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Abgeordneten ihre Zustimmung, die amerika-
nischen Konsumenten zur Kasse zu bitten. Erst
später wurde das Gesetz angenommen. Diesen
Umstand wertet Bates nicht als Widerlegung
der realistischen Hegemonialtheorie. Vielmehr
ergänzt er diese um ein Modell der Gesetzge-
bung in den USA. Erst mit der Unterstützung
der großen amerikanischen Kaffeeröster für die
Preiserhöhung, die mit den Exporteuren Men-
genrabatte aushandelten und sich so den klei-
neren Mitbewerbern gegenüber Vorteile ver-
schafften, entstand ein „Eisernes Dreieck“ und
führte im Kongreß zum Beschluß, die IKO zu
gründen.
Für Bates sind die Rollen Brasiliens als do-
minierender Kaffeeproduzent und die der USA
als Hegemon die notwendigen Voraussetzun-
gen für die Gründung der IKO. Die hinrei-
chende Bedingung ist die Unterstützung der
IKO durch den Kongreß. Die Interessenkoali-
tion der großen amerikanischen Kaffeeröster
mit Kolumbien und Brasilien ist dabei ein
wichtiger Einflußfaktor.
Der theoretische Beitrag von Bates besteht
in der gelungenen Demonstration, daß Regi-
me- und Systemtheorie sowie spieltheoretische
Ansätze in den internationalen Beziehungen je-
weils unbefriedigende Erklärungen für die peri-
odischen Preismanipulationen Brasiliens, den
schnellen Aufstieg Kolumbiens und die Exi-
stenz der IKO liefern. Erst unter Einbeziehung
innenpolitischer Konstellationen und Institu-
tionen werden sinnvolle Erklärungen möglich.
Zum Ende des Buches hin gewinnt man
den Eindruck, daß Bates es eilig hat, das Pro-
jekt abzuschließen. Der ausführlichen und de-
taillierten Studie der Entstehung steht eine
knappe und unbefriedigende Analyse der
Funktionsweise und des Zusammenbruchs der
IKO gegenüber. Das sinkende US-Interesse an
der IKO ist zugleich deren Ende und für Bates
ein letzter Beweis für die Richtigkeit seiner Er-
gebnisse.
Obwohl das Buch zunächst eine Einzelfall-
studie über den Kaffeehandel ist und der Leser
nebenher viel Wissenswertes über dieses Agrar-
produkt erfährt, analysiert es überzeugend die
Rahmenbedingungen und Ursprünge der poli-
tischen Institution IKO und ist daher eine
Empfehlung an die bundesdeutsche Politikwis-
senschaft.
Jan-Egbert Sturm: Public Capital Expenditure
in OECD Countries. The Causes and Im-
pact of the Decline in Public Capital Spen-
ding. Cheltenham/Northhampton: Edward
Elgar 1998, xii + 208 S., £ 49,95.
Frank Bönker
In den letzten 25 Jahren sind die öffentlichen
Investitionen in den meisten OECD-Ländern
deutlich zurückgegangen. In der Bundesrepu-
blik etwa fiel der Anteil öffentlicher Investitio-
nen am Bruttoinlandsprodukt von über 4% im
Durchschnitt der Jahre 1970–75 auf unter
2,5% in den Jahren 1987–1992. Das Buch von
Jan-Egbert Sturm, einem jungen niederländi-
schen Ökonomen, untersucht mittels avancier-
ter ökonometrischer Techniken die ökonomi-
schen und politischen Ursachen sowie die ag-
gregierten ökonomischen Effekten dieser auch
im politischen Raum viel diskutierten und häu-
fig beklagten Entwicklung. Der Band besteht
dabei im wesentlichen aus einer Reihe von Ar-
tikeln des Autors, die in den letzten 5 Jahren
zumeist in ökonomischen Fachzeitschriften er-
schienen sind und für das Buch leicht überar-
beitet sowie durch eine kurze Einführung und
ein knappes Nachwort ergänzt wurden.
