Grundkonzept, Entstehung und Vorteile von FORTH

Dipl.-Ing. Wolfgang Allinger

Chuck Moore stand in den 60er Jahren vor dem Problem, daß alle Rechner unterschiedlich waren und er jedesmal seine Routinen, die er
schon hatte, neu schreiben mußte. Er träumte, daß alle Rechner gleich sein müssten, dann bräuchte er nicht immer beim Urschleim anzufangen.
Da er es nicht schaffen würde, daß alle Hersteller die gleichen Rechner bauen, kam er auf die Idee, alle Rechner per Software gleich zu machen.
Er programmierte in Maschinensprache ( Assembler) eine virtuelle Maschine, die die FORTH Maschine emuliert.
Diese FORTH Maschine ist extrem einfach und simpel und besteht aus nur 6 Elementen:
Parameter STACK; Return STACK; Pointer für Parameter und Return Stack, Instruction und Work Register. Diese 6 Elemente lassen
sich mit ihren Manipulationsroutinen mit weniger als 30 Assembler Routinen nachbilden.
Beispiel eines FORTH Programmes, was selbst für Nichtprogrammierer verständlich ist:
: FEUERALARM? 1. RAUCHMELDER anwählen
BEGIN
RAUCHMELDER abfragen RAUCH entdeckt? IF FEUERALARM ein THEN
nächsten RAUCHMELDER anwählen
alle RAUCHMELDER abgefragt?
JA = UNTIL ;

Das ist kein Hexenwerk, sondern nur ein gutes funktionsfähiges Beispiel.
( Wieso schreiben Sie noch Programme, die Ihr Chef nicht lesen kann? Mit Programmen im obigen Stil überzeugen Sie ihn sofort, wie gut Sie sind! Sowas zahlt sich aus!
Marketing Leute zeigen zB. auch bei jeder Gelegenheit was sie können, und zwar so, daß es der Chef versteht! Deswegen bekommen Sie meist auch mehr Geld!)

