1 PS: Qualitative Methoden der politikwissenschaftlichen Forschung

2 LV-Nr: 300.223
3 LV-Leitung: Assoz. Prof. Dr. Eric Miklin
4 Universität Salzburg
5 FB-Politikwissenschaften

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18 Take Home II: Transkription Interview
19 Was erklärt die Einstellung der Bevölkerung zur Europäischen Integration?
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39 Edmond Simzian
40 MatrikelNr.: 51915129
41 Sommersemester 2023
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43 Ich begrüße dich zu diesem Interview, ich bin Edmond und ich bin Studierender an der
44 Politikwissenschaftlichen Hochschule in Salzburg. Im Rahmen eines Seminars, das
45 heißt, Qualitative Methoden, untersuchen wir die Einstellung der Bevölkerung zur
46 Europäischen Integration und der Einigung der Europäischen Länder und erkunden
47 deswegen die Hintergründe dazu. Ich freue mich und hoffe, dass du viel zu sagen hast.

48 Diese Freude und Hoffnung Teile ich.

49 Natürlich musst du nicht alle Fragen beantworten, also wenn dir irgendwas nicht passt,
50 …

51 Darf ich aufstehen und gehen?

52 Kannst du auch ja, und du kannst auch jederzeit Fragen stellen.

53 Als Einstiegsfrage würde ich gleich mal ganz breit anfangen und dich fragen, als wie
54 politisch interessiert du dich einschätzt?

55 Ich würde sagen, dass ich politisch sehr interessiert bin, aber für mich persönlich derzeit nicht
56 so politisch interessiert bin wie ich es mal war, also ich habe schon mal mehr Tagespolitik
57 verfolgt, aber ich bin noch immer sehr an größeren politischen Perspektiven interessiert und
58 auch informiert.

59 Ok. Ganz intuitiv und ohne viel nachzudenken bist du eher positiv, neutral oder negativ
60 zur EU eingestellt und vielleicht einen Grund dazu warum.

61 Dadurch, dass ich mich selber auch mit Politikwissenschaft beschäftige, bin ich eher kritisch
62 eingestellt und tendiere jetzt zwischen neutral und negativ. Neutral und aber auch zum Teil
63 positiv, weil ich die EU als positiv erachte, als, wie soll ich sagen, Mächteausgleichsinstanz
64 quasi oder Institution gegenüber USA, Russland, China und dementsprechend ähnlich
65 strukturierte und verfasste Herrschaftssysteme und finde eben dazu im Vergleich quasi, dass
66 die EU noch relativ demokratisch und sehr liberal abschneidet und muss auch sagen, dass ich
67 deswegen die EU gut finde und ich einige Vorteile für alle EU Bürger und BürgerInnen
68 irgendwie so in Gesetzte gegossen hat und man deswegen mehr Lebensqualität hat in
69 vielerlei Hinsicht und sag ich mal, der Konzernmacht eben so von große multinationale
70 Unternehmen eben auch immer wieder mal was großes, demokratisches menschenrechtlich
71 einwandfreies entgegengestellt wird.

72 Also würdest du sagen du bist etwas zwiegespalten, ein wenig ambivalent?

 73 Ja neutral passt da wahrscheinlich am besten, ja.

74 Dann steigen wir eh schon in unseren ersten Block ein und führen gleich das politische
75 Interesse fort. Wie wichtig sind für dich nationale Wahlen und die Innenpolitik in
76 Österreich?

77 Schon sehr wichtig, aber wenn es um die EU geht wäre es mir auch wichtig, dass mehr
78 Mitbestimmung EU-Weit möglich ist. Was eben derzeit noch nicht der Fall ist.

79 Anschließend daran, wie wichtig sind für dich die EU-Wahlen und die EU-Politik?

80 Eben schon relativ wichtig, aber mir ist meistens ein bisschen zu wenig „impact“ erkennbar
81 durch die EU-Wahlen, weil die Politik quasi von der EU ja trotzdem irgendwie stark
82 abhängig ist von Gesprächen zwischen den Mächtigen und den Interessensvertretern quasi.

83 Du hast ja schon gesagt, du hast dich mit Politikwissenschaften generell schon

84 einigermaßen viel befasst hast. Aber wie präsent ist Politik dann in deinem sozialen
85 Alltag eigentlich?

86 Dadurch, dass ich jegliche Form des öffentlichen und sozialen Lebens als ähnlich wie Politik
87 betrachte, sehr präsent.

