Sie sind auf Seite 1von 201

Über dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei – eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nutzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http://books.google.com durchsuchen.
MENT ENMAL IT ET EXCO LIT

K. K. HOF B | BL | OT HEK
OSTERR. NATIONALBIBLIOTHEK

7. Ö. +3
--
D ie

vorzüglichſten Mittel,

den TTNäldern

einen höhern Ertrag


abzugewinnen.

Von

Emil André,
Forſtinſpektor mehrerer Herrſchaften.

(Mit einer großen Steintafel.)

Prag 182 6.
In A. Borroſch's Buchhandlung,

- -
«

A
Vor r e d e.

Nachſtehende Bemerkungen über die vorzüg


lichſten Mittel, unſern Waldungen einen höhern
Ertrag, als bisher, abzugewinnen, dürften viel
leicht nicht ohne Intereſſe geleſen werden. Es
iſt eine allbekannte Erſcheinung, daß die Boden
rente, wie ſie unſere gewöhnlichen Waldungen lie
fern, viel geringer ſey, als die, welche faſt jede
andere Benutzung des Grundes und Bodens ge
währt. Seit längerer Zeit habe ich über, dieſe
Erſcheinung nachgedacht, da ich ſo oft Gelegenheit
hatte, aus wirklichen Ertragsrechnungen mich zu
überzeugen, welchen geringen Ertrag die Forſte in
der Regel abwerfen. Das iſt nun aber in mehr
facher Hinſicht von nachtheiligen Folgen, ſowohl
für den einzelnen Waldbeſitzer, als für das allge
meine Staats-Wohl. Der empfindlichſte Nachtheil
entſteht aber daraus für die Waldungen ſelbſt,
oder eigentlich für ihre beſſere Bewirthſchaftung,
die im Allgemeinen nur deßhalb unterbleibt, weil
-
-
IV - - /

ſie nicht lohnend iſt. Dieß beruht jedoch gewöhn


lich nur auf einer unrichtigen Anſicht unſerer Forſt
männer ſelbſt, deren Beſtreben in der Regel bloß
dahin geht: die Waldungen zu vergrößern und ſo
mehr Holz zu erziehen. Wenn man jedoch bedenkt,
daß, außergewöhnliche, vorübergehende Ausnah
men abgerechnet, die Holzkonſumtion einer Gegend
ſich auf ein gewiſſes, durch die Konkurrenz der
Forſte gedecktes Marimum beſchränkt, – ſo
wird man es ſehr natürlich finden, daß jedes
Holzangebot über dieſes Marimum entweder ohne
Käufer bleiben müſſe, oder daß dieſes die Preiſe
herabdrücke und ſo zur Holzverſchwendung verleite.
Durch eine ſolche größere Holzerzeugung wird aber
die Holzboden- Rente nie erhöht.
Ich glaube, man wird dieſen Zweck viel eher
und ſicherer erreichen, wenn man erſtens das Holz
land verringert und auf dieſer kleinern Flä
che eben ſo viel Holz erzieht, als bisher auf der
größeren, und dann das Holzland nicht nur zur
Erziehung des Holzes allein, ſondern auch noch zu
anderen Vortheilen zu benützen weiß.
Die größere Holzerzeugung auf kleinerer Flä
che kann aber nur Folge einer beſſern Bewirth
-
W

ſchaftung ſeyn, wodurch dieſe dann unbeſtreitbar


lohnend wird, und natürlich dadurch wieder zu
einer beſſern Forſtwirthſchaft reizt. – Ich kenne
Herrſchaften, die ganz leicht auf der Hälfte
ihrer jetzigen Waldfläche eben ſo viel Holz erzie
hen könnten, als gegenwärtig auf der ganzen,
wodurch ſich die Holzrente ſogleich aufs Doppelte
erhöhte, die andern hieraus entſpringenden Vor
theile ganz unbeachtet gelaſſen. So gibt es Wal
dungen, in denen das beſte Gras, die üppigſten
Weidekräuter wachſen und unbenützt verweſen, weil
Unwiſſenheit und Vorurtheil es für die größte
Forſtſünde halten, etwas anderes aus dem Walde
noch benützen zu wollen – als Holz. -

Vielleicht findet ſich mancher brave Forſt


beamte durch meine hier mitgetheilten Anſichten
und Erfahrungen veranlaßt, den bisherigen ge
- wöhnlichen Weg zu verlaſſen, und auf einem
noch wenig betretenen, dem Waldbeſitzer, wie dem
Allgemeinen, gewiß nicht geringfügige Vortheile
zuzuwenden. -

Zugleich wird man hier die Beſtätigung für


die Richtigkeit des von Herrn Cotta in ſeiner
Baumfeldwirthſchaft aufgeſtellten Satzes finden,
WI

daß ein freierer Stand der Waldbäu


me auch eine größere Holzerzeugung,
einen ſtärkeren Zuwachs, zur Folge
habe. – Dieſer freiere Stand geſtattet eine grö
ßere Wurzel- und Aſt - Verbreitung, eine Ver
mehrung der Ernährungs- und Bildungs-Werk
zeuge; eine größere Krone wird früher und mehr
Samen liefern, mehr Laub und Nadeln zur Erde
fallen laſſen, und ſo die Streubenutzung erhöhen;
der entferntere Stand der Bäume wird den Gras
wuchs c. viel eher befördern, als unterdrücken und
ſo es möglich machen, durch die Waldweide mehr
Vieh zu halten und es beſſer zu ernähren, als ſonſt.
Dieſer, zu Erreichung eines höhern Ertrages
ſo unentbehrliche freiere, nicht zu dichte, gedrängte
Stand der Waldbäume ſtreitet nun gerade gegen den
- faſt allgemeinen Glauben, ein Wald könne nicht
dicht genug ſeyn, und findet ſchon deſhalb – als
etwas neues–Widerſpruch. Und wenn auch die
jenigen, die über die Sache reiflicher nachdenken, die
Nützlichkeit des freiern Standes in den ſpätern Jah
ren – wenn das Holz einmal eine gewiſſe Höhe
erreicht hat – einſehen und zugeben, und deßhalb
die ſodann eintretenden Durchforſtungen als zweck
VII,

mäßig anerkennen; ſo ſtoßt man ſich hingegen um


ſo mehr an meine Methode, die jungen Holzpflan
zen in 6füſſiger Fünfer - Pflanzung zu verſetzen und
ſo jeder eine halbe Quadratklafter Raum zu geben.–
Viele, die nun doch gern ihre Waldungen höher be
nutzen, einen größern Ertrag aus ihnen ziehen möchten,
unterlaſſen dagegen die nothweudig vorzunehmenden
Verbeſſerungen nur aus der Urſache, weil ſie der
irrigen Meinung ſind: die vorerwähnte, weitläuftige
Pflanzung ſey weſentlich und unzertrennlich -
von der übrigen Waldbehandlung. Das iſt ſie unn
aber ganz und gar nicht und ſie ſoll nur dazu dienen:
das Ziel wohlfeiler zu erreichen. Wer
daher glaubt, durch eine engere, dichtere Pflanzung
bei 2–5 Fuß Entfernung den Zweck: einen ſchönen
gutwüchſigen Beſtand zu erziehen, – ſicherer zu er
reichen; und die dadurch natürlich erwachſenden grö
ßeren Kulturs-Auslagen nicht achtet, – der ſetze
nach ſeiner gewohnten Weiſe die Pflanzen ſo enge
als bisher; wundere ſich aber dann auch nicht, wenn
1) die Kulturskoſten 2–5mal höher ſich belaufen,
als wenn die Pflanzung weitläufiger geſchehen wäre;
2) wenn die jungen Pflanzen früher, als weitläufig
geſetzte, zu dicht ünd zu gedrängt ſtehen werden,
vIII
und es daher auch früher nöthig wird, einen Theil
der unlängſt erſt eingeſetzten Pflanzen wieder heraus
zunehmen, um die übrigen im Wuchſe nicht zu hin
dern und aufzuhalten, wobei es wohl Arbeit, alſo
Auslagen, aber keinen Ertrag gibt; 5) wenn die
Weidebenutzung viel ſpäter, als es ſonſt der Fall
ſeyn würde, eintritt. –
Man unterſcheide nur das Weſentliche von
dem Unweſentlichen. Als weſentlich werden
ganz geſunde, gutwüchſige Pflanzen verlangt, die
ſtets in ſolcher Entfernung gehalten werden, daß ſie
ſich durchaus im größten Zuwachſe nicht hindern;
ſetze ich ſolche gute einjährige Pflanzen einen halben
Schuh weit auseinander, ſo werden ſie ſich jetzt und
in den nächſten Jahren im Wuchſe gewiß nicht im
Geringſten hindern. Dann aber, und ganz natür
lich früher, als weiter auseinander geſetzte Pflan
zen, ſtehen ſie zu dicht, und müſſen nun früher
und öfter lichter geſtellt werden, als jene. Es iſt
alſo eine ſolche dichte Pflanzung bloß koſtſpielig,
und ganz entbehrlich, aber durchaus nicht
abſolut fehlerhaft und mit meiner übrigen Wald
behandlungsmethode unvereinbar, in ſofern
nur zur gehörigen Zeit für die lichtere
IX

Stellung der Pflanzen, ſo wie ſie es bei


zunehmender Größe und Stärke fordern, Bedacht
genommen wird. – - * *

Jeder Unbefangene, der zu denken und zu ver


gleichen gewohnt iſt, wird dieß auch von ſelbſt fin
den; denn bei Erziehung neuer Beſtände mittelſtna
türliches Beſamung in Samenſchlägen, ſtehen die
jungen Samenpflanzen gewiß viel dichter, als es bei
der dichteſten Pflanzung nur immer geſchehen kann;
ſollte man deßhalb die Samenſchläge gänzlich ver
werfen, und alle Schläge in 6füſſiger Fünferpflanzung
ausſetzen? – Keinesweges die Regel: nur geſunde,
gute Pflanzen anzuwenden, und ſie im möglichſt
freien Stande aufwachſen zu laſſen, kann eben
ſowohl hier, wie bei jeder Pflanzung ſtets und
überall befolgt werden; und bloß hierauf kommt
es bei Erziehung neuer gutwüchſiger Beſtän
de an, wie dieß ausführlich und deutlich bei der
2. und 5. Regel für die zweckmäßigſte Verjün
gung durch Samenſchläge bemerkt und gelehrt wird.
Dieſe faſt allgemein gebräuchliche, engere und dich
tere Pflanzung kann daher durchaus kein Hinder
niß für die Anwendung meiner Waldbehandlungs
Methode überhaupt ſeyn. –
X

Möchten meine in den folgenden Blättern


mitgetheilten Erfahrungen und Vorſchläge zu einer
beſſern, einen größern Reinertrag, eine
höhere Bodenrente bewirkenden Bewirth
ſchaftung unſerer Forſte nicht ganz ohne Erfolg
bleiben! Mit Vergnügen will ich allen Degen, die
es wünſchen, mit Rath und That behülflich ſeyn,
das Geſagte zu verwirklichen. Auf mehrern Herr
ſchaften, auf denen mir die Direktion der Forſt
Adminiſtration anvertraut wurde, werden bereits
die nöthigen Einleitungen getroffen , der Waldfläche
eine größere Bodenrente abzugewinnen. Dieſer er
höhte Ertrag wird am ſicherſten und gewiß ganz un
partheiiſch die Richtigkeit meiner Grundſätze und An
ſichten darthun: ich werde den Beweis dadurch prak
tiſch und ſo führen, daß Jedermann durch den Au
genſchein überzeugt werde. Die größte Belohnung
wird mir aber die erhöhte Kultur des Landes ſeyn,
die die nächſte Folge einer zweckmäßigern Behandlun
und Benutzung unſerer Wälder iſt! – -

Prag, 1825. - 2 - - --
* -
--
- - -
- - - - --
- - -

-- - -

- - - - - --
- -- -

Emil André.
- - - - - -- - - -

Inhalts-Anzeige.
- - Seite

Einleitung 2 2 - - - - - 2 2 2 2 f.

Allgemeine Urſachen des geringen Ertrages unſerer


Wälder - - - - - - - - - - - - 4
Welches ſind die Mittel, durch welche der Holzfläche
ein größerer Ertrag, als bisher, abgewonnen
werden kann - - - - - - - - - - - 10
- Eintheilung der Waldnutzungen - - - - - - 14

Erſter Abſchnitt. -
A. Die Holznutzung - - - - - -- - 17
Man ſuche überall, auf jedem Boden, in der kürze
ſten Zeit, das meiſte und ſchönſte Holz zu erziehen 18
Erſte Regel: den Ort, der den geringſten
Zuwachs hat, verjünge man zuerſt - - - - -
Zweite Regel: Man erziehe den neuen Wald
nur aus ganz unverdorbenen, wüchſigen unb
ganz jungen Pflanzen - - - - - - - -- 22
Gewöhnliche Abtriebs-Methoden, ihre Nachteile
und Fehler, beſonders des ſo genannten
Samenſchlages - - - - - - - - - - –
XII
> Seite

Schädlichkeit des im Schlage ſtehen bleibenden alten,


verdorbenen Unterwuchſes, und des zu dichter
zogenen neuen Nachwuchſes - - - - - - 24
Wie iſt ohne künſtliche Kultur eine natürliche Ver
jüngung des Beſtandes vorzunehmen, um nur
ganz unverdorbene, gutwüchſige, junge Pflan
zen zu erhalten - - - - - - - - - 35
Dritte Regel: Man erziehe den neuen Wald
nicht zu dicht - - - - - - - - - - 40
Die Durchforſtung, ihre Wichtigkeit und Regeln -

ihrer Anwendung. Unterſchiede zwiſchen Durch


forſtung und Plänterung - - - - - - - 48
Große Wichtigkeit und Vortheile der Erziehung der
Wälder in möglichſt freiem Stande - - - - 53
Praktiſcher Beweis von der Möglichkeit, in kürzerer ,
Zeit als bisher, bloß durch möglichſt freien Stand
der Bäume mehr und beſſeres Holz zu erziehen 54
Einige allgemeine Bemerkungen über den künſtlichen
Holzanbau - - - - - - - - - - -- 73

Benutzung der Stöcke u. ſ.w. - - - - - - 82

Zweiter Abſchnitt.
B. Wald- Nutzung zur unterſtützung
der Landwirthſchaft - - - - - 8s
I. Benutzung des Waldes in Abſicht auf Er
nährung unſerer Hausthiere - - - - 96
1. Die Weide unſerer Hausthiere im Walde - - 97
XIII

Seite

99
Allgemeine Regeln bei der Waldweide -
102
a. Weide des Rindviehes im Walde * *
104
b. – der Pferde – – - -
c. – der Schafe - - 4 - K

d, – der Ziegen - – " .s


113
e. – der Schweine - - Z - 116
119
f, – des zahmen Geflügels – - * *
2. Ernährung unſerer Hausthiere zu Hauſe durch
Gras aus dem Walde - - * * * * * 121

3. Benutzung des Laubes als Futter für unſere


122
Hausthiere - - - - - - - - - - -
II. Benutzung des Waldes in Abſicht auf Un
terſtreue für unſere Hausthiere - - - - 127
128
1, die Erdſtreue - - - - - - - - - -
131
2. die Reißigſtreue - - - - - - - - -
a. von ſtehenden Bäumen - - - - - -
54 132
b. von gefällten Bäumen - - - - - -

73
º)

135
Nachtrag - - - - - - - - - - -
Beilage Nr. I. Ueber die Zuläſſigkeit der Wald
hutung vom Herrn Oberförſter E. Thierſch,
136
aus Pohls Archiv - - - - - - * * *
Beilage Nr. II. Einiges über die engere Verbin
dung des Landbaues mit der Forſtwirthſchaft, oder
vielmehr über Unterſtützung der erſteren durch letz
154
tere. Aus André's Oek. Neuigkeiten - - -
XIV

Seite

Beilage Nr. III. Praktiſches Beiſpiel von der Aus


führbarkeit der engeren Verbindung des Landbaues
mit der Forſtwirthſchaft. Aus André's Oekon.
Neuigkeiten - - - - - - - - - - - - 164
-

„s

------

-
-

*. -

A
\

- -
v

- S -

» A
**

Vor r ed e.
- 2 : - -

Nachſtehende Bemerkungen über die vorzüg


lichſten Mittel unſern Waldungen einen höhern
Ertrag, als bisher, abzugewinnen, dürften viel
leicht nicht ohne Intereſſe geleſen werden. Es
iſt eine allbekannte Erſcheinung, daß die Boden
rente, wie ſie unſere gewöhnlichen Waldungen
liefern, viel geringer ſey, als die, welche faſt
jede andere Benützung des Grundes und Bodens
gewährt. Seit längerer Zeit habe ich über dieſe
Erſcheinung nachgedacht, da ich ſo oft Gelegenheit
hatte, aus wirklichen Ertragsrechnungen mich zu
überzeugen, welchen geringen Ertrag die Forſte
in der Regel abwerfen. Das iſt nun aber in
/

-
IV

mehrfacher Hinſicht von nachtheiligen Folgen,


ſowohl für den einzelnen Waldbeſitzer, als für
das allgemeine Staats- Wohl. Der empfind
lichſte Nachtheil entſteht aber daraus für die
Waldungen ſelbſt, oder eigentlich für ihre beſſere
Bewirtſchaftung, die im Allgemeinen nur deß
halb unterbleibt, weil ſie nicht lohnend iſt. Dieß
beruht jedoch gewöhnlich nur auf einer un
richtigen Anſicht unſerer Forſtmänner ſelbſt, de
ren Beſtreben in der Regel bloß dahin geht;
die Waldungen zu vergrößern und ſo mehr
Holz zu erziehen. Wenn man jedoch bedenkt,
daß, außergewöhnliche, vorübergehende Aus
nahmen abgerechnet, die Holzkonſumtion einer Ge
gend ſich auf ein gewiſſes durch die Konkurrenz
der Forſte gedecktes Maximum beſchränkt – -

ſo wird man es auch ſehr natürlich finden, daß


jedes Holzangebot über dieſes Maximum entweder
ohne Käufer bleiben müſſe, oder daß dieſes die
Preiſe herab drücke und ſo zur Holzverſchwen
dung verleite. Durch eine ſolche größere Holz
V -

ºlgen, erzeugung wird aber die Holzboden-Rente nie


für erhöht. “ - - - -- - - - - -

pfind Ich glaube, man wird dieſen Zweck viel


die eher und ſicherer erreichen, wenn man erſtens
eſſere das Holzland verringert und auf dieſer klei
deß nern Fläche eben ſo viel Holz erzieht, als bis
Dieß her auf der größeren, und dann das Holz
UM
land nicht nur zur Erziehung des Holzes allein,
de: ſondern auch noch zu anderen Vortheilen zu be
jeht; nützen weiß. 7
mehr * Die größere Holzerzeugung auf kleinerer
nkt Fläche kann aber nur Folge einer beſſern
uß Bewirthſchaftung ſeyn, wodurch dieſe dann unbe
Ge ſtreitbar lohnend wird, und natürlich dadurch
enz wieder zu einer beſſern Forſtwirtſchaft reizt. –
Ich kenne Herrſchaften, die ganz leicht auf der
daß Hälfte ihrer jetzigen Waldfläche eben ſo viel
der Holz erziehen könnten, als gegenwärtig auf der gan
Hie zen, wodurch ſich die Holzbodenrente ſogleich aufs
"J- Doppelte erhöhte, die andern hieraus entſpringen
den Bortheile ganz unbeachtet gelaſſen. So gibt
WI

es Waldungen, in denen das beſte Gras, die


üppigſten Weidekräuter wachſen und unbenützt
verweſen, weil Unwiſſenheit und Vorurtheil es
für die größte Forſſünde halten, etwas anderes
aus dem Walde noch benützen zu wollen – als
Holz - - .. : " :,

Vielleicht findet ſich mancher brave Forſt


beamte durch meine hier mitgetheilten Anſichten
Und Erfahrungen veranlaßt, den bisherigen ge
wöhnlichen Weg – zu verlaſſen, und auf einem
noch wenig betretenen dem Waldbeſitzer, wie dem
- Allgemeinen, gewiß nicht geringfügige Vortheile
zuzuwenden. . . . . -

Zugleich wird man hier die Beſtättigung für


die Richtigkeit des von Herrn Cotta in deſſen
Baumfeldwirtſchaft auſgeſtellten Satze finden:
daß ein freierer Stand der Wald
bäume auch eine größere Holzer
zeugung, einen ſtärkern Zuwachs, zur
Folge habe. – Dieſer freiere Stand ga
tet eine größere Wurzel- und Aſ-Verbreitung
VII
eine Vermehrung der Ernährungs- und Bildungs
Werkzeuge; eine größere Krone wird früher und
mehr Samen liefern, mehr Laub und Nadeln
zur Erde fallen laſſen, und ſo die Streubenutzung
erhöhen; der entferntere Stand der Bäume wird
den Graswuchs ze, viel eher befördern als unter
drücken und ſo es möglich machen
, durch die
Waldweide mehr Vieh zu, halten und es beſſer
zu ernähren, als ſonſt u. f w :
Möchten meine, in den folgenden Blättern.
mitgetheilten, Erfahrungen und Vorſchläge zu
einer beſſern, einen größern Reinertrag,
eine höhere Bodenrente, bewirkenden Be
wirthſchaftung unſerer Forſte nicht ganz ohne
Erfolg ſeyn! Mit Vergnügen will ich allen
Denen, die es wünſchen, mit Rath und That
behülflich ſeyn, das Geſagte zu verwirklichen. Auf
mehreren Herrſchaften - auf denen mir die
Direktion der Forſt - Adminiſtration anvertraut
wurde – werden bereits die nöthigen Einleitungen
getroffen, der Waldfläche eine größere Bodenrente
VIII -

abzugewinnen. Dieſer erhöhte Ertrag wird am


ſicherſten und gewiß ganz unpartheiiſch die Rich
tigkeit meiner Grundſätze und Anſichten darchun;
ich werde den Beweis dadurch praktiſch und ſo
führen, daß Jedermann durch den Augenſchein
überzeugt werde. Die größte Belohnung wird
mir aber die erhöhte Kultur des Landes ſeyn,
die die nächſte Folge einer zweckmäßigern Be
handlung und Benutzung unſerer Wälder iſt! –
: Prag. 1825.
- - - -- v

- - - - - - - - - - - - ----
e -

- -
- Emil André.
- - - * -- - - - - - - - - - -- -

-
- -

e- - -

s ) -

-- -
-

- - - *

-
- -

- - -- -

sº . . . ! - - - -----
--
- -
- -

-
* -
-

- -

--
*

- -
-

-
-
-
-
- -

- --

- -
-

W. - -

-
- -

-
-
-

- -

-
- f - - - -

-
-
-
-

- -
- - *
»

- -

-
-

„-
-

-
-
-
- -
>.

-
-

. - -
-

-
- -

- - - -

- -

-
*.

-
-
-
-

- z
, -- -

-- > -

z
- - “-
-

/
-
-
. -

- \–
-

-
-

-
-

-
-
-
-
-- - - -
- --- . .- -
,
- -

-
Ein
''
lei tu ng. - - -- -
.. ,
. . - - . . . . .
Der Zweck der ganzen Forſtwirthſchaft iſt: „mög
lichſt höchſte nachhaltige Benutzung der
Waldungen.“ Beide Bedingungen, höchſte und
nachhaltige Benutzung, müſſen vereinigt ſeyn,
wenn der Zweck ganz erreicht werden ſoll. Ohne
Nachhaltigkeit läßt ſich keine dauernde höchſte Benu
tzung denken, Wald verwüſtung wäre die Folge
ſolcher Wirthſchaft; und ohne möglichſt höchſte Be
nutzung bedarf es keiner Nachhaltigkeit, und der Wald
gibt nur geringen Ertrag. Wer wollte ſein Geld zu
5 Perzenten anlegen, wenn er mit voller Sicherheit
6 und mehr Perzente Zinſen haben könnte? – 3
Die Grundlage zur höchſt möglichen Forſt
benutzung muß daher die Sicherſtellung ſeiner Nach
haltigkeit ſeyn; dieſe zu begründen muß die erſte
Sorge des Waldbeſitzers ſeyn. "Nur dann erſt iſt
die Erhöhung des Ertrages möglich und wirklich
nützlich. -

Wie nun dieſe Sicherſtellung der Nachhaltigkeit


vollkommen zu begründen ſey, lehrt meine Anweiſung
zur innern Forſtorganiſation. (Verſuch
einer zeitgemäßen Forſtorganiſation, erſte Abtheilung
Prag, bei Calve 1825.)
A
„“ /

Hat ſich der Waldbeſitzer von der Seite ganz


ſicher geſtellt, dann laſſen ſich planmäßig und mit
Zuverſicht erſt ſolche Vorkehrungen treffen, durch welche
der bisherige Ertrag der Forſte erhöht werden kann.
Der Ertrag eines Waldes iſt aber relativ oder
abſolut. Erſterer hängt mehr von äußeren Ver
hältniſſen, Lage der Waldungen, von dem Holzver
brauche, von dem Preiſe der Waldproducteu, ſ. w.
ab; und iſt mehr vom Zufalle, als vom Forſtwirthe
abhängig. Der relative Ertrag eines Waldes kann
ſehr groß – dabei aber ſein abſoluter Ertrag ſehr
klein ſeyn, und umgekehrt. Der abſolute Ertrag hin
gegen iſt reines. Reſultat des Forſtverwalters; er
gründet ſich einzig auf die Benutzung des Holz
grundes. Ein Wald in der Nähe einer großen
oder gewerbreichen Stadt gibt gewiß höheren Ertrag,
als ein gleich großer Forſt in den holzreichen Gebirgs
gegenden, wo das Holz faſt keinen Werth hat. Und
dennoch kann der Holzgrund des letztern beſſer be -
nutzt werden, als der des erſtern. Es läßt ſich
aber kein Wald aus dem fernen Gebirge in die
Nähe einer großen Stadt verſetzen und deßhalb kann
von dieſem relativen Wald - Ertrage auch hier
weiter keine Rede ſeyn. - - - - -
Der abſolute Wald - Ertrag hängt ganz allein
von der beſſern oder ſchlechtern Bewirthſchaftung des
Forſtes, von der größern oder geringern Benutzung
der Holzfläche ab. Hier hat man nur mit den
innern Verhältniſſen zu thun, und man iſt gleich
ſam von den äußern unabhängig. - -- - - - - -
Z

Nicht der iſt der beſſere Feldwirth, der ſein Ge


treide am theuerſten verkauft – ſondern der
unter gleichen Verhältniſſen vom Metzen Land den
höchſten Reinertrag herausbringt. . . –
Wer unter gleichen Verhältniſſen und bei gleichen
Geldpreiſen den Metzen Wald am höchſten benützt,
iſt der beſſere Forſtwirth. - .
Den Maßſtab zur Beurtheilung des Ertrages
eines Waldes gibt die Berechnung ſeiner verſchiedenen
Nutzungen in Geld. Um aber das Fort- oder Rück
ſchreiten im Ertrage ohne Täuſchung zu beurtheilen,
müſſen immer die nämlichen Geldpreiſe beiden näm
lichen Objekten ſtatt finden, denn die zufällig ſteigenden
oder fallenden Preiſe dürfen hier in gar keinen Be
tracht kommen. Daſſelbe muß der Fall ſeyn, wenn
man den Ertrag zweier oder mehrerer Wälder gegen
einander vergleichen will; iſt die Klafter Tonnen
ſcheiter bei A mit 4 f. angenommen, ſo muß bei
B und C eben auch die Klafter Tonnenſcheiter mit
4 f. angeſetzt werden, wenn gleich in der Wirklichkeit
dieſelbe Klafter Holz zu B:6 und zu C 1o ſl.
koſtete. . . . . . . . .. . . . . . . .. .
. Ebenſo imothwendig iſt es, wenn man den
Ertrag ſeiner Wälder berechnen will, den wirklich
reinen Ertrag eines Joches, oder eines Metzens
zu erheben. Gar viele Waldbeſitzer ſind ſchon damit
zufrieden, und glauben, welch großer Ertrag das ſey,
wenn ihre Forſten z. B. hundertauſend"Gulden ren-:
tiren, Das iſt ohne Widerrede nun freilich eine ſehr
anſehnliche Summe; – aber wie klein erſcheint oft
A2
4

dieſer Ertrag, wenn man die Größe des Waldſtandes


damit vergleicht, und den Ertrag eines Metzens Holzland
dann vielleicht auf nicht einmal einen Gulden findet?
– Mir ſind Fälle bekannt, wo der Metzen Holz
grund 1 fl. 4okr. trägt, während der Metzen einer
elenden Huthweide, in demſelben Walde gelegen, für
2 ſl. 12 kr. verpachtet iſt.
Wie die Waldertrags- Berechnungen zweckmäßig
zu verfaſſen ſind, gehört nicht hierher, meine Ideen
hierüber werde ich in der zweiten Abtheilung meines
Verſuches einer zeitgemäßen Forſt- Organiſation, –
welche die äußere Forſt - Organiſation enthält,
mittheilen.
Dieſe Abhandlung ſoll nur die vorzüglichſten
Mittel enthalten, durch welche die Waldfläche höher
als bisher, benutzt werden könne. . .
-
-
-

". . - - - - -- - -
“,

Allgemeine urſachen des geringen Er


-
4
- -- trages unſerer Wälder.
v. º. - --- --

Ehe ich jedoch zu den Mitteln einer beſſern


Benutzung des Holzlandes übergehe, werde ich erſt
die allgemeine Urſachen des ſo geringen Ertrages
unſerer Wälder berühren. Die richtige Erkenntniß
der Urſachen eines Uebels erleichtert die richtige Wahl
der zweckmäßigſten Mittel, dieſem zu begegnen. ;
Die nächſte Urſache des ſo geringen Ertrages
der Wälder finde ich: - - :

a. In dem geringen Preiſe unſeres Hol


"zes. Es iſt hier von der Mehrzahl, von den
5

Gebirgsforſten, (welche das Uebergewicht haben),


die Rede, – wo die Klafter weiche Scheiter
gewöhnlich im Walde 2, höchſtens 5 ſ. Papier
geld – (48 kr. – 2 f. Silber) koſtet. -
Die wenigen Landforſte, in denen das Holz
höhern Preis hat, gehören natürlich zur Aus
nahme. :: ?
Bekanntlich macht nicht der Forſtverwalter
oder Waldbeſitzer den Preis, ſondern dieſer
hängt allein von der Konkurrenz ab. Wenig
Holz und viel Nachfrage hat hohe Preiſe zur
Folge, ebenſo wie viel Holz, oder mehr Holz,
als der allgemeine Bedarf konſumirt, natürlich
niedere Preiſe nach ſich zieht. . .
Hieraus folgt, daß:
. Noch zu viel Holz vorhanden ſey
um an einen höheren Holzpreis denken zu kön
nen. Was würde mich es nützen, ſchlüge ich
allein mit dem Preiſe meines Holzes auf? –
das wäre das beſte Mittel, gar nichts zu ver
kaufen, denn alle Holzbedürftige gingen dann
zu meinen Nachbarn, bei ihnen wohlfeileres
Holz zu kaufen. Und eine allgemeine Verab
redung aller Waldbeſitzer, nur um einen ge
wiſſen Preis ihr Holz zu verkaufen, iſt ſo
unausführbar, daß ich wirklich nicht begreifen
kann, wie Herr Oberforſt- Aſſeſſor Meyer in
ſeiner übrigens ſehr empfehlungswürdigen Forſt
Directionslehre als Grund für die Staats
forſte und gegen den Privat- Waldbeſitz
- 6 -

ſagen konnte: „durch Verabredung der Privat


Waldbeſitzer könnte der Holzpreis einer Gegend
-

ſo geſteigert werden, daß eine Holz- Theurung


die Folge wäre; was aber vom Staate nicht
zu beſorgen ſey!“ – H. M. zeigt in dieſer
leeren Behauptung, daß er nie – Privat
Waldbeſitzer war, ſonſt hätte er ſo etwas nicht
geſagt! :
* Holz - Mangel und Holz - Theurung iſt
zweierlei; oft iſt letztere Folge von erſterem,
oft aber auch nur Folge ganz anderer Urſachen.
Schlechte Wege, theures Fuhrlohn, plötzliche
ſtärkere Nachfragen können den Marktpreis ſteigen
machen. Von dieſem iſt hier aber keine Rede,
ſondern bloß vom Preiſe an Ort und Stelle,
vom Waldpreiſe. Holz - Ueberfluß hat aber
- immer niedere Waldpreiſe zur Folge.
Zu viel Holz ſetzt aber -

5: Zu viele, zu große Waldungen vor


7:7 aus. - - -
"? Wo noch ſo große, weitläufige, zuſammen
hängende Forſte, – ſolche Waldwüſten
eriſiren, da hat die Kultur noch keine Fortſchritte
gemacht. Die kultivirteſten Gegenden haben
verhältniſmäßig das wenigſte Holzland. Die
nächſte Folge ſolcher großen, ausgedehnten Wälder -
- iſt aber: -

4. Die Nithtachtung des Holzes, –


* die Holzverſchwendung. Wer nie in
.“ Gebirgswatdüngen die Art und Weiſe ſelbſt
v,
7

beobachtete, wie der Landmann mit dem Holze


': umgeht, kann ſich von der herrſchenden Holz
verſchwendung faſt gar keinen Begriff. machen.
: Für den Waldbeſitzer ſelbſt iſt freilich dieſe
: Umwirthſchaft in ſo fern vortheilhaft, weil ſie
-- ihm Abſatz an Holz verſchafft, aber um ſo
nachtheiliger für ihn iſt, daß:
5. ſolche große Waldungen, niemals ſo rein, ſo hoch
benutzt werden können, als es im Verhältniß
bei kleineren der Fall iſt. Wenn in letztern
jedes Reis, jede Bohnenſtange verwerthet wer
- den kann, ſo gehen bei erſteren gar oft ganze
Stämme unbenutzt verloren; ſie verfaulen im
:: Walde, wie das nicht ſelten, ſelbſt bei ſchon
ausgeſchnittenem Nutzholze, der Fall iſt. : Es iſt
- hier gerade, wie bei der Feldwirthſchaft und
, , Viehzucht. Kleine Dekonomien bringen, perhält
nißmäßig immer mehr Nutzen oder könnten und
ſollten es vielmehr, als große. Der Inmann, der
: Häusler nutzt ſeine eine Landkuh viel höher,
- als ſeine Herrſchaft in ihrem Meierhofe bei
dem edelſten Viehe vermag! Hierin liegt der
Unterſchied zwiſchen dem Ertrage eines Gartens
und einer großen Meierhofswirthſchaft. Hier
bringt nur die Maſſe einen großen Ertrag, –
nicht die beſſere Wirthſchaft, die Intelligenz.
Wie viel muß bei großen Wirthſchaften oder
Wäldern unbeachtet verloren gehen, was bei
kleinen mit großem Vortheile verſilbert werden
kann. . . . . . . .. . . . .
8 W

:: r . Solche große Waldungen erfordern:


* 6. wieder eine große Zahl Forſtbedienſte
ter. Es iſt aber leichter, Einen tüchtigen Forſt
bedienten zu finden, als zehn, und leider beſtätigt
es die Erfahrung, daß im Allgemeinen – die
vielen ehrenwerthen Ausnahmen abgerechnet –
7. die untüchtigkeit des Forſtperſo
- n als im Ganzen noch zu groß ſey. –
Ein tüchtiger, – thätiger und geſchickter Forſt
bediente leiſtet mehr, als drei ſolche gewöhnliche
Schlendrians. ". - -

9:32 Untüchtiges, daher vieles Perſonal – ge


.. :-ringer Waldertrag, – daher ſchlechte Bezahlung
ºder Forſtbedienten. Dabei hat aber ſo ein un
tüchtiger, ſchlecht bezahlter Förſter noch überdieß
8. einen viel zu großen Wirkungs
s - kreis, als daß er ihn gehörig auszufüllen, den
höchſt möglichſten Nutzen aus ſeinem Revier zu
- erzielen im Stande wäre. Seine phyſiſchen
Kräfte und ſeine Zeit reichen dazu nicht hin; es
geſchieht alles nur halb, nur dem Namen nach. –
- ... Bei ſolchen Umſtänden das Perſonal ver
:: mehren zu wollen, hilft nichts. Der ohnehin
kleine Waldertrag würde noch mehr verringert;
– – und Vermehrung eines unwiſſenden
.. . Perſonals brächte ſtatt. Nutzen, nur Schaden. -

9. Selbſt die Direktion iſt bei großen Waldungen,


--- des großen, weitläufigen Körpers wegen,
außerordentlich erſchwert; die ganze Zeit, alle
- Kräfte ſind nur allein dazu erforderlich, die
9

große Maſchine im rechten Gange zu erhalten.


