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BERLIN, AUGUST 1935 - Il. JAHRGANG 8.

FOLGE
| PREIS 10 RPF.

REICHSSCHULUNGSAMTOERNSORP
—— UND DER DEUTSCHEN AIRDEITSFRONT
hans Biallas / Gerhard Stardie

Peipjig SAMME LMAPPE


das Nürnberg der
Deutfchen | SCHULUNGS
Arbeitsfront HEF
Der Weg bis jum 26. Mar} 1955,
dem Tage der neuen Sojial-
SAMMELMAPPE 1935
ordnung, Dem Tage der £in- REBEL
DEE

gliederung Der gewerbliden


100000 schätzten den Wert der Schu-
Wirtfhaft in die Deutfche Ar-
lungsbriefe 1934 durch Anlegen einer
beitsfront, war kein leichter. Sammelmappe. Sie vervielfachen den

Defto heller leuchtet in alle Ju- Wert Ihrer Hefte, wenn Sie sie von
Jahresbeginn an schonen. Der Jahr-
kunft die gefhictlidhe Stunde
gang der „Deutschen Vorgeschichte“ ver-
von feipjig, Deren tieferer Sinn dient diese Pfiege! Steigern Sie ihn durch
fid} in den Reden und Bildern Verwendung einer Sammelmappe zum

des im Auftcage der Deutfcdhen


HANDBUCH NATIONAL-
Arbeitsfront herausgegebenen
buches dokumentiert. ks SOZIALISTISCHER
gehört in die Hand jedes WELTANSCHAUUNG
(djnffenden Volksgenoffen!
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" BERLIN, AUGUST 1935 + I. JAHRG. + 8.FOLGE

REICHSSCHULUNGSAMTDERNSOAP
UNDDERDEUTSCHEN ARDEITSFRONT

Aus dem Inhalt:


Kurt Jeſerich:

en Seite 252

Alfred Maderno: |

Germonifcher Geift am Mittelmeer 2 2 0 2 2 2 2 2 0 ee Seite 254

Karl Theodor Weigel:

ISOHBE PatientDie Un 00 Seite 269

Destfee ee De Dal a ana Seite 275

Alfred Rofenberg:

Erinnerungen an den 9. November 1923, I. Zeil... .... Seite 276

En zn 00... Seite 279

u Da rn Seite 280
SekhichticheGedenktage
1929 (bis 4. 8.) Vierter —n der NSDAD zu Nürnberg.
‚1809 Andreas Hofer ruft die Tiroler zum Freiheitskampf auf.
1934 Reichspräſident Generalfeldmarſchall v. Hindenburg geſtorben.
1870 Sieg der Preußen und Bayern über die Franzoſen bei Weißenburg.
1809 Die Tiroler ſiegen am Stilfſer Joch und bei Brixen über die—
1915 Die Deutſchen beſetzen Warſchau.
1195 Heinrich der Löwe, der große Rebell gegen Süden, —
1914 General Ludendorff erzwingt die Übergabe der Zitadelle von Fü.
.1896 Der Flugtechniker Otto Lilienthal geftorben. =
wm
wm
nn ‚1778 Qurnvoter Friedrich Ludwig Jahn geboren. |
1919 Die von dem Juden Preuß ftammende „Verfaſſung“ wird in der
Nationalverfammlung zu Weimar angenommen.
Iren=D, . 1894 Albert Leo Schlageter geboren.
. 1809 Sieg Andreas Hofers am Berge Iſel.
So
1932 Adolf Hitler lehnt eine von v. Papen geleitete Regierung ab und fordert
die Führung der Neichgregierung.
‚1921 Der öfterreichifche völfifche Vorkämpfer Georg v. Schönerer seforben.
‚1870 Deutfcher Sieg bei Vionville — Mars Io Tour.
. 1786 Friedrich der Große geftorben.
1869 Po. Ernft Graf zu Neventlow geboren.
1870 Schlacht bei Gravelotte — St. Privat.
1915 Deutſche Truppen unter General Tiemann erftürmen Kowno.
.1927 (bis 21.8.) Dritter Neichsparteitag der NSDAP zu —
1880 Der Dichter Gorch Fock geboren.
N 1813 Schlacht bei Großbeeren.
1866 Friede zu Prag zwiſchen Öfterreich — Preußen.
1758 Friedrich der Große ſiegt bei Zorndorf.
1900 Der Philoſoph Friedrich Nietzſche geſtorben.
1914 Deutſcher Sieg bei Longwy.
1914 Kampf um Tſingtau.
1806 In Braunau a. J. wird der ——— Palm auf Befehl Davecne
erichoflen.
1813 Sieg Dlüchers über die Franzofen an der Katzbach.
Theodor Körner fällt bei Gadebuſch.
1915 Eroberung von Breft-Litowff.
‚1914 Sieg bei Tannenberg.
1928 Unterzeichnung des „Kriegsächtungs““⸗ (Relloge)Pattes,
.1749 Johann Wolfgang v. Goethe geboren.
1916 Italien und Numänien erflären Deutichland den Krieg.
18060 Hermann Löns geboren.
1916 Hindenburg übernimmt mit Ludendorff die Führung der—
= 1924 Annahme der Dowes-Pläne im Reichstag. — =. —
1931 Po. Gauleiter P. Gemeinder geftorben.
31.8. 1933 (bis 3.9.) Fünfter ee der NSDAP zu Nürnberg.

250
GEBOREN ALS DEUTSCHER|K\
GELEBT ALS KAMPFER, |
1 CGEFALLENAILSHEID Mi
| AUFERSTANDEN ALS VOLK.
AUGUST
AUGUST SCHAFFELD, Braunschweig 1.8. 1932 / ALFRED
RÜHMLING, Lübeck 2. 8. 1931 / KATHARINA GRÜNWALD,
Lampertheim 3.8. 19389 / ERICH JOHST, Lorch b. Bensheim
1999 / ADALBERT SCHWARZ, Wien 1990 / GÜNTHER
WOLF, Beuthen O.S. 1930 / JOHANNES REIFEGERSTE,
Streitwald i. Sa. 1933 / FRITZ SCHULZ, Berlin 1932 / KARL
PAAS, Solingen 8.8.193
/ WERNER
0 DÖLLE, Berlin 9.8.1995 /
PAUL SCHOLPP, Stuttgart 14. 8. 1933 / HERBERT GROBE,
Limbach i. Sa. 15. 8. 1931 / WILHELM KOZIOLLEK, Holster-
hausen 1933 / HANS HOFFMANN, Berlin 17. 8. 1931 /
HERBERT GATSCHKE, Berlin-Charlottenburg 29. 8. 1932

- ee
| WOFÜR SIE STARBEN, SOLLST DU
= NUN LEBEN. VERGISS ES NIE-
_ SOLDAT DER REVOLUTION.
Kurt Jeferid:

ze 1QVbp...
zu einem Waffengang, von
Als vor 21 Jahren die großen Armeen Europas mobilifiert wurden
hoffte, daß er Deutſchland vernichten möge, Fämpfte man gegen ung nicht nur mit
bem man
befonders infamen „Waffe“:
Gewehren, Kanonen und Blodaden, fondern bediente ſich aud einer
, brennen d und mordend durch
Es war die Greuellüge von den deutſchen „Hunnen“, die raubend
die Hände abhackte n. Die öffentliche
erobertes Land zogen, Frauen vergewaltigten und Kindern
nur fo war es möglich, daß „im Namen
Meinung der Welt wurde damit ſyſtematiſch vergiftet, und
rein machtpol itifhe Auseina nderfeßung zu
ber Menichlichkeit, der Kultur und Ziviliſation“ eine
Kreuzzug gegen das Land der „Barba ren“ umgefälf eht werden Tonnte. Der
einem modernen
damals bifterer empfunden als alle Opfer,
deutfche Soldat hat diefe unfauberen Kampfmethoden
| Ä
die der Krieg ihm auferlegfe.
ihm, Hand in Hand mit
Aber vier Jahre lang blieb dem Feinde der Sieg verfagt. Erft als es
zu organifieren, firedte der
Volksverrätern gelang, die Mevolte im Nüden der deutſchen Gräben
feldgraue Kämpfer die Waffen.
1914 ale aud an dem Zu-
Wir wiflen heute, daß ſowohl an den Greuelmärchen des Jahres
e, der Inflation und der
fammenbrudy 1918 und der daraus folgenden Elendgzeit der Aufftänd
riſch-bol ſchewiſtiſchen Juden—
feparatiftiichen Beſtrebungen die Vertreter des überftantlichen freimaure
gt waren. Darum vollzog ſich die
tums und des politiſierenden Katholizismus nicht unbeteili
Mächte, die ein Menſchen—
Revolution Adolf Hitlers nicht nur ohne, ſondern bewußt gegen alle
fie die Einigung in einer neuen deufichen dee
alter hindurd immer wieder bewieien hatten, daß
| =
um jeden Preis verhindern wollten.
von 1914 die Weltprefte
Wenn jüdifch-bolfehewiftiihe Emigranten nah dem erprobten Mufter
ren verftande n, fo waren wir darüber nicht erftaunt, es hat uns
gegen dag Dritte Reich zu mobilifie
g unferer Aufgaben
auch nicht fonderlich erihüttert. In dem Bewußtſein, daB die zielklare Erfüllun
DBetriebfamfeit „kritiſcher“
das Ausland endlich doch eines Beſſeren belehren wird, werten wir diefe
Die Hoffnung
Federn als leute Zuckungen einer entlarvten, ihren Einfluß verlierenden Macht.
deutſchem Boden
auf Einfiht hat uns nicht betrogen. Der Handſchlag englifcher Frontkämpfer auf
in der Welt eine neue und ver-
ift uns Deweis dafür. Darüber hinaus aber wird allenthafben
efien euro-
nünftige Beurteilung der deutſchen Entwiclung fpürbar. Ein Ausgleid der Lebenginter
päifcher Völker fcheint fih anzubahnen.
Jahren Fünnen wir
In Anbetracht der politiihen Nänfefpiele dunkler Kräfte in den legten 20
bloßen Zufall betrachten , daß gerade jeßt im deutichen
es aber bei diefer Entwicklung nicht als einen
Volk ein Fünftlich geſchürter religiöfer Gewifiensfonflift zum Ausbruch fommt, der augenscheinlich
ift, die
erneut einen Keil in die vollgogene deutiche Einigung freiben foll, der aber ebenfo geeignet
ifcher ragen unter überftaatl ihen Herrihaft sanfprühe n zu begraben.
friedfiche Löſung außenpolit
Zen-
Im Jahre 1933 hat der politifierende Klerus durd) die Selbftauflöfung der
eindeutig den Verzicht auf Fünftigen weltlich-po litifchen Einfluß zum Ausdrud
trumspartei
gebracht. Die Eatholifche Kirche hat im KRonfordat erklärt, fih nur der Seelforge der deutſchen
fatholifhen Bevölkerung zu widmen, bie Mapnahmen der nationalfoz ialiftifche n Megierung zu
achten und ſich jeder Politik zu enthalten. Klare Grenzen waren alfo gezogen.

Bald aber begann fie der Klerus zu überichreiten. Das geihah zunächft durch Beeinfluffungen
dag Sterili-
und Sticheleien, dann durch Angriffe auf den „Mythus des XX. Jahrhunderts“, auf
ſationsgeſetz und die Maffenpflege, dann folgten Beleidigun gen, Provofatio nen, und ſchließlich

| . :
252
begann nad) einem — fo fcheint es — raffiniert ausgeklügelten Syſtem von den Kanzeln herab,
in den Beichtftühlen, dur Enzykliken und Hirtenbriefe, in Kirchenblättern und Eonfeffionellen
Vereinen ein planmäßiger Feldzug gegen die Weltanſchauung des Mationalfozialismus, voll von
Berleumdungen und DBerdrehungen. Ein Eho jener Barbarenlüge von 1914!
Diefe Hetzkampagne wird genau wie damals „im Namen der Menfchlichkeit, der Kultur und der
Zivilifation” geführt. Man ipricht offen von der Unterdrückung des Chriftentums und kann doc
nicht einen einzigen Fall nennen, bei dem Staat oder die von — freie Seelſorge
unterbunden oder eingeengt hätten.
Die N.S. D. A.P. hat ſich allerdings nur verpflichtet, pofitives Chriſtentum zu ſchützen.
Wir behaupten aber, daß die Tätigkeit vieler Fatholifcher Geiftlicher nicht nur im nationalſozia⸗
liſtiſchen, ſondern auch im chriftlihen Sinne als abfolut negativ zu bezeichnen ift. Die Tat—
ſache, daß die Hetzer ſich nicht fcheuen, dabei Hand in Hand mit freimaurerifchen, jüdischen und
bolſchewiſtiſchen Kreifen — aud des Auslandes — zu „arbeiten”, beweift unfere Behauptung.
Solcher Bergiftungsmethoden bedienen fih nur Hochverräter.
Man follte meinen, daß die Fatholifche Kirche mit ung der Überzeugung ift, daß Hocverräter
in der Priefterfutte der chriftlihen Sache einen bedrohlich ſchlechten Dienit erweifen. Bisher ift
ung aber noch nicht befanntgeworden, dag die Kirche irgend etwas unternommen hätte, ſolchen
Verbrebern das Handwerf zu legen. Vielmehr wettert ein politifierender Klerus heute immer
wieder über eine heidnifche Bedrohung. Ta, das zugkräftige und fo oft mißbrauchte Wort
„Chriſtenverfolgung“ ift in dieſem Zufammenhang fogar jchon gefallen. Zwei Tatfachen dienen
der politifierenden Geiftlichkeit dazu als Anlaß: Erftens bat der Nationalfozialismug die abfolute
und bedingungslofe GIaubengsfreiheit proflamiert, und — was offenbar fchlimmer zu
fein ſcheint — bat fih zum anderen unter dem Zeichen des Hakenkreuzes die deutſche Menfchheit
auf ihre blutgebundene nordiihbe Charafterhbaltung befonnen und in ihr
eine jahrtaufendalte Schöpferfraft wiedererfannt, die nicht nur die brutalen Einbrüche fremder
Kultureinflüfle, fondern auch die Scheiterhaufen der Inquiſition und der daraus entfprungenen
und noch lange wirkſam geweſenen Geiftesherrfchaft ftandhaft überdauert hat. Der deutliche
Menſch fühle fih durd fein Blut, dag göttliche Kraft ihm verlieh, und das ihm darum heilig
ift, mit feinem Volk verbunden. Für diefes Wolf aber alles einzufeßen, erfordert unjere
Weltanfhauung, unfer Glaube an die deutihe Zukunft! So gibt es nichts auf dieſer Welt,
was einem Deutfchen heiliger fein Fönnte als die Nation!
Menn aber die politifch intereffierten Priefter der Fatholifchen Kirche, die doch Hüterin eines
Überirdifchen ift, dag nicht in Nationen, fondern in den Begriffen von Fegefener und
Himmelreich Teßten Ausdruf findet, wenn diefe Priefter bereits eine Bedrohung in der oben
erwähnten Tatſache erblicfen, fo taucht der Verdacht auf, daß es den beiorgten Klerifern nicht
\o ſehr um diefe oder jene raffenpolitifche oder geichichtliche Frage im Zufammenhang mit dem
Seelenbeil ihrer Schäflein zu fun ift, als vielmehr darum, daß fie infolge der Freiheit
deutſcher Seelenhbaltung, die nah Geftaltung eines neuen Zeifalters ringt, zu der
Schlußfolgerung fommen, daß damit auh eine ausdem Mittelalter fammende
geifttige Bevormundung deutiher Meniheneinfürallemalvorüber
it. Damit fchwinder für fie aber auch die Ausficht, in die möglichen Verftändigungsabfichten der
europäifchen Völker ihre zwieträchtigen Sfrupel zu ftreuen. Eifer und Intereſſe die fie bei der
Ausübung ihres Amtes zeigen, find alfo fehr ſtark von di e ſer Welt! Bei ihrer jegigen Tätigkeit
aber befinden fie fi in der zweifelhaften Gemeinfchaft mit jüdifhen Emigranten, mit rom-
serneinenden Freimaurern und goftleugnenden DBolfchewilten. Die Merhoden ihrer Kampfes-
weile find denen der ausländiichen Heßprefle, die aus einer von Juden provozierten Beunruhigung
des Kurfürftendamme ein Pogrom Ichlimmften Ausmaßes fabrizierte, fo ähnlich geweien, daß von
Staats wegen gegen diefe Mobilmahung wider das Deutichtum eingeichritten werden mußte. Dem
Nationalſozialismus aber erwächſt heute — neben dem Schuß des fatfählih pofitiven
Chriſtentums — mehr denn je die Aufgabe, die deutfhben Seelen harfzumahen
indem von feiner Menſchenmacht zu erfhütterndem Glauben, daß
nihbt Sündenelend und Ddemütige Zerfnirfhung, fondern Ehre, Mut
und Treuedie Borbedingungen find füreinedeutihe Ewigkeit!