88 Ok.

89 Was heißt ähnlich, als..

90 Also ubiquitär?

91 Ja genau.

92 Dann, in welcher Regelmäßigkeit konsumieren sie politische Medien?

93 In einer starken großen Regelmäßigkeit, wobei politische Medien da ein sehr breites Feld ist.
94 Nachdem ich genauso Tagesaktuelle Nachrichten konsumiere und mich dadurch informiere
95 genauso wie eben durch wissenschaftliche Beiträge und Bücher die schon etwas älter sind,
96 aber trotzdem.

97 Verfolgst du Politik auch über Social Media oder vielleicht politische Kommentatoren
98 auf verschiedene soziale Plattformen.

99 Ja teilweise, aber viel Politik konsumiere ich auch über klassische Medien wie Fernsehen,
100 also Tagesaktuelle Kommentatoren, geht.
101 Die nächste Frage wäre dann, bist du politisch engagiert?

102 Teilweise.

103 Und in welchem Ausmaß?

104 Im geringen Ausmaß. Aber ich war immer wieder mal Teil von politische Bewegungen oder
105 Aktionen, und eben auch, also nicht unbedingt von einer Partei, aber von sowas wie
106 Kleinparteien.

107 Okay. Dann steigen wir ein in den EU-Block und würde dann gleich mit der
108 Europäischen Integration anfangen. Wie ist deine Einstellung zur Europäischen
109 Integration? Siehst du den Zusammenschluss der Europäischen Länder eher positiv
110 oder negativ?

111 Den Zusammenschluss dieser Länder empfinde ich als extrem positiv. Weil es historisch
112 gesehen ein Novum ist quasi, dass es so lange funktioniert. Vor allem eben auch unter
113 Ländern die unterschiedliche Nationalsprachen, Kulturgeschichten haben eben auch, dass die
114 EU-Osterweiterung so stattgefunden hat, habe ich als sehr positiv erlebt.

115 Und die Einstellung zur Europäischen Integration?

116 So, so dass die zentralen Länder quai, oder..?

117 Also was würdest du unter Europäischer Integration verstehen?

118 Die Zusammenarbeit von die Europäischen Länder, beziehungsweise die wirtschaftliche und
119 soziale Verbindung und den Austausch zwischen ihnen.

120 Was würdest du dann als die Vor- und Nachteile benennen von dieser Europäischen
121 Integration?

122 Ein Nachteil ist in meinen Augen ganz klar, dass es zu wenig demokratisch ist. Dass quasi
123 EU-Weit die Bevölkerungen der einzelnen EU-Länder zu wenig Mitspracherecht oder
124 Repräsentation haben in meinen Augen. Und auch wenn es das EU-Parlament gibt, aber ich
125 finde auch dass der EUGH da ein bisschen zu viel Macht noch hat und eben auch die
126 Kommission und das Parlament eben nicht mit den Kompetenzen ausgestattet sind die sie
127 haben sollten, um die Europäische Integration ein bisschen funktionsfähiger zu gestalten,
128 dass es eben nicht solche Ausbrüche geben kann, so leicht wie zum Beispiel BREXIT oder
129 das Alleinhandeln von den VISEGRAD-Staaten.
130 Dann..

131 Und soll ich auch Vorteile noch mehr benennen, weil das waren jetzt glaube ich eher
132 Nachteile.

133 Ja gerne.

134 Vorteile sind auf jeden Fall solche Sachen wie, dass es einheitliche Gerätestandards zum
135 Beispiel so gibt so, dass man überall in der ganzen EU telefonieren, Internet haben kann so,
136 beziehungsweise vernetzt ist über verschiedene Sachen wie Öffi-Tickets und so, und dass da
137 sehr viel Reisefreiheit, Barrierefreiheit geschaffen wurde quasi durch die EU für alle
138 Menschen in der EU.

139 Dann schließen wir eh gleich gut an, und zwar zum nächsten Block, und zwar geht es da
140 um das Wissen über die EU. Und ja ich glaube ….. ich steig da einfach mal ein. Hast du
141 das Gefühl, dass du gut verstehst, wie die EU funktioniert?

142 Ja, ich hab es zwar studiert und auch einiges dazu gelesen, aber wie sie wirklich funktioniert
143 verstehe ich noch nicht, weil ich das Gefühl habe, dass sehr viel von der Funktionsweise auf
144 eben klassisches Überzeugen mit Macht- und Geldargumente irgendwie basiert, wo es viel
145 um „Hinterzimmerpolitik“ und Lobbyismus geht.

