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Füchtner, H. (2006): Theon Spanudis und Solon Spanoudis. Zwei griechische


Analysanden August Aichhorns in Brasilien. In: Werkblatt Nr. 57, 2 / 2006, 82-
106.

Theon Spanudis und Solon Spanoudis. Zwei griechische Analysanden


Aichhorns in Brasilien.

Im Folgenden skizziere ich die beruflichen Werdegänge zweier griechischer


Brüder, die in der brasilianischen Psychoanalyse bzw. Psychiatrie eine Rolle
gespielt haben.1 Beiden gemeinsam ist, daß sie in Smyrna, dem heutigen
Izmir, geboren und in Athen aufgewachsen sind, daß sie in Wien bei August
Aichhorn Analyse gemacht haben und daß sie nach Brasilien ausgewandert
sind und dort als Psychoanalytiker bzw. Psychiater gearbeitet haben. Die
beiden Brüder standen einander immer sehr nahe. Über die Schreibweise
ihres Familiennamens in lateinischen Buchstaben waren sie sich allerdings
nicht einig. Theon Spanudis hat nach einigen Jahren die Psychoanalyse
aufgegeben und wurde Poet, einflußreicher Kunstkritiker und sehr
erfolgreicher Kunstsammler. Darauf im Detail einzugehen, würde den
Rahmen meines Aufsatzes sprengen. Insofern kann ihm diese Skizze seiner
Persönlichkeit nicht annähernd gerecht werden. Das gilt in anderer Weise
auch für Solon Spanoudis, über den wesentlich weniger Informationen zu
bekommen waren.

Theon ist 1915 und Solon 1922 geboren und griechisch-orthodox getauft
worden. Ihre Eltern waren der Kinderarzt George Spanoudis und seine Frau
Clio, geborene Vulgaris.2 Der Vater stammte aus einer einfachen Familie von
Gemüsehändlern. Auf Grund eines Lottogewinns konnte ihm die Familie ein
Medizinstudium in Paris finanzieren. Der damit verbundene soziale Aufstieg
ermöglichte es ihm, Clio Vulgaris zu heiraten.3 Diese stammte aus einer
wohlhabenden Familie. Theon war sieben Jahre und Solon erst drei Monate
alt, als die Familie im griechisch-türkischen Krieg, wie mehr als 100000
andere Griechen und Armenier, Hals über Kopf vor den Türken aus dem
brennenden Smyrna fliehen mußte. Der Vater ließ sich in Athen nieder. Dort
sind die Kinder aufgewachsen und zur Schule gegangen. Theon legte dort am
Athener College, einem amerikanischen klassischen Gymnasium, im Jahre
1932 sein Abitur mit der Note sehr gut ab.4 Im selben Jahr begann er zu
studieren.

1
Diese Arbeit hätte ich nicht schreiben können ohne die großzügige Hilfe von Barbara
Spanoudis, Karl Fallend und Thomas Aichhorn. Sie haben mir zahlreiche Dokumente
zugänglich gemacht. Frau Spanudis danke ich auch für mehrere Emails und zwei lange
Interviews (am 04.03.2005 und 19.03.2006 in São Paulo), in denen sie mir vertrauensvoll
eine Fülle von Informationen gegeben hat. Soweit ich mich in der Folge auf die Interviews
beziehe, gebe ich nur das Kürzel B.S. an.
2
Ich benütze hier die Schreibweise des Familiennamens, die auch auf der Todesurkunde des
Vaters steht. Theon Spanudis hat in seinen Dokumenten den Familiennamen des Vaters
jeweils in der von ihm bevorzugten Schreibweise angegeben. Der Mädchenname der Mutter
findet sich auch in der Schreibweise Bulgaris.
3
Biographie Solon Spanoudis . Associação Brasileira de Daseinsanalyse (ABD) Homepage.
4
Abgangszeugnis vom 27.06.1932
2

Eigentlich hätte Theon gerne klassische Philologie studiert. Als Kind wollte er
Priester, Tänzer, Theaterschauspieler, Dichter, Komponist oder Musiker
werden. Alles, bloß nicht Arzt, wie der Vater, oder Techniker oder
Wissenschaftler. Auch darin stand er der Mutter besonders nahe. Sie war eine
hochgebildete, literarisch interessierte Frau, die selbst auch dichtete. Sie
sprach fünf Sprachen fließend. Nach dem Willen ihres Mannes war sie
Hausfrau und sollte keinen regulären bezahlten Beruf ausüben. Sie hat aber
Französisch unterrichtet, organisierte literarische Kreise u.a.. Sie legte immer
auf eine sehr enge Beziehung zu ihren Kindern Wert.5 Theon, ihren
erstgeborenen Sohn, vergötterte sie.(B.S.) Beide hatten viele gemeinsame
Interessen. Der Vater drängte Theon mit einem politischen Argument zum
Medizinstudium. Würde Theon Philologie studieren, könnte er allenfalls
Gymnasiallehrer werden und als solcher sei er abhängig. In politisch
unruhigen Zeiten könne jeder Regierungswechsel bedeuten, daß er arbeitslos
werde. Als Arzt sei er jedoch unabhängig. Das war in der gegebenen
politischen Situation eine durchaus plausible, aber nur pragmatische
Argumentation. Theon und bald auch schon Solon sympathisierten mit den
Kommunisten. Solon wollte schon mit 15 Jahren im spanischen Bürgerkrieg
gegen die Nationalisten kämpfen.(B.S.)

Theon gab schließlich dem Drängen des Vaters nach, der sich, wie es der
Sohn wahrnahm, sein ganzes Leben lang für die ganze Familie aufopferte.
Ausschlaggebend für Theons Entscheidung waren Schuldgefühle, „auch aus
ödipalen Gründen“, denn er verstand sich sehr gut mit seiner literarisch sehr
gebildeten Mutter. Auch in späteren Jahren stand er stets in „einem engen
literarischen Kontakt“ mit ihr. (Spanudis, 1976 )Manchmal verwendeten sie
mehrere Sprachen in ein und demselben Brief, meistens aber die deutsche
Sprache.6 Auch die beiden Brüder verständigten sich untereinander auf
Deutsch.
Theon immatrikulierte sich im November 1932 an der Athener Universität als
Medizinstudent.7 Schon kurze Zeit später nützte er aber den Umstand, daß in
Wien zwei Schwestern seiner Mutter lebten, die mit Österreichern verheiratet
waren, und setzte dort im Herbst 1933 sein Medizinstudium fort.8 Er beendete
es am 09.02.1940 mit seiner Promotion. Bis dahin hat sein Vater sein Studium
finanziert. Ab Januar bekam er auch ein Stipendium der Humboldtstiftung.9
Nach der Promotion arbeitete er in der medizinischen Abteilung des
Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Im Sommer und Herbst 1940 war er in
einem psychiatrischen Privatsanatorium in Inzersdorf tätig. Im Januar 1941
wurde er dann als Assistent im Institut für Geschichte der Medizin der
Universität angestellt.

