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Sitzung 3 – Antworten zu Nietzsche und Kocka

1). Worin unterscheidet sich nach Nietzsche das menschliche vom tierischen Verhältnis zur
Vergangenheit?

 S. 8/9 Das Tier lebt „unhistorisch“: lebt nur in der Gegenwart; hat keine historischen
Erinnerungen;
 Mensch ist belastet („große Last des Vergangenen; beschwert seinen Gang“) durch
Erinnerung an Vergangenheit;
 Dasein ist nur ein unterbrochenes Gewesensein

2) Nietzsche unterscheidet drei Formen der Haltung zur Geschichte (monumental, antiquarisch und
kritisch): Beschreiben Sie mit Stichworten und treffenden Formulierungen wichtige Elemente dieser
jeweiligen Auffassungen. Nennen Sie auch jeweils Metaphern und Adjektive, mit denen diese drei
Auffassungen beschrieben werden

3) Welche Verfallsformen kennen diese drei Formen?

4) Welcher von den drei Auffassungen neigen Sie zu? Nennen Sie aus der Gegenwart Beispiele für
jeweils eine dieser Einstellungen.

Monumental („der Tätige und Strebende“): S.20/21, 23, 25

 Tätige und Mächtige, die Vorbilder brauchen und sie unter den Seinigen nicht findet. -> die
große Taten vollbringen wollen
 Ziel ist irgendein Glück (seines Volkes oder Menschheit insg.) -> Winkt kein Lohn außer Ruhm
 Nutzen: Großes, das einmal war, wohl auch wieder möglich sein wird
 Übertriebenen Maß kann auch Schaden angerichtet werden -> sie reizt den Mutigen zur
Verwegenheit, den Begeisterten zum Fanatismus -> wenn sie dann noch Egoisten und
Bösewichter dienen so entstehen Kriege und Revolutionen

Bsp: (Negativ) Islamistische Gruppierungen -> Vorbild im Leben ihres Propheten; besitzen stark
übertriebenes Maß: Egoismus und Fanatismus führen zu Unterdrückung, Krieg und Leiden

Antiquarisch

 Bewahrende und Verehrende, der mit Treue und Liebe dahin blickt, wo er herkommt -> will
daher diese Umstände, die dazu geführt haben bewahren
 Gefahr: Das Alte und Vergangene wird als gleich ehrwürdig hingenommen, aber das Neue
automatisch abgelehnt -> Leben wird statt konserviert, mumifiziert und so eine
Weiterentwicklung verhindert -> diese Sichtweise muss stets im Gleichgewicht zu anderen
beiden stehen, sonst wird Handeln und das Werdende verhindert

Bsp.: Zu Konservative Politik, die Transformationen im Wege steht z.B. Autolobby (anfangs)

Kritisch

 Fehlentwicklungen der Vergangenheit offen erkennen und benennen


 Kraft haben, Vergangenheit von Zeit zu Zeit zu zerbrechen, um leben zu können
 „Menschen/Zeiten, die die Vergangenheit richten sind immer gefährliche und gefährdete
Menschen/Zeiten“ (s.34) -> wir sind Resultat der früheren Geschlechter und somit auch ihrer
Verwirrungen -> nicht möglich sich ganz davon zu lösen
Bsp.: FFF-Bewegung? -> wollen Transformation, aber vergessen häufig auch was uns Wohlstand
brachte

Kocka – Geschichte wozu?

1). Eingangs wird über den Stellenwert der geschichte in der breiteren Öffentlichkeit der 1970er Jahre
reflektiert. Welche Bedeutung hatte die Geschichte damals? Und welche hat Sie heute? Befinden wir
uns gegenwärtig in einer defensiven Situation (wozu noch Geschichte?) oder in einer offensiven
Position in der breiteren Öffentlichkeit

2) auf den Seiten 123-129 sieben „Aufgaben und Funktionen“ der Geschichtswissenschaft: Welche
sind das?

1. Historische Erkenntnis unabdingbar für Verständnis und Erklärung gegenwärtiger Phänomene

2. Historische Wissenschaft kann an Gegenstandsbereichen Kategorien und Einsichten vermitteln, die


der Erkenntnis und der Orientierung in der sozialen/politischen Gegenwart dienen können

3. Historische Erinnerung spielt auch heute noch Rolle bei der Legitimation und Stabilisierung
(bestehender) sozialer und politischer Herrschaftsverhältnisse, bei der Rechtfertigung politischer
Entscheidungen, bei der Abwehr von Kritik und bei Begründung von Protest

4. Funktionen: Indem sie die soziale/politische Gegenwart in ihrem Gewordensein


(Wandlungsfähigkeit) zeigen, können sie dazu beitragen, eine Haltung zu erzeugen, die die
Wirklichkeit nicht in ihrer scheinbaren Notwendigkeit akzeptiert, sondern auf dem Hintergrund ihrer
Möglichkeiten begreift.

5. Historie kann zur Orientierung von Individuen und Gruppen in ihrer Gegenwart beitragen, durch
Konfrontation mit dem frappierend Anderen und durch Kausalerklärung ggwärtiger Phänomene aus
ihren historischen Ursachen.

6. Geschichte kann besser als systematische Sozialwissenschaften zu konkretem Denken erziehen


(Begründung vorher auf Seite 127)

7. Geschichte als „zwecklose“ Freizeitbeschäftigung, als Gegenstand der Unterhaltung und des
Vergnügens

3) Auf der Seite 121 werden „Prinzipien geschichtswissenscnaftlichen Arbeitens“ genannt – welche
sind das?

 Unbegrenzte und relativ autonome Diskussion


 Ablehnung von empirisch und argumentativ nicht hinreichend begründeten Sätzen
 Bereitschaft zur Revision vorwissenschaftlicher Ausgangspunkte angesichts neuer Evidenz
 Diskursive Pluralität von Ansätzen, Fragen, Theorien und Methoden
4) Welche normativen Zielen (S.122) fühlt sich Kocka in seiner geschichtswissenschaftlchen Arbeit
verpflichtet?

Interesse

 an maximaler individueller und kollektiver Freiheit


 an Demokratisierung im Sinne des Abbaus aller überflüssigen Herrschaft innerhalb
gesellschaftlicher Beziehungen
 an gewaltloser und rationaler Konfliktaustragung
 Sicherung der Menschen- und Bürgerrechte
 Weitgehende Abwesenheit von Not
 Toleranzbereitschaft

5) Warum nennt der Identitätsbildung nicht als Aufgabe der Geschichtswissenschaft?

 Gebrauch des Wortes, wenn nicht definiert, führt zu Missverständnissen oder affirmativen
Konsequenzen.
 Geschichte im Sinne von vor-wissenschaftlicher Tradition kann ein Vehikel einer
Identitätsherstellung sein (z.B. Funktion von Mythen/Legenden) , doch widerspricht dieser
Begriff von Identität den Prinzipien.
 Direkte Umsetzung von historischer Erfahrung in Handlungsanweisungen unterschlüge
Ergebnisse des Historismus. -> Zeichen von kurzgeschlossener Theorie-Praxis-Verhältnis, in
dem die Wissenschaft ihre Selbstständigkeit verlöre und zudem ihr Mandat überzöge.

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