- Wo bleibt Zeit, Kraft zu außergewöhnlichen
Verbeſſerungen! – : -- -

1o. Ebenſo iſt in der Regel die ganze Forſt


Organiſation von der Art, daß die Direktion,
die Adminiſtration, Kontrolle, der Forſtſchutz, –
kurz die ganze Forſtwirthſchaft äußerſt erſchwert
iſt; da artet die Direktion in Schlendrian, –
Ordnung in Pedanterie,– Einheit in Einſei
: tigkeit aus. Alle Spekulation, Intelligenz, Indu
ſtrie, alles, Fortſchreiten hat da von ſelbſt aufge
hört. Eine zmeckmäßige Organiſation erleichtert
das ganze Geſchäft ganz unglaublich, und die
Sache hat mir ſo wichtig geſchienen, daß ich
dieſen Gegenſtand eigens zu behandeln für nöthig
erachtete. Bereits ſind meine Ideen zu einer
innern Forſtorganiſation erſchienen; nächſtens
folgen meine Anſichten und Gedanken über
die äußere Forſt- Organiſation.
11. Endlich finde ich in der Unwiſſenheit der Wäl
der- Behandlung ſelbſt, ſo wie in den vielen
Vorurtheilen in Benutzung des Holzgrundes, hin
reichende Urſachen des ſo geringen Waldertrages
Wer Eichen da erzieht, wo beſſer Kiefern
fortkommen, wer da ſchlechtere Holzarten er
zieht, wo beſſere wachſen könnten, wer 12o
Jahre braucht, um brauchbares Holz zu erhal
ten, das in 60 Jahren eben ſo ſtark und gut
geworden wäre, wer ſeine Wälder aus verput
tetem, verdorbenem Unterwuchſe, – wer ſie zu
"

">

1O

... dicht erzieht; – wer ein vernünftiges Streu


1: rechen, Benutzung des Laubfutters, – der
Waldweide, – bloß-aus Vorurtheil oder aus
- Unwiſſenheit unterläßt, - der ſchadet ſich nur
ſelbſt; er verkürzt ſich ſeinen Wald-Ertrag
-- ſelbſt! – ... 3 -
- Das dürften wohl ſo ziemlich die Haupturſachen
des ſo geringen Waldertrages ſeyn. --
* Sie zu beſeitigen, liegen viele ganz aus dem
Bereiche des Waldbeſitzers oder Forſtverwalters; viele
aber hängen ganz von dieſem ab, und er hat es
daher auch in ſeiner Gewalt, durch Anwendung der
gehörigen Mittel ſie aus dem Wege zu räumen.
- . . . . . iz : , . .
- -
- -- - - - - - - -
Welches ſind ..
die Mittel,
. "
durch welche
der Holzfläche ein größerer Erträg als
bisher abgenommen werden kann?
Unſtreitig iſt eine richtige und umfaſſende Forſt
Organiſation das allerbeſte und erſte Mittel, . den
Waldertrag zu erhöhen, ſobald an der Spitze der
Direktion der geeignete Mann ſteht und die übrigen
Stellen auch gehörig beſetzt ſind. Da greift Alles
leicht in einander; Unwiſſenheit und Vorurtheil ver
ſchwindet, und der Waldbeſitzer erkennt den Werth
und den Schatz, der in ſeinen Forſten ſteckt; er ach
tet ſeine Wälder dem übrigen nutzbaren Lande gleich,
ſchenkt ihnen gleiche Aufmerkſamkeit und er weiſet
ſeinem braven Forſtperſonale den ihm gebührenden
Platz an. - - - - - - - ---
11

Obgleich ich nun jedem Waldbeſitzer, der ſeine


Forſtwirthſchaft von Grund aus verbeſſern und ſomit
auch den Ertrag ſeiner Wälder nachhaltig erhöhen
will, rathen muß, eine zweckmäßige Forſtorganiſation,
als erſte Bedingung, zu treffen; ſo iſt doch nicht in
Abrede zu ſtellen, daß auch ohne dieſe zweckmäßige
Forſtorganiſation die Waldfläche beſſer und höher als
bisher zu benutzen möglich ſey, wenn nur der Forſt
beamte bei der nöthigen Kenntniß den guten Willen
hat und unbefangen genug iſt, nicht an alten Vor
urtheilen blind zu hängen; wenn er ſo viel Liebe zu
ſeinem Fache hat, ſelbſt das ihm parador Scheinende,
– das ſonſt von ihm als dem Walde ſchädlich Be
trachtete – erſt genau zu prüfen und zu unterſuchen,
ja Proben - im Kleinen anzuſtellen, ehe er das Ver
dammungs-Urtheil ausſpricht.
Kleinern Herrſchafts- und Güter-Beſitzern, deren
Waldfläche zu unbedeutend iſt, um einen eigenen,
gehörig wiſſenſchaftlich gebildeten Forſtbeamten anzu
ſtellen, würde ich den Rath geben, daß ſie ſich ver
bänden, und g eme inſchaftlich einen geeigneten
Forſtmann wählten, der die Direction führte. Ich
kenne Güter, die 5, 1o, auch 12 hundert Joch Wald
haben, und die der Wirthſchafts-Verwalter mit einem
ſogenannten Förſter ſo unmenſchlich – mißhandelt,
daß es ein Grauen iſt, die Unwirthſchaft zu ſehen!
Wie leicht könnte ein tüchtiger Forſtmann die Direktion
von 5 – 1o ſolcher Güter übernehmen, den wiſſen
ſchaftlichen Betrieb leiten, öfters nachſehen, ob und
wie ſeine Anordnungen befolgt würden, während der
L2

Verwalter auf dem Gute ſelbſt die materielle Controlle


ausübte. Welche reichliche Zinſen würden die einigen
hundert Gulden bringen, die der einzelne Gutsbeſitzer
dem Forſtdirektor jährlich zahlte? Und gerade ſolche klei
nere Herrſchaften oder Güter eignen ſich am allererſten
und beſten zur Einführung von Verbeſſerungen. Ich hatte
Gelegenheit, mehrere ſolche Güter genau kennen zu ler
nen: es iſt oft unglaublich, wie außerordentlich hoch ſich
die Waldfläche auf dergleichen kleineren Beſitzungen be
nutzen läßt! Die kleinen einzelnen Wäldchen laſſen ſich
gleichſam gartenartig behandeln, der geringſte Abfall
läßt ſich benutzen; da läßt ſich die Forſt- Wirthſchaft
ſo ganz innig mit der übrigen Oekonomie verſchmelzen,
und dadurch wechſelſeitig ein Ertrag erzielen, der bei
großen Wäldermaſſen nie erreichbar iſt.” – “ :
So eine gemeinſchaftliche Forſt-Direktion und
Inſpektion für mehrere einzelne Güter iſt nun freilich
eine ganz neue, noch ungewohnte Idee, und dürfte
ſchon deßhalb ſo manche Widerrede finden. Aber
darum ſollte ſich der nach Verbeſſerung und höhern
Ertrag ſtrebende Waldbeſitzer nicht abhalten laſſen,
die Idee genauer zu prüfen; und was ſind Wirth
ſchafts- Räthe, Wirthſchafts-Inſpektoren im Grunde
anders, als was der vorgeſchlagene Forſt-Direktor
oder Inſpector iſt ? auch iſt dieſe Idee ſchon durch
mehrere Waldbeſitzer, die mir die Direktion ihrer
Forſtadminiſtration anvertrauten, – in Ausübung
gebracht worden. Doch genug davon, da dieſer Gegen
ſtand in meiner nächſtens erſcheinenden äußeren Forſt
Organiſation umſtändlicher behandelt wird.
.
A3

Gewöhnlich theilt man man alle Wald -Nutzungen


in die Hauptnutzung und in die Nebennutzungen.
Unter erſterer begreift man nur das Holz und zu den
übrigen rechnet man alle übrigen Nutzungsarten. - 1
- Ob nun dieſe Abtheilung in Haupt- und Neben
mutzungen ſo ganz richtig ſey, – will ich dahin
geſtellt ſeyn laſſen; denn nicht immer ſpielt das Holz
die Hauptrolle bei der Wald- Benutzung. Gar
oft bringt die Graſerei, die Weide u. ſ. w... mehr
Gewinn, als das Holz, und die Benennung: „Haupt
Nutzung,“ für: „Holz- Nutzung“ läßt ſich nur in
ſofern rechtfertigen, als der Begriff von Wald eine
mit Bäumen bewachſene Fläche vorausſetzt, deren
Hauptzweck die Erziehung von Holz iſt. Beim
Waldbau (der Holzzucht) iſt Holz die Hauptſache;
– nicht aber nothwendig auch bei der Forſt - Be -
nutzung. – Leicht laſſen ſich für jede Lokalität
vergleichende Berechnungen anſtellen, die dann erſt
klar zeigen werden, welches eigentlich die Haupt-, und
welches die Nebennutzung ſey. . . .. . . . . ?
Solche Ertrags-Berechnungen ſind ſchon aus
dieſem Grunde ganz unentbehrlich, weil ſie den Wald
beſitzer allein in den Stand ſetzen, beurtheilen zu
können, auf welche Nutzungsart hin zu arbeiten, ihm
den größten Gewinn gewähre. Bei einer richtigen
Rechnungs- Manipulation, wie ſie meine äußere Forſt
organiſation enthalten wird, muß ſich beim Schluße
des Etat-Jahres genau der Ertrag jeder einzelnen
Benutzungsweiſe, auf ein Joch oder auf ein Metzen
Land reduzirt, ausweiſen; nur dann erſt läßt ſich ein
14

gründlicher, aufrichtigen Vorderſätzen geſtützter Ver


beſſerungsplan entwerfen, konſequent durchführen,
nach den jedesmaligen Verhältniſſen modifiziren, und
man iſt nie in Gefahr, – wie man zu ſagen pflegt,
die Rechnung ohne den Wirth: zu machen, weil man
alle Jahre die Reſultate vor Augen hat. . .
Ich möchte daher aus den angeführten Gründen
ſtatt der gewöhnlichen Benennung und Eintheilung eine
andere wählen, die mir richtiger, bezeichnender ſcheint.
Meines Dafürhaltens laſſen ſich alle bedeutenden Wald
nutzungen unter zwei Hauptgeſichtspunkte bringen: .
sa) in ſolche, die bloß das Holz angehen,
... und . . . . . . . . . . . . . . . .:
b) in ſolche, die die Unterſtützung der
i Landwirthſchaft zum Zweck haben.
-, Unwiſſenheit und Vorurtheil nur allein konnten
bisher die Meinung geltend zu machen ſuchen, als
ob die Holzerziehung mit andern Waldbenutzungsarten
ünverträglich, als ob alle anderen Nutzungen, die Holz
Nutzung abgerechnet, dem Walde ſchädlich, verderblich,
- als ob die Holznutzung einziger Zweck der Forſt -

wirthſchaftſey! – Ja, der leidige – Zunftgeiſt iſt


an vielen Orten ſo weit gegangen, daß man es bei
bloßen theoretiſchen Beweiſen und Lehren nicht be
wenden ließ, ſondern wirklich alle ſogenannte Neben
nutzungen aus dem Walde geradezu verbannte! Welche
unſelige tiefe Wunde aber dadurch dem ganzen Lande,
- am meiſten aber dem Waldbeſitzer ſelbſt geſchlagen -
ward, bedachten: dieſe Forſt-Zeloten, nicht ! Holz
zu cht war ihnen der einzige Zweck der ganzen
A5

Forſtwirthſchaft; alles, was dieſem entgegen war, -


eingebildet oder nicht – war ihnen ein Dorn im
Auge, mußte weichen; ſo ſuchten ſie nach und nach
eine immer ſchroffere Abgränzung zwiſchen Wald und
der ganzen Landwirthſchaft zu begründen, -- ſo
ſtanden ſie ſelbſt zuletzt dem Landwirthe feindlich, ent
gegen!:–. Hätten dieſe Herren mehrt ſich dem
Studium der ſchönen Natur gewidmet, ſtatt thörichten
ſchädlichen Phantomen ſich hin zu geben, – ſie wären
von ſelbſt von ihrem Irrthume zurück gekommen, und
hätten ſo folgenſchwere Vorurtheile abgelegt! –
- Auf die Gefahr hin, von unſern alt - und recht
gläubigen Forſtmännern auch mit verkezert zu werden,
glaube ich mir den Dank der Waldbeſitzer und aller
Landwirthe zu verdienen, wenn ich frei bekenne, daß
ſich alle die Landwirthſchaft unterſtützenden Wald
nutzungen vollkommen mit der Holzzucht vertragen,
ja ſogar dieſe ſelbſt befördern helfen, und daß alle
Beweiſe dagegen nur einzig und allein von dem
Mißbrauche hergenommen wurden, welcher bei
Ausübung der ſogenannten Nebennutzungen ſtattfand,
– Dieſe, die Mißbräuche, entferne man – und
aller Schaden verſchwindet, . .. . .. .. .
: Alles in der Natur ſteht in einer wohlthätigen
Wechſelwirkung; überall finden wir die einzelnen
Glieder auf eine bewunderungswürdige Weiſe zu. Einer
Kette verbunden; nirgends macht ſie einen Sprung,
ſie weiß ſelbſt das widerſprechendſte durch einen ver
ſchmelzenden Uebergang, durch beiderſeitiges Bedüfniß
und eigenen Vortheil anzunähern, zu verbinden. So
I6 - -/

weiß ſie. Alles zu vereinen; und es ſollte wirklich


die ſchroffe Trennung der Forſt- und Landwirthſchaft
ſtatt finden? Der Landbauer, Viehzüchtler und Forſt
wirth, jeder für ſich allein, wird ſeine Kräfte verſchwen
den, – alle ſeine Anſtrengungen werden fruchtlos
ſeyn, ohne ſein Ziel zu erlangen. – Nur ver
eint, gemeinſchaftlich, ſich einander brüderlich-unterſtü
zend, – kann jeder das Höchſte erreichen! Daß nun
aber ſo eine wechſelſeitige Unterſtützung zwiſchen Forſt
und Landwirthſchaft möglich ſey, ohne der Holzerziehung
zu nahe zu treten, wird in der Folge ganz klar ent
wickelt werden. Nirgends kann aber eine ſolche
Unterſtützung, ſo eine gemeinſchaftliche Wirkſamkeit,
ſo eine vereinte Kraft fruchtbringender ſeyn, als den
Herrſchaftsbeſitzern, die zugleich Viehzüchtler, Land
und Forſtwirthe ſind ! wie wohlthätig wirkt da die
Landesverfaſſung im Oeſterreichiſchen! Das
ganze Land beſteht aus lauter einzelnen Herrſchaften!
Hier im Oeſterreichiſchen kann aus dieſer
Urſache ſchon allein die Landeskultur eine Stufe
erreichen, wie nirgends! Jeder einzelne Herrſchafts
beſitzer iſt durch den eigenen Vortheil zur höchſten
Kultur ſeiner Beſitzung aufgemuntert und gleichſam
genöthigt, und dadurch ſchreitet die Kultur des ganzen
Landes fort. - - - - - - - - - - -
Ich gehe nun zur Unterſuchung der einzelnen
Waldnutzungen und zu den Mitteln, wie ihr Ertrag
zu erhöhen, über. - -

- - - - -
-
* - - - - - --
- - - - - - - - - -- --- --
17
- - - - - -
. . .
- -
* - *
:: --- - - .
-

--- - ; - -
-
-

Erſter Abſchnitt.
. .

:: -
: - .. .
- - - -- -
-
. . . . . - - -

A. Die Holz - Nutzung. -


- - - -- --

Die Benutzung, die das Holz gewährt, iſt mannig


faltig. Je nach dem der Zweck verſchieden iſt, um
deſſentwillen man es erzieht, ſind auch die Mittel
dazu verſchieden. Die bedeutendſte Benutzung des
Holzes iſt entweder: ? . . . . . .
1, zur Feuerung oder
2. zum Bauen und zum techniſchen Ge
- brauche überhaupt.
Darnach iſt alles Holz entweder .
1. Brand- und Kohlholz, oder
2. Nutzholz. - -
Man hat ſchon öfters den Vorſchlag gemacht,
das Brenn- und Kohlholz auf eigenen und das
Nutzholz auch wieder auf eigenen, abgeſonderten Flächen
zu.erziehen und dieſem den beſſern, jenem aber den
ſchlechtern Boden des Waldes anzuweiſen. Dieſer
Meinung ſtimme ich nicht bei. Wozu dieſe Trennung?
wie, wenn ſich in der Brennholz-Abtheilung ſchönes
B
18

Nutzholz findet, – muß dieſes dann dennoch zu


Brennholz aufgearbeitet werden? und umgekehrt wird
in der Nutzholz-Abtheilung nur immer ſchönes Nutz
holz ſich finden, niemals Brennholz? – dagegen
ſtelle ich den Grundſatz auf:
„Man ſuche überall, auf jedem Bo
den, in der kürzeſten Zeit, das meiſte
und ſchönſte Holz zu erziehen.“ -- * -

Habe ich das erreicht, dann bedarf es keiner


Erziehung von Brenn- und Nutzholz auf abgeſonderten
Flächen. . . . . . . . . .
- Wie läßt ſich aber in der kürzeſten
Zeit das meiſte und ſchönſte Holzer -
ziehen? . . . . . .. . . .
Die Antwort auf dieſe Frage iſt ganz kurz
dieſe:
„Man verſchaffe den Holzpflanzen
ſtets den größtmöglichſten Holz - Zu
wachs!“ . . . . . . V . . -

Wie dieß zu bewerkſtelligen, will ich nun zu


zeigen mich bemühen. - -
, .. ſr. -

1. Die erſte Regel heißt: Den Ort, welcher


den geringſten Zuwachs hat, ver -
jünge man zuerſt.“
-
: -
- --- - -

Entweder Unwiſſenheit oder Eigennutz iſt Urſache,


daß dieſe Regel faſt nie beobachtet wird, denn
gewöhnlich findet man, daß das ſtärkſte, das
älteſter Holz zuerſt zum Hiebe kömmt. Entweder
-
A9

ſieht man elendes, ſteinaltes, verdorbenes, zurückge


bliebenes Holz für einen jungen Beſtand im Mittel
alter an und hofft, daß er jetzt erſt recht anfan
gen werde, zuzuwachſen; oder es heißt: das iſt freilich
ein elender, verdorbener Beſtand, er hat ſeit Jahren
ſchon keinen Zuwachs, ja, es geht ſchon mit ihm
bergab; aber was gibt er ? höchſtens Brennholz, und
das iſt noch ſchlecht! wir greifen lieber jenen ſchönen
Ort an, der gibt doch Bau-, Schnitt- und Spalt
holz die Fülle, das bringt Geld! *

Wie jener aus Unwiſſenheit, dieſer aus Eigennutz


fehlt, thut es ein dritter aus Geiz, der nicht eher
Holz aus dem Walde zur Benutzung gibt, bis es be
reits über - und abſtändig iſt. - - --

Das iſt nun wieder ganz verkehrt und dem


Zwecke der Forſtwirthſchaft geradezu entgegen.
Am gewöhnlichſten mag wohl aus Unwiſſenheit,
am ſeltenſten aus Geiz ſchlecht gewirthſchaftet werden.
Ich verlange keinesweges, daß der Waldbeſitzer,
der ſehr viele ſchlechte Beſtände in ſeinem Forſte hat,
nur allein erſt dieſe verjünge, ehe er beſſere Orte
zur Benutzung ziehe; aber das ſchreibt eine nach
haltige Bewirthung vor, daß bei der Benuz
zung auch auf die Verbeſſerung des Waldes
gedacht werde. Beides läßt ſich recht gut verbinden:
man nimmt zum jährlichen Hieb einen guten und
einen ſchlechten Holzbeſtand. Es iſt aber des Wald
beſitzers eigener Vortheil / die ſchlechten Beſtände 1. ſo
-

bald als möglich aus dem Walde zu bannen, und


an ihre Stelle beſſere, gutwüchſige zu erziehen; denn
- B 2 -
2b

die höchſte Holznutzung iſt unbedingt an den größten


Holzzuwachs geknüpft! Vorurtheil iſt die Meinung:
der Forſtwirth ernte nicht, was er ſäe! In meiner
innern Forſtorganiſation habe ich das Gegentheil ge
zeigt. Wie der Zuſtand des Waldes beſſer wird,
ſteigt auch in gleichem Verhältniß der jährliche Ertrag.
“Ich habe 4o – 50jährige Orte geſehen, deren
Zuwachs gleich Null war, und 120 – 15ojährige
im beſten Zuwachs. Da kann es nicht zweifel
haft ſeyn, welcher Ort zuerſt verjüngt werden muß.
Mir iſt dieſer Fall ſelbſt ſchon vorgekommen. Der
Forſtpöbel, nah und fern, ſchrie Beter; beehrte mich
mit dem Titel eines Waldverwüſters. So was muß
einen aber nicht irre führen. Wenn man ſich nur
ſelbſt die Ueberzeugung und vernünftigen und ſach
verſtändigen Männern genaue Rechenſchaft geben kann,
daß man recht handle !
Nicht in Vergrößerung des Waldes nach außen,
durch Erweiterung der Grenzen, liegt das Mittel
zum höhern Ertrag; ſondern in Vergrößerung nach
innen, durch eine beſſere innere Wirthſchaft,
gerade, wie beim Feldbau. Und gerade hierin wird
bei uns im Allgemeinen noch am meiſten gefehlt!
Der Forſtbeamte mißt ſeinen Werth, ſein Verdienſt
nach der Zahl Joche Wald, die ihm anvertraut ſind,
und ſieht auf den mit Geringſchätzung oder Mitleid,
der nur einen kleinen Forſt bewirtſchaftet. Das iſt
nun eine große Schwäche ! Der Förſter, der auf
dem Joche“ gº Klaffer Holz jährlich Zuwachs er
zieht, ernseher ghaier und
S 5.
nützlicher, als
2 B.

ein Oberforſtmeiſter, der unter gleichen Verhältniſſen


nur eine Klafter Holz dem Joche abgewinnt, wenn
gleich dieſer zehnmal mehr Wald unter ſeiner Auf
ſicht hat, als jener. . . . . .. . . . .
Dieſe innere Vergrößerung, Verbeſſerung des
Waldes thut uns am meiſten Noth! dadurch wer
den wir in den Stand geſetzt, Holzland zu anderer, -
einträglicherer Benutzung verwenden zu können, weil
eine kleinere Fläche dennoch nun eben ſo viel, vielleicht
mehr Holz liefert, als früher die größere ! und anſtatt,
daß man jetzt eine Ehre darin ſetzt, Felder, Wieſen,
Weiden zu Holzland umzuſchaffen, wird der wahre
Werth des Forſtmannes ſich dadurch erproben, daß
er, weit entfernt, den Unterhalt der Menſchen und
Hausthiere zu ſchmälern, gerade im Gegentheil dieſen
durch Abtretung entbehrlich gewordener Waldfläche zu
vermehren weiß!. Und ehe dieſe innere Vergröße
rung, Verbeſſerung des Waldes nicht erreicht iſt,
benütze man lieber ſelbſt vorhandene Waldblößen, auf
eine andere einträglichere Weiſe, – als Feld, Wieſe,
Weide, denn nicht die größere Ausdehnung des Waldes
bringt mehr Holz, ſondern ſeine beßte innere Bewirth
ſchaftung ! :::::: . -

. Nur wenn das älteſte, das ſtärkſte Holz auch


im geringſten Zuwachs ſteht, iſt es zuerſt zu hauen.
Um mit Umſicht, planmäßig dieſe gegebene Regel
befolgen, mit Erfolg ausführen zu können, iſt die .
Verfaſſung des Wirthſchaftsplanes erſte Bedingung:
1 Wie dieſer zweckmäßig zu verfaſſen, dazu findet
- - - - -
22

man die Anleitung in meiner innern Forſt- Orga


niſation. - - - -
. . . . . .

2. Die zweite Regel heißt: „Man erziehe


den neuen Wald nur aus ganz un
verdorbenen, gut wüchſigen und ganz
-
jungen -
Pflanzen.“
,
- -
-

Der Ort, in welchem der Holzſchlag angelegt


wird, beſteht gewöhnlich aus Holz aller Altersklaſſen,
von der einjährigen Sommerpflanze bis zum alten,
ſehr oft ſchon über - und abſtändigen Holze; als
Folge der bisher ganz unterlaſſenen Durchforſtungen.
Der Abtrieb ſelbſt geſchieht:
a. ganz kahl, und der Schlag wird ſogleich
- wieder aus dem Sacke beſamt. Wohl der
ſº ſeltenſte Fall! Da, wo keine Stockrodung
- Statt findet, oder keine Umwandlung des
Holzbeſtandes der Zweck war, unbezweifelt
- eine koſtbare Verjüngung. Jedoch erzieht
- man dabei gute, unverdorbene, gutwüchſige
-- Pflanzen. - i; - - -

b. ganz kahl, und man überläßt den Schlag ſich


- - ſelbſt oder vielmehr dem Unkraute ! Unter
- allen Abtriebsmethoden die allerſchlechteſte!
Hier kann nur von Forſt- Unwirthſchaft die
Rede ſeyn, gehört alſo nicht in unſer Thema!
C. Der Holzbedarf wird nur heraus gepläntert
oder gefemelt, was man aber gar keinen
Holzſchlag nennen kann, weil bei der Femel
25
wirthſchaft gar keine ordentliche Schläge denk
bar ſind. Bei dieſer ganzen : Wirthſchaft
kann nie ein ordentlicher, gutwüchſiger Nach
wuchs erfolgen; . . .“
d, am gewöhnlichſten nimmt man alles ſtarke
.. . und brauchbare Holz weg und läßt das ſo
genannte Unterholz, alle Krüppel u. ſ. w.
ſtehen, und zu einem neuen Beſtandeſort
7 wachſen. Sind da wirklich auch ganz unver
t dorbene, gutwüchſige Pflänzchen vorhanden,
ſo: finden dieſe unter dem Schatten und
- Drucke des ältern Holzes früher oder ſpäter
- ihr ſicheres Verderben, wenn nicht den Tod.
e. Endlich legt man an vielen Orten ſoge
- nannte Samenſchläge an. Ich ſage ſoge
- nannte, denn eigentlich verdienen ſie die
ſen Namen gar nicht, und ſie ſind nur
- eine Verbeſſerung der unter d erwähnten Ab
triebsmethode. : . . 2 .
Der Samenſchlag hat zum Zweck, da, wo eine
Verjüngung ſtatt finden ſoll, und noch kein Unter
wuchs vorhanden iſt, eine Beſamung des Ortes
zu bewirken. Die Beſamung, die Erziehung des Nach
wuchſes muß vom Willen des Forſtwirths abhängen;
wenn ſich aber der Forſtwirth vom zufällig ſich hier
und da einfindenden Unterwuchſe abhängig macht,
wenn er nur immer die Holzſchläge da anlegt, wo
ſich Unterwuchs zeigt, deßhalb planlos im Walde
herumhaut, um nur jeden Anflug oder Aufſchlag
ängſtlich zu benützen: – da kömmt mir ſo ein
/

- -
24

Forſtmann wie ein ſchlechter Reiter vor, der ſein


Pferd nicht ſeinem Willen unterzuordnen weiß,
ſondern der dem Willen des Pferdes preisgegeben
iſt, und dahin reiten muß, wo es ſeinem Rößlein
hinzugehen beliebt. ::: - . .

si. Solche ſogenannte Samenſchläge werden nur da


angelegt, wo ſich ſchon von ſelbſt ein natürlicher
Unterwuchs eingefunden hat. Dieſer iſt nun aber
viel zu lange ſchon im Drucke geſtanden, als daß er
nicht mehr und weniger verdorben wäre. Gewöhnlich
ºhat er ſchon eine Höhe von 1 Schuh und darüber
erreicht, und man ſieht ſeiner ganzen Geſtalt, ſeinem
Wuchſe, ſeinen vielen Seiten- und Höhentrieben, ſeiner
Farbe u. ſ. w. an, daß er bereits größtentheils ver
dorben ſey. Er iſt oft noch nicht 5 Fuß hoch und
kaum 1 bis 2 Zoll an der Erde ſtark, und doch
bereits ſchon 5o, oft noch mehr Jahre alt.
. Um nun an ſo einem Orte den ſogenannten
Samenſchlag anzulegen, nimmt man einen Theil
des ſtärkſten, ſchönſten Holzes heraus, läßt dagegen
den verdorbenen Unterwuchs, alles unterdrückte Stangen
werk, das ſogenannte Unterholz, alle Krüppel u. ſ.w.
ſtehen. Durch ſo eine Auslichtung glaubt man nun
den Schlag vollkommen ſchulgerecht geſtellt zu haben.
Nach mehreren Jahren, wenn der verdorbene Unter
wuchs, das unterdrückte Holz, neue Gipfel zu trei
ben anfängt, glaubt man, dem neuen Beſtand“
mehr Luft machen zu müſſen, man nimmt einen zwei
ten Theil des früher ſtehen gebliebenen, ſchönſten,
-- - - - -- - . ..
25

ſtärkſten Holzes hinweg, und macht endlich, wieder


nach Verlauf von etlichen Jahren, den ſogenannten
Abtriebsſchlag, bei welchem der Ueberreſt der ſchöns
ſten Bäume gehauen wird. Gewöhnlich hat der
nun neue Beſtand im Durchſchnitt ſchon eine Höhe
von oft 1 – 2 Klaftern altes, elendes, unterdrückt
geweſenes, verkrüppeltes Unterholz und Stangenwerk,
das, armdick und 15 – 2 Klafter hoch, oft ſchon -
6o – 80 Jahre alt, nun auf dem neuen Schlage
geſpenſterartig daſteht, und jüngerer, 5o - 4o
jähriger, aber nicht weniger ſchon in der Wiege ver
dorbener Unterwuchs 2 – 5, oft mehr Fuß hoch:
das iſt nun endlich das Reſultat dieſer Afterſamen
ſchläge! – Dann ſtellt ſich der Vater dieſes neuen
Beſtandes daneben, und ſagt mit ſelbſtzufriedener
Miene zu ſeinen Jüngern: „Wie lange iſt es, daß
wir hier nach Holz gearbeitet?: wer ſollte glauben,
daß es erſt vier Jahre ſind? aber das Werk lobt
den Meiſter! welcher Vortheil! dieſer vierjährige
Mais: (Schonung) hat zwanzig Jahre voraus; nach
der Syſtemiſirung kommt er in 120 Jahren wieder
zu ſchlagen, dann ſtehen aber auf dem Joche ſtatt
12o Klafter (bei I. Klafter jährlich Zuwachs auf
dem Joche) 14o Klafter, folglich erhält die Nach
kommenſchaft durch meine Manipulation vom Joche
2o Klafter mehr Holz, und da beim jährlichen Hieb
von 2oooo Klaftern beiläufig I7o Joche zum Abtrieb
kommen, ſo ſchaffe ich dem Waldbeſitzer einen jährlichen
Mehrhieb von 54oo Klaftern!“ – u. ſ. w.
Wenn die Bäume ſo nach der Regel de tri
26 ,

wüchſen, wie dieſe 54oo Klafter Holz herausgerechnet


ſind, dann wäre es recht gut; aber es ſcheint,
ſolche Forſtmänner haben die Regel de tri beſſer im
Kopfe als die Pflanzen-Phyſiologie und die Natur
geſchichte der Waldbäume." - !...

. Nicht auf das Urtheil und auf die Lehren unſerer


erſten Meiſter, auf die vortrefflichen Schriften Har
tig's, Cotta's, Pfeil's c., will ich mich
berufen, – denn dieſe ſind in den Augen-ſolcher
Forſtmänner bloße Theoretiker, Forſtgelehrte, ſind
nicht, wie ſie, praktiſche Forſtmänner; – ich
bitte nur diejenigen, die ſich überzeugen wollen,
unbefangen den Wuchs ſolch eines neuen Beſtan
des, wie ich ihn oben beſchrieben, ſelbſt zu beob
achten. - . - . . . .
- Dieſer Beſtand iſt nun endlich von dem ſo lange
ausgeſetzt geweſenen Druckes befreit. Licht, Luft,
Wärme, Kälte wirken frei auf ihn ein; die alten
Bäume ſind jetzt weg, und dem neuen Beſtande bleibt
nun die ganze Nahrungs- Maſſe im Boden ganz
allein. Ein ſichtbares, neues Leben beginnt, alles
arbeitet. Aber die plötzliche, ungewohnte Freiheit
bringt gar manchen Pflanzen Verderben, gerade wie
dem Menſchen, der, in der härteſten Sklaverei auf
gewachſen, ſich plötzlich frei fühlt! wie dieſem die
moraliſche Verderbtheit ſchadet, ſo den Planzen die
phyſiſche Nachfröſte, Sonnenhitze, -Dürre, Kälte,
tödtet viele, und die übrig gebliebenen ſuchen ſich
auf ihre Weiſe für den langen Druck zu entſchä
digen! Das Stangenwerk, das Unterholz – ganz
27

außer allem Schluſſe ſtehend, fängt damit an, ſich


zu ſchmücken, ſich die Oberherrſchaft über ſeine ſchwä
chere Mitpflanzen zu ſichern, es arbeitet unabläſſig
an Bildung ſeiner Krone; die frühere, faſt nackte
Stange treibt Seitenäſte, es wird zuletzt, ſtatt ein
Baum, – ein Strauch, der unbarmherzig alle
unter ſeiner Traufe aufgewachſene Bäumchen –
unterdrückt. Daſſelbe thuen alle kleineren Holzpflan
zen – natürlich aber im verjüngten Maßſtabe.
So entſteht unter denen, die in gleicher Größe ſind,
ein Kampf auf Leben und Tod; jede ſucht den
Nachbarn zu unterdrücken, und erſt nachdem dieß
gelungen, – nach Jahren – beginnen ſie Höhen
Triebe zu bilden. Dieſer Höhenwuchsbedarf aber
oft zehn und mehr Jahre zu ſeiner Vorbereitung,
und ein eben ſo langer Zuwachs iſt verloren! -
In dieſer Zeit aber erreicht eine junge, geſunde, nie
unterdrückt geweſene Samenpflanze nicht nur dieſelbe
Höhe, wie der verputtete Unterwuchs, ſondern über
wächſt ihn ſogar; denn unglaublich, ſtark iſt der
geſchwinde Wuchs richtig behandelter, geſunder Holz
--
pflanzen. - - - " ."

Der königlich ſächſiſche Oberförſter, Herr


Thierſch, theilt uns in ſeinem Werke: Bemerkungen
und Erfahrungen über den Waldbau u. ſ.w-
äußerſt lehrreiche und intereſſante Thatſachen und, Er
fahrungen in dieſer Hinſicht mit. Auf dem höchſten
Punkte des ſächſiſchen Erzgebirges, im Eibenſtocker
Oberforſt, hatten junge Kiefern - Pflanzen – auf
kräftigem, durch Forſtunkräuter nicht ausgeſogenem
A

Z8 -

Boden, und in fünffüßiger Entfernung, in vier Jah


ren ſchon eine Höhe von 5o Zollen erreicht! (Zu
vergleichen die Beilage , Nr. 1 im Nachtrag). Der
vermeinte Vorſprung ſolcher Beſtände beſteht nur in
- Täuſchung, und die Erfahrung beſtätigt, was
der geſunde Menſchenverſtand von ſelbſt einſieht, daß
eine, in ihrer Jugend verdorbene, verputtete, völlig
unterdrückte Holzpflanze dadurch nothwendig in einen
kränklichen Zuſtand geſetzt werden müſſe, sº daß
ſolche Bäumchen nie mehr in ſpätern Jahren, das
einholen können, was ſie in ihrer Jugend verloren,
daß ſie nie die Vollkommenheit, die Größe und Stärke
erreichen können, die ſie erlangt hätten, wären ſie
nie unterdrückt geweſen, wären ſie immer im möglichſt
ſtärkſten Zuwachs geſtanden. Das Sprichwort: was
in der Jugend verſäumt worden, bringt man im
Alter nicht mehr ein, findet bei den Pflanzen eben
ſo gut ſeine völlige Anwendung, wie bei dem Men
ſchen. - Alle Beſtände, die von ſolch unterdrücktem,
verputtetem Unterwachs entſtanden, können ihre Ab
kunft nicht verläugnen; ſie haben eine nur ihnen
ganz eigene Phyſiognomie, wenn ich mich ſo ausdrücken
darf, die nie täuſcht. - - - - - -
Wird nun ein ſolcher Beſtand nach 120 Jahren
abermals verjüngt, dann iſt er a 5o – 2od Jahre
alt, und die meiſten Bäume dennoch nicht ſtärker,
als andere 12ojährige, denn die frühere Holzerzeugung,
in den erſten 50 – 80 Jahren iſt ſo äußerſt un
bedeutend, daß ſie oft gar nicht in Betracht kommen
kann. Dagegen ſind ſie aber nicht ſo ſchlank, ſo
_ 29

rein, ſo ſpaltig, was ihrer Verwendung zu Nutzholz


äußerſt hinderlich iſt. Außerdem ſind ſie noch größten
theils mit zwei Hauptübeln behaftet, mit der Kern
fäule, oder mit der Kernſchäligkeit. Letz
tere findet man mehr und weniger bei jedem lange
unterdrückt geweſenen Stamme; ſelbſt an den im
Schlage zurückgebliebenen Stöcken, wird man dieſe
Erſcheinung wahrnehmen können." Das Bäumchen
hatte in ſeinem unterdrückten Stande nur einen ſehr
geringen, oft kaum bemerkbaren Zuwachs, es legte
daher auch nur ganz ſchwache, oft ſo feine Jahres
ringe an, daß ſie mit bloßen Augen gar nicht zu
zählen ſind. Sechzig, Achtzigjährige Stängen ſind
kaum 4 Zoll ſtark. Nun werden ſie plötzlich frei
geſtellt. Sie legen gleich anfänglich um ſo ſtärker
auf, als der Höhenwuchs erſt nach mehr und weniger
Jahren erfolgt. Dieſe neue Holzbildung iſt aber
von der frühern ganz andern. Natur, es findet zwiſchen
beiden keine innige Verbindung mehr ſtatt; es lößt
ſich der Kern oft von dem jüngern Holze ganz ab.
Iſt ein Baum ſpäter wieder längere Zeit im ſtarken
Drucke geſtanden, ſo bemerkt man am Holze dieſen
Mangel an Verbindung zwiſchen den Jahresringen
– dieſes Ausſchälen - wieder, und ſo oft, als der
Baum in jenem ihm ſo ſchädlichen Drucke ſtand.
Dieſer Fehler macht aber den Stamm zu allem Bat
und Schnittholze mehr und weniger untüchtig. Kern
ſchätigkeit findet gewöhnlich nur auf trocknem Boden,
höherer Lage ſtatt. Iſt aber der Boden feucht, dann
erfolgt die Kernfäule. Der beſtändig kränkliche Zu
50

ſtand ſolcher in ihrer Jugend lange und anhaltend


im ſtarken Drucke geſtandener Bäume führt ſie ihrer
Auflöſung früher zu, als ganz geſunde. Die Spuren
der Verweſung zeigen ſich um ſo viel eher, je feuchter
der Boden, auf welchem ſie aufgewachſen, und die
jenigen Theile werden nothwendig zuerſt davon ergriffen
werden, welche die ſchwächſten, die älteſten, die am
wenigſten ausgebildeten ſind, – alſo der Kern,
Solches kernfaules. Holz iſt ſelbſt als Brennholz
weniger werth, und als Nutzholz faſt gar nicht zu
verwenden. . . . .. . . . . . . .
Ein weiterer Nachtheil, von aus unterdrücktem
Unterwuchſe erzogenen Beſtänden beſteht darin, daß
ſie ihres kränklichen Zuſtandes wegen, immer mehr
dem Wind ſchaden, dem Inſekten fraße,
den ſchädlichen Folgen anhaltender Dürre ausgeſetzt
ſind, ſeltener und weniger Samen tragen,
als vollkommen geſunde. Ein guter Gärtner hat
in der Regel jährlich volle Obſtbäume; und die
Waldbäume ſollten nur alle 7 – 8 Jahre reichlich
Samen tragen? Sollte nicht gerade darin der Beweis
liegen, daß wir unſere Wälder nicht gehörig behan
deln?! Darüber noch weiter unten mehr.
Dem Windſchaden wird natürlich ein Baum
mit wenigen und nicht tief in die Erde eindringenden
Wurzeln bei weitem mehr unterworfen ſeyn, als ein
anderer, deſſen Wurzelſyſtem ausgebildeter, weit aus
ſtreichender, ſtärker, tiefer in die Erde gehender iſt.
Je geſünder, kräftiger, elaſtiſcher die Wurzeln ſind,
je mehr Berührungs- und Befeſtigungspunkte in die
31.

