä ndig ausgefü ll t. [4) feh lt in diesem Bereich. [4)
I Abb. 10: Zwei Polype n am Dach der Ga ll enbl ase . I Abb. 11: Sludge mit kleinen Krista llen, die auf I Abb. 12: Sludge mit Spiegelbildung. [4)
Ein weite rer am Ga llenblasenboden muss durch eine beginnende Steinb ildung hinweisen. [4)
Umlagerung von einem Konkrement unterschieden
werden. [4)
Zusammenfassung
X Klassische Zeichen der Cholezystolithiasis sind der echoreiche Steinreflex
und der distale Schallschatten.
X Gallenblasensteine können mit hoher Sicherheit nachgewiesen oder aus-
geschlossen werden.
X Tonnensteine oder eine Steingallenblase sind schwer nachweisbar.
X Auch kleine symptomatische lnfundibulumsteine sind oft schwer zu
erkennen .
X Gallenblasensteine rollen nach Umlagerung des Patienten durch die
Gallenblase und können so von Polypen unterschieden werden .
X Sludge und Sedimente müssen gegenüber Artefakten abgegrenzt werden.
40
Veränderungen der Gallenblase II
Akute Cholezystitis der Wandkonturen deutet auf eine Chronische Cholezystitis
phlegmonöse Cholezystitis mit dro-
Erstes sonegraphisches Zeichen der aku- hender Perforation hin (I Abb. 5). Diese Die chronisch rezidivierende Cholezys·
ten Cholezystitis ist der umschriebene erfolgt in das benachbarte Lebergewebe titis führt zur Fibrosierung der Gallen-
Schmerz bei der schallgezielten Ein- oder in die freie Bauchhöhle. Bei letz- blasenwand. In typischen Fällen stellt
fingerpalpation (Murphy-Zeichen). terer handelt es sich aufgrund entzünd- sie sich echoreich und verdickt dar
Fast immer lässt sich als Ursache ein licher Vorgänge meist um eine gedeck- (I Abb. 8), und es kommt zu einer
Gallenblasenkonkrement nachweisen. te Perforation. Die Diagnose wird Schrumpfung des Organs. Bei der Stein-
Die Wand ist anfangs noch nicht ver- gestützt durch eine kleine, entleerte, schrumpfgallenblase erkennt man ledig-
dickt. Erst im weiteren Verlauf kommt oft nur noch schwer auffindbare Gallen- lich einen breiten Reflex mit Schall·
es zu einer zunehmenden ödematösen blase mit gangränös verdickter Wand, schatten im Gallenblasenlager. Ein Gal-
Wandverdickung (I Abb. 1), die oft gegebenenfalls die Darstellung der lenblasenlumen ist nicht mehr zu sehen
unregelmäßig ausgeprägt ist und eine Perforationsstelle sowie Flüssigkeit in (I Abb. 7, S. 38/ 39). Entzündliche Vor-
mehr oder weniger deutliche Wand- der Umgebung (I Abb. 6). gänge können zu einer teilweisen oder
schichtung zeigt (I Abb. 2). Eine seltene Komplikation der nekroti- vollständigen Verkalkung der Wand
Um die Gallenblase findet sich ein echo- sierenden Cholezystitis ist der Gallen- (Porzellangallenblase) führen, die
armes pericholezystitisches Ödem steinileus. Diagnostischer Hinweis ist sich sonegraphisch ähnlich darstellt.
(I Abb. 3). die typische Sonographische Sympto-
Ein schmaler Flüssigkeitssaum um die mentrias: kleine (entleerte) wandver- Andere Ursachen für eine
Gallenblase kann Ausdruck einer ent- dickte Gallenblase, Luft in den Gallen- Gallenblasenwandverdickung
zündlichen Exsudation (I Abb. 4) sein wegen und Ileus. Gelegentlich kann in
und muss gegenüber einer gedeckten Per- einer erweiterten Darmschlinge der ver- Eine Gallenblasenwandverdickung ist
foration abgegrenzt werden (I Abb. 6). schließende Stein aufgefunden werden nicht spezifisch für eine Cholezystitis.
Durch Verlegung des Ductus cysticus (s. S. 102/ 103). Eine Sonderform der Eine Reihe von Erkrankungen geht mit
verliert die Gallenblase ihre birnen- eitrigen Cholezystitis ist die emphyse- einer Gallenblasenwandverdickung ein·
förmige Gestalt und wird zunehmend matöse Cholezystitis als Folge einer her und dürfen nicht mit einer Cholezys-
runder. Es entsteht ein Hydrops, fast Infektion mit gasbildenden Bakterien. titis verwechselt werden. So kann auch
immer zusätzlich Sludge. Die Zunahme Man erkennt eine echoreiche Lufthaube eine Hepatitis zur erheblichen Wand-
der absoluten Maße ist dabei weniger am Gallenblasendach, die bei Umlage- verdickung führen (I Abb. 9a). Cholesta-
charakteristisch als die runde Form rung jeweils zum höchsten Punkt der tische Verlaufsformen der Hepatitis ver-
und der Druckschmerz. Große Gallen- Gallenblase wandert. Meist finden sich ursachen außerdem eine "leere Gallen-
blasen ohne pathologische Bedeutung auch in den Gallenwegen echoreiche blase " (I Abb. 9b) . Wandverdickung
kommen z. B. vor bei älteren Patienten, Gasbläschen (I Abb. 7). und Lymphknoten am Leberhilus sind
nach längerem Fasten und bei Diabetes Die steinfreie Cholezystitis betrifft v. a. oft einziges sonographisch erfassbares
mellitus im Rahmen der autonomen ältere und geschwächte Patienten, z. B. Zeichen der Hepatitis. Weitere Ursachen
Neuropathie. Alternativ kann die Gal- auf der Intensivstation. Diese Intensiv- sind die Leberzirrhose (I Abb. 9c),
lenblase durch einen Ventilmechanis- gallenblase kommt mit und ohne die Hypoalbuminämie , die portale
mus verkleinert sein. Eine unregel- Steine vor. Ihre schlechte Prognose ist Hypertension (I Abb. 9d), die Rechts-
mäßige Verdickung der Gallenblasen- auf die Gesamtsituation der Patienten herzinsuffizienz, Leukosen und
wand mit partieller fleckiger Auflösung zurückzuführen. metastasierende Malignome .
41 Gallenblase
I Abb. 1: Akute Cholezystitis mit ödematöser I Abb. 2: Akute Cho lezystitis mit ausgeprägter I Abb. 3: Ausgeprägte akute Cho lezystitis mit
Wandverdickung . Eingeklemmter lnfund ibu lum- geschichteter Wandverdickung und Sludge. [4] unrege lmäßiger Wandverdickung, Sludge und
stein (Pfei le). [4] Ste inen . Echoarmer pericho lezystitischer Saum
um die Ga ll enblase. [4]
I Abb. 4: Ausgeprägte akute Cholezystitis mit I Abb. 5: Phlegmonöse Cholezystitis mit unrege l- I Abb. 6: Kleine entleerte wandverd ickte Gallen-
geschichteter Wa ndverdickung und entzünd lichem mäßiger Wandverdickung mit Mikroabszessen. [4] blase nach Perforation. Schma ler Flüss igkeits-
Exsudat (Pfei l). [4] saum. [4]
I Abb. 9: Beispiele für Gallenblasenwandverdickung ohne Erkrankung der Ga llenblase: Hepatitis (a),
leere Gall enblase bei cholestatischer Hepatitis (b), Leberzirrhose mit Aszites (c) und portale Hyper-
tension (d). [4]
I Abb. 2: Solitärer Cholesterinpo lyp mit kleinen I Abb. 3: Großer solitärer Polyp mit versorgendem I Abb. 4: Multiple Melanommetastasen der
kometenschweifartigen Wiede rho lungsechosam Gefäß. Unterscheidung zwischen Cholesteri npolyp Ga llenb lase nwand. [4]
Ga ll enblasendach. [4] und Adenom sonegraphi sch nicht möglich. [41
I Abb. 6: Adenomyoma tose der Ga ll enblase mit I Abb . 7: Cholesteatose. Echoreiche Ein lagerung I Abb. 8: Zustand nach Cholezystektomie.
segment aler Wa ndverdickung und intram uralen von Cholesterinkristallen mit dorsa len Wieder- Echoreiches Band im Ga llenblasenlager. [4]
Divertikeln, die Fl üssigkeit und vereinze lt Choles- ho lungsechos (Kometen sc hweifartefakte). [4]
terinkrist al le enthalten (Pfe ile). [41
I Abb. 9: Pseudogal lenb lase . Dritter Tag nach I Abb. 10: Bil iom (rechtes Bild). Der Umfang des
minimalinvasiver Cholezyste ktomie. Ein kleiner Verhalts nimmt postoperativ zu. Hinzu kommen
Fl üssigkeitsverhalt und Operat ionsclips täuschen Fieber, Schmerzen und Entzündungszeichen.
eine Ga llen bl ase mi t Steinen vor. [4] Krania l des Zwerchfe ll s Flüssigkeit im Pleuraraum
als Zeichen einer Durchwanderungspneumonie
(linkes Bi ld, Pfeil). [4]
Zusammenfassung
• Fast alle Gallenblasenpolypen sind Cholesterinpolypen. Sie treten meist
multipel auf, bleiben kleiner als 5 mm und bereiten keine Beschwerden.
Adenome kommen meist solitär vor. Sie sind äußerst selten und können
maligne entarten. Das Entartungsrisiko korreliert mit der Größe. Deshalb
sollten Polypen ab einer Größe von 10 mm prophylaktisch entfernt werden.
• Gallenblasenkarzinome sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung meist
bereits fortgeschritten und können nicht mehr kurativ entfernt werden.
• Unmittelbar nach einer Cholezystektomie kann ein kleiner Flüssigkeits-
verhalt im Gallenblasenlager wie eine verbliebene Gallenblase imponieren
(Pseudogallenblase). Zusätzlich können Operationsclips Echos mit Schall-
schatten erzeugen, die Gallensteinen ähneln.
• Nimmt ein Flüssigkeitsverhalt an Größe zu, treten zusätzlich Schmerzen
und Entzündungszeichen auf, ist von einem Galleleck (Biliom) auszugehen.
44
Gallenwege: Anatomie und Untersuchungstechnik
V. cava Aorta
Truncus
Ductus
-----· Milz
A. hepatica ·---
Pfortader ·-----
A. lienalis
Konfluens
' V. lienalis
'
''
'
Duodenum Pankreas
V. mesenterica A. m esenterica
superior superior I Abb. 1: Anatomie der Ga ll enwege. [51
Anatomie
Die intrahepatischen Gallenwege verlaufen entlang der Portalgefäße
und konfluieren als Ramus dexter und sinister zum 4-6 cm langen
intrahepatisch gelegenen Ductus hepaticus communis, der nach sei-
ner Vereinigung mit dem Ductus cysticus als Ductus choledochus
bezeichnet wird. Da die Einmündung des Ductus cysticus sonogra·
phisch nicht sichtbar ist, spricht man vom Ductus hepatocholedo-
chus (DHC). Er ist 6-8 cm lang und mündet dorsal des Pankreas·
kopfes an der Papilla Yateri in die Pars descendens duodeni (I Abb. I) .
Untersuchungstechnik
Die Gallenwege werden am nüchternen Patienten in Rückenlage
und tiefer Inspiration untersucht. Wichtigste Schnittebene zur Dar· I Abb. 2: Schallkopflagen zur Untersuchung der Gallenwege: Schulter-Nabel-
stellungdes DHC ist der Schulter-Nabel-Schnitt oder CPC (Cava- Sc hnitt (CPC-Schnitt, Schnitte ben e 1) und subk ostal er Schrägschnitt (Schnitt-
Portae-Choledochus)-Schnitt (I Abb. 2 und 3). Leitstrukturen zum ebene 2). [51
Auffind en des DHC sind die leicht erkennbare V. cavaund die vent·
ral davon verlaufende V. portae. Der schmale Ductus hepatocholedo· Unter schlechten Sichtbedingungen ist es hilfreich, den DHC in
chus lässt sich ventral davon auffinden. Linksseitenlage interkostal aufzusuchen und die Leber als Schall·
Die quer angeschnittene A. hepatica unterkreuzt den DHC und fenster zu verwenden.
wird in dieser Schnittebene als Punkt dargestellt. Sie muss sicher
vom ihm unterschieden werden, indem man sie gegebenenfalls bis
zu ihrem Ursprung aus dem Truncus coeliacus verfolgt. Periphere Gallengänge verlaufen unmittelbar neben den Portaläs-
ten und werden bei mechanischer Cholestase als Doppelflinten
sichtbar.
I Abb. 4: Sc hnittebene 2: Die Leber wi rd im Subkosta lschn itt durchgemus- I Abb. 5: Doppe lfli nt enze ichen. Erweiterte periphere Ga ll enwege unm ittelbar
tert . Der Ductu s hepatocholedochus liegt ventra l der V. portae (Pfei l).[5/4] neben den Porta lgefäßen. [5/4]
I Abb.6:Besonde~
ma ligne Ursachen füh-
~e~t,at<i~i::~•Jl~IQI.llllus wird im Schulter-Nabel-Schnitt
ren zum schmerzlosen
~IC-I:bel'te '•ufgÖll\l~lht.Leitstrukturen sind von dorsal
Ikterus mit stärker er-
- Ductus hepatocholedochus.
weiterten in trahepati-
schen Gallenwegen.
Man spricht von einer
Beurteilung der Gallengangsweite, seenartigen Erweite-
mechanische Cholestase rung. [4]
Zur Abklärung eines Ikterus oder einer Cholestase ist die Sonogra-
phie erste bildgebende Methode der Wahl. Eine mechanische Cho- I Abb . 7: Be i Leberzir-
rhose sind die intrahe-
lestase lässt sich in fast I 00 %der Fälle sonographisch nachweisen.
pat ischen Leberarterien
Meist ist auch die Ursache sichtbar. Nächster diagnostischer Schritt erwe itert, die ebenfa ll s
ist die ERCP mit der Möglichkeit einer therapeutischen lntervention. neben den Porta lästen
Liegt keine Erweiterung der Gallenwege vor, so ist eine hepatozel- verlaufen . Man spricht
luläre Cholestase wahrscheinlich. Häufig sind dann auch entspre- von Pse udodoppelflin -
chende Veränderungen an der Leber erkennbar. Die normale Weite ten, die nicht mit einer
mechanischen Choles-
des DHC im CPC-Schnittbeträgt < 6 mm selten bis 9 mm. Bei einer
tase verwechse lt wer-
funktionslosen Gallenblase (z. B. nach Cholezystektomie oder bei den dürfen. Die Arterien
Steinschrumpfgallenblase) oder in höherem Lebensalter kommt ze igen im Gegensatz zu
ein erweiterter DHC auch ohne mechanische Cholestase vor. Ga llenwegen ein farbi -
Eine normale Gangweite in diesem Schnitt schließt eine mechani- ges Fl ießsigna L [4]
sche Cholestase fast mit Sicherheit aus. Die Gangerweiterung ist
unmittelbar nach Einsetzen der Obstruktion sichtbar, wenn die I Abb. 8: ln einer Le-
Cholestaseparameter noch nicht erhöht sind. Umgekehrt können berzirrhose mit Pseu-
die Laborwerte noch erhöht sein, wenn das Hindernis beseitigt ist dodoppelflinten fü hrt
eine mechanische Cho-
(z. B. Ventilsteine).
lestase zu drei neben-
einanderliegenden Ge-
Weite des DHC Im Schulter-Nabel Schnitt (CPC) fäßen. Der Gallengang
-;; Sc:lllHelt Etlne mechanische Cholestase weitgehend aus. ist nicht farbig kodi ert.
[4]
Intrahepatisch wird die Weite des Ductus hepaticus communis ventral
der Portalvene gemessen. Sie beträgt normalerweise < 4 mm (I Abb. 4).
Die neben den Portalgefäßen verlaufenden peripheren intrahepati-
schen Gallenwege werden, wenn sie erweitert sind, als Doppel-
flinten sichtbar (I Abb . 5). Bei Obstruktion durch Malignome Zusammenfassung
(schmerzloser Ikterus) kann die Erweiterung stark ausgeprägt sein.
X Ductus hepaticus communis und Ductus choledochus
Man spricht von einer seenartigen Erweiterung (I Abb. 6) . Ver-
wechslungsmöglichkeiten ergeben sich bei Leberzirrhose, wenn sich werden zusammen als Ductus hepatocholedochus
die ebenfalls neben den Portalgefäßen verlaufenden Arterien akzen- (DHC) bezeichnet.
tuiert darstellen. Man spricht dann von Pseudodoppelflinten, die X Der Ductus hepatocholedochus wird im Schulter-Na-
nicht als Zeichen einer mechanischen Cholestase missdeutet werden
dürfen. In der Farbdarstellung wird der Blutfluss sichtbar (I Abb. 7). bel-Schnitt oder der CPC-Ebene aufgesucht. Leit-
Liegt eine mechanische Cholestase in einer Zirrhose vor, so erkennt strukturen sind von dorsal nach ventral: V. cava -
man entsprechend drei nebeneinander verlaufende Gefäße, von V. portae - Ductus hepatocholedochus.
denen zwei einen farbigen Blutfluss aufweisen (I Abb. 8).
X Periphere Gallengänge verlaufen unmittelbar neben
den Portalästen und werden nur bei mechanischer
Bei Leberzirrhose sind die intrahepatischen Arterien erweitert.
Sie liegen ebenfalls neben den Portalvenen und täuschen damit
Doppelflinten vor (Pseudodoppelflinten).
'---
C-holestase als Doppelflinten sichtbar. -----~
46
Veränderungen der Gallenwege
Mechanische Cholestase Stadium zu einer echoreichen Wandver- Reverberationen, Kometenschweif-
dickung und in der Spätphase zur biliä- artefakte) dar, die im Verlauf der Gallen-
Die Sonographischen Merkmale der ren Zirrhose. wege angeordnet sind (I Abb. 11,
mechanischen Cholestase sind: Angeborene zystische Aufweitungen der S. 32/33). Bei Umlagerung oder Atem-
Gallenwege (Caroli-Syndrom) sind exkursionen bewegen sich die Luft-
~ DHC im CPC-Schnitt > 9 mm von dysontogenetischen Leberzysten bläschen und können gut von intrahe-
(I Abb. 1) nur schwer zu unterscheiden (I Abb. 4). patischen Gallengangssteinen oder
~ Ductus hepaticus intrahepatisch Im Laufe des Lebens können sie sich Verkalkungen unterschieden werden.