5 253
NN
IN
SUN

ERMANISCHER CEIST
Alfred Maderno

9 Mittelmeer
Nahe der Grenze zwifchen »Dtalien, dem Rumänien, Oftgoten, Weftgoten und Wandalen
Kernftük des römischen WWeltreihes, und anfäffig waren, germanifche Edelinge in römifche
Germanien, ragt dag Grabmal des Wandalen Dienfte traten und: den Neichsheeren in ihren
Stilico. Es fteht in der älteften Kirche Mai— Bölkerfchaften wertvolle Kampftruppen zuführten.
lands, S. Ambrofius, der germanifche Kunft des Bor allem das DOftrömifhe Reich mit der
Mittelalters ihre heutige Geftalt gegeben und Hauptftodt Konftantinopolis (Byzantium), das
den altnordifhen Sinn ihrer Zierweife ver- fi) dur die Machtteilung unter den Söhnen
lichen hat. Diefeg Grabmal, das im 6. Jahr⸗ und Nachfolgern Konftantins des Großen zu
hundert errichtet wurde, ragt aber auch am einer immer größerer ftaatliher Selbſtändigkeit
zeitlichen Grenze, die — ein wunderbares Bei— emporfchwang und Weft-Nom nicht nur fehr bald
fpiel der Kulturgeſchichte — mit den Volks— in jeder Beziehung überlegen war, jondern «8
tumsgrenzen zufammenfällt, denn «8 flieht am wortwörtlich bevormundete, ift ohne den ſtarken
Ende des alten römischen Reiches und am germanifchen Beſtandteil in Heer und Diplo—
Anfang des neuen, germanischen Dtalien. matie gar nicht zu denfen. Wir müflen bei der
Am Grabmal des Stilicho- vollzieht ſich der Lage der Dinge, wie fie fih ung vor Beginn
Übergang der antifen Kultur in der fogenannten VBölferwanderung in
diejungegermanifde. Stiliho ſtammte diefem Raume darftellt, ein wenig länger ver-
aus Föniglichem Geſchlecht. Sein Vater war ein weilen. Denn aus dieſem Raume heraus
wondalifcher Königsfohn, der ala Neitergeneral beginnt diefe Wanderung; an Oſt-Rom aber bleibt
u
des Kaiſers Valens im römifchen Heer diente. das Schickſal aller Germanenvölfer irgendwie
Das war um die Mitte des 4. Jahrhunderts, als gebunden, foweit fie fid) von der Donau und
aus den germanifchen Grenzgebieten am Rhein, Theiß aud entfernen, um in Italien, in Süd—
aber auch in Südoſteuropa, wo, im heutigen franfreich (Südgallien) oder aber gar am weſt⸗
Südrußland, in Ungarn, Siebenbürgen und lichen Ende des Mittelmeerbeckens, in Spanien,

254
und jelbit auf einem-anderen Erdteil, in Nord⸗ Führer zu einem Gaſtmahl zu Ben und fie dabei
afrifa, neue, jelbitändige Reiche zu gründen. zu erihorden.
Das ruhige nachbarliche Verhältnis —— Die Weitgoten haben fi= nicht umbringen
Roms zu den germanifchen Volksſtämmen, die laſſen; wohl aber haben fie den Römern eine
feit dem = Jahrhundert am Schwarzen Meer Schlacht geliefert, die ihrem Kaifer das: Leben
und an der unteren Donau ein friedliches und foftete. Das war im Jahre 378. Valens' Nach—
wohlhabendes Bauernleben. führten, muſterhaft folger, Iheodofius I., löſte deffen Verſprechen
ihre Acker beſtellten und Hervorragendes in der an die Goten ein. Unter ſeinen Augen erſtarken
Pferdezucht leiſteten, wurde aus keinem dieſer ſpäterdie Weſtgoten zu jenem Volk, das zu
Reiche, ſondern von außen her geſtört, durch Beginn des 5. Jahrhunderts ein au u
das mongoliſche Reitervolk der Hunnen, die um Italien führt. |
370 aus Aſien hervorbrechen, zunächſt auf die Jetzt aber ſind die Goten — in —
Alanen, dann auf Dftgoten und Weſtgoten ſtoßen Dienſt. Noch leiſten ſie Heeresfolge gegen und
und dieſen Stämmen: ihre Lebensmöglichfeit für die. Mit⸗Kaiſer des Theodofius, die fih um
nehmen, indem fie fie von: Haus und Hof ver⸗ die Herrichaft über Weſt-Rom balgen. In der
treiben. Man muß ſich vor Augen halten, was Entſcheidungsſchlacht am Frigidus, in der Nähe
das für Völker bedeutete, die keine Nomaden von Görz, 394, kämpfen Alarich und Stilicho
waren, ſondern auf der für die damalige Zeit gegen den weitrömifchen Heerführer Arbogait,
natürlichen bäuerlichen Grundlage ihr Leben einen Germanen, Franfen, der ſich in den Beſitz
fortgeſetzt hatten, wie ſie esin der Urheimat an Galliens geſetzt hatte. Die Kaifer von Weit-
den Rändern derOſtſee einſt geführt. Sie hatten Ron waren bereits Geichöpfe ihrer germanischen
ihre nordifche Kultur, welche Wohnbauten und Beldheren geworden; fie verdienten es nicht
Handwerk jeder Art ebenfo umfaßte wie kunſt⸗ befier, denn ihre Macht beftand nur mehr in
gewerbliche DBeihäftigung in der Herſtellung Mord. Stiliho mußte es felbit erfahren.
von Waffen und Schmucdgegenitänden, um Kul- Zheodofius, der ſchon 395 ftarb, feste ihn zum
furen bereichert, die fie in den neuen Wohn- Reichsverweſer in Dtalien ein, dag er feinem
figen antrafen. Nun jollten hundert Jahre minderjährigen Sohne Honorius gegeben hatte;
umfonft gelebt fein? Und dennoch blieb den in Oſt-Rom regierte Arkadius, fein älterer
Germanen nichts anderes übrig, als den Hunnen Sohn. Der mähtigfte Mann im Staate war
auszumweichen, wenn fie von ihnen nicht über- Stiliho, der Wandale. Er hatte Serena, bie
rannt, von den Hufen ihrer Pferde nicht zer- Michte und Adoptivtochter des Iheodofius, zur
ftampft werden wollten wie ihre Ader. Frau, und der Fleine Kaifer Honorius war fein
Die Oftgoten fließen nad) Weiten vor, ing Mündel. So klein der weftrömifche Kaifer aud)
beufige Rumänien. Hier ſaßen die Weſtgoten, war — fein Reich war zum Schauplatz der
durch die Donau von den Römern getrennt. Der MWeltwende berufen. Die Germanen waren
nördliche Flügel der Oſtgoten drückt auf die nirgends mehr: zu halten. Stamm drängte hinter
Wandalen, die über das nördliche Ungarn hin⸗ Stamm. Es gab nur ein Ziel: über die,
weg bis nach Schleſien hinein wohnen. Ganz. Grenzen de8 Imperium ' Romanum! Der Rhein
Südoſteuropa iſt auf einmal in. Aufruhr und ging mit Blut; Blut färbte die Felfen der
Bewegung. -In allen Gefichtern malt fi Mor ‚ Alpenpäffe.:: Und gegen alle Germanen ſtand
und Entießen, das Gebot der Stunde heißt ein Germane, Stiliho, dem der fterbenze
Kampf, Kampf ums nadte — um Zheodofius Söhne und Reich anvertraut hatte:
den Biſſen Brot! feinem Römer! Seinem wandalifdhen
Generaliffimus!
Getreu bis in den Tod
Wir dürfen uns den Blick he trüben laffen:
Der Druck der Oſtgoten auf die, Begoren Kom war nicht mehr Nom; die Germanen in
hatte für das römifche Reich die ſchwerſten römiihen Dienften fchüßten, indem fie Mom
Folgen. Kaiſer Valens war bereit, den, Weſt⸗ noch verteidigten, bereits ihre eigene Heimat.
goten Thrazien zu öffnen. Den römiſchen Beamten Andere Germanen, noch ienfeits der Grenzen,
des Kaiſers dünkte es einfacher, die germaniſchen aber begierig, dieſe ‚zu überſchreiten, waren

255
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nicht Verbündete, weil Stammesgenofien, Ton- mit einem Fries von Hakenkreuzen und Sonnen-
dern Feinde. Stilicho kämpfte und beſiegte rädern, mit einem Sprudband alfo, dag in der
Alarich, er zerfchmetterte Nadageis, der mit den älteften Sprache unferes Volkes zu ung redef.')
Oftgoten bis nad) Florenz eingedrungen war. Er
Rom ift tot
hatte, um fich folcher Gegner erwehren zu fönnen,
die Legionen vom Rhein abberufen müffen. Dort Die Todesftunde Stilihos war auch die
gingen jest Wandalen, Sueben und in ihrem Sterbeftunde Noms. Was aber war in den
Gefolge die nicht germanifchen, aber germaniſch hundert ohren feit dem Tode des Wandalen
gewillten Alanen über den Strom, hinein nad) gefcheben? Das Chaos erfcheint groß. Die
- Gallien. Was römiſch war, witterte DBerrat. Völker wandern! Aber auch diefer Vorgang,
Aber der Haß gegen die Germanen wagte fi) der in folhem Ausmaße nur einmal in der
noch nicht offen hervor. Honorius' Eigendünfel, MWeltgefchichte erfcheint, war Naturgeſetzen unter-
der allein die Mömer zu Führen vermochte, war worfen. Gefeße zeichnen mit unerbittliher Hand
noch nicht: hoch genug ing Kraut gefchoflen. unverrüdbare Straßen. Wir brauchen nur
Stiliho wor zudem fein Schwiegervater ihnen zu folgen, um nachzuerleben, wie nun im
geworden. Bereiche der römiſchen Herrihaft am weftlichen
Erſt der Einfluß, den einer der Männer de8 Mittelmeer die neuen Germanenreiche entftehen
Hofes, der griechiſche Minte Olympius, auf den und — wieder verfinfen.?) |
iungen Sailer gewann, führte den Honoriug in Aug dem füdöftlihe n Völkerra um — wir zu⸗
das Lager der Germanengegner. Stilicho ver— erſt die Wandalen hervorquel len. Wie immer,
fannte die Wende der Dinge nicht. Sein wenn Germanenſtämme ihre Heimſtätt en ver-
TIreueid verpflichtete ihn jedoh zum Schuß laſſen mußten, weil der Boden fie alle nicht mehr
des Kaiſers, nicht zum Aufftand wider ihn. zu ernähren vermochte, hatte auch bei den Wan—
Sept, da der, wenn auch unfähige Kaifer, fein dalen über Bleiben und Wandern das Log ent-
Recht forderte, hätte Stiliho, um Herr zu ichieden. Ihr Stamm der Asdingen hatte damals
bleiben, gegen Honorius vorgehen müflen. Mit feinen Wohnfiß im nördlichen Ungarn. Als ein
dem Teil der Truppen, der zu ihm bielt, wäre Teil von ihnen unter ihrem König Godigiſel
es ein leichtes für ihn geweſen; Stilicho aber feine Wanderung antrat, hatte der andere
wies den Verrat von fi und opferte ſich felbit. Stamm, die Silingen, feine Heimat Schlefien
Er unternahm nichts, fih vor Honorius in fchon verlaffen und war bis an den Main vor-
Sicherheit zu bringen, den nichts, am aller- gedrungen. Hier vereinigten fi) die Asdingen
wenigiten das Pflichtgefühl des Danfes, davon mit ihnen, und, gemeinfom mit Sueven und
zurückhielt, Stiliho unſchädlich zu maden. Alanen, feßten fie die Suche nad) neuen Wohn-
Des Hochverrats angeklagt, wurde einer der fißen fort.
beiten Männer, das Vorbild germanifcher Treue, Der Zug ging nah Welten. Hier hielten
am 23. Auguft 408 zu Ravenna enthauptet. die Sranfen die Wacht am Rhein. Godigifel fiel
Die Vollſtreckung des Todesurteils an Stilicho gegen fie in einer blutigen Schlacht, die von
muß in der Gedichte jedodh ale Mord ver- den Alanen zugunften der Wandalen entichieden
zeichnet ftehen. wurde. Dann führte Gunderich, Godigifels
Hundert jahre fpäter wurde ihm dag Grab- Sohn, die Stämme bei Mainz über den
mal gefeßt, das heute in der älteſten Kirche Mai— gefrorenen Strom. Es war am 31. Dezember
lands fteht. Kein anderer als der aroße Dit- 406. Drei jahre Ipäter haben die Wandalen
gote Theoderich fann den Auftrag dazu gegeben nad) weiten Wanderungen durd Gallien (Franf-
haben. Das Meliefbildnis des großen Wandalen reich), wo ihnen Römer und ſchon anſäſſige
fönnte ebenfogut einen. vornehmen Römer dar- germanifche Stämme jede Handbreit Erde mit
itellen. Die Steinmegen aber, offenbar ſchon dem Schwert verweigerten, Tchließlid dag wilde
Germanenhände, die von den legten Meiftern Gebirge der Pyrenäen bezmungen; fie ſtehen
der Antife gefchult worden waren, umrahmten nun in der römifchen Provinz Spanien. Spanien
das Bild diefes Mannes und die darunter
1) Siehe Bildbeilage,
geſetzte Darftellung Ehrifti und der zwölf Apoftel 2) Siehe Karte.

256
Die Völkerwanderung : Züge der Wandalen und Got

— —
2

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“u.

sensuszuehse

323
22
2*
33
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* 2
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233222
war für die Wandalen nur ein Durdgangsland. der ſich unter dem Zwang der Verhältniſſe aus
Sie hatten wohl eine mächtige Gebirgsfette im ‚einem Reitergeneral in einen Marineminiſter
Rücken, aber die ſchützte fie nicht. verwandelte.
Rom fehte alles daran, einen Germanen- Kein Germanenvolk vor den Wandalen und
ſtamm loszuwerden, der ihm noch immer gefähr⸗ feing zu ihrer Zeit und fpäter hatte den See—
lich werden konnte, obwohl er gerade erſt ſeinen machtgedanken fo folgerichtig erfaßt und on den
Führer verloren hatte, die Weftgoten. Alarich, Anfang aller größeren Unternehmungen geftellt.
Tod niemand mehr. aufhalten
den nad) Stilichos Aus diefer Umftellung eines
fonnte, in Italien einzufallen, hatte nicht nur Bolfesaufdiezgun ädhftgeg ebenen
Bedürfniffe ſpricht die dem ger-
Rom genommen, fondern aud alle DBorberei-
tungen getroffen, nach Afrika hinüberzufegen, um manifhen, ganz befonders aber.
die reichfte römifche Provinz, die Italien immer Dem deutſchen Bolfe bis aufden
noch mit Nahrungsmitteln und wichtigen indu— heutigen Tag eigentümlide gei-
firiellen- Erzeugniffen verforgte, die Dtalien nie ffige Beweglihfeit und erfinde-
hervorgebracht hatte, zu erobern. Die Schiffe rifhe Tatkraft, die einen un-
der Weftgoten wurden jedoch vom Sturm zer- gewöhnligen Willen zur Selbft-
ftört, und ehe Alarich dag Unternehmen wieder- erziehbunginfihträgt. Man denke, ein
holen. fonnte, ftarb er: Im Buſento, einem berittenes. Krieggvolf, ein Reiterſtamm ſchon in
Ealabrifchen Flüßchen, haben ihn feine Diannen der nordungarifchen Heimat, wirft ſich im 25. Jahre
nach germaniſchem Brauch. beitattet, mit feinem feiner Wanderung auf die römifchen Schiffe.
Streitroß und reihen Schäßen. Die Wandalen nehmen ihre Pferde mit an ‘Bord
Sein Nachfolger Athaulf räumte 410 talien und machen — die erfien Germanen — „Mittel-
und befeste in friedlicher Übereinfunft mit dem meerreiſen“, rund um Spanien, nad) den Bale—
Kaifer Honorius dag ſüdliche Gallien. Sein aren, an. die Küfte von Mauretanien in Nord—
Nachfolger Wallia gedachte. in kühner Unter- afrika. Es ift zwar nicht weit, aber Alarich iſt
nebmungsfuft, den Plan Alarichs wiederauf- nicht hinübergefommen, und auch Wallia fah
zunehmen. Der Kaiſer wußte ihn aber von nur die Trümmer feiner Schiffe ſchwimmen.
feinem Vorhaben abzubringen und hetzte die Die erfte wandalifche Flotte fieht unter dem
Weſtgoten den Wandalen-in Spanien auf den Befehl eines Mannes, der einmal vom Pferde
Hals. Wallia vernichtet die Silingen, lichtet gefallen war, ſich ſchwer verlegt hatte und feit-
die Reihen der Asdingen, die fih daraufhin dem hinfte: Geiferih!
feiter mit den Alanen zufommenfchließen. Wan⸗ Er hat auf diefen Fahrten viel — und
dalen und Sueven werden auf dag ſüdöſtliche ‚gehört. Und wenn er mit ſeinem Bruder, dem
und nordweitlihe Spanien beſchränkt, die Welt- - König Gunderich, über Staatsgeſchäften
goten felbft aber verfuhen von Cadiz aus den zuſammenſaß, dann begann ſich vom Hinter⸗
Übertritt nach Afrika. Auch ihre Flotte Icheitert, grund ihrer Unterhaltung immer deutlicher das
und Wallia ſieht ſich gezwungen, nah Gallien Reich abzuzeichnen, das nur außerhalb Spaniens
zurückzukehren. Die Wiederholung des Ger- als des Wandalenvolkes neue Heimat auf—⸗
manenverſuchs, ſich Nordafrikas zu bemädtigen, zurichten wor, ein Reich in Nordafrika!
veranlaßt die Römer, in Spanien ein Schiffs—
| Germanen vorKarthago
bauverbot zu erlaſſen und der einheimiſchen
Bevölkerung zu unterſagen, die „Barbaren“ in Im Jahre 429, ein Sabre: nad) Gunderichy
der Kunſt des Schiffbaus zu unterrichten. Seine Tod, führte Geiferih, nunmehr König, die
eigene Flotte in den ſpaniſchen — zu ver⸗ Wandalen nad Afrifo. Miemand darf von
ftärfen, daran dachte Nom nicht. : einem Abenteuer ſprechen. Waghalfige Streiche
Dieſe Unvorfichtigfeit benußten die Wandalen, unternimmt der einzelne; wer ein ganzes Volk
die ihren Vorteil fofort erfannten, um fi, nad) in einen fremden Erdteil führt, weiß, daß er
dem Abzug der Weſtgoten, felbit der römifchen alles einfeßt, alles einfeßen muß, um auch allıs
Schiffe zu bemädtigen. Es war die erfte Tat zu gewinnen. Trotzdem bleibt diefe Tat ohne
Geiferihs, des Halbbruders Gunderidhg, Beifpiel in der Geſchichte. Volk und Heer der

258 10
MWandalen zählen zufammen nur etwa 80000 _ vor allem um dieſer ihrer Glaubensrichtung
. Köpfe. Alfo noch Feine 100 000 Menſchen für willen fo erbittert befämpft. In diefem Kampf
ein Tandgebiet, dag am Ozean begann, unabieh- begegneten ſich ftantliche und Firchliche Tendenzen,
bar weit nad Oſten reichte, das von Gebirgen die beide die Abhängigkeit von Nom umfaßten.
begleitet wurde, in denen fremde Völker hauften, Der Arianismus — im Grunde nur ein religiöfes
und über das fohließlih immer noch Mom dag Defenntnis, das im Gegenfas zum Katholizis-
Zepter ſchwang! mus die Mefensgleichheit Gott-Vaters und
Angeblich fol ein Streit zwifchen dem mili- Gott-Sohnes ablehnt und den Water über
tärifchen Befehlshaber der Provinz Afrika, den Sohn ftelt — gewinnt für die arianifchen
Bonifatius, und dem Faiferlichen Feldherrn Germanen, für alle Stämme, die im Südoſten
Aetius — eine der üblichen Eiferfüchteleien, an Europas das Ehriftentum angenommen hatten,
denen die römifche Gefchichte fo reich iſt — die alfo für Wandalen, Weitgoten, Oftgoten, Lango-
Wandalen ins Land gerufen haben, als Bundes- barden, politiiche Bedeutung, da er Unabhängig-
genoflen des Bonifatius. Diefe Behauptung tt heit von Rom ift! Ein Germanenfürft kann
aber wohl nur eine römifche Ausrede für den feinen Herren neben fi dulden, am allerwenig-
. geringen Widerftand, den die Wandalen gefunden ften einen Herrn, der behauptet, e8 fei mit hrift-
hatten. Nur weil es für den römiſchen Staat licher Gläubigfeit unvereinbar, das Schwert zu
einen Zuftend ungeheurer Schwäche zu führen. Dennohbaberhbatgeradedie
bemänteln, für die römifhe Kirde Kirhe fpäter blutige Kriege zu
aber auf einen Ölaubengfrieg fühbrenverftanden! Die Germanen des
binzuweifengalt)iftgeradediefer 5. Jahrhunderts Eonnten jedoch vom Schwert
Germanenzug mit Befhuldi- nicht laffen, wollten fie fich nicht felbft aufgeben.
gungengebrandmarftworden, die Schwerttreue bedeutete alfo Stammestreue, und
fein Andenfen in ſchimpflich— damit ſtand und fiel die Eriftenz eines Volkes.
ſprichwörtlichem Sinnenunfhon Sreilih waren diefe neuen Völker der alten
1500 $abreundnohdazuinaller Welt mehr als unbequem, und fein Mittel war
Weltbewahrthaben. Dabei ift dieſes zu Schlecht, fih ihrer zu erwehren und fie zu
von dem franzöfiihen Biſchof Grégoire im Ihädigen, fei e8 auch nur an ihrem Ruf, wenn
18. Jahrhundert geprägte Wort „Wan- e8 ginge, in alle Ewigkeit.
dalismug” eine der großen Weltlügen, wie Die böswillige Zerftörung auch nur eines
etwa die Kriegslügen des Jahres 1914 und die Kunftwerfesdes Altertums, die allein das Schmäh—
jüdiſchen Greuelmärden von 1933. wort „Wandalismus“ rechtfertigen könnte, wurde
Domals, im 5. Jahrhundert, gab es noch den Wandalen zwar vorgeworfen, aber nicht
feinen Bölferbund, der für die Vernichtung von nachgewieſen. Die Ruinen der noch in
Menichenleben und Kulturwerten eine fittliche diefem Zuftande überwältigend großarfigen
Formel zurechtlegte. Damals galt es für junge Römerbauten am Rande der Wüſte in Tunefien
Völker die Schaffung einer neuen Welt, da haben nicht die Wandalen hinterlaffen, ebenfowenig
eine verbrauchte Weltmacht fich zum Sterben wie Nom unter der Plünderung Geiferichs fo
anichiefte. Aber auch fie hatte immer und über- ſchwer gelttten hat, wie unzuverläffige Gefchichts-
all, wo fie ihre Zeichen im unterworfenen Land Ichreiber behauptet und voneinander abgefchrieben
aufrichtete, fih nur des Schwertes bedient haben. Die Trümmer der alten Stätten abend.
und mit dem Schwert fpäter auch die Wandalen ländiſcher Kultur auf nordafrifaniihem Boden
ausgeroftet. haben die Araber vor die Schwelle ihres
Diefes Schwert half den Weftrömern und Jahrtauſends gelegt.
den Byzantinern, den Oftrömern, die fatho- Don Rom aus gefehen war immer nur —
lifheKirche führen. Soweit die Germanen thago Afrika. Die Römer haben das puniſche
am Mittelmeer Arianer blieben, wurden fie Karthago zerſtört, weil es zu groß geworden
>) Der arianiſche Geiferih bat, um die völftihe Ge— war; ſie haben es wieder aufbauen müſſen, weil
ihloffenbeit der .Wandalen und ihre Wehrfähigkeit zu das römiſche Italien zu klein wurde. Karthago
ichüßen, das katholiſche Bekenntnis jhonungslos be—
kämpft. widerſtand den Wandalen am längſten. Geiſe—

