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Politische Musik in der 68-er

Bewegung

Carol Brunthaler

8B

Betreuerin: Dr. Alice Heregger

Februar 2021

Erich Fried Realgymnasium, BRG9

1090 Wien, Glasergasse 25


Abstract
Musik ist schon immer ein großes persönliches Interesse meinerseits. Mein stetig wachsendes
politisches Interesse und auch Engagement hat mir schnell gezeigt dass dies zwei Dinge sind die
man durchaus miteinander kann, wenn nicht sogar muss. Als ich im Vorfeld meiner Themenwahl
etwas gebrainstormt habe, bin ich auf ein Cover des „Rauchhaussongs“ von Ton Steine Scherben
der deutschen Punkband „Swiss & die Andern“ gestoßen. Dieses Lied erweckte mein Interesse und
ich entschied mich dann aber über die Zeit vor den „Scherben“ zu schreiben. Wie ist es überhaupt
dazu gekommen, dass man mit politischer Musik berühmt werden kann? Woher kommt diese
Verbindung? Dies sind einige Fragen, die ich dem*r Leser*in während des Lesens beantworten
möchte oder die sogar neugierig auf weitere Recherche und musikalische Tipps machen könnten.
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung.................................................................................................................. 4

2 Mein Arbeitsprozess..................................................................................................4

3 Was fällt unter „politische Musik“?...........................................................................5

3.1 Begriffsdefinition......................................................................................................................5

3.1 Politische Musik – eine Chronologie........................................................................................6

4 Die 68-er Bewegung................................................................................................10

4.1 Künstler der Bewegung..........................................................................................................15

4.2 Das Woodstock-Festival......................................................................................................... 19

5 Analyse zweier Songs mit politischer Message.......................................................22

6 Was hat die Publikation von politischen Songs in den Jahren der 68-er Bewegung
gesellschaftspolitisch bewirkt?...................................................................................24

7 Literaturverzeichnis.................................................................................................25

5 Abbildungsverzeichnis.............................................................................................26
4

1 Einleitung
Musik und Politik sind zwei Themen, die jedem Menschen, egal ob freiwillig oder
unfreiwillig, über den Weg laufen. Nichts ist eigentlich „unpolitisch“, auch Musik nicht.
Sie entsteht fast überall in der Welt wo Menschen leben und wird in den
verschiedensten Lebensbereichen eingesetzt.1 Wir finden Musik in den
verschiedensten Bereichen: Zur eigenen Unterhaltung, als widererkennbare
Werbemelodien aber wohl am meisten auf einem kulturellen Gebiet. Mithilfe von
Musik können aber auch politische Themen gut verarbeitet werden, manchmal sogar in
einer Weise dass der Hörer es gar nicht bewusst mitbekommt. Musikrichtungen oder
Liedertypen wie Protestsongs, Propagandasongs oder die Wurzeln des Punk-
Musikgenres nehmen sich ihre gesamte Überlebenskraft aus der Instrumentalisierung
von politischen Themen zu einem musikalischen Zweck. Oder doch andersherum?
Eines der besten Beispiele für das Antreffen von Musik zu politischen Zwecken und mit
politischen Ereignissen ist die 68-er Bewegung. Wo manch einer der älteren Generation
in Deutschland noch dafür sorgte, dass deutsche Schlager die Charts regierten, konnten
sich die jungen Leute rasch für die Welle der schnellen, direkten und aussagekräftigen
Musik aus den USA und Großbritannien begeistern. Künstler*Innen wie Janis Joplin,
Jimi Hendrix, The Who und die Rolling Stones kommen einem hier schnell in den Sinn.
Aktivitäten, wie das „Woodstock-Festival“, versprachen unter dem großen Banner von
„3 Days of Peace & Music“ ein Festival, das den Zeitgeist dieser Jahre perfekt einfing
und wahrscheinlich sogar unbewusst eines der größten politischen Appelle an seine
Besucher und die gesamte Weltbevölkerung auch in der Folgezeit war.

2 Mein Arbeitsprozess

Im Laufe meiner vorwissenschaftlichen Arbeit habe ich mich mit der 68-er Bewegung
und vorallem ihrer musikalischen Komponente auseinandergesetzt. Zu Beginn meiner
VWA kläre ich die Frage „Was genau ist eigentlich politische Musik?“, woher sie kommt
und was ein politisches Lied ausmacht. Hier sieht man schnell dass es gewisse
geschichtliche Zeitpunkte gab, in der diese von größerer Relevanz war; zum Beispiel die

1 Vgl: http://volksstimme.at/index.php/blog/item/269-warum-ist-musik-politisch.html (21. 10. 2020)


5

68-er Jahre. Um diesen Zusammenhang zu verstehen, muss man sich die


Protestbewegung allerdings etwas genauer ansehen.

3 Was fällt unter „politische Musik“?

Musik ist seit langem eine nicht mehr wegzudenkende Komponente in der Gesellschaft.
Neben vielen anderen Bereichen wird sie auch zu politischen Zwecken genutzt. Hier
stellt sich jedoch die Frage: Was ist politische Musik eigentlich?

3.1 Begriffsdefinition
Musik dient den Menschen größtenteils als Unterhaltungsfaktor. Egal ob in der
Werbung, im Theater oder einfach durch Lieder; sie ist überall zu finden. Wenn man die
Geschichte zurückverfolgt, erkennt man, dass die frühesten bekannten
Musikinstrumente bereits vor ca. 35 tausend Jahren entstanden sind.2 Politik gibt es
mindestens schon genauso lange, und sie kann als „Soziales Handeln, das auf
Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein
verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“3 beschrieben werden.
Sie kann Menschen unbewusst beeinflussen, Meinungen ändern oder als Form der
Kommunikation dienen. Die Phrase „politische Musik“ ist allerdings mit einer
mehrfachen Bedeutung besetzt:
Bereits 1851 hat der deutsche Journalist, Novellist und Kulturhistoriker Wilhelm
Heinrich Riehl betont, dass diese Art der Musik oft in einem sozial „linken“ und
gesellschaftskritischen Kontext steht. 4
Sehr oft wird der Begriff auch im Zusammenhang mit den internationalen
Student*Innen- und Protestbewegungen um 1968 und deren Nachwirkungen bis in die
Gegenwart verwendet.5 Zuletzt wurde die politische Musik als „politisch engagierte
Musik“ einer vermeintlich „unpolitischen“ Musik gegenübergestellt. Vielfach wird die
politische „Message“ von Liedern gar nicht vom Urheber selbst bewusst erzeugt,
sondern entsteht erst in der Auffassung des Publikums nach der Veröffentlichung und
2 Adler, Guido: Handbuch der Musikgeschichte. Frankfurter Verlags-Anstalt, Frankfurt am Main 1924
3 Vgl: Bernauer, Thomas: Einführung in die Politikwissenschaft. Studienkurs Politikwissenschaft.
Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009, S. 32.
4 Vgl: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/politische-musik (Zugriffsdatum;: 3. 2.
2021)
5 Vgl. https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/politische-musik (08. 08. 2020 )
6

nach dem Erlangen eines öffentlichen Bekanntheitsgrads. Der Autor Peter Stachel
erwähnt in seinem Artikel „Politische Musik“ im Österreichischen Musiklexikon, dass
die ursprüngliche Intention politischer Lieder nach einer Zeit verloren gehen oder eben
im Nachhinein erst von Außenstehenden betont wird. Hierbei kann man von einem
„indirekten“ Textbezug und einem „direkten Textbezug“ sprechen. Bei einem direkten
Textbezug ist der Zweck sehr offensichtlich.