5
Sie fühlte sich ihren Kindern untrennbar verbunden. In Brasilien wohnten sowohl Theon, als
auch Solon und seine Frau mehrere Jahre im selben Haus wie die Mutter. (B.S.)
6
Clio Spanoudis hatte eine österreichische Großmutter. Außerdem hatte sie die deutsche
Schule in Athen besucht. (B.S.)
7
Immatrikulationsbescheinigung vom 28.06.1933
8
Lili Vulgaris-Battliner und Olimpia Vulgaris. (siehe Fußnote 17). In seinem Lebenslauf von
1945 gibt er an, er habe sein Medizinstudium in Wien begonnen. Die Immatrikulation in Athen
erwähnt er nicht.
9
Vermögenserklärung von Theon Spanudis vom 15.02.1941
3

Letztere Tätigkeit entsprach seinen Neigungen besser. Theon war vielseitig


begabt und hatte viele kulturelle Interessen. Schon mit siebzehn Jahren hatte
er Unterricht bei einem impressionistischen Maler genommen. In Wien nahm
er Klavierunterricht und studierte Kompositionslehre. Später verfaßte er auch
ein Opernlibretto für Rosa Dworschak, eine Sozialarbeiterin und enge
Mitarbeiterin Aichhorns.10 Er ging mehr in die Oper und ins Kunsthistorische
Museum und las Rilke und Trakl, als daß er sich mit der verabscheuten
Physiologie und Anatomie beschäftigt hätte.(Spanudis, 1976) Für die
Verfolgung seiner wahren Interessen ließ ihm die Medizin jedoch nicht viel
Zeit. Er wandte sich deshalb schon vor Abschluß seines Studiums der
Psychoanalyse zu. In ihr sah er einen Ausweg aus der ungeliebten Medizin. In
ihr ging es um Gefühle, Empfindungen, Phantasien und Träume. Eine Welt,
die seiner künstlerischen Welt relativ nahe war.

Den Unterlagen von August Aichhorn zufolge begann Theon im Mai 1939
seine Analyse.11 Im ersten Jahr sechs Stunden pro Woche, im zweiten Jahr
dreimal pro Woche. Auch in den folgenden beiden Jahren war er von Januar
bis Dezember in Analyse. Für die folgenden Jahre sind keine genauen
Angaben zu bekommen. Im März 1941 wurde er als Ausbildungskandidat in
der ärztlichen Abteilung der Filiale des „Deutschen Instituts für
Psychologische Forschung und Psychotherapie“ in Wien zugelassen.12 Im Juli
des folgenden Jahres wurde er auf Vorschlag von Aichhorn als Praktikant in
der Abteilung Ärztliche Psychotherapeuten angenommen.13 Von nun an durfte
er unter der Kontrolle von Aichhorn selbst psychotherapeutisch arbeiten. Er
hat in diesen Jahren gelegentlich auch Vorträge im Institut gehalten: Über
„Die Schwalbe als Heilmittel in der Antike“. Über einen neurotisch
verwahrlosten Jugendlichen und an zwei Abenden gemeinsam mit Aichhorn
über „Die Bedeutung der Mutter in der Entwicklung der Persönlichkeit, Kultur
und Neurose“.14 Im Laufe seiner psychoanalytischen Ausbildung hat er nach
1945 auch einige Zeit bei Otto Fleischmann Analyse gemacht. Im Jahre 1947
bescheinigte ihm Aichhorn, als Obmann der Wiener Psychoanalytischen
Vereinigung, daß er nach einem fünfjährigen Lehrgang ordentliches Mitglied
geworden ist.15
Seinen Lebensunterhalt verdiente Theon weiterhin, bis Ende 1945, als
Assistent am Institut für Geschichte der Medizin. Anfang 1945 stellte er einen

10
Frau Dworschak war wie Spanudis vielseitig interessiert. Sie studierte bei den
Schönbergschülern Paul Pisk und Ferdinand Rebay Komposition. Sie hinterließ zahlreiche
Kompositionen, Lieder, Kammermusik und Werke für Orchester und erste Skizzen für eine
Märchenoper nach einem Libretto von Spanudis. (Aichhorn; Mühlleitner, 2003)
11
Diese und mehrere andere Daten hat Thomas Aichhorn für mich im Nachlaß seines
Großvaters verifiziert. Siehe dazu auch Fallend, 2003. Die Angabe in der bei Nosek (1994)
abgebildeten Kopie einer von Fleischmann unterzeichnete Bestätigung vom 08.11.1949,
Spanudis habe seine Analyse 1933 begonnen, ist zweifellos falsch. Es handelt sich
offensichtlich um einen Schreibfehler.
12
Von I.H. Schultz unterzeichnete Bescheinigung vom 23.03.1941 seiner Annahme als
Kandidat am Deutschen Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie e.V.
13
Bescheinigung des Deutschen Instituts für Psychologische Forschung und Psychotherapie
e.V. vom 01.07.1942.
14
Tätigkeitsbericht Aichhorns vom 03.06.1944 über die Zeit Mai 1938 bis Juni 1944 an den
Direktor des Reichsinstituts für Psychologische Forschung und Psychotherapie, Prof. Dr. M.H.
Göring.
15
Mir liegt dazu eine nicht unterzeichnete Bescheinigung Aichhorns vom 10.09.1947 vor.
4

Antrag auf Zulassung zur Habilitation, der von seinem Vorgesetzten im Institut
nachdrücklich unterstützt wurde. Theon beabsichtigte, über „bisher
unbearbeitete Abschnitte der galenischen Werke“ zu forschen.16 Seine
Assistentenstelle war jedoch keine Dauerstelle und der Arbeitsvertrag mußte
immer wieder neu genehmigt werden. Zum Jahresbeginn 1946 wurde die
Stelle dann jedoch wieder regulär besetzt und Theon suchte nach anderen
Arbeitsmöglichkeiten.

In dieser Zeit engagierte sich Theon auch politisch. Im Januar 1946 gründete
er mit Gleichgesinnten ein „Griechisch-antifaschistisches Komitee Wien“,
dessen Sekretär er wurde. Im September des Jahres erschien das erste Heft
des Organs des Komitees, „Die Freie Stimme“. Darin wurden die Ziele der
Gruppe formuliert. Die griechischen Landsleute in Österreich sollten vor allem
detailliert und objektiv über die griechische Wirklichkeit informiert werden und
die politische Lage erklärt bekommen. Es sollten auch die Schwierigkeiten der
Griechen in Österreich aufgezeigt werden und ihre Rechte dem
österreichischen Volk und den Behörden verständlich gemacht werden. Damit
war konkret vor allem die Unterstützung der durch den Krieg geschädigten
Griechen, insbesondere der im K.Z. gefangenen, gemeint, sowie Hilfe in
Repatriierungsangelegenheiten und Unterstützung der in Wien lebenden
Griechen.17
In diesen Jahren arbeitete Theon ganztägig im Institut der Wiener
Psychoanalytischen Vereinigung und war da auch mit der Leitung der
wissenschaftlichen Abteilung beauftragt.18 Nach dem Tod von Aichhorn
realisierte Otto Fleischmann seinen bis dahin zurückgestellten Wunsch zu
emigrieren. Damit waren die beiden Analytiker weg, denen Theon besonders
eng verbunden war. Auch er wollte auswandern, wobei er allerdings zunächst
an Nordamerika dachte.19