146 Hast du dann auch das Gefühl, dass du die einzelnen Akteure, also dass du die
147 Institutionen verstehst wie sie funktionieren und fungieren?

148 Zu einem großen Teil schon ja.

149 Dann würde ich noch Fragen, wo tritt die Europäische Union in deinem Alltag auf?
150 Also wo hast du Begegnungspunkte mit der Europäischen Union?

151 Ja auf jeden Fall bei, quasi, Gesetzesvorschläge, die eingebracht wurden und dann auch
152 umgesetzt wurden, die sich direkt auf mein soziales oder öffentlichen Alltag auswirken wie
153 beispielsweise wenn ich auf Urlaub fahre, dass ich dann gratis Frei- SMS Minuten und
154 Datenvolumen eben habe, dadurch dass die EU das eben so gemacht hat, dass man da überall
155 telefonieren können so.

156 Hast du auch, jetzt so direkte Nachteile zum Beispiel im Studium Arbeit, was auch
157 immer, oder wenn du sagst, wenn du reist?
158 Dadurch, dass ich mich selbst eher eben in einer höheren Klasse oder Mittelstand verorte, so
159 quasi und nicht per se angewiesen bin auf sozialpolitische Reformen oder Maßnahmen,
160 empfinde ich glaub ich weniger Nachteile. Aber wenn das ein stärkeres Bedürfnis oder
161 Interesse von mir wäre, dass ich bessere Sozialstandards habe als EU-Bürger quasi, wenn ich
162 jetzt zum Beispiel in Slowenien ein Arbeiter wäre irgendwie so, dann, keine Ahnung, würde
163 das schon anders ausschauen. ….. Gehört Slowenien zur EU?

164 Slowenien gehört zur EU.

165 Schon goi? Passt.

166 Ja dann haben wir ein bisschen schon abgedeckt von dem, aber ich stelle jetzt trotzdem
167 noch einmal die Frage. Welche relevanten Aspekte der EU könntest du benennen, also
168 große Erneuerungen, Vorteile Nachteile, Kritikpunkte so an die EU? Also was ist
169 wirklich sehr relevant, wenn man über die spricht zu benennen deiner Meinung nach?

170 Also relevant ist auf jeden Fall so, der Zusammenschluss in der Wertegemeinschaft, quasi
171 dass man sich eine Europäische Verfassung gegeben hat die sehr liberal, sehr
172 menschenrechtlich affin ist und die eben auch versucht quasi mit diesen Werten Gesetze zu
173 machen die eben irgendwie auf Dauer eben mehr Frieden mehr soziale und kulturelle
174 Integration zwischen allen EU-Ländern ermöglichen. Ja und dann eben den Austausch und
175 eben so die, wie soll ich sagen, funktionierende Politik wird leichter möglich durch die EU,
176 weil eben die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Staaten fix ist irgendwie so.

177 Den freien Personenverkehr, sozusagen hast du schon gesagt, Menschenrechte hast du
178 auch schon benannt, wie siehst du dann die EU als Binnenmarkt zum Beispiel?

179 Ist gewissenmaßen ein Vorteil, dass wir jetzt leicht quasi so, auch dann durch die regionale
180 und biologische Förderung von der EU eben hochqualitative Produkte aus Österreich aus
181 Italien oder eben von mir aus, aus den Niederlanden oder Spanien bekommen kann und wir
182 dadurch in einem materiell sehr großen Wohlstand leben, in einem größeren Wohlstand wie
183 es davor wahrscheinlich möglich war, aber ich sehe das gleichzeitig auch kritisch. Weil
184 dieser Wohlstand quasi so auf die Kosten von viele Regionen in und außerhalb der EU geht,
185 ebenso die wirtschaftlich noch immer benachteiligt sind beziehungsweise durch die EU auch
186 so mit ausgebeutet werden irgendwie. Weil gerade so Wirtschaftspolitik ist für mich eben
187 auch eine Frage der ArbeiterInnenrechte und der Arbeitspolitik quasi und da finde ich hinkt
188 die Politik hinterher, indem sie zu wenig Standards und Gesetze gibt eben, die eine faire
189 Behandlung der ArbeiterInnen in Europa absichern richtig.
190 Also innerhalb der EU und außerhalb?

191 Genau. Überall wo die EU sag ich jetzt mal ihren Einfluss noch nicht den Werten gemäß
192 genug nutzt halt, für mein persönliches Empfinden.