„Wir sind des Hitlers braune Sturmkolonnen,/wir führen stolz das


Hakenkreuzpanier/wir haben kühn den Kampf ums Recht begonnen/wir künden
froh/Das Dritte Reich sind wir...“6

Bei einem indirekten Textbezug kann der Text oft vom Leser bzw. Zuhörer im
Nachhinein erst interpretiert werden.

„Wann wir schreiten Seit' an Seit‘/und die alten Lieder singen/und die Wälder
widerklingen/fühlen wir, es muss gelingen:

Der Grund, warum diese Textstelle konkret zitiert wird, ist der Fakt, dass sich dieses
Lied sowohl in einem Liederbuch der sozialistischen Bewegung, als auch in einem der
Hitlerjugend7 findet. Hier sieht man deutlich den Spielraum, der dem Leser zum
Interpretieren gelassen wird. Viele Menschen stehen dieser Instrumentalisierung
allerdings sehr skeptisch gegenüber und sind der Meinung „Politik habe nichts in einem
musikalischen Bereich“ zu suchen.

3.1 Politische Musik – eine Chronologie

Das bereits oben erwähnte „politische Lied“ kann viele verschiedene Formen
annehmen. So gibt es zum Beispiel kämpferische Freiheitslieder, Trauergesänge über
Opfer eines Ereignisses oder Lieder die das bestehende soziale Differenzen beklagen.
Anhand diesem Umfang von Beispielen, bei denen Musik als politische
Instrumentalisierung genutzt wird, wurde oder unfreiwillig zu dieser gemacht wird,

6 Schwarz-Reisingen, Erwin: Neues Deutschland. Die bekanntesten Kampf- und Freiheitslieder. Bd.1
7 Stumme, Wolfgang (Hg.), Junge Gefolgschaft. Neue Lieder der Hitler-Jugend. Wolfenbüttel und
Berlin-Verlag 1938. S. 50
7

kann man eine dementsprechend vielseitige, lange und immer noch andauernde
Chronologie politischer Musik beobachten.
Politische Musik oder das sogenannte „politische Lied“ spielen im deutschsprachigen
Raum das erste Mal in den mündlich überlieferten Volks- und Arbeiter*Innenliedern
eine große Rolle. Im Jahre 1918 kam der Musiker Hermann Scherchen nach dem ersten
Weltkrieg aus Russland zurück. Er bewunderte die dort alltägliche Verbindung
politischer Zwecke und musikalischer Kunst. Zu einigen russischen Künstlern
entwickelte er ein starkes, freundschaftliches Verhältnis, übersetzte sogar ein
russisches Lied in die deutsche Sprache und veröffentlichte den Text in seiner „MELOS –
Musikzeitschrift für neue Musik“. Scherchen fungierte nebenbei auch als Dirigent
zweier Arbeiterchöre. Mit ihnen sang er das eigens ins Deutsche übersetzte,
ursprünglich russische Arbeiterlied Смело, товарищи, в ногу! (Tapfer, Genossen, im
Gleichschritt) das in kürzester Zeit zu dem bedeutenden Lied „Brüder zur Sonne, zur
Freiheit“ der deutschen Arbeiterbewegung werden sollte.8 Dem 1919 erstmals
verwendeten eher abfälligen Begriff des „Kulturbolschewismus“, beziehungsweise
„Musikbolschewismus“ in diesem Fall, fiel Scherchen schnell zum Opfer. Der generelle
Begriff des „Kulturbolschewismus“ bezeichnete die vermeintliche Verbreitung des
russischen Bolschewismus mithilfe kultureller Mittel. Er stand aber auch für eine
Anfechtung der konservativen, „traditionellen“ und bald auch nationalsozialistischen
Werte. Kritiker der sogenannten „Neuen Musik“ verstanden dies als eine direkte
politische Handlung, was wiederum zu einer musikalischen Politisierung des Landes
führte.9 Dies könnte man auch als den Ursprung für die spätere, eindeutig
nationalsozialistische Bezeichnung „Entartete Musik“ sehen, die entstand um jegliche
Kunstform zu degradieren, die nicht den Idealen der NS-Herrschaft entsprachen.
Der Begriff „politische Musik“ war allerdings nicht nur negativ behaftet. Der
österreichische Komponist und Musiktheoretiker Hanns Eisler komponierte neben
verschiedensten Orchesterwerken, Kammermusikstücken und Filmmusikstücken einige
(meist Gesangs-)stücke die eng mit der sozialistischen, deutschen Arbeiterbewegung
verknüpft sind. Eisler nahm seine Inspiration teilweise aus seinen Reisen in die UdSSR.

8 Frevel, Bernhard: Musik und Politik – Dimensionen einer undefinierten Beziehung, Regensburg:
ConBrio Verlagsgesellschaft, 1997, S. 14
9 Vgl: Ebd. S. 15
8

Die Verknüpfung von kulturellen und politischen Aspekten begeisterte Eisler sofort.10
Nach weiteren, anspruchsvolleren Kompositionen, auch in Zusammenarbeit mit
Zeitgenossen,wollte Eisler eine „antifaschistische Einheitsfront“ aus Musikern bilden.
Dieses Projekt scheiterte an einem Konflikt der zwar gleichgesinnten, kommunistischen
Akteure, der aber eine Internationalisierung der „roten“ musikalischen Standpunkte
verhinderte. Parallel dazu wurde der Begriff „Entartete Musik“ immer präsenter, und
die Nationalsozialisten veranstalteten in den Jahren 1937 und 1938 in der mittlerweile
immer größer werdenden Diktatur des Dritten Reichs eine Ausstellung unter
demselben Titel ab. Eisler und seine Kollegen, die teilweise in Russland Schutz gesucht
hatten mussten erneut flüchten. Eisler selbst ging kurz vor Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs ins Exil nach Amerika. 11
Im Nachkriegsdeutschland fanden sich stets Schlager und Heimatlieder, die das
zerrüttete Gemüt der Deutschen nach dem Krieg besänftigen sollten und eine „heile
Welt“ vorgaukelten, an den Spitzen der damaligen Charts. Künstler*Innen wie Freddy
Quinn, Peter Alexander oder Caterina Valente gehörten damals zu den häufig
gespielten, heimatverbundenen Interpreten. Doch diese vermeintlich ruhige Stimmung
hielt nicht lange an. Freddy Quinn schrieb einen Song mit dem Titel „Wir“.

„Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? WIR! / Wer sorgt sich um den
Frieden auf Erden? WIR! / Ihr lungert herum in Parks und in Gassen / Wer kann eure
sinnlose Faulheit nicht fassen? WIR! WIR! WIR!“12

Quinn sang hier alles, was sich die Eltern- und Vormundsgeneration damals über die
langsam aufkommende Protestbewegung der Studenten dachten. Vor allem in West-
Berlin ließen sich nun überall verschiedene Gruppen jugendlicher „Gammler“ blicken.
„Gammler“ wurden damals Jugendliche genannt, die nicht der sozialen Norm
entsprachen, die sich für einen gewissen Zeitraum oder auch für immer aus der
Gesellschaft ausgliederten und die unzufrieden mit der vorherrschenden Situation
waren. Sie „lungerten in Parks und Gassen“ und werden von dem Rest der Gesellschaft

10 Vgl: Frevel, Bernhard: Musik und Politik, Regensburg: 1997; ConBrio Verlagsgesellschaft
11 Ebd.: S. 20 s
12 Vgl: Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag
9

als „faul“ bezeichnet.13 Ein Artikel der Zeitschrift „Der Spiegel“ aus dem Jahr 1966
bezeichnet sie als „langhaarig, trinkfest, schmuddelig, gleichgültig“ und von Touristen
aus Westberlin wurden sie wie exotische Tiere aus dem Zoologischen Garten
behandelt. Parallel zum Aufkommen der „Gammlerbewegung“ fand sich in den
deutschen Charts nun auch vereinzelt „britische Beat-Musik“ in Form von Bands wie
(anfangs großteils) den Beatles, aber dann auch den Rolling Stones wieder.14 Im Jahr
1968 standen zum Beispiel innerhalb von weniger als zwei Monaten sowohl die Beatles
mit „Hello Goodbye“ und Peter Alexander mit „Der letzte Walzer“ an der Spitze unter
den Top 5 der deutschen Hitliste. 15

Abbildung 2: Junger Gammler vor Friseur-Schild,


Abbildung 1: Spiegel-Deckblatt mit Gammlern,
https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-in-den-1960ern-als-die-polizei-
https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-in-den-
gammler-an-der-gedaechtniskirche-jagte-a-1196555.html#fotostrecke-
1960ern-als-die-polizei-gammler-an-der-
53f42732-0001-0002-0000-000000159045, Bildagentur für Kunst, Kultur und
gedaechtniskirche-jagte-a-
Geschichte /Günter Zint, (Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)
1196555.html#fotostrecke-53f42732-0001-0002-
0000-000000159045 (Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)

Ganz oben in den deutschen Charts stehen allerdings immer noch die deutschen Hits
wie zum Beispiel Heintjes „Mama“, was den damals 12-jährigen Niederländer zum
Weltstar machte. 16 Woher also nimmt man den Zusammenhang der Jugendprotesten
und der damals so oft kritisierten Rockmusik an? Um diesen Zusammenhang zu
verstehen, muss man erst die Bedingungen und Zustände dieser Zeit genauer ins Auge

13 Vgl: https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-in-den-1960ern-als-die-polizei-gammler-an-der-
gedaechtniskirche-jagte-a-1196555.html
14
15 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag
16 Vgl: https://multimedia.swr.de/die-68er-musik#5320
10

fassen. Worüber hätten die Künstler schreiben können? Was und wen kritisierten sie so
stark in ihren Texten?

4 Die 68-er Bewegung

„6 und 8. Vergleichbar mit dem Öffnen einer Schublade, in der alte Dokumente,
vergilbte Fotos, Briefe und Tagebücher liegen.“ 17 Wenn man über die „68-er
Bewegung“ spricht, entstehen bei den meisten Menschen sofort einige Bilder im Kopf.
Hippies, viele Drogen, Musik, aber auch allgemeine Aufbruchsstimmung,
Nazivergangenheit, die unter den Teppich gekehrt wird und eine sexuelle Revolution.
Die 68-er nur in diese eher stereotypischen Kategorien einzuordnen wäre allerdings ein
wenig zu einfach. Hier stellen sich also einige Fragen: Was ist in dieser Zeit genau
passiert? Was genau macht das Jahr so wichtig, und was bleibt von „68“?

Die „68-er Bewegung“ ist ein Überbegriff für eine weltweite linke Protestbewegung in
den 60er-Jahren, die einen kulturellen und sozialen Umbruch forderten. Abgesehen
vom Jahr 1968 waren die 60-er Jahre ohnehin schon eine Ansammlung von
revolutionären, weltbewegenden Ereignissen wie der kubanischen Revolution, die
Anfänge der Black Power Bewegung, dem Prager Frühling und die Olympischen Spiele
in Mexiko.18 Die Zahl „68“ sticht hervor, da die Bewegung im Jahr 1968 ihren
Höhepunkt erreicht hatte. Man könnte den Begriff, „68-er Bewegung“
großzügigerweise allerdings auch als Chiffre für verschiedene politische und
gesellschaftliche und vor allem transnationale politische Ereignisse von den
fortgeschrittenen 50-er Jahren bis in die jungen 70-er Jahre bezeichnen.
Erwähnenswert ist hier die Schlussfolgerung, dass diese Situation der allgemeinen
Unzufriedenheit der (meist) Jugend das deutliche Ergebnis einer Generation war, die in
den ihnen zuvorgekommenen Jahren nicht nur einen politisch sondern auch einen
eindeutigen wirtschaftlichen Wandel durchmachte. Die Mehrheit der Beschäftigten war
im Handel, Verkehr, Gastgewerbe, der Finanzierung – kurz gesagt, im
Dienstleistungssektor tätig und war somit aktiv betroffen. Parallel dazu, veränderten

17 Vgl: Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 11
18 Vgl: https://www.welt.de/geschichte/article175238152/Mordanschlag-1968-Sind-Sie-Rudi-
Dutschke-fragte-der-Attentaeter.html (21. 10. 2020)
11

sich die allgemeinen Ansprüche an das Wissen und die Qualifizierung, was sich
wiederum in einer Bildungsreform zeigte. Studentinnnen und Schülerinnen wollten
jetzt abseits des gesellschaftlich konservativ wünschenswerten Lebens als Ehefrau auch
eine ebenso gute Bildung wie ihre männlichen Mitbürger genießen. Die 68-er Jahre
legten einen deutlichen Grundstein der feministischen Bewegung, die davor nur sehr
klein, unscheinbar und kleingehalten agierte, da Geschlechterrollen und -verhältnisse
noch tief in der Gesellschaft verankert waren. Diese Forderungen und neue liberale
Gedanken lassen sich auch im nächsten ausschlaggebenden Thema wiederfinden: In
der Demokratisierung. Die 68er-Jahre waren ein wichtiger Grundstein für die sich
dauerhaft weiterentwickelnde Demokratie und Demokratisierung der Menschen. 19
„Mehr Demokratie wagen“ lautet eine bekannte Aussage des 1969 gewählten, ersten
sozialdemokratischen Regierungschefs Willy Brandt, den die junge Generation
allerdings erst eher kritisch betrachtete.20 Die Studenten und ihre mitkritischen
Zeitgenossen waren auch starke Verfechter eines umgehenden Wertewandels. Ein
allgemeines Umdenken das auf Ordnung, Erziehung und persönliche Werte bezogen
war konnte man in den mittleren 60-er Jahren und frühen 70-er Jahren beobachten.
Ein weiterer Faktor für die allgemeine Politisierung (in Deutschland) ist auch die
Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des Landes. Hier gab es
Meinungsverschiedenheiten und Streitpunkte zwischen der sogenannten 45-er
Generation – diese bezeichnete Menschen die nach Ende von Hitlers Regime und somit
somit Ende des Zwiten Weltkrieg geboren worden waren, bzw schon vorherim
Nationalsozialismus groß geworden waren – und den jungen, intellektuellen aber auch
radikaleren Menschen. Der allgemeinen Aussage, die 68-er-Bewegung sei nur eine
logische Reaktion auf Deutschlands Kriegsvergangenheit entgegen, äußerten sich die
älteren Generationen teilweise kritisch den Jugendlichen gegenüber. Den Jungen
wurde oft eine apolitische Haltung und eine etwas „faule“ Auseinandersetzung mit der
Grundthematik vorgeworfen. Zwar – so die Vorgängergeneration- herrschte eine
Ablehnung gegen jegliche nationalsozialistische Tendenzen. Allerdings setzte man sich
zu wenig intensiv mit der politischen Theorie auseinander. Dies war auch ein

