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BGB 7 a) Fall zur Anfechtung

K ist ein großer Liebhaber von Weinen aus der Saale-Unstrut


Region. Nachdem er einmal eine Flasche 2011er „Großjenaer
Katzenbuckel“ geschenkt bekommen hat, ist er hiervon so
begeistert, dass er sogleich bei seinem Weinhändler V schriftlich
10 Kisten hiervon bestellt. Bei der Bestellung vertippt er sich
jedoch und schreibt „2012er“ statt „2011er“.

Als der 2012er Wein geliefert wird, fällt K der Irrtum auf. Da der
gelieferte Wein aber viel günstiger ist, als der „2011er“,
unternimmt er zunächst nichts. Sechs Wochen später probiert er
eine Flasche, die ihm jedoch so gar nicht mundet. Er ruft
Weinhändler V an und erklärt, dass er den Wein gerne
zurückgeben möchte. Zum einen sei ja gar kein wirksamer
Vertrag zustande gekommen, da der V auf seine Bestellung hin
gar keine Annahme erklärt habe. Zudem habe er – der K - sich
bei der Bestellung vertippt und möchte auch deshalb den Wein
nicht behalten. Zwar sei ihm der Fehler sofort bei Lieferung
aufgefallen, aber da habe er ja nicht wissen können, dass der
Wein eine so schlechte Qualität habe.

Wider Erwarten weigert sich V jedoch, den „2012er“


zurückzunehmen und fordert den K auf, endlich die Rechnung
für den gelieferten Wein zu zahlen, die immer noch nicht
beglichen ist. Zu Recht?
Lösung

V könnte von K mgl. Zahlung des Weines gem. § 433 Abs. 2 BGB verlangen.

Dann müsste zwischen beiden ein Kaufvertrag zustande gekommen sein und
noch bestehen.

Mit der schriftlichen Bestellung hat der K ein Angebot zur Lieferung von 10
Kisten des 2011er Weines abgegeben. Dieses Angebot ist mit
Zusammenstellung der Lieferung (§ 151 BGB), spätestens jedoch mit Lieferung
von V angenommen worden, so dass ein Vertrag zustande gekommen ist.

Dieser könnte jedoch durch eine Anfechtung der Willenserklärung des K


rückwirkend entfallen sein (§ 142 Abs. 1 BGB), wenn der K seine
Willenserklärung wirksam angefochten hätte. Dazu müsste ein
Anfechtungsgrund gegeben sein und eine fristgerechte Anfechtung vorliegen.

Ein Anfechtungsgrund ist gegeben, denn der K hat sich bei der Bestellung
vertippt: an Stelle des gewollten „2011er“ schreibt er versehentlich „2012er“.
Darin liegt ein Erklärungsirrtum nach § 119 Abs. 1 BGB, der zur Anfechtung
berechtigt.

Auch eine Anfechtungserklärung liegt vor, und zwar in der Erklärung des K
gegenüber V, an dem Vertrag nicht festhalten zu wollen.

Allerdings ist diese verfristet: die Erklärung hätte unverzüglich nach Erkennen
des Irrtums erfolgen müssen (§ 121 Abs. 1 BGB), also sofort nach Lieferung.
Die erst sechs Wochen später abgegebene Erklärung ist daher verfristet.

Aufgrund des wirksam zustande gekommenen Vertrages und der nicht wirksam
angefochtenen Vertragserklärung des K kann V von K mithin Zahlung des
verkauften Weines verlangen.

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