193 Und im Zuge dessen würde ich dich auch Fragen was deine Einschätzung zur
194 Währungsunion dann ist?

195 Die Währungsunion ist auch etwas, das sicher kritisch zu sehen, aber was eine Zeit lang gut
196 funktiuniert hat denke ich. Gleichzeitig kann man schon überlegen, ob diese Art der
197 gemeinsamen Währung wirklich die beste Währungsform auch für arme Nationalstaaten eben
198 so darstellt. Die in der EU sind. Also vielleicht könnten wir ein bisschen vielseitiger und
199 flexibler noch werden in der Währungspolitik oder generell in der Geldfinanzpolitik.

200 Was siehst du da…. Also du suggeriert, dass es da Nachteile gibt für manche Länder?

201 Ja, also das mit Griechenland war zum Beispiel so, die haben diesen Euro einfach nicht
202 zurückzahlen können. Also da wäre es besser gewesen, wenn man da eine andere Währung
203 gehabt hätte, die es ein bisschen besser übersetzt, die… beziehungsweise den freien
204 Währungsaustausch und Warenverkehr über Währung so quasi leichter ermöglich hätte, in
205 einem Gebiet, wie es eben in Griechenland war, die mit dieser Währung nicht mehr
206 Tauschhandel hat betreiben können.

207 Also hättest du dir gewünscht, dass …

208 Dass eine andere Währung…

209 … dass Griechenland vielleicht auch aussteigt aus dem Euro, damit sie die Schulden
210 leichter zurückzahlen können?

211 Genau, genau. Dass ein bisschen mehr Freiheit, ja Möglichkeit geschaffen wird für arme
212 Länder die finanziell komplett hart bestraft werden, für eine Krise die nicht unbedingt ihre
213 eigene, alleinige Verantwortung ist, beziehungsweise die die Bevölkerung auch nicht treffen
214 sollte. Da hätte ich mir mehr sozialdemokratische Wirtschaftspolitik und weniger neoliberale
215 konservative Austeritätspolitik gewünscht.

216 Dann würde ich übergehen zum nächsten Themenblock und da geht es um den
217 persönlichen Nutzen. Du hat zwar schon gesagt, welche Aspekte der EU für dich
218 relevant sind, also generell, aber was ist jetzt wirklich für dich persönlich an der EU für
219 dich wirklich relevant, also was dich persönlich betrifft?
220 Für mich persönlich sind für mich sehr viel die ethisch, moralischen und und politisch soziale
221 Grundgedanken wichtig und da finde ich es in einer Zeit, wo die ganze Welt stark beeinflusst
222 wird, durch autoritäres Gedankengut, finde ich es umso wichtiger, dass man die individuellen
223 Freiheiten und Rechte hochhält, über ein großes Gebiet und Bevölkerung so quasi
224 hinweggesehen. Da halte ich die EU für eine wichtige Instanz irgendwie so und und, ja
225 Macht irgendwie so die sich stärker für einzelne Menschen ausspricht vielleicht ja.

226 Also siehst du die EU auch ein bisschen so wie einen Bewahrer der Menschenrechte?

227 Auf jeden Fall. Ein Bewahrer der Menschenrechte und auch des Friedens irgendwie so ein
228 bisschen. Also das halte ich auch schon, auch immer noch für relevant und aktuell.

229 Was dann für dich auch als persönlicher Nutzen natürlich resultiert?

230 Genau, ja genau.

231 Dann würde ich noch gerne Fragen, inwieweit profitiert dann Österreich von der EU,
232 deiner Meinung nach?

233 Ich glaube Österreich profitiert eben auch davon, dass sie sich eben einer internationalen
234 Gemeinschaft anschließen können, die einerseits eine Schutzfunktion, andererseits eine
235 Unterstützungsfunktion so hat. Unterstützung im Sinne von wirtschaftlich und finanziell
236 natürlich auch zu einem guten Teil, auch wenn Österreich Nettozahler ist, glaub ich doch,
237 dass es wirtschaftlich schwieriger wäre, wenn Österreich nicht in der EU wäre.

238 Wie siehst du dabei den wirtschaftlichen nutzen von Österreich, also…

239 Ebenso, dass relativ schnell quasi für heimische Unternehmen ein größerer Markt
240 erschließbar ist und dadurch mehr Möglichkeit zum Export und zum Austausch, leichtere
241 Möglichkeiten bürölkratischer Barriereabbau so irgendwie, mehr Wohlstand so quasi in
242 Österreich beziehungsweise dadruch dann auch mehr Geld über vernünftige Steuerpolitik
243 vorhanden ist um eben bessere Wohlfahrtspolitik zu machen.