17
259
rich beſchränkte fih auf Hippo Negius, die Vor- natur, einem Germanenftamme in einem Lande
läuferin der heutigen Stadt DBöne, und trat wie Nordafrika feine an ge ſta mmte Art zu
als Militärbeamter für Numidien zunächſt in erhalten. | |
römische Dienite. Als er ſich der wohlwollenden Was Geiferih in Afrika angetroffen hatte,
Neutralität der eingeborenen berberiichen Bevöl— war ein militäriſch erfchlafftes Land, deflen
ferung verfihert hatte, überfiel er, für Die Städte ſich vollig jenem römifchen Genußleben
Römer überrafchend, Karthago im Jahre 439, hingegeben hatten, an dem dag Reich in Italien
um es nicht wieder herauszugeben. Er ging eigentlich ichon geftorben war. Geiſerich
fofort daran, fein von ihm gründlih durd- verbotdie Ehezwiſchen Wandalen
dachtes Mittelmeerprogramm durchzuführen. Der und Römern; er entfernte dag Dirnentum
Bein Karthagos verpflichtete. Rom war von den Straßen und ſchloß alle Vergnügungs-
zufrieden gewefen, fih dort behaupten zu fünnen, ftätten, in denen die Wolluft ale Gipfel alles
denn Karthago bedeutet die Ernährung Italiens. Frohſinns gepriefen wurde. Es ift notwendig, an
Die unterband nun Geiferih. ‚Nordafrika den Geiſerichs ſtrenge Fürforge für die Moral und
Nordafrifanern, und dag waren die Wandalen! den Wohlſtand feines Volkes gerade in dem
Mom verhungerte, hatte nicht mehr die Kraft, Augenblick zu erinnern, da feine große Flotte
feine mittelmeeriihen Beſitzungen zu verteidigen. gegen das Mom des mordbefleften Maximus
Geilerih baut Schiff um Schiff und nimmt in See geht. Denn von diefem Zuge nad) der
Inſel um Dniel, wird der Schreden der Urer. Ewigen Stadt rührt Geiferihe Ruf als Ver—
Über er it fein Räuber. Der weitrömiiche wüfter alter und aller Kultur, rührt der ſpäter
Kaiſer Valentinian muß ihm feine Herrichaft zum Worte geformte Sinn vom „Wandalismus”
über den afrifaniichen Beſitz beitätigen. Um feines Volkes.
diefer Beftätigung willen foll Frieden fein. - Wer nur Eonnte, flüchtete aus Nom. Mari-
mug, der Kaifer, fuchte darin mit „gutem“
Der Herr des Mittelmeeres Beiipiel voranzugehen, aber ein germanticder
Die Ermordung Valentinians befreite Geife- Soldat feiner Leibwache ihlug ihn nieder. Dem
rich von der Vertragsieflel, da er den Mörder Rom diefer Stunde, da Geiferih nahe, wird
des Kaiſers, Marimus, als deflen Nachfolger man einfichtsvofl begegnen müflen. Seit Alarichs
nicht anerfannte. Fünfzehn Jahre war Friede Goten die Stadt geplündert hatten, waren erſt
geweien. Solange waren die Wandalen zu 45 Nahre vergangen; drei Jahre aber erft, feit-
feinem größeren Unternehmen aufgerufen worden. dem Attila von Papit Leo 1. auf feinem Wege
Sie hatten fi in der Provinz Karthago ſeßhaft nad Rom aufgehalten worden war.
gemacht, ein Eleines Volk in einem viel zu Mit drei- oder wierhundert Schiffen landete
großen Reich, deflen Weite allein der Klang des Geiferich in Portus, im Hafen von Nom. Mit
Namens Geiſerich auszufüllen vermochte. Dem den Wandalen zogen DBerber die Straße nad
Volk felbft Flang er nicht zärrlicher als den Rom einher. Am 2. Juni 455 ftand Papit Leo,
Nachbarn, denn Geiſerich duldete Feinen Willen der dem Hunnenfönig furchtlos ing Auge geblict
neben dem feinen. Die Gelee, die er erließ, hatte, dem gefürchteten Wandalenherricher gegen-
zeigen ihn in dem Lande, wo er ihre Durd- über.) Um fie herum Marmorbilder und Säulen,
führung erzwang, als einen Germanenfürften über ihnen die goldenen Dächer der Tempel.
von ftärfitem Naffebewußtjein und Attila Soll über dem Biſchof riefengroß die
unerfhütterliber Verpflichtung Geftalten der Apoftelfürften mit drohender
gegenüber dem fittliden Erbe Gebärde gefeben haben. Geiferih frug die
feines Volks. Er ließ einmal Hunderte Mäßigung feines vernichtenden Zorns in ſich.
feiner Wandalen niederhauen; in Feiner Schlacht Der Germane hieb nicht blindlings in wehrlofe
hatte er je ſolche Verluſte erlitten, damals aber Menſchenhaufen; allerdings führte ein Germane
hatte das Anſehen feiner Perfon im Volke und des 5. Jahrhunderts fein Kriegsvolk aud nicht
damit der Beſtand des Volkes felbft auf dem zu dem Zwede über dag Meer, um ihm die
Spiele geftanden. Es bedurfte einer itarfen Schenswürdigfeiten einer Stadt zu zeigen.
Herrfcherperfönlichfeit und zielbewußten Führer 4) Siehe Abbildung Seite 254,

260 12
Vierzehn Tage Iany haben die MWandalen Inneren zeigten fi) die Zeichen des Verfalls
und Berber Rom geplündert. Jedoch nicht bald nad dem Tode feines Gründers.
ein Gebäudevonirgendwelcher Be— Das Reich trug ſchwere Fehler in fih. Die
deutungiſt dabei zerſtört worden. raſſiſche Grundlage der noch nicht einmal
Und wie bald ſich Nom von den ausgeſtandenen 100 000 Menſchen zäblenden germaniſchen Be-
„Wandalenſchrecken“ erholte, wird durch nichts völkerung wurde erfchüttert, je mehr ſich die
befier bewieien als durd die Tatſache, daß «8 MWandalen der Lebensweiſe und Weltanichauung
knapp vierzehn Tage nach dem Abzug der „Plün- jener Raſſen näherten, die auch zum wandalifchen
derer’ wieder fröhlich im Zirkus faß. Reich gehörten, jedoch unter dem Zwange völlig
Es nüste nichts, daß ſich Nom und Byzanz andersgearteter Kulturen ſtanden. Die raffiichen
zu gemeinfamem Vorgehen gegen den Beun— Grundſätze aud auf feine römifchen und mau-
ruhiger ihres Machtbereichs entihlofien. Die rifhen Untertanen auszudehnen, hatte Geiſerich
Rüſtungen des weitrömifchen Kaiſers Maiora- verfäumt oder nicht veritanden. Die völkifche
nus gegen Geiferich endeten genau fo wie der Schwähung feiner MWandalen bat aber nur er
Kriegszug, den der oftrömifche Kaifer Leo wirk: allein verhindern Fönnen, weil er als Iester
lich unternahm. Im eriten Falle gelang es wahrer Wandalenfürft auch Germanenfürft im
Geiferich, fi der Eailerlihen Flotte zu bemäd- altnordiichen Geifte war.
figen, im zweiten, fie bei einem geichieften Über- Don den letzten Königen hatte nur nod
fall zu verbrennen. Er war eben immer der Trafamund Bedeutung. Seine Negierungs-
Schlauere und Flinfere in einer Zeit, die fein zeit Fällt mit dem Reich des Ditgoten Iheoderich
Zaudern duldete. in Italien zufammen. Die beiden Germanen-
Den lebten Frieden, den Geiferih mit Oft- führer, beide vornehmer Gefinnung und allen
com, der einzigen Mittelmeermacht neben ihm, Bildungsfragen zugänglich, jeder in feiner Art
Ihloß, unterzeichnete er um der Anerkennung auh ein Schöpfer bedeutender Bauten, vor
feiner Herrichaft über dag ganze weitliche Mittel- denen allerdings nur die oftgotiihen in Navenna
meer willen. In Italien felbft hatte der legte fih erhalten haben, itanden ſich auch menſchlich
Germanengeneral in römifhem Sold, Odoaker, nahe. Amalafrida, die Schweiter Theoderiche,
dem Scheinfönigtum durch die Abſetzung des war Königin von Karthago.
Romulus Auguftulus ein Ende gemacht. Spanien Die innere Schwähe des Wandalenreiche
war in den Beſitz der Weſtgoten übergegangen. frat aber gerade unter Irafamund zum eriten
Das weitlihe Mittelmeer war germaniſch Male deutlicher in Erſcheinung. Vielleicht, weil
geworden — da ftarb Geiferih am 25. Januar er zu wenig ein Mann des Schwertes war, das
477. Ein Hausgefeß fiherte die Königsgewalt allerdings nie vorher fo Eunitvoll gefchmieder
dem AÄlteſten aus dem Geblüt Geiferihs und wurde wie zu feiner Zeit.
jollte gefährlihen Ihronftreitigfeiten ebenfo Traſamunds Nachfolger war ein alter Mann,
vorbeugen wie der Übernahme der Herrſcher— den unfriegerifches Weſen und Charakterlofigkeir
würde durd einen minderjährigen, nod nicht ftaatsgeräbrlih machten. Er arbeitete Byzanz
waftenfähigen König. in die Hände, dem nur daran gelegen fein
Dieſes Geſetz, das erfte feiner Art, bar in fonnte, eins der vier Germanenreihe am Mittel:
dieſer legten Vorausſicht ein echter Germane meer nach dem anderen zu lich berüberzuziehen.
erdacht. Geiferih bat ohne Krone und Zevter, . Der Franken, die als Karholifen die arianiihen
aber mit dem Schwert regiert und fein Reich Weſtgoten aus Südfrankreich mit Hilfe der
nicht nur gegründet, fondern auch gemehrt. Mit Kirche vertrieben hatten, war es über das päpft-
ibmftarbdererftegroße Germanen: lihe Rom fiber. Hil der ich, der Mandalen-
fürſt des Mittelmeers. könig, wich der Annäherung des Kaiſers nicht aus;
dafür brach er fchroff mit den Oſtgoten, ale
Zerftörung des Heldenwerfs
Amalafrida, die Königinwitwe, in echt germa-
Das Reich Geiſerichs dauerte noch ſechzig nifcher Würde und Stammestreue offen von
Tahre. Nach außen bielt ih der Ruf ieiner Verrat ſprach. Hilder.dh ließ ſämtliche Goten
Stärfe big in die Tage des Untergangs; im in Karthago umbringen; Amalafrida farb im

13 >51
Gefängnis. Ein Germanenfrieg am Mittelmeer funftverftändigen Goten eine hohe eigene Kultur
wurde nur durd) den Tod Theoderichs verhütet. entwicfelt hatten, woson die reichen Grabfunde
Zum eriten Male in der Wandalengeſchichte in diefen Gebieten beredtes Zeugnis geben,
empörte fi) das ganze Volk gegen König und konnten erft nad der Einnahme von Karthago,
Geſetz, indem es Hilderich mit feinem ganzen nad) einer vierzigjährigen Unterbrechung, zur
Anhang gefangenfeste und gegen das Nad- Kultur feßhafter Völker zurückkehren. Dichter
folgegefeß Gelimer zum Herrfcher augrief. Die rühmen die Prunfbauten und künſtleriſch
Aufforderung des byzantiniichen Kaiſers, das angelegten Gärten der traſamundiſchen Zeit.
Hausgeſetz Geiſerichs zu achten, begegnete bei Es find nod Feine zwanzig Jahre her, daß
den Wandalen tauben Ohren. Sie hatten in Koudiat-Zateur in Karthago ein wandali-
Gelimer gewählt, ihm bielten fie die Irene. iches Frauengrab — die Gruft einer Königin? 9

Die Kaifer, ob fie in Nom oder Byzanz faßen, — aufgedeckt wurde. Das Skelett trug noch
fannte man. Aber die Wandalen Fannten den vollftändig den Schmuck, den die Tote ins Grab
neuen Kaifer, Suftinian, nicht. Sie achteten mitbefommen hatte. Man muß dabei an die
nur auf die Zeichen, die gegen feine Entichloffen- Schätze denken, die in Schlefien aus wande-
beit fprachen: feine Gefügigfeit, als die byzan— liſchen Königsgräbern geborgen wurden, an den
tinifchen Feldherrn aus Angft von einem Krisg in Perroffe in Numänien gefundenen SKron-
mit den Wandalen nichts wiflen wollten. Um ſchatz des Weſtgotenkönigs Athanaric (4. Jahr-
fo gefährlicher wurde den Wandalen Juſtinians hundert), aber auch an die gefamte hohe Schmud:-
Gefügigkeit der Kirche gegenüber, die den Kaifer kunſt, die von den Goten während ihres Auf-
auf den Namen Ehrifti bin zum DBernichtungs- enthaltes am Schwarzen Meer und an der
fampf gegen das arianiiche Wandalenreich ver- unteren Donau durh die Anpaffung ihres
pflichtere. Jetzt mußten fih auch die Feldherrn heimischen nordifhen Kunftftils an die in den
beugen. neuen Wohnfigen von der ſarmatiſch⸗griechiſchen
Gelimers Heldentum log nur im Wort und Bevölkerung gepflegte Goldfchmiede- und Edel—
in prahleriſchen Gebärden. Sein Heer zählte fteinfunft, zu einem eigenen Stil entwidelt
höchſtens 15 000 Mann. Die Zeit allgemeiner wurde, dem wir rund ums Mittelmeer begegnen,
MWehrfähigfeit war bei den wandalifchen Män- und im Mittelalter in Frankreich ebenfo wie in
nern längft vorbei. Römer durften nad wie den deutſchen Mheinlanden, von wo er auch ın
vor im germanischen Heer nicht dienen; aber die die germanischen Gebiete Mitteleuropas eindringt.
moaurifchen Untertanen entfchieden ſich erft ın An den Trümmern und fpäteren Umbauten
leßter Stunde zur Bundesgenofienichaft mit dem nordafrifanifcher Kirchen wandalifches Eigentum
ausfichtsreicheren Gegner aus Byzanz. Das wan- u erfennen, ift unmöglid. In dem Wand-
dalifche Wolf zählte im fahre 534, zur Zeit bewurf der Kirche Er Toual bei Biskra fieht
feiner Vernichtung, nicht mehr Köpfe als bei man allerlei Zeichen, die von den Arbeitern mit
feinem Übertritt nah Afrifa. Die Geburten den Fingern angebracht worden fein müſſen.
waren feit Geiſerichs Jahren infolge des üppigen Auf diefe billige Zierweife hätten auch andere
und zuchflofen Lebens, dem fi) die Germanen Leute verfallen können, nicht unbedingt Die
nach dem Beifpiel der Römer hingaben, fehr MWandalen — wenn nicht das Madfreus da
zurücgegangen. Die Wandalen Gelimerg waren wäre, ein Sinnbild nordifcher Sonnenverehrung!
alſo nicht mehr dag Volk Geiferihs. Wir fehen Daß eine der größten Kirchen Karthagog, eine
e8 unter den Schwertern der Byzantiner und fiebenfchiffige Baſilika bei Sainte Monique,
Goten, die ihnen Waffenhilfe Teifteten, wohl von den Wandalen zu einer ihrer Hauptkirchen
fterben, aber ruhmlog enden. Gelimer felbit hatte gemacht worden war, darüber befteht fein
nad) der erften Miederlage fein Volk verlaffen Zweifel. Wandalifhe Namen in Grabinfchriften
und erft damit dag Unglück befiegelt. beweiſen es. Für die befondere Bedeutung
diefer Baſilika fpricht wohl aud der Gottes-
Germanenfultur in Nordafrika dienft, dem Beliſar, der byzantinifche Feldherr,
Die Wandalen, die in ihren ſchleſiſchen und am 16. September 534 nad der Einnahme
nordungarifhen Wohnfisen ale Nachbarn -der von Karthago in dieſer Kirche. beiwohnte. Es

