Sie sind auf Seite 1von 45

Verdeckter Kampf

Verdeckter Kampf (VK, gleichzeitig


Abkürzung für Verdeckte Kämpfer) war in
den 1960er/70er Jahren in der
Bundesrepublik Deutschland ein
militärischer Begriff für eine
hypothetische kommunistische,
subversive Strategie mit Elementen des
Guerilla- und Partisanenkriegs sowie
kriminellen und terroristischen Aktionen.
Zahlreiche Aspekte des VK weisen
Parallelen zum Begriff der so genannten
Asymmetrischen Kriegführung auf. Für
die Abwehr des VK waren in der
Bundeswehr die Heimatschutztruppe
bzw. die Heimatschutzkommandos
zuständig. Nach der 1977 gültigen
Zentralen Dienstvorschrift der
Bundeswehr (ZDv) 3/11 war der VK die
Kampfweise von Banden,
Sabotagetrupps und Terroristen. Sie
wurden informell auch als X-Kräfte
bezeichnet.

Definition von Ernst


Grimmel
Der Begriff VK wurde in der
Bundesrepublik offenbar erstmals von
Ernst Grimmel in seiner 1964 in Bremen
erschienenen Broschüre Partisanen im
Schwarzwald? thematisiert. Vermutlich
handelte es sich beim Autorennamen um
ein Pseudonym. Grimmel bezeichnete
sich im Vorwort als Nicht-Militär, machte
jedoch keine weiteren Angaben zu seiner
Person oder seiner Tätigkeit. Weitere
Veröffentlichungen von ihm sind nicht
bekannt.

Hintergrund des VK war nach Grimmels


Ansicht eine veränderte globale
militärstrategische Situation nach der
Kubakrise 1962. Diese hätte ein
nukleares Patt erzeugt, das die Führung
eines konventionellen Krieges in
absehbarer Zukunft unmöglich mache.
Dadurch entstehe eine Grauzone
zwischen Krieg und Frieden, die von
kommunistischer Seite aus durch den VK
genutzt werden könne, um durch globale
Aktionen und unter dem Deckmantel des
Begriffs „Befreiungskrieg“ das
internationale Machtgleichgewicht
zugunsten der kommunistischen Welt zu
verschieben.

Besonders gefährdet erschien Grimmel


die Bundesrepublik; einmal durch ihre
strategische Lage, andererseits durch
den Umstand, dass der kommunistische
Gegner von der Sowjetzone (DDR) aus in
Zusammenarbeit mit der seit 1956
illegalen KPD in Westdeutschland einen
Umsturz herbeiführen könne. Die
Bevölkerung sei inzwischen an eine klare
Trennung zwischen Krieg und Frieden
gewöhnt und betrachte den Kalten Krieg
als Friedenszustand. Die föderative
Struktur der Bundesrepublik, ein
generelles Unbehagen gegen den Einsatz
von Truppen im Innern und die
Abneigung der westdeutschen Polizei
gegen eine kriegsähnliche Verwendung
würden einen potentiellen Angriff durch
VK begünstigen. Daher existiere eben
kein Gleichgewicht des Schreckens
zwischen der NATO und dem
Warschauer Pakt, da letzterer ein
Monopol auf den VK in Westdeutschland
besitze. Als besonders brisant
erschienen Grimmel zwei Optionen des
VK:

1. Der Einsatz von VK in deutschen


Uniformen gegen die drei
westlichen Stationierungsmächte
Großbritannien, Frankreich und USA,
was deren Hass provozieren könne,
2. Ein sowjetisches Angebot für eine
deutsche Wiedervereinigung. In
diesem Kontext warnte Grimmel
auch vor einer Neubildung des
Nationalkomitees Freies
Deutschland und dem Beginn eines
VK.

Tatsächlich sei die Gefahr des VK für den


Westen jedoch schon seit dem Beginn
des Kalten Kriegs vorhanden. Seit 1945
habe es eine Reihe von Kämpfen
gegeben, die unsystematisch als Krieg,
Partisanenbewegung, Guerilla, Aufstand
usw. bezeichnet wurden. Diese seien
keine Kriege im herkömmlichen
politischen oder militärischen
Sprachgebrauch. Die Mehrzahl dieser VK
sei zugunsten der Kommunisten
ausgegangen, wobei Grimmel den
Guerillakrieg der EOKA von Georgios
Grivas auf Zypern nicht erwähnt, der
gerade wegen seiner terroristischen
Komponente idealtypisch für seine
Definition des VK gewesen wäre.
Ein Sicherheitsrisiko sah Grimmel auch in
den Gastarbeitern, da sich unter ihnen
zahlreiche Kommunisten befänden, die
z. B. wie Griechen und Spanier über
Erfahrungen aus dem Griechischen und
dem Spanischen Bürgerkrieg verfügen
würden. Andererseits würden sie kein
klassisches Rekrutierungspotential
bilden, da sie als Ausländer nicht
untergetaucht kämpfen könnten.

