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FREDERICK STAMM

KGS WIESMOOR

BETRIEBSPRAKTIKUM
JAHRGANG 11

BEI JOHANNES MARZIAN AM


INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT

FORSCHUNGSZENTRUM
INTERNATIONALE FINANZMÄRKTE UND
MAKROÖKONOMIE

KIELLINIE 66, KIEL


johannes.marzian@ifw-kiel.de
Warum das IfW Kiel?

Ich würde mich grundsätzlich als für mein Alter sehr politisch und wirtschaftlich
interessierten Menschen halten. Des Weiteren glaube ich, das ein gutes Verständnis der
wirtschaftlichen Dimension, welche unser aller Zusammenleben in erheblichem Maße
prägt, unerlässlich ist für eine sinnvolle und funktionierende Zukunftsgestaltung. Dies ist
ein Ziel, zu dem ich gerne beitragen möchte und ein Forschungsfeld, welches ich
persönlich spannend finde und möglicherweise studieren möchte.

Meine Erwartungen in Bezug auf das Praktikum waren ein Einblick in die angewandte
Seite der Volkswirtschaftslehre. Ich hoffte, einen ehrlichen Eindruck sowohl in die
möglichen Arbeitsthemen, als auch in das Arbeitsumfeld zu erhalten und sinnvoll bei dem
Projekt, dem ich zugeteilt wurde, mitzuhelfen.

Geschichte des IfW

Das Institut für Weltwirtschaft wurde ursprünglich 1914 gegründet und beriet während des
ersten Weltkrieges das Deutsche Kaiserreich. In der Weimarer Republik wird das Institut
für Weltwirtschaft ausgebaut und demokratisch neu ausgerichtet. Ab 1933 wird das Institut
von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet und erneut für wehrwirtschaftliche Forschung
genutzt. Durch die Vertreibung bekannter Wissenschaftler verliert das Institut jedoch viel
Kompetenz und Ansehen. Nach 1948 wird das Institut wieder aufgebaut und gewinnt durch
eine neue Ausrichtung moralische wie auch fachliche Reputation zurück.
Ab 1969 wird das Institut weiter auf eine Forschung mit klarer wirtschaftspolitischer
Relevanz ausgerichtet und ergänzt durch neue Forschungsfelder, die sich mit der
Umweltökonomie oder den wirtschaftlichen Schocks des späten 20. Jahrhunderts wie dem
Fall des Ostblocks beschäftigen. Das frühe 21. Jahrhundert wird von der Finanzkrise
geprägt, welche das Institut veranlasst, sich sozialwissenschaftlicher aufzustellen und
erstmals Aspekte der Verhaltensökonomik in die Analysen mit einzubauen. [1]

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Organisation

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft ist eine Stiftung des Landes Schleswig-Holstein mit
Sitz in der Landeshauptstadt Kiel. Es ist eine angegliederte Einrichtung der CAU Kiel,
dessen etwa 160 Mitarbeiter, hauptsächlich Wirtschaftswissenschaftler, sich mit
angewandter Ökonomie beschäftigen, mit dem Ziel ökonomische Herausforderungen
insbesondere zu globalen Fragen frühzeitig zu erkennen und umsetzbare Lösungsansätze
zu entwickeln. Die Stiftung wird durch das vom Stiftungsrat verwaltete
Stiftungsvermögen, öffentliche Zuschüsse durch Bund und Land, sowie durch
Zuwendungen Dritter finanziert. Neben dem Stiftungsrat gibt es auch noch den Vorstand,
der die Geschäfte der Stiftung leitet und dem derzeit Moritz Schularick als Präsident
vorsitzt und dem Wissenschaftlichen Beirat, der Vorstand und Stiftungsrat in wichtigen
Fragen berät. Neben wichtigen regionalen Kooperationen mit zum Beispiel der
Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, die sich neben dem Institut befindet, oder
der CAU, an die das Institut gebunden ist, kooperiert das Institut auch viel mit
internationalen ökonomischen Forschungseinrichtungen. Intern ist das Institut in acht
Forschungszentren unterteilt. Diese beschäftigen sich jeweils mit einem wichtigen
Themenbereich des Forschungsfeldes des IfW. Außerdem gibt es eine Reihe an
Forschungsinitiativen, die als Querschnittbereiche agieren. [2] [3] [4] [5] [6]