263 14
mag ein Dantfeft geweſen fein, wie e8 fi nur wenn er auch Nom verlor, jo blieb ihm dod)
wenige Jahre fpäter in Dtalien wiederholte, als Konftantinopel.
derfelbe Beliſar den Oſtgoten Ravenna entriffen Theoderich zog mit feinem ganzen Bolt nad
hatte und in die arianifche Hofkirche des großen Italien. Er fühlte fi nur als Feldherr des
Theoderih mit Oſt-Rom auch die katholiſche oftrömifchen Kaifers. In deflen Auftrag rang
Kirche ihren Einzug hielt. | er erbittert mit Odoaker. Das Land, das er
Die Kirche Iheoderiche. fteht heute noch. Die feinem Gegner jedoch abgewann, gab er zu
wandaliſche Begräbniskirche liegt in Trümmern, einem Drittel feinen Goten. Es war nicht viel
wie alles, was die Wandalen gebaut und geſchützt wert dieſes Land. Theoderich feste feinen Ehr-
hatten. Unfenntlih das meifte; deutlich nur an geiz darein, nicht nur der erite Krieger, fondern
den Rand der Ewigkeit geichrieben, das Schmäh— auch der beite Dauer feines Volkes zu fein.
wort „Wandalismus“. | Er hatte aus der Geſchichte gelernt; er wußte,
was ein unabhängiges Italien bedeutete. Unab-
Dietrih von Bern hängig war Italien aber nur, wenn fein Boden
Auf ihrem Wege über den Außerften Weiten ertragfähig gemacht wurde. Nicht mit Gewalt
Europas waren die Wandalen den Vorgängen — in der Arbeit für fein Sand wurde Iheo-
ferngeblieben, die für die Geſchichte der übrigen derich nad) Odoakers Tod Herr und König von
mittelmeerifhen Germanen von außerordentlicher Italien. | eo:
Bedeutung waren. Während Geiferih in Nord- Verona, Pavia und Navenna
afrifa fein Reich ausbaute, trafen auf den waren die drei großen Städte Theoderiche. Die
Katalauniſchen Gefilden in Frankreich aſiatiſches erfte, im altdeutihen Munde Bern genannt, gab-
Ungeftüm und germanifches Volkstum aufein- dem großen König feinen Heldennamen, mit dem
ander. Aetius, der römische Befehlshaber warf er als Dierrih von Bern durch die deutſche
den Horden Attilas die weſtgotiſche Heldenfraft Heldenſage reitet.
entgegen, der die Hunnen jelbit mit Unterſtützung Der Städtebelagerer wurde ein großzügiger
ihrer oſtgotiſchen Tributhilfe nicht gewachſen Bauherr, der erſte Germane, der den Kunſt⸗
waren. Bald nach dieſer Niederlage im Jahre befiß Jtaliens nicht nur ſchützte,
451 ſtarb Attila, und das Hunnenreich, das ſondern in einem höheren Maße
ſich über den größten Teil Ungarns ausgedehnt vermehrte, als die Reſte feiner
hatte, zerfiel. Die tributpflichtigen Germanen- Bauten abnenlaffen Was er erftehen
völker, darunter die Oſtgoten, gewannen ihre ließ, war würdig, ferniten Zeiten erhalten zu
Selbſtändigkeit wieder, aber auch der Einfluß bleiben. Doch was der Ar ian er baute, war in
Oſt⸗Roms auf die von ihnen bewohnten Gebiete ‚den Augen der Fatholifchen Kirche heidniſcher
nahm wieder zu. Konftantinopel wurde aber- als das heidniihe Nom und dem Untergang
mals das Kulturzentrum des Abendlandes für geweiht. In Verona und Pavia ift kaum etwas
die Germanen füdlich der Donau, und der Sohn davon übrig; dag meiſte hat Ravenna bewahrt;
des Oſtgotenkönigs Iheodemir, Theo derich, feine urfprüngliche Geſtalt, wenn auch feines
wuchs am byzantiniſchen Hof auf. Kaiſer Zeno Schmuckes gänzlich entFleidet, blieb allerdings
. übernahm die Sympathien feines Vorgängers Leo nur dem Grabmal des großen Königs erhalten.”)
für Iheoderich, der mit zwanzig Jahren feinem Theoderich ſelbſt hatte es noch bei Lebzeiten
Dater auf den Thron. folgte. Zeno ftüßte ſich erbauen laflen. Sarg und. Gebeine des Könige
ſo ſtark auf oſtgotiſche Waffenhilfe, daß er find nach dem Fall Ravennas aus dem —
beinahe nicht mehr Herr im eigenen Haufe blieb entfernt worden, unauffindbar. |
und Theoderich auf gute Art Toszumwerden Mas uns beim Anblick diefes Gebäudes
trachtete. In Dtalien hatte Odoaker ein. ger- überwältigt, dag ift der machtvolle Durchbruch
maniſches Soldatenfönigtum begründet. Zeno urgermantichen Fühlens in einem Menfchen, der
befferte die Lage ja Faum, wenn er Theoderich in der öftlich- deforafiven Welt von Byʒanʒ auf⸗
für den. Plan gewann, Odoaker zu befiegen und gewachſen war und im Grunde nur die Kunſt
feine Stelle einzunehmen. Aber er ſchaffte ſich und das Handwerk griechiſcher und —
den Oſtgoten doch wenigitens vom Halfe, umd +5) Siehe Bildbeilage.
2}

15 263
- EEE ZT EEE ELLE ZEN — — — — — ———
> — EEE
EZ GE —— SEA — ——
— —— — —— — ——— —— —

Meifter verfiehen lernte Der Gedanfe war, genoß ſeinen Schutz, bezeichnenderweiſe
Biefes Gebäudes aber ift ger- gegen die katholiſchen Franken, die rückſichts—
manifh, nordifdh. Wir glauben die loſeſten Gegner der kleineren germaniſchen
gewaltige Kammer in Stein wiederzuerfennen, Völker. Die italiſchen Germanen aber und
in der ferne Gefchlechter - die großen Tat— die Deutſchen haben Theoderich Denkmäler geſetzt,
menfchen beftatten. Theoderich hatte durd) die den Heldengeiſt und ſymbolhaft das allger—
fein Blut die Kraft, ale Germane zu denfen, manifche Empfinden und Handeln diefes Mannes
und diefe Kraft baute den nordifchen Grabhügel der Nachwelt überliefern. Es find die Dar-
hinein in ein Kunftwerf, dem eine andere ftellungen des Lindwurmbefämpfers an vielen
Kultur die äußere Form gab. Der einzige Kirchen Oberitaliens und Süddeutſchlands.
Schmud, der dem Gebäude geblieben ift und 9*
Das zweite Germanenreih fürzt
den Gefimsfrieg entlang rund um den. ganzen
Bau Yäuft, ift dag Zangenornament, das in Bald nach dem Tode Theoderichg beginnt zwi—⸗
der altgermanifchen Kunft immer wiederfehrt. fchen Goten und Byzanz der Entſcheidungskampf
Aber fchon lange, bevor Theoderich den Plan um die Macht in Italien. Kaifer Juſtinian ſetzt
für fein Grabmal entwarf, hat er, der neue nur dag Werk fort, dag er mit der Vernichtung
Herr Weſt-Roms, als Gotenfönig germaniſch der Wandalen begonnen hatte. Wenn der Kampf
gedacht. Er lieh für feine Goten in Ravenna in Italien auch länger währte old dag Ringen
eine hölzerne Kirche bauen, Sant” Andrea dei in Nordafrika, fo brauchte dem byzantinischen
Goti. Sie Iebt noch in der Erinnerung fort, Raifer um den Enpdfieg nicht bange zu fein.
obwohl fie felbft nicht mehr befteht. Gleichzeitig. Italien war eine Feftung, die von allen Seiten
mit ihr wurde im 15. Jahrhundert
aud die, angegriffen wurde. Es rächte ſich fchwer, daß
Herfulesbafilifa zerftört, eine Börfenhalle, von die Goten als Mittelmeervolt niemals See—
der acht Säulen fich erhalten haben. Sie ftüßen fahrer geworden waren. Abgeichloflen von jeder
auf der Piazza Vittorio Emanuele in Navenna Stammeshilfe, Fonnte dag Fleine Volk der Oft-
eine offene Halle. An zwei von ihnen ift am goten, verfprengt im ganzen Lande, nur jo lange
Kapitel dag Monogramm Theoderichs vorzüg- beftehen, als der > Mann Ds ————
lich erhalten.”) leiſtete.
Dom Königspalaft iſt faſt — übrig. Hilderich und — — es ———
geblieben. Karl der Franke, dem Papſt Haͤdrian bei den Wandalen leicht gemacht, dag nord-
die Fünftlerifch bedeutenden Teile der Theoderich— afrifanifhe Reich zu flürgen. Die Oſtgoten
bauten geichenft ‚hatte, Tieß Säulen und verriet Theoderichs Tochter Amalaswintha, die
Moſaiken für feine Prfalzbauten zu Aachen und für den minderjährigen Athalarich die Negierung
Ingelheim nad) Deutfchland bringen. Otto der führte und in ihrem eitlen Weibsrum Volk nad
Große ließ mit ravennatiſchen Säulen den alten Sitte ihren römiſchen Neigungen opferte. Als
Magdeburger Dom Ihmüden. man: ihr den Garaus machte, erfchien: Deube
Theoderichs Hofkirche zu Ravenna iſt — als ihr. Rächer.
noch unter dem Namen Sant' Apollinare Es ift eine Tragif, die fid) — alle —
Nuovo weltberühmt.,) -Sie wurde 504 ein- der Geſchichte gleichbleibt, daß der Germane als
geweiht. Byzanz hat die Baumeifter und dag das Opfer ſeines Vertrauens, ſeines Glaubens
Material geftellt. Einzelheiten der Innenaus—⸗ an das Gute in der Welt fallen muß. Wir.
ſchmückung haben gotifch-germaniiches Gepräge fehben den Gotenführer Wirtihis, in Navenna
gehabt. Die Säulen haben nordiihe Ver— hoffnungslos belagert, dem byzantinischen Feld-
zierungen bewahrt; an den Mofaifen und Male— berrn die Öotenfrone anbieten und fehen ihn, mit
reien ließ Erzbiſchof Agnellus durchgreifende dem ganzen Gotenhort, als Gefangenen Belifars,
Veränderungen vornehmen. dem er geglaubt und vertraut hatte, =
Bis nach Süddeutſchland erſtreckte ſich Theode— Byzanz ziehen.
richs Einfluß. Was in dieſem Raume germaniſch Nod einmal wendet fihb das Los zum
Beſſeren. Juſtinian mißtraut feinem Feldherrn;
N Siehe Bildbeilage.
N Siehe Bildbeilage. er ſchickt Beliſar nicht nad Italien zurüd, und

264 16
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Westgoötische Aufnahmen: Wasmuth (5), Buchholz (1)


Weihekrone
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aus Spanien
(7. Jahrh.)

Aus dem Schatz der


Langobardenkönigin Theudelinde

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Reste vom Palast
Säulenkapitell mit des Theoderich,
Monogramm Theoderichs (Torhalle)
Ravenna (6. Jahrhundert) Ravenna

Spätgotischer
Steinsarkophag

Grabmal des Theoderich


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heute im Museum zu Nürnberg


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Aufnahmen : Wasmuth
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Aufnahmen: Wasmuth-Verlag {1}, Stoediner (2)
Westgotische Königshalle
zuNaranco(Span ien), jetzt
Kirche S. Maria

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Stadtmauern und Türme von Carcassonne { an kreic 52 9 5

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Totila, einer der Veßten großen Recken, erobert Die firengen Maßnahmen zum Schuß de
Italien zurück. Da ſchickt Suftinian Narſes. raſſiſchen Einheit blieben leider nicht erhalten.
Bei Tadinä in Umbrien trifft er auf Totila. Denn bald folgte die Aufhebung des den
Noch nie hatten Germanen gegen Germanen Germanen am Mittelmeer eigenen Geſetzes, das
wilder gefochten als in dieſer Schlacht, in der ihnen die Heirat mit der römiſchen Bevölkerung
der byzantiniſche Feldherr ſeine germaniſchen unterfagte. Die Zerfeßung des Volkes, die Th
Truppen, die Langobarden, gegen die Goten als Parteizerfplitterung des Adels und Verluf
‚trieb. Die letzte Schlacht verlor Teja 533 am heldifcher Weltanfchauung auswirfte, nahm um
Laftarifhen Berg bei Neapel. Italien wurde die Mitte des 7. Jahrhunderts ihren Anfang
für ein Menfchenalter oftrömifche Provinz. und führte ſchon fünfzig jahre fpäter, 711,
u den Untergang des Reiches herbei.
Die Weftgoten in Spanien
Zoledo war feit 567 die Hauptſtadt des
In Gallien (Frankreich) waren die Weft- ſpaniſchen Weftgotenreiche. König Wamba hat
goten ihren Feinden, den germanifchen Franken, ihre Mauern erbaut. Vom Königspalaft hat
ſchon früher erlegen. Dem Eatholifchen Belagerer fih nichts erhalten, dagegen wird noch heute
Chlodovech fpielten die katholiſchen Biſchöfe im jeden Vormittag in der Capilla Mozarabe der
Weftgotenreih Stadt um Stadt in die Hand. ‚ Kathedrale eine Mefle nad) weftgotiichem Ritus
Die Goten befhränften ſich jeßt bis auf einen gelefen. Die Kathedrale ift aus einer Marien-
Fleinen Landftric nördlich der Pyrenäen ganz fire des fpäten 6. Sahrhunderts hervor,
auf Spanien. gegangen, desgleihen aus einem weſtgotiſchen
Faſt alles, was die Weftgoten auf dem Boden Kirchlein die Hauptkirche von Cordoba. Für den,
Frankreichs fchufen, ift darin verfchwunden. der den Geift feines Volkes in diefen Hallen
Noch fiehen aus gotifcher Zeit die inneren fucht, wiegt ihr ganzer architektoniſcher Reichtum
Stadtmauern von Carcaffonne;?) im Jahre 1842 die herbe Schönheit des Weihwaſſerbeckens nicht
entftiegen bei Troyes die Schäße dem Boden, auf, deflen geferbtes Ornament die Wanderung
die Theoderich II. ing Grab mitgegeben worden germanischen Zierfinng beweift.
waren und die ung, wie die fchon erwähnten. Die fprechendften- Zeugen weftgotifcher Neiche-
Goldfunde, über den hohen Stand der gotischen fultur haben ſich an den ftilleren Plätzen, wo fie
Schmuckkunſt ftaunen Yaffen. Wenn ‚wir über> nad dem Einfall der Mauren überfehen wurden,
dies bedenken, daß die Weftgoten noch in ihren erhalten. Die Dorfkirche von Venta de Banos
früheren Sißen an der unteren Donau durd) in Altfaftilien hat König Receswinth im Jahre
die ‚Bibelüberfeßung ihres Biſchofs Wulfila 661 erbaut. Diefer Ort iftſicherlich Fein Platz,
ihre Schrift und erfte Literatur erhalten hatten
wo es fih für die Mauren gelohnt hätte, ihre
und daß jetzt ihr König Eurich ein Geſetzbuch Kunſt einzuführen. Die Kirche hier zeigt,
ſchuf, das bis hoch hinauf ing Mittelalter für wie andere weftgotifhe Kirchen au, den für
das ganze hriftliche Spanien Gültigkeit behalten Spanien harafteriftiihen Hufeifenbogen, den
follte, fo erfcheint ung die frühe Umwelt des aber nicht die Mauren nad) Spanien gebracht
weftgotifchen Volkes mehr von einer machtvollen haben, fondern den fie bereits an den weft-
Kultur aufgehellt, ale in das ſprichwörtliche gotifchen Bauten vorfanden, die ibn aug der
Dunkel barbariſcher Zuſtände getaucht. nordiichen Holzbogenarchitektur entwicelt hatten.
Solange die Weſtgoten Spanien beherrſchten, Das Spanische Weftgotenreich, dag zwei Jahr⸗
zerſplitterten ſie ihre Volkskraft in Glaubens— hunderte lang beftand, ift in einer ficbentägigen
kämpfen. War bis zum Ausgang des 6. Sahr- Schlacht vernichtet worden. 90000 Goten
hunderts der Katholizismus der Feind der arin- fonnten dem Anfturm der an Zahl weit unter
nischen Germanen, fo wandte ſich feit dem erften legenen Berber nicht ftandhalten.
Fotholifchen König, Meccared, die Unduldfam-
feit gegen die Michtfatholifen und vor allem Die Helden von Aſturien =
gegen die Juden. Man zwang 200000 Juden Die mauriſche Woge, die im Süden das
auszumandern, 0000o mußten fi) taufen laſſen. ſpaniſche Land machtvoll angefprungen und über-
8) Siehe Bildbeilnge, rannt hatte, war auch über die nördlichen Pro-

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vinzen hinweggeflutet; der Araber ſtand an der Ranimir verknüpft, der von 842 bie 850
Nordküſte. Hier aber, in ſeinem Rücken, in regierte und gern in dem ſtillen Naraneo weilte.ꝰ)
der natürlichen Feſtung, dem Kantabrifchen Die Kirche San Miguel wirkt trotz ein—
Gebirge, ftanden die Trümmer des Gotenheeres, ſchneidender Veränderungen in ihren Kern—
das der Feldherr Pelagus, ſelbſt aus königlichem ftüdfen fo nordiſch, als habe ihr Meiſter die
Geſchlecht, geſammelt und in die Bergwildnis Kraft der Rieſen in dieſen Bau bannen wollen.
geführt hatte. | Auf ungeheuren Füßen ftreben Säulen empor,
Wir wiſſen von keinem anderen Germane n⸗ deutſche Urwaldbäume, die Stein geworden zu
volk am Mittelmeer, das aus vernichtender fein fcheinen, wundervoll aber lichtet fih die
Niederlage den Weg zum Wiederaufſtieg Kraft des Gemäuers in Fenſterroſen und Map-
gefunden hätte, nur von den Weſtgoten. Helden⸗ werf, das bier. jenen Stilarten vorempfunden
zeit iſt es, die in der Einſamke it von Cova— ift, für deren Eigenart fie in den ſpäteren Jahr⸗
donga anbricht. Dreihundert Goten verſammeln hunderten zeugen. Sie kehren aber nicht nur
den romaniſchen und gotiſchen Domen
das frei gebliebene Bergvpolk dieſes Landes um in
ſich. Schritt für Schritt erkämpfen ſie ſich wieder, ſondern auch die Alhambra in Granada
zum Beiſpiel nimmt ſie für ſich in Auſpruch,
Aſturien als ihr Land, die Höhle von Cova⸗
donga bleibt ihre Burg, und ihr Führer Pelagus ohne freilich das Erfinderrechtan ihnen geltend
bat lange Feine andere gehabt. In ihre ſteht auch machen zu können. Denn gleichzeitig mit der
fein Steinſarg, zu dem Spanien heute noch Alhambra entſtehen zu Burgos und Toledo die
pilgert. Die im Kerbſchnitt geübte Germanen- herrlichen Kathedralen, die nichts mit morgen-
band hat auf dieſem Stein das Jahrtauſende ländifher Phantaftif zu fun haben, fehr viel
alte Ornament wiederholt und Reihen von jedoh vom nordifchen Geift empfingen.
Roſetten hinzugefügt. Das erſte Weſtgoten⸗ Wie San Miguel de Tino alfo am Anfang
denkmal ſeit der Stunde der Wiederbeſinnung einer Reihe abendländifher Kunftdenfmäler
auf die Tugenden der Väter! Ein altes Ger- ftebt, die ihre höchſte Weihe von der chriftlich-
manengrab im Süden, eines der wenigen, von germanifchen Geifteswelt erhalten haben, fo
denen wir wiſſen. Santa Maria am Ende der altgermanifchen
As Pelagus zum erften Male aus feiner Königsbauten. Im Kern diefer Kirche ift ung
Höhle trat, dag Gotenſchwert in der Fauſt, da das Bild einer Königshalle!“) bewahrt geblieben,
war das der erfte Schritt zur Gründung eines eigentlich eine ſolche Halle felbit, die einzige,
neuen Reiches, in dem die Spur germanifchen die all die Jahrhunderte überdauert hat, denn
Herrentums, germaniichen Fleißes nicht mehr was im Morden in Holz errichtet geweien, hat
untergegangen iſt. Dieſes Land Aſturien bat der Vernichtung anheimfallen müffen.
ie am ſtärkſten bewahrt. Der nächſte König König Nanimir bat Santa Maria nicht
berrichte bereits im eigenen Lande. Bis 792 erbaut, fondern dieſes Gebäude, deflen Gründung
war die feſte Seeitadt Gijon Reſidenz, dann wir ing 8. Jahrhundert zurückverlegen dürfen,
Dviedo im Inneren des Meiches. Alfons U. nur erneuert. Dabei iſt aus der baufälligen
erbaute hier feinen Königspalaſt und die Kathe- Halle die heutige Kirche entſtanden; zu ihrer
drale, deren ältefter Teil, eine Schasfammer, Erbauungszeit aber ragte ſie hoch über der neu-
allein noch erhalten it. Wohl aber Tennen gewonnenen. Gotenheimat auf fpanifcher Erde
wir den DBaumeifter, Iiode. Die Kirche San- als die Halle der Könige.
tullano in einer Vorſtadt Dviedos, ebenfalls |
Die Baumeifter des Mittelalters
ein Bau Tjodas, iſt in nahezu unveränderter
äußerer Geſtalt auf uns gekommen. Mit der ipätgotifchen Zeit in Spanien faͤllt
Das meiſte hat ſich jedoch nicht in Oviedo die Hochblüte und Auswirkung der langobar—
und auch nicht in Léon, das im 10. Jahr⸗ diſchen Zeit in Italien zuſammen. Die Lango⸗
hundert Reſidenz wurde, erhalten, ſondern im barden hatten im 2. Jahrhundert unſerer Zeit⸗
Gebirge, in Naranco. Mit den dort noch vor— rechnung ihre Heimat an der unteren Elbe
handenen Bauten, San Miguel de Lino und
) Siehe Bildbeilage.
Santa Maria, iſt derName des Gotenkönigs 1090) Siehe Bildbeilage.