244 Bessere Sozialleistungen?

245 Genau. Bessere Sozialleistungen, bessere öffentliche Systeme die alle quasi zu Gute
246 kommen.

247 Siehst du da auch Nachteile für die EU? Oder kannst du Nachteile für … ähm für
248 Österreich entschuldige. Also Nachteile für Österreich, weil sie in der EU ist?
249 Ja ein großer Nachteil ist sicher die Preispolitik ebenso, wo eben sowas wie Lohndumping
250 oder Preisdumping ein bisschen so passiert, dadurch dass die EU im Handel steht mit der
251 restlichen Welt und die restliche Welt kapitalistisch so agieren kann, dass billige
252 Massenprodukte quasi, heimische qualitativ hochwertigere Nischenprodukte so quasi dann
253 den Gar ausmachen, dass zu einer Reduzierung der Existenzgrundlage von zum Beispiel eben
254 heimische Landwirte führt. Und Landwirtinnen. Also da gibt es natürlich dann Ausgleiche
255 durch die Förderungen und so, aber es ist für kleine Selbstständige quasi, für
256 Subsistenzwirtschaft zum Beispiel, um vielfaches schwieriger geworden und es ist auch eben
257 immer noch ein Nachteil denke ich, dass die Qualität der Produkte, die in der EU im Standard
258 sind, nicht unbedingt mit Qualitätskriterien einhergeht die zum Beispiel österreichische
259 Produzenten und Produzentinnen gewährleisten könnten, aber eben dann nicht verkaufen
260 können mit der besseren Qualität, weil sie mit der Konkurrenz nicht mithalten können.

261 Also ein großer Negativpunkt ist, dass die Konkurrenz extrem groß ist und dadurch
262 dann kleine Betriebe zu Grunde gehen sozusagen?

263 Genau. Dass die Wirtschaftliche Freiheit quasi zu einer wirtschaftlichen Bedrohung für viele
264 heimische kleinere Unternehmen geführt hat, auch wenn es natürlich der Masse und größere
265 Unternehmen sicher stärker geholfen hat.

266 Anschließend würde ich noch gerne fragen, ob du mehr EU haben möchtest und wenn
267 ja, in welche Bereiche?

268 Also ich hätte gerne mehr EU wenn es um Persönlichkeitsrechte und solche Sachen eben, so
269 liberale Freiheiten geht, wie Privatsphäre, Datenschutz und eben auch sowas wie Recht auf
270 Bildung, Recht auf soziale Bedürfnisse, dass man eben bessere Verkehrs- und öffentlichen
271 Raum.., Öffentlichkeitspolitik so macht eben so mit mehr Förderungen von der EU für urbane
272 Aufwertung in punkto Lebensqualität.

273 Also du würdest dir zum Beispiel wünschen, dass man ein europäisches Verkehrsnetz
274 machen würde oder so?

275 Genau. Und ich würde mir auch wünschen, dass internationale Unternehmen beschnitten und
276 beschränkt werden in ihrer Macht, die sie den einzelnen Konsumenten und Konsumentinnen
277 zumuten durch zum Beispiel sowas banales, aber doch alle Menschen betreffendes, dass man
278 zum Beispiel Akkukabel nicht einheitlich gestaltet sondern markentechnisch profitabel.
279 Ein großer Bereich wäre auch die Außen- und Sicherheitspolitik, wie stehst du dazu?
280 Also würdest du dir da mehr EU wünschen oder… ?

281 Würde ich mir auch mehr EU wünschen, weil ich das Gefühl habe, dass die EU immer noch
282 ein guter Garant für Diplomatie und gewaltfreie Konfliktlösung.

283 Also sollten die Europäischen Mitgliedsstaaten sozusagen mehr Zusammenarbeit haben
284 im Sicherheitsbereich?

285 Finde ich auf alle Fälle. Notwendig und gerade auch im Zeichen dieser Zeiten wo einzelne
286 Diktatoren irgendwie so, sehr viel Unruhe stiften können ist es umso wichtiger.

287 Also auch im militärischen Bereich sozusagen?

288 Ja also… es ist schwierig so. Ich will nicht, dass die EU dann ein größerer Kriegstreiber ist,
289 aber ich würde mir auf jeden Fall eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
290 wünschen.

291 Dann kommen wir zum nächsten Themenblock, dass ist die kollektive Identität und da
292 würde ich dich gerne Fragen, als was fühlst du dich, also inwieweit identifizierst du dich
293 mit deiner nationalen Identität, also Österreich?