Praktikumstätigkeit am IfW

Ich habe mein Praktikum am Institut für Weltwirtschaft im Forschungszentrum für


Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie verbracht, wo ich am Projekt Johannes
Marzians mitgearbeitet habe. Dieses Projekt erstellt eine Datenbank zu den Staatsausgaben
einer Vielzahl von Ländern über einen langen Zeitraum von etwa 150 Jahren. Zuerst
wurde mir die Aufgabe zugeteilt, Dokumente von einer Vorarbeitsfirma auf Richtigkeit zu
prüfen. Nach dieser ersten Aufgabenreihe habe ich an den kanadischen Haushaltsdaten
mitgearbeitet und dort Restfehler ausfindig gemacht und behoben. Schließlich wurde ich
mit dem Kodieren der Daten Österreich-Ungarns beauftragt. Ich sollte die Haushaltsdaten
für die Daten, die schon zur Verfügung, standen in einer für die Datenbank geeigneten

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Tabelle anlegen und nach neuen Daten suchen, die sich für die fehlenden Jahre verwenden
ließen, als ich fertig war. Außerdem hatte ich die Möglichkeit zu zwei Vorträgen zu gehen,
die am IfW stattfanden. Der erste beschäftigte sich mit den wirtschaftlichen und politischen
Konsequenzen von populistischen Machthabern und der zweite mit Faktoren, die zur
Entscheidung im Ausland zu studieren beitragen.

Wandel der Arbeitswelt in der Globalisierten Wirtschaft am IfW

Zuerst ist hervorzuheben, dass die Existenz eines Wandels und der Globalisierung erst die
Existenz eines Institutes für Weltwirtschaft rechtfertigt. Somit ist die Relevanz der
Globalisierung für die Tätigkeit des IfW, das sich selbst als das führende Institut für
Globalisierungsforschung in Deutschland bezeichnet. Aber das IfW ist nicht nur
Beobachter, sondern auch Betroffener der Globalisierung und des Wandels der Wirtschaft.
In der Arbeitswelt am IfW haben Praktiken wie Home Office, flexible Arbeitszeiten und
Digitalisierung längst ihren Platz behauptet und setzen sich weiter durch. Bei dem Projekt,
an dem ich mitgewirkt habe, wurde unter anderem daran gearbeitet Algorithmen zu
erstellen, welche Dokumente automatisch erkennen, einlesen und in ein digitales
Tabellenformat übertragen können. Auch wurden Werkzeuge wie ChatGPT verwendet, um
Büroarbeit zu vereinfachen. Outsourcing ist ebenfalls nicht ausschließlich
Untersuchungsgegenstand, sondern auch Praxis am IfW. So wurde beispielsweise das
Kodieren einiger deutscher Haushaltsdokumente an eine vietnamesische Firma
ausgelagert. Auch das Projekt selbst wäre ohne die Möglichkeiten moderner
Informationstechnologie kaum in diesem Umfang möglich, denn digitale Datenbanken und
Statistische Tools ermöglichen ein Sammeln und Auswerten von Daten in einem Umfang,
der ohne diese nie denkbar wäre. Diese Daten wiederum ermöglichen eine quantitative
Analyse, die ebenfalls mit Hilfe von Digitalen Programmen genauer und effizienter
durchgeführt werden kann. Das IfW ist also sowohl Gegenstand der Globalisierung und
des Wirtschaftswandels als auch sind Wirtschaftswandel und Globalisierung Gegenstand
der Arbeit des IfW. Somit wird das IfW von diesen gestaltet, untersucht und gestaltet diese
durch Beratung und Wirtschaftspolitische Diskurse aber auch selber mit. [7] [8]

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Chancen und Probleme des IfW in der Wirtschaft der Zukunft

Der Wandel der Arbeitswelt hat am IfW bereits Einzug gehalten, und wird sich vermutlich
weiter fortsetzen. Diese Veränderung der Arbeitsumstände bietet Chancen für die
ökonomische Forschung, allerdings ergeben sich auch gewisse Risiken und
Herausforderungen, die mit dem Wandel einhergehen können.