266 18
verlaflen, waren jüdwärts gezogen und nad) der Lombarden gewordenen Oberitalienern ſchlugen
Auflöfung des Hunnenreihes die Nachfolger ſich deutſche Fürſten noch in neuer Zeit.
der Oftgoten in den Donauländern geworden. Zu allem, was ſich aus der langobardiſchen
Die Langobarden fahen Italien zum eriten Geſchichte Iebendig erhalten, vor allem aber als
Male im Schlahtgerümmel, ale fie unter romaniiher Stil aus der Iangobardifhen Kunft
Narſes die Oftgoten niederhieben. Nach Dan- dem fpäteren abendländiichen Kunſtſchaffen mit-
nonien zurücgeführt, zauderten fie nicht lange, geteilt hat, ficht das Wenige, das von den
als Eroberer wiederzufehren. Sie haben weite vielen altlangobardifhen Bauten und Kunft-
Gebiete Italiens bis auf die wichtigen Häfen werfen übriggeblieben ift, in einem fehr fchlechten
und Oberitalien mit Ausnahme von Ravenna, Verhältnis.
wo fi) der byzantiniſche Statthalter fait bis Die meiften Langobardenbauten Oberitalieng
ang Ende der Langobardenzeit zu halten ver- find allerdings im 10. Jahrhundert, zur Zeit
mochte, ganz in der Hand gehabt. Ihr Reich der verheerenden Ungarneinfälle, serftört worden.
hatte von allen Germanengründungen am Wie ftarf das langobardiſche Erbe jedoch war,
Mittelmeer den längiten Beſtand, denn bie tief zeigen die Wicderherftellungsarbeiten, an denen
ins Mittelalter hinein ift e8 der Kern des lom-
ung mehr als der Abglanz der alten Lango—
bardifchen Oberitalien geblieben und als ſolcher bardenfchöpfungen erhalten geblieben ift, nämlich)
bis auf den heutigen Tag noch deutlich erkennbar. der ganze nordifche Geift.
Frühe Machtſpaltungen verhinderten die Ehe die Langobarden, im Sabre 751, Ravenna
Bildung eines langobardiſchen Staates; dieſes jelbft erobern Fonnten, hatten fie Claſſis, den
Volk konnte Italien nie ganz beherrſchen, da Hafen der Stadt, in Befis genommen. Schon
es den Wert der Häfen nicht erkannte, und da
ein halbes Sahrhundert früher. Hier war noch
die Langobarden keine Flotte hatten, wurden ſie in gofifcher Zeit eine große Kirche erbaut worden,
ebenſowenig wie die Goten eine Mittelmeer-
Sant” Apollinare in Claſſe, wie fie feit dem
mad. Gall der Goten genannt wird. Kämpferfteine
Im Jahre 568 führte König Alboin fein und Kapitelle fprechen hier die Fräftige Sprache
Volk über den Iſonzo. Er fiherte die Ditgrenze der Germanen. Die Longobarden haben in
fofort durd) die Gründung einer Mark, Friaul. Claſſis — vielleicht zum erften Male — einem
. Dann 309 er die Straße Theoderichs. Mit ibn altgermanifchen religiöfen Gefühl jenen monu-
waren etwa zwanzigtaufend Sachſen, Nachbarn mentalen Ausdruck verliehen, der von dieſem
einft im alten Heimatlande an der Miederelbe. ipaten fehlten Jahrhundert an das erhabenfte
Dierrihs Burg in Verona wird Alboing Sinnbild himmelwärts gerichteter Empfindungen
Schloß. Zwei Jahre fpäter wird Albein geblieben ift, an deutichen romanischen Domen
ermordet. Sein Nachfolger Klef refidiert in feine gedanklihe Vollendung, an den gotiſchen
Pavia. Nah Klefs gewaltfamem Ende ift das Münfterbauten aber feine Iomboliihe Ver—⸗
Langobardenreich zehn Fahre lang ohne König. Härung erhalten hat: Neben der Kirche in
In diefer Zeit entwickelt ſich und erftarft, nicht Claſſe haben die Langobarden einen der eriten,
zum Beften der Volksgemeinſchaft, das Herzogs⸗ wenn nicht den erfien, Kirchturm zu bauen
weſen. In ſtaatlicher und völkiſcher Geſchloſſen— begonnen.
heit hätten die Langobarden die Verweltlichung Auch die Langobarden Fonnten nicht anderg,
des Papſttums unterdrücken können. Die ein— als ſich in ihren Bauten mit der römischen
zelnen Herzöge, von denen einige das König⸗ Hinterlaſſenſchaft und mit der byzantinischen
tum erneuerten und zu hoher Macht brachten, Kunft augeinanderjufeßen, deren Übergewicht in
wurden als Gegner im einzelnen empfunden Dtalien gerade in der beften Langobardenzeit
und vom Papft und von den ibm dienftbaren dur den DBilderftreit unvermeidlih war. Die
Franken in gemeinfomen Kampfe erledigt. So Unterdrüdung der bildfichen Darftellung lähmte
entitand in karolingiſcher Zeit, unter Pippin im Often Künftler und Kunft; in hellen Haufen
und Karl dem Franfen, der Kirchenftaat. Am ſtrömten die griechifchen Meifter nach Italien.
längften, bis ing 11. Jahrhundert, hielt fid) dag Wer das langobardiſch⸗germaniſche Element aus
Sangobardentumin Benevent. Mit den zu der mittelmeeriſchen Kunſt jedoch ausſchalten

19 267

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will, muß es bewußt Teugnen. Und dann gelingt coli in Venedig mit jenem Kreuz, Altſachſen
ihm diefe Augmerzung nur für ſich ſelbſt. Das aber iſt noh im Jahrhundert darauf reich an
langobardiſche Drnament, das Slebt- und Hakenkreuzen und Sonnenrädern.
Riemenwerk, das Hakenk reuz, die MWeiter bil-
Salvianus, der Mönd, hat das letzte Wort!
dung des Sonnenrades, die Tierornamentif, die
ſich allmählich mit hriftlihen Sinnbildern durch— Es erwedt den Eindrud, als fei die Geſchichte
feßt, die Germanifierung — möchte man ſagen der Germanenvölker am Mittelmeer ein einziger
— füdlicher Pflanzen (Palmenblätter Kampf gegen die katholiſche Kirche. Do das
werden
ift es richtig, Daß alle
zu Tannenbäumen), die Anwendung eines ſo ſcheint nur fo; troßdem
alten germaniihen Motivs des Holzbaus, wie diefe Völker an der Kirche zugrundegegangen
des Bogenfrieſes, auf den Baditeinbau, von find. Den Weſtgoten und auch den Tango-
dem die Romantik dieſes für fie ganz eigen- - barden, die ſchon früh Fatholiich wurden, hat es
tümliche Element übernimmt, die Strick form nichts gemüst, daß fie fih vom Arianismus
der gewundenen, geknoteten Säulen — all das abfehrten; aus allem geht hervor, dag nicht
und noch mehr zeigt die Langobarden als Ger— Glaubensfragen,fondernmadt-
politifhbe Erwägungen den Streit
manen von alter nordiſcher Art.
Wer aber hätte ſich nicht beim Anblick der nährten. Die Trennung der morgenländiichen
Langobardenkreuze über ihre ſeltſame Ausge ſtal⸗ Kirche von der römiſchen, die feit dem Anfang
tung Gedanken gemacht? Kein Langobarden— des 11. Jahrhunderts beiteht, hat darin ihre Ur-
ſache. Und wenn fpäter Frankreich, derNachfolger—
grab, in dem und an dem ſich ſolche Kreuze nicht
ſtaat des romgefäl ligen Merowing erreiche s, ſich
gefunden hätten; die Fülle alter Kirchen, an
am Papſt tätlich vergriff, wenn zwiſchen Frank—⸗
deren Schauſeite wir das Langobardenkreuz
reich und dem kirchlichen Rom bis heute kein herz⸗
erblicken, das vielfach an die arianiſche Form
erinnert, die ſeinem Urſprung am nächſten ſteht. liches Verhältnis beſteht, ſo liegen alle dieſe Er—
An den arianiſchen Kreuzen ſind die Kreuz— ſcheinungen jenſeits von Gott und Religion, denn
balken ſcheibenartig erweitert; ſpätere Formen wenn man einem Volke beftätigen muß, daß es
zeigen dieſe Scheiben als Mulden in die Enden wahrhaft fromm ift, fo find es die Franzoien.
der Balken eingeſenkt. Das urſprüngliche Und wenn man das Gleiche Menichen der Spät-
Muſter iſt wie bei allen derartige n germaniſchen antike und des frühen Mittelalters beitäfigen
Schmuckformen in Stein der in Holz geſchnitzte fol, fo den jungen criftlihen Germanen.
und ſpäter in Metall gearbeitet Gegenitand.
e Den ſchriftſtellernden Zeitgenoflen dieſer
Wir kennen Kreuze, an deren DBalfenenden ein Völker ift nicht allemal zu frauen. Es find
Metalldraht zur Spirale aufgewunden fist. Mit Angehörige von Völkern, denen die weltgeichicht-
diefem Kreuz halten wir dag Mutter des aria- liche Bedeutung der Germanen zwar klar zu
niſchen Kreuzes in Händen. Sein Vorfahr ıfl werden. beginnt, die ſich vor dieſer Tatſache
dag „heidniſche“ Radkreuz, das altgermantice jedoch fürchten und die fo naiv find, zu glauben,
Sonnenbild. Als das Chriſtentum fiegte, durfte fie aus der Welt ſchaffen zu Fönnen, wenn fie
das Kreuz bleiben, die Sonne aber mußte ent- fie leugnen und von den Germanen faliche Bilder
ternt werden, jener Reifen, der die Enden des entwerfen. Vieles iſt auch aus Hörenfagen ber-
Kreuzes miteinander verband. Er veribwand vorgegangen; die meiſten Quellen alfo find mit
nicht überall ganz; man ſuchte das Sinnbild der größten Vorſicht zu .benußen.
alter Religion irgendwie zu bewahren. So wurde Aus eigener Anichauung, eigenem Erlebnis
der Radkranz zu ıenen Spiralen gedrebt, und und ielbitändiger Überlegung geboren find die
in der MWerarbeitung in Stein iind aus Ihnen Aufzeihnungen des Mönchs von Maſſilia (Mor-
die Mulvden und Scheiben geworden. feille), des Presbyters Salvianus, der um
Kein Germanenvolf hat den Sonnenkult Io die Mitte des 5. Jahrhunderts fein Werk „Bon
lange und noch fo ipät bewahrt wie die Lango- der Herrichaft Gottes’ ichreibt. Salvian ift ale
barden und die Erben ihres Blutes. Nod im Römer anzufpredhen, der bewußt die Weltwende
15. Jahrhundert ſchmückt Pietro Lombardo ieine erlebt. Er fieht in einem Lande und zu einer
reich verzierte Kirche Santa Maria dei Mire- Zeit, die beide im Zeichen der Völkerwanderung

068 20
und der Schlaht auf den Katalauniſchen Religion empfangen hatten. Nicht mit der
Gerilden iteben, die ‚Barbaren‘ an ih vor- Spitzfindigkeit philoſophiſcher Wortkämpfer; in
überziehen, fieht fie neben feinen Landsleuten der Überzeugung von der Richtigkeit ihres Be—
wohnen, Er jieht, was Nömer und Germanen kenntniſſes hielten die arianiſchen Germanen an
voneinander trennt, Sitten, Sprache, Kleidung, ihrem Glauben feſt; fie fFonnten ge ge n
vor allem aber das Gefühl, das die Germanen ſich ſelbſt wie gegen anderenicht
als Wolf ihrem König unterjtellt, während die an ders alstreu fein Und gegen
Römer dur foziale Gegenſätze gefipalten find. ſolhcheBVölkerwagtemandieSpät—
Die Germanen leben als wahre Volksgenoſſen römerauszuſpielen,fürdie Reli—
in harter, aber aufrichtiger Menſchlichkeit ın gion ein lächerlicher Begriffge—
Stammeseinheit; bei den Mömern ift der poli- wordenwar.
fifche Mord die oberfte, wenn auch traurige, Salvian bat nichts anderes als die Kultur-
Staate- und Gefellfchaftsmoral. geichichte jener Zeit der Weltwende aufgezeichnet.
Die hohe Auffoffung von der Ehe, die Rein- Sein Zeugnis aber, das für ihn kein frohes
heit des Familienlebeng, die Keufchheit und echte Befenntnis war, fondern Wahrheit, die er viel-
Meligiofitat — wo find fie bei den Römern leicht zähnefnirichend ausiprady, ift ung Inſchrift
jener Zeit? Geiferih hat in Karthago das auf dem Denfmal, das fid) die Germanen am
öffentlihe Dirnentum befeitigt. In der Schlacht Mittelmeer geſetzt "haben: |
tragen die Wandalen die Heilige Schrift ıhrer „E8 gibt keine Tugend, in welcher wir Römer
Kampffront voraus, in Erinnerung an den die Wandalen übertreffen. Wir verachten fie ala
Brauch mit alten Kultzeichen. Keser, und doc übertreffen fie ung an Gottes—
Dos Chriſtentumbrachtezunächſt Furcht. Gott führt fie über ung, um die un-
nichts weniger als Segenüberdie züchtigften Völker durch die fitfenreiniten zu
Menihheit. Die Bewohner der Heimat des züchtigen . . . wo Goten herrichen, ift niemand
Chriſtentums waren für feine Lehren alles andere unzlichrig, außer den Mömern, wo Wandalen
als reif. Sie machten eine Philofophie daraus, berrichen, find felbit die Römer keuſch ge-
die zu hartnäckigen Seftenfämpfen führte; die worden ſchämt euch, römische Völker,
einzig Ziefgläubigen aber, denen das Chriften- ſchämt euch eures Lebens! Beinahe Feine Stadt
fum wahre Religion geworden war, wurden frei von Dirnenwinfeln, Feine frei. von Un—
Keſtz er genannt, weil fie in der arianifchen fauterfeit außer jenen, wo die Barbaren ſich
„Irrlehre“ heranwuchſen, in der ſie die neue niederliegen.

DIRDDLELLALADDLATDADDAOLRALLR

WO H E R S T A M I EN DIE RUMEN? von Karl Theodor Wesgel


Menige Fragen beihäftigen die Menichen, heute noch ſelbſt von „berufenen“ Leuten zu
die fi) um die völfifhen Dinge heute Fümmern, hören bekommen, daß nämlich die Runen ent—
in ſolchem Maße wie die: Woher ftammen die weder vom Schwarzen Meer her ſich nach dem
Runen? Und es muß vorweg gefagt werden, Norden verbreitet haben oder aber aus dem
daß e8 eine völlig erfchöpfende Antwort hierauf Alpenlande hergekommen ſind, abgeleitet von
heute noch nicht gibt, wahrſcheinlich auch nie der etruskiſchen Schrift. Und es bleibt ihr Ur—
geben wird, denn der Urſprung der ſeltſamen ſprung das, was ihr Name bedeutet: geheimnis—
Runenzeichen wird dort liegen, wo der Anfang volles Raunen! Urewiges Geheimnis aber, das
unſerer Raſſe überhaupt liegt. In ſo fernen von früher Kulturhöhe unferes Volkes, unierer
Zeiten müſſen wir ihn ſuchen und endlich ein— Raſſe Fünder.
mal Schluß machen mit der Phraſe, die wir Zumeift hören wir, die Runen feien ent-