Solon Spanoudis war, nachdem er ebenfalls am amerikanischen Gymnasium


in Athen Abitur gemacht hatte, seinem Bruder im Jahre 1942 nach Wien
gefolgt. Hitler hatte im April 1941 den Balkanfeldzug gegen Jugoslawien und
Griechenland begonnen. Drei Wochen später mußte Griechenland
kapitulieren. In Athen und anderen von deutschen Truppen besetzten
Landesteilen kam es im Winter 1941/1942 zu einer Hungerkatastrophe mit
100000 Toten. Als Solon in Wien ankam, war auch er vom Hunger gezeichnet
und an Tuberkulose erkrankt. Rosa Dworschak schrieb in einem Brief vom
August 1942 an Aichhorn: „Gestern abends waren die Brüder Spanudis bei
mir, sehr lieb, der Kleine macht einen sehr kindlichen sympathischen Eindruck,
ist erschreckend mager.“ Sein Bruder Theon war damals allerdings mit 59 Kilo
Gewicht bei 1,74 m Größe auch kein Schwergewicht.20 Theon hat seinen
kleinen Bruder wegen seiner Tb zunächst in die Alpen geschickt. Danach hat

16
Gesuch von Professor F. Lejeune an den Dekan der Universität Wien vom 16.01.1945 um
Zulassung von Spanudis zur Habilitation
17
Wie Karl Fallend in einem kurzen unveröffentlichten Artikel über Spanudis erläutert.
18
Siehe Anmerkung 15 und die in Nosek abgebildete Kopie von Fleischmanns Bescheinigung
aus dem Jahre 1949.
19
Anmerkung von Thomas Aichhorn zu einem Brief von August Aichhorn an Anna Freud vom
17.03.1946
20
Amtsärztliches Zeugnis vom 15.02.1941
5

Solon ein Chemiestudium begonnen. Gegen Ende des Krieges, als er damit
schon fast fertig war, hat er jedoch umgesattelt und angefangen Medizin zu
studieren.21 Auch er machte dann während drei Jahren Analyse bei Aichhorn.
Einem Lebenslauf Solons zufolge, den er nicht selbst verfaßt hat, hat ihm
Aichhorn abgeraten, Psychiater zu werden.22 In einem anderen kurzen,
undatierten Lebenslauf, der nach 1970 entstanden sein muß, gibt Solon
allerdings an, er habe 1950 eine praktische und theoretische Ausbildung an
der psychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik Wien gemacht. Eine
vollständige psychiatrische und psychoanalytische Ausbildung absolvierte er
aber erst in Brasilien. (Dazu unten.)

Theon hat am ersten Kongreß der Internationalen Psychoanalytischen


Vereinigung (IPA) nach dem Krieg 1949 in Zürich teilgenommen. Bei dieser
Gelegenheit lernte er einige junge brasilianische Psychoanalytiker kennen, die
von ihm sehr angetan waren. Sie schlugen ihm vor, nach São Paulo zu
kommen und als Lehranalytiker zu arbeiten. Theon hatte sich wegen seiner
Auswanderungspläne schon zuvor an Gertrud Bibring gewandt, die damals
Sekretärin der IPA war. Diese wußte von Adelheid Koch, daß in der
psychoanalytischen Gesellschaft von São Paulo großes Interesse an einem
weiteren Lehranalytiker bestand. In einem Brief vom November 1949 an
Adelheid Koch, empfahl Bibring Spanudis nachdrücklich. Dieser wolle
emigrieren, habe aber kaum eine Chance in die USA einzureisen, weil er der
türkischen Immigrantenquote zugerechnet werde. Er wolle nun nach Kanada.
Sie und ihr Mann, seien beeindruckt von Spanudis Intelligenz, Integrität und
seiner Freundlichkeit.23Außerdem habe ihn Fleischmann sehr empfohlen. Die
für Spanudis heikle Frage, ob er bereits als Lehranalytiker qualifiziert war,
wurde nicht hoch bewertet. Bibring hatte den Eindruck, Spanudis habe schon
als Lehranalytiker gearbeitet, wußte aber, daß das noch nicht lange Zeit der
Fall gewesen sein konnte. Sie hat sich über diese Frage mit Anna Freud
verständigt. Dabei argumentierte sie, es gebe sowieso keinen erfahreneren
Kollegen als Spanudis, den man empfehlen könnte. Und in seinem Falle
lägen zuverlässige Empfehlungen vor.24

Spanudis kam am 07.Juli 1950 in São Paulo an. Er hat sich dort und in der
Psychoanalytischen Gruppe, die ein Jahr später als IPA-Gesellschaft (SBPSP)
anerkannt wurde, rasch eingelebt. Adelheid Koch berichtete in einem Brief an
Grete Bibring (11.12.50), er habe sich bereits gut installiert. Er wohne in einer
attraktiven Wohnung, habe bereits sieben Patienten, teils Kandidaten, teils
private Patienten und werde im Januar mit weiteren vier Kandidaten anfangen
zu arbeiten. Außerdem halte er ein Fallseminar und ein Theorieseminar über
Freud ab und supervidiere mehrere Kandidaten und ein Mitglied. Er vermisse
wohl sein familiäres und Freundesmilieu. Man sehe sich aber trotz vieler

21
Seine spätere Frau Barbara Spanudis erklärt den Fachwechsel so: gegen Ende des
Krieges sei es klar geworden, daß die Russen kommen. „Und da haben alle gesagt, wer hier
Wissenschaftler ist, den nehmen die gleich mit und benutzen ihn. Da ist man lieber
Mediziner.“ (B.S.)
22
siehe Fußnote 3
23
Es gibt noch mehrere andere Belege dafür, daß Spanudis als äußerst freundlicher und
liebenswürdiger Mensch wahrgenommen wurde.
24
Brief Bibring an Anna Freud vom 17.11.1949
6

Arbeit manchmal und er habe bereits Freunde seines Alters gefunden. Auf
jeden Fall sei er eine sehr freundliche Persönlichkeit.
Das Kommen von Spanudis hat der definitiven Anerkennung der SBPSP als
Gesellschaft der IPA zweifellos sehr genützt.25 Vermutlich spielte eine Rolle,
daß die Leitung der IPA der theoretischen Orientierung von Adelheid Koch
und ihrer Schüler, vor allem ihrer kleinianischen Orientierung, mißtraute.26
Spanudis dagegen beurteilte Melanie Kleins Auffassungen kritisch
distanziert.27 So war er neben Adelheid Koch und deren Schülern Darcy M.
Uchoa und Virginia Bicudo, als Lehranalytiker eine Alternative für die
Ausbildungskandidaten. Mit seiner Sicht der Psychoanalyse als einer
„biopsychologischen Wissenschaft“28 war er wohl besonders für
psychoanalytisch interessierte Ärzte attraktiv.29