294 Es ist eine spannende Frage, die habe ich mit einigen ähnlich Interessierte und gleichaltrige
295 auch schon diskutiert und bei mir ist es so, wie wahrscheinlich bei anderen auch, ich beziehe
296 meine Identität nicht so stark über den Nationalstaat, sondern eher über regionale Identität
297 und Kultur, wie beispielsweise Dialekt als Sprache beziehungsweise, Wohnort und
298 Lebensumfeld quasi so und eben, sehe mich selbst als Kosmopolit und Europäer so quasi. So
299 ich identifiziere mich mit Europa so quasi mit der europäischen Kultur, genauso mit allem
300 was die Menschheit so als kollektive Werte hervorgebracht hat, die für mich annehmbar und
301 vertretbar sind.

302 DU hast jetzt gesagt du fühlst dich deiner regionalen Kultur verbunden…

303 Genau.

304 … weniger national

305 Weniger national.

306 Aber auch Europäisch und international.

307 Genau. Genau, Ich würde mich auf alle Fälle mehr als Europäer sehen als wie eben als
308 Österreicher.

309 Aber wenn du dich entscheiden müsstest, welche Identität würdest du dann den
310 Vorrang geben?

311 Würd ich…, würd ich…, würd ich mich wirklich am liebsten auf eine universelle
312 menschliche Identität und als Kosmopolit irgendwie so sehen und identifizieren. Also gerade
313 auch dadurch, dass ich ein bisschen was weiß über den Austausch, den die Welt über die
314 Jahrtausende miteinander betrieben hat so, halte ich das für einen recht zukunftsfähigen
315 Zugang. Wo aber auf jeden Fall Europäische Werte nicht negiert werden können. Also das ist
316 eine gewisse Basis so quasi die nicht untergraben werden kann, nachdem ja diese Werte auch
317 universell, global sind.

318 Das knüpft dann eh auch die nächste Frage an, weil die wäre dann, welchen Einfluss hat
319 dann die EU auf deine nationale Kultur zum Beispiel? Wenn du sagst, du fühlst dich
320 jetzt mit deinem regionalen Umfeld, identifizierst dich mit deinem regionalen Umfeld
321 und mit deiner nationalen nicht so viel. Was hat dann die EU für einen Einfluss darauf?

322 Die EU hat sicher einen Einfluss irgendwie so, dass ich mehr als Mensch dieser Welt
323 irgendwie begreife und nicht nur als Mensch dieses Landes, also die EU macht Grenzen auf.
324 Genau so wie sie es in der Realität gemacht hat. Auch kulturell und auch, ja, persönlich quasi
325 sowas was die eigene Einstellung, die eigenen Werte, die eigenen Moralvorstellungen und
326 Gesellschaftsutopien irgendwie denen man nachgeht betrifft. Also vieles, dass man so im
327 Kontakt mit anderen sich aneignet.

328 Ja dann bleiben wir in Österreich und würde dich gerne Fragen, zu nationale
329 Regierung, befragen zur nationalen Regierung und zwar: „Wie würdest du die Arbeit
330 von unserer jetzigen Regierung bewerten?“

331 Individuell extrem unterschiedlich. Ich habe das Gefühl, das einige MinisterInnen vor allem
332 eine extreme gute Arbeit in ihren Resorts machen und dass aber gleichzeitig die Gesamtarbeit
333 der Regierung sich sehr stark auf Eigenmarketing und wie soll ich sagen, „nonsense“
334 beschränkt.

335 Würdest du behaupten… also inwiefern vertraust du eigentlich der Regierungen, der
336 österreichischen aktuellen Regierung?
337 Ich vertraue dem Parlament mehr wie der Regierung.

338 Warum genau?

339 Weil ich das Gefühl habe, dass die Regierung, trotz quasi Wechsel der mächtigen Personen,
340 oder vielen wechselnden Personen, sehr stark dekonstruktiv beziehungsweise unproduktiv
341 arbeitet und, quasi so, ich würde ihnen Orientierungslosigkeit und Desinteresse unterstellen,
342 wo ich auch nicht viel vertrauen habe quasi, selbst wenn sie es gut meinen, dass sie es gut
343 machen.

344 Also, um es ein bisschen auszuweiten, wie zufrieden bist du dann persönlich mit der
345 Arbeit von der nationalen Regierung?

346 Ja ich bin eher zufrieden mit der, wie soll ich sagen, mit dem Ausmaß irgendwie so, an
347 Scheis*e die sich irgendwie noch in Grenzen hält, sie könnten noch viel schlimmere Sachen
348 machen. Aber eigentlich sehr unzufrieden.