>4mm mit kristallirrem Material füllen und als Man beobachtet sie regelmäßig nach
~ Doppelflintenzeichen {I Abb. 5, kettenartig angeordnete Konkremente Papillotomien, Stenteinlagen, Spontan-
S. 44/45) in der Leber in Erscheinung treten und abgängen von Choledochussteinen
~ Hydrops der Gallenblase (Siudge!) Cholangitiden auslösen. oder bei biliodigestiven Anastomosen
Eine Cholezystitis, die durch ein im als harmlosen Nebenbefund. Bei einer
Gallenblaseninfundibulum oder Ductus Stein-Perforation in den Magen-Darm-
Cave! Ein DHC > 9 mm ohne mechani- Trakt ist die Pneumobilie ein wichtiges
cysticus impaktiertes Konkrement aus-
sche Cholestase kann auch vorkommen.
Er tritt auf bei funktionsloser Gallenblase gelöst wurde, kann durch Übergreifen Leitsymptom, z. B. zur Erkennung eines
(nach CHE, Steingallenblase) oder im der entzündlichen Reaktion auf den Gallensteinileus, wenn gleichzeitig
höheren Lebensalter. benachbarten DHC eine Stenose verur- die Zeichen eines Ileus vorliegen
sachen. Diese wird Mirizzi-Syndrom (s. S. 102/103).
genannt (I Abb. 5). Seltene Ursache einer mechanischen
Ursachen
Häufigste maligne Ursache einer Obs- Cholestase kann ein Aortenaneurys-
Häufigste Ursache einer mechanischen truktion des DHC ist das Pankreas- ma sein, das den DHC von außen kom-
Cholestase ist die Choledocholithia- kopfkarzinom. Aber auch andere primiert (I Abb. 9).
sis. Die typische Symptomatik (Schmer- maligne Tumoren, Metastasen und Eine Leberruptur kann zu einer Einblu-
zen im rechten Oberbauch, laborche· Lymphome kommen vor (I Abb. 6). Sie tung in die Gallenwege führen [Hämo-
mische Cholestasekonstellation) zusam- treten meist als "schmerzloser Ikterus" bilie) mit Ikterus und Teerstühlen und
men mit der sonographisch fast immer in Erscheinung und führen zu einer sehr Sonographischen Zeichen einer mecha-
nachweisbaren Erweiterung des DHC ausgeprägten seenartigen Erweiterung nischen Cholestase.
im Schulter-Nabel-Schnitt (CPC-Schnitt) der Gallenwege (I Abb. 6, S. 44/45).
erlauben die Verdachtsdiagnose Wird wegen einer Obstruktion ein
Ursachen einer mechanischen Choles-
{I Abb. 1). Meistens lässt sich darüber Stent eingelegt, können Lage und Funk-
tase:
hinaus das papillennah gelegene ver- tion sonographisch überprüft werden .,_ Gallengangssteine (z. B. Choledocho-
schließende Konkrement erfassen {I Abb. 7). lithiasis, Caroli-Syndrom)
(I Abb. 2). Intrahepatisch gelegene Kon- Gallengangskarzinome kommen be- .,_ benigne Stenosen (z. B. entzündlich,
Mlrlzzl-5yndrom, Duodenaldivertikel)
kremente sind selten (I Abb. 3). vorzugt intrahepatisch im Bereich der .,_ Raumforderungen (z. B. HCC, Gallen-
Eine akute Cholangitis ist ein lebens- Bifurkation vor (Klatskin-Tumoren). gangskarzinom, Metastasen, Lymphome,
bedrohliches Krankheitsbild und ist bei Sie können noch klein sein, wenn sie Echinokokken)
sonographisch festgestellter Cholestase Symptome verursachen und sind dann .,_ seltene Ursachen (z. B. Aorten-
aneurysma, Askariden, Hämobilie)
und entsprechender Klinik mit Fieber, schwer aufzufinden (I Abb. 8) Auch
Schüttelfrost, Schmerzen und Entzün- andere Raumforderungen der Leber
dungszeichen zu vermuten. In schwe- führen zu einer Obstruktion der Gallen- Die Ursache einer mechanischen Cho-
ren Fällen sind Abszesse der Leber nach- wege im betroffenen Bereich. lestase ist meist gut darstellbar. Unter
zuweisen. Eine Pneumobilie (Aerobilie) stellt schwierigen Sichtbedingungen ist zu-
Eine primär oder sekundär chronische sich im Ultraschall als helle Reflexe mit mindest eine Höhenbestimmung der
Cholangitis führt im fortgeschrittenen distalen Wiederholungsechos (dorsale Obstruktion möglich {I Abb. 10).
47 Gallenwege
I Abb. 1: Stark erweiterter DHC im CPC-Schnitt: I Abb. 2: Konkrement (Pfei l] im DHC. [4) I Abb . 3: Intra hepatisch gelege nes Konkrement
Kava (C), Pfortader (P), Choledochus (C) . [4] (Pfeil) . [4]
I Abb . 4: Zystische Aufwe itung der Gallenwege I Abb. 5: Mirizzi-Syndrom: Ga llenblase entzünd- I Abb. 6: Pankreaskopfkarzinom (Pfeil) im CPC-
be i Caroli-Syndrom. Die farbig durchströmten lich wandverdickt mit Konkrementen (gelbe Pfeile) Schnitt. (4]
Porta lgefäße lassen sich im Power-Modus ab- in unmittelbarer Nachbarschaft des erweiterte n
grenzen (rechtes Bild). [4) DHC (grüner Pfeil). [4)
I Abb. 7: Stent im Gal lengang bei Pankreaskopf- I Abb. 8: Klatskin-Tumor bei Pat ienten mit I Abb. 9: Obstruierendes Aortena neurysma im
karzinom (PK). [4) schmerzlosem Ikterus. Segmenta l aufgewe itete CPC-Schn itt (Aorten Ium en farbig kodiert). [4)
Gallenwege mit echoarmem intraduktal wachsen-
dem Tum orgewebe. (4]
Ductus Ductus
hepatochol edochus Doppelflin~:nzeichen hepatocholedochus
\
\ '
Zusammenfassung
X Bei Ikterus oder Cholestase ist die Sonographie erste
Tumor Gallenblase
Sludge bildgebende Methode und entscheidet über das
Peripheres Hindernis : Hochsitzend es Hindernis: weitere Prozedere (z. B. ERCP oder Papillotomie).
• Erweiterung der intra- • Erweiterung der intra-
hepati sc hen Gallenwege hepatischen Ga ll enwege X Mit Ultraschalllässt sich eine mechanische Choles-
(Doppe lflintenzeichen) (Doppelflintenzeichen)
• Gallenblase vergröße rt, • Ga ll enb lase normal tase mit großer Sicherheit nachweisen oder aus-
Sl ud ge • Ductu s cho ledoch us
• Du ctus hepatocho ledochus normal
schließen. ln vielen Fällen kann man auch die Ursa-
erweitert che einer mechanischen Cholestase feststellen .
1 Abb. 10: Höhenlokalisation ein er mechan ischen Cholestase. [5]
48
Pankreas: Anatomie und Untersuchungtechnik I
V. cava Aorta
Truncus
coeliacus
Ductus
hepatocholedochu\,,',,,
----Milz
A. hepatica · ----
Pfortader ·-----
''
''
Konfluens ------ '
Duodenum Pankreas
''
'
''
'
V. mesenterica A. mesenterica
superior superior I Abb . 1: Topographie des Pankreas. [5)
Untersuchungstechnik
~-
• \
'\
\
\
'\
\
•
\
\
\
\
\
V. cava Ao rta A. mes. su p.
I Abb . 3: Schnittebene 1: Oberbauchquerschnitt. V.-lienali s-Ebene (VI). I Abb. 4: Messung des Pankreas . [3)
Konfluens (K), Pankreasga ng (PG), V. cava (Vc), Aorta (AO). [5 /4 ]
Translienaler Schnitt
Die Echostruktur des normalen Pankreas ist echoarm, ähnlich
der Leber. Bei älteren und adipösen Patienten wird sie echo- Die hinter dem Iufthaitigen Magenfundus gelegene Kauda
reich. Man spricht dann von einer Fibrolipomatose. ist gelegentlich translienal besser einsehbar (Schnittebene 5 ,
Der Pankreasgang ist als echoreiche Doppelkontur im echo- I Abb. 5).
armen Pankreas oder als echofreies Lumen im echoreichen
Pankreas am besten im Korpus zu sehen (I Abb. 3) . Die Weite
sollte 2 mm nicht überschreiten.
I Abb. 5: Schnittebene 5: transliena ler Schnitt durch die Mi lz (M) auf den
Pankreasschwanz (P). [5 /4]
50
Pankreas: Anatomie und Untersuchungstechnik II
Untersuchungstechnik (Fortsetzung)
Längsschnitte
Varianten
I Abb. 5: Echorei ches Pankreas im Län gs- und Quersc hnitt. [4}
51 Pankreas
Frühes Entwickl ung sstad ium Entwick lungsstad ium nach Rotation
ventrale
'
ventrale Pankreasanlage Pankreasanlage
b
Normal entwickeltes Pankreas Pancreas divisum I Abb. 7: Schnittebene 1: Oberbauchquerschnitt . ln diesem Sc hnitt ist der
Ductus Ductus Proc. uncinatus (Pfeil) durch eine gerade Lini e vom übrigen Pankreas abge-
Santorini Wirsu!"gianus grenzt. Eine eindeutige Untersche idun g von einer Raumforderung ist möglich.
I
I
I [5/4]
superior
fehlende Verbindung zwischen
den beiden Gängen
d
Zusammenfassung
X Das Pankreas liegt tief im Retroperitoneum und wird häufig von Luft im
Duodenum, im Magen und im Querkolon überdeckt. Man untersucht es
deshalb unter dosierter Kompression, um lufthaltige Strukturen wegzu-
drücken. Damit gelingt es in den meisten Fällen, klinisch relevante Fragen
zu beantworten.
X Leitstrukturen zum Auffinden des Pankres sind im Oberbauchquerschnitt
die V. Iienaiis und im Oberbauchlängsschnitt die V. mesenterica superior.
Die Form ist annähernd keulenförmig mit großer Variation. Die Struktur ist
beim Jugendlichen echoarm, bei Älteren echoreich. -
--~
52
Pankreatitis
Akute Pankreatitis
I Abb. 3: Peri rena les Exsudat (Pfeile). Rechts ge- I Abb. 4: Aku t e exsudative Pankrea titi s. Im Ober- I Abb. 5: Pseudozyste (Z) im Caputbe reich nach
füllte Harnb lase (B) mit Exsudat im Douglas-Raum bauchlängsschnittvergrößertes echoarmes in- Pank reatitis. [4]
(E). Weit gestell te wandbetonte Dünndarmschlinge homogenes Pankreas (P). An der Hinterwand der
(D). [4] Magenantrumkokarde (M) annähernd dreiecks-
förmig angesc hnittene echoarme Bu rsa omenta li s
(Pfe il e). [4]
Durchfälle und Gewichtsverlust, die Pankreas zunehmend zu zahlreichen schattendicht mit Schallschatten. Im
meist anschließend folgende endokrine unregelmäßigen Einzelechos, die Fitro- Spätstadium kann das gesamte Organ
Insuffizienz einen (pankreopriven) Dia- sen entsprechen und ein Pfeffer-und- atrophieren (I Abb. 7).
betes mellitus. Nicht selten bleibt eine Salz-Muster bilden. Die Kontur des Eine eigene Entität bildet die obstruk-
chronische Pankreatitis über Jahre un- Pankreas wird wellig. tive Pankreatitis als Folge einer Dyski-
erkannt und wird erst diagnostiziert, Bei der chronisch kalzifizierenden nesie oder Stenose des Pankreasgangs.
wenn eine chronische Durchfallerkran- Pankreatitis finden sich multiple sehr Die Beseitigung der Obstruktion kann
kung mit Gewichtsabnahme bis hin zur reflexreiche Verkalkungen des Paren- die Folgen einer chronischen Entzün-
Kachexie und ein im mittleren Lebens- chyms und der Seitenäste des Pankreas- dung verhindern.
alter neu aufgetretener Diabetes melli- gangs (I Abb. 6). Bei akutem Schub einer chronisc hen
tus abgeklärt werden. Der Pankreasgang zeigt oft unregel- Pankreatitis vermischen sich die Zei-
Bei der chronisch fibrosierenden/ mäßige narbige Veränderungen mit chen von akuter und chronischer Pan-
sklerosierenden Pankreatitis kommt Stenosen und Ektasien bis hin zu Reten- kreatitis.
es in einem anfangs eher echoarmen tionszysten. Intraluminale Steine sind
Zusammenfassung
X Trotz der ungünstigen Lage des Pankreas tief im Retroperitonealraum
lassen sich bei akuter Pankreatitis in den meisten Fällen allein sonogra-
phisch die entscheidenden klinisch relevanten Informationen gewinnen.
Strahlenbelastende CTs sind nur in unklaren Fällen erforderlich.
X Sehr kleine Karzinome in einer Pankreatitis sind mit allen Methoden ein-
schließlich Laparatomie schwer aufzufinden. Die fokale Pankreatitis muss
gegenüber einem Karzinom abgegrenzt werden.
54
Fokale Veränderungen des Pankreas
Pankreaskarzinom men vorkommen, welche die Diagnose zinomen haben. Zystadenome beste-
erschweren. Auch die fokale Pankrea- hen teilweise aus kleinsten nicht mehr
Häufigster maligner Tumor des Pankreas titis kann im B-Bild mit einem Tumor auflösbaren Zystchen, sodass wegen der
ist das duktale Adenokarzinom. Mehr verwechselt werden (I Abb. 5). vielen Grenzflächen sonographisch der
als zwei Drittel der Tumoren befinden Die Kontrastmittelsonographie ist diffe- Eindruck eines echodichten Tumors
sich im Kopf-/ Korpusbereich. Erstes kli- renzialdiagnostisch hilfreich, da sich besteht, allerdings wegen des liquiden
nisches Zeichen ist häufig der schmerz- Pankreatitiden hyper-, Karzinome dage- Inhalts mit einer dorsalen Schallver-
lose Ikterus. Sonographisch stellt sich gen hypoperfundiert darstellen. stärkung und relativ scharfer Begren-
das Pankreaskarzinom als echoärmere Tumoren im Bereich der Papilla Vateri zung. Bei muzinäsen Zystadenomen
inhomogene unregelmäßig begrenzte sind meist ebenfalls Adenokarzinome. sind Wandverdickungen, Septen, Wand-
Raumforderung dar (I Abb. 1). Die Prognose des Papillenkarzinoms ist verkalkungen und ein Nebeneinander
Meist hat der Tumor dann bereits eine besser, da der rasch auftretende Ikterus von zystischen und soliden Strukturen
Größe von 2-5 cm erreicht und ist zur frühzeitigen Diagnose des Tumors typisch. Eine sichere Unterscheidung
nicht mehr kurativ operabel. Die Über- führt. zwischen Zystadenomen und Zystade-
lebenszeit beträgt nur wenige Monate. Als Palliativmaßnahme können in die nokarzinomen ist mit bildgebenden
Zunehmend werden auch kleine asym- Tumoren endoskopisch Stents eingelegt Methoden allein allerdings nicht mög-
ptomatische Tumoren als Zufallsbefunde und der Ikterus vorübergehend beseitigt lich.
aufgefunden mit besserer kurativer werden. Lage und Funktion des Stents
Chance (I Abb. 2). lassen sich sonographisch kontrollieren Neuroendokrine Tumoren
Der invasiv wachsende Tumor infiltriert (I Abb. 6).
frühzeitig den Pankreasgang und den Der Verdacht auf neuroendokrin aktive
Ductus choledochus. Sind beide Gänge Zysten und zystische Tumoren, wie Insulinome, Gastrinome
obstruiert, so spricht man vom Double Pankreastumoren und Vipome, entsteht i. d. R. aufgrund
Duct Sign (I Abb. 9). Eine Infiltration ihrer klinischen Symptomatik. Sie wer-
des angrenzenden Truncus coeliacus Zystische Formationen des Pankreas den daher meist gezielt aufgesucht. Im
und der A. mesenterica superiorund sind, wie in anderen Organen, scharf B-Bild sind sie kaum von einem Karzi-
des Portalsystems (V. lienalis, V. mesen- begrenzt und echofrei mit dorsaler nom zu unterscheiden [I Abb. 8).
terica superior) kann farbdopplersono- Schallverstärkung. Sie sind immer Nicht hormonsezernierende Tumoren,
graphisch nachgewiesen werden Anlass zu sorgfältiger Abklärung der wie Karzinoide oder Somatostatinome,
(I Abb. 4). Karzinome im Schwanz- Dignität (I Abb. 7) . werden eher zufällig aufgefunden.
bereich können eine erhebliche Größe Echte dysontogenetische Zysten mit
erreichen, bevor sie symptomatisch Epithelauskleidung sind selten. Pseudo- Metastasen
werden [I Abb. 3). Die Endosonogra- zysten sind dann wahrscheinlich, wenn
phie ist für ein Screening nicht geeignet, zusätzlich Zeichen einer abgelaufenen Metastasen des Pankreas sind selten
kann aber sehr hilfreich für die Beurtei- Pankreatitis vorliegen oder anamnesti- und kommen eher im Spätstadium einer
lung von Gefäßeinbrüchen und damit sche Hinweise bestehen. Tumorerkrankung vor, wenn der Pri-
der Beurteilung der Operabilität sein. Die häufigsten zystischen Tumoren sind märtumor längst bekannt ist, und ein
Pankreaskarzinome können als Folge die benignen serösen Zystadenome neu aufgetretener Tumor differenzial-
einer länger bestehenden chronischen (mikrozystische Adenome) und die diagnostisch leicht zugeordnet werden
Pankreatitis entstehen oder selbst eine muzinäsen Zystadenome , die eine kann [I Abb. 9) .