Der erste, politikwissenschaftlich einschlägi-
gere Teil des Buches befaßt sich mit den öko-
nomischen und politischen Bestimmungsfakto-
ren öffentlicher Investitionen. Dies geschieht
zum einen anhand einer Zeitreihenanalyse für
die Niederlande in der Nachkriegszeit, zum an-
deren anhand von Regressionen mit Paneldaten
für 22 OECD-Ländern im Zeitraum zwischen
1980 und 1992. Interessanterweise gelangen
die entsprechenden Analysen zu durchaus un-
terschiedlichen Ergebnissen. Die Untersuchung
für die Niederlande legt nahe, daß die Ent-
wicklung der öffentlichen Investitionen im we-
sentlichen soziodemographische Faktoren wie
das Bevölkerungswachstum sowie die Zahl der
Schulkinder, Autos und öffentlichen Beschäf-
tigten widerspiegelt. Dagegen findet Sturm we-
nig Evidenz für die oft behauptete Verdrän-
gung öffentlicher Investitionen in Zeiten knap-
per Kassen. Dies ist anders im Falle des
OECD-Datensatzes. Hier gilt, daß eine Haus-
haltskonsolidierung mit überproportionalen
Kürzungen bei den öffentlichen Investitionen
einhergeht und die Finanzlage insofern ein
wichtiger Bestimmungsfaktor des Umfangs öf-
 Einzelbesprechungen
fentlicher Investitionen ist. Zugleich ergeben
sich wenig Anhaltspunkte für die Bedeutung
politischer Variablen. Weder die ,Stärke’ und
Couleur der Regierung noch Wahltermine
oder Föderalismus erweisen sich als statistisch
signifikant. Allenfalls scheint ein schwacher ne-
gativer Zusammenhang zwischen der Häufig-
keit von Regierungswechseln und der Höhe öf-
fentlicher Investitionen zu bestehen.
Leider bleiben beide Untersuchungen letzt-
lich unverbunden nebeneinander stehen. Nicht
nur, daß die konkreten Untersuchungsfragen
und die verwendeten Variablen voneinander
abweichen und die Analysen deshalb schwer
vergleichbar sind; Sturm unternimmt auch kei-
nen ernsthaften Versuch, zwischen den Teiler-
gebnissen zu vermitteln. In diesem Punkte
macht sich der kompilatorische Charakter des
Bandes, seine Entstehung aus in unterschiedli-
chen Kontexten entstandenen Artikeln negativ
bemerkbar.
Thema des (umfangreicheren) zweiten Teils
des Buches sind die ökonomischen Effekte öf-
fentlicher Investitionen. Dabei konzentriert
sich Sturm ganz auf Wirtschafts- und Produkti-
vitätswachstum und sieht von anderen Aspek-
ten, etwa regionalökonomischen Fragen oder
Verteilungsgesichtspunkten, ab. Kapitel 4 gibt
einen ausgesprochen informativen Überblick
über die vorliegenden Versuche, die Produkti-
vitäts- und Wachstumseffekte staatlicher Infra-
struktur empirisch zu schätzen. Die drei fol-
genden Kapitel nehmen drei der prominente-
sten ökonometrischen Untersuchungsansätze
auf. Dabei verbinden sich jeweils das Interesse
an der Überprüfung und Weiterentwicklung
der Methoden mit dem Bemühen um die Er-
schließung neuer Daten. Kapitel 5 zeigt an-
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hand niederländischer und US-amerikanischer
Daten einige Probleme des Standardansatzes
auf, der die Effekte öffentlicher Investitionen
über Cobb-Douglas-Produktionsfunktionen
mit staatlicher Infrastruktur als zusätzlichem
Produktionsfaktor ermittelt. Kapitel 6 schätzt
auf der Grundlage von Kostenfunktionen die
Konsequenzen öffentlicher Infrastrukturinve-
stionen für Output und Produktionskosten in
den international exponierten und den vor aus-
ländischer Konkurrenz geschützten Sektoren
der niederländischen Ökonomie. Kapitel 7
schließlich untersucht mittels zeitreihenanalyti-
scher Verfahren die Outputeffekte von staatli-
cher Infrastruktur in den Niederlanden in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Was die Produktivität der staatlichen Infra-
struktur betrifft, so stehen am Ende eher vor-
sichtige Schlußfolgerungen. Nach Sturms Ein-
schätzung belegen die empirischen Befunde
zwar grundsätzlich die postulierten positiven
Auswirkungen öffentlicher Investitionen auf
Produktivität und Wachstum, die gefundenen
Effekte sind jedoch deutlich schwächer als in
früheren Untersuchungen. Außerdem warnt
Sturm vor einer voreiligen Extrapolation der
Ergebnisse: Was für den Aufbau der Infrastruk-
tur in der Vergangenheit Gültigkeit hatte, muß
nicht für ihren Ausbau heute gelten. Aus bei-
den Gründen steht Sturm Forderungen nach
einer Ausweitung staatlicher Infrastrukturinve-
stitionen eher skeptisch gegenüber, sieht jeden-
falls zusätzlichen Begründungsbedarf.
Insgesamt stellt das Buch einen vorzügli-
chen Einstieg für all diejenigen dar, die sich für
die empirische Untersuchung der Entwicklung
und der ökonomischen Effekte öffentlicher In-
vestitionen interessieren.
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