349 Unzufrieden okay.

350 Also ich finde, dass viele Landes- und Gemeindestadtregierungen eine zehn Mal bessere
351 Arbeit machen, mit weit weniger Mittel als die Bundesregierung.

352 Dann würde ich noch fragen: „Wie beeinflusst die Arbeit von der nationalen Regierung
353 die Prozesse auf der EU-Ebene?“

354 Schon zu einem guten Teil, weil ja, weil ja die Regierung auch immer sowas wie verbündete
355 sucht, wenn sie eher nicht EU-Konforme Politik machen wollen und dadurch dann sowas wie
356 Uneinigkeit beziehungsweise Verhärtung von den Fronten in der EU quasi mitbestimmen,
357 mitbeeinflussen können. Gleichzeitig haben sie auch die Möglichkeit, dass sie, wenn du dir
358 zum Beispiel, wenn man sich zum Beispiel eher rechtspopulistische Hardliner anschaut, dass
359 sie EU-Weit quasi für Integration von halt ähnlichen Staaten so ein bisschen sorgen können,
360 aber eigentlich geht das immer so mit einer generellen EU-Sabotage und Boykott einher.
361 Also die letzte Aussage würde ich quasi selbst auch in Zweifel ziehen. Also ich glaube eher,
362 dass die Regierung viel zum Negativen beeinflussen kann, indem sie quasi nicht mehr so
363 mitredet und mitmacht bei dem was EU-Weit an Beschlüssen da sind.

364 Dann starten wir in den letzten Themenblock, dabei geht es um das Vertrauen in die
365 EU-Institutionen dieses Mal. Ich glaube das hast du eh schon ein bisschen beantwortet.
366 Du hast gesagt du hast die EU-Institutionen schon sehr demokratisch sind, oder?
367 Jaein, ich würde sie mir demokratischer wünschen, aber es ist auf jeden Fall eine bessere
368 Demokratie als in ähnlich größeren Machtkomplexen.

369 Also relativ?

370 Mhm. Also man hat auf jeden Fall ja die Möglichkeit, irgendwie so, dass das, sowas wie
371 Bürger- und Staatsinteressen relativ gut eingebracht und gehört werden können. Dass viele
372 Vorschläge irgendwie so möglich sind und dass, auch wen das ganze sehr sehr schleppend
373 passiert wegen Bürokratie und viele vielen Extragesprächen und Interessen irgendwie so von
374 Mächtigen Parteien beziehungsweise Organisationen so, die das Ganze dann ausverhandeln
375 so quasi von Reformen und Gesetzen dann schwieriger machen; halte ich es trotzdem für eine
376 sehr interessante demokratische und auch gute demokratische Institution.

377 Ähnlich zu der vorhergehenden Frage, wie transparent findest du die EU-Institutionen?

378 Das ist eine gute Frage. Transparenter jetzt als wie in den Jahren davor. Also ich finde, dass
379 sich transparenzmäßig sich einiges verbessert hat. Dass, dass, da genug, oder eben viel eben
380 finanziert und unterstützt wurde, dass die EU transparenter wird, aber ich halte es trotzdem
381 noch für verbesserungswürdig. Also ich finde, dass man noch mehr an finanzielle
382 Unterstützungen, wenn man jetzt EU-Politiker EU-Politikerin ist, offen legen müsste quasi
383 so, dass man zum Beispiel jedes Gespräch, auch nur Telefon oder SMS-Gespräch, dass ich
384 mit irgendeinem Vertreter, von einem keine Ahnung, eher nicht demokratischen Nationalstaat
385 oder einer autoritäreren Firma, einem Unternehmen quasi führt, sollte man alles offen legen.
386 Und das passiert derzeit noch nicht. Also ich weiß nicht, mit wem die Von der Leyen in ihren
387 letzten 20 Jahren der politischen Karriere aller mal zu Mittag gegessen und sich getroffen hat,
388 privat, persönlich und damit auch politisch relevant wohlwollend ausgetauscht hat. Und ich
389 will nicht, dass sie sich wohlwollend austauscht mit zum Beispiel irgendwelchen Chefs von
390 Waffenunternehmen oder Automobilkonzerne, denen in Wahrheit EU-Politik und EU-
391 Interessen quasi sabotieren.