Angriffsziele seien Technik, Verkehr,


Nachrichtenverbindungen und Behörden.
Zwar habe der Partisan in Bezug auf
Taktik und Technik gewisse soldatische
Züge, der VK sei aber politkriminell und
mehr Gangster als Soldat. Für
Sabotageakte in der Bundesrepublik
seien keine Feuerwaffen oder
Sprengstoff notwendig. Besonders
anfällig seien die Chemieindustrie und
die Truppentechnik der Bundeswehr.
Auch sei der Einsatz von BC (Bio-
chemischen)-Waffen möglich; eine
künstlich hervorgerufene Grippe-
Epidemie könne die Führung des Landes
lähmen.

Das Operationsgebiet der VK sei


aufgrund ihrer Anonymität die Stadt. Die
deutschen Altstädte seien zwar keine
Kasbah, würden aber ausreichend
Unterschlupf bieten, was die Warschauer
Aufstände 1943 und 1944 (Aufstand im
Warschauer Ghetto, Warschauer
Aufstand) und der Kampf um Breslau
1945 bewiesen hätten. Objekte des VK
wären Wasserwerke, die
Lebensmittelzufuhr, die
Energieversorgung, die
Abwässerbeseitigung und
Kommunalverwaltung sowie
Umspannwerke und Wasserpumpwerke.

Grimmel hielt einen Einsatz der


Bundeswehr im Innern angesichts der
Aspekte des VK auch im Frieden für
notwendig, war sich aber über deren
konkrete Rolle nicht im Klaren. Eine
gesetzliche Regelung sei unbedingt
notwendig, damit keinesfalls
Stationierungstruppen eingreifen
müssten. Alle Soldaten der Bundeswehr
müssten in der Abwehr des VK ausbilden
und dabei auf Erfahrungen der Polizei
zurückgreifen:

„Der speziellen Ausbildung


müsste demnach eine
militärische Studie
vorausgehen, die auch
ermittelt, welche
taktischen Lehren die
einzelnen
Waffengattungen für den
verdeckten Kampf zu
ziehen haben. Darüber
hinaus sollte man die
Polizei (Verkehrs-, Schutz-,
Ordnungs- und
Kriminalpolizei) um Rat
fragen, weil diese das
besondere Gefechtsfeld
und seine Probleme besser
kennt.“
– Grimmel, Partisanen im
Schwarzwald?, S. 35.

Notwendig sei auch die Psychologische


Kriegsführung, für die umgehend
Vorbereitungen getroffen werden
müssten.
Der verdeckte Kampf nach
Wolff/Günter/Moritz
Wolff/Günter/Moritz definierten den VK
1965 folgendermaßen:

„Der Verdeckte Kampf ist


die ‚gewaltsame
Auseinandersetzung‘
zwischen irregulären
Kräften und der legalen
Staatsmacht. Der Angriff
wird – möglichst
unerkannt – von außen
vorbereitet und nach
einem bestimmten
Operationsplan
durchgeführt. Das
Angriffsziel besteht darin,
die legale Staatsmacht zu
erschüttern und nach
Möglichkeit zu stürzen.
Der Verdeckte Kampf kann
als selbständige
Erscheinungsform der
Auseinandersetzungen
oder als Vorstufe bzw.
Begleiterscheinung des
offenen Krieges zwischen
Staaten geführt werden. Er
wird aber in den meisten
Fällen im Kräfteansatz
unter der Schwelle zum
offenen Krieg bleiben und
durch seine Eigenart auch
den Verteidiger dazu
zwingen, den Ausbruch des
offenen Krieges zu
vermeiden.“
– Wolff/Günter/Moritz, Der
Verdeckte Kampf, S. 7.

Methoden und Akteure

Als Methoden und Taktiken des VK


wurden Spionage, Menschenraub,
Provokationen, Demonstrationen,
passiver Widerstand, Rufmord,
Untergrabung der Staatsautorität und
Wirtschaftsmoral, Zersetzung und
Landfriedensbruch angesehen.

