Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Als der 2012er Wein geliefert wird, fällt K der Irrtum auf. Da der
gelieferte Wein aber viel günstiger ist, als der „2011er“,
unternimmt er zunächst nichts. Sechs Wochen später probiert er
eine Flasche, die ihm jedoch so gar nicht mundet. Er ruft
Weinhändler V an und erklärt, dass er den Wein gerne
zurückgeben möchte. Zum einen sei ja gar kein wirksamer
Vertrag zustande gekommen, da der V auf seine Bestellung hin
gar keine Annahme erklärt habe. Zudem habe er – der K - sich
bei der Bestellung vertippt und möchte auch deshalb den Wein
nicht behalten. Zwar sei ihm der Fehler sofort bei Lieferung
aufgefallen, aber da habe er ja nicht wissen können, dass der
Wein eine so schlechte Qualität habe.
V könnte von K mgl. Zahlung des Weines gem. § 433 Abs. 2 BGB verlangen.
Dann müsste zwischen beiden ein Kaufvertrag zustande gekommen sein und
noch bestehen.
Mit der schriftlichen Bestellung hat der K ein Angebot zur Lieferung von 10
Kisten des 2011er Weines abgegeben. Dieses Angebot ist mit
Zusammenstellung der Lieferung (§ 151 BGB), spätestens jedoch mit Lieferung
von V angenommen worden, so dass ein Vertrag zustande gekommen ist.
Ein Anfechtungsgrund ist gegeben, denn der K hat sich bei der Bestellung
vertippt: an Stelle des gewollten „2011er“ schreibt er versehentlich „2012er“.
Darin liegt ein Erklärungsirrtum nach § 119 Abs. 1 BGB, der zur Anfechtung
berechtigt.
Auch eine Anfechtungserklärung liegt vor, und zwar in der Erklärung des K
gegenüber V, an dem Vertrag nicht festhalten zu wollen.
Allerdings ist diese verfristet: die Erklärung hätte unverzüglich nach Erkennen
des Irrtums erfolgen müssen (§ 121 Abs. 1 BGB), also sofort nach Lieferung.
Die erst sechs Wochen später abgegebene Erklärung ist daher verfristet.
Aufgrund des wirksam zustande gekommenen Vertrages und der nicht wirksam
angefochtenen Vertragserklärung des K kann V von K mithin Zahlung des
verkauften Weines verlangen.