Erde ſie haben, deſto weniger wird der Wind ſie


erſchüttern, zerreißen, deſto weniger wird er den
Baum umwerfen können. Es iſt aber bekannt, daß
der Wuchs eines Baumes über der Erde mit ſeinem
Wuchſe unter der Erde immer im richtigen Verhältniſſe
ſteht; daß alſo auch ein verdorbenes, verputtetes Holz
ſtämmchen eine verdorbene, verputtete Wurzel haben
müſſe; die Wurzeln der dominirenden Bäume verſtatte
ten ſo wenig der Wurzel des unterdrückten Unterwuchſes
ſich auszubreiten, als es ihre Stämme und Aeſte dieſem
erlaubte, dieß über der Erde zu thun. Und auch dann
noch bleibt daſſelbe Verhältniß, wenn der Ort verjüngt,
der alte Beſtand heruntergehauen und dem Unterwuchſe
Platz gemacht iſt. Denn dieſer ſteht ſo dicht, daß
ſich keine Wurzel gehörig ausbreiten kann; eine
wächſt in die andere, – ſie hindern ſich alle; der
ganze Beſtand hat nur eine Wurzel, ein filziges
Wurzelgewebe. So erklärt ſich die nicht ſeltene Er
ſcheinung, daß oft ein ganzer Beſtand zugleich vom
Winde niedergelegt wird. Ein locker gemachter, aus
geriſſener Baum reißt alle mit ſich, weil ſeine Wurzel
mit den Wurzeln aller anderer Bäume wie eine
Kette zuſammenhängt; reißt ein Glied, iſt die ganze
Kette zerriſſen. Das Wurzelſyſtem eines ſolchen
verputteten, verdorbenen Baumes kann ſich nie aus
bilden, ausbreiten; kann alſo den Baum ſelbſt auch
nie befeſtigen, in der Erde feſt halten.
Aber auch dem Windbruche iſt ſolches, aus
unterdrücktem Unterwuchſe erzogenes, früher verputtet
geweſenes Holz mehr ausgeſetzt, als von Jugend an
32

geſund aufgewachſenes. Es iſt kränklicher, weniger


elaſtiſch, mehr ſpröde; der Kern um die Markröhre
gewöhnlich ungeſund, die Holzlagen ſelbſt nicht gleich,
oft mehrmals wechſelnd, enge, oft kaum zählbare
Jahresringe wechſeln mit breitern, ſtärkern u. ſ. w.
Alles dieß trägt dazu bei, dem Windſtoße weniger
kräftigern Widerſtand, eine weniger größere Geſchmei
digkeit entgegen ſetzen zu können, - - -

“: Aus der weit geringern Elaſtizität der Holz


faſer ſolcher Bäume folgt auch wieder, daß ſie den
Wechſel der Temperatur weit weniger ohne Nachtheil
vertragen; daher das ſo häufige Aufreißen und
Springen der Rinde; die häufigen Riſſe und Eis
klüfte in ſolchen Beſtänden, und darum die weitere
Folge, daß ſolche äußerlich verwundete, verletzte Bäume
auch ſo gerne von außenher nach innen zu faulen
und zu Nutzholz unbrauchbar werden. - -
Schädliche Inſekten, beſonders die Rotte,
- .
der Borkenkäfer werden viel eher ſolche, aus
unterdrückt, verputtet geweſenem Unterwuchſe entſtan
dene Beſtände heimſuchen, als andere ganz geſunde;
bloß darum, weil hier faſt jeder Baum krank und
ſomit den Inſekten ſtets die Tafel gedeckt iſt. Die
ſtete fortwährende Kränklichkeit des Beſtandes beweiſt
die große Sterblichkeit in demſelben; jährlich wieder
kehrend hat man Dürrlinge wegzuſchaffen! Daß nun
aber gerade ungeſunde, kränkelnde Bäume die Wiege,
das Treibhaus für die waldſchädlichen Inſekten ſind,
iſt hinlänglich bekannt. Den Schluß kann man nun
ſelbſt machen. Und wem dennoch etwa Zweifel auf
Y -
-
55
ſtoßen, der kann ſich leicht überzeugen, wenn er
ſolche Beſtände, in denen die Specht-Arten ſich herum
tummeln, mit einiger Aufmerkſamkeit betrachtet. Der
Specht hackt nie geſunde Bäume an, weil da unter
der Rinde keine Inſekten zu treffen ſind. Dieſer
Vogel gibt dem beſorgten Forſtmanne den beſten
Fingerzeig: die Bäume, die er angreift, ſind gewiß
bereits von ſchädlichen Inſekten unter der Rinde
infizirt; und wären ſie auch noch ſo ſchön grün.
Sie ſchaffe man unbedingt zu jeder Zeit aus dem
Walde und warte nicht erſt, bis ſie gänzlich todt,
abgeſtorben, dürr ſind. Dürrlinge ſind nicht mehr
gefährlich; ſie bieten dem Borkenkäfer, oder vielmehr
ſeinen werdenden Geſchlechtern, den Larven, keine
Nahrung mehr; unter ihre Rinde legt er ſeine Eier
nicht mehr; wohl aber waren ſie früher, ſo lange
ſich noch Saft in den jetzt dürren Bäumen bewegte,
der Pflanzort von Millionen Borkenkäfern u. ſw
- Solche elende kränkelnde Beſtände ſind daher
außerordentlich gefährlich; denn in ihnen erzeugt ſich
eine Unzahl ſchädlicher Inſekten, diedann, finden ſie
in den bereits infizrten Bäumen keine Nahrung
und Unterkunft mehr, nothgedrungen, auch geſunde
Hölzer angreifen. In dieſen Beſtänden wird man
auch gewiß faſt jeden Baum vom Specht angehackt
finden, was das bisher geſagte hinlänglich und am
beſten beweiſt. .
Eben ſo lehrt die Erfahrung und der Augenſchein,
daß aus verputtetem, verdorbenem, unterdrückt gewe
ſenem Unterwuchſe entſtandene Beſtände eher den
- C
54
Folgen anhaltender Dürre oder Näſſe unterliegen.
Das iſt auch ganz natürlich; die ſeichten, an der
Oberfläche der Erde liegenden kurzen Wurzeln ſolcher
Bäume, ſind gewiß dieſen äußern Einwirkungen mehr
ausgeſetzt und leiden dadurch auch früher, als die
Wurzeln von Jugend auf geſund und kräftig gewach
ſener Bäume. -

Wenn dort die feinen Zaſer- und Saug- Wür


zelchen von anhaltender Dürre vertrocknen, oder ſie
durch anhaltende Näſſe in Fäulniß übergehen; ja,
wenn ſie nicht abſterben, ſondern, wenn nur ſie nicht
mehr im Stande ſind, aus dem ausgetrockneten dür
ren Boden, oder aus dem zu vielem Waſſer, aus der
überall verbreiteten zu großen Näſſe die erforderlichen
Nahrungsſäfte in gehöriger Menge und Güte den
Bäumen zuführen zu können, wodurch natürlich der
Beſtand bei ſeinem ohnehin ſchon kränklichen Zu
ſtande noch kränklicher wird, was die gelber werdende
Farbe der Blätter oder Nadeln deutlich verräth; ſo.
werden unter denſelben Verhältniſſen von Jugend
auf geſund- und nicht zu dicht aufgewachſene Bäume,
vielleicht gar nichts, ſicher aber doch viel weniger
leiden. Ihre weit und tief ausſtreichende Wurzeln,
die ſich gleich in ihren erſten Jahren gehörig aus
breiten konnten, werden ihnen viel eher und viel mehr
beſonders aus der Tiefe Nahrungsſäfte zuführen, auch
wenn es noch ſo trocken wäre; auch ſelbſt der Froſt
kann ihnen bei weitem nicht ſo leicht und ſo ſtark
ſchaden – lauter Vortheile, sie auf den beſſern und
- - ---
Z)
55

geſchwindern Wuchs des Baumes entſcheidenden Einfluß


haben... - . . . . . .. . . . .
Noch eine Bemerkung muß ich beifügen, und
noch einer Eigenſchaft ſolcher aus unterdrückt geweſe
nem, verdorbenem, verputtetem Unterwuchſe auſgewach
ſener Beſtände erwähnen, die nicht minder verderblich
auf den Holzzuwachs zurück wirkt. Die Bäume
dieſer Beſtände ſind nämlich von unten bis hinauf
mit Flechten, Moos und andern Schmarotzerpflanzen
überzogen, die die ohnehin ſchon an ſich Kranken nur
noch mehr durch Entziehung ſolcher Säfte ent
kräften und ſchwächen, ſie dadurch noch mehr zurück
ſetzen, und verurſachen, daß ſie viel früher über
und abſtändig werden. Solche an der Aus- und
Abzehrung geſtorbene Bäume ſind aber als Nutzholz
ganz unbrauchbar, und ſelbſt zum Brennen iſt ſolches
Holz ſchlecht. . . . . . . . .
Es entſteht nun billig die Frage: wie iſt,
ohne künſtliche Kultur, wie beim kahlen
Abtrieb, eine natürliche Verjüngung
des Beſtandes, um nur ganz unverdor
bene, gut wüchſige, junge Pflanzen zu
erhalten, vorzunehmen? Bei richtiger Be
folgung der nachfolgenden Anweiſung wird man ſeinen
Zweck nie verfehlen.
Wie ſchon oben erwähnt wurde, haben in der
Regel alle unſere haubaren Beſtände Holz von allen
Altersklaſſen. Man fange daher die Verjüngung
damit an, daß man den zum Holzſchlage beſtimmten
Ort gehörig durchforſte, und ſo die Beſamung -
- E 2
56
vorbereite. Aller etwa ſchon vorhandener Unterwuchs,
alles unterdrückte Holzwerk, haut man heraus und
läßt die dominirenden Stämme allein ſtehen. Nur
wenn einzelne Bäume ganz eng beieinander ſtehen,
oder der ganze Beſtand viel zu geſchloſſen iſt, müſſen
ſelbſt dominirende Stämme wegkommen; wobei jedoch
ſtreng darauf zu ſehen iſt, daß dadurch keine zu ſtarke
Lücke im Schluſſe des Beſtandes entſtehe, und die
ſtehen gebliebenen Bäume womöglich in gleich weiter
Entfernung von einander ſind. Vollkommener Schluß
iſt des vollkommenen Schattens wegen nöthig, weil
nur dadurch allein der Graswuchs verhindert werden
kann. Bei Verjüngung ſehr ungleicher Beſtände, in
welcher die dominirenden Bäume nicht hinreichen,
allein den Schluß und die vollkommene Beſchattung
des Bodens zu beſtreiten, müſſen ſelbſt als Lücken
büßer oft elende, verkrüppelte, unterdrückte Stämme
auf dem Schlage, des Schluſſes, Schattens, Schutzes
- und der Beſamung wegen, ſtehen gelaſſen werden.
So können ſelbſt im hohen Gebirge Fichten- und
Kiefern- Beſtände behandelt werden, und ſchont man
nur die dominirenden Stämme, ſo hat man vom
Winde nichts zu fürchten. :
Auf dieſe Art hat man nun einen vollkommenen
Samenſchlag. War der Wald ſchon früher gehörig
regelmäßig durchforſtet, daß die Bäume eine lichtere
Stellung, eine größere, “ ſtärkere Krone erhielten,
wird die Beſamung gewiß ſehr bald erfolgen. Wäre
dieß nun aber nicht der Fall, und es vergingen
wirklich mehrere Jahre, ſo iſt dieſe Zeit doch keines
57
wegs verloren. „Die Bäume im Samenſchlage werden
um ſo größere Holzauflagen machen, je entfernter
ſie von einander ſtehen, und der hier erfolgende
Holzzuwachs beträgt mehr, als der Verluſt durch die
einige Jahre ſpäter erfolgte Beſamung. - - -
Iſt dieſe vollſtändig erfolgt, dann ſäume man
nicht, ſo wie der Nachwuchs zweijährig iſt – dem
ſelben etwas mehr Luft zu machen.“ Man lichtet
den Samenſchlag, nach Verſchiedenheit der jungen, zu
erziehenden Holzarten mehr und weniger. Fichten
und Kiefern verlangen eine ſtärkere Lichtung, als
Tannen, Buchen, Eichen. * * ****
-- -f :... iſ ...
Bei ſehr ſtarkem Graswuchſe lichte man lieber
öfter und jedesmal nur wenig, als viel auf einmal.
Mit vier Jahren können Fichten und Kiefern, im
ſechſten Jahre die Tannen, Buchen, Fichten wohl
ſchon ganz freigeſtellt ſeyn. Es können darüber
nur allgemeine Regeln gegeben werden; die beſten
ins einzelne gehende abſtrahirt ſich der aufmerkſam
beobachtende Forſtmann ſelbſt. Der Wuchs, beſonders
die Gipfelbildung der jungen Holzpflanzen gibt
den ſicherſten Fingerzeig: So wie der Gipfeltrieb im
Höhenwuchs zurückbleiht – iſt es ein Zeichen,
daß die junge Pflanze vom Drucke leidet und mehr
Luft bedarf. Sicherer kann der Forſtmann nicht
gehen, als wenn er ſich ſtets feſt an die Natur hält,
ſie iſt die beſte Lehrerin. Alle andern Beſtimmungen
zu nöthiger Lichtſtellung des Unterwuchſes, z. B. wenn
der Unterwuchs das oder jenes Alter, dieſe oder
/
-
58 - -

jene Höhe erreicht hat - ſind viel zu ſchwankend


und zu relativ. rº «7
Es ginge weit über die engen Gränzen dieſer
Blätter, mehr über Erziehung eines guten jungen
Nachwuchſes zu ſagen. Ich ſchreibe keine Anleitung
zur Holzzucht. Wer darüber Belehrung ſucht, den
verweiſe ich auf Hartig s, Gottas, Lau
roys, Pfeil's, Schmitts u. A., ſo vortreffliche
Schriften, -
Ich wollte nur auf einen ſo gewöhnlichen Fehler
- bei Verjüngung alter und Erziehung neuer Beſtände
aufmerkſam machen. Nie erziehe man den jungen
Wald aus altem, aus, von ſelbſt ſich nach und
nach eingefundenen, im vollen, dichten Schluſſe und
Stände aufgewachſenen anterwuchſe. Er iſt verdorben,
für einen vollkommen, gutwüchſigen, den höchſt möglich
ſten Ertrag gebenden künftigen Beſtand untauglich,
und wäre er erſt einen halben Schuh hoch! Er kann
ſchon zehn, oft noch mehr Jahre im ſtärkſten Drucke
- geſtanden ſeyn. Nichts iſt täuſchender, als von der
Größe eines Unterwuchſes auf ſein Alter ſchließen zu
wollen. Nur allein aus ſeiner Geſtalt läßt ſich
beurtheilen, ob er unterdrückt und alſo untauglich zu
Erziehung eines neuen Beſtandes iſt - nie aus ſeiner
Höhe. So wie durch den Druck die Pflanze gehindert
iſt, vollkommene, mit ihrem Alter, mit dem Boden
u. ſ. w. im Verhältniß ſtehende Höhentriebe zu machen;
- ſo verbreitet ſie ſich mehr und weniger in Seiten
äſte; ſtatt des Gipfels' bildet ſich ein Knoten, ein
Wulſt, auf welchem das nächſte Jahr oft kaum ein

“-
Viertel Zoll höher ſich wieder ſo ein Knoten, ſtatt
des Gipfels erzeugt; daher kommt es, daß bei ſolchen
einmal unterdrückt geweſenen Pflanzen,– wenn ſie
ſpäter Luft bekommen und Gipfel treiben, die Stärke
des Stammes gegen die Erde zu, zu ihrer Höhe,
Länge ſtets im Mißverhältniß ſteht, das um ſo
größer ſeyn wird, je länger ſie unter ſtarkem Drucke
geſtanden. .. . . :
Viele Forſtmännerthun ſich gar viel auf die
Beobachtung zugute, daß ſelbſt die elendeſte Holz
pflanze zuletzt doch wieder einen Gipfel treibe , und
ſie ziehen daraus den Schluß, daß kein Unterwuchs
ſo ſtark unterdrückt werde, daß nicht aus ihm ein
neuer Beſtand erzogen werden könne. Das iſt nun
aber ein ſehr leidiger Troſt und es kann dadurch
keineswegs nur im Geringſten etwas in dem geändert
werden, was ich früher über dieſen Gegenſtand geſagt:
Verdorbener Unterwuchs taugt zur-, Erziehung eines
neuen, vollkommenen Beſtandes durchaus nicht;
vor der neuen Beſamung muß er herausgehauen
werden. Je älter, je größer, deſto verdorbener iſt
er, deſto mehr Zeit wird, erfºrdert, bis er wieder
ſeinen Höhenwuchs beginnt, bis er wieder ordentliche
Gipfel treibt. Und je jünger, je kleiner er iſt, deſto
geſchwinder überwächſt ihn der neue, geſunde, voll
- kommene, kräftige Nachwuchs! Auf keinen Fall iſt
durch das Stehenlaſſen deſſelben etwas gewonnen, ſo
wenig durch das Heraushauen etwas verloren iſt...,
- Dem ahngeachtet, kann oft der Fall eintreten,
daß man ſich ſelbſt ſºlch eines verdorbenen Unter
46
wuchſes bedienen müſſe, um erſt durch ihn einen
neuen, guten zu erziehen. Wenn es an hinlänglichen
Samenbäumen fehlt, da muß freilich der verputtete
Unterwuchs bis zum Samentragen fortwachſen und
durch ihn eine neue Beſamung bewerkſtelligt werden,
wenn man nicht vorzieht, was in den meiſten Fäl
len aber wohl das vortheilhafteſte ſeyn dürfte den
Ort ganz kahl abzutreiben, und durch Saat oder
Pflanzung wieder in Beſtand zu bringen; worüber
unten mehr und ausführlicher. . .“
Die weitere Behandlung des jungen, geſunden,
kräftigen Nachwuchſes wird größtentheils aus dem
Nachfolgenden erhellen. - - - - - -
- - -
:

5. Die dritte Regel heißt: Man er ziehe d en


neuen Wald nicht zu dicht. -

Auch gegen dieſe Regel wird allgemein gefehlt.


Wil Jemand eine Kultur, eine Anſaat, eine Be
ſamung des Holzſchlages als recht gelungen, voll
kommen beſchreiben, ſo pflegt er zu ſagen: Die jungen
Pflanzen ſtehen dicht wie eine Bürſte! es kann kein Hund
durch! – So ein dichter Stand iſt nun aber zur
Erziehung eines vollkommenen Beſtandes ebenſo
machtheilig, als ein zu lichter, außer Schluß aufge
wachſener. - -

- Eine dünne Getreideſaat gibt größere Ernten,


als eine zu dichte, u. ſ. w. – Alles, was voll
kommen gedeihen ſoll, muß ſeinen angemeſſenen Raum,
ſeine hinlängliche Nahrung haben. Preſſe ich in einen
4x
Stall ſechs Kühe, der bequem nur dreie faſſen kann;
und müſſen ſich dieſe ſechſe mit ſoviel Futter begnügen,
welches gerade nur für drei Kühe hinreichend iſt, –
ſo vermag wohl ein Jeder, wenn er auch nicht
Viehzüchtler iſt, – zu beurtheilen, wie dieſe ſechs
Kühe nothwendig ausſehen, und welchen Ertrag an
Milch u. ſ. w. ſie geben müſſen! - er .i.
- Daſſelbe gilt in noch höherem Grade von den
Pflanzen überhaupt, - und von den Waldbäumen ins
beſondere. Beim Baum äußert die Wurzel eben
ſo großen Einfluß auf ſeine Ernährung, auf den
Holzzuwachs, wie das Laub. Je größer, ſtärker da
her die Verbreitung, Ausbreitung der Wurzeln, des
Laubes, der Krone iſt, deſto größer, ſtärker muß
nothwendig die Ernährung, der Holzzuwachs ſeyn,
und ſo umgekehrt. Wenn nun die Bäume ſa dicht
bei einander ſtehen, daß ſich ihre Wurzeln nicht ge
hörig verbreiten, daß ſie keine Krone bilden können,
ſo kann die Ernährung auch nicht vollkommen geſchehen,
und der Holzzuwachs nicht erfolgen, der außerdem
ſtatt gehabt. Es äußert alſo der zu dichte Stand
der Bäume ſich auf zweierlei Weiſe; einmal über
und dann unter der Erde. Urſache und Wirkung
ſind aber in beiden Fällen immer ganz gleich, und
nie von einander zu trennen. Wenn nun die ganze
ernährende, alſo fauch den Holzzuwachs befördernde
Maſſe einer beſtimmten Fläche auf Eins angenom
men wird; und es ſtehen auf dieſer Fläche io
Bäume; - ſo erhält ein jeder Är, der ganzen
Nahrung; müſſen ſich aber in dieſe 1oo Bäume
42

- theilen, ſo bekommt einer nur rävº und in demſelben


Verhältniſſe muß, natürlich auch der Holzzuwachs
ſtehen, und daß nun jene zehn Klotzbäume mehr
werth ſind, als dieſe 100 Stangen, leidet wohl keinen
Zweifel. .. . . . . .. .-– , -

tr Betrachten wir nun einmal unbefangen den Wuchs


eines zu dichten Unterwuchſes. . . . . . . . .
Man hat nach der vorhergehenden Regel einen
vollkommenen, unverdorbenen Anflug oder Aufſchlag
erzogen; die jungen Pflanzen ſtehen dicht, wie eine
Bürſte. So lange ſie noch ſo klein ſind, daß die
Fäche hinreichend iſt, ſie genugſam zu ernähren,
Awachſen ſie freudig fort, ſie werden ſtärker, und da
Adurch ſteigt ihr Bedürfniß. . Die Wurzeln, breiten
ſich mehr aus, begegnen, durchkreuzen ſich, aber eine
entzieht der gndern die vorhandene Bodenkraft, die
„Ernährung wird geringer, die Pflanzen entkräften ſich
unter der Erde, ſie ſchwächen ſich über derſelben, ſie
ſtehen zu dicht, um gehörig ihre Wurzeln ausbreiten,
hinreichend Blätter, Kronen, bilden zu können,
aine hindert die andere daran. Das bewirkt einen
-Stifianº im Wuchſe, ſie hören auf, in die Höhe zu
gehen Gipfel zu treiben, ſie gerathen in einen kränk
dichen Zuſtand, der ſich durch ihre gelbere Farbe,
durch Flechten;r Woſe, die ſich an das Stämmchen,
van die Zweige anſehen, zu erkennen gibt. Noch mehr
sſchmächen ſie ſich aber in ihrem ohnehin kränkelnden
«Buſtande dadurch, daß jede Pflanze ihre letzte Kraft
aufbietet, die Nachbarpflanze zu unterdrücken, zu ver
dämmen, und ſo entſteht ein Kampf, der auf den
- 45
Holzwuchs im Allgemeinen, und auf die künftige
Vollkommenheit der einzelnen Pflanze insbeſondere,
ſehr nachtheilig wirken muß. Oft ſind viele Jahre
erforderlich, ehe dieſer die Pflanze bloß am Leben
erhaltende Zuſtand, dieſer paſſive Kampf – wenn
ich mich ſo ausdrücken darf – aufhört; ehe die
ſtärkere Pflanze die ſchwächere übermannt, unterdrückt.
Aber ſelbſt auch dann iſt an ein recht freudiges Fort
wachſen noch nicht zu denken. Denn mehr oder
weniger ſelbſt verdorben iſt auch die ſtärkere Pflanze
aus dieſem Kampfe um ihre Exiſtenz herausgetreten;
das hinderte ſie nothwendig ſelbſt; und dann entzieht
auch noch die ſchwächere, die unterdrückte Pflanze
ihrer Beſiegerin einen guten Theil Kraft aus dem
Boden, was dieſer natürlich zu ihrer vollkommenen
Ernährung - zum größtmöglichſten Holzzuwachs –
abgeht, weil die unterdrückte Pflanze, obgleich küm
merlich genug, dennoch fortlebt, und nur langſam erſt
nach langer Zeit abſteht. Aber leider erneuert ſich
dieſer verderbliche Kampf immer wieder, weil die
jungen Bäumchen, ſo wie ſie ſtärker werden, immer
mehr Nahrung brauchen; das ſtärkere unterdrückt
abermals das ſchwächerez dieſes entzieht bis zu ſeinem
gänzlichen Abſterben den Unterdrückern wieder einen
Theil der nöthigen Kraft und Nahrung, und ſo nimmt
die gegenſeitige Schwächung kein Ende; wodurch der
Holzwuchs eben ſo leidet und geringer wird, wie die
Fruchtbarkeit des Bodens, welcher dadurch, daß er
mehr ernähren muß, als er ſeiner Beſchaffenheit nach
könnte, immer kraftloſer und endlich erſchöpft wird.
44

Dieſes Unterdrücken und unterdrückt werden dauert


beſtändig fort. Selbſt die dominirenden Stämme ſind,
wenn auch nicht unmittelbar, doch mittelbar unter
drückt, verdorben und für den höchſt möglichſten Holz
zuwachs untauglich. Das dem wirklich ſo ſey, beweiſt
jeder Stock. Nichts iſt intereſſanter als die Stöcke
eines Holzſchlages zu unterſuchen! Wenn man die
äußere Geſtalt c. eines ſtehenden Baumes, wenn er
gefällt, mit ſeiner innern Lebenslinie auf dem Stocke
vergleicht; ſo wird man eine auffallende Ueberein
ſtimmung finden! durch dieſes fleißige Beobachten und
aufmerkſame Beſchauen der Stöcke bin ich zu der
Gewißheit gekommen, daß es nur ganz allein von
uns ſelbſt abhänge, in kürzerer Zeit mehr Holz z
-erziehen als bisher. - - - - - - - -
- Man darf nur die Hinderniſſe entfernen, die
dieſem größern Holzzuwachs im Wege ſind; man darf
nur den Kampf beſeitigen, das, durch das ganze
Leben fortdauernde, wechſelſeitige Unterdrücken, das
Entziehen der Kraft der Nahrung, man darf den –
Wald nur nicht zu dicht erziehen! - Augenſcheinlich >

iſt der Unterſchied zwiſchen Saat und Pflanzung.


Letztere hat immer einen Vorſprung und das einzig
nur deßhalb, weil bei der Pflanzung die Bäumchen
in einer gewiſſen Entfernung aufwachſen, während bei
der gewöhnlichen Saat die jungen Pflänzchen gleich
im erſten Jahre ſo dicht ſtehen, daß ſie ſich nothwendig
ſelbſt im Wachsthum hindern müſſen. . . .
Ein von früheſter Jugend auf in gehörig freiem
Stande aufgewachſener Baum muß nothwendig viel
45

früher eine gewiſſe Höhe und Stärke erreichen, als


ein anderer, der ſich durchs ganze Leben durchkämpfen
mußte. Man kann aber auch jeden Baum durch
gehörige Behandlung von ſeiner früheſten Jugend an
an einen möglichſt freien Stand gewöhnen und ihn
in dieſem aufwachſen laſſen, und man hat es daher
ganz in ſeiner Gewalt, in kürzeſter Zeit das meiſte
Holz zu erziehen. Dieſen Zweck zu erreichen, iſt es
nun gar nicht nöthig, daß der Holzſchlag ſich ſo
vollſtändig beſame, als man gewöhnlich für unent
behrlich erachtete. Ein ſogenanntes volles Samen
jahr braucht man nicht abzuwarten, denn ganz über
flüſſig, ja, dem Zwecke ganz entgegen iſt es, wenn ſo
viel Holzpflanzen aufgehen, daß eine dicht an der
andern ſteht. Vollkommen hinreichend iſt es, wenn
man alle Schritte. Eine geſunde Pflanze hat, ja ſelbſt
eine Klafter weite Entfernung wird noch genügen.
Auf ſo eine dünne Beſamung wird man auch nicht
lange warten dürfen; ſie wird nach Stellung der
Samenſchlags gewiß bald erfolgen." . . .
Man wird freudig erſtaunen, welchen äußeror
dentlichen Wuchs ſolche, in gehöriger Entfernung
ſtehende Pflanzen haben. Sie werden mit Macht in
die Höhe gehen, die herrlichſten Gipfel-Triebe machen.
Man darf nicht fürchten, daß ſich ſolche junge Bäum
chen zu ſehr zum Seitenwuchs verleiten laſſen, und
darunter der Höhenwuchs leide. Bei den gewöhn
lichen Pflanzungen macht man wohl dieſe Bemerkung,
ſie paßt aber ganz und gar nicht auf unſern Fall.
Dort nimmt man Setzlinge, die alle ſchon mehr oder
46

weniger im Drucke ſtanden, alſo immer ſchon mehr


oder weniger unterdrückt ſind. Daher die Erſcheinung,
daß ſolche alte aber freilich noch kleine Pflan
zen, eine Zeitlang, oft mehrere Jahre an der Erde
ſitzen, ſich Strauchartig nach allen Seiten hin aus
breiten, und gleichſam erſt Beſitz von ihrem neuen
Standorte nehmen, ehe ſie anfangen, in die Höhe zu
gehen. Daran iſt aber nicht der freie Stand, in
den ſie verſetzt werden, ſondern ihr unterdrückter, ver
dorbener Zuſtand Schuld, folglich, iſt das bei unſern
jungen unverdorbenen Pflanzen gar nicht zu fürchten.
Auch widerlegt das alle Erfahrung. Daß ſie aber
nur allein in die Höhe wachſen, und gar keine
Seitentriebe machen ſollen, wäre gegen alle Natur
der Pflanzen. Das geſunde Bäumchen wird, bei
ſeinem verhältnißmäßigen Höhenwuchs, gewiß auch Aeſte
bilden, aber nie wird darunter der Gipfeltrieb leiden.
. Je nachdem nun die jungen Bäumchen näher
oder entfernter aufgewachſen, wird auch der Zeitpunkt
früher oder ſpäter eintreten, daß ſich ſolche Orte
ſchließen, was zwiſchen dem 1o. und 15ten Jahre
geſchehen dürfte, bis dahin hat man hauptſächlich
dahin zu wirken, daß der Boden ſo viel als möglich
von den ſogenannten Unkräutern – vom Graſe nicht
ausgeſaugt und entkräftet werde. Das Vorurtheil
iſt ſehr verbreitet, daß das Gras und die ſogenannten
Forſtunkräuter den Holzpflanzen nicht ſchaden, ja, daß
ſie, wenn ſie im Herbſte abwelken, den Wald noch
düngen. Das iſt aber ganz falſch, und ein Jeder
kann ſich leicht ſelbſt davon überzeugen. Er pflanze
- > 47
ein geſundes, gutes einjähriges - Holzpflänzchen in
einen verraten, von Unkräutern ausgeſaugten Boden,
– ein anderes in reines Land von gleicher Gäte,
und auffallend verſchieden wird der Wuchs beider
Bäumchen ſeyn ! - - - - -
Hat ſich der Beſtand geſchloſſen, dann muß der
Natur zu Hülfe gekommen werden, ſo bald es nöthig
iſt, und das iſt es, wenn die Bäume anfangen,
ſich zu drängen. So wie man nämlich bemerkt, daß
die ſtärkern Stangen die ſchwächern zu übergipfeln
anfangen, muß man dieſe ſchwächern Stangen heraus
hauen. Dadurch erreicht man einen doppelten Vor
theit. Einmal werden die ſtärkern Stangen nie in
ihrem Wachsthum aufgehalten, da ſie den, ſie ſo
ſchwächenden Kampf mit ihren Nachbarn nicht zu
beſtehen haben; dann aber entziehen auch die wege
genommenen, der Unterdrückung nicht entgangenen,
ſchwachen Stangen den prädominirenden nicht Jahre
lang Kräfte aus dem Boden, da dieſe nicht mehr an
der Entkräftung ſterben, ſondern ſogleich herausge
hauen werden. Dadurch erhalten die den Beſtand
bildenden, die prädominirenden, Bäumchen ſtets den
größten Raum, die meiſte Nahrung und Kraft aus
dem Boden. Wie nun dadurch einerſeits das Wurzel
ſyſtem gereizt wird, ſich immer mehr auszubilden, und
von weiten her Säfte zuführt - in demſelben Ver
hältnißbreitet ſich die Krone andererſeits mehr aus.
Dieſes hat nothwendig wieder die Folge, daß ſolche
Bäumchen den größtmöglichſten Holzzuwachs haben.
Dieſe Beſeitigung alles Kampfes, das Vermeiden
48
des Unterdrückens und unterdrückt werdens, Und da
durch den dominirenden Bäumen erwirkte Sicherung
und Zuführung aller Kraft des Bodens, – welcher
Zweck des Heraushauens alles geringen, der Unter
drückung nothwendig ausgeſetzten Holzes iſt, – iſt
ſo wichtig, ſowohlthätig, ſo unentbehrlich, daß es
da nie - außer Acht, unangewendet bleiben darf,
wo man ernſtlich die Verbeſſerung, die Veredlung
der Wälder bezweckt. Man belegt dieſes Waldver
edlungs - Mittel mit dem Namen: Durchforſtung.
- Es iſt begreiflich, daß dieſe Durchforſtung ſo oft
wiederkehren, ſo oft wiederholt werden müſſe, ſo oft es
die Umſtände erheiſchen; daß heißt: ſo oft die domi
nirenden Bäume wieder ſo ſtark zu werden anfangen,
daß ſie die ſchwächern zu unterdrücken drohen, oder
wirklich ſchon unterdrücken,
So äußerſt wohlthätig die Durchforſtung in ihren
Folgen iſt, wenn man ſie gehörig anzuwenden weiß;
eben ſo verderblich kann ſie werden, wenn ſie ohne
Kenntniß ausgeübt wird.
- Wer den Zweck derſelben genau aufgefaßt, be
griffen hat; wer ihre Regeln im Walde ſtudirt hat,
– wird leicht und ohne Schwierigkeit ſich ihrer, zu
Veredlung ſeiner Beſtände, bedienen können. - -
2. Alle einzelnen Regeln ihrer Anwendung laſſen
ſich jedoch unter eine Hauptvorſchrift bringen, die
genau beobachtet, vor, allen Mißgriffen ſchützt; – ſie
lautet: nie darf der Schluß des Beſtandes
unterbrochen werden. ... .. .
- - - -
: - - - - - "...:: - -- - -- -
-

49

:: So ſehr ein zu dichter, zu gedrängter Stand


dem größtmöglichſten Holzzuwachſe nachtheilig iſt, eben
ſo iſt es der Wuchs außer Schluß... Die nach
theiligſte Folge davon iſt unſtreitig die, daß dadurch
dem, Winde zu viel Spielraum gegeben, und der Weg
geöffnet iſt, Verheerungen anrichten zu können. –
und daß durch zu ſtarke Ausbreitung der Krone der
Baum weniger zu Nutz- beſonders zu Bauholz,
tauglich wird. 2 : ::::::::::F ::::: -

º. Man wiederhole lieber, die Durchforſtungen öfter


und nehme nur wenig auf einmal, das ſchützt,
beſonders, wenn man noch nicht durch, Uebung ſich
eine gewiſſe Fertigkeit und Gewandtheit in dieſem
Geſchäfte verſchafft hat, am ſicherſten vor Unter
brechung des Schluſſes. . . . . . . . .
Gar häufig verwechſelt man Durchforſten
mit Pläntern. In dem Vorhergehenden habe ich
- den Begriff von Durchforſtung feſtgeſtellt, . Beim
Pläntern geht man von ganz andern Anſichten aus;
- man haut auch wohl einzelne Stämme aus einem
ganzen Beſtande, aber nur, weil man ſie gerade zu
irgend einem Zwecke benöthigt, z. B. Baum- oder
Hopfenſtangen, Binderreife, Latten, einzelne Stämme,
Bauholz u. ſ. w., das man im eigentlichen Holz
ſchlage nicht gefunden, oder das: man plötzlich
außer der Holzſchlagszeit für den Augenblick be
darf. . . . .. . . . . - :-
. . Zweck der Durchforſtung iſt : Bere dlung des
Beſtandes, und das dabei gewonnene Holz iſt
Nebenſache. Beim Pläntern iſt es gerade umgekehrt,
D
da iſt das herausgehauene Holz Zweck – alles Andere
Nebenſache. Eine Plänterung kann ſchädlich ſeyn;
eine richtig geführte Durchforſtung aber nie. Die
Nachtheile des Plänterns kann man aber dadurch
vermeiden, daß man dabei die nämliche Regel, wie
vim Durchforſten, beobachtet: Nie den Schluß
zu unterbrechen, und ſeinen Bedarf nur vom
unterdrückten Holze nimmt. - :
Mancher Forſtmann hat von Durchforſtung, von
Veredlung des Waldes etwas gehört, aber nur halb
verſtanden; von Zwiſchennutzungen geleſen oder gehört,
aber die Sache nicht recht begriffen; daher dann auch
die Anwendung darnach ausfällt: Halbwiſſerei iſt bei
der Forſtwirthſchaft ſo ſchädlich, wie überall! – Es
giebt viele, äußerſt dicht aufgewachſene Beſtände, die
ſtark mit Birken, Salweiden, Aſpen und dergleichen
ſogenannten unedlen Holzarten durchſprengt ſind,
ja, in welchen dieſe oft ſogar prädominiren und den
Hauptbeſtand bilden, und die übrigen mit ihnen auf
- gewachſenen Bäume bereits unterdrückt haben. Solche
Beſtände ſind meiſtens Folgen der unter d beſchrie
benen Abtriebsmethode, Seite 25.2. -
Die leichten Holzſamen fliegen ſich an, –
unter dem Schutze der Birken, Aſpen, Weiden, wachſen
- erſt die zärtlichen Hölzer nach und nach heran.
Solche Beſtände ſind nun allerdings oft ſehr ſchwierig
zu behandeln. Hier kann nur eine äußerſt vorſichtige,
mit großer Umſicht geführte Durchforſtung wirklichen
Nutzen bringen. Allein wie ſelten geſchieht das! –
„Gewöhnlcºmmanbiet da der Fºrſbefehlshaber -
51

Aſpen, Birken, Salweiden e. heraushauen! –


und glaubt dann Wunder, welchen Nutzen er geſchaffen
habe! Seine Abſicht war wohl gut, und er bezweckte ,
dadurch die Veredlung des Beſtandes; demohngeachtet
kann man dieſes Heraushauen keine Durchforſtung
nennen, weil dadurch nicht allein unterdrücktes, ſondern
auch unterdrückendes Holz weggenommen wurde, wo
durch auch nothwendig der ſo unentbehrliche Schluß
des Beſtandes mehr und weniger unterbrochen wurde,
Der Sache nach iſt das alſo eine wahre Plänterung,
Meiſtens wird man finden, daß ſolche Beſtände ſehr
dicht ſind, und mit Buchen, Eichen, Hornbäumen,
Ahornen u. ſ. w., Tannen, Fichten, ſeltener mit
Kiefern gemiſcht ſind. Wachſen dieſe Laubhölzer nun
mit der Aſpe, Birke ze, ſo dicht geſchloſſen auf,
ſo iſt der Höhenwuchs viel beträchtlicher, als ihre
Zunahme in der Stärke; ſie ſind zu ſchlank, haben
noch keine innere, eigenthümliche Haltbarkeit, eine
lehnt an der andern und nur ihre Maſſe, ihre gegen
ſeitige Anlehnung erhält den ganzen Geſammtbeſtand
aufrecht. Eine Stange dient der andern zur Stütze,
und wird ihr dieſe entzogen, was durch Aus
hauen der Aſpen, Birken c, natürlich der Fall iſt,
ſo neigen ſich die Gipfel, durch ihre Schwere das
Uebergewicht erhaltend, zur Erde. So ein durch
plänterter Beſtand gleicht dann mehr und weniger
einem künſtlichen Bogengang, richtiger einem Ver
hau. Was ſich nun einmal gebogen hat, ſteht
nicht mehr auf, und man hat gerade das Gegen
theil von dem erreicht, was man beabſichtigte..
D 2
5i -

Selbſt ſehr dicht, ſehr ſchlank aufgewachſenes Nadel


holz an Kiefern beobachtet man dieß am häufig
ſten – hat dadurch die innere Kraft verloren, ſich
aufrecht zu erhalten, wenn es außer Schluß kommt,
beſonders, wenn häufig gefallener Schnee die Gipfel
noch ſchwerer macht; es biegt ſich auch um. -
Durch ſo eine unrichtige Behandlung habe ich
ſchon manchen Beſtand dem ſichern Verderben über
geben ſehen! In der Regel ſind zwar ſolche Orte
gewiß mehr oder weniger ſchon unterdrückt, und
zu Erziehung eines vollkommenen gutwüchſigen Be
ſtandes nicht mehr ganz tauglich. Indeß müſſen
die Bäume derjenigen Holzarten, die män künftig
nachzuziehen Willens iſt, der künftigen Beſamung
wegen, auf jeden Fall geſchont und dieſem Zwecke nach
behandelt werden. Das erſte iſt, dahin zu arbeiten,
dieſen Stangen eine größere Stärke zu verſchaffen,
und ſie nach und nach an ihre eigene Haltung, an
den freiern Stand zu gewöhnen. Das kann nur
dadurch erreicht werden, daß man ihnen an der Erde,
alſo durchaus nicht am Gipfel, wodurch der Schlüß
geſtört würde, mehr Raum macht. iMan reinige
den Beſtand von allem ganz ſchwächen, gänzlich
unterdrücktem Holzwerk, wodurch den zu ſchonenden
Stangen mehr Nahrung, mehr Kraft zugeführt wird.
Durch ſo eine öftere, ſtets aber ſehr vorſichtige Durch
forſtung wird man endlich ſeinen Zweck erreichen,
und bei hinlänglich erlangter Stärke der fortzupflan
zenden Bäume zuletzt die Aſpen ſelbſt wegnehmen
Sº :
r, T. -

A
-

55

können, ohne den geringſten Nachtheil für die ſtehen


gebliebenen Stämme. . . . . . . . .
. „Es iſt überhaupt mehr Vorurtheit, daß die Aſpe
durch ihr Unterdrücken beſſerer Holzarten ſº ſchädlich
werde, und deßhalb vertilgt werden müſſe. Nur den
Fall ausgenommen, wenn ſie gleich anfänglich den Schlag
ſo überzieht, daß ſie nichts mehr aufkommen läßt,
mag man ganz recht haben, und das geſchieht nur
äußerſt ſelten und bloß dann, wenn man einen Ort
ganz kahl abtreibt und ihn dem Unkrauteüberläßt.
Da ſollte man aber, däuchtmir, dem lieben Gott
noch danken, daß ſich die Aſpe einfindet, unter
deren Schutz und Schatten ſpäter auch beſſeres Holz
wächſt. Wo ſie aber nur in Vermiſchung vorkommt,
unterdrückt ſie wirklich weniger, als man ſie ge
wöhnlich und ſo allgemein beſchuldigt. So viel über
zſie im Vorbeigehen. : .. .. . . D
: Außer dem Hauptnutzen, den die Erziehung der
Wälder im möglichſt freien Stande durch größtmöglich
„ſten Holzzuwachs in kürzeſter Zeit gewährt, erhält
man aber auch noch andere ſehr große Vortheile, die,
ihrer Wichtigkeit wegen nicht überſehen und gehörig
gewürdigt werden müſſen. :: Der freiere Stand der
Bäume hat eine feſtere Bewurzelung zur Folge,
welche ſie, den Stürmen mehr Widerſtand zu leiſten,
fähig macht. Einzelne, ganz frei in Feldern, an
Wegen ſtehende Bäume, am Rand der Wälder, werden
viel ſeltener vom Winde geworfen, als im dichten
Schluß aufgewachſene. Sie ſtehen mit ihren Wurzeln
feſter in der Erde. Sie ſind viel geſünder, kräftiger,
54

daher weniger Krankheiten ausgeſetzt. Beſonders wei


den ſie weniger vom Borkenkäfer c. heimgeſucht
ſeyn. Schneedruck wird ihnen weniger ſchaden, be
ſonders den frei erzogenen Kieferbeſtänden, als ſol
chen in zu dichtem Schluß. Und weil in freiem
Stande aufgewachſene Bäume natürlich ſtärkere, größere
Kronen haben, und dieſe mehr dem Lichte u. ſ. w.
ausgeſetzt ſind, iſt es ganz begreiflich, daß ſie auch
viel öfterer und mehr Samen bringen werden, als
dicht-, im engſten Schluß erzogene Bäume, die eigent
ich gar keine Krone haben, und bei denen nur der
Gipfel Samen tragen kann. . .. . . . . .
Und wie ungleich größer ſolche möglichſt frei
erzogene Wälder in landwirthſchaftlicher Hinſicht benützt
werden können, wird in der Folge, wenn von dieſen
die Rede iſt, gezeigt werden. sº
Es iſt meine, auf vielfältigen und mit Sorgfalt
gemachten Beobachtungen geſtützte, innerſte Ueberzeugung,
daß man es in ſeiner Gewalt habe, in 4o – 6o
K. Jahren
Holz zu eben ſo ſtarkes,
erziehen, wie bisherebenſo
in 1aoviel und beſſeres
Jahren. Man

erziehe ſeine neuen Beſtände nur aus ganz geſunden,


nie unterdrückt geweſenen Pflanzen, laſſe ſie nie
unterdrücken, und laſſe ſie in möglichſt freiem Stand
aufwachſen; das iſt das unfehlbare Mittel, dieſen
großen Zweck zu erreichen. Ueber kurz oder lang
muß unſere Forſtwirthſchaft auf jeden Fall dieſen
Gang nehmen; ſie muß auf kleinern Flächen mehr
Holz erziehen, als bisher! – Die Erde wird nicht
größer, aber der Menſchen, der Hausthiere werden
55
täglich mehr – es muß dieſer größeren Conſumtion
eine größere Production das Gleichgewicht halten, es
muß mehr Brod, mehr Nahrung geſchafft werden,
Das zwingt notwendig zur Verbeſſerung zur Sº
weiterung des Ackerbaues, der geſammten Landwirth
ſchaft. Da wird nun nothwendig der Forſtwirth
Rath ſchaffen, er wird natürlich den beſſern. Grund
und Boden des Waldes abtreten, den übrig blei
benden ſchlechtern beſſer bewirthſchaften, auf dieſem
ſo viel, vielleicht mehr Holz erziehen müſſen, als
früher auf dem Ganzen. Der Landwirth, durch den
erhöhten Preis des Holzes gereizt, wird ſelbſt Baum
pflanzungen anlegen, und dadurch zur Holzerzeugung mit
beitragen – Das iſt der Gang, den die Gnº
von Anbeginn genommen, und immer nehmen wird.
Faſt alle unſere Felder u. ſ. wº waren früher Wald,
und ſo wird auch eine künftige größere Bevölkerung
wieder zum Holzland greifen, um das Ackerland zu
vergrößern. . .. .. . . .. . ..
- Wer klug iſt und ſich auf ſeinen Vortheil ver
ſteht, wartet die Zeit der eiſernen Nothwendigkeit
nicht ab; ſchon jetzt macht er durch beſſere Be
wirthſchaftung den Wald einträglicher, zieht mehr Hos
und macht dadurch ſchon jetzt einen Theil ſeiner Forße
für die Holzzucht entbehrlich, und kann dieſe disponi
ble Waldfläche einer einträglichern Benutzung widmen.
Geſetzt, ein Waldbeſitzer habe 2,eoo Joch Holzwald
und hätte ſonſt 120 Jahre bedurft, um eine gewiſſe
Holzmaſſe zu erziehen. Jetzt aber erhielte er bei
beſſerer Wirtſchaft dieſelbe Holzmaſſe ſchon in 8o

