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Gerinnung 1
Gerinnung 1
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Prof. Dr. Ulrich Sachs
Zentrum für Transfusionsmedizin
und Hämotherapie
Auslösendes Ereignis
(z. B. Verletzung)
Angeborene
Einflussfaktoren
(z. B. FVL-Mutation)
Erworbene
Einflussfaktoren
Blutgerinnung (z. B. Sepsis)
Angeborene
Einflussfaktoren
(z. B. Hämophilie)
Gefäßverschluss
Erworbene (Thrombose)
Einflussfaktoren
(z. B. Milzruptur) weitere Faktoren
Wundverschluss Embolie
Kein Wundverschluss Wundheilung
Klassifikation der akuten Blutung: American College of Surgeons
I II III IV
Verlust [ml] < 750 750-1500 1500-2000 ≥ 2000
% Volumen < 15% 15-30% 30-40% ≥ 40%
Puls < 100 > 100 > 120 ≥ 140
Blutdruck normal normal niedrig niedrig
Pulsdruck normal niedrig niedrig niedrig
kapilläres normal verzögert verzögert verzögert
Refill
Atmung 14-20/min 20-30/min 30-40/min > 35/min
Urin > 30 20-30 5-15 <5
Psyche ängstlich sehr verwirrt verwirrt,
ängstlich lethargisch
•kleinere Fraktur 100 – 500 ml
Shear stress
1. Bildung des extrinsischen Aktivierungskomplexes (TF+FVIIa)
2. Bildung von aktiviertem Faktor X (FXa) aus plasmatischen Faktor X
3. Faktor Xa als Enzym und Faktor Va als Kofaktor bilden den
II
Prothrombinasekomplex X
VIIa
IIa
Xa Va
- - --
-- Xa
TF
IIa
Fibrin
Fibrinogen
Thrombin
D E D D E D
Fibrinopeptide
A und B
E D D E D D E D D
FXIIIa
D D E D D E D D E
E D D E D D E D D
Extrinischer Weg
(„von außen wirkend“)
VIIa+TF
X Xa
Va
XIIIa quervernetztes
Fibrinogen Fibrin
Fibrin
Ca2+,
Thrombin
Fibrin/Fibrinogen
XIII XIIIa
Aktivierungs-
Dissoziation der
Peptid
B-Untereinheiten
(aus A-Untereinheit)
Muskel- und Hauthämatom Gelenkblutung nach Sturz
nach i.m.-Injektion bei bei Hämophilie A
Hämophilie B (= Mangel an Faktor VIII)
(= Mangel an Faktor IX)
Verstärkerschleifen (amplifier loops) in der Gerinnung
VIIa
VII IX IXa
VIIa
TF
Va XI
V
XIa
IIa
VIIIa
VIII
VIIIa
IXa
V
X
Va
Xa
VIIa+TF
IIa
II
Zusammenfassung 1
- die Anhaftung und Aktivierung der Blutplättchen (primäre
Hämostase) und die Aktivierung des plasmatischen
Gerinnungssystems (sekundäre Hämostase) greifen Hand in Hand
- die Faktoren der plasmatischen Gerinnung liegen im strömenden
Blut als inaktive Faktoren vor – Ausnahme ist Faktor VIIa
- Die initiale Thrombinbildung (Bildung von FIIa) wird durch
Kontakt von FVIIa mit tissue factor (Gewebefaktor) ausgelöst:
Faktor X wird durch FVIIa/TF zu FXa aktiviert. FXa bildet mit FVa
den Prothrombinasekomplex. Dieser aktiviert Prothrombin (FII) zu
Thrombin (FIIa).
- Die initiale Thrombinbildung verstärkt den Gerinnungsprozess;
Thrombin aktiviert die Faktoren V, VIII und XI. Der Komplex aus
FVIIa/TF aktiviert Gerinnungsfaktor IX (amplifier loop).
- es entsteht eine positive Rückkoppelung mit Potenzierung der
Thrombinbildung
Kininogen-Kallikrein-System
XI
XII XIIa
XIa
IX IXa+VIIIa VIIa+TF
X Xa
Va
XIIIa quervernetztes
Fibrinogen Fibrin
Fibrin
Bestandteile des Gerinnungssystems
-Antithrombin/Heparin-System
-Thrombomodulin
-Protein C/Protein S
Antithrombin-Heparin-System
Heparin
IIa AT FIIai-AT
II
Heparin
Xa AT FXai-AT
TF VIIa
Heparinwirkmechanismus
Das Antithrombin-Heparin-System inhibiert auch (allerdings
mit geringerer Affinität) die Faktoren IXa, XIa und XIIa.
Anmerkung:
In vivo bilden Heparanproteoglykane der Endothelzell-
Oberfläche die Heparinkomponente.
Protein-C-System
VIIIa FVIIIai
IXa
IX X
TF VIIa PS + APC
X Xa
Va FVai
II aktiviertes
Protein C (APC)
IIa + TM
Protein C (PC)
TFPI
Xa VIIa
TF
Zusammenfassung 2
- die Ausbildung eines Gerinnsels wird an mehreren Stellen durch
verschiedene Faktoren beeinträchtigt
- die klinisch wichtigsten Faktoren zur Kontrolle des
Gerinnungssystems sind Antithrombin (AT), Protein C und Protein S
- Antithrombin inaktiviert vor allem F IIa und F Xa.
- Protein C/Protein S inaktivieren vor allem die geschwindigkeits-
bestimmenden Faktoren Va und VIIIa. Dazu muss Protein C
zunächst über Thrombomodulin/FIIa aktiviert werden.