19 Vgl: Siegfried, Detlef: 1968 – Protest, Revolte, Gegenkultur, Ditzingen: 2018, Reclam

20 https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Willy-Brandt-Hoffnungstraeger-der-
68er,brandtunddiejugend101.html
12

Teilkonflikt von dem in den 60-er Jahren herrschenden Generationskonflikt. 21 Hier gilt
es allerdings auf eine Studie aus dem Jahr 1968 zu verweisen, in der sich 23 Prozent
der Studierenden als politisch interessiert bezeichneten. In der Gesamtbevölkerung
waren es allerdings nur 5 Prozent. Die meisten der politisch interessierten Befragten
waren zwischen 21 und 22 Jahre alt und die meisten von ihnen waren junge
Erwachsene die einen etwas höheren akademischen Grad besaßen. 22 „Trau keinem
über 30!“ lautete damals ein Spruch der sich in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre
verbreitete und den sogenannten Generationenkonflikt um ein weiteres zur Geltung
brachte.23
All diese aktuellen Probleme und die nach (der Meinung der Student*Innen und
sonstigen Revolutionäre) schwache parlamentarische Opposition führten dann zu einer
Selbstständigkeit der jungen Leute, kurz gesagt, einer Gründung der APO
(Außerparlamentarischen Opposition). Abgesehen von einer Bildungsreform, der
allgemeinen Demokratisierung bzw Politisierug, einem dringenden Wertewandel und
einer Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands richtete
sich diese Bewegung auch gegen das vorherrschende kapitalistische System und gegen
dessen Folgen wie den Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Vietcong24 und für eine
sexuelle Revolution und ihre Folgen, von denen große Teile der weiblichen Bevölkerung
auch profitieren sollten. 25
Rudi Dutschke und Benno Ohnesorg sind zwei junge Erwachsene, die im Kontext mit
der Bewegung – vor allem in Deutschland - eine große Rolle spielen. Dutschkes Namen
erscheint erstmals im Zusammenhang mit der Gruppe „Subversive Aktion“. Er verband
damit seine gesellschafts- und konsumkritische Meinung mit dem eindeutigen Willen
mit radikaleren Mitteln zu protestieren. Der SDS (Sozialistische Deutsche
Studentenbund) kritisierte diese Gruppe zu dem Zeitpunkt, aber Dutschke wurde
schnell zum Wortführer der deutschen Student*Innenbewegung.

"Die Revolutionierung der Revolutionäre ist so die entstehende


Voraussetzung für die Revolutionierung der Massen. Es lebe die

21 Vgl: Siegfried, Detlef: 1968 – Protest, Revolte, Gegenkultur, Ditzingen: 2018, Reclam
22 Ebd. S. 18
23 Vgl:https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/68er-bewegung/51760/trau-keinem-
ueber-30
24 https://www.dw.com/de/stichwort-studentenbewegung/a-1061886
25 Vgl: Vgl: Siegfried, Detlef: 1968 – Protest, Revolte, Gegenkultur, Ditzingen: 2018, Reclam
13

Weltrevolution und die daraus entstehende freie Gesellschaft freier


Individuen!"26

Als er 1966 der APO („Außerparlamentarische Opposition“) beitrat, erarbeitete


Dutschke sich schnell einen Ruf als Führungsperson. Im April 1968 wurde er bei einem
Anschlag von dem zuerst vermuteten Einzeltäter Josef Bachmann angeschossen. Später
stellte sich heraus, dass der Täter klare neonazistische Kontakte gepflegt hatte. 27
Der Student Benno Ohnesorg fiel einem Angriff (diesmal jedoch durch die Polizei) auf
einer anti-imperialistischen Demonstration am 2. Juni 1976 in West-Berlin zum Opfer.

Abbildung 3: Benno Ohnesorg nach Anschlag,


https://www.spiegel.de/geschichte/2-juni-1967-tod-von-benno-ohnesorg-der-
schuss-von-karl-heinz-kurras-a-1149896.html#fotostrecke-4ec9b402-0001-
0002-0000-000000147926 (Zugriffsdatum: 15. 01. 2021)

Dieses Ereignis zog eine schnelle Verbreitung und Radikalisierung der


Student*Innenbewegung nach sich. Ohnesorgs Tod war für viele zu dieser Zeit ein
Beweis für einen korrupten, post-faschistischen Staat und einige Organisationen, wie
die „RAF“ (Rote Armee Fraktion) oder namensgleiche Organisation „Bewegung 2. Juni“,
machten ihn zu einer Art Ikone der Staatskritik und des antiautoritären Zeitgeistes. 28
Doch deutschlandinterne Konflikte waren nicht das einzige, was die Bewegung zu der
macht, die sie war. Verschiedenste weltweite politische und soziale Misstände
bewegten die Menschen dazu, schon vor dem „Großwerden“ der Bewegung auf die

26 Vgl. https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/proteste-68er-
thema100.html (Zugriffsdatum: 3. 2. 2021
27 Vgl: https://www.welt.de/geschichte/article175238152/Mordanschlag-1968-Sind-Sie-Rudi-Dutschke-
fragte-der-Attentaeter.html (19. 10. 2020)
28 Vgl: https://www.deutschlandfunk.de/der-tod-von-benno-ohnesorg-gruendungsmythos-
der.724.de.html?dram:article_id=387737 (22. 9. 2020)
14

Straße zu gehen und sich zu widersetzen. Eine der ersten Großdemonstrationen in


Amerika fand 1964 in der Universität von Berkeley29 statt, auf der für die damaligen
Verhältnisse unüblicherweise eindeutig mehr Mittelklassen- und Arbeiterkinder-
Student*Innen waren als jene aus der Oberschicht. Die Schüler lehnten sich hier gegen
ein von der Universität erlassenes Gebot auf, welches sich gegen politische
Äußerungen in Studentengruppierungen aussprach.30

Abbildung 4: The Free Speech Movement on the march at UC Berkeley, Don Kechely,
https://socialistworker.org/2014/12/02/spark-that-lit-the-1960s-campus-revolt
(Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)