Als Akteure wurden Stör- und


Sabotagetrupps, Partisanen, größere
Banden, und Helfer wie z. B. Agitatoren
und Demagogen betrachtet.

Angriffsziele

Als Angriffsziele wurden vorwiegend


politische und weniger militärische
Objekte angesehen:

1. Die Eroberung der Macht unter


Vermeidung des offenen Kriegs
(vorzugsweise in so genannten
unterentwickelten Ländern in Asien,
Afrika und Lateinamerika).
2. Das Einsetzen einer gefügigen
Regierung unter Vermeidung des
offenen Kriegs, auch im Rahmen
einer Volksfront.
3. Die Veränderung des
weltpolitischen Schwergewichts
durch indirekten Druck mittels VK-
Aktionen, ohne dass diese direkt zu
einem Erfolg in den aufständischen
Ländern führen.
4. Als Vorstufe zum offenen Krieg:
Zerstörung der gegnerischen
Infrastruktur bereits im
Spannungsfall.
5. Als Begleiterscheinung des offenen
Kriegs: Partisanen- oder
Bandenkämpfe zur Unterstützung
der regulären Truppen.

Allgemeine Kampfgrundsätze

Im Frieden

Die VK kämpfen zuerst aus der Defensive


heraus; in ländlichen Regionen (oder
Staaten) als irreguläre Verbände, in den
Industriestaaten eventuell sogar als
Einzelkämpfer. Ziel ist die Irreführung der
Bevölkerung durch Propaganda und
Ausstreuung von Gerüchten, Provokation
der Ordnungskräfte, Schaffung von
Märtyrern. Dabei geht die Lähmung des
Staatsapparats vor Zerstörung, da seine
intakte Übernahme das eigentliche Ziel
ist. Nur im Extremfall soll die Zerstörung
durchgeführt werden, falls z. B. keine
Hoffnung auf Unterstützung der
Bevölkerung zu erwarten ist.

Die VK bedienen sich dabei des so


genannten Ölflecksystems (tache d´huile)
des französischen Militärstrategen
Hubert Lyautey (1854–1934): Viele kleine
Störstellen wachsen zu größeren
zusammen, die ein vom Angreifer
beherrschtes Gebiet umfassen. Die
Sabotage dient vordringlich nicht der
Zerstörung von Produktionsstätten:

1. sollen die Arbeiter nicht gegen die


Insurgenten aufgebracht werden,
2. soll die Produktion möglichst intakt
übernommen werden. Sabotage soll
sich richten gegen:
Die Verwaltung (z. B. durch
Kalkulationsfehler, Vernichtung
von Akten, Fehlleitungen)
Versorgungseinrichtungen
(z. B. Werkstätten, Depots,
Lager, Pipelines, Flugplätze)
Eisenbahnnetz (Fahrleitungen,
Unterbau, Eisenbahnstationen,
rollendes Material)
Fernmeldenetz (Leitungen,
Telefonzentralen)
Straßennetz (Brücken mit
Versorgungsleitungen,
Verkehrsknotenpunkte,
Schilder)
Elektrizitätsnetz
Gas- und Wasserversorgung
(Pumpwerke, Talsperren,
Gaswerke)
Kanalisation
Binnenschifffahrt (Hebewerke,
Schleusen)
Hochseeschifffahrt
(Hafenanlagen, Leuchttürme,
Signalanlagen)
Militärische Objekte (Kasernen,
Depots, Geräte, Fahrzeuge,
Kriegsschiffe).
Rundfunk- und Fernsehsender.

Die Koordination und Durchführung


dieser Aktionen setzt nach Wolf u. a.
hohe Anforderungen an Disziplin und
Geschicklichkeit in einer irregulären
Truppe voraus.

Im Krieg

Die zuvor aufgeführten Aktionen wurden


auch für den Kriegsfall angenommen, nur
dass sie in diesem Fall mit regulären
Kräften koordiniert werden sollten.
Abwehr. Ausbildung für
Bundeswehr, Polizei und
Bundesgrenzschutz
Zur Abwehr schienen folgende
Gesichtspunkte notwendig: Kenntnis der
Eigenarten des VK sowie die
Vorbereitung der politischen und
militärischen Führung, der Bevölkerung
und der Bundeswehr. Wichtig erschien
bei der Ausbildung der Bundeswehr:

Zur Abwehr dürfen nur legale


Kampfmethoden angewandt werden.
Keine Vergeltungsakte, da diese von
den Angreifern sogar gewünscht
werden, um zu provozieren und Teile
der Bevölkerung zum Überlaufen zu
bringen.
Rasche, bewegliche und
anpassungsfähige Abwehr der
irregulären Verbände.
Zerstörung der wichtigsten
Kommunikationslinien der Angreifer zu
ihrer Zentrale.
Einkreisung und Einengung der
Angreifer (umgekehrtes
Ölflecksystem).
Enges Zusammenwirken aller
beteiligten Stellen und Verbände.