Pankreatitis auslösen, sodass Mischfor- Entartungstendenz zu Zystadenokar-
55 Pankreas
I Abb. 1: Schmerzloser Ikterus mit kleinem echo- I Abb. 2: Zufall sbefund : klein es noch sym ptom- I Abb. 3: Zufallsbefund : großes echoa rm es
armen Pan kreaska rzi nom (P) am distalen Ende des loses Pank rea skarzinom im Oberbauchlängs- un d Pan kreassc hwanzka rzinom (T). [4]
gerin g erweiterten Ductus hepatocholedoc hu s -Querschnitt. [4 ]
(DH C). Dorsal ist die V. cava (Vc) angeschnitten.
[4]
I Abb. 4: Echoarmes Pankreaskarzinom mit I Abb. 5: Unscharf begrenzte r ec hoarm aufge- I Abb. 6: Verstopfter, nicht mehr fun ktionsfähiger
Infiltration des Truncu s coeliacus und porta len trie bener Pankrea skopf bei fokaler Pankreatitis Stent. Echoarmes Pankreaskopfk arzinom (Tu) am
Umgeh ungsgefäßen. [4] (FP). Korpus-/Kaudabereich (P) unauffällig. [4] dista len Ende des sehr stark erweiterten Ductus
hepatocholedochus. Im Lumen echoreicher Stent
und ec hogenesMateria l (M). [4]
I Abb . 7: Abklärungsbedürftige septierte Zyste (Z) I Abb. 8: Zufall sbefund: großer neuroendokri ner I Abb. 9: Seit Jahren bekanntes, j etzt ubi quitär
am Pankrea skopf. [4] Tumo r (N ET) im Pa nkreasschwa nzbereich. [4] metastasierendes mal ignes Melanom bei schmerz-
losem Ikterus. Im Pankreaskopf ze igt sich ein e
echoarme Metastase (M). Ga ll engang (nicht
abgebildet) und Pank reasga ng (Pfeil ) sind stark
erweitert (Double Duct Sign). [4]
Zusammenfassung
X Pankreaskarzinome sind in der Frühphase symptomlos. Treten Symptome
auf, wie Gewichtsverlust, Ikterus oder Pankreatitis, ist eine kurative Thera-
pie i. d. R. nicht mehr möglich.
X Beim häufigen Pankreaskopfkarzinom kann als Palliativmethode endo-
skopisch ein Stent eingesetzt werden, dessen Lage und Funktion sich
sonegraphisch überprüfen lassen.
X Zystische Tumoren haben eine bessere Prognose. Endokrine Tumoren
werden aufgrund ihrer spezifischen Symptomatik gezielt aufgesucht.
-
Nieren: Anatomie und Untersuchungstechnik 56
a) b)
Nierenpa renchym
Nieren-
aterien Nierenrinde M arkpyramide
linke /,//
Niere
rechte /
Mark-
Niere A. renalis _. pyramiden-
\ papille
''
'
Sinus
rena lis
I Abb. 1: Anatomie der Nieren: Lage (a) und Feinarchitektur (b). 15]
' '
'' '
---
I Abb . 2: Schallkopf-
lagen zur Untersuchung
der Nieren: Längsschnitt
(Schnittebene 1) und
Quersc hnitt (Schn itt- I Abb. 3: Die Sc hallkopflage muss der sc hrägen
ebene 2). [5] Ac hsen lage der Ni eren angepasst werden. 13]
Anatomie sinus , der Fettgewebe, Gefäße und das Beim Aufsuchen und Vermessen der
Nierenhohlsystem enthält. Das Nieren- Nieren muss die Achsenlage beachtet
Die Nieren liegen im Retroperitoneum hohlsystem mit den Ureteren ist nur im werd en. Die kranialen Nierenpole lie-
und gleiten beim Atmen mit dem sie erweiterten Zustand sichtbar. Die Breite gen entsprechend der Krümmung der
umgebenden perirenalen Fettgewebe des Sinus nimmt mit dem Alter zu, die Wirbelsäule und des Verlaufs der Mus-
auf dem M. psoas und quadratus lum· Parenchymbreite ab. kulatur weiter med ial und dorsal als die
borum entlang (I Abb. 8). Die rechte kaudalen (I Abb. 3). Entsprechend wird
Niere liegt etwas tiefer als die linke Untersuchungstechnik der Schallkopf etwas schräg aufgesetzt
(I Abb. 1). und der Lage angepasst.
Das Parenchym besteht aus der Rinde Die Nieren werden in Rückenlage in Die Form der Nieren ist im Längsschnitt
und den Markpyramiden. Jede Niere Längs- und Querschnitten durchgemus- oval (Schnittebene 1, I Abb. 4) , im
ist in 10 - 15 Lappen unterteilt. Ein tert (I Abb. 2). Um störende Luft im Querschnitt hufeisenförmig, mit nach
Lobus renalis besteht jeweils aus einer Kolon zu umgehen, setzt man den medial verlaufenden Hilusgefäßen
Pyramide mit der umgebenden Rinde, Schallkopf so weit dorsolateral wie (Schnittebene 2, I Abb. 5 und
die zwischen den Markpyramiden die möglich auf. Bei schlechter Sicht kann I Abb. 6). Das Parenchym, bestehend
Columnae renales bildet. Die Lobu· die Untersuchung in Seiten- oder aus der echoarmen Rinde und den
lierung ist beim Kleinkind noch als bu- Bauchlage versucht werden. Durch tiefe deutlich echoärmeren dreiecksförmigen
ckelige Oberfläche der Nieren sichtbar Atembewegungen können störend e Markpyramiden umschließt den echo·
(Renkulierung, I Abb. 9) . Luft- oder Rippenschatten weggeatmet reichen zentralen Echokomplex
Das Parenchym umgibt den Nieren- werden. (Nierensinus , I Abb. 4).
57 Nieren
I Abb. 4 : Schnittebene 1: Längssc hnitt. Kranial de r link en Niere ist di e Mil z I Abb. 5: Sc hnittebene 2: Quersc hn itt du rc h di e Ni ere (N), Milz (M). (5/4]
mit angeschn itten. [5 / 4]
Wert
Zusammenfassung
Länge 9- 14 cm
X Das Nierenparenchym besteht aus der echoarmen Rinde und den deutlich
Breite 4 - 6 cm
echoärmeren dreiecksförmigen Markpyram iden. Es umgibt den zentralen
Dicke 4 - 6 cm
Veränderungen des Nieren- (I Abb. 3), sodass die Nieren schlecht Verkleinerte Nieren
parenchyms gegenüber der Umgebung abgrenzbar
sind. Echoarme Markpyramiden werden Viele Nierenerkrankungen führen zu
Die Nieren reagieren auf verschiedene dann besonders gut sichtbar. einer Verkleinerung des Nierenvolumens.
Krankheitsursachen mit einem relativ Die akute Pyelonephritis ist meist Bei einer Größe von < 9 cm oder < 80 ml
einheitlichen Erscheinungsbild. Am einseitig. In ausgeprägten Fällen kann spricht man von einer Schrumpfniere
Anfang steht häufig eine Organvergrö- sich das Volumen nahezu verdoppeln (I Abb. 8) . Auf der kontralateralen Seite
ßerung, die mit einer Zunahme der (I Abb. 4). Das Parenchym ist verbrei- kann sich eine kompensatorische
Echogenität und/ oder Verbreiterung des tert, die Markpyramiden echoarm be- Hypertrophie ausbilden.
Parenchyms einhergehen kann. Ihr folgt tont. Hochauflösende Ultraschallgeräte Bei chronischer Pyelonephritis, Glo-
im Verlauf eine Größenabnahme bis hin zeigen eine Verdickung der Pyelonwand merulonephritis und interstitieller
zur Schrumpfniere mit Verschmälerung auf> 2 mm. Das Pyelon ist leicht auf- Nephritis ist die Rinde eher echoreich.
des Parenchyms. Differenzialdiagnos- geweitet. Die Entzündungszeichen Hypoplasie, Nephrosklerose (z. B.
tische Aussagen sind nur im Zusammen- können fokal begrenzt sein und dürfen bei Hypertonie, Arteriosklerose) oder
hang mit weiteren klinischen Erschei- dann nicht mit Tumoren verwechselt Nierenarterienstenose gehen mit
nungen (z. B. Schmerz, Proteinurie, werden. einer normalen oder echoarmen Nieren-
Ödeme, Hypertonie, Niereninsuffizienz, Die chronische Pyelonephritis führt rinde einher.
Diabetes) möglich. Diagnostische Hin- zu einer Nierenverkleinerung und zur
weise ergeben sich auch aufgrund von Parenchymverschmälerung, die nur Nieren mit echoreichen
Ein- oder Beidseitigkeit. Wegen der Teile der Niere betreffen kann. Wenn Markpyramiden
Dynamik der Veränderungen sind Ver- das Restparenchym fokal hypertrophiert,
laufsmessungen notwendig. ergeben sich evtl. tumorähnliche For- Bei den Markschwammnieren han-
mationen, die ebenfalls zu Verwechs- delt es sich um eine kongenitale zysti·
Diabetische Nephropathie lungen führen können (I Abb. 5). sehe Erweiterung der Sammelrohre mit
Obwohl die hämatogene Absiedlung kristallinen Einlagerungen. Die Mark-
ln den ersten Jahren des Diabetes mel- bei Tuberkulose i. d. R. in beiden pyramiden sind deshalb sehr echoreich.
litus kommt es regelmäßig zur Vergrö- Nieren stattfindet, ist die klinische Bei der Analgetikanephropathie
ßerung der Nieren, anfangs verbunden Manifestation meist unilateral. Einige kommt es zu einer Kapillarsklerose der
mit einer Hyperfunktion. Die Vergrö- Patienten sind asymptomatisch. Andere Markgefäße und in der Folge zu Papil·
ßerung kann erheblich sein (> 300 ml) berichten über Nykturie, Dysurie, lennekrosen. Sonographisch beobachtet
und mit einer Verbreiterung und Zu- Handrang und Hämaturie. Verkalkun- man echoreiche Einlagerungen zunächst
nahme der Echogenität der Nierenrinde gen des Parenchyms sind charakteris- an der Papillenspitze, später in der ge·
(I Abb. 1) einhergehen, zunehmend tisch (I Abb. 6). samten Markpyramide (I Abb. 9).
verbunden mit einer Mikro- später Mak- Eine chronische Hyperkalzurie (z. B. bei
roproteinurie, Hypertonie und einem Akutes Nierenversagen Hyperparathyreoidismus, Sarkoidose,
Abfall der Kreatininclearance. Eine Plasmozytom) führt zur medullären
rasche und starke Volumenzunahme in Die Sonomorphologie der akuten Nephrokalzinose. Hier kommt es zu-
den ersten Jahren ist prognostisch un- Tubulusnekrose (z. B. toxisch) und nächst zu einer diffusen Echogenitäts-
günstig. Im weiteren Verlauf des Dia- der Crush-Niere reicht von einem zunahme in den Randbereichen der
betes nehmen Nierenvolumen und normalen Bild bis zur Volumenvergrö- Papillen (I Abb. 10), die im weiteren
-funktion innerhalb von Jahren ab bis ßerung mit echoreicher Rinde mit pro- Verlauf die gesamte Papille betrifft. So-
hin zur terminalen Niereninsuffizienz. minenten echoarmen Markpyramiden nographisch erscheint damit die Nieren-
Häufig bilden sich degenerative Zysten (I Abb. 7). rinde girlandenförmig verschmälert
(I Abb. 2). Bei akutem prärenalem Nierenver- Eine chronische Hypokaliämie bei
sagen (Schockniere, Hypoxämie) Conn- und Bartter-Syndrom sowie
Nephritiden sind die Nieren normal oder vergrößert chronischer Diuretika-Abusus führen
mit echoarmem Parenchym. Ein ähn- ebenfalls zur Ausbildung von echorei·
Nephritiden (Glomerulonephritis, liches Bild findet sich bei der Rechts- chen Markpyramiden. Eine weitere
interstitielle Nephritis) werden im herzinsuffizienz. Ursache ist die Ablagerung von Urat-
Akutstadium von einer Volumenver- Eine einseitige Größenzunahme mit kristallen, die eine Uratnephropathie
größerung begleitet. Die Rinde ist ver- echoarmem Parenchym zeigt sich bei verursacht, z. B. bei Tumorerkrankun-
breitert und kann stark echogen sein der Nierenvenenthrombose. gen und Chemotherapie.
59 Nieren
IAbb. 1: Diabeli sche Niere im Früh st ad ium: Das I Abb. 2: Diabelische Ni ere im Termin alstad ium I Abb. 3: Akute Glomerulonephritis: stark ver-
Gesamtvolum en ist stark vergrößert, die Rinde (dialysepfli chtig): Die Niere ist verkl ein ert, das größerte Nieren mit verbreitertem echoreichem
verbreitert und ec horeicher. Die Markpyramiden Parenchym verschmä lert, echoreich und von der Parenchym. Die Markpyramiden sind davon echo-
si nd davon deutlich echoa rm abgesetzt. [4] echore ichen Umgebung kaum noch zu untersc hei- arm abgesetzt. [4]
den . Degenerative Zysten. [4]
I Abb . 4: Akute linksse itige Pyelon ep hriti s: st ark I Abb . 5: Verkleinerte Niere bei chronischer Pye- I Abb. 6: Pare nchymve rkalkung (Pfeil) nach abge-
ve rgrößerte lin ke Niere mit verbreitertem Par- lonephritis : partiell narbige Verschmä lerung des laufener Nierentuberkulose. [4]
enchym . Die rechte Niere ist normal groß. [4] Parenchyms mit fokaler Hypertrophie des Rest-
parenchyms. [4]
I Abb. 7: Schockniere im Rahmen eines Mutti- I Abb. 8: Schrumpfniere rechts als Zufal lsbefund I Abb. 9: Verk lei nerte Nieren mit verschmälertem
organversagens bei Malaria: große echoreiche unbekannter Ursache: ko mpensatorische Hyper- Parenchym bei dialysepflic htigem Patienten nach
Nieren bei breitem echoreichem Parenchym mit trophie lin ks. [4] langjährigem Ana lgetikaabu sus . Die Markpyram i-
gut sichtbaren Ma rk pyram iden . [4] den sind vo llständig verkalkt. [4]
Zusammenfassung
• Eine Vergrößerung des Nierenvolumens ist ein uniformes Symptom im
Anfangsstadium vieler Nierenerkrankungen.
• Die Größenzunahme ist unspezifisch. Klinische Erscheinungen sind für die
Ermittlung der Grunderkrankung deshalb wesentlich .
• Ein differenzialdiagnostischer Hinweis ergibt sich aus der Einseitigkeit oder
1 Abb. 10: Medulläre Nephrokalzinose mit diffuser
Echogenitä t in den Randbereichen der Markpyra- Beidseitigkeit der Volumenveränderung.
miden. Die etwas echoärmere Rinde verschmä lert
• Im weiteren Verlauf kann es zur Nierenverkleinerung bis hin zur Schrumpf-
sic h sc heinbar. [4]
I Abb. 2: Nierenstein mit Twink ling-Artefakt. [4] I Abb. 3: Steine im erweiterten Nierenhohlsystem. [4] I Abb. 4: Nierenbeckenausgussstein. [4]
I Abb . 6: Prävesikal eingeklemmter Ureterstein. I Abb. 7: Harnstau Stadium 1: Erweiterung des I Abb. 8: Harnstau Stadium 2: Erweiterung des
Im Farbmodu s verbesserte Darstellbarkeil durch Nierenhohlsystems ohne Parenchymverschmä le- Nierenhohlsystems mit erweiterten ("aufgebrauch-
das Twinkling-Artefakt. [4] rung. [4] ten") Kelchhälsen. Link s: wie Zysten. [4]
I Abb. 10: Harnstau Stadium 4: Starke Erweite- I Abb. 11: Eitrige Pyelonephritis mit Spiegel- I Abb. 12: Urath elk arz inom (Pfeil). [4]
rung des Nierenhohlsystems. Kein erkennbares bildung. [4]
Paren chym mehr . .,Hydropische Sackniere" [4]
Zusammenfassung
X Häufigste Ursache eines Harnstaus sind Uretersteine. Bei einer Nierenkolik
lassen sich Konkremente meist als helle Reflexe an den physiologischen
Insbesondere bei schlanken jungen Engstellen auffinden. Echoreiche Steine sind im echoreichen Nierensinus
Menschen, aber auch bei Rechtsherz- weniger gut sichtbar. Im Farbmodus kann man sie durch das Twinkling-
insuffizienz sind die Nierenvenen Artefakt besser erkennen.
erweitert und können einen Harnstau
X Das Nierenhohlsystem einschließlich der Ureteren wird erst beim Vorliegen
vortäuschen (I Abb. 15). Anhand ihres
Verlaufs lassen sie sich unterscheiden. eines Harnstaus als liquide echofreie Struktur sichtbar.
Im Farbmodus stellt sich der venöse X Ein Harnstau lässt sich anhand der Aufweitung des Nierenhohlsystems und
Blutfluss farbig kodiert dar. der Parenchymbreite in vier Stadien einteilen.