- TFPI inhibiert F Xa und den Komplex aus TF und F VIIa. Die
biologische Bedeutung ist groß, klinisch spielt TFPI eine
untergeordnete Rolle.
Fibrinolyse
Das Schlüsselenzym der enzymatischen Auflösung von Fibrin
(Fibrinolyse) ist Plasminogen.
u-PA
Autokatalyse
t-PA+Fibrin
D E D D E D D E D
D E D D E D
D-Dimer
D-Dimere können nur durch Plasmin-
einwirkung aus bereits quervernetztem
Fibrin entstehen. Sie sind Marker der
Fibrinbildung mit Fibrinolyse. Fehlende
D-Dimere schließen eine Thrombose
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus.
Kontrolle der Fibrinolyse
α2-Antiplasmin
u-PA
PAI-1 Autokatalyse
t-PA+Fibrin
Hämorrhagische Diathese
primär sekundär
(ohne verursachende (mit verursachender
Grunderkrankung) Grunderkrankung)
z. B. alkoholtoxische
z. B. Hämophilie
Leberzirrhose mit
(Bluterkrankheit)
Leberinsuffizienz
Primäre hämorrhagische Diathesen
Thrombozytopathien
•erworben
•hereditäre Formen Hemmkörperhämophilie
Medikamte, die zu einer Beeinflussung der Thrombozytenfunktion
führen können
GP IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten Antikoagulanzien
Abciximab Heparin
Tirofiban
Epitifbatide Thrombolytika
Streptokinase
Antibiotika rTPA
Penicillin
Cephalosporine Psychopharmaka
Nitrofurantoin Trizyklische Antidepressiva
Hydroxychloroquin Phenothiazine
Zusammenfassung
- Untersuchungen zur Thrombozytenfunktion sind technisch
aufwändig und stehen in der Regel nicht als Routinediagnostik zur
Verfügung.
- Patienten werden über eine strukturierte Anamnese identifiziert.
- Die häufigste Ursache für Störungen der Thrombozytenfunktion in
der Klinik ist die Einnahme von Medikamenten.
- Therapeutische Optionen (je nach Patient/Klinik):
-ausgeglichene plasmatische Gerinnung
-ausreichender Hämatokrit
-Stimulation der VWF-Freisetzung mit Minirin®
-Thrombozytentransfusionen
Thrombinzeit TZ
Fibrinogen
Antithrombin AT
Global-, Gruppentests
Das Basislabor: Quick Ia
IIa
II Va
Xa
TF VIIa
Das Basislabor: Quick
Gewebsthromboplastin
F VII F VIIa
Ca2+
FX F Xa
Phospholipide, Ca2+
Chromogene
F IIa F II
Methode FV, PL,
Ca2+
Fibrinogen Fibrin
Koagulometrische
4-Nitroanilin Peptidsubstrat
Methode
Das Basislabor: Quick
Beispiele:
11,9 sec = 100%
5,9 sec = 150%
24 sec = 50%
Einflussgrößen:
•Mangel an F II, V, VII, X
•Mangel an Fibrinogen, Dysfibrinogenämie
•Fibrin(ogen)spaltprodukte
•Antikörper gegen Gerinnungsfaktoren
•Antikoagulanzien (Cumarine, direkte Thrombininhibitoren)
•Stabilität der Probe nach Entnahme: 4 Stunden
Indikationen:
•Präoperatives Screening
•Überwachung der oralen Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten
•Beurteilung der Lebersyntheseleistung
Das Basislabor: Quick – International Normalized Ratio (INR)
INR 2-3
sekundäre venöse
Thromboembolieprophylaxe
Das Basislabor: PTT
IX
XI XIa
VIIIa
IXa
IIa
Xa
X
usw.
Das Basislabor: PTT
Die aPTT startet über eine Kontaktaktivierung von F XII und F XI. Sie kann
koagulometrisch oder chromogen gemessen werden.
Einflussgrößen:
•Mangel an F XII, XI, VIII, IX sowie II, V, X
•Mangel an Fibrinogen, Dysfibrinogenämie
•Antikörper gegen Gerinnungsfaktoren
•Lupusantokoagulanz
•Unfraktioniertes Heparin
•Stabilität der Probe nach Entnahme: 4 Stunden (Heparintherapie: 1 Stunde)
Indikationen:
•Präoperatives Screening
•Suchtest bei Verdacht auf hämorrhagische Diathese
•Kontrolle einer Behandlung mit unfraktioniertem Heparin
Wichtige Fehlerquellen bei Gerinnungsanalysen
-Stau der Vene von mehr als drei Minuten verlängert die
PTT, die Thrombinzeit, erhöht AT und FVIII
-Fibrinogenvarianten (Dysfibrinogenämie)
XII
XI
IX VII
VIII X
V
II
PTT I
Globaltest plasmatische Gerinnung
XII
XI
IX VII
VIII X
V
II
Quick/INR I
Zusammenfassung Antikoagulation
- Häufigste Ursache einer Blutungsneigung ist die med.induzierte
hämorrhagische Diathese
- Marcumar, Heparin und neue Antikoagulantien stören die
plasmatische Gerinnung mit zum Teil langen Halbwertzeiten
- Ein Quick von 40% oder INR 2,0 ist in der Regel ausreichend,
für die neuen Antikoagulantien stehen keine Erfahrungen zur
Verfügung es ist mit einer starken Blutungsneigung
auszugehen.
- ASS und viele Schmerzmittel (Bedarfsmed.) stören die
Thrombozytenfunktion – Anamnese!
- Eingriffe unter ASS 100 in der Regel möglich
- Vor dem Absetzen dieser Med. immer erst Rücksprache nach
Indikation (MKE und Stents sind Hochrisikosituationen), VF ist
vernachlässigbar.