/

Jahren könnte er nicht 4oso Joch Wald auf eine
andere, vielleicht einträglichere Art benützen? und
es wäre daher wohl der Waldbeſitzer eigener, großer
Vortheil, auf die Bewirthſchaftung ihrer Forſte alle

Aufmerkſamkeit zu wenden. - -,

Um die Möglichkeit, in kürzerer Zeit als bisher,


mehr Holz erziehen zu können, recht anſchaulich zu
machen, ſoll beiliegende Abbildung dienen. -
“ Wie ich ſchon oben bemerkte, habe ich den
Stöcken im Holzſchlage ſtets ein ganz beſonderes
Studium gewidmet, und mir daraus wieder Regeln
zur Erziehung des Holzes abſtrahirt. 1 : 2
So unterſuchte ich auch die Stöcke in einem
Schlage, der im Winter von 182a auf 1825 gemacht
wurde; die Reſultate waren aber ſo außerordentlich,
und zugleich ſo lehrreich, daß ich mir von mehreren
dieſer Stöcke Scheiben abſchnitt, und mir den vers
ſchiedenen Zuwachs derſelben abzeichnete. So entſtand
beiliegende Tafel. Es iſt zur Erſparung des Raumes
nicht die ganze Scheibe, ſondern nur ein Ausſchnitt
derſelben abgebildet, von der Markröhre, vom Mittel
punkte aus, die Jahresringe nur von einer Seite
bis zur Peripherie verzeichnet. Man muß daher um
den ganzen Zuwachs, die ganze Holzauflage eines
Jahres, die ganze Stärke, den ganzen Durchmeſſer
des Stockes zu erfahren, die hier in der Abbildung
gegebenen verſchiedenen Dimenſionen jedesmal duppli
ren, denn hier erſcheint. Alles nur von einer Seite,
von der einen Hälfte des Stockes. . . . .
“ Die beſondern Verhältniſſe des Schlages, in
57

Abſicht auf Boden, Lage, Expoſition, Erdmiſchung,


unterlage u. ſ. w. gehören nicht hieher, ich will
die Folgerungen, die ich aus den Reſultaten aller
dieſer Stöcken abſtrahire, nicht auf dieſen beſondern
Holzſchlag, ſondern aufs Allgemeine anwenden. -
Dieſe Reſultate, die hier erfolgten, werden überall,
natürlich nach den jedesmal eintretenden beſondern
Verhältniſſen des einzelnen Falles modifizirt, auch
wieder ſtatt haben; denn die nämlichen Urſachen
bringen immer gleiche Wirkungen hervor. Dieſer
hier aufgeführte einzelne Fall ſoll nur als anſchau
liches, handgreifliches Beiſpiel dienen, das um ſo
mehr zu überzeugen geeignet ſeyn dürfte, als es
nicht etwa nur erſonnen, theoretiſch aufgeſtellt, ſondern
aus der Wirklich keit hergenommen, ganz prak
tiſch iſt. . . .. . . . . .. . . . . . .
s: In dem Beſtande, in welchem der Holzſchlag
in jenem Winter von 1822 auf x825 geführt, und
(in welchem die Originale der hier abgebildeten Stöcke
ſtehen, dominirt die Tanne; Buchen ſind ein
geſprengt. Höchſt wahrſcheinlich war er aus unter
drücktem Unterwuchs, und äußerſt dicht gedrängt auf
gewachſen, was ich aus dem ſo geringen Holzzuwachs
der erſten längſten Lebensperiode bis auf die letzten
15 Jahre, und aus dem Umſtande ſchließe, daß
faſt alles in dieſem Schlage gearbeitete Holz kern
fchälig iſt, ſo daß beim Aufarbeiten und Spalten
der Scheiter ſich: das Holz, um die Markröhre
herum ganz von dem dieſes gegen die Rinde zu
äußerlich umgebende Holz lostrennte und abfiel,
. . 58 -

und ſo dieſes äußere Rindholz, – natürliche Rinnen


bildete. Dieſes Trennen erfolgte in der Regel immer
an der Stelle, wo der ſpätere ſtärkere Holzwuchs er
folgte, wo die breiteren Jahrringe ſich an die frühern,
engern, ſchmälern anſchloſſen. -
- Vor 15 Jahren wurde - in dieſem Beſtande,
wegen des ſich eingefundenen Unterwuchſes, eine Durch
plänterung – Durchforſtung kann ichs nicht nennen
- gemacht, um dem Nachwuchſe etwas Luft zu
verſchaffen, wobei nur die Hauptſtämme, die ſtärkſten
weggenommen wurden. Dadurch erhielten die ſtehen
bleibenden mehr Raum, mehr Nahrung, das ver
ſchaffte ihnen mehr Kraft, ſtärkern Zuwachs. Spä
ter erfolgten wieder mehrere Nachhiebe, Lichtungen,
bis endlich - in jenem Winter die letzten ſtehen ge
bliebenen Bäume weggenommen wurden. . . . .
. . Nach dieſer Einleitung komme ich nun zur ein
zelnen Beſchreibung der Stöcke ſelbſt. . .
* Die Jahresringe habe ich ſo abgezählt, wie ich
ſie wirklich gefunden; ich habe das auf dieſe Art
gefundene Alter nicht dadurch erhöht, daß ich ſo
viele Jahre hinzukhat, als die Holzpflanze bedurfte,
um die Höhe zu erreichen, die der Stock hat, und
was eigentlich geſchehen muß, will man ein richtiges
Reſultat erhalten. Ich unterließ es aber, theils, um
etwa im Zählen der Jahresringe begangene Fehler
dadurch auszugleichen, obgleich ich nicht glaube, zu
viel gezählt zu haben, denn im zweifelhaften Falle
nahm ich lieber zwei Jahrringe für einen, theils,
weil mir zu meinem Zwecke ſchon das, auf dieſe Art

- W
59

erhaltene, Alter des Holzes, vollkommen genügte. Ganz


füglich könnte man indeß jedem dieſer Stöcke wenig
ſtens zehn Jahre im Alter zugeben, was ich jedoch,
erwähnter Gründe wegen, hier nicht thue- -
- Noch glaube ich, bemerken zu müſſen, daß in
dieſem Holzſchlage- nicht bloß die hier abgebildeten
8-Stöcke in den letzten Jahren einen ſo außer
gewöhnlichen Zuwachs hatten; - ſondern daß dieſes bei
allen Stöcken mehr und weniger der Fall war. Auch
ſind die hier beſchriebenen BStöcke nicht etwa eigens,
als die merkwürdigſten, aus dem ganzen Schlage
mühſam ausgeſucht worden. Denn wie geſagt: alle
Stöcke des Schlages gleichen den hier abgezeichneten
8 Stöcken mehr, und weniger, und alle hatten in
den letzten 15 Jahren ſolche äußerſt Fasº.
angelegt. – u -i, ... : . . .
„Die erſten ſieben Stöcke ſind von Tannen; nur
der achte von einer Buche. . . -
- Nummer 1 Tanne; im Ganzen 88 Jahre alt,
und hält im ganzen Durchmeſſer gº Zoll, davon
wuchſen, von a bis b, in 75 Jahren zi Zoll; in
den letzten 15 Jahren aber 6 Zoll; alſo in dieſer
Zeit faſt das doppelte der erſten 75 Jahre! Wäre
bei dieſer Tanne von Jugend auf ſtets in dem
Verhältniß, wie in der letzten Periode, der Zuwachs
geweſen: ſo hätte ſie, zu der Stärke von 24 Zoll –
die ich für hinlänglich erachte, um alle gewöhnlichen
Anforderungen zu befriedigen, mithin dieſe Stärke als
Normale betrachtet werden kann, wann ihre Benutzung,
ihr Hieb ſtatt zu finden habe, – 52 Jahre bedurft;
- ,
6e

ſie wäre alſo 23 Jahre früher 24 3o ſtark geweſen,


als dieſe Tanne wirklich erſt 5 Zoll Durchmeſſer
hatte - „st . . . . . . . . . . . . :::,
Nummer 2 - Tanne; im Ganzen 1 12 Jahre alt,
und 8 Zoll Durchmeſſer. In den erſten ao5 Jah
ren, wuchſen von a bis bö 5 Zoll-; in den letzten 9
Jahren aber 5 Zoll, alſo faſt auch das Doppelte,
gegen die erſten 1 o5 Jahre!. Bei dem Wachsthums
Verhältniß der letzten Jahre hätte ſie zu Erreichung
der Normal-Stärke von 24 Zoll ungefähr 40 Jahre
gebraucht, wäre alſo um 65 Jahre früher ſchlagbar
geweſen, ehe ſie wirklich 5 Zoll ſtark war!! ei:
1: Mºmner 5 Tanne 240 Jahre alt, 123 Zoll
Durchmeſſer. In den erſten 27 Jahren wuchſen
von a: bis bT 5 Zolz in den letzten 25 Jahren
7 Zoll. Nach dieſem Zuwachs wäre ſie in etwa 45
Fahrenſchon ſchlagbar geweſen, um 32 Jahre früher,
als ſie erſt wirklich 5 Zoll ſtark war!:34 b, 2,3
: Nummer 4 Tanna; 24 Jahre alt, 16 Zoll
ſtark; davon in den erſten LA 1 Jahren 17, in den
Ärzten 35 Jahren 8 :Zoll zuwuchſen, Nach letzterm
Verhältniß ſind zur Erlangung der normalen Stärke
Angefähr 56 Jahre erforderlich; alſo wäre dieſe Tanne
Am 75 Jahre früher: ſchlagbar geweſen – als ſie
wirklich erſt 71 Zoll Durchmeſſer, hatte! i...:
–- Nummer 5 Tanne 3 - 5 Jahre alt, 20., Zoll
Durchmeſſer. In den erſten o2 Jahren wuchs ſie
9xx, in den folgenden 25 Jahren aber 1x Zoll.
Ganz außerordentlich iſt aber, der Zuwachs in den
eben 4 Jahren mit 6., Zo!! Danach würde
61

ſchon in 16 Jahren eine Stärke von mehr als 24


Zollen erreicht ſeyn!!!. Aber, nur das Durchſchnitts
verhältniß der ganzen 15 Jahre genommen, ſo wären
zu dem Wuchſe einer 24 Zoll ſtarken Tanne nicht
einmal 30 Jahre nöthig, und ſie ſchon um 7a
Jahre früher ſchlagbar geweſen, als ſie erſt gº, Zo
aufgelegt hatte! . . . . . . . ?
Nummer 6 iſt 155 Jahre alt und hat 17,
Zoll Durchmeſſer, wovon 8,“, auf die erſten 12o
Jahre, und 9 % Zoll auf die letzten 15 Jahre fallen.
Bei dieſem letztern Zuwachs erreicht man die normale
Stärke mit etwa 55 Jahren, alſo um 85 Jahre
eher, als der Baum wirklich erſt 8 Zoll dick war!
Nummer 7 iſt auch 155 Jahre alt, aber nur
14; Zoll ſtark. In 12o Jahren wuchſen hier 6 %
Zoll; in den letzten 15 Jahren 81 Zoll, und nach
dieſem Verhältniß wären zur Schlagbarkeit nicht ganze
40 Jahre nöthig, und man würde alſo 24 Zoll ſtarkes
Holz um 8o Jahre früher gehabt haben, als dieſe
Tanne erſt wirklich 6A Zoll ſtark war.ee:
Nummer 3 iſt vom Stock einer Buche. Ihr
Alter läßt ſich nicht genau angeben, denn die Jahres
ringe ihrer früheſten Jugend waren durchaus nicht
zu erkennen. Ich laſſe daher dieſen Zuwachs ganz
aus der Rechnung, nämlich von a bis b und rechne
nur das Alter und die Stärke von b bis d mit
120 Jahren und 15“, Zoll Durchmeſſer, wovon in
1 o7 Jahren von b bis c 6Är Zoll, in den letzten
15 Jahren aber von c bis d 7# Zoll wuchſen.
Nach dieſem letztern Zuwachs würde die Buche in
62 -

beiläufig 42 Jahren 24 Zoll ſtark geworden ſeyn;


alſo um 65 Jahre früher, als ſie wirklich erſt 6,
Zoll-Durchmeſſer hatte. Und es zeigt ſich, daß die
Buche mit der Tanne ſo ziemlich in gleichem Zu
wachs-Verhältniß ſteht. Dieß, rechtfertigt alſo auch
die allgemein übliche Beſtimmung gleich großer Um
triebsperioden für beide Holzarten. - - -
. . Aus der Zuſammenſtellung des verſchiedenen Zu
wachsverhältniſſes bei ein und demſelben Baume, in
ſeinem dichten, gedrängten und in ſeinem freien Stande,
iſt die oben, bei Erziehung neuer Beſtände, gegebene
Regel: die Bäume in möglichſt freiem Stande auf
wachſen zu laſſen, durch die Erfahrung, durch den
wirklich ſtatt gefundenen ſtärkeren Zuwachs auf das
allerunwiderleglichſte beſtätigt und erprobt. Der
Beweis iſt hier ſo augenſcheinlich geführt, die Sache
iſt ſo handgreiflich, daß ſich gar nicht zweifeln läßt,
und jeder kann ja dieſen ganzen Verſuch: ſo oft ſelbſt
wiederholen, als es nur beliebt. Man vergleiche nur
den Zuwachs, der dominirenden mit den unterdrückten
Bäumen, man vergleiche die Stärke der Jahresringe
im möglichſt freien Stande aufgewachſener Bäume mit
ſolchen, die gedrängt, dicht ſtanden.
In jedem Walde wird man ſolche einzelne, in
Schlägen übergehaltene Bäume, ſogenannte Ueberſtände,
finden, die dem Beobachter ſogleich an ihren breiteren
Jahresringen erkennen laſſen werden, ſeit wie viel
Jahren ſie ſo frei ſtehen!
Hier iſt zugleich meine frühere, oben gethane
Behauptung gerechtfertigt, daß der Zuwachs an den
- 65

zur Beſamung ſtehen gelaſſenen Bäumen in Samen


ſchlägen ſo bedeutendſey, daß er weit den Verluſt
an Zuwachs übertrage, der durch das mehrere Jahre
lange Warten auf einen neuen, jungen Unterwuchs
bis zur neuen Beſamung nothwendig entſteht. Ge
ſetzt, man müſſe 52 Jahre auf eine neue Beſa
mung warten; wie ganz unrichtig wäre da die Be
hauptung, daß man auch ſo lange den Zuwachs ver
löre! Würde wohl, der wirklich erfolgte Zuwachs
während dieſer 15 Jahre an dem neuen jungen Be
ſtand ſich auch nur entfernt mit dem während der
ſelben Zeit an den ſtehenden Samenbäumen erfolgten
Zuwachſe meſſen können? Nie iſt die Zeit verloren,
- die in einem richtig geſtellten Samenſchlag bis zur
vollen Beſamung verſtreicht ! . , º

: Man gewinnt im Gegentheile während dieſer


Zeit bedeutend an Zuwachs ! wie das ein Blick
auf die abgebildeten Stöcke zeigt, bei welchen in den
letzten 15 Jahren mehr Holz wuchs, als früher in
ºxoo und mehr Jahren, ,
:: :: Aber nicht dieſe Stöcke allein, nicht die übrigen
in demſelben Holzſchlage ſtehenden, haben mich von
dieſer Wahrheit überzeugt; ich habe daſſelbe an 3o
Zoll Durchmeſſer haltenden Tannen beobachtet, die die
letzten 9 Jahre durch Dunkel- und Lichtſtellung des
Holzſchlages eine ſo bedeutende Holzauflage machten,
daß dieſer ſtärkere Holzwuchs, dieſe breiteren Jahres
ringe ſchon in einer Entfernung von 1 o 15 und
mehr Schritten ganz deutlich zu, erkennen waren.
- Ohne daß ich es vorher gewußt, erkannte und urtheilte
64

ich bloß aus den Stöcken, daß dieſer Ort vor 9 Jah
ren zuerſt müſſe angehauen worden ſeyn; die frühern
Jahresringe unterſchieden ſich ſo deutlich und auf
fallend von den letzten neun, wie die 15 letzten auf
der Abbildung! Ich fand an zwei ganz verſchiedenen,
eine gute Stunde auseinander liegenden, Orten völlig
die nämliche Erſcheinung, dieſelbe Wirkung derſelben
Urſachen. -
Daß einzig der freiere Stand der Bäume in ihr
- letzten Lebensperiode Urſache ihres ſtärkeren Zuwachſes
ſey, bedarf wohl keines Beweiſes; ein Wuchs, der
ſich, wie auf unſerem Bilde, ſo plötzlich ändert,
der in jedem Wachsthums-Verhältniß ſich ſo charak
teriſtiſch ausſpricht, der im dichten, gedrängten lau
ter enge, ſchmale, im freiern Stande lauter breite,
ſtarke Jahresringe zeigt; ein Wuchs, der wäh
rend 15 Jahren im ſelben Verhältniß ſich ſtets
gleich bleibt, wie in der frühern Periode: ein ſol
cher Wuchs iſt doch wohl mehr als Zufall! Frucht
barkeit, Näſſe, Froſt, Dürre, gelinde Winter, kalte
Sommer c. und wie alle die Erſcheinungen und
Witterungs-Ereigniſſe heißen mögen, denen mange
wöhnlich Einfluß auf den Pflanzenwuchs beilegt; waren
dieſe während ganzer hundert Jahre immerfort dem
- Wuchſe ſo nachtheilig? Waren das lauter unfrucht
'bare Jahre?! und waren nur die letzten 15 Jahre
dem Holzwuchſe ſo günſtig, immer fruchtbar?! –
Nein, nicht Witterung, nicht Fruchtbarkeit des Jahr
ganges, nicht der beſſere oder ſchlechtere Boden iſt
hier im Spiel! die Lage, der Boden, die Unterlage
65

hat ſich während der ganzen Wachsthumsperiode dieſer


Bäume nicht im geringſten geändert, dieſe äußern Ver
hältniſſe blieben immer dieſelben. Und hier ſcheint
es mir nicht am unrechten Orte zu ſeyn, etwas über
das zu große Gewicht zu ſagen, das man gewöhnlich
auf die größerere oder geringere Güte des Bo
dens zu legen pflegt.- - - - -
# - Nach meiner Ueberzeugung hängt der größere oder
geringere Zuwachs eines Baumes nur ſehr wenig vom
Boden ſelbſt ab; dieſer ſpielt nur eine ſehr unter
geordnete Rolle. Es verſteht ſich, daß hier bloß von
unſerem gewöhnlichen Waldboden die Rede ſey,
und daß ganz unfruchtbarer Boden in keinen Betracht
kommen könne. Der Boden muß allerdings eine
gewiſſe Fruchtbarkeit haben, um fähig zu ſeyn, den
Baum ernähren zu können; aber dieſe Güte des
Bodens bewirkt den größern Holzzuwachs nicht nur
nicht allein, ſondern äußert auch ſogar zuletzt gar
keinen Einfluß mehr darauf, ſobald nicht auch andere
viel wichtigere Wachstums- Bedingungen ſich günſtig
zeigen, welche bloß Folge einer richtigen Behandlung
und Bewirthſchaftung, daher ganz in der Gewalt des
Forſtwirths ſind. Deßhalb haben denn auch alle Zu
wachs- und Ertragsausmittelungen und Berechuungen,
die ſich - auf die größere oder geringere Bodengüte
gründen, in meinen Augen keinen Werth, weil mich,
die-Erfahrung nur gar zu oft gelehrt hat, daß nur
die Behandlung und Bewirthſchaftung des Waldes
auf ſeinen höhern oder geringeren Holzzuwachs ent
ſcheidend einwirke. Dieſe Erfahrung fand ich unter
- E
66
ganz verſchiedenen Verhältniſſen, rückſichtlich des Bo
dens, der Gebirgsart, der Lage u.ſ, w, immer be
ſtätigt, und jeder aufmerkſame Beobachter kann dieſelbe
Erfahrung machen. Den Beweis geben die hier ab
gebildeten 8 Holzſcheiben. Hat ſich denn hier in den
letzten 15 Jahren der Boden auf einmal plötzlich
gebeſſert, daß er dieſen bewunderungswürdigen Zuwachs
bewirkte? – Nicht im Geringſtenl. Jeder Boden,
wie wir ihn in unſern Wäldern finden, kann ſolche
Reſultate liefern. Ich habe noch in jedem Walde,
den ich kennen zu lernen Gelegenheit hatte, ſolche
Erſcheinungen beobachtet: in ein und demſelben Boden
neben einander fand ich Stöcke, mit kaum zählbaren
Fahrringen und mit fingerbreiten und ſtärkern Holz
auflagen, in Mähren, Böhmen, Oberöſter
reich und Steyermark, in Krain, an der
Eroatiſchen Gränze; – im Grauwaken - im
Grünſtein-Gebirge, im Granit, Syenit, Gneiß,
Glimmerſchiefer, auf dem Kalk; – im fruchtbarſten
Boden, in klaftertiefen. Dammerdeſchichten, wie im
magern Sandbodenz –- überall dieſelbe Erſcheinung!
Alſo weder Boden, noch Witterung, oder Frucht
barkeit des Jahrganges, nein, ganz allein nur
unſere Behandlung u. ſºw. hat ſtärkern oder
ſchwächern Zuwachs des Baumes zu Folge; – ganz
in unſern Händen liegt das Mitte, in kürzerer Zeit
mehr und beſſeres Holz zu erziehen, als bisher. Das
iſt meine innerſte, lebendige Ueberzeugung, Die oben
angegebenen Regeln ſichern den Erfolg.
: Betrachten wir daher den Zuwachs, wie wir ihn

67
wirklich bei unſern 8 Stöcken in den letzten 15 Jahren
gefunden haben, zu erreichen für möglich, und bedenken
wir, daß dieſer ſtarke Zuwachs bei bereits hundert
und mehr Jahr alten, in der Jugend unterdrückt ge
weſenen, im dichten, gedrängten Stande aufgewachſenen,
mehr oder weniger kränklichen, durchaus nicht voll
kommen geſunden Bäumen ſtatt fand: ſo berechtiget
uns das zu Folgerungen, die in ihren Reſultaten von
außerordentlichem Intereſſe ſind. Die allerwichtigſte
Folge iſt: bedeutende Verkürzung der bisher nothwendig
geweſenen langen Umtriebsperiode! Wir wollen nach
der oben gemachten Berechnung, in wie viel Jahren
ein Baum im Verhältniß des Zuwachſes der letzten
15 Jahre, – die Stärke von 24 Zoll – die
Schlagbarkeit erreicht hat, die mittlere Verhältnißzahl
ſuchen: - -- - - -

Bei Nr. 1 waren erforderlich . 52 Jahre.


- 2 - -
2 - 4o 2.
" -

-2.2-2.2. - d 45
-2-Z.2-Z2.2
. 56
50 --

- 55
. 4o
. 42
- -----

Im Durchſchnitte alſo - 40 Jahre.


Schlage ich nun zu dieſen 4o Jahren «zum vollen
Ueberfluß noch 10 Jahre: ſo bedürfte ich 50 Jahre,
um eine Tanne mit 24 Zoll Durchmeſſer zu erziehen!
Nun ſetzt man gewöhnlich den Turnus für das Nadel
E 2 - -

A
68

holz, die Buche u. ſ.w. auf 2o Jahre; – ich erzöge


alſo in weniger als der Hälfte der bisherigen Zeit
mehr und beſſeres Holz; denn, daß das Holz, das
in unſern Schlägen gehauen wird, viel älter als 12o
Jahre ſey, daß bei der bisherigen Erziehung und
Behandlung unſerer Wälder in der Regel in. 12o
Jahren kein 24 Zoll ſtarkes Holz erzogen werde und
zu erziehen möglich ſey, davon überzeugt man ſich
leicht, wenn man die Jahresringe der Stöcke nachzählt.
Und ſetze ich endlich zu Erziehung von 24 Zoll dickem
Holzer ſogar 6o Jahre, alſo, um 2o Jahre mehr,
als oben für nöthig, gefunden: ſo iſt das erſt die
Hälfte der bisherigen Zeit, und habe ſo immer noch
6o Jahre gewonnen! -
So unglaublich nun auch ſo Manchem die Sache
vorkommen dürfte, ſo unwahrſcheinlich die Möglichkeit
im erſten Augenblick ſcheint, die bisherige Umtriebs
periode von 20 auf 40 – 6o, alſo um volle 6o
– 80 Jahre, um die Hälfte und mehr herunter
ſetzen zu können, ſo iſt das doch ganz richtig auf die
Vorderſätze, die auf Thatſachen, auf wirklich ge
machten Erfahrungen, beruhen, gründet! Die daraus
folgenden Vortheile ſind zu ſehr in die Augen fallend,
als daß es nöthig wäre, ihrer weitläuftig zu erwähnen.
Wie viel Waldfläche entbehrlich würde, wenn ich
in kürzerer Zeit mehr Holz erzöge, als bisher, –
iſt leicht zu- erachten. - - D
Der Waldbeſitzer macht in der bisherigen Zeit
zwei volle Ernten, ſetzt ſein Kapital öfter um, als
bisher! Er gewinnt die bisher von ganzen 60 Jahren
*.
69

verloren gegangenen Intereſſen ſeines Waldkapitals,


wodurch natürlich um ſo viel das Kapital ſelbſt an
wächſt! Statt in 120 Jahren erhebe ich das im Holz
ſteckende Kapital ſchon in 60 Jahren und früher.
Dadurch gewinnt der Wald auch noch außerdem an
Werth, weil der Waldbeſitzer den ganzen Turnus von
Entſtehung, von der Saat bis zur Ernte, erlebt,
wie beim Feldbau, daher mehr Intereſſe an dem
Wald nimmt, ihm mehr Aufmerkſamkeit ſchenkt und
dadurch am allererſten und beſten von aller Wald
verwüſtung abgehalten wird! Jetzt ſpart, wirthſchaftet
der Waldbeſitzer eben ſo gut für ſich, wie für ſeine
Kinder und Enkel!
Die Behandlung, Bewirthſchaftung des Forſtes
ſelbſt wird viel leichter, einfacher, ſicherer; es iſt die
Möglichkeit, daß Ein Forſtbeamter den ganzen Turnus
durchlebt, ſich eine viel größere Maſſe Erfahrungen
ſammeln kann, Urſache und Wirkung näher an ein
anderliegen, die Vortheile oder Nachtheile dieſer oder
jener Operation ſchneller, in kürzerer Zeit erſichtlich
werden. – Wie gewinnt dadurch die Erfahrungs
Wirthſchafts-Lehre, die Wiſſenſchaft!
Zwei Einwürfe, die man mir wegen Erziehung
unſerer Wälder in kürzerer Zeit und wegen Verkürzung
des Turnus machen könnte, und die wirklich einigen
Schein haben, muß ich noch hierbei erwähnen, und
ſie zu widerlegen ſuchen.
Wenn man auch zugäbe, daß in 50 oder 6o
Jahren 24 Zoll dickes Holz zu erziehen möglich wäre,
ſo kann doch die Frage entſtehen, ob in dieſer
7o -

Zeit auch wirklich auf einer gewiſſen Fläche ſo viel


Holz im Ganzen erzogen werden könne, als
bisher in 12 o Jahren? – Dieſe Frage kann nun
freilich durch keine Thatſachen beantwortet werden;
denn an dieſen mangelt es; aber es läßt ſich doch
mit großer Wahrſcheinlichkeit behaupten, daß die Holz
maſſe in beiden Fällen ſich wenigſtens die Wage halten
dürfte. 1 - - - -
Der ſtärkere Zuwachs ſoll durch den freiern Stand
der Bäume, dieſer durch zweckmäßige, ſo oft es nöthig
wird, wiederkehrende Durchforſtungen bewirkt werden.
Bei dieſen Durchforſtungen werden aber nie do
minirende Bäume, ſondern bloß unter -
drückte Stämme heraus gehauen. Es ſtehen
alſo im durchforſteten,6bjährigen Beſtande gerade
ſo viel dominirende Bäume, als im 12ojährigen,
nicht durchforſteten; und die hier im 12ojährigen
Beſtande wirklich noch befindlichen unterdrückten Hölzer
habe ich im Laufe der Wirthſchaftsperiode im an
dern 6ojährigen Beſtande bereits heraus gezogen und
benutzt. Sollte man nun aber dennoch ein großes
Gewicht darauf legen, daß das unterdrückte Holz im
12ojährigen Beſtande ſtärker wäre, als das bereits
im 6ojährigen Beſtande heraus genommene, ſo ſind
dagegen in dieſem 6ejährigen Beſtande die domi
niren den Stämme wieder ungleich ſtärker als die,
im 12ojährigen, und es iſt begreiflich, daß hier nur
allein dieſe, die dominiren den Bäume,
- die in beiden Beſtänden der Zahl nach, ganz
gleich ſind, – den Ausſchlag geben können; folglich
*-

71

eher noch im 6ojährigen, durchforſteten Beſtande


mehr Holz vorhanden ſeyn dürfte, als im andern
a2o Jahre alten. – Weiter unten, wo von der
Holzpflanzung die Rede ſeyn wird, komme ich au
dieſen Gegenſtand noch einmal zurück.
- Der andere Einwurf kann, hinſichtlich der Güte
des geſchwinder gewachſenen Holzes, gemacht werden.
Es iſt bekannt und wird allgemein als richtig ange
nommen, daß Holz mit breiten Jahrringen immer
ſchlechter, weniger dauerhaft ſey, als Holz mit ſchmalen,
engen Ringen, das man ſtäts für feſter hält. Ich
bin weit entfernt, dieſem zu widerſprechen, beſtättige
im Gegentheil ganz dieſe Erfahrung. Davon aber
auf die geringere Güte desjenigen Holzes ſchließen zu
wollen, bei welchem die breitern Jahrringe Folge des
freien Standes ſind, wäre ganz irrig. Hier iſt
ein großer Unterſchied zwiſchen dieſen breitern Ringen,
und um uns nicht zu täuſchen, müſſen wir auf die
Grundurſache zurückgehen. Wenn Bäume bei unſerer
bisher allgemein gewöhnlichen Erziehungs- und Be
handlungs-Methode, im dichten, gedrängten Stande
große, breite Jahrringe bilden, ſo iſt das Folge des
für den Baum zu feuchten Bodens! Da iſt
der Zufluß von Säften durch die Wurzel zu groß,
der Baum kann ſie, aus Mangel der zu kleinen Krone,
der zu wenigen Blätter, Nadeln – als Folge des
zu dichten Standes – nicht gehörig verarbeiten, die neu
ſich bildenden Holzfaſern ſind ſchlaff, zu wäſſerig, neh
men zu viel Raum ein, weil ſie mit zu viel Flüſſig
keit angefüllt, auſgetrieben, ſchwammig ſind; es erfolgt
72

dem Volumen nach eine ſtarke Holzauflage, die aber,


der feſten, derben Materie nach, nur eine geringe
Maſſe bildet. So ein Baum befindet ſich in keinem
natürlichen Zuſtande, er iſt krank, leidet an der
Weberſättigung, an der Waſſerſucht. Es iſt gerade
derſelbe Fall, wie bei einen aufgedunſenen
Menſchen. Dieſe Fülle iſt nicht Folge der Geſund
heit; es iſt ein leichtes, kraftloſes Fleiſch, ein natur
widriger, kranker Zuſtand. -

. Solche waſſerſüchtige Bäume leiden auch immer


an der Rothfäule, die früher oder ſpäter in Anbrüchig
keit ausartet, - -

Sind aber die breitern Jahresringe Folge der


Kraft, der mehreren Nahrung, des größern Raumes,
kann die ſtärkere Krone mit ihren mehreren Nadeln
oder Blättern die Verarbeitung der mehr zugeführten
rohen Nahrungsſäfte kräftiger unterſtützen, wird alſo
mehr Bildungsſtoff erzeugt, mit einem Worte –
ſind die breitern Jahresringe Folge der kräf
tigſten Geſundheit – dann iſt auch das an
gºººº Holz gewiß nicht ſchlechter, als bei Bäumen
mit engen Ringen!, im Gegentheil, es iſt viel beſſer!
denn es iſt elaſtiſcher, kann: ſchwerere Laſten
tragen, ohne zu brechen. Holz mit engen, ſchma
ken Ringen biegt ſich vielleicht nicht ſo leicht aber
* bricht gewiß - früher, weil es weniger elaſtiſch,
weil es zu ſpröde iſt. Es fehlt ihm die innere
Kraft. - -- --

Sch kenne Reviere, die ihres feuchten Bodens


"gen, faſt gar kein anderes als ſolches Holz
- -

- 75

mit breiten Jahresringen enthalten; jeder Baum iſt


faſt rothfaul, anbrüchig. Entwäſſerungen, die hier am
ſicherſten zum Ziele führten, ſind im Großen zu koſt
bar; aber durch Erziehung des Holzes in freierm
Stande wird man dem Uebel, wo nicht ganz, doch
gewiß zum Theile abhelfen können. - - -

Dieſe hier mitgetheilten Erfahrungen über d


ſo außerordentlich geſchwinden und ſtarken Holzzuwachs
unſerer gemeinen einheimiſchen Holzarten zeigt
zugleich, daß wir gar nicht nöthig haben, in unſern
deutſchen Forſten Fremdlinge, Nordamerikaner, zu
verpflanzen und anzuziehen, um der uns ſeit länger
ſchon als 5o – 60 Jahre drohenden Holznoth vor
zubeugen und ihr zu entgehen! Seit 5o – 6o
Jahren wird die größte Holznoth, der fürchterlichſte
Holzmangel als vor der Thüre geſchildert: aber was
geſchah zur Abwendung dieſes eingebildeten Uebels,
dieſes lächerlichen Traumes? Man empfahl allgemein
die ſogenannten ſchnellwüchſigen, edlen Nordamerika
niſchen Holzarten!, man ſäete und pflanzte dieſe
übers Meer gebrachten Ausländer und erwartete von
ihnen Hülfe in der Noth; man zog die Lerche, die
Bewohnerinn der höchſten Gebirge, mit der
Arve, der Nachbarinn des ewigen Schnees und
Eiſes in unſere warmen Ebenen, in ein viel wär
meres Klima, in eine der Heimath ganz entge-.
gengeſetzte, ſtäts abwechſelnde Temperatur herunter
u. ſ. w. Solche Mittel, die einen außerordentlichen
Geldaufwand erforderten, ſollten uns vor Holznoth
und Mangel ſchützen! Und um ja den Zweck recht zu
&
- 74
verfehlen, behandelte man dieſe ſo theuern Holzanla
gen gerade ſo, als man bisher gewohnt war, und
deßhalb blieb auch Alles beim Alten! Die Fremd
linge wuchſen nicht geſchwinder, ſie gaben in kürzerer
Zeit nicht mehr Holz, als unſere einheimiſchen Hölzer,
und ſo war alles das viele, theure Geld zum Fenſter
hinaus geworfen! Aber ſo geht es in der Regel ge
wöhnlich: man ſucht Hülfe in der Ferne, mit großem
Aufwande an Kräften; aber die einfachſten,
wohlfeilſten Mittel, die uns am nächſten
liegen, überſieht man gerade deßhalb, weil ſie uns
ſo nah ſind! Hätte man vor 5o – 6o Jahren
angefangen, die Wälder an der s, beſſer, als
bisher – zu behandeln, – das hätte ſicherer ge
holfen, als alle die theuren Holzanlagen! Ja ganz
allein in unſerer Behandlung liegt das eben ſo ein
fache als ſichere Mittel, unſere einheimiſche Holzarten
eben ſo ſchnell wachſend zu erziehen, ſie in eben ſo
kurzer Zeit benutzen zu können, als die überſeeiſchen;
und vergleichen wir noch den Böden, in welchem
unſere deutſche Waldbäume und in welchem die Ame
rikaner wachſen: ſo müſſen wir unſern einheimiſchen
Hölzern noch einen nicht unbedeutenden Vorzug ein
räumen! – Schreitet die Kultur in Amerika
verhältnißmäßig ſo fort, als bisher, ſo wird der beſte
Boden vom Feldbauer in Beſitz genommen, der Wald
natürlich auf den ſchlechtern, weniger fruchtbaren
Grund beſchränkt; ſollte der Wald dann auch durch
übermäßige Viehweide und Streubenützung, durch Harz
reißen und Reiſighauen, durch eine widernatürliche
-
- -

75

Behandlung und Bewirthſchaftung ſo mißhandelt wer


den, wie dieß mit unſern deutſchen Forſten der Fall
iſt: ſo werden dieſelben Urſachen die nämlichen
Wirkungen hervorbringen, der jetzt ſo bewunderte,
außerordentlich ſchnelle Wuchs wird immer langſamer
und langſamer werden, und die amerikaniſchen Wal
dungen werden dann unſern jetzigen auf ein Haar
gleichen. Möglich, daß wir aber bis dahin unſere
Forſte durch eine beſſere, richtigere Behandlung ganz
umſtalten, daß wir ſodann eben ſo ſchnellwüchſiges
Holz erziehen, als die Amerikaner jetzt, und daß
ſie dann unſere deutſchen Holzarten nach Ame
rika verpflanzen, wie wir es jetzt mit den ihrigen
thaten! - :
Den Beſchluß dieſes Abſchnittes ſollen noch
einige allgemeine Bemerkungen über künſtlichen Holz
anbau, ſogenannte Waldkulturen, überhaupt machen.
Denn die Auslagen, die ſie dem Forſtbeſitzer verur
ſachen, tragen natürlich mit dazu bei, den Waldertrag
zu verringern. Ein guter Forſtwirth muß nur mit
der allergrößten Vorſicht zum künſtlichen Holzanbau
ſchreiten, denn dieſer iſt, wie man ihn gewöhnlich:
treibt, viel koſtbarer, und das ſo erzogene Holz viel
theurer, als man allgemein glaubt.
Eine gemachte ſogenannte Waldkultur muß zur
Zeit ihrer Benutzung, alſo gewöhnlich in 12o Jahren,
nicht allein die verurſachten Koſten, ſondern auch
die Zinſes-Zinſen derſelben wenigſtens wieder herein
bringen. - -
- -
- - - - - - - - - -

:
76 - - - - -

. . . Nun kann ein Jeder nach ſeinen eigenen Er


fahrungen die Anwendung weiter machen, und ſich
berechnen, wie theuer er die Klafter Holz verkaufen
müſſe, um bei ſeinen Kulturen nicht mit offenbarem
Schaden zu arbeiten; und wenn dann die Klafter
Holz zu 2o, ja zu 40 und mehr Gulden zu ſtehen
kommt - dann ſollte man doch durch ein ſolches
unerwartetes Reſultat zur Aufmerkſamkeit und zum
Nachdenken gebracht werden. Bei unſern ſo äußerſt
geringen Holzpreiſen muß man die Forſtwirthſchaft
ſo führen, daß aller künſtlicher Holzanbau, wie er ge
wöhnlich in Anwendung gebracht wird, ſchlechterdings
vermieden werde, und wo dieſer durchaus nöthig wäre,
um frühere alte Blößen 2c. wieder in Beſtand zU
bringen (deren Benutzung aber als Weide oft viel
vortheilhafter und einträglicher iſt!) – da berechne
man ja vorher die Koſten wohl, und gehe ſo ökono
miſch und vorſichtig als möglich zu Werke. Ich will
hier Einiges aus meiner Erfahrung mittheilen.
Braucht man den nöthigen Waldſamen nicht zu
kaufen, ſondern kann man ihn auf eine ſehr wohlfeile
Weiſe ſelbſt ſammeln (was jeder Waldbeſitzer ja recht
leicht vermag, und ſollte er wirklich einige Jahre auf
das Gerathen des Samens in ſeinem Forſte warten
müſſen, während welcher Zeit die Blößen als Weiden
zu benutzen ſind), dann iſt die Saat eine ſehr
wohlfeile Kultur-Methode. Nur darf dann die Vor
bereitung des Bodens, ſein Wundmachen, wieder nichts
koſten, denn dieſe Auslage iſt gewöhnlich die aller
beträchtlichſte. Gar viele Forſtbeamte ziehen aber
77

dieſe Koſten gar nicht in Betracht, ſie unternehmen.