62
_~::~·= ale Veränderungen der Nieren
pelvine oder zentrale Zysten passen sich men, eingebluteten Zysten oder Tuber-
in ihrer Form den tubulären Strukturen kulose sein (I Abb. 6, S. 58/59).
des zentralen Echokomplexes an und
verformen sich häufig länglich, wodurch Maligne Tumoren
sie mit einem erweiterten Nierenhohl-
system verwechselt werden können Zufällig gefundene noch symptomlose Die Columnae renales (Bertini-Säu-
(I Abb. 2) . Nierenkarzinome sind häufig und len) können in unterschiedlichem
Mehrere Zysten können durch feine haben im Anfangsstadium eine relativ Maße hypertrophieren. Anhand ihrer
Septen voneinander getrennt sein. gute Prognose. Sie werden anband des homogenen Struktur und den unzer-
Finden sich breitere Septen oder echo- Strukturunterschieds gegenüber dem störten Markpyramiden in der Nach-
gene Strukturen innerhalb der Zyste, angrenzenden Parenchym und an Vor- barschaft sind sie gut von Tumoren zu
so handelt es sich um komplexe bzw. wölbungen der Nierenoberfläche oft unterscheiden. Durch Verschmelzung
suspekte Zysten, die bezüglich eines frühzeitig erkannt. Die Beurteilung der der Columnae renales entstehen Par-
Malignoms abgeklärt werden müssen Feinarchitektur (Markpyramiden, Par- enchymbrücken (I Abb. 9). Von einer
(I Abb. 3). enchymbrücken oder -zapfen) ermög- Doppelniere spricht man, wenn
Einzelne Nierenzysten haben keinen licht die Unterscheidung der zahlrei- darüber hinaus Nierenbecken, Ureteren
Krankheitswert Sehr selten sind mul- chen Formvarianten. Eine Hyper- oder und Gefäßversorgung doppelt angelegt
tiple Zysten als beginnendes Zeichen Hypovaskularisierung kann farbdoppler- sind.
einer familiären polyzystischen Nie- sonographisch dargestellt werden Der physiologische Milzbuckel ent-
rendegeneration bei Erwachsenen (I Abb_ 6 und I Abb. 7)_ spricht einer Vorwölbung des Par-
(I Abb_ 4). Im Endstadium sind die Nie- Bei Auftreten von Nierenmetastasen enchyms der linken Niere, die entwick-
ren sehr stark vergrößert und vollstän- ist der Primärtumor meist bereits be- lungsgeschichtlich auf die Nähe zur
dig polyzystisch umgewandelt. Es ist kannt. Von ihm hängt auch ihre Struk- benachbarten Milz zurückzuführen ist
kein Parenchym mehr sichtbar, die tur ab. Seit Einführung der Kontrast- (I Abb. 10).
Patienten sind dialysepflichtig. Häufig mittelsonographie werden sie häufiger Bleibt die bei Kindern physiologische
finden sich auch in anderen Organen gefunden. Renkulierung im Erwachsenenalter
Zysten ohne klinische Bedeutung. Der Wilms-Tumor tritt im Kindesalter bestehen, spricht man von einer per-
Nierenabszesse weisen eine inhomo- auf und ist überwiegend inhomogen sistierenden Renkulierung (I Abb. 9,
gene komplexe Binnenstruktur und eine echoreich, manchmal auch mit echoar- S. 56/57).
unregelmäßige unscharfe Begrenzung men, zystischen und verkalkten Arealen. Bei einer Rotationsanomalie liegen
auf. Die Niere ist stark entzündlich ver- Nierenhilusgefäße an atypischer Stelle.
größert, die Atembeweglichkeit kann Normvarianten und Sonographisch können dadurch ver-
aufgehoben sein. Lageanomalien wirrende Bilder entstehen, die auch
Flüssigkeit im Perirenalraum kommt mit Raumforderungen verwechselt
bei retroperitonealen Einblutungen und Die Nieren können entwicklungsge- werden.
als entzündliches Exsudat bei Nephri- schichtlich bedingt von ihrer normalen Findet man die Niere nicht an typischer
tiden oder Pankreatitiden vor (I Abb. 3, Form abweichen. Diese Normvarianten Stelle, so kann eine nicht angelegte
s. 52153). sind wichtige Differenzialdiagnosen zu Niere (Agenesie) vorliegen. Handelt
pathologischen Befunden. es sich um eine fehlgelagerte Niere
Benigne solide Veränderungen Hufeisennieren sind an ihren kauda- (Dystopie), muss sie im gesamten
len Polen verschmolzen. Dies fällt bei Retroperitoneum einschließlich des
Solide benigne Tumoren, wie Fibrome, der Längsschnittuntersuchung der gro- Beckens (Beckenniere) gesucht wer-
Adenome, Hämangiome und Onkozyto- ßen Gefäße als Raumforderung ventral den (I Abb. 1 1).
me, sind selten_ Relativ häufig kommen der Gefäße auf. Im Querschnitt lässt Sinkt die Niere im Stehen um > 5 cm
Angiomyolipome vor. Sie haben we- sich die Parenchymbrücke zwischen ab, so liegt eine Nephroptose (Senk-
gen ihres hohen Fettgehalts meist eine den beiden Nierenpolen identifizieren niere, Wanderniere) vor.
charakteristische echoreiche Struktur (I Abb. 8).
63 Nieren
I Abb . 2: Zentrale pelvin e Zys t en. [4] I Abb. 3: Suspekte Zyst e mit echogenem Inhalt. [4] I Abb. 4: Polyzystische Ni erend egen erat ion. [4]
I Abb. 5: Ec horeiches Angiomyolipo m. [4] I Abb . 6: Di e Hypervask ularisation des Nierenk ar- I Abb . 7: Bei ein em hypovasku la ri siert en Ni eren-
zin oms wird im Farbd oppl er deutlic h. [4] ka rzinom fe hlen die Gefäße im Farbdoppler. [4]
I Abb. 8: Rec htes Bild: Die Niere (N) täusc ht I Abb . 9: Parenchymbrü cke und prom in ente I Abb . I 0: Vorwö lbung des Ni ere nparenchyms bei
ventral der Aorta ein en Tumor vor. Lin kes Bi ld: Im Co lumna rena lis (Pfeil ) nebe n unze rstörten Mark- ein em physiologischer Niere nbu cke l (Milzbu cke l).
Querschnitt ist ventra l der Wi rbelsä ul e (WS) und pyramide n. [4] [4]
der Aort a (A) die Versc hm elzung der beid en Nie-
renpole (N) zu erk enn en . [4]
Zusammenfassung
• Banale Nierenzysten sind häufig und sonographisch eindeutig zu erkennen .
Komplizierte Zysten mit echogenen Anteilen müssen weiter abgeklärt
werden.
• Tumoren müssen gegenüber zahlreichen Formvarianten abgegrenzt wer-
den. Häufigster benigner Tumor ist das Angiomyolipom, das sonographisch
I Abb. 11: Beckenniere unmitte lbar neben der
Harn blase. [4] wegen seines hohen Fettgehalts sehr echoreich erscheint und im CT ein-
deutig von einem Karzinom unterschieden werden kann.
• Nierenkarzinome sind ein relativ häufiger sonographischer Zufallsbefund.
Sie haben, wenn sie früh entdeckt und entfernt werden, eine sehr gute
Prognose.
-
Netiennieren: Anatomie,
64
Untersuchungstechnik und Pathologie
linke 3
rechte
Nebenniere
Nebenniere
rechte linke
N iere Niere
I Abb. 1: Anatom ische Lage der Nebennieren. ]51 I Abb . 2: Scha ll kopflagen zur Untersuchu ng der Nebennieren. ]51
Anatomie und Untersuchungstechnik Der anatomische Aufbau in Mark, Rinde und die bindegewebige
Kapsellässt sich mit hochauflösenden Geräten als Fünfschichten-
Die Nebennieren liegen retroperitoneal im Perirenalraum kranial aufbau erkennen (I Abb. 4).
und medial der oberen Nierenpole (I Abb. 1). Auch mit hochauf-
lösenden Geräten sind sie nicht immer darstellbar. Insbesondere die
Pathologische Veränderungen der Nebennieren
linke Nebenniere ist wegen ihrer retrogastralen Lage schwieriger
auffindbar. Die endoskopische Sonographie ermöglicht bessere fein·
Nebennierenhypoplasie und -hyperplasie
diagnostische Aussagen. Mit ihr lässt sich die linke Nebenniere bes·
ser erfassen. Nebennierenhypo- (z. B. bei Morbus Addison) und -hyperplasie (z. B.
Die rechte Nebenniere wird transhepatisch im Quer- oder Schräg- bei hypophysärem Cushing-Syndrom) sind in der transabdominalen
schnitt aufgesucht (Schnittebenen 1 und 2, I Abb. 2). Man sucht Sonographie nicht regelmäßig erkennbar.
sie medial und ventral des kranialen Nierenpols zwischen V. cava
und dem echoarmen Crus diaphragmaticus auf. Sie hat die Form
Raumforderungen
eines Y oder V (I Abb. 3).
Raumforderungen der Nebennieren sind relativ häufig. Sie können
ab einer Größe von 5 mm erkannt werden. Sonomorphologisch
I Abb. 3: Schn itt-
ebene 2: Man er-
unterscheidet man klinisch relevante Knoten nicht von klinisch
kennt die Y-förmige bedeutungslosen Knoten. Differenzialdiagnostische Überlegungen
normale rechte sind deshalb nur im klinischen Kontext möglich.
Nebenniere (unbe- Adrenokortikale Adenome können hormonell inaktiv sein oder
sc hrifteter Pfeil) morphologisches Korrelat eines Morbus Conn oder eines Morbus
zwisc hen V. cava
Cushing. Beim Auftreten von endokriner Symptomatik sind sie eher
(VC), Zwerchfell-
Grus (Z), und Leber-
kleiner als Karzinome (2-5 cm bei Cushing-Syndrom, < 2 cm bei
oberfläche. ]41 Conn-Syndrom, > 6 cm bei Karzinomen).
Die seltenen Phäochromozytome sind oft größer als Adenome und
Die linke Nebenniere findet man am besten translienal zwischen wegen regressiver Veränderungen (Einblutungen, zystische Degene-
kranialem Nierenpol und Aorta. Sie ist eher sicheiförmig und kann ration, Verkalkungen) strukturinhomogen (I Abb. 5). Man find et sie
bis zum Nierenhilus reichen (I Abb. 4). multilokulär im Bereich des Grenzstrangs.
I Abb . 4: Quer-
schnitt (Schnitt-
ebene 4): Man sieht
die linke Neben- I Abb. 5: Phäochromozytom
niere (Pfe il) mit der (P) der link en Nebe nniere im
charakteristischen Oberbauchquerschnitt (Schnitt-
Fünfsc hichtung. [41 ebene 4).
Die Länge beträgt 2-7 cm, die Dicke 0,5 - 1,2 cm und die Breite Auch primäre Nebennierenkarzinome sind selten. Sie erreichen
I ,5 - 4 cm. Bei Kindern besteht eine physiologische Hypertrophie. oft eine erhebliche Größe, die Echostruktur ist variabel, meist inho-
65 Nebennieren
Milz:
Facies gastrica
Facies phren ica
Hilusgefäße
Rippen
2
I Abb. 2: Schallkopflagen zur Untersuchung der Milz: Längsschnitt
I Abb. 1: Anatomische Lage der Milz. [8] (Schnittebene 1) und Querschnitt (Schnittebene 2). [5]
I Abb. 3: Schnittebene 1: Längsschnitt der normalen Milz. [5 /4] I Abb . 4: Schnittebene 2: Querschnitt der normalen Milz. Ein Rippenschatte n
(R) überlagert teilweise Milz (M) und Niere (N) . [5/4]
67 Milz
tion wird deshalb zurückhaltend gestellt. Die baumartig ver- I Abb. 5: Das so-
nographische Bild
zweigten Gefäße werden nur in der Farbdarstellung sichtbar der Milz im Längs-
(I Abb. 7). und Querschnitt
(I Abb. 6) ähne lt
einem Madarinen-
Untersuchungstechnik stück. [41
I Abb . 1: Große verplumpte Mil z. [4] I Abb. 2: Splenomegal ie. Die linke Niere wird I Abb. 3: Ries ige bi s in s kleine Bec ken reic hende
überragt. [4] Milz in ein em Oberba uchl ängssc hnitt bei chro-
nisc h lymphatischer Leukä mi e (CLL). Du rc h das
"Schallfenster" der Milz wird die ko mplette Aorta
gut sichtbar. [4]
I Abb. 4: Im Oberba uchquersc hnitt berühren sic h I Abb. 5: Sp lenomegal ie (link es Bild). Recht s im I Abb. 6: Ve rgrößerte Mil z mit kaum erkennbarer
lin ke r Lebe rl appen (L) und vergrößerte Milz (M ) Oberba uchqu erschnitt Wirbelsä ul e (WS ), Ao rta (A) Strukturinh omoge nität be i feinnodulärer Lym-
(Kissin g-Ph änomen). V. cava (Vc ) und Ao rta (A). [4] und mu ltipl e ec hoa rme mese nteriale Lymphkn ote n phominfil tration. [4]
(L) be i Non-Hodgkin-Lymph om. [4]
I Ab b. 7: Splenomega lie be i portaler Hypert en- I Abb. 8: Sp lenomega li e bei Th ro mbose der V. li e-
sion. Die Milzvene verläuft gesch längelt. Erst in nali s. Im B-Bild (rec htes Bild) echogenes Material
der Farbdarste llung (link es Bil d) wird di e varik öse in der erwe iterten Mil zvene. ln der Farbda rstel lun g
Erweiterung der Milzvene gut sichtbar. [4] (link es Bild) ist das durchströmte Restlum en farb ig
kod iert . [4]
Zusammenfassung
X Häufigste pathologische Veränderung der Milz ist die Splenomegalie.
X Eine zufällig vorgefundene Splenomegalie kann meist aufgrund von Ana-
mnese, Klinik und sonegraphischer Veränderungen an anderen Organen
(Leberzirrhose, Pfortaderthrombose, Lymphknotenvergrößerung, Lym-
phominfiltrate) richtig zugeordnet werden.
X Eine Hypo- oderAsplenie ist selten und lässt sich farbdopplersonogra-
phisch bezüglich ihrer Funktionalität weiter differenzieren.
70
Fokale Veränderungen der Milz I
Primär benigne Tumoren (z. B. Häm· Verschwinden der Knoten unter spezifi·
angiome, Uferzellangiome, Hamartome, scher Therapie.
Lymphangiome) sind selten. Die häufigs·
ten benignen Tumoren sind Hämangi·
ome (I Abb. 1). Sie sind überwiegend Häufigste maligne Raumforderung der
Milz ist die Lymphominfiltration.
echoreich und zeigen in der Kontrast-
mitteldarstellung ein charakteristisches
lrisblendenzeichen.
Lymphominfiltrate sind überwiegend I
Primär maligne Tumoren (z. B. fibrö· Abb. 1: Echoreiches Hämangiom der Milz. [4]
echoarm.
ses Sarkom, Kaposi-Sarkom, Teratom,
fibröses Histiozytom, muzinöses Zyst·
adenokarzinom, Leiomyosarkom, Fibro-
Zufällig gefundene echoarme Läsionen
sarkom) sind eine Rarität. (I Abb. 2). mit oder ohne Spienornegalle sollten
Milzmetastasen kommen fast aus- Immer Anlass zum Ausschluss einer lym-
schließlich in sehr späten Stadien einer phatischen Systemerkrankung sein.
Tumorerkrankung vor und sind deshalb
differenzialdiagnostisch meist problem- Angeborene Milzzysten (dysontogene-
los einzuordnen (I Abb. 3 und 4). Eine tische, Epidermoidzysten, Dermoidzys-
Ausnahme bilden Melanommetastasen, ten) zeigen sich rund, echofrei, scharf
deren früher Nachweis klinisch bedeut· begrenzt mit dorsaler Schallverstärkung
sam sein kann (I Abb. 5). und Zystenrandschatten (I Abb. 8).
Sie sind gelegentlich von feinen Septen
durchzogen und enthalten in seltenen I Abb. 5: Zwei echoarme Melanommetastasen mit
Milzmetastasen kommen (mit Ausnahme echoarmem Randsaum (Halo) bei neu entdecktem
von Melanommetastasen) i. d. R. nur im
Fällen sedimentierendes echogenes Melanom am Unterschenkel und lokaler Lymph-
Terminalstadium einer Tumorerkrankung Material. Wandverkalkungen kommen knotenmetastase in der Leiste. [41
vor, wenn der Primärtumor bereits be- vor.
kannt ist. Nicht epithelialisierte Pseudozysten Milzabszesse sind überwiegend echo·
sind häufiger. Sie entstehen vorwiegend arm uni· oder multifokal unscharf und
Lymphominfiltrationen bilden die posttraumatisch oder nach Abszessen unregelmäßig begrenzt (I Abb. 10). Sie
häufigsten malignen Läsionen der Milz. oder Infarkten und sind sonomorpho· können ihr Erscheinungsbild innerhalb
Sie sind meistens echoarm und gehen logisch nicht von angeborenen echten weniger Tage ändern von eher solide zu
häufig mit einer Milzvergrößerung ein· epithelialisierten Zysten zu unter· liquide, unter Bildung einer echoreichen
her. Ein feinnodulärer Befall in einer scheiden. Begrenzung und oft spiegelbildenden
vergrößerten Milz ist sonegraphisch Der Echinococcus cysticus der Milz echokomplexen Binnenechos. Gas-
gelegentlich erst nach Verabreichung ist sehr selten und ähnelt im ersten bildende Bakterien verursachen sehr
von Kontrastmittel erkennbar. Bei einer Stadium der angeborenen Milzzyste. helle Echos mit den typischen dorsalen
Splenomegalie mit oder ohne sichtbare In unklaren Fällen muss daher der Anti· Reverberationen. Milzabszesse lassen
Infiltrationen ohne erkennbare andere körpertiterzur Unterscheidung be· sich i. d. R. anhand klinischer Erschei·
Ursache sollte immer eine hämatologi· stimmt werden. Später entwickelt sich nungen, wie Schmerzen, starkem
sehe/lymphatische Systemerkrankung das charakteristische Bild mit echo· Krankheitsgefühl sowie ausgeprägten
ausgeschlossen werden. Dazu gehört reicher Wandverdickung, bienenwaben· Entzündungszeichen, gut von anderen
auch die Suche nach vergrößerten artigen echodichten Septen ("Zyste in fokalen Veränderungen abgrenzen. Bei
Lymphknoten in den typischen Regi· der Zyste") oder zwiebelschalenartiger Immunschwäche, z. B. durch Drogen
onen. Wandschichtung mit einer echoärmeren oder HIV-Infektion, kommen fein·
Ein diffuser kleinnodulärer Befall kommt Reaktionszone um die Zyste (I Abb. 9). noduläre im Nativsonagramm kaum
eher bei niedrig malignen (I Abb. 6), ein Schließlich kommt es zu Wandverkal· sichtbare Mikroabszesse vor.
fokaler großnodulärer Befall eher bei kungen und Auftreten von mehr oder
hoch malignen Lymphomen und Mor· weniger echogenem Zysteninhalt, so·
Merke: Milzabszesse zeigen sonogra-
bus Hodgkin vor (I Abb. 7). Differenzial· dass zuletzt ein echokomplexes tumor- phisch eine große Variabilität.
diagnostisch hilfreich ist oft das rasche artiges Gebilde resultiert.