Auch bereits im April 1965 gingen amerikanische Studenten in Washington auf die
Straße oder machten sogenannte „Sit-Ins“ um sich dem Vietnamkrieg zu widersetzen.
Auch in Frankreich war vor allem der „Mai 68“ von großer Bedeutung. Der französische
Mai war rein statistisch gesehen, die größte Mobilisierung einer Protestbewegung seit
dem Zweiten Weltkrieg.31 Der Begriff „studentischer Mai“ wurde schnell zu einem
Namen dieser Zeitspanne, die in Frankreich deutliche Spuren und einen Schritt mehr in
Richtung eines gesellschaftlichen Wandels und eines Zurücklassens der damaligen
konservativen Werte bedeutete.32

29 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag
30 https://socialistworker.org/2014/12/02/spark-that-lit-the-1960s-campus-revolt (Zugriffsdatum: 19.
1. 2021)
31 Vgl: Gilcher-Holtey, Ingrid: 1968 – Vom Ereignis zum Gegenstand der Gesichtswissenschaft: 1998,
Vandenhoeck und Ruprecht, S. 11
32 Vgl: https://www.bpb.de/internationales/europa/frankreich/152656/der-franzoesische-mai-68
15

4.1 Künstler der Bewegung


Die 68-er Bewegung in Deutschland scheint greifbarer und manch einer erinnnert sich
noch gut zurück. Doch die musikalischen Ursprünge kommen eindeutig aus Amerika,
genauer gesagt aus den USA.

„Come gather round people wherever you roam / And admit that the waters
around you have grown / And accept it that soon you’ll be drenched to the bone /
If your time to you is worth saving/ Then you’d better start swimming or you’ll
sink like a stone / For the times they are a-changin“

Dies sind die ersten Zeilen des, dem Album seinen Namen gebenden Folksongs „The
times, they are a-changin’“. Bob Dylan singt hier eindeutig über den sich anbahnenden
Zeitenwechsel. Auch kritisiert er in einem späteren Teil des Liedes die Elterngeneration,
die verzweifelt versucht ihre Kinder weiterhin kleinzuhalten und nach alten Werten
großzuziehen und die auch stark an dem Generationenkonflikt beteiligt waren. Er
mahnte die Eltern, nicht zu versuchen, das aufzuhalten, was sie nicht verstanden oder
verstehen wollten.33

„Your sons and daughters are beyond your command / please get out of the way if you
cant lend a hand“

Mit dem Titeltrack des Albums verschaffte sich Bob Dylan schnell den Ruf als
Sprachrohr der Jugendlichen in den 60-er Jahren. Das im Jänner 1964 erschienene
Album hatte eine kritische Stimmung. Das Lied „The Lonesome Death of Hattie Carrol“
handelt von dem brutalen, rassistisch motivierten Mord an einer dunkelhäutigen Bar-
Mitarbeiterin die von einem weißen, betrunkenen Mann aufgrund seiner
„Unzufriedenheit mit ihrer Arbeitsgeschwindigkeit“ begangen wurde.34
Dylan hatte das Album veröffentlicht um den schon in den 1950-er Jahren
aufkommenden Trend der Verbindung von traditionellerer Folkmusik und politischem
Aktivismus im Textgut entgegenzukommen, was die weitere Entwicklung des Folk
33 Vgl: Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 23
34 Vgl: https://allthatsinteresting.com/hattie-carroll, Marco Margaritoff (Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)
16

definieren sollte. Er hat nicht damit gerechnet dass ihn diese Veröffentlichung zu einem
Sprachrohr des moralischen und gedanklichen Geiste der Jugendproteste machen
sollte, dessen Auswirkungen auch heute noch in seinen Texten zu hören sind.

„I’ve always been attracted to ideas that were about revolt against authority.I like
ideas about the breaking away or overthrowing of established order. I am
interested in anything about revolt, disorder, chaos—especially activity that seems
to have no meaning. It seems to me to be the road toward freedom. External
revolt is a way to bring about internal freedom. Rather than starting inside, I start
outside—reach the mental through the physical.” -Stephen Davis in seinem Buch
über Jim Morrison

Der als Sohn eines Marineoffiziers im Dezember 1943 geborene Jim Morrison hat
schon früh ein Erlebnis, dass ihn spirituell verändert und ausschlaggebend für sein
späteres Lebens sein soll. Mit 4 Jahren wird er Zeuge eines Unfalls auf dem Highway
nahe Albuquerques bei dem eine Gruppe von amerikanischen Ureinwohnern des
Pueblo-Stammes teils schwerverletzt, teils schon tot neben der Fahrbahn liegen. Wenn
Morrison sich später über dieses Ereignis äußert, spricht er davon dass sein Körper seit
diesem Tag in teilweisem Besitz der „Indianerseelen“ war. Auf seinen Konzert führt er
daher nicht selten einen Art „Schamanentanz35“ auf.36 Anderweitig behandelt er
diesens Vorfall auch in einem seiner Songs „Peace Frog“

“Indians scattered on dawn’s highway, bleeding


Ghosts crowd the young child’s fragile, eggshell mind”

Wie seine Künstlerzeitgenossen thematisierte Morrison in seinen Songs auch die sich
laufend zuspitzende Situation in Amerika und Amerikas politische und militärische
Konflikte im für die meisten Amerikaner auch auf einer persönlichen Ebene weit
entfernte Vietnam. Seine Abneigung gegen Krieg und seinen stark militärischen Vater
war seit Anfang an ein wiederkehrendes Element seiner Texte.

Janis Joplin: „Freedom is just another word, for nothing left to lose.“ Diese Zeile aus
„Bobby McGee“ von Janis Joplin erzählt eine kurze aber prägnante Geschichte über die
ursprünglich aus Texas stammende Sängerin. Schon früh ist sie etwas anders als die

35 https://www.youtube.com/watch?v=HCYq1iGkmDI (Zugriffsdatum: 10. 2. 2021)