Spanudis fand die Arbeit als Analytiker äußerst anstrengend. Für kreative
literarische oder sonstige künstlerische Tätigkeit ließ sie ihm nicht genug Zeit.
Er hätte nie beides gleichzeitig machen können. Beidem konnte er sich nur
mit absoluter Hingabe widmen.30 Seine Patienten laugten ihn völlig aus und
mit seiner schriftstellerischen Arbeit war es ebenso.(Spanudis, 1976) Aber
man konnte in São Paulo schon Anfang der 50er Jahre als Psychoanalytiker
sehr gut verdienen. Spanudis hat dies dazu genützt, Bilder von wenig oder
noch unbekannten Künstlern zu kaufen, an denen er ästhetisches Gefallen
fand. Dank seines ausgeprägten Kunstverständnisses hat er auf diese Weise
im Laufe der Jahre eine Sammlung von Bildern zusammengekauft, die sehr
rasch enorm an Wert gewannen. Zu den Malern, deren Bedeutung er früh
erkannte, gehörten vor allem der konstruktivistische Maler Alfredo Volpi, von
dem er viele Bilder erwarb, sowie der primitivistische Maler José Antonio da
Silva. Daneben unter anderen auch Mira Schendel, Luiz Sacilotto, Almir
Mavignier, Rubem Valentim, José Antonio da Silva und Arnaldo Ferrari. Er hat
seine Sammlung im Jahre 1979 der Universität von São Paulo geschenkt, in
deren Museum für zeitgenössische Kunst sie sich heute befindet.31

Spanudis hat sein Geld aber auch für ganz andere Zwecke ausgegeben. Er
empfahl seinem Bruder Solon, ebenfalls nach Brasilien zu kommen und
unterstütze ihn, als dieser 1952 seinem Rat folgte. Zwei-drei Jahre später ließ
er auch seine Eltern nachkommen. Der Umzug nach Brasilien wurde für Solon
insofern zu einer sehr anstrengenden Angelegenheit, als er, um in seinem
Beruf arbeiten zu können, nach brasilianischem Gesetz seine gesamte
25
Sagawa, 2002. Sagawa gibt allerdings keine Gründe an.
26
Brief G. Bibring an L. Bartemeier vom 05.01.1950
27
vergl. Spanudis, 1954.
28
vergl. Spanudis, 1952)(1992.
29
In der SBPSP wurden immer auch Laien zur Ausbildung zugelassen.
30
Dafür daß Spanudis als guter Analytiker eingeschätzt wurde, gibt es nicht nur die
Stellungnahmen von Bibring und Fleischmann. Auch Robert Hans Jokl hat ihn als exzellenten
Analytiker charakterisiert. Jokl war das einzige Mitglied der "alten" WPV, das aus der
Emigration nach Wien zurückgekommen ist. Er hat vom Frühjahr 1946 an in der WPV
mitgearbeitet, im Winter 1948 ist er dann nach Topeka und später nach Los
Angeles gegangen. Seine Einschätzung ist bemerkenswert, weil er im Allgemeinen ein
überaus kritischer und eher unfreundlicher Mensch gewesen zu sein scheint. (Persönliche
Mitteilung von Thomas Aichhorn.)
31
Ein Teil der Sammlung wurde zuletzt von Dezember 2005 bis Ende Januar 2006
ausgestellt.
7

Ausbildung in Brasilien wiederholen mußte.32 Er tat dies zunächst in Niteroi


im Verlauf von zwei Jahren. Theon finanzierte ihm dann in São Paulo die
Einrichtung eines Laboratoriums für klinische Analysen, das dem gelernten
Chemiker Solon den Lebensunterhalt sicherte, während er seine medizinisch-
psychiatrische und dann auch psychotherapeutische Ausbildung fortsetzte.
1961 heiratete er die bildende Künstlerin Barbara Schubert, die 1938 als Kind
mit ihren Eltern aus Deutschland nach Brasilien gekommen war. Solon
wünschte sich schon seit langem auch Psychoanalytiker zu werden. Theon
war diesbezüglich zweifellos ein Vorbild für ihn. Als er schließlich 1967 eine
Lehranalyse begann, wollte er sich aber nicht der IPA-Gesellschaft
anschließen, der Theon angehört hatte. Er entschied sich für eine
„phänomenologisch-existentiell orientierte“ Analyse bei Dr. Edu Machado
Gomes.33 Ab 1970 arbeitete er als „Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie“ und war Mitglied der brasilianischen Gesellschaft für
Psychiatrie.34
Bei seiner Auseinandersetzung mit der existentiell orientierten Analyse und
mit dem Werk Heideggers stieß er auf ein Buch des bis dahin in Brasilien
unbeachteten Medard Boss. Der Kontakt, den er 1971 mit Boss aufnahm,
wurde für seine weitere psychotherapeutische Orientierung ausschlaggebend.
Solon Spanoudis und Boss lernten sich 1973 auch erstmals persönlich
kennen, da Boss im Staat São Paulo Familienangehörige hatte und diese
mehrfach besuchte. In diesem Jahr gründete Spanoudis die „Associação
Brasileira de Análise e Terapia Existencial – Daseinsanalyse” (ABATED).35 Im
selben Jahr hat Boss auch seine Internationale Gesellschaft für
Daseinsanalyse gegründet. Sie hat im folgenden Jahr die brasilianische
Vereinigung als Mitglied aufgenommen.36 Solon leitete die brasilianische
Vereinigung als Präsident bis zu seinem Tod. Daneben lehrte er an mehreren
Fakultäten. 1980 wurde ihm die Lehrbefugnis für die
Postgraduiertenausbildung im Bereich Psychologie und
Erziehungswissenschaft an der Pontifícia Universidade Católica (PUC) erteilt.
Er lehrte auch an der Universidade de São Paulo (USP) und an der
Faculdade Senador Fláquer in Santo André, wo er den Bereich angewandte
Psychologie koordinierte. Solon engagierte sich auch unentgeltlich in der
Kindererziehung des griechischen Instituto Educacional Ateniense in São
Paulo. Er wurde dafür zum Ehrenmitglied des Instituts ernannt.37
Solon hat vor allem wegen der psychischen Erkrankung seines Bruders (dazu
unten), aber auch auf Grund eigener depressiver Phasen und im Hinblick auf
bestimmte Vorfahren mütterlicherseits, angenommen, daß es in seiner
Familie eine erbliche psychische Belastung gab. Er hat auch gelegentlich von

32
Theon blieb dies erspart, da er nur als Psychoanalytiker arbeitete, was nicht als ärztliche
Tätigkeit im engeren Sinne galt.
33
Ich lasse dahingestellt, inwieweit diese Art von Analyse noch als ein Variante von
Tiefenpsychologie gelten kann.
34
Lebenslauf (undatiert).
35
Im Jahre 1985 wurde die Vereinigung umbenannt. Sie heißt seitdem „Associacão Brasileira
de Daseinsanalyse“ (ABD)
36
Schreiben von M. Boss an Spanoudis vom 05.Mai 1974
37
Das mir vorliegende Dokument der Ernennung ist auf den 28. Mai 1982 datiert. Es ist
unklar, ob es falsch datiert oder verspätet ausgestellt wurde, oder ob es sich um eine
postume Ehrung handelte.
8

Selbstmord gesprochen. Die Ursache seines plötzlichen Todes im August


1981 wurde jedoch nicht eindeutig geklärt.(B.S.)

Solon Spanoudis hat wenig publiziert. In einem zuerst in deutscher Sprache


veröffentlichten Aufsatz setzte er sich mit dem von Medard Boss geprägten
Begriff der Langweiligkeitsneurose auseinander. (Spanoudis, 1973) In
Berufung auf Boss und Heidegger, aber auch seinen Lehranalytiker Edu
Machado Gomes und seinen Bruder Theon zitierend, erklärt er
Langweiligkeitsneurose als Resultat der hochtechnisierten
Industriegesellschaft. Er sieht in der Befreiung des Menschen von
Vermassung und Selbstentfremdung die Voraussetzung dafür, daß der
Mensch sich selbst finden und damit seine Liebesfähigkeit wiedergewinnen
kann. Dann könne es wieder zu einem echten Verhältnis von Ich, Du und wir
kommen und der Mensch werde fähig etwas zu verwirklichen. Der Aufsatz
endet mit wenigen vagen Bemerkungen, wie der Langweiligkeitsneurose und
anderen Neurosen in der Psychotherapie beizukommen sei.