71 Milz
I Abb. 2: Patient mit AIDS und Kaposi-Sarkomen I Abb. 3: Neu aufgetretene unscharf begrenzte I Abb. 4: Zwei große eingeblutete Melanommetas-
ubiquitär: mehrere echogleiche Rundherde mit an- echoarme Milzmetastasen eines lange bekannten tasen bei fortgeschrittener Tumorerkrankung. [4)
gedeutetem echoarmem Randsaum . ln einigen ubiquitär metastasierenden Ovarialkarzinoms. [4]
Knoten befinden sich zentral wie ausgestanzt wir-
kende liquide Zonen. [4]
1 Abb . 6: 60-jähriger Patient mit Leistungsknick. I Abb. 7: Großes solitäres echoarmes Milzinfiltrat I Abb. 8: Zufällig gefundene dysontogenetische
Bei der Erstuntersuchung zeigt sich eine Spleno- bei neu entdecktem Morbus Hodgkin. [4] Milzzyste. [4]
megalie mit multiplen kleinen echoarmen Lym-
phominfiltraten. Im gesamten Abdomen in den
typischen Regionen vergrößerte Lymphknoten . ln
der histologischen Untersuchung wird ein Non-
Hodgkin-Lymphom nachgewiesen. [4]
I Abb. 9: Milzzyste mit echoreicher Kapsel, echo- I Abb. 10: Unscharf und unregelmäßig begrenzter
armem Reaktionssaum und einzelnen Tochterzys- echoarmer Milzabszess im Stadium der Kolliqua-
ten. Es handelt sich um eine Ech inokokkuszyste tion . [4]
im Stadium 2. [4]
Zusammenfassung
• Diagnostisch wegweisend sind klinische Entzündungszeichen (Schmerz,
Fieber).
• Milzabszesse ändern ihr Erscheinungsbild rasch innerhalb weniger Tage
(Echoarmut, Kolliquation, Bildung von Detritus und einer echoreichen
Kapsel) .
72
Fokale Veränderungen der Milz II
Nach Traumata werden Milzhämato- irregulären meist echoarmen Läsionen
me und Milzrupturen gezielt gesucht. nach sich ziehen (I Abb. 3).
Hämatome liegen meist subkapsulär Klinische Parameter für akute Blutun-
als halbmondförmige echofreie oder gen sind unzuverlässig. Regelmäßige
echoarme, selten auch echoreiche .Are- kurzfristige Sonoverlaufskontrollen, an-
ale (I Abb. I). Bei einer Kapselruptur fangs im Abstand von wenigen Minu-
kommt es zur Einblutung in die freie ten, erlauben eine relativ zuverlässige
Bauchhöhle. Gelegentlich gelingt nur Einschätzung der Situation und spielen
der Nachweis freier intraabdomineller eine wichtige Rolle für eine milzerhal- I Abb. 1: Subkapsulär echoarmes Milzhämatom
(gelbe Pfeile). Epikapsulär freies Blut als Ze iche n
Flüssigkeit, während die eigentliche tende konservative Therapie. einer Kapselruptur (grüne Pfeile). [41
Organläsion nicht sichtbar ist Einen Sonderfall bilden Spontanrup-
(s. S. 94-97). turen bei gleichzeitig vorliegender
Splenomegalie. Hier muss nach Grund-
erkrankungen (z. B. hämatologische
Systemerkrankungen) geforscht werden,
bei denen schon Mikrotraumen (z. B.
heftige Milzpalpation) zur Ruptur füh-
ren können (I Abb. 4).
Verwechslungen ergeben sich immer
wieder, wenn sich der linke Leber-
lappen über die Milz schiebt und damit
eine Ruptur vortäuscht. Durch Atem- I Abb. 5: Der linke Leberlappen (L} überlagert die
exkursionen kann hier aber die Ver- Mi lz (M) ha lbmondförmig, sodass ein e subkapsu-
schieblichkeit der beiden Organe auf- läre Ruptur vorgetäuscht wird. [41
Bei zweizeitigen Milzrupturen han- gezeigt werden und damit eine Schein-
delt es sich meist um einen primär ruptur nachgewiesen werden (I Abb. 5
schon kompletten Riss, dessen Blutung und I Abb. 6).
vorübergehend zum Stillstand gekom- Milzinfarkte stellen sich als echoarme meist klinisch bedeutungslosen Ver-
men ist, die aber schon bei physiolo- keilförmige Defekte dar, deren Spitze narbungen (I Abb. 9) .
gischer Erhöhung des abdominalen zum Milzhilus reicht (I Abb. 7). Sie Selten findet man diffus verteilte kleine
Drucks (Husten, Lachen) zur Blutung in heilen unter Zunahme der Echogenität, Verkalkungen nach Infektionen, wie sie
die freie Bauchhöhle führen kann. Abrundung der Kontur und Schrump- z. B. bei immungeschwächten Patienten
Ähnlich verursachen kleinere Hämato- fung des infarzierten Bereichs aus, gele- als Begleiterkrankungen vorkommen
me bei einer okkulten Milzruptur gentlich unter Hinterlassung von Verkal- (I Abb. 10).
durch Verklebungen lokalisierte peri- kungen, Pseudozysten oder eines intra- Bei älteren Typ-2-Diabetikern beobach-
splenische Hämatome, die sich im lienalen Pseudoaneurysmas (I Abb. 8). tet man gehäuft einen verkalkten zen-
weiteren Verlauf vergrößern können Verkalkungen der Milz sind echoreich tralen Gefäßbaum, der einer Media-
(I Abb. 2). Heftigere Traumata können mit dorsalem Schallschatten oder dor- sklerose der Milzarterien entspricht
die völlige Mazeration der Milz mit salen Reverberationen. Sie entsprechen (I Abb. 11 ].
73 Milz
I Abb. 2: Li nks perispleni sc hes echofre ies Häm a- I Abb. 3: Irregu läre unregelmäßig begrenzte I Abb. 4: Subkapsuläres Hämatom nach Mikro-
tom nach Milzruptur (gelbe Pfeile). Rechts echo- ec hoarme Läsionen bei mazerierender Mi lzruptur. trauma in einer vergrößerten Milz (Stoßen gegen
freies Blut im Douglas-Raum (grüne Pfeil e). [4] [4] die Tischk ante). Ursache war eine bisher nicht
diagnostizierte Haarze ll le ukämie. [41
I Abb. 6: ln einer anderen Schn ittebene verdeut- I Abb. 7: Keilförmige echoarme Infarktzone deren I Abb. 8: Multiple vernarbte Infarkte der Mi lz bei
li cht sich di e anatomische Situatio n (I Abb. 5) . Die Spitze bis zum Milzhilus reicht. [4] Sichelzellanämie. Inh omogene echokomp lexe
Mi lz (M) liegt zwisc hen linkem Lebe rl ap pen (L) und Parenchymstruktur mit Pseudozysten, die nur in
Niere (N). [4] Kenntnis der Grundkrankheit richtig zu deuten ist.
14]
1 Abb. 9: Echoreich e Verka lkungen mit Scha ll- I Abb . 10: Multipl e kleine Verka lkungen in einer I Abb. 11: Echoreich verka lkter Gefäßbaum bei
schatten unbekannter Ursache. [4] vergrößerten Mil z bei derzeit beschwerdefre iem einem 60-jährigem Typ-2-Di abetik er mit Med ia-
Pat iente n mit HIV In fektion. [4] sk lerose . 14]
Zusammenfassung
*C Zufällig gefundene Raumforderungen der Milz sind meist benigne.
*C Häufigste maligne Raumforderungen sind Lymphominfiltrate.
*C Milzabszesse werden anhand der typischen Klinik und dem charakteris-
tischen Verlauf erkannt.
*C Nach einem Trauma sind Sonographische Verlaufsbeobachtungen der
Organruptur und der intraperitonealen Einblutungen für eine milzerhal-
tende konservative Therapie entscheidend wichtig.
74
Magen-Darm: Anatomie und Untersuchungstechnik I
I Abb. 1; Anatomie des Magen-Darm-Trakts. [9l I Abb. 2: Scha llk opflage n zur Untersuchung des Magens: Oberbauchlängs-
schnitt (Schnittebene 1) und Oberbauchquerschnitt (Schnittebene 2). [51
I Abb. 3: Schnittebene 1: Oberbauch längssc hnitt Man erkennt Antrum- (A) I Abb. 4: Schnittebene 2: Oberbauchquerschnitt. Zu se hen ist der Magen-
und Kardiakokarde (Pfei l). (5/4] korpu s mit den Schichten der Magenwand: 1 Tunica mucosa (Eintrittsecho),
2 La mina muscularis mucosae (echoarm), 3 Te la submucosa (echoreich).
4 Tunica muscularis (echoarm), 5 Tuni ca serosa mit Tela subserosa (Aus-
trittsecho). (5 / 4]
Untersuchungstechnik Dünndarm
Magen Das Duodenum ist meistens luftgefüllt und stellt sich des-
halb als echoreicher Reflex dar, der den distalen Gallengang
Für die Übersichtsuntersuchung des Magen-Darm-Trakts wird und Teile des Pankreaskopfes überdeckt. Auch hierbei kann
ein 3,5 MHz-Schallkopf verwendet. Sie wird bei Bedarf wird ein Glas Wasser als Schallfenster dienen. Der Patient dreht
mit einem hochauflösenden Schallkopf (5-9 MHz) fortge- sich dazu auf die rechte Seite, damit das Wasser durch den
setzt. Dazu wird mit dosierter Kompression störendes Darm- Pylorus in das Duodenum einfließt. Man hat dann einige
gas weggedrückt Minuten Zeit, das Duodenum mit seinen Wandstrukturen,
Schmerzhafte Bereiche und Resistenzen werden gezielt auf- den distalen Gallengang und den Pankreaskopf besser ein-
gesucht (Sonopalpation). zusehen.
Die Untersuchung erfolgt am nüchternen Patiemen. Im Ober- I Abbildung 5 zeigt die flüssigkeitsgefüllte Pars horizontalis
bauchlängsschnittwird die Kardia in der Aortomesenterial- duodeni, die im aortomesenterialen Winkel, quer über die
ebene als kleine ringförmige Struktur und das Magenantrum Aorta hinweg, in das Jejunum übergeht. Hier besteht Ver-
als etwas größere Ringstruktur angeschnitten [Schnittebene wechslungsgefahr, wenn das flüssigkeitsgefüllte Duodenum
1, 1 Abb. 2 und 3). Im Oberbauchquerschnitt werden Pylo- bei flüchtiger Betrachtung eine Raumforderung vortäuscht.
rus, Antrum und ein Teil des Korpus sichtbar (Schnittebe- Die Beobachtung der Peristaltik ermöglicht die Unterschei-
ne 2, I Abb. 4). Der Fundus bleibt meist hinter einer Luft- dung.
blase verdeckt. Um die Sicht zu verbessern, kann der Patient
1- 2 Gläser stilles Wasser trinken. Man wartet einige Minu-
ten, bis das echoreiche lufthaltige Wasser langsam echoärmer
und damit zum Schallfenster wird. Danach wird der Schall-
kopf so geführt, dass der Schallstrahl durch die Flüssigkeit
hindurch alle Magenbereiche abtastet und dabei nicht durch
Luft im Magen behindert wird. Dazu muss der Patient u. U.
auch aufgesetzt oder gedreht werden.
Mit hochfrequenten Schallköpfen (z. B. 5- 9 MHz) kann die
Wandschichtung des Magens und des Darms dargestellt wer-
den, die in etwa den anatomischen Schichten zuzuordnen ist
(I Abb. 4). Bei malignen Wandveränderungen geht meist die
normale Schichtung verloren. Die Wanddicke des Magens
ändert sich im Verlauf der Peristaltik. Sie sollte 8 mm nicht 1 Abb. 5: Flüssigkeitsgefü llte Pars hori zontali s duodeni (Pfe ile) im aortomes-
überschreiten. enterialen Winkel. (4]
76
Magen-Darm: Anatomie und Untersuchungstechnik II
Untersuchungstechnik 3
Dünndarm (Fortsetzung)
I Abb. 7: Lufthaltiges Sigmoid (Pfei l) im Querschnitt. Leitstrukturen sind die I Abb. 8: Zirk uläre Wandverdickung (pathologi sc he Kokarde) des Sigmoids
hier farbig kodierten ll iaka lgefäße. [4] (Pfei l) bei antib iotikaind uzierter Koliti s. [41
vorliegt. Mit zunehmender Ausprägung der Entzündung Das proximale Rektum ist durch die gefüllte Blase in beiden
verschwindet die Haustrierung. Eine ausgeprägte zirkuläre Ebenen gut einsehbar (I Abb. 9) .
Wandverdickung stellt sich im Querschnitt als Ringfigur dar
(pathologischen Kokarde , I Abb. 4 und s. S. 82/ 83).
Wegen seines geschlängelten Verlaufs lässt sich das Sigmoid
nicht kontinuierlich darstellen. Zum Auffinden dienen als
Leitstrukturen die lliakalgefäße (I Abb. 7), die vom Iufthai-
tigen Sigma unterbrochen werden. Ein zirkulär wandver-
dicktes Sigmoid stellt sich dagegen als pathologische Kokarde
dar (I Abb. 8) .
Die Darstellung der normalen Appendix ist in über 60 %
möglich. Sonegraphisch erscheint die Appendix im Quer-
schnitt als ovale Ringfigur (Schießscheibe, Target-Läsion)
mit einem maximalen Durchmesser von 6 mm. Im Längs-
schnitt zieht die Appendix als bis zu 25 cm lange tubuläre
blind endende Struktur nach kaudal und medial. Leitstruktu-
ren zum Aufsuchen der Appendix sind das Colon ascendens
mit dem Zäkum, die lliakalgefäße und der M. ileopsoas. I Abb. 9: Rektum (R) dorsa l der Harnblase (B) im Längs- und Querschnitt. [4]
Zusammenfassung
X Die Strukturen des Magen-Darm-Trakts sind dünnwandig und teilweise mit
Luft gefüllt. Sie sind deshalb sonegraph isch oft schwer zu erkennen und
erschweren die Da rstellung der übrigen Bauchorgane eher als Schallhin-
dernisse. Große Abschnitte des Magen-Darm-Trakts lassen sich jedoch ein-
deutig zuordnen und explori eren .
X Hinzu kommt, dass viele Erkrankungen des Magen-Da rm-Trakts mit einer
Wandverdickungen und einer Ansammlung von intraluminaler Flüssigkeit
einhergehen, was zu einer eindrucksvollen Verbesserung der Sicht führt.
X Für die Übersichtsuntersuchung wird die 3,5-MHz-Sonde verwendet. Hoch-
frequente Sonden (5 - 9 MHz) verbessern die Auflösung und ermöglichen
eine Feindarstellung bis hin zur Darstellung der Wandschichtung, die von
~
keiner anderen bildgebenden Methode erreicht wird .
---------------
78
Veränderungen des Magen-Darm-Trakts I
Magenentleerungsstörung Dies ist von Bedeutung, da der endo-
skopisch bioptische Nachweis unter
Eine Magenentleerungsstörung kommt Umständen schwierig ist.
bei einer Reihe von Erkrankungen vor. Umschriebene Wandverdickungen ent-
Als Ursache gelten Wandschwellungen, sprechen meist neoplastischen Verände-
z. B. bei Ulkus oder Tumoren des Ma- rungen. Magenkarzinome und Ma-
gens und der umgebenden Organe (z. B. genlymphome sind i. d. R. echoarm
Pankreaskopfkarzinom) sowie funktio- und unregelmäßig begrenzt, die Wand-
nelle Störungen wie eine neurogene schichtung ist aufgehoben. Größere I Abb. 1: Riesiger Magen gefüllt mit Speiseresten,
Gastroparese, z. B. bei Diabetes mellitus Magenkarzinome lassen sich an einer die einen Spiege l bilden . [4[
oder ein Ileus. meist asymmetrischen semizirkulären
Man findet einen vergrößerten mit Flüs- oder zirkulären Wandverdickung er-
sigkeit und Nahrungsresten gefüllten kennen (Kokarde, I Abb. 3). Das Lym-
Magen (Retentionsmagen). In Abhän- phom des Magens kann umschrieben
gigkeit von der vorher aufgenommenen knollig oder diffus wachsen. Die Magen-
Nahrung ist der Inhalt unterschiedlich wand kann hirnwindungsartig verdickt
echogen (I Abb. I). sein. Hinweise auf ein Lymphom geben
Beim nüchternen Patienten ist die Flä- evtl. diffus verteilte intraabdominelle
che der Antrumkokarde in der Aorto- Lymphknoten und eine Splenomegalie.
mesenterialebene normalerweise nicht Gastrointestinale Stromatumoren
größer als ca. 3 cmz. (GIST) sind seltene mesenchymale I Abb. 5: Freie intraperitonea le Luft. Auf der
Eine Gastroparese kann durch einen Tumoren, die überwiegend benigne Leberkuppe heller Reflex mit Kometenschweif-
Funktionstest entdeckt werden. Man sind. Sie kommen im gesamten Magen- artefakt [ 41
untersucht den Patienten dazu in einer Darm-Trakt vor und zeigen sonogra-
in 45° sitzenden Position in der Aorto- phisch eine rundliche homogene Raum-
mesenterialebene. Nach Trinken von forderung bei erhaltener Wandschich- piebedürftigen Erkrankungen differen-
einem Glas Wasser (200 ml) weitet sich tung (I Abb. 4). zialdiagnostische Probleme aufwerfen.
die An trumfläche etwa auf das 4- bis Große Ulzera sind als umschriebene Insbesondere ist die Abgrenzung gegen-
5-fache auf. Erreicht die Antrumfläche Wandverdickung erkennbar. Das Ulkus über einer akuten Appendizitis ein
nach ca. 20 min nicht wieder den Aus- grenzt sich im Zentrum als Flüssigkeit häufiges Problem (Pseudoappendi-
gangswert, so besteht der Verdacht auf oder mit Luft gefüllte Läsion ab. Ein zitis ).
eine Motilitätsstörung. kleines ulzeriertes Karzinom ist davon Bei einer Enteritis findet man eine Hy-
sonegraphisch nicht zu unterscheiden. perperistaltik und vermehrt Flüssigkeit
Magenwandverdickung Sieht man neben der Wandverdickung im Dünndarm (I Abb. 6). Das Darm-
Flüssigkeit oder Luft in der Umgebung lumen ist im Gegensatz zum Ileus nicht
Bei benignen Erkrankungen, die zu des Magens, so ist von einer Perfora- dilatiert. In schweren Fällen ist die
einer Magenwandverdickung führen, ist tion auszugehen. Freie intraperito- Darmwand verdickt (pathologische
die Wandschichtung i. d. R. erhalten. Als neale Luft kann in linker Seitenlage Kokarden, I Abb. 7).