nicht die kleinſte Saat, ohne erſt den Boden recht
umgehauen zu haben, als wollten ſie Kartoffeln oder
Rüben pflanzen, und wäre er auch an ſich noch ſo
kahl und offen, ja wäre auch nicht ein Pflänzchen
vorhanden, – umgehauen muß er dennoch werden!
Nichts iſt aber einer Holzſaat ſchädlicher, als locke
rer Boden, weil dieſen der Froſt, und mit ihm die
jungen aufgegangenen, zarten Pflänzchen in die Höhe
zieht, wodurch die feinen Würzelchen austrocknen,
verdorren und ſomit auch das Holzpflänzchen verdirbt.
Gar oft, und in mehr Fällen, als man glauben ſollte,
bedarf der zu beſäende Boden gar keiner Wunde
machung, keiner Vorbereitung. Es iſt ja nur nöthig,
daß der Samen zur Erde gelange, und nicht auf dem
Graſe u. ſ. w. oben auf liegen bleibe. Der auf
merkſam beobachtende Forſtmann wird auf dieſe Art
gar oft Anſaaten machen, und die ſonſt unnöthig ver
urſachten Koſten erſparen können. Sn ſolchen Fällen
geht man oft noch ſicherer, wenn man den Samen
kurz vor, oder während eines nicht zu ſtarken Regens
auswirft, dieſer wäſcht ihn dann recht gut in die
s
Erde... ::: . . . . . . – = - -
Wenn der Boden aber doch ſo ſtark mit Gras
und andern Unkräutern überzogen wäre, daß die Saat
ohne Vorbereitung nicht geſchehen könnte, ſo kann man
oft den Boden dadurch hinlänglich wund machen, daß
man ihn ein oder zwei Jahre von allen Viehgattungen
recht ausweiden laſſe, und jeden Herbſt ſodann eine
recht hungrige Heerde Schweine darauf nach Erdmaſt
78

wühlen läßt. Beſonders dürfte dieß da, wo der


Boden recht mit Heidekraut (Erica) überzogen iſt,
und man dieſes, anderer Urſachen wegen, nicht ab -
brennen kann, von Nutzen ſeyn und den beſten
Erfolg haben. Wo der Boden nicht zu ſehr verraſ’t
iſt, dürfte das bloße Betreiben mit Schweinen im
Herbſte vor der Saat ſchon hinreichend ſeyn, um im
Frühjahre darauf die Samen auszuwerfen. Der ge
wöhnliche und faſt nicht zu vermeidende Nachtheil
aller Holzſaten iſt aber: daß ſie immer zu dicht aus
fallen, und dadurch für den möglichſt größten Zuwachs
des neuen Beſtandes ſo ſchädlich wirken. Da bleibt
nun nichts übrig, als das zu. Viele ſo bald als möglich
zu entfernen; man laſſe durchaus nicht mehr junge
Holzpflanzen, als zu einem vollkommenen Beſtande
nöthig ſind. -, - - - - - - -

: Es iſt hingegen - aber auch oft der Boden ſo


arg verfilzt, daß das Beweiden und Aufwühlen der
Schweine doch ganz unzulänglich iſt. In dieſem Falle
iſt dann die Pflanzung unbedingt das einfachſte,
ſicherſte und wohlfeilſte Mittel, die Blöße in Beſtand
zu bringen; vorausgeſetzt, die obere Erdſchicht betrüge
wenigſtens 2 – 5 Zoll, welche Tiefe man wohl bei
ſo ſtarkem Graswuchſe in der Regel antrifft. Ich
beobachte dabei folgendes Verfahren: Zuerſt verſchaffe
ich mir die nöthigen Pflänzlinge. In den meiſten
Fällen liefert dieſe der Hochwald, man muß nur im
hohen Holze recht genau nachſuchen, wobei man freilich
ſich gehörig bücken muß! In den allermeiſten Fäl
len iſt der Boden in bereits ſamentragenden Orten
A

79
mit unzählbaren Einjährigen Pflänzchen bedelt
und nur ſolche Einiährige, im Nothfalle höchs
ſtens zweijährige, :: m ie aber ältere Setzlinge
– bedarf ich. Ja, man kann ſogar ſchon im
Herbſte die in demſelben Jahre aus dem Samen erſt
aufgezogenen Pflänzchen recht gut verſetzen. – Wären
aber die nöthigen Setzlinge nicht vorhanden, dann
mache man auf der auszuſetzenden Blöße eine kleine
Saatſchule. – Dieſe einjährigen Pflänzchen nehme
ich nun mit einem kleinen Pflanzeiſen ſammt dem
Erdballen ganz leicht heraus, was außerordentlich ges
ſchwind geht, und gar keine Anſtrengung macht,
Dieſes Pflanzeiſen iſt. 2 Zoll hoch unen 2 Zoll weit
zirkelrund, ſcharf und gut geſtahltitpird nach oben
gleichförmig etwas weiter, ſo daß der obere Durchs
meſſer 25 Zoll beträgt; ein Bügel, etwa 4 Zoll hoch
und ſich bis auf 5 Zoſ erweiternd, dient, das Inſtru- -
ment gut zu handhaben. - Das Eiſen, mit dem
Bügel in der Hand, ſetze ich nun beim Herausnehmen
der jungen Pflanzen ſo auf die Erde, daß das Pflänz
chen gerade in der Mitte des Eiſens, ſich befindet.
Gerade herunter drückend, und das Eiſen drehend
gleich einem Bohrer, ſchneide ich das kleine Bäumchen
mit einem 2 Zoll ſtarken Erdballen ſo vollkommen
unverletzt heraus, daß auch nicht ein Würzelchen be
ſchädigt wird. Iſt das Eiſen gut, inwendig recht
glatt gearbeitet, ſo fällt der Erdbalen mit dem Setz
linge faſt von ſelbſt heraus; widrigenfalls man nur
unten mit einem Drucke der 2. Finger der rechten
Hand dem Ballen etwas nachhelfen darf, während
3Q

män, das Eiſen in der linken Hand, mit dieſer den


herausfallenden Setzling auffaßt. – Mit demſelben
Eiſen macht man nun auch nach der Schnur die
Pflanzlöcher, in welche dann die herausgenommenen Setz
linge, genau paſſend, ohne alles Weitere hineingeſetzt
werden, – und die Pflanzung iſt vollendet. – Das
ganze Verfahren iſt ſo leicht und einfach, der Erfolg
ſo äußerſt ſicher, die Arbeit geht ſo geſchwind von
der Hand, daß wohl keine Kultur - Methode ſo
wohlfeil als dieſe iſt. Ich ſetze die Pflänzchen 6 Fuß
auseinander; hierdurch kann gleich in den erſten Jahren
das aufwachſende Gras recht leicht mit der Sichel
herausgeſchnitten werden; ſpäter kann der Ort und
zwar ſo lange beweidet werden, bis die Pflanzen ſo hoch
geworden, daß ſie ſich ſchließen: (was - in 10, 12,
15 Jahren geſchehen dürfte) und dann die erſte Durch
-forſtung bald ſtatt findet. Die ſofort dauernde
Gras- und Weide - Benützung deckt gewiß die Kultur
Koſten mehr als hinreichend. - - -
* Hauptregel bei dem Verfahren aber bleibt ſtäts,
nur geſunde, kräftige, ſtarke Pflänzchen zu überſetzen.
Vollkommene jährige Kiefern und Fichten haben bereits
wohl 2 Zoll Höhe, ſind oft auch ſchon fingerslang
Dieſe erreichen gewöhnlich im erſten Jahre ihrer Ver
ſetzung, oder wenn ſie nun den zweiten Herbſt erlebt
haben, ſchon eine Höhe von 6 – 9 Zoll und darüber
und wachſen in dieſem Verhältnißfreudig fort. Schwache,
kränkliche Pflänzchen lohnen die Arbeit nicht, ſie gehen
entweder früher oder ſpäter zu Grunde, oder krän
keln und bleiben zurück. – Dieß iſt aber bei vollkom
81

menen Pflänzchen nicht der Fall. Sie wachſen ſo freu


dig fort, als ob ſie nicht aus ihrem Standorte ver
rückt worden wären, ja, man kann ſie ohne allen
Nachtheit das ganze Jahr hindurch, ſo lange man i
die Erde kann, verſetzen. :::::: .
Aeltere Setzlinge bedürfen immer einige Zeit, oft
mehrere Jahre, ehe ſie auf ihrem neuen Standorte
ihren : Wuchs: wieder beginnen und fortſetzen. So
habe ich Pflanzungen geſehen, die vor 15 Jahren mit
1 – 1 # Schuh hohen Fichten- und Kiefer-Setzlingen
gemacht wurden, und die heute, nach 15 Jahren,
noch nicht eines Fingers breit höher geworden ſind.
Durch ſolche Kulturen iſt das Geld zum Fenſter hinaus
geworfen. ::: . . . . . . . .
So viel vom künſtlichen Holzanbaue. Zum Be
ſchluße dieſes Abſchnittes will ich noch eines Mittels
gedenken, durch welches in manchen Fällen der Ertrag
der Waldfläche bedeutend erhöht werden kann. – Ob
gleich ich in der Regel bei Verjüngung der Forſte dem
Samenſchlag den Vorzug vor dem kahlen Abtrieb gebe,
ſo können doch oft andere Verhältniſſe auch andere Regeln
erfordern, und hier kann dann der kahle Abtrieb viel
größere Vortheile gewähren, als der Samenſchlag;
dieſer iſt beſonders da, wo zärtliche, in ihrer Jugend
Schatten und Schutz erfordernde, Holzarten erzogen
werden ſollen, ſehr nützlich und oft unentbehrlich, wenn
man nicht dieſe Holzarten, z. B. Tannen, Buchen, ja
auch zum Theile die Eichen, zuletzt ganz ausrotten
will, wie dieß mit der Tanne und Buche wirklich
F -
32 -

an manchen Orten bereits ſchon geſchehen. Nun hat


man aber nicht überall gerade mit dieſen zärtlichen
Holzarten zu thun, und wo es ſich nicht darum han
delt, die Tanne und Buche allein fortzupflanzen, .
wo man größtentheils mit Fichten- und Kiefernwäl
dern zu thun hat, da geſtattet dann der kahle Abtrieb,
bei dem man aber auch mit gehöriger Vorſicht. Tan
nen, Buchen, Eichen durch Pflanzung c. in gar
vielen Fällen fortbringen kann, unwiderlegbar bei
weitem eine höhere Benützung, als der Samenſchlag.
Aber gewöhnlich nimmt man hierauf viel zu wenig
Rückſicht, und das mit großem Unrechte. Ich will
den Fall ſetzen, daß jährlich nur 5o Joche zum Ab
triebe gelangen, ſo kann ich folgende Vortheile ge
nießen: : 3
1. Das Stockholz. z- : ".
Es wäre thöricht, dieſes unbenützt zu laſſen.
Wenn ich annehme, daß das Joch im Durchſchnitte
1oo Klafter Holz gegeben hat, ſo dürfte an Stock
holz – man nimmt gewöhnlich das Fünftel des
ganzen Holz- Ertrags an – das Joch 2o Klafter,
oder die ganze abgetriebene Fläche von 5o Jochen
1ooo Klafter geben. Verkaufe ich dieſes Holz nur
um 5okr.theurer, als es mich ſelbſt herzuſtellen koſtet,
ſo habe ich dadurch allein ſchon 5oof. Gewinn. Dieſer
Gewinn vergrößert ſich aber noch dadurch, daß ich
dieſes Stockholz in vielen Fällen eben ſo gut, als
beſſeres Holz, als Scheiter, verwenden kann, z. B. in
Kalk- und Ziegelöfen, in Gewächshäuſern, zum Bier
* bräuen, zum Branntweinbrennen, zu Heizung der

>
85

Stubenöfen u. ſ. w., wodurch natürlich verhältniß


mäßig beſſeres Scheiterholz erſpart wird, das ich dafür
in beſſeren Preiſen, als das Stockholz, zum Verkaufe
erübrige. Ein anderer Vortheil, der mir aus der
jährlichen Mehrerzeugung dieſer 1ooo Klafter zufließt,
beſteht darin, daß mir in dem Falle, wenn meine
Holzverwendung, der Holzverkauf nc. ein gewiſſes
Marimum nicht überſteigen kann, mir verhältnißmäßig
ſo viel an Waldfläche zu anderer Benützung disponibel
wird, als das nun nicht abzuſetzende Holz an Fläche
zu ſeiner Erzeugung nöthig haben würde. – Es
gibt Herrſchaften, die wirklich mehr Holz erziehen,
als ſie abzuſetzen im Stande ſind, von denen kann
hier aber keine Rede ſeyn, weil ſie dadurch ja ohne
hin ſchon den Beweis liefern, daß ihnen eine beſſere
Wirthſchaft gleichgültig ſey. Solche Waldbeſitzer aber,
die ſich auf ihren Vortheil verſtehen, werden dieſen
Fingerzeig gewiß weiter zu verfolgen und zu benützen
wiſſen. Es ſeyen 5ooo Joch Wald, die in 1oojäh
rigem Umtrieb und bei jährlichem Zuwachſe von einer
Klafter Holz auf dem Joche jährlich 5o Joche zum
Abtriebe hätten, und 5ooo Klafter lieferten. Mehr
als dieſe 5ooo Klafter wären in der Gegend nicht
anzubringen. Durch die Stockrodung erhielt ich aber
jährlich 1ooo Klafter mehr, alſo- zuſammen 6ooo
Klafter; ... könnte ich da nicht. 8oo Joch des beſten
Waldbodens zu anderer Benützung ziehen, ohne nur
meinen Holzertrag zu ſchmälern? Es blieben dann
nur 42 Joch à 1oo Klafter - zum jährlichen Hieb,
mit 42oo Klaftern; hierzu das Fünftel im Stockholz
- * F 2
84
mit 84o Klaftern, würden dann doch wieder jährlich
5ooo Klafter Holz zur Verwendung, wie vorhin,
geben. Wäre dieſer Vortheil nicht zu berückſichtigen?
- Würde das Joch dieſes ehemaligen Holzlandes
nun nur zu 5 f. W. W. oder 2 ft. Silber benützt:
ſo betrüge der jährliche Gewinn, den die Stockrodung,
obgleich nur mittelbar, gewährte, doch 4ooof. W. W.
oder 16oof. Silber ! - - "

2. Die Benützung des vom Stockholze gereinigten


Holzſchlages, des Grund und Bodens
ſelbſt. :: . . . .
" Selten und nur ausnahmsweiſe iſt der Wald
boden ſo ſchlecht, daß er nicht einige Getreideernten
nach einander ohne allen Dünger gäbe. Warum
wollte man hier nicht den ſich darbietenden Gewinn
genießen? – Betrüge die Fläche der jährlichen
Holzſchläge 5o Joche, und benützte man dieſe 5
Jahre zum Fruchtbau, entweder auf eigene Rechnung,
oder in Pacht:- ſo würde man alle Jahre auf 15o
Jochen Land zu ernten haben, oder jährlich eine ſo
große Fläche als Schafweide benützen können u. ſ. w.
Dieſes wäre doch abermals ein nicht zu verwerfender
Vortheil, den man nur durch die Stockrodung erhalten
kann. – Im letzten Jahre des Fruchtbaues wirft
man mit dem Getreide zugleich den Waldſamen in
die Erde, und die Kultur iſt bewerkſtelligt. Hätte
man aber Urſache, mit dem Samen zu ſparen, oder
wäre der Schlag, bisher als Weide benützt, verraſt,
dann ſetzt man den Ort gleich nach der letzten Ernte,
oder im nächſten Frühjahre mit einjährigen Pflanzen
- 85

aus. Wie wenig koſtſpielig dieſes Auspflanzen ſey,


erhellt aus folgendem. Die Pflanzen - kommen in
ſechsſchuhige Entfernung, und zwiſchen 4. Stöcken ſetzt
man die 5te mitten hinein, ſo, daß dieſe 5 Pflan
zen dieſe Figur bilden. «Bei dieſer ſechsſchuhigen,
Fünferpflanzung bedarf man aufs Joch 52oo Stück
Pflänzlinge, oder nicht volle 54 Schock auf 5o Joch,
alſo 16oooo Stücke oder 2667 Schock.
Wie hoch ſich die Koſten einer ſolchen Pflanzung
belaufen, erhellet aus folgenden Daten, die ſich auf
wirkliche Erfahrungen gründen. Es wurden nämlich
im Jahre 1824, 15,5oo Stücke einjährige Kiefer
pflänzchen ausgeſetzt, und dabei verwendet
20 Tage à 18 kr. macht. 6 ſ.
4o - à 15 - - . o -
alſo 60 Tage und . . . . . 16 ff. W. W,
- Ein Schock einjährige Kiefern auszuſetzen koſtete
daher 5# kr. W. W., wobei aber noch zu bemerken,
daß die Koſten gewiß noch viel geringer ausfallen,
wenn die Menſchen eingearbeitet ſind, und ſich die
kleinen Handgriffe und Vortheile dabei eigen gemacht
haben (die angeführte Pflanzung jener 15,5oo St.
war der erſte Verſuch dieſer Art), weil dann natür
lich mehr Arbeit in derſelben Zeit und für dieſelbe
Bezahlung geleiſtet werden kann. – Um alſo jährlich
jene 5o Joch mit 2667 Schocken zu bepflanzen,
würden 155 fl. W. W. erforderlich ſeyn, gewiß eine
unbedeutende Auslage für die Vortheile, jährlich 150
Joch Acker, oder Weideland benützen zu können.
86

War dieſes Land verpachtet, ſo könnte man leicht


die Pächter verbinden, außer ihrem beſtimmten Geld
zinſe noch außerdem die nöthige Arbeit bei Bepflan
zung jener 5o Joche unentgeldlich zu leiſten. Für
„die als Acker oder Weide zu benützende 15o Joche,
nur ein jährlicher Zins von 5 fl. pr. Joch gerechnet,
wäre der Ertrag 75o fl.; davon die Kulturkoſten
mit 155 fl., blieben doch jährlich 595 f. W. W.
reiner Gewinn. - - -

. Dieſe hier angeführte ſechsfüßige Fünfer - Pflan


zung einjähriger Holzpflänzchen, die man auch bei
gehöriger Vorſicht und Sorgfalt mit Tannen, Buchen
und andern, beſonders, wenn ſie ins Gras c. kommen,
vornehmen kann, ziehe ich jeder Anſat in der Regel
vor. Auf ein Joch kommen 52oo Pflanzen; jede
Pflanze hat daher eine halbe Quadratklafter Raum,
Sollte wirklich – was aber gar nicht denkbar iſt –
-von dieſen Pflanzen die Hälfte zu Grunde gehen,
ſo bleiben dennoch zur Zeit der erſten Durchforſtung,
d. h. wenn ſich die jungen Bäumchen zu ſchließen
wenn ihre ; Aeſte ſich vollkommen zu erreichen an
fangen, was in : 1o, 12 – 15 Jahren der Fall
ſeyn dürfte, auf dem Joche doch noch 16oo Stücke;
und jedes Stück hätte eine Ouadrat-2
klafter Raum. : . -
f. Im 2o- – 25jährigen Alter - -
wird wieder durchforſtet, wobei die Hälfte
genommen und die Hälfte ſtehen ge- t
laſſen wird, mit. . . . . . . . 3oo -:
... sº ºft. “ - -------
87

von denen jedes zwei Quadratklafter


Raum hat. - .

Im 50- – 55jährigen Alter tritt *


die dritte Durchforſtung ein, wobei die
Hälfte herausgenommen werden; es
bleiben dann ſtehen . . . . . 400 Stücke
und jeder Baum hat ſodann vier Quadrat- - -
Klafter Raum, ſich auszubreiten. *
Dieſe erreichen im 4o.–50. Jahre
eine Stärke von 20 – 24 Zoll untern
Durchmeſſer und verhältnißmäßige Höhe,
und rechnet man einen ſolchen Stamm ſº ,
nur zu # Klaftern, ſo giebt das Joch
an Holzertrag . . . . . . . . . 599 Klaft,
: Hierzu die 8oo Stücke ao-–25jäh- . . .
riges und die 4oo Stücke 50-– 55- - - - - -
jähriges Holz nur zu 1oo Klaftern, 1 oO -

wäre der ganze Ertrag eines Joches .


in 40 – 50 Jahren . . . . . . . . 49° ºf
das bei der erſten Durchforſtung im 1oten – 5ten
Jahre entfallende Stangenwerk gar nicht gerech"
Ein Ertrag, mit dem wohl jeder Waldbeſitzer dº“
frieden wäre! -
Nach dieſer Abſchweifung gehe ich nun sº Be

nützung des Waldes, zu Unterſtützung


- 4.
- -
der Landwirt
-
ſchaft über,
-
-
-- * --- -

–- - -

- -" - - - - - - - -
- - - -
. . . . . . .. . . . . . . . .“
88
.
: . .
* .. . .

- . * -

- - 4 * * -

Zwe i t er Abſchnitt.

- - - -- ---

B. Wald - Nutzung, zur Unterſtützung


der Landwirthſchaft... ::
. . . * * * !

Ich komme jetzt auf die Benutzung des Waldes,


welche die Unterſtützung der Landwirthſchaft zum
Zwecke hat. -
Außer Holz liefert der Wald auch noch Gras
und Laub zu Futter und Streue für unſere Haus
thiere. - . .
Schon oben berührte ich das Vorurtheil, welches
ſo allgemein herrſcht, als ob eine gute Forſtwirthſchaft
gar nicht mit den benannten Benutzungsarten zu
Gunſten der Landwirthſchaft vereinbar wäre. Vielleicht
wird dieß eher beſeitigt, wenn ein Forſtmann ſelbſt -
dagegen auftritt, dem doch am meiſten daran gelegen
ſeyn muß, ſeinen Wald ſo hoch als nur immer möglich
zu benutzen, und das läßt ſich nur durch die aller
innigſte Verbindung mit der Landwirthſchaft bewirken,
weil ganz allein durch ſie Objekte benutzt werden und
Y 89

dadurch Werth erhalten können, die außerdem im


Walde ſelbſt – verfaulten. Gras, Laub, Waldſtreu
kann der Forſtwirth nicht wie Holz zu Markte brin
gen; Niemand, als der Landwirth allein kann dieſe
Waldprodukte verwenden; durch ſie wird aber die
Landwirthſchaft mächtig unterſtützt, befördert; mehr
Futter erlaubt mehr Vieh zu halten, ein großer Theil
des bisherigen Streuſtrohes kann zu Viehfutter ver
wendet, dagegen Streue aus dem Walde genommen
werden. So wird mehr Dünger erzeugt, die Felder
können öfter und ſtärker bedüngt, dadurch kräftiger,
fruchtbarer gemacht werden; es erfolgen reichere Ernten
und ſo wird der Wohlſtand der einzelnen Wirthſchaf
ten wie des ganzen Landes auf eine leichte, einfache,
gar keine Vorauslage benöthigende Weiſe gehoben !
Niemand kann nun leichter von den Mitteln, welche
der Wald zur Unterſtützung der Landwirthſchaft dar
bietet, Gebrauch machen... und den größten Vortheil
daraus ziehen, als der Gutsbeſitzer ſelbſt, der Land
und Forſtbenützer zugleich iſt. Er iſt hier in der
Oeſterreichiſchen Monarchie faſt ausſchließend
freier Eigenthümer ſeiner Waldnutzungen und darin
durch keine, Servitute beeinträchtigt oder beſchränkt.
Doppelte Aufforderung für ihn, ſeinen und ſeiner Unter
thanen Wohlſtand zu befördern!
Schon in den frühſten Zeiten hat man den
großen Vortheil, welchen der Wald durch Unterſtützung
der Landwirthſchaft gewährt, recht wohl zu würdigen
gewußt. Die Servitute, die auf den allermeiſten
Staatsforſten haften, geben den Beweis und dienen
90 -

auch zugleich als Beleg, daß neben ihnen recht gut


der Wald beſtehen könne; denn wie wären ſonſt dieſe
mit Servituten behafteten Waldungen bis auf uns
gekommen?! Pfeil, in ſeinem vortrefflichen Buche
über die Waldſervitute*), ſagt: nur der Wald werde
am höchſten benützt, der am ſtärkſten mit Servituten
belaſtet ſey, und er hat vollkommen Recht! - Der
Waldbeſitzer, der ſeinen Forſt als ganz freies Eigen
thum benutzen kann, ſollte in dieſem Ausſpruch die
allergrößte Aufforderung finden, ſeinen Wald frei
willig und zu ſeinem Vortheil eben ſo hoch
zu benutzen, als es der Fall bei einem mit Servituten
belaſteten iſt. Es iſt dieſe Nutzart um ſo leichter
und empfiehlt ſich um ſo mehr, weil erſtens der
Gewinn dieſer über das Holz noch weiter ausge
dehnten Waldbenutzung in des Beſitzers Kaſſe fließt,
ihn alſo bereichert, und dann, weil er dieſe nur von
ſeinem freien Willen abhängende Benutzung,
nach Umſtänden ausdehnen, einſchränken, oder ganz
aufheben kann, wie es den eintretenden Verhältniſſen
ſtäts am angemeſſenſten iſt. Ganz anders iſt es mit
Servituten. Hier ſteht der Berechtigte dem Wald
beſitzer in der Regel feindlich entgegen, und dieſer
- - - - -

----

*) ueber Befreiung der Wälder von Servituten im Allgemei


nen, ſo wie über das dabei nöthige und zweckmäßige
Verfahren nach Vorſchrift und Anleitung der in den Preu
ßiſchen Staaten deßhalb erſchienenen Geſetze u. ſ w.
von Dr. W. Pfeil, K. Preußiſchem Oberforſtrath und
Profeſſor c.: Züllichau und Freiſtadt. 1821, Darnmann.
- - 9 .

jenem; da gibts Colliſionen, Reibungen, Jeder ſucht


den Andern zu bevortheilen; der Waldbeſitzer, öfter
vielmehr der Forſtbediente, betrachtet die Ausübung
der Servitute als offenen Eingriff in die Rechte des
Waldeigenthümers; er ſucht dieſe ſo viel als möglich
zu beſchränken, und begeht dadurch eine offenbare
Ungerechtigkeit, einen offenbaren Diebſtahl. Denn,
wie Pfeil ſagt: Es iſt ganz einerlei, ob ich dem
Bauer 5 Gulden aus ſeinem Schrank entwende, oder
ihm widerrechtlich die Ausübung ſeines Servituts ſo
beſchränke oder erſchwere, daß er davon 5 Gulden
weniger Nutzen habe, als ihm außerdem gebührt
hätte. – “ Und was iſt die Folge? – Der Berech
tigte ſucht nun natürlich für dieſe Eingriffe in ſein
Recht, ſich dadurch zu entſchädigen, daß er wieder
Eingriffe in die Rechte des Waldeigenthümers begeht
– und dieſe Rohheit von beiden Seiten, der Man
gel an Rechtlichkeit und Gewiſſenhaftigkeit, welche
wohlerworbene Rechte, ſelbſt wenn ſie zu meinem
oder dem meiner Aufſicht: anvertrauten Gute nach
theilig zu ſeyn ſcheinen, leichtſinnig zu verlezen, für
erlaubt hält, und die ſelbſtgenommene Rache für ſolche
ungerechte Behandlung, das iſt die gewöhnliche Urſache,
daß Servitute nachtheilig für den Wald ſelbſt werden.
- Wie ganz anders iſt das Verhältniß bei unbe
ſchränktem Waldeigenthum! Da wird der Forſtbeſitzer
dadurch, daß er ſeinen Unterthanen Antheil an der
Waldnutzung nehmen läßt, ihr Wohlthäter; man hütet
ſich, die vorgeſchriebenen Schranken zu überſchreiten,
um der ertheilten Wohlthat nicht verluſtig zu werden;
92

und bei alledem noch baarer Gewinn für die Forſt


kaſſe !
Kluge, menſchenfreundliche Obrigkeiten benutzen -
dieſe Verhältniſſe, ihre Unterthanen näher an ſich zu
feſſeln, ihre Anhänglichkeit zu vermehren, ihr Vertrauen
zu erhöhen. – So hörte ich einen Bauer: „auf
unſerer Herrſchaft iſt es immer ſchwerer, aufzukommen,
die Steuer zu zahlen, als auf den angrenzenden.
Dort können - die Unterthanen beſſer füttern, ja oft
noch Stroh und Heu verkaufen, weil ſie ihr Vieh
im Walde weiden dürfen, ſie können ihre Felder
beſſer bedüngen, ſie haben beſſere Fechſungen als wir,
weil ihre gnädige Obrigkeit ihnen Waldſtreu zu rechen
erlaubt! – Aber bei uns? – lieber Gott, unſer
Herr Forſtmeiſter läßt kein Stück Vieh über den
Waldgraben ſchreiten! an Waldſtreu iſt gar nicht zu
denken! Was bleibt uns in unſerer Noth übrig, als
bei Nacht und Nebel zu weiden und Steu zu rechen,
Wie gerne wollten wir, wie unſere Nachbaren, der
Herrſchaft für erlaubte Weide und Waldſtreu - Be
nutzung zahlen, was ſie verlangt; – aber davon
will ſie nichts hören; und da bringen wir unſer Geld
entweder auf die benachbarte Herrſchaft, oder wir
müſſen hier ſtehlen, was wir für Geld und gute
Worte nicht bekommen.
Warum findet man nun aber ſo viele Wald
beſitzer, die gegen ihr eigenes und ihrer Unterthanen
Wohl und Intereſſe ſo viele, ſo wichtige Waldnutzun
gen ganz unbeachtet laſſen? weil ſie die Weide, das
Streurechen u. ſ.w. für den Wald, eigentlich für
95

die Holzzucht, als ſehr ſchädlich, verderblich an


ſehen, und dieſe Behauptung mit einer Menge
Thatſachen belegen. Nun unterliegt das allerdings
gar keinem Zweifel, daß Weide, Streurechen u. ſ. w.
dem Holzwuchſe zum höchſten Nachtheile werden
könne, gerade ſo wie Alles, ſelbſt das Beſte, was
wir kennen! Aber ſoll man etwa deßhalb, weil Un
verſtand, Unvorſichtigkeit, ja weil die größte Bosheit
mit Feuer ſchon viel Unglück angerichtet, weil man
das Feuer ſogar ſchon zu Mordbrand gemißbraucht
hat, das Feuer ſelbſt als verderblich, als ſchädlich,
von der Erde vertilgen?! Die vernünftige Benutzung -

deſſelben verbieten? – Was bliebe uns denn zuletzt


von allen unſern Bequemlichkeiten, von alledem, was
uns zu Gebote ſteht, übrig, wenn Alles das als
nachtheilig unbenutzt bleiben müßte, was des Miß
brauches fähig wäre? – Wozu hätten wir denn
aber Verſtand? wie können wir uns des Vorzuges,
vernünftige Weſen zu ſeyn, würdiger zeigen, als da
durch, daß wir ſelbſt anſcheinend ſchädliche Dinge zu
unſerm Beſten zu benützen wiſſen? So dient uns
Gift als Arznei; Und ſo iſt auch ſicherlich die Wald
weide, das Streurechen an ſich gewiß unſchädlich,
und wenn dem Walde daraus irgend ein Nachtheil
erwächſt, ſo kann dieß nur aus Mißbrauch, durch
unverſtändige Ausübung geſchehen. Wiſſen
wir nun Beides zu beſeitigen, dann hört auch der
Nachtheil von ſelbſt auf. Wo nicht blindes Vorurtheil
den Vorſitz führt; wo Unbefangenheit, Unpartheilich
keit, Humanität, guter Wille, hinreichende Kenntniſſe
94 -

das Urtheil fällen; da kann das Reſultat nicht zwei


felhaft ſeyn! . . :

Es iſt aber noch ein anderer Grund vorhanden,


der unſere Gutsbeſitzer vornehmlich abhält, ihren Unter
thanen die Viehweide und das Streurechen in ihren
Waldungen zu geſtatten, der ſie beſtimmt, lieber auf
den daraus zu ziehenden Vortheil (baares Geld, Ar
beitskräfte c) Verzicht zu leiſten, als ſich einem
möglichen größeren Nachtheile auszuſetzen. Sie fürch
ten nämlich die Verjährung und das daraus ent
ſtehende Recht der Unterthanen, die Waldweide und
Streu zu benutzen. -

Allein gegen dieſen allerdings möglichen Nachtheit


ſchützt eine zweckmäßige Güteradminiſtration") ſo voll
ſtändig, daß die Anführung jenes Beſorgniſſes zum
ſtillſchweigenden Bekenntniß wird, dieſe oder jene
Herrſchaft ſey wirklich ſchlecht adminiſtrit. Wo dieß
aber der Fall iſt, da wird das Grundkapital auch
- gewöhnlich noch auf ganz andere Art angegriffen und
das Uebel liegt nicht in der Möglichkeit, daß eine
ſolche Verjährung eintreten könne, ſondern allein in
der ſchlechten Adminiſtration, die ſolche Möglichkeiten
entſtehen läßt. - - -

Bei einer ungeordneten, planloſen, unrichtigen


Bewirthſchaftung der Forſte wird es natürlich ſchwe
rer fallen, Unordnungen, Mißbräuche zu beſeitigen,
& ---

*) Ideen über die Verwaltung landtäflicher Güter c. von


Rudolph Andre. Prag 1821 bei J. G. Calve. -
95

als bei einer wohlgeordneten planmäßigen, regel


mäßigen. Je vortrefflicher, je beſſer dieſe ſeyn wird,
deſto weniger wird die Waldweide, das Streurechen
ſchädlich werden, ja, deſto ausgedehnter wird die Be
nutzung ohne allen Nachtheil für den Holzwuchs ſelbſt
erfolgen können. – Unſtreitig dürfte nun wohl
die beſte, die vorzüglichſte Forſtbewirtſchaftung ſeyn,
welche in kürzeſter Zeit das meiſte und beſte Holz
erzieht; und welche Mittel zu dieſem Zwecke mir die
angemeſſenſten zu ſeyn ſcheinen, habe ich im erſten
Abſchnitte zu zeigen mich bemüht. -- -

Wenn ich alſo von der Möglichkeit, von der


Unſchädlichheit der Waldweide, des Streutechens c.
ſpreche, ſo geſchieht das, um recht ſicher zu gehen,
immer nur in Bezug auf die im erſten
Abſchnitt aufgeſtellten Grundſätze, und
wie recht gut eine Weide-, Streu- c. Nutzung ſich
mit beſter Holzzucht vertrage, wird daraus von ſelbſt
hervorgehen. :- - - >
Die verſchiedenen Waldnutzungen, welche die Unter
ſtützung der Landwirthſchaft zum Zwecke haben, laſſen
ſich abtheilen: - -

I. in ſolche, welche die Ernährung, und


II. in ſolche, welche die Unter ſtreu für die
Hausthiere beabſichtigten. -

Beide gewähren die weſentlichſte Aushülfe dem


Landwirthe.
In den nachfolgenden Blättern ſoll von Beiden
ausführlicher die Rede ſeyn; denn wichtig muß es
immer ſeyn, wenn . Mittel gefunden werden können,
g6 -

einen Theil des bisherigen Futters und der Streue


aus dem Walde zu beziehen, wodurch der bis dahin
verwendete erſpart, und zur größeren, anderweitigen
Produktion benutzt werden kann, :: -
: . . . . . . . - - - - - - -

I. Benützung des Waldes in Abſicht auf


Ernährung unſerer Haustiere
:: Setzen wir uns in die Zeiten zurück, als die
Waldungen noch vom Wild aller Art wimmelten, keine
Kunſt der der bloßen Natur überlaſſenen Holzzucht
zu Hülfe kam, und vergleichen wir damit die Forſte,
die auf uns kamen – ich meine die ſogenannten
Ur-Waldungen – ſo müſſen wir doch geſtehen, daß
ihr Zuſtand eben nicht der ſchlechteſte war und ob
gleich ich damit nicht ſagen will, daß wir ſie als
Muſter für unſere Wirthſchaft nehmen ſollen; denn
wir ſind weiter gerückt, und können in kurzer Zeit
durch zweckmäßige Unterſtützung der Natur mehr und
beſſeres Holz erziehen; ſo geht doch ſo viel hervor,
daß bei Ernährung von Tauſend und Tauſend Thie
ren dennoch der Holzwuchs durchaus nicht litt.
Wir dürfen nicht einmal ſo weit zurückgehen;
viele Waldungen haben erſt vor etwa 50 Jahren,
andere früher aufgehört, unſere Hausthiere zu ernäh
ren, ja es giebt noch jetzt große Forſte, welche die
ganze Sommer- und Winter - Nahrung für die ein
geforſteten Hausthiere von jeher bis zum heutigen
Tage lieferten. Unſere Wälder ſchreiben ſich daher
größtentheils alle noch von jenem Zeitpunkte her, in
97
welchem ſie unſere Hausthiere ernähren mußten, und
vergleicht man mit dieſem jene, welche, ſo zu ſagen,
nur einzig zur Holzzucht dienen, welchen bedeutenden
Unterſchied findet man? höchſtens den, welchen unſere
ſchlechte Bewirthſchaftung in Abſicht auf Abtrieb und
Nachzucht gegründet, keineswegs aber, der wegen Be
weidung entſtanden. Ich habe Walduugen geſehen,
welche, ſeit Holz in ihnen wächſt, nicht aufgehört
haben, das große und einzige Futtermagazin für alle
Hausthiere in ihrem Bezirke zu ſeyn, und ſie ſind
in beſſerem Zuſtande, als viele, die für Ernährung
unſerer einheimiſchen Thiere nichts hergaben. Die gute
oder ſchlechte Bewirtſchaftung, die nur allein vom
Forſtmann abhängt, bewirkt den beſſern oder ſchlechtern.“
Zuſtand der Wälder, und ohne dieſen im geringſten zu
beeinträchtigen, kann die Ernährung unſerer Hausthiere
eine außerordentliche Unterſtützung im Walde finden.“
2 Auf drei Arten kann dieſe Ernährung ſtatt finden:
1. Durch Weide. - - -
2. Durch Gras bei Hauſe. -e. -

* 5. Durch grünes und trockenes Laub bei Hauſe.


- 3" - - - - -- - - - - -
1. Die Weide unſerer Hausthiere im
Wald e. . . . . . . . . . .. . .
Es iſt ſo viel für und wider die Waldweide
geſchrieben worden, daß derjenige, dem es an Gele
genheit fehlt, eigene Erfahrungen zu machen, unent
ſchloſſen bleiben muß, ob er die Weide im Walde für
ſchädlich oder unſchädlich halten ſoll? Es läßt ſich im
Allgemeinen auch weder das Eine " das Andere ab- -
-
-

-“

ſolut behaupten, denn hier entſcheiden ganz allein nur


örtliche Verhältniſſe und die Art der Ausübung und
Mißbräuche können die Waldweide ebenſo ver
derblich machen, als ſie durch deren Beſeitigung ganz
unſchädlich wird. Der größte Schaden, den das Weide
Vieh verurſachen kann, beſteht darin, daß es die
Gipfel der jungen Bäumchen beſchädigt. Das thun
aber gar viele Thiere nur aus Hunger, z. B. die
Schafe, und das läßt ſich, wie weiter unten gezeigt
wird, vermeiden. Aber ſelbſt dieſes Gipfel-Abreißen
kann nur dann wirklich ſchädlich werden, wenn dieſes
an ein und demſelben Bäumchen oft nach ein
an der geſchieht, und dieß alle Stämmchen,
eines Beſtandes trifft. Verliert ein einzelnes Bäum
chen ſeinen Gipfel, ſo erſetzt ſich dieſer ſogleich im
nächſten Jahre ſchon wieder aus einem Seitentriebe,
und es iſt nur der Höhewuchs eines Jahres verloren,
keineswegs aber das Bäumchen ſelbſt oder nun gar
der ganze Beſtand. Nur ſorgloſer Weide; das
unausgeſetzte ſtete Eintreiben in einem und
demſelben jungen Orte, das iſt ſchädlich. Je
mehr Raum das Weidevieh hat, deſto weniger Scha
den macht es; man weiſe daher die möglichſt größte
Fläche zur Weide an, wodurch es natürlich ganz leicht
iſt, Schaden zu vermeiden, und man nicht nothwen
dig hat, junge Orte unausgeſetzt zu beweiden.
Nach Verſchiedenheit der Weide - Thiere ſind auch ver-,
ſchiedene Maßregeln nöthig, um den möglichen Nach
theil zu verhindern, der aus ihrer Nichtbeobachtung
erfolgen könnte. Allgemein paſſende Vorſchriften ſind.
-
> «99

daher nur wenige, aber nichts deſto weniger ſehr richtig,


weil ſie die Befolgung der ſpeziellen erleichtern, und
zum Theile ſichern. . . . . . .- -
Dieſe allgemeine Regeln bei der
Waldweide ſind:
1. Nur anerkannt, rechtliche und verläßliche Leute
- können als Hirten angenommen werden. -
2. Der Eigenthümer des fremden, weidenden Viehes
d: (oder die ganze Gemeinde) iſt für die Hand
>lungen der Hirten dem Forſtamte verantwort
- lich. Es iſt alſo eigner Vortheil, ſein Vieh
- nur zuverläſſigen, ordentlichen Menſchen anzu
i vertrauen. -
; 5. Der Hirte muß dem Forſtbeamten durch Hand
ſchlag verſprechen, alle ſeine Verfügungen genau
- zu befolgen, und im entgegen geſetzten Falle
ſich der geſetzlichen Strafe zu unterziehen. Hir
- ten in Eid zu nehmen, iſt mehr ſchädlich als
nützlich. Der Eid wird ihn um nichts mehr
- - zur Erfüllung ſeiner Pflichten aneifern, als
der einfache Handſchlag; und verletzt er ſeinen
Eid, worauf man bei ſolchen Menſchen immer
zählen muß, iſt man genöthigt, ihn als mein
eidig zu behandeln; und geſchieht das nicht,
dann hilft der Eid nichts, im Gegentheil be
trachtet man den ganzen Eid nur als leere
- Form. - - - -

4. Der Hirte darf nicht eher einweiden, bevor ihm


nicht vom Forſtbeamten in Begleitung des ein
ſchlagenden Revierbedienten, genau die Hütungs
G2 -
1 OO

Gränzen vorgewieſen und die beſondern Weide


---
Regeln bekannt gemacht ſind. . . ?