Wenige Monate nach dem Tod von Martin Heidegger veröffentlichte Solon
einen Nachruf. Darin vertrat er die These, Heidegger sei ein Philosoph,
dessen Zeit erst noch kommen werde.(Spanoudis, 1976) Heidegger habe
durch seine Warnungen vor den Gefahren von Technokratie und Vermassung
„Wege für eine neue Existenzart“ eröffnet, „die viel ursprünglicher und reicher
ist, und weit über die Barriere des lediglich Berechenbaren hinausgeht.“ In
seiner Begeisterung für Heidegger meint er sogar, Heidegger habe in seinem
SPIEGEL-Gespräch mit Augstein (31.05.1976) „ohne Ausflüchte und
Entschuldigungen menschliches Fehlen und Irren“ zugegeben. Nach
Binswanger sei es vor allem Medard Boss gewesen, dem es Dank seiner
Freundschaft mit Heidegger gelungen sei, Heideggers Gedanken auf dem
Gebiet der Psychiatrie und Psychologie weiterzuentwickeln. „Die neue Sicht
der Daseinsanalyse führte zu einem viel weiteren Verständnis des Mysteriums
der menschlichen Existenz, indem sie die Objektivierung und die
Vergegenständlichung des Menschen überwindet, die unser technisches und
rationalistisches Zeitalter beherrschen.“ (Spanoudis, 1976)

Was das daseinsanalytische Verstehen der Patienten in der Praxis ausmacht,


versuchte er in zwei Aufsätzen über Beratung und Interviews zu verdeutlichen.
Im wesentlichen gehe es darum, den anderen in seinem Verhältnis zur Welt
zu verstehen. (Spanoudis, 1978a; Spanoudis, 1978b) Diese Ausführungen
sind recht allgemein gehalten. Das gilt auch für seinen Aufsatz über die
phänomenologisch-existentielle Annäherung an Träume. (Spanoudis, 1981)
Dieser enthält interessante Verweise auf das Traumverständnis der
griechischen Philosophen Artemidor und Heraklit. Ansonsten geht es Solon in
diesen Ausführungen um den Traum als „ein Phänomen in der Welt des
Daseins“ und welcher Art seine phänomenologisch - existentielle
Grundeinstellung dazu ist. Seinen theoretischen Vorbildern entsprechend, ist
in diesen Arbeiten von Freud, bzw. von Unbewußtem,
Übertragungsvorgängen u.ä., d.h. von Psychoanalyse, nicht die Rede.

Auch Theon Spanudis hat, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen


schriftstellerischen Tätigkeit, zur Psychoanalyse nur wenig publiziert. Ich habe
9

nur zwei Publikationen finden können. Die erste ist ein Vortrag über die
„Psychoanalyse als Wissenschaft“, den er 1952 vor Psychiatern gehalten
hat.(Spanudis, 1952)(1992) Darin beschränkt er sich im wesentlichen darauf,
hervorzuheben, worin sich Psychoanalyse bzw. psychoanalytische
Psychotherapie von anderen Psychotherapien unterscheidet. Er hebt hervor,
daß es in Psychoanalysen nicht primär um die rasche Beseitigung von
Symptomen gehe, daß der Psychoanalytiker dem Patienten gegenüber keine
Position der Überlegenheit einnehme, daß er die Persönlichkeit des Patienten
völlig respektiere. Er erläutert das Phänomen der Übertragungsprozesse u.a..
Auf psychoanalytisches Interpretieren, den Umgang mit Traummaterial und
Varianten psychoanalytischer Technik geht er nicht ein. Auch nicht auf die
psychoanalytische Theorie. Er beschränkt sich darauf hervorzuheben, daß es
in der Psychoanalyse vor allem um unbewußte Phänomene geht, daß sie die
psychologischen Phänomene untersucht, in denen sich die Kräfte biologischer
Prozesse äußern. Psychoanalyse vergesse nie den biologischen Ursprung
unserer psychologischen Organisation, auch wenn für diesen Aspekt eher
Biologie und Physiologie zuständig seien. Der Vortrag ist in seiner
Beschränkung auf einige Aspekte der Anwendung der Psychoanalyse als
Therapie ganz auf sein psychiatrisches Fachpublikum zugeschnitten. Er
erlaubt wenige Aufschlüsse hinsichtlich der psychoanalytischen Auffassungen
von Spanudis und seines Könnens als psychoanalytischer Theoretiker

Das ist jedoch anders bei seiner Vortragsreihe über „Delinquenz und
Psychoanalyse“ aus dem Jahre 1953, die auch als Buch veröffentlicht wurde.
(Spanudis, 1954) Das ist eine vorzügliche, didaktisch klar angelegte
Einführung in diesen Bereich psychoanalytischer Theorie und Praxis.
Selbstverständlich knüpft hier Spanudis vor allem an Aichhorns
bahnbrechenden Arbeiten an, aber nicht ausschließlich. Er legt an Hand von
Arbeiten von Freud, Abraham, Eissler, Ferenczi, Reik und anderen in
kritischer Sichtung dar, inwiefern Delinquenz keine Neurose ist, daß primär
präödipale Konstellationen ausschlaggebend sind, daß sie um narzißtische
Selbstbehauptung zentriert ist und daß das Sexuelle dementsprechend von
untergeordneter Bedeutung ist. Er präzisiert die Unterschiede zwischen
manifester und latenter Delinquenz und zwischen neurotischer Delinquenz
und Delinquenz im engeren Sinne. In seinen Ausführungen zeigt er dann
auch im Anschluß an Aichhorn, daß und wie Delinquente erst als „sekundäre
Neurotiker“ behandelbar werden. Seine Ausführungen stellen eine souveräne
und eigenständige kritische Auseinandersetzung mit diesem Bereich der
Psychoanalyse dar. Sie sind eines von mehreren Indizien dafür, daß der
spätere Berufswechsel von Theon und sein damit verbundener Austritt aus
der Psychoanalytischen Gesellschaft von São Paulo für diese und die
brasilianische Psychoanalyse allgemein einen erheblichen Verlust bedeuteten.