Zunächst ist zu betonen, dass die Automatisierungen und Digitalisierungen der modernen
Wirtschaft enorme Chancen bieten quantitative Analysen in bisher ungekanntem Ausmaße
durchzuführen. Datenorganisation, Austausch und Analyse werden durch Digitale
Werkzeuge massiv vereinfacht. Allerdings ist dies für viele Branchen auch häufig Grund zu
Sorge. Die Angst, von Maschinen oder Algorithmen ersetzt zu werden, ist eine weit
verbreitete und das nicht unbegründet. Schließlich ist es durchaus im Interesse eines
Betriebes, die Nachfrage möglichst kostengünstig zu decken und dafür können
Rationalisierungsmaßnahmen ein hoch nützliches Werkzeug sein. Grundsätzlich besteht
dieses Risiko zwar auch für die Angestellten am IfW, da der menschliche Arbeitsaufwand
für Forschung sinkt, aber es gibt einen bedeutenden Unterschied. Das IfW stellt keine
Produkte im klassischen Sinne her. Das „Produkt“ ist Wissen und die Nachfrage nach
Wissen ist deutlich weniger begrenzt, da Wissen eine weniger starke Sättigungswirkung als
normale Konsumprodukte hat. Viel Wissensschöpfung entwertet nicht das Wissen. Es also
ist nicht besonders wahrscheinlich, dass bessere Forschungsergebnisse und komplexere
und bessere Analysen dazu führen, dass massiv Personal entlassen wird, um die gesteigerte
Produktivität auszugleichen. Dies wird durch den Umstand unterstützt, dass das IfW nicht
auf den Verkauf von Produkten angewiesen ist und somit nicht in der Pflicht sich
wirtschaftlich zu rechnen. Die stabile öffentliche Finanzierung erlaubt es, die Vorteile der
Automatisierung zu nutzen, ohne in hohem Maße den wirtschaftlichen Anreizen zum
Stellenabbau unterworfen zu sein. Allerdings besteht ein anderes Risiko das zu
Stellenabbau oder zumindest großen personellen Umwälzungen führen könnte. Die
Forschung wandelt sich und wird immer datenintensiver und digital anspruchsvoller. Und
möglicherweise können nicht alle Qualifikationen damit mithalten. Heute schon sind
Informatikkenntnisse wichtig in der Forschung und dies wird sich voraussichtlich eher
noch verstärken. Wissenschaftler mit IT oder Mathematikhintergrund werden immer lieber
gesehen und das Risiko besteht, dass die Ökonomen von gestern, den Anforderungen der
Ökonomie von morgen nicht mehr gerecht werden.

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Der Fachkräftemangel betrifft die ökonomische Forschung zwar weniger als viele andere
Branchen, aber trotzdem steht diese in einem internationalen Wettbewerb und es besteht
grundsätzlich das Risiko, dass immer mehr Forscher ihre wissenschaftliche Tätigkeit lieber
im Ausland umsetzen und dass dort wichtige neue Forschungsfelder erschlossen und besser
gefördert werden.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Wandel, der Arbeitswelt das IfW betrifft, allerdings vor
allem Chancen, auf z. B. eine quantitativere Forschung bietet, die mit modernen Methoden
zu einem besseren evidenzbasierten Verständnis der Ökonomie beiträgt. Zwar sind mit
diesem Wandel auch Risiken verbunden, aber diese betreffen das IfW aufgrund seiner
Natur als Öffentliche Forschungseinrichtung weniger als viele private Unternehmen.

Reflexion

Rückblickend bin ich sehr zufrieden mit meinem Praktikum am IfW Kiel. Es hat meine
Erwartungen in dem Sinne erfüllt, als dass es mir den ehrlichen Einblick in die angewandte
Ökonomie gewährt hat, den ich mir wünschte. Zwar war die Arbeit teils durch die Natur
des Projektes sehr datenlastig und eintönig, aber dafür hatte ich das Gefühl, wirklich an
etwas Wichtigem mitzuwirken und nicht nur beschäftigt zu werden. Auch haben die
Gespräche und Vorträge während des Praktikums zusammen mit meinen Beobachtungen
mich in dem Vorhaben, VWL zu studieren, bestärkt und mich zum Nachdenken über eine
stärkere Einbindung von Mathematik und Informatik in meine Bildungs- und
Studienbestreben gebracht.

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Quellenverzeichnis
[1] IfW Kiel: Die Geschichte des IfW Kiel
Abgerufen am 04.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/institut/ueber-das-ifw-kiel/die-geschichte-des-ifw-kiel/

[2] IfW Kiel: Organisation


Abgerufen am 04.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/institut/ueber-das-ifw-kiel/organisation/

[3] IfW Kiel: Satzung


Abgerufen 06.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/Media/Communication_Center/
Documents/Satzung_Institut_fuer_Weltwirtschaft.pdf

[4] Kiel-Wiki: Institut für Weltwirtschaft


Abgerufen 06.02.24 über:
https://kiel-wiki.de/Institut_f%C3%BCr_Weltwirtschaft

[5] IfW Kiel: Forschungszentren


Abgerufen 07.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/institut/forschungszentren/

[6] IfW Kiel: Initiativen


Abgerufen 07.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/institut/initiativen/

[7] IfW Kiel: Über das IfW


Abgerufen: 08.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/institut/ueber-das-ifw-kiel/

[8] IfW Kiel: Globalisierung


Abgerufen: 08.02.24 über:
https://www.ifw-kiel.de/de/suche/?tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=topic
%3AGlobalisierung&tx_solr%5Bq%5D=%2A

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