Ursache kommen alle Gastritisformen zwischen Leberkuppe und Peritoneum Bei akuter Enterokolitis durch patho-
infrage. Die häufige Helicobacter-pylori- als beweglicher heller Reflex aufgesucht gene Keime, wie Campylobacter jejuni,
Gastritis führt meist nur zu einer gerin- werden (I Abb. 5). Yersinia enterocolitica, Salmonellen etc.,
gen Verdickung der Mukosa und Sub- Eine reaktive Wandverdickung findet kommt es zu einer Schwellung des
mukosa, selten zu einer Riesenfal- sich bei Pankreatitis im Bereich des ent- Zäkums, des Colon ascendens und des
tengastritis. Sehr selten kommt die zündlichen Exsudats bei kardialer Stau- terminalen Ileums (Ileocaecitis,
Riesenfaltengastritis beim Morbus ung und portaler Hypertension. I Abb. 8). Die regionalen mesenterialen
Memetrier vor. Auch das hereditäre Lymphknoten können vergrößert sein.
Angioödem verursacht erheblich Akute Enteritis und Klinisch äußert sie sich häufig mit
geschichtete Wandverdickungen, die rechtsseitigen Unterbauchschmerzen
Enterokolitis
innerhalb von wenigen Stunden bis (Pseudoappendizitis ). Gegebenenfalls
Tagen Ausprägung und Lokalisation Enteritiden und Enterokolitiden si nd ist eine spezifische Therapie erforder-
ändern und unterschiedliche Abschnitte die häufigste Ursache von Bauch- lich, oder es besteht eine Meldepflicht.
des Magen-Darm-Trakts nacheinander schmerzen mit oder ohne Diarrhö. Sie Während oder nach einer Antibiotika-
betreffen können (I Abb. 2). sind meist nach wenigen Stunden oder therapie kann es zu wässrigen, schleimi-
Auch beim zirrhösen Magenkarzi- Tagen selbstlimitierend. Andererseits gen oder blutigen Durchfällen kommen,
nom können die verschiedenen Wand- können heftige Bauchschmerzen in der die mit einer Wandverdickung im Kolon
schichten noch teilweise erhalten sein. Akutphase gegenüber dringend thera- einhergehen (I Abb. 9). Maximal-
79 Magen-Darm-Trakt
I Abb. 2: Zirku lär geschichtet wandverd ickter I Abb. 3: Zirku läre unrege lmäßig begrenzte echo- I Abb. 4: GIST-Tumor der Kardia. Im flüssigkeit s-
Magen bei hereditärem Angioödem (Quincke- arme Wandverdickung (pathologische Kokarde) gefü ll ten Magen glatt begrenzte runde Raumfo rde-
Ödem) . [41 mit aufgehobener Wandschichtung bei Antrum- rung. [41
karzinom. (41
I Abb. 6: Flüssigke itsgefüllte Darmschl ingen, die I Abb. 7: Ausgeprägte Enteritis bei deutlich ver- I Abb. 8: lleocaec itis be i Yersiniose enterocolitica.
sich im Aszites gut abgrenzen. [41 dickter Darmwand. Im Querschnitt pathologische Zäkum und terminales Ileum (rote Pfeile) sind
Koka rden. [41 wandverd ick I. Verdickte Ba uhin-K lappe (gelbe r
Pfei l). [41
I Abb. 9: Co lon ascendens, rechte Flexur und I Abb. 10: Verdickte Dünndarmwand be i Sprue
Weitere seltenere Darm- Co lon transversum echoarm wandverdickt bei mit verp lumpten Kerckring-Fa lten. [41
erkrankungen antib iotikaassoziierter Kol itis. (41
I Abb. 1: Dünndarmileus mit sichtbaren Kerck- I Abb. 2: Bridenileus. Proximal der Bride ist das I Abb. 3: Die Ileu szeichen (Flüssigkeit intralumina l
ring-Fa lten (Kiaviertasten-, Leiterzeiche n). Flüs- Lumen erweitertet, distal zeigt sich der leere und extraluminal, Lumendi stension I sin d nur sicht-
sigkeit im Darmlumen, Lumenerwe iteru ng, freie Hungerdarm. Am Hindernis ist die Darmwand ver- bar, wenn der Schallkopf von latera l aufgesetzt
Flüss igkeit um den Darm. 141 dickt. [41 wird (rechtes Bild ). Bei ventralem Schall verdecken
Lufthauben im Darm die Sicht (linkes Bild). [4(
I Abb. 4: Dünndarmileus mit gut sichtbare r intra- I Abb. 5: Dünndarm invagination im Querschnitt I Abb. 6: Appendizitis mit verrundelern vergrö-
luminaler echofreier Flüssigkeit (rechtes Bi ld). mit drei ineinand ergesc hichteten Wänden und ßertem Querdurchmesser (Target-Formation).
Ileus mit schwieriger erkennbarer echogener Flü s- ze ntralem Tumor. 14] Echoreiche Netzkappe in de r Umgebung. [4]
sigkeit gefüllt (linkes Bild). [4]
I Abb. 7: Appendizitis mit Kotstein (Pfeil ). [4] I Abb. 8: Hypervasku larisation bei Appendizitis. 141 I Abb. 9: Zum Ausschluss einer Appendizitis muss
die gesamte Appendix durchgemustert werden:
normale ovale Appendix auf dem M. il eopsoas
(linkes Bild). Weiter distal ze igt sich die gleiche
Append ix entzünd lich abgerundet und wandbetont
(Schießscheiben- oder Target-Läsion) (rechtes
Bild). [4]
Zusammenfassung
I Abb. 10: Perityphliti scher Abszess (Pfe il ). [4]
te Der Ileus lässt sich sonegraphisch noch vor der konventionellen Röntgen-
aufnahme erkennen.
te Eine Appendizitis kann inzwischen mit einer Sensitivität von 90% sone-
graphisch gesichtet werden . Die normale Appendix lässt sich in 60% dar-
stellen und ermöglicht damit eine Ausschlussdiagnostik. Ein weiterer klini-
scher Gewinn ist das Erkennen von Erkrankungen, die eine Appendizitis
vortäuschen (Pseudoappendizitiden).
82
Veränderungen des Magen-Darm-Trakts 111
Chronisch-entzündliche Divertikulitis ge verbesserte Durchblutung über-
Da rmerkra nku ngen gehen.
Luftgefüllte Divertikel sind am ebenfalls
Der Morbus Crohn ist eine chronische luftgefüllten Kolon sonegraphisch Darmtumoren
Darmentzündung mit zirkulärer schlecht zu erkennen. Liegt dagegen
Wandverdickung, die alle Wand- eine Divertikulitis vor, ist die Wand des Polypen des Dünndarms und des Kolons
schichten betrifft. Die Wandverdickung Divertikels echoarm akzentuiert und sind unter guten Bedingungen gelegent-
kann sich verschieden manifestieren: als deshalb gut sichtbar. Das Divertikel ent- lich sichtbar. Auch kleine noch asympto-
echoarme Wand mit fehlender Schich- hält dann reflexreiche Luft (I Abb. 4) matische Kolonkarzinome oder bisher
tung oder mit akzentuierter Schich- oder echofreie Flüssigkeit (I Abb. 5) und unbekannte Karzinome bei älteren Pa·
tung und abgrenzbarem äußerem echo- ist von einer "echoreichen Netzkappe" tienten mit Eisenmangelanämie sind bei
armem Ring, echoreicher Mittelschicht umgeben. Die Kolonwand ist einige gezielterSuche auffindbar, zumal die
und echoarmer innerer Begrenzung. Zentimeter proximal und distal der angrenzende Kolonwand oft zirkulär
Eine fehlende Peristaltik im entzünd- Divertikulitis ebenfalls zirkulär akzen- wandakzentuiert erscheint und damit
lichen Bereich drückt sich im Kolon mit tuiert und im Querschnitt als ringförmi- auffällig ist. Wegen der nur unvollständi-
einem Haustrenverlust aus. Typisch ist ge Struktur (pathologische Kokarde) gen Einsehbarkeit des Darms darf die So-
der Befall mehrerer Darmsegmente mit erkennbar. Mit der Einfingerpalpation nographie aber keinesfalls als Screening-
plötzlichem Übergang von entzündlich kann das schmerzhafte Divertikel ge- methode zum Ausschluss von Polypen
verändertem zu normalem Darm zielt aufgesucht werden. Perforationen oder Karzinomen angesehen werden.
(I Abb. 1). werden als umschriebene liquide Areale Größere Karzinome sind als unscharf
Bevorzugte Lokalisation ist das termina- um das Divertikel darstellbar, manchmal und unregelmäßig begrenzte echoarme
le Ileum. Die Wanddicke erreicht häufig mit Lufteinschlüssen (I Abb. 6). Formationen darstellbar (I Abb. 7). Sie
mehr als 10 - 12 mm. Im akuten Schub führen zu einer meist asymmetrischen
ist eine hirnwindungsartige (gyriforme) Ischämische Darm- mehr oder weniger zirkulären Wand-
geschichtete Form häufig (I Abb. 2). erkrankungen verdickung (pathologische Kokarde).
Entzündliche Fistelgänge und Abs- Die Wandschichtung ist im Bereich des
zesse sind häufig. Entzündliche Lumen- Ischämien des Dünndarms können Tumors aufgehoben.
verengungen oder narbige Stenosen durch arterielle oder venöse Verschlüsse Infiltrationen in die Nachbarorgane sind
führen zum Ileus in den proximalen verursacht sein. Man findet anfangs eine im Gegensatz zur Endoskopie, mit der
Darmabschnitten. Hyperperistaltik, später einen paralyti- oft die Engstelle nicht mehr überwun-
Die entzündliche Wandverdickung bei schen Ileus. Die Darmwand ist echoarm den werden kann, ebenso zu erkennen
der Colitis ulcerosa betrifft nur die verdickt. Bei gangränöser Veränderung wie Lymphknotenmetastasen in der
Mukosa des Kolons. Dementsprechend findet man Gasreflexe in der Darm- Umgebung.
weniger stark ausgebildet überschreitet wand, zum Teil auch in den Portalgefä- Zur vollständigen Untersuchung gehört
sie selten 8 mm (I Abb. 3). Es zeigt sich ßen. Betroffen sind kurze Darmsegmen- auch die Durchmusterung der Leber
ein typischer distal betonter kontinuier- te oder der gesamte Darm, seltener das nach Metastasen am besten mit Kon-
licher Befall, der unterschiedlich weit Kolon. Typischerweise handelt es sich trastmittelsonographie. Maligne Lym-
vom Rektum nach proximal aufsteigt. dann um das distale Kolon, das von der phome des Darms erscheinen ähnlich.
Die Wand ist im akuten Stadium eher A. mesenterica inferior versorgt wird. Weitere Symptome, wie eine Splenome-
echoarm akzentuiert, im subakuten Farbdopplersonographisch ist in der aku- galie mit oder ohne fokalen Lymphom-
Stadium eher gering verbreitert. Als ten Phase die Durchblutung vermindert befall und eine gleichmäßige Verteilung
Komplikation kommt das toxische oder fehlt ganz. In der anschließenden vergrößerter intraabdomineller Lymph-
Megakolon vor. subakuten Phase kann sie in eine mäßi- knoten, sind diagnostisch wegweisend.
83 Magen-Darm-Trakt
I Abb. 1: Morbu s Crohn. Colon descend ens mit I Abb . 2: Morbu s Crohn mi t gesch ich teter gyri- I Abb. 3: Co liti s ulcerosa mit echoarmer Wand-
geschichteter Wandverdi ckung und Haustren- former Wandve rdick ung im Colon asce nd ens. [4] verdick ung und Haustrenverlu st. [4]
ve rlu st (rec htes Bild ). Be im gleichen Patiente n
norm ales Colon ascende ns (link es Bil d). [4]
::/if!i!i? '~.;~_~;~~~~i ~
0
I Abb. 4: Divertik el mit entzündlich ec hoa rmer I Ab b. 5: Entzündli ch verä ndertes Divertikel mit I Abb. 6: Bre ite Flü ss igke itsstraße be i perforiert er
Wand und zentralem Luft reflex mit Schall sc hatten. ec hoarmer Wa nd und Flü ss igke its füllu ng. Die Divertik uliti s. Das Divertikel ist nic ht me hr erkenn-
Die angrenzende Kolonwa nd ist ec hoa rm verdi ck t. angrenze nd e Kol onwa nd ist echoa rm zirkul är bar. Die Ko lonwa nd ist zirku lär verdickt. [4]
(4] ve rd ic kt. (4]
Zusammenfassung
X Sonographische Veränderungen bei chronisch-entzündlichen Darmerkran-
kungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) ermöglichen Aussagen zur Aktivi-
tät. Auf invasivere Untersuchungsmethoden kann meist verzichtet werden .
X Die Sensitivität und Spezifität der Diagnostik einer Divertikulitis erreichen
Goldstandardwerte.
X Die Sonographie ist als Screeningmethode zum Ausschluss kleiner Tumo-
ren oder Polypen nicht geeignet, da nicht alle Bereiche gleich gut einge-
sehen werden können .
X Dennoch sind auch kleine Tumoren oft gut darstellbar. Die Beurteilung der
Durchgängigkeit des Lumens, einer Invasion in die Umgebung oder einer
Metastasierung kann klinisch hilfreich sein .
-~--------- ~---'
-
84
Unterbauch: Anatomie und Untersuchungstechnik
Harnblase
Uterus-,,
Symphyse
Rektum·
Vagina---
Urethra
I Abb. 3: Mes-
sung der Harnbla-
se im Längs- und
Querschn itt. [4]
I Abb. 4: Urin-
einstrom in die
Blase (Jet-Phä-
I Abb. 2: Scha llkopfl agen zur Untersuchung der Unterbauchorgane im Längs- nomen) im Farb-
und im Querschnitt (Schnittebenen 1 und 2). [51 modus. [4]
85 Unterbauch
I Abb. 5: Normale
Prostata und Sa-
menblase (Pfeile).
Schnittebene 2
(Querschnitt, a)
und Schnitt-
ebene 1 (Längs-
schnitt, b). [5/4]
I Abb. 6: Scha llkopf lagen zur Untersuchung von Uterus, Vagina und Adnexe
im Längs- und Querschnitt (Schnittebenen 1 und 2). [5]
&2
sich bei der prämenopausalen Frau zyklusabhängig. Unmittelbar Im Querschnitt liegt
nach der Menstruation erscheint es als schmales echoreiches Band der Uterus (U) bei
mit einer Höhe von etwa 3 mm. Periovulatorisch ist das Endo- b vo ll er Harnb lase (B)
metrium durch einen echoreichen Saum vom Myometri um abge- dorsal (Schnittebene
2, b) . Bei leerer Harn-
grenzt. Danach nimmt die Echogenität des Endometriums zu und
blase ist er nach
wird zunehmend homogen echoreich. Dessen Durchmesser wird als ventra l gek nickt und
doppelte Endometriumdicke gemessen und erreicht bis zu 20 mm kommt vor der Harn-
(I Abb. 7b). Wenig intrakavitäre Flüssigkeit ist physiologisch. bl ase zur Darstellung
Im Douglas-Raum dorsal des Uterus sind kleine Flüssigkeitsmengen (2b). [5 /41
in Abhängigkeit vom Zyklus normal.
In der Postmenopause verkleinert sich der Uterus im Mittel auf
4,5 x 1,5 x 2 cm.
Zusammenfassung
X Die Harnblase dient für die Untersuchung des Unter-
Das Endometrium verändert sich bei der geschlechtsreifen Frau
zyklusabhängig und erreicht eine Höhe bis zu 2 cm. bauchs als Schallfenster und muss deshalb aus-
reichend gefüllt sein.
X Die Unterbauchorgane werden im Rahmen der Rou-
tineuntersuchung des Abdomens mit untersucht. Sie
werden so weit besprochen, wie sie als Zufallsbefunde
oder als Differenzialdiagnosen eine Rolle spielen. Die
Feindiagnostik wird vom Facharzt überwiegend endo-
I
~
Abb. 8: Norma les
Ovar mit sprung- sonographisch durchgeführt.
reifem Follike l. [4]
86
Veränderungen des Unterbauchs I
Veränderungen der Harnblase
I Abb. 3: Stark verd ickte Harnb lasenwa nd bei I Abb. 4: Harnwegsinfekt mit spiegelb ildendem I Abb . 5: Reflexreicher kleiner Harnblasenstein
chronische r Zyst itis. [4) Detritus. [4 ) mit dorsalem Schallschatten. [4)
2 I Abb. 9: Normale
Prostata ( 1). benigne
Blase
Hyperp lasie des
Mittell appens und der
Se iten lappen (2) und
Karzinom im Hinter-
lappen (3). [5 ]
I Abb. 1: Em bryo in der flüss igkeitsgefül lten I Abb. 2: Gravidität in der 20 . SSW. [4] I Abb. 3: Uteru s zwischen den Paramet rien im
Chorionhöh le in der 10. SSW . [4] Que rsc hnitt, umgeben von einer ausgedehnten
Ei nb lutung bei rupturierter Ext rauteringra viditä t.