Im Jahre 1957 hat Theon Spanudis aufgehört als Psychoanalytiker zu


arbeiten. Von nun an war er nur noch als Schriftsteller und Kunstkritiker tätig
und pflegte sein Hobby des Kunstsammelns. Das war immer schon sein
größter Wunsch gewesen. Wie er Jahre später angab, hatte er dies sogar
schon seinen Analytikern Aichhorn und Fleischmann in Wien
gesagt.(Spanudis, 1976) Er wollte, sobald ihm dies finanziell möglich sein
würde, die Psychoanalyse aufgeben und sich nur noch seinen literarischen
10

und künstlerischen Interessen widmen. Das war jetzt der Fall. Die Arbeit als
Psychoanalytiker hatte ihm inzwischen genug eingebracht und seine
Kunstsammlung stellte bereits ein kleines Vermögen dar. Von da an brauchte
er sich auch nicht mehr darum zu kümmern, ob seine Homosexualität bekannt
würde.38
Tatsächlich wäre damals für jede der Internationalen Psychoanalytischen
Vereinigung angehörende psychoanalytische Gesellschaft ein homosexueller
Lehranalytiker nicht akzeptabel gewesen. Für die Behauptung, Spanudis sei
wegen seiner Homosexualität gezwungen worden, seine Gesellschaft zu
verlassen39, findet sich jedoch keinerlei Beleg.40 In Wirklichkeit hat sich Theon
seinen lange gehegten Wunsch erfüllt, sich ganz der Kunst und Literatur zu
widmen. Für die Wahl des Zeitpunkts für diese Entscheidung dürfte
ausschlaggebend gewesen sein, daß sein Vater am 02. Juni 1957 gestorben
ist. Damit fühlte sich Theon frei, seine ärztliche Tätigkeit aufzugeben und zu
tun und zu lassen, was er wollte.41

Mit dem Berufswechsel war vorübergehend auch ein Ortswechsel verbunden.


Theon zog für ein Jahr nach Bahia, um dort eine Erzählung in deutscher
Sprache zu beenden, die er einst in Wien begonnen hatte. Indem er sich nun
ganz seiner literarischen Arbeit widmen konnte, merkte er, wie sich ihm wie
von selbst Verse in portugiesischer Sprache geradezu aufdrängten. Während
er seinem Eindruck nach bis dahin in griechischer und in deutscher Sprache
andere Dichter nur nachgeahmt hatte, macht er nun „die größte Entdeckung
seines Lebens“, nämlich daß er ein eigenständiger Dichter sein konnte. Er
entwickelte sich zum Dichter in drei Sprachen und schrieb „ein Werk nach
dem anderen“. Zugleich hatte er „zahlreiche erotische, um die Wahrheit zu
sagen, homosexuelle Erlebnisse mit großen Freuden und auch enormen
Enttäuschungen“.(Spanudis, 1976)

Von dieser Entwicklung her stellte Spanudis die Qualität seiner Lehranalyse in
Frage. Die Psychoanalytiker in Wien waren seiner Erinnerung nach zu
ausschließlich auf Freuds Theorie fixiert.42 Alles was Freud gesehen hat sei
zwar wahr, aber Freud habe nicht alles gesehen. Er selbst sei in Wien der
einzige gewesen, der sich auch für Jung interessierte, der ästhetische und
religiöse Interessen gehabt habe. Jung habe zwar kein Gespür für Kunst
gehabt, aber für Religion. Er habe über Picasso, einem der größten kreativen
Genies unserer Zeit, fürchterlichen Blödsinn von sich gegeben. Dem
Jungianer Neumann jedoch verdanke man wunderschöne Arbeiten über
Kreativität und Religiosität. Seine Psychoanalytikerkollegen in Wien seien
dagegen nur an Freuds Theorie interessiert gewesen, an Sexualität,
Perversionen, Normalität und sonst nichts. Er habe dort keinen Kollegen

38
Die Familie, Freunde und Bekannte wußten Bescheid. Ob sich Theon schon vor dem
Interview von 1976 dazu öffentlich geäußert hat, konnte ich nicht feststellen.
39
„Spanudis“ in Roudinesco; Plon, 1997 / 2000.
40
Dr. Roberto Azevedo, ein ehemaliger Analysand von Spanudis, der ihn gut kannte, hat mir
bestätigt, daß Spanudis die SPSP nur deswegen verlassen hat, weil er einen Berufswechsel
vornehmen wollte. (Telefonat am 10.05.06)
41
Frau Barbara Spanoudis hält diese Annahme für zutreffend.
42
Zum Folgenden siehe Spanudis, 1976. Ich gehe nicht darauf ein, daß sein literarisches
Werk auch kritische Bemerkungen zum Verhältnis (orthodoxer) Marxisten zur Kunst enthält.
Siehe Spanudis, 1975.
11

getroffen, der kreativ gewesen sei, in dem Sinne, daß er etwas Neues
geschaffen hätte. Anstatt den Klienten zu helfen, sich umfassend zu
verwirklichen und die Theorie dem Wohl der Patienten anzupassen, hätten sie
die Klienten dem Wohl der Theorie angepaßt. Auf seine beiden Lehranalytiker
bezogen stellte er fest, sie hätten geglaubt, er werde immer Psychoanalytiker
bleiben. Sie hätten das kreative Feuer in ihm nicht erkannt.

Spanudis Kritik an seinen Analytikern betrifft auch ihre Einstellung zur


Sexualität. Er sagte, er habe sich nie mit den Lehren seiner Analytiker
abfinden können, wonach er nur heterosexuell sein durfte, weil das normal sei.
Das ist eine schwer zu erklärende Behauptung. Was Aichhorn betrifft, steht
außer Zweifel, daß er Theon sehr geschätzt und ihn gefördert hat. Deswegen
erscheint, selbst wenn ihm eine nur heterosexuelle Orientierung lieber
gewesen sein sollte, als unwahrscheinlich, daß er Theon wegen seiner
homosexuellen Orientierung kritisiert oder gar zur „Normalität“ gedrängt
haben könnte.43 Auch Fleischmann hätte Spanudis wohl kaum als
Lehranalytiker für Brasilien empfohlen, wenn er dessen Homosexualität als
einen Defekt und damit als eine Beeinträchtigung seiner Qualifikation als
Lehranalytiker angesehen hätte.44

Es gibt eine öffentliche Äußerung von Spanudis aus der Zeit, in der er noch
als Psychoanalytiker gearbeitet hat, die in diesem Zusammenhang von
Interesse ist. Die Vorlesungen über „Delinquenz und
Psychoanalyse“ enthalten eine kurze Passage, in der er auf homosexuelle
Manifestationen bei potentiellen Delinquenten zu sprechen kommt. Bei ihnen
sei die Sexualität den narzißtischen Konflikten untergeordnet und wenn sie
über Sexuelles redeten, müsse dies oft als eine Abwehr durchschaut werden,
in bezug auf die eigentlichen narzißtischen Konflikte. Und Spanudis fährt fort:
„In gleicher Weise brauchen uns auch die perversen Manifestationen der potentiellen
Delinquenten nicht zu beunruhigen, wie z.B. eine Rückkehr zur passiven Homosexualität, als
einer systematischen Antwort, bei Frustrationen seitens des Vaters, als einziger Form
affektiver Bindung an den Vater, im Fall eines männlichen Delinquenten, und vice versa im
Fall einer weiblichen Patientin. Diese Hinwendung zur Homosexualität hat nichts gemeinsam
mit einer echten neurotischen Homosexualität, der ödipalen Phase, mit Objektbeziehungen
etc.. Es handelt sich um eine einfache Abwehrmaßnahme, um eine Mobilisierung primitiver
Vorstellungen, jedesmal wenn er sich vom Vater bei der Identifizierung mit ihm abgelehnt
fühlt. Mit der Angst die Liebe des Vaters endgültig zu verlieren (erneut diese abhängige,
passive, infantil-rezeptive Beziehung) wird die homosexuelle Vorstellung und der irrige und
primitive Gedanke mobilisiert, daß „wenn ich eine Frau wäre, würde er mich akzeptieren und
würde mich nicht erneut ablehnen“. Wenn erst einmal die grundlegenden Konflikte des
potentiellen Delinquenten erledigt sind, die, wie wir schon gesagt haben, präödipaler Art und
um die narzißtische Selbstbehauptung zentriert sind, normalisiert sich die Sexualität „per
se“ und integriert sich.“