36 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 243 ff
17

Mehrheit der Mädchen in Port Arthur, Texas, ihrer Heimatkleinstadt. Sie wird von
anderen gehänselt und von ihren Mitmenschen mit dem abwertenden und rassistisch-
veranlagtem Wort „N*****lover“ bezeichnet da sie sich als eine der Wenigen in ihrem
Umfeld freute als es 1957 endlich ein Ende der Rassentrennungsgesetze und somit
einige „gemischtrassige“ Schulen gab. Schnell findet sie Anschluss bei den „Beatniks“
und fährt nach Austin, wo sich zu dieser Zeit mehrere Folk-Musiker in dem Stadtteil
„The Ghetto“ eingefunden haben. In Austin beginnt sie ein Kunststudium und knüpft
erste musikalische Kontakte, wie ihre erste Band „The Waller Creek“. Auf der
Universität bleibt sie allerdings stets eine Außenseiterin die sich bewusst den
konservativen Verhaltensregeln (auch ihrer Mitstudent*Innen) entgegensetzt und
gemieden wird. Ihr Studentenleben leidet bald unter ihrer beginnenden musikalischen
Karriere. Nachts gibt sie Konzerte in Kneipen, Folkclubs, einem Gewerkschaftshaus und
einer ehemaligen Tankstelle. Sie arbeitet schon bald mit prominenteren,
professionellen Musikern zusammen wie zum Beispiel Jorma Kaukonen, der Gitarrist
von Jefferson Airplane.37 Wenig später erhielt sie eine Nachricht von dem Manager der
„Big Brother and The Holding Company“, die gerade eine Sängerin suchten. Sie zog
nach San Fransico was ihr die Hippiebewegung, mit der sie sich sofort stark
identifizieren konnte noch mehr offenbarte. Sie sang auf dem „Monterey Festival“ im
Jahr 1967, was neben dem Woodstock auch als bedeutendes Konzert dieser Zeit gilt. In
ihren Texten singt Joplin über Drogen, Sexualität und Gleichberechtigung von Frauen.
Themen die damals verpöhnt waren, vorallem aus dem Mund einer Frau.38 Von da an
stieg ihre Karriere stetig nach oben und sie erhielt bald Beinamen wie „Königin des
weißen Bluesrock“, „Hippie Pin-up-Girl der Welt“ und im Jahre 1968 nimmt sie eines
ihrer bekanntesten Album in Zusammenarbeit mit der Band auf.39 „Cheap Thrills“ heißt
die Platte und sie enthält Hits wie „Piece of My Heart oder „Summertime“. Danach
trennte sich die Band aufgrund von übermäßigem Drogenkonsum und einigen
Differenzen und Janis Joplin veröffentlichte ihr erstes und einziges Soloalbum „I Got
Dem Old Kozmic Blues Mama“ was auch eine wichtige Rolle bei ihrer Woodstock-
Performance spielte.40
37 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 240
38 Ebd.
39 https://www.laut.de/Janis-Joplin (Zugriffsdatum 10. 2. 2021)
40 https://books.google.at/books?id=eO8oChHYDhMC&pg=PA148&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
(Zugriffsdatum: 10. 2. 2021)
18

Joplin realisierte kurz darauf dass ihr Drogenkonsum deutlich zu einem Problem
geworden war. Sie gründete eine neue Band die sich professionellerer und populärer
Musik widmete. Die „Full Tilt Boogie Band“ war teilweise auch an Aufnahmen des
„Kozmic Blues“-Albums beteiligt und wurde zu dem ungewollt finalen Projekt der 27-
jährigen Sängerin mit der markanten Stimme.41
Beatles: Wenn man von den Künslern dieser Bewegung spricht, die ihr ihren Ruf
verpasst haben und noch Jahrzehnte später den Zeitgeist durch ihre Musik hören
lassen können, darf man diese Gruppe nicht unerwähnt lassen. Die Beatles. Keine
andere Band prägte nicht nur die 68-er sondern auch die allgemeinen 60-er Jahre so
stark wie die vier Briten. Die Beatles waren Mitgestalter der charakteristischen
„Beatmusik“. Schnelle aber regelmäßige Gitarrenrhytmen, mehrstimmiger Gesang und
ein einfaches Liedschema. Neben ihren Hits wie „I want to hold your hand“ oder „Let it
be“ gab es auch Songs wie „Within You Without You“. Vorallem in den 60-er Jahren
arbeitete die Band mit etwas experimentelleren Instrumenten und einem anderen
„Mindset“ nachdem sie Mitte der 60-er Jahre zuerst von Bob Dylan zu Marihuana
geführt worden waren und danach auch Psychedelika ausprobierten.
Bewusstseinserweiternde Substanzen inspirierten einige Beatles-Member zu Songs die
nach Acid Rock und Psychedelic Rock klangen, der die 60er ebenso prägte.
John Lennons „All you need is love“ ist eine ultimative Friedenshymne und stellt den
„Summer auf Love“ aufs neue gut dar. 42
Rolling Stones: Die bösen Zwillinge der Beatles, Bad Boys oder die Teuflischen. Die sind
alles Beinamen die die Rolling Stones in ihrer Blütezeitbekamen. Mick Jagger
verköperte die 60-er auf seine ganz eigene Art. Harte Rhythmen, ausgefallene
Modeerscheinungen, exzessiver Drogenkonsum und ein „Albtraum der Eltern“. Die
Beatles mit ihren Topfhaarschnitten und braven Anzügen waren gegen diese neue
Gruppe eher unschuldig. Textlich befassten sich die Stones auch mit dem
stattfindenden Wertewande, einer Ablehnung gegenüber der herrschenden
bürgerlichen, konservativen Ordnung und der Jugendproteste weltweit. Im Lied „Street

41 https://books.google.at/books?
id=eO8oChHYDhMC&pg=PA148&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false, S. 120 (Zugriffsdatum: 10. 2.
2021)
42 https://songlexikon.de/songs/allyouneedislove/ (Zugriffsdatum: 10. 2. 2021)
19

Fighing Man“ geht es konkret um eine Demonstration in London 1968 gegen den
Vietnamkrieg, bei welcher Jagger höchstpersönlich anwesend gewesen war.

„Hey! Think the time is right for a palace revolution / 'Cause where I live the game to
play is compromise solution
Well, then what can a poor boy do / Except to sing for a rock 'n' roll band!“ -Street
Fighting Man, Rolling Stones

Die Stones wollten ein Gegenstück zu den braven Beatles schaffen.


Neben „Street Fighing Man“ lieferten auch Songs wie zum Beispiel „Sympathy for the
Devil“ eine Begleitmusik für die immer radikaler werdenden Proteste auf den Straßen-
43
Sie machten „schmutzigen“ Rock und ihr Ursprung lag im „Dirty Blues“. Mit „Their
Satanic Majesties“ schufen sie ein Album, was die Stimmung und die psychedelisch
angehauchte Musik von damals erneut gut repräsentiert. Doch dies war erst einer ihrer
früheren Erfolge. Die Rolling Stones entwickelten sich zur finanziell erfolgreichsten
Rockband der Welt.44

4.2 Das Woodstock-Festival

„This is the largest group of people ever assembled in one place and I think you
people have proven something to the world,” Max told the crowd, “that half a
million people can get together and have three days of fun and music, and have
nothing but fun and music.‘“45

„An Aquarian Experience: 3 Days of Peace & Music!“ unter diesem Motto stand das
wahrscheinlich symbolisch und kulturell wichtigste Musikereignis der 1960er Jahre. Das
Festival war vom 15. bis 17. August 1969 angesetzt, doch es endete erst am Morgen
des 18. August. Als Veranstaltungsort dienten einige Felder des Milchbauers Max
Yasgur in der Nähe der kleinen Stadt Bethel in New-York.46 Der ursprüngliche
43Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 151
44 Ebd, S. 236
45 Vgl: 1994 The Times Herald-Record,
46 Vgl: https://www.dw.com/de/woodstock-trotz-chaos-eine-legende-7-geschichten-um-stars-matsch-
und-drogen/a-49995616 (19. 10. 2020)
20