5. Der Hirte muß verſprechen, allen Schaden, den


ſein Weidevieh anrichtet, in kürzeſter Zeit dem
einſchlagenden Forſtbedienten genau anzuzeigen,
wogegen ihm vom Forſtamte verſprochen wird,
in dieſem Falle ihn von allem Erſatz und aller
Strafe zu entheben. a

6. Im Gegentheil, wenn der Hirte durch ſein Vieh


verurſachten Schaden verheimlichte, ſoll er vollen
Erſatz zu leiſten haben und beſtraft werden.
"Dieſe zwei Punkte ſind ſehr richtig. Sie zwin
gen den Hirten zur ſteten Aufmerkſamkeit, in
welchem Fall nur wenig Schaden geſchehen wird;
und auf der andern Seite kann der Forſtbe
diente, wenn er ſogleich vom verübten Schaden
unterrichtet iſt, ſolche Maßregeln ergreifen, welche
die Wiederholung hindern. Oft macht das
* Vieh Schaden, ohne Verſchulden des Hirten;
da wäre es unbillig, dieſen zu beſtrafen; aber
die Verheimlichung, die Nicht- Anzeige iſt
T: ſtrafbar. -

7. Der Forſbediente muß die Weideorte fleißig


begehen, um den Hirten zur Ordnung und
Aufmerkſamkeit anzuhalten, und etwa verheim
lichten Schaden zu entdecken.
8. Der Hirte verſpricht, gelegenheitlich entdeckte
Wald- und Wild- Frevler ſogleich zur Anzeige
zu bringen; im entgegen geſetzten Falle wird
der Hirte als Mitwir und Hehler behandelt.
-
-
I O.

9. Feuer darf der Hirte nur auf jedesmalige ſpe


zielle Erlaubniß im Walde machen.
1o. Bevor die Weide angeht, wird ein ordent
licher Tarif über die Strafen verfaßt, und
- die Einhut nur dann geſtattet, wenn der Hirte,
- eigentlich der Eigenthümer des Viehes, ſich
ſchriftlich verbindlich macht, im eintretenden
Falle ſich dieſem Straf- Tarife zu unterwerfen.
s: So ein Kontrakt ſchützt vor allen Prozeſſen.
- Das dürften ſo ziemlich die nöthigſten, allge
meinen Vorſichtsmaßregeln ſeyn. Ihnen muß ſich
auch der herrſchaftliche Hirte, der obrigkeitliches Vieh
hütet, ſo gut unterwerfen, als der des Bauern,
des Unterthans. Größte Gewiſſenhaftigkeit von Seiten
des Forſtbedienten iſt unerläßlich, damit weder Schäden
geſchehe, noch aber der Hirte beſtraft werde, wenn
des erſteren eigene Nachläſſigkeit, oder ein Anderer
an dem verurſachten Schaden Schuld wäre; er muß
durch ein durchaus rechtliches, aber dem ohngeachtet
gefälliges Betragen gegen die Hirten ſich deren Ver
trauen zu verſchaffen ſuchen, und überhaupt dieſe dahin
zu bringen wiſſen, daß ſie ihm zu Liebe Alles ver
meiden, was Schaden bringen könnte. Barſches, rohes,
ungerechtes Benehmen bringt auch den Ungebildeten
auf; Nachläſſigkeit, Erbitterung, ja ſelbſt Rache von
Seite des Hirten kann aber von den verderblichſten
Folgen für den Wald werden! –
:: So viel über die Weide im Allgemeinen. Ich
komme jetzt auf die verſchiedene Benutzung derſelben
für die einzelnen, zu weidenden Thiere.
1O2 - -

'a. Weide des Rindvieh es im Walde.

. . Es kann wohl Niemand mehr als ich von den


Vortheilen der Stallfütterung überzeugt: ſeyn; aber
dennoch ſpreche ich auch der Weide das Wort. Würde
man dieſe gänzlich und überall aufheben wollen, ſo
ſchlüge man der Landeskultur eine unheilbare Wunde.
Ich habe hier ganz beſonders die höhern Gebirgs
Gegenden im Auge. In der Regel hat da der Land
mann wenig und ſchlechtes Ackerland ; es iſt nicht hinrei
chend, ihn zu ernähren; Feldbau iſt nur Nebenſache; er
bedarf nicht viel Dünger und dennoch hat er an dieſem
keinen Mangel, auch wenn das Vieh beſtändig auf
der Weide iſt, weil in den ausgedehnten Forſten ſol-,
cher Gegenden der Wald genug Dünger liefert. Da
gegen iſt Viehzucht das Haupterwerb, welche durch
den üppigen Graswuchs in dieſen feuchten Gebirgs
Gegenden, beſonders im Walde ganz außerordentlich
begünſtigt wird. Aber auch hier ſetzt ſich das eigen
ſinnige Vorurtheil ſo manches Forſtbefehlshabers einer
größern Waldbenutzung entgegen! - Er läßt das Gras
lieber verfaulen, und dadurch die natürlichen Wald
Düngungsmittel ſich noch um eines vermehren, als daß
er-Wohlthäter der armen Gebirgs- Bewohner würde!
Das Geſchrei ſo vieler Forſtmänner: Die Rindvieh
Weide iſt dem Walde höchſt verderblich! – widerlegt
-

die tägliche Erfahrung. Wächſt ein beweideter Wald


auf, der verdorben iſt, ſo iſt daran gewiß nicht die
Weide, ſondern die Art der Verjüngung, der Erziehung
und Behandlung Schuld. Unter unſern Augen ent
-
95
ſtehen bei aller Weide die herrlichſten Beſtände, die
allermeiſten unſerer Forſte, alle Urwälder ſind unun
terbrochen beweidet worden!“ Bei einiger Vorſicht kann
aller Schaden vermieden werden. Dahin rechne ich:
1. Es darf nicht eher die Weide beginnen, bevor
nicht hinreichender Graswuchs vorhanden; und
ſie muß enden, ſobald das Vieh nicht mehr
vollkommene Sättigung durch das Gras erhält.
Es iſt hier gerade wie bei der Schafweide. Der
Hunger zwingt das Vieh, Holzpflanzen anzugreifen.
2. Dieſelbe Bewandniß hat es mit der Weide
bei naſſem Wetter, an Regentagen. Da müſſen
alle junge Orte ſorgfältig vermieden werden, und
* nur in ſolchen Beſtänden darf die Weide ſtatt
finden, deren Gipfel dem Maule des Viehes
völlig entwachſen ſind. ** -
3. Außerdem können auch junge Orte durch das
Rindvieh beweidet werden. Man treibe es lang
ſam durch, das Jagen, wie das ganz ſich ſelbſt
überlaſſen, vermeide man. Im erſten Falle
beißt das Vieh links und rechts nach allem
Grünen, rennt unſinnig umher und zertritt viel;
im andern Falle ſieht es bald Abwechslung im
Fraß und kann ſo aus Uebermuth Holzpflanzen
angreifen.“ - - - -- - --- --- --
4. Man beſuche aber überhaupt ſolche ganz junge
Orte, die dem Viehe noch nicht entwachſen ſind,
nicht zu häufig; je nachdem der Graswuchs
mehr oder weniger ſtark iſt, alle Woche, alle
14 Tage, alle Monate nur einmal. - -
A94
: 5. Der Hirte habe genaue Acht, und zeige ſolche
„Kühe ſogleich an, welche aus Lüſternheit nach
- allen Gipfeln greifen „ja, wenn ſie dem Thiere
entwachſen ſind, das Bäumchen, wie man ſich
ausdrückt, niederreiten, wenn es noch ſchwach
genug iſt, um nur den Gipfel zu bekommen
2. Solche naſchhafte Kühe müſſen aus dem Walde
- entfernt werden. Zum Glücke ſind ſie nicht ſehr
- häufig; ſie laſſen aber dieſe böſe Gewohnheit
nicht wieder. . . . . . . . .
6- Die Ruheplätze müſſen auch nur an ſolchen
- Orten angewieſen werden, wo das Vieh keinen
- Schaden machen kann; wo alſo die Gipfel voll
- kommen dem Maule entwachſen, und die Bäum
- chen bereits ſo ſtark ſind, daß das Vieh ſie nicht
mehr biegen kann. . . .. . . . . -

b. Pferde sie im ºstde


Die Weide der Pferde im Walde kann oft eine
große Wohlthat für die Bauern ſeyn. Bei Futter
Mangel können nur dadurch dieſe nützliche Thiere er
halten werden. Freilich gehört dieſer Fall unter die
Ausnahmen, aber auch dann iſt die Weide von außer
ordentlichem Nutzen. Uebrigens gelten alle die Regeln,
die bei der Weide des Rindviehes angegeben ſind.
- - - - -- - ,
-
-
c. Weide der Schafe,
- - - -- -

Die Schafzucht, immer vortheilhaft, hat ſeit der


ſo allgemein fortſchreitenden Veredlung der Wolle eine
große Wichtigkeit erhalten. Jeder Gutsbeſitzer hat
195

ſeine Heerde zu vermehren geſucht, und würde ſie


gerne noch vergrößern, wäre nur hinlängliche Weide
für ſie vorhanden. Vielleicht finden ſich Manche, durch
meine Bemerkungen veranlaßt, Verſuche mit der Wald
Weide zu machen, und erhalten durch ſie Mittel, ihren
Schafſtand erhöhen zu können. . . .
Warum ſoll das Schaf in forſtmänniſcher Hin- -
ſicht nicht im Walde weiden? Der Weidſpruch: Das
Schaf hat einen goldnen Fuß, aber ein giftiges Maul,
iſt wirklich ein recht abgeſchmackter Weidſpruch!
Alles in der Welt kann ſchädlich werden, durch
unrechte Anwendung, durch Mißbrauch! aber deßhalb
iſt des Schafes Maul ſo wenig giftig, als ſein Fuß
golden; ja letzterer kann an ſteilen, ſandigen Abhängen
durch das Abtreten der obern guten Erde ſehr nach
theilig werden, weil dadurch dem Regen, dem Waſſer
bei Thauwetter freies Spiel gemacht wird, ſolche
Hänge nach und nach ganz abzuwaſchen bis auf den
nackten Felſen, u. ſ. w. Haben denn aber unſere
Wälder lauter ſolche ſteile Abdachungen ? und kann
man denn dieſe, wo ſie vorhanden, nicht vermeiden?
- Der Einwand: „die Schafe ſind den jungen
Holzpflanzen ſchädlich, ſie verbeißen ſie,“ hat doch
einige Wahrſcheinlichkeit, und auch zum Theil die Er
fahrung für ſich, beruht aber auch beim Licht beſehn,
mehr auf Vorurtheil und iſt nicht allgemein richtig:
Gar viele haben dieſe Beſchuldigung gegen die Schafe
nachgebetet, ohne je ein Schaf im Walde geſehen, noch
weniger unbefangen beobachtet zu haben. Ich ſelbſt,
ich geſtehe es frei, war keiner andern Meinung; bin
1 b6 -

aber nun, nach mehreren gemachten Erfahrungen, ganz


davon zurück gekommen, und habe die Ueberzeugung
erhalten, daß, bei einigen Vorſichtsmaßregeln, das
Schaf dem Walde ganz und gar keinen Schaden zu
füge. Ich will erzählen, wie ich mein Vorurtheil
abgelegt. - -

Im Jahre 1822 war der Frühling ſehr trocken,


viele Schafweiden ohne Gras. Auf meinen Vorſchlag
wurde eine Heerde von 4oo Stücken in den Wald
eingetrieben, nachdem ich früher die Hütungsgränzen
genau vorgezeigt und kenntlich gemacht hatte. Der
Waldbeſtand theils aus hohem, ſchlagbarem Holze, das
nicht ganz dicht ſtand, aber doch vollkommen geſchloſſen
war. Der Graswuchs nur ſpärlich; die Lage theilseben,
theils etwas abhängig, gegen ein ſchmales Thal zu oben
etwas ſteiler. Dieſes ſchmale Thal war verhegt, da
es ſich von dem ſtehenden Orte zu beiden Seiten
anfliegen ſollte. Nur am obern Ende deſſelben ge
ſtattete ich den Durchtrieb auf die andere Seite des
Waldes, der hier am Abhang aber auch ausſchlag
baren Tannen und etwas Fichten beſtand; die Ebene
hatte jüngeres, zum Theil Stangen-Holz, mit vielen
ganz jungen Bäumchen vermiſcht, wie überhaupt der
ganze Beſtand ſehr ungleich, und viel Laubholz einge
ſprengt war; im Ganzen hatte hier doch das domi
nirende Holz ſchon eine ſolche Höhe, daß die Gipfel
dem Maule der Schafe längſt entwachſen waren.
Ganz gegen meine Erwartung ließen die Schafe die
jungen Laub- und Nadelholzpflanzen unberührt; aber
wirklich überraſcht war ich, als ich, da die Schafe
- ro7
ſchon öfter hin und her gegangen waren, den ſchmalen
Durchtrieb im engen Thale beſuchte. Dieſe Stelle
hatte einen ziemlich ſtarken Graswuchs, der war jetzt
gänzlich verſchwunden, die Schafe hatten Alles bis an
die Erde weggefreſſen; aber dadurch wurden viele
junge Fichten und Tannenpflanzen auf einmal ſicht
bar, die man früher im dichten Graſe nicht ſah, und
welche die Schafe ſtehen gelaſſen hatten; die Pflänz
chen waren einjährig, heils älter, wenige nur Span
nen hoch. Später wurden wohl einige Pflanzen zer
treten, was aber bei dem täglichen Durchtrieb und
der engen Paſſage für ſo viele Thiere wohl gar nicht
anders möglich war. -
In demſelben Frühjahre wurde zur Arrondirung
einer Schafweide ein, - früher mit Nadelholzpflanzen
ausgeſetzter, ehemaliger Acker der Weide zugetheilt.
Die Setzlinge wurden ausgegraben und auf eine nahe
Blöße geſetzt. Es blieben jedoch noch mancherlei, be
ſonders verputtete Pflanzen ſtehen, und vom ſtehenden
Orte hatten ſich viele 1 – 2 Zoll hohe Tannen
angeflogen. Die Schafe wurden eingetrieben, ſie
fraßen begierig alles Gras rein weg, ließen aber all
Holzpflanzen unberührt. - - - -
Ein hochgelegener Hof hatte im Sommer groß
Noth; die Schafweiden waren der erwähnten Trocken
heit wegen ganz dürr, die Schafe mußten immer
noch im Stalle mit Futter unterſtützt werden, weil ſie
ſich draußen nicht ſatt freſſen konnten. Es war eine
Mutterheerde von 27o und etlichen Stücken. Die
Noth an hinlänglicher Nahrung war Urſache, daß keines
*08 - -
dieſer Thiere zum Widder verlangte. Ohnweit dieſes
Hofes und von der einen Seite an die Schaftrift, .
von der andern an Feldern und von der dritten Seite
an das hohe Holz angränzend liegt eine mit Kiefern
und etwas Lerchen angeſäet geweſener Acker, etwas
über 5 Metzen groß. Die Kiefern ſind etwa 5
Schuh und darüber hoch, obgleich auch jüngere Kiefern,
Tannen, Fichten und bis zur einjährigen Pflanze hinab
überall vorhanden waren. Die dominirenden Bäum
chen ſtanden für eine Saat ſehr weit von einander,
und das Ganze glich eher einer Pflanzung. Der
Boden war aber mit den herrlichſten Kräutern, beſonders
aber mit mehreren ganz vortrefflichen Klee-Arten
bedeckt. In dieſen Ort nun ließ ich die benannte
Mutterheerde in meinem Beiſeyn einhüten. Die
Schafe waren auf der anſtoßenden Schafweide; ich
ließ ſie, ohne daß ſie getrieben wurden, ganz ruhig
und ſich ſelbſt überlaſſen, in den Kiefern- Mais hinein
gehen. Ich wich nicht von der Stelle, und beobach
tete ſie genau. Sie mochten wohl bei ſehr geſegnetem
Appetite ſeyn; ſie fielen gierig über die wohlſchmecken
den Gräſer und Kräuter her, die Holzpflanzen ließen
ſie aber unberührt. Nur einige verkrüppelte Saal
Weiden 1 – 1 # Schuh hoch, die einzeln hie und
da ſtanden, blieben nicht verſchont. Manches, aber
auch nicht jedes Schaf, nahm ein Maul voll im vor
beigehen davon. In dieſem Kiefern- Maiſe weideten
nun die Schafe den ganzen Sommer hindurch Tag
täglich bis zur Stoppelweide, ohne daß der geringſte
Schaden verurſacht worden wäre: :
- - 1 og
Derſelben Heerde, weil ihr dieſe, nur etwas
über 5 Metzen große Kultur natürlich nicht zulangte,
gab ich noch einen zweiten Ort, eine Fichtenpflanzung,
zur Weide ein. Sie lag von erſterer nicht weit ent
fernt, von hohem Holze eingeſchloſſen, war etwas weit
läuftig mit klafter-, auch mehr hohen Fichten beſtan
den, zwiſchen welche ſich junge Fichten, Tannen, Kiefern
angeflogen hatten, die im Durchſchnitte etwa 1 Schuh
hoch waren. Der Graswuchs war hier beſſer, als am
andern Orte, weil der Boden da feuchter, an jenem
trocken iſt. Auch hier weideten die Schafe bis zur Stop
pelweide, ohne allen Schaden für die Holzpflanzen.
Im Jahre 325 wurde einer-Heerde von 5öö
Stücken, vom Juni angefangen, ein enges, reichlich
mit Gras bewachſenes Thal mitten im Walde, zur
täglichen Weide eingegeben. . . . . - --
- Es war in den Jahren 1834 und 1822 ſtreng
verheegt, und mit etwas Nadelholzſämen angeſäet
worden. Es war ſehr ſchwer, in dem dichten Graſe
die jungen Pflanzen alle zu ſehn. Nachdem die ganze
560 Stück ſtarke Heerde, bereits ſeit mehr als 4.
Tagen, in dieſes Thal Tagtäglich eingeweidet worden,
wo die Thiere den ganzen Tag zubrachten, beſuchte
ich mit meinem Bruder, dem damaligen Wirthſchafts
Direktor Rudolf André, gegen die Mittagszeit die
Heerde auf ihrer Weide. Sie befand ſich grade an
einer kleinen Anhöhe, die mit fingerlangen, präch“
tigen Tannenpflänzchen angeflogen war. Alle Wider
ſacher der Schafweide im Walde, alle Anhänger des
Weidſprüchleins: „Das Schaf hat ein giftiges Maul“
B 1
Aa

u, ſ.w, hätte ich gerne an meine Seite gewünſcht;


ich wette, ſie wären mit einem Vorurtheile weniger
heimgegangen! Alles Gras um die jungen Tannen
herum fraßen die Schafe rein weg, den Holzpflänz
chen ſelbſt wichen ſie behutſam aus. Lange verweil
ten wir bei ihnen; oft glaubten wir, wenn das
Schaf das Gras zwiſchen mehreren eng beieinander
ſtehenden Pflänzchen herausholte und dieſe nothwendig,
vom Maule berührt werden mußten, daß jetzt wohl“
eines oder das andere der jungen : Tannen vom,
Schafe abgebiſſen werden mußte, aber vorſichtig wußte
das Thier jedes zu ſchonen; keines wurde beſchädigt!
Auf unſerem Hin- und Zurückwege durch dieſes bewei
dete Thal, ſahen wir die jungen Tannen, Fichten und
Kiefern unverzehrt, zwiſchen dem abgefreſſenen Grafe:
ſtehen! – : Das ſind Thatſachen, die beweiſen, daß
es doch auch Fälle geben könne, in welchen die Wald
Weide der Schafe ganz unſchädlich ſey. Und doch
habe ich ſelbſt ſchon mehr als einen Ort geſehen, der
durch die Schafe gänzlich ruinirt wurde. Dieſer an
ſcheinende Widerſpruch läßt ſich aber leicht erklären,
und es ſteht nur ganz allein in unſerer Macht, durch
richtig gewählte Vorſichtsmaßregeln die Waldweide
unſchädlich zu machen, ſo wie es in den oben ange
führten Fällen wirklich der Fall war. . . . . . E
º, - -
Beſondere Vorſichtsmaßregeln bei der
- - Schafweide im Walde.
- ::

. Es kann hier vornämlich nur von jungen Orten


die Rede ſeyn, in welche die Schafe eingehütet
A. 11.
- s - s

werden ſollen; denn nur in dieſen können ſie wirk


lichen Schaden anrichten. : '':

Im hohen Holze (Samenſchläge, und wären ſie


erſt dieſes Jahr angelegt, und ſelbſt noch nicht beſamt,
gehören nicht zu dieſem) iſt das gar nicht möglich,
was könnten ſie hier verderben? – Etwa den vor
handenen ohnehin ſchon verdorbenen Unterwuchs? Das
wollen wir ihnen herzlich gerne gönnen! er wird ja
- ohnehin bei Anlage des Holzſchlags herausgehauen.
- Bei der Schafweide in jungen Orten iſt fol
gendes zu beobachten: Ganz junge Beſtände, in
welchen das Schaf den Gipfel noch erreichen
und dieſen abreißen könnte, dürfen nur
dann beweidet werden, wenn: - --
2. So viel Gras bereits gewachſen, daß das Schaf
- „auf dem Boden hinlängliche Nahrung
3 findet, und nicht etwa aus Hunger ge
- zwungen iſt, die Holzpflanzen anzugreifen.
3 Aus demſelben Grunde muß im Herbſte die
Weide ſogleich eingeſtellt werden, wenn das
Gras verwelkt, hart und ungenießbar wird.
::: Denn auch dann zwingt der Hunger, an den
. . . Holzpflanzen zu nagen. . .. . . .
2. Ebenſo müſſen ſolche junge Orte bei naſ
- ſem, bei anhaltendem Regen-Wetter
sº gänzlich vermieden werden, und die Schafe ſind
- entweder bei Hauſe zu füttern, was beim edlen
- Vieh ohnehin geſchieht, oder in ältere Beſtände
s:... einzutreiben. Naſſes Gras freſſen die Schafe
- durchaus nicht gerne; ſie greifen dann zu den
N
II2

r, Holzpflanzen. Ihr Inſtinkt ſcheint ſie bei


- naſſem Wetter zum benagen und freſſen der
. . jungen Triebe zu reizen, weil ihnen bei ſolcher
Witterung dieſe Nahrung ſehr zuträglich iſt.
Das Wildthut daſſelbe. In ältern Beſtänden,
- wo der Gipfel dem Maule bereits entwachſen,
mögen ſie dann immerhin an den Zweigen und
* Seitentrieben nagen, das ſchadet der Pflanze
nichts, oder doch wahrhaftig nicht viel."
- 5. Beim Eintriebe ſelbſt beobachte man die Regel,
- die Schafe möglichſt breit einzuhüten, und
** ſie ruhig weiden zu laſſen, damit ſie ſich ge
* hörig ausbreiten können. Iſt der Eintrieb eng
und ſchmal, müſſen die Schafe ſehr gedrängt,
* und können nur wenige auf einmal in den
fiſ Mais hinein gehen, dann fallen die letztern
- mit zu viel Begierde über alles Grüne her,
und es iſt nicht zu vermeiden, daß hierbei gar
- manche Holzpflanze mit abgebiſſen werde. Das
- ſelbe geſchieht, wenn ſie ſchnell getrieben werden,
- wenn ihnen nicht Zeit gelaſſen wird, ſich ihr
Futter mit Muße auszuſuchen. Im ſchnellen
Vorbeigehen ſchnappen ſie dann nach allen
"" Seiten, beißen nach allem Grünen; nicht zu
* gedenken, daß durch ſo gedrängtes Gehen un
vermeidlich manche Holzpflanze mit niederge
treten oder abgeſtoßen werden muß." Vor
dem zu beweidenden Orte laſſe man die Schafe
in möglichſt ausgedehnter langer Linie ſich aus
:: : . - - : . . -
t
113

breiten, und ſo ruhig hinein gehen; während


der Weide überläßt man ſie ganz ſich ſelbſt.
4. Sollten demohngeachtet die Schafe junge Holz
Pflanzen angreifen und beſchädigen, ſo muß der
Schäfer das Vieh ſogleich aus dem Orte treiben
und entweder außer dem Walde bleiben, oder
in ältere Beſtände einhüten, wo das Schaf .
den Gipfel durchaus nicht mehr erreichen kann,
und die Sache ſogleich dem einſchlagenden
-- Forſtbedienten melden, damit der auf der
3 Stelle die Anzeige genau unterſuche, und
-- die gehörigen Vorkehrungen treffe. Oft ſind
es nur einzelne Schafe, die aus Näſcherei
-*
- Holzpflanzen benagen, - - - -
5. In ökonomiſcher Hinſicht dürfte nöthig ſeyn,
- die Schafe, ſo lange ſie noch in der Wolle
- ſind nur ſolche Orte beweiden zu laſſen, wo
ſie ihre Wolle weder verunreinigen durch abfal
- lende Nadeln u. ſ.w., noch ſie verlieren können
in ſehr dichten zugedrängt - ſtehenden zugeſchloſs
ſenen Beſtänden. . . . . . .. . .- ..
--

- d. siegen- Weide im Walde.


Ziegen im Walde iſt den meiſten Forſtmännern
ein Gräuel! Noch allgemeiner und lauter - wenn es
möglich iſt – erhebt ſich die Stimme gegen dieſe Haus
Thiere, als gegen die Schafe. An gar vielen Orten
iſt das Halten der Ziegen ſogar aufs ſtrengſte verboten,
So z. B. für Böhmen durch die Waldordnung
vom 5. April 1754, und durch die k. k. Gubernial
/
1 14

Verordnung vom 8. Juni 1787. Mich däucht, man


gehe auch hierin ſicherlich zu weit und ſchade dem
Allgemeinen mehr durch dieſe Uebertreibung, als man
dadurch, dem Wald nütze ! : Ziegen ſind für den
Armen eine große Wohlthat, und ihre Zucht nützlicher,
als mancher vielleicht beim erſten Anblick zu glauben
geneigt iſt. Auch dem allerärmſten Ländbewohner
ſind Kartoffeln, Holz und Milch ganz unentbehrliche
Bedürfniſſe. Wer nicht ſelbſt ein Stückchen eigenthüm
liches Land beſitzt, wer nicht ſo viel zu pachten ver
mag, daß er darauf, ſeinen Bedarf an Kartoffeln,
erbauen, darauf eine Kuh ernähren kann, was ſoll
der anfangen ? ++ Gegen gewiſſe zu leiſtende Hand
Arbeit bei der Ernte 2c. c., überläßt der Bauer dem
Armen ein Stückchen Feld auf Kartoffeln; im herr
fchaftlichen Walde ſammelt er ſich doch notdürftig
ſeinen Bedarf an Klaubholz, aber Milch? Der Verbot
des Ziegenhaltens hat es dahin gebracht, daß ein
Jeder, und wenn er auch nicht Hand breit Land hat,
dennoch eine Kuh, oft ſogar mehrere im Hauſe hält.
Das verbietet Niemand; kein Menſch frägt: mit was
er die Kuh ernähre? Er baut kein Futter, kauft
keines, und dennoch iſt ſeine Kuh kugelrund, gibt
beſſern Nutzen an Milch und Butter, als die Kühe
des reichſten Bauers, gar oft ſelbſt als die obrig
keitlichen im Maierhofe.- Ziegen duldet man nicht;
aber das, daß ſo ein Kuhbeſitzer ohne Land allen
Grundbeſitzern zur Laſt ſey, daß er ſeine Kuh am
Stricke, trotz dem geſetzlichen Verbote, überall herum
weide, nur nicht auf ſeinem Eigenthume; denn er
1 15
hat keines auf Feldern und Wieſen, an Wegen, über
all wird die in ſo vieler Hinſicht nachtheilige ſogenannte
Strickel-Weide ausgeübt; ſo müſſen die geſammten
Grundbeſitzer dem Kuhhalter ohne Land das ganze
nöthige Sommer- und Winterfutter liefern; durch
Diebſtahl ernährt er das ganze Jahr hindurch ſeine
Kuh. Iſt das nun wirklich beſſer, als wenn der
Arme Ziegen hielte? Eine gute Ziege liefert ſo viel,
oft noch mehr Milch, als eine gewöhnliche, elende
Landkuh; aber geſetzt, es müßten ſtatt einer Kuh
drei Ziegen erforderlich ſeyn, ſind dieſe drei Ziegen
nicht viel beſſer zu ernähren, als eine einzige Kuh?
Und warum verbietet man das Ziegenhalten? Wie
vermeidet man allen Nachtheil, den Ziegen verurſachen
können, beſonders für den Wald? – Meines Erachtens
durch folgende Vorſichtsmaßregeln: **
1. Man gebe nur ſolche Orte zur Weide ein, die
dem Maule der Ziegen völlig entwachſen ſind.
Sehr gerne pflegen dieſe Thiere an die jungen
Bäumchen hinanzuſteigen, und dadurch dieſe
entweder umzubiegen, zu brechen, oder die Ziege
- erreicht dadurch den Gipfel und beißt ihn ab.
Anderthalb bis zwei Klaftern Höhe muß we
nigſtens der Beſtand erreicht haben, ſoll er an
ſeinen Gipfeln unbeſchädigt bleiben.
* 2. Die Ziegen müſſen immer gut bei einander
- gehalten werden, daß ſich keine verlaufe und
einzeln Schaden thue.
z. Der Hirt muß ein wachſames Auge auf die
jenigen Näſcher haben, die beſonders in Laub
H2
1 16 -

- Holzbeſtänden, die jungen Bäumchen ſo gern


entrinden, abſchälen; den Schaden ſogleich
melden - und die Thäter bezeichnen, damit ſie
- von der Weide junger Laubholzbeſtände aus
- geſchloſſen bleiben. Durch Aufmerkſamkeit und
Thätigkeit kann aber der Hirt dieſes Benagen
der Rinde faſt gänzlich verhüten, beſonders wenn
er die Ziegen an ſolchen Orten ſtäts in Be
,wegung erhält, und ſie nur in Nadelholz- oder
ältern Beſtänden ſich ausruhen, lagern läßt.
4. Jede Ziege, die ſich an unrechten, an verbo
- tenen Orten erblicken läßt, ſchieße man, wie
es die oben angezogenen höchſten und hohen
Verordnungen vorſchreiben, ſogleich todt. Das
wirkt! In der Regel iſt ein Opfer hinreichend,
- die Ziegenhalter aufmerkſam und ordentlich zu
- machen. Dieſe Strenge iſt aber nothwendig,
ſoll aus der zugedachten Wohlthat für die Armen
nicht zuletzt Verderben für den Wald erwachſen.
-
Ueber die nöthige Vorſichtsmaßregeln wegen Laub
ſtreifen c. für die Ziegen, ſiehe weiter unten,
e. Weide der Schweine im Walde.
Das Eintreiben der Schweine in
die Wälder iſt
in der Regel für höchſt ſchädlich erklärt worden, und
man geſtattet es nur ausnahmsweiſe, wenn ein ſoge
nanntes Maſtjahr eingetreten iſt.
Was trägt denn nun aber das Gerathen der
Bucheln und Eicheln zur Unſchädlichkeit der Schweine
Weide bei? Etwa, daß dieſe Thiere dann mehr
- -
1 17

Nahrung im Walde finden? – Wie können die


Schweine ſchädlich werden? Einzig nur dadurch, daß ſie
beim Wühlen in der Erde junge Pflanzen und die Wurzeln
beſchädigen. Wühlen denn nun bei einem Maſtjahre die
Schweine nicht auch? Iſt das nicht ein arger Wider
ſpruch? Aber hat es nicht Waldungen gegeben, die ſonſt
von wilden Schweinen gewimmelt haben; wie ſind denn
die aufgekommen? Gar oft beſtehen unſere Uebel, an
denen wir zu leiden vorgeben, nur in der Einbildung.
Wir ſind oft ſo von Vorurtheilen umgeben und verblen
det, daß wir ihnen zu gefallen oft die größten Inkon
ſequenzen begehen! Hier nur ein Beiſpiel:
Einem Forſtmann, der der größte Widerſacher der
Schafweide im Walde war, wurde im Herbſte ein
junger Kiefern- und ein älterer Fichtenort gezeigt, und
ihm, um ihn von der Unſchädlichkeit der Weide zu
überzeugen, geſagt: Hier haben die Schafe den ganzen
Sommer hindurch geweidet und ſich gütlich gethan,
ohne den allergeringſten Schaden für den Holzbeſtand.
Nach genauer Unterſuchung des ganzen beweideten
Ortes ſagte dieſer Forſtmann: „Ja, das iſt wahr,
geſchadet hat die Weide nichts, aber genützt auch
nichts! – und ehe ich mit meinem Wiſſen und
Willen Schafe in dem Walde weiden ließe, will ich
mich lieber prügeln und aus dem Dienſte jagen
laſſen!“ – Und das Jahr darauf lud derſelbe Forſt
mann nicht nur alle Schweine der Herrſchaft, ſondern
auch die Heerden mehrerer böhmiſcher Viehhändler in
ſeine Forſte zur Buchelmaſt ein! Zu ſolcher konſe
quenten Inkonſequenz verleiten vorgefaßte Meinungen,
* 18

eingewurzelte Vorurtheile! – Werden die Waldungen


nach den im erſten Abſchnitt aufgeſtellten Grundſätzen
und Regeln erzogen und behandelt: dann tragen, wie
ich das ſchon erwähnte, unſere Waldbäume, haben ſie
einmal das gehörige Alter hierzu erreicht, gewiß faſt
alle Jahre, verſteht ſich mehr und weniger Samen;
mithin haben wir faſt alle Jahre Bucheln- und Eichel
Maſt. Aber auch davon ganz abgeſehen, und in
Forſten, wo keine Buchen und Eichen ſind, würde ich
dennoch die Waldweide der Schweine in mein Nutzungs
Syſtem förmlich aufnehmen,
Die Schweine nähren ſich nicht allein aus dem
Pflanzen-, ſondern auch aus dem Thierreiche. Sollte
wirklich die Baummaſt nicht gerathen ſeyn; ſo fehlt
die Erdmaſt doch nie. Und durch die Vertilgung ſo
vieler Inſekten, ja auch vieler Mäuſe machen die
Schweine den kleinen Schaden wieder gut, den ihr
Wühlen den Baumwurzeln zufügt; und das Aus
wühlen junger Pflanzen kommt hier in gar keinen
Betracht, weil die Schweine junge Orte nicht bewei
den, und in alten der vorhandene Unterwuchs bei der
- Verjüngung ohnedieß weg muß.
- Unter folgenden Bedingungen können die Schweine
jährlich die Waldweide beſuchen: . . -
*. Nur in hohen, geſchloſſenen, in ſolchem Alter ſtehen
- den Beſtänden, die bereits Samen tragen, dürfen
Schweinegeweidet werden; alle jüngere Orte, ſo
wie die Samenſchläge, ſind ſtreng zu verhieten.
2. Die Schweine ſind ſtets gut bei einander zu
- halten, damit ſie ſich nicht verlaufen,
119

5. Sie müſſen in ſtäter leichter Bewegung erhalten


werden, damit ſie nicht zu ſtark und zu tief
wühlen. .
--
4. Der Forſtbeamte muß genau Ruheplätze bezeich
- nen, wozu die älteſten, ſtärkſten Beſtände gewählt
werden. . . . . . .
5. Eben ſo müſſen die Wege genau vorher ausge
wieſen werden, auf welchen die Schweine zum
Waſſer zu treiben ſind.
6. Zur Vermeidung alles unterſchleifes iſt jedes
einzutreibende Schwein mit einem glühenden
Eiſen zu brennen.
7. Nur an den angewieſenen Orten, und nur von
angewieſenem Holze darf der Hirt Feuer

f. Weide des zahmen Gefüges.