43
Das Material, das mir Thomas Aichhorn zur Verfügung gestellt hat, enthält mehrere Indizien
dafür, daß August Aichhorn Spanudis sehr geschätzt hat. Thomas Aichhorn ist
dementsprechend, und auch auf Grund anderer Kenntnisse über seinen Großvater,
überzeugt, daß auf ihn die Kritik von Spanudis nicht zutrifft. Ich danke ihm für nützliche
Hinweise in bezug auf diese Frage.
44
Als Spanudis bei Fleischmann in Analyse war, gab es die nazistische
Homosexuellenverfolgung zwar nicht mehr, aber Homosexualität war noch verboten. Siehe
dazu auch Fallend, 2003.
12

Diese Charakterisierung homosexueller Manifestationen als anormale


Sexualität läßt Spanudis persönliche Einstellung dazu nicht erkennen.

Es gibt einen, auch in São Paulo kaum bekannten, Tatbestand, der als Indiz
dafür interpretiert werden könnte, daß Theon einen Versuch gemacht hat,
eine Fassade sexueller „Normalität“ herzustellen. Im Dezember 1950, also
wenige Monate nach seiner Ankunft in Brasilien, stellte er im österreichischen
Konsulat in São Paulo einen Antrag auf Ferntrauung mit der Wiener
Kunsthandwerkerin und Zeichnerin Sieglinde Justine Hödl.45 Die Ferntrauung
ist am 14.03.51 auf dem Standesamt Wien-Ottakring vollzogen worden.46
Theon kannte seine Braut wohl schon einige Jahre. Sie ist 1922 in
Klagenfurth geboren und dort katholisch getauft worden.47 Ein knappes Jahr
nach Spanudis kam sie am 18.Juni 1951 in São Paulo an. Weniger als ein
halbes Jahr später war die Scheidung des Paares bereits rechtskräftig.48Der
Grund dafür war, daß nur kurze Zeit nach Theons Frau auch Solon nach
Brasilien kam. Er hatte in Wien erfahren, daß die Frau seines Bruders auch
nach der Eheschließung mit einem anderen Mann sexuelle Beziehungen
unterhielt.49Als er sie deswegen zur Rede stellte, hat sie dies nicht
abgestritten. Angesichts einer Zeugenaussage auch später nicht vor Gericht.
Sie wurde schuldig geschieden.
Für Solon war die Angelegenheit sehr unangenehm. Er hat sich noch nach
Jahren gefragt, ob es richtig war, seinen Bruder über die Untreue seiner Frau
zu informieren. Diese Frage quälte ihn um so mehr, als ihn die
Homosexualität des ansonsten bewunderten Bruders störte. Der
Einschätzung von Theons Schwägerin Barbara zufolge, hätte aber diese
heterosexuelle Beziehung, unabhängig von den charakterlichen Qualitäten
der Ehefrau, ohnehin nicht sehr lange gedauert. Allerdings war diese Ehe
nicht die einzige heterosexuelle Beziehung von Theon in Brasilien.50 Auch in
Wien soll Theon mit einer Frau, der bildenden Künstlerin Susanne Wenger,
liiert gewesen sein. In einem Interview hat sie erzählt, sie habe in Wien mit
Theon gegen Ende der 30er Jahre einige Zeit zusammengelebt. Die
beabsichtigte Heirat sei daran gescheitert, daß sie sich weigerte, eine Analyse
zu machen. Da Spanudis aus einer griechisch-jüdischen Familie stammte, die
in Syrien lebte, sei ihre Situation nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten prekär gewesen. Als sie mit ihm nachts ausging, sei er von
SS-Männern zusammengeschlagen worden. Für die Rassisten sei eben eine
Liaison einer deutschen Frau mit einem nicht arisch aussehenden Ausländer
nicht akzeptabel gewesen. Spanudis habe sich auch während des Krieges
zeitweilig in einer getarnten Kammer in ihrem Atelier versteckt. 51 Inwieweit
diese Angaben zuverlässig sind, erscheint zweifelhaft. Falsch ist jedenfalls die

45
Nachdem er ihr im Oktober einen Heiratsantrag gemacht hat, den sie sofort angenommen
hat.
46
Heiratsurkunde Nr. 214 / 51 Standesamt Wien-Ottakring
47
Geburts- und Taufschein, ausgestellt von der Seelsorge der Kärtnerischen Landes-
Wohltätigkeitsanstalten, Klagenfurt. Im Jahre 1947 ist sie der griechisch-orthodoxen Kirche
beigetreten.
48
Scheidungsurkunde vom 3. November des Landesgerichts für ZRS in Wien.
49
In einem Schreiben, in dem Spanudis beantragt, daß seiner geschiedenen Frau der Name
Spanudis aberkannt wird, ist von intimen Beziehungen zu mehreren Männern die Rede.
50
So ist z.B. eine Affäre mit einer prominenten Architektin verbürgt. (B.S.)
51
Eisenhut, G. (2001)
13

Behauptung, Theons Familie sei griechisch - jüdisch gewesen. Sie war


griechisch – orthodox. Seine Familie hat auch nie in Syrien gelebt.52 Er mußte
sich auch zu keiner Zeit verstecken. Jedenfalls nicht vor den Behörden. Das
belegen mehrere Dokumente.53 Er hätte sonst ohnehin nicht in der Universität
eine Stelle verwalten können. In den letzten Kriegsmonaten wurde ihm einmal
vorgeworfen, er habe seine Pflichten im Luftschutzbereitschaftsdienst
vernachlässigt und sich geweigert, während eines Alarms im Gebäude zu
bleiben. Die Beschuldigung wurde jedoch von seinem direkten Vorgesetzten
als unbegründet zurückgewiesen und hatte keine nennenswerten
Folgen.54Sollte Theon einmal von SS-Männern wegen seines in der Tat nicht-
arischen Aussehens zusammengeschlagen worden sein, hat er dies später
nicht erwähnt. Von Solon dagegen ist belegt, daß er aus eben diesem Grund
einmal vor den Brüdern einer Freundin, die SS-Männer waren, geflohen ist.
Beim raschen Klettern über ein Gitter hat er sich erhebliche Schnittwunden an
den Händen zugezogen.(B.S.)