Die fa rbige Zone links neben dem Uterus ent-
spricht varikösen Gefäßen. [4 ]
I Abb. 4: Echoarmer Rundherd im Myomet ri um, I Abb. 5: Ausgedehnte unregelmäß ig begrenzte I Abb. 6: Einkammerige funktione lle Ovarialzyste.
der einem Myom entspricht. We itere unscharf be- inhomogene Raumforderung, di e fast den gesam- [4]
grenzte z. T. ve rka lkte Myome haben den Uterus ten Uterus ausfü llt: Korpuskarzinom . [4]
deformiert (Uterus myomatosus). [4]
I Abb. 7: Typische Endometriosezyste mit echo- I Abb. 8: Ova rialkystom: polyzysti sches Gebilde I Abb . 9: Ovaria lk arzinom: unregelmäß ig begrenz-
gener Einbl utung (Schokoladenzyste) kranial der mit fe inen ec horeichen Septen und echofreiem ter inhomogener Unterba uchtumor mit liquiden
Harnblase. [4] (seröse m) und echogene m (myxo matösem) Zys- Anteilen. [4]
teninha lt [4]
Zusammenfassung
X Die Beurteilung von Uterus und Adnexen gehört zu einer vollständigen
Untersuchung des Abdomens . Fü r spezifisch gynäkologische Frage-
stellungen wird überwiegend die Vaginalsonographie eingesetzt.
X Eine Frühgravidität wird transabdominal ab der 6. Woche post menstrua-
tionem erkennbar.
I Abb. 10: Das Intrauterinpessar ist als echo-
reicher Streifen tei lweise angeschnitten . Es X Uterusmyome sind häufige Zufallsbefunde. Ovarialzysten sind ebenfalls
erreicht nicht da s Ende des Cavum uteri und ist häufig. ln den meisten Fällen handelt es sich um benigne funktionelle
damit di sloziert. [4]
Zysten.
X Die seltenen Kystome weisen Septierungen auf. Ovarialkarzinome haben
Untersuchungstechnik
/.~
~
I Abb. 2: Schnittebene 1: Truncus coel iacus, umgeben von vergrößerten IAbb. 3: Schnittebene 2: Kette von echoarmen Lymphknoten im aorto-
echoarmen Lymphknoten. Gefäße werden auf dem link en Bild farbig dar- mesenterialen Winkel bei Morbus Hodgkin. [5/4]
gestellt. (5/41
I 4.\
~
I Abb. 4: Schn ittebene 3: Non-Hodgkin-Lymphom mit multiplen Lymph- I Abb. 5: Schn ittebene 4: Ke tte von echoarmen Lymphknoten ent lang der
knoten am Milzhilus. (5/4] A. mesenterica be i Non-Hodgkin-Lymphom. (5/41
91 Lymphknoten
I Abb. 6: No rma ler längsova ler Lymphknoten (L/8-0uotient > 2) mit echo- I Abb. 7: Entzündlich-reaktiver Lymphkn oten mit längsovaler Form (L/B-Ouo-
armer Rind e, echoreichem zentralem Hilusreflex und im linken Bild farbig dar- tient > 2) und gerin g verbrei tertem Parenchym. Im Farbdopple r erkennt man
gestelltem Hilu sgefäß mit astartiger Verzweigung. [4] die entzünd li che, baumartige Hypervasku larisieru ng. [4]
I Abb. 8: Maligner ec hoarmer Lymph knoten mit runder Form, zerstörter Fein- I Abb . 9: Melanommetastase im lniti alstadium: Lymphknoten mit noch weit-
architektur (fehlendes Hiluszeichen) . Die chaotische Gefäßversorgung und die gehend intakter Fe in arc hitektur. Man erkennt die hochsuspekte ec hoarme
Feeding Vessels im Randbereich sind nu r im Farbmodu s erkennbar. [4[ Parenchymauftreibung (rec htes Bild). Im Farbmodus sind bere its malignom-
typische chaotische Gefäße nachweisbar (linkes Bild). [4)
I Abb . 2: Zentra lli quider Lymphknoten. [4 ) I Abb . 3: Ausgedehnter mesenterialer und retro- I Abb . 4: Lymp hknoten in Bu lky-Formation . [4)
peritonealer Befa ll bei Non-Hodgkin-Lymphom.
Angeschnittene Gefäße sind farbig kodiert. [4)
IAbb. 5: Non-Hodgkin-Lymphom: Sandwich-For- I Abb. 6: Ec horeiche re, un scharf begrenzt e Lym- I Abb . 7 : Ein Aus läufer des Lobus ca udatus (Proc.
mat ion. [4 ) phome (L) ummante ln und verdrängen die V. cava. papilla ris, Pfeil) täuscht einen Hil uslymphknoten
]41 vor. ]41
proximal davon erweitert. Unter einge- wegungen unterscheiden (I Abb. 5, derung des Muskels ist aufgehoben.
schränkten Sichtbedingungen kann dies S. 74/75). Psoasabszesse stellen sich sonegra-
zu Verwechslungen führen (I Abb. 4, Eine Psoaseinblutung kommt unter phisch ähnlich dar, sie gehen mit Fieber
s. 18/ 19). gerinnungshemmender Therapie oder und Entzündungszeichen einher.
Auch die Pars horizontaUs duodeni nach Traumata vor. Sie wird von starken Bei der seltenen retroperitonealen
verläuft im aortomesenterialen Winkel Schmerzen in der Flanke besonders bei Fibrose (Morbus Ormond) kommt es
quer über die Aorta. Sie lässt sich im Hüftbeugung gegen Widerstand beglei- zu einer echoarmen Ummauerung der
Querschnitt anhand des Verlaufs und tet. Sonegraphisch findet man einen großen Gefäße und des Ureters, die zu
durch den Nachweis peristaltischer Be- verdickten echoarmen Muskel. Die Fie- einem beidseitigen Harnstau führt.
Zusammenfassung
X Bei der Routineuntersuchung der Gefäße werden die Lymphknoten-
stationen mit untersucht.
X Die Ursache einer zufällig gefundenen pathologischen Lymphknoten-
vergrößerung lässt sich sehr oft aus dem klinischen Kontext und aus
Verteilung und Form der Lymphknoten ableiten.
X Bei bekannten Tumorerkrankungen müssen die drainierenden Lymph-
knotenbahnen gezielt aufgesucht werden.
X Die Deta ilauflösung der Sonographie mit hochfrequenten Schallköpfen
Methode Als Extended FAST wurde die zusätz- beim Mann dorsal der Harnblase, bei
liche Sonographische Suche nach einem der Frau dorsal des Uterus befindet Die
Mit dem Begriff Focused abdominal Pneumothorax bezeichnet, die sich be- kranialen am tiefsten gelegenen Räume
Sonography for Trauma oder Focus- sonders beim okkulten Pneumothorax liegen weit laterodorsal, da sich das
ed Assessment with Sonography for der konventionellen Röntgen-Thorax- Peritoneum in der Mitte des Abdomens
Trauma {FAST) wird ein standardisier- aufnahme überlegen zeigt. nach vorne wölbt (I Abb. 3). Freie intra-
ter sonographischer Untersuchungsgang Weitere standardisierte sonographische peritoneale Flüssigkeit sammelt sich
bezeichnet, mit dem bei Traumapatien- Untersuchungsverfahren in Notfallsitu- rechts zwischen Leberhinterrand und
ten eine Einblutung in die serösen Kör- ationen sind die FEER (fokussierte Niere (Morison-Pouch) und links zwi-
perhöhlen des Abdomens und des Tho- echokardiographische Evaluation schen Milzhinterrand und Niere (Koller-
rax nachgewiesen oder ausgeschlossen bei Reanimation) und THOLUUSE Pouch).
wird. Im Abstand weniger Minuten (Thorax-, Trachea- and Lung-Ultra-
kann er wiederholt werden, um die Pro- sound in Emergencies). Diese Verfah- Untersuchungstechnik
gredienz einer Blutung zu erkennen. ren werden z. T. noch unterschiedlich
Die FAST-Untersuchung dauert nur eini- und überschneidend definiert. Zum Aufsuchen von freier Flüssigkeit
ge Sekunden bis Minuten und behindert wird der Schallkopf in standardisierten
damit notwendige therapeutische Maß- Anatomische Grundlagen Schnittebenen aufgesetzt (I Abb. 4) und
nahmen nicht. Es werden gezielt nur die Region durch Kippen des Schall-
wenige Schnittebenen aufgesucht, Der Patient befindet sich am Unfallort, kopfes durchgemustert
sodass zunächst auf eine technisch auf dem Transport oder im Schockraum
schwierige und zeitraubende Darstel- i. d. R. in der Rückenlage. Entsprechend Schnittebene 1 (mittlere
lung von Organrupturen verzichtet wer- sammelt sich freies intraperitoneales Axillarlinie rechts kranial)
den kann. Die Aussagekraft von FAST Blut, der Schwerkraft folgend, in den
ist sehr hoch, Sensitivirät und Spezifität am tiefsten gelegenen anatomischen Die Untersuchung beginnt rechts im
werden mit 90-100% angegeben. Räumen. Diese liegen entsprechend der 8.- 10. Interkostalschnitt etwa in der
Unter präklinischer Sonographie Krümmung der Wirbelsäule im krania- mittleren Axillarlinie. Der Schallkopf ist
(p-FAST) versteht man den Einsatz der len und kaudalen Anteil der Peritoneal- um 45° gedreht und passt sich dem Ver-
FAST-Methode schon am Unfallort mit höhle (I Abb. 2). Der kaudale Bereich lauf der Rippen an. Durch Hin- und Her-
miniaturisierten Geräten (I Abb. 1). entspricht dem Douglas-Raum, der sich kippen des Schallkopfs wird die dorsale
Dies ist besonders nützlich, um die
Dringlichkeit und Transportpriorität
eines Verletzten einzuschätzen, z. B.
auch zur Triage bei mehreren Verletz-
ten. Mit keiner anderen klinischen
Methode kann eine akute lebensbedroh-
liche Blutung so schnell und zuverlässig
erkannt werden. Auch die entsprechen-
de Auswahl eines geeigneten Zielkran-
kenhauses und die Vorabinformation
des dortigen Ärzteteams kann zu lebens-
rettender Zeitersparnis beitragen.
Douglas-
Rau m
Rektum
I Abb. 2: Kleine Flüssigkeitsmengen samme ln sich entsprechend der Schwerkraft an den tiefsten Ste llen
I Abb. 1: Miniaturisiertes Gerät. [71 (im Douglas-Raum). [8]
95 FAST
Leber
2 4
Schnittebene 2 (mittlere I Abb. 6: Schnittebene 2: mittlere Axi llarlinie rechts kaudal. Der Morison-Pouch (Pfeile] befindet sich
Axillarlinie rechts kaudal) zwisc hen Leber und Niere (a). Im Morison-Pouch ze igt sich ein schma ler Flüssigkeitssaum (b) . [4]
Untersuchungstechnik
(Fortsetzung)
Schnittebene 3 (hintere
Axillarlinie links kranial}
I Abb. 3: Schnittebene 5: Unterbauchlängsschnitt. Douglas-Raum bei der Frau dorsal des Uterus ohne Flüssigkeit (a). mit Flüssigkeit (b) und beim Mann dorsal
der Blase (c). Douglas (D), Uterus (U) und Blase (B) . [4)
I Abb. 4: Im Querschnitt dorsal der Blase echoreiches Rektum (R) mit dorsa- I Abb. 5: Längssc hnitt im rechten Mittelbau ch: ln großen Flüssigkeitsmengen
ler Schallauslöschung. Rechts davon zwischen Blase und Rektum kleine echo- schwimmen die am Mesenterium hängenden Darmschlingen wie .. Blumen am
freie dreiecksförmige Flüssigkeitsansamm lung im Douglas-Raum (Pfeil). [4) Stiel". [4)
Zusammenfassung
X Mit der FAST-Methode wird gezielt nach freier Flüs-
sigkeit im Abdomen und Thorax gesucht.
X Freie Flüssigkeit im Abdomen sammelt sich zuerst in
Morison-Pouch, Koller-Pouch und Douglas-Raum.
Fallbeispiele
Louisa S. wird in die zentrale Notaufnahme der Klinik gebracht. Sie klagt über zunehmende abdominelle Schmer-
zen im rechten Unterbauch. Außerdem verspüre sie eine leichte Übelkeit. Erbrochen habe sie nicht.
Bei der körperlichen Untersuchung der Die 24-jährige Louisa wird von der Not· Die 74-jährige Louisa S. hat bereits meh-
achtjährigen Louisa findet sich ein Punc· aufnahrne mit der Verdachtsdiagnose rere Operationen hinter sich, die sie au-
turn rnaximurn des Sehrnerzes im rechten "akute Appendizitis" zu Ihnen zum Ultra- ßer einer Appendektomie nicht benennen
Unterbauch. Es bestehen eine Abwehr· schall geschickt. kann. Während der körperlichen Unter-
spannung, ein kontralateraler Loslass· Sie erheben eine kurze Anamnese und suchung muss sie erbrechen.
schmerz und eine Leukozytose von erfahren zusätzlich, dass die Patientirr in Sie finden ein prall gespanntes Abdomen
14000/ pl. letzter Zeit unter schleimigen Durchfällen und folgendes Ultraschallbild bei Schall-
leidet. kopfaufJage im rechten Abdomen von
Frage 1: Was ist die wahrscheinlichste ventral {I Abb. 3).
Verdachtsdiagnose? Welches ist die Frage 4: Bestätigt sich die Verdachts-
klinische Konsequenz? diagnose in folgendem Ultraschallbefund
Das Ultraschallbild zeigt folgenden (I Abb. 2)?
Befund {I Abb. 1).
Antwort 1: Akute Appendizitis, Vor· Antwort 4: Nein. Antwort 8: Luft im Darm. Abhilfe:
stellung in der Chirurgie. Antwort 5: Ausgeprägte zirkuläre Wand- Schallkopf seitlich auflegen, um ventral
Antwort 2: Appendix verdickt, ver· verdickung des Colon ascendens. gelegene Lufthauben zu umgehen.
rundet, Target-Formation, echoreiche Antwort 6: Pseudoappendizitis bei sono- Antwort 9: Flüssigkeit im Darmlumen,
Netzkappe. graphischem Kolitiszeichen im Colon Lurnenerweiterung, Klaviertastenzeichen.
Antwort 3: Ja. ascendens, z. B. bei Morbus Crohn, Antwort 10: Mechanischer Dünn·
Yersiniose, Campytobacter jejuni, Salmo· darmileus.
nellose.
Antwort 7: Gastroenterologische Abklä-
rung, Bakteriologie, Koloskopie.
101
Fall 2: Bauchschmerz II
Sie werden in die Notaufnahme Ihres Krankenhauses gerufen. Sie finden drei Patienten mit Bauchschmerzen vor.
Der 63-jährige Herr Rudolf R. klagt über Der 76-jährige Herr Hans H. habe seit eini- Der 58-jährige Herr Klaus K. leidet schon
starke Schmerzen im gesamten Abdomen, gen Wochen wiederkehrende Schmerzen seit einigen Tagen unter Brennen beim
die beidseits in den Rücken ziehen. Seit im linken Abdomen. Nach dem Stuhlgang Wasserlassen. Heute Morgen sei er mit
drei Wochen bestünden ziehende Schmer- seien die Beschwerden besser. Jetzt leide sehr starken Bauchschmerzen erwacht,
zen im Rücken, weswegen er seit zwei er seit einigen Tagen unter permanenten die beidseits in die Flanken und in den
Wochen Rückenmassagen erhalten habe. stechenden Schmerzen. Bei der Einfinger- Rücken ausstrahlten. Bei der Palpation
Seit einigen Stunden hätten die Schmer- palpation findet sich ein umschriebener fällt eine harte und schmerzhafte Resis-
zen deutlich zugenommen, und es seien Schmerz im linken Abdomen mit Abwehr- tenz im Unterbauch auf, welche die
Bauchschmerzen hinzugekommen. spannung. Der Schallkopfwird exakt im Bauchdecken sichtbar nach vorne wölbt.
Bei der Palpation fällt ihnen eine große Schmerzbereich aufgesetzt. Dabei sehen
pulsierende Resistenz im Mittelbauch Sie folgenden Befund (I Abb. 3). I Abb. 4:
auf. Eine orientierende Sonographie Unterbauch-
längsschnitt
ergibt folgenden Befund (I Abb. I und
über der
I Abb. 2).
schmerzhaften
Vorwölbung.
[4]
Herr L. (47 Jahre) leidet seit über einem Herr L. (67 Jahre) wurde von seiner be- Herr L. (62Jahre) wurdevom Hausarzt
Jahr an Fettunverträglichkeit Der Haus- sorgten Ehefrau in die Notaufnahme des ins Krankenhaus eingewiesen. Er habe
arzt habe im Ultraschall Gallenblasen- Krankenhauses gebracht. Sie habe bei sich in letzter Zeit etwas schlapp und
steine festgestellt. Vor zwei Tagen seien er- ihrem Mann in letzter Zeit eine Gelbfär- appetitlos gefühlt Gewicht habe ertrotz-
neut rechtsseitige Oberbauchschmerzen bung der Haut und der Augen bemerkt. dem nicht verloren. Im Gegenteil habe
aufgetreten, die dieses Mal bis in den Rü· Herr L. hält die Sorge seiner Frau für sein Bauchumfang eher zugenommen.
cken und in das rechte Schulterblatt aus· übertrieben. Er sei viel in der Sonne In den letzten Tagen habe er selbst eine
gestrahlt hätten. Sie hätten sich jetzt auch gewesen. Auf Befragen gibt er an, dass er Gelbfärbung der Haut und der Augen
zu einem Dauerschmerz entwickelt. Seit wohl etwas an Gewicht verloren habe, bemerkt. Bei einer Blutuntersuchung an-
heute leide er auch unter Fieber und was aber erwünscht sei, da er etwas über- lässlich einer Blutspendeaktion vor fünf
KrankheitsgefühL gewichtig gewesen sei. Beschwerden Jahren sei eine Hepatitis Bdiagnostiziert
Frage 1: Welches ist Ihre erste Ver- habe er keine. Bei der Sonographie findet worden. Er habe aber nie Beschwerden
dachtsdiagnose? sich der Befund aufl Abbildung 3. gehabt und seitdem den Alkoholkonsum
Frage 2: Welche Laborwerte würden die reduziert. Schmerzen bestünden keine.