Auf politisch-psychologischer Ebene


wurde die Stärkung der eigenen Kräfte,
auch die von gesellschaftlichen Kräften
wie demokratischen Parteien und
Gewerkschaften gefordert. Schwärmern,
Utopisten, Fanatikern und Querulanten
sollte die Gefolgschaft entzogen werden.
Als wesentlich für die Abwehr erschien
auch die Koordinierung der
Verteidigungsmaßnahmen im
militärischen und nicht-militärischen
Bereich.

Geographisch schien die BRD zwar nicht


sonderlich gefährdet, da echte
Rückzugsräume und so genannte
Leerräume nicht vorhanden seien.
Dagegen galten Hafen- und
Industriestädte sowie Altstädte als
besonders gefährdet im Gegensatz zu
den übersichtlichen Neubaugebieten. Die
Grenzen im Norden, Westen und Süden
wurden als Einfallstor für Agenten
angesehen; Grenz- und Ferienorte als
besonders gute Verbindungsstellen
angesehen, da sich hier Ortsfremde über
längere Zeit unauffällig bewegen
konnten.

Die politische Situation schien Wolf et al.


1965 gesichert, doch wurde die immer
komplexer werdende Automatisierung
und Rationalisierung als störanfällig
angesehen. Die psychologische Situation
erschien dagegen unsicher. Auf der einen
Seite erschien der Masse der
Bevölkerung der Wohlstand als positiv,
andererseits könnten im Spannungsfall
Ängste als Erinnerung an den letzten
Krieg (Zweiter Weltkrieg) auftreten. Als
besonders gefährlich wurde ein Szenario
angesehen, in dem die Angreifer
beabsichtigen würden, den Einsatz der
NATO-Verbündeten der Bundeswehr zu
vermeiden und den VK als innerstaatliche
Angelegenheit der Bundesrepublik zu
inszenieren.

Ein anderes Szenario erschien ebenso


gefährlich. Zwar bestände für die BRD
keine konkrete Gefahr, doch im Fall einer
weltpolitischen Spannung könnten
kommunistische Strategien des VK in
Westeuropa die Handlungsweise des US-
Präsidenten beeinflussen.

Als besonderes Problem wurde


angesehen, dass in der DDR unbemerkt
Personal für den VK in der
Bundesrepublik ausgebildet werden
könnten, da es keine Unterschiede in der
Sprache und den Lebensgewohnheiten
gäbe. Ein großzügiges Asylrecht und
verwandtschaftliche Beziehungen
würden das Einschleusen von Agenten,
Spionen und Saboteuren erleichtern. Für
1963 wurde die Tätigkeit von 16.000
Ostagenten in der Bundesrepublik
angenommen. Die Fälle Frenzel und Felfe
machten deren Potential deutlich,
außerdem hätten 20 % der
westdeutschen Bevölkerung
Verwandtschaft in der „SBZ“.
Wolf/Günter/Moritz gingen davon aus,
dass die SBZ bereits ausreichend
gefälschte Dokumente, aber auch
Uniformen von Bundeswehr, Polizei, BGS,
Bundesbahn, Technisches Hilfswerk und
Deutsches Rotes Kreuz bereitgestellt
habe.

Szenarien für den VK in der


Bundesrepublik
Wolf/Günter/Moritz sahen bereits einige
Elemente des VK in Tätigkeit, z. B.

Propagandistische Einwirkungen
Diffamierung führender
Persönlichkeiten
Diffamierung der Bundesrepublik im
Ausland durch falsche Behauptungen
wie das Streben nach Atomwaffen
oder das Vorhandensein einer starken
Nazibewegung,
Grenzprovokationen und
Reisebehinderungen,
Menschenraub, Erpressung und
Spionage,
Einschleusen von Agenten in Betriebe
und Zielobjekte aller Art,
Aufbau eines Funktionsnetzes für
Sabotage und Untergrundarbeit,
Einzelfälle der Behinderung und
Störung der Produktion.