Austragungsort sollte eine Stadt namens „Woodstock“ sein, die dem berühmten
Festival auch seinen weltbekannten Namen verlieh. Von der Tatsache, dass Bob Dylan
in der Nähe von Woodstock wohnte, versprach sich Woodstock-Organisator Michael
Lang einen großen Erfolg. Der ursprüngliche Grund für den Start der Planung war die
Idee von Veranstalter Lang und seinem Freund Artie Kornfeld, ein Tonproduktions- und
Aufnahmestudio für die zahlreichen in Woodstock niedergelassenen Künstler zu
finanzieren und zu schaffen. Wohnhaft in Woodstock zu dieser Zeit waren u. A. einige
Mitglieder von „The Band“, David Bowie, Ravi Shankar, Van Morrison, Bob Dylan und
einige andere von denen einzelne auch bei dem Festival auftraten. Insgesamt traten 32
Künstler*Innen auf. Unter ihnen u. a.: Joan Baez, Grateful Dead, Santana, Canned
Heat, Creedence Clearwater Revival, Janis Joplin, Ten Years After, Joe Cocker, Crosby
Stills, Nash, Jimi Hendrix, Jefferson Airplane und The Who. Die Besucher*Innenzahl
sprengte alle Erwartungen, denn, abgesehen von den erwarteten 20.000
Besucher*Innen, kamen noch ungefähr. 380.000 weitere („This is the largest group of
people ever assembled in one place!“). Die endgültige Publikumsmenge betrug also um
eine halbe Million, und die ersten Besucher kamen schon einige Zeit vor Start des
Festivals auf dem Gelände an um zu kampieren. Genaue Besucher*Innenzahlen sind
nicht bekannt, da die Menschenmassen komplett den geplanten Rahmen sprengten.
Aufgrund von organisatorischen Schwierigkeiten und der klaren Überforderung der
Veranstalter wurde das Woodstock-Festival zu einem Gratiskonzert umgepolt. Die
Verkehrsstraßen auf dem Weg zu dem Gelände waren in den Tagen vor und nach dem
Festival verstopft und legten den umliegenden Verkehr ebenso lahm.
Nachdem sich die Lage etwas beruhigt hatte, begann am späteren Nachmittag des 15.
August auch schon der erste Künstler zu spielen: Richie Havens. Von insgesamt neun
verschiedenen Solist*Innen und Künstler*Innengruppen war er neben Joan Baez ein
zweiter, dessen Ruhm sich in Woodstock deutlich vergrößerte.
Havens kam beim Publikum sofort gut an und erhielt „Zugabe“-Rufe bis ihm die Songs
ausgingen. 47Aus der Reserve spielte er einige gecoverte Songs und performte
schließlich eine teilweise improvisierte Version eines aus der Sklaverei stammenden
Spiritual namens „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“ oder einfach „Motherless
Child“.

47 Vgl: https://www.welt.de/kultur/article115530035/Die-Legende-vom-ewigen-Woodstock.html
21

Seine Performance, in der er eine ganze Strophe nur noch mit den Worten „Freedom!
Freedom! Freedom!“ begleitet, machen ihn in Woodstock bald zu einer
Friedensikone ,und Havens genoss danach eine lange Karriere.
Joan Baez, die Headlinerin des Tages, trat auf, als der nächste Tag schon angebrochen
war. Im Gegensatz zu Havens, war Baez schon vor dem Woodstock-Festival einer
breiteren Masse bekannt. Ihren deutlich politischen Song „We shall overcome“
performte sie schon 1963 auf einem Protest gegen die damals noch mehr im
Vordergrund stehende Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten Amerikas.
Außer der Teilnahme an Protestmärschen war sie auch anderweitig politisch und
gesellschaftskritisch tätig und scheute sich nicht davor, die vielen Misstände, wie zum
Beispiel den Vietnamkrieg, der Welt auch außerhalb ihrer Musik mitzuteilen. Baez
verwendete ihre Musik und somit auch das Woodstock Festival als klares politisches
Sprachrohr und traf erneut den Nerv und den Zeitgeist der Veranstaltung. Die junge
(zum Zeit des Auftritts hochschwangere) Folkmusikerin schottischer und mexikanischer
Herkunft ist für viele eine Personifikation des Zusammenspiels von Politik und Musik.48
Am nächsten Tag, Samstag 16. August, sind im Line-Up schon mehrere bekannte
Namen zu lesen. Creedence Clearwater Revival, The Who, Jefferson Airplane und
natürlich die damals 26-jährige Janis Joplin mit ihrer Kozmic Blues Band.
Janis Joplin verkörperte die Flower-Power-Bewegung und ihr Satz „Früher waren wir
nur wenige, jetzt gibt es Massen und Massen und Massen von uns“ bleibt bekannt und
wird oft zitiert. Joplin ist ein Orkan, eine Stimmgewalt und lebt ganz nach dem Motto
„Live fast, love hard & die young“. Songs wie „Mercedes Benz“ und Zeilen wie
„Freedom is just another word for nothing left to lose“ stehen für das Lebensgefühl
und die Stimmung der 68-er.49
Die Rockband Jefferson Airplane beendete den Abend mit einigen Auskopplungen aus
ihrem bald darauf erscheinendem Album „Volunteers“.
Den finalen Konzert-Tag des Woodstock-Festivals eröffnete Joe Cocker am frühen
Nachmittag mit einer bunten Performance des Beatles’ Hit „With A Little Help From My
Friends“. Sein Auftritt wurde jedoch früh von einem starken Regenschauer
unterbrochen, wodurch sich das gesamte Konzertprogramm etwas nach hinten

48 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag
49 Ebd.: S. 243
22

verschob.50 Nachdem Country Joe and The Fish und Crosby Stills Nash and Young
aufgetreten waren, kam das (für viele) eigentliche Highlight des Festivals. Da dieses
ursprünglich schon am Vortag hätte enden sollen waren von den circa 500.000
Besuchern nurnoch etwas mehr als 30.000 anwesend, die Hendrix’ Gitarrenspektakel
miterlebten. Neben Janis Joplin und Jim Morrison war Jimi Hendrix die „68-er-Figur“
schlechthin. Nach seiner Performance der US-amerikanischen Nationalhymne „A Star
Spangled Banner“ machte sich Hendrix zuletzt auch als politischer Aktivist einen
Namen. Davor hatte er die Musik als politisches Sprachrohr verwendet aber hier
äußerte er sich auch wenn auch nur mit wenigen Worten ganz klar kritisch über den
amerikanischen Krieg gegen den Vietcong. Später fasste ihn das FBI genau ins Auge
weil er große Teile seiner Konzertgagen an die sehr relevante amerikanische
Bürgerrechtsbewegung „Black Panther“ spendete und diese damals noch als radikale
Terrororganisation eingestuft wurde. 51 Hendrix endete mit einigen seiner mittlerweile
bekannten Tracks und das Musikspektakel war am Montag, 18. August vorbei nachdem
der auch als „Gitarrengott“ bezeichnete die Bühne verlassen hatte. 52

…You’ve proven something to the world…the important thing that you’ve


proven to the world is that a half a million kids, and I call you kids because I
have children who are older than you are, a half a million young people can
get together and have three days of fun and music and have nothing but
fun and music and God bless you for it!” -Max Yasgur

5 Analyse zweier Songs mit politischer Message


Zwei nicht nur für das Woodstock-Festival relevante Songs sind „A Star Spangled
Banner“ von Jimi Hendrix und „We Shall Overcome“ von Joan Baez. Betrachtet man
diese beiden Songs genauer, kann man erneut eine relativ direkte Verbindung von
politischen Messages in Songs und der damaligen 68-er-Bewegung ziehen.