Verdachtsdiagnose bestätigen? Frage II : Eine erste orientierende Sono-
Frage 3: Welche Schnittebenen wählen graphie ergibt folgenden Befund
Sie, um Ihre Verdachtsdiagnose sono· (I Abb. 5). Welchen Befund erheben Sie?
graphisch zu bestätigen? Welche Verdachtsdiagnose ergibt sich da-
Frage 4: Ist der Sonographische Befund raus?
auf I Abbildung 1 mit Ihrer Verdachts-
diagnose vereinbar?
I Abb. 1: Gallengang im Schulter-Nabel- Frage 12: Aufl Abbildung 6 ist links ein
Schnitt (CPC-Schnitt). [4] Teil der Gallenblase (im Nüchternzustand I
abgebildet. Was schließen Sie daraus?
Frage 5: Welche der folgenden weiteren
Befunde erheben Sie auf I Abbildung 2:
a) Doppelflinten?
b) Gallenblasenpolypen?
c) Gallenblasensteine?
d) Fettleber?
e) Verdickte Gailenblasenwand als Zei- I Abb. 4: Gallengang im Schulter-Nabel-
Schnitt (CPC-Schnitt). [4]
chen einer Cholezystitis?
Frage 9: Wie schätzen Sie die Prognose
I Abb. 6: Vergrößertes Bild der Gallenblase
ein? (linkes Bild) und Leber im Farbmodus (rechtes
Frage 10: Welche Therapieoption schla- Bild). [4)
gen Sie vor?
Frage 13: Nach Zuschalten des Farb-
modus ergibt sich das folgende Bild
(I Abb. 6, rechts). Was fällt auf?
Frage 14: Bei der weiteren Durchmus-
terung finden Sie einen Rundherd (keine
I Abb. 2: Gallenblase im Längs- und Quer-
Abbildung). Was ist die naheliegende Ver-
schnitt. [4]
dachtsdiagnose: Metastase oder hepato-
Frage 6: Welches ist der nächste Schritt: zelluläres Karzinom?
CT, Cholangio-MRT, ERCP, Papillotomie, Frage IS: Was müssen Sie beachten,
Spontanabgang des Steins abwarten? wenn Sie in einer Leberzirrhose Doppel-
flinten finden?
103 Fall 3: Ikterus
Antwort 1: Akute Cholangitis bei Antwort 7: Stark erweiterte intrahepa- Antwort 11: Verrundete Leber mit rare-
mechanischer Cholestase als Folge einer tische Gallenwege (seenartige Doppel- tizierten Gefäßen. Diskontinuierliche Le-
Cholangiolithiasis bei bekannter Chole- flinten). Verdacht auf mechanische Cho- berkapsel (Bürstenzeichen). Ausgedehn·
zystolithiasis. lestase. ter Aszites. Verdacht auf feinhöckerige
Antwort 2: Erhöhung der y-GT, der alka- Antwort 8: Im CPC-Schnitt stark erwei- Leberzirrhose mit ausgedehntem Aszites.
lischen Phospatase und des Bilirubins. terter Ductus hepatocholedochus, der an Antwort 12: Die Gallenblasenwand ist
Antwort 3: Schulter-Nabel-Schnitt (CPC- einem echoarmen runden Tumor endet. deutlich verdickt. Dies ist bei Leberzir-
Schnitt), um den Ductus hepatocholedo- Dahinter die V. portae mit zapfenartigem rhose nicht als Zeichen einer Cholezysti-
chus aufzusuchen. Aufsuchen von intra- Ausläufer vom Tumor ausgehend. In der tis zu werten. Darüber hinaus enthält die
hepatischen Doppelflinten im subkostalen Farbdarstellung ist der Ausläufer als Aus- Gallenblase Sludge.
Schrägschnitt sparung im farbig durchströmten Lumen Antwort 13: Geschlängelter Verlauf der
Antwort 4: Ja, Erweiterung des Ductus zu erkennen. Mechanische Cholestase Lebervenen (Korkenziehervenen).
hepatocholedochus im Schulter-Nabel- bei Verdacht auf Pankreaskopfkarzinom Antwort 14: Metastasen sind in einer
Schnitt (CPC-Schnitt). Großes schatten- mit tumoröser Infiltration der V. portae. Leberzirrhqse extrem selten. Hepatozel-
gebendes Konkrement im Ductus hepato- Antwort 9: Wegen der Gefäßinvasion ist luläre Karzinome sind häufig Folge einer
choledochus. eine kurative Operation nicht möglich. Leberzirrhose.
AntwortS: Antwort 10: Palliative endoskopische Antwort 15: In einer Leberzirrhose
a) Nein, in den dargestellten Leberantei- Versorgung mit Stent. kommt es zu einer intrahepatischen Er-
len sind keine Doppelflinten sichtbar. weiterungder Leberarterien. Es handelt
b) und c) Anordnung der intraluminalen sich um Pseudodoppelflinten, die nicht
Reflexe der Schwerkraft entsprechend am als Hinweis auf eine mechanische Choles-
Gallenblasenboden spricht gegen Polypen tase fehlgedeutet werden dürfen.
und für Steine.
d) Ja, die etwas echoreichere Struktur des
Leberparenchyms gegenüber der mitan-
geschnittenen Niere spricht für Fettleber.
e) Nein, die Gallenblasenwand ist nicht
verdickt.
Antwort 6: ERCP und Papillotomie mög-
lichst bald wegen Fieber und Cholangitis.
104
Fall 4: Stumpfes Bauchtrauma
Maria M. wird nach einem Skiunfall vom Notarzt gebracht. Der Unfallgegner war ihr mit seinen Skiern in die
linke Flanke gefahren.
Die 23·jährige Patientirr ist sehr agitiert Die 38·jährige Partentin kommt in die Bei der 40·jährigen Maria M. findet der
und tachykard. Mit seinem kleinen Not· Notaufnahme. Seit dem Sklunfall sind Notarzt sonegraphisch (p-FAST) folgen·
fall-Sonagerät sieht der Notarzt folgenden drei Tage vergangen, die Schmerzen Jas- den Befund (I Abb. 5). Der Blutdruck
Befund (I Abb. 1). Auf eine ausführliche sentrotz Schmerzmitteleinnahme nicht liegt systolisch bei 120 mmHg, die Herz·
Sonographie wurde bewusst verzichtet, nach. Ein Röntgenbild noch im Skiort frequenz bei 96/ min.
um keine Zeit zu verlieren. wies eine Fraktur der fünften und sechs·
ten Rippe links nach.
I Abb. 1: Rechter Flankenschnitt. [4) Frage 7: Was erkennen Sie auf dem
Ultraschallbild?
Frage 1: Was erkennen Sie auf I Abbil- Aufgrund des Befundes und weiterer
dung 1? Rüssigkeit im Koller-Pouch ordnet der
Äußerlich waren keine Prellmarken zu Notarzt wegen Verdacht auf Organruptur
erkennen. Die Patientirr war kreislauf· I Abb . 3: Interkostalschnitt links. [4) den sofortigen Transport in ein Kranken·
stabil. Der Notarzt ordnete aufgrund des haus der Maximalversorgung mit Opera·
UltraschaUbefunds wegen Verdacht auf Frage 5: Was ist die klinische Konse· tionskapazität an.
Organruptur den sofortigen Transport in quenz: die sofortige Splenektomie oder Bei der Ankunft im Krankenhaus wird bei
ein Krankenhaus der Maximalversorgung eine konservative Therapie? einer weiteren Ultraschalluntersuchung
mit Operationskapazität an. Sie beschließen die Patientirr vorerst kon· folgender zusätzlicher Befund erhoben
Frage 2: Bei der Ankunft im Kranken· servativ zu behandeln, kiären sie aber (I Abb. 6). Der Blutdruck liegt jetzt sys·
haus wird eine ausführliche Ultraschall· vorsichtshalber über eine möglicherweise tolisch bei 90 mmHg, die Herzfrequenz
untersuchungdurchgeführt und dabei notwendige Splenektomie auf. Die bei 120/ min.
zusätzlich folgender Befund erhoben Patientirr wird intensivmedizinisch über·
(I Abb. 2).Was erkennen Sie auf I Abbil- wacht, es finden engmaschige sonegra-
dung 2? phische Kontrollen der Milz bzw. der
freien Flüssigkeit sowie Kontrollen des
Hb-Werts statt.
Frage 6: In der Nacht gegen 3 Uhr ist
der Hb·Wert auf 12,7 g/dl gefallen. Die
Kontrollsonographie zeigt folgenden
Befund (I Abb. 4). Was sehen Sie auf
I Abbildung 4? Welche Konsequenz zie· I Abb. 6: Längsschnitt durch die Mi lz. [4)
hen Sie?
Frage 8: Welchen Befund erkennen Sie?
Frage 9: Was erkennen Sie auf I Abbil·
I Abb . 2: Linke r Flankenschnitt [4) dung 7?
Frage 3: Ein im Anschluss durchge-
führtes Spiral-CI ergibt keine zusätz·
Iichen Verletzungen aber eine weitere
rasche Zunahme der intraperitonealen
Blutmenge .Was ist die klinische Kon-
sequenz?
I Abb. 4: Flankenschnitt rechts. [4)
Antwort 1: Flüssigkeit in der Morison- Antwort 4 : Milzruptur. Antwort 7: Wenig freie Flüssigkeit im
Pouch zwischen Leber und Niere. Ver- Antwort 5: Bei kreislaufstabiler Patientin Douglas-Raum.
dacht auf freies intraperitoneales Blut, konservative milzerhaltende Therapie Antwort 8: Milzruptur.
damit Verdacht auf Organruptur. möglich. Antwort 9: Große Mengen intraperito-
Antwort 2 : Echoarme Zone subkapsulär Antwort 6: Keine freie Flüssigkeit im neales Bluts. Erhebliche Zunahme der
im Milzparenchym. Perisplenischer Morison-Pouch. Auch die übrige Unter- freien Flüssigkeit im Douglas-Raum und
Flüssigkeitssaum. Milzruptur mit sub- suchung zeigt keine freie intraperitoneale um den Uterus.
kapsulärem Hämatom und epikapsulärer Flüssigkeit. Trotz des geringen Hb-Abfalls Antwort 10: Aufgrund des rasch pro-
Blutung. Die intraperitoneale Blutmenge weiterhin konservative Therapie möglich. gredienten Ultraschallbefunds ist die so-
hatte deutlich zugenommen. Weiterhin engmaschige Kontrollen durch- fortige operative Versorgung indiziert.
Antwort 3: Die Indikation zur Operation führen.
wird gestellt.
t
I
-
108
Normwerte
Die angegebenen Normwerte unterliegen zum Teil großen Niere
Schwankungen und können nur als Anhaltswerte angesehen
werden (zur Wertigkeit siehe auch die einzelnen Organ- ~ Länge: 9-14 cm
kapitel). ~ Breite: 4-6 cm
~ Tiefe: 4-6 cm
Gefäße ~ Volumen: 100-170 ml (Länge x Breite x Tiefe) x 0,5.
Pathologisch: > 200 ml
Aorta ll> Parenchymbreite: 1,4-1 ,8 cm
ll> Parenchym-Pyelon-lndex (PP!): > 1,6 bei< 30-Jährigen,
~ < 2,5 cm suprarenal, < 2 cm infrarenal 1,2- 1,6 bei 30- bis 60-Jährigen, 1,1 bei> 60-Jährigen
ll> Ektasie: 2,5-3 cm ll> Schrumpfnieren: < 9 cm, < 80 ml
ll> Aneurysma: 1,5- bis 2-fache Normalweite in der
entsprechenden Höhe Nebenniere
Unterbauch Ovarien
Quellenverzeichnis
111 Hilachi Medical Systems, Wiesbaden . 171 Sonoring GmbH , Holzwickede.
121 colourbox.com 181 Erich Lepier. In: Putz, R.: Sobotta Anatomie des Menschen.
131 Stefan Dang! , München. Elsevier/ Urban & Fischer, 23. Auf!. 20 10.
141 Peter Banholzer, München. 191 Ulrike Brugger, München. In: Putz, R.: Sobotta Anatomie des
151 Stefan Dang!, München/Banholzer, Peter: Abdominelle Sono- Menschen. Elsevier/ Urban & Fischer, 23. Auf! . 2010.
graphie. Interaktiver Atlas, Version 2.0, CD-ROM, 2. Auf!. 1101 Sonia Klebe, Aying-Großhelfend orf. In: Putz, R.: Sobotta Anato-
München, Urban & Fischer 1999. mie des Menschen. Elsevier/ Urban & Fischer, 23. Aufl . 20 10.
161 Henriette Rintelen, Vel bert.
110
Register
A c Enteritis 78
Aa. iliacae I 7 Caliper 4 Enterokolitis 78
Abszess Caput medusae externa 30 Exsudatstraßen 52
- Gallenblase 42 Caput medusae interna 24, 29, 30 Extrauteringravidität 88
- Leber 32 Caroli·Syndrom 32, 46
F
- Milz 70 Cholangiolithiasis I 03
Fallbeispiel 100, 101 , 102, 104
- Niere 62 cholangiozelluläres Karzinome (CCC) 34
Farbdopplersonographie 6
- Prostata 86 Cholangi tis 46, 103
farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) 6
Adenomyomatose 42 Choledocholithiasis 46
Farbmodus 6
Adnexe 85 Cholestase 45 , I 03
FAST 94, 96, l 04
- Veränderungen 88 Cholesteatose 42
Feeding Vessels 91
- Zysten 88 Cholesterinpolypen 42
FEER 94
Aerobilie 32, 46 Cholezystektomie 42
Fern·Gain 4
A. hepatica communis 18 Cholezystitis 40
Fettleber 28, 35
akutes Nierenversagen 58 Cholezystolithiasis 38, 42, 103
Fibrinnetze 30
Aliasing 6, 9 Colitis ulcerosa 83
Fibrolipomatose 50
A. lienalis 18 Colon ascendens l 00
Flankenschnitt 11 , 13
A. mesenterica Superior 17 Colon transversum 76
Fledermaus 2
Amplitudendopplerverfahren 6 Color Flow Mapping (CFM) 6
foka le noduläre Hyperplasie (FNH ) 34
ampulläres Nierenbecken 60 Color Velocity Imaging (CVI) 6
Fokusregler 5
Analgetikanephropathie 58 Columnae renales 56, 62
Fokuszone 4
Aneurysma spurium 20 Conn-Syndrom 65
Freeze·Knopf 4
AngioMode 6 Corpus-luteum-Zysten 88
Angioödem 79 CPC·Schnitt II, 12, 44, I 03 G
Aorta 16, 18, 20 Crush-Niere 58 Gain 4
- Aneurysma 20, 46, 92, l 0 I Cruveilhier-von-Ba umgarten-Syndrom 24, 30 Gallenblase
- Dissektion 20 Cushing·Syndrom 65 - Anatomie, Untersuchungstechnik 36
- Verschluss 20 - pathologische Veränderungen 38, 40, 42
Aortenektasie 20 D - postoperative Zustände 42
Appendix 74, 77 3-D-Darstellung 5 - Wandveränderung 42
Appendizitis 81 , I 00 Darm - Wandverdickung 40
A. renalis 17 - chronisch-entzündliche Erkrankungen 82 Gallenblasenempyem 38
Artefakte 8 - Divertikulitis 82 Gallenblasengrieß 38
Arterien - ischämische Erkrankungen 82 Gallengangskarzinome 46
- Anatomie, Untersuchungstechnik - Tumoren 82 Gallenstein 38, 80
16, 18 Darmektasie 80 Gallensteinileus 40
- Leber 31 Dermaidzysten 88 Gallenwege
- pathologische Veränderungen 20 Dickdarm - Anatomie, Untersuchungstechnik 44
Arteriosklerose 20 - Ileus 80 - Cholestase, mechanische 46
Asplenie 68 Divertikel - pathologische Veränderungen 46
Auflösung 4 - Harnblase 86 gastrointestinale Stromatumoren (GJST)
Divertikulitis 82, l 0 l 78
B Doppelflinten I 03 Gastroparese 78
Balkenblase 86 Doppelniere 62 Gefäße
Bauchschmerz 100, I 0 I dorsale Schallverstärkung 3 - Anatomie, Untersuchungstechnik 16, 18
Bauchtrauma I 04 Double Duct Sign 54 - Leber 30
Bauhin-Klappe 74, 79 Douglas·Raum 96, 1OS - patholgische Veränderungen 20, 22, 24
B·Bild 2 Ductus hepaticus communis 44 Gefaßprothesen 20
Beckenniere 62 Ductus hepatocholedochus (DHC) 44 Gerätetechnik 4
Befunddokumentation II Dünndarm 74, 76 Gesamt-Gain 4
Bertini·Säulen 62 Duodenum 75 , 76 Glomerulanephritis 58
Bifurkation I 7, 18, 21 Duplexsonographie 6 Glutenenteropathie 79
Bildentstehung 2 Durchwanderungspneumonie 52 Graustufen 3
Biliome 42 Dystopie 62 Grauwerte 3
Black Spots 7, 34 Gravidität 88
Blasenkatheter 86 E
Blasensteine 86 Echinococcus alveolaris 32 H
Blasenwandverdickung 86 Echinococcus cysticus 32, 70 Hämangiome 34
Blooming·Effekt 76 echoarm 3 Hämatothorax 95 , 96
Bodymarker 5 echoarme ventrale Pankreasanlage 50 Harnblase 84
Bogenartefakt 8 echofrei 3 - Karzinome 86
Bridenileus 80 echoreich 3 - Veränderungen 86
Budd·Chiari·Syndrom 24, 30 Embryo 89 Harnblasend ivertikel 87
Bull's-Eye·Läsion 34 Endometriosezysten 88 Harnblaseneinblutungen 86
Endometriu mkarzinome 88 Harnstau 60, 101
111 Anhang