21 269
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wickelt aus der Schrift der Phönizier. Es iſt kann ſchon dadurch gezeigt werden, Daß zu biefer
Zeit bereits über das ganze Gebiet hinweg
unverſtändlich, wie eine ſolche Fabel ſich ſo—
lange halten konnte, die in jeder Beziehung bei Inſchriften nachzuweilen find. Und es wäre
näherer Betrachtung in ſich zuſammenbricht. unmöglich, wenn man eine fo fchnelle Aus-
Es lehnt ſchon der Römer Tacitus die Auf— ftrahlung über ein fo weitläufigeg Gebiet hinweg
faſſung ab, daß die Runen durch dieſen femi- annehmen wollte. Etwas viel Wichtigeres aber
fpricht noch gegen diefe Annahme. Man kann
tiſchen Mittelmeerſtamm erfunden ſein können,
durch die Runeninſchriften ſelber be—
und die Tatſache, daß dieſes frühe Handelsvolk, nämlich
das nacheinander Bilderſchriften, Keilſchriften, weiſen, daß ſie ihren Weg nicht vom Süden
griechiſche und andere Schriften benutzt hat nach dem Norden, ſondern umgekehrt, vom
wie es gerade feine ausgedehnten Handels— Norden nach dem Süden, genommen haben.
beziehungen erforderten —, eine ausgeſprochene Beſonders auch in ſprachlicher Beziehung läßt
Konſonantenſchrift hatte mit 22 Buchſtaben, ſich dieſer Weg einigermaßen klar datieren. Und
beweiſt ſchon einen grundlegenden Unterſchied. zuletzt ſind noch zwei beſondere Funde, die eigent⸗
Dieſe völlig fremde Schrift gehört zur Gruppe lich die ganze Welt aufhorchen laſſen müßten,
der ſemitiſchen Schriften, deren Selbſtändigkeit von beſonderer Bedeutu
ng. Es fand nämlich
Evans am Sinai Runenin ſchriften, deren Alter
ſicher belegt iſt. Ihre Anfangsbuchſtaben Aleph
er auf 1500 vor der Zeitwen de anſetzte, und
— griechiſch Alpha — und Beth gaben den
Alphabeten den Namen. Die Schrift des letzten Endes lieferte der Berliner Germaniſt
Nordens weiſt aber eine vollkommen andere Prof. Neckel einen Beitrag zu dieſer Frage, der
eine noch weitere Zurückſetzung dieſes Datums
Buchſtabenfolge auf, ſie beginnt mit F, nach
Teiles der ermöglic hte. Es fanden ſich nämlich in ſehr
den ſechs Buchſtaben des erſten
Futhark. Daß frühen Schicht en Ägypten s Tonſche rben mit
Runenreihe nennen wir fie
einzelne Buchſtaben des phöniziſchen Alphabetes runenähnlichen Schriftzügen, die in Form und
ſolchen aus dem Futhark ähneln, beweiſt höch— offenbarer Stilverwandtichaft zeigen, daß fie
ſtens, daß dieſes Handelsvolk auch mit germa— von Indogermanen herrühren müffen und wahr-
niſchen Völkern Beziehungen hatte und auch fcheinfich Frühe Völkerzüge aus dem Norden
aus deren Futhark einzelne Buchſtaben ſich darftellen. Beſonders wichfig ift, daß die ägyp—
aneignete. tiihen Quellen felber von Gälten aus dem
Taeitus iſt in fo vielen Dingen ein objeftiver Morden berichten, die mit dem Schwerte in der
Hand dag Nilland aufgefuht haben. Und dieſe
Beurteiler, und je näher fie feiner Heimat
lagen, um fo fiherer war fein Urteil. Wir Funde berechtigen uns, das Alter der Inſchriften
haben alfo Grund, ihm zu glauben, zumal die auf 3000 vor Zeitwende anzuſetzen. Rund
Forſchung in einigen mutigen Bahnbredhern 5000 Jahre laſſen ſich alſo dieſe Schriftzeichen
ſchon Vorkämpfer des Gedanfeng gefunden bat, nachweiſen.
das fatfächlich weit ältere Nuneninichriften fid Die Frage der Herkunft der Runen bat ſchon
gefunden haben, als man bislang zugeben vor einem Menfchenalter ein deutfcher Gelehrter
mochte. Der Forſcher Evans weift 3. DB. darauf in das rechte Licht gerückt. Der Heidelberger
hin, daß die arifhen Agäer und Mykener Ludwig Wilfer erfannte Far, daß die
bereits eine eigenartige Buchſtabenſchrift be- Runen der vielleicht wichtigite Beſtandteil der
ſaßen, die mit feiner anderen Schrift des arifchen Kultur find, und er wies bereits darauf
Mittelmeerkreiſes fih vergleichen ließ, und «8 bin, daß die Frage ihrer Herkunft eng zufammen-
ift möglich, daß von dieſer einzelne Buchſtaben hängt mit der nordifhen Urfprungsheimat
ins Alphabet der Phönizier übergingen. unferer Raſſe.
Im zweiten Jahrhundert nach der Zeitwende Wenn wir fchon Runeninfchriften in der
(nach Chriſti Geburt) ſollen ſich die Runen frühen Zeit Agyptens haben, fo kommen wir zu
gebildet haben und zwar am Schwarzen dem Schluffe, daß die Nunen fchon in der
Meere, und von dort ſollen fie ſich über jüngeren Steinzeit entftanden find, und es iſt
Deutichland bis nach Skandinavien ausgebreitet u hoffen, daß durch gründliche Überarbeitung
haben. Das dies in Wirklichkeit unmöglich ift, der vielen vorhandenen Nunendenfmäler nah

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neuzeitlichen Methoden hier endlich Erfenntniffe ältere Benutzungsart der Runen weiſt uns aber
folgen, die auch auf diefem Gebiete dem darauf hin, daß ſie ganz beſonderen Zwecken
unfeligen Glauben des „ex oriente lux“ ein gedient haben, man kann geradezu ſagen: ful-
raſches Ende bereiten. tiihen Zweden. Und den Hinweis darauf geben
Eine grundlegende Neuanſchauung könnte die die Mythen, die ſich nicht nur bei uns, fondern
— verurſachen, daß in den Schriften auch bei den Griechen um die Herkunft der
Italiker, der Etrusker und in den Runen ranfen. Wodans Munenlied in den
Schriften eine unverkennbare eddifchen Schriften zeigt ung, wie ſich der Gott
Verwandtſchaft zu den Runen des Nordens felber. opferte, um dag höchſte Willen, das
beſtehe, die ebenfalls zu einem einheitlichen, ſchief⸗ Runenwiffen, zu erwerben, das er dann den
winkligen Syſtem gehoͤren — im Gegenſatz zu Menfhen fpendet, und bei den verwandten
den phöniziſchen Schriftzeichen, die durchaus Griechen ſoll Zeus den Muſen die Erfindung
runde Formen zeigen. Vielleicht kann man von der Buchſtabenſchrift verliehen haben. Auch ver⸗
einem gemeinſamen eckig—ſchiefwinkligen Shrift- ſchiedene andere naheſtehende Kulturen haben
ftil dieſer Völker ſprechen, der ihrer raſſiſchen ähnliche Urſprungsſagen der Schrift, wodurch
Abkunft nach ohne weiteres einleuchtet. ihre göttliche Herkunft, alſo ihre Ableitung aus
Es wäre alſo der Weg für die Forſchung frei. dem Kultbrauche, erwieſen ſein dürfte. Eine
Möge es unſerer Zeit des Umbruchs vorbehalten griechiſche Überlieferung aber ift für une
ſein, hier auch eine gehörige Breſche in die über- beſonders wichtig, die beſagt, daß der
holten, überalterten Anſichten ganzer Gelehrten⸗ thraziſche Sänger Lions und ſein Schüler
generationen zu ſchlagen. Sagt doch ſchon Orpheus die Schrift „aus dem Norden“ nad)
Wilſer, daß es eine „unwiſſenſchaftliche
For— Hellas gebradht habe, wo fie „der griechifchen
ſchungsweiſe“ ſei, aus raſſiſch fremden Schrift—⸗ Sprade angepaßt” wurde. Klar weift diefe
zügen die Runen abzuleiten, ſtatt zuerſt die älte⸗ Mythe nach dem Urfprungsland. Leider wurde
ſten Formen, den Grundbeſtand der einzelnen ihr. Sinn. ‚bisher noch ‚nicht entſprechend ver⸗
Schriften, feſtgelegt zuhaben. Da bleibt alſo ſtanden, obgleich bereits Wilſer auf dieſe wichtige
immer noch die Lücke offen, durch die immer Überlieferung hingewieſen bat.
wieder, ſelbſt in unſerer Zeit, Fremdeinbrüche Das. ältefte Belegſtück für die vollftändige
erfolgen. Runenreihe findet fi auf einem Grabhügel der
Ein Vergleich der Meſten Kuneninfhriften jüngeren Steinzeit in Maefhbove auf den
im Norden mit denen im Mittelmeergebiete zeigt Drfaden. Einige wenige andere Beifpiele fehr
einen grundlegenden Unterfchied. Während man - frühen Vorkommens der ganzen Nunenreihe auf
im Süden wirkliche Infchriften kennt, find die anderen kultiſchen Anlagen iſt nachweisbar.
Alteften Runendenfmäler im Norden nicht als Schriftiftdas in diefem Falle nicht gewefen,
Inſchriften im üblichen Sinne anzufehen. Sie wohl eine Weihe⸗Inſchrift oder eine Formel ganz
haben. eher die Form magifcher Formeln, ia, «8 befonderer Bedeutung. Aus verfihiedenen Kul-
findet. fi) in befonders alten Beifpielen die turen haben wir aber Hinweife und Belege, dat
ganze: Nunenreibe — das Futhark — in den zu kultiſchen Zweden die. Schriftreihen der
Stein gegraben. Wir Iernen hieraus, daß wohl Völker verwendet worden find, und wir haben
die Völker des Nordens eine vollwertige Schrift: fogar frühchriftliche. Gefäße als Grabbeigaben
möglichkeit in ihren Runen befaßen, daß fie diefe gefunden, auf denen das ung heute geläufige
aber erft benußten, wenn -fie durch den. Verkehr Alphabet .vier- bis. fünfmal eingegraben war.
mit anderen Völkern, die eine ausgeſprochene Es muß: alfo mit diefer. Art Verwendung der
Schrift befaßen, dazu gezwungen waren. Das Schriftreihe eine befondere Sitte verbunden
zeigt ung das Beiſpiel der Agäer und Mykener. geweſen ſein, die auf die urfprüngliche Herkunft
Der Norden hat fcheinbar erſt ſehr ſpät zur der Schriftreihe auch wieder ein befonderes Licht
Schrift jelber gegriffen,
und da mag die Zeit wirft... Zur Löſung dieſer Frage müflen wir
flimmen, die ung mit: Beharrlichkeit die alte ‚aber ‚wieder auf, eine. andere Frage zurück—⸗
Gelehrtenwelt immer: wieder vorſetzt; das . fommen, auf. den Urfprung der Runen.
Lt. oder.2. Jahrhundert nach Zeitwende. Dieſe - Theorien gibte8 viele. Keine aber kann fo

23 271



Fe EEE re
EEE — —
GE BEL LEE
u EEG EEE EEE ————

germaniſchen Runenreihe der Saga⸗ und


recht befriedigen, da fie alle irgendwie nicht
lebendiundg aud gar nicht volfsnahe find. Und VBölkerwanderungszeit die Einteilung in drei
da muß man auf die Ableitung zurücgreifen, Gefchlechter,*) die aud) den Überlieferungen des
die ung Hermann Wirth gegeben hat. Mag er Tacitus entfpricht, der von drei Jahreszeiten
noch fo angegriffen fein: einzelne Zeile feines der Germanen berichter. Frühling, Sommer
Werkes werden wir wahrfcheinlich erft in Jahr⸗
zehnten als richtig anerkennen. Runen-Stein Die kennzeichnenden
v. Maeshove Sonnenaufgangs- und Unter-
Wirth gebt aus von der Betrachtung der gangspunkte mit den ent-
Sonnenaufgange- und Unter- sprechenden Runenzeichen
Fennzeichnenden
gangspunkte in nördlicheren Breiten. Aus der
Beobachtung am 22. Juni, 22. März (22. Sep-
tember), 22. Dezember, ergibt fih am Horizont
eine ausgefprocdhene Aufteilung, die dem Jahres—
=PIBERREHDNN
laufe der Sonne entfpricht, alfo eine Art
N Entstehung
Kalender. Eine weitere Beobachtung an anderen der Nord-Süd-Richtung
Tagen und Jahreszeiten führt, feiner belegten ist bestritten.
Anfiht nad, zur Zahl 16. Das ift aber die
Buchſtabenzahl der älteften nachweisbaren und Winter find die drei Gezeiten, neben denen
Runenreihe, wie fie auch der Stein von die Ältere Zweiteilung noch zu beobachten iſt.
Maeſhove aufweiſt. Diefe drei Zeiten wurden mit den Anfangsrunen
Er kann auch für dieſe Monatszeichen, wie wir 2 froys oett, X hagalls oett und Y tyrs oett
ſie einmal nach dieſer Ableitung nennen wollen, bezeichnet. Wirth weiſt darauf hin, daß dieſe
ſinnvolle Ableitungen geben. Seine Forſchungen Dreiteilung auch im Runenfuthark nachzuweiſen
und Unterſuchungen fußen auf den ſtandi— iſt, zumal die Runen an der entſprechenden
naviſchen Kalenderſtäben, die noch bis in das Stelle des aufgeteilten Horizontes zu finden
vorige Jahrhundert hinein die Runen als Zeit- ſind. Auch andere Forſcher haben übrigens auf
beftimmung bewahrt haben. Es ift ficherlic eine diteſe Zuſammenhänge der Runen mit dem
auffällige Tatſache, die fih nur aus der zähen Jahreslaufe hingewieſen. Trotzdem iſt dieſer
Überlieferungstreue der Bauern erklären läßt, Gedanke von der Wiſſenſchaft noch nicht auf—
die ung dieſe ſichtlich dem Jahreslaufe ent⸗ gegriffen worden.
lehnten Sinnbilder über Jahrtauſende hinweg Im klaſſiſchen Altertum haben weiſe Männer
überliefert hat, und dieſe Tatſache wird noch feſtgeſtellt, daß drei Völker ſich auf Himmels—
überzeugender,
wenn man ſieht, daß ſogar die kunde und Zeitrechnung verſtünden: Agypter,
ältere Runenreihe ſich auf dieſen Stabkalendern Chaldäer und Hyperboräer. Es iſt erſtaunlich,
erhalten hat. | daß die hochkultivierten Völker des klaſſiſchen
Es iſt ein feltfames Zufammentreffen, daß Altertums, die uns immer als Beiſpiel hin—
der fenfrecht geteilte Kreis die Bedeutung der geſtellt werden, ein Volk unſerer nördlichen
Sahresmitte hat, die ung die Mittſommerbäume Heimat ſo hoch anerkennen, während unſere
des Mordeng heute noch überliefern, wie auch eigenen Gelehrten ihnen gar nichts zutrauen
bei den Kalenderftäben zu erfehen ift. Auch in möchten und jegliche Stätte von Geſtirns—
der angelfächfiihen Runenreihe erfcheint der beobachtung, deren wir zweifellos eine ganze
Name „ſol“ (Sonne) und iſt dort, ebenſo wie Menge hatten, glatt ablehnen. Mon muß nur
in der Reihe von 24 Runen das Mittelgeichen, wiffen, daß diefe Hyperboräer an der Nordſee
alfo dag zwölfte, und wird gleichermaßen als ſaßen, ungefähr in der Gegend von Friesland.
fenfrecht gefeilter Kreis dargeitellt. Es bleibt nun noch die Unterſuchung, wozu
Wieweit Wirth mit feinen Anfichten im Nechte man Runen in unſerer Heimat früher, ehe ſie
ift, Fann bier nicht eingehend unterfucht werden. zur Schrift wurden, verwendet hat.
Aus foundfo vielen Einzelgügen ergibt ſich aber Der griechiſche Schriftſteller Herodot berich—
immer wieder die mögliche Michtigfeit feiner tet ſo von den Alanen und Skythen, daß dieſe
Theorie. So zeigt fib an der gemein, *Siehe Schulungsbrief 6/35.

272 24

u ie —
viele Weisſager gehabt hätten. Er ſchreibt, daß Männer und Zeiten im Tiede feftzuhalten und
ſie mittels Bündeln von Ruten geweisſagt hätten, in der Merkdichtung. Und zu ihrer Zeit beginnt
indem ſie dieſe auf den Boden legten und in einer man erſt, großen Toten den Nachruhm auf die
Reihe ausbreiteten. Während fie dabei einen Grabſteine zu ſchreiben.
Spruch fagten, nahmen fie die Nuten wieder Daß die Runen auch zur Schickſalsdeutung
auf und legten fie erneut auf den Boden, um und zur Weisſagung verwendet wurden, iſt uns
andere Lesarten zu bekommen. Tacitus weiß aus verſchiedenen Beiſpielen der Edda über—
ähnliches zu berichten. Er nennt die Hölzer, die liefert. Heute noch lebt der Brauch des Ausloſens
zum Weisfagen benußt wurden, „Loszeichen“. mit Hölzern, in die ſelbſt in unſerer Zeit noh
Die Wiffenfchaft nimmt an, daß diefe Loszeichen Zeichen geſchnitten werden. Es iſt der Nett
noch Feine Runen geweſen find, daß aber viel- uralter Schickſalsbeſtimmung. In der Gegend
leicht in Diefe Zweige und Holzſtückchen beſtimmte der Oſtee, ſo z.B. auf der Inſel Hiddenſe,
Zeichen eingerißt waren oder daß fie die Form hat ſich die Sitte erhalten, Landnutzungen, Her⸗
von Runen hatten. Vielleicht hat man tatfäd- gabe von Booten für Zwecke der Gemeinde oder
lich Buchenzweige benußt, woher fi) der Name die Übernahme von Arbeiten auf die Art aus:
„Buchſtabe“ ableiten fol. Es ift anzunehmen, zuloien, daß jeder Schiffer ein Holzſtückchen —
daß zu dieſer Fomplizierten Art der Weisfogung Kawel genannt — in eine Mütze wirft, aus der
Leufe nötig waren, die man als Träger höheren dann die Auslofung erfolgt. In dag Holzſtückchen
Wiffens anſprechen müßte, bei denen eine Art iſt ſeine Marke geſchnitten, eine jener Haus—
höhere Kunft des Lebens vorausgefeßt werden marken, bei denen oft genug noch die Abftam-
muß. Vermutlich aber ging dieſes Leſen ſo vor mung aus uralten Runenzeichen offenſichtlich
ſich, daß zu jedem Stabe, der aufgenommen iſt. |
wurde, oder auch zu jedem Buchſtaben, der in Da ergibt fih zum Schluß nod die Srage,
das Holz geritzt war, mehrere Worte gleichen ob tatfählich die Runen gänzlich verſchwunden
Anlautes zu ſuchen waren. Es iſt zu vermuten, ſind oder ob ſich hier und da einzelne von ihnen
daß hier der Urſprung des Stabreimes liegt. noch erhalten haben. Freilich muß man ſagen,
Es hat alſo jedes Losſtäbchen, das eigentlich ein daß von den verſchiedenſten Runenfutharken, die
Wortſinnbild iſt, das Wort, den Hauptſtab, zu ſich gleichzeitig in den verſchiedenſten Gegenden
einer Langzeile ergeben, zu der der Meisfager germaniſcher Beſiedlung entwickelt hatten —
zwei oder drei gleichlautende Worte als Stoffe man kann wohl ſechzig Variationen unter—
zu ſuchen hatte. Es Tiegt alfo der Urfprung ſcheiden —, keines mehr lebt. Wohl aber ſind
ber Stabreimdichtung gewiffermagen. im kul— einzelne Runen heute noch in beſtimmter Form
tiſchen Brauche! Und daraug ergibt ſich die erhalten. Wie die Rune nicht nur Schriftzeichen
befondere Bedeutung der Zeichen ebenfalls. war, ſondern zugleih Sinnbild, fo ift gerade
Alſo: eine Schrift in unferem Sinne fann unter den vielen Sinnbildern, die wir heute noch
die Rune hierbei nicht dargeftellt haben. Be— an Haus und Gerät nachzuweiſen vermögen, auch
Fannt ift, daß e8 eine frühe Schriftüberlieferung jo mande Rune zu finden, die durch die
nicht gegeben hat. Sagen und Heldenlieder Überlieferungstreue unſeres Volkes über dir
wie auch die Gefeße wurden von Mund zu Dahrhunderte hinweg ſich erhalten hat. Zumeifl
Mund weiterüberliefert, und gerade im Stab— Tommen fie ale Glückszeichen oder als Heilg.
reim, dieſer eigentümlichen und artgebundenen ſymbol vor, dann aber auch als Frucht—
Form der germanifhen Dichtung, liegt dag barfeitsiymbole. Wenn die DWorfchriften des
Rätſel diefer Überlieferungsmöglichkeit. Als die Franken Karl darauf hHinweifen, daß die
Goten um 269 Athen einnabmen, wollten fie Sachſen an ihre Häufer Zeichen einfchneiden,
dort vorgefundene Bücher verbrennen mit dem die „ Dämonen” bannen follen (die alten Heils—
DBemerfen, das feien die Dinge, mit denen zeichen wurden ebenfo wie der Götterglaube alfo
andere Völker ihre Zeit vertrödelten und den dem Teufel zugefchrieben!) und unter ſchweren
Krieg vernadhläfligten. Schrift im heutigen Strafandrobungen verlangen, daß diefe Zeichen
Sinne fünnen fie alfo noch nicht gehabt haben. verſchwinden follen, To haben fi diefe doch bis
Es genügte ihnen, die Erinnerungen an große an die Schwelle unferer Zeit erhalten und: ver-

25 273


— — ——
ſchloſſen, daß dieſe Dinge — Wert
mögen aud jet noch eine ‚deutliche Sprache zu
reden. Und wenn wir aufmerfiaom die Tore hatten. Nur dieſe Treue hat es ermöglicht, die
deuticher DBauernhäufer betrachten, fo können Zeichen zu bewahren.
wir dort Dinge finden, die der lebendigſte Ehe die Runen Schrift und damit gewiffer:
Beweis dafür find, wie eng mit der Scholle maßen profanierf wurden, waren fie Zeichen der
mit dem
Werbundenheit mit der Schickſalsmacht,
verwachfen der deutfche Bauer ift, wie ſehr
wahr das Wort von „Blut und Boden‘ ift. göttlihen Wirken. Sie find die Folge eines
Hier ſpricht Ahnenerbe zu ung, wie faum an feühen Verſtehens des ewigen Lebens in der
einer anderen Stätte, und es erwächſt für Natur, des mythiſchen Stirb und Werde.
ung die Pflicht, diefe Sinnbilder mit den Damit find fie für uns eine heilige Über—
darin enthaltenen Munenzeichen zu reifen, lieferung. Daher weifen wir auch die Verſuche
zu fommeln, daß ihre Reſte nicht gerade zurück, heute mit „Runengymnaſtik“ Geſund—
jest in unſerer Zeit völfiiche n Aufbruch s beterei zu machen, wir weiſen „Runenturnen“
Diefe Kleinen, unſcheinbaren und ähnliches zurück, da für uns in ſolchem
verlorengeben.
Zeichen find ein rührender Beweis für Tun Mißbrauch mit geweihtem Ahnenerbe vor-
die Llberlieferungstreue unferes Volkes, das liegt. Unſere Zeit wird ſie daher als Vermächt⸗
diefe Dinge über Dahrhunderte und Vahr- nis achten und dafür ſorgen, daß endlich die
taufende hinweg weitervererbt und weitergefragen unſinnigen Deutungen aufhören und auch eine
hat. Die Enfel haben fiher nicht mehr gewußt, artbewußte Wiſſenſchaft den gewieſenen Weg
warum fie diefe Dinge an Haus und Gerät geht, um nicht ein „Rätſel“ zu löſen, ſondern
anbrachten. Sie haben fie aber benußt, weil die um Erkenntnis zu fchaffen vom älteften Ver—
Alten fie verwendet hatten und weil fie daraus mächtnis germanifchen Geiftes.