Bei einem Z80 wird zB. der Parameter Stack mit dem Hardware Stack
nach-gebildet, der Return Stack wird über das Index-Register IX
nachgebildet. Bei einem 8031 werden beide Stacks im externen Memory
über Umladen des DPTR nachgebildet. Auf diese Grund-funktionen bauen
alle anderen Hochsprachen Definitionen auf.
Weiterhin konnte Chuck niemals einen Compiler und eine Sprache fertig
ent-wickeln, die alle Wünsche seiner Kunden und Anwender jemals erfüllen
kann. Also machte er aus der Not eine Tugend. Er entwickelte ein System, mit
dem der Anwender den Compiler und den Sprachumfang jederzeit auf
äußerst ein-fache Art und Weise erweitert und modifiziert. Um ein System
beliebig er-weitern zu können, muß man dem Anwender alle Tools und die
Sourcen geben! Dies ist der Grund, warum FORTH Systeme praktisch immer
komplett als Sources geliefert werden UND warum der Großteil der SW-
Industrie so ungern in FORTH arbeitet ( FORTH Anwender haben immer
das komplette Know-How !! ).
Damit das System jederzeit erweiterbar ist, müssen alle Funktionen sehr
leicht und einfach zu entwickeln und zu testen sein. Die beste und schnellste
Möglichkeit gibt dazu ein inter-aktives interpretier-endes System. Der Nachteil
von interpretier-enden Systemen ist aber das schlechte Laufzeitverhalten. Um
hier das Optimum zu erreichen, kompiliert FORTH jede neue Definition
bereits während der Ein-gabe und erreicht dadurch extrem hohe
Laufzeitgeschwindigkeit ohne Verlust der schnellen Entwicklung und
Testmöglichkeiten.
Bei Neudefinitionen und interaktivem Aufruf vorhandener Funktion-en ist
es unbedingt erforderlich, den einfachsten Dialog mit dem Bediener zu
erreichen. Was ist einfacher und benutzerfreund-licher, als allen Funktionen
beliebige eigene Namen zuzuordnen und sie mit diesem Namen zu rufen?
FORTH legt daher alle Funktionen unter ihrem Namen in ein Wörterbuch ab.
Dieses Wörterbuch wird beim kompilieren erweitert. Es werden intern nur
'gefädelte' Listen abgelegt, dadurch wird bei einem typischen Funktionsaufruf
das Programm nur um 2 Byte länger! Daher die extreme Kompaktheit von
FORTH.
Beispielsweise kann der F-PC Targetcompiler TCOM aus einer
Hochsprachendefinition, die ein Port auf einen Wert setzt, COM files von
unter 50 byte auf dem PC erzeugen!
Es sind einfachst zu benutzende Hilfsmittel vorhanden, mit denen sich
Anwender spezifische Wörter in Anwender spezifische Wörterbücher
anordnen lassen.
Man erweitert FORTH solange um neue Wörter, bis man seine
Anwendung komplett in diesen neuen Worten beschreiben kann.
Dabei werden die Worte in anwenderspezifischen Ausdrücken definiert,
dadurch kann der Anwender sich später leicht zurecht finden, da sein
ureigenster spezieller Wortschatz benutzt wird.
Weiterhin wird es immer Funktionen geben, die in Hoch-sprache nicht
beschreibbar oder genügend schnell ausführbar sind, deshalb und auch damit
FORTH Systeme sich selbst übersetzen können, ist ein Assembler integraler
Bestandteil von FORTH Systemen. Diese CODE Module werden ebenfalls
interaktiv ausgetestet.
FORTH Kerne lassen sich in ca. 2-4 Mannwochen für jeden beliebigen
Prozessor nachbilden.
Es gibt sehr preisgünstige Public Domain Systeme mit teil-weise sehr
großem Umfang. F-PC für den PC Bereich enthält etwa 1500 Grundfunktio-
nen und 6-10 MB an Sources, Beispielen und Dokumentation.
Industrielle FORTH Systeme für mehr als 20 verschiedene gängige
Microprozessor-Familien: 8080..8085, 8086..80586, 8031, 80535..., 8096/97,
80166, Z8, Z80, HD64180, 6303, 6502, 65802, 65816, 6809, 68HC11, V25,
68HC16, 680x0, 68HC332, TMS34010,RTX2000,1802, ...
(16bit u. 32bit Systeme auch auf 8bit Prozessoren!).
Preisgünstig, PC Grundsystem 1000,--DM, 1. Target 1400,--DM, weitere
Targets jeweils 960,--DM ( ca. zzgl. MWSt ).
Weiterhin benötigt FORTH keinen In Circuit Emulator! Eine serielle
Schnittstelle reicht für die komplette Entwicklung. Sie können interaktiv auf
einzelne bits sowohl in Ports, Memory und Registern sowie auf beliebig
komplexe Datenstrukturen zugreifen.
Es gibt Prozessoren mit FORTH im Maskenprom ( Z80, S8, 68HC11F),
sowie HOCHSPRACHEN Prozessoren die FORTH auf Hardware Ebene
direkt ausführen d.h. die Maschinen-sprache ist FORTH, es gibt keinen
Assembler! ( NOVIX, RTX 2000, FRP1600, MARC4 u.a.) Der FRP1600 ist
ein in Deutschland entwickelter und produzierter sehr schneller 16bit CMOS
FORTH RISC Prozessor ( 13MIPS Hochsprache, Multiplikation 16*16 ->
32bit in 67nsec!, 300ns IR Latency, Taskwechsel 0,9..1,7µs ).
Dies sind dieGründe, warum FORTH Programmierer 3-30
mal produktiver sind als in jeder anderen Programmier-sprache
und sehr wenig Resourcen brauchen.
Nutzen Sie in schlechten Zeiten jede Möglichkeit um Kosten zu
senken und Ihren Marktwert zu steigern!
NEUGIERIG? Rufen Sie mich an! Ich helfe Ihnen!

artikel\forth1.doc 24.6.93 (C) 1993 by Dipl.-Ing. Wolfgang Allinger, Brander Weg 6, 42699 Solingen, Tel 0212/66811