Es dürfte auffallen, das zahme Geflügel im
Walde weiden zu wollen; es kann jedoch Fälle geben,
welche eine ſolche Weide ſehr empfehlen dürften,
„ Ich habe hier ganz vorzüglich : . .
eine Truthühner - Zucht im Großen vor
Augen. . . . . . . . .
» Eine ausführliche Anweiſung, wie eine ſolche am
vortheilhafteſten einzurichten, findet man in Bechſteins
Maturgeſchichte der Vögel: Deutſchlands, unter dem
Artikel: Truthahn. Daſſelbe läßt ſich aber auch eben
ſo gut für Faſane für Gänſe und anderes Haus
geflügel anwenden. Sind nun die jungen Truthühner

«
, -

120 /

ausgekrochen, und die einzelnen Bruten zuſammen


geſtoßen, ſo bietet dann der Wald die herrlichſte Gele
genheit dar, ganze große Heerden zu weiden und zu
ernähren, Gras, Beeren, Samenkörner und beſonders
Inſekten und Würmer aller Art finden ſie in Ueber
fluß. So werden ſie noch für den Wald nützlich,
ſie vertilgen. Unkraut und ſchädliche Inſekten; und
beſonders dürfte das Durchtreiben großer Truthühner
Heerden durch junge Kiefernorte das vorzüglichſte
Mittel: ſeyn, dieſe von einem ihrer größten Feinde,
dem Kiefer - Rüſſelkäfer, zu befreien. Bekanntlich
nagt dieſer am jüngſten Trieb der jungen Kiefer und
legt wahrſcheinlich ſein Ey in die Markröhre; denn
oft fand ich in dieſer eine weiße Made mit gelblichem
Bruſtſchild. Dieſer Rüſſelkäfer kann jungen Kiefer
orten ſehr verderblich werden, weil die angegriffenen
Gipfel gewähnlich dürr werden und abſterben. Beim
geringſten Geräuſch oder der kleinſten Bewegung des
Bäumchens fällt er ſogleich, wie todt, zur Erde, wo
ihn die Truthühner gewiß als Leckerbiſſen begierig
aufleſen werden. * - - - -

Wenn die Truthühner von den Samenſchlägen,


die ſich erſt beſamen ſollen, abgehalten werden, weil
ſie dort die zur Erde gefallenen Samen freſſen, ſo
können ſie wohl ſonſt im ganzen Walde geweidet
werden, da ſie gewiß keinen Schadenthun, und
machen daher weiter keine beſondere Vorſichtsmaßregeln
nöthig. y- - - - - - - - - - - -
Ich komme nun zur Ernährung unſerer Haus
thiere durch Futter aus dem Walde bei Hauſe."
r 121

2. Ernährung unſerer Hausthiere bei


Hauſe durch Gras aus dem Walde.
-
-
Wo man die Weide nicht duldet, benutzt man
das Gras als Viehfutter. Obgleich nun die Graſerei
denſelben Zweck, wie die Weide hat, Ernährung des
Viehes, ſo iſt zwiſchen beiden doch ein gewaltiger
Unterſchied, und ich möchte in der Regel ſtets die
Weide der Graſerei vorziehen. Um hundert Kühe, die
ſich auf der Weide im Walde ernähren, zu Hauſe zu
- ſättigen, müſſen wenigſtens hundert Menſchen mehr
und weniger Zeit auf die Graſerei verwenden, und
rechnen wir nur die Zeit eines viertel: Tages als
nöthig, um ſo viel Gras im Walde zuſammen zu
reißen und nach Hauſe zu bringen, als zur Sättigung
einer Kuh erforderlich; ſo geht hier allein der Ge
winn von täglichen 25 Arbeitstagen verloren! Dieß
auf ein ganzes Land angewendet, welcher große Ver
luſt für das Allgemeine! Und wie viel Gras bleibt
deſſen ungeachtet gänzlich unbenutzt im Walde, das
wohl abgeweidet, aber nicht abgeriſſen werden kann!
Ich würde lieber die Graſerei zu beſchränken
und dagegen die Weide zu begünſtigen ſuchen. Nur der
Eigenthümer von Grund und Boden, oder der Land
pächter ſollte Kühe halten, aber nicht im Walde graſen
dürfen. Dadurch würde er indirect zum Futterbau, zur
Stallfütterung, zur höhern Kultur und Benutzung ſei
ner Grundſtücke gezwungen. Wer kein Land beſitzt, eigen
- thümlich oder in Pacht, dieß iſt einerlei; der erhält
Erlaubniß zur Ziegen-Haltung und Weide im Walde.
122 - v

Die vielen Nachtheile der Graſerei in politiſch


ökonomiſch- und moraliſcher Hinſicht kennt. Jeder, der
ſie zu beobachten und kennen zu lernen Gelegenheit hatte.
:: Ausnahmsweiſe kann allerdings die Graſerei gar
oft auch ſehr nützlich und wohlthätig ſeyn, und auch -
ohne Nachtheil für den Wald ausgeübt werden, wenn:
1. Möglichſt größte Flächen zum Graſen ange
- wieſen werden,
2. Wenn ganz junge Orte, wo die Samen
Pflanzen noch ganz klein ſind, ſtreng verhegt ſind.
5. Wenn das Graſen bei Nacht, und mit ſchnei
- den den Inſtrumenten, Meſſern, Si
. cheln c. ſtreng verboten iſt. - -
Iſt der zur Graſerei angewieſene Ort zu beſchränkt,
die Graſereien zu gedrängt, ſo wird nothwendig, auch
bei aller Vorſicht, mehr verdorben, als außerdem. Es
iſt hier gerade, wie bei der Weide. “,

sº Erzieht man die jungen Beſtände nach der im


erſten Abſchnitt gegebenen Anweiſung: ſo haben die
jungen Samenpflanzen bereits bei ihrer Freiſtellung
die Höhe erreicht, daß dann ohne Schaden, ohne ihre
Beſchädigung, das Gras zwiſchen ihnen herausgeriſſen
werden kann. Ja, man wird ſogar ſodann bei ſolch
erzogenen Beſtänden das Ausſchneiden des Graſes mit
Sicheln ohne allen Nachtheil geſtatten können. -
- -------- --- . . .
5 Benutzung des Laubes als Fütes
. für unſere Haust hier e.
:: So allgemein die Graſerei iſt, ſo ſelten benutzt
man das grüne Laub als Futter, und das mit großem
- 125

unrechte. Ganz vorzüglich iſt das Laubfutter für


Schafe, beſonders für Lämmer*), anwendbar. Es iſt
nicht nur ein ſehr nahrhaftes, ſondern auch ein höchſt
geſundes Futter, iſt faſt überall zu haben, und dabei ſehr
wohlfeil,
Man kann das Futterlaub auf mancherlei Art
gewinnen: - "- -
1. In jungen Orten, die noch keiner ordentlichen,
regelmäßigen Durchforſtung fähig ſind, kann
man in Laubholzbeſtänden, wo die einzelnen
Bäumchen, zu dicht, zu gedrängt ſtehen, oder
wo zwiſchen Nadelholz, Aſpen und Saalweiden
eingeſprengt ſind, hier dieſe, dort das zu viele,
nach und nach mit Vorſicht heraus hauen.
2. In ältern Orten kann durch eine ordentliche
Durchforſtung ſehr viel Futterlaub gewonnen
werden. Wer etwa ſich davon durch das Vor
urtheil, als dürfe im Sommer kein Holzgehauen
werden, weil dadurch der Wachsthumsprozeß
- geſtört würde, abhalten läßt, lege zuerſt dieſes
- lächerliche Vorurtheil ab. - -
5. In haubaren Beſtänden oder vielmehr in bereits
für das nämliche Jahr ausgewieſenen Holz
ſchlägen laſſe man die Aeſte derjenigen Laub
Bäume, die nicht zur Beſamung beſtimmt ſind,
. . abhauen, im Falle man dieſes nicht auch etwa
- für eine Forſſünde anſieht!
*) Man vergleiche:Andres Oekonomiſche Neuigkeiten und
* Verhandlungen, Jahrgang 1823, Nr. 64 und ſehe Beilage
Nr. 3. -
124

Die Schafe verzehren das Laub nicht nur begierig,


ſondern ſie nagen alles weiche und genießbare von den
Aeſten, und laſſen nur das harte Holz liegen, das
dann, etwas zerkleinert, erſt noch zur Umſtreue oder
unmittelbar zur Vermehrung des Düngers, oder zur
Feuerung benutzt werden kann.
Es wäre unnöthig erſt auf die außerordentliche
Wichtigkeit der Benutzung des Laubes zu Futter auf
merkſam zu machen. Jeder Oekonom, vorzüglich der
Schafzüchter, weiß nur zu gut dieſes ganz vortreff
liche Schaffutter zu würdigen, aber die vielen abge
ſchmackten Vorurtheile, die den gewöhnlichen Forſtmann
gefangen halten, ſind Urſache, daß der Landwirth dieſes
Futter nur dem Namen nachkennt! Wie viel anderes
Futter könnte durch dieſes erſpart, dadurch mehr Vieh
gehalten, mehr Dünger erzeugt werden; die Felder
erhielten mehr Kraft, ſie gäben mehr Ertrag! – Aber
der Forſtwirth ſagt: „Nein!“ – und ſo bleibt es
dabei! Daß der Schäfer nicht eigenmächtig das Laub
ſammeln dürfe, ſondern daß der Forſtbediente genau
ausweiſe, wo und was benutzt werden könne, verſteht
ſich von ſelbſt. Uebrigens kann ich gar nicht abſehen,
wie die Benutzung des Laubes zu Futter dem Walde
auch nur den geringſten Schaden bringen ſollte, wenn
man die oben gegebenen Regeln beobachtet. Ueberall,
in jedem Walde dürfte ſich wohl Laubfutter ſammeln
laſſen, Aſpen und Saalweiden fliegen ſich faſt überall
an, und gerade dieſe geben das vorzüglichſte Laubfutter.
Wer aber dieſe ſehr wichtige Benutzung nicht
- 125

vom Zufalle abhängig machen will, der lege lebendige


Hecken von Laubholz an.
Alle Gränzen um den Wald, ſtatt der Wald
gräben oder in dieſe hinein, alle Gränzen durch Felder,
Wieſen u. ſ.w. bezeichne man mit ſolchen lebendigen
Hecken, theile ſich die ganze Linie in 5 oder mehrere
Theile und haue jährlich ſo einen Theil zu Laubfutter
im Auguſt ab. So kann auch der Schäfereibeſitzer
ohne Wald ſich Laubfutter erziehen, wie Herr Amts
rath Block in Schierau. . . . . . . -
Wer nun aber entweder nicht nöthig hat, ſeine
Schafe im Sommer zu Hauſe zu füttern, oder nicht
will, oder wer ſo viel Laubfutter hat, daß er nicht
alles verfüttern kann, dem iſt zu rathen, ſein Laub
in Büſcheln zu binden, es zu trocknen und als Winter
futter zu benutzen. - - -
- Solches zu Winterfutter beſtimmtes Laub haut -

man im Auguſt; es muß noch vollkommen ſaftig und


grün, und nicht von Inſekten beſchmutzt ſeyn. Die
Laubäſte bindet man ſodann mittelſt Strohbänder, oder
mit ſchwachen Ruthen von Birken, Weiden, Fichten c.
in Büſchel von 4 Schuh Länge und etwa 1# Schuh
Stärke. Beim Trocknen-muß die Vorſicht gebraucht
werden, daß die Büſchel weder der Sonne noch dem
Regen ausgeſetzt werden. Nur im Schatten, am beſten
unter recht belaubten Bäumen, darf man ſie trocknen,
wodurch die Blätter ihre grüne Farbe erhalten, und
einen eigenthümlichen Geruch annehmen. Der Regen
macht ſie ſchwarz. Man muß ſich hüten, bevor die
Büſchel nicht gänzlich trocken ſind, dieſe über
i26 *

einander zu ſchlichten, wodurch das Laub verdirbt


u.ſ w. Im Gegentheil iſt jeder Büſche, wie er ge
bunden iſt, aufzuſtellen, nicht zu legen, weil ihn ſo
die Luft beſſer durchziehen und austrocknen kann. Iſt
dieſes geſchehen, ſo führt man die Laubbüſchel Morgens
zeitlich, oder Abends ſpät zu Hauſe, damit die Futter
wellen durch den Thau oder die feuchte Luft etwas
zäher werden, und die trocknen Blätter ſich beim
Auf- und Abladen nicht ſo abſtoßen. Zu Hauſe
ſchlichtet man ſie an einem trockenen Orte unter Dach
leicht übers Kreuz gelegt, auf damit die Luft überall
frei durchziehen könne. Es iſt unglaublich, mit welcher
Begierde die Schafe dieſes Futterlaub im Winter freſſen,
es kann als wahre Medizin betrachtet werden*)!
- Wie man ſieht, iſt jedoch gar manche Vorſicht
nöthig, um brauchbares Futter laub im Winter
vorlegen zu können. Ich würde daher rathen, die
Sache erſt im Kleinen zu verſuchen, und erſt die
mancherlei Vortheile - und Regeln genau kennen zu
lernen, ehe man große Vorräthe Futterlaub machte:
Wer im Sommer, ſtatt Heu, ſein Laub grün füttert,
und jenes erſpart, der behält die Koſten des Futter
Laubmachens als baaren Gewinn in der Taſche,
und gibt den Schafen im Winter das im Sommer
erſparte Heu. In den meiſten Fällen wird man
dabei beſſer fahren, als wenn man Laub trocknet.
Aus den bisher Geſagten ſieht man, wie viet -
-- 1, -- -

*) Man leſe nach André's Oekonomiſche Neuigkeiten und


Verhandlungen, Jahrgang 1823, Nr. 46 und ſehe Beilage
Nr. 2, 5. - -- - - - - -

/ - -
-

127

Quellen zur Ernährung unſerer Hausthiere der Wald


in ſich verſchließt. - Die Wenigſten werden bei uns
benutzt, die meiſten ſogar als ſchädlich, als verderblich
verrufen. Allein der wiſſenſchaftlich gebildete, unbe
fangene Forſtmann prüft und denkt ſelbſt, er: ver
ſucht und ſtrebt ſo ſelbſt zu beſſern, höhern Anſichten;
indeß ſich der gewöhnliche, abergläubiſche Forſtmann
feſt an ſeine Weidſprüchlein und an die durch die
Muttermilch ihn gleichſam eingeimpften Vorurtheile hält;
er läßt ſich lieber prügeln, eher aus dem Dienſt jagen,
ehe er an ſeine Ammenmährchen zweifelte; er will
ſich nicht eines andern überzeugen, er iſt am hellen
Mittag, bei offenen Augen, blind! – Welcher von
Beiden ſeinem Herrn, dem Allgemeinen nützlicher ſey–
dieſe Frage dürfte wohl nicht ſchwer zu beantworten
ſeyn! . . . - -- ..: ........ #
2 - - - - - - -
II Benutung des Bades in Abficht
auf unter ſtreu für unſere Hausthiere,
Der Zweck der Unterſtreu iſt, dem Thiere ein
weiches, reinliches Lager zu bereiten, ſeine Erkremente
aufzufangen, und, mit dieſen vermiſcht, den Dünger
für das Feld zu bereiten. Streue iſt daher für den
Landwirth ſo unentbehrlich, als das Futter für ſeine
Thiere ſelbſt. Je mehr er füttert, je mehr erſtreut,
deſto mehr Dünger erhält er. Wenn nur der Land
wirth : durch Weide, durch Futterlaub in den Stand
geſetzt iſt, Erſparungen von ſeinem bisherigen Futter
machen zu können, wenn er das Stroh, das er bis
her zur Unterſtreu verbrauchte, nun ganz oder doch
„“
x 28

zum größten Theile auch als Futter benutzen: dagegen


ſeine Unterſtreu aus dem Walde beziehen kann, ſo
kann er natürlich auch mehr Vieh, wie bisher, ernähren
und benutzen, und dadurch verhältnißmäßig ſeinen Feld
bau einträglicher machen. Oder es eröffnet ſich ihm durch
den Strohverkauf eine neue Einnahmsquelle.
zi- Es iſt daher leicht abzuſehen, welchen Werth der
Landwirth auf die Waldſtreue ſetzen muß, und es iſt
daher um ſo mehr des Forſtmannes Pflicht, auf Mittel
zu denken, wie er den Landwirth gehörig damit unter
ſtützen könne, alsº bei gehöriger. Vorſicht dieß ohne
allen Nachtheil für den Wald ſelbſt geſchehen kann.
In manchen Gegenden, beſonders im Gebirge, iſt die
Waldſtreu für den Bauer ganz unentbehrlich, da er
ſein Bischen Stroh, das er erntet, ganz wieder als
Futter benutzen muß. Wenn der Gebirgsbewohner
aus Mangel an Waldſtreu und Dünger nichts erntet,
iſt das dem Staate gewiß nicht ſo gleichgültig, als
wenn im Walde die Streue fußhoch liegt, und
die Dammerde unnöthig vermehrt. -

- tDer Wald liefert die Unterſtreu in ganz ver


ſchiedenen Formen: :
1. als Erd-, 2. alsº Reißig- Streu. -
u:1. Die Erdſtreu iſt nichts anderes, als die im
Walde von den Bäumen auf die Erde herabgefallenen
Blätter, Nadeln, kleinere Holzabfälle; ſie bedeckt die
obere Erdbodenſchichte, und bildet durch ihre Ver
weſung die Dammerde.
Je mehr Dammerde der Wald hat, deſto kräf
tiger wachſen die Bäume, und ein Wald, in welchem
429

man die Streue immer rein ausgekehrt, wird elendes


Holz haben. Es kann daher das Streurechen für den
Wald von äußerſt verderblichen Folgen ſeyn, und man
kann vor unvernünftiger, regel- und planloſer Be
nutzung der Streue nicht genug warnen. . . .
Um das Streurechen alſo unſchädlich zu machen,
dürften folgende Beſtimmungen wohl den Zweck erreichen:
1. Alle Holzſchläge und junge Orte ſind gänzlich
-
mit Streurechen zu verſchonen. Letztere dürfen
erſt dann zur Benutzung gezogen werden, wenn
ſie ſich ſo geſchloſſen, daß der Graswuchs gänz
lich unterdrückt iſt, und ſich eine Streuſchichte
wirklich bereits gebildet hat. :::
2. Die ganze übrige Waldfläche theilt man nur in
gewiſſe, möglichſt gleiche Theile. Die Zahl
dieſer Streurechen-Theile richtet ſich natürlich
nach den Umſtänden. Wo lauter oder doch ſehr
viel Laubholzbeſtände vorhanden, da kann man
die jährlich zu benutzen kommenden Theile
größer und ihrer weniger machen; wo weniger
Laub- und mehr Nadelholz vorherrſcht, da müſſen
die Theile verkleinert, ihre Anzahl aber vermehrt
werden. So kann man im erſten Falle das
Revier in 5, im letztern Falle aber, wo das
Nadelholz vorherrſcht, muß es dann wohl in
1o Theile getheilt werden. Alle Jahre kommt
dann immer ein Theil zur Benutzung, der dann
wieder ſo viele Jahre ungerecht bleibt, als das
Revier Theile hat. ... . .

Iſt das Revier ſehr ausgedehnt, oder liegt ein


J
150

Theil deſſelben ſehr entfernt, dann iſt es beſſer,


das Revier zuerſt in zwei Haupttheile, und dann erſt
jeden dieſer wieder in die beſtimmten Nutzungstheile zu
zertheilen. Der eine Haupttheil enthält dann die nä
heren, der andere die entfernteren, weiter gelegenen
Beſtände, und es kommt ſodann jährlich immer ein
Theil von jedem Haupttheile zur Benutzung, ſo, daß
man ſtäts, einen nahen und einen entfernten zum
Streurechen anweiſt. . . .

z. Das Streurechen ſelbſt geſchieht entweder im Früh


jahre, wenn die Streu vollkommen trocken iſt, oder
im Nachſommer, bevor das neue Laub e. abfällt.
Mitten im Sommer iſt es in der Regel ſchädlich.
. . Am verderblichſten aber im Spätherbſt, wenn
- - oft ſchon Froſt und Schnee einfällt. Die Erde,
- wird dann ihrer gewohnten Decke beraubt, die
feinen Wurzeln liegen entblößt an der Ober
-
- fläche, der Froſt muß da alſo nachtheilig wirken.
4. Zur Sammlung der Streu dürfen nur hölzerne
Rechen angewendet werden, eiſerne oder gar
eigens dazu gemachte eiſerne Scharren, wie man
ſie an vielen Orten hat, dürfen platterdings
nicht gebraucht werden. . . . . . .
5. Nie darf der Boden ſo ganz von Streu ent
blößt werden, daß keine Spur. davon übrig
bleibe und dadurch die reine Erde ſichtbar werde.
Das taugt nichts. Je vorſichtiger man rechet,
deſto weniger leidet der Wald darunter. Man
will ja keinen Dünger, man will ja nur
Streu haben. Daher nehme man dieſe oben
-

z51

weg, bis zu der Schicht, die bereits in Ver


weſung übergeht. Es muß Regel bleiben: lieber
wenig Stren auf einmal, und dafür öfter
rechen; dieß, iſt weniger ſchädlich, als auf ein
mal Alles bis auf die fertige Erde wegkratzen,
und dann den Wald wieder eine Zeit lang
ruhig laſſen. . .
6. Ganz ſteile Abhänge dürfen gar nicht auf Streue
benutzt werden. Entblößt man dieſe, dann nimmt
das herablaufende Waſſer alle Dammerde nach und
- nach weg. Weniger ſteile Hänge ſind nur ganz
- wenig und vorſichtig zu berechnen; und da darf
- die Streue nie den Berg hinab, ſondern hori
zontal und nur ſtreifenweiſe gerechet werden; -
ſo, daß immer ein Streifen Streu unberührt
- bleibt und darunter wieder einer weggenommen
wird. Die liegen gelaſſenen Streifen dienen
dann gleichſam als Dämme, die das Abwa
- ſchen und Wegſpülen der guten obern Erd
ſchicht verhindern. - -

- Werden dieſe Regeln genau beobachtet, dan


wird das Streurechen dem Walde gewiß nicht nachtheilig.
2. Die Reißig- Streu kann entweder
a) von ſtehenden, oder -

b) von gefällten Bäumen genommen werden. -


a) Von ſtehenden Bäumen das Reißig zu
benutzen, dürfte wohl in der Regel zu koſtſpielig ſeyn;
und eben ſo kann dieſe Benutzung leicht dem Baume,
mithin dem Walde ſchädlich werden, wenn das Aus
äſten bis an die letzten Quirle, bis an den Gipfel
J 2
152

geſchieht. Ich möchte daher lieber auf das Reißig


ſtehender Bäume Verzicht zu leiſten rathen, es wäre
denn, man beſchränkte ſich auf jene, die im kommenden
Winter zur Holzung beſtimmt ſind.

b) Reißig von gefällten Bäumen.


Die gewöhnlichen Holzſchläge ſind die beſten
Reißig- Magazine.
Alles Aſtwerk, das nicht mehr ins Klafterholz
kommt, oder, in eigene Wellen gebunden, als Holz
material erſcheint, kann ohne allen Schaden als Streue
benutzt werden. Zu dieſem Zwecke läßt man dieſes
im Holzſchlage ſelbſt, entweder aus Zahlung, oder aus
Schuldigkeiten, oder gegen den Abfall der ſtärkern Aeſte
ganz kurz und klein hacken, auf Haufen werfen und
ſo zum Gebrauche nach Hauſe führen. Es gibt eine
vortreffliche Streue, einen vortrefflichen Dünger, der
auf ſchwerem, zähem Thonboden von eigenthümlichem
Werthe, der Lockerung wegen iſt, und koſtet im Grunde
nur ſehr wenig. Dadurch iſt man nun für den Winter,
und oft bis weit in das Frühjahr hinein, mit Streue
vollauf verſehen, aber auch im Sommer kann man
ſich welche verſchaffen, und auf dieſe Art das ganze
Jahr hindurch immer Ueberfluß an Streue haben.
Nach Beendigung der Holzſchläge beginne man
die ſo nützlichen und für eine möglichſt größte Holz
erziehung in kürzeſter Zeit ganz unentbehrlichen Durch
forſtungen. Freilich werden eine Menge Bedenklich
keiten gemacht werden, im Sommer Holz zu ſchlagen;
allein, wer wirklich Luſt hat, ſich überzeugen zu wollen,
135

der verſuche es einmal, und ſchlage im Sommer Holz,


und er wird bald anderer Meinung werden.
Wie kann denn nun das Holzſchlagen im Som
mer dem übrigen Walde, ja dem geſchlagenen Holze
ſelbſt nur im geringſten nachtheilig werden? Und gibt
es denn in Deutſchland, ja ſelbſt in unſerer Monarchie
nicht Gegenden genug, wo im Sommer Holz ge
ſchlagen wird, und, die Erfahrung zeigt, daß dieß ohne
Nachtheil geſchehe? Wie lächerlich würden die Harzer
z. B. die Behauptung finden: man dürfe im Som
mer kein Holzſchlagen! : - *

Ich bin weit entfernt, Forſtmänner mit ſolche


Vorurtheilen bekehren zu wollen, für dieſe ſchreibe ich
auch nicht. Die Herren laſſen wir bei ihrer alten
Weiſe; ich hoffe aber, daß vielleicht. Viele durch das
Geſagte aufgemuntert werden könnten, ſelbſt Verſuche
zu machen. Dieſen alſo, die ſich überzeugen wollen,
die auch Meinungen Anderer annehmen, wenn ſie ſie
nach unbefangener Prüfung für richtig erkannt haben,
dieſen dürfte daher mein Vorſchlag, einen Theil des
Holzes auch außer der Winterszeit zu hauen, nicht ſo
ganz verwerflich vorkommen, und manchem braven Forſt
manne Gelegenheit geben, die Landwirthſchaft noch kräf
tiger zu unterſtützen, als er bisher ſchon gethan!
Die ſo wichtigen Durchforſtungen ſind nun ganz
eigentlich für den Sommer geeignet. Mit einer Arbeit
erreicht man zwei Zwecke: die Veredlung des Waldes,
und Streureißig für die Wirthſchaft; ſo ſorgt man
für die Gegenwart und Zukunft zugleich!
>
154

Der Landwirth, auf dieſe Art aus dem Walde


unterſtützt, wird die Wichtigkeit deſſelben erkennen;
er wird gern wieder die Hand bieten und geſchähe
es anch nur aus Eigennutz! das Intereſſe deſſelben zu
fördern, er wird keine übermäßigen Anforderungen an
ihn machen, um ſich die Quelle nicht für die Zukunft
zu verſtopfen; er wird endlich die Dienſte, die der
Forſtwirth leiſtet, aus dem wahren, richtigen Geſichts
punkte beurtheilen und zu würdigen wiſſen. So fühlt
der Landwirth zuletzt ein Intereſſe für den Wald, für
den Forſtmann, das ihm bisher fremd war, und der
Gutsbeſitzer erntet die Früchte ! , r ... :
Nur durch die kräftige Unterſtützung der Land
wirthſchaft mittelſt des Waldes kann dieſer einen
möglichſt hohen Ertrag liefern; dadurch allein kann
der Wald ganz vollſtändig genutzt werden!
Der Wald, bloß als Holzland betrachtet, iſt ein Un
ding, für unſere Zeiten gerade ſo unpaſſend, ſo un
möglich, wie der hloße Viehzüchter ohne Land, oder
der Landwirth ohne Vieh! Nur die Vereinigung des
Feld- und Forſtwirthes mit dem Viehzüchter, der engſte
Bund aller drei zuſammen, bringt jedem
Einzelnen, wie dem Allgemeinen, den größten Gewinn!
- - - - - - -
35
N ach trag. . . .

. Als ich vorſtehende Blätter bereits geſchrieben


hatt (1823), las ich Herrn Oberförſters Thierſch's
Aufſatz: „Ueber die Zuläſſigkeit der Wald
hutung" in Pohl's Archiv, Auguſt 1825, pag: 157,
und zu gleicher Zeit erhielt ich deſſen ſo ſchätz
bare Schrift: „über den Waldbau“- u. ſ. w.
Leipzig 2825, in welcher ich pag: 43 S 53
u. ſ. f. obigen Aufſatz wieder fand. : Da Herrn
Thier ſch’s Anſichten über dieſen ſo wichtigen Gegen
ſtand, ſo wie ſeine Erfahrungen mit den meinigen ſo
übereinſtimmend ſind: ſo laſſe ich dieſen Aufſatz hier
als Beſtättigung meiner aufgeſtellten Sätze und, um
ihnen mehr Gewicht zu geben, in der Beilage Nr. I.
folgen. Er, wie ich, iſt Forſtmann; vielleicht, daß
es der guten Sache eher Eingang verſchafft, wenn
Forſtmänner ſelbſt ſich für ſie erklären. 3 ..
- Im Jahrgange 825 in der von meinem
Vater heraus gegebenen Zeitſchrift: „ Oekonomi
ſche Neuigkeiten und Verhandlungen,“
u. ſ. w. Prag, bei Calve, findet ſich Seite 561,
Nr. 46, ein Aufſatz mit der Ueberſchrift: „Einiges
über die engere Verbindung des Land
baues und der Forſtwirth fchaft, oder
vielmehr über Unterſtützung des erſte
ren durch letztere, beſonders auf größeren
Beſitzungen“, in welchem ein „praktiſcher
Landwirth“ in dem Beſchluſſe dieſes Aufſatzes
S. 572, Nr. 47, ganz dieſelben Anſichten entwickelt,
156
die ich in dieſen Blättern über dieſen Gegenſtand auf
geſtellt habe. Des allgemeinen Intereſſes wegen theile
ich dieſen Aufſatz hier in der Beilage Nr. II. mit.
In demſelben Jahrgange 1825 der genannten
Zeitſchrift iſt. Seite 5o5, Nr. 64, eine, Thatſache
mitgetheilt, welche die Ausführbarkeit und Nützlichkeit
der Unterſtützung des Landbaues durch den Wald be
weiſet... Ich theile dieſe wirkliche Erfahrung
hier um ſo lieber in der Beilage Nr. III. mit, als
ſie gleichſam die Richtigkeit meines Vorſchlages
beſtättigt und der guten Sache dadurch leichter Ein
gang und Anwendung verſchaffen kann, da ſie von
einem Oekonomen erprobt worden iſt. - -
- - - - - - - ... - -
- B e il a g e. Nr. I. º

ueber die Zuläſſigkeit der Waidhutung


... Vom Herrn Oberförſter Ernſt Thierſch.
Ale Gerechtſame und Servituten, womit unſere
Forſten belaſtet ſind, ſelbſt das läſtigſte aller Uebel,
welches den Forſten täglich droht, nämlich das Holz
freveln, können dem Walde nicht in einem ſo hohen
Grade und ſo ſchnell verderblich werden, auch nie ſo
empfindlich auf die Gefühle des denkenden Forſtmannes
wirken, als bei der Waldweide das unerlaubte Ein
hüten des Viehes in die jungen Kulturen. Daher wird
es denn auch einleuchtend, warum man den Haß gegen
dieſelbe unter den Forſtmännern ſo allgemein findet.
. Gründete ſich ihr Beſtehen nicht zum größern
Theil auf alte Verträge zwiſchen Waldbeſitzern und
Hutberechtigten, oder auf die Milde des Landesfürſten,
- 157

und käme es bloß darauf an, ihre Fortdauer durch


eine Petition unter Abſtimmung des forſtmänniſchen
Publikums zu begründen, ſo würde ſie ganz gewiß
mit einer großen Stimmenmehrheit bald - aus dem
Forſte entfernt werden. Richten wir aber unſere Be
trachtung - nur auf die Lichtſeite, d. h. ziehen wir
den Nutzen in Erwägung, welchen die Waldhutung
dem Landwirthe ganz unwiderleglich gewährt und
gewähren muß: ſo zeigen ſich uns ganz andere Bilder,
und es iſt wohl Billigkeit und Pflicht des Forſtmannes,
darzuſtellen, unter welchen Verhältniſſen die Wald
- :
hutung ſtatt finden könne. - - -
Das, was wir in Bezug auf die Ausübung
derſelben in den Forſten für den Forſtſchutz als zu
läſſig angenommen haben, beſteht weſentlich darin:
dem Viehe den Zutritt in die jungen Saaten, Pflan
zungen und Stockausſchläge nicht eher zu geſtatten,
als bis die Mehrzahl des Aufwuchſes dem Zahne des
Viehes entwachſen iſt. Schon vor 20 Jahren ſprach
ſich der Herr v. Sponek in Hartmanns und
Lauropºs Zeitſchrift für's Forſtweſen für dieſen
Satz aus, der aber, näher beleuchtet, nicht mehr und
nicht weniger ſagen will, als was er im letzten
Hefte des 4ten Bandes der Annalen der Forſt- und
Jagdkunde 1822, als ſeine neueren Grundſätze
gegen die meinigen über die Anzucht der Wälder ſehr
abſprechend entwickelt, und damit ſagen will, daß
das Holz von früheſter Jugend an in möglichſt dichtem
Schluſſe erzogen werden müſſe, um das Vieh nach
und nach ganz aus dem Walde heraus zu manöveriren.
1 53

Was Herr v. Sp. und mehrere andere Forſtſchrift


ſteller durch dieſen Satz nur andeuten, dieß ſagt uns
der Forſtmeiſter Klippſtein in ſeinem nicht un
intereſſanten Gutachten über die Cotta'ſche Baum
felderwirthſchaft im 4ten Hefte der Beiträge zur
Kenntniß des Forſtweſens von Laurop und Wede
kind, im Nachſtehenden mit ganz klaren Worten:
:: „Durch Erziehung geſchloſſener Holzbeſtände wird
der Graswuchs verhindert, und wo einmal kein Gras
mehr iſt, treibt auch kein Hirte mehr hin, die Hut
weide wird daher unbemerkt aus den Wäldern verdrängt,
und damit, weil kein anderer Ausweg bleibt, die
Stallfütterung erzwungen. Es iſt daher der Forſt
mann, welcher der Landwirthſchaft den höchſten Flor
mittelbar bereitet, und einen Gewinn ihr zuführt, den
mitunter ſachkundige Landwirthe, Verordnungen, Auf
munterungen umſonſt zu erreichen ſtreben.“t ..
4 Hiermit iſt's alſo abgemacht, und, wer unter
den Forſtmännern der Landwirthſchaft einen recht hohen
Flor bereiten will, der ſäe und pflanze das Holz nur
(zur Ungebühr und mit erhöhten Koſten für die Staats
kaſſen) recht dicht, und ſein Zweck, dem Feldbau und
den Klagen des armen Gebirgslandmanns Hohn
ſprechen, iſt gewiß erreicht. . . . . .. . .
Arme Forſtwiſſenſchaft! ſo möchten wir hier
wirklich ausrufen, wie weit biſt Du doch mit deiner
Lehre in dieſem Fall noch zurück! Und o ihr welt
klugen Oekonomen, die ihr die Waldhut, wie Herr
Klippſtein meint, dem Feldbau als verderblich
entgegen ſtellt, hat euch denn noch kein Menſch be
M 39

rechnen gelehrt, welchen unſäglichen Vortheil das Be


ſtehen derſelben: dem Landwirthe überhaupt gewährt?
Wohlan! ein Forſtmann wird es verſuchen, euch zu
zeigen, daß der wenige, an ſich ganz unbedeutende
Nutzen, welchen die Stallfütterung durch Erzeugung
vermehrten Düngers erzielt, gegen den kaum zu
berechnenden Gewinn, den die Waldweide unwiderleglich
in den meiſten Fällen bringt, ſehr im Hintergrunde ſteht,
sº. Ich möchte jedoch nicht gern partheiiſch in den
Augen des Unkundigen erſcheinen, und nehme daher meh
rere mir zur Hand liegende Thatſachen zu Hülfe, um ſowohl
ein Wörtchen pra als auch .eontradarüber zu ſagen. Sº
si Zunächſt bleiben wir bei der Waldhutung in
Gebirgsforſten ſtehen, laſſen dieſe nur mit Rindvieh
und von der Mitte des Monats Mai an bis in die
Mitte Septembers – ob ſie wohl früher ausgeübt und
ſpäter eingeſtellt wird – wo die Felder und Wieſen
geräumt ſind und das Vieh alsdann auf dieſe Weide
kommt, ſtattfinden; und berühren dann die Wald
hutung mit Rindvieh in den fruchtbaren Niederungen,
wo es gewöhnlich des Waldes wenig gibt, und der
Gewinn von der Waldhut für den Landwirth unbe
deutend und eine Nebenſache iſt. - - - -
Die Mehrzahl der Menſchen im Gebirge iſt bekannt
lich an eine weit magere Koſt aus Noth gewohnt, als
die Bewohner der fruchtreichen Gegenden, welchen aller
hand Garten- und Feldfrüchte im Uebermaß zuwachſen.
Die Kartoffel füllt im Gebirge beinahe die
meiſten Mägen der Menſchen. Wir ſehen ſie ſelbſt
von nicht ganz unbemittelten Familien früh zum
"
140

Kaffeh, ſowie des Mittags und Abends, in man


cherlei Geſtalt als Speiſe vorgerichtet, mit froher
Laune genießen. Es kommt daher äußerſt wenig von
dieſem Köſtlichſten der Gebirgserzeugniſſe zur Stall
fütterung, und was von den Kartoffeln ja dazu ver
wendet wird, geſchieht in den e meiſten Fällen nur
zur Schweinemaſt. Kraut wird in den Hochgebirgen
nur ausnahmsweiſe, von röthen und weißen Rüben u. ſw.
nur Weniges in Gärten, und höchſtens zum Küchen
bedarfe für einzelne Familien mit Sorgfalt erzeugt,
Die Wicke und Erbſe kommt faſt gar nicht vor, und
es liefert der an ſich nicht beträchtliche Feldbau wenig
Stroh; das ſogenannte Seidefutter (ein Gemenge
von Häckſel Kleie ic. mit Waſſer gebrüht) zur Er
ſparung des Heues iſt daher auch nur in den aller
wenigſten Ställen eingeführt. Es iſt deßhalb gar
nicht viel geſagt, wenn wir –für ein Stück Rindvieh
im Hochgebirge allwöchentlich zur Stallfütterung. 1. Etr.
Heu in Anſchlag bringen. Durch die Hutweide in
den Wäldern wird dieſes Futter allerwenigſtens 4
Monate in den meiſten Wirthſchaften ganz erſpart;
wir wollen es aber, da hin und wieder das Vieh,
welches eine weite Trift hat, etwas weniges Futter
vor dem Saufen bekömmt, nur zu # Ctr. rechnen.
Dieſe Erſparniß würde demnach auf die Dauer
der Hut eines Sommers im Walde für ein ein
zelnes Stück Rindvieh 15 Ctr. Heu betragen, und
da wir hier im Durchſchnitt den Ctr. gutes Heu bei
dem ſeit 3 Jahren üblichen Preiſe nicht unter 20 gr.
in Anſchlag bringen können: ſo iſt die Waldweide für ein
141

Stück ſchon einem Kapitale gleich, welches alljährig dem


Triftberechtigten 1o Rhtl. 2o gr, Zinſen einbringt.g
Wenn ſich nun ſchon die Verhältniſſe, unter
welchen die Hutweide in den Gebirgsforſten ſtatt
findet, ziemlich gleich ſind: ſo nehme ich doch, um
meinen Satz über den Nutzen, den ſie, dem Land- .
manne gewährt und gewähren muß, näher zu be
weiſen, für jetzt nur den Oberforſt Eibenſtock.
- Den: hutungsberechtigten Ortſchaften ſteht zu,
die 4. Reviere des Oberforſtes mit 1614 Stück Rindvieh
vom Frühjahre bis in den Spätherbſt, mit Ausnahme
der in Hegung liegenden Kulturen, zu behüten. Be
trägt der Nutzen nach obigem Satze à St. 1o Rhtl.
20 gr, ſo haben wir die Summe von 17,485 Rthl,
welche die Hutweide dem Landmann alljährig gewährt,
und gegen welche Summe nur ein geringes Kapital
für Hutweidezins, Hüterlohn, für Hirten und die
etwaigen Strafgelder für verübte Waldfrevel, die
aber umgangen werden können, in Gegenrechnung
kommt. Dieſer Nutzen, erſtreckt ſich aber nicht allein
auf den Landwirth, ſondern auch auf die Häusler,
deren Erhaltung zuweilen faſt einzig von ihren mit
Liebe gepflegten Kühen abhängt. Dieſe müſſen ſie
abſchaffen, ſobald die Hutweide aus den Forſten ganz
geſchafft wird, und der arme, oft mit Kindern reich
lich geſegnete Familienvater, weil er ſich keinen Dünger
erzeugen kann, muß nun die Kartoffeln miſſen, deren
Werth man auf eine Kuh gern zu 2o Rhtl. an
ſchlagen kann. In vielen Ställen wird hier zu
Lande das Vieh während der Wintermonathe, wo es
142

gelte ſteht, nur äußerſt kärglich erhalten, ſo daß die


Viehheerden im Frühjahre das bedauernswertheſte An
ſehen in der Mehrzahl des Viehes gewähren. Kaum
haben dieſe Heerden einige Wochen geweidet, ſo iſt
die Magerkeit der Kühe verſchwunden. Der Nutzen
von Milch erhöht ſich, wie mir glaubhaft verſichert
wird, innerhalb der erſten 8 bis 1o Wochen be
trächtlich, und das beſonders deßhalb, weil die meiſten
Kühe im Frühjahre neumelk ſind; und welchen vor
züglich angenehmen Geſchmack hat nicht die Gebirgs
butter von dem Rindviehe, welches in den Wäldern
weidet! Es bedarf gewiß weiter nichts mehr, als
hinzu zu ſetzen, daß derjenige Forſtmann, welcher die
Hutung aus den grasreichen Gebirgsforſten ganz ver
drängen will, ihren Werth nicht kennt. ---
.. Für die fruchtbaren Niederungen und da, wo
Klee und andere Futterkräuter im Ueberfluß erzeugt
werden, können ganz andere Rückſichten ſtatt ſinden,
und wir hier auch nicht in Abrede ſtellen, daß der
durch die Waldhutung vorloren gehende Dünger, da
er einen höhern Werth hat, als das Futter, wel
ches das Vieh bekommt. Da ſind aber auch die
Wälder ſehr klein, und, rückſichtlich ihrer Lage und
Bewirthſchaftung, gewöhnlich als Mittelwald ſchon
nicht gut zur Hutweide geſchaffen. Der Arme iſt
auch dort, ſowohl auf dem Lande, als in kleinen
Landſtädtchen, den wohlhabenden Feldbeſitzern in ſo
fern mehr verwandt, daß er dieſe durch ſeiner Hände
Arbeit das ganze Jahr hindurch mit Dreſchen und
Feldarbeit aller Art - unterſtützt, wodurch ihm dann
*45

leicht die Vergünſtigung zu Theil wird, ſeinen Be


darf an Kartoffeln, Möhren, Kraut u. f. w. von
des Wohlhabendern Felde zu ernten. - -

Was nun die Schafzucht betrifft, wäre ſie auch


in vielen Forſten Thüringens und anderen Ge
genden, wo ſie ausgeübt wird, von keinem weſent
lichen Nutzen für die Oekonomie, ſo würden die
dortigen reichen Schafheerdenbeſitzer gegen den Forſt
mann für eine kleine Vergünſtigung, die er öfters,
ohne ſeine Pflicht zu verletzen, deren Heerden an
gedeihen läßt, ſich nicht ſo ungemein freundlich und
zuvorkommend bezeigen, wenn ihnen nicht ein weſent
licher Vortheil daraus erwüchſe. Ein ſehr achtungs
werther Oekonom verſicherte mich, daß, wenn ſeine
Schafheerden, die über 16oo Stück zählten, in dem
Spätherbſte, wo auf den Feldern für die Schafe keine
Weide mehr ſey, nur einige Wochen in den 2, 3,
und mehrjährigen Gehauen - der Mittelwälder weiden
dürften, es ihm ein Nutzen von mehreren hundert
Thalern ſeyn würde. Ich habe den Schafen zu
dieſer Zeit, wo oft ſchon Schnee lag und Bäume
und Sträucher entlaubt waren, in dergleichen Ge
hauen ſorgfältig zugeſehen, mich aber da, wo ſie
Weide an Gras und Moos von Holze fanden, von
ihrem Schaden, den ſie den Forſten unter dieſen Um
ſtänden zugefügt hätten, nicht überzeugen können.
Vorläufig glaube ich, über den Werth, welchen
die Waldweide für den Landmann im Allgemeinen
gewährt, genug geſagt zu haben; ich überhebe mich
deßhalb der Mühe, mehrere ſpecielle Belege dafür (NII

-
-
144

zuführen, behalte mir aber vor, ſolche nachzubringen, wenn


es erfordert würde, die Zuverläſſigkeit und den Nutzen der
ſelben, welchen ſie dem Landmanne ſo unwiderleglich bringt,
noch mit mehreren andern Beweiſen zu unterſtützen.
Bei den Betrachtungen über die Zuläſſigkeit der
Hutweiden in i den Wäldern kommen wir zunächſt
wieder auf Klippſtein’s Worte, nämlich:
. „Des Graſes wegen wird das Vieh in dem
Walde geweidet, und wo einmal kein Gras mehr
wächſt, treibt auch kein Hirte mehr hin.“
sºr. Beinahe in allen deutſchen Wäldern, wo das
Holz üppig wächſt, ſammelt ſich durch den Abfall
der Blätter, der Nadeln und der feinen Zweige, mit
dem unter dem Schluſſe der Bäume ſich bildenden
Mooſe, eine Menge von dieſen vegetabiliſchen Kör
, pern, die, nach dem Abtriebe des Holzes, von der frei
einwirkenden Luft und Sonne mit Hülfe der atmo
ſphäriſchen Niederſchläge bald zerſetzt, und in einen
fruchtbaren Humus umgewandelt werden. Und in
dieſem erzeugt ſich bald der froheſte Graswuchs!
. Wäre die Forſtwirthſchaft in ihren Forſchungen
bereits dahin gelangt, daß ſie durch ihre Wirkung
die ganze Kraft der Dammerde auf die Holzpflanze
leitete, und könnten wir Forſtmänner den Wuchs des
Graſes, ohne unnützen, mithin dem Walde nachthei
ligen, dichten Stand des Holzes verhindern, dann würde
die Produktionsfähigkeit unſerer Wälder allerdings weit
mehr geſteigert werden, und es würde thöricht ſeyn,
Gras bloß der Weide wegen in den Wäldern, die eigent
lich doch des Holznutzens wegen beſtehen, zu erziehen.
z45