Ältere, germanische Runenreihe (24 Zeichen) Als Sinnbilder oder Schlüssel-


runen heute noch geläufig:
PNPRRSXP: NHISTKYH: TBMATORR tdbemiIm>D 9 odal = Erbhof, „Blut und
Ffuborkgn Bar et
= 5 oder Boden‘ :

Jüngere nordische Runenreihe (16 Zeichen) fig = Siegrune, Blitz, der

PFNPRRY : KHIAh: TBNYA


% den Feind treffen fol (Zeichen
der SS)

fe ur thusoßreid kaun hagal naud is ch ſol tyr bar laf man yr

= tyr = Rune höheren Wiflens


A\ u. wehrhafter Gefinnung
— Runenreihe (Zeihen der Reichsführer⸗

———— 8197— byu— rBrala


fhule der SA u &65)

8 ven h n — eohl8 m I ng 0 d
fu o 3
ing = Sinnbild der grubt
Wehfelformen Umlaute Formen — dem ſog. Denſemeſet xX oder 2 barfeit (viel auf alten Hoch⸗

BANKAFAT
zeitsgaben)

4X FRMKT —— pooaue
ung ae aek yr ier ear
man = Rune bewußten und
aufrechten Lebens
Jungnordische, späteste Reihe

PNMRPPP: XNBLH :7477 144 — t em) ng o d


bagal = Heil- und Schutz ⸗
zeichen
fuhartg» Fark

Wechſelformen, Umlaute Seltenere — der nordiſchen —

k414 IR ; =
ur Glücks⸗ u. Lebens zeichen
(daher beute: Hufeiſen)
“u ps, me gar

26
274
Die jüdiſchen Gemeindewahlen in Spandau nicht verboten ſeien, wurde als typiſch jüdiſch—
hatten ein recht eigenartiges Ergebnis: Wahl- liberaliftifch zurücfgewiefen. Ein ähnliches Urteil
beteiligung 909. H., davon nur ein Drittel Zio- liegt vom Amtsgericht in Bad Sülze (Mecklbg.)
niften, aber zwei Drittel Liberale. Während die vor. Auch das Solinger Amtsgericht hat einer
Zioniften für ihre Parole „Auswanderung nad) deutfchblütigen Witwe, die einen Juden heiraten
Paläſtina“ warben, führten die Liberalen den wollte, das erforderliche Heiratszeugnis ver-
Kampf unter der Parole „Beſſere Lebeng- weigert. Zur „Erklärung hat die Frau darauf
bedingungen für den Juden in Deutfchland”. hingewiefen, ihr zukünftiger Mann wolle zur
Wie ſchön muß es aber dennoch bei ung fein katholiſchen Kirche übertreten, und die Schließung
froß der „furchtbaren Judenverfolgungen“, daß einer ſolchen Ehe fei, wie ihr der Pfarrer
die überwiegende Mehrheit der Juden der Yibe- geſagt habe, „gar nicht fo ſchlimm!“ Nur in
ralen Lifte ihre Stimme gegeben hat. Berlin fcheint esnoch Standesbeamte zu geben,
Wie fid) die Juden gerade in Berlin wohl- die glauben, die raffiihe Erneuerung unferes
fühlen, geht daraus hervor, daß im erften Halb- Volkes ſchon wieder fobotieren zu Fönnen. Im
jahr 1935 nicht weniger als 20 000 Juden nad) Standesamt I1 wurde eine Mifchehe zwifchen
der Reichshauptſtadt zugezogen find. Demgegen- dem Juden Cohn aus Stralfund und einer art-
über fällt eine gleichzeitige Abwanderung von vergefienen Deutfchen vollzogen. Als man von
2000 Juden aus Deutfchland, von denen viel- nationalfoziafiftifcher Seite darauf aufmerffam
leicht die Mehrzahl aus Berlin ſtammt, nicht ‚machte, daß die deutfchitämmige Frau fi) durch
ing Gewicht. ihre Heirat aus der Gemeinfchaft des deuffchen

—2
Volkes ausfchließe, erflärte der Standesbeamte
ganz entrüfter: „Das wäre ja noch fchöner! Bis
Das Standesamt in Pforzheim hat einen ießt find entfprechende Geſetze, die Mifchehen ver-
Antrag auf Eheſchließung eines wehrpflichtigen bieten, noch nicht erlaſſen!“
ariſchen Kaufmanns mit einem jüdiſchen Mädchen
mit dem Hinweis auf die Beſtimmungen des
x
In Breslau hat vor kurzem die Geftapo die
Wehrmachtgeſetzes abgelehnt. Bekanntlich kommt Inhaftierung von ſechs männlichen Juden und
in dieſem Geſetz zum Ausdruck, daß ariſchen An— ſechs fogenannten deutfchen Frauen wegen Naffen-
gehörigen der Wehrmacht und des Beurlaubten- Ihande in Verbindung mit unmittelbarer Ge-
ftandes das Eingehen der Ehe mit Nicht— fährdung der öffentlichen Sicherheit und Ord-
arierinnen verboten ift. Als Angehörige der nung verfügt. Ebenfo find in Sachſen feit Ende
Wehrmacht, fo fagte das Standesamt, find aber 1934 auf Anordnung des ſächſiſchen Innenmini-
nicht nur Soldaten, die aftiv dienen, fondern fteriumg vierzehn Frauen und ein Mann wegen
auch Angehörige des Beurlaubtenftandes und raffenfchänderifcher Beziehungen mit Juden in
der Erfagreferve anzufeben. Im Kreife Wetzlar Schußhaft genommen. Eine der in Breslau an-
wollte ein Arier eine Jüdin heiraten. Auch hier geprangerten rauen hatte Klage gegen den in
bat der Standesbeamte das Aufgebot abgelehnt, der Öffentlichkeit geführten Kampf gegen die
weil er zu dieſer Eheichliegung als National- Raſſenſchande erhoben. Auch hier hat dag Gericht
fozialift Feine Amtshilfe Teiften fünne. Eine De- die Klage abgewiefen und erflärt, e8 fei dag felbft-
ſchwerde hat das Amtsgericht Wetzlar mit der verftändlihe Recht jedes deutfchen Menſchen,
Begründung zurücgewiefen, daß die raffifchen für den Nationalſozialismus, der als eines der
Grundlagen nationalfozialiftifcher Weltanſchau— weſentlichſten Grundelemente gerade den Kampf
ung zugleich die Grundlagen. für den Neuaufbau um die Raſſereinheit des deutſchen Volkes in ſein
des Meiches geworden find. Der Einwand, daß Programm einbezogen hat, in jeder Form zu
trotzdem ſolche Miſchehen bisher geſetzlich noch führen. =

27 275

u — —
Ausder
Alfred Rofenberg:

Erinnerungen an den 9, November 1923


Auf den Stragen Münchens zogen fingende niemand, aber in diefem Augenblick ftellte ſich
Menſchen herum, unfere S.A. wurde von ihnen bereits ein riefiges, gelb-grau-grünes Ungetüm
bejubelt, und alles hatte den Anichein, als ob im Zentrum der fünf Straßenfreugungen auf
trotz einfegender dunfler Machenſchaften bier dem Ddeonsplag auf: ein Panzerautomobil! Aus
eine Volkserhebung vor fih ging. Der frühe den verfchiedenen Straßen Ihwärmten dann auch
Morgen brachte allerdings ſchon die genaue ihon graue Geftalten mit, aufomatifchen Ge-
Kenntnis, daß die bayeriſche Megierung mit wehren in der Hand heraus, fo dag wir wußten,
Hilfe der umgeichwenf ten Herren Truppen was die Uhr geichlagen hatte: eine Zernierung
“aus der Provinz auf Münden Fonzen- der ganzen Innenftadt, die offenbar mit einer
frierte, um die Reaktion gegen das erwacende gleichen Aktion mit Umzingelung des „Bürger—
Volk einzufegen. bräu“ und der ganzen Vorftädte verbunden war.
Im „Völkiſchen Beobachter” trafen ebenfalls Als wir vor dem „Bürgerbräu“ vorfuhren,
allerhand Meldungen nad) dieler Richtung ein, ftand bereits der ganze Zug für den Marſch in
und um die Morgenitunden, als die Notations- die Stadt bereit, Adolf Hitler, bleic und ernit,
maſchinen die erften Ausgaben der deutichen Ne- neben ihm Dr. von Scheubner-Richter. Ihn be-
volution drucdten, ſah die volitiihe Lage mehr grüßte ich mit Handichlag, und er ſagte mir:
als trübe aus. Die abgefaßte Proflamation der „Die Dinge ftehen dreckig!“ Das war fein
neuen Megierung verfündete zwar an allen letztes Wort. Eine dreiviertel Stunde fpäter
Straßeneden, daß die neue Regierung mit den hatte ihn eine deutsche Kugel zu Tode ge-
neuen Herren zufammengetreten fei, aber es fiel troffen. |
allen Leſern auf, daß nichts davon ftand, fie hätten Beim Abmarihieren des Zuges fagfe mir
diefe Proflamation unterzeichnet. In den frühen Müller: „Herr Nofenberg, geben Sie doch nicht
Morgenitunden Elebten bereits Fleißige Hände mit, dag ift doc reiner Selbſtmord.“ In diefer
der baverifchen Regierung das berühmte Blatt Stunde fragte man fi) aber nicht mehr, ob
gegen den „Preußen Ludendorff” an die Säulen, Selbftmord oder nicht. Ich ſtellte mich in die
und fo prangten dann am Vormittag die feind- zweite Reihe, und wir marichierten ab. In der
lihben Ankündigungen nebeneinander auf den Mitte der eriten Reihe ging der Führer neben
Münchener Anichlagstafeln. Ludendorff, Göring, Graf, Streicher, auf der
Die Spannung war bei allen ins Unerfräg- anderen Seite bemerkte ich Albrecht von Gräfe,
liche geitiegen. Ich war mehrere Stunden vom Feder und Kriebel. Rechts von mir marfcierte
„Bürgerbräu“ weggeblieben, um in der Re— Arno Schickedanz und linfs von mir Pa. Körner,
daftion dag Weitere für den Mittag anzuordnen, der damalige 2. Vorfisende der N.S. D. A.P.
und fuhr erft um 11 Uhr im Auto wieder dorf- Der Zug wurde vom Volke, das noch nicht
bin, zufammen mit Dietrich Edart und richtig begriffen hatte, wie die Dinge überhaupt
unierem Drudereibefiser Müller Ag wir lagen, begeiftert begrüßt. Vom Rathaus auf
dur die Ludwigitraße fuhren, flörte ung zwar dem Marienplas hing eine Hakenkreuzfahne her-

276 28
unter, und ein dichter Strom der Münchener feite der Feldherrnhalle raflelten die Maſchinen—
Bevölkerung vegleitete. ung durch die Wein- piftolen und fchlugen Elatfchend auf den Aſphalt,
ftraße, dann in die Perufaftraße, und plöß- oder die Kugeln gruben ſich ein in die Körper
lih bogen wir ab in die Reſidenzſtraße. der nationalfozialiftiichen Führerſchaft. Ich Fam
Hinter ung wurden DBaterlandglieder gelungen, bei dem Tumult auf einen Kameraden zu liegen,
rechts und linfs von ung trugen zwei Fahnen- von dem ich heute noch nicht weiß, wer «8 ge-
träger die Fahnen: Etwa 200 Schritte vor der wefen ift. jedenfalls war ich dadurd eine merf-
feindlihen Schüßenfette zerbrach plötzlich der lihe Erhöhung im ganzen Getriebe geworden
Sahnenichaft des rechten Fahnenträgers. Außer und Fonnte dag Geſchehen genau beobachten. Auf
mir wußte wohl faum jemand, wie die Dinge in der. rechten Seite unferes Zuges lag Hermann
der Reſidenzſtraße lagen. Es wußte wohl kaum Göring, offenbar verwundet, und rollte ſich,
jemand etwas von dem großen Panzerauto auf Deckung ſuchend, hinter den bayerifchen Löwen
dem Odeonsplatz und von den dortigen Schüßen- an der Nefidenzapothefe. Es fchienen ſchon einige
fetten mit den Maichinenpiftolen. Es war aber tot zu liegen, doch konnte ich das nicht überall
klar, was da kommen würde. Die gefamte Führer- feftftellen. Hinter mir hatte fi ein Schüße von
ſchaft der N.S.D.AP. und ihre treuen Freunde uns hingelegt und fchoß heftig in die Schüßen-
marfchierten nahezu waffenlos an der Spike, fette der bayerifchen Polizei hinein. Nach jedem
und erft in einiger Entfernung famen einige Schuß duckte er fih hinter mid) und hatte mid)
Truppen der S.A. mit gefchultertem Gewehr, zu offenbar als einen guten Kugelfang bewertet. Ich
einem Straßenfampf ungerüftet, der ja auch an- fagte ihm: „So hören Sie doc) auf, das ift doc
gefihts der voranmarfchierenden Führerfchaft alles zwecklos geworden!“, weil ich abfolut Feine
ausgeichlofien erfhien. Es war ein pſycho— Luft veripürte, daß nach und nad die ſchießende
logiiches Spiel, dag General Ludendorff ſich fo Polizei auf diefen jest noch verdeckten Schützen
dachte: deutiche Soldaten werden auf den Gene- aufmerkſam würde. Kurz darauf ſehe ich wie
ral und die Führer der deutſchen Freiheitgbewe- Hitler einen Arm erhebt und zurückruft: „Nicht
aung nicht Ichießen. Um den grauen Schützen ſchießen!“ Bald flaute dann auch die Schießerei
der bayerifchen Megierung die Tatſache, daß ab, die Menſchen richteten ſich auf. Ich ging
Tudendorff an der Spike ging, klarzu— langſamen Schrittes zurück, da lagen viele Tote.
machen, marfchierte Julius Streicher etwa dreißig Quer über den Bürgerſteig lag ein Kamerad
Schritte vor der Front und rief der Landespolizet mit abgeſchoſſener Hirnſchale, aus der das
zu: „Ludendorff marfchiert mit uns, wicht rauchende Gehirn herausquoll, er atmete noch
ſchießen!“ Möglich, daß diefe Worte eine gewiſſe ſeine letzten Atemzüge. Wenn ich mich recht
Verzögerung der Vorfälle zur Folge hatten, erinnere, war das Pg. von Stromſky.
jedenfalls ging in fchnellem Marfchichritt Gene- Auf dem jeßt menfchenleeren Max⸗Joſeph⸗
ral Ludendorff zwifchen den Schützen hindurch, Plab an der Müdfront der Poſtzentrale
und dag Feuer wurde auf ganz kurze Entfernung ſah ih, wie in langſamer Fahrt ein
eröffnet. Es entitand bei der Menfichenmenge Auto über den Platz gefahren fam, vorn mit
natürlich ein heftiges Durdeinander, und wir unbeweglichen Gefiht Adolf Hitler, auf dem
alle wurden davon mit zu Boden geriflen, gleich- Rückſitz ein Eleiner blutender unge, den offen-
falls Adolf Hitler, der bei diefem Sturz ſich bar ebenfalle eine Kugel der Regierungstruppen
feinen Arm ſchwer verrenfte. Was fih nun ab- getroffen hatte. Hitler fuhr langfam an den noch
ipielte, dauerte zwar nicht lange, diefe wenigen Spalier bildenden S.A.-Männern vorüber,
die
Minuten aber entichieden die Gefchichte der deut: ibn mit einem leiſen, aber feften „Heil“ be
ihen DMevolution, denfwürdige Augenblide, grüßten.
denn nad) ihnen war dag Gefek der Bewegung Am Mittag und am Abend diefes Tages aber
ein anderes geworden, die fommende Arbeit befand fi Münden in einem Zuftand, wie ihn
mußte unter ganz neuen Gefihtspunften be- dDiefe Stadt vorher wohl nie gekannt hatte.
ginnen. | Taufende durchzogen die Strafen, fangen vater-
Die Landespolizei fchoß in die vordere Front ländifche Lieder, ein einziger Proteft gegen die
nicht nur von vorn; auch von der hohen Schmal- Regierung und die Marriften ſchaffte fih Raum,