Es gibt jedenfalls genügend Indizien, die es nicht als zwingend erscheinen


lassen, anzunehmen, Theon habe geheiratet, um seine Homosexualität zu
kaschieren oder gar aus psychoanalytisch begründetem Pflichtbewußtsein.
Vielmehr dürfte zutreffen, was er in einem Interview mit der
psychoanalytischen Zeitschrift IDE im Alter von 61 Jahren gesagt hat. Er hat
darin erläutert, daß er für sich beides akzeptiert habe, sowohl die manifeste
Homosexualität als auch die Heterosexualität. Er sei also androgyn und so sei
auch seine ganze Kreativität. Dies sei, manifest oder verborgen, typisch für
Künstler und allgemein für kreative Menschen.(Spanudis, 1976)

Spanudis kritisierte an Freud und den Psychoanalytikern allgemein außerdem,


sie schätzten die Bedeutung auch von Religion nicht richtig ein.55 Freuds
These, daß Religion nur eine Sublimierung kindlicher Bedürfnisse sei, sei ein
großer Irrtum. Die ganze Theorie der Sublimierung sei ohnehin dubios. Seiner
Meinung nach nimmt der Psychoanalytiker, vor allem wenn es um etwas
dramatischere menschliche Entscheidungen oder Entwicklungen geht, in
religiöser Weise Teil an den Ereignissen. Er müsse immer den Egoismus
opfern, um am Schicksal der anderen Person teilzuhaben. Dies sei ein Akt der
Liebe und ebenso kreativ wie künstlerisches Erschaffen. Es sei allerdings
selten, daß dieses religiöse Moment in der Analyse zur Geltung kommt.
Spanudis sagte von seiner Poesie, sie sei ganz kondensiert, anfangs
unpersönlich, kosmischen Themen gewidmet: Sternen, Wellen, die Symbole
des Lebendigen sind. Er besinge das Leben und die Grundlage seiner Poesie
sei eine kosmische, pantheistische Religiosität, die viel heidnischer sei als
christlich. Die Verbindung des Menschen, die über seine Beziehungen zu
anderen Menschen und zur Natur hinausreicht, die zum Ganzen hin geht, sei
Religiosität. Sie sei eng mit positiven und negativen Emotionen verbunden.

52
Es liegt nahe zu vermuten, daß Frau Wenger Syrien mit Smyrna verwechselt. Aber zu der
Zeit als Theon in Wien war, lebte seine Familie längst auch nicht mehr in Smyrna.
53
So z.B. eine Anfrage des Kurators der wissenschaftlichen Hochschulen vom 03.03.43 bei
der Polizei und eine Bescheinigung der Gestapo vom 19.03.43.
54
Schreiben von Professor Lejeune vom 23.01.1945 an den Kurator der wissenschaftlichen
Hochschulen.
55
Zum Folgenden Spanudis, 1976.
14

Den Psychoanalytikern fehle die größere Offenheit, hin zum Kosmischen und
Religiösen.
Kreativität ist, so legte Spanudis dar, ein Mysterium. Sie sei, man wisse nicht
warum, ein Opfer. Freud habe nie das Element des Opfers bedacht. Eine der
tiefgründigsten menschlichen Äußerungen sei das Opfer: sich für das Ganze
opfern. Dies gelte vielleicht sogar nicht nur für die Menschen, sondern auch
für die Tiere, für alles Existierende, für den ganzen Kosmos. Er empfand sehr
stark, daß er, seit er zum kreativen Künstler geworden ist, sich „permanent
dem Wohle der Menschheit opfere“. Er identifiziere sich nicht mit Christus,
weil er anti-christlich sei. Aber er „identifiziere sich mit der untergehenden
Sonne, der Sonne die fällt, die sich opfert.“

Man müßte Spanudis künstlerische Produktion eingehend berücksichtigen,


um eventuell Indizien dafür zu finden, inwieweit diese Art sein Künstlertum als
eine göttliche Gabe und als ein auferlegtes Aufopfern für die Menschheit zu
erleben, von seiner psychischen Krankheit beeinflußt war. Seit Anfang der
60er Jahre litt er unter schizophrenen Schüben. Er gab seine schöne
Wohnung auf, weil er sich von seinen Nachbarn verfolgt fühlte. In seinen
Delirien erinnerte sich sogar an die Flucht aus Smyrna, die er als
Siebenjähriger erlebt hatte. Einige Zeit schlief er in der Wohnung der Mutter
auf dem Sofa. Später hat er sich im Haus, in dem die Mutter wohnte, eine
Wohnung gekauft. Darin schlief er auch. Gegessen hat er immer bei der
Mutter. Als Solon die Erkrankung seines Bruders erstmals wahrnahm,
besprach er sich zunächst mit einem Kollegen in Rio de Janeiro. Er
veranlaßte dann eine Einweisung in eine Klinik. Auch spätere wiederholte
Klinikaufenthalte mit quälenden Behandlungen mit Insulinschocks brachten
keine Besserung des Zustandes von Theon. 1985 war es ihm noch vergönnt,
in einem schönen Fest, seinen siebzigsten Geburtstag zu feiern. Ein Jahr
später, nicht lange nach seiner Mutter, ist er im September 1986 an den
Folgen eines Schlaganfalles gestorben.(B.S)

Literatur

Aichhorn, T.; Mühlleitner, E. (2003): Auf den 'Trümmern' der Psychoanalyse.


Wiener Psychoanalytikerinnen während und nach dem Krieg. In:
Luzifer-Amor, Bd. 32 / 2003, 66-98.
Eisenhut, G. (2001): Susanne Wenger. Malerin, Grafikerin, Plastikerin und
Textilkünstlerin. Biografische Skizze. In: Eisenhut, G., Weibel, P. (Hg.):
Moderne in dunkler Zeit – Verfolgung, Widerstand und Exil steirischer
Künstlerinnen und Künstler 1933 – 1945 (S. 499f.). Graz.
Fallend, K. (2003): Abgerissene Fäden. Psychoanalyse in Österreich nach
1938. Biographische Einsichten. In: Werkblatt, Bd. 51 /2003, 78-119.
Nosek, L. u. a. (Hg.)(1994): Album de familia. Imagens, fontes e idéias da
psicanálise em São Paulo. São Paulo: Casa do Psicólogo.
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Paris: Fayard.
Sagawa, R. Y.(2002).A Historia da Sociedade Brasileira de Psicanálise.
Internetartikel auf der Homepage der SBPSP.
15

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Boss zum siebzigsten Geburtstag (S. 140-146). Bern /Stuttgart/ Wien.
Huber.
Spanoudis, S. (1976, 18.09.1976). Heidegger, o filósofo que ainda vai nascer.
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Spanoudis, S. (1978a): Conhecer o outro na entrevista. In: Revista da Ass.
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Spanoudis, S. (1978b): A tarefa do aconselhamento e orientação a partir da
Daseinsanalyse. In: Revista da Ass. Bras. de Daseinsanalyse, Bd. 4 /
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Spanoudis, S. (1981): Abordagem fenomenológico-existencial dos sonhos. In:
Boletim de Psiquiatria, Bd. XIV, Nr. 2 , Junho / 1981, 47-56.
Spanudis, T. (1948): "<Das Feuerlied>. Nach einem Märchen, von einer
indischen Fürsorgerin bei einer Fahrt über den Genfer See erzählt."
( Libretto für eine von Rosa Dworschak geplante Oper. (unveröffentlicht)
Spanudis, T. (1952)(1992): A Ciência da Psicanálise. In: IDE, Bd. 22 / 1992,
128-133.
Spanudis, T.(1954): Delinquência e Psicanálise. São Paulo (Edição IBDC).
Spanudis, T.(1975): Skizzen und Klänge. München (Ora Verlag).
Spanudis, T. (1976): Reportagem: Spanudis, 20 anos depois. In: IDE, Bd. 3 /
1976, 66-72.

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