So wenig aber der Kunſtgärtner das Geheimniß


beſitzt, alle vegetabiliſchen Stoffe der Erde bloß auf die
Gewächſe hinzuleiten, die er für ſeinen Zweck erziehen
will: eben ſo wenig, und noch ſo viel weniger, kann
es der Forſtmann verhindern, daß Gras in den Wäl
dern wachſe. Und darum wollten wir dieſes, da es
das Vieh ſehr oft, ohne dem Waldbau merklich Nach
theil zuzufügen, genießen kann, dem Landwirthe, dem
die Viehweide in den Forſten öfters ſowohl thut,
nicht vergönnen? : ,
Stellen wir doch lieber, ſtatt die Hutweide ohne
Noth zu verfolgen, unſere künſtlichen Tändeleien mit
den Beſamungsſchlägen in den Kiefern- und Fichten
Gebirgs- Waldungen, welche in der Regel erfolglos
und ein Spiel des Windes ſind, ein! . Wandelten die
Forſtmänner, welche auf die Waldbewirthſchaftung da,
wo die Mittelwälder, einer guten Waldbewirthſchaftung
zuwider, fortbeſtehen, und die Hälfte des Bodens in
Hegung zu legen erheiſcht, ernſtlichen Willens dieſe in
Hoch- oder Baumwälder, oder, wenn es die Bedürf
niſſe nöthig machen, in Niederwälder um; beſäeten wir
unſere reinen Abtriebsſchläge der Fichten- und Kiefern
Gebirgsforſte, ehe das Gras ſich in ihnen einfindet,
durchgängig recht ſchnell aus der Hand und mit gutem
Samen: ſo würde uns die Hutung gewiß nicht ſehr
läſtig, und der kleine Schaden, den ſie uns bei vor
ſichtsmäßiger Hege der Kulturen dennoch in den Wäl
dern anrichten ſollte, der aber, ſobald der gute Wille
der Triftberechtigten vereint mit dem des Förſters wirkt,
und Letzterer die erforderlichen Weideplätze beſtimmt, auch
K
146

durch Gränzlinien bezeichnet, nicht mehr möglich wird,


kommt gegen den Nutzen, den ſie im Gegenſatz gewährt,
nicht in Betracht. ... - -

Ob ich ſchon befürchten muß, den geehrten Leſer


durch zu öfteres Wiederholen mancher Sätze gegen meine
Abſicht zu ermüden, ſo kann ich es im gegenwärtigen
Falle doch nicht umgehen, die Worte: „ Wo kein Gras
wächſt, treibt auch kein Hirte mehr hin,“ zur wahren
Begründung unſerer Erfahrung, die ſich übrigens auf
ganz vorurtheilsfreier Beobachtung und auf die Auto
rität älterer, ſehr geachteter Forſtmänner ſtützt, hier
noch einmal anzuführen. -

Nach dem Abtriebe geſchloſſener Beſtände iſt der


Boden von allem Unkraute, mit Einſchluß des Graſes,
gewöhnlich rein und von der zuvor beſchriebenen Damm
erde am öfterſten regelmäßig bedeckt. Ich habe dieſes
allbekannten Umſtandes ſchon in anderer Beziehung
gedacht und bringe ihn hier, der Wichtigkeit des Ge
genſtandes wegen, nochmals in Berührung. Eilt der
Forſtmann nach baldiger Räumung des Gehaues, wenn
nicht unmittelbar darauf ein Samenjahr erfolgt oder
mit Sicherheit zu erwarten ſteht, mit der Saat oder
Pflanzung: ſo wird die Holzpflanze in dem Boden
natürlich eher einheimiſch, als das Gras und andere
Unkräuter. Der junge Wald kann ſeine Produktions
kraft auch eher entwickeln, als die ſich ſpäter einfin
denden Gräſer, und es bedarf in dieſem Falle gewiß.
nur eines ganz kurzen Zeitraumes, um das junge
Holz zu einer Höhe heranzuziehen, in welcher ihm die
Weide keinen Nachtheil mehr zuführen kann,
- 147
Wird hingegen dem Graſe durch Beſamungs
ſchläge, welche wegen zu langen Ausbleibens des Samen
jahres ihren Dienſt ſo ſelten erfüllen, Gelegenheit ge
geben, ſich eher einheimiſch zu machen, als die Holz
pflanzen, oder wird die künſtliche Kultur aus nicht
zu entſchuldigenden Gründen ſo lange vernachläſſigt,
bis das Gras den Boden des zum Anbau beſtimmten
Platzes überzogen hat, dann tritt außerdem, daß ein
erhöhter Kulturaufwand nicht ſelten erforderlich wird,
ein für die jungen Holzpflänzchen immer ſehr nach
theiliger Kampf zwiſchen ihnen und den ſchon vorhan
denen Unkräutern ein, in welchem dann die letztern
ihren Beſitz ſich nicht immer ſtreitig machen laſſen.
Der Fichte wird in ihrer Jugend ein langſamer
Wuchs zugeſchrieben, und der Satz iſt gegründet, ſo
bald ſich ihr Standort auf Boden beſchränkt, der in
ſeiner Oberfläche von Unkräutern bereits ausgeſogen iſt,
und in welchem mithin das Pflänzchen ſo lange küm
mert und gewöhnlich dürftig ausſieht, bis es mit den
ganz flach laufenden Wurzeln tiefer und in diejenigen
Erdſchichten gelangt, wohin die Wurzeln der Wald
unkräuter nicht kommen können. - - -

Im Gegentheil aber, nämlich wenn der Anbau


der Fichte unmittelbar nach dem Abtriebe des Holzes
geſchieht und dieſe auf ihrem Standorte den Unkräu
tern zuvorkommt, widerlegt die Erfahrung jenen Satz
ſehr bündig. Ich habe hier im Gebirge auf derglei
chen Boden 4jährige Fichten vorzuzeigen, welche bei
einer Höhe von 50 Zoll, ſage dreißig Zoll, und darüber,
nach Leipziger Ellenmaß, das kräftigſte und geſündeſte
- K 2
148 -

Anſehen, in nicht zu dichtem Stande, erlangt haben,


und innerhalb 4 bis 5 Jahren allen durch Viehweide
ihnen nachtheiligen Einwirkungen trotzen können, wäh
rend andere Pflänzchen dieſer Holzart in einer und
derſelben Lage, in demſelben Boden und demſelben
Alter, einzig aus der Urſache, daß der Boden in ſei
ner Oberfläche von Gras ausgemagert iſt, ein ſehr
dürftiges Anſehen haben, kaum zu ein paar Zoll Höhe
gewachſen ſind, und der ſorgfältigſten Schonung durch
Abhaltung des eintreibenden Weideviehes leicht noch
zehn und mehrere Jahre unumgänglich bedürfen. Je
mehr alſo eine Pflanze in ihren Jugendjahren ange
meſſene Nahrung in dem Boden, der ihr als Stand
ort angewieſen iſt, findet, deſto früher entwickeln ſich
ihre Kräfte; ſie trotzt allen Widerwärtigkeiten, die
etwa in der Folge nachtheilig auf ihren Wuchs wir
ken, und erreicht ganz unbeſtreitbar eine weit höhere
Vollkommenheit, als dieß im entgegengeſetzten Falle
zu erwarten ſteht, da die Pflanze auf einem, in ſei
ner Oberfläche vom Unkraut ausgemagerten, übrigens
gleich guten Boden ſteht, die aber in ihrer Jugend
kümmerte und mit Unkraut zu kämpfen hatte.
Würdigen wir dieſe Sätze einer ſtrengen Prüfung,
ſo läßt ſich aus ihnen die Behauptung der Natur
forſcher, welche unſerer Erde eine Abnahme in vor
theilhaft wirkender Productionskraft auf die Gewächſe
Schuld geben, wohl gründlich widerlegen. Doch ich
enthalte mich der weitern. Bemerkungen hierüber, und
berühre die Hutweide von der Schattenſeite für den
Waldbau in Nachfolgendem mit wenig Worten.
- -
149
Verderblich wirkt die Waldhutung auf die jungen
Waldſaaten, beſonders, wenn die Rindviehheerden bald
nach dem Anbaue des Holzes eingelaſſen werden. In
dieſem Falle thut eine Heerde, nur ein einziges Mal
in die Kultur eingehütet, vorzüglich in den Nadel
holzkulturen, deren Pflänzchen harzige Säfte haben,
welche die den Pflänzchen durch den Tritt des Viehes
beigebrachten Verletzungen nicht wieder vernarben laſſen,
was jedesmal das unfehlbare Verderben deſſelben zur
Folge hat, mehr Schäden, als ſie es ſpäter, wenn
der Boden von einer feſten Grasnarbe überzogen iſt
und der Tritt des Viehes das Pflänzchen, welches
vielleicht ſchon eine Elle und darüber hoch iſt, nicht
mehr oder doch ſeltener trifft, bei der Behütung des
Platzes das ganze Jahr hindurch werden kann. - -
Wenn ſich daher die Klagen der Forſtmänner,
daß das Vieh ihre ſchönen Kulturen verwüſtet habe,
begründen: ſo iſt dieß in den allermeiſten Fällen da
hin auszudehnen, daß die jungen Pflänzchen vom
Viehe zertreten wurden. - ''----- --
Der Boden iſt bald nach dem Abtriebe des Holz
beſtandes und nach geſchehener Kultur locker, und der
Tritt des Viehes zermalmt nicht nur jedes Pflänzchen,
das unter ihm kommt, ſondern, da in Gebirgsforſten
überhaupt wenig ebene Flächen zu finden ſind, ſo
gibt die lockere, durch die Wurzeln des Pflänzchens
und des Graſes noch nicht gebundene Dammerde dem
ſchweren Tritte des Viehes an den Bergabhängen über
dieß mehr nach, und es werden, wie wir ſehr
oft zu bemerken Gelegenheit gehabt haben, viele der
150

ſchönſten und, wüchſigſten Pflänzchen vom Viehtritte


locker und aus ihrem natürlichen Stande gewaltſam
geriſſen und durch das Einwirken der Luft und Sonne
auch bald ausgetrocknet.
Es bedürfen aus dieſer Rückſicht die Kulturen
in den erſten Jahren ihres Anbaues die allerſtrengſte
Hegung gegen das Eintreiben des Viehes.
- Weniger ſchädlich wird dagegen das Abbeißen der
neuen Triebe an Holzpflänzchen von zahmen und wil
den Thieren. Dieſe der Pflanze zwar ebenfalls nicht
günſtige Verletzung hat auf ihr künftiges vortheilhaf
tes Beſtehen, wenn dieß Verbeißen der jungen Zweige
nicht zu viele Jahre und mehrere Male des Jahres
geſchieht, keine nachtheilige Wirkung, und es erſetzt
ſich der ſcheinbäre Verluſt, da die Verbreitung der
Wurzeln und das Anſaugen der Säfte durch das
bloße Abbeißen nicht verhindert werden kann, und der
Saft in ſeiner eigentlichen Funktion im alten Holze
doch nicht geſtört wird, durch die ungeſtörte fortwir
kende Productionskraft der Wurzel gar bald wieder.
Da wir die ſpeciellſten Belege hierzu an jeder
- beliebigen, lebendigen Gartenhecke, die einige Zeit un
ter der Scheere des Gärtners geſtanden hat, dann
aber von dieſem vernachläſſigt, nun ſich ſelbſt über
laſſen bleibt, in faſt gleichem Verhältniſſe, wie durch
das Verheißen des Viehes finden können: ſo überhebe
ich mich, andere aus dem Walde anzuführen, die
ich jedoch erbötig bin, nachzubringen,
Bei Regentagen und ſtarken Morgenthauen ſoll
ten die dem Viehe neu aufgethanen Orte ſorgfältig
1 51

mit der Behutung verſchont bleiben. Denn alle wie


derkäuenden Thiere graſen nicht gern, wenn die Weide
naß iſt. Das naſſe Gras liegt ihnen wahrſcheinlich
zu ſchwer im Wanſte und das Wiederkäuen mag ihnen
beſchwerlich werden. Es iſt daher ordentlich inſtinkt
mäßig, daß dieſe, um ſich das Wiederkäuen zu er
leichtern, die jungen Triebe von dem Holze abfreſſen
und ſolche vielleicht als eine ihnen angemeſſene Medizin
gegen Magenbeſchwerden anwenden. - -
In Nadelholzwaldungen kann man das Abbeißen
der jungen Holztriebe von zahmen Thieren beſonders
beobachten, wenn die Hirten in den Monaten Mai
und Juli bei naſſem Wetter in den Mittagslagerſtätten
mit ihrer Heerde ziehen und aus dieſen wieder auf
die Weide treiben....“ - - . . ,
: Auch bei dem Wildpret bemerkt man dieß Ver
beißen am häufigſten bei naſſem Wetter und ſelbſt,
wenn dieſes aus den fetteſten Fruchtfeldern zu Holze
zieht, äſetes öfters noch lange an den jungen Trieben
der Holzpflanzen. ... :-- . . i?

Der Oberförſter Johann Schwarz auf dem


Thüringer Walde, Schleußinger Antheils,
ein im höchſten Grade, ehrlicher und uneigennütziger
Mann, geſtattete ſogar einem verſtändigen Schäfer,
bei trockenen Tagen in den Monaten Juli, Auguſt
und September, wo die jungen Triebe der Holzpflanzen
verhärtet ſind und von den Schafen nicht leicht mehr
abgebiſſen werden können, die einige Jahre alten
Fichtenſaaten wöchentlich einigemal mit der Schafheerde
zu behüten. Schwarz, bei einem ziemlich ſcharfen
152

Blicke, hat ſein Revier über 50 Jahre mit wenig


Kulturaufwand und bei angemeſſenem Etat, ohne an
dere Kenntniſſe als die, welche er ſich auf ſeiner
praktiſchen Laufbahn geſammelt, und daraus ſich ſeine
eigene Theorie gebildet hatte – denn Forſtſchriften
las er nicht – ſehr, ſehr gut erhalten. Es waren
neben einigen Schafheerden auch mehr denn ein Dutzend
Rinderheerden auf dieſem Revier triftberechtigt und
dennoch ſtanden ſeine jungen Fichtenbeſtände in der
Regel gut, und manche ſichtene Hauptdickungen, von
denen uns der Schäfer Sebaſtian Brand, aus
Ditzhauſen bei Suhl,- ſo wie Schwarz ſelbſt,
verſicherte, daß er, der Schäfer, bei kaum Ellenhöhe
des Holzes zu, obgedachter Jahreszeit in den letzten
Vormittags- und erſten Nachmittagsſtunden wöchentlich
einigemal gehütet habe, ſind auf Schwarzens
Revier vorzufinden. -
. Ich muß jedoch hinzuſetzen: Der Schäfer war,
was die Hirten ſo ſelten ſind, ein ehrlicher und ſehr
verſtändiger Mann, der keine Hand breit weiter ſchritt,
als ihm eingeräumt wurde, und dieß gehörte dazu.
Denn mit unverſtändigen Menſchen, gleichviel, ſie
ſind Hirten oder namentlich Förſter, iſt in dieſer Be
ziehung etwas Verſtändiges, würde es ihnen auch noch
ſo klar und deutlich geſagt, nicht auszurichten. - -
r: Das Amt Wendelſteiner - Ziegelrod er
Revier, wo nicht viel über 5ooo ſächſ. Acker Fläche
in gemiſchter Laubholzwaldung, die auf Mittelwald
in 18jährigem Umtrieb bewirthſchaftet wurde, be
ſtehen, und wo die erſten acht Jahre nach dem Holz
153

ſchlage ſtrenge Hege Statt fand, mithin nur 4% des


Reviers der Weide offen blieben, konnte den Tauſen
den von Schafen, die neben dem Rindvieh und den
Pferden der Stuterei Wendelſtein einhüteten, nicht
Weide genug gewähren. ,
Daher griffen die oft heißhungrigen Schafe im
Sommer, bei anhaltend warmer und trockener Wit
terung, den jungen Aufſchlag der Roth- und Weiß
buche oft ſehr heftig an, weil in dem feſten Lehm
bodenſ und bei dem mitunter dichten Unterwuchſe un
ter den alten, dort noch häufig vorkommenden koloſſa
en Eichen und Buchen wenig Gras wuchs; und
dieſer erlangte wegen des ſtäten Verbeißens des Viehes
innerhalb 18 Jahren öfters kaum die Höhe von einer
Elle und blieb die ganze Triftzeit hindurch an vielen
Orten in faſt gleichem Zuſtande, wie die gewöhnlich
beſchnittenen, lebendigen Gartenhecken, von dieſen Holz
arten angelegt. - 55 - ºf u. a. - i jf

... Nachdem dieſer anſcheinend verkrüppelte Unterº


wuchs aber mit der Hegezeit Rühe bekam, konnten
die inzwiſchen verbreiteten Wurzeln ihre ganzen Säfte
entwickeln, das krüppelhafte Anſehen dieſer Sträucher
verſchwand bald und in einigen Jahren ſtanden an
der Stelle die ſchönſten Buchendickungen, die der, wel
cher ſie in der Zwiſchenzeit nicht geſehen hatte, gewiß
kaum ſeinen Augen trauend, aus den krüppelhaften
Sträuchern für entſtanden hielt. *
- - - - - - -

(Pohls Archiv. 1823. Auguſt, S. 157.)


- - sº : . . .
154

23. º Beilage Nr. II. .


Einiges über die engere Verbindung
des Landbaues mit der Forſtwirthſchaft,
oder vielmehr über Unterſtützung des
erſteren durch letztere, beſonders auf
*- -
- -
- größeren Beſitzungen.
- - -- - - * -
- - - - -

s: Wie denn nun Dr. Bayrhammer in ſeinen


Forderungen an die Regierungen und Landbauer viel
zu weit gegangen iſt: eben, ſo liegt auf der andern
Seite doch auch viel Wahres in ſeinen Bemerkungen
über die Vernachläſſigung derjenigen Unterſtützungs
mittel des Landbaues, welche der Waldboden darbietet.
Es iſt nicht zu läugnen, daß die Landwirthſchaft ge
genwärtig allgemein nicht ihre goldene Zeit feiere;
gleichwohl iſt ſie die Grundlage des Wohls der Acker
bau treibenden Staaten. Jede kräftige Unterſtützung,
die ihr wird, wird dem Staate zugleich.» Nach?ſol
chen Unterſtützungen emſig zu forſchen, iſt alſo doch
Pflicht, heilige Pflicht jedes Staatsbürgers.
. Die unrichtige Anſicht ſo vieler Forſtbeamten,
die da glauben, der Wald ſey nur einzig und allein
da, um Holz zu geben, und jede andere Benützung
für Frevel erklären, hat die größte Schuld daran, daß
in dieſer Hinſicht bisher noch nicht mehr geſchehen iſt,
und der Waldboden verdammt ſcheint, überall die nie
drigſten Zinſen zu tragen. Allerdings iſt eine nach -
haltige Holzerzeugung der erſte und nächſte Zweck
der Forſtwirthſchaft; ſie ſchließt aber eine ver
nünftige Nebennutzung, wodurch der Haupt
1 55

zweck durchaus nicht gefährdet, der Reinertrag für


den Eigenthümer aber bedeutend erhöht wird, gewiß
nicht aus, * -

Die Waldungen können vornehmlich zwei Unter


ſtützungsmittel für die Landwirthſchaft liefern: Streu
material und Futter. Dieſe in vollem Maße
benützen zu können, ſetzt jedoch eine zweckmä -
ßige Bewirthſchaftungsart der Forſte
voraus, die ſich auf eine richtige Nachzucht und Be
handlung der jungen Wälder, vornehmlich durch
gehörige Durchforſtungen von Jugend
- “-

auf, gründet, -

Die Durchforſtungen beſtehen hauptſächlich darin,


daß alle an ſich fehlerhafte oder verkrüppelte Baum
ſtämme, die nur unnützerweiſe den daneben ſtehenden
geſunden, gutwüchſigen Platz und Nahrung rauben,
ſowie alle zu dicht an einander ſtehende, oder durch
ſtärkere Nachbarn bereits unterdrückte Stämme von
Zeit zu Zeit aus den Beſtänden herausgenommen
werden, wodurch dann - nicht allein ſchnelleres und
kräftigeres Wachsthum und Ausbildung der ſtehen ge
bliebenen geſundwüchſigen Stämme, ſondern auch der
Graswuchs in ſolchen richtig behandelten Beſtänden.
ungemein befördert wird,
Wir legen nun folgende Fragen zur geneigten
Beantwortung unſern Forſtverſtändigen vor, um auch
ihre Anſichten zu vernehmen. Wenn alſo in einem
gleichmäßig herangezogenen, gehörig beſtandenen jungen
Walde die Gipfel der Bäumchen dem Maule der Schafe
entwachſen ſind, kann dann das darunter wachſende,
-
156

vortreffliche Futter dieſen nicht zur Weide, ohne Scha


den für den Wald, angewieſen werden? Gerade nach
der Schur, im Juni und Juli, tritt eine Periode
ein, wo bis zur Stoppelweide die Schafe auf den
Triften gewöhnlich nur ſparſam Nahrung finden; ſie
ſind aber zu eben dieſer Zeit von Wolle entblößt, da
her dieſe auch keinen Schaden durch Verunreinigung
im Walde leiden kann. Was wäre alſo erwünſchter,
als ſolch eine Aushülfe? Mit Beginn der Stoppel
weide blieben die Schafe auch aus dem Walde, für
Nahrung iſt nun geſorgt und die heranwachſende Wolle
wird der Verunreinigung nicht ausgeſetzt. Es verſteht
ſich, daß beim Beweiden ſolcher Waldbeſtände die näm
liche Vorſicht angewendet werden müßte, wie bei jeder
andern Weide; dann iſt aber auch kaum eine in ihrer
vortheilhaften Wirkung mit dieſer zu vergleichen; denn
keine bietet eine ſolche Fülle, eine ſolche Abwechslung
der koſtbarſten Weide- Gräſer und Kräuter dar; ija
man kann ſie ihrer erfriſchenden, ſtärkenden Wirkung
wegen einer ordentlichen Kur gleich rechnen. . . . .
- Gut gezogene und beſtandene junge Nadelwälder
(Maiſe), die keiner Nachhülſe durch natürliche oder
künſtliche Beſamung oder Beſetzung mehr bedürfen,
könnten ungefähr von ihrem zehnten bis fünfzehnten
Altersjahre an bis zur neuen Verjüngung, Beſamung,
mit dem größten Vortheile und ohne mindeſten Scha
den für den Wald ſelbſt beweidet werden. Bei Laub
wäldern treten ungefähr dieſelben Verhältniſſe ein.
. Praktiſch iſt es bewieſen, daß die Schafe in
den heißeren Sommermonaten Juni, Juli
157

Auguſt, alles Nadelholz, ſey es noch ſo zart und jung,


verſchonen, während ſie darum her wachſende Gräſer
und Kräuter begierig aufſuchen und verzehren. Der
Grund dieſer Erſcheinung dürfte darin liegen, weil
das Nadelholz in der warmen Jahreszeit ſeine harzigen
Säfte ſtark ausſchwitzt, was den Schafen dann zu
wider ſeyn mag. Dagegen freſſen dieſe im Winter,
Spätherbſte oder zeitlich im Frühjahre das Nadelreißig
ſehr häufig, und man würde in noch jungen nie -
drigen Beſtänden um dieſe Zeit gewiß durch
das Eintreiben der Schafe Schaden anrichten, beſon
ders auch, weil da zu dieſer Zeit wenig oder gar
kein Weidegras vorhanden iſt, und die Schafe, aus
Hunger ſchon, über alles Grüne herfallen würden.
Eine andere ausgiebige Futter-Unterſtützung bie
tet der Wald durch das Laub zum Viehfutter beſon
ders für die Schafe dar. Dieſe Fütterung iſt viel
fältig unter den Namen Laubfutter, Sparfutter, Spar
heu, empfohlen, aber bei weitem noch nicht in der
Ausdehnung angewendet worden, als ſie es verdiente.
Zur Hauptnahrung für die Schafe wird ſich das Laub
futter zwar nie erheben; allein eine ausgiebige Unter
ſtützung, beſonders zu Zeiten der Noth, bleibt es ge
wiß da, wo man es ſich verſchaffen kann. Die
Ulmen (Ruſten), Eſchen, Ahorne, Linden und Saal
weiden geben ein ganz vorzügliches Laubfutter, auch
Eichen, Erlen, Birken c.; man füttert es grün und
gedörrt. Zum Dürrfutter werden die (von Bäumen
oder Sträuchen) dazu geeigneten, gut belaubten Aeſte
im Juli und Auguſt abgehauen, in lange Bündel
/
*58
mit Ruthen gebunden, und ſo wie Hanf oder Raps
in Haufen, zu drei bis fünf, an einander zum Trock
nen gelehnt. Man wähle dazu geſundes, friſches, von
Inſekten nicht beſudeltes und nicht fleckiges Laub.
Bei ungünſtiger Witterung werden die Bündel um
geſtellt, außerdem bleiben ſie im Haufen, bis die
Blätter vollkommen trocken werden; denn wenn auch
die Zweige noch nicht ganz trocken ſind, ſo ſchadet
dieß dem Laube nicht, weil die Bündel ſich nicht,
wie Heu, feſt zuſammenſetzen können. Auch dürfen
ſie nicht zu feſt gebunden werden. Eingeführt muß
es aber in den Frühſtunden, oder doch nicht in der
Sonnenhitze, werden, weil man durch das Abreiben
viel, und gerade das Beſte, verliert. -
Die Benutzung der Laubäſte als Grünfutter
hat weit weniger Schwierigkeiten und iſt ſehr wichtig
da, wo man Stallfütterung mit den Schafen treibt,
oder wo die Weide ſo knapp wird, daß man dieſen
eine Unterſtützung im Stalle reichen muß.
Das Erlenlaub iſt übrigens ein ſicheres Präſer
vativ gegen die Fäule und Bleichſucht (Egel) der
Schafe, beſonders im Herbſte gefüttert.
Bei vernünftiger Behandlung geſchieht dieſe Fut
tergewinnung ohne allen Schaden für den Wald oder
eigentlich für die Holzerzeugung, ja die theilweiſe,
geſchickte Entäſtung dient vielmehr dazu, beſſer und
ſchneller gewachſene Stämme zu ziehen, ferner dient
ſie dazu, eine Menge faſt nutzloſes Strauchwerk, das
der eigentlichen Holzzucht nur im Wege iſt, zu be
ſeitigen. Bei der Niederwaldwirthſchaft hingegen eig
159

nen ſich dazu gerade am beſten die ſchwächeren Neben


triebe, die ohne Schaden, ja mit Nutzen, weggenom
men werden können. Erwachſene Bäume können
alle 4 bis 6 Jahre abgeäſtet werden, ohne daß ſie
dadurch Schaden leiden, beſonders, wenn die Arbeit
im Auguſt und Anfangs Septembers vorgenommen
wird. - -

Unzählige feuchte, ſandige, ſonſt ganz unnutzbare


Stellen, oft von beträchtlicher Ausdehnung, können
aber zur Anlegung förmlicher 4- bis 6jähriger Laub
futterſchläge auf das vortheilhafteſte benutzt werden;
vorzüglich geeignet dazu iſt die canadenſiſche oder
breitäſtige Pappel, denn ſie wächſt ſehr ſchnell,
giebt das meiſte und beſte Laubfutter und einen guten
Holzertrag in kürzeſter Zeit. So würde auch die
Holzerzeugung durch die Laubfütterung gewinnen, wenn
ſie auf letztere Art eingeführt wird.
" Das zweite, weit wichtigere, Unterſtützungsmittel
liegt in den Streumaterialien, die der Wald darbietet,
ohne ihm die für ſich ſelbſt nothwendige Düngung zu
entziehen. Es giebt deren vornehmlich zwei Arten,
1. das Reißig des Nadelholzes, 2. Laub und Nadeln,
die bereits auf dem Boden liegen.
Sobald das Fällen der Bäume in den Nadel
holzſchlägen angeht, fängt man auch mit der Vorrich
tung des Reißigs zur Streu an; man verwendet dazu
die mit Nadeln recht bewachſenen, ſchwächeren Neben
äſte, die durch das Zerhacken etwas verkleinert und ſo
tauglich gemacht werden, um ſie als Streu unter das
Vieh zu bringen. Da das Holzſchlagen vom Novem
- -
16o -

ber bis April angenommen wird, ſo wäre, auch für


Reißig auf dieſe Zeit leicht zu ſorgen. Es iſt aber
auch möglich, dieſe Reißiggewinnung zur Streu den
ganzen Sommer hindurch fortzuſetzen. Denn bei einer
geregelten Forſtwirthſchaft ſind dann auch ſchon die
nächſtjährigen Holzſchläge beſtimmt, und warum ſollte
man in dieſen nicht ſchon im Sommer anfangen,
da, wo die Lokalverhältniſſe es geſtatten, die zum
Schlagen beſtimmten Bäume abzuäſten und ſich mit
größter Bequemlichkeit den täglichen Streubedarf auf
dieſe Art zu verſchaffen? Ferner gibt es in ſo vielen
Beſtänden, die noch nicht zu Samenſchlägen beſtimmt
ſind, eine Menge verputteten, unterdrückten Unterwuchſes,
aus dem nie Bäume werden, die mit Nutzen ſtehen
bleiben können; die könnte man doch wohl ohne Scha
den , ja gewiß mit Nutzen für den Wald, weil ſie
den gutwüchſigen Bäumen nur die Nahrung entziehen,
im Sommer nach und nach herausnehmen? Endlich
gibt es ſo häufig ganz frei ſtehende Nadelbäume, die,
ſtatt einen ordentlichen Stamm zu bilden, ſich in den
Aeſten außerordentlich ausbreiten und dadurch die
gewünſchte Ausbildung des Stammes hindern. Hier
würde eine Abäſtung von unten von den wohlthätig
ſten Folgen ſeyn und abermals viel Streu gewonnen
werden.

Eine reiflichere Erwägung dagegen verdient das


Streurechen in den Wäldern, und wir legen den
Forſtverſtändigen unſere unmaßgebliche Meinung hier
über zur vorläufigen Prüfung vor.
161

Daß wir bei der Nebennutzung der Waldungen


eine nachhaltige Holzerzeugungſtäts als erſte Bedin
gung vor Augen haben, und nur den Reinertrag des
Forſtlandes, der in der Regel höchſt unbedeutend iſt,
zum Beſten der Eigenthümer, der Landwirthſchaft und
des Staates erhöht zu ſehen wünſchen, haben wir
bereits oben erwähnt.
Wenn nun angenommen und vorausgeſetzt würde,
daß ein junger Wald (Mais) bis in ſein zwanzigſtes
oder dreißigſtes Jahr und dann abermals zehn bis
zwanzig Jahre vor ſeiner neuen Beſamung (Verjüngung),
alſo 5o bis 50 Jahre nach einander hindurch, mit
dem Streurechen gänzlich verſchont bliebe: kann dann
in der Zwiſchenzeit, ohne Nachtheit des Waldes, ein
mäßiges Streurechen vorgenommen werden?
Wir wiſſen, daß die ſtarken Wurzeln beſtimmt
ſind, dem Baume einen feſten Stand, Haltung zu
geben, die feinen Haarwurzeln aber nach der Ober
fläche ſtreben, um Nahrung einzuſaugen und dem
Baume zuzuführen. Eine vierzigjährige Decke von
Laub oder Nadeln, die nach und nach in Pflanzen
erde übergehen, ſcheint mir denn doch wohl hinzu
reichen, den Haarwurzeln, welche ſich in dieſe Decke
einweben, genug Beſchäftigung zu bieten, und das
Streurechen, nach dieſer Zeit auf folgende Art
vorgenommen, gänzlich unſchädlich zu machen. Die
Beſtände von 5o oder 4o, bis 8o oder 9o Alters
Jahren, je nachdem die Untriebsperiode länger oder
kürzer dauerte, werden in ordentliche Rechenſchläge ge
theilt, und davon alljährig einer zum Streurechen
L
162

benutzt. Es verſteht ſich, daß nur die letztgefallene


Laub- oder Nadelſchicht oben weggerecht werden dürfte,
und der die Haarwurzeln deckende Pflanzenmeder auf
dieſe Art unberührt bliebe, der ohnedieß zwar fertigen
Dung, aber keine Streu, die hier nächſter Zweck iſt,
gäbe. So viel Rechenſchläge eingerichtet werden, eben
ſo viel Jahre bliebe dann überdieß jeder Schlag vom
Streurechen verſchont, könnte ſich alſo durch dieſe
Zeit abermals eine Menge Nahrung bereiten.
Die zuſammengerechte Streu ſowohl, als die von
Nadelreißig gewonnene, bedarf einer eigenen Behand
lung, um in guten Dung verwandelt zu werden.
Man läßt ſie erſtlich mehrere Tage unter dem Rind
vieh und ſchichtet ſie dann, wenn ſie mit etwas
Stroh und den Ercrementen der Rinder gut durch
getreten iſt, auf der Dungſtätte, in regelmäßigen
Haufen, 1 - bis 2 Klaftern hoch auf und begießt
dieſe Haufen fleißig mit Jauche. Beſonders gut iſt -
es, wenn man unter dieſen Dung auch etwas Stroh
miſt mengen kann, wodurch er ſich beſſer zuſammen
ſetzt, ſich früher erwärmt und in den erwünſchten,
verrotteten Zuſtand übergeht, wozu er bei weitem
längere Zeit als bloßer Strohmiſt braucht. In die
Schafſtelle bringt man von dieſer Streu, nachdem der
Dünger ausgefahren worden, gleich eine tüchtige Lage
und ſtreut oben darüber Stroh, um der Verunreini
gung der Wolle vorzubeugen; iſt dieſe hinlänglich zu
ſammen getreten und feſt gelegen, ſo gibt man eine
zweite Lage, und fährt damit nach Umſtänden fort.
- -
165

Wir glauben, auf dieſe Unterſtützungsmittel vom


Walde her könne die Landwirthſchaft, ſich füglich
beſchränken, und ſind überzeugt, daß dadurch der Holz
zucht nicht der mindeſte Schaden zugefügt, der Rein
ertrag des Waldbodens aber bedeutend erhöhet werde.
Der Landwirthſchaft wird dadurch an tauſend Orten
ein mächtiger Aufſchwung möglich gemgcht. Auf
größeren Beſitzungen insbeſondere wird es die Sache
der Oberbeamten und Direktoren ſeyn, das Geſagte
zu erwägen; man dürfte ſich überzeugen, daß es nicht
immer nothwendig ſey, alljährlich Hen und Stroh
anzukaufen. - - -

Von den Forſtverſtändigen dürfen wir übrigens


der Wichtigkeit der Sache wegen erwarten, daß auch
ſie das Geſagte näher prüfen und ihre Anſichten in
dieſen Blättern mittheilen werden. Gute Aufſicht
von Seiten des Forſtperſonals bei den vorgeſchlagenen
Nebennutzungen des Waldbodens ſetzen wir natürlich
vorau5. - - - . . .

. . . Von einem praktiſchen Landwirthe.

Gndres Dek. Neuig. Jahrgang 8-5 S372)


164 - "

„ - Bei lag e Nr. III.


Praktiſches Beiſpiel von der Ausführ -
barkeit der in Nr. 46 dieſer Blätter
mitgetheilten Ideen: Ueber die engere
Verbindung des Land baues mit der
Forſtwirthſchaft, zum großen Nutzen
des Gutseigenthümers.
-

Bei den zur hieſigen Herrſchaft gehörigen, im


Gebirge gelegenen Wirthſchaftshöfen hatte es dieß
Jahr vom 12. Mai an bis halben Juni nicht.ge
regnet. Die Kleefelder waren ohnehin nicht zum
Beſten aus dem Winter gekommen, und die große
Trockenheit hemmte vollends das Wachsthum des
Klees; er blieb an der Erde ſitzen.
In der Schäferei O. waren 5oo Stück ſchöne
Lämmer, im Dezember und Januar größtentheilsge
boren, zu ernähren. Dieß war bis jetzt mit trocke
nem Futter geſchehen. Allein der ſtrenge und anhal
tende Winter, der ſpärliche Graswuchs im Frühjahr,
hatte einen unvorhergeſehenen, größern Aufwand an
Trockenfutter nothwendig gemacht; es fing an aus
zugehen und es mußte ernſtlich daran gedacht werden,
eine andere Fütterung einzuleiten. Der Hafer war
aber verhältnißmäßig theuer, und ſo ſchritten wir
denn zur Fütterung des grünen Waldlaubes.
Das Reſultat des nun 5 Wochen lang fortgeſetzten
Verſuches iſt folgendes: -

In einem eine halbe Stunde entfernten Nadel


mais (Schonung) / wurden von den eingemiſchten
- * . -
I65
Saal weiden und Espen alle fingerdicken belaub
ten Aeſte erſt mit Sicheln, dann mit an kurzen Stan
gen befeſtigten Meſſern abgeſchnitten, auf Haufen
getragen und nach Hauſe geführt. Zwei mäßige
Fuhren (ſie mußten einen ſteilen Berg, die Fuhre
mit 2 mittelmäßig ſtarken Ochſen beſpannt, hinauf
geführt werden) dieſes Lauhes ernährte einen Tag
lang die zoo Lämmer mit folgendem Koſtenaufwande:
5 Handarbeiter täglich à 24kr. 1 f. 12 kr. W. W.
... # Ochſenzugtag à 3 f. . . - 5or-. -
Dem Aufſeher • • • • – - 5o - -
Zuſammen. 5fl. 12 kr. W. W.
Die Ernährung eines Lammes kam alſo täglich
auf etwas mehr als 24 Pfennig W. W. oder 1 Pfen
nig C. M. Dabei nahmen dieſe Lämmer ſo augen
ſcheinlich zu, daß ſie jene aller übrigen Schäfereien
hinter ſich zurück ließen, ja, man könnte dieſe Fütte
rung ein Maſtfutter nennen. Die Laubäſte wurden
täglich dreimal vorgelegt; ſie müſſen in dem Raufen
aber wohl zweimal umgewendet werden, damit die
Lämmer alle Blätter abfreſſen können. Sie ließen
nicht eines zurück, fraßen ſelbſt die ſchwächſten Aeſt
chen ab. Mit Ende Juni lieferten dieſe Lämmer bei der
Schur im Durchſchnitt pr. Stück 1 Pfund 5 Loth
rein gewaſchene Wolle; man kann hiernach beurtheilen,
in welchem Zuſtande ſie ſich befanden. Sie haben
vor der Laubfütterung täglich 1 Pfd. Heu pr. Stück
verzehrt. Dieß waren 5 Centner Heu täglich. Man
vergleiche nun den Futteraufwand. Dem Walde ge
ſchah kein Nachtheil. Die Saalweiden und Espen
166

behielten alle ihre Gipfel, werden alſo nächſtes Jahr


wieder ausſchlagen und Futter liefern, und nach einigen
Jahren werden ſie ohnedieß ausgehauen; man kann
alſo eigentlich für das Laub dem Walde nichts oder
nicht viel anrechnen.
Gleich als den Lämmern das erſte Mal das Laub
vorgelegt wurde, fielen ſie mit der größten Begierde
darüber her, und nun nach 5 Wochen freſſen ſie es
mit gleicher Luſt. Die übrig bleibenden Aeſte wurden
zur Feuerung verkauft. Waſſer zur Tränke ſtand
immer bereit und es ereignete ſich während der Zeit
dieſer Fütterung nicht der mindeſte Anſtand oder Unfall
bei den Lämmern. Auch das alte Vieh fraß gern
von dem Laube, ſobald man ihm davon etwas vorlegte.
- ----- 4 ---- - - - - -
R. im Sommer 1825. - -
*- - - - -- ..., T.. 2. - - -
r. R.A....
. . . . . . . . .
(André's Oek. Neuigk. 1825, Nr. 64, S. 50ä) :
. . . . - -

- - -
-

- - - -

, - - -
".
- «

Gedruckt - bei C. W. Medau in Leitmeritz,


-
-
- -- -, --
- -
- -
--
-
-
- -
- - --
-

--
-
--
--
--
-
---
- -
-
-
-
-
>-
-
-
- -
--
-
-
-
-
-
-
-
- -
-
--

-
-
«-
- -
-
---
-
-
-
-
-
-
- -
-
-
--

-
«
-
-
-
-
--
-
- --
- -
-
----
-
--
-J
-
-
--
i
-
-
- -
--».
-
.
-*.
-
---
-
-
-
-
.
-
-
---
--
-
-
*.- -
--
--
- -
--
-
-
--
-
»-
-
--
-
--
-
-
-
-
-
º
---
--
--
- -
-*
e
-
- - -
- -
- - - -
-
-
-
-
/
-
-
V
----
-
-
--
--
-
-
-
-
--
--
-
--
-
-
-".
--
-
- -
-
-.
--
-
-
--
-
-- ».
--
--
\ –
-v
-
-
-
-
N -
-
- -
- -
-
nv
*
-- - - - - ---- -
-------
.
--- -
-
--
--
---
-
-
.
--

Das könnte Ihnen auch gefallen