Im Ernstfall sei damit zu rechnen, dass


der Gegner die verschiedenen
Interessengruppen im Land
gegeneinander auszuspielen versuche
und gezielte Sabotageaktionen
durchführen könne:

„Zum Beispiel bietet es


dem kommunistischen
Angreifer keine
Schwierigkeit, eine große
neonazistische Welle
vorzutäuschen. Eine solche
scheinbare Nazibewegung
kann mit dem Anbringen
von Hakenkreuzen an
vielen Orten der
Bundesrepublik beginnen
und mit Gewalttätigkeit
gegen einzelne
Repräsentanten der
Demokratie oder
Sabotagehandlungen an
Friedhöfen, Synagogen und
ähnlichen Einrichtungen
fortgesetzt werden.“
– Wolf/Günter/Moritz, Der
verdeckte Kampf, S. 25.
Konzepte zur Abwehr des
VK in der Bundesrepublik.
Die Heimatschutztruppe
Während die Bereitschaftspolizeien der
Länder und der Bundesgrenzschutz in
der Bundesrepublik von 1950 bis ca.
1975 ohnehin mit Konzepten des
Polizeikampfs operierten, die schon in
den 1920er Jahren in der
Auseinandersetzung mit dem
Militärapparat der KPD entwickelt worden
waren (Mitteldeutscher Aufstand 1921,
Hamburger Aufstand 1923), war diese
Situation für die Bundeswehr neu. Sie
verfügte weder über taktische Konzepte
oder Ausbildungsrichtlinien noch über
Spezialeinheiten zur Bekämpfung von
Banden und Saboteuren. Dies änderte
sich 1964/65 mit der Aufstellung der
sogenannten Heimatschutztruppe, die
aus dem Territorialheer hervorging:

„Ziel der Ausbildung ist ein


nach modernen
Grundsätzen ausgebildeter
und einsatzbereiter Soldat
der Heimatschutztruppe,
der einen in den
vielfältigen
Erscheinungsformen des
Verdeckten Kampfes
angreifenden Gegner
abwehren kann.“
– Gerhard Schirmer, Die Territorial-
Reserve als Weg zur
Heimatschutztruppe,
Truppenpraxis (1966), S. 153.

Die Heimatschutztruppe hatte drei


Aufgaben:

1. Das Zerschlagen luftgelandeter


oder durchgebrochener
schwächerer Feindkräfte,
2. Die Bekämpfung von Banden und
Terrororganisationen,
3. Die Sicherung so genannter
Empfindlicher Punkte (EP) gegen
Banden oder andere Gegner.

Zur Abwehr dieser Gegner sollten dienen:

1. Lokal stationierte selbständige


Sicherungskompanien und
Sicherungszüge, die in der Regel ein
eng begrenztes Objekt zu schützen
hatten,
2. Die Grenadierbataillone TV (TV =
Territorial-Verteidigung) für den
beweglichen Einsatz, insbesondere
als Eingreifreserve,
3. Jagdkommandos bzw. sogenannte
Jägerzüge zum Aufspüren von
Feindgruppen, deren Einschließung
und Vernichtung.
Vordringlichste Aufgabe der
Heimatschutztruppe war jedoch nicht der
Schutz von militärischen und zivilen
Objekten, sondern die Aufrechterhaltung
der Operationsfähigkeit der NATO-
Truppen; diesem Ziel waren alle anderen
Aufgaben untergeordnet. Die Ausbildung
erfolgte noch 1966 nach den Vorläufigen
Richtlinien für die Ausbildung der
Heimatschutztruppe. Ob diese jemals
durch eine weitergehende
Ausbildungsvorschrift ersetzt wurde, ist
bislang unbekannt. Der Begriff VK
scheint um 1980 aus dem
westdeutschen militärischen
Sprachgebrauch verschwunden zu sein.
Siehe auch
FM 3–24 Counterinsurgency
Asymmetrische Kriegführung und
Konflikt niedriger Intensität
Jagdkampf und Jagdkommando
Partisan und Guerilla
Frank Kitson
Der totale Widerstand
Deutsche Notstandsgesetze
Gruppe Ralf Forster
Innerer Notstand
Verdeckte Operation
Literatur
Hartmut Schumann: Der verdeckte
Kampf. Seine soziologische
Erscheinungsform und deren
Behandlung im Völkerrecht. Heidelberg
1969 (Phil. Diss.).
Kurt V. R. Wolf, Reinhard W. Günter,
Günther Moritz: Der Verdeckte Kampf.
Bonn (Verlag Offene Worte) 1965.
Ernst Grimmel: Partisanen im
Schwarzwald? Bremen (Relais-Verlag)
1964.
Otto Heilbrunn: Partisanenbuch. Zürich
1963.
Horst Fiegert: Anerkennung von
Aufständischen als Insurgenten.
Hamburg 1965 (Phil. Diss.).
Günther Moritz: Völkerrechtliche Fragen
des Verdeckten Kampfes. Bonn 1964.
Oskar Spengler: Der Verdeckte Kampf –
Die Kriegsform der Zukunft. In:
Österreichische Militärische Zeitschrift.
Wien 1964, S. 415–416.
Erich Vorwerck: Die
Heimatschutztruppe. Organisation,
Aufbau und Ausbildung. In: Wehrkunde.
Zeitschrift für alle Wehrfragen. XV. Jg.
1966, S. 202–207.
Erich Vorwerck: Der „Verdeckte Kampf“
und die zehn Gebote Mao Tse-tungs. Nr.
1, in: Wehrkunde. Zeitschrift für alle
Wehrfragen. XVI. Jg. 1967, S. 35–38.
Werner Hahlweg: Kriegserfahrungen in
Vietnam und ihre Anwendbarkeit auf
Europa. In: Wehrwissenschaftliche
Rundschau. Zeitschrift für Europäische
Sicherheit. 18. Jg. 1968, S. 121–139.
Wassili Danilowitsch Sokolowski:
Militär-Strategie. erste deutsche
Ausgabe. Markus-Verlag, Köln 1965.
russisch: Voennaja Strategija. 1.
Aufl. Moskau 1962.
Ian F. W. Beckett: Encyclopedia of
Guerilla Warfare. New York 2001.
Georgios Grivas-Dighenis:
Partisanenkrieg heute. Lehren aus dem
Freiheitskampf Zyperns. Mit einer
Einführung von Eugen Weyde,
Frankfurt a. M. 1964.
Major Heinz Post: Kampf gegen X-
Kräfte (X=Guerillas, Saboteure,
Terroristen und Banden). In:
Truppenpraxis. Zeitschrift für Taktik,
Technik und Ausbildung für den Offizier
der Bundeswehr. 10, 1967, S. 731–734.
Oberst i. G. Gerhard Schirmer: Die
Territorial-Reserve als Weg zur
Heimatschutztruppe – neuer Inhalt und
neue Bezeichnung -. In: Truppenpraxis.
2, 1966, S. 151–154.
Major Wilhelm Pollert: Kampftruppen
der Territorialen Verteidigung. In:
Truppenpraxis. 7, 1964, S. 533–535.
Der Reibert. Das Handbuch für den
Soldaten. Ausgabe Heer, bearbeitet
durch Oberstleutnant H.-J. Kämmerer,
Herford 1977, S. 249, Abschnitt C, S.
13.
Hartmut Schumann: Der politisch-
soziologische Tatbestand des
Verdeckten Kampfes, in: Wehrkunde, 10,
1968, S. 508–515.
H. E. Seuberlich: Strategie und Taktik
linksradikaler Studenten. Kurz-Analyse
und Konsequenzen für die Bundeswehr,
in: Wehrkunde, 10, 1968, S. 521–525.
Helmut Hammerich: „Gegen
Elitekämpfer helfen nur Jäger, keine
Hausschuh-Truppen“. Die Bundeswehr
und der Kleine Krieg im Kalten Krieg, in:
Uwe Hartmann/Helmut
Hammerich/Claus von Rosen (Hg.):
Jahrbuch innere Führung 2010,
Eschede 2009, S. 161–173. ISBN 978-
3-937885-30-8

Weblinks
Bundeswehr. Jagd auf X. In: Der
Spiegel. 21. Jg., Nr. 50 v. 4. Dezember
1967, S. 27f. (online) (http://www.spieg
el.de/spiegel/print/d-46164829.html)
Doreen Hartwich/Bernd-Helge
Mascher: Geschichte der
Spezialkampfführung (Abteilung IV des
MfS) – Aufgaben, Struktur, Personal,
Überlieferung (2007) [1] (https://web.ar
chive.org/web/20110622190618/htt
p://www.bstu.bund.de/DE/Archive/Fac
hbeitraege/abt_IV_geschichte_der_spe
zialkampffuehrung.html)

Abgerufen von
„https://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Verdeckter_Kampf&oldid=232935145“

Diese Seite wurde zuletzt am 18. April 2023 um


10:40 Uhr bearbeitet. •

Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0 ,


sofern nicht anders angegeben.

Das könnte Ihnen auch gefallen