Hendrix’ Performance ist rein instrumental und beginnt mit noch eher schlecht
erkennbaren Gitarrensounds, die noch nicht auf die Nationalhymne schließen lassen.
Bald geht er in die einfache und bekannte Melodie die auf ein englisches Trinklied
namens „To Anaecron in Heaven“ zurückgeht. Der Künstler spielt die Melodie zuerst

50 Vgl: https://www.history.com/topics/1960s/woodstock#section_8
51 Vgl. Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag
52 Vgl: https://www.history.com/topics/1960s/woodstock#section_8 (Zugriffsdatum: 23. 1. 2021)
23

mit einigen Verzerrungen und viel „Fuzz“ auf der Gitarre. Als er der Gitarre fast schon
das äußerste abverlangt, beginnt er Kriegsgeräusche nachzuahmen. Eine gezündete
Rakete wird durch einen geschickten „Bend“ der höheren Saiten nachgeahmt und das
darauffolgende Niederfallen, imitiert er mit einem schnellen Loslassen und einem
gleich darauffolgendem Anschlag mehrerer Saiten und das wiederholte Verwenden des
Tremolohebels der Gitarre. Denselben Effekt wiederholt er jetzt auf vielfältige Weise,
bis er schließlich zum Grundthema der Hymne zurückkehrt. Diese leitet er dann über in
die typische „Taps“ oder Zapfenstreich-Melodie, die traditionell bei militärischen
Trauerfeiern oder Beisetzungszeremonien gespielt wird. Hendrix endet wieder mit dem
Thema der Hymne und geht ohne Worte in eines seiner letzten Stücke über.

Hendrix selbst äußerte sich nie tiefgehend über diese Performance. In einem Interview
von Dick Cavett bei The Dick Cavett Show gibt er die ernüchternde Aussage „I’m
american, so I played it. I used to sing it in school everyday.“53 Doch sogar verschiedene
Tageszeitungen und Musikkritiker äußerten sich Hendrix sehr direkt gegenüber. Es sei
unmissverständliche Botschaft und eine starke Kritik an die amerikanischen
Kriegspolitik seit den mittleren 50-er Jahren.54

We shall brothers be, we shall brothers be / we shall brothers be one day, / oh


deep in my heart / I do believe / that we shall overcome some day.

We shall overcome, gesungen von Joan Baez hat nicht nur dank dem Woodstock-
Festival hohe Popularität und Bedeutung für die Protestbewegung. Das Lied spielte
während der 68-er vorallem eine große Rolle für die afro-amerikanische
Bürgerrechtsbewegung. Gesungen wurde der ursprüngliche Spiritual bzw. Gospelsong
zuerst von meist weiblichen Tabak-Plantagenarbeiterinnen.Die größte Popularität
erlange das Lied als Joan Baez es im Jahre 1963 am Protestmarch zu Washington „for
Jobs and Freedom“ sang.Der Song wurde von Baez’ selbst immer als politisches
Proteslied bezeichnet und das Woodstock-Festival war für sie nur ein weiterer Ort um
diesen Protest, auch auf persönlicher Basis und aus Liebe zu ihrem Ehemann –
ebenfalls ein Aktivist – zur Geltung zu bringen. 55

53 Vgl:Dick Cavett, Jimi Hendrix discusses his exploits at the Woodstock festival, The Dick Cavett Show,
1996, https://www.youtube.com/watch?v=VGf9PTYyJ4A, Zugriffsdatum 20. 1. 2021
54 Vgl: https://nomoi.hypotheses.org/tag/jimi-hendrix, Zugriffsdatum: 20. 1. 2021
55 Vgl: Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag S. 255
24

Ihre Performance ist ein relativ simpler, ruhiger Auftritt im Vergleich zu den anderen
bunten, aufregenden und chaotischen Darbietungen des Festivals.

6 Was hat die Publikation von politischen Songs in den Jahren


der 68-er Bewegung gesellschaftspolitisch bewirkt?
Wenn man die 68-er Bewegung, ihre Beweggründe und ihre Auswirkungen genauer
beobachtet erkennt man dass das Thema Musik durchaus Priorität hatte und immer
noch in diesem Zusammenhang hat. Neue Musik die das Lebensgefühl ausdrückte
lockte (zuvor noch unpolitisierte) Jugendliche an und zeigte ihnen eine Welt außerhalb
von blinden Gehorsam an die Eltern und das vorherrschende System.56 In den 1950-er
Jahren wurde Jazz als Mittel zum Zweck der Toleranz und Werten einer Demokratie
verwendet. Dies war dann ein Jahrzehnt später eben die Rock und Beatmusik.

Die Hippiebewegung ist das bekannteste und wichtigste Beispiel für diesen
Zusammenhang von „Mindset“ und musikalischer Komponente. Scott McKenzies „San
Franciso (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair)“ schrieb er zuerst nur für die Hippies
doch der Song entwickelte sich dann zu einer Hymne der 68-er, mit der sich
Jugendliche und Protestierende weltweit identifizieren konnten.

„There’s a whole generation with a new explanation“

Doch man kann nicht nur von Hippie-Musik reden, sondern auch von deutschen
Melodien von Eisler, Hits wie „Respect“ von Aretha Franklin, was zu einer
Protesthymne der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den USA wurde und
den weichen Harmonien der Beach Boys.57 Die 68-er sind vielseitig, komplex und
überdimensional. Die für sie so wichtige Musik hilft diese Zeit besser zu verstehen, sich
hineinzuversetzen und den Ablauf nachverfolgen zu können.

56 Gäsche, Daniel: Born to be wild oder Die 68er und die Musik, Leipzig: 2008, Militzke-Verlag, S. 140
57 Ebd, S. 145v
25

7 Literaturverzeichnis
26

5 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Spiegel-Deckblatt mit Gammlern,
https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-in-den-1960ern-als-die-polizei-gammler-an-
der-gedaechtniskirche-jagte-a-1196555.html#fotostrecke-53f42732-0001-0002-0000-
000000159045 (Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)....................................................................9

Abbildung 2: Junger Gammler vor Friseur-Schild,


https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-in-den-1960ern-als-die-polizei-gammler-an-
der-gedaechtniskirche-jagte-a-1196555.html#fotostrecke-53f42732-0001-0002-0000-
000000159045, Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte /Günter Zint,
(Zugriffsdatum: 19. 1. 2021).............................................................................................9

Abbildung 3: Benno Ohnesorg nach Anschlag, https://www.spiegel.de/geschichte/2-


juni-1967-tod-von-benno-ohnesorg-der-schuss-von-karl-heinz-kurras-a-
1149896.html#fotostrecke-4ec9b402-0001-0002-0000-000000147926 (Zugriffsdatum:
15. 01. 2021).................................................................................................................. 13

Abbildung 4: The Free Speech Movement on the march at UC Berkeley, Don Kechely,
https://socialistworker.org/2014/12/02/spark-that-lit-the-1960s-campus-revolt
(Zugriffsdatum: 19. 1. 2021)...........................................................................................14

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