99 277
von den Stufen des Mationaltheaters erfholl Weiſe auszulegen. Aber diefe heute feige davon-
eine empörte Rede nach der anderen, die beriftene gelaufenen Herrſchaften hatten. vergefien, daß
Polizei fand Feine Möglichkeit, hier etwas zu fun. Adolf Hitler ja den Gewehren der Neaftion mit
Die Menge ftellte fi unbewaffnet vor die Ge- all feinen Führern ausgeliefert worden war, und
wehre und fagte, fie follten doc fchießen, damit daß es nicht am Willen der alten Befehlshaber
gefehlt hatte, der gefamten Führerſchaft der
die ganze Schmad) ein Ende habe.
N.S. D. A.P. den Tod zu geben. 16 Kameraden
ftarben dort, viele andere mußten monatelang
— zwifchen Tod und Leben in den Kranfenhäufern
Pg. Streicher erzählte mir Jahre darauf eine verbringen, alle anderen Führer wurden poli-
Epifode, die er beobachtet hatte, und die jo recht seilich. gefucht, die Fortführung der Partei mit
bezeichnend ift für den Geift, der am Nachmittag den fchwerften Zuchthausftrafen bedroht, und nur
und Abend des 9. November 1923 in München mit größter Energie Eonnten die Getreuen nad
berrichte. An einer Straßenede entdecte Pg. und nach wieder zufammengefucht und zuerit
Streicher eine Gruppe Parteigenoffen unter unter einem anderen Titel notdürftig zufammen-
Führung des jeßt verftorbenen Pg. Stier. Vor geführt werden, um die Dorausfeßungen zu
ihnen ftand eine Gruppe ſchwerbewaffneter ſchaffen, damit die nationalfozialiftifhe Bewe—
Polizei, welche Pg. Stier in wütender Meife gung nad diefem Interimszuftand wieder ins
aufforderte, die Hände hochzuhalten und in diefer Leben treten Eonnte. Ich perſönlich geitehe, daß
dem Zuſammenbruch den
Weile fih famt allen Kameraden abtranspor- ih auch fofort nah
tieren zu laffen. Stier fchrie fie an: „Ihr könnt Glauben an unfere Sache Feine Minute auf-
uns alle totfchießen, aber mit erhobenen Händen gegeben hatte, und ich bin der Überzeugung, daB
wie Verbrecher laſſen wir ung nicht abführen!“ dies auch bei allen anderen troß begreiflicer
Diefe mutige Haltung hatte doch zur Folge, daß Niedergeſchlagenheit der Fall gewefen sit. ‘Die
unfere Kameraden in ehrenvoller Weife abgeführt nationalfozialiftifche Nevolution, die aus der
wurden. Stimmung und aus der Notwendigkeit des da—
Viele S.A.-Formationen, die fih in Münden maligen Augenblicke mit einem einzigen Sprung
befanden, wurden an diefem Abend abtranspor- fich in die Gewalt des Staates feßen wollte, war
fiert, und die Hallen des Hauptbahnhofes in ſich da—
in diefer Form mißglückt, fie unterſchied
Müncen waren Zeugen leidenſchaftlicher Neden mit in ihrer fpäteren Kampfführung durhaus
aus der Überzeugung eines tiefen Haſſes gegen von der fafchiftiichen. Während diefe nad) ge—
das, was Deutichland am 9. November 1923 an glückter Erhebung vom Staate aus, aljo von
der Feldherrnhalle angetan worden war. oben die noch zurücgebliebene Nation zu er-
ziehen hatte, mußte die Bewegung Adolf Hitlers
ganz von unten, ganz von neuem anfangen, fie
er
mußte unfere Gedanfenwelt gegen den Staat

Wenn wir rücichauend die blutigen Ereigniffe vertreten, fie mußte durch eine Schule ftrengfter
an der Feldherenhalle prüfen, fo werden wir froß Zucht und größter Opfer geben, aber gerade dag,
tiefer Trauer über unfere dort gefallenen Kame- was anfangs von oben erzwungene Notwendig-
raden feftitellen müflen, daß ihr Opfertod nicht feit war, ftellte fih fpäter im Kampf und im
umſonſt gewefen ift. Die Tatfache allein, daß im Opfern als eine fegengreiche Auslefe dar. Es
entſcheidenden Augenblick die Führerichaft der wurde fo die Möglichkeit gegeben, harakterfeite
Bewegung ihr Verſprechen, daß fie auch mit Ein- und ftarfe Menſchen aus allen deutichen Gauen
faß ihres Lebens für diefe Bewegung kämpfen herauszufuchen, in gemeinfamer Arbeit zu unzer-
würde, wahrgemacht hatte, hat ung den Reſpekt frennlihen Kameraden zufammenzufchmieden
unferer Gegner und unferer Anhänger einge- und jene Einheit der Gedanken auf allen Ge-
fragen. Zwar verfuchte die marxiſtiſch⸗jüdiſche bieten herzuftellen in der Praxis des Lebens und
Preſſe in den darauffolgenden Jahren immer nicht duch Verfügungen des Staates. Der
wieder, die Worte deg Führers „Der nächte Tag 9. November 1923 gebar den 30. Januar 1933,
fiebt mich als Sieger oder tot“ in hämiſcher und wenn wir dieſes Tages gedenken, fo gedenken

278 30
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Re — — Er — u SL ——

wir jener Männer, die ihr Leben ließen für die einen rieſigen Kranz nieder mit der Aufſchrift:
deutſche Erhebung. Undihr babtdod geſiegt!
Als Adolf Hitler Reichskanzler geworden war, Von der großen Fahnenſtange, 20 Schritte
und wir ihn dazu beglückwünſchten, da flog er von der Stelle, wo einft die Nationalſozialiſten
gleich darauf nach München. Ich hatte die Ehre, im Blute gelegen hatten, flattert jetzt das Hafen-
ihn zu begleiten. Es war ein wunderſchöner freuzbanner. Tag und Nacht halt S.A. und
Flug. Als wir über Landshut und den anderen S. S. treue Wacht über den großen Kranz big
bayeriſchen Städten flogen, da hat er wohl ernſt zu jenem Tage, da an der Schmalfeite der Feld—
on dieſen 9. November 1923 gedacht, der nun herrnhalle ein Denkmal erftchen wird zum Ge-
gerächt war. Am nächſten Morgen Iegte dann denfen jener, die fi für Deutſchlands Freiheit
Adolf Hitler auf den Stufen zur Feldherrnhalle am 9. November 1923 zum Opfer gaben.

VEDTLLDPLLLLLITZLLDRDLLLILLTE
Srngefaften
das Amt für Volkswohlfahrt mit der NSEW.,
das Amt für Volksgeſundheit mit dem NESD.-
Arztebund, = | 2
. Berichtigung P. R, Weimar | das Rechtsamt mit dem NS. Juriſtenbund,
das Amt für Beamte mit dem Reichsbund ver
Die in.Folge 6 erteilte Auskunft erfährt dahin-
‚gehend eine erfreulihe Nichtigfiellung, dab die M.S.V. Deutſchen Beamten, rege
zum Unterfchied vom W.H.W. weder Duden, Baſtarde, das Amt für. Erzieher mit tem NS.-Lehrerbund,
mit Duden. verheiratet Geweſene und deren ‚Kinder, das Amt für Kriegsopfer mit der MÖS.-Kriege-
noch erbbiologiih Minderwertige betreut, Nichtarier opferverſorgung, | =
‚erfahren alſo Tediglih eine Unterſtützung durd das das Amt für Tehnif mit dem NS.-Bund Deutſcher
Winter hilfswerk. Technik und RTA., == |
L. W., Schöneberg. das Amt NS. -Frauenihaft mit dem Deutſchen
Frauenwerk,
Die vor kurzem von der Reichsregierung erlaſſene
Anderung des Geſetzes zur Verhütung erbfranfen der NS.-Studentenbund,
Nachwuchſes ändert nichts "an den Grundjägen Alg reine Parteiämter find zu nennen: Fe
dieſes Geſetzes, die fih bisher durchaus bewährt haben, Das. DOrganifationsamt mit Amt Ausbildungsweien
ſondern bringt Iedigfih eine Ergänzung in einigen und Amt für Statiftif, das Perfonalamt, das Reichs—
Punkten. Nach der geänderten Faffung des F I4 des Ihulungsamt, das Amt für Kommunalpolitik, dog Amt
Geſetzes zur Verhütung erbfranfen Nachwuchſes darf
eine
für Agrarpolitik, das Amt für ſtändiſchen Aufbau, die
Schwangerſchaft nur unterbrochen werden, wenn
fie zur Abmwendung einer ernſten Gefahr für das Leben Finanzverwaltung, die Propagandaleitung, die Preſſe⸗
oder die Geſundheit der. Schwangeren erforderlih ift fielle, der Wirtihaftsberater, während das Parteigericht
und wenn fie mit Einwilligung der Schwangeren vor» außerhalb dieſer, dem Hoheitsträger unterftellten Ämter
genommen wird. ine Ausnahme ift nah $ 10a
unabhängig feine Funktionen erfült, 5
biervon nur zuläffig, wenn die Schwangerihaftsunter- Dei der Gauleitung und Reichsleitung gibt es außer⸗
brehung auf den Antrag einer Schwangeren ausgeführt dem noch die Inſpektionen und bei der Reichsleitung
‚wird, bei der. ein rechtskräftiger Beſchluß auf Unfrucht⸗ ſelbſt noch folgende Fachämter:
barmachung vorliegt. Ein folder Eingriff darf aber das Amt für weltanſchauliche Uberwachung,
nur vorgenommen werden, wenn die Frucht noch nicht das Außenpolitiihe Amt,
lebensfähig ift und die Schwangere ihr Einverftändnis
erklärt bat — er ift zu unterlaffen, wenn die Unter- das VBerwaltungsamt für die Preffe,
Drehung der Schwangerfhaft eine ernfte Gefahr für und. eine Reihe von Fachbenuftragten im Stab des
dag Leben oder. die Gefundheit.
der Frau mit fih bringen ‚Stellvertreterg des Führers,
würde, Fälle, in denen ein erbfranfer Vater Erzeuger
des Kindes, die Mutter aber erbgefund iſt, fallen nicht
unter dieſes Geſetz. J. Th., Prinzenmoor.
an
1. Politiſche Leiter ſind ſowohl der Ortsgruppen⸗
N.S D..A.P., Wurzbach (Thür.). als auch der Zellenleiter. Der Ortsgruppenleiter
Die Gliederungen der NSDAP. find: iſt dem Zellenleiter übergeordnet. ==
SA. SS, NGSKK., 2. Der Zellenleiter gehört nicht zum Stabe des
die Politiſche Organifation,
die fi) zufammenfekt aus reinen Sahämtern und folden, Ortsgruppenleiters. en | —
die Menichen beireuen, d. h. Ämter, die in Perſonal⸗ 3. Eine eigene Kaſſe bat die Zelle nicht. Die ein-
union mit den großen, von der Partei betreuten kaſſierten Beträge müflen der Ortsgruppenkaſſe
Organiſationen verwaltet werden. zugeführt werden. Be
Dieſe Amter find: |
4. ‘Der Ortsgruppenleiter beſtimmt, wo die Orte-
NSWo. mit ihrer betreuten Organiſation Deutſche gruppen⸗Verſammlungen flattzufinden haben. Wenn
Arbeitsfront. In dieſer betreut ſie insbeſondere die ſich eine Zelle allein in einer: abgelegenen Ortichaft
Betriebsgemeinſchaften 1-16, 2 befindet, jo fann der Zellenleiter mit Genehmigung
NS Hago mit der Deutſchen Arbeitsfront, Be— des Ortsgruppenleiters von fih aus Zellenabende
triebsgemeinichaft 17—18, - veranſtalten. See er er

31
279
Das deutiche Bub
der freie Bauer vom Wulfhof, und ein folhes Denken
macht hart und herrifh, und es möchte ung wohl eim
Grauen erfaffen vor den Folgerungen folder Gedanfen,
wenn fie ſtarr und ohne Gefühl über den nächſten Dien-
Rudolf Stampfuß: - Shen Macht befommen wollen. Aber über Magdalene, ver
für Wulfstohter — aus gleihem Holz gefchnigt wie der
Guftaf Koffinna, ein Leben Vater —, ſteht reifes Frauentum und tiefe Liebe. Sie
die Deutſche Vorgeſchichte. kann den Weg der zu Unrecht gerufenen Feme nicht mehr
aufhalten, aber fie Fann dem, der dur die Rettung
Curt Kabitzſch Verlag, Leipzig 1935. 0,99 NM.
ihres Lebens feine Schuld gefühnt, für eine Furze Zeit
Die Neuwertung der deutſchen Vorgeſchichte, die der
Licht und Liebe bringen. ;
Nationalſozialismus mit ſich brachte, bat dazu geführt,
Das Buch ift erfüllt von ungebeurer Kraft und
daß auch der früher von der Schulwiſſenſchaft aufs
Spannung. Die Verfafferin hat es verftanden, Men-
ſtärkſte bekämpften Anſchauung Guſtaf Koſſinnas end⸗
ſchenſchickſale vor ung Hinzuftellen, die uns erfaflen und
lich die volle Würdigung und Anerkennung dargebracht
noch lange mit uns geben.
wird. Seine richtungweifenden Werfe, in denen er die
Ehre unjerer nordifh-germaniichen Vorfahren gegen»
über einem undeutihen Romanismus verteidigt, bilden Paul Beintfer und 9. W. Scheidt:
die Grundlagen unferes heutigen Willens über die art- „Nachwuſch
s“
eigene Vergangenheit unferes Volkes und find eine
Scharfe Waffe im Weltanfhauungsfampf der Gegen- Allerlei Scherz; und Humor aus dem
wart, Arbeitsdienft.
Das Werk jedes führenden Mannes wird aber erit Alfred Mesner, Berlin, 1934, 2,50 RM.
aus feiner Perfönlichfeit ganz verſtändlich. QIaufende Über den Arbeitsdienft wird vieles von berufener und
deuticher Wolfsgenoflen haben aus Koflinnas Büchern unberufener Feder geichrieben, Eine Seite des Arberts-
ein neues geichichtlihes Weltbild und tieffte DBegeifte- dienftes und Lagerlebens kommt aber ganz felten zu
rung für die deutihe Vorzeit gewonnen und wünſchen, ihrem Recht: Die Fröhlichkeit und der Humor. Wir
aus dem Leben diefes unermüdlihen Vorkämpfers der wollen ja von unjern jungen Arbeitsdienftlern nicht nur
völkiihen Wiſſenſchaft die Einzelheiten Fennenzulernen, Difziplin, Unterordnung und ernfte Pflichterfüllung —
die bisher meift nur einem engeren Kreis von Mit alles GSelbftverffändlichfeiten für eine firaffe national.
arbeitern befannt waren. Die von Rudolf Stamp- foztaliftifhe Organifation —, fondern wir wollen aud
fu, einem der Testen Schüler des 1931 verftorbenen bewußte Lebensfreude und Frohfinn, alfo Feine Koyf-
Altmeifters, verfaßte Biographie führt uns in höchſt hänger, ſondern frifche, lachende Geſichter. Hundert
anſchaulicher Weile das Lebensbild dieſes außergewöhn- luſtige Vorkommniſſe in der engen Gemeinſchaft des
lihen Mannes vor Augen. Wir erfehen den ganzen Lagerlebens geben täglich Stoff für Wort und Bild,
aufopfernden Lebenskampf des Forfihers, der über
20 Jahre einen unbefriedigenden DBrofberuf als
Bibliothefar ausüben mußte, bis es ihm gelang, eine Bücher zu unferen Auffäßen:
Profeffur für deutihe Archäologie zu erhalten. Wir
erleben, wie Koflinna die Feſſeln überlebter Anſchauun— „Germanischer Geist am Mittelmeer“
gen abftreift und mit den von ihm gejchaffenen neuen
Forſchungsmethoden umftürzende Erfenntniffe über die Alfred Maderno:
Ausbreitung der indogermanifhen und germanifchen „BSermanifhes Kulturerbe am
Völker erfihließt und wie er mit der Gründung und
Leitung der Gefellihaft für Deutihe Vorgeſchichte, des Mittelmeer‘
heutigen Reichsbundes für Deutihe Vorgeſchichte, mit Keil-Derlag, Berlin, 1934, Preis 4,— RAM.
der Herausgabe der Zeitfchrift „Mannus“ und der
Mannusbicherei der durch ihn zur GSelbftändigfeit ge- Alfred Maderno:
führten Vorgeſchichtswiſſenſchaft den organtſatoriſchen „Königinnen
Unterbau erkämpft und fihert. Keil⸗Verlag, Berlin, 1935, Preis 5,50 NM.
Das mit vier Dildtafeln gut ausgeftattete Buch wird
allen Partei-, Volks⸗, Schul» und Muſeumsbüchereien Albrecht Haupt:
beftens empfohlen, „Die Baufunfider Germanen‘
Wir wünſchen es in bie Hand jedes Freundes der
beutfhen Vorgeſchichte, zumal, da fein niedriger Preis Verlag Ernft Wasmuth, Berlin, 1935, Preis 12,— RM.
jedem die Anfhaffung ermöglicht.
„Woher stammen die Runen ?“
Dofefa Beren-Iotenohl: Karl IH. Weigel:
Der Femhof ‚Runen und Sinnbilder”
Verlag Eugen Diederichs, Dena, 1934. 285 ©, Verlag Alfred Mesner, Berlin, 1935. Preis 3,30 AM.
3,80 AM., Lw. 5,40 RM.
Das ift eine Geſchichte von willensftarfen, unbeug- „Erinnerungen an den 9. November
famen Menichen, eine Geihichte von Schuld und Sühne.
Aber im Mittelpunft und noch über den Menſchen ſteht 1923“. I. Teil
der Hof und die Auffaflung von echtem Bauerntum: Alfred Roſenberg:
„Der Bauer ift der Knecht Gottes, dem der Schöpfer
fein Werk zu Lehen gab“, und „jeder ſchlechte Bauer il
„Blutund Ehre! m
ein Verräter”, Diefes Denken vom Bauern befist Wulf, Eher⸗Verlag, München, 1934. Preis 4,50 AM.

Auflage der Augufl-Folge 1125000.


Nahdrud, auch auszugsweiſe, nur mit Genehmigung der Shriftleitung. Herausgeber: Reichsſchulungsleiter
Hauptichriftleiter und verantwortlih für den Geiamtinhalt: Kurt Jeſerich, Berlin WB 9,
Dr. Mar Frauendorfer.
G.m.b H.
Leipziger Plag 14. Sernruf A 2 Flora 0019. Verlag: Zentralverlag der N.S.D.AP. Sram Eher Nachf.
Berlin EW 68, Zimmerſtraße 88. Fernruf Al Jäger 0022. Druck: Müller & Sohn G.m.b.H.,Berlin SW 68.

280 32
National- |
Sozialiftifche |

find in ihrer unbedingt ein=

deutigen Haltung und durch


| mM... die Dunfelmäanner aller
umfaffende Erörterung Schattierungen fihh immer mehr indie

von srundfäglichen Enge getrieben fehen, fo ift das nicht


zulett ein Derdienft vom ‚Schwarzen
Fragen der nationalfozias
Rorps’. Wohlunterrichtet und rüd-
liftifchen Weltanfchauung fichtslos meldet fi} die Rampfzeitung
der 89 allwöchentlicdh zum Mort:
alsharter®egneraller $einde der Be-
die wegung, als treuer Hüter nordifchen

zentrale Jeitfchrift Bedanfengutes, als geiftiger und


weltanſchaulicher Wegweiſer für hun:
der Partei Öerttaufende Öeutfcher Wolfsgenoffen

Jeden Mittwoch neu!


Überall für 15 Pfennig!
Umfchlagzeichnung von Robert Bernhardt
UNDDER DEUTSCH
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Westgotische Adlerfibel
heute im Museum zu Nürnberg
Aufnahmen: Wasmuth
BERLIN, AUGUST
1935 +1.JAHRGANG 8. FOLGE
PREIS 10 RPF.

REICHSSCHULUNGSAMTOERNSOAP
UND derDEUTSCHENAIRDEITSFRONT

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