392 Okay. Gute Antwort.

393 Okay, das habe ich jetzt gebraucht.

394 Dann würde ich noch fragen, inwieweit vertraust du den EU-Institutionen mit dem EU-
395 Budget, also dem Geld, das von den Mitgliedsstaaten kommt?
396 Gerade nachdem ich eben, also die… also wie die EU-Mitgliedsstaaten mit dem Geld das von
397 der EU kommt?

398 Nein. Die EU-Institutionen, wie gehen die mit dem Geld um deiner Meinung nach? Gut
399 schlecht, oder vertraust du ihnen mit dem Geld, dass sie von den Mitgliedsstaaten
400 bekommen?

401 Naja, teils-teils. Also Teils glaube ich könnten die EU-Institutionen genauer schauen wem
402 und für was sie das Geld hergeben, Teils könnte man auch schauen, wie die Mitgliedsstaaten
403 mit dem EU-Geld irgendwie so umgehen, wo dann nicht die EU-Institutionen schuld sind,
404 sondern eher so die Mitgliedsstaaten, dass sie eben da die Kontrollinstanzen quasi und Regeln
405 quasi so besser einhalten was finanziert werden soll und was nicht. Aber ich vertraue ihnen
406 schon zu einem guten Teil. Es könnte transparenter und mehr so, wie soll ich sagen, besser
407 kommuniziert werden irgendwie so in öffentlichen Nachrichten und Medien irgendwie so, wo
408 die EU überall investiert und wer de facto da überall profitiert und so. Aber da fühle ich mich
409 eh relativ gut informiert eigentlich so und muss sagen, dass ich so jegliche Form von
410 Kulturförderung, jegliche Form von Förderung von öffentlichem Verkehr, von Produzierung
411 und Austausch bei hochqualitativen Waren und Dienstleistungen so quasi, rennt alles
412 halbwegs gut. Oder so quasi, da habe ich das Vertrauen, dass das Geld zumindest so weit wie
413 man es wissen kann, vernünftig investiert wird. Auch wenn natürlich Konsequenzen dann
414 entstehen die man schwer bedenken kann, oder im Vorhinein hätte bedenken können.

415 Okay, das heißt als Abschlussfrage jetzt von unserem Block, inwieweit erkennst du
416 dann die EU-Institutionen als funktional?

417 Soll ich das jetzt so einordnen in Prozent, oder?

418 Was deine Einschätzung ist.

419 Also ich würde sagen, dass so 60-70% gut funktioniert und die restlichen 30% irgendwie so
420 quasi, dass Sachen schieflaufen.

421 Oder besser laufen?

422 Oder besser laufen könnten.

423 Ja, das war sehr interessant, zum Schluss würde ich dich noch fragen, ob du
424 irgendetwas zum Ergänzen hast, oder ob noch etwas unklar ist? Sonst…
425 Ja es wäre interessant, was die Funktion von der EU sein sollte. Weil, ich habe schon das
426 Gefühl, dass die EU sich oft selbst mal als Garant einer liberalen und aber
427 wirtschaftsliberalen Weltordnung oder Gesellschaftsentwurf irgendwie so sieht und aber viel
428 mehr soziale und rechtliche Reformen notwendig wären irgendwie so, um quasi zu sagen,
429 dass die EU gut funktioniert als, wie soll ich sagen, Friedensstifter und humanitäre Kraft
430 irgendwie so.

431 Ja dann hast du dir die Frage eh schon selbst beantwortet. Weil du gefragt hast, als was
432 soll die EU fungieren? Für dich ist es Friedensstifter, Erhalter der Menschenrechte,
433 liberale Demokratie, dass du auch öfter angesprochen hast.

434 Ja voll, ja genau.

435 Ja, dann würde ich gerne noch zu deinen persönlichen Daten kurz kommen, also das
436 Alter.

437 28

438 Geschlecht?

439 Männlich-Divers

440 Nationalität?

441 Ja, Austria.

442 Was ist deine höchste abgeschlossene Ausbildung?

443 Bachelor-Lehramt

444 Beruf?

445 Sohn. Na, ja, Beruf auch Lehrer. Ja keine Ahnung, oder…

446 Ja momentan machst du ja noch den Master, oder?

447 Ja voll, aber ich könnte de facto im Beruf arbeiten.

448 Ja aber im Moment bist du ja noch Student, oder?

449 Ja dann Student, ja fix.

450 Ja dann, hat mich gefreut, du hast eigentlich vieles gewusst viel gesagt, konkrete
451 Beispiel genannt. Ja war super.
452 Ja hat mich auch sehr gefreut, lieber Edmond!
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